Name: Johann,
| Graf von Blois , Herzog von Geldern , war der Sohn des
Ludwig von Chatillon und der Johanna von Hennegau, der einzigen Tochter
des Johann von Beaumont (s. d.). |
Beim Tode des letzteren fielen ihm die
ausgedehnten Güter desselben in Holland und Hennegau zu Theil, welche zu
den eigenen Familiengütern gefügt, ihn zu einem der reichst begüterten Edelleute
seiner Zeit machten. Namentlich gehörten ihm die rasch aufblühenden Städte
Gouda und Schoonhoven in Holland. Auch den mächtigen Einfluß seines Großvaters
hatte er geerbt, in den endlosen Parteiwillen der Hoeks und Kabeljaus
galt das beschwichtigende Wort des friedfertigen und ruhigen Vetters des Landesherrn
oft viel. Doch fehlten ihm des Großvaters Kriegserfahrung und Tapferkeit
und auch dessen Besonnenheit. Sonst hätte er sich von den Heeckerenschen
Parteihäupter in Geldern nicht verführen lassen sich in den Kampf um die
Nachfolge in diesem Lande zu mischen, der mehr als etwas seinem Naturell entgegen
war. Als nach dem sohnlosen Absterben des Herzogs Reinald III. die
Bronkhorsten die Ansprüche von dessen jungem Enkel Wilhelm von Jülich, des
Sohnes der zweiten Tochter Maria durchsetzen wollten , erhoben dagegen die
Heeckerens die ältere kinderlose Tochter Mechtild, die Wittwe des Grafen Johann
von Cleve, eine energische und herrschsüchtige Dame, und suchten ihr einen
passenden Gemahl in dem reichen, mächtigen und einflußreichen J. Allen Abmahnungen
des Herzogs Albrecht von Baiern (-Holland), der seine Tochter mit
dem jungen Jülicher vermählen wollte, zum Trotz, ließ sich J. auf die Verbindung
ein; er konnte der Versuchung, eine glänzende Rolle zu spielen, nicht widerstehen.
Im Februar 1872 verheirathet, nahmen die Eheleute Wappen und Titel eines
Herzogs und einer Herzogin von Geldern an, es wurde ihnen von den Heeckerenschen
Städten und Edelleuten gehuldigt, und bemächtigten sich Arnheims und mehrerer
Schlösser und Ortschaften, dabei einigemal vom Bischof von Utrecht, Arnulf
von Hornes (s. d.), unterstützt. Doch die Gegenpartei setzte sich mannhaft zu
Wehre; Herzog Albrecht wandte ihr seine Gunst zu und brachte eine Versöhnung
des jülichschen Herzogs, des Vaters und Vormundes des Prätendenten mit
dem Kaiser Karl IV. und dem Herzoge Wenzel von Brabant zu Wege und
erwirkte so seinem künftigen Eidam die Bestätigung des obersten Lehnsherrn.
J. war keineswegs der Mann, unter solchen widerwärtigen Umständen den begonnenen
Kampf energisch fortzusetzen. Bald überließ er seiner Gattin und
ihren Freunden, dem Utrechter Bischof und dem Herrn von Brederode-Gennep
(s. d.) die Führung, zog sich nach Holland zurück und führte nur Titel und
Siegel eines Herzogs, wenn es gemeinschaftlich mit seiner Gemahlin in Geldern
Acten auszustellen gab. So erscheint er in den Jahren 1872-77 fortwährend als
Herzog, obgleich er für seine Person sich kaum weder an der Regierung noch am
Kampfe mit den Bronkhorsten betheiligte. Eine merkwürdige Ausnahme im
harten Jahrhundert, scheint seine Ehrsucht bald von seiner Friedfertigkeit überwunden
zu sein, ja war er , nachdem der Kaiser ihm seine Rechte abgesprochen,
nicht mehr von der Rechtmäßigkeit seiner Ansprüche überzeugt, so daß während
seine Gemahlin einzelne Theile des bestrittenen Landes beherrschte und ungebeugt
den Kampf fortsetzte, er sich nicht scheute, sein Siegel als holländischer Edelmann
dem Heirathsvertrag seines Nebenbuhlers mit Katharina von Baiern anzuhängen.
Mit Freude stimmte er darum seiner Gemahlin bei , als dieselbe endlich 1879,
bis auf wenige Schlösser und Städte ihres Besitzes beraubt, sich dazu verstand,
ihren Ansprüchen gegen hohe Geldentschädigung zu entsagen. So endete eine
sonderbare Episode der geldrischen Geschichte, der Kampf zweier Prätendenten um
den Herzogstitel, wovon der eine, weil er ein Kind , der andere, weil er dem
Kampfe abgeneigt war, sich kaum am Streite betheiligte, während ihre Anhänger
und Vertreter im erbitterten Kampfe sich zerfleischten. J. , in gutem Einverständniß
mit Herzog Albrecht, als einflußreicher Edelmann und Verwandter des
regierenden Hauses lebend, behielt seine hohe Stellung in Holland, die er
namentlich zu Gunsten seiner beiden Städte Gouda und Schoonhoven benutzte
und die ihm mehr zusagte als der gefährliche, seinen Besitzungen schwer zusetzende
Kampf in Geldern. So starb er auch , ein oder zwei Jahre (1380 oder 81)
nach seiner Abdankung als Herzog, als der friedfertigste und reichste Edelmann
einer Zeit, die sonst nur gewaltige und gewaltthätige Persönlichkeiten aufzuweisen
hat, denen der Kampf um die Macht das höchste galt. Doch ward dem ruhigen
und ehrenwerthen Mann , der seinen kühnen. dem Geist der Zeit entsprechenden
Ehrgeiz bald bereute, die Achtung seiner holländischen Landsleute und die Liebe
seiner Vasallen namentlich in den Städten in hohem Maaße zu Theil.Nijhoff, Gedenkwaardigheden uit de Geschiedenis van Gelderland. III.
Slichtenhorst, Geldersche Geschiedenissen. Pontanus, list. Geldriae Lib. VIII.
De Lange van Wyngaarden, Beschryving van Gott la.
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