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Autograph: Zürich StA, E II 351, 181r.-v. (Siegelabdruck) Ungedruckt
Die Amtsgeschäfte lasten schwer; Vogler und seine Frau bedauern die Krankheit der Frau
Bullingers. Dankt für die Übersendung des Abschieds [der Zürcher Tagung] und mahnt Bullinger,
sich über die Uneinigkeit nicht zu grämen. War wegen seines Sohnes [Hans] in Straßburg,
wo er auch mit Glaubensfreunden zusammenkam; er erkannte, daß die Stadt, wie auch
Landgraf [Philipp von Hessen], Zürich wohlgesinnt ist. Man erzählt, König [Christian III.]
von Dänemark und [Markgraf Johann von Brandenburg-Küstrin] seien in den Schmalkaldischen
Bund aufgenommen, König [Franz I.] von Frankreich aber abgewiesen worden,
während König [Heinrich VIII.] von England mit seinem Begehren keinen Erfolg habe, weil
einige Mitglieder den Kaiser nicht erzürnen möchten; die Theologen sollen eine Eingabe
gemacht haben, die u. a. die Kirchengüter betrifft. [Kaspar]Hedio erzählte, daß sich Pfalzgraf
[Ludwig V.] einen redlichen Prediger [Heinrich Stoll] halte und sich in bezug auf die Priesterehe
tolerant zeige; er werde von seiner Mätresse [Margarete von der Leyen], die zum
Evangelium neige, stark beeinflußt. Der französische König habe nach seiner Zurückweisung
durch die Schmalkaldener ränkevoll versucht, Geld in Straßburg zu investieren; er scheint
wenigstens die nach Frankreich zurückkehrenden evangelischen Flüchtlinge nicht zu behelligen.
Man sagt, Graf [Anton von Oldenburg] habe Land des Bischofs von Münster [Franz von
Waldeck] besetzt, worauf dieser den verbündeten Landgrafen [Philipp von Hessen] zu Hilfe
gerufen habe. Kaiser [Karl V.] und König [Franz I.] sollen auseinandergegangen sein; es istBriefe_Vol_08-160 arpa
die Rede von einem Waffenstillstand. In Ensisheim wurden Truppen gegen die Türken ausgehoben,
denn [Sultan Suleiman I.] habe nach dem Mord an [Ludovico Gritti] seine Absichten
geändert; Venedig hat seine Söldner entlassen. [Gabriel] Salamanca soll wieder Landvogt zu
Ensisheim geworden sein. Hans lernt jetzt besser und hat in einer Prüfung gut gefallen; er läßt
Bullinger grüßen. Vogler möchte, daß ihm das Wappen über Myconius zugeschickt wird. In der
Angelegenheit seiner Base kann er nichts Neues berichten, da sein Brief durch Vogt [Diepolt
Kolb] erst spät ins Rheintal gelangt ist; hat gehört, daß Gotthard [Richmut] seine Söhne
[Jakob und Konrad] mit [Johannes] Haab [ins Rheintal]geschickt hat, läßt [Hans Rudolf]
Lavater grüßen und hofft, daß das Mädchen einen guten Mann bekommt. Dankt für die Neuigkeiten
und bittet Bullinger, die vorliegenden Nachrichten Lavater und [Diethelm] Röist mitzuteilen.
Bittet, bald wieder zu schreiben, und grüßt Bullingers Familie und die Magd [Brida
Schmid]. Für Erasmus [Schmid] wurde ein guter Nachfolger [Matthias Erb]gefunden.
Gottes gunst mit unns.
Min fürgeliepter herr und bruder, wissend unsser wolstandt, doch mitt schwärem last des amptes 1 . Das üwer lieby husfrow 2 kranck, ist mir und miner husfrowen 3 von hertzen a laid; der herr verliche ir gedulltt und segne üwer gantzes hus.
Üwers frünttlichen zuschickens deß abscheids 4 sagen ich üch danck, voran gott dem hernn, der da wol liden mag, das sine kinder offt uß yffer um sin eer, jedes vermeint zu pessrem pryß, und so der zanck langck wert, kan der husfatter solchen kampff zu sinem pris und zu schreckenn allen dern, so sich deß zwytrachts gefrowt, niderlegen und sine kinder vereinigen; ja durch söllichs er uns och sin güty lert erkennen. Bitten üch, für üwer person, wie allweg 5 , kein bitter wurtzen uffwachssen zu lassen 6 , dann frömbdy üch doch für andre 7 lobenn und gethruwen 8 .
Ich bin die mess zu Strasburg gelegen, mines sons 9 halb, och die statt zu besechen. Haben warlich die brüder uns vylen ernn 10 bewyssen, sonders üch anzaigt 11 und nachgfragt, ouch Leony 12 . Sagen vyl, vyl ernn von allen. Wiewol der anfang Josephs angesicht zu sechen ruch 13 , syg 14 doch das end zum pris gottes volfürt; dann in mir gantz kein zwyffel, dann das die from, erlich statt Strasburg m[ine]g[nedige] h[erren]ein statt Zürych mitt grosser langmütigkeit und gedult meinen 15 , jaa frylich der lantgraff 16 und ander, darinn billich unsser hertz hinwider mitt erkantnus gott danckpar sin.
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Ich acht 17 wol, ir tragen gut wissen vor ettlicher Schmalkaldischen handlung. Alls man sagt, das der küng von Tenmarck in Schmalkaldischen punt genomen 18 , und noch ain herr 19 , dess namen ich vergessen hab. K[üng] Franckrych hat drin begert; ist im abgschlagen b 20 . Item das der küng uß Engelland och darin begert hat 21 , aber nochmals nitt mogen fürgang haben 22 . Dann die sag, ettlich den kayser 23 sinthalb nitt gern erzürnen wellen (als Ougspurg), welchs etlich mainen, es müg zletst nitt sin, zwayn hern dienen, Christo etc. 24 Ittem das och die diener des wort gottes gmein 25 artickel zu Schmalkalden ghept, was in anglegen 26 , darunder einer, daß man sich mitt den gütern der kirchen gegen gott nitt belad 27 etc.
Hedion und ander haben mir warlich gesagt, das der pfalltzgraff 28 einen erlichen 29 prediger 30 by im habe, ime, Hedion, wol bekant. Item es soln och etlich der sinen ein prediger begert haben. Hab er gefragt, wo sy ein wissen? Haben die gesagt, sy wisten ein, er hab aber ein mangel. Fragt er: "Was mangel?"Sy gsagt: "Er hat wib und kind."Sag er: "Y, nemend in hin"31 etc., dem doch die ee vor pitter gewest 32 . Ab dissem andre hie umligende hern und stett heimlich erschrocken; dann sy fast 33 all uff den pfaltzgraffen gesechen.
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Der hergott mere es. Es ist aber ein wunderlich urttel gottes an deß pfaltzgraffen hoff. Sin dirnn 34 , die bringt in vyl zum evangelio; dann sy das wort gottes lieb hat und zu c ettlichen sondrigen 35 predicanten zugang. Die berett in vyl, sagt man.
Ittem die sag mir vertruwt: Als der küng zu Franckrich och in den Schmalkaldischen punt begert, ime abgeschlagen 36 , sol er wie die schlang an Strasburg begert haben, ime zu vergunen 37 , ettlich gellt in ire statt zu legen 38 lassen; aber sy truwen im nitt, her 39 ich. Doch lass er jetz denen, so um deß gloubens willen vertriben und wider in Franckrich gnadet 40 , gute rouw. Verhoffen noch, Franckrich söll der stim gottes zufallen.
||181v. Ittem die sag, das ein graff nebett dem bischoff zu Minster 41 demselben bischoff etlich lantschaft ingenomen etc. 42 Diewil aber der bischoff mitt dem lantgraffen ein verstandt 43 hab, mane er in, im ze helffen. Der lantgraff rüste sich och, ouch ettlich mer, so vor Münster glegen 44 . Doch maint einer, es dörff gut ufsechens 45 ; bedörfte wol ein bös anschlag 46 sin.
Es ist ouch die sag, kaysser und küng 47 sygen zerschlagen 48 ; ob aber ein anstand d 49 ist, rett man von.
Man hat ouch zu Ensheim etlich knecht, so etlich dis lantschaft hierum gält geben, gemustert wider Türcken. Etwas wit, komen wider. Die sag, das einer, dess namen ich vergessen, dem Türcken einen best verwanten und bekanten umbracht und schaden gethon. Dyß die ursach, daß der Türck gewent worden 50 . Die Venedvger haben och irnn knechten, so wider den Türcken, geurlobet 51 und erlich zalt etc.
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Ittem entlich die sag, das der Salamang zu Ensheim wider lantvogt worden und disser 52 urloub gnomen hat 53 . Last sych ansechen 54 , das vyl sin vast wenig fröd haben.
Min son Johann hat anfangs schwärlich gelert, aber yetz lidenlich 55 . Die hern von Strasburg haben in und andre verhört 56 ; hat er inen in der prob zimlich gfallen. Der her segne in wither. Er last uch früntlich dancken und grüssen.
Ittem ich möcht wol liden 57 , das wapen wär gemacht sin; dann es lang verzogen 58 . Doch so es gemacht wirt, pitt ich üch (ob die zit nieman minthalb herab fur 59 ), ir mir dasselb, so erst 60 ir konnen, by einem guten fründt, da es fersorgt 61 , gen Bassel dem Miconio zuschicktend und im daby schriben, daß er mirs dann empute 62 oder by guter botschaft 63 , so oft gen Colmar kompt, in das wirtzhus Zum Plumen 64 schickte. Derselb e wird mirs dann zuschicken.
Miner bassen 65 halben kan ich dißmals nieman kein beschaid geben 66 , ursach, dann nochmaln 67 weder sy noch ir bruder 68 mir nichtz befolt noch empotten 69 uff min schriben 70 , so ich inen gethon. Der brieff aber ist in zu spat zukomen, den ich bim vogt uff Platten 71 us dem Rinthal hinuff geschickt hab; der ist, als 72 ich vernem, von Zürich den nöchsten 73 gen Pfäffers zogen. Was sidhar ghandlet, mag ich nit wissen; muss desse erwarten, eemals ich mit jemand kann handlen. Ich find fründ gnug, diewil ich hette, die vyl gutz hettend; ich welt alweg gern fründ haben, so in der not fründ wären 74 , so als ich dannecht 75 ettlich, gott lob, funden hab. f Ich hör, Göthart
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76 hab sine bed ledige son 77 uffhe 78 mit meister Haben geschickt. Glob, er syg so geschickt, daß er gern noch ein fogel hette etc. Den Laffatter 79 thund mir fruntlich grüssen. Ich pitt minen gott, daß disser tochter einer werde 80 zu pris gottes und irer hail etc.
Pitt üch, ir wellen mir hern Vogt Laffater fruntlich danck sagen um sin fruntlich zuschriben der nüwen zitung 81 . Disser werd ir minem hern Rosten 82 und ime och anzaigen zitung.
Schriben mir bald wider. Fragen der botschaft 83 halb min hern schwager, den propst 84 . Min husfrow last uch, uewren frowen, muter 85 und kinder 86 , och magt 87 , früntlich grussen, bis uns gott dermaln eins 88 wider zusamen hilft.
Meister Erasmus g urlob hat er by im 89 . Wir haben an sin stat ain erlichen
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Actum zu Rychenwyler, uff den 9. h tag july anno 38.
U[wer] w[illiger] Johann Vogler,
schaffner zu Rychenwyler.
[Adresse auf fol. 182v.:] An Meister Heinrychenn Bulligern, prediger zu Zürych, minem fürgeliepthenn hern und fründt zu handen etc.