Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1115]

Bullinger an
Andreas Osiander
Zürich,
[um 26.] März 1538

Abschrift von Rudolf Gwalther a : Zürich StA, E II 345, 173f

Konnte Osiander vieler Verpflichtungen wegen nicht sofort antworten, nutzt aber den Aufbruch der Zürcher Gesandten [Hans Rudolf Lavater und Rudolf Kambli] zu König Ferdinand I. zum Schreiben. Dankt für die Freundschaft und freut sich, wenn seine [Bibel-]Kommentare geschätzt werden. Bedauert, daß die Abendmahlskontroverse derart feindselig geführt wird, erwartet aber -nach dem freundlichen Brief Luthers an die Schweizer [vom 1. Dezember 1537] -Besserung; zählt auf Osianders und anderer Verständnis und Hilfe. Was er in seinem König Heinrich VIII. von England gewidmeten Werk [,,De scripturae sanctae authoritate ... libri duo"] über das Abendmahl geschrieben hat, wird Osiander nicht verurteilen, wenn er seine Pauluskommentare und Melanchthons Neuausgabe der "Loci"billigt. Zwingli hat im Brot und im Wein des Abendmahls weder bloße Symbole gesehen, noch hat er die Gegenwart Christi bestritten, er hat nur die krasse Auffassung körperlicher Präsenz abgelehnt. Der Streitereien sind genug; sie sollten durch gegenseitiges Vergeben der Irrtümer und Beleidigungen hingelegt

a Mit Hervorhebung von späterer Hand.
1 Wahrscheinlich wurde dieser Brief ebenso wie das parallele Schreiben an Osiander (unten Nr. 1115) den Zürcher Gesandten Hans Rudolf Lavater und Rudolf Kambli mitgegeben, die Ende März über Nürnberg an den Hof König Ferdinands I. reisten (vgl. Osiander GA VI 482f, Anm. 6). Ihr Beglaubigungsschreiben datiert vom 27. März (Zürich StA, B IV 9,
267). Vermutlich überbrachten sie auch den Brief Bullingers an Vadian vom 26. März (oben Nr. 1113); alle drei Briefe dürften demnach etwa zur gleichen Zeit entstanden sein.
a Adresse, von Bullingers Hand, vorangestellt.
1 Siehe oben Nr. 1114, Anm. 1.


Briefe_Vol_08-111arpa

werden. Osianders Bächlein über die päpstlichen Eide war Bullinger bei der Abfassung seines Werks von Nutzen. Dankt für die Freundlichkeit, die er dem von ihm empfohlenen [...] erwies. Empfiehlt die Zürcher Gesandten und bittet, sie nötigenfalls beim Nürnberger Rat zu unterstützen. Grüße von [Joachim] Vadian und [Konrad] Pellikan.


[Gedruckt: Osiander GA VI 482-486, Nr. 242.]