[1187]
Abschrift von Johann Jakob Simler a : Zürich ZB, Ms S 45, 103 Ungedruckt
Will Haab mit seinem Schreiben nicht zur Last fallen. Schickt einen [Straßburger] Bericht
über die Aufnahme des Schreibens der eidgenössischen Reformierten an Luther und die Fürsten
[Johann Friedrich von Sachsen und Philipp von Hessen] auf dem Schmalkaldischen
Bundestag in Eisenach. Die Engländer, die in Zürich waren, schreiben Erfreuliches über die
Maßnahmen von König [Heinrich VIII.]für die evangelische Predigt und gegen Wallfahrten,
Bilder, Mönchtum, Fegfeuer und Privatmessen. John Butler, der Haab in Rheineck besuchte
und nun nach England zurückgekehrt ist, zeigte Bullinger ins Englische übersetzte und gedruckte
Zürcher Schriften; er läßt danken und grüßt. Bullinger empfiehlt Haab das Werbeschreiben
von Stadtschreiber [Werner Beyel]; Hans Jakob [Beyel], der kaum nennenswertes
Vermögen hat, wird - trotz seiner früheren leichtsinnigen Lebensweise - ein guter und liebevoller
Ehemann werden, wenn er eine ehrbare Frau bekommt, denn er hat viele vorzügliche
Eigenschaften. Grüße.Briefe_Vol_08-246 arpa
Dem frommen, ersammen, fürsichtigen und wysen Johansen Haben, landtvogte
imm Rhyntal 1 , sinem günstigen, lieben herren.
Gnad und frid von got durch unsern herren Iesum Christum.
Frommer, ersammer, fürsichtiger und wyser, besonders geliepter herr und bruder, wiewol ich üch bißhar nitt geschriben hab, ist doch sömlichs nitt uß vergäßligheyt üwer und üwer früntschafft, so ir mir ye und ye erzeigt, beschähen, sunder das ich wol gewüst, das ir sust 2 mitt vilen geschefften beladen sind. Gott verlyche üch, das ir die nach sinem willen und gefallen allwäg 3 vollendint zu eer sinem namen. Amen.
Es hat mich aber dennocht zum zeychen unvergäßner üwer früntligheyt und üch zuzesenden, was uff dem tag zu Isenach 4 von fürsten unnd stenden christlicher vereinigung unser antwurt von Zürych ab letst gehaltnem tag an Luthern und an die fürsten 5 halben geredt und gehandlet ist 6 , diewyl ir uß der vorigen geschrifft der fürsten wol verstanden habend, das sy unser schriben den vereinigsverwanten 7 fürzehaben 8 willens gewäsen sind 9 . Ich bit aber, ir wölt mir die copy widerumb, wenn es üch fügen wölt, zusenden, dann ich ghein exemplar darvon behept 10 hab.
Wyter schrybend mir die engellendischen herren, so ein zyt, alls ir wüßend, by mir imm tisch gewäsen 11 und ze ostern 12 widerumb in Engelland zogen sind, heruß, das der künig 13 in all sin künigrych prediger uusgeschikt hab, das evangelium zu predigen. Das beschach ouch mitt trüwen 14 , also das schon jetzund alle wallfarten abgestellt und die fürnemmen 15 götzen, die man vereeret hat, abgethon und verbrent syend. Deßglychen stellt man hefftig das münchenthumb ab, das der münichen wenig mee in den kutten syend, doch versieht sy der künig mitt lybdingen 16 . Das fägfhüwr (schrybend sy) wirt jetzund gelöst 17 und handlet man häfftig, wie man || den kouff
Briefe_Vol_08-247 | arpa |
---|
und merkt der mäß abstellen möge. Das ernstlich predgen der fürpitt Christi macht, das die fürpitt der heyligen wenig mee gilt etc. 18 Sömlichs hab ich üch dorumb wöllen zuschriben, das ich wol weiß, das es üch ein besondere froüd ist, wenn das rych Christi zunimpt und des antichristen rych abnimpt.
Ettliche bücher, so zu Zürych latin geschriben sind, vertollmetschen da in engellendisch, dero ich schon ettliche gesähen hab trukt 19 ; dann ettliche Johansen Schencken 20 dem , edelman, der by üch gewäsen zu Rynegg, zugeschikt sind. Der hat mir ouch ernstlich befolhen, üch umb alle früntschafft, so ir imm vilfaltig bewysen habend, zu danken und üch trüwlich zu gnaden 21 . Dann er jetzund ouch brieff empfangen hat, das er durch Frankrych heimm in Engelland zogen ist.
Demnach ist min ernstlich, trungenlich pitt an üch, ir wöllend üch das früntlich schriben 22 und werben unsers stattschrybers 23 trüwlich befolhen haben und in diser sach üwern müglichen flys anwenden, dann ich wol bericht 24 bin und weiß, das wo ir üch in disem handel schikend 25 und üwer bewilligung 26 , gunst und hilff zu imm stellend, das die sach ein fürgang gehaben mag 27 . Nun ist nitt minder 28 , des guts 29 ist vilicht ghein huffen, das üch möchte vor benampset werden. Ir sähend aber wol, wie es meerteyls gadt und wie sich ettwan 30 die jüngling ires guts vertröstend 31 und den töchtern, iro wybern, vast wenig guts und früntschafft bewysend 32 . Johans Jacob 33 , ob er schon ein zytli har 34 , wie ir wol wüßend, ettwas frölicher 35 , wie
Briefe_Vol_08-248 | arpa |
---|
jung lüt pflägend, gewäsen ist, begipt er sich 36 doch so früntlich, das, wo imm gott in den heyligen stand der ee hälffen wurde und inn mitt einem eeren wyb beradten 37 , wölt er sich gepürlich und wol halten und iro alles guts, alle eer und früntschafft, liebe und trüw bewysen. So ist er vast geschikt in der prattik 38 , || er hat vil guter und fürnemmer 39 gaaben, die ein yeder verständiger höher rächnet und schetzt dann rychtag 40 . So hat er ein eeren und geschikten vatter, gunst und willen guter eerenlüten, dorumb ich hoffte, die dochter 41 wurde gantz wol versähen. Und ist min früntlich bitt, ir wöllind zur sach verhälffen und mich üwers willens ein früntliche antwurt wüßen lassen. Wo ich üch dann alls minem besonders lieben herren und bruder dienen könte, wölt ich nitt spaaren. Und bitten üch, kan ich üch ettwarinn 42 gedienen, ir wöllind mich nitt spaaren 43 .
Hiemitt befelch ich üch b ; ewer eeren hußfrowen 44 üwere kind 45 und gesind dem herren.
Datum Zürych, 15. octobris 1538.
Heinrych Bullinger, der üwer.