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Inhalt
Zur Einführung in die erste Geschichte. .. Seite 1
Zur Einführung in die zweite bis fünfte Geschichte .. 12
Die Geschichte von den Leuten aus dem Seetal 21
1. Thorsteins Geschlecht . 23
2. Ketil reizt seinen Sohn Thorstein zur Heldentat an 23
3. Thorstein tötet den Räuber Jökul .. 24
4. Thorsteins Heimkehr . 29
5. Thorstein söhnt sich in Gautland mit Jökuls Vater aus 29
6. Thorstein heiratet Thordis, Jökuls Schwester, und kehrt nach Jarl Ingimunds Tode in das Raumstal zurück .. 33
7. Ingimunds Geburt. Seine Wikingszüge mit seinem Ziehbruder und Sämund .. 34
8. Ingimund bietet König Harald sein Kriegsvolk an 38
9. Die Schlacht im Bocksfjord; König Harald dankt und straft .. 40
10. Die Weissagung des Finnenweibes .. 42
11. Thorstein segnet seinen Sohn und stirbt .. 45
12. Der Finnenzauber; Ingimund beschließt die Fahrt nach Island. .. 45
13. Ingimunds Kinder .. 48
14. Ingimund überwintert bei Grim und zieht aus, sein Land zusuchen .. 49
15. Ingimund findet sein Land im Seetal .. 51
16. Ingimund besucht König Harald. Wie das Land dicht besiedelt ward .. 53
17. Wie das Schwert Sippenknauf in Ingimunds Geschlecht kam . 56
18. Von Hrolleif dem Langen; wie er seinem Oheim Sämund Ungelegenheiten macht und Uni beschimpft 58
19. Hrolleif erschlägt Odd .. 60
20. Hrolleif wird aus dem Skagafjord verbannt. Ingimund nimmt ihn zu sich .. 62
21. Ingimund weist Hrolleif nach Rücken. Die Ankunft der Brüder Hallorm und Thororm . 63
22. Hrolleif tötet Ingimund .. 64
23. Die Ingimundssöhne finden ihren Vater zu Hause tot. Der Schmerz der Freunde . 67
24. Hrolleifs Flucht. Die Trauer der Söhne . 69
25s. Die Brüder stören Hrolleif auf .. 70
26. Die Rache .. 72
27. Die Ingimundssöhne teilen das Vatererbe . 74
28. Von Thorolf Hammer .. 75
29. Der Streit um das Almland gegen Mar Jörundssohn 78
30. Von Thorolf Höllenhaut .. 83
3i. Bergs Hochmut .. 85
32. Der Streit auf Skidis Hochzeitsfest .. 86
33. Bergs Übermut auf dem Welpenseething .. 88
34. Wie die Brüder die Schandstange gegen Berg und Finnbogi errichten. .. 90
35. Die Brüder verbannen Finnbogi und Berg aus dem Weidental .. 92
36. Groas Zauber . 95
37. Wie Thorstein das Godord an sich brachte. Ingolfs Liebschaft mit Valgerd, Ottars Tochter.. .. 96
38. Der Tod der Ingimundssöhne. Von Thorsteins Söhnen Ingolf und Gudbrand .. 99
39. Ottar entsendet einen Meuchelmörder gegen die Brüder .. 100
40. Ottar entsendet einen zweiten Meuchelmörder; der tötet Gudbrand .. 102
41. Ingolf fällt im Kampfe gegen Räuber .. 105
42. Die Godenwahl im Schattental. Thorkel Krabbler führt sich ins Geschlecht der Seetaler ein .. 108
43. Thorkels Fahrt zum Jarl der Orkneys Sigurd .. 110
44. Wie Thorkel Glädir erschlug und Gudmund der Mächtige betört ward .. 112
45. Thorkel wird Gode der Seetaler. Wie er Hermund vor der Rache des Seetalergoden rettet .. 118
46. von Bischof Fridrek, Kodran dem Weitgereisten und den beiden Berserkern Hauk. Thorkel nimmt die Taufe . 120
47. Wie Thorkel Frieden stiftet. Sein christlicher Tod .. 122
Nachbemerkung .. 125
Die Geschichte von Finnbogi, dem Starken .. 127
1. Die Landnahme Asbjörns. Wie seine Tochter geraubt wurde . " " 129
2. Der Sohn der Thorgerd wird ausgesetzt . 130
3. Gest findet das ausgesetzte Kind . 131
4. Urdarkött wächst bei Gest und Syrpa auf .. 132
5. Urdarkött fängt einen Fisch . 133
6. Thorgeir erkennt Urdarkötts Abkunft. Urdarkött zieht zu seinem Vater .. 134
7. Urdarkött bricht einem Bullen das Genick .. 137
8. Urdarkött rettet den Norweger Finnbogi aus Seenot 138
9. Finnbogi stirbt und hinterläßt seine Waffen und seinen Namen Urdarkött .. 141
10. Finnbogi fährt aus und leidet Schiffbruch. Bard in Halogaland nimmt ihn auf .. -- -- .. 143
11. Finnbogi tötet den geächteten Bären .. 146
12. Alf verspricht, Finnbogi zu Jarl Hakon mitzunehmen 148
13. Alf stellt Finnbogi nach dem Leben und findet selbst den Tod .. 150
14 . Finnbogi raubt Alfs Tochter Ragnhild und fährt nach Lade .. 151
15. Finnbogi bekennt dem Jarl seine Tat . 153
16. Finnbogi besiegt den Mohr .. 154
17. Finnbogi besiegt einen Bären unter Wasser und erwirbt die Huld Jarl Hakons .. 155
18. Finnbogi macht sich auf, eine Forderung des Jarls in Byzanz einzutreiben. .. 157
19. Finnbogi wird am Königshof in Byzanz wohl aufgenommen .. 158
20. Finnbogis Kraftprobe vor dem König .. 159
21. Finnbogi gewinnt die Hand der Ragnhild und verabschiedet sich vom Jarl .. 160
22. Finnbogi zieht wieder auf den Hof Am Strande . 162
23. Finnbogis Gestüt auf der Flateytalsheide. Er verfeindet sich mit Uri .. 162
24. Uxis Fall. .. 163
25. Die Brettings söhne bereiten die Klage vor .. 164
26. Die Klage wird abgewiesen. Finnbogis Söhne .. 165
27. Der Überfall. Finnbogi erschlägt zwölf Männer auf der Heidekuppe. .. 165
28. Finnbogi siedelt ins Weidental über .. 168
29. Thorvald Häckselbart tötet Finnbogis Söhne. Finnbogis zweite Heirat mit Hallfrid, Eyjolfs Tochter .. 169
30. Thora, Jökuls Geliebte, wird Thorkel, Finnbogis Schützling, versprochen. Jökuls Drohung .. 171
31. Jökul überfällt Finnbogi. Finnbogi lädt die Männer von Tempel zur Hochzeit .. 173
32. Jökul muß vor Thorgrim und dem Knechte Svart abziehen . 175
33. Bergs Ankunft. .. 177
34. Berg und Jökul geraten aneinander. Jökul errichtet Finnbogi eine Hohnstange. .. 178
35. Bergs Fall. Gunnbjörn zieht mit Dalla nach Norwegen .. .. .. 180
36. Finnbogi wird Christ. Asbjörns Tod. Finnbogis Kraftprobe.. .. 184
37. Jökuls Überfall auf Gunnbjörn. Finnbogi siegt über die Tempelleute .. 187
38. Finnbogi muß an die Holzsackbucht übersiedeln .. 189
39. Jökul schickt einen Meuchelmörder nach Finnbogi .. 191
40. Der zweite Anschlag Jökuls durch Thorbjörn Hammer 193
41. . Finnbogi nimmt den von Brand geächteten Vermund auf. Der Kampf mit Brand .. 197
42. Brand vergleicht sich mit Finnbogi und versöhnt ihn dann auch mit den Seetälern . 201
43. Finnbogis Lebensende.. .. 204
Die Geschichte von Thord und seinem Ziehsohn 207
1. Thord Thordsson in König Gamlis Gefolge .. 209
2. Thord und seine Brüder töten König Sigurd .. 211
3. Ausfahrt nach Island. Skeggi am Mittelfjord . 213
4. Thord wird Skeggis Nachbar in Os .. 215
5. Thord rettet Eid das Leben .. 217
6. Eid wird Thords Ziehsohn . 219
7. Asbjörn begehrt die Sigrid. Thord und Asbjörn geraten aneinander .. 220
8. Skeggi verspricht, um Sigrid zu werben. Thord und Skeggi reiten zum Borgfjord . 222
9. Skeggi hilft Thord auf dem Markte. Sigrid wird dem Asbjörn versprochen .. 224
10. Orm sucht Sigrid zu gewinnen . 228
11. Orms Tod. Eid verhindert den Kampf zwischen Thord und Skeggi .. 231
12. Thord verläßt Os und reitet Jndridi entgegen .. 233
13. Der Kampf ander Adlerspitze .. 237
14. Thord in Großhof .. 239
15. Der Kampf mit Össur im Hjaliatal .. 241
16. Össurs zweite Niederlage . 245
17. Thorhalls verrat. Össurs Fall .. 249
18. Skeggi überfällt Thord, Eid trennt die beiden. Thorhalls Ende .. 251
19. Skeggi und Asbjörn lauern Thord vergeblich auf .. 254
20. Kampf an den Quellen und vergleich .. 257
21 .Der Schiedsspruch .. 259
22. Asbjörns Hochzeit .. 259
23. Thords Heirat . 261
24. Sörli versucht die Rache und fällt.. .. 261
25. Ausgang. .. 263
Die Geschichte vom durchtriebenen Ofeig . 265
1. Odd erwirbt sich auf Handelsreisen Reichtum .. 267
2. Ospak wird Odds Wirtschafter auf Sandhof .. 269
3. Ospak verain Odd im Godenamt .. -. .- 271
4. Der Schafdiebstahl. Bakis Tod .. -- .. 272
5. Styrmir bringt Odds Prozeß zu Fall. Ofeig meldet sich 277
6. Die Bestechung des Gerichts. Ospak wird geächtet .. 280
7. Die Bundesgenossen laden Odd vor das Allthing gericht. Odds Flucht .. 282
8. Ofeigs Besuch bei Egil .. 285
9. Die Unterhaltung mit Gellir .. 290
10. Schiedsmännerwahl und Spruch .. -. .. 294
11. Odds Hochzeit. .. 301
12. Ausgang. Ospaks Ende .. 302
Die Erzählung von Thorball Biermütze . 305
1. Thorhall wird wegen eines Waldbrandes verklagt 307
2. Thorhall findet Hilfe bei Broddi. Skapti und Gudmund geben das Recht der Selbstentscheidung aus der Hand 309
3. Thorstein erkennt auf eine Spottbuße. Broddi verhöhnt fünf der Goden .. 312
4. Thorkel und Broddi versöhnen sich. Gudmund wird abgefertigt .. 315
Nachbemerkung .. 318
Beilage:
Kartenskizze zu Geschichte 2 —4 mit Skizze zu "Geschichten von den Leuten aus dem Seetal" .. 318
Gedruckt bei Dietsch &Brückner in Weimar Von diesem Buche wurden 50 Abzüge auf Büttenpapier hergestellt / in Ganzleder gebunden und handschriftlich numeriert Dieses Exemplar trägt die Nummer 1r


Thule-Bd.10-000.2 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland


Mit einer Übersichtskarte


Übertr. von W. H. Vogt u. Frank Fischer

Verlegt bei Eugen Diederichs in Jena 1914



Thule-Bd.10-001 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa


Zur Einführung in die erste Geschichte

Wir waren mit kursen Ruhepausen seit früh neun Uhr im Sattel, als wir in den ersten Morgenstunden eines Julitages die letzten Ausläufer des Seetals 1 erreichten. Wir hatten die reißenden Gletscherwasser der Weißache, die ihre Fluten dem Borgfjord im Südwesten Islands zuwälzt, überschritten , der spitze Strut und die stumpfe Kuppe des Eiriksgletschers waren an uns langsam vorübergezogen, und die weite Hochebene der Adlerseeheide 2 hatte uns in ihre Einsamkeit aufgenommen. Nun tauchte der Sandberg 3 auf und wanderte weit ab zur Rechten an uns vorbei, und die Nacht senkte sich herab. Es war schon nicht mehr die silberne Nacht des Juni, die ihren milden Schein wohl vom Meere empfängt; es war schon Schwärze, die sich auf die rötlichen Steine und das spärliche Moos, auf das Messingzaumzeug, auf die abgespannten Gesichter der Reiter legte. Die Sonne war hinter den Hügelrücken, die uns noch vom Seetal trennten, verschwunden; ein leises Rot, das von Westen nach Osten wanderte, zeigte ihren Lauf. Gleichmäßig klapperten die Hufe unserer Pferdchen auf dem Boden.

Da rieselten Bäche aus den braunen Mooren, und Gräser siedelten sich an und wuchsen und wurden frischer von Stunde zu Stunde. Immer wieder brachen die hungrigen Tiere aus, um vom saftigen Grün zu naschen: das grasreiche, fruchtbare Seetal kündigte sich an. Und wie wir nun die sperrende Barre erklommen hatten, da strahlte uns die liebe Sonne ins Gesicht, und der Blick ward hineingezwängt in den engen Weg der Seetalsache.

Der stumpfere Rücken und die sanfteren Lehnen des Weidentalsberges 4 führen zur Linken, der zackige Kamm des Seetalsberges 5 und seine steilen Schrunde zur Rechten das Auge; in ruhigem Fluß zieht die Ache, nur einmal einen weichen Bogen nach Osten und gleich darauf wieder einen scharfen Haken nach 

1 Seetal Vatnsdalr. 2 Adlerseeheide =Arnarvatnsheidi. 3 Sandberg = Sandfiall. 4 Weidentalsberg = Vididasfjall. 5 Seetalsberg -= Vatnsdalssiall.



Thule-Bd.10-002 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

Westen schlagend, ihren Weg durch das Wiesengelände. Sie ist wohl etwas schmaler als die Saale an der Rudelsburg. Viele Gehöfte wenden ihre breite Stirn dem Flusse zu; die Wie kriecht an ihren Torfwänden hinauf und über die Dächer hin : das Land schlingt die Wohnstätten der Menschen in sich hinein.

Viel anders hat es vor tausend Jahren hier auch nicht ausgesehen . Nur daß der Fluß dort, wo er Setzt einen großen Bogen schlägt, sich teilte und auf der Insel ein üppiges Grasland umarmte; das beste im ganzen Tal; nur daß der Pfad damals auf der rechten Seite des Baches hinlief während er jetzt erst am Ausgang des Tals die Furt findet.

Eine Bank sperrt das Wasser und staut es zu einem See; von ihm hat das Tal seinen Namen. Dann sucht sich der Fluß durch dürres, sandiges Gelände seinen Weg zum Welpensee, 1 der sich breit in den großen Welpenfjord öffnet. Bis tief in den Welpensee hinein segelten die Meerschiffe.

von den obersten Siedlungen auf den gewölbten Zungen, die das Hochland zwischen den vier Quellbächen der Ache ins Tal streckt, bis zum See hat sich das Leben unserer Saga im wesentlichen abgespielt, in einem Landstrich, nicht zwei Kilometer breit, dessen Länge der Reiter in zwei bis drei Stunden durcheilt . Etwa in der Höhe der Inselwiese 2 im oberen Drittel des Talzuges hatte Ingimund, der erste Siedler, Hof und Tempel 3 errichtet. Sein Wirtschaftsland reichte vom Hochland bis zu den zwei Teichen, dem Geröllteich 4 und dem Heiligen See, 5 die zur Rechten und Linken des Flusses noch oberhalb des Sees die Wiesenstreifen unterbrechen. Weiter unten nahmen seine Fahrtgenossen kleinere Landstrecken in Besitz: rechts Jörund bis zum Braunkluftsbach, 6 der in den See stürzt, dann Hvati, links Asmund . Ingimund siedelte seine Hintersassen auf seinen Fluren an: wo sich der Karnsbach 7 in die scharfe Ecke des Flusses ergießt, seinen Schwiegersohn Hallorm; auf der untersten Zunge finden wir dessen Bruder Thororm auf Thorormszunge; 8 Habichtskluft 

1 Welpensee und =fjord Hunavatn =fjörd. 2 Inselwiese =Eyjarengi, 3 Tempel Hof. 4 Geröllteich Urdarvatn. 5 Heiliger See - Helgavatn. 6 Braunkluftsbach= - mogilsläkr. 7 Karnsbach Karnsa. 8 Thorormszunge - Thorormstunga,



Thule-Bd.10-003 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

1 und Grimszungen, 2 wohl auch der größere Hof im Schattental 3 scheint zu seiner Zeit gelegt worden zu sein. Gerade einem Hofe gegenüber setzte er Hrolleif auf dem Hügelrücken jenseits des Flusses an.

Zu seiner Söhne Zeiten sehen wir neue Höfe entstehen: Jökul und Smid suchen sich ihre Heimwesen oben auf den Zungen und wohl auch sein Enkel Gudbrand. Noch weiter hinauf haben wohl nur Gesellen Hausung gesucht. Nördlich von Rücken, Hrolleifs Hause, siedelte sein Sohn Thorir auf dem Rinderhofe. 5 Den Mittelpunkt für das Rechts- und Wirtschaftsleben aber fand die Gemeinde auf dem breiten, flachen Sandhügel westlich des Welpensees, auf dem Thingsand. 6 Da wurde dann auch im zwölften Jahrhundert das erste Benediktinerkloster gegründet.

In diesem Tale war der Erzähler der Geschichte von den Leuten aus dem Seetale zu Hause. Hier kannte er jedes Gehöft und jede Schlucht, und jedes Gehöft und jede Schlucht erzählte ihm von längst vergangenen Tagen; von den Tagen, da Ingimund mit seinen Genossen hier Land nahm und weise und friedlich herrschte, bis er von der Hand des Schurken Hrolleif; dem er so viel Gutes getan hatte, den Tod fand; von den glanzvollen Tagen seiner Söhne, Thorstein und Jökul, die den Zauber brachen und dem Übermut steuerten; von der kurzen Herrschaft des lebens- und liebesfrohen Ingolf und seines Bruders Gudbrand frühem Tode; und wieder von der kraftvollen Gestalt des Helden Thorkel, der das Geschlecht der Seetalsgoden zur letzten strahlenden Höhe erhob und mit ihm in die neue Welt des Christentums einging.

Hoch oben im Tale, wo die schwarzen Klippen enger an einander treten, am Fridmundsbache 7 tollte der Junge mit seinen Gesellen um die Burg des wüsten Thorolf Höllenhaut, fuhr mit ihnen die kühne Fahrt Jökuls, erstürmte die Feste und verfolgte den Feind bis hinauf zum Tränenmoor, wo der feige 1 

Habichtskluft =Haukagil. 2 Grimszungen = Grimstungur. 3 Schattental = Forsaeludalr. 4 Hügelrücken = Aas. 5 Rinderhof =Nautabu. 6 Thingsand =Tyingeyrar. 7 Fridmundsbach - Fridmundara 8 Tränenmoor = Gratsmyrr.



Thule-Bd.10-004 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

Übeltäter weinend seinen Tod erwartet hatte. Im Schattental spielte er die Heldentat Thorkels nach und versteckte sich vor den suchenden Genossen in den Löchern am Fluß, in denen der tapfere Thorkel seine Rettung gefunden hatte; aber schnell eilte er an der Habichtskluft vorüber, denn dort lagen die letzten schrecklichen Berserker, die das Tal heimgesucht hatten, verscharrt. Überhaupt gab's so mancherlei Stellen im Tal, an denen man sich besser nicht verweilte. Seit der Zauber der Gros die Felsmassen dort oben zwischen den Zacken des Seetalsberges losgerissen und auf ihr eigenes Gehöft geschleudert hatte, wollte dort kein Mensch mehr hausen; die Stelle stand öde. —Ob's wohl wahr ist, daß da auf der alten Hofstelle Thorolf Hammers am Gestade des Heiligen Sees entsetzliche Zauberkatzen zu sehen sind: Wer wagt sich wohl dorthin : — Auf Rücken, Hrolleifs zerstörtem Hofe, kann man freilich ohne Sorge einhergehen; über diesen Unhold hatte Jakut einen kräftigen Fluch gesprochen, als er ihm das Haupt abschlug —der kam nicht wieder —. Das waren furchtlose Männer, die diesen Übeltätern zu Leibe gingen, die Ingimundssöhne. Wer wollte wohl jetzt gegen den bösen Blick, der die Waffen stumpft und wohl gar die erschlagenen Kämpfer ins Leben zurückzwingt, angehen wie sie? Wer die männermordenden Schneestürme Islands kennt, der weiß, was es heißt, daß Jökul im Zauberwetter der Helga von Tempel bis nach Borg im Weidental zog. Aber was waren das auch für Riesen, er und sein lustiger Freund Farabrand, der, nebenbei bemerkt, vom Sege zum wahren Gott ein Stückchen weiter ab war als die Brüder.

Dort streckt der Seetalsberg zwei Hügel in die Ebene; die umschließen ein feundliches Tälchen; da steht der stolzeste Hof des Tals, Herrn Ingimunds Gehöft, zu dem König Harald selbst das Bauholz geschenkt bat; dahinter hat einst der fromme Mann seinem Gott den Tempel errichtet. Er glaubte noch an die Heidengötter, denn er lebte in der Zeit des alten Gottesdienstes, der gute, milde Mann, der nie die Hand von einem Schützling zog und noch für seinen eigenen Mörder Fürsorge trug, Sollte er wirklich so ganz verirrt gewesen sein: Für Frey hat 

1 Hammerohofen = Sleggjustdiar,



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er den Tempel errichtet; das ist gewiß. Aber es war doch eben nur ein Gott, zu dem er gebetet; er hat wohl schon geahnt; daß ein milder Gott über uns Menschen seine Hand hält, der, welcher uns und die Sonne geschaffen hat.

Wie klug und stark haben seine Söhne in seinem Geiste die Herrschaft im Tale weitergeführt! War mußte es dort unten auf der Walstatt gegenüber der Karnsache einsehen, daß seine Waffen, ja sogar der Zauber seines Mannes gegen das Glück Thorsteins und das Schwert seines starken Bruders Jakut nichts ausrichten konnten; nur Thorsteins Gerechtigkeit sprach ihm damals das heiß umstrittene ?Umland zu. 1 Wie hoch stand der Herr des Seetals über den plumpen Herausforderungen des Prahlers Berg und des hochmütigen Herrn des Weidentals Finnbogi Könnt ihr Weidentaler es leugnen, daß eurem großmächtigen Helden von unserem Jökul die Schandstange errichtet worden ist: Wißt ihr wohl etwas Glaubwürdiges davon zu erzählen, daß Finnbogi und Berg jemals den Waffen der Brüder gestanden haben: Verbannt durch Urteilsspruch an Ort und Stelle, wo sie sich getroffen hatten, mußten die Weidentaler ihre Stätte räumen. Der glückhaften Klugheit und Kraft der Brüder hat nichts widerstehen können.

Drüben an der Straße im Gebüsch ragt ein Hügel; das ist Ingolfs Grab. 2 Er war der schönste aller Männer aus dem Geschlechte der Seetaler, und alle Mädchen waren in ihn verliebt, — und er in sie. Deshalb wollte er auch recht nahe an der Straße begraben sein, daß die Seetalsmädchen seiner gedächten , so oft sie an der Stelle vorüberkamen. Er war der schönste Mann und der geschickteste Spieler; gewiß, aber die Besonnenheit der Ahnen war nicht sein eigen. Seine Liebschaft mit valgerd, Ottars Tochter von den Grimszungen, brachte ihm üble Händel und seinem Bruder den Tod. Aber Ingolf war doch ein ganzer Mann. Er wußte, was er seinen Bauern schuldig war und scheute nicht den Tod für sie.

Ein anderer Geist als in den Ahnen schien zuerst in Thorkel 

1 Almland Hiallaland. Ingolfs Grab Ingolfsleidi.



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Krabbler zu walten. Er stammte nicht aus seines vaters ehelichem Beit, aber er hob sich durch Kraft und Schönheit über seine Brüder echter Geburt. Freilich, die Sklavin, die ihn geboren , war eine Fürstentochter; im Jarl der Orkneys fand er seinen Vetter. Kein Sunder, daß er sich mit starker Tat als ebenbürtig ins Geschlecht einführte und von den Leuten im Seetal mit allen Mitteln zur Godenwürde erhoben ward. Wenn irgend einer Händel hatte, dann wandte er sich an ibn; man wußte es sich weit und breit zu erzählen, mit welch schneller Klugheit er dankbar seiner einstigen Helferin Hild den Sohn vom Tode rettete. Und er, der erste Christ des Geschlechts, ward von seinen Bauern geliebt. wie nur einer geliebt werden kann, der den wahren Gott über alles liebt.

So viele und so vielerlei Erinnerungen hatte der Knabe in sich aufgenommen, der sich als Mann in der Kutte des Mönches hinsetzte, die Geschichte des Herrengeschlechts seines lieben Heimattates aufzuschreiben. —Er war nicht den Weg des wilden Jökul gegangen; nicht Schild und Schwert, sondern Buch und Feder lagen seiner Hand gerecht. Nicht die harte Selbstsucht, die starre Ehre der Ahnen, sondern die milde Lehre des allmächtigen Gottes, Vaters, Sohnes und heiligen Geistes, und die Tugenden des Christentums füllten sein Herz. Ihn schreckte die Herrschgier der Großen seiner Zeit, das zuchtlose Treiben ihrer wilden Banden, die als Freunde oder Feinde gleich unwillkommen auf ihren Thingritten im stillen Tale hausten. Er sehnte einen Häuptling herbei, der weise und friedlich, mit glückhafter Hand seinem Tale Ruhe schaffte, Übeltäter und Zauberer strafte und gerecht die Händel der Bauern schlichtete, Herren, wie Gott sie liebt, demütigen Sinnes, Männer, wie sie in den alten Zeiten das glückliche Tal beherrscht hatten, nur daß die Heiden gewesen waren.

Ihm war der christliche Ritter auch wohlbekannt. König Hakorem der Alte hatte die Schreib- und Sprachkundigen seines Reiches angeregt, südländische Rittersagen zu übersetzen. Da gingen die zierlichen Helden aus Artus' Tafelrunde wunderlich einher in der Umgebung nordischer Bauerngewohnheiten. Die Be



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griffe des festländischen Rittertums suchten nun auch in nordischer Sprache Ausdruck: höfische Zucht, Frauendienst, Maßhalten, Edelmut gegen den Feind, Demut, der tolle Ansturm des Tjosts, die empfindliche Ehre des Ritters, die durch keinen Fehler der Zeremoniells verletzt werden darf, —das alles tauchte wie eine neue Welt vor den Nordmännern auf und ward auf eine gar buntscheckige Weise mit den handfesten Begierden und Ehrbegriffen der Heimat durchschossen —parrieret, wie Wolfram von Eschenbach gesagt hätte. Eine gehobene Stimmung klang aus diesen fremden Geschichten; die Sprache der Übersetzungen liebte Fülle des Ausdrucks, den Schmuck der Wiederholung und des Reimklangs am Anfang des Wortes. Der Dichter war in die Seelen seiner Helden eingedrungen, seine Kunst zerlegte die feinen Regungen in Wechselreden, Selbstgespräche und stille Betrachtungen.

Solche Geschichten kannte unser Erzähler wohl; wir merken es seinem Stil, der Entfaltung der Gedanken seiner Helden und den Idealen, mit denen er sie ausstattet oder an denen er sie mißt, an. Er schwärmt in seiner armseligen Zelle für die Pracht des Palastes, für Edelmut und Demut im Herzen des starken Mannes, für ritterliches Draufgehen und sorgsame Zierlichkeit der Form, wo Ehre auf dem Spiele steht.

Und wie er nun die Geschichten der alten Zeit vor sich ausbreitete, da erschienen ihm ihre Gestalten leise umstrahlt vom Lichte seiner frommen Wünsche und dichterischen Vorstellungen: Er sah ihre Arbeitsfreudigkeit, ihr bäuerlich festes Zugreifen in der Wirtschaft und auf Gelagen, daheim und beim Gastfreund als Dienstwilligkeit, ja als Demut an; ihre Besonnenheit, , ihr Maßhalten glänzte als Tugend, die denen des christlichen Ritters recht nahe lag; der hohe Ahnherr hatte ja sogar für seinen Feind gesorgt: er hat gewiß den wahren Gott geahnt , und der hat es Ingimund gewiß in seinem Reich vergolten , daß ein Schurke ihn meuchlings tötete. Wenn der Räuber Jökul seinem Mörder das Leben schenkt, so erschien ihm das als Sieg, wie ihn der Christ erficht. Der Wikingszug des jungen norwegischen Bauern ward ihm zur ritterlichen Ausfahrt gegen Piraten und der Kampf mit dem Wiking zu einem



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Tjost, wie ihn etwa Parzival gegen Feirefis rennt. Wie gefällt ihm die Pracht im Hause des Räubers und die höfische Sitte des Jarlssohns

Aber es ist eben doch nur ein Schimmer der romantischen Wette der sich über seine Helden legt. Sie bleiben doch Isländer trotz der christlichen und ritterlichen Färbung. Nur in den Stoffen, die der Erzähler selbst zur Füllung von Lücken herangetragen oder mit vielen anschaulichen Zügen ausgestattet hat, wie in der märchenartigen Großtat Thorsteins Retilssohns, der heldischen Wikingsfahrt Ingimunds und der ritterlichen Ausfahrt Thorkels, überwiegt die Farbe südländischer Dichtungen. Wo ihm alte Stoffe zuflossen, verstand er wohl ihren Sinn und gab ihn treulich wieder, ja er wählte sogar den echten alten volksgedanken vom Glück, das dem Menschen zu eigen ist, zum Leitgedanken für seine ganze Geschichte.

Was die Ingimundssöhne auch anfaßten, geriet wohl: Der Mörder ihres Vaters mochte sich verstecken, wo er wollte, sie spürten ihn doch auf; sie scheuchten ihn auf ohne großen Lärm, so daß sein Vetter nicht einmal Ungelegenheiten oder Schande wegen der Preisgabe seines Schützlings hatte, und das ohne Mühe, durch ein paar besonnene Worte und eine Hand voll Geld. Aller Zauber half ihm nichts, sie brachen ihn. Sie sahen den Feind, der sie durch seinen bösen Blick schädigen wollte, immer zuerst, wenn's drauf- und dran kam, so daß sein Zauber zunichte ward. Das waren nicht glückliche Zufälle, die auch ausbleiben konnten; das war ein Glück, das tief in ihrem Wesen saß. Es war wie ein wunderbarer Segen, der in ihnen ruhte und alle ihre Werke zum guten Ende führte; es war wohl ein Geist, der mit den Männern geboren war und ihr Denken und Handeln lenkte. Wie Thorstein als Groas Gast dem zauberischen Steinschlag zum Opfer fallen sollte, ist ihm die Frau im Traum erschienen, die seine Ahnen begleitet hatte, und hat ihn gewarnt und so gerettet. Das war nichts ganz Ungewöhnliches jeden Menschen begleitet ja sein Folgegeist durchs Leben- und über den Sippen waltet wohl auch ein eigner Schutzgeist. Er erscheint dem Menschen wohl vor seinem Tode als unliebes Zeichen, wie dem Thorkel Silbern in Gestalt eines Rosses. Der



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Folgegeist der Ingimundssöhne und seiner Sippe aber war besonders stark; er schenkte Glück durch die Besonnenheit und voraussicht.

Auf Thorsteins Söhnen ruhte das Glück weniger; auf Ingolf noch eher; der sah's den Meuchelmördern, die Ottar schickte, auf der Stelle an, daß sie ihm Unheil brachten. Sein Bruder Gudbrand nahm einen nach dem andern auf. Es war seine Geschicklichkeit, ein glücklicher Zufall vielleicht, daß er der Waffe des ersten entging; aber er hatte eben kein Glück: der zweite traf ihn sicher. Thorkel hatte das Glück wieder: als zwölfjähriger Knabe vollbrachte er Mannestat; der verfolger erreichte ibn nicht; durch unübertreffliche Gewandtheit rettete er den Mann, den er selbst verfolgen mußte.

Nun durchschaute unser Erzähler das Geheimnis seines Herren- geschlechts: der Glücksgeist hat es geleitet.

von hier aus mußte er seine Geschichte zu verstehen suchen, und in der Geschichte des Ahnherrn, die an die Schwelle der undurchschaubaren Urzeit grenzte, entdeckte er die Ouelle dieses Glanzes: das wußte er für gewiß, daß sein Herrengeschlecht aus dem nördlichen Norwegen stammte, aus dem Raumstal, und eine Kunde ist auch an sein Ohr geklungen, daß der Vater Ingimunds durch die unerhörte Heldentat der Tötung eines gewaltigen Räubers sich großen Ruhm errungen habe. Hier ließ erden Hebel seiner Einbildungskraft einsetzen: dieser Mann ward ihm der Held, der das Glück in die Sippe geführt hat: es gelingt dem jungen und nicht grade starken Thorstein Ketilssohn dank dem Glück seines Vaters den riesigen Räuber zu verwunden; aber er gerät in die Hand des Unholds, und der schenkt ihm um seines glückhaften Aussehens willen das Leben. Ja er sendet ihn zu seinem Vater dem Jarl von Gautland, und sorgt dafür, daß er durch seiner Mutter Fürsprache sein Haupt vom Jarl löst und gar die Tochter zur Gattin erhält. Aus der verbindung dieser zwei glückhaften Sippen, der des Herrn vom Raumstal und der des Jarls von Gautland, wird Ingimund geboren, der Träger eines ungeahnten Glückes. Den konnte der Erzähler nun, wie es die Mode der Saga mit sich brachte, auf Wikingszüge ausziehen lassen; sein Glück spendet



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ihm Reichtum und strahlenden Ruhm und edle Männerfreundschaft und läßt ihn in der durch alle Nordlande hochberühmten Schlacht im Bocksfjord Huld und Ehrung und Freundschaft des glänzenden Königs erringen. Denn Ingimund hat sofort durchschaut, daß auf des Königs Seite das Glück liegt.

Von hieraus glaubte der Erzähler nun den Faden des Glücks durch die Geschichte des Geschlechtes ziehen zu können. In der glückhaften Landnahme und Siedelung Ingimunds glänzt er durch, im Leben der Söhne strahlt er hell und endlich in den kühnen und weisen Taten Thorkels. Das Glück gibt seinen Trägern Besonnenheit, Klugheit, daß sie die Dinge durchschauen treffendes Wort und sicheren Plan, aber auch Mut zur entscheidenden Tat und Stärke des Arms.

Aber ganz so glatt, wie es nach dem ersten Entwurf scheinen mochte, legten sich die fest überlieferten Ereignisse doch nicht in die Linien dieses Gedankens. Ingimund ist nicht gern aus der Heimat geschieden; hartes Geschick hat ihn mit unheimlicher Gewalt gezwungen. Er hat es versucht, sich gegen die Weissagung der Finnin zu stemmen, aber die Probe hat ihr Orakel bestätigt; gegen das Geschick kann sich niemand halten. Das ist eine alte vorstellung; ja es ist die Vorstellung, welche die Grundlinien im Weltbild des alten volkes abgegeben hat. — Und Ingimund ist nach einer glückhaften Herrschaft im Seetal von einem Schurken getötet worden. Das alles sieht nicht nach dem Wirken des Glückes aus.

Man hat gemeint, daß der Erzähler das Widerspiel der unverträglichen Gewalten zu einem nachdenklichen Zusammenhang verwoben habe: Ingimunds Glückslauf werde durchkreuzt durch das Schicksal, das ihn nach Island wirft, und endlich zerbrochen durch die gemeine Tat Hrolleifs gegen das Schicksal kann niemand an, auch nicht das Glück Ingimunds, Uns scheinen für diese Auffassung die Belege zu fehlen oder nicht stark genug zu sein; wir glauben andere Gedanken im Kopf des Erzählers spielen zu sehen. Ihn beherrschte die alte Vorstellung von der Macht des Schicksals als einen Sohn seine8 Volkes trotz seinem neuen Glauben doch recht stark; stand er 1 

Bocksfjord - Hafrofjördr,



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doch auch unter dem Druck des Zauberglaubens. Ihn erwärmte der Stoff, er konnte so recht nachfühlen, wie die Weissagung auf den Gemütern der Männer lastete. Das nahm ihn so gefangen, daß er den Gegensatz des Waltens von Schicksal und Glück nicht wahrnahm. Und so ergriff ihn auch der Tod Ingimunds sehr stark: er schilderte den edlen, milden Mann, der im Tod über seinen Mörder Sieger wird, und vergaß die Scharte im Glück. —Es mag ihn auch wohl die Achtung vor dem Stoffe vor starken Eingriffen zurückgehalten haben: daß die Thorsteinssöhne nicht recht glückhaft gewesen sind, sah er wahl und verschwieg es nicht.

Wir haben versucht, uns die Kenntnisse unseres Erählers vorzustellen, uns in seine Stimmungen einzuleben und seiner Arbeit nachzugehen. Er hat es unternommen, einen großen Bau aufzuführen. Er hat einen Plan entworfen und einen Gedanken zum Herrscher über das Ganze zu machen gesucht . Er hat alte Grundrisse, altes Mauerwerk, ja alte Gebäude benutzt. Aber er hat auch selbst den Meißel angesetzt und die Formen nach seinen Gedanken gewandelt. Er hat auch viele neue Steine herbeigeführt, in die alten Werke gefügt und ganz neue Teile errichtet. Uns erscheint sein Werk ähnlich wie eine Kirche unseres Mittelalters, an der viele Geschlechter geschaffen haben, jedes mit seinen vorstellungen vom Schönen, die sich doch als ein Ganzes darbietet; als ein Werk formreicher Mannigfaltigkeit aus einem Guß.

Wir achten in unserem Erzähler eine selbständige Verfasserpersönlichkeit: einen christlich denkenden Mann, mit warmem Herzen für sein Volk und lebhafter Neigung für die glanzvolle Literatur, die die letzte Zeit ihm gebracht hatte. Wir mögen ihn uns wohl als einen Mönch vorstellen und dürfen der Vermutung Raum geben, daß er im Thingsand-Kloster seine Zelle hatte. Hier mag er in der zweiten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts die Geschichte von den Leuten aus dem Seetal gedichtet haben.

Moys bei Görlitz . W. H. vogt



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Zur Einführung in die zweite bis fünfte Geschichte

Keine der vier Geschichten hat, wie die Geschichte von den Seetälern, den Grundriß der Familiengeschichte, die eines Geschlechtes Schicksal erzählt und zu deuten sucht.

Die Geschichte von Finnbogi ist eine Biographie. Mit Finnbogi wechselt sie den Schauplatz; durch seinen äußeren Lebensgang , voll bunter Streitigkeiten und Kämpentaten, ist ihr Aufbau bestimmt. Finnbogi der Starke aber bleibt trotzdem in kühler Ferne; Abenteuer ziehen an uns vorbei und wechselnde Bilder, kaum einmal Menschenschicksale.

Die Geschichte von Thord und seinem Ziehsohn ist innelicher gefügt, —die Handlung geht lebendig von den Menschen aus und zeichnet ihr Bild in Leidenschaften und Rachetrieb, in überlegener Besonnenheit und Ritterlichkeit. Die Biographie nähert sich der Novelle, die menschliche Konflikte stellt und löst. Der fest zugreifende Thord, kurz im Wort und sicher in der Tat, und Skeggi, der stolze alte Herr der Landschaft, geraten mit halb gewolltem Starrsinn zuerst im kleinen zusammen, und die eifersüchtige Gegnerschaft wächst, als Eid, Skeggis Sohn, in eigner Wahl als Ziehsohn zu Thord geht. In Gewalttaten will sie sich entladen. aber Eid tritt jedesmal dazwischen und macht es Skeggi unmöglich, das Schwert zu ziehen. Denn das Sippenband ist unverletzlich. Über aller Zuneigung und Abneigung steht der Zwang der Blutsverwandtschaft; gegen den Blutsfreund sind dem Nordländer die Hände gelähmt. Bis in jeden Affekt, in jedes Aufwallen der Leidenschaft klingt als Unterton die bestimmende Macht der Blutsfeundschaft. Dem Neffen Skeggis, Asbjörn, ist Thords Schwester Sigrid versprochen. Während er auf Reisen ist, kommt sein wilder Bruder Orm und begehrt das Mädchen für sich. Thord erschlägt ihn, als er sich gegen sein Verbot dem Mädchen nähert. Skegis augenblicklicher Rachezug wird von Eid vereitelt. Des Getöteten Schwurbruder nimmt die Rachepflicht zunächst auf, wird besiegt und durch Thords Edelmut gewonnen. Der grimmige alte Össur folgt ihm; auch er wird besiegt und wieder



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geschont, überfällt aber Thord in unvermindertem Hasse und findet beim dritten Zusammenstoße den Tod. Jetzt ist Skeggi von neuem an der Reihe. Zweimal trennt Eid die Gegner im Kampfe, bis sie sich endlich einem Schiedsspruch unterwerfen. Eid fällt ihn zur Ehre beider Teile. Ein letztes Sturmesbrausen noch, als Sörli, Asbjörns und Orms Oheim, nach Island kommt und im Rachekampf für Orm fällt, — dann gebt die Geschichte in ruhigem Frieden zu Ende. Die Erzählung ist in Szenen und Reden lebendig und farbenreich, auch in Seitenfiguren, wie dem Prahler Thorhall und der tatkräftigen Hausbau Olöf von schöner Sicherheit der Zeichnung.

Inder Geschichte vom durchtriebenen Ofeig ist die Handlung aus allem Chronistischen und Biographischen ganz zur Novelle geformt. Die seelische Feinmalerei, besonders in den weit ausgesponnenen Gesprächen, ist aufs äußerste gesteigert. Es ist eine Prozeßgeschichte. Der unscheinbare Ofeig rettet seinen reich und stolz gewordenen Sohn Odd in einem Rechtsstreit durch seine groben, aber gut berechneten Schliche. Die erzürnten Gegner tun sich indes zu einer bedrohlichen Übermacht zusammen, um in einem neuen Prozeß Odd zu vernichten. Und wieder gelingt es Ofeigs Ränken, das Unmögliche möglich zu machen und die verbündeten zu demütigen. Aus ihrer eignen Mitte sucht er sich seine Helfer. Während er noch vor der verkündigung des Schiedsspruchs seinen Gegnern die gröbsten Wahrheiten sagt, weiß er es einzurichten, daß hinterher alle Wut der Geprellten auf ihre eignen bestochnen Genossen fällt, und so endlich den verbündeten die letzte höhnende Abfertigung durch einen Streitgenossen zuteil wird. Der überraschend gesteigerte Humor der Ereignisse wirkt so überzeugend, daß die Geschichte keiner andern an Einheitlichkeit des Eindrucks nachsteht.

Die Erzählung von Thorhall Biermütze ist eine kleine Novellette, deren Inhalt der Ofeiggeschichte nachgebildet ist und ihre Feinheit nicht erreicht. Sie ist mit derber Lebhaftigkeit erzählt. In den Schmähreden nimmt die Derbheit eine Richtung, die wir auch sonst öfter finden, so in den Scheltgesprächen der Eddadichtung.



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Die Isländergeschichte will in Personen und Handlungen geschichtliche Wirklichkeit wiedergeben. Nur durch klare und kühle Kunst der Darstellung und durch seelische Konzentration hebt sie das Stofflich-Historische zum Kunstwerk. Ist schon in der Geschichte von Ofeig dieser historische Grundstoff in der Hand des Erzählers stark geformt und damit verflüchtigt, so fehlt er in den beiden Erzählungen von Finnbogi und Thord fast ganz. Man hat beide Sagas als Isländerromane bezeichnet und von den historischen Bauerngeschichten getrennt,

Es gilt dies indes von den beiden in sehr verschiedenem Sinne. Finnbogi ist als historische Person gesichert; die Streitigkeiten der Weidentäler und Seetäler mindestens, mögen sie auch von der andern Seite treuer geschildert sein, gehören der Landes- geschichte wirklich an. Was von Finnbogis Verwandtschaft, seinen Beziehungen zum Jarl Hakon erzählt wird, auch der zeitliche Rahmen der Geschichte, widerspricht schon vielfach besser Beseugtem. Den Inhalt vor allem aber füllt nicht echte Bauernüberlieferung, sondern großenteils Erfindung im Geschmack romantischer Dichtung, zu der Jarl Hakons Mohr atv Requisit wohl paßt. Besonders wo der isländische Boden verlassen wird, fällt die schemenhafte Blässe der Gestalten und Reden auf. Ragnhild wirkt wie eine Puppe, selbst der wütende Jarl nicht viel glaubhafter, Alf Haarschopf wie ein tückischer Intrigant aus den raschwechselnden Szenen mittelalterlicher Ritteraventüren, nicht wie einer der erdfesten Norweger etwa aus der Vorgeschichte der Egilssaga. Die Stärke des Helden wird übertreibend genug geschildert, bleibt aber eine recht blutlose und vollends ungeistige Muskelstärke. Der Erzähler übernimmt Motive aus der beliebtesten Geschichte des Nordwestens, der Grettissaga. Auch Grettir tötet einen Bären (Thule VS. VS 62), hebt einen Riesenstein (S. ). Und der geächtete Fremdling als Arbeitskamerad, der sich als gedungener Mörder entpuppt, stammt auch daher (S. i5o); der Doppelanschlag war auch aus der Nachbargeschichte von den Seetälern bekannt (S. 102 ff.). Starre Wiederholungen sind auch sonst häufig. Eine halbromantische Geschichte; einem isländischen Bauern angehängt, das ist die Geschichte von Finnbogi.



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Thord Unruh dagegen ist als historische Person nicht nachzuweisen, seine Geschichte greift nicht in die sonst bekannten Zusammenhänge der Geschlechter und Fehden Altislands ein. Ihrem Inhalt und ihrer Erzählweise nach aber ist sie vom Geiste der echten Isländergeschichte: eine künstlerisch gelungene Nachbildung der älteren Bauerngeschichten,

Ihrer lebhaften, waffenfrohen Bewegung nach steht sie dem Typus dieser Geschichten sogar näher als die Ofeiggeschichte. Diese spielt um 1055. Während sonst die "Sagazeit" mit dem Geschlecht schließt, das noch im letzten Heidentum wurzelte, ragt sie darüber hinaus. Das alte heroische Ideal Egil Skallagrimssons liegt zur Zeit seines Urenkels in grauer Ferne. Die Zustandsbilder der Geschichte hinterlassen einen merkwürdig kleinbäuerlichen Eindruck: die großen Häuptlinge der alten seit sind zu abhängigen Alten in engen Verhältnissen mit seltsamen Gewohnheiten erniedrigt.

Dem verständnis der Geschichten von Ofeig und Thorhall Biermütze wird ein kurzer Blick auf die Form des isländischen Prozesses dienen.

Nicht umsonst rühmten sich juristisch beanlagte Köpfe in Island, daß sie einen Prozeß fehlerlos einleiten könnten. Auch verglichen mit dem Rechtsformalismus im mittelalterlichen Deutschland, erscheinen uno die Anforderungen des nordischen Prozeßrechtes an Gedächtnis, Geschicklichkeit und Sorgfalt des Rechtsuchenden nicht klein. Gebundene Fristen, fest vorgeschriebene Worte und Akte, genaue Reihenfolge der Handlungen, Kundmachungen und Vereidigungen, immer neue wörtliche Wiederholung unter neuem Zeugenaufruf, — alle diese Erschwerungen mußten dem mündlichen Verfahren etwas von der Deutlichkeit und Sicherheit der heutigen Aktenkundigkeit geben.

Zuerst war der Beklagte binnen gesetzlicher Frist vor dem Thingbeginn auf seinem Hof oder seinem gesetzlichen Quartier unter Zeugenaufruf förmlich zu laden. Die Ladung geschah in bewaffnetem Zuge, einer Fehde nicht unähnlich, denn der Geladene empfand die Schmach der Ladung schwer. Nicht selten



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schlug schon hier der Rechtsstreit in gewaltsamen Austrag um. Dann waren dem Kläger Beweismittel nötig: Zeugen, die nicht zufällig, sondern rechtsförmlich bestellt den fraglichen vorgang mit erlebt hatten, —sonst Geschworene, fünf oder neun Nachbarn des Tataris oder des Beklagten, die nach bestem Gewissen über den Fall zu urteilen hatten, den sie oft genug selbst nicht übersahen. Auch die Zeugen und Geschworenen waren rechtsförmlich unter neuem Zeugenaufruf zu berufen. Odd beging das Versehen, daß er einen Ersatzmann für einen ausgefallenen Geschworenen gleich mit Haus berief, statt erst am Thing, wie es die Prozeßordnung verlangte.

Auch die Einsetzung der Gerichtshöfe auf dem Thing geschah feierlich und zu bestimmter Stunde. Die Richter schworen wie alle Prozeßhandelnden ihren Eid. Aus alter Zeit ist uns das gerichtliche Eidesformular erhalten, das ganz den Worten entspricht, die der listige Ofeig den eingeschüchterten Richtern am Allthing erklärt.

"Jeder Mann, der eine Rechtshandlung vor Gericht vornehmen sollte, mußte vorher einen Eid auf den Tempelring leisten und dazu zwei oder drei Zeugen aufrufen und dann so sprechen: Euch beide nehme ich zum Zeugnis dafür, daß ich einen Eid auf den Ring leiste, einen Rechtseid. Helfe mir Frey und Njörd und der allmächtige Ase (Thor), so wahr ich hier klage, oder mich verteidige, oder Zeugnis ablege, oder Geschworenenspruch abgebe, oder Urteil fälle, wie ich es am gerechtesten und wahrsten und gesetzmäßigsten weiß, und so alle gesetzlichen verrichtungen vornehmen will, die hier auf diesem Thing an mich kommen!"

vor gesessenem Gericht brachte dann der Kläger seine Klage vor, streng mit den gleichen Sorten wie in der Ladung, stellte die Ladungszeugen und seine Prozeßzeugen oder Geschworenen. In feierlich entsprechender Gegenrede brachte der Gegner seine Einreden und stellte auch dafür Zeugen oder Geschworene. Daß der Totschlag zwar wirklich begangen sei, daß aber der Erschlagene vorher durch feindliche Worte oder Taten unheilig geworden sei, das Recht auf Buße verwirkt habe, ist eine häufige Einrede des Beklagten. Für beide Teile fassen dann Referenten



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aus dem Richterkreise in je einem Bericht Behauptungen und Beweismittel noch einmal zusammen. Wie der unterlegene Teil sich noch spät an dem gegnerischen Referenten rächt, zeigt Ospaks Überfall auf Bergthor. Darauf wird das Urteil vom Referenten der obsiegenden Partei dem Umstande verkündet und durch die notwendige Zustimmung aller Richter rechtskäftig .

Lautet das Urteil auf Acht, so hat der Kläger in fester Frist am Wohnsitz des Achters das "Geldraubgericht" zu betreiben, wo das Ächtervermögen liquidiert und der Aktivbestand für den Achtleger und die Thinggemeinde eingezogen wird. Der Geldgewinn hierbei ist, wie oftmals, auch für die Bündler im Prozeß gegen Odd die Hauptsache.

Während die listigen Umwege, auf denen Ofeig zum Ziele kommt, aus der Erzählung hinreichend deutlich werden, ist der entscheidende Kern von Broddis Plan weder klar noch überzeugend. Thorhall erklärt, daß nicht wohl alle sechs Gegner die Selbstentscheidung ausüben könnten, und daß eine Wahl stattfinden müsse. Er wiegt Gudmund und Skapti in den Glauben, daß er sie wählen würde, wenn man ihm die Wahl zugestände. Skaptis Erklärung vor allen Zeugen lautet dann, lässig genug: sie wollten Thorball zugestehen, daß sie beide, Gudmund und Skapti, den Spruch fällten, " wenn Thorhall das wählen wolle". Als die beiden dann den Spruch abgeben wollen, erklärt Thorhall, er habe sich nur dem Schiedsspruch zweier Männer unterworfen und denke gar nicht daran, gerade sie zu wählen.

Die zweite, dritte und vierte Geschichte führen in den gleichen Landesteil wie die vorausgegangene Seetälergeschichte. Das Land am größten Meerbusen der Nordküste, dem breiten Welpenbotten (Hunafloi), die heutige Hunavatnssysla, ist ihr Hauptschauplatz. Nur nach Osten greifen sie häufiger darüber hinaus die drei Nachbarfjorde, den Skagafjord, den Inselfjord (Eyjafjördr) und die Bucht des Bebestroms (Skjalfandi).

Im Nordwesten liegt die Holzsackbucht (Trekyllisvik) und an ihr unter den drei Steinterrassen Finnbogihofen, Finnbogis



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letzter Sitz. Die Täler und Höfe des Widderfjords, Mittelfjords, Welpen- und Skagafjords sind durch die beigegebene Kartenskizze hinreichend bestimmt. An der Mündung der Mittelfjordsache erinnert noch heute der Name Thordsschuppen an den geschickten Zimmermann. Flußaufwärts liegt der Hof an den warmen Quellen (Reykir), wo der weitbekannte Mittelfjord-Skeggi hauste und einige Jahrzehnte später der alts Ofeig, dessen Bargeld zu seinem stattlichen Landbesitz in solchem Mißverhältnis stand. Gegenüber liegt als einer der stattlichsten Pfarrhofe der Insel Metstadr, mit altem Namen Melr, d. i. Sand, der Hof Odds, den die Saga als den reichsten Mann der Insel schildert.

von den Hochflächen und Gletschern östlich des Skagafjords führt im Norden das Svarftal, südlicher die Steinache (Hörga) zu dem schmalen Inselfjord hinunter, nach den Labkraut- wiesen (Mödruvellir), wo am Ende des i3. Jahrhunderts ein Augustinerkloster erstand, und nach Gasar, einem der Haupthäfen des Nordlandes. Drei der Geschichten dieses Bandest die von Finnbogi, Ofeig und Thorhall Biermütze, sind in einer großen Sammelhandschrift aus jenem Kloster auf uns gekommen, der Mödruvallabok, dem Anfang des i4. Jahrhunderts angehörig,

Am Inselfjord saß das mächtige Geschlecht des Eyjolf Vglgerdson, der Finnbogi nach dem Tode seines Oheims Thorgeir aus dem Flateytal vertrieben haben soll. Am rechten Ufer der Inselstordache liegt der Hof an der Querache, wo Einar Eyjolfsson hauste und später das nächst dem Thingsandkloster bedeutendste Benediktinerkloster des Landes Mönchenquerache (Munkathvera) gegründet wurde. Weiter hinauf lag der zweit Hof an den Labkrautwiesen, Gudmunds des Mächtigen Sitz Beide Brüder treten in der Erzählung von Thorhall um das Jahr 1025 auf, und auch das nächste Geschlecht spielt noch in unsere Geschichten hinein. Bei Eyjolf dem Lahmen Gudmundsson treffen wir Finnbogis Sohn Thorir, und Jarnskeggi Einarsson erscheint bei den Händeln der Geschichte von Ofeig um 1055 als einer der ansehnlichsten unter den betrogenen verbündeten.



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vom Inselfjord geht die Straße aus dem nordwärts streichenden Fnjoskatal über den langen Paß der Lauterseescharte (Ljosavatnsskard), nördlich am Lautersee entlang nach Osten weiter, — die Straße, die Gudmund dem Skeggbroddi nach der schmählichen Thingniederlage zu verlegen gedachte. Am Lautersee liegt der Hof des Gesetzessprechers Thorgeir, den die Finnbogasaga zum Oheim Finnbogis macht. Thorgeirs Kämpfe mit Gudmund sind der Stoff einer eignen Geschichte (Thule XI). Aus dem Lautersee fällt die Tiefache (Djupa) nach kurzem Lauf in den Bebestrom (Skjalfandasijot), einen der längsten Gletscherströme des Landes. Kurz vorher donnert er über den mächtigen Wasserfall Godafoß (Einleit. -Bd. S. 104); bald hinter der Mündung der Tiefache umfließt er die Thinginsel (Thingey).

Alle vier Thingstätten des Nordlandes (Einleit. -Bd. S. 57) spielen in unsere Geschichten hinein. Auf dem Thingsande (Thing eyrar) war die westlichste, —hier behaupteten die von Jökul gedungenen Mörder von den Seetälern geächtet worden zu sein. Auf dem Reiherwerder (Hegranes) am Skagafjord lag die zweite, wo der geächtete Grettir 1030 Thingfrieden erhielt. An den Furien der Mündung der Inselfjordache die dritte (Vödlathing), wo der eitle Jarnskeggi sich das Banner vortragen ließ, das nur dem Könige zukommt. Endlich auf der Thinginsel des Bebestroms die teste; zu der wir uns Thorgeir, den Lauterseegoden, und den eifrigen Thingbesucher er Asbjörn reiten denken, während der Sohn der Thorgerd im Geröll ausgesetzt wird. Asbjörns Hof Am Strande, Finnbogis Heimat, liegt an der Meeresküste zwischen Inselfjord und Bebestrombucht, gegenüber der kleinen Insel Flatey, d. i. Flach-rue, am Eingange des Flateytales.

Die Erzählung von Thorhall Biermütze gehört nicht ins Nordland; ihr Schauplatz. das Allthingfeld, stellt sie ebenso wie ihre Fabel zu der Geschichte von Ofeig, die in ihrem Mittelstück auch nach der Thingebene im Südwesten ausweicht. Wir sehen uns zwischen den Thingbuden der mächtigen Häuptlinge, wo der alte Ofeig abends verlassen herumwankt und Olkofri gar in seiner verzweiflung Tränen vergießt. Wir wer



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den auf das Feld der Lögretta, der gesetzgebenden Landes- versammlung, geführt und seitab auf die Felder, wo die richterlichen Kammern der Landesviertel tagen. Endlich auch an den Gesetzesfelsen, von dem der Gesetzessprecher jährlich das Landrecht verkündet, — hoch oben am Steilhang vor der Allmännerschlucht, über dem Holm, den die hinabstürzende Axtache drunten im Thingfeld umfließt. Hier werden Schiedssprüche veröffentlicht, und auch der Steckbrief hinter dem geächteten Ospak wird vom Felsen kundgemacht.

Göttingen Dr. F. Fischer



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Die Geschichte von den Leuten aus dem Seetal



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1. Thorsteins Geschlecht

Ein Mann hieß Ketil und war Raum zubenannt; er war ein mächtiger Mann. Er wohnte auf dem Hofe, der zum Raumstal 1 heißt, das ist im nördlichen Norwegen. Er war der Sohn des Orm Muschelsplitter; des Sohns Nesbjörns, der Jötunbjörns Sohn war, aus dem Norden von Norwegen. Damals herrschten Stammeskönige in Norwegen, als diese Geschichte spielte. Keul war ein vornehmer Mann und sehr wohlhabend; er batie gewaltige Körperkraft und war erprobt in jeglichem Manneswerk. Den ersten Teil seines Lebens hatte er auf Heerfahrt gelegen, aber nun ließ er sich auf seinen Höfen nieder, als das Alter über ihn kam. Er hatte Mjöll, die Tochter Ans des Bogenspanners, zur Frau.

Ketil hatte einen Sohn mit ihr; der hieß Thorstein. Er war ein schöner Mann; hervorragend an Wuchs oder Kraft war er nicht — damals war er i8 Jahre alt, als dies sich ereignete — doch hielt er in Auftreten und seiner ganzen Begabung mit dem besseren Mittel der jungen Leute, wie sie damals waren, Schritt-Zu dieser Zeit vermuteten die Leute bestimmt, daß Räuber oder verbrecher auf der Straße zwischen Raumsial und Jämtland lägen; denn keiner kam wieder, der dort reiste; und wenn sie auch i5 oder 20 zusammen fuhren, so war doch keiner zurückgekehrt. Und daher hielt man es für gewiß, daß ein ganz gewaltiger Recke da draußen liege. Die Hintersassen des Bauern Retil hatten am wenigsten unter dieser Unsicherheit, Mord und Raub, zu leiden, und die Leute machten viele böse Worte darüber: der sei ein rechter Schwächling, der der Schutzherr dieses Gaues sei, daß gegen solches Unwesen nichts getan werden sollte, und sagten, Ketil werde nun sehr alt. Aber der tat, als kümmere ihn das nicht, und mußte den Leuten doch recht geben.


2. Ketil reist seinen Sohn Thorstein zur Heldentat an

Einstmals sprach Ketil zu seinem Sohne:"Anders treiben's heute die jungen Männer als in meiner Jugend. Damals 1 

Jetzt Romsdal mit der Beziehung auf An nimmt unser Erzähler Fühlung mu den Sagas über die fabelhafte vorzeit Norwegens



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brannten sie, auf große Taten zu ziehen oder mit Wagnissen Reichtum und Ehre zu erwerben. Aber jetzt wollen die jungen Männer Stubenhocker sein, am Herde sitzen und sich den Leib mit Met und Bier aufschwemmen, daher verkümmern Mannheit und Tapferkeit. Ich aber habe Reichtum erstritten und Ansehen, in- dem ich mich in Gefahr und schwere Einzelkämpfe wagte. Nun ist dir freilich nur ein dürftiges Los Kraft und Größe zuge- fallen, Thorstein, und es ist nur billig, daß du dich danach bescheidest, und daß Mut und alle Wagelust sich danach richtet; denn du willst nicht nach der Art deiner Vorfahren schlachten; dein Aussehen trügt nicht, und dein Geist ist so schwach wie dein Leib.

Das war der großen Herren Art, der Könige oder Jarle, unsersgleichen, auf Kriegsfahrt zu liegen und sich Reichtum und Ruhm zu erkämpfen. Und die Beute sollte nicht sum Erbe geschlagen werden und der Sohn sie nicht nach dem Vater übernehmen; sondern sie sollte neben den Toten in den Grabhügel gelegt werden. Und wenn nun auch die Söhne die Höfe bekamen, so konnten sie sich doch nicht halten, wenn sie Ehre einlegen wollten . Sie mußten sich selbst und ihre Mannen in Wagnis und Wikingsfahrt dransetzen und sich Reichtum und Ruhm erstreiten , einer nach dem andern, und so traten sie in ihrer Ahnen Fußspur.

Dir wird ja freilich das Kriegshandwerk nicht kund sein, aber ich könnte es dich wohl lehren. Du bist ja auch alt genug, zu versuchen, was dir das Glück vergönnt."

Thorstein antwortete: "Gehetzt wäre nun; wenn's nur was nützte." Er stand auf und ging weg und war sehr zornig.

Ein großer Wald liegt zwischen Raumsial und Opland; 1 durch den geht die Heerstraße. Die war freilich jetzt durch die Unholde, die die Leute auf ihr vermuteten, gesperrt, und wußte doch keiner etwas Rechtes von ihnen zu sagen. Nun galt es als die beste Großtat, hier Abhilfe zu schaffen.


3. Thorstein tötet den Räuber Jökul

Es war kurze Zeit, nachdem Vater und Sohn miteinander gesprochen hatten, da ging Thorstein allein hinaus vom 1 

Der Ausdruck Opland umfaßt das besiedelte Hochland des inneren Norwegens. Siehe Thule III S, 43 1.



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Gelage. Er dachte bei sich, er solle doch auf seines vaters Glück bauen und sich seine vorwürfe nicht weiter gefallen lassen; lieber wollte er sich nun in rechte Gefahr wagen. Er nahm sein Pferd und ritt allein in den Wald, wo er die Übeltäter am ehesten vermutete, obgleich er wenig Hoffnung auf Erfolg gegen eine solche Übermacht hatte, wie er sie vor sich erwartete. Aber jetzt wollte er lieber sein Leben einsetzen, als unverrichteter Sache umkehren.

Er band sein Roß am Waldsaum fest, drang in den Forst ein und fand einen Steg, der von der Heerstraße abbog. Und als er ihn eine lange Zeit gegangen war, stieß er im Walde auf ein großes, schönes Haus. Thorstein dachte, das müsse die Wohnung dessen sein, der die Wege verlegt hatte, ob es nun einer oder mehrere seien. Dann ging Thorstein in die Halle und fand dort große Truhen und viele Herrlichkeiten. Da war ein großer Stapel Spaltholz aufgeschichtet, und auf der anderen Seite lagen Waren in Säcken und allerlei Kaufmannsgut. Da sah er eine Bettstelle; die war viel größer, als er jemals eine gesehen hatte, und er dachte, das muß einmal ein großer Mann sein, dem dies Bett paßt; das Bett war schön bezogen. Da war auch ein Tisch mit sauberen Tüchern und herrlichen Leckerbissen und dem kostbarsten Trank gedeckt. Thorstein aber rührte nichts davon an. Dann suchte er sich ein Versteck, damit er dem Manne. der die Halle bewohnte, nicht gleich in die Augen siele; denn er wollte erst wissen, was er für ein Mann sei, ehe sie Worte wechselten und sich sähen. Darauf kletterte er zwischen den Säcken auf den Warenboden und sap da still.

Nach einer Weile, als der Abend zu Ende ging, hörte er draußen einen großen Lärm, und dann trat ein Mann herein und zog ein Pferd hinter sich her. Der war sehr groß; lichtblond war sein Haar, und es siel ihm in schönen Locken auf die Schultern; Thorstein deuchte er der schönste Mann, den er je gesehen hatte. Dann blies sich der Mann das Feuer auf, führte aber vorher sein Pferd in den Stall. Er setzte ein Becken vor sich, wusch sich und trocknete sich in einem weißen Tuche. Er schenkte aus einem Tönnchen einen köstlichen Trunk in einen gewaltigen Humpen und setzte sich zum Mahle. Das ganze Wesen dieses Mannes



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schien Thorstein wunderbar und gar ritterlich. Er war viel größer als sein Vater Ketil und erschien ihm als der größte der Männer, — und das war er auch.

Als sich der Wirt nun gesättigt hatte, ließ er sich am Feuer nieder, blickte hinein und sprach: "Hier ist etwas nicht 1pi Ordnung; es liegt mehr weiße Asche am Feuer, als ich dachte. Es muß vor kurzem aufgeblasen worden sein, und ich weiß nicht, was das bedeutet; mag sein, Menschen sind gekommen und trachten mir nach dem Leben, und das wäre auch nicht ohne Grund. Ich will gehen und das Haus absuchen."

Dann ergriff er. einen brennenden Span und suchte und kam an den Warenboden. Nun konnte man von dem Boden aus in einen breiten Schornstein steigen, der auf der Halle stand. Und als der Bösewicht den Boden untersuchte, war Thorstein draußen, und er konnte ihn nicht finden; denn Thorstein war ein anderes Geschick bestimmt, als hier erschlagen zu werden. Jener durchsuchte dreimal das Haus und fand nichts. Da sagte der Wirt: "Ich muß es ruhen lassen, und es bleibt ungewiß, wie die Sache ausläuft, und es mag sein, daß es mir ergeht, wie es im Sprichwort heißt: Böses muß mit Bösem enden."

Dann ging er nach hinten zum Bett und legte das Schwert ab. Thorstein schien es das größte Kleinod und sehr scharf zu sein, und er malte sich aus, wie schön es wäre, wenn er das Schwert gewänne. Nun fielen ihm auch des Vaters aufeizende Worte ein, daß Kraft und Mut dazu gehörten, solche und andere Heldentaten zu vollführen; das bringe Ruhm und reichliches Gut und werde ihm dann besser behagen, als an der Mutter Herd zu hocken. Da kam ihm auch in den Sinn, daß sein Vater gesagt hatte, er tauge nicht besser zu den Waffen als seine Tochter oder irgend ein anderes Weib, und es sei ehrenvoller für die Sippe, daß dort eine Scharte im Geschlecht sei, wo er stehe. Das spornte Thorstein an, und ersann darauf, wie er allein vieler Leute Unbill rächen könnte; aber dann tat es ihm auch wieder um den Mann sehr leid.

Darauf schlief der Hausherr ein; Thorstein aber versuchte mit



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Lärmen, wie fest er schlafe; der erwachte und drehte sich auf die Seite. Und wieder verging eine Zeit, da machte Thorstein einen zweiten versuch, und der Mann wurde wieder wach, aber doch nicht so sehr. Das dritte Mal trat Thorstein vor und führte einen gewaltigen Hieb gegen den Bettpfosten; aber alles blieb ruhig um ihn her. Da machte Thorstein Licht, ging zum Bett und wollte sehen, ob der Mann weg sei. Thorstein sah, daß er da lag. Er schlief in einem goldverbrämten Seidenhemd, das Gesicht nach oben. Thorstein zückte das Schwert und stieß nach der Brust des mächtigen Mannes und schlug ihm eine tiefe Wunde. Der schrak auf und griff nach Thorstein und riß ihn neben sich ins Bett. Das Schwert aber steckte in der Wunde, und Thorstein hatte so kräftig zugestoßen, daß die Spitze ins Gestell eindrang. Aber dieser Mann war fürchterlich stark und ließ das Schwert stehen, wie es stand. Thorstein aber lag zwischen ihm und der Wand.

Der Wunde sprach: "Wer ist der Mann, der mich angefallen hat:"Jener antwortete: "Thorstein heiß ich und bin der Sohn Reut Raums."

Der Mann sagte: "Ich habe deinen Namen vorausgeahnt. Und doch dachte ich mir's, um euch beide, dich und deinen Vater, grade am wenigsten verdient zu haben, denn ich habe euch wenig oder gar keinen Schaden getan. Nun aber bist du ein wenig zu schnell und ich ein wenig zu langsam gewesen Denn ich war eben bereit, aufzubrechen und diesem Frevel den Rücken zu kehren. Noch aber habe ich alle Gewalt über dich, dich leben zu lassen oder zu töten. Wenn ich dir nun täte, wie du es verdient hast, redete kein Mensch ein Wort über unsere Begegnung. Aber ich denke, es ist am besten, dir das Leben su schenken; ich könnte von dir vorteil haben, wenn es sich träfe. Jetzt will ich dir auch meinen Namen nennen: Ich heiße Jökul und bin der Sohn Ingimunds, des Jarls von Gautland. Nach der Art der Söhne großer Herren suchte ich Reichtum, wenn's auch ein wenig hart zugegriffen sein mußte; und jetzt war ich grade bereit zum Aufbruch . Wenn dir an deinem Leben etwas liegt, so reite zu meinem Vater; sprich aber vorher mit meiner Mutter Vigdis und erzähle ihr diese Geschichte; bring ihr meinen herzlichen Gruß



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und bitte sie, dich mit dem Jarl in Frieden und volle Freundschaft zu bringen, der Art, daß er dich seiner Tochter, meiner Schwester. vermählt, die Thordis heißt. Hier ist ein goldener Ring; den sollst du sum Wahrzeichen tragen, daß ich dich sende, und wenn meine Mutter auch großen Schmerz um mich fühlt, so hoffe ich doch, daß sie meine Liebe und Botschaft höher achtet als deine Untat. Aber mir sagt's mein Herz, daß du ein Glücks- mann werden wirst. Nun, wenn dir oder deinen Söhnen ein Sohn geschenkt wird, dann laß meinen Namen nicht vergessen sein. 1 Das deucht mir Gewinn, und ich nehme es zum Danke dafür, daß ich dir das Leben geschenkt habe."

Thorstein forderte ihn auf, über sein Leben und Sterben zu de- stimmen, wie er wolle, und sagte, er werde nicht darum flehen, Jökul erwiderte, sein Leben sei in seiner Hand. — "Gewaltig mußt du von deinem Vater zu dieser Tat gehetzt worden sein, und sein Anschlag bat mich ja auch genug getroffen. Ich sehe wohl, dir wäre es auch recht, wenn wir beide das Leben ließen. Aber ein höheres Geschick ist dir bestimmt. Die sind nicht schlecht behütet, deren Schutzherr du bist, um deiner Kühnheit und Mannhaftigkeit willen, und besser ist für meine Schwester gesorgt, wenn du sie nimmst, als wenn Wikinger sie im Kriege rauben. Nun, wenn dir auch in Gautland die Herrschaft angeboten wird, so kehre lieber auf deine Eigengüter im Raumstal zurück. Denn meines Vaters Anverwandte werden dir nach seinem Tode das Reich nicht gönnen, sondern es könnte sein, daß trauriger Mord in eurem Geschlechte heimisch würde und die Männer ihre schuldlosen Vettern verlören. Nenne meinen Namen nicht aller Welt, sondern nur deinem Vater und meinen Vettern; denn mein Leben ist häßlich gewesen, aber jetzt ist's auch nach Verdienst vergolten, und so geht es den meisten Übeltätern. Nun nimm hier den Goldring und trag ihn Wahrzeichen; reiß das Schwert heraus, unsere Zwiesprache wird nicht mehr lange währen."

Da riß Thorstein das Schwert heraus, und Jökul starb. 1 

mu dem Namen lebt das Wesen, gar die Person des Gestorbenen lm jungen menschen fort.



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4. Thorsteins Heimkehr

Danach ritt Thorstein nach Hause, und als er sich dem Hofe näherte, sah er, daß viele Leute ihm entgegenritten, und erkannte seinen Vater und viele Bekannte; die waren alle ausgezogen, ihn zu suchen. Und als sie sich trafen, hieß Keul seinen Sohn mit herzlichen Worten willkommen und glaubte, ihn aus der Hel heim zu haben — "Mir tun schon die Worte leid, die ich dir zur Anreizung und Beleidigung gesprochen habe Thorstein erwiderte, er habe sich freilich wenig darum bekümmert, ob er jemals oder nie heimkehrte; aber das Glück, sagte er, habe diesmal sein Werk so gefördert, daß er heil zurückgekommen sei. Aber wenn sie diese Worte auch einigermaßen finster hinwarfen, so söhnten sie sich doch bald aus. Nun erzählte Thorstein seinem Vater sein ganzes Erlebnis. Für diese Tat wurde er von jedermann hochgepriesen, wie es zu erwarten war.

Darauf ließ Thorstein ein Thing berufen, und alle Bauern aus jenen Gauen kamen herbei. Auf diesem Thinge stand Thorstein auf und sprach: "Das muß euch allen kundgetan werdendie Furcht vor Räubern, die hier lange gelastet hat, so daß die Leute ihre Fahrten nicht fahren konnten, —sie ist vorbei und zu Ende. Und das ist der Hauptzweck dieses meines Things, daß jeder sein Gui wiedernehme, das er besessen hat; mein aber sei, was übrig bleibt." Da erhob sich lauter Beifallsruf der Männer- und Thorstein erntete großes Ansehen für sein ganzes Handeln. Den Namen des Übeltäters erfuhr die Menge nicht, denn er wurde kaum laut.


5. Thorstein söhnt sich in Gautland mit Zökuls Vater aus

Eines Tages sagte Thorstein zu seinem Vater er wolle nach Osten zum Jarl Ingimund reisen, wie er es Jökul versprochen habe. Ketil fand es nicht klug, seinen Feinden in die Hände zu laufen, und bat ihn, lieber zu Hause zu bleiben: — "Wenn der Jarl dich auch nicht zu Schaden bringen wollte, so könnte es doch sein, daß viele mit dir Händel suchten und



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dir bösen Sinn trügen." Thorstein entgegnete: "Was ich Jökul versprochen habe, das will ich halten; und wenn sie mir dort beide Beine brächen, so will ich doch reisen."

Da machte sich Thorstein fertig und ritt nach Gautland, und es traf sich, daß er eines Tages früh zum Hause des Zars kam. Der Jarl war auf Jagd geritten nach großer Herren Art. Thorstein trat in eine Trinkstube und setzte sich mit seinen Reisegenossen auf eine Bank. Da kam das Weib des Jarls in die Stube, erblickte die Ankömmlinge und sah, daß sie Aus- länder seien. Thorstein sagte, er sei ein Norweger: — "Ich habe aber eine geheime Botschaft an dich; wir wollen mit einander beiseite treten." Sie taten es.

Da sprach Thorstein: " Eine Kunde habe ich dir zu berichten, Jökuls Tod, deines Sohnes." Sie antwortete: "Schwer deucht sie mir, aber sie kommt mir nicht unerwartet wegen seines Tuns und bösen Treibens. Aber was führt dich dazu, diese traurige Nachricht zu bringen und eine so weite Reise zu machen:"

Thorstein erwiderte: "Großes swingt mich dazu. Ich habe es ihm bei unserem Scheiden in Treuen versprochen, zu euch zu reisen und euch die Wahrheit darüber zu erzählen, wie wir schieden. Daher darf ich es nicht verhehlen, daß ich sein Mörder wurde; es deuchte nämlich unseren Leuten unerträglich, unter seiner Hand zu sitzen, vor Totschlägen und Räubereien. Und doch, dir's aufrichtig zu sagen, —ich kam in seine Gewalt, und er hatte es in der Hand, mich zu töten, wenn er wollte. Aber er schenkte mir das Leben und legte mir auf, mit seiner Botschaft zu dir zu reisen, und du kannst es wohl sehen, daß ich es daheim besser hätte, als eure Gnade zu versuchen. Nun habe ich bier einen goldenen Ring; den, sagte er, werdet ihr wiedererkennen. Er bai mich, ihn zum Wahrzeichen zu tragen, damit du mir zur versöhnung mit dem Jarl verhelfest, so daß ich eure Tochter Thordis zur Gattin erhalte. Er hoffte auch, du würdest seine Botschaft, seinen letzten Willen, höher achten als meine Tat."

Vigdis wurde sehr rot und sprach: " Ein kühner Mann mußt du sein, und ich glaube, daß du die Wahrheit über euer Begegnen



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sagst, und wenn Jökul dir das Leben geschenkt hat; so sollte es mein Rat sein, das du es behaltest; denn man sieht es dir an, du bist ein Glücksmann. Wegen Jökuls Fürbitte will ich deine Sache vor den Jarl bringen; du aber verbirg dich zunächst."

Als der Jarl nach Hause kam, ging die Herrin zu ihm und sprach:"Eine Kunde habe ich dir zu sagen, die uns beide trifft." Der Jarl antwortete: "Du wirst mir den Tod meines Sohnes Jökul sagen." Sie sprach, so sei es.

Der Jarl sagte: "Er wird nicht an einer Krankheit gestorben sein.

Sie erwiderte: "Es ist wahr, er ist erschlagen worden. Aber vor seinem Tode hat er große Ritterlichkeit geübt: Er hat dem Manne das Leben geschenkt, der ihn schlug, und ihn hierher in unsere Gewalt geschickt mit echtem Wahrzeichen, daß du ihm Gnade gewährest und die Schuld verzeihest, wie groß sie auch sei. Es könnte dir auch eine Stütze in diesem Manne erstehen, wenn du seine Stellung durch verschwägerung, durch die vermählung mit deiner Tochter, stärktest nach Jökuls Wunsche. Er hai gehofft, du werdest seine teste Bitte ein wenig ehren. Du kannst auch sehen, wie treu dieser Mann seinem Eide gewesen ist; da er hierher ins Feindeshaus von seinen Gütern uns in die Hände gezogen ist. Nun hoffe ich, du wirst um meiner Fürsprache und deines Sohnes Botschaft willen tun, was ich dich bitte. Und hier schau das Wahrzeichen!" Da zeigte sie ihm den goldenen Ring.

Der Jarl brauste zornig auf und rief: "Viel hast du geredet und sehr kühn, daß ich dem Manne Ehre antun solle, der meinen Sohn erschlagen hat. Der hätte eher den Tod verdient, aber nicht freundliche Gabe."

Die Herrin sprach: "Darauf ist zu sehen, Herr, was es heißt, das Wort Jökuls zu ehren und des Mannes Rechtschaffenheit, daß er sich in deine Gewalt begeben hat. Dann auch dein hohes Alter, daß du eines vogtes bedarfst; und der Mann taugte dazu wohl. Wenn ihm nun Jökul das Leben geschenkt hat, wo er doch volle Gewalt über ihn hatte, und dieser Mann, so



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häßlich sein Anschlag auch war, sein Glück bei ihm gefunden hat, -so dürfen auch wir diesen Sieg oder das Glück dieses Mannes und unseres Sohnes ritterlichen Entscheid nicht zunichte machen. Und das ist ein großer Sieg, sil handeln, wie es Jökul getan hat, dem Manne das Leben zu schenken, der uns solches angetan hat; die größte Schmach aber ist es, ihm Böses zu tun, da er sich in unsere Gnade be- geben hat."

Der Jarl sprach: "Mächtig verteidigst du diesen Mann- er hat dir sehr gefallen. Gewiß, ich will ihn sehen und er- wägen, was ich mir von ihm versprechen kann. Es wird für ihn viel darauf ankommen, wie er vor meinen Augen be- steht."

Da wurde Thorstein vorgeführt und blieb vor dem Jarl stehen Die Herrin hatte es aber so eingerichtet, daß sein grimmigster Zorn schon verraucht war.

Thorstein sprach: "Ich bin nun ganz und gar in Eurer Hand, Herr Jarl. Es ist Euch kund, welche Botschaft ich hierher gebracht habe Ich will Euch auch bitten, ver- gleich zu nehmen; aber ich bin nicht bekümmert darum, was Ihr beschließt. Es ist ja auch Häuptlingssitte, denen das Leben zu schenken, die sich freiwillig in ihre Gewalt begeben."

Der Jarl sprach: "Du gefällst mir so, daß ich dir das Leben schenken will. Es wäre auch die beste Sohnesbuße, wenn du an meines Sohnes Statt trätest, wenn du bei mir blei- ben willst; denn das Zeichen des Glückes ruht auf dir. Auch ist es nicht edel, den zu verunglimpfen, der sich selbst aug- liefert."

Thorstein dankte dem Jarl für sein Leben und weilte eine Zeit- lang da, und die Männer lernten sich kennen.

Der Jarl merkte bald, daß Thorstein ein verständiger Mann war und ausgezeichnet in jeder Beziehung. Einstmals sagte Thorstein zu ihm: "Ich möchte jetzt wissen, wie es um die Verschwägerung mit Euch steht, Herr." Der Jarl antwortete:"Ich will sie nicht versagen, denn )ie könnte unserem Geschlechte Stück bringen; aber ich will, daß du bei uns bleibst." Thor-



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stein sprach: "Dazu sage ich ja, und gern willich hier bleiben, solange ihr lebt. Aber nach deinem Tode werden die Männer mir bier nicht die Ehren gönnen, und dann muß jeder nach seinem eigenen Geschick sein Heil suchen." Das hieß der Jarl verständig gesprochen.


6. Thorstein heiratet Thordis, Jökuls Schwester, und kehrt nach Jarl Ingimunds Tode in das Raumstal zurück

Bald darauf ritt Thorstein heim und erzählte seinem Vater den ganzen Plan. Er lud ihn zur Hochzeitsfahrt ein, und Ketil nahm die Aufforderung an. Der Jarl richtete das Fest, aber Thorstein kam mit den Männern aus dem Raumsial und vielen großen Herren. Die Hochzeit aber war aufs trefflichste zugerüstet; sie fand in hohen Ehren und großen Geschenken ihr Ende, und der Jarl und Keul trennten sich in herzlicher Freundschaft.

Thorstein blieb mit seiner Frau zurück. Stets hörte er von dem Jarl nur freundliche Worte. Bald bestand große Liebe zwischen ihm und Thordis.

Es heißa, eines Abends kamen Männer zum Jarl mit der Nachricht, daß Ketil Raum gestorben sei, und daß die Männer begehrten, daß Thorstein heimkomme zu seines Geschlechtes Gütern und Herrschaft. Thorstein besprach die Sache mit seiner Frau und dem Jarl; Thordis bat ihn zu entscheiden und sagte, sie wolle folgen, wohin er wolle. Thorstein sagte; ihm stehe der Sinn nach der Heimat, da werde ihm sein Besitz nicht beneidet, und alle gönnten ihm da gern Ehre. Dieser Meinung stimmte der Jarl zu und sagte, es sei gewiß, daß ihm daheim eher als unter Fremden Aufschwung beschieden sei.

Bald darauf erkrankte der Jarl. Er ließ seinen Magen Thorstein und auch seine Tochter zu sich rufen und sprach:"Rüstet nun eure Abfahrt von hier so, daß sie durch reichen Aufwand rechtes Ansehen gewinnt; unsere Vettern können damit doch wohl zufrieden sein, weil ihnen hier die ganze Herrschaft im Lande samt allem, was dazu gehört, bleibt. Wenn euch aber



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ein Sohn geschenkt wird, so laßt ihn meinen Namen tragen, ," Das versprach Thorstein; darum aber trachte er nicht nach der Jarlswürde, sagte er, weil seine Vorfahren diese Würde nicht besessen hatten.


7. Ingimunds Geburt; seine Wikingszüge mit seinem Ziehbruder und Sämund

Der Jarl Ingimund starb bald darauf, und Thorstein siedelte auf seine heimatlichen Güter über und übernahm sein Vatererbe. Er zog im Sommer auf Heerfahrt und erstritt Gut und Ruhm, im Winter aber sas er daheim auf seinen Gehöften und galt als der geachtetste Mann.

Jngjald hieß ein Mann; der wohnte auf der Insel Hefni im Norden in Helgeland. Der war ein reisiger Grundherr: er heerte im Sommer und ruhte im Winter. Es bestand große Freundschaft zwischen Jngjald und Thorstein. Jngjald war ein guter Wirtschafter, ein tüchtiger Mann.

Thorstein hatte einen Sohn mit seinem Weibe; und als der Knabe geboren war, wurde er seinem Vater dargebracht. Thorstein schaute ihn an und sprach:"Dieser Knabe soll nach seinem Muttervater Ingimund heißen, und ich erhoffe ihm Glück um dieses Namens willen." Der Knabe wurde schnell groß und stark.

Thorstein und Jngjald hielten in jedem Herbst, wenn sie von der Heerfahrt kamen, ein Gastgelage mit ihren Freunden, und einstmals, als Jngjald bei Thorstein zu Gaste war, lief der kleine Ingimund auf ihn zu. Da rief er: "Du glückhaftes Kind, um meiner und deines Vaters Freundschaft willen lade ich dich in mein Haus und will dich aufziehen, so gut ich es nur kann." Thorstein sagte, er nehme das Gebot an, und Ingimund folgte Jngjald. Grim hieß der älteste Sohn Ingjalds, der zweite Hromund; die waren hoffnungsvolle Jünglinge und wurden nun Ingimunds Ziehbrüder. Thorstein und Jngjald aber hielten nach ihrem alten Brauch Gastgebote und Festgelage, und



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die Leute freuten sich Thorsteins wie einst seines Vaters, ob wohl er nicht so groß und stark war wie der.

Als einstmals Ingimund seinen Vater besuchte, sprach er: "Treffliche Pflegschaft bast du mir verschafft; aber jetzt bitte ich dich, schenk mir Schiffe. Ich will im Sommer heeren nach meiner Ahnen Art. Ich bin jetzt so alt, daß ich das wohl unternehmen kann, und ich und du, wir beide, wollen die Ausrüstung bestreiten, nicht aber mein Ziehvater; ich weiß ja freilich, daß ich von ihm so viel haben kann, wie ich will." Thorstein lobte die Bitte: "Ein Schiff will ich dir geben." Ingimund sprach, mit weniger könne er auch nicht zufrieden sein, fuhr heim und erzählte es seinem Ziehvater. Jngjald erwiderte: "Das ist eine schöne Beisteuer. Ich aber will Grim ein zweites Schiff sinken , und dann mögt ihr beide zusammen ausziehen mit Bedacht und Überlegung. Hütet euch dort anzugreifen, wo Übermacht droht. Es ist ehrenvoller, aus kleinen Anfängen hoch zu steigen, als groß zu beginnen und schmählich zu enden."

Darauf zogen sie auf die Heerfahrt, Ingimund und Grim, und hielten sich wacker auf ihrem Wikingszuge. Sie griffen nicht an, wo sie keine Aussicht auf Erfolge hatten, und nahmen im Herbst fünf Schiffe. Die waren alle mit Waffen, Mannschaft und allem Kriegsgerät reichlich ausgerüstet.

Das zeigte sich bald, daß Ingimund kühn war im Angriff und ein starker Kämpe, sicher in der Führung der Waffen und tapfer, treu und wohlwollend, anhänglich an die Freunde, und so wie er mußte ein rechter Häuptling sein in der Vorzeit. Er erklärte Grim, er wolle im Herbst heim seinem Vater und dort eine Zeitlang im Winter mit zwanzig Mann bleiben; und das taten sie auch.

Es war Thorstein anzumerken, daß er ihren Besuch ziemlich anspruchsvoll und nicht recht bedacht fand. Ingimund erwiderte: "Das scheint mir nicht so, und du solltest nicht so reden. Besser ist es, du fordertest Entgeld von unserer Beute, so viel du willst, nach Kriegerart, und verzehrtest es mit Ehren. Dir steht es wohl an, uns mit unseren eigenen Mitteln zu bewirten ." Thordis sagte: "Das war brav gesprochen und ritter



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lich, und so hätte auch dein Muttervater gehandelt."Thorstein sprach: "Ich will es auch so halten; deine Worte machen dir Ehre." Dort blieben sie den Winter über bis zum Julfest und ließen sich's wohl sein und waren guter Dinge.

Alle schätzten Ingimund hoch, seine Erscheinung und sein Betragen. Er konnte alle Spiele und war in allen Künsten sicher. Die Schwachen ließ er in Ruhe, aber gegen seine Feinde war er mutig und streng.

Als das Julfest vorüber war, sprach Ingimund zu seinem Vater: "Jetzt wollen wir Kameraden zu meinem Ziehvater und da den Rest des Winters verbringen; er wird sich sehr über unseren Besuch freuen." Thorstein sagte:"Mir schiene es billig, du bliebst den Winter über bei uns, mein Junge."Ingimund sagte, er habe sich nun einmal entschlossen; und so führten sie den Entschluß auch aus. Jngjald nahm sie ausgezeichnet auf und freute sich über das ganze Gesicht, und da blieben sie den Rest des Winters.

Als der Frühling kam, sagte Ingimund, er wolle, daß sie sich wieder zur Heerfahrt rüsteten; er meinte, jetzt seien sie zu allem weit besser imstande als vorher. Jngjald stimmte zu.

Nun fuhren sie den zweiten Sommer aus und jagten Piraten und Räubern, die sich an Bauern- und Kaufmannsgut vergriffen hatten, reiche Beute ab; so zogen sie den Sommer über. Da verkündete Ingimund: "Wenn uns nicht große Gefahren auf unseren Zügen erstehen, müssen wir ritterliche Heerfahrt halten." Und alle gehorchten seinem Bann und Gebot.

Als es zu herbsten begann, kamen sie nach den Schwedenschären . 1 Dort ankerten Wikinger, und beide machten sogleich klar zum Gefecht und eröffneten mit Schuß und Steinwurf den Kampf. Ein Stärke unter schied bestand nicht; da wurden viele hier und dort verwundet. Ingimund erstritt sich an diesem Tage schönen Ruhm, und wahrlich meinten die, einem guten Häuptling zu dienen, die seine Mannen waren. Als es dämmerte , ruhte die Schlacht etwas. Da sprach Ingimund Lassen wir's uns nicht merken, daß wir ermüden, wenngleich das 1 

Es mögen wohl die vor dem Ausfluß des Mälar liegenden Schären, Sviasker, gemeint sein.



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Treffen wirklich Männerkraft etwas auf die Probe gestellt hat. Da stand ein Mann auf dem Schiff der Gegner auf; der war groß und wehrhaft; der rief: "Wer sind die Männer, die heute mit uns gefochten haben: Das ist nicht gute Sitte, daß die Männer nicht Worte tauschen; es war auch vorher kein Streit zwischen uns, daß ich wüßte."

Ingimund erwiderte: "Wenn du nach den Führern unseres Heervolkes Sagst-so heißt der eine Ingimund und der andere Grim. Aber wer bist du

Jener antwortete: "Sämund ist mein Name; ich bin der Herr dieses volkes, aus Sagne von Geschlecht, ich kenne auch euch und euere Sippe, und da wir Landsleute sind, ziemt sich's mehr für uns, uns zusammenzutun zu einem Heervolk als uns zu schlagen. Wir haben auch nur Rühmliches von euch gehört. Nun bieten wir euch Freundschaft, aber nicht weil wir aus Schwäche Frieden erbitten müßten."

Ingimund erwiderte: "Wir ehren euer Wort und tadeln es nicht. Nun wählen wir nicht, euch anzurennen auf ungewissen vorteil hin, sondern wir halten fest in der Hand Frieden und eure Freundschaft."

Nun schlossen sie Vertrag und Bündnis und segelten dann die Neige des Sommers gemeinsam. Sie ernteten reiche Beute und Ehre und kreuzten im Herbst vor der Sognsee. 1 Da sagte Sämund, dort wollten sie sich trennen und sich im Sommer in Freundschaft wiederfinden. Ingimund stimmte ihm bei.

Sämund steuerte nun in den Fjord hinein, aber Ingimund segelte nach Norden die Küste lang mit vielen Schiffen und reichem Gui. Er fuhr zu seinem Vater mit sechzig Mann. Grim sagte:"Meinst du jetzt nicht, Ziehbruder, daß das deinem Vater reichlich viel Gäste sein werden :" Er aber sagte, nun seien es bald genug. Thorstein ging seinem Sohne entgegen und lud ihn mit aller Herzlichkeit ein. Ingimund sagte zu. Thorstein bewirtete sie und sagte, er freue sich herzlich, einen solchen Sohn zu haben; er sprach, er habe schon früh an ihm das Sippenglück erkannt —"und je mehr deine Macht wächst, um so mehr Ehre sollst du von mir genießen."Ingimund blieb den Winter 

1 So heißt die breite Ausmündung des Sognefjords.



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da, und gewaltig wuchs sein Ansehen. Um so mehr übte er Milde und andere Herrentugend, je mehr sein Reichtum zu- nahm.

Als aber der Frühling kam, sprachen die Ziehbrüder über ihre Fahrten. Grim sagte, er wolle Ingimund weiter folgen. machten sie sich auf die Heerfahrt, und Sämund kam ihnen entgegen, wie sie es verabredet hatten, und sie segelten zusammen den Sommer über. Sie führten einen Säckel im ganzen drei Sommer lang 1 und erstritten Gut und herrlichen Ruhm,

Ingimund übertraf sie alle an Rat, Klugheit und allen Häuptlingstugenden, und ihr Bund war in jeder Beziehung hervorragend. Er hielt sich bei seinem Vater im Winter auf; Thorstein konnte sich auch gar nicht genug tun in der Ehrung seines Sohnes Ingimund, als er sah, welch ein Mann aus ihm werden wollte.


8. Ingimund bietet König Harald sein Kriegsvolk an

Es gebt die Kunde: Im letzten Sommer, in dem Sämund mit seinen Gesellen einen Säckel führte und sie mit größerer Beute als ehemals heimführen, da geschah es in Norwegen, daß Kriegsvolk sich zusammenzog im Osten in Jäder, und fast das ganze Heervolk des Landes war da in zwei Lager geströmt. Da stand auf der einen Seite Harald, der zumeist Dofrisziehsohn oder Wuschelkopf genannt ward. Der focht gegen die Gauhäuptlinge und kämpfte diese seine letzte Schlacht, ehe er das ganze Land bezwang, als er sich im Hafrsfjördr, das heißt Bocksfjord, schlug, wie's weithin viele Geschichten erzählen. 2 Und zu dieser Zeit stießen gerade Ingimund und Sämund ans 

1 Die Wirtschaft in einen Beutel ist für die verbände von Wikingern charakteristisch. Sie hat dem verbande geradezu den Namen gegeben: männer, die ihr Geld zusammenlegen. Siehe S. 82 f. des Einleitungsbandes. 2 Jüngere Saga läßt Harald Haarschön von D sri, dem Kiesen des Dovrefields, erzogen sein. Harald schwur, sich nicht das Haupt scheren zu lassen, ehe er norwegen unterworfen habe. rr siegte der Entscheidungsschlacht im Bocksfjord bei Stavanger. Da schmückte ihm sein Hausmeier das Haar und nannte ihn Harald Haarschön. Das war im Jahre 872. Siehe über Haralds Werk Thules Einleitungsband S. 72 ff.



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Land, wie's schon erzählt ist, nicht weit von der Stelle, an der sich die Heere gesammelt hatten. Da sprach Ingimund: "Hier will sich Großes ereignen; denn alle die größten Herren im Land haben hier Teil; doch König Harald nenne ich den besten; das ist ein Mann nach meinem Sinn, und dem will ich mein Volk anbieten, denn das ist nicht zu verachten." Sämund sprach, er wolle sein Leben nicht für ihn einsetzen, mischte sich auch nicht in diesen Kampf. Ingimund antwortete:"Du kannst es doch selber sehen, Ziehbruder, daß des Königs Macht groß ist, und ob die besser fahren werden, die mit ihm sind, oder jene, die ihm entgegenstehen. Nach meiner Meinung wird er's denen auch reichlich lohnen, die ihm jetzt Achtung und Gefolgschaft leisten. Mir will's aber ungewiß scheinen, was dann drohte, wenn sein Willen nicht erginge, und das muß uns trennen." Da segelte Sämund fort, hinein in die Sognsee mit seinem volke.

Aber Ingimund segelte in den Bockvsfjord und legte sich neben die Flotte des Königs. Diese Häuptlinge waren die mächtigsten gegen Harald: Thorir mit dem langen Kinn und Asbjörn Kjötvi, der Fleischige; sie hatten ein gewaltiges und tapferes Heer.

Ingimund legte am hohen Heck des Königsschiffes an und grüßte den König mit diesen Worten: "Heil, heil, Herr"

Der König erwiderte: "Schön grüßest du mich; doch wer bist du

"Ingimund heiße ich und bin Thorsteins Sohn. Ich bin hergekommen , Euch mein Volk anzubieten; und wir denken, die fahren besser, die Euch helfen, als die sich wider Euch erheben. Ich komme eben von der Heerfahrt mit einer Anzahl Schiffen."

Der König nahm seine Rede wohlgefällig auf und sagte, er habe Rühmliches über ihn gehört: — "Und das wollte ich wünschen, daß dir deine Tat gelohnt würde, denn ich will mir ganz Norwegen unterwerfen, wenn's das Glück vergönnt. Und dann werde ich wohl zwischen euch und jenen zu scheiden wissen, die jetzt weg in die Schar unserer Feinde oder nach ihren Höfen laufen, wie ich's von Sämund, deinem Gesellen, gehört habe. 1 Ich sage, mehr Mannheit zeigt sich in solchem Entschluß, 1 

Das kann Harald nicht alsen; der Dichter fabuliert.



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wie du ihn gefaßt bast." Ingimund brachte von Sämund viel Ausgeeichnetes vor.


9. Die Schlacht im Bocksfjord; König Harald dankt und straft

Da riefen die Hörner durchs ganze Heer, und die Männer rüsteten sich, jeder nach seinem vermögen.

Das war König Haralds größte Schlacht; da stand bei ihm Rögnvald von Möre und viele andere große Häuptlinge, dazu Berserker, die Wolfspelze genannt wurden; sie trugen Wolfsfelle statt der Brünnen und schirmten den Bug des Königsschiffes . Der König selber aber schirmte das Heck glanzvoll und tapfer. Da konnte man Hiebe sehen, dicht und schwer. Viele große Taten geschahen jetzt in kurzer Frist, Hieb und Speerwurf im Sturme des Steinhagels. Es stürzten bald viele auf beiden Seiten.

Ingimund diente dem König wacker und errang sich selber herrlichen Ruhm.

Die Schlacht lief aus, wie es vielen bekannt und hochberühmt geworden ist: König Harald gewann einen herrlichen Sieg und ward darauf Alleinherrscher über ganz Norwegen. Er lohnte allen Häuptlingen, die ihm gedient hatten und ebenso jeglichem anderen königlich. Rögnvald gab er die Jarlswürde und sprach: "Du hast großes Heldentum in meinem Dienste bewiesen und deinen Sohn für meine Sache gelassen, und ich kann ihn dir nicht wiedergeben. Aber das vermag ich, dir mit Ehren zu lohnen, mit der Jarlswürde zuerst und dann mit den Inseln, die westlich des Meeres liegen, den Orkneys; die alle sollst du haben zur Sohnesbuße. Manch andere Ehre noch sollst du von mir empfangen." Und das hielt der König. Rögnvald sandte seinen Sohn Hallad nach Westen, aber der konnte das Reich nicht gegen die Wikinger halten. Da entsandte er seinen Sohn Torf-Einar 1 und hoffte, der werde die Herrschaft behaupten. Der war der erste Jarl auf den Orkneys, und von ihm stammen alle Orkneyjarle, wie es in ihrer Lebensbeschreibung erzählt wird, 

1 Er soll das Torfstechen erfunden haben,



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König Harald gab vielen große Lehen für ihren Dienst und schied so genau zwischen den Männern, ob sie für oder wider ihn gewesen waren, daß er alle jene irgendwie erhob; aber die sich gegen ihn gewandt hatten, jagte er aus dem Lande, verstümmelte oder tötete sie, ohne sie zu büßen.

Darauf sprach der König zu Ingimund: "Große Freundschaft hast du mir erwiesen und deinen eigenen Ruhm erhöht. Ich will immerdar dein Freund sein. Aber dein Teil am Siege sollen drei ausgerüstete Schiffe sein. Dazu sollst du alles Heergerät der Wikinger haben, mit denen du gefochten hast. und zum Zeichen des, daß du mit im Bocksfjord gewesen bist, sollst du als Geschenk Kjötvis Los, 1 das er so hoch geschätzt hat, zu eigen nehmen. Das ist jetzt mehr zum Zeugnis dieser Schlacht, als daß es viel Geldeswert hätte, aber es ist doch Ehre darin, es von uns zu empfangen. Wenn wir aber unsere Herrschaft bestellt haben, dann will ich deine Hilfe mit Einladung und Freundesgaben lohnen." Ingimund dankte dem König für seine Gaben und ehrenden Worte, und damit trennten sie sich. Der König sagte noch, er werde dem Sämund sein Tun, seinen Treubruch gegen ihn gedenken.

Ingimund besuchte bald nach der Schlacht im Bocksfjord Sämund und erzählte ihm, es sei mit der Schlacht nicht viel anders gekommen, als er sich's gedacht habe: — "Ich weiß auch aus dem Munde des Königs, daß es dir nicht beschert ist, still zu sitzen. Ich halte es für ratsam, daß du fliehst, denn der König wird seine Drohung ausführen; ich aber flüchte dich um unserer Freundschaft willen vor harten Strafen. Es schiene mir nicht unrätlich, wenn du nach Island gingest, wie es jetzt viele angesehene Männer tun, die sich's nicht getraun, sich vor König Haralds Macht zu halten.

Sämund sprach: "Du zeigst hier wie sonst deine Treue und Freundschaft; und ich will deinem Rate folgen." Ingimund redete ihm zu, das su tun: — "Es wäre freilich besser gewesen , du wärest mir im Bocksfjord gefolgt; dann brauchtest 1 

Die Lose, die die männer trugen, waren Amuletts. Das Aussehen dieses Loses beschreibt Kapitel ia. Wie sie wirklich zum Losen verwendet wurden, geht aus Kapitel 42 hervor.



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du nun nicht nach dieser öden Schäre zu fahren." Sämund sagte, er treffe immer das Rechte. Dann verkaufte er heimlich seine Güter und rüstete sich zur Abreise; er dankte Ingimund seine Hilfe und versicherte ihm wiederum seine Freundschaft,

Darauf segelte Sämund nach Island und landete im Skagafjord, 1 Dort war das Land noch weithin herrenlos. Er umritt es mit Feuer nach alter Sitte und nahm sich das Land, das jetzt Sämundshalde im Skagafjord heißt, und wurde ein mächtiger Herr. Sein Sohn hieß Geirmund und Reginleif die Tochter, die Thorodd Helm heiratete; deren Tochter war Hallbera, die Mutter Gudmunds des Mächtigen von den Labkrautwiesen und Ein ars von der Querache.


10. Die Weissagung des Finnenweibes

Ingimund reiste nach der Schlacht im Bocksfjord mit großer Pracht zu seinem Vater Thorstein nahm ihn mit offenen Armen auf und sagte, er sei mit großem Glück seinen Weg gewandelt , sprach, es sei ja auch nicht verwunderlich, — "denn du bist der Tochtersohn des Jarls Ingimund, des glückhaftesten Mannes."

Ingimund weilte da den Winter über, und in diesem Winter kam Jngjald zu Thorstein, und es gab ein frohes Wiedersehen. Jngjald sagte, nun sei aus Ingimund geworden, was ihm seine Ahnung versprochen habe; — "Aber ein Fest habe ich dir hergerichtet, mein Ziehsohn, mit allem Aufwand, der mir zu Gebote steht." Ingimund sagte auch, er wolle kommen. Jngjald reiste heim und lud viele Männer zu sich. Dann reiste ein jeder, wie das Gebot ergangen war,

Jngjald und die Seinen rüsteten dort einen Zauber nach der Sitte der vorzeit, daß die Leute nach ihrem Geschicke forschen konnten. Da war ein zauberkundiges Finnenweib gekommen. Ingimund und Grim erschienen beim Gelage mit großem Gefolge. 1 

Der Skagafjord liegt östlich deo Welpenbottens (Húnafiói). Der Hügelhang, der einen Bach und Teich westlich von der Riesenache Skagafjordtale fernhält, heißt Sämundshalde, Sämundarhlid. 2 Die Brüder Gudmund und Einar waren mächtige Häuptlinge des Inselsjordes (Eyjsafjördr), östlich deo Skagafjords. Der Leser begegnet ihnen in der Njalssaga wieder. Mödruvelltr- Labkrautwiesen Querache-Thvsra,



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Der Finnin war ein hoher Sitz bereitet, und der war feierlich geschmückt. Dorthin traten die Männer zur Frage, ein jeder von seinem Platze, und forschten nach ihrem Schicksal . Sie weissagte jedem, wie es sich traf, aber recht verschieden war es, wie's jedem gefiel.

Die Zieh brüder saßen auf ihren Plätzen und gingen nicht zur Frage; sie kümmerten sich auch gar nicht um ihre Weissagungen. Die Seherin sprach: "Warum forschen jene jungen Männer nicht nach ihrem Geschick: Die dünken mich doch die vornehmsten von denen, die hier zusammengekommen sind."Ingimund erwiderte: "Mir liegt nichts daran, mein Geschick im voraus zu wissen, und ich glaube, mein Schicksal ruht nicht unter deiner Zungenwurzel."

Sie erwiderte: "Ich werde es dir dennoch ungefragt sagen: du wirst ein Land bebauen, das Island heißt; das ist noch weithin unbebaut. Da wirst du dich zu einem hochgeehrten Mann erheben und alt werden. Deiner Nachkommen werden auch viele sein, ausgezeichnete Männer in jenem Lande."Ingimund antwortete: "Das ist deswegen gut gesagt, weilich fest beschlossen habe, niemals dorthin zu ziehen, und ich wäre auch kein guter Kaufmann, wenn ich die vielen schönen Güter meines Geschlechtes verkaufen wollte und nach jenen Odländern führe."

Die Finnin entgegnete: "Dies wird geschehen, wie ich's sage. Und das nimm zum Zeichen, daß das Los aus deinem Beutel verschwunden ist, das dir König Harald im Bocksfjord geschenkt hat; es liegt in dem Walde, in dem du wohnen sollst. Auf dem Los ist Frey Silber eingezeichnet. Und wenn du dein Gehöf aufführst, wird mein Wort wahr werden."

Ingimund erwiderte: "Geschah' es nicht wider meinen Ziehvater , so empfingest du deinen Lohn auf den Schädel. Doch da ich kein gewalttätiger Mann bin und keinen Streit will, mag es bleiben." Sie sprach, es sei nicht not, sich zu erzürnen.

Ingimund sagte, sie sei zum Unglück hergekommen; sie erwiderte, so sei und bleibe es, ob es ibn wohl oder übel deuchte. Und weiter sprach sie: "Grims Geschick weist auch dorthin und ebenso das seines Bruders Hromund, und sie werden beide reiche Bauern werden."



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Den Morgen darauf suchte Ingimund das Los und fand es nicht. Das schien ihm nichts Gutes zu bedeuten. Jngjald bai ihn, heiter zu sein und sich's nicht nagen und die Freude verderben zu lassen, und sagte: viele hervorragende Männer fänden sich jetzt drein, nach Island zu gehen; — "ich habe es auch nur gut gemeint, wenn ich die Finnin hierher lud." Ingimund sprach, er wisse ihm keinen Dank dafür, —"aber unsere Freund- schaft soll doch niemals zerreißen."Dann reiste Ingimund heim zu seinem Vater und blieb da im Winter.

Als der Frühling kam, fragte er seine Ziehbrüder, was sie über ihre Fahrten dächten. Grim sagte, er meine, es tauge nichts, gegen das Schicksal anzugehen — "und ich will nun im Sommer nach Island, und zwar wir Brüder beide; darein finden sich viele, obgleich sie reich sind. Es ist mir Gutes vom Lande erzählt worden, daß das vieh sich da selbst im Winter seine Nahrung suche; Fische seien in jedem See, und große Wälder gebe es da, frei von der Gewalttat der Könige und Übeltäter." Ingimund erwiderte: "Ich gehe nicht dahin, und das muß uns scheiden." Grim sprach, das könne wohl sein, — aber es kommt mir nicht unerwartet, wenn wir uns doch auf Island träfen; denn schwer wird es sein, dem Geschick zu entfliehen." Ingimund sagte, ihn schmerze sein Scheiden sehr.

Grim segelte im Sommer hinaus, beide Brüder, sie kamen in den Borgfjord und segelten hinein zum Engelwurzstrand. Grim sprach, er wolle sich dies Land zur Siedelung nehmen. Er nahm so viel in Besitz, daß jetzt dort viele Gehöfte auf seinem Grund und Boden sind. Hromund sagte, er wolle hinauf zu den Bergen gehen; da am Fuße der Berge werde es ihm gefallen. Grim nannte das wohlgetan, daß sie beides hätte-, den Ertrag des Berglandes und doch auch den Nutzen vom Meere. Hromund nahm Querachenhalde 1 und galt als ein hervorragender Mann. von ihm stammt Jllugi der Schwarze. 1 

Die Egilssaga läßt Grim, den Helgeländer, mit Kveldulf und Skallagrim ausfahren, Kapitel 28. Sie berichtet auch von seiner und seines Bruders Siede- lung. Der Engelwurzstrand, Hvanneyri, ist das Flachland, das sich südlich an das innere Ende des Borgfjords legt die Querache, Thvera, ist der erste kräftige Nebenfluß der Weißache, Hvita, die ihr Wasser den Borgfjord führt.



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Auch Grims Geschlecht war gesegnet, und viele bedeutende Männer sind von ihm gekommen, wenn sie auch hier nicht genannt werden.


11. Thorstein segnet seinen Sohn und stirbt

Den Sommer, in dem die Brüder nach Island segelten, zog Ingimund zu seinem Vater und blieb bei ihm. Sein Vater Thorstein begann damals zu altern, und einstmals sprach er zu Ingimund: "Leicht ist es zu sterben und zu wissen, daß der Sohn ein solcher Glücksmann ist. Ich bin mit meinem Leben wohl zufrieden, weil ich nicht gewalttätig gegen die Menschen gewesen bin. Und jetzt ist wohl mein Lebensende gekommen, denn ich fühle mich krank. Nun will ich dich, mein Sohn, mit aller meiner Habe, was es auch ist, vertraut machen. Aber es würde mich nicht wundern, wenn du dich von diesen Erbgütern verschlagen ließest; aber ich lasse mich das nicht verdrießen." Ingimund versprach, er wolle sich bemühen, nach seiner Voraussage zu handeln. Thorstein sagte, er meine, daß Ingimund überall, , wo er auch wohne, als ein großer Herr gelten werde; Thorstein sagte ihm vielerlei voraus, und bald darauf starb er. Es ward ibm ein prachtvolles Begräbnis nach der Sitte der vorzeit bereitet. Ingimund übernahm die fahrende Habe und alle Liegenschaften; dort gedachte er sein Behagen zu haben und ließ sich nun ruhig nieder.


12. Der Finnenzauber. Ingimund beschließt die Fahrt nach Island

König Harald Haarschön war nun zur Ruhe gelangt, er, der der mächtigste aller Könige der vorzeit in den Nordländern gewesen ist. Er erinnerte sich nun dessen, was er seinen Freunden verbeißen hatte und richtete nun großartige Feste mit hohen Ehren. Er lud besonders Ingimund ein, und als er kam, empfing ihn der König sehr gnädig und sprach so:"Deine Wirtschaft und Stellung unter den Menschen, höre ich, ist recht ansehnlich; eins aber fehlt dir doch: du hast kein Weib. Aber ich habe dir eine Gattin zugedacht. Das kam mir in den Sinn, als du dein Leben für meins ein Die Tochter des Jarls Thorir,



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des Schweigers, heißt Vigdis; sie ist ein sehr schönes Weib und sehr reich; bei ihr will ich dein Freiwerber sein." Ingimund dankte dem König und sagte, er wünsche diese Verbindung sehr, Der König gab dieses Fest mit großer Pracht und Herrlichkeit, und die Gäste reisten heim.

Darauf rüstete Ingimund zur Hochzeit, und als alles bereit war, erschien König Harald und viele andere große Herren. Da vermählte sich Ingimund Vigdis nach der vereinbarung, Dieses Hochzeitsfest wurde mit den größten Ehren gefeiert; der König tat auch durch Geschenke und andere Ehrungen viel dazu.

Ingimund sprach zum König: "Nun bin ich recht zufrieden in meinem Stande, und eine große Ehre ist es, in deiner Gunst zu stehen. Aber das liegt mir im Sinn, was die Finnin über die Wendung in meinem Leben geweissagt hat; denn ich wollte, es würde nicht wahr, daß ich vom Erbe meiner Väter führe. Der König erwiderte: "Dagegen kann ich nichts tun, und es mag wohl etwas dahinter stecken, und Frey wird sein Los dorthin gelangen lassen, wo er sich seinen Ehrenstuhl aufrichten will." Ingimund sprach, er wüßte gern, ob er das Los da fände oder nicht, wo für die Säulen des Hochsitzes der Boden aufgeworfen würde; — " es mag auch sein, es ist nicht umsonst gesprochen; ich kann es dir auch nicht verhehlen, Herr, ich möchte Finnen kommen lassen, die mir des Gaues Fruchtbarkeit und des Landes Art, in dem ich wohnen soll, offenbaren; ich möchte sie nach Island senden."

Der König sagte, das könne er tun, 1 —" aber ich ahne, du fährst dorthin, und es ist mir nicht sicher, ob du dazu meine Erlaubnis einholst oder dich davonstiehlst, wie es jetzt vielfach Brauch wird." "Das soll mir nie widerfahren," sprach Ingimund",daß ich in deinem Bann reise." Dann trennte sich der König von ihm. Ingimund reiste nach Hause und saß auf seinen Gütern.

Er sandte nach Finnen, und drei kamen aus Norden, Ingimund sagte, er wolle einen Handel mit ihnen schließen: " —Ich will euch Butter und sinn geben, ihr aber fahret eine Botenfahrt 

1 Harald hat seinem Reiche den Zauber verboten und verfolgt; daher mag Ingimund hier ausdrücklich um Erlaubnis bitten.



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für mich nach Island, mein Los zu suchen und mir von des Landes Art zu berichten." Jene antworteten: " Eine gefährliche Sendung ist das für die Boten, aber da du es forderst, wollen wir es versuchen. Nun sollst du uns zusammen allein in einem Hause einschließen und kein Mensch rufe uns beim Namen." 1 Und so geschah's.

Und als drei Nächte verstrichen waren, ging Ingimund zu ihnen. Die sprangen auf und atmeten schwer und sprachen: "Arbeit ist's den Boten, und große Mühe haben wir gehabt. Über wir kommen doch wohl mit solchen Wahrzeichen, daß du das Land erkennen wirst, wenn du hinkommst, nach unserer Beschreibung. Aber schwer war es uns, das Los zu suchen, und viel vermögen die Zauberworte der Finnin: denn wir haben uns in große Not begeben. Wir kamen ans Land, wo drei Fjorde von Nordosten her einschnitten, und große Seen lagen hinter dem einen. 2 Dann kamen wir in ein tiefes Tal, und in dem Tale unter einem Berge standen einige Gehölze. Da war ein wohnliches Tälchen, und da in dem einen Wäldchen lag das Los. Und als wir es ergreifen wollten, da schoß es in ein anderes Gehölz, und so sprang es immer fort, wenn wir danach griffen, und ein Schleier lag beständig darüber, so daß wir es nicht fassen konnten, und du wirst selber fahren müssen." Da sagte er auch, er werde bald reisen, und meinte, es werde nichts nützen, sich dagegen zu sperren. Er belohnte die Finnen reichlich, und sie zogen ab. Er aber wohnte ruhig auf seinen Gütern und war reich an Gut und ein tüchtiger Mann.

Darauf suchte er den König auf und meldete ihm, was ihm widerfahren sei und was er beschlossen habe. Der König sprach, ihm komme solches nicht unerwartet; er sagte; es sei schwer, gegen Zauberworte zu handeln. Ingimund nannte das wahr, — "ich habe jetzt alles untersucht." Der König sagte:"In welchem Lande du auch wohnst, wirst du ein angesehner Mann sein. Nach wie vor zollte ihm der König Ehre. 

1 Es ist weit verbreiteter Glaube, daß die namennennung den Zauber stört. 2 Gemeint sind offenbar du drei südlichen Äste des Welpenbottens: Widderfjord, mittelst ord und Welpenfjord, Hrutafjördr, Midjördr Hunafjördr. Hinter diesem letzten dehnen sich haffartige Teiche. vergleiche auch die Einleitung.



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Darauf rüstete Ingimund ein Gastmahl und lud seine Freunde und die Häuptlinge mit großer Pracht ein. Auf diesem Feste forderte er Schweigen und sprach: "Eine große veränderung habe ich beschlossen: ich gedenke nach Island zu fahren, mehr um des Schicksals und des Zauberwortes gewaltiger Mächte willen als aus eigenem Begehr. Die aber mit mir fahren wollen, denen steht es frei, und die zurückbleiben wollen. denen ist es auch erlaubt; und gleich lieb sind mir alle unsere Freunde, was sie auch erküren."

Lauter Ruf erschallte auf seine Rede, und die Leute nannten eines solchen Mannes Scheiden einen großen verlust — "und doch, weniges ist stärker als das Schicksal." viele entschlossen sich auch, mit Ingimund zu reisen, die hoch angesehen waren, angesessene Bauern und Männer. denen nicht Haus und Hof zu eigen war.


13. Ingimunds Kinder

In dieser Zeit segelten sehr viele Leute nach Island, und gerade damals gebar Vigdis ein Kind; das war ein Knabe, der war sehr schön. Ingimund betrachtete das Kind und sprach: "Der Knabe hat einen freundlichen Blick, und wir brauchen nicht lange nach einem Namen zu suchen: er soll Thorstein beißen; und ich hoffe, daß das Glück ihn begleiten wird."Dieser Knabe war schön und tüchtig, recht besonnen, klug im Wort, weitschauend, treu den Freunden und maß allen Dingen.

Sie hatten einen zweiten Sohn, der wurde auch dem Vater dargebracht, und er sollte ihm den Namen suchen; er schaute ihn an und sprach: "Dieser Knabe ist forsch und hat scharfe Augen. Er wird, wenn er das Leben behält, nicht jedermanns Freund und kein sehr vertraglicher Mann sein, aber treu Freunden und Vettern und wird ein großer Kämpe werden, wenn ich's recht sehe. Müssen wir uns nicht unseres Vetters Jökul erinnern, wie mein Vater mich bat: Er soll Jökul heißen." Der Knabe wuchs auf und ward ein Hüne an Wuchs und Kraft. Er war wortkarg, spröde und eigensinnig, entschlossen und schneidig.

Thorir hieß der dritte echte Sohn Ingimunds; er war ein



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schöner Mann und von hohem Wuchs und hatte viel Kaufmannsart an sich. Der vierte hieß Högni, der fünfte Smid, der war ein Kebssohn. Thorstein hatte den feinsten Verstand von allen Brüdern. Thordis hieß die Tochter Ingimunds, genannt nach seiner Mutter, die zweite Jörun.

Jörund 1 hieß ein Mann und war der Sohn des Jarls Thorir des Schweigers, der Vigdis Bruder; er erklärte, daß er mit Ingimund nach Island fahren wolle, sagte, zweierlei führe ihn dazu, Freundschaft und Verschwägerung. Ingimund sagte, er sei damit wohl zufrieden. Hvati hieß ein Mann und einer Asmund, Knechte Ingimunds. Dann hieß einer Fridmund, ein zweiter Thorir, ein dritter Refkel, ein vierter Ulfkel, ein fünfter Bödvar. Diese Männer rüsteten ihre Fahrt nach Island in Ingimunds Gefolge und waren alle schwerreich.


14. Ingimund überwintert bei Grim und sieht aus, sein Land zu suchen

Nun stach Ingimund in See, als er und seine Begleiter reisefertig waren, und sie hatten gute Fahrt. Sie trieben an die Westküste Islands an und segelten hinein in den Borgfjord nach Lehmbucht 2. Schnell wurde die Ankunft des Schiffes bekannt. Grim ritt zum Schiff und begrüßte seinen Ziehbruder und sprach: er wisse ihm für seine Herkunft großen Dank, — "es geht hier, wie's im Sprichwort heißt, schwer ist's, dem Geschick zu entschlüpfen." Ingimund sagte, das sei wahr — " es ist nichts dagegen tun, Ziehbruder." Grim sagte: "Das ist mein Angebot: komm in mein Haus, du und dein ganzes Gefolge , und nimm von meinem Vermögen, so viel du willst, ob das Ländereien oder andere Güter seien." Ingimund dankte ihm für die Einladung und sprach: er wolle im Winter bei ihm bleiben, — "aber wie ich meinen Plan zu dieser Fahrt angelegt habe, muß ich mich dahin wenden, wohin ich zur Landnahme gewiesen bin, zu seiner Zeit."

Ingimund zog nach Engelwurzstrand, sein Weib und seine 1 

Jörund könnte ein Bruder des Jarls Rögnvald sein. 2 Gemeint ist der Leirarvogr, die Lehmflußbucht in der Halbinsel südlich des Borgfjords.



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Söhne; aber sein Gesinde wohnte rings in der Umgegend. Grim bewirtete sie wie ein großer Herr und ließ es den Winter an nichts fehlen, was zu ihrer Ehre dienen könnte. Als aber der Frühling kam, stellte ihm Grim nach wie vor alles zur verfügung an Land und anderem Besitz. Ingimund sagte: er handle wahrhaft vornehm, wie es zu erwarten gewesen sei, — "aber nach Norden muß ich ziehen; Rosse und Reisegerät aber werden wir deine Hilfe in Anspruch nehmen." Grim sagte, so solle es sein. So bieli's auch Hromund, denn alle hießen Ingimund über die Maßen herzlich willkommen.

Er ritt im Sommer nach Norden auf die Landsuche. Er fuhr das Nordachental hinauf und stieß beim Abstieg auf Ödland in einem Fjord. 1 Eines Tages, als sie den Fjord entlang zogen, sprangen zwei Schafe vor ihnen aus dem Gebirge auf, das waren Widder. Da sprach Ingimund:"Es ist wohl billig, daß dieser Fjord Widderfjord, Hrutafjördr, heißt." Dann kamen sie zur Meeresbucht, und da siel dichter Nebel ein. Sie gelangten zu einem sandigen Küstenstrich und fanden da eine große, jüngst angetriebene Schiffsplanke. Da sagte Ingimund: "Es scheint, wir sollen dem Ort hier seinen Namen geben, und der soll bestehen bleiben; wir wollen den Sand Plankensand nennen."

Nun ging der Sommer zu Ende, denn vielerlei hatten sie fortzuschaffen und waren spät aufgebrochen. Kurz vor dem Winter kamen sie in ein Tal, das stark mit Weiden bestanden war. Da sagte Ingimund: "Dies Tal ist reichlich mit Weiden bewachsen; nennen wir es Vididalr, Weidental. Und hier scheint mirs am besten zum Winterquartier." Sie blieben dort den zweiten Winter und bauten sich da eine Hütte, die jetzt Jngimundshalle Jngimundarhöll, heißt. Da sprach Ingimund: "Jetzt wird es freilich nicht so fröhlich hergehen wie in Norwegen , aber daran dürfen wir jetzt nicht denken, denn viele brave Männer find hier doch zur Kurzweil zusammengekommen; 

1 Ingimund zog also das Nordachental, nordrardalr, hinauf, überschritt schnell das wüste Hochland und stieg den Widderfjord hinab. Dann mußte er sich nach Osten wenden und die Höhenzüge zum mittelgard, Midsiördr, und Weidental überschreiten. Dies läuft parallel dem Seetal in den Welpe-- fjord. 2 Bordeyri an der Westküste des Widderfjords.



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und wir wollen uns vergnügen, so gut wir 'ö können." Alle jubelten ihm zu. Da blieben sie den Winter über und trieben Spiele und allerhand Fröhlichkeit,


15. Ingimund findet sein Land im Seetal

Als aber der Frühling kam und der Schnee ein wenig von den Berglehnen schwand, da sagte Ingimund: — "Ich wußte es gern, wenn einige Männer auf einen hohen Berg stiegen und spähten, ob anderwärts etwas weniger Schnee zu sehen ist; denn es scheint mir nicht, als ob wir in diesem Tal Wirtschaft errichten würden; wir hätten sonst einen schlechten Sandel geschlossen." Darauf bestiegen einige Männer einen hohen Berg und hielten weithin Ausschau. Sie kamen zurück und erzählten Ingimund, daß die Berge ziemlich schneefrei seien, die im Nordosten lagen, und schön anzuschauen seien, — "aber hier, wo wir sind, ist's, als ob immerfort derselbe Sturm wüte, und wir konnten wohl sehen, daß dort das Cand viel besser ist." Ingimund erwiderte: "Das ist gut; hoffen wir nur, daß eine glückliche Zukunft vor uns liegt, und daß uns so das Los fällt."

Nun rüsteten sie sich im seitigen Frühjahr, und als sie sich im Norden dem Seetal näherten, sprach Ingimund: "Jetzt wird die Weissagung der Finnen wahr, denn jetzt erkenne ich die Landschaft nach ihrer voraussage: hierher sind wir gewiesen; hier wird es sehr schön. Ich sehe jetzt auch Land weithin begrünt, und wenn es hält; was es verspricht, dann kann bier gut wohnen sein.

Als sie an die Seetalsache kamen, sprach Vigdis, Ingimunds Weib: "Hier muß ich ein wenig verweilen, denn ich fühle, daß meine Stunde gekommen ist." Ingimund antwortete "Das geschehe zum Heil." Da gebar Vigdis ein Mädchen; das wurde Thordis genannt. Ingimund sprach:"Dieser Ort soll Thordiswald heißen."

Darauf drang die Schar hinauf in das Tal, und sie sahen da gutes Gras und Weideland; das war schön anzuschauen; da hoben sich die Brauen der männer. Ingimund nahm den ganzen



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Vatnsdalr, das Seetal, oberhalb des Heiligen Sees und des Geröllteiches. Der Thormodsbach ergießt sich aus dem Heiligen See von Westen her in den Fluß, der Sturzbach fällt von Osten in dm Geröllteich 1. Ingimund erwählte sich einen Wohnplatz in einem schönen Tälchen und rüstete da den Bau; er errichtete einen großen Tempel, hundert Fuß lang, und als er den Grund für die Hochsitzpfosten aushob, da fand er sein Los, wie's ihm geweissagt war. Da sprach Ingimund: "Es ist doch ein wahres Wort, daß sich niemand gegen das Schicksal sperren kann; aber nun wollen wir auch frohen Mut dazu tragen. Dies Gehöft soll at-Hofi heißen." — Das bedeutet um Tempel. Die Leute Ingimunds richteten sich im Tale ein und wählten sich Wohnplätze mit seiner Erlaubnis.

Dieser Herbst brachte viel Eis, und als die Männer die Schol- Leu beschritten, da fanden sie eine Bärin und bei ihr zwei Welpen. Ingimund war dabei und sprach, die Bucht solle Hunavatn Welpensee, heißen — "der Fjord aber, der voll von Seen ist, soll Seefjord heißen." Darauf sog Ingimund heim. Er baute einen stattlichen Hof und wurde bald Häuptling über die Leute im Seetal und die Landschaften, die zunächst lagen. Er hatte viel vieh, Rinder und Schafe und andere Haustiere.

In demselben Herbst ging ihm eine Anzahl Schafe verloren und fand sich im Frühjahr in den Wäldern; der Ort heißt jetzt Schaftal. Und daran kann man die Güte des Landes zu jener seit ermessen, daß das vieh sich selber draußen sein Futter suchte. Weiter wird erzählt, daß Ingimund Schweine wegkamen und erst im nächsten Sommer gegen Herbst gefunden wurden, und da waren es zusammen hundertundzwanzig. Sie waren verwildert, ein großer alter Eber führte sie, Beigad, der Schreckliche mit Namen. Ingimund sammelte Leute, die 1 

Das Landschaftsbild gibt die Einleitung. Ingimund ist der Geschichte nach in der Höhe des kleinen Sees in das Seetal gestoßen; an ihm der Thordiswald, Therdisarholt, zu suchen. — Die beiden Bäche werden recht ge- schickt zur Angabe der Grenzen von Zngimunds Gebiet genannt. Die Karten verzeichnen Helgavatn und Urdarvatn für Heiliger See und Geröllteich.
 
2 Der Hunafloi, Welpenbotten, hieß damals so. mit Schaftal und Schweinetal, Saudadalr und Svinadalr, schreiten wir je einen Tal strich weiter nach Osten. Schweinesee ist. Svinavatn,



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Schweine einzutreiben, und sagte: "Jedes Tier gilt für zwei, so fett sind sie." Sie suchten die Schweine und trieben sie an den See, der jetzt Schweinesee heißt, und wollten sie dort einschließen. Aber der Eber sprang ins Wasser und schwamm hinüber und wurde so matt, daß ihm die Klauen absprangen. Er erreichte einen Hügel, der jetzt Beigadsbühel heißt, und starb da. Ingimund ließ sich's nun im Seetal gefallen. Da wurden auch viele Landschaften bebaut; da wurden Gesetze und das Landrecht 1 angenommen.


16. Ingimund besucht König Harald. Wie das Land dicht besiedelt ward

Als Ingimund eine Zeitlang am Tempel gewohnt hatte, tat erkund, daß er hinein nach Norwegen reisen wolle, um sich Bauholz zu beschaffen, denn er sagte, er wolle in Ehren auf seinem Gehöft sitzen, und König Harald werde ihn gnädig aufnehmen. Vigdis wünschte ihm Glück zu der Reise. Er bestellte Männer zur verwaltung des Gutes neben Vigdis. Ingimund nahm die Bären mit; er hatte gute Fahrt und kam nach Norwegen.

Er forschte, wo sich König Harald aufhalte; alles war ruhig im Land, und als er König Harald traf, wurde er herzlich empfangen. Der König lud ihn ein, bei ihm zu bleiben, und das nahm Ingimund an. Er wurde den Winter über vom König in hoben Ehren gehalten. Der König fragte, wie ihm das Land gefalle; er äußerte sich zufrieden — "aber das ist mein wichtigstes Anliegen, mir Bauholz zu verschaffen ." Der König sagte: "Das ist recht; und unsere Wälder stehen dir offen, wo du hauen lassen willst. Aber ich will das Holz zu Schiff führen lassen, und du brauchst dich darum gar nicht zu sorgen; bleibe nur bei mir."Ingimund erwiderte: "Hier siehst du Bären, Herr, die ich auf Island gefangen habe. Bitte, nimm sie von mir an." Der König antwortete: "Ich will sie 1 

Ist diese Angabe genau zu nehmen, so würde sie uno an Ingimunds Lebens- ende führen g3a wurde mit Ulfliots Gesetzen das Allthing ins Leben gerufen. 2 Das Geschichtchen zeigt, daß die oftgenannten wälder Islands damals so wenig ww heute Bauholz lieferten.



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gern annehmen und weiß dir Dank dafür." Sie tauschten viele Geschenke während des Winters.

Und als der Frühling kam, stand Ingimunds Schiff mit der Fracht beladen, die er sich erwählt hatte, und dem besten Holz, das man bekommen konnte. Der König sprach: "Ich sehe es, Ingimund, du wirst nicht selbst wieder nach Norwegen reisen wollen; darum solltest du so viel Holz mitnehmen, daß es dir fur immer genug ist. Aber das kann ein Schiff nicht alles tragen , Wir können uns hier einige Schiffe ansehen; wähle davon, welches du willst."Ingimund sprach: "Wählt Ihr, Herr, für mich ; das wird der Wahl das kräftigste Glück bringen," "So soll es geschehen, ich weiß am besten Bescheid. Hier ist ein Schiff mit Namen Renner; das kreuzt beim Segeln am besten von allen Schiffen, wie wir sagen, und es segelt glückhafter als jedes andere. Das will ich für dich wählen. Das Schiff ist schön und nicht groß." Ingimund dankte dem König für seine Gabe. Dann schied er vom König unter vielen Freundschafts- gaben.

Er merkte bald, wie schnell der Renner war. Da sagte Ingimund: "Trefflich hat der König für mich das Schiff gewählt; es trägt mit Recht den Namen Renner, da es das Meer so schnell durchfurcht." Sie kamen nach Island und segelten die Nordküste entlang und dann im Westen hinunter. Das haue vorher keiner getan. Ingimund gelangte mit beiden Schiffen nach der Welpenseemündung und gab den Stätten da all die Namen, die seitdem in Brauch sind. Der Ort heißt Rennershütie , wo das Schiff aufs Land geseit wurde. 1 Das ward weithin kund, Ingimunds Ankunft hier draußen, und alle freuten sich darüber, daß er heimgekommen war.

Ingimund hielt mit reichen vorräten herrlichen Haushalt und vergrößerte seinen Hof stark, denn Bauholz hatte er reich- lich. Er schaffte sich auch Godord und Herrschaft über die Männer. 2 

1 Am Welpenseegestade unterhalb des Thingsandklosters glaubt man noch geht in den Resten eines Schuppens Stigandarhof zu erkennen. 2 Die pali- tische Herrschaftsstellung des Tempelherrn und Priesters, des Soden, kennzeichnet niedner im Einleitungsband besonders S. , f.



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Jörund Hals, der als der zweitedelste Mann mit Ingimund herausgekommen war, der nahm sich Land mit Ingimunds, seines Schwagers, Zustimmung jenseits des Geröllteiches bis zur Braunkluftache und wirtschaftete auf Grund jenseits des Jörundsberges 1 im Seetal. Er war ein angesehner Mann, wie das seinem Geschlecht entsprach. War hieß sein Sohn, der auf Marsstadir, das heißt auf Marshofen, im Seetal saß, ein geachteter Mann. Die wuchsen gleichzeitig auf, er und die Ingimundssöhne .

Damals bevölkerte sich das Tal. Hvati hieß ein Mann, der mit Ingimund hinausgekommen war, er nahm Land von der Braunkluftache bis zum Kluftbache. Asmund nahm Land jenseits des Heiligen Sees bis zur Braunkluft und dem Thingsgndgau .

Thorolf hieß ein Mann und war Teufelsbart zubenannt; der nahm Land im Forsäludalr, das heißt Schattental; er war ein sehr streitsüchtiger und unbeliebter Mann, er schaffte viel Arger und verdruß im Gau. Er baute sich eine Burg südlich der Fridmundsache, dicht an der Seetalsache in einer Kluft. Eine Landzunge streckte sich zwischen die Kluft und den Fluß, ein großer Fels aber ragte vor. Er stand im Verdacht, daß er Menschen opfere, und es gab keinen im ganzen Tal, der verhaßter gewesen wäre als er.

Zu Hrutshofen hieß der Ort, wo Hrut, am Felsenriffe, wo Asmund wohnte.

Ottar hieß der Mann, der auf Grimstungur, das heißt Grimszungen , siedelte; er hatte Asdis, die Tochter Olafs von Haukagil, der Habichtskluft; ihr Sohn war Hallfred, der Schwierigkeitsdichter , aber seine Tochter hieß Valgerd, ein eitles Weib und schön. 1 

Jörundarfell. 2 Über die wichtigeren Angaben dieses Abschnitts gibt die Einleitung Auskunft. Der Braunkluftbach, mogilsläkr, fließt in den See, der Kluftbach, Guja, in den Welpensee. marshofen liegt nördlich von Grund. Thorolf Teufelsbart heißt im Kapitel 30 Höllenhaut. — Der Abschnitt soll du Exposition zu ewer ganzen Reihe von Geschickteren geben; er muß von hintenher verstanden werden. Thingsandgau ist. Thingeyrarsveit Hrutshofen ist. Hrutastadu Am Felsenriff tot. at Gnupi.



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17. Wie das Schwert Sippenknauf in Ingimunds Geschlecht kam

So vergingen die Jahre; Ingimund wurde alt, aber seiner Wirtschaft waltete er weiter. Über Thinghändel von ihm wird hier nichts berichtet, daß er etwa schwere Rechtsstreitigkeiten mit den Leuten auszufechten gehabt hätte; denn er kam mit den meisten überein und war versöhnlich; es wohnten da in der Nähe rings herum viele brave Männer, aber er hatte doch das größte Ansehen, und das machte seine Güte, Freigebigkeit und Klugheit. Seine Söhne wuchsen heran und wurden alle tüchtige Männer, wie es vorhin erzählt worden ist.

Eines Sommers, wird berichtet, kam ein Schiff in die Welpenseemündung, das norwegischen Männern gehörte. Der Kapitän hieß Hrafn; er war verschlossenen Sinnes, groß und unverträglich und tatkräftig, war lange auf Wiking gewesen und hielt sehr auf Waffen und Kleider. Ingimund pflegte als erster zum Schiff zu kommen und von der Fracht, soviel ihm behagte, zu entnehmen 1. Und so hielt er es auch wieder, zog den Kapitän ins Gespräch und stellte ihm den Aufenthalt bei sich frei wenn er wollte. Hrafn sagte, nichts sei ihm angenehmer, und begleitete Ingimund heim.

Er blieb bei seiner Art und ging seiner eigenen Wege. viele waren bei Ingimund zu Gaste gewesen, die ihm besser gefallen hatten; denn Hrafn war ihm nicht gefügig, sondern sehr eigenwillig . Stets trug er ein schönes Schwert im Arme; oft ließ Ingimund seine Augen zu dem Schwerte hingleiten, und einstmals begehrte er es zu sehen. Hrafn sagte, das könne geschehen. Ingimund nahm's und zog's. Da gefiel es ihm nicht weniger, und erfragte, ob er es verkaufen wolle. Hrafn erwiderte, er sei nicht in solcher Geldverlegenheit, daß er die Waffe aus der Hand verkaufen müßte; sagte aber, der Bauer möge einen anderen Entgelt für seinen Aufenthalt von ihm fordern, und sagte, er habe da gestanden, wo man Waffen brauchte; und sagte, es könne wieder so kommen. Ingimund ergrimmte 

1 Der Häuptling hatte nach allgemeiner Sitte dies Recht; er pflegte den Prels der Waren festzusetzen; siehe den Einleitungsband S. 48.



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und glaubte, er wolle ihn beleidigen, und sann auf einen Plan.

Und einstmals, als er zu seinem Tempel ging, richtete er es so ein, daß der Mann aus dem Osten ihn begleitete. Da sagte ihm Ingimund liebenswürdig, was ihm am meisten nach dem Sinn war, er wollte immerfort über seine Wikingszüge und Heerfahrten sprechen. Ingimund ging in den Tempel voraus und liep sich's nicht eher merken, als bis Hrafn mit dem Schwerte in den Tempel trat. Ingimund wandte sich nach ihm um und rief: "Es ist nicht Sitte, Waffen in den Tempel zu bringen, und du setzest dich dem Götterzorne aus, und der ist unerträglich, wenn nicht Buße gezahlt wird." Hrafn erwiderte: "Hierüber hast du lange gesessen und gegrübelt. Und wenn ich gegen eure Gesetze gefehlt habe, achte ich es für recht, daß du darüber befindest; denn du stehst im Ruf eines rechtlich denkenden Mannes." Ingimund sagte, es sei förderlich zur Buße, wenn er den Göttern Ehre erweise; aber, meinte er, es sei sehr gut, daß er das Verbrechen aus versehen begangen habe, und daher wird die Strafe nicht gar so groß zu sein brauchen", und sprach, am besten sei es, wenn er ihm das Schweri auslieferte, denn auch darüber, die Besänftigung des Götterzornes, sagte er, habe er zu walten. Hrafn sprach: viel Gut, das er ihm genommen, habe er leichter verschmerzt, — "und sonst wirst du wohl vornehmer handeln." Er reiste im Sommer ab und scheidet aus dieser Geschichte.

Dies Schwert trugen Väter und Söhne ihr Leben lang und nannten es Sippenknauf.

Eyvind hieß ein Mann und war Querkopf zubenannt; er war mit Ingimund hinausgekommen, und wollte eines Sommers herausfahren und Thororm 1 mit ihm; die waren Freunde. Ingimund lieh ihnen den Renner und sagte, er sei begierig zu wissen, wenn er auch nicht selber führe, ob er dann auch recht schreiten könne. —Ingimund war gegen alle guten Menschen gefällig. — Sie kamen im nächsten Sommer hinaus in die Blandamündung und wußten Ingimund zu erzählen, daß kein Schiff schöner sein könnte. Sie hatten eine sehr gute Kauf 1 

Der wird erst später eingeführt, Kapitel 2i.



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fahrt gehabt. Eyvind wohnte im Blandatal, aber Gaut im Gautstal. 1


18. Von Hrolleif dem Langen; wie er seinem Oheim Sämund Ungelegenheiten macht und Uni beschimpft

Hrolleif hieß einmann und hatte den Beinamen der Lange, Er kam hinaus nach der Hvita, das heißt Weißache, und seine Mutter; die hieß Ljot. Über die hörte man wenig Gutes, und sie hatte absonderliche Sitten; und das war nicht verwunderlich, denn sie war nicht wie andere gute Menschen. Ihr Sohn glich ihr sehr. Hrolleif war der Brudersohn Sämunds, des Zieh- bruders Ingimunds. Die beiden reisten zu ihm nach dem Skagafjord sagten ihm über sich Bescheid und sprachen ihn als ihren Vetter an. Sämund erwiderte und sprach: er könne Hrolleif die Vetterschaft nicht ableugnen, — " aber das ist meine Ahnung, deine Mutter ist schlechter als dein Vater und ich fürchte sehr, du schlägst mehr nach ihrem als der Vatervettern Geschlecht." Hrolleif sagte, er habe anderes nötiger als üble Ahnungen. Sämund sprach, er wolle ihnen Winterquartier gewähren.

Hrolleif war der stärkste aller Männer und mißbrauchte seine Kraft. Gegen Schwächere war er herausfordernd und gewalttätig und lohnte Gutes mit Bösem auf seiner Mutter Anstiften. Er benahm sich häßlich gegen Geirmund, Sämunds Sohn, im Spiel und sonst, und es entstand Feindschaft zwischen den Vettern. Einstmals sagte Geirmund zu seinem vater: "Dieser unser Vetter zahlt das Quartier mit einer Münze, von der er wohl reichlich Vorrat haben mag, die aber anderen nichts wert ist, das ist Schimpfwort und Schelte und dazu rohe Mißhandtung. Manch einer dankt ihm gebrochene Knochen oder andere verletzungen, und keiner darf darüber reden." Sämund sagte: er bezahle allerdings das Quartier schlechter, als verabredet sei, — "und das kann nicht länger geduldet werden."

Hrolleif nannte es schmählich, um Kleinigkeiten Aufhebens zu 

1 Die Blanda ergießt sich nördlich des Schweinetals in den Welpenfjord ; Gautstal, Gausdalr, gehört zum Lachsbachtal, das sich östlich der Blanda den Skagafjord wendet, 2 Im Bgrgfiord,



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machen und seine Vettern davonzujagen, — "ich habe wahrhaftig keine Lust, mir von solchen Knirpsen ins Angesicht treten zu lassen." Sämund sagte." So nennst du es; du hast mehr deiner Mutter Ljot Sinn, wie mir ahnte, als den von uns Vettern. Nun habe ich dir Wirtschafrsland und Wohnstätte zugedacht draußen auf Höfdastrand, jenseits Höfdi, außerhalb Unatals. Mein Rat wäre, du richtetest dich nach denen, die dir dort zunächst wohnen, dem Bauern Thord in Höfdi und Uni in Unatal und den anderen Bauern. Erbitte dir die Erlaubnis, dich anzusiedeln." Hrolleif sagte, er gedenke sich nicht unter ihren Bart zu verkriechen. Hrolleif sog hinaus ins Tal, und seine Mutter und er siedelten da; seitdem heißt der Ort Hrolleifstal. 1

Sie befreundeten sich wenig mit den Leuten, es gab Schimpf und Scheltwort, und sie zeigten ihren Nachbarn in allen Dingen ihre Bosheit. Und die Leute wurden bald gegen sie erbittert und meinten, Sämund habe ihnen ein übles Wrack gesandt. Erst schien es ihnen nicht gut, etwas dagegen zu tun, da Hrolleif der Vetter Sämunds war. Aber dann, als die Leute ihren Sinn recht erkennen lernten, wollten sie sie fortschaffen, — "sie hätten niemals herkommen sollen."

Uni war ein vermögender Mann und hatte einen Sohn mit Namen Odd. der war eben zum kräftigen Jüngling herangewachsen . Seine Tochter hieß Hrodny; sie war ein schönes Weib und eine gute Arbeiterin. Hrolleif ging zu Uni und sagte, man könne nicht froh und lustig in diesem Tale leben, obgleich die Leute zur Kurzweil aufwendeten, was sie vermöchten. "Nun sage ich," sprach er, " es schickte sich gut, wenn wir uno miteinander verschwägerten und ich deine Tochter bekäme. Mag sein, daß sich dann unsere Nachbarschaft bessert." Uni antwortete: er sei nicht der Mann dazu, ein braves Weib zu bekommen , — "und du führst dich auch nicht so auf. Meine Tochter aber ist kein unebenes Mädchen, und ich schlage dir die Heirat ab." Hrolleif sagte: da wähle er grade das, was weniger rät 

1 Hrolleif wird an die Nordostecke des Skagafjordo verwiesen. Dort zeigt man noch am Kap Hrolleifshaupten, Hrolleifshöfdi, eine Befestigung und einen befestigten Weg zu seinem angeblichen Wohnplatz. Unt und Thord wohnten südlicher,



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lich sei, "und sie soll dann meine Kebse sein, und das ist auch noch gui genug für sie." Seitdem lenkte Hrolleif seine Schritte oft dahin und setzte sich zum Plaudern zu Hrodny. So ging es eine Weile wider Willen ihrer verwandten.


19. Hrolleif erschlägt Odd

Es war einstmals, als Hrolleif zum Heimweg aufbrach, da sagte Uni zu seinem Sohne Odd: "Das ist keine geringe Schlaffheit, daß wir nichts gegen die Besuche dieses Mannes tun. Wir haben uns in der Jugend mehr drangesetzt, als ich mich mit Kolbein schlug, und ich gewann die Oberhand; und er ist doch ein Häuptling und großmächtig, Der aber geht allein, uno Schande zu machen." Odd sagte: es sei nicht leicht gegen diesen Höllenkerl und die Zauberkunst seiner Mutter, — "die Leute sagen, er trage einen Kittel, den Waffen nicht beißen; ich will jetzt zunächst Hrolleif aufsuchen." Und das tat er.

Sie trafen sich oben auf dem Berge zwischen den Tälern. Odd sprach: "Du hast dir's angewöhnt, immer diese Steige zu gehen. Uns aber deuchte es besser, du kämest nicht so oft." Hrolleif er- widerte: "Seit ich neun Winter alt bin, habe ich mir immer meine Wege selber gesucht, und so soll's bleiben. Deine Worte achte ich nichts, und mir deucht, es sei kein Hindernis auf meinem Pfade, wenn du auch auf den Stiegen herumlungerst." Odd sagte, es habe eine bessere Antwort gegeben.

Hrolleif kam nach Hause und sagte seiner Mutter, er werde jetzt einen Knecht aus der Arbeit nehmen —" er soll mich auf meinen Besuchen begleiten, denn die dort fangen nächstens an, mir Ungelegenheiten zu machen." Ljot antwortete und sprach, der Knecht könne nichts besseres tun, als mit ihm gehen — "kümmere dich nicht um das Gehaben dieser Kätner und sieh deinen Kittel an, wann du willst, und versuche, was er taugt."

Darauf ging Odd zu seinem Vater und sagte, er wolle Sämund aufsuchen und ihm die Sache dartun. Uni sprach, jeder Aufschub mißfalle ihm. Odd fuhr zu Sämund und sagte: "Eine böse Sendung ist auf dein Anstiften in deinem Vetter Hrolleif zu uns gekommen; wir erleiden manche Schmach von ihm und gehen deshalb nicht scharf vor, weil er dein Vetter ist."Sämund sagte,



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das komme ihm nicht unerwartet, und es wäre nicht übel, wenn solche Leute beseitigt würden. Odd meinte, das werde er nicht denken, wenn's geschähe — "aber der dort ist doch ein Mann, der gegen alle Böses vorhat; es geschieht aus Achtung vor dir; daß nichts unternommen wird." Odd fuhr heim.

Uni sprach:"Mir deucht, als ob Hrolleif nicht von seinen Wegen läßt, und es will mich bedünken, du bist der Nächste zur Tat, lieber Odd, denn du bist nun ein junger Mann und stark genug zu allem; ich aber bin vom Alter geschwächt. Wenn er nun auch ein tapferer Mann ist und seine Mutter zauberkundig, so kann es doch nicht so bleiben." Odd antwortete und sprach, er wolle zusehen. Eines Abends legte sich Odd selbfünft vor Hrolleif in den Hinterhalt; die aber kamen zu zweit. Da sprang Odd auf und rief: "Jetzt könnten deine Reisen einmal aufgehalten werden; es könnte auch geschehen, daß deine Bosheit nun ein Ende nimmt und sich dir selbst um die Füße schlingt." Hrolleif sagte, es sei noch nicht klar, wer zuletzt lachen werde — " wenn ihr auch mehr seid als ich; mir dünkt's kein Schade, wenn einer Blut läßt." Dann liefen sie einander an und fochten. Hrolleif war ein tapferer Mann, und seine Kraft war erprobt; er hatte auch den Kittel an, den seine Mutter ihm gemacht hatte und an dem Eisen nicht haftete. Nun ist davon zu berichten, das Odd Ljot, Hrolleifs Begleiter, 1 erschlug, dann aber ging er gegen Hrolleif und sprach:"Schwer beißen dich die Waffen, Hrolleif; all dein Tun ist schändlich, Zauberer du und Schandkerl sonst." Darauf schlug Odd nach Hrolleifs Bein, und es biß, wo der Kittel nicht deckte. Da sprach Odd: "Nun hat dich die Zauberjacke nicht geschützt." Hrolleif hieb nach Odd und versetzte ihm die Todeswunde; und einen zweiten Mann erschlug er dazu; aber drei entkamen. Das war des Abends spät oberhalb von Unis Hof.

Hrolleif kam nach Hause und erzählte seiner Mutter; es sei denen übel ergangen, die ihm entgegengestanden hätten. Sie freute sich darüber, daß ihm Bauernkerle und ihre Söhne seine Wege 

1 Nach einer anderen, wohl besseren Handschrift dieser Ljot Hrolleifs Vetter Der name bezeichnet wu der der mutter Hrolleifs die Häßlichkeit seines Trägers und ist ew ganz geläufiger name der Bösewichte.



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nicht vorschrieben, die böse Reden gegen ihn führten. Hrolleif sagte, nun habe er's dem Odd heimgezahlt, — "daß er mich so sehr beschimpfte; er hat gesagt, ich habe ganz und gar nichts mit ehrlichen Leuten zu tun. Aber ich hab's ibm vorausgesagt, was jetzt gekommen ist, daß seine Schmach durch unseren Zusammenstoß wachsen werde, und das ist ihm nun geschehen."


20. Hrolleif wird aus dem Skagafjord verbannt. Ingimund nimmt ihn zu sich

Uni reiste su Höfda-Thord und klagte ihm seine Not wegen Odds, seines Sohnes, Ermordung — "und ich möchte deine Hilfe haben, meine Sache ins Gleiche zu bringen; es greift auch sehr an deine Ehre, daß gieb nicht ruchlose Gesellen bier im Gau breitmachen." Thord sagte, er habe recht — " wir sind in große Schwierigkeiten geraten; aber Sämund ist doch am ehesten verpflichtet, dem Unwesen seines Vetters ein Ende zu machen und ihn aus dem Gau zu schaffen." Darauf reisten sie zu Sämund und baten ihn, die Sache ins Gleiche zu bringen, und sagten, anders zieme sich's nicht für ihn. Sämund sprach, das solle geschehen.

Da wurde Hrolleifs Wirtschaft aufgehoben, und er selbst zog zu Sämund und seine Mutter, und Männer wurden in die Wirtschaft gesetzt. Auf dem vergleichstag im Frühjahr aber ward kund getan, daß Uni das Land Hrolleifs nehmen, Hrolleif aber aus dem Gau verbannt sein sollte, soweit die Wasser zum Skagafjord fielen.

Sämund erinnerte sich nun seiner alten Freundschaft mit Ingimund. Und als sie sich trafen, sprach Sämund: "So steht's, Ziehbruder, ein Mann ist zu mir gekommen, der nicht als verträglich gilt in seinem Sinn; aber er ist nun einmal mein Vetter und er heißt Hrolleif. Nun wünschte ich, du nähmest ihn zu dir und seine Mutter und gäbest ihm eine Wohnstätte bei dir." Ingimund sprach: "Die beiden haben keinen guten Leumund- und ich habe keine Lust, sie aufzunehmen. Aber es wird dir ungefällig und kleinlich vorkommen, wenn ich's versage; freilich paßt es nicht gerade gut, denn ich habe ein paar Söhne, die nicht sehr sanftmütig sind."Sämund antwortete und nannte



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ihn einen glückhaften Mann, und es gehe ihm ja alles glücklich von der Hand. Ingimund meinte, das werde sich zeigen, wenn das hier gut ginge. Darauf zog Hrolleif und seine Mutter zu Ingimund ohne viel Rühmens.


21. Ingimund weist Hrolleif nach Rücken. Die Ankunft der Brüder Hallorm und Thororm

Nun wohnten Hrolleif und seine Mutter zwei oder drei Winter bei Ingimund. Sie änderten ihren Sinn gegen die Söhne Ingimunds so wenig wie gegen andere Leute; aber die ließen sich's nicht gefallen und am wenigsten Jökul; denn sie hatten so viele und erbitterte Händel miteinander, daß es bis zu verwundungen kam, und Jökul sagte, schlimm sei die Sendung Sämunds — "und es läuft noch gut ab," sagte er, "wenn's nicht noch schlimmer kommt" und rief, niemals solle dieser Teufel sich über sie erheben. Kein Unterschied war zwischen ihnen an Wuchs und Kraft, denn beide waren ungemein stark. Ingimund sprach: "Du tust Unrecht, Hrolleif, daß du deinen Sinn nicht beherrschest und nicht mit Gutem Gutes lohnst. Ich sehe jetzt, so kann es nicht bleiben; ich werde dir einen Wohnplatz hier gegenüber jenseits des Flusses auf dem Landrücken anweisen." Hrolleif sagte, das sei ihm auch lieber — "als hier der Bosheit deiner Söhne ausgesetzt zu sein." "Es fällt mir schwer, dich von mir loszusagen," sprach Ingimund, "denn das habe ich nie getan, wenn ich einmal einen Mann angenommen hatte."Thorstein sagte, er fürchte, es werde später schlimmer kommen. Ingimund siedelte nun Hrolleif und seine Mutter an und übergab ihr das Gehöft auf As, das heißt auf dem Rücken, 1 und dort wohnten sie lange; Hrolleif aber hielt Ingimunds Söhnen in allen Stücken Widerpart.

In dieser Zeit kamen zwei Brüder heraus, der eine hieß Hallorm der andere Thororm, und beide waren vermögende Männer. Sie hielten sich bei Ingimund den Winter über auf. Hallorm brachte seine Werbung an und freite um Thordis, die Tochter Ingimunds. Er bekam günstige Antwort; Ingimund 

1 Siehe die Einleitung.



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versprach sich von ihm um seines Reichtums willen große Stärkung seiner Macht, und sie wurde ihm vermählt. Sie bekam Karnsachenland mit; ihr Sohn war Thorgrim. Thororm aber fiedelte auf der Niederzunge im Seetal; die hieß seitdem Thorormszunge.


22. Hrolleif tötet Ingimund

Es wird berichtet, daß in der Seetaksache viel Fischfang getrieben wurde, an Lachsen und anderen Fischen. Die Brüder, die Söhne Ingimunds, hatten untereinander die Arbeiten verteilt, denn es war Brauch der Kinder vornehmer Männer in jener Zeit, ein Gewerbe zu treiben. Zum Fischfang waren die vier Brüder Thorstein, Jakut, Thorir und Högni bestellt, Smid aber hatte etwas anderes vor. Die Brüder gingen in den Fluß und hatten reiche Beute.

Hrolleif blieb bei seiner Art; das war eine schlechte Nachbarschaft für alle, die in der Nähe saßen. Es war auch nicht mit der Freunde Zustimmung geschehen, daß Ingimund ihn jemals angenommen hatte. Die Söhne Ingimunds nahmen's sehr übel auf, daß Hrolleif in ihrer Nahrung saß und es nur mit Bösem vergalt. Sie sagten, es sei ihrem Vater schlecht bekommen, daß er ihn zu sich genommen habe.

Sie hatten den Fischfang alle gemeinsam, die Tempelleute und Hrolleif; aber es war bestimmt, daß Hrolleif der Fang nur zustehe , wenn die Söhne Ingimunds oder ihre Leute nicht kämen. Aber darum kümmerte er sich nicht, denn er setzte seinen Kopf und seine Bosheit über die Abmachung.

Und einstmals, als die Knechte Ingimunds zum Flusse kamen, sagten sie zu Hrolleif, er stalle ihnen die Fischplätze räumen. Hrolleif rief, er kümmere sich nicht darum, was Sklaven redeten. Sie erwiderten und sagten, es zieme ihm mehr, sich nicht mit den Tempelleuten su messen, und sagten, er werde damit kein Glück haben, wenn er auch sonst damit durchgekommen sei. Hrolleif hieß sie, sich fort scheren " elende Sklaven" und sich nicht mit Seien Männern einzulassen. Er trieb sie schmählich und wider das Recht von dannen. Sie sprachen:"Das ist schlecht 

1 Siehe die Einleitung. Thorormstunga.



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von dir gehandelt, soviel Gutes, wie Ingimund um dich verdient hat, da er dich aufgenommen und dir Wirtschaft und Fischerei und vieles andere Gute gewährt hat, wo du dich doch vorher nicht unter ehrlichen Leuten sehen lassen durftest." Hrolleif sprach, er brauche vor niederträchtigen Sklaven nicht aus dem Flusse zu gehen, und ließ einen Stein nach einem von ihnen sausen, daß er in Ohnmacht fiel, und meinte, es solle ihnen nichts nutzen, viele Worte zu machen,

Die Knechte kamen heim, als die Männer bei Tisch saßen; sie fuhren hastig daher. Ingimund fragte, warum sie so eilten. Sie sagten, sie seien aus dem Flusse gejagt worden mit Mißhandlung und Schimpfworten von Hrolleif. Jökul erwiderte: "Er will wohl Seetalsgode werden und es mit uns machen wie mit anderen vorher; aber das soll niemals geschehen, daß uns dieser Teufel duckt!" Thorstein sagte, das sei zu viel; aber am besten sei's doch, mit Besonnenheit vorzugehen: — Hrolleif ist einst ohne Überlegung aufgenommen worden." "Die Sache ist schlimm," sprach Ingimund, "aber seid so gut, vergleicht euch, denn ihr habt euch nicht gegen euresgleichen zu wehren er ist einer aus der Hölle, und Böses ist von ihm zu befahren. Jökul rief, er wolle doch sehen, ob er nicht aus dem Flusse ginge, und sprang vom Tische auf und hinaus.

Ingimund sagte: "Lieber Thorstein, dir traue ich am meisten Besonnenheit zu; begleite deine Brüder. Thorstein meinte, er wisse nicht, wie leicht es sein werde, Jökul zu balten — "aber ich werde nicht müßig dabei stehen, wenn er sich mit Hrolleif schlägt."

Und als sie an den Fluß kamen, sahen sie, das Hrolleif im Wasser stand und fischte. Da rief Jökul "Pack dich aus dem Fluß, Satan, und untersteh' dich nicht, mit uns zu streiten, sonst werden wir es jetzt einmal gründlich miteinander versuchen." Hrolleif sprach:" Wenn ihr auch drei oder viere seid, werde ich meine Arbeit doch tun, trotz deinem Fluchen." Jökul sprach: "Du schlechter Kerl, verläßt dich auf die Zauberkunst deiner Mutter, wenn du allein uns allen den Fischfang wehren willst." Da drang Jökul gegen ihn in den Fluß, aber Hrolleif wich nicht.



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Thorstein sprach: "Laß von deinem Eigensinn, Hrolleif es wird dir schlecht bekommen; wenn wir von dir nicht Recht erlangen, könnten es mehrere entgelten. Es frommt auch nicht, daß du mit deinen Ränken die Menschen beschwerst." Jökul rief: "Schlagen wir diesen Teufel tot."

Da stieg Hrolleif ans Land, wo Geröll zur Hand lag, und warf nach ihnen mit Steinen, und sie wieder zurück, quer über den Fluß, einige aber schossen; aber Hrolleif erhielt keine Wunde.

Jökul wollte an einer anderen Stelle zu ihm über den Fluß und rief, das sei eine unerhörte Schande, wenn sie ihn nicht unterkriegten. Thorstein sprach: "Mein Rat ist, wir weichen hierher zurück und behalten die Sache lieber in der Hand, als daß wir Mutter und Sohn gerade in die Hände laufen. Denn ich denke, sie wird nicht weit von hier auftauchen. Das ist kein Streit gegen ehrliche Männer, wenn wir hier gegen ihren Zauber angeben."Jökul rief, darum werde er sich nimmer scheren, und suchte vorzudringen, aber seine Brüder warfen und schossen nach Hrolleif.

Jetzt kam ein Mann in vollem Lauf nach Tempel und meldete Ingimund, es stehe schlecht und sie fochten quer über den Fluß — "und wie dein Junge treibt's keiner." Ingimund sagte: "Sattelt mein Pferd, ich will hinreiten." Er war alt und fast blind, hatte auch die ganze verwaltung und ebenso die Wirtschaft aus der Hand gegeben. Ein Knecht wurde ihm zur Begleitung bestellt; Ingimund trug einen blauen Mantel. Der Knecht führte sein Pferd.

Und als sie auf den Uferhügel kamen, erblickten ihn seine Söhne. Thorstein rief:"Unser Vater ist da, ziehen wir uns zurück, dann wird er denken, wir täten nach seinem Willen. Aber bange bin ich um sein Kommen" und befahl nun Jökul, sich zu mäßigen.

Ingimund ritt zum Fluß und rief: "Geb' aus dem Flusse, Hrolleif, und bedenke, was dir ziemt." Und als Hrolleif ihn sah, schoß er nach ibm mit dem Spieße und traf ihn in die Brust. Als Ingimund den Schuß empfangen hatte, ritt er zurück zum Hügel und sprach: "Knecht, führe mich heim." Er begegnete seinen Söhnen nicht,

Als sie nach Hause kamen, war es schon spät am Abend. Und



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wie Ingimund absitzen wollte, da sprach er: "Steif bin ich jetzt. Wir werden wacklig auf den Beinen, wir alten Leute." Und als der Knecht ihn auffing, rauschte es in der Wunde. Da sah der Knecht, daß ihm der Speer in der Brust stand.

Ingimund sagte: "Du bist mir lange treu gewesen; tu nun, wie ich dir gebiete — es ist nicht zu erwarten, daß ich noch viel von dir verlange. Lauf und sage Hrolleif: ehe der Morgen graut, denk ich, werden meine Söhne meinen, wo er wohnt, vaterrache heischen zu müssen. Er mag sich in acht nehmen, daß er sich davon macht, ehe es tagt. Für meine Rache ist nichts getan, wenn er stirbt. Wohl aber ziemt mir's, ihn zu schützen, da ich ihn aufgenommen habe, solange ich reden kann, wie's auch später kommen mag."

Er brach das Eisen vom Schaft, ging, von dem Knechte gestützt, hinein, setzte sich auf seinen Hochsitz und befahl ihm, nicht eher Licht zu zünden, als bis seine Söhne heimkamen.

Der Knecht kam zum Flusse und sah da viele Lachse, die Hrolleif gefischt hatte. Der Kriecht rief: "Das ist wahrhaftig wahr, du bist der allerelendste Hund l Du hast getan, wofür wir niemals Buße erwarten können, Herrn Ingimund ermordet! Und er hat mir befohlen, dir zu sagen: du sollst den Morgen nicht zu Haus erwarten. Er meint, seine Söhne würden von dir vaterrache heischen. Und das habe ich mehr um seines Befehls willen ausgerichtet, als weil du mir für die Axt der Brüder zu gut wärest."Hrolleif erwiderte: "Ich glaub's, was du sagst. Aber du solltest nicht heil von dannen kommen, wenn du nicht diese Kunde gebracht hättest."


23. Die Jngimundssöhne finden ihren Vater zu Hause tot. Der Schmerz der Freunde

Nun ist von Ingimunds Söhnen zu berichten, daß sie am Abend heimzogen und untereinander sprachen, Hrolleif sei doch ein Kerl ohne gleichen. Thorstein sagte: "Noch wissen wir nicht recht, wieviel Böses uns von ibm widerfahren und meine Ahnung sagt mir nichts Gutes über unseres Vaters Fahrt."



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Sie kamen heim, und Thorstein ging ins Feuerbaus und stürzte auf die Hand, als er ausglitt, und rief: "Warum ist's hier so feucht, Hausbau:" Sie erwiderte: "Ich denke, es wird aus Herrn Ingimunds Gewändern geronnen sein." Thorstein antwortete: "Das ist schlüpfrig wie Blut. Zündet schnell Licht," Und das geschah.

Da saß Ingimund auf seinem Hochsitz und war tot; es stand das Speereisen in seiner Brust.

Jökul rief: "Entsetzlich ist's, von einem so herrlichen Mann zu wissen, daß solch ein Schurke ihm zum Mörder geworden sein soll. Ziehen wir gleich und schlagen ihn tot." Thorstein sprach: "Du kennst die Güte unseres Vaters nicht, wenn er ihm nicht davongeholfen hat; wo ist der Knecht, der ihn geleitet hat:" Der war nicht zu sehen. Thorstein sagte: "Ich denke, wir können nicht hoffen, Hrolleif jetzt su Hause zu treffen, und wir müssen mit Überlegung nach ihm fahnden, und nicht mit Hast. Aber damit können wir uns trösten, daß er so hoch über Hrolleif erhaben ist. Und mein Vater wird des bei dem genießen, der die Sonne und die ganze Welt erschaffen hat, wer er auch ist; denn daß dies einer geschaffen haben muß, ist gewiß."

Jökul war so ergrimmt, daß sie ihn kaum bändigen konnten.

In diesem Augenblick kam der Knecht herein und berichtete von seinem Botengang. Jakut sprach, das sei nicht nötig gewesen . Thorstein sagte: "Ihm dürfen wir darum nicht zürnen- denn er hat getan, was unser Vater wollte."

Ingimund wurde in das Beiboot des Schiffes Renner gebettet und mit allen Ehren bestattet, wie es damals bei edlen Herren Sitte war.

Das ward nun weithin bekannt und deuchte, was es auch war, eine große und böse Kunde. Thorstein sprach zu seinen Brüdern: "Das dünkt mir recht, daß wir uns nicht auf unseres vaters Hochsitz niederlassen, weder daheim noch auf Gastgeboten , solange er ungerächt ist." Und so taten sie und besuchten kaum Spiele oder versammlungen.

Als aber Eyvind Querkopf das erfuhr, da sprach er zu seinem Ziehsohn: "Lauf und sage meinem Freunde Gant, was ich tu, und solches, scheint mir, komme ihm auch zu." Darauf zog er



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das Schwert unter seinem Mantel hervor und stürzte sich hinein und starb so. Und als Gant das hörte, rief er: "Ingimunds Freunde dürfen nicht mehr leben, und ich will mir an meines Freundes Eyvind wackrer Tat ein vorbild nehmen," und er zückte sein Schwert vor seiner Brust und tötete sich. 1 Hermund hieß ein Sohn Eyvinds und einer Hromund der Lahme, von dem später erzählt werden wird.


24. Hrolleifs Flucht. Die Trauer der Söhne

Lassen wir das nun zunächst hingehen und erzählen etwas von Hrolleif. Er ging zu seiner Mutter und erzählte ihr die Geschichte. Sie sagte, niemand überlebe seinen Schicksalstag sagte, Ingimund habe lange des Lebens genossen. Mein Rat ist," sagte sie, " du flüchtest zunächst — denn die Blutnächte haben's am eiligsten —und komm wieder hierher, wenn ich hoffen kann, daß meine Anschläge Erfolg haben. Das aber kann ich nicht durchschauen, was stärker sein wird, Thorsteins Klugheit und Glück oder mein Zauber."

Darauf fuhr Hrolleif nach Norden zum Skagafjord und kam nach Sämundshalde. Sämund war gestorben, und Geirmund waltete der Güter; sein Bruder hieß Arnald. Geirmund Sagte nach Neuigkeiten; Hrolleif sagte, er könne das Ableben Ingimunds , des Bauern vom Tempel, vermelden. Geirmund erwiderte: "Da ist ein tüchtiger Mann geschieden. Aber was hat ibm den Tod gebracht:" Hrolleif sagte: " Er ward als Zielscheibe benutzt," und erzählte darauf den ganzen Vorgang.

Geirmund antwortete: "Ich sehe es, du bist der schlimmste Unglücksmann; hebe dich hinweg, du elender Schurke, und 1 

In diesem Selbstmord der Freunde oder Hintersassen ist ein Rest der Anschauung zu erblicken, daß die Knechte wie der beste persönliche Besitz dem Herrn zur Hel folgen müssen. Ähnlich folgt Brynhild ihrem Geliebten in den Tod. Aber der Selbs ord der Freunde steht meines Wissens ganz vereinzelt da. In den nächten gleich nach dem mord suchen die Rächer am hitzigsten den Feind.



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komm niemals wieder her." Der aber sagte, er werde auf keinen Fall gehen " mag ich hier totgeschlagen werden dir zur Schande. Ich habe es nicht vergessen, daß mein Vater in deines vaters Mannschaft und Ingimunds gefallen ist; und dag dankt er dir und deinen Mannen." Geirmund erwiderte, dag treffe brave Männer, daß sie in der Schlacht fallen, — "und ausliefern werde ich dich, wenn Ingimunds Söhne kommen. Jener sagte, das habe er von ihm erwartet oder noch Schlimmeres . Er hielt sich da versteckt in einem Geräteschuppen.

Die Ing waren den Winter über daheim und saßen auf der niedrigeren Bank; zogen zu keinem Spiele oder Thinge und waren sehr niedergeschlagen. Als der Sommer nahe war, berief Thorstein seine Brüder zur Sprache und sagte: "Wir alle, denke ich, sind darin einig, daß es Zeit scheint, vaterrache zu suchen; aber das ist nicht ganz leicht. Mir deucht es recht, daß der, welcher einen Racheplan zu ersinnen weiß, ein Kleinod aus unserm Besitze auswählen soll." Sie sagten, das solle sein, — "und du bist von uns am besten dazu geschickt, um deiner Klugheit willen."


25. Die Brüder stören Hrolleif auf

Eines Morgens war Thorstein zeitig auf den Füßen und sprach zu seinen Brüdern: "Nun wollen wir in die Gaue im Norden aufbrechen, was es dort auch für Arbeit gibt." Sie waren zusammen fünf Brüder und kein Mann sonst.

Sie kamen eines Tages gegen Abend zu Geirmund, und der empfing sie sehr freundlich, und sie blieben die Nacht über da bei guter Bewirtung. Aber am Morgen sagte Thorstein zu seinen Brüdern: "Nun mögt ihr, Brüder, heute beim Brettspiel sitzen, ich aber will mit Geirmund sprechen." So taten sie.

Thorstein sagte zu Geirmund: "Darum sind wir Brüder hergekommen, weil wir nach Hrolleif fahnden, der sich, meinen wir, hier bei dir aufhält. Du bist auch hoch verpflichtet, uns zu helfen, da ihr unserem Vater diesen Schurken gesandt habt, von dem so viel Böses gekommen ist; wenn es auch nicht mit eurem Willen war. Er hat auch sonst keine ansehnlichen Vettern



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als dich allein." Geirmund erwiderte: " All das ist wahr, und du hast fein gespürt; aber Hrolleif ist jetzt nicht hier." Thorstein sagte: "Ich denke doch, er sitzt in deinem Schuppen. Nimm hier ein Hundert Silbers 1 und schick ihn weg. Und ich will es so einrichten, daß er nicht hier in deinem Frieden ergriffen wird, so daß dir ein Vorwurf daraus nicht gemacht werden könnte. Aber verfolgen werden wir ihn doch, wenn auch unseres vaters Rache nichts dadurch gewonnen wird. Sag ihm, du wagest nicht, ihn vor uns zu schützen und unsere Feindschaft zu ertragen, wo du doch sonst unsere Freundschaft haben könntest." Geirmund antwortete: "Jetzt will ich es nur eingestehen, daß er hier ist, man denke darüber, wie man will. Ich will tun, was du rätst, und ihm befehlen, fortzugehen. Fahndet ihr dann nach ihm, wenn er nicht mehr bei mir ist." "So soll es sein," sagte Thorstein.

Geirmund suchte nun Hrolleif auf und sprach: Jetzt sind die Ingimundssöhne hergekommen und suchen dich. Deines Bleibens kann jetzt hier bei mir nicht länger sein, denn ich will mich und mein Eigentum nicht für dich wagen, bei deiner schlechten Sache. Die Brüder aber sind planvoll und tatkräftig." Hrolleif erwiderte: "Das war zu erwarten, daß du erbärmlich handeln würdest; hab' allen Undank deine Hilfe und mach dich schnell davon." Geirmund sagte: "Das will ich tun."

Darauf ging er zu Thorstein und sprach: "Mir deucht's am rücksichtsvollsten gegen mich, wenn ihr gar nicht eilt und beut hier sitzen bleibt." Der sagte; so solle es geschehen.

Am nächsten Tage brachen sie auf und zogen nach Westen über die Bergjoche. Es war Tauwetter eingetreten, und sie sahen die Spuren eines Mannes im Schnee. Da sprach Thorstein:"Jetzt wollen wir uns niederlassen, und ich will euch mein Gespräch mit Geirmund erzählen. Ich ward gewiß, daß Hrolleif dort war." Jökul rief: "Du bist ein wunderlicher Mann, wolltest stille sitzen, und der Mörder deines Vaters saß neben dir! Wenn ich das gewußt hätte, wäre es ganz und gar nicht still geblieben!" Thorstein sprach, das sei nicht schwer zu vermuten 

1 Ein Hundert Silbers ist etwa 540 deutsche Reichsmark Sitbergewicht, sgao mark Kaufwert.



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gewesen, — "aber es ist besser, Geirmund in dieser Sache nicht bloßzustellen. Jetzt wollen wir volle Tagefahrten machen und versuchen, ob wir wohl eher als Hrolleif nach Westen kommen: denn nach Hause weisen seine Spuren. Jetzt wird Ljoi, seine Mutter, für den Sommer opfern, wie sie's nach ihrem Brauch zu tun pflegt. Dann aber wird die Rache nicht gelingen, wenn das Opfer vorher vollbracht ist." Jökul rief:"Eilen wir denn." Er war ihnen immer allen auf dem Wege voraus. Da blickte er zurück und rief: "Es ist ein Elend mit solchen kleinen, langsamen Knirpsen wie mit meinem Bruder Thorstein. Die Rache wird uns entgehen, wenn wir gar nicht von der Stelle kommen." Thorstein erwiderte: Noch ist nicht erwiesen, daß meine Anschläge und Pläne weniger ausrichten als deine unvernünftige Hast." Spät am Abend kamen sie herab zum Hofe am Tempel, und die Leute saßen bei Tische.


26. Die Rache

Thorstein sprach draußen seinen Schafhirten an und sagte: "Lauf nach Rücken und poch an die Tür und paß auf, wie lange es dauert, bis einer zur Pforte kommt, und sprich inzwischen eine Strophe. 1 Nimm dir's als vorwand, nach den Schafen zu Sagen. Du wirst gefragt werden, ob wir nach Hause gekommen sind. Aber du sollst sagen, wir seien nicht nach Hause gekommen."

Der Schafhirt lief und kam nach Rücken und pochte an die Tür, und es kam niemand, ehe er zwölf Strophen gesprochen hatte. Da trat ein Knecht heraus und fragte, was es gebe, oder ob die Brüder heimgekehrt seien. Er sagte, sie seien nicht gekommen, und Sagte nach seinen Schafen. Der sagte, sie seien nicht da.

Der Schafhirt lief zurück und meldete Thorstein, wieviele Strophen er gesprochen habe. Thorstein sagte. er habe so lange draußen gestanden, daß unterdessen vieles drin vorgenommen werden konnte; — oder bist du etwas eingetreten Er sagte, er sei hineingegangen und habe sich umgeschaut. Thorstein 

1 Die Strophe als Zeitmaß verwendet kennt der Leser aus Thule l, dem mühlenlied Str. 6.



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fragte: " Brannte das Feuer auf dem Herde hell oder nicht" Er antwortete: "Ein wenig; als wenn es vor kurzem aufgezündet worden wäre." Thorstein sagte:"Hast du irgend etwas Besonderes im Hause gesehen " Er sagte, er habe einen großen Packen gesehen und unten ein rotes Kleid herauskommen. Thorstein sprach: "Da wirst du Hrolleif und sein Opfergewand gesehen haben. -Jetzt müssen wir fahnden, brechen wir schnell auf und versuchen, was es gibt,"

Sie zogen los und gelangten nach Rücken, und kein Mensch war draußen. Sie sahen Bretter an der Hauswand zu beiden Seiten des Dachsirstes aufgestapelt; sie sahen ein Häuschen vor der Tür stehen und einen freien Raum zwischen ihm und der Haustür. Thorstein sprach:"Das wird das Opferhaus sein, und Hrolleif wird hier hineingehen sollen, wenn die Alte ihre Anstalten und ihr Teufelswerk vollbracht hat; mich soll das nicht anfechten. Tretet ihr jetzt in den Winkel am Hause, ich aber will oben über der Tür sitzen und einen Stab in der Hand halten. Wenn aber Hrolleif heraustritt, will ich den Stab zu euch hinwerfen, und dann rennt ihr zu mir." Jökul sagte: "Deutlich ist's, Bruder, daß du die Ehre hiervon haben willst wie sonst immer; aber das willich nicht; ich will mit dem Stabe dasitzen. Thorstein sprach: "Du wirst auf deinem Willen bestehen wollen, obgleich es so nicht besser ist, denn du scheinst mir eine rechte Torheit vorzuhaben ."

Jakut setzte sich auf den Bretterstapel, und ehe sie's gedacht, trat ein Mann heraus und spähte an der Tür und erblickte die Männer nicht, die gekommen waren. Da trat der zweite heraus und der dritte, und das war Hrolleif. Jökul erkannte ihn genau und drehte sich heftig um, und der Bretterstapel fiel, aber er konnte doch noch den Stab zu seinen Brüdern hinwerfen; und er sprang von dem Hause herab und kriegte Hrolleif zu fassen, so daß er nicht entrinnen konnte. Die beiden waren gleich stark, und sie rollten zusammen den Abhang hinab, und bald lag der eine, bald der andere unten.

Und als die Brüder herbeikamen, sprach Högni: "Was ein Teufel kommt dort auf uns zu: Ich weiß nicht, was es ist." Thorstein erwiderte: "Da kommt Ljot, das alte Weib, und



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hat sich sonderbar geputzt." Sie hatte sich die Kleider vorn über den Kopf geworfen und ging rückwärts und streckte den Kopf zwischen den Beinen nach hinten. Gräulich war der Blick ihrer Augen wie sie ihn wie die Trolle zu schießen wußte. Thorstein rief Jökul zu: "Jetzt schlag Hrolleif tot! Du hast lange darauf gebrannt."Jökul antwortete: "Dazu bin ich gern bereit", und hieb ihm den Kopf ab und wünschte ihn zum Teufel.

"Ia, ja," sagte Ljot, " nun war es nahe daran, daß ich meinen Sohn Hrolleif hätte rächen können. Aber die Ingimundssöhne sind gewaltige Glücksmänner." Thorstein antwortete: "Warum meinst du das:" Sie sagte, sie habe das ganze Land umstürzen wollen: — "und ihr wäret alle toll geworden und verrückt draußen bei den wilden Tieren geblieben. Und so wäre es auch gekommen, wenn ihr mich nicht eher gesehen hättet als ich euch." Thorstein sprach, es sei wohl wahr, daß zwischen ihnen das Glück entschieden habe Darauf starb die alte Ljot in ihrem Zorn und Trolltum, und die beiden scheiden damit aus dieser Geschichte-


27. Die Ingimundssöhne teilen das Vatererbe

Nach der Tötung Hrolleifs und Ljots zogen die Brüder heim, und die Leute begrüßten sie froh. Ein wenig später sagte Thorstein zu seinen Brüdern: Ich denke, ich habe es verdient , mir ein Kleinod aus unserem Besitz zu wählen." Sie stimmten ihm zu. "Dann wähle ich den Hof am Tempel und das Land samt der Wirtschaft." Sie sprachen, das sei mehr als ein Kleinod und sehe unbescheiden aus. Thorstein sagte, alles das müsse zusammen bleiben, Land und Wirtschaft; — "aber wenn es auch etwas unbescheiden aussieht, so ist zu bedenken, daß unser Ansehen dann am größten ist, wenn wir recht einig sind, und zum anderen, wenn ich der Obmann bin. Es sind hier auch noch mehr Kostbarkeiten, und die gönne ich euch sehr gern." Da wurde geteilt; Högni ertaste das Schiff Renner, denn er war Kaufmann; Thorir Bocksarsch ertaste das Godord und Jökul den Sippen knauf. Er führte das Schwert



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auf Spielen und Pferdethingen, 1 aber Thorstein trug es auf den Herbstthingen und Gerichtstagen; denn Jökul wollte es so. Solche Worte redete auch Thorir, obgleich er das Godard hatte, daß er Thorstein am meisten alle Ehren von Rechtshändeln gönne. Thorstein sprach: "Ich kann es leicht sehen, daß ihr, meine Brüder, mir in allen Dingen zu Ehren helfen wollt. Aber wenn ich mir auch den Hof erwählt habe, so gönne ich euch doch Einkünfte davon. Jetzt deucht es mir recht, daß wir unsere Plätze auf unseres vaters Hochsitz verlegen." Und das taten sie.

Thorstein wurde Häuptling über die Leute im Seetal, am Westerhaff, Vestrhop, und in allen Gauen, die sein Vater hatte. Er hatte ein Weib, die Gyda hieß, sie war Sölmunds Tochter, des Gudmundssohns; der war der Vater des Mordbardi. Damals galt es als ehrenvoll, sich mit den Seetalern zu verschwägern.

Jökul wohnte auf Zunge, Smid auf Schmiedshofen und Thorir Bocksarsch am Rinderhofe, das heißt jetzt am Vesperberge.


28. Von Thorolf Hammer

Nun muß ich erzählen von einem Manne, der schon genannt ist, der hieß Thorolf Hammer. Er ward der schlimmste Bösewicht, war ein Dieb und auch sonst ein rechter Schurke. Den Leuten schien sein Aufenthalt im Tal sehr schädlich, und nur Übles konnten sie sich von ihm versehen; wenn er auch nicht viel Leute bei sich hielt, so hatte er doch etwas, worauf er sein vertrauen setzte, das waren zwanzig Katzen. Die waren ungeheuer groß und alle schwarz und sehr verzaubert. 

1 D. h. auf den beliebten Pferdehaaren. Siehe darüber S. 47 des Einleitungsbandes . 2 Die Teilung scheint bedeuten zu sollen, daß Thorir eigentlich als Gode den Gottesdienst und die Leitung des Thinges geo hatte. Auf dieses letzte Recht verzichtete er zuerst zeitweilig und trat Thorstein schließlich das ganze Godard ab, s. Kap. 37. Wenn die Sonne über ihm stand, war's vesper- zeit, 3 Uhr nachmittags. Die Karte verzeichnet nautabu und Undunfell' Jökuls Hof ist in Jökulsstadir, der Smids Smidsstadir, beide oberhalb Thor- ormstunga zu finden s. Einleitung. Der Erzähler täuscht sich er hat ihn noch nicht genannt. verwechselt ihn wohl mit Thorolf Höllenhaut, den er Kapitel 16 eingeführt hat.



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Nun kamen die Leute zu Thorstein und klagten ihm ihre Not und sagten, ihm komme die Fürsorge über den ganzen Gau zu, sagten, Thorolf habe viele Leute bestohlen und noch viel anderes Schändliche getan. Thorstein sprach, sie hätten recht — "aber es ist nicht ganz leicht, mit dem Höllenkerl anzubinden und seinen Katzen, und ich möchte alle meine Leute davor bewahren." Jene sprachen, er werde schwerlich sein Ansehen wahren, wenn nichts dagegen geschähe.

Darauf sammelte Thorstein Mannen und wollte sie, um schlagfertig zu sein, unter seinen Augen haben. Bei ihm waren alle seine Brüder und sein Norweger. 1 Sie zogen nach Hammershofen. Thorolf kümmerte sich nicht darum, er konnte nie brave Männer bei sich dulden. Er ging ins Haus, als er den Reiterzug sah, und sprach:"Jetzt muß ich Gäste begrüßen, und dazu ersehe ich meine Katzen aus. Die will ich alle draußen vor die Tür setzen, und sie werden schwerlich eindringen, wenn die die Tür verteidigen." Darauf stärkte er sie gewaltig durch Zauber, und sie waren ganz entsetzlich mit ihrem Geheul und Augenrollen .

Jökul sprach zu Thorstein: "Das ist ein braver Entschluß, daß du diesen Teufel nicht länger ruhig sitzen ließest." Sie waren achtzehn Mann.

Thorolf sagte: "Jetzt will ich Feuer anmachen, und es schert mich nicht; wenn's raucht; denn der Besuch der Seetaler wird nicht friedfertig sein." Er hängte einen Kessel über das Feuer und warf Wolle und allerhand Lumpen darunter, und das Haus war voll Rauch.

Thorstein trat zur Tür und rief:"Wir verlangen, daß du herauskommst, Thorolf." Er meinte, sie könnten nichts Gutes gegen ihn im Schilde führen. Da buben die Katzen auch schon zu schreien und sich schrecklich zu gebärden an. Thorstein sagte: "Das ist ein übles Volk." Jökul entgegnete:"Dringen wir ins Haus gegen ihn los und scheren uns nicht um diese Katzen." Thorstein sagte, das sollten sie nicht — " denn es ist wahrscheinlich , daß wir nicht unser ganzes Volk unversehrt bewahren können vor dem allen, Thorolfs Katzen und Waffen; denn 

1 Wie er zu diesem Gaste gekommen ist, wird nirgends gesagt.



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er ist ein gewaltiger Draufgänger, und es deuchte mir besser, er ergäbe sich selbst und käme heraus; wir können ihm ja aus seinem Brennholz ein Feuer anzünden, heißer, als daß es ihm drinnen behaglich wäre."

Thorolf schwenkte den Kessel vom Feuer, warf den Wollenpacken drauf, und der Qualm zog hinaus, so daß Thorstein und die Seinen nicht recht dicht bei der Tür stehen konnten.

Thorstein sprach: "Nehmt euch vor den Katzen in acht, daß sie euch nicht kratzen. Schleudern wir Feuer aufs Dach." Jökul packte einen großen Feuerbrand und schleuderte ihn nach der Tür; aber die Katzen entwichen, und die Tür fiel darauf wieder zu.

Der Wind stand auf die Gebäude zu, und das Feuer begann zu wachsen. Thorstein sprach: "Stellen wir uns draußen hin an den Zaun, wo der Rauch am stärksten ist, und geben acht, wao er unternimmt; denn er hat mehr Feuerzunder, als wie's ihm lange bekommen könnte." Damit hatte Thorstein wieder recht.

Thorolf sprang mit zwei Kisten voll Silbers heraus und lief den Rauch entlang. Und dort, wo er ausgebrochen, stand der Norweger und rief: "Hier kommt der Teufel, und jetzt ist er wütend." Der Norweger sprang ihm nach, herab zur Seetalsache. Thorolf geriet an tiefe Löcher oder Sümpfe. Da wandte er sich nach ihm um, packte ihn und schwang ihn unter seinen Arm und sprach:"Du eilst dich sehr; gehen wir zusammen!" und sprang in den Sumpf, und sie versanken beide, so daß keiner wieder herauf kam.

Thorstein sagte: Das ist eine sehr schlimme Wendung, daß mein Norweger verloren ist; aber das muß es wieder gut machen, daß Thorolfs Eigentum ausreichen wird, ihm ;u büßen." Und so geschah's.

Der Ort, wo Thorolf gehaust hatte, heißt seitdem Hammershofen, Sleggjustadir, und da waren immer Katzen zu sehen, und unheimlich war's dort seitdem. Der Hof liegt oberhalb des Heiligen Sees. 1 

1 Die Raucherei Thorolfs ist nichts als Zauberrequisit und nicht anschaulich vorgestellt. Das Einbrennen des Gegners, dem man nicht beikommen kann, ist ein gern verwandtes mittel die Flucht im Zuge des Rauches wird oft ver



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29. Der Streit um das Almland gegen Mar Jörundssohn

Mar Jörundssohn überführte seine Wirtschaft von Grund nach Marshofen; herzlich war die Vetternschaft zwischen ihm und den Ingimundssöhnen. Eines Herbstes geschah's, daß War einige Schafe verloren gingen; es ward weithin gesucht, und sie fanden sich nicht.

Thorgrim hieß ein Mann und war Pelzmütze zubenannt. Der wohnte auf ?Umland; 1 er war sehr zauberkundig und ein Schurke obendrein.

Es gab viel Gerede über die verlorenen Schafe, und doch galt das Tal weithin als recht wohl regiert. Eines Abends, als ein Schafhirt heimkam, fragte War nach Neuigkeiten. Er sagte, seine Schafe seien gefunden und keinem sei etwas Böses zugestoßen — "aber es kommt noch etwas Besseres: Land hab ich gefunden in den Wäldern, und das ist ganz hervorragend guter Boden, und da sind die Schafe gewesen und sind sehr schön fleischig." War fragte: "Ist das in meinem oder in anderer Leute Land:" Er sagte, er meine, es müsse ihm zufallen — "aber freilich stoßen die Ländereien der Ingimundssöhne daran; doch nur von deinem Land aus kann man hineingehen." War besah sich das Land, und es gefiel ihm gut, und er eignete es sich

Thorgrim sprach, er hoffe, es solle ihnen wohl gelingen, das Land vor den Ingimundssöhnen zu behaupten. Das erfuhr Thorstein und sagte: "Unser Vetter War scheint mir gewaltig auf seinen Willen zu trotzen und uns schwerlich unser Recht zu gönnen." Bald darauf besuchte Jökul seinen Bruder Thorstein , und es kam vielerlei zwischen ihnen zur Sprache; Jökul nannte es ganz unerhört, wenn die Männer sie hier im Tale beraubten. "Dieser schlimme Lump der Thorgrim Pelzmütze geht darauf aus, uno zu reizen, und es wäre recht, er 

sucht. —Thorstein kann Geldbuße fordern für seinen Dienstmann somit fällt ihm Thorolfs Bestie zu. Thorstein weiß auch sonst auf das Seine zusehen. 1 Der Hof heißt nach dem 2Umland, Hjalli, Hiallaland, dessen Entdeckung erst im folgenden erzählt wird; es zieht sich von Grund aus als Schlucht ins Gebirge hinauf und ist vom Berg aus schwer



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büßte dafür." Thorstein sagte: er sei kein Mann, den man zu schonen brauche, — "aber ich weiß nicht, ob er so leicht zu fassen ." Thorstein entschied, sie wollten gegen Thorgrim reiten; Jökul sagte; dazu sei er vollkommen bereit.

Und als Thorgrim des gewahr ward, machte er sich davon und suchte War auf; sie begrüßten sich herzlich. Thorgrim sprach, er sei einem Überfall entronnen — " und die Ingimundssöhne werden hierher kommen." War fragte, was er damit meine. Thorgrim erwiderte: "Sie sind jetzt unterwegs nach meinem Hofe und wollen mich totschlagen; es zeigt sich immer wieder, daß ich mehr weiß als andere Leute."

Als jene zum Gehöft kamen, sprach Thorstein: "Hier haben wir eo mit einem verschlagenen Manne, wie Thorgrim, zu tun; er wird nicht daheim sein." Jökul sagte: "Dann wollen wir doch hier etwas Schaden anrichten." Thorstein sprach: das wolle er nicht, — "ich mag nicht, daß die Leute reden, wir plünderten sein Gut und wüßten ihn nicht selbst zu fassen;" und so zogen sie wieder nach Hause.

Einstmals sprach Thorstein wieder zu seinen Brüdern . "Ich wäre begierig zu versuchen, ob wir wohl Thorgrim antreffen könnten. "Ich bin wieder vollkommen bereit," sagte Jökul. Wieder lief Thorgrim zu War und sagte: "Immer noch nicht haben die Ingimundssöhne ihren Sinn gegen mich gewandelt; ich wollte, du begleitetest mich nach Hause, und dann sollen sie es wahrhaben, daß ich sie daheim zu erwarten wage." War sog dahin; da ritten auch die Ingimundssöhne gerade zum Zaun, und sie trafen sich im Grasgarten

Thorstein sprach: "Unsere Vetternschaft ist nicht so, War, wie sie sein sollte; ich wünschte, jeder richtete sich nach dem anderen; du aber solltest schwierigen Gesellen nicht Unterschlupf geben, die sich an uns reiben wollen." War sagte, die Brüder statteten selbst recht unfreundliche Besuche ab, und meinte, er werde seine Sache nicht vor ihnen fahren lassen. Jökul sprach, es sei das einzig Mögliche, daß sie sich miteinander mäßen. Thorstein sagte, er mache seinen Vettern nicht gern Schwierigkeiten — "aber es ist doch leicht vorauszusehen, daß es dahin kommt, wenn wir nicht unser Recht erlangen."



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Sie ritten weg, denn sie konnten Thorgrim nicht herausbekommen wegen seiner Zauberei und Mars Widerstand. Und es war immer so oder so, daß Thorgrim von seinem Gehöft verschwand oder War dort mit großer Mannschaft saß. und so blieb die Sache eine Zeitlang.

In dieser Zeit kam Högni Ingimundssohn mit seinem Schiff Renner heraus und blieb bei Thorstein den Winter über. Er erzählte Merkwürdiges von seinen Fahrten, während er drinnen gewesen war; so auch, daß er kein Schiff so gut erfunden habe, wie den Renner.

Großes Gerede ging durch den Gau über den Streit der Vettern. Jökul besuchte oft seinen Bruder Thorstein und warf ihm vor, er wolle War wieder nachgeben. Thorstein antwortete: "So ist's bisher gewesen; aber jetzt werden wir Thorgrim doch auflauern; freilich sagt mir meine Ahnung nicht grade Gutes darüber ." Sie brachen eines Tages von Hause auf, die Brüder, und waren fünfundzwanzig Mann, es waren alle fünf Brüder dabei. Da sagte Thorgrim: "Jetzt geht es schlimm; sie werden bald herkommen, die Ingimundssöhne;" er sprang auf und ergriff vorher seine Kleider. Er kam zu War und meldete, die Ingimundssöhne seien unterwegs — "sie gedenken uns grimmen Sinnes zu fassen; und jetzt ist's Zeit, den Gegenschlag zu führen und ihnen ihre Überfälle zu verleiden." War zog Mannschaft zusammen. Hromund, der Sohn des Eyvind Querkopf, ein gewaltiger Kämpe — er hatte die Tochter Mars —, der war damals auf dem Hofe; der sagte, es sei das einzig Mögliche, daß sie sich nun mäßen. Sie kamen im ganzen auf elf Mann und dazu zwei Schwestersöhne Mars, junge und hoffnungsvolle Männer. Thorgrim sprach: " Es ist rätlich, den Ingimundssöhnen entgegen ," und das taten sie. Thorstein sah das und sagte: "Jetzt haben wir Gelegenheit, uns zu versuchen, und jetzt dünkt mir's Zeit, daß jeder sich nach seinen Kräften bewährt." Da zückte Jökul den Sippenknauf und sprach, er freue sich recht herzlich darauf, ihn in den Hälsen der Mannen Mars zu versuchen . Sie stießen auf Karnsnes 1 zusammen. 1 

Du spitze Halbinsel gegenüber der Mündung der Karnsache in die Seetalsache.



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Thorgrim sagte zu War: er werde sich verbergen, — " und es kann doch sein, daß ich dann nicht weniger Schaden tu, als wenn ich bei euch stünde; aber ins Gefecht traue ich mich nicht." War antwortete nichts.

Darauf begann die Schlacht, und als sie eine Zeitlang getobt hatte, sprach Jökul:"Ich kann den Biß des Sippenknaufs nicht rühmen." Thorstein erwiderte: " So geht's uns auch, und die Hiebe sitzen auf unserer Seite."

Jökul war der vorderste von allen und hieb nach beiden Seiten; er war ein Mann von erprobter Kraft und ohne Furcht. Er hieb, daß es splitterte, aber das Schwert biß nicht. Jökul rief: "Bist du vom Glück verlassen, Sippenknauf oder was gibt's:" Thorstein erwiderte: "Und mir scheint's so, als ob die wieder aufstünden, die ich erschlagen habe; oder seht ihr etwas von Thorgrim?"' Sie riefen, sie sähen ihn nicht. Thorstein bat Jökul da, aus dem Gefecht auszuscheiden und zu versuchen, ob sie ihn nicht zu Gesichte bekämen — " aber du, lieber Högni, halte inzwischen die Schlacht." Er sagte, das wolle er tun. Darauf suchten sie jenen. Jökul sprach: "Ich seh's, wo der Teufel zum vorschein kommt!" Thorstein rief: "Da liegt der Höhlenfuchs," und in diesem Augenblicke schielte jener von seinem Platze zu ihnen hin; das war dicht beim Flusse. Jökul sprang auf ihn zu, beide Brüder. Thorgrim entsprang zum Fluß. Jökul kam ihm so nahe, daß das Schwert ihn erreichte und abhieb, was es faßte; das waren beide Hinterbacken bis zum Rücken.

Der Ort, wo erins Wasser sprang, heißt seitdem Mützenloch. 1 1 Zökul sprach: "Jetzt hat der Sippenknauf gebissen!" Thorstein erwiderte: "Ich denke, so wird's von nun an bleiben.

Nun ist weiterhin zu berichten, was sich in der Schlacht zutrug: Hromund drang mächtig gegen Högni vor, und sie hatten einen harten Strauß; er endete damit, daß Högni vor Hromund sank- und da kam Jakut heran und bekam zum zweiten Male seine große Wut. Er stürmte zornig gegen Hromund vor; da fehlte es nicht am Biß des Schwertes, seines und der anderen. Er hieb Hromund ins Bein und versetzte ihm eine so große Wunde, 

1 Das mühenloch, Hufuhylr, trägt seinen Namen jetzt nicht mehr, aber eine ganze Reihe anderer plätze tn dieser Gegend heißen nach der "Pelzmütze".



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daß er sein Leben lang ein Krüppel blieb und Hromund der Lahme hieß. Da sielen die Schwestersöhne Mars. Und jetzt, als der Kampf so weit war, bemerkten die Leute von den Gehöften ihr Gefecht und liefen herbei, sie zu trennen. Da war der erste Thorgrim von der Karnsache, dazu andere Bauern; er war ein Vetter der Ingimundssöhne. 1 Sie wurden auseinander gebracht; viele waren wund, alle aber erschöpft. Thorgrim sprach: "Du, War, hast großen Eigensinn gegen die Brüder an den Tag gelegt durch deinen Widerstand, aber sie sind nicht deinesgleichen, daß du gegen sie bestehen könntest. Ich rate dir, du fügst dich ihnen und gestehst Thorstein Seten Entscheid zu." Jener sagte, das sei ein guter Rat, und daraufhin verglichen sie sich. Thorstein sprach, er werde den Schiedsspruch nicht eher als auf einem Gesetzesthinge kund tun. So ritten die Männer von diesem Gefechte heim.

Und als das Thing kam, auf dem Thorstein den Spruch verkündigen wollte, entboten die Tempelleute viele Mannen. Da sprach Thorstein:" Es ist den Männern hierin den Gauen kund, wie unser und unseres Vetters War Zusammenstoß verlief; und so auch, daß der Entscheid mir zugefallen ist. Das ist nun mein Spruch; daß die Tötung Högnis, meines Bruders, gleichstehen soll allen den Wunden, die die Leute Mars empfangen haben, großen und kleinen. Hromund soll geächtet sein zwischen der Widderfjordsache und dem Gletscherstrom im Skagafjord um der Tötung Högnis willen, und nichts soll er seine verstümmlung bekommen. War soll ?Umland haben — denn von seinem Land allein kann man dort hinaufsteigen — uns Brüdern aber soll er ein Hundert Silbers zahlen. Thor- grim Pelzmütze soll nichts für seine Wunde haben, und hat doch Schlimmeres verdient." Darauf ritten die Leute nach Hause und waren in dieser Sache versöhnt. Pelzmütze zog fort aus dem Gau und ließ sich im Norden auf der Eisfuchsebene nieder und wohnte dort bis zu seinem Tode. 1 

Er ist in Kapitel ai eingeführt. Karnsache jsl. Karnsa. 2 Gemeint ist eines der ungebotenen Thinge auf dem Thingsand im Frühjahr oder Herbst. Unzweifelhaft liegt dieser Geschichte ein wirklicher Streit zugrunde. Thor- grim mag als Bewirtschafter deo 2Umlandes den Feindseligkeiten der Thorsteinssöhne



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Thorstein hatte zwei Söhne, der eine hieß Ingolf, der war der schönste aller Männer; der zweite Gudbrand, der war auch ein schöner Mann. Jorun, Ingimunds Tochter, hatte Asgeir Feuerkopf, der Vater Kalfs und der Hrefna — die hatte wieder Kjartan Olafssohn 1 — und der Thorbjörg, die Hofzier genannt ward.


30. Von Thorolf Höllenhaut on Thorolf Höllenhaut ist zu berichten, daß er zuerst im

Schattentale hauste; er wurde schlimmer Dinge von den Leuten bezichtigt. Thorstein vom Tempel kam ihm und sagte: er wolle nicht, daß er hier hause, — es sei denn, du nimmst andere Sitten an als vorher; sonst können wir nicht ruhig zusehen." Thorolf sprach: es sei ja wohl zu erwarten gewesen, daß Thorstein darüber verfügen wolle, ob er hier hausen solle oder nicht, —"aber über mein Benehmen bestimme ich selbst."

Da rückte er seine Wirtschaft und baute sich eine Burg weiter südlich am Fridmundsbach. Thorolf machte sich an das Gut der Leute und wurde der schlimmste Dieb; er hatte auch Opfergruben, denn die Leute glaubten, daß er Menschen und vieh opfere. Brave Männer schlossen sich ihm nicht an; aber sie waren doch da neune zusammen. als sie am zahlreichsten waren, alle seinesgleichen oder noch schlimmer. Und als sie erfuhren, daß Thorstein gegen sie vorgehen wollte, flohen einige aus der Burg und wollten ihm nicht stehen.

Die Gaubewohner kamen zu Thorstein und baien ihn, diesen Mann zu beseitigen, der sich so schlimm im Gau benehme, daß sie nicht mit ihm auskommen und Nachbarschaft halten konnten . Er sagte, sie sprächen recht; dann sandte er nach seinen Brüdern Jakut und Thorir.

Thorir überkam zuweilen der Berserkergang; das galt als ein 

besonders ausgesetzt gewesen sein. Die Lust an Zauberfabeln, die im Seetal herrschte, hat die Linien stark verschoben. Der lahme Hromund hat sich westlich seines Banngebiets verschanzt und ein reckenhaftes Ende gefunden. Die Eisfuchsebene, Melrackasletta, lugt auf dem nördlichsten Zipfel Ostislands. Widderfjordsache ist. Hrutufjardara Gletscherhorn ist. Hdkuisa 1 Über diese Personen berichtet die Geschichte von den Leuten aus dem Lachstal. Siehe die Einleitung. Der Fridmundsbach stürzt von Osten



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schwerer Schaden an einem solchen Manne, denn es brachte ihm keinen vorteil. 1

Jökul sprach zu Thorstein: "Du tust recht daran, daß du hier im Tale keinen Bösewicht aufkommen läßt."

Darauf zogen sie neunzehn zusammen aus, und als sie Thorolfs Burg sahen, sprach Thorstein: "Ich weiß nicht, wie wir der Burg vor diesen Klüften beikommen sollen." Jökul antwortete: "Das ist nicht schwer, und hier werde ich einen Rat beisteuern. Du, Thorstein, und ein paar Leute mit dir, ihr sollt auf sie schießen und mit ihnen plänkeln; aber ich will mit wenigen Mannen den Fluß hinaufziehen und versuchen, ob ich in ihrem Rücken in die Burg kommen kann, und dann hätten sie sich nach beiden Seiten zu wehren." Thorstein nannte das eine sehr gewagte Fahrt.

Jökul sog mit wenigen Mannen den Fluß hinauf. Thorolf und die Seinen sahen das nicht, und er forderte seine Leute auf, sich wacker zu zeigen: — "Aber freilich haben ja die Brüder mächtige Folgegeister; suchen wir dann unsere verstecke, wenn es uns an den Hals geht." Jökul ging oberhalb der Burg über den Fluß, er hatte eine große Axt in der Hand, sein Eigentum; dann kam er zu der Burg, und es gelang ihm, die Axt oben in den Wall zu schlagen, und erhob sich dann am Schaft empor und kam so in die Burg; eilend suchte er Thorolf, aber er kam ihm nicht vor die Augen. Da sah Jakut, wie Thorolf grade aus seiner Opfergrube auftauchte; und er sprang aus der Burg, aber Jakut ihm nach. Jökuls Mannen verfolgten Thorolfs Gesellen, und da gab es wilde Hetzjagden. Inzwischen war Thorolf an ein Moor gelangt aufwärts am Fluß, und Jökul drang hinter ihm her. Aber als Thorolf sah, daß er nicht einweichen könne, da setzte er sich im Moore nieder und weinte; das heißt seitdem das Tränenmoor. Jökul trat zu ihm und schalt ihn einen Schurken und Bösewicht und einen Kerl ohne Mut. Jökul versetzte ihm den Todeshieb. 

her ins Schattental; auf der steilen Zunge zwisten Seetalsache und Fridmundsbach vermutet man Thorolfs Schanze. 1 Die Bemerkung ist hier zur vorbereitung von Kapitel 37 eingesprengt und wird von dort aus Licht bekommen. Siehe die Einleitung. Der name ist nicht zu belegen.



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Thorstein bestürmte die Burg, denn die Verbrecher waren zurückgekehrt . Zökul bub an zu laufen und drang in die Burg, und als jene, die in der Burg waren, das sahen, erschraken sie und sprangen vor ihm davon, zwei auf die Spitze der Landzunge, und da schlug er beide tot; der dritte sprang die Felsen hinab.

Nie, meinten die Leute, sei eine kühnere Fahrt gefahren worden, , als die Jökul da fuhr. Darauf zogen die Brüder heim und hatten dem Gau große Hilfe gebracht durch die Tötung Thorolfs Höllenhaut.


31. Bergs Hochmut

Thorstein vom Tempel war freigebig in seiner Wirtschaft gegen die Gaugenossen; da stand allen Leuten Speise bereit und Pferde zum Wechseln und jegliches andere Reisegerät, und alle Leute aus fremden Gauen hielten sich für pflichtig , Thorstein zuerst aufzusuchen und ihm Zeitung aus den Landschaften zu bringen, und was es an Neuigkeiten gab.

Inselwiese beißt das Land, 1 das das beste im Tempellande war; da hatten die Arbeiter Thorsteins im Sommer eine Hütte. Sie sahen eines Tages, daß zehn Menschen auf der Wiese ihre Rosse weiden ließen; unter ihnen war ein Weib. Sie waren alle in bunten Gewändern; der eine trug einen Mantel mit Schleppe von gutem Stoff. Sie sahen, was dieser Mann tat: er zog sein Schwert und schnitt unten ab, was auf dem Ritte schmutzig geworden war, und warf es weg — das war eine Spanne breit — und sagte so laut, daß die Knechte es hören konnten, er wolle keinen Schmutz hinter sich herschleppen. Sie sprachen die Leute nicht an, doch fanden sie es unrecht, auf fremder Männer Wiesen die Pferde zu füttern. Eine Magd hob das Stück auf, daß der Mann abgeschnitten hatte, und sagte, den müsse man einen sehr eitlen Mann nennen.

Thorstein Sagte die Leute am Abend nach Neuigkeiten, aber die sagten, sie wüßten keine zu berichten; eine Kleinigkeit gäb's aber doch. Dann erzählten sie, was sie von den Leuten gesehen 

1 siehe die Einleitung. Solch Schleppgewand beschreibt Niedner im Eineitungsbande S. 41.



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und gehört hatten, und wiesen das Stück vor, das der Mann von der Schleppe geschnitten hatte. Thorstein sprach: dies beides, seine kostbaren Kleider su verderben, wenn sie bespritzt seien, und dann auf fremder Männer Wiesen zu füttern, das tue nur ein törichter und unüberlegter Mann oder ein großer und eitler Herr - "diese Männer sind auch nicht zu mir gekommen, wie's der Reisenden Sitte ist, die von weither kommen men. Nun wollte ich wohl darauf raten, daß Berg der Kühne dagewesen ist, der im Sommer herausgekommen ist, der Schwestersohn Finnbogis des Starken von Borg im Weidental, 1 Er ist ein sehr starker und herausfordernder Mann." Hier wie in anderen Dingen, über die Thorstein Vermutungen aussprach, traf er das Rechte.

Berg kam nach Borg, und Finnbogi hieß ihn herzlich willkommen und Sagte nach Neuigkeiten; der aber erzählte, was er wußte. Finnbogi fragte, ob er wohl irgendwie Thorstein Ingimundssohn aufgesucht habe. Berg sagte, er habe ihn nicht besucht und sei unterhalb des Zauns vorbeigeritten. Finnbogi meinte, es sei immerhin Brauch, ihn zuerst zu besuchen und ihm Zeitung zu bringen. Berg sprach: er wolle sich nicht so erniedrigen, zu ihm zu gehen, - "ich hatte nichts bei ibm zu suchen."


32. Der Streit auf Skidis Hochzeitsfest

Thorgrim hieß ein Mann, der wohnte auf Klein-Borg im

Weidental; er verlobte sich ein Weib, die Thorbjörg hieß und Skidis Tochter war. Thorgrim lud Finnbogi und Berg zum Feste; die sagten zu. Die Hochzeit sollte in den Winternächten bei Skidi gefeiert werden. Dieser suchte die Jngimundsöhne auf und lud sie zum Feste: — " denn mü deucht, 1 

von Finnbogi und Berg erzählt die Finnbogasaga. Ihr wie unserer Ge-; schichte merkt man deutlich die Parteinahme für die Helden und gegen ihre Feinde an. — Borg liegt ziemlich am Ausgang des Weidentals auf einer Erhebung hinter dem Haff dicht dabei liegt Klein-Borg, wo Thorgrim, Finn- bagis Hintersässe, haust siehe das folgende Kapitel. Skidi wohnt nördlich des Sees im Seetal. Alls Thorsteins Hintersässe lud er seinen Herrn wie sein Schwiegersohn den seinigen, Finnbogi, zum Fest. Die winternächte beginnen den Winter mit dem 14. Oktober,



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die Ehre ist nicht voll, wenn ihr nicht kommt." Sie versprachen zu kommen.

Das Wetter war nicht gerade gut und der Übergang über die Seetalsache schwierig, und die Weidemaler hatten schlechte Reise. Finnbogi und die Seinen ließen ihre Rosse bei dem Bauern zurück, der an der Ache wohnte. Der Fluß war in der Mitte offen, aber Ufereis streckte sich hinaus. Berg sprach: "Ich will die Leute hiübertragen," und das tat er, arbeitete kraftvoll. Es herrschte starker Frost, und seine Gewänder gefroren ihm am Leibe. Skidi ging den Gästen entgegen und die Gäste, die vor ihnen gekommen waren, Thorstein und die Brüder. Darauf wurden Feuer angezündet und die Kleider der Leute aufgetaut. Bauer Thorstein ging hin und her, den Leuten hilfreich zu sein und ihnen die Kleider abzunehmen, denn er war demütiger als alle anderen.

Finnbogi hatte den Vortritt und sollte auf dem Hochsitz Thorstein gegenübersitzen, darauf Berg. Der war in Schleppgewand und Pelzkragen; die standen weit von ihm ab, denn er war ganz und gar gefroren und brauchte viel Platz; er drängte sich zum Feuer und wollte sich auftauen. Er trat zu Thorstein und sprach: "Mach mir Platz, Mann" Er schritt so eilig heran, daß Thorstein vor ihm strauchelte, und es war nahe daran, daß er ins Feuer stürzte. Jökul sah das und ergrimmte gewaltig ; er ergriff den Sippenknauf, sprang auf und lief ihn an, schlug Berg mit dem Knauf zwischen die Schultern, daß er davon vornüberstürzte, und rief: "Was willst du Teufel: Willst du wohl Achtung haben vor unserem Seetalergoden:" Berg sprang auf und wurde ungeheuer zornig und ergriff seine Waffen. Männer traten zwischen sie, aber es sah doch so aus, als ob sie sich schlagen würden; denn Berg war aufs höchste entrüstet. Sie wurden dennoch geschieden.

Thorstein sprach: "Wieder hat nun meines Bruders Jökul Heftigkeit alles verdorben; ich biete Geldbuße, so daß Berg rechte Ehre davon hat. 1 Berg sagte, Geld fehle ihm nicht, und 

1 Die Rache wie die Geldbuße stellt die Ehre des Gekränkten wieder her. Je höhere Buße gezahlt wird, desto höhere Ehre genießt der empfänger davon. Die starren Ehrenmänner der alten Zeit aber lehnen Geldbußen durchaus ab.



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sagte, er werde sich selber rächen. Jökul sagte, er solle stets um so schmählicher bestehen, je öfter sie zusammenstießen.

Skidi bat Finnbogi und die Seinen, von dannen zu reiten, und die Männer, sich nicht weiter zu streiten. Thorstein sagte: es sieme sich nicht, daß diese Hochzeit abgebrochen werde, 1 — "wir wollen reiten, wir Brüder mit unseren Männern, nach Marshofen." Und das geschah.


33. Bergs Übermut auf dem Welpenseething

Berg zeigte den Schlag, den er empfangen, am Welpenseething an und bereitete dort den Prozeß vor. Darauf kamen die Männer zum Thing und suchten zu vermitteln. Berg sagte: er werde keine Geldbuße annehmen und sich nur daraufhin versöhnen, daß Jökul unter drei Rasenbänder trete, wie es damals nach schweren Vergehen Sitte war, — und mir so seine Demut bekundet." Jakut rief, eher solle ihn der Troll holen, als daß er sich so vor ihm beugte. Thorstein sprach: der Vorschlag sei der Erwägung wert, — "ich werde unter das Rasenband treten." Berg sagte, dann sei's gebüßt.

Das erste Rasenband reichte bis an die Achsel, das zweite bis zum Hosengurt, das dritte bis sum halben Schenkel. Da trat Thorstein unter das erste. Berg rief: "Saumäßig beschimpft hab' ich nun den, der der edelste der Seetaler war." Thorstein erwiderte:"Das durftest du nicht sagen! Aber das soll die erste Erwiderung auf diese Worte sein, daß ich nicht unter mehr Bänder trete."

Finnbogi sprach: "Das war gewiß nicht recht geredet; aber dann gibt's ja gar nichts für die Beleidigung Bergs, die er von Jökul erlitten hat, wenn hier Halt gemacht werden soll. Euch dünkt alles gering neben euch Seetalern. Ich fordere dich, Thorstein, zum Holmgang nach Wochenfrist an dem Zaun, der auf der Insel unterhalb meines Hofes zu Borg steht." Berg rief da: "Dasselbe sage ich zu dir, Jökul; ich fordere dich zum 

1 Wenn Finnbogi mit dem Bräutigam aufbricht, fast die ganze Hochzeit wo Wasser das will der milde Thorstein nicht. Skidi selbst hat freilich nicht seinen eigenen Herrn ausladen können.



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Holmgang zur selben Frist; die Finnbogi bestimmt hat. Da sollt ihr euch ducken, ihr Tempelmänner!"

Jökul antwortete: "Hör', was der Schurke sagt! Du erfechst dich, dich mit uns gleichzustellen und mich zum Holmgang zu laden! Mir deucht, mir ist nicht zu viel zugemutet, wenn ich mich mit euch beiden, Finnbogi und dir, schlage. Das soll auch geschehen; ich will Thorstein, meinen Bruder, freimachen; denn es wäre traurig, wenn ihm irgend ein Leid geschähe. Das aber stünde leicht zu erwarten, wenn er und Finnbogi fochten; denn der ist gar verwegen. Hier aber gibt's für keinen Schonung, wo wir stehen. Berg schlich damals erbärmlicher als eine Betze davon. als ich ihn schlug, daß er hinstürzte; aber komm du nur zum Holmkampf, wenn du mehr Mannes- als Mährenmut hast. Wenn aber irgend einer nicht kommt, dann soll ihm eine Schandstange errichtet werden mit dem Spruch, daß er jegliches Mannes Neiding sein soll und nirgends wohnen bei wackern Männern, der Götter Grimm und des Eidbrechers Namen tragen soll."

Daraufein gingen sie auseinander, und jeder zog heim nach seinem Hause. Die Kunde lief nun durch die Gaue. Der Holmkampf traf mit dem Gelage zusammen, das Thorstein seinen Freunden am Tempel gab; denn das hielt er jeden Herbst.

Helga hieß ein Weib, sie war mit Berg herausgekommen und war seine Kebse; sie war ein großes Weib und ansehnlich. vorausschauend und vorwissend, und zauberkundig in vielen Dingen. Die sprach zu Berg: "Unverständig habt ihr Vettern es angefangen, daß ihr an Glück mit den Söhnen Ingimunds streiten wollt. Das geht nicht so, denn Thorsteins Klugheit und Glück ist bewährt, und das Wort über Jökul ist wahr, daß es keinen solchen Berserker im ganzen Nordländerviertel gibt wie ihn. Und du bist ihm nicht gewachsen, wenn du auch Tatkraft dast; und so große Schmach du vorher von ihm befahren hast, so befährst du jetzt noch um die Hälfte mehr, wenn ihr irgendwie miteinander zu tun bekommt." Berg erwiderte: "viel hat Jökul darüber geredet, so daß ich's nicht ertragen kann." Helga antwortete: "Wenn du so töricht bist, daß du dich nicht selbst vorsehen kannst, so will ich dafür sorgen, daß



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aus diesem Holmgang nichts wird." Wirst du das wohl tun?' sagte Berg. Finnbogi wuste nichts von diesen Plänen.


34. Wie die Brüder die Schandstange gegen Berg und Finnbogi errichten

Es wird erzählt, daß an dem Morgen, an dem man zum Holmgange ziehen sollte, ein so gewaltiges Schneetreiben mit Frost heraufzog, daß kein Mensch aus dem Hause treten konnte.

Diesen selben Morgen frühzeitig ward an die Tür zum Tempel geklopft. Thorstein ging zur Tür und hieß seinen Bruder Jökul willkommen. Der sprach: Bist du bereit, Thorstein, zum Holmgang Jener erwiderte: "Meinst du denn, daß wir fahren müssen: Das ist doch ein schlimmes Wetter."Jökul sagte: Das denk' ich gewiß." Thorstein antwortete: Tritt zunächst herein, Bruder, und warten wir ab, ob sich das Wetter bessert. Jökul sprach: er wolle nicht hinein und sich den Schnee abtauen lassen, — "und wenn du durchaus nicht fahren willst, so in ich es doch." Thorstein sagte: "Nie will ich so viel schwächer sein als du, daß ich zurückbleibe und du fährst; warte auf

Thorstein ging ins Haus und rüstete sich und sagte zu seinen Gästen, sie sollten dableiben und nicht von dannen ziehen, eh' das Wetter nicht recht schön geworden sei. Er trug der Haus- frau und seinen Söhnen auf, die Männer zu bewirten.

Die beiden Brüder brachen auf. Da sagte Thorstein: "Was hast du für einen Plan Jökul erwiderte: "Wahrhaftig, das hast du früher nicht getan, dir Rats bei mir erholt; da wird wohl wenig zu hoffen sein, wenn das vonnöten ist; aber ich bin doch um guten Rat nicht verlegen. Wir wollen nach Vesperberg ziehen, und Thorir, unser Bruder, soll mit uns kommen." Das taten sie, zogen weiter und kamen am Abend zu Farabrand, der war Jökuls Freund; dort blieben sie die Nacht. Brand hatte ein Pferd mit schöner Mähne, das Freygfari 1 hieß. Er war treu besorgt um das Pferd und schätzte es 1 

Freysfaxi heißt Freysmähne, der name wird meist abgekürzt gebraucht: Saxi, mähne; daher heißt der Besitzer des Tieres Faxabrand. Der Freyverehrer



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hoch: man konnte sich auch sicher darauf verlassen, im Kampf und sonst. Die meisten halten es für wahr, daß Brand seinen Glauben auf Faxi gesetzt hatte.

Den Morgen darauf war derselbe Sturm, wenn er nicht noch schlimmer war. Die Brüder wollten fahren, wenn es sich auch nicht besserte. Brand hatte über seinen Schlitten eine Plane aus Fellen gebaut und Faxi vorgespannt und meinte, sie beide würden den Weg finden. Jökul sprach: "Thorstein und Thorir sollen sich in den Schlitten setzen, aber wir beide, Farabrand und ich, wollen vorneweggehen." Sie kamen früh am Tage an den Zaun, und niemand war zur Stelle.

Am Morgen sprach Finnbogi zu Berg: "Meinst du nicht, daß Jökul zum Holmgang gekommen ist:" "Das denke ich nicht," sagte der, "denn in einem solchen Wetter kann kein Mensch reisen." "Jökul müßte ein andrer sein, als ich denke," sprach Finnbogi, wenn er nicht gekommen wäre, und es wäre besser gewesen, wenn wir uns nicht so weit gegen ihn vorgewagt hätten und jetzt nicht immer eine Schmach auf die andere zu dulden brauchten." "Das habt ihr zu spät eingesehen," sagte Helga, "und so schlimm es jetzt schon ist loszukommen, so wird's doch später noch schlimmer werden." "Meinst du, daß Jakut gekommen ist:" sagte Berg."Darüber will ich keine vermutung aussprechen," sagte sie, aber das vermute ich —und so wird's auch kommen —, daß er nicht euresgleichen ist." Damit schloß das Gespräch; sie zogen nicht zum Holmgang.

Die Brüder warteten bis zur None, 1 und als es so spät geworden war, gingen Jökul und Farabrand zum Schafstall Finnbogis, der dort bei dem Zaun stand, nahmen einen Pfahl und trugen ihn hinunter unter den Faun. Da waren auch Pferde, die dorthin zum Schutze vor dem Sturme gelaufen waren. Jökul schnitt ein Manneshaupt in das Ende des Pfahles und ritzte Runen hinein mit dem ganzen Spruch, der vorher gesagt worden ist. Dann tötete Jökul eine Stute, und sie brachen sie an der Brust auf und steckten sie auf die Stange und 

Hrafnkel pflegte ähnlich ein seinem Gott geweihtes Roß. — Der Hof Brands westlich des Sees zu suchen. 1 Das ist drei Uhr nachmittags- der christliche Erzähler gibt die Zeit an.



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ließen sie nach Borg hinschauen. 1 Dann machten sie sich auf den Heimweg und blieben die Nacht bei Farabrand.

Nun waren sie am Abend sehr vergnügt. Jökul sprach: "So steht's jetzt, lieber Thorstein: du bist viel beliebter als ich und hast mehr Freunde; aber jetzt ist es doch einmal so gekommen, daß meine Freunde nicht weniger taugen als deine. Mir deucht, Farabrand hat wacker geholfen." "Brand hat sich brav gemacht sagte Thorstein. Brand sprach:"Einem solchen Manne wie Jökul ist gut helfen, denn wenige sind ibm gleich." Farabrand und Jakut meinten, das sei Zauberwetter gewesen, und gaben Helga von Borg die Schuld. Die Brüder kehrten heim, und alle begrüßten sie froh.

Das wurde durch alle Gaue bin bekannt, welche große Schande die Männer von Borg wiederum von den Brüdern befahren hatten.


35. Die Brüder verbannen Finnbogi und Berg aus dem Weidental

Bald darauf entboten Finnbogi und Berg eines Tages die Männer im Weidental, und es kamen im ganzen dreißig zusammen. Helga Sagte, was sie beabsichtigten. Finnbogi sagte, er habe eine Fahrt ins Seetal vor. "Ja," sprach sie, "jetzt werdet ihr euch an den Brüdern zu rächen gedenken; aber ich meine, ihr tut um so mehr Unglückszüge, je mehr ihr euch mit ihnen zu schaffen macht." "Das wollen wir nun versuchen," sagte Finnbogi. Helga erwiderte: Zieht hin. Ihr werdet's auf der Heimfahrt nicht weniger eilig haben als jetzt auf der Ausfahrt."

Das wurde weitbekannt und kam nach Tempel zu Thorstein. Er sandte seinen Brüdern Botschaft, und sie kamen zu ibm ; er sagte ihnen, was er erfahren hatte. Sie beschlossen, Männer zusammenzuziehen, und an dem Tage; an dem Finnbogi und die Seinen von draußen zu erwarten waren, kamen am Tempel sechzig Mann zusammen. Da war War von Marshofen, 

1 Das Pferdehaupt sollte die freundlichen Geister von Borg aufscheuchen Egilssaga erzählt Kapitel s7 eine Schand standsetzung; dort stehle das Manneshaupt. Hier tritt es als gedoppeltes Motiv neben den Pferdekopf



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ihr Vetter und Wyjolf von Karnsnes und andere ihrer Freunde. Da ward auch der Reiterzug Finn bagis und der Seinen gesichtet. Thorstein sprach: "Jetzt wollen wir unsere Pferde besteigen und ihnen entgegen reiten; denn ich will ihr Getrampel nicht auf meinem Hofe." Das taten sie. Jökul sagte: "Reiten wir schnell und überfallen sie, so daß sie nicht vorbereitet sind. Thorstein erwiderte: "Wir wollen uns nicht wie rasend gebärden . Ich will das Wort für uns führen und sehen, was sie wollen, und es mag sein, daß es keines großen Aufwandes bedarf. Aber ich weiß wohl, Lieber, daß du zu jeder Tat bereit bist." Jökul erwiderte: "Das war zu erwarten, daß du meine vorschläge nicht lange gelten lassen würdest." "Damals war's von Nutzen, Lieber," sagte Thorstein, "als deine Pläne befolgt wurden, aber jetzt braucht's ihrer nicht."

Finnbogi sprach zu seinen Leuten: "Männer reiten von Tempel und nicht ganz wenige, und es ist doch ein wahres Wort, daß Thorstein kaum etwas unerwartet kommt. Nun liegen uns zwei Möglichkeiten vor Handen, und keine ist gut: Auf und davon zu reiten und nach Hause, wie die Sache steht, und das ist doch die allergrößte Schmach, oder den Kampf mit I----I wagen, und das ist doch ein gewisses Wagestück gegen diese Übermacht, wie ich sie zu erkennen glaube." "Soll denn jetzt nicht einmal etwas gewagt werden:" sagte Berg, "ja, wir wollen fechten."Finnbogi sprach: "Steigen wir ab und knebeln unsere Pferde, und halten uns recht zusammen, was auch geschieht."

Dies sahen Thorstein und seine Mannen, saßen ab und knebelten ihre Pferde. 1 Da sprach Thorstein: "Nun wollen wir ihnen entgegen gehen, ich aber will für uns das Wert führen." Darauf hub Thorstein an: "Wer ist der Führer dieser Männer, die hier gekommen sind:"Finnbogi nannte sich. Thorstein sagte:

"Was ist euer Anliegen hier im Tal:" "Es gibt oft kleine Besorgungen über Land," sagte Finnbogi. Thorstein sprach: "Ich vermute, die Besorgung ist jetzt erledigt, die ihr vorhattet, als ihr von Hause aufbrachet, nämlich 

1 Die alten Isländer verstanden es nicht, zu Roß zu fechten. Dies Absitzen bedeutet also die vorbereitung zum Kampf.



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uns Brüder zu treffen, wenn's auch anders gekommen ist, als ihr dachtet. Wenn's so ist, hat sich's schön getroffen. Jetzt will ich dir zwei Vorschläge machen, Finnbogi, —zwei, obwohl du eigentlich nur einen verdient hättest: Reit auf der Stelle beim nach Borg und halt dich still auf deinem Gehöft. Das ist der zweite Vorschlag, daß wir jetzt unsere Holmgänge ausfechten, freilich so, daß jetzt jeder seiner Gefolgschaft genießen soll, und da magst du zusehen, was du erstreitest, wenn du auch selbst groß und stark bist. Dazu soll gelten, daß du im Frühjahr aus dem Weidental auswanderst und kein Bleiben hast zwischen dem Gletscherstrom im Skagafjord und der Widderfjordsache, und laß dir's niemals wieder in den Sinn kommen, mit uns Brüdern zu streiten. Aber du, Berg, hast dich sehr töricht gegen uns Brüder aufgeführt. Du bist auch gegen mich etwas unverschämt gewesen: gleich zuerst, als du in den Gau kamst, da füttertest du deine Pferde auf meinen Wiesen und hieltest mich für so kleinlich, das ich mich darum kümmern solle, wo deine Pferde Gras Säßen. Wenn aber mein Bruder Jökul dir einen Hieb versetzte, den sollst du ohne Buße behalten, denn du hast sie zurückgewiesen, als sie dir geboten wurde. Du sollst auch nicht in den Grenzmarken weilen, die Finnbogi verboten sind. Und das nehmt ihr beide als einen Denkzettel an unseren Handel. Nun wählt schnell das eine oder das andere."

Jökul stand neben Thorstein mit dem Sippenknauf und war drauf und dran, ihn zu schwingen.

Finnbogi und Berg und die Seinen gehen zu ihren Pferden und sitzen auf, reiten davon und halten nicht eher, als bis sie nach Borg kommen. Helga stand draußen und fragte, wao es gebe; sie sagten, sie wüßten nichts zu vermelden. "Mag sein, daß es euch so dünkt. Aber anderen wird's nicht so vorkommen; denn ihr beide seid gauverbannt wie verbrecher, und nun ist's wohl genug eures Unglücks

Thorstein und seine Brüder ritten heim nach Tempel und jeder dann nach seinem Heimwesen. Thorstein dankte ihnen herzlich für ihre Gefolgschaft. Er saß nun wiederum in Ehren um dieses Streites willen wie um aller anderen.



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Im Frühjahr verkaufte Finnbogi das Land um Borg und zog nach Norden nach Strand in Trekyllisbucht und siedelte dort. 1 Berg zog auch von dannen, und es wird in dieser Geschichte nicht erzählt, was er üch vorgenommen hat; und hiermit endet der Streit zwischen ihnen und den Ingimundssöhnen.


36. Groas Sauber

Eines Sommers, wird erzählt, kam ein Schiff in den Widderfjord, auf dem waren zwei Schwestern, Thores und Groa. Die zogen beide zum Aufenthalt nach Tempel und blieben dort den Winter bei Thorstein; im Frühjahr aber gingen sie ihn an, daß er ihnen Wohnplätze anweise. Thores kaufte mit Thorsteins Zustimmung Land und siedelte da, Groa aber schenkte er eine Wohnstätte in seiner Nähe. Thorstein mußte sich von seinem Weibe Thurid vorwürfe gefallen lassen, daß er seinen Sinn auf Groa gerichtet habe — von ihr verzaubert .

Groa kaufte Malz ein und rüstete ein Gastmahl und lud die Ingimundssöhne ein; denn die Schwestern galten als gar nicht so gering. Sie lud auch War von Marshofen und viele Männer aus dem Gau.

Drei Nächte. bevor er von Hause reiten sollte, träumte Thorstein, daß die Frau, die seine Ahnen begleitet hatte; zu ihm komme und ihn bitte, ja nicht zu reiten. Er sagte, er habe es versprochen. Sie sprach:"Das scheint mir unklug, und es wird dir auch Unglück bringen." Und so ging es drei Nächte, daß sie kam und ihm Vorhaltungen machte, und sagte, es werde ihm nicht taugen, und sie berührte seine Augen.

Es war Sitte der Seetaler, wenn Thorstein einen Ausritt vorhatte, daß dann alle an diesem Tage nach Tempel kamen, die mit ihm reiten wollten. Sie kamen, Jökul und Thorir, War und die anderen Männer die fahren wollten. Thorstein bat sie, nach Hause zu reiten, er sei krank. Sie taten es. 

1 Die Bucht ist einer der Fjorde an der Ostküste des großen nordwestlichen Zipfels Islands. Die Finnbogasaga erzählt, gewiss mit größerer geschichtlicher Treue, daß Finnbogi auf dem Welpenseething von den Häuptlingen verbannt worden ist. man glaubt, die Stelle nördlich von Tempel fest- stellen zu können.



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Diesen Abend, als die Sonne untergegangen war, sah Schafhirt Groa, wie sie aus dem Gehöfte trat und entgegen dem Sonnenlauf um ihr Gehöft schritt und sprach: "Schwer ist es, dem Glück der Ingimundssöbne zu widerstehen." Sie blickte hinauf nach dem Gebirge und schwang einen Beutel oder ein Tuch. in das sie viel Gold, ihr Eigentum, geknotet hatte, und sagte: "Komme, was kommen muß." Darauf ging sie hinein und schloß die Tür hinter sich. Da ging ein Steinschlag aufs Gehöft nieder; und alle Menschen fanden den Tod.

Und als das kund ward, jagten die Brüder Thorey, ihre Schwester, aus dem Gau. Dort war es seitdem nicht mehr geheuer; wo Groas Hof gestanden hatte, und die Leute wollten von da an nicht mehr dort hausen.


37. Wie Thorstein das Godord an sich brachte. Ingolfs Liebschaft mit Valgerd Ottarstochter

Thorgrim zur Karnsache zeugte ein Kind mit seiner Kebse Nereid, und um Worte seines Weibes willen wurde das Kind ausgesetzt. 1

Gute Freundschaft hielten die Brüder, die Ingimundssöhne, untereinander, und oft besuchten sie sich. Einstmals hatte Thorstein seine Brüder besucht; Thorir begleitete ihn auf die Straße. Da Sagte Thorstein den Thorir, wer ihm der erste unter den Brüdern deuchte. Thorir sagte: das sei keine Frage; — "du bist der erste von uns allen an klugen Anschlägen und verstand." Thorstein erwiderte: "Jökul ist unsere Brustwehr in allen gefahrvollen Unternehmungen." Thorir sagte: er sei der geringste von ihnen, — "denn über mich kommt der Berserkergang immer grade dann, wenn ich's am wenigsten will, und ich wünschte, Bruder, du tätest etwas dagegen." "Ich bin hergekommen , weil ich gehört habe, daß unser Beuer Thorgrim sein Kind um der Worte seines Weibes willen hai aussetzen tassen; und das ist sehr unrecht. Es deucht mir auch ein großer Schade, daß du nicht in der Fülle deiner Gesundheit stehst wie 

1 Äusserung von Kindern war geltendes Recht. Auch die erste Ein- führung des Christentums machte dem Reste kein Ende.



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andere Männer." Thorir sagte, er wolle alles tun, daß dieses Leiden von ibm weiche. Thorstein sprach, er wolle wohl helfen — "aber was willst du dazu tun:" Thorir erwiderte: "Was du willst." Thorstein sprach. "Eins gibt es, das ich begehrte, das ist das Godard für meine Söhne." Thorir sagte, das solle gelten.

Thorstein sprach: "Nun will ich den anrufen, der die Sonne geschaffen hat, -deim ihn halte ich für den mächtigsten — daß dies Unheil von dir weiche. Zum Entgelt will ich um seinetwillen dem Kinde aufhelfen und es aufziehen, damit der, der den Menschen geschaffen bat, es später zu sich wenden kann; denn das, denke ich, wird ibm beschieden sein."

Darauf bestiegen sie ihre Rosse und ritten zu dem Orte, wo sie das Kind verborgen wußten, und wo es ein Knecht Thorirs gefunden hatte. Sie sahen, daß man ein Tuch über sein Gesicht gedeckt hatte, und daß es mit den Händen vor seiner Nase herum krabbelte, und es war dem Tode nah. Sie nahmen das Kind und brachten es heim zu Thorir; der zog den Knaben auf, und er wurde Thorkel Krabbler genannt. Der Beserkergang aber kam seitdem nie wieder über Thorir. So verschaffte sich Thorstein das Godard. 1

Olaf wohnte an der Habichtskluft, Ottar aber auf Grimszungen ; er hatte Asdis, die Tochter Olafs, und auf den Thingen hatte er und Olaf eine Hütte. Die Söhne Thorsteins wuchsen heran und wurden kräftige Männer. Gudbrand war ein großer und starker Mann; Ingolf war der schönste unter 1 

Der Zusammenhang zeigt, daß mit Thorirs Berserkergang weder die gewaltige Kräfteüberspannung, welche die ins mythische reichenden Helden der vorzeit wie Kveldulf und Skallagrim der Egilosaga über sich selbst hinaushob, gemeint ist noch die theaterhafte Raserei der phantastischen Ber- serkerfiguren wie der beiden Berserker 46. Kapitel unserer Geschichte, sondern Krankheitsanfälle. man hat wohl an Epilepsie zu denken. vorbereitet ist die Geschichte in Kapitel so. Auf den Thingplätzen hatten die Bauern ihre Buden, die das Jahr über leer standen und nur für die Thingtage wohnlich hergerichtet wurden. Das Leben auf den Thingen, die Spiele, besonders das Ballspiel, das unserm Schlagball ähnelte, zeichnet niedner im Einleitungsband S. 47.



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den Männern und dabei doch graß. Er war auch gewandter als die meisten. Auf einem Herbstthinge kamen viele Leute zusammen, und ein Spiel ward bestellt. Ingolf spielte mit und zeigte wieder seine Gewandtheit; und einmal, als er seinen Ball fangen wollte, traf es sich, daß er ;u valgerd, Ottars Tochter, flog; sie schlug ihren Mantel darüber, und sie plauderten eine Weile miteinander. Sie schien ihm ein ungemein schönes Weib, und jeden Tag, der vom Thinge noch übrig war, ging er zu ihr plaudern. Danach stattete er dort ständig seine Besuche ab.

Das war nicht nach Ottars Sinn, er suchte ein Gespräch mit Ingolf und bat ihn, nicht zu tun, was ihnen beiden Unehre bringe, und sagte, er wolle ihm das Mädchen lieber in Ehren geben, als daß er es in Unehren schände. Ingolf sprach, er werde über seine Besuche befinden, wie es ihm gefalle, und sagte, ihm bringe es keine Unehre.

Ottar suchte nun Thorstein auf und bat ihn, Ingolf zu bereden , daß er es wieder gut mache. Der sprach, das solle geschehen. Thorstein sagte zu Ingolf: "Wie kommst du dazu, Ottar Schande anzutun und seine Tochter zu entehren Du hast ein böses Werk vor, und unsere Freundschaft hat ein Ende, wenn du es nicht wieder gut machst."

Da ließ Ingolf von seinen Besuchen, aber er dichtete ein paar Liebesgedichtchen auf valgerd und tat sie kund.

Ottar begab sich wieder zu Thorstein und sagte: er sei sehr verstimmt über die Dichterei Ingolfs, — " mir deucht, du bist verpflichtet, irgendwie Abhilfe zu schaffen." Thorstein sprach: es sei nicht nach seinem Sinn geschehen, — " habe darüber geredet , aber ich richte nichts aus." Ottar sagte: Du kannst Geld für Ingolf zur Buße zahlen oder erlauben, daß wir ihn vor das Gericht ziehen." 1 "Ich möchte dir zureden," sprach Thorstein, " die Sache gar nicht zu beachten, aber du kannst es nach den Gesetzen durchführen."

Ottar ritt die Ladungsfahrt nach Tempel und lud Ingolf vor das Welpenseething und machte die Klage anhängig, Und alg 1 

Die Dichtung von Liebessprüchen wurde schwer bestraft, weil man in ihnen Liebeszauber sah. Siehe Einleitungsband S. 68.



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Jökul dies erfuhr, ergrimmte er gewaltig und rief: das sei ganz unerhört, daß sie, die Vettern, in ihrem eigenen Sippenlande geächtet werden sollten, und sagte, Thorstein werde sehr alt, — "und wenn wir auch keine Juristen sind, so wollen wir doch den Prozeß mit Axtkolben zunichte machen."

Und als das Frühlingsthing kam, bat Ingolf Thorstein, ihm in dem Handel ;u helfen, sonst, sagte er, werde er Ottar die Axt in den Schädel setzen. Thorstein sprach: "Jetzt willich, daß du des Godords genießest; nimm es." Und so geschah's. Als es zum Spruche kommen sollte, liefen Ingolf und Jökul zu dem Kreis der Richter und jagten sie mit Hieben auseinander, und der Prozeß fiel nieder. 1

Kurz nach dem Thinge sagte Ottar zu seinem Schwiegervater Olaf, er könne hier nicht bleiben und werde sein Land verkaufen . Das tat er, überführte seine Wirtschaft nach Süden über die Heide.


38. Der Tod der Ingimundssöhne. von Thorsteins Söhnen Ingolf und Gudbrand

Nicht lange Zeit darauf ward Thorstein krank und starb, und wenn auch Thorsteins Tod zuerst berichtet wird, so starb doch Jökul als erster von den Brüdern, Thorir aber lebte am längsten.

Thorkel Krabbler war damals drei Winter alt, als Thorir, sein Ziehvater, starb; da ging Thorkel zu Thororm 2 und wurde dort aufgezogen. Die Leute glaubten nicht, daß sie einen Ersatz für Thorstein und seine Brüder bekommen könnten, aber vielen 

1 Wenn Ingolf Gode war, so mochte er als Gerichtsherr den Prozeß zunichte machen; dazu brauchte er den Axtkolben nicht. Die Geschichte hat durch die Häufung der Motive ihre Pointe verloren. Der wohnte auf Thorormszunge. Als Bruder von Ingimunds Schwiegersohn ist er etwa gleichaltrig mit dessen Söhnen zu denken. nach Kapitel 43 müßte er sie aber wesentlich überlebt haben aber die Zeitrechnung der Saga ist für dieses Kapitel nicht in Ordnung.



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schienen doch seine Söhne wacker in seine Fußtapfen zu treten. Ingolf galt bei den Frauen als der schönste Mann, wie's im Gedichte heißt:
Aue Mädchen wollten
Nur mit Ingolf tanzen,
Die erwachsen waren.
Zu winzig bleib' ich ihm immer!

Die Brüder teilten das Erbe unter sich; Ingolf wohnte am Tempel, Gudbrand aber auf Gudbrandsstadir, das heißt Gudbrandsbofen. Ingolf hatte Haldis, die Tochter Olafs von Habichtskluft , nr Frau; sie war jünger als Asdis, die Ottar hatte, die die Mutter Valgerds und Haltfreds, des Schwiengkeitsdichters, war. Ingolf besuchte Valgerd immer, wenn er zum oder vom Thinge ritt. 1 Das mißfiel Ottar sehr; sie nähte ihm auch die allerfeinsten Kleider.


39. Ottar entsendet einen Meuchelmörder gegen die Brüder

Einige winter nach dem Tode Thorsteins Ingimundssohns traf Ottar, als er vom Thinge heimritt, auf der Blauwaldsheide einen geächteten Mami, der sich Thorir nannte, zugereist aus den östlichen Fjorden; der sagte, er sei um einer Weibersache willen geächtet worden, und bat Ottar um Aufnahme. Ottar sagte: er wolle es unter der Bedingung tun, — "daß du für mich eine Botenfahrt machst." Der fragte, welche das sei. Ottar erwiderte: "Ich will dich nach Norden ins Seetal zu Ingolf senden, daß du ihm nach dem Leben stehst oder überhaupt einem von den beiden Brüdern; denn es ist nicht 1 

Ottar siedelte sich nach seiner verbannung aus dem Seetal im nordachental an, das sich nach dem Borgfjord wendet. Hier führte der bequemere Weg von und zum Allthing für die Nordisländer hindurch. von Hallfreds Liebes- abenteuern mil Rolfinna erzählt eine eigene Saga. Seinen Namen hat er nach ihr, weil er die verzwicktesten dichterischen Schwierigkeiten in seinen versen spielend überwand, nach Snorris Heimskringla; weil er seinem königlichen Freund Olaf Tryggvasson immer wieder durch seine Neigung zu den heidnischen Göttern und sein rasches Wesen verdruß bereitete. 2 Die Blauwaldsheide (Blaskogaheidr) liegt auf dem Wege vom Allthing nach Norden.



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unwahrscheinlich — wenn's nach Erwarten gebt -, daß sie mit ihrem Glücke nicht weit reichen. Wenn du nun den Weg machst, so will ich dir Schutz gewähren." Er sagte: dazu sei er wohl imstande, — "denn Mut fehlt mir nicht." Er ritt mit Ottar heim, und sie machten ab, daß er Ingolf töten solle oder Gudbrand, wenn er diesen leichter erreichen könnte. Ottar aber solle ihm außer Landes helfen.

Er wanderte nach Norden zum Seetal und kam nach Tempel; er war da zur Nachtzeit und bat Ingolf um Aufnahme in seinen Schutz, sagte, er sei ein geächteter Mann. Ingolf sprach, er brauche keine Leute aus fremden Gauen, und sagte, solche seien leicht zu haben, befahl ihm, sich schnell davon zu machen, und sagte, er gefalle ihm nicht.

Thorir ging von dannen und kam zu Gudbrand. Der nahm ihn auf, und er weilte dort eine Zeitlang. Eines Morgens befahl ihm Gudbrand, ihm ein Pferd vorzufahren, und schritt aus dem Hause; Thorir aber hinter ihm. Und als Gudbrand auf die Türschwelle kam, bückte er sich, Thorir aber siel ihn an. Und als Gudbrand die Ari singen hörte, schmiegte er sich an den Türpfosten; Thorir aber hieb in den vorragenden Dachbalken, und die Axt stand darin fest. Thorir lief aus dem Gehöft und Gudbrand ihm nach. Thorir sprang über die Bachkluft, als er sie erreichte, und stürzte hin. Gudbrand warf das Schwert nach ihm und traf ihn in die Brust. Thorir hatte sich das Zaumzeug umgebunden, und das Schwert schlug auf den Gebißring. Gudbrand sprang über den Bach zu Thorir, und da war der tot. Er vergrub ihn dort. Scharten waren ins Schwert geschlagen, und eine so groß, daß man eine Fingerspitze hineinlegen konnte; es ward darauf geschliffen und war die ausgezeichnetste Waffe.

Gudbrand ritt, seinen Bruder aufzusuchen, und erzählte ihm die Begebenheit. Er sagte, das sei Ottars Anschlag, und meinte, gegen Solches müßten sie sich waffnen. Ingolf sprach, das sei ganz unerhört, und sie ritten sogleich nach Süden zum Borghard und gaben Ottar die Schuld. Der aber widersprach, denn er hatte viele Mannen bei sich, und sie bekamen ibn nicht zu fassen. Da wurde ein Vergleich vorgeschlagen, und sie verglichen



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sich daraufhin, daß Ottar ein Hundert Silbers 1 zahlen, Thorir aber ungebüßt bleiben solle. Zum Vergleich gehörte auch, daß Ingolf unheilig fallen solle, wenn er valgerd besuchen käme, ahne daß Gudbrand ihn begleite. Da sprach Ingolf: "Darauf kannst du dich gefaßt machen, Ottar: wenn mehr solche feindliche Fahrten gegen uns geschehen, als diese, dann sollst du nicht mit Geldbuße dafür aufkommen, und es soll dir der Verrat nach Verdienst entgolten werden."Jener erwiderte, viele würden meinen, daß er Grund genug zu seinem Anschlage gehabt habe, Darauf gingen sie auseinander.


40. Ottar entsendet einen zweiten meuchelmörder der tötet Gudbrand

Svart hieß ein Mann, der mit seinem Schiffe auf den Minthaksstrand geriet. Er war ein Hebride von Geschlecht, ein großer und starker Mann, und nicht nach dem Sinn der Leute. Er rettete sich aus dem Schiffbruch. Aber als die Leute merkten, was für ein Mensch er war, gab es keinen, der ihn aufnehmen wollte, und er zog durch die Gaue, bis er zu Ottar kam, und bat ihn um Aufnahme und Schutz. Der antwortete: " Ein Mann wie du scheint mir's nicht verdient zu haben, daß man ihm nicht hilft, und ich will dich aufnehmen, denn du bist kein unansehnlicher Mann, und ich verspreche mir große Unterstützung von dir." Jener sagte, das verdiene er.

Svart hatte einiges Vermögen. Er hielt sich nun bei Ottar auf, und es dauerte nicht lange, da sprach dieser zu Svart: "Ich will dich nach Norden ins Seetal nach Tempel senden. Da wohnt ein Mann mit Namen Ingolf. Der ist mein Rechtsgegner und hat mir vielerlei Beleidigungen zugefügt, und ich bekomme kein Recht gegen ihn. Freilich ist er ein angesehener Mann; aber 

1 Siehe S. 73, Sinan. l. 2 Den Rechtlosen darf der Feind töten, ohne Buße für ihn zahlen zu müssen. Sine staatliche verfolgung deo verbrechers gibt es nicht. Der Staat gibt dem Kläger nur durch die Ächtung seines Gegners das Rest, ihn zu töten, ohne sich der Klage des Mordes bloßzustellen. Ingolf erklärt sich hier durch vertrag für einen gewissen Fall für unheilig. 3 Minthaksstrand, Minthakseyrr, ist an der Südostküste zu suchen, an der auch heute noch viele Schiffe stranden. vergleiche dazu Thule, Einleitungsband S. 8.



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ich denke, du wirst nach meiner Anleitung wohl glücklich die Rache vollbringen, denn du gefällst mir gut." Svart sagte, er sei dort gewesen, wo nicht jeder hätte sein mögen; meinte, es sei auch wahrscheinlich, daß er Erfolg haben werde sagte, er sei auf Wiking gewesen und aft als einziger davongekommen. Die beiden wurden handelseins, daß Svart Ingolf Hand oder Fuß abschlagen oder Gudbrand töten solle, wenn er an Ingolf nicht herankommen könne; Ottar aber solle ihm Winterquartier geben und ihm außer Landes helfen. Dagegen sollte Svari selbst für sich sorgen, wenn er den Auftrag nicht zustande brächte, oder in seine Heimat reisen. Ein Schiff stand auf dem Weißachenstrand ; dort kaufte sich Ottar Waren und gab sie Svart mit, bestellte ihm auch einen Mann zur Begleitung, dazu zwei Pferde, gab ihm Bescheid über die Siedlungen, oder welche Wege er am besten nach oder von Norden führe.

Svart reiste, bis er in die Engelwurz täler 1 kam; da lud er die Pferde ab und stellte seine Waren hin, die Pferde aber gingen auf die Weide. Svart kam zu Fuß eines Morgens frühe nach Tempel; Ingolf stand draußen und schäftete Speere. Svart grüßte Ingolf und sagte, er habe schlechte Reise gehabt, sagte; zwei Pferde seien ihm auf der Heide davongelaufen, die Waren aber lägen da, eine Kiste und ein Reisesack; und erbat Ingolf; ibm Männer mitzugehen, die mit ihm suchten oder seine Waren in die Siedlungen brächten; er sagte, er wolle nach Norden in den Inselfjord und sagte, er sei vor einigen Wintern zu Hrafnagil das heißt an der Rabenkluft; gewesen. Ingolf sagte: es seien jetzt wenig Leute auf dem Hofe, — "aber ich will schon gar nicht gehen, und scher' dich auf der Stelle weg." "Dann wirst du mich doch auf die Straße begleiten und mir den Weg zum nächsten Hofe zeigen." Und so geschah es. Er ging mit ihm auf die Straße, und Ingolf nahm sich doch, geleitet von seiner Ahnung, wohl vor ihm in acht, denn Svart wollte immer hinter ihm gehen; er war mit einem Schwert umgürtet, hatte in der Hand einen sehr langen Speer, der war ein langschäftiger 

1 Die Täler können nicht wett vom Talboden des Seetals zu susen sein nachgewiesen sind sie nicht. 2 Der große Fjord östlich des Skagafjords, der Eyjafjordr.



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Federspeer, und der Schaft war mit Eisen umwickelt 1. Svari bettelte uni Aufnahme: Ingolf solle von den Waren soviel haben, wie er wolle, —" du bist ein weitberühmter Mann, und es ziemt dir wohl, Ausländer aufzunehmen, zumal wenn es nicht Gut zum Entgelt fehlt." "Ich pflege fremde Männer nicht zu mir zu nehmen," sagte Ingolf, " die führen sich oft übel auf, und du siehst mir auch danach aus, denn du hast ein häßliches Wesen an dir," und damit wies er ihn schnell von sich, sagte, er wolle nichts mit ihm zu schaffen haben, und wandte sich um,

Svart sog weiter und kam zu Gudbrand und erzählte ihm dieselbe Mär. Gudbrand sprach: "Ihr führt euch nicht gut auf, ihr fremden Leute; aber holen lassen will ich deine Waren, und dann wasen wir uns über deinen Aufenthalt nach Gutdünken einig werden." Sie gingen und fanden die Waren, aber sie dachten, die Pferde müßten weggelaufen sein; sie fanden sie bald. Gudbrand holte alles zu sich und nahm Svart auf.

Als das Ingolf erfuhr, besuchte er seinen Bruder: seine Handlungsweise scheine ihm unvorsichtig, — "und ich wünschte, er zöge von dannen." Gudbrand sagte, er hoffe, daß der Mann ihm nicht zum Schaden bestimmt sei, und sagte, er habe sich seit seiner Ankunft nicht so aufgeführt. Ingolf erwiderte : "Dann sind wir hierüber verschiedener Meinung, denn mir sieht er wie ein gedungener Mörder aus, und es wird sich herausstellen, daß er ein Schurke ist. Ich will nicht, daß er bei dir ist, denn meine Ahnung verkündet mir Böses über ihn; vorsicht scheint mir besser." Aber daraus wurde doch nichts, und er blieb den Winter über da.

Aber ums Frühjahr, als der Sommer kam, führte Gudbrand sein Gesinde auf den Sommerhof, 2 und es wurde angeordnet, daß die Hausfrau allein reiten solle, Gudbrand und Svart aber beide auf einem Pferde, und swar sollte Svart hinten aufsitzen . Als sie aber zu den Mooren kamen, die jetzt Svartbergsmoore 

1 Die Spitze trug Widerhaken; die Eisenunwicklung schützte den höltzernen Speerschaft vor den Hieben des Schwertes oder der Axt. Zum größeren isländischen Gehöft gehört der Sommerhof in den Bergen. Dorthin zog wie heute in Norwegen alles ,aas die Hände zur Arbeit rühren konnte, die milch des Weideviehs und das Gras der Wiesen für die Wirtschaft nutzbar zu machen.



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1 heißen, sank das Roß unter ihnen ein, und Gudbrand bat Svart, sich hinten von dem Pferde herabgleiten zu lassen. Und das tat er; und wie nun Svari sah, daß Gudbrand sich nicht wahrte, senkte er seinen Speer. Dag sah die Frau und rief: "Wahr dich vor dem Hunde, er will dich verraten und töten." Und in diesem Augenblicke stieß Svart den Gudbrand mit dem Speere unter den Arm und gleich in die Brusthöhle. Gudbrand konnte noch sein Schwert ziehen; er schwang es nach ihm und hieb ihn mitten durch.

Die Frau kam zum Säter und erzählte den Tod der beiden. Das war für alle eine traurige Nachricht.

Ingolf erfuhr dies und sagte, es sei nach seiner Ahnung ergangen, und machte sogleich die Klage gegen Ottar beim Allthing wegen Mordanschlags gegen sich und seinen Bruder anhängig . Als die Leute zum Thinge gekommen waren, wurde ein vergleich vorgeschlagen, aber der war sehr schwer bei Ingolf durchzusetzen. Doch weil viele gutgesinnte Männer sich ins Mittel legten, und zweitens auch, weil Ingolf selbst seinen vergleich mit Ottar wegen seiner Besuche bei valgerd nicht gehalten hatte, da nahm er den vergleich an; für den Mordanschlag gegen Gudbrand wurden drei Hundert 2 Silbers gezahlt ; dann sollte auch der Vergleichsbruch gegen Ottar in dem Valgerdprozeß niederfallen. Darauf trennten sie sich und waren versöhnt.

Ingolf hatte zwei Söhne von seinem Weibe, die hießen Surt und Högni. Sie waren beide tüchtige Männer. Ingolf galt als ein großer Häuptling und trat offenbar in vielen Dingen in die Fußspur seines vaters. Olaf von Habichtskluft begann damals sehr zu altern.


41. Ingolf fällt im Kampfe gegen Räuber

Ächter und Räuber gab es damals viele im Süden und Norden, so daß fast keiner seines Besitzes vor ihnen sicher 1 

Die moore, Svartsallsmyrar, ziehen sich südlich von Tempel im Gebirge empor. 2 Das sind etwa 1620 deutsche Reichsmark Silbergewicht, nach dem Kaufwert das zehnfache.



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war. Eines Nachts raubten sie auf Habichtskluft eine große Menge Speise, denn da waren reichlich Vorräte jeder Art. Olaf machte sich auf, besuchte Ingolf und erstattere ihm Bericht, Ingolf brach mit vierzehn Mann auf. Olaf bat ihn, auf der Fahrt vorsichtig zu sein, und sagte, es komme ihm mehr darauf an, daß er heil nach Hause kehre, als darauf, wohin seine vorräte kämen. Sie ritten nach Süden auf die Heide und sprachen über den Raub bei Olaf.

Die Diebe hatten an fünfzehn Hunderte 1 geraubt. Ingolf und seine Leute trafen auf ihre Spuren und verfolgten sie, bis sie ratlos dastanden, denn die Spuren wiesen nach zwei Seiten. Da teilten sie auch ihr Volk und acht zogen nach der einen, sieben nach der anderen Seite; und so spürten sie lange.

Kurz vor ihnen standen Säterhütten und dorthin wandten sie sich. Da sahen sie achtzehn Pferde bei dem Säter und sagten , dort müßten sich die Diebe wohl hingeflüchtet haben, und meinten, es sei am besten, die Fahrtgenossen herbeizuziehen. Ingolf nannte das aus mancherlei Gründen unrätlich —"denn sie können inzwischen die Höhle 2 erreichen, —die ist nicht weit von ihnen — und wenn sie die haben, so sind sie geborgen, und unsere Fahrt ist ohne Schneid gewesen; auch wissen wir nicht, wo unsere Leute sind." Ingolf saß ab und sprang in eine Kluft zu seiner Seite; er riß zwei Steinplatten heraus, legte die eine vor die Brust und die andere zwischen die Schultern und band sie außen zusammen. 3 Er hatte den Sippenknauf in der Hand und schritt darauf zum Säter. Der hatte zwei Ausgänge. Die Leute erzählen, daß Ingolf nicht mehr als einen Mann bei sich gehabt hat. Da sprach Ingolfs Geselle, sie sollten ihre Mannen benachrichtigen; Ingolf sagte, er wolle selbst die Sätertür besetzen, jener aber solle nach ihren Leuten reiten. Der aber sagte: er werde nicht von dannen reiten, " mir scheint dein Gefolge nicht übermäßig groß." 

1 Das wären etwa 1000 mark. ist wohl die Surtshöhle gemeint, eine stubenhohe Schlucht unter der Lavadecke westlich des Erichsgletschers vergleiche dazu die Einleitung. Sie ward noch bis an die Grenzen der Neuzeit von Räubern als Schlupfwinkel benutzt. 3 Solch pbantastische Rüstung legt auch der verfasser der Egilssaga seinem Helden an.



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Ingolf wollte sogleich ins Haus gegen sie losstürmen und forderte seinen Gefährten auf, ihm tapfer zu folgen. Die Diebe griffen ihn sogleich an, als er hineinkam; aber die Steinplatten, die er trug, schützten ihn, und die Hiebe glitten von ihm ab. Jene drangen von allen Seiten auf Ingolf ein, er aber wehrte äch geschickt und tapfer. Da warf er den Sippenknauf auf, und das Schweri traf den, der hinter ihm stand, aufs Haupt, daß er das Leben ließ, und weiter hieb er dem den Todeshieb, der vor ihm stand, und so tötete Ingolf sie beide mit einem Hiebe. Sie hatten ein hitziges Gefecht, und es lief so aus, daß Ingolf fünf Mann erschlug, aber auch sein Gefährte war gefallen. Jene waren aus dem Säter gedrungen. Ingolf aber war schwer verwundet. Nun kamen seine Mannen herbei. Die Diebe stoben davon, sie aber nahmen den Raub, banden ihn auf ihre Pferde und trieben sie nach Norden zurück.

Ingolf lag diesen Winter in seinen Wunden und sie überheilten sozusagen. Aber im Frühjahr, als die Sommerhitze kam, sprangen sie alle wieder auf, so daß er davon den Tod fand. Aber ehe Ingolf starb, ordnete er an, daß er nicht in dem Gehölz, in dem seine vorfahren lagen, begraben werde, sondern hi einem andern; er sagte, die Mädchen aus dem Seetal würden öfter an ihn denken, wenn er io nahe der Straße ruhe. Darauf starb er. Der Ort, wo er begraben ist, heißt seitdem Jgolfsholz. 1 Alle Leute beklagten diesen Tod Ingolfs sehr. Zwölf Winter hatte er nach dem Tode seines vaters in hoher Ehre gelebt. Ottar vermählte seine Tochter Valgerd einem Manne aus Stangenwald.

Als aber Ingolf tot war, gab's keinen Häuptling im Seetal, denn Jngolfs Söhne waren wegen ihrer Jugend nicht fähig, das Godord zu versehen. Nun sann man, wie es werden stalle. Das aber war Gesetz in jener seit, daß, solange die Erben unmündig waren, der von den Thingmannen, der am besten dazu geschickt schien, das Godord versehen solle. 1 

die ser name ist nicht bewahrt; eine Strecke nördlich von Tempel aber wird ein Steinhaufen Ingolfsgrab, Zngolfsleidi, genannt. Jeder Wanderer soll einen Stein dazu werfen, sich selbst zum Reiseglück. Die Zunge zwischen Nordache und Weißache am Borgfjord, Stafholt.



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42. Die Godenwahl im Schattentage Thorkel Krabbler führt sich ins Geschlecht der Seetaler ein

Thorkel Krabbler Thorgrimssohn war ein großer und starker Mensch. Er war damals zwölf Winter, als dies geschah. Thorgrim übernahm nicht die Vaterschaft für ihn, und doch war er viel kühneren Wesens als seine ehelichen Söhne.

Thorkel Silbern vom Heiligen See war ein Gestaltentauscher und obendrein zauberkundig; er war reich an Gut, unliebenswürdig und bei den meisten Leuten unbeliebt, aber trotzdem sehr geachtet. Den Tag, für den die Zusammenkunft am Karnsbache wegen der Godenwahl angesetzt war, sagte des Thorkel Silbern Frau: "Was hast du heute vor:" Thorkel erwiderte: "Zur versammlung zu fahren und des Abends Godordsmann zu sein, wenn ich heimkomme." "Ich wünschte nicht," sagte sie, "daß du fährst, um Obmann der Seetaler zu werden, denn dir wird das nicht beschert sein; auch bist du dazu nicht geschaffen." Er antwortete: Sonst soll dein Rat gelten, aber nicht bier."

Zu dieser Zusammenkunft wollte auch Klackaorm und Thorbum von der Karnsache, Ingimunds Tochtersohn. 1 Thorgrim galt wegen seiner Verwandtschaft mit den Seetalern als der geeignetste, aber man wollte doch die Sache durchs Los entscheiden lassen, denn viele deuchten sich recht geeignet. Diese Versammlung war auf den Einmonat im Schattental bei Klackaorm gelegt worden.

Thorkel Silbern hatte in der Nacht vor der Versammlung einen Traum und erzählte ihn seiner Frau Signy: es sei ihm 

1 Klackaorm ist im Kapitel ai als Hallorm eingeführt; er heiratet da Ingimunds Tochter Thordis und bekommt Karnoachcnland mit. man muß sich denken, daß erin seinem Alter den großen Hof an der Karnsache seinem Sohn übergeben und sich selbst auf das Gehöft im Schattental zurückgezogen hat, 2 Der Einmonat ist der teste Wintermonat, der März. — Die Erzählung ist nicht aus einem Guß die Godenwahl soll erst an der Karnsache, dann im Schattental stattfinden. Zweimal spricht Thorkel Silbern mit seinem Weibe über die Zukunft, beidemal grad vor dem Aufbruch.



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vorgekommen, als reite er das Seetal hinab auf einem roten Rosse, das kaum die Erde mit seinen Hufen zu berühren schien, — "und ich deute so, daß golden sich Aussichten eröffnen und Ehren bevorstehen." Signy sagte: sie denke anders darüber, —"das scheint mir ein schlimmer Traum" und sprach, Pferd heiße auch March",aber March ist des Mannes Folgegeist" und sagte, Rot zeige sich, wenn's Blut gebe, — " und es mag sein, daß du auf der versammlung erschlagen wirst, wenn du dir das Godord anmaßest, denn viele werden es dir mißgönnen." Thorkel tat, als höre er nicht, und puste sich vor seinem Aufbruch mit Kleidern und Waffen, denn er war ein sehr eitler Mann und kam unter den letzten zur versammlung.

Thorgrim war sehr zeitig gekommen und saß auf dem Hochsitz neben Orm; nie bekannte er sich zur Vaterpflicht gegen Thorkel Krabbler. Der spielte noch auf dem Fußboden mit anderen Kindern; er war groß und stark und ein sehr schöner Mensch. Er stellte äch vor Thorgrim hin und blickte lange ihn an und die Streitart, die er in Händen hielt. Thorgrim Sagte, warum der Magdsohn ihn so anstarre. Thorkel sagte, es sei kein übergroßes vergnügen für ihn, ihn anzusehen. Thorgrim fragte: Was willst du tun, Krabbler, daß ich dir die Axt gebe- denn ich seh's, sie gefällt dir sehr — und daß ich mit dir verwandtschaft eingebe:" Thorkel bat ihn, es selbst zu bestimmen. Thorgrim sprach:"Du sollst die Axt dem Silbern ins Haupt setzen, so daß er nimmermehr das Godord der Seetaler bekommt. Dann dünkt mir, führst du dich selbst in die Seetalersippe ein." Thorkel sagte, das wolle er tun. Thorgrim gab ihm nun Anweisung, er solle sich recht schlecht mit den anderen Knaben betragen — Silbern saß immer die Hand unter die Wange geschmiegt und ein Bein über das Knie gelegt . —Thorkel sollte nun draußen in den Schmutz laufen und dann wieder hereinkommen und an das Kleid Silberns streifen und versuchen, ob er ergrimme.

Nun reden sie hin und her über das Godard und werden nicht einig; jeder bestand auf seinem Anspruch. Da legten sie Lose in den Schoß und immer kam das Los Silberns heraus, denn er war zauberkundig. Da ging Thorgrim heraus und begegnete



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Thorkel Krabbler in der Tür bei den Knaben. Da sprach Thorgrim "Jetzt will ich, daß du die Axt bezahlst." Thorkel sagte: "Die Axt möchte ich sehr gern haben, und ich kann nun den Preis reichlich erlegen, wenn auch jetzt nicht grade solches Kaufgut zur Stelle ist, wie du es wünschtest." 1 Thorgrim erwiderte: " Es gibt mancherlei Zahlungsmittel." Thorkel sagte: "Willst du nun, daß ich Silbern töte:" "Ja," sprach Thorgrim. Da war das Godard auf Silberns Los gefallen. Thorkel Krabbler trat in die Stube und ging an Silbern vorbei und streifte sein Bein; aber der stieß ihn von sich und schalt ihn Magdsohn. Thorkel sprang auf den Sitz daneben und trieb ihm die Streitart in den Schädel, und Thorkel Silbern war sogleich tot, und Krabbler sagte, er habe nicht zuviel bezahlt für die Axt

Thorgrim sagte: der Knabe sei schändlich gereist worden, — "auch hat jener sich nicht recht gewehrt; dieser Knabe hat sich jetzt trefflich in die Seetalersippe eingeführt, und ich will die vaterschaft mit dir eingehen." Darauf übernahm Thorgrim das Godard und ward Karnsachengode genannt. Über die Tötung Silberns verglich man sich, denn seine Söhne waren jung.

Thorkel zog mit seinem Vater heim nach Karnsbach und verlangte , hinein in die Welt zu reisen und zu versuchen, wie es ihm erginge, wenn er Jarl Sigurd Hlödverssohn, seinen Vetter, besuchte. Thorgrim sagte, er solle haben, was er begehre .


43. Thorkels Fahrt zum Jarl der Orkneys Sigurd

Björn hieß ein Norweger, der ein Schiff klar zur Seefahrt liegen hatte; mit ihm fuhr Thorkel Krabbler aus dem Lande. Sie kamen nach den Orkneys. Damals herrschte Jarl Sigurd auf den Inseln. Björn war mit dem Jarl bekannt 

1 Dies Ziwiegespräch in dunklen Andeutungen soll offenbar den Sinn der Reden vor den Knaben verhüllen. 2 Jarl Sigurd der Dicke, ein Nachkomme des Jarls Rögnvald, herrschte um die Jahrtausendwende auf den Orkneys; er fiel roig in der Briansschlacht bei Dublin.



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und suchte darum an, daß er ihn und Thorkel aufnehme, und nannte ihn edler Leute Kind und hoher Achtung wert und einen der besten unter den Isländern. Der Jarl sagte, er wolle ihn aufnehmen, und fragte nach Thorkels Geschlecht. Der gab darüber Auskunft, jener aber achtete wenig darauf. Dann nahm ihn der Jarl zu sich. Ein Eigenbrödler deuchte Thorkel den Mannen des Jarls zu sein; nie verließ er seinen Sitz, wenn es der Jarl nicht tat, und ihm war er sehr anhänglich. Einstmals im Frühjahr ging das Gefolge zum Spiel aus der Halle, der Jarl aber blieb mit wenigen Männern sitzen und sprach. "Du bist seßhafter als die meisten Männer, Thorkel, daß du nicht zum Spiel gehst; aber was erzähltest du mir doch von deinem Geschlecht?' Thorkel zählte sein Geschlecht auf, und der Jarl wurde aufmerksam und erwiderte: "Du bist mit mir verwandt; und sehr zurückhaltend bist du mit solchen Nachrichten." Da mehrte der Jarl seine Ehren.

Im Sommer darauf sog der Jarl auf Heerfahrt und fragte Thorkel, ob er mit ihm ziehen wolle; der sagte, er wolle es, wenn der Jarl es wünsche. Sie heerten weit umher im Sommer . Und einst, als sie in Schottland gestürmt hatten und zu den Schiffen zurückkehrten, fragte der Jarl, wieviel Mann vermißt würden. Da ward nachgezahlt; und Thorkel allein fehlte. Er war auf des Jarls Schiff gewesen. Die Mannen sagten, es sei kein Schade um einen so langweiligen Gesellen. Der Jarl befahl, sofort aufzubrechen und ihn zu suchen; und das geschah. Sie fanden Thorkel in einer Waldlichtung an einer Eiche, zwei Mann griffen ihn an, vier aber lagen tot neben ihm. Hinweg stoben Thorkels Angreifer, als die Mannen des Jarls kamen. Der Jarl fragte, was ihn aufgehalten habe. Thorkel sprach: "Das hab' ich euch wohl sagen hören, daß man von den Schiffen hinauf aufs Land, aber niemals, daß man zu den Schiffen hinabrennen solle, so daß jeder dem anderen davonliefe." Der Jarl erwiderte: "Du sprichst wahr, Vetter und so soll es auch von jetzt an sein; der aber soll nicht teil an der Beute haben, der dies tut, wegrennen von der Fahne; das Cand hinab." Der Jarl Sagte, ob das Inländer seien, die da tot neben ihm lägen, oder seine Mannen. Thorkel sagte, das seien Inländer. Er er



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zählte: er sei an einem Kastell vorbeigekommen, — "und wie ich dort entlang ging, fielen ein paar Steine aus der Mauer, und in dem Loch fand ich einen Schatz, gar nicht so gering. Das sahen die Mannen aus dem Kastell und verfolgten mich, und da kam's zwischen uns zu einem solchen Gefecht, wie ihr's gesehen habt." Da lobte der Jarl vor seinen Mannen seine Kühnheit. Darauf fragte er, wie groß der Schatz sei; er sagte, zwanzig Mark Silbers. 1 Der Jarl sprach, den Teil der Beute solle er allein haben, sonst keiner. Thorkel sagte, der Jarl solle ihn besitzen und seinen ganzen Beuteanteil dazu. Da entschied der Jarl, sie wollten es gemeinsam haben. und dieser Schatz kam nicht zur Teilung.

Der Jarl bezeugte Thorkel große Hochachtung wegen dieser Fahrt. Thorkel blieb zwei Winter bei ihm. Dann begehrte er nach Island und sagte es dem Jarl. Der antwortete: "Das hoffe ich gewiß, daß deine Vettern Ehre von dir haben werden." Thorkel ergab sich dem Jarl zu Dienst; und der schenkte ihm eine goldbeschlagene Axt und schöne Gewänder und sprach, er wolle sein Freund sein. Er schenkte ihm ein Kaufschiff mit Fracht nach seiner eigenen Wahl. Einen Goldring sandteer Thor- grim, Nereid zur Lösung, der eine halbe Mark 2 wog. Nereid schickte er eine vollständige schöne Frauengewandung um ihrer verwandtschaft willen. Dann stach Thorkel in See und hatte gute Fahrt. Er landete mit seinem Schiffe in der Welpenseemündung. Thorgrim Karnsachengode ritt zum Schiff und begrüßte seinen Sohn herzlich und lud ihn zu sich, und der nahm das an. Thorgrim schenkte Nereid die Freiheit, wie der Jarl es gewünscht hatte. 3

Kurz darauf erkrankte Thorgrim und starb, aber seine echtgeborenen Söhne nahmen das gesamte Erbe, wie es das Ge 1 

72o deutsche Reichsmark Silbergewicht, 7200 Mark Kaufpreis. 2 1440 mark Geldwert. 3 Wer Nereid ist, wieso sie mit Sigurd verwandt ist, wird nirgends gesagt. Es ist aber nach dem Lauf der Geschichte nicht anders zu denken, als daß Thorkels verwandtschaft mit Sigurd durch sie geht, denn die Blutseinheit durch Jarl Thorir den Schweiger, siehe Kapitel 12, ist noch fraglicher, da Tyorir nicht Rögnvalds Bruder genannt wird. Es liegt hier Novellenstoff von der fürstlichgeborenen Sklavin vor, der in der Geschichte von den Leuten aus dem Lachstal ausführlicher erzählt ist.



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setz verlangte. Thororm war der Bruder Klackaorms, des vaters Thorgrims, der Thorkels Vater war. Thororm suchte Thorkel auf und lud ihn zu sich, und er nahm das an. Thorkel war ein freundlicher Mann und wohlwollend.


44. Wie Thorkel Glädir erschlug und Gudmund der mächtige betört ward

Thorgils hieß ein Mann, der am Schweinesee 1 wohnte; der hatte ein Weib und mit ihr vier Söhne, und zwei werden mit Namen genannt, Thorvald und Orm. Glädir hieß der Brudersohn Thorgils', der war andrerseits der Schwestersohn Gudmunds des Mächtigen von den Labkrautwiesen 2 . Glädir war ein großer Prahlhans, geschwätzig und töricht und ein gewaltiges Großmaul. Thorgils ritt mit seinem Sohne Thorwald zu Klackaorm, um seine Tochter Sigrid zu werben. Er erhielt zusagende Antwort, und die Hochzeit wurde für die Winternächte in Schattental verabredet.

Dort auf dem Gehöft gab es wenig Leute, aber viel Arbeit, auf den Bergen Schafe und Schweine zusammenzusuchen 3 und viel anderes zu verrichten. Thorkel bot sich an, mit den Arbeitsleuten auf das Gebirge zu ziehen; Orm war es recht. Darauf zogen sie aus, und die Suche ging ihnen langsam von der Hand, denn die Tiere waren scheu; keiner suchte eifriger als Thorkel. Mit den Schweinen schien's am schwersten fertig zu werden. Thorkel schonte sich nicht und bot sich stets zu der Arbeit an, der die andern aus dem Wege gingen. Und als sie sich Essen bereiten wollten, sprach Thorkel: "Wär's nicht billig, daß wir uns ein Ferkel zum Mahle herlangten?" Thorkel fing eins und richtete es sum Mahle her. Alle waren darin einig, daß Thorkel sie an Hilfsbereitschaft übertreffe. Sie kamen beim.

Avaldi hieß ein Mann, der bei Klackaorm diente; der war Jugjalds Sohn; er war Vogt, aber Hild, sein Weib, führte die Wirtschaft im Hause; sie war die Tochter des Eyvind Querkopf. 

1 Seine Lage ist in Kapitel is angegeben. 2 Gudmund ist in Kapitel g eingeführt worden. 3 Über die gewohnte herbstliche Bergfahrt zum Vieheintreiben unterrichtet niedner Einleitungsbande S. 43.



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Kurz bevor die Hochzeit sein sollte, kam Glädir aus den Fjorden im Osten und erfuhr diese Zeitung und Abmachung. Glädir sagte, er habe auch andere Kunde gehört, nämlich Thorkel Krabblers Bergfahrt, daß er zum Schweinebraten bestellt worden sei, sagte, das sei auch grade recht für den Magdsohn, und sagte, er habe ein Ferkel getötet, das nur eben die Nacht vorher die Muttermilch gesogen hatte, und sich selbst neben die Sau gelegt, denn er habe gefroren wie eine Betze. Thorgils sprach:"Das ist ein törichtes vergnügen, das du dir da machst. Man sagt, Thorkel bat sich so betragen, wie es durchaus wohlanständig war, dort und anderwärts." "Gans erbärmlich hat er sich aufgeführt, scheint mir," sagte Glädir.

Nun kamen die Leute zum Hochzeitsfeste da sprach Thorkel zu Orm, seinem Ziehvater ': "Ich will den Gästen dienstlich sein und die Arbeit leiten und für die Ordnung beim Feste sorgen." Orm sprach, das wolle er gern annehmen. Thorkel diente mit Würde und Anstand. Orm und seine Vettern saßen auf dem Hochsitz der niedrigeren Seite und auch seine Mannen; Thorkel sorgte aufmerksam für die Gäste und war demütig in seinem Dienste. Die aus dem Schweinetal lachten gewaltig über ihn und sagten, großartig mache sich der Magdsohn. Thorkel nannte es bessere Hofsitte, Heiterkeit und fröhliche Reden für die Bewirtung zu zahlen als Spott und Beleidigungen. Glädir sagte, er habe viele Großtaten verrichtet: — "und darob magst du wohl groß tun; die ja zujüngst, daß du das Ferkel erschlugst, das eine Nacht an der Zitze gesogen hatte- das ist auch das rechte Gewerbe für dich." Thorkel erwiderte: "Meiner Großtaten sind nicht viele, Glädir, aber es werden doch mehr sein als deine, und du hast keinen Grund, darüber zu reden." Glädir lachte über Thorkel zu Thorvald hin und sprach, er sei der flinkste Küchenmeister. Thorvald sagte, Glädir rede unvernünftig. Am Abend gingen die Männer zur Ruh. Des Morgens ging Thorkel in ein Wirtschaftshaus und schliff 

1 Sonst ist Thororm, der Bruder des Hall- oder Klackaorm, der Ziehvater Thorkels. Jedenfalls aber ist die Schlußbemerkung des letzten Kapitels, daß Thorkel zu Thororm zog, vergessen. hält sich offenbar dauernd bei Klackaorm auf.



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seine Axt das Zarlsgeschenk, und trat darauf in den Gäng. Dort war Glädir und wusch sich. Da gingen Männer an ihm vorbei mit einem Schlachttrog. Glädir sagte zu Thorkel: "Du bist gewiß mit bei der Arbeit gewesen heute morgen. Und wir wollen jetzt jenes Schwein versehren; sieh zu, daß wir Kumpane die fettesten Stücke bekommen, das gebührt sich wohl für den Magdsohn." "Wir möchten wohl zuerst den Schädel zerteilen", sprach Thorkel" ,und die Stücke für dich auswählen: Ich weiß wirklich nicht, ob du so unbescheiden bist, daß man dich nicht satt kriegen kann.

An diesem Tage wollte man vom Gelage aufbrechen. Thorgils fragte, ob das Frühstück fertig sei; Thorkel sagte, es sei fertig, sobald es gesotten sei, und das, sagte er, dauere nicht mehr lange, und ging die Leutetür hinaus und die andere wieder hinein und nahm seine Axt und stellte sich neben die Tür. Als Glädir heraus kam, trat Thorkel hinter ihn und schlug ihn in den Schädel, und Glädir hatte gleich den Tod.

Thorkel lief zur Nordtür, sie waren nämlich vor der Südtür. Speisen standen im ganzen Hause umher; Thorgils war mit großem Gefolge da, und seine Mannen liefen um das Haus und meinten, Thorkel solle nicht hinauskommen, und hofften, Hand an ihn zu legen. Thorkel lief die Bänke entlang. Ein Notgang lief um die Stube und Kastenbeiten, und aus dem einen Bett konnte man in den Notgang springen. Er eilte dorthin , wo die Frauen saßen und sich die Hauben aufsetzten; er lief zu der Schar; vor der Hild saß; sie fragte, warum er so jage. Thorkel sagte es ihr. Sie ließ ihn in den Notgang neben sich flüchten, und von dort kam er ins Freie.

Thorgils sprach: "Wenden wir uns dahin, wo die Frauen sind, denn dorthin schien mir der Mann su laufen." Hild ergriff eine Axt und sagte, keiner von ihnen solle sie ihr entreißen. Thorgils dachte, Thorkel müsse da sein, und ließ Tücher über die Weiber werfen; das geschah, aber Thorkel ward nicht gefunden. . Thorgils sah nun, daß das nichts als Kniffe und Zerrereien waren, und sie gingen hinaus. Und als sie heraustraten , glaubten sie die Gestalt eines Mannes unten am Flusse zu sehen. Thorgils befahl, dort nachzusuchen, und das geschah,



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aber Thorkel ward nicht gefunden. Er wußte, daß dort eine Höhle am Flusse war, die, welche jetzt Krabblerhöhle, Sarasin- bellte, beißt, und dort war er.

Thororm und Klackaorm suchten Vergleich; keine Buße wollte Thorgils nehmen, aber die eben geschlossene Ehe lösten sie doch nicht und sagte, Rache am Mann solle für den Totschlag Gtädirs ergeben. Thororm geleitete die Hochzeitsgäste aus dem Gehöft und suchte immerfort um Vergleich an, aber er erreichte nichts., Und so schieden sie.

Thorkel war den Winter abwechselnd an der Karnsache bei seinen Brüdern oder bei seinen anderen Vettern, denn alle wollten ihm irgendwelche Hilfe erweisen und hofften sehr, daß aus seinem Ansehen im Gau etwas würde, so daß sich nicht Männer aus fremden Gauen da über sie erhöben.

Die Seetaler zogen aus, um für ihn Hilfe bei der Seherin Thordis zu suchen, die am Spakonufell, dem Seherinnenberge 1 , wohnte. Sie war hoch geachtet und zauberkundig, und die baten sie um Hilfe und Beistand in Thorkels Sache, und sagten, 1ie legten sehr großen Wert darauf, daß sie irgendwelchen Rat dazu gebe. Sie sagte, es solle geschehen.

Thorgils zog aus, um Gudmund den Mächtigen zu besuchen, und sagte, er sei der nächste, für seinen Vetter zu klagen, — ich aber will die Klage unterstützen." Gudmund sprach: "Mir deucht der Handel nicht so leicht, denn ich ahne, Thorkel wird ein großer Herr, und viele Vettern werden ihm zur Seite stehen. Auch ist mir Kunde gekommen, daß Thorkels Tat nicht ohne Grund geschehen ist. Nun leite du den Rechtshandel ein, ich aber will ihn im Sommer auf dem Thinge übernehmen."

Im Frühjahr machte Thorgils den Prozeß beim Allthing anhängig. Die Seetaler entboten großes Gefolge, und so beide Teile. Thorkel ritt selbst mit seinen Vettern zum Thing. Da ritt mit ihnen Thordis, die Seherin, und hatte für sich und ihre Leute eine Hütte allein. Gudmund übernahm den Prozeß. Die 1 

Ein Berg mit breiten Schultern und steilem Haupte auf Skagastrand, der Ostküste des Welpenfsords. Über das Prozeßverfahren siehe Einleitungsband S. 88 ff.



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Seetaler boten vergleich, aber Gudmund und die Seinen wollten nichts als Acht.

Thororm suchte Thordis auf und besprach sich mit ihr, denn sie war vorwissend und vorausschauend und wurde oft dazu ausersehen, in großen Prozessen den Schiedsspruch zu tun. Sie sagte da: "Thorkel soll in meine Hütte kommen, und dann wollen wir sehen, was hier zu machen ist." Das tat Thorkel. Thordis sprach zu Thororm: "Geh' und biete Gudmund vergleich , und zwar so, daß ich den Schiedsspruch habe." Thorkel schenkte der Thordis zwei Hunderte Silbers. Thororm bot den Schiedsspruch der Thordis im Prozeß an, aber Gudmund lehnte ab und sagte, er wolle keine Geldbuße annehmen. Thordis sprach:" um habe ich auf Gudmund auch keine Rücksicht mehr ;u nehmen." Darauf sagte sie ;u Thorkel "Schlüpfe in meinen schwarzen Mantel und nimm den Stab, der Züchtiger heißt, in deine Hand; wagst du es wohl, so unter Gudmunds Gefolge zu treten:" Er sprach, er wolle es auf ihren Rat wagen. Sie sagte: "Versuchen wir es also. Nun sollst du zu Gudmund gehen und ihn dreimal mit dem Stabe auf die linke Wange schlagen. Du scheinst mir nicht zu baldigem Tode bestimmt, und ich bosse, es gelingt." Er trat unter Gudmunds Gefolge, und kein Mensch erblickte ihn er trat zu Gudmund, und es gelang ihm zu tun, was ihm geboten war.

Nun verzögerte sich die verfolgung der Klage, und der Prozeß kam ins Stocken. Thorgils sprach: "Warum geht der Prozeß nicht vorwärts?"' Gudmund sagte, er werde gleich erledigt sein; aber daraus wurde nichts, und die seit wurde so vers eitele, daß das Recht auf verfolgung erlosch.

Thordis ging zu den Seetalern und forderte sie auf, zum Gericht zu gehen und nun Geld für den Mann zu bieten: —"und es mag sein, daß sie es jetzt annehmen und der Handel so schließt." Sie taten es, gingen zum Gericht und trafen Gudmund und boten vergleich und Geldbuße. Gudmund erwiderte:"Ich weiß nicht, wieviel ihr bieten wollt, aber hoch will ich es anschlagen, daß der Getötete sich selbst unheilig geredet hat." Sie sagten, sie wollten um seinetwillen reichlich bieten, und forderten ihn auf zu entscheiden. Und als er erfuhr, wohin der Prozeß ge



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raten war, und daß man nicht mehr Rechtsentscheid erzwingen konnte, da nahm er den Schiedsspruch von Thororm an, daß er eine Geldsumme festsetzen dürfe, so hoch er wolle, doch nicht Landesverbannung oder Gauacht. Darauf wurde die Klage niedergeschlagen.

Nun sandte Thordis Thorkel zum zweiten Male zu Gudmund, daß der Stab auch seine rechte Wange berühre, und Thorkel führte das aus. Da bekam Gudmund das Gedächtnis wieder, und es deuchte wunderbar, daß es ihm entschwunden war. Gudmund setzte ein Hundert Silbers für die Tötung Glädirs fest, und die Gegenklagen sielen nieder, und Thororm und Thordis bezahlten das ganze Geld, und versöhnt gingen sie auseinander 1. Thorkel reiste mit Thordis heim nach Seherinnenberg .

Thorgils sprach zu Gudmund: "Warum änderte sich dein Sinn über den Prozeß heute so schnell Gudmund erwiderte:"Weil ich kein Wort aus dem Munde bringen konnte, und deshalb zögerte ich so; und es mag sein, daß wir gegen einen Starken haben Seilziehen müssen." Dann fuhren sie heim vom Thinge.


45. Thorkel wird Gode der Seetaler. Wie er Hermund vor der Rache des Seetalergoden rettet

Die Seetaler halfen Thorkel überall kräftig zu Ehren. Sie freuen ein Weib für ihn, und das Godord ward ihm zugelegt, denn Surt und Högni, Ingolfs Söhne, waren damals der eine elf Winter, der andere fünfzehn, und sie bekamen ihre Güter von Thorkel nicht heraus; das Tempelland wurde ihm zugesprochen, und so wurde Thorkel Häuptling über die Seetaler.

Ottars Leute zerstreuten sich in die Gaue nach Norden und wurden nicht weiter beachtet. Hallfred und Gatti, Ottars Söhne, zogen nach Norden und noch mehrere von seinen Kindern. Oft 

1 Die Parteien hatten Klage gegen Klage geseit wie Ottar gegen Ingolf. Gudmund hatte durch sein Zögern einen Formfehler begangen und damit die Klage zunichte gemacht. nun zogen vergleich die anderen Parieren auch ihre Klage zurück.



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kam Hallfred zu Bart- Avaldi 1 und plauderte mit seiner Tochter , die Kolfinna hieß. Dies Weib bekam Gris Sämingssohn, und dennoch spielte das Gerücht über sie und Hallfred, von dem auch in seiner Saga gesprochen wird. Und einstmals, als er hinauskam — er war nämlich Kaufmann —, Sris aber auf dem Thinge war, da kam Hallfed zu Rolfinna in den Sommerhof und lag da bei ihr. Und als Sris dies erfuhr, ergrimmte er sehr. Hallfed aber segelte denselben Sommer heraus.

Das Herbstthing im Seetal war stark besucht, und die Männer richteten ihre Hütten her, denn es sollte ein zweitägiges Thing gehalten werden. Thorkel hatte die größte Hütte und darinnen das größte Gefolge. Bart-Avaldi hatte eine Hütte mit seinem Sohn Hermund zusammen. Und als Gatti Ottarssohn seine Notdurft zu verrichten gegangen war, begegnete er Hermund der gedachte der Unbilden, die Hallfred ihnen angetan hatte, und lief Gatti an und erschlug ihn und rannte in die Hütte zu seinem Vater.

Als Thorkel den Totschlag erfuhr, sprang er mit seinem Gefolge auf und wollte ihn rächen. Hild stand in der Tür, Hermunds Mutter, und sprach:"Besser ist's, Thorkel, du eilst nicht so. Einst, als wir zusammenkamen, gedachtest du, du würdest meinen Sohn nimmer vor meinen Augen töten." Thorkel sagte: "Inzwischen ist mehr geschehen, als wir damals ahnen konnten. Komm heraus aus der Hütte," sprach Thorkel, "denn wenn du das tust, brauchst du deinen Sohn nicht vor deinen Augen erschlagen zu sehen." Sie aber verstand gewißlich, was er da, den Mann zu retten, sprach, und sein Entscheid deuchte ihr schnell und schneidig. (Sie trat zurück in die Hütte.) Da nahm sie sich die Haube vom Kopfe und putzte ihren Sohn damit und setzte sich selbst auf seinen Platz, damit nicht mehr Weiber herausgingen herausgingen, als zu erwarten waren. Thorkel trieb die Frauen zur Eile und drängte sich an sie heran und sprach: Steht bier nicht so herum, denn wahrlich groß ist der Schmerz der Mutter — damit sie nicht sieht, wie der Mann erschlagen wird, oder es hört." Seine mannen wollten sogleich hineinstürmen und 

1 Klackaorms vogt.



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Hermund töten; da stellte sich Thorkel in die Hüttentür und sprach: " Bedenken wir wohl, was uns ziemt, daß wir nicht unsere eigenen Gaugenossen und Thingleute erschlagen, und vergleichen wir uns lieber." Da ward vergleich zwischen ihnen vorgeschlagen, und es ward so eingerichtet, daß beide Teile wohl zufrieden waren, und so hohe Buße angesetzt, daß die, welche sie zu empfangen hatten, rechte Ehre davon genossen.

So entledigte sich Thorkel dieses Handels mit Ritterlichkeit, und alle waren's wohl zufrieden. Alle Prozesse im Gau wurden ihm zur Entscheidung zugeschoben, denn er galt als der beste Kopf im Seetalergeschlecht nächst Thorstein Ingimundssohn


46. Von Bischof Fridrek, Kodran dem Weitgereisten und den beiden Berserkern Sank. Thorkel nimmt die Taufe

Um diese Zeit kam heraus Bischof Fridrek und Thorvald Kodranssohn, der der Weitgereiste genannt ward '; gleich darauf kam ein zweites Schiff heraus, und auf ihm waren zwei Berserker und alle beide hießen Hauk. das ist Habicht. Sie wurden den Leuten verhaßt, denn sie forderten ihnen mit Gewalt Weiber oder Geld ab, sonst boten sie Holmgang. Sie heulten wie Hunde und bissen in die Schildränder und schritten barfuß durch brennendes Feuer. Der Bischof und Thorvald zogen mit neuem Gottesdienst umher, den Menschen einen anderen Glauben zu bieten als den, der hier früher galt. Sie wohnten den ersten Winter zur Kluftache 2. Die Einwohner blickten finster auf die Neuerungen, die der Bischof und Thorvald mitbrachten. Kodran nahm Glauben und Taufe zuerst und sein Weib.

Olaf von Habichtskluft war so alt, daß er im Bette lag und am Horne sog. Im Herbst zu den Winternächten lud Olaf alle seine Freunde zu sich und besonders seinen Magen Thorkel. Da war auch der Bischof und Thorvald; Thorkel nahm sie durchaus freundlich auf und ließ sie allein in einem Hause wohnen, denn sie hatten anderen Gottesdienst. Den ersten Fest 

1 Das war 981. 2 Sie ergießt sich in den Welpensee,



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abend sah man die Berserker kommen, und die Leute sorgten sich sehr vor ihnen. Thorkel Sagte den Bischof, ob er helfen wolle, daß die Berserker den Tod fänden. Da bat sie der Bischof, den Glauben anzunehmen und sich taufen zu lassen, er aber, sagte er, wolle diese Bösewichte beseitigen, — "und zwar mit Eurer Unterstützung." Thorkel sprach:" Alles wird besser gehen, wenn Ihr den Männern Wunder zeigt." Der Bischof sagte: "Laßt drei Feuer auf der Diele in der Halle anmachen." Und das geschah. Darauf weihte der Bischof die Feuer und sprach: "Nun laßt die mutigsten Männer mit dicken Knütteln die Bänke besetzen, denn die da beißt ja kein Eisen, man muß sie so zu Tode schlagen." Sobald sie angekommen waren, traten die Namensvettern ein und schritten durch das erste Feuer und so auch durchs zweite und verbrannten sich gewaltig und entsetzten sich schrecklich über die Feuersglut und wollten sogleich zu den Bänken. Da wurden sie zu Tode geprügelt und in die Kluft hinaufgeschafft, die seitdem Habichtskluft heißt.

Der Bischof dachte nun, mit Thorkel handel seins zu sein, daß er den Glauben annehme und sich taufen lasse. Thorkel aber sagte, er wolle keinen anderen Glauben haben, — "als wie ihn Thorstein Ingimundssohn und Thorir, mein Ziehvater, gehabt hat; die glaubten an den, der die Sonne geschaffen hat und alle Dinge lenkt."Der Bischof erwiderte:"Denselben Glauben biete ich mit der Abweichung, daß man an einen Gott glaubt, Vater Sohn und heiligen Geist, und sich in seinem Namen im Wasser taufen läßt." Das schien Thorkel am absonderlichsten , daß man sich mit Wasser waschen sollte, und er sagte, er habe diesmal noch keine Lust den Wandel vorzunehmen, aber, sagte er, erhalte ihn doch für gut, — "und diese Einrichtung wird hier Eingang finden. Bauer Olaf, mein Wage, ist alt, er mag den Glauben annehmen und alle anderen, die es wollen, aber ich will noch eine Zeit warten." Darauf wurde Olaf getauft und starb im Taufhemd; und weiter wurden noch mehrere Männer an diesem Feste getauft.

Thorkel ward getauft, als das Christentum durch Gesetz in Island angenommen wurde 1, und alle Seetaler. Thorkel war ein 

1 Das war im Jahre 1000 Einleitungsband S. 60 ff.



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großer Häuptling, er ließ eine Kirche auf seinem Hofe bauen und hielt seinen Glauben recht.


47. Wie Thorkel Frieden stiftet-Sein christlicher Tod

Zwei Brüder wohnten auf Wiesenhalde im Langtal 1, Fostolf und Throttolf, die waren rührige Männer. Sie nahmen einen Mann in ihren Schutz und wollten ihn, während sie zum Thinge fuhren, auf dem Kiel in einiger Entfernung von Rauchfluren 2 verborgen halten; sie aber wollten seine Sache aus- fechten.

Zwei andere Brüder wohnten am Braunberg im Langtal und hießen Hunröd und Ulfhedin, Söhne Vefeyds, des Sohnes Einars des Alten. Ulfhedin war der beliebtere von den Brüdern. Thorolf hieß ein Mann, der Spielgode 3 zubenannt war, der hielt sich bei den Brüdern auf.

Ulfhedin war ein großer Freund des Holmgang-Starri, und die Leute erzählen, daß damals, als Thorarin der Schlimme ihn zum Holmgang forderte, Ulfhedin ihn zum Holm begleitete. Auf der Fahrt überfiel sie schlimmes Wetter, und sie glaubten, es sei Zauberwetter. Hard hieß ein Mann und war Langsam zubenannt, der fuhr mit ihnen. Sie baten ihn, das Wetter zu wenden, denn er war zauberkundig. Er hieß sie die Hände ineinanderlegen und einen Ring schließen; dann ging er dreimal der Sonne entgegen und sprach irisch; er hieß sie "ja" dazu sagen. Sie taten's. Dann schwenkte er einen Beutel nach dem Gebirge, und da ließ das Unwetter nach.

Throttolf und Fostolf ritten zum Thinge, wie vorher erzählt ward, der mann aber war inzwischen im Diebstal und hoffte, daß dann weniger Geld zu zahlen sein werde, wenn er nicht selber erschiene . Jene ritten auch zum Thinge, Hunröd und 1 

Das untere Tal der Blanda. Der Hof heißt isländisch Engihlid, das Tal Langidalr. 2 Der Kiel (Kiölr) ist der Daß über das Hochland, der sich ans Blandatal anschließt; ein Tälchen dort oben heißt Rauchfluren (Reykjavellir) 3 So hieß er wohl, weil er die Spiele leiten pflegte; wir würden vielleicht sagen: Spielkönig. 4 Das Diebstal, Thjofadalr, muß in der Nähe von Rauchfuren



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Thorolf Spielgode. Kurz vor Rauchfluren entliefen ihnen Rosse, und sie suchten sie weithin und fanden sie nicht. Nahe vor sich erblickten sie einen Mann und dachten, er sei ein Verbrecher, und er werde ihre Rosse gestohlen haben; sie fragten auch nicht vorher und liefen ihn gleich an und erschlugen ihn, ritten darauf zum Thinge und erzählten es den Brüdern Throttolf und Fostolf. Die waren darüber sehr ergrimmt und forderten Buße für ihn und sagten, sie hätten sich mit den Vettern des Erschlagenen 1 verglichen und Frieden erlangt und Geld für ihn bezahlt. Hunröd sagte, er meine, andere Buße sei notwendiger, und so ritten sie vom Thinge.

Die Brüder Throttolf und Fostolf kauften Land auf den Kolkamooren 2, das i Holti, im Walde, heißt. Thorfinn hieß ein Mann, der wohnte auf Weitewohnstatt 3 'im Seetal, ihr Vetter. Der batie eine Reise vor hinaus nach dem Skagastrand, und es traf sich, daß Ulfhedin dorthinaus reiste und Thorolf Spielgode mit ihm. Als sie nach Breitfurt 4 an der Blanda kamen, ritten Thorfinn und die Brüder Fostolf und Throttolf etwas hinter ihnen her. Fostolf und sein Bruder sagten, es treffe sich gut, daß sie auf Ulfhedin stießen — " denn die beiden Brüder haben unseren Mann im Sommer erschlagen, und wir wollen ihnen nachreiten." " reite ihnen nicht nach," sagte Thorsinn, und das tat er. Darauf sprengten die Brüder ihnen hitzig nach. Das sah Thorolf Spielgode; er sprach: "Reiten wir schnell davon; hier kommen die Brüder hinter uns her." "Nein," sagte Ulfhedin , " das tu' ich nicht, denn dann sagen sie, ich laufe vor ihnen davon." Thorolf sprengte hinaus in den Fluß, die Brüder aber hieben auf Ulfhedin ein, und er blieb liegen. Darauf ritten die Bruder zurück und erzählten Thorsinn den Vorgang. Der nannte das unrecht gegen einen braven Mann gehandelt und reiste heim ins Seetal. 

gesucht werden. — Die Klagepartei konnte leichter geneigt sein, die kleinere, aber sichere Buße anzunehmen, als auf größere oder Rache zu rechnen wenn der Beklagte nicht zur Stelle war. 1 Haben die Brüder den mann in ihren Schutz genommen, so können sie für ihn Wergeld fordern wie Thor- stein für seinen norweger, Kavitel 28. 2 Kolkumyrar, die Senkung westlich der Blandamündung. Der Hof westlich des Sees im Seetal; Breidabolstadr, Breldavad.



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Ulfedin war todwund. Hunröd suchte ihn, sein Bruder, und brachte ihn heim. Und er bat seinen Bruder Hunröd, nach seinem Tode vergleich in dieser Sache einzugehen, und sagte, er werde keine Rache erhalten — " deim ich gedenke jetzt an die vorige Fahrt und weist, daß keiner von denen den Strohtod gestorben ist, die an diesem Zug teilgenommen haben." Darauf starb Ulfhedin; Hunröd aber hatte keine Lust zum Vergleich und machte den Prozeß beim Allthing anhängig. Thorfinn 1 bot Vergleich und Geldbuße, Hunröd aber sagte, er wolle nichts als ihre Achtung, und so kam's auch, und darauf ritt er vom Thinge. Die Brüder Foftolf und Throttolf bauten eine starke verschanzung bei Walde in den Kolkamooren, und Hunröd fiel es schwer, sie zu verfolgen.

Skum hieß ein Freigelassener, der hatte sich Geld verdient und war reich geworden. Hunröd nahm ihm sein Geld weg, und Skum segelte heraus, kam nach Norwegen und zog nach Norden nach Drontheim; da erwarb er viel Geld und blieb da; ward zum zweiten Male reich. Hunröd verschwendete all sein Gut und auch das, welches Skum besessen hatte, so daß er beinahe gar nichts mehr hatte. Er ging zu Thorkel, dem Seetalergoden, und klagte ihm seine Not. Thorkel sprach :"Töricht hast du gehandelt, daß du keine Buße deinen Bruder nahmst, wo er dir's doch vorausgesagt hat, daß sonst nichts helfen werde. Und nun hast du weder Geld noch Rache. Aber weil du mich in meinem Hause um Rat angegangen hast; will ich dir helfen und suchen, Vergleich zustande zu bringen." Darauf suchte Thorkel die Brüder auf, und sie fragten sie; ob sie sich mit Hunröd versöhnen wollten, wenn sich die Möglichkeit böte. Die waren schwierig und sagten, Vergleich nehmen sei ihn jetzt nicht besser, als da er ihm angeboten wurde. Thorkel sprach: "Nun sollt ihr das eine oder das andere tun: entweder außer Landes geben, wie es bestimmt war, oder ich entziehe euch meine Hilfe vollständig." Sie sagten, sie wollten sein Wort sehr hoch achten, — "und wir wollen dich zu allerletzt gegen uns haben."

Sie segelten nun heraus und kamen nach Drontheim. Da sagte 

1 Er tritt als Sachwalter der Brüder Fostolf und Throttolf ein.



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Throttolf: Das bat keine rechte Art, daß Hunröd, der wackere Mann, sein Vermögen verloren haben soll und das zumeist um unsertwillen, sein Knecht Skum aber reich geworden sein soll wie Njörd." Darauf gingen sie hin und schlugen ihn tot, nahmen aber all sein Gut und sandten es Hunröd. Kurz darauf kam Throttolf hinaus und reiste zu Thorkel Krabbler und bai ihn, einen Vergleich zwischen ihnen und Hunröd einzuleiten. Thorkel sagte, das solle geschehen. Er ritt darauf zu Hunröd , und durch seine Klugheit und Freundlichkeit brachte er völlige versöhnung zwischen ihnen zustande, so daß beide Teile mit seinem Entscheid voll zufrieden waren 1.

Thorkel wurde alt; und als er in seiner Todeskrankheit lag, berief er zu sich seine Freunde, Vettern und Thingleute. Dann sprach Thorkel: "Ich will euch kund tun, daß mich eine Krankheit befallen hat, und mir scheint; sie wird unser Zusammensein enden. Ihr habt euch treu meiner Obhut gefügt und seid mir gehorsam und willig gewesen." Darauf wünschte er eine gesegnete Zukunft allen seinen Vettern und lieben Freunden. Thorkel bereitete sich recht christlich auf sein Sterben, wie es sich für ihn ziemte, denn er war ein guter Christ und war eifrig in seinem Glauben. Danach starb er und ward sehr betrauert von seinen Thingleuten und allen Gaugenossen, denn er galt wie er's auch war, als der größte Gauhäuptling und als ein Glücksmann und am meisten den älteren Seetalern ähnlich, Thorstein und Ingimund. Aber Thorkel übertraf sie Darin, daß er ein rechtgläubiger Mann war und geliebt ward, wie einer, der über alles den wahren Gott geliebt hat.

Und hier machen wir ein Ende mit der Geschichte von den Leuten aus dem Seetal.


Nachbemerkung

Die Geschichte ist nach der Ausgabe des Urtextes von Sudbrandr Vigfusson und Theodor Möbius übertragen. 1 

Auffassung und Darstellung dieser Geschtchte weisen so stark von dem Stamm der Erzählung ab, daß sie als späterer Zusah angesehen werden kann.



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Die Geschichte von Finnbogi, dem Starken



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1. Sie Landnahme Asbiörns. Wie seine Tochter geraubt wurde

Es war ein mann, der hieß Asbjörn 1, Sohn des Gunnbjörn Ingjaldsson, mit Zunamen Dettias, d. i. Stürzebalken . Der war groß, stark und stattlich von Gestalt. Er wohnte im Flateytale auf einem Hof, der Am Strande 2 heißt. Asbjörn hatte Thorgerd zum Weibe, die Schwester Thorgeirs 3 des Lauterseegoden, eine der stattlichsten Frauen, von guter, alter Art. Es war damals die Zeit der größten Macht ihres Bruders Thorgeir und seiner Söhne. Asbjörn war von Geburt Norweger und aus vornehmem Geschlecht. Er war hierher hinausgeflüchtet vor der Übermacht großer Herren und hatte sich, wie mancher andere angesehene Mann, ihrer Unbill und ihrem beispiellosen vorgehen nicht gebeugt. Asbjörn hatte das Godenamt im Flaieyial inne bis hinauf zu dem Gebiet seines Schwagers Thorgeir.

Es war ein Mann, der hieß Bretting. Er wohnte auf Brettingshof im Flateytal. Seine Frau war Thora, ihre Söhne hießen Thorstein, Grim und Sigurd.

Es war ein Mann, der hieß Ingi. Er wohnte an der Gletscherache 4 im Tal. Seine Frau hieß Sigrid. Sie hatten zwei Söhne, der eine hieß Thorir, der andere Grim. Das waren wohlgeratene , vielversprechende Männer aus kräftigem Stamme.

Asbjörn war Landnahmsmann 5, und das waren auch die andern, von denen die Rede war. Asbjörn hatte eine Tochter, namens Thorny. Um die warb ein Norweger, namens Skidi; Asbjörn wollte sie nicht geben. Als nun Asbjörn Sommers 1 

Nach dem glaubwürdigen Bericht des isländischen Besiedelungsbuches (Thule Bd. XX) hieß Asbiörns Vater vielmehr Eyvind, und schon sein Großvater Lodin, war zur Zeit Haralds Schönhaar nach Island geflüchtet. 2 Jsl. Eyrr, östlich des Inselfjords, gegenüber der Insel Flatey. 3 Thorgeir Thorkelsson war siebzehn Jahre lang Gesetzessprecher. Seinem einsichtigen verhalten auf dem Allthing des Jahres 1000 istdie Einführung des Christentums zu verdanken (Thule, Einleitungsband S. 61). Der Lautersee, ist. Ljosvatan, liegt welt landeinwärts vom Flateytale, zwischen Inselfjord und Bebestrom. 4 Jsl. Zökulsa, Gehöft Flateytale wie Brettingshof; alle genannten Orte liegen im Nordende des Tales nicht wett vom meere. 5 Thule, Einleitungsband S. 30.



Thule-Bd.10-130 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

zum Thing geritten war, raubte Skidi das Mädchen im Einverständnis mit ihrer Mutter Thorgerd. Er brachte sie nach Norwegen und hielt dann Hochzeit mit ihr. Er war ein angesehener Mann, hatte vornehme verwandte und lebte in den besten verhältnissen. Als aber Asbjörn vom Thing zurückkam, wurde er sehr zornig über den Norweger wie über Thorgerd, daß das Mädchen geraubt war. Er war ein kühldenkender, fester Mann, aber im Zorn leicht erhitzt.


2. Der Sohn der Thorgerd wird ausgesetzt

Darüber gingen einige Jahre hin. Asbjörn ritt eines Tages mit seinen Leuten zum Thing und sagte zu Thorgerd: "Ich will jetzt zum Thing reiten, wie gewöhnlich. Ich weiß, daß du ein Kind erwartest und in nicht langer Zeit. Ob das nun ein Knabe oder ein Mädchen sein wird, es soll nicht aufgezogen , sondern ausgesetzt werden." Sie antwortete, das würde er doch nicht tun wollen, —"so reich und verständig, wie du bist. Es wäre schon der unerhörteste Entschluß, wenn ein armer Mann das täte. vollends so, wo dir an Geld nichts abgeht!'

Asbjörn erwiderte: "Damals, als du unsere Tochter Thorny dem Norweger Skidi ohne mein Wissen fortgabst, beschloß ich, nicht mehr Kinder aufzuziehen, daß du sie gegen meinen Willen weggibst. Und wenn du dich nicht nach meinem verbot richtest, so wirst du das zu deinem Schaden tun, wie alle, die von meinem Gebot abweichen und es nicht so halten, wie ich will." Darauf ritt er zum Thing.

Bald darnach gebar Thorgerd einen Knaben. Der war groß und kräftig und sehr schön. Alle die ihn sahen, lobten ihn, Männer und Frauen. Und ob er auch Thorgerd schön schien und sie ihn sehr liebte; beschloß sie doch, ihn aussetzen zu lassen, weil sie die Sinnesart des Bauern kannte und wußte, daß nichts anderes nützen würde ohne seine Einwilligung. Sie besorgte dann Leute; die das Kind aussetzen und dabei wie üblich verfahren sollten. Diese Leute trugen das Kind aus dem Hofe, legten es zwischen zwei Steinen nieder und wälzten eine große Steinplatte darüber. Sie gaben ihm ein Stück Speck in den Mund und gingen dann davon,



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3. Gest findet das ausgesetzte Kind

Ein Mann hieß Gest, der wohnte auf dem Hof, der Hausen 1 heißt. Seine Frau hieß Syrpa. Sie hatte einst die Thorgerd aufgezogen, als sie noch Kind war, und die liebte sie sehr und hatte sie mitgenommen, als sie nach ihrer Heirat auf den Strandhof kam. Sie verstand sich vortrefflich auf alles, was ihr nur unter die Finger kam. Kein Lebewesen konnte abscheulicher aussehen als sie. Asbjörn hatte wenig für sie übrig; sie schien der Thorgerd manche Mühe zu machen, und darum ließ er Syrpa wieder heimziehen und gab sie dem Gest. Sie besaß wenig oder nichts, als das, was Thorgerd ihr zukommen liest. Ebensowenig besaß er etwas. Gest stand ganz unter ihrer Herrschaft , denn er war ein elender Tropf.

Es heißt, am selben Tage, da Thorgerd ihr Kind gebar, schickte Syrpa ihren Mann, Braungras zu holen, denn sie besorgte allerhand, was ihre Ziehtochter im Hause brauchte. Es trug sich nun an diesem Tage zu, daß er zwischen Geröll und Weiden herumlief und hörte ein Kind weinen. Da lief er näher und kroch sorgfältig um jeden Stein, bis er das Kind gefunden hatte. Er nahm es auf, und es schien ihm sehr schön. Er steckte es in seine Bluse und lief heim zu Syrpa, so schnell er konnte, und dachte nicht mehr im geringsten an das, weswegen man ihn geschickt hatte. Syrpa fragte ihn, warum er so außer Atem ankäme. Er sagte, er habe ein neugeborenes Kind gefunden, — "und so ein schönes habe ich noch nicht gesehen." Syrpa sagte, er solle es ihr zeigen. Und als sie es sah, meinte sie zu wissen, aus welchem Geschlecht das Kind war. Sie bat ihn, er möge ihren Pelzmantel holen und in die Stube legen, und ich will mich dann niederlegen und tun, als wäre es unser Kind." Er sagte, daß niemand daran glauben würde, -" es ist auch viel zu hübsch, als daß es uns ähnlich sehen könnte." Sie verwies ihn zur Ruhe, er solle nicht wagen, etwas anderes zu sagen, als was sie verlange. Dann schickte sie ihn nach Strand, er solle Thorgerd bitten, ihm das Nötigste für sie zu geben. Er machte sich sofort auf den Weg. 1 

Zsl. Toptir; der Hof ist im Flateytal nicht näher bestimmen.



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4. Urdarkött wächst bei Gest und Syrpa auf

Gest kam nach Strand und berichtete der Thorgerd, daß ihre Pflegemutter Syrpa ein Kind geboren habe, und es sei da weder Speise noch Bettzeug im Hause. Thorgerd wunderte sich sehr darüber; ihre Pflegemutter schien ihr zu alt zu sein, um noch ein Kind zu bekommen. Sie verlor aber darüber kein Wort und schickte alles, was nötig war, hinüber. Syrpa war sehr kräftig und litt nicht, daß andere Frauen ihr behilflich wären. Sie nahm dem Kinde die ganze Ausstattung, die es gehabt hatte; weg, denn die war weit ansehnlicher, als sie sich umzutun getraute; statt dessen nahm sie Lumpen und wickelte sie ihm, so elend als es ging, um.

Das wurde nun beides bekannt. Daß das Kind von Asbjörn und Thorgerd ausgesetzt worden sei; und das wurde als eine unerhörte Tat angesehen bei so reichen und mächtigen Leuten. Ebenso, daß Syrpa ein Kind geboren habe. Und das erschien allen denen ungeheuerlich, die das Alter der Syrpa kannten.

Asbjörn kam vom Thing heim, und diese Nachrichten wurden ihm gesagt. Er zeigte sich zufrieden und unter den Eheleuten war nun gutes Einvernehmen.

Gest und Syrpa, so wird berichtet, zogen das Kind auf. Es wuchs so rasch, daß man's nicht glauben mochte. So hübsch und wohlgestalt war das Kind, daß jedermann meinte, Gest und seinem Weibe könne es nicht gehören. Da fragte Gest die Syrpa, wie ihr Kind heißen solle. Sie antwortete, es sei billig, daß es Urdarkött heiße, d. i. Geröllkatze, da es im Geröll gefunden sei. Er wuchs sichtlich mit jedem Tage. Syrpa machte ihm Hosen und einen Kapuzmamel aus grober Wolle. Der Mantel wurde mit seinen Enden in die Hosen geschnürt.

Er hatte einen gekrümmten Stock in der Hand und lief so tagsüber draußen herum. Er war ihnen nützlich, worin er nur konnte, und sie hatten ihn sehr lieb. Als er dreijährig war, war er nicht kleiner als ein Sechsjähriger. Urdarkött lief oft an den Strand, und die Fischer hatten an ihm Gefallen und machten



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sich ihren Spaß mit ihm, Seiner Pflegemutter Syrpa brachte er stets irgend etwas Nützliches mit nach Hause. Oft kam er nach Strand und war dort bei den Mägden der Thorgerd beliebt . Er schlug sie oder angelte ihnen mit seinem Krummstab nach den Füßen. Dann fluchten sie und sagten ihm derbe Worte. Oft sagten sie es Thorgerd weiter; die schwieg dazu und meinte, man solle ihn seiner Pflegemutter Syrpa wegen in Frieden lassen.

Wenn er dem Asbjörn vor Augen kam, tat der, als wenn er ihn nicht sähe, und äußerte sich weder im guten noch im bösen über ihn. Alle anderen aber zeigten ihre verwunderung, daß er Gests und Syrpas Sohn sein solle, so hinfällig wie die beiden waren, und er war groß und hübsch und verständig. Syrpa forderte ihn oft auf nicht nach Strand zu gehen, —" mir sagt eine Ahnung, daß mir von dort noch etwas Schlechtes droht. Aber es hilft mir nichts, es dir zu verbieten." Urdarkött sagte, das werde nicht so sein. So ging die Zeit, bis er sechs Jahre alt war, da war er nicht kleiner als sonst die Zwölfjährigen und in keinem Stück hinter ihnen zurück.


5. Urdarkött fängt einen Fisch

Urdarkött, so wird erzählt, lief eines Tags ans Meer, wie er gewohnt war, die Fischer zu besuchen. Da waren fast alle zur Stelle, andere ruderten heran. Sie hatten einen guten Fang gehabt und warfen die Fische vom Boot. Sie hatten einen großen und schönen Fisch von vier Ellen gefangen, warfen ihn auf den Ebbestrand und riefen: "Freund Urdarkött, faß an und zieh den Fisch herauf!" Er meinte: "Wollt ihr mir den Fisch schenken, wenn ich ihn hinaufbekomme:" Sie antworteten , das habe er sich verdient, wenn er damit zustande käme. Und sagten ihm das alle zu.

Urdarkött war in einer Pelzjacke und Hauswollenhosen und barfuss darunter. Er lief jeden Tag mit nackten Füßen und hatte einen Strick um sich und seinen Kapuzmantel übergelegt. lief hinaus in dag seichte Wasser und warf dem Fisch das eine Strickende um, das andere nahm er sich um die Schultern. Nun legte er sich sehr ins Zeug und ging bald ein Stück vor.



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hald blieb er stecken. Alle lachten über ihn, aber er kümmerte sich nicht darum, solange er bei der Arbeit war.

Es gelang ihm mehr und mehr, bis er ihn schließlich heraufgezogen hatte. Dann ging es schnell mit dem Aufstie. Da sprangen aber die anderen hinzu, nahmen ihm den Fisch ab und wollten die Abmachung nicht halten. Er war damit übel zufrieden, ging und sagte es den Söhnen Brettings und bat die, für ihn einzutreten. Sie gingen gleich zu den Fischern und forderten sie auf, den Fisch herzugeben und die Abmachung mit Urdarkött zu erfüllen. Allen schien, daß er das Seinige dazu getan habe, ja bis zur Unwahrscheinlichkeit. Durch ihr Eintreten ward es so, daß er seinen Fisch zu seiner großen Freude bekam. Er arbeitete sich nun von neuem an dem Fisch ab und schleppte ihn heim in den Hof zu seiner Pflegemutter Syrpa. Er brachte ihnen den Fisch. Sie wurden gewaltig froh.

Dies wurde weit über die Gegend bekannt, und man sprach viel von dem Sohn der Syrpa und Gests. Alle verwunderten sich, wie die zu so einem trefflichen Sohn kämen, wie ihnen dieser Bursche erschien. Und alle, die ihn sahen und von ihm hörten, waren von ihm eingenommen. Die beiden aber versuchten auf alle Weise, wie sie konnten, ihn unkenntlich zu machen. Und so vergingen einige Jahre.


6. Thorgeir erkennt Urdarkötts Abkunft. Urdarkött sieht zu seinem Vater

Wie erzählt wird, war zwischen Asbjörn und dem Goden Thorgeir große Freundschaft und gutes Einvernehmen. Jeder lud den andern zu seinen Gastgeboten, und sie tauschten untereinander gute Gaben. So geschah es auch einen Herbst, daß Asbjörn seinen Schwager Thorgeir zu sich einlud-Er kam auch mit vielen Begleitern, und Asbjörn empfing ibn mit großer Freundlichkeit. Die Bewirtung war vortrefflich. Urdarkött ließ nicht von seiner Gewohnheit ab, nach Strand zu gehen. Jeden Tag lief er dorthin. So tat er es auch diesen Tag, als man beim Mahle saß. Er war jetzt unbändig und sing mit den Mägden zu ringen an. Die wehrten sich kräftig, und es drangen eben viere auf ihn ein. Es gab großen Lärm. Er zog



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sie in die Stube hinein und sie gingen nun heftig aufeinander los. Den Männern kam das sehr ergötzlich vor, ihren Ansturm anzusehen. Es endete damit, daß er alle warf und ihnen schlimm mitspielte.

Und als sie nun ihr Spiel beendet hatten, stand er auf dem Estrich in seinem Zeug, nämlich der Pelzjacke und mit dem krummen Stabe, den er immer in der Hand trug. Thorgeir blickte ihn lange an und sagte dann zu Asbjörn: "Wer ist der Junge, der da herein gekommen ist " Asbjörn antwortete: "Das, mein ich, ist der Sohn Gests und Syrpas aus Hausen." Thorgeir erwiderte: "Das ist unglaublich und das kann nicht sein!" Er rief Urdarkött heran. Der ging sogleich zu ihm und setzte sich auf einen Klotz, der vor ihm stand. Thorgeir sagte: "Wie alt bist du, Urdarkött:" Er antwortete: "Zwölf Jahr bin ich alt." Thorgeir sagte: "Du bist so groß und tüchtig und so wohlgewachsen für dein Alter, daß ich nie einen Häuptlingssohn gesehen habe, der dir in all diesen Dingen gleich käme." Da sagte Asbjörn: "Wenn du Syrpa und Gest, seine Eltern, sähest, Schwager, würdest du sagen, daß sie alles andere als von Häuptlingsart sind; denn niemand hat solche Schweine gesehen wie die beiden. Es ist wunderlich, daß du mit niemandem außer Urdarkött redest. Ich merke, es macht auf dich großen Eindruck, daß er so hübsch aussieht." Thorgeir wurde sehr roi und sagte: "Mir scheint, daß ich es sehr nötig habe, hierüber zu reden; doch will mir vorkommen, daß dir nicht weniger daran liegen müßte, davon zu sprechen." Thorgeir fragte Urdarkött weiter: "Willst du zu Gest und Syrpa gehen: Sage, ich wollte sie sprechen!" Er schlug es ab: "Ich weiß, daß du tust, als könntest du mir einen andern Vater und eine andere Mutter geben. Dafür werden sie dir keinen Dank wissen. Und ich weiß auch noch nicht, ob mir ein anderer Vater oder eine andere Mutter so gefallen würden, wie diese, wenn sie auch ehrenvoller wären."

Darauf wurde ein Mann nach ihnen geschickt, und sie wollten nicht kommen. "Jetzt wird es so kommen," sagte Syrpa, wie mir's schon lange ahnte, daß Urdarkött davon Böses zustoßen würde, daß er jeden Tag dorthin nach Strand läuft und so



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tut; als sei es das einzig Wichtige, dort Lärm zu machen." Man sagte nun dem Thorgeir, daß sie nicht kommen wollten. Da antwortete Thorgeir: "Tu nun, worum ich dich bitte, und hol sie hierher! Ich werde dir dafür gewähren, was du dir wünschst." Urdarkött erwiderte: Ich tu es nicht, wenn du mir nicht zusicherst daß sie nicht betrübter wieder abziehen sollen, als sie zu dir kamen." Thorgeir versprach, gut gegen sie zu sein. Dann endlich ging Urdarkött nach Hause und sagte seinen Eltern, sie möchten mit ihm kommen; — "ich verpflichte mich, solange ich am Leben bin, soll euch kein Geld mangeln, wenn ich erst über mehr Geld zu verfügen habe als jetzt."Syrpa antwortete: "Es hat keinen Sinn, zu widerstreben. Das muß geschehen , was besser ist, wenn es uns auch mißfällt. Wir wollen nur gehen."

Und als sie nach Strand gekommen waren, setzten sie sich auf einen Stuhl vor Thorgeir, Urdarkött zwischen ihnen. Da sagte Thorgeir: "Meine Meinung ist, Syrpa, euer Sohn ist Urdarkött nicht! Und es gilt nun kein Zaudern. Entweder sag, wie es sich verhält, und nimm dafür meinen Dank und meine Freundschaft, oder mach dich gefaßt, bart angepackt zu werden, und dann wirst du doch die Wahrheit sagen müssen!" Syrpa antwortete: "Es ist soweit gekommen, daß es nun das Geratenfte ist, die Wahrheit zu sagen und den wirklichen Verlauf ." Darauf berichteten sie, wie es geschehen war. Alle hörten genau zu, die dabei waren. Thorgeir sagte: "Ich denke, nun sagt ihr wohl die Wahrheit." Da fragte Thorgeir die Thorgerd , wie lange es her sei, daß sie das Kind geboren habe. Sie sagte, es seien nun zwölf Jahre her. Er Sagte, ob sie das Rind ausgesetzt habe. Sie bestätigte es. "Warum tatest du das?' Sagte Thorgeir. Sie entgegnete. vor dem Zorn und der Leidenschaftlichkeit ihres Mannes Asbjörn habe sie es nicht anders gewagt; "sein Befehl war es; ich liebte das Kind so sehr, daß ich es gern aufgezogen hätte,"

Thorgeir sagte zu Asbjörn: "Willst du, Schwager, diesen jungen Menschen als deinen Sohn anerkennen: Und ihn zu dir nehmen und ihn wie dich selber halten:" Asbjörn erwiderte. "Wessen Sohn er ist, das weiß ich nicht. Aber ich kann ihm



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gern zu essen geben wie andern Leuten, wenn du das für gut hältst." "Wenn du nicht väterlich gegen ihn bist und ihm nicht gibst, was er begehrt, so trennt das unsere Freundschaft. Denn ich muste nicht sehen können, wenn er nicht rasch deine und meine verwandten übertrifft. Aber Syrpa und ihrem Mann soll man zwölfhundert Stück vieh 1 geben als Ziehlohn für Urdarkött. Ich will die Hälfte geben, und du sollst die andere übernehmen. Es soll ihnen hierbei die größte Ehre und das größte Glück zuteil werden."

Gest und seine Frau fuhren heim, und es gefiel ihnen überaus. Urdarkött blieb nun auf dem Strandhof und wurde eingekleidet . Was er bisher am Leibe trug, wurde heruntergerissen, und man gab ihm die besten Kleider. Niemand erinnerte sich, einen so schönen und so wohlgebauten Mann gesehen zu haben. Alle meinten nun, daß Thorgeir ihm zu der größten Ehre und zu seinem Glück verholfen habe. Danach ritt Thorgeir mit seinem Gefolge heim. Die beiden Schwäger trennten sich in Freundschaft. Urdarkött blieb nun daheim in Strand. Asbjörn sprach wenig mit ihm, aber nicht unfreundlich. Seine Mutter aber gab ihm alles, was er begehrte, mit der größten Freundlichkeit. Er übte sich nun in allen Leibesfertigkeiten, die einen Mann zieren. So ging es eine Zeitlang, und es verliefen einige Jahre.


7. Urdarkött bricht einem Bullen das Genick

Im Frühjahr, wird erzählt, ritt Asbjörn zum Thing nach seiner Gewohnheit. Unter dem Vieh war, so heißt es, ein dreijähriger Bulle, mit dem schwer umzugehen war. Die Weiber konnten seinetwegen kaum melken, er war überaus stößig. Eines Morgens kamen die Mägde schreiend herein und sagten, der Bulle habe die Milchkübel umgeworfen. "Bist du da, feiger Urdarkött Es ist, als hätte man niemanden, wenn man auf dich angewiesen ist, wo es einmal etwas gilt." So setzten sie ihm mit jedem Wort zu und beschimpften ihn. Urdarkött erwiderte: Je schlimmer er mit euch umspringt, desto 

1 Nach der 3ahl kann es sich nur um Schafe handeln.



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besser. Und es wird nichts daran ändern, ob ihr mich bier schmäht." Sie drängten sich um ihn und sagten: "Geh, lieber Urdarkött und hilf uns:" Mit allen Worten umschmeichelten sie ihn nun, bis er antwortete: " So ist's viel passender und schicklicher, mich hübsch zu bitten. Nun will ich gern gehen."

Damit stand er auf und ging dahin, wo das vieh stand. Sobald der Bulle ihn sah, rannte er ihm entgegen. Er hatte gewaltige Hörner und gedachte ihn auf die Hörner zu nehmen. Urdarkött nahm mit jeder Hand ein Horn und sie kämpften so hart miteinander; daß die Erde um sie aufgewühlt wurde. Urdarkött packte so mächtig zu, daß er ihm den Kopf nach oben drehte und auf dem Rücken brach, da ging das Rückgrat auseinander. Dann ging er davon. Die Knechte machten äch darauf an den Bullen. Asbjörn kam heim und man erzählte ihm davon. Er sagte nichts dazu. Allen schien das von einem Zwölfjährigen ein ungewöhnliches Kraftstück. Das erfuhr nun einer vom andern nah und weit. Urdarkött war gewöhnlich schweigsam und kümmerte sich um wenig; nur seine Spiele trieb er Tag und Nacht. Asbjörn wurde immer freundlicher gegen ihn, indem er sah, wie er die andern übertraf. So vergingen die Jahre, und es blieb alles still. Man lebte, ohne daß etwas Neues geschah.


8. Urdarkött rettet den Norweger Finnbogi aus Seenot

In einem Herbst fing Urdarkött an, jeden Abend hinauszugehen und nicht eher wieder zu kommen, als bis die Nacht fast vorüber war. Niemand wußte, was er trieb. Eines Abends kam er ins Haus, als Asbjörn schon zu Bett gegangen war und auch seine Leute alle. Urdarkött ging an sein Bett und fragte: "Schläfst du schon, Vater, oder nicht?' Er antwortete, er sei noch wach; — " aber was willst du:" Er sagte: "Ich bin jetzt sieben Abende hinausgegangen und habe jeden Abend denselben Anblick gehabt. Was es aber ist, weiß ich nicht. Nun möchte ich, daß du binauskämest und zusähest, denn du hast gute Augen." Asbjörn stand auf und begleitete ihn hinaus. Urdarkött sagte: "Ich sehe einen Lichtschimmer



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über das Meer ganz in der Ferne. Mir scheint, daß das irgend ein Feuer sein muß." "Was glaubst du denn," sagte Asbjörn, "daß es sein könnte." "Ich weiß es nicht," sagte Urdarkött, "dazu bin ich zu jung und verstehe von den Dingen noch nichts. Aber ich habe von Männern reden hören, die in Seenot geraten sind, daß sie ein Feuerzeichen gäben, und daß man das weit sähe. Mir schien es am ersten Abend am deutlichsten, und dann schien es mit jedem Tag kleiner su werden." Asbjörn erwiderte: "Das ist richtig vermutet. Und was willst du nun anfangen:" Er entgegnete: "Ich möchte, daß du mir deine Schute leihst und Männer dazu. Ich möchte mich überzeugen, was das ist." Asbjörn war damit einverstanden. Urdarkött machte sich sofort zurecht und nahm das, was ihm am nötigsten schien, in das Fahrzeug. Drei Knechte fuhren hinaus und er als vierter. Sie ruderten hinaus in den Skjalfandibusen 1. Urdarkött saß am Steuer. Als sie eine Zeit gerudert hatten, sagte Urdarkött: "Jetzt sollt ihr einmal steuern, und ich will rudern, und sehen, ob es nicht etwas vorwärts gehen will." So taten sie. Einer setzte sich ans Steuer und Urdarkött ruderte allein. Sie merkten, daß es ihm ganz anders von der Hand ging, als ihnen dreien. Er ruderte lange, und es ging mächtig vorwärts. Da sagte Urdarkött: "Nun könnt ihr wieder rudern und ich will steuern!" So taten sie. Sie begannen zu rudern und er steuerte. Und als sie eine Zeit gerudert hatten, sprang einer von ihnen auf und sagte: "Es ist wahrhaftig keine Kleinigkeit, so die ganze Nacht durchzurudern, aber nun scheint mir auch, daß wir etwas Großes einheimsen! ich glaube, ich sehe einen neulich gestorbenen Walfisch ." Urdarkött meinte. das weide kein Wal sein; —"aber wir wollen das Rudern trotzdem nicht aufgeben." Und als sie sich näherten, erkannten sie, daß es ein Handelsschiff war und. schon tief gesunken. Sie stießen mit dem Steven daran und warfen Taue auf das Schiff. Darauf gingen sie hinüber.

Sie sahen, daß das Feuerzeichen ausgebrannt war; und das Holz war sehr angekohlt. Sie merkten, daß das Schiff eine 1 

Der Busen östlich des Inselfjords, in den der Bebestrom (Skialfandafliot) mündet.



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schlimme Fahrt gehabt hatte. Urdarkött faßte einen Mann am Kopfe und merkte, daß er tot war. Alle Leute auf dem Schiffe waren tot, wie sich wies. Er ging durch das Schiff, und auf dem verdeck sah er mit einemmal ein Seidenzelt stehen. In dem Zelt war ein kostbares Bett. Urdarkött ging heran und faßte den Mann an, der dort in dem Bett lag. Er merkte, daß der Mann noch leben müsse. Da fragte er: "Lebst du noch, mein Freund:" Der gab Antwort:"Ja." Urdarkött sagte:"Wie heißt du und woher seid ihr Soviel sehe ich, daß ihr vom Ozean kommt. Gui ist es euch nicht gegangen." Er erwiderte:"Ich heiße Finnbogi, mein Vater hieß Bard. Der war aus Vik 1. Und wie heißt, der uns hier aufsucht" Er antwortete: "Ich heiße Urdarkött." Finnbogi erwiderte: " Ein wunderlicher Name ist das." Da fragte Urdarkött: "Leben denn noch andere von euren Leuten außer dir auf dem Schiffe hier:" Er antwortete, es hätten noch neun gelebt, als er eingeschlafen wäre. Urdarkött fragte: "Worunter habt ihr denn am meisten gelitten:" Jener sagte, daß sie vor allem unter schwerem Sturm gelitten hätten, dann aber unter Mangel an Speise und Trinkwasser; — " es hat aber auch am Takelwerk Vieles gefehlt, das Steuer war gebrochen, und das Schiff voll Wasser gelaufen."

Urdarkött ließ nun alle, die noch lebten, in die Schute bringen. Es waren so viele, wie Finnbogi gesagt hatte. Da fehlte es nicht an Milch und anderem, was ihnen am schnellsten wieder zum Leben verhalf, — als wenn er es vorher gewußt hätte, was nötig sein würde. Dann sagte Urdarkött "Jetzt gib mir, bitte, die Schlüssel, Finnbogi, die zu euren Kisten gehören! Man soll alle Wertsachen mitnehmen!" So taten sie. Urdarkött schaffte mächtig: er lief das Schiff hinauf und hinunter, brachte alles das zusammen, was ibm am wertvollsten schien, und schleppte in die Schute, was sie nur tragen konnte. Sobald sie dann fertig waren, ruderten sie heim und fuhren in der gleichen Windstille, bis sie wieder nach Strand heimgekommen waren.

Asbjörn ging ihnen entgegen und empfing sie freundlich. Man fand, das sei eine besondere Glücksfahrt geworden. Asbjörn ließ den Leuten helfen und sie auf die Gehöfte verteilen. Finnbogi 

1 Das Land um den Christiantafjord,



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zog nach Strand und noch zwei andere. Urdarkött saß Tag und Nacht, um sie zu pflegen. Es wird erzählt, daß alle Männer starben , die auf dem Schiffe gewesen waren, außer Finnbogi. Der erholte sich und erwies sich als ein stattlicher Mann, groß und kräftig. Er hatte ausgezeichnete Waffen, Schwert und Schild, Helm und Brünne. Er war der Schiffsherr und alles Gut der Matrosen fiel an ihn. Den Winter über blieb er dort und wurde gut gehalten. Urdarkött schloß sich ihm an. Sie verkauften die Fracht im Flateytal, im Norden und um Kinn 1. Der Winter verging, und es geschah nichts Weiteres in diesen Monaten.


9. Finnbogi stirbt und hinterläßt seine Waffen und seinen Namen Urdarkött

Hrafn hieß ein Mann. Er war noch jung, mit Asbjörn verwandt und lebte in seinem Hause. Er war sehr stink. Niemals saß er auf einem Pferde, wohin er auch muste. Finnbogi und Urdarkött, so wird weiter erzählt, machten sich im Frühjahr zur Reise bereit. Sie hatten vor, Außenstände in den Nachbartälern einzutreiben, und ritten zu zweit; der kleine Hrafn lief voraus. Sie ritten am Abend bis zum Lautersee. Thorgeir nahm sie mit beiden Armen auf und lud sie ein, so lange dazubleiben , als sie nur Lust hätten. Sie hatten sich viel zu erzählen und waren froh und angeregt. Thorgeir sah, daß Finnbogi in jeder Beziehung ein trefflicher Mann war und wohlgeschaffen. Den Tag darnach machten sie sich spät auf die Reise, und Thorgeir ritt mit ihnen die Tiefache 2 hinunter.

Bis zum Abend ritten sie nach Berg 3. Dort wohnte Traum- Finni, der Sohn Thorgeirs, der war ein kluger und weitsichtiger Mann. Er war ein Stiefbruder der andern Thorgeirssöhne. Mütterlicherseits war er von lappischer Herkunft 4 ; seine Mutter hieß Leikny. Der nahm sie auf das herzlichste auf. Sie unterhielten sich über mancherlei, lange und vernünftig. ?lm Morgen sagte Finnbogi, sie wollten frühe weiter; —" "wir wollen dann 

1 Raidakinn, das westliche Ufer des Bebestroms, nördlich vom Lautersee. 2 Die Tiefache, Djupa, fließt vom Lautersee in den Bebestrcin. 3 Ist. Fjall. 4 Den Lappen schrieb man Zauberkräfte und Weissagung zu.



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auf unserer Rückfahrt länger bei euch verweilen, denn Finni scheint mir ein weiser Mann zu sein." "Wenig ist jetzt aus der Aufnahme geworden, und noch weniger wird es bei eurer Rückkehr damit werden." Darauf ritten sie von Berg fort.

Als sie ein Stück geritten waren, sagte Finnbogi:"Mir wird sehr unwohl." Urdarkött sah ihn an und meinte: -,Wir wollen absteigen, denn du bist ganz bleich! Es kann sein, daß es dann vorübergeht" So taten sie und ließen die Pferde grasen. Nach einer seit bat Finnbogi weiter zu reiten, es gehe ihm besser. Sie ritten auf den Felsen und kamen unter einen gewaltigen Stein. Da sagte Finnbogi: "Hier wollen wir bleiben, und es kann sein, daß sich hier unsere Reise entscheidet." Sie stiegen von den Pferden und schlugen ein Zelt auf; Urdarkött setzte sich zu Häupten Finnbogis. Da sagte Finnbogi "Es ist wahrscheinlich, daß es mit uns Genossen allen gleich endet; keiner von uns soll Norwegen wiedersehn. Aber du, Urdarkött, hast dich wacker gegen mich und uns alle erzeigt. In meiner Heimat weiden die Leute sagen, daß du mit diesem Zusammentreffen Glück gehabt hast 1. Weil ich nicht mehr dazu komme; dir das zu lohnen, will ich wenigstens nichts von dem, was da ist, abziehen. Hier 1ind die Waffen, die mir mein Vater geschenkt hat. Ich möchte glauben, auch wenn du nach Norwegen oder in die Nachbarländer kommst, wirst du keine besseren finden. Ich will sie dir jetzt schenken und damit zugleich auch das vermögen mögen, das du vom Schiffe geholt hast, das mir gehörte, und das ich gesetzmäßig von den Matrosen erbte. Dann will ich dir meinen Saamen schenken. Ich bin nicht zukunftskundig; doch denke ich, dein Name wird leben, solange die Welt steht. Das wird mir dann eine Ehre sein und meinen verwandten, daß ein so berühmter Mann von mir den Namen hat, wie du einmal wirst, wenn es kommt, wie ich denke. Denn mir hat das Geschick das nicht zugedacht." Urdarkött dankte ihm für die Gabe. Nicht mehr lange ruhte er auf Urdarkötts Schoß, da starb er.

Finnbogi schickte Hrafn nach Berg. Finni kam, und man begrub 1 

So wurde Leif, weil er Menschen von einem Wrack rettete, der Glückliche genannt (Thule XIII, S. ia).



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ihn unter dem Stein. Der heißt darnach Finnbogistem. Darauf ritten sie heim nach Berg. Finni meinte, es sei gegangen, wie er vermutet hätte; - "ich sah, daß der Mann den Tod in sich trug, wenn er auch stattlich und tüchtig war." Finnbogi blieb nun bei seinem Vetter Finni einige Tage. Dann ritten sie hinauf nach dem Lautersee und berichteten Thorgeir; was geschehen und welche Ehre seinem Neffen zuteil geworden war. Thorgeir freute sich von Herzen darüber. Er sagte, er habe ihm das schon lange vorhergesagt, daß er es andern Männern zuvortun werde. Die Vettern saßen nun in großer Freude und in großem Wohlbefinden zusammen. Thorgeir ließ alles Geld eintreiben, was Finnbogi gehörte, und dann ritten sie allesamt nach Strand. Dort erzählte es einer dem andern, was für ein ausgezeichneter Mann Finnbogi sei. Den Eltern Asbjörn und Thorgerd schien das eine gute Kunde, denn alles schien ihm nun zu Ehre und Ansehen auszugeben. Thorgeir ritt heim. Finnbogi aber blieb bei seinem Vater in Strand ehrenvoll gehalten.


10. Finnbogi fährt aus und leidet Schiffbruch. Bard in Halogaland nimmt ihn auf

In diesem selben Sommer kam ein Schiff vom Ozean herein . Der Herr des Schiffes hieß Bard und war aus Vik gebürtig. Das Schiff kam an Land bei Schiffsstrand 1. Der Schiffsherr Hard ging nach Lautersee und nahm Quartier bei dem Goden Thorgeir. Es war nr Zeit, als in Norwegen Jarl Hakon regierte und seine Macht und sein Ansehen am größten war. Den Winter über war Bard im Hause Thorgeirs. Dort war auch Finnbogi stets, denn das verhältnis zwischen beiden war das beste.

Im Frühjahr sagte Finnbogi zu seinem Oheim Thorgeir; er wolle im Sommer mit dem Kapitän Bard hinausfahren. Thorgeir antwortete: "Wenn mir auch erwünscht ist, daß du bleibst, wird es doch nichts nützen, dir abzuraten, denn es wird dir so bestimmt sein. Ich glaube, du wirst das von deinen Verwandten mitbekommen haben, daß sie immer sehr beneidet und an 

1 Zsl. Knarrareyrr, an der Ostküste des Inselfjords. 2 Der gewalttätige vorgänger Olaf Tryggvasons, gbs —995.



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gefeindet worden sind. Dafür wirst du auch überall der angesehenste Mann sein."

Sie ritten darauf nach Strand und trugen Asbjörn dies vor. Er erklärte; daß er wohl gerne sähe, wenn Finnbogi daheim bei ihm bliebe; — " da er aber ein Recht bat, über sein Leben zu verfügen, will ich hier wie sonst mich seiner Entscheidung anschließen ." Sie verschafften ihm nun Fahrgelegenheit bei dem Schiffsherrn Bard er kaufte das Schiff zur Hälfte. Als sie fertig waren, schafften Asbjörn und Thorgeir alles, was Finnbogi besaß, auf das Schiff. viel Geld hatte er nicht. Sie trennten sich mit großer Freundschaft.

Sie lichteten die Anker und stachen in See. Als sie etliche Tage gesegelt waren, ließ der Fahrwind nach; sie verloren den Kurs und wußten nicht; wo sie waren. Darauf setzten die Herbststürme ein, und die See geriet in Bewegung. Mit einem Male warf es sie ans Land, und es war spät am Tage. Sie sahen nichts als Klippen und gewaltige Brandungsstrudel, von denen es in den Felsen dröhnte. Weil das Unwetter scharf landwärts blies, trieb das Schiff dort an und brach in Stücke. Alle kamen da um, nur Finnbogi rettete sich ans Land mit seinen Waffen und seinem Schlafsack. Da war ein kleiner Strandstreifen vor den Klippen, und außer Fels und Klippen sah er nichts. Er ging an den Klippen entlang, solange bis die sich teilten und ein Bach zur See stürzte. Dort spähte er die Schroffen aufwärts, und bei seiner Gewandtheit arbeitete er sich in die Höhe. Da war es schon tief in der Nacht. Es blies und fror, daß seine Kleider an ihm erstarrten. Gewaltiger Schnee lag umher. Er warf seinen Schlafsack auf den Rücken und klomm auf das Land empor.

Als er eine Zeit gegangen war, spürte er Feuerrauch. Und gleich darnach kam er an ein Gehöft. Es war ein großer und reicher Hof. Er legte den Schlafsack hin und ging an die Tür. Er konnte hören, daß viele Leute darin waren. Die faßen am Feuer. Er klopfte an die Tür. Jemand nahm das Wort und sagte, einer der Hausleute solle zur Tür gehen. Die antworteten, das kümmere sie nicht, wenn es auch jede Nacht so klopfe. Finnbogi schlug zum andern Mal an die Tür und diesmal lauter. Jener forderte



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sie auf, die Tür zu öffnen. Sie antworteten, das täten sie nicht, und wenn die Unholde jede Nacht da pochten. Da schlug er zum dritten Male an die Tür und so stark, daß alle zusammenfuhren. Der Bauer sprang auf und sagte, sie wären nicht wenig unfreundlich, daß sie nicht an die Tür gehen wollten, wenn Leute anklopften; — " wer hier draußen ist, den wird es gewiß besser dünken, drinnen zu sein bei diesem Wetter." Er nahm dann eine Axt in die Hand und ging zur Tür. Er begrüßte den Gast und fragte nach seinem Namen. Der nannte sich Finnbogi, sein Vater sei Asbjörn, und er sei aus Island. Der Bauer fragte, wann er hier ans Land gekommen wäre. Finnbogi erwiderte: "Jetzt am Abend!" "Du mußt es mit der Landung schwer gehabt haben,"sagte der Bauer. Finnbogi sagte, er sei mit dem Schiff gescheitert; —"alle Menschen und alle Habe ist untergegangen. Ich allein habe das Land erreicht. Aber wohin bin ich eigentlich geraten:" Der Bauer antwortete: "Ihr seid hier an der norwegischen Rüste ganz im Norden in Halogaland gelandet. Der Hof hier heißt Grünheide 1. Da fragte Finnbogi, wie denn der Bauer heiße. Er erwiderte: "Ich heiße Bard." "Bist du hier der Vorsteher in Halogaland:" Er bejahte es und fragte: "Wie alt bist du, Finnbogi " "Ich bin eben sechzehn Jahre alt." Da meinte der Bauer: "So hab ich noch keinen Sechzehnjährigen gesehen. Du wirst wohl noch in anderm glücklich beanlagt sein als in Größe und Ansehnlichkeit . Ist dein Vater Isländer" "Nein," sagte Finnbogi" er ist hier aus Halogaland gebürtig." Da sagte der Bauer: "Bist du denn der Sohn von Asbjörn Gunnbjörnsson Stürzebalken:" Gewiß!" sagte er. Der Bauer antwortete: "An den Ohren erkenne ich den Wolf. Da ist mein Rat, du kommst herein und bleibst hier zur Nacht." Finnbogi tat so.

Man nahm ihm die Waffen und die Kleider ab und gab ihm trockene. Alle Leute waren freundlich zu ihm. Am Margen war Bard früh auf den Beinen und weckte Finnbogi: Augenscheinlich ist da Schiffsgut angetrieben." Finnbogi erhob sich, und sie gingen an den Strand. Es war, wie Bard erwartet hatte: ein sehr großer Teil der Ladung war angespült. Bard 1 

Zsl. Grönmor.



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ließ alles heimschaffen und so darauf achten, als wäre es sein eigenes Gut. Es war eine stattliche Menge Habe.

Bard bot Finnbogi an, so lange als er wolle bei ihm zu bleiben. So blieb er den Winter über. Er wurde gut verpflegt und nichts ging ihm ab; Bard sorgte auf das beste für ihn. Es waren viele Männer dort zusammen, und es gab viel Unterhaltung. Finnbogi war freigebig mit seinem Gut, und er hatte es auch dazu. Er war ja Schiffseigner gewesen, und auch das vermögen seiner Mannschaft war ihm nach damaligem Gesetz angefallen.


11. Finnbogi tötet den geächteten Bären

Diesen Winter trug sich's in Halogaland zu, wie ja oft, daß ein Bär erschien und das Vieh schlug. Nirgends richtete er mehr Schaden an, als in Grünheide. So kam es, daß Bard ein Thing gebot und den Bären ächtete und einen Preis auf seinen Kopf setzte. Daraufhin versuchten sich viele an ihm, aber niemand erlegte ihn. Er spaßte nicht; wenn man ihm begegnete, und tötete Menschen sowohl wie vieh. Der Bauer Bard hatte, so wird erzählt, eine Sennhütte und von der Hütte bis zum Hof war ein gutes Stück. Dort ließ er im Winter sein vieh hüten. Es brachte ihm großen Schaden, daß da stets der Bär lag, und niemand es mehr wagte, zum Vieh zu gehen, wenn nicht eine große Schar mitging.

Eines Abends redete Bard mit seinen Leuten, sie sollten sich alle gegen den Bären rüsten, jeder nach seinem vermögen und seinen Waffen; — "morgen ziehen wir auf den Bären aus." Einige taten neue Schäfte an ihre Äxte, andere machten ihren Spieß zurecht, und alles wurde gerüstet, was ihnen von Nutzen sein konnte. Am Morgen war alles früh auf den Beinen, jeder Knabe mit seiner Waffe.

Nun ist von Finnbogi zu erzählen. Am Abend vorher, als die Leute schon schliefen, stand er auf und nahm seine Waffen. Er folgte den Spuren, die nach der Sennhütte führten. Er brauchte die Lift, daß er rückwärts ging und stets in die Spur trat; bis er zur Hütte gekommen war. Da sah erden Bären liegen, wie er ein Stück Vieh geschlagen hatte und das Blut soff. Finnbogi rief: "Steh auf, Petz, und nimm es mit mir auf! Das



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gibt mehr zu tun, als auf den Fleischfetzen da zu liegen!" Der Bär erhob sich, sah zu ihm hinüber und legte sich dann wieder 1. Finnbogi sprach: "Wenn du meinst, daß ich besser gewappnet bin, als du, will ich danach tun." Er nahm den Helm herunter, setzte den Schild hin und sagte: "Steh nun auf wenn du Mut hast!" Der Bär setzte sich auf und schüttelte mit dem Kopf, dann legte er sich wieder. Finnbogi rief: "Ich merke, du willst, daß wir gleich gerüstet seien." Er warf das Schwert fort und sprach: "Es sei, wie du willst. Aber nun steh auf, wenn du ein Herz hast, wie es sich gehört, und nicht das feigste Tier bist!" Der Bär stand auf, schüttelte das Fell und tat sehr mürrisch. Dann schritt er auf Finnbogi zu, hob die Pranke und gedachte auf ihn zu hauen. Und wie er sich erhob, unterlief Finnbogi ihn. Sie rangen lange miteinander und wühlten die Erde auf, soweit sie mit den Füßen reichten. Weithin war sie zertrampelt, und es endete damit, daß er den Bären von hinten packte und ihm das Rückgrat zerbrach. Dann richtete er ihn wieder so, wie er vorher gelegen hatte, nahm dann seine Waffen, ging heim und war ganz steif. Er legte sich zu Bett und tai, als habe er geschlafen.

Gleich darauf faßte Hard ibn an den Beinen, zur Fahrt gerüstet , wie erzählt worden ist. Er Sagte, ob Finnbogi mitkommen wolle. Der erklärte sich gern bereit. Darauf machten sie sich auf den Weg zu der Senne. Sie sahen, daß der Bär dalag und ein Stück Vieh unter sich hatte. Da ermunterte Bard seine Leute, den Preis zu verdienen und sich an den Bären zu machen. Keiner wollte das aber und wagte sich heran, sondern alle wichen rasch beiseite. Bard sagte: "Ich weiß nicht, was es ist mit dem Bären; er rührt sich nach keiner Seite. Da ich ihn geächtet habe, ist es nur billig, daß ich ihn zuerst angreife." Er ging tapfer vor. Da sah er, daß der Bär tot war. Da drängten sie sich heran und hielten sich alle dazu. Bard konnte nirgends eine Wunde am Tier finden, schaute nun genau hin und sah, daß ihm das Rückgrat gebrochen war. Da sagte er: "Das ist eine Weise und ein Werk, von dem man noch nicht gehört hat. Kein Mann aus Halogaland hat das gemacht. Du, 

1 Der Bär scheint wie jener andere im , Kap. menschenrede zu verstehen.



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Finnbogi, mußt es getan haben!' Finnbogi antwortete und sagte, er könne glauben, was er wolle. "Ich glaube es gewiß zu wissen," sagte Bard — "aber wie machtest du es:"Finnbogi erwiderte: "Das ist einerlei; weder du noch dein Sohn kann es nachmachen." Bard sagte, daß man nicht leicht Männer zu solchem Werk gewinnen könne;" nun will ich das Geld für dich eintreiben, als wäre es für mich selbst."

Darauf enthäuteten sie den Bären und zogen wieder heim. Der Winter verging, und es geschah nichts weiter. Hard hielt Finnbogi mit jedem Tage noch besser. Als der Frühling kam, fing die Schiffahrt wieder an von Halogaland nach Norden und Süden. Finnbogi pflegte jeden Tag, wenn er gefrühstückt hatte, auf die Felsen hinaufzusteigen, saß da jeden Tag und sah zu, wie die Schiffe vorübersegelten. Das machte ihm Freude, schöne Schiffe von mancherlei Art zu sehen.


12. Alf verspricht, Finnbogi zu Jarl Hakon mitzunehmen

Eines Tages ging Finnbogi auf die Felsen hinauf. Da sah er, daß ein Mann von Süden mit ein großen Schute am Lande entlang fuhr. Er war groß und sah barsch aus. Er hatte einen roten Scharlachrock an und einen dicken Silbergürtel um den Leib. Er hatte zerzaustes Haar, das war lang und schön und bing ihm bis auf die Schultern. Er ruderte so gewaltig, daß die Schute unter ihm zu fliegen schien. Er rief ibn an; da ruderte er gleich heran. Finnbogi fragte ihn nach seinem Namen. Er legte die Ruder bei und rief, er heiße Alf und sei genannt Haarschopf. "Woher stammst du:" fragte Finnbogi. Alf antwortete, daß er Herr der Insel Sandau 1 und mitdem Jarl verschwägert sei; —"ich habe Ingibjörg, seine Schwestertochter, zur Frau. Nun spreche ich aber keine Worte mehr ins Meer; ohne Antwort zu bekommen. Wer ist es, der da so wißbegierig fragt:" Finnbogi nannte seinen und seines Vaters Namen. Alf sagte: "Hast du den Waldbären der Halogaländer erschlagen " Finnbogi bejahte es. Alf fragte: "Wie stelltest du das an " Finnbogi erwiderte: "Das geht dich nichts 

1 Isl. Sandey, an der Küste von Halogaland,



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an. Du könntest ihn so nicht töten." Alf Sagte: "Welcher Asbjörn ist dein Vater: Finnbogi antwortete: "Der Sohn Gunnbjörns , Norweger von Geburt." Alf fragte, ob er mit zunamen Stürzebalken hieße. Finnbogi bejahte das. "Dann ist es nicht verwunderlich, wenn du den Mund so voll nimmst. Wie alt hifi du denn:" Finnbogi erwiderte: "Siebzehn Jahre." Alf sagte: "Werde nur nicht in neuen siebzehn Jahren noch einmal so groß und stark, wie du geworden bist" Finnbogi sagte: "Das wird sein, wenn es so bestimmt ist. Du bist vielleicht schon vorher tot. Doch wohin fährst du:" Er erwiderte, er wolle nach Finnmarken nordwärts und dort Steuern eintreiben. Finnbogi Sagte, warum er allein fahre. "Ich brauche niemand weiter dazu." Finnbogi fragte: "Wann kommst du zurück:" Alf erwiderte: "Das wird in Frist von etwa zwei Wochen sein." "Willst du mich bei deiner Rückfahrt mit nach Süden nehmen?' Sagte Finnbogi. Alf sagte: "Du siehst mir aus, als könntest du gut rudern; ich will dich mitnehmen, wenn ich wieder vorbeikomme. Aber was willst du im Süden:" Finnbogi antwortete: "Ich will Jarl Hakon aufsuchen. Deswegen kam ich von Island." Alf sagte: "Die Fahrt wird dir Ehre bringen. Du scheinst ein Mann zu sein, der Leibesfertigkeiten versteht, wie man es auch von deinem Geschlecht zu erwarten hat. Wir müssen uns nun trennen." Er nahm von Finnbogi Abschied und der von ihm.

Alf ruderte weiter nordwärts am Lande entlang. Finnbogi ging heim und teilte Bard sein Gespräch mit, und daß er mit Alf nach dem Süden wolle. Bard sagte er würde davon abgeraten haben, wenn er davon gewußt hätte; —"ich fürchte, das bringt nichts Gutes. Alf ist ein schlimmer Gesell und voller Trug. Er baut darauf, daß er mit dem Jarl verschwägert und sein Gefolgsmann ist. Darum müssen die Männer viel Unrecht von ihm hinnehmen." Finnbogi antwortete; er hoffe, es werde gut abgehen; —"du, Bard, sollst mein Vermögen verwalten und dafür Sorge tragen nach deinem Ermessen." Die Zeit verging, daß man Alf von Norden erwarten durfte.



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13. Alf stellt Finnbogi nach dem Leben und findet selbst den Tod

An dem Tage, für den Alf seine Ankunft festgesetzt hatte; machte Finnbogi sich von Grünheide auf. Er hatte seinen Schlafsack bei sich und einige Wertgegenstände; die ihm besonders nützlich schienen. Sie hatten nur kurze Zeit zu warten, als auch Alf von Norden angerudert kam. Die Schute war sehr beladen. Alf tat genau, wie er zugesagt hatte; und legte dort an. Sie begrüßten sich freundlich. Finnbogi ging dann auf die Schute. Alf merkte; daß die Schute dabei niederging, und sagte:"An deinem Ledersack sehe ich, daß es dir an Silber nicht fehlen wird, dein Glück zu machen, wenn du zu Jarl Hakon kommst." Darauf trennten sich Bard und Finnbogi in aller Freundschaft.

Alf aber und Finnbogi hielten in südlicher Richtung am Lande entlang, wie es gehen wollte. Als Alf eine Zeit gerudert hatte, sagte er, Finnbogi möchte einmal rudern. Der tat es. Alf saß und steuerte. Finnbogi ruderte so, daß Alf meinte, das Schiff sei nicht vom Fleck gekommen, als er noch ruderte. Sie sprachen viel miteinander. Finnbogi fragte, ob sie noch bis Abend nach Sandau kommen würden. Alf erwiderte: "Da ist in der Mitte eine Insel, da bin ich gewohnt, zur Nacht zu bleiben, wenn ich von Norden komme. Dann bin ich den nächsten Morgen früh zum Morgentrunk daheim." Finnbogi sagte: "Wie rasch mußt du mit den Abgaben nach Süden fahren:" Alf sagte: "Einige Zeit werde ich mich zu Hause aufhalten."

Dann kamen sie an die Insel. Da war eine Höhle oberhalb des Kieselsrrandes. Alf sagte: "Nun wollen wir uns so wenig Mühe machen wie möglich und nichts von der Schute abladen. Stell du dich an den Steven und ich gehe an das Heck. So wollen wir das Schiff in die Höhle schaffen !" Sie taten so und brachten alles ins Rechte. Dann teilten sie die Arbeit unter sich. Finnbogi machte ein Feuer an, und Alf holte Wasser. Finnbogi brauchte Zeit, um mit dem Feuer zurecht zu kommen, die Scheite brannten schlecht an. Er trug ein großes Feuer zusammen und blies mächtig hinein. Da hörte er einen Laut über



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sich und schwang sich hinüber auf die andere Seite des Feuers. Da war es Alf, und der dachte schnell mit Finnbogi fertig zu werden. Er sprang auf und unterlief Alf. Auf seine Kraft konnte er sich verlassen. Sie rangen lange miteinander. Da lobte das Feuer hoch und man konnte durch die ganze Höhle sehen. Finnbogi erblickte einen Stein in der Höhle drin. Der war oben scharf wie eine Schneide. Auf den wollte Alf ihn werfen. Finnbogi sträubte sich nicht; und als sie an den Stein gekommen waren, sprang er hoch und zog seinen Gegner mit Gewalt an sich und brach ihm das Brustbein am Stein. So ließ Alf da sein Leben, unrühmlich, wie er es verdient hatte.


14. Finnbogi rauht Alfs Tochter Ragnhild und fährt nach Lade

Finnbogi richtete sich dann dort ein und schlief die Nacht durch in guter Ruhe. Am Morgen machte er sich daran, die Schute ins Meer zu schieben. Er nahm seine Waffen. Darauf hielt er an der Küste entlang nach Süden, so gut er konnte, und machte keine Unterbrechung, ehe er früh am Tage nach Sandau gekommen war. Als er dort landete, kamen ibm Leute entgegen, die das Schiff erkannten und meinten, es wäre Alf darin. Finnbogi ging hinauf, ihnen entgegen. Sie begrüßten ihn und Sagten ihn, was es gäbe. Finnbogi erwiderte, er wüßte nichts zu berichten. Er erkundigte sich, wo Ingibjörg wäre. Man sagte ihm, sie wäre in der Frauenstube. Er bat die Leute, ihn dahin zu begleiten.

Als er dahin gekommen war, begrüßte sie ihn und Sagte, wer er wäre. Er nannte seinen und seines Vaters Namen. Sie fragte, ob er in Halogaland einen Bären erschlagen habe. Er bejahte das. Sie sagte: "Wie singst du das an:" Finnbogi entgegnete: Das kann dich nicht kümmern, denn dein Sohn wird es auf solche Weise nicht vermögen." Ingibjörg sagte: "War Asbjörn Stürzebalken dein Vater:" Er bejahte es. Da sagte sie: "Es ist nicht zu verwundern. daß du ein hervorragender Mann bist. Mit wem bist du hierher gekommen Er antwortete: "Ich fuhr mit deinem Manne Alf." Wo trenntet ihr euch:" "Hier oben auf der Insel," sagte er" ,wo er gewöhnlich



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zu bleiben pflegt, wenn er diese Reise macht. Er hatte keine Lust, bis hierher zu rudern und hatte vor, gleich den Jarl Hakon aufzusuchen. Er sandte mich, seine Tochter Ragnhild zu holen. Und dies zum Wahrzeichen: sie hätte es schon oft begehrt, und er hätte es ihr immer abgeschlagen. Jetzt aber, sagte er, solle sie mitkommen." Sie antwortete: "Ich weiß, daß sich das so verhält . Wunderlich scheint mir es gleichwohl, daß er einen unbekannten Mann in einer solchen Botschaft schickt. Aber iss nun und trink! Dann sollst du später Antwort erhalten." Er tat so.

Ingibjörg suchte ihre Tochter auf, um mit ihr zu reden, und fragte, ob sie mit diesem Manne fahren wolle. Sie sagte, die Mutter möchte nur entscheiden. So schmückte sie sie denn aufs beste und legte ihr Silber und Gold an und alle die besten Kleinodien , die sie besaß. Und als sie fertig waren, führte Ingibjörg sie zum Schiff.

Finnbogi nahm Ragnhild in seine Arme und trug sie auf das Schiff hinaus. Da sagte Ingibjörg: "Wenn du aber, Finnbogi, doch mit Trug und Hinterlist fährst, so sieh dich vor, daß du dem Mädchen kein Leid antust! Wenn du irgend etwas Böses sonst tust oder getan hast, so erwarte nur, totgeschossen zu werden Er ruderte fort. Da sagte Ragnhild: "Wie steht es, Finnbogi, um deine Erzählung: Wie schiedest du von meinem vater:" Er erwiderte: ""Wir schieden so, daß er tot war." Da sagte sie: "Da brauch ich nichts mehr zu fragen. Fahr mich zurück nach meiner Insel? Das wird dir das geratenste sein." Finnbogi sagte: "Deshalb raubte ich dich, daß du mit mir ziehen sollst." Da fing das Mädchen zu weinen an. Finnbogi sagte:"Verlier nicht den Mut! Ich werde mich an dir nicht vergreifen , was auch sonst mit meiner Fahrt werden mag."

Darauf kamen sie zu der Insel, und er schleppte alles Gut, das da noch lag, auf das Schiff. Jetzt erheiterte sich d as Mädchen. Als er fertig war, ruderte er am Lande entlang nach Süden. Und sobald er in einen Hafen gekommen war, bekam er Männer zu allem, was er brauchte. Er gab mit beiden Händen Geld weg.

Er machte nicht eher halt, als bis er nach Lade 1 gekommen 1 

Ist. Hladir, bei Drontheim, der Stammsitz der Ladejarle, Hakons Geschlechts



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war, wo der Jarl residierte. Da ging Finnbogi sogleich mit Ragnhild in die Stadt hinauf zu dem Hause, wo die Nichten des Jarls wohnten, Ulfhild und Ingibjörg. Da wurde sie mit offenen Armen empfangen. Die beiden Frauen fragten, wer das sei, der so gewaltig über die anderen ragte. Finnbogi nannte seinen Namen. "Viel vertrauen hat dir Alf geschenkt, daß er dir seine Tochter in die Hand vertraut hat. Du mußt ein hervorragender Mann sein." Finnbogi erwiderte: "Seid zu dem Mädchen so, als habe er es mir ganz besonders ans Herz gelegt ." Darauf nahm er geziemend Abschied von ihnen. Sie verabschiedeten sich ebenso. Finnbogi mietete sich ein vorratshaus und verwahrte dort seine Habe. Er hielt sich ein großes Gefolge.


15. Finnbogi bekennt dem Jarl seine Tat

Eines Tages trat Finnbogi vor den Jarl und begrüßte ihn geziemend. Er nahm seinen Gruß an und Sagte, was das für ein Mann wäre, der große und stattliche. Er antwortete "Finnbogi heiße ich," sagte er, "und bin der Sohn von Asbjörn Stürzebalken, an den sich noch viele hier in Norwegen erinnern werden. Das Geschlecht meiner Mutter aber ist draußen aus Island, und Thorgeir der Lauterseegode ist mein Oheim." Der Jarl antwortete: "Du bist aus bestem Geschlecht. Deine verwandten sind mir bekannt, es ist nicht jedermanns Sache, sich ihnen gleichzustellen. Warst du im Winter in Halogaland:" Er bejahte es. "Hast du da den Bären erschlagen:" Er gab es zu. "Wie singst du das ohne Waffen an:" sagte der Jarl. "Das kann Euch einerlei sein, Ihr werdet keinen Bären auf solche Weise töten." Der Jarl fragte: "Mit wem bist du hierher gefahren " Finnbogi antwortete: "Ich kam mit Alf Haarschopf, Eurem Schwager, heraus." Der Jarl fragte: "Wo trenntet ihr euch:" Finnbogi sagte: "Er blieb auf einer Insel zurück." "Warum blieb er da?' fragte der Jarl. "Ich erschlug ihn," sagte Finnbogi.

Der Jarl wurde rot wie Blut und sagte: "So wenig hattest du vor dem Tode Angst nach solch einer Gewalttat, daß du



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mich su besuchen kamst: Wußtest du etwa nicht, daß mir niemand im Lande näher stand als Alf, mein Schwager und mein Gefolgsmann "Ich erschlug ihn darum," sagte Finnbogi, "daß ich reichlich Grund hatte. Er stellte mir nach dem Leben, und ich wußte, das kein schlimmerer Mann in Norwegen sich den Gürtel um den Leib band, als Alf. Zu Euch kam ich nun aus dem Grunde, das ich mich erbieten wollte, an Alfio Stelle Euch zu folgen und seinen Dienst zu tun, bis auf die Schurkenstreiche , die er zu verüben nicht sparte. Die will ich nicht tun. Doch Mut und männliche Wehr glaube ich zeigen zu können, so gut wie irgend einer aus Eurer Schar." Jarl Hakon sagte: "Die meisten Männer werden urteilen, daß mir die Hände verkehrt liegen, wenn du mir mit dem Leben fortkommst oder unverletzt . Denn viele lassen wir unsere schwere Hand fühlen, die wenig oder eigentlich gar nichts begangen haben. Und wenn Alf auch von manchen Menschen als anmaßender Schurke angesehen wurde, mußt du doch wissen, daß niemand im Lande mir mehr nach Sinn war als er, und paßlicher."

Finnbogi sagte: "Ich will Euch nicht verheimlichen, was getan habe. Ich habe aus Sandau Ragnhild, Alfs Tochter, Eure Nichte, mitgenommen. Und sie ist jetzt hierher in Eure Gewalt gekommen." Der Jarl sagte: "Einen so dreisten Menschen wie du, habe ich weder gesehen noch gehört. Du mußt entweder ein Narr sein, oder du meinst, über größere Macht zu gebieten, als wir uns versehen. Es scheint mir zu gut für dich, gleich zusterben. Wir wollen Vergnügen und Unterhaltung daran haben, dir mit einigen Kleinigkeiten zu tun zu geben." Damit ging Finnbogi zu seiner Wohnung hinaus, ließ zu trinken schaffen und war munter mit seinen Leuten zusammen.


16. Finnbogi besiegt den mohr

Eines Tages geschah es, daß der Jarl zu einer Gefolgschaftsversammlung blasen und seinen Stuhl mitten auf das Feld stellen ließ. Darauf ließ er Finnbogi ;u sich rufen, und als er herangekommen war, sagte der Jarl: "Hier, Finnbogi, ist ein Bursche, mit dem du ringen sollst. Du brauchst ihn nicht zu schonen, denn er wird dich auch nicht sanft behandeln."



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Finnbogi sah, daß hinter dem Stuhl ein Mohr stand, und er meinte, in seinem Leben keinen greulicheren Menschen gesehen zu haben. Sie machten sich dann zum Ringkampf fertig und gingen grimmig und unermüdlich aufeinander los. Finnbogi merkte, daß der andere nicht geringe Kräfte besaß. Ein gewaltig großer Stein stand auf dem Feld, und auf den gedachte er Finnbogi zu schleudern. Finnbogi ließ sich zum Stein ziehen, und als sie davor waren, schwang er )ich empor und stieß den Mohren zurück, warf ihn mit dem Rücken gegen den Stein und zerbrach ihm die Wirbelsäule. Da sagte der Jarl: "Du hast vor, Finnbogi, meinen Mannen verderblich zu werden." Finnbogi sagte: "Ich glaube, Herr, daß die meisten Leute diesen lieber einen Troll als einen Menschen nennen werden." Der Jarl forderte ihn auf, den Platz zu verlassen; — "und tritt nicht wieder vor mich, eh ich dir Nachricht schicke!"

Finnbogi ging fort und hielt sich wie ein vornehmer Mann. Er hatte niemals weniger als zwölf Leute um sich, und es gab niemanden in dem Gefolge des Jarls, der von ihm nicht gute Geschenke empfangen hätte. Davon wurde er überall bekannt und beliebt. Das Geld, das Alf besessen hatte, und das er nach Süden gebracht harte, lieferte er richtig ab. Es wurde dem Jarl erzählt, daß es abgeliefert sei, und zwar mehr, als man gewohnt war.

Der Jarl besuchte seine verwandte Ragnhild und begrüßte sie auf das beste. Sie sagte, Finnbogi habe sich ritterlich gegen sie gehalten in der Sache; die für sie die wichtigste sei. Die beiden Nichten des Jarls und Ragnhild baten für Finnbogi um Sicherheit und Frieden. Sie sagten, es sei, wenn auch Unrecht, eine Tat gewesen, eines Häuptlings würdig. Der Jarl war in hellem Zorn, und es war nicht angebracht, wo er entschlossen war, Übles zu tun, ihn zu drängen, Gutes zu tun. Es vergingen einige Wochen nach dieser Unterredung.


17. Finnbogi besiegt einen Bären unter Wasser und erwirbt die Huld Jarl Hakons

Eines Tages ließ der Jarl Finnbogi zu sich rufen. Und als er vor ihn getreten war, sagte der Jarl: "Du sollst



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nun nicht weiter meine Leute totschlagen! Mit meinem zahmen Tier sollst du einen Schwimmwettkampf machen: Ich will dir nicht verhehlen, was ich vorhabe. Das Tier soll dich töten. Wenn es aber so gegen alle Erwartung kommt, daß du gegen das Tier gewinnst; dann muß das Schicksal mit dir mehr vorhaben, als sonst mit Menschen." Das schien allen ein großer vertust; und Männer wie Weiber klagten darüber.

Der Bär war groß und ebenso stark. Er verstand Menschenrede. Der Jarl zog zum Meer hinab mit all seinem Gefolge. Finnbogi machte sich zum Schwimmen bereit. Und als er vom Lande abgesprungen war, ließ der Jarl das Tier hinterher schwimmen . Der Bär legte sich ihm zu Füßen und hatte nicht Lust zu schwimmen. Der Jarl hetzte das Tier und ermahnte es, alle seine Kraft zu zeigen. Dann ging es Finnbogi nach. Da konnte man einen langen und grimmigen Kampf sehen: sie tauchten einander rücksichtslos unter. Finnbogi merkte, wie natürlich, daß er es unten nicht wie der Bär aushielt. Und er sah wohl, wenn er da keinen Rat fände, daß er dann verloren sei.

Er trug am Halse ein Messer am Bande, das seine Mutter ihm geschenkt hatte. Sie hatte ihm gesagt, das sei ein Erinnerungszeichen , und er solle so daraufachten, als ob sein Glück davon abhänge. Und als sie nun einmal wieder beide unter Wasser waren, nahm er mit einer Hand das Messer, mit der andern sog er das Fell unter dem Bug zusammen. Dann stieß er das Messer hinein, soweit er es bekam, und ließ das Fell wieder über der Wunde auseinander fahren. Da blutete es stark, und das Tier wurde rasch müde. Und ihr Kampf nahm damit endlich dann ein Ende, das Finnbogi den Bären tötete.

Da machte er soviele Kunststücke, als ein Mann nur vermag, und besonders Schwimmkunststücke. Alle Zuschauer wurden darüber hocherfreut. Dann ging Finnbogi an Land und trat vor Jarl Hakon. Der sagte: "Hast du den Bären getötet" Finnbogi bejahte. Der Jarl sagte: "Du kannst deine Sache und bist anders als die übrigen alle, die zu meiner Zeit aus Island herübergekommen sind. Es soll nun allen Männern kund gemacht werden, daß dir alle verfehlungen gegen mich und gegen andere Männer hier in Norwegen, die du begangen



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hast, vergeben sein sollen. Und dazu, daß noch niemand hier zu solchen Ehren gekommen sein soll, der soviel begangen hat. Geh nun an die Stelle von Alf und sei mir treu und ergeben, wie du mir angeboten hast" Finnbogi sagte dem Jarl großen Dank für diese Worte, und alle Männer waren darüber hoch erfreut. Sie meinten alle mit Recht, daß man an wenig Siebzehnjährigen so guten Kauf hätte wie an ihm.

Finnbogi ging nun mit dem Gefolge zur Halle. Jarl Hakon hielt ihn in großen Ehren, und zu Weihnachten wurde er Gefolgsmann. Keiner unter dem Gefolge wurde mehr ausgezeichnet als Finnbogi. Er blieb da den Winter über in guter Pflege beim Jarl.


18 .Finnbogi macht sich auf, eine Forderung des Jarls in Byzanz einzutreiben

Im Frühjahr kamen der Jarl und Finnbogi ins Gespräch. Der Jarl fragte, was er für den Sommer vorhatte; — " du wirst nach Island begehren. So ist es meist mit euch. Wenn ihr es eben ;u Ansehen und Freundschaft mit Fürsten gebracht habt, wollt ihr auch schon gleich fort."Finnbogi sagte, daß er nicht vorhabe, sich so schnell von dem Jarl zu trennen. "Wenn du bei mir bleiben willst, habe ich dir eine Gesandtschaft zugedacht . Ein Mann heißt Bergi und ist aus norwegischem Geschlecht ; er war mein Gefolgsmann und ein großer Kaufherr. Es trug sich zu, daß er vermögensverluste hatte und all sein Gut verlor. Da bat er mich, ihm etwas Geld zu leihen, und ich lieh ihm zwölf Mark gebrannten Silbers. Darnach zog Bergi der Weiße fort, und in sieben Jahren ist er bisher nicht wiedergekommen. Jetzt hat man mir erzählt, daß er nach Griechenland hinausgekommen sei. Dort regiert jetzt der König Johannes, ein mächtiger Herr. Bersi ist nun Gefolgsmann des Königs Johannes geworden und in gutem Ansehen dort. Nun will ich dich nach meinem Gelde schicken. Ich will jetzt um die Hälfte mehr haben ader seinen Kopf stattdessen. Wenn ich nun auch mächtig und weit bekannt bin, bin ich doch unter den Herrschern anderer Länder nicht beliebt. Man hält mich für hartsinnig und gar zu unzuverlässig. Ich kann nicht wissen, wie er um



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meinetwegen dein Anliegen aufnimmt. Wähle dir aus meinen Mannen, die dir am geeignetsten erscheinen, und rüste die Fahrt in allen Dingen sorgfältig aus!

Finnbogi tat so. Er rüstete sein Schiff sorgsam aus und wählte aus dem Gefolge des Jarls, was ihm am besten geeignet schien. Und als er seine Vorbereitungen beendet hatte, trat er vor den Jarl und sagte:" Um eines möchte ich Euch noch bitten." "Was ist das:" Sagte der Jarl. "Ich möchte Euch darum bitten, daß Ihr Eure verwandte, Ragnhild, hier in guter Pflege bei Euch behaltet und nicht beim nach Sandau schickt. Und daß Ihr sie nicht verheiratet, solange Ihr mich noch am Leben glaubt. Der Jarl sagte, er wolle das zusagen; —"vielleicht dachtest du daran, als du sie aus Sandau mitnahmst." Der Jarl schenkte ihm einen Goldring, der eine Mark wog, und einen Mantel, der ein teures Stück war. Es wäre das für einen Mann aus fürstlichem Blut eine ehre) wolle Gabe gewesen.


19. Finnbogi wird am Königshof in Byzanz wohl aufgenommen

Darauf stach Finnbogi in See. Seine Fahrt ging glatt und er erreichte Griechenland. Finnbogi ging still zu Werke und suchte sich eine Unterkunft nahe an der Residenz des Königs. Sie hatten Markt mit den Landleuten. Griechenland war damals gut christlich. Finnbogi erfuhr daß Bersi beim König wohlgeachtet sei.

Und eines Tages geschah es, daß Finnbogi sich bereit machte, vor den König zu gehen. Er nahm seine Waffen und kleidete sich sorgfältig. Sie gingen zu zwölft vor den König. Finnbogi begrüßte ihn. Er nahm den Gruß huldvoll anund fragte, wer er wäre. Finnbogi nannte seinen Namen; er sagte, daß er aus norwegischem und isländischem Geschlecht wäre. Der König erwiderte: "Du bist ein vornehmer Mann nach deinem Aussehen und wirst in deiner Heimat eine große Stellung haben. An wen glaubst du:" Finnbogi antwortete: "Ich glaube an mich selbst 1." Der König sagte: "Wie alt bist du:" Finnbogi 

1 Wie es manche nordländer in der Zeit des ausgehenden Heidentums taten, s. Hrafnkel (Thule , S. g4) und Kjartan (VI, S, ist).



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erwiderte: "Ich bin jetzt achtzehn Jahre alt." Der König sagte: "Mir scheint, daß mancher an Minderes glaubt, von denen, die solchen Glauben haben, wie du. Und was ist dein Geschäft hier:" Finnbogi sagte: "Mich schickt Jarl Hakon von Norwegen hierher; ich bin sein Gefolgsmann. Er hat Geld bei einem Manne namens Bersi stehen, der zu Eurer Gefolgschaft gehört." Er sagte dem König genau, wie die Dinge lagen.

Der König antwortete: "Ich habe von Jarl Hakon reden hören, doch stets im Schlimmen und nie im Guten. Wunderlich, daß er glaubte, den Kopf eines Mannes zu bekommen, den ich schützen will. Aber wie die Sache nun steht, Finnbogi, daß du einen langen Weg zu uns gemacht hast und dich vor allen Männern auszeichnest, die aus Norden zu meiner Zeit hierher gekommen sind, da ist es billig, daß ich um deinetwillen irgend einen Ausweg finde, der dir gefallen kann. Ihr sollt den Winter über hier bleiben und freien Kauf mit meinem volke haben." Finnbogi dankte dem König und ging heim zu seiner Herberge. Und da blieben sie den Winter wohl gehalten.


20. Finnbogis Kraftprobe vor dem König

Im Frühjahr ging Finnbogivor den König und sagte, er wolle nun Antwort auf seine Botschaft wissen. König Johannes sagte ihm das zu.

Darauf berief der König ein Thing, und zu dem kam auch Bersi der Weiße mit vielen anderen Männern. Da sagte der König: "Bersi, bist du dem Jarl Hakon Geld schuldig: " Er entgegnete; er sei ihm zwölf Mark gebrannten Silbers schuldig; — "und ich denke nicht daran, ihm das zu bezahlen." Der König sagte: "Jetzt auf der Stelle sollst du es bezahlen! Da mußte Bersi das Geld herzählen.

Der König legte noch die Hälfte dazu, und auch das bekam Finnbogi. . Dann sagte der König: "Du sollst wissen, Finnbogi, und ebenso die anderen, die hier zugegen sind, daß ich dies um deinetwillen tue. Aber bitten möchte ich dich, daß du uns den Gefallen tust und uns einige Beweise deiner Stärke gibst. Denn ich weiß, daß du weit stärker bist, als andere Menschen. Und dann nimm den christlichen Glauben an" Finnbogi antwortete: "Das will



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ich versprechen: wenn diese Botschaft nach Norden kommt, sollen wenig Leute den Glauben vor mir annehmen. Alle will ich da- antreiben, die auf meine Worte hören mögen."

Der König saß auf einer Thronbank und zwölf Männer neben ihm, sechs auf jeder Seite. Finnbogi stand vor dem König. Er war prächtig gekleidet, und alle Leute bewunderten seine Schönheit und sein ritterliches Wesen. Finnbogi trat an den Thron und hob ihn auf seine Schulter und ging damit hinaus aus dem Kreise und setzte den Thron dann nieder. Alle bestaunten die Kraft dieses Mannes. Der König gab Finnbogi einen Goldring, der zehn Unzen wog, dazu Schwert und Schild, erlesene Kleinodien. "Damit", sagte der König," will ich dir einen Zunamen schenken und dich Finnbogi Starken nennen. Ich glaube, daß dieser Name bekannt bleiben wird, solange die Welt bewohnt ist. Du sollst mein vollkommener Freund sein, ob wir uns noch einmal sehen oder nicht mehr." Darnach machte Finnbogi der Starke sich mit seinem Gefolge wieder auf die Rückfahrt. vom Könige trennte er sich in bester Freundschaft.

Finnbogi reiste nun ohne Unterbrechung heim, his er wieder in Norwegen war. Der Jarl nahm ihn überaus freundlich auf, und man fand, daß seine Fahrt vom besten Erfolg gewesen sei. Die große Geldsumme hatte er erhalten und ausgesuchte Ehre von dem Griechenkönig. Der Jarl lud Finnbogi nun ein, bei ihm zu bleiben, setzte ihn auf den Platz neben sich und hielt niemanden in größerer Ehre. Er wurde nun Finnbogi der Starke genannt. Den Sommer über blieb er bei dem Jarl in großem Ansehen.


21. Finnbogi gewinnt die sand der Ragnhild und verabschiedet sich vom Jarl

Eines Tages geschah es, daß Finnbogi mit dem Jarl ins Gespräch kam und ibn bat, er möge nach Sandau fahren und ihn mit Ingibjörg aussöhnen; —"und mit eurer Hilfe möchte ich dabei abmachen, daß ich die Hand ihrer Tochter Ragnhild bekomme, und daß ich ihr Genugtuung gewähre für den Totschlag an ihrem Mann Alf." Der Jarl sagte das freundlich zu und sandte Leute nach Sandau zu Ingibjörg. Er forderte 1ie



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auf, ihm ein Mahl zu rüsten. Sie aber bat, daß Finnbogi nicht mitkäme zu dieser Zusammenkunft; —"ich mag den Mann nicht sehen, der mir solches Herzeleid getan hat." Der Jarl erwiderte er wolle es darauf ankommen lassen. Darauf rüsteten sich beide, der Jarl und Finnbogi, und fuhren mit großem Gefolge nach der Insel.

Dort war eine große Menschenmenge versammelt und ein ausgesuchtes Mahl bereitet. Sobald der Jarl seine verwandte begrüßt hatte, nahm er in Anspruch, zwischen ihnen nach Gutdünken zu vermitteln, ob es ihr nun recht sei oder nicht. Finnbogi ließ nach dem Bauern Bard in Grünheide schicken; der kam mit dem großen Vermögen, das Finnbogi gehörte. Der Jarl entschied auf eine große Geldbuße für den Totschlag an Alf Haarschopf. Und danach verlobte er Finnbogi seine Nichte Ragnhild. Das Geld sollte Ragnhilds Aussteuer sein. Damit war nun Ingibjörg wohl zufieden, da der Mann ihr als einer der ausgezeichnetsten erschien und sie den festen Willen des Jarls in der Sache sah. Alle setzten sich nun zu gemeinsamem Mahle. Ragnhild mußte sich mit einer großen Frauenschar auf die Bank setzen, und die Männer waren froh und guter Dinge; nach dem Mahle gab Finnbogi dem Jarl gute Geschenke, ebenso erlesene Geschenke gab er dem Bard von Grünheide. Auch allen vornehmen, die da waren, gab er irgend eine gute und ziemliche Gabe. Finnbogi blieb nun auf Sandau, und der Jarl fuhr mit seinen Leuten heim. Die beiden liebten sich sehr; Finnbogi und Ragnhild.

Im Winter vor dem Julfest fuhren sie zu dem Jarl und waren zum Julgelage bei ihm zu Gast. Nach dem Fest rüstete Finnbogi zur Heimfahrt. Und als sie gerüstet waren, ging der Jarl mit ihnen zum Strande hinab. Da sagte Finnbogi: "Jetzt steht es so mit mir, Herr, daß ich in der Tat im Sommer nach Island hinaus möchte, meine Verwandten und anderen Freunde besuchen. Ihr habt mich ehrenvoll und auf das freundlichste behandelt, Herr. Ich werde Euch, wohin ich auch komme, als den ersten Fürsten preisen. Der Jarl erwiderte: "Du magst mit meinem Urlaub hinziehen, wo du willst. Es ist noch nie ein Mann zu mir gekommen, der an Kraft und an aller Geschicklichkeit



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und ritterlichem Wesen an dich heranreichte." Der Jarl schenkte Finnbogi ein Schiff, mit allein Takelwerk und sehr schön. Er sagte, er solle sich nicht bei Anderen Fahrgelegenheit über das Meer nach Island suchen müssen, "bei der Botschaft, die du mir gebracht hast." Finnbogi dankte ihm mit guten Worten für alle Ehre, die er ihm erweise. Sie schieden in bester Freundschaft; und alle dünkte es nicht gewöhnlich, wie sehr der Jarl diesen Mann vor allen anderen auszeichnete, die bei ihm gewesen oder zu ihm gekommen waren oder ihm gedient hatten. Er fuhr nun nach Sandau und lebte da den Winter über in gutem Ansehen.


22. Finnbogi sieht wieder auf den Hof Am Strande

Im Frühjahr fuhr Finnbogi nach Island und brachte Geld und erlesene Kostbarkeiten mit. Von Ingibjörg trennte er sich als bester Freund. Sie stachen in See, hatten guten Wind und landeten bei Aarstrand 1. Dort wurde rasch bekannt, daß Finnbogi in größter Ehre herübergekommen sei und die angesehenste Frau aus ganz Norwegen bekommen habe. Da ritten sein Vater Asbjörn und Thorgeir, der Lauterseegode, zum Schiff. Man begrüßte sich auf das herzlichste. Finnbogi beschenkte seine Verwandten und Freunde reichlich. Darauf ritt er heim nach Strand und ließ dorthin auch seine Ladung schaffen. Alle Kinder freuten sich von Herzen über ihn. Er saß dann in Ehren und großem Ansehen zu Hause auf Strandhof23


23. Finnbogis Gestüt auf der Flateytalsheide . verfeindet sich mit Uri

Gegen den Herbst rüstete Thorgeir ein prächtiges Gastmahl und lud dazu Asbjörn und Finnbogi mit einer Menge anderer Männer. Die Bewirtung war ausgezeichnet, und als man vom Mahle ging, verteilte Thorgeir die ansehnlichsten Geschenke. Seinem Vetter Finnbogi schenkte er fünf hellgelbe Stuten. Man sagte, der Hengst dabei sei der beste, den es im Nordviertel gäbe. Der Ragnhild gab er einen Ring, der eine 

1 Ist. Arrnareyrr, zwisten Inselfjord und der Bucht des Bebeftroms.



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Mark wog, dazu einen Gürtel und einen hübschen Mantel, beides gute Stücke. Dann ritten die Männer vom Gelage heim. Finnbogi ließ die Rosse nach der Flateytalsheide schaffen.

Ein Mann hieß Uri. Er lebte, wo es heißt Zu den Heidehäusern 1. Er war von belfern der Art, klein und armselig. Er hatte die Tochter des Bauern Bretting 2 zur Frau; sie hatten viele Kinder und wenig Geld. Überall war er unbeliebt. Finnbogi saß daheim in Strand; und es heißt, daß er sich ein wenig mit den Leuten zu verfeinden begann. Besonders die Söhne Brettings und deren Freunde und verwandte waren da zu nennen. Denen schien es, daß Finnbogi seit seiner Auslandreise zu anspruchsvoll geworden sei. Niemand würde mehr genannt, als er, seit er wieder im Lande war. Finnbogi, so wird erzählt, hatte nichts in seinem Besitz, das ihm mehr wert zu sein schien, als die Zuchtrosse. Er ging jeden Tag und streichelte sie. Uri knurrte darüber und meinte, daß er viel Schaden davon hätte; er war stets wütig und grob in seinen Reden. Finnbogi aber gab darauf nicht acht.

Asbjörn hatte auf der Hochfläche viel Heu und ließ es im Winter heimfahren.


24. Uxis Fall

Eines Tages fuhren Finnbogi und sein Vater auf die Hochfläche hinaus und viel Leute mit ihnen. Als sie oben waren, machten sie ein Heufuder zurecht. Gleich war Uri da und nahm den Mund recht voll gegen Finnbogi. Er sagte, daß er etwas zu tun entschlossen sei, wenn Finnbogi nicht besser auf seine Zuchtrosse acht gebe. Dann fuhren sie heimwärts; die Gespanne fuhren voran, die am ehsten fertig waren. Finnbogi blieb zurück und Hrafn der Kleine mit ihm; sie packten ein Fuder zusammen. Hrafn der Kleine bat Finnbogi, das Fuder so fest, als er könnte, zu binden. Finnbogi sagte wieder, er möchte dann doch die Last zusammenpressen. Er erwiderte, das sei nichts für ihn. Sobald Hrafn fertig war, ließ er sein Pferd losgehen, seinen Gefährten nach. Finnbogi hielt sich noch bei seinen Rossen auf, streichelte sie und stutzte ihnen die Mähnen. Dann machte er sich auf den Heimweg. 

1 Im oberen Flateytal. 2 Siehe Kap. I,



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Als er an den Heidehäusern vorbeigekommen war, sah er, wie Uri mit einer Zweihandart ihm nachlief und sie auf ihn schwang, als er im rechten Abstand war. Finnbogi wandte sich zur Wehr, Uri verfehlte ihn, hieb in den Eisboden und stürzte vornüber, so daß er platt dalag. Sofort sprang er wieder auf und hieb ein zweites- und drittesmal auf ihn ein. Finnbogi verdroß seine Wut, er warf seinen Mantel ab, wickelte ihn zusammen und schlug ihn dem Uri um die Beine. Der fiel alsbald hin; sein Kopf schlug auf einen Stein, und er war sofort tot.

Finnbogi ging zu Uxis Weib hinein und sagte ihr, was geschehen sei. Der schien das ein großer Schaden. Finnbogi gab ihr einen Goldring, der sechs Unzen wog, und sagte, sie möchte das zunächst nehmen und damit ihren Unterhalt bestreiten. Dann ging Finnbogi heim und suchte seinen Vater auf. Der erkundigte sich, wo Finnbogi so lange geblieben sei. Er sagte, was da vorgefallen sei. Asbjörn sagte, das sei schlimm abgelaufen , wenn auch freilich der Mann nichts getaugt hätte; " es find Leute da, die Klage zu übernehmen, die, wie mir scheint, sich bei dem Totschlag mit getroffen fühlen werden. Ich glaube, es werden jetzt viele sich dieser Klage anschließen, die vorher nicht daran dachten, ihm etwas Gutes zu erweisen. Finnbogi erklärte, er fürchte sich nicht im geringsten vor denen, die ihm entgegentreten wollten.


25. Die Brettings söhne bereiten die Stage vor

Den nächsten Tag, sobald der Morgen graute, machte sich das Weib auf den Weg und verkündigte ihren verwandten, daß ihr Mann erschlagen sei. Die Brettings söhne wurden gewaltig zornig darüber. Sie rüsteten sofort zur Klage, ritten nach Strandbad schoben Finnbogi den Totschlag zu und verlangten, er solle ihn mit Geld büßen. Finnbogi aber erklärte, er werde darauf nicht eingeben, Uri habe durch seine Reden seine Heiligkeit verwirkt. Darauf luden sie Finnbogi wegen des Totschlags an Uri.

Danach ritten sie nach dem Inselfjord und suchten Eyjolf Valgerdson auf, der damals für den angesehensten Häuptling



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am Inselfjord galt; er war auch den beiden verwandt. Sie baten ihn um seine Hilfe gegen Finnbogi und seine Sippe. Er versprach seine Unterstützung. Sie ritten dann heim und meinten nun mit ihrer Klage durchzudringen. Gegen Finnbogi wurden sie jetzt dreist und ausfallend in ihren Reden. Er tat, als hörte er nicht, was sie redeten.

Danach besprachen sich auch Thorgeir und Finnbogi. Finnbogi erzählte, was sich ereignet habe. Thorgeir erwiderte, besser wäre es gewesen, wenn er eine Buße gegeben hätte; er meinte, es sei nicht gut, seine Ehre wegen solch einer nichtsnutzigen Sache aufs Spiel zu setzen. Sie ritten nun zum Thing, und beide Parteien zogen große Scharen zusammen.


26. Die Stage wird abgewiesen. Finnbogis Söhne

Man brachte dann die Klage gegen Finnbogi vor. Aber da bekannt war, unter welchen Umständen er ihn erschlagen hatte, wies Thorgeir die Klage mit einer Einrede zurück. Die anderen waren mit ihrem Mißerfolg übel zufrieden; und so ging man auseinander. Jeder ritt wieder nach seinem Gehöft zurück.

Ragnhild hatte im Herbst ein Kind geboren, das war ein starker und schöner Knabe. Der wurde nach ihrem Vater Alf genannt. Finnbogi und sein Weib zogen nach dem Thing nach Lautersee, denn Thorgeir wollte nicht, daß sie da draußen blieben. Thorgeir glaubte zu wissen, daß sie in Streit geraten würden, wenn sie so nah beieinander säßen, Finnbogi und seine Gegner. Hrafn der Kleine sog mit Finnbogi. Im Herbst gebar Ragnhild einen zweiten Sohn, der wurde Gunnbjörn genannt und war schön von Aussehen. Thorgeir sorgte nach seinem, vermögen für die Gäste.


27. Der Überfall. Finnbogi erschlägt zwölf Männer auf der Heidekuppe

Als der Winter herankam, so wird erzählt, machten sich Finnbogi und Hrafn der Kleine auf und wollten nach Strand hinaus. Thorgeir sagte, es sei bei den gespannten verhältnissen



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unrätlich, den Weg allein zu gehen. Finnbogi erklärte , er habe keine Angst vor dem Wege. So machten die beiden sich auf. Finnbogi ging bewaffnet, er hatte einen Helm auf dem Kopfe, den Schild an der Seite, das Schwert am Gurt und den Spieß in der Hand. Als sie draußen auf die Hochfläche hinausgekommen waren, sagte Hrafn:"Kannst du etwas sehen, Finnbogi" Der sagte, er sähe nichts, was ihm der Beachtung wert scheine, "oder was siehst du denn?"' "Ich sehe," sagte er, "dort unter dem Hügel fünfzehn Speerspitzen vorragen und denke, daß man dir da auflauern will. Mein Rat ist, einen anderen Weg einzuschlagen. Niemand kann dir etwas vorwerfen, solange man nicht weiß, daß du sie gesehen hast." Finnbogi erwiderte: "Keineswegs dürfen wir das versuchen. Vielleicht treiben die Burschen auch nur Scherz und wollen uns Angst einjagen." "Willst du," sagte Hrafn",daß ich nach dem Strand- hof renne und deinen Vater benachrichtige:" "Nein," sagte Finnbogi, " das will ich nicht; du weist ja noch gar nicht, was zu melden ist."

Darauf lief Finnbogi auf eine Kuppe. Die war mächtig steil und hoch, daß man nur von einer Seite angreifen konnte. Finnbogi hatte eben ein paar Steine aus dem Boden gelockert, als die Söhne Brettings und die Ingisöhne auch schon ankamen. Alle waren kräftig und voller Mut. Mit ihnen waren noch zehn andere Männer aus der Verwandtschaft und Freundschaft, alles tüchtigste Kämpen.

Finnbogi begrüßte sie alle heiter und fragte nach ihrem Begehr. Thorstein antwortete, ihr Zusammentreffen werde so ablaufen, daß Fragen nicht nötig sei: "heut wird sich's zeigen, ob du wirklich so weit über anderen stehst, wie dir's bisher immer schien." Finnbogi sagte, die fünf Brüder sollten vorkommen und es mit ihm aufnehmen. Das schlugen sie ab. Finnbogi sagte, dann sollten sie tun, was sie wollten.

Da sprang Thorstein auf und stieß mit seinem Spieß nach Finnbogi . Hrafn der Kleine sprang auf und schlug den Schaft des Spießes in Stücke. Thorstein sog sein Schwert und hieb nach Finnbogi. Er spaltete den Schild auf einer Seite des Handriemens , und das Schwert fuhr auf den Rist von Finnbogis



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Fuß. Er warf mit einem Stein nach Thorstein, und der fiel gleich in Ohnmacht davon. Finnbogi hieb ihm durch den Hals und den Kopf ab. selben Augenblick stieß Sigurd Brettingsson nach Finnbogi, als er ungedeckt dastand; — der Stich kam in den Schenkel und schnitt ein Stück Fleisch heraus; es wurde eine große Wunde. Finnbogi stieß auf den Schild und durch den Mann und spießte ihn auf die harte Erde fest. Da tief Grim mit einer gewaltigen Axt vor und gedachte sie Finnbogi in das Haupt zu schlagen. Der schlug dagegen mit seinem Schildtrumm und lenkte den Hieb nach unten. Mit seinem Schwert aber schlug er Grim auf die Achsel und zerspaltete ihm die Schulter hinunter.

Darauf gingen die beiden Ingisöhne vor, Thorir und Grim. Sie riefen ihren Leuten zu, tapfer anzugreifen. Da sagte Finnbogi zu Hrafn: "Lauf du nun nach dem Strandhof zu Asbjörn: Jetzt weißt du, was du zu sagen hast."

Der machte sich im Nu auf die Beine und lief, was das Zeug halten wollte.

Sie griffen Finnbogi an. und er wehrte sich tüchtig und wie ein Mann. Es heißt, beide Söhne Ingis sielen. Nun griffen sie ihn zu zehnen an, und er wehrte sich tapfer, wie nur ein Mann.

von Hrafn ist nun zu erzählen, daß er nach dem Strandhof kam und Asbjörn meldete, was da geschehen sei. Der machte sich sofort auf den Weg und lief mit fünf Leuten dahin, wo man sich schlug. Da war es soweit gekommen, daß Finnbogi auf der Kuppe oben saß und sich so mit seinem Schwert verteidigte. Sie griffen ihn zu dritt an und waren alle schwer verwundet.

Sowie sie Asbjörn erblickten, machten sie sich aus dem Staube und suchten zu entkommen. Finnbogi war von Wunden und Müdigkeit sehr erschöpft. Zwölf hatte er erschlagen, —drei entkamen, auch schwer verwundet.

Diese Kuppe heißt seitdem Finnbogikuppe. Danach schaffte ?cs, björn Finnbogi heim nach dem Strandhofe und heilte ihm seine Wunden. Dies Zusammentreffen wurde bekannt, und seine Wehr schien den Männern nicht gewöhnlich. Man lobte seine Wehr gewaltig und seinen Mut. Seine Gegner erklärte man



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für unheilig gefallen, Finnbogi aber sei schuldlos und habe sich nur seiner Haut gewehrt. Danach sog Finnbogi nach Lanier- see zurück, und da hauste man den Winter über. Es geschah nichts darauf.


28 .Finnbogi siedelt ins Weidental über

Im Sommer wurde auf dem Thing wegen dieser Sache viel gesprochen. Eyjolf von den Labkrautwiesen 1 nahm sich der Sache der Brettings- und Ingisöhne an und neben ihm manche andere. Der Gode Thorgeir und Finnbogis Verwandte standen dagegen. Und da die Verwandten eine große Macht zusammenbrachten, und man wuste, daß Finnbogi großen Rückhalt bei Jarl Hakon hatte, seinem Schwager, drang Eyjolf mit der Klage nicht durch; man verglich sich auch zuerst nicht. Man glaubte, erwarten zu dürfen, daß Finnbogi von seinen Gegnern keinen verschonen werde, so lange er ihnen so nah wohnte, und daß er jeden erschlagen werde, dessen er habhaft werden könnte.

Später schloß man denn einen Vergleich dahin, daß Finnbogi sich nicht mehr im Nordviertel aufhalten sollte, wenn er nicht von seinen verwandten eingeladen wäre. Darauf ging man ein, um überhaupt zu einer verständigung zu kommen.

Gleich nach dem Thingschluß ritt er in das Weidental 3 und kaufte sich das Land zu Borg. Das war ein guter Wohnplatz mit vielen Nutzungen und Bodenschätzen. Sobald sie heimgekommen waren, sagten sie der Ragnhild Bescheid, und der gefiel es sehr wenig, fortzuziehen. Darauf siedelten sie über, und es ging ihnen da nicht das Geringste ab.

Alle Leute nahmen Finnbogi gern auf. Er genoß großes Ansehen. Viele boten sich ibm zu Diensten an oder ihr Geld, wenn er es bedürfte. Das gefiel ihm trefflich.

Zu Tempel im Seetal wohnte Ingimund und war ein mächtiger 

1 Isi. Mödruvellir, der vielgenannte Hof Eyjolfs und seines berühmteren Sohnes, Gudmunds des Mächtigen, liegt im Inselfjordtal, südlich von Akureyri. 2 Die Abgrenzung ist sehr ungenau: das Nordviertel reicht bis an den Widderfjord, also weit über Borg hinaus. 3 Ist. vididalr. 4 Ist. Hof im Vatnsdalr. Von Ingimund und seinem Geschlecht erzählt die Geschichte von den Seetälern (siehe die Erinleitung). Nach dieser begannen



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Häuptling. Es war die Zeit, wo seine Söhne emporkamen, das waren gewaltig hochfahrende Männer. Der erste hieß Thorir, der zweite Thorstein, der dritte Zökul, und alle waren sie große Haudegen. Sie besonders sahen nicht freundlich auf Finnbogi. Sie wollten nicht zugeben, daß Finnbogi mehr galt und tüchtiger war als die anderen alle dort in der Gegend.


29. Thorvald Häckselbart tötet Finnbogis Söhne. Finnbogis zweite Heirat mit Hallfrid, Eyjolfs Tochter

Thorvald hieß ein Mann, mit dem Zunamen Häckselbart. Er wohnte so nahe an Borg, daß da kaum ein Abstand war; das Haus dieß Zum Zaunwinkel. Er war alt und recht unbeliebt. Er galt für einen großen Bösewicht, und man sagte, er verändere seine Gestalt. Finnbogi kümmerte sich wenig um ihn; er hatte dann und wann vor, ihn fortzujagen, es unterblieb indessen. Es war unangenehm mit ihm zu tun zu haben; überhaupt war er ekelhaft, und allen war seine Nachbarschaft verhaft.

Die Zeit ging hin, bis Finnbogi so lange in Borg gehaust hatte, daß seine Söhne fünf- und dreijährig waren. Beide waren sie von guten Anlagen. Alf war hochfahrend, Gunnbjörn aber von ruhiger Art. Sie machten sich immer den Spaß, nach Zaunwinkel zu gehen und Thorvald zu necken und ihm irgend einen Schabernack zu spielen. Er wieder war wütend und sagte, er werde sie schlagen. Ihnen machte es um so mehr Spaß, je aufgebrachter er wurde. Ragnhild verbot es ihnen oft und erreichte damit nichts.

Eines Tages waren sie wieder nach Zaunwinkel gekommen und die Tür war geschlossen. Thorvald war drinnen und machte Fett aus Knochenmark. Alf rief laut: "Häckselbart, bist du drinnen: Mach die Tür aufl" Er sagte: "Hier kommt ihr nicht herein!" Alf antwortete: "Dann tust du irgend etwas Schlimmes. Ein Bösewicht bist du, wie alle sagen, und wechselst die Streitigkeiten erst mit der Ankunft Bergs, Kap. 3i, w unserer Geschichte Kap. 33.



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deine Gestalt. Ein Troll bist du, wenn du auch wie ein Mann aussiehst!" Das ließ er sich nicht sagen, sprang hinaus und packte mit jeder Hand einen der Burschen. Er schlug sie gegen einen Stein. daß das Gehirn daran spritzte.

Das sah Finnbogi und lief herzu. Thorvald stellte sich zur Wehr. Sie griffen sich lange und heftig an. Finnbogi merkte, daß er bösartig und gefährlich im Kampfe war, so daß es ihm zweifelhaft schien, wie das ablaufen würde. Es endete doch damit, daß Häckselbart stürzte. Da war Finnbogi so müde geworden, daß er sein Schwert nicht mehr packen konnte, obgleich es dicht neben ihm lag. Er machte es so, daß er sich beugte und Thorvald die Keble durchbiß.

Nachher sagte er, daß er es nie mit einem solchen Teufelsmenschen zu tun gehabt hätte wie mit Häckselbart, als er ihn abgetan hätte. Er ging heim und sagte Ragnhild, was geschehen sei. Sie antwortete, es sei ganz geschehen, wie sie es erwartet hätte, als sie von Lautersee wegzogen.

Sie wurde davon krank und lag den ganzen Winter über zu Bett; und das alles setzte ihr so zu, daß sie starb. Finnbogi war darüber in großer Trauer. Er ritt dann nach Lautersee und teilte seinem Oheim Thorgeir mit, was geschehen war.

In diesem Sommer kam ein Schiff aus Norwegen und mit ibm die Nachricht, daß König Olaf ins Land gekommen sei und den neuen Glauben verkünde. Hakon aber sei gefallen. Als das bekannt wurde, bekam Finnbogi Reiselust und dachte, daß er so am ehsten das Leid vergessen würde, das er erlitten hatte. Thorgeir suchte ihn davon abzubringen und riet, er solle sich lieber ein Weib nehmen und sich wieder ein Haus gründen; —"ich wünschte, daß du um die Tochter Eyjolfs von den Labkrautwiesen freitest, die Hallfrid. Dann kann es zwischen euch eine gute Freundschaft werden." Finnbogi sagte, er wolle sich ihm fügen.

So sammelten sie ihre verwandten und ritten nach den Lab- . Sie baten um die Tochter Eyjolfs für Finnbogi. Der Vater nahm das wohl auf. Er wußte gut, wie sich Finnbogi vor anderen Männern auszeichnete, wie ehrenvoll er bei



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Jarl Hakon aufgenommen worden war, und daß der ihm ein vornehmes Mädchen aus seiner verwandtschaft zur Frau gegeben hatte. Er nahm es also freundlich auf und sagte ihm das Mädchen zu.

Darauf rüstete man das Mahl. Ochsen wurden geschlachtet und Bier gebraut, Met wurde gemischt und den Männern gereicht. Das Gastmahl verlief ansehnlich und großartig. Sie beschenkten ihre Freunde und verwandten reich; und als das Gastmahl vorüber war, ritt Finnbogi mit seiner Frau nach Borg ins Weidental heim.

Die beiden lebten in gutem Einvernehmen. Hallfrid war stattlich und eine Frau von guter alter Art. Im ersten Jahre ihrer Ehe hatten sie einen Sohn, der Gunnbjörn genannt wurde. Der war sehr früh stattlich von Ansehen.

Finnbogi hatte nie weniger als zwölf waffentüchtige Leute um sich.


30. Thora, Jökuls Geliebte, wird Thorkel, Finnbogis Schützling, versprochen. Jökuls Drohung

Es war ein Mann, der hieß Thorgrim und wohnte in Farmhofenlehne 1. Sigrid hieß sein Weib, und ihre Tochter Thora. Die war stattlich und arbeitsam. Der Vater war ein wohlhabender Mann. Es hieß, daß Jökul Ingimundsson oft nach Farmhofenlehne ritt, um mit Thora zu sprechen, und man meinte, er werde um sie freien oder sie als Kebse zu sich nehmen.

Es war ein Mann, der hieß Sigurd und wohnte am Felsenriff im Seetal. Vefrid hieß sein Weib, die war mit Finnbogiö Frau nah verwandt. Thorkel hieß ihr Sohn. Der schien ein wenig schwerfällig, von Aussehen war er aber hübsch. Er hielt sich stets in Borg auf. Dort galt er bald als ganz umgänglich in seiner Art, die Ingimundssöhne aber nannten ibn einen Trottel der Halbnarren. Finnbogi behandelte ihn gut und hielt seine Partei um seiner Frau willen. 

1 Isi. Boistadarhlid, an einem nebenfluß der Blanda, östlich des Welpenfjords. 2
 
Ist. Gnupr.



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Einmal fing Thorkel ein Gespräch mit Finnbogi an und sagte, sein Vater wünsche, daß er sich verheirate, —"und dazu wünscht er besonders, daß du mich dabei berätst, wohin man zu gehen hätte." Finnbogi erklärte sich bereit.

Im Sommer ließ Finnbogi den Thorkel mit zum Thing reiten. Dort war ein großer Andrang, Finnbogi suchte seinen Oheim Thorgeir auf. Er kam mit ihm ins Gespräch und berichtete ihm von dem jungen Manne und was sie vorhätten. Thorgeir erkundigte sich, an wen sie da gedacht hätten. Finnbogi antwortete; sie dächten um Thora Thorgrimstochter in Farmhofenlehne zu werben. Thorgeir sagte: "Ich glaube, die Heirat hat sich Jökul vorgenommen. Finnbogi meinte, das sei nur Gerede von anderen, aber nicht wirklich so. Thorgeir sagte: "Das ist nur zu machen, Vetter, wenn du entschlossen bist, deine Verwandten und Freunde gegen die Ingimundssöhne zu stützen." Finnbogi sagte, die hätten mit Anfeindungen begonnen, und es sei nur recht, wenn sie es einmal miteinander versuchten.

Nach Thingschluß ritten Finnbogi und Thorgeir zu Thorgrim und brachten ihre Sache vor. Thorgrim zeigte sich wenig bereitwillig. Der Mann erschien ihm keiner der hervorragendsten , wenn auch Geld genug da war. Weil aber Thorkel mit den Männern von den Laubkrautwiesen nah verwandt und weil starke Hilfe von seiten Finnbogis und seiner Verwandten gesichert schien, da wurde es doch abgemacht, nachdem Thorgeir dafür gesprochen hatte und Mutter und Tochter eingewilligt hatten. Die Hochzeit sollte im Spätsommer zu Borg sein.

Darnach ritten sie heim nach Lautersee und Finnbogi nach Borg. Er sagte zu Thorkel, er solle bis zu dem verabredeten Hochzeitstage bei ibm bleiben.

Zwei mittellose Burschen waren auf dem Hofe, Thorstein und Björn. Früh am Morgen machten die sich auf den Weg und ritten ohne auszuruhen nach Tempel und sagten den Brüdern, was da geschehen sei. Jökul sagte: "Was für schlimmer Dinge mag sich Thorgrim bei sich oder seiner Tochter bewußt sein, daß er sie solch einem Trottel und Schwachkopf wie Thorkel geben will?'



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Das wurde nun weiter bekannt, und jedermann wunderte sich, daß Thorkel dies Mädchen bekommen haben sollte.

Eines Tages ritt Jökul nach Farmhofenlehne, um Thora, seine Geliebte, zu besuchen. Er wurde wohl aufgenommen. Er erkundigte sich dann über ihre Heirat, und sie erzählte, was bestimmt worden sei. Da sagte Jökul: "Willst du jetzt mit mir nach dem Tempel ziehen : Ich verspreche dir, zu der Zeit, wo wir auseinandergehen, sollst du nicht weniger Geld haben, als dir Thorkel zurücklegen wollte." Sie antwortete: "Daran ist nicht zu denken, ebensowenig jetzt wie vorher, als noch nichts bestimmt war." Zökul sagte: "Dann versprech ich dir das, was du wert bist, wenn du an diesen Trottel denkst: du sollst kurze Zeit an ihm Freude haben, wenn es nach meinem Willen geht." Eines Tages machten sich Finnbogi und Thorkel auf, nach dem Felsenriff zu reiten, um alles das zu holen, was zur Hochzeit nötig war. Sie ritten zu dritt, und Hrafn der Kleine lief voran vor den Pferden. Sie ritten die Straße entlang, bis sie zum Felsenriff kamen. Dort wurden 1ie gut aufgenommen.

Den nächsten Morgen kam ein Viehhirt vom Tempel und sah die Gäste. Er sagte den Brüdern, daß Finnbogi der Starke die Dreistigkeit nicht scheue, da am Gehöft vorbeizureiten, und der Bräutigam, Thorkel der Faulpelz, mit ihm. Thorir sagte:"von niemandem war das eher zu erwarten. als von ihm." Denselben Tag verschwand Jökul mit einem Begleiter.


31. Jökul überfällt Finnbogi. Finnbogi lädt die männer von Tempel zur Hochzeit

Jetzt ist die Geschichte da wieder aufzunehmen, wo Finnbogi und seine Leute sich auf den Heimweg machten. Sie hatten alles bei sich, was 1ie brauchten. Hrafn trieb einige beladene Pferde vor sich her, die andern ritten dahinter. Als sic nun nach dem Tempel hinabritten, hielt Hrafn plötzlich an. Finnbogi Sagte, warum er nicht weiter wolle. Hrafn antwortete: "Ich sehe da vor uns unter dem Hügel mindestens zebn Speerspitzen vorragen. Ich denke mir, daß da Männer dazugehören !" Finnbogi sagte: "Das begegnet dir recht häufig, daß du dich verwunderst, wenn du Männer siehst. Mir macht es



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Vergnügen, zu sehen, wie sich da die Burschen üben." Indem sie weiterritten, sprang Jökul mit sehn Mann vor.

Finnbogi grüßte ihn und fragte nach seinem Begehr. Jökul sagte: "Man kann sagen, daß ich nichts gegen dich vorbringen kann, aber es kommt gewiß noch dazu. Thorkel hat mir, meine ich, reichlich Feindseligkeit erwiesen, indem er um das Weib geworben hat, für das ich sorgen wollte. Es ist dreist genug von ihm, daß er es unternimmt, uns Brüdern entgegenzutreten ." Finnbogi antwortete: "Wenn du auch meinen Vetter Thorkel für schwerfällig hältst, so ist er doch in Sachen, die die Frauen angehen, nicht weniger Manns als ihr Haudegen." Jökul stieß mit dem Spieß nach Thorkel und zielte mitten auf ihn. Finnbogi schwang im Augenblick sein Schwert und zerhieb ihm den Spießschaft mitten zwischen den Armen. Dann sprang Finnbogi vom Pferd und rief: "Mir sollst du zuerst stehen, Jökul, — ihr müßt doch neugierig sein, ihr Seetäler, was ich vermag!" Jökul ergriff einen Spieß und stieß nach Finnbogis Schild. Der Spießschaft ging entzwei.

In diesem Augenblick liefen zwei Männer vor; das waren die beiden Brüder Thorir und Thorstein. Die gingen gleich dazwischen und trennten die beiden. Sie hatten sich gleich, als Jökul fortging, denken können, was er vorhaben würde. Er hatte sich in den nächsten Gehöften Männer dazu geholt.

Als sie getrennt waren, ritt Finnbogi nach Borg heim, und man traf nun die Vorbereitungen für die Hochzeit, wie es sich in allem gehörte.

Eines Tages ritt Finnbogi nach Tempel und lud die beiden Brüder Thorir und Thorstein auf das Fest. Sie bedankten sich und sagten, sie sähen es gern, mit ihm in Freundschaft zu leben. Nur Jökul, sagten sie, sei starr und hartköpfig von Natur: wir möchten alle zusammen kommen oder niemand von uns." Danach ritt Finnbogi heim. Und eines Tages vor dem Fest ritten die beiden, Thorir und Thorstein, nach Borg, Finnbogi zu besuchen, und sagten, sie wollten zum Fest lieber daheim- bleiben. Finnbogi sagte: "Ihr redet ganz vernünftig." schenkte Thorstein ein kostbar geziertes Schweri, ein ausgesuchtes Stück, und Thorir einen Fingerring, der eine Unze



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wog, —den habe Jarl Hakon, sein Schwager, ihm gegeben. Sie dankten ihm aufs beste und ritten heim. Jökul machte sich darüber lustig gegen seine Brüder.

Es wird erzählt, daß man sich in Borg zum Mahle setzte, und daß nichts weiter vorfiel. Das Gastgebot verlief ohne Störung. Zum Schlusse forderte Finnbogi Thorkel und seine Frau auf, den Winter über dort bei ihm zu bleiben. Thorgrim meinte, daß Thora wohl mit heimziehen wolle. Thora erwiderte: "Ich entscheide mich dafür, hier bei Finnbogi zu bleiben. Es wird uns am besten sein, seine Hilfe zur Hand zu haben. Ich komme aber noch, lieber Vater einmal dich wieder zu besuchen." Danach ritten die Gäste aus beiden Sippen heim, mit guten Gaben reich beschenkt.


32. Jökul muß vor Thorgrim und dem Knechte Svart abziehen

Einmal geschah es, daß Thorkel zu Thora sagte:"Gedenkst du nun deinen Vater zu besuchen, wie du's ihm versprochen hast:" Sie antwortete, sie hätte schon große Lust, aber ihr ahne, daß sie ihm einen größeren Dienst erweise, wenn sie lieber zu Hause bliebe und nicht verreiste. Thorkel sagte: "Ich weiß, daß du da an deinen Freund Jökul denkst. Ich fürchte ihn aber nicht sehr. Wir wollen darum ruhig reisen. Und eines Morgens war Thorkel früh auf den Beinen. Finnbogi fragte ihn, was er wolle. Er sagte, er wolle mit Thora nach Farmhofenlehne reiten. Finnbogi erwiderte, es sei keineswegs rätlich, zu reiten; "ich denke; daß meine Freundin Thora mir die Entscheidung überlassen wird." Thora bejahte das. Thorkel erklärte, er sei entschlossen, zu reiten, wenn Finnbogi es nicht verbieten würde. Der sagte, er wolle es nicht verbieten; — "ich habe aber gehört, daß Jakut vor wenig Tagen nach dem Skagafjord geritten ist. Und mir scheint. man kann nicht wissen, wie ihr zusammenstoßen werdet." Danach ritten die beiden zusammen nach Osten. Ein Bursche lief mit ihnen. Sie ritten, bis sie nach der Lehne kamen. Da nahm man sie wohl auf.

Ein Mann hieß Thorarin; er wohnte in Weidenmoor 1 am 

1 Ist. Vidimyrr, am Westufer der Gletscherache des Skagafiords. Der Seepaß



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Skageifjord. Er war ein ansehnlicher Mann und Shane ein Godentum. Vilmund hieß sein Sohn. Thorarin warden Leuten vom Tempel versippt; zwischen ihm und Jökul war die größte Freundschaft. Allen anderen schien Thorarin der ärgste Schurke und einer der übermütigsten Männer zu sein. Jökul war gerade in Weidenmoor zu Gaste. Als er noch nicht lange dort war, erfuhr er von herumstreifenden Leuten, daß Thorkel und sein Weib Thora nach Farmhofenlehne gekommen wären. Bald darauf machte er sich auf, nach Hause zu reiten. Thorarin wunderte sich, daß er so schnell an Heimkehr dachte, und sagte ihm, das sei sonderbar und unfreundlich gegen ibn gehandelt. Jökul erklärte, er wolle jetzt reiten. Thorarin begleitete ihn dann bis zu dem Engpaß am Gehöft Seehalde und kehrte dort um. Sie aber ritten zu dritt bis nach Farmhofenlehne. Da war der Tag schon ziemlich herum.

Ein Weib stand draußen und begrüßte Jökul, weil sie ihn schon oft gesehen hatte. Er fragte, ob Thorkel zu Hause wäre. Sie sagte ja. "Dann geb," sagte Jökul, "und bitte ihn herauszukommen . Sage, daß ich mit ihm sprechen will." Sie tat das. Vater und Schwäher saßen in der Stube. Wenig Leute waren daheim.

Svart hieß der viehhirt Thorgrims, er war groß und stark. Thorgrim sagte zu Thorkel, er solle seine Augen offen haben. Sie nahmen beide ihre Waffen und gingen hinaus. Thorgrim war schon ein alter Mann. Thorkel begrüßte Jökul. Er antwortete: "Das sollst du merken, was für einen Gruß ich dir zugedacht habe", stieß mit seinem Spieß nach ihm und zielte mitten auf ihn. In dem Augenblick sprang Svart der Viehhirt vor, hatte einen großen uralten Stahlhelm auf dem Raps und einen Schild vor Aber als Hiebwaffe hatte er nichts weiter, nur seine Mistgabel über die Schulter geschwungen. Als Svart sah, was Jökul vorhatte, schlug er sofort mit der Mistgabel auf ihn ein und hieb Jökul den Spießschaft mitten zwischen den Armen entzwei. Jökul rief: "Pack dich, verfluchter Knecht" Svart antwortete: "Wenn du nicht schnell heimreitest, verbindet Weidenmoor mit Farmhofenlehne und dem Lande am welpen- ord. Derselbe Schauplatz in der Geschichte von Thord, Kap. 12.



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so ziehe ich dir einen zweiten übers Ohr." Da stieß Thorkel nach Jökul mit seinem Spieß und traf die Schildspitze, daß er sie spaltete. ver Spieß drang Jökul in den Fuß; das gab eine große Wunde. Die Begleiter Zökuls griffen Thorgrim an. Jökul sprang dem Thorgrim in den Rücken und hieb ihm mit dem Schwert auf den Kopf. Er hatte einen Helm auf dem Kopf, und das Schwert schnitt nicht mehr ein, als wenn er mit einem Holzscheit geschlagen hätte. Idkul war sehr verwundert, denn die Schneide hatte sich sonst immer gut gehalten. Thorkel stieß nach einem der Begleiter Jökuls und trieb die Waffe auf einmal durch ibn durch. Da rief Thorgrim:"Das will ich dir raten, Jökul, reit nun beim! Diesmal wirst du keine Ehre mit deiner Fahrt einlegen" Jökul sah, daß es so kommen würde, denn der Bluwerlust ermüdete ihn arg. Auch sah er, daß Svart mit gehobener Gabel dastand und bereit war, auf ihn loszuschlagen. Dies schien ihm eine besondere Schande. Und alles zusammen überlegt, stieg Jökul zu Pferde und ritt mit einem Begleiter fort. Er war mit seiner Fahrt gewaltig unzufrieden.

Er kam heim, und es dauerte lange, bis er wieder geheilt war. Dies wurde alles bekannt; und man fand, daß Jökul dabei schlecht abgeschnitten habe.


33. Bergs Ankunft

Bald danach kam ein Schiff vom Ozean in den Widderfjord 1 nach Plankensand. Der Schiffseigner hieß Berg und wurde Berg der Kühne genannt. Er war ein tüchtiger Mann und schön von Aussehen. Er war verheiratet. Seine Frau hieß Dalla, sie war schön und aus gutem Geschlecht und verstand sich auf alle weiblichen Fertigkeiten. Dieser Berg war ein Schwestersohn von Finnbogi dem Starken. Seine Mutter war dieselbe Thorny, die Skidi gegen den Willen ihres Vaters Asbjörn entführt hatte. Sobald Finnbogi davon erfuhr, ritt er zum Schiff, begrüßte seinen Neffen Berg und lud die beiden 1 

Zsl. Hrutafjördr, der am tiefsten nach Süden einschneidende Fjord des Welpenbottens (Hunafloi), westlich vom Welpenfjord. Plankensand ist. Bord eyrr siehe die Geschichte von den Seetälern, Kap. i4.



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zu sich. Die nahmen es an und kamen mit nach Borg. Finnbogi war sehr erfeut und bewirtete sie auf das allerbeste. verging der Winter, und sie unterhielten sich einmal: Finnbogi bat Berg bei ihm zu bleiben und sein Schiff nach Norwegen zurückzuschicken. Und so machten sie es ab. Für das Schiff gewannen sie einen Mann. Das war ein Verwandter der Dalla. der von den Hebriden stammte, wie auch Dalla selbst.


34. Berg und Jökul geraten aneinander. Jökul errichtet Finnbogi eine Hohnstange

Grim hieß ein Mann, der in Torfahof 1 wohnte. Er war jung und unverheiratet. Sein Vater war gestorben. Er war aus gutem Geschlecht und ein tüchtiger Mann. Nahe verwandt war er mit Vefrid, der Frau Sigurds am Felsenriff. Grim warb um die Schwestertochter der Brüder vom Tempel. Im Winter sollte die Hochzeit sein; und man lud dazu die Gäste ein. Grim war auch mit den Leuten von den Labkrautwiesen nahe verwandt, und darum lud er Finnbogi und seine Frau ein und alle, die sie etwa mitzubringen wünschten. Die beiden Brüder Thorir und Thorstein luden Finnbogi auch ein. sagte, seine Verwandten hätten ihn schon eingeladen, er sei ihnen aber dankbar dafür. Die Zeit verging indes, es wurde Winter. Das Wetter wurde rauh, so daß es stürmte. An dem Tage, als das Gastgebot sein sollte, machten die Vettern Finnbogi und Berg sich auf; weiter aber hatte niemand Lust mitzugehen. Sie machten sich auf den Weg, und Finnbogi ging voran bis zur Seetalsache 2. Die war fast unpassierbar, hatte großen Eisgang und war am Ufer zugefroren. Sie banden ihre Waffen zusammen. Ihre Schaffelle reichten ihnen bis an die Füße. Berg verlor kein Wort, aber er hielt es unmöglich hinüberzukommen. Sie sprangen beide ins Wasser, und Finnbogi sagte zu Berg, er solle sich an seinen Gürtel halten. Er schwamm so, daß er das Eis vor sich her stieß. Und bei seiner Kraft und Geschicklichkeit kamen sie hinüber und gingen, bis sie am Tempel anlangten. Da waren alle Gäste schon ein 

1 An der Mittelfjordache, südlich von den Dampfquellen siehe die Geschichte von Thord. Tempel liegt auf dem resten Flußufer.



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getroffen. Sie gingen hinein. Da waren große Feuer in der Halle, und auf den Langbänken saßen einige Männer. Die Brüder waren alle dabei. Es war ein Mann, der hieß Kol. Der war in Tempel Hausmeister, groß von Wuchs und stark und unbändigen Sinnes. Sie gingen nun die Feuer entlang in den Saal hinein. Finnbogi ging voran. Als sie an Jakut vorbei kamen, stieß der mit der Hand nach Berg und schob ihn ans Feuer, so daß er Kol berührte, der am Feuer zu tun hatte. Der stieß Berg sofort zurück und sagte, er möge ihn nicht anrempeln . Finnbogi sah zu und griff mit einer Hand dem Berg zwischen die Schultern in seinen Pelz und hielt ihn mitsamt der vollen Rüstung aufrecht. Mit der andern Hand stützte er sich auf die Schultern Jökuls und sprang mit allem, was er auf dem Leibe hatte, über ihn und kam wieder stehend auf die Füße. Alle wunderten sich über seine Behendigkeit. Brüder sprangen nun auf und nahmen ihnen die Waffen und die nassen Kleider ab und reichten ihnen trockene. Dann gingen sie zur Bank des Bräutigams Grim. Finnbogi saß ihm zur Seite. Das Gastmahl verlief gut; und zum Schluß wurden Geschenke verteilt. Thorir gab Finnbogi Zuchtrosse zum Geschenk , wie sie besser im Seetal nicht zu haben waren. Thorstein gab ihm Helm und Spieß, zwei gute Stücke. Finnbogi dankte ihnen geziemend. Als man zum Aufbruch gerüstet war, ging Berg der Kühne auf Kol zu und schlug ihm seine Axt auf den Schädel. Er verlor sofort die Besinnung. Auf beiden Seiten lief man zu den Waffen. Weil aber viele vermittelnd dazwischen traten, trennte man sich vorläufig.

Den Sommer danach kam das Schiff wieder an Land, das Berg gehörte. Denselben Sommer forderte Jökul Finnbogi zum Holmgang und ebenso Thorstein Berg den Kühnen. Beide gingen darauf ein und man machte den Tag ab, an dem man sich treffen wollte. Als der Tag herankam, sagte Dalla zu ihren verwandten, daß ihr der Plan nicht gefalle; ich werde ein solches Unwetter wecken, daß weder ihr noch sonst jemand draußen sein kann." Finnbogi sagte, sie solle das lassen. Die Schande würde nie untergehen, wenn sie ihr Gelübde brächen; man würde ihnen das als Feigheit auslegen. Dalla sagte,



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darauf wolle sie es ankommen lassen; lieber, als daß sie ihren Mann verlöre. Und das sagte nicht umsonst. Es erhob sich ein so gewaltiges Unwetter, daß man sich nicht erinnerte, solchen Sturm und solches Schneefegen erlebt zu haben. Man sagt, daß es auch Finnbogi übel gefiel; er meinte aber, daß keiner kommen würde; und so blieben sie auch zu Hause. Das Uu- wetter hielt drei Tage an. Als es sich gelegt hatte, war keine Spur von Schnee mehr zu sehen. Jetzt wurde bekannt, daß die Männer von Tempel zu dem abgemachten Platz gekommen waren, und daß Jökul dem Finnbogi eine schmähliche Hohn- stange 1 errichtet hatte an der Stelle; wo sie hätten miteinander kämpfen sollen. Das wurde herumgetragen, und alle fanden, daß Finnbogi da unehrenhaft gel und daß sein Ansehen arg gelitten habe. Ihm selber schien es so schlimm, daß ihm noch nichts so nahe gegangen war, wie diese Sache. Er faßte großen Groll gegen Dalla. So ging der Winter bin.

Finnbogi hatte drei Söhne. Die hießen Gunnbjörn, Thorir und Eyjolf. Alles waren vielversprechende Burschen-


35. Bergs Fall. Gunnbjörn sieht mit Dalla nach Norwegen

Als es Sommer wurde, rüstete Berg sein Schiff und gedachte mit seiner Frau abzufahren. Finnbogi ließ ihre Waren an Bord schaffen. Thorkel und Thora waren zu der Zeit bei Finnbogi. Als Berg sich auf den Weg machte, ritten Finnbogi und Thorkel mit ihm; Hrafn der Kleine begleitete sie mit einigen Lastpferden. Sie ritten, bis sie ein gut Stück nach Westen über den Widderfiordrücken 2 gekommen waren. Hrafn ritt voran. Als sie nun den Rücken hinab ritten, wartete er auf sie. Finnbogi fragte, warum er nicht weiter reite; —"hast du etwa irgend einen Verdacht:" Er antwortete:"Freilich. Ich sah hier vor uns an dem Steilhang zwei gesattelte Pferde vorkommen. Dann liefen zwei Männer mit Waffen dazu, nahmen die Pferde und führten sie hinter den Hang. Ich glaube, daß man euch hier auflauert; und es werden mehr Leute sein, als ich gesehen 

1 Siehe die Geschichte von den Seetälern, Kap. 34. 2 Höhe zwischen Widderffjord und Mittelstord.



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habe. Mein Rat ist, einen anderen Weg zu nehmen und uns nicht mit ihnen einzulassen."Finnbogi antwortete: Das können nur die sein, die ich wohl noch lieber treffen möchte, als sie mich-mag unsere Begegnung enden, wie sie wolle! Diesmal wollen wir uns nicht den Neidingsnamen durch voreilige Flucht verdienen und dadurch, daß wir eine so unerhörte Schmach auf uns sitzen lassen" Damit ritten sie auf einen Geröllhügel. Beide Teile sahen sich. Da war es Jökul Ingimundsson, sein Verwandter Thorarin, Vilmund, dessen Sohn, und der Hausmeister Kol. Sie waren zusammen zwölf Männer, und lauter kampftüchtige.

Finnbogi und die Seinen sammelten einige Steine auf, bis die anderen kamen. Da rief Jökul: "Jetzt ist es Zeit, Kol, an den Arthieb zu denken!" Da sprang Kol vor und stieß mit dem Spieß nach Berg und traf ihn auf den Schild. Berg wehrte den Schlag mit dem Schilde ab. Da stieß Jökul nach Bergs Hals und zielte auf die Kehle. Finnbogi sah das, sog sein Schwert und zerhieb ihm den Spießschaft. Thorarin und zwei andere griffen Thorkel an. Der wehrte sich tapfer und fiel dann ehrenvoll. Berg stieß nach Kol durch den Schild hindurch und traf ihm die Brust, daß er zurückfiel. Sogleich schmetterte Finnbogi ihm einen Stein auf den Kopf, daß der Schädel in Splitter zerschellte und er auf der Stelle tot war. Finnbogi stieß darauf nach Jökul und traf ihm durch den Schild das Bein, daß es eine große Wunde gab. Vilmund griff indes mit zwei anderen Berg mit aller Kraft an. Berg stieß nach dem einen und durchbohrte ihn. Unterdessen war der andere ihm hinter den Rücken gekommen. Berg drehte sich und schlug ihm einen Querhieb mit dem Schwerte, der ihn mitten durch den Leib traf. Da stieß Vilmund nach Berg. Finnbogi sah, daß er ungedeckt dastand, und sprang ihm zu Hilfe. Da stieß Vilmund den Berg durch den Leib und zog das Schwert wieder zu sich zurück. Berg blickte dahin, lächelte und sagte: "Nun wird meine Hilfe geringer, als ich dachte, Vetter Finnbogi! Du hast mich gut Winter durch bewirtet." Damit wickelte er sich in seine Kleider und setzte sich hin. Finnbogi lief auf Vilmund zu und hieb ihn in die Schulter hinein. Da stieß Jökul nach Finnbogi, mit der



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anderen Hand aber schlug er dem Berg mit dem Schwerte den Kopf ab. Finnbogi hieb nach Jökul, so daß das Schwert in den Knochen Mr. Hrafn der Kleine war schwer verwundet und hatte einen der Begleiter des Goden Thorarin erschlagen. Da griffen sie zu fünfen Finnbogi an. Er hieb mit beiden Händen und drang tapfer auf sie ein. Thorarin griff ihn heftig an, er war mutig und einer der Stärksten. Finnbogi warf einen Stein nach ibm und traf ihn auf das Jochbein. Er stürzte davon sofort. Finnbogi hieb ihm nach und traf ihn mitten durch den Leib. Er teilte nun gefährliche Hiebe aus.

Als sie eine Zeit weitergekämpft hatten, sahen sie zebn Männer heranreiten und die ritten aus Leibeskräften. Das waren die Brüder Jökuls; die traten sogleich zwischen sie. Jökul war kampfunfähig und sehr schwer verwundet. Fünf konnten noch stehen, aber alle waren schwer verwundet. Finnbogi war sehr ermüdet, aber ohne Wunden. Thorir sagte: "Hier sind böse Singe geschehen, die nicht nötig gewesen wären!" Finnbogi antwortete: "Dinge sind geschehen, für die ich nie Buße bekommen kann. Gedacht hatte ich, daß ich Jökul nicht öfter mehr zu treffen nötig haben würde. Aber das steht nun in eurer Gewalt." Thorir sagte, sie müßten nun ablassen. Sie sorgten dann für die, auf deren Leben man noch hoffen konnte. Finnbogi schaffte die Leiche seines Vetters Berg beim und begrub ihn nahe bei Borg. Dort steht noch heute der Hügel. Das wurde nun bekannt; und alle fanden, daß das ein harter Kampf gewesen sei und daß Finnbogi bewiesen habe, daß er noch immer im Draufgehen andere übertreffe.

Dalla war sehr getroffen durch den Tod ihres Mannes. Sie bai Finnbogi, ihr seinen Sohn Gunnbjörn als Pflegesohn zu geben; das sei ihr ein Trost, einen aus Bergs Geschlecht bei sich zu haben. Und da Finnbogi wußte, daß sie überaus wohlhabend war, und auch, daß sie bei diesem Treffen einen großen verlust erlitten und viel Kummer erfahren hatte, da gab er ihrer Bitte statt und überließ ihr seinen Sohn Gunnbjörn. Der war damals sechs oder sieben Jahre alt. Er übergab ihr auch fünfzehnhundert Ellen braunrotgestreiften Fries und fünfzehn Handelsfelle, die er dem Bauern Bard in Grünheide schickte.



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Darauf machte sie sich auf den Weg nach Norwegen, wo sie einen ansehnlichen Hof besaß. Sie schnitt dem Gunnbjörn sofort prächtige Kleider aus Scharlach zu und ging dann nach Grünheide und brachte dem Bard die Geschenke. Bard gefiel der Junge wohl. Eines Tages fragte Bard ihn, ob er mit einem anderen Jungen ringen wolle. Er sagte, es käme auf Dalla an. Darauf rangen sie dreimal miteinander; sie schienen dem Bard fast gleich stark zu sein; und er sagte, sie möchten aufhören. Gunnbjsrn rief, er wolle nicht aufhören, unterlief den andern und warf ihn so hart nieder, daß gleich drei Rippen brachen. Jetzt wolle er aufhören, sagte er. Bard sagte, er sei nicht aus der väterlichen Art geschlagen, gab ihm einen Goldring, der sechs Unzen wog, und sagte, man dürfe bossen, daß er einmal ein rechter Mann werden würde. Der andere sei fünfzehn Jahre alt und dabei der gewandteste von allen Jungen. Gunnbjörn aber war damals erst acht Jahre alt. Danach fuhren sie denn ab mit reichen Geschenken. Gunnbjörn wuchs bei valla auf, bis er zwölf Jahre alt war. Er war da größer und stärker als seine Altersgenossen.

Rand hieß ein Wikinger der um Dalla geworben hatte. Gunnbjörn war ihm scharf entgegengetreten, und Raud hatte übel zufrieden abziehen müssen. Es kam nun die Zeit, daß Dalla dem Gunnbjörn ein Schiff gab. Er legte sich auf Seezüge und war allen voran an Tapferkeit. Er verfolgte Wikinger, wo er sie nur erreichen konnte. Als der Sommer zu Ende ging, traf er den Wikinger Raud unter einer Insel. Sie waren sofort in einen Kampf verwickelt. Raud hatte einen prächtigen Drachen 1. Er war grimmig und ein gefährlicher Feind. Auf beiden Seiten fiel Volk Da rief Gunnbjörn: "Willst du mit mir ringen:" Wie alt bist du fragte Raud. "Ich bin zwölf Jahre alt," sagte er. "Dann scheint mir, daß es wenig oder gar nichts zu bedeuten hat, mit dir zu ringen. Aber ich will's dir zu Gefallen tun." Darauf begannen sie zu ringen; es dauerte lange. Gunnbjörn war schwächer und suchte sich zu schonen. Rand legte sich mit aller Kraft hinein, bis er müde wurde. Da ging Gunnbjörn mit aller Kraft vor und Raud siel. 

1 So heißen die Wikingerschiffe nach ihren Gallionfiguren.



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Gunnbjörn hatte ein Messer an einer Schnur um den Hals, das ihm seine Pflegemutter geschenkt hatte. Und da er keine Waffe sonst hatte, so nahm er dieses kleine Messer und schnitt dem Raud damit den Kopf ab. Danach nahm Gunnbjörn sich das gute Drachenschiff und alle Habe, die Raud besehen hatte. Seine Leute aber ließ er in Frieden sieben mit dem, was ihnen gehörte. Sie nannten ibn den edelmütigsten Mann dafür.

Im Herbst fuhr er zu seiner Pflegemutter. Da saßen sie den Winter über in Frohsinn; und es fehlte ihnen weder an Geld noch an gutem Ansehen.


36. Finnbogi wird Christ. Asbjörns Tod. Finnbogis Kraftprobe

Als das Christentum nach Island kam, der beste Gast seither im Lande, da war niemand eher und schneller zur Annahme bereit, so wird erzählt, als Finnbogi der Starke, zusammen mit seinem Oheim Thorgeir. Auch später war er immer ein Anwalt. den Glauben zu stärken und zu stützen, wenn die heiligen Männer ihn verkündeten. Er war auch selber ein guter Christ.

Nach dem Fall Bergs, sc wird erzählt, gebar Hallfrid ein Kind; und Finnbogi ließ es sogleich nach seinem Vetter Berg nennen. Von allen seinen Söhnen liebte er diesen am meisten.

Bersi hieß ein Mann, der wohnte in Schluft 1 im Seetal und war mit den Tempelleuten verwandt. Sie hatten ihm ein Weib verschafft und auch Geld dazu gegeben. Er war vorher Laufbursche bei den Brüdern gewesen; jetzt aber war er angesehen und ein großer Gesetzkenner. Dieser Mann stachelte die Brüder stets an, Finnbogi entgegenzutreten. Jökul lag lange an seiner Wunde darnieder, aber schließlich genas er doch. Eines Tages, heißt es, war Finnbogi nach dem Felsenriff geritten, Sigurd zu besuchen; und ehe er heimritt, begab er sich ;u Bersi nach Schluft und sagte: "Wie ich höre, Berfi, weckst du, soviel du kannst, Argwohn bei deinen Vettern und hetzst sie gegen mich auf. Aber da du ihnen gegenüber nichts zu bedeuten hast; will 1 

Zsl. Hvammr, rechts der Seetalsache, nördlich von Tempel, nicht weit von der Mündung des Karnobaches,



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ich dich einmal so heimsuchen, daß du nicht wieder in die Höhe kommst." Bergi erwiderte: Ich habe mich bisher nicht viel damit abgegeben, aber du sollst wissen, daß in Zukunft niemand dir feindlicher gesinnt sein soll als ich." Finnbogi war zu Pferde und ritt an ihn heran und schlug ihm eine Ohrfeige, daß er sofort in Ohnmacht fiel. Er sagte, daß er Waffen nicht wert sei. Er solle sich gefaßt machen, daß es ein andermal noch schlimmer komme. Damit ritt er heim und tat, als wäre nichts geschehen.

Einmal geschah es, daß Finnbogi und Hallfrid nach Lautersee ritten. Thorgeir hieß sie aufs beste willkommen und war sehr eigent über ihren Besuch. Bald darauf kam ein Boie vom Strandhof und meldete, Asbjörn sei schwer krank, und Thorgeir möchte hinaus kommen. Daß Finnbogi auch da war, hatte man nicht gewußt. Sie ritten nun alle zusammen. Das ganze Haus begrüßte sie froh.

Asbjörn war schwer krank. Er ordnete die Dinge an, über die er noch verfügen wollte. Finnbogi, sagte er, solle sein Erbe sein, und ihm gönne er sein Gut von Herzen. Er bat die Eheleute , ihm den Gefallen zu tun, ein Kind nach ihm zu nennen. Er meinte, dann würde auch Glück dem Kinde folgen. Man holte einen Priester, der ihn mit dem bediente, was ihm am nötigsten war. Dann setzte ihm die Krankheit so zu, daß er starb.

Sie sogen darauf mit seiner Leiche fort, und eine große Menge folgte ihnen hinaus. Als sie nun landeinwärts über die Flateytalsheide ritten und über den Allmännerrücken 1 (der andere Rücken heißt Finnbogirücken), da sagte Thorgeir, sie möchten von den Rossen steigen. Das Wetter war gut und warm, und die Pferde wurden unter der Leichenbahre müde. Sie taten so. Da sagte Thorgeir zu Finnbogi: "Da es doch wahrscheinlich ist, Neffe, daß du nicht so bald wieder hier nach dem Norden kommst, so wollen wir dich bitten, daß du uns hier eine Probe deiner Kraft gibst, wo deine verwandten 

1 Zsl. Almannakambr im oberen Tai der Flateytaloache führt ein Schluchtweg an den beiden Rücken vorbei. Der Finnbogistein wird am Nordeingang der Schlucht gezeigt.



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und Freunde alle beisammen sind." Finnbogi fragte, was er denn am liebsten sähe ; — ob sie etwa ringen wollten. Thorgeir sagte, das wäre kein Vergnügen. Da warf Finnbogi seinen Mantel ab. Er war ein großer und ansehnlicher Mann. Schmal in den Hüften und breit in den Schultern, von starken Gliedmaßen und schönem Haar, wohlgestalt und ritterlich und im Führen der Waffe allen voran. Wir dürfen sagen, daß selten oder niemals ein stärkerer Mann auf Island gelebt hat, soweit er nicht übernatürliche Kräfte hatte.

Finnbogi ging auf einen mächtigen Stein zu, der in der Erde saß. Er riß den Stein heraus, obwohl es den meisten unmöglich schien, ihn zu heben wegen seiner Größe. Er nahm zwei Steine und legte sie auf den großen Stein, dann stemmte er sie sich alle auf die Brust hinauf und ging damit ein ziemliches Stück; dann warf er sie nieder, so daß der Block nicht weniger als zwei Ellen tief in das Erdreich sank. Wir haben erzählen hören, daß man nur wenig von dem großen Block noch sieht, aber die beiden kleinen Steine, die er darauf gelegt hatte, sieht man noch immer.

Thorgeir sagte ihm großen Dank dafür: "Man darf vermuten, daß diese Kraftprobe, wenn sie dir auch nicht so bedeutend erscheint , im Munde der Leute leben wird, solange Island bebaut ist, und dein Name allen Männern bekannt sein wird." Danach rüsteten sie sich zur Weiterfahrt und ritten ohne Unterbrechung nach Lautersee.

Da wurde Asbjörn bestattet; und man behielt ihn in Erinnerung als einen mächtigen Häuptling. Man beschloß nun über Thorgerd mit ihrer Zustimmung, daß sie in Strand leben, und daß Thorgeir, ihr Bruder, für sie sorgen solle. Finnbogi machte sich darauf mit seinen Begleitern zur Heimreise fertig. Man beschenkte sie mit erlesenen Gaben, und sie schieden in bestem Einvernehmen. Sie ritten zum Inselfjord. Dort suchte Hallfrid ihre verwandten und Freunde auf, und wieder wurden sie reich beschenkt. Dann ritten sie ins Weidental zurück und kamen beim nach Borg. Man begrüßte sie mit großer Freude.

Denselben Winter gebar Hallfrid einen Knaben, der Asbjörn genannt wurde und Gutes versprach. Sobald er einige Jahre



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alt war, schickte Finnbogi ihn nach Strand ins Flateytal zu seiner Mutter Thorgerd. Dort wurde er erzogen, verheiratete sich später und wurde ein großer Kämpe. Von ihm stammen viele Männer, und manche ansehnliche darunter. Finnbogi hatte auch noch einen Sohn von der Hallfrid, der Thorgeir hieß und nach dem Goden Thorgeir genannt war. Man berichtet, daß sie sieben Söhne gehabt hätten, alles tüchtige und wehrhafte Männer.


37. Zökuls Überfall auf Gunnbjörn. Finnbogi siegt über die Tempelleute

Eines Sommers kam ein Schiff in den Widderfjord, das gehörte zur Hälfte einem Mann namens Lodin, zur andern Gunnbjöru Finnbogison. Dieser ging sofort nach Borg hinauf und beide Eltern nahmen ibn mit großer Freude auf. Lodin zog nach Tempel mit einem Begleiter und nahm Quartier bei Jökul. Gunnbjörn war größer und stattlicher als die meisten Männer und seinem Vater sehr ähnlich. Er war damals fünfzehn Jahre alt.

Es wird erzählt, daß bei Bersi in Schluft Spiele stattfanden und ebenso auch immer in Tempel. Gunnbjörn ritt stets nach Schluft zu den Spielen, und Finnbogi war nicht zufrieden damit, daß er stets ohne Begleiter ritt. Er sagte ihm, er möge entweder nicht hingehen oder in größerer Gesellschaft. Bersi war immer übler Laune, wenn er kam, und tat so feindlich, als er konnte.

Eines Tages ritt Gunnbjörn mit vier Hausleuten zum Spiel nach Schluft und fand dort eine Menge Spieler vor. Jökul vom Tempel und seine Leute waren da. Man redete viel über Ringkämpfe ; und Jökul fragte, ob Gunnbjörn ringen wolle: "Du bist gewiß ein starker Mann wie dein vater:" Er antwortete, seine Gewandtheit sei nicht groß, auch sei er noch nicht im rechten Alter. Bersi sagte: "Uns scheint es passend, daß Gunnbjörn und Jökul es miteinander versuchen. Er muß ja geübt darin sein, der Sohn des Weidentalsgoden, daß es keiner wagt, sich mit ihm zu messen. Wir Seetäler aber finden, daß Ingimund nun am Ende ist und seine Söhne ihre und ihrer verwandten Schmach ruhig mit ansehen." Darauf ging man iim Spiel. Gunnbjörn bekam seinen Platz gegenüber Iskul.



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Sie gingen scharf vor und hatten einen langen Gang. Jökul siel auf das Knie. Da rief man, sie sollten aufhören, sie wären gleichstark. Jökul ging darauf nicht ein; und sie begannen einen neuen Gang. Da fiel Gunnbjörn auf das Knie. Da gingen andere dazwischen und baten sie, aufzuhören. Jökul sagte, noch sei es nicht entschieden. Darauf begannen sie zum drittenmal. Gunnbjörn entschlüpfte da dem Jakut, unterlief ihn und zog ihn an seine Brust hinauf. Dann stieß er ihn hart auf die Bank in der Mitte nieder. Jökul und Bersi liefen nach ihren Waffen und wurden festgehalten. Man hörte mit den Spielen auf. Die Tempelleute ritten gleich nach Hause und ebenso Bersi. Gunnbjörn machte sich auch reisefertig.

In Schluft war eine Dienerin, namens Ingibjörg, hübsch und arbeitsam und aus guter Familie. Sie hatte Gunnbjörn stets gut behandelt und ihm aufgewartet, wenn er kam. Er hatte auch viel mit ihr geplaudert. Die ging zu Gunnbjörn und sagte, er möchte doch nicht denselben Weg reiten, den er ge- kommen sei:"Ich glaube, daß man dir auflauert." Er sagte, das kümmere ihn nicht; — "ich werde immer reiten, wie die Wege eben führen, durch das Seetal wie durchs Weidental, ob ich nun länger oder kürzer hier auf Island bleiben soll." Sie ritten also davon und kamen bis zu einer Wegkreuzung, wo der eine Weg westlich nach dem Weidental ging. Da sprangen Männer vor ihnen auf; das war Jökul mit acht Begleitern. Er rief Gunnbjörn zu, er solle vom Pferde steigen: "Wir wollen einmal zusehen, ob du ebensogut die Waffen führen kannst; als ringen!' Gunnbjörn sagte, beides könne er nur schlecht; und damit sprang er vom Pferde und ebenso seine Leute. Jökul stach sofort nach ihm und traf den Schild. Der Schild war so fest, daß er standhielt. Gunnbjörn zog sein Schwert und hieb nach Jökul und schlug ihm die ganze eine Seite des Schildes neben dem Handgriff herunter. Jökul wurde aber nicht verwundet.

Inzwischen war Finnbogi daheim in Borg. Hallfrid fragte denselben Tag, wo Gunnbjörn wäre. Finnbogi sagte, er sei zu den Spielen geritten. Sie sagte, das verstünde sie nicht, wie man seinen Sohn allein so seinen Feinden in die Arme laufen



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lassen könne, wo man es obendrein mit solchen Draufgängern zu tun habe. Finnbogi meinte, sie habe recht, und sagte Hrafn dem Kleinen, er solle sein Pferd holen. Das tai der. Finnbogi ritt, und Hrafn der Kleine lief voran.

Er ritt immer nach Osten dem Wege nach, bis er den Kampf sah. In dem Augenblick, wo er ankam, stieß Gunnbjörn dem Bersi durch den Schild in den Schenkel. Das gab eine große Wunde. Da stieß Jökul nach Gunnbjörns Schild; der war aber so hart, daß der Stoß nicht saß. Der Spieß sprang ab und fuhr an das Schlüsselbein.

Jetzt kam Finnbogi dazwischen und stieß nach Jökul, daß es gleich bis auf die Knochen ging. Finnbogi rief: "Jetzt gilt es, Bersi, mutig vorzugehen und die Ohrfeige wieder wett zu machen!" Damit hieb er nach Bergi und schlug ihm das Haupt so hurtig ab, daß es einem Knecht zwischen die Schultern flog, daß der die Besinnung verlor. Darauf griff Finnbogi so heftig an, daß er mit beiden Händen hieb. Nicht eher ließen sie ab, als bis fünf von Jökuls Begleitern gefallen waren und er selbst kampfunfähig war. Da sagte Gunnbjörn zu Finnbogi "Wollen wir uns nun zufrieden geben; sie sind alle besiegt und ganz geschlagen. Du darfst damit zufrieden sein, daß Jökul bisher immer mit Übermacht gegen dich vorgegangen ist, immer seine Leute verloren hat und selber nie mit heiler Haut davongekommen ist. Alle Männer in Norwegen, und wo du sonst dir einen Namen gemacht hast, werden auch sagen, daß es für dich nicht viel zu bedeuten hat, mit den Seetälern die Waffen zu kreuzen, und wenn du einen nach dem anderen erschlagen solltest." Finnbogi tat, wie ihn Gunnbjörn bat, und ließ vom Kampfe ab. Jökul und drei andere waren noch am Leben, aber alle waren schwer verwundet. Vater und Sohn ritten mit ihren Leuten beim. Dieser vorfall wurde nun bekannt , und Jökul wurde mit seinen Begleitern heimgeschafft.


38. Finnbogi muß an die Holzsackbucht übersiedeln

Die Norweger, so wird erzählt, waren sehr aufgebracht darüber, daß Jökul dem Gunnbjörn aufgelauert hatte,



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verließen den Tempel sofort und blieben den Rest des Winters am Felsenriff. Den nächsten Sommer wurde diese Sache am Allthing zur Sprache gebracht, und man meinte, daß es so nicht weiter ginge, daß sie einander reihum erschlugen. Man glaubte, daß Finnbogi nicht eher abstehen würde, als bis er alle aus dem Wege geräumt habe, die noch in Betracht kämen. Und ebenso, daß Jökul bei seinem Trotz nicht ablassen würde, wie viel seiner Leute auch umkämen, bis er oder Finnbogi siele, Man versuchte sie zu einem Vergleich zu bewegen, aber Jökul wollte auf keinen eingehen, und Finnbogi keinen anbieten. So konnte man keinen Frieden säften.

Da aber nun die Männer vom Tempel eine große verwandtschaft hatten, Thorgeir aber, der Oheim Finnbogis, gestorben war, so beschlossen die Häuptlinge, Finnbogi aus dem Weidental zu weisen. Denn man war der Meinung, daß diese Mißstände nicht früher gehoben werden würden, als bis ein Teil wegzöge. Gunnbjörn redete seinem Vater zu, fortzugehen, und sagte, er würde, wohin er käme, sich gutes Ansehen verschaffen .

Finnbogi sagte, er wolle nicht fort, aber seinen Söhnen wolle er folgen und sie zur Mannhaftigkeit und Kraft erziehen. Darnach, wird erzählt, verkaufte Finnbogi sein Land zu Borg und zog nach der Holzsackbucht 1, siedelte sich da an und erbaute einen stattlichen Hof.

Denselben Sommer reiste Gunnbjörn nach Norwegen und hatte viel Geld von seinem Vater mitbekommen. Dalla war gestorben und all ihr Vermögen fiel an ihn. Er verheiratete sich, und seine Frau hieß Asa, aus gutem Geschlecht. Er war ein ansehnlicher Mann und übertraf in jeder Tüchtigkeit die meisten andern. Von ibm wird eine lange Geschichte erzählt. Finnbogi und Hallfrid hatten sieben Söhne: Gunnbjörn war der älteste, der zweite Eyjolf, der dritte Thorir, der vierte Asbjörn, der fünfte Berg, der sechste Thorgeir, der siebente Thorgrim. Alle waren vielversprechende junge Leute. Finnbogi wurde dort im Westen Häuptling; und alle richteten sich nach 

1 Ist. Trekyllsvik, nordwestlich neben dem Welpenbotten (Hunafioi); s. die Karte Thule V.



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ihm und befanden sich wohl dabei. Thorir, Finnbogis Sohn, lebte stets bei seinen verwandten an den Labkrautwiesen, und man hat uns erzählt, daß er mit Eyjolf dem Lahmen 1 bei dem Kampf am Eisfuchshügel gewesen sei. Er war groß und stark. Alle seine Söhne stattete Finnbogi auf das beste aus, denn er war reicher als irgend einer und hatte weit mehr Kostbarkeiten, als sonst jemand. Auch in seinem Auftreten war er der Prächtigste. Hrafn der Kleine war bei Finnbogi Zeit seines Lebens, er war stink und hatte scharfe Augen und beobachtete gut. Finnbogi war ein tüchtiger Hauswirt; besonders betrieb er die Fischerei. Man hatte es auch so bequem, daß man die Fische fast mit der Hand an Cand werfen konnte. Finnbogi wurde nun älter, behielt aber all sein Ansehen. Die Bucht wurde jetzt sehr bebaut: es gab da fünfunddreißig große und ansehnliche Höfe und eine große Zahl Männer.

Finnbogi wurde Häuptling und Gode über all dies Volk und alle waren ihm sehr ergeben. Seinen Hof dort nannte er Finnbogihofen, es war ein großes und stolzes Anwesen. Finnbogi ließ eine große Kirche in seinem Gehöft errichten, bestellte einen Priester dafür und hielt ihn gut und reichlich mit allem, was er brauchte.


39. Jökul schickt einen Meuchelmörder nach Finnbogi

Es wird erzählt, daß einmal im Frühjahr ein Mann nach Finnbogihofen kam und um Quartier bat, groß und kräftig. Er trat vor Finnbogi und begrüßte ihn. Finnbogi erwiderte den Gruß und fragte ihn nach seinem Namen. Er nannte sich Thorgrim, er sei aus dem Seetal und auf dem Thing geächtet worden. Finnbogi Sagte, wer ihn geächtet habe Thorgrim antwortete: das hätten die Tempelleute getan. Finnbogi Sagte, was er vorhabe. Er sagte, das wisse er nicht eigentlich. Er habe sich schon nach manchen Häuptlingen um 1 

Ein Sohn Gudmunds des mächtigen, Enkel Eyjolf Valgerdsons. 2 Jsl. Melrakkaholl Der Kampf wird in der Geschichte der Leute vom Lautersee, Kap. 24. erzählt; dort heißt der Hügel Kakalihügel, er wird der heutige Kampwügel (Orrostuholl) im Fnjoskatal, östl. des Inselfjords, sein.



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gesehen, und niemand habe ihn in seinen Schutz nehmen wollen; "nun erfuhr ich, daß du ein angesehenerer Mann seiest, als die meisten anderen, und mir schien rätlich, dich aufzusuchen. Ich möchte dich bitten, mich aufzunehmen und für mich zu sorgen." Finnbogi sagte: "Es ist nicht ratsam, einen Geächteten aufzunehmen. Ich habe mit den Seetälern auch schon viel zu tun gehabt, ohne daß ich so etwas mir habe zu Schulden kommen lassen, einen zu beschützen, den sie in die Acht gebracht haben. Es ist schon das Beste, wenn wir uns jetzt in Ruhe lassen, wenn wir auch voneinander viel Schaden gehabt haben. verstehst du übrigens irgend ein Handwerk?' Er sagte, er verstünde keins; — aber wenn ich denn eins nennen soll, so kann ich, glaube ich, Zäune bauen so gut wie einer. Das habe ich schon oft gemacht, und noch ist keiner gefallen. Eher schon sinken sie in die Erde ein." Finnbogi sagte:"Das hätte ich gerade recht nötig, denn um den Grasplatz ist kein Zaun und es wird viel darauf getreten." Thorgrim meinte, er solle doch versuchen, wie er sich dabei anstelle.

Und so kam es, daß er dablieb und sich an den Zaun machte. Es ging ihm rasch vom Fleck und gut, und Finnbogi merkte; daß er dazu geschickt war. Es ging auf den Sommer, als er den Zaun fertig hatte. Die Arbeit hatte zwei Monate gedauert; und alle sagten, das sei ein Werk, das ihm Ehre mache. Thorgrim war angenehm im Umgang und mischte sich nicht in andere Dinge. Er fragte Finnbogi, was er nun tun könne, und sagte, daß er gern dableiben wolle. Finnbogi sagte, er habe ein gehegtes Feld. Dort möge er hingehen und einen Zaun herumziehen. Thorgrim tat das. So verging eine Zeit. Eines Tages ging Finnbogi auf das Feld. Thorgrim begrüßte ihn; da war das größte Stück vom Zaune schon fertig, und er bewunderte die Schnelligkeit und das Geschick dieses Mannes. Es war an dem Tage sehr heiß, und Finnbogi sagte: "Mir wird so schläfrig und schwer im Kopfe, daß ich mich schlafen legen muß." Thorgrim sagte, er solle doch heimgehen und da schlafen. Finnbogi antwortete, daß er sich nicht mehr länger halten könne, warf sich nieder und schlang seinen Mantel um den Kopf. Er schlief auch gleich ein und schnarchte



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laut. Thorgrim machte Lärm, aber Finnbogi wachte nicht auf. Da lief Thorgrim in die Ecke an eine Stelle, hob eine Rasenscholle und holte ein Schwert hervor. Damit sprang er auf Finnbogi zu, wie er dalag, und hieb nach ihm, wie es ihm am bequemsten war. Finnbogi schlief nicht so fest, als es schien und Thorgrim dachte, sprang ihm entgegen, warf seinen Mantel ihm über das Schwert und stieß es beiseite. Thorgrim unterlief Finnbogi aber obwohl er stark war, fand er hier doch seinen Meister. Finnbogi hatte ihn sofort unter sich und fragte, was das für eine Treulosigkeit sei, und wer ihn dazu angestiftet habe. Thorgrim sagte, er wolle es nicht leugnen, es sei ein Anschlag von Jökul; " er meint, daß er großen Schaden von dir erlitten habe. Ich möchte dich um Frieden bitten und um Verzeihung für meine Tat." Finnbogi sagte "Ich fürchte nicht, daß du mir schädlich sein könntest. Aber weil du einen solchen Auftrag von Jökul hast, da soll es zwischen uns doch lieber zum Abschluß kommen." Er zog das Schwert und hieb ihm den Kopf ab.

Thorgrim hatte viel geschafft und großen Nutzen, aber er bekam seinen verdienten Lohn. Es verging eine Zeit, und Jökul erfuhr davon und war noch mißvergnügter als bisher. Finnbogi saß indes auf seinem Hof, und es mangelte ihm nicht an vermögen und Ansehen.


40. Der zweite Anschlag Jökuls durch Thorbjörn Hammer

Im Jahre nach dem Tode Thorgrims kam ein Mann nach Finnbogihofen und hat um Quartier. Er war groß und stark, schwarz und von bösem Aus sieben. Er trat vor Finnbogi und begrüßte ihn. Finnbogi erwiderte den Gruß und Sagte ihn nach seinem Namen. Er nannte sich Thorbjörn, und er sei in allen Landschaften zu Hause; — "viele werden mich kennen, wenn sie meinen Beinamen hören: ich heiße Hammer." Finnbogi erkundigte sich, wohin er gehe. Er sagte, das wisse er nicht eigentlich, wr treibe sich nur so herum; "ich bin in der Acht; und nun ziehe ich umher und suche einen Häuptling, der mich in Schutz nehmen will." Finnbogi Sagte, wer ihn geächtet



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habe. Er antwortete, das hätten die Söhne Ingimunds aus dem Seetal getan. Er habe ein Mädchen aus ihrem Geschlecht geschwängert; "ich bin zu dir gekommen, weil mir von deiner Hochherzigkeit viel erzählt worden ist. Ich wollte dich bitten, mich aufzunehmen und zu schützen." Finnbogi sagte: "Du siehst verdächtig aug, und ob du das lügst oder die Wahrheit sagst, weiß ich nicht. Was die Seetäler vorhaben, kann ich schwer durchschauen, und mir liegt gar nichts daran, dich aufzunehmen." Thorbjörn erwiderte: "Es ist so, wie du sagst. Ich gelte auch nicht für einen umgänglichen Mann, eher trotzig und ungebärdig. Mancher hat auch schon erfahren, daß es mir nicht an Entschlossenheit fehlt. Aber ich weiß gut, was du für ein Mann bist, Finnbogi Mit dir mich zu messen fällt mir nicht bei, und das könnte ich auch nicht. Ich wünschte nur guten Rat von dir und ein wenig Unterstützung bei meiner Lage." Finnbogi sagte: "Worauf verstehst du dich denn am besten:" Thorbjörn antwortete: "Ich versteh mich auf nichts besonderes, aber ich kann in der Arbeit mehr schaffen als andere Männer." Finnbogi sagte: "Welche Arbeit liegt dir denn am meisten:" "Mähen meine ich nicht schlechter zu können als drei tüchtige Männer zusammen, und das geht mir wohl am besten von der Hand." "Gut, so bleibe hier eine seit und mach dich an die Heuarbeit. Ich habe viel Heuarbeit, und meine Knechte schaffen es nicht"

Thorbjörn erklärte sich gern bereit dazu. Er bat sich eine Sichel aus und eine Sensenstange, beides größer und stärker als für die anderen Knechte. Finnbogi gab ihm das; und Thorbjörn ging an seine Arbeit. Es schien allen nicht mit rechten Dingen zuzugehen, wieviel er zuwege brachte. Finnbogi sah, daß er sich nicht mit Unrecht seiner Fertigkeit gerühmt hatte. Er mähte rasch und gut; die Wiese war so dicht gewachsen, daß dag Wegschaffen nicht geringere Mühe machte. Thorbjörn mähte immer nach beiden Seiten und schritt dabei aus, daß man mehr einen Troll als einen Menschen sehen glaubte.

Als er nun mit der Hofwiese fertig war, fragte er, was es jetzt zu tun gäbe. Finnbogi sagte, er solle nun nach dem eingehegien Außenheuschlag gehen, da läge die Hauptarbeit



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seine Leute. Er ging zu dem Heuschlag und schaffte dort wie zu Hause. Niemand getraute sich in seine Nähe; nur gegen Finnbogi war er folgsam, und nie merkte Finnbogi etwas, daß Thorbjörn etwa mit verrat umginge.

Eines Tages ging Finnbogi auf den gehegten Heuschlag, und Thorbjörn empfing ihn freundlich. Ein großer Teil des Heuschlagev war da schon gemäht, und sie unterhielten sich einige Zeit. Finnbogi sagte dann: "Es ist wieder, wie schon oft: ich bin so schläfrig, daß ich wirklich nicht länger stehen kann. Irgend etwas muß mir wohl bevorstehen; ich will schlafen" Thorbjörn antwortete: "Dann geb doch heim, Bauer, und leg dich schlafen!" Finnbogi warf sich auf die Schwaden nieder; legte sich den Mantel über, schlief gleich ein und schnarchte sehr. Thorbjörn Hammer machte sich eifrig an die Heuarbeit. Dann ging er seine Sichel wetzen. Als er wieder eine Zeit gemäht hatte, ließ er seine Blicke dahin gleiten, wo Finnbogi lag, und war nun überzeugt, daß er fest eingeschlafen sei. Er machte etwas Lärm, aber Finnbogi wachte nicht auf. Darauf begann er wieder mit Leibeskräften zu mähen. Zum zweiten Male wetzte er dann seine Sichel und machte etwas Lärm dabei. Finnbogi schlief. Wieder machte er sich an die Arbeit. Daun wetzte er zum dritten Male seine Sichel, und möglichst laut. Die Sichel war groß und stark wie das beste Messer.

Jetzt glaubte Thorbjörn, daß der beste Augenblick gekommen sei; eine andere Waffe außer der Sichel hatte er nicht. Er sprang auf und stürzte gieb auf Finnbogi, der da lag. Er dachte es mit ihm kurz zu machen, schwang sein Werkzeug und wollte ihn mitten durch treffen. Da sprang Finnbogi empor, packte den Stiel und versuchte ibm den zu entreißen. Damit brachen sie die Stange aber entzwei. Sie warfen die Stücke beiseite und liefen auf einander. Es entstand ein heftiger Kampf. Finnbogi merkte; daß er seine gan; e Kraft nötig haben werde. Sie rangen lange und wild. Schließlich fiel Thorbjörn. Finnbogi Sagte ihn, ob denn nicht alles nach Treu und Glauben gegangen wäre bei seiner Ankunft. Thorbjörn sagte, er hätte nicht gedacht, daß es dies Ende zwischen ihnen nehmen würde. Finnbogi sagte: "Ich sehe, das ist ein Anschlag von anderen



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gewesen von Anfang an." Thorbjörn gab das zu und sagte, Jökul habe ihn geschickt und habe ihm eine verwandte zur Frau und viel Geld dazu versprochen, wenn er sein Ziel erreichte; — "jetzt aber möchte ich um mein Leben und um Verzeihung bitten für meine schlimme Tat. Ich werde nicht wieder versuchen, dich zu betrügen." Finnbogi antwortete: "Wenn du auch groß und stark hifi, fürchte ich doch gar nicht, daß du mir etwas antun könntest, es ist anders bestimmt. Aber weil die immer noch nicht aufhören wollen mit ihren verräterischen Anschlägen gegen mich, ist es das Beste, daß es zwischen uns zum Ende kommt; wie ihr alle zusammen es verdient habt." Thorbjörn erwiderte: Dann werde ich nicht länger bitten. Noch weiß man nicht, wer schließlich um sein Leben zu bitten haben wird." Damit begann er so gewaltig um sich zu schlagen, daß Finnbogi fürchtete, er werde noch einmal auf die Beine kommen. Keine Waffe war zur Hand. Finnbogi lag nichts daran, ihn wieder hoch kommen zu lassen; darum schlug er ihm den Zipfel seines Mantels um die Keble und durchbiß sie. Dann drückte er ihm den Kopf nach hinten und brach ihm noch den Rücken entzwei. Unter diesen Griffen wurde er rasch still. Darauf holte Finnbogi sein Messer vom Halsbande und gab ihm damit den Todesstoß.

So hatte Thorbjörn denn viel geschafft, aber auch seinen guten Arbeitslohn bekommen. Finnbogi gestand später, daß ihm der Ausgang dieses Kampfes recht zweifelhaft gewesen sei, und daß das der schlimmste Teufelskerl gewesen sei, den man sich denken könne. Der Heuschlag hieß seitdem Hammerschlag.

Das wurde weitbekannt. Man erzählte sich bald überall davon. wo man Thorbjörn kannte. Man meinte, das Finnbogi dabei Glück gehabt habe, wo es sich um einen solchen Unhold handelte. Jökul war wenig zufrieden, und man fand, daß er immer schlechter abschnitt, je länger er mit Finnbogi zu tun hatte. Die Zeit ging hin, ohne daß weiter etwas geschah. Finnbogi saß auf seinem Hofe in gutem Ansehen. Seine Söhne taten sich hervor. Thorir war stets bei seinen verwandten auf den Labkrautwiesen.



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41. Finnbogi nimmt den von Brand geächteten Vermund auf. Der Kampf mit Brand

Jetzt ist zu erzählen, daß einmal ein Wanderer in Finnbogihofen um Quartier bat, wie es oft vorkam. Finnbogi fragte ibn nach seinem Namen. Er nannte sich Vermund. Er sei von den Ostfjorden, wo sein Vater wohne. Er war nicht sehr groß, aber lebhaft und beweglich. Er bat Finnbogi, ihn aufzunehmen, er sei in der Acht; Brand der Freigebige Vermundsson habe ihn ächten lassen, weil er einem von seinen verwandten eine Wunde beigebracht habe. Er wisse nun nicht, wo er Hilfe und Schutz erwarten dürfe. Finnbogi sagte, daß er sich nicht viel aus Landstreichern mache; er habe von ihren Lügen schon vielen Schaden gehabt; — "daß einer in die Acht gekommen sei, hörte ich diesen Sommer. Aber Brand ist ein vornehmer und beliebter Mann und wird es übel aufnehmen, wenn jemand dich in Schutz nimmt." Der andere wurde dringender und bat um Mitleid und Hilfe: viele hätten ihn hierhergewiesen; wenn er keine Hilfe fände, wäre er ohne Rat. Finnbogi schien es eines vornehmen Mannes nicht würdig, es ihm abzuschlagen. Der andere sah auch nicht so aus, daß man Schlechtes erwarten mußte, selbst wenn er gelogen hätte. So sagte er ihm, er möchte, wenn er Lust hätte, eine Zeitlang bei ihm bleiben. Er meine, daß Brand wohl mit Geld sich werde abfinden lassen und nicht auf der Acht bestehen werde, da es sich um einen geringen Mann handelte. Der andere war sehr erfreut und war Finnbogi nun ergeben und folgsam.

Der Sommer ging hin und der Winter rückte näher; es war gutes Reisewetter. Da erfuhr Brand, daß Finnbogi den Mann aufgenommen habe, und sandte sofort Boten zu ihm und ließ ihm sagen, er solle den Mann fortjagen und ihn nicht wagen in Schutz zu nehmen. Er wolle sich gern gütlich mit ihm einigen und würde ihm diese Unrechtmäßigkeit nachsehen, wenn er nach seinem Willen täte. Finnbogi erwiderte, er brächte es nicht übers Herz, ihn in den Wintertag hinauszusagen. Er wolle Geld für den Geächteten bieten, so daß Brand wohl geehrt aus der Sache hervorginge. Wenn sie sich nur einmal



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treffen wollten, hoffe er, würden sie sich darüber wohl verständigen können. Mit dieser Antwort kehrten die Boten heim. Brand wurde gewaltig zornig und ließ sich vernehmen, es winde Finnbogi teuer zu stehen kommen, einen beschützen zu wollen, den er verfolge. Er war Bisig und gewalttätig, wenn er meinte, daß man ihm entgegentrete. Wenn sie sich begegnen sollten, sagte er, so würde Finnbogi bereuen, wag er getan habe. Finnbogi tat, als höre er nichts, wenn davon gesprochen wurde. und änderte sein Verhalten nicht. Der Winter verging und ein großer Teil des Sommers. Finnbogi sas still zu Hause. Er hatte stets viel Leute um sich und ließ jeden etwas arbeiten. vor allem betrieb er den Fischfang, der eine leichte Sache war, man brauchte nicht weit zu rudern.

Eines Tages im Herbst waren alle Leute vom Hofe fort, einige zur Fischerei, andere zu andern Arbeiten. Finnbogi war daheim und sonst nur Vermund. Da sagte Finnbogi "Ich fühle mich so schwer im Kopf, wie immer, wenn etwas im Anzug ist. Ich will gehen und schlafen." Vermund sagte: "Mir ahnt, daß Brand nicht vergessen hat, was er ankündigte, und noch wohl weiß, wo ich Unterkunft gefunden habe. Es wäre schlimm, Bauer, wenn du meinetwegen in Unarmehmlichkeiten kämest." Finnbogi erwiderte: "Das ist nicht zu fürchten", legte sich hin und schlief ein.

Es war dort nicht viel zwischen dem Strand und der Hochfläche ; das Land ging in drei Stufen zum Hofe hinunter; nur von einer Seite konnte man heranreiten. Vermund ging hinaus und schaute sich um. Da sah er oben über dem höchsten Absatz etwas wie einen Wirbelwind, oder wie wenn ein großer Menschenhaufen ritte. Er ging ins Haus und machte Lärm. Als Finnbogi erwachte und fragte, was er wolle, sagte er, was er gesehen habe. Finnbogi antwortete, er solle ordentlich zusehen, und er wolle weiterschlafen. Vermund ging wieder hinaus und erkannte. daß da Männer ritten. Sie waren auf den mittelsten Absatz gekommen. Er ging hinein und berichtete Finnbogi, daß Männer geritten kämen. Der antwortete, das möge wohl sein; "im Herbst kommen immer viele Leute hierher, Stockfisch zu kaufen, und jetzt sind gerade welche zu erwarten. Ich will jeden



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falls noch schlafen, solange ich Lust habe." Vermund ging hinaus und stand dort eine Zeit. Dann kam erins Haus und sagte Finnbogi, daß sie an den untersten Absatz gekommen wären; "ich habe erkannt, daß es Brand der Freigebige Vermundsson mit fünfundzwanzig wohlbewaffneten Leuten ist. Du hast mich gut und hochherzig aufgenommen; das möge Gott dir lohnen! Ich bin es aber nicht wert, daß ihr euch um meinetwillen veruneinigt. Lieber will ich mich Brand stellen; er ist ein ehrenwerter Mann und wird sich gewiß wie solch einer benehmen. Aber er ist wild und heftig, sobald er merkt, daß sich ihm jemand trotzig entgegenstellt."

Finnbogi sagte: "Wir wollen uns damit nicht übereilen, dich an Brand auszuliefern. vorher will ich mit Brand ein Wort reden; vielleicht nimmt er ein angemessenes Angebot an. Wenn er das nicht will, wird man weiter zusehen müssen. Ich habe nun ausgeschlafen und mag nicht mehr länger liegen." Damit sprang er auf; beide griffen nach ihren Waffen und gingen auf den Hügel hinaus.

Dort war eine Wegschlucht und auf der anderen Seite ein steiler Hang darüber. Man konnte nur von einer Seite angreifen . Finnbogi und Vermund gingen da hinauf. Brand und seine Leute sahen, wie die beiden aus dem Hause kamen und vermuteten gleich, daß es Finnbogi sein müsse, der groß und stark sei. Gleich nahmen sie die Richtung auf die beiden. Brand sagte, ihr Zug werde nun wohl rasch zum Ziele führen. Hallfrid hatte das Gespräch zwischen Finnbogi und Vermund gehört, ehe sie hinausgingen, und schickte einen Jungen dem nächsten Gehöft: die Männer sollten herüberkommen. Auch zu den Schiffen ließ sie hinausrufen, daß Finnbogi Hilfe bedürfe.

Es wird erzählt, daß Finnbogi, ehe man sich traf, einige Steine aufsammelte. Als Brand ankam, begrüßte Finnbogi ihn auf das freundlichste. Brand erwiderte den Gruß. Finnbogi fragte ihn, was sein Begehr sei. Brand antwortete: das wüßte er so schon. Den Mann suche er, den er in die Acht gelegt habe. Finnbogi, sagte er, sei ihm feindselig. Nun wolle er ihn sich holen. auch wenn Finnbogi ihm entgegentrete; " aber weil du,



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Finnbogi, ein angesehener Mann in vielen Dingen bist, will ich dir denselben Vorschlag machen, wie zuerst. Gib den Mann los und überlaß ihn mir! Dann will ich gegen dich nicht vorgehen , daß du einen Geächteten unterstützt hast; will dir vielmehr meine Freundschaft und Hilfe versprechen, wenn du die einmal brauchen kannst." Finnbogi sagte: "Dein Angebot ist gut und ehrenvoll gemeint, wie ich es nicht anders von dir erwartet habe. Da ich ihn aber das erstemal, als deine Botschaft kam, nicht frei gab, will ich es auch jetzt glatt abschlagen. Ich mache dir aber dasselbe Angebot wie damals: ich will Geld für den Mann zahlen und gewähre dir dazu, daß du selbst bestimmen sollst, wieviel. Ich kann mich um meiner Ehre willen nicht dazu verstehen, ihn jetzt unehrenhaft im Stich zu lassen, nachdem er bei mir gewohnt hat. Du hast keinen solchen Gewinn , diesen Mann zu erschlagen, wenn es dich auch dazu lüstet.

Brand antwortete: "Der Mann ist freilich soviel Mühe nicht wert. Aber da wir einmal deswegen von Hause hierher geritten sind und der Mann eigentlich schon in unserer Gewalt ist, steht zu erwarten, Finnbogi, daß dies dein Tod wird, da du dich des Mannes so heftig annimmst. Unsere Fahrt wird uns nicht ganz umsonst dünken, wenn wir dich zu Boden gestreckt haben." Finnbogi sagte, er fürchte sich nicht davor;"ich möchte dir raten, Brand, daß du mich nicht gleich selber angreifst. Laß lieber zuerst deine Leute vorgehen, solange ich meine Knechte habe." "Was für Knechte sind das :" fragte Brand, "ich sehe niemanden außer euch beiden oben stehen." Finnbogi erwiderte: "Und doch habe ich hier noch sechs meiner Knechte, die nicht zu verachten sind. Alle haben denselben Namen, alle heißen Stein. Laß du nun ebensoviele von deinen Leuten ihnen entgegengehen ; dann wollen wir sehen, wer den Kürzeren zieht!" Brand sagte, er sei davor nicht bange; Finnbogi dürfe ruhig mit seinen Steinen droben.

Es wird berichtet, daß einer aus dem Gefolge Brands sich aufmachte und zu den Namensvettern hinaufstürmte und zugleich gegen Finnbogi selbst, mit glänzendem Schild und Spieß, und gedachte Finnbogi zu durchstoßen. Der griff nach einem Stein.



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Der andere war stark und wollte den Stein mit dem Schilde abwehren. Aber Finnbogis Knecht war flink und griff scharf zu. Er konnte den Stoß nicht aushalten, stürzte rückwärts und siel in die Schlucht. Dort fand er seinen Tod. Finnbogi fragte Brand. wie es dem da ergangen sei. Brand sagte, es sei einem Manne nicht gut ergangen,


42. Brand vergleicht sich mit Finnbogi und versöhnt ihn dann auch mit den Seetälern

Es wird erzählt. daß Finnbogi nun seine sechs Knechte fahren ließ; und jeder nahm sich einen Gegner vor. Finnbogi fragte Brand, wie es ihm hier zu ergehen scheine. Brand meinte, er habe keinen Anlaß, sich zu beklagen. Finnbogi erklärte , er sei immer noch zu dem gleichen Angebot bereit, wie vorher, und damit könnten sie sich vergleichen. Brand sagte, er habe noch keinen Grund zur Besorgnis; er wolle es noch darauf ankommen lassen, wie es sich zwischen ihnen entscheide. Finnbogi sagte, er fürchte sich nicht im geringsten. Brand befahl seinen Leuten, schärfer vorzugehen; es sollten mehr gleichzeitig angreifen, und sie sollten Mut fassen; es sei eine Schande; daß sie in solcher Zahl soviel Zeit brauchten, um mit zwei Männern fertig zu werden. Finnbogi zog jetzt sein Schwert und wehrte sich mannhaft und kräftig. Er tat ihnen mehr Schaden, als sie sich gedacht hatten.

Als sie eine Zeitlang gekämpft hatten, sagte Finnbogi: "Da unten vom Strande kommt eine Schar Bewaffneter und eilt mächtig. vermutlich wollen sie mir zu Hilfe kommen und euch angreifen, Brand: Es wird sich ja nun zeigen, wer von uno die Oberhand behält." Brand rief, er kümmere sich nicht um sein Fischerpack, ob das nun mehr oder weniger wären. Da sagte Finnbogi: "Da kommen noch andere, die mit aller Kraft von der See aufwärts reiten. Es sind nicht ganz wenige, und es scheint; daß es unsere Leute sind. Jetzt ist es meine Bitte, Brand, und mein Begehr; daß du auf das eingehst; was ich dir geboten habe. Ich will dir das Selbsturteil überlassen Be



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stimme du selbst über unseren vergleich, wie es dir gutdünkt ! Ich fürchte, daß von denen, die da ankommen, einige gar zu sehr in Wut sein werden, wenn wir uns nicht bis dahin verglichen haben." Brand blickte bin und sah, daß von allen Seiten Volk anstürmte: die einen liefen, die anderen sprangen heran, wie nur jeder konnte. Da sagte Brand: "Dein Strandgesindel ist mir ganz einerlei, ob das ankommt oder nicht. Aber dafür muß ich doch wohl sorgen, daß wir beide allein uns entscheiden. Man wird finden, daß ich doch etwas erreicht habe, wenn ich von einem Manne wie dir das Recht zur Selbstentscheidung bekommen habe." Finnbogi war bereit und dankte ihm, trat auf ihn zu, und sie gaben sich die Hände und verglichen sich und nahmen die Anwesenden zu Zeugen dafür.

Eben waren sie damit fertig, als die Schar auch schon zur Stelle war. Es waren Finnbogis Söhne und viele andere verwandte und Freunde. Die waren in solcher Hitze, daß sie sofort sich auf Brand stürzen und ihn mit seinen Leuten erschlagen wollten. Finnbogi trat dazwischen und erklärte, sie hätten sich vertragen. Sie möchten ihm nun nicht mit ihrem Kommen Unheil bringen. Und weil er ihnen so zuredete, ließen sie sich besänftigen.

Dann lud Finnbogi Brand zu sich ein, und der nahm das an. Sie saßen da fast eine Woche fröhlich beisammen. Finnbogi bewirtete auf das freigebigste. Darauf rüstete sich Brand zur Heimfahrt. Finnbogi fragte Vermund, ob er bei ihm bleiben wolle oder mit Brand geben. Vermund sagte, er wolle beim: Brand ist ein solcher Ehrenmann, daß ich in seinem Gefolge künftig gut aufgehoben bin. Du bast gegen mich gehandelt, wie es eines edlen und mächtigen Mannes würdig ist, und Gott möge dir's lohnen!" Und damit rüstete er sich, Brand zu folgen.

Da sagte Finnbogi zu Brand: ,-Wann willst du den Schiedsspruch in unserer Sache fällen:" Er antwortete:"Auf dem Thing im Sommer will ich es tun. Das scheint mir am ehrenvollsten, dort unseren vergleich zu verkündigen." Finnbogi erwiderte, er möge bestimmen, wie er für gut befände. Sie trennten sich freundschaftlich. Brand ritt in die Ostfjorde zurück, und ver



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mund ging mit ibm. Der Winter verging, und im Sommer ritt eine große Menge Volk zum Thing. Da kamen auch die Seetäler Thorstein und Jakut und die anderen Ingimundssöhne. Brand der Freigebige kam und Finnbogi der Starke und Eyjolf der Lahme, sein Vetter und viele andere Häuptlinge.

Eines Tages trafen sich Brand und Finnbogi und begrüßten sich freundlich. Brand erkundigte sich, wie es zwischen ihm und den Seetälern stände. Finnbogi antwortete; alles sei ruhig, und es liege kein Streit vor. Er erzählte Brand, wie es zwischen ihnen ergangen sei. Brand erbot sich, einen Vergleich zu vermitteln ; es seien alles seine nächsten Freunde. Finnbogi sagte, er wolle darauf eingehen.

Eines Tages nun gingen Brand und Finnbogi und Eyjolf mit einem großen Gefolge vor die Bude der Seetiäler. Thorstein begrüßte sie auf das freundlichste, und sie begannen ein Gespräch miteinander. Brand brachte das Gespräch gleich darauf und forderte sie auf, sich mit Finnbogi zu vergleichen; Jökul kenne nicht mehr das vernünftige Maß in seinen Angriffen gegen solche Männer. Brand redete gut und eindringlich. Er sagte; er werde zu denen halten, die auf den Vergleich eingingen, und denen entgegentreten, die dagegen sein würden. Er sei bereit , den Schiedsrichter zu machen. Jökul sträubte äch. Jedoch bei dem Zureden Brands und bei der großen Freundschaft mit ihm und bei dem Drängen seiner Brüder, —gleichwohl meinte er, daß er in ihren Streitigkeiten viel Schaden gehabt habe; er war gewalttätig und übermütig —, so kam es doch dahin, daß sie sich versöhnten und vertrugen. Brand sollte allein den Entscheid geben. Er legte den Brüdern eine Geldbuße auf, und die zahlten sie sofort und ohne Zögern. Es wird erzählt; daß sie seitdem gute Freunde blieben. Jökul und Finnbogi tauschten Geschenke unter sich.

Dann sagte Finnbogi zu Brand, er solle nun auch nicht länger den Schiedsspruch zwischen ihnen beiden hinausschieben, er wünsche kein längeres Hinziehen. Da sagte Brand:"Wohl bigi du ein kluger Mann, Finnbogi, doch glaube ich auch einiges zu sehen, wo du alles überblickst. So töricht war ich nicht; daß ich nicht gesehen hätte; daß ich gefangen war mit allen meinen



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Leuten, als dein Volk von allen Seiten auf uns eindrang, da es uns schon allein gegen dich übel ging. Man kann annehmen, daß wir nicht gesiegt hätten. Es war mehr meine Heftigkeit und meine Eitelkeit, —nicht, daß ich nicht wußte, wie es stand und wie es enden würde. Nun möchte ich, daß es nicht so ungleich zwischen uns werde, daß ich dir eine Buße auferlegte dafür, daß du mir das Leben schenktest und ebenso meinen Leuten. Ich sah mich und meine Leute denn doch für mehr wert an, als den unbedeutenden Vermund, wenn ich auch erst um meiner Ehre willen von dir Genugtuung begehrte. Jetzt kann ich dir mein Leben nicht mit Geringerem vergelten, als daß ich dir meine feste Freundschaft verspreche und meine Hilfe, gegen wen ihr, du oder deine Söhne, es je zu tun habt. Nichts soll unsere Freundschaft stören, solange wir beide am Leben sind."

Finnbogi dankte ihm für seine Worte und seine Hilfsbereitschaft , wie es sich schickte. Er schenkte Brand die Kleinode, die er von dem griechischen König Johannes bekommen hatte: das war ein Armring, ein Schild und ein Schwert. Brand sagte ihm vielen Dank, und alle schieden in größter Freundschaft und bestem Einvernehmen.


43. Finnbogis Lebensende

Die Ingimundssöhne boten Finnbogi an, er solle wieder nach Osten kommen und das Land zu Borg im Weiden- tal wieder ankaufen. Er ging aber nicht darauf ein und sagte, er fühle sich dort recht wohl. Er ritt mit seinem Gefolge nach Finnbogihofen heim und lebte dort ruhig. Durch alle diese Geschichten war sein Ansehen nur gewachsen. Finnbogi erreichte ein hohes Alter und galt als einer der ersten Männer, an Kraft und Wuchs, wie an höfischer Sitte. In vielen Geschichten kommt er vor; und überall ist er angesehen und be- rühmt. Viele große und verwunderliche Taten hat er verrichtet, wenn auch hier nur von wenigen die Rede war. Es heißt, daß er dort bis zu seinem Tode wohnte und vor Alter starb. Er liegt in derselben Kirche begraben, die er stiftete, und ebenso seine Frau Hallfrid.



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Seine Söhne wurden alle angesehene Männer und waren viel auf Reisen. viele Geschichten werden von ihnen allen erzählt. Überall wurden sie von mächtigen Herrschern gut aufgenommen, wohin sie kamen, und ihr Geschlecht galt als edel. Gunnbjörn Finnbogison kam nicht wieder nach Island zurück. Er wurde ein mächtiger Mann in Norwegen, und dort stammen viele Männer von ihm ab. Finnbogi liebte unter seinen Söhnen Berg am meisten; das geschah wegen der Liebe, die er zu Berg, seinem Vetter getragen hatte.

Berg wohnte nach seinem Vater in Finnbogihofen, galt dort in der Gegend den ansehnlichsten Bauern und war der Häuptling. Seine Brüder waren viel unterwegs, bis sie sich Häuser gründeten, und alle galten sie für stattliche Männer Hier schließe ich die Geschichte von Finnbogi.



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Die Geschichte von Thord und feinem Ziehsohn



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1. Thord Thordsson in König Gamlis Gefolge

Es war einmann, der hieß Thord, der Sohn Hörda-Karis 1,. der lebte in großem Ansehen. Er war Häuptling über die Landschaften in seiner Nähe. Dem Range nach war er Herse 2, aber in vielen Dingen war er einem Jarl 3 überlegen. Er war mit einer sehr geachteten Frau verheiratet und hatte mit ihr drei Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn hieß Steingrim, der zweite Klypp und der dritte Eyjolf die Tochter Sigrid. Alle diese Kinder waren wohlgeraten; Klypp aber zeichnete sich vor den Brüdern aus. Sie waren alle große und ungewöhnlich starke Männer, stattlich von Ansehen und von Häuptlingsart, wie es ihr Geschlecht erwarten ließ. Sigrid, ihre Schwester, war ein schönen Mädchen, stolz von Sinn und hochmütig. Sie war von allen gleichalterigen Mädchen damals die geschickteste in Handarbeiten.

Als die Brüder fast erwachsen waren, wurde Thord, ihr Vater krank und starb. Sein Begräbnis wurde nach heidnischer Sitte mit großen Ehren gefeiert. Als nun das Erbbier getrunken war, gebar die Mutter einen Knaben, der war groß und schön. Man gab ihm einen Namen, und nach dem Willen der Mutter nannte man ihn Thord, wie seinen Vater Sie sagte, wenn er ins Geschlecht schlüge, glaube sie, würde er ein ansehnlicher Mann werden. Und als Thord aufwuchs, war er groß, stark und stattlich, von entschlossener Art, hart gegen alle, denen er übet wollte, aber im Volke beliebt, denn er war freigebig mit seinem vermögen, freundlich in seinen Worten und seinen Freunden treu. Er war ein guter Gesellschafter, besonders auch gewandt in allen Spielen, schwamm wie nur einer und war ein guter Skalde.

Zur seit, als dies geschah, hatten in Norwegen die Söhne der Gunnhild die Herrschaft. Als Thord herangewachsen war; 

1 Hörda-Kari lebte in Hordland um die mitte des g. Jahrh. Auch Ulfliot, Islands Gesezgeber, ist sein Nachkomme. 2 Gauvarsteher. 3 Die obersten Provinzbeamten der nachharaldischen Zeit, Nachfolger der alten Stammesfürsten. 4 Gunnhild, du Gemahlin König Erich Blutarts, ist besonders aud der Geschichte von Egil bekannt, s. Thule III, Kap. 37, 56 usw. Im Jahre 935



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sog es ihn in das Gefolge des Königs Gamli Gunnhildsson, der unter allen norwegischen Königen der beliebteste war, nach Hakon, Adalsteins Ziehsohn 1. Thord war zwölf Jahre alt, als er in König Gamlis Gefolge eintrat. Der König erprobte ihn in allen Aufgaben, die ihm zufielen, als einen besonders tüchtigen Mann. Er blieb drei Jahre dort. In allen Gefahren schritt er stets vor dem Könige, wenn er im Kampfe war; und gewann sich dadurch große Ehre und wurde weit bekannt.

Als Thord drei Jahre bei dem König Gamli gelebt hatte; sagte er ihm, daß er nun nach seinem Eigentum sehen wolle. Der König antwortete: "Du hast mir gute Gefolgschaft geleistet und wirst ein ansehnlicher Mann werden." Er löste sein Schwert, das er täglich zu tragen pflegte, und sagte zu Thord: "Hier ist ein Schwert, das ich dir schenken möchte; ich denke, daß dem Glück folgen wird. Und meine Freundschaft sollst du zugleich haben." Thord dankte ihm für diese Ehre und für alle andere, die er ihm erwiesen hatte. Der König sagte:"Das bedinge ich mir; daß du das Schwert niemandem schenkst oder weggibst, wenn du nicht dein Haupt zu lösen hast. Es ist nicht unwahrscheinlich , daß du das noch einmal nötig hast." Da antwortete Thord: "Ich habe nicht im Sinn, Herr, Euch lange fernzubleiben , solange ich es haben kann, in Eurem Gefolge zu sein." Der König sagte: "Das wird nicht so sein; wir beide werden uns nie wieder sehen, wenn wir uns jetzt getrennt haben."

Thord verstummte bei diesem Wort des Königs und antwortete nicht. Dann nahm er Urlaub vom König und zog heim nach seinen Gütern. Seine verwandten freuten sich über sein Kommen . Sein Bruder Klypp hatte alle Güter der Brüder übernommen und war der Vorsteher jener Länder geworden, wie es ihr Vater vordem gewesen war. Er führte auch den Namen eines Hersen. mußte sie mit Erich das Land verlassen, aber ihre Söhne machten mit dänischer Hilfe immer neue versuche, Norwegen dem milden, christlich erzogenen Hakon entreißen. Nach gbi war sie als die gefürstete ,mutter der Könige' wieder in Norwegen. 1 Erich Blutaxts nachfolger, 935 —961; Adalstein ist der englische König,



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Wenige Zeit, nachdem Thord König Gamli verlassen hatte, kämpften König Hakon der Gute und König Gamli miteinander; und in dieser Schlacht siel König Gamli, wie in den Geschichten der norwegischen Könige erzählt wird.


2. Thord und seine Brüder töten König Sigurd

König Sigurd Slefa, d. i. Geifer; ein Sohn der Gunnhild , war schonungslos, wenn er Frauen begehrte. Er legte in sein Bett Olof, die Tochter Skeggis aus Yrjar, die Frau des Hersen Klypp Thordsson 1 .Thord reizte seinen Bruder Klypp oft zur Rache. Eines Tages kam Thord mit seinem Bruder ins Gespräch und sagte: "Wie ist das nun: Willst du die Schmach nicht tilgen, die dir von König Sigurd widerfahren, — willst du zum Gespött werden, jedermanns Vorwürfe einstecken, und nie mehr zu solchen Männern zählen dürfen wie bisher deine Blutsfreunde, der du von König Sigurd solche Schande hinnimmst , daß er dein Eheweib in sein Bett legt, ohne daß du an Rache denkst: Wenn die Macht auch ungleich auf beiden Seiten ist, besser ist es, sein Leben mit Ehre zu lassen, wenn es so bestimmt ist, als tatenlos solche Schande zu dulden. Ich will dich zu der Fahrt begleiten und wir Brüder alle, ehe daß wir länger dasitzen, ohne mit dir auf Rache zu denken, — wie es dann auch ablaufe!" Da antwortete Klypp:"Du hast recht, Bruder, wir haben allen Grund, diesen Schimpf zu rächen, wenn sich eine Gelegenheit gibt. Ich bin gans und gar bereit, die Schmach zu rächen."

Nach diesem Gespräch machten sich alle Brüder auf den Weg mit einer großen Schar und nahmen die Richtung auf nach den Upplanden 2, wo König Sigurd, wie man hörte, bei Gastmälern weilte. Als sie zu dem Hause gekommen waren, in dem der König faß und zechte; verteilten die Brüder ihre Leute an die Eingänge. Thord sagte, der solle zuerst hinausgehen , der als letzter hineinging. Klypp sollte zuerst hineingehen , darauf Thord, dann Steingrim, dann Eyjolf dann die 

1 Eine besondere kleine Erzählung berichtet auch in den norwegischen Könlgsgeschichten davon. 2 Das gebirgige Süd-Norwegen.



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andern der Reihe nach. Alle waren sie in voller Rüstung, mit Helmen und Schilden und gezückten Schwertern.

Als nun der Herse Klypp vor dem Könige stand, schwang er sein Schweri und hieb auf des Königs Haupt und spaltete ihn bis zu den Schultern herab. Tot stürzte er vornüber auf den Tisch. Darauf wandten sich die Brüder zur Tür zurück. In dem Augenblick hörte Thord Lärm hinter sich und sah, daß sein Bruder Klypp den Todeshieb erhalten hatte. Das hatte ein Mann namens Hroald Ögmundsson getan, ein Enkel des Hörda-Kari; mit den Thordsöhnen war er nah verwandt. Er hatte am Könlgstisch aufgewartet, als sie hineingekommen waren, und sie hatten auf ihn nicht acht gegeben. Er erschlug auch noch einen andern Mann namens Ögmund Valthjofsson. Als Thord sah, daß sein Bruder gefallen war, hieb er nach Hroald und schnitt ihn mitten durch über den Weichen. Da sprangen aber alle Männer im Saal auf, griffen nach den Waffen und gingen den Brüdern gewaltig zu Leibe. Die wehrten sich wacker und männlich. Thord war das Schwert von Nutzen, das König Gamli ihm geschenkt hatte; er erschlug viele Männer, ehe er den Ausgang gewann.

Es ging da, wie gewöhnlich, wenn man plötzlich den Anführer verliert: die wenigsten haben dann noch Überlegung, ihren Feinden nachzusetzen. So ging es auch hier, und die Brüder kamen glücklich heim. Diese Nachricht kam schnell an König Harald 1, daß sein Bruder Sigurd gefallen sei, und er gedachte, Leute auszusenden, die Brüder ums Leben zu bringen. Der König war gerade im Nordland, und darum ging mehr Zeit darüber hin, als sonst. Er gebot eine volksversammlung und ließ die Brüder über ganz Norwegen ächten, und ihre Habe eignete er sich zu,

Nun ist zu berichten, daß die Brüder heimkamen und erzählten, daß König Sigurd und ihr Bruder Klypp gefallen seien. Thord sprach die Strophe:

Kampfestaten kund ich,
Die die Krieger übten. 
1 Harald Graupelz, der mächtlgsie der Gunnhikdsöhne, der auch 961 auf den Thron kam.


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In des Königs Blute
Klypp die Klinge färbte.
Da fiel Klypp, in der Halle
Schlug der Kämpe behelmt ihn.
vier der Kampfesbäume
Fällt' ich mit dem Schwerte.


3. Ausfahrt nach Island. Skeggi am Mittelfjord

Die Brüder meinten nun zu wissen, daß sie sich daheim im Lande nicht mehr balten könnten gegen die Macht König Haralds und der Gunnhild. Ihre verwandten und Freunde redeten ihnen zu, ihren Grundbesitz zu Geld zu machen, und sagten weiter, Thord solle doch an Island denken. Dorthin seien viele mächtige Männer gefahren und hätten ihr Erbland den norwegischen Königen überlassen.

Thord antwortete: " hatte nicht im Sinn, mein Erbgut zu verlassen. Aber weil nun viele ansehnliche Männer sich damit abgefunden haben, in Island zu hausen, kann es wohl sein, daß mir nichts anderes bestimmt ist." So rüstete Thord zur Islandfahrt, und mit ihm seine Brüder, Steingrim und Eyjolf, und seine Schwester Sigrid.

Sie besaßen eine Menge Geld und Gut. Er hatte neunzehn Leute mit sich an Bord. Sie stachen in See, als der Sommer gerade anging.

Einen Monat waren sie auf der See; dann kamen sie bei den Westmännerinseln 1 an Land, segelten weiter westwärts, dann nördlich an den Stranden 2 vorbei. Da bogen sie in den Busen ein und hielten sich an der Rüste, segelten in einen Fjord hinein und landeten da um die Mittwinterzeit.

Rasch kamen Männer herbei. Sie Sagten, wie die Bucht heiße, an der sie wären. Man sagte ihnen, daß sie am Mittelfjord 3 wären. Sie waren an der Flußmündung im Innern der 

1 An der Südkdste, s, das Bild, Einleit.-Bd. S. 8. 2 Jsl Strandit, die fischreiche Ostküste des großen Nordwestzipfels der Insel. 3 Der mittelste Fjord des großen Welpenbottens (Hunafloi), zwischen Widderfjord (Hrutafjördr) und Welpenfjord (Hunassördr).



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Bucht gelandet. Damals war der Mittelfjord schon ganz besiedelt.

Skeggi wohnte bei den Dampfquellen 1, der mit Zunamen Mittelfjord-Skeggi 2 hieß. Er war der Sohn des Skinnabjörn, d. i. Fell-Björn. Deswegen hieß er Fell-Björn. weil er in die Ostseeländer auf Kauffahrtei zu fahren pflegte und von dort Grauwerk; Biber und Zobel, mitbrachte. Skeggi war ein großer Haudegen und Holmgänger 3 '; er hatte Jahre auf Wikingfahrten zugebracht. Eines Wales war er auch nach Dänemark gekommen und nach Lejre 4 gezogen, wo der Hügel Hrolf Krakis 5 stand. Da hatte er den Hügel erbrochen und das Schwert König Hrolfs, Sköfnung, geraubt, das beste, das je nach Island gekommen ist 6 . Dazu eine Streitart, die Hjalti der Hochgemute 7 getragen haue. Nur Laufi hatte er dem Bödvar Bjarki nicht abnehmen können, er konnte seinen Arm nicht beugen. Seitdem trug Skeggi Sköfnung.

Mittelfjord-Skeggi war ein mächtiger und reicher Häuptling. Er hatte eine große Sippe, und alle Leute am Mittelfjord erkannten ihn als vorsteher an. Sein Vater Björn hatte den ganzen Mittelfjord in Besitz genommen und war Gode über das Land weithin gewesen.

Eyjolf hieß ein tüchtiger Bauer. Er wohnte in Os, d. i. Mündung 8 , und war vermögend.

Ein anderer Bauer hieß Thorkel. Der wohnte auf dem Gehöfte , das Auf dem Sande 9 heißt, westlich am Fjorde, gegenüber Os. Er war ein unbedeutender Mann, aber nicht mittellos und war mit Skeggi an den Dampfquellen befreundet. 

1 Ist. Reykir, rechts der Mittelfjordache. 2 Skeggi ist aus der Geschichte von Grettir, Thule V, Kap. II, und der von den Lachstälern, Thule VI, Kap. 6, bekannt. 3 Auf Halmen, kleinen Inseln, wurden die Zweikämpfe ausgetragen. 4 Die alte dänische Hauptstadt auf Seeland. 5 Der Heldenkönig der dänischen Sage. 6 Solch ein "Hügelbruch" war nicht gegen die Wikingermoral, galt eher als Heldentat, weil man glaubte, daß der Tote mit gespenstigen Kräften Widerstand leiste. von der Zauberkraft Sköfnungs ist auch in der Geschichte von Rormak (Thule IX, Kap. 9) und in der von den Leuten aus dem Lachstal die Rede (Thule VI, Kap. 57). 7 Hjalti und Bdsvar Biarki sind Hrolfs Recken, s. Thule l, S. 178 ff. Lausi ist Bjarkis Schwert 8 Os, ist. Oss, liegt nördlich von den Dampfquellen, an der Mündung der Mittelfjordache. 9 Ist, Sandar.



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Thorkel hatte dem Skeggi angeboten, eines seiner Kinder aufzuziehen 1, und so war zu der Zeit, als Thord in den Mittelfjord kam, Eid, der Sohn Skeggis, als Ziehsohn auf dem Sande.


4. Thord wird Skeggis Nachbar in Os

Eyjolf, der Hausherr von Ov, kam zuerst zu den Kaufleuten und unterhielt sich mit ihnen. Thord Sagte ihn, warum die Bauern zögerten, zu den Schiffen zu kommen.

Eyjolf erwiderte, es sei herkömmlich, daß Skeggi zuerst zu jedem Schiff reite und sich dann aussuche, was er von der Ladung haben wolle. Ebenso nehme er dann auch von den Schiffsleuten die zu sich ins Quartier, die ihm gefielen. Thord meinte: da tue er sa gewaltig groß; — " mir ist von der Landessitte hier nur erzählt worden, daß alle zu den Kaufleuten kämen. die hier landeten, um nach Neuigkeiten zu fragen." Eyjolf antwortete: "Wollen wir Skeggi besuchen, — er wird einen Mann wie dich gut aufnehmen." Thord sagte: "Ich will bei meinem Schiff daheim bleiben und abwarten. was geschieht." Da sagte Eyjolf "Ich werde Skeggi besuchen und ihm sagen, daß hier ein Schiff gelandet ist." Thord sagte: Tu selbstverständlich, was dir gefällt!" Damit trennten sie sich. Eyjolf ging nach den Dampfquellen zu Skeggi und erzählte ihm, daß ein Schiff gelandet sei, und wer der Schiffsherr sei. Skeggi sagte: er kenne Thord und seine Familie gut. stünde seinen Mann; — "und ein ansehnlicherer und wohlhabenderer Mann ist noch nicht nach Island gekommen, als er," und ließ sich gut über ihn aus. Eyjolf forderte Skeggi auf, um Schiff zu reiten und von den Schiffsleuten die zu sich zu bitten, die ihm gefielen. Skeggi antwortete: "Ich habe nur immer Mühe davon, daß ihr mir in allen Dingen die Ehre laßt. Heute will ich euch einmal den Vorzug lassen, die von den Schiffsleuten zu euch zu bitten, die ihr wollt. Ich will nämlich keinen vom Schiffe bei mir haben. Aber ich rate dir 

1 Vornehme pflegten ihre Kinder in fremdem Hanse erziehen zu lassen.
 
2 Siehe Einleit. -Bd. S. 48.



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dem Thord keine Dinge zu versprechen, die du nicht auch ausführen kannst. Denn es wird ihm nicht viel ausmachen, den oder jenen zu Boden schlagen, der sich ihm in den Weg stellt." Darauf trennten sie sich.

Eyjolf ritt zum Schiff, ging zu dem Schiffsherrn und sagte ihm alles, was er mit Skeggi geredet hatte. Thord erwiderte: "Du hast von deiner Seite alles getan. Aber ich merke dabei wohl, daß Skeggi Hader mit mir sucht; und dazu ist um so mehr Aussicht, als ich ihm wenig Entgegenkommen zeige." Eyjolf sagte: "Mein Wunsch wäre es, daß wir Skeggi besuchten ." Thord erwiderte: "Auf keinen Fall tu ich das! Aber wenn Skeggi keinen Kaufmann zu sich nehmen will, der den Winter über an seiner Seite säße, so lasse er nur seinen Hochmut an seiner Seite groß werden, solange es ihm gefällt!" Eyjolf bat Thord, den Winter über bei ihm in Os Quartier zu nehmen; seine Fahrtgenossen möge er sonst am Fjord einquartieren. Thord dankte ihm für das Angebot, sagte aber, er wolle nicht zu ihm ziehen. Er bat ihn vielmehr; er möchte ihm den Winter über sein Land verpachten.

Das tat Eyjolf; er selbst zog nach Torfahof 1, wo er ein zweites Anwesen hatte, und Thord übernahm den Hof in Os. Er ließ bald seine ganze Ladung hinaufschaffen und zog das Schiff auf die Rollen. Mit Thord zogen seine Brüder, die Schwester und alle Schiffsleute nach Os. So lebte Thord den Winter in Ruhe. Skeggi ließ sich nichts merken. Er sprach mit Thord kein Wort, auch wenn sie sich trafen. Skeggi tat auch, als wenn er von der Abmachung zwischen Thord und Eyjolf und dem neuen Verhältnis zwischen ihnen nichts wüßte. Thord hatte viel Leute um sich, er war von geselliger Natur und ebenso seine Brüder. Bald war er im ganzen Bezirk beliebt . Skeggi gefiel das recht wenig; ihm schien, als wolle Thord die Häuptlingschaft über den Mittelfjord gewinnen, darum war er mißgünstig gegen Thord. Er war von harter Art und vertrug es nicht, daß ein anderer ebenso angesehen war, wie er selber.

Thord hielt im Winter Spiele ab. Daran nahmen seine Brüder 1 

Südlich von den Dampfqueuen Tale,



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und die Nachbarn teil; und unter allen war keiner, der es an Gewandtheit und Kraft mit Thord aufnehmen konnte.


5. Thord rettet Eid das Leben

Thord war ein sehr betriebsamer Mann und ein hervorragender Schmied. Er baute den Winter über ein Boot unten an der Mündung und hielt sich tags meist dort auf; es war seine Absicht, daß das Boot nach den Stranden 1 fahren sollte und dort zum Fischfang dienen. So verging die Zeit bis um Julfest.

Als das Fest herangekommen war, sandte Skeggi einen Boten zu Thorkel nach Sand und lud ihn und seine Frau zum Julschmaus zu sich; er bat auch, daß der kleine Eid mitkommen möge. Der war damals noch jung, aber doch schon ziemlich aufgeschossen.

Die machten sich dann am Tage vor dem Festbeginn von Sand auf den Weg und der kleine Eid mit ihnen. Das Wetter stand so, daß Tauwind sich erhob und Regen, und die Mittelfjordache unfahrbar wurde; das Eis begann in Schollen zu treiben. Über den Fjord konnte man aber mit dem Schiff kommen. Als Thorkel das Schiff hinaus og, rief Thord ihn an: "Der Fluß ist unpassierbar, Nachbar!" sagte er. Thorkel antwortete: "Denk du an deine Zimmerarbeit, ich werde für meine Fahrten sorgen"

Thorkel stieß nun das Schiff hinab, und sie gingen ;u dritt hinein. Als sie in die Mitte des Flusses gekommen waren, trieb das Eis gewaltiger als bisher heran, und sie kamen nicht mehr vorwärts; das Eis und die Strömung führte sie mit sich, und es endete damit, daß das Boot umschlug. Sie kamen unter Wasser und waren am Ertrinken. Weil ihnen aber längeres Leben beschieden war, brachte Thorkel sie noch auf den Kiel hinauf. Das Fahrzeug trieb nun zur See hinunter und an die Stelle, wo Thord bei seiner Zimmerarbeit beschäftigt war und neben ihm sein Bruder Steingrim. Da rief Thorkel zu Thord hinüber um Hilfe. Thord antwortete: "Ich hab mit meiner Zimmerarbeit zu tun; sorge du für deine Fahrten!" Steingrim 1 

Siehe oben Kap. 3.



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sagte: "Sei gut, Bruder, und hilf den Leuten! Es geht um ihr Leben; zeig deine Mannhaftigkeit !"

Da warf Thord seine Oberkleider ab, sprang ins Wasser und schwamm auf das Fahrzeug zu. Er mußte sich durch das Eis brechen und es nach allen Seiten von sich stoßen. Als er zu dem Boot gekommen war, griff er zuerst nach dem Knaben Eid und legte ihn sich über die Schultern, band ihn mit einem Strick fest und schwamm mit ihm an Land. Er bat seinen Bruder Steingrim, dem Knaben zu helfen, daß er wieder warm würde, denn er war ganz erfroren. Darauf schwamm er von neuem zu dem Boot hinaus und holte Thorkels Weib, das schon ganz von Kräften war, und brachte es an Land. Zum dritten Male schwamm er dann hinaus und brachte Thorkel an Land; der war vor Kälte halb tot. Steingrim fragte: Warum hast du den Knaben zuerst gerettet?' Thord antwortete: "Eid hab ich zuerst geholt, weil ich eine Ahnung habe, daß dieser Junge mir einmal von großem Nutzen sein wird und mir das Leben retten. Thorkel aber hab ich zuletzt geholt, weil er mir am ehesten die Kälte zu vertragen schien, und dann schien es mir am wenigsten um ihn schade."

Thorkel wechselte darauf seine Kleider und kam wieder ;u Kräften, und ebenso seine Frau. Die beiden machten sich dann nach den Dampfquellen auf.

Den Eid forderte Thord auf, zu ihm nach Os zu kommen. Eid sagte, er nähme das gerne an, und blieb da lange Zeit. Nun ist zu berichten, daß Thorkel zu den Dampfquellen kam und erzählte, daß seine Fahrt nicht so glatt verlaufen sei. Skeggi sagte, er habe da eine rechte Unglücksreise unternommen; — "und meinen Sohn hast du dabei bei dem übermütigsten Manne, den es bier gibt, gelassen." Er sagte, ihm ahne, es werde noch so kommen, das man viel darum geben würde, wenn Eid nie dort zu Thord gekommen wäre. Als das Julfest zu Ende gegangen war, zog Thorkel beim und kam auf der Heimreise bei Os vorbei und sagte zu Eid, er möchte mit ihm kommen. Eid antwortete "mit dir geh ich nicht. Du sollst mir nicht öfter nach dem Leben stellen." "Lieber wollte ich meinen Tod als deinen,"sagte Thorkel. Er og ab und kommt nun in unsrer Geschichte nicht mehr vor.



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6. Eid wird Thords Ziehsohn

Eid war Thord immer folgsam, wie denn Thord ihn auch überall gewähren ließ. Thord hatte viel mit dem Bootbau an der mündung unten zu tun, und Eid war an seiner Seite. Es war eines Tages, als Thord an seinem Boot arbeitete und Eid neben ihm war. Thord hatte das Schwert, Gamlis Geschenk, immer bei sich und so auch diesmal. Eid nahm das Schwert und spielte damit. Thord sah das und sagte: "Gefällt dir das Schwert, mein Junge:" Er antwortete:"Sehr:" Thord sagte: "Dann will ich's dir schenken." Eid erwiderte: "Solch ein Kleinod werde ich dir nie nach Gebühr lohnen können. Aber meine Freundschaft will ich dir geben, Ziehvater; die wird freilich nicht viel wert erscheinen." Thord antwortete: "Habe Dank, mein Sohn! Du wirst mir's reichlich danken und oft lohnen." Darauf gingen sie beide nach Hause.

Eid zeigte sein Schwert allen Leuten im Hof und freute äch sehr daran. Bald darnach kam Eid nach den Dampfquellen hinüber, um seinen Vater zu besuchen. Skeggi empfing ihn nicht freundlich und fragte: "Warum scheint dir die Pflege da bei Thord besser zu sein als die, die ich dir bei Thorkel verschafft hatte:" Eid erwiderte: "Die beiden sind überhaupt nicht zu vergleichen. Thord ist ein angesehener Mann, und man kann von ihm Gutes empfangen. Thorkel war ein Kleinbauer und Dummkopf; er wollte mich mit seiner Torheit und Gedankenlosigkeit ums Leben bringen. Thord hat mir das Leben gerettet , und er hat mir auch das größte Kleinod geschenkt." Skeggi sagte: "Thorkels Umsicht verdankst du dein Leben; den Tod hätte er dir nicht eher als sich selber oder seinem Weibe gewünscht. Aber das Kleinod möchte ich sehen, von dem du so viel Wesens machst, ob mir auch soviel daran su sein scheint." Eid zeigte ibm das Schwert. Skeggi sog es aus der Scheide und sah es mit Wohlgefallen und sagte: "Das ist leicht zu sehen, daß dies Stück Fürsten gehört hat; es ist eine ausgezeichnete Waffe. Ich kann nicht glauben, daß er dir ein so seltenes Kleinod geschenkt bat." Da antwortete Eid: Es ist also nicht wahrscheinlich, daß du mir helfen wirst, eine



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Gegengabe zu gewinnen, wenn du mir nicht glauben willst, daß er mir dies geschenkt hat." Skeggi sagte: "Gern wollte ich, du hättest dies Kleinod nicht angenommen." Eid erwiderte: "Darin denken wir nicht gleich."

Darauf ging Eid nach Os zurück, und der Abschied zwischen Vater und Sohn war wenig herzlich. Thord begrüßte seinen Ziehsohn freundlich und fragte ihn, was er mit seinem Vater gesprochen habe. Eid erzählte alles, wie es gegangen war. Thord sagte dazu: " So habe ich's erwartet. Dein Vater legt es darauf an, Hader mit mir zu bekommen. Ich sehe es voraus, daß es mehr Schwierigkeiten mit deinem Vater und seinen Verwandten geben wird, als daß man sagen könnte, wie der Ausgang sein möchte. Und du wirst immer mit vieler Mühe zu vermitteln haben." Eid antwortete: "Das wäre gut, wenn ich wischen euch etwas ausrichtete."


7. Asbjörn begehrt die Sigrid. Thord und Asbjörn geraten aneinander

Es war ein Mann, namens Asbjörn, der Sohn Thorsteins des Weißen und der Sigrid, der Schwester Mittelfjord Skeggis. Er kam in diesem Sommer nach Island hinausgefahren und landete in Blandaos 1 , d. i. Hlandamündung, im Lan genial. Als Skeggi nun von der Ankunft seines Neffen erfuhr, ritt er zum Schiff und empfing Asbjörn freundlich und lud ihn mit so vielen seiner Schiffsleute; als er selbst wünsche, zu sich ein. Dies Angebot nahm Asbjörn an und zog sein Schiftan Land. Dann ging er mit zwei andern Leuten zu den Dampfquellen hinauf,

Asbjörn war auffallend groß, stattlich und wohlgeachtet. So stark war er, daß man nicht leicht einen fand, der ihm gewachsen war. Er war heiter gesellig. Zu seiner Unterhaltung pflegte er baden zu gehen. Einen Tag war er wieder mit Skeggi ins Bad gegangen wie gewöhnlich, und sie lagen da und unterhielten 1ich. 1 

1 Zsl. Blönduoss. Die Blanda mündet östlich der Seetalsache in den Welpenfjord. Langental (ist. Langidalr) heißt das Tal ihres Unterlaufs, nördlich des Schweinesees, der zwischen Blandatal und Seetal liegt.



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Diesen Tag war Sigrid aus Os zu den Quellen gekommen mit ihrem Linnen und machte sich jetzt zum Rückweg fertig. Sie kam nahe an die Stelle, wo die beiden lagen. Asbjörn trieb großen Aufwand mit seiner Kleidung. Sie sahen das Weib gehen. Sie war in einem roten Rock und hatte ein blaues Überkleid; ein schön und groß gewachsenes Weib war sie und von entschlossener Art. Asbjörn lehnte sich auf den Ellenbogen und sah über die Schulter zu ihr hinüber. Sie blieb stehen und sah ihn an; dann ging sie heim.

Asbjörn fragte, was das für ein tüchtiges Weib wäre; — " es kommt mir vor, als ob dies Weib meine Liebe gewinnen müßte." Skeggi antwortete: " Sie heißt Sigrid und ist die Tochter Thord Hördakarisons. Aber das rate ich dir, daß du keinen Gedanken an sie verschwendest."Asbjörn fragte, warum das so sein müßte. Skeggi antwortete: Ihre Brüder sind voller Übermut und die allergewalttätigsten Männer. Meinst du, sie werden dich schonen, wenn du ihnen in den Weg kommst, wo sie König Sigurd Geifer, König Erichs Sohn, erschlagen haben " Asbjörn antwortete; "Ich hatte gedacht, daß ich für meine Handlungen keinen anderen hier im Lande zu Sagen hätte." Skeggi sagte: "Das wird sich zeigen, ob du dir selber genug bist, ehe ihr euch trennt, wenn du irgendwie ihnen näher trittst, als ihnen gut scheint." Darnach gingen sie heim.

Nun ist zu berichten, daß Sigrid nach Os heimkam. Ihr Bruder Thord ging ihr entgegen und sagte: "Was bist du so bleich, Schwester Mir scheint, Asbjörn Pfützenschwein hat dir die Farbe vertrieben. Es wird aber noch manches Spiel geben, ehe er dich bekommt." Den Winter über geschah nichts weiter. Asbjörn sprach nie mehr von der Sigrid.

Da gab es Ballspiele zwischen dem Dampfquellenhof und Os auf dem Eise des Mittelfjords 1, denn der Fjord war früh zugefroren. Es waren damals gute Spieler am Fjord; Thord war der gewandteste und dann Asbjörn, Skeggis Neffe. Skeggi 

1 Auch die Geschichte von Grettir erzählt von diesen Spielen auf dem Eise, Thule V, Kap. is. vgl. den Einleit -Pd. S. 47. man kämpfte zuzweit gegeneinander; neben dem Schlagen der Holzkugel gab es ein beständiges Wettlaufen und Ringen dabei.



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selber spielte nicht mit, denn er begann schon zu altern. Mit der Waffe war er aber immer noch einer der tüchtigsten. Er faß dabei und hatte großes Vergnügen am Zuschauen. Mit Thord redete er nicht; ihr Verhältnis war vielmehr stets kühl.

Eines Tages waren Thord und Asbjörn am Spiel und sollten gegeneinander gehen. Da kam es, daß Thord den Asbjörn mit aller Macht zu Boden warf, daß ihm der ganze Körper dröhnte. "Da ist das Pfützenschwein gefallen," sagte Thord. Er antwortete nichts darauf. Dann, als sie wieder aneinander gerieten, packte Asbjörn den Thord, daß der auf die Knie sank, "Da ist die Mädchenwange gestürzt;" sagte Asbjörn,"du hättest nicht unter wehrhafte Männer gehen sollen zum Spiel" Thord erwiderte: "Du weißt es wohl, Pfützenschwein, wenn wir sum Kampfe gehen, wer von uns dann zum andern aufzusehen haben wird, wenn das Spiel zu Ende geht." Asbjörn rief, er sei sofort bereit dazu und lief nach seinen Waffen. Da traten andere Männer dazwischen und trennten sie. Der Winter verging dann.


8. Skeggi verspricht, um Sigrid zu werben. Thord und Skeggi reiten zum Borgfjord

Im Frühjahr ritt Asbjörn zu seinem Schiff und machte es seefertig. Skeggi begleitete Asbjörn mit vielen seiner Leute zum Schiff, denn er war auf alles Schlimme von Thord gefaßt. Thord saß zu Hause und tat, als wisse er davon nichts. Asbjörn fing mit Skeggi ein Gespräch an: "Die Sache liegt für mich jetzt so, Ohm, daß ich in Heiratsgedanken stecke und mir eine Frau suchen will." Skeggi antwortete: "Wo ist das Weib, an das du dabei denkst:" Asbjörn sagte: "Ich kann nicht leugnen , daß das Sigrid, Thords Schwester, in Os ist. Die ist das Weib, das ich vor allen andern möchte."Skeggi erwiderte: "Es scheint mir nicht wahrscheinlich, daß uns das glücken wird. Und ich habe auch nicht die Absicht, mit Thord darüber zu verhandeln bei dem gespannten Verhältnis, in dem wir zueinander stehen." Asbjörn meinte, es seien keine großen Dinge zwischen ihnen vorgekommen; er wolle deswegen nicht auf eine so



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erwünschte Heirat ver ichten, " wenn ich es durchzusetzen vermag."

Es endete damit, daß Skeggi versprach, um das Mädchen für ihn zu werben; — "ich würde dir raten, deswegen deine Auslandsreise nicht aufzugeben," sagte Skeggi. Dann ritt er heim Asbjörn war den Sommer über auf Reisen.

Bald nachdem Skeggi heimgekommen war, hörte man, daß ein Schiff in die Weißache am Borgfjord 1 eingelaufen sei. Als das bekannt geworden war, strömte eine Menge Leute aus dem Norden dahin, um dort einzukaufen, vom Mittelfjord wie aus anderen Bezirken. Auch Skeggi machte sich mit großer Begleitung auf, zu dem Schiff zu reiten.

Als Eid erfuhr, daß sein Vater hinritt, fragte er Thord: "Willst du auch zum Schiff, Ziehvater:" Thord antwortete: "Ja, ich brauche doch nicht weniger Waren als andere Bauern; gewiß werde ich hinreiten." Eid sagte: . ,Ich will mit dir reiten und die Männer auch reden hören und auf den Märkten bekannt werden." Thord erwiderte: "Das wird unserer Reise zustatten kommen, mein Junge, wenn du mitreitest. Mir ahnt es so, als wenn ich dich auf dieser Reise besonders nötig haben werde, wenn meine Träume etwas bedeuten." Eid sagte: "Was hast du geträumt, Vater? Thord antwortete: "Ich träumte, ich wäre in die Weißache im Borgfjord gekommen und unterhielte mich mit ausländischen Männern, hauptsächlich über einige Geschäfte. Da kamen in unsere Bude viel Wölfe hinein, vor denen ich Abscheu empfand. Sie griffen mich an und wollten mich zerreißen und zerrten mir die Kleider herunter. Ich sog mein Schwert und zerhieb einen Wolf mitten durch, und einem andern schlug ich den Kopf ab. Da stürzten die Wölfe von allen Seiten auf mich ein. Mir war es, als wenn ich mich verteidigte, , und ich wurde sehr müde und glaubte nicht ;u wissen, wie es ablaufen würde. Da sprang ein junger Bär vor mich und wollte mir helfen, und in dem Augenblick erwachte ich. Nun scheint mir, der Traum zeige Dinge an, die kommen werden 2." Eid sagte: "Das ist deutlich, daß das feindliche Ge 1 

Die Heimat Eglis im Südwesten der Insel. 2 Die Traumtiere werden Norden oft nach ihrer macht und ihrem Charakter als Fylgien, Schutzgeister



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danken von Männern sind. Da möchte ich raten, du reitest zur gleichen Zeit wie mein Vater fort, wenn ihr auch nicht miteinander redet." Thord sagte: "Das kann ich wohl tun, wenn du darum bittest, mein Junge."

Thord machte sich reisefertig und ebenso Eid. Und als Thord aufbrechen wollte, sagte seine Schwester Sigrid: "Ich hätte gern, Bruder, daß du mir einen recht feinen Mantel kauftest." Thord erwiderte: " Das will ich tun, Schwester! Aber ich habe eine Ahnung, daß der Mantel uns einen vollgezahlten Preis kosten wird." Die beiden, Thord und sein Ziehsohn, ritten zur selben Zeit wie Skeggi zu dem Kaufschiff, wie Eid gebeten hatte. Als sie dann angekommen waren, schlugen sie beide am Schiff eine Bude auf.


9. Skeggi hilft Thord auf dem Markte. Sigrid wird dem Asbjörn versprochen

Ein Mann, namens Jon, kommt jetzt in die Geschichte. Er wohnte am Hvassaberge im Tal der Nordache 1. Er war vermögend, aber anmaßend und unbeliebt. Sein Weib hieß Gudrun; sie war prahlerisch und hochmütig. Ihr Bruder hieß Audulf, ihr Vater Glum; der wohnte an den Schluchtklippen .

Sie hatten zur selben Zeit vor, zu dem Schiff zu reiten, als Thord und Skeggi dort waren. Und als sie nun fortritten, sagte Gudrun zu ihrem Manne, er möchte ihr doch einen hübschen Mantel mitbringen, denn sie pflegte sich gut zu kleiden. Der Bauer versprach es auch. Sie ritten nun ihren Weg, bis ne in das Weißachland kamen. Dort war der Markt in vollem Gange.

Jon und Audulf gingen zwischen den Buden hin und her. Sie kamen in die Bude eines Mannes, der Thorir der Reiche hieß, und verlangten einen Mantel, wenn er welche führe. Der antwortete, er habe welche, und sagte:"Er wird euch aber teuer vorkommen, Bauer!" Jon erwiderte:"Laß hören, was er kosten anderer Menschen, gedeutet. Diese menschen sind mit ihren Gedanken die veranlasser des Traumes. 1 Die Nordache (nordra) ist rechter nebenfluß der Weißache. Ist. Skardshamrar, an der Nordache.



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soll!" Der Norweger nannte den Preis. Jon schien er zu hoch. Audulf wollte ihn gerne kaufen und erbot sich, von seinem Gelde zuzulegen. Jon ging aber weiter. Als sie draußen waren, redete Audulf ihm zu, den Mantel doch zu kaufen; "ich habe es meiner Schwester versprochen." "Gut, dann habe deinen Willen" sagte Jon, " wir wollen beim gehen und das Geld holen." Darüber verging einige Zeit.

Auch Thord und Eid gingen an den Buden entlang und sahen sich nach den Waren um. Sie kamen in die Bude Thorirs des Reichen und wollten ihm den Mantel abkaufen. Thorir sagte, er kenne Thord und seine Eltern; —"ich möchte dir keinen Preis machen, sondern bitte dich, den Mantel von mir anzunehmen." Thord dankte ihm dafür; —"ich will das annehmen. Ich möchte den Mantel bier liegen lassen, bis ich gehe und mir Geld hole 1." "Ich bitte dich," sagte Thorir, " nimm ihn gleich mit dir:" "Darauf kommt es nicht an," sagte Thord und ging mit Eid, sein Geld zu holen.

Sowie Thord hinaus war, kamen Jon und Audulf wieder in die Bude und baten den Norweger, ihnen den Mantel zu geben. Der antwortete, der Mantel sei schon verkauft; — " du wolltest ja nicht soviel geben, wie ich ansetzte."Jon sagte, er solle das Geld haben. In dem Augenblick kamen Thord und Eid wieder in die Bude mit ihrem Gelde. Thord griff nach dem Mantel. Audulf zog sein Schwert und wollte nach Thord hauen. Auch Jon sprang auf Thord los und wollte auf ihn bauen. Thord sog schnell sein Schwert, wandte sich Audulf zu und hieb ihn in den Schädel. Er stürzte sofort tot zu Boden. Da sprang Eid vor Thord, weil er sah, wie Jon sich zum Angriff bereit machte, deckte ihn mit seinem Schilde und nahm den Mantel unter den Arm. Thord sah das und schlug einen Querhieb gegen Jon, traf ihn in der Mitte und hieb ihn über der Weiche mitten in zwei Teile. Da stürmten die Begleiter Jons auf ihn ein. Thord flüchtete da aus der Bude und sprang auf einen Holzstoß. von dort wehrte er sich wacker.

Die Männer aus der Umgegend und vom Borgfjord liefen nun zusammen und wollten Audulf rächen. Da machte Eid 

1 Die Gegengabe versteht auch bei der Schenkung von selbst.



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äch zu seinem Vater auf und bat ihn, Thord mit seinen Leuten zu Hilfe zu kommen. Skeggi sagte:"Was hat Thord angestellt, daß er nicht für sich allein fertig wird:" Eid antwortete: "Er hat zwei Männer erschlagen." "Welche sind das Sagte Skeggi."Audulf und Jon," sagte Eid."Was war der Grund:" Sagte Skeggi. " Sie wollten ihm einen Mantel fortnehmen, den er gekauft hatte. Der eine wollte ihn dann erschlagen, bis ich ihm zu Hilfe kam. Laß du die Kühle zwischen euch nicht so weit gehen, daß du darüber vergißt, daß er aus derselben Gegend ist wie du. Und daß er mein Lebensretter und Ziehvater ist!" Skeggi antwortete nichts. Da kehrte Eid um, ging zu den Kämpfenden zurück und zog sein Schwert. Als Thord seinen Ziehsohn sah, sagte er: "Setz dich meinetwegen keiner Gefahr aus!"

Als Eid die Bude seines Vaters verlassen hatte, stand Skeggi auf und sagte: "Grunzen wird der Eber, wenn das Ferkel geschlachtet ist." Da nahm er Sköfnung und ging dahin, wo sie Thord angriffen. Er hatte sich so tapfer gewehrt, daß sie ihm noch keine Wunde beigebracht hatten; er aber hatte viele andere verwundet. Als Skeggi dazugekommen war, griff er so kräftig an, daß alle, die vorher auf Thord eingestürmt waren, zurückwichen . Schließlich brachte Skeggi sie zu einem vergleich: er sollte allein den Schiedsspruch fällen. Er verkündete ihn auch sogleich. Thord sollte für den Totschlag an Jon 240 Silber unzen 1 zahlen. Audulf aber sollte bußlos gefallen sein, weil er Thord nach dem Leben gestellt und ihn angegriffen hatte. Die Männer, die Thord verwundet hatte, sollten für ihre Wunden keine Buße bekommen, weil sie ihm nach dem Leben gestellt und ihn angegriffen hatten. Und damit einigten sie sich.

Skeggi ritt heim, sobald er sich reisefertig gemacht hatte. Thord ritt mit ihm heim und Eid an seiner Seite, und auf dem ganzen Wege sprachen Thord und Skeggi kein Wort miteinander. Sie ritten bis zur Mittelfjordache. Da sagte Skeggi: "Hier wollen wir absteigen, denn ich habe dir etwas zu sagen, Thord." Und so taten sie.

Da sagte Skeggi: "Asbjörn, mein Neffe, hat mich gebeten, für ihn zu werben, und zwar um deine Schwester Sigrid. Ich 

1 Das sind 1080 mark Silber, 1080 mark Kaufwert.



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möchte nun wissen, wie du auf diesen Antrag antworten willst." Thord sagte:"Meine Freundschaft mit Asbjörn ist nicht groß, und auch du bist bisher nicht gerade mein Freund gewesen. Mir ist das bisher nicht in den Sinn gekommen, daß du für deine verwandten bei uns Schwägerschaft suchen könntest. Daß Asbjörn aus gutem Geschlecht und selber ein angesehener und tüchtiger Mann ist, weiß ich; aber ich weiß nicht, wie meine Brüder und das Mädchen darüber denken." Skeggi antwortete: , .Ich habe lieber mit dir, als mit deinen Brüdern darüber gesprochen, weil ich weiß, daß sie in dieser Sache wie sonst in allem deinem Rat folgen werden." Thord erwiderte: "Es ist wahrscheinlich, daß sie sich nach meinem Willen richten werden. Ich gebe aber das Mädchen niemandem, ohne daß sie selbst zustimmt. Mir scheint allerdings wahrscheinlich, daß sie meinen Rat nicht in den Wind schlagen wird."

Da sagte Eid: "Ich möchte, Ziehvater, daß du meinem Vater auf die Werbung eine gute Antwort gibst und seine vermittelung wohl würdigft." Thord antwortete: "Das will ich tun. Skeggi hat mir auf dieser Reise großen Beistand geleistet, und das will ich wohl würdigen. Ich will um deiner vermittlung willen, Skeggi, mich dazu erbieten: sie soll drei Jahre lang ihm versprochen sein. Wenn Asbjörn in diesen drei Jahren nicht nach Island kommt, dann ist die Abrede zu Ende. Kommt er vorher zurück, so soll er die Sigrid haben." Das nahm Skeggi an.

Thord reichte ihm seine Hand und Skeggi nahm den Handschlag an. Man ernannte Zeugen für die Abrede.

Dann sagte Skeggi: "Jetzt hast du dich wacker gezeigt, Thord! Es war ein Glück; daß deine Schwester den Mantel bekommen hat, und nicht Jons Weib. Ich möchte glauben, daß man am Borgfjord nicht vergißt, wie euer Zusammentreffen ausging. Ich will deinen Namen verlängern und dich Thord Hreda nennen, d. i. Unruh 1." Thord sagte: "Ich habe nichts dagegen, wenn sie sich an meinen Besuch länger erinnern; darum habe ich auch nichts gegen diesen Namen. Und eine Ahnung sagt 

1 Ein solcher Zuname, dem gewöhnlich ein Geschenk ,zur Namensfestigung' folgte, galt selbst als eine Gabe von geheimnisvoller Kraft.



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mir, daß es selten in unserm Bezirk ohne Unruhe hergehen wird." Darauf ritten sie beide nach Hause.

Als Thord heimkam, wurde er freundlich begrüßt. Man fragte ihn, was geschehen sei. Er erzählte alles ganz genau. Dann rief er seine Geschwister zu einer Unterredung zu sich und berichtete ihnen von der Heiratsabrede. Sigrid antwortete: "Rasch hast du dich über mich entschlossen, Bruder, daß du mich nicht vorher selbst besagt hast!" Thord erwiderte: "Die Abmachung soll nicht eher gelten, als bis du dich einverstanden erklärt hast." "Das hatte ich von dir erwartet. Ich will mich hierin ganz an deine Entscheidung halten." Thord sagte, sie solle für diese Antwort Dank haben. Dann gab er ihr den Mantel und erzählte ihr von dem Handel mit Jon und Audulf, und sprach die Strophe:

Zwei, die Fafnirs Aue 1
Lang verschenkten, fallen
Ließ ich, Meeresfeuers
Schöne Linde 2 ! heute.
Wogengluts Verschwender
Mit den Wundenruten
Wollten Goldesstreuer
Grimmen Tod bescheren.

"So war es nur zu erwarten," sagte sie. Thord blieb nun ruhig zu Hause und Eid war stets bei ihm.


10. Orm sucht Sigrid zu gewinnen

Diesen Sommer kam ein Schiff nach der Blandamündung im Langental. Mit dem Schiffe kam Orm, ein Schwestersohn Skeggis und Bruder Asbjörns. Als Skeggi von der Ankunft seines Neffen hörte, ritt er zum Schiff und lud Orm ein, den Winter bei ihm zu verbringen. Orm ging auch mit ihm. Er war größer und stärker als die meisten Männer sonst; von gewaltigen Leibeskräften, dabei trotzig und übermütig. Er war auch rasch im Zuhauen und voller Anmaßung.

Eines Tages geschah es, daß Orm zum Bade ging und Sigrid aus Os traf mit einem anderen Weibe. Sie gefiel ihm sehr, 

1 Das Gold, worauf der Drache Fafnir lag. 2 Trägerin des Goldes =Weib.



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und er erkundigte sich, wer das wäre. Man sagte ihm ihren Namen und ihr Geschlecht. Er kam mit Skeggi ins Gespräch und sagte: "Die Sache liegt für mich jetzt so, daß ich dich bitten möchte, um Sigrid von Os für mich zu werben." Skeggi antwortete: "Um dieses Mädchen kann ich für dich nicht werben; aber um jedes andere will ich es tun, wenn du es willst." Orm erwiderte: "Entweder wird um Sigrid oder um keine." Skeggi sagte: "Wie sollte ich um die verlobte deines Bruders Asbjörn fin dich werben:" Orm antwortete: " Darum kümmre ich mich gar nicht, daß sie meinem Bruder versprochen ist. Wenn du nicht für mich uni sie werben willst, wird es im Bezirk keine Ruhe geben, denn dann werde ich sie verführen. Ihre Brüder werden das nicht dulden, und darum werde ich mich wieder nicht scheren. Dann wirst auch du hineingezogen werden !" Da sagte Skeggi: "Sigrid wird sich von dir schon nicht verführen lassen. Und es ist von dir eine große Torheit, sie auf solche Weise gewinnen zu wollen. Es wird dir nur Schmach eintragen. Thord ist schon mit größeren Lasten fertiggeworden, als er mit seinen Brüdern König Sigurd Geifer erschlug." Orm sagte: " Das wird sein, wie es sich fügt. Darauf lasse es ankommen. wenn du mir das Weib nicht werben willst." Skeggi antwortete: " Lieber will ich dann den Auftrag übernehmen, als daß solche Mißhelligkeiten entstehen. Aber du wirst immer unzufrieden sein, wie auch die Antwort ausfallen mag." Eid hörte das mit an, da er geradezu Besuch bei seinem Vater war. Vater und Sohn ließen nun Thord bitten, nach den Dampfquellen hinüberzukommen. Thord kam mit seinen Brüdern zusammen. Skeggi begrüßte Thord freundschaftlich. Er erwiderte den Gruß und fragte, was vorläge, daß man ihn gebeten habe. Skeggi erwiderte, daß sein Neffe Orm die Sigrid haben wolle. Thord sagte: "Das ist ein seltsames Begehr von deiner Seite. Mir scheint, dein Vetter Orm hat mehr Heftigkeit und Gedankenlosigkeit, als Glück '; es ist leicht möglich, daß sich das bald eigen wird. Weiß er denn nicht, daß das Mädchen seinem 
1 Auch Glück ist eine persönliche Eigenschaft und wie eine andre Tugend auch Geschlechtserbe. Held und Glücksmann, Unglücksmann und Neiding gehört dem fatalistischen Nordmann zusammen.


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Bruder versprochen ist:" Skeggi sagte:"Orm ist nicht zu Hause, er ist ins Langental zu seinem Schiff geritten."

Da sagte Eid: "Ich möchte, Ziehvater, daß du die Fürsprache meines vaters auch würdigst." "Das will ich tun," sagte Thord, "wie du es wünschst. Wegen deiner Bitte und der Fürsprache deines vaters will ich einen vorschlag machen. Ich hätte keinen gemacht, wenn Orm selbst um das Mädchen geworben hätte. will dir, Skeggi, diese Antwort geben: zunächst, daß ich Asbjörn gegenüber nichts tun werde, was gegen unsere Abrede ist. Orm aber soll im Sommer zur See gebn und zwei Jahre fortbleiben und soll Aussicht auf die Heirat haben, wenn Asbjörn nicht wiederkommt." Skeggi war mit der Antwort zufrieden, und sie ernannten Zeugen dafür. Thord ritt beim nach Os und Eid mit ihm. Sigrid sagte wenig dazu.

Nun war es soweit, daß Orm heimkam und sein Schiff gerüstet hatte. Er fragte Skeggi, wie der Erfolg seiner Werbung geworden sei. Skeggi sagte, wie alles verlaufen war. Orm meinte, Skeggi habe die Sache ohne Nachdruck betrieben. Skeggi antwortete, er möge das beurteilen, wie er Lust habe. Orm sagte, für diesen Erfolg solle er keinen Dank haben, und war sehr wütend Er sagte, ihm sei es gleichgültig, ob es Thord gefiele oder nicht gefiele; — " dann soll sie eben meine Kebse sein!" Skeggi erwiderte, er sei sehr unvernünftig, daß er so reden könne.

Orm war noch keinen zweiten Tag zu Hause, als er schon nach Os ritt und mit der Sigrid zu reden begann. Sie sagte, er solle das lassen, Thord würde das übel aufnehmen; "und du wirst dein Tun bald bereuen, wenn du nicht einhältst." Orm sagte, erlasse es Thord gegenüber auf alles ankommen. Sie meinte, es sei auch das Wahrscheinlichste, daß sie sich miteinander messen würden, — " wenn du noch öfter hierher kommst. Du sollst auch wissen, daß ich mich nicht im geringsten um dich kümmern werde, ehe ich von deinem Bruder Asbjörn eine Nachricht habe." Damit schlossen sie das Gespräch.

Thord war unten an der Mündung beim Schiffsbau beschäftigt er wollte mit dem Fahrzeug nach den Stranden 1, Dorsche zu fangen; er wollte selbst auf die Reise, 1 

Siehe Kapitel 3.



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Orm kam drei Tage hintereinander nach Os. Da sagte Thord zu ihm: "Ich möchte, Orm, daß du deinen Weg nicht hierher nimmst, zu meinem Verdruß und zur Unehre meiner Schwester." Orm gab grob zur Antwort, er habe bislang allein über seine Wege bestimmt und sei des Willens, es dabei zu lassen. Thord sagte, daß einer von ihnen das Leben lassen müßte, wenn er den vierten Tag wiederkäme. Orm ließ von seinen Besuchen einige Tage ab.


11. Orms Tod. Eid verhindert den Kampf zwischen Thord und Skeggi

Thord machte das Schiff reisefertig. Als er soweit war, gab es einen heitern Morgen da beschloß er, den Fluß hinauszufahren.

Eine Dienstmagd von Os kam ins Haus und sagte, es sei gutes Wetter, das Linnen zu waschen. Sigrid war gewohnt, das Linnen in einem Bach zu waschen, der bei dem Hof von Os mündete. Sie machte sich mit ihrem Linnenzeug auf, und die Magd ging mit ihr.

Diesen Morgen hörte Orm, daß Thord gleich abfahren wolle. Er ließ sich ein Pferd geben. Skeggi wußte nichts davon. Dann nahm er seine Waffen. Er ritt nach Os hinaus und in das Tal, wo Sigrid war. Er stieg vom Pferde und band es an. Dann legte er die Waffen ab und ging an sie heran, setzte Sigrid nieder; legte seinen Kopf ihr in den Schoß und ihre Hände auf seinen Kopf. Sie fragte, warum er das täte; — " es geschieht gegen meinen Willen; und denkst du nicht an das letzte Wort meines Bruders: Er wird es halten. Tu du, was dir recht scheint:" Er antwortete: "Ich kümmre mich nicht um eure Schreckgespenster."

Als Orm in das Tal geritten war, hatte die Dienstmagd sich sofort aufgemacht, war zu dem Schiff gelaufen und hatte Thord gesagt, daß Orm ins Tal zu Sigrid gekommen wäre. Thord sprang auf und nahm Schwert und Schild. Er lief in das Tal hinauf. Orm lag da der Sigrid im Schoße. Thord sprang zu ihm heran und rief: "Steh auf und wehr dich! Das ist besser, als zu Frauen zu schleichen und mir Trotz zu bieten."



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Orm sprang auf und griff nach seinem Schwerte, da schlug Thord schon nach ihm und hieb ihm den rechten Arm durch, gerade als Orm sein Schwert zücken wollte. Und bei seiner raschen Bewegung brach ihm noch das Bein. Da hieb Thord ihm das Haupt ab, und ging dann beim nach Os und verkündete dort. daß er Orm erschlagen habe.

Sigrid bat ihren Bruder, sich in Sicherheit zu bringen. Er lächelte zu ihren Worten und sagte: "Ich will durchaus nicht fort, und kenne auch keinen Weg. Ich werde einen Mann nach den Dampfquellen schicken und Skeggi den Tod Orms an eigen." Sie sagte: "Du bist ein wunderlicher Mensch, Bruder. Skeggi wird sofort herüberziehen und seinen Neffen mit einer großen Schar rächen, und du hast keine Aussicht, ihm standzuhalten, wenn du auch ein großer Kämpfer bist." Thord sagte, darauf gebe er nichts. Er holte dann seinen Hirten und trug ihm auf, nach den Dampfquellen zu gehen und Skeggi den Totschlag melden. Der sagte, er habe geringe Lust; aber er werde wohl gehen müssen, wenn Thord es wolle. "Sag auch noch dazu, daß Skeggi den Narren fortbringen lassen soll!'

Skeggi sammelte Leute und ritt nach Os. Thord aber war mit neun Leuten zu Hause und machte sich zur verteidigung zurecht, sobald er Skeggi heranreiten sah. Seine beiden Brüder waren dabei, und alle waren wohlbewaffnet. Thord sagte, daß er jetzt in keinem Stück Skeggi nachgeben wolle, und meinte, es sei gut, daß sie sich nun miteinander mäßen.

Nun ist zu berichten, daß Eid diesen Morgen zu seiner Pferdekoppel im Leinfeldtal 1 geritten war, die ihm Thord geschenkt hatte. Als er nun den Tod Orms erfuhr, beeilte er sich nach Os zu kommen; er wollte vor seinem Vater dort sein. Das glückte ihm auch. Als er heimgekommen war, sah er, daß man sich gerüstet hatte, nahm seine Waffen und trat zu seinem Ziehvater Thord. Thord sagte: "Ich wünschte, mein Junge, daß du heute nicht dabei wärest. Ich kann deinen Vater nicht mehr als einen andern Mann schonen, wenn er mich angreift." Eid antwortete: "Ich bleibe bei dir, Ziehvater; was auch geschehen mag. Wir wollen das gleiche Los wählen l Als du mir 

1 Jsl. Linakradalr, östlich von Os, von der Kroksache durchflossen.



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das Leben rettetest, wußte ich, daß ich mein Leben für deins einsetzen müßte." Thord sagte: "Du wirst mir am meisten helfen, wenn ich es am nötigsten habe."

Als sie so geredet hatten, kam Skeggi mit seiner Schar heran. Skeggi war sehr aufgebracht. Als er jetzt seinen Sohn Eid unter Thords Leuten sah, hielt er seine Schar an. Thord rief ;u Skeggi hinüber und sagte, er solle doch anfangen: "Ich bin jetzt ganz bereit den Ochsen zu fällen, so fett er ist; alt genug ist er nun geworden." Da sagte Skeggi: "Ich greife nicht an. Mit Eid werde ich mich nicht schlagen. Aber du beschwörst schwere Taten herauf." Thord antwortete: "Es ist bei dir wohl mehr Furcht, als Edelfinn, daß du nicht angreifst."Skeggi erwiderte nichts, kehrte um und ritt heim. Orm wurde am Mittelfjordkap 1 beerdigt.


12. Thord verläßt Os und reitet Jndridi entgegen

Jetzt sind in der Geschichte neue Männer zu nennen. Thorvald hieß ein Mann; er war ein guter Wirt und wohnte im Langental auf dem Hofe, der In der Wiesenhalde heißt. Er war ein guter Arzt. Er hatte zwei Söhne; der eine hieß Einar; der andere Bjarni.

Jndridi hieß ein Mann, ein Geselle Oims. Er war groß und streitbar und ein tüchtiger Kerl. Er war nach Island gefahren und in der mündung der Kolbeinsache 3 gelandet. Er war gerade wieder zur Ausfahrt gerüstet, als dies geschah.

Össur hieß ein mann. Er wohnte am Skagafjord auf dem Hofe, der Auf dem Grunde heißt. Sein Vater hieß Arngrim, seine Mutter Jorun, die Schwester Mittelfjord-Skeggis. Össur war ein angesehener Häuptling; er hatte das Godenamt im oberen Teil des Skagafjords bis zu dem Gebiet der Hjaltisöhne. Er war ein anmaßender und unbeliebter Mann, größer und stärker als die meisten anderen Männer unzuverlässig und tückisch. 

1 Das Rap zwischen Widder- und Mittelfjord. 2 Jsl. Engihlib. Das Langental s. Kap, 7. 3 Die Mündung der Kolbeinsache im Osten des Skagafjords war eine beliebte Landungsstelle. 4 Später heißt Össurs Hof stets Querache. Die Querache fällt an der Südspitze der Insel Hegranes von Osten in die Skagafiordsache.



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Thorhall hieß ein Mann. Er wohnte in Großhof 1 auf der Halde des Mündungslandes. Sein Weib hieß Olof. Sie war stattlich und von tüchtiger, alter Art. Thorhall war ein wohlhabender Mann. Er galt nicht für kriegerisch, eher feige und durchaus für einen unbedeutenden Menschen. Er war prahlerisch und ein großer Schwätzer, wußte aber mit allen Schlichen umzugehen. Seine Hausbau Olof war die Tochter Hrolleifs, der das Hrolleifstal 2 von der Flachlandshalde hinauf besiedelt hatte.

Sie war ihm in allen Stücken überlegen. Des Geldes wegen hatte man sie ihm gegeben. Sie war jung und Thorhall schon in vorgerücktem Alter. Sie verstand sich auf Heilkunde. Kalf hieß ein Bauer im Hjaltatal 3. Er wohnte in Kalfshof und stand in gutem Ansehen.

Nun ist die Erzählung wieder in Os aufzunehmen, wo Skeggi seinen Neffen Orm hatte bestatten lassen. Er schickte Leute zu Jndridi, Orms Gesellen, um ihm den Todschlag mitzuteilen. Er forderte ihn auf, herüberzukommen, wenn er sich bemühen wolle, für seinen Gesellen Rache zu finden. Jndridi war nämlich mit Orm Blutsbrüderschaft eingegangen, ehe sie nach Island fuhren,

Jndridi machte sich sofort auf und nahm seine Wassen. Er hatte einen Helm und einen roten Schild, einen großen Spieß mit Widerhaken in der Hand und ein scharfes Schwert am Gürtel. Mit ihm gingen zwei Norweger und nach zwei Isländer. Indridi verließ sein Schiff, sowie er gerüstet war.

Jetzt ist die Geschichte da aufzunehmen, wo Thord und Skeggi sich in Os trennten. Eid sagte zu Thord: "Ich möchte gern, Ziehvater, daß du fürs erste die Landschaft verläßt. Ich will für deinen Hof Sorge tragen, solange du fort bist." Thord antwortete: "Du sollst deinen Willen haben! Leicht fällt es mir freilich nicht, mein Haus zu verlassen. " Es muß jetzt sein! 1 

Zsl. Miklibör; an der unteren Kolbeinsache. Du Halde (Oslandshid) begrenzt das Tal im Norden. An der nordöstlichen Ausbuchtung des Skagafords; über Hrolleif siehe die Geschichte von den Seetälern Kap. i8 ff. Das Hjaltatal mündet von Süden her bei Großhof in das Kolbeinstal, s. das Bild, Einl. -Bd. S. 24.



Thule-Bd.10-235 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

sagte Eid, ich müßte den Eifer meines vaters schlecht kennen, wenn du es solltest durchsetzen können, nach diesen vorfällen in seiner Nachbarschaft zu bleiben."

Darauf rüstete Thord 1ich, fortzuziehen; er nahm seine Waffen: Schild und Helm, Schwert und Spieß. Seine Brüder erboten sich, mit ihm zu gehen. "Das will ich nicht," sagte Thord, "ich möchte euch nicht meinetwegen in Händel verwickeln, da ihr an dem Totschlag auch keinen Teil habt. Haltet euch also mit meinem Ziehsohn bis auf weiteres ruhig" Dann bestieg er sein Pferd und nahm von seinen Leuten Abschied. Er ritt den Höhenzug hinauf bis ins Leinfeldtal und mit ihm noch ein Begleiter, der den Weg kannte.

Er machte nicht eher halt, als bis er ins Langental nach Wiesenhalde gekommen war, spät am Abend. Er trug eine Larve über dem Helm und verbarg sich so. Die Söhne Thorvalds glaubten ihn zu erkennen und sagten es ihrem vater; —"und wenn er es ist, so hat es auch etwas zu bedeuten, daß er mit verhülltem Haupte durch das Land reitet." Der Bauer fragte den großen Mann, wie er heiße. Er sagte:"Thord" Und bist du Thord Unruh?' Er antwortete: "Du kannst mich so nennen, wenn du willst! Ich bin es" Der Bauer sagte:"Und was ist der Grund deiner Reise?' Thord berichtete den Tod Orms und alles, was sich da ereignet hatte, und sprach diese Strophe:

Wenig meld ich dem Schwinger
Des Schwertes: die Schlange 1 traf ich,
   Ehe sie Schande der Göttin
Schuf des Wellenlichtes 2.
Wut befiel mich, als des Wogenrenners
     Lenker die Frau umfaßte.
Nicht wollte des Goldes Ann
Gunst der Schlange schenken.

Thorvald sagte:"Du berichtest da große Dinge: den Tod Orms, Skeggis Neffen Viele seiner verwandten werden Skeggi bei der verfolgung helfen " Thord sprach eine Strophe:

Wohl weiß ich, daß Gesippen
Dem Goldesspender folgen,
1 
Orm heißt Schlange (Wurm). Göttin des Goldes Frau.


Thule-Bd.10-236 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

Rächend mit den Stäben
Des Waffentau's 1 mich schlagen.
Nicht weiß ich, ob im Schwerter-
  Spiel ich einem entfliehe,
Wenn auch die schimmernde Schneide
  Skeggi schwingt der Starke.

Thorvald sagte: "Das ist wohl auch zweifelhaft. Aber wohin willst du jetzt reiten :" Thord antwortete: "Ich möchte zuerst zu dem Schiffe, das an der Mündung der Kolbeinsache liegt, was auch sonst geschehen möge." Thorvald bot ihm seinen Sohn Einar als Begleiter an, denn Thord kannte die Wege nicht. Er sollte ihn bis über den Seepaß 2 nach Norden bringen, wo die Wege auseinandergehen. Thord dankte ihm und og einen Goldring vom Finger und gab ibn Thorvald. Der Bauer dankte ihm das Geschenk und sagte, er solle ihn besuchen, wenn ihm der Sinn darnach stände; — "ich habe eine Ahnung, als ob du auf dieser Fahrt deine Waffentüchtigkeit und deine Tapferkeit wirst bewähren müssen. Du mußt auf deiner Hut sem, daß Össur, Orms Vetter nicht von dir hört und dir einen Hinterhalt legt. Er ist ein mächtiger und starrsinniger Herr." Thord sagte: das würde geschehen, was das Schicksal über ihn beschlossen habe; — "und es müßte schlecht um die Schutzgeister meines Geschlechtes bestellt sein, wenn nicht mehrere von Orms verwandten das Leben lassen, ehe ich die Augen schließe. Aber du hast dich ehrenhaft benommen, Bauer, habe dafür Dank! Ich werde deine Freundschaft nützen, wenn ich es nötig haben werde."

Damit ritt Thord fort und Einar mit ihm. Sie trennten sich freundschaftlich von Thorvald. Sie ritten das Langental hinauf und nach Norden auf den Seepaß. Als sie nördlich des Passes hinunterritten, teilten sich die Wege. Thord wollte über die Hürdenhügel 3 weiterreiten und setzte seinen Willen durch. Sie ritten nach der Adlerspitze 4 und ließen die Pferde dort grasen. Thord sagte, er sei schläfrig und Unfriedensgeister verfolgten ihn. 

1 Stäbe des Bluts = Schwerter. 2 Ist. Vatnsskard, vom Tal der Schwarz-ache ins Tal der Skagafjordache führend. 3 Ist Grindarholar; eine Hügelreihe liegt in der Tat längs des Weges. 4 Arnarstapi, ein Bergkegel am Paßausgang



Thule-Bd.10-237 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa


13. Der Kampf an der Adlerspise

Jetzt ist die Erzählung da wieder aufzunehmen: Jndridi hatte gehört, daß sein Geselle Orm erschlagen worden sei. Er verließ sein Schiff mit vier Leuten. Zwei waren Norweger, der eine hieß Sigurd, der andere Thorgrim, beide waren sie kampftüchtige Männer. Die beiden anderen waren Isländer, einer hieß Bard, der andere Thorsinn, große und kräftige Leute. Sie waren wohl gewaffnet. Sie ritten geraden Weges den Skagafjord hinauf und nach dem Seepaß, denselben Tag, an dem Thord über den Paß geritten war.

Jetzt sah Thord fünf Männer in Waffen daherreiten. Er fragte seinen Gesellen, ob er jemand von den Reitern kenne. Der antwortete: "Ich müßte niemanden erkennen können, wenn das nicht der Schiffsherr Jndridi ist, Orms Schwurbruder, mit einem roten Schild und einem Hakenspieß in der Hand." Thord erwiderte: "Es kann sein, daß Jndridi nach mir sucht. Was Hilfe habe ich von dir zu erwarten:" Er antwortete: "Ich bin kein Kämpfer und kann kein Menschenblut sehen. Es ist böse zu wissen, daß du hier dein Leben lassen sollst." Thord sagte, noch sei es nicht entschieden, wer heute abend das Schiff Indridis besitzen werde. Thord machte sich nun zur Abwehr fertig. Aber schlimm, sagte Thord, sei es, daß sein Gefährte keinen Mut habe und er sprach eine Strophe:

Nimmer weich ich vor den Wogen-
Flammenspendern 1 hier vom Flecke.
Spüren sollen's kluge Schenker
Wellenglanzes auf dem Waldberg.
Eher denk ich, helmumschlossen,
Heißen Schwerterklang zu wecken,
Wenn auch Eichenstürmer 1-Steurer
Wüten sechs in der Waffenmesse.

Als sie sich nun trafen, Sagte Jndridi, was denn Orm noch aufhalte. Thord sagte, Orm habe sich am Mittelstordkap angebaut . Dann sagte er ihm den Totschlag; —"räche ihn nun! 

1 Wogenflamme, Wellenglanz =Gold. Schiff.



Thule-Bd.10-238 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

Leichter wirst du es mit mir nie haben, als heute:" Jndridi sagte, so solle es sein.

Darauf griffen sie ihn alle an. Der Norweger Sigurd stieß mit dem Spieß nach Thord; er traf den Schild, glitt ab und ging in den Erdboden. Er bückte sich im Stoß. Als Thord das sah, hieb er zu. Er traf Sigurd mitten über den Leib und riß ihn in zwei Stücke oberhalb der Hüften. In demselben Augenblick schlug Thorsinn nach Thord, traf den Schild und schlug ein großes Halbmondsstück vom Schilde ab. Thord dieb dem Thorfinn ins Bein oberhalb des Knies und schlug ihm den Fuß ab. Er rief Jndridi zu, er möge schärfer angreifen, — "wenn du deinen Gesellen rächen willst-"

Indridt sprang auf Thord los und setzte ihm gewaltig zu. Sie fochten lange. Schließlich fiel Jndridi vor Thord und klaffte überall von Wunden. Da stürmte Thord auf Indridis Begleiter ein, und es dauerte nicht lange, daß Thord sie beide hingestreckt hatte. Darauf setzte Thord sich hin und verband seine Wunden, denn er hatte schwere und zahlreiche erhalten. Dann ging er zu Jndridi und fragte ihn, ob er wohl geheilt werden könne. Der sagte: "Ich glaube, wenn ein Arzt sich daran macht."

Da nahm Thord Jndridi auf, sog ihn aus dem Blut und setzte ihn auf sein Pferd. Dann nahm er sein eigenes Pferd und ritt so nach Farmhofenlehne 1 und berichtete dort, was geschehen war .

Darauf ritt er mit Jndridi nach Wiesenhalde. Thorvald begrüßte Thord und bot ibm alle Hilfe an, die er brauchen könne, und Sagte, was sich zugetragen habe. Er berichtete von dem Kampf an der Adlerspise, und daß fünf Männer gefallen wären; — "hergekommen bin ich aber, weil ich möchte, daß du Indridi heilst. Denn einen tüchtigeren Mann findet man nicht."

Thorvald erwiderte, das sei nur seine Pflicht. Er nahm Jndridi auf bereitete ihm ein Bad und wusch seine Wunden aus. Er hatte keine lebensgefährlichen Wunden. Thorvald bot auch 

1 Jsl Bolstadarhlid, im Tal der Schwarzache, westlich des Seepasses. 2 Der Täter hatte den Totschlag in der Nachbarschaft kundzumachen, um nicht als heimlicher Mörder zu gelten,



Thule-Bd.10-239 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

Thord an, ibn zu heilen. Der lehnte es ab: "ich muß jetzt auf jeden Fall in den Norden reiten:" Jndridi nahm das Wort: "Nun ist es geschehen, wie ihr wißt, daß ich an Thord Rache gesucht habe Orm, aber es hat den Ausgang genommen, daß Thord vier meiner Gesellen erschlagen hat und mich bis auf den Tod verwundet. Das kam nur, wie es schon vorauszusehen war, denn Thord ist in seiner Waffentüchtigkeit mit keinem andern zu vergleichen. Jetzt möchte ich dir raten, Thord, reit nach meinem Schiff und erwarte mich dort! Olof heißt die Hausfrau in Großhof! die ist ein Weib von altem Schlage und eine geschickte Ärztin. Die bitt du um Aufnahme und um Behandlung, bis ich nach Norden komme! Össur heißt ein Bauer, der an der Querache am Skagafjord wohnt, der ist mit Orm verwandt, den du erschlugst. Er wird dir nach dem Leben stehen."

Thord bedankte sich für die Ratschläge; — "aber meinen Weg werde ich trotz Össur ziehen, wie ich es mir vorgenommen habe."


14. Thord in Großhof

Darnach ritt Thord über den Bergrücken nach dem Skagafjord und zu dem Schiffe. Spät abends kam erin Großhof an und traf den Bauern. Der fragte nach seinem Namen. Thord nannte sich. Thorhall sagte: "Ich habe schon öfter von dir reden hören. Was treibt dich hierher:" Thord erzählte von seinem Zusammenstoß mit Jndridi, und wer da gefallen war, und sprach eine Strophe:

Im weiten Seepaß erhob ich
Wahrlich harten Angriff;
Vier der Pfeileschleudrer
Schnell das Leben ließen.
Den edlen Jndridi stürzt' ich
In dem Sturm der Schilde;
Ihn ließ ich leben, der Leifis
Land 1 durchzog auf dem Drachen.

Thorhall sagte, er sei ein Held; — "es scheint mir aber, daß du 

1 Leifi ist ein Seekönig, sein Land das Meer.



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sehr verwundet bist." Thord sagte, darauf lege er nicht viel Gewicht; freilich einige Schrammen habe er.

Da kam die Hausfrau heraus. Sie sagte: "Wer ist der große Mann, der da gekommen ist:" Thord nannte seinen Namen. Sie sagte, sie habe schon viel von ihm gehört, und bat ihn, abzusteigen und die Nacht bei ihnen zu bleiben. Thord sagte seinen Dank. Thorhall sagte: "Mir scheint es nicht so rätlich, den Mann hier aufzunehmen. Er ist mit seinen Totschlags- geschichten in allerhand Schwierigkeiten geraten und ist schwer verwundet und hat Pflege nötig. Auch sind es mächtige Männer, die hinter ihm her sind und Orm rächen wollen. Mir scheint; daß der wenig an sein Geld und sein Leben denken müßte, der ihm irgend helfen wollte."

Da sagte die Hausfrau: Darüber denken wir nicht gleich. Mir scheint, daß der besser fahren wird, der ihm Hilfe erweist. Ich biete dir an, Thord, bleibe hier, solange es dir gefällt; ich will dir deine Wunden verbinden und dich heilen, wenn dir das beschieden ist." Thord dankte ihr und sagte, er wolle es annehmen, wenn der Bauer einwilligte. Thorhall sagte, es werde nun sein, wie gewöhnlich; — " du wirst deinen Willen haben wollen. Ich will Thord versprechen, ihm in allen Dingen treu zu sein. werde meinen Mund darüber halten, daß Thord hier ist."

Hierauf stieg Thord vom Pferde, und die Hausfrau führte ihn in ein vorratshaus; der Bauer nahm indes sein Pferd. Die Hausfrau setzte ihm einen Tisch vor, und er machte sich ans Essen. Darnach bereitete sie ihm ein Bad und wusch seine Wunden; er hatte viele und große.

Thord lebte nun ungesehen in Großhof, bis alle seine Wunden geheilt waren. Dann redete Thord mit dem Bauern Thorhall und der Hausfrau: "Es ist nun so weit, daß meine Wunden alle geheilt sind, und ich will nun nicht weiter mit verhülltem Kopf herumgehen und länger hier bleiben, als es euch gefällt." Die Hausbau sagte: Mein Wille ist, daß du hier bleibst, bis die Sache auf irgend einem Wege entschieden ist." Thorhall meinte: "Ich wünschte, Thord bliebe den Winter über bei uns, denn man hat mir allerdings gesagt, daß Össur



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von der Querache auf Rache denkt." Thord sagte, darum kümmere er sich nicht; - "das kann noch niemand sagen, wer von uns den Stein auf des andern Haupt setzen wird."

Eines Tages ritt Thord zum Schiffe; das war unter den Elinarholm 1 hinausgebracht. Zu derselben Zeit kam Jndridi zu dem Schiff. Die Matrosen hatten das Schiff in Stand gesetzt, während Jndridi in Wiesenhalde war. Jndridi schlug Thord vor, mit ihm hinauszufahren. Nur nach Norwegen wolle er ihn nicht bringen wegen der verwandten Orms, die zahlreich und mächtig wären; - "aber wegen aller der Totschläge bei unserem Zusammentreffen habe ich mich dich verglichen; . ich habe sie von meinem vermögen gebüßt,

Thord dankte ihm für alles dies, streifte sich einen Goldring vom Arnie und gab ibm den. Wegfahren wolle er aber zunächst nicht. Damit schieden sie in Freundschaft. Jndridi fuhr hinaus und kommt in der Geschichte nicht mehr vor.

Thord ritt nach Großhof. Thorhall begrüßte Thord freundlich und sagte, es sei gut, daß er nicht hinausgefahren wäre; — " du bist nun schon eine Zeit bei uns und gefällst mir wohl. Auch weiß ich, daß die Hausfrau wünscht, du bliebest, solange du willst. Ich bin ein kinderloser Mann, und es ist gut, sich solche männer zu Freunden zu machen und sie mit Geld zu unterstützen , wenn sie es einmal nötig haben. Mir fehlt es weder an Mut noch an Schlauheit, wenn Össur etwa mit Feindschaft gegen dich anfangen sollte." Thord antwortete darauf freundlich . Da sagte die Hausfrau: "Ich möchte nicht, Thord, daß du an Thorhalls Klugheit und an seinen Beistand zu sehr glaubst! Aber gut wäre es, wenn du einmal Anlaß fändest; Thorhalls Tapferkeit zu erproben." Thord blieb bei Thorhall den Winter über.


15. Der Kampf mit Össur im Hjaltatal

Ketil hieß ein Bauer; der wohnte landeinwärts von Osland 2 . Er hatte Thord einen guten Hengst geschenkt, der Svidgrim hieß; nach dem sind die Svidgrimshügel benannt. 1 

Sine Steine Insel vor der mündung der Kolbeinsache im Skagafjord. Das Mündungsland der Kolbeinsache und ein Hof dort. Die Svidgrtrnohügel liegen ebenfalls nördlich der ?lse.



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Der Bauer Kalf in Kalfshof 1 lud Thord und Thorhall zum Julgelage ein. Thord nahm das an. Ehe sie aber dorthin ritten, sagte die Hausfrau zu Thord: "Ich möchte, daß du deinen Weg achtsam nimmst, denn Össur von der Querache steht dir nach dem Leben. Er hat gelobt, seinen Vetter Orm zu rächen." Da sagte Thorhall: "Bedenke, Frau, daß wir nicht verloren sind, weder mit Anschlägen noch mit Mut, wo es einmal darauf ankommt, — selbst wenn wir in der Zahl unterlegen sind, und wohl gar bedeutend." Die Hausbau erwiderte: "Daß dein Prahlen einmal zu Fall käme! Ich rate dir, Thord, vertraue nicht auf Thorhalls Mut!" Thord sagte: "Es wird schon gut ablaufen." Darauf ritten sie nach Kalfshof und wurden dort bewillkommt. Da war die Julzeit über gute Bewirtung.

Nun ist von Össur an der Querache zu erzählen, daß er sich Kundschaft verschaffte von Thords Heimreise von dem Julgelage. Er sammelte Leute iim sich und brach mit achtzehn Mann am Abend vor dem lesten Jultage ins Hjaltatal auf. Er machte nahe bei Holzbucht 2 halt, wo es Hofsschlucht 3 heißt, dicht bei dem Hofe von Holzbucht.

Frühmorgens nach dem Julfest sagte Thord seinen Leuten, sie sollten sich zur Heimreise zurecht machen, und bemerkte, er habe nachts viel im Traum gesehen. Der Bauer Kalf Sagte, was er geträumt habe. "Mir träumte," sagte er, als wenn wir Fahrtgenossen das Hjaltatal hinauf ritten. Und als wir an Holzbucht herangekommen waren, da sprangen achtzehn Wölfe vor uns auf. Einer war weitaus der größte; er lief mit aufgespemtem Rachen auf mich los und griff mich und meine Leute an. Mir war, als bissen sie alle meine Leute zu Tode. Ich selbst meinte viele Wölfe zu erschlagen und den größten Wolf zu verwunden. Da erwachte ich."

Der Bauer Kalf meinte; das deute auf Unfrieden; — mit diesen Gedanken gehen Männer." Und bot ihnen an, den Tag über noch dazubleiben und den Weg hinunter nach Holzbucht auszuspähen. Thord wollte das nicht.

"Dann will ich," sagte Kalf, " dir mehr Leute geben und dein 

1 Siehe Kap, 12. 2 Zsl. Vidvik, zwischen Katfohof und Großhof, links der Hialtatalsache. 3 Ist. Gardshvammr,



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Gefolge verstärken." Thord antwortete: Es soll nicht heißen, daß Thord Unruh vor bloßen Träumen erschrecke und dann seine Schar vermehre, weil er sonst nicht wage, durchs Land zu ziehen."

Sie ritten nun zu sieben von Kalfshof fort, Thord und Thorhall und fünf ihrer Leute. Der Bauer Kalf hatte Thord zur Hilfe einen von seinen Hausleuten, namens Hall, mitgegeben, einen starken Kerl.

Eyvind hieß ein Bauer, der in Rücken 1 im Hjaliatal wohnte; er war in den Jultagen auf Kalfshof gewesen. Er hatte Thord einen goldbeschlagenen Spieß geschenkt und ihm seinen Beistand versprochen, wenn Thord einmal Männer brauchen würde. Eyvind begleitete Thord.

Sie ritten das Tal hinunter und waren noch nicht lange unterwegs, als ihnen ein Mann entgegenkam, den Kalf auf Kundschaft geschickt hatte, und meldete, daß nicht weniger als achtzehn Mann unten in der Hofsschlucht ihnen auflauerten.

Thorhall Sagte, wer das wäre. Er antwortete, Össur von der Querache sei der Anführer. Thord sagte, nun werde sich zeigen, wie kühn und wie waffentüchtig jeder sei. Thorhall antwortete: "Es ist nicht rätlich, auf sie zuzuhalten, wenn wir an Zahl so unterlegen sind. Da will ich einen andern Rat geben." "Wie ist der:" fragte Thord. Thorhall sagte:"Wir wollen hier über die Höhe abbiegen ins Kolbeinstal hinüber und so nach Hause; ohne daß sie uns bemerken können."

Thord sagte: "Gering scheint mir der Unterschied, wenn die achtzehn und wir neun sind; von vielen Männern weiß ich, die gegen solche Übermacht wacker gefochten haben. Mein Großvater Hörda-Kari hätte sich nicht abschrecken lassen, wenn er es auch mit einer größeren Übermacht zu tun gehabt hätte Soviel denke ich in jedem Fall von ihm und meinen andern vornehmen Geschlechtsgenossen zu haben, daß ich nicht fortlaufe , ohne meine Sache versucht zu haben. Jetzt werde ich gehen und Össur erwarten, was auch komme. Aber du, Thordall , sollst bei diesem Treffen nicht dabei sein; ich will deiner 1 

Zsl. Alss, rechts der Ache.



Thule-Bd.10-244 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

Hausbau eure Wohltaten nicht so übel lohnen, daß ich dich in irgendwelche Lebensgefahr bringen"

Thorhall meinte, Thord habe zu entscheiden;"aber meine Feinde —werden jetzt behaupten, ich hätte dich unrühmlich im Stich gelassen."

Thord forderte auch Eyvind auf, heimzureiten. Der sagte:"Ich würde schlechte Kameradschaft mit einem wackern Mann halten. wenn ich dir weglaufen wollte, wo du Manneshilfe am nötigsten hast. Das soll nie geschehen, daß mich solche Schmach trifft!'

Dann ritten sie weiter, bis sie Össur im Hinterhalt liegen sahen. Thord sagte: Hier wollen wir auf den Steilhang am Wege hinaufgehen, da ist ein guter Platz zum Kampf." Sie taten so und drachen sich oben Steine los. Als Össur mit seinen Leuten das sah, stürmten sie auf den Hang ein. Thord rief:"Was sind das für Männer, die sich so feindlich zeigen:" Össur nannte sich, — ist Thord Unruh etwa oben auf dem Hügels" Er antwortete: ""Das bin ich. Es ist dich nun das beste, deinen Vetter Orm zu rächen, wenn du das Herz dazu hast. Übermacht habt ihr genug"

Össur trieb seine Leute zum Angriff. Da begann ein heftiger Kampf. Thord hatte bald einen Gegner erschlagen. Er und seine Leute schleuderten Steine auf Össurs Leute, und die deckten sich mit ihren Schilden. Da fielen einige auf Össurs Seite, solange die Steine vorhielten. Darauf sprangen Thord und seine Leute den Hang hinunter; da begannen die Männer zu fallen. Einer namens Örn hieb auf Thord und traf ihn ins Bein, als er nach der andern Seite schaute; denn von vorne griff ihn Hafthor, ein verwandter Össurs, an. Als Thord den Hieb bekam, drehte er schnell und hieb nach jenem mit dem Schwert in der einen Hand, traf ihn in der Mitte und schlug ihn gradeswegs in zwei Teile. Den nächsten Hieb richtete er auf Hafthor, traf ihn auf die Schulter und trennte ihm den Arm von der Seite. Er fiel tot zu Boden. Jetzt hatte Thord drei Leute erschlagen. Össur sah das und spornte seine Leute an. Er machte sich an Thord mit fünf anderen, die übrigen griffen Thords Leute an. Das Ende aber war, daß Thord sechs Männer er



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schlug und Össur verwundete; daß er nicht weiterfechten konnte. Neun Männer sielen von Össurs, fünf von Thords Seite. Nach dem Kampf ging Thord zu Össur zog ihn aus dem Blut und deckte ihn mit seinem Schild, damit die Raben nicht nach ihm hacken könnten, denn erkannte sich selbst nicht mehr wehren.

Össurs Leute waren alle davongeflohen, und die Thords waren nicht imstande, sie zu verfolgen, denn niemand kam ohne Wunden aus diesem Treffen. Thord bot Össur an, ihn heilen zu lassen. "Du hast nicht nötig, mir Pflege anzubieten, sagte Össur, . ,denn ich werde dich erschlagen, sobald ich wieder die Möglichkeit habe. Thord sagte: das sei ihm einerlei, und sandte Thorhall nach Rücken hinüber zu Thorgrim, der dort wohnte, daß er Össur holen lasse und ihn heile.

Der tat das und schaffte ihn heim. Er lag lange an seinen Wunden und wurde schließlich gesund. Über den Leichnamen der gefallenen Männer wurden Hügel aufgeworfen Nach dem Treffen in der Hofsschlucht ritt Thord mit Thorhall heim; er hatte viele Wunden, aber keine, die lebensgefährlich schien. Olöf fragte Thord, wie es abgelaufen wäre. Er sprach die Strophe:

Fielen im Sturm der Speere
Fünfzehn, doch verwundet
Blieben Seemondsträger 1
Sieben im Gefechte.
Sechs schlug ich der Spender 2,
                  —Schwere Wunden Össur
Siegverzagtem hieb ich —,
Sandbankgürtelfeuers.

"Das sind große Dinge;" sagte sie. Sie heilte Thord wieder, und der Winter verging, ohne daß sich etwas ereignete.


16. Össurs zweite Niederlage

Im Fruhling ritt Thord ins Land hinauf. Ein Bauer Thorgrim hatte ibn nämlich aufgefordert, ihm eine Halle zu bauen, denn Thord war bekannt als geschickter Mann. 

1 Mond, Glanz des Wassers = Gold. 2 Sandbankgürtel =Meer, dessen Feuer = Sold, dessen Spender = Helden.



Thule-Bd.10-246 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

Thorgrim wohnte in Flachaue 1 das liegi vom Skagafjord land- ein. Thord hatte den Sommer über mit dem Hallenbau zu tun. Als nun die Halle ziemlich fertig war, lief ein Schiff in Gasar 2 im Inselfjord ein. Thord sagte dem Bauern, er wolle zum Schiff reiten und Bauholz kaufen, das er noch notwendig brauche. Der Bauer war einverstanden und gab ihm drei Hausleute mit, die das Holz heimschaffen sollten. Darauf ritten sie fort, besorgten ihr Geschäft, wie sie es gewünscht hatten, und führten dann das Holz auf vielen Pferden heim. Thord ritt nebenher. Er war in voller Rüstung, mit Helm und Schild, am Gurt das Schwert, in der Hand den guten Speer.

Sie ritten über die Steinachtalsheide 3 , das Nordachtal 4 wieder hinunter, dann über den Fluß vor Egilsache 5 und endlich bergab zu den Sandbänken. Da sahen sie zwölf bewaffnete Männer var sich aufspringen. Das war Össur von der Querache .

Thord sprang sofort von seinem Pferde und deckte sich mit dem Schilde. Seine Gefährten zeigten sich unerschrocken, stiegen von ihren Pferden und ergriffen ihre Waffen. Thord bai sie, sie möchten sich nicht in Gefahr begeben. Sie antworteten: der solle verflucht sein, der dabei stünde, wenn er Hilfe am nötigsten hätte.

Da rief Thord zu Össur: Immer noch hast du nicht genug an Überfällen auf mich. Ich dachte, daß unsre letzte Begegnung dir im Gedächtnis bleiben würde. Du wirst diesmal nicht besser fahren. als das letztemal." Össur antwortete: "Ich sagte es dir, daß ich nie Frieden mit dir halten würde, solange ich tebe. Und dabei will ich bleiben. Greifen wir ihn jetzt an, und benutzen wir unsere Überlegenheit! Thord sagte: "Noch bin ich nicht verloren. Ich wüßte nicht, was ihr ausrichten würdet, wenn ich allein wäre, — nun noch viel weniger, wo mir die andern hier folgen." Darauf sprang Thord 

1 Ist. Flatatunga, im oberen Tal der Skagafjordsache. 2 Der größte Handelsptatz Nordislands, am Westufer des Fjords, nicht west vom späteren Kloster auf den Labkrautwiesen (Mödruvellir) an der Steinache (Hörga). 3 Jsl, Hörgardalsheidr, die Hochfläche zwischen Insel- und Skagasiord. 4 Die Nordache mündet bei Stachaue in die Skagafjordache. 5 Gehöft im untersten Nordachtal.



Thule-Bd.10-247 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

auf Össur zu und stieß mit seinem Spietz durch den Mann, der zuvorderst stand. Thord sagte: "Da fiel einer; und den andern soll es nicht deser gehen"

Sie griffen nun Thord an, Össur und sechs Männer zugleich. vier von Össurs Begleitern machten sich an die drei Gefährten Thords; das Ende war, daß sie auf beiden Seiten sielen. von den beiden, Thord und Össur; aber ist zu sagen, daß Thord vier von Össurs Leuten erschlug und ihn selbst schwer verwundete.

Jetzt ist zu berichten, daß der Hirt Thorgrims vom Bergrücken aus den Zusammenstoß sah und erkannte, was das für Männer waren. Er wußte auch, daß Thord Hilfe brauchte. Er lief heim nach Flachaue und meldete dem Bauern das Treffen und bai ihn, sich zu eilen und Thord Hilfe zu bringen.

Der Bauer machte sich sofort auf den Weg und ritt mit neun Leuten auf die Sandhügel hinauf. Als Össur die Männer kommen sah, eilte er zu seinem Pferd und kam mit Mühe und Not hinauf; er ritt davon, so schnell er konnte, bis er heim nach der Querache kam, und war mit seiner Fahrt übel zufrieden . Seine Leute hatte er verloren, ihm selber war böse mitgespielt.

Drei Leute von Thords Seite waren gefallen und wurden auf den Hügeln, wo der Kampf stattgefunden hatte, begraben. Thorgrim fragte Thord, wie es abgelaufen wäre. Er sprach die Strophe:

Zwölf gewaffnete Stümmler 1
Staubfischs gewundener Wege
Wollten Tod mir schaffen:
Schaden gewannen sie wahrlich.
   Eilig saudi ich sieben
Sucher 2 des Wassenbaches
Zur lichten Halle Odins
Mit der Lobe 3 der Brünnen. 
1 Staubfisch Schlange, deren weg Gold, die Stümmler der Gold- spangen goldverteilende Helden. Waffenbach Blut, dessen Sucher Kämpfer. 3 Schwert.


Thule-Bd.10-248 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa


17. Thorhalls Verrat. Össurs Fall

Thord blieb in Flachaue und beendete den Saalbau; es wurde ein gewaltig starkes Haus. Die Halle stand bis zu der Zeit, wo Egil Bischof in Holar 1 war. Als Thord dann fortwollte, begleitete Thorgrim ihn mit neun Leuten, und sie ritten nach dem Skagafjord hinunter. Als Össur sie vorbeikommen sah, schien ihm seine Mannschaft zu klein, um ihnen nachzureiten. Sie ritten ihren Weg, bis sie nach Großhof an der Oslandshalde gekommen waren. Thorhall begrüßte Thord wohl, aber die Hausfrau noch besser. Thorgrim ritt dann heim und schied von Thord als guter Freund. Thord wurde nun weit im Lande berühmt.

Mittelfjord-Skeggi hörte davon und tat, als ob er nicht wüste, was zwischen Thord und seinem Vetter Össur wäre. Thord lebte ruhig bis in die Julzeit.

Eines Morgens vor dem Julfest geschah es, daß Thord sich aufmachen wollte, seinen Hengst Svidgrim zu besuchen. Der stand bei vier Stuten. Thorhall sagte, Thord möchte doch noch warten und drei Tage später aufbrechen: —"ich möchte nämlich mein Heu gerne aus den Diemen holen." Thord sagte, er solle entscheiden; —"aber es käme mir nicht überraschend, wenn wir dabei ein Zusammentreffen mit Männern hätten." Thorhall sagte, sie wären ja noch nicht verloren. auch wenn sie an Zahl unterlegen wären. Thord lächelte bei seinen Worten und sagte: "Ganz gewiß, wenn du mir zur Seite stehst." Die Hausbau sagte:"Daß dein Prahlen zu Fall käme l Ich glaube, daß Thord wenig von deiner Hilfe gehabt hat bei dem Treffen, wo du dabei warst. Das Weib ist böse verheiratet, das dich hat, — du bist ebenso prahlerisch wie feige!" Thord sagte: "So ist das nicht anzusehen. Thorhall ist kein Draufgänger und vorsichtig, aber er ist gewiß so waffentüchtig wie einer, wenn es einmal zu einer Probe kommt." Thorhall sagte:"Du hast keinen Grund zu so harten Worten, Frau; ich denke vor niemandem zu fliehen, wenn wir gleiche Waffen haben!" Damit schloß das Gespräch. 1 

14. Jahrhundert. Holar, der Sih deo zweiten isländtschen Bistums (seit 1105), liegt tm Hjaltatal, etwas abwärts von Kalfshof auf dem rechten Ufer.



Thule-Bd.10-249 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

Ein Landstreicher hatte ihnen zugehört. Der nahm die Beine in die Hand und kam am Abend noch nach der Querache. Össur fragte ihn nach Neuigkeiten und woher er käme. Er antwortete. er wüßte nichts zu berichten; — zur Nacht war ich in Großhof an der Ostandshalde." Össur sagte: Was hatte Thord Unruh vor, der Kämpe Der Bursche erwiderte: Du darfst ihn gewiß einen Kämpen nennen, so schmählich, wie du von ihm behandelt bist. Tun aber sah ich ihn nichts, außer daß er Parierstangen an sein Schwert schmiedete. Aber Thorhall hörte ich sagen, daß sie in drei Tagen fahren wollten, ihr Heu einzubohren ." Össur sagte: "Wieviel Leute werden sie mit sich haben:" Der Bursche antwortete: "Sie sind nicht mehr als Thord und Thorhall und Eyvind." "Schön, Bursche: sagte Össur.

Darauf sagte er zwölf Männern, sie sollten ihn begleiten, und ritt an die Oslandshalde hinaus.

An demselben Morgen ritten Thord, Eyvind und Thorhall von Hause fort. Thord bat Eyvind, seine Waffen mitzunehmen! das sei nicht überflüssig ig. Der tat es. Sie ritten auf die Svidgrimshügel. Da sagte Thord: Ich möchte, Thorhall, daß du hier zurückbleibst; ich will mit Eyvind auf dem Bergrücken nach den Pferden sehen." Thorhall sagte, er habe nur zu bestimmen .

Sie gingen auf die Halde hinauf. Da lag der Schnee überall in festgebackenen Haufen.

Össur kam da an die Heudiemen und umkreiste mit seinen elf Leuten Thorhall. Sie zogen ihre Schwerter und sagten, der Feigling solle sie zu Thord weisen. Thorhall erschrak gewaltig, verkroch sich an den Zaun und sagte, Thord sei mit einem Begleiter auf die Halde hinaufgegangen. Össur antwortete:"Böse ist es, einen Knecht als einzigen Freund zu haben:" und versetzte ihm einen Hieb mit dem Axthammer; daß er gleich in Ohnmacht siel. Dann liefen sie auf die Halde hinauf.

Da sagte Thord zu Eyvind: , Es kommen Leute die Halde hinauf, und ich kenne sie gut. Össur ist gekommen und möchte noch einen Zusammenstoß mit mir. Wir wollen jetzt versuchen, auf die Skeggiklippe zu kommen und von da auf die Svidgrimshügel . Dort ist es günstig zur verteidigung" Eyvind



Thule-Bd.10-250 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa

erwiderte; "Auf die Klippe wollen wir schon kommen." Sie liefen nun auf die Klippe zu. Zu gleicher Zeit kam Össur mit seinen Leuten an. Thord ging an den Rand der Klippe. Der Schnee lag in großen Ballen von der Klippe zur Hochfläche hinab, es ging steil hinunter und war höchst gefährlich, hinunterzukommen. Sie nahmen ihre Spieße zwischen die Beine und ließen sich so von der Klippe zu Tal gleiten. So kamen sie auf die Svidgrimshügel. Eben trafen auch Össurs Leute dort ein.

Thord sagte: "Du läßt es dir wirklich angelegen sein, Össur, mir nach dem Leben zu stellen Ich wünschte, du müßtest selber daran glauben. Beide sollen wir auch diesmal nicht das Feld verlassen." Össur sagte, er habe sich's auch vorgenommen, daß Thord diesmal nicht entschlüpfen solle.

Sie griffen nun Thord und Eyvind an. Thord warf seinen Spieß nach Össur; da lief einer seiner Leute dazwischen, und der Spieß ging durch ihn durch. Ein anderer hieb nach Thord. Der deckte sich mit dem Schild, fing den Hieb auf und blieb unversehrt. Thord hieb nun nach dem Manne und versetzte ihm den Todesstreich. Sofort traf er noch einen andern, er schlug ihm in den Hals und in die Brust hinunter; er fiel tot zur Erde. Den dritten durchbohrte er mit dem Schwerte. Eyvind erschlug den vierten. Össur griff jetzt mit aller Gewalt an. Es sielen noch zwei von seinen Leuten. Da wurde auch Eyvind stärker verwundet; der Blutverlust ermüdete ihn; er setzte sich und war arg ermattet. Nun griffen sie zu sechsen Thord an. Er wehrte sich so, daß sie ibm keine Wunde bei- brachten. Da rief Thord zu Össur: "Schlaff seid ihr im griff, ihr sechs! Alles möchte ich lieber, als Anführer von solchem Volk sein und sie den ganzen Tag nur als Schild um mich haben. Jetzt gilt es, loszugehen und den Vetter Orm zu rächen und alle die Schimpffahrten, die du bisher zu mir getan hast! Össur wurde sehr zornig über all dies: die Schmähungen Thords und der Haß, den er gegen ihn trug, reizten ihn-Er lief ihn an und hieb mit beiden Händen nach ihm. Er traf in den Schild, so daß ein großes Halbmondsstück abspaltete. Da hieb Thord nach Össur; der Hieb traf unter den linken



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Arm und fuhr den Rücken entlang, so daß er die Rippen vom Leibe trennte. Dann drang das Schwert in den Leib. Er stürzte sofort tot nieder. Össurs übriggebliebene Gefährten aber liefen davon und verkündeten den Tod Offurs.

Thord ließ Eyvind heimschaffen. Er war schwer verwundet, lag lange darnieder, wurde aber geheilt. Über Össur wurde ein Hügel gewölbt. Thord verkündete den Totschlag in Großhof und sprach die Strophe:

Sechs der Kampfesftütnke 1
—Mut schwillt mir —, du kluger
Baum des Goldrings 2, hab ich
Dem Galgenherrn 3 geopfert.
Land des Armlichts 4 ! lassen
Mußte das Leben Össur.
Der Spender des Flutenfeuers 5
Fiel als siebenter, Fraue !

Olof war über Thorhall aufgebracht, daß er Thord verraten hatte; und es fehlte wenig, daß sie sich wegen dieser Sache von ihm geschieden hätte. Thord vermittelte stets zwischen ihnen und sagte, es sei zu entschuldigen, wenn er sein Leben habe lösen wollen; von Össur habe er alles Böse erwarten müssen. So verging die Jul cit, ohne daß sich mehr zutrug. Thord saß still zu Hause.


18. Skeggi überfällt Thord, Eid trennt die beiden. Thorhalls Ende

Jetzt ist zu berichten, daß Mittelgard-Skeggi erfuhr, sein Vetter Össur sei gefallen. Ihm schien, daß Tdord ihn damit mitgetroffen habe, und er faßte einen großen Zorn, ohne daß er sich das merken ließ. Denn er wollte nicht; daß Eid, sein Sohn, und Thords Brüder irgend einen verdacht wegen seiner Pläne schöpfen sollten, ehe er damit ans Licht rückte. Er ließ heimlich zwölf seiner Hengste einstellen und gedachte gleich nach den Jultagen Thord heimzusuchen.

Heimlich ritt er dann mit elf Begleitern von den Dampfquellen 

1 Krieger. 2 Geschmücktes Weib. 3 Odin. 4 Armlicht =Spange, deren Träger = Weib. 5 Gold.



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aus. Er ritt nach Norden über den Seepaß, über den Reiherwerder 1 hinab, dann nachts durch das Küstenland, so daß sie kurz vor Tag nach Großhof kamen.

Es war heller Mondschein. Sie pochten an die Tür. Ein Mann ging zur Tür und fragte, wer da wäre. Skeggi nannte seinen Namen und Sagte, ob Thord Unruh da drinnen wäre. Der Mann antwortete: "Was willst du von ihm:" Er erwiderte: "Frag ihn, ob er draußen oder drinnen sich den Hieben Sköfnungs stellen wolle!" Als

man drinnen hörte, was das Begehr sei, stand Thord auf und griff nach seinen Wassen. Da sagte die Hausbau Olof: Steht auf, Leute, und waffnet euch und helft dem wackern Mann! Hier sind viele streitbare Männer vor der Tür. Laßt Skeggis Fahrt zu uns böse enden" Da entgegnete Thorball: "Ich verbiete meinen Hausleuten, Skeggi in den Weg zu treten und meinem Hause vor einem auswärtigen Häuptling Schande zu bereiten. Die Hausbau antwortete: "Ich wußte es wohl, daß du keine Waffen führen kannst und kein Herz hast zu braver Tat." Thord sagte: "Der Bauer bat dem Gesinde zu befehlen, Hausfrau!"' und ging zur Tür hinaus. Skeggi rief ihm zu, er solle herauskommen und ihm Platz geben, nach ihm hauen. Thord sprach da die Strophe:

Gern gewähr dein Begehr ich,
—Hab deinen Willen, Skeggil —
   Vor das schneidenscharfe
Schwert der Helden zu treten.
Meereshengste-Bändiger
Sollen ans Mal uns führen,
Wo wir den furchtlosen Össur
Mit freudiger Hand erschlugen.

"Mit der Bedingung will ich hinauskommen," sagte Thord, "daß wir dahin gehen, wo ich deinen Vetter Össur erschlug. Dort wirst du eher daran denken, was einen Schlag in dein Geschlecht ich geführt habe" Skeggi sagte: "Deine Hobn- 

1 Ist. Hegranes, im Delta der Seetalsache, als Thingstätte bekannt aus der Geschichte von Grettir, Thule vd. V, S. 190. 2 Meereshengst =Schiff, dessen Steuerer = männer.



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reden werden dir jetzt wenig helfen. Aber billig scheint es mir, daß die Rache jetzt kommt."

Thord ging nun mit ihnen zur Stelle, wo Össur begraben lag. Sie schritten um den Hügel. Thord sprach da die Strophe:

Zeit ist's, Skeggi, Schwertes
Schärfe an mir zu färben:
Nacht die sinkt hernieder —,
Suchst du mich zu fassen.
Denk der nächsten Magen,
Die zum Morde hetzten,
Kampferprobte Fechter;
Die ich fällte beide!

Skeggi zog darauf sein Schwert Sköfnung und sagte:"Keinem andern als mir kommt es zu, Thord zu fällen." Thord zog sein Schwert und sagte: "Du darfst nicht hoffen, Skeggi, daß ich deinen Hieben still halte, solange ich nicht gebunden bin."

Indem liefen plötzlich achtzehn Männer auf sie zu, alle mir gezogenen Schwertern. Das waren Eid und Thords Brüder Eyjolf und Steingrim. Eid fragte, ob Thord lebe. Thord sagte, daß er uni Tode noch gute Weile habe.

Alle sprangen sie vom Pferde. Eid machte seinem Vater zwei vorschläge zur Wahl: ob er lieber Thord Frieden zusichern wollte, daß er heim nach Os reiten und dort ungestört leben könnte; — oder im andern Falle würde er seinem Ziehvater Hilfe leisten und sich mit ihm schlagen. Skeggi sagte: "Lange hätte ich schon Thord erschlagen, bei der ersten Gelegenheit; wenn ich nicht gemerkt hätte, daß du, Eid, deine Pflegschaft bei Thord viel höher stellst als deine Blutsverwandtschaft mit mir." Eid sagte, daß Thord es nicht anders verdiene; —"Thord hat keine andern Totschläge begangen, als um sich seiner Haut zu wehren, den Totschlag an Orm ausgenommen. Und dafür gab es auch eine Entschuldigung." Skeggi antwortete: Es wird ja wohl so sein, Eid, daß du deinen Willen durchsetzst. Denn ich werde mich nicht mit dir schlagen.

Skeggi ritt darauf nachts nach Großhof, ging mit gezogenem Schwert hinein und trat an Thorhalls Bett. Er sagte der Hausbau, sie solle aufstehen, allzulange habe sie diesem Lumpenkerl



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Ehre erwiesen. Sie stand auf. Sie bat, Thorball zu schonen. Er antwortete, der Feigling habe schon zu lange gelebt. Er packte ihn darauf beim Haar und zog ihn über die Bettstelle, hieb ihm den Kopf ab und sagte: "Weit besser ist es, Sköfung in deinem Blute zu tränken als in Thords. Um den wäre es Schade, wenn er sein Leben ließe, um dich aber nicht der kleinste. Nun habe ich Sköfnung Genugtuung gegeben dafür, daß ich ihn gezückt hatte."Skeggiritt dann davon, kam nach den Dampfquellen heim und war mit seiner Fahrt übel zufieden. Thord und Eid kamen nach Großhof als Skeggi fortgeritten war. Olof sagte ihnen, daß Thorhall erschlagen sei. Eid sagte, das sei das mindeste, was er erwartet habe, — "so gewaltig zornig war mein Vater als wir auseinandergingen." Olof forderte sie auf, so lange dazubleiben, als sie wollten. Eid sagte, sie zeige sich wacker. Sie blieben eine Woche dort und erholten ihre Pferde. Dann machten sie sich auf den Weg.

Thord ging zu Olof und sagte:"Ich möchte dich um eins bitten: nimm keinen Mann in den nächsten zwei Jahren, solange du mich am Leben weißt. Von allen Frauen bist du die, die am ehesten meine Liebe gewinnen könnte." Sie antwortete so: "Das will ich dir versprechen. Ich wünsche mir keine ehren- vollere Heirat, als diese."

Sie ritten nun westwärts nach dem Mittelfjord und heim nach Os. Eyvind sog mit Thord und bestellte einen Verwalter nr seine eigene Wirtschaft, denn er wollte Thord nicht verlassen, solange der noch wegen seiner Totschlagsachen verfolgt wurde. So verging der Winter, ohne daß etwas geschah.


19. Skeggi und Asbjörn lauern Thord vergeblich auf

Jetzt wird erzählt, daß ein Schiff an der Blandamündung landete. Auf dem befand sich Asbjörn, Skeggis Neffe. Skeggi ritt zum Schiffe und lud Asbjörn zu sich ein. Sie kamen nach den Dampfquellen, zusammen achtzehn. Asbjörn war den Winter über nicht froh. Thord Unruh lebte zu Hause in Os und hatte eine Schar tüchtiger Männer um sich; Eid war dort mit neun Leuten.



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Asbjörn war noch nicht lange bei den Dampfquellen, als er Skeggi sagte, was erin der Sache mit Thord vorhabe. Er könne es nicht aushalten, daß er für den Tod seines Bruders Orm keine Buße habe und dabei Kraft genug zur Rache.

Skeggi meinte, es seien in dieser Sache Schwierigkeiten: — "denn Eid hält sich stets zu Thord, und ich weiß nicht, welches Ende unsere Händel mit den Männern von Os nehmen werden." Sie brachen das Gespräch ab,

Diesen selben Sommer kam ein Schiff in die Weißache am Borghard. Man ritt von Norden zu dem Markt, vom Mittelfjord und von andern Gegenden. Thord Unruh ritt mit elf Leuten zum Schiff, und alle waren wohlgerüstet. Seine Brüder ; Eyjolf und Steingrim, waren beide dabei. Es ging die Rede, daß Thord in Geschäften den Borgfjord entlang reiten wolle und dann nach Norden über die Aarseeheide 1.

Skeggi hörte das und machte sich heimlich mit siebsehn Leuten auf den Weg, ohne daß Eid es merkte, und wollte Thord auflauern, wenn er nach Norden ritte. Asbjörn war mit dabei. Sie ritten über den Bergrücken in das Weidental um alle Höfe herum, und dann südlich auf die Hochfläche, wo die Wege sich scheiden und das Land zum Weidental abfällt.

Mit Skeggi ritt ein Mann, der hieß Thorbjörn, mit Zunamen der Armselige. Er wohnte auf Skeggis Lande und hatte sich bei ihm in Leibzucht gegeben. Er war sehr reich, aber konnte sein Geld weder bei sich noch bei anderen sehen und hieß wegen seines Geizes der Armselige. Außer seiner Frau hatte er nicht viel Hausgenossen um sich.

Eid war nach dem Mittelfjordkap 3 geritten, um nach der Wirtschaft eines Mannes zu sehen, der Thorbjörn hieß, mit dem Beinamen der Jämmerliche. Er war Leibzüchter Thords und lebte bei ihm. Er hatte alle Arten vierfüßiges vieh. Sein Haus war außen am Mittelfjordkap; dort ging sein vieh in den Wäldern frei herum. Thord verfügte darüber nach seinem 

1 Ist. Arnarvatnshetdr, die Hochfläche im inneren Island nördlich des Langen Feiners zwischen Weißach- und Seetal. 2 Er hatte sein Vermögen Skeggi zu eigen gegeben, weil er es keinem Erben gönnte, und Skeggi mußte ihn dafür bis zu seinem Tode verpflegen. 3 Siehe Kap. 11.



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Gutdünken. Eid blieb dort einige Nächte und kehrte dann nach Os zurück und erfuhr, was sich indes anspann. sammelte rasch Mannschaft und ritt mit vierzehn Leuten seinem Vater über die Hochebene nach.

Jetzt ist zu erzählen, daß Thord Unruh am Markte blieb, solange er zu tun hatte, und dann den Borgfjord hinan Kitt und darnach über die Hochfläche weiter, bis sie den Hinterhalt sahen. Thord sagte: "Wen seht ihr da:" Eyjolf antwortete: Genau sehe ich es nicht, aber es scheint Skeggi zu sein. Thord sagte: "Hartnäckig sind die Männer mit ihren Hinterhalten gegen mich. Aber wenn wir auch sehr viel weniger sind, sollen sie doch Gegenwehr zu spüren haben." Sie ritten nun mit gezückten Schwertern auf jene los. Skeggi sprang da auf und rief: "Greifen wir sie nun an, Vetter Asbjörn! Sie sollen unsere Übermacht kennen lernen, und du sollst deinen Bruder Orm rächen" " So soll es sein" sagte Asbjörn. Thord antwortete: "Noch ist der Kohl nicht gegessen, wenn er auch im Löffel liegt"

Sie griffen nun Thord und seine Leute an. Thord schleuderte seinen Spieß auf Skeggi und zielte mitten auf ihn. Da sprang einer namens Halldor, ein naher verwandter Skeggis, dazwischen der Spieß traf ihn in der Mitte, durchbohrte ihn und drang noch einem, der hinter ihm stand, in die Brust; so daß sie beide tot hinfielen. Dem dritten hieb er mit dem Schwerte durch den Hals, daß der Kopf herunterflog.

Jetzt wurde der Anprall immer hitziger. Die beiden, Thord und Skeggi, schlugen sich den ganzen Tag durch, ohne das einer das Übergewicht bekam. Eyjolf und Asbjörn griffen sich heftig an, — man konnte nicht entscheiden, wer die Oberhand bekommen würde. Jeder versetzte dem andern schwere Wunden Steingrim schlug sich auf das tapferste und fällte vier Männer. Jetzt schob es sich so, daß Steingrim gegen Skeggi focht und Thord gegen die andern Leute mit seinen Begleitern. Er erschlug da wieder fünf Leute. Die beiden Namensvettern setzten einander heftig zu, Thorbjörn der Armselige und Thorbjörn der Jämmerliche, und schließlich sielen sie beide.

In diesem Augenblick sprengte Eid daher mit noch vier ehn



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andern. Er sprang sofort vom Pferde, stellte sich zwischen sie und trennte sie. Skeggi war wütend und ritt mit Asbjörn nach den Dampfquellen heim; ne waren mit der Fahrt sehr unzufrieden .

Asbjörn lag lange an seinen Wunden, wurde aber schließlich gesund. Thord und Eid ritten nach Hause. Dreizehn Männer sielen auf Skeggis Seite bei dieser Begegnung und sieben auf Thords. Beide Teile saßen nun ruhig zu Hause, und der Winter ging hin.

Eines Tages ritt Eid mit neun Leuten nach den Dampfquellen. Sein Vater nahm ihn freundlich auf. Eid sagte, er wolle einen Vergleich versuchen. Skeggi meinte, dazu sei noch viel Zeit; "bleibe doch den Winter hier!" Eid war damit einverstanden. Das verhältnis zwischen Eid und Asbjörn war den Winter über kühl. Eid war immer mißtrauisch bei den Gesprächen Skeggis mit Asbjörn, daß sie Thord, seinem Ziehvater, nach dem Leben stellten. Er sandte Thord Botschaft, er solle auf seiner Hut sein.


20. Kampf an den Quellen und Vergleich

Eines Tages im Winter geschah es, daß Eid merkte, wie sein Vater heimlich ausritt und in das Land hinaushielt. Er glaubte zu wissen, daß er etwas Großes vorhatte. Er folgte ihm darum mit neun Leuten. Oben an den Krokshügeln 1 trafen sie sich. Skeggi fragte Eid, was er hier suche. Eid antwortete: "Deine Schar verstärken wollte ich, Vater "Das ist hübsch von dir, Junge! Aber ich werde doch wieder heimreiten, ich fühle mich krank." "Das mag wohl sein;" erwiderte Eid, "und ich will nach Torfahof; dort habe ich Geschäfte." Damit trennten sie sich.

Denselben Tag war Asbjörn ins Bad gegangen mit sechs Begleiterin . Nun ist von Thord Unruh zu erzählen. Er erwachte denselben Morgen und sagte zu seinen Brüdern: "Mir war es im Traume, als legten Mittelfjord-Skeggi und Asbjörn mir beide einen Hinterhalt. Ich will heute aufbrechen und eine Falle nach diesem Wild stellen, wenn sich Gelegenheit findet! 

1 Zsl. Kroksmelar, im Mittelfjordstal.



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Nicht länger will ich die beiden, Skeggi und Asbjörn, über meinem Haupte haben. Wir wollen zu sieben Mann uns aufmachen , wir Brüder, Eyvind und drei andere." Darauf ergriffen sie ihre Waffen und ritten nach den Dampfquellen.

zur selben Zeit verließ Asbjörn das Bad und sah die Schar heranreiten. Er sagte zu seinen Leuten: "Da reitet Thord Unruh, und seine Fahrt sieht feindlich aus, —er wird mich treffen wollen. Wir wollen dort auf den Hügel gehen und ihn da erwarten." So taten sie.

Thord erreichte sie, und es gab sofort ein Handgemenge. Von beiden Seiten stürmte man heftig an, denn an Zahl waren sie einander gleich. Thord streckte sogleich einen zu Boden. Da fielen drei Leute von Asbjörns Seite und einer von Thords. Dann griff Thord Asbjörn an und versetzte ihm viele Wunden , daß er nahezu kampfunfähig war.

Da kam Skeggi hinzu mit geschwungenem Sköfung. Er rief Asbjörn zu: "Warum fliehst du nicht, Unglückseliger:" Er antwortete und sprach eine Strophe:

Mir liegt im Sinn die lichte
Linde 1 der Armesspangen.
Hart die Speere dröhnen,
Hilfe, Ohm, gebrauch ich!
Nimmer flieh ich, immer
Denk ich der Fadengöttin
Schwer wird's, unsern Stürmen
Standzuhalten, hilfst du!

Asbjörn setzte sich nieder. Der Blutverlust schwächte ihn, so daß er sich kaum noch hielt. Skeggi hieb auf Thord und traf ihn auf die Schulter, das gab eine Streifwunde.

In dem Augenblicke kam Eid mit neun Leuten an, lief in die Winte und rief, sie dürften sich nicht weiter schlagen. Er sagte, er würde Asbjörn erschlagen, wenn er jetzt nicht allein den Vergleich festsetzen dürfe. Asbjörn sagte: "Das war mein Ziel hier in Island, meine verlobte zu holen. Als ich aber hörte, daß mein Bruder erschlagen war, da beschloß ich ihn zu rächen. Jetzt ist unser Zusammentreffen so ausgefallen, daß ich lieber 1 

Trägerin der Spangen Weib. 2 spinnendes Weib.



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einwillige, mich mit Thord zu versöhnen." Thord antwortete: "Meinem Ziehsohn wünsche ich in dieser Sache alle Ehre, aber sonst liegt mir am vergleich nichts. Mag das Spiel nur weitergehen , wie es eben kommt!"

Es endete damit, daß sie sich vertrugen: Eid sollte den Schiedsspruch in allen ihren Streit- und Totschlagssachen fällen.


21. Der Schiedsspruch

Sie schritten zum Handschlag, Thord, Asbjörn und Skeggi. Thords Hand schwoll an und wurde dick. Eid schnitt das Fleisch, das vom Schwerte berührt war, aus der Wunde, und da verging der Schmerz bald.

Eid berief nun ein Thing; dahin kamen sie alle, Skeggi, Asbjörn und Thord. Da verkündete Eid seinen Schiedsspruch.

"Das ist mein Entscheid," sagte Eid, " den Totschlag an Össur erkenne ich auf zweihundert Unzen Silber '; das dritte Hundert soll fortfallen wegen der Nachstellungen gegen Thord und aller seiner Feindseligkeiten. Die Leute Össurs sollen alle bußlos gefallen sein wegen ihrer Angriffe auf Thord. Für den Totschlag an Orm erkenne ich auf zweihundert Unzen Silber. Für die Verletzung, die mein Vater Thord beigebracht hat, auf hundert. Dann endlich soll Asbjörn die Sigrid bekommen, wie es früher abgemacht war. Thord soll die Hochzeit ausrichten. Und bier sind hundert Unzen, Asbjörn, die mein Ziehvater und ich dir als Verwandtenbuße geben wollen!"

Alle dankten ihm dafür. Skeggi äußerte sich nicht, sagte aber, daß er den Vergleich und den Frieden halten werde. Thord dankte seinem Ziehsohn für den Schiedsspruch; — "aber die hundert Unzen, die du mir zugesprochen hast, willich nichthaben. Das Geld soll Skeggi nicht zahlen. Mein Vater Thord und Hörda-Kari hätten keine Geldbuße angenommen, und ich will es auch nicht." Das fand viel Beifall; Thord hatte großes Ansehen von dieser Sache.


22. Asbjörns Hochzeit

Thord rüstete sich nun zu der Hochzeit und lud viele Männer dazu ein. Am Abend wies Eid den Männern die Plätze 1 

S. Kap. g. . .



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an. Skeggi saß auf dem Hochsitz 1 der Hauptbank und Thord an seiner Seite. Skeggi gegenüber, auf dem zweiten Hochsitz, saß der Bräutigam Asbjörn und Eid ihm zunächst. Die Frauen saßen auf der Querbühne. Den Abend über war für alles wohl gesorgt. Alle Männer waren fröhlich, außer Skeggi; der war sehr verdrossen. wan ging zur Ruhe und am Morgen wieder, wie üblich, zum Trinken. Skeggi hatte schwere Gedanken und schlief bei Tische ein. Das Schwert Sköfnung hatte er hinter sich gelegt. Thord gefiel es schlecht, daß Skeggi während des Gelages unlustig war. Er nahm das Schweri Sköfnung und zog es aus der Scheide. Eid sagte: "Das war nicht nötig, Ziehvater!" Thord erwiederte: "Was kann es schaden " Eid sagte: Das Schweri hat die Eigenschaft, daß es einen Hieb verlangt, wenn es einmal gezogen ist." Thord sagte: "Das wollen wir probieren," lies hinaus und rief, jetzt solle es an Stutenknochen nagen, — und schlug ein Roß, das vor dem Hause stand. Eid sagte, das sei schlimm gegangen.

Jetzt wachte Skeggi auf und fand weder sein Schweri noch Thord. Er wurde zornig, sprang auf und fragte, ob Thord das Schwert genommen habe. Eid sagte: "Ich bin daran schuld, Vater daß Thord das Pferd erschlagen hat; ich erzählte ihm die Eigenschaft des Schwertes." Thord sagte, er sei selber schuld. Da rief Skeggi in großem Zorn: "Jetzt will ich, das wie miteinander einen Waffengang haben." Thord sagte, er sei ganz bereit dazu. Eid und Asbjörn aber traten dazwischen, so daß sie sich nicht schlagen konnten. Da sagte Thord: "Da man nicht will, daß wir uns mit Waffen messen, scheint es mir angemessen, daß Skeggi mit einem Schiedsspruch selber entscheiden soll, wenn er meint, das ihm hier irgend eine Kränkung geschehen sei." Eid sagte dazu: "Das ist ein gutes Angebot, Vater! die Selbstentscheidung aus den Händen eines Mannes wie Thord anzunehmen."Skeggi nahm es an und erkannte sich zehn Kuhwerte 2 zu. Thord antwortete: "Das wird 

1 die beiden Längsseiten der Halle trugen in der mitte je einen Hochsitz zwischen geschnitzten Pfeilern der höhere von beiden nach Norden stand gewöhnlich dem Hausherrn, der südliche dem Ehrengaste zu. 2 =25 Unzen Silber = 112 1/2 Mark Silber, 1125 Mark Kaufwert.



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richtig gezahlt werden!" So gefiel es beiden Seiten, und man trennte sich in Freundschaft,


23. Thords Heirat

Gleich nach der Hochzeit nahm Thord Eid ins Gespräch und sagte:"Ich möchte, Eid, daß du mit mir nach Grashof reitest, um für mich um Olof Hrolleifstochter zu werben. Eid sagte:"Selbstverständlich, Ziehvater, reite ich überall hin, wo du willst." Darauf brachen sie auf, Thord und Eid, Asbjörn, Eyjolf und Steingrim. Sie ritten, bis sie Großhof erreichten. Dort wurden sie wohl aufgenommen.

Am nächsten Morgen brachte Thord sein Anliegen vor und warb um die Olof. Sie nahm das wohl auf, und der vertrag war rasch geschlossen. Man ernannte Zeugen zu dem Verlöbnis und ritt dann wieder heim. Olof sollte die Hochzeit bei sich ausrichten.

Thord lud Eid und Asbjörn, seinen Schwager, zur Hochzeit und beschenkte sie zum Abschied prächtig.

Im Frühling verlegte Thord seine Wirtschaft nach Großhof, und seine Brüder, Eyjolf und Steingrim, blieben in Os am Mittelfjord. Thord wurde durch seine Handwerksarbeiten rasch ein reicher Mann.


24. Sörli versucht die Rache und fällt

Ein Mann hieß Thorgils, ein tüchtiger Wirt. Er wohnte in Rabenkluft 1 am Inselfjord. Er ließ Thord Unruh sagen, er solle zu ihm herüberkommen und ihm eine Halle bauen. Thord sagte die Reise zu und machte sich, als es soweit war, mit einem Begleiter auf den Weg, den Skagafjord entlang und dann nach Norden über die Ochsentalsheide 2.

Zur selben Zeit kam ein Schiff vom Meere in Gasar am Inselfjord an. Darauf war ein Mann Sörli, genannt Sörli der Starke. Er war stärker als andere Männer und auch streitbarer als irgend jemand anders. Er war wohlgebildet und bei 1 

Jsl. Hrafnagil, an der Inselfjordache, wenig nördlich von Mönchsquerache (Munkathvera). 2 Ist. Oxnadaloyeidr, die Hochfläche zwischen Skaga- und Inselfjord; die Ochsentalsache fällt in die Steinache (Hörga).



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allen Leuten gut angesehen. Er war ein vaterbruder Orms, den Thord Unruh erschlagen hatte, und Asbjörns. Sörli verschaffte sich Pferde und wollte nach dem Mittelfjord zu seinen verwandten hinüberreiten. Er hatte gehört, daß sein Neffe Orm erschlagen war. Er brach mit siebzehn Leuten vom Schiffe auf, ritt das Ochsental hinauf und dann geradeaus über das Hochland zum Lurkastein 1.

Denselben Tag ritt Thord Unruh über das Hochland, bis er auf die Hügel oberhalb vom Lurkastein kam. Da sah er achtzehn Leute ihm entgegenreiten; er konnte nicht entscheiden, wer sie wären, und stieg vom Pferde. Die Männer kamen rasch näher. Thord begrüßte sie und fragte den Anführer nach seinem Namen. Er nannte sich Sörli. "Wirst du Sörli der Starke genannt fragte Thord. Du kannst mich nennen, wie du willst," sagte Sörli, "und wer bist du "Ich heiße Thord," sagte er. "Bist du Thord Unruh, der meinen Neffen Orm erschlagen hat" "Derselbe bin ich," sagte Thord, "und du kannst ihn jetzt rächen, wenn du will't. Dich zu treffen, war ich nicht vorbereitet , ich wußte nicht, daß du herausgefahren bist. Aber ich habe dich nennen hören. Und Buße habe ich gezahlt für den Totschlag deines Neffen." "Mir hast du keine Buße gegeben," sagte Sörli. "Ich will aber nicht an dir gemein handeln. Meine Leute sollen sich alle setzen, und wir beide wollen allein kämpfen. Und wenn ich auch von deiner Hand fallen sollte, verbiete ich doch jedem, dir irgend ein Leid zu tun."

Damit gingen sie aufeinander und kämpften auf das tapferste. Thord merkte rasch, daß Sörlis Waffengewandtheit nicht gewöhnlich war, und er meinte, mit einem mutigeren Gegner noch nie zusammengetroffen su sein. Jeder brachte dem andern viele schwere Wunden bei. Das Ende aber war, daß Sörli tot zur Erde sank. Auch Thord war so von Kräften gekommen, daß er nicht allein auf sein Pferd steigen konnte; ein Gefährte stützte ihn und mußte all seine Kraft zusammennehmen.

Sie ritten ins Ochsental hinunter zu dem Gehöft An der Querache 2. Da wohnte ein Bauer, der hieß Einar. Der nahm Thord 1 

Klippen mu einer Steinharte auf der Ochsentaloheide. Ist. Thvera, in der mitte des Tals.



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freundlich auf. Er lag dort lange an seinen Wunden und wurde wieder gesund.

Sörli wurde dort auf dem Hügel, wo das Treffen war, bestattet, und sein Tod wurde als großer Schaden angesehen. Seine Leute ritten zum Mittelfjord nach den Dampfquellen und berichteten Asbjörn und Skeggi, daß ihr Blutsfreund erschlagen sei. Denen schien das keine kleine Sache, aber Thord doch zu entschuldigen , daß er sich verteidigt hatte.


25. Ausgang

Nun ist zu erzählen, daß Thord, als seine Wunden geheilt waren, nach Rabenkluft hinüberritt und dort den Sommer über die Halle zimmerte, die noch heutiges Tages steht. Er bat auch die Halle draußen in Höfdi 1 im Höfdigau gebaut. Darnach ritt Thord nach Westen ins Land und verglich sich wegen des Totschlags an Sörli mit seinem Schwager Asbjörn und mit Skeggi. Dann ritt er wieder heim nach Großhof zu seiner Wirtschaft.

Asbjörn kaufte das Wand land 2 am Mittelfjord und lebte dort drei Jahre. Er war von unbändiger Gemütsart, so daß er es bei seinen verwandten nicht aushielt. Er verkaufte darum sein Land, fuhr hinaus und siedelte sich in Norwegen an. Dort vermehrte er sein Geschlecht. Seine Ehe mit Sigrid war gut; sie galt für eine rechte Frau von alter 'Wt, wie ihr Geschlecht es auch erwarten liest.

Eid war lange Zeit auf Handelsreisen, kam an manche Fürstenhöfe und wurde da ebrenvoll aufgenommen. Als er dann daran genug hatte, gründete er sich Haus und Wirtschaft.

Skeggi brachte die letzte seit seines Lebens in Rücken 3 am Borgfjord bei Eid, seinem Sohne, su und starb auch dort. Er wurde nördlich vom Hofe begraben. Seine Knochen sind dort in der Abendzeitwarte 4 zu finden.

Eid lebte bis in sein Alter in Rücken. Thord und sein Ziehsohn 

1 An der nordöstlichen Ausbuchtung des Skagafjords. 22 Zsl. Barkaland. Der Hof heißt sonst Hofswand (Stadarbakki), nördlich der Krokshügel (Kap. 20) gegenüber Torfahof an der Mittelfjordsache. 3 Jsl. Ass, an der Weißache, nicht weit von Schluchtenhügel (Gusbakti). 4 Eine Steinwarte, nach deren Schatten die Abendzeit bestimmt wurde.



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Eid suchten sich immer wieder auf und gaben einander Geschenke . Nie ging ihre Freundschaft auseinander, solange sie lebten.

Thord kam nicht wieder nach Norwegen, seitdem er es verlassen hatte; man hatte ihn und seine Brüder in die Acht getan, weil sie König Sigurd Geifer Erichsson erschlugen. Ein großes Geschlecht stammt von Thord Unruh und viele angesehne Männer kommen daher in Norwegen wie in Island. Die Leute sprachen, das sei in Erfüllung gegangen, was Thord gesagt hatte: es würde stets irgendwelche Unruhen geben am Mittelfjord. Es ist dort immer mehr Streit gewesen als in andern Gegenden . Thord Unruh starb an einer Krankheit. Mehr haben wir von ihm Zuverlässiges nicht erzählen hören. Und hier schließt die Geschichte von Thord Unruh.



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Die Geschichte vom durchtriebenen Ofeig



Thule-Bd.10-267 Gesch. aus dem w. Nordland . Flip arpa


1. Odd erwirbt sich auf Handelsreisen Reichtum

Es war ein Mann, der hieß Ofeig, der Sohn Skidis, und wohnte am Mittelflord auf dem Hofe, der Zu den Dampfquellen 1 heißt. Er war ver heiratet; seine Frau war Thorgerd, die Tochter valis, aus großem Geschlecht und von guter alter Ari. Ofeig war ein gescheiter Kopf und steckte voller Anschläge. Er war kein unbedeutender Mann, nur sein vermögensstand blieb kümmerlich. Er hatte war große Liegenschaften, aber sein Bargeld war gering. Wenn er auch gegen niemanden Kost und Brot sparte, ging es doch mit allem, was im Hause nötig war, etwas aus der Hand in den Mund. Ofeig war Thingmann des Styr mir von der Asgeirsache 2, der damals dort im Lande als der mächtigste Herr galt.

Ofeig hatte von seiner Frau einen Sohn, der hieß Odd. Das war ein stattlicher und früh selbständiger Mann. Von seinem Vater erfuhr er nicht eben viel Liebe. Er war kein Freund von Handwerksarbeit.

Es war ein Mann, der hieß Bali und lebte im Hause Ofeigs. Er war stattlich und beliebt.

Odd wuchs zu Hause bei seinem Vater auf bis zu seinem zwölften Jahr. Ofeig behandelte ihn immer kühl und machte sich nicht viel aus ihm; nach der allgemeinen Meinung war ihm aber niemand in der Gegend an Tüchtigkeit überlegen.

Eines Tags kam Odd mit seinem Vater ins Gespräch und bat ihn, er möchte ihm einen Geldzuschuß geben; —"ich will mich auf die Reise machen. Es steht so,"sagte er",daß du mich wenig ehrenvoll behandelst. Und ich bin dem Haushalt ja auch wenig nütze." Ofeig antwortete: "Ich will dir nicht weniger auszahlen, als du erarbeitet hast, will es vielmehr genau veranschlagen. Du kannst ja dann sehen, wie weit du damit kommst." Odd meinte, daß er damit nicht viel werde anfangen können, und so brach das Gespräch ab.

Den Tag darauf nahm Odd eine Angelschnur von der Wand 1 

Ist. Reykir, s. die Geschichte von Thord, Rap. 3. 2 Der Hof zur Asgeirsache liegt im Weidental, östlich des Flusses, s. Thule VI, S. 123.



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und Fischgeräte und zwölf Ellen Wolltuch 1. Er machte sich auf den Weg, ohne jemandem ein Wort zu sagen. Er ging auf den Seestrand 2 und tat sich dort mit Fischern zusammen. von denen bekam er die nötigsten Gerätschaften auf Borg oder Miete.

Und da sie sein Geschlecht gut kannten, und da er selbst gern gesehen war, so ließen sie sich darauf ein, die Schuld bei ihm stehen zu lassen. Er kaufte sich nun alles Nötige auf Borg und blieb das Jahr bei der Fischerei. Und es heißt, daß ihr Geschäft auf das beste stand, solange Odd dabei war. So blieb er drei Winter und drei Sommer und war dann so weit, daß er jedem seine Schuld zurückgezahlt hatte und daneben sich ein gut Stück Handelsware verdient. Nie besuchte er seinen Vater und beide taten so, als hätten sie nichts mit einander zu schaffen. Odd war unter seinen Kameraden beliebt.

Dann kam es so, daß er sich auf Frachtgeschäfte legte nach den Stranden 3 im Norden und sich Anteil an einem Kahn kaufte. So brachte er es zu Gelde. Nun wuchs das Geld an, bis der Kahn ihm allein gehörte, und so fuhr er einige Jahre zwischen dem Mittelfjord und den Strauden. Er begann nun allmählich wohlhabend zu werden.

Dann kam es, daß ihm dies Geschäft überdrüssig wurde. Er kaufte sich einen Schiffsanteil, fuhr hinaus und war nun eine Zeitlang auf Kauffahrtei; und auch hier geriet ihm alles gut und wie er es nur wünschen konnte; sein Erwerb und sein Glück nahm weiter zu. Diesem Gewerbe ging er nun nach, bis er das Handelsschiff allein besaß und auch den Hauptteil der Ladung. Er blieb bei der Handelsfahrt und wurde ein schwerreicher und angesehener Mann. Er hielt sich viel unter großen Herren und ausländischen Fürsten auf und wurde überall ehrenvoll behandelt. Er wurde nun so reich, daß er zwei Handelsschiffe auf der See hatte. Und es heißt, daß zu der Zeit kein Mann Handel trieb, der so vermögend wie Odd war. Er hatte auch mehr Reiseglück als andere Männer. Niemals fuhr er weiter nach Osten mit seinem Schiff als bis zum Insel- fjord und nie westlicher als in den Widderfjord. 1 

Das ist Zahlmittel. 2 Zsl. Vatnsnes, die Landschaft zwischen Mittelfjord und Weidental. 3 Ist. Strandir s. oben S. 213.



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2. Ospak wird Odds Wirtschafter auf Sandhof

Eines Sommers, so wird berichtet, kam Odd mit seinem Schiff in den Widderfjord bei Plankensand 1 und gedachte hier den Winter zu verbringen. Da wurde er von seinen Freunden aufgefordert, sich hier anzusiedeln. Und auf ihre Bitte tat er es auch und kaufte 1ich ein Landstück am Mittelgard, das Am Sande 2 heißt. Dort schaffte er äch ein großes Anwesen und trieb in seinem Haushalt viel Aufwand. Und es heißt, daß davon nicht weniger gesprochen wurde als vorher von seinen Kauffahrten. Und nun war keiner Odd an Ansehen gleich im Nordland. Er war freigebiger als die meisten Männer sonst, bereit, jedem in seiner Nähe beizufpringen, der dessen bedurfte, und nur seinem Vater erwies er nie einen Dienst. Sein Schiff sog er im Widderfjord an Land. Es heißt, daß kein Mensch hier auf Island so reich wie Odd war, vielmehr sagen die Leute, daß er soviel Geld gehabt habe, wie die drei Reichsten zusammen . Nach jeder Richtung war sein vermögen groß: an Gold, Silber, Liegenschaften und Vieh. vati, sein Vetter, war überall bei ihm, hier im Lande wie draußen. So saß Odd auf seinem Hofe mit solcher Ehre, wie hier erzählt ist.

Ein Mann hieß Glum; er wohnte auf Rutschenort 3; das liegt zwischen Bitra 4 und dem Kollafjord 5. 5 Er war verheiratet mit Thordis, der Tochter des Asmund Langhaar, des vaters von Grettir dem Starken 6. Ospak hieß ihr Sohn. Der war groß von Wuchs, stark, unfügsam und zu Gewalttätigkeit geneigt. Schon früh gab er sich mit Warenverkehr zwischen den Stranden und den Nordlandschaften ab, ein geschickter Mensch, früh von großen Körperkräften. Eines Sommers kam er nach dem Mittelgard und verkaufte seinen Vorrat; und eines Tages nahm er ein Pferd und ritt nach dem Sandhof; er traf Odd auch an. Sie begrüßten sich und Sagten nach den Tagesereignissen. 

1 Jsl. Bordeyrr, am Westrand des Fjords. 2 Zsl. Melr, heute Welstadr, gegenüber Ofeigs Hof. 3 Ist. Skridnesennt, auch Skridinsenni, ein Vorgebirge. 4 Teil des Welpenbottens, westlich vom Widderford. 5 Nördlich des Bitrafjords. 6 S. die Geschichte von Grettir, Thule V, S. 31.



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Ospak sagte: " Es steht so, Odd, daß man von deiner Wirtschaft viel Rühmens macht; du wirst überall gelobt und alle meinen ihr Stück zu machen, die bei dir leben. Nun hab ich mir gedacht, daß es sich mir auch so machen könnte, und ich möchte zu dir hierher ziehen." Odd entgegnete: Du wirst nicht gerade gelobt von den Leuten und hast nicht viel Freunde- man sagt, dir steckten Ränke unter den Brauen, wie man von deinem Geschlecht auch nur erwarten kann."

Ospak antwortete: "Halt dich an Erprobtes und nicht an Erzähltes ; selten werden die Leute besser, als die Umstände nahelegen. Ich verlange von dir keine Gaben dazu: ich möchte nur in deinem Hause leben, aber mich selbst verpflegen und abwarten, wie es dir dann gefällt." Odd antwortete: "Herrisch seid ihr alle und schwer zu dämpfen, wenn sich euch einmal etwas in den Weg stellt. Aber weil du mich so drängst, dich aufzunehmen, so können wir's ja den Winter über damit versuchen ."

Ospak nahm das mit Dank an und zog gegen den Herbst mit seinem Hausrat nach dem Sandhof. Er hing sich bald sehr an Odd, besorgte die Hausarbeit ordentlich und schaffte soviel wie zwei andere. Odd war mit ihm wohl zufrieden.

Das Jahr verging. Und als es Frühling wurde, bot Odd ibm an, zu bleiben, und sagte, es schiene ihm das beste. Er ging darauf auch ein. Ospak widmete sich der Wirtschaft und so ging sie vortrefflich weiter. Man meinte überall, es sei bemerkenswert, wie dieser Mann sich mache. Er gewann auch selbst viele Freunde, und das Haus stand in großem Flor; keines mannes Hof schien ansehnlicher su stehn als Odds, so war die Rede.

Ein Umstand schien den Leuten noch zu fehlen, daß sein Haus jede Ehre hätte: daß er kein Godentum besaß. Es war damals sehr aufgekommen, neue Godentümer zu gründen 1 oder welche zu kaufen. So tat er denn auch. Rasch sammelten sich Thing- , denn alles drängte zu ihm. Und so blieb es eine Zeit 

1 Seit ioa4 war die Gründung neuer Godentümer erlaubt. Siehe auch die Geschichte von Njal, Thule IV, Kap, 97,



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3. Ospak vertritt Odd im Godenamt

Odd fand an Ospak Gefallen und ließ ihm die Führung des Haushalts. Er arbeitete kräftig und schaffte tüchtig und war dem Haushalt nützlich. Der Winter verging, und Odd war mit Ospak zufriedener als je, weil er immer mehr zugriff. sum Herbst holte er sein Viel) vom Gebirge, und der Heimtrieb war glücklich, er vermißte kein Schaf 1.

Der Winter verging, und es wurde Frühling. Odd sagte seine Absicht, den Sommer über zu reisen, und daß Bali, sein Vetter das Hauswesen übernehmen solle. Vati antwortete: "Es steht so, Vetter daß ich mich darauf nicht verstehe; lieber will ich für unser Vieh und unser Handelsvermögen sorgen." Odd wandte sich nun an Ospak und bat ibn, sein Hauswesen zu übernehmen . Ospak antwortete: "Das geht über meine Kraft, so gut es auch vorwärts geht, solang du dabei bist." Odd drang in ihn, aber Ospak zog sich zurück. Schließlich sagte er denn, Odd möge seinen Willen haben, wenn er ihm seine Hilfe und seinen Rat versprechen wolle. Odd entgegnete, Ospak werde mit seinem Eigentum schon so verfahren, wie er am besten angesehen und beliebt werden könne; er habe, sagte er, erprobt, daß niemand anders seinen Besitz besser verwalten könne noch wolle. Ospak sagte, er wolle das seinem Urteil überlassen. Damit schloß das Gespräch.

Odd rüstete nun sein Schiff und ließ die Ware laden. Das kam herum und wurde viel besprochen. Odd brauchte nicht viel vorbereitungen. vati war mit ihm. Als er fertig gerüstet war, geleitete man ibn sum Schiff. Ospak geleitete ihn ein längeres Stück, und sie hatten viel miteinander zu sprechen. Als sie dicht am Schiff waren, da sagte Odd: "Jetzt ist eine Sache noch ungeregelt." "Was ist das:" Sagte Ospak."Über mein Godenamt ist noch keine Entscheidung getroffen," sagte Odd, "und ich möchte; daß du es übernimmst. "Davon kann keine Rede sein!" sagte Ospak" ,ich bin dazu gar nicht imstande. Ich habe ohnehin mehr übernommen, als ich wahrscheinlich vermögen und leisten werde. Hierzu ist kein anderer so wohl 

1 Siehe Einheit. =Bd., S. 43.



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geeignet als dein vater; der versteht sich wie kein zweiter auf Prozeßführung und ist grundgescheit. Odd sagte, daß er es ihm nicht geben wolle, — "und ich will, daß du es übernimmst"

Ospak wich wieder aus. Odd sagte ihm seinen Zorn an, wenn er das Amt nicht übernähme. Und beim Abschied übernahm Ospak das Godenamt.

Odd reiste nun hinaus und hatte gute Fahrt, wie er gewohnt war. Ospak ritt heim, und diese Dinge wurden viel besprochen. Man meinte, Odd habe diesem Manne große Gewalt in die Hände gegeben.

Ospak ritt im Sommer mit einem Gefolge von Leuten zum Thing und stellte dort überall seinen Mann er verstand alles recht zu erledigen, wozu er gesetzlich verpflichtet war, und ritt mit Ehre vom Thing heim. Er trat mit Eifer für seine Leute ein, und sie kamen nirgends in ihren Ansprüchen zu kurz und wurden nicht oft angegriffen.

Er war willig und hilfsbereit gegen alle seine Nachbarn. In keiner Hinsicht schien auf dem Hof jetzt weniger Pracht und großer Zug zu sein als ehedem; es fehlte nicht an Betriebsamkeit und die Wirtschaft ging gut vorwärts. Der Sommer verging nun, errät zum Herbstthing und eröffnete es. Und als der Herbst zu Ende ging, sog er auf die Berge, wo man das Galwieh 1 eintrieb, und der Heimtrieb war günstig: er hatte kräftige Hilfe und vermißte kein Schaf, weder von seinen noch von denen Odds.


4. Der Schafdiebstahl. Balts Tod

Im Herbst geschah es, daß Ospak nach Norden ins Weidental kam nach Svalabof 2. Da wohnte eine Frau, die hieß Svala. Da wurde er gut aufgenommen. Sie war eine stattliche Frau und noch jung. Sie sprach mit Ospak und bat ihn, ihre Wirtschaft zu sorgen; — "ich habe gehört, daß du ein großer Wirtschafter bist." Er nahm das gut auf und sie sprachen viel. Jeder gefiel dem anderen gut, und ge blickten gern und freundlich auf einander. Und es kam in ihrem Ge 

1 Das nicht melkende Vieh auf der Hochweide. 2 Zsl. Soöluftadit im oberen Tal-



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spräch dahin, daß er sich erkundigte, wer ihr Gewalthaber sei. "Niemand ist mir näher verwandt, unter denen die ins Gewicht fallen," sagte sie, "als Thorarin der Weise, der Langentälergode 1." Darauf ritt Ospak, mit Thorarin zu sprechen, und wurde dort leidlich aufgenommen. Er brachte sein Anliegen vor und bat um die Svala. Thorarin erwiderte: "Die Schwägerschaft mit dir will mir nicht begehrlich erscheinen. Es wird viel über deine Lebensweise gesprochen. Ich sehe ein, daß es bei Leuten deiner Ari nur ein Entweder-oder gibt: ich hebe ihre Wirtschaft auf und laß sie hierher ziehen, oder ihr werdet doch tun, was euch gefällt. Ich will nun nichts damit zu tun haben und sage, daß dies ohne meinen Willen geschieht."

Darauf machte sich Ospak wieder auf den Weg und kam nach Svalahof und sagte ihr, wie es gegangen sei. Nun taten sie nach eigener Entscheidung: sie verlobte sich selbst und zog mit ihm nach dem Sandhof. Sie behielten aber die Wirtschaft in Svalahof und nahmen Leute an, die dafür sorgten. Ospak lebte am Sande und trieb großen Aufwand in seinem Haushalt.

Nun verfloß der Winter, und zum Sommer kam Odd am Widderfjord wieder an; er hatte wieder Geld und Glück mitgebracht . Er zog heim nach dem Sandhof und überschaute seine Besitztümer. Es schien ihm, daß sie gut aufgehoben gewesen seien, und er ließ sich zufrieden darüber aus. Der Sommer ging nun hin. Eines Tages geschah es, daß Odd gegen Ospak davon anfing, es sei nun wohl an der Zeit, daß er sein Godentum wieder an sich nähme. Ospak sagte: "Ja, das war das, wozu ich am unlustigsten war; als ich es übernahm, und auch am ungeeignetsten. Ich bin ganz bereit. Ich glaube nur, daß es für die Leute am bequemsten ist, wenn es zur Herbstzusammenkunft oder auf einem Thing geschieht." Odd erwiderte: "So mag es sein."

Der Sommer verstoß nun bis zur Herbstzusammenkunft. Am 

1 Das Langental mündet östlich vom Seetal in den Welpenfjord. Das Herbstthing hatte gegenüber dem Allthing im Sommer und dem großen Früh- Jahrsthing der Landschaften nur geringere Bedeutung, vor allem für Bekanntmachungen.



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Thingmorgen, als Odd erwachte, blickte er umber und bemerkte nur wenig Leute in der Stube. Er hatte fest und lange geschlafen, sprang auf und sah, daß fast alle Leute aus der Stube waren. Ihm schien das seltsam, er sagte aber nichts. Er zog sich an und einige Leute mit ihm, und sie ritten nun zum Thing. Und als sie ankamen, warm viele Leute zugegen und beinahe schon zur Heimreise wieder gerüstet, und das Thing war längst eröffnet. Odd sog die Brauen hoch: ihm schien diese Begebenheit wunderlich. Die Leute zogen heim, und es verflossen darauf einige Tage.

Dann geschah es eines Tags, daß Odd bei Tische saß und Ospak ihm gegenüber. Und als man sich's am wenigsten versah, sprang Odd vom Tisch empor auf Ospak zu und hatte eine geschwungene Axt in der Hand. Er forderte ihn nun auf, das Godentum herzugeben. Ospak antwortete: "Du hattest nicht nötig, so scharf vorzugehen. Sowie du willst, hast du das Godentum. Ich wußte nur nicht, daß du es so ernst meintest mit der Rückgabe." Er streckte die Hand aus und gab Odd das Godentum zurück 1.

Nun war es eine Zeitlang ruhig. Das verhältnis zwischen Odd und Ospak wurde kühler hiernach; Odd war sehr jähzornig im Umgang. Man argwöhnte; daß Ospak das Godentum sich selbst zugedacht hatte, wenn er nicht gezwungen worden wäre, es herzugeben. Nun wurde nichts aus der Wirtschaftsarbeit; Odd nahm Ospak zu keiner Arbeit mehr. Sie sprachen auch nicht mit einander. Eines Tags machte sich Ospak zum Aufbruch fertig. Odd tat, als ob er nichts merkte; sie trennten sich so, daß keiner den andern grüßte. Ospak zog nach Svalahof zu seiner Wirtschaft. Odd tat, als ob nichts geschehen wäre. Und so blieb es eine Zeitlang ruhig.

Im Herbst, heißt es, zogen die Leute auf die Berge, und Odds Heimtrieb stach gegen das, was früher einkam, gewaltig ab. Er vermißte vier ig Hämmel beim Herbsteintrieb und zwar alle die besten aus seinem Besitz. Man suchte weithin über Berge und Hochland, und sie fanden sich nicht. Das schien nicht 

1 Der Rechtsakt bedarf für den Germanen der augenfälligen, symbolischen Rechtshandlung.



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mit rechten Dingen zuzugehn. Odd schien sonst gerade mit seinem vieh mehr Glück zu haben als andre Leute. So eisig war man hinterher mit Suchen, daß maii bis in andre Bezirke suchte; es kam aber nichts heraus. Und schließlich kam auch das zur Ruhe; man redete aber noch viel darüber; was dahinter stecken möchte.

Odd war den Winter über nicht heiter. vati, sein Vetter Sagte ihn, warum er mißvergnügt sei; — "und warum läßt du dir den Verlust der Hämmel so zu Herzen gehn Du hast keine Herrenart, wenn dich so etwas so mitnimmt!" "Nicht der Verlust der Hämmel," sagte Odd, " betrübt mich. Sondern das scheint mir schlimmer, daß ich nicht weiß, wer sie gestohlen hat." "Bist du dessen gewiß," sagte Vati" ,daß es so zusammenhängt: " Odd antwortete: " Es ist nicht zu leugnen, daß ich Ospak den Diebstahl zutraue." vati antwortete:"Eure Freundschaft ist weit geschwunden seit der seit, wo du ihn über all dein Gut setztest." Odd sagte, das sei eine boje Torheit gewesen und besser abgelaufen, als er hätte erwarten dürfen. Vati sagte: "viele Leute fanden das damals wunderlich. Jetzt möchte ich, daß du ihn in dieser Sache nicht so rasch verurteilst: es gibt ein großes Gerede, wenn herauskommt, daß der Verdacht grundlos war. Wir wollen abmachen," sagte Vati, "daß du mir freie Hand läßt, was da auch geschehen sein mag. Ich will schon die Wahrheit herausbringen." So machten sie das ab.

vati machte sich nun auf die Reise und zog mit seiner Ware aus; er ritt hinaus zum Seetal und sum Langental und setzte seine Ware ab. Er war gern gesehen und machte sich nützlich. Er sog nun seinen Weg, bis er nach Svalahof kam und fand dort gute Aufnahme. Ospak war sehr aufgeräumt. vati brach am Morgen wieder auf. Ospak geleitete ihn aus dem Hof und erkundigte sich viel nach Odd. Vati sagte, daß es ihm gut gehe. Ospak lobte ihn auch und meinte, er sei ein Mann von großer Lebensart; —"hat er im Herbst verluste gehabt:" Bali bejahte das. "Was hat man für vermutungen wegen der verlorenen Hämmel: Odd hat lange Glück gehabt mit seinem Vieh." Vati erwiderte: "Da gehen die vermutungen auseinander. Einige meinen, daß andere Leute Schuld haben."Ospak sagte: "Das



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ist wahrscheinlich; es wäre nicht jedermanns Sache." "Soist's," sagte vati. Ospak sagte: "Hat Odd eine vermutung:" vati sagte: " Er spricht wenig; man hört aber von andern Leuten viel reden, wie es zusammenhängen dürfte." "Das kann man sich denken," sagte Ospak. "Es liegt so," sagte vati, "da wir einmal davon reden, daß einige Leute es nicht für unwahrscheinlich halten möchten, daß du dahinter steckst. Dabei denkt man daran, wie ihr unfreundlich von einander schiedet, und der verlust geschah nicht viel später."Ospak erwiderte: "Daß du so reden könntest, hab ich nicht erwartet. Wenn wir nicht so gut befreundet wären, würde ich mich blutig rächen." Bali antwortete: "Du brauchst das nicht abzuleugnen und darüber so wütend zu werden. Du wirst es nicht von dir abwälzen können. Ich habe mir dein Hauswesen angesehen und sehe, daß da viel mehr Vorräte sind, als man glauben möchte, daß du mit rechten Dingen erworben Baja." Ospak antwortete: "Das wird sich wohl schwer erweisen lassen, und ich weiß nicht; was eigentlich meine Feinde sagen sollen, wenn die Freunde schon solche Dinge reden." vati antwortete: "Ich habe das auch nicht aus Feindschaft gegen dich geredet, da du es allein zu hören bekommst. Wenn du jetzt tust, wie ich es wünsche, und es mir gegenüber eingestehst, dann soll es für dich gut ablaufen. Denn ich will dir mit gutem Rat helfen. Ich habe meine Ware weit in der Gegend abgesetzt; ich will sagen, daß du davon genommen hast und dir dafür Fleisch und andere Dinge gekauft. Dann wird niemand Verdacht schöpfen. Ich will es so einrichten, daß du hierbei keine Ehren schmälerung erfährst, —wenn du mir hierin folgst."Ospak sagte, er könne das nicht zugeben. "Dann wird es für dich schlimmer," sagte vati, "und du selbst trägst die Schuld."

Darauf trennten sie sich, und vati zog heim. Odd Sagte, was er über den verlust der Hämmel habe in Erfahrung bringen können. vati tat sehr einsilbig. Odd sagte "Jetzt brauchst du's nicht länger zu verschweigen, daß Ospak sie gestohlen hat; denn du hättest ihn gerne rein gewaschen, wenn du's gekonnt hättest." Es blieb nun still den Winter über.

Und als das Frühjahr herankam und die Vorladungstage



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kamen, zog Odd mit zwanzig Mann aus, bis er nahe an den Svalahof kam. Da sagte vati zu Odd: "Nun sollt ihr eure Pferde grasen lassen, aber ich will ans Haus reiten und Ospak aufsuchen und sehen, ob er zu einem vergleich geneigt ist; dann braucht es die Klage nicht." So taten sie. Vati ritt vor. Kein Mensch war draußen. Die Tür stand offen. Vati ging hinein. Drinnen war es dunkel. Und ehe er's vermuten konnte, sprang ein Mann aus einem Bettverschlag und hieb ihn zwischen die Schultern, so daß er auf dem Fleck stürzte. vati rief: "Sieh dich vor, Unglücksmensch, denn Odd ist nah vor deinem Hause und möchte dich erschlagen! Schick deine Frau zu Odd, —sie soll sagen, wir hätten uns verglichen und du hättest die Sache eingestanden, aber ich wäre nach meinen Geldgeschäften weiter ins Tal hinuntergeritten." Da sagte Ospak: "Dies ist eine böse Tat geworden. Odd hatte ich das zugedacht und nicht dir!"

Svala ging nun zu Odd hinaus und sagte, sie wären verglichen, Ospak und Vati — " und vati bai dich, umzukehren." Odd glaubte dem und ritt heim. vati starb, und sein Leichnam wurde nach dem Sandhof geschafft. Odd schien das eine große und schlimme Sache. Es war für ihn eine Demütigung, und man fand, es sei ihm nicht rühmlich ergangen.

Ospak verschwand jetzt, und niemand wußte, was aus ihm wurde.


5. Styrmir bringt Odds Prozeß zu Fall. Ofeig meldet sich

Nun ist zu berichten, daß Odd diese Sache für das Thing vorbereitete und die sehn Nachbargeschworenen berief. Da geschah es, daß einer von den Geschworenen starb, und Odd berief einen andern an seiner Stelle. Dann ritten die Leute zum Thing, und es ereignete sich nichts weiter bis zu dem Gerichtstag .

Als nun die Gerichte eingesetzt waren, brachte Odd die Totschlagssache vor; es ging ihm glatt von der Stelle 1. Nun wurde zum vorbringen von Einsprachen aufgefordert. Nicht weit ab vom Gerichtsplatz saßen die Häuptlinge Styrmir und 

1 Eine Entgleisung in der Form brachte den Prozeß zu Fall.



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Thorarin mit ihren Leuten. Da sagte Styrmir ;u Thorarin: "Jetzt wurde zum vorbringen von Einsprüchen in der Totschlagssache aufgefordert. Willst du gegen die Klage auftreten:" Thorarin antwortete: "Nichts will ich damit zu tun haben, Odd scheint mir wahrhaftig genug Grund zu haben, die Sache zu übernehmen wegen eines Mannes wie Bali, wo sie gegen einen geht, den ich zu den schlimmsten rechnen möchte." "Ja," sagte Styrmir;"gewiß taugt der Mann nichts; aber doch hast du gewisse Verpflichtungen gegen ihn." "Darum kümmere ich mich nicht," sagte Thorarin. Styrmir sagte: "Es ist im Auge zu behalten, daß es Schwierigkeiten für dich geben wird, und dann noch viel größere und schwerer zu bewältigende, wenn er geächtet wird. Mir scheint die Sache der Überlegung wert zu sein; sehen wir zu, was sich machen läßt. Denn wir wissen ja wohl beide, daß eine Einrede möglich ist." "Die sah ich schon lange," sagte Thorarin, "doch schien es mir nicht geraten, die Sache zu stören." Styrmir sagte: "Dich geht es aber am nächsten an! Man wird finden, daß du nach kleiner Leute Ari gehandelt hast, wenn die Klage durchdringt und die Einrede doch klar zutage lag. Und es ist wahrhaftig wahr, gut wäre es, wenn Odd merkte, daß noch andere als er allein auf der Welt sind! Er tritt uns alle zu Boden und unsere Thingleuie; so daß nur er überall gilt. Es schadet nichts, wenn er einmal erproben muß, wie rechtskundig er ist:" Thorarin antwortete: "Entscheide du! Ich will dir zur Seite stehen. Aber Gutes läst das nicht erwarten und wird ein schlechtes Ende nehmen."

"Das wird es ganz und gar nicht!" sagte Styrmir, sprang auf und ging zum Gerichtsplatz. Er fragte, welche Streitsache an der Reihe wäre. Er bekam Auskunft. Da sagte Styrmir: "Es liegt so, Odd, daß sich ein Einspruch in deiner Sache gefunden hat. Du haft die Klage falsch eingeleitet, hast zehn Nachbarn zu Hause berufen. Das ist ungesetzlich, du hättest den zehnten am Thinge laden müssen und nicht daheim. Tu nun eins von beiden: verlaß das Gericht 1, wie die Dinge liegen , oder wir werden den Einspruch vorbringen." Odd schwieg hierauf und überlegte den Fall; fand, daß es richtig wäre, und 

1 Der Prozeß wird von der Partei betrieben, nicht von den Richtern.



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verließ das Gericht mit seinen Leuten und ging zu seiner Hütte zurück.

Als er in die Gasse zwischen den Buden kam, da ging ihm jemand entgegen, der war schon bejahrt. Er stak in einem schwär en Ärmelmantel, der war schon recht zerschlissen; ein Ärmel war noch daran und hing nach hinten herunter. Er hatte einen Stab in der Hand mit einer Eisenzwinge daran. Den Hut hatte er tief sitzen und blickte darunter hervor. Mit dem Stabe stapfte er vorwärts und ging sehr krumm. Da war der alte Ofeig gekommen , sein Vater

Ofeig sagte: "Ihr seid rasch vom Gericht zurück! Überall hast du auch Glück; daß dir alles so flink und glatt von Händen geht. Er ist geächtet, der Ospak?' "Nein," sagte Odd, " er ist nicht geächtet." Ofeig sagte: Das ist nicht fein, mich Alten zum Narren zu halten! Wie sollte er nicht geächtet sein: War er denn nicht schuldig:" Gewiß war erdas," sagte Odd. "Was ist das:" sagte Ofeig,"ich dachte, die Klage musste ihn niederstrecken . War er denn nicht der Totschläger Valis?"' "Das bestreitet niemand," sagte Odd. Ofeig sagte:"Warum ist er dann nicht geächtet Odd antwortete: "Es fand sich ein Einspruch gegen die Klage; darum fiel sie nieder." Ofeig sagte: "Wie kam es, daß sich ein Einspruch fand bei der Klage eines so reichen Mannes:" Sie behaupteten, daß einer zu Unrecht daheim berufen worden sagte Odd."Das kann wohl nicht gewesen sein, wo du die Klage vorbereitet hast" sagte Ofeig, "aber es könnte ja wohl sein; daß Gelderwerb und Reisen dir mehr liegen, als die fehlerlose Einfädelung einer Rechtssache. Ich glaube aber immer noch, daß du mir nicht die Wahrheit sagst." Odd antwortete: "Ich gebe nichts darauf, ob du mir glaubst ader nicht." "Das mag sein," sagte Ofeig, "ich wußte übrigens gleich, als du von Hause wegrittest, daß die Sache falsch eingeleitet war. Aber du warst mit dir allein sehr zufrieden und machtest niemand weiter angehen. Jetzt wirst du auch in dieser Lage mit dir allein auskommen müssen. Es wird dir gewiß gut geraten; aber es ist einem manne wie dir immerhin recht mißlich. wo dir bisher alles andre neben dir klein erschien." Odd entgegnete: Das ist jedenfalls noch deutlicher,



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daß von dir keine Hilfe kommen wird." Ofeig sagte: Nur die eine Hilfe gibt es noch in deiner Sache, daß du dich meiner bedienst. - Wie weit würde jetzt deine Sparsamkeit gehen, wenn jemand die Sache wieder einrenken wollte?' Odd sagte: "Geld wollte ich nicht sparen, wenn sich jemand der Sache annähme." Ofeig sagte: "So laß einen dicken Beutel dem Alten hier in die Hand wandern; denn vieler Leute Augen schielen nach Geld-"

Odd gab ihm einen großen Geldbeutel. Da fragte Ofeig: "Wurde denn der Einspruch vorgebracht oder nichts?' "Wir verließen das Gericht vorher," sagte Odd. Ofeig antwortete: "Das eine bringt nun Nutzen, was du ahnungslos tatest! Damit trennten sie sich, und Odd ging zu seiner Bude heim.


6. Die Bestechung des Gerichts. Ospak wird geächtet

Nun ist die Geschichte damit wieder aufzunehmen, daß der alte Ofeig auf das Feld und zu der Gerichtsstätte hinaufstieg. Er kam zu dem Gerichtsplatz der Nordländer 1 und erkundigte sich, wie die Sachen vonstatten gingen. Man sagte ihm, daß in einigen schon geurteilt wäre und andere zum Bericht vorbereitet wären. "Wie steht's mit der Klage meines Sohnes Odd : Ist sie erledigt:" "Die ist erledigt soweit,"sagte man. Ofeig sagte: "Er ist geächtet, Ospak" "Nein," sagte man, "keineswegs." "Woran liegt das:" sagte Ofeig. "Ein Einspruch fand sich gegen die Klage," sagte man, " sie war falsch eingeleitet worden." " So" sagte Ofeig, "wollt ihr mir erlauben, auf das Gerichtsfeld hinauszugehen?"' Man willigte ein. Er ging in den Gerichtsring und setzte sich dort.

Ofeig sagte: "Ist in der Klagsache meines Sohnes Odd schon geurteilt" "Die ist erledigt soweit," sagten die Männer."Wie Sammt dass" sagte Ofeig, "ist Ospak zu Unrecht beschuldigt worden: Erschlug er den Bali nicht grundlos: — Stand im wege, daß die Sache nicht genug geklärt war:" Man enngegnete: 1 

Die vier Landesviertel hatten je ein eigenes Gericht am Allthing; der gesetzrichtenden' Landesversammlung war seit 955 die richterliche Gewalt entzogen



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"Ein Einspruch fand sich gegen die Klage, und sie siel nieder." "Wie war der Einspruch:" sagte Ofeig. Es wurde ihm berichtet. "Wahrhaftig:" sagte er" ,schien es euch wirklich recht und billig, auf so etwas acht zu geben, was nicht der Rede wert ist, und einen so schlechten Menschen nicht in die Acht zu verurteilen, einen Dieb und Totschläger: Ist das nicht eine sehr verantwortungsvolle Sache, den freizusprechen, der des Totschlags schuldig ist, und so aller Gerechtigkeit entgegen ;u urteilen:" Sie antworteten, daß es ihnen auch nicht recht schien; aber sie sagten, es sei ihnen so vorgeschrieben. "Das mag sein," sagte Ofeig. — "Schwört ihr einen Eid:" Sagte Ofeig."Gewiß," sagten sie."So habt ihr das getan —," sagte er; "und wie spracht ihr dabei Nicht so, daß ihr wolltet so urteilen, wie ihr es nach bestem Wissen für das Wahrste, das Gerechteste und das Gesetzmäßigste hieltet: —so werdet ihr gesprochen haben." Sie sagten, so sei es. Da sagte Ofeig: "Und was ist denn wahrer und gerechter, als einen so schlechten menschen in Acht und Friedlosigkeit zu verurteilen und von allem Schutz auszunehmen, der des Diebstahls überführt ist, und daß er einen Menschen schuldlos erschlug, den Bali: Das Dritte, worauf der Eid geht, mag man etwas zur Seite gebogen nennen. Überlegt euch aber; was mehr wert ist: diese zwei Worte, die auf Wahrheit und Gerechtigkeit gehen, oder das eine, das auf das Gesetz weist. Es wird euch so scheinen, wie es wirklich ist; denn ihr werdet sehen können, daß es die größere Verantwortung ist, einen freizusprechen, der den Tod verdient , und dabei vorher geschworen zu haben, daß ihr so urteilen wolltet; wie ihr es für das Gerechteste hieltet. Nun werdet ihr einsehen, daß euch das schwer ankommen dürfte, und daß ihr diese verantwortung kaum auf euch nehmen könnt."

Ofeig ließ den Beutel bald unter dem Mantel vorhängen, bald zog er ihn wieder in die Höhe. Er bemerkte wohl, daß sie die Augen auf den Beutel hefteten. Da sagte er zu ihnen: " ist wohl rätlicher; recht und wahr zu urteilen und dafür dann den Dank und die Erkenntlichkeit verständiger und rechtlicher Männer entgegen zu nehmen."

Darauf nahm er den Beutel, schüttete das Silber aus und



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zählte es vor ihnen. "Nun will ich euch einen Beweis meiner Freundschaft geben," sagte er, "und sorge dabei mehr für euch als für mich; das tu ich, weil ihr teils meine Freunde, teils meine Verwandten seid, und weil ihr es alle nötig habt, auf euren Vorteil bedacht zu sein. Ich will jedem Manne eine Unze Silber 1 schenken, und dem, der die Klage zu berichten hat, eine halbe Mark. Dann habt ihr einmal Geld; dazu seid ihr eure verantwortung los und habt nicht euren Eid verletzt, woran am meisten gelegen ist."

Sie überdachten die Sache; und sie dünkte ihnen nach seinen Darlegungen einleuchtend zu sein; es schien ihnen, daß sie vorher in einer unangenehmen Lage wegen des Eidbruchs gewesen wären, und so wählten sie den Weg, den Ofeig ihnen zeigte. Man schickte sofort nach Odd; er kam an; die Häuptlinge aber waren schon nach ihren Buden heimgegangen. Jetzt wurde die Klage sofort vorgebracht, Ospak in die Acht verurteilt und darauf Zeugen ernannt, daß das Urteil ergangen sei. Dann zogen die Leute heim in ihre Buden, als das geschehen . In der Nacht wurde davon nichts bekannt.

Am Gesetzesfelsen aber stand Odd am nächsten Morgen auf und verkündete laut: "Hier ist diese Nacht Mann in die Acht gekommen, namens Ospak, im Gericht der Nordländer wegen des Totschlags an Bali. Was seine Merkmale angeht, ist zu sagen, daß er groß von Wuchs ist und kräftig vag Ansehen. Er hat braunes Haar und ein knochiges Geaicht, schwarze Brauen, große Hände und starke Beine. Sein ganzer Wuchs ist gewaltig, und ersieht verbrecherhaft aus."

Das machte großes Aufsehen. Viele hatten davon noch nichts gehört. Maii fand, daß Odd kräftig vorgegangen sei, und daß er Glück gehabt haben müsse, wie die Sache schon gestanden hatte.


7. Die Bundesgenossen laden Odd vor das Allthing gericht. Odds Flucht

Es heißt, daß die beiden, Styrmir und Thorarin, sich unter- . Styrmir sagte: "Schmach und Schande haben 1 

Eine Unze 4 'f2 Reichsmark Silber, eine halbe mark -gnu gen i8 Reichsmark Silber, dem Kaufwert nach etwa das Zehnfache.



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wir genug von dieser Sache bekommen." Thorarin erwiderte: das sei nur zu erwarten gewesen; — " es müssen hier gescheite Männer dahinter gesteckt haben." "Freilich" sagte Styrmir, "siehst du irgend einen Weg, die Sache wieder in Ordnung zu bringen "Wie das schnell machen wäre, weiß ich nicht," sagte Thorarin. "Wie denn am ehesten:" fragte Styrmir. Thorarin antwortete: "Man könnte gegen sie klagen, daß sie das Gericht bestochen hätten, und die Klage müßte ja Erfolg haben." "Freilich ja" sagte Styrmir. Damit gingen sie weg und nach ihren Buden.

Sie holten nun ihre Freunde und ihre verwandten zu einer Besprechung zusammen. Da war Hermund 1, Illugis Sehn, und Gellir 2, Thorkels Sohn; der dritte war Egil 3, Skulis Sohn; der vierte Jarnskeggi, 4 Ein ars Sohn; der fünfte Skeggbroddi Bjarnis Sohn; der sechste Thorgeir, Halldoras Sohn, und dann die beiden Styrmir und Thorarin. Diese acht Männer hatten nun eine Unterredung. Styrmir und Thorarin berichteten den Hergang der Sache, und wie es zurzeit stand, und wie großen Gewinn man von Odds vermögen zu erwarten habe, und daß sie alle dabei ganz auf ihre Rechnung kommen winden. Sie machten nun fest ab, daß sie einander dabei alle unterstützen wollten, und daß es nur entweder mit der Achtserklärung enden dürfe oder mit ihnen überlassenem Schiedsspruch. Darauf bekräftigten und beschworen sie das und waren nun der Überzeugung, daß daran nichts mehr rütteln könne und daß niemand den Mut und die Überlegungskraft aufbringen würde, sich ihnen gegenüberzustellen. Nach diesen Abmachungen trennten sie sich. Die Leute ritten darauf vom Thing nach Hause, und dies blieb zunächst im Geheimen.

Odd war nun mit seiner Thingfahrt wohl zufrieden, und das Verhältnis zwischen Vater und Sohn wurde jetzt besser, als es gewesen war. Es blieb nun das Jahr über alles still.

Im Frühjahr trafen sich Vater und Sohn im Warmbad, und Ofeig fragte, was neues geschehen sei. Odd entgegnete, er 1 

Sin Bruder des Skalden Gunnlaug Schlangenzunge, Thules. S. Thule Vl, Kap. 74 ff. 3 Urenkel des Skalden Egil 4 Sohn deo Einar von Querache, s- unten S. 317. 5 S. Thule XII, S. 56 und unten S. 309.



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wüßte nichts und gab die Frage zurück. Ofeig sagte, daß Styrmir und Thorarin eine Schar zusammenbrachten und nach dem Sandhof zur gerichtlichen vorladung zu reiten gedächten. Odd fragte, weswegen sie denn klagen wollten. Ofeig sagte ihm alle ihre Pläne. Odd erwiderte: "Das scheint mir nicht schlimm." Ofeig antwortete: " Es kann ja sein, daß es nicht über deine Kräfte geht."

Die Zeit zu den Ladungstagen kam heran, und Styrmir und Thorarin erschienen auf dem Sandhof mit großem Gefolge, Auch Odd hatte viel Leute bei sich. Sie brachten ihre Ladung ver und luden Odd vor das Allthing, weil er wider das Gesetz den Urteilern habe Geld zukommen lassen. Es geschah darauf nichts, und sie ritten mit ihrer Schar fort.

Dann geschah es, daß Odd und sein Vater sich trafen und unterhielten. Ofeig fragte, ob er der Sache immer noch keine Bedeutung beilege. Odd entgegnete: "Nein, ich nehme sie nicht schwer." "Mir scheint es anders" sagte Ofeig, "wie genau weißt du denn von der Sachlage Bescheid:" Odd behauptete zu wissen, was geschehen sei. Ofeig erwiderte: "Es wird weitere Kreise ziehen, wie mir scheint. Sechs andere Häuptlinge, die zu den mächtigsten gehören, haben sich der Klage angeschlossen." Odd antwortete: " Sie scheinen großen Aufwand nötig zu haben." Ofeig sagte: "Was hast du nun vor:" Odd antwortete: "Was sollte ich vorhaben, als zum Thing zu reiten und mich nach Unterstützung umzusehen." Ofeig erwiderte: "Das scheint mir, wie die Sache jetzt liegt, unrätlich; es ist verkehrt, seine Ehre davon abhängig sein zu lassen, daß man die größre Streitmacht zu haben erwartet." "Was wäre dann zu tun?"' sagte Odd. Ofeig entgegnete: "Ich möchte dir raten, daß du dein Schiff während der Thingzeit rüstest und dich mit all deiner fahrenden Habe fertig machst, ehe die Leute vom Thing kommen. Scheint dir dein Vermögen besser aufgehoben, wenn sie es dir wegnehmen, oder wenn ich es babe:" "Das kleinere Übel scheint mir, wenn du es hast." Und Ofeig gab seinem Vater einen dicken Geldbeutel, voll von Silber damit trennten sie sich.

Odd rüstete nun sein Schiff und verschaffte sich Leute dazu.



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Die Zeit bis zum Thing verstrich so. Die vorbereitung geschah in aller Stille, so daß kaum jemand davon merkte.


8. Ofeigs Besuch bei Egil

Nun ritten die Häuptlinge zum Thing und brachten ein mächtiges Gefolge mit. Ofeig war in der Schar Styrmirs. Die Streitgenossen machten unter sich einen Treffpunkt auf der Blauwälderheide 1 aus: Egil und Styrmir, Hermund und Thorarin. Zusammen ritten sie dann nach der Thingebene. von Osten kamen Skeggbroddi und Thorgeir Halldarason aus dem Warmbadtal 2 und Jarnskggi von Norden; sie trafen sich an dem Walrücken 3. Dann ritten alle Scharen gemeinsam auf die Ebene hinunter und so sum Thing.

Über nichts wurde so viel gesprochen als über die Sache Odds. Jedermann war überzeugt, daß niemand dagegen auftreten würde. Man meinte, kaum wurde es einer wagen, und keinem würde es nützen, wo solche Häuptlinge auf der andern Seite ständen. Sie waren auch selbst ihrer Sache völlig sicher und prahlten gewaltig. Es war niemand, der ein Wort gegen sie fallen ließ. Odd hatte niemanden um Hilfe angegangen; er rüstete sein Schiff im Widderfjord, sowie die Leute zum Thing fortgeritten waren.

Eines Tages geschah es, daß der alte Ofeig seine Bude verließ und in tiefer Bekümmernis war: er sah niemanden, der ihm helfen könnte, und meinte einen schweren Stand zu haben. Er merkte, daß es seine Kräfte überstieg, allein gegen solche Häuptlinge zu stehen. Und es gab keinen Einspruch in der Sache. Er ging mit krummen Knien, schwankte zwischen den Buden einher und humpelte auf seinen Beinen. So ging er lange; zuletzt kam er zu der Bude Egils Skulisons. Dort waren Männer gekommen, Egil zu besuchen. Ofeig zog sich sum Budeneingang zurück und wartete, bis die Männer fortgegangen waren. Egil begleitete sie hinaus. Als er hineingehen wollte, drehte sich Ofeig zu ihm und begrüßte ihn. Er sah ihn an und fragte, wer er wäre. "Ofeig heiß ich," sagte er. Egil 1 

Zsl. Blaskogaheidr, oberhalb der Thingebene. 2 Zsl. Laugardalr, östlich der Thingebene. 3 Ist. Reydarmutt, südöstlich des Allthings.



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fragte: "Bist du Odds vater:" Er bejahte es. "Da wirst du in seiner Sache mich sprechen wollen. Aber da darfst du dich an mich nicht wenden; es hat sich da schon viel zu viel ereignet, als daß ich irgend etwas zu entscheiden hätte. Es sind auch andere in der Sache viel beteiligter als ich: Styrmir und Thorarin . Die betrachten es als ihre Angelegenheit, wenn wir uns ihnen auch angeschlossen haben." Ofeig erwiderte, und es wurde ihm ein verslein im Munde:
Ehmals in Ehren
Odd wohl stand;
Jetzt sinn ich nicht mehr
Dem Sohne zu helfen.
  Wenig scherte
Der Wicht sich ums Recht,
  Hatte er nur Gold
In Hülle und Fülle.

Und weiter sprach er:

Das freut nun den alten
    Ofenhocker,
Mit ratklugen Männern
  Rede zu tauschen.
Du wirst mir nicht wehren,
  Worte zu wechseln,
Weil alle Welt
Weise dich rühmt.

Ich suche mir andere Dinge zur Unterhaltung aus als Odds Prozesse. Die sind schon erfreulicher gewesen als diesmal. Du wirst mir aber doch nicht verwehren wollen, mit dir zu reden. Das ist mich Alten nun die größte Freude, mit solchen Männern zu plaudern und so die Zeit hinzubringen." Egil erwiderte:"Ich will dir eine Unterhaltung nicht abschlagen."

Sie gingen nun beide zusammen und setzten sich. Da begann Ofeig: "Hast du eigne Wirtschaft, Egil:" Er bejahte es. . ,Du wirtschaftest in Borg "Allerdings," sagte Egil. Ofeig sagte: Gutes und Ansprechendes hat man mir von dir erzählt. Man sagt, daß du gegen keinen Kost und Brot sparst und glänzend lebst, und daß es uns beiden nicht unähnlich ergangen



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ser beide sind wir ans großem Geschlecht und freigebig mit dem Unseren, aber unsere Vermögensverhältnisse sind beengt. Mir wurde auch erzählt. daß du gern deinen Freunden hülfest." Egil erwiderte:"Ich wäre zufrieden, wenn ich im gleichen Rufe stünde, wie du; denn ich weiß wohl, daß du aus großem Geschlecht und ein kluger Mann bist." Ofeig sagte: " Da ist doch ein großer Unterschied l Du bist ein großer Herr; hast nichts zu fürchten, was geschehen mag ,und gehst nicht von dem Deinen, gegen wen es auch gilt. Aber ich bin ein Kleinbauer. Die Sinnesart freilich stimmt bei uns zusammen. Es ist jammerschade , daß solche Männer in Geldverlegenheiten kommen, die so großgesinnt sind." Egil antwortete: " Es kann sein, daß sich das rasch ändert und bessert." "Wie sollte das sein:" fragte Ofeig. "Ich meine so: wenn das vermögen Odds an uns kommt wird uns nichts mehr abgehn. Es wird wenigstens von seinem Reichtum viel erzählt." Ofeig sagte: "Es ist auch gewiß nicht übertrieben, wenn man ihn den reichsten Mann in Island nennt. Aber du mußt ja sehr neugierig sein, wie groß dein Anteil an dem Vermögen wird ? Denn du bist darauf ja recht angewiesen." "Ja freilich" sagte Egil",du bist ein wackerer und verständiger Alter und mußt ja auch genau um Odds vermögen Bescheid wissen." Er entgegnete: "Ich möchte wohl glauben, daß da niemand besser Bescheid weiß, als ich. Ich kann dir sagen, daß da immer noch mehr ist, als man behauptet bat. Trotzdem habe ich mir schon Gedanken gemacht, was wohl für dich dabei abfallen möchte." Und es wurde ihm eine Strophe im Munde:
Wahr ist's, —in den Wind nur
Worte sind gesprochen —,
Geldgier überfällt euch,
Goldesgötter 1 ehrlos.
Lassen solltet ihr alle
Acht jetzt Idis Lachen ':
Schande heute wünscht' ich
Schmählich auf den Weg euch! 
1 =vornehme männer. 2 = Gold. Der Riese Jdi maß einen Hort mit dem Munde.


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"Das dürfte recht unwahrscheinlich sein!" sagte Egil, "du bist aber ein guter Dichter." Ofeig sagte: "Ich will es dir nicht vorenthalten, welche Fülle du wegschleppen würdest: es ist nämlich der sechzehnte Teil vom Land am Sande. "Da hör aber einer!" sagte Egil, "dann ist das vermögen wahrhaftig kleiner, als ich mir's dachte. Aber wie kann das sein:" Ofeig antwortete: "Nicht im geringsten ! Das vermögen ist gewaltig, aber ich schätze, daß du soviel davon abbekommen wirst. Habt ihr nicht so gerechnet, daß ihr die Hälfte von Odds vermögen haben solltet und die Thinggenossen die andere: Da ergibt sich für mich, daß ihr acht Verbündete das halbe Land am Sande haben werdet. So habt ihr doch jedenfalls es vorgehabt und so verabredet : Obwohl ihr dies ja auf unerhörte Weise in Angriff genommen habt, — diese Abmachung müßt ihr doch wohl getroffen haben : Oder durftet ihr damit rechnen, daß mein Sohn Odd untätig eurem Rasen zusehen würde, als ihr hierher rittet" — "Nein!" sagte Ofeig, "Odd ist vor euch nicht um Rat verlegen. Und wieviel Überfluß er auch an Geld haben mag, so hat er doch nicht weniger Verstandesgaben und Überlegung, wenn er das braucht. Und ich vermute, daß das Kaufschiff unter ihm gerade so gut schwimmen wird, auch wenn ihr ihn in die Acht erklärt habt. Das kann man gar nicht Acht nennen, was so verkehrt in die Wege geleitet wird! Und es wird nur die treffen, die das ins Werk gesetzt haben! Ich möchte glauben, daß er auf der See ist mit allem seinem Vermögen außer seinem Land am Sande: — das gönnt er euch! Er hatte sich erkundigt, daß der Weg vom Meere nach Borg hinauf nicht weit sei, wenn er nach dem Borgfjord kommen sollte. Es wird nun so endigen, wie es begann: ihr werdet davon Schimpf und Schande haben, — und das ist ganz in der Ordnung, — und dazu Vorwürfe von jedermann!"

Da sagte Egil: " Das ist unbestreitbar, die Sache hat jetzt einen Haken. Es war natürlich vorauszusehen, daß Odd nicht untätig bleiben würde, und ich kann ihn deswegen nicht einmal tadeln. Es sind nämlich auch einige bei dieser Klage, denen ich solch einen Schimpf schon gönne, und die am meisten dabei hetzen, so Styrmir oder Thorarin und Hermund." Ofeig sagte:



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"Das ist um so besser und ganz nach ihrem Verdienst, daß sie von vielen Seiten Verwerfe deswegen erhalten: Aber mir tut es leid, daß du dabei schlecht abschneidest! Du gefällst mir gut- und von euch Verbündeten am besten."

Dabei ließ er einen dicken Geldbeutel unter dem Mantel vorsehen. Egil wandte den Blick darnach. Ofeig bemerkte das, zog ihn schnell wieder unter den Mantel und sagte: "Es bleibt dabei, Egil" sagte er, "ich möchte glauben, daß es so ähnlich kommt, wie ich es eben sagte. Da möchte ich dir irgend eine Auszeichnung erweisen." Er stülpte den Beutel um und schüttelte das Silber dem Egil in den Schoß des Mantels. Das waren zweihundert Unzen vom besten Silber, das es gab."Das sollst du von mir bekommen, wenn du von deiner Gegnerschaft zurücktrittst. Ich erweise dir damit einige Auszeichnung." Egil entgegnete: "Ich glaube, du bist ein Halunke ersten Ranges! Wie darfst du daran denken, daß ich meinen Eid brechen könnte" Ofeig antwortete: "Ihr seid doch nie, was ihr gern wärt! Wollt die großen Herren spielen, und wißt nie, was euch frommt, wenn ihr nur in irgend eine Klemme kommt! Tu nur nicht so Ich werde schon einen Weg finden, wie du deinem Eide treu bleiben kannst." "Was für einen Weg:" fragte Egil. Ofeig erwiderte: "Habt ihr nicht abgemacht, daß ihr entweder Acht oder das Recht des eignen Schiedsspruches durchsetzen wolltet " Egil bejahte das. "Es kann kommen," sagte Ofeig, "daß man uns Verwandten Odds es überläßt, zu wählen, welches von beiden wir wünschen. Dann könnte es sein, daß der Schiedsspruch an dich käme. Da möchte ich, daß du ihn übernähmest." Egil antwortete: "Du hast recht, — du bist ein schlauer und listiger Menschl Aber ich bin trotzdem nicht bereit und habe dazu auch gar nicht die Macht und die Hilfskräfte, allein dann allen den andern Häuptlingen gegenüber den Spruch zu vertreten. Denn es gibt Feindschaft, wenn irgend einer dagegen sich empört."Ofeig sagte: Wie wäre es denn, wenn es noch einer mit dir zusammen täte?' "Dann ginge es eher," sagte Egil. Ofeig sagte: "Welchen von den verbündeten möchtest du denn am liebsten dazu haben: Nimm an, ich hätte die Wahl unter allen." "Zwei kämen in Betracht,"



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sagte Egil, "Hermund ist mir der nächste, aber wir stehen ung nicht gut. Der andre ist Gellir, und den will ich wählen." "Da muss ich es mir viel kosten lassen," sagte Ofeig" ,denn ich gönnte euch allen in dieser Sache nur Schlimmes außer dir allein. Er wird aber Verstand genug haben, um einzusehen, auf welcher Seite sein vorteil liegt: Geld und Ehre heimzubringen oder das Geld zu verlieren und Schimpf und Schande einzustecken, Willst du nun darauf eingehen, wenn es an dich kommt, die Strafe, die verhängt werden soll, herabzusetzen:" "Ja gewiß," sagte Egil. "Dann ist das also zwischen uns abgemacht," antwortete Ofeig, "nach einer Weile will ich dich dann wieder besuchen suchen."


9. Die Unterhaltung mit Gellir

Ofeig machte sich nun wieder auf den Weg und nahm von Egil Abschied. Er schwankte zwischen den Buden umher und zog die Füße nur so hinter sich her. Bei sich aber war er nicht so niedergeschlagen, als er schwach auf den Beinen war, und nicht so verfahren in seinen Reden, wie er gebrechlich im Gehen schien. Schließlich kam er zu der Bude Gellirs und ließ ihn herausrufen. Er kam hervor und begrüßte Ofeig zuerst , — denn er war ein einfacher Mensch, — und fragte, was sein Begehr wäre. Ofeig entgegnete: "Ich komme gerade so hergeschleudert." Gellir sagte: "Du wirst über die Sache Odds reden wollen."Ofeig antwortete: "Nein, darüber nicht; ich will damit nichts zu tun haben. Ich suche mir andere Unterhaltung ." Gellir sagte: "Worüber wolltest du sprechen " Ofeig erwiderte: "Man sagt mir, daß du ein verständiger Mann seiest; mir ist es ein Vergnügen, mit verständigen Leuten zu plaudern."

Dann setzten sie sich nieder und begannen zu reden. Da fragte Ofeig: "Was gibt es eigentlich bei euch im Westen jetzt für junge Leute, von denen du meinst, daß sie große Häuptlinge versprechen:" Gellir sagte, daß sie da eine hübsche Auswahl hätten, und nannte die Söhne des Goden Snorri und die Leute vom Strand 1. "So hat man mir auch erzählt," sagte Ofeig, 

1 Ist. Eyrr, eine Landzunge an der Südseite des Breeitfjrds. Die Strandbauern



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"jetzt bin ich aber an die rechte Ouelle gekommen, denn ich spreche mit einem, der zuverlässig ist und gefällig Auskunft gibt. Welches sind denn bei euch im Westen die Frauen, die als die besten Partien gelten:" Egil nannte die Töchter des Goden Snorri, die Töchter Steinthors vom Strande. "So hat man mir auch gesagt;" entgegnete Ofeig, "aber wie ist es eigentlich: —hast du nicht auch Töchter:" Gellir sagte, er habe allerdings welche. "Warum nennst du die nicht:" sagte Ofeig, "keine werden schöner sein als deine Töchter, wenn man nach den Umständen schließen darf. Sie sind noch nicht verheiratet:" "Nein," sagte er. "Woran liegt das?" fragte Ofeig. Gellir antwortete: "Noch hat niemand um sie gefreit, der sowohl ein tüchtiges vermögen hatte als auch einen angemessenen Hof und aus gutem Geschlecht war und auch selbst der Mann darnach-Ich bin freilich nicht vermöglich, aber ich stelle Ansprüche meiner Herkunft und meiner Stellung nach. Aber ist mir nicht auch eine Frage erlaubt: Wer sind denn die Männer bei euch im Norden, die gute Hoffnungen geben Ofeig erwiderte: "Da ist so mancher zu nennen. Zuerst möchte ich Einar, Jarnskeggis Sohn, dahin zählen, und Hall, Styrmirs Sohn. Manche Leute tun auch, als sei Odd, mein Sohn, vielversprechend. Ich will nun auch su dem kommen, was er mir auftrug: er möchte sich gern mit dir verschwägern und deine Tochter Ragneid freien." "Ia;" entgegnete Gellir darauf, " es war wohl so, daß er darauf eine gute Antwort bekommen hätte. Aber wie die Dinge jetzt liegen, wird sich das, mein' ich, nicht so bald machen." "Weshalb meinst du?" sagte Ofeig. Gellir sagte: "Es zieht dunkel auf über Odds Haus, wie es eben liegt." Ofeig erwiderte: "Ich versichere dir, du verheiratest sie nie besser als hier. Das darf doch als anerkannt gelten, daß er so tüchtig wie einer ist. Und es geht ihm auch weder Vermögen noch gute Herkunft ab. Du aber bist recht geldbedürftig, und es kann wohl sein, daß er dir eine Stütze wird, denn er ist gegen Seine Freunde immer hochherzig gewesen." Gellir sagte: "Es käme ja in Betracht, wenn nicht dieser Prozeß im Wege wäre!" (Eyrbygglar) spielen in der Geschichte vom Goden Snorri (Thule VII) eine Rolle ; Steinthor Thorlaksson s. dort Kap. 12.


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Ofeig erwiderte: "Rede doch nicht von dieser Kinderei, die gar nicht in Betracht kommt, — die für alle Beteiligten nur eine Dummheit und eine Demütigung ist" Gellir entgegnete: "Es ist wohl ebenso möglich, daß es anders kommt. Ich kann darauf nicht eingehen. Aber wenn sich hier ein Ausweg fände, so wäre ich gern bereit."

Ofeig antwortete: " Es kann ja sein, Gellir, daß ihr hier die Hülle und Fülle wegschleppt. Ich kann dir aber sagen, was dein Anteil sein wird, denn ich weiß das gut. Im besten Falle werdet ihr acht Verbündete das halbe Land am Sande bekommen . Da ist dein Teil nicht gut zu nennen. Du hast ein geringes Stück Geld und bist dafür um alle Bravheit und Mannesehre gekommen, der du bisher als einer der besten Männer im Lande galtest!" Gellir fragte, wie das geschehen sollte. Ofeig erwiderte: "Mir scheint es am wahrscheinlichsten, daß Odd mit all seiner Habe außer dem Land am Sande jetzt auf dem hohen Meere ist. Darauf konntet ihr doch nicht rechnen, daß er untätig zusehen würde und es euch überlassen, alles aufzuteilen und wegzunehmen." "Nein!" sagte Ofeig" ,er versicherte vielmehr, wenn er aias dem Breitfjord käme, wollte er dein Gehöft 1 aufsuchen und könnte sich ja dann ein Weib aus deinem Hause holen. Er behauptete auch, genug Brennholz zu haben, um deinen Hof auf brennen, wenn er Lust hätte. Ebenso auch, wenn er nach dem Bargfjord käme, hatte er sich schon vergewissert, daß der Weg vom Strande nach Borg nicht weit sei. Er dachte auch den Hof Jarnskeggis zu besuchen, wenn er in den Inselfjord käme. Und genau so, wenn er in die Ostfjorde käme, das Gut Skeggbroddis. Ihm liegi gar nichts daran, wenn er nicht wieder nach Island kommen kann. Aber ihr werdet hiervon haben, was zu erwarten ist, nämlich Schimpf und Schande. Mir gefiel das wenig, — ein so tüchtiger Mann, wie du immer warst, daß du so schlimm dabei wegkommen solltest, und deshalb wollte ich dir das ersparen." 

1 Der Hof Thords des Schreiers war Schluft (Hvammr) an der südlichen Bucht des Breussords (Hvammsfjördr). Aber schon Gelliro Vater Thorkel hatte den berühmten Hof Snorris am Heiligen Berge (Helgafell) auf dem Thorskap übernommen, s. Thule VI, Kap. 68.



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Gellir antwortete: "Das ist wohl wahr! — Und mir ist es einerlei, wenn von dem vermögen etwas beiseite kommt vor der Aufteilung. Ich habe bei der ganzen Sache meinen Freunden freie Hand gelassen, ich selbst war nicht versessen darauf." Ofeig sagte: "Du mußt ja einsehen, wenn du nicht ganz blind vor Eifer bist, daß es für dich ehrenvoller ist, wenn du deine Tochter meinem Sohn Odd gibst, wie ich dir vorhin vorschlug. Hier hab' ich eine Summe, die er dir schickt, und er sagte, er wolle die Aussteuer selber übernehmen, weil er wüßte, daß du nicht viel hast. Es sind zweihundert Unzen Silber, wie du es besser kaum bekommst. Überleg dir nun, wer dir so ein Angebot sonst wohl macht! Solch einem Manne deine Tochter zu geben, der selbst für die Aussteuer sorgt, und wo du überzeugt sein darfst, daß niemand dir später zu nahe treten wird! Und deine Tochter kommt dahin, wo sie alles in Hülle und Fülle hat" Gellir entgegnete: "Es ist so viel, daß ich es nicht hoch genug anschlagen kann. Aber um keinen Preis will ich die betrügen , die auf mich zählen. Ich sehe freilich, daß es bei diesem Prozeß nichts gibt als Spott und Schande." Da erwiderte Ofeig: "Was ihr schwerfällig seid, ihr Herren! Wer verlangt von dir, daß du die betragen sollst, die auf dich rechnen, oder deinen Eid brechen: Es könnte sein, daß an dich käme, den Schiedsspruch zu fällen, da könntest du die Strafsumme herunterdrücken und dabei deinen Eid durchaus halten." Gellir sagte: "Da hast du recht, du bist doch ein durchtriebener Kerl und verteufelt schlau! Aber ich möchte trotzdem mich nicht mit all den anderen einlassen." Ofeig sagte: "Wie wäre es denn, wenn ich noch einen andern dazu gewönne: Willst du dann in der Sache helfen:" "Das will ich," sagte Gellir; " wenn du durchsetzt, daß ich den Spruch vortrage 1." Ofeig erwiderte: "Wen wählst du denn dazu Gellir antwortete: "Egil will ich nehmen; er steht mir am nächsten." Ofeig erwiderte: "Hör' ich recht? Den wählst du, der von euch allen der allerschlimmste ist! Es fällt mir nicht leicht, ihm solche Ehre zu gönnen, Ich weiß wahrhaftig nicht, ob ich mich dazu entschließe." "Das 

1 Daß also der andere den Spruch nach innen, vor den Verbündeten, zu vertreten hat.



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ist deine Sache," sagte Gellir. Ofeig entgegnete: "Du willst also mitmachen, wenn ich ihn dazu gewinne: — Er wird ja wohl einsehen, was besser ist, ehrenvoll aus dem Handel zu kommen oder nicht." "Ja, da ich dabei soviel zu gewinnen habe," sagte Gellir, "glaube ich, daß ich es versuche." Da sagte Ofeig:"Mit Egil habe ich bereits geredet; ihm schien die Sache nicht schwierig ins Werk zu setzen, und er hai sich bereit erklärt. — Nun werde ich einen Vorschlag machen, wie wir es anfangen. Die Leute von euch verbündeten halten sich ziemlich alle draußen zusammen. Da wird es niemanden verwundern, wenn du dich vor der Abendmesse mit Egil unterhältst, solange es euch gefällt."

Gellir nahm das Geld, und es wurde zwischen ihnen abgemacht . Darauf ging Ofeig zur Bude Egils hinüber, weder langsam noch krumm, und nicht geduckt. Er sagte Egil, wie es abgelaufen sei. Dem gefiel es gut. Abends gingen dann die Leute zur Messe; dabei redeten Egil und Gellir über die Sache miteinander und brachten sie ins Reine. Niemand schöpfte verdacht .


10. Schiedsmännerwahl und Spruch

Jetzt wird erzählt, daß alles Volk am Tage darauf nach dem Gesetzesfelsen ging und dort eine große Menge zusammenkam. Egil und Gellir sammelten ihre Freunde um sich. Ofeig war Styrmir und Thorarin behilflich. Als nun alle am Gesetzesfelsen versammelt waren, auf deren Kommen man rechnete, da erbat sich Ofeig Gehör und sagte: "Ich habe mich in den Handel meines Sohnes Odd bisher nicht hineingemischt. Ich weiß aber, daß jetzt die Männer zugegen sind, die hier die Hauptbeteiligten sind. Nun möchte ich zuerst in dieser Sache Hermund angehen, wennschon dies auf so unerhörte Weise in die Wege geleitet worden ist, daß man umsonst nach einem zweiten Fall sucht, und ebenso seinen Fortgang genommen hat und vermutlich nicht anders enden wird. Ich möchte jetzt fragen, ob die Sache durch Schiedsspruch beigelegt werden kann?' Hermund antwortete: "Wir lassen uns nur darauf ein, wenn uns der Spruch selbst überlassen wird" Ofeig sagte:"Es wird



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dafür kaum ein zweites Beispiel geben, daß jemand acht Gegnern den Spruch überlassen habe; aber dafür gibt es Beispiele, daß einer ihn einem Gegner überlassen hat. Indes da nun die Sache in einer so unerhörten Weise betrieben worden ist, da will ich anbieten, daß zwei aus eurer Schar den Spruch fällen mögen. Hermund erwiderte: "Darauf gehen wir natürlich ein, und es nr uns gleich, welche zwei das tun." "Dann werdet ihr mir es gönnen, daß ich die vergünstigung habe mir aus euch verbündeten die beiden zu wählen, die ich mag." "Ja, ja gewiß!" sagte Hermund. Da sagte Thorarin: "Sag nicht zu allem ja, ja, ehe du weißt, ob du es nicht morgen zu bereuen hast!" "Jetzt kann ich es nicht zurücknehmen!" sagte Hermund.

Ofeig sah sich nun nach Bürgen um, und das siel nicht schwer, denn allen schien die Zahlungsfähigkeit gesichert. Darauf gaben die Männer sich Handschlag, und die einen gelobten damit die Auszahlung einer Summe zu, welche die beiden bestimmen würden, die Ofeig ernennen würde. Die Verbündeten wieder gelobten, die Klage fallen zu lassen. Nun war vorgesehn, daß die verbündeten mit ihrem Gefolge auf das Thingfeld hinaufgehen sollten. Die Scharen Egils und Gellirs blieben zusammen und lagerten sich an einer Stelle im Kreise.

Ofeig aber geht in den Kreis, sieht sich um, lüftet seine Mantel kapuze e, fährt sich über die Arme und stellt sich mit merklich höherem Kopf bin. Er zwinkert mit den Augen und sagt dann: "Da sitzst du, Styrmir! Es wird dem Volk wunderlich vorkommen , daß ich dich in der Sache nicht nehme, die mich jetzt angeht. Denn ich bin dein Thingmann und habe mich an dich zu halten, wenn ich Hilfe bedarf. Du hast manche schöne Geschenke von mir bekommen und sie alle böse gelohnt. Es scheint mir; als hättest du in diesem Handel zuerst unter allen meinem Sohn Odd Feindschaft gezeigt und wärst am meisten daran schuld gewesen, daß man sich dazu entschloß. Ich will dich ausscheiden !" —"Da sitzst du, Thorarin!"sagte Ofeig" ,es ist sicher, du hättest genug Verstand, um in dieser Sache den Spruch abzugeben. Indessen hast du es in diesem Streit auf Odds Schaden abgesehen und warst der erste, der mit Styrmir sich der



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Sache annahm: und darum will ich dich ausscheiden!" —"Da sitzst du, Hermund! Ein großer Herr," — bier richtete sich Hermund auf, weil er meinte, er würde gewählt werden, — "un dich glaube wohl, daß die Sache an den Rechten käme, wenn sie dir unterstellt würde. Aber da ist niemand so hitzig gewesen wie du, seit die Sache begann. Du hast gezeigt, daß du nur Ungebühr an den Tag legen willst. Es hat dich auch nichts dazu gebracht, als Begehrlichkeit und Habsucht, denn an Geld fehlt es dir nicht: ich scheide dich aus!" — "Da sitzst du, Jarnskeggi! Dir fehlt nicht das Nötige, um den Spruch zu fällen, und es würde dir wohl passen, wenn es an dich käme. Dein Selbst- gefühl war so groß, daß du auf dem Furtthing 1 ein Banner vor dir hertragen ließest, wie vor einem König. Doch sollst du nicht König über diese Sache sein und ich scheide dich aus!"

Nun sah sich Ofeig um und sagte: "Da sitzst du, Skeggbroddi! Ist es eigentlich wahr, daß König Harald Sigurdsson gesagt hat, als du bei ihm warst, daß du ihm unter allen Männern hierzulande am meisten zum König zu passen schienst:" Broddi erwiderte: "Der König redete oft freundlich mit mir; aber es ist nicht ausgemacht, daß er über alles so gedacht hat, wie er redete." Da sagte Ofeig: "Über andere Dinge magst du König sein, als über diese Sache: ich scheide dich aus:" — "Da sitzst du, Gellir" sagte Ofeig, "dich hat nichts in diesen Handel getrieben als allein nur die Geldgier. Es ist noch einigermaßen verzeihlich, weil du unvermögend bist und viele zu sorgen hast. Nun sehe ich aber, daß es nichts hilft: einem von euch werde ich die Ehre in dieser Sache geben müssen, obwohl ihr mir alle nichts wert erscheint. Es sind leider nur wenige übrig, und ich mag mich nicht entschließen, jemanden zu wählen, den ich schon abgelehnt habe. — So will ich dich denn wählen, denn ich habe von dir auch noch keine Unrechtlichkeit zu hören bekommen!" — "Da sitzst du, Thorgeir Halldorason!" sagte Ofeig, " es ist klar, daß noch nie eine Sache an dich gekommen ist, wenn sie von irgend einer Wichtigkeit war, denn du kannst solche Sachen nicht beurteilen und hast nicht mehr verstand als ein Ochse oder ein Esel auch: dich scheide ich aus!" 

1 Jsl. Vödlathing, die Thingstätte am Inselfjord.



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Dann sah sich Ofeig um, und es wurde ihm im Munde ein verslein:

Schlimm ist's auf Erden
Ins Alter zu kommen,
Es stumpft die Augen
Und störi den Verstand.
Zur Wahl standen eben
Wackere Burschen:
Jetzt ist der Wolfsschwanz
  Allein an der Angel.

Mir ist es ergangen, wie den Wölfen: die fressen einander, bis sie zum Schwanze kommen, und merken es vorher nicht. Ich hatte unter vielen Häuptlingen die Wahl. Jetzt aber ist grade der übrig, von dem man nur Schlimmes erwarten darf, der als der aller unbilligste bekannt ist, und der, um Geld zu bekommen, zu allem fähig ist, wenn er es nur kriegte Die einzige Entschuldigung, daß er es so gewissenlos mit dieser Sache nahm, ist noch, daß hier so viele hineinverwickelt sind, die vorher als rechtlich galten und die jetzt alle Bravheit und Mannesehre verspielt haben und Unredlichkeit und Habgier zeigen. Niemand wird glauben wollen, daß ich den wählen könnte, von dem man das Schlimmste erwarten darf, denn es gibt keinen Verschlageneren in eurem Kreise. Und es wird doch auf dich herauskommen, da alle anderen schon abgelehnt sind!'

Egil sagte und lächelte dabei: "Es geschieht, wie so oft: nicht deshalb kommen wir zu der Ehre, weil die anderen sie uns gegönnt hätten. —Dann müssen wir ja wohl aufstehen, Gellir, und beiseite gehen, die Sache unter uns zu besprechen."

Sie taten das, gingen beiseite und setzten sich da. Da sagte Gellir: "Was wollen wir denn nun sagen:"Egil antwortete: "Ich schlage vor, eine ganz kleine Geldbuße zu verhängen. Ich wüßte nicht, was sonst in Betracht käme, da wir uns ja ohnehin keine Freunde machen werden." Ist es nicht reichlich, wenn wir auf dreizehn Unzen in minderwertiger Münze erkennen:" sagte Gellir, " denn der Anlaß zur Klage ist mit großer Arglist gesucht; und es ist um so besser, je unzufriedener sie giaid. Aber keine Lust habe ich, den Spruch zu verkünden, denn ich



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habe eine Ahnung, als ob er Mißfallen erregen wird." "Tu, was du willst" sagte Egil, "verkünde den Spruch oder vertritt ihn nachher vor den anderen!"' "Da wähl' ich," sagte Gellir, "ihn zu verkündigen."

Nun gingen sie zu den Verbündeten zurück. Da sagte Hermund: "Stehen wir auf und hören wir unsere Demütigung!" Gellir sagte: Wir werden später auch nicht gescheiter sein. Es kommt nun alles auf eins heraus; unser Spruch, Egils und meiner, ist: uns Verbündeten zuzuerkennen dreizehn Unzen Silbers."

Da sagte Hermund:"Hör 'ich recht: Du sagtest dreizehn Hundert Unzen Silbers " Egil antwortete: "Hattest du eben auf deinem Ohr gesessen, Hermund, als du aufstandest Dreizehn Unzen freilich Und in Geld, wie es nur ein armer Teufel annimmt, — es soll gezahlt werden in Schildtrümmern und Ringbruchstücken und allem, was man am unerfreulichsten finden kann, und worüber ihr euch am meisten ärgert!" Da sagte Hermund: "Betrogen hast du uns, Egil" "Wirklich?' sagte Egil, "kommst du dir betragen vor:" "Betrogen komm ich mir vor, und du hast mich betrogen!' Egil antwortete: "Es scheint mir gut, einen zu betrügen, der niemandem traut, auch sich selber nicht. Beweisen kann ich das: du hast dein Geld bei so dickem Nebel versteckt, daß du hofftest, auch wenn du es wieder mit der Lust bekämft; darnach zu suchen, daß du's dann nicht wieder finden würdest 1." Hermund erwiderte: Das ist gelogen, Egil, wie auch das andere, was du im Winter behauptet hast, als du nach Hause zogst, nachdem ich dich aus deiner Bettelwirtschaft Weihnachten zu mir geladen hatte. Du warst zufrieden, wie nicht anders zu erwarten. Aber als Weihnachten vorbei war, da wurdest du verdrießlich, wie auch nicht anders zu erwarten, und es ward dir sauer, wieder heim ins Hungerleben zu ziehen. Und als ich das merkte, bot ich dir an, mit einem Begleiter dazubleiben, und das nahmst du an und warst vergnügt. Aber im Frühjahr nach Ostern, als du nach 1 

So verstecken auch Erich der Rote (Thule XIII, S. i2) und Egil (Thule ll, S. 260) ihr Geld Grundbesitz ist Erbe und gehört dem Geschlecht; Fahrhabe folgt in der ältesten Seit dem Besitzer wo Grab,



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Borg heimgekommen warst, behauptetest du, daß mir von der Winterweide dreißig Pferde gefallen wären, und daß man die alle gegessen Hänel" Egil entgegnete: "Ich glaube nicht, daß man zu viel behaupten kann von deiner Mißwirtschaft! Ich glaube aber, daß eins wahr ist: entweder hat man nichts oder wenig davon gegessen. Doch jedermann weiß, daß es mir und meinen Leuten nie an Speise fehlt, wenn auch mein Vermögensstand manchmal unerfreulich ist. Aber bei dir zu Hause sind Zustände, daß du davon besser nicht anfangen solltest." "Ich wünschte nur eins, sagte Hermund, daß wir beide nächsten Sommer nicht wieder zusammen auf dem Thing wären" "Jetzt muß ich etwas sagen," sagte Egil, was ich glaubte, niemals sagen zu können, nämlich: sei gesegnet, daß du den Mund auftatest! Mir nämlich hat man geweissagt, daß ich an Altersschwäche sterben werde. Aber je eher dich der Teufel holt, desto besser gefällt es mir!'

Da sagte Styrmir: "Jeder hat recht, Egil, der von dir das Schlimmste behauptet und dich einen Schuft nennt!" "So ist es recht!" sagte Egil" ich fühl mich um so wohler, je mehr du mich lästerst und je mehr Beweise du dafür anschleppst. Denn ich habe gehört, daß ihr beim Biergelage das Spiel triebe daß ihr euch über den Wert von Männern strittet, und da hast du mich gewählt und bist für meine Überlegenheit eingetreten. Nun ist es ja klar, daß du irgend verborgene Schandflecken hast, die niemand kennt. Du mußt ja am besten wissen, wie es bei dir steht. Es sind aber doch Unterschiede zwischen uns: beide versprechen wir dem andern Hilfe, und ich leiste; was ich kann und schone mich nicht. Du aber läufst- sowie die Schwarzschäftigen 1 geschwungen werden! Das ist auch wahr, daß ich stets mit meiner Wirtschaft im Gedränge bin, und doch spare ich gegen niemanden mein Brot. Aber du bist ein Speiseknauserer Und das beweist es, daß du eine Schüssel besagt, die Speisesegen hieß, und nie kam jemand in dein Haus, der erfahren hätte, was darin ist, außer dir allein! Mir steht an, daß mein Gesinde es bart hat, weil nichts da ist. Aber solchen Leuten steht es übel an, ihr Gesinde hungern zu lassen, 1 

Streitwerte.



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denen nichts abgeht. Überleg dir, wen ich meine!" Da schwieg Styrmir.

Da stand Thorarin auf. Egil sagte: "Schweig du, Thorarin! Setz dich wieder und halt den Mund! Ich könnte dir mit Schimpf dienen, der besser ungesagt bliebe. Mir scheint es nicht lächerlich, wenn auch die Burschen darüber lachen: daß du mit gepreßten Knien dasitzst und die Beine aneinander reibst." Thorarin antwortete: "Guten Rat soll man von jeder Seite annehmen", setzte sich und schwieg.

Da sagte Thorgeir: "Das können alle sehen, daß dieser Spruch sinnlos und dumm ist: dreizehn Unzen Silber zu verhängen und nichtmehr für solch eine Sache" "Und ich dachte," sagte Egil" ,daß dir gerade dieser Spruch sinnvoll vorkommen würde! Und das wird's auch sicherlich, wenn du dir's noch einmal überlegst. Dann mußt du dich erinnern an das Herbstthing an der Krummache 1, wo ein Bäuerlein dich am Kopfe mit drei ehn Beulen zierte, und dafür bekamst du dreizehn Mutterschafe als Buße, — ich dachte, daß dir diese Erinnerung lieb sein müßte!" Thorgeir schwieg. Skeggbroddi aber und Jarnskeggi hatten keine Lust, mit Egil zu streiten.

Da sagte Ofeig: "Nun möchte ich euch eine Strophe hersagen, daß mehr Leute diese Thing verhandlung im Gedächtnis behalten und das Ende dieses Streites, wie es jetzt gekommen ist:

Sonst des Goldes Stämme 2
—Geldesarmen stärkt das —
Sich mit Mindrem brüsten
—Met schenk ich des Bergvolks 3 !
   Fürsten um die Köpfe
Flicken konnt' ich wickeln,
Herren streute Sand ich
Herzhaft in die Augen.

Egil antwortete: "Du darfst dich wohl damit brüsten, daß nie einer allein so vielen großen Herren den Wind aus den Segeln genommen hat!" 

1 Zsl. Ranga, in Südisland; an der westlichen Krummache bei Thinghallen (Thingskalar) lag die östliche der drei Thinastätten des Südens. 2 =Männer. 3 Met der Riesen = Dichtkunst, nach dem Mythos vom Dichtermet.



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Darauf gingen die Männer heim zu ihren Buden. Da sagte Gellir zu Egil:"Ich möchte, daß wir beide mit unsern Leuten beieinander bleiben." So taten sie. Jetzt gab es gewaltige Streitereien , bis das Thing zu Ende war; die Verbündeten waren gar übel mit diesem Ausgang der Sache zufrieden. Die Geldsumme aber wollte niemand haben, und sie wurde über das Thingfeld gestreut. Man ritt nun vom Thing wieder nach Hause.


11. Odds Hochzeit

Vater und Sohn trafen sich, und Odd war gerüstet, in See zu stechen. Da sagte Ofeig dem Odd, daß er ihnen das Recht, selbst zu entscheiden, zugestanden habe. Odd antwortete: "Fluch hinter dir, daß du so die Sache verläßt" Ofeig entgegnete: "Alles ist noch nicht verloren, Freund!" Er berichtete dann den ganzen Verlauf der Ereignisse und sagte, daß ihm ein Mädchen zur Frau versprochen sei. Darauf dankte Odd ihm denn für die Hilfe. Er hatte den Eindruck, sein Vater habe dem Handel weit über das hinaus geholfen, was er für möglich gehalten hätte, und sagte ihm, an Geld solle es ihm fürder nicht mangeln. " Nun fahr du ab, wie dein Plan war," sagte Ofeig, "deine Hoch cit soll in sechs Wochen auf dem Sandhof sein!"

Darauf trennten sich Vater und Sohn in größter Freundschaft. Odd segelte ab und hatte guten Wind in den Thorgeirsfjord 1. Dort lagen Kauffahrer vor Anker. Der Wind ließ jetzt nach, und sie lagen da einige Tage fest. Odd schien es, der Wind lasse lange auf sich warten, und er ging auf einen hohen Berg. Er sah, daß seewärts eine andere Windrichtung war, ging zu seinem Schiff zurück und befahl, aus dem Fjord binauszurudern. Die Norweger lachten über sie und meinten, es würde lange dauern, bis Norwegen zu rudern. Odd antwortete:"Wer weiß, ob ihr hier nicht bis ins Frühjahr wartet:" Wie sie aus dem Fjord kamen, war der Wind sofort günstig. Sie rafften die Segel nicht vor den Orkneys ein. Odd kaufte Malz und Korn, blieb da einige Zeit und machte sich dann wieder fertig. Und wie er fahrtbereit war, kam Ostwind, und sie konnten 

1 Eine kleine Bucht zwischen Inselfjord und Sljalfandibusen.



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segeln. Sie hatten Glück und landeten am Thorgeirssiord, — da waren die Kaufleute immer noch da. Odd segelte westlich das Land entlang und kam zum Mittelfjord. Da war er sieben Wochen fort gewesen.

Man rüstete nun zur Hochzeit, und es war an guten vorräten kein Mangel. Es kam auch eine große Gesellschaft. Gellir und Egil kamen und viele große Herren sonst. Das Gastmahl ging gut und rühmlich von statten: man erinnerte sich nicht, eine ansehnlichere Hochzeit im Lande erlebt zu haben. Als das Gastgebot zu Ende ging, wurden alle Gäste mit großen Geschenken hinausgeleitet, und es ging das meiste Geld dabei auf, was Gellir bekommen hatte. Da sagte Gellir zu Odd: "Ich wünschte, daß man Egil gut behandelt; denn er hat es verdient." "Mir scheint," sagte Odd, " mein Vater bat sich ihm bereits erkenntlich erwiesen." "Tu doch noch ein übriges!" sagte Gellir. Gellir ritt dann mir seinen Leuten davon.

Egil ritt fort. Odd begleitete ihn auf die Straße und dankte ihm für seine Hilfe: "Ich kann mich dir nicht so erkenntlich zeigen, wie ich es wahl sollte. Aber ich habe gestern sechzig Hämmel und zwei Stiere nach Borg treiben lassen: das wartet zu Hause auf dich. Man soll dir auch nirgends zu nahe treten, solang ich lebe." Man trennte sich; Egil war von Herzen zufrieden , und man befestigte die Freundschaft. Egil zog heim nach Borg.


12. Ausgang. Ospaks Ende

Denselben Herbst sammelte Hermund Mannschaft, ritt zum Herbstthing in Schluft 1 und hatte vor, nach Borg zu ziehen und Egil im Hause zu verbrennen. Als sie auf den Toten berg 2 gekommen waren, hörten sie etwas, als ob eine Bogensehne oben auf dem Berge schwirrte. Gleich darnach fühlte Her- mund sich krank und ein Stechen unter dem Arm. Sie mußten umkehren, und die Krankheit wurde stärker. Und als sie vor Thorgautshofen 3 gekommen waren, mußten sie ihn vom Pferde beben. Man schickte nach einem Priester in Uferrücken 4. 

1 Ist. Hvammr, im nordachental am Bargfjord. 2 Ist. Valfell, nördlich von Borg. 3 Nahe der Weißache. 4 Zsl. Sidumuli, Pfarrhof an der Weißache



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der eingetroffen war, konnte Hermund kein Wort mehr sprechen, und der Priester blieb um ihn. Und einmal, als der Priester sich zu ihm beugte, da kam es ihm von den Lippen: Zweihundert Unzen in der Schlucht, zweihundert Unzen in der Schlucht!" Und darauf starb er, und sein Leben schloß, wie hier erzählt ist. Odd saß nun in seinem Hofe mit großem Aufwand und war mit seinem Weibe wohl zufrieden.

Die ganze Zeit her hatte man nichts von Ospak gehört. Ein Mann namens War, Sohn des Hildir, nahm die Svala zur Frau und zog nach Svalahof. Er hatte einen Bruder, der hieß Bjalfi. Das war ein zurückgebliebener Mensch, aber ein starker Kerl. Es war ein Mann, der hieß Bergthor und lebte auf Bödvarshügel 1: der hatte in dem Prozeß, als Ospak geächtet worden war, den Bericht gehabt.

Eines Abends trug es sich auf Bödvarsbügel zu. als man am Feuer saß, daß da jemand kam, an die Tür klopfte und den Bauern bat, hinauszukommen. Der Bauer merkte, daß es Ospak war, und erklärte, er werde nicht hinauskommen. Ospak bat ihn dringend, doch hinauszukommen. Er tat es aber darum doch nicht und verbot auch seinen Leuten, hinauszugehen. So gingen sie auseinander. Am Morgen aber, als die Weiber in den Viehstall kamen, waren da neun Kühe an verwundungen verendet. Das wurde weit bekannt.

Und weiter geschah es ein andermal, daß ein Mann in Svalahof in das Haus hineinging, in dem War schlief. Es war früh am Morgen. Der Mann ging an das Bett heran und durchbohrte War mit einem Messer, daß es in die Eingeweide drang. Dies war Ospak. Er sprach eine Strophe:

Aus der Scheide riß ich
Geschliffenes Schwert,
Das ließ ich dem War
In den Magen rennen.
Nicht gönnt' ich dem Mann
Zu genießen der Frau,
  Hildirs Erben
Der herrlichen Svala. 
1 Westlich des Weidentals.


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In dem Augenblick, wo er zur Tur hinaus wollte, sprang Bjalfi auf und trieb ihm ein Schnitzmesser in den Leib. Ospak kam zu dem Gehöft, das Zum Borghügel 1 heißt, und gab dort den Totschlag kund 2. Darauf ging er fort, und man erfuhr von ihm eine Zeitlang nichts. Mars Ende wurde weit bekannt, und man redete mißfällig davon.

Unerwartet geschah es, daß die besten Zuchtstuten Odds, fünf zusammen, alle tot gefunden wurden, und man schob die Tat dem Ospak zu.

Jetzt verging lange Zeit, daß man nichts von Ospak erfuhr. Im Herbst, als die Leute nach den Hämmeln gingen, stieß man auf eine Höhle unter Klippen und fand darin einen Toten. Neben ihm stand ein Waschbecken, voll von Blut; das war schwarz wie Pech. Es war Ospak. Man meinte, daß die Wunde ihm Schaden getan habe, die Bjalfi ihm versetzt hatte, und daß er schliesslich aus Mangel an Pflege gestorben sei. Und so endete sein Leben. Es wird nicht berichtet, daß wegen der Ermordung Mars oder wegen des Totschlags an Ospak eine Klage geführt worden wäre.

Odd wirtschaftete auf dem Sandhof bis an sein Alter und genoß das größte Ansehen. Von ihm stammen die Mittelfjordleute, Snorri Kalfsson und viele andere mächtige Männer. Zwischen Vater und Sohn hielt sich seitdem gute Freundschaft samt herzlichen verwandtschaftlichen Beziehungen. Und damit schließt diese Geschichte, 1 

Im Weidental. 2 Der Täter mußte den Totschlag kundmachen, widrigen- falls er als heitmlicher Mörder angedeihen wurde,



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Die Erzählung von Thorhall Biermütze



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1. Thorhall wird wegen eines Waldbrandes verklagt

Thorhall hieß ein Mann, der wohnte in den Blauwäldern 1 auf Thorhallshofen. Er war vermögend und schon vorgerückten Alters, als sich diese Geschichte zutrug. Er war klein und häßlich und kein Mann von großen Fertigkeiten, — nur zu Schmiede- und Zimmerarbeiten war er geschickt. Während der Thingzeit hatte erdas Gewerbe; Bier zu brauen, und verdiente sich so sein Geld. von dieser Beschäftigung wurde er bald allen angesehenen Männern bekannt, denn die kauften ihm vor allem sein Bier ab. Es war hier; wie immer, daß das Bier bald mehr, bald auch weniger Freunde hat, und ebenso der, der es verkauft. Thorhall galt nicht als verschwender, sondern eher als Geizhals. Er hatte trübe Augen. Oft pflegte er eine Mütze zu tragen, —zumal während der Thing cit; und weil sein Name nicht zu den bekanntesten gehörte, gaben ihm die Thingleute einen Zunamen, der sich dann hielt, und nannten ihn Ölkofri, das ist Biermütze.

Es war im Herbst, als Olkofri einmal in seinen Wald ging und Kohle zu brennen gedachte, wie er das sonst tat. Dieser Wald lag oberhalb der Rabenklippen 2 und östlich der Langhalde. Dort hielt er sich einige Tage auf und brannte Kohlen. Darauf brannte er ein Stück Wald herunter und wachte zur Nacht über der Feuergrube. Als aber die Nacht hereingebrochen war, schlief er ein. Das Feuer kam in der Grube hoch, sprang in das Laub und flammte auf. Das Feuer sprang in den Wald über und der begann zu brennen. Ein starker Wind kam hinzu. Ölkofri erwachte und mußte sich freuen, daß er sich noch retten konnte.

Das Feuer wütete in dem Wald. Erst brannte das Stück nieder, das Ölkofri gehörte, dann sprang es in die Wälder über, die angrenzten, und weithin über das Lavafeld brannten die Wälder 1 

Ist. Blaskogar, die waldige Lavafläche nördlich des Allthings. Thoryallshofen ist noch heute als Flurname dort erhalten, daneben ein Ölkofrihügel. Die isländischen Wälder sind niedrige Birken-, Ebereschen. und Weidenbestände. 2 Zsl. Hrafnabjörg, südöstlich der Blauwälder ; die Langhalde ist sonst nicht bekannt.



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ab. Die Stelle heißt jetzt Der Brand 1. Da brannte auch ein Wald ab, der Godenwald 2 hieß und sechs Goden gehörte. Das waren der Gode Snorri, 3 Gudmund Eyjolfsson 4, der Gesetzsprecher Skapti 5 als dritter, Thorkel Geitirsson 6 als vierter, Eyjolf 7, der Sohn Thords des Schreiers, als fünfter und Thorkel Fransentuch 8 als sechster, der Sohn Rauda-Björns. Die hatten den Wald gekauft, um ihn während der Thingzeit zu nutzen.

Olkofri zog nach dieser Brandgeschichte wieder heim; aber die Nachricht lief rasch durch die ganze Gegend und kam Skapti zuerst zu Ohren von denen, die den Schaden dabei hatten.

Im Herbst schickte er Botschaft nach dem Inselstord mit Leuten, die über Land zu fahren hatten, und ließ dem Gudmund von dem Waldbrände mitteilen, und zugleich auch, daß man bei einem Prozeß auf Gewinn hoffen dürfe. Die gleiche Botschaft ging auch an die Waldeigentümer im Westen. Den Winter durch gingen so Nachrichten unter ihnen hin und her, und es wurde abgemacht, daß sie sich alle sechs auf dem Thing treffen wollten und die Sache gemeinsam führen, aber Skapti sollte die Klage einleiten, weil er am nächsten wohnte.

Als nun der Frühling gekommen war und die Ladetermine, da ritt Skapti mit großem Gefolge hin und lud Olkofri wegen Brandstiftung im Walde und richtete seine Klage auf die Acht. Ölkofri war bebend im Antworten und tat sehr groß. Er meinte, wenn erst seine Freunde zum Thing kämen, würde Skapti schon kleinlauter werden. Skapti ließ sich nicht auf Entgegnungen ein, sondern ritt heim. 1 

Ist. Svidningr. 2 Der Godenwald wird auch in der Geschichte von Grettir, Thule Bd. V, S. 96, erwähnt. Ein Weg, der vom Thingfeld, südlich am Schildbreitferner vorbei, nach Osten führt, heißt heute Godenpaß. 3 Seine Geschichte Thule, Bd. VII s. a. Einleit.-Bd., S. 62. 4 Gudmund der Mächtige, s. oben S. 18. 5 Skapti Thoroddsson, s. Thule, Bd .V, Kap 27, 32 und 51. Auch in der Niala und in andern Geschichten ist von ihm die Rede; er war 27 Jahre Gesetzesbrecher, 6 S. Thule, Bd. XII: die Geschichte von den Männern an der Waffenförde und die der Droplaugsöhne. Eyiolf der Graue begegnet der Geschichte von Gisli (Thule, Bd. VIII) und der vom Goden Snorri (Thule, Bd .VII). 8 Thorkel spielt in der Geschichte vom Hühnerthorir (Thule, Bd .VIII) eine Rolle.



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Den Sommer darnach kamen die sechs Goden, denen der Wald gehört hatte, zum Thing und hatten gleich eine Unterredung miteinander; und man machte ab, daß die Sache vor Gericht durchgeführt werden sollte, so daß man auf eine bedeutende Geldsumme rechnen könne, oder daß sie andernfalls das Recht, selbst den Entscheid zu tun, erhalten müßten.

Ölkofri kam zum Thing und wollte sein Bier verkaufen und ging zu seinen Bekannten, die ihm sein Bier abzunehmen pflegten. Er bat sie um Unterstützung und bot ihnen sein Bier an. Aber alle antworteten dasselbe: sie hätten keine vorteilhaften Geschäfte mit ihm gemacht. Und sagten, sie hätten keine Lust, sich die Finger zu verbrennen und sich in seine Streitigkeiten mit so überlegenen Männern einzulassen. Niemand wollte ihm Hilfe zusagen, und niemand wollte ihm mehr etwas abnehmen. Da schien es ibm, als werde die Sache nun doch recht ernst. Er ging von Bude zu Bude und erhielt keine andre Antwort, wo er auch um Hilfe bai. Da war es mit seinem Großtun und mit seinem Prahlen vorbei. Eines Tages ging Ölkofri zu der Bude Thorsteins Siduhallssons 1 und trat vor ihn und bat ihn um Hilfe. Thorstein gab ihm aber dieselbe Antwort, wie alle andern.


2. Thorhall findet Hilfe bei Broddi. Skapti und Gudmund geben das Recht der Selbstentscheidung aus der Hand

Ein Mann hieß Broddi Bjarnisson 2 ; er war mit Thorstein verschwägert. Der saß ihm zunächst. Broddi war damals zwanzig Jahre alt. Ölkofri hatte die Bude verlassen, nachdem Thorstein ihm die Hilfe verweigert hatte.

Da sagte Broddr "Mir scheint; als ob dieser Mann nicht für die Acht bestimmt ist, Schwager! Es ist keine Ehre, ihn zu verklagen, für Leute, die sich so groß dünken. Das wäre ritterlich, ihn zu unterstützen, Schwager, und würde dir wohl anstehen." Thorstein antwortete: "Unterstütz du ihn. wenn du so darauf aus bist, ich werde dir dabei helfen, wie ich es auch sonst tue." 

1 S. Thule XII, S, 141 ff. 2 Skeggbroddi, s. oben S. 283. Broddis Schwester Yngwild war Thorsteins Frau.



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Broddi sagte zu seinem Nachbarn, er solle Ölkofri nachlaufen. Der tat es und traf Ölkofri gleich beim Hinausgehen an der Budenwand. Da stand er und weinte jämmerlich. Der Mann sagte, er möge nur in die Bude gehen und das Jammern lassen, — "und schluchze nicht, wenn du vor Thorstein trittst!' Ölkofri weinte Freudetränen und folgte dem Mann. Als sie nun vor Thorstein traten, nahm Broddi das Wort: "Mir scheint, als ob Thorstein dir helfen will; die Klage scheint ihm unrechtmäßig zu sein. Konntest du nicht auf die andern Wälder aufpassen, als du deinen branntest:" Ölkofri sagte: "Wer ist der gesegnete Mann, der mit mir spricht?' "Broddi heiße ich," sagte er. Da sprach Ölkofri: "Bist du Broddi Bjarnisson:" "Der bin ich," sagte Broddi. "Du bist fürwahr glückbringender anzusehen als andere Männer, aber das ist auch nur zu erwarten von dir." Er machte viel Worte und schien seine Sache weit zuversichtlicher anzusehen. "Jetzt heißt es nun, ihm zu helfen,"sagte Thorstein" ,wozu du ja so bereit warst, Broddi, — er lobt dich ja schon genug." Da stand Broddi auf, und viele Männer mit ihm, und verließ die Bude. Er nahm Ölkofri beiseite und redete mit ihm unter vier Augen.

Dann gingen sie auf das Thingfeld hinauf. Dort fanden sie zahlreiche Männer, die aus der gesetzgebenden Kammer kamen. Als aber die andern fortgegangen waren, blieben Gudmund und Skapti zurück und unterhielten sich über Rechtsfragen. Broddi und seine Begleiter zerstreuten sich über das Feld, aber Ölkofri ging in die gesetzgebende Versammlung. Er fiel bis auf die Erde nieder, kroch ihnen vor die Füße und sprach: "Glücklich bin ich, daß ich euch gefunden habe; teure Männer und große Häuptlinge: Wollt ihr mir nun irgend helfen, liebe Gönner, wenn ich es auch nicht wert bin : Ich habe ganz und gar verspielt, wenn ihr mir nicht beisteht." Es würde lange dauern, alle Worte su wiederholen, die Ölkofri brauchte; er tat, so jämmerlich er vermochte in jeder Weise.

Da sprach Gudmund zu Skapti "Gar kläglich tut dieser Mann." Skapti antwortete: "Wo ist nun dein Großtun, Ölkofri? Es schien dir doch im Frühjahr unwahrscheinlich, als wir dich luden, daß es für dich noch das beste sein würde, die



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Sache meiner Entscheidung zu überlassen. Wo bleiben denn nun die Häuptlinge, mit denen du mir im Frühjahr drohtest, und ihre Hilfe:" Olkofri sagte: "Unsinnig war ich damals und noch schlimmeres, daß ich nicht darauf einging, daß du über die Sache entschiedest. Sprich mir nicht von den Häuptlingen , — alle haben sofort den Mut verloren, als sie euch kommen sahen. Ich wäre glücklich, wenn man mir das jetzt bewilligte, daß ich die Sache dir zur Entscheidung überlassen dürfte. Darauf darf ich wohl nicht hoffen Denn freilich hast du dich über mich so erzürnt, lieber Skapti, daß darauf nicht zu rechnen ist. Ich war ein Narr und ein Tor, als ich deinen Schiedsspruch zurückwies. Aber die grimmigen Männer wage ich gar nicht anzusehen, die mich gleich erschlagen werden, wenn ihr mir nicht helft." Er wiederholte das immer wieder und versicherte, er wäre glücklich, wenn sie über seine Sache entschieden. "Mein Geld scheint mir nirgend besser angewandt, als wenn ihr es bekommt."

Gudmund sprach zu Skapti: "Ich glaube, der Mann ist nicht zur Acht bestimmt. Ob es nicht rätlicher ist, wir machen ihm die Freude und lassen ihn Schiedsrichter bestimmen in dieser Sache: Ich weiß freilich nicht, wie es den andern gefallen wird, die die Klage führen." "Nun also, werte Männer," sagte Ölkofri, "so erweist mir hierin doch einige Hilfe" Skapti sagte:"Mir steht die Beendigung der Sache zu, denn ich führe sie. Wir wollen es auf uns nehmen, Ölkofri, daß Gudmund und ich den Entscheid tun und die Sache abschließen. Ich denke, das wird dir mit unserer Hilfe nützlich sein." Da stand Ölkofri auf, und sie gaben sich die Hände. Ölkofri ernannte sich sofort Zeugen, einen nach dem andern. Aber als die Zeugenernennung vor sich ging, strömten viele Menschen dazu.

Zuerst ernannte Ölkofri Broddi und seine Begleiter. Skapti sagte: "Unser Gegner bittet uns, Gudmund und mich, in dieser Sache zu entscheiden. Obwohl wir; die Geschädigten, unter uns abgemacht hatten, daß wir das Recht, selbst zu entscheiden , durchsetzen wollten, möchten wir, Gudmund und ich, ihm nun den Gefallen tun, daß wir statt anderer den Entscheid tun, wenn Thorhall das wählen will. Ihr Zeugen sollt da; u ernannt



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sein, daß in dieser Sache auf Geldstrafe erkannt werden soll und nicht auf Achtung. Ich verspreche mit Handschlag, daß die Sache niederfallen soll, wegen der ich im Frühjahr lud." Darauf lösten sie die Hände. Da sagte Skapti zu Gudmund: "Was meinst du, wollen wir die Sache gleich beenden " "Es ist mir recht," sagte Gudmund. Ölkofri sagte: "Übereilt euch nicht damit, ich bin keineswegs entschlossen, gerade euch zu wählen und nicht andere." Gudmund erwiderte: "Es war abgemacht, daß wir beide den Entscheid tun sollten, es sei denn, daß du andere von uns Streitgenossen wählen würdest." Ölkofri antwortete: "Nie bin ich darauf eingegangen, daß die entscheiden sollten. Es war vielmehr beim Handschlag abgemacht , daß ich zwei Männer wählen sollte, die mir gefielen."

Da holte man die Zeugen des vertrages heran. Die Thingleute des Skapti und Gudmund stritten hin und her, was abgemacht gewesen war, und gaben die Entscheidung dahin, es sei abgemacht gewesen, wie Ölkofri behauptete: er solle sich Männer wählen zum Schiedsspruch. Darauf sagte Skapti: "Woher rollt diese Woge, Ölkofri : Mir will scheinen, du trägst den Schwanz schon aufrechter als noch vorhin. Wen willst du denn zum Schiedsspruch wählen:" Ölkofri sagte: Darüber werde ich mir nicht den Kopf zerbrechen. Ich wähle Thorstein Hallsson und Broddi Bjarnisson, seinen Schwager, und ich denke, die Sache ist da besser aufgehoben, als wenn ihr beide entschiedet." Skapti entgegnete, die Sache sei seiner Meinung gut aufgehoben, auch wenn die beiden den Entscheid träfen, " denn unser Klageanspruch ist offen am Tage und gerecht, und die beiden sind verständig genug, um zu sehen, wie empfindlich du gestraft zu werden verdienst." Ölkofri tat sich darauf in das Gefolge Broddis, und man ging in die Buden heim.


3. Thorstein erkennt auf eine Spottbuße. Broddi verhöhnt fünf der Goden

Den Tag darauf sollte der Vergleich verkündigt werden. Die beiden, Thorstein und Broddi, berieten sich. Thorstein wollte auf eine größere Summe erkennen, aber Broddi



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sagte: das sei einmal klar, daß sie sich um niemand scheren würden, und er wolle den Spruch selbst verkünden. Er stellte ihm aber noch einmal die Wahl, ob er lieber den Spruch verkünden wolle oder vor den Klägern vertreten, wenn ihn da einige hinterher angreifen sollten. Thorstein erklärte, er wolle da lieber den Spruch verkünden, als mit den Goden Schmähreden wechseln. Darauf sagte Thorstein, Ölkofri werde auf sein Schicksal nicht lange mehr zu warten brauchen, und erklärte, das Geld solle gleich am Gesetzesfelsen ausgezahlt werden.

Man ging darauf zum Gesetzesfelsen; und als die verhandlungen dort zu Ende waren, fragte Thorstein Hallsson, ob die Goden hier am Gesetzesfelsen wären, die gegen Ölkofri die Klage hätten. "Man hat mir gesagt, daß ich und Broddi den Entscheid treffen sollten in dieser Sache. Wir wollen den Spruch nun tun, wenn ihr uns Gehör schenken wollt." Sie antworteten , sie versahen sich Gutes von ihrer Rechtlichkeit in dieser Sache.

Da sagte Thorstein: "Uns will scheinen, als ob eure Wälder nur wenig Wert gehabt haben, Genossen. Sie hatten geringen Ertrag und lagen zur Nutzung zu weit ab. Es war großer Eigennutz dabei von Männern, denen das nur ein Teil ihres großen Reichtums war. Er aber konnte euren Wald nicht schützen, als er seinen aufbrannte, und solches ist Zufallswerk. Aber da das nun einmal einem Schiedsspruch unterstellt ist, soll auch auf eine Buße erkannt werden. Ihr sechs Männer befaßt den Wald; so wollen wir sechs Ellen Wolltuch einem jeden von euch zusprechen, und das soll hier auf der Stelle ausgezahlt weiden."

Broddi hatte das schon vorbereitet, und das Wollzeug einzeln abgemessen. Er warf einem jeden sein Stück zu und sagte: "Das ist eine Buße für Schelme"

Skapti sagte: "Man sieht klar, Broddi, daß du darauf brennst, mit uns aneinanderzugeraten. Wie sehr hast du zu dieser Klage gedrängt, und jetzt trittst du ganz offen in Feindschaft gegen uns auf. Es kann wohl kommen, daß uns einandermal ein Streit besser gerät."



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Broddi erwiderte: " Du hast es wirklich nötiger, Skapti, andere Prozesse zu führen, wenn der Schaden geflickt werden soll, den dir dein Vetter Orm riß, weil du auf seine Frau ein Liebeslied gedichtet hattest. Das war eine böse Tat und böse wurde sie wieder gelohnt."

Da sagte Thorkel Fransentuch: "Wie verkehrt solch ein Mann wie Broddi handelt! Er will die Freundschaft Olkofris haben oder irgendwelche Geschenke als Gegenlohn, und das erkauft er damit, daß er sich solche Leute verfeindet, mit denen er es nun zu tun hat."

Broddi entgegnete: "Das ist nicht verkehrt gehandelt, wenn man sich zuverlässig erweist, auch wenn zwischen euch und Ölkofri ein Unterschied bestehen mag, — aber das schien mir in der Tat kurzsichtig zu sein, daß du beim Ritt zum Frühjahrsthing nicht achtgabst auf den feisten Zuchthengst, den Steingrim 1 besaß. Der sprang dir auf den Rücken, und die Stute, die du rittest, war mager und fiel unter dir hin. Genau weiß ich nicht, an wem von euch der Hengst hing; nur soviel sahen die Leute, daß du lange Zeit fest steckteft; denn der Hengst hatte dir seine Füße über den Mantel gelegt."

Eyjolf Thordsson sagte: "Man muß wahrhaftig sagen, dieser Mann hat uns allen die Würmer aus der Nase gezogen, und er redet noch den Teufel auf uns obendrein."

Broddi erwiderte: "Ich habe euch nicht die Würmer aus der Nase gezogen; damals sog man sie dir aus der Nase, als du nach dem Skagafjord 2 rittest, und dem Thorkel Eiriksson einen Ochsen stahlst. Der Göttertat-starr 3 aber ritt dir nach, und du sahst, wie man hinter dir her war, als ihr ins Seetal gekommen ward. Da kam dir solche Angst; daß du dich in eine Stute verwandeltest. Das war seltsam genug. Stara aber mit seinen Leuten trieb den Ochsen wieder heim. Er hat dir fürwahr die Würmer aus der Nase gezogen."

Da fuhr der Gode Snorri fort: "Alles andere ist uns schicklicher , als hier mit Broddi Schimpfreden zu wechseln. Aber 1 

Wie es scheint, der Sohn Wyjolfs des Grauen. 2 Im Norden zwischen Welpen- und Inselfjord, 3 Der Bruder des Thorkel, der den Göttertälern (Guddalir), südlich vom Skagafjord, wohnte.



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es ist zu vermuten, daß wir im Gedächtnis behalten werden, wie feindselig 'er sich uns gezeigt hai, wenn sich uns einmal Gelegenheit bietet."

Broddi erwiderte: "Du verteilst deine Auszeichnungen falsch. Snorri, wenn du nur darauf sinnst, an mir Rache zu nehmen, und deinen Vater rächst du nicht."

Da sprach Thorkel Geitirsson: "Es hat ganz den Anschein, du hast das von deinem Namen, daß du alle um dich demütigen zu müssen glaubst 1, aber die andere Seite ist: man wird es sich nicht gefallen lassen und du wirst in kurzer Zeit erschlagen liegen."

Broddi erwiderte: " Es ist uns keine Ehre, Vetter hier vor allem Volk das Mißgeschick unserer verwandten vorzubringen; ich kann freilich nicht leugnen, was viele wissen, daß Broddhelgi erschlagen wurde. Es wurde mir aber erzählt, daß dein Baier schließlich den Lohn empfing. Das meine ich aber, wenn du mit deinen Fingern nachfühlst wirst du merken, wie mein Vater dich im Bödvarstal 2 zeichnete."

Darnach trennten sie sich und gingen heim in ihre Buden. Olkofri ist damit aus der Geschichte verschwunden.


4. Thorkel und Broddi versöhnen sich- Gudmund wird abgefertigt

Am nächsten Tage ging Broddi zu der Bude Thorkel Geitirssons und redete auf ihn ein. Er antwortete wenig und war sehr zornig. Broddi sagte: "Deshalb bin ich gekommen, Vetter, weil ich eingesehen habe, wie töricht meine Reden gegen dich waren. Ich möchte dich bitten, das meiner Jugend und meiner Torheit zugute ;u halten. Wollen wir das unseren guten verwandtschaftlichen Beziehungen nicht im Wege sein lassen. Hier ist ein Schwert mit eingelegter Arbeit, das will ich dir schenken. Und dazu möchte ich ausmachen, daß du im Sommer mich zu einem Gastgebot besuchst, da will ich beweisen , daß es keine besseren Kostbarkeiten in meinem Hause geben soll, als du von mir bekommst." 

1 Broddi heißt nach seinem kriegerischen Großvater Brodd-Helgi. Dessen Streitigkeiten mit Gettir und Ende s. Thule XII, S. 17ff. 2 Thule XII 41 ff.



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Thorkel nahm das mit Dank an und sagte, er sei bereit, ein gutes verhältnis aufrecht zu erhalten. Dann ging Broddi heim.

Es war der Abend vor dem Thingschluß, als Broddi über den Fluß ging. Am Brückenkopf traf er Gudmund; sie begrüßten sich nicht. Als sie auseinander gingen, sah Gudmund sich um und sagte: "Welchen Weg reitest du nach Hause, Broddr" Der wandte sich um und sagte: "Wenn du so wißbegierig bist: ich reite den Rücken 1 bis zum Skagafjord, dann zum Inselfjord , durch das Lauterseeloch 2 und zum Mückensee 3 , endlich die Labkrauttalsheide 4." Gudmund erwiderte: "Halt dein Wort und reit durch das Lauterseeloch!" Broddi sagte: "Ich halte es! Glaubst du, Gudmund, du wirst mir das Loch sperren: Deine Hände liegen dir wirklich verkehrt, wenn du mir das Lauterseeloch sperrst, daß ich mit meinen Gefährten nicht durchkomme, — und das kleine Loch kannst du vor Schande nicht sperren, das dir zwischen den Schenkeln liegt."

Damit trennten sie sich, und diese Worte wurden auf dem ganzen Thing bekannt. Als aber Thorkel Geitirsson das erfuhr , suchte er Broddi auf und bat ihn, er möchte den Sandweg 5 reiten oder den Ostweg 6. Broddi antwortete: "Ich reite den Weg, den ich Gudmund versprochen habe. Er würde es mir als Feigheit auslegen, wenn ich anders ritte." Thorkel sagte: "So wollen wir beide zusammen reiten, Vetter und unser beider kleines Gefolge." Broddi erwiderte, daß es ihm in seiner Gesellschaft ehrenvoll scheine, und daß er gerne darauf eingehe.

So ritten Thorkel und Broddi beide zusammen mit ihren Scharen nördlich über die Ochsentalsheide 7. Mit ihnen ritt 

1 Ist. Kiölr. Der Rückenweg (Rjalvegr) führt zwischen dem Langen und dem Hofsferner vom Süden ins Blandatal und so zum Welpenfjord. 2 Jsl. Lsosavatnsskard, der Paß, der vom Inselfjord zum Bebestom (Skjalfandafjot) hinüberführt. Gudmund wohnt südlich des Inselfjords auf den Labkrautwiesen (Mödruvellir). 3 Zsl. Myvatn, der große See südlich des Bebestroms siehe die Bilder im Eint. -Bd. S. 144, 140 und 168. 4 Ist. Mödrudalsheir, die Hochfläche, welche von der Gletscherache durchquert wird, die in den Artfjord in Nordostisland mündet. 5 Östlich des Hofsferners zum Tal des Bebestroms. 6' Im Tal des Gletscherflusses mit der Brücke 7 Westliches Seitental des Inselfjords



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noch Einar Eyjolfsson, der mit Thorkel verschwägert war. Bis nach Querache 1 ritten Thorkel und Broddi mit Einar zusammen, und dort blieben sie zur Nacht. Darauf begleitete Einar sie mit einer großen Schar, und sie trennten sich erst am Bebestrom. Dort kehrte Einar um, aber Thorkel und Broddi ritten ununterbrochen, bis sie zu ihren Höfen in der Wassenförde gekommen waren.

Im Sommer besuchte Thorkel das Gastmahl bei seinem Vetter Broddi und erhielt dort treffliche Geschenke. Sie hatten nun die besten verwandtschaftlichen Beziehungen und ungetrübte Freundschaft, und dabei blieb es, solange sie lebten. Damit schließt die Erzählung von Thorhall Biermütze. 

1 Jsl. Thvera, Einars Hof, östlich der Inselfjordache. Einar ist Gudmunds Bruder; Querache liegt nördlich von den Labkrautwiesen. 2 Thule, Bd. XII, S. XII.



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Nachbemerkung

ie Geschichte von Finnbogi ist nach der Ausgabe von H. Gering, Finnboga Saga bins ramma, Halle 1879, übertragen. Die Geschichte von Thord nach der Ausgabe: Sagan af pórdi hredu, von H. Frtdriksson, Kjöb. 1848. Die Ofeiggeschichte nach dem Text der Bandamanna saga in: Zwei Isländergeschichten . ., herausgegeben von A. Heusler, Berlin 1913. Ein paarmal sind Lesarten der andern Redaktion (Ausgabe von Tederschiöld) aufgenommen worden. Die Erzählung von Thorhall ist übertragen nach der Geringschen Ausgabe: Olkofra pattr, Halle 1880.

Deutsch-isländische Ortsnamen:
Almland Hjalli
Braunberg Moberg
Braunkluftsbach Mogilslœkr
Breitfurt Breidavad
Dampfquellen Reykir
Farmhofenlehne Bolstadarhlid
Felsenriff Gnupr
Flachaue Flatatunga
Geröllteich Urdarvatn
Göttertäler Guddalir
Großhof Mikilboer
Habichtskluft Haukagil
Hammershofen Sleggjustadir
Heiliger See Helgavatn
Holzbucht Vidvik
Hügelrücken Ass
Inseiwiese Eyjarengi
Kluftbach Giua
Krabbierhöhle Kröfluhellir
Lachsbachtal Laxardalr
Mittelfjord Midfjördr
Plankensand Bordeyrr
Querache Thvera
Reiherwerder Hegranes
Rinderhof Nautabu
Rücken Ass
Sämundshalde Saemundarhlid
Sandhof Melr
Schaftal Saudadalr
Schattental Forsoeludalr
Schluft Hvammr
Schmiedshofen Smidsstadir
Schwarzache Svarta
Schweinesee Svinavatn
Schweinetal Svinadalr
Seepaß Vatnsskard
Seestrand Vatnsnes
Seetal Vatnsdalr
Seherinnenberg Spakonufell
Sturzbach Forslœkr
Svalahof Svölustadir
Tempel Hof
Thingsand Thingeyrar
Torfahof Torfustadir
Vesperberg Undunfell
Wand Bakki
Weidenmoor Vidimyrr
Weidental Vididair
Weitewohnstatt Breidabolstadr
Welpenbotten Hunafloi
Welpenfjord Hunafjördr
Welpensee Hunavatn
Widderfjord Hrutafjördr
Wiesenhalde Engihlid


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Kartenskizze



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