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Fünf Geschichten aus dem Westlichen Nordland
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Aue Mädchen wollten Nur mit Ingolf tanzen, Die erwachsen waren. Zu winzig bleib' ich ihm immer! |
Die Brüder teilten das Erbe unter sich; Ingolf wohnte am Tempel, Gudbrand aber auf Gudbrandsstadir, das heißt Gudbrandsbofen. Ingolf hatte Haldis, die Tochter Olafs von Habichtskluft , nr Frau; sie war jünger als Asdis, die Ottar hatte, die die Mutter Valgerds und Haltfreds, des Schwiengkeitsdichters, war. Ingolf besuchte Valgerd immer, wenn er zum oder vom Thinge ritt. 1 Das mißfiel Ottar sehr; sie nähte ihm auch die allerfeinsten Kleider.
39. Ottar entsendet einen Meuchelmörder
gegen die Brüder
Einige winter nach dem Tode Thorsteins Ingimundssohns traf Ottar, als er vom Thinge heimritt, auf der Blauwaldsheide einen geächteten Mami, der sich Thorir nannte, zugereist aus den östlichen Fjorden; der sagte, er sei um einer Weibersache willen geächtet worden, und bat Ottar um Aufnahme. Ottar sagte: er wolle es unter der Bedingung tun, — "daß du für mich eine Botenfahrt machst." Der fragte, welche das sei. Ottar erwiderte: "Ich will dich nach Norden ins Seetal zu Ingolf senden, daß du ihm nach dem Leben stehst oder überhaupt einem von den beiden Brüdern; denn es ist nicht 1
Er wanderte nach Norden zum Seetal und kam nach Tempel; er war da zur Nachtzeit und bat Ingolf um Aufnahme in seinen Schutz, sagte, er sei ein geächteter Mann. Ingolf sprach, er brauche keine Leute aus fremden Gauen, und sagte, solche seien leicht zu haben, befahl ihm, sich schnell davon zu machen, und sagte, er gefalle ihm nicht.
Thorir ging von dannen und kam zu Gudbrand. Der nahm ihn auf, und er weilte dort eine Zeitlang. Eines Morgens befahl ihm Gudbrand, ihm ein Pferd vorzufahren, und schritt aus dem Hause; Thorir aber hinter ihm. Und als Gudbrand auf die Türschwelle kam, bückte er sich, Thorir aber siel ihn an. Und als Gudbrand die Ari singen hörte, schmiegte er sich an den Türpfosten; Thorir aber hieb in den vorragenden Dachbalken, und die Axt stand darin fest. Thorir lief aus dem Gehöft und Gudbrand ihm nach. Thorir sprang über die Bachkluft, als er sie erreichte, und stürzte hin. Gudbrand warf das Schwert nach ihm und traf ihn in die Brust. Thorir hatte sich das Zaumzeug umgebunden, und das Schwert schlug auf den Gebißring. Gudbrand sprang über den Bach zu Thorir, und da war der tot. Er vergrub ihn dort. Scharten waren ins Schwert geschlagen, und eine so groß, daß man eine Fingerspitze hineinlegen konnte; es ward darauf geschliffen und war die ausgezeichnetste Waffe.
Gudbrand ritt, seinen Bruder aufzusuchen, und erzählte ihm die Begebenheit. Er sagte, das sei Ottars Anschlag, und meinte, gegen Solches müßten sie sich waffnen. Ingolf sprach, das sei ganz unerhört, und sie ritten sogleich nach Süden zum Borghard und gaben Ottar die Schuld. Der aber widersprach, denn er hatte viele Mannen bei sich, und sie bekamen ibn nicht zu fassen. Da wurde ein Vergleich vorgeschlagen, und sie verglichen
sich daraufhin, daß Ottar ein Hundert Silbers 1 zahlen, Thorir aber ungebüßt bleiben solle. Zum Vergleich gehörte auch, daß Ingolf unheilig fallen solle, wenn er valgerd besuchen käme, ahne daß Gudbrand ihn begleite. Da sprach Ingolf: "Darauf kannst du dich gefaßt machen, Ottar: wenn mehr solche feindliche Fahrten gegen uns geschehen, als diese, dann sollst du nicht mit Geldbuße dafür aufkommen, und es soll dir der Verrat nach Verdienst entgolten werden."Jener erwiderte, viele würden meinen, daß er Grund genug zu seinem Anschlage gehabt habe, Darauf gingen sie auseinander.
40. Ottar entsendet einen zweiten meuchelmörder
der tötet Gudbrand
Svart hieß ein Mann, der mit seinem Schiffe auf den Minthaksstrand geriet. Er war ein Hebride von Geschlecht, ein großer und starker Mann, und nicht nach dem Sinn der Leute. Er rettete sich aus dem Schiffbruch. Aber als die Leute merkten, was für ein Mensch er war, gab es keinen, der ihn aufnehmen wollte, und er zog durch die Gaue, bis er zu Ottar kam, und bat ihn um Aufnahme und Schutz. Der antwortete: " Ein Mann wie du scheint mir's nicht verdient zu haben, daß man ihm nicht hilft, und ich will dich aufnehmen, denn du bist kein unansehnlicher Mann, und ich verspreche mir große Unterstützung von dir." Jener sagte, das verdiene er.
Svart hatte einiges Vermögen. Er hielt sich nun bei Ottar auf, und es dauerte nicht lange, da sprach dieser zu Svart: "Ich will dich nach Norden ins Seetal nach Tempel senden. Da wohnt ein Mann mit Namen Ingolf. Der ist mein Rechtsgegner und hat mir vielerlei Beleidigungen zugefügt, und ich bekomme kein Recht gegen ihn. Freilich ist er ein angesehener Mann; aber
Svart reiste, bis er in die Engelwurz täler 1 kam; da lud er die Pferde ab und stellte seine Waren hin, die Pferde aber gingen auf die Weide. Svart kam zu Fuß eines Morgens frühe nach Tempel; Ingolf stand draußen und schäftete Speere. Svart grüßte Ingolf und sagte, er habe schlechte Reise gehabt, sagte; zwei Pferde seien ihm auf der Heide davongelaufen, die Waren aber lägen da, eine Kiste und ein Reisesack; und erbat Ingolf; ibm Männer mitzugehen, die mit ihm suchten oder seine Waren in die Siedlungen brächten; er sagte, er wolle nach Norden in den Inselfjord und sagte, er sei vor einigen Wintern zu Hrafnagil das heißt an der Rabenkluft; gewesen. Ingolf sagte: es seien jetzt wenig Leute auf dem Hofe, — "aber ich will schon gar nicht gehen, und scher' dich auf der Stelle weg." "Dann wirst du mich doch auf die Straße begleiten und mir den Weg zum nächsten Hofe zeigen." Und so geschah es. Er ging mit ihm auf die Straße, und Ingolf nahm sich doch, geleitet von seiner Ahnung, wohl vor ihm in acht, denn Svart wollte immer hinter ihm gehen; er war mit einem Schwert umgürtet, hatte in der Hand einen sehr langen Speer, der war ein langschäftiger
Svart sog weiter und kam zu Gudbrand und erzählte ihm dieselbe Mär. Gudbrand sprach: "Ihr führt euch nicht gut auf, ihr fremden Leute; aber holen lassen will ich deine Waren, und dann wasen wir uns über deinen Aufenthalt nach Gutdünken einig werden." Sie gingen und fanden die Waren, aber sie dachten, die Pferde müßten weggelaufen sein; sie fanden sie bald. Gudbrand holte alles zu sich und nahm Svart auf.
Als das Ingolf erfuhr, besuchte er seinen Bruder: seine Handlungsweise scheine ihm unvorsichtig, — "und ich wünschte, er zöge von dannen." Gudbrand sagte, er hoffe, daß der Mann ihm nicht zum Schaden bestimmt sei, und sagte, er habe sich seit seiner Ankunft nicht so aufgeführt. Ingolf erwiderte : "Dann sind wir hierüber verschiedener Meinung, denn mir sieht er wie ein gedungener Mörder aus, und es wird sich herausstellen, daß er ein Schurke ist. Ich will nicht, daß er bei dir ist, denn meine Ahnung verkündet mir Böses über ihn; vorsicht scheint mir besser." Aber daraus wurde doch nichts, und er blieb den Winter über da.
Aber ums Frühjahr, als der Sommer kam, führte Gudbrand sein Gesinde auf den Sommerhof, 2 und es wurde angeordnet, daß die Hausfrau allein reiten solle, Gudbrand und Svart aber beide auf einem Pferde, und swar sollte Svart hinten aufsitzen . Als sie aber zu den Mooren kamen, die jetzt Svartbergsmoore
Die Frau kam zum Säter und erzählte den Tod der beiden. Das war für alle eine traurige Nachricht.
Ingolf erfuhr dies und sagte, es sei nach seiner Ahnung ergangen, und machte sogleich die Klage gegen Ottar beim Allthing wegen Mordanschlags gegen sich und seinen Bruder anhängig . Als die Leute zum Thinge gekommen waren, wurde ein vergleich vorgeschlagen, aber der war sehr schwer bei Ingolf durchzusetzen. Doch weil viele gutgesinnte Männer sich ins Mittel legten, und zweitens auch, weil Ingolf selbst seinen vergleich mit Ottar wegen seiner Besuche bei valgerd nicht gehalten hatte, da nahm er den vergleich an; für den Mordanschlag gegen Gudbrand wurden drei Hundert 2 Silbers gezahlt ; dann sollte auch der Vergleichsbruch gegen Ottar in dem Valgerdprozeß niederfallen. Darauf trennten sie sich und waren versöhnt.
Ingolf hatte zwei Söhne von seinem Weibe, die hießen Surt und Högni. Sie waren beide tüchtige Männer. Ingolf galt als ein großer Häuptling und trat offenbar in vielen Dingen in die Fußspur seines vaters. Olaf von Habichtskluft begann damals sehr zu altern.
41. Ingolf fällt im Kampfe gegen
Räuber
Ächter und Räuber gab es damals viele im Süden und Norden, so daß fast keiner seines Besitzes vor ihnen sicher 1
Die Diebe hatten an fünfzehn Hunderte 1 geraubt. Ingolf und seine Leute trafen auf ihre Spuren und verfolgten sie, bis sie ratlos dastanden, denn die Spuren wiesen nach zwei Seiten. Da teilten sie auch ihr Volk und acht zogen nach der einen, sieben nach der anderen Seite; und so spürten sie lange.
Kurz vor ihnen standen Säterhütten und dorthin wandten sie sich. Da sahen sie achtzehn Pferde bei dem Säter und sagten , dort müßten sich die Diebe wohl hingeflüchtet haben, und meinten, es sei am besten, die Fahrtgenossen herbeizuziehen. Ingolf nannte das aus mancherlei Gründen unrätlich —"denn sie können inzwischen die Höhle 2 erreichen, —die ist nicht weit von ihnen — und wenn sie die haben, so sind sie geborgen, und unsere Fahrt ist ohne Schneid gewesen; auch wissen wir nicht, wo unsere Leute sind." Ingolf saß ab und sprang in eine Kluft zu seiner Seite; er riß zwei Steinplatten heraus, legte die eine vor die Brust und die andere zwischen die Schultern und band sie außen zusammen. 3 Er hatte den Sippenknauf in der Hand und schritt darauf zum Säter. Der hatte zwei Ausgänge. Die Leute erzählen, daß Ingolf nicht mehr als einen Mann bei sich gehabt hat. Da sprach Ingolfs Geselle, sie sollten ihre Mannen benachrichtigen; Ingolf sagte, er wolle selbst die Sätertür besetzen, jener aber solle nach ihren Leuten reiten. Der aber sagte: er werde nicht von dannen reiten, " mir scheint dein Gefolge nicht übermäßig groß."
Ingolf wollte sogleich ins Haus gegen sie losstürmen und forderte seinen Gefährten auf, ihm tapfer zu folgen. Die Diebe griffen ihn sogleich an, als er hineinkam; aber die Steinplatten, die er trug, schützten ihn, und die Hiebe glitten von ihm ab. Jene drangen von allen Seiten auf Ingolf ein, er aber wehrte äch geschickt und tapfer. Da warf er den Sippenknauf auf, und das Schweri traf den, der hinter ihm stand, aufs Haupt, daß er das Leben ließ, und weiter hieb er dem den Todeshieb, der vor ihm stand, und so tötete Ingolf sie beide mit einem Hiebe. Sie hatten ein hitziges Gefecht, und es lief so aus, daß Ingolf fünf Mann erschlug, aber auch sein Gefährte war gefallen. Jene waren aus dem Säter gedrungen. Ingolf aber war schwer verwundet. Nun kamen seine Mannen herbei. Die Diebe stoben davon, sie aber nahmen den Raub, banden ihn auf ihre Pferde und trieben sie nach Norden zurück.
Ingolf lag diesen Winter in seinen Wunden und sie überheilten sozusagen. Aber im Frühjahr, als die Sommerhitze kam, sprangen sie alle wieder auf, so daß er davon den Tod fand. Aber ehe Ingolf starb, ordnete er an, daß er nicht in dem Gehölz, in dem seine vorfahren lagen, begraben werde, sondern hi einem andern; er sagte, die Mädchen aus dem Seetal würden öfter an ihn denken, wenn er io nahe der Straße ruhe. Darauf starb er. Der Ort, wo er begraben ist, heißt seitdem Jgolfsholz. 1 Alle Leute beklagten diesen Tod Ingolfs sehr. Zwölf Winter hatte er nach dem Tode seines vaters in hoher Ehre gelebt. Ottar vermählte seine Tochter Valgerd einem Manne aus Stangenwald.
Als aber Ingolf tot war, gab's keinen Häuptling im Seetal, denn Jngolfs Söhne waren wegen ihrer Jugend nicht fähig, das Godord zu versehen. Nun sann man, wie es werden stalle. Das aber war Gesetz in jener seit, daß, solange die Erben unmündig waren, der von den Thingmannen, der am besten dazu geschickt schien, das Godord versehen solle. 1
42. Die Godenwahl im Schattentage Thorkel
Krabbler führt sich ins Geschlecht der
Seetaler ein
Thorkel Krabbler Thorgrimssohn war ein großer und starker Mensch. Er war damals zwölf Winter, als dies geschah. Thorgrim übernahm nicht die Vaterschaft für ihn, und doch war er viel kühneren Wesens als seine ehelichen Söhne.
Thorkel Silbern vom Heiligen See war ein Gestaltentauscher und obendrein zauberkundig; er war reich an Gut, unliebenswürdig und bei den meisten Leuten unbeliebt, aber trotzdem sehr geachtet. Den Tag, für den die Zusammenkunft am Karnsbache wegen der Godenwahl angesetzt war, sagte des Thorkel Silbern Frau: "Was hast du heute vor:" Thorkel erwiderte: "Zur versammlung zu fahren und des Abends Godordsmann zu sein, wenn ich heimkomme." "Ich wünschte nicht," sagte sie, "daß du fährst, um Obmann der Seetaler zu werden, denn dir wird das nicht beschert sein; auch bist du dazu nicht geschaffen." Er antwortete: Sonst soll dein Rat gelten, aber nicht bier."
Zu dieser Zusammenkunft wollte auch Klackaorm und Thorbum von der Karnsache, Ingimunds Tochtersohn. 1 Thorgrim galt wegen seiner Verwandtschaft mit den Seetalern als der geeignetste, aber man wollte doch die Sache durchs Los entscheiden lassen, denn viele deuchten sich recht geeignet. Diese Versammlung war auf den Einmonat im Schattental bei Klackaorm gelegt worden.
Thorkel Silbern hatte in der Nacht vor der Versammlung einen Traum und erzählte ihn seiner Frau Signy: es sei ihm
Thorgrim war sehr zeitig gekommen und saß auf dem Hochsitz neben Orm; nie bekannte er sich zur Vaterpflicht gegen Thorkel Krabbler. Der spielte noch auf dem Fußboden mit anderen Kindern; er war groß und stark und ein sehr schöner Mensch. Er stellte äch vor Thorgrim hin und blickte lange ihn an und die Streitart, die er in Händen hielt. Thorgrim Sagte, warum der Magdsohn ihn so anstarre. Thorkel sagte, es sei kein übergroßes vergnügen für ihn, ihn anzusehen. Thorgrim fragte: Was willst du tun, Krabbler, daß ich dir die Axt gebe- denn ich seh's, sie gefällt dir sehr — und daß ich mit dir verwandtschaft eingebe:" Thorkel bat ihn, es selbst zu bestimmen. Thorgrim sprach:"Du sollst die Axt dem Silbern ins Haupt setzen, so daß er nimmermehr das Godord der Seetaler bekommt. Dann dünkt mir, führst du dich selbst in die Seetalersippe ein." Thorkel sagte, das wolle er tun. Thorgrim gab ihm nun Anweisung, er solle sich recht schlecht mit den anderen Knaben betragen — Silbern saß immer die Hand unter die Wange geschmiegt und ein Bein über das Knie gelegt . —Thorkel sollte nun draußen in den Schmutz laufen und dann wieder hereinkommen und an das Kleid Silberns streifen und versuchen, ob er ergrimme.
Nun reden sie hin und her über das Godard und werden nicht einig; jeder bestand auf seinem Anspruch. Da legten sie Lose in den Schoß und immer kam das Los Silberns heraus, denn er war zauberkundig. Da ging Thorgrim heraus und begegnete
Thorkel Krabbler in der Tür bei den Knaben. Da sprach Thorgrim "Jetzt will ich, daß du die Axt bezahlst." Thorkel sagte: "Die Axt möchte ich sehr gern haben, und ich kann nun den Preis reichlich erlegen, wenn auch jetzt nicht grade solches Kaufgut zur Stelle ist, wie du es wünschtest." 1 Thorgrim erwiderte: " Es gibt mancherlei Zahlungsmittel." Thorkel sagte: "Willst du nun, daß ich Silbern töte:" "Ja," sprach Thorgrim. Da war das Godard auf Silberns Los gefallen. Thorkel Krabbler trat in die Stube und ging an Silbern vorbei und streifte sein Bein; aber der stieß ihn von sich und schalt ihn Magdsohn. Thorkel sprang auf den Sitz daneben und trieb ihm die Streitart in den Schädel, und Thorkel Silbern war sogleich tot, und Krabbler sagte, er habe nicht zuviel bezahlt für die AxtThorgrim sagte: der Knabe sei schändlich gereist worden, — "auch hat jener sich nicht recht gewehrt; dieser Knabe hat sich jetzt trefflich in die Seetalersippe eingeführt, und ich will die vaterschaft mit dir eingehen." Darauf übernahm Thorgrim das Godard und ward Karnsachengode genannt. Über die Tötung Silberns verglich man sich, denn seine Söhne waren jung.
Thorkel zog mit seinem Vater heim nach Karnsbach und verlangte , hinein in die Welt zu reisen und zu versuchen, wie es ihm erginge, wenn er Jarl Sigurd Hlödverssohn, seinen Vetter, besuchte. Thorgrim sagte, er solle haben, was er begehre .
43. Thorkels Fahrt zum Jarl der Orkneys
Sigurd
Björn hieß ein Norweger, der ein Schiff klar zur Seefahrt liegen hatte; mit ihm fuhr Thorkel Krabbler aus dem Lande. Sie kamen nach den Orkneys. Damals herrschte Jarl Sigurd auf den Inseln. Björn war mit dem Jarl bekannt
Im Sommer darauf sog der Jarl auf Heerfahrt und fragte Thorkel, ob er mit ihm ziehen wolle; der sagte, er wolle es, wenn der Jarl es wünsche. Sie heerten weit umher im Sommer . Und einst, als sie in Schottland gestürmt hatten und zu den Schiffen zurückkehrten, fragte der Jarl, wieviel Mann vermißt würden. Da ward nachgezahlt; und Thorkel allein fehlte. Er war auf des Jarls Schiff gewesen. Die Mannen sagten, es sei kein Schade um einen so langweiligen Gesellen. Der Jarl befahl, sofort aufzubrechen und ihn zu suchen; und das geschah. Sie fanden Thorkel in einer Waldlichtung an einer Eiche, zwei Mann griffen ihn an, vier aber lagen tot neben ihm. Hinweg stoben Thorkels Angreifer, als die Mannen des Jarls kamen. Der Jarl fragte, was ihn aufgehalten habe. Thorkel sprach: "Das hab' ich euch wohl sagen hören, daß man von den Schiffen hinauf aufs Land, aber niemals, daß man zu den Schiffen hinabrennen solle, so daß jeder dem anderen davonliefe." Der Jarl erwiderte: "Du sprichst wahr, Vetter und so soll es auch von jetzt an sein; der aber soll nicht teil an der Beute haben, der dies tut, wegrennen von der Fahne; das Cand hinab." Der Jarl Sagte, ob das Inländer seien, die da tot neben ihm lägen, oder seine Mannen. Thorkel sagte, das seien Inländer. Er er
zählte: er sei an einem Kastell vorbeigekommen, — "und wie ich dort entlang ging, fielen ein paar Steine aus der Mauer, und in dem Loch fand ich einen Schatz, gar nicht so gering. Das sahen die Mannen aus dem Kastell und verfolgten mich, und da kam's zwischen uns zu einem solchen Gefecht, wie ihr's gesehen habt." Da lobte der Jarl vor seinen Mannen seine Kühnheit. Darauf fragte er, wie groß der Schatz sei; er sagte, zwanzig Mark Silbers. 1 Der Jarl sprach, den Teil der Beute solle er allein haben, sonst keiner. Thorkel sagte, der Jarl solle ihn besitzen und seinen ganzen Beuteanteil dazu. Da entschied der Jarl, sie wollten es gemeinsam haben. und dieser Schatz kam nicht zur Teilung.Der Jarl bezeugte Thorkel große Hochachtung wegen dieser Fahrt. Thorkel blieb zwei Winter bei ihm. Dann begehrte er nach Island und sagte es dem Jarl. Der antwortete: "Das hoffe ich gewiß, daß deine Vettern Ehre von dir haben werden." Thorkel ergab sich dem Jarl zu Dienst; und der schenkte ihm eine goldbeschlagene Axt und schöne Gewänder und sprach, er wolle sein Freund sein. Er schenkte ihm ein Kaufschiff mit Fracht nach seiner eigenen Wahl. Einen Goldring sandteer Thor- grim, Nereid zur Lösung, der eine halbe Mark 2 wog. Nereid schickte er eine vollständige schöne Frauengewandung um ihrer verwandtschaft willen. Dann stach Thorkel in See und hatte gute Fahrt. Er landete mit seinem Schiffe in der Welpenseemündung. Thorgrim Karnsachengode ritt zum Schiff und begrüßte seinen Sohn herzlich und lud ihn zu sich, und der nahm das an. Thorgrim schenkte Nereid die Freiheit, wie der Jarl es gewünscht hatte. 3
Kurz darauf erkrankte Thorgrim und starb, aber seine echtgeborenen Söhne nahmen das gesamte Erbe, wie es das Ge 1
44. Wie Thorkel Glädir erschlug und
Gudmund der mächtige betört ward
Thorgils hieß ein Mann, der am Schweinesee 1 wohnte; der hatte ein Weib und mit ihr vier Söhne, und zwei werden mit Namen genannt, Thorvald und Orm. Glädir hieß der Brudersohn Thorgils', der war andrerseits der Schwestersohn Gudmunds des Mächtigen von den Labkrautwiesen 2 . Glädir war ein großer Prahlhans, geschwätzig und töricht und ein gewaltiges Großmaul. Thorgils ritt mit seinem Sohne Thorwald zu Klackaorm, um seine Tochter Sigrid zu werben. Er erhielt zusagende Antwort, und die Hochzeit wurde für die Winternächte in Schattental verabredet.
Dort auf dem Gehöft gab es wenig Leute, aber viel Arbeit, auf den Bergen Schafe und Schweine zusammenzusuchen 3 und viel anderes zu verrichten. Thorkel bot sich an, mit den Arbeitsleuten auf das Gebirge zu ziehen; Orm war es recht. Darauf zogen sie aus, und die Suche ging ihnen langsam von der Hand, denn die Tiere waren scheu; keiner suchte eifriger als Thorkel. Mit den Schweinen schien's am schwersten fertig zu werden. Thorkel schonte sich nicht und bot sich stets zu der Arbeit an, der die andern aus dem Wege gingen. Und als sie sich Essen bereiten wollten, sprach Thorkel: "Wär's nicht billig, daß wir uns ein Ferkel zum Mahle herlangten?" Thorkel fing eins und richtete es sum Mahle her. Alle waren darin einig, daß Thorkel sie an Hilfsbereitschaft übertreffe. Sie kamen beim.
Avaldi hieß ein Mann, der bei Klackaorm diente; der war Jugjalds Sohn; er war Vogt, aber Hild, sein Weib, führte die Wirtschaft im Hause; sie war die Tochter des Eyvind Querkopf.
Kurz bevor die Hochzeit sein sollte, kam Glädir aus den Fjorden im Osten und erfuhr diese Zeitung und Abmachung. Glädir sagte, er habe auch andere Kunde gehört, nämlich Thorkel Krabblers Bergfahrt, daß er zum Schweinebraten bestellt worden sei, sagte, das sei auch grade recht für den Magdsohn, und sagte, er habe ein Ferkel getötet, das nur eben die Nacht vorher die Muttermilch gesogen hatte, und sich selbst neben die Sau gelegt, denn er habe gefroren wie eine Betze. Thorgils sprach:"Das ist ein törichtes vergnügen, das du dir da machst. Man sagt, Thorkel bat sich so betragen, wie es durchaus wohlanständig war, dort und anderwärts." "Gans erbärmlich hat er sich aufgeführt, scheint mir," sagte Glädir.
Nun kamen die Leute zum Hochzeitsfeste da sprach Thorkel zu Orm, seinem Ziehvater ': "Ich will den Gästen dienstlich sein und die Arbeit leiten und für die Ordnung beim Feste sorgen." Orm sprach, das wolle er gern annehmen. Thorkel diente mit Würde und Anstand. Orm und seine Vettern saßen auf dem Hochsitz der niedrigeren Seite und auch seine Mannen; Thorkel sorgte aufmerksam für die Gäste und war demütig in seinem Dienste. Die aus dem Schweinetal lachten gewaltig über ihn und sagten, großartig mache sich der Magdsohn. Thorkel nannte es bessere Hofsitte, Heiterkeit und fröhliche Reden für die Bewirtung zu zahlen als Spott und Beleidigungen. Glädir sagte, er habe viele Großtaten verrichtet: — "und darob magst du wohl groß tun; die ja zujüngst, daß du das Ferkel erschlugst, das eine Nacht an der Zitze gesogen hatte- das ist auch das rechte Gewerbe für dich." Thorkel erwiderte: "Meiner Großtaten sind nicht viele, Glädir, aber es werden doch mehr sein als deine, und du hast keinen Grund, darüber zu reden." Glädir lachte über Thorkel zu Thorvald hin und sprach, er sei der flinkste Küchenmeister. Thorvald sagte, Glädir rede unvernünftig. Am Abend gingen die Männer zur Ruh. Des Morgens ging Thorkel in ein Wirtschaftshaus und schliff
An diesem Tage wollte man vom Gelage aufbrechen. Thorgils fragte, ob das Frühstück fertig sei; Thorkel sagte, es sei fertig, sobald es gesotten sei, und das, sagte er, dauere nicht mehr lange, und ging die Leutetür hinaus und die andere wieder hinein und nahm seine Axt und stellte sich neben die Tür. Als Glädir heraus kam, trat Thorkel hinter ihn und schlug ihn in den Schädel, und Glädir hatte gleich den Tod.
Thorkel lief zur Nordtür, sie waren nämlich vor der Südtür. Speisen standen im ganzen Hause umher; Thorgils war mit großem Gefolge da, und seine Mannen liefen um das Haus und meinten, Thorkel solle nicht hinauskommen, und hofften, Hand an ihn zu legen. Thorkel lief die Bänke entlang. Ein Notgang lief um die Stube und Kastenbeiten, und aus dem einen Bett konnte man in den Notgang springen. Er eilte dorthin , wo die Frauen saßen und sich die Hauben aufsetzten; er lief zu der Schar; vor der Hild saß; sie fragte, warum er so jage. Thorkel sagte es ihr. Sie ließ ihn in den Notgang neben sich flüchten, und von dort kam er ins Freie.
Thorgils sprach: "Wenden wir uns dahin, wo die Frauen sind, denn dorthin schien mir der Mann su laufen." Hild ergriff eine Axt und sagte, keiner von ihnen solle sie ihr entreißen. Thorgils dachte, Thorkel müsse da sein, und ließ Tücher über die Weiber werfen; das geschah, aber Thorkel ward nicht gefunden. . Thorgils sah nun, daß das nichts als Kniffe und Zerrereien waren, und sie gingen hinaus. Und als sie heraustraten , glaubten sie die Gestalt eines Mannes unten am Flusse zu sehen. Thorgils befahl, dort nachzusuchen, und das geschah,
aber Thorkel ward nicht gefunden. Er wußte, daß dort eine Höhle am Flusse war, die, welche jetzt Krabblerhöhle, Sarasin- bellte, beißt, und dort war er.Thororm und Klackaorm suchten Vergleich; keine Buße wollte Thorgils nehmen, aber die eben geschlossene Ehe lösten sie doch nicht und sagte, Rache am Mann solle für den Totschlag Gtädirs ergeben. Thororm geleitete die Hochzeitsgäste aus dem Gehöft und suchte immerfort um Vergleich an, aber er erreichte nichts., Und so schieden sie.
Thorkel war den Winter abwechselnd an der Karnsache bei seinen Brüdern oder bei seinen anderen Vettern, denn alle wollten ihm irgendwelche Hilfe erweisen und hofften sehr, daß aus seinem Ansehen im Gau etwas würde, so daß sich nicht Männer aus fremden Gauen da über sie erhöben.
Die Seetaler zogen aus, um für ihn Hilfe bei der Seherin Thordis zu suchen, die am Spakonufell, dem Seherinnenberge 1 , wohnte. Sie war hoch geachtet und zauberkundig, und die baten sie um Hilfe und Beistand in Thorkels Sache, und sagten, 1ie legten sehr großen Wert darauf, daß sie irgendwelchen Rat dazu gebe. Sie sagte, es solle geschehen.
Thorgils zog aus, um Gudmund den Mächtigen zu besuchen, und sagte, er sei der nächste, für seinen Vetter zu klagen, — ich aber will die Klage unterstützen." Gudmund sprach: "Mir deucht der Handel nicht so leicht, denn ich ahne, Thorkel wird ein großer Herr, und viele Vettern werden ihm zur Seite stehen. Auch ist mir Kunde gekommen, daß Thorkels Tat nicht ohne Grund geschehen ist. Nun leite du den Rechtshandel ein, ich aber will ihn im Sommer auf dem Thinge übernehmen."
Im Frühjahr machte Thorgils den Prozeß beim Allthing anhängig. Die Seetaler entboten großes Gefolge, und so beide Teile. Thorkel ritt selbst mit seinen Vettern zum Thing. Da ritt mit ihnen Thordis, die Seherin, und hatte für sich und ihre Leute eine Hütte allein. Gudmund übernahm den Prozeß. Die 1
Thororm suchte Thordis auf und besprach sich mit ihr, denn sie war vorwissend und vorausschauend und wurde oft dazu ausersehen, in großen Prozessen den Schiedsspruch zu tun. Sie sagte da: "Thorkel soll in meine Hütte kommen, und dann wollen wir sehen, was hier zu machen ist." Das tat Thorkel. Thordis sprach zu Thororm: "Geh' und biete Gudmund vergleich , und zwar so, daß ich den Schiedsspruch habe." Thorkel schenkte der Thordis zwei Hunderte Silbers. Thororm bot den Schiedsspruch der Thordis im Prozeß an, aber Gudmund lehnte ab und sagte, er wolle keine Geldbuße annehmen. Thordis sprach:" um habe ich auf Gudmund auch keine Rücksicht mehr ;u nehmen." Darauf sagte sie ;u Thorkel "Schlüpfe in meinen schwarzen Mantel und nimm den Stab, der Züchtiger heißt, in deine Hand; wagst du es wohl, so unter Gudmunds Gefolge zu treten:" Er sprach, er wolle es auf ihren Rat wagen. Sie sagte: "Versuchen wir es also. Nun sollst du zu Gudmund gehen und ihn dreimal mit dem Stabe auf die linke Wange schlagen. Du scheinst mir nicht zu baldigem Tode bestimmt, und ich bosse, es gelingt." Er trat unter Gudmunds Gefolge, und kein Mensch erblickte ihn er trat zu Gudmund, und es gelang ihm zu tun, was ihm geboten war.
Nun verzögerte sich die verfolgung der Klage, und der Prozeß kam ins Stocken. Thorgils sprach: "Warum geht der Prozeß nicht vorwärts?"' Gudmund sagte, er werde gleich erledigt sein; aber daraus wurde nichts, und die seit wurde so vers eitele, daß das Recht auf verfolgung erlosch.
Thordis ging zu den Seetalern und forderte sie auf, zum Gericht zu gehen und nun Geld für den Mann zu bieten: —"und es mag sein, daß sie es jetzt annehmen und der Handel so schließt." Sie taten es, gingen zum Gericht und trafen Gudmund und boten vergleich und Geldbuße. Gudmund erwiderte:"Ich weiß nicht, wieviel ihr bieten wollt, aber hoch will ich es anschlagen, daß der Getötete sich selbst unheilig geredet hat." Sie sagten, sie wollten um seinetwillen reichlich bieten, und forderten ihn auf zu entscheiden. Und als er erfuhr, wohin der Prozeß ge
raten war, und daß man nicht mehr Rechtsentscheid erzwingen konnte, da nahm er den Schiedsspruch von Thororm an, daß er eine Geldsumme festsetzen dürfe, so hoch er wolle, doch nicht Landesverbannung oder Gauacht. Darauf wurde die Klage niedergeschlagen.Nun sandte Thordis Thorkel zum zweiten Male zu Gudmund, daß der Stab auch seine rechte Wange berühre, und Thorkel führte das aus. Da bekam Gudmund das Gedächtnis wieder, und es deuchte wunderbar, daß es ihm entschwunden war. Gudmund setzte ein Hundert Silbers für die Tötung Glädirs fest, und die Gegenklagen sielen nieder, und Thororm und Thordis bezahlten das ganze Geld, und versöhnt gingen sie auseinander 1. Thorkel reiste mit Thordis heim nach Seherinnenberg .
Thorgils sprach zu Gudmund: "Warum änderte sich dein Sinn über den Prozeß heute so schnell Gudmund erwiderte:"Weil ich kein Wort aus dem Munde bringen konnte, und deshalb zögerte ich so; und es mag sein, daß wir gegen einen Starken haben Seilziehen müssen." Dann fuhren sie heim vom Thinge.
45. Thorkel wird Gode der Seetaler. Wie er
Hermund vor der Rache des Seetalergoden
rettet
Die Seetaler halfen Thorkel überall kräftig zu Ehren. Sie freuen ein Weib für ihn, und das Godord ward ihm zugelegt, denn Surt und Högni, Ingolfs Söhne, waren damals der eine elf Winter, der andere fünfzehn, und sie bekamen ihre Güter von Thorkel nicht heraus; das Tempelland wurde ihm zugesprochen, und so wurde Thorkel Häuptling über die Seetaler.
Ottars Leute zerstreuten sich in die Gaue nach Norden und wurden nicht weiter beachtet. Hallfred und Gatti, Ottars Söhne, zogen nach Norden und noch mehrere von seinen Kindern. Oft
Das Herbstthing im Seetal war stark besucht, und die Männer richteten ihre Hütten her, denn es sollte ein zweitägiges Thing gehalten werden. Thorkel hatte die größte Hütte und darinnen das größte Gefolge. Bart-Avaldi hatte eine Hütte mit seinem Sohn Hermund zusammen. Und als Gatti Ottarssohn seine Notdurft zu verrichten gegangen war, begegnete er Hermund der gedachte der Unbilden, die Hallfred ihnen angetan hatte, und lief Gatti an und erschlug ihn und rannte in die Hütte zu seinem Vater.
Als Thorkel den Totschlag erfuhr, sprang er mit seinem Gefolge auf und wollte ihn rächen. Hild stand in der Tür, Hermunds Mutter, und sprach:"Besser ist's, Thorkel, du eilst nicht so. Einst, als wir zusammenkamen, gedachtest du, du würdest meinen Sohn nimmer vor meinen Augen töten." Thorkel sagte: "Inzwischen ist mehr geschehen, als wir damals ahnen konnten. Komm heraus aus der Hütte," sprach Thorkel, "denn wenn du das tust, brauchst du deinen Sohn nicht vor deinen Augen erschlagen zu sehen." Sie aber verstand gewißlich, was er da, den Mann zu retten, sprach, und sein Entscheid deuchte ihr schnell und schneidig. (Sie trat zurück in die Hütte.) Da nahm sie sich die Haube vom Kopfe und putzte ihren Sohn damit und setzte sich selbst auf seinen Platz, damit nicht mehr Weiber herausgingen herausgingen, als zu erwarten waren. Thorkel trieb die Frauen zur Eile und drängte sich an sie heran und sprach: Steht bier nicht so herum, denn wahrlich groß ist der Schmerz der Mutter — damit sie nicht sieht, wie der Mann erschlagen wird, oder es hört." Seine mannen wollten sogleich hineinstürmen und
So entledigte sich Thorkel dieses Handels mit Ritterlichkeit, und alle waren's wohl zufrieden. Alle Prozesse im Gau wurden ihm zur Entscheidung zugeschoben, denn er galt als der beste Kopf im Seetalergeschlecht nächst Thorstein Ingimundssohn
46. Von Bischof Fridrek, Kodran dem
Weitgereisten und den beiden Berserkern
Sank. Thorkel nimmt die Taufe
Um diese Zeit kam heraus Bischof Fridrek und Thorvald Kodranssohn, der der Weitgereiste genannt ward '; gleich darauf kam ein zweites Schiff heraus, und auf ihm waren zwei Berserker und alle beide hießen Hauk. das ist Habicht. Sie wurden den Leuten verhaßt, denn sie forderten ihnen mit Gewalt Weiber oder Geld ab, sonst boten sie Holmgang. Sie heulten wie Hunde und bissen in die Schildränder und schritten barfuß durch brennendes Feuer. Der Bischof und Thorvald zogen mit neuem Gottesdienst umher, den Menschen einen anderen Glauben zu bieten als den, der hier früher galt. Sie wohnten den ersten Winter zur Kluftache 2. Die Einwohner blickten finster auf die Neuerungen, die der Bischof und Thorvald mitbrachten. Kodran nahm Glauben und Taufe zuerst und sein Weib.
Olaf von Habichtskluft war so alt, daß er im Bette lag und am Horne sog. Im Herbst zu den Winternächten lud Olaf alle seine Freunde zu sich und besonders seinen Magen Thorkel. Da war auch der Bischof und Thorvald; Thorkel nahm sie durchaus freundlich auf und ließ sie allein in einem Hause wohnen, denn sie hatten anderen Gottesdienst. Den ersten Fest
Der Bischof dachte nun, mit Thorkel handel seins zu sein, daß er den Glauben annehme und sich taufen lasse. Thorkel aber sagte, er wolle keinen anderen Glauben haben, — "als wie ihn Thorstein Ingimundssohn und Thorir, mein Ziehvater, gehabt hat; die glaubten an den, der die Sonne geschaffen hat und alle Dinge lenkt."Der Bischof erwiderte:"Denselben Glauben biete ich mit der Abweichung, daß man an einen Gott glaubt, Vater Sohn und heiligen Geist, und sich in seinem Namen im Wasser taufen läßt." Das schien Thorkel am absonderlichsten , daß man sich mit Wasser waschen sollte, und er sagte, er habe diesmal noch keine Lust den Wandel vorzunehmen, aber, sagte er, erhalte ihn doch für gut, — "und diese Einrichtung wird hier Eingang finden. Bauer Olaf, mein Wage, ist alt, er mag den Glauben annehmen und alle anderen, die es wollen, aber ich will noch eine Zeit warten." Darauf wurde Olaf getauft und starb im Taufhemd; und weiter wurden noch mehrere Männer an diesem Feste getauft.
Thorkel ward getauft, als das Christentum durch Gesetz in Island angenommen wurde 1, und alle Seetaler. Thorkel war ein
47. Wie Thorkel Frieden stiftet-Sein
christlicher Tod
Zwei Brüder wohnten auf Wiesenhalde im Langtal 1, Fostolf und Throttolf, die waren rührige Männer. Sie nahmen einen Mann in ihren Schutz und wollten ihn, während sie zum Thinge fuhren, auf dem Kiel in einiger Entfernung von Rauchfluren 2 verborgen halten; sie aber wollten seine Sache aus- fechten.
Zwei andere Brüder wohnten am Braunberg im Langtal und hießen Hunröd und Ulfhedin, Söhne Vefeyds, des Sohnes Einars des Alten. Ulfhedin war der beliebtere von den Brüdern. Thorolf hieß ein Mann, der Spielgode 3 zubenannt war, der hielt sich bei den Brüdern auf.
Ulfhedin war ein großer Freund des Holmgang-Starri, und die Leute erzählen, daß damals, als Thorarin der Schlimme ihn zum Holmgang forderte, Ulfhedin ihn zum Holm begleitete. Auf der Fahrt überfiel sie schlimmes Wetter, und sie glaubten, es sei Zauberwetter. Hard hieß ein Mann und war Langsam zubenannt, der fuhr mit ihnen. Sie baten ihn, das Wetter zu wenden, denn er war zauberkundig. Er hieß sie die Hände ineinanderlegen und einen Ring schließen; dann ging er dreimal der Sonne entgegen und sprach irisch; er hieß sie "ja" dazu sagen. Sie taten's. Dann schwenkte er einen Beutel nach dem Gebirge, und da ließ das Unwetter nach.
Throttolf und Fostolf ritten zum Thinge, wie vorher erzählt ward, der mann aber war inzwischen im Diebstal und hoffte, daß dann weniger Geld zu zahlen sein werde, wenn er nicht selber erschiene . Jene ritten auch zum Thinge, Hunröd und 1
Die Brüder Throttolf und Fostolf kauften Land auf den Kolkamooren 2, das i Holti, im Walde, heißt. Thorfinn hieß ein Mann, der wohnte auf Weitewohnstatt 3 'im Seetal, ihr Vetter. Der batie eine Reise vor hinaus nach dem Skagastrand, und es traf sich, daß Ulfhedin dorthinaus reiste und Thorolf Spielgode mit ihm. Als sie nach Breitfurt 4 an der Blanda kamen, ritten Thorfinn und die Brüder Fostolf und Throttolf etwas hinter ihnen her. Fostolf und sein Bruder sagten, es treffe sich gut, daß sie auf Ulfhedin stießen — " denn die beiden Brüder haben unseren Mann im Sommer erschlagen, und wir wollen ihnen nachreiten." " reite ihnen nicht nach," sagte Thorsinn, und das tat er. Darauf sprengten die Brüder ihnen hitzig nach. Das sah Thorolf Spielgode; er sprach: "Reiten wir schnell davon; hier kommen die Brüder hinter uns her." "Nein," sagte Ulfhedin , " das tu' ich nicht, denn dann sagen sie, ich laufe vor ihnen davon." Thorolf sprengte hinaus in den Fluß, die Brüder aber hieben auf Ulfhedin ein, und er blieb liegen. Darauf ritten die Bruder zurück und erzählten Thorsinn den Vorgang. Der nannte das unrecht gegen einen braven Mann gehandelt und reiste heim ins Seetal.
Skum hieß ein Freigelassener, der hatte sich Geld verdient und war reich geworden. Hunröd nahm ihm sein Geld weg, und Skum segelte heraus, kam nach Norwegen und zog nach Norden nach Drontheim; da erwarb er viel Geld und blieb da; ward zum zweiten Male reich. Hunröd verschwendete all sein Gut und auch das, welches Skum besessen hatte, so daß er beinahe gar nichts mehr hatte. Er ging zu Thorkel, dem Seetalergoden, und klagte ihm seine Not. Thorkel sprach :"Töricht hast du gehandelt, daß du keine Buße deinen Bruder nahmst, wo er dir's doch vorausgesagt hat, daß sonst nichts helfen werde. Und nun hast du weder Geld noch Rache. Aber weil du mich in meinem Hause um Rat angegangen hast; will ich dir helfen und suchen, Vergleich zustande zu bringen." Darauf suchte Thorkel die Brüder auf, und sie fragten sie; ob sie sich mit Hunröd versöhnen wollten, wenn sich die Möglichkeit böte. Die waren schwierig und sagten, Vergleich nehmen sei ihn jetzt nicht besser, als da er ihm angeboten wurde. Thorkel sprach: "Nun sollt ihr das eine oder das andere tun: entweder außer Landes geben, wie es bestimmt war, oder ich entziehe euch meine Hilfe vollständig." Sie sagten, sie wollten sein Wort sehr hoch achten, — "und wir wollen dich zu allerletzt gegen uns haben."
Sie segelten nun heraus und kamen nach Drontheim. Da sagte
Throttolf: Das bat keine rechte Art, daß Hunröd, der wackere Mann, sein Vermögen verloren haben soll und das zumeist um unsertwillen, sein Knecht Skum aber reich geworden sein soll wie Njörd." Darauf gingen sie hin und schlugen ihn tot, nahmen aber all sein Gut und sandten es Hunröd. Kurz darauf kam Throttolf hinaus und reiste zu Thorkel Krabbler und bai ihn, einen Vergleich zwischen ihnen und Hunröd einzuleiten. Thorkel sagte, das solle geschehen. Er ritt darauf zu Hunröd , und durch seine Klugheit und Freundlichkeit brachte er völlige versöhnung zwischen ihnen zustande, so daß beide Teile mit seinem Entscheid voll zufrieden waren 1.
Thorkel wurde alt; und als er in seiner Todeskrankheit lag, berief er zu sich seine Freunde, Vettern und Thingleute. Dann sprach Thorkel: "Ich will euch kund tun, daß mich eine Krankheit befallen hat, und mir scheint; sie wird unser Zusammensein enden. Ihr habt euch treu meiner Obhut gefügt und seid mir gehorsam und willig gewesen." Darauf wünschte er eine gesegnete Zukunft allen seinen Vettern und lieben Freunden. Thorkel bereitete sich recht christlich auf sein Sterben, wie es sich für ihn ziemte, denn er war ein guter Christ und war eifrig in seinem Glauben. Danach starb er und ward sehr betrauert von seinen Thingleuten und allen Gaugenossen, denn er galt wie er's auch war, als der größte Gauhäuptling und als ein Glücksmann und am meisten den älteren Seetalern ähnlich, Thorstein und Ingimund. Aber Thorkel übertraf sie Darin, daß er ein rechtgläubiger Mann war und geliebt ward, wie einer, der über alles den wahren Gott geliebt hat.
Und hier machen wir ein Ende mit der Geschichte von den Leuten aus dem Seetal.
Nachbemerkung
Die Geschichte ist nach der Ausgabe des Urtextes von Sudbrandr Vigfusson und Theodor Möbius übertragen. 1
Die Geschichte von
Finnbogi, dem
Starken
1. Sie Landnahme Asbiörns. Wie seine
Tochter geraubt wurde
Es war ein mann, der hieß Asbjörn 1, Sohn des Gunnbjörn Ingjaldsson, mit Zunamen Dettias, d. i. Stürzebalken . Der war groß, stark und stattlich von Gestalt. Er wohnte im Flateytale auf einem Hof, der Am Strande 2 heißt. Asbjörn hatte Thorgerd zum Weibe, die Schwester Thorgeirs 3 des Lauterseegoden, eine der stattlichsten Frauen, von guter, alter Art. Es war damals die Zeit der größten Macht ihres Bruders Thorgeir und seiner Söhne. Asbjörn war von Geburt Norweger und aus vornehmem Geschlecht. Er war hierher hinausgeflüchtet vor der Übermacht großer Herren und hatte sich, wie mancher andere angesehene Mann, ihrer Unbill und ihrem beispiellosen vorgehen nicht gebeugt. Asbjörn hatte das Godenamt im Flaieyial inne bis hinauf zu dem Gebiet seines Schwagers Thorgeir.
Es war ein Mann, der hieß Bretting. Er wohnte auf Brettingshof im Flateytal. Seine Frau war Thora, ihre Söhne hießen Thorstein, Grim und Sigurd.
Es war ein Mann, der hieß Ingi. Er wohnte an der Gletscherache 4 im Tal. Seine Frau hieß Sigrid. Sie hatten zwei Söhne, der eine hieß Thorir, der andere Grim. Das waren wohlgeratene , vielversprechende Männer aus kräftigem Stamme.
Asbjörn war Landnahmsmann 5, und das waren auch die andern, von denen die Rede war. Asbjörn hatte eine Tochter, namens Thorny. Um die warb ein Norweger, namens Skidi; Asbjörn wollte sie nicht geben. Als nun Asbjörn Sommers 1
2. Der Sohn der Thorgerd wird ausgesetzt
Darüber gingen einige Jahre hin. Asbjörn ritt eines Tages mit seinen Leuten zum Thing und sagte zu Thorgerd: "Ich will jetzt zum Thing reiten, wie gewöhnlich. Ich weiß, daß du ein Kind erwartest und in nicht langer Zeit. Ob das nun ein Knabe oder ein Mädchen sein wird, es soll nicht aufgezogen , sondern ausgesetzt werden." Sie antwortete, das würde er doch nicht tun wollen, —"so reich und verständig, wie du bist. Es wäre schon der unerhörteste Entschluß, wenn ein armer Mann das täte. vollends so, wo dir an Geld nichts abgeht!'
Asbjörn erwiderte: "Damals, als du unsere Tochter Thorny dem Norweger Skidi ohne mein Wissen fortgabst, beschloß ich, nicht mehr Kinder aufzuziehen, daß du sie gegen meinen Willen weggibst. Und wenn du dich nicht nach meinem verbot richtest, so wirst du das zu deinem Schaden tun, wie alle, die von meinem Gebot abweichen und es nicht so halten, wie ich will." Darauf ritt er zum Thing.
Bald darnach gebar Thorgerd einen Knaben. Der war groß und kräftig und sehr schön. Alle die ihn sahen, lobten ihn, Männer und Frauen. Und ob er auch Thorgerd schön schien und sie ihn sehr liebte; beschloß sie doch, ihn aussetzen zu lassen, weil sie die Sinnesart des Bauern kannte und wußte, daß nichts anderes nützen würde ohne seine Einwilligung. Sie besorgte dann Leute; die das Kind aussetzen und dabei wie üblich verfahren sollten. Diese Leute trugen das Kind aus dem Hofe, legten es zwischen zwei Steinen nieder und wälzten eine große Steinplatte darüber. Sie gaben ihm ein Stück Speck in den Mund und gingen dann davon,
3. Gest findet das ausgesetzte Kind
Ein Mann hieß Gest, der wohnte auf dem Hof, der Hausen 1 heißt. Seine Frau hieß Syrpa. Sie hatte einst die Thorgerd aufgezogen, als sie noch Kind war, und die liebte sie sehr und hatte sie mitgenommen, als sie nach ihrer Heirat auf den Strandhof kam. Sie verstand sich vortrefflich auf alles, was ihr nur unter die Finger kam. Kein Lebewesen konnte abscheulicher aussehen als sie. Asbjörn hatte wenig für sie übrig; sie schien der Thorgerd manche Mühe zu machen, und darum ließ er Syrpa wieder heimziehen und gab sie dem Gest. Sie besaß wenig oder nichts, als das, was Thorgerd ihr zukommen liest. Ebensowenig besaß er etwas. Gest stand ganz unter ihrer Herrschaft , denn er war ein elender Tropf.
Es heißt, am selben Tage, da Thorgerd ihr Kind gebar, schickte Syrpa ihren Mann, Braungras zu holen, denn sie besorgte allerhand, was ihre Ziehtochter im Hause brauchte. Es trug sich nun an diesem Tage zu, daß er zwischen Geröll und Weiden herumlief und hörte ein Kind weinen. Da lief er näher und kroch sorgfältig um jeden Stein, bis er das Kind gefunden hatte. Er nahm es auf, und es schien ihm sehr schön. Er steckte es in seine Bluse und lief heim zu Syrpa, so schnell er konnte, und dachte nicht mehr im geringsten an das, weswegen man ihn geschickt hatte. Syrpa fragte ihn, warum er so außer Atem ankäme. Er sagte, er habe ein neugeborenes Kind gefunden, — "und so ein schönes habe ich noch nicht gesehen." Syrpa sagte, er solle es ihr zeigen. Und als sie es sah, meinte sie zu wissen, aus welchem Geschlecht das Kind war. Sie bat ihn, er möge ihren Pelzmantel holen und in die Stube legen, und ich will mich dann niederlegen und tun, als wäre es unser Kind." Er sagte, daß niemand daran glauben würde, -" es ist auch viel zu hübsch, als daß es uns ähnlich sehen könnte." Sie verwies ihn zur Ruhe, er solle nicht wagen, etwas anderes zu sagen, als was sie verlange. Dann schickte sie ihn nach Strand, er solle Thorgerd bitten, ihm das Nötigste für sie zu geben. Er machte sich sofort auf den Weg. 1
4. Urdarkött wächst bei Gest
und Syrpa auf
Gest kam nach Strand und berichtete der Thorgerd, daß ihre Pflegemutter Syrpa ein Kind geboren habe, und es sei da weder Speise noch Bettzeug im Hause. Thorgerd wunderte sich sehr darüber; ihre Pflegemutter schien ihr zu alt zu sein, um noch ein Kind zu bekommen. Sie verlor aber darüber kein Wort und schickte alles, was nötig war, hinüber. Syrpa war sehr kräftig und litt nicht, daß andere Frauen ihr behilflich wären. Sie nahm dem Kinde die ganze Ausstattung, die es gehabt hatte; weg, denn die war weit ansehnlicher, als sie sich umzutun getraute; statt dessen nahm sie Lumpen und wickelte sie ihm, so elend als es ging, um.
Das wurde nun beides bekannt. Daß das Kind von Asbjörn und Thorgerd ausgesetzt worden sei; und das wurde als eine unerhörte Tat angesehen bei so reichen und mächtigen Leuten. Ebenso, daß Syrpa ein Kind geboren habe. Und das erschien allen denen ungeheuerlich, die das Alter der Syrpa kannten.
Asbjörn kam vom Thing heim, und diese Nachrichten wurden ihm gesagt. Er zeigte sich zufrieden und unter den Eheleuten war nun gutes Einvernehmen.
Gest und Syrpa, so wird berichtet, zogen das Kind auf. Es wuchs so rasch, daß man's nicht glauben mochte. So hübsch und wohlgestalt war das Kind, daß jedermann meinte, Gest und seinem Weibe könne es nicht gehören. Da fragte Gest die Syrpa, wie ihr Kind heißen solle. Sie antwortete, es sei billig, daß es Urdarkött heiße, d. i. Geröllkatze, da es im Geröll gefunden sei. Er wuchs sichtlich mit jedem Tage. Syrpa machte ihm Hosen und einen Kapuzmamel aus grober Wolle. Der Mantel wurde mit seinen Enden in die Hosen geschnürt.
Er hatte einen gekrümmten Stock in der Hand und lief so tagsüber draußen herum. Er war ihnen nützlich, worin er nur konnte, und sie hatten ihn sehr lieb. Als er dreijährig war, war er nicht kleiner als ein Sechsjähriger. Urdarkött lief oft an den Strand, und die Fischer hatten an ihm Gefallen und machten
sich ihren Spaß mit ihm, Seiner Pflegemutter Syrpa brachte er stets irgend etwas Nützliches mit nach Hause. Oft kam er nach Strand und war dort bei den Mägden der Thorgerd beliebt . Er schlug sie oder angelte ihnen mit seinem Krummstab nach den Füßen. Dann fluchten sie und sagten ihm derbe Worte. Oft sagten sie es Thorgerd weiter; die schwieg dazu und meinte, man solle ihn seiner Pflegemutter Syrpa wegen in Frieden lassen.Wenn er dem Asbjörn vor Augen kam, tat der, als wenn er ihn nicht sähe, und äußerte sich weder im guten noch im bösen über ihn. Alle anderen aber zeigten ihre verwunderung, daß er Gests und Syrpas Sohn sein solle, so hinfällig wie die beiden waren, und er war groß und hübsch und verständig. Syrpa forderte ihn oft auf nicht nach Strand zu gehen, —" mir sagt eine Ahnung, daß mir von dort noch etwas Schlechtes droht. Aber es hilft mir nichts, es dir zu verbieten." Urdarkött sagte, das werde nicht so sein. So ging die Zeit, bis er sechs Jahre alt war, da war er nicht kleiner als sonst die Zwölfjährigen und in keinem Stück hinter ihnen zurück.
5. Urdarkött fängt einen Fisch
Urdarkött, so wird erzählt, lief eines Tags ans Meer, wie er gewohnt war, die Fischer zu besuchen. Da waren fast alle zur Stelle, andere ruderten heran. Sie hatten einen guten Fang gehabt und warfen die Fische vom Boot. Sie hatten einen großen und schönen Fisch von vier Ellen gefangen, warfen ihn auf den Ebbestrand und riefen: "Freund Urdarkött, faß an und zieh den Fisch herauf!" Er meinte: "Wollt ihr mir den Fisch schenken, wenn ich ihn hinaufbekomme:" Sie antworteten , das habe er sich verdient, wenn er damit zustande käme. Und sagten ihm das alle zu.
Urdarkött war in einer Pelzjacke und Hauswollenhosen und barfuss darunter. Er lief jeden Tag mit nackten Füßen und hatte einen Strick um sich und seinen Kapuzmantel übergelegt. lief hinaus in dag seichte Wasser und warf dem Fisch das eine Strickende um, das andere nahm er sich um die Schultern. Nun legte er sich sehr ins Zeug und ging bald ein Stück vor.
hald blieb er stecken. Alle lachten über ihn, aber er kümmerte sich nicht darum, solange er bei der Arbeit war.Es gelang ihm mehr und mehr, bis er ihn schließlich heraufgezogen hatte. Dann ging es schnell mit dem Aufstie. Da sprangen aber die anderen hinzu, nahmen ihm den Fisch ab und wollten die Abmachung nicht halten. Er war damit übel zufrieden, ging und sagte es den Söhnen Brettings und bat die, für ihn einzutreten. Sie gingen gleich zu den Fischern und forderten sie auf, den Fisch herzugeben und die Abmachung mit Urdarkött zu erfüllen. Allen schien, daß er das Seinige dazu getan habe, ja bis zur Unwahrscheinlichkeit. Durch ihr Eintreten ward es so, daß er seinen Fisch zu seiner großen Freude bekam. Er arbeitete sich nun von neuem an dem Fisch ab und schleppte ihn heim in den Hof zu seiner Pflegemutter Syrpa. Er brachte ihnen den Fisch. Sie wurden gewaltig froh.
Dies wurde weit über die Gegend bekannt, und man sprach viel von dem Sohn der Syrpa und Gests. Alle verwunderten sich, wie die zu so einem trefflichen Sohn kämen, wie ihnen dieser Bursche erschien. Und alle, die ihn sahen und von ihm hörten, waren von ihm eingenommen. Die beiden aber versuchten auf alle Weise, wie sie konnten, ihn unkenntlich zu machen. Und so vergingen einige Jahre.
6. Thorgeir erkennt Urdarkötts Abkunft.
Urdarkött sieht zu seinem Vater
Wie erzählt wird, war zwischen Asbjörn und dem Goden Thorgeir große Freundschaft und gutes Einvernehmen. Jeder lud den andern zu seinen Gastgeboten, und sie tauschten untereinander gute Gaben. So geschah es auch einen Herbst, daß Asbjörn seinen Schwager Thorgeir zu sich einlud-Er kam auch mit vielen Begleitern, und Asbjörn empfing ibn mit großer Freundlichkeit. Die Bewirtung war vortrefflich. Urdarkött ließ nicht von seiner Gewohnheit ab, nach Strand zu gehen. Jeden Tag lief er dorthin. So tat er es auch diesen Tag, als man beim Mahle saß. Er war jetzt unbändig und sing mit den Mägden zu ringen an. Die wehrten sich kräftig, und es drangen eben viere auf ihn ein. Es gab großen Lärm. Er zog
sie in die Stube hinein und sie gingen nun heftig aufeinander los. Den Männern kam das sehr ergötzlich vor, ihren Ansturm anzusehen. Es endete damit, daß er alle warf und ihnen schlimm mitspielte.Und als sie nun ihr Spiel beendet hatten, stand er auf dem Estrich in seinem Zeug, nämlich der Pelzjacke und mit dem krummen Stabe, den er immer in der Hand trug. Thorgeir blickte ihn lange an und sagte dann zu Asbjörn: "Wer ist der Junge, der da herein gekommen ist " Asbjörn antwortete: "Das, mein ich, ist der Sohn Gests und Syrpas aus Hausen." Thorgeir erwiderte: "Das ist unglaublich und das kann nicht sein!" Er rief Urdarkött heran. Der ging sogleich zu ihm und setzte sich auf einen Klotz, der vor ihm stand. Thorgeir sagte: "Wie alt bist du, Urdarkött:" Er antwortete: "Zwölf Jahr bin ich alt." Thorgeir sagte: "Du bist so groß und tüchtig und so wohlgewachsen für dein Alter, daß ich nie einen Häuptlingssohn gesehen habe, der dir in all diesen Dingen gleich käme." Da sagte Asbjörn: "Wenn du Syrpa und Gest, seine Eltern, sähest, Schwager, würdest du sagen, daß sie alles andere als von Häuptlingsart sind; denn niemand hat solche Schweine gesehen wie die beiden. Es ist wunderlich, daß du mit niemandem außer Urdarkött redest. Ich merke, es macht auf dich großen Eindruck, daß er so hübsch aussieht." Thorgeir wurde sehr roi und sagte: "Mir scheint, daß ich es sehr nötig habe, hierüber zu reden; doch will mir vorkommen, daß dir nicht weniger daran liegen müßte, davon zu sprechen." Thorgeir fragte Urdarkött weiter: "Willst du zu Gest und Syrpa gehen: Sage, ich wollte sie sprechen!" Er schlug es ab: "Ich weiß, daß du tust, als könntest du mir einen andern Vater und eine andere Mutter geben. Dafür werden sie dir keinen Dank wissen. Und ich weiß auch noch nicht, ob mir ein anderer Vater oder eine andere Mutter so gefallen würden, wie diese, wenn sie auch ehrenvoller wären."
Darauf wurde ein Mann nach ihnen geschickt, und sie wollten nicht kommen. "Jetzt wird es so kommen," sagte Syrpa, wie mir's schon lange ahnte, daß Urdarkött davon Böses zustoßen würde, daß er jeden Tag dorthin nach Strand läuft und so
tut; als sei es das einzig Wichtige, dort Lärm zu machen." Man sagte nun dem Thorgeir, daß sie nicht kommen wollten. Da antwortete Thorgeir: "Tu nun, worum ich dich bitte, und hol sie hierher! Ich werde dir dafür gewähren, was du dir wünschst." Urdarkött erwiderte: Ich tu es nicht, wenn du mir nicht zusicherst daß sie nicht betrübter wieder abziehen sollen, als sie zu dir kamen." Thorgeir versprach, gut gegen sie zu sein. Dann endlich ging Urdarkött nach Hause und sagte seinen Eltern, sie möchten mit ihm kommen; — "ich verpflichte mich, solange ich am Leben bin, soll euch kein Geld mangeln, wenn ich erst über mehr Geld zu verfügen habe als jetzt."Syrpa antwortete: "Es hat keinen Sinn, zu widerstreben. Das muß geschehen , was besser ist, wenn es uns auch mißfällt. Wir wollen nur gehen."Und als sie nach Strand gekommen waren, setzten sie sich auf einen Stuhl vor Thorgeir, Urdarkött zwischen ihnen. Da sagte Thorgeir: "Meine Meinung ist, Syrpa, euer Sohn ist Urdarkött nicht! Und es gilt nun kein Zaudern. Entweder sag, wie es sich verhält, und nimm dafür meinen Dank und meine Freundschaft, oder mach dich gefaßt, bart angepackt zu werden, und dann wirst du doch die Wahrheit sagen müssen!" Syrpa antwortete: "Es ist soweit gekommen, daß es nun das Geratenfte ist, die Wahrheit zu sagen und den wirklichen Verlauf ." Darauf berichteten sie, wie es geschehen war. Alle hörten genau zu, die dabei waren. Thorgeir sagte: "Ich denke, nun sagt ihr wohl die Wahrheit." Da fragte Thorgeir die Thorgerd , wie lange es her sei, daß sie das Kind geboren habe. Sie sagte, es seien nun zwölf Jahre her. Er Sagte, ob sie das Rind ausgesetzt habe. Sie bestätigte es. "Warum tatest du das?' Sagte Thorgeir. Sie entgegnete. vor dem Zorn und der Leidenschaftlichkeit ihres Mannes Asbjörn habe sie es nicht anders gewagt; "sein Befehl war es; ich liebte das Kind so sehr, daß ich es gern aufgezogen hätte,"
Thorgeir sagte zu Asbjörn: "Willst du, Schwager, diesen jungen Menschen als deinen Sohn anerkennen: Und ihn zu dir nehmen und ihn wie dich selber halten:" Asbjörn erwiderte. "Wessen Sohn er ist, das weiß ich nicht. Aber ich kann ihm
gern zu essen geben wie andern Leuten, wenn du das für gut hältst." "Wenn du nicht väterlich gegen ihn bist und ihm nicht gibst, was er begehrt, so trennt das unsere Freundschaft. Denn ich muste nicht sehen können, wenn er nicht rasch deine und meine verwandten übertrifft. Aber Syrpa und ihrem Mann soll man zwölfhundert Stück vieh 1 geben als Ziehlohn für Urdarkött. Ich will die Hälfte geben, und du sollst die andere übernehmen. Es soll ihnen hierbei die größte Ehre und das größte Glück zuteil werden."Gest und seine Frau fuhren heim, und es gefiel ihnen überaus. Urdarkött blieb nun auf dem Strandhof und wurde eingekleidet . Was er bisher am Leibe trug, wurde heruntergerissen, und man gab ihm die besten Kleider. Niemand erinnerte sich, einen so schönen und so wohlgebauten Mann gesehen zu haben. Alle meinten nun, daß Thorgeir ihm zu der größten Ehre und zu seinem Glück verholfen habe. Danach ritt Thorgeir mit seinem Gefolge heim. Die beiden Schwäger trennten sich in Freundschaft. Urdarkött blieb nun daheim in Strand. Asbjörn sprach wenig mit ihm, aber nicht unfreundlich. Seine Mutter aber gab ihm alles, was er begehrte, mit der größten Freundlichkeit. Er übte sich nun in allen Leibesfertigkeiten, die einen Mann zieren. So ging es eine Zeitlang, und es verliefen einige Jahre.
7. Urdarkött bricht einem Bullen
das Genick
Im Frühjahr, wird erzählt, ritt Asbjörn zum Thing nach seiner Gewohnheit. Unter dem Vieh war, so heißt es, ein dreijähriger Bulle, mit dem schwer umzugehen war. Die Weiber konnten seinetwegen kaum melken, er war überaus stößig. Eines Morgens kamen die Mägde schreiend herein und sagten, der Bulle habe die Milchkübel umgeworfen. "Bist du da, feiger Urdarkött Es ist, als hätte man niemanden, wenn man auf dich angewiesen ist, wo es einmal etwas gilt." So setzten sie ihm mit jedem Wort zu und beschimpften ihn. Urdarkött erwiderte: Je schlimmer er mit euch umspringt, desto
Damit stand er auf und ging dahin, wo das vieh stand. Sobald der Bulle ihn sah, rannte er ihm entgegen. Er hatte gewaltige Hörner und gedachte ihn auf die Hörner zu nehmen. Urdarkött nahm mit jeder Hand ein Horn und sie kämpften so hart miteinander; daß die Erde um sie aufgewühlt wurde. Urdarkött packte so mächtig zu, daß er ihm den Kopf nach oben drehte und auf dem Rücken brach, da ging das Rückgrat auseinander. Dann ging er davon. Die Knechte machten äch darauf an den Bullen. Asbjörn kam heim und man erzählte ihm davon. Er sagte nichts dazu. Allen schien das von einem Zwölfjährigen ein ungewöhnliches Kraftstück. Das erfuhr nun einer vom andern nah und weit. Urdarkött war gewöhnlich schweigsam und kümmerte sich um wenig; nur seine Spiele trieb er Tag und Nacht. Asbjörn wurde immer freundlicher gegen ihn, indem er sah, wie er die andern übertraf. So vergingen die Jahre, und es blieb alles still. Man lebte, ohne daß etwas Neues geschah.
8. Urdarkött rettet den Norweger Finnbogi
aus Seenot
In einem Herbst fing Urdarkött an, jeden Abend hinauszugehen und nicht eher wieder zu kommen, als bis die Nacht fast vorüber war. Niemand wußte, was er trieb. Eines Abends kam er ins Haus, als Asbjörn schon zu Bett gegangen war und auch seine Leute alle. Urdarkött ging an sein Bett und fragte: "Schläfst du schon, Vater, oder nicht?' Er antwortete, er sei noch wach; — " aber was willst du:" Er sagte: "Ich bin jetzt sieben Abende hinausgegangen und habe jeden Abend denselben Anblick gehabt. Was es aber ist, weiß ich nicht. Nun möchte ich, daß du binauskämest und zusähest, denn du hast gute Augen." Asbjörn stand auf und begleitete ihn hinaus. Urdarkött sagte: "Ich sehe einen Lichtschimmer
über das Meer ganz in der Ferne. Mir scheint, daß das irgend ein Feuer sein muß." "Was glaubst du denn," sagte Asbjörn, "daß es sein könnte." "Ich weiß es nicht," sagte Urdarkött, "dazu bin ich zu jung und verstehe von den Dingen noch nichts. Aber ich habe von Männern reden hören, die in Seenot geraten sind, daß sie ein Feuerzeichen gäben, und daß man das weit sähe. Mir schien es am ersten Abend am deutlichsten, und dann schien es mit jedem Tag kleiner su werden." Asbjörn erwiderte: "Das ist richtig vermutet. Und was willst du nun anfangen:" Er entgegnete: "Ich möchte, daß du mir deine Schute leihst und Männer dazu. Ich möchte mich überzeugen, was das ist." Asbjörn war damit einverstanden. Urdarkött machte sich sofort zurecht und nahm das, was ihm am nötigsten schien, in das Fahrzeug. Drei Knechte fuhren hinaus und er als vierter. Sie ruderten hinaus in den Skjalfandibusen 1. Urdarkött saß am Steuer. Als sie eine Zeit gerudert hatten, sagte Urdarkött: "Jetzt sollt ihr einmal steuern, und ich will rudern, und sehen, ob es nicht etwas vorwärts gehen will." So taten sie. Einer setzte sich ans Steuer und Urdarkött ruderte allein. Sie merkten, daß es ihm ganz anders von der Hand ging, als ihnen dreien. Er ruderte lange, und es ging mächtig vorwärts. Da sagte Urdarkött: "Nun könnt ihr wieder rudern und ich will steuern!" So taten sie. Sie begannen zu rudern und er steuerte. Und als sie eine Zeit gerudert hatten, sprang einer von ihnen auf und sagte: "Es ist wahrhaftig keine Kleinigkeit, so die ganze Nacht durchzurudern, aber nun scheint mir auch, daß wir etwas Großes einheimsen! ich glaube, ich sehe einen neulich gestorbenen Walfisch ." Urdarkött meinte. das weide kein Wal sein; —"aber wir wollen das Rudern trotzdem nicht aufgeben." Und als sie sich näherten, erkannten sie, daß es ein Handelsschiff war und. schon tief gesunken. Sie stießen mit dem Steven daran und warfen Taue auf das Schiff. Darauf gingen sie hinüber.Sie sahen, daß das Feuerzeichen ausgebrannt war; und das Holz war sehr angekohlt. Sie merkten, daß das Schiff eine 1
Urdarkött ließ nun alle, die noch lebten, in die Schute bringen. Es waren so viele, wie Finnbogi gesagt hatte. Da fehlte es nicht an Milch und anderem, was ihnen am schnellsten wieder zum Leben verhalf, — als wenn er es vorher gewußt hätte, was nötig sein würde. Dann sagte Urdarkött "Jetzt gib mir, bitte, die Schlüssel, Finnbogi, die zu euren Kisten gehören! Man soll alle Wertsachen mitnehmen!" So taten sie. Urdarkött schaffte mächtig: er lief das Schiff hinauf und hinunter, brachte alles das zusammen, was ibm am wertvollsten schien, und schleppte in die Schute, was sie nur tragen konnte. Sobald sie dann fertig waren, ruderten sie heim und fuhren in der gleichen Windstille, bis sie wieder nach Strand heimgekommen waren.
Asbjörn ging ihnen entgegen und empfing sie freundlich. Man fand, das sei eine besondere Glücksfahrt geworden. Asbjörn ließ den Leuten helfen und sie auf die Gehöfte verteilen. Finnbogi
9. Finnbogi stirbt und hinterläßt seine
Waffen und seinen Namen Urdarkött
Hrafn hieß ein Mann. Er war noch jung, mit Asbjörn verwandt und lebte in seinem Hause. Er war sehr stink. Niemals saß er auf einem Pferde, wohin er auch muste. Finnbogi und Urdarkött, so wird weiter erzählt, machten sich im Frühjahr zur Reise bereit. Sie hatten vor, Außenstände in den Nachbartälern einzutreiben, und ritten zu zweit; der kleine Hrafn lief voraus. Sie ritten am Abend bis zum Lautersee. Thorgeir nahm sie mit beiden Armen auf und lud sie ein, so lange dazubleiben , als sie nur Lust hätten. Sie hatten sich viel zu erzählen und waren froh und angeregt. Thorgeir sah, daß Finnbogi in jeder Beziehung ein trefflicher Mann war und wohlgeschaffen. Den Tag darnach machten sie sich spät auf die Reise, und Thorgeir ritt mit ihnen die Tiefache 2 hinunter.
Bis zum Abend ritten sie nach Berg 3. Dort wohnte Traum- Finni, der Sohn Thorgeirs, der war ein kluger und weitsichtiger Mann. Er war ein Stiefbruder der andern Thorgeirssöhne. Mütterlicherseits war er von lappischer Herkunft 4 ; seine Mutter hieß Leikny. Der nahm sie auf das herzlichste auf. Sie unterhielten sich über mancherlei, lange und vernünftig. ?lm Morgen sagte Finnbogi, sie wollten frühe weiter; —" "wir wollen dann
Als sie ein Stück geritten waren, sagte Finnbogi:"Mir wird sehr unwohl." Urdarkött sah ihn an und meinte: -,Wir wollen absteigen, denn du bist ganz bleich! Es kann sein, daß es dann vorübergeht" So taten sie und ließen die Pferde grasen. Nach einer seit bat Finnbogi weiter zu reiten, es gehe ihm besser. Sie ritten auf den Felsen und kamen unter einen gewaltigen Stein. Da sagte Finnbogi: "Hier wollen wir bleiben, und es kann sein, daß sich hier unsere Reise entscheidet." Sie stiegen von den Pferden und schlugen ein Zelt auf; Urdarkött setzte sich zu Häupten Finnbogis. Da sagte Finnbogi "Es ist wahrscheinlich, daß es mit uns Genossen allen gleich endet; keiner von uns soll Norwegen wiedersehn. Aber du, Urdarkött, hast dich wacker gegen mich und uns alle erzeigt. In meiner Heimat weiden die Leute sagen, daß du mit diesem Zusammentreffen Glück gehabt hast 1. Weil ich nicht mehr dazu komme; dir das zu lohnen, will ich wenigstens nichts von dem, was da ist, abziehen. Hier 1ind die Waffen, die mir mein Vater geschenkt hat. Ich möchte glauben, auch wenn du nach Norwegen oder in die Nachbarländer kommst, wirst du keine besseren finden. Ich will sie dir jetzt schenken und damit zugleich auch das vermögen mögen, das du vom Schiffe geholt hast, das mir gehörte, und das ich gesetzmäßig von den Matrosen erbte. Dann will ich dir meinen Saamen schenken. Ich bin nicht zukunftskundig; doch denke ich, dein Name wird leben, solange die Welt steht. Das wird mir dann eine Ehre sein und meinen verwandten, daß ein so berühmter Mann von mir den Namen hat, wie du einmal wirst, wenn es kommt, wie ich denke. Denn mir hat das Geschick das nicht zugedacht." Urdarkött dankte ihm für die Gabe. Nicht mehr lange ruhte er auf Urdarkötts Schoß, da starb er.
Finnbogi schickte Hrafn nach Berg. Finni kam, und man begrub 1
10. Finnbogi fährt aus und leidet Schiffbruch.
Bard in Halogaland nimmt ihn auf
In diesem selben Sommer kam ein Schiff vom Ozean herein . Der Herr des Schiffes hieß Bard und war aus Vik gebürtig. Das Schiff kam an Land bei Schiffsstrand 1. Der Schiffsherr Hard ging nach Lautersee und nahm Quartier bei dem Goden Thorgeir. Es war nr Zeit, als in Norwegen Jarl Hakon regierte und seine Macht und sein Ansehen am größten war. Den Winter über war Bard im Hause Thorgeirs. Dort war auch Finnbogi stets, denn das verhältnis zwischen beiden war das beste.
Im Frühjahr sagte Finnbogi zu seinem Oheim Thorgeir; er wolle im Sommer mit dem Kapitän Bard hinausfahren. Thorgeir antwortete: "Wenn mir auch erwünscht ist, daß du bleibst, wird es doch nichts nützen, dir abzuraten, denn es wird dir so bestimmt sein. Ich glaube, du wirst das von deinen Verwandten mitbekommen haben, daß sie immer sehr beneidet und an
Sie ritten darauf nach Strand und trugen Asbjörn dies vor. Er erklärte; daß er wohl gerne sähe, wenn Finnbogi daheim bei ihm bliebe; — " da er aber ein Recht bat, über sein Leben zu verfügen, will ich hier wie sonst mich seiner Entscheidung anschließen ." Sie verschafften ihm nun Fahrgelegenheit bei dem Schiffsherrn Bard er kaufte das Schiff zur Hälfte. Als sie fertig waren, schafften Asbjörn und Thorgeir alles, was Finnbogi besaß, auf das Schiff. viel Geld hatte er nicht. Sie trennten sich mit großer Freundschaft.
Sie lichteten die Anker und stachen in See. Als sie etliche Tage gesegelt waren, ließ der Fahrwind nach; sie verloren den Kurs und wußten nicht; wo sie waren. Darauf setzten die Herbststürme ein, und die See geriet in Bewegung. Mit einem Male warf es sie ans Land, und es war spät am Tage. Sie sahen nichts als Klippen und gewaltige Brandungsstrudel, von denen es in den Felsen dröhnte. Weil das Unwetter scharf landwärts blies, trieb das Schiff dort an und brach in Stücke. Alle kamen da um, nur Finnbogi rettete sich ans Land mit seinen Waffen und seinem Schlafsack. Da war ein kleiner Strandstreifen vor den Klippen, und außer Fels und Klippen sah er nichts. Er ging an den Klippen entlang, solange bis die sich teilten und ein Bach zur See stürzte. Dort spähte er die Schroffen aufwärts, und bei seiner Gewandtheit arbeitete er sich in die Höhe. Da war es schon tief in der Nacht. Es blies und fror, daß seine Kleider an ihm erstarrten. Gewaltiger Schnee lag umher. Er warf seinen Schlafsack auf den Rücken und klomm auf das Land empor.
Als er eine Zeit gegangen war, spürte er Feuerrauch. Und gleich darnach kam er an ein Gehöft. Es war ein großer und reicher Hof. Er legte den Schlafsack hin und ging an die Tür. Er konnte hören, daß viele Leute darin waren. Die faßen am Feuer. Er klopfte an die Tür. Jemand nahm das Wort und sagte, einer der Hausleute solle zur Tür gehen. Die antworteten, das kümmere sie nicht, wenn es auch jede Nacht so klopfe. Finnbogi schlug zum andern Mal an die Tür und diesmal lauter. Jener forderte
sie auf, die Tür zu öffnen. Sie antworteten, das täten sie nicht, und wenn die Unholde jede Nacht da pochten. Da schlug er zum dritten Male an die Tür und so stark, daß alle zusammenfuhren. Der Bauer sprang auf und sagte, sie wären nicht wenig unfreundlich, daß sie nicht an die Tür gehen wollten, wenn Leute anklopften; — " wer hier draußen ist, den wird es gewiß besser dünken, drinnen zu sein bei diesem Wetter." Er nahm dann eine Axt in die Hand und ging zur Tür. Er begrüßte den Gast und fragte nach seinem Namen. Der nannte sich Finnbogi, sein Vater sei Asbjörn, und er sei aus Island. Der Bauer fragte, wann er hier ans Land gekommen wäre. Finnbogi erwiderte: "Jetzt am Abend!" "Du mußt es mit der Landung schwer gehabt haben,"sagte der Bauer. Finnbogi sagte, er sei mit dem Schiff gescheitert; —"alle Menschen und alle Habe ist untergegangen. Ich allein habe das Land erreicht. Aber wohin bin ich eigentlich geraten:" Der Bauer antwortete: "Ihr seid hier an der norwegischen Rüste ganz im Norden in Halogaland gelandet. Der Hof hier heißt Grünheide 1. Da fragte Finnbogi, wie denn der Bauer heiße. Er erwiderte: "Ich heiße Bard." "Bist du hier der Vorsteher in Halogaland:" Er bejahte es und fragte: "Wie alt bist du, Finnbogi " "Ich bin eben sechzehn Jahre alt." Da meinte der Bauer: "So hab ich noch keinen Sechzehnjährigen gesehen. Du wirst wohl noch in anderm glücklich beanlagt sein als in Größe und Ansehnlichkeit . Ist dein Vater Isländer" "Nein," sagte Finnbogi" er ist hier aus Halogaland gebürtig." Da sagte der Bauer: "Bist du denn der Sohn von Asbjörn Gunnbjörnsson Stürzebalken:" Gewiß!" sagte er. Der Bauer antwortete: "An den Ohren erkenne ich den Wolf. Da ist mein Rat, du kommst herein und bleibst hier zur Nacht." Finnbogi tat so.Man nahm ihm die Waffen und die Kleider ab und gab ihm trockene. Alle Leute waren freundlich zu ihm. Am Margen war Bard früh auf den Beinen und weckte Finnbogi: Augenscheinlich ist da Schiffsgut angetrieben." Finnbogi erhob sich, und sie gingen an den Strand. Es war, wie Bard erwartet hatte: ein sehr großer Teil der Ladung war angespült. Bard 1
Bard bot Finnbogi an, so lange als er wolle bei ihm zu bleiben. So blieb er den Winter über. Er wurde gut verpflegt und nichts ging ihm ab; Bard sorgte auf das beste für ihn. Es waren viele Männer dort zusammen, und es gab viel Unterhaltung. Finnbogi war freigebig mit seinem Gut, und er hatte es auch dazu. Er war ja Schiffseigner gewesen, und auch das vermögen seiner Mannschaft war ihm nach damaligem Gesetz angefallen.
11. Finnbogi tötet den geächteten Bären
Diesen Winter trug sich's in Halogaland zu, wie ja oft, daß ein Bär erschien und das Vieh schlug. Nirgends richtete er mehr Schaden an, als in Grünheide. So kam es, daß Bard ein Thing gebot und den Bären ächtete und einen Preis auf seinen Kopf setzte. Daraufhin versuchten sich viele an ihm, aber niemand erlegte ihn. Er spaßte nicht; wenn man ihm begegnete, und tötete Menschen sowohl wie vieh. Der Bauer Bard hatte, so wird erzählt, eine Sennhütte und von der Hütte bis zum Hof war ein gutes Stück. Dort ließ er im Winter sein vieh hüten. Es brachte ihm großen Schaden, daß da stets der Bär lag, und niemand es mehr wagte, zum Vieh zu gehen, wenn nicht eine große Schar mitging.
Eines Abends redete Bard mit seinen Leuten, sie sollten sich alle gegen den Bären rüsten, jeder nach seinem vermögen und seinen Waffen; — "morgen ziehen wir auf den Bären aus." Einige taten neue Schäfte an ihre Äxte, andere machten ihren Spieß zurecht, und alles wurde gerüstet, was ihnen von Nutzen sein konnte. Am Morgen war alles früh auf den Beinen, jeder Knabe mit seiner Waffe.
Nun ist von Finnbogi zu erzählen. Am Abend vorher, als die Leute schon schliefen, stand er auf und nahm seine Waffen. Er folgte den Spuren, die nach der Sennhütte führten. Er brauchte die Lift, daß er rückwärts ging und stets in die Spur trat; bis er zur Hütte gekommen war. Da sah erden Bären liegen, wie er ein Stück Vieh geschlagen hatte und das Blut soff. Finnbogi rief: "Steh auf, Petz, und nimm es mit mir auf! Das
gibt mehr zu tun, als auf den Fleischfetzen da zu liegen!" Der Bär erhob sich, sah zu ihm hinüber und legte sich dann wieder 1. Finnbogi sprach: "Wenn du meinst, daß ich besser gewappnet bin, als du, will ich danach tun." Er nahm den Helm herunter, setzte den Schild hin und sagte: "Steh nun auf wenn du Mut hast!" Der Bär setzte sich auf und schüttelte mit dem Kopf, dann legte er sich wieder. Finnbogi rief: "Ich merke, du willst, daß wir gleich gerüstet seien." Er warf das Schwert fort und sprach: "Es sei, wie du willst. Aber nun steh auf, wenn du ein Herz hast, wie es sich gehört, und nicht das feigste Tier bist!" Der Bär stand auf, schüttelte das Fell und tat sehr mürrisch. Dann schritt er auf Finnbogi zu, hob die Pranke und gedachte auf ihn zu hauen. Und wie er sich erhob, unterlief Finnbogi ihn. Sie rangen lange miteinander und wühlten die Erde auf, soweit sie mit den Füßen reichten. Weithin war sie zertrampelt, und es endete damit, daß er den Bären von hinten packte und ihm das Rückgrat zerbrach. Dann richtete er ihn wieder so, wie er vorher gelegen hatte, nahm dann seine Waffen, ging heim und war ganz steif. Er legte sich zu Bett und tai, als habe er geschlafen.Gleich darauf faßte Hard ibn an den Beinen, zur Fahrt gerüstet , wie erzählt worden ist. Er Sagte, ob Finnbogi mitkommen wolle. Der erklärte sich gern bereit. Darauf machten sie sich auf den Weg zu der Senne. Sie sahen, daß der Bär dalag und ein Stück Vieh unter sich hatte. Da ermunterte Bard seine Leute, den Preis zu verdienen und sich an den Bären zu machen. Keiner wollte das aber und wagte sich heran, sondern alle wichen rasch beiseite. Bard sagte: "Ich weiß nicht, was es ist mit dem Bären; er rührt sich nach keiner Seite. Da ich ihn geächtet habe, ist es nur billig, daß ich ihn zuerst angreife." Er ging tapfer vor. Da sah er, daß der Bär tot war. Da drängten sie sich heran und hielten sich alle dazu. Bard konnte nirgends eine Wunde am Tier finden, schaute nun genau hin und sah, daß ihm das Rückgrat gebrochen war. Da sagte er: "Das ist eine Weise und ein Werk, von dem man noch nicht gehört hat. Kein Mann aus Halogaland hat das gemacht. Du,
Darauf enthäuteten sie den Bären und zogen wieder heim. Der Winter verging, und es geschah nichts weiter. Hard hielt Finnbogi mit jedem Tage noch besser. Als der Frühling kam, fing die Schiffahrt wieder an von Halogaland nach Norden und Süden. Finnbogi pflegte jeden Tag, wenn er gefrühstückt hatte, auf die Felsen hinaufzusteigen, saß da jeden Tag und sah zu, wie die Schiffe vorübersegelten. Das machte ihm Freude, schöne Schiffe von mancherlei Art zu sehen.
12. Alf verspricht, Finnbogi zu Jarl Hakon
mitzunehmen
Eines Tages ging Finnbogi auf die Felsen hinauf. Da sah er, daß ein Mann von Süden mit ein großen Schute am Lande entlang fuhr. Er war groß und sah barsch aus. Er hatte einen roten Scharlachrock an und einen dicken Silbergürtel um den Leib. Er hatte zerzaustes Haar, das war lang und schön und bing ihm bis auf die Schultern. Er ruderte so gewaltig, daß die Schute unter ihm zu fliegen schien. Er rief ibn an; da ruderte er gleich heran. Finnbogi fragte ihn nach seinem Namen. Er legte die Ruder bei und rief, er heiße Alf und sei genannt Haarschopf. "Woher stammst du:" fragte Finnbogi. Alf antwortete, daß er Herr der Insel Sandau 1 und mitdem Jarl verschwägert sei; —"ich habe Ingibjörg, seine Schwestertochter, zur Frau. Nun spreche ich aber keine Worte mehr ins Meer; ohne Antwort zu bekommen. Wer ist es, der da so wißbegierig fragt:" Finnbogi nannte seinen und seines Vaters Namen. Alf sagte: "Hast du den Waldbären der Halogaländer erschlagen " Finnbogi bejahte es. Alf fragte: "Wie stelltest du das an " Finnbogi erwiderte: "Das geht dich nichts
Alf ruderte weiter nordwärts am Lande entlang. Finnbogi ging heim und teilte Bard sein Gespräch mit, und daß er mit Alf nach dem Süden wolle. Bard sagte er würde davon abgeraten haben, wenn er davon gewußt hätte; —"ich fürchte, das bringt nichts Gutes. Alf ist ein schlimmer Gesell und voller Trug. Er baut darauf, daß er mit dem Jarl verschwägert und sein Gefolgsmann ist. Darum müssen die Männer viel Unrecht von ihm hinnehmen." Finnbogi antwortete; er hoffe, es werde gut abgehen; —"du, Bard, sollst mein Vermögen verwalten und dafür Sorge tragen nach deinem Ermessen." Die Zeit verging, daß man Alf von Norden erwarten durfte.
13. Alf stellt Finnbogi nach dem Leben und
findet selbst den Tod
An dem Tage, für den Alf seine Ankunft festgesetzt hatte; machte Finnbogi sich von Grünheide auf. Er hatte seinen Schlafsack bei sich und einige Wertgegenstände; die ihm besonders nützlich schienen. Sie hatten nur kurze Zeit zu warten, als auch Alf von Norden angerudert kam. Die Schute war sehr beladen. Alf tat genau, wie er zugesagt hatte; und legte dort an. Sie begrüßten sich freundlich. Finnbogi ging dann auf die Schute. Alf merkte; daß die Schute dabei niederging, und sagte:"An deinem Ledersack sehe ich, daß es dir an Silber nicht fehlen wird, dein Glück zu machen, wenn du zu Jarl Hakon kommst." Darauf trennten sich Bard und Finnbogi in aller Freundschaft.
Alf aber und Finnbogi hielten in südlicher Richtung am Lande entlang, wie es gehen wollte. Als Alf eine Zeit gerudert hatte, sagte er, Finnbogi möchte einmal rudern. Der tat es. Alf saß und steuerte. Finnbogi ruderte so, daß Alf meinte, das Schiff sei nicht vom Fleck gekommen, als er noch ruderte. Sie sprachen viel miteinander. Finnbogi fragte, ob sie noch bis Abend nach Sandau kommen würden. Alf erwiderte: "Da ist in der Mitte eine Insel, da bin ich gewohnt, zur Nacht zu bleiben, wenn ich von Norden komme. Dann bin ich den nächsten Morgen früh zum Morgentrunk daheim." Finnbogi sagte: "Wie rasch mußt du mit den Abgaben nach Süden fahren:" Alf sagte: "Einige Zeit werde ich mich zu Hause aufhalten."
Dann kamen sie an die Insel. Da war eine Höhle oberhalb des Kieselsrrandes. Alf sagte: "Nun wollen wir uns so wenig Mühe machen wie möglich und nichts von der Schute abladen. Stell du dich an den Steven und ich gehe an das Heck. So wollen wir das Schiff in die Höhle schaffen !" Sie taten so und brachten alles ins Rechte. Dann teilten sie die Arbeit unter sich. Finnbogi machte ein Feuer an, und Alf holte Wasser. Finnbogi brauchte Zeit, um mit dem Feuer zurecht zu kommen, die Scheite brannten schlecht an. Er trug ein großes Feuer zusammen und blies mächtig hinein. Da hörte er einen Laut über
sich und schwang sich hinüber auf die andere Seite des Feuers. Da war es Alf, und der dachte schnell mit Finnbogi fertig zu werden. Er sprang auf und unterlief Alf. Auf seine Kraft konnte er sich verlassen. Sie rangen lange miteinander. Da lobte das Feuer hoch und man konnte durch die ganze Höhle sehen. Finnbogi erblickte einen Stein in der Höhle drin. Der war oben scharf wie eine Schneide. Auf den wollte Alf ihn werfen. Finnbogi sträubte sich nicht; und als sie an den Stein gekommen waren, sprang er hoch und zog seinen Gegner mit Gewalt an sich und brach ihm das Brustbein am Stein. So ließ Alf da sein Leben, unrühmlich, wie er es verdient hatte.
14. Finnbogi rauht Alfs Tochter Ragnhild
und fährt nach Lade
Finnbogi richtete sich dann dort ein und schlief die Nacht durch in guter Ruhe. Am Morgen machte er sich daran, die Schute ins Meer zu schieben. Er nahm seine Waffen. Darauf hielt er an der Küste entlang nach Süden, so gut er konnte, und machte keine Unterbrechung, ehe er früh am Tage nach Sandau gekommen war. Als er dort landete, kamen ibm Leute entgegen, die das Schiff erkannten und meinten, es wäre Alf darin. Finnbogi ging hinauf, ihnen entgegen. Sie begrüßten ihn und Sagten ihn, was es gäbe. Finnbogi erwiderte, er wüßte nichts zu berichten. Er erkundigte sich, wo Ingibjörg wäre. Man sagte ihm, sie wäre in der Frauenstube. Er bat die Leute, ihn dahin zu begleiten.
Als er dahin gekommen war, begrüßte sie ihn und Sagte, wer er wäre. Er nannte seinen und seines Vaters Namen. Sie fragte, ob er in Halogaland einen Bären erschlagen habe. Er bejahte das. Sie sagte: "Wie singst du das an:" Finnbogi entgegnete: Das kann dich nicht kümmern, denn dein Sohn wird es auf solche Weise nicht vermögen." Ingibjörg sagte: "War Asbjörn Stürzebalken dein Vater:" Er bejahte es. Da sagte sie: "Es ist nicht zu verwundern. daß du ein hervorragender Mann bist. Mit wem bist du hierher gekommen Er antwortete: "Ich fuhr mit deinem Manne Alf." Wo trenntet ihr euch:" "Hier oben auf der Insel," sagte er" ,wo er gewöhnlich
zu bleiben pflegt, wenn er diese Reise macht. Er hatte keine Lust, bis hierher zu rudern und hatte vor, gleich den Jarl Hakon aufzusuchen. Er sandte mich, seine Tochter Ragnhild zu holen. Und dies zum Wahrzeichen: sie hätte es schon oft begehrt, und er hätte es ihr immer abgeschlagen. Jetzt aber, sagte er, solle sie mitkommen." Sie antwortete: "Ich weiß, daß sich das so verhält . Wunderlich scheint mir es gleichwohl, daß er einen unbekannten Mann in einer solchen Botschaft schickt. Aber iss nun und trink! Dann sollst du später Antwort erhalten." Er tat so.Ingibjörg suchte ihre Tochter auf, um mit ihr zu reden, und fragte, ob sie mit diesem Manne fahren wolle. Sie sagte, die Mutter möchte nur entscheiden. So schmückte sie sie denn aufs beste und legte ihr Silber und Gold an und alle die besten Kleinodien , die sie besaß. Und als sie fertig waren, führte Ingibjörg sie zum Schiff.
Finnbogi nahm Ragnhild in seine Arme und trug sie auf das Schiff hinaus. Da sagte Ingibjörg: "Wenn du aber, Finnbogi, doch mit Trug und Hinterlist fährst, so sieh dich vor, daß du dem Mädchen kein Leid antust! Wenn du irgend etwas Böses sonst tust oder getan hast, so erwarte nur, totgeschossen zu werden Er ruderte fort. Da sagte Ragnhild: "Wie steht es, Finnbogi, um deine Erzählung: Wie schiedest du von meinem vater:" Er erwiderte: ""Wir schieden so, daß er tot war." Da sagte sie: "Da brauch ich nichts mehr zu fragen. Fahr mich zurück nach meiner Insel? Das wird dir das geratenste sein." Finnbogi sagte: "Deshalb raubte ich dich, daß du mit mir ziehen sollst." Da fing das Mädchen zu weinen an. Finnbogi sagte:"Verlier nicht den Mut! Ich werde mich an dir nicht vergreifen , was auch sonst mit meiner Fahrt werden mag."
Darauf kamen sie zu der Insel, und er schleppte alles Gut, das da noch lag, auf das Schiff. Jetzt erheiterte sich d as Mädchen. Als er fertig war, ruderte er am Lande entlang nach Süden. Und sobald er in einen Hafen gekommen war, bekam er Männer zu allem, was er brauchte. Er gab mit beiden Händen Geld weg.
Er machte nicht eher halt, als bis er nach Lade 1 gekommen 1
15. Finnbogi bekennt dem Jarl
seine Tat
Eines Tages trat Finnbogi vor den Jarl und begrüßte ihn geziemend. Er nahm seinen Gruß an und Sagte, was das für ein Mann wäre, der große und stattliche. Er antwortete "Finnbogi heiße ich," sagte er, "und bin der Sohn von Asbjörn Stürzebalken, an den sich noch viele hier in Norwegen erinnern werden. Das Geschlecht meiner Mutter aber ist draußen aus Island, und Thorgeir der Lauterseegode ist mein Oheim." Der Jarl antwortete: "Du bist aus bestem Geschlecht. Deine verwandten sind mir bekannt, es ist nicht jedermanns Sache, sich ihnen gleichzustellen. Warst du im Winter in Halogaland:" Er bejahte es. "Hast du da den Bären erschlagen:" Er gab es zu. "Wie singst du das ohne Waffen an:" sagte der Jarl. "Das kann Euch einerlei sein, Ihr werdet keinen Bären auf solche Weise töten." Der Jarl fragte: "Mit wem bist du hierher gefahren " Finnbogi antwortete: "Ich kam mit Alf Haarschopf, Eurem Schwager, heraus." Der Jarl fragte: "Wo trenntet ihr euch:" Finnbogi sagte: "Er blieb auf einer Insel zurück." "Warum blieb er da?' fragte der Jarl. "Ich erschlug ihn," sagte Finnbogi.
Der Jarl wurde rot wie Blut und sagte: "So wenig hattest du vor dem Tode Angst nach solch einer Gewalttat, daß du
mich su besuchen kamst: Wußtest du etwa nicht, daß mir niemand im Lande näher stand als Alf, mein Schwager und mein Gefolgsmann "Ich erschlug ihn darum," sagte Finnbogi, "daß ich reichlich Grund hatte. Er stellte mir nach dem Leben, und ich wußte, das kein schlimmerer Mann in Norwegen sich den Gürtel um den Leib band, als Alf. Zu Euch kam ich nun aus dem Grunde, das ich mich erbieten wollte, an Alfio Stelle Euch zu folgen und seinen Dienst zu tun, bis auf die Schurkenstreiche , die er zu verüben nicht sparte. Die will ich nicht tun. Doch Mut und männliche Wehr glaube ich zeigen zu können, so gut wie irgend einer aus Eurer Schar." Jarl Hakon sagte: "Die meisten Männer werden urteilen, daß mir die Hände verkehrt liegen, wenn du mir mit dem Leben fortkommst oder unverletzt . Denn viele lassen wir unsere schwere Hand fühlen, die wenig oder eigentlich gar nichts begangen haben. Und wenn Alf auch von manchen Menschen als anmaßender Schurke angesehen wurde, mußt du doch wissen, daß niemand im Lande mir mehr nach Sinn war als er, und paßlicher."Finnbogi sagte: "Ich will Euch nicht verheimlichen, was getan habe. Ich habe aus Sandau Ragnhild, Alfs Tochter, Eure Nichte, mitgenommen. Und sie ist jetzt hierher in Eure Gewalt gekommen." Der Jarl sagte: "Einen so dreisten Menschen wie du, habe ich weder gesehen noch gehört. Du mußt entweder ein Narr sein, oder du meinst, über größere Macht zu gebieten, als wir uns versehen. Es scheint mir zu gut für dich, gleich zusterben. Wir wollen Vergnügen und Unterhaltung daran haben, dir mit einigen Kleinigkeiten zu tun zu geben." Damit ging Finnbogi zu seiner Wohnung hinaus, ließ zu trinken schaffen und war munter mit seinen Leuten zusammen.
16. Finnbogi besiegt den mohr
Eines Tages geschah es, daß der Jarl zu einer Gefolgschaftsversammlung blasen und seinen Stuhl mitten auf das Feld stellen ließ. Darauf ließ er Finnbogi ;u sich rufen, und als er herangekommen war, sagte der Jarl: "Hier, Finnbogi, ist ein Bursche, mit dem du ringen sollst. Du brauchst ihn nicht zu schonen, denn er wird dich auch nicht sanft behandeln."
Finnbogi sah, daß hinter dem Stuhl ein Mohr stand, und er meinte, in seinem Leben keinen greulicheren Menschen gesehen zu haben. Sie machten sich dann zum Ringkampf fertig und gingen grimmig und unermüdlich aufeinander los. Finnbogi merkte, daß der andere nicht geringe Kräfte besaß. Ein gewaltig großer Stein stand auf dem Feld, und auf den gedachte er Finnbogi zu schleudern. Finnbogi ließ sich zum Stein ziehen, und als sie davor waren, schwang er )ich empor und stieß den Mohren zurück, warf ihn mit dem Rücken gegen den Stein und zerbrach ihm die Wirbelsäule. Da sagte der Jarl: "Du hast vor, Finnbogi, meinen Mannen verderblich zu werden." Finnbogi sagte: "Ich glaube, Herr, daß die meisten Leute diesen lieber einen Troll als einen Menschen nennen werden." Der Jarl forderte ihn auf, den Platz zu verlassen; — "und tritt nicht wieder vor mich, eh ich dir Nachricht schicke!"
Finnbogi ging fort und hielt sich wie ein vornehmer Mann. Er hatte niemals weniger als zwölf Leute um sich, und es gab niemanden in dem Gefolge des Jarls, der von ihm nicht gute Geschenke empfangen hätte. Davon wurde er überall bekannt und beliebt. Das Geld, das Alf besessen hatte, und das er nach Süden gebracht harte, lieferte er richtig ab. Es wurde dem Jarl erzählt, daß es abgeliefert sei, und zwar mehr, als man gewohnt war.
Der Jarl besuchte seine verwandte Ragnhild und begrüßte sie auf das beste. Sie sagte, Finnbogi habe sich ritterlich gegen sie gehalten in der Sache; die für sie die wichtigste sei. Die beiden Nichten des Jarls und Ragnhild baten für Finnbogi um Sicherheit und Frieden. Sie sagten, es sei, wenn auch Unrecht, eine Tat gewesen, eines Häuptlings würdig. Der Jarl war in hellem Zorn, und es war nicht angebracht, wo er entschlossen war, Übles zu tun, ihn zu drängen, Gutes zu tun. Es vergingen einige Wochen nach dieser Unterredung.
17. Finnbogi besiegt einen Bären unter
Wasser und erwirbt die Huld Jarl Hakons
Eines Tages ließ der Jarl Finnbogi zu sich rufen. Und als er vor ihn getreten war, sagte der Jarl: "Du sollst
nun nicht weiter meine Leute totschlagen! Mit meinem zahmen Tier sollst du einen Schwimmwettkampf machen: Ich will dir nicht verhehlen, was ich vorhabe. Das Tier soll dich töten. Wenn es aber so gegen alle Erwartung kommt, daß du gegen das Tier gewinnst; dann muß das Schicksal mit dir mehr vorhaben, als sonst mit Menschen." Das schien allen ein großer vertust; und Männer wie Weiber klagten darüber.Der Bär war groß und ebenso stark. Er verstand Menschenrede. Der Jarl zog zum Meer hinab mit all seinem Gefolge. Finnbogi machte sich zum Schwimmen bereit. Und als er vom Lande abgesprungen war, ließ der Jarl das Tier hinterher schwimmen . Der Bär legte sich ihm zu Füßen und hatte nicht Lust zu schwimmen. Der Jarl hetzte das Tier und ermahnte es, alle seine Kraft zu zeigen. Dann ging es Finnbogi nach. Da konnte man einen langen und grimmigen Kampf sehen: sie tauchten einander rücksichtslos unter. Finnbogi merkte, wie natürlich, daß er es unten nicht wie der Bär aushielt. Und er sah wohl, wenn er da keinen Rat fände, daß er dann verloren sei.
Er trug am Halse ein Messer am Bande, das seine Mutter ihm geschenkt hatte. Sie hatte ihm gesagt, das sei ein Erinnerungszeichen , und er solle so daraufachten, als ob sein Glück davon abhänge. Und als sie nun einmal wieder beide unter Wasser waren, nahm er mit einer Hand das Messer, mit der andern sog er das Fell unter dem Bug zusammen. Dann stieß er das Messer hinein, soweit er es bekam, und ließ das Fell wieder über der Wunde auseinander fahren. Da blutete es stark, und das Tier wurde rasch müde. Und ihr Kampf nahm damit endlich dann ein Ende, das Finnbogi den Bären tötete.
Da machte er soviele Kunststücke, als ein Mann nur vermag, und besonders Schwimmkunststücke. Alle Zuschauer wurden darüber hocherfreut. Dann ging Finnbogi an Land und trat vor Jarl Hakon. Der sagte: "Hast du den Bären getötet" Finnbogi bejahte. Der Jarl sagte: "Du kannst deine Sache und bist anders als die übrigen alle, die zu meiner Zeit aus Island herübergekommen sind. Es soll nun allen Männern kund gemacht werden, daß dir alle verfehlungen gegen mich und gegen andere Männer hier in Norwegen, die du begangen
hast, vergeben sein sollen. Und dazu, daß noch niemand hier zu solchen Ehren gekommen sein soll, der soviel begangen hat. Geh nun an die Stelle von Alf und sei mir treu und ergeben, wie du mir angeboten hast" Finnbogi sagte dem Jarl großen Dank für diese Worte, und alle Männer waren darüber hoch erfreut. Sie meinten alle mit Recht, daß man an wenig Siebzehnjährigen so guten Kauf hätte wie an ihm.Finnbogi ging nun mit dem Gefolge zur Halle. Jarl Hakon hielt ihn in großen Ehren, und zu Weihnachten wurde er Gefolgsmann. Keiner unter dem Gefolge wurde mehr ausgezeichnet als Finnbogi. Er blieb da den Winter über in guter Pflege beim Jarl.
18 .Finnbogi macht sich auf, eine Forderung
des Jarls in Byzanz einzutreiben
Im Frühjahr kamen der Jarl und Finnbogi ins Gespräch. Der Jarl fragte, was er für den Sommer vorhatte; — " du wirst nach Island begehren. So ist es meist mit euch. Wenn ihr es eben ;u Ansehen und Freundschaft mit Fürsten gebracht habt, wollt ihr auch schon gleich fort."Finnbogi sagte, daß er nicht vorhabe, sich so schnell von dem Jarl zu trennen. "Wenn du bei mir bleiben willst, habe ich dir eine Gesandtschaft zugedacht . Ein Mann heißt Bergi und ist aus norwegischem Geschlecht ; er war mein Gefolgsmann und ein großer Kaufherr. Es trug sich zu, daß er vermögensverluste hatte und all sein Gut verlor. Da bat er mich, ihm etwas Geld zu leihen, und ich lieh ihm zwölf Mark gebrannten Silbers. Darnach zog Bergi der Weiße fort, und in sieben Jahren ist er bisher nicht wiedergekommen. Jetzt hat man mir erzählt, daß er nach Griechenland hinausgekommen sei. Dort regiert jetzt der König Johannes, ein mächtiger Herr. Bersi ist nun Gefolgsmann des Königs Johannes geworden und in gutem Ansehen dort. Nun will ich dich nach meinem Gelde schicken. Ich will jetzt um die Hälfte mehr haben ader seinen Kopf stattdessen. Wenn ich nun auch mächtig und weit bekannt bin, bin ich doch unter den Herrschern anderer Länder nicht beliebt. Man hält mich für hartsinnig und gar zu unzuverlässig. Ich kann nicht wissen, wie er um
meinetwegen dein Anliegen aufnimmt. Wähle dir aus meinen Mannen, die dir am geeignetsten erscheinen, und rüste die Fahrt in allen Dingen sorgfältig aus!Finnbogi tat so. Er rüstete sein Schiff sorgsam aus und wählte aus dem Gefolge des Jarls, was ihm am besten geeignet schien. Und als er seine Vorbereitungen beendet hatte, trat er vor den Jarl und sagte:" Um eines möchte ich Euch noch bitten." "Was ist das:" Sagte der Jarl. "Ich möchte Euch darum bitten, daß Ihr Eure verwandte, Ragnhild, hier in guter Pflege bei Euch behaltet und nicht beim nach Sandau schickt. Und daß Ihr sie nicht verheiratet, solange Ihr mich noch am Leben glaubt. Der Jarl sagte, er wolle das zusagen; —"vielleicht dachtest du daran, als du sie aus Sandau mitnahmst." Der Jarl schenkte ihm einen Goldring, der eine Mark wog, und einen Mantel, der ein teures Stück war. Es wäre das für einen Mann aus fürstlichem Blut eine ehre) wolle Gabe gewesen.
19. Finnbogi wird am Königshof in Byzanz
wohl aufgenommen
Darauf stach Finnbogi in See. Seine Fahrt ging glatt und er erreichte Griechenland. Finnbogi ging still zu Werke und suchte sich eine Unterkunft nahe an der Residenz des Königs. Sie hatten Markt mit den Landleuten. Griechenland war damals gut christlich. Finnbogi erfuhr daß Bersi beim König wohlgeachtet sei.
Und eines Tages geschah es, daß Finnbogi sich bereit machte, vor den König zu gehen. Er nahm seine Waffen und kleidete sich sorgfältig. Sie gingen zu zwölft vor den König. Finnbogi begrüßte ihn. Er nahm den Gruß huldvoll anund fragte, wer er wäre. Finnbogi nannte seinen Namen; er sagte, daß er aus norwegischem und isländischem Geschlecht wäre. Der König erwiderte: "Du bist ein vornehmer Mann nach deinem Aussehen und wirst in deiner Heimat eine große Stellung haben. An wen glaubst du:" Finnbogi antwortete: "Ich glaube an mich selbst 1." Der König sagte: "Wie alt bist du:" Finnbogi
Der König antwortete: "Ich habe von Jarl Hakon reden hören, doch stets im Schlimmen und nie im Guten. Wunderlich, daß er glaubte, den Kopf eines Mannes zu bekommen, den ich schützen will. Aber wie die Sache nun steht, Finnbogi, daß du einen langen Weg zu uns gemacht hast und dich vor allen Männern auszeichnest, die aus Norden zu meiner Zeit hierher gekommen sind, da ist es billig, daß ich um deinetwillen irgend einen Ausweg finde, der dir gefallen kann. Ihr sollt den Winter über hier bleiben und freien Kauf mit meinem volke haben." Finnbogi dankte dem König und ging heim zu seiner Herberge. Und da blieben sie den Winter wohl gehalten.
20. Finnbogis Kraftprobe vor dem König
Im Frühjahr ging Finnbogivor den König und sagte, er wolle nun Antwort auf seine Botschaft wissen. König Johannes sagte ihm das zu.
Darauf berief der König ein Thing, und zu dem kam auch Bersi der Weiße mit vielen anderen Männern. Da sagte der König: "Bersi, bist du dem Jarl Hakon Geld schuldig: " Er entgegnete; er sei ihm zwölf Mark gebrannten Silbers schuldig; — "und ich denke nicht daran, ihm das zu bezahlen." Der König sagte: "Jetzt auf der Stelle sollst du es bezahlen! Da mußte Bersi das Geld herzählen.
Der König legte noch die Hälfte dazu, und auch das bekam Finnbogi. . Dann sagte der König: "Du sollst wissen, Finnbogi, und ebenso die anderen, die hier zugegen sind, daß ich dies um deinetwillen tue. Aber bitten möchte ich dich, daß du uns den Gefallen tust und uns einige Beweise deiner Stärke gibst. Denn ich weiß, daß du weit stärker bist, als andere Menschen. Und dann nimm den christlichen Glauben an" Finnbogi antwortete: "Das will
ich versprechen: wenn diese Botschaft nach Norden kommt, sollen wenig Leute den Glauben vor mir annehmen. Alle will ich da- antreiben, die auf meine Worte hören mögen."Der König saß auf einer Thronbank und zwölf Männer neben ihm, sechs auf jeder Seite. Finnbogi stand vor dem König. Er war prächtig gekleidet, und alle Leute bewunderten seine Schönheit und sein ritterliches Wesen. Finnbogi trat an den Thron und hob ihn auf seine Schulter und ging damit hinaus aus dem Kreise und setzte den Thron dann nieder. Alle bestaunten die Kraft dieses Mannes. Der König gab Finnbogi einen Goldring, der zehn Unzen wog, dazu Schwert und Schild, erlesene Kleinodien. "Damit", sagte der König," will ich dir einen Zunamen schenken und dich Finnbogi Starken nennen. Ich glaube, daß dieser Name bekannt bleiben wird, solange die Welt bewohnt ist. Du sollst mein vollkommener Freund sein, ob wir uns noch einmal sehen oder nicht mehr." Darnach machte Finnbogi der Starke sich mit seinem Gefolge wieder auf die Rückfahrt. vom Könige trennte er sich in bester Freundschaft.
Finnbogi reiste nun ohne Unterbrechung heim, his er wieder in Norwegen war. Der Jarl nahm ihn überaus freundlich auf, und man fand, daß seine Fahrt vom besten Erfolg gewesen sei. Die große Geldsumme hatte er erhalten und ausgesuchte Ehre von dem Griechenkönig. Der Jarl lud Finnbogi nun ein, bei ihm zu bleiben, setzte ihn auf den Platz neben sich und hielt niemanden in größerer Ehre. Er wurde nun Finnbogi der Starke genannt. Den Sommer über blieb er bei dem Jarl in großem Ansehen.
21. Finnbogi gewinnt die sand der Ragnhild
und verabschiedet sich vom Jarl
Eines Tages geschah es, daß Finnbogi mit dem Jarl ins Gespräch kam und ibn bat, er möge nach Sandau fahren und ihn mit Ingibjörg aussöhnen; —"und mit eurer Hilfe möchte ich dabei abmachen, daß ich die Hand ihrer Tochter Ragnhild bekomme, und daß ich ihr Genugtuung gewähre für den Totschlag an ihrem Mann Alf." Der Jarl sagte das freundlich zu und sandte Leute nach Sandau zu Ingibjörg. Er forderte 1ie
auf, ihm ein Mahl zu rüsten. Sie aber bat, daß Finnbogi nicht mitkäme zu dieser Zusammenkunft; —"ich mag den Mann nicht sehen, der mir solches Herzeleid getan hat." Der Jarl erwiderte er wolle es darauf ankommen lassen. Darauf rüsteten sich beide, der Jarl und Finnbogi, und fuhren mit großem Gefolge nach der Insel.Dort war eine große Menschenmenge versammelt und ein ausgesuchtes Mahl bereitet. Sobald der Jarl seine verwandte begrüßt hatte, nahm er in Anspruch, zwischen ihnen nach Gutdünken zu vermitteln, ob es ihr nun recht sei oder nicht. Finnbogi ließ nach dem Bauern Bard in Grünheide schicken; der kam mit dem großen Vermögen, das Finnbogi gehörte. Der Jarl entschied auf eine große Geldbuße für den Totschlag an Alf Haarschopf. Und danach verlobte er Finnbogi seine Nichte Ragnhild. Das Geld sollte Ragnhilds Aussteuer sein. Damit war nun Ingibjörg wohl zufieden, da der Mann ihr als einer der ausgezeichnetsten erschien und sie den festen Willen des Jarls in der Sache sah. Alle setzten sich nun zu gemeinsamem Mahle. Ragnhild mußte sich mit einer großen Frauenschar auf die Bank setzen, und die Männer waren froh und guter Dinge; nach dem Mahle gab Finnbogi dem Jarl gute Geschenke, ebenso erlesene Geschenke gab er dem Bard von Grünheide. Auch allen vornehmen, die da waren, gab er irgend eine gute und ziemliche Gabe. Finnbogi blieb nun auf Sandau, und der Jarl fuhr mit seinen Leuten heim. Die beiden liebten sich sehr; Finnbogi und Ragnhild.
Im Winter vor dem Julfest fuhren sie zu dem Jarl und waren zum Julgelage bei ihm zu Gast. Nach dem Fest rüstete Finnbogi zur Heimfahrt. Und als sie gerüstet waren, ging der Jarl mit ihnen zum Strande hinab. Da sagte Finnbogi: "Jetzt steht es so mit mir, Herr, daß ich in der Tat im Sommer nach Island hinaus möchte, meine Verwandten und anderen Freunde besuchen. Ihr habt mich ehrenvoll und auf das freundlichste behandelt, Herr. Ich werde Euch, wohin ich auch komme, als den ersten Fürsten preisen. Der Jarl erwiderte: "Du magst mit meinem Urlaub hinziehen, wo du willst. Es ist noch nie ein Mann zu mir gekommen, der an Kraft und an aller Geschicklichkeit
und ritterlichem Wesen an dich heranreichte." Der Jarl schenkte Finnbogi ein Schiff, mit allein Takelwerk und sehr schön. Er sagte, er solle sich nicht bei Anderen Fahrgelegenheit über das Meer nach Island suchen müssen, "bei der Botschaft, die du mir gebracht hast." Finnbogi dankte ihm mit guten Worten für alle Ehre, die er ihm erweise. Sie schieden in bester Freundschaft; und alle dünkte es nicht gewöhnlich, wie sehr der Jarl diesen Mann vor allen anderen auszeichnete, die bei ihm gewesen oder zu ihm gekommen waren oder ihm gedient hatten. Er fuhr nun nach Sandau und lebte da den Winter über in gutem Ansehen.
22. Finnbogi sieht wieder auf den Hof Am
Strande
Im Frühjahr fuhr Finnbogi nach Island und brachte Geld und erlesene Kostbarkeiten mit. Von Ingibjörg trennte er sich als bester Freund. Sie stachen in See, hatten guten Wind und landeten bei Aarstrand 1. Dort wurde rasch bekannt, daß Finnbogi in größter Ehre herübergekommen sei und die angesehenste Frau aus ganz Norwegen bekommen habe. Da ritten sein Vater Asbjörn und Thorgeir, der Lauterseegode, zum Schiff. Man begrüßte sich auf das herzlichste. Finnbogi beschenkte seine Verwandten und Freunde reichlich. Darauf ritt er heim nach Strand und ließ dorthin auch seine Ladung schaffen. Alle Kinder freuten sich von Herzen über ihn. Er saß dann in Ehren und großem Ansehen zu Hause auf Strandhof23
23. Finnbogis Gestüt auf der Flateytalsheide
. verfeindet sich mit Uri
Gegen den Herbst rüstete Thorgeir ein prächtiges Gastmahl und lud dazu Asbjörn und Finnbogi mit einer Menge anderer Männer. Die Bewirtung war ausgezeichnet, und als man vom Mahle ging, verteilte Thorgeir die ansehnlichsten Geschenke. Seinem Vetter Finnbogi schenkte er fünf hellgelbe Stuten. Man sagte, der Hengst dabei sei der beste, den es im Nordviertel gäbe. Der Ragnhild gab er einen Ring, der eine
Ein Mann hieß Uri. Er lebte, wo es heißt Zu den Heidehäusern 1. Er war von belfern der Art, klein und armselig. Er hatte die Tochter des Bauern Bretting 2 zur Frau; sie hatten viele Kinder und wenig Geld. Überall war er unbeliebt. Finnbogi saß daheim in Strand; und es heißt, daß er sich ein wenig mit den Leuten zu verfeinden begann. Besonders die Söhne Brettings und deren Freunde und verwandte waren da zu nennen. Denen schien es, daß Finnbogi seit seiner Auslandreise zu anspruchsvoll geworden sei. Niemand würde mehr genannt, als er, seit er wieder im Lande war. Finnbogi, so wird erzählt, hatte nichts in seinem Besitz, das ihm mehr wert zu sein schien, als die Zuchtrosse. Er ging jeden Tag und streichelte sie. Uri knurrte darüber und meinte, daß er viel Schaden davon hätte; er war stets wütig und grob in seinen Reden. Finnbogi aber gab darauf nicht acht.
Asbjörn hatte auf der Hochfläche viel Heu und ließ es im Winter heimfahren.
24. Uxis Fall
Eines Tages fuhren Finnbogi und sein Vater auf die Hochfläche hinaus und viel Leute mit ihnen. Als sie oben waren, machten sie ein Heufuder zurecht. Gleich war Uri da und nahm den Mund recht voll gegen Finnbogi. Er sagte, daß er etwas zu tun entschlossen sei, wenn Finnbogi nicht besser auf seine Zuchtrosse acht gebe. Dann fuhren sie heimwärts; die Gespanne fuhren voran, die am ehsten fertig waren. Finnbogi blieb zurück und Hrafn der Kleine mit ihm; sie packten ein Fuder zusammen. Hrafn der Kleine bat Finnbogi, das Fuder so fest, als er könnte, zu binden. Finnbogi sagte wieder, er möchte dann doch die Last zusammenpressen. Er erwiderte, das sei nichts für ihn. Sobald Hrafn fertig war, ließ er sein Pferd losgehen, seinen Gefährten nach. Finnbogi hielt sich noch bei seinen Rossen auf, streichelte sie und stutzte ihnen die Mähnen. Dann machte er sich auf den Heimweg.
Finnbogi ging zu Uxis Weib hinein und sagte ihr, was geschehen sei. Der schien das ein großer Schaden. Finnbogi gab ihr einen Goldring, der sechs Unzen wog, und sagte, sie möchte das zunächst nehmen und damit ihren Unterhalt bestreiten. Dann ging Finnbogi heim und suchte seinen Vater auf. Der erkundigte sich, wo Finnbogi so lange geblieben sei. Er sagte, was da vorgefallen sei. Asbjörn sagte, das sei schlimm abgelaufen , wenn auch freilich der Mann nichts getaugt hätte; " es find Leute da, die Klage zu übernehmen, die, wie mir scheint, sich bei dem Totschlag mit getroffen fühlen werden. Ich glaube, es werden jetzt viele sich dieser Klage anschließen, die vorher nicht daran dachten, ihm etwas Gutes zu erweisen. Finnbogi erklärte, er fürchte sich nicht im geringsten vor denen, die ihm entgegentreten wollten.
25. Die Brettings söhne bereiten
die Stage vor
Den nächsten Tag, sobald der Morgen graute, machte sich das Weib auf den Weg und verkündigte ihren verwandten, daß ihr Mann erschlagen sei. Die Brettings söhne wurden gewaltig zornig darüber. Sie rüsteten sofort zur Klage, ritten nach Strandbad schoben Finnbogi den Totschlag zu und verlangten, er solle ihn mit Geld büßen. Finnbogi aber erklärte, er werde darauf nicht eingeben, Uri habe durch seine Reden seine Heiligkeit verwirkt. Darauf luden sie Finnbogi wegen des Totschlags an Uri.
Danach ritten sie nach dem Inselfjord und suchten Eyjolf Valgerdson auf, der damals für den angesehensten Häuptling
am Inselfjord galt; er war auch den beiden verwandt. Sie baten ihn um seine Hilfe gegen Finnbogi und seine Sippe. Er versprach seine Unterstützung. Sie ritten dann heim und meinten nun mit ihrer Klage durchzudringen. Gegen Finnbogi wurden sie jetzt dreist und ausfallend in ihren Reden. Er tat, als hörte er nicht, was sie redeten.Danach besprachen sich auch Thorgeir und Finnbogi. Finnbogi erzählte, was sich ereignet habe. Thorgeir erwiderte, besser wäre es gewesen, wenn er eine Buße gegeben hätte; er meinte, es sei nicht gut, seine Ehre wegen solch einer nichtsnutzigen Sache aufs Spiel zu setzen. Sie ritten nun zum Thing, und beide Parteien zogen große Scharen zusammen.
26. Die Stage wird abgewiesen.
Finnbogis Söhne
Man brachte dann die Klage gegen Finnbogi vor. Aber da bekannt war, unter welchen Umständen er ihn erschlagen hatte, wies Thorgeir die Klage mit einer Einrede zurück. Die anderen waren mit ihrem Mißerfolg übel zufrieden; und so ging man auseinander. Jeder ritt wieder nach seinem Gehöft zurück.
Ragnhild hatte im Herbst ein Kind geboren, das war ein starker und schöner Knabe. Der wurde nach ihrem Vater Alf genannt. Finnbogi und sein Weib zogen nach dem Thing nach Lautersee, denn Thorgeir wollte nicht, daß sie da draußen blieben. Thorgeir glaubte zu wissen, daß sie in Streit geraten würden, wenn sie so nah beieinander säßen, Finnbogi und seine Gegner. Hrafn der Kleine sog mit Finnbogi. Im Herbst gebar Ragnhild einen zweiten Sohn, der wurde Gunnbjörn genannt und war schön von Aussehen. Thorgeir sorgte nach seinem, vermögen für die Gäste.
27. Der Überfall. Finnbogi erschlägt zwölf
Männer auf der Heidekuppe
Als der Winter herankam, so wird erzählt, machten sich Finnbogi und Hrafn der Kleine auf und wollten nach Strand hinaus. Thorgeir sagte, es sei bei den gespannten verhältnissen
unrätlich, den Weg allein zu gehen. Finnbogi erklärte , er habe keine Angst vor dem Wege. So machten die beiden sich auf. Finnbogi ging bewaffnet, er hatte einen Helm auf dem Kopfe, den Schild an der Seite, das Schwert am Gurt und den Spieß in der Hand. Als sie draußen auf die Hochfläche hinausgekommen waren, sagte Hrafn:"Kannst du etwas sehen, Finnbogi" Der sagte, er sähe nichts, was ihm der Beachtung wert scheine, "oder was siehst du denn?"' "Ich sehe," sagte er, "dort unter dem Hügel fünfzehn Speerspitzen vorragen und denke, daß man dir da auflauern will. Mein Rat ist, einen anderen Weg einzuschlagen. Niemand kann dir etwas vorwerfen, solange man nicht weiß, daß du sie gesehen hast." Finnbogi erwiderte: "Keineswegs dürfen wir das versuchen. Vielleicht treiben die Burschen auch nur Scherz und wollen uns Angst einjagen." "Willst du," sagte Hrafn",daß ich nach dem Strand- hof renne und deinen Vater benachrichtige:" "Nein," sagte Finnbogi, " das will ich nicht; du weist ja noch gar nicht, was zu melden ist."Darauf lief Finnbogi auf eine Kuppe. Die war mächtig steil und hoch, daß man nur von einer Seite angreifen konnte. Finnbogi hatte eben ein paar Steine aus dem Boden gelockert, als die Söhne Brettings und die Ingisöhne auch schon ankamen. Alle waren kräftig und voller Mut. Mit ihnen waren noch zehn andere Männer aus der Verwandtschaft und Freundschaft, alles tüchtigste Kämpen.
Finnbogi begrüßte sie alle heiter und fragte nach ihrem Begehr. Thorstein antwortete, ihr Zusammentreffen werde so ablaufen, daß Fragen nicht nötig sei: "heut wird sich's zeigen, ob du wirklich so weit über anderen stehst, wie dir's bisher immer schien." Finnbogi sagte, die fünf Brüder sollten vorkommen und es mit ihm aufnehmen. Das schlugen sie ab. Finnbogi sagte, dann sollten sie tun, was sie wollten.
Da sprang Thorstein auf und stieß mit seinem Spieß nach Finnbogi . Hrafn der Kleine sprang auf und schlug den Schaft des Spießes in Stücke. Thorstein sog sein Schwert und hieb nach Finnbogi. Er spaltete den Schild auf einer Seite des Handriemens , und das Schwert fuhr auf den Rist von Finnbogis
Fuß. Er warf mit einem Stein nach Thorstein, und der fiel gleich in Ohnmacht davon. Finnbogi hieb ihm durch den Hals und den Kopf ab. selben Augenblick stieß Sigurd Brettingsson nach Finnbogi, als er ungedeckt dastand; — der Stich kam in den Schenkel und schnitt ein Stück Fleisch heraus; es wurde eine große Wunde. Finnbogi stieß auf den Schild und durch den Mann und spießte ihn auf die harte Erde fest. Da tief Grim mit einer gewaltigen Axt vor und gedachte sie Finnbogi in das Haupt zu schlagen. Der schlug dagegen mit seinem Schildtrumm und lenkte den Hieb nach unten. Mit seinem Schwert aber schlug er Grim auf die Achsel und zerspaltete ihm die Schulter hinunter.Darauf gingen die beiden Ingisöhne vor, Thorir und Grim. Sie riefen ihren Leuten zu, tapfer anzugreifen. Da sagte Finnbogi zu Hrafn: "Lauf du nun nach dem Strandhof zu Asbjörn: Jetzt weißt du, was du zu sagen hast."
Der machte sich im Nu auf die Beine und lief, was das Zeug halten wollte.
Sie griffen Finnbogi an. und er wehrte sich tüchtig und wie ein Mann. Es heißt, beide Söhne Ingis sielen. Nun griffen sie ihn zu zehnen an, und er wehrte sich tapfer, wie nur ein Mann.
von Hrafn ist nun zu erzählen, daß er nach dem Strandhof kam und Asbjörn meldete, was da geschehen sei. Der machte sich sofort auf den Weg und lief mit fünf Leuten dahin, wo man sich schlug. Da war es soweit gekommen, daß Finnbogi auf der Kuppe oben saß und sich so mit seinem Schwert verteidigte. Sie griffen ihn zu dritt an und waren alle schwer verwundet.
Sowie sie Asbjörn erblickten, machten sie sich aus dem Staube und suchten zu entkommen. Finnbogi war von Wunden und Müdigkeit sehr erschöpft. Zwölf hatte er erschlagen, —drei entkamen, auch schwer verwundet.
Diese Kuppe heißt seitdem Finnbogikuppe. Danach schaffte ?cs, björn Finnbogi heim nach dem Strandhofe und heilte ihm seine Wunden. Dies Zusammentreffen wurde bekannt, und seine Wehr schien den Männern nicht gewöhnlich. Man lobte seine Wehr gewaltig und seinen Mut. Seine Gegner erklärte man
für unheilig gefallen, Finnbogi aber sei schuldlos und habe sich nur seiner Haut gewehrt. Danach sog Finnbogi nach Lanier- see zurück, und da hauste man den Winter über. Es geschah nichts darauf.
28 .Finnbogi siedelt ins Weidental über
Im Sommer wurde auf dem Thing wegen dieser Sache viel gesprochen. Eyjolf von den Labkrautwiesen 1 nahm sich der Sache der Brettings- und Ingisöhne an und neben ihm manche andere. Der Gode Thorgeir und Finnbogis Verwandte standen dagegen. Und da die Verwandten eine große Macht zusammenbrachten, und man wuste, daß Finnbogi großen Rückhalt bei Jarl Hakon hatte, seinem Schwager, drang Eyjolf mit der Klage nicht durch; man verglich sich auch zuerst nicht. Man glaubte, erwarten zu dürfen, daß Finnbogi von seinen Gegnern keinen verschonen werde, so lange er ihnen so nah wohnte, und daß er jeden erschlagen werde, dessen er habhaft werden könnte.
Später schloß man denn einen Vergleich dahin, daß Finnbogi sich nicht mehr im Nordviertel aufhalten sollte, wenn er nicht von seinen verwandten eingeladen wäre. Darauf ging man ein, um überhaupt zu einer verständigung zu kommen.
Gleich nach dem Thingschluß ritt er in das Weidental 3 und kaufte sich das Land zu Borg. Das war ein guter Wohnplatz mit vielen Nutzungen und Bodenschätzen. Sobald sie heimgekommen waren, sagten sie der Ragnhild Bescheid, und der gefiel es sehr wenig, fortzuziehen. Darauf siedelten sie über, und es ging ihnen da nicht das Geringste ab.
Alle Leute nahmen Finnbogi gern auf. Er genoß großes Ansehen. Viele boten sich ibm zu Diensten an oder ihr Geld, wenn er es bedürfte. Das gefiel ihm trefflich.
Zu Tempel im Seetal wohnte Ingimund und war ein mächtiger
29. Thorvald Häckselbart tötet Finnbogis
Söhne. Finnbogis zweite Heirat mit Hallfrid,
Eyjolfs Tochter
Thorvald hieß ein Mann, mit dem Zunamen Häckselbart. Er wohnte so nahe an Borg, daß da kaum ein Abstand war; das Haus dieß Zum Zaunwinkel. Er war alt und recht unbeliebt. Er galt für einen großen Bösewicht, und man sagte, er verändere seine Gestalt. Finnbogi kümmerte sich wenig um ihn; er hatte dann und wann vor, ihn fortzujagen, es unterblieb indessen. Es war unangenehm mit ihm zu tun zu haben; überhaupt war er ekelhaft, und allen war seine Nachbarschaft verhaft.
Die Zeit ging hin, bis Finnbogi so lange in Borg gehaust hatte, daß seine Söhne fünf- und dreijährig waren. Beide waren sie von guten Anlagen. Alf war hochfahrend, Gunnbjörn aber von ruhiger Art. Sie machten sich immer den Spaß, nach Zaunwinkel zu gehen und Thorvald zu necken und ihm irgend einen Schabernack zu spielen. Er wieder war wütend und sagte, er werde sie schlagen. Ihnen machte es um so mehr Spaß, je aufgebrachter er wurde. Ragnhild verbot es ihnen oft und erreichte damit nichts.
Eines Tages waren sie wieder nach Zaunwinkel gekommen und die Tür war geschlossen. Thorvald war drinnen und machte Fett aus Knochenmark. Alf rief laut: "Häckselbart, bist du drinnen: Mach die Tür aufl" Er sagte: "Hier kommt ihr nicht herein!" Alf antwortete: "Dann tust du irgend etwas Schlimmes. Ein Bösewicht bist du, wie alle sagen, und wechselst die Streitigkeiten erst mit der Ankunft Bergs, Kap. 3i, w unserer Geschichte Kap. 33.
deine Gestalt. Ein Troll bist du, wenn du auch wie ein Mann aussiehst!" Das ließ er sich nicht sagen, sprang hinaus und packte mit jeder Hand einen der Burschen. Er schlug sie gegen einen Stein. daß das Gehirn daran spritzte.Das sah Finnbogi und lief herzu. Thorvald stellte sich zur Wehr. Sie griffen sich lange und heftig an. Finnbogi merkte, daß er bösartig und gefährlich im Kampfe war, so daß es ihm zweifelhaft schien, wie das ablaufen würde. Es endete doch damit, daß Häckselbart stürzte. Da war Finnbogi so müde geworden, daß er sein Schwert nicht mehr packen konnte, obgleich es dicht neben ihm lag. Er machte es so, daß er sich beugte und Thorvald die Keble durchbiß.
Nachher sagte er, daß er es nie mit einem solchen Teufelsmenschen zu tun gehabt hätte wie mit Häckselbart, als er ihn abgetan hätte. Er ging heim und sagte Ragnhild, was geschehen sei. Sie antwortete, es sei ganz geschehen, wie sie es erwartet hätte, als sie von Lautersee wegzogen.
Sie wurde davon krank und lag den ganzen Winter über zu Bett; und das alles setzte ihr so zu, daß sie starb. Finnbogi war darüber in großer Trauer. Er ritt dann nach Lautersee und teilte seinem Oheim Thorgeir mit, was geschehen war.
In diesem Sommer kam ein Schiff aus Norwegen und mit ibm die Nachricht, daß König Olaf ins Land gekommen sei und den neuen Glauben verkünde. Hakon aber sei gefallen. Als das bekannt wurde, bekam Finnbogi Reiselust und dachte, daß er so am ehsten das Leid vergessen würde, das er erlitten hatte. Thorgeir suchte ihn davon abzubringen und riet, er solle sich lieber ein Weib nehmen und sich wieder ein Haus gründen; —"ich wünschte, daß du um die Tochter Eyjolfs von den Labkrautwiesen freitest, die Hallfrid. Dann kann es zwischen euch eine gute Freundschaft werden." Finnbogi sagte, er wolle sich ihm fügen.
So sammelten sie ihre verwandten und ritten nach den Lab- . Sie baten um die Tochter Eyjolfs für Finnbogi. Der Vater nahm das wohl auf. Er wußte gut, wie sich Finnbogi vor anderen Männern auszeichnete, wie ehrenvoll er bei
Jarl Hakon aufgenommen worden war, und daß der ihm ein vornehmes Mädchen aus seiner verwandtschaft zur Frau gegeben hatte. Er nahm es also freundlich auf und sagte ihm das Mädchen zu.Darauf rüstete man das Mahl. Ochsen wurden geschlachtet und Bier gebraut, Met wurde gemischt und den Männern gereicht. Das Gastmahl verlief ansehnlich und großartig. Sie beschenkten ihre Freunde und verwandten reich; und als das Gastmahl vorüber war, ritt Finnbogi mit seiner Frau nach Borg ins Weidental heim.
Die beiden lebten in gutem Einvernehmen. Hallfrid war stattlich und eine Frau von guter alter Art. Im ersten Jahre ihrer Ehe hatten sie einen Sohn, der Gunnbjörn genannt wurde. Der war sehr früh stattlich von Ansehen.
Finnbogi hatte nie weniger als zwölf waffentüchtige Leute um sich.
30. Thora, Jökuls Geliebte, wird Thorkel,
Finnbogis Schützling, versprochen. Jökuls
Drohung
Es war ein Mann, der hieß Thorgrim und wohnte in Farmhofenlehne 1. Sigrid hieß sein Weib, und ihre Tochter Thora. Die war stattlich und arbeitsam. Der Vater war ein wohlhabender Mann. Es hieß, daß Jökul Ingimundsson oft nach Farmhofenlehne ritt, um mit Thora zu sprechen, und man meinte, er werde um sie freien oder sie als Kebse zu sich nehmen.
Es war ein Mann, der hieß Sigurd und wohnte am Felsenriff im Seetal. Vefrid hieß sein Weib, die war mit Finnbogiö Frau nah verwandt. Thorkel hieß ihr Sohn. Der schien ein wenig schwerfällig, von Aussehen war er aber hübsch. Er hielt sich stets in Borg auf. Dort galt er bald als ganz umgänglich in seiner Art, die Ingimundssöhne aber nannten ibn einen Trottel der Halbnarren. Finnbogi behandelte ihn gut und hielt seine Partei um seiner Frau willen.
Einmal fing Thorkel ein Gespräch mit Finnbogi an und sagte, sein Vater wünsche, daß er sich verheirate, —"und dazu wünscht er besonders, daß du mich dabei berätst, wohin man zu gehen hätte." Finnbogi erklärte sich bereit.
Im Sommer ließ Finnbogi den Thorkel mit zum Thing reiten. Dort war ein großer Andrang, Finnbogi suchte seinen Oheim Thorgeir auf. Er kam mit ihm ins Gespräch und berichtete ihm von dem jungen Manne und was sie vorhätten. Thorgeir erkundigte sich, an wen sie da gedacht hätten. Finnbogi antwortete; sie dächten um Thora Thorgrimstochter in Farmhofenlehne zu werben. Thorgeir sagte: "Ich glaube, die Heirat hat sich Jökul vorgenommen. Finnbogi meinte, das sei nur Gerede von anderen, aber nicht wirklich so. Thorgeir sagte: "Das ist nur zu machen, Vetter, wenn du entschlossen bist, deine Verwandten und Freunde gegen die Ingimundssöhne zu stützen." Finnbogi sagte, die hätten mit Anfeindungen begonnen, und es sei nur recht, wenn sie es einmal miteinander versuchten.
Nach Thingschluß ritten Finnbogi und Thorgeir zu Thorgrim und brachten ihre Sache vor. Thorgrim zeigte sich wenig bereitwillig. Der Mann erschien ihm keiner der hervorragendsten , wenn auch Geld genug da war. Weil aber Thorkel mit den Männern von den Laubkrautwiesen nah verwandt und weil starke Hilfe von seiten Finnbogis und seiner Verwandten gesichert schien, da wurde es doch abgemacht, nachdem Thorgeir dafür gesprochen hatte und Mutter und Tochter eingewilligt hatten. Die Hochzeit sollte im Spätsommer zu Borg sein.
Darnach ritten sie heim nach Lautersee und Finnbogi nach Borg. Er sagte zu Thorkel, er solle bis zu dem verabredeten Hochzeitstage bei ibm bleiben.
Zwei mittellose Burschen waren auf dem Hofe, Thorstein und Björn. Früh am Morgen machten die sich auf den Weg und ritten ohne auszuruhen nach Tempel und sagten den Brüdern, was da geschehen sei. Jökul sagte: "Was für schlimmer Dinge mag sich Thorgrim bei sich oder seiner Tochter bewußt sein, daß er sie solch einem Trottel und Schwachkopf wie Thorkel geben will?'
Das wurde nun weiter bekannt, und jedermann wunderte sich, daß Thorkel dies Mädchen bekommen haben sollte.
Eines Tages ritt Jökul nach Farmhofenlehne, um Thora, seine Geliebte, zu besuchen. Er wurde wohl aufgenommen. Er erkundigte sich dann über ihre Heirat, und sie erzählte, was bestimmt worden sei. Da sagte Jökul: "Willst du jetzt mit mir nach dem Tempel ziehen : Ich verspreche dir, zu der Zeit, wo wir auseinandergehen, sollst du nicht weniger Geld haben, als dir Thorkel zurücklegen wollte." Sie antwortete: "Daran ist nicht zu denken, ebensowenig jetzt wie vorher, als noch nichts bestimmt war." Zökul sagte: "Dann versprech ich dir das, was du wert bist, wenn du an diesen Trottel denkst: du sollst kurze Zeit an ihm Freude haben, wenn es nach meinem Willen geht." Eines Tages machten sich Finnbogi und Thorkel auf, nach dem Felsenriff zu reiten, um alles das zu holen, was zur Hochzeit nötig war. Sie ritten zu dritt, und Hrafn der Kleine lief voran vor den Pferden. Sie ritten die Straße entlang, bis sie zum Felsenriff kamen. Dort wurden 1ie gut aufgenommen.
Den nächsten Morgen kam ein Viehhirt vom Tempel und sah die Gäste. Er sagte den Brüdern, daß Finnbogi der Starke die Dreistigkeit nicht scheue, da am Gehöft vorbeizureiten, und der Bräutigam, Thorkel der Faulpelz, mit ihm. Thorir sagte:"von niemandem war das eher zu erwarten. als von ihm." Denselben Tag verschwand Jökul mit einem Begleiter.
31. Jökul überfällt Finnbogi. Finnbogi
lädt die männer von Tempel zur Hochzeit
Jetzt ist die Geschichte da wieder aufzunehmen, wo Finnbogi und seine Leute sich auf den Heimweg machten. Sie hatten alles bei sich, was 1ie brauchten. Hrafn trieb einige beladene Pferde vor sich her, die andern ritten dahinter. Als sic nun nach dem Tempel hinabritten, hielt Hrafn plötzlich an. Finnbogi Sagte, warum er nicht weiter wolle. Hrafn antwortete: "Ich sehe da vor uns unter dem Hügel mindestens zebn Speerspitzen vorragen. Ich denke mir, daß da Männer dazugehören !" Finnbogi sagte: "Das begegnet dir recht häufig, daß du dich verwunderst, wenn du Männer siehst. Mir macht es
Vergnügen, zu sehen, wie sich da die Burschen üben." Indem sie weiterritten, sprang Jökul mit sehn Mann vor.Finnbogi grüßte ihn und fragte nach seinem Begehr. Jökul sagte: "Man kann sagen, daß ich nichts gegen dich vorbringen kann, aber es kommt gewiß noch dazu. Thorkel hat mir, meine ich, reichlich Feindseligkeit erwiesen, indem er um das Weib geworben hat, für das ich sorgen wollte. Es ist dreist genug von ihm, daß er es unternimmt, uns Brüdern entgegenzutreten ." Finnbogi antwortete: "Wenn du auch meinen Vetter Thorkel für schwerfällig hältst, so ist er doch in Sachen, die die Frauen angehen, nicht weniger Manns als ihr Haudegen." Jökul stieß mit dem Spieß nach Thorkel und zielte mitten auf ihn. Finnbogi schwang im Augenblick sein Schwert und zerhieb ihm den Spießschaft mitten zwischen den Armen. Dann sprang Finnbogi vom Pferd und rief: "Mir sollst du zuerst stehen, Jökul, — ihr müßt doch neugierig sein, ihr Seetäler, was ich vermag!" Jökul ergriff einen Spieß und stieß nach Finnbogis Schild. Der Spießschaft ging entzwei.
In diesem Augenblick liefen zwei Männer vor; das waren die beiden Brüder Thorir und Thorstein. Die gingen gleich dazwischen und trennten die beiden. Sie hatten sich gleich, als Jökul fortging, denken können, was er vorhaben würde. Er hatte sich in den nächsten Gehöften Männer dazu geholt.
Als sie getrennt waren, ritt Finnbogi nach Borg heim, und man traf nun die Vorbereitungen für die Hochzeit, wie es sich in allem gehörte.
Eines Tages ritt Finnbogi nach Tempel und lud die beiden Brüder Thorir und Thorstein auf das Fest. Sie bedankten sich und sagten, sie sähen es gern, mit ihm in Freundschaft zu leben. Nur Jökul, sagten sie, sei starr und hartköpfig von Natur: wir möchten alle zusammen kommen oder niemand von uns." Danach ritt Finnbogi heim. Und eines Tages vor dem Fest ritten die beiden, Thorir und Thorstein, nach Borg, Finnbogi zu besuchen, und sagten, sie wollten zum Fest lieber daheim- bleiben. Finnbogi sagte: "Ihr redet ganz vernünftig." schenkte Thorstein ein kostbar geziertes Schweri, ein ausgesuchtes Stück, und Thorir einen Fingerring, der eine Unze
wog, —den habe Jarl Hakon, sein Schwager, ihm gegeben. Sie dankten ihm aufs beste und ritten heim. Jökul machte sich darüber lustig gegen seine Brüder.Es wird erzählt, daß man sich in Borg zum Mahle setzte, und daß nichts weiter vorfiel. Das Gastgebot verlief ohne Störung. Zum Schlusse forderte Finnbogi Thorkel und seine Frau auf, den Winter über dort bei ihm zu bleiben. Thorgrim meinte, daß Thora wohl mit heimziehen wolle. Thora erwiderte: "Ich entscheide mich dafür, hier bei Finnbogi zu bleiben. Es wird uns am besten sein, seine Hilfe zur Hand zu haben. Ich komme aber noch, lieber Vater einmal dich wieder zu besuchen." Danach ritten die Gäste aus beiden Sippen heim, mit guten Gaben reich beschenkt.
32. Jökul muß vor Thorgrim und dem
Knechte Svart abziehen
Einmal geschah es, daß Thorkel zu Thora sagte:"Gedenkst du nun deinen Vater zu besuchen, wie du's ihm versprochen hast:" Sie antwortete, sie hätte schon große Lust, aber ihr ahne, daß sie ihm einen größeren Dienst erweise, wenn sie lieber zu Hause bliebe und nicht verreiste. Thorkel sagte: "Ich weiß, daß du da an deinen Freund Jökul denkst. Ich fürchte ihn aber nicht sehr. Wir wollen darum ruhig reisen. Und eines Morgens war Thorkel früh auf den Beinen. Finnbogi fragte ihn, was er wolle. Er sagte, er wolle mit Thora nach Farmhofenlehne reiten. Finnbogi erwiderte, es sei keineswegs rätlich, zu reiten; "ich denke; daß meine Freundin Thora mir die Entscheidung überlassen wird." Thora bejahte das. Thorkel erklärte, er sei entschlossen, zu reiten, wenn Finnbogi es nicht verbieten würde. Der sagte, er wolle es nicht verbieten; — "ich habe aber gehört, daß Jakut vor wenig Tagen nach dem Skagafjord geritten ist. Und mir scheint. man kann nicht wissen, wie ihr zusammenstoßen werdet." Danach ritten die beiden zusammen nach Osten. Ein Bursche lief mit ihnen. Sie ritten, bis sie nach der Lehne kamen. Da nahm man sie wohl auf.
Ein Mann hieß Thorarin; er wohnte in Weidenmoor 1 am
Ein Weib stand draußen und begrüßte Jökul, weil sie ihn schon oft gesehen hatte. Er fragte, ob Thorkel zu Hause wäre. Sie sagte ja. "Dann geb," sagte Jökul, "und bitte ihn herauszukommen . Sage, daß ich mit ihm sprechen will." Sie tat das. Vater und Schwäher saßen in der Stube. Wenig Leute waren daheim.
Svart hieß der viehhirt Thorgrims, er war groß und stark. Thorgrim sagte zu Thorkel, er solle seine Augen offen haben. Sie nahmen beide ihre Waffen und gingen hinaus. Thorgrim war schon ein alter Mann. Thorkel begrüßte Jökul. Er antwortete: "Das sollst du merken, was für einen Gruß ich dir zugedacht habe", stieß mit seinem Spieß nach ihm und zielte mitten auf ihn. In dem Augenblick sprang Svart der Viehhirt vor, hatte einen großen uralten Stahlhelm auf dem Raps und einen Schild vor Aber als Hiebwaffe hatte er nichts weiter, nur seine Mistgabel über die Schulter geschwungen. Als Svart sah, was Jökul vorhatte, schlug er sofort mit der Mistgabel auf ihn ein und hieb Jökul den Spießschaft mitten zwischen den Armen entzwei. Jökul rief: "Pack dich, verfluchter Knecht" Svart antwortete: "Wenn du nicht schnell heimreitest, verbindet Weidenmoor mit Farmhofenlehne und dem Lande am welpen- ord. Derselbe Schauplatz in der Geschichte von Thord, Kap. 12.
so ziehe ich dir einen zweiten übers Ohr." Da stieß Thorkel nach Jökul mit seinem Spieß und traf die Schildspitze, daß er sie spaltete. ver Spieß drang Jökul in den Fuß; das gab eine große Wunde. Die Begleiter Zökuls griffen Thorgrim an. Jökul sprang dem Thorgrim in den Rücken und hieb ihm mit dem Schwert auf den Kopf. Er hatte einen Helm auf dem Kopf, und das Schwert schnitt nicht mehr ein, als wenn er mit einem Holzscheit geschlagen hätte. Idkul war sehr verwundert, denn die Schneide hatte sich sonst immer gut gehalten. Thorkel stieß nach einem der Begleiter Jökuls und trieb die Waffe auf einmal durch ibn durch. Da rief Thorgrim:"Das will ich dir raten, Jökul, reit nun beim! Diesmal wirst du keine Ehre mit deiner Fahrt einlegen" Jökul sah, daß es so kommen würde, denn der Bluwerlust ermüdete ihn arg. Auch sah er, daß Svart mit gehobener Gabel dastand und bereit war, auf ihn loszuschlagen. Dies schien ihm eine besondere Schande. Und alles zusammen überlegt, stieg Jökul zu Pferde und ritt mit einem Begleiter fort. Er war mit seiner Fahrt gewaltig unzufrieden.Er kam heim, und es dauerte lange, bis er wieder geheilt war. Dies wurde alles bekannt; und man fand, daß Jökul dabei schlecht abgeschnitten habe.
33. Bergs Ankunft
Bald danach kam ein Schiff vom Ozean in den Widderfjord 1 nach Plankensand. Der Schiffseigner hieß Berg und wurde Berg der Kühne genannt. Er war ein tüchtiger Mann und schön von Aussehen. Er war verheiratet. Seine Frau hieß Dalla, sie war schön und aus gutem Geschlecht und verstand sich auf alle weiblichen Fertigkeiten. Dieser Berg war ein Schwestersohn von Finnbogi dem Starken. Seine Mutter war dieselbe Thorny, die Skidi gegen den Willen ihres Vaters Asbjörn entführt hatte. Sobald Finnbogi davon erfuhr, ritt er zum Schiff, begrüßte seinen Neffen Berg und lud die beiden 1
34. Berg und Jökul geraten aneinander.
Jökul errichtet Finnbogi eine Hohnstange
Grim hieß ein Mann, der in Torfahof 1 wohnte. Er war jung und unverheiratet. Sein Vater war gestorben. Er war aus gutem Geschlecht und ein tüchtiger Mann. Nahe verwandt war er mit Vefrid, der Frau Sigurds am Felsenriff. Grim warb um die Schwestertochter der Brüder vom Tempel. Im Winter sollte die Hochzeit sein; und man lud dazu die Gäste ein. Grim war auch mit den Leuten von den Labkrautwiesen nahe verwandt, und darum lud er Finnbogi und seine Frau ein und alle, die sie etwa mitzubringen wünschten. Die beiden Brüder Thorir und Thorstein luden Finnbogi auch ein. sagte, seine Verwandten hätten ihn schon eingeladen, er sei ihnen aber dankbar dafür. Die Zeit verging indes, es wurde Winter. Das Wetter wurde rauh, so daß es stürmte. An dem Tage, als das Gastgebot sein sollte, machten die Vettern Finnbogi und Berg sich auf; weiter aber hatte niemand Lust mitzugehen. Sie machten sich auf den Weg, und Finnbogi ging voran bis zur Seetalsache 2. Die war fast unpassierbar, hatte großen Eisgang und war am Ufer zugefroren. Sie banden ihre Waffen zusammen. Ihre Schaffelle reichten ihnen bis an die Füße. Berg verlor kein Wort, aber er hielt es unmöglich hinüberzukommen. Sie sprangen beide ins Wasser, und Finnbogi sagte zu Berg, er solle sich an seinen Gürtel halten. Er schwamm so, daß er das Eis vor sich her stieß. Und bei seiner Kraft und Geschicklichkeit kamen sie hinüber und gingen, bis sie am Tempel anlangten. Da waren alle Gäste schon ein
Den Sommer danach kam das Schiff wieder an Land, das Berg gehörte. Denselben Sommer forderte Jökul Finnbogi zum Holmgang und ebenso Thorstein Berg den Kühnen. Beide gingen darauf ein und man machte den Tag ab, an dem man sich treffen wollte. Als der Tag herankam, sagte Dalla zu ihren verwandten, daß ihr der Plan nicht gefalle; ich werde ein solches Unwetter wecken, daß weder ihr noch sonst jemand draußen sein kann." Finnbogi sagte, sie solle das lassen. Die Schande würde nie untergehen, wenn sie ihr Gelübde brächen; man würde ihnen das als Feigheit auslegen. Dalla sagte,
darauf wolle sie es ankommen lassen; lieber, als daß sie ihren Mann verlöre. Und das sagte nicht umsonst. Es erhob sich ein so gewaltiges Unwetter, daß man sich nicht erinnerte, solchen Sturm und solches Schneefegen erlebt zu haben. Man sagt, daß es auch Finnbogi übel gefiel; er meinte aber, daß keiner kommen würde; und so blieben sie auch zu Hause. Das Uu- wetter hielt drei Tage an. Als es sich gelegt hatte, war keine Spur von Schnee mehr zu sehen. Jetzt wurde bekannt, daß die Männer von Tempel zu dem abgemachten Platz gekommen waren, und daß Jökul dem Finnbogi eine schmähliche Hohn- stange 1 errichtet hatte an der Stelle; wo sie hätten miteinander kämpfen sollen. Das wurde herumgetragen, und alle fanden, daß Finnbogi da unehrenhaft gel und daß sein Ansehen arg gelitten habe. Ihm selber schien es so schlimm, daß ihm noch nichts so nahe gegangen war, wie diese Sache. Er faßte großen Groll gegen Dalla. So ging der Winter bin.Finnbogi hatte drei Söhne. Die hießen Gunnbjörn, Thorir und Eyjolf. Alles waren vielversprechende Burschen-
35. Bergs Fall. Gunnbjörn sieht mit Dalla
nach Norwegen
Als es Sommer wurde, rüstete Berg sein Schiff und gedachte mit seiner Frau abzufahren. Finnbogi ließ ihre Waren an Bord schaffen. Thorkel und Thora waren zu der Zeit bei Finnbogi. Als Berg sich auf den Weg machte, ritten Finnbogi und Thorkel mit ihm; Hrafn der Kleine begleitete sie mit einigen Lastpferden. Sie ritten, bis sie ein gut Stück nach Westen über den Widderfiordrücken 2 gekommen waren. Hrafn ritt voran. Als sie nun den Rücken hinab ritten, wartete er auf sie. Finnbogi fragte, warum er nicht weiter reite; —"hast du etwa irgend einen Verdacht:" Er antwortete:"Freilich. Ich sah hier vor uns an dem Steilhang zwei gesattelte Pferde vorkommen. Dann liefen zwei Männer mit Waffen dazu, nahmen die Pferde und führten sie hinter den Hang. Ich glaube, daß man euch hier auflauert; und es werden mehr Leute sein, als ich gesehen
Finnbogi und die Seinen sammelten einige Steine auf, bis die anderen kamen. Da rief Jökul: "Jetzt ist es Zeit, Kol, an den Arthieb zu denken!" Da sprang Kol vor und stieß mit dem Spieß nach Berg und traf ihn auf den Schild. Berg wehrte den Schlag mit dem Schilde ab. Da stieß Jökul nach Bergs Hals und zielte auf die Kehle. Finnbogi sah das, sog sein Schwert und zerhieb ihm den Spießschaft. Thorarin und zwei andere griffen Thorkel an. Der wehrte sich tapfer und fiel dann ehrenvoll. Berg stieß nach Kol durch den Schild hindurch und traf ihm die Brust, daß er zurückfiel. Sogleich schmetterte Finnbogi ihm einen Stein auf den Kopf, daß der Schädel in Splitter zerschellte und er auf der Stelle tot war. Finnbogi stieß darauf nach Jökul und traf ihm durch den Schild das Bein, daß es eine große Wunde gab. Vilmund griff indes mit zwei anderen Berg mit aller Kraft an. Berg stieß nach dem einen und durchbohrte ihn. Unterdessen war der andere ihm hinter den Rücken gekommen. Berg drehte sich und schlug ihm einen Querhieb mit dem Schwerte, der ihn mitten durch den Leib traf. Da stieß Vilmund nach Berg. Finnbogi sah, daß er ungedeckt dastand, und sprang ihm zu Hilfe. Da stieß Vilmund den Berg durch den Leib und zog das Schwert wieder zu sich zurück. Berg blickte dahin, lächelte und sagte: "Nun wird meine Hilfe geringer, als ich dachte, Vetter Finnbogi! Du hast mich gut Winter durch bewirtet." Damit wickelte er sich in seine Kleider und setzte sich hin. Finnbogi lief auf Vilmund zu und hieb ihn in die Schulter hinein. Da stieß Jökul nach Finnbogi, mit der
anderen Hand aber schlug er dem Berg mit dem Schwerte den Kopf ab. Finnbogi hieb nach Jökul, so daß das Schwert in den Knochen Mr. Hrafn der Kleine war schwer verwundet und hatte einen der Begleiter des Goden Thorarin erschlagen. Da griffen sie zu fünfen Finnbogi an. Er hieb mit beiden Händen und drang tapfer auf sie ein. Thorarin griff ihn heftig an, er war mutig und einer der Stärksten. Finnbogi warf einen Stein nach ibm und traf ihn auf das Jochbein. Er stürzte davon sofort. Finnbogi hieb ihm nach und traf ihn mitten durch den Leib. Er teilte nun gefährliche Hiebe aus.Als sie eine Zeit weitergekämpft hatten, sahen sie zebn Männer heranreiten und die ritten aus Leibeskräften. Das waren die Brüder Jökuls; die traten sogleich zwischen sie. Jökul war kampfunfähig und sehr schwer verwundet. Fünf konnten noch stehen, aber alle waren schwer verwundet. Finnbogi war sehr ermüdet, aber ohne Wunden. Thorir sagte: "Hier sind böse Singe geschehen, die nicht nötig gewesen wären!" Finnbogi antwortete: "Dinge sind geschehen, für die ich nie Buße bekommen kann. Gedacht hatte ich, daß ich Jökul nicht öfter mehr zu treffen nötig haben würde. Aber das steht nun in eurer Gewalt." Thorir sagte, sie müßten nun ablassen. Sie sorgten dann für die, auf deren Leben man noch hoffen konnte. Finnbogi schaffte die Leiche seines Vetters Berg beim und begrub ihn nahe bei Borg. Dort steht noch heute der Hügel. Das wurde nun bekannt; und alle fanden, daß das ein harter Kampf gewesen sei und daß Finnbogi bewiesen habe, daß er noch immer im Draufgehen andere übertreffe.
Dalla war sehr getroffen durch den Tod ihres Mannes. Sie bai Finnbogi, ihr seinen Sohn Gunnbjörn als Pflegesohn zu geben; das sei ihr ein Trost, einen aus Bergs Geschlecht bei sich zu haben. Und da Finnbogi wußte, daß sie überaus wohlhabend war, und auch, daß sie bei diesem Treffen einen großen verlust erlitten und viel Kummer erfahren hatte, da gab er ihrer Bitte statt und überließ ihr seinen Sohn Gunnbjörn. Der war damals sechs oder sieben Jahre alt. Er übergab ihr auch fünfzehnhundert Ellen braunrotgestreiften Fries und fünfzehn Handelsfelle, die er dem Bauern Bard in Grünheide schickte.
Darauf machte sie sich auf den Weg nach Norwegen, wo sie einen ansehnlichen Hof besaß. Sie schnitt dem Gunnbjörn sofort prächtige Kleider aus Scharlach zu und ging dann nach Grünheide und brachte dem Bard die Geschenke. Bard gefiel der Junge wohl. Eines Tages fragte Bard ihn, ob er mit einem anderen Jungen ringen wolle. Er sagte, es käme auf Dalla an. Darauf rangen sie dreimal miteinander; sie schienen dem Bard fast gleich stark zu sein; und er sagte, sie möchten aufhören. Gunnbjsrn rief, er wolle nicht aufhören, unterlief den andern und warf ihn so hart nieder, daß gleich drei Rippen brachen. Jetzt wolle er aufhören, sagte er. Bard sagte, er sei nicht aus der väterlichen Art geschlagen, gab ihm einen Goldring, der sechs Unzen wog, und sagte, man dürfe bossen, daß er einmal ein rechter Mann werden würde. Der andere sei fünfzehn Jahre alt und dabei der gewandteste von allen Jungen. Gunnbjörn aber war damals erst acht Jahre alt. Danach fuhren sie denn ab mit reichen Geschenken. Gunnbjörn wuchs bei valla auf, bis er zwölf Jahre alt war. Er war da größer und stärker als seine Altersgenossen.
Rand hieß ein Wikinger der um Dalla geworben hatte. Gunnbjörn war ihm scharf entgegengetreten, und Raud hatte übel zufrieden abziehen müssen. Es kam nun die Zeit, daß Dalla dem Gunnbjörn ein Schiff gab. Er legte sich auf Seezüge und war allen voran an Tapferkeit. Er verfolgte Wikinger, wo er sie nur erreichen konnte. Als der Sommer zu Ende ging, traf er den Wikinger Raud unter einer Insel. Sie waren sofort in einen Kampf verwickelt. Raud hatte einen prächtigen Drachen 1. Er war grimmig und ein gefährlicher Feind. Auf beiden Seiten fiel Volk Da rief Gunnbjörn: "Willst du mit mir ringen:" Wie alt bist du fragte Raud. "Ich bin zwölf Jahre alt," sagte er. "Dann scheint mir, daß es wenig oder gar nichts zu bedeuten hat, mit dir zu ringen. Aber ich will's dir zu Gefallen tun." Darauf begannen sie zu ringen; es dauerte lange. Gunnbjörn war schwächer und suchte sich zu schonen. Rand legte sich mit aller Kraft hinein, bis er müde wurde. Da ging Gunnbjörn mit aller Kraft vor und Raud siel.
Gunnbjörn hatte ein Messer an einer Schnur um den Hals, das ihm seine Pflegemutter geschenkt hatte. Und da er keine Waffe sonst hatte, so nahm er dieses kleine Messer und schnitt dem Raud damit den Kopf ab. Danach nahm Gunnbjörn sich das gute Drachenschiff und alle Habe, die Raud besehen hatte. Seine Leute aber ließ er in Frieden sieben mit dem, was ihnen gehörte. Sie nannten ibn den edelmütigsten Mann dafür.
Im Herbst fuhr er zu seiner Pflegemutter. Da saßen sie den Winter über in Frohsinn; und es fehlte ihnen weder an Geld noch an gutem Ansehen.
36. Finnbogi wird Christ. Asbjörns Tod.
Finnbogis Kraftprobe
Als das Christentum nach Island kam, der beste Gast seither im Lande, da war niemand eher und schneller zur Annahme bereit, so wird erzählt, als Finnbogi der Starke, zusammen mit seinem Oheim Thorgeir. Auch später war er immer ein Anwalt. den Glauben zu stärken und zu stützen, wenn die heiligen Männer ihn verkündeten. Er war auch selber ein guter Christ.
Nach dem Fall Bergs, sc wird erzählt, gebar Hallfrid ein Kind; und Finnbogi ließ es sogleich nach seinem Vetter Berg nennen. Von allen seinen Söhnen liebte er diesen am meisten.
Bersi hieß ein Mann, der wohnte in Schluft 1 im Seetal und war mit den Tempelleuten verwandt. Sie hatten ihm ein Weib verschafft und auch Geld dazu gegeben. Er war vorher Laufbursche bei den Brüdern gewesen; jetzt aber war er angesehen und ein großer Gesetzkenner. Dieser Mann stachelte die Brüder stets an, Finnbogi entgegenzutreten. Jökul lag lange an seiner Wunde darnieder, aber schließlich genas er doch. Eines Tages, heißt es, war Finnbogi nach dem Felsenriff geritten, Sigurd zu besuchen; und ehe er heimritt, begab er sich ;u Bersi nach Schluft und sagte: "Wie ich höre, Berfi, weckst du, soviel du kannst, Argwohn bei deinen Vettern und hetzst sie gegen mich auf. Aber da du ihnen gegenüber nichts zu bedeuten hast; will 1
Einmal geschah es, daß Finnbogi und Hallfrid nach Lautersee ritten. Thorgeir hieß sie aufs beste willkommen und war sehr eigent über ihren Besuch. Bald darauf kam ein Boie vom Strandhof und meldete, Asbjörn sei schwer krank, und Thorgeir möchte hinaus kommen. Daß Finnbogi auch da war, hatte man nicht gewußt. Sie ritten nun alle zusammen. Das ganze Haus begrüßte sie froh.
Asbjörn war schwer krank. Er ordnete die Dinge an, über die er noch verfügen wollte. Finnbogi, sagte er, solle sein Erbe sein, und ihm gönne er sein Gut von Herzen. Er bat die Eheleute , ihm den Gefallen zu tun, ein Kind nach ihm zu nennen. Er meinte, dann würde auch Glück dem Kinde folgen. Man holte einen Priester, der ihn mit dem bediente, was ihm am nötigsten war. Dann setzte ihm die Krankheit so zu, daß er starb.
Sie sogen darauf mit seiner Leiche fort, und eine große Menge folgte ihnen hinaus. Als sie nun landeinwärts über die Flateytalsheide ritten und über den Allmännerrücken 1 (der andere Rücken heißt Finnbogirücken), da sagte Thorgeir, sie möchten von den Rossen steigen. Das Wetter war gut und warm, und die Pferde wurden unter der Leichenbahre müde. Sie taten so. Da sagte Thorgeir zu Finnbogi: "Da es doch wahrscheinlich ist, Neffe, daß du nicht so bald wieder hier nach dem Norden kommst, so wollen wir dich bitten, daß du uns hier eine Probe deiner Kraft gibst, wo deine verwandten
Finnbogi ging auf einen mächtigen Stein zu, der in der Erde saß. Er riß den Stein heraus, obwohl es den meisten unmöglich schien, ihn zu heben wegen seiner Größe. Er nahm zwei Steine und legte sie auf den großen Stein, dann stemmte er sie sich alle auf die Brust hinauf und ging damit ein ziemliches Stück; dann warf er sie nieder, so daß der Block nicht weniger als zwei Ellen tief in das Erdreich sank. Wir haben erzählen hören, daß man nur wenig von dem großen Block noch sieht, aber die beiden kleinen Steine, die er darauf gelegt hatte, sieht man noch immer.
Thorgeir sagte ihm großen Dank dafür: "Man darf vermuten, daß diese Kraftprobe, wenn sie dir auch nicht so bedeutend erscheint , im Munde der Leute leben wird, solange Island bebaut ist, und dein Name allen Männern bekannt sein wird." Danach rüsteten sie sich zur Weiterfahrt und ritten ohne Unterbrechung nach Lautersee.
Da wurde Asbjörn bestattet; und man behielt ihn in Erinnerung als einen mächtigen Häuptling. Man beschloß nun über Thorgerd mit ihrer Zustimmung, daß sie in Strand leben, und daß Thorgeir, ihr Bruder, für sie sorgen solle. Finnbogi machte sich darauf mit seinen Begleitern zur Heimreise fertig. Man beschenkte sie mit erlesenen Gaben, und sie schieden in bestem Einvernehmen. Sie ritten zum Inselfjord. Dort suchte Hallfrid ihre verwandten und Freunde auf, und wieder wurden sie reich beschenkt. Dann ritten sie ins Weidental zurück und kamen beim nach Borg. Man begrüßte sie mit großer Freude.
Denselben Winter gebar Hallfrid einen Knaben, der Asbjörn genannt wurde und Gutes versprach. Sobald er einige Jahre
alt war, schickte Finnbogi ihn nach Strand ins Flateytal zu seiner Mutter Thorgerd. Dort wurde er erzogen, verheiratete sich später und wurde ein großer Kämpe. Von ihm stammen viele Männer, und manche ansehnliche darunter. Finnbogi hatte auch noch einen Sohn von der Hallfrid, der Thorgeir hieß und nach dem Goden Thorgeir genannt war. Man berichtet, daß sie sieben Söhne gehabt hätten, alles tüchtige und wehrhafte Männer.
37. Zökuls Überfall auf Gunnbjörn. Finnbogi
siegt über die Tempelleute
Eines Sommers kam ein Schiff in den Widderfjord, das gehörte zur Hälfte einem Mann namens Lodin, zur andern Gunnbjöru Finnbogison. Dieser ging sofort nach Borg hinauf und beide Eltern nahmen ibn mit großer Freude auf. Lodin zog nach Tempel mit einem Begleiter und nahm Quartier bei Jökul. Gunnbjörn war größer und stattlicher als die meisten Männer und seinem Vater sehr ähnlich. Er war damals fünfzehn Jahre alt.
Es wird erzählt, daß bei Bersi in Schluft Spiele stattfanden und ebenso auch immer in Tempel. Gunnbjörn ritt stets nach Schluft zu den Spielen, und Finnbogi war nicht zufrieden damit, daß er stets ohne Begleiter ritt. Er sagte ihm, er möge entweder nicht hingehen oder in größerer Gesellschaft. Bersi war immer übler Laune, wenn er kam, und tat so feindlich, als er konnte.
Eines Tages ritt Gunnbjörn mit vier Hausleuten zum Spiel nach Schluft und fand dort eine Menge Spieler vor. Jökul vom Tempel und seine Leute waren da. Man redete viel über Ringkämpfe ; und Jökul fragte, ob Gunnbjörn ringen wolle: "Du bist gewiß ein starker Mann wie dein vater:" Er antwortete, seine Gewandtheit sei nicht groß, auch sei er noch nicht im rechten Alter. Bersi sagte: "Uns scheint es passend, daß Gunnbjörn und Jökul es miteinander versuchen. Er muß ja geübt darin sein, der Sohn des Weidentalsgoden, daß es keiner wagt, sich mit ihm zu messen. Wir Seetäler aber finden, daß Ingimund nun am Ende ist und seine Söhne ihre und ihrer verwandten Schmach ruhig mit ansehen." Darauf ging man iim Spiel. Gunnbjörn bekam seinen Platz gegenüber Iskul.
Sie gingen scharf vor und hatten einen langen Gang. Jökul siel auf das Knie. Da rief man, sie sollten aufhören, sie wären gleichstark. Jökul ging darauf nicht ein; und sie begannen einen neuen Gang. Da fiel Gunnbjörn auf das Knie. Da gingen andere dazwischen und baten sie, aufzuhören. Jökul sagte, noch sei es nicht entschieden. Darauf begannen sie zum drittenmal. Gunnbjörn entschlüpfte da dem Jakut, unterlief ihn und zog ihn an seine Brust hinauf. Dann stieß er ihn hart auf die Bank in der Mitte nieder. Jökul und Bersi liefen nach ihren Waffen und wurden festgehalten. Man hörte mit den Spielen auf. Die Tempelleute ritten gleich nach Hause und ebenso Bersi. Gunnbjörn machte sich auch reisefertig.In Schluft war eine Dienerin, namens Ingibjörg, hübsch und arbeitsam und aus guter Familie. Sie hatte Gunnbjörn stets gut behandelt und ihm aufgewartet, wenn er kam. Er hatte auch viel mit ihr geplaudert. Die ging zu Gunnbjörn und sagte, er möchte doch nicht denselben Weg reiten, den er ge- kommen sei:"Ich glaube, daß man dir auflauert." Er sagte, das kümmere ihn nicht; — "ich werde immer reiten, wie die Wege eben führen, durch das Seetal wie durchs Weidental, ob ich nun länger oder kürzer hier auf Island bleiben soll." Sie ritten also davon und kamen bis zu einer Wegkreuzung, wo der eine Weg westlich nach dem Weidental ging. Da sprangen Männer vor ihnen auf; das war Jökul mit acht Begleitern. Er rief Gunnbjörn zu, er solle vom Pferde steigen: "Wir wollen einmal zusehen, ob du ebensogut die Waffen führen kannst; als ringen!' Gunnbjörn sagte, beides könne er nur schlecht; und damit sprang er vom Pferde und ebenso seine Leute. Jökul stach sofort nach ihm und traf den Schild. Der Schild war so fest, daß er standhielt. Gunnbjörn zog sein Schwert und hieb nach Jökul und schlug ihm die ganze eine Seite des Schildes neben dem Handgriff herunter. Jökul wurde aber nicht verwundet.
Inzwischen war Finnbogi daheim in Borg. Hallfrid fragte denselben Tag, wo Gunnbjörn wäre. Finnbogi sagte, er sei zu den Spielen geritten. Sie sagte, das verstünde sie nicht, wie man seinen Sohn allein so seinen Feinden in die Arme laufen
lassen könne, wo man es obendrein mit solchen Draufgängern zu tun habe. Finnbogi meinte, sie habe recht, und sagte Hrafn dem Kleinen, er solle sein Pferd holen. Das tai der. Finnbogi ritt, und Hrafn der Kleine lief voran.Er ritt immer nach Osten dem Wege nach, bis er den Kampf sah. In dem Augenblick, wo er ankam, stieß Gunnbjörn dem Bersi durch den Schild in den Schenkel. Das gab eine große Wunde. Da stieß Jökul nach Gunnbjörns Schild; der war aber so hart, daß der Stoß nicht saß. Der Spieß sprang ab und fuhr an das Schlüsselbein.
Jetzt kam Finnbogi dazwischen und stieß nach Jökul, daß es gleich bis auf die Knochen ging. Finnbogi rief: "Jetzt gilt es, Bersi, mutig vorzugehen und die Ohrfeige wieder wett zu machen!" Damit hieb er nach Bergi und schlug ihm das Haupt so hurtig ab, daß es einem Knecht zwischen die Schultern flog, daß der die Besinnung verlor. Darauf griff Finnbogi so heftig an, daß er mit beiden Händen hieb. Nicht eher ließen sie ab, als bis fünf von Jökuls Begleitern gefallen waren und er selbst kampfunfähig war. Da sagte Gunnbjörn zu Finnbogi "Wollen wir uns nun zufrieden geben; sie sind alle besiegt und ganz geschlagen. Du darfst damit zufrieden sein, daß Jökul bisher immer mit Übermacht gegen dich vorgegangen ist, immer seine Leute verloren hat und selber nie mit heiler Haut davongekommen ist. Alle Männer in Norwegen, und wo du sonst dir einen Namen gemacht hast, werden auch sagen, daß es für dich nicht viel zu bedeuten hat, mit den Seetälern die Waffen zu kreuzen, und wenn du einen nach dem anderen erschlagen solltest." Finnbogi tat, wie ihn Gunnbjörn bat, und ließ vom Kampfe ab. Jökul und drei andere waren noch am Leben, aber alle waren schwer verwundet. Vater und Sohn ritten mit ihren Leuten beim. Dieser vorfall wurde nun bekannt , und Jökul wurde mit seinen Begleitern heimgeschafft.
38. Finnbogi muß an die Holzsackbucht
übersiedeln
Die Norweger, so wird erzählt, waren sehr aufgebracht darüber, daß Jökul dem Gunnbjörn aufgelauert hatte,
verließen den Tempel sofort und blieben den Rest des Winters am Felsenriff. Den nächsten Sommer wurde diese Sache am Allthing zur Sprache gebracht, und man meinte, daß es so nicht weiter ginge, daß sie einander reihum erschlugen. Man glaubte, daß Finnbogi nicht eher abstehen würde, als bis er alle aus dem Wege geräumt habe, die noch in Betracht kämen. Und ebenso, daß Jökul bei seinem Trotz nicht ablassen würde, wie viel seiner Leute auch umkämen, bis er oder Finnbogi siele, Man versuchte sie zu einem Vergleich zu bewegen, aber Jökul wollte auf keinen eingehen, und Finnbogi keinen anbieten. So konnte man keinen Frieden säften.Da aber nun die Männer vom Tempel eine große verwandtschaft hatten, Thorgeir aber, der Oheim Finnbogis, gestorben war, so beschlossen die Häuptlinge, Finnbogi aus dem Weidental zu weisen. Denn man war der Meinung, daß diese Mißstände nicht früher gehoben werden würden, als bis ein Teil wegzöge. Gunnbjörn redete seinem Vater zu, fortzugehen, und sagte, er würde, wohin er käme, sich gutes Ansehen verschaffen .
Finnbogi sagte, er wolle nicht fort, aber seinen Söhnen wolle er folgen und sie zur Mannhaftigkeit und Kraft erziehen. Darnach, wird erzählt, verkaufte Finnbogi sein Land zu Borg und zog nach der Holzsackbucht 1, siedelte sich da an und erbaute einen stattlichen Hof.
Denselben Sommer reiste Gunnbjörn nach Norwegen und hatte viel Geld von seinem Vater mitbekommen. Dalla war gestorben und all ihr Vermögen fiel an ihn. Er verheiratete sich, und seine Frau hieß Asa, aus gutem Geschlecht. Er war ein ansehnlicher Mann und übertraf in jeder Tüchtigkeit die meisten andern. Von ibm wird eine lange Geschichte erzählt. Finnbogi und Hallfrid hatten sieben Söhne: Gunnbjörn war der älteste, der zweite Eyjolf, der dritte Thorir, der vierte Asbjörn, der fünfte Berg, der sechste Thorgeir, der siebente Thorgrim. Alle waren vielversprechende junge Leute. Finnbogi wurde dort im Westen Häuptling; und alle richteten sich nach
Finnbogi wurde Häuptling und Gode über all dies Volk und alle waren ihm sehr ergeben. Seinen Hof dort nannte er Finnbogihofen, es war ein großes und stolzes Anwesen. Finnbogi ließ eine große Kirche in seinem Gehöft errichten, bestellte einen Priester dafür und hielt ihn gut und reichlich mit allem, was er brauchte.
39. Jökul schickt einen Meuchelmörder nach
Finnbogi
Es wird erzählt, daß einmal im Frühjahr ein Mann nach Finnbogihofen kam und um Quartier bat, groß und kräftig. Er trat vor Finnbogi und begrüßte ihn. Finnbogi erwiderte den Gruß und fragte ihn nach seinem Namen. Er nannte sich Thorgrim, er sei aus dem Seetal und auf dem Thing geächtet worden. Finnbogi Sagte, wer ihn geächtet habe Thorgrim antwortete: das hätten die Tempelleute getan. Finnbogi Sagte, was er vorhabe. Er sagte, das wisse er nicht eigentlich. Er habe sich schon nach manchen Häuptlingen um 1
Und so kam es, daß er dablieb und sich an den Zaun machte. Es ging ihm rasch vom Fleck und gut, und Finnbogi merkte; daß er dazu geschickt war. Es ging auf den Sommer, als er den Zaun fertig hatte. Die Arbeit hatte zwei Monate gedauert; und alle sagten, das sei ein Werk, das ihm Ehre mache. Thorgrim war angenehm im Umgang und mischte sich nicht in andere Dinge. Er fragte Finnbogi, was er nun tun könne, und sagte, daß er gern dableiben wolle. Finnbogi sagte, er habe ein gehegtes Feld. Dort möge er hingehen und einen Zaun herumziehen. Thorgrim tat das. So verging eine Zeit. Eines Tages ging Finnbogi auf das Feld. Thorgrim begrüßte ihn; da war das größte Stück vom Zaune schon fertig, und er bewunderte die Schnelligkeit und das Geschick dieses Mannes. Es war an dem Tage sehr heiß, und Finnbogi sagte: "Mir wird so schläfrig und schwer im Kopfe, daß ich mich schlafen legen muß." Thorgrim sagte, er solle doch heimgehen und da schlafen. Finnbogi antwortete, daß er sich nicht mehr länger halten könne, warf sich nieder und schlang seinen Mantel um den Kopf. Er schlief auch gleich ein und schnarchte
laut. Thorgrim machte Lärm, aber Finnbogi wachte nicht auf. Da lief Thorgrim in die Ecke an eine Stelle, hob eine Rasenscholle und holte ein Schwert hervor. Damit sprang er auf Finnbogi zu, wie er dalag, und hieb nach ihm, wie es ihm am bequemsten war. Finnbogi schlief nicht so fest, als es schien und Thorgrim dachte, sprang ihm entgegen, warf seinen Mantel ihm über das Schwert und stieß es beiseite. Thorgrim unterlief Finnbogi aber obwohl er stark war, fand er hier doch seinen Meister. Finnbogi hatte ihn sofort unter sich und fragte, was das für eine Treulosigkeit sei, und wer ihn dazu angestiftet habe. Thorgrim sagte, er wolle es nicht leugnen, es sei ein Anschlag von Jökul; " er meint, daß er großen Schaden von dir erlitten habe. Ich möchte dich um Frieden bitten und um Verzeihung für meine Tat." Finnbogi sagte "Ich fürchte nicht, daß du mir schädlich sein könntest. Aber weil du einen solchen Auftrag von Jökul hast, da soll es zwischen uns doch lieber zum Abschluß kommen." Er zog das Schwert und hieb ihm den Kopf ab.Thorgrim hatte viel geschafft und großen Nutzen, aber er bekam seinen verdienten Lohn. Es verging eine Zeit, und Jökul erfuhr davon und war noch mißvergnügter als bisher. Finnbogi saß indes auf seinem Hof, und es mangelte ihm nicht an vermögen und Ansehen.
40. Der zweite Anschlag Jökuls durch
Thorbjörn Hammer
Im Jahre nach dem Tode Thorgrims kam ein Mann nach Finnbogihofen und hat um Quartier. Er war groß und stark, schwarz und von bösem Aus sieben. Er trat vor Finnbogi und begrüßte ihn. Finnbogi erwiderte den Gruß und Sagte ihn nach seinem Namen. Er nannte sich Thorbjörn, und er sei in allen Landschaften zu Hause; — "viele werden mich kennen, wenn sie meinen Beinamen hören: ich heiße Hammer." Finnbogi erkundigte sich, wohin er gehe. Er sagte, das wisse er nicht eigentlich, wr treibe sich nur so herum; "ich bin in der Acht; und nun ziehe ich umher und suche einen Häuptling, der mich in Schutz nehmen will." Finnbogi Sagte, wer ihn geächtet
habe. Er antwortete, das hätten die Söhne Ingimunds aus dem Seetal getan. Er habe ein Mädchen aus ihrem Geschlecht geschwängert; "ich bin zu dir gekommen, weil mir von deiner Hochherzigkeit viel erzählt worden ist. Ich wollte dich bitten, mich aufzunehmen und zu schützen." Finnbogi sagte: "Du siehst verdächtig aug, und ob du das lügst oder die Wahrheit sagst, weiß ich nicht. Was die Seetäler vorhaben, kann ich schwer durchschauen, und mir liegt gar nichts daran, dich aufzunehmen." Thorbjörn erwiderte: "Es ist so, wie du sagst. Ich gelte auch nicht für einen umgänglichen Mann, eher trotzig und ungebärdig. Mancher hat auch schon erfahren, daß es mir nicht an Entschlossenheit fehlt. Aber ich weiß gut, was du für ein Mann bist, Finnbogi Mit dir mich zu messen fällt mir nicht bei, und das könnte ich auch nicht. Ich wünschte nur guten Rat von dir und ein wenig Unterstützung bei meiner Lage." Finnbogi sagte: "Worauf verstehst du dich denn am besten:" Thorbjörn antwortete: "Ich versteh mich auf nichts besonderes, aber ich kann in der Arbeit mehr schaffen als andere Männer." Finnbogi sagte: "Welche Arbeit liegt dir denn am meisten:" "Mähen meine ich nicht schlechter zu können als drei tüchtige Männer zusammen, und das geht mir wohl am besten von der Hand." "Gut, so bleibe hier eine seit und mach dich an die Heuarbeit. Ich habe viel Heuarbeit, und meine Knechte schaffen es nicht"Thorbjörn erklärte sich gern bereit dazu. Er bat sich eine Sichel aus und eine Sensenstange, beides größer und stärker als für die anderen Knechte. Finnbogi gab ihm das; und Thorbjörn ging an seine Arbeit. Es schien allen nicht mit rechten Dingen zuzugehen, wieviel er zuwege brachte. Finnbogi sah, daß er sich nicht mit Unrecht seiner Fertigkeit gerühmt hatte. Er mähte rasch und gut; die Wiese war so dicht gewachsen, daß dag Wegschaffen nicht geringere Mühe machte. Thorbjörn mähte immer nach beiden Seiten und schritt dabei aus, daß man mehr einen Troll als einen Menschen sehen glaubte.
Als er nun mit der Hofwiese fertig war, fragte er, was es jetzt zu tun gäbe. Finnbogi sagte, er solle nun nach dem eingehegien Außenheuschlag gehen, da läge die Hauptarbeit
seine Leute. Er ging zu dem Heuschlag und schaffte dort wie zu Hause. Niemand getraute sich in seine Nähe; nur gegen Finnbogi war er folgsam, und nie merkte Finnbogi etwas, daß Thorbjörn etwa mit verrat umginge.Eines Tages ging Finnbogi auf den gehegten Heuschlag, und Thorbjörn empfing ihn freundlich. Ein großer Teil des Heuschlagev war da schon gemäht, und sie unterhielten sich einige Zeit. Finnbogi sagte dann: "Es ist wieder, wie schon oft: ich bin so schläfrig, daß ich wirklich nicht länger stehen kann. Irgend etwas muß mir wohl bevorstehen; ich will schlafen" Thorbjörn antwortete: "Dann geb doch heim, Bauer, und leg dich schlafen!" Finnbogi warf sich auf die Schwaden nieder; legte sich den Mantel über, schlief gleich ein und schnarchte sehr. Thorbjörn Hammer machte sich eifrig an die Heuarbeit. Dann ging er seine Sichel wetzen. Als er wieder eine Zeit gemäht hatte, ließ er seine Blicke dahin gleiten, wo Finnbogi lag, und war nun überzeugt, daß er fest eingeschlafen sei. Er machte etwas Lärm, aber Finnbogi wachte nicht auf. Darauf begann er wieder mit Leibeskräften zu mähen. Zum zweiten Male wetzte er dann seine Sichel und machte etwas Lärm dabei. Finnbogi schlief. Wieder machte er sich an die Arbeit. Daun wetzte er zum dritten Male seine Sichel, und möglichst laut. Die Sichel war groß und stark wie das beste Messer.
Jetzt glaubte Thorbjörn, daß der beste Augenblick gekommen sei; eine andere Waffe außer der Sichel hatte er nicht. Er sprang auf und stürzte gieb auf Finnbogi, der da lag. Er dachte es mit ihm kurz zu machen, schwang sein Werkzeug und wollte ihn mitten durch treffen. Da sprang Finnbogi empor, packte den Stiel und versuchte ibm den zu entreißen. Damit brachen sie die Stange aber entzwei. Sie warfen die Stücke beiseite und liefen auf einander. Es entstand ein heftiger Kampf. Finnbogi merkte; daß er seine gan; e Kraft nötig haben werde. Sie rangen lange und wild. Schließlich fiel Thorbjörn. Finnbogi Sagte ihn, ob denn nicht alles nach Treu und Glauben gegangen wäre bei seiner Ankunft. Thorbjörn sagte, er hätte nicht gedacht, daß es dies Ende zwischen ihnen nehmen würde. Finnbogi sagte: "Ich sehe, das ist ein Anschlag von anderen
gewesen von Anfang an." Thorbjörn gab das zu und sagte, Jökul habe ihn geschickt und habe ihm eine verwandte zur Frau und viel Geld dazu versprochen, wenn er sein Ziel erreichte; — "jetzt aber möchte ich um mein Leben und um Verzeihung bitten für meine schlimme Tat. Ich werde nicht wieder versuchen, dich zu betrügen." Finnbogi antwortete: "Wenn du auch groß und stark hifi, fürchte ich doch gar nicht, daß du mir etwas antun könntest, es ist anders bestimmt. Aber weil die immer noch nicht aufhören wollen mit ihren verräterischen Anschlägen gegen mich, ist es das Beste, daß es zwischen uns zum Ende kommt; wie ihr alle zusammen es verdient habt." Thorbjörn erwiderte: Dann werde ich nicht länger bitten. Noch weiß man nicht, wer schließlich um sein Leben zu bitten haben wird." Damit begann er so gewaltig um sich zu schlagen, daß Finnbogi fürchtete, er werde noch einmal auf die Beine kommen. Keine Waffe war zur Hand. Finnbogi lag nichts daran, ihn wieder hoch kommen zu lassen; darum schlug er ihm den Zipfel seines Mantels um die Keble und durchbiß sie. Dann drückte er ihm den Kopf nach hinten und brach ihm noch den Rücken entzwei. Unter diesen Griffen wurde er rasch still. Darauf holte Finnbogi sein Messer vom Halsbande und gab ihm damit den Todesstoß.So hatte Thorbjörn denn viel geschafft, aber auch seinen guten Arbeitslohn bekommen. Finnbogi gestand später, daß ihm der Ausgang dieses Kampfes recht zweifelhaft gewesen sei, und daß das der schlimmste Teufelskerl gewesen sei, den man sich denken könne. Der Heuschlag hieß seitdem Hammerschlag.
Das wurde weitbekannt. Man erzählte sich bald überall davon. wo man Thorbjörn kannte. Man meinte, das Finnbogi dabei Glück gehabt habe, wo es sich um einen solchen Unhold handelte. Jökul war wenig zufrieden, und man fand, daß er immer schlechter abschnitt, je länger er mit Finnbogi zu tun hatte. Die Zeit ging hin, ohne daß weiter etwas geschah. Finnbogi saß auf seinem Hofe in gutem Ansehen. Seine Söhne taten sich hervor. Thorir war stets bei seinen verwandten auf den Labkrautwiesen.
41. Finnbogi nimmt den von Brand geächteten
Vermund auf. Der Kampf mit Brand
Jetzt ist zu erzählen, daß einmal ein Wanderer in Finnbogihofen um Quartier bat, wie es oft vorkam. Finnbogi fragte ibn nach seinem Namen. Er nannte sich Vermund. Er sei von den Ostfjorden, wo sein Vater wohne. Er war nicht sehr groß, aber lebhaft und beweglich. Er bat Finnbogi, ihn aufzunehmen, er sei in der Acht; Brand der Freigebige Vermundsson habe ihn ächten lassen, weil er einem von seinen verwandten eine Wunde beigebracht habe. Er wisse nun nicht, wo er Hilfe und Schutz erwarten dürfe. Finnbogi sagte, daß er sich nicht viel aus Landstreichern mache; er habe von ihren Lügen schon vielen Schaden gehabt; — "daß einer in die Acht gekommen sei, hörte ich diesen Sommer. Aber Brand ist ein vornehmer und beliebter Mann und wird es übel aufnehmen, wenn jemand dich in Schutz nimmt." Der andere wurde dringender und bat um Mitleid und Hilfe: viele hätten ihn hierhergewiesen; wenn er keine Hilfe fände, wäre er ohne Rat. Finnbogi schien es eines vornehmen Mannes nicht würdig, es ihm abzuschlagen. Der andere sah auch nicht so aus, daß man Schlechtes erwarten mußte, selbst wenn er gelogen hätte. So sagte er ihm, er möchte, wenn er Lust hätte, eine Zeitlang bei ihm bleiben. Er meine, daß Brand wohl mit Geld sich werde abfinden lassen und nicht auf der Acht bestehen werde, da es sich um einen geringen Mann handelte. Der andere war sehr erfreut und war Finnbogi nun ergeben und folgsam.
Der Sommer ging hin und der Winter rückte näher; es war gutes Reisewetter. Da erfuhr Brand, daß Finnbogi den Mann aufgenommen habe, und sandte sofort Boten zu ihm und ließ ihm sagen, er solle den Mann fortjagen und ihn nicht wagen in Schutz zu nehmen. Er wolle sich gern gütlich mit ihm einigen und würde ihm diese Unrechtmäßigkeit nachsehen, wenn er nach seinem Willen täte. Finnbogi erwiderte, er brächte es nicht übers Herz, ihn in den Wintertag hinauszusagen. Er wolle Geld für den Geächteten bieten, so daß Brand wohl geehrt aus der Sache hervorginge. Wenn sie sich nur einmal
treffen wollten, hoffe er, würden sie sich darüber wohl verständigen können. Mit dieser Antwort kehrten die Boten heim. Brand wurde gewaltig zornig und ließ sich vernehmen, es winde Finnbogi teuer zu stehen kommen, einen beschützen zu wollen, den er verfolge. Er war Bisig und gewalttätig, wenn er meinte, daß man ihm entgegentrete. Wenn sie sich begegnen sollten, sagte er, so würde Finnbogi bereuen, wag er getan habe. Finnbogi tat, als höre er nichts, wenn davon gesprochen wurde. und änderte sein Verhalten nicht. Der Winter verging und ein großer Teil des Sommers. Finnbogi sas still zu Hause. Er hatte stets viel Leute um sich und ließ jeden etwas arbeiten. vor allem betrieb er den Fischfang, der eine leichte Sache war, man brauchte nicht weit zu rudern.Eines Tages im Herbst waren alle Leute vom Hofe fort, einige zur Fischerei, andere zu andern Arbeiten. Finnbogi war daheim und sonst nur Vermund. Da sagte Finnbogi "Ich fühle mich so schwer im Kopf, wie immer, wenn etwas im Anzug ist. Ich will gehen und schlafen." Vermund sagte: "Mir ahnt, daß Brand nicht vergessen hat, was er ankündigte, und noch wohl weiß, wo ich Unterkunft gefunden habe. Es wäre schlimm, Bauer, wenn du meinetwegen in Unarmehmlichkeiten kämest." Finnbogi erwiderte: "Das ist nicht zu fürchten", legte sich hin und schlief ein.
Es war dort nicht viel zwischen dem Strand und der Hochfläche ; das Land ging in drei Stufen zum Hofe hinunter; nur von einer Seite konnte man heranreiten. Vermund ging hinaus und schaute sich um. Da sah er oben über dem höchsten Absatz etwas wie einen Wirbelwind, oder wie wenn ein großer Menschenhaufen ritte. Er ging ins Haus und machte Lärm. Als Finnbogi erwachte und fragte, was er wolle, sagte er, was er gesehen habe. Finnbogi antwortete, er solle ordentlich zusehen, und er wolle weiterschlafen. Vermund ging wieder hinaus und erkannte. daß da Männer ritten. Sie waren auf den mittelsten Absatz gekommen. Er ging hinein und berichtete Finnbogi, daß Männer geritten kämen. Der antwortete, das möge wohl sein; "im Herbst kommen immer viele Leute hierher, Stockfisch zu kaufen, und jetzt sind gerade welche zu erwarten. Ich will jeden
falls noch schlafen, solange ich Lust habe." Vermund ging hinaus und stand dort eine Zeit. Dann kam erins Haus und sagte Finnbogi, daß sie an den untersten Absatz gekommen wären; "ich habe erkannt, daß es Brand der Freigebige Vermundsson mit fünfundzwanzig wohlbewaffneten Leuten ist. Du hast mich gut und hochherzig aufgenommen; das möge Gott dir lohnen! Ich bin es aber nicht wert, daß ihr euch um meinetwillen veruneinigt. Lieber will ich mich Brand stellen; er ist ein ehrenwerter Mann und wird sich gewiß wie solch einer benehmen. Aber er ist wild und heftig, sobald er merkt, daß sich ihm jemand trotzig entgegenstellt."Finnbogi sagte: "Wir wollen uns damit nicht übereilen, dich an Brand auszuliefern. vorher will ich mit Brand ein Wort reden; vielleicht nimmt er ein angemessenes Angebot an. Wenn er das nicht will, wird man weiter zusehen müssen. Ich habe nun ausgeschlafen und mag nicht mehr länger liegen." Damit sprang er auf; beide griffen nach ihren Waffen und gingen auf den Hügel hinaus.
Dort war eine Wegschlucht und auf der anderen Seite ein steiler Hang darüber. Man konnte nur von einer Seite angreifen . Finnbogi und Vermund gingen da hinauf. Brand und seine Leute sahen, wie die beiden aus dem Hause kamen und vermuteten gleich, daß es Finnbogi sein müsse, der groß und stark sei. Gleich nahmen sie die Richtung auf die beiden. Brand sagte, ihr Zug werde nun wohl rasch zum Ziele führen. Hallfrid hatte das Gespräch zwischen Finnbogi und Vermund gehört, ehe sie hinausgingen, und schickte einen Jungen dem nächsten Gehöft: die Männer sollten herüberkommen. Auch zu den Schiffen ließ sie hinausrufen, daß Finnbogi Hilfe bedürfe.
Es wird erzählt, daß Finnbogi, ehe man sich traf, einige Steine aufsammelte. Als Brand ankam, begrüßte Finnbogi ihn auf das freundlichste. Brand erwiderte den Gruß. Finnbogi fragte ihn, was sein Begehr sei. Brand antwortete: das wüßte er so schon. Den Mann suche er, den er in die Acht gelegt habe. Finnbogi, sagte er, sei ihm feindselig. Nun wolle er ihn sich holen. auch wenn Finnbogi ihm entgegentrete; " aber weil du,
Finnbogi, ein angesehener Mann in vielen Dingen bist, will ich dir denselben Vorschlag machen, wie zuerst. Gib den Mann los und überlaß ihn mir! Dann will ich gegen dich nicht vorgehen , daß du einen Geächteten unterstützt hast; will dir vielmehr meine Freundschaft und Hilfe versprechen, wenn du die einmal brauchen kannst." Finnbogi sagte: "Dein Angebot ist gut und ehrenvoll gemeint, wie ich es nicht anders von dir erwartet habe. Da ich ihn aber das erstemal, als deine Botschaft kam, nicht frei gab, will ich es auch jetzt glatt abschlagen. Ich mache dir aber dasselbe Angebot wie damals: ich will Geld für den Mann zahlen und gewähre dir dazu, daß du selbst bestimmen sollst, wieviel. Ich kann mich um meiner Ehre willen nicht dazu verstehen, ihn jetzt unehrenhaft im Stich zu lassen, nachdem er bei mir gewohnt hat. Du hast keinen solchen Gewinn , diesen Mann zu erschlagen, wenn es dich auch dazu lüstet.Brand antwortete: "Der Mann ist freilich soviel Mühe nicht wert. Aber da wir einmal deswegen von Hause hierher geritten sind und der Mann eigentlich schon in unserer Gewalt ist, steht zu erwarten, Finnbogi, daß dies dein Tod wird, da du dich des Mannes so heftig annimmst. Unsere Fahrt wird uns nicht ganz umsonst dünken, wenn wir dich zu Boden gestreckt haben." Finnbogi sagte, er fürchte sich nicht davor;"ich möchte dir raten, Brand, daß du mich nicht gleich selber angreifst. Laß lieber zuerst deine Leute vorgehen, solange ich meine Knechte habe." "Was für Knechte sind das :" fragte Brand, "ich sehe niemanden außer euch beiden oben stehen." Finnbogi erwiderte: "Und doch habe ich hier noch sechs meiner Knechte, die nicht zu verachten sind. Alle haben denselben Namen, alle heißen Stein. Laß du nun ebensoviele von deinen Leuten ihnen entgegengehen ; dann wollen wir sehen, wer den Kürzeren zieht!" Brand sagte, er sei davor nicht bange; Finnbogi dürfe ruhig mit seinen Steinen droben.
Es wird berichtet, daß einer aus dem Gefolge Brands sich aufmachte und zu den Namensvettern hinaufstürmte und zugleich gegen Finnbogi selbst, mit glänzendem Schild und Spieß, und gedachte Finnbogi zu durchstoßen. Der griff nach einem Stein.
Der andere war stark und wollte den Stein mit dem Schilde abwehren. Aber Finnbogis Knecht war flink und griff scharf zu. Er konnte den Stoß nicht aushalten, stürzte rückwärts und siel in die Schlucht. Dort fand er seinen Tod. Finnbogi fragte Brand. wie es dem da ergangen sei. Brand sagte, es sei einem Manne nicht gut ergangen,
42. Brand vergleicht sich mit Finnbogi und
versöhnt ihn dann auch mit den
Seetälern
Es wird erzählt. daß Finnbogi nun seine sechs Knechte fahren ließ; und jeder nahm sich einen Gegner vor. Finnbogi fragte Brand, wie es ihm hier zu ergehen scheine. Brand meinte, er habe keinen Anlaß, sich zu beklagen. Finnbogi erklärte , er sei immer noch zu dem gleichen Angebot bereit, wie vorher, und damit könnten sie sich vergleichen. Brand sagte, er habe noch keinen Grund zur Besorgnis; er wolle es noch darauf ankommen lassen, wie es sich zwischen ihnen entscheide. Finnbogi sagte, er fürchte sich nicht im geringsten. Brand befahl seinen Leuten, schärfer vorzugehen; es sollten mehr gleichzeitig angreifen, und sie sollten Mut fassen; es sei eine Schande; daß sie in solcher Zahl soviel Zeit brauchten, um mit zwei Männern fertig zu werden. Finnbogi zog jetzt sein Schwert und wehrte sich mannhaft und kräftig. Er tat ihnen mehr Schaden, als sie sich gedacht hatten.
Als sie eine Zeitlang gekämpft hatten, sagte Finnbogi: "Da unten vom Strande kommt eine Schar Bewaffneter und eilt mächtig. vermutlich wollen sie mir zu Hilfe kommen und euch angreifen, Brand: Es wird sich ja nun zeigen, wer von uno die Oberhand behält." Brand rief, er kümmere sich nicht um sein Fischerpack, ob das nun mehr oder weniger wären. Da sagte Finnbogi: "Da kommen noch andere, die mit aller Kraft von der See aufwärts reiten. Es sind nicht ganz wenige, und es scheint; daß es unsere Leute sind. Jetzt ist es meine Bitte, Brand, und mein Begehr; daß du auf das eingehst; was ich dir geboten habe. Ich will dir das Selbsturteil überlassen Be
stimme du selbst über unseren vergleich, wie es dir gutdünkt ! Ich fürchte, daß von denen, die da ankommen, einige gar zu sehr in Wut sein werden, wenn wir uns nicht bis dahin verglichen haben." Brand blickte bin und sah, daß von allen Seiten Volk anstürmte: die einen liefen, die anderen sprangen heran, wie nur jeder konnte. Da sagte Brand: "Dein Strandgesindel ist mir ganz einerlei, ob das ankommt oder nicht. Aber dafür muß ich doch wohl sorgen, daß wir beide allein uns entscheiden. Man wird finden, daß ich doch etwas erreicht habe, wenn ich von einem Manne wie dir das Recht zur Selbstentscheidung bekommen habe." Finnbogi war bereit und dankte ihm, trat auf ihn zu, und sie gaben sich die Hände und verglichen sich und nahmen die Anwesenden zu Zeugen dafür.Eben waren sie damit fertig, als die Schar auch schon zur Stelle war. Es waren Finnbogis Söhne und viele andere verwandte und Freunde. Die waren in solcher Hitze, daß sie sofort sich auf Brand stürzen und ihn mit seinen Leuten erschlagen wollten. Finnbogi trat dazwischen und erklärte, sie hätten sich vertragen. Sie möchten ihm nun nicht mit ihrem Kommen Unheil bringen. Und weil er ihnen so zuredete, ließen sie sich besänftigen.
Dann lud Finnbogi Brand zu sich ein, und der nahm das an. Sie saßen da fast eine Woche fröhlich beisammen. Finnbogi bewirtete auf das freigebigste. Darauf rüstete sich Brand zur Heimfahrt. Finnbogi fragte Vermund, ob er bei ihm bleiben wolle oder mit Brand geben. Vermund sagte, er wolle beim: Brand ist ein solcher Ehrenmann, daß ich in seinem Gefolge künftig gut aufgehoben bin. Du bast gegen mich gehandelt, wie es eines edlen und mächtigen Mannes würdig ist, und Gott möge dir's lohnen!" Und damit rüstete er sich, Brand zu folgen.
Da sagte Finnbogi zu Brand: ,-Wann willst du den Schiedsspruch in unserer Sache fällen:" Er antwortete:"Auf dem Thing im Sommer will ich es tun. Das scheint mir am ehrenvollsten, dort unseren vergleich zu verkündigen." Finnbogi erwiderte, er möge bestimmen, wie er für gut befände. Sie trennten sich freundschaftlich. Brand ritt in die Ostfjorde zurück, und ver
mund ging mit ibm. Der Winter verging, und im Sommer ritt eine große Menge Volk zum Thing. Da kamen auch die Seetäler Thorstein und Jakut und die anderen Ingimundssöhne. Brand der Freigebige kam und Finnbogi der Starke und Eyjolf der Lahme, sein Vetter und viele andere Häuptlinge.Eines Tages trafen sich Brand und Finnbogi und begrüßten sich freundlich. Brand erkundigte sich, wie es zwischen ihm und den Seetälern stände. Finnbogi antwortete; alles sei ruhig, und es liege kein Streit vor. Er erzählte Brand, wie es zwischen ihnen ergangen sei. Brand erbot sich, einen Vergleich zu vermitteln ; es seien alles seine nächsten Freunde. Finnbogi sagte, er wolle darauf eingehen.
Eines Tages nun gingen Brand und Finnbogi und Eyjolf mit einem großen Gefolge vor die Bude der Seetiäler. Thorstein begrüßte sie auf das freundlichste, und sie begannen ein Gespräch miteinander. Brand brachte das Gespräch gleich darauf und forderte sie auf, sich mit Finnbogi zu vergleichen; Jökul kenne nicht mehr das vernünftige Maß in seinen Angriffen gegen solche Männer. Brand redete gut und eindringlich. Er sagte; er werde zu denen halten, die auf den Vergleich eingingen, und denen entgegentreten, die dagegen sein würden. Er sei bereit , den Schiedsrichter zu machen. Jökul sträubte äch. Jedoch bei dem Zureden Brands und bei der großen Freundschaft mit ihm und bei dem Drängen seiner Brüder, —gleichwohl meinte er, daß er in ihren Streitigkeiten viel Schaden gehabt habe; er war gewalttätig und übermütig —, so kam es doch dahin, daß sie sich versöhnten und vertrugen. Brand sollte allein den Entscheid geben. Er legte den Brüdern eine Geldbuße auf, und die zahlten sie sofort und ohne Zögern. Es wird erzählt; daß sie seitdem gute Freunde blieben. Jökul und Finnbogi tauschten Geschenke unter sich.
Dann sagte Finnbogi zu Brand, er solle nun auch nicht länger den Schiedsspruch zwischen ihnen beiden hinausschieben, er wünsche kein längeres Hinziehen. Da sagte Brand:"Wohl bigi du ein kluger Mann, Finnbogi, doch glaube ich auch einiges zu sehen, wo du alles überblickst. So töricht war ich nicht; daß ich nicht gesehen hätte; daß ich gefangen war mit allen meinen
Leuten, als dein Volk von allen Seiten auf uns eindrang, da es uns schon allein gegen dich übel ging. Man kann annehmen, daß wir nicht gesiegt hätten. Es war mehr meine Heftigkeit und meine Eitelkeit, —nicht, daß ich nicht wußte, wie es stand und wie es enden würde. Nun möchte ich, daß es nicht so ungleich zwischen uns werde, daß ich dir eine Buße auferlegte dafür, daß du mir das Leben schenktest und ebenso meinen Leuten. Ich sah mich und meine Leute denn doch für mehr wert an, als den unbedeutenden Vermund, wenn ich auch erst um meiner Ehre willen von dir Genugtuung begehrte. Jetzt kann ich dir mein Leben nicht mit Geringerem vergelten, als daß ich dir meine feste Freundschaft verspreche und meine Hilfe, gegen wen ihr, du oder deine Söhne, es je zu tun habt. Nichts soll unsere Freundschaft stören, solange wir beide am Leben sind."Finnbogi dankte ihm für seine Worte und seine Hilfsbereitschaft , wie es sich schickte. Er schenkte Brand die Kleinode, die er von dem griechischen König Johannes bekommen hatte: das war ein Armring, ein Schild und ein Schwert. Brand sagte ihm vielen Dank, und alle schieden in größter Freundschaft und bestem Einvernehmen.
43. Finnbogis Lebensende
Die Ingimundssöhne boten Finnbogi an, er solle wieder nach Osten kommen und das Land zu Borg im Weiden- tal wieder ankaufen. Er ging aber nicht darauf ein und sagte, er fühle sich dort recht wohl. Er ritt mit seinem Gefolge nach Finnbogihofen heim und lebte dort ruhig. Durch alle diese Geschichten war sein Ansehen nur gewachsen. Finnbogi erreichte ein hohes Alter und galt als einer der ersten Männer, an Kraft und Wuchs, wie an höfischer Sitte. In vielen Geschichten kommt er vor; und überall ist er angesehen und be- rühmt. Viele große und verwunderliche Taten hat er verrichtet, wenn auch hier nur von wenigen die Rede war. Es heißt, daß er dort bis zu seinem Tode wohnte und vor Alter starb. Er liegt in derselben Kirche begraben, die er stiftete, und ebenso seine Frau Hallfrid.
Seine Söhne wurden alle angesehene Männer und waren viel auf Reisen. viele Geschichten werden von ihnen allen erzählt. Überall wurden sie von mächtigen Herrschern gut aufgenommen, wohin sie kamen, und ihr Geschlecht galt als edel. Gunnbjörn Finnbogison kam nicht wieder nach Island zurück. Er wurde ein mächtiger Mann in Norwegen, und dort stammen viele Männer von ihm ab. Finnbogi liebte unter seinen Söhnen Berg am meisten; das geschah wegen der Liebe, die er zu Berg, seinem Vetter getragen hatte.
Berg wohnte nach seinem Vater in Finnbogihofen, galt dort in der Gegend den ansehnlichsten Bauern und war der Häuptling. Seine Brüder waren viel unterwegs, bis sie sich Häuser gründeten, und alle galten sie für stattliche Männer Hier schließe ich die Geschichte von Finnbogi.
Die Geschichte von
Thord und feinem
Ziehsohn
1. Thord Thordsson in König Gamlis
Gefolge
Es war einmann, der hieß Thord, der Sohn Hörda-Karis 1,. der lebte in großem Ansehen. Er war Häuptling über die Landschaften in seiner Nähe. Dem Range nach war er Herse 2, aber in vielen Dingen war er einem Jarl 3 überlegen. Er war mit einer sehr geachteten Frau verheiratet und hatte mit ihr drei Söhne und eine Tochter. Der älteste Sohn hieß Steingrim, der zweite Klypp und der dritte Eyjolf die Tochter Sigrid. Alle diese Kinder waren wohlgeraten; Klypp aber zeichnete sich vor den Brüdern aus. Sie waren alle große und ungewöhnlich starke Männer, stattlich von Ansehen und von Häuptlingsart, wie es ihr Geschlecht erwarten ließ. Sigrid, ihre Schwester, war ein schönen Mädchen, stolz von Sinn und hochmütig. Sie war von allen gleichalterigen Mädchen damals die geschickteste in Handarbeiten.
Als die Brüder fast erwachsen waren, wurde Thord, ihr Vater krank und starb. Sein Begräbnis wurde nach heidnischer Sitte mit großen Ehren gefeiert. Als nun das Erbbier getrunken war, gebar die Mutter einen Knaben, der war groß und schön. Man gab ihm einen Namen, und nach dem Willen der Mutter nannte man ihn Thord, wie seinen Vater Sie sagte, wenn er ins Geschlecht schlüge, glaube sie, würde er ein ansehnlicher Mann werden. Und als Thord aufwuchs, war er groß, stark und stattlich, von entschlossener Art, hart gegen alle, denen er übet wollte, aber im Volke beliebt, denn er war freigebig mit seinem vermögen, freundlich in seinen Worten und seinen Freunden treu. Er war ein guter Gesellschafter, besonders auch gewandt in allen Spielen, schwamm wie nur einer und war ein guter Skalde.
Zur seit, als dies geschah, hatten in Norwegen die Söhne der Gunnhild die Herrschaft. Als Thord herangewachsen war;
Als Thord drei Jahre bei dem König Gamli gelebt hatte; sagte er ihm, daß er nun nach seinem Eigentum sehen wolle. Der König antwortete: "Du hast mir gute Gefolgschaft geleistet und wirst ein ansehnlicher Mann werden." Er löste sein Schwert, das er täglich zu tragen pflegte, und sagte zu Thord: "Hier ist ein Schwert, das ich dir schenken möchte; ich denke, daß dem Glück folgen wird. Und meine Freundschaft sollst du zugleich haben." Thord dankte ihm für diese Ehre und für alle andere, die er ihm erwiesen hatte. Der König sagte:"Das bedinge ich mir; daß du das Schwert niemandem schenkst oder weggibst, wenn du nicht dein Haupt zu lösen hast. Es ist nicht unwahrscheinlich , daß du das noch einmal nötig hast." Da antwortete Thord: "Ich habe nicht im Sinn, Herr, Euch lange fernzubleiben , solange ich es haben kann, in Eurem Gefolge zu sein." Der König sagte: "Das wird nicht so sein; wir beide werden uns nie wieder sehen, wenn wir uns jetzt getrennt haben."
Thord verstummte bei diesem Wort des Königs und antwortete nicht. Dann nahm er Urlaub vom König und zog heim nach seinen Gütern. Seine verwandten freuten sich über sein Kommen . Sein Bruder Klypp hatte alle Güter der Brüder übernommen und war der Vorsteher jener Länder geworden, wie es ihr Vater vordem gewesen war. Er führte auch den Namen eines Hersen. mußte sie mit Erich das Land verlassen, aber ihre Söhne machten mit dänischer Hilfe immer neue versuche, Norwegen dem milden, christlich erzogenen Hakon entreißen. Nach gbi war sie als die gefürstete ,mutter der Könige' wieder in Norwegen. 1 Erich Blutaxts nachfolger, 935 —961; Adalstein ist der englische König,
Wenige Zeit, nachdem Thord König Gamli verlassen hatte, kämpften König Hakon der Gute und König Gamli miteinander; und in dieser Schlacht siel König Gamli, wie in den Geschichten der norwegischen Könige erzählt wird.
2. Thord und seine Brüder töten König
Sigurd
König Sigurd Slefa, d. i. Geifer; ein Sohn der Gunnhild , war schonungslos, wenn er Frauen begehrte. Er legte in sein Bett Olof, die Tochter Skeggis aus Yrjar, die Frau des Hersen Klypp Thordsson 1 .Thord reizte seinen Bruder Klypp oft zur Rache. Eines Tages kam Thord mit seinem Bruder ins Gespräch und sagte: "Wie ist das nun: Willst du die Schmach nicht tilgen, die dir von König Sigurd widerfahren, — willst du zum Gespött werden, jedermanns Vorwürfe einstecken, und nie mehr zu solchen Männern zählen dürfen wie bisher deine Blutsfreunde, der du von König Sigurd solche Schande hinnimmst , daß er dein Eheweib in sein Bett legt, ohne daß du an Rache denkst: Wenn die Macht auch ungleich auf beiden Seiten ist, besser ist es, sein Leben mit Ehre zu lassen, wenn es so bestimmt ist, als tatenlos solche Schande zu dulden. Ich will dich zu der Fahrt begleiten und wir Brüder alle, ehe daß wir länger dasitzen, ohne mit dir auf Rache zu denken, — wie es dann auch ablaufe!" Da antwortete Klypp:"Du hast recht, Bruder, wir haben allen Grund, diesen Schimpf zu rächen, wenn sich eine Gelegenheit gibt. Ich bin gans und gar bereit, die Schmach zu rächen."
Nach diesem Gespräch machten sich alle Brüder auf den Weg mit einer großen Schar und nahmen die Richtung auf nach den Upplanden 2, wo König Sigurd, wie man hörte, bei Gastmälern weilte. Als sie zu dem Hause gekommen waren, in dem der König faß und zechte; verteilten die Brüder ihre Leute an die Eingänge. Thord sagte, der solle zuerst hinausgehen , der als letzter hineinging. Klypp sollte zuerst hineingehen , darauf Thord, dann Steingrim, dann Eyjolf dann die
Als nun der Herse Klypp vor dem Könige stand, schwang er sein Schweri und hieb auf des Königs Haupt und spaltete ihn bis zu den Schultern herab. Tot stürzte er vornüber auf den Tisch. Darauf wandten sich die Brüder zur Tür zurück. In dem Augenblick hörte Thord Lärm hinter sich und sah, daß sein Bruder Klypp den Todeshieb erhalten hatte. Das hatte ein Mann namens Hroald Ögmundsson getan, ein Enkel des Hörda-Kari; mit den Thordsöhnen war er nah verwandt. Er hatte am Könlgstisch aufgewartet, als sie hineingekommen waren, und sie hatten auf ihn nicht acht gegeben. Er erschlug auch noch einen andern Mann namens Ögmund Valthjofsson. Als Thord sah, daß sein Bruder gefallen war, hieb er nach Hroald und schnitt ihn mitten durch über den Weichen. Da sprangen aber alle Männer im Saal auf, griffen nach den Waffen und gingen den Brüdern gewaltig zu Leibe. Die wehrten sich wacker und männlich. Thord war das Schwert von Nutzen, das König Gamli ihm geschenkt hatte; er erschlug viele Männer, ehe er den Ausgang gewann.
Es ging da, wie gewöhnlich, wenn man plötzlich den Anführer verliert: die wenigsten haben dann noch Überlegung, ihren Feinden nachzusetzen. So ging es auch hier, und die Brüder kamen glücklich heim. Diese Nachricht kam schnell an König Harald 1, daß sein Bruder Sigurd gefallen sei, und er gedachte, Leute auszusenden, die Brüder ums Leben zu bringen. Der König war gerade im Nordland, und darum ging mehr Zeit darüber hin, als sonst. Er gebot eine volksversammlung und ließ die Brüder über ganz Norwegen ächten, und ihre Habe eignete er sich zu,
Nun ist zu berichten, daß die Brüder heimkamen und erzählten, daß König Sigurd und ihr Bruder Klypp gefallen seien. Thord sprach die Strophe:
Kampfestaten kund ich, Die die Krieger übten. |
In des Königs Blute Klypp die Klinge färbte. Da fiel Klypp, in der Halle Schlug der Kämpe behelmt ihn. vier der Kampfesbäume Fällt' ich mit dem Schwerte. |
3. Ausfahrt nach Island. Skeggi am
Mittelfjord
Die Brüder meinten nun zu wissen, daß sie sich daheim im Lande nicht mehr balten könnten gegen die Macht König Haralds und der Gunnhild. Ihre verwandten und Freunde redeten ihnen zu, ihren Grundbesitz zu Geld zu machen, und sagten weiter, Thord solle doch an Island denken. Dorthin seien viele mächtige Männer gefahren und hätten ihr Erbland den norwegischen Königen überlassen.
Thord antwortete: " hatte nicht im Sinn, mein Erbgut zu verlassen. Aber weil nun viele ansehnliche Männer sich damit abgefunden haben, in Island zu hausen, kann es wohl sein, daß mir nichts anderes bestimmt ist." So rüstete Thord zur Islandfahrt, und mit ihm seine Brüder, Steingrim und Eyjolf, und seine Schwester Sigrid.
Sie besaßen eine Menge Geld und Gut. Er hatte neunzehn Leute mit sich an Bord. Sie stachen in See, als der Sommer gerade anging.
Einen Monat waren sie auf der See; dann kamen sie bei den Westmännerinseln 1 an Land, segelten weiter westwärts, dann nördlich an den Stranden 2 vorbei. Da bogen sie in den Busen ein und hielten sich an der Rüste, segelten in einen Fjord hinein und landeten da um die Mittwinterzeit.
Rasch kamen Männer herbei. Sie Sagten, wie die Bucht heiße, an der sie wären. Man sagte ihnen, daß sie am Mittelfjord 3 wären. Sie waren an der Flußmündung im Innern der
Skeggi wohnte bei den Dampfquellen 1, der mit Zunamen Mittelfjord-Skeggi 2 hieß. Er war der Sohn des Skinnabjörn, d. i. Fell-Björn. Deswegen hieß er Fell-Björn. weil er in die Ostseeländer auf Kauffahrtei zu fahren pflegte und von dort Grauwerk; Biber und Zobel, mitbrachte. Skeggi war ein großer Haudegen und Holmgänger 3 '; er hatte Jahre auf Wikingfahrten zugebracht. Eines Wales war er auch nach Dänemark gekommen und nach Lejre 4 gezogen, wo der Hügel Hrolf Krakis 5 stand. Da hatte er den Hügel erbrochen und das Schwert König Hrolfs, Sköfnung, geraubt, das beste, das je nach Island gekommen ist 6 . Dazu eine Streitart, die Hjalti der Hochgemute 7 getragen haue. Nur Laufi hatte er dem Bödvar Bjarki nicht abnehmen können, er konnte seinen Arm nicht beugen. Seitdem trug Skeggi Sköfnung.
Mittelfjord-Skeggi war ein mächtiger und reicher Häuptling. Er hatte eine große Sippe, und alle Leute am Mittelfjord erkannten ihn als vorsteher an. Sein Vater Björn hatte den ganzen Mittelfjord in Besitz genommen und war Gode über das Land weithin gewesen.
Eyjolf hieß ein tüchtiger Bauer. Er wohnte in Os, d. i. Mündung 8 , und war vermögend.
Ein anderer Bauer hieß Thorkel. Der wohnte auf dem Gehöfte , das Auf dem Sande 9 heißt, westlich am Fjorde, gegenüber Os. Er war ein unbedeutender Mann, aber nicht mittellos und war mit Skeggi an den Dampfquellen befreundet.
4. Thord wird Skeggis Nachbar
in Os
Eyjolf, der Hausherr von Ov, kam zuerst zu den Kaufleuten und unterhielt sich mit ihnen. Thord Sagte ihn, warum die Bauern zögerten, zu den Schiffen zu kommen.
Eyjolf erwiderte, es sei herkömmlich, daß Skeggi zuerst zu jedem Schiff reite und sich dann aussuche, was er von der Ladung haben wolle. Ebenso nehme er dann auch von den Schiffsleuten die zu sich ins Quartier, die ihm gefielen. Thord meinte: da tue er sa gewaltig groß; — " mir ist von der Landessitte hier nur erzählt worden, daß alle zu den Kaufleuten kämen. die hier landeten, um nach Neuigkeiten zu fragen." Eyjolf antwortete: "Wollen wir Skeggi besuchen, — er wird einen Mann wie dich gut aufnehmen." Thord sagte: "Ich will bei meinem Schiff daheim bleiben und abwarten. was geschieht." Da sagte Eyjolf "Ich werde Skeggi besuchen und ihm sagen, daß hier ein Schiff gelandet ist." Thord sagte: Tu selbstverständlich, was dir gefällt!" Damit trennten sie sich. Eyjolf ging nach den Dampfquellen zu Skeggi und erzählte ihm, daß ein Schiff gelandet sei, und wer der Schiffsherr sei. Skeggi sagte: er kenne Thord und seine Familie gut. stünde seinen Mann; — "und ein ansehnlicherer und wohlhabenderer Mann ist noch nicht nach Island gekommen, als er," und ließ sich gut über ihn aus. Eyjolf forderte Skeggi auf, um Schiff zu reiten und von den Schiffsleuten die zu sich zu bitten, die ihm gefielen. Skeggi antwortete: "Ich habe nur immer Mühe davon, daß ihr mir in allen Dingen die Ehre laßt. Heute will ich euch einmal den Vorzug lassen, die von den Schiffsleuten zu euch zu bitten, die ihr wollt. Ich will nämlich keinen vom Schiffe bei mir haben. Aber ich rate dir
Eyjolf ritt zum Schiff, ging zu dem Schiffsherrn und sagte ihm alles, was er mit Skeggi geredet hatte. Thord erwiderte: "Du hast von deiner Seite alles getan. Aber ich merke dabei wohl, daß Skeggi Hader mit mir sucht; und dazu ist um so mehr Aussicht, als ich ihm wenig Entgegenkommen zeige." Eyjolf sagte: "Mein Wunsch wäre es, daß wir Skeggi besuchten ." Thord erwiderte: "Auf keinen Fall tu ich das! Aber wenn Skeggi keinen Kaufmann zu sich nehmen will, der den Winter über an seiner Seite säße, so lasse er nur seinen Hochmut an seiner Seite groß werden, solange es ihm gefällt!" Eyjolf bat Thord, den Winter über bei ihm in Os Quartier zu nehmen; seine Fahrtgenossen möge er sonst am Fjord einquartieren. Thord dankte ihm für das Angebot, sagte aber, er wolle nicht zu ihm ziehen. Er bat ihn vielmehr; er möchte ihm den Winter über sein Land verpachten.
Das tat Eyjolf; er selbst zog nach Torfahof 1, wo er ein zweites Anwesen hatte, und Thord übernahm den Hof in Os. Er ließ bald seine ganze Ladung hinaufschaffen und zog das Schiff auf die Rollen. Mit Thord zogen seine Brüder, die Schwester und alle Schiffsleute nach Os. So lebte Thord den Winter in Ruhe. Skeggi ließ sich nichts merken. Er sprach mit Thord kein Wort, auch wenn sie sich trafen. Skeggi tat auch, als wenn er von der Abmachung zwischen Thord und Eyjolf und dem neuen Verhältnis zwischen ihnen nichts wüßte. Thord hatte viel Leute um sich, er war von geselliger Natur und ebenso seine Brüder. Bald war er im ganzen Bezirk beliebt . Skeggi gefiel das recht wenig; ihm schien, als wolle Thord die Häuptlingschaft über den Mittelfjord gewinnen, darum war er mißgünstig gegen Thord. Er war von harter Art und vertrug es nicht, daß ein anderer ebenso angesehen war, wie er selber.
Thord hielt im Winter Spiele ab. Daran nahmen seine Brüder 1
5. Thord rettet Eid das Leben
Thord war ein sehr betriebsamer Mann und ein hervorragender Schmied. Er baute den Winter über ein Boot unten an der Mündung und hielt sich tags meist dort auf; es war seine Absicht, daß das Boot nach den Stranden 1 fahren sollte und dort zum Fischfang dienen. So verging die Zeit bis um Julfest.
Als das Fest herangekommen war, sandte Skeggi einen Boten zu Thorkel nach Sand und lud ihn und seine Frau zum Julschmaus zu sich; er bat auch, daß der kleine Eid mitkommen möge. Der war damals noch jung, aber doch schon ziemlich aufgeschossen.
Die machten sich dann am Tage vor dem Festbeginn von Sand auf den Weg und der kleine Eid mit ihnen. Das Wetter stand so, daß Tauwind sich erhob und Regen, und die Mittelfjordache unfahrbar wurde; das Eis begann in Schollen zu treiben. Über den Fjord konnte man aber mit dem Schiff kommen. Als Thorkel das Schiff hinaus og, rief Thord ihn an: "Der Fluß ist unpassierbar, Nachbar!" sagte er. Thorkel antwortete: "Denk du an deine Zimmerarbeit, ich werde für meine Fahrten sorgen"
Thorkel stieß nun das Schiff hinab, und sie gingen ;u dritt hinein. Als sie in die Mitte des Flusses gekommen waren, trieb das Eis gewaltiger als bisher heran, und sie kamen nicht mehr vorwärts; das Eis und die Strömung führte sie mit sich, und es endete damit, daß das Boot umschlug. Sie kamen unter Wasser und waren am Ertrinken. Weil ihnen aber längeres Leben beschieden war, brachte Thorkel sie noch auf den Kiel hinauf. Das Fahrzeug trieb nun zur See hinunter und an die Stelle, wo Thord bei seiner Zimmerarbeit beschäftigt war und neben ihm sein Bruder Steingrim. Da rief Thorkel zu Thord hinüber um Hilfe. Thord antwortete: "Ich hab mit meiner Zimmerarbeit zu tun; sorge du für deine Fahrten!" Steingrim 1
Da warf Thord seine Oberkleider ab, sprang ins Wasser und schwamm auf das Fahrzeug zu. Er mußte sich durch das Eis brechen und es nach allen Seiten von sich stoßen. Als er zu dem Boot gekommen war, griff er zuerst nach dem Knaben Eid und legte ihn sich über die Schultern, band ihn mit einem Strick fest und schwamm mit ihm an Land. Er bat seinen Bruder Steingrim, dem Knaben zu helfen, daß er wieder warm würde, denn er war ganz erfroren. Darauf schwamm er von neuem zu dem Boot hinaus und holte Thorkels Weib, das schon ganz von Kräften war, und brachte es an Land. Zum dritten Male schwamm er dann hinaus und brachte Thorkel an Land; der war vor Kälte halb tot. Steingrim fragte: Warum hast du den Knaben zuerst gerettet?' Thord antwortete: "Eid hab ich zuerst geholt, weil ich eine Ahnung habe, daß dieser Junge mir einmal von großem Nutzen sein wird und mir das Leben retten. Thorkel aber hab ich zuletzt geholt, weil er mir am ehesten die Kälte zu vertragen schien, und dann schien es mir am wenigsten um ihn schade."
Thorkel wechselte darauf seine Kleider und kam wieder ;u Kräften, und ebenso seine Frau. Die beiden machten sich dann nach den Dampfquellen auf.
Den Eid forderte Thord auf, zu ihm nach Os zu kommen. Eid sagte, er nähme das gerne an, und blieb da lange Zeit. Nun ist zu berichten, daß Thorkel zu den Dampfquellen kam und erzählte, daß seine Fahrt nicht so glatt verlaufen sei. Skeggi sagte, er habe da eine rechte Unglücksreise unternommen; — "und meinen Sohn hast du dabei bei dem übermütigsten Manne, den es bier gibt, gelassen." Er sagte, ihm ahne, es werde noch so kommen, das man viel darum geben würde, wenn Eid nie dort zu Thord gekommen wäre. Als das Julfest zu Ende gegangen war, zog Thorkel beim und kam auf der Heimreise bei Os vorbei und sagte zu Eid, er möchte mit ihm kommen. Eid antwortete "mit dir geh ich nicht. Du sollst mir nicht öfter nach dem Leben stellen." "Lieber wollte ich meinen Tod als deinen,"sagte Thorkel. Er og ab und kommt nun in unsrer Geschichte nicht mehr vor.
6. Eid wird Thords Ziehsohn
Eid war Thord immer folgsam, wie denn Thord ihn auch überall gewähren ließ. Thord hatte viel mit dem Bootbau an der mündung unten zu tun, und Eid war an seiner Seite. Es war eines Tages, als Thord an seinem Boot arbeitete und Eid neben ihm war. Thord hatte das Schwert, Gamlis Geschenk, immer bei sich und so auch diesmal. Eid nahm das Schwert und spielte damit. Thord sah das und sagte: "Gefällt dir das Schwert, mein Junge:" Er antwortete:"Sehr:" Thord sagte: "Dann will ich's dir schenken." Eid erwiderte: "Solch ein Kleinod werde ich dir nie nach Gebühr lohnen können. Aber meine Freundschaft will ich dir geben, Ziehvater; die wird freilich nicht viel wert erscheinen." Thord antwortete: "Habe Dank, mein Sohn! Du wirst mir's reichlich danken und oft lohnen." Darauf gingen sie beide nach Hause.
Eid zeigte sein Schwert allen Leuten im Hof und freute äch sehr daran. Bald darnach kam Eid nach den Dampfquellen hinüber, um seinen Vater zu besuchen. Skeggi empfing ihn nicht freundlich und fragte: "Warum scheint dir die Pflege da bei Thord besser zu sein als die, die ich dir bei Thorkel verschafft hatte:" Eid erwiderte: "Die beiden sind überhaupt nicht zu vergleichen. Thord ist ein angesehener Mann, und man kann von ihm Gutes empfangen. Thorkel war ein Kleinbauer und Dummkopf; er wollte mich mit seiner Torheit und Gedankenlosigkeit ums Leben bringen. Thord hat mir das Leben gerettet , und er hat mir auch das größte Kleinod geschenkt." Skeggi sagte: "Thorkels Umsicht verdankst du dein Leben; den Tod hätte er dir nicht eher als sich selber oder seinem Weibe gewünscht. Aber das Kleinod möchte ich sehen, von dem du so viel Wesens machst, ob mir auch soviel daran su sein scheint." Eid zeigte ibm das Schwert. Skeggi sog es aus der Scheide und sah es mit Wohlgefallen und sagte: "Das ist leicht zu sehen, daß dies Stück Fürsten gehört hat; es ist eine ausgezeichnete Waffe. Ich kann nicht glauben, daß er dir ein so seltenes Kleinod geschenkt bat." Da antwortete Eid: Es ist also nicht wahrscheinlich, daß du mir helfen wirst, eine
Gegengabe zu gewinnen, wenn du mir nicht glauben willst, daß er mir dies geschenkt hat." Skeggi sagte: "Gern wollte ich, du hättest dies Kleinod nicht angenommen." Eid erwiderte: "Darin denken wir nicht gleich."Darauf ging Eid nach Os zurück, und der Abschied zwischen Vater und Sohn war wenig herzlich. Thord begrüßte seinen Ziehsohn freundlich und fragte ihn, was er mit seinem Vater gesprochen habe. Eid erzählte alles, wie es gegangen war. Thord sagte dazu: " So habe ich's erwartet. Dein Vater legt es darauf an, Hader mit mir zu bekommen. Ich sehe es voraus, daß es mehr Schwierigkeiten mit deinem Vater und seinen Verwandten geben wird, als daß man sagen könnte, wie der Ausgang sein möchte. Und du wirst immer mit vieler Mühe zu vermitteln haben." Eid antwortete: "Das wäre gut, wenn ich wischen euch etwas ausrichtete."
7. Asbjörn begehrt die Sigrid. Thord und
Asbjörn geraten aneinander
Es war ein Mann, namens Asbjörn, der Sohn Thorsteins des Weißen und der Sigrid, der Schwester Mittelfjord Skeggis. Er kam in diesem Sommer nach Island hinausgefahren und landete in Blandaos 1 , d. i. Hlandamündung, im Lan genial. Als Skeggi nun von der Ankunft seines Neffen erfuhr, ritt er zum Schiff und empfing Asbjörn freundlich und lud ihn mit so vielen seiner Schiffsleute; als er selbst wünsche, zu sich ein. Dies Angebot nahm Asbjörn an und zog sein Schiftan Land. Dann ging er mit zwei andern Leuten zu den Dampfquellen hinauf,
Asbjörn war auffallend groß, stattlich und wohlgeachtet. So stark war er, daß man nicht leicht einen fand, der ihm gewachsen war. Er war heiter gesellig. Zu seiner Unterhaltung pflegte er baden zu gehen. Einen Tag war er wieder mit Skeggi ins Bad gegangen wie gewöhnlich, und sie lagen da und unterhielten 1ich. 1
Diesen Tag war Sigrid aus Os zu den Quellen gekommen mit ihrem Linnen und machte sich jetzt zum Rückweg fertig. Sie kam nahe an die Stelle, wo die beiden lagen. Asbjörn trieb großen Aufwand mit seiner Kleidung. Sie sahen das Weib gehen. Sie war in einem roten Rock und hatte ein blaues Überkleid; ein schön und groß gewachsenes Weib war sie und von entschlossener Art. Asbjörn lehnte sich auf den Ellenbogen und sah über die Schulter zu ihr hinüber. Sie blieb stehen und sah ihn an; dann ging sie heim.
Asbjörn fragte, was das für ein tüchtiges Weib wäre; — " es kommt mir vor, als ob dies Weib meine Liebe gewinnen müßte." Skeggi antwortete: " Sie heißt Sigrid und ist die Tochter Thord Hördakarisons. Aber das rate ich dir, daß du keinen Gedanken an sie verschwendest."Asbjörn fragte, warum das so sein müßte. Skeggi antwortete: Ihre Brüder sind voller Übermut und die allergewalttätigsten Männer. Meinst du, sie werden dich schonen, wenn du ihnen in den Weg kommst, wo sie König Sigurd Geifer, König Erichs Sohn, erschlagen haben " Asbjörn antwortete; "Ich hatte gedacht, daß ich für meine Handlungen keinen anderen hier im Lande zu Sagen hätte." Skeggi sagte: "Das wird sich zeigen, ob du dir selber genug bist, ehe ihr euch trennt, wenn du irgendwie ihnen näher trittst, als ihnen gut scheint." Darnach gingen sie heim.
Nun ist zu berichten, daß Sigrid nach Os heimkam. Ihr Bruder Thord ging ihr entgegen und sagte: "Was bist du so bleich, Schwester Mir scheint, Asbjörn Pfützenschwein hat dir die Farbe vertrieben. Es wird aber noch manches Spiel geben, ehe er dich bekommt." Den Winter über geschah nichts weiter. Asbjörn sprach nie mehr von der Sigrid.
Da gab es Ballspiele zwischen dem Dampfquellenhof und Os auf dem Eise des Mittelfjords 1, denn der Fjord war früh zugefroren. Es waren damals gute Spieler am Fjord; Thord war der gewandteste und dann Asbjörn, Skeggis Neffe. Skeggi
Eines Tages waren Thord und Asbjörn am Spiel und sollten gegeneinander gehen. Da kam es, daß Thord den Asbjörn mit aller Macht zu Boden warf, daß ihm der ganze Körper dröhnte. "Da ist das Pfützenschwein gefallen," sagte Thord. Er antwortete nichts darauf. Dann, als sie wieder aneinander gerieten, packte Asbjörn den Thord, daß der auf die Knie sank, "Da ist die Mädchenwange gestürzt;" sagte Asbjörn,"du hättest nicht unter wehrhafte Männer gehen sollen zum Spiel" Thord erwiderte: "Du weißt es wohl, Pfützenschwein, wenn wir sum Kampfe gehen, wer von uns dann zum andern aufzusehen haben wird, wenn das Spiel zu Ende geht." Asbjörn rief, er sei sofort bereit dazu und lief nach seinen Waffen. Da traten andere Männer dazwischen und trennten sie. Der Winter verging dann.
8. Skeggi verspricht, um Sigrid zu werben.
Thord und Skeggi reiten zum
Borgfjord
Im Frühjahr ritt Asbjörn zu seinem Schiff und machte es seefertig. Skeggi begleitete Asbjörn mit vielen seiner Leute zum Schiff, denn er war auf alles Schlimme von Thord gefaßt. Thord saß zu Hause und tat, als wisse er davon nichts. Asbjörn fing mit Skeggi ein Gespräch an: "Die Sache liegt für mich jetzt so, Ohm, daß ich in Heiratsgedanken stecke und mir eine Frau suchen will." Skeggi antwortete: "Wo ist das Weib, an das du dabei denkst:" Asbjörn sagte: "Ich kann nicht leugnen , daß das Sigrid, Thords Schwester, in Os ist. Die ist das Weib, das ich vor allen andern möchte."Skeggi erwiderte: "Es scheint mir nicht wahrscheinlich, daß uns das glücken wird. Und ich habe auch nicht die Absicht, mit Thord darüber zu verhandeln bei dem gespannten Verhältnis, in dem wir zueinander stehen." Asbjörn meinte, es seien keine großen Dinge zwischen ihnen vorgekommen; er wolle deswegen nicht auf eine so
erwünschte Heirat ver ichten, " wenn ich es durchzusetzen vermag."Es endete damit, daß Skeggi versprach, um das Mädchen für ihn zu werben; — "ich würde dir raten, deswegen deine Auslandsreise nicht aufzugeben," sagte Skeggi. Dann ritt er heim Asbjörn war den Sommer über auf Reisen.
Bald nachdem Skeggi heimgekommen war, hörte man, daß ein Schiff in die Weißache am Borgfjord 1 eingelaufen sei. Als das bekannt geworden war, strömte eine Menge Leute aus dem Norden dahin, um dort einzukaufen, vom Mittelfjord wie aus anderen Bezirken. Auch Skeggi machte sich mit großer Begleitung auf, zu dem Schiff zu reiten.
Als Eid erfuhr, daß sein Vater hinritt, fragte er Thord: "Willst du auch zum Schiff, Ziehvater:" Thord antwortete: "Ja, ich brauche doch nicht weniger Waren als andere Bauern; gewiß werde ich hinreiten." Eid sagte: . ,Ich will mit dir reiten und die Männer auch reden hören und auf den Märkten bekannt werden." Thord erwiderte: "Das wird unserer Reise zustatten kommen, mein Junge, wenn du mitreitest. Mir ahnt es so, als wenn ich dich auf dieser Reise besonders nötig haben werde, wenn meine Träume etwas bedeuten." Eid sagte: "Was hast du geträumt, Vater? Thord antwortete: "Ich träumte, ich wäre in die Weißache im Borgfjord gekommen und unterhielte mich mit ausländischen Männern, hauptsächlich über einige Geschäfte. Da kamen in unsere Bude viel Wölfe hinein, vor denen ich Abscheu empfand. Sie griffen mich an und wollten mich zerreißen und zerrten mir die Kleider herunter. Ich sog mein Schwert und zerhieb einen Wolf mitten durch, und einem andern schlug ich den Kopf ab. Da stürzten die Wölfe von allen Seiten auf mich ein. Mir war es, als wenn ich mich verteidigte, , und ich wurde sehr müde und glaubte nicht ;u wissen, wie es ablaufen würde. Da sprang ein junger Bär vor mich und wollte mir helfen, und in dem Augenblick erwachte ich. Nun scheint mir, der Traum zeige Dinge an, die kommen werden 2." Eid sagte: "Das ist deutlich, daß das feindliche Ge 1
Thord machte sich reisefertig und ebenso Eid. Und als Thord aufbrechen wollte, sagte seine Schwester Sigrid: "Ich hätte gern, Bruder, daß du mir einen recht feinen Mantel kauftest." Thord erwiderte: " Das will ich tun, Schwester! Aber ich habe eine Ahnung, daß der Mantel uns einen vollgezahlten Preis kosten wird." Die beiden, Thord und sein Ziehsohn, ritten zur selben Zeit wie Skeggi zu dem Kaufschiff, wie Eid gebeten hatte. Als sie dann angekommen waren, schlugen sie beide am Schiff eine Bude auf.
9. Skeggi hilft Thord auf dem Markte.
Sigrid wird dem Asbjörn versprochen
Ein Mann, namens Jon, kommt jetzt in die Geschichte. Er wohnte am Hvassaberge im Tal der Nordache 1. Er war vermögend, aber anmaßend und unbeliebt. Sein Weib hieß Gudrun; sie war prahlerisch und hochmütig. Ihr Bruder hieß Audulf, ihr Vater Glum; der wohnte an den Schluchtklippen .
Sie hatten zur selben Zeit vor, zu dem Schiff zu reiten, als Thord und Skeggi dort waren. Und als sie nun fortritten, sagte Gudrun zu ihrem Manne, er möchte ihr doch einen hübschen Mantel mitbringen, denn sie pflegte sich gut zu kleiden. Der Bauer versprach es auch. Sie ritten nun ihren Weg, bis ne in das Weißachland kamen. Dort war der Markt in vollem Gange.
Jon und Audulf gingen zwischen den Buden hin und her. Sie kamen in die Bude eines Mannes, der Thorir der Reiche hieß, und verlangten einen Mantel, wenn er welche führe. Der antwortete, er habe welche, und sagte:"Er wird euch aber teuer vorkommen, Bauer!" Jon erwiderte:"Laß hören, was er kosten anderer Menschen, gedeutet. Diese menschen sind mit ihren Gedanken die veranlasser des Traumes. 1 Die Nordache (nordra) ist rechter nebenfluß der Weißache. Ist. Skardshamrar, an der Nordache.
soll!" Der Norweger nannte den Preis. Jon schien er zu hoch. Audulf wollte ihn gerne kaufen und erbot sich, von seinem Gelde zuzulegen. Jon ging aber weiter. Als sie draußen waren, redete Audulf ihm zu, den Mantel doch zu kaufen; "ich habe es meiner Schwester versprochen." "Gut, dann habe deinen Willen" sagte Jon, " wir wollen beim gehen und das Geld holen." Darüber verging einige Zeit.Auch Thord und Eid gingen an den Buden entlang und sahen sich nach den Waren um. Sie kamen in die Bude Thorirs des Reichen und wollten ihm den Mantel abkaufen. Thorir sagte, er kenne Thord und seine Eltern; —"ich möchte dir keinen Preis machen, sondern bitte dich, den Mantel von mir anzunehmen." Thord dankte ihm dafür; —"ich will das annehmen. Ich möchte den Mantel bier liegen lassen, bis ich gehe und mir Geld hole 1." "Ich bitte dich," sagte Thorir, " nimm ihn gleich mit dir:" "Darauf kommt es nicht an," sagte Thord und ging mit Eid, sein Geld zu holen.
Sowie Thord hinaus war, kamen Jon und Audulf wieder in die Bude und baten den Norweger, ihnen den Mantel zu geben. Der antwortete, der Mantel sei schon verkauft; — " du wolltest ja nicht soviel geben, wie ich ansetzte."Jon sagte, er solle das Geld haben. In dem Augenblick kamen Thord und Eid wieder in die Bude mit ihrem Gelde. Thord griff nach dem Mantel. Audulf zog sein Schwert und wollte nach Thord hauen. Auch Jon sprang auf Thord los und wollte auf ihn bauen. Thord sog schnell sein Schwert, wandte sich Audulf zu und hieb ihn in den Schädel. Er stürzte sofort tot zu Boden. Da sprang Eid vor Thord, weil er sah, wie Jon sich zum Angriff bereit machte, deckte ihn mit seinem Schilde und nahm den Mantel unter den Arm. Thord sah das und schlug einen Querhieb gegen Jon, traf ihn in der Mitte und hieb ihn über der Weiche mitten in zwei Teile. Da stürmten die Begleiter Jons auf ihn ein. Thord flüchtete da aus der Bude und sprang auf einen Holzstoß. von dort wehrte er sich wacker.
Die Männer aus der Umgegend und vom Borgfjord liefen nun zusammen und wollten Audulf rächen. Da machte Eid
Als Eid die Bude seines Vaters verlassen hatte, stand Skeggi auf und sagte: "Grunzen wird der Eber, wenn das Ferkel geschlachtet ist." Da nahm er Sköfnung und ging dahin, wo sie Thord angriffen. Er hatte sich so tapfer gewehrt, daß sie ihm noch keine Wunde beigebracht hatten; er aber hatte viele andere verwundet. Als Skeggi dazugekommen war, griff er so kräftig an, daß alle, die vorher auf Thord eingestürmt waren, zurückwichen . Schließlich brachte Skeggi sie zu einem vergleich: er sollte allein den Schiedsspruch fällen. Er verkündete ihn auch sogleich. Thord sollte für den Totschlag an Jon 240 Silber unzen 1 zahlen. Audulf aber sollte bußlos gefallen sein, weil er Thord nach dem Leben gestellt und ihn angegriffen hatte. Die Männer, die Thord verwundet hatte, sollten für ihre Wunden keine Buße bekommen, weil sie ihm nach dem Leben gestellt und ihn angegriffen hatten. Und damit einigten sie sich.
Skeggi ritt heim, sobald er sich reisefertig gemacht hatte. Thord ritt mit ihm heim und Eid an seiner Seite, und auf dem ganzen Wege sprachen Thord und Skeggi kein Wort miteinander. Sie ritten bis zur Mittelfjordache. Da sagte Skeggi: "Hier wollen wir absteigen, denn ich habe dir etwas zu sagen, Thord." Und so taten sie.
Da sagte Skeggi: "Asbjörn, mein Neffe, hat mich gebeten, für ihn zu werben, und zwar um deine Schwester Sigrid. Ich
Da sagte Eid: "Ich möchte, Ziehvater, daß du meinem Vater auf die Werbung eine gute Antwort gibst und seine vermittelung wohl würdigft." Thord antwortete: "Das will ich tun. Skeggi hat mir auf dieser Reise großen Beistand geleistet, und das will ich wohl würdigen. Ich will um deiner vermittlung willen, Skeggi, mich dazu erbieten: sie soll drei Jahre lang ihm versprochen sein. Wenn Asbjörn in diesen drei Jahren nicht nach Island kommt, dann ist die Abrede zu Ende. Kommt er vorher zurück, so soll er die Sigrid haben." Das nahm Skeggi an.
Thord reichte ihm seine Hand und Skeggi nahm den Handschlag an. Man ernannte Zeugen für die Abrede.
Dann sagte Skeggi: "Jetzt hast du dich wacker gezeigt, Thord! Es war ein Glück; daß deine Schwester den Mantel bekommen hat, und nicht Jons Weib. Ich möchte glauben, daß man am Borgfjord nicht vergißt, wie euer Zusammentreffen ausging. Ich will deinen Namen verlängern und dich Thord Hreda nennen, d. i. Unruh 1." Thord sagte: "Ich habe nichts dagegen, wenn sie sich an meinen Besuch länger erinnern; darum habe ich auch nichts gegen diesen Namen. Und eine Ahnung sagt
Als Thord heimkam, wurde er freundlich begrüßt. Man fragte ihn, was geschehen sei. Er erzählte alles ganz genau. Dann rief er seine Geschwister zu einer Unterredung zu sich und berichtete ihnen von der Heiratsabrede. Sigrid antwortete: "Rasch hast du dich über mich entschlossen, Bruder, daß du mich nicht vorher selbst besagt hast!" Thord erwiderte: "Die Abmachung soll nicht eher gelten, als bis du dich einverstanden erklärt hast." "Das hatte ich von dir erwartet. Ich will mich hierin ganz an deine Entscheidung halten." Thord sagte, sie solle für diese Antwort Dank haben. Dann gab er ihr den Mantel und erzählte ihr von dem Handel mit Jon und Audulf, und sprach die Strophe:
Zwei, die Fafnirs Aue 1 Lang verschenkten, fallen Ließ ich, Meeresfeuers Schöne Linde 2 ! heute. Wogengluts Verschwender Mit den Wundenruten Wollten Goldesstreuer Grimmen Tod bescheren. |
"So war es nur zu erwarten," sagte sie. Thord blieb nun ruhig zu Hause und Eid war stets bei ihm.
10. Orm sucht Sigrid zu gewinnen
Diesen Sommer kam ein Schiff nach der Blandamündung im Langental. Mit dem Schiffe kam Orm, ein Schwestersohn Skeggis und Bruder Asbjörns. Als Skeggi von der Ankunft seines Neffen hörte, ritt er zum Schiff und lud Orm ein, den Winter bei ihm zu verbringen. Orm ging auch mit ihm. Er war größer und stärker als die meisten Männer sonst; von gewaltigen Leibeskräften, dabei trotzig und übermütig. Er war auch rasch im Zuhauen und voller Anmaßung.
Eines Tages geschah es, daß Orm zum Bade ging und Sigrid aus Os traf mit einem anderen Weibe. Sie gefiel ihm sehr,
Da sagte Eid: "Ich möchte, Ziehvater, daß du die Fürsprache meines vaters auch würdigst." "Das will ich tun," sagte Thord, "wie du es wünschst. Wegen deiner Bitte und der Fürsprache deines vaters will ich einen vorschlag machen. Ich hätte keinen gemacht, wenn Orm selbst um das Mädchen geworben hätte. will dir, Skeggi, diese Antwort geben: zunächst, daß ich Asbjörn gegenüber nichts tun werde, was gegen unsere Abrede ist. Orm aber soll im Sommer zur See gebn und zwei Jahre fortbleiben und soll Aussicht auf die Heirat haben, wenn Asbjörn nicht wiederkommt." Skeggi war mit der Antwort zufrieden, und sie ernannten Zeugen dafür. Thord ritt beim nach Os und Eid mit ihm. Sigrid sagte wenig dazu.
Nun war es soweit, daß Orm heimkam und sein Schiff gerüstet hatte. Er fragte Skeggi, wie der Erfolg seiner Werbung geworden sei. Skeggi sagte, wie alles verlaufen war. Orm meinte, Skeggi habe die Sache ohne Nachdruck betrieben. Skeggi antwortete, er möge das beurteilen, wie er Lust habe. Orm sagte, für diesen Erfolg solle er keinen Dank haben, und war sehr wütend Er sagte, ihm sei es gleichgültig, ob es Thord gefiele oder nicht gefiele; — " dann soll sie eben meine Kebse sein!" Skeggi erwiderte, er sei sehr unvernünftig, daß er so reden könne.
Orm war noch keinen zweiten Tag zu Hause, als er schon nach Os ritt und mit der Sigrid zu reden begann. Sie sagte, er solle das lassen, Thord würde das übel aufnehmen; "und du wirst dein Tun bald bereuen, wenn du nicht einhältst." Orm sagte, erlasse es Thord gegenüber auf alles ankommen. Sie meinte, es sei auch das Wahrscheinlichste, daß sie sich miteinander messen würden, — " wenn du noch öfter hierher kommst. Du sollst auch wissen, daß ich mich nicht im geringsten um dich kümmern werde, ehe ich von deinem Bruder Asbjörn eine Nachricht habe." Damit schlossen sie das Gespräch.
Thord war unten an der Mündung beim Schiffsbau beschäftigt er wollte mit dem Fahrzeug nach den Stranden 1, Dorsche zu fangen; er wollte selbst auf die Reise, 1
Orm kam drei Tage hintereinander nach Os. Da sagte Thord zu ihm: "Ich möchte, Orm, daß du deinen Weg nicht hierher nimmst, zu meinem Verdruß und zur Unehre meiner Schwester." Orm gab grob zur Antwort, er habe bislang allein über seine Wege bestimmt und sei des Willens, es dabei zu lassen. Thord sagte, daß einer von ihnen das Leben lassen müßte, wenn er den vierten Tag wiederkäme. Orm ließ von seinen Besuchen einige Tage ab.
11. Orms Tod. Eid verhindert den Kampf
zwischen Thord und Skeggi
Thord machte das Schiff reisefertig. Als er soweit war, gab es einen heitern Morgen da beschloß er, den Fluß hinauszufahren.
Eine Dienstmagd von Os kam ins Haus und sagte, es sei gutes Wetter, das Linnen zu waschen. Sigrid war gewohnt, das Linnen in einem Bach zu waschen, der bei dem Hof von Os mündete. Sie machte sich mit ihrem Linnenzeug auf, und die Magd ging mit ihr.
Diesen Morgen hörte Orm, daß Thord gleich abfahren wolle. Er ließ sich ein Pferd geben. Skeggi wußte nichts davon. Dann nahm er seine Waffen. Er ritt nach Os hinaus und in das Tal, wo Sigrid war. Er stieg vom Pferde und band es an. Dann legte er die Waffen ab und ging an sie heran, setzte Sigrid nieder; legte seinen Kopf ihr in den Schoß und ihre Hände auf seinen Kopf. Sie fragte, warum er das täte; — " es geschieht gegen meinen Willen; und denkst du nicht an das letzte Wort meines Bruders: Er wird es halten. Tu du, was dir recht scheint:" Er antwortete: "Ich kümmre mich nicht um eure Schreckgespenster."
Als Orm in das Tal geritten war, hatte die Dienstmagd sich sofort aufgemacht, war zu dem Schiff gelaufen und hatte Thord gesagt, daß Orm ins Tal zu Sigrid gekommen wäre. Thord sprang auf und nahm Schwert und Schild. Er lief in das Tal hinauf. Orm lag da der Sigrid im Schoße. Thord sprang zu ihm heran und rief: "Steh auf und wehr dich! Das ist besser, als zu Frauen zu schleichen und mir Trotz zu bieten."
Orm sprang auf und griff nach seinem Schwerte, da schlug Thord schon nach ihm und hieb ihm den rechten Arm durch, gerade als Orm sein Schwert zücken wollte. Und bei seiner raschen Bewegung brach ihm noch das Bein. Da hieb Thord ihm das Haupt ab, und ging dann beim nach Os und verkündete dort. daß er Orm erschlagen habe.
Sigrid bat ihren Bruder, sich in Sicherheit zu bringen. Er lächelte zu ihren Worten und sagte: "Ich will durchaus nicht fort, und kenne auch keinen Weg. Ich werde einen Mann nach den Dampfquellen schicken und Skeggi den Tod Orms an eigen." Sie sagte: "Du bist ein wunderlicher Mensch, Bruder. Skeggi wird sofort herüberziehen und seinen Neffen mit einer großen Schar rächen, und du hast keine Aussicht, ihm standzuhalten, wenn du auch ein großer Kämpfer bist." Thord sagte, darauf gebe er nichts. Er holte dann seinen Hirten und trug ihm auf, nach den Dampfquellen zu gehen und Skeggi den Totschlag melden. Der sagte, er habe geringe Lust; aber er werde wohl gehen müssen, wenn Thord es wolle. "Sag auch noch dazu, daß Skeggi den Narren fortbringen lassen soll!'
Skeggi sammelte Leute und ritt nach Os. Thord aber war mit neun Leuten zu Hause und machte sich zur verteidigung zurecht, sobald er Skeggi heranreiten sah. Seine beiden Brüder waren dabei, und alle waren wohlbewaffnet. Thord sagte, daß er jetzt in keinem Stück Skeggi nachgeben wolle, und meinte, es sei gut, daß sie sich nun miteinander mäßen.
Nun ist zu berichten, daß Eid diesen Morgen zu seiner Pferdekoppel im Leinfeldtal 1 geritten war, die ihm Thord geschenkt hatte. Als er nun den Tod Orms erfuhr, beeilte er sich nach Os zu kommen; er wollte vor seinem Vater dort sein. Das glückte ihm auch. Als er heimgekommen war, sah er, daß man sich gerüstet hatte, nahm seine Waffen und trat zu seinem Ziehvater Thord. Thord sagte: "Ich wünschte, mein Junge, daß du heute nicht dabei wärest. Ich kann deinen Vater nicht mehr als einen andern Mann schonen, wenn er mich angreift." Eid antwortete: "Ich bleibe bei dir, Ziehvater; was auch geschehen mag. Wir wollen das gleiche Los wählen l Als du mir
Als sie so geredet hatten, kam Skeggi mit seiner Schar heran. Skeggi war sehr aufgebracht. Als er jetzt seinen Sohn Eid unter Thords Leuten sah, hielt er seine Schar an. Thord rief ;u Skeggi hinüber und sagte, er solle doch anfangen: "Ich bin jetzt ganz bereit den Ochsen zu fällen, so fett er ist; alt genug ist er nun geworden." Da sagte Skeggi: "Ich greife nicht an. Mit Eid werde ich mich nicht schlagen. Aber du beschwörst schwere Taten herauf." Thord antwortete: "Es ist bei dir wohl mehr Furcht, als Edelfinn, daß du nicht angreifst."Skeggi erwiderte nichts, kehrte um und ritt heim. Orm wurde am Mittelfjordkap 1 beerdigt.
12. Thord verläßt Os und reitet Jndridi
entgegen
Jetzt sind in der Geschichte neue Männer zu nennen. Thorvald hieß ein Mann; er war ein guter Wirt und wohnte im Langental auf dem Hofe, der In der Wiesenhalde heißt. Er war ein guter Arzt. Er hatte zwei Söhne; der eine hieß Einar; der andere Bjarni.
Jndridi hieß ein Mann, ein Geselle Oims. Er war groß und streitbar und ein tüchtiger Kerl. Er war nach Island gefahren und in der mündung der Kolbeinsache 3 gelandet. Er war gerade wieder zur Ausfahrt gerüstet, als dies geschah.
Össur hieß ein mann. Er wohnte am Skagafjord auf dem Hofe, der Auf dem Grunde heißt. Sein Vater hieß Arngrim, seine Mutter Jorun, die Schwester Mittelfjord-Skeggis. Össur war ein angesehener Häuptling; er hatte das Godenamt im oberen Teil des Skagafjords bis zu dem Gebiet der Hjaltisöhne. Er war ein anmaßender und unbeliebter Mann, größer und stärker als die meisten anderen Männer unzuverlässig und tückisch.
Sie war ihm in allen Stücken überlegen. Des Geldes wegen hatte man sie ihm gegeben. Sie war jung und Thorhall schon in vorgerücktem Alter. Sie verstand sich auf Heilkunde. Kalf hieß ein Bauer im Hjaltatal 3. Er wohnte in Kalfshof und stand in gutem Ansehen.
Nun ist die Erzählung wieder in Os aufzunehmen, wo Skeggi seinen Neffen Orm hatte bestatten lassen. Er schickte Leute zu Jndridi, Orms Gesellen, um ihm den Todschlag mitzuteilen. Er forderte ihn auf, herüberzukommen, wenn er sich bemühen wolle, für seinen Gesellen Rache zu finden. Jndridi war nämlich mit Orm Blutsbrüderschaft eingegangen, ehe sie nach Island fuhren,
Jndridi machte sich sofort auf und nahm seine Wassen. Er hatte einen Helm und einen roten Schild, einen großen Spieß mit Widerhaken in der Hand und ein scharfes Schwert am Gürtel. Mit ihm gingen zwei Norweger und nach zwei Isländer. Indridi verließ sein Schiff, sowie er gerüstet war.
Jetzt ist die Geschichte da aufzunehmen, wo Thord und Skeggi sich in Os trennten. Eid sagte zu Thord: "Ich möchte gern, Ziehvater, daß du fürs erste die Landschaft verläßt. Ich will für deinen Hof Sorge tragen, solange du fort bist." Thord antwortete: "Du sollst deinen Willen haben! Leicht fällt es mir freilich nicht, mein Haus zu verlassen. " Es muß jetzt sein! 1
Darauf rüstete Thord 1ich, fortzuziehen; er nahm seine Waffen: Schild und Helm, Schwert und Spieß. Seine Brüder erboten sich, mit ihm zu gehen. "Das will ich nicht," sagte Thord, "ich möchte euch nicht meinetwegen in Händel verwickeln, da ihr an dem Totschlag auch keinen Teil habt. Haltet euch also mit meinem Ziehsohn bis auf weiteres ruhig" Dann bestieg er sein Pferd und nahm von seinen Leuten Abschied. Er ritt den Höhenzug hinauf bis ins Leinfeldtal und mit ihm noch ein Begleiter, der den Weg kannte.
Er machte nicht eher halt, als bis er ins Langental nach Wiesenhalde gekommen war, spät am Abend. Er trug eine Larve über dem Helm und verbarg sich so. Die Söhne Thorvalds glaubten ihn zu erkennen und sagten es ihrem vater; —"und wenn er es ist, so hat es auch etwas zu bedeuten, daß er mit verhülltem Haupte durch das Land reitet." Der Bauer fragte den großen Mann, wie er heiße. Er sagte:"Thord" Und bist du Thord Unruh?' Er antwortete: "Du kannst mich so nennen, wenn du willst! Ich bin es" Der Bauer sagte:"Und was ist der Grund deiner Reise?' Thord berichtete den Tod Orms und alles, was sich da ereignet hatte, und sprach diese Strophe:
Wenig meld ich dem Schwinger Des Schwertes: die Schlange 1 traf ich, Ehe sie Schande der Göttin Schuf des Wellenlichtes 2. Wut befiel mich, als des Wogenrenners Lenker die Frau umfaßte. Nicht wollte des Goldes Ann Gunst der Schlange schenken. |
Thorvald sagte:"Du berichtest da große Dinge: den Tod Orms, Skeggis Neffen Viele seiner verwandten werden Skeggi bei der verfolgung helfen " Thord sprach eine Strophe:
Wohl weiß ich, daß Gesippen Dem Goldesspender folgen, 1 |
Rächend mit den Stäben Des Waffentau's 1 mich schlagen. Nicht weiß ich, ob im Schwerter- Spiel ich einem entfliehe, Wenn auch die schimmernde Schneide Skeggi schwingt der Starke. |
Thorvald sagte: "Das ist wohl auch zweifelhaft. Aber wohin willst du jetzt reiten :" Thord antwortete: "Ich möchte zuerst zu dem Schiffe, das an der Mündung der Kolbeinsache liegt, was auch sonst geschehen möge." Thorvald bot ihm seinen Sohn Einar als Begleiter an, denn Thord kannte die Wege nicht. Er sollte ihn bis über den Seepaß 2 nach Norden bringen, wo die Wege auseinandergehen. Thord dankte ihm und og einen Goldring vom Finger und gab ibn Thorvald. Der Bauer dankte ihm das Geschenk und sagte, er solle ihn besuchen, wenn ihm der Sinn darnach stände; — "ich habe eine Ahnung, als ob du auf dieser Fahrt deine Waffentüchtigkeit und deine Tapferkeit wirst bewähren müssen. Du mußt auf deiner Hut sem, daß Össur, Orms Vetter nicht von dir hört und dir einen Hinterhalt legt. Er ist ein mächtiger und starrsinniger Herr." Thord sagte: das würde geschehen, was das Schicksal über ihn beschlossen habe; — "und es müßte schlecht um die Schutzgeister meines Geschlechtes bestellt sein, wenn nicht mehrere von Orms verwandten das Leben lassen, ehe ich die Augen schließe. Aber du hast dich ehrenhaft benommen, Bauer, habe dafür Dank! Ich werde deine Freundschaft nützen, wenn ich es nötig haben werde."
Damit ritt Thord fort und Einar mit ihm. Sie trennten sich freundschaftlich von Thorvald. Sie ritten das Langental hinauf und nach Norden auf den Seepaß. Als sie nördlich des Passes hinunterritten, teilten sich die Wege. Thord wollte über die Hürdenhügel 3 weiterreiten und setzte seinen Willen durch. Sie ritten nach der Adlerspitze 4 und ließen die Pferde dort grasen. Thord sagte, er sei schläfrig und Unfriedensgeister verfolgten ihn.
13. Der Kampf an der Adlerspise
Jetzt ist die Erzählung da wieder aufzunehmen: Jndridi hatte gehört, daß sein Geselle Orm erschlagen worden sei. Er verließ sein Schiff mit vier Leuten. Zwei waren Norweger, der eine hieß Sigurd, der andere Thorgrim, beide waren sie kampftüchtige Männer. Die beiden anderen waren Isländer, einer hieß Bard, der andere Thorsinn, große und kräftige Leute. Sie waren wohl gewaffnet. Sie ritten geraden Weges den Skagafjord hinauf und nach dem Seepaß, denselben Tag, an dem Thord über den Paß geritten war.
Jetzt sah Thord fünf Männer in Waffen daherreiten. Er fragte seinen Gesellen, ob er jemand von den Reitern kenne. Der antwortete: "Ich müßte niemanden erkennen können, wenn das nicht der Schiffsherr Jndridi ist, Orms Schwurbruder, mit einem roten Schild und einem Hakenspieß in der Hand." Thord erwiderte: "Es kann sein, daß Jndridi nach mir sucht. Was Hilfe habe ich von dir zu erwarten:" Er antwortete: "Ich bin kein Kämpfer und kann kein Menschenblut sehen. Es ist böse zu wissen, daß du hier dein Leben lassen sollst." Thord sagte, noch sei es nicht entschieden, wer heute abend das Schiff Indridis besitzen werde. Thord machte sich nun zur Abwehr fertig. Aber schlimm, sagte Thord, sei es, daß sein Gefährte keinen Mut habe und er sprach eine Strophe:
Nimmer weich ich vor den Wogen- Flammenspendern 1 hier vom Flecke. Spüren sollen's kluge Schenker Wellenglanzes auf dem Waldberg. Eher denk ich, helmumschlossen, Heißen Schwerterklang zu wecken, Wenn auch Eichenstürmer 1-Steurer Wüten sechs in der Waffenmesse. |
Als sie sich nun trafen, Sagte Jndridi, was denn Orm noch aufhalte. Thord sagte, Orm habe sich am Mittelstordkap angebaut . Dann sagte er ihm den Totschlag; —"räche ihn nun!
Leichter wirst du es mit mir nie haben, als heute:" Jndridi sagte, so solle es sein.
Darauf griffen sie ihn alle an. Der Norweger Sigurd stieß mit dem Spieß nach Thord; er traf den Schild, glitt ab und ging in den Erdboden. Er bückte sich im Stoß. Als Thord das sah, hieb er zu. Er traf Sigurd mitten über den Leib und riß ihn in zwei Stücke oberhalb der Hüften. In demselben Augenblick schlug Thorsinn nach Thord, traf den Schild und schlug ein großes Halbmondsstück vom Schilde ab. Thord dieb dem Thorfinn ins Bein oberhalb des Knies und schlug ihm den Fuß ab. Er rief Jndridi zu, er möge schärfer angreifen, — "wenn du deinen Gesellen rächen willst-"
Indridt sprang auf Thord los und setzte ihm gewaltig zu. Sie fochten lange. Schließlich fiel Jndridi vor Thord und klaffte überall von Wunden. Da stürmte Thord auf Indridis Begleiter ein, und es dauerte nicht lange, daß Thord sie beide hingestreckt hatte. Darauf setzte Thord sich hin und verband seine Wunden, denn er hatte schwere und zahlreiche erhalten. Dann ging er zu Jndridi und fragte ihn, ob er wohl geheilt werden könne. Der sagte: "Ich glaube, wenn ein Arzt sich daran macht."
Da nahm Thord Jndridi auf, sog ihn aus dem Blut und setzte ihn auf sein Pferd. Dann nahm er sein eigenes Pferd und ritt so nach Farmhofenlehne 1 und berichtete dort, was geschehen war .
Darauf ritt er mit Jndridi nach Wiesenhalde. Thorvald begrüßte Thord und bot ibm alle Hilfe an, die er brauchen könne, und Sagte, was sich zugetragen habe. Er berichtete von dem Kampf an der Adlerspise, und daß fünf Männer gefallen wären; — "hergekommen bin ich aber, weil ich möchte, daß du Indridi heilst. Denn einen tüchtigeren Mann findet man nicht."
Thorvald erwiderte, das sei nur seine Pflicht. Er nahm Jndridi auf bereitete ihm ein Bad und wusch seine Wunden aus. Er hatte keine lebensgefährlichen Wunden. Thorvald bot auch
Thord bedankte sich für die Ratschläge; — "aber meinen Weg werde ich trotz Össur ziehen, wie ich es mir vorgenommen habe."
14. Thord in Großhof
Darnach ritt Thord über den Bergrücken nach dem Skagafjord und zu dem Schiffe. Spät abends kam erin Großhof an und traf den Bauern. Der fragte nach seinem Namen. Thord nannte sich. Thorhall sagte: "Ich habe schon öfter von dir reden hören. Was treibt dich hierher:" Thord erzählte von seinem Zusammenstoß mit Jndridi, und wer da gefallen war, und sprach eine Strophe:
Im weiten Seepaß erhob ich Wahrlich harten Angriff; Vier der Pfeileschleudrer Schnell das Leben ließen. Den edlen Jndridi stürzt' ich In dem Sturm der Schilde; Ihn ließ ich leben, der Leifis Land 1 durchzog auf dem Drachen. |
Thorhall sagte, er sei ein Held; — "es scheint mir aber, daß du
Da kam die Hausfrau heraus. Sie sagte: "Wer ist der große Mann, der da gekommen ist:" Thord nannte seinen Namen. Sie sagte, sie habe schon viel von ihm gehört, und bat ihn, abzusteigen und die Nacht bei ihnen zu bleiben. Thord sagte seinen Dank. Thorhall sagte: "Mir scheint es nicht so rätlich, den Mann hier aufzunehmen. Er ist mit seinen Totschlags- geschichten in allerhand Schwierigkeiten geraten und ist schwer verwundet und hat Pflege nötig. Auch sind es mächtige Männer, die hinter ihm her sind und Orm rächen wollen. Mir scheint; daß der wenig an sein Geld und sein Leben denken müßte, der ihm irgend helfen wollte."
Da sagte die Hausfrau: Darüber denken wir nicht gleich. Mir scheint, daß der besser fahren wird, der ihm Hilfe erweist. Ich biete dir an, Thord, bleibe hier, solange es dir gefällt; ich will dir deine Wunden verbinden und dich heilen, wenn dir das beschieden ist." Thord dankte ihr und sagte, er wolle es annehmen, wenn der Bauer einwilligte. Thorhall sagte, es werde nun sein, wie gewöhnlich; — " du wirst deinen Willen haben wollen. Ich will Thord versprechen, ihm in allen Dingen treu zu sein. werde meinen Mund darüber halten, daß Thord hier ist."
Hierauf stieg Thord vom Pferde, und die Hausfrau führte ihn in ein vorratshaus; der Bauer nahm indes sein Pferd. Die Hausfrau setzte ihm einen Tisch vor, und er machte sich ans Essen. Darnach bereitete sie ihm ein Bad und wusch seine Wunden; er hatte viele und große.
Thord lebte nun ungesehen in Großhof, bis alle seine Wunden geheilt waren. Dann redete Thord mit dem Bauern Thorhall und der Hausfrau: "Es ist nun so weit, daß meine Wunden alle geheilt sind, und ich will nun nicht weiter mit verhülltem Kopf herumgehen und länger hier bleiben, als es euch gefällt." Die Hausbau sagte: Mein Wille ist, daß du hier bleibst, bis die Sache auf irgend einem Wege entschieden ist." Thorhall meinte: "Ich wünschte, Thord bliebe den Winter über bei uns, denn man hat mir allerdings gesagt, daß Össur
von der Querache auf Rache denkt." Thord sagte, darum kümmere er sich nicht; - "das kann noch niemand sagen, wer von uns den Stein auf des andern Haupt setzen wird."Eines Tages ritt Thord zum Schiffe; das war unter den Elinarholm 1 hinausgebracht. Zu derselben Zeit kam Jndridi zu dem Schiff. Die Matrosen hatten das Schiff in Stand gesetzt, während Jndridi in Wiesenhalde war. Jndridi schlug Thord vor, mit ihm hinauszufahren. Nur nach Norwegen wolle er ihn nicht bringen wegen der verwandten Orms, die zahlreich und mächtig wären; - "aber wegen aller der Totschläge bei unserem Zusammentreffen habe ich mich dich verglichen; . ich habe sie von meinem vermögen gebüßt,
Thord dankte ihm für alles dies, streifte sich einen Goldring vom Arnie und gab ibm den. Wegfahren wolle er aber zunächst nicht. Damit schieden sie in Freundschaft. Jndridi fuhr hinaus und kommt in der Geschichte nicht mehr vor.
Thord ritt nach Großhof. Thorhall begrüßte Thord freundlich und sagte, es sei gut, daß er nicht hinausgefahren wäre; — " du bist nun schon eine Zeit bei uns und gefällst mir wohl. Auch weiß ich, daß die Hausfrau wünscht, du bliebest, solange du willst. Ich bin ein kinderloser Mann, und es ist gut, sich solche männer zu Freunden zu machen und sie mit Geld zu unterstützen , wenn sie es einmal nötig haben. Mir fehlt es weder an Mut noch an Schlauheit, wenn Össur etwa mit Feindschaft gegen dich anfangen sollte." Thord antwortete darauf freundlich . Da sagte die Hausfrau: "Ich möchte nicht, Thord, daß du an Thorhalls Klugheit und an seinen Beistand zu sehr glaubst! Aber gut wäre es, wenn du einmal Anlaß fändest; Thorhalls Tapferkeit zu erproben." Thord blieb bei Thorhall den Winter über.
15. Der Kampf mit Össur im Hjaltatal
Ketil hieß ein Bauer; der wohnte landeinwärts von Osland 2 . Er hatte Thord einen guten Hengst geschenkt, der Svidgrim hieß; nach dem sind die Svidgrimshügel benannt. 1
Der Bauer Kalf in Kalfshof 1 lud Thord und Thorhall zum Julgelage ein. Thord nahm das an. Ehe sie aber dorthin ritten, sagte die Hausfrau zu Thord: "Ich möchte, daß du deinen Weg achtsam nimmst, denn Össur von der Querache steht dir nach dem Leben. Er hat gelobt, seinen Vetter Orm zu rächen." Da sagte Thorhall: "Bedenke, Frau, daß wir nicht verloren sind, weder mit Anschlägen noch mit Mut, wo es einmal darauf ankommt, — selbst wenn wir in der Zahl unterlegen sind, und wohl gar bedeutend." Die Hausbau erwiderte: "Daß dein Prahlen einmal zu Fall käme! Ich rate dir, Thord, vertraue nicht auf Thorhalls Mut!" Thord sagte: "Es wird schon gut ablaufen." Darauf ritten sie nach Kalfshof und wurden dort bewillkommt. Da war die Julzeit über gute Bewirtung.
Nun ist von Össur an der Querache zu erzählen, daß er sich Kundschaft verschaffte von Thords Heimreise von dem Julgelage. Er sammelte Leute iim sich und brach mit achtzehn Mann am Abend vor dem lesten Jultage ins Hjaltatal auf. Er machte nahe bei Holzbucht 2 halt, wo es Hofsschlucht 3 heißt, dicht bei dem Hofe von Holzbucht.
Frühmorgens nach dem Julfest sagte Thord seinen Leuten, sie sollten sich zur Heimreise zurecht machen, und bemerkte, er habe nachts viel im Traum gesehen. Der Bauer Kalf Sagte, was er geträumt habe. "Mir träumte," sagte er, als wenn wir Fahrtgenossen das Hjaltatal hinauf ritten. Und als wir an Holzbucht herangekommen waren, da sprangen achtzehn Wölfe vor uns auf. Einer war weitaus der größte; er lief mit aufgespemtem Rachen auf mich los und griff mich und meine Leute an. Mir war, als bissen sie alle meine Leute zu Tode. Ich selbst meinte viele Wölfe zu erschlagen und den größten Wolf zu verwunden. Da erwachte ich."
Der Bauer Kalf meinte; das deute auf Unfrieden; — mit diesen Gedanken gehen Männer." Und bot ihnen an, den Tag über noch dazubleiben und den Weg hinunter nach Holzbucht auszuspähen. Thord wollte das nicht.
"Dann will ich," sagte Kalf, " dir mehr Leute geben und dein
Sie ritten nun zu sieben von Kalfshof fort, Thord und Thorhall und fünf ihrer Leute. Der Bauer Kalf hatte Thord zur Hilfe einen von seinen Hausleuten, namens Hall, mitgegeben, einen starken Kerl.
Eyvind hieß ein Bauer, der in Rücken 1 im Hjaliatal wohnte; er war in den Jultagen auf Kalfshof gewesen. Er hatte Thord einen goldbeschlagenen Spieß geschenkt und ihm seinen Beistand versprochen, wenn Thord einmal Männer brauchen würde. Eyvind begleitete Thord.
Sie ritten das Tal hinunter und waren noch nicht lange unterwegs, als ihnen ein Mann entgegenkam, den Kalf auf Kundschaft geschickt hatte, und meldete, daß nicht weniger als achtzehn Mann unten in der Hofsschlucht ihnen auflauerten.
Thorhall Sagte, wer das wäre. Er antwortete, Össur von der Querache sei der Anführer. Thord sagte, nun werde sich zeigen, wie kühn und wie waffentüchtig jeder sei. Thorhall antwortete: "Es ist nicht rätlich, auf sie zuzuhalten, wenn wir an Zahl so unterlegen sind. Da will ich einen andern Rat geben." "Wie ist der:" fragte Thord. Thorhall sagte:"Wir wollen hier über die Höhe abbiegen ins Kolbeinstal hinüber und so nach Hause; ohne daß sie uns bemerken können."
Thord sagte: "Gering scheint mir der Unterschied, wenn die achtzehn und wir neun sind; von vielen Männern weiß ich, die gegen solche Übermacht wacker gefochten haben. Mein Großvater Hörda-Kari hätte sich nicht abschrecken lassen, wenn er es auch mit einer größeren Übermacht zu tun gehabt hätte Soviel denke ich in jedem Fall von ihm und meinen andern vornehmen Geschlechtsgenossen zu haben, daß ich nicht fortlaufe , ohne meine Sache versucht zu haben. Jetzt werde ich gehen und Össur erwarten, was auch komme. Aber du, Thordall , sollst bei diesem Treffen nicht dabei sein; ich will deiner 1
Thorhall meinte, Thord habe zu entscheiden;"aber meine Feinde —werden jetzt behaupten, ich hätte dich unrühmlich im Stich gelassen."
Thord forderte auch Eyvind auf, heimzureiten. Der sagte:"Ich würde schlechte Kameradschaft mit einem wackern Mann halten. wenn ich dir weglaufen wollte, wo du Manneshilfe am nötigsten hast. Das soll nie geschehen, daß mich solche Schmach trifft!'
Dann ritten sie weiter, bis sie Össur im Hinterhalt liegen sahen. Thord sagte: Hier wollen wir auf den Steilhang am Wege hinaufgehen, da ist ein guter Platz zum Kampf." Sie taten so und drachen sich oben Steine los. Als Össur mit seinen Leuten das sah, stürmten sie auf den Hang ein. Thord rief:"Was sind das für Männer, die sich so feindlich zeigen:" Össur nannte sich, — ist Thord Unruh etwa oben auf dem Hügels" Er antwortete: ""Das bin ich. Es ist dich nun das beste, deinen Vetter Orm zu rächen, wenn du das Herz dazu hast. Übermacht habt ihr genug"
Össur trieb seine Leute zum Angriff. Da begann ein heftiger Kampf. Thord hatte bald einen Gegner erschlagen. Er und seine Leute schleuderten Steine auf Össurs Leute, und die deckten sich mit ihren Schilden. Da fielen einige auf Össurs Seite, solange die Steine vorhielten. Darauf sprangen Thord und seine Leute den Hang hinunter; da begannen die Männer zu fallen. Einer namens Örn hieb auf Thord und traf ihn ins Bein, als er nach der andern Seite schaute; denn von vorne griff ihn Hafthor, ein verwandter Össurs, an. Als Thord den Hieb bekam, drehte er schnell und hieb nach jenem mit dem Schwert in der einen Hand, traf ihn in der Mitte und schlug ihn gradeswegs in zwei Teile. Den nächsten Hieb richtete er auf Hafthor, traf ihn auf die Schulter und trennte ihm den Arm von der Seite. Er fiel tot zu Boden. Jetzt hatte Thord drei Leute erschlagen. Össur sah das und spornte seine Leute an. Er machte sich an Thord mit fünf anderen, die übrigen griffen Thords Leute an. Das Ende aber war, daß Thord sechs Männer er
schlug und Össur verwundete; daß er nicht weiterfechten konnte. Neun Männer sielen von Össurs, fünf von Thords Seite. Nach dem Kampf ging Thord zu Össur zog ihn aus dem Blut und deckte ihn mit seinem Schild, damit die Raben nicht nach ihm hacken könnten, denn erkannte sich selbst nicht mehr wehren.Össurs Leute waren alle davongeflohen, und die Thords waren nicht imstande, sie zu verfolgen, denn niemand kam ohne Wunden aus diesem Treffen. Thord bot Össur an, ihn heilen zu lassen. "Du hast nicht nötig, mir Pflege anzubieten, sagte Össur, . ,denn ich werde dich erschlagen, sobald ich wieder die Möglichkeit habe. Thord sagte: das sei ihm einerlei, und sandte Thorhall nach Rücken hinüber zu Thorgrim, der dort wohnte, daß er Össur holen lasse und ihn heile.
Der tat das und schaffte ihn heim. Er lag lange an seinen Wunden und wurde schließlich gesund. Über den Leichnamen der gefallenen Männer wurden Hügel aufgeworfen Nach dem Treffen in der Hofsschlucht ritt Thord mit Thorhall heim; er hatte viele Wunden, aber keine, die lebensgefährlich schien. Olöf fragte Thord, wie es abgelaufen wäre. Er sprach die Strophe:
Fielen im Sturm der Speere Fünfzehn, doch verwundet Blieben Seemondsträger 1 Sieben im Gefechte. Sechs schlug ich der Spender 2, —Schwere Wunden Össur Siegverzagtem hieb ich —, Sandbankgürtelfeuers. |
"Das sind große Dinge;" sagte sie. Sie heilte Thord wieder, und der Winter verging, ohne daß sich etwas ereignete.
16. Össurs zweite Niederlage
Im Fruhling ritt Thord ins Land hinauf. Ein Bauer Thorgrim hatte ibn nämlich aufgefordert, ihm eine Halle zu bauen, denn Thord war bekannt als geschickter Mann.
Thorgrim wohnte in Flachaue 1 das liegi vom Skagafjord land- ein. Thord hatte den Sommer über mit dem Hallenbau zu tun. Als nun die Halle ziemlich fertig war, lief ein Schiff in Gasar 2 im Inselfjord ein. Thord sagte dem Bauern, er wolle zum Schiff reiten und Bauholz kaufen, das er noch notwendig brauche. Der Bauer war einverstanden und gab ihm drei Hausleute mit, die das Holz heimschaffen sollten. Darauf ritten sie fort, besorgten ihr Geschäft, wie sie es gewünscht hatten, und führten dann das Holz auf vielen Pferden heim. Thord ritt nebenher. Er war in voller Rüstung, mit Helm und Schild, am Gurt das Schwert, in der Hand den guten Speer.
Sie ritten über die Steinachtalsheide 3 , das Nordachtal 4 wieder hinunter, dann über den Fluß vor Egilsache 5 und endlich bergab zu den Sandbänken. Da sahen sie zwölf bewaffnete Männer var sich aufspringen. Das war Össur von der Querache .
Thord sprang sofort von seinem Pferde und deckte sich mit dem Schilde. Seine Gefährten zeigten sich unerschrocken, stiegen von ihren Pferden und ergriffen ihre Waffen. Thord bai sie, sie möchten sich nicht in Gefahr begeben. Sie antworteten: der solle verflucht sein, der dabei stünde, wenn er Hilfe am nötigsten hätte.
Da rief Thord zu Össur: Immer noch hast du nicht genug an Überfällen auf mich. Ich dachte, daß unsre letzte Begegnung dir im Gedächtnis bleiben würde. Du wirst diesmal nicht besser fahren. als das letztemal." Össur antwortete: "Ich sagte es dir, daß ich nie Frieden mit dir halten würde, solange ich tebe. Und dabei will ich bleiben. Greifen wir ihn jetzt an, und benutzen wir unsere Überlegenheit! Thord sagte: "Noch bin ich nicht verloren. Ich wüßte nicht, was ihr ausrichten würdet, wenn ich allein wäre, — nun noch viel weniger, wo mir die andern hier folgen." Darauf sprang Thord
Sie griffen nun Thord an, Össur und sechs Männer zugleich. vier von Össurs Begleitern machten sich an die drei Gefährten Thords; das Ende war, daß sie auf beiden Seiten sielen. von den beiden, Thord und Össur; aber ist zu sagen, daß Thord vier von Össurs Leuten erschlug und ihn selbst schwer verwundete.
Jetzt ist zu berichten, daß der Hirt Thorgrims vom Bergrücken aus den Zusammenstoß sah und erkannte, was das für Männer waren. Er wußte auch, daß Thord Hilfe brauchte. Er lief heim nach Flachaue und meldete dem Bauern das Treffen und bai ihn, sich zu eilen und Thord Hilfe zu bringen.
Der Bauer machte sich sofort auf den Weg und ritt mit neun Leuten auf die Sandhügel hinauf. Als Össur die Männer kommen sah, eilte er zu seinem Pferd und kam mit Mühe und Not hinauf; er ritt davon, so schnell er konnte, bis er heim nach der Querache kam, und war mit seiner Fahrt übel zufrieden . Seine Leute hatte er verloren, ihm selber war böse mitgespielt.
Drei Leute von Thords Seite waren gefallen und wurden auf den Hügeln, wo der Kampf stattgefunden hatte, begraben. Thorgrim fragte Thord, wie es abgelaufen wäre. Er sprach die Strophe:
Zwölf gewaffnete Stümmler 1 Staubfischs gewundener Wege Wollten Tod mir schaffen: Schaden gewannen sie wahrlich. Eilig saudi ich sieben Sucher 2 des Wassenbaches Zur lichten Halle Odins Mit der Lobe 3 der Brünnen. |
17. Thorhalls Verrat. Össurs Fall
Thord blieb in Flachaue und beendete den Saalbau; es wurde ein gewaltig starkes Haus. Die Halle stand bis zu der Zeit, wo Egil Bischof in Holar 1 war. Als Thord dann fortwollte, begleitete Thorgrim ihn mit neun Leuten, und sie ritten nach dem Skagafjord hinunter. Als Össur sie vorbeikommen sah, schien ihm seine Mannschaft zu klein, um ihnen nachzureiten. Sie ritten ihren Weg, bis sie nach Großhof an der Oslandshalde gekommen waren. Thorhall begrüßte Thord wohl, aber die Hausfrau noch besser. Thorgrim ritt dann heim und schied von Thord als guter Freund. Thord wurde nun weit im Lande berühmt.
Mittelfjord-Skeggi hörte davon und tat, als ob er nicht wüste, was zwischen Thord und seinem Vetter Össur wäre. Thord lebte ruhig bis in die Julzeit.
Eines Morgens vor dem Julfest geschah es, daß Thord sich aufmachen wollte, seinen Hengst Svidgrim zu besuchen. Der stand bei vier Stuten. Thorhall sagte, Thord möchte doch noch warten und drei Tage später aufbrechen: —"ich möchte nämlich mein Heu gerne aus den Diemen holen." Thord sagte, er solle entscheiden; —"aber es käme mir nicht überraschend, wenn wir dabei ein Zusammentreffen mit Männern hätten." Thorhall sagte, sie wären ja noch nicht verloren. auch wenn sie an Zahl unterlegen wären. Thord lächelte bei seinen Worten und sagte: "Ganz gewiß, wenn du mir zur Seite stehst." Die Hausbau sagte:"Daß dein Prahlen zu Fall käme l Ich glaube, daß Thord wenig von deiner Hilfe gehabt hat bei dem Treffen, wo du dabei warst. Das Weib ist böse verheiratet, das dich hat, — du bist ebenso prahlerisch wie feige!" Thord sagte: "So ist das nicht anzusehen. Thorhall ist kein Draufgänger und vorsichtig, aber er ist gewiß so waffentüchtig wie einer, wenn es einmal zu einer Probe kommt." Thorhall sagte:"Du hast keinen Grund zu so harten Worten, Frau; ich denke vor niemandem zu fliehen, wenn wir gleiche Waffen haben!" Damit schloß das Gespräch. 1
Ein Landstreicher hatte ihnen zugehört. Der nahm die Beine in die Hand und kam am Abend noch nach der Querache. Össur fragte ihn nach Neuigkeiten und woher er käme. Er antwortete. er wüßte nichts zu berichten; — zur Nacht war ich in Großhof an der Ostandshalde." Össur sagte: Was hatte Thord Unruh vor, der Kämpe Der Bursche erwiderte: Du darfst ihn gewiß einen Kämpen nennen, so schmählich, wie du von ihm behandelt bist. Tun aber sah ich ihn nichts, außer daß er Parierstangen an sein Schwert schmiedete. Aber Thorhall hörte ich sagen, daß sie in drei Tagen fahren wollten, ihr Heu einzubohren ." Össur sagte: "Wieviel Leute werden sie mit sich haben:" Der Bursche antwortete: "Sie sind nicht mehr als Thord und Thorhall und Eyvind." "Schön, Bursche: sagte Össur.
Darauf sagte er zwölf Männern, sie sollten ihn begleiten, und ritt an die Oslandshalde hinaus.
An demselben Morgen ritten Thord, Eyvind und Thorhall von Hause fort. Thord bat Eyvind, seine Waffen mitzunehmen! das sei nicht überflüssig ig. Der tat es. Sie ritten auf die Svidgrimshügel. Da sagte Thord: Ich möchte, Thorhall, daß du hier zurückbleibst; ich will mit Eyvind auf dem Bergrücken nach den Pferden sehen." Thorhall sagte, er habe nur zu bestimmen .
Sie gingen auf die Halde hinauf. Da lag der Schnee überall in festgebackenen Haufen.
Össur kam da an die Heudiemen und umkreiste mit seinen elf Leuten Thorhall. Sie zogen ihre Schwerter und sagten, der Feigling solle sie zu Thord weisen. Thorhall erschrak gewaltig, verkroch sich an den Zaun und sagte, Thord sei mit einem Begleiter auf die Halde hinaufgegangen. Össur antwortete:"Böse ist es, einen Knecht als einzigen Freund zu haben:" und versetzte ihm einen Hieb mit dem Axthammer; daß er gleich in Ohnmacht siel. Dann liefen sie auf die Halde hinauf.
Da sagte Thord zu Eyvind: , Es kommen Leute die Halde hinauf, und ich kenne sie gut. Össur ist gekommen und möchte noch einen Zusammenstoß mit mir. Wir wollen jetzt versuchen, auf die Skeggiklippe zu kommen und von da auf die Svidgrimshügel . Dort ist es günstig zur verteidigung" Eyvind
erwiderte; "Auf die Klippe wollen wir schon kommen." Sie liefen nun auf die Klippe zu. Zu gleicher Zeit kam Össur mit seinen Leuten an. Thord ging an den Rand der Klippe. Der Schnee lag in großen Ballen von der Klippe zur Hochfläche hinab, es ging steil hinunter und war höchst gefährlich, hinunterzukommen. Sie nahmen ihre Spieße zwischen die Beine und ließen sich so von der Klippe zu Tal gleiten. So kamen sie auf die Svidgrimshügel. Eben trafen auch Össurs Leute dort ein.Thord sagte: "Du läßt es dir wirklich angelegen sein, Össur, mir nach dem Leben zu stellen Ich wünschte, du müßtest selber daran glauben. Beide sollen wir auch diesmal nicht das Feld verlassen." Össur sagte, er habe sich's auch vorgenommen, daß Thord diesmal nicht entschlüpfen solle.
Sie griffen nun Thord und Eyvind an. Thord warf seinen Spieß nach Össur; da lief einer seiner Leute dazwischen, und der Spieß ging durch ihn durch. Ein anderer hieb nach Thord. Der deckte sich mit dem Schild, fing den Hieb auf und blieb unversehrt. Thord hieb nun nach dem Manne und versetzte ihm den Todesstreich. Sofort traf er noch einen andern, er schlug ihm in den Hals und in die Brust hinunter; er fiel tot zur Erde. Den dritten durchbohrte er mit dem Schwerte. Eyvind erschlug den vierten. Össur griff jetzt mit aller Gewalt an. Es sielen noch zwei von seinen Leuten. Da wurde auch Eyvind stärker verwundet; der Blutverlust ermüdete ihn; er setzte sich und war arg ermattet. Nun griffen sie zu sechsen Thord an. Er wehrte sich so, daß sie ibm keine Wunde bei- brachten. Da rief Thord zu Össur: "Schlaff seid ihr im griff, ihr sechs! Alles möchte ich lieber, als Anführer von solchem Volk sein und sie den ganzen Tag nur als Schild um mich haben. Jetzt gilt es, loszugehen und den Vetter Orm zu rächen und alle die Schimpffahrten, die du bisher zu mir getan hast! Össur wurde sehr zornig über all dies: die Schmähungen Thords und der Haß, den er gegen ihn trug, reizten ihn-Er lief ihn an und hieb mit beiden Händen nach ihm. Er traf in den Schild, so daß ein großes Halbmondsstück abspaltete. Da hieb Thord nach Össur; der Hieb traf unter den linken
Arm und fuhr den Rücken entlang, so daß er die Rippen vom Leibe trennte. Dann drang das Schwert in den Leib. Er stürzte sofort tot nieder. Össurs übriggebliebene Gefährten aber liefen davon und verkündeten den Tod Offurs.Thord ließ Eyvind heimschaffen. Er war schwer verwundet, lag lange darnieder, wurde aber geheilt. Über Össur wurde ein Hügel gewölbt. Thord verkündete den Totschlag in Großhof und sprach die Strophe:
Sechs der Kampfesftütnke 1 —Mut schwillt mir —, du kluger Baum des Goldrings 2, hab ich Dem Galgenherrn 3 geopfert. Land des Armlichts 4 ! lassen Mußte das Leben Össur. Der Spender des Flutenfeuers 5 Fiel als siebenter, Fraue ! |
Olof war über Thorhall aufgebracht, daß er Thord verraten hatte; und es fehlte wenig, daß sie sich wegen dieser Sache von ihm geschieden hätte. Thord vermittelte stets zwischen ihnen und sagte, es sei zu entschuldigen, wenn er sein Leben habe lösen wollen; von Össur habe er alles Böse erwarten müssen. So verging die Jul cit, ohne daß sich mehr zutrug. Thord saß still zu Hause.
18. Skeggi überfällt Thord, Eid trennt die
beiden. Thorhalls Ende
Jetzt ist zu berichten, daß Mittelgard-Skeggi erfuhr, sein Vetter Össur sei gefallen. Ihm schien, daß Tdord ihn damit mitgetroffen habe, und er faßte einen großen Zorn, ohne daß er sich das merken ließ. Denn er wollte nicht; daß Eid, sein Sohn, und Thords Brüder irgend einen verdacht wegen seiner Pläne schöpfen sollten, ehe er damit ans Licht rückte. Er ließ heimlich zwölf seiner Hengste einstellen und gedachte gleich nach den Jultagen Thord heimzusuchen.
Heimlich ritt er dann mit elf Begleitern von den Dampfquellen
Es war heller Mondschein. Sie pochten an die Tür. Ein Mann ging zur Tür und fragte, wer da wäre. Skeggi nannte seinen Namen und Sagte, ob Thord Unruh da drinnen wäre. Der Mann antwortete: "Was willst du von ihm:" Er erwiderte: "Frag ihn, ob er draußen oder drinnen sich den Hieben Sköfnungs stellen wolle!" Als
man drinnen hörte, was das Begehr sei, stand Thord auf und griff nach seinen Wassen. Da sagte die Hausbau Olof: Steht auf, Leute, und waffnet euch und helft dem wackern Mann! Hier sind viele streitbare Männer vor der Tür. Laßt Skeggis Fahrt zu uns böse enden" Da entgegnete Thorball: "Ich verbiete meinen Hausleuten, Skeggi in den Weg zu treten und meinem Hause vor einem auswärtigen Häuptling Schande zu bereiten. Die Hausbau antwortete: "Ich wußte es wohl, daß du keine Waffen führen kannst und kein Herz hast zu braver Tat." Thord sagte: "Der Bauer bat dem Gesinde zu befehlen, Hausfrau!"' und ging zur Tür hinaus. Skeggi rief ihm zu, er solle herauskommen und ihm Platz geben, nach ihm hauen. Thord sprach da die Strophe:
Gern gewähr dein Begehr ich, —Hab deinen Willen, Skeggil — Vor das schneidenscharfe Schwert der Helden zu treten. Meereshengste-Bändiger Sollen ans Mal uns führen, Wo wir den furchtlosen Össur Mit freudiger Hand erschlugen. |
"Mit der Bedingung will ich hinauskommen," sagte Thord, "daß wir dahin gehen, wo ich deinen Vetter Össur erschlug. Dort wirst du eher daran denken, was einen Schlag in dein Geschlecht ich geführt habe" Skeggi sagte: "Deine Hobn-
Thord ging nun mit ihnen zur Stelle, wo Össur begraben lag. Sie schritten um den Hügel. Thord sprach da die Strophe:
Zeit ist's, Skeggi, Schwertes Schärfe an mir zu färben: Nacht die sinkt hernieder —, Suchst du mich zu fassen. Denk der nächsten Magen, Die zum Morde hetzten, Kampferprobte Fechter; Die ich fällte beide! |
Skeggi zog darauf sein Schwert Sköfnung und sagte:"Keinem andern als mir kommt es zu, Thord zu fällen." Thord zog sein Schwert und sagte: "Du darfst nicht hoffen, Skeggi, daß ich deinen Hieben still halte, solange ich nicht gebunden bin."
Indem liefen plötzlich achtzehn Männer auf sie zu, alle mir gezogenen Schwertern. Das waren Eid und Thords Brüder Eyjolf und Steingrim. Eid fragte, ob Thord lebe. Thord sagte, daß er uni Tode noch gute Weile habe.
Alle sprangen sie vom Pferde. Eid machte seinem Vater zwei vorschläge zur Wahl: ob er lieber Thord Frieden zusichern wollte, daß er heim nach Os reiten und dort ungestört leben könnte; — oder im andern Falle würde er seinem Ziehvater Hilfe leisten und sich mit ihm schlagen. Skeggi sagte: "Lange hätte ich schon Thord erschlagen, bei der ersten Gelegenheit; wenn ich nicht gemerkt hätte, daß du, Eid, deine Pflegschaft bei Thord viel höher stellst als deine Blutsverwandtschaft mit mir." Eid sagte, daß Thord es nicht anders verdiene; —"Thord hat keine andern Totschläge begangen, als um sich seiner Haut zu wehren, den Totschlag an Orm ausgenommen. Und dafür gab es auch eine Entschuldigung." Skeggi antwortete: Es wird ja wohl so sein, Eid, daß du deinen Willen durchsetzst. Denn ich werde mich nicht mit dir schlagen.
Skeggi ritt darauf nachts nach Großhof, ging mit gezogenem Schwert hinein und trat an Thorhalls Bett. Er sagte der Hausbau, sie solle aufstehen, allzulange habe sie diesem Lumpenkerl
Ehre erwiesen. Sie stand auf. Sie bat, Thorball zu schonen. Er antwortete, der Feigling habe schon zu lange gelebt. Er packte ihn darauf beim Haar und zog ihn über die Bettstelle, hieb ihm den Kopf ab und sagte: "Weit besser ist es, Sköfung in deinem Blute zu tränken als in Thords. Um den wäre es Schade, wenn er sein Leben ließe, um dich aber nicht der kleinste. Nun habe ich Sköfnung Genugtuung gegeben dafür, daß ich ihn gezückt hatte."Skeggiritt dann davon, kam nach den Dampfquellen heim und war mit seiner Fahrt übel zufieden. Thord und Eid kamen nach Großhof als Skeggi fortgeritten war. Olof sagte ihnen, daß Thorhall erschlagen sei. Eid sagte, das sei das mindeste, was er erwartet habe, — "so gewaltig zornig war mein Vater als wir auseinandergingen." Olof forderte sie auf, so lange dazubleiben, als sie wollten. Eid sagte, sie zeige sich wacker. Sie blieben eine Woche dort und erholten ihre Pferde. Dann machten sie sich auf den Weg.Thord ging zu Olof und sagte:"Ich möchte dich um eins bitten: nimm keinen Mann in den nächsten zwei Jahren, solange du mich am Leben weißt. Von allen Frauen bist du die, die am ehesten meine Liebe gewinnen könnte." Sie antwortete so: "Das will ich dir versprechen. Ich wünsche mir keine ehren- vollere Heirat, als diese."
Sie ritten nun westwärts nach dem Mittelfjord und heim nach Os. Eyvind sog mit Thord und bestellte einen Verwalter nr seine eigene Wirtschaft, denn er wollte Thord nicht verlassen, solange der noch wegen seiner Totschlagsachen verfolgt wurde. So verging der Winter, ohne daß etwas geschah.
19. Skeggi und Asbjörn lauern Thord
vergeblich auf
Jetzt wird erzählt, daß ein Schiff an der Blandamündung landete. Auf dem befand sich Asbjörn, Skeggis Neffe. Skeggi ritt zum Schiffe und lud Asbjörn zu sich ein. Sie kamen nach den Dampfquellen, zusammen achtzehn. Asbjörn war den Winter über nicht froh. Thord Unruh lebte zu Hause in Os und hatte eine Schar tüchtiger Männer um sich; Eid war dort mit neun Leuten.
Asbjörn war noch nicht lange bei den Dampfquellen, als er Skeggi sagte, was erin der Sache mit Thord vorhabe. Er könne es nicht aushalten, daß er für den Tod seines Bruders Orm keine Buße habe und dabei Kraft genug zur Rache.Skeggi meinte, es seien in dieser Sache Schwierigkeiten: — "denn Eid hält sich stets zu Thord, und ich weiß nicht, welches Ende unsere Händel mit den Männern von Os nehmen werden." Sie brachen das Gespräch ab,
Diesen selben Sommer kam ein Schiff in die Weißache am Borghard. Man ritt von Norden zu dem Markt, vom Mittelfjord und von andern Gegenden. Thord Unruh ritt mit elf Leuten zum Schiff, und alle waren wohlgerüstet. Seine Brüder ; Eyjolf und Steingrim, waren beide dabei. Es ging die Rede, daß Thord in Geschäften den Borgfjord entlang reiten wolle und dann nach Norden über die Aarseeheide 1.
Skeggi hörte das und machte sich heimlich mit siebsehn Leuten auf den Weg, ohne daß Eid es merkte, und wollte Thord auflauern, wenn er nach Norden ritte. Asbjörn war mit dabei. Sie ritten über den Bergrücken in das Weidental um alle Höfe herum, und dann südlich auf die Hochfläche, wo die Wege sich scheiden und das Land zum Weidental abfällt.
Mit Skeggi ritt ein Mann, der hieß Thorbjörn, mit Zunamen der Armselige. Er wohnte auf Skeggis Lande und hatte sich bei ihm in Leibzucht gegeben. Er war sehr reich, aber konnte sein Geld weder bei sich noch bei anderen sehen und hieß wegen seines Geizes der Armselige. Außer seiner Frau hatte er nicht viel Hausgenossen um sich.
Eid war nach dem Mittelfjordkap 3 geritten, um nach der Wirtschaft eines Mannes zu sehen, der Thorbjörn hieß, mit dem Beinamen der Jämmerliche. Er war Leibzüchter Thords und lebte bei ihm. Er hatte alle Arten vierfüßiges vieh. Sein Haus war außen am Mittelfjordkap; dort ging sein vieh in den Wäldern frei herum. Thord verfügte darüber nach seinem
Jetzt ist zu erzählen, daß Thord Unruh am Markte blieb, solange er zu tun hatte, und dann den Borgfjord hinan Kitt und darnach über die Hochfläche weiter, bis sie den Hinterhalt sahen. Thord sagte: "Wen seht ihr da:" Eyjolf antwortete: Genau sehe ich es nicht, aber es scheint Skeggi zu sein. Thord sagte: "Hartnäckig sind die Männer mit ihren Hinterhalten gegen mich. Aber wenn wir auch sehr viel weniger sind, sollen sie doch Gegenwehr zu spüren haben." Sie ritten nun mit gezückten Schwertern auf jene los. Skeggi sprang da auf und rief: "Greifen wir sie nun an, Vetter Asbjörn! Sie sollen unsere Übermacht kennen lernen, und du sollst deinen Bruder Orm rächen" " So soll es sein" sagte Asbjörn. Thord antwortete: "Noch ist der Kohl nicht gegessen, wenn er auch im Löffel liegt"
Sie griffen nun Thord und seine Leute an. Thord schleuderte seinen Spieß auf Skeggi und zielte mitten auf ihn. Da sprang einer namens Halldor, ein naher verwandter Skeggis, dazwischen der Spieß traf ihn in der Mitte, durchbohrte ihn und drang noch einem, der hinter ihm stand, in die Brust; so daß sie beide tot hinfielen. Dem dritten hieb er mit dem Schwerte durch den Hals, daß der Kopf herunterflog.
Jetzt wurde der Anprall immer hitziger. Die beiden, Thord und Skeggi, schlugen sich den ganzen Tag durch, ohne das einer das Übergewicht bekam. Eyjolf und Asbjörn griffen sich heftig an, — man konnte nicht entscheiden, wer die Oberhand bekommen würde. Jeder versetzte dem andern schwere Wunden Steingrim schlug sich auf das tapferste und fällte vier Männer. Jetzt schob es sich so, daß Steingrim gegen Skeggi focht und Thord gegen die andern Leute mit seinen Begleitern. Er erschlug da wieder fünf Leute. Die beiden Namensvettern setzten einander heftig zu, Thorbjörn der Armselige und Thorbjörn der Jämmerliche, und schließlich sielen sie beide.
In diesem Augenblick sprengte Eid daher mit noch vier ehn
andern. Er sprang sofort vom Pferde, stellte sich zwischen sie und trennte sie. Skeggi war wütend und ritt mit Asbjörn nach den Dampfquellen heim; ne waren mit der Fahrt sehr unzufrieden .Asbjörn lag lange an seinen Wunden, wurde aber schließlich gesund. Thord und Eid ritten nach Hause. Dreizehn Männer sielen auf Skeggis Seite bei dieser Begegnung und sieben auf Thords. Beide Teile saßen nun ruhig zu Hause, und der Winter ging hin.
Eines Tages ritt Eid mit neun Leuten nach den Dampfquellen. Sein Vater nahm ihn freundlich auf. Eid sagte, er wolle einen Vergleich versuchen. Skeggi meinte, dazu sei noch viel Zeit; "bleibe doch den Winter hier!" Eid war damit einverstanden. Das verhältnis zwischen Eid und Asbjörn war den Winter über kühl. Eid war immer mißtrauisch bei den Gesprächen Skeggis mit Asbjörn, daß sie Thord, seinem Ziehvater, nach dem Leben stellten. Er sandte Thord Botschaft, er solle auf seiner Hut sein.
20. Kampf an den Quellen und Vergleich
Eines Tages im Winter geschah es, daß Eid merkte, wie sein Vater heimlich ausritt und in das Land hinaushielt. Er glaubte zu wissen, daß er etwas Großes vorhatte. Er folgte ihm darum mit neun Leuten. Oben an den Krokshügeln 1 trafen sie sich. Skeggi fragte Eid, was er hier suche. Eid antwortete: "Deine Schar verstärken wollte ich, Vater "Das ist hübsch von dir, Junge! Aber ich werde doch wieder heimreiten, ich fühle mich krank." "Das mag wohl sein;" erwiderte Eid, "und ich will nach Torfahof; dort habe ich Geschäfte." Damit trennten sie sich.
Denselben Tag war Asbjörn ins Bad gegangen mit sechs Begleiterin . Nun ist von Thord Unruh zu erzählen. Er erwachte denselben Morgen und sagte zu seinen Brüdern: "Mir war es im Traume, als legten Mittelfjord-Skeggi und Asbjörn mir beide einen Hinterhalt. Ich will heute aufbrechen und eine Falle nach diesem Wild stellen, wenn sich Gelegenheit findet!
Nicht länger will ich die beiden, Skeggi und Asbjörn, über meinem Haupte haben. Wir wollen zu sieben Mann uns aufmachen , wir Brüder, Eyvind und drei andere." Darauf ergriffen sie ihre Waffen und ritten nach den Dampfquellen.
zur selben Zeit verließ Asbjörn das Bad und sah die Schar heranreiten. Er sagte zu seinen Leuten: "Da reitet Thord Unruh, und seine Fahrt sieht feindlich aus, —er wird mich treffen wollen. Wir wollen dort auf den Hügel gehen und ihn da erwarten." So taten sie.
Thord erreichte sie, und es gab sofort ein Handgemenge. Von beiden Seiten stürmte man heftig an, denn an Zahl waren sie einander gleich. Thord streckte sogleich einen zu Boden. Da fielen drei Leute von Asbjörns Seite und einer von Thords. Dann griff Thord Asbjörn an und versetzte ihm viele Wunden , daß er nahezu kampfunfähig war.
Da kam Skeggi hinzu mit geschwungenem Sköfung. Er rief Asbjörn zu: "Warum fliehst du nicht, Unglückseliger:" Er antwortete und sprach eine Strophe:
Mir liegt im Sinn die lichte Linde 1 der Armesspangen. Hart die Speere dröhnen, Hilfe, Ohm, gebrauch ich! Nimmer flieh ich, immer Denk ich der Fadengöttin Schwer wird's, unsern Stürmen Standzuhalten, hilfst du! |
Asbjörn setzte sich nieder. Der Blutverlust schwächte ihn, so daß er sich kaum noch hielt. Skeggi hieb auf Thord und traf ihn auf die Schulter, das gab eine Streifwunde.
In dem Augenblicke kam Eid mit neun Leuten an, lief in die Winte und rief, sie dürften sich nicht weiter schlagen. Er sagte, er würde Asbjörn erschlagen, wenn er jetzt nicht allein den Vergleich festsetzen dürfe. Asbjörn sagte: "Das war mein Ziel hier in Island, meine verlobte zu holen. Als ich aber hörte, daß mein Bruder erschlagen war, da beschloß ich ihn zu rächen. Jetzt ist unser Zusammentreffen so ausgefallen, daß ich lieber 1
Es endete damit, daß sie sich vertrugen: Eid sollte den Schiedsspruch in allen ihren Streit- und Totschlagssachen fällen.
21. Der Schiedsspruch
Sie schritten zum Handschlag, Thord, Asbjörn und Skeggi. Thords Hand schwoll an und wurde dick. Eid schnitt das Fleisch, das vom Schwerte berührt war, aus der Wunde, und da verging der Schmerz bald.
Eid berief nun ein Thing; dahin kamen sie alle, Skeggi, Asbjörn und Thord. Da verkündete Eid seinen Schiedsspruch.
"Das ist mein Entscheid," sagte Eid, " den Totschlag an Össur erkenne ich auf zweihundert Unzen Silber '; das dritte Hundert soll fortfallen wegen der Nachstellungen gegen Thord und aller seiner Feindseligkeiten. Die Leute Össurs sollen alle bußlos gefallen sein wegen ihrer Angriffe auf Thord. Für den Totschlag an Orm erkenne ich auf zweihundert Unzen Silber. Für die Verletzung, die mein Vater Thord beigebracht hat, auf hundert. Dann endlich soll Asbjörn die Sigrid bekommen, wie es früher abgemacht war. Thord soll die Hochzeit ausrichten. Und bier sind hundert Unzen, Asbjörn, die mein Ziehvater und ich dir als Verwandtenbuße geben wollen!"
Alle dankten ihm dafür. Skeggi äußerte sich nicht, sagte aber, daß er den Vergleich und den Frieden halten werde. Thord dankte seinem Ziehsohn für den Schiedsspruch; — "aber die hundert Unzen, die du mir zugesprochen hast, willich nichthaben. Das Geld soll Skeggi nicht zahlen. Mein Vater Thord und Hörda-Kari hätten keine Geldbuße angenommen, und ich will es auch nicht." Das fand viel Beifall; Thord hatte großes Ansehen von dieser Sache.
22. Asbjörns Hochzeit
Thord rüstete sich nun zu der Hochzeit und lud viele Männer dazu ein. Am Abend wies Eid den Männern die Plätze 1
Jetzt wachte Skeggi auf und fand weder sein Schweri noch Thord. Er wurde zornig, sprang auf und fragte, ob Thord das Schwert genommen habe. Eid sagte: "Ich bin daran schuld, Vater daß Thord das Pferd erschlagen hat; ich erzählte ihm die Eigenschaft des Schwertes." Thord sagte, er sei selber schuld. Da rief Skeggi in großem Zorn: "Jetzt will ich, das wie miteinander einen Waffengang haben." Thord sagte, er sei ganz bereit dazu. Eid und Asbjörn aber traten dazwischen, so daß sie sich nicht schlagen konnten. Da sagte Thord: "Da man nicht will, daß wir uns mit Waffen messen, scheint es mir angemessen, daß Skeggi mit einem Schiedsspruch selber entscheiden soll, wenn er meint, das ihm hier irgend eine Kränkung geschehen sei." Eid sagte dazu: "Das ist ein gutes Angebot, Vater! die Selbstentscheidung aus den Händen eines Mannes wie Thord anzunehmen."Skeggi nahm es an und erkannte sich zehn Kuhwerte 2 zu. Thord antwortete: "Das wird
23. Thords Heirat
Gleich nach der Hochzeit nahm Thord Eid ins Gespräch und sagte:"Ich möchte, Eid, daß du mit mir nach Grashof reitest, um für mich um Olof Hrolleifstochter zu werben. Eid sagte:"Selbstverständlich, Ziehvater, reite ich überall hin, wo du willst." Darauf brachen sie auf, Thord und Eid, Asbjörn, Eyjolf und Steingrim. Sie ritten, bis sie Großhof erreichten. Dort wurden sie wohl aufgenommen.
Am nächsten Morgen brachte Thord sein Anliegen vor und warb um die Olof. Sie nahm das wohl auf, und der vertrag war rasch geschlossen. Man ernannte Zeugen zu dem Verlöbnis und ritt dann wieder heim. Olof sollte die Hochzeit bei sich ausrichten.
Thord lud Eid und Asbjörn, seinen Schwager, zur Hochzeit und beschenkte sie zum Abschied prächtig.
Im Frühling verlegte Thord seine Wirtschaft nach Großhof, und seine Brüder, Eyjolf und Steingrim, blieben in Os am Mittelfjord. Thord wurde durch seine Handwerksarbeiten rasch ein reicher Mann.
24. Sörli versucht die Rache und fällt
Ein Mann hieß Thorgils, ein tüchtiger Wirt. Er wohnte in Rabenkluft 1 am Inselfjord. Er ließ Thord Unruh sagen, er solle zu ihm herüberkommen und ihm eine Halle bauen. Thord sagte die Reise zu und machte sich, als es soweit war, mit einem Begleiter auf den Weg, den Skagafjord entlang und dann nach Norden über die Ochsentalsheide 2.
Zur selben Zeit kam ein Schiff vom Meere in Gasar am Inselfjord an. Darauf war ein Mann Sörli, genannt Sörli der Starke. Er war stärker als andere Männer und auch streitbarer als irgend jemand anders. Er war wohlgebildet und bei 1
Denselben Tag ritt Thord Unruh über das Hochland, bis er auf die Hügel oberhalb vom Lurkastein kam. Da sah er achtzehn Leute ihm entgegenreiten; er konnte nicht entscheiden, wer sie wären, und stieg vom Pferde. Die Männer kamen rasch näher. Thord begrüßte sie und fragte den Anführer nach seinem Namen. Er nannte sich Sörli. "Wirst du Sörli der Starke genannt fragte Thord. Du kannst mich nennen, wie du willst," sagte Sörli, "und wer bist du "Ich heiße Thord," sagte er. "Bist du Thord Unruh, der meinen Neffen Orm erschlagen hat" "Derselbe bin ich," sagte Thord, "und du kannst ihn jetzt rächen, wenn du will't. Dich zu treffen, war ich nicht vorbereitet , ich wußte nicht, daß du herausgefahren bist. Aber ich habe dich nennen hören. Und Buße habe ich gezahlt für den Totschlag deines Neffen." "Mir hast du keine Buße gegeben," sagte Sörli. "Ich will aber nicht an dir gemein handeln. Meine Leute sollen sich alle setzen, und wir beide wollen allein kämpfen. Und wenn ich auch von deiner Hand fallen sollte, verbiete ich doch jedem, dir irgend ein Leid zu tun."
Damit gingen sie aufeinander und kämpften auf das tapferste. Thord merkte rasch, daß Sörlis Waffengewandtheit nicht gewöhnlich war, und er meinte, mit einem mutigeren Gegner noch nie zusammengetroffen su sein. Jeder brachte dem andern viele schwere Wunden bei. Das Ende aber war, daß Sörli tot zur Erde sank. Auch Thord war so von Kräften gekommen, daß er nicht allein auf sein Pferd steigen konnte; ein Gefährte stützte ihn und mußte all seine Kraft zusammennehmen.
Sie ritten ins Ochsental hinunter zu dem Gehöft An der Querache 2. Da wohnte ein Bauer, der hieß Einar. Der nahm Thord 1
Sörli wurde dort auf dem Hügel, wo das Treffen war, bestattet, und sein Tod wurde als großer Schaden angesehen. Seine Leute ritten zum Mittelfjord nach den Dampfquellen und berichteten Asbjörn und Skeggi, daß ihr Blutsfreund erschlagen sei. Denen schien das keine kleine Sache, aber Thord doch zu entschuldigen , daß er sich verteidigt hatte.
25. Ausgang
Nun ist zu erzählen, daß Thord, als seine Wunden geheilt waren, nach Rabenkluft hinüberritt und dort den Sommer über die Halle zimmerte, die noch heutiges Tages steht. Er bat auch die Halle draußen in Höfdi 1 im Höfdigau gebaut. Darnach ritt Thord nach Westen ins Land und verglich sich wegen des Totschlags an Sörli mit seinem Schwager Asbjörn und mit Skeggi. Dann ritt er wieder heim nach Großhof zu seiner Wirtschaft.
Asbjörn kaufte das Wand land 2 am Mittelfjord und lebte dort drei Jahre. Er war von unbändiger Gemütsart, so daß er es bei seinen verwandten nicht aushielt. Er verkaufte darum sein Land, fuhr hinaus und siedelte sich in Norwegen an. Dort vermehrte er sein Geschlecht. Seine Ehe mit Sigrid war gut; sie galt für eine rechte Frau von alter 'Wt, wie ihr Geschlecht es auch erwarten liest.
Eid war lange Zeit auf Handelsreisen, kam an manche Fürstenhöfe und wurde da ebrenvoll aufgenommen. Als er dann daran genug hatte, gründete er sich Haus und Wirtschaft.
Skeggi brachte die letzte seit seines Lebens in Rücken 3 am Borgfjord bei Eid, seinem Sohne, su und starb auch dort. Er wurde nördlich vom Hofe begraben. Seine Knochen sind dort in der Abendzeitwarte 4 zu finden.
Eid lebte bis in sein Alter in Rücken. Thord und sein Ziehsohn
Thord kam nicht wieder nach Norwegen, seitdem er es verlassen hatte; man hatte ihn und seine Brüder in die Acht getan, weil sie König Sigurd Geifer Erichsson erschlugen. Ein großes Geschlecht stammt von Thord Unruh und viele angesehne Männer kommen daher in Norwegen wie in Island. Die Leute sprachen, das sei in Erfüllung gegangen, was Thord gesagt hatte: es würde stets irgendwelche Unruhen geben am Mittelfjord. Es ist dort immer mehr Streit gewesen als in andern Gegenden . Thord Unruh starb an einer Krankheit. Mehr haben wir von ihm Zuverlässiges nicht erzählen hören. Und hier schließt die Geschichte von Thord Unruh.
Die Geschichte vom
durchtriebenen Ofeig
1. Odd erwirbt sich auf Handelsreisen
Reichtum
Es war ein Mann, der hieß Ofeig, der Sohn Skidis, und wohnte am Mittelflord auf dem Hofe, der Zu den Dampfquellen 1 heißt. Er war ver heiratet; seine Frau war Thorgerd, die Tochter valis, aus großem Geschlecht und von guter alter Ari. Ofeig war ein gescheiter Kopf und steckte voller Anschläge. Er war kein unbedeutender Mann, nur sein vermögensstand blieb kümmerlich. Er hatte war große Liegenschaften, aber sein Bargeld war gering. Wenn er auch gegen niemanden Kost und Brot sparte, ging es doch mit allem, was im Hause nötig war, etwas aus der Hand in den Mund. Ofeig war Thingmann des Styr mir von der Asgeirsache 2, der damals dort im Lande als der mächtigste Herr galt.
Ofeig hatte von seiner Frau einen Sohn, der hieß Odd. Das war ein stattlicher und früh selbständiger Mann. Von seinem Vater erfuhr er nicht eben viel Liebe. Er war kein Freund von Handwerksarbeit.
Es war ein Mann, der hieß Bali und lebte im Hause Ofeigs. Er war stattlich und beliebt.
Odd wuchs zu Hause bei seinem Vater auf bis zu seinem zwölften Jahr. Ofeig behandelte ihn immer kühl und machte sich nicht viel aus ihm; nach der allgemeinen Meinung war ihm aber niemand in der Gegend an Tüchtigkeit überlegen.
Eines Tags kam Odd mit seinem Vater ins Gespräch und bat ihn, er möchte ihm einen Geldzuschuß geben; —"ich will mich auf die Reise machen. Es steht so,"sagte er",daß du mich wenig ehrenvoll behandelst. Und ich bin dem Haushalt ja auch wenig nütze." Ofeig antwortete: "Ich will dir nicht weniger auszahlen, als du erarbeitet hast, will es vielmehr genau veranschlagen. Du kannst ja dann sehen, wie weit du damit kommst." Odd meinte, daß er damit nicht viel werde anfangen können, und so brach das Gespräch ab.
Den Tag darauf nahm Odd eine Angelschnur von der Wand 1
Und da sie sein Geschlecht gut kannten, und da er selbst gern gesehen war, so ließen sie sich darauf ein, die Schuld bei ihm stehen zu lassen. Er kaufte sich nun alles Nötige auf Borg und blieb das Jahr bei der Fischerei. Und es heißt, daß ihr Geschäft auf das beste stand, solange Odd dabei war. So blieb er drei Winter und drei Sommer und war dann so weit, daß er jedem seine Schuld zurückgezahlt hatte und daneben sich ein gut Stück Handelsware verdient. Nie besuchte er seinen Vater und beide taten so, als hätten sie nichts mit einander zu schaffen. Odd war unter seinen Kameraden beliebt.
Dann kam es so, daß er sich auf Frachtgeschäfte legte nach den Stranden 3 im Norden und sich Anteil an einem Kahn kaufte. So brachte er es zu Gelde. Nun wuchs das Geld an, bis der Kahn ihm allein gehörte, und so fuhr er einige Jahre zwischen dem Mittelfjord und den Strauden. Er begann nun allmählich wohlhabend zu werden.
Dann kam es, daß ihm dies Geschäft überdrüssig wurde. Er kaufte sich einen Schiffsanteil, fuhr hinaus und war nun eine Zeitlang auf Kauffahrtei; und auch hier geriet ihm alles gut und wie er es nur wünschen konnte; sein Erwerb und sein Glück nahm weiter zu. Diesem Gewerbe ging er nun nach, bis er das Handelsschiff allein besaß und auch den Hauptteil der Ladung. Er blieb bei der Handelsfahrt und wurde ein schwerreicher und angesehener Mann. Er hielt sich viel unter großen Herren und ausländischen Fürsten auf und wurde überall ehrenvoll behandelt. Er wurde nun so reich, daß er zwei Handelsschiffe auf der See hatte. Und es heißt, daß zu der Zeit kein Mann Handel trieb, der so vermögend wie Odd war. Er hatte auch mehr Reiseglück als andere Männer. Niemals fuhr er weiter nach Osten mit seinem Schiff als bis zum Insel- fjord und nie westlicher als in den Widderfjord. 1
2. Ospak wird Odds Wirtschafter auf
Sandhof
Eines Sommers, so wird berichtet, kam Odd mit seinem Schiff in den Widderfjord bei Plankensand 1 und gedachte hier den Winter zu verbringen. Da wurde er von seinen Freunden aufgefordert, sich hier anzusiedeln. Und auf ihre Bitte tat er es auch und kaufte 1ich ein Landstück am Mittelgard, das Am Sande 2 heißt. Dort schaffte er äch ein großes Anwesen und trieb in seinem Haushalt viel Aufwand. Und es heißt, daß davon nicht weniger gesprochen wurde als vorher von seinen Kauffahrten. Und nun war keiner Odd an Ansehen gleich im Nordland. Er war freigebiger als die meisten Männer sonst, bereit, jedem in seiner Nähe beizufpringen, der dessen bedurfte, und nur seinem Vater erwies er nie einen Dienst. Sein Schiff sog er im Widderfjord an Land. Es heißt, daß kein Mensch hier auf Island so reich wie Odd war, vielmehr sagen die Leute, daß er soviel Geld gehabt habe, wie die drei Reichsten zusammen . Nach jeder Richtung war sein vermögen groß: an Gold, Silber, Liegenschaften und Vieh. vati, sein Vetter, war überall bei ihm, hier im Lande wie draußen. So saß Odd auf seinem Hofe mit solcher Ehre, wie hier erzählt ist.
Ein Mann hieß Glum; er wohnte auf Rutschenort 3; das liegt zwischen Bitra 4 und dem Kollafjord 5. 5 Er war verheiratet mit Thordis, der Tochter des Asmund Langhaar, des vaters von Grettir dem Starken 6. Ospak hieß ihr Sohn. Der war groß von Wuchs, stark, unfügsam und zu Gewalttätigkeit geneigt. Schon früh gab er sich mit Warenverkehr zwischen den Stranden und den Nordlandschaften ab, ein geschickter Mensch, früh von großen Körperkräften. Eines Sommers kam er nach dem Mittelgard und verkaufte seinen Vorrat; und eines Tages nahm er ein Pferd und ritt nach dem Sandhof; er traf Odd auch an. Sie begrüßten sich und Sagten nach den Tagesereignissen.
Ospak antwortete: "Halt dich an Erprobtes und nicht an Erzähltes ; selten werden die Leute besser, als die Umstände nahelegen. Ich verlange von dir keine Gaben dazu: ich möchte nur in deinem Hause leben, aber mich selbst verpflegen und abwarten, wie es dir dann gefällt." Odd antwortete: "Herrisch seid ihr alle und schwer zu dämpfen, wenn sich euch einmal etwas in den Weg stellt. Aber weil du mich so drängst, dich aufzunehmen, so können wir's ja den Winter über damit versuchen ."
Ospak nahm das mit Dank an und zog gegen den Herbst mit seinem Hausrat nach dem Sandhof. Er hing sich bald sehr an Odd, besorgte die Hausarbeit ordentlich und schaffte soviel wie zwei andere. Odd war mit ihm wohl zufrieden.
Das Jahr verging. Und als es Frühling wurde, bot Odd ibm an, zu bleiben, und sagte, es schiene ihm das beste. Er ging darauf auch ein. Ospak widmete sich der Wirtschaft und so ging sie vortrefflich weiter. Man meinte überall, es sei bemerkenswert, wie dieser Mann sich mache. Er gewann auch selbst viele Freunde, und das Haus stand in großem Flor; keines mannes Hof schien ansehnlicher su stehn als Odds, so war die Rede.
Ein Umstand schien den Leuten noch zu fehlen, daß sein Haus jede Ehre hätte: daß er kein Godentum besaß. Es war damals sehr aufgekommen, neue Godentümer zu gründen 1 oder welche zu kaufen. So tat er denn auch. Rasch sammelten sich Thing- , denn alles drängte zu ihm. Und so blieb es eine Zeit
3. Ospak vertritt Odd im Godenamt
Odd fand an Ospak Gefallen und ließ ihm die Führung des Haushalts. Er arbeitete kräftig und schaffte tüchtig und war dem Haushalt nützlich. Der Winter verging, und Odd war mit Ospak zufriedener als je, weil er immer mehr zugriff. sum Herbst holte er sein Viel) vom Gebirge, und der Heimtrieb war glücklich, er vermißte kein Schaf 1.
Der Winter verging, und es wurde Frühling. Odd sagte seine Absicht, den Sommer über zu reisen, und daß Bali, sein Vetter das Hauswesen übernehmen solle. Vati antwortete: "Es steht so, Vetter daß ich mich darauf nicht verstehe; lieber will ich für unser Vieh und unser Handelsvermögen sorgen." Odd wandte sich nun an Ospak und bat ibn, sein Hauswesen zu übernehmen . Ospak antwortete: "Das geht über meine Kraft, so gut es auch vorwärts geht, solang du dabei bist." Odd drang in ihn, aber Ospak zog sich zurück. Schließlich sagte er denn, Odd möge seinen Willen haben, wenn er ihm seine Hilfe und seinen Rat versprechen wolle. Odd entgegnete, Ospak werde mit seinem Eigentum schon so verfahren, wie er am besten angesehen und beliebt werden könne; er habe, sagte er, erprobt, daß niemand anders seinen Besitz besser verwalten könne noch wolle. Ospak sagte, er wolle das seinem Urteil überlassen. Damit schloß das Gespräch.
Odd rüstete nun sein Schiff und ließ die Ware laden. Das kam herum und wurde viel besprochen. Odd brauchte nicht viel vorbereitungen. vati war mit ihm. Als er fertig gerüstet war, geleitete man ibn sum Schiff. Ospak geleitete ihn ein längeres Stück, und sie hatten viel miteinander zu sprechen. Als sie dicht am Schiff waren, da sagte Odd: "Jetzt ist eine Sache noch ungeregelt." "Was ist das:" Sagte Ospak."Über mein Godenamt ist noch keine Entscheidung getroffen," sagte Odd, "und ich möchte; daß du es übernimmst. "Davon kann keine Rede sein!" sagte Ospak" ,ich bin dazu gar nicht imstande. Ich habe ohnehin mehr übernommen, als ich wahrscheinlich vermögen und leisten werde. Hierzu ist kein anderer so wohl
Ospak wich wieder aus. Odd sagte ihm seinen Zorn an, wenn er das Amt nicht übernähme. Und beim Abschied übernahm Ospak das Godenamt.
Odd reiste nun hinaus und hatte gute Fahrt, wie er gewohnt war. Ospak ritt heim, und diese Dinge wurden viel besprochen. Man meinte, Odd habe diesem Manne große Gewalt in die Hände gegeben.
Ospak ritt im Sommer mit einem Gefolge von Leuten zum Thing und stellte dort überall seinen Mann er verstand alles recht zu erledigen, wozu er gesetzlich verpflichtet war, und ritt mit Ehre vom Thing heim. Er trat mit Eifer für seine Leute ein, und sie kamen nirgends in ihren Ansprüchen zu kurz und wurden nicht oft angegriffen.
Er war willig und hilfsbereit gegen alle seine Nachbarn. In keiner Hinsicht schien auf dem Hof jetzt weniger Pracht und großer Zug zu sein als ehedem; es fehlte nicht an Betriebsamkeit und die Wirtschaft ging gut vorwärts. Der Sommer verging nun, errät zum Herbstthing und eröffnete es. Und als der Herbst zu Ende ging, sog er auf die Berge, wo man das Galwieh 1 eintrieb, und der Heimtrieb war günstig: er hatte kräftige Hilfe und vermißte kein Schaf, weder von seinen noch von denen Odds.
4. Der Schafdiebstahl. Balts Tod
Im Herbst geschah es, daß Ospak nach Norden ins Weidental kam nach Svalabof 2. Da wohnte eine Frau, die hieß Svala. Da wurde er gut aufgenommen. Sie war eine stattliche Frau und noch jung. Sie sprach mit Ospak und bat ihn, ihre Wirtschaft zu sorgen; — "ich habe gehört, daß du ein großer Wirtschafter bist." Er nahm das gut auf und sie sprachen viel. Jeder gefiel dem anderen gut, und ge blickten gern und freundlich auf einander. Und es kam in ihrem Ge
Darauf machte sich Ospak wieder auf den Weg und kam nach Svalahof und sagte ihr, wie es gegangen sei. Nun taten sie nach eigener Entscheidung: sie verlobte sich selbst und zog mit ihm nach dem Sandhof. Sie behielten aber die Wirtschaft in Svalahof und nahmen Leute an, die dafür sorgten. Ospak lebte am Sande und trieb großen Aufwand in seinem Haushalt.
Nun verfloß der Winter, und zum Sommer kam Odd am Widderfjord wieder an; er hatte wieder Geld und Glück mitgebracht . Er zog heim nach dem Sandhof und überschaute seine Besitztümer. Es schien ihm, daß sie gut aufgehoben gewesen seien, und er ließ sich zufrieden darüber aus. Der Sommer ging nun hin. Eines Tages geschah es, daß Odd gegen Ospak davon anfing, es sei nun wohl an der Zeit, daß er sein Godentum wieder an sich nähme. Ospak sagte: "Ja, das war das, wozu ich am unlustigsten war; als ich es übernahm, und auch am ungeeignetsten. Ich bin ganz bereit. Ich glaube nur, daß es für die Leute am bequemsten ist, wenn es zur Herbstzusammenkunft oder auf einem Thing geschieht." Odd erwiderte: "So mag es sein."
Der Sommer verstoß nun bis zur Herbstzusammenkunft. Am
Dann geschah es eines Tags, daß Odd bei Tische saß und Ospak ihm gegenüber. Und als man sich's am wenigsten versah, sprang Odd vom Tisch empor auf Ospak zu und hatte eine geschwungene Axt in der Hand. Er forderte ihn nun auf, das Godentum herzugeben. Ospak antwortete: "Du hattest nicht nötig, so scharf vorzugehen. Sowie du willst, hast du das Godentum. Ich wußte nur nicht, daß du es so ernst meintest mit der Rückgabe." Er streckte die Hand aus und gab Odd das Godentum zurück 1.
Nun war es eine Zeitlang ruhig. Das verhältnis zwischen Odd und Ospak wurde kühler hiernach; Odd war sehr jähzornig im Umgang. Man argwöhnte; daß Ospak das Godentum sich selbst zugedacht hatte, wenn er nicht gezwungen worden wäre, es herzugeben. Nun wurde nichts aus der Wirtschaftsarbeit; Odd nahm Ospak zu keiner Arbeit mehr. Sie sprachen auch nicht mit einander. Eines Tags machte sich Ospak zum Aufbruch fertig. Odd tat, als ob er nichts merkte; sie trennten sich so, daß keiner den andern grüßte. Ospak zog nach Svalahof zu seiner Wirtschaft. Odd tat, als ob nichts geschehen wäre. Und so blieb es eine Zeitlang ruhig.
Im Herbst, heißt es, zogen die Leute auf die Berge, und Odds Heimtrieb stach gegen das, was früher einkam, gewaltig ab. Er vermißte vier ig Hämmel beim Herbsteintrieb und zwar alle die besten aus seinem Besitz. Man suchte weithin über Berge und Hochland, und sie fanden sich nicht. Das schien nicht
Odd war den Winter über nicht heiter. vati, sein Vetter Sagte ihn, warum er mißvergnügt sei; — "und warum läßt du dir den Verlust der Hämmel so zu Herzen gehn Du hast keine Herrenart, wenn dich so etwas so mitnimmt!" "Nicht der Verlust der Hämmel," sagte Odd, " betrübt mich. Sondern das scheint mir schlimmer, daß ich nicht weiß, wer sie gestohlen hat." "Bist du dessen gewiß," sagte Vati" ,daß es so zusammenhängt: " Odd antwortete: " Es ist nicht zu leugnen, daß ich Ospak den Diebstahl zutraue." vati antwortete:"Eure Freundschaft ist weit geschwunden seit der seit, wo du ihn über all dein Gut setztest." Odd sagte, das sei eine boje Torheit gewesen und besser abgelaufen, als er hätte erwarten dürfen. Vati sagte: "viele Leute fanden das damals wunderlich. Jetzt möchte ich, daß du ihn in dieser Sache nicht so rasch verurteilst: es gibt ein großes Gerede, wenn herauskommt, daß der Verdacht grundlos war. Wir wollen abmachen," sagte Vati, "daß du mir freie Hand läßt, was da auch geschehen sein mag. Ich will schon die Wahrheit herausbringen." So machten sie das ab.
vati machte sich nun auf die Reise und zog mit seiner Ware aus; er ritt hinaus zum Seetal und sum Langental und setzte seine Ware ab. Er war gern gesehen und machte sich nützlich. Er sog nun seinen Weg, bis er nach Svalahof kam und fand dort gute Aufnahme. Ospak war sehr aufgeräumt. vati brach am Morgen wieder auf. Ospak geleitete ihn aus dem Hof und erkundigte sich viel nach Odd. Vati sagte, daß es ihm gut gehe. Ospak lobte ihn auch und meinte, er sei ein Mann von großer Lebensart; —"hat er im Herbst verluste gehabt:" Bali bejahte das. "Was hat man für vermutungen wegen der verlorenen Hämmel: Odd hat lange Glück gehabt mit seinem Vieh." Vati erwiderte: "Da gehen die vermutungen auseinander. Einige meinen, daß andere Leute Schuld haben."Ospak sagte: "Das
ist wahrscheinlich; es wäre nicht jedermanns Sache." "Soist's," sagte vati. Ospak sagte: "Hat Odd eine vermutung:" vati sagte: " Er spricht wenig; man hört aber von andern Leuten viel reden, wie es zusammenhängen dürfte." "Das kann man sich denken," sagte Ospak. "Es liegt so," sagte vati, "da wir einmal davon reden, daß einige Leute es nicht für unwahrscheinlich halten möchten, daß du dahinter steckst. Dabei denkt man daran, wie ihr unfreundlich von einander schiedet, und der verlust geschah nicht viel später."Ospak erwiderte: "Daß du so reden könntest, hab ich nicht erwartet. Wenn wir nicht so gut befreundet wären, würde ich mich blutig rächen." Bali antwortete: "Du brauchst das nicht abzuleugnen und darüber so wütend zu werden. Du wirst es nicht von dir abwälzen können. Ich habe mir dein Hauswesen angesehen und sehe, daß da viel mehr Vorräte sind, als man glauben möchte, daß du mit rechten Dingen erworben Baja." Ospak antwortete: "Das wird sich wohl schwer erweisen lassen, und ich weiß nicht; was eigentlich meine Feinde sagen sollen, wenn die Freunde schon solche Dinge reden." vati antwortete: "Ich habe das auch nicht aus Feindschaft gegen dich geredet, da du es allein zu hören bekommst. Wenn du jetzt tust, wie ich es wünsche, und es mir gegenüber eingestehst, dann soll es für dich gut ablaufen. Denn ich will dir mit gutem Rat helfen. Ich habe meine Ware weit in der Gegend abgesetzt; ich will sagen, daß du davon genommen hast und dir dafür Fleisch und andere Dinge gekauft. Dann wird niemand Verdacht schöpfen. Ich will es so einrichten, daß du hierbei keine Ehren schmälerung erfährst, —wenn du mir hierin folgst."Ospak sagte, er könne das nicht zugeben. "Dann wird es für dich schlimmer," sagte vati, "und du selbst trägst die Schuld."Darauf trennten sie sich, und vati zog heim. Odd Sagte, was er über den verlust der Hämmel habe in Erfahrung bringen können. vati tat sehr einsilbig. Odd sagte "Jetzt brauchst du's nicht länger zu verschweigen, daß Ospak sie gestohlen hat; denn du hättest ihn gerne rein gewaschen, wenn du's gekonnt hättest." Es blieb nun still den Winter über.
Und als das Frühjahr herankam und die Vorladungstage
kamen, zog Odd mit zwanzig Mann aus, bis er nahe an den Svalahof kam. Da sagte vati zu Odd: "Nun sollt ihr eure Pferde grasen lassen, aber ich will ans Haus reiten und Ospak aufsuchen und sehen, ob er zu einem vergleich geneigt ist; dann braucht es die Klage nicht." So taten sie. Vati ritt vor. Kein Mensch war draußen. Die Tür stand offen. Vati ging hinein. Drinnen war es dunkel. Und ehe er's vermuten konnte, sprang ein Mann aus einem Bettverschlag und hieb ihn zwischen die Schultern, so daß er auf dem Fleck stürzte. vati rief: "Sieh dich vor, Unglücksmensch, denn Odd ist nah vor deinem Hause und möchte dich erschlagen! Schick deine Frau zu Odd, —sie soll sagen, wir hätten uns verglichen und du hättest die Sache eingestanden, aber ich wäre nach meinen Geldgeschäften weiter ins Tal hinuntergeritten." Da sagte Ospak: "Dies ist eine böse Tat geworden. Odd hatte ich das zugedacht und nicht dir!"Svala ging nun zu Odd hinaus und sagte, sie wären verglichen, Ospak und Vati — " und vati bai dich, umzukehren." Odd glaubte dem und ritt heim. vati starb, und sein Leichnam wurde nach dem Sandhof geschafft. Odd schien das eine große und schlimme Sache. Es war für ihn eine Demütigung, und man fand, es sei ihm nicht rühmlich ergangen.
Ospak verschwand jetzt, und niemand wußte, was aus ihm wurde.
5. Styrmir bringt Odds Prozeß zu Fall.
Ofeig meldet sich
Nun ist zu berichten, daß Odd diese Sache für das Thing vorbereitete und die sehn Nachbargeschworenen berief. Da geschah es, daß einer von den Geschworenen starb, und Odd berief einen andern an seiner Stelle. Dann ritten die Leute zum Thing, und es ereignete sich nichts weiter bis zu dem Gerichtstag .
Als nun die Gerichte eingesetzt waren, brachte Odd die Totschlagssache vor; es ging ihm glatt von der Stelle 1. Nun wurde zum vorbringen von Einsprachen aufgefordert. Nicht weit ab vom Gerichtsplatz saßen die Häuptlinge Styrmir und
"Das wird es ganz und gar nicht!" sagte Styrmir, sprang auf und ging zum Gerichtsplatz. Er fragte, welche Streitsache an der Reihe wäre. Er bekam Auskunft. Da sagte Styrmir: "Es liegt so, Odd, daß sich ein Einspruch in deiner Sache gefunden hat. Du haft die Klage falsch eingeleitet, hast zehn Nachbarn zu Hause berufen. Das ist ungesetzlich, du hättest den zehnten am Thinge laden müssen und nicht daheim. Tu nun eins von beiden: verlaß das Gericht 1, wie die Dinge liegen , oder wir werden den Einspruch vorbringen." Odd schwieg hierauf und überlegte den Fall; fand, daß es richtig wäre, und
Als er in die Gasse zwischen den Buden kam, da ging ihm jemand entgegen, der war schon bejahrt. Er stak in einem schwär en Ärmelmantel, der war schon recht zerschlissen; ein Ärmel war noch daran und hing nach hinten herunter. Er hatte einen Stab in der Hand mit einer Eisenzwinge daran. Den Hut hatte er tief sitzen und blickte darunter hervor. Mit dem Stabe stapfte er vorwärts und ging sehr krumm. Da war der alte Ofeig gekommen , sein Vater
Ofeig sagte: "Ihr seid rasch vom Gericht zurück! Überall hast du auch Glück; daß dir alles so flink und glatt von Händen geht. Er ist geächtet, der Ospak?' "Nein," sagte Odd, " er ist nicht geächtet." Ofeig sagte: Das ist nicht fein, mich Alten zum Narren zu halten! Wie sollte er nicht geächtet sein: War er denn nicht schuldig:" Gewiß war erdas," sagte Odd. "Was ist das:" sagte Ofeig,"ich dachte, die Klage musste ihn niederstrecken . War er denn nicht der Totschläger Valis?"' "Das bestreitet niemand," sagte Odd. Ofeig sagte:"Warum ist er dann nicht geächtet Odd antwortete: "Es fand sich ein Einspruch gegen die Klage; darum fiel sie nieder." Ofeig sagte: "Wie kam es, daß sich ein Einspruch fand bei der Klage eines so reichen Mannes:" Sie behaupteten, daß einer zu Unrecht daheim berufen worden sagte Odd."Das kann wohl nicht gewesen sein, wo du die Klage vorbereitet hast" sagte Ofeig, "aber es könnte ja wohl sein; daß Gelderwerb und Reisen dir mehr liegen, als die fehlerlose Einfädelung einer Rechtssache. Ich glaube aber immer noch, daß du mir nicht die Wahrheit sagst." Odd antwortete: "Ich gebe nichts darauf, ob du mir glaubst ader nicht." "Das mag sein," sagte Ofeig, "ich wußte übrigens gleich, als du von Hause wegrittest, daß die Sache falsch eingeleitet war. Aber du warst mit dir allein sehr zufrieden und machtest niemand weiter angehen. Jetzt wirst du auch in dieser Lage mit dir allein auskommen müssen. Es wird dir gewiß gut geraten; aber es ist einem manne wie dir immerhin recht mißlich. wo dir bisher alles andre neben dir klein erschien." Odd entgegnete: Das ist jedenfalls noch deutlicher,
daß von dir keine Hilfe kommen wird." Ofeig sagte: Nur die eine Hilfe gibt es noch in deiner Sache, daß du dich meiner bedienst. - Wie weit würde jetzt deine Sparsamkeit gehen, wenn jemand die Sache wieder einrenken wollte?' Odd sagte: "Geld wollte ich nicht sparen, wenn sich jemand der Sache annähme." Ofeig sagte: "So laß einen dicken Beutel dem Alten hier in die Hand wandern; denn vieler Leute Augen schielen nach Geld-"Odd gab ihm einen großen Geldbeutel. Da fragte Ofeig: "Wurde denn der Einspruch vorgebracht oder nichts?' "Wir verließen das Gericht vorher," sagte Odd. Ofeig antwortete: "Das eine bringt nun Nutzen, was du ahnungslos tatest! Damit trennten sie sich, und Odd ging zu seiner Bude heim.
6. Die Bestechung des Gerichts.
Ospak wird geächtet
Nun ist die Geschichte damit wieder aufzunehmen, daß der alte Ofeig auf das Feld und zu der Gerichtsstätte hinaufstieg. Er kam zu dem Gerichtsplatz der Nordländer 1 und erkundigte sich, wie die Sachen vonstatten gingen. Man sagte ihm, daß in einigen schon geurteilt wäre und andere zum Bericht vorbereitet wären. "Wie steht's mit der Klage meines Sohnes Odd : Ist sie erledigt:" "Die ist erledigt soweit,"sagte man. Ofeig sagte: "Er ist geächtet, Ospak" "Nein," sagte man, "keineswegs." "Woran liegt das:" sagte Ofeig. "Ein Einspruch fand sich gegen die Klage," sagte man, " sie war falsch eingeleitet worden." " So" sagte Ofeig, "wollt ihr mir erlauben, auf das Gerichtsfeld hinauszugehen?"' Man willigte ein. Er ging in den Gerichtsring und setzte sich dort.
Ofeig sagte: "Ist in der Klagsache meines Sohnes Odd schon geurteilt" "Die ist erledigt soweit," sagten die Männer."Wie Sammt dass" sagte Ofeig, "ist Ospak zu Unrecht beschuldigt worden: Erschlug er den Bali nicht grundlos: — Stand im wege, daß die Sache nicht genug geklärt war:" Man enngegnete: 1
Ofeig ließ den Beutel bald unter dem Mantel vorhängen, bald zog er ihn wieder in die Höhe. Er bemerkte wohl, daß sie die Augen auf den Beutel hefteten. Da sagte er zu ihnen: " ist wohl rätlicher; recht und wahr zu urteilen und dafür dann den Dank und die Erkenntlichkeit verständiger und rechtlicher Männer entgegen zu nehmen."
Darauf nahm er den Beutel, schüttete das Silber aus und
zählte es vor ihnen. "Nun will ich euch einen Beweis meiner Freundschaft geben," sagte er, "und sorge dabei mehr für euch als für mich; das tu ich, weil ihr teils meine Freunde, teils meine Verwandten seid, und weil ihr es alle nötig habt, auf euren Vorteil bedacht zu sein. Ich will jedem Manne eine Unze Silber 1 schenken, und dem, der die Klage zu berichten hat, eine halbe Mark. Dann habt ihr einmal Geld; dazu seid ihr eure verantwortung los und habt nicht euren Eid verletzt, woran am meisten gelegen ist."Sie überdachten die Sache; und sie dünkte ihnen nach seinen Darlegungen einleuchtend zu sein; es schien ihnen, daß sie vorher in einer unangenehmen Lage wegen des Eidbruchs gewesen wären, und so wählten sie den Weg, den Ofeig ihnen zeigte. Man schickte sofort nach Odd; er kam an; die Häuptlinge aber waren schon nach ihren Buden heimgegangen. Jetzt wurde die Klage sofort vorgebracht, Ospak in die Acht verurteilt und darauf Zeugen ernannt, daß das Urteil ergangen sei. Dann zogen die Leute heim in ihre Buden, als das geschehen . In der Nacht wurde davon nichts bekannt.
Am Gesetzesfelsen aber stand Odd am nächsten Morgen auf und verkündete laut: "Hier ist diese Nacht Mann in die Acht gekommen, namens Ospak, im Gericht der Nordländer wegen des Totschlags an Bali. Was seine Merkmale angeht, ist zu sagen, daß er groß von Wuchs ist und kräftig vag Ansehen. Er hat braunes Haar und ein knochiges Geaicht, schwarze Brauen, große Hände und starke Beine. Sein ganzer Wuchs ist gewaltig, und ersieht verbrecherhaft aus."
Das machte großes Aufsehen. Viele hatten davon noch nichts gehört. Maii fand, daß Odd kräftig vorgegangen sei, und daß er Glück gehabt haben müsse, wie die Sache schon gestanden hatte.
7. Die Bundesgenossen laden Odd vor das
Allthing gericht. Odds Flucht
Es heißt, daß die beiden, Styrmir und Thorarin, sich unter- . Styrmir sagte: "Schmach und Schande haben 1
Sie holten nun ihre Freunde und ihre verwandten zu einer Besprechung zusammen. Da war Hermund 1, Illugis Sehn, und Gellir 2, Thorkels Sohn; der dritte war Egil 3, Skulis Sohn; der vierte Jarnskeggi, 4 Ein ars Sohn; der fünfte Skeggbroddi Bjarnis Sohn; der sechste Thorgeir, Halldoras Sohn, und dann die beiden Styrmir und Thorarin. Diese acht Männer hatten nun eine Unterredung. Styrmir und Thorarin berichteten den Hergang der Sache, und wie es zurzeit stand, und wie großen Gewinn man von Odds vermögen zu erwarten habe, und daß sie alle dabei ganz auf ihre Rechnung kommen winden. Sie machten nun fest ab, daß sie einander dabei alle unterstützen wollten, und daß es nur entweder mit der Achtserklärung enden dürfe oder mit ihnen überlassenem Schiedsspruch. Darauf bekräftigten und beschworen sie das und waren nun der Überzeugung, daß daran nichts mehr rütteln könne und daß niemand den Mut und die Überlegungskraft aufbringen würde, sich ihnen gegenüberzustellen. Nach diesen Abmachungen trennten sie sich. Die Leute ritten darauf vom Thing nach Hause, und dies blieb zunächst im Geheimen.
Odd war nun mit seiner Thingfahrt wohl zufrieden, und das Verhältnis zwischen Vater und Sohn wurde jetzt besser, als es gewesen war. Es blieb nun das Jahr über alles still.
Im Frühjahr trafen sich Vater und Sohn im Warmbad, und Ofeig fragte, was neues geschehen sei. Odd entgegnete, er 1
Die Zeit zu den Ladungstagen kam heran, und Styrmir und Thorarin erschienen auf dem Sandhof mit großem Gefolge, Auch Odd hatte viel Leute bei sich. Sie brachten ihre Ladung ver und luden Odd vor das Allthing, weil er wider das Gesetz den Urteilern habe Geld zukommen lassen. Es geschah darauf nichts, und sie ritten mit ihrer Schar fort.
Dann geschah es, daß Odd und sein Vater sich trafen und unterhielten. Ofeig fragte, ob er der Sache immer noch keine Bedeutung beilege. Odd entgegnete: "Nein, ich nehme sie nicht schwer." "Mir scheint es anders" sagte Ofeig, "wie genau weißt du denn von der Sachlage Bescheid:" Odd behauptete zu wissen, was geschehen sei. Ofeig erwiderte: "Es wird weitere Kreise ziehen, wie mir scheint. Sechs andere Häuptlinge, die zu den mächtigsten gehören, haben sich der Klage angeschlossen." Odd antwortete: " Sie scheinen großen Aufwand nötig zu haben." Ofeig sagte: "Was hast du nun vor:" Odd antwortete: "Was sollte ich vorhaben, als zum Thing zu reiten und mich nach Unterstützung umzusehen." Ofeig erwiderte: "Das scheint mir, wie die Sache jetzt liegt, unrätlich; es ist verkehrt, seine Ehre davon abhängig sein zu lassen, daß man die größre Streitmacht zu haben erwartet." "Was wäre dann zu tun?"' sagte Odd. Ofeig entgegnete: "Ich möchte dir raten, daß du dein Schiff während der Thingzeit rüstest und dich mit all deiner fahrenden Habe fertig machst, ehe die Leute vom Thing kommen. Scheint dir dein Vermögen besser aufgehoben, wenn sie es dir wegnehmen, oder wenn ich es babe:" "Das kleinere Übel scheint mir, wenn du es hast." Und Ofeig gab seinem Vater einen dicken Geldbeutel, voll von Silber damit trennten sie sich.
Odd rüstete nun sein Schiff und verschaffte sich Leute dazu.
Die Zeit bis zum Thing verstrich so. Die vorbereitung geschah in aller Stille, so daß kaum jemand davon merkte.
8. Ofeigs Besuch bei Egil
Nun ritten die Häuptlinge zum Thing und brachten ein mächtiges Gefolge mit. Ofeig war in der Schar Styrmirs. Die Streitgenossen machten unter sich einen Treffpunkt auf der Blauwälderheide 1 aus: Egil und Styrmir, Hermund und Thorarin. Zusammen ritten sie dann nach der Thingebene. von Osten kamen Skeggbroddi und Thorgeir Halldarason aus dem Warmbadtal 2 und Jarnskggi von Norden; sie trafen sich an dem Walrücken 3. Dann ritten alle Scharen gemeinsam auf die Ebene hinunter und so sum Thing.
Über nichts wurde so viel gesprochen als über die Sache Odds. Jedermann war überzeugt, daß niemand dagegen auftreten würde. Man meinte, kaum wurde es einer wagen, und keinem würde es nützen, wo solche Häuptlinge auf der andern Seite ständen. Sie waren auch selbst ihrer Sache völlig sicher und prahlten gewaltig. Es war niemand, der ein Wort gegen sie fallen ließ. Odd hatte niemanden um Hilfe angegangen; er rüstete sein Schiff im Widderfjord, sowie die Leute zum Thing fortgeritten waren.
Eines Tages geschah es, daß der alte Ofeig seine Bude verließ und in tiefer Bekümmernis war: er sah niemanden, der ihm helfen könnte, und meinte einen schweren Stand zu haben. Er merkte, daß es seine Kräfte überstieg, allein gegen solche Häuptlinge zu stehen. Und es gab keinen Einspruch in der Sache. Er ging mit krummen Knien, schwankte zwischen den Buden einher und humpelte auf seinen Beinen. So ging er lange; zuletzt kam er zu der Bude Egils Skulisons. Dort waren Männer gekommen, Egil zu besuchen. Ofeig zog sich sum Budeneingang zurück und wartete, bis die Männer fortgegangen waren. Egil begleitete sie hinaus. Als er hineingehen wollte, drehte sich Ofeig zu ihm und begrüßte ihn. Er sah ihn an und fragte, wer er wäre. "Ofeig heiß ich," sagte er. Egil 1
Ehmals in Ehren Odd wohl stand; Jetzt sinn ich nicht mehr Dem Sohne zu helfen. Wenig scherte Der Wicht sich ums Recht, Hatte er nur Gold In Hülle und Fülle. |
Und weiter sprach er:
Das freut nun den alten Ofenhocker, Mit ratklugen Männern Rede zu tauschen. Du wirst mir nicht wehren, Worte zu wechseln, Weil alle Welt Weise dich rühmt. |
Ich suche mir andere Dinge zur Unterhaltung aus als Odds Prozesse. Die sind schon erfreulicher gewesen als diesmal. Du wirst mir aber doch nicht verwehren wollen, mit dir zu reden. Das ist mich Alten nun die größte Freude, mit solchen Männern zu plaudern und so die Zeit hinzubringen." Egil erwiderte:"Ich will dir eine Unterhaltung nicht abschlagen."
Sie gingen nun beide zusammen und setzten sich. Da begann Ofeig: "Hast du eigne Wirtschaft, Egil:" Er bejahte es. . ,Du wirtschaftest in Borg "Allerdings," sagte Egil. Ofeig sagte: Gutes und Ansprechendes hat man mir von dir erzählt. Man sagt, daß du gegen keinen Kost und Brot sparst und glänzend lebst, und daß es uns beiden nicht unähnlich ergangen
ser beide sind wir ans großem Geschlecht und freigebig mit dem Unseren, aber unsere Vermögensverhältnisse sind beengt. Mir wurde auch erzählt. daß du gern deinen Freunden hülfest." Egil erwiderte:"Ich wäre zufrieden, wenn ich im gleichen Rufe stünde, wie du; denn ich weiß wohl, daß du aus großem Geschlecht und ein kluger Mann bist." Ofeig sagte: " Da ist doch ein großer Unterschied l Du bist ein großer Herr; hast nichts zu fürchten, was geschehen mag ,und gehst nicht von dem Deinen, gegen wen es auch gilt. Aber ich bin ein Kleinbauer. Die Sinnesart freilich stimmt bei uns zusammen. Es ist jammerschade , daß solche Männer in Geldverlegenheiten kommen, die so großgesinnt sind." Egil antwortete: " Es kann sein, daß sich das rasch ändert und bessert." "Wie sollte das sein:" fragte Ofeig. "Ich meine so: wenn das vermögen Odds an uns kommt wird uns nichts mehr abgehn. Es wird wenigstens von seinem Reichtum viel erzählt." Ofeig sagte: "Es ist auch gewiß nicht übertrieben, wenn man ihn den reichsten Mann in Island nennt. Aber du mußt ja sehr neugierig sein, wie groß dein Anteil an dem Vermögen wird ? Denn du bist darauf ja recht angewiesen." "Ja freilich" sagte Egil",du bist ein wackerer und verständiger Alter und mußt ja auch genau um Odds vermögen Bescheid wissen." Er entgegnete: "Ich möchte wohl glauben, daß da niemand besser Bescheid weiß, als ich. Ich kann dir sagen, daß da immer noch mehr ist, als man behauptet bat. Trotzdem habe ich mir schon Gedanken gemacht, was wohl für dich dabei abfallen möchte." Und es wurde ihm eine Strophe im Munde:Wahr ist's, —in den Wind nur Worte sind gesprochen —, Geldgier überfällt euch, Goldesgötter 1 ehrlos. Lassen solltet ihr alle Acht jetzt Idis Lachen ': Schande heute wünscht' ich Schmählich auf den Weg euch! |
"Das dürfte recht unwahrscheinlich sein!" sagte Egil, "du bist aber ein guter Dichter." Ofeig sagte: "Ich will es dir nicht vorenthalten, welche Fülle du wegschleppen würdest: es ist nämlich der sechzehnte Teil vom Land am Sande. "Da hör aber einer!" sagte Egil, "dann ist das vermögen wahrhaftig kleiner, als ich mir's dachte. Aber wie kann das sein:" Ofeig antwortete: "Nicht im geringsten ! Das vermögen ist gewaltig, aber ich schätze, daß du soviel davon abbekommen wirst. Habt ihr nicht so gerechnet, daß ihr die Hälfte von Odds vermögen haben solltet und die Thinggenossen die andere: Da ergibt sich für mich, daß ihr acht Verbündete das halbe Land am Sande haben werdet. So habt ihr doch jedenfalls es vorgehabt und so verabredet : Obwohl ihr dies ja auf unerhörte Weise in Angriff genommen habt, — diese Abmachung müßt ihr doch wohl getroffen haben : Oder durftet ihr damit rechnen, daß mein Sohn Odd untätig eurem Rasen zusehen würde, als ihr hierher rittet" — "Nein!" sagte Ofeig, "Odd ist vor euch nicht um Rat verlegen. Und wieviel Überfluß er auch an Geld haben mag, so hat er doch nicht weniger Verstandesgaben und Überlegung, wenn er das braucht. Und ich vermute, daß das Kaufschiff unter ihm gerade so gut schwimmen wird, auch wenn ihr ihn in die Acht erklärt habt. Das kann man gar nicht Acht nennen, was so verkehrt in die Wege geleitet wird! Und es wird nur die treffen, die das ins Werk gesetzt haben! Ich möchte glauben, daß er auf der See ist mit allem seinem Vermögen außer seinem Land am Sande: — das gönnt er euch! Er hatte sich erkundigt, daß der Weg vom Meere nach Borg hinauf nicht weit sei, wenn er nach dem Borgfjord kommen sollte. Es wird nun so endigen, wie es begann: ihr werdet davon Schimpf und Schande haben, — und das ist ganz in der Ordnung, — und dazu Vorwürfe von jedermann!"
Da sagte Egil: " Das ist unbestreitbar, die Sache hat jetzt einen Haken. Es war natürlich vorauszusehen, daß Odd nicht untätig bleiben würde, und ich kann ihn deswegen nicht einmal tadeln. Es sind nämlich auch einige bei dieser Klage, denen ich solch einen Schimpf schon gönne, und die am meisten dabei hetzen, so Styrmir oder Thorarin und Hermund." Ofeig sagte:
"Das ist um so besser und ganz nach ihrem Verdienst, daß sie von vielen Seiten Verwerfe deswegen erhalten: Aber mir tut es leid, daß du dabei schlecht abschneidest! Du gefällst mir gut- und von euch Verbündeten am besten."Dabei ließ er einen dicken Geldbeutel unter dem Mantel vorsehen. Egil wandte den Blick darnach. Ofeig bemerkte das, zog ihn schnell wieder unter den Mantel und sagte: "Es bleibt dabei, Egil" sagte er, "ich möchte glauben, daß es so ähnlich kommt, wie ich es eben sagte. Da möchte ich dir irgend eine Auszeichnung erweisen." Er stülpte den Beutel um und schüttelte das Silber dem Egil in den Schoß des Mantels. Das waren zweihundert Unzen vom besten Silber, das es gab."Das sollst du von mir bekommen, wenn du von deiner Gegnerschaft zurücktrittst. Ich erweise dir damit einige Auszeichnung." Egil entgegnete: "Ich glaube, du bist ein Halunke ersten Ranges! Wie darfst du daran denken, daß ich meinen Eid brechen könnte" Ofeig antwortete: "Ihr seid doch nie, was ihr gern wärt! Wollt die großen Herren spielen, und wißt nie, was euch frommt, wenn ihr nur in irgend eine Klemme kommt! Tu nur nicht so Ich werde schon einen Weg finden, wie du deinem Eide treu bleiben kannst." "Was für einen Weg:" fragte Egil. Ofeig erwiderte: "Habt ihr nicht abgemacht, daß ihr entweder Acht oder das Recht des eignen Schiedsspruches durchsetzen wolltet " Egil bejahte das. "Es kann kommen," sagte Ofeig, "daß man uns Verwandten Odds es überläßt, zu wählen, welches von beiden wir wünschen. Dann könnte es sein, daß der Schiedsspruch an dich käme. Da möchte ich, daß du ihn übernähmest." Egil antwortete: "Du hast recht, — du bist ein schlauer und listiger Menschl Aber ich bin trotzdem nicht bereit und habe dazu auch gar nicht die Macht und die Hilfskräfte, allein dann allen den andern Häuptlingen gegenüber den Spruch zu vertreten. Denn es gibt Feindschaft, wenn irgend einer dagegen sich empört."Ofeig sagte: Wie wäre es denn, wenn es noch einer mit dir zusammen täte?' "Dann ginge es eher," sagte Egil. Ofeig sagte: "Welchen von den verbündeten möchtest du denn am liebsten dazu haben: Nimm an, ich hätte die Wahl unter allen." "Zwei kämen in Betracht,"
sagte Egil, "Hermund ist mir der nächste, aber wir stehen ung nicht gut. Der andre ist Gellir, und den will ich wählen." "Da muss ich es mir viel kosten lassen," sagte Ofeig" ,denn ich gönnte euch allen in dieser Sache nur Schlimmes außer dir allein. Er wird aber Verstand genug haben, um einzusehen, auf welcher Seite sein vorteil liegt: Geld und Ehre heimzubringen oder das Geld zu verlieren und Schimpf und Schande einzustecken, Willst du nun darauf eingehen, wenn es an dich kommt, die Strafe, die verhängt werden soll, herabzusetzen:" "Ja gewiß," sagte Egil. "Dann ist das also zwischen uns abgemacht," antwortete Ofeig, "nach einer Weile will ich dich dann wieder besuchen suchen."
9. Die Unterhaltung mit Gellir
Ofeig machte sich nun wieder auf den Weg und nahm von Egil Abschied. Er schwankte zwischen den Buden umher und zog die Füße nur so hinter sich her. Bei sich aber war er nicht so niedergeschlagen, als er schwach auf den Beinen war, und nicht so verfahren in seinen Reden, wie er gebrechlich im Gehen schien. Schließlich kam er zu der Bude Gellirs und ließ ihn herausrufen. Er kam hervor und begrüßte Ofeig zuerst , — denn er war ein einfacher Mensch, — und fragte, was sein Begehr wäre. Ofeig entgegnete: "Ich komme gerade so hergeschleudert." Gellir sagte: "Du wirst über die Sache Odds reden wollen."Ofeig antwortete: "Nein, darüber nicht; ich will damit nichts zu tun haben. Ich suche mir andere Unterhaltung ." Gellir sagte: "Worüber wolltest du sprechen " Ofeig erwiderte: "Man sagt mir, daß du ein verständiger Mann seiest; mir ist es ein Vergnügen, mit verständigen Leuten zu plaudern."
Dann setzten sie sich nieder und begannen zu reden. Da fragte Ofeig: "Was gibt es eigentlich bei euch im Westen jetzt für junge Leute, von denen du meinst, daß sie große Häuptlinge versprechen:" Gellir sagte, daß sie da eine hübsche Auswahl hätten, und nannte die Söhne des Goden Snorri und die Leute vom Strand 1. "So hat man mir auch erzählt," sagte Ofeig,
Ofeig antwortete: " Es kann ja sein, Gellir, daß ihr hier die Hülle und Fülle wegschleppt. Ich kann dir aber sagen, was dein Anteil sein wird, denn ich weiß das gut. Im besten Falle werdet ihr acht Verbündete das halbe Land am Sande bekommen . Da ist dein Teil nicht gut zu nennen. Du hast ein geringes Stück Geld und bist dafür um alle Bravheit und Mannesehre gekommen, der du bisher als einer der besten Männer im Lande galtest!" Gellir fragte, wie das geschehen sollte. Ofeig erwiderte: "Mir scheint es am wahrscheinlichsten, daß Odd mit all seiner Habe außer dem Land am Sande jetzt auf dem hohen Meere ist. Darauf konntet ihr doch nicht rechnen, daß er untätig zusehen würde und es euch überlassen, alles aufzuteilen und wegzunehmen." "Nein!" sagte Ofeig" ,er versicherte vielmehr, wenn er aias dem Breitfjord käme, wollte er dein Gehöft 1 aufsuchen und könnte sich ja dann ein Weib aus deinem Hause holen. Er behauptete auch, genug Brennholz zu haben, um deinen Hof auf brennen, wenn er Lust hätte. Ebenso auch, wenn er nach dem Bargfjord käme, hatte er sich schon vergewissert, daß der Weg vom Strande nach Borg nicht weit sei. Er dachte auch den Hof Jarnskeggis zu besuchen, wenn er in den Inselfjord käme. Und genau so, wenn er in die Ostfjorde käme, das Gut Skeggbroddis. Ihm liegi gar nichts daran, wenn er nicht wieder nach Island kommen kann. Aber ihr werdet hiervon haben, was zu erwarten ist, nämlich Schimpf und Schande. Mir gefiel das wenig, — ein so tüchtiger Mann, wie du immer warst, daß du so schlimm dabei wegkommen solltest, und deshalb wollte ich dir das ersparen."
Gellir antwortete: "Das ist wohl wahr! — Und mir ist es einerlei, wenn von dem vermögen etwas beiseite kommt vor der Aufteilung. Ich habe bei der ganzen Sache meinen Freunden freie Hand gelassen, ich selbst war nicht versessen darauf." Ofeig sagte: "Du mußt ja einsehen, wenn du nicht ganz blind vor Eifer bist, daß es für dich ehrenvoller ist, wenn du deine Tochter meinem Sohn Odd gibst, wie ich dir vorhin vorschlug. Hier hab' ich eine Summe, die er dir schickt, und er sagte, er wolle die Aussteuer selber übernehmen, weil er wüßte, daß du nicht viel hast. Es sind zweihundert Unzen Silber, wie du es besser kaum bekommst. Überleg dir nun, wer dir so ein Angebot sonst wohl macht! Solch einem Manne deine Tochter zu geben, der selbst für die Aussteuer sorgt, und wo du überzeugt sein darfst, daß niemand dir später zu nahe treten wird! Und deine Tochter kommt dahin, wo sie alles in Hülle und Fülle hat" Gellir entgegnete: "Es ist so viel, daß ich es nicht hoch genug anschlagen kann. Aber um keinen Preis will ich die betrügen , die auf mich zählen. Ich sehe freilich, daß es bei diesem Prozeß nichts gibt als Spott und Schande." Da erwiderte Ofeig: "Was ihr schwerfällig seid, ihr Herren! Wer verlangt von dir, daß du die betragen sollst, die auf dich rechnen, oder deinen Eid brechen: Es könnte sein, daß an dich käme, den Schiedsspruch zu fällen, da könntest du die Strafsumme herunterdrücken und dabei deinen Eid durchaus halten." Gellir sagte: "Da hast du recht, du bist doch ein durchtriebener Kerl und verteufelt schlau! Aber ich möchte trotzdem mich nicht mit all den anderen einlassen." Ofeig sagte: "Wie wäre es denn, wenn ich noch einen andern dazu gewönne: Willst du dann in der Sache helfen:" "Das will ich," sagte Gellir; " wenn du durchsetzt, daß ich den Spruch vortrage 1." Ofeig erwiderte: "Wen wählst du denn dazu Gellir antwortete: "Egil will ich nehmen; er steht mir am nächsten." Ofeig erwiderte: "Hör' ich recht? Den wählst du, der von euch allen der allerschlimmste ist! Es fällt mir nicht leicht, ihm solche Ehre zu gönnen, Ich weiß wahrhaftig nicht, ob ich mich dazu entschließe." "Das
Gellir nahm das Geld, und es wurde zwischen ihnen abgemacht . Darauf ging Ofeig zur Bude Egils hinüber, weder langsam noch krumm, und nicht geduckt. Er sagte Egil, wie es abgelaufen sei. Dem gefiel es gut. Abends gingen dann die Leute zur Messe; dabei redeten Egil und Gellir über die Sache miteinander und brachten sie ins Reine. Niemand schöpfte verdacht .
10. Schiedsmännerwahl und Spruch
Jetzt wird erzählt, daß alles Volk am Tage darauf nach dem Gesetzesfelsen ging und dort eine große Menge zusammenkam. Egil und Gellir sammelten ihre Freunde um sich. Ofeig war Styrmir und Thorarin behilflich. Als nun alle am Gesetzesfelsen versammelt waren, auf deren Kommen man rechnete, da erbat sich Ofeig Gehör und sagte: "Ich habe mich in den Handel meines Sohnes Odd bisher nicht hineingemischt. Ich weiß aber, daß jetzt die Männer zugegen sind, die hier die Hauptbeteiligten sind. Nun möchte ich zuerst in dieser Sache Hermund angehen, wennschon dies auf so unerhörte Weise in die Wege geleitet worden ist, daß man umsonst nach einem zweiten Fall sucht, und ebenso seinen Fortgang genommen hat und vermutlich nicht anders enden wird. Ich möchte jetzt fragen, ob die Sache durch Schiedsspruch beigelegt werden kann?' Hermund antwortete: "Wir lassen uns nur darauf ein, wenn uns der Spruch selbst überlassen wird" Ofeig sagte:"Es wird
dafür kaum ein zweites Beispiel geben, daß jemand acht Gegnern den Spruch überlassen habe; aber dafür gibt es Beispiele, daß einer ihn einem Gegner überlassen hat. Indes da nun die Sache in einer so unerhörten Weise betrieben worden ist, da will ich anbieten, daß zwei aus eurer Schar den Spruch fällen mögen. Hermund erwiderte: "Darauf gehen wir natürlich ein, und es nr uns gleich, welche zwei das tun." "Dann werdet ihr mir es gönnen, daß ich die vergünstigung habe mir aus euch verbündeten die beiden zu wählen, die ich mag." "Ja, ja gewiß!" sagte Hermund. Da sagte Thorarin: "Sag nicht zu allem ja, ja, ehe du weißt, ob du es nicht morgen zu bereuen hast!" "Jetzt kann ich es nicht zurücknehmen!" sagte Hermund.Ofeig sah sich nun nach Bürgen um, und das siel nicht schwer, denn allen schien die Zahlungsfähigkeit gesichert. Darauf gaben die Männer sich Handschlag, und die einen gelobten damit die Auszahlung einer Summe zu, welche die beiden bestimmen würden, die Ofeig ernennen würde. Die Verbündeten wieder gelobten, die Klage fallen zu lassen. Nun war vorgesehn, daß die verbündeten mit ihrem Gefolge auf das Thingfeld hinaufgehen sollten. Die Scharen Egils und Gellirs blieben zusammen und lagerten sich an einer Stelle im Kreise.
Ofeig aber geht in den Kreis, sieht sich um, lüftet seine Mantel kapuze e, fährt sich über die Arme und stellt sich mit merklich höherem Kopf bin. Er zwinkert mit den Augen und sagt dann: "Da sitzst du, Styrmir! Es wird dem Volk wunderlich vorkommen , daß ich dich in der Sache nicht nehme, die mich jetzt angeht. Denn ich bin dein Thingmann und habe mich an dich zu halten, wenn ich Hilfe bedarf. Du hast manche schöne Geschenke von mir bekommen und sie alle böse gelohnt. Es scheint mir; als hättest du in diesem Handel zuerst unter allen meinem Sohn Odd Feindschaft gezeigt und wärst am meisten daran schuld gewesen, daß man sich dazu entschloß. Ich will dich ausscheiden !" —"Da sitzst du, Thorarin!"sagte Ofeig" ,es ist sicher, du hättest genug Verstand, um in dieser Sache den Spruch abzugeben. Indessen hast du es in diesem Streit auf Odds Schaden abgesehen und warst der erste, der mit Styrmir sich der
Sache annahm: und darum will ich dich ausscheiden!" —"Da sitzst du, Hermund! Ein großer Herr," — bier richtete sich Hermund auf, weil er meinte, er würde gewählt werden, — "un dich glaube wohl, daß die Sache an den Rechten käme, wenn sie dir unterstellt würde. Aber da ist niemand so hitzig gewesen wie du, seit die Sache begann. Du hast gezeigt, daß du nur Ungebühr an den Tag legen willst. Es hat dich auch nichts dazu gebracht, als Begehrlichkeit und Habsucht, denn an Geld fehlt es dir nicht: ich scheide dich aus!" — "Da sitzst du, Jarnskeggi! Dir fehlt nicht das Nötige, um den Spruch zu fällen, und es würde dir wohl passen, wenn es an dich käme. Dein Selbst- gefühl war so groß, daß du auf dem Furtthing 1 ein Banner vor dir hertragen ließest, wie vor einem König. Doch sollst du nicht König über diese Sache sein und ich scheide dich aus!"Nun sah sich Ofeig um und sagte: "Da sitzst du, Skeggbroddi! Ist es eigentlich wahr, daß König Harald Sigurdsson gesagt hat, als du bei ihm warst, daß du ihm unter allen Männern hierzulande am meisten zum König zu passen schienst:" Broddi erwiderte: "Der König redete oft freundlich mit mir; aber es ist nicht ausgemacht, daß er über alles so gedacht hat, wie er redete." Da sagte Ofeig: "Über andere Dinge magst du König sein, als über diese Sache: ich scheide dich aus:" — "Da sitzst du, Gellir" sagte Ofeig, "dich hat nichts in diesen Handel getrieben als allein nur die Geldgier. Es ist noch einigermaßen verzeihlich, weil du unvermögend bist und viele zu sorgen hast. Nun sehe ich aber, daß es nichts hilft: einem von euch werde ich die Ehre in dieser Sache geben müssen, obwohl ihr mir alle nichts wert erscheint. Es sind leider nur wenige übrig, und ich mag mich nicht entschließen, jemanden zu wählen, den ich schon abgelehnt habe. — So will ich dich denn wählen, denn ich habe von dir auch noch keine Unrechtlichkeit zu hören bekommen!" — "Da sitzst du, Thorgeir Halldorason!" sagte Ofeig, " es ist klar, daß noch nie eine Sache an dich gekommen ist, wenn sie von irgend einer Wichtigkeit war, denn du kannst solche Sachen nicht beurteilen und hast nicht mehr verstand als ein Ochse oder ein Esel auch: dich scheide ich aus!"
Dann sah sich Ofeig um, und es wurde ihm im Munde ein verslein:
Schlimm ist's auf Erden Ins Alter zu kommen, Es stumpft die Augen Und störi den Verstand. Zur Wahl standen eben Wackere Burschen: Jetzt ist der Wolfsschwanz Allein an der Angel. |
Mir ist es ergangen, wie den Wölfen: die fressen einander, bis sie zum Schwanze kommen, und merken es vorher nicht. Ich hatte unter vielen Häuptlingen die Wahl. Jetzt aber ist grade der übrig, von dem man nur Schlimmes erwarten darf, der als der aller unbilligste bekannt ist, und der, um Geld zu bekommen, zu allem fähig ist, wenn er es nur kriegte Die einzige Entschuldigung, daß er es so gewissenlos mit dieser Sache nahm, ist noch, daß hier so viele hineinverwickelt sind, die vorher als rechtlich galten und die jetzt alle Bravheit und Mannesehre verspielt haben und Unredlichkeit und Habgier zeigen. Niemand wird glauben wollen, daß ich den wählen könnte, von dem man das Schlimmste erwarten darf, denn es gibt keinen Verschlageneren in eurem Kreise. Und es wird doch auf dich herauskommen, da alle anderen schon abgelehnt sind!'
Egil sagte und lächelte dabei: "Es geschieht, wie so oft: nicht deshalb kommen wir zu der Ehre, weil die anderen sie uns gegönnt hätten. —Dann müssen wir ja wohl aufstehen, Gellir, und beiseite gehen, die Sache unter uns zu besprechen."
Sie taten das, gingen beiseite und setzten sich da. Da sagte Gellir: "Was wollen wir denn nun sagen:"Egil antwortete: "Ich schlage vor, eine ganz kleine Geldbuße zu verhängen. Ich wüßte nicht, was sonst in Betracht käme, da wir uns ja ohnehin keine Freunde machen werden." Ist es nicht reichlich, wenn wir auf dreizehn Unzen in minderwertiger Münze erkennen:" sagte Gellir, " denn der Anlaß zur Klage ist mit großer Arglist gesucht; und es ist um so besser, je unzufriedener sie giaid. Aber keine Lust habe ich, den Spruch zu verkünden, denn ich
habe eine Ahnung, als ob er Mißfallen erregen wird." "Tu, was du willst" sagte Egil, "verkünde den Spruch oder vertritt ihn nachher vor den anderen!"' "Da wähl' ich," sagte Gellir, "ihn zu verkündigen."Nun gingen sie zu den Verbündeten zurück. Da sagte Hermund: "Stehen wir auf und hören wir unsere Demütigung!" Gellir sagte: Wir werden später auch nicht gescheiter sein. Es kommt nun alles auf eins heraus; unser Spruch, Egils und meiner, ist: uns Verbündeten zuzuerkennen dreizehn Unzen Silbers."
Da sagte Hermund:"Hör 'ich recht: Du sagtest dreizehn Hundert Unzen Silbers " Egil antwortete: "Hattest du eben auf deinem Ohr gesessen, Hermund, als du aufstandest Dreizehn Unzen freilich Und in Geld, wie es nur ein armer Teufel annimmt, — es soll gezahlt werden in Schildtrümmern und Ringbruchstücken und allem, was man am unerfreulichsten finden kann, und worüber ihr euch am meisten ärgert!" Da sagte Hermund: "Betrogen hast du uns, Egil" "Wirklich?' sagte Egil, "kommst du dir betragen vor:" "Betrogen komm ich mir vor, und du hast mich betrogen!' Egil antwortete: "Es scheint mir gut, einen zu betrügen, der niemandem traut, auch sich selber nicht. Beweisen kann ich das: du hast dein Geld bei so dickem Nebel versteckt, daß du hofftest, auch wenn du es wieder mit der Lust bekämft; darnach zu suchen, daß du's dann nicht wieder finden würdest 1." Hermund erwiderte: Das ist gelogen, Egil, wie auch das andere, was du im Winter behauptet hast, als du nach Hause zogst, nachdem ich dich aus deiner Bettelwirtschaft Weihnachten zu mir geladen hatte. Du warst zufrieden, wie nicht anders zu erwarten. Aber als Weihnachten vorbei war, da wurdest du verdrießlich, wie auch nicht anders zu erwarten, und es ward dir sauer, wieder heim ins Hungerleben zu ziehen. Und als ich das merkte, bot ich dir an, mit einem Begleiter dazubleiben, und das nahmst du an und warst vergnügt. Aber im Frühjahr nach Ostern, als du nach 1
Da sagte Styrmir: "Jeder hat recht, Egil, der von dir das Schlimmste behauptet und dich einen Schuft nennt!" "So ist es recht!" sagte Egil" ich fühl mich um so wohler, je mehr du mich lästerst und je mehr Beweise du dafür anschleppst. Denn ich habe gehört, daß ihr beim Biergelage das Spiel triebe daß ihr euch über den Wert von Männern strittet, und da hast du mich gewählt und bist für meine Überlegenheit eingetreten. Nun ist es ja klar, daß du irgend verborgene Schandflecken hast, die niemand kennt. Du mußt ja am besten wissen, wie es bei dir steht. Es sind aber doch Unterschiede zwischen uns: beide versprechen wir dem andern Hilfe, und ich leiste; was ich kann und schone mich nicht. Du aber läufst- sowie die Schwarzschäftigen 1 geschwungen werden! Das ist auch wahr, daß ich stets mit meiner Wirtschaft im Gedränge bin, und doch spare ich gegen niemanden mein Brot. Aber du bist ein Speiseknauserer Und das beweist es, daß du eine Schüssel besagt, die Speisesegen hieß, und nie kam jemand in dein Haus, der erfahren hätte, was darin ist, außer dir allein! Mir steht an, daß mein Gesinde es bart hat, weil nichts da ist. Aber solchen Leuten steht es übel an, ihr Gesinde hungern zu lassen, 1
Da stand Thorarin auf. Egil sagte: "Schweig du, Thorarin! Setz dich wieder und halt den Mund! Ich könnte dir mit Schimpf dienen, der besser ungesagt bliebe. Mir scheint es nicht lächerlich, wenn auch die Burschen darüber lachen: daß du mit gepreßten Knien dasitzst und die Beine aneinander reibst." Thorarin antwortete: "Guten Rat soll man von jeder Seite annehmen", setzte sich und schwieg.
Da sagte Thorgeir: "Das können alle sehen, daß dieser Spruch sinnlos und dumm ist: dreizehn Unzen Silber zu verhängen und nichtmehr für solch eine Sache" "Und ich dachte," sagte Egil" ,daß dir gerade dieser Spruch sinnvoll vorkommen würde! Und das wird's auch sicherlich, wenn du dir's noch einmal überlegst. Dann mußt du dich erinnern an das Herbstthing an der Krummache 1, wo ein Bäuerlein dich am Kopfe mit drei ehn Beulen zierte, und dafür bekamst du dreizehn Mutterschafe als Buße, — ich dachte, daß dir diese Erinnerung lieb sein müßte!" Thorgeir schwieg. Skeggbroddi aber und Jarnskeggi hatten keine Lust, mit Egil zu streiten.
Da sagte Ofeig: "Nun möchte ich euch eine Strophe hersagen, daß mehr Leute diese Thing verhandlung im Gedächtnis behalten und das Ende dieses Streites, wie es jetzt gekommen ist:
Sonst des Goldes Stämme 2 —Geldesarmen stärkt das — Sich mit Mindrem brüsten —Met schenk ich des Bergvolks 3 ! Fürsten um die Köpfe Flicken konnt' ich wickeln, Herren streute Sand ich Herzhaft in die Augen. |
Egil antwortete: "Du darfst dich wohl damit brüsten, daß nie einer allein so vielen großen Herren den Wind aus den Segeln genommen hat!"
Darauf gingen die Männer heim zu ihren Buden. Da sagte Gellir zu Egil:"Ich möchte, daß wir beide mit unsern Leuten beieinander bleiben." So taten sie. Jetzt gab es gewaltige Streitereien , bis das Thing zu Ende war; die Verbündeten waren gar übel mit diesem Ausgang der Sache zufrieden. Die Geldsumme aber wollte niemand haben, und sie wurde über das Thingfeld gestreut. Man ritt nun vom Thing wieder nach Hause.
11. Odds Hochzeit
Vater und Sohn trafen sich, und Odd war gerüstet, in See zu stechen. Da sagte Ofeig dem Odd, daß er ihnen das Recht, selbst zu entscheiden, zugestanden habe. Odd antwortete: "Fluch hinter dir, daß du so die Sache verläßt" Ofeig entgegnete: "Alles ist noch nicht verloren, Freund!" Er berichtete dann den ganzen Verlauf der Ereignisse und sagte, daß ihm ein Mädchen zur Frau versprochen sei. Darauf dankte Odd ihm denn für die Hilfe. Er hatte den Eindruck, sein Vater habe dem Handel weit über das hinaus geholfen, was er für möglich gehalten hätte, und sagte ihm, an Geld solle es ihm fürder nicht mangeln. " Nun fahr du ab, wie dein Plan war," sagte Ofeig, "deine Hoch cit soll in sechs Wochen auf dem Sandhof sein!"
Darauf trennten sich Vater und Sohn in größter Freundschaft. Odd segelte ab und hatte guten Wind in den Thorgeirsfjord 1. Dort lagen Kauffahrer vor Anker. Der Wind ließ jetzt nach, und sie lagen da einige Tage fest. Odd schien es, der Wind lasse lange auf sich warten, und er ging auf einen hohen Berg. Er sah, daß seewärts eine andere Windrichtung war, ging zu seinem Schiff zurück und befahl, aus dem Fjord binauszurudern. Die Norweger lachten über sie und meinten, es würde lange dauern, bis Norwegen zu rudern. Odd antwortete:"Wer weiß, ob ihr hier nicht bis ins Frühjahr wartet:" Wie sie aus dem Fjord kamen, war der Wind sofort günstig. Sie rafften die Segel nicht vor den Orkneys ein. Odd kaufte Malz und Korn, blieb da einige Zeit und machte sich dann wieder fertig. Und wie er fahrtbereit war, kam Ostwind, und sie konnten
Man rüstete nun zur Hochzeit, und es war an guten vorräten kein Mangel. Es kam auch eine große Gesellschaft. Gellir und Egil kamen und viele große Herren sonst. Das Gastmahl ging gut und rühmlich von statten: man erinnerte sich nicht, eine ansehnlichere Hochzeit im Lande erlebt zu haben. Als das Gastgebot zu Ende ging, wurden alle Gäste mit großen Geschenken hinausgeleitet, und es ging das meiste Geld dabei auf, was Gellir bekommen hatte. Da sagte Gellir zu Odd: "Ich wünschte, daß man Egil gut behandelt; denn er hat es verdient." "Mir scheint," sagte Odd, " mein Vater bat sich ihm bereits erkenntlich erwiesen." "Tu doch noch ein übriges!" sagte Gellir. Gellir ritt dann mir seinen Leuten davon.
Egil ritt fort. Odd begleitete ihn auf die Straße und dankte ihm für seine Hilfe: "Ich kann mich dir nicht so erkenntlich zeigen, wie ich es wahl sollte. Aber ich habe gestern sechzig Hämmel und zwei Stiere nach Borg treiben lassen: das wartet zu Hause auf dich. Man soll dir auch nirgends zu nahe treten, solang ich lebe." Man trennte sich; Egil war von Herzen zufrieden , und man befestigte die Freundschaft. Egil zog heim nach Borg.
12. Ausgang. Ospaks Ende
Denselben Herbst sammelte Hermund Mannschaft, ritt zum Herbstthing in Schluft 1 und hatte vor, nach Borg zu ziehen und Egil im Hause zu verbrennen. Als sie auf den Toten berg 2 gekommen waren, hörten sie etwas, als ob eine Bogensehne oben auf dem Berge schwirrte. Gleich darnach fühlte Her- mund sich krank und ein Stechen unter dem Arm. Sie mußten umkehren, und die Krankheit wurde stärker. Und als sie vor Thorgautshofen 3 gekommen waren, mußten sie ihn vom Pferde beben. Man schickte nach einem Priester in Uferrücken 4.
Die ganze Zeit her hatte man nichts von Ospak gehört. Ein Mann namens War, Sohn des Hildir, nahm die Svala zur Frau und zog nach Svalahof. Er hatte einen Bruder, der hieß Bjalfi. Das war ein zurückgebliebener Mensch, aber ein starker Kerl. Es war ein Mann, der hieß Bergthor und lebte auf Bödvarshügel 1: der hatte in dem Prozeß, als Ospak geächtet worden war, den Bericht gehabt.
Eines Abends trug es sich auf Bödvarsbügel zu. als man am Feuer saß, daß da jemand kam, an die Tür klopfte und den Bauern bat, hinauszukommen. Der Bauer merkte, daß es Ospak war, und erklärte, er werde nicht hinauskommen. Ospak bat ihn dringend, doch hinauszukommen. Er tat es aber darum doch nicht und verbot auch seinen Leuten, hinauszugehen. So gingen sie auseinander. Am Morgen aber, als die Weiber in den Viehstall kamen, waren da neun Kühe an verwundungen verendet. Das wurde weit bekannt.
Und weiter geschah es ein andermal, daß ein Mann in Svalahof in das Haus hineinging, in dem War schlief. Es war früh am Morgen. Der Mann ging an das Bett heran und durchbohrte War mit einem Messer, daß es in die Eingeweide drang. Dies war Ospak. Er sprach eine Strophe:
Aus der Scheide riß ich Geschliffenes Schwert, Das ließ ich dem War In den Magen rennen. Nicht gönnt' ich dem Mann Zu genießen der Frau, Hildirs Erben Der herrlichen Svala. |
In dem Augenblick, wo er zur Tur hinaus wollte, sprang Bjalfi auf und trieb ihm ein Schnitzmesser in den Leib. Ospak kam zu dem Gehöft, das Zum Borghügel 1 heißt, und gab dort den Totschlag kund 2. Darauf ging er fort, und man erfuhr von ihm eine Zeitlang nichts. Mars Ende wurde weit bekannt, und man redete mißfällig davon.
Unerwartet geschah es, daß die besten Zuchtstuten Odds, fünf zusammen, alle tot gefunden wurden, und man schob die Tat dem Ospak zu.
Jetzt verging lange Zeit, daß man nichts von Ospak erfuhr. Im Herbst, als die Leute nach den Hämmeln gingen, stieß man auf eine Höhle unter Klippen und fand darin einen Toten. Neben ihm stand ein Waschbecken, voll von Blut; das war schwarz wie Pech. Es war Ospak. Man meinte, daß die Wunde ihm Schaden getan habe, die Bjalfi ihm versetzt hatte, und daß er schliesslich aus Mangel an Pflege gestorben sei. Und so endete sein Leben. Es wird nicht berichtet, daß wegen der Ermordung Mars oder wegen des Totschlags an Ospak eine Klage geführt worden wäre.
Odd wirtschaftete auf dem Sandhof bis an sein Alter und genoß das größte Ansehen. Von ihm stammen die Mittelfjordleute, Snorri Kalfsson und viele andere mächtige Männer. Zwischen Vater und Sohn hielt sich seitdem gute Freundschaft samt herzlichen verwandtschaftlichen Beziehungen. Und damit schließt diese Geschichte, 1
Die Erzählung von
Thorhall Biermütze
1. Thorhall wird wegen eines Waldbrandes
verklagt
Thorhall hieß ein Mann, der wohnte in den Blauwäldern 1 auf Thorhallshofen. Er war vermögend und schon vorgerückten Alters, als sich diese Geschichte zutrug. Er war klein und häßlich und kein Mann von großen Fertigkeiten, — nur zu Schmiede- und Zimmerarbeiten war er geschickt. Während der Thingzeit hatte erdas Gewerbe; Bier zu brauen, und verdiente sich so sein Geld. von dieser Beschäftigung wurde er bald allen angesehenen Männern bekannt, denn die kauften ihm vor allem sein Bier ab. Es war hier; wie immer, daß das Bier bald mehr, bald auch weniger Freunde hat, und ebenso der, der es verkauft. Thorhall galt nicht als verschwender, sondern eher als Geizhals. Er hatte trübe Augen. Oft pflegte er eine Mütze zu tragen, —zumal während der Thing cit; und weil sein Name nicht zu den bekanntesten gehörte, gaben ihm die Thingleute einen Zunamen, der sich dann hielt, und nannten ihn Ölkofri, das ist Biermütze.
Es war im Herbst, als Olkofri einmal in seinen Wald ging und Kohle zu brennen gedachte, wie er das sonst tat. Dieser Wald lag oberhalb der Rabenklippen 2 und östlich der Langhalde. Dort hielt er sich einige Tage auf und brannte Kohlen. Darauf brannte er ein Stück Wald herunter und wachte zur Nacht über der Feuergrube. Als aber die Nacht hereingebrochen war, schlief er ein. Das Feuer kam in der Grube hoch, sprang in das Laub und flammte auf. Das Feuer sprang in den Wald über und der begann zu brennen. Ein starker Wind kam hinzu. Ölkofri erwachte und mußte sich freuen, daß er sich noch retten konnte.
Das Feuer wütete in dem Wald. Erst brannte das Stück nieder, das Ölkofri gehörte, dann sprang es in die Wälder über, die angrenzten, und weithin über das Lavafeld brannten die Wälder 1
Olkofri zog nach dieser Brandgeschichte wieder heim; aber die Nachricht lief rasch durch die ganze Gegend und kam Skapti zuerst zu Ohren von denen, die den Schaden dabei hatten.
Im Herbst schickte er Botschaft nach dem Inselstord mit Leuten, die über Land zu fahren hatten, und ließ dem Gudmund von dem Waldbrände mitteilen, und zugleich auch, daß man bei einem Prozeß auf Gewinn hoffen dürfe. Die gleiche Botschaft ging auch an die Waldeigentümer im Westen. Den Winter durch gingen so Nachrichten unter ihnen hin und her, und es wurde abgemacht, daß sie sich alle sechs auf dem Thing treffen wollten und die Sache gemeinsam führen, aber Skapti sollte die Klage einleiten, weil er am nächsten wohnte.
Als nun der Frühling gekommen war und die Ladetermine, da ritt Skapti mit großem Gefolge hin und lud Olkofri wegen Brandstiftung im Walde und richtete seine Klage auf die Acht. Ölkofri war bebend im Antworten und tat sehr groß. Er meinte, wenn erst seine Freunde zum Thing kämen, würde Skapti schon kleinlauter werden. Skapti ließ sich nicht auf Entgegnungen ein, sondern ritt heim. 1
Den Sommer darnach kamen die sechs Goden, denen der Wald gehört hatte, zum Thing und hatten gleich eine Unterredung miteinander; und man machte ab, daß die Sache vor Gericht durchgeführt werden sollte, so daß man auf eine bedeutende Geldsumme rechnen könne, oder daß sie andernfalls das Recht, selbst den Entscheid zu tun, erhalten müßten.
Ölkofri kam zum Thing und wollte sein Bier verkaufen und ging zu seinen Bekannten, die ihm sein Bier abzunehmen pflegten. Er bat sie um Unterstützung und bot ihnen sein Bier an. Aber alle antworteten dasselbe: sie hätten keine vorteilhaften Geschäfte mit ihm gemacht. Und sagten, sie hätten keine Lust, sich die Finger zu verbrennen und sich in seine Streitigkeiten mit so überlegenen Männern einzulassen. Niemand wollte ihm Hilfe zusagen, und niemand wollte ihm mehr etwas abnehmen. Da schien es ibm, als werde die Sache nun doch recht ernst. Er ging von Bude zu Bude und erhielt keine andre Antwort, wo er auch um Hilfe bai. Da war es mit seinem Großtun und mit seinem Prahlen vorbei. Eines Tages ging Ölkofri zu der Bude Thorsteins Siduhallssons 1 und trat vor ihn und bat ihn um Hilfe. Thorstein gab ihm aber dieselbe Antwort, wie alle andern.
2. Thorhall findet Hilfe bei Broddi. Skapti
und Gudmund geben das Recht der Selbstentscheidung
aus der Hand
Ein Mann hieß Broddi Bjarnisson 2 ; er war mit Thorstein verschwägert. Der saß ihm zunächst. Broddi war damals zwanzig Jahre alt. Ölkofri hatte die Bude verlassen, nachdem Thorstein ihm die Hilfe verweigert hatte.
Da sagte Broddr "Mir scheint; als ob dieser Mann nicht für die Acht bestimmt ist, Schwager! Es ist keine Ehre, ihn zu verklagen, für Leute, die sich so groß dünken. Das wäre ritterlich, ihn zu unterstützen, Schwager, und würde dir wohl anstehen." Thorstein antwortete: "Unterstütz du ihn. wenn du so darauf aus bist, ich werde dir dabei helfen, wie ich es auch sonst tue."
Broddi sagte zu seinem Nachbarn, er solle Ölkofri nachlaufen. Der tat es und traf Ölkofri gleich beim Hinausgehen an der Budenwand. Da stand er und weinte jämmerlich. Der Mann sagte, er möge nur in die Bude gehen und das Jammern lassen, — "und schluchze nicht, wenn du vor Thorstein trittst!' Ölkofri weinte Freudetränen und folgte dem Mann. Als sie nun vor Thorstein traten, nahm Broddi das Wort: "Mir scheint, als ob Thorstein dir helfen will; die Klage scheint ihm unrechtmäßig zu sein. Konntest du nicht auf die andern Wälder aufpassen, als du deinen branntest:" Ölkofri sagte: "Wer ist der gesegnete Mann, der mit mir spricht?' "Broddi heiße ich," sagte er. Da sprach Ölkofri: "Bist du Broddi Bjarnisson:" "Der bin ich," sagte Broddi. "Du bist fürwahr glückbringender anzusehen als andere Männer, aber das ist auch nur zu erwarten von dir." Er machte viel Worte und schien seine Sache weit zuversichtlicher anzusehen. "Jetzt heißt es nun, ihm zu helfen,"sagte Thorstein" ,wozu du ja so bereit warst, Broddi, — er lobt dich ja schon genug." Da stand Broddi auf, und viele Männer mit ihm, und verließ die Bude. Er nahm Ölkofri beiseite und redete mit ihm unter vier Augen.
Dann gingen sie auf das Thingfeld hinauf. Dort fanden sie zahlreiche Männer, die aus der gesetzgebenden Kammer kamen. Als aber die andern fortgegangen waren, blieben Gudmund und Skapti zurück und unterhielten sich über Rechtsfragen. Broddi und seine Begleiter zerstreuten sich über das Feld, aber Ölkofri ging in die gesetzgebende Versammlung. Er fiel bis auf die Erde nieder, kroch ihnen vor die Füße und sprach: "Glücklich bin ich, daß ich euch gefunden habe; teure Männer und große Häuptlinge: Wollt ihr mir nun irgend helfen, liebe Gönner, wenn ich es auch nicht wert bin : Ich habe ganz und gar verspielt, wenn ihr mir nicht beisteht." Es würde lange dauern, alle Worte su wiederholen, die Ölkofri brauchte; er tat, so jämmerlich er vermochte in jeder Weise.
Da sprach Gudmund zu Skapti "Gar kläglich tut dieser Mann." Skapti antwortete: "Wo ist nun dein Großtun, Ölkofri? Es schien dir doch im Frühjahr unwahrscheinlich, als wir dich luden, daß es für dich noch das beste sein würde, die
Sache meiner Entscheidung zu überlassen. Wo bleiben denn nun die Häuptlinge, mit denen du mir im Frühjahr drohtest, und ihre Hilfe:" Olkofri sagte: "Unsinnig war ich damals und noch schlimmeres, daß ich nicht darauf einging, daß du über die Sache entschiedest. Sprich mir nicht von den Häuptlingen , — alle haben sofort den Mut verloren, als sie euch kommen sahen. Ich wäre glücklich, wenn man mir das jetzt bewilligte, daß ich die Sache dir zur Entscheidung überlassen dürfte. Darauf darf ich wohl nicht hoffen Denn freilich hast du dich über mich so erzürnt, lieber Skapti, daß darauf nicht zu rechnen ist. Ich war ein Narr und ein Tor, als ich deinen Schiedsspruch zurückwies. Aber die grimmigen Männer wage ich gar nicht anzusehen, die mich gleich erschlagen werden, wenn ihr mir nicht helft." Er wiederholte das immer wieder und versicherte, er wäre glücklich, wenn sie über seine Sache entschieden. "Mein Geld scheint mir nirgend besser angewandt, als wenn ihr es bekommt."Gudmund sprach zu Skapti: "Ich glaube, der Mann ist nicht zur Acht bestimmt. Ob es nicht rätlicher ist, wir machen ihm die Freude und lassen ihn Schiedsrichter bestimmen in dieser Sache: Ich weiß freilich nicht, wie es den andern gefallen wird, die die Klage führen." "Nun also, werte Männer," sagte Ölkofri, "so erweist mir hierin doch einige Hilfe" Skapti sagte:"Mir steht die Beendigung der Sache zu, denn ich führe sie. Wir wollen es auf uns nehmen, Ölkofri, daß Gudmund und ich den Entscheid tun und die Sache abschließen. Ich denke, das wird dir mit unserer Hilfe nützlich sein." Da stand Ölkofri auf, und sie gaben sich die Hände. Ölkofri ernannte sich sofort Zeugen, einen nach dem andern. Aber als die Zeugenernennung vor sich ging, strömten viele Menschen dazu.
Zuerst ernannte Ölkofri Broddi und seine Begleiter. Skapti sagte: "Unser Gegner bittet uns, Gudmund und mich, in dieser Sache zu entscheiden. Obwohl wir; die Geschädigten, unter uns abgemacht hatten, daß wir das Recht, selbst zu entscheiden , durchsetzen wollten, möchten wir, Gudmund und ich, ihm nun den Gefallen tun, daß wir statt anderer den Entscheid tun, wenn Thorhall das wählen will. Ihr Zeugen sollt da; u ernannt
sein, daß in dieser Sache auf Geldstrafe erkannt werden soll und nicht auf Achtung. Ich verspreche mit Handschlag, daß die Sache niederfallen soll, wegen der ich im Frühjahr lud." Darauf lösten sie die Hände. Da sagte Skapti zu Gudmund: "Was meinst du, wollen wir die Sache gleich beenden " "Es ist mir recht," sagte Gudmund. Ölkofri sagte: "Übereilt euch nicht damit, ich bin keineswegs entschlossen, gerade euch zu wählen und nicht andere." Gudmund erwiderte: "Es war abgemacht, daß wir beide den Entscheid tun sollten, es sei denn, daß du andere von uns Streitgenossen wählen würdest." Ölkofri antwortete: "Nie bin ich darauf eingegangen, daß die entscheiden sollten. Es war vielmehr beim Handschlag abgemacht , daß ich zwei Männer wählen sollte, die mir gefielen."Da holte man die Zeugen des vertrages heran. Die Thingleute des Skapti und Gudmund stritten hin und her, was abgemacht gewesen war, und gaben die Entscheidung dahin, es sei abgemacht gewesen, wie Ölkofri behauptete: er solle sich Männer wählen zum Schiedsspruch. Darauf sagte Skapti: "Woher rollt diese Woge, Ölkofri : Mir will scheinen, du trägst den Schwanz schon aufrechter als noch vorhin. Wen willst du denn zum Schiedsspruch wählen:" Ölkofri sagte: Darüber werde ich mir nicht den Kopf zerbrechen. Ich wähle Thorstein Hallsson und Broddi Bjarnisson, seinen Schwager, und ich denke, die Sache ist da besser aufgehoben, als wenn ihr beide entschiedet." Skapti entgegnete, die Sache sei seiner Meinung gut aufgehoben, auch wenn die beiden den Entscheid träfen, " denn unser Klageanspruch ist offen am Tage und gerecht, und die beiden sind verständig genug, um zu sehen, wie empfindlich du gestraft zu werden verdienst." Ölkofri tat sich darauf in das Gefolge Broddis, und man ging in die Buden heim.
3. Thorstein erkennt auf eine Spottbuße.
Broddi verhöhnt fünf der Goden
Den Tag darauf sollte der Vergleich verkündigt werden. Die beiden, Thorstein und Broddi, berieten sich. Thorstein wollte auf eine größere Summe erkennen, aber Broddi
sagte: das sei einmal klar, daß sie sich um niemand scheren würden, und er wolle den Spruch selbst verkünden. Er stellte ihm aber noch einmal die Wahl, ob er lieber den Spruch verkünden wolle oder vor den Klägern vertreten, wenn ihn da einige hinterher angreifen sollten. Thorstein erklärte, er wolle da lieber den Spruch verkünden, als mit den Goden Schmähreden wechseln. Darauf sagte Thorstein, Ölkofri werde auf sein Schicksal nicht lange mehr zu warten brauchen, und erklärte, das Geld solle gleich am Gesetzesfelsen ausgezahlt werden.Man ging darauf zum Gesetzesfelsen; und als die verhandlungen dort zu Ende waren, fragte Thorstein Hallsson, ob die Goden hier am Gesetzesfelsen wären, die gegen Ölkofri die Klage hätten. "Man hat mir gesagt, daß ich und Broddi den Entscheid treffen sollten in dieser Sache. Wir wollen den Spruch nun tun, wenn ihr uns Gehör schenken wollt." Sie antworteten , sie versahen sich Gutes von ihrer Rechtlichkeit in dieser Sache.
Da sagte Thorstein: "Uns will scheinen, als ob eure Wälder nur wenig Wert gehabt haben, Genossen. Sie hatten geringen Ertrag und lagen zur Nutzung zu weit ab. Es war großer Eigennutz dabei von Männern, denen das nur ein Teil ihres großen Reichtums war. Er aber konnte euren Wald nicht schützen, als er seinen aufbrannte, und solches ist Zufallswerk. Aber da das nun einmal einem Schiedsspruch unterstellt ist, soll auch auf eine Buße erkannt werden. Ihr sechs Männer befaßt den Wald; so wollen wir sechs Ellen Wolltuch einem jeden von euch zusprechen, und das soll hier auf der Stelle ausgezahlt weiden."
Broddi hatte das schon vorbereitet, und das Wollzeug einzeln abgemessen. Er warf einem jeden sein Stück zu und sagte: "Das ist eine Buße für Schelme"
Skapti sagte: "Man sieht klar, Broddi, daß du darauf brennst, mit uns aneinanderzugeraten. Wie sehr hast du zu dieser Klage gedrängt, und jetzt trittst du ganz offen in Feindschaft gegen uns auf. Es kann wohl kommen, daß uns einandermal ein Streit besser gerät."
Broddi erwiderte: " Du hast es wirklich nötiger, Skapti, andere Prozesse zu führen, wenn der Schaden geflickt werden soll, den dir dein Vetter Orm riß, weil du auf seine Frau ein Liebeslied gedichtet hattest. Das war eine böse Tat und böse wurde sie wieder gelohnt."
Da sagte Thorkel Fransentuch: "Wie verkehrt solch ein Mann wie Broddi handelt! Er will die Freundschaft Olkofris haben oder irgendwelche Geschenke als Gegenlohn, und das erkauft er damit, daß er sich solche Leute verfeindet, mit denen er es nun zu tun hat."
Broddi entgegnete: "Das ist nicht verkehrt gehandelt, wenn man sich zuverlässig erweist, auch wenn zwischen euch und Ölkofri ein Unterschied bestehen mag, — aber das schien mir in der Tat kurzsichtig zu sein, daß du beim Ritt zum Frühjahrsthing nicht achtgabst auf den feisten Zuchthengst, den Steingrim 1 besaß. Der sprang dir auf den Rücken, und die Stute, die du rittest, war mager und fiel unter dir hin. Genau weiß ich nicht, an wem von euch der Hengst hing; nur soviel sahen die Leute, daß du lange Zeit fest steckteft; denn der Hengst hatte dir seine Füße über den Mantel gelegt."
Eyjolf Thordsson sagte: "Man muß wahrhaftig sagen, dieser Mann hat uns allen die Würmer aus der Nase gezogen, und er redet noch den Teufel auf uns obendrein."
Broddi erwiderte: "Ich habe euch nicht die Würmer aus der Nase gezogen; damals sog man sie dir aus der Nase, als du nach dem Skagafjord 2 rittest, und dem Thorkel Eiriksson einen Ochsen stahlst. Der Göttertat-starr 3 aber ritt dir nach, und du sahst, wie man hinter dir her war, als ihr ins Seetal gekommen ward. Da kam dir solche Angst; daß du dich in eine Stute verwandeltest. Das war seltsam genug. Stara aber mit seinen Leuten trieb den Ochsen wieder heim. Er hat dir fürwahr die Würmer aus der Nase gezogen."
Da fuhr der Gode Snorri fort: "Alles andere ist uns schicklicher , als hier mit Broddi Schimpfreden zu wechseln. Aber 1
Broddi erwiderte: "Du verteilst deine Auszeichnungen falsch. Snorri, wenn du nur darauf sinnst, an mir Rache zu nehmen, und deinen Vater rächst du nicht."
Da sprach Thorkel Geitirsson: "Es hat ganz den Anschein, du hast das von deinem Namen, daß du alle um dich demütigen zu müssen glaubst 1, aber die andere Seite ist: man wird es sich nicht gefallen lassen und du wirst in kurzer Zeit erschlagen liegen."
Broddi erwiderte: " Es ist uns keine Ehre, Vetter hier vor allem Volk das Mißgeschick unserer verwandten vorzubringen; ich kann freilich nicht leugnen, was viele wissen, daß Broddhelgi erschlagen wurde. Es wurde mir aber erzählt, daß dein Baier schließlich den Lohn empfing. Das meine ich aber, wenn du mit deinen Fingern nachfühlst wirst du merken, wie mein Vater dich im Bödvarstal 2 zeichnete."
Darnach trennten sie sich und gingen heim in ihre Buden. Olkofri ist damit aus der Geschichte verschwunden.
4. Thorkel und Broddi versöhnen sich-
Gudmund wird abgefertigt
Am nächsten Tage ging Broddi zu der Bude Thorkel Geitirssons und redete auf ihn ein. Er antwortete wenig und war sehr zornig. Broddi sagte: "Deshalb bin ich gekommen, Vetter, weil ich eingesehen habe, wie töricht meine Reden gegen dich waren. Ich möchte dich bitten, das meiner Jugend und meiner Torheit zugute ;u halten. Wollen wir das unseren guten verwandtschaftlichen Beziehungen nicht im Wege sein lassen. Hier ist ein Schwert mit eingelegter Arbeit, das will ich dir schenken. Und dazu möchte ich ausmachen, daß du im Sommer mich zu einem Gastgebot besuchst, da will ich beweisen , daß es keine besseren Kostbarkeiten in meinem Hause geben soll, als du von mir bekommst."
Thorkel nahm das mit Dank an und sagte, er sei bereit, ein gutes verhältnis aufrecht zu erhalten. Dann ging Broddi heim.
Es war der Abend vor dem Thingschluß, als Broddi über den Fluß ging. Am Brückenkopf traf er Gudmund; sie begrüßten sich nicht. Als sie auseinander gingen, sah Gudmund sich um und sagte: "Welchen Weg reitest du nach Hause, Broddr" Der wandte sich um und sagte: "Wenn du so wißbegierig bist: ich reite den Rücken 1 bis zum Skagafjord, dann zum Inselfjord , durch das Lauterseeloch 2 und zum Mückensee 3 , endlich die Labkrauttalsheide 4." Gudmund erwiderte: "Halt dein Wort und reit durch das Lauterseeloch!" Broddi sagte: "Ich halte es! Glaubst du, Gudmund, du wirst mir das Loch sperren: Deine Hände liegen dir wirklich verkehrt, wenn du mir das Lauterseeloch sperrst, daß ich mit meinen Gefährten nicht durchkomme, — und das kleine Loch kannst du vor Schande nicht sperren, das dir zwischen den Schenkeln liegt."
Damit trennten sie sich, und diese Worte wurden auf dem ganzen Thing bekannt. Als aber Thorkel Geitirsson das erfuhr , suchte er Broddi auf und bat ihn, er möchte den Sandweg 5 reiten oder den Ostweg 6. Broddi antwortete: "Ich reite den Weg, den ich Gudmund versprochen habe. Er würde es mir als Feigheit auslegen, wenn ich anders ritte." Thorkel sagte: "So wollen wir beide zusammen reiten, Vetter und unser beider kleines Gefolge." Broddi erwiderte, daß es ihm in seiner Gesellschaft ehrenvoll scheine, und daß er gerne darauf eingehe.
So ritten Thorkel und Broddi beide zusammen mit ihren Scharen nördlich über die Ochsentalsheide 7. Mit ihnen ritt
Im Sommer besuchte Thorkel das Gastmahl bei seinem Vetter Broddi und erhielt dort treffliche Geschenke. Sie hatten nun die besten verwandtschaftlichen Beziehungen und ungetrübte Freundschaft, und dabei blieb es, solange sie lebten. Damit schließt die Erzählung von Thorhall Biermütze.
ie Geschichte von Finnbogi ist nach der Ausgabe von H. Gering, Finnboga Saga bins ramma, Halle 1879, übertragen. Die Geschichte von Thord nach der Ausgabe: Sagan af pórdi hredu, von H. Frtdriksson, Kjöb. 1848. Die Ofeiggeschichte nach dem Text der Bandamanna saga in: Zwei Isländergeschichten . ., herausgegeben von A. Heusler, Berlin 1913. Ein paarmal sind Lesarten der andern Redaktion (Ausgabe von Tederschiöld) aufgenommen worden. Die Erzählung von Thorhall ist übertragen nach der Geringschen Ausgabe: Olkofra pattr, Halle 1880.
Deutsch-isländische Ortsnamen:
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