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[Johannes Stumpf im Namen der Pfarrer des Wetzikoner
Kapitels] an
Leo Jud und
Bullinger
Bubikon,
27. März 1537
Autographer Entwurf: Zürich ZB, Ms A 70, 335f, Nr. 31
UngedrucktStellen Heinrich Dürst, der für das neugeschaffene Diakonat Goßau (Kt. Zürich) vorgesehen
ist, zuhanden der Examinatoren folgendes Zeugnis aus: Dürst, seit 12-14 Jahren als Kaplan in
Wetzikon tätig, war von Anfang an der evangelischen Lehre zugetan und hat stets willig und
zufriedenstellend im Predigtdienst ausgeholfen; Dürst ist ausreichend befähigt - er hatte einst
Myconius zum Lehrer -, eine solche Aufgabe zu übernehmen. Nachdem in der Synode [vom
19. Oktober 1535] sein liederliches Leben heftig gerügt worden war, besserte er sich zwar,
muß aber in bezug auf Lebensführung und Amtstätigkeit weiterhin ermahnt werden; das Kapitel
setzt gute Hoffnung auf ihn.
Gratiam et pacem a deo patre et domino nostro Iesu Christo etc.
Frommen, lieben und getrüwen vätter im herren. Es hatt b[ruder] Heinrich
Durst von a Gosßow (zeuger dißer schrift) unß uff hüdt b zinstag, den 27.
martii, in gmeynem colloquio 1 besucht mit anzeugung, wie er fürnemlich in
der wall deß uffgerichten diaconats 2 zu Gosßow
3 gon Zürch berüefft und uch
(als den examinatoribus
4 ) presentirt sy worden. Da aber ir in nit examinirt,
sonder zuvor habind wöllen erkonden, wie lang er by unß im Grüeniger
ampt gewonet und c gepredigt, ouch wie er sich in verkündigung des worts
erzögt habe, item mit früntlicher beger, ime solcher dinge d gegen uch bericht
mitzeteylen etc. Heruff wir e gmeynlich uns zum flysßigsten undereynander
erduret 5 und gruntlich befindend, das obgedachter b[ruder] Heinrich in f die
12 oder 14 jar har zu Wetzicken caplan geweßen, von g anfang evangelischer
h warheit bekent und i eym jeden (von dem er erfordert) jeder zyt williglich
in syner kilchen gepredigt und versehen hat, ouch von ettlichen under
unß selbs gehört und (unßers urteyls) Christum einfaltiglich zuverjehen
6
oder ouch fürzutragen nit ontouglich, sonder gantz lydig 7 befunden. Besonder
wirt in im nit ein böß ingenium
8 gespürt. Dan er von Miconio syne
principia gesogen hatt
9 , welche er ouch noch nit als gar verdöwt 10 hatt. Dan
das wir in colloquiis ab synen iuditiis abnemmen 11 mögend ein ingenium,
das noch wol zubruchen were, besonder wo im durch komliche narung 12
darzu statt geben wurde. Ist herumb ann uwer liebe unßer hertzlich und
früntlich bitt, den guten, armen bruder bevolhen 13 zuhaben etc.
Diewyl aber merbemelter 14 bruder Heinrich hievor ettwo 15 vor dem synodo
syner liederlicheit halb ettwaß schuldig befunden und daruff entliche 16
urteyl gefolget ist, namlich das er mit solcher ubertrettung nit mer kommen
geschaffene Diakonat.
solle etc. k 17 Daruff hatt er schynbarliche 18 besßerung erzöugt, wiewol er
noch vermanens bedarff, deß wir uch hiemit eins teyls an in zelegen 1 befolhen
wollend haben, namlich das er ernstlich studiere, sich der zechen
19
und zuvil gmeinsame der puwrschafft in tabernen m masße
20 , wol hußhalte,
syne kind trachte
21 und unßer colloquium flysßig besuche etc., welcher dingen
er n zwar sich gegen unß ernstlich begeben
22 hat. Herumb bitten o wir für
in, so lang er synem embieten
23 statt thut; wo nitt, so habend doch unßer
hern ir hand offen, in wider zuentsetzen. Doch habend p wir all gutte hoffnung
zu im, dan wir synes hußhaltens und aller menglen q halb gut insehen
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verordnet habend, darmit im wol geholfen mag werden. So ist ||336 er sonst
ein gutter, frommer und getrüwer mensch, den lasßend uch bevolhen syn
und unß all gmeinlich, und sind dem hern gott bevolhen.
Datum Bubicken, zinstags den 27. martii anno 1537.
[Adresse darunter:] Den frommen etc. M. Leo Iude und Heinrichen Bullingern,
dienern der kilchen Zurch, unsern r lieben vättern im hern.
[Darunter:] Her Heinrich Dursten fürderniß.
verschwenderisch, lasse die Kinder
hungern und habe seine Kaplanei für
350 Pfund verkauft; drei Verwarnungen
hätten nichts gefruchtet. Dürst versprach
damals Besserung, worauf ihn die Synode
im Dienste beließ, ihm aber für den
Wiederholungsfall die Absetzung androhte.
Vgl. Zürich StA, E II 1, 198.