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Vier Skaldengeschichten
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Merke, eine Mark von Mir biet' ich dir hier an! Schwacher Bande, bündig Bei dem Handel sei jetzt! Nimm, was recht! Einst reichlich Reut's dich, Hortverschleudrer 1, Hieltest du Bußgelds hell Gold Heut fern deinem Beutel! |
Die Buße kam nun nach Gunnlaugs vorschlag zustande, und darauf ritten sie heim.
Bald danach bat Gunnlaug seinen Vater wiederum um eine Ausrüstung zur Seefahrt. Jetzt sagte Jllugi: "Es geschehe, was du wünschest. Du hast dich gegen früher sehr zu deinem Vorteil verändert!' Da ritt Jllugi bald von Hause weg und kaufte von Audun Kettenhund (Festargarm) den halben Anteil an einem Schiffe, das in Dampfachmünde auf dem Lande lag. Dieser Audun wollte nach der Erschlagung Kjartan Olafssons die Söhne Osvifrs des Klugen nicht ins Ausland schaffen, wie dies in der Geschichte der Leute aus dem Lachsachtal erzählt wird, doch geschah dies später als diese Begebenheiten. Als Jllugi heimkam, dankte ihm Gunnlaug sehr. Thorkel der Schwarze schloß sich Gunnlaugs Fahrt an, und ihre Waren wurden aufs Schiff gebracht. Aber Gunnlaug war in Borg, während man das Schiff ausrüstete. Ihn dünkte es kurzweiliger mit Helga zu plaudern, als an der Arbeit der Kaufleute teilzunehmen.
Eines Tages frug Thorstein Gunnlaug, ob er mit ihm zum Gestüt in Langseetal (Langvatnsdal) reiten wollte. Gunnlaug sagte zu. Nun ritten sie beide nach Thorsteins Senneplatz Thorgilsstadir (Thorgilsstedt). Dort waren vier Rosse von roter Farbe zusammen, die Thorstein gehörten. Unter ihnen war ein sehr schöner, aber noch wenig erprobter Hengst. Thorstein bot Gunnlaug diesen an. Dieser meinte aber, er habe keine Rosse nötig, da er außer Landes fahren wolle. Sie 1
So ritten sie an der Langach (Langa) entlang nach Hause. Da sprach Gunnlaug: "Ich will wissen, welchen Bescheid ich auf meine Werbung erhalte!" Thorstein sprach: "Dein eitles Gerede kümmert mich nicht." Gunnlaug erwiderte: "Das ist mein voller Ernst und kein eitles Geschwätz:" Thorstein entgegnete: Zuerst müßtest du doch wohl wissen, was du eigentlich willst! Bist du nicht gerüstet zur Auslandsfahrt: Und nun tust du so, als ob du heiraten willst! Das gibt keine angemessene Heirat zwischen dir und Helga, solange du so unentschlossen bist. Deshalb kann daraus nichts werden! Gunnlaug er- widerte: "Wem denkst du deine Tochter denn zu geben, wenn du sie nicht dem Sohne Jllugis vermählen willst: Wo gibt es Männer im Borgfjord, die größeres Ansehen hätten als er:" Thorstein versetzte:"Ich will hier keine vergleiche von Männern anstellen. Wärest du aber ein solcher Mann wie dein Vater dann würdest du nicht abgewiesen!" Gunnlaug sagte: "Wem wolltest du deine Tochter lieber vermählen als mir:" Thorstein sprach:"Hier gibt es eine reiche Auswahl guter Männer. Thorsinn auf Rotsand hat sieben Söhne, und alles sind echte Männer." Gunnlaug erwiderte: "Keiner von beiden, weder Önund noch Thorsinn kann sich mit meinem Vater vergleichen ja du selbst stehst offenbar hinter ihm zurück. Oder was kannst du dem gegenüber geltend machen, wie er auf dem Thorsnesthing gegen den Goden Thorgrim Kjallaksson und dessen Söhne stritt und allein sein Recht durch setzte Thorstein erwiderte: "Ich brachte Steinar, Önund Sjonis Sohn, außer Landes. Das scheint mir denn doch eine mindestens ebenso große Tat:" Gunnlaug sprach: " Dabei hattest du die Hilfe
deines Vaters Egil 1. Überdies dürfte es wenigen Bauern gut bekommen, wenn sie mir die verschwägerung mit sich durch Heirat weigerten:" Thorstein versetzte: "Spare deine Drohungen für die dort auf den Bergen, hier unten im Moorland wirst du damit kein Glück haben." Am Abend kamen sie heim. Den Morgen darauf ritt Gunnlaug nach Schluchthöh hinauf und bat seinen Vater ibn nach Borg zu begleiten, um dort ihn zu Seien. Jllugi entgegnete: "Du bist ein ganz unentschlossener Mensch. Du bist zur Auslandsfahrt gerüstet, und nun tust du so, als müßtest du durchaus auf die Freite gehen. Ich weiß doch, daß das gar; nicht nach Thorsteins Sinn ist." Gunnlaug sprach: "Gleichwohl denke ich ins Ausland zu reisen, ich ruhe nicht eher, bis du mich begleitest."Da ritt Jllugi selbzwölft nach Borg hinunter, und Thorstein empfing ihn wohl. Den Morgen darauf sagte Jllugi zu Thorstein: "Ich will mit dir reden." Thorstein erwiderte: "Gebn wir hinauf auf den Hügel am Haus und sprechen wir dort." Sie taten es. Gunnlaug ging mit ihnen. Da sagte Jllugi: "Mein Sohn Gunnlaug sagte mir, er habe bei dir für sich um die Hand deiner Tochter Helga angehalten. Ich möchte nun wissen, wie die Sache enden soll. Du kennst sein Geschlecht und unsere Habe: von mir aus soll es ihm weder an Grundbesitz noch an einem Godentum mangeln, wenn das der Sache weiterhilft." Thorstein sprach: "Eins habe ich an Gunnlaug zu tadeln: er kommt mir so unentschlossen vor. Wäre er dir gleich an Sinnesart , dann würde ich in der Sache kein Bedenken haben." Jllugi entgegnete: "Unsere Freundschaft würde freilich in die Brüche gehen, wenn du uns beiden diese woblpassende Heirat abschlüget' Thorstein sagte: "Deiner Fürsprache und unsrer Freundschaft halber soll Helga Gunnlaugs versprochene, aber nicht förmlich verlobte Braut sein und drei Jahre warten. Aber Gunnlaug soll ins Ausland gehen und sich nach der Art 1
Nach dieser Absprache schieden sie Jllugi ritt nach Hause, Gunnlaug aber zum Schiff. Und da günstiger Fahrwind wehte, segelte er mit seinen Leuten aufs Meer. Sie kamen nach Norwegen und fuhren an der Drontheimer Küste entlang bis nach Nidaros. Sie warfen dort Anker und löschten die Ladung.
8. Gunnlaug bei Jarl Eirik
Um diese Zeit herrschte über Norwegen der Jarl Eirik Hakonarson mit seinem Bruder Svein. Jarl Eirik thronte in Lade (Hladir). Er war ein mächtiger Häuptling. Skuli Thorsteinsson hielt sich damals bei dem Jarl auf. war sein Gefolgsmann und stand bei ihm in hohen Ehren. Es wird nun erzählt, daß Gunnlaug und Audun Kettenhund mit zwölf Männern nach Lade kamen. Gunnlaug hatte ein graues Gewand und weiße Strumpfhosen an. Er hatte eine Geschwulst am Fuß unten am Gelenk. Beim Gehen quoll Blut und Eiter hervor. In dieser Verfassung trat er mit Audun und seinen Begleitern vor den Jarl und grüßte jenen artig. Der Jarl kannte Audun und frug ihn nach Neuigkeiten von Island. Audun berichtete was sich so etwa ereignet hatte. Darauf frug der Jarl Gunnlaug, wer er wäre. Er nannte ihm Namen und Herkunft. Der Jarl sprach:"Skuli Thorsteinsson, was ist das für ein Mann, dieser Isländer:" "Herr," erwiderte der" ,nehmt ihn wohl auf. Er ist der Sohn eines der besten Männer auf Island, Jllugis des Schwarzen auf Schluchthöh, und mein Ziehbruder." Der Jarl frug: "Was hast du da an deinem Fuß, Isländer:" Es ist eine Geschwulst, Herr," antwortete er."Und doch gingst du nicht lahm:" Gunnlaug erwiderte:"Wie werde ich hinken, solange meine beiden Füße gleich lang sind:" Da sprach ein Gefolgsmann des Jarls, namens Thorir: Dieser Isländer spielt sich gewaltig auf: man könnte ihn doch einmal auf die Probe stellen. Gunnlaug sah auf ihn und sagte:
Unheil wirkt schier Ein Unhold hier: Bös-schwarzem Mann Schwer trauen man kann. |
Da wollte Thorir zur Art greifen. Der Jarl sprach "Ruhe! Auf so etwas darf man nicht achten! Wie alt bist du wohl, Isländer" "Achtzehn Jahre bin ich jetzt," sagte Gunnlaug, Ich möchte wetten," versetzte der Jarl, "daß du keine weiteren achtzehn Jahre mehr lebst." Gunnlaug sprach, aber ziemlich leise: "Wünsche mir nichts Böses, sondern lieber dir etwas Gutes:" Der Jarl sagte: "Was hast du eben gesprochen, Isländer : Gunnlaug antwortete:"Was mir angemessen zu sein dünkte: du solltest mir nichts Böses wünschen, sondern lieber dir selbst etwas, das dir nützt" . " Was denn etwa: frug der Jarl. Daß du nicht so stirbst wie dein Vater Hakon Jarl 1." Da wurde der Jarl blutrot und befahl, diesen Narren sofort zu ergreifen. Jetzt trat Skuli vor den Jarl und sprach:"Mir zur Liebe, Herr, begnadigt den Mann: er möge sich schleunigst fortmachen." Der Jarl erwiderte: " Er mag sich schnell packen, will er sein Leben behalten, und nie komme er wieder in mein Reich."
Nun ging Skuli mit Gunnlaug hinaus und hinab zur Landungsbrücke. Da lag ein Englandfahrer zur Ausreise fertig, und auf diesem verschaffte Skuli Gunnlaug und dessen Verwandtem Thorkel einen Platz. Gunnlaug aber gab dem Audun sein Schiff und das Geld, das er nicht mitnahm, zur Aufbewahrung. Nun segelte Gunnlaug mit seinen Begleitern auf das englische Meer. Im Herbst landeten sie an den Brücken von London und ließen ihr Schiff dort ans Land rollen.
9. Gunnlaug bei Adalrad
von England
Damals herrschte über England König Adalrad Jatgeirsson 2, ein tüchtiger Herrscher. Er thronte diesen Winter
Fast wie Gott den guten Gerfürst Englands ehrt man. Alle Edlen huld'gen Adalrad auf der Walstatt: |
Der König dankte ihm das Gedicht und gab ihm als Skaldenlohn einen Scharlachmantel, der mit dem besten Pelzwerk besetzt war und den bis in die Zipfel hinab goldgeschmückte Borte verbrämte. Er machte ihn zu seinem Gefolgsmann, und Gunnlaug weilte den Winter hindurch beim König und stand bei ihm in hohen Ehren.
Eines Tages in der Morgenfrühe traf Gunnlaug auf einer Straße drei Männer. Ihr Anführer nannte sich Thororm. Dieser war groß und stark und sah aus, als ob man sehr schwer mit ihm fertig würde. Er sprach: Mann aus dem Norden, leih' mir etwas Geld:" Gunnlaug erwiderte: Es ist wohl nicht ratsam sein Geld unbekannten Männern zu borgen." Jener entgegnete: "Du wirst es am festgesetzten Tage wiedererhalten. Dann will ich's wagen". meinte Gunnlaug, und er
Festhieltst, nicht zum Heil dir, Held, du meine Gelder. Trogst, —das scheint mir Schande — Schnöd' den Klingenröter. Schön wird's, schau'n die Männer, Schlachtkämp', Gunnlaugs Rache: Ja, ich hieß von jeher, Jung schon, Natternsunge 1 !" |
"Nun stelle ich dir diese Bedingung," Stahr Gunnlaug fort: "entweder du zahlst mir mein Geld zurück oder du trittst nach Verlauf dreier Nächte zum Zweikampf an mit mir." Da lachte der Wiking auf und sagte: "Das hat sich bisher noch niemand erkühnt, mich zum Holmgang zu fordern. Zogen doch schon so viele mir gegenüber den Kürzeren! Ich bin aber durchaus damit einverstanden."
So trennten sich er und Gunnlaug für diesmal. Gunnlaug sagte dem König, wie es stand. " Nun hat die Sache eine recht schlimme Wendung genommen, sprach dieser, denn jener Mann vermag jede Waffe stumpf zu machen. Folge meinem Rat," fuhr er fort, "hier ist ein Schwert, Gunnlaug, das ich dir schenken will: mit dem sollst du streiten. Jenem aber weise das vor, das du vordem jagest." Gunnlaug dankte dem Könige sehr.
Da sie nun kampfesgerüstet auf dem Holm standen, frug Thororm Gunnlaug, was er da für ein Schwert habe. Gunnlaug wies ihm seins vor und schwang es durch die Luft. Den Griff der Königswaffe aber umschlang er mit einem Riemen und wand diesen um seine Hand. Als der Berserker Gunnlaugs Schwert sah, sagte er: "Die Waffe fürchte ich nicht." Er hieb auf Gunnlaug mit dem Schwert und zerschlug ibm fast den ganzen Schild. Gunnlaug gab ihm sofort mit dem Königsschwert den Hieb zurück. Der Berserker hielt ihm ohne Schild stand, denn erwähnte, jener hätte noch dasselbe Schwert, das er ihm erst vorwies. Aber Gunnlaug versetzte ihm sofort den Todesstreich.
Der König dankte ihm für diese Tat. Durch sie erntete Gunnlaug viel Ruhm in England und auch sonst rings in den Landen. Im Frühjahr, als die Schiffahrt wieder eröffnet war, bat Gunnlaug König Adalrad um die Erlaubnis, aufs Meer zu segeln. Der König frug, was er denn vorhabe. Gunnlaug sprach:"Ich will ausführen, was ich gelobt habe." Und er sagte diese Weise:
Nur drei kühnen Kön' gen Kann ich jetzt sein Manne. Ehe sichs jährt, zwei Jarlen Ja auch muß ich nahen. Neu vereidigt, edler Adalrad, deiner Halle Nah' ich: gönnst ja Gunnlaug Güldenen Schmuck in Fülle ': |
"So soll es sein, Skalde," sagte der König. Er gab ihm einen Goldring, der sechs Unzen wert war. " Aber geloben mußt du mir," fügte er hinzu, " im nächsten Herbst wiederzukommen. Denn ich möchte dich nicht ganz missen wegen deiner Geschicklichkeit und deines Mutes." 1
10. Gunnlaug in Dublin und auf den
Orknenys
Nun segelte Gunnlaug von England mit Kaufleuten nach Dublin (Dyflmn). Damals herrschte dort über Irland der König Sigirygg Seidenbart (Silkiskegg), der Sohn Olaf Kvarans und der Königin Kormlöd. Er war erst seit kurzem auf dem Thron. Gunnlaug ging da vor den König und grüßte ihn artig und höflich. Dieser nahm ihn ehrenvoll auf. Gunnlaug sprach: Ich machte ein Gedicht auf Euch, Herr, und bitte um Gehör." "Bisher hat noch kein Mann ein Lied auf mich vorgetragen ," erwiderte der König, gewiß will ich es anhören." Da sprach Gunnlaug ein Preisgedicht (Drapa). So lautete der Kehrreim:
Fraß Sigtryggs Schwert Schafft "Svaras Pferd |
Auch folgende Stellen kamen darin vor:
Ich weiß Bescheid, Wem mein Lied geweiht, Kenne des Kühnen Thron: Diene Karans Sohn. Gern ihn sah ich so Stets gabenfroh. Mit Goldes Schimmer Geizt' er nimmer. |
Nun, Herr, sagt mir: Hdriet jemals Ihr Prunkvolleren Sang: Pracht-Drapa klang! |
Der König dankte ihm für das Gedicht. Er rief seinen Schatzmeister herbei und sprach zu ihm: "Wie kann ich ein solches Gedicht lohnen?" Jener erwiderte: "Wie denkt Ihr, Herr"
Wie fändet Ihr den Lohn," sprach der König" wenn ich ihm zwei Handelsschiffe gäbe Das wäre zu viel, Herr," meinte der Schatzmeister, andere Könige geben als Skaldenlohn schöne Kleinodien, treffliche Schwerter oder kostbare goldne Ringe." Da schenkte ihm der König seine Gewänder von neuem Scharlach , einen mit Varien umstickten Rock und einen Mantel verbrämt mit wertvollem Pelzwerk, sowie einen Goldring im Wert einer Mark 1.
Gunnlaug dankte dem König für die Geschenke. Er weilte bei ihm noch kurze Zeit und fuhr dann zu den Orkneys. Über diese herrschte der Jarl Sigurd, Hlödves Sohn. Er war ein Freund der Isländer. Gunnlaug begrüßte den Jarl und sagte, er habe ihm ein Gedicht vorzutragen. Der Jarl sprach, er wolle Gunnlaugs Lied anhören, da jener aus einem so trefflichen Geschlecht auf Island stamme. Gunnlaug sagte das Gedicht her: es war ein kleineres Preislied und mit Kunst gedichtet. Der Jarl gab Gunnlaug eine ganz mit Silber beschlagene Ari mit breiter Schneide als Skaldenlchn und forderte ihn auf bei ihm zu bleiben. Gunnlaug dankte ihm für das Geschenk und die Einladung, sagte aber, er müsse auf die Ostfahrt nach Schweden. Dann ging er auf einen Kauffahrer, der nach Norwegen segelte, und im Herbst kamen über Vik nach Konungahella. Sein verwandter Thorkel begleitet ihn stets.
In Konungahella nahmen sie sich einen Führer mit nach Westergötland und kamen zu dem Handelsplatz Skara (Skarir). Dort herrschte ein schon bejahrter Jarl, namens Sigurd. Gunnlaug ging zu ihm, begrüßte ihn und sprach, er habe ein Lied auf ihn gedichtet. Der Jarl schenkte ihm willig Gehör. Das Gedicht, das Gunnlaug vortrug, war ein kurzes Preislied. Der Jarl dankte ihm, gab ihm guten Lohn und bat ihn, den Winter bei ihm zu weilen.
Der Jarl Sigurd hatte zu einem großen Julfest im Winter geladen. In den vortagen des Julfestes kamen zwölf Männer aus Norwegen, Sendboten des Jarls Eirik. Die brachten Geschenke mit Jarl Sigurd. Der Jarl nahm sie wohl auf und gab ihnen am Julfest ihre Plätze neben Gunnlaug. Da ging
Ragende See oft Sigurd Sah, wenn Kampfsturm nahte. Den grauhaarigen Heerfürst Hier mit Recht preist ihr da. Mehr durch cit gen Oststurm Erich zwang sein Meerroß: Blaue Wogen wiegten Weiter seine Streitmacht 1 ! |
Beide Teile waren mit dieser Entscheidung zufrieden, mehr aber doch die Norweger-
Die Sendboten fuhren nach dem Julfest mit reichen Geschenken wieder zurück, die Jarl Sigurd für Jarl Eirik mitsandte. Sie erzählten dem Jarl Eirik von Gunnlaugs Entscheidung. Diesem schien es, als habe Gunnlaug dort aufrichtige Freundschaft gegen ihn bewiesen. So ließ er denn laut werden, Gunnlaug solle in seinem Lande sich künftig wieder in Frieden aufhalten dürfen. Gunnlaug erfuhr später von dieser Äußerung des Jarles.
Sigurd gab Gunnlaug einen Führer, um den er gebeten hatte, mit nach Zehntland (Tiundaland) in Schweden.
10. Gunnlaug und Hrafn in Schweden
Zu dieser seit herrschte über Schweden König Olaf Sönski d. h." der Schwedische , der Sohn König Eiriks Sigrsäli's (des Siegreichen) und Sigrid Storrada's (der Stolzen), der Tochter Sköglar-Tostis. Er war ein gewaltiger und angesehener Herrscher, ein sehr machtbewußter Mann. Gunnlaug kam nach Upsala um die Zeit, da das Frühlingsthing in Schweden statt
Nun kamen Gunnlaug und Hrafn miteinander ins Gespräch, und jeder erzählte dem andern von seinen Reisen. Hrafn sagte, er wäre den Sommer vorher von Island nach Norwegen gefahren, bei Beginn des Winters aber von dort nach Schweden Bald wurden sie ganz gute Freunde.
Eines Tages, als das Thing zu Ende war, waren beide beim Könige, Gunnlaug und Hrafn. Da sprach Gunnlaug: "Nun möchte ich, Herr, daß Ihr mein Lied hörtet." "Jetzt mag es sein," erwiderte der König. "Auch ich will jetzt mein Gedicht vortragen, Herr," sagte Hrafn. "Das magst du," sprach der König."Ich möchte aber mein Lied zuerst aufsagen, wenn Ihr es erlaubt,"sagte Gunnlaug."Ich darf wohl mein Gedicht zuerst vortragen," sprach Hrafn,""denn ich kam früher zu Euch." Gunnlaug sagte:"Wo wäre es zwischen unsern vätern je dahin gekommen, daß meiner von deinem abhängig gewesen wäre Nirgends, meine ich, und anders soll es auch zwischen uns beiden nicht sein." Hrafn erwiderte: "Bleiben wir höflich, und lassen wir es nicht in dieser Sache zum Zank kommen. Der König soll entscheiden." Der König sprach: "Gunnlaug mag zuerst vortragen, da es ihm so nahe gebt, wenn er seinen Willen nicht durchsetzt." Da sagte Gunnlaug ein Preisgedicht auf, das er auf König Olaf gedichtet hatte. Als er diese "Drapa" vorgetragen
Bald darauf wurde Hrafn des Königs Gefolgsmann und bat ihn um Urlaub zur Abreise. Der König gewährte ihn. Als aber Hrafn zur Abfahrt gerüstet war, sprach er zu Gunnlaug: Mit unserer Freundschaft ist es jetzt vorbei, denn du wolltest mich hier vor vornehmen Männern höhnen. Ich werde dir aber noch einmal nicht geringere Schande bereiten, als du mir hier zugedacht hattest. "Deine Drohung läßt mich ganz kalt," versetzte Gunnlaug, " es wird schwerlich zwischen uns beiden dahin kommen, daß man mich minder achtet als dich." Der König Olaf gab Hrafn beim Abschied schöne Geschenke, und dann fuhr jener fort.
12. Hrafns Werbung um Helga
Hrafn kam im Frühjahr nach Drontheim. Da rüstete er sein Schiff aus und segelte im Sommer nach Island. Er landete in Lehmbucht (Leiruvag) nördlich von Heide (Heid). Seine Verwandten und Freunde freuten sich seiner Rückkehr, und er weilte in diesem Winter daheim bei seinem Vater
3m Sommer auf dem Allthing trafen sich die Verwandten, der Gesetzessprecher Skapti und Skald-Hrafn. Da sprach Hrgs: 1
Da gingen sie in großer Anzahl zum Zelte Thorstein Egilssons. Er empfing sie freundlich. Skapti sagte: "Mein Verwandter Hrgs will um deine Tochter Helga anhalten. Du kennst sein edles Geschlecht und seinen Reichtum, auch daß er ein tüchtiger Mann ist und viel durch seine Verwandten und Freunde vermag, ist dir wohlbekannt." Thorstein erwiderte:"Sie ist bereits mit Gunnlaug versprochen, und ich werde halten, was wir miteinander ausgemacht haben." Skapti entgegnete: " Sind denn die drei Winter noch nicht verstrichen, die ihr miteinander vereinbartet:" Thorstein versetzte:"Ja, doch noch ist der Sommer nicht vorüber, und in diesem Sommer kann er noch zurückkehren." Skapti sprach: "Wenn er nun aber bis zum Ende des Sommers nicht kommt, welche Aussichten dürfen wir uns dann in dieser Sache machen: Thorstein sprach: "Wir kommen bier im nächsten Sommer wieder zusammen: dann werden wir sehen, was am ratsamsten ist. Vorderhand Kommt es nicht weiter darüber zu reden. Damit trennten sich, und man ritt vom Thing wieder beim. Es blieb aber nicht geheim, daß Hrafn um Helga geworben hatte.
Gunnlaug kam in diesem Sommer nicht nach Island zurück. Im nächsten Sommer auf dem Allthing aber brachten Hrafn und Skapti immer nachdrücklicher ihre Werbung vor. Sie meinten, Thorstein wäre jetzt aller Verpflichtungen gegen Gunnlaug ledig. Thorstein erwiderte: "Ich habe nur nr wenig Töchter zu sorgen, und ich möchte nicht, daß sie beim Volk ins Gerede kommen. Ich will nun erst einmal mit Jllugi dem Schwarzen mich verständigen." Und das tat er denn auch.
Als Thorstein zu Jllugi kam, sagte er: "Du meinst doch wohl auch, daß ich jetzt keine verpflichtungen mehr gegenüber deinem Sohne Gunnlaug habe:" Jllugi erwiderte: "Gewiß, wenn
es dein Wunsch ist. Ich kann dabei auch wenig raten, da ich nicht genau weiß, was mein Sohn Gunnlaug jetzt treibt." Da ging Thorstein zu Skapti, und sie machten nun miteinander ab, daß zu Winters Anfang bei Thorstein in Borg Hochzeit sein sollte, wenn Gunnlaug inzwischen nicht zurückkäme. Thorstein solle aber aller verpflichtungen gegen Hrafn überhoben sein, wenn Gunnlaug doch noch einträfe, um die Heirat mit Helga zu ordnen. Darauf ritten die Männer vom Thing fort. Die Rückkehr Gunnlaugs verzögerte sich wiederum, aber Helga behagte jene Bestimmung nicht.
13. Gunnlaugs Rückkehr
nach Island
Nun ist von Gunnlaug zu berichten, daß er in dem selben Sommer von Schweden nach England fuhr, in dem gras nach Island reiste, nachdem er vom König Olaf beim Abschied reiche Geschenke erhalten hatte. König Adalrad empfing Gunnlaug freundlich, und er lebte den Winter hindurch in hohen Ehren an seinem Hofe.
In dieser Zeit herrschte über Dänemark König Knut Sveinsson 1. Er hatte erst seit kurzem von seinem Vater die Herrschaft überkommen und bedrohte ständig England mit Streit, da sein vater; König Svein, sich ein mächtiges Reich in England erobert hatte, bevor er im Westen starb. Damals stand dort auch ein großes Dänenheer, und dies befehligte ein Edler, namens Herning. Er war der Sohn Strutbaralds und der Bruder des Jarls Sigvaldi, und er verwaltete für Knut das Reich, das König Svein vorher sich erstritten hatte.
Im Frühling erbat sich Gunnlaug von König Adalrad Urlaub zur Abreise. Dieser erwiderte: "Das schickt sich nicht für dich mich zu verlassen bei solchem Unfrieden, wie er jetzt England bevorzustehen scheint. Du bist doch mein Gefolgsmann!" Gunnlaug erwiderte: "Darüber habt Ihr zu entscheiden, Herr. Aber gebt mir dann im Sommer Urlaub zur Abreise; wenn die
Nun verging der Sommer und auch der Winter, ohne daß die Dänen kamen. Nach dem Mittsommer erhielt Gunnlaug Urlaub. Er fuhr nach Norwegen und traf dort mit dem Jarl Eirik zu Lade im Drontheimer Land zusammen. Der Jarl nahm ihn wohl auf und bai ihn, bei ihm zu bleiben. Gunnlaug dankte dem Jarl für die Einladung, er sagte aber, er wolle doch erst nach Island, um seine Braut zu besuchen. Der Jarl sprach: "Jetzt sind alle Schiffe fort, die nach Island fahren wollten." Da sagte einer von den Gefolgsleuten:"Hallfred , der schlimme Skalde 1, lag gestern im Fjord vor Agdanes." Der Jarl sprach: "Das mag sein. Fünf Nächte ist's her, daß er von hier abfuhr." Der Jarl Eirik ließ den Gunnlaug zu Hallfreds Schiff bringen, und dieser nahm ihn voller Freude auf. Das war im Spätsommer.
Günstiger Fahrwind trieb sie vom Lande, und sie waren sehr guter Dinge. Hallfred sprach zu Gunnlaug "Hast du von der Werbung Hrafns um die schöne Helga vernommen Gunnlaug erwiderte: "Ja, aber nichts Genaueres." Hallhed erzählte ihm nun alles, was er darüber wußte, auch, wie viele Leute auf Island davon sprächen, daß Hrafn nicht weniger kühn als Gunnlaug sei. Da sprach Gunnlaug diese Weise:
Längst schon um das Langschiff Leichte Brisen streichen. Mir ist's gleich, wenn's eis'ge Oststurm' auch umtosen. Hrafn, nicht Gunnlaug gönnt man Grosstat-Ruhm: das bost mich! Mein Schwert beißt noch besser Bald als seins, eh' ich alt're! |
Da sprach Hallfred: ,Es wäre wünschenswert; Freund, daß 1
Schwerlich freut die Fraue Feigen Spottlied-Weigerer. Nicht lockt linnenschmuck sein Lieb des Feinds Zerstieber. Mich einst jung nur mocht' die Maid des Goldgeschmeides: Fühlte Ringe am Finger Viel beim Liebesspiele l |
"Das ist schön gedichtet," sagte Hallfred. Sie landeten im Norden auf Eisfuchsplan (Melrakkasletta) in Hraunhöfn (Lavahafen) einen halben Monat vor Wintersanfang und zogen die Schiffe ans Land.
Thord hieß ein Mann. Er war ein Bauernsohn in Eisfuchsplan. Er führte gern mit den Kaufleuten da Ringkämpfe auf, und jenen ging es dabei gewöhnlich übel. So wurde denn auch zwischen Gunnlaug und ihm ein Ringkampf veranstaltet. Die Nacht vorher hatte Thord zu Thor um Sieg gebetet. Und am Morgen, als sie sich trafen, begannen sie zu ringen. Dabei stieß Gunnlaug dem Thord beide Füße fort, daß jener einen gewaltigen Fall tat. Alber auch Gunnlaug verrenkte sich den Fuß, auf dem er stand, und so stürzte er zugleich mit Thord nieder.
Da sprach Thord: "Wohl möglich, daß es dir mit etwas anderem nicht besser geht." "Womit denn: frug Gunnlaug. "Mit deinem Handel wider Hrafn, den Sohn Önunds, wenn er ;u Wintersbeginn die schöne Helga heimführt. Ich war auch dabei auf dem Allthing, als die Sache verabredet wurde." Gunnlaug gab keine Antwort. Man verband seinen Fuß, um ihn einzurenken, doch schwoll er sehr an.
Gunnlaug und Hallfred mit ihren Gefährten, insgesamt zwölf; verließen Eisfuchsplan in der Woche vor Wintersanfang und trafen zu Schluchthöh im Borg fjord gerade an dem Sonnabendabend ein, wo man in Borg beim Hochzeitsmahlsaß. Jllugi freute sich über die Ankunft seines Sohnes Gunnlaug und seiner Gefährten. Gunnlaug sagte, er wolle sofort hinab nach Borg reiten. Jllugi meinte, das wäre kaum ratsam, und alle außer Gunnlaug fanden dasselbe. Aber Gunnlaug konnte nicht gehen wegen seines Fußes, wiewohl er's sich nicht merken ließ. Deshalb ward aus der Reise nach Borg nichts. Hallfred ritt am Morgen beim nach Koboldsee (Hreduvatn) im Nordachtal (Nordrardal). Da verwaltete ihr Eigen sein Bruder Gatti. Er war ein tüchtiger Mann.
14. Gunnlaugs und Hrafns
Zweikampf
Nun ist weiter von Hrafn zu berichten, wie er ;u Borg seine Hochzeit hielt. Man erzählte sich allgemein, daß die Braut sehr niedergeschlagen gewesen sei. Richtig sagt das Sprichwort:"Lang denkt man das, was man sung erfaßt. So ging es ihr jetzt auch.
Eine Neuigkeit gab es: ein Mann, namens Sverting, hatte um Hungerd, die Tochter Thoroddo und Jofrids, geworben. Es war der Sohn Hafrbjörns, des Sohnes Molda-Gnups. Die Hochzeit sollte noch im Winter nach dem Julfest zu Skaney stattfinden. Dort wohnte Thorkel, ein Verwandter der Hungerd und ein Sohn Torsi Valbrandsons. Die Mutter Torsis war Thorodda, eine Schwester Zungen-Odds.
Hrafn zog mit seiner Frau Helga heim nach Mosfell. Da sie dort kurze seit gewesen waren, traf es sich eines Morgens vor
den. .i Aufstehen, daß Helga wach lag, aber Hrafn noch schlief und sich unruhig hin und her warf. Als er aber erwachte, frug Helga, was er geträumt habe Da sprach Hrafn diese Weise:Wähnt' im Traum, daß wund ich Ward in Helgas Arme: Braut, das Bett in rotem Blut schwamm, drauf wir ruhten. Weib, nicht Lindrung wobst in Wundens Schmerz du kundig Mir. Glaub', frohe Märe Meldet der Traum dir, Helga! |
Helga sagte: "Darüber würde ich gewiß nicht weinen. Wie habt ihr mich böse hintergangen Gunnlaug ist sicher nach Island zurückgekehrt." Und Helga weinte bitterlich.
Bald darauf wurde Gunnlaugs Rückkehr im Lande bekannt. Helga wurde nun so abweisend gegen Hrafn, daß erste nicht länger daheim festzuhalten vermochte. Er sog daher wieder mit ihr nach Borg. Hrafn hatte auch dort wenig Freude an seiner Ehe mit ihr. Indessen rüsteten sich die Leute für das Gelage im Winter. Thorkel von Skaney lud Jllugi den Schwarzen und seine Söhne ein. Als Jllugi nun sich zur Fahrt rüstete, saß Gunnlaug in der Stube, ohne sich reisefertig zu machen. Da ging Jllugi zu ihm und sprach: "Weshalb rüstest du dich nicht zur Fahrt, Sohn:" Gunnlaug erwiderte: "Ich denke, ich bleibe hier!" Da sprach Jllugi "Du wirst ganz gewiß mitkommen , mein Sohn. Laß dir doch das nicht so nahe gehen, daß du dich immerfort nach dem einen Mädchen sehnst. Du doch lieber so, als ob dich die Sache gar nichts anginge! Du wirst nie Mangel an Frauen haben!' Gunnlaug tat, wie sein Vater gesagt hatte.
So sogen die Männer zum Gelage. Jllugi und sein Sohn erhielten den ersten Ehrensitz. Thorstein Egilsson aber, Hrafn, seinem Schwiegersohn, und den Genoßen des Bräutigams wies Thorkel den zweiten Ehrensitz Jllugi gegenüber an. Die Frauen saßen auf der Querbank, und die schöne Helga der Braut unächst. Da schweiften oft die Augen Helgas und Gunnlaugs
zueinander hinüber, und es ging auch dort zu nach dem Sprichwort: "Die Augen verraten es, liebi das Weib einen Mann" Gunnlaug war da wohlgekleidet. Er trug die schöne Gewandung , die König Sigtrygg ihm geschenkt batie. Er leuchtete dort vor den anderen Männern hervor durch seinen kraftvollen Wuchs und seine Schönheit. Die Festfreude auf dieser Hochzeit war nicht allzu groß. Und an dem Tage, da die Männer sich zur Abreise fertig machten, gingen auch die Frauen beiseite und rüsteten sich zur Heimfahrt. Da ging Gunnlaug zu Helga, und sie redeten lange miteinander. Gunnlaug sprach diese Weise:Glücklich ging kein Tag hin Gunnlaug seit der Stunde; Da Helga die Holde Hrafn tns Bett man schaffte. Traun, für Trug der feige Thorstein hielt mein Wort nur. Gabst hin, Gauch, die Tochter Gleich für öden Reichtum! |
Und dann dichtete er noch folgende Weise:
Weines sebni ucke Schenkin 1, Schlimmste Gab' ich immer Deinen Eltern danke : Du nahmst alle Ruh' mir. Daß sie heid' im Bett dein Bild zu prägen willig! Holdes Weibl Zur Hölle Hin fahr' Kunst, so sinnvoll! |
Da gab Gunnlaug der Helga den Mantel, das" 'Adalradkleinod" . Das war ein überaus kostbares Geschenk. Sie dankte ihm sehr die Gabe. Dann ging Gunnlaug hinaus. Da waren die gesattelten Hengste und Stuten in wischen gekommen. Sie standen angebunden auf dem Steinplatz vor der Türe. Gunnlaug sprang einem Hengst auf den Rücken, sprengte wild um den Platz und hielt dort; wo Hrafn stand, so das dieser ausbiegen mußte. 1
"Was biegst du aus vor mir: ?"sprach Gunnlaug. Du bast ja doch jetzt nichts vor mir zu befürchten. Du weißt freilich wohl, was du verdientest durch das, was du mir tatest." Da sprach Hrafn diese Weise:
Findest schick du's, Feindschaft Für uns hier zu küren? Ulls Freund, ach, wie elend Ist um ein Weib Zwist doch! Frey des Schwerts, manch Frauchen Freudiges Glück noch beut dir. Über See im Süden Sieh, viel sind wie die hier 1. |
Gunnlaug sagte: "Mag sein, daß es dort viel solche gibt, aber ich kann es mir nicht denken." Da liefen Jllugi und Thorstein hinzu. Sie wollten nicht, daß sie aufeinander losgingen. Gunnlaug sagte da diese Weise
Hrafns Herzlieb wardst du, Holde Maid im Goldschmuck — Ihn an Kraft und Ahnen Ähnlich Gunnlaug wähnt man —: Ich in England machtvoll Adalrad hielt die Walstatt. Pfeilsturm —leid ward's Lied mir — Ließ mich nicht nach Island. |
Hierauf ritten beide Teile heim, und im Winter war alles ruhig. Es ereignete sich nichts weiter. Aber Hrafn genoß gar keine Liebe und Freude mehr bei Helga, seit sie mit Gunnlaug zusammengetroffen war. Im Sommer ritten sie alle mit großem Gefolge zum Thing. Jllugi der Schwarze und seine Söhne, Gunnlaug und Hermund, Thorstein Egilsson und dessen Sohn Kollsvein, Önund von Mosfell samt seinen Söhnen, sowie Sverting, der Sohn Hafrbjörns. Skapti war damals Gesetzessprecher.
Eines Tages auf dein Thing, als die Männer mit zahlreichem 1
Da nun die drei Nächte verstrichen waren, rüsteten sich die Gegner zum Zweikampf. Jllugi der Schwarze geleitete seinen Sohn mit großem Gefolge zum Holm. Aber der Gesetzessprecher Skapti, sein Vater und seine andern verwandten gingen mir Hrafn. Bevor aber Gunnlaug den Holm beschritt, sprach er diese Weise:
Mein Schwert zaglos zuckend Zieh'n mich holmwärts sieht man. Gott, auf Allthings Eiland Allen Sieg gib dem Skalden: Bald das Haupt dem Huldfreund Helgas dort zerschell' ich. Schnell von Bubens Schultern Schlägt's mein Wundenfäger! |
Hrafn antwortete und sprach diese Weise:
Weißt du's, Skalde, wes des Wikingkampfes Sieg wird? |
Schwirr'ude Schwerter Purpur- Schweiß aus Wunden beißen! Hör 'n soll's Goldschmucks Herrin: Hrafns Mut nimmer schlaff ward! Jung ist Wittib jene Jetzt, fällt Hrafn, schätz' ich 1. |
Hermund hielt den Schild über seinen Bruder Gunnlaug, Sverting, der Sohn Safr-Björns, aber über Hrafn. Es war abgemacht , daß, wer verwundet würde, sich mit drei Mark Silber 2 vom Holmgang loskaufen sollte. Hrafn hatte den ersten Hieb, da er der Herausgeforderte war. Erschlug auf Gunnlaugs Schild hernieder. Sein Schwert zersprang sofort unterhalb des Griffes , denn er hatte mit voller Kraft gehauen. Die Spitze des Schwertes aber prallte zurück vom Schilde, traf Gunnlaug in die Backe und verwundete ihn leicht. Nun liefen beider Väter zwischen sie und viele andere Männer. Gunnlaug sagte: "Ich behaupte, Hrafn ist besiegt, er ist ja waffenlos." Ich aber behaupte, du bist der Besiegte", sprach Hrafn, "du bist doch verwundet." Da wurde Gunnlaug gar wütend und zornig und rief, die Sache sei keineswegs entschieden! Sein Vater Jllugi aber erklärte, für jetzt solle kein weiterer Versuch gemacht werden . Gunnlaug sagte:"Ich möchte wohl, daß ich mich mit Hrafn noch ein zweites Mal mäße, wo du, Vater nicht da wärst, um uns zu trennen."Für diesmal gingen sie auseinander, und die Männer begaben sich in ihre Zelte.
Am folgenden Tage wurde von der gesetzgebenden Versammlung ein Gesetz durchgebracht, daß fortan auf Island jeder Zweikampf verboten sein solle, und zwar geschah dies auf den Rat aller verständigen Männer, die zugegen waren. Wirklich waren damals die weisesten Männer aus dem ganzen Lande dort zusammen. Das war der letzte Holmgang, der auf Island ausgefochten wurde, als die beiden, Gunnlaug und Hrafn, stritten.
Eines Morgens, als die Brüder Hermund und Gunnlaug zur
1 Der "Huldfreund Helgas " ist Hrafn, der "Wundersäger" das Schwert, Purapurschweiß" Blut""Goldschmucks Herrin"Helga (Str. 17 u 18). 2 Die gewöhnliche Lösesumme: 1080 Reichsmark. |
Helden ward die holde Helga Streites Ouell nur! Hrafn so wollt's, mir wühlt das Weib mein Herz im Leib aufl Hinschau'n auf die Schöne Schwanenmaid ist Wahnfinn! Großen Schmerz ihr Gruß bringt Gunnlaugs schwarzen Augen. |
Dann gingen sie über den Fluß, und Gunnlaug und Helga unterhielten sich eine Zeitlang miteinander. Als sie dann aber über den Fluß zurückgingen, stand Helga stille und schaute Gunnlaug lange Zeit nach.
Nach diesen Ereignissen ritten die Männer vom Thing nach Hause. Gunnlaug aber blieb daheim in Schluchthöh. Eines Morgens, als er erwachte, waren alle Männer schon aufgestanden, nur er lag noch. Er ruhte in dem Schlafraum hinter der Saalbank. Da traten zwölf Männer, alle in voller Waffenrüstung, herein. Hrafn, Önunds Sohn, war mit seinen Leuten gekommen. Gunnlaug sprang sofort auf und ergriff seine Waffen. Da sprach Hrafn zu Gunnlaug: "Dir soll nichts widerfahren, du sollst aber nun wissen, weshalb ich herkam. Du fordertest mich im Sommer auf dem Allthing zum Zweikampf heraus. Die Sache schien dir damals noch nicht entschieden zu sein. Jetzt schlage ich dir vor, wir verlassen im Sommer Island, fahren nach Norwegen und fechten dort unsern Zweikampf aus. Da kommen uns unsere Verwandten nicht in die Quere."Gunnlaug erwiderte: "Das war ein prächtiges Manneswort. Diesen vorschlag nehme ich gern an, und du sollst hier bei uns, Hrafn, jeden Willkomm genießen, den du wünschest."Hrafn erwiderte:"Das ist ein freundliches Angebot, aber fur diesmal müssen wir gleich wieder umkehren."
Mit diesen Worten schieden sie. Diese Abmachung schien den beiderseitigen Verwandten gar übel zu sein, doch konnten sie bei dem heftigen Wesen beider in der Sache nichts weiter tun. Überdies mußte es ja doch so kommen, wie es das Schicksal bestimmt hatte.
15. Hrafn und Gunnlaug in Norwegen
Hrafn rüstete arun, wie es heißt, sein Schiff in Lehmbucht aus. Zwei sind namhaft zu machen, die Hrafn begleiteten, Schwestersöhne seines Vaters Önund. Der eine hieß Grim, der andere Olaf. Es waren beides vortreffliche Männer. Allen verwandten Hrafns schien es ein großer Verlust, da er schied. Er aber meinte, nur deswegen habe er den Gunnlaug zum Holmgang gefordert, weil er gar keinen Genuß mehr an Helga habe. "Einer von uns beiden," setzte er hinzu,"muß durch den anderen fallen". Als er günstigen Fahrwind bekam, segelte Hrafn aufs Meer und fuhr nach Drontheim. Er verweilte dort den Winter, hörte aber während dieser Zeit nichts von Gunnlaug und wartete daher im Sommer auf diesen. Den zweiten Winter aber blieb er im Drontheimfjord an einem Ort namens Levanger (Lifangr).
Gunnlaug hatte sich mit Hallfied, dem schlimmen Skalden, ein Schiff zu Eisfuchsplan im Nordland ausgerüstet. Sie waren jedoch erst spät damit fertig geworden. Sobald es der Wind zuließ, fuhren sie aufs Meer.
Kurz vor Winteranfang landeten sie auf den Orkneys. Sigurd, Hlödvis Sohn, herrschte damals als Jarl über die Inseln. Gunnlaug begab sich zu ihm und weilte dort den Winter. Der Jarl ehrte ihn sehr. Im Frühjahr rüstete sich der Jarl zu einem Heereszug. Gunnlaug entschloß sich, ihn zu begleiten. Sie beerten im Sommer weithin bei den Hebriden und um die Fjorde Schottlands herum und hatten viele Kämpfe zu bestehen. Gunnlaug bewährte sich überall als ein sehr tapferer und kühner Bursche und als ein äußerst unerschrockener Mann. Der Jarl Sigurd kehrte früh im Sommer zurück, aber Gunnlaug bestieg einen Kauffahrer; der nach Norwegen segeln wollte. Er und der Jarl schieden in großer Freundschaft,
Gunnlaug fuhr nach Cade in Drontheim zum Jarl Eirik und kam dort bei Beginn des Winters an. Der Jarl nahm ibn wohl auf und bat Gunnlaug, bei ihm zu verweilen. Das nahm jener gern an. Der Jarl hatte schon vorher von dem Handel zwischen Gunnlaug und Hrafn vernommen und sagte zu Gunnlaug, er verböte, daß sie sich in seinem Reiche schlügen. Gunnlaug meinte, jener könne das allerdings nach seinem Gutdünken anordnen. Er blieb den Winter dort, war aber stets wortkarg.
Eines Tages im Frühjahr ging Gunnlaug aus, und sein Verwandter Thorkel begleitete ibn. Da sie nun das Gehöft hinter sich hatten, standen auf dem Seien Felde Männer im Kreise. In diesem aber waren zwei Bewaffnete und fochten. Den einen nannte man Hrafn, den anderen Gunnlaug. Die aber herumstanden , führten Reden, wie: "die Isländer hätten wenig Mut und nähmen es nicht allzugenau mit dem gegebenen Wort". Da merkte Gunnlaug, daß darin ein starker Hohn lag, und daß ihr Spott seiner Angelegenheit galt. Er ging schweigend davon.
Kurze Zeit darauf sagte Gunnlaug zu dem Jarl, es passe ihm nicht, den Hohn und Spott seiner Gefolgsleute über seinen Handel mit Hrafn zu ertragen, und er bat ihn um einen Führer nach Levanger. Der Jarl hatte gehört, daß Hrafn schon von Levanger fort und nach Schweden gereist war. Deshalb gab er Gunnlaug Urlaub zur Reise und zwei Führer mit auf die Fahrt.
16. Der Holmgang auf Dinganes
Jetzt reiste Gunnlaug mit sechs Mann von Lade nach Levanger. Aber gerade am Morgen des Tages, an dessen Abend Gunnlaug ankam, war Hrafn mit vier Mann von dort aufgebrochen. von Levanger zog Gunnlaug ins Verdal (Veradal). Er kam immer am Abend dahin, wo Hrafn die Nacht vorher gewesen war. So sag Gunnlaug immer weiter, bis er in das letzte Gehöft des Tales kam, das Sul (Sula) heißt. Auch dies hatte Hrafn am Morgen verlassen. Gunnlaug rastete nun gar nicht. Er ging gleich die Nacht weiter; und bei Tagesanbruch sahen sie einander. Hrafn war an eine Stelle gekommen, wo zwei Seen lagen, in der Mitte von beiden aber war eine Ebene.
Sie heißt Gleichnisvellir. In dem einen der Seen ragte eine kleine Landspitze hervor: die hieß Dinganes. Dort auf der Landspitze machten Hrafn und seine Begleiter halt. Sie waren fünf Mann zusammen, darunter Hrafns Verwandte Grim und Olaf-
Als sich beide Teile trafen, sagte Gunnlaug:"Das ist doch schön, daß wir uns endlich fanden."Hrafn versetzte, auch er habe nichts daran auszusetzen. "Du magst nun wählen," fuhr er fort: "Willst du, daß wir uns alle schlagen oder nur wir beide, so daß wir gleich stark sind:" "Mir ist beides gleich recht," erwiderte Gunnlaug. Nun erklärten Hrafns verwandte Grim und Olaf, sie wollten nicht beiseite stehen, wenn die beiden sich schlagen . Dasselbe erklärte auch Thorkel der Schwarze, Gunnlaugs Verwandter. Da sagte Gunnlaug zu den Führern des Jarles: "Ihr sollt bier ruhig dabei sitzen und keinem Teile helfen. Später mögt ihr von unserem Kampf erzählen." Und so geschah es.
Darauf schritten sie zum Angriff vor und kämpften alle tapfer. Grim und Olaf gingen beide auf Gunnlaug allein los, und ihr Kampf endete damit, daß er sie beide tötete. Er selbst wurde nicht verwundet. Dies bestätigt der Skalde Thord Kolbeinsson 1 in dem Gedicht, das er auf Gunnlaug Schlangenzunge dichtete:
Grim erst fiel und Olaf Unterm Schwerte Gunglaugs. Dann klang seine Kling' auf Krieger Hrafn bin sieghaft. Zorndroh' nd fällt' drei Männer Dort er mit dem Mordschwert. Bot dem Tode Beute, Blutend selbst noch mutig. |
Inzwischen kämpften auch Hrafn und Thorkel der Schwarze, der verwandte Gunnlaugs, und Thorkel fiel durch Hrafn und mußte sein Leben lassen. So waren schließlich alle ihre Begleiter tot. 1
Da schlugen sich die zwei allein, Hrafn und Gunnlaug. Furchtlos griff einer den andern an, und mächtig waren die Hiebe, die sie sich beide versetzten. Unablässig stürmten sie voller Wut auf einander. Gunnlaug hatte dort als Schwert das"Adalradkleinod". Eine bessere Waffe gab es nicht. Da traf Gunnlaug endlich Hrafn mit einem gewaltigen Hiebe seines Schwertes und schlug ihm einen Fuß ab. Doch fiel Hrafn nicht zu Boden. Er wich zu einem Baumstumpf zurück und stützte sich auf diesen. Da sprach Gunnlaug: "Jetzt bist du kampfunfähig, und ich mag nicht länger wider dich streiten, du verstümmelter Mann !" Hrafn erwiderte: "Das ist richtig, mir ist gar übel mitgespielt. Aber doch würde es mir wohltun, bekäme ich etwas zu trinken." Gunnlaug versetzte: "Daß du mich aber nicht beträgst, wenn ich dir Wasser in meinem Helm bringen" Hrafn sprach: "Ich werde dich nicht betrügen."
Da ging Gunnlaug zu einem Bach, bolte Wasser im Helm und brachte es Hrafn. Dieser griff danach mit der linken Hand, mit der rechten aber schlug er Gunnlaug sein Schweri ins Haupt. Das ward eine sehr böse Wunde. Da sprach Gunnlaug: "Schlimm hast du mich betrogen, und unrühmlich bandeltest du, da ich dir vertrauen zeigte." Hrafn erwiderte: "Es ist so, aber ich konnte nicht anders, da ich dir die Umarmung der schönen Helga nicht gönne." Und nun stritten sie noch einmal mit großer Heftigkeit. Das Ende war, daß Gunnlaug über Hrafn siegte und dieser sein Leben lassen mußte. Da traten die Führer des Jarles hinzu und verbanden Gunnlaugs Kopfwunde. Er setzte sich indes und sprach diese Weise:
Herrlich stritt der Heerfürst Hrafn im Sturm der Waffen. Gegen mich Gervolks Sieger Ging zum Kampf auf Ding'nes. Speeres Regen spürt' ich Sprühen in der Frühe: Manchem Wiking weckt' er Wunden da um Gunnlaug. |
Darauf bestatteten sie die Toten, setzten dann Gunnlaug auf
sein Pferd und sogen mit ihm wieder hinab nach Levanger, Dort lag er drei Tage und Nächte und empfing vom Priester die Sterbesakramente. Dann starb er und wurde bei der Kirche bestattet. Allen deuchte es ein großer Verlust um die beiden, Gunnlaug und Hrafn, wenn sie daran dachten, wie jene ihr Leben hatten lassen müssen.
17. Gunnlaug wird gerächt
Im Sommer, noch ehe eine Kunde von diesen Begebenheiten nach Island kam, träumte Jllugi dem Schwarzen ein Traum, da er zu Hause in Schluchthöh war. Es schien ihm, als ob Gunnlaug im Schlafe zu ihm käme, ganz mit Blut bespritzt, und folgende Weise im Traume zu ihm spräche:
Sah's, wie auf mich sausend Sank Hrafns scharfes Langschwert. Hob sum mächt 'gen Hiebe Hin meins auf sein Schienbein. Gierig konnten Geier Gunnlaugs Wunden saugen, Da mein Haupt vom Hiebe Hrafns gespalten klaffte! |
Jllugi entsann sich der Weise, als er erwacht war, und sagte sie dann auch den andern. Zu Mosfell träumte in derselben Nacht dem Önund, Hrafn käme zu ihm. Er war ganz voller Blut und sprach folgende Weise:
Schwertes Rötern Schwertgott 1 Schwer Unheil bescherte. Klang in Norweg klirr'n der Klingen Schlag zu Ding'nes. Blutige vögel flogen, Freuten sich auf Beute. Weit nach Blut durchwatet Wunden-Aar die Runde. |
Im folgenden Sommer auf dem Allthing sprach Jllugi der Schwarze zu Önund auf dem Gesetzesfelsen: "Wie willst du mir für meinen Sohn büßen, da doch dein Sohn Hrafn ihn mit solchem Wortbruch täuschte:" Önund sagte Ich meine, ich bin durchaus nicht dazu verpflichtet, für ihn Buße zu zahlen. Habe ich doch schon genug durch ihren Kampf gelitten! Ich will auch von dir keine Buße für meinen Sohn fordern." "Davon wird bald einer deiner Verwandten oder Geschlechtsgenossen etwas merken," erwiderte Jllugi.
Nach dem Thing aber den ganzen Sommer hindurch war Jllugi immer sehr niedergeschlagen. Es heißt nun, daß er im Herbste mit dreißig Mann von Schluchthöh wegritt und in der Morgenfrühe nach Mosfell kam. Önund und seine Söhne flohen in die Kirche. Jllugi aber nahm zwei von dessen Verwandten gefangen . Der eine hieß Björn, der andere Thorgrim. Er ließ Björn töten und Thorgrim einen Fuß abschlagen. Jllugi ritt dann wieder heim, und Önund erhielt dafür keine Genugtuung.
Jllugis Sohn Hermund konnte sich über den Tod seines Bruders Gunnlaug schwer beruhigen, und er hielt ihn doch noch nicht für genügend gerächt, trotz Jllugis Tat. Ein Mann hieß Hrafn. Es war der Neffe Önunds von Mosfell. Er war ein großer Seefahrer und hatte ein Schiff das im Widderfjord (Hrutafjörd) vor Anker lag. Im Frühjahr ritt Hermund, Jllugis Sohn, allein von Hause fort nordwärts nach Holtavörduheid. von dort zum Hrutafjörd bis nach Schiff fand (Bordeyr) zu dem Kaufmannsschiff. Die Kaufleute waren da beinahe reisefertig. Der Führer des Schiffes Hrafn war am Lande und viele Männer bei ihm. Hermund ritt auf ihn los, durchstieß ihn mit seinem Speer und ritt dann schnell wieder fort. Die Gefährten Hrafns aber waren alle über die Tat wie verblüfft. Auch für diesen Totschlag wurde keine Buße entrichtet. Und damit waren die Händel zwischen Jllugi dem Schwär en und Önund auf Mosfell zu Ende.
18. Helgas Tod
Thorstein Egilsson vermählte seine Tochter Helga nach einiger zeit an einen Mann, namens Thorkel, den Sohn Hallkels. Er wohnte in Lavatal (Hraundal), und Helga zog mit ihm
in sein Gehöft. Sie gewann wenig Zuneigung zu ibm, da ihr Gunnlaug nie aus dem Sinn kam, obwohl er tot war. Doch war auch Thorkel ein tüchtiger und wohlvermögender Mann und ein guter Skalde. Zwei ihrer Söhne hießen Thorarin und Thorstein. Aber sie hatten noch mehr Kinder zusammen. Helgas größte Freude war, den Mantel, ihr Geschenk von Gunnlaug, zu entfalten und lange zu betrachten. Einmal kam auch eine schlimme Seuche in Thorkels und Helgas Wohnsitz, und viele wurden krank. Auch Helga erkrankte. doch lag sie nicht zu Bett. Eines Sonnabends abends saß Helga in der Wohnstube, Sie neigte ihr Haupt auf Thorkels, ihres Mannes, Knie, und ließ den Mantel, das Gunnlaugskleinod, hereiholen. Und da man de )i Mantel brachte, da richtete sie sich auf, entfaltete ihn und schaute ihn eine Zeitlang an. Dann sank sie in die Arme des Gatten zurück und war tot. Thorkel aber sprach diese Weise:Eben glitt die gute Gattin todesmatt hin. Halte im Arme Helgas Holden Leib, der Goldmaid. Die viel Leid gelitten, Linnens Trägerin hinfuhr. Traur'ger scheint des treuen Thorkel Los als vordem. |
Helga ward bei der Kirche bestattet, aber Thorkel wohnte dort noch lange. Allgemein war die Trauer bei Helgas Tode, wie zu erwarten war. Damit schließt nun die Geschichte von Gunnlaug Schlangenzunge.
Die Skalden Björn
und Thord
1. Björn und Thord
Hier soll erzählt werden von Isländern, die zur Zeit des Königs Olaf Haraldsson lebten und seine vertrauten Freunde waren. Zuerst ist ein berühmter Mann, Thorkel Eyjolfsson 1, zu nennen, der Mann von Gudrun Olvifrstochter. In jener Zeit nämlich war Thorkel auf Auslandsfahrten und beim Könige Olaf stets hochgeehrt, wenn erdort in der Fremde weilte.
Zu gleicher Zeit wohnte Thord Kolbeinsson auf Hitachkap (Hitarnes ) in Island. Er war ein tüchtiger Skalde und tat sich rühmlich hervor. Er war stets außer Landes, wegen seines verständigen Sinnes von höherstehenden Männern sehr geschätzt. Thord war Gefolgsmann des Jarls Eirik Hakonarson und von diesem hochgeehrt. Beim Volk war er nicht sehr beliebt. Er galt für spottsüchtig und höhnisch gegen alle, denen gegenüber er glaubte sich etwas herausnehmen zu dürfen.
Bei Skuli Thorsteinsson in Borg wuchs ein Mann auf, namens Björn. Er war der Sohn des Arngeir und der Thordis. der Tochter Thorfinns des Strengen (Strangi's) und der Säunn, Skallagrims Tochter. Björn war frühzeitig hoch an Wuchs und stark an Kraft. Mannhaft und stattlich war sein Aussehen. Auch Björn hatte schon wie manche andere den Spott und die Angriffe Thords erfahren. Er war daher bei seinem Verwandten Skuli während seiner Jugend. Denn erdachte dort besser vor den Anzüglichkeiten Thord Kolbeinssons aufgehoben ;u sein als bei seinem Vater Ich rede nun nicht von den kleinen Plänkeleien zwischen Björn und Thord, bevor Björn zu Skuli kam, denn sie gehören nicht zu dieser Geschichte. Skuli war freundlich gegen Björn und schätzte ihn hoch. Er erkannte mit seinem Spürsinn, welche Ehre jener einst ihrem Geschlechte einbringen würde. Björn war wohl mit seiner Lage zufrieden, solange er bei Skuli war.
Es wohnte nun in Hjörsey westlich vom Moorland Thorkel, der Sohn Dufgus' des Mächtigen aus Dufgusdal. Thorkel hatte reichen Besitz und war ein tüchtiger Bauer. Er hatte eine Tochter , namens Oddny, ein sehr schönes und tatkräftiges Mädchen, Man nannte sie Oddny Eykyndil, d. h. ,Inselkerze'. Björn kam häufig dorthin zum Besuch und saß dann immer im Gespräch mit Oddny, Thorkels Tochter. Beide fanden aneinander Gefallen. viele Leute meinten, das gäbe eine passende Heirat, wenn Björn sie zur Frau erhielte. War er doch ein so energischer und wohlerzogener Mann.
2. Björns Verlobung mit Oddny
Als Björn fünf Winter bei seinem Verwandten Skuli verweilt hatte, kam die Nachricht, ein Schiff sei in Dampfachmünde angekommen. Dies gehörte Norwegern. Skuli ritt zum Schiff und lud sogleich die Kaufleute zu sich ein. Denn er pflegte gern Kaufleute bei sich aufzunehmen und gute Freundschaft mit ihnen zu halten. So folgten sie denn auch zu dritt seiner Einladung zum Winteraufenthalt, nachdem sie ihr Schiff ans Land gezogen hatten. Björn war freundlich gegen die Kaufleute. Er leistete ihnen Gesellschaft und gute Dienste, und sie fanden Gefallen an ihm.
Da besprach sich Björn einst mit seinem verwandten Skuli und bat ihn, er möchte ihm zu einer Auslandreise mit diesen Kaufleuten verhelfen. Skulinahm sein Anliegen wohl auf. Er meinte, wie es ja auch der Fall war, daß gar manche Männer ein Fortkommen fänden, die viel weniger dazu geschaffen wären als er. Er versprach ihm auch, was er nötig habe, für die Fahrt mitzugeben Björn dankte ihm für seine gute Beratung jetzt und früher. So verabredete sich denn Björn mit diesen Kaufleuten zur Reise auf ihrem Schiff. Sein verwandter Skuli und sein Vater gaben ihm einen guten Fahrtschilling, so daß er in allen Ehren mit tüchtigen Männern fahren konnte. Weiter ist über den Aufenthalt der Kaufleute nun nichts zu melden. Im Frühjahr begaben sie sich zum Schiff, machten es reisefertig und warteten auf Fahrwind,
Björn ritt nun nach Borg zu seinem Verwandten Skuli, und
da sie sich trafen, sagte er jenem, er wolle jetzt noch auf jeden Fall um Thorkels Tochter Oddny Seien, bevor er abreise. Skuli frug, ob er schon in dieser Sache mit ihr gesprochen habe. Er sagte:"Gewiß. "Dann wollen wir hingehen,"sagte Skuli, und so taten sie. Sie kamen nach Hjörsey und trafen Thorkel und seine Tochter Oddny. Björn brachte nun seinen Antrag vor und freite um Thorkels Tochter Oddny. Thorkel nahm die Werbung wohl auf und stellte die Entscheidung ganz seiner Tochter anheim. Da sie nun Björn von früher sehr gut kannte und sie einander wohl zugetan gewesen waren, gab sie ihr Jawort. Es kam sogleich die verlobung zustande, und zwar sollte diese drei Winter Geltung haben. Wäre Björn dann im vierten Winter wieder im Lande, aber verhindert, rechtzeitig zu dieser Heirat einzutreffen, so würde sie trotzdem auf ihn warten. Käme er aber nicht binnen dreier Winter Frist aus Norwegen heim, dann sollte Thorkel sie vermählen dürfen, wem er wolle. Björn sollte überdies, wenn er selbst verhindert wäre zu kommen, Männer senden, um die verlobung aufrechtzuerhalten. Skuli gab Björn von sich aus ein Vermögen, das nicht geringer war als die ganze Habe Thorkels und die Mitgift seiner Tochter Oddny.Danach nahmen sie Abschied, und Skuli geleitete Björn zum Schiff. Da sprach Skuli: "Wenn du nach Norwegen kommst, Björn, und triffst den Jarl Eirik, meinen Freund, dann bringe ihm meinen Gruß und die Botschaft, er möge dich wohl aufnehmen, und ich denke wohl, er wird dies tun. Bringe ihm auch dies Gold als Wahrzeichen, denn dann wird er sich sagen müssen, daß dies mein Wunsch ist."Björn dankte Skuli für alles Wohlwollen, das er ihm erzeigt hatte, seit er zu ihm kam, und dann schieden sie. Das war in den lesten Tagen des Jarl Eirik. Früh im Sommer segelten sie ab. Ihre Fahrt verlief günstig, und sie kamen nach Norwegen. Björn ging gleich zum Jarl Eirik und brachte ihm den Gruß und die Wahrzeichen Skulis. Der Jarl nahm ihn gut auf und sagte, er wolle gern der Botschaft Skulis willfahren:"du sollst hier willkommen sein, Björn." Björn erwiderte, das nähme er gern an. Er begab sich in die Gefolgschaft des Jarls und hatte es bei ihm gut.
3. Björn und Thord beim Jarl Eirik
In demselben Sommer lief ziemlich frühzeitig ein Schiff aus Norwegen in den Stromfjord (Straumfjörd) ein, Thord Kolbeinsson ritt zum Schiff, und da erhörte; daß die Kaufleute wieder nach Norwegen zurückfahren wollten, kaufte er sich einen Anteil an dem Schiff und ließ bekannt werden, daß er ins Ausland führe. Thord hatte nämlich einen verwandten in Dänemark, Hroi den Reichen. Er hatte ein Besitztum in Röskilde (Hroiskelda). Thord fiel dessen ganzes Erbe zu. Man rüstete sich nun zur Auslandsfahrt, wurde aber spät reisefertig.
Da erfuhr man in der Gefolgschaft des Jarls, daß Thord nach Norwegen von Island gekommen sei auf dem Schiffe, das im Sommer dort hin und zurück gefahren war. Auch daß es ihm gehöre und er dem Jarl ein Gedicht überbringen wolle. Der Jarl frug Björn ob er ibm Auskunft über Thord geben könne. Björn sagte, er kenne Thord ganz genau, und meinte, er wäre ein tüchtiger Skalde:" Es wird ein stattliches Gedicht sein, was er vortragen will." Der Jarl frug: Scheint es dir richtig, Björn, daß ich das Gedicht anhöre?"'"Gewiß," erwiderte Björn",denn das wird euch beiden zum Ruhme gereichen.
Kurze Zeit darauf langte Thord beim Jarl an und begrüßte ihn höflich. Der Jarl nahm das wohl auf und fing nach seiner Herkunft. Er sprach: "Ich heiße Thord und bin aus Island. Ich möchte gern, daß Ihr das Gedicht hörtet, das ich über Euch gemacht habe." Der Jarl sagte, das wolle er. Thord trug das Gedicht vor. Es war eine Drapa, und ein recht schönes Gedicht-Der Jarl lobte es und bot ihm an, den Winter über bei ihm zu verweilen. Thord nahm das an, und er wurde gut behandelt. So waren beide, Björn und Thord, den Winter hindurch beim Jarl.
Es waren aber Männer in der Gefolgschaft des Jarles, die diesem hinterbrachten, Thord und Björn wären keine guten Freunde. Und einstmals, heißt es, rief der Jarl Eirik Thord zu sich und frug ihn, ob Björn ihm bekannt wäre, oder ob er wisse, weshalb ihm wohl Skuli diesen Mann gesandt habe. Thord
aber sagte: Björn ist ein sehr forscher Mann und mir als tüchtig bekannt. Skuli sandte ihn Euch, da er keinen anderen verwandten hatte, der würdiger dazu gewesen wäre." "Das ist wohl richtig," erwiderte der Jarl. Thord sprach:"Habt Ihr etwa schon gehört, wie alt Björn ist:" "Nein," sagte der Jarl. Thord sagte: "Er ist jetzt achtzehn Jahr. viele rüstige Männer sind hier bei Euch, aber Björn dürfte sich zu den allermutigsten gesellen." Das hörte der Jarl gern. Thord ließ sich nichts davon merken, daß er nicht allezeit gut mit Björn gestanden hatte,Eines Wintertages ging Thord zu Björn und bat ihn, einen Trunk mit ihm zu tun. Gewiß, sind wir doch bier an einem Platz, wo es sich für uns schickt, in gutem Einvernehmen zu leben. Der Zwist, den wir unter uns hatten, ist nicht der Rede wert, und ihn lassen wir wohl künftig ruhen." Björn nahm das wohl auf. So kam das Julfest 1 heran. Und am achten Jultag gab der Jarl Eirik seinen Mannen Geschenke, wie es der Brauch vornehmer Männer in andern Ländern ist. Er gab Björn einen goldenen Ring, eine halbe Mark an Wert. Das geschah um seiner Tüchtigkeit und Skulis, seines Verwandten, willen. Dem Thord gab der Jarl ein Schwert, ein treffliches Schmuckstück; als Lohn für sein Gedicht.
Es traf sich nun an einem Abend im Winter, daß Thord mit Björn sprach —sie waren da beide trunken, aber Björn mehr —: "Was gedenkst du im Frühjahr zu unternehmen Oder willst du nach Island " "Ich will im Sommer nicht nach Island," sagte Björn" ,ich denke vielmehr den Jarl Eirik um Urlaub zu bitten, daß er mich auf Wikingfahrt ziehen läßt, damit ich mir Gut und Ehre erwerbe, wenn es so werden soll." Thord erwiderte: "Das scheint mir wenig ratsam: du hast doch schon vorher reichlich Ehre und Ruhm geerntet. Was willst du nun solch Wagnis unternehmen: Viel besser ist's, du fährst mit mir im Sommer nach Island zurück zu deinen edlen verwandten und kümmerst dich um deine Heirat." Björn erwiderte'"Diesen
Der Winter verging nun, und Thord rüstete sein Schiff. Da traf er sich noch einmal im Gespräch mit Björn. Denke daran, Thord", sagte Björn, " was wir besprochen haben, und führe nun meine Botschaft gut aus." Thord verhieß alles Gute, und sie schieden in gutem vernehmen. Die Männer wußten nichts Genaueres von diesem Gespräche Thords und Björns. Es heißt, daß Thord fünfzehn Jahre älter als Björn war. Sein Preisgedicht auf Jarl Eirik hieß "Belgskaka -Drapa".
Thord fuhr früh im Sommer ab und landete um die Zeit des Allthings in Dampfachmünde. Er ritt sogleich zum Thing, und das war den Männern angenehm, denn er konnte schöne Neuigkeiten berichten. Auch richtete er Björns Botschaft für diesmal gut aus sagte, jener würde kommen, um seine verbindung mit Oddny zu vollziehen, und gab ihr den Ring. Thord fügte aber hinzu, Björn habe ihm die Heirat abgetreten, den Fall, daß erstürbe oder nicht wieder nach Island käme.
4. Björn bei König Waldemar von Rußland
In demselben Sommer, als Thord nach Island fuhr, ging Björn vor den Jarl und bat ibn um Urlaub zur Wikingfahrt nach Osten. Der Jarl sagte ihm, er möge nach seinem Belieben fahren. Da fuhr Björn mit Kaufleuten nach Rußland (Gardariki) zu König Waldemar (Valdimar)1. Er lebte da den Winter hindurch in hohen Ehren bei dem Könige. Er kam mit den vornehmen Manna gut aus, denn allen gefiel sein Anstreten und seine Sinnesart sehr.
Wie es heißt, traf es siech, da Björn in Rußland bei König Waldemar war, daß ein unwiderstehlich großes Heer ins Land kam. Das befehligte ein Recke, namens Kaldimar, groß und stark, ein Verwandter des Königs, ein gewaltiger Heerführer, waffengewohnt und mächtig als Kriegsmann. König Valdimar und er hatten, wie man sagte, gleichen Anspruch auf die Herrschaft. Jener Recke hatte aber, weil er junger war, die Herrschaft nicht erhalten. Deshalb fuhr er nun als Wiking aus, um sich Ruhm zu erwerben. Es gab keinen Heerführer zu jener Zeit im ganzen Osten, der so berühmt gewesen wäre wie er. Als aber König Valdimar dies erfuhr, da sandte er Männer zu gütlicher Vermittlung an seinen verwandten. Er bat ihn Friede zu halten und die Hälfte des Reiches sein eigen u nennen. Der Recke aber meinte, er wolle das Reich allein besitzen. Wenn der König dies nicht wolle, so fordere er ihn zum Holmgang, oder aber sie müßten beide mit ihrem ganzen Heere kämpfen. Beides schien dem König Valdimar gleich untunlich. Er wollte ungern sein Heer einbüßen, meinte aber, er sei des Holmgangs wenig kundig. So er seine Gefolgschaft um Rat. Die Männer rieten, er solle das Heer aufbieten und sich schlagen. In kurzer Zeit kam ein großes Aufgebot von Männern dort zusammen, und König Waldemar trat dem Recken gegenüber. Da bot ibm der König an, einen Mann sich zum Holmgang zu stellen, und der Recke willigte ein unter der Bedingung, daß er das ganze Reich besitzen solle, falls er den Mann fälle, fiele er aber, dann solle der König sein Reich wie vorher beherrschen.
Da forschte nun der König unter seinen Mannen, ob einer für ihn zum Holm gehen wollte; indes die Männer waren dazu wenig geneigt. Jeder glaubte, er wäre dem Tode verfallen, wenn er mit dem Recken streiten sollte. Der König aber verhieß dem, der sich zum Zweikampf entschlösse, seine besondere Freundschaft und andere Ehren. Aber doch wollte es niemand wagen. Da sagte Björn: "Ich sehe, daß hier sich alle höchst unmännlich der Not ihres Herrn gegenüber benehmen. Ich bin aus meinem Lande gezogen, um mir Ruhm zu erwerben. Hier gibt es nun zwei Möglichkeiten: die eine, mannhaft den Sieg
zu erstreiten, obgleich das bei diesem Gegner wenig wahrscheinlich ist, die andere; tav fer und stolzen Sinnes zu fallen. Und das ist besser als schmachvoll dahinzuleben und es nicht zu wagen für seinen König Ehre einzulegen. So werde ich es versuchen, mich mit Kaldimar zu schlagen." Der König dankte Björn. Das Holmgang-Gesetz 1 wurde nun feierlich aufgesagt. Der Recke hatte ein Schwert namens Märing, ein vortreffliches Kleinod. Es war ein harter und scharfer Kampf, und das Ende war, daß der Recke durch Björn fiel und den Tod fand, Björn aber erhielt eine lebensgefährliche Wunde. Er wurde infolge dieser Tat weit berühmt und vom Könige hochgeehrt. Man schlug dort ein Zelt über Björn auf, da man ihn nicht wohl auf die Heimfahrt mitnehmen konnte. Der König aber kehrte wieder in sein Reich zurück.Björn und seine Leute waren nun im Zelte, und da seine Wunde zu heilen begann, sprach er die Weise:
Gern schlief Goldes Lofn Gar auf Björnens Lager — Hold scheint Oddny, schön auch Schallt das Lied des Skalden —: Hörte Leinschmucks Herrin Hier, daß Björn selbviert nah Weilte im weißen Zelt als Weitberühmter Streiter ': |
Später wurde Björn unter hohen Ehren beim zum Könige geleitet Der König gab ihm die ganze Kampfüstung, die der Recke besessen hatte, auch das Schwert Märing. So hieß nun Björn selbst ein Recke und war in seiner Gegend berühmt. Björn lag den Sommer hindurch an seinen Wunden, den Winter danach aber war er in Rußland. Er war damals drei Winter außer Landes gewesen und fuhr jetzt nach Norwegen. Als er aber dorthin kam, waren bereits alle Schiffe nach Island fort. Es war schon Spätsommer. 1
5. Thord heiratet Oddny. Björn
in Gland
Im Sommer vorher hatte Thord von Kaufleuten an der Weißach erfahren, daß Björn verwundet war. Da bestach er Männer, die aussagen sollten, er sei gestorben, und diese taten das. Darauf erzählte Thord ganz öffentlich von Björns Tode und sagte, er habe die Kunde von Männern, die ihn bestattet hätten. Reiner konnte etwas dagegen sagen, und niemand traute Thord eine Lüge zu. Darauf ging Thord nach Hiörsey und warb um Oddny. Ihre verwandten wollten sie ihm nicht vermählen, bevor die Frist verstrichen wäre, die mit Björn abgemacht war. Im Sommer aber, wenn wieder Schiffe gekommen wären und man nichts von Björn höre, dann, sagten wollten sie die Sache weiter bereden. Nun kamen Schiffe aus Norwegen, doch wußte ihre Besatzung nichts von Björn zu erzählen, da er, als sie ausliefen, noch nicht nach Norwegen gekommen war. Nun erneute Thord seine Werbung, und Oddny wurde ihm vermählt.
Da aber Björn und seine Leute fertig zur Seefahrt waren, kam ein Schiff vom Meere her angesegelt. Björn und seine Leute nahmen ein Boot, ruderten zum Schiff und wollten Neuigkeiten aus Island wissen, da jenes von dort gekommen war. Da erzählten sie von Oddnys Heirat. Und als Björn dies hörte, wollte er nicht nach Island fahren. In diesem Winter zog Björn zum Hofe des Jarl Eirik und weilte bei diesem. Da sie aber vor Hamarsey (Klippholm) lagen, dichtete Björn eine Weise:
Seinen wird Eykyndel, Wähn' ich, heiße Tränen. Hier an Ruders hartem Holz müht sich der Stolze: Björns des Buhlen ferne Bittre Fahrt sie wittert. Metes Schenkin, mit dran Magst die Schuld du tragen |
6. Olaf der Heilige wird König
Es ist nun zu erzählen, daß Thord eine Zeitlang ruhig auf seinem Gehöft in Hitachkap saß, und die Leute hielten dafür, daß Oddny jetzt besser verheiratet sei, als dies nach der früheren Abmachung der Fall gewesen wäre, sowohl im Hinblick auf vermögen und Familie wie auf angesehene Stellung. Auch mit ihrer gegenseitigen Liebe stand es leidlich. Sie hatten acht Kinder, fünf Söhne und drei Töchter. Thord hatte damals das Schiff, das er auf seinen Fahrten gebraucht hatte, an Handelsleute verkauft. Björn war jetzt auf der Wikingfahrt; um sich Gut und Ruhm zu erwerben. Er war der Freund Jarl Eiriks, und dieselben Männer wie früher begleiteten ihn. Wenig sehnte er sich jetzt nach Island, da er von dort jene Kunde gehört hatte, auch. wie Thord dabei gegen ibn vorgegangen war.
Und in der Zeit, da Björn außer Landes war, fand ein Wechsel der Herrschaft in Norwegen statt. Nach Jarl Eirik bekam sein Sohn Hakon die Herrschaft. Svein, der Bruder Eiriks, aber
herrschte über seinen Landesteil wie vordem, und so blieb es zwei Jahre. Darauf aber kam Olaf der Heilige ins Land und nahm Hakon im Saudesund gefangen. Er schwur dem König Olaf Eide und sog dann außer Landes. Aber Olaf kämpfte mit dem Jarl Svein vor Nesjar 1 am Palmsonntag, und Sveinn entkam. Olaf aber herrschte dann als König über das ganze Land. Nun kam die Kunde in andere Länder daß die Jarle Svein und Hakon außer Landes waren. Björn und seine Leute erfuhren von diesem Wechsel der Regierung, auch daß viele gute Gerüchte über diesen König umgingen, wie das ja ganz in der Ordnung war. Und in dieser Zeit war auf Handelsfahrten jener füher erwähnte berühmte Mann, Thorkel Eyjulfsson . Er stand in hohen Ehren bei König Olaf. Thorkel war auch ein Freund Thord Kolbeinssons.
7. Björn und Thord auf den
Brenneyjar
Es wird gemeldet, daß Thord Kolbeinsson erfuhr, das Hroi der Reiche, sein Mutterbruder, gestorben sei. Thord hatte ihn zu beerben. Er kaufte nun ein Schiff und gedachte auszufahren, um sich das Vermögen zu holen. Es heißt nun weiter von Thords Fahrt, daß er König Olaf aussuchte. wurde wohl aufgenommen. Er erzählte dem Könige die näheren Umstände seiner Reise. Thorkel war damals dort und führte Thords Sache beim Könige gut, daß jener sein Erbe erhielte. Der König ließ ihm einen Brief an seine Freunde in Dänemark ausstellen und versah ihn mit seinem Siegel. Es waren damals mit Thord zusammen die Söhne Eids, Thorvald und Thord. Auch Kalf der Schlimme war mit dorthin gefahren. Thord hatte eine Drapa auf den König gedichtet. Nun ging er und sagte sie ihm selbst auf. Er empfing vom König einen Goldring, einen bortenverbrämten Pelzrock und ein tüchtiges Schwert.
Thord erkundigte sich im stillen, ob einer von den Männern
Am selben Abend kam Thord zu den Inseln und lag dort mit seinem Schiff die Nacht. Da kamen zwei Männer heran und fugen, wem das Schiff gehöre. Ein schnellzüngiger und wenig vorsichtiger Mann sagte, es gehöre Thord Kolbnnsson. Thord sprach: " Du bist ein unbesonnener Mann, sage doch, daß Thorar Weitsegler das Schiff hat." So tat jener. Der Mann von der Insel sprach: "Tut, was ihr wollt, lügt ödet sagt die Wahrheit." Die Männer zogen sich zurück. Es waren Späher Björns gewesen. Dieser lag mit neun Schiffen am anderm Ende der Insel.
Thord sprach, als sie fort waren: "Das müssen Kundschafter von jemand gewesen sein. Ich werde jetzt auf die Insel gehen und sehen, ob ich etwas erkunde. Björn sprach zu Audun, als dessen Männer zurückkamen und über Thord berichteten: "Ich glaube nach dem Bericht das Schiff zu kennen. Es wird Thord gehören, und es fügt sich gut, daß wir uns treffen." Thord ging nun auf die Insel und mit ihm Kalf der Schlimme und einige andere Männer. Da sie ein wenig landeinwärts gekommen waren, sprach Thord: "Geht ihr jetzt zum Schiffe zurück. Ich 1
Nun hieß Björn seine Mannen sich waffnen und nach den Kaufleuten sehen. Er meinte, wahr wäre, was zuerst gesagt wurde, Thord Kolbeinsson würde der Herr des Schiffes sein. Sie taten, wie Björn gesagt hatte. Sie gingen zu dem Handelsschiff, und die Besatzung schien führerlos zu sein. Björn frug, wer der Führer des Schiffes wäre. Sie wußten Björn wenig Dank für seinen Besuch und gaben die Auskunft, die Thord ihnen aufgetragen hatte. Björn traute dieser nicht und wollte die Insel durchsuchen. "Die Insel ist klein, und wir werden ihn dort finden, wenn er auf ihr ist." Nun durchsuchten sie erst das Schiff und fanden ihn nicht. Darauf gingen sie auf die Insel, und es waren ungefähr zweihundert Mann auf der Suche. Und da Björn und seine Leute dorthinkamen, wo Thord saß, sprang er auf und grüßte Björn friedlich. "Hier bist du also, Thord," sagte Björn, "und nicht in Dänemark. Warum sitzest du hier so geduckt: Erzähle uns Neues aus Island. Lange waren wir nicht bei einander." Ich kann viel erzählen, sagte Thord. " warst du im Winter:" Thord antwortete dem Björn. Er sprach: "Beim Norwegerkönige." Björn frug: "Wo im Land hielt sich der König auf?" "Im Norden," sagte Thord, " im Frühjahr aber fuhr er nach Btk, und dort ist er sicher noch."Björn sprach: Was sind nun die neuesten Nachrichten aus Island:" "Skuli ist tot," sagte Thord, aber dein Vater und dein Ziehvater lebt." Björn erwiderte: "Das ist eine schlimme Botschaft, daß Skuli tot ist. Aber ist es richtig, das
du Oddny Thorkelstochter geheiratet hast kur; e Zeit, nachdem wir uns trennten" Thord versetzte: Es ist wahr." Björn sprach: "Wie konntest du glauben mir mit solcher Tat treulich die Freundschaft zu halten?' Thord sprach: "Ich wußte nicht, daß sie länger als drei Winter auf dich warten sollte." Björn versetzte: "Solche Kniffe nützen dir nichts. denn ich weiß längst die ganze Wahrheit." Thord bot ibm Entschädigung an. "Es dürfte ratsamer sein," erwiderte Björn, "ich erschlüge dich: die Sache hätte dann mit uns ein Ende."Es endete nun so, daß Björn ihnen das Leben schenkte, doch nahm er ihnen das Gut und auch das Handelsschiff. Darauf raubte er Thord seine Kostbarkeiten und brachte ihn in die erbärmlichste Lage. Thord bat seine Wertsachen behalten zu dürfen, erreichte aber nichts. Dann ließ Björn Thord und alle seine Fahrtgenossen mit ihren Kleidern auf ein Schiffsboot bringen und so ans Festland schaffen. Und bevor sie sich trennten , sagte Björn: "Thord, ich habe dir nun Schande und Schmach angetan und dich am vermögen geschädigt, und doch ist das alles noch weniger, als du verdient hast. Fahre nun zu den Orkneys und weile nur wenig in Norwegen. Ich werde den König aufsuchen. Ich schätze ihn, ohne ibn gesehen zu haben, so hoch, daß ich dich nicht töte, weil du sein Gast warst. Wo ich dich aber von nun an treffe, sollst du vor mir nicht sicher sein, es komme denn ganz anders, als mir schwant."
Thord und seine Leute gingen nun aufs Boot, mit ihnen auch die Männer aus Vik. Sie wollten ihre Habe behalten: die Waffen blieben ihnen. Sie trafen dann den König und sagten ihm diese Botschaft, von Björns Raub und seinen Anklagen gegen Thord.
8. Olafs Schiedsspruch
Darauf hatte Björn eine Besprechung mit Audun, seinem Gefährten; und sagte ihm, daß er König Olaf aufsuchen wolle: "Ich möchte nicht in seinem Zorn leben wegen der Beraubung der Kaufleute." Audun versprach ihn zu begleiten, denn ihn trieb das Heimweh dazu, sich wieder in Norwegen niederzulassen. Sie zogen nun zum König, ließen aber die
meisten ihrer Mannen, ihr Gut und ihre Schiffe zurück. Drei Nächte später kamen sie an den Königshof als Thord und seine Leute. Björn ging selbzwölft in die Halle, wo der König beim Trinkgelage saß, und fünfzig Mann blieben beim Schiffe zurück. Björn trat vor den König und grüßte ihn ehrerbietig. Der König frug, wer er sei: Er nannte seinen Namen. Der König sprach: Ist das nicht dein Widersacher, Thord? Der erwiderte: "Gewiß, das ist er." Der König sagte, er wäre ein dreister Mann, daß er es wage, ihn aufzusuchen. Er hieß ihn ergreifen und in Fesseln legen. Björn sprach, das wäre wohl leicht getan, trotzdem aber dürfte Thord kaum schuldlos in der Sache sein. Der König meinte, die Wikinger fänden leicht den Kaufleuten etwas anzubängen, wenn sie nach deren Waren trachteten. Jetzt erzählte nun Björn von Anfang an die mißhelligkeiten zwischen ihm und Thord und nannte die Beschwerden , die er gegen Thord Kolbeinsson zu haben glaubte. Der König frug Thord, ob es sich so verhielte, wie Björn sagte; Thord erwiderte. er habe erst genau sich über Björns Tod vergewissert, ehe er das Weib gefreit habe. Aber doch hat die Sache sich nicht bestätigt, sagte der König, und Björn dünkt mich reichlich Grund zur Klage gegen Thord zu haben. Wollt ihr beide nun, fuhr der König fort, "daß ich zwischen euch entscheide: Beide bejahten es, und so wurde eine friedliche Lösung beschlossen.Darauf sprach der König das Weib Thord zu samt allem ihrem Vermögen, dem Björn aber einen gleich großen Teil von dem, was er dem Thord geraubt hatte, und zu Oddnys Habe sollte das Geld, das sie nach dem Tode ihres vaters erbte, gerechnet werden. Die beiderseitigen Beleidigungen sollten gleich wiegen , die Wegnahme des Geldes und der Frauenraub. Björn sollte einen goldverbrämten Rock und einen Ring für den Ring bekommen, den Thord bei der Heirat mit Oddny empfing. Thord aber sollte das Schwert behalten, was der König ihm geschenkt hatte. Der König meinte, sie täten am besten, diesen vergleich zu halten. Björn empfing alle Habe Thords, die er dort hatte, außer dem Schiff. Jeder Kaufmannn aber sollte sein Vermögen wieder haben, das ihnen Björn vorher abgenommen hatte 1.
Thord blieb den Winter hindurch beim Könige, ebenso Kalf und die Söhne Eids. Aber Björn fuhr nach Btk mit Audun und seinen Leuten, denen Björn beim König wieder Friede im Lande erwirkt hatte, und sie blieben dort den Winter hindurch. Im Sommer darauf fuhr er zu König Olaf und weilte bei ihm dann zwei Winter. Thord aber fuhr nach Island im Sommer, erzählte indes nichts von seinen Streitigkeiten mit Björn, die dort im Osten stattgefunden hatten. König Olaf gab Thord eine Fracht Holz aufs Schiff, dann segelte dieser ab und kam heim auf sein Gehöft.
9. Björn vertauscht des Königs
Riemen
Björn weilte nun beim König. Und einmal, als der König und Björn plauderten, sagte dieser: "Ich weiß, , daß die Männer, die mich bei dir wegen meinen Zwistes mit Thord anschwärzten, nicht erwähnt haben, was mich vor allem veranlaßte, Thord und seine Männer nicht zu töten." Der König erwiderte: "Davon hat man mir nichts gesagt." Björn sprach: "Ich will es dir denn sagen. Ich schätzte dich, ohne dich gesehen zu haben, so hoch, daß ich nur deshalb den Thord und seine gesamte Schiffsmannschaft nicht tötete, weil er dein Wmiergast gewesen war. Und das sollte er sicher erfahren, wenn wir uns wieder träfen, — falls du dich nicht in die Angelegenheit gemischt hättest und dies nicht übel aufnähmst." Der König sagte: "Wir wollen das aus dem Munde der Männer hören, die dabei waren, als du Thord trafst, und sie sollen es bestätigen. Das wurde getan, und sie bestätigten, daß Björn wirklich gesagt habe, wenn er Thord und seine Fahrtgenossen nicht töte, so geschähe dies aus Rücksicht auf den König. Dem König erschien Björns verhalten nun noch besser als vorher, da er seinethalb Thord freigegeben hatte. Es waren Männer beim Könige, die Bescheid wußten über Björns und Thords Verhältnis während ihres Aufenthaltes beim Jarl Eirik. Sie hatten den König davon unterrichtet, und Björn hatte das
In diesem Herbst weilte Björn beim Könige. Sie lebten in aufrichtiger Freundschaft, und Björn empfing schöne Geschenke von ihm. Da trug sich folgender vorfall zu, als Björn den König zu einem festlichen Gelage begleitete, wobei diesem immer viele Annehmlichkeiten bereitet wurden, wie es sich gehörte, diesmal ein Wannenbad — denn eine andere An des warmen Bades gibt es in Norwegen nicht. 2 Der König und seine Mannen gingen ins Bad. Die Männer legten ihre Gewänder aufs Feld nieder. Über das Bad war ein Zelttuch
10. Björns Rückkehr nach Island
Nun ist weiter zu erzählen, daß, als der Frühling kam, Björn sein Schiff nach Island reisefertig machte. Es rüsteten aber auch andere Schiffe zur Fahrt nach Island, und sie kamen früher dorthin als Björn. König Olaf sandte den Männern eine Botschaft mit, Thord solle die Sühne mit Björn gut halten, auch wenn jener nach Island käme. Er ließ sagen, jener wäre dazu verpflichtet. nach dem, wie ihr Verhältnis sich jetzt gestaltet habe. In diesem Sommer landete Björn mit seinen Leuten zu Schiffbau im Widderfjord auf Island. Er hatte sich ein großes vermögen und außerdem reichlich Ruhm und Ansehen erworben. Sie löschten nun ihre Ladung und errichteten ihre Zelte.
Anderseits aber, heißt es, begann eines abends Oddny ;u
Thord, ihrem Mann zu sprechen: "Hast du eine wichtige Neuigkeit gehört, Thord:" "Keine," erwiderte er, aber du redest so, als hättest du eine erfahren." Du hast es richtig erraten," versetzte sie. "ich habe allerdings eine wichtige Mitteilung vernommen . Mir ist von der Ankunft eines Schiffes im Widderfjord erzählt worden. Auf ihm ist Björn, den du tot gesagt hattest." Thord sagte: Mag sein, daß dich dies eine wichtige Neuigkeit dünkt." Gewiß ist das eine bedeutsame Nachricht, weiß doch jetzt genau, wie man mich vermählt hat. Ich hielt dich für einen wackeren Kerl, doch bist du voll Trug und Lüge." "Man sagt doch," sprach Thord, für alles gibt es eine Genugtuung." "Mir ahnt," erwiderte sie, er selbst wird sich seine Genugtuung schon gewählt haben." "Denke darüber, wie du magst," sagte er. Damit schloß ihre Auseinandersetzung.Arngeir aus Holm und seine Leute fuhren zum Schiff und trafen Björn. Da fand ein freudiges Wiedersehen zwischen ihnen statt. Sie luden Björn zu sich ein und meinten, jetzt würden sie erst an ihm Freude haben. Lange wären sie nicht zusammen gewesen. Er versprach mit ihnen zu kommen. Das Schiff wurde nun ans Land gezogen, da der Sommer zu Ende ging, und Björn fuhr heim zu seinem Vater viele Leute freuten sich der Heimkehr Björns, denn vorher war immer hinund hergeredet worden über Björns Schicksal, ob er noch am Leben sei oder nicht. Der eine sagte; daß er tot sei, der andere, das Gerücht wäre falsch. Nun wußte man die Wahrheit. Björn wurde wohl aufgenommen bei seiner Heimkehr. Sein Ziehvater schenkte ibm einen Hund, den er früher gern hatte. Sein Vater gab ihm einen Hengst, der Hviting d. h. Weißling" genannt wurde; —denn er war ganz weiß von Farbe — dazu zwei weiße Fohlen. Das waren gar kostbare Gaben.
11. Thord lädt Björn ein
Es heißt nun, daß Thord die Oddny frug, ob es ihr nicht ratsam schiene, Björn zu längerem Aufenthalt bei ihnen einzuladen. Er sagte, er wolle nicht; daß Männer zwischen sie träten und sie untereinander verhetzten, ich will auch auf diese Art Björns Sinnesart und seine Treue gegen mich
erproben. Sie riet ab und sprach, das wäre kein heilsamer Schritt bei den Gerüchten, die da umliefen.Thord ließ sich nicht irre machen und sog nach Holm in Hitachtal. Er ritt allein in einem blauen Mantel. Zu Holm ragt ein Hügel an der Rückseite des Hauses, und ein Abhang senkt sich von diesem Hügel hernieder bis hin an das Haus. Björn und seine Mutter waren diesen Tag bei der Arbeit. Sie breiteten unten Linnen aus und ließen es an der Sonne trocknen, da es naß geworden war. Plötzlich sprach sie: "Da reitet ein Mann daher in blauem Mantel. Er gleicht ganz Thord Kolbeinsson, und er ist es auch. Sein Kommen wird uns nur Schaden bringen."
"Das wird es nicht," sagte Björn. Nun kam Thord an. Sie grüßten sich und sprachen über allerhand Neuigkeiten. Da sagte Thord: Das ist mein Geschäft bier zu hören, ob du gesonnen bist, den Sühnevertrag zu halten, den der König zwischen uns zustande brachte, daß keiner von uns beiden fortan dem andern etwas zu büßen haben solle. Es ist doch sehr zu beachten, ein wie vortrefflicher Schiedsrichter die Sache zwischen uns ins Reine gebracht hat. Lange Zeit ging mir das durch den Kopf wir würden uns nie versöhnen." Björn erwiderte, das einzig Richtige wäre die einmal geschlossene Vereinbarung zu halten. Thord sprach: Ich bin bei der Sühne anscheinend am besten weggekommen, und ich werde nun zeigen, daß ich wirklich zu voller Aussöhnung bereit bin. Ich lade dich bei mir zum Winteraufenthalt ein. Du sollst es gut bei mir haben-Ich glaube auch, du wirst das gern annehmen." So sprach Thord weiter mit gewinnenden Worten. Da sagte Thordis: "Du wirst sehen, daß ich mich nicht so leicht beschwatzen lasse. Denke daran, Björn," fuhr sie fort, je gefälliger Thord redet, um so trügerischer cher denkt er. Traue ihm ja nicht!
Da kam Arngeir hinzu und , wovon sie sprächen. Thord sagte es ihm. "Mir scheint, sagte Arngeir; daß der Björn und Thord den größeren Freundschaftsdienst leistet, der diese Sache unterstützt, wenn ihre versöhnung dadurch inniger wird. Ich rate Björn mitzuziehn, und Thord tue das, was er verspricht." So waren die Ehegatten hierin gar uneinig. Björn sagte: Ich habe mir vorgenommen, es mit meinem Vater zu halten. Frei
lich gar manchem wird diese Einladung seltsam vorkommen bei dem Gerede der Leute." Thord redete immer wieder, Björn wäre nicht sein Freund, wenn er diese Einladung nicht annähme . Jetzt versprach Björn Thord einige Zeit bei ihm zu verweilen, er meinte aber, er wolle erst noch eine Zeitlang bei seinem Vater bleiben.Thord ritt nun heim. Er sagte der Oddny; wie es ihm am Tage ergangen wäre, und erklärte, er habe die Sache nach seinem Wunsche in Ordnung gebracht. "Wie denn:" frug sie. Er sprach, er habe Björn in ihr Haus geladen, und zwar habe er das getan, um ihr Genugtuung zu verschaffen. Sie erwiderte: "Ich glaube, du lügst, wo du kannst. Thord sagte: "Ein Eid verpflichtet ja nicht auf alle Fälle." So schloß ihre Auseinandersetzung .
12. Björn bei Thord.
Beginnende Reibereien
Nun rüstete sich Björn für den Aufenthalt bei Thord und fuhr nach Hitachkap mit drei lebenden Kostbarkeiten, zwei Pferden und einem Hund. Das eine Pferd ritt er, das andere führte er am Zaum. Sein vermögen ließ erin Holm zurück. Thord nahm ihn freundlich auf, gab ihm den Ehrenplatz nach ihm, und legte seinen Leuten dringend nahe, sie sollten mit zu ihrer Eintracht wirken. Die Männer versprachen in der Sache das Beste, doch erschien den meisten die Anwesenheit Björns sonderbar. So war nun eine Zeitlang ein freundschaftliches Verhältnis unter ihnen.
Es heißt aber, daß Thord gegen Winteranfang mit Oddny ins Gespräch kam und frug, wie es jetzt mit den häuslichen Arbeiten stünde. Es ist zurzeit allerhand zu tun," meinte er, "und alle müßten sich irgendwie nützlich machen. In der Hitach liegt eine Insel, reich an Plätzen Seehundfang und für die Ausbeute von Vogeleiern, auch waren Wiesen und Saarland auf ihr. "Jetzt sollen Männer und Weiber aufs Feld, um Korn aufzustapeln, sagte er" ,du aber mußt zu Hause bleiben, denn die Schafe sollen heute heimgetrieben werden, und du wirst versuchen müssen, sie zu melken, wenn dir diese
Arbeit auch ungewohnt ist." Sie sagte:"Dastehe ich einen Mann, der wie geschaffen dazu ist die Schafhürden zu reinigen. Das ist dein Geschäft!" "Ein übles Wort istdas, sagte Thord",habe ich doch vielmehr Arbeit mit unserem Gehöft als du" Er geriet in Zorn und schlug sie mit der rechten Hand auf die Wange. Björn war nicht weit von ihnen, hörte ihr Gespräch und sagte diese Weise:Dumm nicht scheint die Dame Da beim fahlen Knaben. Fegen hier die Hürden Hieß sie ihn des Vließviehs. Goldes Trägerin Trug nie Treibt — ein forsches Weiblein! Weise Björn, mir, wies die Würdige Frau die Türe 1 ! |
Thord ging nun an seine Arbeit, aber Oddny melkte die Schafe nicht. Auch reinigte Thord nicht die Hürden. Thord aber dünkte die Weise schlecht, die Björn sprach, doch gab es zunächst kein Unfrieden. Einige Zeit danach, heißt es, kam Thord einmal in die Stube, und er sah, daß Björn mit den Mägden schwatzte. Es war am Abend, und Björn tändelte mit ihnen.
Da sagte Thord:
Geh jetzt hinaus! Gar nicht gefällt Mir dein Geschwätz Mit dienendem Weib. Sitzest am Abend Stets, wenn ich komme, Als wärest du mir gleich: Geh jetzt hinaus! |
Björn sagte: "Du fängst wieder mit der früheren Dichtweise an," und er sprach diese Weise dagegen:
Hier sitz' ich fest. Herrlich dicht' ich. Scherze mit Frau 'n Freudigen Sinns. Niemand uns das Neidisch verarge. Heil ist mein Witz Hier sitz ich fest! |
Wenig später traf es sich einmal am Abend, daß Thord, als er hereinkam, leise auftrat, um zu erlauschen, was im Hause vorginge. Da hörte er ein Gespräch und glaubte unterscheiden zu können, daß Björn und Oddny miteinander redeten. Er horchte nun, ob er ihr Geplauder nicht verstehen könnte. Björn merkte das und sagte der Oddny, daß Thord horche. worüber sie sprächen. Sie nahm das sehr übel, ging hinaus und zürnte gewaltig. Björn aber sprach diese Weise:
Ständig seufzt Eykyndel, Stets ein Wort möcht' reden. Lebe ganz im lieben Laut der holden Plaud'rin. Hatein gern erhorchte Hier mein Wort und ihres: Duck' dich nur, entdeckt wardst Dort du schon, mein Thordchen! |
Thord behagte dieser Spottvers Björns wenig, doch blieb es vorläufig ruhig, und jeder dachte sich sein Teil. Eines Abends, da sie in der Stube saßen, setzte sich Thord die Oddny auf seinen Schoß und tai verliebt mit ihr. Er wollte wissen, wie sich Björn dabei verhalten würde. Er küßte sie und sprach dann diese Weise:
Gern des Goldschmucks Dirne, Gelt, Björn vermählte. Nahm die edle Oddny Ab Hitdölakappi. |
"Es ist ja richtig," sagte Björn, "daß ich auf diese Heirat verzichten mußte, aber in unsern Streitigkeiten sind doch Dinge vorgefallen, die du, dächte ich, nimmer vergessen solltest." Und er sagte diese Weise:
Dünkt mich, Thord, wirst denken Dort an Thrälaeyr stets, Da mit vielem Volk du Fandest Björns Heer am Strande! Ließest du, niedrer Neiding, Nicht dein Gut im Stiche? Zeigtest's: den kürzeren zag du Ziehst trotz schönem Liedsang ': |
Und bald darauf sprach er diese Weise:
Forsch, du feiges Bürschchen, Falzt' ich Kopf und Hals dir, Da so fein du fand'st die Flucht durch Berg und Schluchten. Rissest aus vom Rosse Rans, du Bosheits Ahnherr: Ach l Dein einz'ger Reichtum Angst ist's, Mutes Bankert! |
Noch immer glaubte Björn nicht genug dem Thord es gesteckt zu haben, daß jener ihn immer an ihren Handel erinnerte und sich rühmte. das Weib erobert zu haben, während Björn von ihr lassen mußte, und so dichtete er noch eine Weise:
Kingträgerin, der ranken, Raub du büßtefi, glaub' ich. Weggefegt, du feiger Sant, ward deine Mannheit. Unke, lagst in Angst vor Oddaeyr am Boden. Miedeft, Schuft, in schosler Scheu mich auf Brenneyjar. |
Nun war es still in der Sache, und beide dachten von einander schlimmer als vorher. Einstmals sagte Björn diese Weise:
Blonder Bursch, birschte Beides ab zum Leid dir, Geld und Glück: nie stritt im Gersturm ich so wehrhaft! Kampferprobt erkämpft' ich, Kerl, dein Schiff mir herrlich! Weil du trogst mich, Tölpel, Toll du büßen solltest! |
Dem Thord gefiel diese Weise gar nicht, wie zu erwarten war, und es entstand nun weiterer Streit unter ihnen. Eines Abends heißt es, saß Björn bei Oddny. Da spielte er seinen größten Trumpf aus und dichtete diese Weise gegen Thord:
Wahr macht, was du fürchtest; Wett's. Thord, deine Bettmaid: Weiß doch. Lieb' erwies im Westen mir die Beste. Dein Sohn von hochsinn'ger Schmuckträgerin —genug sagt's — Gleicht, Geber des lichten Golds, mir —dem er sollte 'l |
Nun ruhte fürs erste ihre Dichtung, und es gab zunächst keinen Streit mehr.
13. Weitere Zwistigkeiten
Weiter wird erzählt, daß eines Abends Thord mit Oddny ins Gespräch kam. "Du sagst und manche andre auch," sprach er, daß Björn ein wackerer Bursch sei, mir scheint das aber in vieler Hinsicht gar nicht. Er schätzt seinen Hund in gleicher Weise am Tisch ein wie uns. Früher hatte ich mit Hunden gar nichts zu tun. Es wird ihm leid sein, wenn die Portionen beim Essen zugemessen werden." Sie erwiderte: "Willst du's versuchen und sehen, was dabei herauskommt:" So wollen wir's einrichten," sprach er, "jeder Mann soll einen mit Fleisch belegten Brotleib erhalten, wir wollen sehen, ob er dann auch dem Hunde abgibt. Es kommt noch dazu," fuhr Thord fort, "daß zwei seiner Pferde hier im Winter sind, und er reizt meine Knechte dazu, ihnen auch abzugeben. Es ist wenig anständig, meine Knechte zu veranlassen, die Rosse zu füttern."
Da nun die veränderung mit der Mahlzeit vorgenommen war, gab Björn dem Hunde nicht weniger wie vorher, Thord und Björn aber hatten nur wenig zu essen, und anderseits drohte das Gesinde davonzulaufen bei der neuen Speiseordnung. Nach ein paar Mahlzeiten sprach Thord wieder zu Oddny und sagte, er habe keine Lust länger wegen Björns Hund zu hungern, das führt zu nichts." Die alte Mahlzeitordnung mußte wieder aufgenommen werden. So geschah es auch. Das gefiel dem Gesinde wohl, Björn aber tat, als hätte er überhaupt nichts gemerkt.
Oft sprach Thord Oddny gegenüber darüber, wie undankbar und unverträglich Björn bei jedem Anlaß wäre. Und einmal, als sie wieder darüber sprachen, dichtete Thord die Weise:
Saßen wir zu Hause Sechzehn gar einträchtig, Jeden sah 'n wir seine Sachen ruhig machen. Plötzlich ein da platzte Protziger Geldesstrotzer. |
So lebten sie den Winter hindurch ziemlich unverträglich, und das war gar nicht nach Oddnys Wunsche. Thord hatte Björn zuerst die Wahl gestellt, ob er seine Pferde zur Weide nach Hitachkap führen wollte oder ob sie daheim gefüttert werden sollten. Björn hatte lieber gewollt, daß sie fortgetrieben würden. Aber das unterblieb und ward nicht getan. Kalf der Schlimme kam nach Hitachkap und frug, wie dem Thord sein Wintergast gefiele, und ob dieser es veranlasse, daß ihm mehr Heu draufginge, als seine Pferde fräßen. Sie gingen dann nach dem Heu, und man schien schlimm mit ihm umgegangen zu sein. Thord war ärgerlich, und er sagte Oddny, Björn habe seine Knechte bestochen, das Heu in den Schmutz zu treten und zu verderben. Sie meinte, Björn wäre schwerlich daran beteiligt, daß seine Pferde anders gestiert würden als die übrigen" ,du aber denke nur daran, daß du alles richtig hältst, was du ihm verfprochen hast. Darauf ließ Thord die Pferde Björns forttreiben, und zwar nach Hitachkap, und sie hatten dort eine gute Weide. So hörte dann Thords Unzufriedenheit wegen der Pferde Björns auf, und man konnte sagen, es war eine Zeitlang Friede.
14. Björn verläßt Thords Haus
Späterhin aber, heißt es, als Thord und Björn eines Abends auf der Bank saßen, gerieten sie in Zank. Da sprach Thord diese Weise auf Björn:
Geh nun hinaus! Du gabst uns Mehl: Rot sah das aus. Roggen", sprachst du. Da es die Männer Mischten mit Wasser, Gab's Asche nur: Geb nun hinaus! |
Björn dichtete dagegen:
Hier sitz' ich still. Ich kam im Herbst. Reich sahli' ich dein Ranziges Fett! ock 'gen Pelz mir, Lieber, du gabst, Herrlich gefüttert ! Hier sitz' ich still! |
Es zeigte sich da, daß dem Thord seine Ausgaben gar gewaltig vorkamen, der Entgelt aber gering. Björn gab es ihm in gleicher Weise zurück, weil er meinte, Thords ganze Einladung wären schöne Worte gewesen, die Bewirtung aber bettelhaft. Sie dünkte ibm nur böser vergeltung wert. Beide standen sich jetzt noch schlechter als vorher. Sie schliefen alle in einem Nebenhaus im Winter, Thord und Oddny sowie die Magd, die sie entkleidete. Eines Abends kam Oddny spät ins Bett, da hatte ihr Thord keinen Platz darin gelassen. Sie stieg nun über den Bettpfosten und wollte unter die Decke zu ihm. Das war aber nicht möglich, und daher saß sie oben. Da sprach Björn die Weise:
Liegt gestreckt, nicht lug' ich, Lanzenmann, durchs ganze Bett: ein Plätzchen bittet Brustschmucks sanfte Lustmaid. Duckend dort im Eckchen Derb friert Goldes Erbin. Findet kein Los, das feiner Für sie, Schwert's Walküre ': |
Oddny bat da, sie sollten nun nicht weiter über sie dichten, und sagte, das diese Weisen sie nichts mehr angingen.
Nun verging ein Winter, und der Sommer kam, ohne daß sie haderten. Im Winter hatte Oddny zu Björn gesagt; ihre Tochter mit Thord sollte er als Ersatz dafür haben, daß erste nicht zur Frau erhielt, wie es bestimmt war. Eines Abends dachte Björn daran, setzte sich Oddnys beide Mädchen aufs Knie und sprach diese Weise-maidlein
Maidlein zwei' n samt Mutter Mag mein Herz hoch schlagen. Schön Oddnys Wort schien dem Schmied des Skaldenliedes. Höher gilt's ihm, als golt' das Goldkind als sein hold Weib: Sie preis ich —wo säh' man Schön' re sonst: —in Tönen 1 ! |
Da nun der Sommer kam, hatte Björn vor sich zur Abreise zu rüsten. Als er fertig war, gab er; wie man sagt, Oddny den Mantel, den er von Thord erhalten hatte, und beide wünschten sich alles Gute. Vor dem Aufbruch ritt er zu dem Nebenhaus, in dem Thord war. Kalf der Schlimme; der neuerdings wiedergekommen war, saß bei ihm. Björn sagte Thord, er wäre reisefertig und er wolle nun sein Haus verlassen. Thord sprach, das wäre gut, und besser wäre es gewesen, wenn er es schon füher getan hätte. Björn sagte, das habe er längst gewußt 2.
15. Björn verhöhnt Thord
Demnächst ist zu erzählen, daß Thord Kolbeinsson einmal seinen Strand durchsuchte. Er kam gerade dazu, als ein Seehund in einer Eiswake stak. Es war Ebbe und auf der See nur Eis, so daß der Seehund nicht fortkam. Thord überlegte, daß, wenn er sich von Hause seine Waffen bolte; die Flut wieder kommen würde, ehe er zurück wäre. Dann könnte erden Seehund nicht fangen. Das wollte er nicht. So packte er denn zu, und es gelang ihm den Seehund sich aufzuladen. Das gab
Kinder, holde Kunde: Knauser liegt zu Hause! Sieh, halbtoter Seehund Schliß ihm's Fleisch auf bissig. Halt ihn fest, den feisten, Freßmaul, sei nicht lässig. Ebbt die Flut hoch: üppig Ab dann hüpft dein Schnapphahn 1! |
Thord erfuhr dies alles und hörte die Spottweise. Sie deuchte ihn wenig schön, aber ganz Björns Bosheit gemäß. Zunächst antwortete Thord nicht darauf, und es blieb ruhig.
16. Thord verhöhnt Björn
Nun ist weiter zu berichten, daß Thorgeir, der Knecht Björns, eines Abends mit ihm redete. Er sagte, es dürfte nicht mehr Heu genug da sein für das Vieh, das er hüten müßte, und bat Björn, nach dem Futter zu schauen, ob er wohl meine, daß es ausreichen würde. Björn tat so, wie er es wünschte. Sie machten sich nun auf und kamen zu den Kuhställen. Thorgeir ging zuerst hinein, weil ihm der Weg bekannter war. Eine Kuh hatte gerade gekalbt, und Thorgeir fiel über das Kalb, das auf dem Fußboden lag, und schimpfte. Björn bat ibn das Kalb in einen Kuh stand emporzuheben, Thorgeir aber sagte, ihm wäre es viel lieber, wenn das verteufelte 1
Eitler Geck, was gackerst Giftig du: mich trifft's nicht. Schwäger; schweig, was schwatzt du, Stutzer, ohne Nutzen: Schmach ihn traf, den schmächt' gen Schildmann, reden will ich: Unterm Kuhschwanz kuscht' an Kalbes Steiß er albern 1 ! |
Den Leuten schien es ratsam, daß die Weise nicht herumkäme. Sie wurde daher auch wenig in der Gegend verbreitet, kam aber doch Björn zu Ohren. Sie dünkte ihm übel, und er gedachte sich nicht dabei beruhigen. Björn ritt im Sommer mit sechzig Mann nach Hitachkap und lud Thord wegen der Weise vor Gericht nach den gesetzlichen Bestimmungen. Beider Freunde aber meinten, diese Angelegenheit dürfe nicht vor das Thing kommen, sie sollte lieber in der Gegend zum Austrag gebracht werden. Das war aber nicht möglich. Thord wollte sich nur auf dem Thing zu einer Buße verstehen. Sie trugen die Sache nun auf dem Thing aus: Thord sollte einhundert Silbers 2 für die Weise zahlen. Björn aber forderte in der Gerichtsverhandlung , daß jeder von ihnen. der einen Spottvers
17. Björn errichtet die Neidstange
Es wird weiter berichtet, daß auf dem Grenzrain Thords sich etwas vorfand, das keineswegs auf Besserung ihrer Freundschaft deutete. Es waren zwei Männer, der eine hatte einen blauen Hut auf dem Haupte. Sie standen vornübergebeugt, der eine vorn, der andere hinten. Man sagte, das wäre ein böser Streich, und das Los keines der beiden, die da ständen, wäre gut, böser doch dessen, der zuvörderst stände. Thord dünkte dies vorgehen und diese Beleidigung übel, daß man in seinem Bezirke eine Hohnstange ' errichtet hatte. Er schob das Björn zu, und die neue Spottweise, die Björn überdies gedichtet hatte, schien ihm eine schlechte Genugtuung. So ritt er im Frühjahr darauf mit sechzig Mann zu Björn und lud ihn wegen der Errichtung der Hohnstange und wegen der Spottweise aufs Allthing. Ihre Freunde aber redeten auf sie ein, sie sollten sich zu Hause aussöhnen, ehe sie eine so häßliche Sache vor das Allthing brächten. Das wollte Björn nicht 2. Sie zogen zum Thing, und es kam in der Sache zu einer Buße. Björn mußte drei Mark Silber für die Hohnstange und die Spottweise zahlen. Sie fuhren heim und wurden nun sozusagen ausgesöhnt. Es war jetzt zwei Winter Friede, so daß die Erzählung nichts zu berichten hat.
18. Björn tötet Thords verwandte
Im dritten Sommer nach dem Allthing lief ein Schiff in Aue (Eyrar) ein, auf dem waren zwei Verwandte Thords, zwei Brüder aus Vik. Der eine dieß Ottar, der andere Eyvind. Sie waren Gesippen Thords von Vaterseite her. Beide waren nichtige Männer. Sie sandten Thord Botschaft, daß er ihnen entgegenkommen sollte. Sie hätten gehört, erführe einen stattlichen Haushalt, und sie gedächten dort bei ihm Aufenthalt zu nehmen. Als Thord dies hörte, ritt er nach Aue und empfing seine verwandten freundlich. Er lud sie zu sich ein. Sie zogen mit ihm. Es war zu viel in der Gegend von Thords und Björns Hader gesprochen, als daß diese Männer nicht hätten früher davon reden hören sollen. Es herrschte die Meinung, daß Thord meistens den Kürzeren gezogen habe. Das mißfiel ihnen sehr, denn sie waren sehr selbstbewußte Männer, und sie meinten, sie könnten es wohl beurteilen, daß Björn keines- wegs ein so großer Mann wäre, wie man sagte, daß andere Männer ihm nicht gewachsen sein sollten. Sie stachelten Thord auf, sich nicht dabei zu beruhigen. Die Männer der Gegend machten oft Fahrten nach Schneefeldkap (Snäfellsnäs), um Fische oder andere Dinge dort zu kaufen. Nun fuhr auch Björn einmal nach Saxahval in Strönd zu seinem verwandten Arnor, um Fische zu kaufen. Er wurde schön empfangen, Thorhild, Björns Base, redete darüber mit ihm: "Du bist ein tüchtiger Mann, Björn," hub sie an, "aber du fühlst dich auch als solcher. Deshalb kommt dir meine Rede vielleicht frei vor. Mir scheint es gefährlich, daß du nur mit einem Mann aussiehst bei den Feinden, die du hast. Es sind jetzt Männer in die Gegend gekommen, die nicht oft den Kürzeren zogen, und die wissen, daß Thord öfter schlecht dir gegenüber abgeschnitten hat. Es kann leicht sein, daß sie das ahnden wollen. Ich habe hier einen Sohn, namens Thorfinn. Den biete ich dir zur Begleitung an, obwohl er es daheim sehr gut hat. Ich freue mich sehr über dein Hiersein, aber noch mehr freute ich mich, wenn du mit zwölf Männern bier wärst, die ebenso tüchtig sind wie Thorsinn, mein Sohn, oder mit noch mehreren. Alle
sollten wohl bewirtet werden, du aber wärest dann weniger plötzlichen Überraschungen von deinen Feinden ausgesetzt." Björn sagte: "Habe Dank für dein Angebot und deine gute Gesinnung. Ich nehme es gern an, daß Thorfinn mich auf meiner Fahrt begleitet, aber ich wüßte nicht, daß ich es notwendig hätte mit einer so großen Schar auszuziehen." Björn weilte dort, gut bewirtet, drei Nächte.Thord Kolbeinsson hörte nun, daß Björn nicht daheim sei, sondern nach Saxahval gefahren wäre. Da gab er ein Geschäft in Strönd vor und zog zu zwölf nach Beruhraun. Seine verwandten Ottar und Eyvind waren mit auf der Fahrt. Als sie dorthin gekommen waren, sagte ihnen Thord, was er mit seiner Fahrt bezwecke. Er wollte Björn einen Hinterhalt legen. Er meinte, jener käme arglos von Saxahval, und er gedächte ihm das Leben zu nehmen. Thords verwandte erwiderten , sie hielten es für wenig heldenhaft, zu zwölf zwei Männer zu überfallen. Sie erklärten, daß sie nicht mit ihm von Hause aufgebrochen wären, wenn sie das gewußt hätten, und sie stellten Thord die Wahl, entweder Björn nur mit zwei Mann zu überfallen oder ihnen, den Brüdern, den Überfall Björns zu überlassen. "Wir meinen, wenn auch Björn ein sehr kampftüchtiger Mann ist, so ist das doch schon in Rechnung gezogen, da wir annehmen, daß sein Begleiter uns beiden im Kampfe nachsteht. Aber zu zwölf werden wir ihn niemals überfallen." Thord sagte: "Dann wollen wir von der Fahrt wieder reden, wenn wir erprobt haben, ob es nicht notwendig war, eine solche Schar gegen Björn zu haben. Ich sehe ja: ihr seid nicht nur tüchtige Männer, sondern fühlt euch auch als solche. Da ich mich nun entscheiden soll, wie ihr vorher sagtet, so stellt ihr ihm denn nach, und wir wollen fortreiten." Damit waren sie einverstanden. Thord zog sich nun zurück, so daß er mit dem Überfall der Brüder nichts mehr zu tun hatte. Die Brüder aber legten Björn einen Hinterhalt und glaubten so am besten zu fahren.
Nun ist von Björn zu erzählen, daß er sich zum Aufbruch von Arnor; seinem verwandten, rüstete. Da kam die Hausfrau und sagte: "Ich rate durchaus, daß Björn von hier nicht anders
als zu zwölf über Beruhraun siehe. Denn mir hat geträumt, Björn, Thord würde dir einen Hinterhalt legen, da er gar arglistig ist." "Das tut er sicher nicht," sagte Björn, " wenn er das beabsichtigt, wird er es nahe bei seinem Gehöfte tun." So ritt Björn zu dritt von Arnors Hof.Da sie kurze Zeit fort waren, sagte Thorhild zu ihrem Manne: "Wenn Björn heute ein Unglück geschieht, dann werden wir beide heute abend nicht unter einer Decke liegen." Auf ihr Betreiben zog Arnor mit acht Mann von Hause fort und erreichte ihn auf dem Lavafeld. Björn empfing ihn freundlich und sprach: "Du bist mir schnell nachgeritten, Oheim!" Ich tat es," sagte er, " da du es nicht eilig hattest mich dazu aufzufordern: nun muß ich mich dir schon selber anbieten." "So sei es denn," sagte Björn. Sie stiegen nun vom Rosse und führten die Pferde über die Lava, denn sie hatten eine große Last mitzuschleppen. Björn und Arnor gingen voran. Björn hatte einen Hakenspeer in der Hand und den Helm auf dem Haupte. Er war mit dem Schwerte gegürtet und trug den Schild an der Seite. Aber Amor hatte das Schwert in der Hand und hielt dieses über die Achsel und war am Leib mit einem Gürtel umschaut. Sie gingen nun auf dem Weg über die Lava.
Die Brüder sahen, daß mehr Männer kamen, als sie um Björn vermutet hatten. Ihre Fahrt schien ihnen vom Übel, wenn es Björn gar nicht war und sie sich zurückziehen müßten. So warteten sie. Schnell, ehe sie es gewahr wurden, war Björn vor ihnen. Eyvind war der ältere der Brüder. Er griff Björn an und hieb auf ihn mit der Streitart. Sie traf den Helm und glitt herab, und die Schneide durchhieb das Schildband. So wurde Björn an der Brust verwundet und außerdem am Fuß. Beides aber waren keine großen Wunden. Ottar hieb Arnor in den Kopf und schlug ihm das Ohr und einen Teil des Backenknochens ab. Der Hieb aber wurde durch das Schweri aufgehalten, das er über der Achsel trug. Björn warf den Schild von sich auf die Lava und hieb auf Eyvind. Das war ein Todeshieb. Es Selen dann beide Brüder. Da sprach Björn die Weise:
Träg das vieh am Tage Treibst du, Bock der Weiber! Hirnlos schwatzt Thord, Harnisch- Heldin Björn doch fällte: Weiß er, wo den biss 'gen Blutstahl ich schwang mutige? Lustigen Zweikampfs Listen Lästig sind dem Freßwanst 1. |
Jetzt verbanden die Verwandten ihre Wunden und begruben die Brüder dort in der Lava. Sie erklärten sie nach dem Gesetz für unheilig 2 wegen ihres hinterlistigen Überfalles. Thord Kolbeinsson war nicht weit davon und wußte, was geschehen war, es schien ihm aber nicht geraten, sie anzugreifen, da sie so viele zusammen waren. Er zog daher nach Hause und wurde in diese Angelegenheit nicht weiter verwickelt. Man frug ihn daheim, wie weit er denn gekommen sei, er aber sprach diese Weise auf Björn:
Zweifel hielt uns zwölfe Zag, o Frau, im Lager. Beruhraun uns barg den Bitteren Pfeil befiedernd. Lief erst stolz zur Lava: Lachend da Björn in Schlacht ier Sah ich, und die Sehnsucht Sank; den Mann zu fangen. |
Und noch eine zweite Weise sprach Thord:
Schöner Björns Ruhm scheinet Schwertkampfs tapfrem Mehrer, Als Thords: schätzt doch Schatzes Spender sich unendlich! |
Arnor zog nun nach Hause und genas von seinen Wunden. Björn zog ebenfalls heim und mit ihm etwas mehr Männer, als mit denen er ausgefahren war. Eines Tages aber dichtete er diese Weise:
Stamm des Heerkampfs hier soll's Hör' n —das gönnt Björn ihm: Wichest in feiger Flucht doch, Fant, am Meeresstrande! Zwei Recken abzwackt' im Zwist durch Schwertes Biß ich Thord: der Föhrdefahrer, Fraß gab er den Raben 2! |
Björns Wunden wurden bald heil, und es war jetzt Frieden. Der Tod der Brüder fand keine Sühne. Björn ließ sie auf dem Kirchhof begraben.
19. Björn tötet Thorstein Kalfsson
Man erzählt nun, daß Kalf der Schlimme einige Winter in Lavatal wohnte, wie früher berichtet wurde, und daß er darauf von Björn Holm pachtete, Björn aber und sein Vater wohnten in Feld. Weiter unten liegt die Grettirhöhle 3, 1
Weiter ist nun zu berichten, daß Kalf der Schlimme sich westlich der Hitachtalsbeide Land kaufte. Das Gebiet heißt Sennachtal (Selardal). Da waren, kann man sagen, zwei Gehöfte: das eine hieß: "Hurdarbak". Dort wohnte ein Mann, namens Eider hatte mit seiner Frau zwei Söhne, der eine hieß Thord, der andere Thorvald. Sein Gehöft grenzte an das Kalfs im Sennachtal.
Im Sommer darauf, als Kalf seinen Wohnsitz von Holm nach Sennachtal verlegt hatte, machte Thorstein, der Sohn Kalfs, eine Reise über die Heide und besuchte Thord in Hitachtal. Er wurde von ihm gut aufgenommen, und Thorstein teilte sein Anliegen mit, er wolle eine Ladung Seehundfleisch kaufen. Thord sagte:"Warum läßt Björn, euer Freund, euch nicht das zukommen , was ihr bedürft: seid ihr doch seine Freunde geworden!" Thorstein entgegnete:" Er hatte nicht genügend Gelegenheit zur Seehundsjagd." Thord sagte: "Kennst du seine freundschaftliche Gesinnung gegen euch genau: erinnere mich, daß er euch im Sommer auf dem Allthing wegen einer Geldsache belangen wollte, auch geht er damit um, euch einen Diebstahl zuzuschieben , daß ihr, ehe ihr es merkt, verurteilt seid. Dann wird
er das Land, wo ihr wohnt, für sich beanspruchen, und es mag ihm dann wohl gefallen, das ganze Gebiet westlich der Heide zu besitzen wie vorher den Osten und den Süden." Thorstein erwiderte, davon habe er nichts gehört."Das kommt daher, daß ihr kurzsichtige Menschen seid und eber töricht schwatzt als verständig denkt. Ehe ihr es euch verseht, wird euch Björn um euer Vermögen gebracht haben. Wißt ihr nicht, wie es eurem Verwandten Dalk erging Und doch wollt ihr noch zu Björn halten Aber ich und Dalk sind gans einer Ansicht über euer verhältnis zu Björn und möchten ihn beiseite schaffen, ehe er eure Verurteilung durchsetzt. Du kannst aber, meine ich, ganz derbe Hiebe austeilen, und du könntest viel ausrichten. Es wäre doch ein Glück für euch und ein mannhaftes Beginnen, wenn du seinen Plan vereiteltest und ihm zuvorkämst. Dann würdest du auch die Unterstützung mächtiger Männer haben." Thorstein glaubte dies. Thord sagte, er wolle Thorsteins Anliegen erfüllen, "ich will dafür nichts haben als Seine Freundschaft. Du sollst, wenn du hinsiehst, in Holm vorsprechen. Dort sage Björn, daß du wiederkommen würdest, um dein Geltvieh abzuholen. Sage aber deinem Vater nichts davon, wenn du heimkommst."Nun zog Thorstein fort mit seiner Ware und tat, was ihm Thord vorgeschlagen hatte. Er ging nach Holm und sagte Björn, er käme wieder, um die Schafe zu holen, die er und sein Vater dort gehabt hätten. Darauf zog Thorstein heim und brachte seinem Vater die Ware. Kurze Zeit darauf aber zog er wieder heidesüdwärts und kam am Abend nach Holm, als die Männer am Feuer saßen. Thorstein klopfte an die Tür. Björn ging ihm entgegen gegen, grüßte ihn und bat ihn, bei ihm die Nacht zu verweilen. Er sagte, daß er weiterziehen müsse nach Hausfeld (Husafell) zu seinem Verwandten Dalk, und bat den Björn, ihn zu begleiten, " wir wollen es so einrichten, daß ich mein Gelwieb morgen bekomme und nach Hause treiben kann."
Björn ging mit ihm aus dem Gehöft. Er glaubte aber zu bemerken, daß jener nicht recht bei der Sache war, als er über die Besorgung der Schafe sprach, als ob erin Gedanken wäre, auch stark die Farbe wechselte. Björn sagte, als sie auf das Lavafeld kamen, er möchte jetzt umkehren. Thorstein hatte eine Zimmermannsart
in der Hand mit langem Schaft und von großer Schärfe. Er selbst aber war nur leicht gekleidet. Björn kam auf den Gedanken, jener wäre bei Thord gewesen, ehe er nach Westen zog. Er sah, wie Thorstein die Farbe wechselte, und sorgte, er möchte ein Meuchelmörder sein. Er wich etwas vor ihm zurück und gab ihm Seie Hand. Thorstein zeigte nun gleich deutlich, wonach sein Sinn stand. Er hob die Art empor und wollte sie Björn in den Kopf schlagen. Aber Björn wich dem Hiebe aus denn das alles kam ihm nicht unerwartet —faßte Thorstein mitten um den Leib und hob ihn an seine Brust empor. Die Art entsank ihm und fiel hin. Darauf warf ihn Björn nieder und war nicht sanft so daß er genug bekam, er griff ihn an die Kehle und würgte ihn, bis er tot war, ohne daß er Waffen gegen ihn brauchte. Darauf bestattete Björn ihn in der Lava und ging beim. Die Knechte frugen, wie er und Thorstein auseinandergekommen wären. Er sagte die Weise:In Klifsörvis Klüften Kalfs Sohn zum Tod half ich. Schierte mich des Schwertgotts Streitlust da nicht weiter. Doch ich Thundsturms Tanne Traf nicht mit den Waffen. Selbst Flußfeuers Streuer Stürzte, sein Leben kürzend 1. |
Björn schlief nun die Nacht. Am Morgen aber stand er auf und ging gleich mit seinen Knechten dorthin, wo er Thorstein bestattet hatte, und erklärte ibn vor Zeugen für unheilig nach dem Gesetz. Darauf ritt Björn weiter über die Heide zu Kalf und bot ihm Sühne seinen Sohn an, nicht, weil er es wert wäre; sondern wegen ihrer Freundschaft und weil sie vorher auf seinem Lande gewohnt und mit ihm gemeinsam gewirtschaftet hätten
"Ich weiß auch," sagte Björn, daß Thords Rat Thorstein veranlaßte , mich anzugreifen." Kalf sagte, er wolle gern die Buße annehmen, wenn er selbst die Entscheidung darüber habe, sonst aber nicht. Björn sagte, das geschähe nie, und fügte hinzu, Kalf habe sich wohl wenig in der Gewalt, wenn er ihm zumute, für einen nach dem Gesetz schutzlos erklärten Mann Buße zu zahlen. Dann ritt er fort. Björn hatte nun drei Männer von Thord getötet und sie alle für schutzlos nach dem Gesetz erklärt.
20. Björns Stage wegen der Kuhweisen
Im Frühjahr darauf sog Björn aus, um seine Hammel von Vellir herab und das Tal herauf nach der Seite, wo Hausfeld lag, zu treiben. Seine Knechte gingen mit ihm. Da sah er Kohlenrauch im Walde und hörte Männerstimmen. Er und der Knecht lauschten, was da geredet wurde. Thorkel Dalksson und sein Knecht sprachen über die Sache Thords und Björns und über die Spottweisen, die jeder auf den anderen dichtete, und zwar in verschiedener Weise. Der Knecht hielt es mit Björn, Thorkel aber mit Thord. Sie haderten gerade darum, wer am wirksamsten den andern in Weisen verspottet habe. Björn hatte da kurz vorher ein Flim (Spottgedicht) über Thord gemacht, und das war ziemlich weit unter den Leuten herumgekommen. Das war sein Inhalt: Arnora, die Mutter Thords, hatte einen Fisch gegessen, den er Gramagi d. h. Steinbeißer nannte, er sollte an der Rüste gefunden sein, jene wäre aber von der Mahlzeit mit Thord schwanger geworden, und so stammte dieser nicht gans, nur von mütterlicher Seite, von Menschen ab. So aber hieß es im Gedicht:
Flut schwoll zum Strand, Fisch kam ans Land, "Steinbeißern" gleich, Glibbrig und weich — Fraß Thords Mutter Solch ein Futter — Giftig war er: Gar Schlimmes birgt's Meer. |
Unter der Brust, Bauch schwoll vom Wust, Hin die bleiche Hemdeneiche Ging, sich lang Brüstend im Gang. Die Qual im Leib! Dick ward das Weib: |
Nun kam ein Sohn, Man sagte schon Reichtums Spender, In Web 'n sie fänd' er. Ins Aug' er da Dem Angstkind sah. Dann sprach er leis "Feig wie' ne Geiß" 1. |
Nun sagte der Knecht, Thord hätte nach seiner Meinung Björn gegenüber schlecht abgeschnitten, im Liede wie in allem übrigen. Er erklärte, etwas so Boshaftes habe er nicht wieder gehört wie dies Spottlied vom Steinbeißer, das Björn über Thord gedichtet habe. Thorkel dagegen meinte, viel wirksameren Spott enthielten die Kuhweisen ("Rolluvisur")2, die Thord über Björn dichtete. Der Knecht sagte: "Die hörte ich niemals. Kannst du die Weisen auswendig:" "Ich denke wohl, daß ich sie kann, ich mag sie aber nicht aufsagen, das ist ja auch verboten. Es wurde auf dem Allthing doch beschlossen, daß der ohne Gesetzesschutz sollte getötet werden können, der eine Spottweise sagte, so daß sie Björn hörte. Wozu sie auch aufsagen, selbst wenn erste nicht hört!" "Du könntest es schon," sagte der Knecht, "ich bin sehr neugierig drauf und Björn kann sie ja jetzt nicht hören."
So stritten sie lange. Thorkel wollte nicht heran, und der Knecht drängte und sagte, er brauche doch keinen Aufpasser zu fürchten . Endlich ließ sich Thorkel doch verleiten und sagte die Weisen auf. Da lief Björn vor und sagte, jene hätten Besseres zu tun als die Kuhweisen bekannt zu machen." Wie ist es,"fuhr erfort, "denkst du nicht daran, daß nach Gerichtsbeschluß der ohne Gesetzesschutz fallen sollte, der die Weisen aufsagte, oder nimmst du darauf überhaupt keine Rücksicht:" Thorkel sagte, er vermute, daß er gehorcht habe. " Das ist doch nicht die Art Björns sonst," fuhr er fort, "überdies, denke ich, bist du noch kein König über die Männer; daß du die Menschen nicht solltest in Frieden von dir gehen lassen." "Das kann ich ganz und gar nicht annehmen," fügte Thorkel hinzu."Ich werde nicht König sein über die andern, wenn ich es nicht über dich bin," versetzte Björn. Damit schlug er ihn tot.
Der Knecht ging hin und erzählte Dalk den Vorgang. Er härmte sich sehr über seinen Sohn, dachte aber, er hätte kaum Aussicht auf Buße. Er hatte vorher sich vorgenommen, in die Streitigkeiten Björns und Thords nicht einzugreifen. Jetzt zog Björn nach Hause und hatte die erste Zeit nach dem Totschlag viele Männer um sich. Dalk ging zu Thord Kolbeinsson. Er erzählte ihm von dem Totschlag und der Ursache. Dem Thord schien jener viel durch ihn gelitten zu haben, und er büßte Dalk mit einer Geldsumme und wollte die Sache vor Gericht zum Austrag bringen, wenn keine Sühne zustande käme. Dalk aber sollte dann dem Thord bei der Verfolgung der Rechtssache nach Kräften Beistand leisten. Darauf im Frühjahr ging Dalk den Björn um eine Sühne an. Er antwortete versöhnlich und weigerte sich nicht Buße zu zahlen. Darauf machte Thord die Sache Björns doch bei Gericht anhängig. Und da die Männertum Thing kamen, wollte Thord die verurteilung wegen Totschlags durchsetzen, Björn aber legte verwahrung ein in der Sache, und erhob den Einspruch, es wäre damals vor Gericht beschlossen worden, wer eine Spottweise so spräche, daß sie ihm zu Ohren käme, der solle rechtlos fallen. Er aber habe gehört, wie Thorkel die Spottweise auf ihn hersagte, " und deswegen habe ich ihn getötet." Dieser Einspruch genügte, und Thord fiel mit seiner Klage durch.
21. Thords Sohn Kolli
Es war einstmals im Sommer, als Kolli der Schmucke noch jung war, daß Björn spazieren ging, und ein Bursche rannte da neben ihm, nur wenige Jahre alt, aber sehr schön und vielverheißend. Björn frug, wem der Knabe gehöre. Ein Mann aber erwiderte ihm, es sei der Sohn Thord Kolbeinssons und heiße Kolli. Da sprach Björn die Weise:
Fängt mein Herz des flinken Fjordsroßtummlers Mordsaug' ? Glaub' mein eignes Abbild Eben lief hieneben ! Frugen hier, ich hört' es, Heut, die Hortverschleudrer: Oddnys Kind, ahnts edel- Äugig den Erzeuger 1? |
Etwas Neues ergab sich nicht für die Frage von Kollis Abstammung, wenn auch Björn bisweilen in seinen Weisen darauf anzuspielen schien, welche vermutung er in dieser Sache hatte.
22. Björn tötet die Ächter
Eines Tages, heißt es, hatte Björn einige Achter bei sich aufgenommen und ließ sie um sein Haus eine Befestigung aufführen. Und wegen dieser Beherbergung der Achter verklagte Thord den Björn vor Gericht und suchte sich möglichst dafür ;u entschädigen, daß Björn seine Klage damals unwirksam gemacht hatte. Er hoffte, jetzt würde jener bestimmt verurteilt werden . Björn verantwortete sich dafür auf dem Allthing und gab zu, daß Thord diesmal recht habe und die Wahrheit spräche. Er werde sich dem Gesetz in dieser Angelegenheit nicht entziehen und erkläre, dafür eine Geldbuße zahlen zu wollen. Sie
Einige Zeit später traf es sich, daß Thord Kolbeinsson zwei Ächter bei sich aufnahm und sie in Lavatal im Hause Steinolfs, des Mannes von Thorhalla Gudbrandstochter; unterbrachte, Björn hörte das. Er ritt von Hause zur Senne Stnnolfs und traf einen Mann im Kiesachtal (Grjotardal) namens Eirik, der dort wohnte. Er schenkte ibm ein Messer und einen Gürtel, damit er ihm verriete, wenn die Achter; die Steinolf beherbergte, zu Schiffe gingen. Thord nämlich gedachte sie von Island fortzubringen und ihnen einige Habe mitzugeben. Er hoffte sie so am besten los zu werden. Dieses sein Vorhaben aber hatte Björn in Erfahrung gebracht.
Nun kam die Zeit heran, da jene zum Schiffe gehen sollten. Sie machten sich für den Abend reisefertig und zogen in der Nacht aus. Als Eirik das gehört hatte, war er nach Holm geritten und hatte es Björn gesagt. Dieser machte sich sofort auf und ritt ihnen nach. Ihr Weg führte sie aber über die Hitach. Björn war ihnen hart auf den Fersen und ereilte sie in der Nacht, noch bevor sie über den Fluß gingen. Es ist nur kurz zu berichten, daß Björn sie beide erschlug. Darauf schleppte er sie an eine Klippe und begrub sie dort. Ihre Habe nahm er mit nach Hause. Thord gehörten die Rosse; auf denen sie geritten waren. Und gegen Ende der Nacht ritt Björn von Hause und nahm die Pferde mit sich. Er kam so früh nach Hitachkap, daß die Männer dort noch nicht aufgestanden waren, und Björn ließ da die Pferde, die die Achter gehabt hatten, frei laufen. Er ging dann zu Thord und sprach: "Ich muß dir melden, daß ich die Ächter getötet habe; deren du dich angenommen hattest. Wenn dir dies nun mißfällt, mußt du aufstehen und sie rächen." Thord sprach: "Mit Recht heißt du "Kappe (ein forscher Kerl)." "Was bekomme ich als Angebinde zu dem Namen :" sprach Björn. Thord meinte, er solle
23. Auf dem Pferdekampf
Nun ist weiter zu erzählen, daß eines Tages zwischen Björn und Thord bei Schönwalden (Fagrarskogar) ein Pferdekampf stattfand. Dazu kam die ganze Gegend zusammen. Da bat man Thcrd, etwas Kurzweiliges vorzutragen, und er schlug das nicht ab. Er begann damit, die Weisen herzusagen, die er Tagesglanzweioen (Daggeislavisur) nannte. Die hatte er auf Thordis, Björns Frau, gedichtet. Sie selbst nannte er darin immer"Landaljome d. h. "Licht der Lande". Björn gefiel diese Unterhaltung sehr gut, auch er ließ sich nicht lange dazu drängen, etwas dagegen vorzutragen, und als Thord zu Ende war, begann er die Weisen herusagegen, die er Weisen auf Eykyndel ("Eykyndelvisur") nannte. Als er fertig war, frug Thord seine Söhne Arnor und Kolli, wie ihnen diese Unterhaltung gefiele. Arnor erwiderte: "Das gefällt mir ganz und gar nicht, und derartiges ist nicht schön." Kolli dagegen versetzte: "Das meine ich nicht. Mir scheint, hier kommt Gleiches zu Gleichem; Skaldenspott steht gegen Skaldenspott 1 ". So blieb es ruhig. Die Leute des Bezirks kamen zu ihrer Unterhaltung, wie festgesetzt war, und besonders Wichtiges ereignete sich nicht. Es blieb beim alten, und Thords Laune besserte sich nicht.
Noch ein andermal kamen sie, wie erzählt wird, zu Rede- und Rossekampf zusammen. Björn ging da stolz einher; sein Roß trieb das andere zurück, und in der Hand trug er einen starken Stab den Roßkampf. Thord saß auf dem Rücken seines Pferdes, jati um den Ring der Männer herum und sah sich den Kampf
24. Thords Mordanschag gegen Björn
Einige Winter später kamen zwei Brüder von Hornstrand (Hornstrandir) als: Gäste nach Hitachkap zu Thord und blieben dort die Nacht. Am Morgen aber baten sie Thord sich ihrer anzunehmen und erzählten ihm von ihren Verhältnissen. Thord sagte: "Unter einer Bedingung werde ich euch helfen. Es war zu Beginn des Frühlings. Einer hieß Beinir, der andere Högni. Sie frugen, was das für eine Bedingung sei. "Sie wird euch nicht sehr vorteilhaft vorkommen,"sagte Thord."Ich werde euch ein Hundert Silbers geben, dafür, daß ihr Björn nach dem Leben trachtet und mir sein Haupt bringt. Ich werde euch jetzt die eine Hälfte geben, die andere, wenn ihr wiederkommt." Dies war die Abmachung. Thord verhieß ihnen auch weiter seine Hilfe. Sie sagten, daß sie keine Furcht hätten, sich an Björn heranzumachen, wenn ihnen nur die Gelegenheit dazu würde.
Nun zogen sie das Tal aufwärts und kamen nach Holm zu Björn, am Abend, als das Vieh auf dem Melkplatz war. Sie trafen Thordis, Björns Frau, an der Tur und frugen nach Björn. Sie gaben vor, einen Auftrag an ihn zu haben. Thordis wies sie zu ihm und sagte, er wäre auf den Weideplatz gegangen . Und als sie ins Haus kam, sagte sie Thordis, Björns Mutter, von ihrem Gespräch mit den Ankömmlingen. Die meinte, das möchten Meuchelmörder sein. Und als Kolbein, der Hausgenosse Björns, dies hörte, nahm er dessen Schild und Schwert und lief damit dorthin. wo er Björn wußte, um sie ihm einzuhändigen. Er kam früher als jene dorthin, da ihm der kürzeste Weg bekannt war, und sagte Björn, er glaube, daß Meuchelmörder kämen, um ihn zu überfallen. Björn dankte ihm dafür und ging dann bewaffnet zum Schafstall.
Jene sahen ihn dort eintreten und gingen ebenfalls dorthin. Da sie nun am Stall waren und noch überlegten, wie sie seiner habhaft werden sollten, lief Björn blitzschnell aus dem Hause und packte sie, ehe sie es sich versahen, beide am Arm. Der Unterschied ihrer Kraft und Björns war sehr groß. Es kam anders, als sie äch gedacht hatten. Er band den beiden die Arme auf den Rücken, die Füße aber ließ er frei und legte sie nicht in Eisen. Darauf legte er ihre Arte unter die Fesseln auf ihrem Rücken und hieß sie so zu Thord zurückzugehen und sich ihm zu zeigen. Das Silber aber nahm er ihnen ab und gab es Kolbein . Sie zogen nun fort, und ihre Fahrt erschien ihnen gar übel und schmachvoll. In dieser Verfassung trafen sie wieder in Hitachkap ein. Thord sprach, ihr Dasein brächte ibm keinen Männerzuwachs, und jagte sie fort.
25. Thords vereitelter Überfall
Eine Frau hieß Thorbjörg. Sie lud Björn freundschaftlich ein. Björn nahm die Einladung an und weilte da bei ihr, gut bewirtet, drei Nächte. In der letzten Nacht warf er sich im Schlaf unruhig hin und her, und alb er erwachte, frug ihn die Hausbau, ob er geträumt hätte, oder weshalb sein Schlaf so unruhig gewesen sei. Er sprach:"Mich dünkte, sechs Männer sielen mich an, und es kam mir vor, als müßte ich meine Hände stark gebrauchen. Möglich, daß das die Unruhe war; die du wahrnahmst." "Das ist ja ganz klar;" erwiderte Thorbjörg, "das sind Folgegeister, die dir übel gesinnt find. Nun möchte ich, daß du nicht von hier fortzögest, ehe wir wissen, daß niemand deine Fahrt hindert oder dir einen Hinterhalt legt. Sonst wähle einen anderen Weg, als auf dem du gekommen bist, wenn er auch etwas länger ist. Denn die dir nachstellen, werden den kürzesten Weg nehmen, den alle Welt geht." "So soll es sein," sagte er, "ich werde eine andere Straße ziehen." Nun rüstete er sich für die Heimfahrt und dankte ihr freundlich die Bewirtung , ehe sie sich trennten.
Da Björn aber aus dem Gehöft war, wollte er doch lieber den kürzeren Weg wählen. Er ging eine Weile und sah Männer vor sich an einer Schafhürde. Er glaubte zu erkennen, daß es
Thord wäre mit Männern. wie es schien, sechs an der Zahl, Björn machte sich zur Abwehr bereit, wenn solche nottun sollte. Er war im blauen Mantel, darüber gegürtet. Er zog nun sein Schwert. Er hatte in der Hand einen Speer und schleuderte diesen vor sich auf den Weg, sobald sie in Schußweite waren. Vorn war ein Mann, namens Stein, er war der Sohn Gudbrands. Der Speer durchbohrte ihn, und er fiel tot nieder. Da lief ein Mann auf Björn zu, zwischen ihm und Thord. namens Thorbjörn. Björn aber kam ihm zuvor und traf ihn in die Stirn. Das war nur eine kleine Wunde. Darauf hieb Björn auf Thord. Der aber wußte geschickt Rat. Er duckte sich unter dem Hieb nieder, doch streifte ihn dieser leicht. Er stand auf, und nun griff man Björn nicht weiter an. So gingen sie auseinander, und jeder zog beim.
26. Neuer mißerfolg Thords
Die Schwester Björns wohnt in Schiffskap (Knarrarnes). Er zog im Winter dorthin und besuchte sie drei Tage. Jede Nacht träumte er da bemerkenswerte Dinge. Sie frug vor seiner Abreise nach seinen Traumbildern. Er aber sagte da diese Weise:
Schlimm' rn Traum nie träumt' ich, Trägerin der Seeglut: Harter Strauß der Schwerter Schlüge des Liedes Füger. Mir ward blutig, Märing, Meiner Klingen feinste. Grauser Gersturm taste Garstig —da zerbarst sie ': |
Thord hatte von Björns Fahrt gehört, machte sich mit neun Mann auf und legte ihm an der Hitach einen Hinterhalt Björn war auf dem Heimweg und sah Männer am Flusse. Er glaubte nun, seine Ahnung erfülle sich und meinte; Thord genau zu erkennen. Er machte sich kampfbereit wie das erstemal 1
27. Thorstein Kuggasons Aufenthalt
bei Björn
Ein Mami hieß Thorstein Kuggason. Er wohnte in Auwalde (Ljaskfogar). Er war begütert, von edlem Geschlecht und galt als ein sehr selbstbewußter Mann. Er war mit angesehenen und wackeren Männern verschwägert. Seine Frau hieß Thorfinna. Sie und Björns Frau Thordis waren nahe Geschwisterkinder. Thord Kolbeinsson und Dalk gingen Thorstein um Unterstützung gegen Björn an. Sie fürchteten, daß ihnen Streit mit Björn bevorstünde. Thorstein erklärte sich für diesmal dazu außerstande:"Ich halte es für das beste, dann gegen Björn euch beizustehen, wenn ihr ihm einen neuen Handel angehängt habt. Und das wird nicht schwer sein. Ich weiß ja, der Mann scheut keinen Zwist. Dann werde ich euch gern meine Hilfe leihen." Nun, meinte Thord, würde die Sache gut gehen. Und für diese Zusicherung seiner Freundschaft lud Dalk den Thorstein sum Julgelage ein und bat ihn mit viel Mannen zu kommen, wie er wolle. Das war im Frühjahr vor dem Thing. lts die Männer aber im Sommer vom Thing kamen, da
nahmen sie sich sehr in acht. Es wurden keine Zusammenkünfte im Bezirk veranstaltet, man wollte möglichst verhüten, daß Thord und Björn aneinandergerieten. So herrschte denn jetzt Ruhe.Den Winter darauf, vor dem Julfeste, rüstete Thorstein sich zur Fahrt auf das Gelage bei Dalk und ritt nach Strand (Strönd) zu seinem verwandten Thorgeir Steinsson auf Breitfarmhofen (Breidabolstad). Thorgeir riet ihm ab von der Fahrt nach Süden, wenn er auf seinen Rat etwas gäbe. Thorstein jedoch wollte durchaus dorthin und zog weiter mit zwölf Mann. Seine Frau Thorfinna begleitete ihn. Sie war die Tochter vermunds aus dem Seefjord (Vatnsfförd). Sie kamen nach Dunkadarstadir und waren bei Kalfs Vater Össur zu Gaste. Am Tage darauf zogen sie weiter auf die Knappifeldheide (Knappafellsheid) und rasteten zu Hafrstadir im Knappital (Knappadal). Dort wohnte ein Mann, namens Hafr. Am Morgen waren nun zwei Wege über die Höhlentalheide (Hellisdalsheid) — das Tal geht von Klippental (Klifsdal) aus. Sie wählten diesen: das Höhlental (Hellisdal) aufwärts und dann nach Klippental hinab. Dieser Weg führte gerade auf Björns Gehöft Holm. Das Wetter wurde schlecht: starker Schneefall.
Sie kamen spät abends zu einem eingehegten Heuschober auf einem Hügel. Der gehörte Björn. Es war da starkes Schneetreiben . Hier stand ein Mann vor dem Schober; der brachte Heu heraus und gab es den Pferden Björns. Sie begrüßten sich und frugen nach Neuigkeiten. Darauf sagte Thorstein:"Willst du uns den Weg weisen über das Lavafeld:" Der Knecht sagte: "Ich glaube nicht, daß Björns Hausgenossen dir Freundschaft zu lohnen haben, ich werde das nicht tun." "Gelt," erwiderte Thorstein, " wenn ich dich nun zwinge mit uns zu gehen, wird dich das besser dünken "Das mögt ihr halten," sprach der Knecht",wie ihr wollt." Das Schneetreiben und die Kälte wurden nun immer stärker. Der Knecht aber war, ehe sie es gewahr wurden, auf und davon. ging heim und sagte Björn, daß er in einer schlimmen Klemme gewesen sei: Thorstein Kuggason habe ihn getroffen, bei jenem wären elf Männer gewesen,
und sie hätten ibn zwingen wollen, ihnen den Weg zu zeigen. Björn sagte: "Wenn Thorstein klug ist wie sonst, hart und streitbar, dann wird er am Abend hierherkommen und sich nicht der Gefahr aussetzen, dort, wo ersetzt ist; zieht er aber das Tal aufwärts, dem Wetter entgegen, und dann niederwärts über die Lavawildnis, über Wasserfälle und ungebahnte Straßen, dann wird es ibm übel gehen. Wir müssen annehmen, daß er am Abend hierherkommt."Thorfinna ritt, und die Männer gingen. Sie waren alle erschöpft, weil sie den Tag über auf der Heide herumgeirrt waren, und nun sahen sie auch, daß der Knecht Björns ganz verschwunden war. Sie berieten jetzt, was sie für einen Entschluß fassen sollten. Das Wetter verschlimmerte sich noch, und dazu brach finstre Nacht herein. Da sagte Thorfinna: "Wenn es euch in dem Maße schwerer gelingt, Björns habhaft zu werden als seines Knechtes, wie jener ein tüchtigerer Mann ist als dieser, dann wird euere Fahrt nicht sonderlich ersprießlich werden. Weiß ich doch, daß es Thorstein allein richtig dünkt, Björns Widersacher zu sein! Aber ich hielte es für ratsam, wir würdigten doch die Verwandtschaft mit Thordis, die mir nahe verschwistert ist, etwas mehr. Töricht scheint es mir, hier draußen vor Björns Gehöft uns vergebens abzumühen, auch wenig männlich, da er uns doch ganz in seiner Hand hat. Gehen wir lieber zu ihm. Wenn wir ihn aufsuchen, wird er uns gut bewirten, , denn er ist ein trefflicher Mann." Thorstein aber war durchaus abgeneigt und zog doch weiter.
Kurze Zeit darauf sahen sie einen Mann bei einem anderen Heuschober. Das war Sigmund, auch ein Knecht Björns. Thorstein bat ihn, er möchte ihm den Weg herab nach Hausfeld zeigen. Er erwiderte: "Ich kann nicht bei Schneesturm und im Dunkel der Nacht Männern den Weg weisen." Dann stieg er endlich doch auf den Rücken Hvitings und ritt vorwärts nabe der Thorfinna. So kamen sie an die Hitach. Die war sehr angeschwollen , und sie wurden naß beim Übergange. Da bekam Thorstein endlich eine Ahnung von dem Wege, den jener vorwärts ritt, und sie war richtig: er führte geradezu nach Holm. Aber Björn war nahe mit dreißig waffentüchtigen Männern.
Thorstein und seine Leute hätten sich auf diesem Weg sicher verirrt , denn der Weg war ziemlich lang. Das Gehöft stand unterhalb Holmfeld (Holmsfiall). Björns Knecht ritt gerade auf dieses zu.
Da sie nun ankamen und an die Tür klopften, sagte Björn zu dem Knecht, der vorher bei dem Heuschober gewesen war, er solle hinausgehen, und, wenn Thorstein gekommen wäre, diesen auffordern, zu verweilen. "Ich meine aber,"fügte Björn hin; u, "er wird denken, du könntest ihm nicht wohl Aufnahme bieten und ihm wenig Gutes gewähren. Man sagt ja wohl: ,Nur der lade ein, der zu bewirten hat. 'Sage ihm nur, er solle mit deiner Einladung zufrieden sein oder aber weiterziehen." Der Knecht tat nach diesem Gebot, und es kam ganz wie Björn vermutet hatte. Thorstein sagte, eine Einladung von ihm wolle er nicht annehmen, der solle ihn laden, der ihn bewirten könne. Der Knecht erwiderte, er möge die Einladung annehmen oder weiterziehen . Thorstein nahm nun die Einladung an, denn er sah keine Möglichkeit, zu einem anderen Gehöft zu gelangen, falls er weiter zöge.
Da sie nun hineinkamen, grüßte man sie, und dann wurde ihnen Essen vorgesetzt. Feuer aber wurde nicht angezündet, auch erhielten sie keine Kleider zum Wechseln, und sie waren doch so naß und durch gefroren. Björn frug nach Neuigkeiten, aber ziemlich wortkarg und ahne rechte Teilnahme. Die Frauen jedoch bewirteten Thorsinna gut. Thorstein überlegte sehr, ob sie nicht doch besser die Nacht weiterzogen, denn die ganze Aufnahme schien ihm sehr unfreundlich. Björn sagte, er könne ihnen bei dem Schneegestöber und dem Dunkel der Nacht keinen Führer mitgeben, er fügte aber hinzu, die Aufnahme, die er ihnen böte, verbände ja nicht zu allzugroßer Gegenleistung. Man gab den Gästen Pelze zum überdecken, denn ihr Schuhwerk war gefroren, und sie konnten es nicht ablegen, da kein Feuer angemacht war. Auch wurden ihnen keine trockenen Kleider angeboten. Sie erhielten Käse und Milch zum Nachtessen, denn die Fasten waren damals noch nicht kirchlich festgesetzt 1. Björn frug Thorstein: "Wie nennt man solche Kost in eurer
Ihre Nachtruhe war nun so, daß einige von ihnen die Hosen ablegten und sie in der Nacht an den Wänden, von Frost steif, aufhingen. Dann legten sie sich zum Schlafe nieder. Früh am Morgen aber stand Björn auf und sah nach dem Wetter. Als er wieder hereinkam, schloß er die Tür hinter sich. Thorstein frug, was für Wetter wäre. Björn sagte: " Es ist gutes Weiter für rüstige Männer." Thorstein rief nun seine Fahrtgenossen und hieß sie sich zur Weiterfahrt bereit zu machen. Und sie taten das. Thorfinna wurde zum Sitz in die Stube geleitet. Da Thorstein heraustrat, war es ganz schlechtes Wetter. Er sprach: "Björn ist für uns mit dem Wetter nicht sehr wählerisch, und er weiß nicht, wie ermattet wir sind." Björn hörte seine Worte und sagte: "Almosenvolk kommt schon noch nach Hausfeld." Thorstein ergrimmte über Björns Benehmen, und er ging nun in die Stube Thorfinna. Da war auch noch ein anderes Weib. Es war still, und man redete wenig. Björn war auch dazu gekommen. Starker Frost war dem Schneesturm gefolgt, und der Himmel war hin und wieder heiter. Da sagte Björn: "Ich stelle euch die Wahl, hier bis zum vierten Jultag zu bleiben, — dann sollt ihr alle Bewirtung haben, die ich euch bieten kann, — oder weiter zu ziehen, wenn euch das besser dünkt. Thorfinna aber mag dann zurückbleiben, auch die fosteranken Männer." Thorstein erwiderte, er wolle seine Mannen nicht einbüßen. Er erklärte; es ginge wohl auch ganz gut, wenn sie blieben. Er zöge das jetzt vor. "Schön," sagte Björn, "jetzt wähltest du, was am ratsamsten war."
Darauf ließ Björn große Feuer machen und dieß Thorstein äch wärmen und seine Kleider trocknen. Thorsinna sprach auf Thorstein ein, er möge das alles von Björn annehmen, es sei doch so besser als vorher, " es wird uns dann nichts abgehen: ist doch seine Zurückhaltung anfangs leicht zu verstehen. Mit euch beiden steht es allerdings so, daß ihr besser jätet euch zu vertragen." Thorstein ließ sich nun die Aufnahme gefallen. Er saß mit seinen Gefährten am Feuer, und Björn wurde jetzt ganz aufgeräumt. Da sagte Björn: " Es ist nun so gekommen, daß
ihr notgedrungen zu mir kommen mußtet. Ich war aber den ersten Abend so zurückhaltend gegen euch, da ich vermutete, ihr würdet andere Gespräche beim Gelage in Hausfeld haben. als daß ich hätte besonders friedlich zu euch reden sollen. Nun aber werde ich euch bewirten, so gut ich kann." Die Bewirtung war jetzt ganz vortrefflich, Am nächsten Jultag war Gottesdienst. Dann weilten sie noch die vier Julnächte und genossen alle Gastfreundschaft, die ihnen zukam. Das Schneetreiben hörte nun auf, und Thorstein sagte, sie wollten jetzt zum Aufbruch rüsten. Das taten sie auch. Björn sandte nun zu seinen Hengsten , die bei dem Heuschober waren, wo sie während des Unwetters gefüttert wurden. Der Hengst war ein Sohn von Hviting und gleichfalls ganz weiß, die Stuten aber rot. Ein an- derer Sohn Hvitings aber war in Thorarinstal, auch der war weiß, während seine Stuten schwarz waren. Nun ließ Björn das eine Gestüt zu Thorstein führen und sagte, er wolle es ihm schenken Thorstein sagte, er wolle das Gestüt, wie es zur seit zwischen ihnen stünde, nicht annehmen. "denn noch bin ich keiner Gabe von dir wert. Wenn ich dir nämlich die Gastfreundschaft, die ich hier empfangen habe, nicht lohne, dann ist es auch unwahrscheinlich, daß ich dir dies lohnte, auch wenn du mir noch mehr gäbest, lohne ich dir aber die Bewirtung einmal, wie es sich gebührt, dann werde ich auch die Rosse annehmen und sehen, daß das Geschenk in würdiger Weise erwidert wird. Ich biete dir nun an, in deiner und Thords Sache zu vermitteln, denn wie es jetzt zwischen euch steht, kann es nicht weitergehen. Wiewohl die Männer unbüßbar waren, die du tötetest, und du nichts Ungesetzmäßiges tatest, werdet ihr doch zusammengeraten, wenn man nicht zwischen euch vermittelt. Ich werde dir aber sagen, wie ich entscheiden werde. Du sollst für jeden der Erschlagenen mit einer Geldsumme büßen, wenn du auch weniger zahlst als sie haben wollen. Den Rest werde ich begleichen. Jene werden dann glauben ihre Sache gut zu Ende geführt zu haben." Björn sagte: "Ich 1
28. Thorstein wird Schiedsrichter
Thorstein und seine Gefährten kamen nun nach Hausfeld. Da waren schon viele Gäste gekommen. Auch Thord Kolbemsson war da, und es war eine gute Bewirtung. Er nahm Thorstein wohl auf, und doch war er weniger freundlich zu ihm, als er es gewesen wäre, wenn jener nicht bei Björn als Gast geweilt hätte. Nach dem achten Jultag zog Thord heim nach Hitachkap und Thorstein und seine Gefährten mit ihm, und dort blieben sie den Rest des Julfestes.
Nach dem Fest aber frug Thorstein Thord, ob er ihm die Entscheidung in seiner Sache mit Björn anvertrauen wolle. Er sagte, Björn habe darein gewilligt. Thord sagte, das wäre ein vorteilhaftes Anerbieten."Es dünkt mich aber seltsam,"fügte er hinzu,"das du während des Schneesturmes bei Björn warst" . Thorstein meinte "Schlimmer wäre es für mich gewesen, mich in das Unwetter hinauszuwagen und für mich und meine Mannen körperliche Schädigung davonzutragen." Thorstein hatte mit Dalk wegen des vergleiches gesprochen, ehe er heimritt , und er war damit zufrieden, daß Thorstein die Sache entschiede . Nun sprach er sehr oft in der Sache mit Thord, aber er war durchaus weniger dafür als Dalk. Thorstein stellte ihm vor. die Leute würden sicher sagen, sie hätten sich einen guten Vergleichsmann gewählt, wenn er die Sache in die Hand nähme. Seine und Björns Freundschaft sei doch erst sehr jung. Es kam schließlich durch Thorsteins vorstellungen dahin, daß Thord wie alle übrigen ihn zum Schiedsmann wählten.
29. Mißlingen des Sühneversuchs
Die Zusammenkunft wegen des vergleiches, heißt es nun, wurde unterhalb Lava (Hraun) anberaumt. Darauf wurde nach Björn gesandt, und er kam mit einer Menge Volkes . Er stand draußen mit seinem Gefolge. Thord und die
Seinen aber waren drinnen. Thorstein schritt nun zur Vermittlung . Da sie nun eine Weile verhandelt hatten und der vergleich eingeleitet war, schien es, daß er durch Thorsteins Vermittlung zustande kommen würde. Da aber sagte Thord: "Ein Punkt ist doch noch nicht genügend klargestellt bei dem Vergleich." "Welcher:" frug Thorstein."Wir haben noch nicht über meine und Björns Schmählieder gesprochen," erwiderte Thord, "ich möchte, daß wir alles aufsagten, was wir gegeneinander gedichtet haben." Thorstein meinte, das wäre doch wohl unnötig. "Durchaus nicht," versetzte Thord, "ich möchte gern wissen, wer von uns beiden mehr Weisen gegen den andern gedichtet hat. Ich will in dieser Hinsicht Björn gegenüber nicht im Nachteil sein." Es geschah nun nach Thords Wunsch. Beide sagten alle Weisen auf, die sie gegen einander gedichtet hatten. vieles an dieser Unterhaltung war kaum mitanzuhören. Es stellte sich dabei heraus, daß Björn eine Weise mehr gedichtet hatte als Thord. Thord sagte, er müsse nun noch eine Weise wider Björn dichten, Thorstein aber und mit ihm viele andere erklärten, das sei überflüssig. Björn antwortete, er wolle nicht, daß man ihm zuschiebe, er habe jenem erlaubt, eine Weise zu dichten. "Wenn du es jetzt nicht lassen kannst, Thord," fuhr er fort, " dann schiebe es nicht auf und laß verfängliche Wendungen drin fort." Thorstein aber sagte, Thord und seine Leute benähmen sich ihm gegenüber so, als ob sie gar nicht gesonnen wären, den vergleich, den er vorgeschlagen habe, zu halten, und er würde bald nichts mehr in dieser Sache tun können. Thord sagte indes, er kümmere sich gar nicht um Björns Erlaubnis, und dichtete diese Weise:Früh am Tag schon frönt gern Frecher Tat Björns Schlechtheit. Hüpft das Herz dem Tropf nur, Hört er Klatsch — wie töricht: Dumm und fade, Fettsteiß, Findige Lügen spinn' du. Sitzest, elend: Alle, Eitler Mann, dich meiden! |
"Da könnt ihr's ja hören," sagte Björn, "daß der Hundsfott gar keinen vergleich will. Aber er har diese Weise ebenso umsonst dahin gedichtet wie alle übrigen." Und nun dichtete Björn diese Weise dagegen.
Baß lügst du: nicht besser Bist als ich du, Mistfink. Keinen Schilling schuldig Schon bleibt dir mein Hohnsang. Taugst zu tüchtigem Wagnis, Träger, nichts. Erwäg' dies: Nie wie heut verhöhnt ward' st, Hundsfott, du, im Spottlied. |
Nun war es vorbei mit dem vergleich, und man verließ das Thing. Thorstein zog mit Thord nach Hitachkap und weilte dort eine Zeitlang. Als er aber von dannen sog, empfing er keine großen Geschenke von Thord. Thorstein meinte, Thord wäre ganz allein schuld, daß der Vergleich nicht zustande gekommen wäre, und ihre Freundschaft nahm ab. Er glaubte, daß Thord wenig auf seinen Rat in dieser Angelegenheit gegeben habe.
Thorstein zog nun zu Björn nach Holm und weilte dort einige seit. Und als er abreiste, gab ihm Björn ein Stück das Geleit auf die Hitachtalsbeide. Da trennten sie sich, zuvor aber sprachen sie noch freundschaftlich miteinander. Björn meinte, er habe doch das bessere Los gezogen im Streite mit Thord, da er Thorsteins vermittlung angenommen habe. "Wir beide," sagte er, "schlossen Freundschaft miteinander, und ich bin gewillt sie zu halten und dein Freund zu bleiben. Wir haben ja beide starke Gegner. Nun möchte ich, wir machten ab, daß der Überlebende den andern räche, wenn einer von uns durch Waffen oder von Menschenhand fällt." Thorstein erwiderte, das schiene ihm in jeder Hinsicht ein gutes Anerbieten. wenn er ihm seine Freundschaft antrüge" da du aber von Rache sprichst, so laß uns lieber dies ausmachen, — die Leute wissen ja jetzt besser; was man in solchem Falle zu tun hat, als früher — jeder möge Selbsturteil für den andern erwirken oder sonst Achtung und Geldbuße, nur nicht blutige Rache. So steht es
christlichen Männern besser an, 1 Jetzt machten sie dies fest untereinander ab, jeder solle den andern rächen oder seine verurteilung erwirken, als wären sie beide leibliche Brüder.Das Gestüt wurde aufs neue vorgeführt, Thorstein erklärte jetzt, es auf alle Fälle anzunehmen. Die Rosse blieben nun den Winter hindurch und auch den folgenden Sommer dort, ohne abgeholt zu werden, Björn sollte sie dann im Herbst nach Westen senden. Der Thorfinna gab Björn einen Goldring und den golddurchwirkten Gürtel, den König Olaf dem Thord Kolbeinsson geschenkt hatte, und den jener dem Björn nach dem Raub auf den Brenneyjar zuerkannte. Darauf schieden sie als gute Freunde; und jeder von ihnen reiste heim.
Kurze Zeit darauf wurde Björn augenkrank. Das währte lange Zeit und brachte ihm Beschwerde. Zwar wurde es später besser, aber es nahm ihn doch sehr mit. Seine Augen wurden schwach, und er sah nicht mehr so scharf wie vorher. Zwischen Björn und Thord schien der Hader in gleicher Weise wie bisher weiter zu gehen, und Thord und seinen Anhängern dünkte das gar übel. Zwischen Björn und Thorstein Kuggason aber bestand aufrichtige Freundschaft.
30. Die Verschwörung gegen
Björn
Nun ging der Winter ins Land, auch der Sommer, und es fiel sozusagen zwischen ihnen nichts vor. Im Herbst zog Thorsinn Thvarason nach dem Vorgebirge zu seinem Vater hatte fünfzehn Mann mit sich. Thorsinn hatte Björns Schwert Märing, Björn aber dessen Waffe. Björn war mit wenig Männern zu Hause. Einige Knechte waren nach Langseetal zum Einsammlungsplatz der Schafe gefahren 2, einige
Da nun Thord, Kalf und Dalk hörten, daß nur wenige Männer daheim bei Björn waren, besprachen sie sich wegen ihres vorhabens. In jener Zeit aber hatte Thord diese Weise gedichtet:
Wollt's, ihr hülft mir, wilde Wahlstattgeister, alle, Sonn- und Mondes-sender, Speersgötter, hehre, Daß Björns Haupt des Blutaars Beutegier erfreut einst, Wenn das schwirrende Schwert ich Schwang zum Todes sange 1. |
Nun trieb Kalf mächtig dazu, Björn zu töten, wenn sie es irgend vermöchten. Er meinte, daß er längst bereit gewesen wäre, gegen jenen vorzugehen, als er noch viel stärker gewesen sei als jetzt. Auch Dalk meinte, man müsse offenbar diese günstige Gelegenheit nützen, wo er nur wenig Mannen habe, es sei immer schwer gewesen, gegen ihn anzukommen, und es wäre höchste Zeit, sich von seinem Übermut nicht länger demütigen zu lassen, wenn man äch jetzt rächen könne. Thord aber müsse
Nun machte man sich zum Überfall auf Björn bereit. vierundzwanzig waren sie im ganzen, darunter war auch Thords Sohn Kolli. Sie sogen am Abend sum Nachteilen auf die Lava, von dort weiter die Straße; die von Feld das Tal aufwärts führt, bis sie nach Holmsland kamen, und da besprachen sie sich genau. Thord gab Anweisung, wie der Angriff auf Björn angelegt werden solle. Bei dieser verabredung machten sie aber auch fest aus, wenn sie Björn wirklich überwältigen sollten, dann sollten sie alle sich verpflichten Geldbuße zu zahlen, falls solche nach seinem Tode gefordert würde, vornehmlich aber Thord, Dalk und Kalf, wer von diesen oder ihrem Gefolge den Björn töte. An diesem Tag fand in Thorarinstal eine Einsammlung der Schafe statt, eine andere ganz oben in Hitachtal.
31. Thord ordnet den Überfall
Darauf wies Thord jedem seinen Platz bei dem Überfall an. Er hieß Kalf bei Morgengrauen auf dem Wege nach Feld ziehen, den sie in der Nacht geritten waren. Es waren sechs Mann, die dort auf Björn lauerten, falls er dortlang zog. Eids Söhne Thord und Thorvald aber sowie Kolli Thordsson sollten sich auf dem Wege nach Hvitingshalli in den Hinterhalt legen, den Fall, daß Björn diese Straße käme.
Denn dort hatten die Pferde ihren Weideplatz, die Björn dem Thorstein geschenkt haue, und Björn sah gern dort nach ihnen. Den Namen Weißlingshöh (Hvitingshjalli) hatte der Platz nach dem älteren Hviting. Dalk aus Hausfeld sollte auf dem Wege, der östlich des Sees zu den Höhen emporführt, Björn aus dem Hinterhalt auflauern. Denn es schien ihnen leicht möglich, daß Björn talaufwärts zu dem Einsammlungsplas der Schafe zöge, da so wenig Männer daheim waren. Thord endlich sollte auf dem Wege warten, der von Holm nach Hausfeld hinabführte. Thord hielt es wahrscheinlich, daß Björn auf einen der beiden Sammelplätze gehen würde, und zwar am ehesten nach Thorarinstal, weil dort die meisten von Björns Schafen zu erwarten waren. Darum lauerte Thord dort auf ihn, falls er vorüberkäme. In jedem Hinterhalt waren sechs Männer. Deshalb aber hatten sie alle Straßen besetzt, weil sie bestimmt annahmen, daß Björn eine von diesen ziehen würde. Sie wollten aber nicht eher nach Holm gehen, bevor sie sicher wüßten, daß er daheim sei, falls dies wirklich der Fall sein sollte. Es schien ihnen gar schwer ihn zu überwältigen. So trennten sie sich, und jeder zog die Straße, die ihm für den Hinterhalt angewiesen war.
31. Björns Heldenkampf und Tod
Anderseits wird nun von Björn erzählt, daß er fühmorgens schon auf war und speiste, sein Dienstknecht Sigmund aber war talaufwärts gesogen. Björn hatte es nicht gern, wenn man von Hause fortging, da er viele Feinde hatte und zu jeder Zeit gewärtig sein mußte, Männer zu gebrauchen. Er sah daher finster drein und sagte zu seiner Frau Thordis, er wolle nach Weißlingshöh ziehen und den Rossen Thorsteins die Mähnen schneiden, bevor er sie nach Westen sende. Doch meinte er, er habe üble Träume gehabt in der Nacht und wüßte nicht recht, was sie bedeuteten. Er sagte, er habe oft ähnlich geträumt, doch nie so schlimm wie heute. Thordis sagte: "Ich möchte, daß du heute nicht von Hause fortgingst. Du bist wenig vorsichtig, da du doch rings um dich Feinde sitzen hast. Aber was hat dir geträumt?' "Ich laste meine Fahrt nicht
durch Träume bestimmen," sagte Björn. "Ich möchte nicht, daß du von Hause fortgingst; und du solltest so vorfichtig als möglich sein. Das hat noch niemand Schaden gebracht. Es kommt mir vor, als ob du wirklich recht schlechte Träume gehabt hättest Sage mir: Was hast du im Traum gesehen Da sprach Björn diese Weise:Winkten nicht — ein Wunder Wies sich mir —die Disen: Feindes gewaltige Wildheit Wach oft hielt die Nacht mich. Helmgeschmückt aus Himmels Heim im Traum stand bei mir Leuchtend Weib: zum Licht sie Lud aus Kampfes Blutbad 1. |
"Diesen Traum hatte ich stets," sagte er, am lebhaftesten aber in vergangener Nacht." Sie wollte ihm ausreden, von Hause fortzugehen, doch ließ er sich nicht halten. Seine Knechte, die zu Hause waren, waren zum Holzhauen in den Wald gegangen. So war Björn allein daheim von den erwachsenen Männern. Nun brach er auf, um nach den Rossen zu sehen. Er hatte eine große Schere am Gürtel, um ihnen die Mähnen zu schneiden, einen Hut auf dem Haupte und einen Schild an der Seite. In der Hand trug er das Schweri, das Thorsinn Thvarason gehörte. Björn war gewaltig an Wuchs und stattlich anzuschauen, rotbärtig, sommersprossig und strupphaarig, doch schwachäugig: ein mächtiger Krieger. Ein fünfzehnjähriger Bursch begleitete ihn. Da sie die Hauswiese verließen, sprach Björn diese Weise:
Keine Fährnis fürcht' ich, Fahr' mit kleiner Schar aus. Schild und hartes Schwert nur Ständig sind zu Händen. |
Sie zogen nun den Weg, der nach Weißlingshöh führte, und sie mußten dabei die Hitach überschreiten, kurz nachdem sie aus dem See tritt. Da sie nun eine Weile gegangen waren, sah der Bursch vom Heuschober auf Weißlingsböb sechs Männer ihnen entgegenkommen. Björn trug den Knaben, ob er die Pferde auf der Höhe sähe. Er meinte, man könne sie leicht an der Farbe unterscheiden. Jener sprach, er sähe die Rosse wohl, aber auch sechs Männer, die ihnen entgegenkämen. Da sprach Björn diese Weise:
Kommst allein mit, Kämplein, Kühn, da Streites Müd' naht. Mehr zu Jul vorm Jahre Ja wohl Krieger sah ich. von West Horts Verwüster War mit großer Schar da. Im Herbst durch den Heerbann Hallte das Schwert des Skalden |
Björn hatte einen schönen Rock. Er hatte Strumpfhosen an den Beinen, um den Fuß aber hatte er auch den Seidenriemen gewunden, den er damals mit König Olaf dem Heiligen vertauscht hatte. Er schwang das Schwert Thorsinn Thvarasons und sprach:"Ein böses Schwert hat hier ein tüchtiger Mann." Kalf sah ihn bald, als er so weit gekommen war, setzte ihm nach und sprach: "Wahrlich es ist große Aussicht, daß das Glück sich wendet für mich. Man glaubte mich in Gefahr gebracht zu haben, aber nun denke ich, werde ich Björn, diesen Bären erjagen, den wir alle erjagen wollen." "Die Männer sind gleich hier, Björn," sagte der Bursch, "sie kommen sehr schnell." Björn sagte: "Um so leichter werden wir die Pferde
Björn setzte sich dann nieder, und der Bursche ging, um die Rosse zu holen. Er wollte sie herabtreiben, kon-nie es aber nicht, denn schon hatte ihr Kampf 'begonnen. Zuerst erreichte den Björn Kalf mit fünf Mann und ungefähr gleichzeitig Kolli und die Eidsöhne, gleichfalls, zu sechs. Thorvald Eidsson schoß den Speer auf Björn, sobald er ihn erreichen konnte. Björn fing den Speer in der Luft auf und warf ihn dem Eigentümer zurück. Der Speer traf Thorvald in den Leib, und er fiel tot zur Erde. Inzwischen waren sie zwischen Björn und den Graustein gekommen, so daß Björn auch dort nicht mehr hin konnte. Thord wollte seinen Bruder rächen und führte einen mächtigen
Hieb auf Björn. Björn aber hielt den Schild so, daß sein Arm in der Schildfessel stak. Der Hieb traf den Schild. Er war so gewaltig, daß Björns Arm zerschlagen wurde und der Schild niederfiel. Da aber ergriff Björn mit der andern Hand den Schild und schlug dessen spitzes Ende Thord ins Haupt, daß er sogleich tot niederfiel. Einige Männer aber sagen, er habe ihn mit der Roßschere getötet. Kolli war einer von den Männern, die Björn unablässig aufs eifrigste angriffen. Doch können wir nicht genau berichten, welche Wunden er ihm beibrachte. Kalf rief, es wäre ihm ganz gleichgültig, wenn Björn auch einige Männer fälle: diesmal solle er doch nicht entwischen. "Es fehlt uns ja nicht an Männern," sagte er.Einige riefen jetzt, man solle einen Kreis um Björn bilden, ihn beobachten, daß er nicht entweichen könne. und dann auf Thord Kolbeinsson warten, damit er ihm den Todesstreich gäbe. Während sie aber mit einander redeten, löste Björn die Roßschere von seinem Gürtel. Die hatte er frisch geschliffen, ehe er von Hause ging. Sie war groß und sehr scharf. Nun kam Dalk heran mit seinen sechs mann und wollte Björn sogleich angreifen. Denn er war ein kühner Mann, und er glaubte keinen geringen Grund zum Kampf gegen Björn zu haben, da er seinen Sohn zu rächen hatte. Björn aber ergriff jetzt das Schwert Thorsinns, das er von Hause mitgebracht hatte, und hieb den Dalk so stark in den Fuß, daß dieser brach, aber das Schwert verwundete nicht. Dalk wurde kampfunfähig. Man schaffte ihn fort, an einen Platz, wo er sicher war. Jetzt kam nun endlich auch Thord Kolbeinsson. Als Björn ihn sah, sagte er: "Spät kommst du zu diesem Kampf, mein Junge." "Und doch werde ich dir heute noch so nahe kommen, daß du einen ,Spotthieb' von mir erhältst," erwiderte Thord. "Solche Hiebe wirst du auch nur austeilen können, solange du lebst," erwiderte Björn. Thord hatte sich versprochen, er hatte sagen wollen, er würde ibm heute einen Schmach-Hieb' beibringen ."Björn ergriff nun die Roß schere, weil er wußte, daß das Schwert nichts ausrichte, lief auf Thord zu und suchte mit dieser auf ihn zu stechen. Thord wich aus, und ein Knecht Thords, namens Grim, der dort stand, empfing die Todes
wunde. In diesem Augenblick hieb Kalf auf Björn und schlug ihm eine tiefe Wunde. Björn fiel nun zu Boden, so daß er auf den Knien lag, aber er wehrte sich doch mit der Roßschere aufs mannhafteste — er war ja ein Mann von größtem Mut, wovon er oft Proben abgelegt hatte — und verwundete alle, die auf ihn losgingen. Man griff ihn nun aufs eifrigste an, doch niemand stürmischer als Kolli. Björn sagte: "Du setzt mir ja heute hart zu, Kolli." "Ich weiß nicht, was ich an dir zu schonen habe," versetzte Kolli. "Das ist richtig." erwiderte Björn, " deine Mutter wird dir das aufgetragen haben, daß du mich so heftig angreifen solltest, ich aber glaube zu sehen, daß du andere Gaben mehr besitzest als Kenntnis von deinem Geschlecht ." Kolli sagte:"Ich besinne mich nicht, daß du das Suber gesagt hättest, daß ich eine Sippenpflicht gegen dich hätte." Und sofort ging Kolli fort und ließ von dem Angriff ab. Björn wehrte sich lange mit der Roßschere, auf den Knien hockend, und alle wunderten sich darüber, wie er sich allein da so verteidigen konnte: ein sozusagen waffenloser Mann, gegen so viele Angreifer. Und doch deuchte es allen, die ihm nahe kamen, daß sie vollauf mit ihm zu tun hätten. Nun heißt es, hieb Thord auf Björn und schlug ihm den Hintern ab. Da fiel Björn. Thord wollte nun nicht lange mit dem Todeshieb warten, und dieser trennte Björn das Haupt vom Rumpfe. Da sprach Thord diese Weise:Tot schnitt meine Schneide Schwertes kühnen Härter. Hießest im Heide-strauss mich, Heerfürst, feig und wehrlos. Rache ich nahm für reichen Raub an deinem Haupte. Mord am Eigner Märings — Mein Recht ganz allein wars 1. |
Thord nahm nun Björns Haupt und band es am Sattelriemen 1
33. Oddnys Trauer
Nun kamen sie nach Holm. Kalf ging in das Frauengemach zu Thordis, der Frau Björns, und verkündete ihr den Tod Björns, Und hier ist", fuhr er fort," ein Halsband in Empfang zu nehmen, das er an sich trug." Sie nahm den Halsschmuck und frug, ob Thord da wäre. Kalf sagte, er sei zur Stelle. "Ich will doch mit ihm sprechen," sagte sie. Sie ging aus dem Gemach zu Thord, warf ihm den Schmuck zu und sagte, er solle ihn seiner Frau Oddny zur Erinnerung bringen. Darauf ritten sie talabwärts nach Hausfeld, wo Dalk zurückblieb.
Thord aber ritt weiter nach Feld, und da war Arngeir, Björns Vater, gerade heimgekommen. Thord sagte ihm und seiner Frau, was geschehen war. Diese war draußen und wusch einem Kinde das Haupt. Thord löste das Haupt Björns vom Sattel 1
Thord ergrimmte über ihre Rede, ließ Björns Haupt dort und ritt heim nach Hitachkap. Er sagte Oddny, was geschehen war, und brachte ihr Björns Halsband. Da sie es sah, sank sie zurück und wurde bewußtlos. Als aber die Schwäche sie verließ, da verfiel sie in Siechtum und großen Lebensüberdruß. Thord versuchte sie auf alle Weise zu trösten und war freundlich gegen sie Aber so verschlimmerte sich ihr Leiden, daß sie von Schmerzen geplagt wurde. Den ersten Winter danach wurden diese besonders heftig. Die größte Beruhigung gewährte es ihr auf dem Rücken eines Rosses zu sitzen, während es Thord auf- und abführte. Das tat er, weil ihm die Sache nahe ging und er sie gern trösten wollte. Darüber aber dichtete Thord diese Weise:
Stets weilt nun im Sattel Seidespinnerin leidvoll. Matt und faul das Fohlen Führ' ich der Walküre. Gram macht es des grimmen Gerschafts blut'gem Färber. Od' ist's doch für Oddny Auch —elend Gekrauche 1 ! |
So lebte Thord qualvoll dahin infolge der Unpäßlichkeit seines Weibes, und man sagt, er habe Björn gern wieder am Leben haben wollen, wenn sich dies hätte tun lassen, um die alte Liebe seiner Frau wiederzugewinnen. Ihm schien ein großes
Björns verwandte ließen seinen Leichnam holen, und er wurde in Feld beigesetzt, nahe der Kirche, die er nr den Apostel Thomas hatte erbauen lassen. Er wurde begraben mit seinen Gewändern und dem Königsriemen, wie vorher erzählt war.
34. Thorsteins Entscheidung auf dem
Allthing
Nun verbreitete sich die Kunde von Björns Tode weit im Lande. Asgrim, sein Bruder in Krummachfelde (Rangarvellir), dörte davon, und er begab sich nach Auwalde zu Thorstein Kuggason. Dieser nahm sich für den alten Arngeir der Rechtssache wegen Björn an, und Thorstein, Asgrim und Björns Freunde bereiteten im Frühjahr die Klage für das Allthing vor. Als aber Asgrim im Winter von Thorstein aufgebrochen war, war er nach Holm gegangen und hatte dort Björns Gehöft in seine Verwaltung genommen. Im Frühjahr machte er sich dann auf, um mit Thorstein das Rechtsverfahren einzuleiten, und ein reiches Gefolge begleitete sie auf das Thing. Das gleiche taten auch Thord und seine Anhänger.
Es heißt nun, daß, als man zum Thing gekommen war, Thord heimlich Männer zu Asgrim gesandt habe, um ihm ein ehrenvolles Anerbieten zu machen. Er bat ihn um eine Zusammenkunft in der Nacht und versicherte, er gönne jenem, daß er bei dem Handel aufs ehrenvollste abschnitte. Das sei nur in der Ordnung, da Asgrim während der Streitigkeiten mit Björn nie sein persönlicher Widersacher gewesen sei. Asgrim, der aias auf Rechtssachen nicht gut verstand, traf denn Thord auch zur Nachtzeit. Thord war ein wortgewandter und redekundiger Mann, und erlegte nun Asgrim dar, wie sehr er zu jener Tat gedrängt worden sei. Er erzählte ihm viel von seinen Zwistigkeiten mit Björn, und wie er diesem gegenüber lange den kürzeren gezogen habe. Noch bei ihrem letzten Streit habe
Björn ihm drei Mann getötet und vier arg verwundet. "Es sind zwölf Männer," sagte Thord, "für die noch keine Sühne vorliegt, nämlich Ottar und Eyvind, Thorstein Kalfsson, Thorkel Dalksson, zwei Achter, Stein Gudbrandsson, achtens ein Norweger, neuntens mein Sohn Kolbein, dann die beiden Eidsöhne Thorvald und Thord, zwölftens endlich Grim. Ferner wurde Dalk schwer verwundet, und alle wir andern haben mehr oder weniger Wunden davongetragen. Ich werde dir für deinen Bruder nun dreihundert Silbers 1 zahlen, denn ich gönne dir einen guten Ausgang des Rechtshandels." Asgrim hörte auf diese Vorstellungen Thords und war damit einverstanden. Er erhielt das Silber gleich gezahlt und nahm es an. Das Ganze wurde sehr schnell abgewickelt. Es war leicht zu sehen, was ihren vergleich zustande brachte: Thords Überredungskunst und die leichte Bestimmbarkeit Asgrims. Thorsinn Thvarason merkte nicht eher etwas davon, als Asgrim das Silber in der Hand hatte. Er ging aus seiner Bude zu Thorstein Kuggason und sagte ihm, daß Asgrim sich offenbar durch Thord im stillen zu einem Vergleich bewegen lasse. Er wäre dabei, Silber zu zählen. Thorstein sagte, das wäre eine arge Übereilung. Er meinte, es wäre schwer, Männern, die so eigenmächtig vorgingen, Unterstützung zu gewähren. "Doch kann man noch nicht wissen," fügte er hinzu, " was für Thord daraus entsteht." Niemand hatte geahnt, daß Asgrim sich mit keinem in dieser Sache beraten wollte, selbst nicht mit Thorstein, der doch in der Rechtssache seine Partei hielt. Deswegen waren ja Thorstein und Asgrim Kläger in dieser Sache, wegen Björns Totschlag, weil der am ersten berufene Kläger, Björns Vater Arngeir, schon zu altersschwach war. So hatte er ihnen die Sache überlassen, da er wegen seines hohen Alters nicht mehr zum Thing fahren konnte, überdies auch, als er jünger war, sich in Rechtssachen nicht genügend umgetan hatte. Anderseits wuste er, daß Thorstein Björn das Gelöbnis gegeben hatte, die Klage wegen seiner Tötungvon Thorstein ist nun weiter zu berichten, daß er eine Menge Männer sammelte und auch die Moorleute, Björns Verwandte, sofort zu sich rufen ließ. Nun kamen Thorstein und Thorkel zusammen. Bei Thorstein waren Björns verwandte und Freunde. Da erklärte Thorstein, er sei durch ein feierliches Gelübde gebunden, Björn zu rächen oder aber die Sache wegen seines Totschlags vor Gericht zu vertreten. "Wir, seine Verwandte und Freunde, sind nun hier zusammengekommen," fuhr er fort, "und wir müssen euch sagen, daß wir alle einig darin geworden sind, daß der Vergleich, den Asgrim mit Thord geschlossen hat, ungültig sein soll." " Es hat sich oft gezeigt," erwiderte Thorkel, "daß die Verwandten Björns ihm in seiner Sache ungerecht beigestanden haben. So meine ich, wird es wohl auch hier der Fall sein, wenn der rechtmäßige Kläger nicht den Vertrag abschließen darf, der ihm gefällt." "Darum handelt es sich jetzt gar nicht," sagte Thorstein, "ich werde die Sache ganz allein zu Ende führen, ob es nun eine Landesverweisung oder eine Geldbuße wird, wie ich mich verpflichtet habe, oder ich will mein Leben lassen. Setz' dich zur Wehr, wenn du den Kampf mit uns aufnehmen willst. Wir haben Leute genug. Es ist durchaus nicht gesagt, daß unsere Gegner siegen werden. Überdies aber würden wir in diesem Falle zusehen , ob wir nicht Thord oder die andern Männer, die Björn erschlugen, töten könnten" 1. Thorkel und Thorstein waren Vettern, und Thorkel sah wohl, daß es ihnen nicht anstünde
Endlich einigte man sich dahin, daß ein fester vertrag derart geschlossen werden solle, daß Thorstein und Thorkel in der Sache das Urteil fällen sollten. Thord sollte statt der Landesverweisung die Geldsumme zahlen, die Thorstein festsetzen würde. Die übrigen Teilnehmer an Björns Totschlag aber sollte Friedlosigkeit oder Geldbuße treffen nach Thorsteins Ermessen. Das Urteil endlich sollte verkündet werden, noch ehe sie das Thing verließen. Und so geschah es auch.
Es war jetzt gerade so, als ob Thorstein ganz allein das Urteil fällte, da ja Thorkel schon vorher seinen verwandten Thord von der Landesverweisung freibekommen hatte. Er setzte aber reichliche Geldbußen gest, denn es war genug Geld da.
Die Entscheidung Thorkels und Thorsteins lautete so: Dalk sollte keine Buße erhalten für sich und seinen Sohn, aber auch nichts zahlen für seine Teilnahme an Björns Tötung. Auch Kalf sollte keine Buße für seinen Sohn empfangen, er sollte aber außerdem aus seinem Bezirk verbannt werden, sein Besitztum in Sennachtal (Selardal) verlassen und südwärts der Heide in seinen Geburtsort zurückkehren. Thord sollte dem Asgrim dreihundert Silbers zahlen, die dieser sich schon aus
bedungen und erhalten Batie, drei andere Hundert aber sollte er wegen seiner Befreiung von der gesetzlichen Strafe geben, ebenso ein drittes Dreihundert für Kalf. Thords verwandte, die auf der Lava gefallen waren, sollten ohne Gesetzesschutz sein, ebenso die Achter und aue die Männer, die dabei waren, als man Björn den Hinterhalt legte. Nun waren noch zwölf Männer übrig, die alle tatkräftig an Björns Totschlag sich beteiligt hatten. Die verurteilte Thorstein zur Friedlosigkeit. Sie sollten noch denselben Sommer außer Landes gehen und jeder eine Mark Übersiedlungsgeld erhalten. Wenn sie aber nicht aus dem Lande kommen könnten, wie verordnet war, dann sollten sie ganz friedlos sein, und jeder, der sie träfe, sollte sie töten können. Nun verließen sie das Thing. Thorkel aber nahm sich der verbannten Männer an, ließ ihre Verwandten Geld zusammenlegen, um ihnen fortzuhelfen, und schaffte sie im Sommer außer Landes.Allgemein sagte man, daß kaum jemals eine Totschlagssache für einen Mann einen solchen Ausgang nahm wie die für Björn 1. Denn alle Achtungen, die Thorstein verhängt haue, mußten durchgeführt werden. Thord und seine Leute waren damit sehr wenig einverstanden, obwohl sie nichts dagegen tun konnten.
Auch die Moorleute, die verwandten Björns, empfingen von Thord Kolbeinsson zum Vergleich große Geldbußen. Der alte Arngeir zog zu Thorstein Kuggason mit reichem Gelde, das er erhielt, und Thordis empfing davon die Morgengabe ihres Gatten wie ihre Mitgift und sog westwärts nach Bardaströnd am Breitfjord (Breidafjörd) zu ihren Verwandten. Asgrim aber fuhr mit dem vermögen, das ihm zugefallen war, nach Krummachfelde (Rangarvellir) im Osten und wohnte dort. Thord Kolbeinsson fuhr heim nach Hitachkap zu seiner Behausung , und er war sehr wenig zufrieden mit dem Ausgang der Sache. Jetzt hatten die Streitigkeiten endlich ein Ende. Und damit schließt die Geschichte von Björn und Thord. 1
Kormak
der Liebes dichter
1. Kormaks Eltern
König Harald Haarschön herrschte über Norwegen, da diese Geschichte beginnt. Zu jener Zeit war ein angesehener Mann im Reiche namens Kormak. Er stammte aus Vik in Südnorwegen, war mächtig und von edlem Geschlecht. Auch war er ein gewaltiger Krieger und hatte den König Harald in vielen Schlachten begleitet. Er hatte einen Sohn namens Ögmund. Es war ein sehr hoffnungsvoller Mann, groß und stark schon in der Jugend. Da er ins Mannesalter heranwuchs, fuhr er im Sommer als Wiking, die Winter aber verbrachte er immer beim König. Er erwarb sich einen tüchtigen Namen und großen Reichtum.
Eines Sommers war er auf Wikingfahrt bei den britischen Inseln. Dort traf er auf einen Mann namens Asmund Eschenbrünne (Eskisida). Er war ein forscher Kriegsmann und hatte viele Wikinger und Heerführer besiegt. Die beiden hörten von einander und forderten sich gegenseitig zum Streit heraus. Sie bestimmten sich einen Kampfplatz und stritten mit einander. Asmund hatte mehr Krieger, aber nicht alle nahmen an dem Kampfe teil. Sie kämpften vier Tage hindurch. viele Leute Asmunds fielen, er selbst aber floh. So trug Ögmund den Sieg davon und brachte Ruhm und Reichtum heim.
Kormak sagte, größeren Ruhm könne Ögmund im Kampf nicht mehr gewinnen, "ich werde jetzt eine Frau für dich aussuchen: Helga, die Tochter des Jarl Frodi." " So soll es sein," erwiderte Ögmund. Darauf zogen sie zum Jarl Frodi. Er empfing sie freundlich. Da brachten sie ihre Werbung vor, und der Jarl nahm sie freundlich auf, nur meinte er, Ögmunds Fehde mit Asmund könnte Unruhe in das verhältnis bringen. Gleichwohl fand die Verlobung statt, und sie zogen heim. Ein Hochzeitsfest wurde gerüstet, und zu diesem erschienen eine Menge Menschen.
Frodis Tochter Helga hatte eine sehr kluge Pflegemutter, und diese ging mit ihr. von der Heirat hörte der Wiking Asmund. Er beschloß gegen Ögmund zu ziehen und forderte ihn zum Zweikampf heraus. Ögmund sagte zu. Die Pflegemutter Helgas
befühlte gewöhnlich die Männer, ehe sie in den Kampf zogen, auf zu gewärtigende Wunden hin. Sie tai dies auch mit Ögmund , bevor er von Hause wegzog, und weissagte ihm, er wurde nicht stark mitgenommen werden. Darauf gingen beide auf den Holm und fochten. Der Wiking war an der Seite ungedeckt, aber das Schwert wollte ihn nicht verwunden. Da schwang Ögmund hurtig sein Schwert, wechselte es von Hand zu Hand und hieb Asmund ein Bein ab. Er empfing drei Mark 1 als Lösegeld für Asmunds Leben.
2. Kormaks Geburt
In dieser Zeit starb König Harald Haarschön, und Erich Blutart 2 wurde König. Ögmund konnte mit Erich und dessen Mutter Gunnhild nicht in Freundschaft leben und rüstete daher sein Schiff zur Fahrt nach Island. Ögmund und Helga hatten einen Sohn, namens Frodi. Da nun das Schiff seefertig war, wurde Helga krank und starb. Ebenso Frodi, beider Sohn. Darauf segelten sie aufs Meer. Nahe am Land warf Ögmund die Hochsitzpfeiler über Bord. Sie kamen in den Mittfjord (Midfjörd) und dort, wo schon vorher die Hochsitzpfeiler angetrieben waren, warfen sie Anker.
Zu jener Zeit herrschte Mittfjord-Skeggi über die Gegend. Er ruderte zu ihnen, hieß sie willkommen im Fjord und bot ihnen Land an. Ögmund nahm dies an und maß den Grund fur ein Haus aus. Damals herrschte nun der Glaube; daß, wenn bei wiederholten Versuchen Meßstock einschwände, auch das Glück des Hauses schwinde, daß dieses aber blühen würdewenn die Meßrute Erfolg spürte. Die Ausmessung verlief aber trotz dreimaligen versuches diesmal schlecht 3.
So baute sich Ögmund ein Haus auf der Düne zu Mel (Sand) und wohnte seitdem dort. Er heiratete Dalla, die Tochter Önund 1
3 .Kormak verliebt sich in
Steingerd
Ein Mann hieß Thorkel, der wohnte auf Zunge (Tunga). Er war verheiratet und hatte eine Tochter, namens Steingerd. Sie wurde in Felstal (Gnupsdal) aufgezogen. In einem Herbst trieb ein Wal in Seespitz (Vatnsnes) ans Land, und er gehörte den Brüdern, den Söhnen Dallas. Thorgils frug Kormak, ob er lieber in die Berge zu den Schafen wolle oder mit zur Zurichtung des Wales. Er zog es vor mit den Knechten in die Berge zu geben. Ein Mann hieß Tosti. Das war ein Aufseher: er hatte für die Einsammlung der Schafe zu sorgen. So gingen er und Kormak zusammen, bis sie nach Felstal kamen. Da blieben sie die Nacht. Dort war eine große Halle, und Feuer waren angemacht, an denen die Männer sitzen konnten.
Am Abend kam Steingerd aus ihrem Frauengemach und eine Magd mit ihr. Da hörten sie im Saal die fremden Männer. Die Magd sagte: "Liebe Steingerd, wir wollen uns die Gäste anschauen." Sie sagte, dazu fühle sie kein Bedürfnis, ging aber doch zur Tür, trat auf die Schwelle und lugte über das Pförtchen in die Halle. Es war unten ein kleiner Raum zwischen Tür und Schwelle 1. Da schimmerten ihre Füße durch. Kormak sah das und sprach diese Weise: 1
Starke Minne, ich merkt' es, Meine Sinne einzwang. An der Schwelle — wie schwillt's Herz — Schwebt's: ein Fuß dort hebt sich: Oft noch Fährnis fürchtet vor dem Knöchel Kormak! Wohin mag mich, weh, dies Weib dereinst noch treiben: |
Nun merkte Steingerd, daß sie gesehn war. Sie wandte sich zu 'dem Hagbard-Schnitzwerk an der Wand und lugte unter Hagbards Bart hervor. Jetzt fiel das Licht des Feuers aus der Halle hell auf ihr Antlitz. Da sagte Tosti: "Kormak, siehst du die Augen dort draußen bei dem Hagbardshaupte 1 ?" Kormak sprach die Weise:
Dort über Hallens Holzstoß Helle Glut mich quälet. Lichte Augen leuchten; Lachen kaum mir bracht' das: Zarter Knöchel Zier dann Zieht mein Auge nieder. Sah nicht mehr —doch Sehnsucht, Schlankes Weib, trag' lang' ich. |
Und abermals sprach er:
Weib, dein Wimperhimmel Weiß lacht. Drunter gleißend, Linnenschmucke, lockt dein Lichter Brauenmond mich stets. Falkengleich mir folgt dein Fragend Aug ': ach Plage, Bittre, nur uns beiden Bringt es, holde Ringmaid 2 ! |
Tosti sagte: "Unverwandt starrt sie auf dich." Kormak sagte:
Wandtest dein Auge, Wonn'ge, Wenig von mir: Sehnsucht Litt ich, barg mein Leid nicht, Lichten Goldschmucks Fichte, Als du, Braut des Brettspiels, Bogst dich fort und trogst mich, Hier auf mich stets her am Hagbard-Kinne starrtest 1. |
Darauf gingen die Mädchen in die Halle und setzten sich nieder. Kormak hörte, was sie über sein Aussehen sagten. Die Magd meinte, er sei dunkel und häßlich, Steingerd aber, er wäre schön und könnte nicht besser aussehen — " nur einen Fehler hat er — die buschige Locke auf der Stirn." Da sprach Kormak die Weise:
Eyr des Goldes, dich ärgert Eins an mir, so klein's ist. liste, in Frau' n schwatz leichthin Ließest du's einfließen ! Sprachst: "Unedler Anblick! Irrt die Locke so wirr doch des Skalden Antlitz! Ei! Ich kenn' die Weiber 2! |
Steingerd sagte: "Seine Augen find schwarz, Schwester, und das steht ihm nicht gut." Dies hörte Kormak und sprach die Weise:
Schwarz mein Auge, Schmucke, Strahlt, und allzufahl dir Dünkt mein Antlitz, denk' ich Dir zu nahen bier, Maid: |
In diesem Hause brachten sie die Nacht zu. Am Morgen, als Kormak aufgestanden war, ging er zu einem Wassertrog und wusch sich. Darauf ging er ins Frauengemach, sah aber niemand dort. Er hörte aber ,Stimmen drinnen in der Stube, kehrte wieder um und trat ein. Da war Steingerd mit ihren Frauen. Die Magd sprach zu Steingerd: "Hier kommt jetzt dein schöner Mann, Steingerd." Sie erwiderte: "Ganz gewiß ist es ein hübscher Kerl." Steingerd kämmte sich. Kormak sprach:"Leihst du mir den Kamm :" Steingerd reichte ibn dem Kormak. So schönes Haar wie sie hatte keine Frau. Die Magd sagte: "Du würdest viel dafür geben, wenn du ein Weib mit solchem Haar und solchen Augen wie Steingerd hättest!" Kormak sprach diese Weise:
Blickt Ale-Sagas 1 Aug' mich An, nicht schätzen kann ich's Ein im lichten Antlitz Unter —sage: ,dreihundert'. Fünfhundert' doch hin gleich, Hartes Freyja, wortlos Hier ich für dein herrlich Haupthaar zahl': das glaub' mir! |
Die Magd sprach " Eure Neigung ist gegenseitig, aber wie hoch würdest du erst die ganze Steingerd einschätzen müssen!" Kormak sprach diese Seife:
Mädchen, das mich meidet, Miss' um dich ganz Island! |
Nun kam Tosti herein, um Kormak zur Arbeit abzuholen. Kormak sprach diese Weise:
Rasch, mein lustig Rößlein, Reit' du in die Weite! Peitsche laß, nicht lässig Los drauf, müder Tosti! Wonne mehr bringt mir ja Mein Gespräch mit Steingerd. Wie des braunen Wolltiers Weid' auf felsiger Heide ! |
Tosti meinte, das möchte ihn allerdings kurzweiliger dünken, und ging fort. Kormak aber setzte sich zum Brettspiel nieder und war sehr vergnügt. Steingerd sagte, er unterhielte besser, als man von ihm erzählt hätte. Dort saß er den Tag über. Da sprach er diese Weise:
Taufrischen Haars Freyja Freute nach Bads Lust heut' mich. Hier in meinen Haaren Heert' ihr Locken speer ein. Wonnige kannt' mich wenig: Waltete Stück des Skalden! Immer, Eyr der Fjordglut, dich soll's mich mahnen ': 1 |
Tosti kam nun von den Bergen zurück, und sie zogen heim, von jetzt ab wandte Kormak gern seine Schritte nach Felstal, um Steingerd zu treffen, und er bat seine Mutter, ihm schmucke Kleider zu machen, damit er Steingerd immer besser gefiele. Dana meinte, der Abstand zwischen ihnen wäre doch sehr groß, und es sei sehr ungewiß, ob ihnen diese Liebe zum Heil ausschlüge , wenn Thorkel auf Zunge davon erführe.
4. Kormak züchtigt Narfi
Thorkel hörte nun bald, was da vorging, und er meinte, es würde ihm und seiner Tochter Schande bringen, wenn Kormak das Verhältnis nicht gesetzlich gestalte. Er schickte daher nach Steingerd, und sie kam heim. Ein Mann hieß Narfi. Er lebte bei Thorkel, ein aufgeblasener und alberner Gesell. Er prahlte gern, und doch war nichts dahinter. Narfi sprach zu Thorkel: " Wenn Kormaks Besuche dir hier nicht behagen, dann kann ich bald Ordnung schaffen." Thorkel war das recht. Im Herbst hatte Narfi die Schafe zu schlachten. Einst kam Kormak nach Zunge. Er sah Steingerd in der Küche. Narfi stand am Kessel, und als fertig gekocht war, nahm er eine Blutwurst heraus, bieli sie Kormak unter die Saic und sprach:
Wie gefallen, Kormak; dir Kessels Würmer ': |
Er sprach:
Gut dünkt gesott' ne Wurst Ogmundens Sohne. |
Am Abend aber, ehe Kormak heimging, sah er Narsi und erinnerte sich an die spöttischen Worte. Kormak sprach: "Ich glaube, Narfi, es wird eher da; u kommen, daß ich dich niederhaue, als daß du meine Besuche überwachst" Er versetzte ihm einen Hieb mit dem Axtrücken und sagte:
Wirft nicht mehr von Würgten, Wirrer Kerl, hier girren! Nie so, naseweiser Narfi, reden darfst du! |
Und dann sägte er hinzu:
5. Der Fluch der Zauberin
Eine Frau hieß Thorveig. Sie war sehr zauberkundig. Sie wohnte zu Steinstedt (Steinstadir) im Mittfjord. Sie hatte zwei Söhne. Der ältere hieß Odd, der jüngere Gudmund . Beide waren große Prahlhänse. Odd besuchte gern Thorkel in Zunge und saß dann immer im Gespräch mit Steingerd. Thorkel schlich sich in das vertrauen der Brüder und reizte sie auf, Kormak einen Hinterbalt zu legen. Odd sagte, das überstiege seine Kraft nicht. Eines Tages kam Kormak wieder nach Zunge. Steingerd war im Saal und saß auf der Frauenbank. Die Söhne der Thorveig saßen in der Stube und waren gerüstet den Kormak zu überfallen, wenn er hereinträte. Thorkel aber hatte an der einen Seite der Tür ein gezogenes Schwert angebracht, an der anderen Seite Narfi eine Sense an ihrem langen Schaft. Und als Kormak an die Saaltür kam, fiel die Sense von oben herunter. Sie traf auf das Schwert; und eine große Scharte ward in dieses gerissen. Da kam Thorkel dazu. Er warf dem Kormak vor, daß er nur Unheil anrichte, und nannte ihn einen Schurken. Dann kehrte er eilig in die Stube zurück und rief die Steingerd heraus. Er ging mit ihr durch eine andere Tür aus dem Saal und schloß
sie in ein Nebenhaus ein. Er sprach, Kormak und sie sollten sich nicht wieder sehen. Kormak ging in die Stube. Er sah rüstiger drein als man vermutet hatte, und die Brüder gerieten in großen Schrecken. Kormak blickte umher, ohne Steingerd zu gewahren. Als er sah, wie die Söhne Thorveigs ihre Schwerter wetzten, machte er sofort kehrt und sprach die Weise:Staune, Hrungnirs Standort Stieß das Schwert der Wiese: Seil zur Frau ich wollte Wallen in die Halle, Drohst du Böses: besser Bist du dran gewiß nicht. Wilde Rache wohl zu Webt dir "Odins Mettrank"'! |
Da Kormak die Steingerd nirgends fand, sprach er diese Weise:
Sie ging aus dem Saale. Sehnsucht's Herz mir dehnet. Wüst die Halle: was nun Wird sein ihre Zierde: Jetzt nach jedem Platz hin Jagt mein Auge Sagend: Kein Blick kann das schöne Kind im Hause finden! |
Nach einer Weile kam Kormak zu dem Nebenhaus, in dem Steingerd war, brach es auf und sprach mit ihr. Sie sagte: "Unvorsichtig ist es von dir, daß du mich zum Gespräch auf
Schwerter wetzend sitzen Seh ich meine Gegner, Niedre Bauernbengel: Bringt mich nicht um, Schlingel Nah 'n mir auf der Mark sie, Maid, zum Kampfe beide: Ist's, als schüfen Schafe Schlimmen Tod dem Grimm-wolf. |
Kormak saß nun dort den Tag über. Thorkel sah jetzt ein, daß der Anschlag mißlungen sei, den er ersonnen hatte. Nun bat er die Söhne Thorveigs Kormak in einem Tal außerhalb seines Gehöftes einen Hinterhalt zu legen. Da sprach Thorkel: "Narfi soll euch begleiten. Ich aber will daheim bleiben und euch Hilfe senden, wenn ihr sie bedürfet." Am Abend ging Kormak nach Hause, als er aber unterwegs zu dem Tal kam, sah er die Männer und sprach folgende Weise:
Eines Mädchens Anblick Alle fern mir halten. Spähen g'nug, daß der Gna der Goldbort 'ich nicht hold sei. Doch umsonst, je emf'ger Auch die Feind' auftauchen, Desto fester fass' die Frau in Lieb 'ich —traut drauf ': |
Da liefen die Söhne Thorveigs hinzu und fochten lange wider Kormak. Narfi drückte sich im Hintergrund vom Kampfe. Thorkel sah von seinem Hause aus, daß die Brüder nicht recht vorwärts kamen, und ergriff seine Waffen. In dem Augenblick kam Steingerd aus ihrem Gemach und sah, was ihr Vater vorhatte. Sie hielt ihn an den Händen zurück, und er konnte den Brüdern nicht zu Hilfe kommen. So siel schließlich Odd, Gudmund aber wurde kampfunfähig und starb bald darauf. 1
Darauf zog Kormak heim, und Thorkel sah nach den Brüdern. Bald darauf suchte Kormak die Thorveig auf und sagte ihr, er wolle nicht, daß sie länger ihr Haus im Fjord habe zu bestimmter Stunde wirst du fortziehen, und ich weigere dir jede Buße für deine Söhne." Thorveig sprach:"Du kannst es leider leicht durchsetzen, daß ich aus der Gegend verbannt werde und meine Söhne ungerochen bleiben. Aber so werde ich mich rächen: "Nie sollst du Steingerd zu eigen haben 1." Kormak erwiderte: "Darüber wirst du keine Gewalt haben, du böse alte Hexe!
6. Kormak gewinnt und verliert
Steingerd
Nun ging Kormak zu Steingerd ganz wie früher. Und ab sie einst über jene Vorgänge sprachen, war sie darübergar nicht ungehalten. Kormak aber sprach diese Weise:
Kerle hinter Kormak Kauern auf der Lauer. Kind, dich gönnt mir keiner. Komme der Feind: Streit frommt mir! Alle Ströme eilen Aufwärts wohl im Laufe, Eh dein müd' ich, Methorns Maid, je von dir scheide 2. " |
Sprich nicht so viel davon," sagte Steingerd, "manches Unheil mag unterwegs sein" Da sprach Kormak die Weise:
Meine lichte Lein-Hlin, Liebe Antwort gib mir: Welchen Mann der Walstatt Willst zum Liebesspiel du |
Steingerd antwortete:
Frodis blindem Bruder Braut sein wollt' ich, traute, Wenn die gnäd'gen Götter Gönnen mir dies könnten 1 ! |
Kormak sagte:"Nun karst du dir den zum Mann, den solltest. Oft habe ich dich hier in Liebe besucht."Jetzt hat Steingerd den Kormak; sich mit ihrem Vater zu befreunden und um sie zu werben, und um der Steingerd willen gab Kormak dem Thorkel reiche Geschenke. Es redeten nun noch manche in die Sache hinein, aber schließlich kam es doch dahin, daß Kormak um die Steingerd warb. Sie wurde ihm verlobt und das Hochzeitsfest bestimmt. Und so war eine Weile alles ruhig.
Nun fanden verhandlungen statt, und dabei gab es Streitigkeiten wegen der Mitgift. Als alles geordnet war, kam es seltsamerweise dahin, daß Kormak sich wenig mehr um die Hochzeit kümmerte. Der wirkliche Grund aber war der Zauber Thorveigs , der nicht zuließ, daß Kormak und Steingerd einander haben sollten.
Thorkel auf Zunge hatte einen erwachsenen Sohn, namens Thorkel mit dem Beinamen "Zahnknirscher" (Tanngnjost ). Er war eine Zeitlang auf Wikingfahrten unterwegs gewesen. Diesen Sommer aber kam er nach Island und weilte bei seinem Vater Kormak erschien nicht zur Hochzeit; wie abgemacht war, und die verabredete Zeit ging vorüber. Das deuchte die verwandten der Steingerd eine große Schmach, da er offenbar die verbindung abgebrochen habe, und sie berieten viel untereinander, was in der Sache zu tun sei.
7. Steingerds Hochzeit mit Bersi
Berfi hieß ein Mann in Sumpfhof (Saurbö). Er war reich und ein tüchtiger Kerl, sehr stattlich, ein Streithahn und
Die Zauberin Thorveig ging nun zu Bersi und klagte diesem ihr Leid. Sie sagte, Kormak verhinderte sie im Mittfjord zu wohnen. Bergi kaufte ihr Land westlich davon, und sie wohnte dort noch lange darauf.
Als eines Tages Thorkel auf Zunge und sein Sohn über Kormaks Wankelmut redeten, schien ihnen die Sache doch der Rache wert. Narsi sagte: "Ich habe einen guten Plan. Fahren wir ins Westland mit reicher Ausstattung und besuchen wir Bersi in Sumpfhof. Er ist ohne Frau. Gewinnen wir ihn für unsere Sache. Er kann uns eine große Hilfe sein."Diesem Rate folgten sie, und sie zogen nach Sumpfhof. Bersi empfing sie freundlich. Am Abend wurde viel über Heiratsgelegenheiten gesprochen. Narfi meinte: "Ich kenne keine so gute Heirat wie mit Steingerd. Viele sagen, Bersi, das wäre eine Frau für dich." Bersi erwiderte: "Ich hörte doch, die Sache soll einen Haken haben, wenn die Heirat auch verlockend ist." Narsi sprach: "Wenn die Männer den Kormak fürchten — da ist keine Not; denn mit ihm wird gar nicht mehr gerechnet." Da Bersi dies hörte, leitete er seine Werbung bei Thorkel Zahnknirscher ein und warb um Steingerd. Thorkel gab eine zustimmende Antwort und versprach Berfi seine Schwester.
Sie ritten nun, achtzehn im ganzen, zur Hochzeit. Thord Arndisarson zog mit Bersi nach Norden. Ein Mann hieß Bigi. Der war groß, stark und zauberkundig. Er war ein verwandter Bersis und zog mit ibm. Sie versahen sich guter Hilfe an Vigi. Sein Wohnsitz war zu Holm. viele Männer waren für diese Fahrt auserlesen, und da sie nun bei Thorkel eintrafen, wurde
das Hochzeitsgelage so eingerichtet, daß keine Kunde von ihm in die Gegend drang. Alles dies aber geschah sehr gegen Steingerds Wunsch. Der Zauberer Bigi wußte Bescheid über jeden, der ins Gehöft kam oder es verließ. Er saß ganz vorn in der Stube und schlief auch nahe der Saaltür.Steingerd ließ Narsi rufen, und da sie ihn sah, sprach sie: "Ich möchte, Gesippe, daß du Kormak erzähltest von der Veranstaltung, die hier getroffen ist. Mein Wunsch ist, daß du ihm diese Nachricht bringst." Narsi schlich sich heimlich davon. Er war aber nicht weit gekommen, da war Bigi schon hinter ihm. Er forderte ihn auf zurückzukehren und böse Anschläge zu unterlassen. Beide kehrten auch zurück, und die Nacht verstrich. Am Morgen versuchte Narfi aufs neue davonzukommen, er war aber kaum so weit als am Abend, da war Bigi schon wieder bei ihm und trieb ihn schonungslos zurück.
Da die Hochzeit zu Ende war, rüsteten sie sich zur Abreise. Steingerd hatte ihr Gold und ihre Kostbarkeiten bei sich. Sie ritten dann in aller Ruhe zum Widderfjord. Als sie fort waren, machte sich aber Narfi auf und kam nach Mel. Kormak führte eine Wand auf und schlug gerade mit dem Hammer. Narsi ritt unterm Schild. Er tat sehr scheu und ließ die Augen überall herumschweifen wie ein gehegtes Wild. Einige Männer waren auf der Wand bei Kormak, als Narfi kam. Das Pferd wieherte unter ihm. Er war mit einem Schwerte umgürtet. Kormak frug; "Was gibt's neues, Narfi, mit was für Männern seid ihr heute nacht zusammen gewesen:" Narfi sprach: "Zu melden ist wenig, doch Gäste hatten wir reichlich." Kormak versetzte: "Was waren das für Leute:" Narsi erwiderte: "Holmbersi war da zu achtzehn und feierte seine Hochzeit." Kormak frug: "Wer war die Braut:" "Bersi bekam Steingerd, Thorkels Tochter,"sagte Narfi" ,sie sandte mich hierher, als sie nach Hause zogen, dir die Neuigkeit zu melden." Kormak rief Immer sind deine Reden vom Übel." Er lief auf Narsi zu und schlug ihn auf den Schild, und da dieser gegen jenen stieß, wurde er leicht an der Brust verwundet und fiel vom Pferd. Dies aber lief mit dem Schild weiter. Thorgils, Kormaks Bruder, meinte, das sei
nicht wohl getan 1. Kormak erwiderte, ihm sei recht geschehen. Nun erwachte Narfi aus seiner Ohnmacht, und sie konnten mit ihm reden. Thorgils frug: "Was waren denn für Leute auf der Hochzeit:" Narsi sagte es. "Wußte Steingerd vorher davon Narsi erwiderte: "Erst an dem Abend, als die Hochzeit stattfand." Er erzählte nun von seinen Auftritten mit Bigi und sagte, Kormak werde es freilich bequemer finden, auf Steingerds Spur zu flöten und ihm Beschimpfungen anzuhängen, als sich im Holmgang mit Bersi zu messen. Da sprach Kormak die Weise:Hengst und Schild behalten Hier kaum magst vor mir du! Arger, es wird dein Ohr gleich Ambos meinem Hammer: Weiltest auf sieben auch selbst du, Schweig' von "Hochzeitsreigen", Hügelschänder: hin dein Haarkamm fährt auf Scharten ! |
Thorgils erkundigte sich über den Heiratsvertrag zwischen Bersi und Steingerd. Narfi sagte, Steingerds verwandte hätten weiter nichts mehr mit diesem Bunde zu tun, wie er sich auch in Zukunft gestalte, Steingerds Vater und Bruder hafteten allein für die Heirat.
8. Kormak jagt Bersi nach
Da griff Kormak plötzlich nach seinem Roß, nach Waffen und Sattelzeug. Thorgils frug: "Was willst du tun, Bruder:" Kormak sprach die Weise:
Muß durch Bersi missen Meine dolde Steingerd. |
Thorgils sagte:"Das ist eine unbesonnene Fahrt. Denn Bersi wird vorher zu Hause angelangt sein, ehe du ihn triffst. Ich werde dich begleiten."Kormak aber rief, er müsse gleich aufbrechen und könne auf niemand warten. Er stieg sofort zu Roß und jagte so schnell dahin, als er nur konnte. Thorgils sammelte sich schnell ein Gefolge. Es waren achtzehn im ganzen. Sie holten Kormak ein auf dem Bergrücken, der nach dem Widderfjord führt, dieser aber hatte sein Pferd schon zuschanden geritten. So wandten sie sich zu Thorveigs Behausung.
Da sahen sie, daß Bergi auf ihr Schiff gegangen war. Thorveig sagte zu Bersi: "Ich möchte, du nähmst von mir eine kleine Gabe an, und gut Glück soll ihr folgen." Das war ein eisenbeschlagener Schild. Thorveig meinte, sie rechne sicher darauf, Bersi würde nicht verwundet, wenn er ihn zum Schutz trüge. "Und doch ist das nur eine kleine Gegengabe für den Wohnsitz, den du mir anwiesest." Bersi dankte ihr für die Gabe, und dann schieden sie.
Thorveig ließ da durch Leute alle Schiffe leck machen, die am Lande lagen, denn sie wußte im voraus, daß Kormak und seine Mannen kommen würden. Nun langten diese an und forderten ein Boot von ihr. Sie sprach, sie würde ihnen keine Gefälligkeit erweisen ohne Entgelt."Ein angefaultes Boot liegt hier im Schuppen: das kostet eine halbe Mark zu leiben." Thorgils meinte, zwei Unzen wären reichlich genug. Kormak meinte, mit solchen Dingen könne man üch nicht aufhalten, aber Thorgils sagte, er würde denn doch lieber um den Fjord herumreiten. Kormaks Wille drang durch, und sie stiegen ins Boot. Als aber nur ein kleines Stück vom Lande entfernt waren, lief das Schiff unter ihnen voll Wasser, und sie kamen nur mit Not an der alten Stelle wieder ans Ufer."Züchtigung, nicht Bootsmiete solltest du erhalten, du böses altes Weib,"sagte Kormak.
Thorveig sagte, das sei nur so ein kleiner Kniff gewesen. Darauf zahlte ihr Thorgils das Silber. Kormak sprach da die Weise:
Wäscheklöppels Klappern Kund wird oft am Brunnen: Öfter doch ich dachte Dein im Liede, Steingerd. Draupnir-Taues Träger Teuer hier man besteuert. Zahle für heikler Hexe Hundsföttisch Boot drei Unzen" |
Bergi war eilig zu Roß gestiegen und heim geritten. Rormak sah, daß er ihn nicht mehr einholen könne. Da sprach er die Weise:
Wogenfeuers Freyja Find 'ich nie: dahin sie Schwand, die treu einst schien, mir Schändlich aus den Händen. Darf mein Auge an minn'ger Maid nie mehr sich weiden: Lachend doch einst mit Leichen Labt'ihrt' halb ich Raben 2 ! |
Sie gingen nun zu ihren Rossen und ritten um den Fjord herum. Da trafen sie auf Vati und frugen nach Berfi. Dieser sagte, das Bersi in Klipp angekommen wäre und Mannen um sich gesammelt habe."Gar viele Männer find das." "Dann sind wir zu spät gekommen," sagte Kormak" ,wenn sie in- zwischen haben Männer sammeln können."Thorgils bai den Kormak, er möge doch umkehren. Er meinte, dort wäre wenig Ruhm zu holen. Kormak erwiderte: er müsse Steingerd sehen. Bali begleitete sie nun, und als sie nach Klipp kamen, war Bersi
9. Die Schwerter Hviting
und Sköfnung
Eine Frau hieß Thordis Ihr Sinn war böse. Sie wohnte in Landspitz strand (Skagaströnd) auf Hexenfeld (Spakonufell) und wußte, was mit Kormak vorging. An jenem Tage kam sie nach Klipp, ergriff Kormaks Partei und sprach: "Bietet ibm nicht dies falsche Weib an. Das ist ja ein dummes Ding und paßt nicht zu einem so tüchtigen Manne. Seine Mutter wird sich nicht feuen, wenn ihm ein so traurig Los zuteil wird." Thord sprach: "Pack dich fort, du alte Hexe." Er erklärte; es werde sich bewahrheiten, daß Helga eine vortreffliche Hausbau sei. Da sprach Kormak: "Mag auch Wahrheit sein in dem, was hier gesagt wird, ich will mit ihr nichts zu tun haben." Thorgils sprach: "Das bringt uns kein Glück, wenn wir auf die Worte dieser feindlichen Frau hören und das Angebot ausschlagen." Da rief Kormak:"Ich fordere dich zum Holmgang heraus, Beest, binnen eines halben Monats zu Thingeiland (Leidholm) in Mittental (Middalir) — der Platz heißt jetzt"Orrostuholm", d. h."Kampfinsel". Bersi sagte, er werde kommen, er fügte aber hinzu, Kormak habe sich selbst gewählt, was ihm nur geringe Ehre eintragen würde. Darauf ging Kormak zum Gehöft, um Steingerd zu sehen, und da er sie traf, warf er ihr vor, sie habe ihn von sich gestochen, da sie einen andern Mann genommen habe. Steingerd sagte:"Du warst es doch zuerst, Kormak, der den Bruch herbeiführte,
dies alles aber ist ja wider meinen Willen geschehen." Da sagte Kormak die Weise.Sprichst:"Nicht, wie versprochen, Sprach vor bei mir Kormak." Maid, es ward todmüd' doch Mein Hengst nur um deinhalb! Bärst' er! Nur nicht Bersi Bei dir liege: das neid' ich! Schöne, ich ritt zuschanden Schon mein Tier: o lohn' es! |
Darauf fuhren Kormak und die Seinen nach Hause. Kormak aber erzählte seiner Mutter alle vorgänge. Da sagte diese: "Wenig Gutes beschert uns dein Schicksal. Denn dort hast du eine gute Heirat ausgeschlagen, und dein Kampf gegen Bersi erweckt keine großen Hoffnungen. Er ist ein gewaltiger Kämpe und bat tüchtige Waffen." Bersi hatte ein Schwert mit Namen "Weißling" (Hviting). Es war eine scharfe Waffe. und ein Lebensstein 1 war darin. Dieses Schwert hatte er in manchem Männerstreit getragen. Dalla sagte:"Was für Waffen wirst du gegen Hviting haben:" Kormak meinte, eine große scharfe Ari. Dalla sagte, es sei ratsam, daß er zum Mitifjord -Skeggi 2 gehe und ihn um sein Schwert Sköfnung bitte. Darauf fuhr Kormak nach Rauch (Reykir) und sagte dem Skeggi, wie die Sache stand. Er bai ihm Sköfnung zu leihen. Skeggi sagte, dazu habe er keine Lust: "Ihr seid sehr verschieden geartet. Sköfnung muß behutsam gezückt werden. du aber bist unbesonnen und ungestüm." Kormak ritt nun fort und war ungehalten 1
Einige Tage darauf hieß Dalla den Kormak wiederum nach Rauch gehen:"Jetzt wird dir Skeggi das Schwert leihen." Kormak ging zu Skeggi und bat um Sköfnung. Skeggi erwiderte ihm: "Du wirst bald sehen, daß schwer damit umzugehen ist. Ein Beutel ist daran, den sollst du ruhig in Frieden lassen. Die Sonne darf nicht oben auf den Griff scheinen. Du darfst es nicht tragen außer zum Kampfe. Wenn du aber zum Kampfplatz kommst, dann setze dich abseits, um es zu zücken. Halte das Schwert vor dich und blase darauf. Dann wird eine kleine Schlange unter dem Griff hervorkriechen. Nun neige das Schwert, das die kleine Schlange leicht wieder unter den Griff kriechen kann." Kormak sprach: "Ihr habt so manche Kniffe, ihr Zauberer." "Doch wird es dir von Nutzen sein, sie zu kennen," erwiderte Skeggi.
Nun ritt Kormak beim und erzählte dies seiner Mutter. Er meinte, daß sie viel über Skeggi vermöge. Er zeigte ihr das Schwert und versuchte es aus der Scheide zu ziehen, aber es wollte nicht gehen. Dalla sagte:"Allzu eigenwillig bist du, mein Sohn!" Kormak setzte nun seinen Fuß auf den Griff und zog den Beutel hervor. Das Schwert knarrte gräßlich, aber es ging auch jetzt nicht aus der Scheide. Die Zeit zum Kampftage kam nun heran. Kormak ritt von Hause mit fünfzehn Mann. Mit der gleichen Zahl ritt Bersi zum Holme. Kormak kam zuerst an und sagte dem Thorgils, er müsse jetzt allein sitzen. Er setzte sich nieder und ergriff das Schwert. Er achtete nicht darauf, ob den Griff die Sonne beschien, als er es über seinem Gewand umgürtete. Da er es aber herausziehen wollte, vermochte er es nicht eher, als er seinen Fuß darauf setzte. Dann kam die kleine Schlange unter dem Griff hervor, und er verfuhr mit
ihr nicht, wie er sollte. So war das Glück von dem Schwert gewichen, und unter gräßlichem Knarren ging es aus der Scheide.
10. Holmgang zwischen Kormak
und Bersi
Nun ging Kormak zu seinen Mannen. Auch Bersi und seine Leute waren gekommen und viele andere Männer, die dem Kampfe zuschauen wollten. Bersi sprach:"Kormak, du hast mich zum Holmgang gefordert, ich dagegen schlage dir nur Zweikampf vor. Du bist noch ein junger Mann und wenig erprobt. Der Holmgang erfordert die größte Ubung, nicht so der einfache Zweikampf Mann gegen Mann." Kormak erwiderte: "Ich werde auch im einfachen Zweikampf nicht besser fechten. Ich wage diesen Holmgang und will dir in allem gleichgestellt sein." Gut denn, wie du willst," sagte Bersi.
So lautete das Holmgangsgesetz 1 Der Kampfteppich sollte fünf Ellen lang sein, mit Schlingen an den vier Zipfeln. In diese sollten Pfähle mit einem Kopfende eingerammt werden, die man Tjösnur' nannte. Der dies machte, sollte zu den Pfählen geben, daß er den Himmel zwischen seinen Füßen sah, sich am Ohrläppchen faßte und den Spruch murmelte, der später bei dem sogenannten ,Tjösnuropfer' hergesagt wurde. Drei Gevierte sollten um den Teppich herumgezogen werden, jedes einen Fuß breit. An den Kanten dieser Gevierte sollten vier Stangen aufgestellt werden. Man nannte sie die ,Haseln'. War dies getan, dann war der Kampfplatz ,eingehaselt'. Zeder Mann erhielt drei Schilde. Waren sie zerhauen, dann sollte er wieder auf den Kampfteppich treten, wenn er diesen vorher verlassen hatte, und üch jetzt mit den Waffen allein verteidigen. Der Geforderte stritt zuerst. War einer verwundet, so daß Blut auf den Teppich floß, dann durfte man nicht weiter kämpfen. Setzte einer einen Fuß außerhalb der Haseln, dann hieß es ,Er weicht,' trat er mit beil
11. Die Lieder über den Holmgang
Ein Mann hieß Steinar. Er war der Sohn Önund des Sehers, der Bruder Dallas, der Mutter Kormaks. Er wohnte in Schiff (Ellidi) und war ein sehr streitbarer Mann. Zu ihm, seinem verwandten, ritt Kormak vom Holm. Er erzählte ihm von seiner Fehde, und jener war darüber sehr aufgebracht. Kormak meinte, er wolle Gegend verlassen",und ich möchte, daß du die Geldzahlung an Bersi übernähmst." Steinar sagte: "Du bist nicht sehr kühn, aber das Geld soll gezahlt werden, wenn es nottut." Kormak blieb dort einige Nächte. Seine Hand schwoll sehr an, denn sie war nicht genügend verbunden.
Nach jenem Streit kam Holmgang-Bersi zu seinen Brüdern, und sie fugen ihn nach dem Ausgang des Holmgangs. Er sagte es ihnen. Sie aber meinten, zwei sehr beherzte Männer hätten
dort nur winzige Hiebe gewechselt, und erklärten, nur durch Kormaks Unglück habe Bergi den Sieg erfochten.Bersi suchte dann Steingerd auf. Auch sie frug nach dem Ausgang des Streites. Da sagte er die Weise:
Heil mir ward im Holmgang Heut: drei Mark als Beute ! Alle doch Kampfes 'n nur Achtbaren Mut zusprachen. Fürder mich Schwertschlags Förderer Fordert nicht zur Mordschlacht! Ob des Schlachtsturms Schlichter Sieg erfocht der Krieger |
Steinar und Kormak ritten fort von Schiff und kamen durch Sumpfhof. Da sahen sie eine Männerschar sich entgegenreiten. Das war Bern mit den Seinen. Er sprach Kormak an und frug, wie es mit seiner Wunde stünde. Kormak meinte, sie würde bald geheilt sein. Bersi sagte:"Willst du, daß ich sie heile, wenn du sie auch von mir empfingst : Dann wird die Sache bald vorüber sein." Kormak schlug es ab und sprach, er würde lebenslang sein Feind sein. Da sagte Bersi die Weise:
Held, zum Kampfsturm Hildes Holt' st du mich, denket wohl dran. Mag gar froh auf Gerthing Gehn, erprobt in jenem. Kormaks Schild zerschellte Schwerts Hieb. Kaum begehrt wohl Nun der wackre Wiking Weiteren Holm gangs streit mehr. |
Darauf trennten sie sich. Hierauf fuhr Kormak nach Mel und traf seine Mutter. Diese heilte ihm die Hand. Sie war schlimm geworden und heilte sehr schwer. Sie suchten die Scharte an Sköfnung auszuwetzen, aber je mehr sie wetzten, um so größer
Barst im Kampf mit Bersi Bald, Skeggi, dein alt Schwert! Nimm's, es schnitt die Schneide Schwer: den Feind nicht wehrt' es. Habe, schwör's, im Speersturm Schuldlos Not erduldet: Wahr ist's, das nicht wurde Mein der Sieg für Steingerd 1. |
Skeggi sagte:"So traf ein, was mir schwante."Kormak zog fort und kam heim nach Mel. Als er seine Mutter Dalla traf, sagte er:
Heil kam nicht vom Holmgang, Holde Frau des Goldes. Höhlenbär', dem Bersi, Bot ich Todeskampf an. Skeggis Klinge kläglich Klang: beim Hieb zersprang sie. Märchenhaften Mordschwerts Macht in nichts zerkrachte ! |
Und dann sprach er:
Trug des tapfren Skeggi Trollschwert auf dem Holmgang. Wenig biegsam, wähn' ich, Wies, voll Trug, sich dieses. Schwirrend an der Schwertspitz Schnitt es Bersis Hviting. Tiefe Scharte ich schier in Skeggis Kling' entdeckte ! |
Und weiter sprach er.
Hoffte mir vom Mordschwert Mehr, als ichs so hehr schwang. Trog mich Schilds Zerscheller Schändlich in den Händen. Häßlich klang und heiser Hier das goldgezierte, Schied aus seiner Scheide Schwer: nicht wollt's mich ehren 1 ! |
Und endlich sprach er.
Zwei Tage auf Zwiesprach Zog ich, ward betrogen. Ab die schönen Stunden Schwört die ,Linnenföhre'. Frau, der dritte auch freudlos Find't im Haus mich drinnen. Stets nach Ärmel-Ilm' ich Ärmster Mann mich härme 2. |
Danach ging Kormak auf einen Tag nach Rauch, und dort sprachen er und Skeggi miteinander. Skeggi sagte, wenig mannhaft wäre der Holmgang verlaufen. Da sprach Kormak die Weise:
Spät erhieltst du, Helms Frey, Heuer den Wundenstreuer ! Mild sei, Mann. Für Säumnis, Sieb, den vers ich biete. Kein Schlachtsturmes-König Kann sein Schicksal bannen: Herrlich schwirrt' im Schwerter- Schwank dein altes Langschwert 23 |
Dann sprach er weiter:
12. Bersis Mißgeschick auf dem Thorsnesthing
2
Im Winter wurden Spiele in Sumpfhof abgehalten, und bei diesen waren auch Bersis Sohn Asmund und die Söhne Thords zugegen. Sie waren aber jünger und nicht so stark wie jener. Asmund mißbrauchte seine Überlegenheit in häßlicher Weise, und die Söhne Thords kamen oft blau und blutig geschlagen heim. Ihrer Mutter Thordis gefiel das übel, und sie setzte ihrem Manne zu, er möge bei Bersi erwirken, daß er ihre Söhne dafür schadlos hielte. Thord wollte dies nicht tun. Da sagte sie: Dann werde ich zu meinem Bruder Bork gehen, und die Sache wird dann erst recht schlimm werden." Thord bat sie; das zu unterlassen. Er wolle dann lieber mit Bersi darüber reden. So suchte er diesen nach ihrem Wunsche auf und erklärte ihm, es müsse Buße geleistet werden. Bergi sagte: "Du bist ja jetzt sehr auf Geld bedacht, und dein verfahren wird dir wenig Ehre eintragen: Not aber wirst du nicht leiden, so lange ich noch etwas habe." Thord ging nun nach Hause, und den Winter hindurch herrschte zwischen ihnen ein kühles verhältnis.
Der Frübling verging, und die Zeit zum Thorsnes-Thing nahte heran. Bersi glaubte zu wissen, daß Thordis hinter den Ansprüchen stecke, die Thord an ibn erhob. Die Männer rüsteten 1
Sie gingen zur Bude Olaf Pfaus aus Herdenhofen. Bersi war sein Thingmann. Es waren viele Männer in dem Zelt, und Bersi fand keinen Platz mehr. Er saß gewöhnlich neben Thord, doch der Platz war diesmal besetzt. Dort saß ein großer und starker Mann mit einem Bärenpelz und mit einer Kappe vor dem Antlitz. Bersi stand eine Seile vor ihm, doch jener machte nicht Platz. Berfi den Mann nach seinem Namen und erhielt zur Antwort, er nenne sich bald Glum, bald Skumi. Da sprach Bersi:
Auf der Bank wer bringt im Bärenpelz hier Fährnis Bei uns weilt ein wilder Wolf hier ganz verstohlen. Ganz er gleiecht dem Steinar: Glum nicht ist's noch Skumi. Auf dem Walplatz wohl noch Wert' ich ihn im Schwertkampf, |
"Du brauchst deinen Namen nicht zu heblen, du im Bärenpelz," fügte Bersi hinzu."Ja, so ist es," erwiderte er",ich heiße Steinar, und ich habe dir für Kormak Geld zu zahlen, wenn es nottut. vorher aber fordere ich dich zum Holmgang. vielleicht kannst du dir die drei Mark da verdoppeln oder auch alles verlieren." "Es ist ja klar; erwiderte Bersi, "daß ihr Gesippen mich gern aus
dem Wege haben wollt. Du wirst aber bald sehen, daß ich da auch noch mitzusprechen habe, und dein Übermut wird doch etwas herabgesetzt werden." Steinar sagte: "Wir wollen garnicht dein Leben, wir möchten nur, daß du Gelegenheit hast, dich richtiger einzuschätzen."Bersi sagte den Holmgang Dann ging er in ein besonderes Zelt und blieb dort,Eines Tages wurde bekanntgemacht, es solle ein großes Schwimmen stattfinden. Da sprach Steinar zu Bersi Willst du ein Wettschwimmen mit mir wagen, Bersi :" Er erwiderte: "Ich hatte zwar das Schwimmen schon aufgegeben, aber doch will ich es noch einmal versuchen." Bersi bolte mächtig aus und schwamm gar gewaltig 1. Er hatte den Lebensstein auf dem Nacken. Steinar schwamm auf ihn zu und riß ihm den Lebensstein und den Beutel, in dem erlag, vom Nacken. Er warf beide ins Wasser und sprach:
Lebte lange: Ließ Göttern Recht. Glückstrumpf bei mir Gab es nicht. Band um den Hals Beutel mir nie, Zaubergefüllt: säh' leb' ich doch! |
Darauf kamen sie ans Land. Der Streich aber, den Steinar dem Bersi spielte, war Thords Rat. Bergi sollte es im Holmgange schlecht gehen. Thord ging zur Ebbezeit an den Strand, fand dort den Lebensstein und nahm ihn heimlich an sich. Steinar hatte ein Schwert, das hieß"Skrymir". Das war niemals rostig, und kein Makel haftete an ibm.
An dem festgesetzten Tage, als Thord und Steinar aus ihrer Bude gingen, kam auch Kormak zum Thing. Olaf Pfau begleitete Bersi auf dem Holmgang. Thord Arndisarson hatte früher immer den Schild über Bersi gehalten. Das war diesmal nicht der Fall. Bergi ging zum Holm. Sein Schildträger 1
viel du, Hlökk-Njörd, folgtest Früher in Kampfes Müh' mir, Da den Schildespalter Schwang mein Arm so klangvoll ! Wankelmütig, mut'ger Mann, dich schau 'n jetzt kann ich. Nicht mehr mit Schildmords-Frey Magst du andre schlagen 1. |
Und weiter sprach er:
Jäh' ging in der Jugend Jedesmal ich zur Fehde. Keinen jemand kühner Kannte von den Mannen. Ganz allein jetzt gönnt das Grab man mir als Labe: 1 |
Thord sagte: "Nicht den Tod, aber die Schande gönne ich dir für diesmal." Da sprach Bergi die Weise:
Freundes Schutz nicht fand ich Für den Kampf gebührend. Dies nicht hehl' ich: düstrer Dünkt die Zukunft heut mir: Treuen Freund zu finden Fällt dem Mann zu selten! Leichter Drohung lach' ich: Labt' im Kampf die Raben! |
Darauf brachte man Bersi beim nach Sumpfhof. Dort lag er lange an seinen Nun ist noch von Kormak und Steinar zu erzählen. Als Bersi damals zur Bude getragen war, hatte Steinar zu Kormak gesagt:
Freyja-Volks-Zerstreuer vier, dann acht ich schier traf. Hörtest, Skrymirs Härte Helden alle dort fällte Odinmetes Mittlern Mehr doch beut noch ehrte: Um riß Bergi 'n rüst'ger Rabenvolkes-Laber" |
Steinar fügte hinzu: "Du sollst fortan Skrymir haben, Kormak, denn ich denke, das wird mein letzter Holmgang gewesen sein." Darauf trennten sich die Freunde. Steinar zog heim, und Kormak begab sich nach Mel.
13. Steingerd verläßt Bersi
Nun ist von Bersi zu erzählen, daß seine Wunden nur langsam heilten. Einmal waren viele Menschen zusammengekommen,
Schlangenbeits Ygg schenkte Schutz mir nicht, dem Trutz' gen: Half dem andern! Undank! Ich klag's in der Dichtung! Kleinerer Zwist schon kühner Kämpfer Freundschaft dämpfte. Bitter ist's: Thord und Bersi Beide feind sind leider 1. |
Bald darauf kam Thord in Bersis Schlafraum und brachte ihm den Lebensstein. Darauf heilte Thord den Bersi, und nun nahmen sie ihre Freundschaft wieder auf, und sie hielt seitdem ständig.
Infolge dieser Vorgänge bekam Steingerd eine tiefe Abneigung gegen Berfi und faßte den Entschluß sich von ihm zu trennen. Da sie alles zum Weggange vorbereitet hatte, trat sie vor Bersi und sprach: "Früher hießest du Schreckens-Bersi, dann Holmgang-Bersi, aber jetzt muß man dich Arsch-Bersi nennen." Dann erklärte sie; daß sie ihn jetzt verlasse Steingerd zog nordwärts zu ihren verwandten. Sie ging zu ihrem Bruder Thorkel. Sie bat ihn, ihr Heiratsgut von Bersi wiederzuverschaffen, Morgengabe wie Mitgift: sie wolle dem verstummenten Bersi nicht mehr zu eigen sein. Thorkel machte ihr daraus keinen vorwurf und versprach die Angelegenheit zu ordnen. Doch verging der Winter, und die Fahrt Thorkels verzögerte sich.
14. Bersi tötet Thorkel Zahnknirscher
Darauf im Frühjahr machte sich Thorkel Zahnknirscher zu Holmgang-Bersi auf, um Steingerds Habe zu holen. Bergi sagte, die Bürde, die er truge, sei wahrhaftig schwer
Dich, Tanngnjost, und dann noch Dreißig tötet' dreist ich. Freu' mich: weit die frohe Fehde trägt Skaldens Rede. Ruderrosses Meister Recht Heim kriegt noch, dächt' ich. Raben röt' in Blut ich Reich: mags Haar auch bleichen 1 ! |
Darauf forderte Vati den Bersi zum Holmgang. Der sprach die Weise
Sturmerprobten Schwertschlags Sieuerer mich anfeuern — Holder Ruf für Helden —: Holmgang werden soll mir! Auf der Düne ich! —Donner; Das ihr größter Spaß wär" Bin zur Stell' ! Nicht bange Bersi schlägt sich ehrsam 2 ! |
Sie waren eben dabei zu streiten, da kam Thord und sagte Bersi und Vati: "Das möchte den Mannen ein großes Übel dünken, wenn tüchtige Männer um einer so nichtigen Sache wegen sollten getötet werden. Ich erbiete mich, zwischen euch zu vermitteln." Sie waren einverstanden. Thord sagte-"Bali, die beste Lösung dünkt mich die, daß Bersi deine Schwester Thordis erhält: diese Heirat wird dir Ehre bringen." Bersi stimmte zu, und der Thordis wurde Brekkuland als Mitgibt gegeben. So fand diese Verschwägerung statt. Darauf ließ Bersi einen Steinwall um sein Gehöft aufführen und wohnte dort viele Jahre in Frieden.
15. Steinvör Schlankknöchels
Befreiung
Ein Mann hieß Thorarin. Er war der Sohn Alfs und wohnte im Norden im Sehnenachtal (Thambardal) — das Tal geht vom Bitrafjord aus — er war ein großer und starker Mann. Man nannte ihn Thorarin den Starken. Er war lange auf Seefahrten gewesen und darin so glücklich, daß er immer den Hafen traf, den er wollte. Er hatte drei Söhne. Der erste hieß Alf, der zweite Lopt, der dritte Skopti. Thorarin war ein hochfahrender Mann, und seine Söhne waren nach ihm geschlachtet. Es waren höchst übermütige Gesellen. Ein Mann hieß Odd. Der wohnte zu Zunge am Bitrafjord. Seine Tochter war Steinvör, ein schönes und prächtiges Mädel. Mjobeina' d. h. ,Schlankknöchel' hieß sie mit Beinamen. Bei Odd waren viele Fischer. Ein Mann hieß Glum. Er war zur Fangzeit dort am Platze, ein böser Gesell und schlecht zu leiden.
Einst unterhielten sich Odd mit Glum darüber, welches die mächtigsten Männer in der Gegend wären 1. Glum meinte, Thorarin sei der erste, aber Odd sagte, Holmgang-Bersi sei in jeder Hinsicht tüchtiger als er. Glum frug: "Was kannst du dafür anführen:" Odd erwiderte: "Kann man denn überhaupt
Nun ging Glum zu Thorarin und meldete ihm dies. Er wurde sehr zornig und stieß Verwünschungen gegen Odd aus. Bald darauf machte sich Thorarin nach Zunge auf und raubte die Steinvör ihrem Vater zum Trotz. Er sagte. wenn Odd etwas dawider sagte, würde es ihm schlecht bekommen, und so kam er mit ihr beim nach Thambardal.
Das blieb nun so eine Weile. Darauf aber sog Odd zu Holmgang-Bersi und sagte ihm, was geschehen war. Er bat ihn um Hilfe, um Steinvör wiederzugewinnen und Rache für den Schimpf zu nehmen. Bersi meinte, das wäre ein recht unnützes Gespräch gewesen, er hieß Odd heimgehn, er solle sich nicht weiter um die Sache kümmern, "doch verspreche ich dir meine Unterstützung."
Als Odd fort war, brach Bersi von Hause auf. Er ritt in voller Waffenrüstung, Hviting am Gürtel und drei Speere in der Hand. Er kam spät gegen Abend nach Thambardal, da die Frauen aus ihrem Gemache kamen. Steinvör sah Bergi, wandteppich zu ihm und klagte ihm ihr Leid. "Mach dich bereit mit mir zu gehen," sagte Bersi, und das tat sie. Er sagte, nicht umsonst wolle er nach Thambardal gekommen sein, und so trat er zur Tür der Halle, in der die Männer an langen Feuern saßen. Er klopfte an, und heraus kam ein Mann mit Namen Thorleif. Thorarin aber hatte Bersis Stimme erkannt. Er lief mit einem großen Schnitzmesser auf ihn zu und griff ibn an. Das sah Bersi, schwang Hviting und hieb ihn zu Tode. Dann sprang er auf den Rücken des Pferdes, setzte Steinvör vor sich aufs Knie und ergriff die Speere, die jene ihm aufgehoben hatte. Er ritt in einen Wald, und an einer versteckten Stelle ließ er das Pferd und Steinvör zurück. Er hieß sie dort auf ihn warten. Darauf ging er zu der Bergschlucht, durch die die große Straße führte, und rüstete sich dort gegen seine Feinde.
In Thambardal war man keineswegs ruhig. Thorleif lief zu den Söhnen Thorarins und erzählte daß dieser tot in der
Tür läge. Sie frugen, wer das getan habe. Thorleif sagte es, Da setzten sie Bersi nach und wählten den kürzesten Weg zur Schlucht, in der Hoffnung zuerst da zu sein. Aber zu der Zeit war jener bereits in der Schlucht. Da sie ihm aber nahe waren, warf Bersi seinen Speer auf Alf und durchbohrte ihn, Da schoß Lopt auf Bersi. Der aber fing den Speer mit dem Schild auf, und er fiel zu Boden. Darauf hieb Bersi den Capt zu Tode und endlich auch Skopti. Als alles vorüber war, kamen die Hausgenossen der Brüder. Thorleif wandte sich zu ihnen, und sie flohen alle beim.
16. Vati fällt durch Bersi und Halldor
Darauf suchte Bersi die Steinvör auf, bestieg mit ihr sein Roß und kam heim, ehe die andern Männer aufgestanden waren. Sie fragten nach Bersis Fahrt, und er erzählte alles. Thord frug, als sie sich trafen, den Bergi, wie der Ausgang der Fehde gewesen sei. Da sprach Bergi die Weise:
Wolfes Mäster, missen Mußte des Daseins Lust er. Fiel im Thambartale Thorarin der Starke. Nicht mehr labt das Leben Lopt und Alf und Skopti. Söhne und Vater sanken- Skalde schlug sie alle 'l |
Nun kam Odd heim. Steinvör aber blieb bei Bersi, was seiner Frau Thordis mißfiel. Bersis Steinwall war etwas niedergebrochen Nun ließ er ihn wieder ganz aufführen. Es heißt, daß keine Buße für jene Männer gezahlt wurde.
Es verging nun einige Zeit. Einstmals, als Thordis und Bersi mit einander redeten, sprach Bergi: "Ich habe mir vor genommen Olaf Höskuldsson um eins seiner Kinder als Ziehsohn für mich zu bitten." Sie sprach;"Daran liegt mir gar nichts. Das wird nur große Unruhe bringen. Ich bezweifle, daß man uno deshalb mehr ehren wird." "Ich gewinne dadurch einen sicheren 1
Bersi begann nun schon recht zu altern. Einmal kamen Männer zu einem Thing bei Bersi. Er saß allein, und sein Mahl wurde ihm früher als den andern Männern aufgetragen. Bersi ass Grütze, die andern aber Käse und Milch. Da sprach Bersi die Weise:
War bei Männermorden Meist: Blaufeder kreiste.! Zum Fraß fünfunddreißig Frisch auf ich da tischte. Rüstiges Schwert noch rastlos Rot färb' ich —sonst: sterben! Hügel schnell mich hüll', es Hole mich ein Troll dann |
Halldor sagte: "Du sinnst noch darauf, Männer zu töten, Ziehvater :" Bersi sagte:"Ich wuste wohl den Mann, der es reichlich verdiente." Thordis erlaubte ihrem Bruder vati sein vieh in Brekkuland zu weiden. Bersi wies seine Knechte an zu Hause zu arbeiten und nicht mit Valis Leuten in Streit zu kommen. Halldor aber dünkte es übel, daß Bersi nicht völlig über sein Gut schalten könnte. Da sprach Bersi die Weise:
Liegen beide Lahm im Bette, Ich und Halldor: Ohnmacht herrscht vor. Jugend wirkt's dir, Doch's Alter mir. Du schaffst noch hehr: Doch ich nicht mehr ': |
Halldor sagte: "wir ist Vati verhaßt." Da sprach Bersi die Weise:
Weiß, auf meiner Wiese Valis Vieh treibt allzeit! Kläglich unterkriegen Kann uns doch der Fant nie! Klein' re Unbill oft ich Anstrich zorn 'gen Mannen. Wundenruten rötend Reich noch schaff' ich Leichen 1 ! |
Und weiter sprach er.
Alter jetzt Gold-ull 'n den Eiligen Schritt verweilet. Muß vor Speeres Meistern Mehr als sonst mich wehren. Kaum zürnt' einer, käme Kalt ins Grab der Skalde. Wenig schierts mich, schwertfroh Steig' ich noch zum Zweikampf 2 ! |
Da riet Halldor: "Noch bist du jung im Herzen, Ziehvater!" Einmal sprachen Bersi und Steinvör mit einander. Da sagte Bersi zu ihr: "Ich habe einen Anschlag vor: dazu habe ich deine Hilfe nötig." Sie sagte, sie wolle gern helfen, wenn sie könne. Bersi sprach: "Rufe einen Streit mit Thordis hervor wegen des Milchkessels und ruhe nicht eher, bis die Milch ver- schüttet ist. Dann werde ich dazukommen und wider dich ganz ihre Partei nehmen. Du aber wirst dann zu Vati gehen und ihm mitteilen, wie schlecht wir dich behandelt haben." Es geschah nun alles, wie Berg es geplant hatte. Steinvör
17. Steingerd heiratet Thorvald
Tintein
Ein Mann hieß Thorvald. Er war Eysteins Sohn, und man nannte ihn Tintein . Er war reich, wohlgeschickt und auch Skalde, doch bei alledem kein großer Geist. Sein Bruder hieß Thorvard und wohnte Fließ (Fljot) im Norden. Sie waren viele verwandte, und das Geschlecht hieß die Skidinge . Doch war es wenig vom Glück begünstigt.
Thorvald Tintein warb um die Steingerd, und auf den Kat ihrer verwandten wurde sie ihm gegeben, auch sagte sie nichts dawider. Das war in demselben Sommer, in dem Steingerd von Bersi ging. Diese Neuigkeit erfuhr Kormak, tat aber, als wisse er nichts. Kurze Zeit vorher hatte er seine Habe aufs
Schiff gebracht und gedachte mit seinem Bruder ins Ausland zu fahren.
Eines Morgens früh ritt Kormak vom Schiff zum Besuche Steingerds. Er sprach mit ihr und bat sie ihm ein Hemd zu machen. Sie sagte, sein Besuch wäre überflüssig. Thorvald und seine Verwandten würden ihn nicht dulden, ohne sich dafür zu rächen. Da sprach Kormak die Weise.
Goldschmucks Föhre, viel ich Frug, ob du mit Fuge Teilst das Bett des Tölpels Tintein, dieses ,Zinnmanns'. Meine Lippe belebt kein Lachen mehr, seit schmachvoll Hin sein herrlich Kind dem Hund Thorkel —welch Bund ! — gab 1. |
Steingerd erwiederte:" Aus diesen Sorten ist Feindschaft deutlich herauszuhören. Ich werde dem Thorvald von deinen Schmähungen erzählen. Bei solchen Beleidigungen kann kein Mensch ruhig bleiben." Da sagte Kormak:
Lichte Hlin der Linnen, Lohnen wird dein Droh'n nichts. Aller Skiding-Edlen Übermut bald trüb' ich. Schmäh 'n will ich, bis Steine Schwimmen, hart und grimm sie. Eysteins Erben, bös doch Euch mitspiel' ich, deucht mir 2. |
Darauf schieden sie ,in böser Stimmung, und Kormak begab sich auf sein Schiff.
18. Kormak in Norwegen
Die Brüder hatten kaum die Reede verlassen, als neben dem Schiff ein Walroß auftauchte. Kormak wart einen
Darauf stachen sie weiter in See und kamen nach Norwegen. Damals herrschte dort Hakon Adalsteinsfostri (Ziehsohn des Adalstein). Die Brüder gingen sogleich an den Königshof. Der König nahm sie wohl auf sie weilten dort den Winter hindurch in hohen Ehren. Den nächsten Sommer unternahmen sie eine Wikingfahrt und vollführten gewaltige Taten. Ihr Begleiter auf dem Zuge war Siegfried (Sigurd), ein deutscher Mann aus edlem Geschlecht. Sie fielen weit und breit in die Lande ein. Eines Tages, als sie ans Land gegangen waren. kamen elf Männer auf die Brüder zu und sielen sie an. So endete ihre Fehde, daß die beiden Brüder die elf besiegten. Darauf fuhren sie zu den Schiffen. Die Wikinger hatten die beiden Männer schon für verloren gehalten, und sie freuten sich nun, als sie mit Sieg und Beute beladen zurückkamen. Auf dieser Fahrt hatten die Brüder großen Ruhm geerntet. Der Sommer war nun dahin und der Winter da. Sie wollten nun nach Norwegen fahren, trafen aber auf kalte Winde, und das Segel war mit eisigem Reif behangen. Die beiden Brüder waren wie immer vornweg. Damals sprach Kormak die Weise:
Schnee 'gen Reif laß schütteln Schnell uns von den Zelten. Kühles Bergeis kältet, Kalten Frost der Skald spürt. Schicksal, grimma Gram doch Gib dem ,Karrenschieber" . Füllt die Zeit der Faulpelz Fehdelos nur beim Mädel! 1 |
Thorgils sagte: "Du führst sie nun immer im Munde, und doch wolltest du sie nicht haben, als du es konntest!" Kormak sagte: Daran war vielmehr der Zauber böser Wichte schuld als mein Wankelmut." Nun segelten sie hart an einigen Klippen vorbei und mußten die Segel unter großer Gefahr einziehen. Kormak sagte: "Schade, daß Thorvald Tintein hier nicht bei uns ist." Thorgils erwiderte lächelnd: "Ihm geht es heute wahrscheinlich besser als uns." "Dann ist es nicht so, wie es sein müßte," versetzte Kormak. Kurze Zeit darauf landeten sie in Norwegen.
19. Kormaks Wiedersehen
mit Steingerd
Während sie fortwaren, war ein Wechsel in der Herrschaft eingetreten. Hakon war gefallen und Harald Grafeld (Graumantel) an seine Stelle getreten. Sie befreundeten sich mit dem Könige, und dieser nahm sie gern in seine Gefolgschaft. Sie fuhren mit dem Könige nach Irland und nahmen an seinen Schlachten teil. Einst als sie mit dem Könige ans Ufer gegangen waren, kam jenem eine große Schar Feinde entgegen, und da die Heere sich trafen, sprach Kormak die Weise:
Schauer mir, Landes Schirmherr, Schwerlich bringt solch Heerbann: Furcht nicht fühl' als Skalde vor dem Tod' ich, Kormak. Nach der tücht'gen Tochter Thorkels hoch im Norden Sinn' ich stets in Sehnsucht, Skardi: Ruhe ward nie 1 ! |
Thorgils sagte:"Du kannst niemals in Gefahr kommen, ohne an Steingerd zu denken" Kormak erwiderte:"Nein, ich kann sie nimmer vergessen." 1
Dieser Kampf war gewaltig. König Harald gewann einen ruhmvollen Sieg. Seine Mannen nahmen die verfolgung der Geschlagenen auf. Die Brüder aber standen Schulter an Schulter , als neun Mann auf sie zustürzten. Sie fochten eine Weile. Kormak aber sprach die Weise:
Streithart wollen hurtig Helden, Mann, wir fällen! Neun Krieger heut nah'n der Neidischen Hel wir beide, Während die schöne schlanke Steingerd, die einst mein war, Schnöd' aufs schmucke Lager Steigt hin zu dem Feigling 1 ! |
Thorgils sprach: "Immer kommt es wieder auf Steingerd hinaus." Der Kampf endete so, daß die beiden Brüder siegten und die neun fielen. Sie ernteten dafür großes Lob vom König und überdies viele andere Ehren. Die Brüder waren stets mit dem König auf Heerfahrten. Da merkte Thorgils. daß Kormak immer nur wenig schlief und frug, woher das käme. Kormak sagte diese Weise:
Blauenden Meeres Brandung Braust. Auf steigen grausig Aus der Wasserwüste Wellen steil wie Felsen ! Schlimmer meinen Schlummer Steingerd macht als deinen: Noch mich Sehnsucht nie ließ Nach ihr beim Erwachen! |
"Und hiermit will ich dir erklären, Bruder, daß ich wieder nach Island zurückfahren werde." Thorgils versetzte: "Dort sind dir viele Fallen gelegt, Bruder, und ich weiß nicht, wie es ausläuft ." Da nun der König hörte, daß Kormak fortfahren wollte, rief er ihn zu sich und meinte. er handele unverständig. Er suchte ibn von der Fahrt zurückzuhalten, aber das half
Maßlos, wenn den Mistkarr'n Macht entzwei sein Pachisklav, Zinnmann schreckts schon: zitternd sagt' im Sturm er fraglos. Anderen Sinns im Sunde Sah man mich, da Raaen Heulender Sturm hieb: allen Helden darf ich's melden! |
Sie fuhren so auf das Meer und hatten viel unter dem Weiter zu leiden. Als einst wieder eine große Sturzsee kam und die Männer naß wurden, sprach Kormak die Weise:
Wogenflücht' gen Feigling, Find' ihn nie, den Tintein, — Machst an Freuden mich arm, Maid des Goldgeschmeides — Wo's gilt: Meerflut's groll'nder Gischt das Haupt umzischet: Müd' er kriesi in Mädchens Molliges Bett zur Wollust 1. |
Sie bauen eine sehr stürmische Fahrt und landeten endlich im Mittfjord. Sie warfen nahe dem Lande Anker. Da sahen sie, wie oben eine Frau ritt. Kormak erkannte Steingerd. Er ließ ein Boot aussetzen und ruderte zum Lande. Er ging schnell aus dem Boote und nahm sich ein Pferd. Dann ritt er Steingerd entgegen, und da sich beide trafen, sprang Kormak vom Rosse und half auch ihr vom Pferde. Er setzte sie neben sich auf den Boden nieder. Die Tiere gingen von ihnen, der Tag schwand, und das Dunkel brach herein. Steingerd sagte: " Es ist hohe Zeit nach unsern Rossen zu sehen." Kormak meinte, man würde nicht viel zu suchen brauchen. Da er aber umherspähte, konnte
Schlimme Wand im Schlummer Scheidet, Goldes Maid, uns. Arg und widerwärtig Waltet Schicksal also: Daunen-Eilands Düne, Dürft' ich auf ihr schürfen: Stieg' ich ohne Schande, Steingerd, einst in dein Bett! |
"Es ist besser, wir kommen nicht zusammen," sagte Steingerd. Kormak sprach die Weise:
Goldschmucks Herrin, höre, Horntaus Schenkin, grausam Bangt im selben Saalbau Siech nach dir der Dichter: Dumpf war'n und gar dämlich, Dächt' ich, hier fünf Nächte. Mußt' im Bette missen Meine holde Steingerd 1. |
Steingerd sagte: "Das ist nun vorüber. Rühre nicht mehr daran." Kormak sprach da die Weise:
Schwimmen eh 'r sieht wie Saatkorn Steine man fjordeinwärts, Erde sinkt —ach wär' ich Einmal lieb doch Steingerd —, |
Hochgebirg, mächtiges, möcht' auf Meeresgrund sinken eh 'r selbst Als solch' wunderwonnig Weib aus Frauenleib kommt. |
Da rief Steingerd aus, sie wolle nicht, daß er sie durch solche Lieder ins Gerede bringe. Kormak aber sprach diese Weise:
Lange schon erschien mir Schönster Traum —ach höhnten Mich nicht meine Sinne, Maid des Goldgeschmeides —: Steingerds beller Schultern Schnee'ge Aste legten Eng sich Ögmunds Sohne Um den Hals zum Schlummer 'l |
Steingerd sagte: " Das wird nie geschehen, solange ich zu bestimmen habe. Du hast mich ein für allemal fahren lassen, und nun hast du keine Hoffnung mehr." So schliefen sie denn die Nacht. Aber am Morgen, als Kormak aufbrechen wollte, ging er zu Steingerd. Er zog seinen Ring vom Finger und wollte ihn ihr geben. Sie aber rief: "Böse Geister mögen dich und dein Gold holen." Kormak sprach da diese Weise: 62
Pechtag ! Schnee des Tiegels Taugt' in Steingerds Aug' nichts ! Gold —bin ist, was gilt's, mein Glück! —sie schnöd' zurückwies. Wünschte hin um Henker Hier den Ring so zierlich! Gar nicht sie begehrt mein Gut, die Frohgemute t |
So ritt Kormak fort und war sehr erbost auf Steingerd, aber noch mehr gegen Tintein. Er ritt heim nach Mel und blieb da den Winter. Seinen Kaufleuten verschaffte er nahe dem Schiffe Unterkunft.
20. Verleumdung Kormaks bei Steingerd
Thorvald Tintein wohnte im Norden zu Schweintal (Svinadal) und sein Bruder Thorvard in Fließ (Fljot). Im Winter fuhr Kormak nach Schweintal, um Steingerd zu treffen, und da er dort angekommen war, stieg er vom Rosse und ging in die Stube. Steingerd saß auf der Frauenbank, und Kormak setzte sich zu ihr. Thorvald saß auf dem Männersitz und Narfi neben ihm. Da sprach Narfi zu Thorvald: " Wie kannst du Kormak dort ruhig sitzen lassen: Die Sache ist doch kaum erträglich." Thorvald sagte: "Was sollte ich dawider haben : Ich meine nicht, daß es mich schände, wenn sie miteinander reden." Narfi sagte: " Dann ist die Sache schlimm"
Bald darauf kamen die Brüder Thorvard und Thorvald zusammen . Thorvald erzählte jenem von den Besuchen Kormaks. Thorvard sprach: "Meinst du, daß so etwas zu dulden ist:" Thorvald erwiderte. er fühlte sich bis jetzt nicht geschädigt dadurch, doch wären ibm Kormaks Besuche nicht angenehm. Da sagte Thorvard:" So werde ich denn die Sache in Ordnung bringen, da du es nicht wagst. Denn wir alle haben ja Schande davon." Das nächste Mal, als Kormak wieder nach Schweintal kam, bestachen die Brüder und Narfi einen landstreichenden Bettler, er solle eine Spottweise hersagen, daß sie Steingerd hörte, und hinzufügen, Kormak habe sie gemacht, doch war alles Lüge. Sie sagten, Kormak habe diese Liedweise einer seiner Verwandten, namens Eylaug, vorgetragen. Die Weise lautete aber:
Wünsche, daß Steingerd stünd' im Stall als brunst'ge alte Stute —Männer stets ja Stehn nach ihr in Sehnsucht. Gern dann ging' als Hengst ich Germann stolz einher dort. Spräng' als geiler Gaul dem Glückstier auf den Rücken! |
Darüber ward Steingerd sehr zornig und wollte nicht mehr Kormaks Namen nennen hören. Das erfuhr Kormak und machte sich auf, um Steingerd zu treffen. Er suchte lange vergeblich ein Wort aus ihr herauszubekommen. Schließlich sagte sie, sie wäre empört; daß er Spottweisen auf sie mache: in der ganzen Gegend seien sie herumgekommen. Kormak sagte, das sei nicht wahr. Steingerd sprach: "Du möchtest es wohl abstreiten, aber ich hörte ja die Weise." Kormak sprach:"Wer sagte sie auf, daß du sie hörtest:" Sie nannte ihm den Mann und fügte hinzu: "Du darfst nicht hoffen, jemals wieder mit mir u reden, wenn die Sache wahr ist." Kormak ritt fort; um den Landstreicher zu suchen. Er traf ihn, und nun mußte jener die Wahrheit sagen. Nun ward Kormak gar zornig, er setzte Narsi nach und erschlug ibn. Das gleiche hatte er Thorvald zugedacht, doch dieser hielt sich verborgen, denn er schämte sich. Männer aber legten sich ins Mittel und ließen sie nicht zusammengeraten. All dies wurde weit in der Gegend herumerzählt, und die Feindschaft zwischen ihnen wuchs. Die Brüder Thorvald und Thorvard führten jetzt das große Wort, Kormak aber war sehr erbittert darüber.
21. Thorvard kommt nicht zum
Zweikampf
Darauf sandte Thorvard aus Fließ dem Kormak eine Herausforderung zum Holmgang, er bestimmte Ort und Zeit und erklärte, er wolle sich für Kormaks Spottweisen und die andern Beschimpfungen rächen. Kormak sagte zu, und als der festgesetzte Tag kam, zog er an den Platz, der abgemacht war. Aber weder Thorvard noch irgendeiner seiner Mannen war erschienen.
Kormak traf nun in dem Gehöft nahebei eine Frau. Sie begrüßte ihn, und sie erzählten sich Neuigkeiten. Sie frug: "Was hast du hier zu tun, und worauf wartest du:" Da sprach Kormak die Weise:
Säumig dünkt der Seemann Sehr zum Kampfe der Ehre. |
Kormak sagte:"Nun fordere ich den Thorvard wiederum zum Holmgang, wenn er noch recht bei Sinnen ist: jedes Mannes Neiding soll er sein, wenn er nicht kommt." Und wiederum sprach Kormak eine Weise:
Neidkerle, ihr, mich nötigt Nie zum Schweigen wieder! Klagt nur Odins edle Gabe doch mich labet: Hören sollt ihrs, Heerkampfs Hartgeschmähte Partner; Raubt ihr roh mein Leben — Ruhm des Skaldentums bleibt 2. |
Nun verklagten beide Brüder den Kormak wegen der Spottdichtung. Seine Gesippen aber wollten ihm bei der verteidigung helfen. Doch wollte er kein Sühneangebot machen lassen. Er sagte, sie seien die Schande wert, die er ihnen angetan, und verdienten keine Ehre. Er sei aber bereit, sie zu treffen, obwohl sie ein falsches Spiel mit ihm getrieben hätten. Thorvard wäre nicht zum Holmgang gekommen, als ihn Kormak herausgefordert habe. Sie selbst hätten ja Schande auf sich geladen, nun müßten sie diese auch tragen. So verstrich die Zeit bis zum Thing 3 am Jungbärensee (Hunavatn), und beide, Kormak wie Thorvard, sogen zu diesem.
Einst, als sich beide trafen, sagte Thorvard: "Große Feind
22. Die Zauberin Thordis
Ein Mann hieß Thorolf. Er wohnte zu Hexenfeld, und die Weissagerin Thordis, die wir früher erwähnten, war seine Frau. Die waren beide auf dem Thing, und gar mancher meinte, Thordis' Hilfe wäre viel wert. So suchte sie auch Thorvard auf und bat sie um Unterstützung gegen Kormak , indem er ihr Geld bot. Thordis stärkte ihn, soweit sie konnte, für den Holmgang.
Kormak sagte seiner Mutter, was er vorhatte. Sie frug, ob er auf Erfolg für sich dabei hoffe: "Warum nicht:" versetzte Kormak. Dalla sprach:"Doch wirst du, wie es jetzt steht, kein Glück haben, denn Thorvard wird kaum kämpfen wollen, ohne daß ihm eine Zauberin hilft! Es scheint mir ratsam, daß du die Weissagerin Thordis aufsuchst, denn ohne bösen Zauber wird es in dieser Sache nicht abgehen." "Das sagt mir gar nicht zu," erwiderte Kormak. Indes ging er zu Thordis und bat sie um Hilfe. Sie sprach: "Du bist zu spät gekommen: ibn verwundet schon keine Waffe mehr. Doch will ich dir meine Hilfe nicht versagen. Bleibe bier zur Nacht. Vielleicht widerfährt dir hier Glück, und ich kann es so einrichten, daß auch dich kein Eisen versehrt."
Kormak blieb nun bei Thordis die Nacht. Als er aber erwachte, spürte er, daß jemand unter der Decke nach seinem Haupte griff. Er frug, wer da sei. Schon aber war die Erscheinung fort und zur Haustür hinaus, Kormak lief hinterdrein. Da sah er, daß es Thordis war, und sie stand schon auf dem Platz, der zum Holmgang bestimmt war, und trug unter dem Arm eine Gans. Kormak frug, was das alles solle, aber
sie setzte die Gans nieder und sprach: "Kannst du denn nicht still sein:"Da legte sich Kormak wieder nieder, doch hielt er sich wach, da er wissen wollte, was Thordis weiter vornähme. Sie kain dreimal im ganzen, und jedesmal versuchte er herauszubekommen, was sie vorhabe. Das dritte Mal, als Kormak herauskam, hatte sie zwei Gänse geschlachtet und das Blut in eine Schüssel rinnen lassen. Sie hatte eben die dritte Gans ergriffen, um sie zu schlachten. Da frug Kormak: "Mütterchen, was soll das bedeuten:" Thordis sagte: " So bleibt es doch wahr, Kormak, daß man dir schwer helfen kann. Ich gedachte den Zauber zu brechen, den Thorveig auf dich und Steingerd beschworen hat. Eure Liebe wäre nun endlich glücklich geworden, hätte ich die dritte Gans schlachten können, ohne daß es jemand sah." Kormak erwiderte: "Solch Zeug glaube ich nicht," und dann sprach er die Weise:
Zahlt' um hohes Ziel hier Zoll: Sieg auf dem Holmgang. Auf der Walstatt weilend Woran schlachtet Thordis Bitte: auf solches Blut nicht, Brenn' ich von zwei Gänsen! Asenmettranks-Mittlern, Mir das bietet du hier an 1 ? |
Sie gingen nun auf den Salm. Thorvard gab der Thordis mehr Geld, und der Opferstier wurde vorgeführt. Kormak sagte die Weise:
Tück'scher Troll behexte Trägerin der Seeglut! Keiner trauen kühnlich Kann der Frau des andern! 1 |
Thordis sagte: "Ich kann es so einrichten, daß dich niemand erkennt!" Kormak begann sie zu schelten uno rief, sie verursache doch nur Unglück. Er wollte sie aus der Tür erren, um ihr beim Sonnenschein in die Augen zu sehen. Sein Bruder aber hielt ihn zurück und sagte, das brächte nichts Gutes. Steingerd erklärte nun, sie wolle zum Holm kommen, und so geschah es. Als Kormak sie sah, sprach er diese Weise:
Helmgeschmückt sum Holme Heut ich schritt erneut, Maid. Weiß nicht, Holde, was doch Wehrt uns, daß wir zärtlich: Zweimal konnt' ich kühn die Klinge für dich schwingen. Wogenfeuers Fürstin, Finde mich lieb, nicht Tintein ': |
Darauf stritten sie. Kormaks Schwert wollte nicht schneiden, und so wechselten sie eine Zeitlang Hiebe, ohne daß ihre Waffen verwundeten. Zuletzt hieb Kormak dem Thorvard mit einem so mächtigen Schlag in die Seite, daß jener taumelte. Rippen waren Thorvard gebrochen. Er war kampfunfähig, und so schieden sie. Kormak sah nach dem Opfersner und hieb ibn nieder. Ihm war warm geworden. Er nahm den Helm vom Haupte und sprach die Weise:
Fuhr Goldes Föhre, Fort zum Holmgang dorthin. Dritten derben Streit Deinhalb wag' heut', Steingerd! |
Er wischte sich den Schweiß an Steingerds Mantelzipfel ab. Dann sprach er:
Oft von schwierigem Schwertkampf Schweiz abtruck'ne ich, heißen: Mehr doch hast du mir ja, Maid, an Qual bereitet! Mistkarr'nfübrer müßig Mag zur Bank sich schlagen: Läg' er tot: viel litt' ich Lichte, um dich: nun dicht' ich 2! |
Kormak bai dann die Steingerd mit ihm zu gehen. Sie sprach aber, sie suche sich den Mann, den sie wolle, und so trennten sie sich, jeder unwillig über den andern.
Thorvard wurde heimgebracht, und Steingerd verband ihm die Wunden. Kormak besuchte jetzt Steingerd immer. Thorvard genas langsam, und als er wieder auf die Füße kam, ging er zu Thordis und frug sie, wie er am besten ausheile. Sie sprach: "Nicht weit von hier ist ein Hügel, in dem Elfen hausen. verschabt dir den Stier, den Kormak erschlug, und röte mit dem Blut des Bullen den Hügel, vom Fleisch aber rüste den Elfen im Hügel ein Opfermahl. Dann wird es dir bald besser gehen." Darauf sandten die Brüder zu Kormak, um den Stier kaufen. Er sagte, er wolle den Kauf nicht abschlagen, er müsse aber dafür Steingerds Ring haben. Sie empfingen von Kormak für den Ring den Bullen und verfuhren mit diesem, wie Thordis gesagt hatte. Kormak aber sprach:
Bald den Opferbullen Bringt man heim zu Tintein. 1 |
Frau, die Kormak freute, Frägt die Klingenträger: "Web! mein Ring, der wonn'ge! Wo ließt ihr zum Lohn ihn:" Ihn trägt —sein Schmerz endet — Ögmunds Sohn, der dunkle" " |
Kormaks vermutung erfüllte sich: Steingerd war zornig darüber daß man ihren Ring verschenkt hatte.
23. Kormaks Kampf mit Thorvard
Darauf ward Thorvard wieder beil. Und als er sich wieder ganz wohl fühlte, ritt er nach Mel und forderte Kormak zum Holmgang heraus. Kormak sprach: "Du wirst hart davon mitgenommen werden, aber ich sage ja."
Nun fuhren sie zum Holm. Thordis aber traf den Thorvard wie vorher. Kormak suchte nicht ihre Hilfe nach. Sie machte Kormaks Schwert stumpf, daß es nicht biß, aber doch hieb dieser so gewaltig auf Thorvards Schulter, daß das Schlüsselbein brach und sein Arm kampfunfähig wurde. Durch diese mißhandlung verlor er alle Kraft zum Streit und mußte sich mit einem zweiten Ringe vom Tode lösen. Da lief Thor Hexenfeld herzu und hieb auf Kormak. Er wehrte den Hieb ab und sprach die Weise:
Rostiges Schwert des reis'gen Recken mir dräut schrecklich! Weidlich magst du wüten, Wicht: ich werde dichten. Keine Not mir naht von Neidings wildem Streite. Mann der Hexe, Hohn du Hast. je mehr du rast, nur! |
Dann opferte Kormak einen Bullen, wie es Sitte war, und sprach: "Böse haben wir euren Übermut und Thordis' Zauberei gebrochen." Und dann sprach er die Weise:
24. Auer Fahrt nach Norwegen
Das Schiff der Brüder lag Widderfjord den Winter hindurch . Im Frühjahr machten sich die Kaufleute an ihre Schiffe, und auch die Brüder dachten daran, ihr Schiff instand zu Setzen. Als sie fertig waren, suchte Kormak die Steingerd auf, und bevor sie sich trennten, küßte er die Steingerd zweimal in aller Ruhe. Tintein wollte das nicht leiden. Nun einigten sich die beiderseitigen Freunde dahin, daß Kormak Buße zahlen sollte. Kormak frug, was sie verlangten, Thorvard aber sagte: "Die beiden Ringe, die ich früher an dich verloren habe." Da sprach Kormak diese Weise:
Büßen soll ich, Bester, Bald —vordem du zahltest — Mit Ringen: umrankend Rüst'ge Maid sie küßt' ich. Doppelkuß war köstlich. Kostbar ist der Loskauf. Lästig der verlust dünkt: Listigem Schwertheld mißlang's. 1 |
Und da Kormak beim Schiff angekommen war, sprach er die Weise:
Eh aufs Schiff ich schaff' uns, Schenk' ein Lied ich, denk' ich: Zu Steingerd ins schöne Svinadal hinzieh 'n solls. Ehrlich soll ins Ohr ihr All mein Schmerz noch hallen: Lieb' die Dirne doppelt Doch als mich selbst noch jetzt! |
Nun fuhr Kormak nach Norwegen und mit ihm sein Bruder Thorgils, und sie kamen zum Hofe des Königs. Sie wurden ehrenvoll aufgenommen. Es wird erzählt, daß Steingerd Thorvald Tintein zusetzte, daß er auch mit ihr nach Norwegen fahre. Er hielt das für wenig ratsam, konnte es ihr aber doch nicht abschlagen. So rüsteten sie sich zur Fahrt. Da sie aber auf See waren, setzten ihnen Wikinger nach, die sie ausplündern und die Steingerd rauben wollten. Das ward Kormak gewahr. Er kam herbei und lieh ihnen seine Hilfe, so daß sie ihre ganze Habe behielten.
Darauf kamen sie an den Königshof, und eines Tages ging Kormak auf der Straße. Da sah er die Steingerd in einem Gemach sitzen. Er ging hinzu, saß zu ihr, um zu plaudern, und gab ihr vier Küsse. Thorvald sah dies und sog sein Schwert. Da war sen sich die Frauen dazwischen, und es wurde dann nach König Harald gesandt. Der sprach, es wäre schwer; unter ihnen Ordnung zu halten" ,ich werde aber Frieden unter euch stiften." Sie waren das zufrieden. Der König bestimmte:"Ein Kuß soll der Lohn dafür sein, daß Kormak dir, Thorvald, zum Lande verhalf; der andere, daß er die Steingerd rettete. Die beiden letzten Rise aber kosten zwei Unzen Gold." Da sprach Kormak wiederum:
Büßen soll ich, Bester, Bald, —vordem du zahltest! — Mit Ringen: umrankend Rüst'ge Maid sie küßt' ich. |
25. Harald Graumantels
Schiedsspruch
Später im Frühjahr unternahm König Harald seine Fahrt nach Perm in Rußland (Bjarmaland) mit großem Gefolge . Kormak war auf dieser Fahrt Schiffsbefehlshaber, auf dem andern Schiffe war dies Thorvald. Mehr Schiffsbefehlshaber werden in der Geschichte nicht genannt. Da sie nun in einem Sunde nahe beieinander segelten, schlug Kormak mit einer Ruderstange dem Thorvald ans Ohr, und er fiel ohnmächtig vom Steuerplatz zu Boden. Kormaks Schiff aber stand stille, da es ohne Ruder war. Steingerd hatte vorher bei Thorvald gesessen. Sie ergriff nun das Steuer und fuhr gerade auf Kormaks Schiff zu. Das sah dieser und sprach die Weise:
Ruders Hieb dein Haupt traf Hart auf Schiffes Warte. Süßem Weib ja faßt du, Seeheld, nicht ich näher: Steif hin auf den Steven Stürzt' er, Ruhmes kürzer. Warum starr bin steuerst; Steingerd, du auf mein Schiff: |
Kormaks Schiff schlug unter ihm um, aber er und seine Leute wurden schnell geborgen, da viele Männer zugegen waren. Thorvald kam wieder zu sich, und sie setzten ihre Fahrt weiter fort. Der König bot ihnen wieder seine vermittlung in ihrer Sache an, und beide waren einverstanden. Der König entschied, Thorvalds Wunde und die Umwertung von Kormaks Schiff wögen einander auf Sie kamen nun abends zum Lande. Der König und seine Mannen saßen bei der Abendmahlzeit.
Kormak saß außen vor der Tür in einem Zelt und trank mit Steingerd zu zweien. Während er dies tat, stahl ein junger
Mann aus Spott Kormak; da er seinen Mantel beiseite gelegt hatte, die Fibel. Als er ihn wieder anlegen wollte, fehlte jene, Kormak sprang auf, lief hinter dem jungen Kerl her und schoß nach ihm mit dem Speer"Big" . Doch fehlte er ihn, und sprach nun die Weise.
Trank zu still der Stolzen! Stiebitzt goldne Fibel Grüner Bursch mir grienend, Gar kein Kampf lohnt wahrlich! Vif, dich, schön geschäftet, Scheint's, hielt auf ein Steinhauf! Meisterfehlschuß —mieses Moos der Speer nur losriß: |
Darauf fuhren sie nach Bjarmaland und dann kehrten sie wieder nach Norwegen zurück.
26. Kormak rettet Steingerd
Thorvald Tintein rüstete sich zu einer Fahrt nach Dänemark, und Steingerd fuhr mit ihm. Bald darauf fuhren Kormak und sein Bruder die gleiche Straße und kamen spät abends nach den Brenneyjar. Da sahen sie das Schiff Thorvalds vor sich schwimmen. Er selbst war darauf und ein Teil seiner Besatzung bei ihm. Doch war ihnen ihre ganze Habe geraubt, und die Steingerd hatten Wikinger fortgeführt. Die Wikinger aber befehligte Thorstein, der Sohn von Asmund Eschenbrünne, der mit Ögmund, dem Vater Kormaks und Thorgils, sich geschlagen hatte.
Nun trafen sich Thorvald und Kormak, und dieser frug, wieso Thorvalds Fahrt einen so üblen Ausgang genommen hätte. sprach: "In der Tat, ich habe kein Glück gehabt." Kormak frug weiter:"Um was bandelt es sich denn : Ist Steingerd fort Thorvald erwiderte;"Dahin ist Steingerd und alle unsere Habe!" Kormak sagte: "Warum holt ihr sie nicht wieder:" Thorvald versetzte:"Wir sind nicht stark genug dazu" Kormak sprach: "Du gestehst also deine Ohnmacht ein "Wir sind nicht imstande, uns mit Thorstein zu schlagen, aber wenn du es kannst;
dann greife sie auf eigne Hand an!" Kormak sprach: "Das werde ich tun."In der Nacht bestiegen die Brüder ein Boot und ruderten zu dem Wikingerschiff. Sie bestiegen es. Steingerd war auf dem Hinterdeck und war einem der Wikinger zugefallen. Der größte Teil der Besatzung aber war am Lande und wärmte sich dort an den Feuern. Kormak Sagte die Männer aus, die da kochten. Diese erzählten den Brüdern alles,. was sie wissen wollten. Sie klommen nun auf der Landungsbrücke zum Schiff empor, Thorgils zog den "Bräutigam aus der Kajüte an Bord, und Kormak erschlug ihn dort. Thorgils sprang indes mit Steingerd ins Meer und schwamm zum Lande.
Als aber Kormak nabe am Lande war, da schlangen sich ihm Aale um Füße und Hände, daß er hinabgezogen wurde. Da sprach er die Weise:
Da ich, Schwertes Schwinger, Schwamm, fest sich anklammernd Hundert Aale eilig Alle mich umwallten! Starb ich —wenig Wonnen Walhall bot dem Skalden. Lebte! —Da schwand der Steingerd Schmerz aus bangem Herzen 1 ! |
Kormak kam nun glücklich ans Land und brachte Steingerd dem Thorvald. Da sagte Thorvald, Steingerd solle mit Kormak ziehen. Er meinte, in mannhafter Weise habe jener sie gerettet. Kormak sagte, das wolle er gern, aber Steingerd erklärte, sie hätte keine Lust zum Manneswechsel. Kormak meinte auch, das Zusammenleben würde ihnen doch nie vergönnt werden. Er sagte: "Böse Geister und ein widriges Geschick haben das ja seit je verhindert ." Kormak sprach die Weise: 1
Spangen-Hlin, mir spinnst kein Spätes Stück du, Mädchen. Kormak laß und kür' den "Kummermann" zum Schlummer! Schmieg' dich —all' mein Elend — An dem täpp'schen Manne. Mit dem Suttungsmete, Maid, dien' ich euch beiden 1 ! |
Kormak hieß so die Steingerd, bei ihrem Manne zu bleiben.
27. Kormaks Tod
Darauf kehrten die Brüder der nach Norwegen zurück, Thorvald Tintein aber fuhr nach Island. Die beiden Brüder aber heer Irland, Wales (Bretland), England und Schottland und galten als sehr berühmte Helden. Sie bauten zuerst die Feste Scarborough (Skardaborg), zogen ins schottische Hochland , vollführten mächtige Taten und hatten ein großes Gefolge . In diesem Heer aber war keiner Kormak an Kraft und Mut gleich. Einst nach einer Schlacht trieb Kormak die flüchtigen Feinde vor sich her, während sein Heer schon meist auf dem Schiffe war. Da trat aus dem Walde ein unheimlicher schottischer Riese, und es gab einen harten Zusammenstoß. Kormak unterlag, denn der Riese war durch seinen Zauber stärker. Kormak suchte nach seinem Schwert, aber es war aus der Scheide gefallen. Doch erreichte er es und schlug den Riesen zu Tode. Der Riese aber schlang seinen Arm so fest um Kormaks Leib, daß ihm die Rippen brachen. Er fiel nieder, aber der tote Riese sank über ihn, und Kormak konnte nicht wieder in die Höhe kommen. Seine Leute indes suchten ibn überall. Endlich fanden sie ihn und brachten ihn zu den Schiffen. Da sprach Kormak die Weise:
Rüstig mit dem Riesen Rang ich, Steingerd, lange. Bös wars: dir am Busen Besser schien' die Festnacht. Bier in seiner Burg längst Bot mir, Maid, an, Odin — Half nicht Skrymir. Hell noch Hallt das Lied des Skalden 1 ! |
Man sah nun nach Kormaks Wunden. Da waren ihm die Rippen auf beiden Seiten gebrochen. Kormak sagte, man brauche nicht mehr zu versuchen, seine Wunden zu heilen. So lag er eine Zeitlang in seinen Wunden, seine Mannen aber schmerzte es, daß er so plötzlich sein Leben lassen sollte. Da sprach Kormak die Weise:
Schien im Kampf so kühn doch Kormak allen vordem. Goldziers Göttin, Schwerttods Glück wehrt Nornentücke. Klage nicht, daß ich kläglich Kriech' aufs Bett als Siecher. Alle trifft solch Elend: Eins schmerzt: Liebespein nur 2! : |
Und noch eine Weise sprach er:
Sinn'ge Maid, dein Mann nicht Mir beistand auf Irland. Hob das Schwert mit hartem Hieb Gold's Raub zu Liebe. Klinge; herrlich klirrend, Klang um meine Wange: Purpurn Rinnsal rann von Rabens blut'gem Schnabel. 1 |
Jetzt lag Kormak im Sterben, da sprach er seine letzte Weise
Troff aus Wundentiefen Tau vom Schwert zur Aue. Edle Streiter streute Stahls Hieb auf die Walstatt: Kampf als wackrer Wiking Wagt' ich alle Tage. Nun auf Streu den Strohtod, Steingerd, sterb' ich einsam 1! |
Kormak vermachte seinem Bruder all seine Habe und sein Gefolge. Er sagte, ihn freue es gar sehr, daß jener es nun besitzen sollte. Darauf starb Kormak. Thorgils aber übernahm das Heer und war noch lange auf Wikingfahrten. Und damit schließt nun die Geschichte von Kormak dem Liebesdichter.
Hallfred
der Königsskalde
1. Ottar und Avaldi
Ein Mann hieß Thorvald mit dem Beinamen der Schlichter (Skiljandi). Er wohnte auf der Insel Ylf in Helgeland (Halogaland). Seine Frau hieß Thorgerd und war die Tochter Hallfreds. Ihr Bruder hieß Galti. Er war ein mächtiger Mann und wohnte in Sogn. Die Söhne Thorvalds waren Ottar und Thorkel Silber (Silfri). Thorkel war ein Bastard. Jngjald hieß ein Mann. Der wohnte auch auf der Insel. Sein Sohn hieß Avaldi. Ottar lebte bei Jngjald.
Sokki hieß ein Wiking. Der war stark und schwer zu bestehen. Er zog weit auf Heerfahrten umher und war ein Freund der Gunnhildsöhne 1. Diese herrschten nämlich damals in Norwegen. Er kam eines Nachts zu Thorvalds Gehöft. Seinen Mannen hatte er gesagt. sie würden dort reiche Beute machen können, denn da wohne ein reicher Mann. "Wir wollen Feuer an das Gehöft legen;" Das taten sie auch. Thorvald ging zur Tür und frug, wer den Brand angelegt habe. Sokki nannte sich. "Wofür haben wir zu büßen:" frug Thorvald weiter, "ich wüßte nicht, das ich dir etwas zuleide getan hätte." Sokki erwiderte: "Wir Wikinger fragen danach nicht. Wir wollen dein Leben und dein Gut haben." "Darüber habt ihr für diesmal Gewalt," versetzte Thorvald. Nun suchten die Wikinger das Gehöft mit Feuer und Schwert heim. Es endete damit, daß Thorvald dort drinnen mit vierzehn Mann verbrannt wurde, einige aber entkamen aus den Flammen. Die Wikinger nahmen alles Gut weg, dessen sie habhaft werden konnten.
Einige von Sokkis Leuten gingen nun zu Ingjalds Gehöft und legten auch dort Feuer an. Er ging zur Tür und bat um freien Abzug für seine Mannen. Der wurde aber nicht gewährt. Da ging Jngjald zu den Knaben Ottar und Avaldi und sagte: "Mein Schicksal scheint hier besiegelt. Ich möchte euch aber gern aus dem Feuer haben, daß ihr länger leben könntet. Ich will euch durch eine geheime Tür ins Freie lassen. Ihr hättet
Sie liefen, vorbei an Feuer und Waffenlärm, weiter auf die Insel, und da ihnen zu leben bestimmt war, entkamen sie und trafen einen Bauer; der auf der Insel wohnte. Ottar sagte nun: "Willst du uns ans Festland bringen Der Bauer, der sie kannte, tat dies. Sie kamen nun zu einem Heringsboot, das Fischern aus Waag (Vagar) in den Lofoten gehörte. Sie sagten, sie wären arme Burschen und nahmen dort Dienst, Nun fuhren sie, bis sie nach Sogn kamen. Da sagten die Knaben, sie wollten weiter in den Fjord hinein. "Hier haben wir verwandte." Der Führer des Heringsbootes sagte: Es soll geschehen, wie ihr wollt. Ihr habt es hier nicht schlechter als dort, wo wir euch trafen, ihr habt uns wacker gedient und werdet wohl bald noch tüchtigere Männer werden." Darauf trennten sie sich.
Spät am Tage kamen sie zu Gatti, Ottars Mutterbruder, und setzten draußen vors Haus. Gatti ging zu ihnen und frug, wer sie wären. Ottar nannte ihre Namen. "Dann sollt ihr sehr willkommen sein," versetzte Gatti, "geht zur Bank!" Sie wurden nun dort sieben oder acht Jahre gut und ehrenvoll behandelt und bald gar tüchtige Männer. Damals war die Schlacht bei Fitje (Fitjar), der König Hakon fiel, so daß die Gunnhildsöhne nun allein herrschten.
Eines Tages sagte Gatti: "Dich, Ottar, schätze ich so ein, daß du der Tüchtigere von euch zieh brüdern bist, ich hoffe, du wirst einmal ein gewaltiger Held werden. Nun stehe es jetzt aber in Norwegen so, daß ich mir nicht getraue, euch weiter hier zu behalten. Denn die Männer, die durch die Erschlagung eurer Väter schwere Schuld gegen uns auf sich geladen haben, werden fürchten, daß ihr beide noch einmal wieder in die Höhe kommt, wenn sie wissen, daß ihr am Leben seid. Ich werde euch einen Kaufschilling geben. Dann sollt ihr nach England segeln und zusehen, was weiter mit euch wird." Ottar sagte,
er wolle nach seinem Rat handeln. Gasti hatte vorher ihren Landbesitz verkauft und dafür Geld erhalten. Nun fuhren die zieh brüder Ottar und Avaldi außer Landes, kamen nach England und erwarben sich dort Gut. Drei oder vier Jahre waren sie auf Segelfahrten nach England unterwegs gewesen, und ihr Besitz war jetzt groß. Sie fuhren dann nach den Orkneys und wurden dort von tüchtigen Männern reich geehrt. Da sprach Ottar zu Avaldi: "Ich habe im Sinn, einen Island fahrer zu kaufen und dorthin zu ziehen. Doch möchte ich, daß wir zunächst unsere väter rächten, ehe wir hier ganz flott werden." Avaldi sagte, er möge die Sache nur in die Hand nehmen . Darauf kauften sie sich ein tüchtiges Schiff und bemannten es. Sie segelten nach Norwegen und gingen zu Gatti nach Sogn, dem sie ihr vorhaben mitteilten. Gatti gaste:"Das trifft sich gut, Sokki liegt nicht weit von hier mit seinem Schiff, er schläft aber nachts in einer Oberstube am Lande. Ich werde euch einen Mann mitgeben, der über all das wohl Bescheid weiß. Sockt aber wird kaum sehr auf der Hut sein."
2. Die Islandfahrt. Ingolf und Valgerd
Nun machten sich Ottar und Avaldi von ihrem Schiffe auf, und ein Mann, namens Stein, begleitete sie. Spät am Abend kamen sie zu dem Gehöft, in dem Sokki des Nachts schlief und auch Sou, sein Bruder. Stein ging allein zum Gehöft, kam bald mit den Brüdern in ein Gespräch und trank mit ihnen am Abend. Da sie nun zum Schlafen in die Oberstube hinaufstiegen, machte Stein dem Ottar ein Zeichen. Die Brüder gingen zu sieben in das Obergemach und dachten sich eben auszukleiden. Da kam Ottar mit den Seinen herbei und traf Sokki mit dem Schwert unter der Brunne. Dies drang aufwärts in die Eingeweide, und Sokki wurde so getötet. Avaldi hieb mit dem Schwert auf Sou und schlug ihm beide Hinterbacken ab. Darauf liefen sie alle aus dem Hause und vertrauten sich dem Schutz der Nacht an.
Die beiden kamen zu ihrem Schiff, stachen dann in See und bekamen guten Fahrwind. Sie glaubten ihre Rache gut ausgeführt zu haben. Gunnhild erfuhr dies und sagte, leider habe
sie die Männer nicht von Angesicht gesehen, die ihre Freunde getötet und geschändet hätten. "Ich weiß ja aber dach," fügte sie hinzu, " wer die Täter waren." Ottar und Avaldi kamen nun nach Gletscherbach münde (Blönduos) im Nordland. Dort besetzten sie alles Land. Ottar kaufte Land in Grimszunge (Grimstungur) im Seetal (Vatnsdal) von einem Manne namens Einar. Er gab ihm dafür Anteil an seinem Kauffahrer. Ottar baute sich dann ein Haus. Avaldi blieb den ersten Winter bei Ottar. Im Frühjahr aber kaufte er Land zu Rajuki im Seetal. Er nahm Hild, die Tochter Eyvind Sörkvis, zur Frau. Ihre Tochter hieß Rolfinna. Sie war ein schönes, aber sehr gefallsüchtiges Mädchen.Ein Mann hieß Olaf, der wohnte zu Habichtsschlucht (Haukagil). Er war wohlhabend und hatte die Thorhalla zur Frau, die Tochter Ävars des Alten (Gamli's). Deren Tochter hieß Audis. Sie war ein gar tüchtiges Weib. Diese Frau Seite Ottar mit reichem Vermögen. Ihre Söhne hießen Hallfred und Galti, ihre Tochter aber Valgerd. Kein Weib war schöner als diese. Olaf zu Haukagil sog Hallfred auf, und dieser hatte es gut bei ihm. Er war schon in der Jugend groß und stark. Mannhaft sah er aus und etwas bräunlich und hatte eine häßliche Nase 1. Er hatte hellbraunes und starkes Haar. Auch war er ein trefflicher Skalde und scharf in Spottweisen, dabei unsteten Sinnes und nicht sehr beliebt,
Damals war Ingimunds 2 Sohn Thorstein Häuptling im Seetal. Er wohnte zu Hof und galt als der mächtigste Mann der Gegend. Er war bei den Leuten beliebt und ein großer Glückspilz . Seine Söhne hießen Ingolf und Gudbrand. Ingolf war der schönste Mann des ganzen Nordlandes. von ihm war die Weise im Schwang:
Alle Mädchen wallten Mit Ingolf nur gehen, |
In Grims zunge fanden einst ein Herbstgelage und Ballspiele statt. Ingolf kam auch zum Spiel und viele Männer aus dem Tal mit ihm. Es war schönes Wetter, und die Frauen saßen um den Festplatz und sahen dem Spiele zu. Auf dem Hügel dabei saß auch valgerd, Ottars Tochter, und ihre Frauen bei ihr. Ingolf war am Spiel, und der Ball flog zu ihr hinauf. valgerd nahm den Ball, barg ihn unter ihrem Mantel und sagte; wer ihn geworfen habe, solle ihn sich holen. Ingolf hatte den Ball geworfen. Er hieß die andern ruhig spielen, er aber saß neben valgerd nieder und sprach mit ihr jenen ganzen
3. Hallfred und Kolfinna
Nun schloß man die Spiele, und die Männer, die nicht an dem Gelage teilnahmen, sogen beim. Ingolf aber kam jetzt öfter nach Grims zunge, um mit valgerd zu reden. Ottar nahm sich da Ingolf vor und sagte: "Deine Besuche gefallen mir ganz und gar nicht. Du wirst doch wohl schon gehört haben, daß wir Schmach und Schande noch immer geahndet haben. Du kannst ja um Valgerd werben, wenn du willst." Ingolf erwiderte, er könne seine Besuche nach Belieben machen, möge Ottar sagen, was er wolle, und er fügte hinzu, so stünde es doch hier im Tale, daß er sich nach niemand zu richten habe
Darauf ging Ottar zu Thorstein und bat ihn, seinen Sohn so zu halten, daß jener keine Schmach über ihn brächte — "du bist ja doch ein verständiger und wohlwollender Mann." Thorstein sagte: "Es ist sicher gegen meinen Willen, wenn Ingolf solches tut, und ich verspreche dir, mich in dieser Sache in deinem Sinne bei ihm zu verwenden." Dann trennten sie sich. Nun sprach Thorstein zu Ingolf: "Anders als wir beträgt ihr
euch in der Jugend. Ihr treibt leichtsinnige Händel, während ihr doch Häuptlingsart haben solltet. Laß ab von den Liebeleien mit Ottars Tochter."Ingolf erklärte auf seine vorstellung hin, er wolle sich bessern, und ließ nun auch eine Zeitlang die Besuche.Darauf machte Ingolf aber eine Mansöngsdrapa 1 (d. h. ein Liebeslied) auf die Valgerd. Nun wurde Ottar äußerst erbost. Er ging wiederum zu Thorstein und erklärte diesem, jetzt wäre ihm große Schmach angetan, "Ich bitte dich, daß du mir erlaubst, deinen Sohn vor Gericht zu ziehen, denn ich mag mich damit nicht zufrieden geben." Thorstein sagte: "Sehr ratsam ist das kaum, aber verwehren will ich's dir nicht." Da sprach Thorsteins Bruder Jakut, denn er war gerade dabei: "Das ist unerhört, du willst hier unsere Verwandten vor Gericht laden Das wird dir wenig Glück bringen!' Jökul wohnte oben im Seetal zu Tunga, d. h. Zunge. Thorstein zeigte noch immer seine Versöhnlichkeit. Er sandte seine Männer mit auf das Hunavatn (Bärensee)-Thing und bot Vermittlung für seinen Sohn an. Thorstein bat, Ottar solle ihm das Urteil in der Klage wegen des Liebesliedes und in ihrem Zwist überlassen. Die Männer rieten dann jenem auch dazu, und man einigte sich dahin, daß Thorstein allein die Entscheidung treffen sollte
Da sprach Thorstein: "Mein Entscheid ist hier bald getroffen: ich werde darauf sehen, was beide Teile das beste ist, wie es euch auch gefallen mag. Ein halbes Hundert Silber soll Ottar erhalten, doch soll er seine Ländereien verkaufen und aus dieser Gegend fortziehen." Ottar sagte: "Des habe er sich nicht versehen, daß ihm eine solche Unbill zugefügt werden sollte." Thorstein meinte, er habe nichtsdestoweniger nur Onans vorteil im Auge gehabt, im Hinblick auf dessen und seines Sohnes Sinnesart. Darauf machte sich Ottar südwärts ins Nordachtal
Damals war sein Sohn Hallfied ein etwa zwanzigjähriger Mann. Er verliebte sich in Avaldis Tochter Rolfinna, aber Avaldi mochte davon nichts wissen, doch wollte er ihm seine Tochter zur Frau geben. Aber Hallfied mochte nicht heiraten. Avaldi machte sich da auf zu seinem Freunde War in Marstedt (Masstadir) und teilte ihm seine verlegenheit mit. Der sagte: "Hier muß Abhilfe geschaffen werden. Ich werde einen Mann ausfindig machen, der um Rolfinna wirbt. Der Mann heißt Gris, Sämings Sohn. Er ist mein Freund und wohnt zu Geißschart (Geitaskard) im Langtal (Langidal). Er ist weit herum bis nach Byzanz (Miklagard) gewesen und hat sich dort großen Ruhm erworben. Auch ist er ein wohlhabender und gerngesehener Mann."
4. Hallfred und Gris
Jetzt sandte War Botschaft zu Gris, und dieser kam nach Marstedt. War sprach: "Ich habe eine Heirat dich. Du sollst um Rolfinna, Avaldis Tochter, werben. Dort fehlt es nicht an Geld, und das gibt eine gute Heirat. Man sagt mir aber, daß Ottars Sohn Hallfred stets mit ihr liebelt." Dies geschah, bevor Ottar nach Süden zog.
Nun kamen War und Gris zu Avaldi. Es waren im ganzen sieben Mann. Die stellten draußen ihre Speere bin. Gris' Spieß aber war goldbeschlagen. Nun saßen sie zum Gespräch nieder; und War unterstützte Gris' Werbung. Avaldi sprach: "So mag denn Mars Wille geschehen, wenn ihr es so haben wollt, und ich werde euch nicht abweisen." In diesem Augenblick kam Hallfred mit seinen Leuten und sah die Spieße. Hallfred sagte: "Hier sind augenscheinlich Männer von weither gekommen. Wir wollen unsre Rosse einstellen. Ich werde zu Rolfinna ins Frauengemach gehen." Dies tat er. Er setzte sich zu Kolfinna und fing sie, wer da angekommen wäre. " An denen hier werde ich keine Freude haben. Sie werden um dich Seien, und ich glaube, das wird nicht gut ausschlagen." Kolfinna sprach: "Laß die Männer da drinnen doch ihr Geschäft abmachen." Er
sagte: "Mich dünkt, dir gefällt neuerdings dein Freier besser als ich."Hallfred setzte sie sich draußen an der Wand des Frauengemaches aufs Knie und sprach so mit ihr, daß alle, die aus dem Hause gingen, es sehen mußten. Er sog sie an sich und küßte sie hin und wieder.Nun kamen Gris und seine Leute heraus. Da sprach er: "Was sind das für Leute, die hier an der Wand des Frauengemaches sitzen und so vertraut miteinander tun:" Gris war sehr schwachsichtig und trübäugig. Avaldi sagte: "Das ist Hallfred und meine Tochter Rolfinna." Gris frug: "Geht das oft so her "Häufig ist's so", sprach Avaldi" ,du wirst aber diese Ungebühr nun abstellen müssen. Sie ist ja jetzt deine Braut." Sris erwiderte: "Das ist ja klar, er sucht jetzt mit mir Hader, und dies hier geschieht aus Prahlerei." Nun gingen Gris und die Seinen zu ihren Pferden. Da sprach Hallfred: "Du sollst wissen, Gris, daß ich dein Feind sein werde, wenn du auf dieser Heirat bestehst." War erwiderte: "Deine Rede, Hallfred, hat kein Gewicht in dieser Sache. Über die Heirat seiner Tochter hat doch Avaldi zu verfügen." Da sprach Hallfred die Weise:
Euer Zorn, ihr zagen Zaub'rer, kaum wiegt, glaub' ich! Mehr euer tück'scher Trug nicht Taugt in meinen Augen, Als der Grimm des gramvoll 'n Greisen Hofhunds, reist ein Wandrer zu der Wohnung: Wichte, hört, was ich dichte: |
Auch kümmert es mich gar nicht, Opfer-Miar", fügte Hallfred hinzu, " was du dazu sagst." Mar erwiderte, wenn er ihn im Liede verspotte, dann sollte er harten Widerstand finden. Hallfied versetzte, er könne seine Worte brauchen, wie es ihm gutdünke, und sprach weiter diese Weise:
Schildvolks Bänd'ger, scheel'n Augs Scheints, droht ihr voll Feindschaft. |
Dann ritt Hallfred fort und war gar zornig. Da sagte War: "Reiten wir ihnen nach!" Das taten sie. Sie waren neun zusammen . Avaldi hatte ihnen noch zwei Mann gegeben. Olaf, Hallfreds Ziehvater, dachte sich, daß Sris und War Hallfed verfolgen würden, daher sandte er ;u Ottar um eine Zusammenkunft , und da sie sich trafen, sagte ihm Olaf, Hallfred würde wannen nötig haben.
von Hallfred ist nun zu erzählen, daß er nur zu zweit ritt, während die neun Männer hinter ihm her waren. Hallfred sah die Nachsetzenden und sprach: "Wir wollen nicht länger tun, als ob wir fliehen." Sie waren bei einem waldigen Hügel angelangt. Dort machten sie sich kampfbereit und hoben Steine von der Erde auf zur Abwehr. Nun kamen Gris und seine Begleiter heran, um sie anzugreifen, aber sie wehrten sich aufs mannhafteste. Doch geschah es auch hier, wie es im Sprichwort heißt: "Keiner kommt auf gegen viele." Hallfred und sein Begleiter wurden gefangen genommen und beide gebunden . Da sagte Gris: "Hier reiten Männer auf uns zu. Es sind nicht weniger als dreißig. Unser Sieg kann leicht von kurzer Dauer sein." So kehrten Gris und seine Leute um und ritten eilig davon über den Fluß. Am andern Ufer war eine Felsschlucht ; gut zur verteidigung. Da machten sie halt. Nun kam auch Ottar mit seinen Leuten zum Fluß. Sris grüßte den Ottar und frug, was er wolle. Ottar rief: "Wo ist mein Sohn Hallfred" Gris sagte: "Er ist gebunden, aber nicht erschlagen an dem Steinhügel, wo wir kämpften." Ottar sagte:"Schmählich habt ihr an ihm gehandelt. Willst du mir die Entscheidung in eurer Sache überlassen Gris sagte, seine Rede werde für ihn
Ottar ritt nun den Weg zurück, traf Hallfred und seinen Gefährten und löste sie aus den Fesseln. Ottar sagte: "Ehrenvoll war deine Fahrt nicht, mein Sohn." Hallfred sagte, er könne sie nicht rühmen und frug, ob sein Vater Gris getroffen habe. Ottar sagte: "Ja," und erzählte ihm, daß sie sich vergleichen würden. Hallfred erwiderte:"Mich kümmert es nicht, Vater wie deine Entscheidung in meiner Sache ausfällt, wenn Gris nur die Rolfinna nicht erhält." Ottar sagte: "Gris soll die Frau haben, da er sich mir anvertraut hat 1, du aber, Sohn, sollst ins Ausland gehn und dir größeren Ruhm erwerben." Hallfred sagte: Wem soll ich trauen, wenn mein Vater mir untreu wird: Jetzt muß es zuerst dahin kommen, daß ich den Gris zum Zweikampf herausfördere, sobald ich ihn sehe."
Da ritt Ottar heim, Hallfred aber nach Haukagil. Dem Olaf schien der Ausgang der Sache schlecht. Er traute Hallfred nicht zu, daß er den Vergleich halten würde, und sandte Botschaft zu Ottar, daß ihm die Lage sehr schwierig dünke. Da kam eine Botschaft zu Hallfred, sein Vater wäre krank, er wolle ihn sehen und sein Testament machen. Hallfred kam, und nun ließ Ottar ihn in Fesseln legen. "Es sind zwei Möglichkeiten," sagte er, "entweder du bleibst in Fesseln oder du gibst mir allein die Entscheidung in deiner Angelegenheit." Hallfred sagte Du änderst dein Betragen gegen mich doch nicht: entscheide denn lieber, als daß ich bier gefesselt bleibe." Da wurde Hallfred von den Fesseln befreit. War hielt die Hochzeit von Gris und Kolfinna in seinem Hause ab, dann sog sie mit Gris auf sein Gehöft in Geißschart. Rolfinna empfand gegen Gris keine große Zuneigung.
Olaf auf Haukagil trieb seinen Zieh sohn Hallfred immerfort zur Auslandsfahrt an. "Ich werde dir Geld geben," sagte er, "daß du dich vor tüchtigen Männern sehen lassen kannst. Auch sein Vater trieb ihn sehr zur Auslandreise an. Ottar traf die Entscheidung in der Rechtssache zwischen ihm und Gris und 1
5. Hallfreds Fahrt nach Norwegen
In diesem Sommer fuhr Hallfred zur Weißach (Hvita), und da er aufs Schiff kam, sprach er diese Weise:
Hohe Woge mag hauen Heftig auf den Steven: Möcht', umkeilt den Kiel sie, Rolfinna nur minnen. Stets der Goldmaid gilt mein Glühend Liebesmühen: Mehr könnt' adlig Mädel Mir als Braut kaum hier sein! |
Hallfred fuhr nun aus nach Norwegen. Er suchte den mächtigen Jarl Hakon auf, der damals über das Land herrschte. Er ging vor ibn und begrüßte ihn. Der Jarl frug, wer er wäre. Er sagte: Ein Isländer, und ich kam, Herr, weil ich ein Gedicht; das ich auf Euch machte, Gehör haben möchte." Der Jarl erwiderte: "Du scheinst ein Mann zu sein, der Häuptlingen gegenüber glaubt freimütig auftreten zu dürfen. So ist dein Benehmen. Gewiß, ich werde dein Lied hören." Hallfred sprach das Gedicht. Das war eine Drapa. Er trug sie schön und vortrefflich vor. In diesem Liede hieß es:
All dem Schildvolk ullo dort Ostwärts mochte großen Schutz des harten Schwertes Schwinger Hakon bringen. |
Schwer vorm Hagel schwirr'nder Sehnen bargen, wähn' ich, |
Wellenrosses Walter Wikinghaft bezwingt er — Schwertes mächt'ge Sprache Schallte —das Tannenwaldland! |
Schien, vom Land dem schönen Schwer wich Geres Werfer. Fest hält's goldnen Halsschmucks Heilloser Verteiler. |
Eine Heirat herrlich Heerkampf ihm bescherte: Jarl kriegt' Onars Einz'ge: Au, von Wald umrauschet. |
Weit sich Baleygs Braut da Breitete zur Freite : Dem Schiffsherrn sie Schwertes Stählern Lied vermählte: |
Kampfeslust kaum dämpfet Kühn der Tatenglüh'nde Brünne rasch umrauschte Ringgeschmückt den Thingherrn. |
Wie von ,Egils Waffen' Wirrer Hagel schwirrte, Fiel auf ,Hamdirs Hemd' des Hafhengsts tucht 'gen Lenkern. |
Rann um Brünnenringe Rotes Blut der Toten. Held, die Schwerter ballten Hell: dies darf ich melden ': |
Der Jarl dankte ihm und gab ihm eine große silberbeschlagene Art und ein schönes Gewand. Auch bot er ihm an, den Winter über bei ihm zu bleiben, und Hallfred nahm das an. Im Sommer fuhr Hallfred nach Island. Er kam nach dem Süden und erwarb dort großes Gut. Darauf war er wieder einige Jahre auf Wikingfahrten unterwegs, doch niemals im Nordland. In einem Sommer aber, als er wieder von Island gesegelt war, ankerte er mit seinen Leuten vor Agdanes im Drontheimfjord. Da trafen sie Männer im Gespräch und fugen nach Neuigkeiten. Sie hörten, daß in Norwegen die Herrschaft gewechselt habe. Hakon Jarl war tot und Olaf, Tryggvis Sohn, war an seine Stelle getreten mit anderer Gesinnung und anderen Verfügungen. Da kamen die Schiffer überein ein Gelübde zu tun, sie wollten dem Frey reiche Habe weihen, wenn sie nach Schweden, dem Thor oder Odin aber, wenn sie nach Island günstigen Fahrwind bekämen, bekämen sie aber keinen Fahrwind, dann sollte der Norwegerkönig über sie verfügen . Sie erhielten keinen günstigen Fahrwind und mußten daher in den Drontheimfjord hineinsegeln. Sie kamen an einen Hafen, namens Flagdi. Da waren viele Langschiffe. In der Nacht machte sich ein starkes Wetter auf von der See her, so daß die Anker nicht Boden faßten. Da sprach einer von den Männern auf den Langschiffen: "Diesen Männern dort auf dem Kauffahrer geht es schlecht, und sie werden schwer gegen das Wenn dort, wo sie liegen, ankämpfen können. Wir wollen zu ihnen herüberrudern." Sie gingen dreißig Mann hoch aufs Schiff, einer aber saß auf dem Hintersteven, und da sie an den 1
Recht die Taue richtet: Rasende Sturzsee tost dort! Web, das Tauwerk, wie stramm! Wohin kam Ankerkühnling:
Der Mann im Mantel war auf sein Schiff gestiegen und antwortete:
Mann im grünen Mantel Machtvoll's Tau hochbrachte: Hob den Ankerbebel, Hier bin ich, Ankerkühnling ! |
Jene ruderten nun vor dem Handelsschiff und brachten es in gutes Fahrwasser. Die Kaufleute aber wußten nicht. wer der Mann im Mantel war. Später wurde ihnen erzählt, daß der König selbst ihnen geholfen hätte. Darauf legten sie bei Cade (Hladir) an. Dort war König Olaf, und ibm wurde gesagt, diese Männer wären Heiden und eben aus Island gekommen. Er lud sie ein an seinen Hof, und als sie erschienen, sprach er zu ihnen von dem christlichen Glauben, er forderte sie auf von dem Heidentum und dem Aberglauben zu lassen und an den wahrhaftigen Schöpfer Himmels und der Erde zu glauben. Hallfred erwiderte auf die Rede des Königs: "Ohne Handel wird das nicht abgehen, daß ich den Glauben annehme, den du mir bietest." Der König sprach: "Welche Bedingung soll dabei sein Hallfred erwiderte: "Du sollst mich nie verlassen, so Übles mir auch geschehen mag," Der König sprach: "Dann
würde es wohl bald so kommen, daß du vor nichts zurückschrecktest und dir vieles berausnähmst." Da ging Hallfred fort, wollte aber später mit dem König noch einmal reden. Der König erkundigte sich nun, wer der Isländer wäre, und ließ ihn zu sich rufen. Nun trat Hallfred zum weiten Male vor den König. Da sagte dieser:"Nimm jetzt den Glauben an 1. Dann sollst du auch deine Bitte erfüllt sehen. Sage mir aber, wie du heißt!" Da nannte Hallfred seinen Namen. Der König sprach: "Du bist ein standhafter und tüchtiger Mann: diene nicht länger den heidnischen Göttern." Hallfred sprach:"Dann habe ich noch eine Bitte, Herr, daß du mein Taufpate wirst." Der König sprach: Deine Bitte ist so groß, daß sie dir kaum gewährt werden kann. Da sprach der Bischof: "Erfülle ihm seine Bitte. Umsomehr wird Gott dir helfen, je mehr du im Dienste des Christengottes geleistet hast." Darauf hielt der König Hallfred über die Taufe, und er überwies ihn dann seinem Halbbruder Thorkel Nefja und Jostein, die ihn im christlichen Glauben unterweisen sollten. Das bestätigt Hallfred auch in dem Totenlied (Ersidrapa) auf König Olaf 2.
6. Hallfred bei König Olaf
Nun war Hallfred eine Zeitlang bei König Olaf. Er dichtete eine Drapa auf ihn und bat ihn, sie aufsagen zu dürfen. Der König sagte, er wolle ihn nicht hören. Hallfred sagte:"Du kannst darüber bestimmen, aber ich will dann auch mit dem Christentum, das du mich lehren hießest, nichts weiter zu tun haben, wenn du mein Lied nicht hören willst. Der Glaube; den du mich annehmen hießest; ist eines Skalden nicht würdiger als das Gedicht, was ich auf dich gemacht habe." König Olaf sagte: "Fürwahr: ,Schlimmer Skalde' heißt du mit Recht. So werde ich denn das Gedicht hören." Hallfred sagte nun das Gedicht in prächtiger Weise auf. In ihm hieß es: 1
Erst zwölf Jahre zählte Zoller roten Goldes, Da in Rußland Rüstung Ragender Schiff er wagte. |
Hardangerfreunds Heer aufs Hafroß alles schaffte, Stahlhelm, Brünnen, Schilde. Sturmflut peitscht die Ruder 1 ! |
Vor Bornholm im Helme Held stritt: gern dies meld' ich. Rot, ich wähn', in Wunden Ward sein Schwert bei Gardar. |
Leichenhaufen häufte, Hör's, Tempels Zerstörer: Überall im Groll er Aaren das Blutmahl darbot |
Huldvoll nicht der Held an Heiligen Stätten weilte. Senden er schlug, gewöhnt der Wehr, und Jemtlands Heerbann 2 |
Gar schlimm Hardangs Gerheld Gotlands Volk bedrohte. 1 |
Dann kühn focht in Dän'mark Drachenschiffes Frachtherr. Sank manch Hedeby-Held dort Hin im Brünnenring schmuck. |
Sachsen viel ließ sieghaft Sterben Tryggvis Erbe. Garstiger Wölfe Gier er Gleich bot neue Leichen. |
Freundefroher König, Friesenblut vergießt er. Wölvarosse, wilde Wohligen Trank äch holen 1. |
Mänrierstreites Schlichter Schont nicht die Wallonen. Gab zum Raub den Raben Reichlich Vlainenleichen. |
Jähen Streit hob der junge Jarl mit England wahrlich. Niederfielen, wo er nahte, Nortbumbrer im Mordkampf. |
Wolfs Freund fehdefreudig Fällte Schottlands Helden. Selbst ,Man' nicht des Männer- Milden Kampflust stillte. 1 |
Iren und aller Eiland' Edle sein Schwert mähte. Tyr des teuren Schwertes Tobend rang nach Lobe |
Auf der Walstatt Wales' Volk Wimmelt' und die Kymrer. Hin sie sanken: Nie hungert Habgier mehr des Raben 1. |
Als Hallfred das Gedicht zu Ende vorgetragen hatte, sprach der König: "Das ist ein treffliches Lied. Hier schenke ich dir ein verziertes Schwert 2, du wirst es aber vorsichtig handhaben müssen, denn es hat keine Scheide. Drei Tage und drei Nächte sollst du es tragen, ohne daß jemand ein Leid geschieht. Da sprach Hallfred die Weise
Weiß es wohl, dem Skalden, Seiten Landes Leiter, Sandtest du für sinn'gen Sang ein edles Blankschwert. An den Griff ich greife Gern: der Waffen Stern ist's. Hoch mich, Schwertes Härter; Herr, haft du geehret! |
Hallfred hütete das Schwert wohl, doch pries er die alten Götter sehr und meinte, den Männern stünde es übel an, wenn sie jene schmähten. Einmal sagte er, so daß der König es hörte, folgende Weise:
Hlidskjalfs weisem Walter Wohl einst Opfer sollt' ich: |
Der König sagte:"Diese Weise ist gar übel. Dichte eine andere zur Buße." Da sprach Hallfred:
Einst dem edlen Odin Aller Lieder galten: Väter Sang mich feute Früher, kräftig blühend. Schwer wird's abzuschwör'n dem Schwierigen Dichter' Vidrir. Friggs Herrn muß ich hassen Hier dem ,Krist' zur Zierde ! |
Da sprach der König: "Du denkst noch viel zu viel an die alten Götter, und das bringt dir Unehre." Da sprach Hallfred die Weise:
Hier jetzt, Herr, verschwor'n ich Habe den Gott der Raben. Sein wildtrügerisch Walten Weit einst pries der Heide |
Der König sagte:" Auch diese Weise ist noch nicht besser. Sprich noch eine andere zur Buße." Hallfied sprach da:
Ich hasse Frey und Freyja, Förd're nicht Opfer Njordr mehr. Unedle jetzt nur Odin Ehren und Thor, so hebr einst. Gott und Kriftus' gnäd'ger Gunst nah' ich inbrunstvoll. Heiland, weltgewalt'ger, Weh dein Zorn mir täte 3 ! 1 |
Da sagte der König: "Das ist wacker gesprochen und kann nicht besser sein, doch dichte noch eine Weise." Da sprach Hallfred:
Sognes König sagte Seid nicht Opfrer weiter. Zeigt euch nimmer zag, dräut Zorn'ger Spruch der Nornen! Edle und Volk jetzt Odins Adelsippe tadeln. Njörds des Mächtigen Macht ich Misse nun um Kristus 'l |
Ottar hieß ein Mann aus dem Oberland. Sein Bruder hieß Kalf. Sie waren Gefolgsleute des Königs, tüchtige Männer und sehr bei jenem angesehen. Sie beneideten Hallfred, da sie meinten, er habe zu große Freiheit beim Könige. Und eines Abends, als sie sich beim Trunk heftig stritten und der König dabei war, entschied der König sich zugunsten Ottars, da er sah, daß saugt sein Hader mit Hallfred kein gutes Ende nehmen würde, und ging dann fort. Darauf kam es zu noch ernsterem Wortstreit zwischen jenen, und das Ende war, daß Hallfred auf Ottar zulief und diesen mit seiner Art, dem Geschenk König Hakons, zu Tode hieb. Kalf und andere Männer ergriffen Hallfred und fesselten ihn. Denn es war Gesetz am Königshofe, daß der Mann sterben müßte, der einen andern da erschlagen hätte. Darauf gingen sie zum Könige und erklärten dort, es sei jetzt offenbar, was Hallfred für ein Mann wäre. Sie fügten hinzu, durch ihn würde das Königsgefolge bald ganz vernichtet sein, und beschuldigten ihn, so sehr sie konnten, so daß der König endlich befahl ihn am nächsten Morgen zu töten. Kalf war darüber hocherfreut.
Am nächsten Tage führte man Hallfred vor zur Hinrichtung. Hallfred frug: "Wo ist der König:" Sie erwiderten: "Was
Nun war Hallfred wieder in der Gefolgschaft und kam bald wieder oben auf. Doch war der König zurückhaltender gegen ihn wie vorher und ließ ihn so doch den Totschlag entgelten.
Eines Tages ging Hallfred vor den König und siel ihm zu Füßen. Der König sah, daß er Tränen vergoß, und frug ibn, was ihn so schwer bedrücke. Er sagte: "Dein Unwille geht mir nahe, und ich möchte ibn auf jeden Fall loswerden. Der König erwiderte: "Das soll geschehen. Du sollst nach dem Julfest mein Sendbote sein, und wir werden wieder ausgesöhnt sein, wenn deine Fahrt gut ausfällt. Hast du das Schwert noch, das ich dir gab:" "Gewiß habe ich es noch, Herr, erwiderte Hallfred, "und es ist nie seitdem in eine Scheide gekommen. Der König sagte: "Das gehört sich wohl, daß der schlimme Skalde auch ein schlimmem Schwert hat. Kannst du wohl eine Weise dichten, in der das Schwert in jeder Verszeile vorkommt:" Hallfred sagte:"Ich will es versuchen, wenn Ihr es wünscht, ich möchte überhaupt alles tun, um Euren Unwillen los zu sein." Der König sprach: "So sage denn die Weise her." Da sprach Hallfred:
Ward durchs Schwert der Schwerter Schwertreich ohne gleichen. Schwerterschlags-Njörde Schwerter in Fülle härten. Meinem Schwertschlag schwer ist's Schwertherr, auch zu wehren, Wird die Scheide beschert mir: Schwerter drei ich wert bin |
Der König dankte ihm und sagte, daß seine Skaldenkunst sehr hoch stände, auch gab er ihm nun eine schöngezierte Schwertscheide — " wenn dich aber einmal Hofstrafe treffen sollte," fuhr der König fort, "daß du nicht zu Tisch oder zu dem Gottesdienst kommst, dann soll dir eher verziehen sein als den andern." Hallpred dankte dem Könige.
Eines Tages frug der König, wo Hallfred wäre. Kalf sagte: "Er wird wohl seiner Gewohnheit nachgegangen sein im stillen zu opfern. Er hat ein zinnernes Thorbildnis in seinem Beutel. Er hintergeht dich sehr, Herr, und du wirst ihn nie aufrichtig im Glauben erfinden." Jetzt ließ der König Hallfred vor sich rufen, um sich zu verteidigen. Hallfred kam. Der König Ist es wahr; Hallfred, was man dir vorwirft, daß du opferst:" "Das ist nicht wahr, Herr," erwiderte Hallfred, "untersuche meinen Beutel. Ich könnte hier auch nichts vor dir verheimlichen, selbst wenn ich es wollte." Es fand sich auch nichts bei ibm, was zum Opfern diente."Das ist eine tödliche Beleidigung,"sagte Hallfred",und Kalf wird es schlecht gehen, wenn ich seiner habhaft werde. Schon vorher wollte er mir ans ueben."
Der König sprach:"Ihr beide dürft nicht zusammen sein. Kalf soll in sein Haus gehen, du aber, Hallfred, sollst als mein Bote ins Oberland fahren zu Thorleif dem Klugen. Er will das
Darauf ritten Hallfred und seine Begleiter fort vom Königshof bis sie in einen Wald kamen, der nicht weit von Thorleifs Gehöft stand. Dort stiegen sie in einer Lichtung von ihren Pferden. Da sprach Hallfred"Hier wartet bis zum dritten Morgen auf mich. Komme ich dann nicht wieder, so fahrt zurück." Jostein erbot sich Hallfred zu begleiten, dieser aber wollte es nicht. Hallfred nahm da Bettlertracht an. Er ließ sich die Augen färben und die Lider nach außen wenden und gab sich überhaupt ein ganz anderes Aussehen. Auf dem Rücken trug er einen langen Sack. In diesem steckte sein Schwert, das Königsgeschenk. Er ging nun zu Thorleifs Gehöft und zu dem Hügel oberhalb davon, auf dem jener gewöhnlich saß. Es war früh am Tage. Thorleif grüßte ihn und frug, wer er wäre: "Ich bin ein armer Kerl," versetzte er, "ich kam zum Könige, und er wollte mich zum Glauben zwingen. Ich aber lief heimlich davon, und vorher erschlug ich noch einen Königsmann. Nun wollte ich dich bitten, dich meiner etwas anzunehmen." Thorleif erwiderte nicht viel darauf, erkundigte sich bei ihm aber genau nach Ländern und Häfen. Er konnte über alles guten Bescheid geben. Thorleif sagte:" War vielleicht ein Mann beim König namens Hallfred:" Er erwiderte "Ich hörte wohl seinen Namen nennen, aber selten im guten." Thorleif sprach. "von diesem Manne träumt mir ständig, doch das hat nichts auf sich, aber die Männer des Königs werden bald herkommen, Hallfred selbst soll aber nach Aussage der Leute ein solcher Mann sein, daß ich ihn erst im letzten Augenblick recht er
kenne — dann wäre es aber in Zukunft mit meinem Glück vorbei.Indem erkannte Thorleif, wen er vor sich hatte, und wollte sich erbeben, aber Hallfred ergriff ibn und zwang ihn nieder; denn er war viel stärker. Sie rollten nun beide vom Hügel herab, und Hallfred lag oben. Er setzte seine Ferse auf Thorleifs Auge und stieß es ihm aus. Da sagte Thorleif: Dir folgt des Königs Glück 1. Um dich aber bin ich längst in Sorge gewesen, was du mir brächtest, und nun ist das eingetroffen. Ich weiß wohl, daß du nur des Königs Auftrag erfüllst mich zu blenden oder zu töten. Nun bitte ich trotzdem, laß mir mein anderes Auge. Ich will dir ein Messer und einen Gürtel geben, Beide sind große Kleinode; und sie können dir doch einmal von Nutzen sein, wenn es sich so trist. Es ist keineswegs unwahrscheinlich, das du sie einmal nötig hast." Hallfred erklärte, er wolle von ihm keine Kostbarkeiten haben dafür, daß er des Königs Auftrag nicht voll erfülle, vielmehr wollte er ihm aus eigenem Entschlusse das eine Auge schenken. Thorleif dankte ihm, und darauf schieden sie.
Hallfred ging zu seinen Mannen. und es gab ein frohes Wiedersehen. Thorleif ging heim zum Gehöft und sagte niemand etwas von seiner verstümmelung, bis jene weit auf und davon waren. Hallfred und seine Leute ritten nun ihres Weges, bis sie Kalfunterwegs trafen. Da sagte Hallfred:"Den schlechten Kerl will ich töten." Jostein sagte: " Du das nicht. Warum Unglück zu unserm Glück fügen Hallfred sprach: "Das ist eine ungerechte Verteilung. Ein braver Kerl ist verstümmelt, und diese Memme bier lebt." Er ergriff ihn mit den Händen und stach ibm ein Auge aus. Das schmerzte Kalf jämmerlich, Hallfred aber sagte: "Jetzt zeigst du dich in deiner ganzen Erbärmlichkeit."
Darauf zog Hallfred mit seinen Leuten weiter, und sie kamen zum Könige, der gerade beim Brettspiel saß. Sie grüßten ihn. Der König Kug nach dem Verlauf der Reise. Hallfred erzählte ihm alles. Da versetzte der König:"Gut hast du dich bewährt. 1
Nun zeige mir das Auge." Darauf wies Hallfred Kalfs Auge vor. Der König sprach:"Wo nahmst du dies Auge ber:" "Es gehört Thorleif," erwiderte er. "Nein," sagte der König, du wirst mehr ausgeführt haben, als ich dir auftrug." Darauf zeigte Hallfred Thorleifs Auge. Da sagte der König: Dies ist sein Auge, mein Auftrag ist aber nur halb ausgeführt." Hallfred versetzte; "Nun habe ich Kalf vergolten, daß er mich mit der Speerspitze stieß, als er mich zum Tode führte," und er erzählte den ganzen Vorgang. Der König frug: "Willst du nun noch einmal zu Thorleif fahren:"Hallfred sagte:"Dorthin nicht, aber zu Kalf und ihm auch noch das andere Auge ausstechen ." Der König aber sagte, Hallfred solle dableiben, und hielt ihn fortan in hohen Ehren.
7. Hallfreds Ostfahrt
eines Tages, da Hallfred vor den König trat, sprach er: Ich möchte gern Urlaub haben im Sommer, um nach Helsingör (Eyr)1 auf Handel zu segeln. Der König sprach: "Daran will ich dich nicht hindern, doch sagt mir eine Ahnung, daß du ebenso stürmisch wieder zu mir verlangen wirst wie du jetzt wegziehen willst. Gar manches wird dir dort widerfahren." Hallpred erwiderte: "Ich muß es eben wagen."
Darauf fuhr Hallfred fort. Er hörte, daß der Jarl Sigvaldi ein mächtiger Häuptling war. Hallpred suchte ihn auf und sagte, er habe ein Gedicht über ihn gemacht. Der Jarl frug: "Wer bist du:" Er sagte seinen Namen. Der Jarl sprach: "Bist du etwa König Olafs Skalde?'" So istes,"sagte Hallfred ,und ich möchte um Gehör bitten." Der Jarl versetzte: "Wie sollte mir das nicht behagen, was König Olaf so wohlgefällt!' Hallfred sagte das Lied. Es war ein Flock (kleines Preisgedicht). Der Jarl dank ihm dafür, gab ihm einen Goldring, eine halbe Mark an Wert, und bot ihm an, bei ihm zu bleiben. Hallfred dankte ihm für die Einladung, "doch will ich zuerst nach Schweden fahren. Der Jarl überließ ihm die Entscheidung.
Im selben Herbst fuhr Hallfred nach Vik, doch im Osten des 1
Eines Tages sahen sie, daß ein Mann ihnen entgegenkam. Sie frugen, wer er wäre. Er nannte sich Önund. Er war groß an Wuchs und erklärte, er wolle gern mitziehen, wenn sie ihm einen Lohn zahlten" ,mir sind hier alle Wege kund." Audgisl wollte nichts recht von ihm wissen, er meinte, erkenne ibn doch nicht. Hallfred aber sprach dafür, ibn mitzunehmen. Das geschah auch, und er erhielt zwölf Unzen Silber. Hallfred war da der ansehnlichste unter ihnen, Audgisl war schon bejahrt. Nun zogen sie dem Wege nach. Önund führte am Tage, und gegen Abend kamen sie an ein einsames Haus. Da sprach Hallfred: "Wir haben nun dreierlei zu tun. Du, Önund, wirst Holz holen, du hast eine große Art, Audgisl soll Feuer machen. Ich aber werde Wasser holen." Da sprach Önund: " Es ist wohl am besten, reichlich Holz ins Haus zu schaffen, denn viele bedürfen solches zur Feuerung, die hier des Weges ziehen."Hallfred meinte, das sei gut gesprochen. Da sagte Audgisl: "Ich möchte lieber, daß ich Wasser hole und du Feuer machtest, Hallfred." Machen wir es also so," erwiderte dieser. Nun entfachte er das Feuer, Önund ging zum Holzholen, und jeder tat, was ihm aufgetragen war. Hallfred dünkte, die beiden blieben lange aus. Er beugte sich auf das Feuer nieder und hatte seinen Gürtel abgeschnallt und
sich um den Hals geschlungen. An diesem war ein großes Messer, wie es die Männer damals zu tragen pflegten. Das Messer hing ibm so auf dem Rücken. Nun kam Önund mit der Holzlast herein. Er lief sogleich auf Hallfred zu und schlug auf ihn mit der Art, und zwar mit beiden Händen. Sie traf aber auf das Messer am Gürtel. Da ergriff ihn Hallfred am Fuß, betete zu Gott und sprach: "Hilf mir, weißer Christ, wenn du so mächtig bist, wie König Olaf sagt, laß diesen Mann mich nicht überwinden ."Darauf reckte sich Hallfred mit der Unterstützung Gottes und dem Glücke König Olafs unter ihm in die Höhe 1. Er hob Önund hoch und warf ihn so gewaltig nieder, daß er ohnmächtig wurde und ihm die Art aus der Hand siel. Hallfred hatte ein Kurzschwert, das schwang er, als Önund aus seiner Ohnmacht erwachte. Hallfred frug. "Hast du Audgisl getötet Er sagte: "Jawohl." Da durchbohrte ihn Hallfred mit dem Kurzschwert, zog ihn aus der Stube heraus und verschloß diese fest. Hallfred gedachte nun zu schlafen, doch das war unmöglich, denn Önund stieß in der Nacht von außen an die Tür. Da stemmte sich Hallfred von innen dagegen. So kam der Morgen heran. In der Frühe fand Hallfred den Audgisl tot am Bach. Er nahm ihm Messer und Gürtel für sich ab, dann begrub er Audgisl nach damaliger Sitte. Er sah nun, daß Önund offenbar ein großer Übeltäter war, der Leute ihres Geldes wegen umgebracht hatte; und daß hier noch reichlich Geld und Waren lagen. Da sprach Hallfred:Goldes Träger, trügerisch, Traun nie konnt' er schaun mich. Selbst mein graues Silber Schwerts ich verehrte. Des Schlachtvolks Schlichter Schenkt' ich Gutes, denk' ich: |
Hin zur Hel doch wollt' mich Hau'n der tücksche Gauner 1. |
Darauf ritt Hallfred weiter nach Osten über die Berge, fand aber schlechte Wege.
8. Hallfred und Ingibjörg
Eines Abends hörte Hallfed Holz fällen und ritt dem Geräusch nach. Da sah er eine Lichtung vor sich, und dort war der Holzhauer. Er sah bäuerisch aus. war dunkelbraun und hatte einen roten Bart. Es schien ein gar böser Kerl zu sein. Der Mann begrüßte ihn. Hallfred frug, wer er wäre. Er sagte, er heiße Björn," komm mit und sei mein Gast."Hallfred nahm das an. Björn bewirtete ihn sehr gut. Der Bauer lag mit seiner Frau nachts in dem einen Schlafraum und Hallfred im andern. Er mißtraute Björn, entkleidete sich nicht und stellte sich am Fußende des Bettes mit dem gezückten Königsschwert auf. Inzwischen legte sich Björn in dem Schlafraum nieder; und da hieb ibn Hallfred mit einem Schlage tot.
Die Haussfau sprang lautschreiend empor, sie hieß die Männer aufstehen und diesen Übeltäter festnehmen. Die Männer warfen Kleider auf Hallfreds Waffen, und dann wurde er ergriffen und gebunden. Darauf sandte man Boten zu einem Manne, namens Ubbi. Er hatte einen Bruder Thorir, der dort Häuptling war. Seine Tochter dieß Ingibjörg. Diese hatte Audgisl zur Frau gehabt, und sie war ein ganz vortreffliches Weib. Nun kamen die Männer zusammen, um über Hallfed das Urteil zu sprechen. Dorthin kamen auch Thorir, Ubbi und Ingibjörg , und sie beschlossen, Hallfred zu opfern. Da ging er zu Ingibjörg , grüßte sie und sagte, er habe einen Schmuck, den Audgisl ihr gesandt habe. Sie erwiderte: "Ich kenne den Schmuck." Er gab ihr nun Bescheid über alles und sprach die Weise:
Ruchlos Treiben rächend Rasend ich vergaß mich — |
Ingibjörg frug nun genauer nach dem Vorgang. Da sprach Hallfred diese Weise:
Hin warf ich den hünd'schein Herrn des Golds zur Erde. Hand legt' an den Hund ich Heil'gen Zorns voll eilig. Keinen trügen, der Krieger, Kann er mehr der Mannen. Schlachtsturms Feuer ich furchtbar Färbte: da mußt' er sterben 2 |
Ingibjörg sagte da: "Ich sehe, daß du die Wahrheit sagst, und du sollst mit mir heimfahren."Hallfred zog auch mit. Die Bande wurden ihm abgenommen, und Ingibjörg ließ ibn pflegen. Thorir und Ingibjörg sandten Männer in das Gebirge und fanden dort alles genau so, wie Hallfred gesagt Batie. Ein sehr großes Vermögen wurde von dort geborgen. Alle Leute der Gegend meinten, Hallfred sollte alles Geld haben. was Önund besessen hätte; und sie hielten große Stücke auf Hallpred.
Hallfred gewann nun Ingibjörg lieb und freite um sie. Sie sprach: Alles ist dabei nicht im Reinen. denn du bist Christ und hier fremd, du kannst aber mit meinem Vater sprechen, wenn du willst." Er tai es, und die Werbung gefiel Thorir. Sie wurden bald ganz einig. So bekam Hallfred die Ingibjörg und hatte sie sehr gern. Großer Reichtum kam jetzt zusammen, und Hallfred stand da in hohen Ehren. Hallfred blies ganz dem Glauben gemäß kreuzweis auf den Trunk 3, den er zu sich nahm,
9. Hallfreds Rückkehr und Zusammenkunft
mit Kolfinna
Diesen Sommer fuhr Hallfred nach Schweden, traf dort den König und begrüßte ihn. Der König frug, wer er wäre. Er sagte es ihm. Der König sprach: "Weithin geht dein Name, und du bist ansehnlicher Männer Skalde .Hallfred sagte: "Ich habe ein Gedicht auf Euch gemacht und möchte gern gehört werden." Der König sagte das zu. Darauf sagte er sein Gedicht ber. Der König lud ihn ein bei ihm zu bleiben und bot ihm reiche Gabe an. Hallfred sagte, er habe einen Wohnsitz und eine Frau in des Königs Lande — " dort will ich wieder hin." Der König wünschte ihm gute Fahrt.
Hallfred kam wieder zu seiner Frau. Da war er zwei Jahre, im dritten aber erschien ibm eines Nachts König Olaf im Traume. Er war gar zornig und schalt ihn, daß er ganz sein Christentum verleugne" ,komm mit deinen Mannen an meinen Hof." Als Hallfred erwachte, atmete er schwer auf Ingibjörg ,was ihm geträumt habe. Er sagte es ihr: "Was denkst du darüber: willst du die Fabri mit mir machen: Ich habe dir viel Gutes zu vergelten, und das könnte ich dir reichlich lohnen, wenn du den Christenglauben annähmst." Sie antwortete: war zu erwarten, daß es dich dorthin verlangen würde, ich glaube auch, daß jener Glaube bei weitem besser ist, und so werde ich dich begleiten."Ihr kleiner Sohn hieß Audgisl. Er war damals zwei Jahre.
Sie zogen nun zu König Olafs Hof 1. Dieser nahm Hallfred freundlich auf, machte ibm aber doch starke vorwürfe und ließ ihn durch einen Priester in die Beichte nehmen. Jngibjörg gebar
Hallfred stach nun in See, und er landete mit dem Schiff in Kolbeinsachmünde (Kolbeinsaros) nach dem Thing. Er sprach zu seinen Schiffsleuten:"Meine Fahrt geht jetzt südwärts über die Heide. Ich will meinen Vater aufsuchen, und wir wollen zu zwölf reiten." Das Schiff wurde nun ans Land gezogen. Dann ritten sie zu zwölf gemeinsam und wandten sich westlich zum Langtal. Sie trugen alle farbige Gewänder und nahmen ihren Weg zu Gris' Sennhaus. Dort war Rolfinna und einige Frauen bei ihr. Es waren da mehrere Sennhütten, und diese standen im Lachsachtal (Lachsardal) zwischen Langtal und Landspitzfjord. Der Schafhirt der Rolfinna meinte, zwölf Männer ritten zur Sennhütte, und alle trügen sie farbige Gewänder. Sie sprach: "Sie werden den Weg nicht wisen." Er erwiderte: "Doch, sie
Da aber Hallfred und Rolfinna im Bett lagen, frug er, wie groß ihre und Sris' Zuneigung wäre. Sie erwiderte, es stünde gut zwischen ihnen. Hallfred versetzte:"vielleicht ist es so, doch klingt es anders in den Weisen, die du auf Gris gedichtet hast." Kolfinna sagte, sie habe keine Weisen gesprochen. Er erwiderte: "Ich bin doch erst kurze Zeit hier und habe schon die Weisen gehört." "Laß mich hören," sprach Rolfinna, "wie die Weise lauten soll, die man mir anhängt." Da sagte Hallfed:
Stinkt auf Hallfreds Holde Heiß Grims ekler Schweißdunst. Bittre Qual im Bette Bei dem Fant die Maid bat Senkt ihr Haupt gleich schönem Schwan auf Meeres Bahnen. Lob sagt ihr, des Lagers Lichter Zier, der Dichter. |
Kolfinna sagte:"Das ist eine schlechte Buße für einen andern, und seltsam genug, daß ein tüchtiger Mann so etwas tut."Hallfred sagte:"Ich habe noch eine andere gehört. Er sprach:
Täppisch und träg aufs Lager Trollt sich bin der Goldherr. |
Kolfinna erwiderte: "Sris wird auf dich keinen Spottvers machen, es stünde dir doch belser an, dich nicht mit ihm zu verfeinden. man kann nie wissen, was einem widerfährt." Da sprach Hallfred die Weise:
Schwertes feiger Färber, Frau, und Strut, sein Grauhund. Kaum schnell werden kommen: Kann er voll dein Mann sein ? Und doch Herden und Hürden Heerschilds Schwinger mehr'n sich — Sieht sonst eklem Schnitter Stall und Haus gut —alles 2 ! |
Nun wurde Rolfinna zornig, Hallfred aber sprach die Weise:
Feindlich mich Kolfinna Findt't: im Lied drob sinn' ich. Ruchbar ward's, gerecht nur Richte sie den Dichter. Wenn von jugendwonn'gern Weibes schönem Leibe Holder Duft ihn hüllet, Hallt das Lied des Skalden 3. |
Der Schafhirt ritt nun die Nacht fort und erzählte dem Sris, was sich ereignet hatte. Da ritt er von Hause mit zwanzig Mann. Früh am Morgen rüstete sich Hallfred zur Fahrt, bevor er aber das Pferd bestieg, sprach er die Weise: 1
Wogenhengst's Reiter wagte Wohl den Gang zur Holden, Wollt ihrs, hin zur Hel mich Haut im Arm der Trauten. Lieg' ich auf der Lock'gen Lager: alles trag ' ich. Nach Rolfinna keiner Kann mein Sehnen bannen 1. |
Darauf stieg er aufs Pferd und lachte."Warum lachst du nun" frug Kolfinna. Da sprach er die Weise '
Weiß nicht, Goldmaid, was dein Wonn'ger Mund sagt von mir, Meergluts Ilm, der all' mein Inn'res glüht in Minne! Hören die wackern Herren Heut', was mich erfreute: Ziegenbalg nicht sage Zaust' ich ab dem Sau-Gris 2 . |
Hallfred wollte der Kofinna den kostbaren Mantel vom König geben. aber sie wollte ihn nicht annehmen, und bevor sie fortritten sprach er die Weise:
Weiber wohlgestaltet, Wallt heimwärts nun alle! Ale-Banks Syn im Sennhaus Schaut' ich: licht die Haut war. Schuld nicht bin ich, schelten Später Goldschmucks-Mädchen: Zu dem guten Gatten Geh ' nun stille jede 3 ! |
Darauf ritten sie fort.
10. Hallfred und Sris
Nun kam Gris zu den Sennhütten. Kolfinna war schwermütig. Das sah Gris. Da sprach er die Weise:
Schau, ein schlimm Getümmel Schien im Haus, Kolfinna. Manches dahin deutet: Dieses fällt hier Gris aufl Schufen dreist verdruß mir Deiner Gäste ein'ge. Traun, du stehst in Tränen, Tau im schönen Auge! |
Bei Gris war auch Einar, der Sohn Thorir Thrandarsons. Gris wollte Hallfred nachreiten, doch hielt ihn Kolfinna ab und sagte, sie wäre nicht sicher, ob sein Los sich dann besserte. Doch wollte Gris jenen nachsetzen. Er ritt mit seinen Leuten nun vorwärts an Audolfstedt (Audolfsstadir) vorüber zur Blanda, und seine Leute waren in der Mitte des Fusses angelangt. Da warf Gris seinen Speer auf Hallfred, doch dieser sing ibn in der Luft auf und schleuderte ibn gegen Gris. Einar wollte ihn mit der Art aufhalten, aber der Spieß traf ihn in die Brust und tötete ihn. Gris sagte, Hallfred risse aus. Er antwortete, er würde nicht weiter reiten als über den Fluß, er möge ihn dort nur angreifen. Doch Gris setzte ihm nicht weiter
Nun erwirkten die Leute, daß Hallfred dem Gris für alle Schmach, die er ihm angetan hatte; eine Buße zahlen solle. Hallfred frug, was er verlange. Sris erwiderte, er würde sich zufrieden geben, wenn er die beiden Ringe, das Jarls- und das Königsgeschenk; von Hallfred erhielte. Hallfred sagte: "Eher wird andres geschehen." Darauf schieden sie. Hallfred ritt nach dem Süden zu seinem Bruder — sein Vater war schon gestorben —, und dort weilte er den Winter hindurch.
Im Frühjahr aber, als er nach Norden zurückkehrte, erhob sich ein Schneesturm vor ihnen. Hallfred meinte; das wäre ein Troll wetter! Sie ritten hernieder das Seetal entlang,
bis sie ein Gehöft liegen sahen. Da sprangen plötzlich zwanzig Mann auf. War aus Masstadir war dorthin gekommen. Er lief auf Hallfred zu, aber dieser hieb sogleich auf ihn. Doch fing War den Streich mit einem Opfertrog auf und blieb ohne Wunde. Nun ritt Hallfred aus der Tür des Gehöres davon. War aber schrie: "Verfolgen wir ihn." Da sprach Hallfred die Weise:Stets wähnt Goldes Spender Stärker mich zu ärgern, Droht —Frau, schön're Stunden Scheint's, uns war'n gemeinsam —: Doch der Opfrer, dächt' ich, Dabei Not wird haben. An die Opfertöpfe Eh' zu naschen geh' er 1! |
So trennten sie sich.
Ein Mann hieß Hunröd, der wohnte auf Moorfeld (Moberg) . Gris war sein Thingmann. Thorkel Krasla (d. h. der Krabbler) wohnte damals in Hof, denn Ingolf war tot. In diesem Winter machte Hallfred neue Spottweisen über Gris, und als dieser davon erfuhr, begab er sich zu Hunröd und bat diesen um Rat in der Sache, "unausgesetzt verfolgt mich Hallfred mit Feindschaft" Hunröd sagte: "Ich rate dir du machst eine Klage anhängig und lädst Hallfred auf das Hunavatnsthing ." Sris tat so. Er ritt im Frühjahr südwärts nach Koboldsee (Hreduvatn) dort nämlich wohnten damals Galti und Hallfred. Gris lud den Hallfred wegen Einars Erschlagung auf das Hunavatnsthing. Und als Gris mit seinen Männern fort war, sprach Galti zu Hallfred: "Was denkst du in dieser Sache zu tun:" Hallfred erwiderte: "Ich denke der Hilfe meines Gesippen Thorkel mich zu versichern."
Sie ritten nun im Frühjahr von Süden, dreißig Mann im ganzen. In Hof waren sie zu Gast. Hallfred frug Thorkel, inwieweit
Hallfred erzählte Thorkel den Totschlag. Thorkel ging mit ihm zur Bude des Gris und forderte ihn auf, den Mann herauszugeben, "oder wir werden deine Bude niederreißen . Da lief Hild mit Brand in die Tür und frug, was Thorkel wolle. Jener trug sein Begehren vor. Hild sagte: "Laß es dir nur nicht in den Sinn kommen, meinen Sohn zu töten, habe ich dich doch unter meinem Mantel geborgen und dich vor dem Tode gerettet nach Glödis Erschlagung, als Thorgils und Thorvald dich niederhauen wollten 1." Thorkel entgegnete: "Das sind alte Geschichten. Die Frauen sollen aus dem Zelte gehen. Wir wollen uns den Mann schon verschaffen." Brand aber war versteckt. So entkam er und wurde nicht gefunden. Thorkel sagte, er wäre wohl in Hunnröds Bude gegangen." Da sprach Hallfred: "Deine Unterstützung ist mir verdächtig: ich fordere jetzt Gris zum Zweikampf." Oris sagte, er habe schon früher gefordert, was er zu verlangen hätte. Da sprach Hallfred die Weise:
Will, wo Schwerter schwirr'n, mit Starkem Mut nicht kargen. Denk auch hier vorm Heervolk Hin stets nach Rolfinna. Schiffes starker Steurer, Sollst mich sehn zum Holmgang. Komme gern, du gier'ger Gris: das sollst du wissen . |
Gris hatte das Schwert in der Hand, das ihm der griechische Kaiser geschenkt hatte. Hallfred sah eines Tages Kolfinna gehen, Da sprach er die Weise:
Eben schön dort schwebte, Schien es mir, Kolfinna. Hübsches Boot so huscht wohl Hin oft durch die Inseln. Wenn ich in schwirrender Schar sie Schau' der muntren Frauen, Prächtig Prunkschild, denk' ich, Prangend da kommt gegangen. |
In der Nacht aber, ehe der Kampf stattfinden sollte. als Hallfred in seinem Bett schlief, erschien ihm König Olaf im Traum. Hallfred schien froh darüber und doch erschreckt. Der König aber sprach: "Du schläfst zwar, aber doch wird es dir vorkommen , als wärest du wach. Du hast dir eine schlechte Sache vorgenommen, da du dich mit Gris um eines bösen Zwistes halber schlagen willst, jener aber hat den Wunsch ausgesprochen und Gott darum gebeten, daß der den Sieg haben solle, dessen Sache die bessere wäre. Du, was ich dir rate, nimm mit Dank an, daß es nicht zum Holmgang kommt, und büße ihn mit Geld. Früh aber, wenn du angekleidet bist, gehe hinaus zu der waldigen Höhe, die bei der Thingstätte liegt, da wo die Straßen zusammenlaufen. Du wirst dort Männer reiten sehen: mit denen besprich dich. Es kann dann leicht dahin kommen, daß dir anderes mehr wert ist als der Holmgang mit Gris. Kümmere dich dann nicht weiter darum, wenn er glaubt, du seist furchtsam." Hallfred erwachte und sann über die Erscheinung nach. Er sprach darüber zu dem Manne, der bei ihm war. Dieser aber erwiderte: "Offenbar bast du jetzt Angst vor Gris, es wäre besser gewesen. du hättest vorher guten Rat angenommen, als er dir freundlich zuredete, jetzt aber werden deine Feinde sagen, du habest keinen Mut dich zu schlagen." Hallfred sprach: "Mögen sie denken, was sie wollen, ich werde den Rat König Olafs befolgen. Das wird mir am heilsamsten sein."
Am Morgen ging Hallfred zu dem Gehölz und sah Männer in farbigen Gewändern auf sich zureiten. Er sie nach Neuigkeiten, und da erzählten sie von dem Fall König Olafs 1. Da war Hallfred so zu Mut, als wäre er von einem Steine getroffen. Er ging sogleich voll tiefen Schmerzes in sein Zelt und legte sich ins Bett. Da sagten Gris' Leute, das jener sich so unmannhaft benähme. Gris erwiderte: "So ist es nicht. Geringere Ehren hatte ich vom griechischen Kaiser, als Hallfred vom König Olaf, doch war es für mich die schlimmste Botschaft, als ich meinen Herren verlor. Gar heiß ist Lehnsherrnliebe . Es ist gut, daß ich nicht gegen das Königsglück anzukämpfen habe, das Hallfred immer begleiten wird. Ich möchte vielmehr, daß Thorkel entscheide, wie es geplant war." Thorkel sprach: "Ich werde nun Hallfreds Sache führen und euch vergleichen." Hallfred war einverstanden. "So lautet meine Entscheidung," sagte Thorkel, "Einars Totschlag soll durch Galtis aufgewogen sein, Kolsinnas Heimsuchung aber durch den verschiedenen Wert der Männer. Für die Spottweisen auf Gris aber soll Hallfred diesem ein kostbares Geschenk geben. Da sprach Hallfred die Weise:
Mächtig Gut, —was mache's, daß Mannhaft ich's gewann mir, Konnte von Jarl und König Klingendes Gold heimbringen Gierigem Sris als Buße Geben soll ich's eben! Hund, dir für ein Hohnlied! Hin dazu Rolfinna 'l |
Thorkel bat ihn das Dichten zu lassen — "gib eine Kostbarkeit preis, wenn es auch nicht Königs Olafs Gabe ist". Da gab Hallfred Gris den Ring vom Jarl Sigvaldi, und darauf schieden sie.
11. Hallfreds Klagelied über
König Olafs Tod
Darauf zog Hallfred über die Heide nach Süden und übergab das Gehöft seiner Schwester Valgerd. Er selbst fuhr von Kolbeinsachmünde auf See und kam zu den Orkneys. von da zog er nach Norwegen und kam zu Anfang des Winters in den Sognefjord. Dort wurde ihm König Olafs Fall bestätigt. Da dichtete er die Erfi-Drapa 1 (das Totenlied) auf König Olaf. Dieses lautete:
Nimmer fanden Feinde Feig des Mutes Eigner. Männerkönig meinte, Mannheit nur gäb' Ansehn. Schrecken alle Edlen Unterm Himmelsrunde |
Kund' im Lied, was Leute Lehrten mich vom Herrscher, Also tatfroh Olaf Anrief seine Mannen: "Kühn vorm Feind seid! Kenne Keinen, der floh einmal" Stets Volks -Unterstützers 2 Stark Wort bleibt ein Markstein. |
Missen leider mußte Männerschlachts-Bekenner 2 Traun der säumigen Thrönd'ner Tollkühne Gefolgschaft 3 Jarl kühn 4 und zwei Kön 'ge 5 Kirren allein Feinds Irrer 6 Soll': von mehr Ruhm selten Spricht der Mund des Dichters 7. |
Hin durchs Luftmeer heftig Hitzige Pfeile flitzten, Bis mit Speeren nicht sparten Schweren Goldrings Versehrer 8. Ihn pries man, den einen Auen kunden Gewaltherrn: Mein König 9, wie mannhaft Müht' er sich im Süden. 1 |
Schiffsmacht, übermacht'ge Mord drohte dem Fjordroß 1. 1. Da nun schlug die Dänen Dein Schweri, Fürst, alleine. Holder Freunde viele Fallen da sollten Hallfred Bei dem Hort des Heerschiffs 2 Herzlich mich das schmerzte. |
Feinds müheloser Mäher Mehrt den Tod des Schwertvolkes. Schneidig harte Schädel Spaltet er dort allen. Von des Schiffes Steven Schwingt blutrot die Kling' er. Manchen Germann 3 Schwertes Scharfer Biß hinwarf da. |
Wenden-überwinder 4 , Wild rauscht's um den Schildrand- Himmel 5. Schwerter hämmern, Hallende Speere der Skald preist. Schnell da unterm Schilde Schwoll die Kraft des Wolfs Freund 6. Rollenden Wogen-wagens 7 Wiking Feinde knickte. |
Todesspruch da sprachen Schwerter Feindes Heerbann, Da die Schildespalter 8 Schnell die Recken fällten. |
Tatfrohen Olafs Tod da Traf schwer manchen Braven: Friede trog, da Tryggvis Tapferer Sohn 1 ins Grab fiel. |
Leist-Rosses rüst'ge Rudrer wurden mutlos. Gar nicht sie begehrten Gerthing mit dem Heerfürst. Rannten des See-Renners 2 Reisige Sturm jetzt, heißen. Schmeidiger Brünnen Schmiedwerk Schmiegte sich um die Krieger. |
Feind von Wales 3 da wollt' sein Weites Land verteid'gen. Fährnis stets der Führer Fand, vom Kampf umbrandet. Um sein Recht er reichlich Rot da färbte Schwerter. Schaurigen Kampf er sicherte. Schwöre: das alles hört' ich! |
In Kampfs Not von ,Natter' Nieder sank manch Biedrer: Brünnenträgern 4 brannt'trotz |
Ode nach Olafs Tode All des Nordlands waltet. Friede trog, da Tryggvis Tapfrer Sohn ins Grab fiel. |
Wem gelängs, das Langschiff 1 Leer zu hau'n, wo er ist: Blut springt bald von Schlangens Bord dort allerorten. Noch des kühnen Königs Kämpferscharen dämpften Heervolks Sturm mit Schwertern: Schier der Ruhm ward ihrer! |
Wie im Süd' die Seeschlacht Schwoll, hören alle sollens. Schwert durchbiß die Brüst': im Banne des Tods die Mannen! Eiligen Kampfs dort alle Olaf, heißt es, folgten. Seht, im Mete Suttungs 2 Schön hier all dies tönet! |
Fürst sah flieh'n den "Kranich , Floh 'n "die Nattern"3 schon auch. Goldes Spender ständig Speere blutig färbte! Selbst er Kuhn und kundig Kor die Flucht da, Thorkel 4 ! |
Ode nach Olafs Tode All des Nordlands waltet. Friede trog, da Tryggvis Tapfrer Sohn ins Grab siel. |
Hilde-Tyr ließ hart durchs Heer gehn Wind der Schwerter. Brausende Kampfesbris' im Breiten Holmsund 3 weithin! viel in Wunden wühlte Wohl der Blutstahl 4 Olafs. Sieg und Wogensegler 5 Sehr spät wurden Erichs. |
Lenktest stolz den Lang-Orm 6 — Ladung Norwegs Adel 7 — Allgepries'ner Olaf, Erich zu, dem Heerjarl. Um den huldvoll'n Helden Harter Schwertkampf ward da. Doch den prächt'gen Drachen Dann nahm Erichs Mannschaft. |
Er, der letzte mit Ätzung Aare und Raben 8 , starb er Blieb sein Leib am Leben Leider schwört man beides! Wähne, nichts hilft's : verwundet 1 |
Tatfroh'n Olafs Tod da Traf schwer manchen Braven! Friede trog, da Tryggvis Tapfrer Sohn ins Grab fiel. |
Über See 1 man sagte, Sei des Reichs Verteid'ger Ohne Land und Leute: Leid drum trägt man weithin Trug der Goldesträger 2 Tragen wohl vermag man, Wär' ein Trost, daß wirklich Weilt im Leben er —heil dann! |
Sagte ein hurtiger Speermann, Solang lebte Olaf: Tryggvis Sohn war truglos, Treu zu allen Leuten, Hallendem Schwertlärm beil der Held entging, man meldet. Schlimm ist's, jeder schäme Schändlichen Trugs sich endlich |
Einige sagen: Angriff Eignen Landsherrn feig der Jarl: den Feinden frönend Fehde schuf er dem Edlen. Solch Kampfs Ende sollt' der Selige nicht erleben. |
Mancher sagt, der Siegherr Sank bin wundenkrank dort. Heil blieb —klang's —der Held auf Hallenden Ostkampfs Walstatt. Windige Mären l Wenig Wiegt solch Schwatz der Krieger. Tot im Streit. ich weiß es Wohl, blieb König Olaf. |
Ich glaub' immer, umkam Er, der Fürst des Heeres. Sags, Norwegs Herr siegreich Sank beim Waffenklange. Eins als Ruhm ich ansah: Er, der allererste, den Nordens Lande nährten, Nahte mir als Pate . |
Weh, daß fern ich weilt' der Walstatt König Aleifs 3 , Da die Klingen klangen, Kann auch wenig ein Mann sein. Uns der schwierige Schwertkampf Schied —ich klags im Liede. Eitler Wahn und Wunsch: ihm Werd' ich nah niemehr stehn! |
All mein Glück mit Olaf Aufhört', der mich taufte: |
12. Hallfreds Tod
So nahe ging Hallfred der Fall König Olafs, daß er an nichts mehr Gefallen fand und bald südwärts nach Dänemark, bald ostwärts nach Schweden fuhr. Er legte einmal dort mit seinen Gefährten in einer versteckten Bucht an. Da erfuhr Hallfred, daß der Jarl Eirik nicht weit davon landeinwärts wäre. Er setzte sich in den Kopf, den Jarl zu töten, sollte er auch selbst dabei ums Leben kommen. In der Nacht aber träumte ihm, daß König Olaf ihm erschien und sagte:"Ein unnützes Beginnen hast du da vor. Mache lieber eine Drapa auf den Jarl."
Am nächsten Morgen ging Hallfred zu dem Gehöfte des Jarls und trat in die Stube, wo jener beim Trinkgelage saß. Man erkannte Hallfred. Er wurde ergriffen und vor den Jarl geführt. Der Jarl wollte ibn töten lassen, weil er Thorleif den Klugen verstümmelt hatte, und hieß ihn in Fesseln legen. Da man ihm aber die Fesseln anlegen wollte, griff Hallfred zu und entriß sie dem, der ihn binden wollte. Er schlug ihn so an den Kopf, daß er sogleich tot war. Der Jarl gebot nun, Hallfred so
Thorleif nahm nun Hallfred in seine Schar auf. Er sagte zu ihm:"Willst du, daß ich zwischen dem Jarl und dir vermittle:" Hallfred sagte; das wolle er gern. "Dann mache ein Gedicht auf den Jarl,"sprach Thorleif, sei aber in der dritten Nacht fertig." Und als die drei Nächte verstrichen waren, trug Hallfied das Gedicht vor, dessen Anfang lautete:
Mit Recht, kühner König, Kannst dein Lob du anhör'n. |
Der Jarl belohnte ihn gut für das Gedicht, doch sagte er:"Ich will dich nicht länger um mich haben König Olaf Tryggvasons halber 1." Thorleif lud Hallfied zu sich ein, und zu ihm fuhr er auch. Thorleif bewährte sich ihm gegenüber als ein gar trefflicher Mann.
Im Sommer fuhr Hallfred wieder nach Island und kam mit seinem Schiff nach Lehmbucht (Leiruvag) im Süden. Dort wohnte Önund auf Mosfell. Hallfred hatte einem Knechte Önunds eine halbe Mark Silber zu zahlen, doch ließ er jenen dieserhalb hart an. Der Knecht kam nach Hause und erzählte sein Mißgeschick. Hrafn sagte, er glaube, daß jener den kürzeren bei ihrem Handel ziehen werde. Darauf ritt Hrafn zum Schiff und gedachte die Ankertaue durchzuhauen und so die Abfahrt
Den zweiten Sommer darauf fuhren Hallfred und Gunnlaug Schlangenzunge zusammen 1 und kamen nach Eisfuchsplan (Melrekkasletta). Damals hatte Hrafn die Helga gefreit. Hallfred erzählte dem Gunnlaug, wie schön es auch ihm mit Hrafn ergangen wäre.
Hallfred war nun die meiste Zeit auf Wikingfahrten, und er hatte an nichts mehr Freude nach König Olafs Fall. Er fuhr nach Schweden, um nach seinem Sohne Audgisl und seiner Habe zu sehen. Dort gedachte er sich fest niederzulassen. Hallfred war beinahe vierzig Jahr, als er nach Island fuhr, um dort sein vermögen zu holen. Sein Sohn Hallfred war bei ihm. Sie hatten eine böse Seefahrt. Hallfred pumpte mit das eingedrungene Wasser aus, war aber recht krank. Eines Tages, da er vom Pumpen kam, setzte er sich auf einen Schiffsbalken, und indem warf eine Sturzsee ihn nieder aufs Schiff und den Balken über ihn. Da sagte Thorvald: "Bruder, hast du ein Leid erlitten:" Da sprach Hallfred die Weise:
Nah dem Herzen bier traf Hallfreds Rippe der Balken. Sturmgepeitscht hinstürmen Schäumende Well'n: Gischt säumt sie. Not dem Schiffe schuf des Schicksals böse Tücke. Wogen ihr, so urfeucht, Allen Grimm zeigt dem Skalden. |
Seine Gefährten sahen nun, daß er sehr krank war, brachten ihn hinten auf Schiff, pflegten ihn dort und frugen, was er von seinem Zustande halte. Da sprach er die Weise:
Jetzt Kolsinnas feiner Finger —ihr Lob sing' ich — |
Da sahen sie eine Frau hinter dem Schiff gehen. Sie war groß und hatte eine Brünne. Sie ging auf den Wellen wie auf dem Lande. Hallfred sah genau zu und erkannte seinen Folgegeist. Er sprach: "Zwischen uns ist nun alles vorbei." Sie sprach: "Thorvald, willst du mich jetzt haben:" Dieser verneinte es. Da sagte der junge Hallfred: "Ich will dich haben." Darauf verschwand sie . Da sagte Hallfred: "Dir, mein Sohn, will ich mein Schweri von König Olaf geben, die andern Kostbarkeiten aber soll man mir in den Sarg legen, wenn ich bier auf dem Schiffe sterbe.", Dann sprach er die Weise:
Hier, einst hart von Zung' und Herb, gern will ich sterben, Säh' ich meine Seele Sorglos nur geborgen. Wo dereinst ich weil', des Waltet Gottes Allmacht. Fürchte, der sonst furchtlos völlig, nur die Hölle! |
Bald darauf starb er und wurde in den Sarg gelegt, neben ihn aber seine Kostbarkeiten, Mantel, Helm und Ring. Alles zusammen wurde dann über Bord geworfen. Der Sarg landete auf einer von Mönchen bewohnten Insel der Hebriden. Dort fanden ihn die Knechte des Abtes. Sie brachen den Sarg auf, stahlen die Wertsachen und versenkten die Leiche in einem
Altisländisches Heldenzeitalter 930 —1030
(Einleitungsband Seite 51 —150, Skaldentum und Skalden dichtung Seite 137 —150
930 Gründung des isländischen Freistaates. Egil Skallagrimsson auf Borg.
931 Kormaks Vater Ögmund fährt nach Island.
933 König Harald Haarschön in Norwegen .
936 Egil dichtet in York die Haupteslösung.
937 Der Liebesdichter Kormak geb.
945 Egils Sohn Thorstein geb.
956 Kormaks erste Liebeslieder auf Steingerd.
958 Kormaks Holmgang mit Bersi.
960 Hallfreds Vater Ottar kommt nach Island.
961 Egil dichtet "Der Söhne verlust". König Hakon von Norwegen +. Kormak bei König Harald Graumantel.
963 Kormaks Kampf mit Thorvard.
967 Kormak +. Hallfred der Königsskalde geb.
970 Jarl Hakon kommt in Norwegen zur Herrschaft.
970 Der Skalde Thord Kolbeinsson geb.
976 Des Skalden Bersi Holmgang mit Steinar.
982 Egil Skallagrimsson + in Mosfell.
983 Der Skalde Gunnlaug Schlangenzunge und Helga die Schöne geb.
989 Der Skalde Björn Hitdölakappi geb.
995 Der Skalde Sighvat Thordarson geb.
996 Hallfred wird von König Olaf Tryggvason getauft.
998 Gunnlaug in Borg bei Thorstein Egilsson.
999 Hallfred kommt aus Schweden zurück.
1000 Einführung des Christentums auf Island. Olaf Tryggvason +. Jarl Eirik in Norwegen.
1001 Hallfreds Totenlied auf König Olaf.
1005 Hallfred und Gunnlaug fahren nach Island.
1006 Gunnlaug und Hrafn auf dem Allthing. verbot des Zweikampfs auf Island.
1007 Hallfred +. Björn verläßt Thorstein in Borg.
1009 Gunnlaug und Hrafn +. Thord dichtet auf Gunnlaug.
1010 Thord heiratet Björns Braut Oddny.
1015 Thorstein Egilsson †. König Olaf der Heilige kommt zur Regierung.
1016 Björns und Thords Hader auf den Brenneyjar in Schweden.
1019 Björn verläßt König Olaf. Beginn des Skaldenstreits mit Thord.
1021 Grettir der Starke kommt zu Björn.
1024 Björn wird von Thord getötet.
1026 Björns Freund Thorstein Kuggason +.
1030 König Olaf der Heilige +. Der Skalde Sighvat Thordarson beginnt über seinen Tod zu dichten.
NachbemerkungDer Tert der Geschichte von Gunnlaug Schlangenzunge beruht auf der Ausgabe der Islendinga Sögur Koph. 1847, Bd. ll, doch ist auch die Ausgabe von Mogk Halle 1908 und die Schrift von B. M. Olsen Rph. 1911 zu Rate gezogen. Dem Tert der Geschichte von Björn und Thord ist die Ausgabe von Boer Halle 1893, der vom Liebesdichter Kormak die von Möbius Halle 1886 zugrunde gelegt. Der Geschichte vom Königsskalden Hallfred liegt die Ausgabe von vigfusson in den Fornsögur Leipzig 1860 zugrunde, in ein paar Fällen ergänzt durch Fornmannasögur ll., III. Koph. 1826 —27. Den Skaldenliedern in den vier Ausgaben liegt meist der Tert von Finnur Jonssons Skjaldedigtning, Koph. 1908 ff. zugrunde. Wie in der Geschichte vom Skalden Egil ist die genaue Nachbildung der Droitkvättstropbe angestrebt (vgl. Einleitungsband S. 141 f.). Zur Ergänzung der Anmerkungen und für den Schauplatz der vier Geschichten sei auf den Einleitungsband zu Thule und die dort beigegebene Karte von Paul Herrmann verwiesen. Die beigegebene Zeittafel soll die Chronologie der vier Geschichten im Zusammenhang mit der Zeit der Egilssaga und der Zeit der norwegischen Herrscher vergegenwärtigen.