Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[156]

[Rudolf Weingartner]
an Bullinger
[Zug,
nach dem 3. Dezember 1532]2

Autograph: Zürich StA, E II 355,48. Siegelspur. —Ungedruckt

Dankt für einen Brief Bullingers und bittet um dessen weitere Fürsprache wegen seines dem Zürcher Rat eingereichten Entschädigungsgesuches, das gleichzeitig durch ein Empfehlungsschreiben von Zug unterstützt wird. Eine Botschaft für Werner Steiner.

S. P. D. Günstiger herr und bruder.

Üwer schriben 3 han ich verstanden und mitt fröuden enpfangen, in welchem ich alwegen die liebe und früntschaft, so ir zu mir hand, spüren, deß ich üch zum aller höchsten danken etc. Witer, günstiger herr und bruder, so hab ich in üwerem schriben verstanden, wie das min suplicacion an mine herren von Zürich 4 von burgermeister und den räthen verhört sye etc. Daruf man sich erkent habe, fier mannen vom rath den handel ze enpfelen, daß die darüber sitzen söllind und ein rathschlag ze thun, wie man mir möge helfen, daß es zum aller heimlichisten beschechen möcht, darmitt mir kein nachteil daruß entstünde. Dise meinung hett mir zum teil min herr gfatter und bruder M. W[erner] Steiner ouch zugeschriben 5 etc.

Uff sömlichs schriben und handlung han ich by mir selber gedacht: Nu wolhin,

16 einzelner (SI VII 1140).
17 fest, beharrlich (SI X 1426f).
18 ohne Schmälerung (des bisherigen Rechtes; SI V 371).
19 nach den Umständen (SI XI 344).
20 Die Zürcher Prädikanten beantworteten in ihrem Gutachten beide Fragen negativ, s. ABernerRef 2929 und die oben (Anm. 1) angeführte Lit.
21 Ein Brief Meganders an Jud aus dieser Zeit ist nicht erhalten.
1 Handschrift und Inhalt des Briefes weisen Weingartner zweifelsfrei als Absender aus.
2 Der Brief muß kurz nach dem im Interesse von Weingartner verfaßten, unten (S. 275,33)
erwähnten Schreiben von Zug an Zürich vom 3. Dezember 1532 entstanden sein.
3 Nicht erhalten.
4 Ein undatiertes, autographes Exemplar von Weingartners Gesuch: Zürich StA, E II 355,47r.—v.; möglicherweise war es dem früheren, nicht erhaltenen Brief Weingartners, auf den Bullinger geantwortet hatte (s. oben Z. 2f), oder eventuell dem vorliegenden beigefügt. Mit dieser Bittschrift wiederholte Weingartner sein Gesuch aus dem Jahre 1527, das seine Entschädigung als ehemaliger Konventherr von Kappel betrifft, s. AZürcherRef 1322.
5 Nicht erhalten.


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es blibt nüt verschwigen; sölte man mir etwas verordnen ze geben und heimlich beschechen 6 , und es aber mitt der zitt ußkeme, brechte es mir mee schadens und nachteil gegen minen herren, dann so es mitt irem wüssen beschech, angesechen daß mine herren vor ouch uff den tagen ze Baden 7 , deß glichen durch ir bottschaft vor burgermeister und räthen in miner sach und ansprach 8 gehandlet hand etc. Und darmit sömliche nachred verhüt wurde und mich ouch nüt hinderte, an minem ampt styf anzehalten 9 und fürzefaren, han ich die sach gwaget und bin zugfaren und han min suplicacion, wie ichs üch und minen herren von Zürich zugschikt han, minem herr amman 10 , dem statthalter 11 mitt sampt den anderen räthen anzeigt und sy gebätten, ob etwas in der suplicacion vergriffen 12 were, daran sy ein mißval, weltind mir das selbig anzeigen, welte ichs enderen (wie wol ich min suplicacion vor und ee ichs minen herren von Zug anzeigt han, üch zugeschikt, wie dann die selbig vor burgermeister und den räthen verhört ist); hand sy min suplicacion für grecht, geschikt und wolgesetzt erkent und gantz kein mißval daran gehebt.

Sömlichen handel hab ich in verrukten tagen Zug 13 meister Haben 14 erzelt, was mich darzu geursachet habe, alein daß es mich besser und geschikter bedücht hatt, minen herren sömlichs selbs anzezeigen, weder das sy es sust hettend söllen vernemmen; brechte mir minder nachteils etc. Welches nun meister Haben wolgefallen hett, und mir hieruf gerathen: diewil ich alle handlung minen herren von Zug anzeigt habe, sölle ich sy bitten um ein fürdernuß 15 an burgermeister und räth 16 ; werde mir nüt schaden, sunders fürderen. Dem han ich gefolget und mine herren um ein fürgschrift gebätten, welches mir gutwilliklich vergunnen ist, als sich mitt der fürgschrift 17 befint. Hieruf ist min früntlich bitt, ir wellind witer das best thun und in der sach handlen, wie ir vermeinend am aller geschiktisten zu sin; dann ich üch hierinn allen gwalt giben ze handlen nach üwerem gefallen etc. 18

6 und das heimlich geschehen würde.
7 An welchen früheren Tagsatzungen in Baden Weingartners Angelegenheit verhandelt wurde, läßt sich nicht nachweisen; erwähnt wird sie erst im Abschied vom 16. Dezember 1532 (s. unten Anm. 17).
8 Anspruch, Forderung.
9 festzuhalten (vgl. SI II 1228).
10 Oswald Toß, gest. 1541, war 1527-1541 Ammann von Stadt und Amt Zug und vertrat Zug an zahlreichen Tagsatzungen und in verschiedenen auswärtigen Angelegenheiten. Er spielte eine wichtige Rolle bei den Verhandlungen um den Zweiten Landfrieden 1531. Sein Name ist eng mit der energischen Bekämpfung der Reformation in Zug und in der Eidgenossenschaft verknüpft. — Lit.: EA, passim; ASchweizerRef, Reg.; Ernst Zumbach, Die zugerischen Ammänner und Landammänner, in: Gfr LXXXV, 1930,127-129; HBLS VII 29.
11 Stellvertreter des Ammanns von Zug; nicht identifizierbar.
12 enthalten (SI II 716).
13 zusammengezogen aus z[e]Zug.
14 Aus welchem Grund Johannes Haab zu jener Zeit in Zug war, ließ sich nicht nachweisen.
15 Empfehlungsschreiben (SI I 1001).
16 von Zürich.
17 Das Empfehlungsschreiben von Zug an Zürich vom 3. Dezember 1532: Zürich StA, Acta Zug, A 259.1. — Obwohl sich der Vertreter von Zug an der Tagsatzung am 16. Dezember 1532 für Weingartner einsetzte (s. EA IV/1b 1453 w.), blieben dessen Bemühungen offenbar doch erfolglos: Zug wiederholte das Gesuch am 13. Oktober 1537 (Zürich StA, A 259.1), und auch Weingartners Kinder blieben nach seinem Tode 1541 unversorgt (s. Zug an Zürich, 2. und 12. November 1541, ebenda).
18 Wieweit sich Bullinger für Weingartner, den er selbst des Verrates an seiner Heimat im Zweiten Kappelerkrieg bezichtigte (HBRG III 120), in Zürich eingesetzt hat, ist nicht bekannt.


Briefe_Vol_02_0276arpa

Sagend M. W[erner]Steiner, er sölle sich nüt lassen verlangen 19 um die 3 kronen um das fenster 20 ; min herr amman Toß wil in darum zefriden stellen.

Hiemitt sind gott befolen. Grützend mir unsere brüder. Hiemitt sind gott befolen.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wirdigen, wolgelerten und hochgeachten M. H. Bulinger, diener deß evangelions der kilchen Zürich, sinem insunders vertruwten und geliebten.