Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1090]

Jakob Meyer an
Bullinger
Basel,
10. Januar 1538

Autograph: Zürich SIA. E II 336, 34 (neu: 47)(Siegelspur) Ungedruckt

Ist nach wie vor bereit, Ratschläge Bullingers hinsichtlich der gewünschten Abberufung von Sebastian [Meyer] aus Bern an Angehörige des Straßburger Rats zu übermitteln. Nach dem Überfall [Wilhelm Arsents]auf französische [Studenten in Basel] haben die Zürcher an der Tagsatzung in Baden auffallend gezögert, Basel zu unterstützen; Meyer vermutet eine Eigenmächtigkeit der Gesandten [Johannes Haab und Hans Edlibach] und hält Baden für einen ungeeigneten Verhandlungsort, weil der Landvogt [Andreas Schmid aus Zürich]ein Schwager Arsents ist. Da Meyer eine Verstimmung zwischen Zürich und Basel vermeiden möchte, erkundigt er sich insgeheim nach den Hintergründen. Grüße.

Fil guter jar mit richem sägen Christi, unsers lieben herren, in allen dingen.

Wolgelerter, ersamer, lieber herr und bruder, uff unser beider schriben, so wir einander gethon 1 , die zweyung der brüder zu Bern betreffen, bin ich des sins gewesen und noch, wo mich die unrübigen 2 geschefft, so wir haben, nit gehindert hetten, doch mit eüwerem rot 3 , etlichen besondren personen des raths zu Straßburg zeschriben, durch was zimliche 4 weg und mittel doctor Sebastian 5 berüfft werden möchte, diewil man doch meint, das durch sein abscheid die kilch zu Bern in ruw und einigkeit kommen möchte, zu welchem ich, weiß gott, mit allem ernst und trüwen helffen wolte. Wo ir mir hierinn eüweren willen, wie im zethund wäre, zeerkennen geben, wolte ich kein arbeit sparen etc.

Ir haben mir im letsten brieff geschriben uff die empfangne schmoch, so minen herren an den fromen 6 Frantzosen begegnet ist 7 , wie der böß mordrisch handel eüweren herren trüwlich leid sye, und wir sollen nit meer dann dapffer und manlich sein etc., welches doch yetz uff nechst vergangnem tag Baden 8 durch eüwere botten 9 anders a sich erzoigt hatt; dann kein ort sich so forchtsam entschlossen als eiiwere botten 10 . Des sich vyl fromer hoch verwunderen, was hertzes doch eüwere herren gegen unß gefaßt, angesähen,

a anders am Rande nachgetragen.
1 Erhalten ist nur der Brief Meyers vom 26. November 1537 (HBBW VII, Nr. 1070).
2 unruhigen.
3 Rat.
4 welche geeigneten.
5 Sebastian Meyer.
6 rechtschaffenen.
7 Zum Überfall Wilhelm Arsents und seiner Genossen auf mehrere französische
Studenten s. HBBW VII, S. 307, 1-308, 7 mit Anm. 2.
8 Gemeint ist die Badener Tagsatzung vom 30. Dezember 1537; s. EA IV/1c 917-923.
9 Johannes Haab und Hans Edlibach; s. EA IV/1c 917.
10 Basel wurde von den übrigen Orten ersucht, vorläufig auf gewaltsame Maßnahmen zu verzichten; s. EA IV/1c 920 1 (vgl. auch 911 c).


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was wir von iren wegen erlitten haben 11 . Vyl mer aber gloub ich, das die botten zuvil doran gethon haben 12 . Mich bedunckt, ein lobliche statt Zurich werde mit disen botten nit vyl er inlegen, und kan man doch kein andre dann dise schicken. Zu dem ist unß der tag zu Baden in disem handel nit wol gelegen, angesähen b , das der landvogt Wilhelm Arsents swoger 13 , welchem alle rotschleg offenbar werden; deßhalb kein wunder ist, das die sach nit der meß 14 von statt godt, wie sy billich solte. Dises schrib ich eüch in hohem geheim; nit das ich beger, das c einiche verunglimpffung uff die botten wachsen mochte, sonder das die langhergeprochte liebe, so zwüschen unß und üweren herren, erloschen mochte, welches mir doch von hertzen leid were, dann wir sonst vigend 15 gnug haben. Was die ursachen weren, wolt ich gern wüssen, doch nit mer dann euch zethünd ist.

Euch hiemit der gnod gottes bevelhende. Grüssen mir den herrn Laventher 16 , Pellican und Meister Löwen 17 ; wünsch inen im herren vyl guter jar.

Datum Basel, den 10. jenner anno 38.

U[wer] Jacob Meyger.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem wirdigen und wolgelerten Meister Heinrich Bullinger zu Zurich, minem lieben herren und freund.