Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1592]

Oswald Myconius an
Bullinger
Basel,
16. Dezember 1541

Autograph: Zürich StA, E II 343a, 232 (Siegelspur) Ungedruckt

Die Zeit reicht kaum, um den Eingang seines Briefs zu bestätigen; über die Lage, in der sich der Kaiser [Karl V.]befindet, ist ihm erneut zugetragen worden, was er bereits mitgeteilt hat; in Deutschland wird zwar über Maßnahmen gegen den Türken [Suleiman I.] beraten, von moralischer Besserung ist aber nicht die Rede. In Myconius' Haus ist ein Sohn von Fridolin Ryff der Pest zum Opfer gefallen. Kann für Bullingers Bemühungen nur danken. Ein Basler hat in Augsburg Christian [Wirth] und Konrad [Suter] getroffen, die angeblich unterwegs nach Tübingen waren. Will der von Bullinger empfohlenen Witwe helfen. Grüße. scheint er in Chur gewirkt zu haben, vgl. oben Nr. 1529. Bald nach der Behandlung des pestkranken Johannes Zwick erlag Vögeli im Oktober 1542 selbst dieser Krankheit. —Lit.: Karl Heinz Burmeister, Der Konstanzer Arzt Dr. med. Georg Vögelin (1508-1542), ein früher Anhänger des Kopernikus, in: Archiwum Historii i Filozofii Medycyny 69 (1999), S. 97-104.

15 Leo Jud.
16 Theodor Bibliander.
17 Anna, geb. Adlischwyler.
18 1Sam 3, 18.


Briefe_Vol_11_361arpa

S. Vix tantum superest spacii temporis, ut indicem literas tuas 1 redditas. De caesare iterum accepi, quae nuperrime significavi. 2 Adhuc tamen incertum, captusne sit an obsessus. Consultationes fiunt frequentes per Germaniam adversus Turcam; 3 de vitae emendatione tacetur.

Pestis adhuc saevit. Cras erit dies octavus, dum adulescens bonae spei, filius Fridolini Riffii 4 senatoris, ex çdibus meis elatus est. Expecto, quid deus amplius velit.

Subis tu labores, ut mihi gratificeris, quamobrem ago tibi gratias immortaleis; quid enim aliud possum, nisi dominus aliquando offerat occasionem?

Fuit Basiliensis quidam 5 Augustae paucis ante diebus; is narravit se illic vidisse et salutasse Christianum et Conhartum 6 , dixisse autem eos se recta ituros Tubingam. Hoc tibi.

Viduae 7 , quam mihi commendas, vel tuo nomine, quicquid bonorum impendere valebo, ero promptissimus.

Nec plura habeo nec plura possum.

Vale cum uxore 8 et liberis 9 , cum Theodoro 10 , Pellicano, aliis in domino. Orate, quaeso, pro nobis dominum.

1 Nicht erhalten.
2 Myconius bezieht sich auf nicht genauer fassbare Nachrichten über die Niederlage Kaiser Karis V. vor Algier (vgl. unten Nr. 1593 sowie WA Briefwechsel IX 559-562, Nr. 3694, bes. Anm. 8), die er offenbar in einem nicht erhaltenen Brief mitgeteilt hatte.
3 Zu den Beratungen über die Türkenhilfe, die nach der Einnahme von Ofen (Buda) durch Sultan Suleiman I. erhöhte Dringlichkeit erhalten hatten, s. bes. Lenz III 151-154. 161-168 (Fürstentag zu Naumburg, Oktober 1541).
4 Fridolin (Fridli) Ryff, von Basel, gest. wohl nicht 1554, sondern erst 1555/56 (s. Fabian, Geheime Ritte 423, Anm. 127), war Weber. 1510 erneuerte er seine Mitgliedschaft bei der Webernzunft, deren Zunftmeister er 1530-1554 war. Er sympathisierte schon früh mit der Reformation und wurde 1529 Pfleger der Kartause, im gleichen Jahr auch Mitglied des Kleinen Rates. 1530/33 nahm er als Ratsvertreter an den Synoden teil, 1538 wurde er Mitglied des Universitätsausschusses (Deputat), und 1546 ist er als Meister der Armbrustschützen erwähnt. Eine aus seinem Besitz stammende Chronik, die von 1514 bis 1541 reicht, ist nicht von ihm selbst verfasst. Der Name seines im Haus von
Myconius verstorbenen Sohns ist nicht bekannt. — Lit.: Die Chronik des Fridolin Ryff, in: Basler Chroniken, hg. v. der Historischen Gesellschaft in Basel, Erster Bd., Leipzig 1872, S. 1-229 (bes. S. 3f); Feller-Bonjour I 200f; Hans Füglister, Handwerksregiment. Untersuchungen und Materialien zur sozialen und politischen Struktur der Stadt Basel in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts, Basel-Frankfurt am Main 1981. —Basler Beiträge zur Geschichtswissenschaft 143, S. 393f, Nr. 162; HBLS V 776.
5 Unbekannt.
6 Gemeint sind zweifellos die im Vorjahr bei Myconius einquartierten Zürcher Studenten Christian Wirth und Konrad Suter; Letzterer immatrikulierte sich am 27. September 1541 in Tübingen (vgl. HBBW X, S. 78f, Anm. 1), während Ersterer schon ab 1536 dort studiert hatte (vgl. HBBW VII, S. 221, Anm. 4).
7 Unbekannt.
8 Anna, geb. Adlischwyler.
9 Von Bullingers Kindern lebten zu diesem Zeitpunkt Anna (geb. 1530), Margaretha (1531), Elisabeth (1532), Heinrich (1534), Hans Rudolf (1536), Christoph (1537) und Diethelm (1541); vgl. Pestalozzi 314.
10 Theodor Bibliander.


Briefe_Vol_11_362arpa

Basileae, 16. decembris anno 1541.

Os. Myconius

tuus.

[Adresse auf der Rückseite:] Domino Heinricho Bullingero, antistiti Tigurino, fratri in domino observando suo.