Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1450]

[Johannes Zwick] an
Bullinger
[Konstanz,
zwischen März 1536 und August 1538]

Autograph: Zürich SIA, E II 364, 20 (Siegelabdruck) Ungedruckt

Überlaßt ihm leihweise eine ungeordnete Niederschrift seiner [christologischen]Überlegungen, um ihn bei der Widerlegung von Gegnern zu unterstützen. Falls Bullinger nicht gerade eine Schrift über die Göttlichkeit Christi vorbereitet, sollte er den Rat von Capito im beiliegenden Brief beherzigen; auch Zwick hat ihm schon früher geraten, das Thema bei Gelegenheit unter anderem Titel abzuhandeln, so wie Bucer in seinem Römerbriefkommentar oder Bullinger selbst im Kommentar zum 2. Korintherbrief Empfiehlt den Boten. Erbittet Capitos Brief zurück. Die Predigten von Ambrosius [Blarer] in Tübingen wecken den Neid der einheimischen Theologen.

Salus.

Non potui citius te de meis cogitationibus certiorem facere. Nunc autem nescio quas stultas et sine sale planeque indigestas mitto 2 , quibus lectis optarem, ut remitteres. Ad nihil enim aliud profuturae sunt tibi, nisi ut alicubi commodius obviam a eas b opinioni diversae.

Quod si vero non habes sub prelo, quae in ordinem de Christi divinitate congessisti 3 , obtemperandum certe crederem Capitonis consilio, quemadmodum suas literas 4 ad te mitto, ut legas 5 . Fuit autem meum quoque consilium in prioribus literis 6 , ut hanc causam alieno vel c mutato titulo tractares, sicut Bucerus in epistolam ad Romanos 7 , sic tu in d 2. ad Corinthios 8 .

a korrigiert aus obvias.
b eas über der Zeile nachgetragen.
c vor vel gestrichenes ti[?].
d vor in gestrichenes ad.
1 Die unten Z. 10 erwähnten Kommentare Bucers und Bullingers erschienen im März 1536 bzw. 1535. Eine frühere Datierung verbietet sich deshalb trotz inhaltlichen Bezügen zu Diskussionen des Jahres 1534 (vgl. unten Anm. 3 und 5). Nach August 1538 wirkte Ambrosius Blarer nicht mehr in Tübingen (vgl. unten Z. 14f mit Anm. 10).
2 Zwicks Abhandlung (offenbar über eine christologische Frage, vgl. unten Z. 6-10) scheint nicht erhalten zu sein.
3 Zwick denkt möglicherweise konkret an eine Neuauflage von Bullingers "Assertio utriusque in Christo naturae" von 1534 (HBBibl I 62), wie die Formulierung vermuten
läßt (vgl. HBBW IV, S. 308, 62f).
4 Nicht erhalten.
5 Vielleicht gehört in diesen Zusammenhang auch jene undatierte Briefnachschrift mit Äußerungen Zwicks zu Argumenten Capitos, die in unserer Ausgabe auf kurz nach Mitte August 1534 datiert wurde (s. HBBW IV, Nr. 425). Die dort explizit angesprochene Auseinandersetzung mit Antitrinitariern war zwar 1534 besonders aktuell; der vorliegende Brief kann aber aus den oben erwähnten Gründen nicht in dieses Jahr datiert werden.
6 Nicht erhalten.
7 Gemeint ist wohl der Exkurs zur Frage der Inkarnation in Bucers "Metaphrasis et enarratio in epistolam ad Romanos" von 1536 (Bibliographia Bucerana 55), S. 57-61.
8 Bullingers Kommentar zum zweiten Korintherbrief


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Tabellionem 9 hunc commendo tibi. Est ei nonnihil negocii apud nescio quam matronam; ne graveris illi adesse, sicubi potes.

Capitonis literas non nisi tibi legendas mitto, remittendas tamen

Ambrosius 10 Tubingae concionatur cum magna togatorum theologorum 11 invidia.

Sed nunc alias literas lege.

[Adresse auf der Rückseite:] Insigni pietate viro d. Hainricho Bullingero, ecclesiae Tigurinae pastori meritissimo, domino meo colendissimo.

(HBBibl I 71) war im März 1535 erschienen; Zwick bezieht sich auf die Auslegung von 2Kor 5, 16f (aaO, f. 46v.—50r.).
9 Unbekannt.
10 Gemeint ist Ambrosius Blarer, der von 1534 bis 1538 in Tübingen wirkte; vgl. Martin Brecht, Ambrosius Blarers Wirksamkeit
in Schwaben, in: Der Konstanzer Reformator Ambrosius Blarer 1492— 1564. Gedenkschrift zu seinem 400. Todestag, hg. v. Bernd Moeller, Konstanz-Stuttgart 1964, S. 140-171 (bes. S. 154-168).
11 Gemeint sind wohl die Universitätstheologen.


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