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Inhalt
Einleitung Seite 1
Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal 25
1. Ketil Flachnase und seine Familie .. 27
2. Keul beschließt, Norwegen zu verlassen .. 27
3. Björn und Helgi, die Söhne Ketils, und ihr Schwager Helgi der Magere siedeln sich in Island an . 29
4. Ketil und Unn in Schottland. Unn verläßt Schottland 30
5. Unn kommt nach Island und nimmt Land am Hvammsfjord 31
6 .Unn teilt Land aus .. 32
7. Unn stirbt. Olafs Nachkommenschaft. Höskuld, der Sohn des Koll .. 34
8. Hrut, der Sohn Herjolfs und der Thorgerd, wird geboren. Nach dem Tode Herjolfs kehrt Thorgerd nach Island zurück und stirbt. 38
9. Höskuld verheiratet sich mit Jorunn. Ihre Rinder .. 38
10. Hrapp der Totschläger und seine Leute. 40
11. Höskuld reist nach Norwegen 4l
12 .Höskuld kauft eine Sklavin. 43
13. Höskuld kehrt nach Island zurück. Olaf Pfau wird geboren. Melkorka gibt sich zu erkennen .. 45
14. Thorolf erschlägt Hall, den Bruder des Ingjald, und findet Schutz bei Vigdis auf Goddastadir . 48
15. .Vigdis rettet Thorolf . 52
16. Vigdis scheidet von Thord . 55
17. Hrapp stirbt und geht um 57
18, Thorstein Surt ertrinkt mit Tochter, Schwiegersohn und Enkelin .. 58
19. Hrut kommt nach Island 61
20. Melkorka verheiratet sich mit Thorbjörn Skrjup und sendet Olaf ins Ausland 66
21 . Olaf in Norwegen und Irland .. 68
22, Olaf kehrt nach Island zurück 76
23. Olaf wirbt um Thorgerd, die Tochter Egils 79
24. Olaf baut den Hof Hjardarholt 81
25. Streit zwischen Hrut und Höskuld. Bolli, der Sohn Thorleiks, wird geboren 85
26. Höskuld stirbt .. 86
27. Olaf erbietet sich, Bolli, den Sohn Thorleiks, zu er- ziehen . 89
28 .Olafs Kinder .. 90
29. Olaf holt Bauholz aus Norwegen und baut eine große Halle. vermählung der Thurid mit Geirmund Lärm 92
30, Geirmund verläßt Thurid. Sie raubt ihm das Schweri Fußbeißer. Er legt einen Fluch auf das Schweri. .. 95
31. Olafs Töchter. Der Stier Ham. Olafs Traum .. 97
32. Osvifr auf Laugar und seine Familie. .. 99
33. Der weise Gest deutet die Träume der Gudrun .. 100
34. Gudruns erste Ehe 105
35. Thord scheidet sich von Aud und heiratet Gudrun. Thord ertrinkt infolge der Zauberei des Kotkel .. 107
36. Kotkel wird von Thorleik; dem Sohne des Höskuld, im Lachswassertal angesiedelt ll2
37. Kari, Hruis Sohn, wird durch Zauber getötet. .. 114
38. Olafveranlaßt seinen Bruder Thorleik auszuwandern 119
39 .Kjartan und Gudrun 122
40. Kjartan und Bolli in Norwegen 123
41. König Olaf sendet Thangbrand nach Island . 133
42. In Island wird das Christentum angenommen. Bolli kehrt heim 136
43. Bolli verheiratet sich mit Gudrun. König Olaf entläßt Kjartan 137
44. Kjartan kehrt nach Island zurück . 141
45. Kjartan wirbt um Hrefna und schenkt ihr bei der Hochzeit das kostbare Kopftuch. 144
46. Kjartans Schwert wird gestohlen und wiedergefunden , das Kopftuch der Hrefna wird entwendet und vernichtet. 148
47. Kjartan reitet nach dem Saurbö 152
48. An der Schwarze bai einen bösen Traum 156
49. Kjartan wird von Bolli getötet . 159
50. Olaf schützi sollt 163
51. Die Söhne des Osvifr werden geächtet und verlassen Island. Olaf stirbt . 165
52. Halldor, Olafs Sohn. tötet Thorkel von Hafratindar 166
53. Thorgerd reizt ihre Söhne auf, Rache an Bolli zu nehmen 168
54. Der Zug gegen Bolli wird beschlossen. Thorgerd reitet mit 170
55. Bolli wird überfallen und getötet .. -- 172
56. Snorri der Gode übernimmt Tunga, Gudrun zieht nach Helgafell l75
57. Thorgils, der Sohn der Halla. unterrichtet Gudruns Sohn Thorleik im Recht. Thorkel, der Sohn des Eyjolf zieht aus, den geächteten Grim zu überfallen und leiht sich das Schwert Sköfnung 176
58. Thorkel wird von Grim besiegt, der ihm das Leben schenkt. Snorri gibt dem Thorkel guten Rat 179
59. Snorri gibt Gudrun listige Ratschläge 181
60. Gudrun reizt ihre Söhne zur Rache auf. 185
61. Thorgils überredet Thorstein und Lambi, an dem Rachezuge teilzunehmen 187
62. Thorgils reitet mit seiner Schar nach dem Hage des Helgi 189
63. Ein Hirt Helgis entdeckt die Feinde im Wald und beschreibt sie ihm 191
64. Helgi wird getötet. 196
65. Thorgils mahnt Gudrun an ihr Eheversprechen und erfährt, daß er betrogen ist 198
66. Osvifr und Gest sterben und werden beide in Helgafell begraben 201
67. Audgisl, Thorarins Sohn, erschlägt Thorgils auf dem Allthing 202
68. Thorkel, Eyjolfs Sohn, kehrt nach Island zurück, Snorri wirbt für ihn um Gudrun. Die Hochzeit wird festgesetzt. 204
69. Hochzeit in Helgafall. Gudrun schützt den geächteten Gunnar Thidrandi-Töter gegen Thorkel. .. " 207
70. Thorleik, Bollis Sohn, reist nach Norwegen. Bolli, Bollis Sohn, verheiratet sich mit Thordis, der Tochter Snorris . 209
71. Thorleik und Belli beschließen, die Brüder Kjartans anzugreifen. Snorri bringt eine endgültige Sühne zustande.. .. 212
72, Bolli beschließt mit seinem Bruder Thorleik auszureisen .. 216
73. Thorleik und Bolli reisen nach Norwegen .. 217
74. Thorkel reist mit seinem Sohne nach Norwegen und bringt eine Last Kirchenbauholz nach Island . 219
75. Thorstein und Thorkel machen einen vergeblichen versuch, Halldor zum verkauf von Hjardarholt zu 222
76. Thorkel ertrinkt 225
77 ,Bolli kehrt beim 228
78. Snorri stirbt. Gudruns hohes Alter und Tod. .. 229
Beilagen:
Stammtafel der Hauptpersonen 24
Skizze des Hvammsfjords 232
Gedruckt bei Dietsch &Brückner in Weimar von diesem Buche wurden so Abzüge auf Büttenpapier hergestellt / in Ganzleder gebunden / und handschriftlich numeriert Dieses Exemplar trägt die Nummer 3


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Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal


Mit zwei Beilagen Übertragen von Rudolf meißner

verlegt bei Lugen Diederichs in Jena 1913



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Einleitung

Die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal hat, abgesehen von einzelnen Episoden, einen beschränkten Schauplatz, umspannt aber dafür einen großen Zeitraum. Mit der Besiedelung des Hvammsfjord, der vom Breidifjord nach Osten sich ins Land hineinzieht, beginnt die Saga, in den Tälern , die von Norden, Westen, Süden ber in den innersten Teil des Fjords auslaufen, im ,Tälerbezirk' spielt der Hauptteil der Saga ab, und in dem unweit der Mündung des Hvammsfjord gelegenen Helgafell nehmen wir Abschied von den Menschen, deren Schicksale uns hier erzählt werden.

Es sind die Schicksale von acht Geschlechtern, natürlich nicht mit gleicher Ausführlichkeit geschildert; die Folge der Geschlechter ist bezeichnet durch: Keul Flachnase, dessen Tochter Umi, deren Sohn Thorstein den Roten, dessen Sohn Olaf Feilan, dessen Neffen Höskuld, dessen Sohn Olaf Pfau, dessen Sohn Kjartan und Neffen Bolli und schließlich durch Bollis Sohn Bolli.

Am Beginn der Saga steht wie so oft die gewaltige Gestalt des Königs Harald Schönhaar, der den Trotz der norwegischen Häuptlinge zerbricht oder sie aus dem Lande treibt (872 bis ungefähr 903), am Schluß König Olaf der Heilige, gefallen in der Schlacht bei Stiklestad 1030, der das störrische Volk endgültig dem Christentum unterwirft. Auch die in der Zwischenzeit in Norwegen herrschenden Fürsten treten mit Ausnahme von Eirik Blutart und der beiden Jarke Eirik und Svein, die Olaf dem Heiligen vorangehen, in der Saga auf: Hakon, der jüngste Sohn des Harald Schönhaar, gefallen im Kampf gegen die Söhne Eiriks in der Schlacht von Fitje 96r Harald Graumantel , gefallen etwa 970 im Kampf gegen den Dänen Gold Harald; der Jarl Hakon, ermordet 99s p Olaf Tryggvason, gefallen in der Seeschlacht bei Svoldr im Jahre 10000

Die Saga beginnt um die Mitte des g. Jahrhunderts, das letzte, was sie erzählt, ist der Tod des Gellir, des Sohnes der Gudrun (1073).

Dieser Gellir ist der Großvater des Geschichtsschreibers Ari, der seine frühste Jugend bei ihm in Helgafell verlebte.



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Die Einleitung erzählt, wie das Geschlecht des mächtigen Hersen Ketil Flachnase aus Norwegen auswandert und in Island ,Land nimmt'. Unn (in andern Quellen Aud), die Stammmutter der mächtigsten Geschlechter am Breidifsord, gründet den Hof Hvamm, wo sie ihren Enkel Olaf Feilan zum Erben einsetzt und das in Besitz genommene Land verteilt.

Dann beginnt die eigentliche Saga von den Leuten im Lachswassertal. Die Hauptpersonen )ind Höskuld, sein Sohn Olaf Pfau, und dessen Sohn Kjartan. Dieser Teil endet mit der fur Kjartans Tod vollzogenen Rache, reicht also bis Kap. s6.

Höskuld ist ein Neffe des Olaf Feilan. ein Sohn des Roll und der Thorgerd, einer Schwester des Olaf. Bei der Hochzeit erhält Roll das ganze Lachswassertal als Mitgift (Kap. 5).

Sobald sich die Erzählung dem Höskuld zuwendet, tritt Hvamm mit seinen Bewohnern völlig zurück. Olaf Feilans Sohn war der mächtige und geschichtlich sehr bedeutsame Häuptling Thord Brüller: auf seinen Vorschlag wurde ungefähr 96s die Einteilung der Insel in Viertel und die damit zusammenhängende Thing- und Gerichtsordnung festgesetzt. Während er in andern Erzählungen eine wichtige Rolle spielt, steht er in der unsrigen ganz im Hintergrunde, aber doch als der erste Mann im ganzen Bezirk, dessen Wille entscheidend ist; vgl. Kap. i6.

Höskuld haust auf dem noch jetzt bestehenden Hofe Höskuldsstadir am südlichen Ufer des Lachswassers. Seine Mutter Thorgerd verläßt Island nach dem Tode ihres Mannes, verheiratet sich in Norwegen mit Herjolf, wird bald zum zweiten Male Witwe und kehrt wieder nach Island zurück; ihr und Herjolfs Sohn Hrut wird in Norwegen erzogen. Weiter erzählt die Saga von Höskulds verheiratung mit der stolzen Jorunn, und von den Kindern, die der Ehe entsprießen. von diesen ist der älteste Sohn Thorleik für die Saga wichtig, als Vater des Bolli.

Höskuld bringt von einer Auslandsreise eine stumme Sklavin als Nebenbau mit, die er auf dem großen Markt an der Mündung des Götaelf gekauft hat. In Island gebiert sie einen Sohn, der den Namen Olaf erhält. Höskuld belauscht eines Tages Mutter und Kind und macht dabei die Entdeckung, daß



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die Mutter nur aus Stolz ihre Stummheit angenommen hat. Er erfährt nun, das die Sklavin die Tochter des irischen Königs Myrkjartan ist und Melkorka heißt. Mit 15 Jahren ist sie in Kriegsgefangenschaft geraten. Das Verhältnis zwischen den beiden Frauen wird allmählich unerträglich, Mielkorka bekommt einen eigenen Hof im Lachswassertal, dort wächst Olaf auf (Kap. 13 )-

Hrut, Höskulds Halbbruder, kehrt nach Island zurück und erhebt Anspruch auf den ihm vorenthaltenen Anteil am mütterlichen Erbe. Der Zwist zwischen beiden Brüdern wird schließlich auf Jorunns Rat beigelegt, und Hrut richtet sich seinen Hof in Hrutsstadir ein. Dieser Hof lag südlich von Kambsnes an der Ostküste des Hvammsfjord. Die Reste des von Hrut errichteten Tempels, die schon der Sagaschreiber Interesse hatte (Kap. 19), sind noch zu sehen.

von Kapitel 20 ab wird Olaf Pfau, der Sohn des Höskuld und der Melkorka, Hauptperson der Saga. —Das verhältnis zwischen Höskuld und Melkorka ist schlechter geworden, sie verheiratet sich mit Thorbjörn Skrjup, der Olaf die Mittel für eine Auslandsreise gibt. Olaf gebt zunächst nach Norwegen, wo er ehrenvolle Aufnahme bei Harald und der Königinmutter Gunnhild findet. Dann segelt er nach Irland und wird dort von König Myr kjartan als Enkel anerkannt. Das Anerbieten des Königs, sein Nachfolger zu werden, lehnt er ab, und kehrt nach Island zurück. Auf den Rat Höskulds wirbt er um Thorgerd, die Tochter Egils, die zuerst den Magdssohn stolz zurückweist; dann aber doch von ihm gewonnen wird. Olaf baut den Hof Hjardarholt, auf der Nordseite des Lachswassertals gegenüber dem auf dem südlichen Ufer liegenden Hof seines vaters. Hjardarholt ist jetzt ein Pfarrhof.

Olafs Tüchtigkeit Reichtum, ,seine Verbindung mit der mächtigen Familie des Egil, erheben ihn zum Arger der Jorunn weit über die ehelichen Söhne des Höskuld, von denen ihm Thorleik, der den Hof Kambsnes (etwas nördlich von Hrutstadir ) übernommen hat; feindlich gesinnt ist, während der zweite Sohn Bard Freundschaft mit ihm hält. Das zeigt sich beim Tode Höskulds (Kap. 26). Thorleik weigert sich dem



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sterbenden Vater gegenüber, Olaf, den unehelich Geborenen, als gleichberechtigten Erben anzuerkennen, während Bard dazu bereit ist. Nach dem Erbmahl gewinnt aber Olaf seinen Halbbruder Thorleik dadurch, daß er dessen Sohn Bolli zur Erziehung übernimmt, — ein verhängnisvoller Entschluß.

von Kap. 28 ab geht die Saga zum nächsten Geschlecht über. Zunächst wird von Thurid. der Tochter Olafs, erzählt, von ihrer kurzen, unglücklichen Ehe mit dem Norweger Geirmund, den Olaf von einer zweiten Reise mitgebracht bat. Geirmund verläßt sie, Thurid raubt ihm sein Schwert Fußbeißer, über das er einen Fluch ausspricht. Dieses Schwert schenkt Thurid ihrem Vetter und Ziehbruder Bolli.

Im Kap. 32 wird die Familie des Osvifr auf Laugar im Sälingstal vorgestellt. Auch Osvifr stammt von Ketil Flachnase ab. Das Sälingstal öffnet sich nach dem innersten nordöstlichen Zipfel des Hvammsfjord, am Ausgang des Tales liegt Sälingsdalstunga (auch nur Tunga genannt). Laugar, so genannt nach einer warmen, zum Baden benutzten Ouelle, liegt etwas aufwärts im Tal. Auf Sälingsdalvtunga sitzt der Bauer Thorarin, der Sohn des Thorir.

Unter den Kindern des Osvifr ist es die Tochter Gudrun, die jetzt in den vordergrund tritt. Der auch aus andern Erzählungen wohlbekannte Gest, der Sohn des Öddleif deutet ihr an der warmen Ouelle ihre Träume auf vier Ehen, in denen sich das Geschick ihres Lebens erfüllen soll. Die beiden ersten Eben werden in Kap. 34 und 3s behandelt, die erste endet durch Scheidung, die zweite damit, daß ihr Gatte ertrinkt.

Nachdem Gudrun wieder Witwe geworden und auf den Hof ihres Vaters zurückgekehrt ist, beginnt ihre Bekanntschaft mit Kjartan, dem Sohne des Olaf Pfau, und Bolli, Kjartans Ziehbruder (Kap. 39). Kjartan und Gudrun lieben sich, aber es kommt nicht zur Verlobung, denn Kjartan entschließt sich zu einer Reise nach Norwegen. Beim Abschied gibt Gudrun ihre leidenschaftliche Liebe zu erkennen, indem sie Kjartan bittet, sie mitzunehmen. Stolz und unwillig weist dann Gudrun Kjartans verlangen, daß sie drei Jahre auf ihn warten möge, zurück.



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Kjartan tritt seine Reise auf dem Schiffe des Kalf an, der aus einer angesehenen Familie des Nordviertels stammt. Bolli begleitet ibn. Der folgende Abschnitt über ihre Erlebnisse in Norwegen findet sich auch in andern Quellen. Kjartan trifft in Trondhjem mit König Olaf Tryggvason zusammen, leistet zunächst dem Drängen des Königs, der die Isländer durch Überredung und Drohung zum Christentum zu bekehren sucht, Widerstand. wird aber schließlich durch den Eindruck, den der König auf ihn macht; überwältigt und läßt sich taufen. Kjartan wird dann über die Zeit, die er Gudrun angegeben hatte, durch den König in Norwegen zurückgehalten, aber Bolli kehrt heim und wirbt, obgleich Olaf Pfau abrät, obgleich Gudrun ihm erklärt, daß sie auf Kjartan warte (Kap. 42), um die Geliebte seines Freundes. Gudrun, von ihrem Vater und ihren Brüdern gedrängt, an der Treue des Geliebten zweifelnd, da Bolli ihr ven Kjartans Neigung zu Ingeborg, der Schwester des norwegischen Königs, erzählt, gibt schließlich nach.

Als Kjartan im Sammer darauf mit Kalf in der Hvita im Borgarfjord landet, hört er, daß Gudrun seit dem Winteranfang des vergangenen Jahres mit Bolli vermählt ist. Kjartan läßt sich bewegen, Hrefna, die Schwester seines Reisegefährten Kalf, zur Frau zu nehmen, und nun hofft Olaf Pfau, daß es möglich sein werde; ein erträgliches verhältnis zwischen den Höfen Hjardarholt und Laugar zu wahren. Er hält deshalb an den gewohnten gegenseitigen Besuchen und Einladungen fest. Aber grade dadurch führt er herbei, was er fernhalten will. Kjartan erwidert die Feindseligkeiten Gudruns und ihrer Brüder durch eine grobe verhöhnung (Kap-47) und nötigt Thorarin auf Sälingsdalstunga, der seinen Hof an Bolli verkauft hat, diesen Handel rückgängig zu machen. Gudrun reizt nun ihre Brüder auf, Kjartan zu überfallen, und zwingt auch Bolli, an dem Zuge teilzunehmen. Im ,Schweineial', nicht weit von Sälingsdalstunga, wird Kjartan angegriffen und von Bolli mit dem Schwert Fußbeißer getötet (Kap. 49). Das geschah nach den ältesten isländischen Annalen im Jahre iao3, und wenn der Tag, Donnerstag nach Ostern, in der Saga richtig angegeben ist, am 1. April. —



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Olaf Pfau verhindert, daß Rache an Bolli genommen wird, nur eine Geldbuße muss er erlegen. Ja, Olaf gebt noch weiter, er sorgt dafür, das Bolli und Gudrun nun doch den Hof Sälingsdalstunga erhalten. Die Söhne des Osvifr werden des Landes verwiesen. Olaf Pfau überlebt den Tod seines Lieblingssohnes noch um drei Jahre. —

Nach Olafs Tode reist seine Witwe Thorgerd ihre Söhne auf, an Bolli Rache zu nehmen. Bolli wird in einer Sennhütte des Sälingsials überfallen und getötet (Kap. 55).

Von nun an wendet sich die Saga durchaus der Gudrun zu; neben ihr tritt als ihr Freund, Ratgeber und Beschützer Snorri der Gode, die Hauptgestalt der Eyrbyggjasaga, bedeutsam hervor Die Leute des Lachswassertals. die Bruder Kjartans. und jetzt Nebenfiguren und werden nur noch erwähnt, soweit es die Beziehung zu Gudrun, ihren Söhnen und ihrem vierten Gatten erfordert.

Auf Gudruns Bitte tauscht Snorri mit ihr den Wohnsitz, Gudrun zieht nach Helgafell, Snorri nach Sälingsdalsiunga. Aus der Ehe Gudruns mit Bolli stammen zwei Söhne, Thorleik und der nachgeborene und deshalb nach dem Vater genannte Bolli. Thorleik wird aufgezogen von Thorgils, dem Sohne der Halla, der Tochter des weisen Gest, der Gudruns Träume gedeutet hat. Thorgils ist der Urenkel der Thorhild, einer Schwester des Olaf Feilan. Er wohnt auf Tunga im Hördatal (an der Südseite des Hvammsfjord). Zwischen ihm und Snorri besteht Feindschaft.

Thorgils bemüht sich eisig, Gudruns Gunst zu erringen, aber sie hält ihn in Abstand. Unterdessen hat Snorri einen tiefangelegten Plan ersonnen, in dem er verschiedene Ziele verbindet. Erstens will er seinem Freunde Thorkel, dem Sohne des Eyjolf, die Hand der Gudrun verschaffen, zweitens der Rachsucht Gudruns, die, wie er weiß, an nichts anderes denkt als an den ungefühnten Tod ihres Gatten, eine ungefährliche Richtung geben, und drittens will Snorri dem Thorgils einen bösen Streich spielen. Er überredet Gudrun, sich mit der Rache an Helgi, dem Sohne des Hardbein, zu begnügen . Helgi hatte ohne persönliche Ursache an dem Zuge



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gegen Bolli teilgenommen, diesem die erste schwere Wunde versetzt und nach dem Falle Bollis Gudrun auf das grausamste verhöhnt. — Thorgils soll durch ein zweideutiges Eheversprechen, das in Wirklichkeit Gudrun nicht bindet, veranlaßt werden, die Führung des Rachezuges neben den beiden Söhnen der Gudrun zu übernehmen. Wenn dann Thorgils betrogen ist, soll Thorkel, Eyjolfs Sohn, hervortreten und Gudruns Hand erhalten.

Alles geht dem verschlagenen Snorri nach Wunsch. Thorgils läßt sich durch die plumpe List fangen, der Rachezug gelingt, Helgi wird in seiner Sennhütte im Skorratal überrascht und nach tapferer Gegenwehr gefällt. Bolli, Bollis Sohn, versetzt ihm mit dem Schweri Fußbeißer die Todeswunde (Kap. 64). Thorgils erfährt aus Gudruns Mund, daß er betrogen ist, kommt aber nicht dazu, sich zu rächen, da er bald darauf auf dem Allthing erschlagen wird.

Nun beginnt der letzte Teil der Saga: er berichtet von den Ereignissen während der vierten Ehe Gudruns, einer Ehe, die am Hochzeitstage beinahe schon wieder in Stücke geht (Kap. 69). Die nun völlig erwachsenen Söhne Boallis wollen sich an dem Tode Helgis nicht genügen lassen, sondern planen einen Rachezug gegen Hjardarholt. Sie werden durch Snorri daran verhindert, der eine endgültige Sühne zwischen Bollis Söhnen und den Brüdern Kjartans zustande bringt (Kap. 7i). Thorkel reist mit seinem und Gudruns Sohn Gellir nach Norwegen, um sich Hols zum Kirchenbau zu besorgen. Nach seiner Rückkehr ertrinkt er aug einer Fahrt vom innern Hvammsfjord nach Helgafell. Damit sind alle Träume Gudruns in Erfüllung gegangen, so wie sie Gest gedeutet hatte (Kap. 76). — Der Schluß der Saga schildert Gudruns Alter und Tod.

Das ist der wesentliche Inhalt der Saga, der klare verlauf der Haupthandlung. Aber dem Stamme entsprießen Aste und Gezweig, eine grünende Fülle von Nebenhandlungen und Episoden, die hier übergangen sind.

Das allgemeine Urteil über die Saga lautet: gute Komposition , ganz ausgezeichnete Charakterschilderung, Unzuverlässigkeit in historischen Dingen.



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In früheren Zeiten, als man in treuherziger Weise jeden kleinen Einzelzug, jedes von den Personen der Saga gesprochene Wort für buchstäblich wahr ansah, war der vorwurf historischer Unzuverlässigkeit ein größerer Makel als heutzutage, wo die Gefahr des entgegengesetzten Extrems bedrohlich wird. Vom künstlerischen Standpunkt aus wäre es an sich ja völlig gleichgültig, wie weit die Saga geschichtlich ist, aber unsere Auffassung von dem Entstehen und Werden dieser einzigartigen Erzählungen hängt zum großen Teil von der Beantwortung dieser Frage ab.

Die Hauptgestalten unsrer Saga sind ohne Zweifel geschichtliche Personen, ihre verwandtschaftliche verknüpfung beruht auf einer im ganzen zuverlässigen Überlieferung.

Die Genealogie ist der sichere Halt der isländischen Geschichte- die ja wesentlich Familien- und Gaugeschichte ist. Man hat mit Recht darauf hingewiesen, daß die sorgfältige Feststellung der verwandtschaftsverhältnisse eine große rechtliche Bedeutung hatte, z. B. für die Versorgungspflichten und die von der Kirche eingeführten Ehehindernisse. An dem allgemeinen genealogischen Interesse nimmt natürlich auch der Sagaerzähler teil, aber sein Ziel liegt auf einem anderen Gebiete. Widersprüche gegen diejenige genealogische Überlieferung, die uns als verhältnismäßig zuverlässig gilt, kommen daher in vielen Erzählungen vor, sie setzen die subjektive Geschichtlichkeit einer Saga nicht herab.

Das gleiche gilt von der Chronologie. Die genaue chronologische Ordnung des geschichtlichen Stoffes kommt erst durch fremden Einfluß und nach fremdem Vorbilde zustande, sie ist etwas Gelehrtes und der älteren volkstümlichen Überlieferung fremd. Verstöße gegen die Chronologie, die auf Sorglosigkeit beruhen, die durch ein naives Forterzählen bedingt werden, sind durchaus unbedenklich. 1 Man darf es z. B. als eine unbewußte Entstellung der Tatsachen ansehen, wenn gelegentlich einmal eine bekannte; bedeutende Persönlichkeit, die zu der bestimmten 

1 Gunnar in der njala hat seinen treuen Hund von Olaf Pfau zum Ge- schenk bekommen, der ihn aus Irland mitgebracht hat. Der Hund müßte darnach ungefähr 36 Jahre alt geworden sein.



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Zeit nicht mehr gelebt haben kann, in die Handlung eingeführt wird, vielleicht an Stelle eines ursprünglich hier erwähnten, weniger bekannten Mannes (so steht es in unserer Saga mit dem Goden Hallstein im 34. Kap.). Etwas ähnliches ist es, wenn Kap. s6 Snorris Übersiedlung nach Tunga mit wohlbekannten Händeln begründet wird, die damals schon längst abgeschlossen waren.

Das Erzählen ist in Island zu einer Kunst ausgebildet, nicht erst in den Zeiten der Schrift. Diese Kunst muß den ihr überlieferten Stoss formen, nach ihren eigenen Gesetzen. Sie muß unter Uniständen blühende Schilderung an Stelle einer dürren Nachricht setzen, sie muß eine einheitliche Handlung schaffen durch Motivierung, wo ihr nur eine Reibe von aufeinander folgenden Tatsachen vorliegt, sie muß lebendige Menschen darstellen durch Charakterzeichnung. Dabei macht aber die Saga stets den Anspruch, die Wahrheit su erzählen, und es ist bei den isländischen verhältnissen ganz unmöglich, daß sie sich in phantastischer Weise mit der Wahrheit in Widerspruch setzt, die in der reichen Überlieferung lebt, dem geistigen Besitztum der großen Familien und der ihnen zugehörenden abhängigen Leute. Aber durch allmähliche, in einmal festgelegter Richtung immer stärker wirkende Umformung kann sich die Saga mit der Zeit sehr erheblich von der geschichtlichen Wahrheit entfernen und von sich aus wieder auf die Seie Überlieferung entscheidenden Einfluß gewinnen.

von Anfang an muß die Saga die Wirklichkeit mit einer Fülle von Einzelheiten aufgenommen und festgehalten haben, besonders in verknüpfung mit dem Ort, an dem das Ereignis vor sich gebt. Die natürliche Annahme ist es, daß sich die Überfälle auf Kjartan und Bolli genau so zugetragen haben, wie die Saga berichtet, nicht, daß ein späterer Erzähler oder gar der Sagaschreiber' nach der Örtlichkeit die Darstellung geschaffen hat. Solange die Saga sich in der bekannten Gegend bewegt, wo ge durch Generationen hindurch ihr Leben führt, dürfen wir ihr auch in Einzelheiten großes vertrauen schenken. Gewisse Dinge scheiden natürlich ohne weiteres aus, vor allem die Züge. die offensichtlich dazu dienen, die Erzählung auszubreiten



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z. B. die gerade in unserer Saga häufigen Schilderungen der Brautwerbungen und Feste. Ein gutes Beispiel einer solchen öden Ausbreitung ist die Schilderung der Werbung und Hochzeit des jüngeren Bolli (Kap. 70).

Anders ist es, wenn die Saga den isländischen Schauplatz verläßt. Wir fühlen sofort, daß hier der Phantasie des Erzählers mehr Freiheit gelassen ist. Höskuld, Olaf Pfau, Kjartan, Thorkel, Eyjolfs Sohn, Thorleik und Bolli, Bollis Söhne. reisen nach Norwegen und treten in Beziehungen zu den norwegischen Herrschern. Stets geraten diese in Verzückung über die unbändige Vortrefflichkeit dieser Isländer, machen den versuch, sie bei zu behalten und beschenken sie verschwenderisch beim Abschied. Ganz besonders kraß tritt das beim jüngeren Bolli hervor, der im Auslande wirklich etwas an den braven Schelmuffsky erinnert.

Doch auch abgesehen von diesen zum Teil naiven, sich allzu ähnlichen Schilderungen finden sich gerade bei diesen Auslandreisen schwerwiegende Widersprüche gegen die beste Überlieferung. Höskulds Verhältnis zu König Hakon dem Guten ist zeitlich kaum denkbar; was von Hrut erzählt wird, stimmt nicht zum Bericht der Njalssaga, der zwar ebenfalls ausgeschmückt ist, aber in den Grundzügen mehr Anspruch auf Glaubwürdigkeit bat. Das Liebesverhältnis Hruts zur Königin Gunnhild wird übrigens in unserer Saga zwar nicht erwähnt, aber das Benehmen Gunnhilds beim Abschiede Hruis weist doch deutlich darauf hin (Kap. 19). Die Reise des Thorkel und des Gellir nach Norwegen (Kap. 74) ist unvereinbar mit sonst bekannten Tatsachen und wohl ganz und gar erfunden.

Daß Kjartan in Nidaros von Olaf Tryggvason zum Christentum bekehrt wird, ist gewiß historisch, daß er aber durch den König 1o lange in Norwegen zurückgehalten wird, ist unmöglich , und das Verhältnis Kjartans zu Ingeborg 1 ist ganz offenbar ersonnen, um Gudruns Nachgiebigkeit gegenüber Bollig Werbung zu begründen und den verhängnisvollen Kopfschnmck in die Erzählung einzuführen. Der Aufenthalt des 1 

vgl., was in der Nialssaga (Sap. 31) von Gunnars verhältnis zur verwandten des Jarl Haran erzählt wird.



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Olaf Pfau bei Harald Graumantel und Gunnhild, seine Fahrt nach Irland, seine Anerkennung durch Myrkjartan, den irischen König, ist in einer Weise erzählt, die sich sehr wesentlich ven der Darstellung der in Island spielenden Ereignisse unterscheidet . Es ist kein übertriebenes Mißtrauen, wenn man die ganze Geschichte der Melkorka in das Gebiet der Erfindung verweist. Ganz natürlich erscheint es, daß man in der Nachkommenschaft des Olaf Pfau das Bedürfnis empfunden har, durch eine in jenen Zeiten wohl mögliche Geschichte die irische Sklavin Melkorka über die stolzen isländischen Bondentöchter zu erhöhen. Wir sehen ja in unserer Erzählung deutlich, wie Familienüberlieferung dem jüngeren Bolli eine Mitwirkung, vielmehr eine Hauptrolle bei dem Rachezug gegen Helgi zuweist , die ihm nicht zusteht, und wie dadurch die chronologische Ordnung im letzten Teil der Saga völlig zerstört Mrd. Bolli wird erst nach dem Tode seines vaters geboren. Nach der Saga wartet Gudrun mit ihrer Rache, bis Bolli nach isländischem Recht mündig, das heißt zwölf Jahre alt geworden ist. Nach dem gelungenen Rachezug erst vermählt sie sich mit Thorkel. In Wirklichkeit aber muß diese vermählung bald nach dem Tode des älteren Bolli stattgefunden haben, da Thorkels und Gudruns Sohn im Jahr 1073 im Alter von 6s Jahren stirbt. Trotzdem gibt die Saga im Kap. 76 das richtige Todesjahr des Thorkel an (1026), obgleich nach der übrigen Chronologie der Saga Thorkels und Gudruns Sohn Gellir dann den König Olaf den Heiligen im zartesten Kindesalter besucht haben müßte.

Die isländische Saga steht einzig da durch die Fülle der aus dem Leben gegriffenen Gestalten, und besonders unsere Saga nimmt in dieser Beziehung einen hoben Rang ein. Die Saga wird dramatisch, indem aus den Charakteren die eigentliche Handlung entwickelt wird. Auch hier muss man wischen zwei Auffassungen einen Mittelweg zu finden versuchen.

Weder ist hier alles Kunst; noch alles Abbild der Wirklichkeit. Eine feste Grenze zwischen Saga und der die Wirklichkeit aufnehmenden Überlieferung ist überhaupt nicht zu ziehen. Die eigentümliche Schärfe der Auffassung von menschlichen Charakteren,



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diese Klaräugigkeit muss in der einen wie in der andern dagewesen sein. Daß eine Gestalt wie Snorri nach dem Leben gezeichnet ist, beweist die Übereinstimmung der Erzählungen , in denen er auftritt.

In der Kritik der Saga spielt das ,Typische', wie mir scheint, eine gefährliche Rolle. dem ,Krieg der Geschlechter' z. B, müssen sich gewisse Erscheinungen immer wiederholen, so lange er währt. Daß ein liebendes Weib in ihrer Hoffnung auf den Besitz des Geliebten betrogen, dessen Untergang herbeiführt; ist sozusagen ein Urphänomen. Wenn Gudrun auf diese Weise einige Ähnlichkeit mit Brynhild hat, so ist damit nicht bewiesen, daß ihre und Kjartans Geschichte nach den Eddagedichten umgebildet ist.

Daß die Saga künstlerische Porträts gibt, d. b. Züge der Wirklichkeit auswählt, andere unterdrückt. damit das Bild einer einheitlichen Auffassung entspreche, ist selbstverständlich. Aber Gestalten wie Gudrun oder Hallgerd sind aus der Be- obachmng isländischen Lebens entstanden, und wenn sie mit Frauen eingewanderter Dichtung oder mit der irischen Königin Gormflaith Verwandtschaft zeigen, so ist das ein Zufall, und kein verwunderlicher.

Die Gestalten der isländischen Saga find Krieger und Bauern, Helden und Alltagsmenschen zugleich; sie haben stolze Heldengedanken. ein hochgespanmes Ehrgefühl, einen freien Geist, der sie zu Gefährten der Könige macht, und daneben zeigen sie oft eine enge, an die Scholle, an den Besitz sich klammernde Gesinnung, niedere Bauernverschlagenheit. Sie stolzieren in Scharlachkleidern, unter vergoldeten Helmen, eine gute Waffe ist ein hochgeschätztes Kleinod, und der Speer, die 'Uri, das Schwert sind allzeit bereit, Blut zu trinken; für gewöhnlich aber führen die Männer das Leben des Großbauern im Werktagskleide, der überall mit zugreifen kann, und jedenfalls in der Arbeit geübt ist, die der Knecht ausführt. Trotz aller kühnen Seefahrten, trotz der wilden Händel, der Menschenglück und Menschenleben vernichtenden Zusammenstöße sind es doch im Grunde Bauerngeschichten, die wir vor uns haben. Das gerade ist hier das Ergreifende, daß unmittelbar aus der ge



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meinen Alltäglichkeit gewaltige Menschengröße, ungeheures Schicksal aufsteigt.

Das Leben des Bauern ist ewig einförmig wie die Natur, von der er abhängt. Nicht bloß die Ereignisse, die Händel und Kämpfe, alle die mit der Bewahrung und Vermehrung des Besitzes zusammenhängenden Dinge müssen sich immer und ewig wiederholen, sondern auch die durch ein solches Leben in der Geschlechterfolge gebildeten Charaktere. Das gilt ganz besonders für die einsame, durch das Weltmeer von aller Nachbarschaft getrennte Insel. Auch die moderne Bauernerzählung arbeitet wesentlich mit feststehenden Typen. Sie kann nicht anders verfahren, wenn sie das Leben nachbilden will. Man darf daher das auf derartige ,typische Erscheinungen' gegründete Mißtrauen gegen die Wahrhaftigkeit der isländischen Saga nicht übertreiben.

So wie die Saga von den Leuten aus dem Lachswassertal hier vorliegt, ist sie im 13. Jahrhundert niedergeschrieben; es werden Personen erwähnt, die in den ersten Jahrzehnten des 13 Jahrhunderts gestorben sind. Damit ist nicht gesagt, daß es die erste Niederschrift ist. Überhaupt muß man den vorliegenden Tert als das Endergebnis einer langen Entwicklung ansehen. Es ist wahrscheinlich, daß für die Einleitung und andere Stellen eine ältere Fassung der Landnama (des Buches von der Besiedlung Islands) zugrunde gelegt ist, die der Benutzer für eine Schrift des Ari angesehen hat. Ferner geht der Bericht über den Aufenthalt Kjartans in Norwegen und die Bekehrung der Isländer auf eine schriftliche Ouelle zurück. Hier muß man also von einer schriftstellerischen Tätigkeit sprechen. Neben dem Rückweis ,wie früher gesagt ist' findet sich öfters die Wendung ,wie füher geschrieben ist'. Doch das betrifft nur Nebendinge.

Die Frage, ob der Kern der Saga, die geschlossene, wohlgeordnete Haupterzählung erst im Zeitalter der Schrift zustande gekommen kann, wenn überhaupt, nur im großen Zusammenhange der gesamten Sagaliteratur beantwortet werden. Es ist sicher, daß man schon vorher die besondere Kunst der Sagaerzähler bewunderte, große Stoffmassen gedächtnismäßig



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und geistig zu beherrschen. Etwas völlig Neues ist durch die Anwendung der Schrift nicht entstanden, aber die Schrift begünstigte das schon vorher lebendige Streben des Zusammenfassens und Ausbreitens und gestattete das Einschieben von längeren und kürzeren Episoden in weit höherem Maße, als ev vorher möglich war.

Das konnte in mehr oder minder geschickter Weile geschehen: es entstanden Ungleichheiten, Widersprüche, es blieben verräterische Nähte stehen, wo eine verbindung hätte hergestellt werden müssen u. ä. So ist auch in unserer Saga nicht der überlieferte Stoff durch einen künstlerischen Willen geformt, sie ist nicht ein Werk aus einem Guß, sondern etwas allmählich Zusammengewachsenes , ein Bau. an dem tüchtige Meister im Geist der alten Kunst, aber auch Handwerker in gröberer und geistloser Weise weitergearbeitet haben. Manche Züge in Beschreibungen deuten auf jüngere Zeiten. in der Sprache ;. B. das fanzösische Modewort cortois ,basisch', das uns hier wie in andern Erzählungen öfters begegnet.

Ein Stümper war v ;r allem der Mann, der den letzten Teil der Saga zu einer Aristie des jüngeren Bolli umgestaltete. Er hat dadurch nicht bloß die Chronologie in Unordnung gebracht, was man wohl verschmerzen könnte, sondern auch die künstlerische Wirkung der ganzen Saga außerordentlich herabgemindert . Der mit so überschwänglichem Lobe bedachte Bolli bleibt doch, verglichen selbst mit Kjartan, eine ganz schattenhafte Gestalt, die uns völlig gleichgültig läßt. Unerträglich fast ist hier die leere Geschwätzigkeit, mit der die typischen Gegenstände der Erzählung, Werbung, Hochzeitsfest, Ausreise, Aufnahme beim norwegischen Könige, behandelt werden. Aufgeputzt in der fremdländischen Flitterpracht des Rittertums reitet Bolli durch die ernste isländische Berglandschaft, und auch im übrigen bat er eine unangenehme Ähnlichkeit mit den unwiderstehlichen, aber sonst mehr oder minder unausstehlichen, nüchternen und hirnlosen Helden des höfischen Romans.

Dem Wesen der alten Erzählerkunst entspricht es, daß durch die vorstellung der unverbrüchlichen vorausbestimmung eine Reihe von Ereignissen miteinander eng verbunden werden.



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Das Schicksal verkündet sich in Träumen und in den Gesichten besonders begabter Menschen, die zwar in die Zukunft schauen, aber das Kommende; aues wenn es sie selbst betrifft, nicht abwenden können. In unserer Saga ist es vor allem der Tod Kjartans, das Hauptereignis der Erzählung, auf das in dieser Weise hingedeutet wird: durch den Fluch des Geirmund (Kap. 30), Olafs Traum (31), seine schlimme Ahnung bei Kjartans Besuchen in Laugar (39), durch Gest am Lachswasser (33), König Olaf beim Abschiede Kjartans (43). Helgi sieht voraus, daß er durch den Sohn, den Gudrun im Schoße trägt, fallen soll (Kap. ss). König Olaf der Heilige ahnt, daß Thorkel keinen Nutzen von seinem Bauholz haben wird (Kap. 74). Thorstein weiß, daß Thorkel seinen Tod auf der Segelfahrt nach Helgafell finden wird und sucht sie um jeden Preis zu verhindern (Kap. 76). Der Hauptteil ist durch die Träume der Gudrun. die der weise Gest in der eindrucksvollen Szene an der warmen Ouelle (Kap. 33) auf ihre vier Ehen deutet; zusammengehalten. Der Anfang dieses Teils ist durch die Personenvorstellung in Kap. 32 deutlich bezeichnet; er kann gerade zu eine Saga von der Gudrun genannt werden. Der Unterredung an der warmen Ouelle entspricht genau das Gespräch Gudruns mit ihrem Lieblingssohne Bolli (Kap. 78), ein ergreifender Schluß. Gudrun antwortet auf die drängende Frage ihres Sohnes mit einem Reim, der auf Kjartan su beziehen ist. 1 Die Entwicklung des verhältnisses von Gudrun zu Kjartan bis zu dem tragischen Abschluß wird durch diese Schlußszene auch äußerlich als der Kern der Gudrun-Saga bezeichnet

Wie gerade über diesem Abschnitt aller Gland isländischer Erzählungskunst ausgebreitet ist, wie hier die Handlung in raschem Schritt vorwärts geht, alles einzelne sich zusammenfügt zu einheitlicher Wirkung, die Spannung mit jeder Szene stärker wird bis zur vernichtenden Entladung, wie gerade hier der Erzähler durch die Kraft der Anschauung sich als echten Künstler erweist; - dies alles und mehr wird man ahne weiteres auch in der Übersetzung erkennen. Nur auf eins möchte 

1 Offenbar ein Reim vast (für verst). dest beabsichtigt.



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ich hier hinweisen: wie der Erzähler in feinem Gefühle bemüht ist, Bollis Verhalten gegen den von ihm einst so geliebten Ziehbruder bis zu einem gewissen Grade begreiflich zu machen. Er läßt uns ahnen, daß während des Aufenthalts in Norwegen eine Entfremdung zwischen beiden eintritt. Bolli muß in jeder Beziehung hinter Kjartan zurückstehen, das zeigt sich beim Schwimmkampf und überhaupt im Verhältnis zum Könige. Bei der Szene in der Herberge der Isländer macht Kjartan eine verletzende Äußerung gegen Bolli. die andern müssen den Ausbruch eines Streits verhindern. Man beachte das kühle Gespräch der beiden bei der Abreise Boallis (Kap. 4i). Der Hinweis auf Ingeborg soll Kjartan zu irgendeinem Wort in bezug auf Gudrun, zu einem Gruß, Auftrag veranlassen. Aber Kjartan ist zu stolz dazu. Bolli beruft sich Gudrun gegenüber darauf, daß Kjartan bei dieser Gelegenheit geschwiegen hat. Nach isländischer Auffassung ist die Verlobung, die stets vor Zeugen stattfindet, ein Rechtsgeschäft wie die Eheschließung. Kjartan und Gudrun sind für andere nicht verlobt, daher nehmen Kjartans Brüder keinen Anstand, Bolli bei seiner Werbung zu unterstützen und mit nach Lau gar zu reiten, während allerdings der feiner fühlende Olaf zurückbleibt. Bolli macht einen, freilich ungeschickten, Versuch, Kjartan zu versöhnen (Kap. 4s), an dem Diebstahl des Schwerts und des Kopfputzes ist er nicht beteiligt, Kjartans gegen ihn gerichtete Verhöhnungen läßt er sich gefallen, er widerspricht oder schweigt, wenn seine Leute gegen Kjartan Drohungen ausstoßen (Schluß des 47. Kap.). Widerwillig, nur gezwungen durch Gudrun, zieht er mit aus zum Überfall, die Osvifrsöhne mißtrauen ibm mit Recht, er greift erst in den Kampf ein, als er nicht anders kann. Schweigend versetzt er dem Freund die Todeswunde und bettet den Sterbenden auf seinem Schoß. Tief empfindet er der leidenschaftlich triumphierenden Frau gegenüber, daß er vergebens den Freund geopfert hat, um die Liebe der Gudrun su erringen.

Die Schilderung des Überfalls auf die Sennhütte Bollis steht auf gleicher Höbe der Erzählungskunst; durch die ahnenden Worte des Helgi ist schon hier Bollis nachgeborner Sohn als



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Rächer bestimmt die erwähnte veränderung der ursprünglichen Überlieferung also vorausgesetzt. 1 Eine ganz eigenartige Szene ist die Schilderung der im Busch rastenden Angreifer durch den Hirten des Helgi (Kap. 63). In der Njalssaga (Rap. 69) wird erzählt, wie ein Hirt die im Busch schlafenden Feinde des Gunnar nach ihren Waffen und Kleidern so beschreibt, daß Njal sie erkennt; aber der Hörer oder Leser erfährt hier nicht die Einzelheiten der Schilderung.

Kap. 32 bis s6 (Bollis Tod) ist ebenso ein Teil der durch die Träume eingeleiteten Gudrunsaga wie der mit Höskuld beginnenden Saga von den Bewohnern des Lachswassertals; durch dieses Übereinandergreifen sind beide fest verklammert. Auf den Höhepunkt der ganzen Erzählung, Kjartans Tod, hindeutend, ist die Geschichte von Olafs Tochter Thurid eingeschoben Die Ehe der Thurid mit dem Norweger Geirmund ist sonst nicht bekannt, und die Episode beruht gewiß auf Erfindung. Das Schweri Fußbeißer mit dem darauf lastenden Fluch soll in die Familie gebracht werden. Wie Geirmunds Fluch deutet auch der Traum Olafs voraus (Kap. zi). Da unmittelbar darauf (Kap. 33) Gudruns Träume erzählt werden, so ist hier etwas viel zusammengehäuft an dieser Grenze zweier Abschnitte. Seltsam ist auch die Einführung der Kinder Olafs: Thurid wird schon im Kap. 24 erwähnt, Kap. 28 werden dann Olafs Kinder ohne Thurid aufgezählt.

Die Saga von Höskuld und Olaf kann für uns nicht dasselbe Interesse haben wie der zweite Teil. Hier fehlen die großen, menschlich ergreifenden Schicksale. Indessen besteht dieser Teil nicht, wie es auf den ersten Blick scheinen könnte, aug einer losen Folge von chronikartig angereihten Geschichten und Geschichtchen; das, worauf alles bezogen wird, ist das Aufsteigen 

1 Im Kap. da sagt Gudrun zu Thorgils, daß Thorleik sich keinen andern Führer des Rachezuges gegen Helgi wünschen würde als Thorgils. Hier hat der ältere Bruder die ihm gebührende Stelle. In der Beschreibung der An- greifer durch den Hirten dagegen (Kap. 63) wird zuerst der jüngere Bruder Bolls, dann erst Thorleik aufgeführt. In der Strophe des Thorgils (Kap 6s) mrd Bolls gar nicht genannt, Thorleik der Führer. Diese wie die beiden auf Thorgils (Kap. 67) sich bestehenden Strophen stammen wohl aus seiner Saga, die am Schluß von Kap. 67 erwähnt wird.



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des von einer Sklavin geborenen Olaf ;u Reichtum und Macht, seine Erhebung über die Brüder; der Höhepunkt ist die Erwerbung der Thorgerd, der Tochter eines der stolzesten Geschlechter; und der Bau des stattlichen Hofes Hjardarholt, die Begründung des Glückes, das im zweiten Teil der Saga zerbricht . Dieses Endziel wird aber auf allerlei Umwegen erreicht: so entsteht der Eindruck einzelner, zum Teil vortrefflich ausgemalter Bilder.

Die vorgeschichte des Hofes Hjardarholt gibt Veranlassung nr Erzählung von Hrapp (Kap. 10, 17, 24), Thorstein Surt und Thorkel Zipfel (Kap. 18). Die Geschichte des Totschlägers Thorolf, der zu Thord Goddi im Lachswassertal flieht und von dessen tapferer Frau Vigdis gegen Ingjald geschützt wird (Kap. ff-), führt dazu, daß Olaf Pfau von Thord Goddi zur Erziehung angenommen und zum Erben eingesetzt wird.

Da, wie bemerkt, der Abschnitt über Kjartan der eigentlichen Saga von den Lachswasserleuten und der Gudrunsaga gemeinsam ist, so ist es begreiflich, daß das Geschick mancher Personen erst in diesem Teil zum Abschluß kommt. So geschieht es mit Thorleik (Rap-38). Hier zeigt sich die Erhebung Olafs über seine Halbbrüder in der Vollendung, denn er swingt Thorleik, seine Rachegedanken gegen Hrut aufzugeben und Island zu verlassen, ebenso wie Olaf im vorhergehenden Kapitel einem Oheim Hrut als befehlender Häuptling gegenübertritt. Hrut verschwindet übrigens aus der Saga, ohne daß sein Tod berichtet wird. —

Die Beziehungen des ersten Teils gehen aber über Bollis Tod hinaus. Bei der Gründung des Hofes Hjardarbolt (Kap. 24) werden drei Hausleute Olafs, An der Weiße, An der Schwarze und Beinir vorgestellt, vo )i denen zunächst nicht weiter die Rede ist. An der Weiße entdeckt das gestohlene Schwert Kjartans (Kap. 46), An der Schwarze (Reisigmagen) begleitet Kjartan auf seinem Ritt nach dem Saurbö und fällt von der Hand Bollig in dessen Sennhütte, aber Beinir kommt überhaupt erst wieder am Schluß der ganzen Saga, im Kap. 7s vor, wo er mit der Art hinter seinem Herren Halldor bereitsteht, einen der beiden feindlichen Besucher niederzuschlagen.



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Der wunderliche vagabund und Schwätzer Hrapp, der bei dem Überfall auf Helgi sich beteiligt und von Helgi erstochen wird (Kap. 63), weist zurück auf den Hrapp des ersten Teils.

Höskuld steht hinter seinem Sohne Olaf durchaus zurück. Soweit er überhaupt besondere Züge zeigt, ist er wenig sympathisch, habgierig fur sich und seinen Lieblingssohn, nicht wählerisch in den Mitteln, wo es seinen vorteil gilt, so in seinem verhalten Hrut gegenüber. Noch auf seinem Totenbett betrügt er seine ehelichen Söhne zugunsten Olafs.

Olaf Pfau 1 siebt in hellerem Lichte. Sein Sinn für äußeren Glanz, Entfaltung des Reichtums zeigt sich bei dem Einzug in Hjardarholi (Kap. 24), dem Aufwand für das zu Ehren seines vaters gehaltene Erbmahl (Kap. 27), dem Bau der prächtigen Halle (Kap. 29), deren Andenken in der Drapa eines Skalden bewahrt ist. Im weiteren Verlauf der Erzählung treten andere bedeutendere Züge seines Charakters hervor. Er gehört zu der Gattung der milden, friedliebenden Häuptlinge, die in der isländischen Saga den streit- und kampffrohen gegenüberstehen, ohne daß ihnen der vorwurf der Furchtsamkeit gemacht werden könnte. Dabei ist der Gegensatz zu Männern wie Snorri wohl zu beachten. Auch dieser wendet in unserer wie in andern Erzählungen oft Streit und Blutvergießen ab. Sein Beweggrund ist der wohlverstandene vorteil, Olafs Friedensliebe beruht auf edler Gesinnung. Er verhindert den Ausbruch der Fehde zwischen Thorleik und Hrut (Kap. 37, 38). Er versucht zwar, Bolli von der Werbung um Gudrun abzuhalten und übernimmt nicht, wie es die Sitte verlangt hätte, die Fürsprache bei Osvifr. Nachdem aber die verlobung stattgefunden hat, setzt er alles daran, den Frieden zu erhalten. Er geht zu Bollis Hochzeit, bemüht sich in jeder Weise, Kjartan zu beruhigen. Nach dem Tode des von ihm über alles geliebten Sohnes tritt er schützend vor Bolli (Rap-49 ff.), verbietet seinen Söhnen, an Bolli Rache zu nehmen, ja, er sendet eine Schutzmannschaft nach Laugar, die einen Angriff der empörten 

1 Daß pá auf den Pfau (pásugl) zu beziehen ist, unterliegt keinem Zweifel. Besonders England war der Pfau seit alter Zeit beliebt, dort werden ihn die norweger und Isländer kennen gelernt haben.



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verwandten aus dem Nordviertel und dem Borgarfjord abwehren soll. Er läßt auch nicht , daß Bolli geächtet wird, und gibt ihm schließlich den Hof Sälingsdalstunga zurück, den Kjartan von Thorarin gekauft hatte (Rap. 51). Diese Milde wird fast zur Schwäche in dem allerdings verdächtigen Abschnitt von Geirmund und Thurid (Kap. 29, 30).

Olafs Bild ist gehoben durch sein verhältnis zu seinem Halbbruder Thorleik, dessen grob-schwerfälligen Stolz er völlig zu überwinden weiß. Thorleik ist scharf gezeichnet, besonders in seinem Benehmen gegen Hrut, dessen ritterliche Unterstützung er auf so tückische Weise vergilt (Kap. 37).

Kjartan und Bolli sind gut gegen einander gestellt. Bereits oben ist darauf hingewiesen, wie der Erzähler bemüht ist, schon im Kjartan-Abschnitt durch einzelne, mit sicherer Überlegung angebrachte Züge unser Verständnis und unsere Teilnahme auf Bolli ;u lenken, ihn nicht gans im Dunkeln zu lassen neben der lichten Siegfriedgestalt des andern. Kjartan selbst besitzt nicht nur die Schönheit eines Märchenprinzen und die Waffentüchtigkeit und Körpergewandtheit eines Helden, sondern ist zum Glück auch mit sehr menschlichen Eigenschaften ausgestattet. Er hat das Wesen eines Menschen, der sich seiner sieghaften Persönlichkeit bewußt ist, ein Wesen, das zwischen liebenswürdig und launisch sich bewegt. Er ist unbesonnen in seinen Entschliessungen, übermütig, sorglos und leichtsinnig, tolldreist. Wie schnell wandelt sich sein verhältnis zum König; erst will er lieber das unsinnige Wagestück unternehmen, den König in seinem Hause zu verbrennen, als sich von ihm bekehren zu lassen, dann kann er es kaum erwarten, bis er die Taufe empfängt. Aus Stolz schweigt er im entscheidenden Augenblick über Sein Verhältnis zu Gudrun. Wie ein ver agnes Kind, das schlecht behandelt ist, benimmt er sich Hrefna gegenüber ; die dann auch seine hastige und fast beleidigende Werbung in würdiger und zugleich kluger Weise abschlägt (Kap. 44). Er geht seinem Vater zu Liebe, der den Bruch zwischen den beiden Höfen vermeiden will, mit zur Gastung nach Laugar, eröffnet aber im Widerspruch dazu die Reihe der gegenseitigen Beleidigungen, indem er Bollis Geschenk zurückweist.



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Er benutzt jede Gelegenheit, Gudrun zu zeigen, was sie an ihm verloren hat, bezeichnenderweise auch durch eine kindische Prachtemfaltung; den Osvifrföhnen gegenüber beweist er grenzenlose verachtung, gibt sie durch die winterliche Belagerung von Laugar dem allgemeinen Hohn preis, reizt, indem er den Kauf von Sälingsdalstunga rückgängig macht, Bolli und Gudrun aufs äußerste, und doch kann er sich nicht denken, daß Bolli es nach alledem wagen sollte. die Waffe gegen ihn zu erheben (Kap. 48). Ausgelassen spottet er am Tage seines Todes über den Traum des An und schickt in seinem stolzen Übermut die Begleiter zurück, die ihm die sorgende Aud mitgegeben hatte.

Unter den Brüdern Kjartans tritt nur Halldor hervor, der die Überlegenheit und Milde des vaters geerbt hat. So zeigt er sich bei der durch Snorri vermittelten endgiltigen Sühne (Kap. 71). Würdig bei allem Gehorsam steht er seiner wilden Mutter gegenüber, er weist den rohen Helgi zurecht (Kap. 55) und durchschaut Gudruns scheinbare Ruhe (Kap. s6). Am lebendigsten ist er im Kap. 7s geschildert, wo er die freche Anmaßung des Thorkel und des Thorstein klug und selbstbewußt zurückweist.

Snorri wird ganz so gezeichnet, wie wir ihn aus andern Erzählungen kennen, nur daß die dunklen Seiten des Charakters fast gar nicht hervortreten. Einmal allerdings, da er dem von Thorgils gekränkten Audgisl mit bezeichnenden Worten die Mordwaffe in die Hand drückt, zeigt er äch als der gefährliche, nicht vergessende, vorsichtige und nie fehlende Hasser (Kap. 67). Mit keiner Silbe verrät er seine Befriedigung über den Fall des Feindes. Schon bei dem durch Zauber verursachten Tode des Thord. Gudruns zweitem Gatten. tritt er als ihr Beschützer auf (Kap. 36), verspricht ihr die Rache. will aber selbst Zeit und Weise bestimmen. Er liebt es, die Dinge sich entwickeln zu lassen und womöglich durch andere zu wirken. Sein Hauptstreich ist, wie er Thorgils veranlaßt, seinen und Gudruns Zwecken zu dienen, und ihn dabei um den Lahn betrügt, wie er Lambi und Thorstein den Schwarzen, die mit gegen Bolli ausgesogen waren, zwingen läßt, an dem Rachezug gegen



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Helgi, ihren Kameraden und Schwager, teilzunehmen (Kap. s9, 60). Auch hierbei hält er sich ganz im Hintergrunde. Seine Überlegenheit erweist sich als wohltätig, indem er Gudrun und ihre Söhne von den Brüdern Kjartans abhält und schließlich die friedliche Sühne durchsetzt (Kap. 71), die er gleich nach Bollis Tode Gudrun vergeblich vorgeschlagen hatte (Kap. s6).

sum Lobe Thorkels, ihres vierten Gatten, weiß Gudrun nur zu sagen, daß er ein mächtiger Häuptling gewesen sei. Thorkel ist ein Enkel des Thord Gellir, ein Sohn des wenig sympathischen , aus der Gislasaga bekannten Eyjolf. Unsere Saga stellt ihn dar als einen Mann, der ganz unter dem Einflusse Snorris steht, der stolz und macht gierig ist, dessen Taten aber durchaus nicht seinem Hochmute entsprechen. Er unterliegt dem geächteten Grim, gegen den er prahlerisch ausgezogen ist (Kap. s7, s8); er muß Gudrun weichen, als er Hand an Gunnar, den Thidranditöter, legen will (Kap. 69), und erleidet mit seinem Freunde Thorstein eine schmähliche Niederlage, als 1ie dem vortrefflichen Halldor den Hof Hjardarholt abzwingen wollen (Kap. 7s). Sein Hochmut, den König Olaf der Heilige so gui charakterisiert, zeigt sich in der von ihm gegebenen Deutung des Traumes, der seinen Tod verkündet (Kap. 74).

Die Gestalt, um deretwillen unsere Saga zu den ewigen Meisterwerken der Weltliteratur gehört, ist Gudrun, die Tochter des Osvifr, ihrer Art nach verwandt der Hallgerd aus der Njalssaga, aber doch weit menschlicher uns ansprechend. von der Szene, da das Mädchen an der warmen Ouelle im Sälingstal seinen schweren Träumen nachsinnt, bis zum Schluß, da die Greisin, die sich mit der ganzen Leidenschaft ihres Wesens dem Christentum ergeben hat, in der Kirche zu Helgafell im Gebete ringt, hält uns die Kunst des Erzählers in dem Bann dieser Frau gefangen. Wollte man diese Kunst zergliedern , müßte man die Geschichte noch einmal erzählen. Denn hier ist alles charakteristisch, nicht nur Handlung, Geberde, andeutende Rede, prägnantes Wort, wildes, leidenschaftliches Ausbrechen, sondern auch ganz besonders das Schweigen. Wie beredt ist uns dieses Schweigen bei ihrem ersten Besuch in Hjardarholi nach Kjartans Verheiratung den kränkenden



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Worten Kjartans gegenüber, und besonders beim 'Anblick des eigentlich sie bestimmten Kopftuches (Kap. 46)! Welche unheimliche Starrheit in ihrem Benehmen beim Tode Bollis (Kap. ss)! Ruhig schreitet sie vom Bach, wo sie während des Kampfes gewaschen hat, den Feinden entgegen und fragt sie aus, lächelnd duldet sie, daß der wilde Helgi seinen blutigen Speer an ihrem Mantel abwischt. Ein Lächeln. das Tod bedeutet.

Auch die andern Frauen sind in unsrer Saga besonders gui charakterisiert, die harmlose Hrefna, die stolze und wilde Egilstochter Thorgerd, die trotz des Widerspruchs ihrer Söhne mitreitet gegen Bolli, um sie ,scharf zu machen', die mutige Aud (Kap. 3s), im ersten Teil die hochmütige und eifersüchtige Jorunn, Höskulds Frau, die wackere Vigdis (Kap. 15) und die königliche Gestalt der Ahnmutter am Anfang der Erzählung.

Unsere Saga weiß nichts davon, was anderswo berichtet wird, daß Unn als Christin nach Island gekommen sein soll, während ihre Nachkommen vom Christentum wieder abfielen. Der neue Glaube verändert die Menschen unserer Erzählung nicht, wie etwa den Gudlaug, Snorris Sohn, wenn auch Kjartan die Fasten hält und die altgewordene Gudrun den Psalter liest und kanonisch lebt. Ungebrochen steht der mit dem Christentum unvereinbare Schicksalsglaube. Abgesehen von der ganze Ereignisfolgen verkettenden Vorausbestimmung, zeigt sich das hier wie in andern Erzählungen durch viele Einzelzüge und Wendungen. Thorolf und Asgaut kommen über den angeschwollenen Lachsfluß, weil sie mutig sind und ihnen ,längeres Leben bestimmt ist' (Kap. 15). Der elende Thorkel, der die Osvifrsöhne im Hinterhalt liegen und Kjartan heranreiten sieht, verhindert seinen Hirten, Kjartan zu warnen: ,meinst du, Narr, jemanden das Leben erhalten zu können, dem der Tod bestimmt ist" Manche haben die Gabe, jemandem anzumerken, ob er vom Glück ausersehen ist, so Grim gegenüber Thorkel, und Snorri gegenüber Grim (Kap. s8). Andrerseits siebt Olaf Pfau dem Geirmund an, daß Unglück von ihm ausgeht (Kap. 29).



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Ebenso wie die Träume und Vorahnungen, das wundersame vorausblicken einzelner Begabter, übernahm die christliche Zeit die übrige Fülle des alten volksglaubens; unsere Saga ist eine ergiebige Ouelle dafür, und manches aus der Reihe wechselnder Bilder erhält dadurch seine besondere Stimmung.

Hier ist ;u erwähnen der Widergänger Hrapp, der seinen Hof verödet. und als gewaltiger Seehund mit Menschenaugen das dem Untergang geweihte Schiff umkreist; auf dem Thorstein Surt in den Hvammssiord einsegelt, um von Hrapps Hof Besitz zu nehmen (Kap. i8). Erst durch den Glückssohn Olaf Pfau wird er zur Ruhe verwiesen (Kap. 24). In der Geschichte der Kotkelleute ist besonders zu beachten die Schilderung des Wetterzaubers (Kap. 3s) und, was von dem bösen Blick erzählt wird (Kap. 37, 38). Gefährlich ist die Wirkung einer verwünschung, das zeigt sich beim Schwerte Fußbeißer, ferner bei dem Fluch, den Osvifr über Audun (Kap. 15), und Halldor über Thorstein und Thorkel ausspricht (Kap. 7s). Die Geschichte Thorkels schließt mit einer sehr wirksamen Szene. Am Abend des Tages, an dem Thorkel im Hvammsfjord ertrunken ist, geht Gudrun nach ihrer Gewohnheit in Helgafell zur Kirche (Kap. 76). In der Dunkelheit tritt ihr am Eingang sum Kirchhof ein Gespenst entgegen, das sich über sie neigt und ihr eine große Neuigkeit ankündet. vor der Kirchentür glaubt sie Thorkel und seine Begleiter zu erblicken, van deren Kleidern das Seewasser trieft. Schließlich sei noch auf das wundersame Schwert Sköfnung hingewiesen, dessen Griff die Sonne nicht bescheinen darf und das man nicht in Gegenwart von Frauen zücken soll (Kap. s7).

Unsere Saga ist in vielen Handschriften bewahrt, noch heute ein volksbuch, ein geliebtes und hochgeehrtes Erbe der vergangenheit.

Kritisch herausgegeben ist sie von Kr. Kaalund, Kopenhagen 1889-1891, mit deutschem Kommentar von demselben als Bd. 4 der altnordischen Saga-Bibliothek, Halle 1896.

Dieser Tert der Saga-Bibliothek ist hier zugrunde gelegt.



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VERWANDTSCHAFTSBEZIEHUNGEN DER HAUPTPERSONEN


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Die Geschichte von Mn Leuten aus dem Lachswassertal



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1. Ketil Flachnase und seine Familie

Ketil Flachnase 1 hieß ein Mann, der Sohn des Björn Buna; er war ein mächtiger Herse in Norwegen und aus einer angesehenen Familie. Er wohnte in Romsdat im Romodalgau der liegi zwischen Nord- und Südmöre. Ketil Flachnase hatte Yngvild zur Frau, die Tochter des Ketil Widder, eines vornehmen Mannes. Sie hatten fünf Kinder. Ein Sohn hieß Björn aus dem Osten, 2 der zweite Helgi Bjolan. Thorunn Horn hieß die eine Tochter Ketils, sie war vermählt mit Helgi dem Mageren, dem Sohne Eyvinds des Norwegers und der Rafarta, der Tochter des Irenkönigs Kjarval. Unn, die Grundgescheite, war die zweite Tochter Ketils. Sie war vermählt mit Olaf dem Weißen, dem Sohne Ingjalds, des Sohnes Frodis des Kühnen, 3 den die Svertlinge erschlugen, Jorunn Mutterwitz hieß die dritte Tochter Ketils. Sie war die Mutter Ketils des Fischers. der Land nahm in Kirkjubö. 4 Sein Sohn war Asbjörn, der Vater des Thorstein, dessen Sohn war Surt, der Vater Sighvats, des Gesetzsprechers.


2. Ketil beschließt, Norwegen zu verlassen

In den späten Lebenstagen Ketils hob König Harald Schönhaar sich zu solcher Macht. daß kein Gaukönig im Lande mehr etwas galt oder sonst ein Häuptling, vielmehr er allein über ihre Befugnisse bestimmen wallte. Als nun Ketil erfuhr, daß von König Harald ihm das gleiche zugedacht sei wie den andern Großen: keine Buße zu bekommen Verwandte und sich selbst in einen Pächter umgewandelt zu sehen, da berief er seine verwandten zu einem Thing und hob so an zu sprechen: "Bekannt ist euch, wie sich die Dinge zwischen 

1 Mit Ketil Flachnase und seinen Kindern beginnt auch die Eyrbygglasaga. die eine raster heißt hier und anderen Quellen nicht Unn sondern Aud, und das Verhältnis Ketils 3um Könige ist ein ganz anderes. 2 So hieß er wahrscheinlich, weil er in Jämtland aufgewachsen war. Biolan keltist. Unrichtig von dein Dänenkönig Frode, den die Svertingssöhne erschlugen, erzählt Saxo. 4 Kirkjubö, Hof im südlichen Island. Sighvat war Gesetzesbrecher von 1076 —1083



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mir und König Harald gestaltet haben; darüber ist nicht weiter zu reden, denn wichtiger ist es für uns, einen Entschluß su fassen gegenüber dem uns noch drohenden Unheil. Ich weiß bestimmt, daß König Harald uns feindselig gesinnt ist; ich meine, daß wir von dieser Seite nichts Gutes zu erwarten haben. Meiner Ansicht nach stehen uns zwei Wege offen: das Land zu fliehen oder uns erschlagen zu lassen, jeder auf seinem Platz. Ich bin ja nun ganz bereit, des gleichen Todes zu sterben wie meine Verwandten. doch nicht will ich euch in so großes Unheil bringen durch meinen Entschluß allein: ich kenne ja die Gesinnung meiner verwandten und Freunde, daß ihr euch nicht von uns trennen werdet, sollte es auch etwa eine Männerprobe gelten, wenn ihr mir folgt. Björn, Ketils Sohn, antwortete: "Kurz werde ich meinen Willen erklären: ich will dem Beispiele angesehener Männer folgen und aus diesem Lande fliehen. Ich verspreche mir keine Frucht davon, daheim zu warten auf die Knechte des Königs Harald, und daß sie uns dann von unserm Eigentum vertreiben oder auch ein allemal ein Ende mit uns machen."

Diesen Worten folgte großer Beifall, man sagte, das sei männlich gesprochen. Der Beschluß wurde fest gemacht, daß man auswandern sollte; denn die Söhne Ketils setzten sich eifrig dafür ein, und keiner widersprach. Björn und Helgi wollten nach Island fahren, woher ihnen manche lockende Kunde gekommen war. Sie sagten, da sei gutes Land zu haben, ohne daß man es mit Geld zu kaufen brauche: da treibe die See reichlich Wale ans Land, der Lachsfang sei gut und sonst Gelegenheit zur Fischerei Sommer und Winter. Ketil erwiderte: Auf diese Fischgründe bringt ihr mich nicht mehr in meinen alten Tagen." Ketil erklärte dann seine Absicht, ihn zöge es mehr nach Westen übers Meer: da sei es gut zu leben. Weitumher waren ibm drüben die Gegenden bekannt, da er dort überallhin auf Raubzügen gekommen war.



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3. Björn und Helgi, die Söhne Ketils, und ihr Schwager Helgi der magere siedeln sich in Island an

Darnach lud Ketil zu einem großen Feste ein. Damals vermählte er seine Tochter Thorunn Horn mit Helgi dem Mageren, wie schon oben geschrieben ist. Dann rüstete sich Ketil zu seiner Abreise nach Westen übers Meer. Seine Tochter Unn fuhr mit ihm und außerdem viele seiner verwandten. Die Söhne Ketils segelten in demselben Sommer nach Island und mit ihnen ihr Schwager Helgi der Magere. Björn, Ketils Sohn, kam mit seinem Schiff ins Westland in den Breidifjord und segelte in den Fjord hinein, und zwar längs der Südküste bis dorthin, wo ein Fjord sich ins Land einschnitt; ein hoher Berg stand auf der Halbinsel östlich des Fjordes. Nicht weit vor dem Lande lag eine Insel. Björn sagte, sie wollten sich da eine Zeitlang aufhalten. Björn ging mit einigen Leuten ins Land hinauf und wanderte an der Küste umher. Zwischen Berg und Strand war das Land schmal. Die Gegend schien ihm zur Ansiedlung geeignet. Da fand Björn seine Hochsitzpfeiler in einer Bucht ans Land getrieben und meinte, daß ibm damit die Hofstätte angewiesen sei. Darauf nahm Björn dort das ganze Land zwischen der Stafa und dem Hraunfjord in Besitz und baute sich dort seinen Hof, der seitdem Bjarnarhöfn 1 heißt. Björn wurde genannt ,aus dem Osten'. Seine Frau war Gjaflaug, die Tochter Kjallaks des Alten. Ihre Söhne waren Ottar und Kjallaf. Dessen Sohn war Thorgrim, der Vater des Totschlags-Styr und des Vermund, die Tochter Kjallaks hieß Helga. Sie war verheiratet mit Vestar auf Eyr, dem Sohn des Thorolf Blasenkopf, der sich auf Eyr 3 auge 

1 Hafen des Björn, Hof an der Nordküste der Halbinsel zwischen Faxa- und Breidisjord. Der "hohe Berg" nach dem Hof genannt (Bjarnarhafnarfjall). 3 Von dem wilden Styr handelt der erste Teil der Heldarvigasaga Sein eigentlicher Name ist Arngrim, der Beiname bedeutet Kampf, Getümmel. Seine Tochter Asdis wurde die Frau deo Goden Snorri. 3 Eyr, berühmter Hof westlich von Bjarnarhösn. Nach den Bewohnern dieses Hofes ist die S. 27 Anm. 1 erwähnte Erzählung benannt. Steinthor tritt als ein angesehener Häuptling auch unserer Saga auf (Kap. 71).



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siedelt hatte. Ihr Sohn war Thorlak, der Vater des Steinthor auf Eyr.

Helgi Bjolan kam inn seinem Schiff an die Südküste und nahm das ganze Kjalarnes 1 in Besitz zwischen Kollafjord und Hvalfjord und wohnte bis in sein Alter auf Eojuberg.

Helgi der Magere kam mit seinem Schiff an die Nordküste und nahm das ganze Gebiet am Eyjafjord in Besitz zwischen Siglunes und Reynisnes und wohnte auf Kristnes. 2 Von diesem Helgi und der Thorunn stammt das Geschlecht der Eyjafjord leute


4. Ketil und Unn in Schottland. Unn verläßt Schottland

Ketil Flachnase kam mit seinem Schiff nach Schotland und wurde gut aufgenommen von vornehmen Leuten, denn er war ein berühmter Mann und aus edlem Geschlecht; man bot ihm an, sich im Lande einzurichten, wie er wollte. Keul machte sich dort seßhaft und ebenso seine Verwandtschaft mit Ausnahme seines Tochtersohnes Thorstein. Der zog gleich auf Raubfahrt aus und plünderte weit umber an den schottischen Küsten und war immer siegreich. Später schloß er einen vertrag mit den Schotten und erhielt das halbe Schottland, das er als König beherrschte. Er hatte zur Frau Thurid, die Tochter des Eyvind, die Schwester Helgis des Magern. Die Schotten hielten den vertrag nicht lange, sondern überfielen ihn treulos. So berichtet Ari, 3 der Sohn des Thorgils, der Gelehrte, vom Ende des Thorstein.

Unn, die Grundgescheite, war in Taithnes, als ihr Sohn Thorstein siel. Und als sie das erfuhr, daß Thorstein tot war — auch ihr Vater lebte nicht mehr — da glaubte sie dort nicht mehr in die Höhe kommen zu können. Sie ließ heimlich im Walde ein Frachtschiff bauen. Und als das Schiff ganz fertig war, rüstete sie es zur Fahrt und hatte eine große Menge Geld 1 

Kialarnes, Küstenstrecke nordöstlich gegenüber Reykjavik zwischen den beiden genannten Sjorden. 2 2 Kristnes, Hof südlich von Akreyri. Helgi war Christ; aber daneben wandte er an Thor, wenn es um Seefahrt oder gefährliche Lagen handelte. 3 Der Erzähler beruft sich hier wahrscheinlich auf eine Fassung der Landnama, die er dem Ari zuschreibt.



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mit sich. Ihr folgte ihre ganze verwandtschaft, soweit sie noch am Leben war, und die Leute wissen kaum ein anderes Beispiel dafür zu finden, daß eine Frau aus solcher Kriegswirrnis mit gleichgroßem Reichtum und Gefolge entronnen sei. Daran kann man schon sehen, daß sie hoch über andere Frauen hervorragte. Unn hatte auch mehrere Männer von großer Tüchtigkeit und edler Abstammung mit sich. Kall wird der Mann genannt, der vor allen andern hervorragte im Gefolge der Unn; das machte besonders seine Abkunft, er war ein Herse seinem Stande nach. vann war auch ein Mann in der Begleitung der Unn, der Hörd hieß. Auch er war von edler Abkunft und tüchtig.

Unn segelte, sobald sie fahrtbereit war, nach den Orkneys. Dari hielt sie sich einige Zeit auf. Hier vermählte sie Gro, die Tochter Thorsteins des Roten. Sie wurde die Mutter der Greilöd, die mit dem Jarl Thorsinn vermählt war, dem Sohne des Jarl Torf-Einar, des Sohnes Rögnvalds, des Jarls von Möre. Ihr Sohn war Hlödvir, der Vater des Jarl Sigurd, des Vaters des Jarl Thorsinn. Daher stammt das ganze Geschlecht der Orkneyiarle.

Dann segelte Unn mit ihrem Schiff nach den Färöer und verweilte auch da eine Zeitlang. Dort vermählte sie die zweite Tochter des Thorstein, die Olof hieß. von ihr stammt das vornehmste Geschlecht auf diesen Inseln, die sogenannten Gatamänner.


5. Unn kommt nach Island und nimmt Land am Hvammsfjord

Nun macht sich Unn fertig zur Abreise von den Färöer und gibt ihren Schiffsgenossen bekannt, daß sie beabsichtige, nach Island zu fahren. Sie nahm mit sich Olaf Feilan, den Sohn Thorsteins des Roten, und Olafs Schwestern, die noch unverheiratet waren. Dann ging sie in See und hatte eine gute Fahrt und kam mit ihrem Schiff an die Südküste bei Vikrarskeid. Dort strandete ihr Schiff und ging völlig verloren , alle Menschen und die Ladung wurden geborgen. — Darauf suchte sie mit zwanzig Mann ihren Bruder Helgi auf.



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Als sie auf seinen Hof gekommen war, trat er ihr entgegen und lud sie zu sich ein mit neun Mann ihrer Begleitung. Sie antwortete ihm zornig und sagte, 1ie habe nicht gewußt, daß er ein so armseliger Mann sei, und verließ seinen Hof. Sie dachte nun daran, ihren Bruder Björn am Breidifjord aufzusuchen . Als der von ihrer Absicht gehört hatte, ritt er ihr mit großem Gefolge entgegen und empfing sie freundlich und lud sie zu sich ein mit allen ihren Begleitern, denn erkannte wohl den stolzen Sinn seiner Schwester. Das gefiel ihr sehr gui und sie dankte ihm für sein großartiges Anerbieten. Sie blieb bei ihm den Winter über, man bewirtete sie auf das prächtigste , denn die Mittel dazu waren zur Genüge vorhanden, und das Gut wurde nicht gespart.

Und im Frühling fuhr sie über den Breidifjord und kam zu einer Landspitze, wo sie mit ihren Begleitern das Tagmahl hielt. Daher der Name Dagverdarnes; 1 von dort aus erstreckt sich der Medalfellsstrand. Dann fuhr sie mit ihrem Schiff weiter in den Hvammsfjord hinein und kam da zu einer Landspitze, wo sie sich eine Zeitlang aufhielt. Dabei verlor Unn ihren Kamm: daher der Name Kambsnes. Dann besuchte sie das ganze Talgebiet der Gegend und nahm Land in Besitz, so weit als sie Lust hatte. Schließlich fuhr sie mit ihrem Schiff in den innersten Teil des Fjords. Dort waren ihre Hochsitzpfeiler ans Land getrieben. Damit schien es ihr gegeben zu sein, wo sie ihren Wohnsitz nehmen sollte. Sie ließ einen Hof bauen, der seitdem Hvamm heißt und wohnte dort.

In demselben Frühling, in dem Unn den Hof von Hvamm einrichtete, verheiratete sich Roll mit Thorgerd, der Tochter Thorsteins des Roten. Die Hochzeit richtete Unn aus; sie gab der Thorgerd das ganze Lachswassertal mit, und Kall baute sich einen Hof südlich des Lachswassers. Koll war ein sehr bedeutender Mann. Ihr Sohn war Höskuld.


6. Unn teilt Land aus

Dann vergab Unn mehreren Männern Anteile an dem von ihr in Besitz genommenen Lande. Dem Hard gab 1 

Dagerdr, ziemlich früh eingenommen. 2 Hvammi, in dem kleinen Tal'



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sie das ganze Hördatal bis zum Skramuhlaupwasser. Er wohnte auf Hördabolstad und war ein ausgezeichneter Mann, mit trefflicher Nachkommenschaft. Sein Sohn war Asbjörn der Reiche, der auf Asbjarnarstadir im Örnolfstal wohnte: er hatte zur Frau Thorbjörg, die Tochter des Skeggi vom Midfjord. Ihre Tochter war Ingeborg, verheiratet mit Jllugi dem Schwär en; deren Söhne waren Hermund und Gunnlaug Schlangenzunge. Das nennt man das Geschlecht der Leute von Gilsbakki. 1

Unn sprach zu ihren Leuten: "Nun sollt ihr den Lohn empfangen für eure Arbeit. Es mangeln uns ja nicht die Mittel, euch eure Mühe und euren guten Willen zu vergelten. Es ist euch bekannt, das ich dem Manne, der Erp heißt, dem Sohne des Jarl Meldun, die Freiheit gegeben habe: bei einem Mann von so edler Abkunft konnte es nicht meine Absicht sein, ihn Knechtsnamen tragen zu lassen." Unn verlieh ihm dann das Gebiet von Saudafell zwischen dem Tunguwasser und Mittwasser . Seine Kinder waren Orm und 'Sts geir, Gunnbjörn und Halldis, die mit Alf von den Tälern vermählt war. —

Dem Sökkolf gab sie das Sökkolfstal, und dort wohnte er bis in sein Alter.

Einer ihrer Freigelassenen hieß Hundi, er war schottischer Abkunft. Ihm gab sie das Hundatal. —

Ein vierter Knecht der Unn hieß Vifil, dem gab sie das Visilstal. —

Ost hieß die vierte Tochter Thorsteins des Roten. Sie war die Mutter Thorstein Surts des Klugen, 3 der die Sommerschaltwoche erfunden hat.

Thorhild hieß die fünfte Tochter Thorsteins. Sie war die Mutter des Alf von den Tälern; viele Männer führen ihr Geschlecht auf ibn zurück. Seine Tochter war Thorgerd, die Frau des Ari, des Sohnes des Mar von Reykjanes, 4 des 1 

Gusbaeki und Asbjarnarstadir sind Höfe in der Myrasysla. 2 Thorgils, der Enkel dieses Alf spielt vom Kap. s7 der Saga ab eine bedeutende Rolle. 3 Thorstein Surt schlug vor, jedes siebente isländische Jahr um eine Woche zu verlängern. Ter Vater des Thorstein und mann der Osc war Hallstein, Sohn des Thorolf von Mostr, vgl. Kap 10 und 34. 4 Reykjanes, Halbinsel ln der Bardastandarsysla an der nordküste des Breidifjord.



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Sohnes ?litis, des Sohnes Ulfs des Schielers, und der Björg, der Tochter des Eyvind und Schwester Helgis des Magern.

Daher stammen die Leute von Reykjanes.

Die sechste Tochter Thorsteins des Roten hieß Vigdis. von ihr stammen die Leute von Höfdi im Eyjafjord.


7. Unn stirbt. Olafs Nachkommenschaft. Höskuld, der Sohn des Koll

Olaf Feilan war das jüngste Kind Thorsteins; er war groß und stark, schön von Ansehen und in jeder Weise tüchtig. Ihn schätzte Unn vor allen hoch und erklärte ihren Leuten, daß sie dem Olaf alle ihre Güter in Hvamm nach ihrem Ableben zugedacht habe. Unn begann nun sehr die Alterslast zu fühlen; sie rief Olaf Feilan zu sich und sprach: "Es ist mir der Gedanke gekommen, Lieber, das es für dich Zeit ist; dich zu versorgen und zu heiraten." —Olaf nahm das wohl auf und sagte, er wolle in dieser Sache ihrem Rate folgen. Unn sprach: "Ich möchte am liebsten, daß deine Hochzeit zu Ende dieses Sommers gefeiert werde, da ist es am leichtesten, alles nötige anzuschaffen, denn ich vermute, daß unsere Freunde sich in großer Anzahl einfinden werden; es wird ja das letzte Fest sein, das ich ausrichte." Olaf erwiderte: "Du hast recht, doch ich will nur eine Frau nehmen, die weder dein Gui, noch dein Ansehen vermindert." Im Herbst desselben Jahres nahm Olaf Feilan die Alfdis 1 zur Frau. Die Hochzeit fand in Hvamm statt. Unu hatte große Kosten für das Fest aufgewandt, denn weit und breit auch aus anderen Gegenden hatte sie angesehene Leute einladen lassen. Ihre Brüder Björn und Helgi Bjolan lud sie ein, sie kamen mit großem Gefolge. Ferner kamen Kall von den Tälern, ihr Schwiegerenkel, und Hörd aus dem Hördatal und viele andere angesehene Männer. Die Hochzeitsgäste waren sehr zahlreich, und doch hatten durchaus nicht alle sich eingebunden, die Unn eingeladen hatte, denn für die Leute aus dem Eyjafjord war es ein langer Reiseweg. —

Das Alter drückte damals Unn schon sehr, so daß sie nicht vor 

1 Näheres über die Werbung um Alfdis wird in der Grettissaga (Rap. 10) erzählt mit Hinweis auf unsere Stelle.



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Mittag aufstand und sich früh zu Bett legte. Keinem gestattete sie. mit ihr etwas zu besprechen, von der Stunde an, wenn sie abends zur Ruhe ging bis zu der Zeit, daß sie angekleidet war zornig antwortete sie, wenn jemand sich nach ihrem Befinden erkundigte.

Am Hochzeitstage schlief Unn ziemlich lange, war aber doch auf, als die Eingeladenen kamen, sie ging ihnen entgegen und empfing ihre verwandten und Freunde mit Würde; sie sagte, es sei liebenswürdig von ihnen, daß sie von so weither sie aufgesucht hätten: "ich meine da besonders Björn und Helgi, doch euch allen will ich meinen Dank sagen, die hierher gekommen sind." Dann trat Unn in den Hochzeitssaal ein und mit ihr eine große Gesellschaft. Und als alles im Saale Platz genommen baue, bewunderten die Gäste, wie prächtig das Fest ausgerichtet war. Da sprach Unn: "Björn nehme ich zum Zeugen, meinen Bruder, und Helgi, und meine andern verwandten und Freunde: diesen Hof mit allem Hausrat, wie ihr ihn jetzt vor euch seht, übergebe ich meinem Enkel Olaf zum Eigentum und freier verfügung." Darauf stand Unn auf und sagte, sie wolle in ihre Kammer gehen, in der sie zu schlafen pflegte; sie bat die Gäste, sich zu vergnügen, wie jeder es am liebsten hätte, und die Menge sollte sich das Hausbräu gut munden lassen. Man erzählt, daß Unn von hohem und kräftigem Wuchs gewesen sei. Sie ging schnell durch den Saal nach der Tür, und die Männer sprachen untereinander, wie stattlich die Frau noch sei. Die Männer tranken nun am Abend, bis es ihnen Zeit schien, schlafen zu gehen.

um nächsten Morgen ging Olaf Feilan in das Schlafgemach seiner Großmutter Unn. Und als er in das Gemach eintrat, saß Unn im Bett gegen die Kissen gelehnt. Sie war tot. Olaf ging darauf in den Saal zurück und verkündete diese Neuigkeit. Die Männer sprachen ihre Bewunderung darüber aus, wie Unn ihre Hoheit bis zum letzten Augenblick bewahrt habe. So feierte man nun beides auf einmal, die Hochzeit Olafs und den Leichenschmaus für Unn. Am letzte Tage des Festes wurde Unn in den Hügel überführt, der für sie bestimmt war. Sie wurde in einem Schiff im Hügel begraben und vieles



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Gut ihr mitgegeben; dann wurde der Hügel über ihr zugeworfen. —

Olaf Feilan übernahm nun den Hof in Hvamm mit allem zugehörigen vermögen unter Zustimmung seiner verwandten, die anwesend waren. Und als das Fest zu Ende ging, gab Olaf den angesehensten Männern zum Abschied prächtige Geschenke. Olaf wurde ein mächtiger Mann und ein großer Häuptling. Er wohnte in Hvamm bis in sein Alter.

Die Kinder des Olaf und der Alfdis waren Thord Brüller, 1 der vermählt war mit Hrodny, der Tochter des Skeggi vom Midfjord: ihre Söhne waren Eyjolf der Graue, Thorarin Fohlenstirn, Thorkel Kugge eine Tochter des Olaf Feilan war Thora, die vermählt war mit Thorstein Dorschbeißer, dem Sohne des Thorolf von Mostr; ihre Söhne waren Bork der Starke und Thorgrim, der Vater des Goden Snorri. Die zweite Tochter Olafs hieß Helga, sie war vermählt mit Gunnar, dem Sohne der Hlif. Ihre Tochter war Jofrid 3, vermählt mit Thorodd, dem Sohne des Odd von Tunga, später mit Thorstein, dem Sohne des Egil; eine zweite Tochter des Gunnar , Thorunn, war vermählt mit Herstein, dem Sohne des Thorkel, des Sohnes des Blundketil. Thordis hieß eine dritte Tochter des Olaf sie war vermählt mit dem Gesetzsprecher Thorarin, dem Bruder des Ragi.

In der Zeit, als Olaf in Hvamm wohnte, wurde sein Schwager Koll von den Tälern krank und starb. Höskuld, Kolls Sohn, war noch jung, als sein Vater starb, sein verstand aber gereift 

1 Berühmter Häuptling. Auf seine veranlassung erfolgte ca. 96s die Einleitung des Sandes viertel und die Ordnung der Thinge in den Landesvierteln. Seine Stimme war, "als wenn ein Stier brüllte" (Geschichte vom Hühnerthorir Kap, 13), Als im Auftrage des dänischen Königs Harald ew Zauberer in Walfischgestalt in den Breidifjord hinein schwimmt, watet ihm ein riesiger brüllender Stier entgegen (Heimskringla, Saga des Königs Olaf Tryggvason Kap. 33), 2 Eyolf, der Graue (d. i. der Böse), tötet den geächteten Gisli Gislasaga): Eyjolfs Sohn Thorkel spielt als vierter Gatte der Gudrun im letzten Teil unserer Saga eine bedeutende Rolle. 3 Die Werbung des Thorodd um Jofrid ist auf das anmutigste in der Geschichte vom Hühnerthorir erzählt. Jofrids und Thorsteins Tochter ist Helga, die Geliebte des Gunnlaug Schlangenzunge. 4 Thorarins Bruder Glum war der zweite mann der Hallgerd, der Tochter des Höskuld (Njala Kap, 13 ff.),



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über die Zahl seiner Jahre hinaus. Höskuld war ein schöner und nichtiger Mensch. Er übernahm den Hof und das ganz e Vatererbe; nach ihm wird der Hof genannt, auf dem Kall gesessen hatte; er heißt seitdem Höskuldsstadir.

Bald war Höskuld wohl angesehen auf seinem Hofe, vieles gab ihm sichern Halt, verwandte und Freunde, die Roll, sein Vater für sich gewonnen hatte. Thorgerd aber, die Tochter Thorsteins und Mutter des Höskuld, war damals noch eine junge Frau und sehr schön. Sie fühlte sich nicht mehr behaglich in Island nach dem Tode Kolls, so erklärte sie ihrem Sohne Höskuld, daß sie mit dem ihr zukommenden Vermögensanteil Island verlassen wolle. Höskuld sagte, der Gedanke falle ihm schwer, daß sich scheiden sollten, aber er wolle in diesem wie in allen andern Dingen ihrem Willen nicht entgegen sein. Höskuld kaufte für seine Mutter die Hälfte eines Schiffes, das in Dögurdarnes an Land lag.

Thorgerd begab sich an Bord mit reichem Gut. Und dann ging Thorgerd in See, das Schiff hatte gute Fahrt und kam nach Norwegen. Thorgerd hatte in Norwegen eine große Vetternschaft und viele angesehene verwandte. Sie empfingen sie wohl und machten ihr alle Anerbietungen, die sie sich van ihnen wünschen konnte. Thorgerd nahm das wohl auf und sagte, es sei ihre Absicht, dort im Lande sich niederzulassen. Thorgerd war nicht lange Witwe, bis sich ein Mann fand, der um sie anhielt Der hieß Herjolf; er war seinem Stande nach ein belehnter Herr, reich und hochgeschätzt. Herjolf war ein großer und starker Mann; nicht war er ein schöner Mann dem Gesicht nach, aber doch sehr stattlich anzuschauen; vor allen als Kämpfer ausgezeichnet. Und als es zu dieser Bewerbung kam, hatte Thorgerd die Entscheidung zu geben, da sie Witwe war; und mit Zustimmung ihrer verwandten schlug sie diesen Heiratsantrag nicht ab, sie vermählte sich mit Herjolf und zog auf seinen Hof mit ihm; zwischen ihnen entstand ein herzliches Einvernehmen . Thorgerd ließ das bald merken, daß sie ungewöhnlich tüchtig war; Herjolfs Hauswesen schien nun viel besser und würdiger zu sein, seit er eine solche Frau neben sich hatte, wie Thorgerd w ar. —



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8. Hrut, der Sohn Herjolfs und der Thorgerd, wird geboren. Nachdem Tode Herjolfs kehrt Thorgerd nach Island zurück und stirbt

Herjolf und Thorgerd waren nicht lange verheiratet, bis ihnen ein Sohn geschenkt wurde. Der Knabe wurde mit Wasser benetzt und erhielt seinen Namen, man nannte ihn Hrut. Er wurde bald groß und stark, da er aufwuchs. Er war besser gewachsen als alle andern, hoch und in den Schultern breit, in der Mitte schmal, wohlgestaltet an Händen und Füßen. Hrut war der schönste aller Männer so wie sein Muttervater Thorstein oder Ketil Flachnase gewesen waren; außerordentlich tüchtig war erin jeder Beziehung.

Herjolf wurde krank und starb. Den Leuten schien das ein großer verlust. Da sehnte sich Thorgerd wieder nach Island und wollte ihren Sohn Höskuld aufsuchen, denn sie liebte ihn über alles; und Hrut konnte sie wohlgeborgen unter seinen verwandten zurücklassen. So machte sich Thorgerd auf zur Fahrt nach Island und kam zu Höskuld, ihrem Sohne, ins Lachswassertal. Der empfing seine Mutter mit Ehrerbietung; ; sie hatte reiches Gut mit sich und blieb bei Höskuld bis zu ihrem letzten Tage. Wenige Winter nach ihrer Ankunft fiel Thorgerd in tödliche Krankheit, starb und wurde ins Hügelgrab gelegt. Höskuld nahm ihr ganzes Gut an sich, während doch Hrut, sein Bruder, hätte die Hälfte bekommen sollen.


9. Höskuld verheiratet sich mit Jorunn. Ihre Kinder

In dieser Zeit herrschte über Norwegen Hakon, der Pflegesohn Ädelstans. Höskuld war sein Gefolgsmann; er lebte immer abwechselnd einen Winter beim König Hakon oder auf seinem Hofe; sein Name war sowohl in Norwegen wie in Island hochangesehen.

Ein Mann hieß Björn; er wohnte im Bjarnarfjord und hatte dort Land genommen; nach ihm ist der Fjord genannt. Dieser



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Fjord schneidet nördlich vom Steingrimsfjord ins Land ein, zwischen beiden 1 erstreckt sich ein Bergrücken. Björn war ein Mann von angesehener verwandtschaft und reich an Gut. Seine Frau hieß Ljufa. Ihre Tochter war Jorunn, ein schönes Mädchen und sehr stolz; ungewöhnlich hervorragend durch ihren verstand. Sie galt fur die beste Partie im ganzen Westlaude. von diesem Mädchen hatte Höskuld Kunde bekommen, und auch davon, daß Björn der erste Bonde war im ganzen Strandgebiet . Höskuld ritt aus mit neun Mann und suchte Björn, den Bonden, im Bjarnarfjord auf. Er wurde da wohl empfangen, denn Björn wußte gut Bescheid über Höskulds vortrefflichen Ruf. Nach einiger Zeit kam Höskuld mit seiner Bewerbung heraus, Björn antwortete günstig und sagte, nach seiner Meinung könne seine Tochter sich nicht besser verheiraten, doch wollte er es ihrer Entscheidung überlassen. Und als diese Sache der Jorunn vorgetragen wurde, antwortete sie in folgender Weise: Nur solche Kunde haben wir über dich, Höskuld, daß wir deinen Antrag günstig beantworten müssen, denn wir glauben, die Frau ist wohl versorgt, die sich mit dir verheiratet doch soll mein Vater endgültig darüber entscheiden, denn ich will in dieser Sache dem zustimmen, was er für gut hält." Mag man nun über diese Sache kürzer oder länger verhandelt haben, 2 das Ende war, daß Jorunn dem Höskuld mit großem Gut verlobt wurde; die Hochzeit sollte in Höskuldsstadir gefeiert werden. Höskuld ritt nun fort mit diesem Entscheid, nach Hause auf seinen Hof, und blieb zu Hause, bis die Hoch cit sein sollte. Björn kam von Norden zur Hochzeit mit stattlicher Begleitung. Bei Höskuld waren auch viele eingeladene Gäste, Freunde und verwandte, dieses Fest war sehr großartig. Und als das Fest zu Ende ging, machte sich jeder auf den Weg nach Hause in guter Freundschaft und mit würdigen Geschenken. Jorunn, die Tochter Björns, blieb zurück auf Höskuldsstadir und übernahm die Wirtschaft mit Höskuld. An ihrem verhalten war das bald zu erkennen, daß sie klug und tüchtig, in vielen Dingen erfahren, doch immer etwas stolz sein würde. 1 
Die beiden Fjorde liegen an der Westküste des meerbusens Hunafloi (nord- osten). Formelhaft.


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Ihr Zusammenleben mit Höskuld war gut, wenn sie das auch im Alltagsverkehr nicht besonders merken ließen.

Höskuld wurde nun ein großer Häuptling; er war mächtig und tatkräftig, an Gut mangelte es nicht; erstand in keiner Hinsicht in geringerem Ansehen als sein Vater Roll. Höskuld und Jorunn waren nicht lange verheiratet, bis ihnen Kinder geschenkt wurden. Einer ihrer Söhne hieß Thorleik; er war das älteste ihrer Kinder; ein zweiter Bard. Ihre Tochter hieß Hallgerd, 1 die später den Beinamen Langhose bekam. Eine andere Tochter hieß Thurid. Alle waren vielversprechende Kinder. —

Thorleik war groß und stark und von sehr stattlichem Aussehen , zurückhaltend und barsch; die Leute glaubten Anzeichen in seinem Wesen zu bemerken, daß er nicht gerade ein Mann der Billigkeit werden würde. Höskuld sagte immer, er würde ganz nach der Art der Familie vom Strandgebiet schlagen. Bard, Höskulds Sohn, war auch von ansehnlicher Gestalt, mit gutem Verstand begabt und stark; er hatte ein Wesen an sich, als ob er mehr den verwandten seines Vaters ähnlich werden wollte. Bard war schon in seiner Jugend umgänglich und beliebt. Höskuld liebte ibn am meisten von seinen Kindern; Höskulds Hauswesen stand nun in reicher Blüte und Glanz. In dieser Zeit verheiratete Höskuld seine Schwester Gro an Veleif den Alten. Ihr Sohn war Holmgang-Bersi. 2


10. Hrapp der Totschläger und seine Leute

Hrapp hieß ein Mann, er wohnte im Lachswassertal, nördlich des Flusses gegenüber von Höskuldsstadir. Der Hof hieß dann nach ihm Hrappsstadir, nun ist da Wüstung. Hrapp war ein Sohn des Sumarlidi und wurde Hrapp der Totschläger genannt; er war ein Schotte von väterlicher Seite her, aber das ganze Geschlecht seiner Mutter saß auf den Hebriden ; dort war er auch geboren. Er war ein großer und starker Mann. Er dachte nicht daran, nachzugeben, wenn auch die mindere Stärke auf seiner Seite war; und weil er, wie gesagt, 1 

Die Hallgerd der Njalssaga 2 vgl. Kap. 28. Höskulds Schwester Gro ist vorher nicht erwähnt.



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unverträglich war und nicht Buße geben wollte, wenn er ein Unrecht getan hatte, so war er aus den westlichen Kolonien übers Meer geflüchtet und hatte sich da Land gekauft, wo er wohnte. Seine Frau hieß Vigdis und war eine Tochter des Hallstein. Ihr Sohn hieß Sumarlidi. Ihr Bruder hieß Thorstein Surt, 1 der damals auf Thorsnes wohnte, wie oben geschrieben ist; dort war Sumarlidi zur Erziehung und ein vielversprechender Knabe. Thorstein war verheiratet gewesen, seine Frau aber damals schon tot. Er hatte zwei Töchter. Eine hieß Gudrid, die andre Ost. Gudrid war verheiratet mit Thorkel Zipfel, der auf Svignaskard 2 wohnte. Er war ein großer Häuptling und ein kluger Mann. ein Sohn des Raudabjörn. Ost aber, die andere Tochter des Thorstein, war mit einem Manne vom Breidifjord vermählt; der hieß Thorarin. Er war ein mutiger Mann und beliebt und lebte bei seinem Schwiegervater Thorstein, denn Thorstein neigte sich da schon seinem Ende zu und bedurfte sehr ihrer Fürsorge.

Hrapp war den meisten Menschen nicht nach dem Sinn; er war zu Gewalttätigkeiten geneigt gegen seine Nachbarn; er ließ manchmal vor ihnen Worte fallen, es würde ihnen schwer sein, in seiner Nähe Haus zu halten, wenn sie einen andern wann für besser hielten als ihn. Die Bauern alle aber kamen zu demselben Entschluß: sie gingen zu Höskuld und berichteten ihm von ihrer schwierigen Lage. Höskuld bat sie, es ihm anzuzeigen eigen, wenn Hrapp ihnen irgend ein Unrecht zufügen sollte, "denn es soll ihm nicht gelingen, mich zu berauben an Männern oder Gui."


11. Höskuld reist nach Norwegen

Thord Gaddi hieß ein Mann, der im Lachswassertal nördlich des Flusses wohnte der Hof hieß dann nach ibm Goddastadir. Er war ein sehr reicher Mann; Kinder hatte er nicht; das Land, auf dem er wohnte, hatte er gekauft. Er war Hrapps 1 

Der Wohnsitz des Thorstein Surt ist oben (Sap. 6) nicht angegeben, ebenso war dort der Vater des Thorstein und Gatte der Osk, nämlich Hausten, Sohn des Thorolf mostrarskegg nicht genannt worden. Thorsnes, Halbinsel an der Südküste deo Breidfjord, berühmte Kult- und Thingstätte. 2 Svignaskard, Hof in der Myrasysla.



Thule-Bd. 06-042 Geschichten v. Landwassertal. Flip

Nachbar und hatte oft von ihm zu leiden. Höskuld nahm sich seiner an, so daß er seinen Hof halten konnte. Vigdis 1 hieß seine Frau, sie war eine Tochter des Ingjald, des Sohnes des Olaf Feilan. Sie war die Brudertochter des Thord Brüller und eine Schwestertochter des Thorolf Rotnase von Saudafell. Thorolf war ein tapfrer Degen und hatte ein gutes Auskommen . An ihn wandten sich immer seine verwandten, wenn sie Hilfe brauchten. Vigdis war ihrem Manne gegeben mehr mit Rücksicht auf sein Vermögen als auf sein Ansehen. Thord hatte einen Knecht, der mit ihm tns Land gekommen war; der hieß Asgaut; er war groß und tüchtig; und wenn er auch ein Knecht hieß, so hätten sich doch wenige, wenn sie auch Freie waren, ihm gleichstellen können. Und gute Dienste wußte er seinem Herrn zu leisten. Mehr Knechte noch hatte Thord, wenn auch nur dieser eine erwähnt wird.

Tdorbjörn hieß ein Mann; er wohnte im Lachswassertal als nächster Nachbar Thords talaufwärts von seinem Hofe. Er hatte den Beinamen Skrjup; reich war er an Gut, meist bestand es Silber und Gold; ein großer Mann war er an Wuchs und von gewaltiger Kraft. Er hatte nicht eben eine offene Hand gegenüber den Leuten aus dem volke.

Höskuld, der Sohn des Roll von den Tälern, empfand es als nachträglich das Ansehen seines Hauswesens, daß sein Hof weniger gut gebaut war, als er es haben wollte. Er kaufte sich ein Schiff von einem Manne von den Shetlandinseln. Das Schiff lag auf an der Mündung der Blanda. Dieses Schiff rüstete er zur Fahrt und erklärte, daß er ausreisen wollte, aber Jorunn übernahm die Aufsicht über den Hof und die Kinder. Nun gingen sie in See und hatten glückliche Fahrt. Sie erreichten Norwegen ziemlich im Süden: sie landeten in Hordland, dort, wo später die Handelsstadt Bergen lag. Er zog sein Schiff an Land und fand da eine große Menge von Verwandten, deren Namen bier aber nicht erwähnt werden. Damals hielt König Hakon sich in der Mik auf. Höskuld aber begab sich aber nicht 

1 Ingjald wird im Kap. 7 nicht unter den Söhnen des Olaf Feilan erwähnt. Vigdis ist nach anderer Überlieferung esne Tochter des Olaf Feilan. 2 Die Blanda mündet in den Hunafjord (Nord-Island). Gegend deo Kristianiafjiords.



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zu König Hakon, denn seine Verwandten hatten ihn mit offenen Armen aufgenommen. Es blieb diesen ganzen Winter über.


12. Höskuld kauft eine Sklavin

Zu Anfang des nächstens Sommers geschah es, daß der König mit dem Landesaufgebot ostwärts 1 nach Brenno 2 zur gebotenen Versammlung zog und Frieden für sein Land erneuerte, wie es die Gesetze jeden dritten Sommer bestimmten. Diese versammlung war zwischen den Fürsten festgesetzt, um die Sachen zu erledigen, über welche die Könige zu entscheiden hatten. Man sah es als eine Vergnügungsreise an, diese versammlung aufzusuchen, denn da fanden sich Leute aus fast allen Ländern ein, von denen wir Kunde haben. Höskuld brachte sein Schiff zu Wasser, er wollte ebenfalls diese versammlung besuchen, da er im Winter nicht zum Könige gekommen war. Auch zu einem Handelsmarkt fand man sich dort zusammen. Diese Versammlung war sehr besucht; da gab es ein sehr fröhliches Treiben, Trinkgelage, Spiele und Belustigungen aller Art; Dinge von Bedeutung ereigneten sich nicht. viele von seinen Verwandten, die in Dänemark lebten. traf Höskuld dort.

Und eines Tages, als Höskuld mit einigen Männern ausging sich zu vergnügen, sah er ein prächtiges Zelt, das abseits von den andern Buden stand. Höskuld ging dahin und trat in das Zelt ein, da saß vor ihm ein Mann in einem Samtgewande, der einen russischen Hut auf dem Kopfe hatte. Höskuld fragte den Mann nach seinem Namen; er nannte sich Gilli, —"aber viele wissen besser Bescheid, wenn sie meinen Beinamen hören: man nennt mich Gilli, den Russen." Höskuld sagte, daß er ihn oft habe erwähnen hören, als den reichsten der Männer. die zur Kaufmannschaft gehörten. Da sprach Höskuld: "Du wirst uns wohl Dinge verkaufen können, die wir gern einhandeln möchten." Gilli Sagte, was er und seine Gefährten kaufen wollten. 

1 Du Richtungsbezeichnungen beziehen sich nicht auf den einzelnen Ort, sondern das ganze Gebiet, zu dem der Ort gehört. Das ist besonders bei den Ortsangaben in Island zu beachten, wo immer die Landesviertel gemeint sind. Brenne vor der mündung des Götaelf. Im Isländischen Brenneyjar, du ganze Inselgruppe.



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Höskuld sagte, daß er eine Sklavin kaufen wolle, ,-falls du eine anzubieten hast" Gilli erwiderte: "Ihr glaubt mich dadurch in Verlegenheit zu setzen, daß Ihr Dinge zum Kauf begehrt , von denen Ihr meint, daß ich sie nicht vorrätig babe; aber das ist doch nicht so ausgemacht, wie es scheint." Höskuld hatte bemerkt, daß ein Vorhang quer durch das Zelt ging. Da hob Gilli den vorhang auf und Höskuld sah, daß zwölf Frauen im innern Zelt saßen. Gilli sagte, Höskuld solle hingehen und zusehen, ob er eine von diesen Frauen kaufen wolle. Das tat Höskuld. Sie saßen alle in einer Reihe quer durch das Zelt. Höskuld betrachtete genau diese Frauen. Er sah, daß eine Frau am Ende nahe der Zeltwand saß; sie war ärmlich gekleidet. Höskuld bemerkte, daß die Frau von schönem Aussehen war, so weit man etwas von ihr sehen konnte. Da sagte Höskuld: Wie hoch soll diese Frau kommen, wenn ich sie kaufen will." Gilli antwortete: "Du sollst für sie drei Mark Silber bezahlen." Es scheint mir," sagte Höskuld, " als rechnetest du diese Sklavin ziemlich teuer an; das ist ja der Preis für drei." Da antwortete Gilli "Du hast recht darin, ich setze sie teurer an als die andern; wähle dir nur irgendeine von den andern elfen und bezahle für sie eine Mark Silber, aber diese mag in meinem Besitz bleiben."Höskuld sagte:"Ich muß erst wissen, wieviel Silber in dem Beutel ist, den ich an meinem Gürtel habe." Er bat Gilli, die Wage zu bringen und griff nach seinem Beutel. Da sprach Gilli: "Dieses Geschäft soll ohne Betrug von meiner Seite vor sich gehen: es ist da nämlich ein großer Fehler vorhanden, was die Frau anlangt. Ich will, daß du das vorher weißt, Höskuld, ehe wir diesen Kauf abschließen." Höskuld fragte, was das sei. Gilli antwortete: Diese Frau ist stumm; auf vielerlei Weise habe ich versucht, sie zum Sprechen zu bewegen, aber nie ein Wort aus ihr herausgebracht; es ist wirklich meine Überzeugung. daß diese Frau nicht sprechen kann. Da sagte Höskuld: "Bring die Geldwage und laß uns sehen, wie viel der Beutel wiegt, den ich hier habe." Gilli brachte die Wage; sie wogen das Silber, es war drei Mark Silbergewicht. Da sagte Höskuld:" Es steht nun so, daß dies unser Handel sein soll: nimm du das Silber hier, und ich werde diese Frau


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nehmen. Ich gestehe, daß du dich wacker bei diesem Geschäft benommen und mich offenbar nicht hast dabei übervorteilen wollen. Darauf kehrte Höskuld in sein Zelt zurück. Am selben Abend ging Höskuld mit ihr zu Bette. Und am nächsten Morgen als man sich anzog, sprach Höskuld:"Geringen Aufwand sieht man an der Kleidung, die Gilli der Reiche dir gegeben hat; es ist aber freilich wahr, daß es eine größere Aufgabe für ihn war, zwölf zu kleiden, als für mich eine einzige." Darauf schloß Höskuld eine Kiste auf, nahm gute Frauenkleider heraus und gab sie ihr; da stimmten nun auch alle Männer darin überein, daß gute Kleider ihr standen.

Als nun die Fürsten die Sachen erledigt hatten, über die nach den Gesetzen zu verhandeln war, wurde diese Versammlung geschlossen. Da suchte Höskuld den König Hakon auf und begrüßte ihn ehrerbietig, wie es sich gebührte. Der König betrachtete ihn und sagte: "Deine Begrüßung, Höskuld, würden wir auch angenommen haben, wenn du dich schon etwas früher an uns gewandt hättest; doch soll es auch so gut sein."


13. Höskuld kehrt nach Island zurück. Olaf Pfau wird geboren. Melkorka gibt sich zu erkennen

Darauf nahm der König Höskuld mit aller Freundlichkeit auf und bat ihn, auf sein Schiff zu kommen — "und bleib bei uns, so lange du in Norwegen dich aufhalten willst."Höskuld antwortete:"Habt Dank für Eure Einladung, aber ich habe nun in diesem Sommer vieles zu besorgen; der Umstand besonders, daß ich die Absicht hatte, mir Bauholz zu verschaffen, ist die Ursache gewesen, daß ich so lange gezögert habe, Euch aufzusuchen." Der König bat ihn. nach der Wik zu segeln. Höskuld verweilte beim Könige eine Zeitlang . Der König verschaffte ihm Bauholz und ließ damit sein Schiff befrachten. Da sprach der König zu Höskuld: Nicht will ich dich hier länger bei uns aufhalten, als es dein Wunsch ist; aber ich fürchte, der Ersatz wird uns schwer werden, wenn dein Platz leer ist." Dann begleitete der König Höskuld ans Schiff und sagte: "Als Ehrenmann habe ich dich



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erprobt; ich glaube fast, daß du zum letztenmal aus Norwegen segelst, solange ich hier Herr bin." Der König zog einen Goldring vom Arm, der eine Mark wog, und gab ihn Höskuld, und ein Schwert gab er ihm als zweites Kleinod, das auf eine halbe Mark Goldes zu stehen kam. Höskuld dankte dem Könige für die Gaben und für alle die Ehre, die er ihm erwiesen hatte. Dann ging Höskuld an Bord und segelte ab. Sie hatten guten Wind und erreichten das Land an der Südküste; sie segelten dann westwärts an Reykjanes und weiter an Snaefellsnes vorüber und hinein in den Breidifjord, Höskuld landete in der Mündung des Lachswassers; er ließ die Ladung aus dem Schiff tragen und das Schiff nördlich des Lachswassers an Land ziehen, und errichtete dort einen Schuppen darüber, und man siebt da noch die Grundmauern, wo er den Schuppen bauen ließ. Er schlug dort Zeltbuden auf, darnach heißt die Gegend Budental. Dann ließ Höskuld das Bauholz nach Haus schaffen; das ging leicht, da der Weg nicht lang war. Darauf ritt Höskuld nach Hause mit einigen Leuten und wurde gut empfangen, wie zu erwarten war; das Gut war in der Zwischenzeit wohl verwaltet worden. Jorunn fragte, wer die Frau in seinem Gefolge sei. Höskuld antwortete: "Du wirst glauben, ich wolle dich mit meiner Antwort zum besten haben: ich weiß ihren Namen nicht." Jorunn sprach: "Zweierlei ist möglich, entweder lügt das Gerücht, das nur zugetragen wurde, oder du hast noch mehr mit ihr gesprochen, als sie nur nach dem Namen gefragt." Höskuld sagte, er wolle das nicht bestreiten und erzählte ihr alles wahrheitsgemäß; er bat auch um gute Behandlung für diese Frau und sagte, es sei sein Wunsch, daß sie sich im Hause aufhalten dürfe. Jorunn sprach: "Ich werde nicht Streit anfangen mit deiner Mätresse, die du dir von Norwegen mitgebracht hast, wenn sie auch Schwierigkeiten im Haus machen sollte; unter diesen Umständen kann es mir nur recht sein, daß sie taub und stumm ist." —Höskuld schlief jede Nacht bei seiner Hausfrau, seitdem er heimgekehrt war, und gab sich mit der Fremden wenig ab. Jedermann mußte ihr adliges Wesen bemerken und ebenso, daß sie durchaus nicht ohne Verstand war.


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Ende des Winters gebar Höskulds Nebenfrau einen Knaben. Höskuld wurde herbeigerufen, und man zeigte ihm das Kind. Ihm wie den andern schien es, daß man niemals ein schöneres und adligeres Kind gesehen hätte. Höskuld wurde gefragt, wie der Knabe heißen sollte. Er befahl, den Knaben Olaf zu nennen; kurz vorher war nämlich sein Mutterbruder Olaf Feilan gestorben. Olaf war ein ganz ungewöhnlich prächtiges Kind, und Höskuld schenkte dem Knaben seine ganze Zuneigung.

Im Sommer darauf sagte Jorunn, daß die Mätresse irgend eine Arbeit übernehmen oder sonst den Hof verlassen müsse. Höskuld bestimmte, daß sie den Ehegatten aufwarten und im übrigen ihren Knaben besorgen sollte. Und als der Knabe zwei Jahre alt war, konnte er vollständig sprechen und lief allein herum wie ein Kind von vier Jahren.

Eines Morgens geschah es, daß Höskuld ausging, um seinen Hof zu besichtigen. Das Wetter war gut, die Sonne schien und war schon etwas gestiegen; er hörte menschliche Stimmen. Er ging nach der Seite, wo ein Bach an dem Abhang der Hofwiese entlang lief; dari sah er zwei Gestalten und erkannte sie; es waren sein Sohn Olaf und seine Mutter; er wußte nun auf einmal, daß sie nicht stumm war; deim sie redete da eisig mit dem Kinde. Höskuld trat darauf zu ihnen und Sagte sie nach ihrem Namen, er sagte, es könne ihr nun nichts mehr helfen, sich noch länger zu verstellen.

Sie sagte, es solle auch nicht mehr geschehen; sie setzten sich zusammen nieder am Wiesenabhang. Dann sprach sie: "Willst du meinen Namen erfahren, so heiße ich Melkorka." Höskuld bat sie, ihm mehr von ihrem Herkommen zu sagen. Sie antwortete: "Myrkjartan heißt mein Vater; er in Königin Irland; von dort kam ich, als ich fünfzehn Jahr alt war, in Kriegsgefangenschaft. Höskuld sagte, sie habe allzulange eine so gute Abkunft verschwiegen. Dann ging Höskuld ins Haus und erzählte Jorunn dad Unerwartete, das ihm begegnet war. Jorunn sagte, man wisse ja nicht, ob sie die Wahrheit sage; sie selbst habe kein Interesse für solch fremdartiges Volk Damit brachen sie das Gespräch ab. Jorunn behandelte sie seitdem keineswegs freundlicher, Höskuld aber gab sich nun öfters mit ihr ab.



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Kurze Zeit darauf, als Jorunn einmal schlafen ging, zog ihr Melkorka Schuh und Strümpfe aus und legte alles auf der Diele zusammen. Jorunn nahm die Strümpfe und schlug sie ihr um die Ohren. Melkorka wurde zornig und versetzte ihr einen Faustschlag auf die Nase, daß das Blut heraus sprang, Höskuld kam dazu und trennte sie. Darauf ließ er Melkorka fortziehen und gab ihr eine Wohnstätte oben im Lachswassertal; Melkorkastadir hieß die seitdem — nun ist dort Wüstung —sie lag südlich des Lachswassers. Dort richtete sich Melkorka ihr Haus ein; Höskuld gab ihr dazu alles, was man brauchte; ihr Sohn Olaf zog mit ihr dorthin. Bald sah man an Olaf, als er aufwuchs, daß er über andre Männer hervorragen werde an Schönheit und Ritterlichkeit.


14. Thorolf erschlägt Hall, den Bruder des Ingjald und findet Schutz bei Vigdis auf Goddastadir

Ingjald hieß ein Mann; er wohnte auf den Saudeyjar (Schafinseln); sie liegen im Breidifjord; man nannte ibn den Goden von Saudey; er war ein wohlhabender Mann in ansehnlicher Stellung.

Hall hieß sein Bruder, ein großer und rüstiger Mann. Er war arm; die meisten Menschen sagten, er sei zu wenig nütze. Zwischen den Brüdern war im allgemeinen wenig Einverständnis . Ingjald meinte, Hall gebe sich nicht Mühe genug, nach der Art höher stehender Männer sich zu betätigen, und Hall meinte, Ingjald täte zu wenig, um seines Bruders Haushalt zu besserm Gedeihen bringen.

Ein Fischplatz liegt im Breidifjord, Bjarneyjar genannt. 1 Da liegen mehrere Inseln bei einander, sie gaben reichen Fangertrag. In jener Zeit fuhren die Leute oft dorthin zur Fischerei da war Sommer und Winter viel Volk beieinander. Sehr wichtig schien es dabei den verständigen Männern, daß sich die Leute draußen auf den Fischgründen gui vertrugen; es war der 

1 In der njala gehören diese Inseln dein Thorvald, dem ersten manne der Hallgerd, der Tochter Hoskulds. Thorvald wird dort erschlagen Njala Rap ff.).



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Glaube, die Fischerei sei weniger ergiebig, wenn Streitigkeiten vorkamen; darauf achteten auch die meisten mit Sorgfalt. Eines Sommers, wird erzählt, kam Hall, der Bruder Ingjalds, des Goden von Sau dey, auf die Bjarneyjar, um dort zu fischen, Er hatte ein Boot gemeinsam mit einem Mann, der Thorolf hieß. Der war vom Breidifjord, nicht viel mehr als ein armer Herumstreicher, aber doch ein rascher Bursch. Hall blieb dort eine Zeitlang und wollte da vor den andern als ein vornehmer mann angesehen sein.

Es war eines Abends, als sie an Land kamen, Hall und Thorolf, und sollten nun den Fang teilen. Hall wollte sowohl die Teile machen als auch wählen, weil er sich für den höherstehenden ansah. Thorolf wollte aber von seinem Recht nicht ablassen und brauchte drohende Worte. Sie stritten sich einige Zeit lang, aber jeder blieb bei seiner Meinung. Da greift Hall nach dem Bootshaken, der neben ihm lag, und will ihn Thorolf über den Kopf schlagen. Nun laufen die Männer zwischen beide und halten ihn fest. Hall war rasend, konnte aber diesmal nichts ausrichten, und ihr Fang blieb ungeteilt. Thorolf ging fort an dem Abend, und Hall nahm allein den ganzen Fang, der beiden gehörte; da sah man, wer von den beiden mehr zu sagen hatte. Hall nahm sich nun einen andern Mann an Thorolfs Stelle in sein Boot und fuhr zum Fang wie sonst. Thorolf war übel zufrieden mit dem Ausgang; er meinte, bei diesem Streit Schmach erlitten zu haben er blieb aber doch auf den Inseln und sann nur darauf diesen Haken, der gegen seinen Willen krumm gebogen war, wieder zu strecken. Hall zeigte keine Furcht und war überzeugt, daß keiner dort, im Gebiete seines Geschlechtes, es wagen würde, sich mit ihm zu messen.

Es war ein schöner Sommertag, als Hall ausruderte, sie waren zu dreien auf dem Boot; der Fisch biß gut an dem Tage; sie ruderten abends nach Hause und waren sehr lustig. Thorolf hatte saus Tun den ganzen Tag über beobachtet und abends auf dem Landungsplatz Posten gefaßt, als Haus Boot herankam. Hall ruderte vorn am Steven. Er sprang über Bord und wollte das Boot an Land ziehen. Und als er hinaussprang, war Thorolf



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da und versetzte ihm gleich einen Schwertschlag. Der Hieb traf den Hals an den Schultern, so daß der Kopf absprang. Thorolf suchte das Weite, und Haus Gefährten machten sich aufgeregt mit der Leiche su schaffen. Die Neuigkeit verbreitete sich über die Inseln, der an Hall verübte Totschlag; das erschien als eine Kunde van Wichtigkeit, denn der Mann stammte aus vornehmer verwandtschaft, wenn ihm auch das Schicksal nicht besonders günstig gewesen war. Thorolf suchte nun von den Inseln fort zu kommen, denn er konnte dort auf niemanden rechnen, der seine Hand über ihn halten sollte nach dieser schweren Tat. Er hatte da auch ketne verwandten, von denen er Hilfe erhoffen konnte, dagegen sagen Männer in der Nähe, die, das war mit Gewißheit zu erwarten, ihm nach dem Leben trachten würden und große Macht hatten, so z. B. Ingjald, der Gode von Sander, Haus Bruder. Thorolf verschaffte sich Überfahre nach dem Hauptlande. Er reiste in aller Heimlichkeit. von seiner Fahrt ist nichts bekannt, bis er eines Tages gegen Abend nach Goddastadir kam .Vigdis, die Frau des Thord Gaddi, war irgendwie mit Thorolf verwandt; deshalb hatte er seinen Weg nach diesem Hof genommen; auch wußte Thorolf schon von früher her, wie es da stand, daß Vigdis willensstarker war als Thord, ihr Mann. Und gleich am Abend, als Thorolf dort angekommen war, suchte er Vigdis auf und erzählte ihr von seiner Not und bat sie um Hilfe. Vigdis antwortete folgendermaßen auf seine Rede: Nicht will ich unsre verwandtschaft verleugnen; auch habe ich über diese Tat, die du verübt hast, nur die Meinung, daß ich dich deshalb nicht für einen schlechteren Mann ansehe; doch weiß ich im voraus, daß die sich selbst und ihr Hab und Gut aufs Spiel setzen, die dir Hilfe gewähren: so mächtig sind die Männer, die diese Sache verfolgen werden. Thord, mein Mann", sagte sie, "ist kein großer Held; Entschlüsse, die wir Frauen fassen, mangeln oft der voraussicht , wenn es auf den Ausgang ankommt. Aber doch denke ich durchaus nicht daran, dich im Stich zu lasen, da du nun einmal hier Hilfe zu finden hoffst." Dann führte ihn Vigdis in einen Schuppen und bat ihn, auf sie zu warten; sie legte ein Schloß vor die Tür. Dann ging sie zu Thord und sprach:


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Hier ist ein Mann gekommen, der Herberge erbittet. Er heißt Thorolf und ist ein entfernter verwandter von mir; es wäre gui ibn, wenn er länger hier bleiben könnte, vorausgesetzt, daß du ihm den Aufenthalt gestattest."Thord sagte:" Er sei nicht dafür, daß Fremde sich auf dem Hof einquartierten. Er möge sich da den nächsten Tag ausruhen, wenn er nicht etwas auf dem Kerbholz hätte, sonst solle er sich so schnell als möglich auf den Weg machen. Vigdis erwiderte: "Zugesagt habe ich schon die Beherbergung, und mein Wort nehme ich nicht wieder zurück, wenn es auch Leute gibt, die nicht seine Freunde sind. Darauf erzählte sie Thord von dem Tode Halls, und zugleich, daß Thorolf ihn erschlagen habe, der da auf den Hof gekommen war. Thord ward darüber böse, er sagte, das wisse er sicher, Ingjald würde ihn viel Geld bezahlen lassen für die Gastfreundschaft, die schon jetzt dem Manne gewährt worden sei — weil wir ihn hinter Schloß und Riegel geborgen haben" . Vigdis antwortete: "Nicht wird Jngjald Geld van dir fordern für die Gastfreundschaft einer Nacht, denn der Mann soll den ganzen Winter über hier bleiben. Thord sagte: "Auf diese Weise läßt du mich alles verspielen, und es ist gegen meinen Willen, daß ein solcher Unglücksmensch sich hier aufhält." Aber Thorolf blieb doch den Winter über dort.

Das erfuhr Ingjald, der den an seinem Bruder verübten Totschlag zu verfolgen hatte. Er rüstete sich zur Fahrt ins Talgebiet, als der Winter zu Ende ging; er sog das Reiseboot ins Wasser, das er besaß; sie waren zwölf Mann zusammen. Sie segelten ab vor einem scharfen Nordwest und kamen abends in der Lachswassermündung an. Sie zogen das Reiseboot hinauf und begaben sich am Abend nach Goddastadir und kamen nicht unerwartet. Sie wurden dort wohl empfangen.

Ingjald nahm Thord auf die Seite und erklärte, was ihn dorthin geführt habe; es sei ihm bekannt, daß Thorolf, der Hall erschlagen habe, sich dort aufhalte. Thord sagte, das sei nicht wahr. Ingjald hat ihn, die Sache nicht zu bestreiten:" wir zwei wollen einen Handel miteinander schließen; du gibst den Mann heraus und zwinget mich nicht, Gewalt anzuwenden, und ich habe hier drei Mark Silber, die sollen dein Eigen sein.



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Ich will auch auf die Klageansprüche verzichten, die ich gegen dich habe weil du Thorolf beherbergt hast." Thord schien das ein schönes Geld, dazu war ihm verzicht auf den Klageanspruch zugesagt, vor dem er am meisten Angst gehabt hatte, weil er meinte, dabei Verluste an Hab und Gut zu erleiden. Thord sprach da: "Ich werde nun vor den Leuten mich ganz gegen unsere Verabredung benehmen, aber doch soll dies so unter uns beiden abgemacht sein." Sie schliefen dann, bis die Nacht verging und sich allmählich dem Tage zuneigte.


15. Vigdis rettet Thorolf

Dann standen Ingjald und seine Leute auf und kleideten sich an. Vigdis Sagte Thord, worüber er und Ingjald am Abend gesprochen hätten. Er sagte, sie hätten vielerlei gesprochen und seien übereingekommen, es solle eine Haussuchung abgehalten werden und er und Vigdis aus der Sache sein, wenn gefunden würde:"Ich habe nun durch meinen Knecht Asgaut den Mann wegbringen lassen." Vigdis sagte, sie gebe nichts auf Lügen, es sei ihr auch verhaßt, daß Ingjald in ihrem Haus herumschnüffeln solle, Thord möge aber in dieser Sache tun, was er für gut halte. Dann hielt Ingjald dort eine Haussuchung ab und fand den Mann nicht. Unterdessen kam Asgaut zurück, und Vigdis Sagte ihn, wo er sich von Thorolf getrennt habe Asgaut antwortete: "Ich habe ihn in unsern Schafstall gebracht, so wie Thord befohlen hatte."Vigdis sagte:"Kann etwas bequemer für Ingjald auf der Straße liegen, wenn er zum Schiff zurückkehrt: Es ist nicht schwer zu erraten, daß sie diesen Plan gestern abend zusammen verabredet haben. Ich will, daß du auf der Stelle gehst und ihn so schnell als möglich fortbringst. Du sollst ihn nach Saudafell zu Thorolf schaffen. Wenn du dad tust was ich dir befehle, sollst du auch etwas dafür bekommen: die Freiheit will ich dir geben und so viel Geld, daß du reisen kannst, wohin du willst." Asgaut versprach das und ging zum Schafstall und fand Thorolf dort. Er forderte ihn auf, so schnell als möglich sich auf den Weg zu machen. Zur selben Zeit ritt Ingjald von Goddastadir ab, denn er dachte nun die Ware für sein Geld



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einzufordern. Und als er vom Hofe etwas weiter talab gekommen war, sahen sie zwei Männer auf sich zuschreiten, das waren Asgaut und Thorolf. Es war früh am Morgen und noch wenig Tageslicht. Asgaut und Thorolf waren nun in die schlimme Klemme geraten, daß sie auf der einen Seite den Ingjald, auf der andern das Lachswasser hatten. Der Fluß war sehr hoch, festes Eis lag an beiden Ufern, aber nach der Mitte zu war das Eis aufgegangen, der Fluß sah sehr gefährlich aus. Thorolf sprach zu Asgaut "Nun, scheint mir, haben wir zwischen zwei Dingen zu wählen. Das eine ist, wir warten hier am Ufer und wehren uns, so wie Mut und Manneskraft uns taugt; freilich ist wohl zu befürchten, daß Ingjald bald unser Leben in seiner Hand haben wird. Das andere ist, wir versuchen es mit dem Flusse; allerdings wird das auch nicht gefahrlos sein."Asgaut bai ihn, selbst sich zu entschieden , er sagte, er würde ihn nicht verlassen, " was für einen Entschluß du hier auch fassen magst." Thorolf erwiderte: "Wir wollen in den Fluß." Und das tun sie nun; sie machen sich so leicht als möglich. Dann gingen sie hinunter zum Eise, sprangen in den Fluß und schwammen. Und weil sie Kraft und Mannheit hatten und ihnen längeres Leben bestimmt war, kamen sie über den Fluß und auf das feste Eis auf der andern Seite. Gerade in dem Augenblick, als sie das Ufer erreicht hatten, kam gegenüber Ingjald mit seinen Begleitern an den Fluß, Da nahm Ingjald das Wort und sagte zu seinen Begleitern: Was ist nun zu tun: Sollen wir in den Fluß oder nicht?"' Sie sagten, er habe zu bestimmen; sie würden sich seiner Einsicht unterwerfen doch schiene ihnen der Fluß unpassierbar. Ingjald sagte, das sei auch so; wir wollen den Fluß aufgeben ." Und als Thorolf und Asgaut das sahen, daß Ingjald und seine Leute sich nicht in den Fluß wagten, da rangen sie erst ihre Kleider aus und machten sich dann auf die Wanderung und wanderten den ganzen Tag; sie kamen abends nach Saudafell. Dort wurden sie wohl aufgenommen, denn da war Herberge für jedermann. Und noch am selben Abend trat Asg vor Thorolf Rotnase und erzählte ihm die ganze Geschichte, die sie dorthin geführt hatte, daß Vigdis, seine verwandte, ihm


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diesen Mann geschickt habe, der zu ihm gekommen sei, damit er bei ihm Halt und Schutz finde. Er sagte ibm alles, was auf dem Hofe des Thord Gaddi vorgefallen war. Dazu wies er die Wahrzeichen vor, die ihm Vigdis für Thorolf mitgegeben hatte. Thorolf antwortete folgenderweise: "Nicht werde ich diese Wahrzeichen verleugnen; ich will gewiß nach ihrer Weisung mich dieses Mannes annehmen; ich finde, daß Vigdis diese Sache brav durchgeführt hat; es ist ein großer Jammer, daß eine solche Frau so unwürdig verheiratet ist; und du, Asgaut, magst hier bleiben, so lange es dir beliebt." Asgaut sagte, daß er nicht lange dableiben könne. Thorolf nimmt sich nun seines Namensvetters an und macht ihn zu seinem Gefolgsmann. Er und Asgaut scheiden als gute Freunde, und Asgaut macht sich auf den Heimweg.

Nun ist ven Ingjald zu erzählen, daß er nach Goddastadir zurückkehrte, nachdem Thorolf ihm entkommen war. Da hatten sich Männer aus den nächsten Höfen auf das Gebot der Vigdis eingefunden; es waren da nicht weniger als zwanzig Mann beisammen. Und als Ingjald mit seinen Leuten auf den Hof gekommen war, rief er Thord zu sich und sprach:"Unehrlich haft du dich gegen uns benommen, Thord," sagte er, "denn wir wissen das bestimmt, daß du diesem Mann zur Flucht verholfen hast." Thord sagte, das sei eine unbegründete Beschuldigung; nun kam ihre ganze verabredung, die Ingjald und Thord miteinander getroffen hatten, ans Licht. Ingjald wollte nun sein Geld wiederhaben, das er dem Thord gegeben hatte. Vigdis war bei ihrer Unterredung zugegen und sagte, es sei ihnen ergangen, wie sies verdient hätten; sie verlangte von Thord, daß er dieses Geld nicht behalte: " denn du hast, Thord," sagte sie, "dieses Geld auf unehrliche Weise erworben." Thord erwiderte, es müsse nun schon alles nach ihrem Willen gehen. Darauf ging Vigdis hinein zu der Kiste, die Thord gehörte, und fand da am Boden einen schweren Geldbeutel . Sie nahm den Beutel und kam damit heraus, dorthin, wo Ingjald stand, und bat ihn, das Geld in Empfang zu nehmen. Ingjald machte fröhliche Augen, als er den Beutel sah, und streckte die Hand darnach aus. Vigdis hob den Geldbeutel und



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schlug ihn damit auf die Nase, so daß gleich das Blut zur Erde floß. Dabei bedachte sie ihn mit vielen höhnenden Worten, sagte ihm auch, daß er dieses Geld niemals mehr zurückerhalten solle, und hieß ihn sich fortscheren. Ingjald sah, daß es das beste für ihn sei, sich so schnell als möglich auf den Weg zu machen. Das tat er auch und rastete nicht eher auf der Fahrt, bis er nach Hause kam, und er war übel zufrieden mit seiner Reise.


16. Vigdis scheidet sich von Thord

Unterdessen kam Asgaut nach Hause. Vigdis empfing ihn herzlich und fragte ihn, ob sie in Saudafell gute Aufnahme gefunden hätten. Er erzählte, wie gut sie es getroffen hätten, und sagte ihr auch die Worte wieder, die Thorolf zum Schluß gesprochen hatte. Ihr gefiel das wohl. "Du hast nun, Asgaut," sagte sie, deine Sache gut gemacht und getreulich; so sollst du nun auch gleich sehen, wofür du dich gemüht hast. Ich gebe dir die Freiheit, so daß du dich von diesem Tage ab einen freien Mann nennen darfst; dazu sollst du das Geld annehmen, das Thord für den Kopf meines Verwandten Thorolf bekommen hat; so ist das Geld besser angewandt." Asgaut dankte ihr für diese Schenkung mit passenden Worten. Im Sommer darauf nahm sich Asgaut einen Platz auf einem Schiff, das bei Dagverdarnes lag. Das Schiff ging in See. Sie hatten starken Wind und keine lange Reise; sie kamen nach Norwegen. Dann fuhr Asgaut nach Dänemark und machte sich dort seßhaft, und er galt als ein wackerer Mann. Und damit ist seine Geschichte zu Ende.

Infolge der verabredung zwischen Thord Gaddi und Ingjald, dem Saudeygoden, die sie gegen das Leben Thorolfs, des Verwandten der Vigdis, geschlossen hatten, zeigte diese nun offene Feindseligkeit gegen Thord Gaddi sie erklärte, daß sie sich als von ihm geschieden betrachte, und reiste zu ihren verwandten und teilte ihnen das mit. Thord Brüller billigte dieses vorgehen nicht — er war das Oberhaupt der Familie, —indessen blieb alles ruhig. Vigdis hatte aus Goddastadir kein anderes Gut mitgenommen als ihre Schmucksachen. Die Leute



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von Hvamm ließen verlauten, daß sie gedächten, auf die Hälfte des Vermögens Anspruch zu machen, das Thord Gaddi zu seiner verfügung gehabt hatte. Darüber wurde er sehr besorgt und ritt gleich zu Höskuld und berichtete ihm von seiner Not. Höskuld sprach: "Du hast ja schon das Zittern bekommen, wenn du es nicht mit so großmächtigen Gegnern aufnehmen solltest." Da bot Thord Höskuld Geld seine Hilfe und sagte, er wolle sichs etwas kosten lassen. Höskuld sagte: Es ist ja bekannt. daß, wenn es nach dir geht, kein Mensch mit deinem guten Willen von deinem Geld etwas haben soll." Thord antwortete: "Diesmal wird es doch nicht so sein, denn ich bin gern bereit, dir das ganze Geld rechtskräftig zuzusichern. Außerdem will ich mich erbieten, deinen Sohn Olaf zur Erziehung aufzunehmen und ihm nach meinem Tode mein ganzes vermögen zu vermachen; denn ich habe keinen Erben hier im Lande und meine, so ist das Geld besser angewendet, als wenn die Verwandten der Vigdis ihre Tatzen drüber schlagen." Damit war Höskuld einverstanden und ließ alles in einem vertrage festmachen. Melkorka war nicht damit zufrieden; die Erziehung durch Thord kam ihr wie eine Erniedrigung vor. Höskuld sagte: sie sei sehr kurzsichtig: "Thord ist ein alter Mann und kinderlos, ich erwarte, daß sein ganzes vermögen nach seinem Tode Olaf zufällt; und du kannst deinen Sohn besuchen, so oft du willst." Darauf nahm Thord den siebenjährigen Olaf zu sich und gewann ihn sehr lieb. Dies erfuhren die Leute, die Ansprüche an Thord Gaddi machten, und es schien ihnen nun schwieriger, ihre Forderung zur Geltung zu bringen. Höskuld schickte dem Thord Brüller reiche Geschenke und bat ihn, in dieser Sache nicht seinem Unwillen nachzugeben, denn gesetzlich hätten sie kein Geld von Thord zu beanspruchen ; er sagte, Vigdis könne gegen Thord nichts vorbringen, das erwiesen sei und als Scheidungsgrund gelten könne; "und Thord war deshalb nicht unwürdiger. wenn er auf Mittel und Wege sann, sich des Mannes zu entledigen, der auf Thords Kosten lebte und so voller Schuld war wie ein Dornbusch voller Stacheln". —Und als diese Mitteilung von Höskuld mit großen Geldgeschenken an Thord Brüller kam, ließ sich Thord de


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ruhigen und sagte, das vermögen sei in guter Hand, wenn Höskuld darüber verfügung hätte; und er nahm die Geschenke an, und es blieb dann Ruhe in dieser Sache, freilich war das verhältnis kübler. als vorher. Olaf wuchs bei Thord Gaddi auf und wurde groß und stark; er war so schön, daß ihm darin keiner gleich kam. Ab er zwölf Winter alt war, ritt er zum Thing, und die Leute aus andern Gegenden konnten äch nicht genug tun, einen so herrlich gewachsenen Menschen zu bewundern. Olaf war aber auch sehr sorgfältig in seiner Bewaffnung und Kleidung; so fiel er gleich vor allen andern Männern ins Auge. Thords Ansehen hatte sich sehr gehoben, seit Olaf zu ihm gekommen war. Höskuld gab Olaf einen Beinamen und nannte ihn Pfau. Dieser Name haftete an jom.


17. Hrapp stirbt und geht um

Es wird von Hrapp erzählt, daß er immer gewalttätiger in seinem verhalten wurde; er vergriff sich nun so oft an seinen Nachbarn, daß sie sich kaum vor ibm bewahren konnten. Dem Thord vermochte Hrapp nichts mehr abzugewinnen, seitdem Olaf begann auf eigenen Füßen su stehen. Hrapp hatte seinen Charakter behalten, aber die Kräfte waren nicht mehr dieselben, denn das Alter begann ihn zu drücken, so daß er schließlich bettlägerig wurde. Da rief Hrapp seine Frau Vigdis zu sich und sprach: "Ich bin nie kränklich gewesen," 1 sagte er, "daher ist es wahrscheinlich, daß diese Krankheit unserm Zusammenleben ein Ende machen wird. Und wenn ich gestorben sein werde, ist es mein Wille, daß man mir eine Grube in der Tür des Küchenhauses grabe und mich dort in der Tür aufrecht stehend beisetze. Auf diese Weise werde ich um so genauer das Hauswesen überwachen können." Darauf starb Hrapp. Alles wurde so ausgeführt, wie er es befohlen hatte, denn sie wagte es nicht anders. Und wenn es gefährlich war; mit ihm anzubinden, so lange er lebte, so wurde es nun noch viel schlimmer, als er tot war. Denn er ging nun oft um, Man erzählte, daß er die meisten Leute seines Haushaltes ber 

1 Typlsche Wendung.



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seiner Widergängerei getötet habe Große Beschwerde machte er den meisten, die in der Nähe wohnten. Der Hof von Hrappsstadir verödete. Vigdis, Hrapps Witwe, zog nach Westen zu ihrem Bruder Thorstein Surt. Er nahm sie zu sich mit ihrem Vermögen. Nun ging es wieder wie früher, daß die Leute zu Höskuld kamen und ibm die Not klagten, die ihnen Hrapp machte, und sie baten ihn, auf irgend eine Weise Abhilfe zu schaffen. Höskuld sagte, das solle geschehen. Er ritt mit einigen Leuten nach Hrappsstadir und ließ Hrapp ausgraben und ihn an einen Ort bringen, wo weder vieh in der Nähe zur Weide ging noch Menschen ihres Weges zogen. Damit hörte Hrapps Umgehen so ziemlich auf. Sumarlidi, der Sohn Hrapps, übernahm das Erbe nach ihm, ein großes, schönes Vermögen. Sumarlidi begann im Frühjahr darauf seine Haushaltung auf Hrappsstadir ; aber als er dort eine kurze seit gewohnt hatte, verfiel er in Wahnsinn und starb bald darauf. Nun siel seiner Mutter Vigdis der ganze Besitz dort zu. Sie will aber den Hof in Hrappsstadir nicht übernehmen; daher bekommt Thorstein Surt dieses ganze Gut in seine Hand zur Verwaltung. Thorstein war damals schon etwas betagt, aber doch noch sehr mannhaft und ganz fisch. 1


18. Thorstein Surt ertrinkt mit Tochter, Schwiegersohn und Enkelin

In dieser Zeit erhoben sich zu großem Ansehen auf Thorsnes die Vettern Thorsteins Bork der Starke und dessen Bruder Thorgrim. Bald zeigte sich, daß die beiden Brüder die ersten und am höchsten geschätzten Männer sein wollten. Und als Thorstein das bemerkte, wollte er sich nicht mit ihnen in einen Wettkampf einlassen. Er erklärte seinen Leuten, daß er seinen Wohnsitz wechseln und nach Hrappsstadir im Lachswassertal übersiedeln wolle. Thorstein Sure rüstete sich nach dem Frühjahrsthing zu seiner Reise, das Vieh aber sollte am Strande 1 

Das stimmt nicht ganz zu dem, was Kap. io über Thorstein gesagt war.
 
2 Börk und Thorgrim sind die Söhne des Thorstein Dorschbeißer und der Thora, der Tochter des Olaf Seilan (vgl. Kap. 7) sie sind rechte Vettern des Thorstein Surt.



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entlang getrieben werden. Thorstein ließ das Reiseboot klar machen und ging an Bord mit elf andern. Darunter waren Thorarin, sein Schwiegersohn und Ost, Thorsteins Tochter, und Hild, Thorarins Tochter fuhr auch mit, sie war drei Jahr alt. Thorstein hatte starken Südwestwind; sie nahmen ihren Kurs fjord einwärts auf die Strömungen zwischen den Inseln, 1 und zwar auf die Enge, die Kolkistustrsmung beißt, da ist die Strömung besonders stark unter diesen Engen im Breidtstord. Es war ein unsicheres Segeln, hauptsächlich deswegen, weil die Ebbe eintrat; und der Wind war nicht günstig; denn es war ein Wetter mit Regenschauern, starker Wind, wenn es sich aufklärte, und dazwischen flaute. Thorarin steuerte und hatte die Brassen sich um die Schultern gelegt, denn es war eng auf dem Schiff; viele Kisten waren an Bord und das Schiff war hoch beladen; die Küste lag nahe; das Schiff hatte wenig Fahrt, denn die Strömung ging ihnen heftig entgegen. —Da segelten sie auf eine Klippe auf, doch ohne Schaden zu nehmen. Thorstein befahl, gleich das Segel fallen zu lassen, und hieß die Männer Bootshaken nehmen und das Schiff abbringen. Der Versuch wurde gemacht, gelang aber nicht, denn es war so tief an beiden Bordseiten, daß die Bootshaken keinen Grund faßten; es blieb ihnen nur übrig, auf die Flut ;u warten; vorläufig war noch Ebbe unter dem Schiffe.

Sie sahen während dieser Zeit einen Seehund im Strome, der viel größer war als andere. Er schwamm lange um das Schiff derum und hatte keine kleinen Schwimmflossen. Ihnen allen kam es so vor, als ob er Menschenaugen hätte. 2 Thorstein befahl ihnen, den Seehund zu erschießen. Sie versuchten es auch, aber vergeblich.

Nun kam die Flut. Und als es beinah so weit war, daß das Schiff flott werden konnte, da kam eine scharfe Bö und brachte es zum Kentern, und alle Menschen, die auf dem Schiff waren ertranken, einer ausgenommen. Er trieb mit Schiffshölzern ans Land. Sein Name war Gudmund. Nach ihm heißen die Inseln dort Gudmundsinseln. 1 

Am Eingang des Hvammsfjord. 2 Es ist Hrapp, der Thorstein von Hrappsstadir fernhalten will.



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Gudrid, die mit Thorkel Zipfel verheiratet war. hatte nun Erbanspruch nach dem Tode ihres vaters Thorstein Surt. Die Kunde von diesem Ereignis verbreitete sich weit, daß Thorstein ertrunken war und die andern mit ihm, die dort verunglückt waren. Thorkel sandte gleich nach diesem Manne, nach Gudmund, der da an Land getrieben war. Und als er zu Thorkel gekommen war, schloß dieser heimlich einen Handel mit ihm ab, daß er in der Reihenfolge, wie es Thorkel ihm angegeben hatte, von dem Ertrinken der Leute erzählen sollte. Das gelobte Gudmund. Nun forderte ibn Thorkel in Gegenwart vieler Männer auf, über dieses Ereignis seine Aussage zu machen. Da erzählte Gudmund so: erst, sagte er; sei Thorstein ertrunken, dann Thorarin, sein Schwiegersohn (damit fiel das Erbe an Hild, weil sie die Tochter Thorarins war); darauf, fuhr er fort, sei das kleine Mädchen ertrunken (somit blieb Ost ihr nächster Erbe, ihre Mutter); diese sei zuletzt umgekommen — und so mußte das ganze vermögen an Thorkel Zipfel fallen, weil seine Frau das Erbe von ihrer Schwester beanspruchen hatte.

Diese Aussage wurde nun von Thorkel und seinen Leuten geflissentlich verbreitet, aber vorher hatte Gudmund die Sache etwas anders erzählt. Den verwandten Thorarins erschien nun dieses Zeugnis ziemlich zweifelhaft, sie sagten, sie würden sich ihm ohne Probe nicht unterwerfen, und erhoben Anspruch auf das halbe Vermögen neben Thorkel. Thorkel aber verlangte das ganze für sich allein und forderte sie auf, die Reinigungsprobe nach Brauch und Sitte anzustellen. Die Reinigungsprobe fand damals in der Weise statt, daß man unter einen Erdstreifen treten mußte, indem ein Stück Rasen von dem Boden gelöst wurde. 1 Die beiden Enden des Rasenstreifens saßen im Boden fest, und der Mann, der die Reinigung auszufahren hatte, mußte darunter treten. Thorkel Zipfel durfte wahl seine Zweifel darüber haben, ob es beim Ertrinken der Männer so zugegangen war, wie er mit Gudmund nach dessen späterer Aussage behauptet hatte. Die Heiden fühlten 

1 Unter dem festsitzenden Rasenstreifen wurde die Erde soweit ausgehoben, daß ein mann unter dem Streifen stehen konnte.



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nicht geringere Verantwortung, wenn sie so etwas zu vertreten hatten, als jetzt die Christen empfinden, wenn Reinigungsproben vorgenommen werden. Der galt als gereinigt, der unter den Erdstreifen trat, ohne daß er über ihm einbrach.

Thorkel Zipfel verabredete nun mit zwei Männern, sie sollten sich anstellen, als gerieten sie über irgend etwas in Streit, und sich dabei in der Nähe halten wenn die Reinigungsprobe vorgenommen würde; sie sollten dabei dem Erdstreifen so nahe kommen, daß jedermann sehen müßte, daß sie ihn zum Einbrechen gebracht hätten. Darnach traf der Mann seine Vorbereitungen, der für Thorkel die Reinigung leisten sollte. Und sofort, nachdem er unter den Erdstreifen getreten war, liefen diese beiden Männer, die dazu bestimmt waren, mit den Waffen auf einander los; sie stießen bei dem Rasenstreifen zusammen und stürzten da beide zu Boden, natürlich brach dabei der Erdstreifen ein. Da sprangen die Männer zwischen beide und brachten sie auseinander; das machte keine Mühe, denn sie führten den Kampf nicht ernstlich. Thorkel Zipfel verlangte nun ein Urteil über den Ausfall der Reinigungsprobe. Da riefen nun alle seine Leute, daß die Probe sich zu seinen Gunsten entschieden hätte, wäre nicht die Störung dazwischen gekommen. So nahm denn Thorkel das ganze bewegliche Gut an sich, aber das Land in Hrappsstadtr ließ er wüst liegen.


19. Hrut kommt nach Island

Nun ist von Höskuld zu erzählen, daß er sich in hochangesehener Stellung befand. Er war ein großer Häuptling. Er verfügte auch über das große Vermögen, auf das sein Bruder Hrut, der Sohn Herjolfs, Anspruch hatte. viele Leute sagten, das würde eine große Lichtung in seinem Walde geben, wenn er einmal genötigt sei, den Bruderteil vom Muttererde auszuzahlen. Hrut war Gefolgsmann des Königs Harald, des Sohnes der Gunnhild, und empfing von ihm große Ehrungen; das kam besonders daher, daß er sich bei jeder Männerprobe vor allen auszeichnete. Gunnhild aber, die Königin, 1 

Visdis, Hrapps Frau, muß schon vor diesem Streuli gestorben sein.



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schätzte ihn so hoch, daß sie innerhalb des Gefolges keinen ihm an die Seite stellen wollte, weder an Redegabe noch an andern Eigenschaften. Und wenn ein Männer vergleich gemacht wurde 1 und man über männliche vortrefflichkeit sprach, da konnte jedermann bemerken, daß Gunnhild es wie Gedankenlosigkeit ader Mißgunst vorkam, wenn man jemanden Hrut an die Seite stellen wollte. Weil nun Hrut in Island einen großen Vermögensanteil und eine angesehene verwandtschaft wahrzunehmen hatte, so kam ihm der Wunsch, dorthin zu reisen. Er rüstete sich zur Fahrt nach Island. Der König gab ihm ein Schiff zum Abschied und versicherte, daß er ihn als wackern Mann erprobt habe. Gunnhild geleitete Hrut zum Schiff und sprach: "Ich brauche das nicht leise zu sagen, daß ich dich erprobt habe als einen über alle hervorragenden Mann, denn du hast die gleiche Tüchtigkeit gezeigt wie die besten hier im Lande, und Verstand weit mehr als sie." Dann gab sie ihm einen Goldring und sagte ihm Lebewohl; darauf zog sie den Mantel über ihr Haupt und kehrte hastig zur Stadt zurück, aber Hrut stieg an Bord und ging in See.

Er hatte gute Fahrt und erreichte den Breidifjord. Er segelte hinein auf die Inseln zu, fuhr dann in den Breidisund und landete bei Kambsnes und warf die Stege aus. Die Kunde von der Ankunft des Schiffes verbreitete sich, und das Hrut, der Sohn Herjolfs, Schiffsherr sei. Nicht freute sich Höskuld über diese Neuigkeit, und nicht machte er sich auf, ihn zu begrüßen. Hrut zog das Schiff an Land und sorgte für seinen Schutz. Er baute dort einen Hof, der seitdem Kambsnes 2 hieß.

Dann ritt Hrut zu Höskuld und forderte sein mütterliches Erbe. Höskuld sagte, er habe nichts herauszuzahlen, seine Mutter sei nicht ohne vermögen aus Island gekommen, als sie mit Herjolf zusammen getroffen sei. Hrut war darüber unwillig und ritt mit diesem Bescheid davon. Alle Verwandten Hruts erwiesen ihm Ehre, nur Höskuld nicht. Hrut wohnte drei Winter in Kamhsneg und forderte immer wieder sein vermögen von Höskuld auf Thingen oder andern gesetzlichen versammlungen und erwies 

1 Der Männer vergleich, das Abschälen der Krieger und Häuptlinge, war eine beliebte und nicht ungefährliche Unterhaltung. vgl, Kap. es.



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sich 'dabei als guter Sprecher. Die meisten sagten, Hrut habe recht in seinem "Anspruch, aber Höskuld hob hervor, daß Thorgerd ohne seine Zustimmung sich mit Herjolf vermählt habe, und sagte, er sei nach dem Gesetz vormund seiner Mutter gewesen; weiter kamen )ie nicht miteinander. Im Herbst darauf folgte Höskuld einer Einladung des Thord

Gaddi. Das erfuhr Hrut und ritt nach Höskuldsstadir mit elf Mann. Er Med zwanzig Stück Rindvieh fort, ebensoviel ließ er da. Dann sandte er einen Mann zu Höskuld und ließ sagen, bei wem man das vieh suchen solle. Die Hausleute Höskulds liefen gleich zu den Waffen, und den nächsten Nachbarn wurde Botschaft gesandt, so kamen fünfzehn Mann zusammen. Jeder von ihnen ritt, wao er nur reiten konnte. Hrut mit seinen Leuten bemerkte die Verfolger erst; als er kurz vor seinem Hof Kambsnes war. Hrut und die Seinen stiegen sogleich ab und fesselten ihre Pferde und nahmen vorwärts auf einer Sandbank Stellung, und Hrut sagte, dort wollten sie den Angriff annehmen ; er meine, wenn es auch langsam damit ginge, Höskuld das vermögen abzufordern, so solle man doch nicht sagen, er sei vor Höskulds Knechten davongelaufen. Hruts Begleiter sagten, es würde die Übermacht auf der andern Seite sein. Heut erwiderte, das kümmere ihn nicht, sie sollten nur um so schlimmer fahren, je zahlreicher sie seien. Die Leute vom Lachstal sprangen nun aus den Sätteln und rüsteten sich zum Kampf. Hrut bai seine Leute, den Unterschied in der Zahl nicht zu achten, und lief den Feinden entgegen. Er hatte einen Helm auf dem Kopf, das gezückte Schwert in der einen, den Schild in der andern Hand; er war der beste aller Fechter. Hrut war so zornig, daß wenige ihm folgen konnten. Beide Parteien hielten sich gut eine Zeitlang; aber bald merkten die Lachstalleute, daß sie auf ihrer Seite keinen hatten, der Hrut gewachsen war; denn er tötete da zwei Männer in einem Anlauf . Darauf baten die Lachstalleute um Frieden. Hrut sagte, gewiß sollten sie Frieden haben. Höskulds Hausleute waren da alle verwundet, die noch aufrecht standen, und vier waren erschlagen. Hrut fuhr heim und war etwas verwundet, seine Gefährten aber nur leicht oder gar nicht, denn er hatte sich



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am meisten hervorgetan. Der Ort heißt Kampftal, wo sie mit einander gefochten hatten. Hrut ließ dann das vieh schlachten.

Von Höskuld wird erzählt, daß er schnell Leute an sich zog, sobald er von dem Raub erfuhr, und nach Hause ritt. Zu gleicher Zeit kamen auch seine Hausleute nach Hause; sie erzählten ihm, wie übel es ihnen ergangen war. Höskuld wurde zornig darüber und sagte, Hrut solle ihm gewiß nicht noch einmal Raub und Männer verlust zufügen. Den ganzen Tag über sammelte er Leute um sich. Da ging Jorunn, die Hausbau, mit ihm zu sprechen und Sagte ihn, was er zu tun gedenke. Er sagte: "Es ist nichts besonderes Werk, doch möchte ich gern, daß man künftig von etwas anderm mehr reden soll als von meinen erschlagenen Hausleuten." Jorunn erwiderte: Deine Absicht ist abscheulich, wenn du vor hast, einen solchen Mann zu töten, wie dein Bruder ist, da doch manche sagen, es wäre nicht ohne Rechtsgrund gewesen, wenn Hrut auch schon früher seinen Vermögensanspruch in dieser Weise geltend gemacht hätte; nun hat er bewiesen, daß er nicht länger wie ein Bastard in seinen Rechten behandelt werden will, da er nach seiner Abkunft etwas zu fordern hat. Gewiß hat er nicht ohne weiteres sich entschlossen, mit dir den Kampf aufzunehmen, sondern er muß sich einer gewissen Unterstützung durch mächtigere Männer versichert haben; denn mir ist erzählt worden, daß Botschaften in der Stille zwischen Thord Brüller und Hrut hin und hergegangen sind; solche Dinge scheinen mir beachtenswert. Thord wird die Gelegenheit günstig vorkommen, etwas zu unternehmen, in einer Lage, wo der Rechtsfall so durchsichtig ist. Du weißt ja wohl, Höskuld, daß, seit die Geschichte mit Thord Gaddi und Vigdis vorgefallen ist, nicht mehr ein so freundliches Verhältnis besteht zwischen dir und Thord Brüller wie früher, wenn du auch fürs erste durch Geschenke die Feindseligkeit der Verwandten abgelenkt hast. Ich bin davon überzeugt, Höskuld," sagte sie, "daß sie es wohl fühlen, wie sie in ihren Ansprüchen sehr gewaltsam von dir zur Seite gedrängt sind und deinem Sohne Olaf. So wäre es denn rätlicher für uns, wenn du deinem Bruder in anständigerweise entgegen kämest, denn vom gereizten



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Wolf ist zu erwarten, daß er zupackt; sollte denken, daß Hrut das gut und mit Billigkeit aufnehmen wird, denn, wie man mir sagt, ist er ein verständiger Mann; er wird ja einsehen, daß dies auch beiden zur Ehre gereicht." Höskuld ließ sich durch Jorunns Zureden sehr beruhigen; was sie sagte, schien ihm der Wahrheit gemäß zu sein.

Nun gingen Leute zwischen ihnen bin und ber; die beiden befreundet waren, und legten Höskulds Friedensvorschläge Hrut vor. Und Hrut nahm das wohl auf, sagte, daß er gewiß sich mit Höskuld vergleichen wolle, er sei lange dazu bereit gewesen, gu te Brüderschaft mit ihm zu halten, so wie es hätte sein können, wenn nur Höskuld ihm sein Recht gegönnt hätte. Hrut sagte auch, er wolle Höskuld Genugtuung für den Schaden zugestehen, den er ihm angetan habe. Es wurde nun diese Sache zum Ende und Abschluß gebracht zwischen den Brüdern Höskuld und -grur sie begannen sich von da an als gute Brüder gegeneinander zu halten.

Hrut nahm sich nun seiner Wirtschaft an und wurde ein Mann. der etwas zu bedeuten hatte; nicht drängte er sich dazu, überall mitzutun, aber wenn er etwas anfaßte, sollte es nach seinem Willen damit gehen. Hrut verlegte nun seinen Hof und wohnte hiv in seine alten Tage an dem Orte, der jetzt Hrutsstadir 1 heißt. Einen Tempel hatte er in seinem Hofbezirk, davon sieht man noch jetzt die Spuren. Jetzt wird die Stelle Weg der Traue genannt, da geht nun die allgemeine Straße. Hrut verheiratete sich und nahm die Frau, die Unn hieß, die Tochter des Mord Geige. Unn sprach die Scheidung gegen ibn aus, daraus entstand der Streit zwischen den Lachstalleuten und denen von Fljoisblid. 2 Hrut nahm eine zweite Frau, die Thorbjörg hieß; sie war eine Tochter des Armod. 3 Hint hat auch noch eine dritte Frau gehabt, wir kennen aber ihren Namen nicht. Sechzehn Söhne hatte Hrut und zehn Töchter mit den 1 

Nicht west von Kambsnes. Der Hof besteht nicht mehr. 2 Anspielung auf den Prozeß zwischen Gunnar von Hildarendi in der Landschaft Fljotshlid (südliches Island) und Hrut. Gunnar zwingt Hrut den Vermögensanteil, auf den Unn Anspruch hat, auszuzahlen (Nialssaga). 3 Über Armod vgl. den Anfang von Kap. 33.



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letzten beiden Frauen. Die Leute erzählen, daß Hrut eines Sommers so zum Thing gekommen sei, daß vierzehn seiner Söhne mit ihm waren. Das bat man deshalb festgehalten, weil es als stolze Größe und Kraft erschien; alle seine Söhne waren tüchtige Männer


20. Melkorka verheiratet sich mit Thorbjörn Skrjup und sendet Olaf ins Ausland

Höskuld saß nun auf seinem Hof und neigte sich dem höheren Alter zu, seine Söhne waren da zu Männern erwachsen. Thorleik übernahm die Wirtschaft auf dem Hof, der Kambsnes 1 heißt, und Höskuld zahlte ihm sein Erbteil aus. Er verheiratete sich darauf und nahm eine Frau, die Gjaflaug hieß, die Tochter des Arnbjörn, des Sohnes des Sleitu-Björn und der Thorlaug, der Tochter des Thord von Hofdi; 2 2 das galt als eine ansehnliche Partie; Gjaflaug war eine schöne Frau und sehr stoltz, Thorleik war nicht leicht zu behandeln und immer zum Kampf bereit; zwischen den verwandten Hrut und Thorleik entstand kein besonderes verhältnis. Hard, Höskulds Sohn, war zu Hause bei seinem Baier; er hatte nicht weniger in dein Hauswesen schaffen als Höskuld. von Höskulds Töchtern ist hier wenig die Rede; doch stammen auch von ihnen Männer ab.

Olaf, Höskulds Sohn war nun auch völlig erwachsen und der schönste aller Männer an Gestalt, den man je gesehen hat. Er hielt sich sorgfältig in Bewaffnung und Kleidung. Mlelkorka, Olafs Mutter, wohnte in Melkorkastadir, wie oben geschrieben ist. Höskuld entzog sich jetzt mehr der Sorge für Melkorkas Haushalt, als es früher gewesen war; er sagte, das schiene ihm nicht minder die Sache ihres Sohnes Olaf zu sein, und Olaf versprach ihr auch alle Hilfe, die er zu gewähren imstande sei. Melkorka meinte; daß sie von Höskuld schmählich behandelt werde, und sann darauf, irgend etwas ins Werk setzen, daß ibm übel gefiele. Thorbjörn Skrjup 3 hatte vor allem Melkorka bei der Wirtschaftsführung unterstützt; er hatte ihr 1 

vergl. Kap. 2s. Hof im nordviertel an der Ostküste des Skagafjords. vgl. Kap. II.



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einen Heiratsantrag gemacht, nachdem sie einige Zeit auf dem H:-ie gewesen war; doch sie verhielt sich abweisend.

Ein Schiff lag am Lande in Bordeyri im Hruiafjord. 1 Örn hieß der Schiffsführer; er war ein Gefolgsmann des Königs Harald, des Sohnes der Gunnhild. Melkorka hob ein Gespräch an mit ihrem Sohne Olaf als sie einmal zusammen waren: es sei ihr Wunsch, das er ausreise, um seine mächtigen verwandten zu besuchen, " denn ich habe die Wahrheit gesprochen, Myrkjartan ist wirklich mein Vater und König der Iren; nu )i bietet sich dir bequeme Gelegenheit, in Bordeyri auf ein Schiff zu kommen." Olaf sagte: "Ich habe darüber mit meinem Vater gesprochen, er ist nicht besonders geneigt, darauf einzugehen nun ist auch der Besitz meines Pflegevaters so beschaffen, daß er mehr in Land und vieh besteht, als daß isländische Ware vorhanden w Sre." Melkorka antwortete:"Nicht will ich, daß man dich noch länger einen Magdssohn nennt, und wenn der Umstand die Reise verhindert, daß du zu wenig Gut dazu hast, so will ich lieber mich dazu entschließen, den Thorbjörn zu heiraten, wenn du auf diese Weise leichter zur Reise kommst als sonst; denn ich setze va aus, er wird dir die Ware zur Verfügung stellen, die du glaubst mitnehmen zu müssen, wenn er mein Jawort erhält. Es ist auch der Vorteil dabei, d .iss Höskuld doppelten Ärger haben wird, wenn er die beidem Nachrichten erhält, daß du aus dem Lande gereist und ich verheiratet bin." Olaf sagte, die Mutter solle ganz nach ihrem Willen alles einrichten. Darauf sprach Olaf mit Thorbjörn, daß er Ware von ihm auf Borg nehmen und ihm gute Vorteile dabei gewähren wolle. Thorbjörn antwortete "Das kann nur unter der Bedingung geschehen, dag ich Melkorkas Jawort erhalte; dann meine ich, wird mein Vermögen dir ebenso zur verfügung stehen, wie dasjenige, das du zu verwalten hast." Olaf sagte, das solle geschehen, wie es rätlich ser sie besprachen nun miteinander die Dinge, die sie vorhatten, und alles dieses sollte in Heimlichkeit vor sich gehen.

Höskuld redete mit Olaf, er solle ihn auf das Allthing begleiten. 1 

Der Hrutasford bildet das südlichste Ende der großen Meeresbucht Hunafloi im nördlichen Island. Bordeyri liegt am westlichen Ufer.



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Olaf sagte, er könne das nicht, weil er in der Wirtschaft zu tun habe, er wolle am Lachswasser eine Lämmerweide einfriedigen lassen. Höskuld gefiel das wohl, daß Olaf sich in der Wirtschaft betätigen wollte. Dann ritt Höskuld zum Thing, aber in Lambastadir 1 rüstete man sich zur Hochzeit, und Olaf allein setzte den Heiratsvertrag fest. Olaf bekam dreißig Hunderte an Ware aus der ungeteilten Masse und sollte da- für nichts zu bezahlen haben. Bard, Höskulds Sohn, nahm an der Hochzeit teil, er war mit ihnen im Einverständnis bei ihrem Vorhaben gewesen. Und als das Fest zu Ende war, ritt Olaf zum Schiff, suchte Örn, den Schiffsführer, auf und nahm sich seinen Platz an Bord. Und ehe Mutter und Sohn voneinander schieden, übergab sie ihm einen großen goldnen Fingerring und sprach: "Dieses Kleinod gab mir mein Vater als Geschenk beim ersten sahn, ich glaube, er wird es wiedererkennen , wenn er es sieht." Ferner legte sie ihm in die Hand ein Messer und einen Gürtel und bat ihn, diese ihrer Pflegemutter zu geben: "ich denke, sie wird diese Wahrzeichen nicht verleugnen." Und weiter sprach Melkorka: "Ich habe dich ausgestattet, gut ich nur konnte, und dich gelehrt, irisch zu sprechen, so daß es für dich nichts ausmachen wird, wo du auch in Irland landen magst." Darauf nahmen sie Abschied von einander. Gleich, nachdem Olaf an Bord gekommen war, stellte sich Fahrwind ein, und sie gingen in See.


21. Olaf in Norwegen und Irland

Nun kam Höskuld vom Thing nach Hause und erfuhr diese Neuigkeiten. Sie gefielen ihm sehr wenig; aber weil die Beteiligten verwandte waren, beruhigte er sich und ließ es sein, wie es war.

Olaf und seinen Reisegefährten war der Wind günstig, und, sie kamen nach Norwegen. Örn trieb Olaf an, den Hof König Haralds aufzusuchen, er sagte, der König erweise manchen hohe Ehre, die keineswegs bessere Männer seien als Olaf. Olaf sagte, er sei bereit. Nun reisten Olaf und Örn an den 1 

Der Hof des Thorbjörn. wurde erst so genannt nach dem Sohne des Thorbjörn und der Melkorka.



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Hof und wurden dort gut aufgenommen. Der König sah gleich Olaf wegen seiner Familie als einen Bekannten an und lud ihn sofort ein, bei ihm zu bleiben. Gunnhild erwies Olaf große Achtung, sobald oic erfuhr, daß er ein Neffe Hruts see doch sagten manche Leute, es würde ihr auch eine Freude gewesen sein, mit Olaf zu reden, ohne daß er es andern hätte verdanken musen.

Olaf wurde mißgestimmt, als der Winter dem Ende zuging. Örn fragte ihn, was ibm Betrübnis mache. Olaf antwortete: "Eine Fahrt habe ich vor nach Westen übers Meer, und es läge mir viel daran, wenn du mir dazu helfen könntest, daß die Reise während dieses Sommers zustande käme." Örn bat Olaf nicht an so etwas zu denken, er wisse nichts darüber, ob man auf Schiffe rechnen könnte, die die Fahrt nach Westen übers Meer machen würden. 1 Gunnhild kam zu ihrem Gespräch und sagte: "Nun höre ich euch so reden, wie es bisher noch niemals vorgekommen ist, daß ihr zweierlei Meinung habt." Olaf begrüßte Gunnhild und brach das Gespräch nicht ab. Darauf ging Örn weg und Gunnhild und Olaf setzten das Gespräch fort. Olaf erklärte feine Absicht und betonte, wie viel ihm daran läge, daß die Reise zustande komme, er wisse es mit Sicherheit, daß König Myrkjartan sein Muttervater sei. Da sprach Gunnhild: "Ich werde dir die Mittel zu dieser Fahrt verschaffen, so daß du mit solchem Aufwand reisen kannst, wie du willst." Olaf dankte ihr für ihre Worte. Darauf ließ Gunnhild ein Schiff rüsten und sorgte für die Bemannung, sie bai Olaf, zu bestimmen, wie viel Leute er mit sich nehmen wolle nach Westen übers Meer. Olaf bestimmte die Zahl auf sechzig Mann, und fügte hinzu, es käme hauptsächlich darauf an, daß die Schiffsleute mehr das Aussehen von Kriegern als von Handelsleuten hätten. Sie sagte, so solle es sein. Nur Örn wird genannt von den Reisegenossen. Diese Mannschaft war wohlausgerüstet. König Harald und Gunnhild geleiteten Olaf zum Schiff und sagten, sie wollten 1 

Daß sie die Reise nicht auf ihrem eigenen Schiff machen, erklärt wohl, wie das Folgende zeigt, aus der Absicht Olafs, seinem Großvater als kriegerischer Schiffsführer gegenüberzutreten.



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ihm nun noch ihre Glückwünsche mitgeben, entsprechend der freundlichen Gesinnung, die sie gegen ihn gehabt hätten; und König Harald sagte, das fiele ihnen leicht, denn ein stattlichere Mann sei nicht aus Island gekommen in ihren Tagen. Da fragte König Harald, wie alt er sei. Olaf antwortete: " bin jetzt achtzehn Winter alt." Der König sprach: "Solche, wie du bist, versprechen ungewöhnliche Männer zu werden; du bist ja kaum aus dem Kindesalter heraus. Suche uns nur gleich wieder auf, wenn du zurückkommst." Darauf wünschten ihm der König und Gunnhild glückliche Reise. Olaf und seine Leute stiegen an Bord und gingen gleich in See.

Das Wetter war ihnen nicht günstig während des Sommers. Sie hatten starke Nebel, schwache oder widrige Winde, wenn es überhaupt wehte; sie wurden weit auf dem Meer umhergetrieben, die meisten an Bord überkam das Gefühl, verirrt zu sein auf der See. Endlich geschah's, daß der Nebel sich hob und sich Wind spüren ließ; da begann man zu segeln.

Nun beriet man sich, wie man den Kurs auf Irland nehmen sollte, die Leute konnten darüber nicht einig werden. Om stand auf der einen Seite, aber der größte Teil der Männer widersprach ihm. Sie behaupteten, Örn habe sich gans und gar verirrt, sie sagten, die Mehrzahl müsse den Ausschlag geben. Endlich wurde es Olaf zur Entscheidung vorgelegt. Olaf aber sagte: "Ich will, daß die den Ausschlag geben, die verständiger sind; denn ich glaube, daß uno der Rat törichter Männer um so weniger taugt, je mehr ihrer beieinander sind." Damit erschien nun die Sache ausgemacht, nachdem Olaf dies gesprochen hatte; und Örn bestimmte von nun an den Kurs.

Sie segelten nun Nacht und Tag und hatten immer gleich schwachen Wind. Es geschah in einer Nacht, daß die Leute der Wache aufsprangen und die Männer so schnell als möglich aufstehen hießen; sie sagten, sie sähen Land so nahe vor sich, daß sie fast mit dem Steven auf Grund gekommen wären. Das Segel war gesetzt und ganz schwacher Wind. Die Männer sprangen gleich auf und Örn befahl, man solle beidrehen, um womöglich vom Lande fortzukommen. Olaf sagte:"Wir haben hier keine Wahl mehr, denn ich sehe, daß der Achtersteven schon über die



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Brecher hinüber ist; laßt das Segel fallen so schnell als möglich, wir wollen unsern Entschluß fassen, wenn es heller Tag ist und man dieses Land erkennen kann." Darauf ließen sie die Anker fallen, die gleich Grund faßten. Viel ging die Rede bin und her während der Nacht, wohin sie wohl gekommen wären. Und als es bell geworden war, erkannten sie, daß es Irland war. Da sprach Örn:"Ich glaube, wir haben keinen sisu stigen Landungsplatz gefaßt, denn diese Gegend hier ist weit von den Häfen und Handelsplätzen, wo den Ausländern Frieden zugesichert ist; wir werden nun von der Ebbe trocken gesetzt wie Stichlinge; so weit ich die Gesetze der Iren kenne, soll es mich nicht wundern. wenn sie sand auf die Ladung legen, die wir führen, denn sie sprechen da schon von Strandgut, wo noch viel tieferes Wasser ist hinterm Achtersteven." Olaf sagte, es würde ihnen kein Schade geschehen: "Ich habe aber gesehen, daß seit heute früh am Lande Leute zusammenlaufen, die Iren machen sich Gedanken über die Ankunft des Schiffes. Dann habe ich beute morgen, als Ebbe war, beobachtet, daß ein Wasserlauf bei dieser Landspitze sich einschneidet, aus dem die See nicht ganz abströmte. Und wenn unser Schiff nicht beschädigt ist, wollen wir unser Boot aussetzen und unser Schiff bis dorthin schleppen." Es war lehmiger Grund, wo sie vor Anker gelegen hatten, und keine Planke in ihrem Schiff beschädigt; Olaf ließ nun das Schiff an den angegebenen Platz bringen und warf da Anker.

Und als der Tag weiter vorschritt, kam eine große Menschenmenge hinunter zum Strande. Dann fuhren zwei Männer in einem Boote zum Schiff. Sie Sagten, wer die Eigentümer dieses Schiffes seien. Olaf gab ihnen Bescheid und antwortete irisch, so wie sie gesagt hatten. Als aber die Iren erfuhren, daß es Norweger seien, verlangten sie mit dem Hinweis auf ihre Gesetze, daß sie ihr Gut zur Verfügung stellten, es würde ihnen da kein Schade geschehen, bis der König in dieser Sache entschieden hätte. Olaf antwortete, so seien die gesetzlichen Bestimmungen , wenn kein Dolmetscher bei den Kaufleuten sei. Und ich kann euch in Wahrheit versichern, daß ihr friedliche Leute vor euch bahr aber doch werden wir uns nicht ergeben ohne Wider



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stand." Da erhoben die Iren ihren Kriegsruf und wateten in die See, sie hatten den Plan, das Schiff samt den Leuten an Land zu ziehen, es war nicht tiefer, als daß ihnen das Wasser bis unter die Arme reichte, oder denen, die am größten waren, nur bis an die Hosengürtel. Die Senke aber, in der das Schiff schwamm, war so tief, daß man keinen Grund fassen konnte.

Olaf befahl, die Waffen herauszuholen und die Barde von Steven zu Steven zu besetzen. Sie standen auch so eng, daß alles mit Schilden gedeckt war, und ein Speerende streckte sich heraus neben jeder Schildspitze. Olaf trat nach vorn an den Steven, er war so gerüstet, daß er eine Brünne trug und einen vergoldeten Helm auf dem Kopfe hatte. Er hatte ein Schwert umgegürtet; dessen Griff war mit Goldschmuck geziert. In der Hand trug er einen Hakenspieß, der auch fur den Hieb gebraucht werden konnte, mit vortrefflicher Zierarbeit auf dem Blatt. Einen roten Schild hielt er vor sich, darauf war ein goldener Löwe gemalt. Und als die Iren diese Zurüstung sahen, sank ihnen das Herz, sie fürchteten nun, daß es nicht so leicht sein würde, sich des Gutes zu bemächtigen, wie sie gedacht hatten; die Iren gaben daher ihren Angriff auf und liegen in einen Haufen zusammen. Bald verstärkte sich immer mehr das Gerede in der Menge, es sei leicht zu erkennen, daß dies ein Kriegsschiff sei und sie noch mehr Schiffe zu erwarten hätten. Sie sandten daher eilig Botschaft zum Könige; es traf sich grade bequem, daß der König ganz in der Nähe zur Gastung war. Er kam gleich mit Gefolge dorthin geritten, wo das Schiff lag. Es war nicht weiter vom Lande bis zu der Stelle, wc das Schiff schwamm, als daß man sich gut gegenseitig verstehen konnte. Oft hatten die Iren sie mit Schüssen angegriffen, doch war Olaf und seinen Leuten kein Schade geschehen. Olaf stand da in der oben beschriebenen Rüstung, und die Leute sprachen mit Bewunderung davon, wie prächtig der Mann sei, der das Schiff befehligte. Als aber Olafs Schiffsgefährten eine große Ritterschar heranreiten sahen, und sie erschien sehr kriegerisch, da wurden sie kleinlaut, denn sie meinten, daß sie es nun mit einer großen Übermacht zu tun bekämen . Als Olaf aber hörte, was die Leute sich einander zuraunten, bat er sie festen Muts zu sein: " denn unsre Sache



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nimmt eine gute Wendung, nun begrüßen die Iren ihren König Myrkjartan." Darauf ritten jene so nahe an das Schiff, daß man verstehen konnte, was auf der andern Seite gesprochen wurde. Der König fragte, wer der Führer des Schiffes sei. Olaf nannte seinen Namen und fragte, wer der stattliche Ritter sei, mit dem er das Gespräch führe. Der antwortete "Ich heiße Myrkjartan." Olaf sprach: "Bist du der König der Iren Er antwortete, so sei es. Darauf Sagte der König nach allgemeinen Neuigkeiten. Olaf gab über alle Dinge wohl Bescheid, nach denen er gefragt wurde. Weiter fragte der König, von wo sie ausgesegelt seien und wessen männer sie seien. Und dann Sagte der König noch genauer nach Olafs Abkunft als zuerst, denn der König fand, daß dieser Mann ein stolzes Benehmen zeigte, und nur soweit Auskunft geben wollte, als er gesagt wurde. Olaf sagte: "Das will ich Euch zu wissen geben, daß wir von Norwegen ausgesegelt sind, und dies sind des Königs Harald, des Sohnes der Gunnhild, alle Männer, die an Bord sind. Und inbezug auf meine Herkunft habe ich Euch zu sagen, Herr, daß mein Vater in Island lebt und Höskuld heißt — er ist ein Mann aus mächtigem Geschlecht; aber was meine mütterliche Familie angeht, so möchte ich glauben, daß Ihr sie besser kennt als ich; denn Melkorka heißt meine Mutter, und mir ist es als verbürgte Wahrheit gesagt, daß sie deine Tochter ist, König; das hat mich zu der weiten Reise getrieben, und nun erwarte ich mit Spannung, was du auf meine Worte erwidern wirst."

Der König schwieg darauf, dann unterhielt er sich mit seinen Leuten; die verständigen wollten vom Könige wissen, was wohl an dieser Angabe wahres sei, die der Fremde gemacht hatte. Der König antwortete: "Das ist leicht zu erkennen an diesem Olaf, daß er aus edlem Geschlecht stammt. ob er nun unser Blutsverwandter ist oder nicht, und ebenso steht fest, daß er vorzüglich irisch spricht."

Darauf richtete sich der König im Sattel auf und sprach: Nun sollst du die Antwort auf deine Worte hören: ich will allen Frieden gewähren, der ganzen Schiffsmannschaft. Was du aber über die verwandtschaft mit uns vorbringst, das



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müssen wir noch näher besprechen, ehe ich darauf eine Antwort geben kann."

Darauf wurden die Laufsiege ausgelegt und Olaf ging an Land und seine Gefährten vom Schiff. Die Iren sahen nun mit Bewunderung, wie kriegerisch diese Männer waren. Olaf grüßte da den König mit Anstand. nahm den Helm ab und verneigte äch vor dem Könige, der König aber empfing ihn mit großer Freundlichkeit. Sie nahmen nun das Gespräch wieder auf mit einander; Olaf brachte aufs neue seine Sache vor, in langer, lebhafter Rede. 1 Das war der Schluß, daß er sagte, er habe den Ring an der Hand, den ihm Melkorka zum Abschied in Island übergeben habe mit der Mitteilung: "daß du, König, ihn ihr als Zahngeschenk gegeben habest. Der König nahm den Ring, sah ihn an und wurde blutrot im Gesicht. Darauf sprach der König: "Wahr sind die Zeichen und was gewiß ebenso ins Gewicht fällt: du hast eine so große Familienähnlichkeit von deiner Mutter her, daß man dich wohl daran erkennen kann. Und aus diesen Gründen will ich ohne Bedenken hiermit unsere Blutsverwandtschaft feststellen, Olaf. mit dem Zeugnis der Männer, die hier gegenwärtig sind und meine Rede hören. Dazu soll kommen, daß ich dich einlade an meinen Hof mit aller deiner Mannschaft; und die Ehre, die euch zuteil werden soll, wird sich danach richten, welchen Gewinn in dir finde, wenn ich dich erst schärfer erprobe.

Darauf ließ ihnen der König Reisepferde geben und bestimmte Leute. die ihr Schiff besorgen und die Ladung, die sie hatten, behüten sollten. Der König ritt dann nach Dublin, und dem volke schien das ein denkwürdiges Ereignis, daß der König von einem Enkel begleitet wurde, dem Sohne seiner Tochter. die vor langem als Kriegsgefangene aus dem Lande geführt worden war im Alter von fünfzehn Jahren. Am meisten aber wurde Melkorkas Pflegemutter von dieser Kunde ergriffen. Sie war bettlägerig, Sorge sowohl wie Alter hatten sie geschwächt, doch ging sie ohne Stab, Olaf aufzusuchen. Da sprach der König zu Olaf: "Hier ist nun die Pflegemutter der Melkorka gekommen, sie wird sich von dir wollen erzählen lassen-wie es Melkorka geht." 1 

Formelhafte Wendung.



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Olaf nahm sie zu äch mit beiden Händen und setzte die Alte auf seinen Schoß, dann erzählte er ihr, daß ihre Pflegetochter in gutem Behagen in Island säße. Olaf reichte ihr Messer und Gürtel, die Alte erkannte die Stücke und weinte Freudentränen , sie sagte, beides sei wahr, daß der Sohn der Melkorka ein Prachtsmann sei, "doch hat er es auch von der Mutter mitbekommen." Die Alte blieb frisch den ganzen Winter über. Der König kam wenig zur Ruhe, denn fortwährend gab es damals feindliche Einfälle in den Westländern. Der König schlug den Winter über Wikinger und Räuber von seinen Küsten zurück. Olaf mit seiner Mannschaft war auf dem Königsschiffe und mit dieser Mannschaft war nicht gut anzubinden, wenn man ihr feindlich gegenüberstand. Der König besprach mit Olaf und dessen Gefährten alle Pläne; er erfand Olaf als klug, und dabei kühn bei jeder Männerprobe.

Und gegen Ende des Winters berief der König eine versammlung, die war sehr zahlreich besucht. Der König stand auf, eine Rede zu halten. Erhob folgendermaßen an:"Es ist euch bekannt, daß im letzten Herbst ein Mann hierher gekommen ist, der Sohn meiner Tochter; zugleich auch von edler Abkunft väterlicherseits; Olaf schätze ich als einen so tüchtigen und beldenmäßigen Mann, wie wir seinesgleichen hierzulande nicht haben. Nun will ich ihm die Königswürde anbieten nach meinem Tode, denn Olaf eignet sich besser zum Landesherrn als meine Söhne. Olaf dankte ihm für dieses Anerbieten mit sehr beredten und schönen Worten, sagte aber, er wolle es doch nicht auf die Gefahr ankommen lassen, ob Myrkjartans Söhne das dulden würden, wenn der König stürbe. Er sagte; besser sei eine kurze Ehre, als eine lange Schmach. Er wolle nach Norwegen reisen, sobald es gefahrlos für die Schiffe sei hinüberzusegeln Seine Mutter würde wenig Freude mehr haben, wenn er nicht zurückkehrte. Der König sagte, Olaf solle nach eigenem Willen handeln. Darauf wurde die Versammlung geschlossen.

Und als Olafs Schiff fahrtbereit war, geleitete ihn der König zum Schiff und gab ihm einen Speer mit goldner Einlegearbeit, ein prachtvolles Schweri und noch manch andres Gut. Olaf wünschte Melkorkas Pflegemutter mitzunehmen. Der König



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sagte, dazu sei kein Grund vorhanden, und so fuhr sie nicht mit. Olaf stieg an Bord mit seinen Leuten, und der König und Olaf verabschiedeten sich in der besten Freundschaft. Darauf ging Olafs Schiff in See. Sie hatten guten Wind und erreichten die norwegische Küste, und die Kunde von Olafs Fahrt verbreitete sich weit; sie zagen dann das Schiff an Land, Olaf verschaffte sich Pferde und masche sich mit seinen Gefährten auf den Weg, den König aufzusuchen.


22. Olaf kehrt nach Island zurück

Olaf Höskulds Sohn, kam nun an den Hof des Königs Harald und fand guten Empfang beim König, und bei Gunnhild noch weit besseren. Sie luden ihn zu sich ein und redeten ihm eifrig zu. Olaf nahm das an und blieb mit Örn am Hoflager. Der König und Gunnhild erwiesen Olaf solche Ehre, wie sie niemals ein Ausländer von ihnen empfangen hatte. Olaf gab dem Könige und Gunnhild manche seltene Kleinode, die er im Westen in Irland bekommen hatte. Der König schenkte Olaf zum Julfest einen ganzen aus Scharlach geschnittenen Anzug. Olaf saß nun da in Ruhe den Winter über. Im Frühling aber, als die Zeit vorschritt, kam es zum Gespräch zwischen dem Könige und Olaf: er bat den König um Urlaub, im Sommer nach Island zu fahren: Ich habe da", sagte er, "angesehene Verwandte zu besuchen." Der König antwortete: "Es wäre mir am liebsten, daß du für immer bei mir bliebest und dir bier eine Stellung wähltest, wie sie deinem eignen Wunsche entspricht." Olaf dankte dem Könige für das ehrenvolle Angebot, sagte aber, er möchte doch lieber nach Island fahren, wenn es nicht gegen den Willen des Königs sei-Da antwortete der König: "Ich will hierin nicht unfreundschaftlich gegen dich sein. Fahre du nur im Sommer nach Island, denn ich sehe, daß dein Sinn ganz darauf gerichtet ist; doch sollst du keine Mühe und Sorge wegen deiner Vorbereitungen haben, dafür werde ich sorgen." Damit endeten sie das Gespräch.

Der König Harald ließ Frühling ein Schiff zu Wasser bringen: das war ein Lastschiff, ein großes und tüchtiges



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Fahrzeug. Dieses Schiff ließ der König mit Bauholz befrachten und vollständig ausrüsten. Und als das Schiff segelfertig war, ließ der König Olaf rufen und sprach: "Dieses Schiff soll dein Eigen sein, Olaf. Ich will nicht, daß du diesen Sommer als Fahrgast anderer Leute von Norwegen nach Island reisen sollst. Olaf dankte dem Könige mit passenden Worten für seine Hochherzigkeit. Darauf bereitete sich Olaf zur Abreise. Und als er fertig war und Fahrwind sich einstellte, ging Olaf in See. Er und der König schieden von einander in größter Herzlichkeit. Olaf hatte guten Wind in den Sommertagen und landete mit seinem Schiff bei Bordeyri im Hrutafjord. Die Nachricht von der Ankunft des Schiffes verbreitete sich schnell, und auch, wer der Schiffsführer war. Höskuld erfuhr die Ankunft seines Sohnes Olaf und war hoch erfreut und ritt sofort nordwärts zum Hrutafjord mit einigen Leuten. Da war ein frohes Wiedersehen von Vater und Sohn. Höskuld lud Olaf zu sich ein. Olaf sagte, er nehme das an. Olaf brachte sein Schiff an Land, sein Gut ließ er nach dem Westlande schaffen. Als alles besorgt war, ritt Olaf mit elf Mann vom Norden heimwärts nach Höskuldsstadir. Höskuld begrüßte seinen Sohn freundlich. Auch die Brüder nahmen ihn mit Freundlichkeit auf und alle andern Verwandten ; am besten aber stand er sich mit Bard.

Olaf wurde berühmt wegen seiner Fahrt. Zugleich wurde auch allgemein seine Abstammung bekannt, daß er ein Tochtersohn des Irenkönigs Myrkjartan war. Das verbreitete sich über das ganze Land, ebenso, welche Ehren ibm von mächtigen Männern erwiesen waren, die er besucht hatte. Olaf brachte auch großes Gui heim, er blieb nun den Winter über bei seinem Vater.

Melkorka kam gleich ihren Sohn Olaf zu besuchen. .Olaf begrüßte sie mit aller Freundlichkeit; sie fragte ihn nach sehr vielen Dingen aus Irland, vor allem nach ihrem Vater und ihren anderen verwandten. Olaf berichtete ihr alles, was sie wissen wollte. Sie Sagte auch gleich. ob ihre Pflegemutter noch am Leben sei. Olaf sagte, ja sie lebe noch. Melkorka fragte dann, warum er ihr nicht habe den Gefallen tun wollen, sie mit nach Island



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zu bringen. Da antwortete Olaf: " Den Leuten war es nicht recht, Mutter, daß ich deine Pflegemutter aus Irland wegführte." "Es mag wahl so sein," sagte sie. Da merkte man, daß ihr das sehr gegen ihren Wunsch war.

Melkorka und Thorbjörn hatten einen Sohn, der hieß Lamb- Er war groß und stark und seinem Vater gleich an Gesicht und Sinnesart.

Als nun Olaf den Winter über in Island gewesen war und der Frühling kam, redeten Vater und Sohn darüber, was nun Olaf vornehmen sollte. "Das ist mein Wunsch," sagte Höskuld, "daß wir dir eine Frau suchen und du dann Goddastadir. den Hof deines Pflegevaters, übernimmst; da ist auch ein großer Viehstand; du könntest dort die Wirtschaft führen mit meiner unterstützung." Olaf antwortete: "Darüber hab ich mir bisher wenig Gedanken gemacht; ich weiß nicht, wo wohl die Frau sitzen mag, die zu bekommen ich als besonderes Glück ansehen sollte; du kannst dir denken, daß ich mich weit umschauen werde, ehe ich mir eine erwähle; doch weiß ich gewiß, daß du nicht die Rede auf diese Sache gebracht hast, ohne etwas bestimmtes im Sinne zu haben, auf das sie auslaufen soll." 1 Höskuld sprach: "Richtig bast du vermutet. Ein Mann heißt Egil; 2 er ist der Sohn des Skallagrim. Er wohnt in Barg am Borgarfjord. Egil bat eine Tochter, die Thorgerd heißt. Um dieses Mädchen gedenke ich für dich anzuhalten, denn das ist die allerbeste Partie im ganzen Borgarfjord und drüber hinaus; es ist auch zu erwarten, daß die verschwägerung mit den Myrarleuten 3 dein Ansehen mehren wird." Olaf antwortete: "Deiner Umficht will ich mich hierin anvertrauen, und gans nach meinem Sinn ist diese Heirat, wenn sie zustande kommt; aber ebenso kannst du dir denken, Vater wenn dieser Antrag gestellt und nicht angenommen wird, daß mir das übel gefallen würde." Höskuld sagte: "Wir wollen es eben versuchen, diese Sache ins Werk zu setzen." Olaf bat ihn zu tun, was er für gut hielte. Es kam nun die Zeit deo Allthings heran. Höskuld rüstete sich zur Thingfahrt und sorgte 

1 Formelhaft. 2 Vgl. Egilssaga Kap. 78 (Bd. 3, .225), 3 Der Bezirk von Borg heißt Myrar, die Moore.



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für ein großes Gefolge. Olaf, sein Sohn begleitete ibn. Sie überzelteien ihre Thingbude. Da waren viele Menschen zusammengekommen. Egil, Skallagrims Sohn, war auf dem Thinge. Alle Leute sprachen darüber, die Olaf sahen, was für ein schöner und adliger Mann er sei. Er war stattlich angetan mit Waffen und Kleidern.


23. Olaf wirbt um Thorgerd, die Tochter Egils

Eines Tages, so wird erzählt, gingen Vater und Sohn, Höskuld und Olaf, aus ihrer Thingbude, um Egil aufzusuchen . Egil begrüßte sie herzlich, denn Höskuld und er Kananen sich gut von früheren Begegnungen her. Höskuld kam nun mit seiner Werbung für Olaf zutage und hielt um Thorgerd an. Sie war auch dort auf dem Thinge. Egil nahm diese Sache wohl auf und sagte, das er gutes gehört habe über Vater und Sohn. "Ich weiß auch, Höskuld, daß du ein Mann von bester Abkunft und hochangesehen hifi, und Olaf ist berühmt durch seine Reise; es ist nicht zu verwundern, daß Männer wie er ihren Blick über das naheliegende hinaus richten, denn es mangelt ihm nicht edle Abkunft und gutes Aussehen, aber doch muß ich dies erst mit Thorgerd besprechen, denn es wäre kein möglich, Thorgerd ohne ihre Zustimmung zu bekommen." Höskuld sprach: "Ich bitte, Egil, daß du das mit deiner Tochter besprichst." Egil sagte, daß solle geschehen. Egil ging nun, seine Tochter aufzusuchen, und sie begannen ihre Unterredung. Da sprach Egil: "Ein Mann heißt Olaf und ist der Sohn des Höskuld. Er ist nun einer der berühmtesten Männer. Sein Vater Höskuld ist mit einer Werbung für Olaf zutage gekommen und hat um dich angehalten. Ich habe die Sache ganz deiner Entscheidung anheimgestellt. Ich wünsche nun deine Antwort zu wissen, und so scheint uns, als wenn es nicht schwer sein könnte. auf diese Bewerbung zu antworten, denn dieser Antrag ist ehrenvoll." Thorgerd erwiderte: Das habe ich dich sagen hören, daß du mich am liebsten habest von deinen Kindern, aber nun, meine ich, bewährst du das nicht, da du mich mit dem Sohn einer Magd verheiraten



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willst, mag er auch stattlich sein und noch so prächtig auftreten." Egil sagte: "Du bist in dieser Sache nicht so gut unterrichtet wie in andern; hast du das nicht gehört, daß er der Tochtersohn des Irenkönigs Myrkjartan ist: Er ist viel edler geboren mütterlicherseits als von der vaterseite her, und die würde uns auch schon durchaus ebenbürtig sein." Thorgerd schien das nicht anerkennen zu wollen. Nun brachen sie das Gespräch ab und jedes blieb bei seiner Meinung.

Am Tage darauf ging Egil zur Thingbude Heskulds. Höskuld begrüßte ihn freundlich. Sie begannen nun die Unterhaltung. Höskuld fragte, wie es mit dem Heiratsantrage gegangen sei. Egil zeigte sich wenig zufrieden und erzählte alles, wie es verlaufen war, er sagte, die Sache sitze fest. Höskuld mußte dem beistimmen. "Doch glaube ich, daß du das beste gewollt hast." Olaf war nicht bei ihrem Gespräch zugegen. Darauf ging Egil fort. Olaf erkundigte sich nun, wie es mit dem Heiratoantrage stünde. Höskuld sagte, die Sache sei ins Stocken gekommen durch Thorgerd. Olaf sprach: "Nun ist es so, wie ich es dir vorausgesagt habe, Vater, daß mir es übel gefallen würde, wenn ich eine schmähliche Antwort für die Werbung erhalten sollte. Es war zuerst mehr dein Gedanke, daß diese Sache aufgebracht wurde. Nun aber will auch ich dafür sorgen, daß sie nicht hier zu Boden fällt. Wahr ist doch das Sprichwort: Was man nicht selbst besorgt; fressen die Wölfe; ich werde jetzt gleich zur Thingbude Egils gehen." Höskuld sagte, er möge bestimmen, was geschehen solle. Olaf hatte sich so gerichtet, daß er den Scharlachanzug trug, den ihm König Harald geschenkt hatte. Auf dem Kopfe trug er einen vergoldeten Helm und in der Hand das kostbare Schwert, das ihm König Myrkjartan gegeben hatte.

Nun gingen Höskuld und Olaf zur Thingbude Egils. Höskuld trat zuerst ein und Olaf folgte ihm auf dem Fuße. Egil begrüßte sie freundlich), und Höskuld setzte sich neben ibm nieder, aber Olaf blieb stehen und schaute äch um. Er sah, daß eine Frau auf der Querbank in der Thingbudesaß; die Frau war schön und vornehm und gut gekleidet. Er dachte sich, daß es Thorgerd, Egils Tochter; sein müsse. Olaf ging zu der Querbank und



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setzte sich neben sie. Thorgerd begrüßte den Mann und fragte ihn, wer er sei. Olaf nannte seinen Namen und den seines Vaters. "Du wirst denken, daß der Magdosohn frech geworden ist, weil er es wagt, neben dir ;u sitzen und mit dir zureden."Thorgerd antwortete: Du wirst dir wohl bewußt sein, schon kühnere Wagnisse bestanden zu haben, als mit Frauen zu reden." Daraufkamen sie ins Gespräch und unterhielten sich den ganzen Tag. Nicht hörten andere, was sie miteinander redeten. Und ehe ihr Gespräch zu Ende ging, wurden Egil und Höskuld herzugerufen. Da kam die Rede noch einmal auf Olafs Werbung. Thorgerd schloß sich jetzt der Entscheidung ihres vaters an. Nun war die Sache leicht erledigt, und die verlobung fand gleich statt. Es wurde ihnen die Ehre gegönnt, den Leuten aus dem Lachstal, daß man ihnen die Braut ins Haus bringen sollte. Das Hochzeitsfest, bestimmte man, sollte sieben Wochen vor dem Ende des Sommerhalbjahrs in Höskuldsstadir gefeiert werden. Darauf nahmen Egil und Höskuld Abschied von einander; Vater und Sohn ritten heim nach Höskuldsstadir und waren zu Hause den Sommer über, und alles war ruhig. Dann begann man sich zum Fest in Höskuldsstadir zu rüsten und sparte nicht, denn Mittel waren zur Genüge vorhanden. Die Festgäste kamen zum bestimmten Tage; es waren die Leute aus dem Borgarfjord in großer Anzahl zur Stelle. Da war Egil und sein Sohn Thorstein. Die Braut war mit ihnen gekommen und ausgewähltes Gefolge aus ihrer Gegend. Höskuld hatte auch vorher viele Gäste zusammengebracht. Dieses Fest war überaus prächtig; die Gäste wurden mit Geschenken entlassen. Olaf schenkte da dem Egil das Schwert Myrkjartans Kleinod, und Egil machte sehr freudige Augen bei dieser Gabe. Sonst ging da nichts besonderes vor, die Leute machten sich auf den Heimweg.


24. Olaf baut den Hof Hjardarholt

Olaf und Thorgerd waren nun in Höskuldsstadir und faßten große Liebe zu einander. Leicht war es zu er 

1 Formelhafte Wendung. 2 Tyorstem und Jofrid (eine Enkelin des Olaf Feilan, s. oben Rap. 7) sind die Eltern der schönen Helga (Gunnlaugssaga).



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kennen für jedermann, daß sie eine Frau von großartigern Wesen war. In alltägliche Dinge mischte sie sich wenig ein, aber das mußte geschehen, was Thorgerd wollte, wenn sie sich einmal für etwas eingesetzt hatte. Olaf und Thorgerd waren abwechselnd diesen Winter über in Höskuldsstadir und bei Olafs Pflegevater. Im Frühling übernahm Olaf die Wirtschaft in Goddastadir. Im Sommer fiel Thord Gaddi in eine Krankheit, die zum Tode führte. Olaf ließ über dem Toten einen Hügel aufwerfen auf der Landzunge, die in den Lachsfluß hineingeht und Drafnarnes heiße. Dabei ist eine Einhegung. die nach dem Hügel benannt ist 1.

Nun sammelten sich Leute unter Olafs Schutzherrschaft und er wurde ein großer Häuptling. Höskuld mißgönnte ihm das durchaus nicht, er war immer dafür, daß Olaf bei allen wichtigen Streitfragen angerufen wurde. Die Wirtschaft. die Olaf hatte, war die bedeutendste im Lachswassertal. Zwei Brüder waren bei Olaf, die beide An hießen; einer wurde genannt An der Weiße, der andre An der Schwarze. Ein dritter Mann hieß Beinir der Starke. Das waren Olafs Handwerksleute, alle drei tapfere Männer. Thorgerd und Olaf hatten eine Taster, die Thurid hieß.

Die Ländereien, die Hrapp gehabt hatte, lagen wüst, wie oben geschrieben ist. Olaf schienen sie günstig gelegen sein; er schlug es einmal seinem Vater vor, daß sie Leute zu Thorkel Zipfel mit der Mitteilung schicken wollten, daß Olaf ihm das Land von Hrappsstadir und die anderen dazu gehörenden Grundstücke abkaufen wolle. Das Geschäft war leicht erledigt, der Kauf wurde abgeschlossen, denn Thorkel hielt dafür, daß eine Krähe in der Hand ihm mehr wert sei als zwei im Walde. Sie machten ihren Handel so, daß Olaf drei Mark Silber fur das Land zahlen sollte. Aber die Vorteile dabei standen nicht gleich, denn es waren weite und schöne und sehr gewinnbringende Ländereien; gute Lachssischereien und Seehundsplätze gehörten dazu; auch waren da große Wälder.

Etwas talaufwärts von Höskuldsstadir, aber nördlich vom Lachswasser; war eine Rodung in den Wald geschlagen, und 

1 Der Grabhügel wird nos jetzt gezeigt. 2 Vgl, Kap. 18 (S. 61).



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man konnte äch ziemlich darauf verlassen, daß Olafs vieh sich dort sammelte, 1 mochte die Witterung gut oder schlecht sein.

Es war in einem Herbste, daß in derselben Lichtung Olaf einen Hof bauen ließ aus den Stämmen, die dort im Walde geschlagen waren; 2 ein Teil kam auch vom Treibholzstrande. Dieser Hof war ansehnlich. Die Gebäude standen den Winter über leer. Im Frühling darauf wollte Olaf dort einziehen und ließ vorher sein vieh zusammentreiben, das war eine große Masse geworden, denn keiner am Breidifjord war damals reicher an vieh.

Olaf sandte nun zu seinem Vater mit der Bitte, daß er draußen stehen und sich den Zug ansehen solle, wenn Olaf in diesen neuen Hof einziehen würde, und daß er segnende Worte ausspräche. Höskuld sagte, das solle so geschehen. Olaf ordnete nun alles an, er ließ zuerst das Schafvieh treiben, das am scheusten war; dahinter kam das Milchvieh. Darnach wurde das Geltvieh getrieben; zum Schluß kamen die Packpferde. Die Leute waren so in dem Zuge verteilt, das im Marsch kein Haken geschlagen wurde. Die Spitze des Zuges war an dem neuen Hofe im gleichen Augenblick angekommen, da Olaf aus dem Hofe von Goddastadir abritt, 3 und im Zuge war nirgends eine Lücke.

Höskuld stand draußen mit den Leuten seines Hofes. Da sprach Höskuld, sein Sohn Olaf solle willkommen sein und gute Zeit haben auf dieser neuen Wohnstätte, " und so sagt mir meine Ahnung, es wird geschehen, daß sein Name lange fortleben wird." Jorunn, seine Frau sagte:"Dieser Magdssohn hat schon Reichtum genug dazu, daß sein Name fortleben wird."

Gerade, als die Knechte die Lasten von den Packpferden abgeladen hatten, ritt Olaf in den Hof. Da nahm er so das Wort: "Nun soll den Männern die Neugierde gestillt werden, wie dieser Hof heißen wird, worüber den ganzen Winter hindurch 1 

Diese Bemerkung begründet die Wahl des namens für den Hof, den Olaf dort anlegt. 2 Sonderbar ist, daß hier nickst das Bauholz erwähnt wird, das Olaf von K nig Harald erhalten hatte. Daß der isländische ,Wald' Bau- bolz geliefert hase, sagenhafte Ausschmückung. Der Zug müßte dar- nach etwa fünf Kilometer lang gewesen sein!



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geredet worden ist. Er soll heißen: im Hjardarholt." 1 Dieser Name schien den Leuten gut erfunden nach dem, was da vorgegangen war.

Olaf richtete nun die Wirtschaft ein in Hjardarbolt. Der Hof war bald in prächtigem Stande; da fehlte es an nichts. Nun stieg Olafs Ansehen sehr. Dazu trug mancherlei ber Olaf war vor allen andern beliebt, denn, wenn er sich darauf einließ, etwas zu entscheiden in Streitsachen der Männer, so war jeder wohl zufrieden mit seinem Teil. Sein Vater unterstützte ihn kräftig in seiner Stellung. Olaf empfing auch eine große Stärkung durch seine Verbindung mit den Myrarmännern. Olaf galt als der mächtigste unter den Söhnen Höskulds.

Im ersten Winter, den Olaf in Hjardarholt zubrachte, haue er viele Hausleute und ?Arbeiter; die ganze Arbeit war verteilt unter den Knechten; einer hatte für das Geltvieh. ein anderer für die Milchkühe zu sorgen. Der Ochsenstall lag abseits im Walde, ziemlich entfernt vom Hofe. Eines Abends kam der Mann zu Olaf, der das Geltvieh zu besorgen hatte, und bat ihn, einen andern Mann für die Viehwartung zu bestimmen, "ich möchte gern eine andere Arbeit haben." Olaf antwortete: "Ich will, daß du deine Arbeit behältst wie bisher." Der Mann sagte, dann wolle er lieber fort. "Da muß etwas nichtin Ordnung sein," sagte Olaf, "ich will heute abend mit dir gehen, wenn du das Vieh im Stall anbindest, und wenn ich da etwas finde, das dich entschuldigt, will ich nichts weiter sagen, andernfalls wirst du deinen gebührenden Teil schon bekommen." Olaf nahm seinen mit Gold eingelegten Speer in die Hand, das Königskleinod; erging nun aus dem Hause und der Knecht mit ihm. Es lag etwas Schnee auf der Erde. Sie kamen um Stall, der stand offen; Olaf sagte, daß der Knecht hineingehen solle: "Ich werde dir die Rinder zutreiben, und du bindest sie dann an." Der Knecht ging auf die Stalltür zu. Aber ehe Olaf sichs versah, kam der Knecht zurück ibm in die Arme gelaufen . Olaf Sagte ihn, was ihn so erschreckt habe. Er antwortete: "Hrapp steht in der Stallthür und wollte nach mir langen, und ich habe die Ringerei mit ihm satt." Olaf trat nun 

1 Auf der Heerdenhalde, vol, S, 83, Anm, 1



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zur Tür und stieß mit dem Speer nach ihm. Hrapp griff mit beiden Händen um die Tülle der Spitze und drehte sie zur Seite, so daß gleich der Schaft zerbrach. Olaf wollte da auf Hrapp zustürzen, aber Hrapp versank dort, wo er stand. So trennten sie sich: Olaf hatte den Schaft und Hrapp die Spitze. Darauf band Olaf mit dem Knecht die Rinder fest, und sie gingen dann beim. Olaf sagte zu dem Knecht, er würde ihm keine vorwürfe mehr machen für seine Worte. Am nächsten Morgen ritt Olaf aus dem Hofe nach der Stelle, wo Hrapp unter einem Steinhaufen beigesetzt war und ließ dari nachgraben . Hrapp war da noch unverwest. Dort fand Olaf auch seine Speerspitze. Darauf ließ er einen Scheiterhaufen errichten, Hrapp wurde verbrannt und seine Asche ins Meer hinausgeschaut. Von da ab kam es nicht mehr vor, daß jemandem durch Widergängerei von Hrapp ein Leid geschah.


25. Streit zwischen Hrut und Höskuld. Bolli. der Sohn Thorleiks, wird geboren

Nun soll von Höskulds Söhnen erzählt werden. Thorleik, Höskulds Sohn, war ein großer Seefahrer gewesen und hatte auf seinen Handelsfahrten bei vornehmen Leuten Aufenthalt gefunden, ehe er einen Hof übernahm, und galt als hervorragender Mann; er war auch auf Wikingfahrt gewesen und man rühmte die Tapferkeit, die er dabei bewiesen hatte. Bard, Höskulds Sohn, war auch Seefahrer gewesen und hochgeschätzt , wohin er kam, denn er warder beste Gesell und mild in allen Dingen. Hard verheiratete sich und nahm eine Frau vom Breidifjord, die Astrid hieß; sie war aus guter Familie. Ein Sohn des Bard hieß Thorarin, eine Tochter Gudny; sie verheiratete sich mit Hall, dem Sahne des Totschlag-styr, 1 van ihnen stammt eine lange Geschlechterreihe.

Hrut, Herjolfs Sohn, gab einem seiner Knechte die Freiheit, der Hrolf hieß, dazu einiges Gut und eine Hofstelle an der Grenze gegen Höskulds Land hin, und zwar ging die Markscheide so nahe vorüber, daß die Hrutleute sich versehen und den Freigelassenen auf das Land Höskulds gesetzt hatten. Er 1 

Bsi. S. 29, Anm. a.



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erwarb sich da bald ein Vermögen. Dem Höskuld gefiel das sehr wenig, daß Hrut ihm den Freigelassenen vor die Nase gesetzt batie, er verlangte, daß ihm der Freigelassene den Grund bezahle , auf dem er wohne — " denn das ist mein Eigentum." Der Freigelassene kam zu Hrut und berichtete ihm, was Höskuld mit ihm gesprochen hatte. Hrut befahl ihm, sich nicht darum zu kümmern und Höskuld nichts zu bezahlen; ich weiß nicht," sagte er, " wem von uns beiden dieses Land gehört." Der Freigelassene kehrte nun heim und saß auf seinem Hofe gerade so wie zuvor.

Bald darauf zog Thorleik Höskulds Sohn, mit Zustimmung seines Vaters auf den Hof des Freigelassenen mit einigen Leuten; sie nahmen ihn gefangen und töteten ihn, aber Thorleik eignete sich das ganze Vermögen an und seinem vater; das der Freigelassene sich erworben hatte. Das erfuhr Hrut und war übel damit zufrieden, ebenso seine Söhne. Sie waren zum großen Teil völlig erwachsen, und diese Familientruppe schien unangreifbar. Hrut suchte festzustellen, wie von Rechtswegen diese Streitsache ablaufen müßte. Als sie aber von den Rechtskundigen untersucht wurde, fiel die Entscheidung nicht zugunsten der Partei Hruts aus; die Männer legten großes Gewicht darauf, daß der Freigelassene von Hrut auf Höskulds Land ohne dessen Erlaubnis angesiedelt war und sich dort Vermögen erworben hatte. Thorleik hatte ihn auf seinem und seines Vaters Grund getötet. Hrut war wenig mit dem Ausgang zufrieden, aber es blieb so, wie es war. Darauf ließ Thorleik auf dem Grenzgebiet zwischen Hruis und Höskulds Land einen Hof bauen, der heißt Kambsnes. Da wohnte Thorleik eine Zeitlang, wie vorher erzählt wurde. 1 Thorleik bekam einen Sohn von seiner Frau. Der Knabe wurde mit Wasser benetzt und erhielt einen Namen: er wurde Bolli genannt; er war bald ein wunderschönes Kind,


26. Höskuld stirbt

Höskuld, der Sohn des Koll von den Tälern, wurde krank in seinen alten Tagen. Er sandte nach seinen Söhnen und 

1 vgl. Kap. 20 zu Anfang. Da wohnt Thorleik schon auf dem Hofe Kambsnes,



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andern verwandten. Und als sie gekommen waren, sprach Höskuld zu den beiden Brüdern Bard und Thorleik: Ich fühle eine gewisse Beschwerde in mir; ich war immer frei von irgend welchen Anfällen; 1 daher glaube ich, daß diese Krankheit nur den Tod bringen wird. Nun steht es so, wie euch beiden bekannt ist, daß ihr zwei meine ehelichen Söhne seit und auf das gesamte Erbe nach meinem Tode Anspruch habt; aber da ist noch mein dritter Sohn, der nicht in der Ehe geboren ist. Nun will ich euch zwei Brüder bitten, daß Olaf zum Erbe zugelassen werde und den dritten Teil des Gutes neben euch bekomme. Bard antwortete zuerst und sagte, daß er tun wolle, was der Vater wünsche: "Denn ich erwarte mir Ehre von Olaf in jeder Beziehung, um so mehr, je reicher an Gut er ist." Da sprach Thorleik: "Das ist ganz und gar nicht meine Meinung, daß Olaf für erbberechtigt erklärt werde; Olaf hat schon Gut genug; du hast, Vater dafür schon viel von dem deinen hingegeben und seit langer Zeit uns, die andern Brüder, sehr zurückgesetzt; ich werde gutwillig die Ehre nicht aufgeben, zu der ich geboren bin." Höskuld sprach."Nicht werdet ihr beide mir das gesetzliche Recht verwehren wollen, daß ich zwölf Öre 2 einem Sohne gebe, der mütterlicherseits so vornehmer Abkunft ist wie Olaf." Thorleik war damit einverstanden. Darauf ließ Höskuld den Goldring Hakon-Kleinod holen — er war eine Mark schwer — und das Schwert, das Kleinod desselben Königs, das auf eine halbe Mark Goldes zu stehen kam, und schenkte beides seinem Sohne Olaf zum Erbe, zugleich mit seinem guten Glück und dem seiner vorfahren ; er sage das nicht, als ob es ibm unbekannt wäre, daß das Glück schon bei Olaf eingekehrt sei.

Olaf nahm die Kleinode und sagte, er wolle es darauf ankommen lassen, wie Thorleik sich damit abfinde. Der war unzufrieden und meinte, daß Höskuld hinterlistig gegen ihn 

der hier erst nach dem Zwist mit Hrut angelegt wird. Im Kap. 19 dagegen wird erzählt, dag Hrut den Hof Kambsnes gebaut habe. 1 Typische Wendung, vgl. S. s7, 1. 2 Höskuld benutzt listig die Einwilligung Thorleiks und berechnet das Erbteil Olafs auf zwölf Öre Gold, d h. mindestens auf das achtfache. vgl. S. 46 (du mark hat acht Öre).



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verfahren sei. Olaf erwiderte: "Ich werde die Kleinode nicht hergeben, Thorleik, denn du hast vor Zeugen eine solche Begabung zugelassen. Ich werde es also darauf ankommen lassen, ob ich das Gut festhalten kann." Bard sagte, er wolle sich mit dem Willen seines Vaters einverstanden erklären. Darauf starb Höskuld. Das schien ein großer Verlust, zuerst vor allem für seine Söhne und alle seine Verwandten und Freunde. Seine Söhne ließen einen würdigen Grabhügel über ihm aufwerfen. Nur wenig Gut wurde ihm in den Hügel mitgegeben. Und als das besorgt war, begannen sich die Brüder darüber zu besprechen , daß sie Vorbereitungen ein Erbmabl zum Andenken ihres vaters treffen wollten. denn so war es der Brauch in jener Zeit. Da sprach Olaf: "Mir scheint es, daß wir nicht so schnell diese Bewirtung veranstalten können, wenn sie so würdig werden soll, wie wir es für geziemend halten; der Herbst ist nun schon weit vorgeschritten, daher ist es nicht leicht, alles Notwendige anzuschaffen. Es wird auch den meisten Männern, die von weit herkommen mussten, unbequem fallen in den Herbsttagen ; und es steht sicher zu erwarten, daß viele sich nicht einfinden werden, deren Kommen wir gerade besonders wünschen würden. Ich will mich vielmehr dazu bereit erklären, nächsten Sommer beim Thing den Männern diese Einladung anzusagen . Ich werde den dritten Teil der Kosten zur Bewirtung beisteuern." Dem stimmten die Brüder zu und Olaf kehrte nun beim.

Thorleik und Bard teilten das Erbe unter sich. Bard bekam den väterlichen Hof, dazu rieten die meisten Männer. weil er der Beliebtere war. Thorleik bekam mehr bewegliches Gut. Die Brüder Olaf und Bard standen gut miteinander, aber zwischen Olaf und Thorleik war ein ziemlich feindseliges verhältnis. Nun ging der Winter hin und der Sommer kam und die Zeit des Things rückte heran. Höskuldssöhne machten sich nun auf zum Thing. Bald zeigte sich klar, daß Olaf weit über die Brüder angesehen sein würde. Und als sie zum Thinge gekommen waren, zelteten sie ihre Bude auf und richteten alles schön und vornehm ein.



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27. Olaf erbietet sich, Bolli, den Sohn Thorleiks, zu erziehen

Eines Tages, wird erzählt, als die Männer zum Gesetzfelsen gingen, da stand Olaf auf, bat um Ruhe für sich und zeigte zuerst den Männern den Heimgang seines vaters an: "Hier sind nun viele Männer; die seine Verwandten oder Freunde waren. Es ist der Wille meiner Brüder, daß ich euch zum Erbmahl einlade, dem Andenken Höskulds, unseres vaters, zu Ehren, zunächst alle Goden, denn die meisten vornehmeren Männer sind wohl verwandtschaftlich irgendwie mit ihm verknüpft gewesen ich soll auch erklären, daß keiner von den ansehnlicheren Männern ohne Geschenk von uns gehen wird. Ferner wollen wir die Bonden einladen und jeden, der es annehmen will, reiche und arme; man soll sich zu einer vierzehntägigen Bewirtung in Höskuldsstadir einfinden, wenn es zehn Wochen bis Winteranfang sind."

Und als Olaf seine Rede geschlossen hatte, da folgte lauter Beifall, man fand dieses Gebot überaus großartig. Und als Olaf in die Thingbude zurückgekehrt war, erzählte er seinen Brüdern, was er angesagt hatte. Sie waren wenig erbaut davon und meinten, die Sache sei übertrieben.

Nach dem Thing ritten die Brüder nach Hause. Der Sommer ging nun hin. Die Brüder rüsteten sich zu der Bewirtung; Olaf gab über sein Drittel hinaus ohne zu kargen, und für die Bewirtung wurde die beste Fürsorge getroffen; große vorräte wurden angeschafft für diese Bewirtung, denn man nahm an, daß eine Masse Gäste kommen würden. Und als der Tag da war, erzählt man, waren die meisten vornehmen Männer gekommen, die zugesagt hatten. Es war da eine so große Menge, daß nach allgemeiner Überlieferung nichts an neunhundert fehlte. Dies ist die zweitgrößte Bewirtung in Island gewesen, die erste war, als die Söhne des Hjalti nach dem Tode ihres Vaters das Erbmahl hielten; da waren zwölfhundert. 1 Die Bewirtung bei den Höskuldssöhnen 

1 Hisalti nahm Land an der Ostseite des Skagafjord (Hialta-Tal). Gemeint sind hier Großhunderte 120.



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war in jeder Beziehung ganz großartig, und die Brüder hatten große Ehre davon; Olaf aber erschien durchaus als der Erste unter ihnen. Olaf hielt sich in den Geschenken gleich mit den beiden Brüdern zusammengenommen; es bekamen aber alle vornehmeren Gaben.

Und als die meisten Gäste sich auf den Weg gemacht hatten, suchte Olaf eine Gelegenheit, mit seinem Bruder Thorleik zu sprechen und sagte: "So liegt es, Bruder, wie du weißt, daß zwischen uns kein besonderes verhältnis gewesen ist. Nun möchte ich vorschlagen, daß wir uns von nun an etwas brüderlicher mit einander stellen. Ich weiß, du bist unzufrieden damit, daß ich die Kleinode nahm, die mir mein Vater an seinem Todestage gegeben hat. Wenn du nun glaubst, hierdurch benachteiligt zu sein, so will ich um deiner guten Meinung willen es übernhmen deinen Sohn aufzuziehen, denn immer hat der für den geringeren Mann gegolten, der einem andern ein Kind aufzieht." Thorleik nahm das wohl auf und sagte, das sei ehrenvolles Anerbieten, wie es auch wirklich war. Olaf nahm nun Bolli mit sich, den Sohn Thorleiks . Er war damals drei Winter alt. Sie schieden nun in größter Herzlichkeit voneinander und Bolli folgte Olaf nach Hjardarbolt. Thorgerd nahm ibn freundlich auf, Bolli wurde dort aufgezogen, und Olaf und Thorgerd hatten ihn nicht weniger lieb als ihre eignen Kinder.


28. Olafs Kinder

Olaf und Thorgerd hatten einen Sohn; der Knabe wurde mit Wasser benetzt und ihm ein Name gegeben; Olaf ließ ihn Kjartan nennen nach Myrkjartan, seinem Muttervater. Bolli und Kjartan waren fast gleichalt. Sie bekamen dann noch mehrere Kinder. Steinthor hieß ein Sohn, dann Halldor, Helgi. und Höskuld hieß der jüngste Sohn Olafs. Bergthora hieß eine Tochter Olafs und der Thorgerd, und Thorbjörg eine zweite. Alle ihre Kinder waren vielversprechend als sie aufwuchsen. In dieser Zeit wohnte Holmgang-Bersi 1 im Saurbö auf dem 1 

Zweikampfs-Bersi, der Schwestersohn des Höskuld (Kap. 9) ist bekannt aus der Kormakssaga.



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Hofe, der Tunga heißt. Er reiste zu Olaf und erbot sich, seinen Sohn Halldor aufzuziehen. Das nahm Olaf an, und Berfi brachte Halldor mit sich heim; er war damals einen Winter alt. Im Sommer wurde Bern krank und lag lange danieder während dieser Zeit. Eines Tages, wird erzählt, waren die Leute beim Heumachen in Tunga, aber die beiden im Hause zurückgeblieben , Halldor und Berfi; Halldor lag in der Wiege. Da siel die Wiege um mit dem Knaben und er aus der Wiege auf den Boden. Bergi war da nicht imstande, zu ihm hinzugehen. Da sprach Bersi folgende verse:
Da liegen wir beide
mit lahmen Gliedern,
Halldor und ich,
hilflos beide.
Mich swingen die Jahre,
   zu jung bist du.
Bei dir wirds besser,
bei Bersi nimmer.

Dann kamen Leute und haben Halldor auf vom Fußboden, Bersi aber erholte sich. Halldor wurde dort aufgezogen und war groß und kühn.

Kjartan, Olafs Sohn, wuchs daheim auf in Hjardarbolt. Er war der schönste auer Männer, die in Island geboren sind. Er hatte große Züge und dabei ein wohlgeformtes Gesicht, die allerschönsten Augen, helle Gesichtsfarbe; sein Haar war voll und schön wie Seide, es fiel in Locken herab, er war groß und kräftig, so wie sein Muttervater Egil oder Thorolf 1 gewesen waren. Kjartan war mehr als jeder andere zur Vollkommenheit entwickelt, so daß alle ihn bewunderten, die ihn sahen. Er war auch ein besserer Fechter als die meisten andern, sehr geschickt und der beste Schwimmer. In allen Fertigkeiten übertraf er die andern bei weitem; er war der bescheidenste Mensch und so liebenswürdig, daß jedes Kind ihn gern hatte; er war muntern Sinns und feigebig mit seinem Gut. Olaf liebte Kjartan am meisten von allen seinen Kindern.

Bolli, sein Ziehbruder, war groß an Wuchs; er kam Kjartan 

1 Thorolf, Egils Bruder.



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am nächsten in allen Fertigkeiten und an Tüchtigkeit: er war stark und schön von Ansehen, ritterlich und ganz wie ein rechter Kriegsmann, sehr prächtig in seinem Auftreten. Die beiden Ziehbrüder hatten sich schr lieb.

Olaf saß nun auf seinem Hofe, während so eine ganze Reihe von Jahren verging.


29. Olaf holt Bauholz aus Norwegen und baut eine große Haue. vermählung der Thurid mit Geirmund Lärm

Eines Frühlings, wird erzählt. erklärte Olaf seiner Frau Thorgerd, daß er beabsichtige, nach Norwegen zu reisen. "Ich bitte, daß du unsern Hof und die Kinder batest." Thorgerd erwiderte, sie sei gar nicht damit zufrieden, aber Olaf sagte, er bestehe auf seinem Willen. Er kaufte ein Schiff, das in Vadil 1 im Westlande lag. (r segelte aus im Sammer und kam mit seinem Schiff nach Hordland. dort wohnte ein Mann etwas landeinwärts. der Lärm hieß, ein mächtiger und reicher Mann und ein großer Wikinger; ein streitsüchtiger Mann war er, hatte sich nun aber ruhig gehalten und war ein Gefolgsmann Jarl Hakons, des Mächtigen; 2 Geirmund kam zum Schiff und machte sich bald mit Olaf bekannt , denn er hatte von ihm reden hören. Geirmund lud Olaf zu sich ein mit soviel Mann, als er mitbringen wolle. Das nahm Olaf an und begab sich zum Gastbesuch mit fünf Mann. Olafs Schiffsleute wurden an verschiedenen Orten in Hordland untergebracht. Geirmund bewirtete Olaf gut: es war ein stattlicher Hof und viele Männer beisammen; man war sehr vergnügt den Winter über. Als es aber auf Wintersende zuging, gab Olaf dem Geirmund Bescheid über seine Absichten, daß er sich Bauholz besorgen wolle; er sagte, es käme ibm viel darauf an, gute Hölzer zu bekommen. Geirmund antwortete Jarl Hakon hat den beaten Forst, und ich 1 

Eine Bucht an der Nordküste des Breidifjords, geht Hagavadall. 2 Ein Geirmund bringt dem Jarl Hakon die erste Nachricht von dem Nahen der Jomswikinger (Heimskringla, Saga des Olaf Tryggvason Kap. 38). Der Geirmund der Lards. ist zu dieser Zeit schon tot.



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weiß bestimmt, daß, wenn du den Jarl aufsuchst, der Wald dir zur Verfügung stehen wird; denn der Jarl nimmt Leute freundlich auf, die nicht so vortreffliche Männer sind wie du, wenn sie an seinen Hof kommen.

Im Frühjahr machte Olaf sich auf die Reise sum Jarl Hakon; der Jarl empfing ihn mit größter Freundlichkeit und lud Olaf ein, bei ihm zu bleiben, so lange er wolle. Olaf sagte dem Jarl, wie es mit seiner Reise stünde, — ich möchte Euch bitten, Herr, uns Euren Forst freizugeben, damit wir uns Bauholz schlagen kannen." Der Jarl antwortete: "Daran soll nichts gespart werden , wenn du mit dem Holz, das wir dir schenken werden, dein Schiff befrachten willst, denn ich finde, daß nicht alle Tage solche Männer aus Island uns besuchen." Aber um Abschied gab ihm der Jarl eine Ari mit in Gold getriebener Arbeit, das war ein kostbares Stück. Sie schieden dann voneinander in größter Herlichkeit.

Geirmund ordnete heimlich die Verwaltung seiner Landgüter, er beabsichtigte zum Sommer nach Island zu reisen auf dem Schiffe Olafs; das hatte er vor jedermann geheim gehalten. Olaf erfuhr nichts davon. bis Geirmund sein Gui auf das Schiff Olafs bringen ließ, das war ein großes Vermögen. Olaf sprach: "Du solltest nicht auf meinem Schiffe reisen, wenn ich das vorher gewußt hätte, denn ich fürchte, es wird Leute auf Island geben, für die es besser wäre, wenn sie dich nie zu Gesicht bekämen. Doch nun bist du einmal da mit so großem Gut, so daß ich nicht Lust habe, dich wegzujagen wie einen Hund." Geirmund sagte:"Ich werde nicht zurückbleiben, wenn du auch ziemlich hohe Töne anschlägst; denn ich habe mir nun einmal vorgenommen, auf gut und böse Euer Fahrgast zu sein." 1

Olaf und seine Leute stiegen an Bord und gingen in See. Sie hatten guten Wind und erreichten den Breidistord; sie legten dann die Stege an Land in der Lachsflußmündung. Olaf ließ das Holz ausladen und brachte das Schiff in dem Schuppen unter, den sein Vater hatte bauen lassen. Olaf lud Geirmund zu sich zum Aufenthalt ein. 1 

Der Tert hier unsicher.



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In diesem Sommer ließ Olaf eine Herdhalle in Hjardarholi bauen, größer und besser, als man sie je gesehen hatte. waren da berühmte Sagen dargestellt an der Wandtäfelung und ebenso an der Deckenverkleidung; das war alles so schön gearbeitet, daß die Halle viel prächtiger erschien, wenn keine Teppiche aufgehängt waren.

Geirmund kümmerte sich gewöhnlich nicht um andere, war unfreundlich gegen die meisten; er ging immer so einher, daß er einen roten Scharlachrock trug und darüber einen grauen Pelzmantel, auf dem Kopfe eine Kappe von Bärenfell, in der Hand ein Schwert; das war eine starke und gute Waffe, der Griff aus Walroßzabn; Silberschmuck war nicht daran, aber die Klinge war scharf, an der hielt kein Rost. Dies Schwert nannte er Fußbeißer und lies es nie aus der Hand.

Geirmund war nicht lange Zeit dort, da faßte er Neigung zu Thurid, der Tochter Olafs, und kam bei Olaf mit einem Hei- ratsantrage zutage, doch der gab ihm eine Absage. Darauf machte Geirmund der Thorgerd Geschenke, damit sie seine Werbung fördern sollte. Sie nahm die Geschenke an, denn er bot ihr nichts geringes. Dann brachte sie diese Sache vor Olaf zur Sprache; sie sagte ihm auch, es sei ihre Meinung, daß ihre Tochter nicht besser verheiratet werden könne: — "denn er ist einer, der sich vor nichts fürchtet, reich und stolzen Sinnes." Da antwortete Olaf: "Ich will in diesem ebensowenig wie in anderem gegen deinen Willen sein, dach hätte ich Thurid lieber mit einem andern Mann verheiratet." Thorgerd ging weg, und es schien ihr, daß sie ihren Auftrag gut ausgerichtet hatte. Sie sagte nun Geirmund, wie die Sache stand. Er dankte ihr für ihre Hilfe und ihr kräftiges Eingreifen; Geirmund trug darauf Olaf zum zweiten Male seine Werbung vor, und nun hatte er keine Schwierigkeiten mehr. Darauf verlobte sich Geirmund mit Thurid, und die Hochzeit sollte gegen Ende des Winters in der Herdhalle gefeiert werden. Bei diesem Feste waren sehr viele Menschen, die Halle war nun ganz vollendet. An diesem Feste nahm Ulf, der Sohn des Uggi, teil; er hatte ein Gedicht gemacht auf Olaf, Höskulds Sohn, und über die Sagen, die in der Halle dargestellt waren und trug das bei dem Feste vor.



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Dieses Gedicht wird die Hauodrapa genannt und ist gut gedichtet . 1 Olaf gab ihm reichen Lohn dafür. Er beschenkte auch freigebig alle vornehmen Männer, die zu ihm gekommen waren. Nach dieser Bewirtung stand Olaf noch größer da als vorher.


30. Geirmund verläßt Thurid. Sie raubt ihm das Schwert Fußbeißer. legt einen Fluch auf das Schwert

Das eheliche Zusammenleben der beiden, Geirmunds und der Thurid, war nicht besonders gut, und das lag an beiden Teilen. Drei Winter war Geirmund bei Olaf, bis er Lust bekam, fortzugeben, und zwar erklärte er, daß Thurid dableiben solle und ebenso ihre Tochter, die Groa hieß. Das Mädchen war da ein Jahr alt; aber Geld wollte Geirmund nicht hinterlegen. Damit waren Thurid und ihre Mutter äußerst unzufrieden und sie sagten es Olaf. Olaf aber sprach da: "Wie nun. Thorgerd: ist nicht der Norweger jetzt ebenso stolzen Sinnes wie in jenem Herbst, als er dich bat, seine Schwieger zu werden:" Sie erreichten gar nichts bei Olaf, denn er war ein Feind alles Streits, er sagte, das Mädchen solle nur dableiben, bis es einigermaßen er gagen sei. Und zum Abschied von Geirmund schenkte ibm Olaf das Handelsschiff mit aller Ausrüstung. Geirmund dankte ihm lebhaft und sagte, das sei eine ganz großartige Gabe. Darauf machte er das Schiff klar und segelte ab aus der Lachswassermüdung vor einem leichten Nordost, und der Wind hörte auf, als sie zu den Inseln hinausgekommen waren. Er lag bei der Ochseninsel einen halben monat, ohne Fahrwind zu bekommen.

In dieser Zeit war Olaf fort vom Hofe und auf seinem Treibholzstrand beschäftigt. Da rief seine Tochter Thurid Knechte zu sich und befahl ihnen, ihr zu folgen. Sie hatte auch das Kind mit sich; zehn waren es zusammen. Sie ließ das Reiseboot zu Wasser bringen, das Olaf besaß. Thurid befahl ihnen, den Hrammsfjord hinaus zu segeln und zu rudern. Und als zu den Inseln gekommen waren, ließ sie die Jolle aussetzen, 1 

Bruchstüche dises Gedichtes sind erhalten.



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die zu dem Reiseboot gehörte. Thurid stieg in die Jolle und mit ihr zwei Mann, die Zurückbleibenden sollten das Schiff hüten, bis sie wiederkäme. Sie nahm ihr Mädchen in die Arme und befahl den Männern über die Strömung zu rudern, bis sie an Geirmunds Schiff herankämen. Sie holte einen Bohrer aus dem Rasten am Steven und gab ihn dem einen Mann in die Ha) id, er sollte in das Boot des Seeschiffes steigen und das Boot so anbohren, daß es leck würde. wenn man es eilig gebrauchen müßte. Dann ließ sie sich an Land setzen und hatte ihr Mädchen in den Armen. Es war gerade die Zeit des Sonnenaufgangs. Sie ging die Laufbrücke entlang auf das Schiff. Alle Männer lagen im Schlaf. Sie ging zu dem Schlafsack, in dem Geirmund schlief. Das Schwert Fußbeißer bing neben ibm an einem Krummholz. Thurid setzte nun das kleine Mädchen, die Groa, auf den Schlafsack, hob den Fußbeißer ab und nahm ihn mit sich. Sie ging herab vom Schiff und zu ihren Gefährten. Nun sing das Mädchen an zu weinen. Davon erwachte Geirmund und richtete sich auf und erkannte das Kind und dachte sich gleich, wie das zusammenhing. Er springt auf und will das Schwert an sich reißen und greift ins Leere, wie zu erwarten war. Er tritt an die Reeling und sieht, wie sie gerade vom Schiff wegrudern. Geirmund rufi seine Leute auf und heißt sie ins Boot springen und ihnen nachrudern. Das tun sie, aber sie sind nicht weit gekommen, da sehen sie, daß die tiefdunkle See 1 zu ihnen hineinströmt; da kehren sie zum Schiff zurück.

Nun rief Geirmund Thurid an und bat sie, umzukehren und ihm das Schwert Fußbeißer wiederzugeben. Und nimm du dein Mädchen zurück und mit ihm soviel Geld, als du willst. Thurid sagte: "Würdest du dich lieber dazu verstehen, als das Schwert hingeben: Geirmund antwortete: "viel andres Gut noch würde ich opfern, ehe ich mich entschließen könnte; das Schwert zu missen." Sie sprach: "Dann sollst du es niemals wieder bekommen; du hast dich in vielem nicht ehrenhaft gegen mich gehalten; so soll es nun zwischen uns zu Ende sein. Da sprach Geirmund: "Kein Glück wird es dir bringen, 

1 Formelhafte Verbindung (,die See dunkel wie Kohle').



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wenn du das Schwert mit dir nimmst. Sie sagte, sie wolle es drauf ankommen lassen. "So möge es ausgesprochen sein, sagte Gnirmund, daß dieses Schwert dem Manne in eurer Familie das Leben nehmen soll, dessen Tod für euch der schwerste verlust ist und euch am tiefsten trifft." Darauf fuhr Thurid beim nach Hjardarholt. Auch Olaf war unterdessen nach Hause gekommen und zeigte sich wenig zufrieden mit dem, was sie getan hatte, aber es geschah nichts weiter. Thurid gab ihrem Vetter Bolli das Schwert Fußbeißer, denn ihn liebte sie nicht minder als ihre Brüder; Bolli trug dieses Schwert seitdem immer.

Nun bekam Geirmund guten Fahrwind. Sie gingen in See und kamen im Herbst nach Norwegen. Sie segelten in einer Nacht auf eine Untiefe vor Stattland, 1 Geirmund und alles, wao auf dem Schiffe war, ertrank, und damit endet die Er zählung von Geirmund.


31. Olafs Töchter. Der Stier Harri. Olafs Traum

Olaf, Höskulds Sohn, saß auf seinem Hof in hohen Ehren, wie oben geschrieben ist.

Gudmund hieß ein Mann, der Sohn des Sölmund. Er wohnte auf Asbjarnarnes 2 im Vidital im Nordlande. Gudmund war ein reicher Mann; erhielt um Thurid an und bekam sie mit großem Gut. Thurid war eine kluge Frau, hohen Sinnes und von überragendem Wesen. Ihre Söhne 3 hießen Hall und Bardi Stein und Steingrim, Gudrun hieß eine Tochter und die zweite Olof.

Thorbjörg, die Tochter Olafs, war sehr schön und kräftig; man nannte sie Thorbjörg die Starke; sie wurde in den Vatnsfjord 4 im Westland mit Asgeir, den Sohn des Knött. ver 1 

Oft erwähntes vorgebirge an der Westküste Norwegens, südwestlich von Aalesund. 2 Asbsarnarnes liegt nicht eigentlich im vidital, sondern westlich deo Sees Hop, in den der Fluß des Viditals mündet. von ihnen handelt ausführlich die Heidarvigasaga; über Bardi vgl. auch unten Kap. s3 ff. Vatnosfjord, esne Bucht mit gleichnamigem Hof Innern des Isafiardardiup (nordwestl. Island). Thorbförg rettet in großherziger Weise Grettir aus den Händen der Bauern des Vatnsdjords (Grettissaga Kap. sa).



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heiratet. Er war ein angesehener Mann. Ihr Sohn war Kjartan, dessen Sohn Thorvald, dessen Sohn Thord, dessen Sohn Snorri, dessen Sohn Thorvald. 1 Das ist das Geschlecht der Leute vom Vatnsfjord. Später wurde Thorbjörg die Frau Vermunds, des Sohnes des Thorgrim. 2 Ihre Tochter war Thorsinna. die mit Thorstein. dem Kuggisohne; 3 vermählt war.

Bergthora, die Tochter Olafs, wurde in den Djupafjard 4 im Westland verheiratet mit Thorhall dem Gaden. Ihr Sohn war Kjartan, der Vater des Schmiede-Sturla; er war der Pflegevater des Thord, des Sohnes des Gils

Olaf hatte viele wertvolle Stücke in schreitendem Gut. Er besaß einen guten Ochsen, der Harri hieß, von apfelgrauer Farbe, größer als sonst ein Rind. Er hatte vier Hörner, zwei waren groß und standen regelmäßig, ein drittes stand grad in die Höhe und das vierte stand ihm aus der Stirn hervor und bog sich herunter vor den Augen; das war sein Eispickel. 5 Er scharrte wie die Pferde. In einem Winter, der sehr hart fur das vieh war, ging er fort aus Hjardarholt und dorthin ins Talgebiet, wo jetzt Harrastadir liegt. Da sog er umher während des Winters mit sechzehn Rindern und verschaffte ihnen allen Gras. Im Frühling kam er zurück auf den Weidegrund, wo jetzt Harrabol liegt in der Gegend von Hjardarbolt. Als Harri achtzehn Jahr alt war, fiel ihm sein Eispickel vom Kopfe ab und im Herbst desselben Jahres ließ ihn Olaf schlachten.

In der nächsten Nacht träumte Olaf, daß eine Frau zu ihm kam, die war groß und grimmig. Sie fing an zu sprechen:. Schläfst du:" Er sagte, er wache. Die Frau sprach: Du schläfst, aber doch wirst du alles so kommen sehen, als hättest du mich wachend angehört. Meinen Sohn hast du töten lassen und ihn mir übel zugerichtet heimgeschickt, deshalb werde ich es dahin bringen, daß du auch einen Sohn in seinem Blute sollst liegen sehen; und den werde ich dazu ausersehen, von dem ich weiß, 1 

Dieser Thorvald, ein Schwiegersohn des Snorri Sturluson, wurde 1228 ge- tötet. 2 vgl. oben S .29. 3 Thorkel Kuggi, oben S .36, An der nord- küste des Breidifjord. 5 Eigentlich Brunnenwecker', zum Aufbauen deo Eises, wenn die Tränkstellen zugefroren waren.



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daß du ihn am schwersten hingibst." Darauf verschwand sie. Olaf wachte auf und glaubte nach einen Schimmer von der Frau zu sehen. Olaf machte sich viele Gedanken über den Traum und erzählte ihn seinen Freunden, aber niemand konnte ihn so deuten, daß es Olaf gefallen hätte. 'Um liebsten hörte er die darüber reden, die ihm sagten, es sei nur ein täuschendes Traumgespinst; das sich da gezeigt habe


32. Osvifr auf Laugar und seine Familie

Osvifr hieß ein Mann; er war der Sohn des Helgi, des Sohnes des Ottar, des Sohnes des Björn vam Osten, des Sohnes des Keul Flachnase, des Sohnes des Björn Buna. Die Mutter des Osvifr hieß Nidbjörg, ihre Mutter Kadlin, die Tochter des Göngu-Hrolf 1, deo Sohnes des Ochsen Thorir; der war ein mächtiger Herse im Osten, in Wik, gewesen. Er wurde so genannt, weil er drei Inseln und auf jeder achtzig Ochsen hatte. Er schenkte eine Insel mitsamt den Ochsen dem König Harald, diese Gabe war allgemein berühmt. Osvifr war bekannt wegen seiner Klugheit. Er wohnte auf Laugar im Sälingstal Der Hof Laugar liegt westlich des Sälingstalwassers gegenüber von Tunga. Seine Frau hieß Thordis, die Tochter des Thjodolf des Kurzen. Ospak hieß ihr Sohn, der zweite Helgi, der dritte Vandrad. der vierte Torrad, der sänfte Thorolf. Alle waren streitbare Männer. Osvifrs Tochter hieß Gudrun; sie war von allen Frauen, die in Island aufgewachsen waren, die erste an Schönheit und verstand; vornehm war Gudrun, so daß in jener Zeit neben ihr alles Kinderspiel zu sein schien, womit andere Frauen prunken wollten. vor allen andern Frauen einsichtig war sie und des Wortes mächtig; sie war feigebig. Eine Frau lebte auf Osvifrs Hofe, die Thorhalla hieß und die Gesprächige genannt wurde. 'Sie war irgend 

1 Hrolf, der zu Fuß ging, weil kein Roß ihn tragen konnte, ist der Eroberer der Normandie. 2 Tharhalla hat ihren Beinamen wohl lediglich daher, weil sie durch ihr Geschwätz die Veranlassung zum Überfall auf Kiartan gibt (Kap. 47), daß die Söhne auch geschwätzig gewesen sein sollen, nur der müßige Einfall eines Schreibers. In der Saga reden kein Wort.



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wie mit Osvifi verwandt. Zwei Söhne hatte sie; der eine hieß Odd, der andere Stein. Es waren kräftige Männer. recht ein Paar starke Steinewälzer für die Wirtschaft des Osvifr. Gesprächig waren sie auch wie ihre Mutter und nicht besonders beliebt; dach battelli sie eine feste Stütze an den Söhnen des Osvifr.

In Tunga wohnte ein Mann, der Thorarin hieß, der Sohn des Thorir Säling; er war ein tüchtiger Wirt. Thorarin war groß und stark. Er hatte gutes Land, aber weniger bewegliches Gut, Osvifr wolte Land von ihm kaufen, denn er hatte Mangel daran und eine Menge Vieh. Es kam dann so, daß Osvisr aus Thorarins Besitz das ganze Land kaufte von Gnupuskörd das Tal entlang auf beiden Seiten des Wassers bis nach Stakkagil: das ist gutes und brauchbares Land. Er richtete da Säterwirtschaft ein. Immer hatte er großes Gesinde; die Haushaltung war im allerbesten Stand.

Im Westland, im Saurbö, liegt ein Hof Hol. Da wohnten zwei Brüder mit ihrem Schwager. Thorkel Hündlein und Knut waren die Brüder, Männer aus angegebener Familie. Ihr Schwager, der mit ihnen wirtschaftete, hieß Thord. Er wurde nach seiner Mutter bezeichnet und Sohn der Ingunn 1 genannt. Der Vater des Thord war Glum, der Sohn des Geiri. Thord war ein stattlicher und rüstiger Mann, geschickt in seinem Wesen und groß in Prozeßsachen. Thord baue die Schwester Thorkels zur Frau, die Aud hieß; sie war weder schön noch gewandt Thord liebte sie wenig; er hatte es hauptsächlich auf das Geld abgesehen, denn da war ein großes vermögen beisammen; ihre Wirtschaft gedieh, seit Thord mit hinzugekommen war, sich ihrer anzunehmen.


33. Der weise Gest deutet die Träume der Gudrun

Gest, der Sohn des Oddleif, wohnte in Hagi am Bardast rand im Westland. 2 Er war ein großer Häuptling und 1 

Nach der mutter, aen er den Vater früh verloren hatte (vgl. den Anfang von Kap. s7). Der Vater jaar ein berühmter Skalde. Hagi, Hof westlich der Anfang von Kap. 29 erwähnten Bucht Vadil, die heute nach Sess Hof Hagavadall heißt. Gest, der Seher, kommt in mehreren Erzählungen var.



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klugen verstandes. er hatte Sehergabe in vielen Dingen, war gui befreundet mit allen größeren Männern im Lande, und viele suchten ihn heim, um sich Rats zu erholen. Er ritt jeden Sommer um Thing und kehrte regelmäßig in Hol ein.

Einmal trug es sich zu, daß Gest nach dem Thing ritt und in Hol übernachtet hatte. Er brach morgens zeitig auf denn die Tagesstrecke war lang. Er gedachte abends in Thykkvafkog bei seinem Schwager Armod zu sein; dieser hatte Thorunn, Gests Schwester, zur Frau. Ihre Söhne waren Örnolfund Halldor. Gest ritt an dem Tage von Saurbö südwärts weiter und kam zur warmen Quelle im Sälingstal und rastete da etwas. Gudrun kam zur Ouelle und begrüßte ihren verwandten 1 Gest herzlich. Gest nahm ihren Gruß wohl auf, und sie kamen ins Gespräch miteinander, sie waren beide klug und wortgewandt. Und als die Zeit verging, sagte Gudrun: "Ich bitte dich. Lieber, daß du heute abend zu uns reitest mit deiner ganzen Schar ; das ist zugleich der Wunsch meines vaters, wenn er mir auch die Ehre gönnt, diese Einladung zu überbringen, ebenso bittet er, daß du jedesmal bei uns einkehrst, wenn du von Hause oder nach Hause reitest." Gest nahm das wohl auf und sagte, das sei ein großartiges Anerbieten, doch müsse er so Weit reiten, als er sichs vorgenommen habe

Gudrun sprach: viel habe ich zusammengeträumt den letzten Winter über, doch sind es vier Träume, die mir besonders Gedanken machen; und keiner bat sie mir so gedeutet, daß es mich befriedigt hätte; aber doch möchte ich nicht, daß sie mir nur nach Wunsch und Gefallen gedeutet werden." Da sagte Gest:"Erzähle deine Träume; es wäre möglich, das wir etwas draus machen können."

Gudrun sprach:"Es war mir, als stünde ich draußen an einem Bach und hätte eine Hakenhaube auf dem Kopfe; die schien mir nicht zu stehen, und ich hatte große Lust, eine andere aufzusetzen; aber viele redeten mir zu, ich solle das nicht tun; doch ich hörte nicht darauf und riß mir die Haube vom Kopfe und warf 

1 Groa, die Schwester Oddleifs, des vaters des Gest, die Urgrossmutter der Gudrun. Der Sagaerzähler hat bisher nichts über die verwandtschaft gesagt.



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sie in den Bach hinaus, — und länger war dieser Traum nicht." 1

Und weiter sprach Gudrun: Das war der Anfang deo zweiten Traumes, daß ich glaubte an einem See zu stehen. So war es mir, als sei mir ein Silberring an den Arm gekommen, der mein Eigentum war und mir sehr wohl anstand; es schien mir, alg sei das ein kostbares Klein-d, und ich hoffte, ibn lange zu besitzen. Und ehe ich mich des mindesten versah, da glitt mir der Ring vom Arm und in den See, und ich sah ihn nimmer wieder; dieser Verlust schien mich tiefer zu schmerzen, als wenn ich mir den Fall vorstellte, daß ich ein Schmuckstück verloren hätte. Darauf erwachte ich." Gest sagte nur: Dieser Traum ist nicht weniger bedeutend."

Weiter sprach Gudrun: "Mein dritter Traum war, das es mir vorkam, als hätte ich einen Goldring am Arm, der mein Eigentum war; ich dachte, daß mir mein Verlust nun ergetzt sri; es kam mir in den Sinn, daß ich mich an diesem Ring vielleicht länger freuen würde als an dem ersten, aber nicht schien mir dieser Schmuck um so besser anzustehen, als Gold kostbarer ist wie Silber. Dann war es mir, als fiele ich und wollte mich mit dem Arm stützen, aber der Goldring stieß auf einen Stein und sprang in zwei Stücke, und aus den Stücken schien mir Blut zu fließen. Ich hatte mehr das Gefühl der Trauer als das des Verlustes; es kam mir da in den Sinn. daß ein Sprung an dem Ring gewesen sein könnte; und als ich die Bruchstücke darauf ansah, glaubte ich mehrere Sprunge zu sehen, und doch schien es mir, als wäre er heil geblieben, wenn ich ihn besser gehütet hätte, und länger war dieser Traum nicht." Gest sagte: "Die Träume werden nicht geringer."

Und weiter sprach Gudrun: Das war mein vierter Traum, daß es mir schietti, als hätte ich einen goldenen Helm auf dem Haupte, der reich mit Edelsteinen besetzt war. Der kostbare Helm war mein Eigentum, und es quälte mich, daß er mir zu schwer war, denn ich konnte ihn kaum ertragen und trug den Kopfgebeugt, aber ich gab doch dem Helme deshalb keine Schuld und dachte nicht daran, mich von ibm zu trennen; und dach 1 

Hier ist eine Bemerkung Gests ausgehauen,



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stur te er mir vom Haupte hinaus in den Hvammsfjord ; und darauf erwachte ich. Nun habe ich dir die Träume alle er zählt."

Gest antwortete: Klar sehe ich vor mir, was diese Träume bedeuten, und es wird dir sehr einförmig vorkommen, denn ich werde sie alle fast in derselben Weise auslegen.

Du wirst vier Männer haben, und ich fürchte, wenn du dich mit dem ersten vermählst, daß das keine Neigungsheirat sein wird. Daß es dir so vorkam, als hättest du eine große Haube auf dem Kopfe, die dir nicht zu stehen schien, bedeutet, daß du ihn wenig lieb haben wirst; und daß du dir die Haube vam Kopfe nahmst und sie ins Wasser warfst, heißt, daß du ihn verlassen wirst. Man nennt es ja ins Wasser geworfen, wenn man sein Eigentum weggibt und nichts dafür bekommt."

Und weiter sprach Gest: "Das war dein zweiter Traum, daß es dir vorkam, als trügest du einen Silberring am Arm. Das heißt, du wirst einem andern Manne vermählt werden, einem vortrefflichen; den wirst du sehr lieb haben und nur kurze Zeit dich an ihm freuen; es wird mir nicht unerwartet kommen, wenn du ihn durch Ertrinken verlierst; weiteres habe ich über diesen Traum nicht zu sagen.

Das war dein dritter Traum, daß es dir vorkam, als trugst du einen Goldring am Arme. So wirst du einen dritten Mann haben nicht wird er dir mehr wert sein, wie dir auch das seltnere und teurere Metall nicht mehr galt. 1 Und es sagt mir meine Ahnung, daß in dieser Zeit ein Glaubenswechsel sein wird. und dein Mann wird einen Glauben angenommen haben, von dem wir fühlen, daß er viel erhabner sein wird. Und wenn es dir verkam, als spränge der Ring in Stücke, und war mit durch dein versäumen. und als sähest du ans den Stücken Blut fließen, so bedeutet das, daß dein Mann erschlagen wird; dann wirst du selbstdie starken Sprünge sehen, die in diesem Eheband gewesen sind."

Und weiter sprach Gest: "Das war dein vierter Traum, daß es dir vorkam. als hättest du einen Goldhelm auf dem Kopfe, einen mit Edelsteinen besetzten, der dir schwer zu tragen war, 

1 Gudrun liebt Bolli nicht mehr als sie den zweiten mann, Thord, geliebt hat, obgleich er (als Christ) von edlerem metall als dieser,



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So wirst du den vierten Mann haben: das wird ein sehr großer Häuptling sein, ein Mann, der dir etwas den Schreckenshelm weisen wird. 1 Und daß es dir schien, als stürzte er hinaus in den Hvammsfjord, das bedeutet, daß er mit diesem selben Fjord Bekanntschaft machen wird am letzten Tage seines Lebens; weiter habe ich über diesen Traum nichts zu sagen."

Gudrun war blutrot geworden, während die Träume gedeutet wurden, doch äußerte sie kein Wort, ehe Gest seine Rede endet hatte. Dann sagte Gudrun: "Du hättest bessere voraussagen in deiner Rede vorbringen können, hätte ich dir besseres an die Hand gegeben. Doch habe Dank dafür, daß du die Träume gedeutet hast. Aber schwere Gedanken muß man sich machen, wenn dies alles so eintreffen soll." Gudrun lud nun Gest aufs neue ein, daß er sich einen Tag dort aufhalten solle, sie sagte, daß Osvifr manch kluges Wort mit ihm reden würde. Er antwortete: " Weiterreiten muß ich, wie es bestimm t ist, aber deinem Vater sollst du meinen Gruß bringen, und sag ihm diese meine Worte, es werde so kommen, daß einst zwischen unser beider Wohnstätten ein geringerer Abstand sein wird; da werden wir beide bequem uns unterhalten können, wenn es uns dann noch erlaubt sein sollte, miteinander zu sprechen. 2

Darauf ging Gudrun heim, aber Gest ritt weiter und traf an der Einhegung der Hauswiese von Laugar einen Mann von Olafs Hofe. Er lud Gest im Auftrage Olafs nach Hjardarholi ein. Gest sagte, er wolle Olaf am Tage besuchen, aber übernachten in Thykkvaskog. Der Knecht kehrte gleich um und sagte Olaf, was er ausgerichtet hatte. Olaf ließ Pferde holen und ritt mit einigen Leuten Gest entgegen. Gest und Olaf trafen sich im Tal an der Lja. Olaf begrüßte ihn herzlich und lud ihn mit seiner ganzen Schar zu sich ein. Gest dankte ihm für die Einladung und sagte, er wolle auf seinen Hof reiterei und sein Hauswesen besehen, aber übernachten müsse er bei Armod. Gest verweilte da nur einige Zeit und sah sich doch überall um auf dem Hof und sprach sein Lob über alles aus; er sagte, es sei das Geld nicht gespart für diesen Hof. Olaf gab ihm das Geleit auf den Weg bis zum Lachsfluß. 

1 Hindeutung auf den herrischen Charakter dep Thorkel. vgl. Kap. 66.



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Die Ziehbrüder waren an dem Tage beim Schwimmen gewesen; die Olafssöhne waren die Anführer bei diesem vergnügen Viele junge Männer von andern Höfen hatten sich zum Schwimmen eingefunden. Kjartan und Bolli waren aus dem Wasser gekommen. als die Schar auf den Fluß zuritt, und schon fast ganz angekleidet, als Gest und Olaf herangeritten kamen. Gest sah diese jungen Männer eine Zeitlang an und sagte dann Olaf, wo Kjartan sap und wo Bolli; darauf wies Gest mit der Speerspitze auf jeden einzelnen der Olafssöhne und nannte sie alle, die da waren. Es waren dort aber noch viele andere sehr stattliche junge Männer. die aus dem Wasser gekommen waren und auf dem Ufer neben Kjartan und seinen Brüdern saßen. An diesen, sagte Gest, fände er keine Züge von Olafs Geschlecht.

Da sprach Olaf: Man kann wirklich nicht genug sagen über die Gaben deines Geistes, Gest, wenn du Männer erkennst, die du vorher nie gesehen bast; nun möchte ich noch, daß du mir sagst, wer von diesen jungen Männerrn der hervorragendste sein wird." Gest antwortete: "Das wird sich ganz so erfüllen, wie es deine Herzensliebe begehrt, daß Kjartan der am höchsten gepriesene sein wird. so lange erlebt." Darauf spornte Gest sein Pferd und ritt davon.

Und einige seit darauf ritt Thord der Kurze, sein Sohn, an seine Seite und sprach: Was soll das bedeuten, lieber Vater daß dir die Tränen herabrinnen?" Gest antwortete: Es bringt keinen Nutzen, das zu offenbaren, aber ich begehre doch nicht darüber zu schweigen, was sich in deinen Tagen ereignen wird; nicht wird es mich überraschen, wenn Bolli Kjartans Haupt blutig auf die Erde legt und wenn auch ihm deshalb das Todeslos zu teil wird, aber furchtbar ist es. das vorher zu wissen bei so herrlichen Männern." Darauf ritten sie zum Thing, und es war ruhig auf dem Thinge.


34. Gudruns erste Ehe

Thorvald hieß ein Mann, der Sohn Halldors. des Goden von Garpstal. Er wohnte auf Garpstal am Gilsfjord, 1 ein reicher Mann. aber kein besonderer Held. Er hielt um Gudrun, 

1 Nördlich vom Saurbö.



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die Tochter des Osvifr, auf dem Allthing an, als sie fünfzehn Jahre alt war. Dieser Antrag wurde nicht von der Hand gewiesen, doch sagte ihm Osvifr, es müsse bei den Bedingungen sum Ausdruck kommen, daß er Gudrun nicht ebenbürtig sei. Thorvald antwortete nachgiebig, er sagte, er werbe um die Frau, nicht um das Geld. Darauf wurde Gudrun dem Thorvald verlobt, und Osvifr bestimmte allein den Heiratovertrag; und es wurde ausgemacht, das Gudrun allein das vermögen verwalten solle, sobald sic in ein Bett gekommen wären, und die Hälfte des Ganzen solle ihr Eigentum sein, ob nun ihre Ehe kürzere oder längere Zelt bestünde. Ferner solle er verpflichtet sein, ihr Schmuck und Frauensachen zu kaufen, in dem Maße, daß keine gleichvermögende Frau besser ausgestattet wäre als sie, doch solle er natürlich deshalb den Hof nicht zugrunde richten. Die Leute ritten nun heim vom Thinge.

Gudrun wurde bei dieser ganzen Sache nicht gefragt, doch verhehlte sie ihr Mißfallen nicht, es blieb aber ruhig. Die Hochzeit fand Ende des Soma)1ers in (Garpsbtal statt. Wenig Neigung hatte Gudrun für Thorvald und war beschwerlich in der Anschaffung von Frauensachen. Da gab es keine noch so kostbaren Stücke in den Westfjorden, daß nicht Gudrun es angemessen hielt, sie in ihren Besitz zu bringen, und sie zeigte sich feindselig gegen Thorvald, wenn er sie nicht kaufte, wie viel sie auch kosten mochten.

Thord, der Sohn der Ingunn, machte sich vertraut bei Thorvald und Gudrun und war viel bei ihnen. Da gab es großes Gerede darüber, daß zwischen Thord und Gudrun ein Liebesverhältnis bestehe.

Es geschah einmal, daß Gudrun Thorvald um Anschaffung von Frauensachen anging. Thorvald sagte, sie wisse nicht, was Maß sei und gab ihr einen Backenstreich. Da sprach Gudrun: "Nun hast du mir das gegeben. was wir Frauen für sehr wichtig halten, daß wir es nach Wunsch besitzen, nämlich eine gute Gesichtsfarbe, und du hast mir eine Lehre gegeben, dich nicht mehr durch meine Ansprüche zu belästigen " Am selben Abend kam Thord dorthin, Gudrun erzählte ihm, wie schmählich sie behandelt worden sei, und Sagte ihn, wie sie



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das vergelten solle. Thord lächelte und sagte: Dafür weiß ich einen guten Rat. Mach' ihm ein Hemd mit einem Halsausschnitt, der zur Scheidung genügt, 1 und erkläre dann aus diesem Grunde die Scheidung. Gudrun antwortete nichts darauf, und sie brachen das Gespräch ab.

Im Frühling darauf erklärte Gudrun, daß sie sich von Thorvald scheide, und kehrte nach Laugar zurück. Darauf wurde die Vermögensteilung zwischen Thorvald und Gudrun vorgenommen, und sie bekam die Hälfte des ganzen Vermögens und hatte nun mehr als vorher. Zwei Winter waren sie zusammen gewesen.

In demselben Frühjahr verkaufte Ingunn ihr Land am Kroksfjords 2 wo Ingunnarstadir liegt, und zog westwärts nach Skalmarnes. 3 Sie war mit Glum, dem Sohne des Geiri, verheiratet gewesen, wie oben geschrieben ist. In dieser Zeit wohnte der Gode Hallstein auf Hallsteinsnes westlich von Thorskafjord. 4 Er war ein mächtiger Mann und von mittlerer Beliebtheit.


35. Thord scheidet sich von Aud und heiratet Gudrun-Thord ertrinkt infolge der Zauberei des Kotkel

Kotkel hieß ein Mann, der vor kurzem nach Island ausgewandert war. Grima hieß seine Frau. Ihre Söhne waren Hallbjörn Schleifsteinauge und Stigandi. Diese Leute stammten von den Hebriden. Alle waren sie in geheimen Künsten bewandert und die grösten Zauberer. Hallstein der Gode nahm sie in seinen Schutz und siedelte sie in Urdir im Skalmarfjord 5 an, aber man sah es nicht gern, daß sie da wohnten.

In diesem Sommer reiste Gest zum Thing und fuhr zu Schiff nach dem Saurbö, wie er gewöhnlich tat. Er übernachtete auf 1 

So tief, daß man die Brustwarzen sehen konnte, d. h. ein Hemd mit dem tiefen Halsausschnitt des Frauenhemdes, vgl. das nässte Kapitel. 2 Kroksfjord, Meeresbucht westlich vom Gilsfjord. 3 Halbinsel an der Nordküste des Bretdisiord zwischen Skalmarsiord und Kerlingarfjord. 4 Der Thorslafjord liegt wetter östlich an derselben Küste. Mit diesem Hallstein kann nur der Sohn des Thorolf von Mostr gemeint sein, der oben als Vater des Thorstein Surt erwähnt ist (Kap. 10, vgl. auch S. 33, Anm. 3). Dieser kann aber damals nicht mehr gelebt haben. 5 S. Anm. 3.



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Hol im Saurbö. Die Schwäger liehen ihm Pferde, wie gewöhnlich . Thord, der Sohn der Ingunn, schloß sich Gest an und kam nach Laugar im Sälingstal. Gudrun, die Tochter des Osvifr, ritt zum Thinge, und Thord, der Sohn der Ingunn, begleitete sie.

Es war eines Tages, als sie über die Blaskogahnde ' ritten — das Wetter war schön — da sprach Gudrun: "Ist das wahr, Thord, daß deine Frau Aud immer in Hosen geht mit einem Schlußstück und mit Wadenstreifen, die ganz hinunter bis zu den Schuhen gewickelt sind:" Er sagte, er habe das nicht bemerkt. 2 " So ist wohl nicht viel daran," sagte Gudrun, " wenn du es nicht bemerkt hast; aber aus welchem Grunde nennt man sie da Hosen-Aud?" Thord sprach: Ich vermute, daß sie noch nicht lange so genannt wird." Gudrun antwortete: " Das mag sie wohl mehr angeben. daß sie diesen Namen von jetzt an lange tragen wird."

Nun kamen die Männer zum Thing und es geschah gar nichts besonderes. Thord machte lange Besuche in der Thingbude des Gest und unterhielt sich allezeit mit Gudrun. Eines Tages Sagte Thord, der Sohn der Ingunn, Gudrun, was einer Frau gebühre wenn sie immer in Hosen gebe wie die Männer. Gudrun antwortete: " Die gleiche Strafe hat die Frau da ihrerseits zu gewärtigen, wie der Mann, der einen so großen Halsausschnitt trägt, daß man seine entblößten Brustwarzen sehen kann, es ist ein Scheidungsgrund, eines wie das andere. Da sprach Thord: "Was rätst du mir: soll ich meine Scheidung von Aud hier auf dem Allthing erklären oder daheim in meinem Bezirk, wo ich es mit der Zustimmung anderer tun könnte, denn die Männer sind stolzen Sinnes, die sich durch diesen Schritt beleidigt fühlen werden." Gudrun antwortete 1 

Heide bezeichnet im Isländischen gewöhnlich ein ödes Hochland, besonders wenn es die Wasserscheide zwisten zwei Talgebieten bildet. Mit Blaskogaheide (Dunkelwaldyeide) ist hier das Hochland gemeint, das man überschreitet, wenn man vom Borgarsiord nach Thingvellir reist. 2 Es ist gemeint, dag Aud in Hosen geht und keine Frauenröcke trägt (vgl. im gleichen Kapitel weiter unten) die Beschreibung der Männerhose läßt aber darauf schließen, daß die Frauen unter ihren Röcken kurze und Schritt offne Hosen trugen.



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nach einigem Stillschweigen: "Auf den Abend harrt, wer unkühn ist." 1 Da sprang Thord gleich auf und ging zum Gesetzfelsen und rief Zeugen an dafür, daß er seine Scheidung von Aud erkläre, und gab das als Grund an, daß sie Hosen mit einem Schlußstück trüge, wie Mannweiber. Den Brüdern der Aud gefiel das übel, doch blieb es ruhig. Thord ritt vom Thinge mit den Söhnen des Osvifr. Als aber Aud die Kunde vernahm, da sprach sie:
Mir ists lieb, daß ichs weiß,
also verlassen bin ich. 2

Darauf ritt Thord zur Vermögensteilung hinüber nach dem Saurbö mit elf Mann, und das ging ohne Schwierigkeit ab, denn Thord ließ es sich wenig kümmern, wie das vermögen geteilt wurde. Thord trieb viel Hausvieh herüber nach Laugar. Darauf hielt er um Gudrun an; sein Antrag war Osvifr willkommen, und Gudrun sprach nicht dagegen. Die Hochzeit sollte in Laugar sein, zehn Wochen vor Winteranfang; dieses Fest war sehr großartig. Das Zusammenleben von Thord und Gudrun war gut. Thorkel Hündlein und Knut strengten nur deshalb keine Klage gegen Thord, den Sohn der Ingunn, an, weil sie nicht die nötige Unterstützung fanden.

Im Sommer darauf hatten die Leute von Hol die Saiter bezogen im Hvammotal. Aud war auf dem Säter. Die Leute von Laugar hatten die Säter im Lambatal bezogen, das geht westlich vam Sälingstal ins Gebirge hinauf. Aud Sagte den Mann, der das vieh hütete, wie oft er den Hirten von Laugar treffe. sagte, das geschehe täglich, wie es ja zu vermuten war, denn es war nur ein Rücken zwischen den Almen. Da sprach Aud: "Du sollst heute mit dem Hirten von Laugar zusammenkommen und mir dann Bescheid geben. wer von den Leuten drüben auf dem Hofe und wer auf dem Säter ist, und sprich nur ganz freundschaftlich von Thord, so wie sichs gehört." Der Hirt sagte, er wolle es so ausrichten, wie sie befohlen habe. Und abends, als der Hirt heim kam, Sagte ihn Aud. wao er neues bringe. Der Hirt antwortete: "Eine Neuigkeit 

1 Sprichwort mit Stabreim. vielleicht ein Zitat aus einem uns unbekannten Gedicht.



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habe ich erfahren, die dir gefallen wird, es ist nun eine breite Diele zwischen den Betten des Thord und der Gudrun, denn sie ist auf dem Säter. und er bringt sich um mit dem Bau eines Schlafhauses, und nur Ofvifr ist noch mit ihm auf dem Hofe." Du hast gut gekundschaftet," sagte sie, " nun halte zwei Pferde gesattelt, wenn die Leute schlafen gehn." Der Hirt tat, wie sie befohlen batie.

Und etwas nach Sonnenuntergang stieg Aud Pferde und war da nun wirklich in Hosen. Der Hirt ritt das andre Pferd und konnte ihr nur mit Mühe folgen, so wild jagte sie vorwärts. Sie ritt südwärts über die Sälingstalsheide und hielt nicht eher inne als vor dem Hofgebege von Laugar. Da stieg sie ab und sagte dem Hirten, er solle auf die Pferde achten, so lange ue im Haus sei. Aud ging auf die Tür zu, sie war nicht verschlossen; dann trat sie in das Herdhaus und ging nach der Kammer. in der Thord lag und schlief. Die Tür war zu, aber kein Riegel vorgeschoben. Sie trat in die Kammer ein, Thord schlief und lag auf dem Rücken. Da weckte Aud ihn auf, und er wandte sich nach der Seite, als er sah, daß jemand gekommen war. Sie zückte ein Schwert und hieb nach ihm und versetzte ihm eine starke Wunde, sie traf seinen rechten Arm und verletzte ihn an beiden Brustwarzen; sie schlug so fest zu, daß das Schwert im Bettkasten stecken blieb. Darauf ging Aud fort und kam zu ihrem Pferde und saß auf und ritt dann beim.

Thord wollte aufspringen, als er die Wunde empfing, aber er konnte nicht, denn der Blutverlust machte ihn schwach. Unterdessen erwachte Osvifr und fragte, was denn los sei. Thord sagte, er habe eine Wunde bekommen. Osvifr fragte, ob er wisse, wer ihn überfallen habe, und stand auf und verband seine Wunden. Thord sagte, er glaube, daß es Aud gewesen sei. Osvifr erbot sich, ihr nachzureiten, er sagte, sie sei wahl mit geringer Begleitung gekommen, und so würde ihr schon die gebührende Bestrafung zuteil werden. Thord antwortete, dag solle keinesfalls geschehen, er sagte, sie habe so gehandelt, wie sie handeln mußte.

Aud kain heim bei Sonnenaufgang und ihre Brüder fragten sie, wo sie gewesen sei. Aud sagte, sie sei in Laugar gewesen, und



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erzählte ihnen, was sich zugetragen hatte bei ihrer Fahrt. Sie gaben ihre Freude kund darüber und sagten, es sei nur zu wenig gewesen. Thord lag lange an seinen Wunden danieder; die Brustwunden heilten gut aus, aber sein Arm war von nun an keineswegs besser zum Zugreifen geschickt als früher. Still blieb es nun den Winter über.

über im Frühjahr darauf kam Ingunn, Thords Mutter, herüber aus Skalmarnes. Er nahm )ie wohl auf. Sie sagte, Thord müsse ihr Boot ins Schlepptau nehmen, sie habe so viel zu leiden an Raub und Hexerei von Kotkel und seiner Frau und seinen Söhnen- über denen der Gode Hallstein seine Hand halte. Thord gab gleich ihrer Bitte Gehör und sagte, er würde diese Diebe ur Rcchenschaft ziehen, und wenn sich auch Hallstein entgegen stellen sollte; er machte sich sofort auf den Weg mit neun Mann. Ingunn reiste auch heimwärts mit ihnen. verschaffte äch ein Reiseboot in Tjaldanes. Dann segelten sie westwärts nach Skalmarnes. Thord lies alles bewegliche Gui, das die Mutter dort hatte, an Bord bringen, aber das vieh sollte über Land um die Fjorde getrieben werden. Zwölf waren sie im ganzen auf dem Schiff. Da war Ingunn und eine andre Frau.

Thord kam zum Hofe Kotkels mit neun Mann. Die Söhne Kotkels waren nicht zu Hause. Darauf lud er Kotkel und Grima und ihre Söhne vor wegen Diebstahl und Hexerei und klagte auf Friedlosigkeit. Er lud sie vor das Allthing und kehrte dann auf das Schiff zurück. Da kamen Hallbjörn und Stigandi heim, als Thord abgefahren, aber noch nicht weit gekommen war; Kotkel erzählte seinen Söhnen, was sich da zugetragen hatte. Die Brüder wurden wütend darüber und sagten, noch nie habe jemand so zum offenen Schlage gegen sie ausgeholt in solcher Feindseligkeit. 1 Darauf ließ Kotkel ein großes Zaubergerüst aufrichten. Sie stiegen alle zusammen hinauf. Da ließen sie erklingen grimmig gefügte Weisen: das waren Zaubersprüche. Sofort brach ein starkes Unwetter los. Das verspürte Thord, der Sohn der Ingunn 1 

Die vorladung vor Gericht gilt schon als Ehrverletzung (vgl. die Geschichte vom Hühner-Thorir Rap. 8j.



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und seine Gefährten, die auf der See fuhren, wie gegen sie dav Weiter aufgeboten war. Das Schiff wurde nach Westen! gegen Skalmarnes getrieben. Thord zeigte große Unerschrockenheit in der Schiffsführung. Die Leute am Lande sahen, daß er alles, was das Schiff beschwerte, außer den menschen über Bord warf; die Leute. die am Lande waren, glaubten schon, daß Thord die Küste erreichen würde. da er bereits die Stellen, wo die meisten Klippen waren, hinter sich baue. Da erhob sich nahe dem Lande eine Brandung über einer blinden Klippe, von der kein mensch sich erinnerte, sie je früher bemerkt zu haben; die Brecher trafen das Schiff mit solcher Gewalt, daß gleich der Kiel nach oben schlug. Da ertrank Thord und alles, was auf dem Schiffe war, aber das Schiff zerbrach in Späne, und der Kiel trieb an die Insel, die darnach Kielinsel genannt wurde. Der Schild des Thord trieb auf die Insel, die Schildinsel heißt. Die Leichen Thords und seiner Gefährten trieben gleich dort ans Land; es wurde dort ein Hügel über sie aufgeworfen; die Stelle heißt seitdem Haugsnes.


36. Kotkel wird von Thorleik, dem Sohne des Höskuld, Lachswassertal angesiedelt

Diese Geschichte verbreitete sich weit im Lande, und man sprach mit Entrüstung davon; man meinte, die Leute seien des Todes schuldig, die solchen Zauber verübten, wie Kotkel und die Seinen ins Werk gesetzt hatten. Gudrun war sehr ergriffen vom Tode Thords, sie war damals schwanger und der Niederkunft nahe; Gudrun gebar einen Knaben; er wurde mit Wasser benetzt und Thord genannt.

In dieser Zeit wohnte Snorri der Gode in Helgafell er war ein verwandter des Osvifr und sein Freund; Gudrun und die Ihrigen hatten bei ihm auf sichern Schutz zu rechnen. Snorri kam nach Lau gar, wohin er eingeladen war. Da klagte Gudrun dem Goden Snorri ihre schwierige Lage, aber er versprach 

1 Sie wollten ostwärts nach dem Saurbö. Weil der Vater vor der Geburt gestorben war. 2 Snorris Frau Asdis, die Tochter deo Viga-Styr (vss. S. 29, Anm. 2) die Ururenkelin des Björn vom Osten. Osvifr ist sein Urenkel, vgl. S. 99,



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ihr Hilfe ;u leisten in der Sache, sobald er es richtig hielte, und erbot sich, um sie zu trösten, er wolle Gudruns Kind aufziehen. Das nahm Gudrun an und sagte, sie wolle sich seinen Ratschlägen unterwerfen. Dieser Thord wurde Katze genannt, er ist der Vater deo Skalden Stuk.

Nun begab sich Gest, Oddleifs Sohn, zu Hallstein dem Goden und ließ ihm die Wahl zwischen zwei Dingen, entweder solle er diese Hexenmeister fortjagen, oder, sagte er, er würde sie umbringen — und das h ,reie früher geschehen sollen." 1 Hallstein entschied sich schnell und befahl ihnen fortzuziehen und nicht Halt zu machen diesseits der Dalaheide, er sagte, es wäre besser gewesen, man hätte sie umgebracht.

Darauf zog Kotkel mit den Seinen fort, sie hatten nicht mehr vieh mit als vier Zuchtpferde. Der Hengst war schwarz, groß und schön und erprobt tm Pferdekampf. Über ihre Reise wird nichts berichtet, bis sie nach Kambsnes kamen zu Thorleik, dem Sohne des Höskuld. Er handelte mit ihnen um die Pferde, denn er sah, daß es kostbare Tiere waren. Kotkel sagte: Ich will dir einen Vorschlag machen. Nimm die Pferde und gib mir eine Hofstelle hier in deiner Nähe." Thorleik sprach: "Da würden mir die Pferde ziemlich jener zu stehen kommen, denn nach dem, was ich gehört habe, würdet ihr hier in dieser Gegend wohl Händel zu erwarten haben." Kotkel antwortete: Du denkst dabei an die Leute von Laugar." Thorleik sagte, so sei es. Da sprach Kotkel: Es verhält sich doch etwas anders mit unserer Streitsache gegen Gudrun und ihre Brüder, als dir berichtet worden ist; man hat Schmach über uns gebracht ohne veranlassung; dieser Sache wegen kannst du die Pferde ruhig nehmen; nach allem, was man sich von dir erzählt, werden wir den Leuten dieser Gegend nicht preisgegeben sein, wenn wir auf deinen Schutz rechnen können." Thorleik überschlug sich die Sache, die Pferde schienen ihm 1 

Formelhaft. 2 schiebt sie in die benachbarte Sysla ab. Der name ist fest verschollen. man ließ Hengste miteinander kämpfen. die Vestner ihre Pferde dabei anzutreiben hatten, gerieten sie leicht selbst in Kampf miteinander. Sine anschauliche Schilderung eines Pferdekampfs steht z. B. der Njalssaga (Kap. s9).



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prächtig und Kotkel hatte sein Anliegen geschickt vorgetragen, So nahm also Thorleik die Pferde. Er gab ihnen eine Hofstelle in Leidolfsstadir im Lachswassertal; er half ihnen auch mit vieh aus.

Das erfuhren die Leute von Laugar, und die Söhne des Osvifr wollten sofort einen Angriff auf Kotkel und seine Söhne machen. Osvifr sprach:"Halten wir uns an den Kai des Goden Snorri und sparen wir dieses Werk andern auf, denn es wird nicht lange dauern, bis die Nachbarn Kotkels nagelneue Händel mit ihnen haben, und der größte Schaden wird. wie es billig ist; den Thorleik treffen; bald werden viele seine Feinde sein, die ihm früher Achtung erwiesen haben, aber ich werde euch nicht abhalten, dem Kotkel und seinen Leuten so viel Böses anzutun, wie es euch gefällt, wenn nicht andere sich finden sollten, sie aus unserer Gegend zutreiben oder überhaupt aus dem Wege zu schaffen, nachdem drei Winter vergangen sein werden." Gudrun und ihre Brüder sagten, so solle es sein. Kotkel und und seine Leute arbeiteten nicht viel für ihren Unterhalt, doch brauchten sie im Winter nicht Heu oder Lebens- mittel zu kaufen; allen war es zuwider, daß sie sich angesiedelt hatten. Aber man traute sich Thorleiks wegen nicht, ihr Hauswesen zu stören.


37. Kari, Hruts Sohn, wird durch Zauber getötet

Es war eines Sommers während des Thinges, als Thorleik in seiner Thingbude saß, daß ein großer Mann in die Bude eintrat. Er begrüßte Thorleik und der erwiderte den Gruß des Mannes und Sagte ihn nach seinem Namen und woher er sei. sagte, er heiße Eldgrim und wohne im Gebiet des Borgarfjord auf dem Hofe, der Eldgrimssta dir heiße; und dieser Hof liegi in dem Tal, das sich westlich in das Gebirge zwischen Muti und Grisartunga einschneidet; das Tal heißt jetzt Grimstal. Thorleik sagte "Ich habe über dich sprechen hören, und zwar, daß du ein Mann von nicht kleinem Sinne bist." Eld grim sprach: "Das ist mein Geschäft hier, daß ich dir die wertvollen Zuchtpferde abkaufen will. die Kotkel



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dir im vorigen Sommer gegeben hat." Thorleik antwortete Die Pferde sind mir nicht feil. Eldgrim sagte: "Ich biete dir ebensoviele Zuchtpferde und noch eine Zugabe und viele werden sagen, daß ich dir den doppelten Wert anbiete. Thorleik sagte: Ich bin kein Pferdehändler, und diese Pferde bekommst du niemals. wenn du mir auch das Dreifache dafür bietest." Eldgrim sagte: Das ist nicht gelogen, daß du großmächtig und eigensinnig bist. Ich möchte dir wünschen, daß du eine weniger vorteilhafte Bezahlung bekämest, als ich dir jetzt angeboten habe, und doch die Pferde hergehen müßtest." Thorleik wurde dunkelrot bei diesen Worten und sagte: Du wirst schon etwas mehr wagen müssen, Eldgrim, wenn du mir die Pferde abzwingen willst." Eldgrim sprach : Es kommt dir unwahrscheinlich vor, daß du mir unterliegen könntest, aber diesen Sommer werde ich kommen. mir die Pferde zu besehen, wem von uns beiden es beschieden sein mag, sie in Zukunft zu besitzen. Thorleik sagte: "Tue, was du mir androhst, aber komme mir nicht mit Übermacht. Darauf brachen sie das Gespräch ab. Das sagten die Leute, die zugehört hatten, daß da bei ihrem Wortwechsel keiner zu kurz gekommen sei. Darauf reisten die Leute nach Hause vam Thinge und es geschah gar nichts Besonderes.

Es war eines Morgens in der Frühe, daß ein Mann sich draußen umsah beim Bonden Hrut, dem Sohn des Herjolf, auf Hrutsstadir. Und als er wieder herein kam, fragte ihn Hrut, ob es etwas Neues gäbe. Er sagte, er wüste weiter nichts Neues zu erzählen, als daß er habe einen Mann von drüben durch das seichte Wasser heranreiten sehen, dorthin, wo die Pferde Thorleiks stünden; der Mann sei abgestiegen und habe sich mit den Pferden zu schaffen gemacht. Hrut fragte, wo die Pferde stünden. Der Knecht antwortete: Sie haben sich wieder an die gute Weide gehalten, sie standen in deinen Wiesen nicht weit vom Gehege der Hofwiese. Hrut sagte: "Es ist schon wahr, daß mein Neffe Thorleik sich kein Gewissen daraus macht, die Weide zu nehmen, wo er sie findet, und ich glaube nicht, daß die Pferde auf seinen Befehl fortgetrieben werden." Darauf sprang Hrut auf im Hemde und Leinenhosen und warf



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einen grauen Mantel über sich und nahm in die Hand die graße Streitart mit Goldschmuck, die ihm der König Harald geschenkt batie. 1 Er ging hinaus mit einiger Hast und sah, daß ein Mann mit Pferden am Hofgehege vorüber ritt. Heut trat ihm entgegen und sah, daß Eldgrim 2 die Pferde vor sich hertrieb. Hrut grüßte ihn. Eldgrim erwiderte seinen Gruß, aber etwas zögerns. Hun fragte, wohin er die Pferde treiben walle. Eldgrim antwortete: "Ich will dir das nicht verbergen, obgleich ich weiß, daß du ein Verwandter Thorleiks bist: so bin ich zu den Pferden gekommen, daß ich gedenke, sie ihm niemals wieder zu geben. Ich habe auch das ausgeführt, was ich ihm auf dem Thinge gelebte, daß ich nicht mit einer großen Schar die Pferde baien wollte." Hrut sagte: "Das ist kein besonderer Mut, wenn du die Pferde wegnimmst, während Thorleik in seinem Bett liegt und schläft. Du wirst das am besten ausführen, was ihr miteinander ausgemacht habt, wenn du ihn triffst, ehe du mit den Pferden aus unsrer Gegend reitest." Eldgrim sprache "Laß es Thorleik wissen, wenn du willst, du siehst ja, ich habe mich so vorbereitet, daß es mir nur gefallen könnte, wenn Thorleik und ich zusammentrafen," — und dabei schwenkte erden Hakenspeer, den er in der Hand hielt. Er trug auch einen Helm auf dem Kopfe und hatte ein Schwert am Gürtel, einen Schild an der Seite; ertrug eine Brünne. Hrut sprach: "Ich will lieber suras andres versuchen als nach Kambsnes zu gehen, denn ich bin schwerfällig auf den Füßen; aber nicht werde ich Thorleik berauben lassen, wenn ich es verhindern kann, obgleich unsere verwandtschaft nicht viel besagen hat. 3 Eldgrim sprach: "Du denkst doch nicht etwa mir die Pferde wegzunehmen:" Hrut antwortete: "Ich will dir andre Zuchtpferde geben, unter der Bedingung, daß du diese losläßt, wenn meine auch nicht eben so gut sind wie diese." Eldgrim sprach: "Alles sehr gut, was du redest, Hrut, aber, weil ich meine Hand auf die Pferde Thorleiks gelegt habe, so sollst du mir sie nicht entreißen, weder mit Bestechung, 
1 Ein solches Geschenk ist Kap. 19 nicht erwähnt. 2 Woher Hrut Eidgrim kannte, erfährt man nicht. Hinweis auf seinen Zwist mit Thrleik, Kap. 25.


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nach mit Drohung." Da antwortete Hrut: "Ich glaube, du wählst für uns beide eine Entscheidung, die gefährlicher sein wird." Eldgrim wallte nun abbrechen und trieb sein Pferd an. Als aber Hrut das sah, schwang er die Streitart und traf Eldgrim zwischen den Schultern, so daß gleich die Brünne zerriß und die Art durch die Brust herausdrang. Eldgrim fiel tot vom Pferde, wie zu erwarten war. Darauf bedeckte Hrut die Leiche; 1 die Stelle heißt Eldgrimsholt, südlich von Kambsnes. Dann ritt Hrut binah nach Kambsnes und brachte Thorleik diese Nachricht. Er brach in Zorn aus und meinte, daß durch den ganzen Hergang ihm große Beschämung zugefügt sei, während Hrut dachte, ihm einen großen Freundschaftsdienst geleistet zu haben. Thorleik sagte, dieses üble Spiel könne er auch nichts Gutes erwarten. Hrut sagte, er möge tun, was er für richtig halte. Sie schieden ohne Freundlichkeit van einander. Hrut war achtzig Jahre alt. -its er Eldgrim erschlug, und er stand groß da durch diese Tai. Nur Thorleik wollte Hrut deshalb nicht mehr gelten lassen, weil man diese Tat so erhob; er hielt es für selbstverständlich, daß er Eldgrim überwunden haben würde, hätten sie sich miteinander gemessen, so wenig wie das Glück dem Eldgrim hold gewesen war.

Thorleik begab sich nun zu seinen Pächtern. Kotkel und Grima, und bat irgend etwas auszuführen, warin für Hrut eine Beschämung liege. Sie zeigten sich sehr willig dazu und sagten, sie seien völlig gerüstet für sa etwas. Darauf kehrte Thorleik heim.

Aber kurze Zeit darauf brachen sie auf. Kotkel und Grima und ihre Söhne; es war in der Nacht. Sie begaben sich zum Hofe Hruis und begannen dort einen starken Sauber. Und als die Zauberklänge sich erhoben, da konnten die Leute im Hause sich gar nicht denken. was das bedeuten sollte; aber schön war die Weise anzuhören. Hrut allein kannte diese Töne und ver 

1 Der Totschläger hatte den Erschlagenen leicht mit Erde zu bedecken und durch Anzeige dafür zu sorgen, daß die Leise van den verwandten gefunden werden konnte. 2 Weil Thorleik verhindert worden war, selbst den Eldgrim zu töten.



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bot allen, während dieser Nacht hinauszuschauen — und bleibe jeder wach, so weit er kann, dann wird uns kein Schaden ankommen, wenn wir uns so halten. Aber doch schliefen alle ein. Hrut hielt sich am längsten wach, dann schlief er auch ein. Kari hieß ein Sohn Hruts, er war damals zwölf Jahr alt und der trefflichste unter Hruts Söhnen. Der liebte ihn sehr. Kari schlief fast gar nicht; gegen ibn war der Zauber gerichtet, daher konnte er sich nicht beruhigen. Er sprang auf, um hinauszuschauen. Er ging auf die Zauberstelle zu und stürzte sofort tot nieder. Am Morgen erwachte Hrut mit seinen Leuten und vermißte seinen Sohn; man fand ihn leblos nicht weit von der Tür. Hrut empfand das als den schwersten verlust und ließ einen Hügel über dem Toten aufwerfen.

Dann ritt er zu Olaf, Höskulds Sohn, und berichtete ihm, was geschehen war. Olaf wurde wütend über diese Kunde und sagte, es sei eine große Gedankenlosigkeit von ihnen gewesen, daß sie hätten solche Bösewichter wie die Kotkelleute so in ihrer Nähe sitzen lassen; er sagte, Thorleik habe sich gegenüber Hun in eine sehr böse Sache eingelassen, doch sei die Wirkung wohl schlimmer gewesen, als er gedacht habe. Olaf sagte, sie wallten nun auf der Stelle Kotkel, seine Frau und seine Söhne töten, —"und das hätte längst geschehen sollen. 1 Olaf und Hrut zogen aus mit fünfzehn Mann. Und als Kotkel und die Seinen den Trupp anreiten sahen, flohen sie ins Gebirge. Da wurde Hallbjörn Schleifsteinauge gefangen und ihm ein Sack übern Kopf gezogen. 2 Es wurden Leute bestimmt, die ihn zu bewachen hatten, und andere verfolgten Kotkel, Grima und Stigandi ins Gebirge. Man holte sie ein auf dem Rücken zwischen dem Haukatal und dem Lachswassertal; da wurden sie mit Steinen erschlagen und über ihnen ein Steinhaufen aufgeworfen, man siebt noch Reste davon , die Stelle heißt Skrattavardi. 3 Stigandi floh vom Bergrücken südwärts hinunter ins Haukatal und da entschwand er ihnen. Hrut und seine Söhne führten Hallbjörn mit sich zum Strande. Sie zogen ein Boot ins Wasser und ruderten mit 1 

Formelhaft, vgl. S. 113, I. 2 Damit er nicht durch den bösen Blick Schaden anrichte. 3 Hexenmeistevarde (varde = Steinhaufen zur Wegweisung).



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ihm vom Lande. Dann nahmen sie ihm den Sack vom Kopfe und banden ihm einen Stein an den Hals. Hallbjörn warf einen Blick nach dem Lande, und der Ausdruck der Augen bedeutete nichts Gutes. Hallbjörn sprach: "Es war kein günstiger Tag für uns, als unsre Familie dort bei Kambsnes mit Thorleik zusammentraf. So bestimme ich denn," sagte er, "daß Thorleik von nun an dort keinen Sahen Tag mehr haben und alle eine leidvolle Wohnstätte finden sollen, die sich an seine Stelle setzen." Diese verwünschung scheint ganz eingetroffen zu sein. Darauf ertränkten sie ihn und ruderten an Land.

Kurze Zeit darauf kam Hrut zu seinem Neffen Olaf und sagte ihm, er wolle die Sache mit Thorleik nicht so auf sich beruhen lassen und bat ihn um Leute; Thorleik anzugreifen. Olaf antwortete: Das gehört sich nicht, daß ihr verwandten Hand aneinander legt; unglückselig hat sich das Thorleik gewendet; wir wollen lieber versuchen, euch beide zu versöhnen. Du hast ja schon früher mit Ehren und lange ausgeharrt, bis dir dein Recht wurde. 1 Hrut sagte: "Hier ist an so etwas nicht zu denken, zwischen uns beiden kann der Bruch niemals mehr heilen; es ist mein verlangen, daß wir beide nun nicht lange mehr nebeneinander im Lachswassertal wohnen. Olaf antwortete: Es wird dir nicht dienlich sein, weiter gegen Thorleik vorzugehen, als ich es erlaube; und wenn du es doch tust, so ist es nicht unwahrscheinlich, daß auf das Hinauf ein Hinunter folgt." Hrut merkte nun, daß hier nichts zu machen war, er kehrte heim und war sehr übel damit zufrieden, aber äußerlich blieb es ruhig und die Leute verhielten sich das Jahr über.


38. Olaf veranlaßt seinen Bruder Thorleik auszuwandern

Nun ist von Stigandi zu erzählen. Er hauste in den Odmarken und wurde gefährlicher Räuber. Thord hieß ein Mann, er wohnte in Hundatal; er war ein wohlhabender Mann aber kein Häuptling. Eines Sommers bemerkte man in Hundatal, daß das vieh wenig Milch gab; eine Frau besorgte 

1 Bezieht sich auf Hruts Streit mit Höskuld, Kap. 19.



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da das vieh. Man fand nun heraus, das die Frau Kostbarkeiten in ihren Besitz bekam und daß sic oft lange verschwunden war, ohne daß man wußte, wo sie sich aufhielt. Der Bande Thord ließ sie zur Aussage swingen; und als bedroht wurde, sagte sie, ein Mann treffe sich mit ihr: ist groß", sagte sie " und ich finde ihn gut aussehend. Da fragte Thord, ob dieser Mann sie bald wieder besuchen würde. Sie sagte, sie glaube, daß es bald geschehen würde. Darauf begab sich Thord zu Olaf und zeigte ihm an, daß Stigandi sich da in der Nähe aufhalten müsse, er bai ihn, mit seinen Leuten zu kommen und ihn festzunehmen. Olaf war sofort bereit und ritt nach Hundatal; die Magd wurde zum Verhör herbeigeholt. Olaf fragte sie, wo Stigandis Behausung sei, sie sagte, das wisse sie nicht. Olaf versprach ihr nun Geld, wenn sie ihnen Stigandi in die Hände lieferte. Der Handel wurde abgeschlossen.

An demselben Tage ging sie zu ihrer Herde. Da kam Stigandi zu ihr. Sie begrüßte ihn freundlich und erbot sich, ihm die Haare su durchsuchen. Er legte seinen Kopf in ihren Schoß und schlief bald ein. Da sog sie sich unter seinem Kopfe hervor und eilte zu Olaf und sagte ihm, wie es stünde. Sie machten sich nun auf den Weg zu Stigandi und beredeten untereinander; daß es mit ihm nicht so geschehen solle wie mit seinem Bruder: er solle nicht so viel ansehen dürfen, daß da ein Schaden geschähe. Sie nahmen nun einen Sack und zogen ibm den übern Kopf. Stigandi erwachte dabei und versuchte erst gar keinen Widerstand, denn es waren viele gegen einen. Es war ein Riß in dem Sack, und Stigandi gelang es, auf der einen Seite einen Blick auf den Bergabhang zu werfen. Da war schöner Boden und dichter Graswuchs. Es war nun gerade so, als käme ein Wirbelwind darüber und kehrte den Boden um, so daß dort niemals mehr Gras gewachsen ist. Der Platz heißt nun Brenna. Darauf schlugen sie Stigandi mit Steinen zu Tode, er wurde dort unter einem Steinhaufen geborgen. Olaf belohnte die Magd gut und gab ihr die Freiheit. und oic kehrte mit ihm nach Hjardarholt zurück.

Hallbjörn Schleifsteinauge trieb an aus der Brandung, kurze Zeit darauf, nachdem man ihn ertränkt hatte. Die Stelle heißt



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Knarrarnes, wo man ihn unter einen Steinhaufen legte. Er ging viel um. Ein Mann wird erwähnt; der Thorkel Glatzkopf hieß. Er wohnte in Thykkvaskog auf seinem väterlichen Hof. Er war ohne alle Furcht und sehr stark. Eines Abends vermiste man eine Kuh in Thykkvaskog; Thorkel ging aus, sie zu suchen und ein Knecht mit ihm. Es war nach Tagesende und Mondschein. Thorkel sagte, sie wollten in verschiedener Richtung suchen. und als Thorkel allein war, schien es ihm, als sehe er die Ruh vor sich auf einer Halde; als er aber näher kam, war es Schleifsteinauge und nicht die Kuh. Sie griffen sich an mit furchtbarer Gewalt. Hallbjörn versuchte sich loszuwinden, und ehe Thorkel sich des mindesten versah, glitt er ihm unter den Händen in die Erde nieder. Darauf kehrte Thorkel heim. Der Knecht war auch heimgekommen und hatte die Kuh gefunden. Seitdem tat Hallbjörn keinen Schaden mehr.

Thorbjörn Skrjup war damals gestorben und ebenso Melkorka, sie liegen beide unter einem Grabmal im Lachswassertal, und ihr Sohn Lambi saß nach ihnen auf dem Hof. Er war ein sehr streitbarer Mann und sehr vermögend. Lambi galt bei den Leuten mehr als sein Vater wegen seiner mütterlichen Verwandten . Das verhältnis unter den verwandten war gut.

Es verging nun der nächste Winter nach dem Tode Kotkels. Im Frühjahr darauf trafen sich die Brüder Olaf und Thorleik ; Olaf fragte, ob Thorleik vorhabe, seinen Hof festzuhalten. Thorleik antwortete, so sei es. Olaf sprach: Darum möchte ich Euch bitten, Bruder, daß Ihr Eure Wirtschaft hier aufgeht und auswandert. Du wirst als ein angesehener Mann gelten, wohin du auch kommst; ich vermute aber von unserm Oheim Hrut, daß er nach dem, was zwischen euch vorgefallen ist, dir bittre Feindschaft geschworen hat. Ich möchte es nicht länger darauf ankommen lassen, daß ihr euch so nahe sitzt; Hrut ist mächtig, seine Söhne sind alles stolze und streitbare Gesellen; ich würde als verwandter in eine schlimme Lage kommen, wenn ihr im Bösen aneinander gerietet, beide mir verwandt." Thorleik sprach: Ich habe keine Angst, daß es mir nicht gelingen sollte, mich aufrecht zu halten vor Hrut und seinen



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Söhnen, und deshalb würde ich das Land nicht verlassen, Aber wenn dir daran so viel liegt, Bruder, und du fürchtest, dadurch in große Verlegenheit zu kommen, so will ich es gern tun um deines Wunsches willen, denn mir gefiel mein Leben am besten, so lange ich im Ausland war; ich weiß auch, daß du nicht weniger gut zu meinem Sohne Bolli sein wirst, wenn ich nicht mehr in der Nähe bin, und ihn habe ich am liebsten auf der Welt." Olaf antwortete: "Du handelst richtig in dieser Sache, wenn du meiner Bitte nach gibst; was Bolls angeht, gedenke ich mich in Zukunft zu verhalten wie bisher, und gegen ihn nicht anders zu sein als gegen meine eignen Söhne." Darauf schieden die Brüder von einander in großer Freundlichkeit. Thorleik verkaufte nun seine Güter und versah sich mit Geld zur Auswanderung. Er kaufte ein Schiff, das in Dagverdarnes auflag. Und als er mit allem fertig war, ging er an Bord mit seiner Frau und seinem ganzen Hausgesinde. Das Schiff batie gute Fahrt und sie kamen im Herbst nach Norwegen. von da reiste er südwärts nach Dänemark, denn es wollte ihm in Norwegen nicht mehr gefallen; seine Verwandten und Freunde waren gestorben, einige auch aus dem Lande vertrieben. Dann segelte Thorleik nach Götaland. Es wird allgemein erzählt, daß Thorleik kein hohes Alter erreichte, aber sehr angesehen war, so lange er lebte. Und damit schließen wir die Erzählung von Thorleik.


39. Kjartan und Gudrun

Darüber wurde viel gesprochen in den Tälern des Breidifjords, wie es Hrut und Thorleik gegangen war und wie Hrut hatte von Kotkel und seinen Söhnen so schweres Leid erfahren . Da sprach Osvifr mit Gudrun und ihren Brüdern und bat sie, sichs zu überlegen, ob sie besser daran getan haben würden, wenn sie sich selbst in die Gefahr mit solchem Teufelsvolk begeben hätten, wie Kotkel und seine Leute gewesen waren. Gudrun sprach: "Der ist nicht unberaten. Vater der dich um Rat bitten kann."

Olaf saß nun auf seinem Hofe in großen Ehren, und alle seine Söhne waren daheim und ebenso Bolli, ihr Vetter und Ziehbruder.



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Kjartan war der erste unter den Söhnen Olafs. Kjartan und Bolli liebten sich am meisten; Kjartan ging migendwohin, ohne daß Bolli ibn begleitete. Kjartan kam oft nach der heißen Quelle im Sälingstal. Gewöhnlich traf es sich so, daß Gudrun an der Ouelle war; Kjartan fand vergnügen daran, sich mit Gudrun zu unterhalten, denn sie war klug und beredt. Alle kamm darin überein, daß kein passenderes Paar unter allen jungen Leuten, die damals aufwuchsen, gefunden werden konnte, als Kjartan und Gudrun. Große Freundschaft war auch zwischen Olaf und Osvifr, man lud sich oft ein und deshalb nicht seltner; weil die jungen Leute sich gern hatten.

Einmal redete Olaf mit Kjartan: "Ich weiß nicht, warum mir immer das Herz schwer wird, wenn du nach Laugar gehst und mit Gudrun dich unterhältst. Es ist nicht deshalb, als stellte ich nicht Gudrun höher als alle andern Frauen, und als erschiene mir sie nicht als die einzige, die ich deiner für ganz würdig hielte; aber es ist meine Ahnung, doch soll es keine Weissagung sein, daß unsere Familie und die von Lau gar nicht bis zum Ende glückliche Beziehungen miteinander haben werden." Kjartan sagte, er wolle nicht dem Willen seines vaters entgegen handeln, so weit es an ihm liege, doch hoffe er, dies würde besser ausgehen, als der Vater vermute. Kjartan setzte seine Besuche in gewohnter Weise fort. Bolli war immer mit ihm. Das Jahr ging nun hin.


40. Kjartan und Bolli in Norwegen

Asgeir hieß ein Mann, er wurde genannt Brausekopf. Er wohnte auf Asgeirsa im Vidttal. 1 Er war der Sohn des Audun Skökul; der kam als erster seines Geschlechts nach Island und nahm das Vidital in Besitz. Ein zweiter Sohn des Audun hieß Thorgrim Graukopf; er war der Vater des Asmund , des vaters des Grettir. Asgeir Brausekopf hatte fünf Kinder. Der älteste Sohn hieß Audun, der Vater des Asgeir, des vaters des Audun, des vaters des Egil, der Ulfeid; die Tochter Eyjolfs des Lahmen zur Frau hatte; ihr Sohn war 

1 Im nördlichen Island, vgl. S. 97 Anm. 2.



Thule-Bd. 06-124 Geschichten v. Landwassertal. Flip

Eyjolf der auf dem Allthing erschlagen wurde. Der zweite Sohn des Asgeir hieß Thorvald, seine Tochter war valla, die der Bischof Isleif 1 zur Frau hatte; ihr Sohn war der Bischof Gizur. Der dritte Sohn des Asgeir hieß Kalf. Alle Söhne Asgeirs waren stattliche Männer. Kalf, Asgeirs Sahn, war in dieser Zeit auf Seereisen und galt als ein sehr trefflicher Mann. Eine Tochter Asgeirs hieß Thurid; sie war vermählt mit Thorkel Kuggi, dem Sohne des Thord Brüller; ihr Sohn war Thorstein. Die zweite Tochter des Ao geir hieß Hrefna; sie war das schönste Mädchen der ganzen Gegend dort im Norden und allgemein verehrt, Asgeir war ein einflußreicher Mann.

Einstmals, wird erzählt, begab sich Kjartan, Olafs Sohn, auf eine Reise südwärts nach dem Borgarfjord; van seiner Reise wird nichts berichtet, bis er nach Borg kam. Dari wohnte Thorstein, Egils Sohn, sein Mutterbruder. Bolli war mit auf der Reise, denn so große Liebe war unter den Ziehbrüdern, daß sie es nicht ertragen konnten, von einander getrennt sein. Thorstein nahm Kjartan mit aller Freundlichkeit auf und sagte, er wurde ihm Dank wissen, wenn erdort bliebe, je länger je lieber. Kjartan hielt sich in Borg eine Zeitlang auf. Zu dieser Jahreszeit lag ein Schiff auf an der Mündung des Gufuwassers; 3 das gehörte Kalf, dem Sohne des Asgeir. Er war den Winter über als Gast bei Thorstein, dem Sohne Egils, gewesen. Kjartan sagte Thorstein heimlich, bei seiner Reise nach dem Süden habe er hauptsächlich den Zweck gehabt, das halbe Schiff von Kalf zu kaufen; ich habe Lust auszureisen," — und er fragte Thorstein, wie Kalf denke. Thorstein sagte, er glaube, Kalf sei ein ehrlicher Geselle: Es ist ja leicht zu begreifen, Neffe, sagte Thorstein, "daß es dich gelüstet, fremder Leute Lebensweise kennen zu lernen; deine Reise wird unter allen Umständen merkwürdig sein; deme verwandten setzen viel aufs Spiel, je nachdem deine Reise ausgeht." Kjartan sagte, es würde schon gut ablaufen. Darauf kaufte Kjartan das halbe Schiff von Kalf, und sie schlossen eine Genossenschaft zu gleichen 

1 Isleif, Bischof von Skalholt, der erste isländische Bischof (1056 —1080); Gizur 1082-1118. 2 vgl. Kap. 7, S. 36. 3 Das den Borgarfjord fließt.



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Teilen. Kjartan sollte zehn Wochen nach Sommersanfang an Bord kommen. Kjartan wurde mit Geschenken aus Borg entlassen . Er und Bolli ritten dann beim. Und als Olaf von diesem neuen Vorhaben erfuhr, meinte er, daß Kjartan sich schnell dazu entschlossen habe, sagte aber, er wolle ihn nicht hindern.

Einige Zeit darauf ritt Kjartan nach Laugar und sagte Gudrun, daß er ausreisen wolle. Gudrun sprach: "Schnell hast du dich dazu entschlossen, Kjartan." Sie sägte noch einige Worte darüber hinzu, aus denen Kjartan entnehmen konnte, daß Gudrun nicht damit zufrieden war. Kjartan sprach:"Laß dir das nicht mißfallen, ich will dafür etwas anderes tun, was dir lieb ist." Gudrun sagte: "So halte dein Wort, denn ich will gleich aussprechen, was ich begehre."Kjartan bat sie, das zu tun. Gudrun sprach: "So laß mich mit dir ausreisen diesen Sommer, dann hast du deinen hastigen Entschluß bei mir wieder gut gemacht; denn ich liebe Island nicht." "Das kann nicht sein," sagte Kjartan, deine Brüder sind noch unselbständig , und dein Vater ist alt, sie wären aller Fürsorge beraubt, wenn du das Land verlassen wolltest. Warte auf mich drei Winter. 1 Gudrun sagte, darüber könne sie kein versprechen abgeben, und jedes blieb bei seinem Sinn, und so schieden sie von einander. Kjartan ritt heim. —

Olaf ritt zum Thing im Sommer. Kjartan ritt mit seinem Vater von Hjardarholt nach Süden und sie trennten sich im Nordraial. 2 Von dort ritt Kjartan zum Schiff und sein Vetter Bolli begleitete ihn. Zehn isländische Männer waren es im ganzen zusammen, die sich Kjartan angeschlossen hatten und sich alle von Kjartan aus Liebe zu ihm nicht trennen wollten. Kjartan ritt sum Schiff mit diesen Gefährten. Kalf, Asgeirs Sohn, begrüßte sie herzlich. Großes Gui brachten Kjartan und Bolli für die Reise mit. Sie arbeiteten nun daran, alles fertig zu machen, und gleich, sobald sie Fahrwind hatten, segelten 

1 Selbst wenn Gudrun darauf eingegangen wäre, hätte eine solche Verabredung in Island nwt als Verlobung gegolten gleiche Frist bei gesetzlicher Verladung, z. B. bei Hrut und Unn, der Tochter des Mörd (Njala Rap 2). 2 Die Nordra fliegt von Norden her die Hovita, nicht welt von deren Mündung in den Borgarsiord.



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sie ab, den Borgarfjord hinaus vor einem leichten, günstigen Wind, und dann in See. Sie hatten gute Fahrt und erreichten Norwegen im Norden in der Höhe von Thrandbeim, 1 hielten landeinwärts auf Agdenäs 2 und trafen da Leute, mit denen sie sprechen und sie nach Neuigkeiten fragen konnten. Es wurde ihnen erzählt, daß ein Herrscherwechsel stattgefunden habe im Lande, Jarl Hakon war tot, und König Olaf, Tryggvis Sohn, an seine Stelle getreten, und ganz Norwegen hatte sich ihm unterwarfen. 3 König Olaf gebot Glaubenswechsel in Norwegen; die Leute stellten sich sehr verschieden dazu. Kjartan und seine Gefährten segelten hinein nach Nidaros 4 mit ihrem Schiffe.

In dieser Zeit waren manche isländische Männer von Bedeutung in Norwegen. An den Hafenbrücken 5 lagen drei Schiffe, die alle Isländern gehörtem Ein Schiff gehörte Brand 6 dem Freigebigen, dem Sohne des Vermund, des Sohnes des Thorgrtm; das zweite Schiff gehörte Hallfred, dem Schwierigkeits dichter; ; 7 das dritte Schiff gehörte zwei Brüdern, der eine hieß Bjarnt, der andere Thorhall, sie waren die Söhne des Skeggi von Breida aus Fellshverfi im Ostlande.

Alle diese Männer hatten die Absicht gehabt, im Sommer nach Island zu segeln, aber der König hatte ein Fahrtverbot auf alle diese Schiffe gelegt, weil die Männer den Glauben nicht annehmen wollten. Alle isländischen Männer begrüssten Kjartan herzlich , besonders aber Brand, denn sie kannten sich gui von früher her. Die Isländer hielten nun Rat zusammen, und es wurde 

1 Damit die Landschaft um Trondhjem gemeint. 2 Vorgebirge am Eingange des Trondhjemsfjordes. 3 Im Jahre 995 wurde Olaf Tryggvason König von Norwegen. 4 ,Mündung des Nidflusses', die heutige Stadt Trondhiem. 5 Bollwerke zum bequemen Anlegen, Ein: und Ausladen, die deutsche Brücke' in Bergen. 6 Vermund ist als Nachkomme des Björn von Osten im Kap. 3, S. 29, erwähnt. Eine kleine anmutige Erzählung berichtet wie König Harald Hardrade die Freigebigkeit Brands auf die Probe stellt. Brand müßte da schon sehr alt gewesen sein. 7 Sein Leben ist in einer besonderen Saga erzählt. Seinen Beinamen soll er von König Olaf selbst bekommen haben, weit er dem Könige Schwierigkeiten machte, ehe er sich taufen ließ. 8 Breida (Breittwsser) ein Fluß und Hof im südöstlichen Island an dem schmalen Küstensaum unter dem riesigen Vatnajökull Sellshverfi ist Landschaftsname,



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unter ihnen beschlossen, den Glauben abzuweisen, den der König verkündete, und zu diesem Bunde gehörten alle die vorhergenannten. Kjartan und seine Gefährten legten nun ihr Schiff an die Hafenbrücke und löschten die Ladung und bestimmten über ihre Waren.

König Olaf war in der Stadt. Er erfuhr die Ankunft des Schiffes und zugleich, daß da manche bedeutende Männer sich auf dem Schiffe befanden.

Es war im Herbst an einem schönen Tage, daß die Männer aus der Stadt gingen um im Nidsiuß zu schwimmen. Kjartan und die andern sahen das. Da sagte Kjartan zu seinen Genossen, sie wollten auch zum Schwimmen gehen und heute an dem vergnügen teilnehmen. Das taten sie. Ein Mann leistete da bei weitem das beste. Kjartan fragte Bolli, ob er sich im schwimmen versuchen wolle gegen den Mann aus der Stadt. Bolli antwortete: "Ich glaube, das übersteigt meine Kräfte. Ich weiß nicht. wo dein Ehrgeiz hingekommen ist, sagte Kjartan, so werde ich es versuchen." Bolli antwortete: Das magst du tun, wenn du Lust hast." Kjartan warf sich nun in den Fluß und schwamm zu dem Manne, der sich als besten gezeigt hatte, und tauchte gleich mit ibm unter und hielt ihn unten eine Zeitlang, dann ließ ihn Kjartan hinauf. Und als sie eine kurze Zeit sich oben gehalten hatten, da packte der Mann Kjartan und zog ihn nach unten, und sie blieben länger unten, als es Kjartan gebürlich schien; dann kamen sie wieder nach oben. Sie sprachen kein Wort mit einander. Zum dritten Male fahren sie nieder. bleiben nun am allerlängsten unten, und Kjartan konnte sich kaum noch denken. wie dieses Spiel enden sollte, und meinte noch niemals so in der Klemme gewesen zu sein. Endlich kain es, daß sie wieder emportauchten und an Land schwammen. Da sprach der Mann aus der Stadt: Wer bist du, Fremder Kjartan nannte seinen Namen. Der mann aus der Stadt sagte: "Du bist ein guter Schwimmer, bist du auch in andern Fertigkeiten ebenso ausgebildet wie in dieser:"Kjartan antwortete, aber etwas zögernd: "Man redete davon, als ich in Island war, daß ich auch noch in andern gleiches leistete, aber nun hat sich gezeigt, wie wenig diese wert



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ist." Der Mann aus der Stadt sagte: " Es kommt doch darauf an, mit wem du es tun gehabt hast, warum Sagst du mich gar nicht:"Kjartan sagte: "Ich kümmere mich nicht um deinen Namen." Der Mann aus der Stadt sagte: "Beides ist wahr, du bist ein tüchtiger Mann und du benimmst dich sehr hochmütig ; aber nichts desto weniger sollst du meinen Namen erfahren , und gegen wen du im Schwimmen gekämpfst hast: Hier steht König Olaf, Tryggvis Sohn." Kjartan antwortete nichts und wandte sich sofort zum Geben, er war ohne Mantel, in einem roten Scharlachsrock. Der König war da fast völlig angesogen, er rief Kjartan nach und bat ihn, nicht so schnell wegzugehen. Kjartan kam zurück, aber ziemlich zögernd. Da nahm der König seinen guten Mantel von den Schultern, gab ihn Kjartan und sagte, er solle nicht ohne Mantel zu seinen Leuten zurückkehren. Kjartan dankte dein König für die Gabe und ging zu seinen Leuten und wies ihnen den Mantel. Seine Leute bezeigten darüber keine Freude, sie meinten, er habe sich damit ziemlich in die Macht des Königs gegeben; und es blieb nun still.

Das Wetter wurde hart im Herbst; es war starker Frost und kalte Zeit. Die Heiden sagten, es sei nicht zu verwundern, daß das Weiter sich schlecht änließe, — das ist die Strafe für die neuen Erfindungen des Königs und diesen neuen Glauben, worüber die Götter zornig geworden sind." Die Isländer waren alle zusammen den Winter über in der Stadt. Kjartan war so gut wie ihr Anführer. Das Wetter besserte sich, und es kamen die Männer in großen Scharen auf das Gebot des Königs zur Stadt. viele Männer in Thrandheim hatten das Christentum angenommen, aber jene bildeten doch bei weitem die mehrzahl, die dagegen waren. Eines Tages hielt der König ein Thing ab in der Stadt, auf dem Sande an der Flußmündung 1 , und sprach über den Glauben zu den Männern, eine lange und lebhafte Rede. Die von Thrandbeim waren heerstark und boten dem Könige Kampf an. Der König sagte, sie 1 

An der Mündung des Nidflusses, auf dem Sande (eyrar) war ein berühmter Thingplatz (Eyrathing). Hier wurde später den norwegischen Königen gehuldigt. 2 Formelhaft.



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sollten nur wissen, daß er sich habe schon gegen größere Übermacht schlagen müssen, als gegen die Bauernkerle in Thrandbeim. . Da sank den Bonden das Herz, und sie überließen alles der Gewalt des Königs, und viel Volk wurde getauft. Und dann wurde das Thing geschlossen.

An demselben Abende sandte der König Leute zur Herberge der Isländer und befall den Spähern in Erfahrung zu bringen , was man da redete. Sie kamen zur Herberge. von innen hörte man lustiges Lärmen. Da nahm Kjartan das Wort und sagte zu Bolli Bist du geneigt, Vetter den Glauben anzunehmen, den der König verkündet: "Ich bin nicht dazu geneigt," antwortete Bolli, denn mir kommt ihre Religion zu weichlich vor. Kjartan fragte: Schien euch der König etwas von Drohungen merken zu lassen gegen alle, die sich seinem Willen nicht unterwerfen wurden:" Bolli antwortete: Es war für uns nicht der Schatten eines Zweifels, daß er sie mit schwerer Strafe bedrohte ." Keines Mannes Zwang will ich mich ergeben, sagte Kjartan, solange ich aufrecht stehen und die Waffen führen kann; das kommt mir auch schwächlich vor, wie ein Lamm aus der Hürde oder wie ein Fuchs aus der Falle holen zu lassen. Viel besser scheint mir etwas anderes, wenn einer doch einmal Kerben soll: vorher eine Tat zu vollbringen, die noch lange nachlebt. Bolli Sagte:"Was will tun:" Das werde ich nicht verschweigen," sagte Kjartan, — "den König in seinem Hause verbrennen. "Das nenne ich allerdings nicht schwächlich," sagte Bolli" ,aber es wird nicht ausgeführt werden können nach meiner Ansicht; dem Könige wird das Glück und die Vorsehung zur Seite stehen; außerdem hat er eine zuverlässige Wache um sich, Tag und Nacht." Kjartan sagte, die Kühnheit wanke d ch gelegentlich bei den meisten, wenn sie auch noch so tapfere Männer seien. Bolli erwiderte, das sei durchaus noch nicht sicher, wer da den größeren oder geringeren Mut habe Aber die meisten fielen ein und sagten, das sei alles unnötiges Gerede. Und als die Königsmannen das vernommen hatten, gingen sie fort und berichteten dem Könige das ganze Gespräch.

Am Morgen darauf ließ der König ein Thing gebieten, dazu wurden auch alle Isländer geladen. Und als das Thing



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eröffnet war, stand der König auf und dankte allen Männern für ihr Kommen, die seine Freunde sein wollten und seinen Glauben angenommen hätten. Darauf ließ er die Isländer vor sich kommen. Der König fragte sie, ob sie zur Taufe gehen wollten. Sie zeigten wenig Neigung dazu. Der König sagte, dann würden sie sich in eine Lage bringen, die ihnen unbehaglicher sein könnte — " aber wem von euch schien es denn das rätlichste, mich in meinem Hause zu verbrennen?' Da antwortete Kjartan: "Ihr werdet vielleicht denken, daß dem Manne, der das gesagt hat, der Mut mangeln könnte, es zu bekennen; aber hier könnt Ihr ihn sehen." "Sehen kann ich dich," sagte der König" ,einen Mann, der keine kleine Gedanken hat. Aber es wird dir nicht beschieden sein, mein Haupt in den Staub zu legen; reichlich hättest du verdient, daß ich dich verhinderte; noch andere Könige deshalb mit verbrennung zu bedrohen , weil man dir eine bessere Lehre darbietet. Doch weil ich nicht weiß, ob es dir Ernst war mit deiner Rede, und weil du ehrlich dich zu deinem Wort bekannt hast, will ich dir nicht das Leben nehmen wegen dieser Sache. Es ist auch möglich, daß du dem neuen Glauben um so fester anhängen wirst, weil du heftiger als andere gegen ihn sprichst. Ich kann mir ferner denken, daß es ganze Schiffsbesatzungen sein werden, die an dem Tage den Glauben annehmen, an dem du dich ungezwungen taufen läßt. Auch scheint es mir wahrscheinlich, daß eure verwandten und Freunde viel auf das geben werden. was ihr ihnen erzählen werdet. wenn ihr wieder in Island seid; es sagt mir meine Ahnung, daß du, Kjartan, eine bessere Religion haben wirst, wenn du aus Norwegen absegelst, als da du ber- kamst. Gebt nun in meinem Schutz und Frieden, wohin ihr wollt, aus dieser versammlung; ich werde euch nicht zum Christenmm swingen bei dieser Gelegenheit. denn Gott spricht: er wolle nicht, daß jemand gezwungen zu ihm komme. 1

Der Rede des Königs folgte großer Beifall, doch am meisten bei den Christen; aber die Heiden überließen es Kjartan, zu antworten, wie er für gut hielt. 

1 Nach diesem Grundsatz verfährt sonst Olaf durchaus nicht seinen Bekehrungen, vgl. Kap. 4i,



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Da sprach Kjartan: "Danken wollen wir Euch, König, dafür, daß Ihr uns guten Frieden gebt, und auf die Weise kannst du uns am besten locken, den neuen Glauben anzunehmen, wenn du uns vergibst, was wir verbrochen haben, und alles in Freundlichkeit begehrst, gerade an dem heutigen Tage, da Ihr unser Schicksal ganz in der Hand habt; und, was mich angeht, denke ich nur so deinen Glauben anzunehmen, daß ich dann Thor gering achten würde im nächsten Winter, wenn ich nach Island komme." Da sagte der König und lächelte dabei:"Man sieht das an Kjartans Wesen, daß er mehr vertrauen bat auf seine Kraft und seine Waffen, als auf die Macht Thors und Odins." Darauf wurde das Thing geschlossen. viele reizten den König auf, als einige Zeit vergangen war, Kjartan und seine Leute zum Glauben zu swingen, und erklärten es gefährlich, so viele Heiden in der Nähe des Königs zu lassen. Der König antwortete ihnen zornig und sagte, er glaube, es gäbe viele Christen, die nicht von so edler Gesinnung seien wie Kjartan und seine Gesellen: — "auf solche Leute will ich geduldig warten."

Der König ließ manches Nützliche ausführen in diesem Winter, er ließ eine Kirche bauen und die Stadt sehr erweitern. Die Kirche war zur Weihnachtszeit fertig. Da sagte Kjartan, sie wollten so nahe an die Kirche gehen, daß sie sehen könnten, was die Leute da trieben, die den christlichen Glauben hätten-viele stimmten dem bei und sagten, das müßte sehr unterhaltend sein. Kjartan ging nun dahin mit seiner Schar und Bolli auch Hallfred war dabei und viele andere von den Isländern. Der König sprach über den Glauben vor den Leuten, eine lange und lebhafte Rede, 1 und bei den Christen war großer Beifall nach seinen Worten. Und als Kjartan mit seinen Gefährten in die Herberge zurückgekehrt war, wurd e eifrig darüber gesprochen , welchen Eindruck ihnen der König gemacht hatte an dem Fest, daß die Chi isten als ihr zweithöchstes ansehen, — "denn der König sagte, so daß wir es hören konnten, daß heute Nacht der Häuptling geboren ist, an den wir nun glauben sollen, wenn wir tun, wie der König uns gebietet." Kjartan 

1 vgl. S. i28, Anm- 2.



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sagte: So gut gefiel mir der König gleich beim ersten Male, als ich ihn sah, daß ich sofort merkte, er sei ein ganz hervorragender Mann, und das ist später immer gleich geblieben, wenn ich ihn bei Männer zusammenkünften gesehen habe aber am allerbesten hat er mir doch heute gefallen, und ich bin fest davon überzeugt, daß es zu unserm besten ist, wenn wir glauben, das sei der wahre Gott, den uns der König verkündet, und nun kann der König nicht eifriger wünschen, daß ich den Glauben annehme, als ich, mich taufen zu lassen, und nur das eine hält mich ab, jetzt gleich zum Könige zu gehen, daß der Tag weit vorgeschritten ist; denn nun wird der König bei Tisch sitzen, es wird aber ein ganzer Tag drauf gehen. wenn wir Landsleute allesamt getauft werden sollen." Bolli stimmte dem bei und sagte, Kjartan möge allein entscheiden, was geschehen solle.

Was Kjartan mit seinen Gefährten gesprochen hatte, war dem Könige bekannt geworden, ehe die Tische weggebracht waren, denn er hatte seine Vertrauensmänner in allen Herbergen der Heiden. Der König war darüber aufs höchste er Kent und sagte: "Kjartan hai das Sprichwort bestätigt: hohe Feste, heilbringende Zeit." Und am nächsten Morgen gleichen der Frühe; als der König zur Kirche ging, trat ihm Kjartan auf der Straße mit einer grasen Schar von Männern entgegen. Kjartan begrüßte den König in freundlicher Ergebenheit und sagte, daß er ihm etwas wichtiges mitzuteilen habe Der König erwiderte seinen Gruß und sagte, er wisse schon ganz genau Bescheid — "und dieser dein Wunsch soll gern erfüllt werden." Kjartan bat den König, er möge nun nicht Gagern, sich nach Taufwasser umzusehen , und sagte, man würde ziemlich viel Wasser dazu brauchen. Der König antwortete und lächelte dabei: Ja, Kjartan," sagte er, "hierbei würde Eigenwilligkeit keine Schwierigkeiten machen, auch wenn du schwerer zu gewinnen wärst." Darauf wurden Kjartan und Bolli getauft und ihre ganze Schiffsgenossenschaft und eine Menge anderer Männer. Es war am zweiten Weihnachtstage vor dem Gottesdienste. Darauf lud der Kanig Kjartan zum Weihnachtsfest ein und ebenso Bolli, seinen Beuer. Die allgemeine Erzählung ist, das



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Kjartan an dem selben Tage ein geschworener Mami König Olafs geworden sei, an dem er das Taufkleid ablegte, und Bolli mit ihm, Hallfred wurde an diesem Tage nicht getauft, weil er sich das ausbedang, daß der König selbst sein Pate sein sollte; der König verstand sich dazu an dem nächsten Tage. Kjartan und Bolli blieben beim Könige die übrige Zeit des Winters. Der König schätzte Kjartan höher als alle andern Männer wegen seiner Familie und seiner Tüchtigkeit, und allgemein wird erzählt, Kjartan sei dort so beliebt gewesen, das er keinen Neider innerhalb der königlichen Gefolgschaft hatte; ebenso sagten alle, daß noch nie ein solcher Mann aus Island gekommen sei, wie Kjartan. Auch Bolli war ein sehr tüchtiger Mann und hochgeschätzt bei allen wackeren Leuten. So ging nun dieser Winter bin. Und als der Fruhling gekommen war, rüsteten sich die Männer zur Abreise, jeder nach seinem Vorhaben.


41. König Olaf sendet Thangbrand nach Island

Kalf, der Sohn des Asgeir, ging zu Kjartan und fragte ihn, was seine Pläne seien für den Sommer. Kjartan antwortete: "Ich dachte in erster Linie daran, daß wir mit unserm Schiff nach England fahren sollten, denn da ist jetzt ein guter Markt für christliche Kauffahrer. Doch will ich mit dem Könige reden, ehe ich mich dazu fest entschließe, denn es schien ihm gar nicht zu gefallen. als ich vor kurzem mit ihm von meiner Abreise sprach." Darauf ging Kalf fort und Kjartan begab sich zum Könige und begrüßte ihn ehrerbietig. Der König empfing ihn freundlich und fragte ihn, was er mit seinem Gefährten besprochen habe. Kjartan berichtete, was ihr vorläufige Plan sei, sagte aber, er komme zunächst zum Könige, sich Erlaubnis zur Abreise zu erbitten. Der König antwortete: Ich will dich abreisen lassen, Kjartan, wenn du im Sommer nach Island fährst und das Volk zum Christentum bringst, mit Gewalt oder mit andern Mitteln; sollte dir aber diese Unternehmung zu schwierig scheinen, so will ich dich unter keinen Umständen aus der Hand lassen, denn ich meine



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es passe besser für dich, im Dienste hochstehender Männer zu stehens als dich hier in einen Kaufmann zu verwandeln. Kjartan wollte lieber beim Könige bleiben als nach Island fahrni und dort den Glauben verkünden, er sagte, er habe keine Neigung, gewalttätig gegen seine Verwandten vorzugehen, — es ist auch wahrscheinlicher bei meinem Vater und anderen Häuptlingen, die meine nahen Verwandten sind, daß sie umso weniger hartnäckig deinem Willen sich widersetzen werden, wenn ich in ehrenvoller Stellung in deinem Dienste stehe, Der König sagte: Das ist verständig und vornehm gedacht, Der König schenkte Kjartan einen ganzen, neu zugeschnittenen Scharlachanzug. Er paßte ihm gut, denn man sagt, daß sie gleich große Männer gewesen sind, wenn sie sich messen ließen, König Olaf und Kjartan.

König Olaf sandte nach Island seinen Gefolgschaftspriester, der Thangbrand 1 hieß. Er kam mit seinem Schiff in den Alptafjord 2 und war den Winter über bei Hall von Sida 3 in Thvatta und verkündete den Leuten den Glauben, sowohl mit freundlicher Rede als mit harten Strafworten. Thangbrand erschlug zwei Männer, 4 die besonders eisig gegen ihn sprachen. Hall nahm den Glauben an im Frühling und wurde getauft am Samstag vor Ostern und mit ihm sein ganzes Haus; und da ließ sich Gizor der Weiße 5 taufen und Hjalti, der Sohn des Skeggi, und viele andere Häuptlinge; aber doch waren die viel zahlreicher, die dagegen sprachen, und die Spannung zwischen den Heiden und Obristen fing an gefährlich zu werden; die Häuptlinge beschlossen untereinander, Thangbrand zu töten und alle, die ihm Unterstützung gewähren würden. vor diesem 

1 Die Missionsreise Thangbrands, der kein Norweger, vielleicht ein Deutscher war, wird in verschiedenen Quellen geschildert. 2 Alptafjord (Schwanenfjord), im südöstlichen Island, südwestlich vom Handelsblad Diupioogr. 3 Hall, der Sohn des Thorstein, ist ein Häuptling, der der Nialssaga eine bedeutende Rolle spielt. Sein Hof heißt eigentlich A (Fluß); Fluß und Hof sollen von der Taufhandlung den Namen ,Waschfluß' bekommen haben. Sida ist der Küstenstrich südlich des Vatnaiökull. 4 Thangbrand und seine Leute erschlugen Vetridi und Thorvald, die Schmähstophen gegen den Bekehrer gedichtet hatten. 5 Gizor der Vater Joleifs, des ersten isländischen Bischofs (S. 124, Anm. 1).



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drehenden Angriff sich Thangbrand nach Norwegen und kam zu König Olaf und berichtete ihm, wie es ihm auf seiner Fahrt ergangen sei, und sagte, er glaube nicht, daß man das Christi wm annehmen werde auf Island. Der König wurde darüber sehr zornig und sagte, er meine, viele Isländer würden das empfindlich zu fühlen haben, wenn sie nicht vorher von selbst zu Verstande kämen.

In demselben Sommer wurde Hjalti, der Sohn des Skeggi, auf dem Thinge wegen Gotteslästerung geächtet. Die Klage hatte erhoben Runolf, 1 Ulfs Sohn, der in Dal unter den Eyjafiöll wohnte, ein sehr großer Häuptling. In demselben Sommer verließ Gizor Island und Hjalti mit ihm; sie landeten in Norwegen und begaben sich sofort zu König Olaf. Der König nahm sie gut auf und sagte, sie hätten daran recht getan, außer Landes zu gehen, und lud ein, bei ihm zu bleiben, und das nahmen sie an. Da war Sverting, der Sohn des Runolf von Dal, den Winter über in Norwegen gewesen und wollte nun im Sommer nach Island fahren; sein Schiff lag völlig segelfertig an der Hafenbrücke und wartete auf Fahrwind. rer König verbot ihm die Ausreise, er sagte, kein Schiff solle nach Island segeln diesen Sommer. Sverting ging vor den König und trug seine Sache vor, bat um Reiseerlaubnis und sagte, es käme für ihn viel darauf an, daß sie nicht die Ladung wieder aus dem Schiffe schaffen müßten. Der König sagte und war zornig: Gut ist's, daß der Sohn des Götzendieners dort bleiben muß, wo es ihm unbehaglich ist," und Sverting durfte nicht abreisen. Den Winter über ging gar nichts vor.

Im Sommer darauf sandte der König Gizor den Weißen, und Hjalti, den Sohn des Skeggi, nach Island, um aufs neue den Glauben zu verkünden, und behielt vier Männer als Geiseln zurück, Kjartan, Olafs Sohn, Halldor, den Sohn Gudmunds des Mächtigen, 2 und Kolbein, 3 den Sohn des Thord, 

1 Die Klage wurde wegen eines verses erhoben, in dem Hjalti die Göttin Freyia eine lüsterne Hündin nennt. 2 Gudmund, der Sohn des Eyiolf, gewaltiger Häuptling des Nordlandes, der in verschiedenen Erzählungen bedeutsam hervortritt. Berühmt durch den Totschlag, den er mit seinem Bruder Egil an Arnor, dem Sohne des Örnolf, verübte (Nala Kap. 116).



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des Freypriesters, und Sverting, den Sohn des Runolf p- Dal. Da beschloß auch Bolli mit Gizor und Hjalti fahren, Er suchte seinen Vetter Kjartan auf und sprach: "Ich bin nun entschlossen zur Abreise; ich würde auf dich noch den nächsten Winter warten, wenn im Sommer darauf deine Abreise weniger unsicher wäre als jetzt. Aber ich glaube es vorauszusehen, daß der König dich um keinen Preis freigeben wird, und bin überzeugt, du machst dir wenig aus dem, was es in Island an Unterhaltung gibt, so lange du neben Ingibjörg, 1 der Schwester des Königs, im Gespräch sitzen kannst." Sie war damals am Hofe König Olafs und die schönste von allen Frauen im Lande. Kjartan antwortete: "Was redest du da für Zeug: Du sollst unsern verwandten meine Grüße bringen und ebenso unsern Freunden."


42. In Island wird das Christentum angenommen. Bolli kehrt heim

Darauf nahmen Kjartan und Bolli Abschied von einander . Gizor und Hjalti segelten ab aus Norwegen und hatten gute Fahrt; sie kamen zur Thingzeit zu den Westmännerinseln und fuhren zum Hauptland hinüber; da hielten sie versammlungen und Beratungen mit ihren verwandten ab. Darauf ritten sie zum Allthing und sprachen über den Glauben vor den Männern, eine lange und lebhafte Rede; da nahmen alle Männer auf Island den Glauben an. 2

Bolli ritt nach Hjardarholt vom Thinge mit seinem Oheim Olaf; Olaf nahm ihn mit großer Freundlichkeit auf. Bolli ritt nach Laugar zu seiner Unterhaltung, nachdem er kurze Zeit daheim gewesen war; er wurde dort herzlich begrüßt. Gudrun fragte ihn eingehend nach seinen Reiseerlebnissen und darauf nach Kjartan. Bolli antwortete bereitwillig auf alle Fragen Gudruns, er sagte, von seinen Reiseerlebnissen sei nichts Besonderes zu erzählen, — " was aber Kjartan anlangt, so sind sehr hohe Dinge der Wahrheit gemäß von seiner Stellung zu sagen, denn er ist im Gefolge des Königs Olaf und wird 

1 Ingbijörg, die Tochter des Tryggoi, war später vermählt mit dem Jarl Kögnvald in Gautlaud. 2 So einfach ging die Bekehrung nicht vor sich.



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da mehr geschätzt als jeder andere; es wird mich nicht überraschen, wenn wir hierzulande wenig von ihm haben sollten die nächsten Jahre." Gudrun Sagte ihn, ob dafür noch ein anderer Grund sei als die Freundschaft mit dem Könige. Bolli erzählte, was die Leute redeten von der Freundschaft zwischen Kjartan und Ingibjörg, der Königsschwester, und sagte, seiner Meinung nach würde der König ihm lieber Ingibjörg zur Frau geben, als ihn loslassen, wenn er sich für eins von beiden entscheiden müßte. Gudrun sagte, das sei eine gute Nachricht, — "denn eine gute Frau muß es sein, die Kjartans würdig sein will." Sie ließ da gleich das Gespräch fallen, ging weg und war ganz rot. Aber andere bezweifelten, ob ihr diese Nachricht wirklich so gut schien, wie sie vorgab.

Bolli war daheim in Hjardarholt den Sommer über, er hatte sich großes Ansehen erworben durch seine Reise, Alle seine verwandten und Bekannten schätzten seine Tüchtigkeit hoch. Bolli hatte auch großes Gut mit nach Island gebracht. Er kam oft nach Laugar und unterhielt sich mit Gudrun. Eines Tages Sagte Bolli Gudrun, wie sie ihm antworten würde, wenn er um sie anhielte. sprach Gudrun hastig: "Nicht sollst du so etwas reden, Bolle keinem Manne werde ich mich vermählen, solange ich Kjartan am Leben weiß." Bolli antwortete: Da denke ich, daß du manches Jahr ohne Mann wirst sitzen müssen, wenn du auf Kjartan warten willst; er würde die Gelegenheit benutzt haben, mir hierüber irgend einen Auftrag mitzugeben, wenn ihm so besonders viel daran gelegen wäre." Sie wechselten noch einige Worte miteinander. und jedes blieb bei seiner Meinung. Darauf ritt Bolli heim.


43. Bolli verheiratet sich mit Gudrun. König Olaf entläßt Kjartan

Einige Zeit darauf begann Bolli ein Gespräch mit seinem Oheim Olaf und sagte: " Es ist nun soweit, Oheim, daß ich Lust habe, mich irgendwo fest gen und zu heiraten; ich bin nun, denke ich, völlig erwachsen, ich möchte bei meinem vorhaben Hilfe und Förderung durch dein Wort nicht entbehren, denn die meisten hier in der Gegend werden in hohem



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Maße auf dein Wort Gewicht legen." Olaf antwortete: "Es wird keine Frau geben, das darf ich sagen, der dein Antrag nicht zur Ehre gereichte, wenn du um sie anhältst. Du hast aber gewiß nicht das Gespräch hierauf gebracht, ohne dir vorher vorgenommen zu haben, wohin du es lenken willst."'l Bolli sagte: Ich will nicht um eine Frau außerhalb unserer Gegend anhalten, so lange gute Partien in der Nähe sind; ich will anhalten um Gudrun, die Tochter des Osvifr; sie ist die Erste unter den Frauen." Olaf antwortete: Das ist eine Sache, an der ich keinen Teil haben will; es ist dir, Bolli, genau so bekannt wie mir, was man geredet hat über die Liebe zwischen Kjartan und Gudrun. Aber wenn dir diese Sache so außerordentlich am Herzen liegi, werde ich keine Hindernisse entgegenstellen . vorausgesetzt, daß ihr untereinander einig werdet. Hast du denn schon mit Gudrun hierüber geredet:" Bolli sagte, er habe wohl sein Anliegen einmal vorgebracht, sie sei aber wenig darauf eingegangen, — "ich sollte doch meinen, daß Osvifr vor allem in dieser Sache etwas zu sagen haben wird." Olaf erwiderte, er möge so handeln, wie es ihm gut schiene.

Nicht lange darauf ritt Bolli vom Hofe und mit ihm die Söhne Olafs, Halldor und Steinihor; sie waren zwölf zusammen. Sie ritten nach Laugar. Osvifr begrüßte sie herzlich und ebenso seine Söhne. Bolli bat Osvifr um eine Unterredung und hob an mit seiner Werbung und bat ihn um die Hand seiner Tochter Gudrun. Und Osvifr antwortete folgenderweise: So siebt es, wie du weißt, Bolli, daß Gudrun Witwe ist und sich selbständig zu entscheiden das Recht bat, aber empfehlen will ich deinen Antrag." Osvifr ging nun zu Gudrun und sagte ihr, Bolli, Thorleiks Sohn, sei gekommen, — "und erhält um dich an; du hast in dieser Sache zu entscheiden . Ich will nur in Kürze meinen Willen erklären, daß Bolli nicht abgewiesen werden soll, wenn es nach mir geht. Gudrun antwortete: Leichthin entscheidest du über diese Sache; Bolli hat einmal vor mir darüber gesprochen, und ich habe ihn deutlich genug abgewiesen, und das ist auch jetzt noch meine Absicht." Da sagte Osvifr: Viele werden sagen, da 

1 Formelhaft, vgl. S. 78, Anm. 1.



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spreche mehr Hochmut aus dir als verständige Überlegung, wenn du einen solchen Mann abweist, wie Bolli ist. Aber so lange ich am Leben bin, soll mein fürsorgender Rat bei euch, meinen Kindern, etwas gelten, in allen Dingen, in denen ich klarer sehen kann als ihr." Und als Osvifr diese Sache so unwillig aufnahm, da wagte Gudrun nicht für sich allein Widerstand zu leisten, gab aber nur mit dem größten Widerwillen nach; die Söhne Osvifrs redeten ihr sehr zu; sie betrachteten die verschwägerung mit Bolli als einen sehr großen Gewinn. Mag man nun längere oder kürzere Zeit über diese Sache verhandelt haben, 1 man kam zu dem Ende, daß die verlobung vor sich ging, und man bestimmte die Zeit um die ersten Winternächte zur Hochzeit. Darauf ritt Bolli heim nach Hjardarholt und sagte Olaf, was man ausgemacht habe. Olaf bezeigte wenig Freude darüber. Bolli blieb daheim, bis er zur Hochzeit kommen sollte. Bolli lud seinen Oheim Olaf ein, Olaf hatte keine Lust dazu, kam aber doch mit auf Bollis Bitten. Die Hochzeit wurde prächtig in Laugar gefeiert. Bolli blieb dort den Winter über. Das Eheglück der beiden war nicht besonders, soweit Gudrun dazu beitrug.

Und als der Sommer kam, da fuhren die Schiffe von Land zu Land. Da kam nach Norwegen die Kunde aus Island, daß dort alles christlich geworden war. König Olaf war hocherfreut darüber und gab Fahrerlaubnis den Männern, die er als Geiseln zurückgehalten hatte, zu reisen, wohin sie Lust hätten. Kjartan antwortete — denn er war der Vormann aller derer, die da vergeiselt gewesen waren — "habt großen Dank, wir gedenken Island zu besuchen in diesem Sommer. Da sagte König Olaf: "Ich werde diese meine Worte nicht zurücknehmen, Kjartan, aber ich habe das mehr zu den andern gesagt als zu dir; denn wir denken, Kjartan, daß du hier mehr als Freund wie als Geisel gewesen bist. Ich möchte. du hättest nicht den Wunsch geäußert, nach Island zu reisen, wenn du auch da angesehene verwandte bast, denn es liegt in deiner Hand, dich fürs Leben in Norwegen zu versorgen, wie es dir in Island nicht geboten 1 

Formelhaft, vgl, S, 39 'Anm, 2,



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werden kann. 1 Da antwortete Kjartan: Unser lohne Euch alle Ehre, die Ihr mir erwiesen habt, seit ich in Euern Dienst getreten bin, doch hoffe ich, Ihr werdet mir nicht minder Urlaub geben als den andern, die ihr hier eine Zeitlang zurückgehalten habt." Der König sprach, so solle es sein, und sagte, unter den Männern nichtfürstlichen Ranges werde er schwerlich jemanden finden, der Kjartan gleich käme.

In diesem Winter hatte Kalf, Asgeirs Sohn, sich in Norwegen aufgehalten; im Herbst vorher war er von England zu Kjartan gekommen, mit ihrem Schiff und mit Handelsware. Und nachdem Kjartan Urlaub zur Islandfahrt bekommen hatte, gingen Kalf und Kjartan daran. das Schiff segelfertig zu machen. Und als das Schiff klar war, ging Kjartan, Ingibjörg, die Königsschwester, zu besuchen. Sie begrüßte ihn freundlich und ließ ihn neben sich sitzen, und sie begannen ihr Gespräch. Da sagte Kjartan zu Ingibjörg, daß er im Begriffe sei, nach Island zu fahren. Sie antwortete ibm: Wir glauben, Kjartan, daß du das mehr aus Eigenwilligkeit beschlossen hast, als daß man dir es nabe gelegt hätte, Norwegen zu verlassen und nach Island zu reisen." Und sie wurden darauf wortkarg mit einander. Unterdessen griff Ingibjörg in die Kredenz, die bei ihr stand und nahm daraus ein weißes Kopftuch mit Goldgewebe und gab es Kjartan und sagte, es würde Gudrun, der Tochter des Osvifr, sehr gut stehen — " und du sollst ihr das Kopftuch zur Morgengabe schenken, ich will, daß die Isländerinnen sehen, daß die Frau nicht von Knechten stammt, mit der du dich in Norwegen unterhalten bast; das Tuch lag in einem Beutel von Sammet, es war ein sehr kostbares Stück. "Nicht will ich dich hinaus geleiten," sagte Ingibjörg, fahr wohl und sei glücklich." Darauf stand Kjartan auf und küßte sie; jedermann sah, daß es ihnen schwer wurde, von einander su scheiden.

Kjartan ging nun fort und begab sich zum Könige; er sagte dem Könige, daß er nun fertig zur Abreise sei. König Olaf begleitete Kjartan zum Schiff und eine große Menge mit ihm. Und als er dorthin kam, wo das Schiff auf dem Wasser lag —ein 

1 Durch die vermählung mit Ingibjörg,



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Landungssteg führte herüber —. da nahm der König das Wort: Hier ist ein Schwert, Kjartan, das du von mir annehmen sollst zum Abschied; laß dies Schwert dir zur Seite sein, denn ich meine, keine Waffe soll dich niederstrecken, so lange du dieses Schwert in der Hand hältst. Das war ein prachtvolles Kleinod und reich gearbeitet. Kjartan dankte dem Könige mit trefflichen Worten für alle die Ehre und Hochschätzung , die er ibm erwiesen habe, so lange erin Norwegen gewesen sei. Da sprach der König: "Darum will ich dich noch bitten, Kjartan, daß du treu an deinem Glauben festhältst." Darauf schieden sie von einander, der König und Kjartan, in großer Liebe. Dann ging Kjartan aufs Schiff. Der König sah ihm nach und sprach: "Schweres droht Kjartan und seinem Geschlecht, und es wird nicht leicht sein, etwas zur Abwendung des verhängnisses zu tun."


44. Kjartan kehrt nach Island zurück

Kjartan und Kalf gingen nun in See. Sie hatten guten Wind und waren nur kurze Zeit unterwegs. Sie kamen zur Hvita im Borgarfjord. Die Kunde davon verbreitete äch weit, daß Kjartan nach Island gekommen sei. Dies erfuhr Olaf, sein Vater und seine andern Verwandten und wurden hocherfreut. Olaf ritt gleich aus dem Talbezirkim Westlande südwärts zum Borgarfjord. Es war da ein herzlich frohes Wiedersehen von Vater und Sohn. Olaf lud Kjartan zu sich ein mit so viel Mann, als er wolle. Kjartan nahm das gern an, er sagte, er wurde sich keinen andern Aufenthaltsort in Island gewählt haben. Olaf ritt nun beim nach Hjardarholt, aber Kjartan blieb beim Schiffe den Sommer über. Er erfuhr nun Gudruns verheiratung und schien sich das wenig anfechten zu lassen aber für viele war das Anlaß zur Besorgnis gewesen.

Gudmund, 1 Solmunds Sohn, Kjartans Schwager, und seine Schwester Thurid kamen zum Schiffe. Kjartan begrüßte sie freundlich. Asgeir Brausekopf kam auch zum Schiff, seinen Sohn Kalf zu besuchen; da war mit ihm gekommen Hrefna, seine Tochter; sie war sehr schön. Kjartan bot seiner Schwester 

1 vgl. Kap. 3i zu Anfang.



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Thurid an, sich etwas aus der Ladung auszusuchen, das ihr gefiele. Dasselbe sagte Kalf zu Hrefna. Kalf schloß nun eine große Kiste auf und bai die Frauen. sich die durchzusehen. Während des Tages kam ein scharfer Wind und Kjartan und Kalf liefen hinaus, um ihr Schiff festzulegen. Und als sie damit fertig waren, kehrten sie zu den Handelsbuden zurück, Kalf trat zuerst in ihre Bude. Thurid und Hrefna hatten da schon viel aus der Kiste ausgepackt. Da holte Hrefna das Kopftuch heraus und faltete es auseinander. Die Frauen redeten darüber, was das für ein kostbares Stück sei. Da sagte Hrefna, sie wolle sich einmal das Kopftuch anlegen. Thurid erwiderte, das sei recht; und Hrefna tat es nun. Kalf sah das und sagte; sie tue da etwas, das nicht passe, er hat sie, das Kopftuch sofort abzulegen, — "denn das ist das einzige Stück, das Kjartan und ich nicht gemeinsam besitzen." Und während sie noch darüber redeten, kam Kjartan in die Bude. Er hatte ihr Gespräch gehört und fiel gleich ein und sagte, es mache nichts. Hrefna sap immer noch mit dem Kopftuch da. Kjartan sah sie lange an und sprach: "Schön, finde ich, steht dir das Kopftuch, Hrefna," sagte er, "ich meine auch, es wäre wohl am besten, wenn ich alles zusammen hätte, Kopftuch und Mädchen. Da antwortete Hrefna: "Man wird annehmen dürfen, daß du dich nicht wirst so plötzlich verheiraten wollen, doch daß du die Frau bekommst, um die du anhälst."Kjartan sagte, es würde ihm nicht so viel ausmachen, welche er bekäme, aber er würde nicht lange aufs ungewisse um eine Seien; — "ich sehe, daß dieser Schmuck dir gut steht, und deshalb ist es billig, daß du meine Frau wirst."Hrefna machte nun den Kopfputz los und gab Kjartan das Tuch zurück, und er nahm es in verwahrung.

Gudmund und Thurid luden für den Winter Kjartan zu sich ins Nordland zum verwandtenbesuch ein. Kjartan versprach zu kommen. Kalf, Asgeirs Sohn, ritt nach Norden mit seinem Vater Kjartan und Kalf lösten nun ihre Genossenschaft auf, das ging alles in Frieden und Freundschaft vor sich. Kjartan ritt dann auch vom Schiffe weg und zwar nach dem Talbezirk im Westland. Sie waren zwölf zusammen. Kjartan kam beim



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nach Hjardarholt, und alle waren froh über ihn. Kjartan ließ im Herbst sein Gut vom Schiff aus dem Süden dolen. Diese zwölf Mann. die mit Kjartan ins Westland geritten waren, blieben alle in Hjardarholi den Winter über.

Olaf und Osvifr hatten ihre Gewohnheit der gegenseitigen Einladungen beibehalten. 1 In jedem Herbst sollten sie abwechselnd einander besuchen. In diesem Herbst sollte ein Gastmahl in Laugar sein und Olaf dazu kommen und die Leute von Hjardarholt. Gudrun sprach nun zu Bolli, es komme ihr vor, als habe er ihr nicht die volle Wahrheit gesagt über Kjartans Rückkehr aus Norwegen. Bolli antwortete, er habe ihr nur das davon gesagt, was ihm als durchaus wahr mitgeteilt worden sei. Gudrun sprach wenig über diese Sache, aber es war leicht zu bemerken, daß sie übel zufrieden war, und die meisten meinten, sie trage noch starke Sehnsucht nach Kjartan, wenn sie auch ihr Gefühl verbarg.

Es kam nun die Zeit heran, daß das Herbstgastmahl in Laugar stattfinden sollte. Olaf bereitete sich zur Fahrt und bai Kjartan, ihn zu begleiten. Kjartan sagte, er wolle daheim bleiben und die Wirtschaft beaufsichtigen. Olaf bai ihn, das nicht zu tun und sich nicht zu verbittern gegen seine Verwandten. "Denke daran, Kjartan, daß du niemanden so geliebt hast wie Bolli, deinen Ziehbruder; es ist mein Wille, daß du mitkommst; es wird auch bald wieder gut werden zwischen euch Vettern, wenn ihr erst selbst wieder zusammenkommt." Kjartan ließ durch die Bitte seines vaters bewegen und holte nun seinen Scharlachanzug hervor, den ihm König olaf beim Abschied 2 gegeben hatte, und rüstete sich prächtig. Er gürtete sich das Schwert, die Königsgabe, um; auf dem Kopf hatte er einen vergoldeten Helm und einen roten Schild an der Seite, auf dem das heilige Kreuz in Gold angebracht war. In der Hand trug er einen Speer mit getriebenem Goldschmuck am Eisen. Alle seine Leute waren in bunten 3 Kleidern. Im ganzen waren es an dreißig Mann. Sie ritten nun ab von Hjardarbolt und weiter. 1 

Ebenso ist das Verhältnis zwischen Njal und Gunnar in der Nialssaga (Kap. 3s). 2 Vielmehr, nachdem Kjartan sich bereit erklärt hatte, beim Könige zu bleiben (Kap 41). 3 Gewöhnliche Leute trugen Stoffe in Naturfarbe.



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bis sie nach Laugar kamen; da war schon eine Menge Menschen versammelt.


45. Kjartan wirbt um Hrefna und schnyt ihr bei der Hochzeit das kostbare Kopftuch

Bolli ging Olaf und seinen Leuten entgegen mit den Söhnen des Osvifr und bewillkommte sie freundlich, Bolli ging auf Kjartan zu und küßte ihn. Kjartan nahm seinen Gruß an. Darauf wurden sie hineingeführt. Bolli war äußerst heiter mit ihnen. Olaf ging bereitwillig darauf ein, aber Kjartan hielt sich ziemlich zurück. Das Gastmahl nahm einen guten verlauf.

Bolli hatte Zuchtpferde, die als ganz vortreflich galten. Ein Hengst war groß und schön und hatte niemals versagt beim Kampf; 1 er war von weißer Farbe, Ohren und Stirnbüschel rötlich; dazu gehörten drei Stuten von derselben Farbe wie der Hengst. Diese Pferde wollte Bolli Kjartan schenken, aber Kjartan sagte, er sei kein Pferdeliebhaber, und wollte sie nicht annehmen. Olaf bat ihn, die Pferde nicht zurückzuweisen, — das ist doch eine kostbare Gabe." Kjartan setzte dem ein bestimmtes Nein entgegen. Darauf schieden sie von einander ohne Freundlichkeit, und die Leute von Hjardarholt ritten nach Hause. Es blieb nun ruhig.

Kjartan war ziemlich still während des Winters. Die Leute hatten wenig Unterhaltung von ihm. Olaf schien das sehr betrüblich. In diesem Winter nach dem Weihnachtsfest machte sich Kjartan von Hause auf und die zwölfe mit ihm. Sie wollten in die Bezirke im Norden. Sie ritten ihres Weges, bis sie in das vidital im Nordlande kamen, nach Asbjarnarnes, dort wurde Kjartan mit der größten Freundlichkeit und Herzlichkeit empfangen . Da war das stattlichste Hauswesen. Hall, der Sohn Gudmunds, war damals etwa zwanzig Jahr alt und schlug ganz nach der Art der Männer vom Lachstal. Es wird allgemein gesagt, daß es keinen vollkommneren Mann im ganzen Nordvieriel gegeben habe. Hall nahm seinen verwandten mit 1 

vgl S. 113, Anm. 3.



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der größten Freundlichkeit auf. Es wurden da sogleich Spiele angesetzt in Asbjarnarnes, und dazu weit herum in den Bezirken Leute aufgeboten; man kam dazu vom Westen heraus dem Midfjord und von vamsnes, und aus dem vatnstal und bis von der Küste vom Langatal; da war eine große Menschenmenge beisammen. Alle Leute sprachen darüber, wie sehr Kjartan über andere Männer hervorrage. Darauf rüstete man sich zum Spiel, und Hall übernahm die Leitung; er forderte Kjartan zum Spiele auf, — " wir möchten, Lieber; daß du uns deine Ritterlichkeit dabei sehen läßt." Kjartan ausartete: Wenig habe ich mich in Spielen geübt in letzter Zeit; denn anders war der Brauch bei König Olaf; doch will ich mich zu Ehren des Tages nicht weigern."Kjartan machte sich nun fertig für die Spiele; die Männer wurden ibm entgegengestellt; die da die stärksten waren. Es wurde nun den Tag über gespielt; da hatte keiner gegen Kjartan aufkommen können, weder an Kraft noch an Gewandtheit.

Und am Abend, als das Spiel geschlossen war; da stand auf Hall, Gudmunds Sohn, und sprach: "Das ist die Einladung meines vaters und sein Wille an alle, die hierher aus der Feme gekommen sind, daß sie alle hier die Nacht über bleiben und hier am Morgen sich wieder vergnügen." Dieser Botschaft folgte großer Beifall und die Einladung fand man eines Häuptlings würdig.

Kalf, Asgeirs Sohn, war dorthin gekommen, und Kjartan und er begrüßten sich überaus herzlich. Da war auch Hrefna, seine Schwester, sie hatte sich sorgfältig geschmückt. Es waren da über hundert Gäste in der Nacht auf dem Hofe.

Am nächsten Tage wandte man sich wieder dem Spiele zu. Kjartan saß da bei dem Spiel als Zuschauer. Thurid, seine Schwester, trat zu ihm und begann eine Unterhaltung und sprach so: Es ist mir erzählt worden, Bruder, du seist ziemlich still gewesen während des Winters; die Leute reden davon, daß du noch Sehnsucht hast nach Gudrun; man schließt das daraus, daß kein freundliches verhältnis mehr ist zwischen euch Vettern, zwischen dir und Bolli, nach so großer Liebe, wie sie unter euch beiden allezeit bestanden hat. Tu nun, was recht



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und verständig ist, und laß dich die Sache nicht anfechten und gönne deinem Freunde die gute Heirat. Mir schiene dag am vernünftigsten, wenn du dich so verheiraten würdest, wie du es im letzten Sommer sagtest, wenn man auch nicht von völliger Ebenbürtigkeit reden kann, was Hrefna angeht, aber das wirst du hier zu Lande nicht finden. Asgeir, ihr Vater ist ein Mann von Ansehen und guter Familie. Es fehlt ihm auch nicht an Geld, diese Heirat ansehnlich zu machen; auch ist seine andere Tochter 1 an einen mächtigen mann vermählt. Du hast mir auch gesagt, daß Kalf, Asgeirs Sohn, der tüchtigste Mann ser die Stellung der Leute ist durchaus hervorragend. Es ist mein Wunsch, daß du dich mit Hrefna unterhältst. und ich vermute , du wirst finden, daß ihr Verstand nicht zurücksteht hinter ihrer Schönheit."Kjartan ging darauf bereitwillig ein und sagte, daß sie die Sache auf den richtigen Weg bringe.

Darauf kamen Hrefna und Kjartan miteinander ins Gespräch und unterhielten sich den Tag über. 2 Am Abend Sagte Thurid, welchen Eindruck er aus der Unterredung mit Hrefna bekommen habe. Kjartan zeigte sich sehr befriedigt, er sagte, nach allem, was er bemerkt habe, schiene sie ihm in jeder Beziehung ein außergewöhnliches Mädchen zu sein.

Am Morgen darauf wurden Leute nach Asgeir gesandt und er nach Asbjarnarnes eingeladen. Nun begann eine Besprechung über diese Angelegenheit, und Kjartan hielt um Hrefna, die Tochter Asgeirs, an. Der nahm die Werbung mit Befriedigung auf, denn er war ein kluger Mann, und sah ein, daß ihm mit dem Antrage hohe Ehre erwiesen wurde. Kalf war eisig, diese Sache zu befördern, — "ich will nicht, daß man sich hier zurückhaltend benimmt." Hrefna gab ihrerseits auch keine abschlägige Antwort und überließ ihrem Vater die Entscheidung. So wurde denn diese Sache in Ordnung gebracht und mit Zeugen beglaubigt. Kjartan ließ sich auf nichts anderes ein, als daß die Hochzeit in Hjardarholt stattfinden sollte, 3 32 Asgeir und Kalf widersetzten sich dem nicht. So wurde denn 

1 Thurid, die mit Thorkel Kuggi vermählt war (Kap. 4o, S. 124). 2 Formelhafte Wendung, vgl. S. 81, Anm. 1. 2 Dadurch wurde die Familie des Bräutigams geehrt, vgl. die Hochzeit von Olaf Pfau und Thorgerd, S. 81.



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festgesetzt, das man sich fünf Wochen nach Sommeranfang zur Hochzeit einfinden wolle. Darauf ritt Kjartan heim mit reichen Geschenken. Olaf zeigte sich sehr befriedigt über diese Neuigkeit , denn Kjartan war nun viel heitrer, als bevor er von Hause weggeritten war.

Kjartan hielt trockene Langfasten und tat das ohne vorgang anderer hierzulande; denn so ist die Überlieferung, daß er als erster trocken gefastet habe hier in Island. So wundersam kam es den Leuten vor, daß Kjartan so lange ohne rechte Nahrung lebte; daß sie von weit herkamen, ihn zu sehen. Ebenso erhob sich auch sonst Kjartans verb-itten über das andrer männer. Ostern ging so vorüber.

Darauf ließen Kjartan und Olaf für ein großes Fest vorbereitungen treffen. Es kamen von Norden Asgeir und Kalf zur verabredeten Zeit und Gudmund und Hall, sie hatten alle zusammen sechzig Mann mit sich. Auch auf Kjartans Seite war eine große Menge zur Stelle. Dieses Fest war prächtig, denn acht Tage lang saß man bei der Bewirtung. Kjartan gab Hrefna als Brautgabe das Kopftuch, und diese Gabe wurde hochberühmt, denn niemand war so welterfahren oder von so gr sem Reichtum, daß er eine solche Kostbarkeit gesehen oder besessen hätte; verständige Männer haben behauptet, daß acht Öre Gold in das Kopftuch gewebt gewesen seien. Kjartan war auch so heiter bei dem Feste, daß er mit seinem Gespräch jeden einzelnen unterhielt und von seinen Reiseerlebnissen erzählte; den Männern machte es einen großen Eindruck, was für bedeutsame Dinge da zur Sprache kamen, da erlange Zeit dem hervorragendsten Fürsten, dem König Olaf, Tryggvis Sohn, gedient hatte. Und als das Fest zu Ende war; wählte Kjartan wertvolle Geschenke aus für Gudmund und Hall und die andern Großen. Vater und Sohn erwarben sich hohes Lob mit diesem Fest. Kjartan und Hrefna faßten herzliche Liebe zu einander.



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46. Kjartans Schwert wird gestohlen und wieder gefunden, das Kopftuch der Hrefna wird entwendet und vernichtet

Olaf und Osvifr hielten an ihrer Freundschaft fest, obgleich das Band zwischen den jungen Leuten so ziemlich zerrissen war. In diesem Sommer hatte Olaf eingeladen für einen halben Monat vor Winteranfang. Osvifr hatte auch eine Gastbewirtung vorbereitet für die Zeit der ersten Winternächte . Jeder überließ es dem andern bei der Einladung, wie viel Lente er entsprechend seinem Ansehen mitbringen wollte.

Osvifr hatte zuerst das Fest bei Olaf zu besuchen und kam zur verabredeten Zeit nach Hjardarholt. An dieser Fahrt nahmen auch Bolli und Gudrun und die Söhne des Osvifr teil. Am nächsten Morgen, als die Frauen miteinander den Schlafsaal entlang nach der Tür gingen, redete eine davon, wie man wahl die Frauen setzen würde. Während sie das sagte, war Gudrun gerade in die Nähe des Bettes gekommen, in dem Kjartan zu liegen pflegte. Kjartan war da und zog sich an und warf den roten Scharlachrock über sich; da sprach Kjartan zu der Frau, die über die Tischordnung der Frauen geredet hatte — denn niemand konnte ihm mit der Antwort zuvorkommen —"Hrefna soll auf dem Hochsitze ihren Platz haben und in jeder Beziehung die geehrteste sein, so lange ich am Leben bin. Aber bisher hatte immer Gudrun auf dem Hochsitze gesessen in Hjardarholt und anderswo. Gudrun hörte dies und sah Kjartan an und wechselte die Farbe, aber antwortete nichts. Am Tage darauf sagte Gudrun zu Hrefna, sie solle das Kopftuch anlegen und so den Leuten das beste Kleinod zeigen, das nach Island gekommen sei. Kjartan war in der Nähe, wenn er auch nicht bei ihnen stand, und er hörte, was Gudrun gesagt hatte. Er war schneller mit der Antwort als Hrefna: Nicht soll sie das Kopftuch tragen bei diesem Feste, denn mehr scheint es mir darauf anzukommen, daß Hrefna das kostbarste Schmuckstück besitzt, als daß die eingeladenen Gäste eine Augenweide haben bei dieser Gelegenheit." Eine Woche sollte die Herbstbewirtung dauern bei Olaf. Am Tage darauf redete Gudrun



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heimlich mit Hrefna, sie möge ihr das Kopftuch einmal zeigen. Hrefna sagte, das solle geschehen. Am nächsten Tage ging ne mit Gudrun in das vorratshaus, wa die Kleinodien bewahrt wurden. Hrefna schloß eine Truhe auf und bolte den Samtbeutel hervor; und aus dem Beutel nahm sie das Kopftuch und zeigte es Gudrun. Diese faltete das Tuch auseinander und betrachtete es eine Zeitlang und sagte kein Wort darüber; weder liebes noch leides. Darauf schloß Hrefna das Kopftuch wieder ein, und sie kehrten zu ihren Plätzen zurück. Dann ging die Bewirtung weiter in Freuden und Unterhaltung .

Aber an dem Tage, als die Eingeladenen abreiten sollt en, war Rjartan eisig damit beschäftigt. den Leuten frische Pferde zu verschaffen, die von weither gekommen waren, und jeden so für die Reise zu versorgen, wie es nötig war. Kjartan hatte sein Schwert Königsgabe nicht bei sich gehabt, während er sich so zu schaffen machte, obgleich er nicht gewohnt war, es von seiner Seite zu lassen. Darauf ging er nach seinem Bett. wo das Schwert gehangen hatte, da war es verschwunden. Er ging sofort zu seinem Vater und teilte ihm seinen Verlust mit. Olaf sprach: "Hier müssen wir mit der größten Heimlichkeit verfahren, ich werde Späher jeder Gesellschaft mitgeben, die wegreitet." Und das tat er. An der Weiße sollte mit der Schar des Osvifr reiten und aufpassen, ob jemand abbiegen oder zurückbleiben würde.

Sie ritten landeinwärts an Ljarskogar und den Höfen vorüber, die Skogar heißen, und hielten dort am Walde und stiegen ab. Thorolf, der Sohn des Osvifr ging abseits von den Höfen und einige andere Männer mit ihm. Sie gingen fort ins Moorbuschwerk hinein, während die andern bei den Höfen rasteten. An begleitete dann die Gesellschaft noch bis zu dem Lachswasser ; 1 das aus dem Sälingstal kommt, und sagte, er wolle nun umkehren. Thorolf sagte, es würde auch nichts geschadet haben, wenn er gar nicht mitgekommen wäre. Die Nacht vorher war dünner Schnee gefallen, so daß man Spur en verfolgen konnte. An ritt zurück zum Walde und verfolgte die 

1 Vereinigung der aus dem Sälingstal und Svinatal kommenden Gewänder.



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Spur Thorolfs bis zu einer sumpfigen, moorigen Stelle. Er griff da hinein und bekam den Schwertgriff ;u fassen. Ari wollte Zeugen haben bei diesem Fund und ritt zu Thorarin auf Sälingsdalsmnga, und der kam mit An. das Schwert herauszuholen . Darauf brachte An Kjartan das Schwert. Kjartan wickelte ein Tuch darum und verschloß es in einer Truhe. Die Stelle heißt seitdem Schwertsumpf, wo Thorelf mit seinen Leuten das Schwert Königsgabe versteckt hatte. Man verhielt sich ganz still darüber, aber die Scheide wurde niemals wiedergefunden. Kjartan hielt in der Folgezeit das Schwert nicht mehr so wert wie früher.

Diese Sache haue Kjartan verletzt und er wollte das nicht auf sich sitzen lassen. Olaf sprach: "Laß dich das nicht verletzen; es war kein schöner Streich von ihnen, aber es schadet dir ja nichts; wir wellen nicht andern Gelegenheit zum Lachen geben, wenn wir so ein as zum Anlaß eines Zwistes machen, Freunden und verwandten gegenüber." Und auf Olafs Zureden hin ließ Kjartan die Sache auf sich beruhen.

Einige Zeit später rüstete sich Olaf, der Einladung nach Laugar zu den ersten Winternächten zu folgen, und redete mit Kjartan darüber, daß er auch mitkommen solle. Kjartan batie keine Lust, aber um der Bitte des vaters willen sagte er ihm doch zu. Hrefna sollte auch mitkommen und wollte das Kopftuch daheim lassen. Thorgerd, die Hausmütter, fragte: Wann willst du ein solches kostbares Schmuckstück eigentlich tragen, daß du es in der Truhe liegen läßt, wenn du zu einem Feste gehst:" Hrefna erwiderte: "viele sagen, daß ich vielleicht auch einmal anderswohin kommen werde, wo ich weniger Neider finde als in Laugar."Thorgerd sagte: Ich schenke den Leuten keinen großen Glauben, die hier solche Zwischenbläsereien machen von Haus zu Haus." Und weil Thorgerd sie so eifrig drängte, nahm Hrefna das Kopftuch mit; und Kjartan erhob keinen Widerspruch. als er sah, daß es der Wunsch seiner Mutter war.

Darauf machten sie sich auf den Weg und kamen abends nach Laugar und wurden wohl empfangen. Thorgerd und Hrefna gaben ihre Kleider zur Aufbewahrung. Und am Morgen, als



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die Frauen anziehen sollten, suchte Hrefna nach dem Kopftuch, und da war es von dem Orte verschwunden, wo sie es verwahrt hatte; es wurde da überall danach gesucht, aber man fand es nicht. Gudrun sagte, es sei am wahrscheinlichsten, daß sie das Kopftuch zu Hause gelassen habe, oder sie habe es nicht sorgfältig genug eingepackt, und es sei verloren gegangen. Hrefna teilte nun Kjartan mit, daß das Tuch verschwunden sei. Kjartan antwortete und sagte, es sei wirklich keine leichte Sache, auf diese Leute aufpassen zu müssen, doch bai erste, jetzt sich zu verhalten, darauf sagte er seinem Vater was da im Spiele war. Olaf antwortete: Wieder wünsche ich wie beim vorigenmal, daß du nichts tust und diese schlimme Sache an dir vorübergehen läßt; ich werde dem Stillen nachforschen, denn ich will alles aufbieten, daß zwischen euch beiden, Bolli und dir, kein Bruch entsteht; eine heile Stelle läßt sich am besten verbinden, mein Sohn," sagte er. Kjartan erwiderte: Leicht ist es zu sehen, Vater, daß du allen hier nur gutes wünschest; aber ich weiß doch nicht, ob ich es länger dulden soll, mir so von den Laugarleuten an den Wagen fahren zu lassen."

An dem Tage, an dem die Leute fortreiten sollten von dem Feste, nahm Kjartan das Wort und sprach so: "Dich, Vetter Bolli, fordere ich hiermit auf, von nun an ehrlicher an uns zu handeln als bisher; ich will dies nicht in geheimer Zwiesprache vorbringen, weil ja viele Leute Kenntnis davon haben, daß hier allerlei verschwunden ist, wobei die Spuren nach eurem Hof weisen. Im Herbst, als wir die Bewirtung in Hjardarbolt hatten, wurde mein Schwert weggenommen; es bat sich wieder eingefunden aber die Scheide nicht. Und jetzt wieder ist ein Kleinod verschwunden, das für kostbar gelten darf; ich will nun beides wiederhaben." Da antwortete Belli: Ich bin nicht der Urheber dessen, was du uns vorwirfft; ich hätte alles eber von dir erwartet, als daß du mich des Diebstahls bezichtigen würdest."Kjartan sagte: Es haben, wie wir glauben, Personen hierum gewußt, für die du mit Bußen eintreten kannst, wenn du willst; mehr, als notwendig ist, 1 

Sprichwort. 2 Damit spricht Kjartan seinen verdacht gegen Gudrun aus.



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sucht ihr mit uns anzubinden; lange sind wir eurer Feindseligkeit ausgewichen; es wird sich nun zeigen, daß es so nicht weiter gehen kann." Da antwortete Gudrun auf seine Rede und sprach: "Du störst da in Kohlen herum, Kjartan, die besser nicht zu rauchen anfangen sollten. Und wenn es nun auch so wäre, wie du Sagst, wenn hier Personen sein sollten, die damit etwas zu tun haben, daß das Kopftuch verschwunden ist, so halte ich dafür, daß sie nach dem gegriffen haben, was ihnen gehört. Glaubt nun, was ihr wollt, wohin das Kopftuch gekommen ist, jedenfalls gefällt es mir nicht übel, wenn das Tuch so aufgehoben ist, daß Hrefna von nun an sich nicht mehr damit aufputzen kann." Darauf schieden sie von einander in ausgesprochener Unfreundlichkeit. Die Leute von Hjardarholt ritten heim. Die gegenseitigen Einladungen hörten nun auf, doch blieb äußerlich alles ruhig. Von dem Kopftuch erfuhr man nie mehr etwas. Viele hielten es für wahr, das Thorolf das Tuch im Feuer verbrannt habe auf den Rat seiner Schwester Gudrun.

Zu Anfang des Winters starb Asgeir Brausekopf. Seine Söhne übernahmen da Hof und Vermögen.


47. Kjartan reitet nach dem Saurbö

Im Winter nach dem Weihnachtsfeste brachte Kjartan eine Mannschaft zusammen; es waren im ganzen sechzig Mann. Kjartan sagte seinem Vater nicht, was für ein Zug beabsichtigt sei; Olaf fragte auch nicht danach. Kjartan hatte Zelte und Lebensmittel mit sich. Kjartan ritt nun seines Weges, bis er nach Laugar kam. Er befahl den Leuten abzusteigen und sagte, einige sollten die Pferde beaufsichtigen, andere hieß er die Zelte aufschlagen.

In jener Zeit war das vielfach der Brauch, daß die Abtritte draußen lagen, und zwar ziemlich entfernt vom Hofe, und so war es auch in Laugar. Kjartan ließ da alle Türen des Hofes besetzen und verwehrte jedermann den Ausgang, und zwang sie drei Tage hindurch, ihre Geschäfte im Hause abzumachen. Darauf ritt Kjartan beim nach Hjardarholt, und jeder von seinen Gefährten nach Hause. Olaf war bös über diese Fahrt. Thorgerd sagte, er dürfe Kjartan nicht tadeln, die Leute von Lau



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gar hätten das verdient und noch größere Schmach. Da sprach Hrefna:"Hast du mit jemandem gesprochen, Kjartan, in Laugar Er antwortete: Es war nichts Wichtiges", er sagte, er habe mit Bolli ein paar Worte gewechselt. Da sprach Hrefna und lächelte dabei: Es ist mir als sicher erzählt, daß du mit Gudrun gesprochen haben sollst, und ich habe auch gehört, wie sie angezogen war, daß sie das Kopftuch angelegt hatte und daß es ihr sehr gut gestanden haben soll." Kjartan antwortete und wurde dunkelrot dabei —jedermann konnte sehen, daß er zornig war, weil sie ihren Spott hiermit trieb —: Nichts davon, was du da erzählst, ist mir zu Gesicht gekommen,

Hrefna," sagte Kjartan; "Gudrun braucht sich nicht dazu das Kopftuch anzulegen, um schöner auszusehen als alle andern Frauen. Da brach Hrefna das Gespräch ab.

Die Leute von Laugar waren übel zufrieden, sie glaubten eine viel größere und schlimmere Schmach erlitten zu haben, als wenn ihnen Kjartan einen oder zwei Mann erschlagen hätte. Die Söhne des Osvifr waren rasend über diese Sache, aber Bolli suchte sie eher zu beruhigen. Gudrun redete am wenigsten davon, aber doch merkte man soviel aus ihren Worten, daß es zweifelhaft war, ob es irgend jemand anderem näher ging als ihr. Es war nun offne Feindschaft zwischen den Leuten von Laugar und denen von Hjardarholt.

Als der Winter zu Ende ging, gebar Hrefna ein Kind. Es war Knabe und wurde Asgeir genannt.

Thorarin, der Bande auf Tunga, 1 machte bekannt, daß er Hof und Land verkaufen wollte; einmal deshalb, weil sein vermögen zurückging, und dann, weil ibm die Zwietracht immer stärker zu werden schien zwischen den Leuten seiner Gegend; und er stand mit beiden Parteien in herzlicher Freundschaft.

Bolli schien es notwendig, sich durch Kauf irgendwo festzusetzen, denn in Laugar war wenig Land. aber eine große Menge vieh. Bolli und Gudrun ritten nach Tunga auf den Rat Osvifrs. Es schien ihnen das gegebene, dieses benachbarte Land zu erwerben, und Osvifr bat sie, nicht an Kleinigkeiten den Handel 

1 Säliengsdatstunga. 2 Er war, wie das folgende zeigt, abhängig von Olaf, saß aber in gefährlicher Nähe von Laugar.



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scheitern zu lassen. Darauf verhandelten Thorarin und die beiden über den Verkauf und wurden einig darüber, wie hoch der Preis sein, und ebenso, womit gezahlt werden sollte, und der Kauf wurde zwischen ihnen abgeschlossen. Weil nicht so viel Männer zur Stelle waren, wie es das Gesetz verlangt, wurde der Kaufvertrag nicht durch Zeugen festgemacht. Bolli und Gudrun ritten darauf nach Hause.

Als aber Kjartan, Olafs Sohn, diese Neuigkeit erfuhr, ritt er sofort mit elf Mann ab und kam am Tage nach Tunga; Thorarin begrüßte ihn herzlich und lud ibn ein. dazubleiben. Kjartan sagte, er müsse am Abend wieder heim reiten, 1 wolle sich aber einige Zeit bei ihm aufhalten. Thorarin Sagte, was ihn hergeführt habe. Kjartan antwortete: Das hat mich hergeführt, das ich etwas mit dir über den Landverkauf reden wollte, den du mit Bolli vorhast, denn es ist mir unerwünscht, daß du dieses Land an Bolli und Gudrun abtreten willst." Thorarin sagte, es sei ibm ungelegen, wenn das zurückgehen sollte, — denn der Preis, den mir Bolli für das Land versprochen hat, ist gut und soll außerdem gleich bezahlt werden." Kjartan sprach: Es soll dein Schade nicht sein, wenn auch Bolli das Land nicht kauft, denn ich werde es dir zu gleichem Preise abkaufen, und es wird dir nicht viel helfen, dem zu widersprechen, wie ich es haben will, denn es wird dir klar werden, daß ich vor allem bier im Bezirke zu bestimmen habe und mich dabei mehr nach dem Gefallen anderer Männer richten werde als nach dem der Laugarleute." Thorarin antwortete: Hoch steht mir des Herren Wort, 3 das soll mich auch hierbei gelten; aber es wäre mir doch am liebsten, wenn dieser Kauf bestehen bliebe, wie Bolli und ich es ausgemacht haben. Kjartan sprach: "Das nenne ich nicht einen Landkauf, der nicht durch Zeugen festgemacht ist. Wähle nun eins von beiden, entweder verkaufe mir sofort das Land in die Hand zu den gleichen Bedingungen, zu denen du dich andern gegenüber verstanden hast, oder aber bleibe selbst auf deinem Lande wohnen." Thorarin zog es vor, ihm das Land zu verkaufen. Es waren nun gleich die Zeugen für diesen Kauf zur 1 

Typische Wendung. 2 Sprichwort,



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Stelle. Kjartan ritt beim, nachdem der Landverkauf abgeschlossen war.

Diese Kunde verbreitete sich im ganzen Talbezirk. Am selben Abend noch erfuhr man es in Laugar. Da sprach Gudrun:

Ich halte dafür, Bolli, daß Kjartan dir die Wahl zwischen zwei Dingen stellt, noch schärfer, als er es mit Thorarin getan hat, daß du entweder diese Gegend mit wenig Ehre verlassen mußt oder dich bei jedem nächsten Zusammentreffen mit ihm etwas weniger stumpf zeigst als bisher." Bolli gab keine Erwiderung und ging gleich weg nach diesen Worten; es blieb nun die übrige Zeit von Langfasten.

Am dritten Ostertage ritt Kjartan von Hause fort mit einem Mann; es begleitete ihn An der Schwarze. Sie kamen zun Nächst an diesem Tage nach Tunga. Kjartan wollte, daß Thorin mit ihm weiter ins Westland nach dem Saurbö reiten sollte, um da als Zeuge zu dienen bei Forderungen, denn Kjartan hatte dort große Geldgeschäfte wahrzunehmen. Thorarin war nach einem andern Hof geritten. Kjartan hielt sich dort eine Zeitlang auf und wartete auf ibn.

An demselben Tage war Thorhalla die Gesprächige 1 dorthin gekommen. Sie fragte Kjartan, wohin er ;u reisen beabsichtigte. Er sagte, er wolle weiter ins Westland nach dem Saurbö. Sie Sagte: Welchen Weg wirst du reiten:" Kjartan antwortete: "Ich werde auf dem Hinweg durch das Sälingstal und auf dem Rückweg durch das Svinatal reiten." Sie Sagte, wie lange er ausbleiben würde. Kjartan antwortete: "Aller Wahrscheinkeit nach werde ich am Donnerstag die Rückreise antreten." Willst du mir einen Gefallen tun:" sagte Thorhalla, ich habe einen verwandten drüben auf Hvitadal im Saurbö; er hat mir eine halbe Mark in Fries versprochen; ich bitte, daß du sie einforderst und mit zurück bringst. Kjartan versprach das.

Unterdessen kam Thorarin heim und machte sich bereit, ihn zu begleiten. Sie ritten weiter über die Sälingstalsbeide und kamen am Abend nach Hol zu den Geschwistern. 1 Kjartan gand da gute Aufnahme, denn zwischen ihnen war herzliche Freundschaft . 

1 von Laugar, vgl. S .99, Anm. a. vgl. S. ioo.



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Thorhalla die Gesprächige kam beim nach Laugar am Abend. Die Söhne des Osvifr Sagten ob sie jemanden getroffen habe während des Tages. Sie sagte, sie habe Kjartan, Olafs Sohn, getroffen. Sie fragten, wo er hin wolle. Sie erzählte, was sie darüber wußte, — und niemals ist er ein stolzerer Held gewesen als jetzt; das ist auch nicht zu verwundern, wenn solchen Männern alles niedrig neben ihnen vorkommt." Und dann sagte Thorhalla noch: "Leicht war es mir auch zu bemerken, daß Kjartan über nichts so gern sprach als über den Kauf von Thorarins Land." Gudrun sagte:"Wohl mag Kjartan alles kühn tun, was ihm beliebt, weil er erprobt hat, daß er sich jede Beleidigung herausnehmen darf, ohne daß jemand es wagt, den Schaft gegen ihn zu schießen." Bei dieser Rede Gudruns waren sowohl Bolli wie die Söhne des Osvifr zugegen. Ospak und die Brüder antworteten wenig darauf, aber mit deutlicher Feindseligkeit gegen Kjartan wie gewöhnlich. Bolli tat, als hörte er nichts, wie immer, wenn schlecht von Kjartan gesprochen wurde. denn er pflegte dann zu schweigen oder zu widersprechen.


48. An der Schwarze hat einen bösen Traum

Kjartan blieb Mittwoch nach Ostern in Hol; da war große Unterhaltung und Fröhlichkeit. In der Nacht darauf geberdete sich 'Un übel im Schlafe, und man weckte ihn auf. Sie Sagten ihn, was er geträumt habe. Er antwortete: Eine Frau kam su mir, greulich. und riß mich über die Bettkante; sie hatte ein großes Messer in der einen Hand und einen Trog in der andern; sie setzte mir das Messer an die Brust und schnitt mir den ganzen Leib auf, und nahm das Eingeweide heraus und stopfte dafür Reisig hinein. Dann ging sie zur Tür hinaus, sagte An. Kjartan und die andern lachten sehr über den Traum und sprachen, er solle nun An Reisigmagen heißen; sie griffen ihm an den Leib und sagten, sie wollten fühlen, ob er Reisig im Magen habe.

Da sprach Aud: "Es ist nicht recht, hierüber so sehr zu spotten ich rate zum besten, wenn ich Kjartan bitte, entweder bier



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länger zu verweilen, oder wenn er reiten will, dann reite er mit mehr Begleitung von hier fort als er hergebracht hat." Kjartan sprach: Es wird dahin kommen, daß ihr An Reisigmagen nach einen Mann von gewichtigen Worten haltet, wenn ihr noch einige Tage im Gespräch mit ibm zusammensitzt , da euch das wie eine Offenbarung erscheint; was er träumt; aber doch werde ich abreisen, wie ich es mir vorgenommen hatte, trotz dieses Traumes."

Kjartan machte (ich früh auf am Donnerstag in der Osterwoche , und mit ihm Thorkel Hündlein und sein Bruder Knut nach dem Rate Aud. Sie ritten mit Kjartan seines Weges, im ganzen zwölf zusammmen. Kjartan kam an Hvitatal vorüber und forderte die Schuld ein für Thorhalla die Gesprächige, wie er ihr versprochen hatte. Dann ritt er südwärts ins Svinatal.

rao geschah zu Laugar im Sälingstal, daß Gudrun früh auf den Füßen war, gleich nach Sonnenaufgang. Sie ging dorthin, wo ihre Brüder schliefen; sie faßte Ospak an. Er wachte gleich davon auf und ebenso einige von den andern Brüdern. Und als Ospak seine Schwester erkannte; fragte er sie, was sie wolle, daß sie so auf den Füßen sei. Gudrun sagte, sie wolle wissen, was sie an dem Tage vorzunehmen gedächten. Ospak sagte, sie würden sich wohl ruhig halten, — " es gibt jetzt wenig zu tun. Gudrun sprach: "Gut würde eure Gemütsart sein, wäret ihr Töchter irgend eines Bauern, 1 so daß von euch aus niemandem Nutzen oder Schaden geschieht; aber solche Schmach und Schande wie euch Kjartan angetan hat, da schlaft ihr ganz ruhig, obgleich er hier am Hofe vorbeireitet mit einem einzigen Begleiter. Diese Männer haben soviel Gedächtnis wie Schweine. Ich gebe auch die Hoffnung auf, daß ihr euch dazu aufraffen solltet, Kjartan in seinem Hofe anzugreifen, da ihr es nicht wagt, ihn jetzt zu treffen, wo er mit einem oder zwei Mann unterwegs ist, aber ihr sitzt daheim und habt zuversichtliche Worte und seit doch immer so viele bei einander."Ospak sagte, sie nehme es so leidenschaftlich, aber man könne schwer dem etwas entgegnen, und sprang sogleich auf und kleidete üch an 1 

Typische Wendung.



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und mit ihm alle andern Brüder. Darauf rüsteten sie sich, Kjartan aufzulauern.

Da bai Gudrun Bolli, an der Fahrt teilzunehmen. Bolli sagte, das ginge nicht an wegen seiner verwandtschaft mit Kjartan und stellte ihr vor, wie liebevoll Olaf ihn selbst aufgezogen habe. Gudrun antwortete: "Du sprichst wahr, und dir ist es vom Glück versagt, so zu handeln, daß es von allen gebilligt wird, aber mit unserem Eheleben ist es zu Ende, wenn du dich dieser Fabri entziehst." Und unter dem Einflusse von Gudruns Reden steigerte sich Bolli immer mehr hinein in den Groll und die Feindschaft gegen Kjartan und waffnete sich schnell, und es waren nun neun zusammen: die fünf Söhne des Osvifr, Ospak und Helgi, Vandrad und Torrad, Thorolf, als sechster Bolli, der siebente Gudlaug, der Schwestersohn des Osvifr, ein sehr vielversprechender Mann. Dazu kamen Odd und Stein, die Söhne der Thorhalla der Gesprächigen.

Sie ritten nach dem Svinatal und hielten bei der Schlucht, die Hafragil 1 heißt; da fesselten sie die Pferde und setzten sich nieder. Bolli war schweigsam die Zeit über und lag oben am Rande der Schlucht.

Als Kjartan mit seinen Begleitern südwärts durch Mjosyndi 2 gekommen war und das Tal anfing breiter zu werden, sagte Kjartan, daß Thorkel und die andern umkehren sollten. Thorkel sagte, er wolle so weit reiten, bis das Tal aufhöre. Und als sie weiter bis zu den Sätern 3 gekommen waren, die Nordsäter heißen, da sagte Kjartan zu den Brüdern, daß sie nun nicht weiter reiten sollten —, "nicht soll Thorolf der Dieb darüber lachen, daß ich es nicht wagte, ohne großes Gefolge meines Weges zu reiten." Thorkel Hündlein antwortete: Wir wou leu dir nun nachgeben und nicht weiter reiten, aber bereuen werden wir es, daß wir nicht zur Stelle sind. wenn du beute Männer nötig bast." Da sprach Kjartan: "Nicht wird mein 1 

Bocksschlucht; sie schneidet in die Ostseite des Tales ein, nahe der Talmündung. Bolli liegt oben an der nördlichen Kante, von wo aus er nach Norden das Svinatal übersehen kann. 2 Schmaler Sund, Einengung des Tales, zugleich Wassrscheide. 3 Jetzt das Svinatal unbewohnt, die Stelle des im nächsten Kapitel erwähnten Hofes Hafratlndar (Bockszinnen) ist unbekannt.



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Vetter Bolli einen Anschlag auf mein Leben unternehmen; aber wenn die Söhne des Osvifr mir auflauern, da ist es noch nicht gesagt, welche Partei von dem Ausgang wird erzählen können, wenn ich es auch mit Übermacht zu tun bekomme." Darauf ritten die Brüder ihres Weges zurück.


49. Kjartan wird von Bolli getötet

Nun ritt Kjartan südwärts das Tal entlang, es waren drei zusammen. An der Schwarze und Thorarin und er. Thorkel hieß ein Mann, er wohnte auf Hafratindar im Svinatal. Da ist nun Wüstung. Er war nach seinen Pferden ausgegangen an dem Tage und sein Hirtenjunge mit ihm. Sie sahen beide Parteien, die Laugarmänner im Hinterhalt und Kjartan, wie er mit den beiden andern das Tal entlang ritt. Da sagte der Hirtenjunge, sie wollten Kjartan entgegenlaufen, es träfe sich glücklich für sie, daß sie ein so großes Unglück abwenden könnten, wie sich da eins vorbereite. Thorkel sprach: Gleich schweigst du, sagte er; "willst du Narr jemandem das Leben geben, wenn ihm der Tod bestimmt ist: Auch sage ich's grade heraus, ich gönne es den einen wie den andern, daß sie sich so böse zurichten, wie es ihnen beliebt. Mir scheint das ein besserer Rat, daß wir uns an eine Stelle begeben, wo wir außer Gefahr sind und so genau wie möglich den Zusammenstoß sehen können und unsere Freude an ihrem Spiel haben, denn alle rühmen, daß Kjartan ein besserer Kämpfer sei als alle andern; ich meine auch, er wird das jetzt nötig haben, denn wir beide wissen ja, daß die Übermacht bei den andern groß genug ist. Und es mußte so geschehen, wie es Thorkel haben wollte.

Kjartan und seine Begleiter ritten weiter auf Hafragil zu. Aber auf der andern Seite faßten die Söhne des Osvifr den verdacht, daß sich Bolli den Platz ausgesucht habe. wo er von weitem sehen konnte, wenn Leute das Tal heruntergeritten kamen. Sie berieten sich untereinander und meinten, das Bolli sie vielleicht verraten wollte; sie stiegen den Abhang zu ihm hinauf und begannen mit ihm im Spaß sich zu balgen und su walgen und faßten ihn an den Beinen und zogen ihn den Abhang hinunter.



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Kjartan mit seinen Begleitern kam bald heran, denn sie ritten schnell; und als sie die Schlucht überschreiten wollten, sahen sie den Hinterhalt und erkannten die Männer. Kjartan sprang sofort vom Pferde und wandte sich gegen die Söhne des Osvifr. Da lag ein großer Stein black. 1 Hier wollte Kjartan den Kampf annehmen. Und ehe sie zusammenstießen, schleuderte Kjartan seinen Speer; er traf den Schild Thorolfs über dem Handgriff und preßte den Schild gegen seinen Arm. Der Speer drang durch den Schild in den Arm über dem Ellenbogen und zerschnitt den Hauptmuskel. Thorolf ließ den Schild fallen, und der Arm war für die nächste Zeit unbrauchbar. Dann sog Kjartan sein Schwert, er hatte aber nicht die Königsgabe bei sich. Die Söhne der Thorhalla rannten Thorarin an. denn dieser Teil der Arbeit war ihnen zugewiesen. Das war ein harter Kampf, denn Thorarin besaß eine gewaltige Kraft; die beiden waren aber auch tüchtige Fechter; man hätte da kaum eine Entscheidung treffen können, wer die Oberhand behalten würde.

Gegen Kjartan gingen die Söhne des Osvifr und Gudlaug zum Angriff; es waren fünf, und Kjartan und An zwei. An verteidigte sich wacker und wollte immer vor Kjartan treten. Bolli stand zur Seite mit dem Fußbeißer. 2 Kjartan schlug gewaltige Hiebe, aber das Schwert taugte nichts; er mußte fortwährend die Klinge mit dem Fuß grade biegen. Sowohl die Osvifrsöhne wie An wurden verwundet, aber Kjartan hatte da noch keine Wunde. Kjartan schlug sich mit solcher Schnelligkeit und Kühnheit, daß die Osvifrsöhne vor ihm zurückwichen und sich dorthin wandten, wo An stand. Da fiel An, und er hatte zuletzt noch gekämpft, während ibm die Eingeweide aus der Wunde drangen. In diesem Augenblick schlug Kjartan dem Gudlaug ein Bein ab, oberhalb des Knies, und diese Wunde war schwer genug, seinen Tod herbeizuführen. Nun griffen die vier Osvifrsöhne Kartjan an. aber er wehrte sich so kühn, daß er keinen Schritt vor ihnen zurückwich. Da sprach Kjartan: 

1 Findet nicht an Ort und Stelle. Ein Kjartanstein wird wetter oben im Tal gezeigt. 2 Der gefährlichste Gegner beteiligt sich zunächst nicht am Kampf, er wird wegen seines verhaltens gescholten und greift dann entscheidend ein. vgl. Viga-Styr beim Angriff auf Thorhalli (Heidarvigas. S. 21) und Hagen im Waltharius.



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Vetter Bolli, warum bist du ausgeritten, wenn du hier ruhig dabei stehen willst: Jetzt ist der Augenblick dich da, ihnen oder uns zu Hilfe zu kommen und einmal zu erproben, was Fußbeißer vermag." Bolli tat, als hörte er nicht. Und als Ospak sah, daß sie mit Kjartan nicht fertig werden würden, da versuchte er Bolli mit allen Mitteln aufzureizen, er sagte, Bolli würde doch nicht das Bewußtsein der Schande mit sich herumtragen wollen, daß er ihnen erst Beistand zum Kampfe versprochen und sie dann im Stiche gelassen habe, — und wir hatten schon schwer unter Kjartan zu leiden, als wir noch nicht so großes getan hatten; und wenn Kjartan jetzt davonkommen sollte, so wirst du es, Bolli, ebenso wie wir, bald zu büßen haben.

Da zückte Bolli den Fußbeißer und wandte sich nun gegen Kjartan. Da sprach Kjartan zu Bolli: Nun sehe ich, Vetter daß du eine Neidingstat vorhast, aber viel lieber ist es mir, den Tod von dir zu empfangen, Vetter; als ihn dir zu geben." Darauf warf Kjartan die Waffen von sich und wollte sich nicht mehr wehren, dabei war er nur wenig verwundet, aber furchtbar ermattet vom Kampfe. Bolli gab keine Antwort auf das, was Kjartan sagte, sondern versetzte ihm die Todeswunde. Bolli legte sogleich Kjartan mit den Schultern sich über die Knie, und Kjartan starb in Bollis Schoß. Bolli empfand auf der Stelle Reue über seine Tat; er gab die gesetzliche Erklärung ab, daß er den Totschlag begangen habe

Bolli sandte die Söhne des Osvifr nach den Höfen, er selbst und Thorarin blieben bei den Leichen. Und als die Osvifrsöhne nach Laugar kamen, da erzählten sie, was geschehen war. Gudrun gab ihre Freude kund; es wurde da Thorolfs Arm verbunden. er heilte langsam und wurde niemals völlig wiederhergestellt. Kjartans Leiche wurde nach Tunga gebracht. Dann ritt Bolli beim nach Laugar.

Gudrun ging ihm entgegen und fragte ihn, wie weit der Tag vorgeschritten sei. Bolli sagte, es sei gleich die Zeit der None. Da sprach Gudrun: "Groß ist unser Tagewerk, ich habe für zwölf Ellen Garn gesponnen, und du hast Kjartan erschlagen." Bolli antwortete: Dieses Unglück würde auch ohne das mir



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schwer aus der Erinnerung weichen, wenn du mich nicht daran gemahnt hättest." Gudrun sprach: "Ich nenne das kein Unglück; ich fand, daß dein Ansehen höher stand in dem Winter, da Kjartan noch in Norwegen war, als später, da er euch unter seine Füße trat, sobald er nach Island gekommen war, Aber das nenne ich zuletzt, daß mir am besten dünki, daß Hrefna nicht lachend zu Ben gehen wird heute abend. Da sagte Bolli und war sehr zornig: " ist mir unverständlich, warum sie über dies Ereignis bleicher werden soll als du, und ich habe den verdacht, daß du dir weniger daraus machen würdest; wenn ich auf dem Kampfplatz liegen geblieben wäre und Kjartan dir die Kunde davon brächte." Gudrun merkte, daß Bolli zornig wurde und sprach: "Nimm es nicht auf diese Weise, denn ich weiß dir großen Dank für die Tai ich habe das nun erprobt, daß du nicht gegen meinen Sinn handeln willst.

Darauf gingen die Osvifrsöhne in die Erdhöhle, die sie sich hatten heimlich bauen lassen, aber die Söhne der Thorhalla wurden hinüber nach Helgafell geschickt, dem Goden Snorri zu melden, was geschehen sei, und zugleich, daß Bolli und Gudrun ihn bäten, ihnen schnell verstärkung zu senden, zur Hilfe gegen Olaf und die andern, die für Kjartan die Totschlagssache zu verfolgen hatten.

Das geschah in Sätingsdalstunga in der Nacht nach dem Kampfe, daß An sich aufrichtete. während doch alle dachten, er sei tot. Die Leute, die bei den Leichen wachten, erschraken, es schien ihnen ein großes Wunder. Da sprach An zu ihnen: Ich bitte euch im Namen Gottes, daß ihr euch nicht vor mir fürchtet, denn ich habe gelebt und volles Bewußtsein gehabt, bis zu dem Augenblick, da eine schwere Ohnmacht mich befiel. Da träumte mir von derselben Frau wie vorher, und es schien mir, als nähme sie mir nun das Reisig aus dem Leibe und tat dafür die Eingeweide hinein, und bei diesem Wechsel wurde mir wohl." Darauf verband man die Wunden, die An hatte, und er wurde wieder beil und hieß seitdem Un Reisigma gen. Als Olaf, Höskulds Sohn, erfuhr, was geschehen war, empfand er schwer den Tod Kjartans, aber trug es doch männlich



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Seine Söhne wollten gleich gegen Bolli ziehen und ihn töten. Olaf sagte: Das soll auf keinen Fall geschehen; der verlust meines Sohnes wird mir dadurch nicht ersetzt, daß ihr Bolli erschlägt . Ich liebte Kjartan über alle andern, aber ebenso schwer würde ich's tragen, wenn Bolli ein Leid zugefügt würde; ich weis ein Unternehmen, das euch besser ansteht; verfolgt die Söhne der Thorhalla; sie sind nach Helgafell geschickt worden, um Mannschaft gegen uns aufzubieten; es freut mich, wenn ihr sie so bestraft, wie es euch gefällt."

Darauf machten die Olafsöhne sich schnell fertig und bestiegen das Reiseboot. das Olafgehörte; sie waren sieben zusammen; sie ruderten seewärts den Hvammsfjord entlang und beschleunigten ihre Fahrt nach Kräften. Sie hatten schwachen, aber günstigen Wind. Sie ruderten unterm Segel, bis sie auf die Höhe von Skoren 1 kamen, da nahmen sie Aufenthalt und erkundigten ob man da habe Leute fahren sehen. Und bald darauf sahen sie ein Ruderboot vom Lande her über den Fjord kommen sie erkannten bald die Männer: es waren die Söhne der Thorhalla. Halldor und die Brüder griffen sie sofort an. Da kam es nicht zum Widerstand, die Olafsöhne sprangen gleich in ihr Schiff. Stein und sein Bruder wurden gefangen, niedergehauen und über Bord geworfen. Die Olafsöhne kehrten nach Hause zurück, und die Fahrt wurde ihnen zu hohem Ruhme gerechnet.


50. Olaf schützt Bolli

Olaf zog der Leiche Kjartans entgegen. Er sandte Leute südwärts nach Borg, Thorstein, dem Sohn Egils, dieses Ereignis anzuzeigen, und zugleich ihn um Unterstützung zur verfolgung der Sache zu bitten; den Fall, daß sich Häuptlinge auf die Seite der Osvifrsöhne schlügen, wolle er sich sichern, daß er die ganze Entscheidung in der Hand behielte. Gleiche Botschaft sandte er nordwärts ins vidital zu Gudmund , seinem Schwiegersohn, und den Söhnen des Asgeir, und fügte hinzu, daß er die Anklage wegen Totschlag gegen alle Männer erhoben habe, die bei dem Überfall beteiligt 1 

Schon ziemlich weit draußen, nordöstlich von Thorones.



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warm, außer gegen Ospak, Osvifs Sohn. — Er war schon vorher geächtet wegen der Frau, die Aldis 1 hieß, sie war die Tochter des Holmgang-Ljot von Ingjaldssand. Der Sohn des Ospak und der Aldis hieß Ulf, der später Marschall des Königs Harald Sigurdssohn war; er war verheiratet mit Jorunn, der Tochter des Thorberg; ihr Sehn war Jon, der Vater des Erlend Himaldi, der Vater des Erzbischofs Eystein. 2

Olaf hatte die Totschlagsklage an das Thorsnesthing gewiesen Er ließ die Leiche Kjartans heimbringen und ein Zelt darüber errichten, denn es gab damals noch keine Kirche in dem Bezirke der Täler.

Aber als Olaf erfuhr, das Thorstein sich safari zum Aufbruch entschlossen und eine graße Menge Volk aufgeboten hatte, und ebenso die vam Vidital, da ließ Olaf Männer aus dem ganzen Talbezirk sammeln; das war eine große Masse. Darauf gebot Olaf dieser ganzen Schar, nach Laugar zu ziehen, und sprach: Es ist mein Wille; daß ihr Bolli verteidigt, wenn es nötig ist; ebenso, als wenn ihr unter mir stündet, denn meine Vermutung ist, daß sie von ihm Vergeltung für erlittenen verlust fordern werden, die Männer aus andern Bezirken, die bald zu uns kommen werden." Und als diese Maßregeln getrcffen waren, da kam Thorstein mit seiner Schar und ebenso die vom vidital und waren in der zornigsten Stimmung. Am meisten reizten Hall, Gudmunds Sohn, und Kalf, Asgeirs Sohn, die Männer auf sofort Bolli anzugreifen und nach den Söhnen des Osvifr zu suchen, bis sie gefunden wären, und sagten, es sei unmöglich, daß sie den Bezirk verlassen hätten. Aber weil Olaf alles tat, sie zurückzuhalten von dem Zug. da wurden Sühneverhandlungen zwischen beiden Parteien angeknüpft , und bei Bolli war die Erledigung leicht, denn erbat Olaf, allein von sich aus die Sühne zu bestimmen; aber Osvifr sah keine Möglichkeit, Widerspruch zu erheben, denn es war ihm keine Verstärkung von Snorri gekommen.

Es wurde da eine Sühnezusammenkunft in Ljarskogar verabredet; 1 

Er hatte sie geraubt. Inglaldsfand liegt an der südlichen Seite des Öundarfjords (nordwestliches Island). 2 Erzbischof Eystein von Nidaros (1157 bis 1188).



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alles wurde da bedingungslos Olaf anheimgestellt für den an Kjartan verübten Totschlag sollte gans nach Olafs Belieben Geldbuße und Ächtung eintreten. Darauf wurde die versammlung geschlossen. Bolli war nicht zur versammlung gekommen, das hatte Olaf veranlaßt. Die Festsetzungen sollten auf dem Thorsnesthinge verkündet werden. Nun ritten die Myrarleute und die vom vidital nach Sjardarholt. Thorstein. Kuggis Sohn, erbot sich Asgeir, den Sohn Kjartans, aufzuziehen , um Hrefna zu trösten; aber Hrefna reiste ins Nordland mit ihren Brüdern und war tiefgebeugt vam Schmerz; aber doch benahm sie sich mit edlem Anstand, denn sie sprach freundlich mit jedermann. Hrefna verheiratete sich nicht wieder nach dem Tode Kjartans. Sie lebte nur noch kurze Zeit, nachdem sie ins Nordland zurückgekehrt war. und es ist die allgemeine Erzählung, daß ihr das Herz vor Leid gebrochen sei.


51. Die Söhne des Osvifr werden geächtet und verlassen Island. Olaf stirbt

Die Leiche Kiartans blieb eine Woche in Hjardarholt aufgebahrt. Thorstein, Egils Sohn, hatte in Borg eine Kirche bauen lassen. Er nahm Kjarmns Leiche mit sich, und Kjartan wurde in Barg begraben. 1 Die Kirche war da grade neugeweiht und noch in weißen Kleidern.

Dann kam das Thorsnesthing heran. Da wurde die Anklage gegen die Osvifrsöhne vorgebracht, und sie verfielen alle der Acht. Es wurde Geld dafür gegeben, daß ihnen die Ausreise gestattet sein sollte, aber die Rückkehr sollte ihnen verboten sein, solange einer von den Olfafsöhnen am Leben wäre oder Asgeir, Kjartans Sohn. Aber Gudlaug, der Schwestersohn deo Osvifr, sollte ungebüsst bleiben wegen seiner Beteiligung am Überfall und Hinterhalt gegen Kjartan, und keine Genugtuung sollte Thorolf für die Wunde bekommen, die er erhalten hatte. Gegen sollt wollte Olaf keine Klage erbeben lassen und legte ihm auf, sich durch Geld zu lösen. Damit waren 1 

Bei der Kirche von Borg befindet sich ein Grab mit einer Grabschrift in (viel jüngeren, und garnicht auf Kiartan sich beziehenden) Runen, das die Überlieferung als Riartans Ruhestätte angesehen hat.



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Halldor und Stein sehr unzufrieden, und ebenso die andern Söhne Olafs, sie sagten, sie würden es schwer ertragen, daß Bolli in demselben Bezirk mit ihnen sitzen solle. Olaf sagte, es würde geben müssen, so lange er auf den Füßen stünde.

Ein Schiff lag in Bjarnarhöfn, 1 das Audun Kettenhund gehörte. Er war auf dem Thinge und sprach: Es ist glücklicherweise zu erwarten, daß die Achtung dieser Männer in Norwegen ebenso wirksam sein wird. wie hier, wenn dort die Freunde Kjartans noch am Leben sind." Da sagte Osvifr: Deine Weissagung, du Kettenhund, wird nicht eintreffen, denn meine Söhne werden hochgeehrt sein bei vornehmen Herren, aber du Kettenhund sollst in diesem Sommer fahren in der Trolle Gewalt." Audun Kettenhund segelte aus im Sommer und erlitt Schiffbruch an der Färöer. Da ging jedes Menschenkind auf dem Schiffe zugrunde; so schien also ganz eingetroffen zu sein, was Osvifr geweissagt hatte. Die Osvifrsöhne segelten aus im Sommer, und keiner von ihnen kam je wieder zurück. So schloß die verfolgung der Totschlagssache, und Olaf schien nur größer deshalb dazustehen, weil er fest zugegriffen hatte, wo es am Platze war, bei den Osvifrsöhnen, aber Bolli in Schutz nahm wegen der verwandtschaft. Olaf dankte den Männern herzlich für die zugeführte Verstärkung.

Bolli kaufte das Land in Tunga auf den Rat Olafs. Es wird erzählt, daß Olaf noch drei Winter gelebt bat, nachdem Kjartan erschlagen war. Und als er verschieden war, teilten die Söhne das Erbe des Vaters. Halldor übernahm den Hof in Hjardarbolt. Thorgerd, die Mutter der Brüder, lebte bei Halldor. Sie war sehr rachgierig gesinnt gegen Bolli und meinte einen grausamen Lohn für die Erziehung Bollis er- halten zu haben.


52. Halldor, Olafs Sohn, tötet Thorkel von Hafratindar

Bolli und Gudrun richteten im Frühling sich auf ihrem Hofe in Sälingsdalstunga ein, und das Hauswesen 

1 Vgl. S. 29, Anm. 1. 2 Im Schiffe dieses mannes tritt Gunnlaug Schlangenzunge seine Auslandreise an.



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war bald stattlich. Bolli und Gudrun bekamen einen Sohn. Dem Knaben wurde ein Name gegeben, sie nannten ihn Thorleik. Er war bald ein hübsches und sehr aufgewecktes Kind.

Halldor, Olafs Sohn, wohnte in Hjardarholt, wie oben geschrieben ist; er war der vormann unter den Brüdern. In dem Frühling, als Kjartan erschlagen wurde, hatte Thorgerd, Egils Tochter, einen jungen Verwandten bei Thorkel von Hafratindar in Kost und Wohnung gegeben. 1 Der Junge hütete da das vieh im Sommer. Er trauerte sehr über Kjartans Tod wie andere auch. Er konnte nicht von Kjartan reden, wenn Thorkel dabei war; denn der sprach immer schlecht von Kjartan und sagte, er sei feig und schwachherzig gewesen, und machte es oft nach, wie er sich bei der tödlichen verwundung benommen habe. Der Junge konnte das schlecht vertragen und kam nach Hjardarholi und erzählte das alles Halldor und Thorgerd und bai sie. ihn zu sich zu nehmen. Thorgerd befahl ihm, bis zum Winter in Kost zu bleiben, wo er war. Der Junge sagte, er bringe es nicht über sich, dort länger zu bleiben, — und du würdest es nicht von mir verlangen, wenn du wüßtest, wie schwer es für mich zu ertragen ist." Da ließ sich Thorgerd durch seine Klagen erweichen und sagte; van sich aus wolle sie erlauben, daß er bei ihnen in Kost bliebe. Halldor sagte: Achte doch nicht auf diesen Jungen, es ist ohne Bedeutung, was er sagt." Da antwortete Thorgerd: "Auf den Jungen ist nicht viel zu gehen, aber Thorkel hat unter allen Umständen sich schlecht in dieser Sache benommen, denn er wußte, daß die Laugarleute Kjartan auflauerten, und wollte es ihm nicht ansagen, sondern hat sich ein Vergnügen und eine Belustigung aus dem Kampfe gemacht, und dann noch viele häßliche Reden geführt. Wie soll es geschehen, daß ihr Brüder da euch zu rächen wagt, wo euch Übermacht entgegensteht, wenn ihr es nicht über euch bringt, einem so elenden Kerl, 1 

Die Erzählung ist hier ungeschickt obgleich Olaf noch lebt, tritt Halldor hier ganz als Familienhaupt auf; der junge Verwandte ist vielleicht ursprünglich mu dem Hirtenjungen identisch, der Kjartan warnen will (Kap. 49, S. 159).



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wie Thorkel ist, den Dienst zu bezahlen." Haldor antwortete wenig hierauf, bat aber Thorgerd, für den Jungen zu sorgen.

Einige Tage darauf ritt Halldor fort und einige Männer mit ihm. Er ritt nach Hafratindar und schloß Thorkel im Hause ein; Thorkel wurde herausgeführt und getötet; er benahm sich unmännlich bei seinem Ende. Halldor ließ nichts rauben und ritt so heim. Thorgerd bezeugte ihre Freude über diese Tat, es schien ihr diese Rache besser als keine.

In diesem Sommer blieb es äußerlich ruhig, aber zwischen Bolli und den Olafssöhnen stand es böse. Die Brüder benahmen sich ohne jede Rücksicht gegen Bolli, er aber suchte in allem einem Zusammenstoß mit den verwandten auszuweichen, wo er sich nichts zu vergeben hatte, denn er fürchtete den Kampf durchaus nicht. Bolli hatte viele Leute um sich und bieli sich wie ein großer Herr, denn an vermögen fehlte es da nicht.

Steinthor, Olafs Sohn, wohnte auf Dönustadir im Lachswassertal . Er hatte Thurid, Asgeirs Tochter, zur Frau, die früher Thorkel Kuggi gehabt hatte. Ihr Sohn hieß Steinthor, der Groslappi genannt wurde.


53. Thorgerd reizt ihre Söhne auf, Rache an Bolli zu nehmen

Im nächsten Winter nach dem Tode Olafs, des Sohnes des Höskuld, schickte Thorgerd, Egils Tochter, nach ihrem Sohne Steinthor, gegen Ende des Winters, er möge zu ihr kommen. Und als Mutter und Sohn beieinander waren, gab sie ihm Bescheid, daß sie eine Reise machen wolle, und zwar ins westland hinein nach dem Saurbö, ihre Freundin Aud zu besuchen. Sie sagte Halldor, er solle auch mitkommen. Sie waren fünf zusammen. Halldor begleitete seine Mutter. Sie ritten nun, bis sie an dem Hof von Sälingsdalstunga vorüber kamen. Da wandte Thorgerd ihr Pferd nach dem Hof zu und fragte: Wie heißt dieser Hof:" Halldor antwortete: "Du fragst das nicht, Mutter, als wüßtest du's nicht bereits. Dieser Hof heißt Tunga." Wer wohnt hier :" sagte sie. Er antwortete: Du weißt es ja, Mutter." Da sagte Thorgerd und atmete schwer



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dabei: Ich weiß freilich," sagte sie, "daß hier Bolli wohnt. der Mörder eures Bruders, und sehr unähnlich zeigt ihr euch eueren edlen vorfahren, daß ihr nicht Rache nehmen wollt für einen solchen Bruder, wie Kjartan war. So hätte euer Großvater Egil nicht gehandelt, und es ist bitter, Söhne ohne Tatkraft zu haben; und ich meine wirklich, ihr paßtet besser dazu, daß ihr Töchter eures vaters und verheiratet wäret. 1 Es ist nun so, Halldor, wie es im Sprichwort heißt; daß in jeder Familie ein unnützes Glied ist, und ganz deutlich ist mir, was Olafs Unglück war: daß ihm die Söhne so mißraten sind. An dich richte ich deshalb meinen Anspruch, Halldor," sagte sie, weil du als der erste giltst von deinen Brüdern. Nun können wir wieder umkehren, denn das war mein eigentliches Vorhaben, euch an das alles zu erinnern, solltet ihr nicht schon vorher daran gedacht haben." Da antwortete Halldor: "Dir werden wir niest die Schuld geben können, Mutter, wenn uno dies aus dem Sinne schwinden sollte." Halldor redete im übrigen wenig darüber, aber sein Grimm gegen Balli schwoll mächtig an.

Es verging nun dieser Winter, und als der Sommer gekommen war, rückte die Zeit des Things näher. Halldor erklärte, daß er zum Thinge reiten würde, und ebenso seine Brüder. Sie ritten nun mit einer großen Schar und zelteten die Bude. die Olaf gehabt hatte. Das Thing verlief ruhig und ereignislos. Vom Nordlande waren auch die Männer aus dem vidital zum Thinge gekommen, die Söhne des Gudmund, des Sohnes des Sölmund. Bardi, Gudmunds Sohn, war damals achtzehn Winter alt, er war groß und stark. Die Olafssöhne luden ihren Vetter Bardi zu sich ein und redeten ihm eifrig zu. Hall, Gudmunds Sohn, war damals nicht hier im Lande. Bardi nahm das gern an, denn zwischen den Vettern war ein herzliches verhältnis. Bardi ritt nun nach dem Westlande vom Thinge mit den Olafssöhnen. Sie kamen beim nach Hjardarholt, und Bardi blieb dort den Rest des Sommers über. 

1 Eine typische Wendung, vgl. S. is7, Anm. 1.



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54. Der Zug gegen Bolli wird beschlossen, Thorgerd reitet mit

Nun teilte Halldor Bardi im vertrauen mit, daß sie, die Brüder, die Absicht hätten, gegen Bolli zu ziehen, sie sagten, sie könnten die vorwurfe ihrer Mutter nicht länger ertragen, — "wir wollen es nicht leugnen, Vetter Bardi, es war ein Hauptgrund bei unserer Einladung, daß wir dich hier haben wollten, damit du mit uns ausziehst und uns hilfst." Da antwortete Bardi: ""Übel wird man den Bruch der unter den Verwandten geschlossenen Sühne beurteilen, und andrerseits erscheint mir Bolli schaer angreifbar. Er hat viele Männer um sich und ist selbst ein Kämpfer ohne alle Furcht; da mangelt es auch nicht an kluger Vorsorge, wo Gudrun und Osvifr sind. Aus allen diesen Gründen scheint mir der Angriff kaum ausführbar." Halldor sagte: "Es tut uns not, daß wir uns die Sache nicht selbst schwerer machen, als sie ist. Ich habe auch nicht eber von unsrer Absicht gesprochen, als bis der versuch gemacht werden kann, an Bolli Rache zu nehmen. Ich meine auch, Vetter, daß du uns nicht im Stiche lassen wirst bei diesem unserem Zuge." Bardi antwortete: Ich weiß, du wirst es für unwürdig balten, wollte ich mich dem entziehen. Ich werde es auch nicht tun, wenn ich sehe, daß ich euch doch nicht zurückhalten kann." "Da stellst du dich recht zur Sache," sagte Halldor, " wie zu erwarten war." Bardi sagte, der Angriff dürfe nicht ohne bestimmten Plan gemacht werden. Halldor erwiderte, er habe erfahren, daß Bolli seine Leute weggeschickt habe, einige ins Nordland an den Hrutafjord zum Schiff und andere nach dem Strande hinaus, — "mir ist auch berichtet, daß Bolli sich auf dem Säter im Sälingstal aufhält, und da seien nicht mehr Männer als die Knechte, die im Heu zu tun haben. Mir scheint, als könne sich nicht zum zweiten Male eine so günstige Gelegenheit bieten, Bolli zu überfallen, wie jetzt." Und sie bekräftigten nun mit einander ihre verabredung, Halldor und Bardi.

Ein Mann hieß Thorstein der Schwarze; er wohnte in Hundadal im Talbezirk des Breidifjords, ein kluger und wohlhabender



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Mann; er war ein langjähriger Freund des Olaf Pfau gewesen; die Schwester Thorsteins hieß Solveig, sie war verheiratet mit dem Manne, der Helgi hieß und ein Sohn des Hardbein war. Helgi war ein großer und starker Mann und ein großer Seefahrer. war grade nach Island gekommen und bei seinem Schwager Thorstein zu Gaste.

Halldor sandte Botschaft zu Thorstein und Helgi, dessen Schwager. Und als sie nach Hjardarholt gekommen waren, sagte Halldor; was ihr Vorhaben und ihr Plan sei, und bat sie an dem Zuge teilzunehmen. Thorstein zeigte sich übel zufrieden mit diesem Vorhaben, — "das wäre doch jammerschade, wenn ihr verwandten euch nun immer weiter umbringen wolltet. Es gibt jetzt wenige solche Männer in eurer Familie, wie Bolli ist. Und obgleich Thorstein solches redete, so half es doch nichts.

Halldor sandte Botschaft zu Lambi, seinem vaterbruder; und als er zu Halldor kam, da erzählte ihm dieser von ihrem vorhaben. Lambi trieb sehr dazu an, daß dies ins Werk gesetzt würde. Thorgerd, die Hausmütter, reizte auch allezeit dazu auf, daß man sich zu dem Zuge entschließen solle; sie sagte, niemals würde Kjartans Tod gerächt scheinen, wenn nicht Bolli dasselbe Los erdulde. Darauf rüsteten sie sich zu dem Zuge. Daran nahmen teil die vier Olafssöhne, und als fünfter Bardi —dies waren die vier Olafssöhne: Halldor und Steinthor, Helgi und Höskuld. aber der fünfte war Bardi, der Sohn des Gudmund, der sechste Lambi, der siebente Thorstein, der achte Helgi, sein Schwager, der neunte An Reisigmagen. Thorgerd machte sich auch bereit, mit ihnen zu ziehen; sie suchten sie nach Möglichkeit davon abzubringen und sagten, so etwas sei keine Wei herfahrt . Sie erwiderte, sie würde bestimmt mitkommen, — denn ich kenne euch, meine Söhne, ganz genau und weiß, daß ihr etwas Scharfmachen nötig habt. 1 Sie sagten, sie möge nach ihrem Willen tun. 

1 In der Heidarvigasaga (S. 75) will Thurid (Kjartans Schwester, s. oben Kap. 29, 30, 31) ihre Söhne auf dem Rachezug begleiten, wird aber unterwegs listig einen Bach geworfen und muß heimkehren.



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55. Bolli wird überfallen und getötet

Darauf ritten sie ab aus Hjardarholt, neun zusammen; Thorgerd war die zehnte. Sie ritten auf dem Niedrigwasserstrand fjordeinwärts und so bis Ljarskogar. Das war zu Anfang der Nacht. Sie rasteten nicht, bis sie ins Sälingstal kamen, da fing der Morgen an zu grauen. Dichter Wald war in dem Tal in jener Zeit. Bolli war auf dem Säter, wie Halldor in Erfahrung gebracht hatte. Die Säter standen am Wasser , da wo der Platz jetzt Bollatoptir 1 heißt. Eine große Halde erstreckt sich von oberhalb des Säters weiter hinunter bis nach Stakkagil. Zwischen der Halde und der Talwand ist eine große Wiese, die Barm heißt; da arbeiteten die Knechte Bollis Halldor und seine Gefährten ritten nach Örnagrof, über Ranavellir und weiter bis oberhalb der Hamarwiese, das ist gegenüber dem Säter. Sie wußten, daß viele Leute auf dem Säter waren; sie stiegen ab und beabsichtigten zu warten, bis die Leute vom Säter zur Arbeit gegangen wären.

Der Hirtenjunge Bollis ging nach dem vieh früh morgens die Talwand hinauf; er sah Männer im Walde und ebenso die gefesselten Pferde; es kam ihm der verdacht, daß dies keine friedlichen Leute sein könnten, die so sich versteckt hielten er eilte auf dem gradesten Wege zum Säter zurück und wollte Bolli anzeigen, daß Männer gekommen seien.

Halldor hatte scharfe Augen. Er sah, daß ein Mensch vom Talabhang herunter gelaufen kam und die Richtung auf den Säter nahm. Er sagte seinen Gefährten, daß das Bollis Hirt sein müßte — "und er wird unsere Schar gesehen haben; wir müssen ihm den Weg verlegen und ihn verhindern, Nachricht in den Säter zu bringen." Sie taten, wie er gesagt hatte. An Reisigmagen zeigte sich als der schnellste von ihnen, er sing den Jungen ab, hob ihn auf und warf ihn zur Erde nieder. Der Fall war so stark, daß dem Jungen das Rückgrat zerbrach. Darauf ritten sie nach dem Säter. Es waren zwei Gebäude, ein Schlafsäter und ein Vorratshaus. 1 

toptir, Hausplatz, bezeichnet durch die mehr oder minder eingesunkenen Erdwände.



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Bolli war früh am Morgen auf den Füßen gewesen und batie die Arbeit verteilt, sich dann aber wieder hingelegt zum Schlafen, als die Knechte sich entfernt hatten. Es waren nur die zwei im Säter, Bolli und Gudrun. Sie wachten von dem Geräusch auf, als die draußen abstiegen; Bolli und Gudrun hörten auch, wie sie darüber redeten, wer zuerst hineingehen solle in den Säter, Bolli anzugreifen. Bolli erkannte die Stimmen Halldors und einiger anderer aus der Schar. Bolli sprach zu Gudrun und bat sie, aus dem Säter fortzugehen und sagte, es würde das eine Begegnung unter ihnen werden, an der sie kein vergnügen finden könnte. Gudrun erwiderte, sie glaube nicht, daß da etwas geschehen würde, das sie nicht ansehen könnte; und sagte noch, Bolli geschehe damit kein Schade. wenn sie bei ihm bliebe. Bolli erwiderte, er wolle hierin seinen Willen haben, und so geschah es, daß Gudrun hinausging aus dem Säter. Sie ging den Abhang hinab zu dem Bach, der da floß, und begann ihr Leinenzeug zu waschen. Bolli war nun allein im Säter; er ergriff seine Wassen, setzte den Helm sich auf den Kopf, nahm den Schild vor sich und das Schwert Fußbeißer in die Hand; er hatte keine Brunne.

Die um Halldor redeten nun mit einander, wie man das Werk beginnen sollte; denn keiner hatte Neigung, in den Säter hineinzugehen Da sprach An Reisigmagen: "Es sind Männer hier in der Schar; die durch ihre verwandtschaft Kjartan näher stehen als ich, aber wohl keiner, dem es fester im Gedächtnis eingeprägt sein kann. wie Kjarian sein Leben verloren hat, als mir. Das war mein Gedanke. als ich nach Tunga gebracht wurde so gut wie tot, und Kjartan erschlagen war; daß ich mit Freuden Bolli ein Leid antun möchte, wenn sich mir die Gelegenheit bieten sollte. Ich werde zuerst in den Säter hineingehen ." Da sagte Thorstein der Schwarze: "Das heißt gesprochen wie ein Mann von Mut, doch wird es rätlicher sein, nicht ohne Überlegung hineinzustürzen, man muß mit vorsicht zu Werke gehen, denn Bolli wird nicht ruhig dabei stehen, wenn maii ihn angreift. Mag er nun auch ohne Helfer sein, wir müssen uns auf heftige Gegenwehr gefaßt machen, denn Bolli ist stark und ein gewandter Krieger. Er hai auch ein Schwert,



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das eine zuverlässige Waffe ist." Darauf drang An in den Säter ein, schnell und unaufhaltsam, er hatte seinen Schild über dem Kopfe und dem schmaleren Teil nach vorn gewendet, Bolli hieb nach ihm mit dem Schwerte Fußbeißer, schlug das Schildende ab und spaltete ihm zugleich den Kopf bis auf die Schultern nieder; das brachte ihm sofort den Tod. Darauf ging Lambi hinein, er hielt den Schild vor sich und das gezückte Schwert in der Hand. In dem Augenblick riß Bolli den Fußbeißer aus der Wunde, dabei kehrte sich sein Schild zur Seite. Da stieß Lambi Bolli in den Schenkel, das wurde eine große Wunde. Bolli traf dagegen Lambi an der Achsel, und das Schwert fuhr an der Seite herunter; er war gleich kampfunfähig; und niemals mehr wurde ihm der Arm wieder ganz heil, so lange erlebte.

In diesem Augenblick kam Helgi, Hardbeins Sohn, herein und hatte einen Speer in der Hand, dessen Blatt war eine Elle lang und der Schaft in Eisen gefaßt. Als aber Bolli das sah, warf erdas Schwert weg, ergriff den Schild mit beiden Händen und ging auf die Tür zu, Helgi entgegen. Helgi stieß nach Bolli mit dem Speer, durchbohrte den Schild und ihn selbst. Bolli lehnte sich gegen die Wand des Säters. Nun stürmten die Männer hinein in den Säter, Halldor und seine Brüder. Auch Thorgerd ging hinein in den Säter.

Da sprach Bolle "Nun ist es möglich, Brüder, näher heranzukommen als bisher," er glaube, sagte er, daß seine Gegenwehr nur kurz sein werde. Thorgerd antwortete auf seine Rede und sagte, man würde sich nicht scheuen dürfen, gründliche Arbeit mit Bolli zu machen, zwischen Kopf und Rumpf solle die Schneide durchfahren. Bolli stand da noch aufrecht an der Wand und drückte sich den Rock an, damit nicht die Eingeweide herausdrangen. Da lief Steinthor, Olafs Sohn, gegen Bolli an und hieb nach ihm mit einer großen Art gegen den Hals an den Schultern, so daß gleich das Haupt absprang. Thorgerd dieß seine Hand gesegnet sein, sie sagte, Gudrun würde nun rote Haare zu kämmen haben am Kopfe Bollis Darauf gingen sie hinaus aus dem Säter.

Gudrun kam herauf von dem Bach und sing ein Gespräch an mit Halldor und seinen Gefährten und Sagte, wie es zwischen ihnen



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und Bolli ausgegangen sei. .Sie erzählten alles so, wie es sich zugetragen hatte. Gudrun warin einem feinen Tuchrock mit engerm Miederjacke, auf dem Kopf hatte sie einen reichgefalteten Schleier. Sie trug ein Umschlagetuch mit blauer Musterung, unten mit Fransen. Helgi, Hardbeins Sohn. trat auf Gudrun zu und nahm einen Zipfel des Tuches und wischte damit das Blut von dem Speere, demselben, mit dem er sollt durchstoßen hatte. Gudrun sah ihn an und lächelte dazu. Da sprach Halldor: "Das ist boshaft gehandelt und grausam." Helgi bat ihn, sich nicht darüber zu entrüsten: denn ich denke mir, sagte er, daß unter diesem Tuche mein Mörder haust." 1 Dann nahmen sie ihre Pferde und ritten fort. Gudrun brachte sie auf den Weg und redete eine Weile mit ihnen. Darauf kehrte sie um.


56. Snorri der Gode übernimmt Tunga, Gudrun sieht nach Helgafell

Darüber redeten Halldors Gefährten untereinander, daß Gudrun sich wenig aus dem Tode Bollis machen müsse, da sie mit Geleitsworten sie auf den Weg gebracht und in dem ganzen Gespräche mit ihnen sich so verhalten habe, als hätten sie gar nichts getan, das ihr gegen den Sinn ginge. Da antwortete Halldor: Nicht ist das meine Ansicht, daß Gudrun den Tod Bollis leicht nimmt; ich meine vielmehr, daß sie deshalb uns im Gespräch das Geleit gegeben hat, weil sie genau wissen wollte, welche Männer bei diesem Zuge beteiligt gewesen sind. Auch darf man ohne Übertreibung sagen, daß Gudrun mit ihrer großartigen Weise hoch über andern Frauen steht. Es ist auch natürlich, daß Gudrun den Tod Bollis tief empfindet, denn die Wahrheit zu sagen, der verlust solcher Männer ist der größte Schade, wie Bolli war, wenn eo uno verwandten auch nicht beschieden war, in Eintracht mit ihm zu leben." Darauf ritten sie heim nach Hjardarholt.

Die Kunde von diesem Ereignis verbreitete sich schnell und machte einen tiefen Eindruck. Bollis Tod wurde allgemein beklagt . Gudrun sandte sofort Baten zu dem Goden Snorri, denn sie und Osvifr glaubten eine sichere Stütze zu haben, wenn 

1 Der jüngere Bolls.



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Snorri ihnen zur Seite stand. Snorri brach gleich auf, als er Gudruns Botschaft empfangen hatte, und kam nach Tunga mit sechzig Mann. Gudrun war froh über seine Ankunft. Er erbot sich, den Versuch einer Sühne zu machen. aber Gudrun hatte wenig Neigung dazu, im Namen Thorleiks 1 Geldbuße für den Totschlag anzunehmen. Ich glaube, daß du mir, Snorri, damit die größte Hilfe gewährst,"sagte Gudrun, wenn du mit mir den Wohnsitz tauschest, so daß ich nicht mehr Feld an Feld mit denen von Hjardarholt zusammensitze."

In dieser Zeit hatte Snorri große Zwistigkeiten mit den Männern von Eyr. 2 Snorri sagte, daß er dies tun wolle aus Freundschaft für Gudrun, — doch mußt du, Gudrun, dieses Jahr nach in Tunga bleiben." Nun machte )ich Snorri auf den Weg, und Gudrun gab ihm ansehnliche Geschenke mit. Snorri ritt nun nach Hause, und es blieb äußerlich ruhig das Jahr über.

Im nächsten Winter nach dem Tode Bollis gebar Gudrun ein Kind; das war ein Knabe. Er wurde Bolle genannt. Er war bald groß und schön. Gudrun liebte ihn sehr. Und als der Winter verging, und der Frühling kam, da wurde der Handel eingeleitet, von dem die Rede gewesen war, daß ihre Landgüter vertauschen wollten. Snorri und Gudrun. Snorri übernahm Tunga und wohnte dort, solange er lebte. Gudrun zog nach Helgafell und Osvifr mit ihr. sie richteten da eine stattliche Wirtschaft ein; Gudruns Söhne wuchsen dort auf, Thorleik und Bolli. Thorleik war damals vier Winter alt, als Bolli erschlagen ward, sein Vater


57. Thorgils, der Sohn der Halla, unter- richtet Gudruns Sohn Thorleik im Recht Thorkel, der Sohn des Eyjolf, sieht aus, den geächteten Grim zu überfallen, und leiht sich dazu das Schwert Sköfnung

Ein Mann hieß Thorgils und war ein Sohn der Halla; und deshalb war er nach seiner Mutter genannt. weil 

1 Ihr und Bollis Sohn gemeint. vgl. S. 29, Anm. 3. Diese Streitig; Seiten waren damals längst erledigt. vgl. S. 112, Anm. 2.



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Sie länger lebte als sein rater; 1 der hieß Snorri und war der Sohn des Alf 2 aus dem Talbezirk. Halla, Thorgils Mutter, war die Tochter Gests, des Sohnes des Oddleif. Thorgils wohnte im Hördaial 3 auf dem Hofe, der Tunga hieß. Thorgils war ein groser mann und ansehnlich und von stolzem Wesen; er galt nicht als ein Mann von Billigkeit. Oft war das verhältnis zwischen ihm und Snorri schlecht. Snorri hielt ihn für einen ehrgeizigen und anmaßenden Menschen Thorgils mischte sich viel in die Angelegenheiten des Küfienbezirks, er kam oft nach Helgafell und bot Gudrun seinen Beistand an. Sie ging nur soweit darauf ein, als die Umstände es verlangten, hielt sich aber im übrigen zurück. Thorgils lud ihren Sohn Thorleik zu sich, und er war lange in Tunga und ließ sich von Thorgils im Recht unterweisen, denn er war ein sehr rechtskundiger Mann.

In dieser Zeit war einer von den Kauffahrern Thorkel, der Sohn des Eyjolf 4 ein berühmter Mann und von edler Familie ; und ein guter Freund des Goden Snorri. Er war auch oft bei Thorstein, dem Sohne des Thorkel Kuggi, seinem verwandten, 5 wenn er sich hier in Island befand.

Und einmal, als sein Schiff in Vadil 6 am Bardastand auf Land lag, geschah es im Borgarfjordgebiet, daß ein Sohn des Eld aus As erschlagen wurde von den Söhnen der Helga von Krapp; 7 Grim hieß der, der ihn erschlagen hatte, und sein Bruder Njal: der ertrank etwas später in der Hvita. Aber Grim verfiel der Acht wegen des Totschlages und lag draußen in den Bergen, solange er friedlos war; er war ein großer und starker Mann. Eid war damals schon ein sehr alter Mann, als dies geschah; daher wurde die Ächtung nicht weiter verfolgt. Immer lag man dem Thorkel Eyjolfssohn in den 

1 Vgl. S. 100, Anm. 1. 2 Vgl. S. 33, Anm. 2. 3 vgl. den Anfang von Kap. ö. 4 Eyiolf der Graue, der Sohn des Thord Brüller, also ein Enkel deo Olaf Feilan ,vgl. S .36, Anm. 2. 5 Thorkel Kuggi und Eyjolf der Graue waren Brüder. Thorstein auf Ljarskogar ist gemeint. vgl. S. 92, Anm. I. Beide Höfe liegen im Tal der Hvita. Eid, der Sohn des Skeggi, tritt als angesehener Mann des Borgarfjordgebietes in der Heidarvlgasaga auf. Von Grim erzählt auch die Grettissaga (Kap. 62).



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Ohren, warum er dem Rechtsspruch keine Geltung verschaffe 1

Im Frühjahr darauf, als Thorkels Schiff segelfertig war, reiste er südwärts über den Breidifjord nach dem Borgmord im Südland und verschaffte sich ein Pferd und ritt allein und rastete nicht, bis er nach As kam zu Eid, seinem verwandten. Eid empfing ihn mit Freuden. Thorkel sagte ihm, was ibn dorthin geführt habe, daß er Grim aufsuchen wolle, den Eid habe ächten lassen; er Sagte ihn, ob er irgend eine Kunde davon habe, wo Grim hausen möge. Eid antwortete: "Das ist gar nicht nach meinem Wunsch, ich glaube, daß du viel einsetzt bei dem Spiel, wie dies Unternehmen wohl ausgeht, mit einem solchen Höllenkerl anzubinden, wie Grim ist. Wenn du aber ausziehen willst, so nimm viele Männer mit, damit du die Entscheidung in der Hand hast. Das scheint mir keine Heldentat, sagte Thorkel, "mit einer großen Schar gegen einen einzelnen Mann zu Felde zu ziehen; nein. ich bitte, daß du mir das Schwert Sköfnung 2 leihst, dann, glaube ich, werde ich wohl einen einzelnen Waldgänger bezwingen, wenn er auch noch so kampftüchtig ist." "Du magst deinem Willen folgen," sagte Eid, "doch es wird mich nicht überraschen, wenn du einmal diesen Eigensinn bereust; aber weil du das um meinetwillen unternimmst, werde ich dir nicht abschlagen, worum du mich bittest, denn ich meine, daß Sköfnung in guten Händen ist, wenn du ihn trägst. Aber so ist die Natur des Schwertes, daß die Sonne nicht auf den Knauf scheinen, und daß man es nicht ziehen soll, wenn Frauen zugegen sind. Wenn ein Mann durch das Schwert verwundet wird, kann die Wunde nicht heilen, wenn der Heilstein nicht drüber gestrichen wird, der zu dem Schwerte gehört." 3 Thorkel sagte, er würde das genau in Acht nehmen und empfing das Schwerter bai aber Eid, ihm den Weg dorthin zu weisen, wo Grim 

1 Thorkels Großmutter Hrodny (vgl. oben S. 36) war die Schwester des Eid. 2 Dieses Schwert soll der berühmte Häuptling Skeggi aus dem Grabhügel des Königs Rolf Krake geraubt haben. Skeggi lebte zulegt bei seinem Sohne Eid auf As und wurde da begraben. 3 Mit diesem Schwert, das er sich von Skeggi geliehen hat, kämpft Kormak gegen Bersi, wird aber besiegt, weil er die Natur des Schwertes nicht achtet (Kormakssaga Kap. 9 ff.).



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hause. Eid sagte, er halte es für das wahrscheinlichste, daß Grim im Norden in der Tvidögraheide 1 bei den Fischseen hause. Darauf riet Thorkel nordwärts nach dem Hochland in der Richtung, die ihm Eid angegeben hatte; und nachdem erweit in das Hochland eingedrungen war, sah er bei einem großen See eine Hütte und ritt darauf zu.


58. Thorkel wird von Grim besiegt, der ihm das Leben schenkt. Snorri gibt dem Thorkel guten Rat

Nun kam Thorkel zu der Hüne und sah da, daß ein Mann am See bei der Mündung eines Baches saß und angelte; der hatte sich den Mantel über den Kopf gezogen. Thorkel stieg ab und hand sein Pferd an der Wand der Hütte fest. Dann ging er vorwärts dem See zu, dorthin, wo der Mann saß. Grim sah den Schatten eines Mannes auf das Wasser fallen und sprang schnell auf. Thorkel war da ganz nahe herangekommen und hieb nach ihm; der Hieb traf den Arm oberhalb des Handgelenkes, und das war keine schwere Wunde. Grim stürzte sich gleich auf Thorkel, und sie begannen miteinander zu ringen; da zeigte sich gleich der Unterschied in der Stärke. Thorkel siel. und Grim warf sich über ihn.

Da Sagte Grim, wer der Mann sei. Thorkel sagte, das ginge ibn nichts an. Grim sprach: "Nun ist es anders gekommen, ab du dir es wohl gedacht hast, denn jetzt ist dein Leben in meiner Gewalt. Thorkel sagte, er würde ihn nicht um Schonung bitten, — denn mir ist das Glück entgegen gewesen. Grim sagte: Unheil genug hab schon angerichtet, wenn ich auch jetzt nichts tue; ein anderes Schicksal wird dir bestimmt sein, als bei diesem unserm Zusammentreten zu sterben, und ich will dir das Leben schenken, du aber lohne es mir; wie du willst.

Sie standen nun beide auf und gingen nach der Hütte zurück. Thorkel sah, daß Grim schwach wurde vom Blutverlust; er 

1 Das Hochland (inst zahlreichen Seen), über das vom oberen Hvitatal der Weg in den westlichen Teil des nordlandes führt. Ter name besagt, daß man zweimal 24 Stunden braucht, das Hochland zu überschreiten.



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nahm da dm Sköfiiungsstein, bestrich dm Arm Grims und band den Stein gegen die Wunde und sofort hörte aller Schmerz und alles Schwellen der Wunde auf. Sie blieben nun dort die Nacht über.

Am Morgen machte Thorkel reisefertig und Sagte Grim, ob er mit ihm kommen wolle. Er sagte, ja, das wolle er. Thorkel wandte sich nun gleich dem Westlande zu und suchte Eid nicht auf, er unterbrach die Reise nicht, bis er nach Sälingsdalstunga kam. Snorri der Gode begrüßte ibn mit großer Freundlichkeit. Thorkel erzählte ihm, daß sein Unternehmen übel abgelaufen sei. Snorri sagte, gut sei es gegangen, — Grim sieht mir aus wie ein Mann des Glücks; ich will, daß du dich in allem guten mit ibm auseinandersetzest. Es wäre das nun mein Rat, Freund, daß du deine Kauffartei aufgibst und dir hier eine Hofstelle und eine Frau besorgst und ein Häuptling wirst, wie es deiner Abkunft entspricht." Thorkel antwortete: Oft sind Eure Ratschläge zu meinem Glück ausgeschlagen ," und er Sagte, ob Snorri daran gedacht habe, um welche Frau er werben solle. Snorri antwortete: Du sollst um die Frau werben. die die beste Partie ist, und das ist Gudrun, Osvifrs Tochter." Thorkel sagte, das sei wahr, diese Heirat sei eine ansehnliche Sache; "aber schweres Bedenken machen mir ihre Leidenschaftlichkeit, sagte er, "und ihre trotzigen Gedanken; sie wird Rache verlangen für ihren Gatten Bolli. Da scheint mir Thorgils. der Sohn der Halla, mit ihr im Einverständnis zu sein, und es könnte geschehen, daß ihm unsere Absicht nicht besonders gefiele; aber Gudrun ist ganz nach meinem Sinn."

Snorri sprach: Ich will mich dazu verpflichten, daß dir von Thorgils kein Ungemach geschieht, und ich glaube erwarten zu können, daß eine entscheidende Wendung in bezug auf die Rache für Bolli eintreten wird. ehe das nächste Halbjahr vergangen ist." Thorkel erwiderte: Es kann ja sein, daß das nicht leere Warte sind, was du da redest; aber wegen der Rache für Bolli kann jetzt nichts anderes mir denken als vorher, es sei denn, daß einige größere Häuptlinge eingreifen. Snorri sprach: Es ist mir ganz recht, wenn du im Sommer



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noch einmal ausfährst; wir werden unterdessen sehen, was sich ereignen mag." Thorkel sagte, so solle es sein, und damit schieden sie von einander.

Thorkel fuhr über den Breidifjord hinüber zu seinem Schiff. Er nahm Grim mit sich auf die Reise. Sie hatten guten Wind zur Sommerszeit und erreichten Norwegen im Süden. Da sprach Thorkel zu Grim: " Dir ist bekannt, welche Verwicklungen und Ereignisse uns beide zusammengeführt haben, ich brauche das nicht zu erzählen; nun möchte ich gern, daß unsere verbindung mit weniger Fährlichkeiten sich löse, als es in einer gewissen Zeit mit uns ausschaute; als wackeren Mann hab' ich dich erprobe, und deshalb will ich mich zum Schluß so mit dir auseinandersetzen, als hätte ich niemals feindlichen Sinn gegen dich gehabt. Ich werde dir soviel Handelsware geben, daß du mit Ehren in die Gesellschaft wackerer Männer eintreten kannst, aber laß dich nicht im Norden nieder hierzulande , denn manche verwandte Eids sind als Kauffahrer unterwegs, die feindliche Gesinnung gegen dich haben." Grim dankte ihm für diese Worte und sagte, er hätte niemals so viel zu erbitten gewagt, als ihm da geboten würde. Zum Abschied gab ihm Thorkel gute Kaufmannsware. Das sagten viele, daß er mit großartiger Gesinnung gehandelt habe Darauf fuhr Grim ostwärts nach der Wik und ließ sich dort nieder; er erwarb sich da Anerkennung ab ein tüchtiger Mann, und damit endet die Erzählung von Grim.

Thorkel war in Norwegen den Winter über und galt da als ein Mann von Bedeutung er war sehr reich an Gut und von ungewöhnlicher Tatkraft.

Nun müssen wir uns für einige Zeit von ihm abwenden und uns hinüber nach Island begeben und hören, was da neues vor sich ging, während Thorkel im Auslande war. 1


59. Snorri gibt Gudrun listige Ratschläge

Gudrun, Osvifrs Tochter, ritt aus von Hause im fünften Sommermonat dieses Jahres und zwar landeinwärts 

1 Eine Wendung, die dem echten Sagastil fremd ist.



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in den Talbezirk, sie ritt nach Thykkvawg. Thorleik war damals abwechselnd in Thykkvaskog bei den Armodssöbnen Halldor und Ornate bald war er in Tunga bei Thorgils.

In derselben Nacht noch schickte Gudrun einen Mann zu Snorri dem Goden, daß sie ibn sogleich am Tage darauf sprechen müsse. Snorri brach sofort auf und ritt, nur von einem Mann begleitet, bis er sum Haukatalwasser kam. Ein Felsen steht nördlich des Flusses und heißt Höfdi. Der Platz gehört zum Lande von Lökjarskog. Diese Stelle hatte Gudrun bestimmt, um sich mit Snorri zu treffen. Beide kamen da fast zu gleicher Zeit an. Auch Gudrun hatte nur einen Begleiter, das war Bolli, Bollis Sohn. Er war damals zwölf Winter alt, und voll entwickelt an Kraft und Verstand, so daß es viele gab, die keine vollkommenere Mannheit erreicht hatten, obgleich sie ganz ausgewachsen waren; er trug da auch den Fußbeißer.

Snorri und Gudrun begannen sofort ihre Unterredung, aber Belli und der Mann des Snorri saßen auf dem Felsen und spähten im Umkreis aus nach dem Kommen und Gehen von Leuten.

Und als Snorri und Gudrun sich gefragt hatten, wao eo neues gäbe, da bat Snorri um Auskunft, welcher Anlaß so plötzlich eingetreten sei, daß sie ihm eine so drängende Botschaft gesandt habe. Gudrun sprach: ist wahr, daß für mich dieses Ereignis nagelneu ist, das ich nun vorbringen will, aber doch ist es vor zwölf Jahren geschehen, denn über die Rache für Bolli will ich einiges reden; es kann dir das auch nicht überraschend kommen, denn ich habe dich manchesmal daran erinnert. Ich will auch das hervorheben, daß du mir dazu einige Unterstützung versprochen hast, wenn ich in Geduld warten wollte, aber nun scheint mir die Hoffnung geschwunden zu sein, daß du dich um diese unsere Sache kümmern willst. habe gewartet, so lange ich mich dazu zwingen konnte, aber nun möchte ich guten Rat von Euch haben, welche Richtung die Rache nehmen soll." Snorri Sagte sie, wohin wohl vor allem ihre eigenen Gedanken gerichtet seien. Gudrun sprach: Das ist mein Wille, daß sie nicht alle beil davonkommen, die Olafssöhne." Snorri



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sagte, er müßte es ihr verwehren, die Männer anzugreifen, die die ersten seien im Bezirk, und dazu die nahen verwandten derer, denen die Rache obliegen würde, und das ist die Hauptsache , daß diese Geschlechisausroitung aufhört." Gudrun sprach: Dann soll man Lambi angreifen und töten; so ist einer weggeschafft, der besonders bösen Willen hatte. Snorri antwortete: Es liegt Grund vor gegen Lambi, daß er getötet wird; aber dadurch scheint mir Bolli doch nicht gerächt; und bei den Sühneverhandlungen dann nicht der geziemende Abstand für Bolli gewahrt werden, wenn diese beiden Totschläge einander gleichgestellt würden." Gudrun sprach: "Es kann wohl sein, daß wir die Lachstalleute nicht zu einer gerechten Ausgleichung bringen werden; aber irgend einer soll die volle Buße bezahlen, in welchem Tal er auch wohnen mag. So möge man sich denn dahin wenden, wo Thorstein der Schwarze sitzt, denn keiner hat äch auf eine häßlichere Weise bei dieser Sache beteiligt als er." Snorri erwiderte: "So ist Thorstein schuldig Euch gegenüber, wie die Männer, die bei dem Totschläge an Bolli mitgezogen waren, aber ihn nicht mit der Waffe verletzt haben; doch du läßt jemanden in Ruhe sitzen, bei dem meiner Ansicht nach die Rache von höherer Bedeutung wäre, und der sollt den Tod gebracht hat, ich meine Helgi, Hardbeins Sohn. Gudrun sprach: Wahr ist das, aber ich will nichts davon wissen, daß alle diese Männer in Ruhe sitzen bleiben dürfen, gegen die ich allezeit bisher meinen Haß habe anwachsen lassen." Snorri antwortete: "Ich weiß dafür einen guten Rat. Lambi und Thorstein sollen mit ausziehen mit deinen Söhnen, und es ist für Lambi und den andern ein nicht unbilliger Friedenspreis; aber wenn sie das nicht wollen, werde ich kein Wort mehr für sie einlegen, daß Ihr nicht solche Strafe über sie verhängt, wie es Euch beliebt." Gudrun sprach: Welchen Weg soll ich einschlagen, diese Männer zu dem Zuge zu veranlassen, die du genannt hast: " Snorri erwiderte:"Das soll der besorgen, der den Zug anführen wird." Gudrun sprach: Dazu werden wir deinen Rat bedürfen, den Anführer und Leiter des Zuges zu bestimmen." Da lächelte Snorri und sagte: Du hast dir dazu wohl schon den rechten Mann ausgesucht."


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Gudrun antwortete: "Das redest du mit Bezug auf Thorgils. Snorri sagte, so sei es. Gudrun sprach: "Geredet habe ich hierüber mit Thorgils, und es ist so gut wie vorbei damit, denn er stellte die eine Bedingung, die ich nicht ins Auge fassen mochte. Thorgils weigerte sich nicht, Bolli zu rächen, wenn er meine Zustimmung zur Heirat bekäme aber das ist eine Möglichkeit, die wegfällt, und deshalb werde ich ibn nicht zu diesem Zuge auffordern." Snorri sprach: "Hierzu werde ich dir einen Rat geben. denn ich mißgönne Thorgils diese Fahrt nicht. Du sollst ihm allerdings die Heirat versprechen, aber mit der mehrdeutigen Zusage, daß du mit keinem andern Manne dich vermählen willst, der mit dir hier im Lande ist, 1 als mit Thorgils, und das soll wahr werden, denn Thorkel, Eyjolfs Sohn, ist nun nicht hier im Lande und ihm habe ich die Heirat mit dir zugedacht." Gudrun sprach: "Er wird diesen Haken bemerken." Snorri antwortete: Er wird ibn gewiß nicht bemerken, denn Thorgils ist mehr bekannt wegen seines gewalttätigen Mutes als wegen seines verstandes. Schließe diesen vertrag in Gegenwart einiger weniger Zeugen; laß Halldor, seinen Pflegebruder, dabei sein, aber nicht Ornolf, denn der ist gescheiter; und mir gib die Schuld, wenn das nicht zum Ziele führt."

Damit beendeten Gudrun und Snorri ihr Gespräch und sagten sich einander Lebewohl. Snorri ritt beim und Gudrun nach Thykkvaskog.

Am Morgen darauf ritt Gudrun ab aus Thykkvaskog und ihre Söhne mit ihr; und als sie heimwärts ritten, am Skogarstrand entlang, sahen sie, daß Männer ihnen nachkamen Diese ritten scharf und holten sie schnell ein: das war Thorgils, Hallas Sohn; sie begrüßten einander freundlich. Sie ritten nun alle zusammen weiter nach Helgafell. 

1 Im Isländischen ist der Betrug feiner; das entscheidende Wort ist doppelsinnig, es bezeichnet den Landsmann und den, der mit gleichen Lande ist. Halldor und Örnolf, die Söhne des Armod (vgl. den Anfang des Kapitels). Ihre Mutter Tyorunn war eine Schwester des weisen Gest (vgl. Seite 102). Halla, Thorgils Mutter, eine Tochter des Gest.



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60. Gudrun reizt ihre Söhne zur Rache auf

Einige Tage später, nachdem Gudrun nach Hause gekommen war, rief sie ihre Söhne zu sich zur Unterredung in ihrem Gemüsegarten. Und ab sie hinkamen, sahen sie, daß auf dem Boden Leinenkleider ausgebreitet lagen, ein Rock und Leinenhosen; die waren ganz blutig. 1

Da sprach Gudrun: "Diese Kleider, die ihr hier seht, sollen euch zur Vaterrache aufreizen. Nun will ich darüber nicht viele Worte machen, denn es ist nicht zu erwarten, daß ihr durch anfeuernde Worte bewegt werdet, wenn ihr nichts fühlt vor solchen Erinnerungen und Wahrzeichen. "Die Brüder waren stark ergriffen von dem, was Gudrun gesprochen hatte, aber antworteten doch so: sie seien zu jung gewesen, die Rache zu versuchen, und dabei ohne Führung; sie sagten, sie seien nicht dazu imstande; für sich oder für andere etwas zu beschließen, — "aber daran erinnern werden wir uns beide. was wir verloren haben." Gudrun erwiderte, sie glaube, sie würden wohl mehr an Pferdekämpfe und Spiele denken. Darauf gingen sie fort.

In der Nacht darauf konnten die Brüder nicht schlafen. Thorgils bemerkte das und Sagte sie. was ihnen sei. Sie erzählten ihm das ganze Gespräch mit der Mutter und sagten, daß sie ihren Kummer und die vorwürfe der Mutter nicht länger ertragen könnten: Wir wollen die Rache versuchen," sagte Bolli, und wir beiden Brüder sind nun erwachsen genug, daß die Leute es uns verdenken werden. wenn wir die Hand nicht rühren."

Am Tage darauf kam es zur Unterredung zwischen Thorgils und Gudrun, und Gudrun begann so das Gespräch: Es scheint mir, Thorgils, als hätten meine Söhne keine Lust mehr, so still zu sitzen, ohne auf Rache für ihren Vater zu denken. Und das hat hauptsächlich den Aufschub der Sache herbeigeführt, daß mir Thorleik und Bolli zu jung schienen, sich in Unternehmungen auf Leben und Tod einzulassen; im übrigen hatten 

1 Aufbewahrung der blutigen Kleider des Erschlagenen wie in der Njalssaga Kap. 1116. 124.



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wir allen Grund, schon früher daran zu denken." Thorgils antwortete: Es ist zwecklos, mit mir hierüber zu sprechen, da du es abgelehnt hast, mir in mein Haus zu folgen. Aber meine Gesinnung ist noch ganz dieselbe wie früher, als wir dies mit einander verhandelt haben; wenn ich deine Zustimmung zur Heirat bekomme, da wird es mir keine Kopfschmerzen mache, einen von ihnen wegzustechen, oder auch zwei miteinander, 1 die am nächsten beteiligt waren an Bollis Tode." Gudrun sprach: "So scheint es mir, ab wenn Thorleik keinen andern als dich den geeigneten Führer ansehen wird, wenn es ein Unternehmen gilt, bei dem Kühnheit erforderlich ist; und dir will ich es nicht verbergen, daß die Knaben vorhaben, gegen Helgi, den Sohn Hardbeins zu ziehen, gegen den Berserker, der im Skorratal 2 fitzi und meint, daß er sich vor nichts zu fürchten brauche. Thorgils sprach: Ich kümmere mich nicht darum, ob er Helgi heißt oder anders. denn nimmer wird es über meine Kräfte gehen, mit dem Helgi oder irgend einem andern anzubinden . Diese Sache ist von meiner Seite völlig abgemacht, wenn du mir vor Zeugen versprichst, mich zu heiraten, falls ich die Rache ausführe mit deinen Söhnen." Gudrun erwiderte, sie wolle alles das leisten, was sie ihm zusagen würde, wenn es auch nur durch das Zeugnis weniger Männer bestätigt würde, und sie sagte, das solle nun abgemacht werden. Gudrun bai, Halldor, seinen Pflegebruder, und außerdem ihre Söhne herbeizurufen. Thorgils wünschte, daß auch Örnolf dabei sein sollte. Gudrun sagte, das sei nicht nötig, — ich setze etwas mehr Zweifel in die Treue Örnolfs gegen dich, als du mir zu haben scheinst." Thorgils sagte, sie möge nach ihrem Willen verfahren.

Nun kamen die Brüder zu Gudrun und Thorgils; da war auch Halldor zur Stelle. Gudrun gab nun folgende Erklärung ab: "Thorgils hat versprochen, Führer zu sein bei dem Unternehmen , Helgi, Hardbeins Sohn, in seinem Hause zu überfallen mit meinen Söhnen, um Rache zu nehmen Bolli. Thorgils hat als Bedingung fur die Fahrt gestellt, daß er 

1 Steinthor und Helgi. 2 Das Skorratal öffnet sich gegen das linse Ufer der Hvita nahe deren Mündung in den Borgarsigrd,



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meine Einwilligung zur Heirat bekommt. Nun stelle ich mit klaren Worten unter euer Zeugnis, daß ich Thorgils verspreche, mich mit keinem anderen Manne, der mit mir hier im Lande ist, zu vermählen als mit ibm; aber nicht habe ich die Absicht, mich ins Ausland zu vermählen." Thorgils meinte, daß hiermit alles in bester Ordnung sei, und durchschaute diese Sache nicht. Damit schlossen sie ihre Besprechung. Es war nun also fest abgemacht, daß Thorgils die Fahrt unternehmen sollte. Er brach dann auf von Helgafell und mit ihm die Söhne der Gudrun; sie ritten landeinwärts in den Tälerbezirk und zunächst heim nach Tunga.


61. Thorgils überredet Thorstein und Lambi, an dem Rachezuge teilzunehmen

Am nächsten Sonntag war Bezirksversammlung, und Thorgils ritt hin mit seiner Schar. Snorri der Gode war nicht auf der versammlung; da war eine große Menge beisammen

Im Laufe des Tages holte Thorgils sich Thorstein den Schwarzen zu einer Unterredung 1 und sprach: So steht es, wie dir bekannt ist, daß du bei dem Überfall mit den Olafssöhnen warst, ab Bolli erschlagen wurde; du hast für diese Schuld keine Buße den Söhnen Bollis gegeben. Wenn nun auch eine lange Zeit vergangen ist seit jenem Ereignis, so glaube ich doch nicht, daß ihnen die Männer aus dem Gedächtnis entschwunden sind, die an der Fahrt beteiligt waren. Nun halten die Brüder dafür, daß es ihnen am wenigsten anstehen würde, sich gegen die Olafssöhne zu wenden, wegen der verwandtschaft; es ist also die Absicht der Brüder, die Rache zu kehren gegen Helgi, Hardbeins Sohn, weil er Bolli die Todeswunde gegeben hat. Wir wollen dich bitten, Thorstein, daß du an diesem Zuge teilnimmst mit den Brüdern, und dich dadurch in den Frieden und die Sühne kaufst." 1 

Es ist nicht erzählt, daß Gudrun nach dem Plane Snorris Thorgils aufgefordert hat, Thorstein und Lambi anzuwerben.



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Thorstein antwortete: "Das steht mir nicht an, mich auf tückische Anschläge gegen meinen Schwager Helgi einzulassen; ich will lieber Geld bezahlen, um mir Frieden zu verschaffen in dem Maße, daß der Ausgleich ehrenvoll erscheint." Thorgils sagte "Wenig liegt es, glaube ich, im Sinne der Brüder, Geld aus dieser Sache zu schlagen. Du mußt dir darüber nicht im Ungewissen bleiben, Thorstein, daß du nur die Wahl zwischen zwei Dingen hast, entweder dich zur Teilnahms an der Fahrt zu entschließen, oder dich auf harte Behandlung gefaßt zu machen, sobald sich Gelegenheit dazu bietet; ich würde es wünschen, du wähltest das erste, wenn du auch verwandtschaftsbeziehungen mit Helgi bast jeder ist sich selbst der Nächste, wenn man in solche Klemme gerät."

Thorstein sprach: " Soll noch andern die gleiche Wahl gestellt werden, die in Schuld stehen gegenüber den Söhnen des Bolle" Thorgils antwortete: "In gleicher Weise wird Lambi sich zu entscheiden haben." Thorstein sagte, da sehe es schon besser aus, wenn er nicht ganz allein in diese Sache gezogen würde.

Darauf hieß Thorgils Lambi zu sich rufen und bai Thorstein, die Unterredung mit anzuhören, und sprach "Die gleiche Angelegenheit will ich dir gegenüber zur Sprache bringen, die ich Thorstein vorgelegt habe; welche Genugtuung willst du den Söhnen Bollis geben für die Klagegrunde, die sie gegen dich haben; denn es ist uns als Tatsache verbürgt, daß du Bolli mit der Waffe verwundet hast. Dazu kommt, daß du in besonderem Grade von der Schuld betroffen bist, weil du stark dazu aufgereizt bast, daß Bolli getötet werde; freilich warst du auch, wenn man von den Olafssöhnen abgiebt, in besonderem Grade zu entschuldigen." 1 Lambi Sagte, was man von ihm verlange. Thorgils antwortete, daß ihm dasselbe anheim gestellt werde wie Thorstein, teilzunehmen an der Fahrt mit den Brüdern.

Lambi sagte: "Für schlecht halte ich's, mir auf diese Weise den Frieden zu erkaufen, und für unmännlich; ich hin nicht geneigt, an dieser Fahrt teilzunehmen." Da sprach Thorstein: Es ist 1 

Als Oheim des Kjartan.



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durchaus nicht das selbstverständliche, Lambi, sich so einfach dieser Fahrt zu entziehen, denn hier haben große Männer die Hand im Spiel und hochwerte Männer, die der Meinung sind, sie hätten allzu lange sich ihr Recht verkürzen lassen. Es ist mir gesagt von den Söhnen Bollis daß sich zu tatkräftigen Männern entwickeln und voller Stolz sind, sie haben eine große Sache zu verfolgen; wir können auf nichts anderes denken, als daß wir nach einer so schweren Tat uns auf irgend eine Weise lösen. Die Leute werden grade mir dies am meisten zum vorwurf machen wegen meiner verschwägerung mit Helgi. Mir scheint aber doch, als sei es für die meisten menschen das natürliche, alles lieber hinzugeben als das Leben; man muß die Schwierigkeit zuerst abstoßen, die einem am schärfsten auf den Leib rückt."

Lambi sprach:"Das ist leicht zu vernehmen, wohin du treibst, Thorstein. Ich glaube, es wird mir schon recht sein, wenn du dazu rätst; was dir als das einzig mögliche erscheint, wir haben ja von je in allen schwierigen Lagen zusammengehalten. Ich will das zur Bedingung machen, wenn ich mich anschließe, daß meine Verwandten, die Olafssöhne, ruhig sitzen und in Frieden, wenn die Rache an Helgi gelingt. Thorgils versprach das im Namen der Brüder.

Es wurde nun beschlossen, daß Thorstein und Lambi sich Thorgils zu dem Zuge anschließen sollten; sie verabredeten, daß sie am Dienstag in der Frühe in Tunga im Hördatal sein wollten. Darauf schieden sie von einander. Thorgils ritt am Abend beim nach Tunga. Es kam nun die Zeit heran, die sie verabredet hatten, daß sie sich bei Thorgils einfinden sollten, die zu dem Zuge mit ihm ausersehen waren. Am Dienstag vor Sonnenaufgang kamen Thorstein und Lambi nach Tunga, Thorgils nahm sie wohl auf.


62. Thorgils reitet mit seiner Schar nach dem Hofe des Helgi

Thorgils brach nun auf von Hause, und sie ritten das Hördatal hinauf zehn zusammen. Da war Thorgils, Hallas Sohn, als Anführer der Schar. Da waren bei dem



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Zuge die Söhne des Bolli, Bolli und Thorleik, Thord Katze war der vierte, ihr Bruder, 1 der fünfte Thorstein der Schwarze, der sechste Lambi, der siebente und achte Halldor und Örnnolf, der neunte Svein, der zehnte Hunbogi, die letzten zwei waren Söhne des Alf 2 aus dem Tälerbezirk. Alle diese waren kampftüchtige Männer.

Sie ritten ihres Weges hinauf bis Sopandaokard und durch das Langavatnstal und weiter quer durch den Bezirk Borgarfjord . Sie ritten bei der Eyjarfurt über die Nordra, 3 und bei der Bakkafurt über die Hvita dicht oberhalb von Bö. Sie ritten dann in das Reykjartal und weiter über den Talrücken tns Skorratal, und dann den Wald entlang talaufwärts bis in die Nähe des Hofes vamsborn; da stiegen sie ab; der Abend war sch -n weit vorgeschritten. Der Hof Vatnshorn liegi nahe am See, südlich des Flusses.

Thorgils sagte da zu seinem Gefährten, sie sollten dort die Nacht über bleiben, — "und ich werde nach dem Hof auf Kundschaft gehen, um festzustellen, ob Helgi daheim ist. Mir ist gesagt, daß Helgi sehr oft nur ganz wenig Leute bei sich habe. aber ungemein vorsichtig sei und in einer festen, verschlossenen Kammer schlafe." Die Gefährten Thorgils baien ihn, alles zu bestimmen. Thorgils veränderte nun seinen Anzug, er legte seinen dunkelblauen Mantel ab und warf sich eine graue Wetterkappe um. Er ging dann nach dem Hofe, und als er nahe an die Einhegung gelangt war, sah er einen Mann entgegenkommen : als sie zusammentrafen, sprach Thorgils: "Meine Frage wird dir unverständig vorkommen, Kamerad; in welcher Gegend befinde ich mich, und wie heißt dieser Hof und wer wohnt hier: Der Mann antwortete: Du müßtest ein sehr einfältiger und unwissender Mensch sein, wenn du noch nie etwas gehört hättest von Helgi, dem Sohne des Hardbein, dem tapfersten Degen und mächtigen Herrn. Da fragte Thorgils, ob Helgi 

1 Der Sohn Gudruns und des Thord (vgl. Kap. 36, S 112). 2 Also Brüder des Snorri, des vaters des Thorglis (Kap. 57, S. 177). 3 Die Nordra Nordwasser), rechter Nebenfluß der Hvita die Übergangsstellen sind nicht ganz sicher zu bestimmen. Thorgils führt seine Leute nicht geradezu in das Skorratal, sondern in ein Paralleltal und dann erst über den Rücken zwischen beiden Tälern auf Heises Hof zu,



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ein guter Mann sei mit der Aufnahme von Fremden, wenn Unbekannte zu ihm kämen, besonders solche, die Hilfe sehr nötig hätten. Er antwortete: Davon kann man wirklich nur gutes sagen, denn Helgi ist der großartigste Mensch sowohl in der Aufnahme solcher Männer als in jeder anderen Hochsinnigkeit . Ist Helgi jetzt zu Hause," sagte Thorgils, ich möchte ihn um Aufnahme bitten. Der andere Sagte, welcher Art denn seine Not sei. Thorgils antwortet: Ich bin im Sommer auf dem Thinge geächtet worden, ich möchte mir nun Schutz suchen bei einem Manne, der etwas zu bedeuten hat. Dafür würde ich ihm meine Gefolgschaft und meinen Dienst anbieten; du sollst mich nun auf euren Hof zu Helgi führen. Leicht kann ich das tun," sagte der Mann, dich auf unsern Hofführen. denn Unterkunft für die Nacht kannst du bier haben; aber Helgi wirst du nicht treffen, denn er ist nicht zu Hause. Da fragte Thorgils, wo er sei. Er antwortete: Helgi ist auf seinem Säter, der Sarp heißt." Thorgils fragte, wo der liege, und was für Leute bei Helgi seien. Er sagte, da sei sein Sohn Hardbein und zwei andre, zwei Geächtete, die bei ihm Aufnahme gefunden hätten . Thorgils bat den Mann, ihm den nächsten Weg nach dem Säter su zeigen, — " denn ich will gleich Helgi aufsuchen. wenn ich zu ihm kommen kann, und meine Sache betreiben." Der Knecht tat es und beschrieb ihm den Weg, darauf trennten sie sich. Thorgils wandte sich dem Walde zu und zu seinen Gefährten und sagte ihnen, was er über Helgis Aufenthalt in Erfahrung gebracht habe: "Wir wollen hier du Nacht über verweilen und erst morgen uns nach dem Säter begeben." Sie taten, wie er ihnen gesagt hatte. Am Morgen ritten sie talaufwäris den Wald entlang, bis sie in die Nähe des Säters kamen; da hieß Thorgils sie absteigen und frühstücken. und das taten sie und rasteten eine Weile.


63. Ein Hirt Helgis entdeckt die Feinde im Wald und beschreibt sie ihm

Nun ist zu erzählen, was auf dem Säter vor sich ging, wo sich Helgi aufhielt und die Männer. die vorher erwähnt wurden.



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Helgi sagte am Morgen seinem Hirt, er solle die Wälder in der Nähe des Säters durchgreifen und auf das Kommen und Gehen von Leuten achten, oder, ob er sonst etwas beachtenswertes sähe — Schwer waren meine Träume heute Nacht." Der Hirt machte sich auf den Weg, wie Helgi ihm befohlen baue. Er blieb eine Zeitlang fort, und als er zurückkam, fragte Helgi, ob er etwas von Wichtigkeit gesehen habe. Er antwortete: "Ich habe etwas gesehen, das, wie ich glaube, von Bedeutung ist." Helgi fragte, was das sei. Er sagte, er habe Männer gesehen und nicht ganz wenige, — "und ich glaube, sie sind nicht aus unserm Bezirk. Helgi sprach: "Wo waren sie, als du sie sahst, und was taten sie, und hast du auf ihre Kleidung und ihr Aussehen geachtet? Er antwortete: "Nicht war ich so erschrocken darüber, daß ich nicht auf diese Dinge geachtet hätte, denn ich wußte, daß du darnach fragen würdest." Er sagte auch, sie seien nabe dem Säter und äßen da ihr Frühstück. Helgi fragte, ob sie da im Kreise oder in einer Reihe neben einander säßen. Er sagte, sie säßen im Kreise und auf ihren Sätteln. Helgi sprach: "Sage mir nun etwas von ihrem Aussehen; ich möchte wissen, ob ich nach der Beschreibung erraten kann, was das Leute sind."

Der Hirt sprach: Da saß einer auf einem gemalten Sattel und in dunkelblauem Mantel, er war groß und mannhaft, kahl über den Schläfen und mit einem Mund, der fast immer die Zähne sichtbar ließ." Helgi sagte: "Den Mann erkenne ich gleich aus deiner Schilderung; das ist Thorgils, der Sohn der Halla vom Hördatal, den du gesehen hast; aber was will der von uns, der Raufbold:"

Der Hirt sprach: "Ihm zunächst saß einer auf einem vergoldeten Sattel; er war in einem roten Scharlachrock und hatte einen Goldring am Arm, um seinen Kopf war ein Goldband gewunden. Er hatte gelbes Haar, das fiel ihm bis auf die Schultern herunter. Er war von heller Gesichtsfarbe, er hatte eine Biegung an der Nase, und die Nase vorn etwas aufgehoben, sehr schöne Augen, das Auge blau, scharf und etwas unruhig, die Stirn breit, die Wangen voll; sein Haar war über den Brauen kurz abgeschnitten; er war gut gewachsen



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in den Schultern, der Brustkasten stark er hatte eine sehr schöne Hand und einen kräftigen Arm; seine ganze Haltung war ritterlich; und das will ich zum Schluß noch sagen, daß ich, alles zusammengenommen, noch nie einen so stattlichen Mann gesehen habe. Er war noch jung, so daß ihm noch kein Bart gekeimt war; es schien mir, als drücke ihn schwerer Kummer. Da antwortete Helgi: "Genau hast du diesen Mann in acht genommen; es muß auch etwas gans Besonderes an diesem Manne sein, doch glaube ich nicht, daß ich ihn je gesehen habe. Aber eine vermutung aussprechen will ich, wer es sei; ich glaube, das ist Bolli, Bollis Sohn, gewesen; denn mir ist gesagt, daß er ein Mann vorzüglicher Art sein soll. -

Weiter sprach der Hirt: Da sas ein Mann auf einem Sattel mit Schmelzarbeit; der war in einem hellgrünen Rock; er trug einen schweren Goldring am Finger. Er war sehr schön von Ansehen und muß noch in jugendlichem Alter sein, braun war die Haarfarbe, und sehr schön gewachsen war das Haar, das ganze Aussehen sehr ritterlich." Helgi antwortete: "Zu wissen glaube ich, wer dieser Mann ist; von dem du eben erzählt hast; das wird Thorleik, Bouts Sohn, sein; du bist verständig und scharf auffassend."

Der Hirt sagte: Ihm zunächst saß ein junger Mann. Er war in einem blauen Rock und in schwarzen Hosen und hatte die Schöße des Rocks in die Hosen gesteckt; der Mann hatte regelmäßiges Gesicht und helle Haarfarbe, hübsche Züge, eine schlanke und ritterliche Gestalt." Helgi antwortete: "Den mann erkenne ich, und ibn meine ich gesehen zu haben, er muß damals noch ganz jung gewesen sein; das wird Thord, Thords Sohn sein, der Ziehsohn deo Goden Snorri; sie haben eine sehr ritterliche Schar zusammengebracht, die Leute aus den Westfjorden. Wer war da noch:"

Da sprach der Hirt: Da saß Mann auf einem schottischen Sattel mit grauem Bari und dunkelbraunem Gesicht, schwarz von Haar und kraus und ziemlich häßlich, aber doch von kühnem Aussehen; über sich hatte er einen grauen Wettermantel gezogen. Helgi sagte: Deutlich seh ich, wer dieser Mann ist; das



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ist Lambi, Thorbjörns Sohn, aus dem Lachswassertal, und ich begreife nicht, wie erin die Gesellschaft der Brüder kommt.

Der Hirt sprach: " Da saß ein Mann auf einem Bocksattel ; er trug einen blauen Überrock und einen Silberring am Arm. Er hatte das Aussehen eines Bonden und war schon ziemlich über die Jugend hinaus, sein Haar war von dunkler Farbe und sehr lockig; er hatte eine Narbe im Gesicht." "Nun wird deine Schilderung ganz bedenklich," sagte Helgi, das ist Thorstein der Schwarze, mein Schwager, den du gesehen hast, und mit Recht muß es mir seltsam scheinen, daß er sich in dieser Schar befindet, und ich würde ihn nicht in dieser Weise heimsuchen. Aber wer war da noch:"

Er antwortete: "Da saßen zwei Männer; die sahen sich gleich und mögen Männer mittleren Alters sein, sehr kräftige Leute, mit rotem Haar und Sommersprossen im Gesicht, aber doch gut aussehend." Helgi sprach: "Genau weiß ich, wer diese Männer sind. Das sind die Söhne Armado, die Ziehbrüder des Thorgils, Halldor und Om -lf, und du bist ein sicherer Beobachter. Aber sind nun die Männer aufgezählt, die du gesehen hast:"

Er antwortete: "Ich habe doch noch einiges hinzuzufügen. Da saß ihnen zunächst ein Mann etwas außerhalb des Kreises; der war im Plattenpanzer und hatte eine Stahlhaube auf dem Kopfe und die Krempe war eine Hand breit; er trug eine blanke Art über der Schulter, deren Schneide wohl eine Elle lang war. Dieser Mann hatte eine dunkle Hautfarbe und schwarze 2lugen und sah sehr wikingermäßig aus. Helgi antwortete: "Diesen Mann erkenne ich deutlich aus deiner Schilderung; das ist Hunbogi der Starke gewesen, der Sohn des Alf aus dem Tälerbezirk; wüste ich nur erst, was sie vorhaben, sehr sorglich haben sie die Männer ausgesucht zu dieser Fahrt."

Der Hirte sprach: Und dann saß noch einer zunächst diesem starken Manne; der hatte schwarzbraunes Haar, ein grobes und rotes Gesicht und starke Augenbrauen; er war etwas über Mittelgröße." Helgi sprach: Du brauchst da nichts weiter von ihm zu sagen; das ist Svein gewesen, der Sohn



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des Alf aus dem Tälerbezirk, der Bruder des Hunbogi. Und es wird besser für uns sein, wenn wir nicht ohne vorsorge bleiben diesen Männern gegenüber; denn ich muß wohl annehmen, daß sie mit mir zusammentreffen wollen, ehe sie die Gegend verlassen, und es sind Leute in der Schar, denen ein Zusammentreffen mit mir erwünscht gewesen wäre, wenn es sich hätte schon etwas früher ermöglichen lassen. Nun sollen die Frauen, die hier auf dem Säter find, sich in Männerkleider stecken. und die Pferde nehmen, die wir hier haben, und so schnell als möglich nach dem Hofe reiten. Es könnte sein, daß die, welche hier in der Nähe liegen, es nicht merken. ob da Männer reiten oder Frauen. 1 Wenn sie uns nur etwas Zeit lassen, daß wir Männer zu uns heranziehen könnten, da dürfte es noch nicht ausgemacht sein, auf welcher Seite die bessern Aussichten sind." Die Frauen ritten fort, vier zusammen.

Thorgils faßte den verdacht, daß Kundschaft über sie zu Helgi getragen sei, und bai seine Gefährten, ihre Pferde zu nehmen und so schnell als möglich abzureiten, und das taten sie. Aber ehe sie noch aufgestiegen waren, sahen sie einen Mann, der augenscheinlich auf sie zuritt. Er war von kleinem Wuchs und sehr raschen Bewegungen; er hatte ungemein unruhige Augen und ritt ein treffliches Pferd. Dieser Mann grüßte Thorgils als einen ihm bekannten. Thorgils fragte ibn nach Namen und Familie und ferner, wo er ber käme. Er sagte, er heiße Hrapp und sei vom Breidifjord von mütterlicher Seite her, — " dort bin ich aufgewachsen; ich trage den Namen des Totschlag Hrapp 2 und habe das mitbekommen mit dem Namen, daß ich kein friedlicher Geselle bin, wenn auch meine Gestalt klein ist. Aber ich bin aus dem Südlande nach der Vaterseite her, und habe mich nun da einige Winter aufgehalten. Und sehr gut hat sich dies getroffen, Thorgils, daß ich bier auf dich gestoßen bin, denn ich hatte mir vorgenommen, dich aufzusuchen, wenn es 1 

Helgis Absicht ist, daß die Feinde entweder alle die Wegreitenden verfolgen, weil ja auch Helgi dabei sein könnte, oder sich doch wenigstens teilen. Wenn die Frauen entkamen, sollten sie Hilfe herbeiholen. Daß ihnen ein Leid geschehen konnte, war, sobald sie als Frauen erkannt wurden, durch die Sitte ausgeschlossen. 2 vgl. Kap. 10.



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auch etwas umständlicher für mich gewesen wäre. Ich befinde mich nämlich in schwieriger Lage. Ich bin in Streit geraten mit meinem Herrn; ich wurde von ihm nicht gut behandelt ; aber ich habe das von meinem Namen, daß ich mir von Niemandem solche Herabsetzung gefallen lasse; deshalb machte ich einen Angriff auf ihn, aber ich fürchte, daß ich ihn entweder wenig oder gar nicht getroffen habe Natürlich blieb ich dort nicht mehr lange, denn ich fühlte mich geborgen, sobald ich auf den Rücken dieses Pferdes gekommen war, das ich dem Bonden weggenommen haue." Hrapp redete viel, aber Sagte kaum; und doch ward er bald gewahr, daß sie die Absicht hatten, Helgi anzugreifen; damit zeigte er sich wohl zufrieden und sagte, daß er nicht dahinten bleiben würde.


64. Helgi wird getötet

Thorgils und seine Leute ritten scharf zu, sobald sie aufgesessen waren. und kamen nun aus dem Walde heraus. Da sahen sie vier Männer vom Säter wegreiten, die ebenfalls ihre Pferde sehr scharf ausgreifen ließen. Da sagten einige von den Gefährten Thorgils, man solle ihnen so schnell als möglich nachreiten. Da sprach Thorleik, Bollis Sohn: "Laßt uns erst zu dem Säter kommen und sehen, was Leute da sind; denn ich glaube kaum, daß das Helgi und seine Leute sind; es scheint mir so, als seien das nur Frauen." Es waren mehrere; die widersprachen. Aber Thorgils sagte, Thorleik solle entscheiden, , denn er wußte, daß Thorleik die schärfsten Augen batie. Sie wandten sich nun nach dem Säter. Hrapp sprengte ihnen voraus und wirbelte den Speerschaft, den er in der Hand hatte und führte Stiche in die Luft und sagte, nun sei die rechte Zeit, sich zu versuchen.

Helgi und die Seinen merkten nichts von den Feinden, als bis sie den Säter umringten. Helgi ließ die Tür schließen und zu den Wassen greifen. Hrapp sprang sogleich auf das Dach der Hüne und rief hinein, ob der Fuchs in der Höhle sei. Helgi antwortete: Du wirst es schon merken, daß der ziemlich gefährlich ist, der hier drinnen haust, und auch beißen kann, wenn einer der Höhle zu nahe kommt," — und zugleich stieß Helgi



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mit dem Speere zum Fenster hinaus und durchbohrte Hrapp ; er glitt tot vom Speer zur Erde hinunter.

Thorgils bat seine Leute, mit vorsicht zu verfahren und sich vor Unglück zu hüten, — wir sind ja stark genug, den Säter und Helgi dazu in unsere Gewalt zu bekommen, wie es setzt mit ihm steht, denn ich meine. wir haben es nur mit wenigen Leuten zu tun.

Der Säter war so gebaut, daß er nur einen Firstbalken hatte, der auf den Giebelwänden lag, und die Balkenenden standen heraus, es war nur ein einfaches Dach auf dem Hause und der Rasen noch nicht zusammengewachsen.

Da schlug Thorgils vor, daß man an die Enden der Firstbalken treten und so stark ziehen sollte, daß entweder der Balken selbst zerbräche oder das Dachgestänge sich löste und nach innen fiele" und andere sollten die Tür beobachten, ob man etwa einen Ausfall machen würde.

Fünf waren im ganzen auf Helgis Seite im Säter ; da w ,ir Hardbein, sein Sohn, er war zwölf Winter alt, und der Hirt und zwei Männer, die im Sommer zu ihm gekommen waren, zwei Geächtete. einer hieß Thorgils, der andere Eyjolf.

Thorstein der Schwarze stand an der Tür des Säters und Svein. der Sohn des Alf aus dem Tälerbezirk; aber die andern Gefährten suchten das Dach vom Säter zu reißen und hatten sich dazu verteilt. Das eine Balkenende nahm Hunbogi der Starke und die Armodsöhne; aber das andere Thorgils und Lambi und die Söhne der Gudrun. Sie nahmen nun alle Kraft zusammen an dem Balken, so daß er mitten entzwei brach; und in diesem Augenblicke stieß Hardbein mit dem Speer aus dem Säter heraus, an einer Stelle, wo die Tür zerbrochen war; der Stoß traf die Stahlhaube Thorsteins des Schwarzen und verletzte die Stirn; das war eine sehr große Wunde. Da sprach Thorstein, was ja auch die Wahrheit war, daß Männer drinnen seien.

Gleich darauf sprang Helgi mit solchem Ungestüm zur Tür 

1 Ähnliches verfahren beim Angriff auf Gunnar (Niala Kap 77). 2 Bei der Schilderung im vorigen Kapitel ist nicht erwänt, daß Thorstein eine Stahlhaube trug. Vielmehr gehört sie zur Ausstattung des Hunbogi.



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heraus, daß die zurückwichen, die am nächsten standen. Thorgils war da auch in der Nähe und hieb nach ihm mit dem Schwerte, der Hieb traf die Achsel, und es war das eine große Wunde. Helgi wandte sich ibm zu und hatte eine Holzart in der Hand. Helgi sprach: Der alte Krieger wagt es immer noch, einer Waffe in die Schneide zu sehen." Er schwang seine Art nach Thorgils, und die Art traf ihn am Bein, und das war eine große Wunde.

Und als Bolli das sah, lief er gegen Helgi und hatte den Fußbeißer in der Hand und durchstieß Helgi, das war seine Todeswunde. Helgis Genossen liefen in dem Augenblick heraus aus dem Säter und ebenso Hardbein. Thorleik, Bollis Sohn, wandte sich gegen Eyjolf; das war ein Starker Mann. Thorleik hieb nach ihm mit dem Schweri und traf den Oberschenkel über dem Knie und schnitt ihm das Bein ab, und er fiel tot zur Erde. Aber Hunbogi der Starke lief gegen Thorgils und hieb nach ibm mit der Art und traf den Rücken und spaltete ihn in der Mitte. Thord Katze stand in der Nähe, als Hardbein herauslief und wollte ihn sofort angreifen. Bolli sprang herzu, als er das sah, und bai ihn, Hardbein kein Leid zu tun, — hier soll keiner etwas verrichten, dessen wir uns schämen müßten, und man soll Hardbein Frieden geben." Helgi hatte noch einen andern Sohn, der Skorri hieß; er wurde erzogen auf England im südlichen Reykjarial. 1


65. Thorgils mahnt Gudrun an ihr Eheversprechen und erfährt, daß er betrogen ist

Nach diesen Ereignissen ritten die um Thorgils fort und über den Talrücken in das Reykjartal und gaben da die Erklärung über diese Totschläge ab. Sie ritten dann auf demselben Wege nach dem Westlande, auf dem sie gekommen waren, und unterbrachen ihre Fahrt nicht, bis sie ins Hördatal kamen. Sie erzählten nun, wie ihre Unternehmung ausgegangen war Dieser Zug wurde sehr berühmt, und es erschien das als eine gewaltige Tat, daß ein solcher Kämpfer getötet worden war 

1 England bedeutet Wiesenland.



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wie Helgi. Thorgils sagte den Männern großen Dank fur ihre Teilnahme an der Fahrt, und das gleiche sprachen die Brüder, die Bollisöhne, aus. Die Männer schieden nun von einander; die mit Thorgils ausgezogen waren.

Lambi ritt weiter nach dem Lachswassertal und kam zuerst nach Hjardarbolt und erzählte seinen verwandten ausführlich von dem, was sich im Skorratal zugetragen hatte. Sie waren böse über seine Fahrt und machten ihm heftige vorwürfe, sie sagten, er habe damit gezeigt, daß er mehr dem Geschlecht des Thorbjörn Skrjup als dem des Irenkönigs Myrkjartan zugehöre . 1 Lambi wurde sehr zornig über ihre Reden und sagte, sie wüßten gar nicht, was sie täten, wenn sie ibm Vorwürfe machten, — denn ich habe den Tod von euch abgewendet," sagte er. Sie wechselten dann nur wenige Worte mehr mit einander, denn auf beiden Seiten war der Unmut nur stärker als vorher. Lambi ritt nach Hause auf seinen Hof.

Thorgils, Hallas Sohn, ritt hinaus nach Helgafell und mit ihm die Söhne der Gudrun und seine Ziehbrüder Halldor und Ornolf; sie kamen spät am Abend nach Helgafell, so daß alles schon zu Beit war. Gudrun erhob sich wieder und befahl ihren Leuten aufzustehen und fur Bewirtung zu sorgen; sie ging in die Stube und begrüßte Thorgils und alle andern und fragte, was es neues gäbe. Thorgils erwiderte den Gruß der Gudrun, er hatte seinen Mantel abgelegt und seine Waffen und saß an einem Wandpfeiler. Thorgils war in einem rotbraunen Rock und trug einen breiten Silbergürteln Gudrun setzte sich neben ihn auf die Bank. Da sprach Thorgils folgende Strophe:

Wir sind geritten zu Helgis Haus,
nun hält der Rabe dort Leichenschmaus;
des Bordlichts Eichen 2 Blut zu baden
brachen wir auf, wir Kameraden.
Drei sind auf dem Felde geblieben,
sielen da unter unseren Hieben,
Stämme des Helms, stark und gut,
stürzten zur Sühne für Bollis Blut. 
1 1 Thorbjörn war sein Vater Melkorka, die Tochter Myrkiartans, seine Mutter. 2 Das Bordlicht der Schild. Die Schilde bingen außen am Bord und


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Gudrun Sagte da genau nach allem, was bei dem Zuge vorgefallen war. Thorgils beantwortete ihre Fragen. Gudrun sagte, der Zug sei mit großer Raschheit ausgeführt worden, und bat sie, ihren Dank anzunehmen. Darauf wurden sie bewirtet , und als sie gegessen hatten, geleitete man sie zu Bett; sie schliefen da die Nacht über.

Am Tage darauf ging Thorgils zur Unterredung mit Gudrun und sprach: " So liegt es, wie du weißt, Gudrun, daß ich die Fahrt ausgeführt habe, um die du mich gebeten hast; als rechter Mann, darf ich sagen, habe ich mein Wort eingelöst und meine nun, mir einen guten Lohn verdient zu haben; du wirst dich auch erinnern, was du mir dafür versprochen hast. Ich glaube nun zum Abschluß dieses Handels gekommen zu sein.

Da sprach Gudrun: " Es ist noch nicht so lange Zeit vergangen, seit wir beide mit einander geredet haben, daß mir das aus dem Gedächtnis entschwunden wäre; ich habe auch nichts anderes im Sinn, als dir gegenüber alles das zu erfüllen, wozu ich mich verpflichtet habe; und erinnerst du dich, wie unser vertrag lautete" Thorgils sagte, sie würde es schon wissen. Gudrun antwortete: "Folgendes, glaube ich, habe ich dir gelobt: mich keinem andern Manne, der mit mir hier im Lande ist, zu vermählen als dir. Oder hast du dagegen etwas einzuwenden: Thorgils sagte, sie habe das ganz richtig in Erinnerung. "Es ist gut," sagte Gudrun, "daß unser beider Erinnerung hierin übereinstimmt; ich will es dir nun auch nicht länger verbergen: es wird sich, glaube ich, nicht so fügen, daß ich deine Frau werde. Ich meine alles, was ich dir versprochen habe, zu halten, wenn ich mich mit Thorkel, dem Sohne Eyjolfs, vermähle, da Thorkel jetzt nicht mit mir hier im Lande ist."

Da sprach Thorgils und war sehr rot geworden "Ich merke ganz genau, woher diese Woge geflossen kommt; von derselben Seite ist immer böses gegen mich ersonnen worden: Ich weiß, dies sind die Anschläge des Goden Snorri."

Thorgils sprang sogleich auf und brach das Gespräch ab. Er 

werden oft als Sonnen des Schildes und ähnlich bezeichnet. Bäume des Schildes sind die Schwerter. Die Umschreibung könnte an sich auch Krieger bezeichnet, wie gleich darauf Stämme deo Helms.



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war furchtbar zornig, ging zu seinen Gefährten und sagte, er wolle fortreiten. Thorleik gefiel es gar nicht, daß sich die Sache nicht zur Genugtuung für Thorgils gefügt hatte, aber Bolli war hierin mit dem Entschluß seiner Mutter einverstanden.

Gudrun sagte, sie wolle Thorgils gute Geschenke geben und ihn so besänftigen. Thorleik erwiderte; das würde keinen Zweck haben, — denn Thorgils ist ein viel zu stolzer Mann, als daß solche Kleinigkeiten seine Haltung ändern könnten." Gudrun sagte, so müsse er eben sehen, wie er sich daheim trösten könne. Thorgils ritt darauf fort von Helgafell und mit ihm seine Ziehbrüder; er kam heim nach Tunga auf seinen Hof und war außerordentlich unzufrieden mit seinem Los.


66. Ösvifr und Gest sterben und werden beide in Helgafell begraben

Im Winter siel Osvifr in Krankheit und starb. Das empfand man als einen großen verlust. denn er war ein überaus gescheiter Mann gewesen. Osvifr wurde in Helgafell begraben, denn Gudrun hatte da eine Kirche bauen lassen.

In demselben Winter wurde Gest, Oddleifs Sohn, krank; und als die Krankheit ihm ans Leben ging, rief er seinen Sohn Thord den Kurzen zu sich und sprach: "So sagt mir mein Sinn, daß diese Krankheit unser Zusammenleben beenden wird. Ich will, daß meine Leiche nach Helgafell gebracht wird; denn dieser Ort wird der erste werden in dieser Gegend; über ihm habe ich oft einen hellen Schein gesehen. 1 Darauf starb Gest.

Der Winter war kalt gewesen, es hatte sich starkes Eis gebildet, und das Eis lag weit hinaus in den Breidiford, so daß man vom Bardastrand aus nicht auf Schiffe kommen konnte. Die Leiche Gests stand zwei Nächte aufgebahrt in Hage und in der zweiten Nacht kam ein so starker Sturm, daß das ganze Eis vom Lande weggetrieben wurde; aber am Tage darauf war schönes und stilles Weiter. Thord nahm ein Schiff, brachte die Leiche Gests an Bord. und sie fuhren an dem Tage südwärts über 

1 Die Weissagung bezieht sich auf das im 12, Jahrhundert gegründete Augsustinerkloster, das 1184 von der Insel Flatey nach Helgafell verlegt wurde.



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den Breidifjord und kamen abends nach Helgafell. Thord wurde da gut empfangen und blieb dort die Nacht über. Am Morgen darauf wurde Gest bestattet, und er ruhte nun mit Osvifr in einem Grabe.

So hatte sich die Weissagung erfüllt, daß nun weniger Abstand 1 war zwischen ihnen als damals, als der eine am Bardastrand, der andre im Sälingsial wohnte. Thord der Kurze fuhr heim, sobald er fertig war. In der nächsten Nacht erhob sich ein wildes Wetter. das ganze Eis wurde nach dem Lande getrieben; da lag es lange während des Winters, so daß die Schiffahrt dort unmöglich war. Dies schien ein wunderbares Zeichen, daß sich Fahrgelegenheit bot für die Leiche Gests, während vorher und nachher die See versperrt war.


67. Audgisl, Thorarins Sohn, erschlägt Thorgils auf dem Allthing

Thorarin hieß ein Mann, der in Langadal wohnte; er hatte die Godenwürde, war aber nicht mächtig. Sein Sohn hieß Audgisl; er war ein mutiger Mann. Thorgils, der Halla Sohn, beraubte Vater und Sohn ihrer Godenschaft, das empfanden sie als schmählichste Kränkung. Audgisl begab sich zum Goden Snorri und berichtete ihm diese Vergewaltigung und bat ihn um Hilfe. Snorri antwortete ihm freundlich. aber doch zurückhaltend und sprach: Er wird unbescheiden, der Hallabengel, und anmaßend. Sollte denn Thorgils nicht einmal auf Männer stoßen, die sich nicht alles von ihm gefallen lassen Es ist ja wohl wahr, daß er ein starker und tüchtiger Mann ist; aber man bai auch solche Männer ums Leben gebracht wie er ist." Snorri schenkte Audgisl eine Art mit getriebener Arbeit, ab er fortging.

Im Frühjahr fuhren Thorgils, der Halla Sohn, und Thorstein der Schwär ;c ins Südland zum Borgarfjord und boten den Söhnen Helgis und seinen andern verwandten Buße an. Der Vertrag kam zustande und es wurde eine ehrenvolle Buße ausgemacht. Thorstein bezahlte zwei Teile der Buße für den Tot 

1 Vgl. S. 104, Anm. 2. 2 Mit dieser Axt, so ist anzunehmen, erschlägt dann Audgisl den Thorgils,



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schlag, Thorgils sollte das letzte Drittel bezahlen, und auf dem Thinge sollte das erledigt werden.

Im Sommer ritt Thorgils zum Thing; und als sie auf das Lavafeld bei Thingvellir gekommen waren, sahen sie eine Frau auf sich zuschreiten; die war sehr groß; Thorgils ritt ihr entgegen aber sie wich zurück und sprach so:

Der hüte sich,
wer hoch zu stehen meint,
    und sichere sich
vor Snorris Ränken;
keiner doch sichert sich,
klug ist Snorri.

Darauf ging sie ihres Weges. Da sprach Thorgils: Selten kam es so, solange es mir gut ging, daß du da vom Thinge fuhrst, während ich zum Thingefuhr." 1 Thorgils ritt nun zum Thing und zu seiner Bude, und es war still in der ersten Zeit des Thinges.

Das geschah eines Tages auf dem Thinge, daß die Kleider der Männer draußen zum Trocknen aufgehängt wurden. Thorgils hatte einen blauen Mantel. Der hing an der Budenwand ausgebreitet . Die Leute hörten. wie der Mantel folgendes sprach:

Gewaschen häng' ich am Haus,
      weine über Betrug.
Nimmermehr trockne ich hier:
noch ein Anschlag droht! 2

Das erschien als das größte Wunder. Am Tage darauf ging Thorgils hinüber auf das westliche Ufer des Flusses 3 und wollte den Söhnen des Helgi das Bußgeld bezahlen. Er setzte sich nieder auf den Steingrund oberhalb der Buden; mit ihm war Halldor, sein Ziehbruder, und außerdem noch mehrere andere. Die Söhne Helgis fanden sich dort ein. Thorgils begann nun das Geld vorzuzählen. 1 

Es ist die Sylgia (,Folgendes Wesen') des Thorgils, die ihm den Tod ankündet und ihn verläßt. 2 Der Mantel klagt über die beiden listigen Anschläge des Snorri; durch den ersten hat Thorgils Gudrun verloren, durch den zweiten wird er sein Leben verlieren. —In der Floamannasaga sprechen zwei Schiffe miteinander (Bd. 13, 111). 3 Der Öxara, die die Thinsebene durchströmt.



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Audgisl, Thorarins Sohn, ging da vorüber, und in dem Augenblicke , als Thorgils zehn sprach, hieb Audgisl nach ihm, und alle glaubten zu hören, daß der Kopf das Wort elf aussprach, als er vom Halse flog. 1 Audgisl rannte nach der Bude der Leute vom Vatnsfjord, aber Halldor gleich hinter ihm drein, und schlug ihn am Eingang der Bude tot.

Diese Kunde kam zur Bude des Goden Snorri, daß Thorgils, der Halla Sohn, erschlagen sei. Snorri sagte: "Ihr werder nicht richtig verstanden haben, Thorgils, der Halla Sohn, wird erschlagen haben." Der Mann erwiderte: Jedenfalls flog sein Haupt vom Rumpfe." Da mag es sein, daß es wahr ist, sagte Snorri. Dieser Totschlag wurde friedlich gesühnt, wie in der Saga von Thorgils, dem Sohne der Halla, erzählt wird. 2


68. Thorkel, Eyjolfs Sohn, kehrt nach Island zurück. Snorri wirbt für ihn um Gudrun. Die Hochzeit wird festgesetzt

In demselben Sommer, da Thorgils, der Halla Sohn, erschlagen wurde, kam ein Schiff nach Bjarnarhöfn. 3 Das gehörte Thorkel, dem Sohne Eyjolfs. Er war ein so reicher Mann, daß er zwei Frachtschiffe unterwegs hatte; das andere kam nach Bordeyri im Hrutafjord, 4 beide waren mit Holz beladen.

Und als der Gode Snorri erfahren hatte, das Thorkel in Island gelandet sei, ritt er gleich zum Schiffe. Thorkel empfing ihn mit aller Freundlichkeit. Thorkel hatte auch Getränk in Menge an Bord; es gab da Bewirtung aus dem vollen, und sie redeten viel mit einander. Snorri fragte nach Neuigkeiten aus Norwegen. Thorkel erzählte von allem gut und genau. Snorri berichtete dagegen, was sich hierzulande neues zugetragen hatte, während Thorkel draußen war. "

Es würde mir nun rätlich scheinen," sagte Snorri, wie wir beide es schon besprochen haben, ehe du ausgesegelt bist, daß du deine Reisen aufgiebst und dich zur Ruhe setzest und für dich die Heirat zustande bringst, von der damals die Rede war. 1 

Der gleiche Zug in der Nialssaga (Kap. 158). 2 Diese Saga ist verloren. 3 vgl. S. 29, Anm. 1. 4 Vgl. S. 67, Anm, 1,



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Thorkel antwortete: Ich merke, worauf du ausgehst; und meine Gesinnung ist noch durchaus dieselbe wie damals bei unserer Besprechung, denn ich werde mir nicht die ansehnlichste Heirat entgehen lassen, wenn das Ziel erreichbar ist."

Snorri sprach: Ich bin erbötig und bereit, diese Sache für dich zu führen; nun sind ja auch die zwei voraussetzungen für deine Werbung um Gudrun, die dir so besonders schwierig erschienen, erledigt, daß Bolli gerächt und Thorgils beseitigt ist."

Thorkel sprach:"Tief sind deine Anschläge, Snorri, und gewißlich will ich diese Sache nun ins Auge fassen."

Snorri blieb einige Nächte auf dem Schiffe. Darauf nahmen sie den Zehnruderer. der am Handelsschiffe lag, und bereiteten sich zur Fahrt, fünfundzwanzig Mann. Sie fuhren nach Helgafell. Gudrun nahm Snorri mit großer Herzlichkeit auf; sie wurden vortrefflich bewirtet; und als sie dort eine Nacht gewesen waren, bai Snorri Gudrun um eine Unterredung und sprach: "So liegt die Sache, daß ich diese Fahrt Thorkel, dem Sohne Eyjolfs, meinem Freunde, zu Gefallen getan habe; er ist nun hier, wie du siehst, und das hat ibn hergeführt, daß er um deine Hand anhalten will. Thorkel ist ein Mann von Ansehen; du weißt ja genau Bescheid um seine Familie und sein Auftreten; es fehlt ihm auch nicht an Vermögen. Er scheint uns vor allen andern zu einem Häuptling hier im Westlande geeignet, wenn er seinen Sinn darauf richten will. Thorkel genießt große Ehre, wenn er hier in Island ist; aber noch viel mehr wird er geschätzt, wenn er in Norwegen sich bei hochstehenden Männern aufhält.

Da antwortete Gudrun: "Meine Söhne werden hierbei das meiste zu sagen haben, Thorleik und Bolli; aber du bist dann der dritte Mann, Snorri, an den ich mich vor allem mit solchen Sachen wenden werde, die mir von so besonders großer Wichtigkeit scheinen; denn du bist seit langem mein guter Ratgeber gewesen." Snorri sagte, es sei selbstverständlich, daß man Thorkel nicht zur Seite schieben könne.

Darauf ließ Snorri die Söhne der Gudrun herbeirufen; er trug ihnen nun die Sache vor und suchte ihnen klar zu machen, welch großer Macht zu wachs sich ihnen durch Thorkel biete, in



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seinem großem vermögen und seiner Fürsorge, und sprach über alles in gewinnender Weise. Da antwortete Bolle "Meine Mutter wird das am klarsten beurteilen können; ich werde hierin ihrem Willen mich anschließen; und gewiß muß es uns rätlich scheinen, darauf Gewicht zu legen, daß Ihr diese Sache befürwortet, Snorri denn du hast vieles sehr gutes an uns getan." Da sprach Gudrun: "Gern werden wir uns Snorris Leitung in dieser Sache unterwerfen, denn seine Ratschläge sind zu unserem Glücke ausgegangen." Snorri redete auf jede Weise zu, und es wurde abgemacht, daß Gudrun sich mit Thorkel vermählen sollte.

Snorri bot ihnen an, die Hochzeit in seinem Hause auszurichten, Thorkel gefiel das wohl — " denn es fehlt mir nicht an Mitteln, soviel zuzuschießen, als eg Euch gefällt." Da sprach Gudrun: "Es ist mein Wille, daß die Hochzeitsfeier hier in Helgafell stattfindet; es macht mir den Kopf nicht schwer, die Kosten dafür aufzubringen. Ich werde weder Thorkel noch andere aufjordern, sich damit zu bemühen." "Immer wieder zeigst du, Gudrun," sagte Snorri, "das du eine großartige Frau bist." Es wurde nun abgemacht, das die Hochzeit in Helgafell sechs Wochen vor Winteranfang stattfinden sollte. Darauf fuhren Snorri und Thorkel ab; Snorri fuhr nach Hause und Thorkel zu seinem Schiff; er war abwechselnd während des Sommers in Tunga oder beim Schiff.

Die Zeit des Festes rückte nun heran. Gudrun machte große Zurüstungen und Anschaffungen. Der Gode Snorri kam zu diesem Fest mit Thorkel, sie hatten beinahe sechzig Mann bei sich, das war ein sehr auserlesenes Gefolge, denn die meisten Männer waren in bunten Kleidern. 1 Gudrun hatte ihrerseits fast hundert Gäste gebeten. Die Brüder Bolli und Thorleik gingen Snorri entgegen und mit ihnen die von Gudrun Geladenen. Snorri und seine Schar wurde auf das herrlichste empfangen. man nahm nun ihre Pferde und Kleider in verwahrung. Sie wurden in die Gasthalle geleitet; Thorkel und Snorri besetzten die eine Bank, und zwar die vornehmere, und die Eingeladenen der Gudrun saßen auf der anderen Bank. 

1 Vgl. S. i43, Anm. 3.



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69. Hochzeit in Helgafell. Gudrun schützt den geächteten Gunnar Thidrandi-Töter gegen Thorkel

In diesem Herbst war Gunnar, der Thidrandi-Töter, zu Gudrun geschickt worden, um bei ihr Schutz und Hilfe zu finden; er war auch von ihr aufgenommen worden, und seinen Namen hatte man geheim gehalten. Gunnar war geächtet wegen des Totschlags an Thidrandi, dem Sohne des Geitir aus Krossavik, wie in der Saga von den Njardwikingern erzählt wird. 1 Er hielt sich sehr heimlich, denn viele Großen verfolgten diese Sache.

Am ersten Abende der Bewirtung, als die Männer zum Waschen gingen, stand da ein großer Mann beim Wasser, mit starken Schultern und breiter Brust; der Mann hatte einen Hut auf dem Kopfe. Thorkel Sagte ihn, wer er sei. Der nannte sich so, wie es ihm gut schien. Thorkel sagte: "Ich glaube, du sagst nicht die Wahrheit; du schienest mir eher, nach allem was ich von ihm gehört habe, dem Gunnar Thidrandi-Töter gleich; und wenn du ein solcher Kämpe bist. wie die andern sagen, da wirst du doch deinen Namen nicht verheimlichen wollen." Da antwortete Gunnar: "Du forderst das mit großem Nachdruck; ich glaube auch, daß ich nicht nötig habe, mich vor dir zu verbergen; du hast deinen Mann richtig erkannt; und was hast du nun mit mir vor:" Thorkel sagte, er wolle ihm das sehr bald wissen lassen; er rief seinen Leuten zu, daß sie ihn festnehmen sollt en.

Aber Gudrun saß drinnen auf der Querbank und bei ihr die Frauen in ihren Festschleiern; und sobald sie den vorgang bemerkt hatte, kam sie herunter von der Brautbank und rief ihren Leuten zu, Gunnar zu helfen; sie befahl auch, keinen zu schonen, der sich da etwas herausnehmen sollte. Gudrun hatte eine viel größere Schar, die Sache wandte sich da anders, als maii gedacht hatte.

Snorri der Gode trat zwischen die Männer und bat sie, diesen Sturm zu besänftigen, — " es ist das einzig vernünftige für 

1 vgl. Bd. 12, XXVI,



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dich. Thorkel, in dieser Sache nicht so hitzig zu verfahren, kannst sehen, was für ein Herrenweib Gudrun ist; daß sie uns beide zu überwältigen vermag." Thorkel wies darauf hin, daß er seinem Namensvetter Thorkel, 1 dem Sahne Geitirs, versprochen habe, Gunnar, wenn er sich hier im Westen zeige, u töten — und Thorkel ist einer meiner besten Freunde. Snorri sprach: "Weit größer ist deine verpflichtung, nach unserm Willen zu handeln; und das ist auch für dich selbst das allernotwendigste, denn niemals bekommst du eine solche Frau wie Gudrun ist, magst du auch weit suchen."

Und infolge der Reden Snorris, und weil er selbst erkannte, daß Snorri recht hatte, besänftigte sich Thorkel. aber Gunnar wurde während des Abends anderswohin geleitet.

Die Bewirtung ging dann weiter in Lust und Pracht. Und ab das Fest zu Ende war, machten sich die Leute auf die Heimreise . Thorkel gab Snorri sehr kostbare Geschenke und ebenso allen andern vornehmeren Männern. Snorri lud Bolli, Bollis Sohn, zu sich ein und bat ihn, sich überhaupt bei ihm jederzeit aufzuhalten, wie es ihm gut schiene. Bolli nahm das an und ritt mit ibm nach Tunga.

Thorkel nahm nun seinen Wohnsitz in Helgafell und begann sich mit der Wirtschaft zu befassen; da konnte man bald sehen, daß ihm das nicht weniger lag als die Rauffahrtei. Er ließ gleich im Herbst das Schlafhaus niederlegen, es wurde im Winter wieder vollendet und war groß und ansehnlich. Große Liebe einstand zwischen Thorkel und Gudrun.

Der Winter verging. Im Frühjahr darauf fragte Gudrun, was er für Gunnar Thidrandi-Töter tun wolle. Thorkel sagte, das solle sie nur bestimmen, —"du hast dich der Sache so eisig angenommen, daß du nicht anders zufrieden sein wirst, als wenn er von uns ehrenvoll entlassen wird." Gudrun sagte, seine vermutung sei gans richtig. "Ich will, sagte sie, daß du ibm ein Schiff gibst und dazu alles das, was er dabei nicht entbehren kann." Thorkel antwortete und lächelte dazu: Du denkst nicht klein, Gudrun; in vielen Dingen zeigt sich das, 

1 Dem Bruder des Thidrandt, einem aus mehreren Erzählungen bekannten Häuptling.



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sagte er. Dir ist es nicht dienlich, einen armen Kerl zum Mann zu haben; das paßt gar nicht zu deinem Wesen; ich werde dies nach deinem Willen tun." Das wurde nun ausgeführt. Gunnar nahm die Gabe mit dem größten Dank an, ein Arm ist leider nicht lang genug, euch etwas zurückzureichen für alle die Ehre, die ihr beiden mir antut." Gunnar segelte aus und kam nach Norwegen. Darauf begab er sich auf seinen Hof. Gunnar war sehr reich und ein mächtiger Herr und ein wackerer mann.


70. Thorleik, Bollis Sohn, reist nach Norwegen. Bolli, Bollis Sohn, verheiratet sich mit Thordis, der Tochter Snorris

Thorkel, Eyjol~o Sohn, wurde ein großer Häuptling. Er ging sehr darauf aus, sich Freundschaften und Ansehen zu erwerben. Er übte im Bezirk einen mächtigen Einfluß aus und war eifrig und geschickt in Prozessen; aber von seinen Thmghändeln wird hier nichts erwähnt. Thorkel war der mächtigste Mann im Breidifjord, solange er lebte, wenn man von Snorri absieht.

Thorkel hielt seinen Hof gut im Stande, er ließ alle Gebäude in Helgafell groß und fest aufführen. Er legte auch den Grund zu einer Kirche und gab bekannt, daß er beabsichtige, sich Kirchenbauholz zu verschaffen. Thorkel und Gudrun baum einen Sohn, der wurde Gellir genannt, er war bald ein vielversprechendes Kind.

Bolli, Bollis Sohn, war abwechselnd in Tunga oder Helgafell; Snorri hatte ihn sehr gern. Thorleik, sein Bruder, war in Helgafell. Die Brüder waren große und sehr tüchtige Männer, aber Bolli durchaus der überlegnere. Thorkel stand sich gut mit seinen Stiefsöhnen. Gudrun liebte Bolli am meisten von ihren Kindern. Bolli war nun sechzehn Winter und Thorleik zwanzig.

Da redete Thorleik mit Thorkel, seinem Stiefvater, und seiner mutter, daß er eine Reise ins Ausland machen wolle, — " es ist mir zuwider geworden, daheim zu sitzen wie die Weiber; ich möchte, daß man mir Mittel für eine Reise gäbe." Thorkel erwiderte: "Ich bin, glaube ich, euch Brüdern gegenüber



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niemals ungefällig gewesen, seitdem wir verwandtschaftlich uns verbunden haben; ich verdenke es dir durchaus nicht, dag es dich drängt, die Sitten anderer Länder kennen zu lernen, denn ich glaube, daß du als ein tüchtiger Mann gelten wirst, wohin du auch unter wackere Leute kommen magst." Thorleik sagte, er wolle nicht viel Gut mit haben, — "denn es ist unsicher, ob ich es wohl in acht nehmen werde, ich bin jung und in vielen Dingen unerfahren. Thorkel bat ihn, das nach seinem Wünschen zu halten.

Darauf kaufte Thorkel Thorleik einen Anteil an einem Schiffe, das in Dagverdarnes auflag; Thorkel begleitete ibn zum Schiff und sorgte in jeder Weise gut für ihn zur Ausreise, Thorleik segelte im Sommer ab. Das Schiff kam nach Norwegen, der Landesherr war damals König Olaf der Heilige; Thorleik begab sich sofort an den Hof König Olafs. Er nahm ihn gut auf und zeigte sich wohl unterrichtet über seine Familie und lud ihn zu sich ein. Thorleik nahm das an; er blieb beim Könige den Winter über und wurde sein Gefolgsmann, der König schäfte ihn hoch. Thorleik erwies sich als besonders tüchtiger Mann und blieb bei König Olaf, so daß Jahre darüber vergingen.

Nun ist von Bolli, Bollis Sohn, zu erzählen. In dem Frühling, als er achtzehn Winter alt geworden war, redete er mit Thorkel, seinem Stiefvater, und seiner Mutter, er wolle, daß sie ihm sein vatererbe herauszahlten. Gudrun fragte, was er vorhabe, daß er Geldforderungen gegen sie erhebe. Bolli antwortete: "Es ist mein Wille, daß man um eine Frau für mich werbe. Ich möchte, Stiefvater Thorkel," sagte Bolli, "daß du mein Brautwerber sein wolltest, damit es gelinge." Thorkel fragte, um welche Frau er anhalten wolle. Bolli antwortete: "Ein Mädchen heißt Thordis, sie ist die Tochter des Goden Snorri sie ist die Frau, die ich unter allen andern besitzen möchte. Und nicht werde ich mich so bald verheiraten, wenn aus dieser verbindung nichts wird. So liegt mir also viel daran, daß die Sache zum Ziele kommt." Thorkel erwiderte: Ich siebe zu deiner verfügung, Stiefsohn, diese Werbung in die Hand zu nehmen, wenn du meinst, daß dir damit ein Dienst geleistet



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wird. Ich glaube, daß Snorri gern auf deinen Wunsch eingeben wird; denn er wird doch wohl einsehen, daß der Antrag eines Mannes, wie du bist, ehrenvoll für ihn ist." Gudrun sprach: Um es kurz zu sagen, Thorkel, ich will es an nichts fehlen lassen, daß Bolli die Heirat erlangt, die ihm gefällt; der Grund dafür ist, sowohl, daß ich ibn am liebsten habe, als auch, weil er von meinen Kindern darin der zuverlässigste gewesen ist, nach meinem Willen handeln." Thorkel sagte, er gedenke sich mit Bolli zu dessen Zufriedenheit auseinander zu setzen, — das ist aus vielen Gründen gebührlich, denn ich glaube, es ist ein reicher Besitz, Bont zum verwandten zu haben."

Einige Zeit später ritten Thorkel und Bolli ab, es waren viele Männer beisammen; sie ritten, bis sie nach Tunga kamen. Snorri empfing sie gut und mit großer Herzlichkeit und erwies sich ihnen als der freundlichste Wirt. Thordis. Snorris Tochter, war zu Hause, sie war ein schönes und anziehendes Mädchen; und als sie einige Nächte in Tunga gewesen waren, trug Thorkel die Werbung vor un d begehrte für Bolli Verschwiegerung mit Snorri und die Ehe mit Thordis, seiner Tochter.

Da antwortete Snorri: "Das ist ein ehrenvoller Antrag, wie ich es von dir nicht anders erwarte; ich kann darauf nur eine günstige Antwort geben, denn Balli halte ich für einen Mann von den schönsten Hoffnungen, und die Frau scheint mir gut verheiratet, die ihn bekommt; aber den Ausschlag muß vor allem geben, wie sich Thordis dazu stellt, denn sie soll nur den mann haben, der ganz nach ihrem Sinne ist." Dieser Antrag kam nun vor Thordis, und sie antwortete in der Weise, daß sie hierin dem Rate ihres vaters folgen wolle, sie sagte, sie wolle sich lieber mit Bolli verheiraten in ihrer Gegend, als mit einem unbekannten Manne weiter fort. Und als Snorri sah, daß ihr dies nicht gegen ihren Sinn ging, Bolli als Gattin zu folgen, da wurde die Heirat beschlossen, und die verlobung fand statt. Snorri sollte die Hochzeit bei sich ausrichten, und swar sollte sie im Mittsommer stattfinden. Darauf ritten Thorkel und Bolli beim nach Helgafell, und Bolli blieb daheim, bis der Hochzeitstag heran kam. Sie brachen nun von Hause auf, Thorkel und Bolli und die Leute mit ihnen, die dazu ausersehen



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waren; das war eine große Menge und ein sehr prächtiges Gefolge. Sie ritten nun ihres Weges und kamen nach Tunga; dort war die Aufnahme sehr gut. Da war eine große Menge beisammen, und die Festbewirtung ganz vortreflich, und als das Fest zu Ende ging, brachen die Leute auf. Snorri gab Thorkel wertvolle Geschenke und Gudrun ebenfalls, in gleicher Weise auch seinen übrigen Freunden und Verwandten; jeder ritt nun heim nach seiner Wohnung von den Männern, die zum Feste gekommen waren. Bolli blieb in Tunga, und zwischen ibm und Thordis entstand bald herzliche Liebe. Snorri gab sich auch große Mühe, es Bolli behaglich zu machen, und bewies ihm viel mehr Neigung als seinen eignen Kindern. Bolli nahm das dankbar an und lebte das Jahr über in Tunga, von allen hochgeachtet.

Im Sommer darauf kam ein Schiff von der See in die Hvita. Das Schiff gehörte zur Hälfte Thorleik, Bollis Sohne, die andere Hälfte hatten Norweger. Und als Bolli erfuhr, daß sein Bruder nach Island gekommen war, ritt er sogleich nach dem Borgarfjord ins Südland, und zum Schiffe; jeder der beiden Brüder war da froh über den andern. Bolli blieb dort; so daß einige Nächte vergingen, dann ritten beide Brüder ins Westland nach Helgafell. Thorkel nahm sie auf mit aller Freundlichkeit und Gudrun ebenso, und sie luden Thorleik ein, den Winter über bei ihnen zu bleiben, und das nahm er an. Thorleik verweilte in Helgafell eine Zeitlang und ritt dann zur Hvita und ließ das Schiff an Land bringen und seine Waren nach dem Westlande schaffen. Thorleik war es gut gelungen, sich Geld und Ansehen zu verschaffen, denn er war ein geschworener Mann des hervorragendsten Fürsten, des Königs Olaf, gewesen. Er blieb nun in Helgafell im Winter. aber Bolli in Tunga.


71. Thorleik und Bolli beschließen, die Brüder Kjartans anzugreifen. Snorri bringt eine endgültige Sühne zustande

In diesem Winter trafen sich die Brüder oft und hatten Unterredungen miteinander, und durchaus nicht kümmerten



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sie sich um Spiele und andern Zeitvertreib; und einmal, als Thorleik in Tunga war, redeten die Brüder tagelang miteinander. Snorri glaubte da zu wissen, daß sie irgend etwas großes mit einander berieten. Da ging Snorri zu den beiden Brüdern, während sie miteinander redeten. Sie begrüßten ihn herzlich und brachen sofort ihr Gespräch ab. Er erwiderte ihren Gruß freundlich.

Darauf sprach Snorri: "Was habt ihr beide für Anschläge in Beratung, daß ihr Schlaf und Essen darüber vergeßt:" Bolli antwortete: "Das sind keine Anschläge, die wir beraten; unser Gespräch ist von geringer Bedeutung, das wir miteinander führen." Und als Snorri bemerkte, daß sie das alles vor ihm verheimlichen wollten, was ihnen im Sinne lag, und er hatte doch den verdacht, daß sie gerade über etwas redeten, das zu großen verwicklungen führen konnte, wenn es ins Werk gesetzt würde — Snorri sprach da zu ihnen: Ich vermute, daß es weder Narreteien noch lustige Geschichten sind, die ihr beide so ausführlich su verhandeln habt, und ich verdenke es euch gar nicht, wenn es sich wirklich so verhält; seid nun so gut und verheimlicht mir das nicht. Zusammen werden wir ebensowohl diese Sache beraten können, denn ich werde euch gewiß nicht im Wege stehen, wenn etwas geschehen soll, wodurch euer beider Ansehen gefördert wird. Thorleik dachte, daß Snorri ihre Sache gut aufnehme. und sagte ihm in kurzen Worten, daß sie, die Brüder, vorhätten, die Olafssöhne anzugreifen, und diese sollten nun ihre Strafe erdulden; sie sagten, sie seien durchaus in der Lage, sich mit den Olafssöhnen zu messen, seitdem Thorleik ein geschworner Mann des Königs Olaf und Bolli der Schwiegersohn eines solchen Häuptlings wie Snorri sei.

Snorri antwortete in folgender Weise: "Genug ist damit für den an Bolli verübten Totschlag getan, daß Helgi mit seinem Leben dafür bezahlen mußte, der Sohn Hardbeins; und auch, wenn es damit zum Abschluß gekommen ist; scheint mir Unheil genug geschehen zu sein." Bolli sagte da: "Was bedeutet das, Snorri: bist du auf einmal nicht mehr so eifrig, uns Hilfe zu leisten, wie du eben noch vorgabst Übrigens



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würde dir Thorleik diesen Plan nicht mitgeteilt haben, wenn er mich vorher darüber su Rate gezogen hätte. Und wenn du sagst, daß Helgis Fall als Rache für Bolli zu gelten habe, so ist allgemein bekannt, daß für den erschlagenen Helgi Bussgeld bezahlt worden ist, aber mein Vater ist ungebüßt."

Als aber Snorri sah, daß er ihnen ihre Gedanken nicht ausreden konnte, da erbot er sich dazu, zu versuchen, ob er von den Olafssöhnen einen Ausgleich erlangen könnte, lieber, alg daß es wieder zu Totschlugen käme; und damit erklärten sich die Brüder einverstanden.

Darauf ritt Snorri nach Hjardarholt mit einigen Männern. Halldor empfing ihn gut und lud ihn ein, dazubleiben. Snorri sagte, er müsse am Abend heimreiten, 1 — "aber ich habe etwas Wichtiges mit dir zu besprechen." Darauf begannen sie ihre Unterredung, und Snorri trug sein Anliegen vor; indem er sagte, er sei gewahr geworden, daß Bolli und Thorleik es nicht länger ertragen wallten, daß für ihren Vater keine Buße käme von den Olafssöhnen, — und nun wollte ich versuchen , einen Ausgleich herbeizuführen, und sehen, ob nicht einmal ein Ende gemalt werden könnte mit dem Unheil unter euch verwandten."

Halldor wies das durchaus nicht von sich und antwortete:"Sehr wohl ist mir bekannt, das Thorgils, der Sohn der Halla, und die Bollisöhne vorhatten, mich und meine Brüder zu überfallen, bis du ihrer Rache eine andere Richtung gabst, so daß sie infolgedessen beschlossen, Helgi, Hardbeins Sohn, zu töten; du hast dir in diesen Händeln große verdienste erworben, so wie du dich auch schon verhalten hast bei den früheren Zwistigkeiten zwischen uns Verwandten." Snorri sprach: "Es scheint mir sehr wichtig zu sein, daß mein versuch glückt und es bier nun so weitergeht , wie es mein höchster Wunsch ist, daß unter euch verwandten eine gute Sühne zustande kommt; denn ich kenne die Sinnesart der Männer, mit denen ihr es in dieser Sache zu tun habt: sie werden alles getreulich halten, wie sie es bei der Sühne vereinbaren."Halldor erwiderte: "Dazu werde ich mich bereit erklären, wenn es auch der Wille meiner Brüder ist, 

1 Typische Wendung, vgl. S. zs4, Anm. I,



Thule-Bd. 06-215 Geschichten v. Landwassertal. Flip

Geld zu bezahlen für den Totschlag an Bolli, eine Summe, wie sie durch das Urteil der Männer, die zur Abmachung bestimmt werden, festgesetzt wird; aber ich will ausgeschlossen wissen alle Ächtungen, ebenso den Verlust meiner Godenwürde und veränderung meiner Wohnstätte; letzteres soll auch von den Wohnstätten meiner Brüder gelten; ich will, daß sie im ungestörten Besitz bleiben beim Abschluß der Verhandlungen. Ferner soll jede Partei ihren Mann ernennen für die schiedsgerichtliche Entscheidung."

Snorri sagte: "Was du anbietefi, ist gut und hochsinnig; die Brüder werden auf diesen vorschlag eingehen, wenn sie auf meine Mithilfe rechnen."

Darauf ritt Snorri beim und sagte den Brüdern, welchen Erfolg seine Sendung gehabt hatte, und dabei zugleich, daß er sich völlig von ihrer Sache zurückziehen würde, wenn sie nicht ihre Zustimmung gäben. Bolli sagte, Snorri solle zu entscheiden haben, — und ich wünsche, Snorri, daß Ihr für unsere Partei Schiedsrichter seid." Darauf sandte Snorri Nachricht an Halldor , daß die Sühneverhandlung beschlossen sei, und bat ihn einen Mann von der Gegenseite zu bestimmen, der mit ihm Schiedsrichter sein solle. Halldor wählte zum Schiedsrichter Steinthor, den Sohn des Thorlak von Eyr. 1 Die Zusammenkunft zum Schiedsspruch sollte sein in Dran gar am Skogarstrand , vier Wochen nach Sommeranfang.

Thorleik, Bollis Sohn, ritt nach Helgafell, und während des Winters ereignete sich gar nichts. Und als die Zeit heranrückte, die für die Zusammenkunft bestimmt war, da kam der Gode Snorri mit den Bollisöhnen, sie waren im ganzen fünfzehn zusammen; ebensostark waren die andern auf Steinthors Seite zur Stelle. Snorri und Steinthor verhandelten nun mit einander und kamen einem Ausgleich in dieser Sache. Darauf entschieden sie auf eine Geldbuße, doch ist es hier nicht angegeben , wie hoch sie festgesezt wurde; aber es wird erzählt, daß die Summe richtig bezahlt und die Sühnebestimmungen gut gehalten wurden. Auf dem Thorsnesthing fand die Auszahlung statt. Halldor gab Bolli ein gutes Schwert; und Stein 1 

Er ist im Kap. 3 erwähnt; vgl. S. 29, Anm. 3.



Thule-Bd. 06-216 Geschichten v. Landwassertal. Flip

thor, Olafs Sohn, gab Thorleik einen Schild, das war auch ein wertvolles Stück; dann wurde das Thing geschlossen, und beide Parteien schienen durch diesen Abschluß an Ehren gewachsen zu sein72.


72. Bolli beschließt mit seinem Bruder Thorleik auszureisen

Nachdem Bolli und Thorleik sich mit den Olafssöhnen ausgesöhnt hatten und Thorleik einen Winter in Island gewesen war, erklärte Bolli, daß er ausreisen wolle. Snorri suchte ihn davon zurückzuhalten und sprach: Mir scheint viel auf dem Spiele zu stehen, wie es dir dabei ergeben mag; wenn du aber verlangen trägst, mehr unter dir zu haben, als du bisher hast, so will ich dir einen eigenen Wohnsitz geben und dir einen Hof einrichten und zugleich Leute deiner Leitung unterstellen und in jeder Weise dein Ansehen Sorge tragen. Ich glaube, das macht keine Schwierigkeit, denn die meisten Männer sind dir wohlgesinnt."

Bolli antwortete: Ich habe es lange im Sinn gehabt, einmal nach dem Süden zu reisen. Der Mann scheint mir sein Wissen wenig zu mehren, der sich nicht weiter umsieht als hier in Island ." Und als Snorri sah, daß Bolli fest entschlossen war, so daß es nichts half, ihn zurückzuhalten, da erbot sich Snorri, so großes Gui, wie Bolli wünsche, ihm zur Fahrt mitzugeben. Bolli ging gern darauf ein, großes Gut mitzunehmen, — "ich will", sagte er, " vom Mitleid keines Mannes abhängig sein, weder hier noch im Auslande." Darauf ritt Bolli ins Südland zur Hvita an den Borgarfjord und kaufte den Männern, die die Hälfte von Thorleiks Schiff hatten, ihren Teil ab. So gehörte nun das Schiff den beiden Brüdern. Bolli ritt dann beim ins Westland.

Bolli und Thordis hatten eine Tochter, die Herdis hieß; Gudrun erbot sich, das Mädchen zu erziehen. Es war damals ein Jahr alt, als es nach Helgafell kam. Thordis hielt sich dort ebenfalls oft auf, Gudrun hatte sie sehr gern,



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73. Thorleik und Bolli reisen nach Norwegen

Nun begaben sich die beiden Brüder zum Schiff. Bolli nahm grases Gut mit auf die Reise. Sie machten nun das Schiff segelfertig, und als sie ganz klar waren, gingen sie in See. Sie hatten nicht gleich Fahrwind und waren lange unterwegs. Im Herbst erreichten sie Norwegen und kamen im Norden an, bei Thrandheim. 1 König Olaf war im Ostlande und saß in der Wik und hatte dort vorbereitungen für den Winteraufenthalt getroffen.

Und als die Brüder das erfuhren, daß der König nicht mehr in den Norden nach Thrandheim kommen würde in diesem Herbst; da sagte Thorleik; daß er an der Küste entlang nach dem Ostlande segeln und den König aufsuchen wolle. Bolli erwiderte: Wenig behagt es mir, von Handelsplatz zu Handelsplatz mich durchzuschlagen zur Herbstzeit; das scheint mir eine große Plage und Unlust. Ich will hier den Winter über in der Stadt sitzen. Mir ist gesagt, der König werde im Frühjahr nach dem Norden kommen; und wenn er nicht kommt, will ich mich nicht widersetzen, daß wir beide uns aufmachen, ihn aufzusuchen. Bolli behielt seinen Willen; sie löschten nun ihre Ladung und nahmen sich eine Wohnung in der Stadt.

Sehr bald zeigte sich, daß Bolli ehrgeizig war und sich hervortun wollte vor andern Männern; das gelang ihm auch, denn er war freigebig; er kam bald zu hohem Anseben in Norwegen. Bolli hielt sich ein Gefolge während seines Winteraufenthaltes in Thrandheim, und auf den ersten Blick sah man, wenn er su Trinkgelagen ging, daß seine Leute besser ausgestattet waren an Kleidern und Waffen als anderes Volk in der Stadt. Er bezahlte auch allein für alle seine Gefolgsleute, wenn sie an Trinkgelagen teilnahmen. Ebenso zeigte sich auch sonst seine Freigebigkeit und sein Herrenwesen.

Die Brüder waren nun in der Stadt während des Winters. In diesem Winter saß König Olaf im Ostlande in Sarpsborg, 1 

vgl S. i26, Anm. I. 2 vgl. S. 42, Anm. 3. 3 Sarpsborg, mit dem berühmten Wasserfall Sarpsfoß, liegt nicht west landeinwärts von Frederiksstad am Glommen.



Thule-Bd. 06-218 Geschichten v. Landwassertal. Flip

und vom Ostlande kam die Kunde, daß man im Norden nicht auf die Ankunft des Königs rechnen sollte. Gleich zu Anfang des Frühlings machten die Brüder ihr Schiff seeklar und segelten nach dem Ostlande längs der Küste. Ihre Fahrt verlief günstig, und sie kamen ins Ostland nach Sarpsborg und begaben sich sofort zu König Olaf; der König begrüßte freundlich Thorleik, seinen Gefolgsmann, und die Gefährten mit ihm, Dann fragte der König Thorleik, wer der kühne Gesell sei, der ibn begleite; er antwortete, das ist mein Bruder und er heißt Bolli." "Wahrhaftig. das ist ein prächtiger Mann," sagte der König.

Darauf lud der König die Brüder ein, bei ihm zu bleiben; sie nahmen das mit Dank an und waren beim Könige im Frühling. Der König behandelte Thorleik freundlich wie früher, doch schätzte er Bolli weit höher, denn er erschien dem Könige als ein durchaus überragender Mann.

Und als der Frühling verging, redeten die Brüder über ihre Reisepläne; Thorleik Sagte, ob Bolli im Sommer nach Island fahren wolle; — "oder willst du länger in Norwegen bleiben Bolli antwortete: "Ich denke keins von beiden zu tun; und die Wahrheit zu sagen, es war nicht meine Absicht, als ich von Island ausreiste, nur vom Haus ins Nachbarhaus zu ziehen; ich will nun, Bruder, daß du unser Schiff übernimmst. Thorleik empfand das schmerzlich, daß sie trennen sollten, — "aber du sollst hierin, wie in allem andern, zu entscheiden haben, Bolli." Was sie so besprochen hatten, trugen sie dem Könige vor, aber antwortete folgenderweise:"Willst du nicht, Bolli, länger dich bei uns aufhalten:" sagte der König, " das würde mir das beste scheinen, wenn du eine Zeitlang bei uns bliebest; ich wurde dir dieselbe Stellung verleihen, die ich deinem Bruder Thorleik gegeben habe." Da antwortete Bolli: "Sehr gern wäre ich dazu bereit, Herr, in Eure Hand zu schwören, doch will ich zuerst dorthin, wohin ich schon früher mir vorgenommen hatte zu reisen, und wohin seit langem mein Wunsch mich zieht; aber Euer Anerbieten will ich gerne annehmen, wenn mir die Rückkehr vergönnt ist." "Du sollst bestimmen, wohin du fahren willst, Bolli," sagte der König, denn ihr seid in allen



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Dingen eigenwillig, ihr Isländer; aber das will ich zum Schluß noch sagen, daß meiner Überzeugung nach, Bolli, du der ansehnlichste Mann bist, der in meinen Tagen aus Island gekommen ist.

Und als Bolli Urlaub vom Könige bekommen saite, rüstete er sich zur Reise und ging an Bord eines Kauffahrers. der nach Dänemark bestimmt war; er nahm großes Gut mit sich; ihn begleiteten auch einige seiner Gefährten. König Olaf und er schieden in großer Freundschaft; der König gab Bolli wertvolle Geschenke zum Abschied. Thorleik blieb da bei König Olaf zurück, aber Bolli fuhr südwärts seines Weges, bis er nach Dänemark kam; er blieb den Winter über dort in Dänemark und empfing da große Ehren von mächtigen Männern; er hielt sich dort auch in keiner Weise weniger stattlich, als er in Norwegen getan hatte.

Und als Bolli einen Winter in Dänemark gewesen war, da brach er auf zur Weiterreite von Land zu Land und unterbrach seine Reise nicht, bis er hinunter nach Miklagard 1 kam. Nicht lange, nachdem er dort Aufenthalt genommen hatte, trat er in die kaiserliche Leibgarde. 2 Wir haben keine Kunde darüber gehört, daß ein Nordmann vor Bolli. Bollis Sohn, in den Dienst des Königs von Miklagard getreten sei. Er war in Miklagard sehr viele Jahre und zeigte sich als der kühnste Mann bei allen Männerproben und stand immer unter den ersten. Die Männer der Leibgarde hielten viel von Bolli, solange er in Miklagard war.


74. Thorkel reist mit seinem Sohne nach Norwegen und bringt eine Last Kirchenbauholz nach Island

Nun muß sich die Erzählung dorthin wenden, wo Thorkel , Eyjolfs Sohn, als Häuptling auf seinem Hofe saß. Gellir, sein und Gudruns Sohn, wuchs daheim auf, er war bald ein wackerer und allbeliebter Gesell. 

1 Konstantinopel. Die aus den wäringern, den nordgermanischen Soldnern, bestand. Bolli war nickst der erste bekannte Isländer, sondern einer der lesten, die in der byzantinischen Garde dienten.



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Einmal, wird berichtet, erzählte Thorkel Gudrun, was er geträumt hatte: "Das träumte mir," sagte er, "daß ich einen so großen Bari zu haben schien, daß er sich über den ganzen Breidifjord legte." Thorkel bat sie, den Traum zu deuten. Gudrun fragte:"Was meinst denn du, daß dieser Traum besagen soll "Das scheint mir sicher, daß meine Macht den ganzen Breidifjord umfassen soll." "Möglich, daß es so ist," sagte Gudrun, aber eher würde ich glauben, daß du deinen Bart in den Breidifjord eintauchen sollst."

In demselben Sommer brachte Thorkel sein Schiff zu Wasser und rüstete sich zur Fahrt nach Norwegen. Gellir, sein Sohn, war damals zwölf Winter alt, er reiste aus mit seinem Vater Thorkel gab bekannt, daß er vorhabe, sich Kirchenbauholz zu holen, und ging sofort in See. nachdem er klar war. Er hatte eine bequeme, aber nicht besonders rasche Überfahrt. Sie erreichten Norwegen im Norden. König Olaf saß dieser Zeit in Thrandheim. Thorkel begab sich sogleich an den Hof des Königs Olaf und mit ihm Gellir, sein Sohn. Sie wurden da gut aufgenommen. In so hohem Ansehen stand Thorkel beim Könige während des Winters, daß es allgemein erzählt wird, der König habe ihm nicht weniger als hundert Mark reinen Silbers geschenkt. Der König gab Gellir zu Weihnachten einen Mantel, der war von höchster Kostbarkeit und ein herrliches Stück.

In diesem Winter ließ König Olaf in der Stadt eine Kirche aus Holz bauen; sie war als große Hauptkirche geplant und sollte prächtig ausgestattet werden. Im Frühling wurde das Holz an Bord geschafft, das der König Thorkel geschenkt hatte. Dies Bau- Belz war lang und gut, denn Thorkel führte genaue Aufsicht.

Es war eines Morgens in der Frühe, daß der König ausging mit wenigen Begleitern. Er sah einen Mann oben auf der Kirche, die dort im Bau war in der Stadt. Er wunderte sich sehr darüber, weil es noch früher am Tage war, als die Zimmerleute gewohnt waren aufzustehen. Der König erkannte den Mann. es war Thorkel, Eyjolfs Sohn; er maß alle die größten Balken, sowohl Querbalken wie Längswandbalken und stehende Pfosten.



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Der König begab sich sofort dorthin und sprach: "Was bedeutet das, Thorkel Hast du die Absicht, hiernach die Maße zu nehmen für das Kirchenbauhols, das du nach Island schaffen willst:" Thorkel antwortete: "So ist es, Herr." Da sprach König Olaf: " Hau du zwei Ellen ab von jedem großen Balken, und die Kirche wird dennoch die größte in Island sein." Thorkel erwiderte: Behalte dir dein Hol;, wenn du meinst zu viel gegeben ;u haben oder dich das Verlangen plagt, es zurück zu bekommen; ich will auch nicht eine Elle davon abhauen ; ich werde Mittel und Wege finden, mir anderes Bauholz zu verschaffen."

Da sagte der König und blieb ganz ruhig dabei: "Beides ist wahr, Thorkel, daß du ein tüchtiger Mann bist und daß du dich jetzt sehr überhebst; denn gewiß ist es Hochmut von einem Bondensohn, wenn er sich mit uns messen will; und das ist nicht wahr, daß ich dir das Bauholz mißgönne, sollte es dir beschieden sein, damit eine Kirche zu bauen; sie würde doch niemals so groß werden, daß dein ganzer Hochmut drin Platz haben könnte. Aber eine Ahnung sagt mir, als werde man wenig Nutzen von diesem Halse haben, und als werde es nicht dazu kommen, daß du einen Bau mit diesem Holze aufführst." Damit brachen sie ihre Unterhaltung ab, der König wandte sich zum Gehen, und man merkte, wie er darüber böse war, daß Thorkel sich gar nichts daraus machte, was der König sagte. Doch ließ der König es nicht zum Ausbruch kommen. Er verabschiedete Thorkel in großer Freundlichkeit. Thorkel stieg an Bord und ging in See.

Sie hatten guten Wind und waren nicht lange unterwegs. Thorkel kam mit seinem Schiff in den Hrutafjord. 1 Er ritt sogleich vom Schiffe heim nach Helgafell; jedermann freute sich seiner Ankunft. Thorkel hatte sich große Ehre erworben durch diese Fahrt. Er ließ sein Schiff an Land bringen und sicher versorgen und gab das Kirchenbaubolz an einer Stelle in verwahrung, wo es gui aufgehoben war; es wurde im Herbste noch nicht nach dem Süden geschafft; denn er hatte immer vieles andere zu tun. 1 

vgl. S. 67, Anm. 1.



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Thorkel saß nun daheim während des Winters auf steifem Hof. Er hatte ein Weinachtsgelage in Helgafell, dabei waren eine große Menge Menschen, und überhaupt trieb er großen Aufwand in dem Winter. Aber Gudrun hielt ihn hierbei nicht zurück sie sagte, das sei der Zweck des Geldes, daß die Männer sich dadurch Ansehen verschafften, und da mußte auch alles herhalten, wenn Gudrun etwas nötig schien Rr standesgemäßes Wesen. Thorkel gab in dem Winter seinen Freunden viele kostbare Geschenke, die er mit nach Island gebracht hatte.


75. Thorstein und Thorkel machen einen vergeblichen Versuch, Halldor zum Verkauf von Hjardarholt zu zwingen

In diesem Winter nach Weihnachten brach Thorkel von Hause auf nach dem Hrutafjord im Nordlande, um seine Bauhölzer südwärts zu schaffen. Er ritt zuerst in den Tälerbezirk hinein und zwar nach Ljarskogar zu seinem verwandten Thorstein und besorgte sich Männer und Pferde. Dann ritt er weiter nordwärrs zum Hrutafjord und hielt sich da eine Zeitlang auf und überlegte sich, wie er die Rückreise einrichten sollte; er brachte da aus der Fjordgegend Pferde zusammen, denn er wollte, wenn es möglich wäre, nicht mehrere Fahrten machen. Es ging das nicht so schnell. Thorkel hatte damit bis in die Zeit der Langfasten zu tun, ehe dieses Unternehmen in Gang kam; er schleppte das Bauholz mit mehr als zwanzig 1 Pferden aus dem Nordlande und ließ das Holz an der Mündung der Lja aufstapeln. von dort gedachte er es zu Schiff hinaus nach Helgafell zu schaffen.

Thorstein besaß ein großes Reiseboot, und Thorkel hatte vor, das Schiff zu benutzen, wenn erden Heimweg antreten würde. Thorkel war in Ljarwgar während der Fastenzeit; denn zwischen den verwandten bestand herzliches Einvernehmen

Thorstein redete mit Thorkel darüber, daß es ihm gut passen würde, wenn sie zusammen nach Hjardarholt ritten. — "ich 

1 Diese 3uyl ist sicher falsch, es müssen weit mehr Pferde gewesen sein in der Erzählung vom hühnerthoirr (Kap. 3) sind iaa Pferde notwendig, um eine Schiffsladung fortzuschaffen. vgl. S. j77, Anm. 5.



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will das Land von Halldor kaufen, denn er hai wenig Geld, seitdem er den Bollisöhnen die Vaterbuße hai zahlen müssen, und das Land ist so, daß ich es sehr gern besitzen möchte." Thorkel sagte, er habe nur zu bestimmen. Sie ritten von Hause fort und waren zusammen an zwanzig Mann. Sie kamen nach Hjardarholt; Halldor nahm sie gui auf und war sehr gesprächig mit ihnen. Es waren wenig Männer daheim, denn Halldor batie Leute ins Nordland um Steiiigrimsfjord 1 geschickt. Da war ein Walfisch angetrieben, an dem er Anteil hatte. Beinir der Starke war zu Hause. Er war allein noch von den Männern am Leben, die bei Olaf, Halldors Vater gewesen waren.

Halldor hatte mit Beinir gesprochen, gleich als er Thorstein und seine Leute heranreiten sah: Ich sehe deutlich voraus. was diese beiden Vettern wollen; sie werden mir mein Land abkaufen wollen, und wenn es so ist, so werden sie mich ;u einer Unterredung holen. Ich vermute, daß sie sich rechts und links von mir niedersetzen werden, und wenn sie mir irgend ein Leid antun wollen, so sei du ebenso schnell, Thorstein anzugreifen, wie ich Thorkel. Du bist seit langer Zeit unserer Familie treu gewesen. Ich habe auch auf die nächsten Höfe nach Männern geschickt; ich möchte, daß es sich genau so träfe, daß diese Leute kämen, wenn wir mit unserm Gespräch zu Ende sind." Und als der Tag weiter vorgeschritten war, schlug Thorstein Halldor vor, daß sie zusammen zu einer Unterredung gehen wollten. "Wir haben etwas mit dir zu besprechen." Halldor sagte, es sei ihm recht. Thorstein sprach zu seinen Gefährten, es sei nicht nötig, daß sie mitkämen. Aber Beinir ging nichts destoweniger mit; denn ihm schien die Sache ganz so zu verlaufen , wie Halldor vermutet hatte. Sie gingen ein weites Stück hinaus auf die Hofwiese. Halldor hatte einen enganschließenden Mantel an mit langer Brustspange, wie es damals Brauch war. Halldor setzte sich nieder auf die Erde und rechts und links von ibm die beiden Vettern, und sie setzten sich dicht zu ihm auf den Mantel. 2 Aber Beinir stand hinter ihnen und hatte eine große Art im Arme. 1 

vgl. S. 39, Anm. i. Ähnliche Situation in einer meisterhaft entworfenen Szene der Saga vom Hühnerthorir (Kap. io). Auch hier drängen



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Da sprach Thorstein: "Das ist mein Geschäft hier, das ich dir dein Land abkaufen will. Ich bringe das deshalb jetzt zur Besprechung, weil gerade mein Vetter Thorkel dabei ist. Ich meine, dies müßte auch dir gut passen, denn mir ist gesagt, daß du nicht genügend Geld bast und daß dein Land dir viele Kosten macht. Ich werde dir dafür einen Wohnsitz geben, der dir anständig ist, und dabei so viel noch. wie wir beide untereinander ausmachen werden."

Halldor wies das zuerst durchaus nicht von sich, und sie gingen auf die Kaufbedingungen ein, und da er ihnen nicht abgeneigt schien, so mischte Thorkel sich eifrig in die verhandlung ein und wollte den Kauf zwischen den beiden zum Abschluß bringen. Da begann Halldor sich ihnen um so mehr zu entziehen, als sie eifriger ibm zuredeten, und schließlich kam es so, daß das Ziel ihnen um so ferner rückte, je mehr sie auf Halldor eindrangen. Da sprach Thorkel: "Siehst du nicht, Vetter Thorstein, wie es steht: Er hai diese Sache den ganzen Tag hingezogen vor uns, und wir haben hier gesessen für ihn zu Spott und Hohn. Wenn dein Sinn auf dem Landkauf besteht, so sind wir genötigt, schärfer vorzugehen." Thorstein sagte, er wolle nun seinen Bescheid haben. Er forderte Halldor auf, ihnen nun keinen Dunst mehr vorzumachen; ob er sich auf den Landkauf einlassen wolle oder nicht. Halldor antwortete: "Ich denke, wir wollen das nicht im Dunkeln lassen, daß du ohne Kauf nach Hause reiten mußt heute abend." Da sagte Thorstein: "Ich glaube, wir brauchen nun auch nicht länger mehr mit der Erklärung zurückzuhalten , was wir im voraus beschlossen haben, nämlich dir die Wahl zwischen zwei Dingen stellen, denn wir meinen, die stärkere Sache zu haben durch unsere Übermacht. Das eine ist. daß du diesen Handel freiwillig eingehst und dafür unsere Freundschaft bekommst. Aber das andere und gewiß das schlimmere ist, daß du gezwungen deine Hand ausstrecken mußt und Hof und Land Hjardarbolt in meine Hand übergibst." Und als Thorstein ihn auf diese Weise bedrohte, da sprang Halldor so heftig auf, daß die Spange des Mantels zerbrach, und sagte: gen 

sich die beiden Besucher so nahe an Gunnar, daß sie auf seinem mantel sitzen.



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Eher wird nach anderes geschehen, als daß ich etwas ausspreche , was ich nicht will." "Und was wird geschehen?' Sagte Thorstein. Eine Holzart wird dir in den Kopf geschlagen werden von dem elendesten Mann und so dein Übermut und deine Ungerechtigkeit zu nichte werden. 1 Thorkel antwortete: Das ist eine böse Prophezeiung, und wir hoffen, daß ue nicht in Erfüllung gehen wird; und nun, sage ich, liegt genug Grund vor, wenn du, Halldor, dein Land lassen mußt und gar kein Geld dafür bekommst." Da antwortete Halldor: "Eher sollst du nach den Tangblasen greifen im Breidifjord, 2 ehe ich gezwungen mein Land verkaufe."

Halldor ging zum Hause zurück nach diesen Worten.

Zu gleicher Zeit sammelten sich die Männer auf dem Hofe, nach denen er geschickt hatte. Thorstein war furchtbar zornig und wollte auf der Stelle Halldor angreifen. Thorkel bat ihn. das nicht zu tun, — " das wäre sehr unschicklich in dieser heiligen Zeit; aber wenn sie vorüber ist, will ich mich nicht widersetzen, daß wir es auf einen Zusammenstoß ankommen lassen." Halldor sagte, er traue sich zu, jederzeit fur sie gerüstet ;u sein.

Darauf ritten die beiden fort und redeten noch viel miteinander über ihre Fahrt. Thorstein sprach, es sei wahr, sagte er, ihre Fahrt sei ganz jämmerlich verlaufen, — "aber warum bast du dich so gescheut, Vetter Thorkel, Halldor anzugreifen und ibm eine Schmach anzutun: Thorkel antwortete: "Sahst du nicht Beinir , wie er hinter dir stand mit der bereiten Art. Das war ja gerade das allerbedenklichste dabei; denn er hätte dir sofort die Uri in den Kopf geschlagen, wenn ich Miene gemacht hätte. irgend etwas zu wagen." Sie ritten nun beim nach Ljarskogar. Die Fastenzeit ging weiter und die Karwoche kam heran.


76. Thorkel ertrinkt

Um Gründonnerstag früh am Morgen rüstete sich Thorkel zur Fahrt. Thorstein suchte ihn auf jede Weise zurück ;u halten, — denn das Wetter scheint mir unsicher," sagte er. 

1 Halldor sagt dem Thorstein einen gewaltsamen Tod voraus. ow Isländischen Annalen berichten davon, die näheren Umstände sind nicht bekannt. 2 Dirge Prophezeiung geht nach kurzer Zeit in Erfüllung.



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Thorkel sagte, das Weiter würde sehr gut werden — und du sollst mich nun nicht zurückhalten, Vetter, denn ich will nach Hause vor Ostern. Nun brachte Thorkel das Reiseboot zu Wasser und belud es. Thorstein trug immer wieder ans Land. was Thorkel und seine Gefährten einluden. Da sprach Thorkel: "Hör nun auf, Vetter und hindere nicht unsere Fahrt, du bekommst deinen Willen nicht dieses Mal. Thorstein erwiderte: So wird nun von uns beiden der seinen Willen haben. der das Unheil auf sich zieht, und diese Fahrt wird verhängnisvoll werden." Thorkel sagte, er hoffe, sie würden sich gesund wiedersehen.

Thorstein ging nun beim und war sehr niedergeschlagen. Er ging in die Stube und hat. ihm etwas unter den Kopf zu legen, und so geschah es; die Magd sah, daß die Tränen aus seinen Augen hinab aufs Kissen flossen. Und etwas später fuhr ein starker Windstoß gegen das Haus; da sprach Thorstein: Jetzt können wir hören, wie der Mörder meines Vetters Thorkel einherbraust.

Nun ist von der Reife Thorkels und seiner Gefährten zu erzählen Sie segelten an dem Tage hinaus, den Hvammsfjord entlang, und waren zehn auf dem Schiffe; das Wetter begann sehr scharf zu werden und steigerte sich schließlich zu einem heftigen Sturme. Sie hielten wacker ihr Schiff in Fahrt es waren Männer von größter Unerschrockenheit. Thorkel hatte das Schwert Sköfnung mit sich, es lag in einem Kasten Thorkel segelte, bis er in die Nähe von Bjarnarey kam, von beiden Ufern des Fjords konnte man ihre Fahrt beobachten. Und als sie soweit gekommen waren, fuhr eine Bö ins Segel und brachte das Schiff zum Kentern. Thorkel ertrank da und alle Männer, die mit ihm waren. Die Bauhölzer wurden weit unter den Inseln herumgetrieben, die Eckpfeiler trieben auf die Insel, die seitdem Stafey (Pfeilerinsel) heißt. Sköfnung wurde gehalten durch die Innenhölzer des Reiseboots; er fand sich auf Sköfnungsey wieder.

Aber am Abend desselben Tages, an dem Thorkel mit seinen Gefährten ertrunken war, geschah es in Helgafell, daß Gudrun zur Kirche ging, als die Leute schon zu Beit waren; und als



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sie zur Kirchhofstür kam, sah sie einen Wediergänger vor sich stehen. Er beugte sich über sie und sprach: Große Neuigkeiten, Gudrun," sagte er. Gudrun antwortete: "So schweige du davon. Elender. Gudrun ging auf die Kirche zu, wie sie sich vorgenommen hatte, und als sie zur Kirche gekommen war, glaubte sie zu sehen, daß Thorkel und seine Leute heimgekommen waren und daß sie draußen vor der Kirche standen. Sie sah, wie das Meerwasser aus ihren Kleidern tropfte. Gudrun redete sie nicht an, sondern ging hinein in die Kirche und verweilte dort so lange, wie es ihr gut schien; dann ging sie in die Stube, weil sie dachte, Thorkel würde mit seinen Leuten sich dorthin begeben haben, und als sie in die Stube kam, war dort niemand. Da fiel Gudrun schwer aufs Herz alles, was ihr begegnet war.

Am Karfreitag sandte Gudrun ihre Leute aus, die sich nach Thorkel und seinen Begleitern erkundigen sollten, einige die Rüste entlang, einige nach den Inseln; da war das Schiffsgut schon weit umher angetrieben. an den Inseln und den beiden Fjordufern. Am Sonnabend vor Ostern erfuhr man. was geschehen war. und die Kunde machte tiefen Eindruck, denn Thorkel war ein großer Häuptling gewesen. Thorkel war achtundvierzig Winter alt, als er ertrank; das geschah vier Winter bevor König Olaf der Heilige siel. 1

Gudrun empfand den Tod Thorkels schwer, aber trug doch den verlust mit Seelenstärke. Nur wenig von dem Kirchenholz wurde geborgen. Gellir war damals vierzehn Jahr; er übernahm die Wirtschaft gemeinsam mit seiner Mutter und die Häuptlingswürde. Es war bald an ihm zu erkennen, daß er wahl geeignet war für eine führende Stellung. Gudrun wurde sehr fromm. Sie war die erste Frau in Island, die den Psalter lernte. Lange lag sie in der Kirche zur Nachtzeit im Gebet. Herdis. Bollis Tochter, begleitete sie immer in der Nacht. Gudrun liebte Herdis sehr.

In einer Nacht, wird erzählt, träumte der jungen Herdis, daß eine Frau zu ihr käme, die war in wollenem Mantel, und um den Kopf hatte sie ein Tuch geschlungen; sie schien ihr nicht 1 

König Olaf fiel 1030 in der Schlacht von Stiklastadir.



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angenehm von Aussehen. Die Frau begann zu sprechen: "Sag du das deiner Großmutter, das ich schlecht mit ihr zufrieden bin, denn sie wälzt sich alle Nächte über mir und läßt so heiße Tropfen auf mich fallen, daß ich ganz und gar davon brenne. Und das sage ich zu dir deshalb, weil du mir etwas besser gefällst ; indessen schwebt auch über dir etwas Sonderbares, und doch würde ich mit dir schon auskommen, wenn ich nur Ruhe fände vor Gudrun." Darauf erwachte Herdis und erzählte Gudrun ihren Traum. Gudrun meinte, daß die Erscheinung gutes bedeute.

Am Morgen darauf ließ Gudrun die Bretter des Fußbodens in der Kirche aufheben. dort, wo sie gewohnt war, zum Gebet niederzuknien. Sie ließ dort in die Erde graben. Da fand man in der Tiefe Gebeine, die waren schwarz und unheimlich; man fand da auch ein Brustgehänge und einen großen Zauberstab. Daraus schloß man, daß dort das Grab einer Zauberin gewesen war. Die Gebeine wurden weit fortgeschafft an eine von Menschen möglichst wenig begangene Stelle.


77. Bolli kehrt heim

Als vier Winter seit dem Ertrinken Thorkels, des Sohnes des Eyjolf, vergangen waren, kam ein Schiff in den Eyjafjord; das gehörte Bolli, dem Sohne Bollis; die Mannschaft darauf waren meistens Norweger. Bolli brachte viel Gui mit nach Island und viele kostbare Kleinode, die Fürsten ihm geschenkt hatten. Bolli hatte ein so prunkvolles Wesen angenommen , nachdem er von dieser seiner Reise zurückgekehrt war, das er keine andern Kleider tragen mochte als Kleider aus Scharlach oder andern kostbaren Stoffen, und alle seine Waffen waren mit Goldschmuck versehen man nannte ihn Bolli den Stolzen. Er erklärte seinen Schiffsgenossen, das er die Absicht habe, nach dem Westland in seine Heimatgegend zu reiten, und gab Schiff und Ladung in die Obhut seiner Schiffsgenossen. Bolli ritt vom Schiffe mit elf Mann; sie waren alle in Scharlachkleidern. die Gefolgsleute Bollis und ritten auf vergoldeten Sätteln; alle waren )ie Männer von gutem Aussehen, aber Bolli übertraf sie doch noch. Er war in den kost



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baren Kleidern, die ihm der König von Miklagard geschenkt hatte; darüber trug er einen reien Scharlachmantel, am Gürte! bing ihm Fußbeißer, Querstange und Knauf waren mit Goldarbeit geschmückt, der Griff mit Golddraht umwunden; er hatte einen vergoldeten Helm auf dem Kopf und einen roten Schild an der Seite, auf dem ein Ritter in Gold dargestellt war; in der Hand trug er eine Stosßlanze, wie es Brauch ist im Auslande; und wo sie über Nacht blieben, hatten die Frauen nichts anderes zu tun, als auf Belli zu schauen, auf seine Pracht und die seiner Gefährten.

In diesem ritterlichen Aufzuge ritt Bolli in die Bezirke des Westlandes ein. immer weiter, bis er nach Helgafell kam mit seiner Schar; Gudrun war hocherfreut über ihren Sohn. Belli hielt sich da nicht lange auf; dann ritt er wieder landeinwärts nach Sälingsdalstunga, um seinen Schwiegervater Snorri und Thordis, seine Frau, zu tressen. Das war ein sehr frohes Wiedersehen; Snorri lud Bolli zu sich ein, mit so viel Mann, wie er wollte. Bolli nahm das an. und er war bei Snorri den Winter über und ebenso die Männer, die mit ihm von Norden gekommen waren. Bolli wurde berühmt durch seine Reise. Snorri war nicht weniger bemüht, Bolli mit aller Freundlichkeit zu bewirten, als früher, da Bolli bei ihm gewohnt hatte.


78. Snorri stirbt. Gudruns hohes Alter und Tod

Und als Bolli einen Winter in Island gewesen war; fiel Snorri in Krankheit. Die Krankheit machte keine schnellen Fortschritte. Snorri lag sehr lange danieder, und als die Krankheit stärker wurde, ließ Snorri seine verwandten und Verschwägerten zu sich rufen. Da sprach er zu Bolli: Es ist mein Wille. daß du hier den Hof und die Gewalt über die Leute nach meinem Tode übernimmst; ich gönne dir nicht geringere Ehre als meinen Söhnen; der unter meinen Söhnen ist nun auch nicht 1m Lande. von dem ich denke, daß er der erste unter ihnen sein wird, ich meine Halldor." 1 Darauf starb Snorri. Er war sieben 1 

Halldor, der Sohn des Snorri, wurde berühmt durch seine Fahrten mit König Harald Hardradi,



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und sechzig Jahre alt. Das war ein Jahr nach dem Tode König Olafs des Heiligen; so sagt der Priester 'Uri der Gelehrte. 1 Snorri wurde in Tunga begraben.

Bolli und Thordis übernahmen den Hof in Tunga, so wie Snorri bestimmt hatte; die Söhne Snorris waren völlig da- mit einverstanden. Bolli wurde ein sehr tüchtiger und allgemein beliebter Mann.

Herdis Bollis Tochter, wuchs in Helgafell auf und war ein wunderschönes Mädchen. Um sie warb Orm. der Sohn des Hermund, des Sohnes des Jllugi 2 und erhielt sie zur Frau; ihr Sohn war Kodran, der mit Gudrun, der Tochter Sigmunds, vermählt war. Der Sohn Kodrans war Hermund, vermählt mit Ulfeid, der Tochter des Runolf, des Sohnes des Bischof Keul; ihre Söhne waren Ketil, der 'Ubi war in Helgafell, und Rein und Kodran und Styrmir; ihre Tochter war Thorvör, die mit Skeggi, dem Sohne Brands, vermählt war, und davon stammt das Geschlecht der Skogarleute. 3

Ospak dieß ein Sahn des Bolli und der Thordis. Die Tochter Ospaks war Gudrun, die mit Thorarin, dem Sohne des Brand, vermählt war; ihr Sohn war Brand, der Husafell 4 um Priestergut machte; sein Sohn war der Priester Sighvat, der d rt lange wohnte.

Gellir, der Sohn Thorkels, verheiratete sich er nahm Valgerd zur Frau, die Tochter des Thorgils, des Sohnes des 'Ari von Reykjaues: 5 Gellir fuhr nach Norwegen und war bei König Magnus dem Guten 6 und empfing von ihm zwölf Öre Gold und sonst noch großes Gut. Die Söhne Gellirs waren Thorkel und Thorgils; Thorgils Sohn war Ari der Gelehrte; Aris Sohn hieß Thorgils, dessen Sohn war Ari der Starke.

Nun begann Gudrun sehr alt zu werden und lebte in ihrem Trauerstande, wie oben gesagt wurde, noch lange Zeit. Sie war die erste Nonne in Island und Einfiedlerin; und das ist die 

1 nicht in der Islandingabok, vgl. S .3o, Anm. 3. Jllugi war der Vater des Dichters Gunnlaug Schlangenzunge. Skogar, ein Hof im Südlande am Südabhange des Eyjafiallajökull. Husafell liegt im innersten Tau gebiet der Hvita, die in den Borgarfjord münder. vgl. S .33, Anm 4. Dem Sohne Olafs deo Heiligen. nicht wörtlich zu nehmen.



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allgemeine Rede, das Gudrun die hervorragendste Frau ihres Standes hierzulande gewesen ist.

Einmal, so wird erzählt, kam Bolli nach Helgafell, denn Gudrun freute sich immer, wenn er sie besuchte. sollt saß lange bei seiner Mutter und sie redeten vieles miteinander. Da sprach Bolli: Willst du mir etwas sagen, Mutter; was ich sehr gern wissen möchte: welchen Mann hast du am meisten geliebt:" Gudrun antwortete: Thorkel war der mächtigste und der größte Häuptling, und keiner war tüchtiger als Bolli und von so vollkommener Männlichkeit. Thord, der Sohn der Ingunn, war der klügste von ihnen und der beste Rechtskenner; Thorvald nenne ich gar nicht. Da sagte Bolle Ich verstehe das sehr gut, was du mir von dem Wesen aller deiner Männer erzählst, aber das ist damit noch nicht gesagt, wen du am meisten geliebt hast. Du sollst mir das nun nicht länger verbergen." Gudrun antwortete: Stark drängst du mich, mein Sohn, sagte Gudrun, doch wenn ich das jemanden bekennen s; ll, so möchte ich dich am liebsten dazu ausersehen. Bolli bai sie, es zu sagen. Da sprach Gudrun: Dem schuf ich die bitterste Stunde, den ich liebte aus Herzensgrunde. Nun glaube ich," erwiderte Bolli, "daß du ganz aus der Seele gesprochen hast," und er fügte hinzu, sie habe recht daran getan, ihm das zu sagen, was er gern wissen wollte.

Gudrun erreichte ein hohes Alter und so erzählen die Leute, daß sie ihr Augenlicht verloren habe Gudrun starb in Helgafell, und dort liegt begraben. 1

Gellir; Thorkels Sohn, wohnte in Helgafell bis in sein Alter, und vieles Merkwürdige wird von ihm erzählt; er kommt auch in vielen Erzählungen vor, wenn auch hier wenig von ihm berichtet wird. Er ließ eine Kirche bauen in Helgafell, sehr statt- lich, wie Arnor der Skalde der Jarle bezeugt in dem Nachrufsgedicht , das er auf Gellir gemacht bai; da spricht er deutlich hierüber.

Und als Gellir schon in ein ziemlich hohes Alter gekommen 

1 Ihr Grab wird dort gezeigt. Berühmter Dichter; den Beinamen erhielt er, weil er die Jarle oer Orlneys gefeiert hat. von dem hier erwähnten Gedicht auf Gellir, der 1073 gestorben ist, hat sich nichts erhalten.



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war, rüstete er sich zur Ausreise. Er kam nach Norwegen, hielt sich da aber nicht lange auf, sondern verließ das Land gleich wieder und wanderte südwärts nach Rom, um das Grab des heiligen Apostels Petrus zu besuchen. Auf dieser Fahrt brachte er sehr lange Zeit zu, dann reiste er nach dem Norden zurück und kam nach Dänemark; da wurde er krank und lag sehr lange danieder und empfing alle geistlichen Segnungen. Dann starb er und liegt in Roskilde begraben.

Gellir hatte Sköfnung mit sich genommen, und das Schwert kam nicht mehr in den Besitz eines andern; es war aus dem Grabhügel des Hrolf Krake geraubt worden Und als der Tod Gellirs in Island bekannt wurde, da übernahm Thorkel, sein Sohn, das vatererbe in Helgafell; aber Thorgils, der andere Sohn Gellirs, ertrank jung 1 im Breidifjord und alle, die mit ihm auf dem Schiffe gewesen waren. Thorkel, der Sohn Gellirs , war ein sehr tüchtiger Mann und wurde gerühmt wegen seines ungewöhnlichen Wissens.

Und hiermit schließt nun die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal. 

1 Einige Jahre vor dem Tode seines vaters. Thorgils Sohn ist der berühmte Geschichtsschreiber



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Skizze des Hvammsfjords