Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1713]

Bullinger an
Meier und
Rat von Biel
Zürich,
23. Januar 1543

Autograph: Biel Stadtarchiv, 119, CXXIX, Nr. 12 (Siegelspur) Ungedruckt

Hat auf ihr Schreiben hin die beiden [Stipendiaten Abraham und Beat Steinegger]befragen lassen und sich bei Johannes Fries über ihr Verhalten erkundigt; obwohl sie noch immer eine gewisse Faulheit und Nachlässigkeit an den Tag legen, wäre es nicht angebracht, sie vom Studium auszuschließen, insbesondere weil sie Besserung versprochen haben; kann sich allerdings nicht vorstellen, dass sich die beiden zu hervorragenden Gelehrten entwickeln werden, hält sie aber fähig für eine Pfarramtstätigkeit auf dem Land; schlägt vor, sie bis zur nächsten Examinierung um Ostern in Zürich zu belassen.

Fromm, vest, ersamm, fürsichtig und wys, günstig, lieb herren, min williger dienst, früntlicher gruß und alles guts sye üch bevor an bereydt.

Üwer schryben 2 , die zwen knaben 3 so ir by M. Hansen Fryesen habend 4 , belangend, hab ich zum trüwlichisten andern minen lieben herren und brüdern fürtragen, die üch zu lieb und eeren, alls die üch in vil grösserm ze dienen willig, von stund an die beid knaben berüfft und sy aller dingen flyssig verhört, ouch an M. Hansen Fryesen erfaren, wie es umb sy ein gstallt habe 5 . Da so habend wir funden, das sy bißhar noch ettwas iro allthar gebrachte fulgkeit und hinlässickeit 6 , wie ir dann ouch in üwerm schryben klagend, erzeigt, und nitt gar frutigs 7 , wachtpars 8 wäsens sind. Doch habend sy sich in der leer dermaassen mitt antwurten erzeigt, das wir sy nitt habend gar können verschuppffenn 9 , insonders alls sy iren unflyß erckandt und gar ernstlich schynbare 10 besserung verheissen habend, mitt klarer, fryer anzeigung, das sy gäntzlich willens syend, by der leer zu blyben. Hieruff so sagend wir in truwen, das wir nitt gedäncken könnend, das vilicht uß inen fürträfflich gelert lüt a werdint, aber yedoch fromm und sömlich 11 , die ein pfarr uff dem land versähen mögind. Dorumb hätte uns gut beducht, wenn ir sy nochmals by uns hättind gelassen untz 12 an die künfftig ostern 13 , da wirt man 14 tag vor oder nach abermols examinieren. 14 So ferr sy dann hierzwüschen dheinen oder kleinen flyß 15 anwandtind, wöllend wir üch gruntlich und wyter berichten. Doch wöllend wir üch hierinn nützid 16 fürschryben,

a Nach lüt gestrichenes uß inen.
1 Vgl. HBBW XI S. 168, Anm. 1.
2 Nicht erhalten.
3 Abraham und Beat Steinegger.
4 untergebracht habt.
5 bestellt sei.
6 althergebrachte Faulheit und Nachlässigkeit.
7 tüchtig, lebhaft, munter.
8 aufmerksam.
9 entlassen, verweisen.
10 deutliche.
11 solche.
12 bis.
13 25. März.
14 Zum Resultat dieser Prüfung vgl. unten Nr. 1752.
15 keinen oder geringen Fleiß.
16 nichts.


Briefe_Vol_13-063arpa

sunder unsere wolmeynung zeigen. Bittend hiemitt, ir wöllend sölichs von uns guter meynung verstohn; dann, wo wir üch willigen und gefelligen dienst bewysen köndent, werend 17 wir willig. Gott beware üch.

Datum Zürych, 23. ianuarii anno 1543.

Uwer wyßheyt all

zyt williger

Heinrych Bullinger,

diener der kylchen Zürych.

[Adresse auf S. 4 des Doppelblattes b :] Den frommen, fürsichtigen, ersammen und wysen herren meyer und radt der statt Byell. sinen günstigen, lieben herren.