[1753]
Martin Hentius an
Bullinger
Wittenberg,
14. Juni 1543
Autograph: Zürich StA, E II 345, 228-230a (Siegel)Obwohl erschöpft von der langen Reise von Zürich nach Wittenberg, möchte er sich bei
Bullinger und dessen Kollegen für die ihm erwiesene Hilfe und Freundschaft bedanken und
einige Nachrichten, die ihn während seiner Abwesenheit aus seiner Heimat erreichten, mitteilen.
Sechs einigermaßen gebildete Pfarrer verkünden dort das Evangelium, und bald wird
ganz Siebenbürgen die Lehre Christi annehmen, obwohl sich der Teufel - wie überall, wo das
Evangelium rein verkündet wird -dagegen stemmt; auch soll sich verschiedentlich Aufruhr
er in der Folge mehrfach brieflich
dankte und Bullinger zu einem Schreiben
an Johannes Honter (unten Nr. 1780) anregte.
Nach seiner Ordination in Wittenberg
im September 1543 durch Johannes
Bugenhagen sollte er ein Predigtamt in
Kronstadt antreten, ist aber bereits im
März 1544 als Pfarrer in Hermannstadt
nachzuweisen, wo er mindestens bis zum
Frühling 1547 wirkte. 1550 wurde er Pfarrer
von Mediasch (Medias, Siebenbürgen)
wegen der evangelischen Verkündigung erhoben haben. In einem vom 23. April datierten Brief
wird berichtet, dass der moldauische [Woiwode Petru Rares] bald mit Hilfe der Türken Siebenbürgen
besetzen wird; dahinter stehen die Ungarn, die auf diese Weise die reine Lehre zu
vernichten trachten; bittet Bullinger und seine Kollegen, für die siebenbürgische Kirche zu
beten. Ersucht Bullinger, etwas über die Kindererziehung zu schreiben, insbesondere über die
Bildung, denn ohne diese wird der [evangelische] Glaube nicht lange Bestand haben. Bittet
Bullinger, sich für ihn bei Christoph Froschauer für die von ihm auf die nächste Frankfurter
Messe gewünschten Werke Bullingers und [Konrad] Pellikans sowie die neue Bibel [,,Biblia
sacrosancta"] zu verbürgen; er will den Betrag sogleich nach seiner Rückkehr [nach Kronstadt]
durch einen zuverlässigen Boten übersenden. Wenn der Türke [Suleiman I.]die Heimat
besetzen sollte - was Gott abwenden möge - würde es ihm unmöglich gemacht, unter den
Seinen zu wirken, und er würde seine Bücher und Sachen verkaufen und schnellstmöglich nach
Zürich kommen, wo er wenigstens in irgendeiner Funktion seinen Lebensunterhalt verdienen
könnte. Grüße an Pellikan und dessen Frau [Elisabeth Kalb], an Theodor Bibliander und an
die übrigen Kollegen. Bittet Bullinger, ihn bei Pellikan und Bibliander zu entschuldigen, dass
er ihnen nicht geschrieben hat, denn der Bote hatte es sehr eilig.
[Gedruckt: Reinerth, Hentius 192f, Nr. 1.]