Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1795]

Niklaus Wyttenbach an
Bullinger
Biel,
4. Oktober 1543

Autograph a : Zürich ZB, Ms F 41, 82 (Siegelspur) Ungedruckt

Ist Gott dankbar, dass er eine so ausgezeichnete Frau [Küngold von Schönau], deren Frömmigkeit und guten Lebenswandel Bullinger ihm empfohlen hat, [zur Vermählung mit seinem Sohn Samuel]gefunden hat; wäre ihm nur an zeitlichen Gütern gelegen, hätte er nicht so weit herum Nachfrage zu halten brauchen; bittet Bullinger, den Eltern seinen Dank abzustatten und sie seines Wohlwollens zu versichern; falls diesen seine Meinung zum vereinbarten Ehevertrag nicht missfällt, sollen sie einen ihnen passenden Tag nach dem 28. Oktober [als Hochzeitstermin] festsetzen, an dem er zusammen mit seinen Verwandten [in Zürich] erscheinen will. Betreffend den Kirchgang und die Rückkehr wird Peter [Fuchs] an Bullinger schreiben; entschuldigt seine verspätete Antwort.

Gnad und frid von gott durch Jesum Christum, unsern hern b , mitt erbiettung aller guttwillickeit myns vermügens zu vor, eerwirdiger, hochgelertter, insunders fürgelieptter herr und bruder.

Ich bin c abermals verstendigett üwer unabläsiger liebe und trüw, so ir mir und den minen erzeigen. Der allmechttig gott welle üwer belonung syn, dan ich söllichs keiner gstalt 1 kan noch mag gegen üch beschulden 2 . Und diewyll ir mich so vill fromckeit und gotsforcht und gutten wandell der tochtter 3 halb vertröstent 4 (doruff ich dann d gäntzlich glouben setzen), sag ich gott dem allmechttigen lob und danck dorumb, der mir ein solliche person zuschickt, deren ich doch von hertzen von gott begertt han. Dan so mir fromckeit und gottesforcht nit lieber were dan vill zyttlichs gutt, welt ich mich nit so wytt harumb befragett haben. Uff sollichs bitt ich üch ernstlich, ir wellentt der tochtter fromme elttrenn 5 sampt ir eerenn früntschafft 6 in mynem nammen uff daß höchst danck sagen der eeren, liebe und früntschafft, so sy mir hierin bewysen, sampt der grossen zuversicht und vertruwens, sy zu mir habent; will sollichs (mit der hilff gottes) gegen der gutten tochtter, ouch ummb ire verwandten, in künfftigem nach mynem vermügen beschulden und zeguttem niemermer vergessen. Uff söllichs hab

a Mit Unterstreichungen von anderer Hand.
b hern über der Zeile nachgetragen.
c bin über der Zeile nachgetragen.
d dann korrigiert aus danck o. ä.
1 auf keine Weise.
2 entgelten.
3 Die Rede ist von Küngold, Tochter des Hans von Schönau und zukünftige Gemahlin von Wyttenbachs Sohn Samuel,
vgl. Carl Keller-Escher, Promptuarium genealogicum, Bd. VI (Zürich ZB, Ms Z II 6), S. 1061.
4 verbürgt.
5 Küngolds Mutter ist nicht zu ermitteln. Hans von Schönau war mit Ursula Elend, Margaretha Reich von Reichenstein und Katharina Krieg von Bellikon verheiratet, vgl. Keller-Escher, aaO, S. 1061.
6 ehrenwerten Verwandtschaft.


Briefe_Vol_13-279arpa

ich uff die beredtnuß und ar[tikel], so ir miteinandren gestelt, uff ettlich myn meinung und beger uff das kürzist gestelt; hoff, die eerenn früntschafft söllichs nit unzimlich achtten werden; doch will ich mich alwegen 7 eines besseren lassen wysen, und so söllichs inen also gefallen will (als ich hoff), mögen sy einen früntlichen tag nach Simonis et Jude, uff wellichen es inen gelegen will syn, ernenen, 8 will ich (ob gott will) sampt ettlichen e mynen verwandten erschinen und die sach in dem namen gottes volziechen. Das übrig betreffen den kilchgan und heimleittung 9 hab ich mynem gutten fründ Petro 10 üch ze schriben befolen, wie wir unß hierin haltten sollen, üweren trüwen ratt hierin begeren.

Bit ich üch zu lest, mich fürentschuldigett ze haben myner langsamen anttwurtt, 11 dan ich kurtzlich anheimsch worden bin, 12 und ist der herpst 13 schnell yngefallen, das ich überladen bin gsin. Hiemitt sind gott dem herren trüwlich befolen.

Uß Biell, donstag, 4ten octobris 1543.

Der üwer gantz eygen

Niclaus Wyttenbach.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem eerwirdigen, wollgelertten meister Heinrichen Bullinger, diener des wortt gottes zu Zürich, mynem erenden herren, zu handen.