Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Dietrich Bitter an
Bullinger
Köln,
20. Mai 1537

Autograph: Zürich StA, E II 361, 108 (Siegelspur) Gedruckt: Krafft 121f

Ist samt seinen Angehörigen wohlauf und hofft dasselbe von Bullinger. Hat auf die letzte [Frankfurter] Messe hin geschrieben, aber keine Antwort erhalten; möchte wenigstens Grüße austauschen. Bietet seine Dienste an. Hat nichts Neues zu schreiben; Rudolf [Gwalther] wird berichten. Konrad Köllin, [Bernhard] von Luxemburg, Arnold [Halderen] von Wesel und [Johann Matthäus] Phrissemius sind tot. [Franz I.] rüstet weiter gegen den Kaiser [Karl V.] und hat einige Orte eingenommen; der geldrische Herzog [Karl von Egmont] läßt die französischen Truppen passieren, und die deutschen Fürsten scheinen dem Kaiser nicht wohlgesinnt zu sein. Ein päpstlicher Nuntius [Peter van der Vorst] ist nach Köln gekommen; er soll den Fürsten das Konzil zu Mantua ankündigen, doch die Zeiten sind zu unruhig dafür. Grüße.

Liever Henrice, gunstiger frunt. Ich bin sampt mym huyßgesinde a und den fründen in zimlicher waelfart und gesontheyt, dem herrn sy lob. Des selvig widder van dyr und den deinen zo erfaren wer myr allezeit eyn sondere freudt etc.

In der lester miß 1 habe ich brieff 2 an dich hinuff geferdicht. Weyß neit, aff sy behandicht 3 ; neer 4 keyne van dyr entfanghen. Neit das meine etwas sonderlichs verfasten 5 , wie ouch eytzige, dann das ich laut alder verheissong 6 , so ich anders neit hette, alleyn "vale" wolt schryven, ehe ich neit schriebe. Das selbig will ich widder van dyr begert haben, unangesehen off wanne versuemnuß halben der overfoerer 7 myne brieff verloeren ader neit behandicht etc.

Liever Hynrice, ich wold, wan es unser gelegenheit were, neger 8 und mehr conversation zo samen zo haven. So sich das aber neit schicken will, glaubs frey: Kunte ich dyr zo gutem gefallen wes b gedoen, dairinne soltest meinen ungesparten vlyß spoerenn etc.

Ich habe neit newes vyß dusser art; Rodolphus 9 sols baß 10 dairdoin dan ich.

a vom Schreiber korrigiert aus: huyßgesinden.
b nach wes irrtümlich wiederholtes, gestrichenes zo gutem gefallen.
1 d. h. zur letzten Frankfurter Messe (ob die Frühjahrsmesse gemeint ist, bleibt unsicher; zum Termin vgl. HBBW VI, S. 193, Anm. 18).
2 Nicht erhalten.
3 ob sie ausgehändigt wurden.
4 seither.
5 enthalten hätten.
6 Vgl. HBBW IV, S. 297f, 7-12.
7 Überbringer.
8 näher.
9 Rudolf Gwalther; zu seinem Besuch bei Bitter am 20. Mai 1537 s. Boesch, Gwalthers Reise 457 (lat.) bzw. 459 (dt.).
10 besser.


Briefe_Vol_07_158arpa

Conradus Collin 11 , prediger monich, ist abgestorben und der Lutzenburger 12 . Item Arnoldus Wesalie 13 und Phrysemius 14 etc.

Item, der fransoes 15 ist in hefftiger kriegs rustung widder den keyser 16 noch hutigs dachs, haet ihm ouch etliche stoß und flecken ab erobert 17 . Der hertzoch van Geller 18 laest sie passeren hin und her durch syn lant, die dem frantzosen dienen. Men vernimpt diß orts neit, was des keysers anslege 19 dair gegen seyen. Mich dunckt, duetsche fursten sein dem keyser neit fast holt 20 . Der here verlein fridden.

So ist in kurtz verschynen daghen [u]ß Maentz c eyn roemsch legaet alhie zo Coln gewesen, der, als man sagt, den fursten das concilium zo Mantua gehalden sali werden indiciert haet 21 . Ich kan aber neit gloeben, das sichs wael wirdt ruemen 22 , angesehen kriegshendell und andere fell leuffiger ziet.

Mit dussen kortzen will ich dich diß maell dem almechtigen befollen haben, und bitt, will myr doch deinem broeder, her Hans 23 , und deiner husfr[auw]en 24 meinen groeß sagen. Ich wolt, das ich neit mehr dan etliche stont bey uch were.

Datum zo Colln, uff pfinxstach anno 1537.

Dein gunstiger Diderich Bitter van Wipperfoird.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem eirsamen und wolgeleirthenn Meister Heinrichen Bullingher, meinem besonder gunstighem frundt, zo handenn.

c [u]ß Maentz am Rande nachgetragen; Anfang im engen Einband verdeckt.
11 Konrad Köllin, gest. 1536 (vgl. HBBW V, S. 399, Anm. 3).
12 Bernhard von Luxemburg, gest. 1535 (vgl. HBBW V, S. 400, Anm. 8).
13 Arnold Halderen von Wesel, gest. 1534 (vgl. HBBW V, S. 144, 27-29 mit Anm. 22f).
14 Johann Matthäus Phrissemius, gest. 1532/33 (vgl. HBBW III, S. 91, 15f mit Anm. 9; Hansgeorg Molitor, in: Contemporaries III 79).
15 König Franz I.
16 Karl V.
17 Zu den Kriegshandlungen in den Grafschaften
Artois und Saint-Pol s. Francis Decrue, Anne de Montmorency, grand maître et connétable de France, à la Cour, aux armées et au conseil du roi François I er , Paris 1885, S. 294. 297-305.
18 Karl von Egmont, Herzog von Geldern.
19 Maßnahmen.
20 nicht sehr wohlgesinnt.
21 Der päpstliche Nuntius Peter van der Vorst hatte bereits am 21. April in Köln das Konzil angekündigt, hielt sich aber am 13. Mai auf dem Weg von Mainz in die Niederlande nochmals hier auf; s. CT IV 118 (mit Anm. 2) und 124.
22 vonstatten gehen (Grimm VIII 290).
23 Johannes Bullinger.
24 Anna, geb. Adlischwyler.