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Inhalt
Einleitung Seite 1
Die Geschichte vom weisen Njal. 21
Erstes Stück: Hrut und Unn 23
1. Mord Geige. Die Tälerleute . 25
2. Hruts Verlobung. 26
3. Hrut in Norwegen 29
4. Hrut erhält Kriegsschiffe 32
5. Hruts Seesieg.32
6. Hruts Rückkehr und Ehe 34
7. Unn scheidet sich von Hrut. 37
8. Der Dingstreit zwischen Ward und Hrut 40
Zweites Stück: Hallgerds erste und zweite Ehe 43
9. Hallgerds erste verlobung. 45
10. Hallgerds erste Heirat. 46
11. Thorwalds Ermordung . 47
12. Thorwalds Vater sucht Genugtuung .. 49
13. Hallgerds zweite verlobung .. 52
14. Hallgerds zweite Ehe . 55
15. Thjostolf kommt zu Hallgerd .. 57
16. Hallgerds Zank mit Glum .. 58
17. Glurns und Thjostolfs Tod. .. 58
18. Unn vertut ihr Erbe .. 61
Drittes Stück: Gunnar bis zu seiner Heirat . 63
19. Gunnar und sein Geschlecht .. 65
20. Njal und sein Geschlecht . 66
22. Unn sucht Gunnars Hilfe .. 66
22. Njals Rat. .67
23. Gunnar als Kauf-Hedin. .. 70
24. Gunnar und Hrut auf dem Ding .. 72
25. Walgard und sein Geschlecht. Die Njalssöhne.. .. 74
26. Asgrims Geschlecht .. 75
27. Helgi Njalssohns Heirat. .. 76
28. Gunnar beschließt zureifen .. 77
29. Gunnar erhält Kriegsschiffe.. .. 77
30. Gunnars Seesiege .. 79
31. Gunnar an Fürstenhöfen.. .. 82
32. Gunnars Rückkehr .. 83
33. Gunnars Verlobung .. 84
34. Die Sigfusjöhne. Gunnars Hochzeit.. .. 86
viertes Stück: Die Fehde der Frauen . 89
35. Hallgerd und Bergthora entzweien sich .. 91
36. Kol tötet Swart .. 92
37. Atli tötet Kol.. .. -. .. 95
38. Brynjolf tötet Ätti .. 97
39. Thord tötet Brynjolf 100
..
40. Njal zahlt Buße . 101
41. Hallgerd hetzt Sigmund auf.. .. 101
42. Sigmund tötet Thord .. 104
43. Gunnar zahlt Buße. .. 105
44. Sigmunds Spottverse.. .. 106
. Die Njalssöhne töten Sigmund. .. 109
Fünftes Stück: Hallgerds Diebstahl . 113
46. Gizur und Geir und ihr Geschlecht .. 115
47. Otkel und Gunnar; die Teuerung. .. 115
48. Hallgerds Diebstahl . 117
48. Gunnar bietet Buße. .. 118
50. Otkel lädt Gunnar vors Ding.. .. 122
51. Gunnar erhält das Selbsturteil. .. 123
52. Runolf und Otkel .. 126
53. Otkel beschimpft Gunnar.. .. 126
54. Erster Kampf der Krummach .. 128
55. Njals prophetischer Rat .. 130
56. Geirs Klage und Gunnars Einrede .. 132
Sechstes Stück: Gunnars Fehde mit den Häusern Starkad und Egil; sein Tod und die Rache. 135
57. Starkad und sein Geschlecht.. .. 137
58. Die Egilssöhne fordern Gunnar zur Pferdehatz auf 137
59. Gunnars Pferdehatz. .. 139
60. Gunnars Freundschaft mit Asgrim .. 141
61. Der Hinterhalt bei den Knabenhügeln .. 142
62. Gunnars Traum . 143
63. Zweiter Kampf an der Krummach. .. 145
64. Gunnars Gegenklage .. 147
65. Weitere Zurüstungen zum Dingstreit. .. 148
66. Die Verrechnung der Klagen. 150
67. Mörds Ratschlag gegen Gunnar 152
68. Die beiden Thorgeire verschwören sich gegen Gunnar 153
69. Njal vereitelt den Überfall 154
70. Njal nötigt den Gegnern eine Buße ab. Gunnar bei Olaf Pfau .. 156
71. Mords neue Anschläge gegen Gunnar .. 157
72. Dritter Kampf an der Krummach. .. 158
73. Gizurs Dingklage .. 160
74. Gunnars Landesverweisung. .. 162
75. Gunnar bleibt im Lande .. 163
76. Der Überfall von Haldenende .. 166
77. Gunnars Tod . 167
78. Skarphedin und Högni beschließen die Rache . 170
79. Die Rache für Gunnar. .. 172
80. Njal bewirkt einen Vergleich. .. -. .. 173
81. Kolskeggs weiteres Schicksal. .. 174
Siebentes Stück: Die Fehde der Njalssöhne mit Thrain .. " 175
82. Thraïn in Norwegen .. 177
83. Die Njalssöhne stoßen auf Wikinge . 179
84. Kari hilft gegen die Wikinge .. 180
85. Die Njalssöhne bei dem Orkadenjarl. .. 182
86. Die Njalssöhne auf Kriegszügen.. .. 183
87. Hrapp bei Gudbrand .. 184
88. Hrapps Tempelschändung und Flucht .. 188
89. Die Njalssöhne und Jarl Hakon .. 194
90. Rückkehr der Njalssöhne. Karis Heirat . 197
91. Die Njalssöhne werden bei Thraïn beschimpft .. 198
92. Der Kampf am Waldstrom.. .. 201
93, Thrain wird gebüßt. .. - .. 205
94, Höskuld wird Njals Ziehsohn .. 206
95, Flosi und sein Geschlecht .. 207
96, Hall von der Seite und sein Geschlecht .. 208
97, Höskulds Godentum und Heirat. Das Fünfergericht 209
98, Lytings Rache für Thraïn .. 213
99. Die Rache der Njalssöhne an Lyting. .. 216
Achtes Stück: Die Bekehrung Islands .. 219
100, Thangbrand bei Hall.. .. 22l
101. Thangbrand sieht durchs Ostland .. 222
102. Thangbrand zieht durchs Südland . 223
103. Thangbrand und der Berserker .. 226
104, König Olaf entsendet Gizur und Hjalti .. 228
105. Thorgeir erhebt den neuen Glauben zum Gesetz .. 229
106, Amundis Rache an Lyting . 23l
Neuntes Stück: Des Goden Höskuld Tod und die Dingfehde .. 233
107, walgards Ratschlag gegen die Njalssöhne.. .. 235
108. Mörd um wirbt die Njalssöhne .. 236
109. Mörd verhetzt Höskuld und die Njalssöhne.. .. 236
110. Die Njalssöhne ziehen gegen Höskuld . 239
111. Höskulds Tod .. 240
112. Mord leitet die Klage ein .. 24l
113. Gudmund der Mächtige und sein Geschlecht . 202
114. Der Gode Snorri und sein Geschlecht .. 244
115. Flosi wirbt Mannschaft zum Dingritt.. .. 244
116. Hildigunn beschwört Flosi .. 246
117. Flosi reitet aufs Ding . -. .. 249
118. Njal reitet aufs Ding. .. 250
119. Der Werbegang der Njalssöhne auf dem Allding. 252
120. Die Demütigung Thorkel Unbands . 257
121. Die Dingklage der Sigfussöhne .. 259
122. Flosi geht auf Vergleich ein . 261
123. Der vergleich scheitert. .. 262
Zehntes Stück: ,Der, Mordbrand und die Dingfehde e .. 267
124. Die verschwörung gegen Bergthorsbübl.. .. 269
125. Der Geisterritt .. 272
126. Flosi reitet aufs Dreihornjoch.. .. 273
127. vorahnungen in Bergthorsbühl.. .. 274
128. Die verschworenen umstellen den Hof.. .. 275
129. Der Mordbrand. Njals Tod. Kari entkommt .. 278
130. Die Mordbrenner ziehen ab .. 282
131. vergebliche verfolgung der Mordbrenner. .. 286
132. Die Ausgrabung der Verbrannten. Kart bei Asgrim . 289
133. Flosis Traum . -- -. .. 292
134. Flosis Werbefahrt im Ostland. .. -- .. 293
135. Mord leitet die Klage ein .. -- .. 297
136. Flosi kehrt bei Asgrim ein .. -. .. 302
137. Die Kläger ziehen aufs Ding.. .. -. .- -. 304
138. Flosi gewinnt den rechtskundigen Eyjolf.. .. 305
139. Der Werbegang der Kläger .. -. -- .. 309
140. Die Kläger bei Gudmund dem Mächtigen .. 313
141. Die Kundmachung am Gesetzesfelsen .. 314
142. Mords Klage und Eyjolfs Abwehr . 317
143. Eyjolfs Einrede . -. .. -. 327
144. Mords neue Klagen ans Fünfergericht. .. 329
145 Die große Dingschlacht. Die Landesverweisung der Mordbrenner. .. 335
Elftes Stück: Thorgeirs und Karis Rachetaten .. 345
146. Der erste Rachekampf. .. 347
147. Thorgeir und Flosi schließen Vergleich.. .. 351
148. Kart kommt zu Björn .. .-. 353
149. Flosi bereitet die Landesräumung vor.. .. 355
150. Der zweite Rachekampf.. .. 357
ist. Der dritte Rachekampf 360
..
152. Kari sorgt für Björn . 362
153. Flosi beim Orkadenjarl 364
154. Das Weihnachtsgelage beim Orkadenjarl .. 366
155. Karis Rachetat beim Orkadenjarl. Die zwei Wikinge vor man 368
156. Grausige vorzeichen der Brjansschlacht 370
157. Die Brjansschlacht. Zeichen und Wunder. 372
158. Karis letzte Rachetat. Flosis Romfahrt und Rückkehr 379
159. Karis Romfahrt, Rückkehr und versöhnung mit Flosi 380
Verdeutschte isländische Ortsnamen .. 383
Kartenskizze . 386
Gedruckt bei Dietsch &Brückner in Weimar Von diesem Buche wurden 50 Abzüge auf Büttenpapier hergestellt / in Ganzleder gebunden / und handschriftlich numeriert Dieses Exemplar trägt die Nummer 17


Thule-Bd.04-000.2 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914



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Einleitung

Auch wer schon manche der Familiensagas kennt, wird von der Geschichte vom weisen Njal seltsam berührt werden. Das liegt einmal am Aufbau des Werkes.

Die Njala —diesen Kosenamen führt sie —besteht aus zwei Hauptteilen. einer Geschichte von Gunnar und einer Geschichte von der verbrennung Njals. Diese beiden Teile hängen durch Personen und Schauplatz zusammen, aber nach ihrer Handlung stehn sie auf eigenen Füßen.

Was von Gunnar erzählt wird, nähert sich einem Lebenslauf . von seinen Eltern und Ahnen erfahren wir nur die Namen men, und das Aufwachsen des Helden wird übergangen. Seine erste Tat ist die Unterstützung seiner Base Unn; hier finden wir auch schon Njal als seinen Freund und überlegenen Berater. Es folgt Gunnars Auslandsfahrt mit den wikingischen Großtaten . Diese beiden Stücke stehn mit dem folgenden nur in loser verbindung.

Nach seiner Rückkehr heiratet Gunnar die Hallgerd, und mit ihr tritt in sein Leben das Verhängnis, das alles weitere bis zu seinem Tode umrahmt; die Rolle Njals als des treuen Beraters zieht sich ebenfalls, verknüpfend, bis zum Schluß. Aber eine einheitliche, aus einem Anstoß entspringende Handlung bat auch dieser Abschnitt nicht; es sind vielmehr drei selbständige verwicklungen: A, Der Haß der beiden Frauen, Hallgerd und Bergthora, führt zu einer Kette von Totschlagen. Daß die Freundschaft der Männer diese Proben siegreich besteht, ist der beherrschende Gedanke dieses Stücks. B. Hallgerds Diebstahl stürzt Gunnar in schwere Konflikte mit Nachbarn. Hier begebt Gunnar in eigner Person seine ersten Fehdetaten. Reibungen mit Njals Hause gibt es hier, wie im folgenden, nicht mehr. L. Eine Pferdehatz verfehdet Gunnar mit einer neuen Gruppe von Nachbarn. Hallgerd hat diesmal keine Schuld. Auf zwei große Kämpfe folgt Gunnars Landesverweisung, deren Mißachtung durch Gunnar und sein Tod. Bei seinem Tode flackert noch einmal das Verhängnis, genannt Hallgerd, auf: ein Gelenk nach Abschnitt B hinüber. Den nötigen Abschluß



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der Lebensgeschichte bildet die Rache für Gunnar; es klingt aus mit einem Blick auf die weitern Schicksale des überlebenden Bruders.

Mit Kap. 8i könnte die Saga schließen, ohne daß man etwas vermißte (die zehn ersten seilen von Kap. 75 wären dann zu streichen): es wäre die "Geschichte von Gunnar und seiner Freundschaft mit Njal", eine Erzählung, die dem Grundriß nach etwa zu vergleichen wäre mit der Saga von Gisli oder von Björn.

Einen völlig neuen Faden spinnt Kap. 82 an; es beginnt der zweite Hauptteil des Werkes, die"Geschichte von der Verbrennung Njals".

Zwei Söhne Njals ziehen ins Ausland auf Wikingtaten. In Norwegen verfeinden sie sich mit Thraïn, einem Vetter Gunnars, der bisher nur als Nebenperson auftrat. Diese Fehde wird auf isländischem Boden ausgefochten. Thraïn und ein paar andere fallen durch die Njalssöhne; weitere Racheschläge schließen sich an (Kap. 98 f., 106). Um den Frieden zu befestigen , hat Njal den jungen Sohn des getöteten Thraïn, Höskuld , als Ziehkind angenommen und liebt ibn über alles. Er verschafft ihm ein Godentum und eine Heirat. Da greift der große Ränkeschmied der Saga ein, Mord Walgardssohn, der schon im ersten Hauptteil, unter Gunnars Feinden, seine Rolle gespielt hat: hier schlingt sich ein dünnes Band von der ersten Geschichte zur zweiten, von Kap. 79 f. zu Kap. 107. Mord hetzt die Njalssöhne gegen ihren Ziehbruder Höskuld auf; sie erschlagen ihn. Eine Mordverfolgung großen Stils wird eingeleitet; an der Spitze der Klagenden steht Flosi, der Oheim von Höskulds Witwe. Durch Njals Fürsprache scheint auf dem Allding ein schiedlicher vertrag zu glücken; aber ein böses Verhängnis stiftet neuen Haß.

Da beschließt Flosi mit seinen verschworenen den Rachezug gegen die Njalssöhne. Dieser führt zu dem Mordbrande, wenn man will, dem Hauptereignis der ganzen Saga. Alles folgende ist der Rache für den Mordbrand gewidmet. Der den Flammen entkommene Schwiegersohn Njals, Kari, wird das Haupt der Rächer; die Gegenspieler leitet Flosi. Nach weitausgreifender



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Vorbereitung kommt es zu dem Kiesenprozeß auf dem Allding. Die umständlichen Gerichtsklagen münden aus in einen Massenkampf , und diesem folgt ein Vergleich, der die Mordbrenner zu Bußen und Landesverweisung verurteilt.

Es wäre zu Ende, wenn nicht ein Neffe Njals und namentlich sein Schwiegersohn Kari den Racheweg weiter verfolgten. Nach drei siegreichen Gefechten auf Island fährt Kari den Landesverwiesenen nach: auf den Orkaden und in Wales ereilt er seine zwei letzten Opfer. Nach Island zurückgekehrt; versöhnen sich die zwei gegnerischen Häupter, Kari und Flosi.

Dieser zweite Hauptteil, die Njalsgeschichte im engern Sinne, hat die epische Einheitlichkeit einer Novelle und wäre insoweit zu vergleichen etwa mit der Saga Harvards oder der des Goden Hrafnkel.

Die beiden großen Geschichten, aneinander gehängt, ergaben ein Doppelwerk, dessen Grundriß ari die Saga von Styr und dem Hochlandskampfe erinnert. Trotz der mangelnden Einheit wäre das Doppelwerk leicht überschaubar; da es seinen Schwerpunkt sehr entschieden in dem geschlossenen Umkreis der südlichen Stromebene hätte; stellte es sich als fortlaufende Bezirksgeschichte dar, die über einen Zeitraum von einigen vierzig Jahren spannte.

Nun haben sich aber vier Anbauten angesetzt, die der Klarheit des Umrisses schaden.

Zunächst das erste und zweite Stück. Gunnars Eintreten für die Base Unn bewog den Erzähler, nicht nur Unns Ehe mit Hrut, sondern auch Hruts vorangehende Auslandsfahrt umständlich zu berichten. Eine andere Isländersaga, die jenes Eingreifen Gunnars auf ihrem Pensum hatte, hätte die Ursache davon mit wenigen seilen abgetan. Sodann hatte Hallgerd ihre vorgeschichte: zwei Ehemänner waren an ihr schon verblutet. Wenn der Erzähler diese zwei ersten Ehen ausführlich aufnimmt, gibt er der Gestalt ein Relief, das knapper Andeutung nicht herauskommen konnte und das wir für die folgende Haupterzählung ungern entbehrten. Aber er bezahlt diesen Gewinn teuer: er erhält eine zweite vorgeschichte, die mit der ersten, der von Hrut und Unn, zeitlich gleich läuft.



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So kann denn die Saga nicht mehr mit der Hauptperson beginnen; sie hält uns achtzehn Kapitel bei andern Helden, andern Sippen auf; sie führt uns in mancherlei Gegenden des Westens herum und hat ihr Stammland, die Stromebene im Süden, noch nicht gewonnen. Und was die Unruhe vollendet: sie muß mit zweisträngiger Vorgeschichte der Gunnarssaga zustreben. Das kurze erste Kapitel verdeutlicht gleich schon diese Zickzacklinie: es legt den Grundstein zu "Hrut und Unn", führt aber zugleich die Hallgerd ein, und indem es schon den Zug mit den Diebsaugen bringt, läßt es in die Gunnarsgeschichte vorausschauen.

Nach ihrer sprachlichen Art gleichen diese zwei Stücke dem Stamm der Saga so sehr, daß wir nicht zweifeln: sie sind von unserm Njalaverfasser nicht bloß aufgenommen, sondern von ihm selbst gestaltet worden.

Der dritte Anbau ist Stück acht: die Bekehrung Islands. Da unsre Saga öfter als ihre Schwestern auf das Christentum des jüngeren Zeitraums (vom Jahr 1000 ab) anspielt, lag es ihr nahe, auch den Wendepunkt, die Bekehrung, nachdrücklicher zu bezeichnen. Aber von da ist noch ein großer Schritt zu diesen sechs Kapiteln (100-105), die den Personenkreis wie den Schauplatz geradezu gewaltsam überschreiten und auch durch ihren trockenen Aufzählungston (in Kap. 101 /2) und die dichtgesäten Strophen fühlbar abstechen. Dieser Anbau wirkt in der Tat als störender Fremdkörper.

In schwächerem Grade gilt dies von dem vierten. Er ist in das letzte Stück der Saga eingelegt, in mehreren Gliedern, die sich nicht haarscharf umgrenzen lassen. Ein Teil der landesverwiesenen Mordbrenner hatte in Irland die Brjansschlacht vom Jahre 1014 mitgemacht. Dies wurde der Anlaß, größere Abschnitte aus einer "Saga von Brjan" aufzunehmen, in denen die Schlacht mit ihrem Drum und Dran eingehender berichtet wird, als es dem Aufbau unsrer Njalsgeschichte zuträglich ist. Auch der wunderfrohe Legendenton und das lange Walkyrienlied wirken innerhalb der Niala fremdartig.

Damit ist nicht gesagt, daß diese zwei Einlagen einem Bearbeiter zur Last fallen. Denn das Abstechende an ihnen kann daher rühren,



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daß der Verfasser seinen Quellen, zwei schriftlichen Sagas, nahe gefolgt ist; auch stimmen derartige Ausweitungen nicht zu dem sonstigen isländischen Bearbeiterbrauch. Der Antrieb zu diesen entbehrlichen Zutaten kann nur gesucht werden in einer Stofffreude, die so denkwürdige Ereignisse wie die Bekehrung und die Brjansschlacht gern in den Rahmen aufnahm . Wir dürfen dieses Streben dem verfasser selbst zutrauen . Er wollte in der beliebtesten Gattung seiner Heimat, in der Familiengeschichte, ein Werk schaffen von großen, stolzen Wasen. Darüber hat er es mit der Einheit des Aufbaus nicht eben streng genommen und auch seinen persönlichen Stil nicht überall durchgeführt.

Durch die Gliederung in elf den Kapiteln übergeordnete Stücke suchen wir die Beherrschung der Massen zu erleichtern.

Auch darin liebt der verfasser den wetten Gesichtskreis, daß er berühmte Häuptlinge aus allen Vierteln auf seine Bühne bringt. Wir treffen sie hier an, diese guten Bekannten aus den andern Sagas: den Goden Snorri aus dem Westland, Gudmund den Mächtigen und seinen grimmen Gegner aus dem Norden, Bjarni und seinen feindlichen Vetter von der Ostküste, um nur diese zu nennen. Keine andere Erzählung der Sagazeit wächst in diesem Maße über die Bezirksgeschichte hinaus. Das Allding ist es, das ganz Island vereinigt, und durch die Njala geht es wie ein Kehrreim: Nun ritt man aufs Ding.

Damit verbindet sich eine Freude an ausländischen Kriegszügen, besonders Seeschlachten, an die nur wenige Sagas heranreichen. Hrut, dann Gunnar, dann Thraïn, zwei Njalssöhne und Kari dürfen sich ihre wikingischen Lorbeeren holen. Das ist die festliche Würze eines Heldenlebens; von dort strahlt Glanz auf die nicht minder tapferen, aber ernsteren, mehr ans Herz greifenden Taten in der Heimat. Was aber unsern verfasser gar nicht fesselt am Auslande, ist seine Historie, seine Politik. Man stelle seine norwegischen und britischen Stücke neben die der Egilssaga (Thule Bd. 3), um den Abstand zu fühlen! Zur Königsgeschichte gibt er keinen nennenswerten Beitrag. Die norwegischen Fürsten sind ihm die Patrone, oder



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auch die Gegner, seiner tatenlustigen Isländer, nicht mehr. Den Orkadenjarl hat er sies ein wenig klarer vorgestellt, und die Brjausgeschichte fällt anfangs in einen etwas politrischeren Ton. Aber unserm Autor liegi das Streben Snorris fern, die Taten seiner alten Großbauern in die Falten historischer Wichtigkeit und Überlegtheit zu drapieren. Er sieht die Dinge von der Seite der persönlichen Leidenschaften; er ist Seelenmaler, der manchmal genrehaft, nie politisch wird.

Und doch gehört seine Teilnahme nicht nur dem Reinmenschlichen: fast ebenso wichtig ist ihm eine abstrakt-kulturgeschichtliche Gegend, das Rechtswesen. Damit berühren wir die Seite, die mehr als alles andere die Njala kennzeichnet.

Die meisten Familiengeschichten befassen sich mit Rechtshändeln. Aber, um es kurz zu sagen sie bringen den Inhalt der Händel und von der Form nur das, was an dem besondern Falle auffiel. Unserer Geschichte ist die Form Selbstzweck. Nicht nur daß sie Fälle bringt — wir dürfen sagen: konstruiert —, deren Reiz in einer juristischen Absonderlichkeit liegt. Oft zerlegt sie die normale Dinghandlung in all die Akte, die zu einem altisländischen Prozeß gehörten; und oft entfaltet sie den ganzen schweren, pomphaften Wortlaut der vorgeschriebenen Formeln . Dabei ergänzen sich teilweise die vielen Prozeßkapitel, indem jetzt die eine Seite, das nächstemal eine andere planmäßig belichtet wird; bis endlich die Mordbrandsklage all diese Anläufe oder vorspiele zusammenfaßt zu einem erschöpfenden Musterbeispiel einer Dingaktion.

Da die Njala damit ganz allein steht, muß es die persönliche Liebhaberei eines einzelnen Erzählers sein; und zwar des schreibenden verfassers unsrer Saga, denn diese Liebhaberei geht fast durch das ganze Werk durch. Wir fragen: was wollte der Mann damit, daß er seinen Hörern solch breite Zustandsbilder vorlegte War er ein Zola des Mittelalters, der es für harte Veristenpflicht hielt, die jedem bekannte Umwelt abzuschildern: — Schwerlich Er war ein Romantiker, der eine entschwundene vorzeit malen wollte. Diese Rechtsformen setzt er als nicht mehr bekannt voraus; besonders deutlich zeigen dies verhöre wie in Kap. 66 oder eine gelegentliche Bemerkung wie "denn das



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ist Rechtens" (Kap. 65). Strecken wie Kap. 141 ff. nehmen wir dann im Sinne des Erzählers auf, wenn sie uns ergreifen als ein ehrwürdiges Stück Altertum, nach Inhalt und Sprache; wenn wir sie genießen ähnlich wie eine Opferhandlung von ehedem mit ihren wuchtigen Litaneien.

Und woher kennt der Verfasser dieses Recht der Vorzeit: Im wesentlichen aus den Rechtsbüchern des 13. Jahrhunderts, aus der Graugans. Deren Formulare hat er ein paarmal so hastig abgeschrieben, daß er vergaß, für den "Jon", das ist so viel wie "N. N.". einen individuellen Namen einzusetzen: da zeigt sich denn sonnenklar, daß nicht der Rechtsfall vom Jahr 1011 überliefert ist, sondern nach dem Rezept der Graugans eine Schilderung entworfen wird.

Oft aber stimmt es nicht zur Graugans. Da ist zuweilen ein älterer Zug bewahrt; anderemale hat der Erzähler das Rechtsbuch flüchtig benützt oder mißverstanden, auch jüngeres Recht eingemengt. Es liegt nicht so günstig, daß in diesen Njalaprozessen die Stimme des heidnischen und jungchristlichen Island zu uns herübertönte! Sie sind Entwürfe eines Epigonen; er war ein leidenschaftlicher Rechtsfreund — aber die Rechtsgeschichte war damals noch eine Klippe, " wo auch die gescheitern Schiffer gerne scheitern". Denkt man sich diese ganze Graugansvermummung weg, dann bleibt ein Strafwesen übrig, das zu dem der andern Sagas stimmt und nicht etwa aus den Gesetzen des 13. Jahrhunderts zurechtgemacht ist. Man beachte die merkwürdige Tatsache: die Njala, die lange Seiten mit Gerichtsklagen füllt, bringt nicht einen Handel zu gerichtlichem Abschluß; sie biegen alle zum schiedlichen vergleiche um!

In dem Gesagten liegt: der verfasser schrieb geraume Zeit nach dem Erlöschen des freistaatlichen Rechts. Was er der Graugans entnimmt, ist für ihn schon Vergangenheit — und eben deshalb der Darstellung würdig ! Dies führt uns in die letzten Jahre des 13. Jahrhunderts. Tiefer dürfen wir nicht herabgehen , weil man die ältesten Njalahandschriften schon um 1300 setzt.



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Auch anderes einigt sich gut damit, daß wir in der Geschichte vom weisen Njal ein Spätwerk vor uns haben. Zahl und Art der Lehnwörter — was in der Übertragung nicht zum ?Ausdruck kommt. Heraldische Schildzeichen Kap. 92; die Freude an kostbaren Kleidern; der zeremonielle Verkehr am norwegischen Hof Kap. 3, die "gemauerte Halle" ebenda. Die Einwirkung des Christentums in den ersten Jahren nach der Bekehrung wird überschätzt, in äußern wie in seelischen Dingen. Das Interesse am Geschlechtlichen ist geweckter — wenn man nämlich den isländischen Maßstab anlegt: von den erotischen Reizmitteln der südlichen Ritterkultur begegnet nichts, auch die delikate Geschichte der Unn ist frei von Lüsternheit. Ein kenntlich junger Zug ist der auf den Drachentöter Sigurd zurückgeführte Stammbaum Kap. 14. Im Geschmack der Wikingromane ist die Anspielung auf Meerwunder- und Flugdrachenkampf Kap. 119; überhaupt steht die Schilderung der Auslandstaten unter dem Einfluß der Wikingsagen: auch hier bildet die realistischere Art der Egilssaga einen lehrreichen Gegensatz.

Aber noch tiefer greifende Dinge sind hier zu nennen. Ereignisse und Menschen sind über die irdischen Maße hinausgehoben, mehr als in den altertümlicheren Isländersagas. Die Heldentaten Gunnars in den drei Krummachgefechten, die Karis in seinen drei Rachekämpfen, gemahnen schon sehr an Heldendichtung, und auf einer Linie damit steht der Gewaltritt durchs pfadlose Hochland, den Flosi in dreißig Stunden ausfahrt (Kap. 124, 126). Der Wurf mit dem Backenzahn Kap. 130, das rauschende Blut in Höskulds Mantel Kap. 116, der Blutstrom, das einemal aus den Ohren. das andremal aus der Fußwunde Kap. 132, 145: dies und vieles andere ist heroische Steigerung. Über die Bescheidenheit der Natur geht besonders der zweite Hauptteil oft und mit Bewußtsein hinaus . (von den Zügen volkstümlichen Aberglaubens sehen wir ab; darin hält die Njala Maß.) Unter den Gestalten nähern sich mehrere dem Idealtypus, nach der guten oder bösen Seite; zumal Kari hat die Grenze schon überschritten: das ist kein Charakter mehr, sondern ein transparenter Ritter ohne Furcht und Tadel. Der Kontrast zwischen den geliebten Helden und



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den ungünstig beleuchteten Gegenspielern ist stärker. rechtwinkliger, als wirs sonst auf Island gewohnt sind; die gerühmte "gemischte Zeichnung" der Sagas würde ihre Beispiele nicht vorzugsweise aus der Njala holen.

All dies hinterläßt den Eindruck — bei dem Leser, der nicht etwa vom Ritterroman oder Heldenepos herkommt, sondern von den nüchternen Sagas —: unser Denkmal ist vor allem als Dichtung, als dichterische Menschenbildnerei zu würdigen. Die isländische Familiengeschichte, hat man gesagt, ist halb Chronik; halb Roman; als Chronik hat sie begonnen und hat sich, hier mehr, dort weniger, zum Roman hinüber entwickelt. Diesem Endpunkt ist keine der bedeutsamen Sagas so nabe gekommen wie unsre Njala. Aber vergessen wir nicht: für den Erzähler war dies kein Gegensatz, geschweige ein Widerstreit. Er glaubte immer noch "Geschichte" zu geben; und seine Landsleute glaubens ihm bis auf den heutigen Tag. Wie ernst er es mit seinem Thronistenamte nahm, zeigt am besten sein Eifer für die Stammbäume: merkwürdig, daß diese Saga, die sich am wärmsten um das Seelenleben bemüht, zugleich ihre Gestalten am freigebigsten mit den sachlichen, seelenlosen Namenreihen behängt!

Die Glaubwürdigkeit im einzelnen können wir hier, wie bei den andern Isländergeschichten, nur sehr selten einmal kontrollieren . Nennen wir aus dem Besiedelungsbuch die zwei vielsagenden Abweichungen In dem Gefecht von Kap. 63 fällt nach dieser ältern Ouelle Egil mit einem Knecht und zwei Norwegern: in unsrer Saga fallen vierzehn Gegner! Unter den Angreifern von Haldenende (Kap. 76 f.) nennt das Besiedelungsbuch den Häuptling Asgrim Ellidi-Grimssohn und gibt an, Gunnar sei mit einem erwachsenen Mann im Hofe gewesen: die Njala zeigt uns Asgrim als Gunnars guten Freund (Kap. 60 f.), und für ihr berühmtes Kap. 77 ist es wesentlich, daß Gunnar als einziger Mann den Angriff besteht . Dies gibt einen Wink, wie tief die dichtende Umbildung gegriffen haben mag; es beleuchtet an zwei zufälligen Stellen jenen Übergang von der Chronik zum Roman!

Das Stück aus der Brjansgeschichte (s. o.) können wir ausnahmsweise



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messen an einer fremden Ouelle, einer irischen Chronik des 11. Jahrhunderts, wobei sich starke Verschiebungen gen, aber auch nahe Anklänge ergeben.

Auf einige Zeitwidrigkeiten im Zuständlichen weisen die Fußnoten hin. Eine Besonderheit unsrer Saga ist dies, daß sie keine klare Anschauung von ihrem Hauptschauplatz hat. Sobald die Krummach auftaucht, will es irgendwie nicht stimmen. Die Verschweigung der Zwerchach (Thvera) erklärt man daraus, daß dieser breite Wasserlauf, eine Abzweigung vom Waldstrom, erst im 18. Jahrhundert entstanden ist: die alte Thvera war ein kleinerer Fluß westlich von Haldenende. Ein paarmal wäre man versucht, diese Thvera der Krummach unterzuschieben; aber dem stehn andre Angaben entgegen. Weniger zu bedeuten hat es, daß der Erzähler bei dem fast flach gelegenen Hof Bergthorsbübl einen Hügel und eine Talsenkung annimmt (Kap. 44, 128). Da von den nicht-südländischen Gegenden die im Ostland weitaus am genauesten behandelt werden (Kap. 130), mag der Verfasser dort zu Haus gewesen sein. Mit dem Alldingfelde ist er bis ins einzelne vertraut .

Dass wir die Niala nicht als Chronik oder aktenmäßiges Geschichtswerk nehmen, hindert uns nicht, eine sittengeschichtliche Urkunde ersten Ranges in ihr zu verehren. Nur darf man nicht an einen bestimmten Zeitraum denken: weder das Island um (die Zeit der Ereignisse) noch das Island um 1300 (die Zeit der Abfassung) zeigt uns hier seine Sitten und seine Denkweise. Es ist eine Mischung; den Grundbestand gibt das Volk des ausgehenden Heidentums und der beginnenden Christenzeit; die menschliche Durchleuchtung, die äußern Rechtsformen und manche Einzelheit hat ein späteres Zeitalter beigesteuert.

Die heidnischen Ideale der Tapferkeit, des Ehrgefühls, der Hochherzigkeit und Treue gegen die Freunde kommen zu so beredtem und mannigfaltigem Ausdruck wie in keinem andern Werke der germanischen Literaturen. Die zwei alten Urmotive der Heldendichtung, Rache und Todesmut, werden hier noch



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einmal aus dem vollen abgewandelt auf dem Boden einer erdenfesten Bauerngemeinde. Das sind die beiden Oberstimmen in dem vielstimmigen Chor. Und diese außerchristlichen Ideale formt unser Erzähler mit einer Andacht, einer hingebenden Innigkeit, deren erst ein rückblickender Christ fähig war. Wieder muß man andere Sagas (etwa die von Thule Band 3, 5, 7) daneben halten, um die rechten Maßstäbe zu gewinnen. Der ethische Idealismus des Christentums hat die Schwingungen der nordischen Seele bereichert — und der so bereicherte Klang preist in unserm Denkmal den heidnischen Lebens inhalt! Ein Geistlicher — unter diesen werden wir den Autor zu suchen haben —erhebt diesen sehnsüchtigen Abschiedsgruß an die heroische vorzeit

Aber auch bewußt christliche Gesinnung hat er eingelassen. Der Gode Höskuld will von den Ziehbrüdern lieber den Tod leiden, als ihnen Böses antun, und er stirbt mit den Worten des gekreuzigten Jesus (Kap. 109, III); der alte Hall bekennt sich vor dem Ding zu "kleiner Leute Art" und verzichtet auf Buße für den erschlagenen Sohn um des Friedens willen (Kap. 145). Das sind die zwei weithin sichtbaren christlichen Handlungen in unsrer Saga. Daneben gibt es Mischungen — mit überwältigender Treuherzigkeit vorgetragen: christliche Ranken legen gieb lose über das heidnische Gestein. Man lese die schlimmheilige Legende in Kap. 106 oder das Gespräch von Kap. 107 oder Flosis Bedenken gegen den Mordbrand (Kap. 128 Ende) oder Njals Jenseitstrost (Kap. 129) — dem das wundervolle, schlichte Heidenbekenntnis folgt, eh' er in die Flammen zurücktritt.

Der christliche Höskuld aber bleibt eine blasse, unbelebte Gestalt neben dem unheimlichen Heiden Skarphedin, und der Mann, an dem unser Erzähler in unverhohlener Bewunderung emporschaut, Kari, erwidert Haus Friedensgesuch mit den Worten: "mögen alle andern sich vertragen, so will doch ich mich nicht vertragen" und hält mit seinem unlöschbaren Rachedurst die Spannung der Saga bis zum vorletzten Kapitel fest. In den blutigen Kämpfen wird unserm Geistlichen wohl; er beschreibt sie verweilend und kennerhaft, für die



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Hiebe und Stiche und Schüsse findet er immer neue Spielarten . Seine Geduld in der Gefechtsschilderung dauert die Kampflust seines Lieblings Kari aus. Möge auch dem Leser diese Geduld zur Seite stehn! Es fließt viel, sehr viel Blut in - der Njala... Es ist noch ganz jene Welt des Faustrechts, wo der Mann seinen Wert mit der Waffe bestimmt. Und doch, zwei Gipfelgestalten des Werkes ragen darüber weg. Der Mann, nach welchem die Saga nicht mit Unrecht benannt ist, Njal, nimmt keine Waffe in die Hand; nicht einmal auf Kriegstaten aus seiner Jugend wird angespielt. Sein geistiges Gewicht verdankt er seiner ahnungsvollen Weisheit, seiner Rechtskunde ; seiner Hilfsbereitschaft und Friedensliebe. Freilich, was wäre Njal, wenn seinem gutheidnischen Sinn für Ehre nicht die Vollstrecker zur Seite ständen, die kühnen, kampftüchtigen Söhne: (vgl. Kap. 40, 44 Ende; 45, 78 Anfang, und besonders Kap. 91, 99 Ende). Der zweite ist Gunnar, dieser waffengewaltigste, unwiderstehliche Held in unsrer Geschichte, der Sigfrid in isländischer Großbauerntracht. Auch er zwar muß seine Wikingtaufe nehmen, aber zu Haus möchte er Frieden balten mit jedermann, und aus seinem Munde kommt der persönlichste, empfundenste Ausspruch der ganzen Saga: man lese ihn am Schluß von Kap. 54 nach.

Wir müssen es dem Leser überlassen, die vielen Menschenbilder zu betrachten und sich die Frage zu stellen, wie weit sie als schattierte Charaktere anmuten, wieweit als einfarbige Typen. Die Nebenpersonen der isländischen Saga sind ja meistens gattungs- haftvereinfacht; eine leuchtende Ausnahme unsrer Erzählung ist der Björn aus Wald, Kap. 148 ff., der nach dem vielen herben Spott endlich noch die gutmütige Schalkhaftigkeit hereinbringt . Daß auch die Hauptpersonen der Njala, verglichen mit denen der älteren Sagas, so oft wie auf Goldgrund dastehn, beruht auf der sittlichen Reizbarkeit dieses Verfassers: man muß es ihm nacherleben können, wie er sich ein Fest macht an dem Edelmut seiner Helden. Man käme unserm Künstler nicht entgegen, wenn man nur seine realistischen Profile gelten ließe. Im Grund seiner Seele ist er Idealist und will erhebende Gesinnungen verkörpern. Aber daß er Isländer ist



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und sich an der Saga geschult hat, sehr viel weniger an Bibel und Ritterpoesie, das rettet ihn vor jener traktätchenhaften Schwarzweißmanier. Zum Zeugnis nehme man die vier gefährlichsten Subjekte der Geschichte: Thjoitolf, Hrapp, Mord, Skamkel. Nur der letzte ist Bösewicht ohne Klausel, und er steht überhaupt nicht lange auf der Bühne; den anderen fehlt es nicht an menschlicher Rundung. zumal die beiden ersten vertreten jene Raubtierspielart, die ein starker Zusatz von Frankheit und Noblesse vom "Schurken" abrückt.

viel Blick für die Frauennatur hat der verfasser nicht. Gewiß, einige der prächtigen Momente werden von Frauen getragen (Kap. 44 zweite Hälfte, 98, 116, 124); aber das bleibt "Rolle" ist der herkömmliche Zug des racheheischenden Weibes, und die Erfindungskraft wirft sich auf die äußern Umstände. Am meisten Eigenwärme erreichen Bergthora und die Nebenfigur Walgerd (Kap. 148 ff.). Aber mit dem altisländischen Frauenschilderer — in der Lachsachtalgeschichte —darf man nicht vergleichen, auch die Saga von Gisli gebietet über weiblichere Töne, und der packende Frauenzank von Kap. 35 steht an Feinheit und Frauenhaftigkeit zurück hinter dem Gegenstück in der Lauterseegeschichte (Thule Bd. 11). Recht starr bleibt Hallgerd. Stück 2 bringt gute Ansätze; man wäre auf die weibliche Hauptrolle in Gunnars Leben vorbereitet. Aber da ist es, als ob Gunnar und Njal allen Anteil des Erzählers an sich rissen: Hallgerd ist ibm nur noch die berufsmäßige Unheilstifterin. Ihren Diebstahl, eine nach dieser Kriegerethik schlechthin ehrlose Tat, aus dem Menschen hervorwachsen zu lassen: das war für dieses Zeitalter eine kaum lösbare Aufgabe; unser Autor hilft äch mit der fatalen Naturanlage (Kap. 1). Aber auch die Schadenfreude bei Gunnars Tod wirkt wie ein Gewaltstreich des Erzählers, und wenn er schließlich noch das Gerücht bucht, die großmütterliche Matrone habe sich an Hrapp hingegeben (Kap. 88), nimmt sich das beinah aus wie Rache an einer mißliebigen Gegenspielerin ! Irrig wäre es, in den Bosheiten der Hallgerd das Ausschlagen der unbefriedigten Gattin, einer Hedda Gabler, zu sehen. Der Gedanke ist offenbar, daß die Ehe mit Gunnar ihr genugtut (die einzelne Schelte Kap. 38



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Ende bildet keinen Einwand); aber ihr Starrfinn scheut nicht davor zurück, die Freunde des Gatten zu befehden, und ihre Diebsanlage bringt ihn in ernste Ungelegenheit. In der Gunnar-Njalsgeschichte ist überhaupt das Gattenverhältnis Nebensache. Die menschliche Beziehung, die die stärksten Akzente trägt, ist die Freundschaft, daran angrenzend die Parteigenossenschaft, Kriegskameradschaft. Die Njala ist eines der gewichtigen Zeugnisse dafür, welche Macht die Freundschaft —auch die nicht auf verschwägerung oder Ziehbruderschaft ruhende —im altnordischen Leben darstellte.

An der Erzählweise der Njala wollen wir hervorheben, was nicht auf die weltliche Saga im ganzen zutrifft. (von den Rechtsformeln ist jetzt nicht mehr die Rede; die sind ein Gewächs für sich.)

Daß wir eine vorgerückte Stufe, keine simple Volksprosa, vor uns haben, zeigt sich u. a. daran, wie oft die Handlung mehrsträngig geführt wird, ohne daß Verwirrung entsteht (gute Beispiele Kap. 12, 53f., 131 —37).

Mit bewußter Kunst handhabt der Erzähler die spannungweckende Vorbereitung eines Ereignisses, das dann ungeahnt durchkreuzt wird. Die beiden Hauptfälle sind Kap. 75 und 123, beides Höhepunkte altisländischer Erzählungskunst.

Weniger glücklich ist der verfasser, wo er spitzfindige Intriguen baut. Er hat eine verhängnisvolle Neigung dazu, aber mit der Überzeugungskraft hapert es meist; Snorri versteht diese Dinge besser! Man sehe sich daraufhin an Kap. 69f., 92, 107 —10, III f. (Mord als Kläger), besonders aber Kap. 22 f., diese Maskerade, die jedem andern besser säße als einem Gunnar!

So vielseitig die Njala ihre Gestalten mittelbar, durch Rede, Handlung, Urteile Dritter, zu beleben weiß, macht sie doch von der unmittelbaren, unepischen Charakteristik verhältnismäßig breiten Gebrauch: Kap. 1, 19, 20, 25 u, ö,

Die Ausführlichkeit der Njala ist außergewöhnlich, an den andern Sagas gemessen. Sie kennt im allgemeinen keine Sprünge sie pflegt nicht zu sagen: "aber als sich A und B auf dem nächsten Ding trafen, besprachen sie dies", sondern "setzt ver



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strich dieses Jahr, und es kam die seit, wo man aufs Ding ritt. A ritt aufs Ding.. Auch B ritt aufs Ding. Auf dem Ding war es eines Tages, daß A zum Zelte des B ging. . . . ." Da dieses verfahren leidlich durchgeführt wird, gibt es der Saga eine epische Stetigkeit, einen ruhigen, zuweilen etwas seichten Fluß. Sehr weit gebi dieses Eintragen der unbedeutenden Zwischenglieder gleich in Kap. 2f. man merkt dem Verfasser ordentlich an, daß er auf Breite ausgeht und das Maß noch nicht gefunden bar in dieser Technik hätte der Njalastoff Bände verschlungen Auch später kommt noch ein paarmal ein Rückfall in diese geruhlich strichelnde Manier (in Kap. 6, 21, 26f: da ist vielleicht eine Pause im Schreiben vorangegangen. Die Stellen in ungewöhnlich raschem Tempo sind meist die; die auf Rede und geschauie Szenen überhaupt verzichten, nur summarisch referieren (z. B. Kap. 12 Schluß, 18, 45 Schluß, 47 Anfang, 65 Schluß, 7i zweite Hälfte u. ö. ): diese Stellen dünnen Berichts nehmen sehr wenig Raum ein; unter den größern Isläudergeschichten hat wohl keine den Stoff so gleichmäßig in erlebte, geschaute Auftritte umgesetzt.

Aber auch die ausführlichen Strecken wirken nie schwer und stockend. Die Njala hat einen eigenartig leichten, elastischen Schritt. Das liegt zum guten Teil an ihrem Dialog und ihrem Satzbau.

Dem Dialog der Njala fehlen nicht ganz die längern Ansprachen: sie enthalten meist nachdenkliche Belehrung, entwickeln irgendeine schwierige Sachlage (Beispiele in Kap. 64, 67, 91, das Monstrum Kap. 22). Aber das ist Ausnahme. Kennzeichnend für die Njala ist das leichtgegliederte Gespräch, die Repliken kurz, oft nur ein paar Wörtchen —"so ist es", "das ist schlimm" —, wo andre Sagas zur redelosen Umschreibung greifen. Das wirkt lebendig, naturtreu; mitunter auch dramatisch. Und es gibt den kurzen und langen Gesprächen der Njala jene schlanke, bewegliche Haltung.

Als besondere Würze kommt oft dazu eine geistreiche Zuspitzung des Ausspruchs, ein spöttischer Doppelsinn, eine drohende Verschleierung, ein außeralltägliches, anspielungsreiches Wort. Beispiele bietet besonders die Gunnarsgeschichte (Stück 4



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bis 6) in Menge —soweit es der verdeutschung gelungen ist, diese geschliffenen Edelsteinchen einigermaßen nachzubilden (gehäuft stehn sie z. B. in Kap. 38). Diese boshaften Stachelreden gehören zum Werkzeug des isländischen Sagamanns ; vortrefflich gebraucht sie die Grettissaga. Aber die Njala ist darin die Meisterin. Sucht man sich klar zu machen, worin eigentlich der besondere, nicht gattungsmäßige Reiz dieses Werkes liegt, so kommt man auf die Antwort: in dem ethischen Enthusiasmus (der "schönen Seele") dieses Schriftstellers - und in seinen spitzen Redepfeilen.

Als drittes aber muß man nennen die naturfrische Sprache mit ihrem gewichtlosen Satzbau. Der reine Sagastil im ganzen unterscheidet sich von der Erzählprosa andrer Literaturen durch seine feiluftige Unbuchmäßigkeit. Aber es gibt da auch Stufen; und die Njala bezeichnet einen Endpunkt. Nirgends ist der Satzbau so einfach, so arm an vielgliedrigen Perioden Das entspringt der Nachbildung des mündlichen Erzählens-Es mag planmäßige Nachbildung sein: der verfasser hat den Reis davon empfunden und die vielstöckigen Sätze, die ja auch dem Naiven ab und zu auf die Lippen kommen, ausgesiebt — fieilich nicht ganz folgerecht und im spätern Teil seines Werkes weniger als zu Anfang (es ist, als hätten die bleiernen Rechtsformeln allmählich auch den Erzählschritt ein wenig beschwert). Außerdem spart er ganz erstaunlich mit vorangestellten und namentlich mit eingeschobenen Nebensätzen 1.

Darin liegt ein stilvoller Naturalismus. Diese Prosa ist ja in gewissem Sinne kindlich. kulturlos: sie hat gar kein Ohr dafür, daß man im Wortschatz wechseln könnte; und die Aufreihung der Sätze, bald mit endlosen "und's", bald ohne Bindeglied, die Beiordnung statt Unterordnung, die bloße Abdachung statt des Auf- und Absteigens: das sind unleugbare Kunstlosigkeiten. Aber — es atmet die Sprache des Lebens; darin liegt 

1 Ein einziges Beispiel für diesen flachen Beiordnungsstil! heißt wörtlich; "Der Hund bellte nicht und kannte ihn und sprang ihm entgegen" —nicht etwa: " Weil aber der Hund ihn kannte, sprang er ihm entgegen, ohne zu bellen." Unsere Verdeutschung (in Kap. 48) ersetzt nur das erste " und" durch



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sein Rechtstitel. Und das Denkwürdige ist nun: die Njala, die in manchem Betracht über den Vortrag des schreibeunkundigen Sagamanns am weitesten hinausgeschritten ist, die Njala, dieses Werk aus der Schreibstube eines Geistlichen, sie hat sich von dem geistlichen Periodenbau am wenigsten anstecken lassen, hat die simple Sprache des Sagamanns am zähesten festgehalten ! Daß dies nicht bloßes Ungeschick war, verbürgt uns die mit Recht bewunderte Wortstellung unsres Autors: ausdrucksvoll, rhythmisch fallend. Wer so schreiben kann, hätte sich auch Schachtelsätze angewöhnen können, wenn er wollte Leider können wir diese schmiegsame Wortstellung im Deutschen oft nur auf Umwegen, oft gar nicht nachbilden.

Dagegen das Satzgefüge mit seinen eben erwähnten Eigentümlichkeiten, sowie den abwechslungsarmen Wortschatz, dies hat unsere Übertragung zu bewahren gesucht bis an die Grenze des Erträglichen, —vielleicht findet mancher Leser: über diese Grenze hinaus. Aber er spreche die Sätze, er verwandle sich im Geist in einen erzählenden Bauer: dann nimmt sich manches anders aus. Die Rhetorik Roms beherrscht schier alle europäische Prosa: man freue sich doch, wenn einmal ein ernsthaftes Denkmal so unrömisch ist!

Wir haben hier immer von dem einen "verfasser" gesprochen . von zwei größeren Stücken nahmen wir an, daß er sie nicht selbst verfaßt, aber aufgenommen hat. Für alles übrige gilt uns dieser Mann gegen 1300 als Urheber.

Allein, keine Isländersaga ist so das Werk eines Einzelnen wie ein Scottscher Roman. Unser Autor hat eine Saga von Gunnar und eine Saga von der Verbrennung Njals vorgefunden, wahrscheinlich als zwei getrennte Werke und in schriftlicher Gestalt. Wie diese älteren Werke geartet waren, ahnen wir nicht. Daß der Geistliche gegen 1300 nicht nur verbunden und bearbeitet hat; daß er ein schöpferischer Schriftsteller wau und auf den Namen eines verfassers Anrecht hat wie nur einer im Umkreis der Familiengeschichten: dies folgern wir daraus, daß so viele eigenartige Züge durch die beiden Hauptteile mitsamt den zwei Einleitungsstücken durchgehen. Die wichtigeren haben



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wir angeführt. Mehreres davon durchdringt den Körper der Saga, gibt ihr das Gepräge.

Also der Ungenannte gegen 1300 hat den Njalastoff nach seinem Geschmack und Formgefühl gestaltet. Man empfand seine Schöpfung als überlegen; denn sie ist in einer für Island unerhörten Abschriftenzahl erhalten, wogegen jene Vorgänger der Vergessenheit verfielen. Ja, man ließ, wie es scheint, dem verfasser nicht einmal Zeit, sein dickes Pergamentbuch, an dem er gewiß Jahre gesessen hatte, noch einmal glättend zu durchlaufen: eine ziemliche Zahl von Unebenheiten ist stehn geblieben . Menschen werden doppelt und dreifach eingeführt, was sehr gegen die Art der Sagas ist; oder einer wird verabschiedet, obwohl er dann noch dreimal auftaucht (Kap. 80), u. ä. m. Das sind die sprechenden Zeugen der Kladde —den beliebten Sündenbock, genannt Interpolator, darf man hier ruhen lassen! Allem Anschein nach haben wir die Njala ziemlich so, wie sie aus der Feder des Meisters floß.

Wieviel nun aber dieser Schöpfer unsrer Njala im einzelnen schon vorgefunden hat an Charakteren, Auftritten, Reden, das bleibt uns dunkel —soweit nicht jene"eigenartigen Züge" ins Spiel kommen. Wo wir auf Ungleichheiten stoßen. können sie daher rühren, daß zwei verschiedene Quellenwerke und als Drittes unser abschließender Schriftsteller zusammentrafen.

Für Stück 1-3 und für die Auslandskapitel 82 —90 dürfte die Überlieferung am dünnsten geflossen sein. Da wird unser Verfasser am freiesten aus eigner Eingebung geschaffen haben. Die Sprache ist da am leichtesten, plansten. So geistreich manches erzählt ist (wie die Geschichte von Hrapp): auf seine volle Höhe kommt der Autor da, wo ihm seine Quellen — eine zweihundertjährige Erzählerwirksamkeit —ausgiebig vorgeschafft haben wo er gemünztes Gold neu prägt. Dergleichen ist öfter an den Schriftstellern des Mittelalters zu beobachten.

Die eigentliche Njalsgeschichte (Kap. 91 —152) ist etwas lastender, zähflüssiger als die Gunnarsgeschichte; sie strebt mehr nach dem Schaurigen und nach der effektvollen Szene; sie hat manches, was man —ohne Lob noch Tadel —barock nennen kann Der erste Hauptteil wirkt lichter, müheloser, frühlingshafter.



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Den Wert der beiden Teile kann man kaum gegen einander verrechnen. Der zweite ist der stofflich gewichtigere; er hat seine tiefe Tragik, die ergreifenden Schicksalsschläge. Sollte man einer größeren zusammenhängenden Strecke nach der Darstellungskunst den Preis reichen, so würde der Übersetzer Stück 4 wählen. Hier istein mäßig bedeutsamer Stoff — eine Reibe von Totschlagen an Personen, die uns nicht sonderlich nahe gebracht sind —allein durch die Art der Behandlung interessant gemacht: durch die quellende Erfindung in den äußeren Kleinigkeiten , die feine Kontrastierung der flüchtigen Rollen, die mitreißende Steigerung von dem Sklaven bis zu dem stolzen Vetter Sigmund —daneben die wiederkehrenden Versöhnungsszenen auf dem Allding, wo die Spannung ins Geistige verlegt ist, auch sie variiert und gesteigert; dazu die federnde Leichtigkeit der Diktion, namentlich der Reden: —ein gutes Musterblatt für das Eigene an unsrer Njala.

Die Anlage der Sammlung Thule gebot es, eine treue Übersetzung , keine Bearbeitung, zu geben. Sonst hätte es nahe gelegen , den Bekehrungsabschnitt und die Brjansschlacht durch ein paar kurze Wendungen zu ersetzen, die beiden vorgeschichten zu beschränken, auch die Wikingfahrten, die Prozeßschilderungen und die Stammbäume kühnlich zu beschneiden. Kein Zweifel, daß die so gekürzte Saga die Gunst des heutigen Lesers leichter errungen hätte. Aber es wäre ein Werk geworden, das niemals so bestanden hat. Zu einer vorstufe der überlieferten Njala würden wir damit nicht zurückdringen, und wir können das auch nicht wollen, weil wir in dem letzten Verfasser nicht nur einen Erweiterer, sondern den geistigen Neuschöpfer des großen Werkes sehen.

Die vorliegende Übertragung gründet sich auf den Urtext in der Ausgabe von Finnur Jónsson, Brennu-Njálssaga (Njála), Halle 1908. Selten wurden Lesarten verwendet aus der Kopenhagener Ausgabe von 1875.

Die verdeutschung der Strophen verdankt der Leser der Kunst Felix Niedners. Das Walkyrjenlied in Kap. 157 ist dem zweiten Teile von Felix Genzmers Edda (Thule Bd. 2) entnommen.



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Der Schauplatz der Hauptgeschichte ist das isländische Südland im engern Sinne, d. h. das Hinterland der Südküste, da wo sie in der Richtung Südost-Nordwest läuft. Größere und kleinere Ströme durchziehen dieses flache, von Hügelgruppen und mächtigen Gebirgsstöcken umgebene Schwemmland: genannt werden der Waldstrom (Markarfljot) im Osten, dann die (östliche) Krummach (Eystri Ranga), die Stierach (Thjorsa) und als westlichster die Weißach (Hvita). Gunnars Hof Haldenende (Hlidarendi) liegt an der Stromhalde (Fljotsblid), dem Abhang, der nördlich vom Waldstrom in ostwestlicher Richtung streicht. 22 Kilometer westsüdwestlich von Haldenende, ganz nah dem Meere, liegi der Hof Njals, Bergthorsbühl (Bergthorshvoll). Am meisten nach Nordwesten, 60 —75 Kilometer nördlich von Bergthorsbühl, liegen die Wohnsitze der Häuptlinge Asgrim, Gizur und Geir. Für die übrigen Örtlichkeiten des Südlandes verweisen wir auf die Kartenskizze und die Fußnoten.

Das Feld des Alldings (Thingvellir), das so viele und bedeutsame Auftritte unsrer Saga trägt, liegt in nordwestlicher Richtung von der großen Stromebene. Sein Abstand von Haldenende mißt in der Luftlinie 90 Kilometer, von Bergthorsbühl 80 Kilometer.

Ins Westland führen Stück 1 ,2 und 8. Es sind Gegenden, die der Thuleleser besonders aus Band 3 6 und 7 kennt.

Im Ostland, d. h. im östlichen Teil der Südküste und an den Föhrden der Ostküste, wohnen Flosi, Hall und die in Kap. 123 besuchten Männer. Auch Stück 8 setzt im Osten ein, und die Kämpfe von Kap. 146, 150, 141 spielen im Hinterland von Islands südlichster Ausbuchtung.

Das eigentliche Nordland, dessen Häuptlinge auch auf den Dingszenen erscheinen, betreten wir nicht.



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Die Geschichte vom weifen Njal



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Erstes Stück: Hrut und Unn



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1. Mörd Geige. Die Tälerleute

Es war ein Mann namens Ward, zubenannt Geige. Er war ein Sohn Sigwats des Roten. Er hatte seine Wirtschaft in Feld im Krummachlande 1. Er war ein mächtiger Häuptling und ein großer Rechtsbeistand, so kundig im Gesetz, daß keine Urteile für rechtmäßig galten, wenn er nicht dabei war.

Er hatte eine einzige Tochter namens Unn. Sie war ein schönes Mädchen, brav und von höfischer Sitte. Diese Heirat galt als die beste im Krummachlande.

Jetzt wendet sich die Geschichte westwärts, nach den Breitföhrdetälern 2.

Es war ein Mann namens Höskuld. Er war ein Sohn des Roll aus den Tälern; seine Mutter hieß Thorgerd und war die Tochter von Thorstein dem Roten, dem Sohn von Olaf dem Weißen, dem Sohn von Ingjald Helgis sohn. Die Mutter dieses Ingjald war Thora, Tochter des Sigurd Schlang-im Aug, des Sohnes von Ragnar Lodenhose 3. Thorsteins des Roten Mutter war Aud 4 die Tiefdenkende, die Tochter von Ketil Plattnase , dem Sohn des Biörn Rindsfuß.

Höskulds Wirtschaft war in Höskuldstätten im Lachsachtal. Ein Bruder von ihm, namens Hrut, hatte seine Wirtschaft in Hrutstätten; er war von derselben Mutter wie Höskuld, sein Vater war Herjolf. Hrut war ein schöner Mann, groß und stark, guter Fechter, in seinem Wesen ruhig, ein gescheiter Kopf, scharf gegen seine Feinde, sonst hilfsbereit in großen Sachen.

Einmal trug es sich zu, daß Höskuld eine Gasterei bei sich hatte, und sein Bruder Hrut war auch dort und hatte den Platz neben ihm. Höskuld hatte eine Tochter namens Hallgerd die spielte dort mit andern kleinen Mädchen auf der Diele. Sie war hübsch und großgewachsen, ihr Haar glänzend wie Seide und so lang, daß es zum Gürtel herabreichte. Höskuld rief sie herber "Komm zu mir her" sagte er. Sie ging sogleich zu ihm 

1 Im westlichen Teil des ist. Südlandes, s. Einl. S. 20. 2 Im folgenden heißen sie kurzweg ,die Täter'. Hier spielt die Geschichte von den Leuten aus dem Lachswassertal (Thule Bd. 6); Höskuld wie Hrut sind Gestalten dieser Saga. 3 Berühmter (dänischer) König der Wikingromane. 4 vgl. Lachstalgeschichte S. 27.



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hin; er faßte sie unterm Kinn und küßte sie, dann ging sie wieder. Da bemerkte Höskuld zu Hrut "Wie gefällt dir das Kind Findest du sie nicht schön:"

Hrut schwieg dazu. Da fragte ihn Höskuld noch einmal. Nun antwortete Hrut: Schön genug ist das Mädchen: Viele werdens zu büßen haben; ich weiß nur nicht, woher die Diebsaugen 1 in unser Geschlecht kommen !

Da wurde Höskuld böse, und es war eine Zeitlang kühl zwischen ihm und dem Bruder.

Die Brüder der Hallgerd waren Thorleik, der Vater Bollis, und Olaf, der Vater Kjartans, und Bard.


2. Hruts Verlobung

Einmal trug es sich zu, daß die Brüder Höskuld und Hrut zum Allding ritten; dort war viel Volks beisammen. Da bemerkte Höskuld zu Hrut: "Es wäre mein Wunsch, Bruder, daß du deinen Stand aufbessertest und um ein Weib anhieltest." Hrut sagte: "Daran hab ich auch schon lange gedacht, aber ich konnt mich nicht entschließen. Jetzt aber will ich dir zu Willen sein. Was meinst du, wo sehen wir uns um:"

Höskuld antwortete: " Es sind jetzt viele Häuptlinge hier auf dem Ding, da ist gute Auswahl. Aber ich habe eine bestimmte Stelle ins Auge gefaßt für dich. Es ist ein Mädchen namens Unn, die Tochter des Mord Geige, eines grundgescheiten Mannes. Er ist hier auf dem Ding und seine Tochter auch, da kannst du sie sehen, wenn du willst."

Und den Tag darauf, als man zur Gesetzeskammer 2 ging, sahen sie vor dem Zelt 3 der Krummachleute Frauen in schönem Staat. Da sagte Höskuld zu Hrut: "Da ist sie nun, die Unn von der ich dir erzählte. Nun, wie gefällt sie dir:" "Gui," sagte er; "aber weiß nicht, ob wir Glück zusammen haben werden."

Darauf gingen sie zur Gesetzeskammer. Mord Geige erteilte Rechtsbelehrung nach feiner Gewohnheit und ging dann zu 

1 Vordeutung auf Kap. 48. grur ist auch weiterhin der Ahnungsvolle. 'Kein Gebäude, sondern ein Platz unter freien Hammel, wo die gesetzgebende Behörde tagte, vgl. Kap. 97. D .i. Baracke; vgl. Sap. 56.



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seinem Zelt zurück. Höskuld stand auf mit Hrut, sie gingen zu Mords Zelt und traten ein. Mord saß hinten im Zelte. Sie grüßten ihn, er stand vor ihnen auf, reichte dem Höskuld die Hand, und der setzte sich neben ihn, aber Hrut nahm den nächsten Platz. Darauf sprachen sie über manches, und endlich lief Höskuld darauf hinaus: "Ich trage dir ein Geschäft an: Hrut will dein Schwiegersohn werden und deine Tochter kaufen 1. An meiner Beihilfe solls nicht fehlen." Mord antwortete: "Ich weiß, daß du ein großer Häuptling bist; dein Bruder aber ist mir unbekannt." Höskuld sagte: "Er ist mir noch überlegen." Mord sagte; "Du wirst mit viel herausrücken müssen 2 ; denn sie ist meine einzige Erbin."

"Du sollst ohne viel Umstände hören, was ich dagegen nenne," sagte Höskuld, " er soll bekommen die Höfe Kammsnase und Hrutstätten und das Land bis hinauf zur Thrandkluft; auch ist er Eigentümer eines Kauffarteischiffes."

Hrut sprach nun zu Mord: "Du mußt bedenken, Bauer daß mein Bruder mich aus Liebe wohl reichlich herausgestrichen hat. Wenn du aber die Sache erwägenswert findest so möcht ich, daß du nun deine Bedingungen nennst." Mord antwortete: "Darüber hab ich nachgedacht. Sie soll sechzig Hunderte bekommen , und in der Ehe solls auf neunzig steigen; aber wenn ihr Erben bekommt, sollt ihr auf Halb und Halb gestellt sein." Hrut sagte: "Darauf geh ich ein; machen wirs vor Zeugen ab" Damit standen sie auf und reichten sich die Hände, und Mord verlobte dem Hrut seine Tochter Unn; die Hochzeit sollte bei Mord sein einen halben Monat nach Mittsommer.

Beide Teile ritten nun vom Ding nach Hause. Die Brüder ritten eben an den Hallbjörnwarten vorbei, da kam ihnen Thjostolf entgegengeritten, der Sohn des Björn Goldbär aus dem Rauch 1 

Altertümlicher Ausdruck; er zielt auf den muntschatz, der dem vormund der Braut zu entrichten war. 2 Dies und das folgende seht voraus, daß Hint, der Halbbruder, sein mütterliches Erbe noch nicht in Besitz genommen hat: ganz anders Lachstalgeschichte Kap. 19. " Bauer" in der Anrede und vor Namen hat ehrenden Sinn, wie süddeutsch "Meister". 4 Hundert bedeutet stets das Großhundert (120). Ein "Hundert" ohne weitern Zusah kann sehr verschiedenes meinen, hier wohl 120 "gesetzliche Unzen", nach dem Kaufwert etwa 1300 Reichsmark.



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tal, und meldete ihnen die Ankunft eines Schiffsin der Weißach: Özur sei gekommen, Hruts vaterbruder 1, und wünsche, daß Hrut ihn aufsuche so bald wie möglich. Als Hrut dies erfuhr, sagte er, Höskuld solle doch mit ihm zum Schiff ziehen. So zogen sie denn beide, und als sie zum Schiff kamen, begrüßte Hrut seinen Oheim Özur höflich und herzlich. O nr lud sie um Trunk in sein Zelt; man packte ihre Pferde ab, und sie traten ein und tranken.

Hrut sagte zu Özur: "Du reitest nun mit mir hinüber, Oheim, und bleibst den Winter bei mir." "So macht es sich nicht, Neffe; ich habe dir nämlich den Hinschied deines Bruders Eywind zu melden, und er hat dich sum Erben eingesetzt auf dem Gulading 2: deine Gegner werdens nun nehmen, wenn du nicht kommst." "Was ist jetzt zu tun, Bruder:" sagte Hrut; " mir scheint, die Sache wird schwierig, da ich doch schon meine Hochzeit beschlossen habe." Höskuld sagte: "Reite hinüber und such den Mord auf und bitt ihn, ihr möget den Termin verschieben, und sie solle drei Jahre im Verlöbnis sitzen. Ich aber will nach Hause reiten und dein Reisegut zum Schiff schaffen." Hrut sagte: "Nun möcht ich, daß du Mehl und Holz nimmst 3 und weiteres von der Ladung, was dir gut scheint."

Hrut ließ seine Pferde holen und ritt, ins Südland, aber Höskuld ritt in seinen Westen.

Hrut kam hinüber ins Krummachland zu Mord und fand dort gute Aufnahme. Hrut sagte dem Mord, wie alles stehe, und bai ibn um Rat. Mord sagte: "Wie groß ist dieses vermögen Hrut sagte, es seien zweihundert Mark wenn er alles bekomme. Mord sagte: "Das ist viel neben dem, was du von mir erbst. Gewiß sollst du reisen, wenn du Lust hast."

Darauf änderten sie den Termin, und sie sollte drei Jahre im verlöbnis sitzen. Dann ritt Hrut zum Schiff und hielt sich dort auf, bis es seefertig war. Höskuld führte die dem Hrut gehörige Habe zum Schiff. Hrut bändigte ihm die verwaltung seines 

1 Aus Norwegen. 2 D. h. Hrut jaar geselliger Erbe des (kinderlosen) Halbbruders. 3 Aus der Ladung Özurs; denn diese Waren führt man nicht von Island nach Norwegen. Hrut beschenkt Höskuld für seine Mühewaltung; die Stelle ist auffallend abrupt. 4 Wahrscheinlich ca. 8500 Reichsmark.



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Gutes ein die Zeit seiner Abwesenheit. Höskuld ritt nach seinem Hof zurück. Wenig später bekamen sie Fahrwind und stachen in See. Sie waren drei Wochen auf der Fahrt und kamen zu den Herninseln und segelten ostwärts nach der Wik 1.


3. Hrut in Norwegen

Über Norwegen herrschte Harald Graumantel 2 ; er war der Sohn von Eirik Blutart; dem Sohne Harald Schön haars . Seine Mutter hieß Gunnhild, Tochter des Özur Toti. Sie und der König residierten damals in Kongelf 3.

Nun erfuhr man von der Ankunft des Schiffes in der Wik, und sobald es vor Gunnhild kam, fragte sie nach, was sich an Isländern auf dem Schiff befinde. Man sagte ihr, einer heiße Hrut und sei der Brudersohn des Özur. Da sagte Gunnhild: "Ich weiß schon, er wird seine Erbschaft holen wollen; aber in Verwahrung hat sie einer namens Soti ." Darauf rief sie ihren Kämmerer namens Ögmund: "Ich will dich nach der Wik schicken zu Özur und Hrut sag ihnen, ich lade sie beide zu mir ein für den Winter, und sie sollen einen Freund an mir haben, und wenn Hrut tut, wie ich will, werd' ich ein Auge haben auf seine Geldangelegenheit und was ihn sonst betrifft; ich werd' ibn auch beim König fördern."

Da sog er hin und suchte die beiden auf. Sobald sie aber wußten daß es ein Bursche der Gunnhild war, nahmen sie ihn gut auf. Er sagte ihnen seinen Auftrag insgeheim. Danach berieten sie unter vier Augen, was zu tun sei, und Özur bemerkte zu Hrut "Mir will scheinen, Neffe, unsern Entschluß haben wir schon! Ich kenne nämlich die Gunnhild: sobald wir nicht zu ihr wollen, wird sie uns aus dem Lande jagen und uns alles Geld mit Gewalt abnehmen; ziehen wir aber zu ihr, dann wird sie uns alle Ehre erweisen, wie sies versprochen bat."

Ögmund kehrte zurück, und als er vor Gunnhild kam, sagte er ihr seinen Bescheid, und sie würden kommen. Gunnhild sagte: "Das war zu erwarten, denn Hrut, sagt man, ist ein gescheiter 

1 Dem Land um den Kristianiafjord. 2 ssr —97o (?). Unser Erzähler scheint sich ihn als unreifen Jüngling zu denken. An der untern Götaelf, damals zu norwegen gehörig. So heißen nur Bösewichter.



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und wackrer Mann. Paß du nun auf, wann sie zum Gehöft kommen, und sag es mir."

Hrut und der andere zogen hinauf nach Kongelf und als sie dort anlangten, kamen ihnen die Verwandten und Freunde entgegen und hießen sie willkommen. Sie fragten, ob der König im Gehöft sei, und man sagte ihnen, er sei da. Darauf begegneten sie dem Ögmund; er bestellte ihnen den Gruß der Gunnhild, und sie werde sie nicht zu sich einladen, bevor sie den König aufgesucht hätten, von wegen des Geredes, "daß es so aussehe, als hasche ich nach ihnen wie nach Gold. Aber ich werde (sagte sie) schon das meine beisteuern; Hrut soll nur gradheraus reden zu dem König und ihn um die Aufnahme ins Gefolge bitten. —Hier ist auch eine Hofkleidung, die sie dir schickt, Hrut, in der sollst du vor den König treten." Damit kehrte er zurück.

Tags darauf sagte Hrut: "Gehn wir vor den König" "Gut denn," sagte Özur. Sie gingen ihrer zwölfe: das waren alles verwandte von ihnen und Freunde. Sie kamen in die Halle, als der König eben beim Trunke saß. Hrut ging voraus und grüßte den König. Der König sah sich den Mann genau an in seinem guten Aufzuge und Sagte ihn nach dem Namen; er nannte sich. "Du bist ein Isländer:" sagte der König. Er bejahte es. "Aus welchem Antrieb kommst du vor unsa?' "Um Eure Hoheit 1 zu sehn, Herr, und auch darum, weil ich eine große Erbschaftssache habe hier im Lande: da werd' ichs Euch verdanken müssen, wenn ich mein Recht bekommen soll." Der König sagte: "Jedem hab ich den Schutz des Gesetzes zugesagt hier im Lande. Hast du noch weitere Anliegen an mich?' "Herr," sagte Hrut,"ich möchte Euch bitten um Aufnahme ins Gefolge und möchte Euer Mann werden." Der König schwieg. Da sagte Gunnhild: "Mir scheint, als biete dieser Mann Euch eine hohe Ehre an; denn es scheint mir, wenn viele solche im Gefolge wären, dann wäre es gut besetzt." "Ist er ein gescheiter Mann:" Sagte der König. "Sowohl gescheit wie tatkräftig," sagte sie. "Mir kommt vor, meine Mutter wünscht, daß du 

1 Dieser Ausdruck und manches andre in unserm Stück ist moderne Ausmalung.



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jeden Rang bekommest, um den du dich bewirbst. Aber in Rücksicht auf meine Hoheit und die Landessitte, so komm nach Ablauf eines halben Monats wieder zu mir: dann sollst du mein Gefolgsmann werden. Aber bis dahin mag meine Mutter dich beherbergen; dann such mich auf."

Gunnhild sagte zu Ögmund "Führe sie zu meinem Hause und richte ihnen dort ein gutes Gelage aus." Ögmund ging hinaus und die beiden mit ihm, und er führte sie in eine gemauerte Halle. Die war mit der schönsten Weberei tapeziert; dort stand auch der Hochsitz der Gunnhild. Da sagte Ögmund:"Jetzt wird sich bestätigen, was ich dir von Gunnhild sagte. Hier ist ihr Hochsitz; setz dich darauf: du kannst ruhig sitzen bleiben, auch wenn sie selber kommt." Danach bereitete er ihnen das Gelage. Sie saßen noch nicht lange, als Gunnhild eintrat. Hrut wollte aufspringen und ihr den Gruß bieten. "Bleib sitzen," sagte sie, "du sollst immer diesen Platz behalten, solange du mein Gast bist." Darauf setzte sie sich neben Hrut, und sie tranken zusammen Und am Abend sagte sie: " Du sollst heut Nacht bei mir in der Kammer liegen, wir zwei allein." "Wie Ihr befehlt," sagte er. Danach gingen sie zu Bett, und sie riegelte sogleich die Kammer zu, und die beiden schliefen dort die Nacht. Aber am Morgen gingen sie zum Trunke. Und diese ganzen zwei Wochen lagen die beiden nachts allein dort in der Kammer. Gunnhild sagte zu den Leuten im Hause:" Es kostet euch grade nur das Leben, wenn ihr jemandem erzählt davon, wie ichs mit Hrut halte 1 ."

Hrut schenkte ihr hundert Ellen Kleiderstoff und zwölf Schaffelle; Gunnhild dankte ihm für das Geschenk. Hrut brach auf und küßte sie und dankte ihr; sie wünschte ihm alles Gute. Und am Tag darauf trat er vor den König, mit dreißig Mann, und grüßte den König. Der König sagte: "Du wünschest wohl, Hrut, daß ich jetzt erfülle, was ich dir versprach." Danach wurde er Gefolgsmann. Hrut sagte:" Wo soll ich sitzen " " Das soll meine Mutter entscheiden," sagte der König. Darauf ver 

1 Nach der Lachstalgeschichte fallen Hruts Beziehungen zu Gunnhild in seine vorisländischen Jugendjahre (Thule Bd. 6 S. 61 f.). Erotisches ist dort nur leise angedeutet.



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lieh sie ihm den vornehmsten Platz, und er lebte nun bei dem König den Winter über in gutem Ansehen.


4. Hrut erhält Kiegsschiffe

Im Frühjahr bekam er Nachricht über Soti: er sei mit der Erbschaft nach Dänemark gezogen. Da trat Hrut vor Gunnhild und berichtete ihr von Satis Fahrten. Gunnhild sagte:"Ich will dir zwei Langschiffe stellen mit Bemannung und dazu einen der beherztesten Männer, Ulf den Ungewaschenen, den Hauptmann unserer Gasttruppe 1. ?ther such doch den König auf, eh du fährst." Hrut tat so, und als er vor den König kam, da erzählte er ihm von Sotis Fahrt und daß er ihn zu verfolgen gedenke. Der König sagte: "Was hat dir meine Mutter an Unterstützung gewährt?' "Zwei Langschiffe und als Anführer Ulf den Ungewaschenen," sagte Hrut. "Das ist gut gewählt," sagte der König; " nun will ich dir zwei weitere Schiffe schenken: du wirst diese ganze Hilfe schon nötig haben!" Danach begleitete er den Hrut zu seinem Schiff und sagte: "Mögs dir wohl gehn!" Danach segelte Hrut mit seiner Schar dem Süden zu.


5. Hruts Seesieg

Es war ein Mann namens Atli; er war der Sohn des Jarls Arnwid aus dem östlichen Gautland. Er war ein großer Kriegsmann und lag mit seiner Flotte auf Anstand 2 im Mälarsee; er hatte sechs Schiffe. Sein Vater hatte dem Hakon 3, dem Ziehsohn Adalsteins, die Steuer vorenthalten und war dann mit seinem Sohne aus Jämtland nach Gautland entwichen. Später steuerte Ätti mit seiner Flotte zum Mälarsee hinaus durch den Stocksund und weiter nach Dänemark und lag nun auf Anstand im Öresund. Er war geächtet vom Dänen- wie vom Schwedenkönig.

Hrut segelte nach dem Öresund, und als er in den Sund kam, sah ereine Menge Schiffe in dem, Sunde. Da sagte Ulf: "Was ist jetzt zu tun, Isländer:" "Weiterfahren, sagte Hrut" ,denn: 

1 Sine Abteilung des Gefolges, die auf Hinrichtungen ausgeschickt wurde. 2 D. h. zu wikingischer Plünderung bereit. 3 vorgänger König Haralds; Jämtland war Norwegen steuerpflichtig. vergl. Thule Bd. 3 S. aas, 223.



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Erst erproben, dann loben 1. Das Schiff von mir und Özur soll voraus fahren, aber du steure vorwärts, wie dir beliebt." "Noch nie hab ich mir andere als Schild vorgehalten," sagte Uls, legte sein Langschiff in die Frontlinie von Hruts Schiff, und so steuerten sie vorwärts in den Sund.

Jetzt sahen die im Sunde Liegenden, daß Schiffe auf sie zufuhren; sie sagtens dem Atli. Er erwiderte: "Da gibts gute Gelegenheit zur Heute!" Dann verteilten sie die Mannschaft auf die Schiffe; "aber mein Schiff soll in der Mitte der Flotte sein," sagte Atli.

Darauf liefen die Schiffe vorwärts, und sobald sie in Hörweite waren, stand Ätti auf und sagte: "Ihr segelt unbedacht: Saht ihr nicht, daß Kriegsschiffe im Sunde waren: Wie ist der Name eures Anführers:" Hint nannte sich. "Wessen Mann bist du:" sagte Atli."Gefolgsmann von König Harald Graumantel ." Atli sagte: "Den Norwegerkönigen sind mein Vater und ich schon lange verhaßt" " Das ist dein Unstern," sagte Hrut. "Uns bat es heut so zusammengeführt," sagte Ätti, "daß dir das Weitererzählen vergehen soll!" , er griff einen Speer auf und schoß ihn auf Hruts Schiff, und der war des Todes, den er traf. Darauf begann eine Schlacht zwischen ihnen; aber mit Hruts Schiff hatten sie Mühe. Ulf drang wacker vor, bald bauend, bald stechend.

Atlis Stevenhauptmann hieß Asolf: der sprang auf Hruts Schiff und gab vieren den Tod, bis daß Hint ihn gewahr wurde und sich ihm zuwandte. Als sie zusammentrafen, stach Asolf in Hruts Schild und durch ihn durch, aber Hrut hieb nach Asolf, und das wurde zum Todeshieb. Dies sah Ulk der Ungewaschene und sagte: "Kräftige Hiebe führst du, Heut! Das macht, daß du der Gunnhild viel zu lohnen haft!" "Mir schwant," sagte Hrut, " das sind die Worte eines Todgeweihten!'

Jetzt erspähte Ätti an Ulf eine Blöße und schoß den Speer durch ihn. Jetzt wurde die Schlacht hitzig. Atli sprang auf das Schiff zu Hrut und bahnte sich ein Gasse, und nun kehrte sich ibm Özur entgegen und stach nach ihm, fiel aber selbst rück 1 

Im Urtext stabendes Sprichwort.



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kings nieder, denn ein anderer stach nach ihm. Hrut wandte sich nun gegen Atli; der hieb sogleich in Hruts Schild und spaltete ihn bis hinunter. Da traf den Ätti ein Steinwurf auf die Hand, und sein Schwert fiel hin. Hrut ergriff das Schwert und hieb ihm ein Bein vom Leibe; dann brachte er ihm die Todeswunde bei.

Sie gewannen hier reiche Beute, führten die zwei besten der Schiffe mit sich und hielten sich nur noch kurz dort auf. Den Soti verfehlten sie, und der steuerte nach Norwegen zurück, kam an die Lyngör-Küste 1 und ging dort an Land. Da begegnete er dem Ögmund, dem Burschen der Gunnhild. Dieser erkannte ihn gleich und fragte: "Wie lange denkst du hier zu bleiben?' " Drei Tage," sagte Soti."Wohin willst du dann:" sagte Ögmund. "Nach England hinüber," sagte Soti, "und nie mehr nach Norwegen zurück, solange Gunnhild am Regiment ist in Norwegen"

Ögmund ging fort und suchte Gunnhild auf; die war nämlich in der Nähe an einem Gelage mit ihrem Sohne Gudröd. Ögmund sagte der Gunnhild von Sotis Absicht. Da hieß sie sogleich den Gudröd ihn ums Leben bringen. Gudröd zog sogleich aus und überraschte den Sou, ließ ihn ans Land führen und dort aufknüpfen, die Habe aber nahm er und brachte sie seiner Mutter. Sie schaffte Leute dazu, all die Habe nach Kong elf zu bringen, und zog dann selbst hin,

Hrut segelte im Herbst zurück; er hatte überreich Beute gemacht ; er suchte sogleich den König auf und fand bei ihm guten Empfang. Er bot ibm und seiner Mutter davon an, soviel sie wollten, und der König nahm ein Drittel. Gunnhild erzählte dem Hrut, sie habe die Erbschaft gefaßt und den Sou töten lassen. Er dankte ihr und schenkte ihr die Hälfte von allem.


6 .Hruts Rückkehr und Ehe

Hrut lebte bei dem König den Winter über in bober Schätzung . Aber als der Frühling kam, wurde er sehr schweigsam. Gunnhild bemerkte es und sagte zu ihm, als sie unter sich waren "Ist dir schwermütig Hrut sagte: "Es geht nach 

1 Im südlichsten Norwegen,



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dem Sprichwort: übel fährt, den die Fremde nährt 1 ." "Willst du nach Island?' Sagte sie. "Das möcht ich," sagte er."Wartet etwa ein Weib auf dich dort draußen:" fragte sie. "Das nicht," sagte er. "Ich glaube es doch bestimmt," sagte sie. Da- mit brachen sie das Gespräch ab.

Hrut trat vor den König und grüßte ihn. Der König sagte: "Was wünschest du, Hrut:" "Ich möchte bitten, Herr, daß Ihr mich nach Island entläßt." "Wirst du dort geehrter sein als hier:" fragte der König. "Das wohl nicht," sagte Hrut ; "aber jeder muß auf sich nehmen. was ihm bestimmt ist." "Hier heißts gegen einen Starken am Seil ziehen ," sagte Gunnhild; " erlaubt ihm denn zu reisen, wies ihm paßt"

Damals war Mißernte im Lande, aber doch verschaffte Gunnhild ihm Mehl nach Wunsch. Nun machte er sich reisefertig nach Island und O nr mit ihm ; und als sie ganz fertig waren, ging Hrut noch den König und Gunnhild besuchen. Sie nahm ihn beiseite und sagte zu ihm: "Hier ist ein Goldring, den ich dir schenken will," und streifte ihn an seinen Arm. "Manche gute Habe hab ich von dir empfangen," sagte Hrut. Sie umschlang seinen Hals, küßte ihn und sagte: "Wenn ich soviel über dich vermag, wie ich mir einbilde, dann leg ich dir auf, daß du kein Liebesspiel verrichten könntest mit dem Weibe, das du im Sinn hast auf Island. Aber mit anderen Weibern sollst du deinen Willen haben können. Wir haben jetzt beide unschön gehandelt — in deinen Warten war kein vertrauen zu

Hrut lachte und ging davon. Danach fand er sich vor dem König ein und dankte ihm. Der König sprach freundlich zu ihm, wünschte ihm alles Gute und sagte, Hrut sei der Tapfersten einer und verstehe sich auf den Umgang mit hochgeborenen Herren.

Hrut ging sogleich an Bord; er bekam guten Fahrwind, und sie gewannen die Borgföhrde. Sobald das Schiff befestigt war, ritt Hrut in seinen Westen, aber Özur ließ ausladen. Hrut ritt nach Höskuldstätten; Höskuld nahm ihn freundlich auf, 

1 Im Urtext stabend. D. h. man findet zähen Widerstand; von der Kraft- übung des Seilziehens.



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und Heut erzählte ibm alles von seinen Fahrten. Darauf schickten sie einen zu Mord Geige hinüber, daß er die Hochzeit zurüste. Sie aber, die Brüder; ritten zum Schiff, und Höskuld sagte dem Hrut von dem Stand seiner Habe: die war angewachsen , während er fort war. Hrut sagte: "Dein Lohn fällt wohl kleiner aus, als es verdient wäre; aber soviel Mehl möcht' ich dir geben, wie du den Winter in deiner Wirtschaft brauchst." Dann ließen sie das Schiff ans Land walzen und deckten es, aber die ganze Ladung führten sie die Täler hinüber.

Hrut blieb zu Hause in Hrutstätten bis sechs Wochen vor Winteranfang 1 , dann machten er und sein Bruder sich reisefertig, und mit ihnen Özur, zu Hruts Hochzeit und ritten mit sechzig Mann. Sie kamen nach dem Krummachlande. In Feld war schon eine Menge Gäste da. Die Männer verteilten sich auf die Sitze, aber die Weiber besetzten die Querbühne, und die Braut selbst war eher bekümmert. Sie sitzen das Zechgelage ab, und es gebt gut vonstatten. Mord zahlte die Mitgift seiner Tochter aus, und sie ritt dann mit ihnen ins Westland. Als Hrut mit seinem Weibe heimkam, übergab er ihr das Regiment innerhalb der vier Pfähle; damit waren alle zufrieden. Aber mit dem ehlichen verkehr zwischen ihnen war es nicht viel.

So gings bis zum Frühjahr. Da hatte Hrut eine Reise vor nach den Westföhrden , um Warenlöhne einzufordern. Aber eh er aufbrach, sprach seine Frau mit ihm: "Denkst du zurück zu sein, eh man aufs Ding reitet "Was liegt daran:" sagte Hrut. Ich möchte aufs Ding reiten," sagte sie, " und meinen Vater sprechen." "Das kann geschehen," sagte er; "so werd' ich aufs Ding reiten." "Dann ists gut," sagte sie.

Darauf ritt er fort, westwärts nach den Föhrden, und lieh das eingezogene Geld aus und ritt dann nach Hause. Und als er zurück war, machte er sich fertig aufs Allding und ließ alle seine Nachbarn mit sich reiten. Höskuld, sein Bruder, ritt auch hin. Hrut sagte zu seiner Frau: "Liegt dir noch ebensoviel am Dingritt, wie du äußertest, dann mach dich fertig und reit mit mir hin." 

1 Winteranfang fällt Ende Oktober. In der nordwestlichen Halbinsel Islands.



Thule-Bd.04-037 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Sie machte sich schnell fertig, und darauf ritt die Schar aufs Ding. Unn ging nach dem Zelte ihres Vaters. Er hieß sie freundlich willkommen aber sie war etwas niedergeschlagen, und als erdas merkte, sagte er ihr: "Ich habe dich schon in besserer Laune gesehen; was hast du auf dem Herzen:" Sie sing an zu weinen und gab keine Antwort. Da sagte er zu ihr: "Wozu bist du aufs Ding geritten, wenn du dich mir nicht anvertrauen willst: Gefällt es dir etwa nicht dort im Westen?' Sie antwortete: "Mein ganzes Vermögen gäbe ich drum, daß ich nie hingekommen wäre!" Mord sagte: "Da werd' ich bald dahinter kommen." Er schickte nach Höskuld und Hrut; die machten sich sogleich auf, und als sie zu Mord kamen, stand er vor ihnen auf, begrüßte sie höflich und hieß sie sitzen. Sie sprachen lange zusammen und in freundschaftlichem Tone. Dann sagte Mord zu Höskuld: "Warum fühlt sich meine Tochter so unwohl bei euch drüben:" Hrut sagte: "Sie solls sagen, wenn sie etwa über mich zu klagen hat." Aber Klagen gegen Hint kamen keine zum vorschein. Da ließ Hrut bei sei- nen Nachbarn fragen und Hausgenossen, wie er gegen sein Weib sei. Sie gaben ihm ein gutes Zeugnis und sagten, sie könne befehlen, wo sie wolle. Da sagte Mord: "Geb du nur wieder heim und sei mit deiner Heirat zufrieden, denn ihm stellt man besseres Zeugnis aus als dir."

Darauf ritt Hrut vom Ding nach Hause und seine Frau mit ihm, und es stand jetzt gut zwischen ihnen den Sommer über. Aber als der Winter kam, sings an bedenklich zu werden und wurde immer schlimmer, je tiefer es ins Frühjahr hineinging. Hrut hatte wieder nach den Westföhrden zu ziehen und machte bekannt, er werde nicht aufs Allding reiten. Sein Weib Unn ließ sich wenig darüber aus. Hrut reiste ab nach den Föhrden.


7. Unn scheidet sich von Hrut

Die seit bis zum Ding verstrich. Unn redete mit Sigmund Özurssohn und fragte ihn, ob er mit ihr aufs Ding reiten wolle. Er sagte, er wolle nicht, wenn es seinem Vetter Hrut nicht recht sei. "Deshalb hab ich dich aufgefordert, weil du mir ganz besonders verpflichtet bist," sagte sie. Er antwortete:



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"Ich stell dir die Bedingung: du mußt mit mir zurück- reiten und darfst nichts gegen Hrut oder mich im Schilde führen ." Sie versprach das. Darauf ritten sie zum Ding.

Mord war auf dem Ding, ihr Vater. Er nahm sie sehr freundlich auf und sagte, sie solle in seinem Zelt wohnen das Ding über. Das tat sie. Mord fragte: "Was hast du mir zu berichten von Hrut, deinem Gatten:" Sie sagte: "Lauter gute Dinge kann ich von ihm berichten, soweit sie von seinem Willen abhängen." Mord wurde still und sagte dann "Du hast etwas auf dem Herzen, Tochter, was du niemand anders wissen lassen willst, und mir wirst du am ehesten einen guten Rat zutrauen in deiner Sache."

Da gingen sie abseits, wo niemand ihr Gespräch hören konnte. Dann sagte Mord zu seiner Tochter: "Sag mir jetzt alles, was zwischen euch ist, und laß dich nicht einschüchtern!" "Es wird so sein müssen," sagte sie; "ich möchte meine Scheidung von Hrut erklären, und ich kann dir sagen, welche Schuld ich ihm besonders zu geben habe. Er kann keinen ehelichen Umgang mit mir ausüben, so daß ich etwas von ihm hätte. Aber in seiner ganzen sonstigen Natur ist er wie die tüchtigsten Männer." "Wie kann das sein:" sagte Mord; "sag es genauer. Sie antwortete: " Sobald er zu mir kommt, ist sein Glied so groß, daß er sich nicht an mir befriedigen kann, und wir habens doch beide auf alle Seife versucht, daß wir etwas von einander hätten, aber es wird nichts. Aber eh er von mir weggeht, merkt man ihm an, daß er die Beschaffenheit hat ganz wie andere Männer."

Mord sagte: "Du hast recht getan, daß dus mir sagtest. Ich will dir einen Rat geben, der dir nützen wird, wenn du ihn auch befolgst und dich genau daran hältst. Zunächst reitest du nun vom Ding nach Hause, und dein Mann wird heimgekommen sein und dich gut empfangen. Du bist freundlich zu ihm und nachgiebig, und er wird finden, es habe sich zum Guten gewandt; du zeigst keine Verstimmung von deiner Seite. Aber wenns Frühling wird, stellst du dich krank und liegst im Bett. Hrut wird keine Vermutungen anstellen wollen über deine Krankheit und dir keine harten Sorte geben, vielmehr



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wird er allen sagen, sie sollen aufs beste acht zu dir haben. Darauf wird er in die Westföhrden ziehen, und Sigmund mit ihm, und er wird all seine Habe von dort herüberschaffen und tief in den Sommer hinein fort sein. Aber wenn man aufs Ding reitet und wenn nun alle aus den Tälern abgeritten sind, die hin wollen, dann stehst du aus dem Bett auf und entbietest Leute, dich zu begleiten. Und wenn du ganz fertig bist, gehst du zu deinem Bett mitsamt den Leuten, die dich begleiten sollen: du ernennst Zeugen neben dem Bett deines Mannes und erklärst dich geschieden von ihm durch gesetzliche Scheidung , so bestimmt man es kann nach Alldingsrede und volksrecht 1 . Ebensolchen Zeugenaufruf hast du vor der Haupttür. Daun reit davon, über die Lachsachtalheide und die Felswartenheide , denn in dieser Richtung nach der Widderföhrde wird man dich nicht suchen, und reit, bis du bei mir bist, dann werd' ich mich der Sache annehmen, und du sollst ihm nie wieder in die Hände kommen."

Nun ritt sie vom Ding nach Hause, und Hrut war schon heimgekommen und begrüßte sie freundlich. Sie antwortete ihm ebenso und war herzlich zu ihm. Ihr Zusammenleben war gut das Jahr über. Aber als es Frühjahr wurde, ward sie krank und legte sich zu Bett. Hrut zog in die Westföhrden und befahl sie vorher guter Pflege.

Als es nun gegens Ding ging, machte sie sich reisefertig und verfuhr in allem so, wie es eben gesagt war, und ritt danach aufs Ding. Die Nachbarn suchten nach ihr und fanden sie nicht. Mord nahm seine Tochter gut auf und fragte sie, wie sie seine Anweisung befolgt habe. "Ich hab mich genau daran gehalten," sagte sie.

Er ging auf den Gesetzesfelsen und zeigte die Scheidung von Hrut an. Das war eine Neuigkeit für die Leute. Unn sog mit ihrem Vater nach Hause und kam nie mehr ins Westland hinüber . 

1 Eine später noch mehrmals gebrauchte Formel (Rap. 56, 143 f); " "Alldingsrede", d. h. die für Dinghandlungen festgesezten Ausdrücke. Die hier beschriebene Art der Ehescheidung ist aus andern Quellen nicht bekannt.



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8. Der Dingstreit zwischen Mörd und Hrut

Hrut kam nach Hause und machte große Augen, als seine Frau fort war; doch beherrschte er sich und blieb dieses ganze Jahr daheim und beriet sich mit niemand über seine Sache. Im Sommer danach ritt er aufs Ding, und sein Bruder Höskuld mit ihm, und sie hatten starkes Gefolge aufgeboten. Aber als er aufs Ding kam, fragte er, ob Mord Geige dasei, Man sagte ihm, er set da, und alle meinten, sie würden über ihre Sache reden; aber dazu kams nicht.

Eines Tages, als die Leute zum Gesetzesfelsen gingen, ernannte sich Mord Zeugen und machte eine Geldklage kund wider Hrut um die Mitgift seiner Tochter und gab sie an auf neunzig Hunderte. Er machte kund auf Erstattung und Auszahlung und auf drei Mark Strafanspruch. Er machte kund an das Viertelsgericht , an welches die Klage zu gehn hatte nach dem Gesetz. Er machte kund mit gesetzlicher Kundmachung und vor aller Ohren auf dem Gesetzesfelsen 1 .

Aber als er gesprochen hatte, antwortete Hrut: "Du verfolgst mehr aus Geldgier und Ehrgeiz diese Sache, die deine Tochter betrifft, als aus guter und vornehmer Gesinnung. So will ich denn etwas entgegensetzen; denn noch hast du das Geld nicht in deiner Hand, das in meinem Besitz ist. Ich erkläre, so daß alle es als Zeugen hören mögen, die hier am Gesetzesfelsen zugegen sind: daß ich dich zum Holmgang fordre Die ganze Mitgift soll auf dem Spiele stehn, und dazu ses ich eine ebenso hohe Summe aus: dem soll beides gehören, der den andern überwindet. Aber willst du dich nicht mit mir schlagen, dann soll dein ganzer Geldanspruch dahin sein." 1 

Hier sind die vorgeschriebenen Formeln (,Ich mache kund ...') in die er- zählende dritte Person umgesetzt. Der Kundmachung der Klage auf dem Gesetzesfelsen sollte der eigentliche Klagevortrag, vor Gericht, folgen (vgl. z. B. Kap. 56) hier tritt Hruts Herausforderung das zwischen. 2 D. h. zum geregelten Zweikampf mit Schildhaltern. Unsre Saga bringt noch zwei derartige Herausforderungen, Kap. 24, 60 sie zeigen den Holmgang deutlich als eine öffentlich anerkannte, mit den Förmlichkeiten des Gerichtsganges ausgestattete Spielart der Fehde er steht in der Mitte zwischen der formlosen Waffentat und der Prozessführung durch Worte neben dieser wirkt er als "ungesetzlich" (Kap. 21, 56).



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Da schwieg Mord und beriet sich mit seinen Freunden über den Holmgang. Ihm antwortete der Gode Jörund' "Du brauchst nicht erst unsern Rat in dieser Sache; denn du weißt, wenn du dich mit Hrut schlägst, wirst du zu dem Geld das Leben verlieren. Um ihn ists gut bestellt: er ist hervorragend aus eigner Kraft und beherzt wie nur Einer!"

Da erklärte Mord, er werde sich nicht schlagen mit Hrut. Da gabs großes Geschrei am Gesetzesfelsen und Unruhe, und Mord ging schwer gedemütigt davon. Und danach ritten die Leute vom Ding nach Hause.

Die Brüder Höskuld und Hrut ritten hinüber nach dem Rauchtal und kehrten ein in Hain. Dort wohnte damals Thjostolf, der Sohn von Björn Goldbär. Es hatte stark geregnet den Tag, die Leute waren naß geworden, und es wurden ihnen Feuer angemacht. Bauer Thjostolf saß zwischen Höskuld und Hrut, aber auf der Diele spielten zwei Knaben, Kostgangskinder bei Thjostolf, und ein kleines Mädchen spielte mit ihnen; sie schwatzten viel, dumm wie sie noch waren. Der eine Junge sagte: "Ich bin jetzt der Mörd und lade dich vor auf Trennung von deiner Frau und nenne das als Grund, daß du sie nicht gevögelt hast." Der andere antwortete: "Ich bin jetzt der Hrut; ich verweigere dir allen Geldanspruch, wenn du dich nicht mit mir zu schlagen traust." Dies sagten sie mehrere Male. Da entstand großes Gelächter bei den Hausgenossen. Da wurde Höskuld zornig und schlug mit einer Gerte nach dem Knaben, der den Mörd spielte, und die Gerte kam ins Gesicht, daß es blutete. Höskuld sagte zu dem Knaben: "Hinaus mit dir, und treib keinen Spott mit uns!" Da sagte Hrut: "Komm zu mir her" Der Knabe tat so. Hrut zog sich einen Goldring vom Finger; gab ibn ihm und sagte: "Geh fort und kränke künftig niemand mehr!" Der Knabe ging und sagte: "Deinen Edelmut will ich dir nie vergessen." Hrut erntete Lob damit. Sie zogen dann heim in ihren Westen, und damit ist das Stück von Mörd zu Ende.



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Zweites Stück: Hallgerds erste und zweite Ehe



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9. Hallgerds erste Verlobung

Jetzt ist da fortzufahren, wo Hallgerd aufwuchs, Höskulds Tochter 1. Sie wurde sehr schön von Angesicht und hohen Wuchses, und darum wurde sie Langhose zubenannt. Ihr Haar war schön und so lang, daß sie sich darein hüllen konnte Sie war verschwenderisch und trotzigen Sinnes.

Sie hatte einen Ziehvater namens Thjostolf; er stammte aus den Hebriden, war ein starker und waffentüchtiger Mann, hatte viele erschlagen und büßte niemand mit Geld. Man wollte wissen, die Gemütsart der Hallgerd bessere er eben nicht.

Es war ein Mann namens Thorwald, Sohn des Oswifr. Er hatte seine Wirtschaft draußen auf dem Zwischenbergstrand wo es hieß Unter dem Berg. Er war recht begütert; es gehörten ihm die Bäreninseln, die in der Breitföhrde 3 draußen liegen; von dort zog er Dörrfisch und Meht. Thorwald war ein handfester Mann und von höfischer Sitte, etwas hitzig von Gemütsart.

Einmal trug es sich zu, daß Thorwald und sein Vater darüber sprachen, wo er sich nach einer Heirat umsehen könnte; es zeigte sich aber, daß ihm das wenigste gut genug war. Da sagte Oswifr: Willst du um Hallgerd Langhose anhalten. die Tochter Höskulds Ja, das will ich," sagte er. "Sehr leicht werdet ihrs nicht haben," sagte Oswifr: "sie ist ein hochfahrendes Weib, und du bist schroff und unnachgiebig." "Ich wills doch damit versuchen," sagte er, "und es wäre umsonst; mir abzuraten "Für dich steht ja am meisten aufm Spiel," sagte Öswifr.

Danach machten sie sich auf die Freite, kamen nach Höskuldstätten und fanden dort gute Aufnahme. Sie besprachen sogleich ihr Anliegen vor Höskuld und brachten die Werbung vor. Höskuld antwortete: "Eure verhältnisse sind mir bekannt; aber ich möcht' euch nicht darüber täuschen, daß meine Tochter ein trotziges Wesen hat. Aber ihr Äußeres und ihre höfische Art, das könnt ihr selber sehen." Thorwald antwortete: 

1 Kap. 1. Gegenüber der mündung des Lachsachtals. 3 Dem nördlichen der zwei großen meerbusen an Islands westküste.



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"Stell die Bedingungen; denn ihre Gemütsart soll mich von diesem Handel nicht abhalten." Danach beredeten sie den Handel, und Höskuld fragte seine Tochter nicht, denn ihm lag daran, sie zu verheiraten; und sie wurden in allem handelseinig . Darauf verlobte sich Thorwald die Hallgerd und ritt alsdann nach Hause.


10. Hallgerds erste Heirat

Höskuld erzählte der Hallgerd den Handel. Sie sagte: "Jetzt hat sich mir bestätigt, was ich schon lange geargwöhnt habe, das du mich nicht so lieb hast. wie du immer sagtest, da dus nicht der Mühe wert fandest, daß diese Sache mit mir besprochen würde! Auch find' ich diese Heirat nicht so großartig, wie Ihr mirs versprachet." Man merkte's ihr gut an, daß sie sich weggeworfen fand. Höskuld sagte: "So viel geb' ich nicht auf deinen Hochmut; daß er meinen Geschäften im Wege stände. Ich befehle, und nicht du, wo wir andrer Meinung sind." "Du und deine Verwandten habt so viel Hochmut ," sagte sie, "da ist es nicht verwunderlich, daß ich auch mein Teil habe." Damit ging sie fort.

Sie suchte ihren Ziehvater Thjostolf auf und sagte ihm, was man vorhatte, und war niedergeschlagen. Thjostolf sagte:"Sei nur guten Muis: Du wirst ein zweitesmal verheiratet werden. und dann wird man dich vorher fragen. Denn überall werd' ich nach deinen Wünschen handeln, außer wo es deinem Vater gilt oder Hrut 1 ." Weiteres sprachen sie darüber nicht.

Höskuld rüstete das Gelage zu und ritt, die Leute einzuladen, und kam nach Hrutstätten und ließ Hrut herausrufen. Der kam heraus, und sie traten zum Gespräch beiseite, Höskuld sagte ihm den ganzen Handel und lud ihn zur Hochzeit; "ich möchte auch, du nähmst's nicht übel, daß ich dir keine Nachricht gab, als man den Handel schloß." "Mir wäre lieber, ich bliebe dem Ganzen fern," sagte Hrut, "denn Glück wird dieser Handel keinem bringen, weder ihm noch ihr. Aber auf die Hochzeit kommen will ich, wenn dich das ehrt." "Gewiß tut es das. 

1 So viel wie. Du Sannst mich zu allem brauchen, nur nicht gegen Höskuld und Hrut.



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sagte Höskuld, und ritt nach Hause. Auch Oswifr und Thorwald luden Leute ein. Nicht weniger als hundert wurden eingeladen.

Es war ein mann namens Swan. Er hatte seine Wirtschaft in der Bjömsföhrde auf dem Gute Swansbühl; das liegt nördlich von der Steingrimsföhrde 1. Swan war sehr zauberkundig. war ein Mutterbruder der Hallgerd. Er war unverträglich und schwierig im Umgang. Ihn lud Hallgerd zur Hochzeit ein und schickte den Thjostolf nach ihm; als der hinkam, stand er sich von Anfang an gut mit ihm.

Nun kamen die Leute zum Fest, und Hallgerd nahm ihren Platz ein auf der Querbühne 2. Die Braut war sehr vergnügt; fortwährend kam Thjostolf und sprach mit ihr, aber dazwischen sprach er mit Swan, und den Leuten fielen diese Gespräche sehr auf. Das Fest verlief gut. Höskuld erlegte die Mitgift der Hallgerd mit größter Bereitwilligkeit. Dann fragte er den Hrut: "Soll ich etwa noch Geschenke zulegen:"Hrut antwortete:""Du wirst reichlich Zeit haben, dein Geld für Hallgerd loszuwerden 3 : laß es hierbei bewenden."


11. Thorwalds Ermordung

Thorwald ritt von der Hochzeit nach Hause und mit ihm sein Weib und Thjostolf. Der führte ihr Pferd, und wieder hatten sie insgeheim zu sprechen. Oswifr machte sich an seinen Sohn heran und Sagte: "Bist du mit der Heirat zufrieden Wie ließen sich denn eure Gespräche an?' "Gut," sagte er; "lauter Freundlichkeit zeigte sie mir; du kannsts ja auch daran sehen, wie sie lacht bei jedem meiner Worte." "Ihr Lachen kommt mir nicht so gut vor wie dir," sagte Oswifr ; "aber später wird sichs ja zeigen." Sie ritten, bis sie zuhause waren. Am Abend saß sie neben ihrem Mann und wies dem Thjostolf den nächsten Platz an rechts von sich. Zwischen Thjostolf und Thorwald war wenig los, und so blieb es; sie kamen den Winter über selten ins Gespräch. 

1 An der Ostküste der großen Halbinsel im nordwesten Islands. 2 Die erhöhte Pritsche an der innern Schmalseite der Stube, vorzugsweise für die Frauenplätze bestimmt. 3 Hrut ahnt schon die Todschlagsbußen.



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Hallgerd hielt auf reichliche und großartige Wirtschaft alles, was die Nachbarn hatten, das durfte auch ihr nicht fehlen, und es rann ihr alles schnell durch die Finger. Aber als es Frühling wurde, war Mangel im Haushalt; es mangelte an Mehl und Dörrfisch. Hallgerd nahm Thorwald ins Gespräch und sagte:"Das geht nicht, daß du dir alles nur ersitzen willst; wir brauchen doch in die Wirtschaft Mehl und Dörrfisch."Thorwald sagte: Diesmal hab ich nicht weniger angeschafft als sonst; früher reichtes tief in den Sommer hinein." Hallgerd sagte: "Das gebt mich nichts an, wenn du dich hungrig geknauserst hast und dein Vater." Da wurde Thorwald zornig und schlug sie ins Gesicht, daß es blutete, ging dann davon und rief seine Knechte, mit ihm zu gehn, und sie schoben eine Schute hinaus und sprangen ihrer achte hinein, ruderten nach den Bäreninseln hinaus und nahmen dort ihren Dörrfisch und Mehl 1.

Nun ist von Hallgerd zu erzählen, daß sie vor dem Hause saß, niedergeschlagen. Thjostolf trat hinzu und sah, daß sie eine Wunde im Gesicht hatte, und fragte:"Warum ist dir so übel mitgespielt:" "Thorwald ist schuld, mein Mann," sagte sie, und du hieltst dich fern —wenn dir denn etwas an mir liegen sollte !" "Ich wußtes nicht," sagte er, " aber rächen will ichs doch!" Damit ging er davon und nach dem Strande und schob einen Sechsruderer hinaus; in der Hand trug er eine große Art, die ihm gehörte, mit eingelegtem Schaft. Er stieg ins Boot und ruderte hinaus nach den Bäreninseln, und als er an waren alle fortgerudert außer Thorwald und seinen Begleitern: er war dabei, die Schute zu laden, und sie trugen es ihm zu, die Knechte. Eben jetzt kam Thjostolf herbei und sprang auf die Schute, half ihm laden und sagte: "Hier brauchts einen kräftigern und geschicktern Arbeiter!" Thorwald sagte: "Glaubst du, du machsts besser " Was wir jetzt vornehmen werden, mach ich besser als du! Die Frau, die dich zum Mann hat, ist schlecht vermählt," sagte er" ,je kürzer eure Ehe währt- um so besser" 

1 Der Erzähler scheint die Entfernung der Bäreninseln zu unterschätzen; sie beträgt mindestens 4o Kilometer. sonstigen Leute, die dort Fischfang trieben (vgl. Thule Bd. 6 S. 48).



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Thorwald griff ein Messer auf, das neben ihm lag, und stach nach Thjostolf. Der hatte seine Art über der Schulter, mit der schlug er dawider, und es traf Thorwalds Arm, und der Knochen brach, aber das Messer fiel hin. Dann hob Thjostolf die Art zum zweitenmal und trieb sie dem Thorwald in den Kopf; davon hatte er sogleich den Tod.


12. Thorwalds Vater sucht Genugtuung

Da kamen Thorwalds Leute herunter mit den Lasten. Thjostolf besann sich nicht lange: er hieb mit beiden Händen in den Bord der Schute, und die Planken barsten über zwei Fächer hin; dann sprang er in sein Boot. Aber in die Schute stürzte die See kohlschwarz, und sie sank mit ihrer ganzen Last. Da versank auch der Leichnam Thorwalds, und sie konnten nicht sehen, wie er zugerichtet war, aber das wußten sie, daß er tot war.

Thjostolf ruderte Föhrde einwärts, aber sie wünschten ihm alles Böse und lebenslangen Fluch: er antwortete nichts und ruderte, bis er nach Hause kam, zog das Boot auf den Kiel und ging zum Hofe, die Art hatte er geschultert, und sie war ganz blutig. Hallgerd war vor dem Hause und sagte:" Deine Art ist blutig; was hast du begangen " "Jetzt habe ichs besorgt," sagte er, "daß man dich zum zweitenmal verheiraten kann." "Du meldest also den Tod des Thorwald," sagte sie. " So ists," sagte er; "jetzt mach etwas für mich ausfindig!" "Gut denn," sagte sie",ich will dich hinüberschicken zur Björnsföhrde nach Swansbübl . Swan wird dich mit offenen Armen aufnehmen, und er ist Manns genug, daß dich dort keiner faßt."

Er sattelte ein Pferd, das ihm gehörte, saß auf und ritt hinüber zur Björnsföhrde nach Swansbühl. Swan nahm ihn mit offenen Armen auf und fragte ihn nach Neuigkeiten, aber Thjostolf erzählte ihm den Totschlag mit seinen Begleitumständen . Swan sagte: " Das nenn ich noch Männer die nicht bei allem Gänsehaut bekommen! Ich will dir versprechen, wenn sie dich hier fassen wollen, sollen sie mit Schimpf und Schande ab ichen."

Nun ist fortzufahren bei Hallgerd, das sie Ljot den Schwarzen,



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einen verwandten, aufforderte, ihre Pferde zu satteln und mit ihr zu reiten: "ich will nach Hause zu meinem Vater Er machte alles fertig. Sie ging zu ihren Truhen und schloß sie auf, ließ das ganze Gesinde herrufen und gab allen irgendein Geschenk; ihnen allen aber tat ihr Weggehn leid. Dann ritt sie nach Hause zu ihrem Vater, und er nahm sie freundlich auf denn er hatte die Neuigkeit noch nicht gehört. Höskuld fragte Hallgerd: "Warum kam Thorwald nicht mit dir:" Sie antwortete: "Er ist tot." Höskuld sagte:"Daran wird Thjostolf schuld sein." Sie sagte, so sei es. "Das trifft wohl selten daneben, was Hrut mir sagt, — daß der Handel hier zu großem Unglück führen werde. Aber es nützt nichts, sich um Geschehenes anzuklagen." Nun ist fortzufahren bei den Begleitern Thorwalds, daß sie warteten, bis Schiffe vom Lande kamen. Sie erzählten den Totschlag und baten um ein Boot für die Überfahrt; man lieb es ihnen sogleich, und sie ruderten hinüber nach der Rauchspise 1 , suchten den Oswifr auf und erzählten ihm die Neuigkeit. Er sagte: "von übler Tat kommt üble Saat 2. Ich seh jetzt hinterher, wie alles gegangen ist. Hallgerd wird den Thjostolf nach der Björnsföhrde geschickt haben, und sie wird zu ihrem Vater nach Hause geritten sein. Sammeln wir nun Mannschaft schaft und verfolgen wir ihn 3 !"So taten sie, warben um Hilfe und hatten guten Erfolg; sie ritten zur Steingrimsföhrde und dann zum Ljotachtal und zum Robbenachtal und weiter gegen die Björnspöhrde.

Zu dieser seit fing Swan stark zu gähnen an und sagte:"Jetzt ziehen die Folgegeister Oswifrs heran!" Da sprang Thjostolf auf und nahm seine Art. Swan sagte: "Geh mit mir hinaus. Hier brauchts nicht viel Umstände." Damit gingen sie beide hinaus. Swan nahm ein Ziegenfell, wickelte sichs um den Kopf und sagte: " Es komme Nebel und komme Verblendung und Spuk über alle, die dich verfolgen !" 

1 40 Kilometer nordöstlich von den Bäreninseln. Daß Oswifr dort wohnt, war nicht berichtet. 2 Im Urtext ein stabendes Sprichwort. Die "üble Tat" ist die verhängnisvolle Heirat. nämlich den Thjostolf. 4 Die seelischen Doppelgänger eines menschen, die bei besonderen Anlässen und von Hellsichtigen wahrgenommen werden. Ihre Annäherung macht schläfrig. 5 Ein Sympathiezauber 6 Die Zauberformel kann als zwei Verspaare gelesen werden.



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Nun ist davon zu berichten, daß Oswifr und die Seinen das letzte Joch hinaufritten. Da kam ihnen ein dicker Nebel entgegen. Oswifr sagte: "Daran wird Swan schuld sein, und es wäre gut, wenn nicht noch schlimmeres folgte!" Wenig später sank es ganz schwarz vor ihren Augen herab, so daß sie nichts mehr sahen; sie fielen vom Sattel und verloren die Pferde und gerieten selbst in die Sümpfe oder andere in den Wald, so daß es hart an Leibesschaden kam; die Waffen kamen ihnen abhanden. Da sagte Oswifr:"Fände ich meine Pferde und Waffen wieder, dann würd ich umkehren!" Und als er dies ausgesprochen Batie, sahen sie wieder ein wenig und fanden ihre Pferde und Waffen. Da trieben viele wieder an, es mit dem Weiterreiten zu versuchen man tat so, und es kam sogleich derselbe Spuk; und so gings dreimal. Da sagte Oswifr: " So verfehlt der Zug ist, wir müssen jetzt umkehren. Gehn wir jetzt auf ein anderes Ziel los, und zwar denk ich vor allem daran, den Höskuld aufzusuchen und ihn um die Sohnesbuße zu bitten- denn wer viel Ehre hat, kann davon abgeben."

So ritten sie zu den Breitföhrdetälern, und zu berichten ist bier nichts, bis daß sie nach Höskuldstätten kamen. Dort war gerade Hrut anwesend. Oswifr ließ Höskuld und Hrut herausrufen. Sie gingen beide hinaus und begrüßten ihn, dann traten sie zum Gespräch beiseite. Höskuld fragte den Oswifr, woher des Weges er komme. Er sagte, er habe nach Thjostolf gesucht und ihn nicht gefunden. Höskuld meinte, er werde nach Swansbübl gekommen sein, "und das ist nicht jedermanns Sache, ihn dort zu fassen." "Deshalb bin ich hergekomnen," sagte Oswifr, "weil ich dich um Sohnesbuße bitten will." Höskuld antwortete: "Ich hab deinen Sohn nicht erschlagen, und ich hab ihm nicht den Tod geraten. Aber begreiflich ist es, daß du irgendwo den versuch machen willst." Hrut sagte: "Die Nase ist den Augen benachbart 1, Bruder, und es ist nötig, böses Gerede niederzuschlagen und ihm seinen Sohn zu büßen und so der Stellung deiner Tochter aufzuhelfen. Denn das ist jetzt das einzige, daß dies weggeschafft werde; denn es ist besser, daß man wenig drüber schwatze." Höskuld jagte: "Willst du dann 

1 Stabendes Sprichwort was den nächsten trifft, trifft uns.



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den Schiedsspruch tun?" "Das will ich," sagte Hrut, "und ich werde dich dabei nicht schonen; denn die Wahrheit zu sagen, deine Tochter hat ihm den Tod geraten."

Dann schwieg Hrut eine Weile, stand danach auf und sagte zu Oswifr: "Reich mir nun die Hand und sichre das Erlöschen der Klage zu 1 " Oswifr stand auf und sagte: "Ein ebenmäßiger Vergleich ist das nicht, daß sein Bruder 2 den Spruch tue. Doch hast du dich so gut dazu geäußert, daß ich dir in der Sache wohl vertrauen kann." Damit schlug er in Höskulds sand ein, und sie einigten sich auf den Vergleich, daß Hrut Schiedsrichter sein und den Spruch fällen solle, eh Oswifr abzöge. Darauf tat Hrut den Spruch und sagte:"Für die Erschlagung Thorwalds verhänge ich zwei Hunderte Silbers 3 , —das galt damals als gute Mannesbuße —" und es ist sogleich zu bezahlen, Bruder, und nach Wunsch zu erledigen ." Höskuld tat so. Da sagte Hrut zu Oswifr:"Zum Geschenk will ich dir einen schönen Mantel geben, den ich von der Reise mitbrachte." Er dankte ihm für das Geschenk und war jetzt zufrieden, so wie die Dinge lagen, und sag nach Hause.

Hrut und Höskuld kamen nach Berg und lösten das Heiratsgut aus in bestem Einvernehmen mit Öswifr und zogen mit der Habe nach Haus. Oswifr tritt jetzt aus der Geschichte ab. Hallgerd bat Höskuld, daß Thjostolf zu ihnen ziehen dürfe; er erlaubte es ihr. Und noch lange gab es Gerede über den Totschlag Thorwalds. Das Vermögen der Hallgerd wuchs und wurde ansehnlich.


13. Hallgerds zweite Verlobung

Drei Brüder treten jetzt in die Geschichte ein: der eine hieß Thorarin, der andere Ragi, der dritte Glum. Sie waren Söhne Oleifs des Shetländers, große Respektspersonen und wohl begütert. Thorarin batie den Beinamen Ragibruder; er 

1 Wo man vergleich schloß, sagte der verlebte durch Handschlag zu, auf gerichtliche Klage verzichten. Der Bruder des Haftenden. Erst der folgende Sah redet den Hrut an. Sin"Hundert Silbers" ist nach der wahrscheinlichen Schärfung gegen sgao Da man kaum je in gemünztem Gelde zahlte, kam viel auf eine anständige Wahl der Zahlungsmittel an.



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war Gesetzsprecher 1 als Nachfolger des Hrafn Höingssohn. Er war ein grundgescheiter Mann. Seine Wirtschaft hatte er in Warmenbach 2 zusammen mit Glum. Glum war lange auf Reisen gewesen; er war groß und stark und von schmuckem Äußern. Ragi, ihr Bruder, war berühmt für seine Totschläge. Den Brüdern gehörten im Südlande die Höfe Wieseninsel und Quellenspitze 3.

Glum und Thorarin sprachen zusammen, und Thorarin Sagte, ob Glum ins Ausland wolle; wie ers gewohnt war. Er antwortete: "Eigentlich hatte ich vor, mit den Kauffahrten aufzuhören." "Was hast du dann im Sinn: Willst du um ein Weib anhalten:" "Ja, das möchte ich," sagte er, " wenn ich etwas vorteilhaftes fände." Da zählte Thorarin auf, was es im Borgföhrdeland an unverheirateten Weibern gab, und Sagte, ob er eine davon haben möchte; " ich will mit dir hin reiten." Er antwortete: "Von denen will ich keine." "Dann nenne eine, die du haben möchtest," sagte Thorarin. Glum antwortete:" Wenn dus wissen willst; so heißt sie Hallgerd und die Tochter des Höskuld aus 'den Tälern drüben." "Hier gehts nicht nach dem Sprichwort, daß du des andern Schaden dir zur Warnung nehmest: sie war schon mit einem verheiratet und hat ihm den 'Tod geraten," sagte Thorarin. Glum erwiderte: "Kann sein, ein solcher Unstern begegnet ihr nicht zum zweitenmal; ich weiß gewiß, mir rät sie nicht den Tod. Willst du mir also eine Ehre antun, so reit mit mir hin, um sie anzuhalten." Thorarin sagte:" Da kann man wohl nichts dagegen tun: es wird kommen müssen, wie es bestimmt ist."

Glum kam oft auf die Sache zurück bei Thorarin, doch der wich lange seit aus. Aber schließlich kam es dahin, daß sie Leute zusammenriefen und ihrer zwanzig nach den Tälern hinüberritten; sie kamen nach Höskuldstätten, Höskuld nahm sie gut auf und sie blieben dort über Nacht. Aber früh am Morgen schickte Höskuld nach Hrut, und er kam, und Höskuld war vor dem Hause, als er in den Hof einritt. Höskuld sagte dem Hrut, was für Leute gekommen seien. "Was sie wohl 

1 Zum Gesetzsprecheramt vgl. unter Kap. 105. 132. 2 Im Hinterland der Borgföhrde, s. Thule Bd. 3 S. 89. 3 In der nähe von Reykjavik.



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wollen:" fragte Hrut. "Bisher haben sie noch kein Geschäft bei mir vorgebracht," sagte Höskuld. Dir wird doch das Geschäft gelten," sagte Hrut: sie werden um deine Tochter Hallgerd anhalten. Nun, was wirst du antworten" Was scheint dir ratsam fragte Höskuld. "Gib eine gute Antwort, aber sag ihnen Tugenden und Fehler an dem Weibe," sagte Hrut.

Während dieses Gesprächs der Brüder kamen die Fremden aus dem Hause. Höskuld begrüßte sie höflich. Auch Hrut grüßte den Thorarin und seinen Bruder. Darauf traten sie alle zusammen zum Gespräch, und Thorarin sagte: "Ich bin mit meinem Bruder Glum hergekommen mit dem Anliegen, um deine Tochter Hallgerd anzuhalten, Höskuld, für Glum, meinen Bruder. Ich kann dir sagen, daß er ein wohlerzogener Mann ist." "Ich weiß," sagte Höskuld, "daß ihr Brüder Männer von Stande seid. Aber anderseits möcht ich dir sagen, daß ich ihre erste Heirat verfügte, und davon hatten wir viel Unglück." Thorarin antwortete: "Dadurch wollen wir uns von dem Handel nicht abhalten lassen; denn ein Eid sou nicht alle binden ': diesmal kanns gut ausfallen, wenns auch damals schlimm wurde; übrigens hat Thjostolf dort das meiste verdorben."

Da sprach Hrut: "Ich würde euch den Rat geben, wenn ihr euch nicht wollt abhalten lassen von der Heirat durch das, was sich früher mit Hallgerd zugetragen hat: daß Thjostolf nicht mit ihr ins Südland ziehe, wenn die Heirat zustande kommt, und nie länger als drei Tage dort wohne, außer wenns Glum erlaubt, aber bußlos falle vor Glum, wenn er länger bleibt. Doch steht es Glum frei, ihms zu erlauben; aber dazu würde ich nicht raten. Wir wellens auch jetzt nicht machen wie damals, daß Hallgerd nichts erfährt. Sie soll diesen ganzen Antrag kennen und Glum sehen und selbst entscheiden, ob sie ihn nehmen will oder nicht. Dann kann sies nicht auf andre schieben, wenn es nicht gut ausfällt. Das Ganze soll ohne Falsch sein." Thorarin sagte: " Es ist wie immer, daß nichts besser frommt, als deinem Rat zu folgen."

Jetzt wurde nach Hallgerd geschickt, und sie kam, und zwei Frauen mit ihr. Sie hatte einen blauen Tuchmantel übergeworfen 

1 Stab endes Sprichwort man muß von Fall zu Fall urteilen.



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und war darunter in rotem Scharlachrock mit Silbergürtel . Sie setzte sich zwischen Hrut und ihren Vater Sie grüßte sie alle mit gewandten Worten und sprach gut und unerschrocken und fragte nach den Neuigkeiten; dann hörte sie auf zu reden. Glum sagte: "Mein Bruder Thorarin und ich haben schon ein wenig gesprochen über den Handel mit deinem Vater, daß ich dich zur Frau bekäme, Hallgerd, wenn auch du einverstanden bist. Du wirst dich nun äußern, wenn du die Schneid hast, ob es vielleicht nach deinem Sinne ist; aber wenn du keine Lust hast zu dem Handel mit uns, dann wollen wir nicht darüber sprechen." Hallgerd sagte: "Ich weiß, daß ihr Brüder Männer von Stande seid, und ich weiß, daß dies eine viel bessere Heirat ist als die frühere. Ich möchte nur wissen, was ihr schon besprochen habt und wie weit ihr die verhandlung geführt habt. Doch hab ich den Eindruck von dir, daß ich wohl Neigung zu dir fassen kann, wenn unsre Gemütsart sich zusammen verträgt."

Glum selbst erzählte ihr den ganzen Stand der verhandlung genau nach der Wahrheit und Sagte Höskuld und Hrut, ob ers recht wiedergebe. Höskuld sagte, so sei es. Da sprach Hallgerd: "Du, Vater und Hrut habt hierin so viel Rücksicht auf mich genommen, daß ich nach eurem Rate tun will; dieser Vertrag soll gelten, wie ihr ihn ausgedacht habt." Da sagte Hrut: "Mir scheint ratsam, daß Höskuld und ich die Zeugen ernennen, aber Hallgerd sich selbst verlobe, wenn das dem Rechtskundigen gut scheint." "Gewiß," sagte Thorarin. Darauf wurde das vermögen der Hallgerd geschätzt, und Glum sollte ebensoviel dawider setzen, und sie sollten auf Halb und Halb gestellt sein. Darauf verlobte sich Glum die Hallgerd und ritt mit den Seinen nach Hause; aber Höskuld sollte die Hochzeit bei sich abhalten . Es geschah nun nichts weiter, bis man zur Hochzeit ritt.


14. Hallgerds zweite Ehe

Klum und sein Bruder boten großes Gefolge auf und hatten auserlesene Mannschaft. Sie ritten nach den Tälern hinüber und kamen nach Höskuldstätten, dort war schon eine Menge versammelt. Höskuld und Hrut verteilten die eine



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Bankreihe, der Bräutigam die andre. Hallgerd saß auf der Querbühne und nahm sich gut aus. Thjostolf ging herum mit geschulterter Art und tat sehr gefährlich; aber keiner tat, alg bemerke ers.

Als das Fest aus war, zog Hallgerd mit ihnen ins Südland. Aber als sie in Warmenbach angelangt waren, Sagte Thorarin die Hallgerd, ob sie den Haushalt zu übernehmen wünsche, "Nein, das wünsche ich nicht," sagte sie 1. Den Winter über nahm sie sich sehr zusammen, und man war nicht übel mit ihr zufrieden.

Im Frühjahr sprachen die Brüder über ihren Vermögensstand, und Thorarin sagte: "Ich will euch beiden die Wirtschaft in Warmenbach abtreten, denn euch ist sie am bequemsten; aber ich will nach Quellen spitze hinüberziehn und dort wirtschaften; die Wieseninsel aber wollen wir beide zusammen behalten." Glum war einverstanden. Da siedelte Thorarin über, aber die beiden blieben wohnen. Hallgerd stellte Gesinde an; sie hielt auf freigebige und reichliche Wirtschaft. Im Sommer brachte sie ein Mädchen zur Welt. Glum fragte, wie es heißen solle. "Man soll es nach meines vaters Mutter nennen: Thorgerd soll es heißen; denn die stammte väterlicherseits von Sigurd dem Drachentöter nach den Stammbäumen 2." Das Mädchen wurde mit Wasser begossen 3 und ihm dieser Name gegeben. Sie wuchs dort im Hause auf und wurde ihrer Mutter ähnlich im Äußern. Glum und Hallgerd kamen gut miteinander aus. So ging es eine Zeitlang.

Aus der Björnsföhrde erfuhr man die Neuigkeit, daß Swan im Frühjahr auf den Fischfang gerudert war, da überfiel sie ein starker Oststurm und trieb sie an in der Weidelosföhrde, und dort kamen sie um. Aber Fischer vor dem Hofe Kaltrücken glaubten den Swan zu sehen, wie er in den Berg Kaltrückenhorn einging, und dort wurde er gut bewillkommt 4. Aber 

1 Sie fügt sich also der Leitung einer andern Hausfrau, wohl der Gatten des Thorarin ein Zeichen, daß sie sich "zusammennimmt. 2 Eine Erfindung, die nicht sehr lange vor unsrer Saga aufkam ! Den Ragnar Lodenhose (S. 25 3) vermählte man mit einer apokryphen Tochter Sigurds und Brynhilds. 3 Die Wasserweihe der vorchristlichen Zeit. 4 Das Hauptbeispiel für den Einzug in den Totenberg bietet die Geschichte vom Goden Snorri Kap, 4 (Thule 8d 7)



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einige widersprachen und sagten, daran sei nichts. Das abe- wußten alle, daß man ihn nicht mehr fand, weder lebend noch tot. Als aber Hallgerd den Tod ihres Mutterbruders erfuhr fand sie es einen schweren verlust.

Glum schlug dem Thorarin vor, ihre Landgüter zu tauschen; er sagte, das wolle er nicht, "aber wenn ich dich überlebe, denke ich mir Warmenbach zu." Glum sagte das der Hallgerd; sie antwortete: "Das hat Thorarin an uns verdient 1.


15. Thjostolf kommt zu Hallgerd

Thjostolf hatte einen Knecht Höskulds geprügelt, da jagte ihn dieser fort. Er nahm sein Pferd und seine Waffen und sagte zu Höskuld: "So geh ich also fort und komme nie mehr zurück." "Das wird alle freuen," sagte Höskuld.

Thjostolf ritt, bis er nach Warmenbach kam; dort fand er gute Aufnahme bei Hallgerd und keine schlechte bei Glum. Er erzählte der Hallgerd, ihr Vater habe ihn fortgejagt, sie möge etwas für ihn tun. Sie antwortete ihm so: sie könne ihm nichts versprechen über sein Hierbleiben, bevor sie mit Glum geredet habe. "Stehts gut zwischen euch Sagte er. "Ja, wir haben uns lieb," sagte sie.

Darauf ging sie, mit Glum zu sprechen, und legte ihm die Arme um den Hals und sagte: "Erfülle mir die Bitte, die ich an dich babel" "Ich erfülle sie dir, wenns die Ehre erlaubt," sagte er, " worum willst du bitten:" Sie sagte: "Den Thjostolf hat man drüben weggejagt, und ich möchte, daß du ihm erlaubtest; hier zu bleiben. Aber ich wills nicht schief nehmen, wenns dir nicht drum ist." Glum sagte:"Da du so brav bist, will ichs dir erlauben. Aber das sag ich dir, wenn er Bosheiten anfängt; muß er auf der Stelle weg." Sie ging zu Thjostolf und sagte ihm das. Er erwiderte: "Du bist doch wieder brav, wie zu erwarten war."

Darauf blieb er dort und nahm sich eine Zeitlang zusammen; aber endlich wurde er doch überall der Störenfried. Er hielt sich gegen niemand zurück außer gegen Hallgerd; aber die nahm 

1 Dieser Absah hat wohl nur den Zweck, Hallgerds nachmalige Übersiedelung (Kap. 17 Schluß) zu begründen.



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nie seine Partei, wenn er mit andern stritt. Thorarin tadelte seinen Bruder Glum, daß er ihn dort wohnen ließ, und sagte, es werde schlimm ablaufen und wieder so gehn wie früher, wenn er da bleibe. Glum antwortete freundlich und tat doch nach seinem Willen.


16. Hallgerds Sank mit Slum

In einem Herbst trug es sich zu, daß die Talfahrt 1 der Leute schlimm ausfiel; auch Glum vermißte viele Hämmel. Da sagte er zu Thjostotf: "Geh aufs Hochland mit meinen Knechten, und seht, ob ihr etwas findet von den Schafen." "Die Viehsuche hat mir nie gelegen," sagte Thjostolf, "und das allein genügt vollauf, daß ich nicht hinter deinen Sklaven herlaufen will. Geh du selbst, dann will ich mit dir gehn." Darüber kams zu scharfen Worten.

Hallgerd saß vor dem Hause; es war schönes Wetter. Glum trat auf sie zu und sagte: " habe mich eben mit Thjostolf gezankt; er und ich bleiben nicht lange mehr beisammen," und er erzählte ihr den ganzen Wortwechsel. Da redete Hallgerd Thjostolf das Wort, und da kams wieder zu scharfen Worten. Glum schlug mit der Hand aus gegen sie und sagte: "Mit dir streit ich nicht länger," und ging davon. Sie hatte ihn sehr gern und konntes nicht verhalten und weinte laut auf. Thjostolf trat zu ihr und sagte: "Dir ist böse mitgespielt; so sollte's nicht öfter gehn" "Du hast das nicht zu rächen und dich nicht drum zu kümmern, was zwischen uns vorgeht." Er ging davon und grinste.


17. Slums und Thjostolfs Tod

Klum rief Leute herbei, mit ihm zu gehn; auch Thjostolf machte sich fertig und ging mit Glum. Sie gingen das obere Rauchtal hinauf und dann hinauf an der Ringkluft und südwärts zum Querberg dort teilten sie die Mannschaft, einige schickte er nach den Säulenbergen, die fanden alle eine Menge vieh, aber andere gingen nach der Skorritalstrift; und endlich waren die Zwei allein, Glum und Thjostolf. Sie gingen vom 

1 Das Sammeln und Heimtreiben der Schafherden von der Hochweide.



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Querberg südwärts und fanden dort scheu gewordene Schafe und jagten sie gegen den Berg hin. Die Schafe entkamen ihnen aufs Hochland; da schimpfte einer den andern, und Thjostolf sagte zu Glum, zu nichts habe er Kraft als sich auf dem Leibe der Hallgerd zu wälzen 1. Glum sagte "Kein schlimmerer Gefährt als 2 vom eigenen Herd ! Ich soll Schmähworte von dir einstecken, da du doch ein leibeigner Sklav bist!"Thjostolf sagte: "Das sollst du bezeugen können, daß ich kein Sklav bin, denn vor dir werd ich nie davon laufen!" Da wurde Glum zornig und hieb nach ihm mit dem Messer, er aber fuhr mit seiner Art dawider, der Hieb traf auf das Blatt und schnitt ein zwei Finger tief. Sogleich führte Thjostolf mit der Art den Gegenhieb, und es traf die Achsel, spaltete Schulterblatt und Schlüsselbein, und das Blut ergoß sich nach innen. Glum tat einen Griff nach Thjostolf mit der andern Hand so kräftig, daß er siel. Festhalten konnte er nicht, denn der Tod ereilte ihn. Thjostolf deckte seine Leiche mit Steinen und nahm ihm einen Goldring ab.

Er ging, bis er nach Warmenbach kam. Hallgerd war vor dem Hause und sah, daß die Art blutig war. Er warf ihr den Goldring zu. Sie sagte: " Was bringst du für Nachricht? Warum ist deine Art blutig:" Er sagte: "Wie es dir gefallen wird, weiß ich nicht: ich melde dir die Erschlagung Glurns." "Du wirst schuld daran sein," sagte sie."So ists," sagte er. Sie lachte 3 und sagte: "Du bist kein blinder Partner im Spiel!" "Was machst du jetzt für mich ausfindig Sagte er. "Geh zu meinem Oheim Hrut," sagte sie, " er mag etwas für dich finden." "Ich weiß nicht," sagte Thjostolf, "ob das gut geraten ist; aber in dieser Sache will ich deinen Rat befolgen."

Dann nahm er sein Pferd und ritt noch in der Nacht nach Hrutstätten hinüber. Dort band er das Pferd hinterm Hause an, ging dann zur Tür und schlug einmal stark daran; hernach trat er auf die Nordseite des Hauses zurück. Hrut hatte wach gelegen er sprang schnell auf und fuhr in die Jacke, trat in ein Paar Schuhe und nahm sein Schwert auf; er wickelte sich den 1 

vgl. Thule Bd. 5 S. 43 unten. 2 Im Urtext ein stabendes Sprichwort, wörtlich: man ist frei von schlimmer Begleitung, man bringe sie denn von Hause mit. Um ihren Racheplan zu verbergen vgl. Thule Bd 6 S. 175.



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Mantel um die linke Hand und aufwärts übern Arm. Die Leute erwachten davon, als er hinausging. Er sah einen großen Mann hinterm Hause und erkannte den Thjostolf. Hrut fragte ihn, was es gebe. "Ich melde dir die Erschlagung Glurns," sagte Thjostolf. "Wer ist schuld:" fragte Hrut. "Ich habe ihn erschlagen," sagte Thjostolf."Warum bist du hergeritten fragte Hrut."Hallgerd hat mich zu dir geschickt," sagte Thjostolf."Dann ist sie nicht schuld daran," sagte Hrut und zog das Schwert, Thjostolf sah dies und wollte nicht dahinten bleiben und hieb sogleich nach Hrut. Hrut wich schnell aus und schlug mit der Linken so behende gegen die Flachseite der Art, daß sie dem Thjostolf aus der Hand flog. Mit der Rechten hieb Hrut auf Thjostolfs Bein oberhalb des Knies, so daß es lose baumelte, sprang gleichzeitig auf ihn ein und gab ihm einen Stoß; dann hieb er ihn in den Kopf und gab ihm so die Todeswunde. Thjostolf fiel rücklings hin. Da kamen Hruts Knechte heraus und sahen die Zeichen des Geschehenen. Hrut ließ den Thjostolf wegschaffen und seine Leiche decken. Dann machte sich Hrut auf zu Höskuld und erzählte ihm die Erschlagung Glurns und dann Thjostolfs. Er fand Glurns Hingang einen Verlust, dankte ihm aber für die Erschlagung Thjostolfs.

Bald darauf erfuhr Thorarin Ragibruder die Erschlagung seines Bruders Glum. Er ritt selbzwölft hinüber nach Höskuldstätten . Höskuld nahm ihn mit offenen Armen auf, und er blieb dort über Nacht. Höskuld hatte gleich nach Hrut geschickt er möge kommen; er ging gleich hin; und am Tag darauf redeten sie lange über Glurns Erschlagung. Thorarin fragte: "Willst du mir den Bruder irgendwie büßen Denn ich hab viel an ihm verloren." Höskuld antwortete: "Ich hab deinen Bruder nicht erschlagen, und meine Tochter hat ihm nicht den Tod geraten, und sobald Hrut es erfuhr, bat er den Thjostolf erschlagen." Da schwieg Thorarin, und es sah ihm mißlich aus. Hrut sagte:"Erweisen wir ibm die Ehre! Er bat wirklich viel verloren, und es wird einen guten Eindruck machen: geben wir ihm Geschenke, und er sei unser Freund sein Leben lang" Dazu kams denn, daß sie ihm Geschenke gaben, die beiden Brüder, und er ritt in seinen Süden zurück. Im Frühjahr tauschte er



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mit Hallgerd die Wohnstätte; sie zog nach Quellenspitze und er nach Warmenbach. Damit ist Thorarin aus der Geschichte.


18. Unn vertut ihr Erbe

Jetzt ist da fortzufahren 1, daß Mord Geige krank wurde und starb, und man fand das einen großen verlust. Seine Tochter Unn übernahm seine ganze Erbschaft; sie war noch nicht wieder verheiratet. Sie war keine Sparerin und sorgte sich wenig ums Geld: so fing ihr die Fahrhabe zu schwinden an, bis daß sie nur noch das Land und ihre Schmucksachen besaß.



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Drittes Stück: Gunnar bis zu seiner Heirat



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19. Gunnar und sein Geschlecht

Es war ein Mann namens Gunnar. Er war ein Vetter der Unn. Seine Mutter hieß Rannweig und war die Tochter von Sig fus, dem Sohn Sigwats des Roten; der war erschlagen worden an der Sandbühlfähre. Gunnars Vater hieß Hamund und war ein Sohn von Gunnar Baugssohn; nach dem ist der Hof Gunnarsfels benannt. Die Mutter des Hamund hieß Hrafnhild, sie war die Tochter von Storolf, dem Sohn des Höing. Storolf war ein Bruder des Gesetzsprechers Hrafn; ein Sohn Storolfs war Orm der Starke.

Gunnar Hamundssohn hatte seine Wirtschaft in Haldenende an der Stromhalde 1. Er war ein hochgewachsener und starker Mann, der beste Fechter: er hieb mit beiden Händen und schoß aufs Mal, wenn er wollte, und er konnte das Schwert so schnell schwingen, daß man dreie in der Luft zu sehen glaubte; er schoß mit dem Bogen wie kein zweiter und traf alles, wonach er schoß. Er sprang in voller Rüstung höher als die eigne Länge und nicht kürzer rückwärts als vorwärts. Er schwamm wie ein Seehund, und kein Spiel gab es, wo einer sich mit ibm hätte messen dürfen, und so hat man überliefert, daß er seinesgleichen nicht gehabt habe. Er war schön von Aussehen, von heller Gesichtsfarbe, seine Nase strack und stark vorspringend, blauäugig war er und scharfäugig, die Backen rot gefärbt, das Haar war reich, floß schön und hatte eine gute Farbe. Ein höfisches Wesen hatte er wie wenige, war tatkräftig in allem, freigebig und selbstbeherrscht, in der Freundschaft wählerisch, aber treu. An Habe war er reich begütert.

Er hatte einen Bruder namens Kolskegg; der war groß und stark, ein ehrenhafter Bursch und kannte keine Furcht. Ein zweiter Bruder hieß Hjört; der war noch im Kindesalter. Ein Bruder Gunnars außer der Ehe war Orm Waldnase; der kommt nicht in dieser Geschichte vor. Eine Schwester hatte Gunnar namens Arngunn; sie war die Frau Hroars, des Goden von der Zunge, des Sohnes von Uni dem Ungeborenen, dem Sohne Gardars, der Island entdeckt hatte. Ein Sohn der 

1 Sieh Einl. S. 20.



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Arngunn war Hamund der Lahme, der seine Wirtschaft in Hamundstätten hatte.


20. Njal und sein Geschlecht

Es war ein Mann namens Njal. Er war ein Sohn von Thorgeir Gollnir, dem Sohn von Thorolf. Njals Mutter dieß Asgerd und war die Tochter des Gauhäuptlings Asket des Stummen. Sie war nach Island herausgekommen und hatte Land besiedelt östlich vom Waldstrom zwischen dem Wogenstein und der Almlandstirn. Ein Sohn von ihr war auch der Felsen-Thorir, der Vater von Thorleif Rabe, von dem die Wälderleuze stammen, und von Thorgrim dem Großen und Klamm-Geir. Njal hatte seine Wirtschaft auf Bergthorsbühl in den Landinseln. Ein zweites Gut besaß er in Thorolfsberg 1. Njal war sehr begütert und von schönem Äußern, nur wuchs ihm kein Bart. Er war ein so großer Rechtskundiger, daß es seinesgleichen nicht gab; gescheit war er und schaute in die Zukunft, war friedliebend und gab guten Rat, und alles, was er den Leuten riet, bewährte sich. Er war ruhig in seinem Wesen und hochherzig, jedem half er aus der verlegenheit, der ihn aufsuchte. Seine Frau hieß Bergthora; sie war die Tochter des Skarphedin, ein rechtes Kernweib und ein guter Kerl, etwas schroff in ihrem Wesen. Sie und Njal hatten sechs Kinder, drei Töchter und drei Söhne; die kommen alle später in dieser Geschichte vor.


21. Unn sucht Gunnars Hilfe

Jetzt ist bei Unn fortzufahren, daß sie all ihr bewegliches Gut verloren hatte. Sie machte sich auf nach Haldenende, und Gunnar nahm sie, seine Verwandte, gut auf. Sie blieb dort über Nacht. Tags darauf saßen sie vor dem Hause und unterhielten sich. Ihr Gespräch nahm die Wendung, daß sie ihm erzählte, wie mißlich es um ihre Habe stehe. "Das ist schlimm," sagte er. " Wie willst du mir aus der verlegenheit helfen " Sagte sie. Er antwortete: "Nimm soviel Geld, als 

1 Sieh Kap. 25 Schluß. 2 Gegen den sonstigen Sagabrauch werden die Söhne erst an späterer Stelle (Kap. 25) eingeführt.



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du brauchst, von dem, was ich ausgeliehen habe." "Dein Geld will ich nicht verschwenden," sagte sie."Was willst du dann? fragte er. "Ich möchte, daß du mein Geld von Hrut zurück fordertest ," sagte sie. "Das halt ich für aussichtslos," sagte er, wo doch dein Vater es nicht herausbekam, und er war ein großer Rechtskundiger, aber ich versteh mich wenig aufs Gesetz Sie antwortete: "Mit Gewalt hat Hrut es bestritten mehr als nach dem Gesetz; aber mein Vater war ein alter Mann, da fanden es die Leute ratsam, daß sie nicht darüber stritten. Es gibt auch keinen unter meinen verwandten, der sich der Sache annähme, wenn du nicht die Schneid dazu hast." "Getrauen würd ich mich," sagte er, "dieses Geld zu fordern; ich weiß nur nicht, wie man die Sache anfassen soll." Sie antwortete: "Geh nach Bergthorsbühl und sprich mit Njal. Er wird den rechten Weg wissen. Ist er doch dein guter Freund." "Ja, von ihm kann ich erwarten, daß er mir Gutes rät wie allen andern," sagte er.

Es endete damit, daß Gunnar die Rechtssache übernahm, aber ihr das Geld den Haushalt verschaffte, soviel sie brauchte, und damit zog sie nach Hause.

Gunnar ritt nun zu Njal, der nahm ihn gut auf, und sie gingen zum Gespräch beiseite. Gunnar sagte: "Um einen guten Rat bin ich ;u dir gekommen." Njal antwortete "Den verdienen viele von meinen Freunden; aber bei dir solls mir ein besonderes Anliegen sein." Gunnar sagte: "Ich möchte dir mitteilen , daß ich von Unn die Geldforderung bei Hrut übernommen habe "Das ist eine sehr schwierige Sache" , sagte Njal, "und ein großes Wagnis, wie's abläuft. Doch will ich dir nicht vorenthalten , was mir das Aussichtsvollste scheint; und es wird gelingen, wenn du dich daran hältst, aber dein Leben steht auf dem Spiel, wenn dus anders machst." "Ich werde mich genau daran halten," sagte Gunnar. Da schwieg Njal eine Weile und sagte dann: "Ich habs mir überlegt; so wird es geben."


22. Njals Rat

Du reitest nun mit zwei Mann von Hause. Du trägst zuoberst einen Regenmantel und drunter einen braun



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gestreiften Wollenrock: unter dem trägst du deinen guten Anzug; du führst eine Handaxt. Zwei Pferde nimmt jeder von euch mit, ein fettes und ein mageres. Du führst von hier Schmiedeware mit. Ihr reitet gleich morgen früh, und wenn ihr über die Weißach ins Westland kommt, da zieh dir den Hut tief ins Gesicht: da wird man fragen, wer das sei, der große Mann. Deine Begleiter sollen dann sagen, das sei der große Kauf-Hedin, ein Mann aus der Inselföhrde, er ziehe mit Schmiedeware; er ist ein bösartiger und schwatzhafter Mensch, meint alles besser zu wissen, er widerruft oftmals den verkauf und fährt gleich auf die Leute los, wenn nicht alles gemacht wird, wie er will. Du reitest hinüber nach der Borgföhrde und bietest überall Schmiedeware feil und widerrufst den verkauf oft: da wird sich das Gerücht ausbreiten, der Kauf Hedin sei doch der widerhaarigste Mensch, das sei ungelogen, Du reitest ins Norderachtal und weiter zur Widderföhrde und ins Lachsachtal, bis du nach Hövkuldstätten kommst. Dort bleibst du über Nacht und sitzest untenan und hältst den Kopf gesenkt. Höskuld wird erklären, mit dem Kauf-Hedin solle man sich nicht einlassen, das sei ein unwirscher Geselle. Darauf ziehst du also fort am Morgen und kommst in den Nachbarshof von Hrutstätten . Dort bietest du Schmiedeware feil und zeigst das Schlechteste von allem vor und bestreitest die Mängel. Der Bauer wird sichs ansehen und wird die Mängel merken, da reißt dus ihm aus der Hand und schimpfst ihn. Er wird sagen, das set begreiflich, daß ers nicht gut mit dir treffe, da alle andern es schlecht mit dir träfen. Da fährst du auf ihn los, so wenig du das gewohnt bist; aber zähme deine Kraft, daß man dich nicht erkennt! Dann wird man einen nach Hrutstätten schicken, dem Hrut zu sagen, es sei das beste, euch auseinanderzubringen. Er wird gleich nach dir schicken, und du gehst auch gleich hin. Man wird dir den Platz anweisen auf der minderen Bankreihe gegenüber von Hruis Hochsitz. Du grüßest ihn, er wird gui erwidern. Er wird fragen. ob du aus dem Nordland seist; du antwortest, du seist aus der Inselföhrde. Er wird fragen, ob es dort eine Menge ausgezeichnete Männer gebe. ,Ja, Schuftigkeit haben sie reichlich,' antwortest du. ,Rennit du dich


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aus im Rauchtal" wird er fragen. ,Auf ganz Island kenn ich mich aus,' antwortest du. ,Gibt es im Rauchtal große Kämpen wird er fragen. ,Diebe gibts dort und Gesindel,' antwortest du. Da wird Hrut lachen und seinen Spaß dran haben. Ihr werdet über die Leute im Östviertel reden, und du hängst allen irgend etwas an. Euer Gespräch wird aufs Krummachland kommen; da sagst du, dort sei am wenigsten Auswahl , seit Mord Geige tot sei. Hrut wird Sagen, wie du es denn erklärest, daß keiner seine Stelle ausfüllen könne. Du gibst zur Antwort, er sei ein so gescheiter Mann gewesen und ein so großer Rechtsbeistand, daß seine Häuptlingsehre nie zu Schaden kam. Er wird fragen, ob dir etwas davon bekannt sei, ,wie es mir mit ihm ging.' ,Mir ist bekannt,' sagst du, ,daß er dir das Weib abnahm, und du ließt dirs gefallen.' Da wird Hrut antworten: ,Fandest du das kein Zuschadenkommen, daß er das Geld nicht erlangte und hatte doch die Klage angestrengt?' Darauf bleib ich dir die Antwort nicht schuldig,' sagst du: ,du fordertest ihn zum Zweikampf, er aber war ein alter Mann, da rieten ihm seine Freunde, sich nicht mit dir zu schlagen, und brachten den Handel so zum Schweigen.' ,Gefordert hab ihn,' wird Hrut sagen, ,und dummen Leuten sah es so aus, als sei das gesetzlich; aber man konnte doch den Handel auf dem nächsten Ding neu aufnehmen, wenn er die Schneid da; u gehabt hätte.' ,Das weiß ich wohl,' sagst du. Da wird er dich fragen: ,verstehst du denn etwas vom Recht" ,Bei mir Hause galts dafür,' sagst du, ,aber wie man den Handel neu aufnehmen soll, mußt du mir erst sagen.' Hrut wird erwidern, nach welchem Handel du Sagest. ,Nach dem da,' sagst du, ,der mich gar nichts angeht: wie man die Geldforderung der Unn neu aufnehmen soll.' ,Da muß man vorladen vor meinen Ohren oder in meiner gesetzlichen Wohnstätte,' wird Hrut sagen. lade einmal vor,' sagst du, ,und das zweitemal will ich,' wird Hrut die Vorladung sprechen, und du paffest genau auf, was für Ausdrücke er braucht. Dann wird Hrut sagen, du sollest nun vorladen. Da lädst vor, und zwar falsch, so daß höchstens jedes zweite Wort richtig ist. Da wird Hrut lachse und wird keinen Verdacht mehr haben, nur bemerken, daß es


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voll Fehler sei. Du schiebsts auf deine Begleiter, sie hätten dich gestört. Dann bittest du Hrut, es dir vorzusprechen, und er möge dir erlauben, es nachzusprechen. Das wird er dir erlauben und selbst die vorladung sprechen. Du sprichst sie auf der Stelle nach und diesmal richtig und Sagst dann Hrut, ob recht vorgeladen sei. Er wird antworten, dies könne nicht durchgetan werden. Da sprichst du mit lauter Stimme, so daß deine Begleiter es hören: ,Ich lade vor in der von Unn Mördstochter abgetretenen Klage.' — Senn aber die Leute im Schlaf sind. nehmt ihr eure Zäume und Sattelzeug und tut leise, geht hinaus und tragt eure Sättel auf die Weide zu den fetten Pferden und reitet die, aber die andern laßt ihr zurück. Ihr reitet über die Hofweiden hinaus und bleibt droben drei Tage: so lange wird man nach euch ungefähr suchen gehn. Dann reitest du ins Südland zurück und reitest immer nur nachts, tags liegst du still. Wir aber werden aufs Ding reiten und bei dem Handel helfen."

Gunnar dankte ihm und ritt vorerst nach Hause.


23. Gunnar als Kauf-Hedin

Zwei Tage später 1 ritt Gunnar ab und mit ihm zwei Männer. Sie kamen auf die Blauwälderheide, da kamen ihnen Leute entgegengeritten, die fragten, wer dieser große Mann sei, von dem so wenig zu sehen 'war; seine Begleiter sagten, das sei der Kauf-Hedin. Sie meinten, wenn so einer vorausreite, sei wohl kein Schlimmerer dahinter zu erwarten. Da tat Hedin sogleich, als wolle er auf sie los; doch zogen sie dann jeder seines Weges.

Gunnar machte's ganz so, wie ihm vorgeschrieben war, blieb in Höskuldstätten über Nacht, zog von dort talabwärts und kam in den Nachbarshof von Hrutstätten: dort bot er Schmiedeware feil und verkaufte drei Stücke. Der Bauer merkte, daß Mängel dran waren, und erklärte's für Betrug. Hedin ging sogleich auf den Bauer los. Das wurde dem Hrut gemeldet, er schickte nach Hedin, der zog sogleich zu Hrut hin und fand dort gute Aufnahme; Hrut gab ihm den Platz sich gegenüber 

1 Gegen Kap. 22 Z. 6.



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Ihr Gespräch ging ziemlich, wie Njal sichs gedacht hatte: zuletzt sagte ibm Hrut, wie man den Handel einzuleiten habe, und sprach die Vorladung; er aber sprach nach und lud falsch vor; da lächelte Hrut und hatte keinen Verdacht. Da sagte er, Hrut solle zum zweitenmal vorladen; das tat Hrut. Hedin lud nun auch zum zweitenmal vor und diesmal recht und rief seine Begleiter zu Zeugen an, das er vorgeladen habe in der von Unn Mördstochter abgetretenen Klage.

Am Abend ging er schlafen wie die andern, aber sobald Hrut eingeschlafen war, nahmen sie ihre Kleider und Waffen und gingen hinaus, holten ihre Pferde und ritten über den Fluß und weiter auf der Herdenfelsseite, bis das Tal ein Ende hatte, und blieben dort auf dem Hochland neben der Habichttalsscharte an einer Stelle, wo man sie nicht eher sehen konnte, als bis man schon auf sie zuritt.

Höskuld in Höskuldstätten wachte auf in dieser Nacht, noch vor der Mitte, und weckte all seine Hausgenossen. "Ich will euch meinen Traum erzählungen," sagte er, " es war mir, ich sähe einen großen Bären aus dem Haus hinaus treten, und ich wußte, daß das Tier nicht seinesgleichen hatte; und hinter ihm gingen zwei Hunde, die hieltens mit dem Bären. Er strebte nach Hrutstätten und trat dort ins Haus ein. Damit erwachte ich. Nun möcht ich euch fragen, was ihr an dem großen Mann bemerkt habt." Einer antwortete ihm: "Ich bemerkte, daß aus dem Ärmel eine Goldborte hervorkam und ein rotes Kleid; am rechten Arm trug er einen Goldring 1 ." Höskuld sagte: "Dieser Folgegeist gehört zu niemand anders als zu Gunnar von Haldenende! Jetzt, hinterher, wird mir alles klar. Reiten wir jetzt nach Hrutstätten"

So taten sie. Hrut lag in seiner Bettkammer und fragte, wer gekommen sei. Höskuld nannte sich und fragte, was an Fremden da sei. Er sagte: "Der Kauf-Hedin ist hier."Höskuld sagte: "Höher hinauf, wirds heißen Ich vermute, Gunnar von Haldenende ists gewesen." "Dann hätte mir der Schlaue den Meister gezeigt!" sagte Hrut. "Was hats gegeben:" Sagte Höskuld. 1 

Ein motiv aus Heldensage oder Märchen. Unser Erzähler hat es eigens vorbereitet (Kap. 22 3 3) ! 2 S. 50 4.



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"Ich sagte ihm, wie man den Rechtshandel der Unn einzuleiten hätte, und lud mich selbst vor, aber er sprach es nach, und dies wird ihm nun als Eröffnung des Verfahrens dienen, und zwar als richtige." "Da hast du bei weitem deinen Meister gefunden!" sagte Höskuld, "und dahinter steht Gunnar nicht allein Njal wird diesen Rat gegeben haben, denn er hat nicht seinesgleichen an Gescheitheit"

Sie suchten nun nach Hedin, aber der war ganz und gar davon. Dann sammelten sie Mannschaft und suchten drei Tage nach ihnen und fanden sie nicht. Gunnar ritt vom Hochland ins Habichtstal und östlich vom Passe durch, dann hinüber nach der Felswartenheide und endlich nach Hause.


24. Gunnar und Hrut auf dem Ding

Gunnar ritt aufs Allding. Auch Hrut und Höskuld ritten aufs Ding und sammelten viel Mannschaft. Gunnar verfolgte auf dem Ding seine Klage ; er berief die Nachbarn 2 für die Klage. Hrut und die Seinen hatten vorgehabt, ihm mit der Waffe entgegenzutreten, getrauten sich aber nicht. Darauf trat Gunnar vor das Westviertelsgericht und entbot Hrut, zu hören auf seinen Eidschwur und den Klagevortrag und alle Klagebeweise. Hernach leistete er den Eid und trug die Klage vor. Darauf ließ er das Zeugnis über die Vorladung erbringen. Njal war nicht anwesend. Gunnar führte seine Klage weiter, bis er zur Einrede aufforderte. Hrut ernannte Zeugen und erklärte die Klage für durchgetan: Gunnar habe übergangen die drei Zeugnisse, die vor Gericht zu kommen hatten: erstens das, das vor der Bettkante ernannt war, zweitens das vor der Haupttor, drittens das auf dem Gesetzesfelsen 3.

Njal war eben zum Gericht gekommen und erklärte, die Klage retten zu können, wenn sie es durchfechten wollten. "Nein, das will ich nicht," sagte Gunnar, "ich werde dem Hrut die gleiche 

1 Die einzelnen Akte werden hier nur skizziert vergl. den nächsten Fall Kap. 56. Die Kundmachung auf dem Gesezes felsen fällt hier weg, weil vorladung des Beklagten erfolgt war D. y. die Geschworenen, die Hruts Hinterziehung der Summe zu bejahen hatten. Sie werden hier also erst auf dem Ding berufen. vergl. S. 39.



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Bedingung stellen, wie er sie meinem Vetter Ward stellte. Nun denn, sind Hrut und Höskuld in der Nähe, so daß sie meine Worte hören können" "Wir hören," sagte Hrut, " was willst du:" Gunnar sagte: "Mögens als Zeugen hören, die zugegen sind, daß ich dich, Hrut, zum Holmgang fordre, und war wollen wir uns heute noch schlagen auf dem Werder hier in der Axtache. Will't du dich aber nicht mit mir schlagen, dann zahle heute noch die gange Summe aus!"

Damit trat Gunnar vom Gericht ab mit seinem ganzen Gefolge. Auch Höskuld und Hrut kehrten zurück, und weder Klage noch Abwehr wurde fortgesetzt.

Uls Hrut in das Zelt kam, sagte er: "Das ist mir noch nie begegnet , daß irgend jemand mir einen Holmgang angeboten hätte und ich hätte nein gesagt!' "Du wirst vorhaben, dich zu schlagen," sagte Höskuld" ,aber das soll nicht geschehn, wenns nach mir geht; denn du stehst hinter Gunnar nicht weniger zurück als Mord hinter dir. Bezahlen wir lieber beide zusammen dem Gunnar die Summe!" Darauf fragten sie ihre Bauern, was sie beisteuern wollten. Sie sagten alle, sie wollten beisteuern, soviel Hrut wünsche.

"Gebn wir denn zu Gunnars Zelt," sagte Höskuld, ",und erlegen wir die Summe!" Man meldete sie dem Gunnar an; er trat unter die Tür des Zeltes. Höskuld sagte: "Jetzt ist das Geld entgegenzunehmen." Gunnar sagte: "So zahle man es aus; ich bin zur Entgegennahme bereit." Sie erlegten die ganze Summe nach Wunsch. Da sagte Höskuld: "Mögs dir so bekommen, wie dus erworben hast!" "Dann wirds mir gut bekommen," sagte Gunnar" ,denn sie ist rechtmäßig , die Geldforderung." Hrut antwortete: "Es wird dir übel gelohnt werden 1 !""Das kommt, wie es soll,"jagte Gunnar. Höskuld ging mit den Seinen zu ihrem Zelte; es kochte in ihm, und er sagte zu ihm: " Ob sich diese Gewalttätigkeit nie an Gunnar rächt?' "O doch." sagte Hrut, "sie wird sich gewiß rächen, aber für uns wird es keine Rache oder Genugtuung sein. Danach siebt es wenigstens aus, daß er unserer Sippe 

1 Anspielung auf Mörd, den künftigen Sohn der Unn; s. das folgende



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in Freundschaft näher kommen wird." Damit brachen sie dag Gespräch ab.

Gunnar zeigte dem Njal das Geld. Er sagte: Diesmal ists gut geraten," meinte er. " Und ist dir zu verdanken," sagte Gunnar.

Man ritt vom Ding nach Hause, und der Prozeß hatte Gunnar viel Ehre eingetragen. Gunnar übergab der Unn die ganze Summe und wollte nichts davon behalten, meinte aber, er glaube sie und ihre Verwandten für die Zukunft mehr verpflichtet zu haben als andere. Sie sagte, das sei wahr.


25. Walgard und sein Geschlecht. Die Njalssöhne

Es war ein Mann namens Walgard: er hatte seine Wirtschaft in Tempel an der Krummach. Er war ein Sohn des Goden Jörund, des Sohnes von Hrafn dem Toren, dem Sohn von Walgard, dem Sohn von Äwar, dem Sohn von Wemund Worthobel, dem Sohn von Thorolf Buchtnase, dem Sohn von Thrand dem Alten, dem Sohn von Harald Kampfzahn , dem Sohn von Rörek Schlenderring 1. Die Mutter Harald Rampfzahns war Aud, Tochter von Iwar dem Weitspanner , dem Sohn Halfdans des Rühnen. Walgard war zubenannt der Graue; er hatte einen Bruder namens Ulf Sandgode, von dem die Öddileute stammen: Ulf Sandgode war der Vater von Swart, dem Vater von Lodmund, dem Vater von Sigfus, dem Vater Sämunds des Gelehrten 2. von Walgard aber stammt Kolbein der Jüngere 3.

Walgard der Graue sog mit seinem Bruder Ulf dem Sandgoden aus zur Werbung um Unn, und sie heiratete den Walgard ohne die Zustimmung all ihrer verwandten; aber dem Gunnar mißfiel das sehr und dem Njal und vielen andern, denn der Mann war heimtückisch und unbeliebt. Sie bekamen einen Sohn namens Mord; der kommt viel vor in unsrer Geschichte; als er erwachsen war, betrug er sich schnöde gegen seine 

1 Die zwei letzten Namen gehören der dänischen Heldensage an. 2 Sämund in Oddi, einer der Begründer der isländischen Geschichtschreibung, † 1133. 3 Ein isländischer Häuptling deo 13. Jahrhunderts.



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verwandten und ganz besonders gegen Gunnar. Er war ein Ränkespinner und ein Übelstifter.

Jetzt sind die Söhne Njals aufzuführen. Der älteste hieß Skarphedin 1. Er war ein großgewachsener und starker Mann, guter Fechter, schwamm wie ein Seehund; im Lauf tats ihm keiner gleich. Er war schnellentschlossen und furchtlos, in seiner Rede treffend und schnell; für gewöhnlich aber beherrschte er sich. Er war braun von Haarfarbe und hatte krauses Haar; die ?lugen waren scharf, das Gesicht fahl und scharf geschnitten; die Nase hatte einen Höcker, und der Unterkiefer sprang vor, der Mund war etwas häßlich; aber wie ein rechter Kriegsmann sah er aus. Der weite Sohn hieß Grim. Der hatte ein schmuckes Äußere und reichen Haarwuchs, dunkles Haar; sein Äußeres war schmucker als bei Skarphedin; groß war er auch und stark. Der dritte Sohn Njals hieß Helgi. Er war auch ein Mann von schmuckem Äußerem und reichem Haarwuchs, stark und ein guter Fechter; er war verständig und selbstbeherrscht. Alle waren sie noch unverheiratet, die Söhne Njals. Ein vierter Sohn Njals hieß Höskuld, der war außerehelich: seine Mutter hieß Hrodny und war die Tochter des Höskuld, die Schwester des Ingjald vom Hofe Brunnen.

Njal fragte den Skarphedin, ob er heiraten wolle. Ihm wars recht, wenn sein Vater es wünsche. Da hielt Njal für ihn an um Thorhild, die Tochter des Hrafn von Thorolfsberg, und dort besaß er daher das zweite Gut später ; Skarphedin heiratete die Thorhild, blieb aber bei seinem Vater wohnen. Für Grim hielt Njal an um Astrid von Tiefachenhang; sie war eine Witwe und sehr reich. Er bekam sie zur Frau, und die beiden wohnten auch bei Njal.


26. Asgrims Geschlecht

Es war ein Mann namens Asgrim. Er war ein Sohn von Ellidi-Grim, dem Sohn von Asgrim, dem Sohn von Ondott Krähe. Seine Mutter hieß Jor unn und war die Tochter von Teit, dem Sohn Ketilbjörns des Alten von Moosberg. 1 

Sprich Skárpèhdin, d. i. Scharf-Hedin, vgl. Kap. 119. 2 vgl. o. S. 66 1; - es liegt am oberen Waldstrom, östlich von Haldenende.



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Die Mutter Teits war Helga, Tochter von Thord dem Bärtigen, dem Sohn von Hrapp, dem Sohn von Björn Rindsfuß. Die Mutter der Jorunn war Alof Tochter des Gauhäuptlings Bödwar, des Sohnes des Wiking-Kari. Asgrim Ellidi-Grimssohn hatte einen Bruder namens Sigfus; dessen Tochter war Thorgerd, die Mutter von Sigfus, dem Vater Sämunds des Gelehrten. Asgrim hatte einen Ziehbruder gehabt, Gauk Trandilssohn. der einer der tapfersten und tüchtigsten Männer gewesen ist; zwischen ihm und Asgrim wurde es schlimm, denn Asgrim wurde zu Gauks Mörder 1.

Asgrim hatte zwei Söhne, beide hießen Thorball; sie waren begabte junge Leute. Ein weiterer Sohn Asgrims hieß Grim und eine Tochter Thorhalla: sie war ein sehr schönes Weib von feiner höfischer Sitte und in allen Dingen tüchtig.

Njal nahm seinen Sohn Helgi ins Gespräch: "Ich habe dir eine Heirat ausgedacht, Junge, wenn du meinen Rat befolgen willst." "Gewiß will ich das," sagte er; "denn ich weiß, du willst nicht nur mein Bestes, sondern verstehst es auch am besten. Wen hast du denn ins Auge gefaßt:" "Wir wollen um die Tochter von Asgrim Ellidi-Grimssohn anhalten; denn das ist die beste Heirat."


27. Helgi Njalssohns Heirat

Bald danach machten sie sich auf die Freite: sie ritten über die Stierach und weiter; bis sie nach Zunge kamen. Asgrim war zu Hause und empfing sie gut, und sie blieben über Nacht. Am nächsten Tage nahmen sie die Unterredung auf; da brachte Njal die Werbung zur Sprache und hielt an um Thorhalla für seinen Sohn Helgi. Asgrim gab eine gute Antwort und meinte, es gebe keine anderen, mit denen er lieber ein Geschäft abschlösse als mit ihnen. Dann beredeten sie die Sache, und das Ende war, daß Asgrim dem Helgi das Mädchen verlobte, und die Hochzeit wurde festgesetzt. Zu dem Feste kam auch Gunnar und viele andre Vornehme. Nach dem Fest aber bot sich Njal als Pflegevater an für den einen von Asgrims Söhnen, Thorhall. Der zog also zu ibm und blieb lange 

1 Darüber kennen wir nur die Anspielung in Kap. 139.



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bei ihm wohnen. Er bekam den Njal lieber als seinen eignen Vater Njal unterwies ihn im Gesetz, so daß er der größte Rechtskundige wurde auf Island,


28. Gunnar beschließt zu reisen

In die Flußmündung bei Örnshausen 1 fuhr ein Schiff ein; der Schiffsherr war Hallward der Weiße aus der Wik. Er quartierte sich ein in Haldenende und wohnte den Winter über bei Gunnar und bat ihn immerzu, er möge doch mit ibm ins Ausland reisen. Gunnar sprach wenig darüber, lehnte es aber durchaus nicht ab, und im Frühjahr zog er nach Bergthorsbühl und Sagte den Njal, wieweit es ihm ratsam scheine, daß er außer Landes reise. "Gewiß scheint es mir ratsam," sagte Njal: "wohin du kommst, wirst du Erfolg haben." "Würdest du etwa mein Vermögen verwalten, während ich fort bin Ich möchte nämlich, daß mein Bruder Kolskegg mit mir reist, aber es wär mir lieb, wenn du neben meiner Mutter zur Wirtschaft sähest." "Das soll kein Hindernis bilden," sagte Njal, ich nehme auf mich, was du nur willst." "Du bist so gütig," sagte Gunnar. Dann ritt er nach Hause.

Der Norweger kam wieder drauf zu sprechen, Gunnar solle doch reisen. Gunnar fragte, ob er auch schon nach anderen Ländern 2 gesegelt sei. Er sagte, er sei zwischen all den Ländern gesegelt, die zwischen Norwegen und Rußland liegen, "und dann bin ich auch nach dem Weißen Meer gesegelt." "Nimmst du mich mit in die baltischen Lande:" fragte Gunnar. "Warum denn nicht:" sagte er. Darauf entschied sich Gunnar, mit ihm zu reisen. Njal nahm sein ganzes vermögen in Verwaltung,


29. Gunnar erhält Kriegsschiffe

Gunnar reiste ab und sein Bruder Kolskegg mit ihm. Sie segelten nach Tönsberg und blieben den Winter dort. In Norwegen hatte es einen Thronwechsel gegeben: Harald Graumantel war gestorben und Gunnbild auch; es herrschte 

1 Irgendwo im westlichen Test der Südküste. 2 Außer Island und Norwegen. 3 An der Westseite deo Kristianiafjords.



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jetzt Jarl Hakon, der Sohn Sigurds, des Sohnes von Hakon Grjotgardssohn. Hakons Mutter hieß Bergljot, Tochter des Jarls Thorir; ihre Mutter war Alof Erntesegen, die war eine Tochter Harald Schönhaars. Hallward fragte Gunnar, ob er sich zu Jarl Hakon begeben wolle. "Ich habe keine Lust," sagte Gunnar; " ein Langschiff 1 hast du wohl nicht:" fragte Gunnar. "Zwei hab ich," sagte er. "Da möcht ich, daß wir auf eine Heerfahrt zögen," sagte Gunnar, " und uns Mannschaft besorgten." "Das ist mir recht," sagte Hallward.

Darauf fuhren sie nach der Wik und holten dort die zwei Schiffe und rüsteten sich aus: Mannschaft bekamen sie leicht, denn von Gunnar erzählte man sich so viel Rühmliches."Wohin steuerst du nun:" fragte Gunnar. "Nach der Insel Hising 2 zu meinem Verwandten Ölwir." " Was willst du bei ihm:" fragte Gunnar. " Er ist ein guter Bursche," sagte er, "und wird etwas zu unserm Zuge beisteuern." "Fahren wir denn hin!" sagte Gunnar. Sobald sie segelfertig waren, steuerten sie nach Hising und fanden dort gute Aufnahme. Kurze seit erst war Gunnar dort, da dachte Ölwir schon sehr hoch von ihm. Ölwir fragte, wohin es gehe; Hallward sagte, Gunnar wolle auf Heerfahrt und Beute machen. "Das ist kein Plan," sagte Ölwir, wo ihr doch nichts von Streitmacht habt!" "Du kannst ja noch zulegen!" sagte Hallward. " Das tu ich gern, Gunnar ein wenig unterstützen," sagte Ölwir; "obwohl du dich zu meiner verwandtschaft rechnen kannst, setz ich doch höhere Erwartungen auf ihn." "Was willst du denn nun beisteuern fragte er. "Zwei Langschiffe, dav eine mit zwanzig, das andere mit dreißig Ruderbänken." "Wie bemannen wir sie fragte Hallward. "Ich will das eine mit meinen Knechten bemannen und das andre mit Bauern. Übrigens hab ich gehört, daß Feinde in den Fluß gekommen sind; da weiß ich nicht, ob ihr euch durchschlägt." "Wer ist gekommen:" fragte Hallward. "Zwei Brüder," sagte Ölwir, " der eine heißt Wandil, der andere Karl; es sind die Söhne Snäulfs des Alten aus Gautland." Hallward erzählte dem Gunnar, daß Ölwir die Schiffe beigesteuert hatte; Gunnar freute sich darüber. Sie 

1 Kriegsschiff. An der Mündung der Götaelf.



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rüsteten sich zur Weiterfahrt, und als alles fertig war, traten sie vor Ölwir und dankten ihm, er aber sagte ihnen, sie sollten sich vor den Zweien in Acht nehmen.


30. Gunnars Seesiege

Gunnar steuerte aus der Elf hinaus; er war mit Kolskegg auf dem einen Schiffe, Hallward auf dem andern. Sie sahen bald die Schiffe vor sich. Da sagte Gunnar: "Halten wir uns einigermaßen bereit, falls sie uns angreifen; wo nicht, lassen wir sie in Rubel" So taten sie und setzten ihre Schiffe in Bereitschaft. Die drüben rückten ihre Schiffe auseinander und ließen Öffnungen dazwischen. Gunnar fuhr vorwärts zwischen den Schiffen durch. Wandil griff einen Enterhaken auf und warf ihn auf Gunnars Schiff und zog es sogleich an sich. Ölwir hatte dem Gunnar ein gutes Schwert geschenkt; Gunnar zog jetzt das Schwert — den Helm hatte er noch nicht aufgesetzt —, sprang sogleich auf den Vorderbug von Wandils Schiff und hieb sogleich einen zu Tode. Karl rückte drüben sein Schiff an und schoß einen Speer quer über Gunnars Schiff, der nahm die Richtung mitten auf Gunnar. Gunnar sah den Speer auf sich zufliegen und bog aus so schnell wie der Blitz, faßte den Speer mit der Linken und schoß ihn auf Karls Schiff zurück, und der war des Todes, den es traf. Kolskegg griff einen Anker auf und warf ihn auf Karls Schiff die eine Zacke kam in den Bord und drang hindurch, da stürzte die See koblschwarz herein, und alle sprangen aus der Jacht hinaus auf die andern Schiffe.

Gunnar sprang jetzt auf sein Schiff zurück. Da kam Hallward herzu, und jetzt begann ein scharfer Kampf. Jetzt konnten sie sehen, daß sie einen furchtlosen Anführer hatten, und es leistete jeder, was er konnte. Gunnar hieb und schoß abwechselnd, und viele fanden den Tod von seiner Hand. Kolskegg hielt ihm brav zur Seite. Karl sprang zu seinem Bruder Wandil aufs Schiff, und von dort kämpften sie den Tag lang. Kolskegg ruhte äch einmal aus auf Gunnars Schiff Gunnar sah das und sagte zu ihm: "Die andern hast du heut besser behandelt als dich, denn du hast ihnen den Durst vertrieben!" Darauf nahm Kolskegg



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einen Becher voll Met und trank und kämpfte dann wieder. Und endlich sprangen er und Gunnar auf Wandils Schiff hinauf, Kolskegg drang längs dem einen Barde vor, Gunnar längs dem andern. Dem Gunnar stellte sich Wandil und hieb sogleich nach ihm, und es drang in den Schild. Gunnar drehte rasch den Schild, eh das Schwert heraus war, und es zerbrach unter dem Griff. Gunnar führte den Gegenhieb, und es war, als seien drei Schwerter in der Luft, und der andere sah sich keine Rettung: Gunnar hieb ihm beide Beine vom Leib. Kolskegg durchbohrte den Karl mit dem Speere. Hierauf gewannen sie große Beute.

von dort steuerten sie nach Dänemark und weiter gegen die wendische Küste und waren überall siegreich. Im Herbst kehrten sie noch nicht zurück. Im nächsten Sommer steuerten sie nach Reval und stießen dort auf Wikinge. sie kämpften sogleich mit ihnen und blieben Sieger. Darauf steuerten sie nach Ösel und lagen dort eine Zeitlang unter einem vorgebirge. Sie sahen einen Mann vom vorgebirge herunterkommen, Gunnar stieg ans Land, mit dem Manne zu reden, und sie sprachen zusammen. Gunnar fragte nach seinem Namen; er nannte sich Tofi. Gunnar Sagte, was er wolle. "Mit dir reden. Drüben hinterm Kap liegen Kriegsschiffe, und ich will dir sagen, wer sie befehligt: zwei Brüder befehligen sie, der eine heißt Hallgrim, der andere Kolskegg 1; größere Kriegsgurgeln kenne ich nicht, und dazu noch haben sie Waffen nicht weniger gut: Hallgrim hat eine Hellebarde, der hat ers anhexen lassen, daß keine andere Waffe, nur sie, ihm den Tod bringen soll; dazu kommt, daß mans zum voraus weiß, wann ein Totschlag mit der Hellebarde vollbracht wird, denn dann tönt es vorher laut in ihr: so große Zauberkraft besitzt sie. Kolskegg hat ein Kurzschwert, eine bessere Waffe gibts nicht. Ihre Streitmacht ist anderthalbmal so stark wie eure. Geld und Gut haben sie auch in Menge und habens am Lande versteckt, und ich weiß genau, wo es ist. Sie haben ein Späherschiff um das Kap herumgeschickt und 1 

Daß dieser denselben Namen führt wie Gunnars Bruder, wäre als Erfindung so ungeschickt, daß man wohl an geschichtliche Überlieferung glauben



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wissen alles von euch. Sie sind jetzt auch eifrig am Rüsten und haben vor, euch anzugreifen, sobald sie fertig sind. Ihr müßt jetzt eines von beidem, entweder sogleich davon rudern, oder ihr rüstet euch zur Wehr, so schnell ihr könnt. Wenn ihr aber Sieger bleibt, werd ich dich zu dem Schatze hinführen."

Gunnar schenkte ihm einen goldenen Fingerring und ging darauf zu seinen Mannen zurück und erzählte ihnen, drüben hinterm Kap lägen Kriegsschiffe, " und sie wissen alles von uns. Greifen wir zu unsern Waffen und rüsten wir uns gut zur Wehr, denn hier gibts Reichtümer zu verdienen!" Danach rüsteten sie sich, und als sie fertig waren, sahen sie die Schiffe auf sich zufahren. Es begann eine Schlacht, und sie kämpften lange, und es gab eine Menge Tote. Gunnar erschlug viele. Hallgrim und sein Bruder sprangen auf Gunnars Schiff. Gunnar trat dem Hallgrim entgegen; der stach nach ihm mit der Hellebarde. Quer über das Schiff lief ein Balken, über den sprang Gunnar rücklings hinweg; sein Schild blieb diesseits des Balkens: Hallgrims Stich drang durch ihn und in den Balken hinein. Gunnar hieb auf Hallgrims Arm, und der Knochen ging in Stücke, aber das Schwert biß nicht; da fiel die Hellebarde bin, Gunnar faßte sie und trieb sie dem Hallgrim durch den Leib. Gunnar führte diese Hellebarde seither immer. Die beiden Namensvettern kämpften miteinander, und es ging auf ein Haar, welchem es besser fleckte; da kam Gunnar herzu und gab dem Kolskegg den Todeshieb. Hierauf baten die Wikinge um ihr Leben. Gunnar sagte, das könnten sie haben. Er ließ dann die Walstatt mustern und das Gut nehmen, das den Toten gehört hatte, den andern aber ließ er Waffen und Kleider, denen er das Leben schenkte, und sagte, sie sollten in ihre Heimat fahren. Sie steuerten davon, aber Gunnar nahm all das Gut, das zurückblieb.

Nach der Schlacht kam Tosi zu Gunnar und erbot sich, ihn zu dem Schatze zu führen, den die Wikinge versteckt hatten; dort sei mehr und Besseres, als was sie schon erbeutet hatten. Gunnar sagte, es sei ihm recht; er ging mit Tosi ans Land, und Tosi voraus zum Walde, Gunnar hinterdrein. Sie kamen zu einer Stelle, iro Holz zusammengetragen war in Menge.



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Tofi sagte, da sei der Schatz drunter. Sie räumten nun das Holz zur Seite und fanden da Gold und Silber, Kleider und gute Waffen; diese Habe trugen sie aufs Schiff. Gunnar fragte Tofi, was er von ihm zum Lohn haben wolle. Tosi antwortete: "Ich bin ein Däne von Abstammung und möchte, daß du mich zu meinen verwandten schafftest." Gunnar fragte, wie er hier in die baltischen Lande gekommen sei."Ich wurde von Wikingen gegriffen," sagte Tofi, " und wurde hier auf Ösel ans Land gesetzt; hier hab ich seither gelebt."

Gunnar nahm ihn auf und sagte zu Kolskegg und Hallward: "Jetzt wollen wir nach den nordischen Landen steuern." Sie warens zufrieden und sagten, er solle bestimmen.


31. Gunnar an Fürstenhöfen

Gunnar verließ die baltischen Lande mit reicher Beute: er hatte zehn Schiffe, mit denen Steuerte er nach Hedebv in Dänemark. König Harald Gormssohn war eben am Lande. Ihm wurde von Gunnar berichtet, auch dies, daß er nicht seinesgleichen habe auf gans Island. Er schickte von seinen Leuten zu ihm, ihn zu sich einzuladen. Gunnar fand sich sogleich vor dem König ein. Der König nahm ihn gut auf und gab ihm den Platz neben sich. Einen halben Monat blieb Gunnar dort. Der König belustigte sich damit, daß er Gunnar in unterschiedlichem Sport mit seinen Leuten sich messen ließ; und es gab keinen, der auch nur in einem Sport ihm gleich kam. Der König Sagte zu Gunnar: "Mir will scheinen, die dir Ebenbürtigen seien dünn gesät."

Der König erbot sich, dem Gunnar eine Heirat und ein hohes Amt zu verschaffen, wenn er äch da ansässig machen wolle Gunnar dankte dem König für sein Anerbieten und sagte: "Zuerst will ich nach Island fahren, meine Freunde und verwandten aufzusuchen." "Dann wirst du nie zu uns zurückkommen ," sagte der König."Das steht beim Schicksal, Herr," sagte Gunnar. Gunnar schenkte dem König ein gutes Langschiff und viel anderes Gut. Der König schenkte ihm sein Fürstenkleid und goldgestickte Handschuhe und ein Stirnband mit Goldknoten dran und einen russischen Hut.



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Gunnar fuhr nordwärts nach Hising. Ölwir nahm ihn mit offenen Armen auf. Er gab dem Ölwir seine Schive zurück und erklärte, ihre Ladung sei sein Anteil an dem Unternehmen Ölwir nahm das Gut an und sagte, er sei ein wackrer Bursche, er solle doch eine Zeitlang dableiben. Hallward fragte Gunnar, ob er den Jarl Hakon aufsuchen wolle. Gunnar sagte, jetzt habe er eher Lust dazu, " denn jetzt bin ich einigermaßen erprobt, aber damals war ichs noch gar nicht, als du drum batest." Darauf machten sie sich reisefertig und fuhren nach Drontheim zu Jarl Hakon, und er nahm Gunnar gut auf und lud ihn ein, den Winter bei ihm zu bleiben. Er nahm das an und kam bei jedermann in hohe Achtung. Am Julfest schenkte ihm der Jarl einen goldenen Ring. Gunnar fand Wohlgefallen an Bergljot, einer verwandten des Jarls, und man wollte oft bemerken, der Jarl würde sie ihm vermählt haben, wenn er sich irgend drum bemüht hätte.


32. Gunnars Rückkehr

Im Frühjahr Sagte der Jarl den Gunnar, wie er es mit sich vorhabe. Er sagte, er wolle nach Island. Der Jarl meinte, das Jahr sei mäßig gewesen in seinem Reiche, "und auch die Schiffahrt nach außerhalb wird mäßig sein; aber doch sollst du Mehl und Holz in dein Schiff bekommen, soviel du willst." Gunnar dankte ihm und rüstete sein Schiff früh zur Fahrt. Hallward fuhr mit ihm und Kolskegg hinaus. Sie kamen früh im Sommer heraus und landeten in der Mündung bei Örnshausen; es war noch vor dem Allding. Sogleich ritt Gunnar vom Schiff nach Hause, mit der Räumung des Schiffs beauftragte er Leute, Kolskegg zog mit ihm. Aber als sie heimkamen, hieß man sie freudig willkommen. Sie waren freundlich zu ihren Hausgenossen, und der Hochmut war ihnen nicht gewachsen. Gunnar fragte, ob Njal daheim sei; man sagte ihm, ja, er sei daheim. Da ließ er sein Pferd holen und ritt nach Bergthorsbühl und Kolskegg mit ihm. Njal hieß sie freudig willkommen und bai sie, über Nacht dazubleiben, und Gunnar erzählte von seinen Fahrten. Njal sagte, er sei ein seltener Ausnahmemensch""und viel hast du bestanden, aber du wirst



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noch mehr zu bestehen haben, denn mancher wird dich beneiden." Mit allen möcht ich Frieden halten," sagte Gunnar."Viel wird dir zustoßen," sagte Njal " und beständig wirst du auf der Abwehr stehn müssen." " Dann läge viel daran," sagte Gunnar, "daß ich für die gute Sache stritte." "So wirds auch sein," sagte Njal" ,wenn du nicht für andere zu entgelten hast."

Njal Sagte Gunnar, ob er aufs Ding reiten wolle. Gunnar sagte, ja, er wolle hinreiten, und fragte, ob Njal auch hinwolle, aber er sagte, er wolle nicht, "und ich möchte, du tätest ebenso." Gunnar machte sich auf den Heimritt und gab dem Njal schöne Geschenke und dankte ihm für die Aufsicht über das Gut.

Kolfegg trieb ihn an, aufs Ding zu reiten: " davon wird dein Ansehen wachsen, denn viele werden dich dort beachten." "Das ist wenig meine Art gewesen," sagte Gunnar" ,mich zu brüsten. Aber gern tu ich es, wackere Männer aufzusuchen." Hallward war auch eingetroffen und bot ihnen an, mit aufs Ding zu reiten.


33. Gunnars verlobung

Gunnar und alle zusammen ritten aufs Ding. Aber als sie zum Ding kamen, da waren sie so schön angetan, daß niemand anders so schön angetan war, und aus jedem Zelt strömte's heraus, sie zu bewundern. Gunnar ritt um Zelt der Krummachleute und nahm dort Quartier zusammen mit seinen verwandten. Viele kamen, Gunnar zu sprechen und nach Neuigkeiten zu fragen; er war gegen alle munter und gut gelaunt und erzählte allen, soviel sie wollten,

Eines Tages trug es sich zu, als Gunnar vom Gesetzesfelsen kam: er ging unter dem Zelte der Moosbergleute durch, da sah er Frauen entgegenkommen, die waren schön angetan; eine ging an der Spitze, die am schönsten angetan war. Als sie dem Gunnar begegnete, grüßte sie ihn sogleich. Er erwiderte ihren Gruß höflich und fragte, wer sie sei. Sie sagte, sie heiße Hallgerd und sei die Tochter von Höskuld, dem Sohne des Täler-Roll. Sie sprach ohne Scheu zu ihm und hieß ihn erzählen von seinen Fahrten, und er er wolle ihr das Wort nicht verweigern.



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Sie setzten sich also nieder und unterhielten sich. Ihr Anzug war der: sie war in rotem Kleide und viel Schmuck darauf; sie hatte einen Scharlachmantel übergeworfen, der war mit Varien besetzt bis hinunter; ihr Haar reichte ihr auf die Brust herab und war reich und strahlend. Gunnar warin dem Fürstenkleide , das König Harald Gormssohn ihm geschenkt hatte; er trug auch den Ring Hakons -Gabe am Arm. Sie unterhielten sich lange. Endlich Sagte er, ob sie noch nicht wieder verheiratet sei. Sie sagte, nein" ,es ist auch nicht jedermanns Sache, es damit zu wagen." "Findest dus nirgends deiner würdig:" Sagte er. "Das nicht," sagte sie" aber wählerisch werde ich sein." Wie wirst dus aufnehmen, wenn ich um dich werbe:" " Das wird dir nicht in den Sinn kommen," sagte sie."O doch," sagte er. "Wenn es dir Ernst sein sollte, dann sprich mit meinem Vater." Damit brachen sie das Gespräch ab.

Gunnar ging sogleich zum Zelte der Tälerleute, traf einen Mann vor dem Zelt und fragte ihn, ob Höskuld drinnen sei. Er sagte, er sei drinnen. Da trat Gunnar ein. Höskuld und Hrut begrüßten Gunnar höflich. Er nahm Platz zwischen ihnen, und ihrem Gespräche war nichts anzumerken, daß eine verstimmung zwischen ihnen gewesen war. Gunnars Worte nahmen die Wendung, wie die beiden es aufnehmen würden, wenn er um Hallgerd anhielte. "Gut," sagte Höskuld, " wenn es dir voller Ernst ist." Gunnar sagte, das sei es ihm;"aber das letztemal gingen wir so auseinander, daß es manchem begreiflich wäre, wenn es hier zu keinem Bündnis käme." "Wie scheint es dir, Bruder Hrut " fragte Höskuld. Hrut antwortete: " Eine ebenmäßige Heirat finde ich das nicht 1 ." "Was nennst du als Grund:" fragte Gunnar. Hrut sagte: "Darauf will ich dir die reine Wahrheit antworten: du bist ein heldenhafter und vortrefflicher Mann, aber sie ist zwieschlächtig. Hintergehen möcht' ich dich mit nichts." "Das ist brav von dir," sagte Gunnar, "aber doch kann ich nicht dran zweifeln, daß ihr mir die alte Feindschaft anrechnet, wenn ihr auf meinen Antrag nicht eintreten wollt." "So ist es nicht," sagte Hrut; "jedoch dies seh 

1 Der Ausdruck wird sonst von Standesungleichheit u. ähnl. gebraucht, so daß er hier zunächst überrascht und auf Hruts Aufklärung gespannt macht.



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ich, daß du nicht mehr widerstehen kannst. Aber auch ohne daß wir den Handel schlössen, möchten wir deine Freunde sein." "Ich habe mit ihr gesprochen," sagte Gunnar, "und sie wäre der Sache nicht abgeneigt." Hrut sagte: "Ich weiß, es wird so sein, daß euch beide diese Heirat lockt. Ihr setzt auch am meisten aufs Spiel dabei."

Hrut erzählte dem Gunnar ungefragt alles von Hallgerds Sinnesart, und Gunnar fand es anfangs reichlich viel, was zu tadeln war; aber schließlich einigten sie sich auf den vertrag. Es wurde da nach Hallgerd geschickt. und die Sache wurde nun besprochen, so daß sie selbst dabei war; man ließ sie wie das vorige Mal sich selbst verloben. Die Hochzeit sollte diesmal in Haldenende sein, und man wollte es zuerst noch geheim halten, aber am Ende erfuhrens doch alle.

Gunnar ritt vom Ding nach Hause, kam nach Bergthorsbühl und erzählte dem Njal seinen Handel. Der fand es sehr bedenklich . Gunnar fragte, was er als Grund nenne, daß ihn dies so unratsam dünke. "Von ihr wird lauter Unheil ausgehn, wenn sie bier unsre Gegend kommt," sagte Njal. "Unser beider Freundschaft soll sie nie zerstören," sagte Gunnar. "Aber es wird nah daran kommen," sagte Njal, "doch wirst du immer die Busen für sie tragen."

Gunnar lud Njal zur Hochzeit ein und alle aus seinem Hofe, die er mitzubringen wünsche. Njal versprach zu kommen. Darauf ritt Gunnar nach Hause und ritt dann herum, um die Leute einzuladen.


34. Die Sigfussöhne. Gunnars Hochzeit

Es war ein Mann namens Thraïn. Er war ein Sohn von Sigfus, dem Sohne Sigwats des Roten. Er hatte seine Wirtschaft in Grießach 1 an der Stromhalde. Er war ein verwandter Gunnars und eine große Respektsperson. Zur Frau hatte er Thorhild die Dichterin; sie war eine rechte Worthexe und liebte Spottreden; Thraïn machte sich wenig aus ihr. Er wurde auch zur Hochzeit nach Haldenende eingeladen, und seine 

1 vier Kilometer westlich äon Haldenende,



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Frau stellte beim Aufwarten helfen mit Bergthora Skarphedinstochter, der Frau des Njal,

Ein zweiter Sohn des Sigfus hieß Keul. Er hatte seine Wirtschaft in Wald auf der Oftseite des Waldstroms zur Frau hatte er Thorgerd, die Tochter Njals. Ein dritter Sohn des Sigfus hieß Thorkel, ein vierter Mord, ein fünfter Lambi, ein sechster Sigmund, ein siebenter Sigurd. Das waren alles Vettern 1 Gunnars und große Kämpen. Sie alle lud Gunnar zur Hochzeit. Gunnar hatte auch eingeladen Walgard den Grauen und Ulf den Sandgoden und ihre Söhne Runolf und Mord.

Die Brüder Höskuld und Hrut kamen zur Hochzeit mit großem Gefolge; darunter waren Höskulds Söhne, Thorleik und Olaf; damit kam auch die Braut gezogen und ihre Tochter Thorgerd, die war ein bildschönes Weib, sie war nun vierzehn Jahre alt; viel andere Frauen waren mit ihr. Da war auch Thorhalla, die Tochter von Asgrim Ellidi-Grimssohn, und zwei Töchter Njals, Thorgerd und Helga. Bei Gunnar hatten sich schon viele Gäste versammelt. Die von ihm Geladenen verteilte er so: er selbst saß in der Mitte der einen Bankreihe und dann nach links Thraïn Sigfussohn, dann Ulf der Sandgode, dann Walgard der Graue, dann Mord und Runolf dann die übrigen Sigfussöhne; Lambi zu oberst. Neben Gunnar rechts saß Njal, dann Skarphedin, dann Helgi, dann Grim, dann Höskuld, dann Sag der Weise, dann Ingjald von Brunnen, dann die Söhne des Thorir aus Fels; Thorir selbst saß zu unterst von den Respektspersonen, denn dann saßen alle so, wie es ihnen lieb war. In der Mitte der andern Bankreihe saß Höskuld und rechts von ihm seine Söhne. Hrut saß links von Höskuld. Weiter ist nicht berichtet, wie die übrigen verteilt wurden. Die Braut saß mitten auf der Querbühne und zu ihrer einen Seite ihre Tochter Thorgerd, auf der andern Seite saß Thorhalla, die Tochter von Asgrim Ellidi-Grimssohn. Thorhild half beim Aufwarten, sie und Bergthora setzten das Essen auf die Tische.

Thraïn Sigfussohn starrte immerzu auf Thorgerd, die Tochter 

1 Nach unsrer Saga freilich Oheime, aber nach dem Besiedelungsbuch, gewiß richtiger, Geschwisterkinder.



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Glurns. Das sah seine Frau, Thorhild; sie wurde zornig und sprach das verslein auf ihn:
Stierende Augen stören:
Starr glotzt wie ein Narr du!

Er stieg sogleich über den Tisch weg, ernannte sich Zeugen und erklärte sich geschieden von ihr; "ich will nicht ihre Spottreden und Lästerungen auf dem Halse haben!" Und so eifrig hatte ers damit, daß er nicht an dem Feste bleiben wollte, außer sie würde weggejagt; und so geschahs, daß sie fortging. Und nun saßen die Leute, ein jeder auf seinem Platz, und tranken und waren vergnügt. Da ergriff Thraïn das Wort: "Ich will kein Geheimnis draus machen, was ich im Sinne habe. An dich, Höskuld, Sohn des Täler-Koll, stell ich die Frage: willst du mir Thorgerd, deine Enkelin, zur Frau geben:" "Das weiß ich noch nicht," sagte er; "ich finde, du hast dich mäßig geschieden von deiner früheren. Was für ein Mann ist er denn, Gunnar:" Gunnar antwortete: ; ,Darüber will ich nicht aussagen, denn er ist mein verwandter; sage du aus, Njal" sprach Gunnar , " denn dir werden alle glauben." Njal sagte: "Von dem Manne ist auszusagen, daß er reich begütert ist und anstellig in allem und eine rechte Herrennatur; und dieserhalben mögt ihr ihm die Bedingung stellen." Da sagte Höskuld:"Was rätst du, Bruder Hrut:" " Du magst dieserhalb die Bedingung stellen , sofern dies eine ebenmäßige Heirat für sie ist." Da beredeten sie den Handel und einigten sich über alles. Dann stand Gunnar auf und Thraïn und traten zur Querbühne Sun: fragte das Mädchen und seine Mutter. ob sie in diesen Handel einwilligten; sie sagten, sie hätten nichts dagegen. Hallgerd verlobte ihre Tochter. Dann wurden die Frauen neu gesetzt: es saß nun Thorhalla zwischen den zwei Bräuten. Das Gelage ging gut vonstatten. und als es zu Ende war, ritten die um Höskuld ins Westland zurück und die Krummachleute nach ihren Heimwesen. Gunnar gab vielen Geschenke; das machte guten Eindruck. Hallgerd übernahm die Leitung des Haushalts; sie wallte's überall reichlich haben und überall befehlen. Thorgerd übernahm die Leitung des Haushalts in Grießach und wurde eine gute Hausfrau.



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Viertes Stück: Die Fehde der Frauen



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35. Hallgerd und Bergthora entzweien sich

Es war Brauch bei Gunnar und Njal, daß jeder winterweise einer Einladung des andern folgte aus Freundschaft. Diesmal hatte Gunnar der Wintereinladung bei Njal zu folgen, und so zog er mit Hallgerd nach Bergthorsbühl. Helgi und seine Frau waren noch nicht zu Haug e. Njal begrüßte Gunnar freundlich. Und als sie eine Zeitlang gesessen hatten, kam Helgi nach Hause und Thorhalla, seine Frau. Da trat Bergthora zur Querbühne und Thorhalla mit ihr, und Bergthora sagte zu Hallgerd: "Mach dieser Frau Platz" Sie sagte: " Das fällt mir nicht ein, denn ich will keine Eckensitzerin sein." "Ich hab hier zu befehlen," sagte Bergthora. Darauf nahm Thorhalla Plag.

Bergthora trat zum Tisch mit dem Handwasser. Hallgerd nahm ihre Hand und sagte: "Ihr habt euch nichts vorzuwerfen, du und Njal: du hast einen Schorfnagel an jedem Finger, und er ist ohne Bart!" "Das ist wahr," sagte Bergthora, " nur machts keines dem andern sum Vorwurf. Aber er war nicht ohne Bart, dein Gatte Thorwald, und doch rietest du ihm den Tod l--

"Ich habe wenig davon," sagte Hallgerd, "daß ich den zum Manne habe, der der Heldenhafteste ist auf Island, wenn du dies nicht rächst, Gunnar!"

Er sprang auf und stieg über den Tisch weg und sagte: "Ich geh nach Hause, und es paßt sich am besten, daß du mit deinen Hausgenossen keifst, und nicht unter anderer Leute Dach! Auch hab ich dem Njal viele Ehre zu danken und lasse mich ächt als Hetzstange von dir brauchend" Damit machten sie sich auf den Heimweg.

"Denke dran, Bergthora," sagte Hallgerd, "daß es zwischen uns zwei noch nicht aus ist!" Bergthora sagte, eine verbesserung solle das für sie nicht bedeutend Gunnar schwieg dazu und zog beim nach Haldenende und blieb den ganzen Winter zu Hause.

Es ging nun in den Sommer hinein und aufs Allding zu.



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36. Kol tötet Swart

Gunnar ritt aufs Ding. Aber eh er abritt, sagte er zu Hallgerd: "Sei verträglich, während ich fort bin, und zeige keine Zanksucht, da wo meine Freunde ins Spiel kommen! "Zum Geier mit deinen Freunden:" sagte sie. Gunnar ritt aufs Ding und sah, daß man mit Worten nicht leicht bei ihr ankam.

Auch Njal ritt aufs Ding und seine Söhne alle.

Nun ist davon zu erzählen, was sich zu Hause zutrug. Dem Njal und Gunnar gehörte gemeinsam ein Wald in Rotschlipfen '; sie hatten den Wald nicht geteilt, sondern jeder pflegte Holz zu schlagen, soviel er brauchte, und keiner hielt das dem andern vor. Hallgerd hatte einen Aufseher namens Kol; er war lange in ihrem Dienst gewesen und war ein rechter Bösewicht . Ein Mann namens Swart war Knecht bei Njal und Bergthora, und sie waren sehr zufrieden mit ihm. Bergthora sagte zu ihm, er solle nach Rotschlipfen hinauf und Holz hauen, "und ich werde für Leute sorgen, das Holz heimzuschleppen." sagte, er wolle die Arbeit machen, die sie ihm auftrage. Er ging nach Rotschlipfen hinauf und sollte dort eine Woche bleiben.

Nach Haldenende kamen Bettler vom Waldstrom herauf und sagten, Swart sei in Rotschlipfen gewesen und habe Holz gefällt und zwar ausgiebig. "Bergthora nimmt sich wohl vor," sagte Hallgerd, "mich recht auszurauben; aber ich werde schon dafür sorgen, daß er nicht öfter Hols haut" Rannweig hörte dies, Gunnars Mutter, und sagte: "Es hat gute Hausfrauen hier gegeben, auch ohne daß sie sich auf Mordpläne verlegten."

Es verging die Nacht, und am Morgen nahm Hallgerd den Kol ins Gespräch und erklärte: "für dich hab' ich eine Arbeit," sagte sie und bändigte ihm eine Waffe ein und sprach: "Geh nach Rotschlipfen; dort wirst du den Swan treffen." "Was soll ich mit ihm:" sagte er. "Fragst du danach," sagte sie, "wo du doch der größte Bösewicht bist: Erschlagen sollst du ihn" sagte sie. " Das werd' ich fertig kriegen," sagte er, " nur 

1 Sechs Kilometer südlich von Haldsnende,



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sieht es so aus, mich koste's das Leben." "Gleich bekommst du doch Gänsehaut," sagte sie; "das ist schlecht von dir, wo ich dir doch immer das Wort geredet habe. Ich werde mir einen andern dafür suchen, wenn du dich nicht getraust." Er nahm die Art und war sehr zornig und holte eines von Gunnars Pferden und ritt, bis er zum Waldstrom kam. Dort saß er ab und wartete im Walde, bis die Leute das Holz hinunter getragen hatten und Swart allein zurück war. Da sprang Kol auf ihn zu und sagte: "Noch andre verstehn sich wohl drauf, kräftig zu hauen!" trieb ihm die Art in den Kopf und gab ihm den Todesbieb, ritt darauf zurück und meldete der Hallgerd den Totschlag. Sie sagte: "Ich nehme dich so in Schutz, daß es dir nichts schaden soll." "Das mag sein," sagte er, "aber geträumt hats mir anders, eh ich die Tat beging."

Jetzt kamen die Leute in den Wald hinauf und fanden den Swart erschlagen und schafften ihn nach Hause. Hallgerd schickte dem Gunnar einen Mann aufs Ding, ihm den Totschlag melden. Gunnar schmähte Hallgerd nicht vor dem Boten, und man wußte anfangs nicht, ob es ihm lieb oder leid war. Bald danach stand er auf und hieß seine Leute mit ihm gebn; sie taten so, und man ging zu Njals Zelte. Gunnar schickte nach Njal, er möge herauskommen. Njal ging sogleich hinaus und trat mit Gunnar ins Gespräch. Gunnar sagte: "Einen Totschlag hab ich dir zu berichten; schuld daran ist mein Weib und mein Aufseher Kol, aber getroffen hats deinen Knecht Swart." Njal schwieg, während er ihm den ganzen Hergang erzählte. Dann sagte Njal: "Du wirfts nötig haben, sie nicht alles durchsetzen zu lassen." Gunnar sagte: "Fäll du selbst den Spruch!" Njal sagte: "Sauer wirds dir werden, alle Übeltaten der Hallgerd zu büßen, und anderwärts wirds schwerer nachschleppen als hier, wos dich und mich betrifft. Und doch fehlt auch hier viel dran, daß mans loben könnte, und es wird uns not tun, dran zu denken, daß wir dies freundschaftlich abgemacht haben; ich gewärtige auch, daß du brav handeln wirst, aber du wirst schwere Proben bestehn müssen!"

Njal nahm das Selbsturteil 1 von Gunnar an und sagte: "Ich 

1 Den dem Verletzten zuerkannten Schiedsspruch.



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will den Fall nicht als Ehrensache behandeln: bezahle zwölf Unzen Silbers 1. Aber das möcht ich ausbedingen: sollte irgend etwas von meinem Hause ausgehn, worüber du zu verhängen hättest, dann regte den Schiedsspruch nicht strenger!" Gunnar entrichtete das Geld nach Wunsch und ritt dann nach Hause.

Njal kam vom Sing zurück und seine Söhne. Bergthora sah das Geld und sagte: "Recht maßvoll habt ihrs geregelt! aber grad soviel Geld soll auf Kol stehen, wenn es soweit ist."

Gunnar kam vom Ding zurück und machte Hallgerd vorwürfe. Sie meinte, bessere Männer lägen mancherorts ungebüßt! Gunnar sagte, was sie vornehme, sei ihre Sache, " aber wie die Händel enden, ist meine Sache."

Hallgerd prahlte beständig mit Swarts Erschlagung; aber Bergthora verdroß das sehr.

Njal zog nach Thorolfsberg hinauf und seine Söhne; um dort zur Wirtschaft zu sehen. An demselben Tage begab es sich, als Bergthora vor dem Hause war, daß sie einen Mann daherreiten sah auf schwarzem Pferde. Sie blieb stehn und ging nicht hinein. Dieser Mann führte einen Speer in der Hand und war mit einem Kurzschwert gegürtet. Sie fragte den Mann nach seinem Namen. "Atli heiße ich," sagte er. Sie fragte, woher er sei."Ich bin aus den Ostföhrden," sagte er."Wohin willst du:" fragte sie. "Ich bin ohne festes Quartier;" sagte er, " und hatte vor; mit Njal und Skarphedin zu reden und zu sehen, ob sie mich aufnehmen würden." "Welche Arbeit liegt dir am besten:" fragte sie. "Ich bin ein Feldarbeiter, und noch manches andre liegt mir gut," sagte er; "aber verhehlen will ich nicht, daß ich eigensinnig bin, und wo ich auch war, gabs Wunden zu verbinden." "Daraus mach ich dir keinen Vorwurf, daß du keine Memme bist sagte sie. Ätti sagte: "Hast du hier etwas zu befehlen "Ich bin Njals Frau," sagte sie, " und dinge Gesinde so gut wie er." "Willst du mich aufnehmen:" fragte er. "Ich will darauf eingehen," sagte sie, "wenn du alles arbeiten willst, was ich dir auftrage, und wär es auch, daß ich dich auf Totschläge ausschicken wollte." "Dazu 1 

Das Zehntel eines einfachen Freienwergelds, kommt auch sonst als Sklavenbuße vor.



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bist du so mit Leuten versehen," sagte er, daß du mich zu derlei haben 1 !" mir derlei nicht nötig haben wirst "Ich bedinge aus, was mir paßt," sagte sie. "Darauf wollen wir den Handel schließen," sagte er. Da nahm sie ibn auf.

Njal kam nach Hause und seine Söhne und Sagte Bergthora, was das für einer sei. "Das ist dein Knecht," sagte sie; "ich nahm ihn auf; er sagt, er sei nicht handfaul." "Harte Arbeit wird er reichlich tun," sagte Njal, "ich weiß nur nicht, ob er auch gute Arbeit tut."Skarphedin war gut zu Ätti.

Im Sommer ritt Njal aufs Ding und seine Söhne. Gunnar war auch auf dem Dinge. Njal nahm einen Geldbeutel mit- und Skarphedin fragte: "Was ist das für Geld, Vater?" "Dies ist das Geld, das Gunnar mir zahlte für unsern Hausgenossen ." "Dahinter wird etwas stecken," sagte Skarphedin und grinste.


37. Atli tötet Kol

Nun ist zu Hause fortzufahren: daß Ätti die Bergthora fragte, was er beute arbeiten solle. "Die Arbeit habe ich für dich,"sagte sie; "geh und suche nach Kol, bis du ihn findest , denn heute hast du ihn nun zu erschlagen, wenn du mir gehorsam sein willst.""Das paßt gut zusammen,"sagte Ätti, "denn er wie ich sind Bösewichter. Doch denk ich so gegen ibn vorzugebn, daß einer von uns sterben muß." "Das ist brav von dir,"sagte sie, "du sollst auch nicht umsonst arbeiten!"

Er nahm seine Waffen und ein Pferd und ritt gegen die Stromhalde hinauf und begegnete dort Leuten, die von Haldenende kamen; sie waren daheim in Wald. Sie fragten, wohin Atli wolle. Er sagte, er müsse nach einem Gaul suchen. Sie meinten, das sei ein geringer Auftrag für solch einen Arbeiter; "übrigens fragt man am besten bei denen, die heut nacht unterwegs gewesen sind.""Wer sind die fragte er. "Der Mords-Kol, der Knecht der Hallgerd,"sagten sie, "verließ die Sennhütte vor kurzem und ist die ganze Nacht hindurch wach gewesen.""Ich weiß nicht, ob ich mich zu ihm getraue,"sagte Atli: "er ist bösartig; ob ich mir nicht des andern Schaden 

1 Er denkt an ihre Söhne.



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zur Warnung nehme:" "Du sähest eigentlich anders drein," sagten sie, "nicht als ob du ein Feigling wärest," und sie wiesen ihm den Weg zu Kol.

Er spornte nun sein Pferd und ritt scharf, und als er auf Rot traf, sagte Ätti zu ihm: "Läufts gut, das Packbinden:" fragte Ätti. "Das wird dich gar nichts angehn, du Aas," sagte Kol, "und überhaupt keinen von da drüben!' Ätti sagte "Eins bleibt dir noch tun, das mühsamste, nämlich zu sterben!" Damit stieß Atli den Speer nach ihm, und es traf mitten auf ihn. Kol wirbelte die Art nach ihm und verfehlte ihn, fiel vom Sattel und starb sogleich.

Ätti ritt weiter, bis er auf Arbeiter der Hallgerd traf, und sagte: "Geht zum Pferd hinauf und hütet es; denn Kol ist vom Sattel gefallen, und zwar ist er tot." "Hast du ihn erschlagen:" Sagten sie. " Der Hallgerd wird es so vorkommen, als sei er nicht von selbst gestorben." Damit ritt Ätti nach Hause und erzählte es der Bergthora. Sie dankte ihm diese Tat und für die Worte, die er gebraucht hatte. "Ich weiß nicht," sagte er, " wie es dem Njal gefallen wird." "Er wird sich gut damit abfinden," sagte sie: "ich will dir eines zum Zeichen sagen: daß er aufs Ding die Knechtsbuße mitgenommen hat, die wir lesten Sommer empfingen; die wird jetzt für Kol dienen. Aber wenns auch zum vertrage kommt, mußt du doch auf deiner Hut sein, denn Hallgerd wird keinen vertrag halten." "Schickst du vielleicht jemand zu Njal," sagte Ätti" ,ihm den Totschlag zu melden:" "Nein," sagte sie: "mir wäre lieber, Kol bliebe ungebüßt." Damit brachen sie das Gespräch ab.

Der Hallgerd wurde berichtet von Kols Totschlag und von Atlis Reden. Sie sagte, sie werde's dem Atli vergelten. Sie schickte einen Mann aufs Ding, dem Gunnar Kols Totschlag zu melden. Er antwortete wenig und schickte einen, es dem Njal zu melden. Der antwortete gar nichts. Skarphedin sagte: "Viel unternehmungslustiger sind doch heute die Sklaven als früher: damals rauften sie sich, und das fand man keinen Schaden; aber jetzt wollen sie sich totschlagen;" und er grinste dazu.



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Njal langte den Geldbeutel herab, der an der Zeltwand oben war, und ging hinaus; seine Söhne gingen mit ihm. Sie gingen zu dem Zelte Gunnars. Skarphedin sagte zu einem Mann, der unter der Zelttür stand: "Richte dem Gunnar aus, mein Vater wolle ibn sprechen." Er richtete's dem Gunnar aus. Gunnar trat sogleich vors Zelt und hieß Njal willkommen; dann gingen sie zum Gespräch beiseite. "Jetzt ists schlimm gegangen," sagte Njal" ,daß mein Eheweib den Frieden gebrochen haben soll und deinen Knecht erschlagen lassen." "Dafür soll sie keinerlei Tadel treffen," sagte Gunnar. "Jetzt fälle du den Spruch in der Sache!' sagte Njal."Das will ich tun," sagte Gunnar: "ich setze die beiden gleich teuer an, Swart und Kol. Erlege mir zwölf Unzen Silbers." Njal nahm den Geldbeutel und übergab ihn dem Gunnar. Gunnar erkannte das Geld, daß es dasselbe war, das er ihm entrichtet hatte. Njal ging zu seinem Zelt zurück, und es stand gleich gut zwischen ihnen nach wie vor.

Als Njal nach Hause kam, machte er Bergthora vorwürfe; aber sie sagte, nie werde sie vor Hallgerd beigeben. Hallgerd schalt Gunnar sehr aus, daß er den Totschlag schiedlich beigelegt hatte. Gunnar sagte, nie werde er von Njal und seinen Söhnen abfallen. Sie tobte sehr; Gunnar achtete nicht darauf. In diesem Jahr paßten sie auf, daß nichts geschah.


38. Brynjolf tötet Ätti

Im Frühjahr erklärte Njal dem Ätti: "Ich möchte gern, du zögest nach den Östföhrden um, damit Hallgerd bei dir nicht Schicksal spiele." "Davor fürcht ich mich nicht," sagte Atli, "ich bleibe lieber hier, wenn man mich läßt." "Dazu raten möcht ich doch nicht," sagte Njal. "Ich finde es besser, in deinem Hause umzukommen," sagte Ätti, "als den Kostherrn zu wechseln. Aber darum möcht ich dich bitten, wenn ich erschlagen bin, daß keine Knechtsbuße auf mir stehe." "Man soll dich busen wie einen Freien," sagte Njal," aber Bergthora wird dir versprechen , und wirds auch halten, daß Blutrache auf dir stehen" Da verdingte er sich wieder auf ein Jahr.

Nun ist von Hallgerd zu berichten, daß sie einen Mann in die



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Björnsföhrde hinüber schickte nach ihrem verwandten Brynjolf dem Zänker; der war ein rechter Bösewicht. Gunnar wußte davon nichts. Hallgerd ließ ihm sagen, er passe ihr gut zum Aufseher. Brynjolf kam herüber, und Gunnar Sagte, was er hier solle. Er sagte, hier wohnen solle er. "Gewinnen wird unser Haushalt nicht durch dich," sagte Gunnar, "nach dem. was man von dir sagt. Aber wegweisen will ich die Verwandten der Hallgerd nicht, die sie bei sich wohnen haben will." Gunnar war kühl zu ihm, doch nicht böse. So verstrich die Zeit bis zum Ding.

Gunnar ritt aufs Ding und Kolskegg. Und als sie hinkamen, trafen sie sich mit Njal: er war auch auf dem Ding und seine Söhne; und es ließ sich gut an zwischen ihnen.

Bergthora sagte zu Atli: "Geb nach Thorolfsberg hinauf und arbeite dort eine Wochen" Er ging hin und war dort ganz allein im Walde und brannte Kohlen. Hallgerd sagte zu Brynjolf: "Ich höre, Atli ist nicht zu Hause; er wird in Thorolfsberg Arbeit haben." "Was glaubst du am ehesten daß er arbeite:" fragte er. " Etwas im Walde," sagte sie. "Was soll ich mit ihm:" Sagte er."Ihn erschlagen sollst du," sagte sie. Er wurde kleinlaut. "Thjostolf bekäme weniger Gänsehaut," sagte sie, " den Ätti zu erschlagen, wenn er noch am Leben wäre." " Auch diesmal brauchst du wohl nicht gar so feige zu schelten," sagte er. Damit nahm er seine Waffen und sein Pferd, saß auf und ritt nach Thorolfsberg. Er sah östlich vom Hofe dicken Kohlenrauch; dahin ritt er, stieg dann vom Pferde und band es an; erselbst ging in den Rauch, wo er am dicksten war. Da wurde er der Kohlengrube ansichtig, und es stand ein Mann dabei er sah, daß er den Speer neben sich in den Boden gesteckt hatte. Brynjolf ging dem Rauch entlang bis zu ihm hin; er aber war hitzig an seiner Arbeit und sah ihn nicht. Brynjolf trieb ihm die Art in den Kopf. Er zuckte so heftig zurück, daß Brynjolf die Art los ließ, Atli faßte nach dem Speer und schoß nach ihm. Brynjolf warf sich nieder an den Boden, und der Speer flog über ihn weg."Dir kams hier zustatten , daß ich überrascht wurde," sagte Atli " aber Hallgerd wird jetzt zufrieden sein: du wirst meinen Tod melden. Aber



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das ist mein Trost, daß du bald ebenso enden wirst. Nimm denn nun deine Art, die hier liegen geblieben ist." Er antwortete ihm nichts und nahm die Art nicht eher auf, als bis Ätti tot war, ritt zum Hofe Thorolfsberg und berichtete den Totschlag. Darauf ritt er nach Hause und berichtete der Hallgerd. Sie schickte einen Mann nach Bergthorsbühl und ließ der Bergthora sagen, jetzt sei Kols Totschlag gelohnt. Darauf schickte Hallgerd einen Mann aufs Ding, dem Gunnar die Erschlagung Atlis zu melden.

Gunnar stand auf und Kolfkegg mit ihm. Kolskegg sagte: "Du wirst noch zu leiden haben unter der Sippe der Hallgerd." Sie gingen, mit Njal zu reden. Gunnar sagte: "Ich habe dir die Erschlagung Anis zu melden." Er berichtete ihm, wer ihn erschlug;"und nun will ich dir Buße dafür anbieten, und du sollst sie selber verhängen." Njal sagte:"Wir haben uns vorgenommen, uns nicht entzweien zu lassen. Jedoch werd ich ihn nicht wie einen Sklaven einschätzen." Gunnar sagte, das sei in der Ordnung, und streckte die Hand dar 1. Njal ernannte sich Zeugen, und sie verglichen sich auf dies.

Skarphedin sagte: " An Altersschwäche sterben läßt Hallgerd unsre Knechte nicht!" Gunnar erwiderte:, Deine Mutter wird der Meinung sein, es gebe umschichtig mit den Hieben." Danach verhängte Njal ein Hundert Silbers 2, und Gunnar zahlte sogleich. Manche sagten, die dabei standen, dieser Schiedsspruch sei hoch; Gunnar wurde zornig und sagte, man habe Leute gebüßt nach vollem Satze, die nicht heldenhafter waren, als Ätti war.

Damit ritten sie vom Ding nach Hause. Bergthora bemerkte zu Njal, als sie das Geld sah:" Du findest, dein Versprechen ist eingelöst; aber jetzt bleibt noch meines!" "Notwendig ist es nicht, daß dus einlösest," sagte Njal."Du hast das Gegenteil vorausgesagt 3 ," sagte sie, "und so solls auch sein."

Hallgerd sagte zu Gunnar:" Du hast ein Hundert Silbers gezahlt Atlis Totschlag und ihn zum Freien gemacht" Er war schon frei!" sagte Gunnar, "Njals Hausgenossen will ich auch nicht zu bußlosem volke machen." "Ihr zwei seid 

1 Zur Zusicherung der Zahlung. Die einfache Freienbuße. 3 S. 97 unten.



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einander wert, Memmen allebeide" " Die Zeit wirds lehren," sagte er. Gunnar war nun langezeit kühl gegen sie, bis sie anfing beizugeben. Es geschah nichts weiter dieses Jahr. Im Frühjahr dingte Njal kein neues Gesinde 1. Dann im Sommer ritt man aufs Ding.


39. Thord tötet Brynjolf

Es war ein Mann namens Thord; man nannte ihn den Freigelassenensohn. Sein Vater hieß Sigtrygg; er war ein Freigelassener von Njals Mutter gewesen und war im Waldstrom ertrunken. Darum lebte Thord seither bei Njal. Er war ein großer, starker Mann; er hatte alle Söhne Njals aufgezogen. Er hatte Neigung gefasst zu Gudfinna Thorolfs- tochter, einer Verwandten Njals. Sie war Wirtschafterin d-i im Hofe und war eben in Hoffnung

Bergthora nahm Thord den Freigelassenensohn tns Gespräch: "Mach dich auf den Weg und erschlage den Brynjolf:" "Totschläge liegen mir nicht," sagte er; "aber wenn dus denn willst, werd ichs tun." "Ja, ich wills," sagte sie. Danach zog er nach Haldenende hinauf, ließ Hallgerd herausrufen und Sagte, wo Brynjolf sei. "Was willst du mit ihm:" sagte sie. "Ich möchte, daß er mir sage, wo er Atlis Leiche verscharrt hat; ich höre, daß er schlecht mit ihr umging." Sie wies ihn zu ihm; er sei drunten auf der Ackerzunge."Paß auf,"sagte Thord",daß ihm nicht zustoße, was dem Atli" "Totschläge liegen dir nicht." sagte und es ist gleich, ob ihr euch begegnet." Ich habe noch nie Menschenblut gesehen und weiß nicht, wie ich mich dabei stelle" : damit sprengte er aus dem Hof und nach der Ackerzunge hinab. Rannweig, Gunnars Mutter, hatte ihrem Gespräch zugehört."Feige schiltst du ihn, Hallgerd,"sagte sie, "aber ich halt ihn für einen beherzten Mann, und dein Vetter wird das spüren."

Sie trafen sich unterwegs, Brynjolf und Thord. Thord sagte: "Wehre dich, Brynjolf denn ich will nicht an dir zum Schurken werden." Brynjolf ritt auf Thord los und hieb nach ihm. 

1 ersetzt den Atli nicht. Dies wird erwähnt, weil es Thord in ein engeres Pflichtverhältnis zur Herrschaft bringt,



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Thord hieb mit der Art dawider und spaltete ihm den Schaft über den Händen, dem Brynjolf, und hieb sogleich zum zweitenmal nach ihm, und es traf die Brust und drang sogleich ins Innere. Da fiel er vom Sattel und war sogleich tot. Thord traf einen Hirten der Hallgerd, machte den Totschlag kund wider sich selbst 1 und sagte, wo der Tote lag, und hieß ihn der Hallgerd Meldung bringen. Darauf ritt er nach Bergthorsbübl und berichtete der Bergthora und den andern den Totschlag.

"Gesegnet deine Händel" sagte sie.

Der Hirte berichtete der Hallgerd den Totschlag. Sie wurde giftig und sagte, das solle noch zu viel Bösem führen, wenns auf sie ankomme.


40. Njal zahlt Buße

Nun kam die Neuigkeit aufs Ding. Njal ließ es sich dreimal erzählen und sagte dann: "Hier werden Leute zu Totschlägern, von denen ichs nicht dachte." Skarphedin Sagte: "Der war doch gewiß schon todgeweiht," meinte er" ,der umkam durch unsern Ziehvater, der nie Menschenblut gesehen hat! Manche werden gedacht haben, wir Brüder würden dies eher vollbringen nach der Sinnesart, die wir haben." "Du wirst nicht lange warten müssen," sagte Njal" ,bis es an dich kommt; ohne Not wirst du dann nicht handeln."

Sie suchten dann den Gunnar auf und erzählten ihm den Totschlag. Gunnar gab zur Antwort, um den Mann sei es kein großer Schade, " aber immerhin war er ein Freier." Njal bot ihm sofort den vergleich an. Gunnar willigte ein, und er sollte selbst den Spruch tun. Er tat ihn sogleich und verhängte ein Hundert Silbers. Njal zahlte das Geld sofort, und damit waren sie verglichen.


41. Hallgerd hegt Sigmund auf

Es war ein Mann namens Sigmund. Er war ein Sohn von Lambi, dem Sohne Sigwats des Roten 2. Er war ein weitgereister Mann, schön und von höfischer Sitte, groß und 

1 Der Totschläger hat seine Tat vor irgend einem Benachbarten förmlich zu verklaren', sonst gilt sie als heimlicher mord. 2 Des Urgrossvaters (nach dem Besiedelungsbuch: Großvaters) von Gunnar, Kap. 10.



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stark. Er hatte ein stolzes Auftreten, dichtete gut und war auch für die meisten andern Fertigkeiten begabt. Sein Wesen war hochfahrend, spottlustig und unfügsam. Er kam von auswärts und landete in der Hornföhrde. Er hatte einen Genossen namens Skjöld, einen Schweden, der war schwierig im Umgang. Sie verschafften sich Pferde, ritten von der Hornföhrde ab und setzten sich nicht eher zur Ruhe, als bis sie zur Strom- halde kamen nach Haldenende. Gunnar nahm sie gut auf; sie waren nahe verwandte, er und Sigmund. Gunnar lud Sigmund ein, den Winter bei ihm zu bleiben. Sigmund nahm das an, wenn sein Genosse Skjöld auch da sein dürfe. "von ihm höre ich," sagte Gunnar, "daß er deine Gemütsart nicht eben bessere; und doch kannst dus brauchen, daß man bei dir nachhilft. Auch hat das Wohnen hier einen Haken, und ich möchte euch verwandten den Rat geben, daß ihr ruhig bleibt bei dem Aufhetzen der Hallgerd, meiner Frau. Sie fängt nämlich vieles an, was von meinen Wünschen weit abliegt." "Wer warnt, hat keine Schuld 1 ," sagte Sigmund. "Beherzige also den Rat," sagte Gunnar, " aber du wirst in schwere versuchung kommen. Halte dich immer zu mir und folge meinen Räten." Darauf schlossen sie sich dem Gunnar an. Hallgerd war feundlich Sigmund, und mit der Zeit trieb sies so eisig, daß sie ihm Geschenke anhängte und ihn bediente nicht weniger als ihren Gatten. Und viele hielten sich darüber auf und wußten nicht recht, was wohl dahinter stehe.

Hallgerd sagte zu Gunnar: "Man kann sich doch nicht zufrieden geben mit dem Hundert Silbers, das du meinen vet- ter Brynjolf annahmft, und ich werde ihn rächen, wenn ich kann." Gunnar sagte, er wolle keinen Wortwechsel mit ihr, und ging fort. Er suchte den Kolskegg auf und sagte zu ihm: "Geh hin und suche Njal auf und sag ihm, Thord solle auf seiner Hut sein trotz dem vergleiche, denn ich traue dem Frieden nicht." Er ritt hin und sagte es dem Njal, und Njal sagte es dem Thord. Kolskegg ritt nach Hause, und Njal dankte ihnen für ihre Treue.

Einmal begab es sich, daß sie vor dem Hause standen, Njal und 1 

Im Urtext ein stabendes Sprichwort



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Thord: dort auf dem Grasplatz pflegte ein Bock herumzugebn, und niemand durfte ibn wegjagen. Da sprach Thord: "Das ist ja wunderlich" sagte er. "Was giebst du, was dir einen wunderlichen Eindruck macht :" fragte Njal."Mir ist, der Bock liegt bier in der Vertiefung und ist über und über blutig." Njal sagte, da sei kein Bock und auch nichts sonst."Was ist es denn:" fragte Thord."Du wirst ein todgeweihter Mann sein," sagte Njal, " und wirst deinen Folgegeist gesehen haben 1. Sei auf deiner Hut!" "Das wird mir nichts helfen," sagte Thord, "wenn mir dies bestimmt ist."

Hallgerd nahm den Thraïn Sigfussohn ins Gespräch und sagte: "Einen Schwiegersohn hätt ich an dir," sagte sie" ,wenn du Thord den Freigelassenensohn erschlügest!" "Das werd ich nicht tun," sagte er, " denn das wird mir den Zorn meines Vetters Gunnar zuziehen. Es wird auch schwere Folgen haben, denn diesen Totschlag wird es jähe Rache geben müssen." Wer wird sie nehmen sagte sie, " etwa der Alte ohne Bari:" "Das nicht," sagte er: "seine Söhne werden sie nehmen." Darauf sprachen sie lange leise zusammen, und kein Mensch wußte, was sie für Anschläge machten.

Einmal begab es sich, daß Gunnar von Hause fort war: Sigmund war zu Hause und sein Genosse; Thraïn war von Grießach angekommen. Sie saßen eben mit Hallgerd vor dem Hause und sprachen zusammen. Da sagte Hallgerd: "Dies haben sie mir versprochen, Sigmund und sein Freund Skjöld, Thord den Freigelassenensohn zu erschlagen; und du, Thrain, hast mir versprochen, dabei zu sein." Sie bekannten sich alle dazu, daß sie ihr dies versprochen hatten. "Nun hört, wie es zu machen ist," sagte sie; "ihr reitet hinüber in die Hornföhrde nach eurer Ware und kommt erst nach Dinganfang zurück. Wenn ihr nämlich hier bleibt. wird Gunnar wünschen, daß ihr mit ihm aufs Ding reitet. Njal wird auf dem Ding sein und seine Söhne und Gunnar: dann aber erschlägt ihr den Thord:" Sie sagten zu, dieser Plan sollte ausgeführt werden. Später brachen sie nach den Östföhrden auf, und Gunnar dachte sich nichts dabei. 1 

vgl. S. 50 4.



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Gunnar ritt aufs Ding. Njal schickte Thord den Freigelassenensohn hinüber unter die Inselberge 1 und sagte, er galle nur einen Tag fortbleiben. Er zog hinüber, und mit dem Rückweg gings nicht, denn der Strom war so hoch, daß er weithin ungangbar war. Njal wartete einen Tag auf ihn, denn er hatte gedacht, er hätte mit ihm aufs Ding reiten sollen. Njal erklärte der Bergthora, sie solle den Thord aufs Ding schicken, sobald er heimkomme. Zwei Tage später kam Thord zurück. Bergthora sagte ihm, er müsse aufs Ding, " aber zuerst reite nach Thorolfsberg hinauf und sieh dort zur Wirtschaft und bleib nicht länger dort als einen Tag oder zwei."


42. Sigmund tötet Thord

Sigmund kehrte zurück mit seinen Genossen. Hallgerd sagte ihnen, Thord sei noch in der Gegend, aber er müsse nächstens aufs Ding reiten, binnen weniger Tage; "jetzt habt ihr die Gelegenheit," sagte sie, " aber entschlüpft sie diesmal, bekommt ihr ihn nie."

Nach Haldenende kamen Leute von Thorotfsberg und erzählten der Hallgerd, Thord sei dort. Hallgerd ging zu Thraïn Sigfussohn und den anderen und sagte zu ihm: "Jetzt ist Thord in Thorotfsberg, und ihr habts jetzt in der Hand, den Schlag gegen ihn zu führen, wenn er zurückkehre." "Das wollen wir denn tun," sagte Sigmund. Sie gingen nun hinaus und nahmen ihre Waffen und Pferde und ritten auf den Weg, den er kommen musste. Sigmund sagte zu Thraïn: "Mach du jetzt nicht mit; denn wir werden nicht alle nötig sein." "Gut denn," sagte er.

Wenig später ritt Thord auf sie zu. Sigmund sprach zu ibm: "Ergib dich! sagte er; " denn jetzt mußt du sterben. "Das in ich nicht, sagte Thord;"stell dich mir zum Zweikampf: "Das tu ich nicht," sagte Sigmund;" wir wollens nützen, daß wir die Mehrheit haben. Zu verwundern ists aber nicht, daß Skarphedin forsch ist, denn es heißt, zu einem Viertel arte man nach dem Ziehvater." "Das wird sich dir bewähren, sagte 

1 Den Gebirgsstock am linken Ufer des Waldstromos Dieser ist der gleich darauf genannte ,Strom'.



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Thord, " denn Skarphedin wird mich rächen 1 ."Darauf griffen sie ihn an, und er brach allen beiden die Speerschäfte, so brav wehrte er äch. Da hieb ihm Skjöld die Hand ab, und erwehrte äch nun mit der andern eine Zeitlang, bis Sigmund ihn durchbohrte . Da fiel er tot zu Boden. Sie legten Erde und Steine auf ihn .

Thraïn sagte: "Wir haben eine üble Tat vollbracht, und die Söhne Njals werden den Totschlag übel aufnehmen, wenn sies erfahren." Sie ritten nach Hause und berichteten der Hallgerd. Sie äußerte ihre Freude. Rannweig sagte, Gunnars Mutter: "So heißt es, Sigmund: Kurze Stunde wird die Hand des Hiebes froh '; so wirds auch hier sein. Zwar wird Gunnar dich frei bringen in dieser Sache; aber wenn Hallgerd dich zum zweitenmal ködert, dann wird es dein Tod."

Hallgerd schickte einen Mann nach Bergthorsbühl, den Totschlag zu melden; einen andern schickte sie aufs Ding, dem Gunnar den Totschlag zu melden. Bergthora sagte, sie wolle Hallgerd darob nicht mit Schimpfworten züchtigen: das sei keine Rache in einem so schweren Fall.


43. Gunnar zahlt Buße

Als aber der Bote aufs Ding kam, dem Gunnar den Totschlag zu melden, da sagte Gunnar: "Hier ists schlimm gegangen, und keine Nachricht könnte mir zu Ohren kommen, die mir leider täte. Dennoch wollen wir nun sogleich gehn und mit Njal sprechen, und ich erwarte auch diesmal, daß er brav handelt, obgleich er auf eine schwere Probe gestellt wird." Sie suchten also den Njal auf und riefen ihn zur Unterredung heraus. Er stellte sich sogleich bei Gunnar ein. Sie sprachen zusammen, und es war anfangs kein Mensch dabei als Kolskegg.

"Eine harte Nachricht hab ich dir zu bringen," sagte Gunnar: "die Erschlagung Thords des Freigelassenensohns. Ich will dir das Selbsturteil anbieten für den Totschlag." Njal schwieg einige Zeit und sprach darauf: Ein gutes Anerbieten" sagte 

1 Also auch darin seinen Ziehvater nicht verleugnen. 2 Die vorgeschriebene Bergung der Leiche. 3 Das Lieblingssprtrichwort der njalssaga.



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er, "ich will es annehmen. Freilich ist es nicht ausgeschlossen, daß mich dafür Schmähung trifft von meinem Weibe oder den Söhnen, denn ihnen wird es sehr mißfallen. Dennoch will ichs drauf ankommen lassen, denn ich weiß, ich habs mit einem Ehrenmann zu tun. Ich möchte auch nicht, daß von mir ein Bruch unsrer Freundschaft ausgehe." "Willst du vielleicht deine Söhne dabei haben?" Sagte Gunnar. "Nein," sagte Njal, "denn brechen werden sie den Vertrag nicht, den ich schließe, aber wenn sie zugegen sind, dann werden sie nicht mitmachen wollen." "So wird es sein," sagte Gunnar; "besorge dus allein!"

Sie reichten sich nun die Hände und vertrugen sich glatt und gut. Dann sagte Njal: "Zwei Hunderte Silbers verhänge ich; du wirst das viel finden." "Zu viel finde ich es nicht," sagte Gunnar und ging zurück zum Zelte.

Die Söhne Njals kehrten zurück, und Skarphedin fragte, wo- ber das viele und schöne Geld komme, das sein Vater in der Hand habe. Njal sagte: "Ich habe euch die Erschlagung Thords, eures Ziehvaters, zu berichten, und ich habe eben mit Gunnar die Sache beigelegt, und er hat ibn mit doppelter Mannesbuße gebüßt 1." "Wer waren die Totschläger:" Sagte Skarphedin. "Sigmund und Skjöld; zugegen war aber auch Thraïn," sagte Njal. " Sie fandens nötig, sich anzustrengen!' sagte Skarphedin ; " aber wie weit muß es kommen, bis wir zugreifen sollen" " Das wird bald geschehen," sagte Njal, "und dann wird man dich nicht zurückhalten. Aber mir liegt viel daran, daß ihr diesen vertrag nicht brecht." " So wollen wirs denn machen," sagte Skarphedin, " aber wenns etwas setzt zwischen uns, dann werden wir uns an die alte Feindschaft erinnern." "Dann werd ich nichts weiter bitten haben," sagte Njal.


44. Sigmunds Spottverse

Jetzt ritten die Leute vom Ding nach Hause, und als Gunnar heimkam, sagte er zu Sigmund: "Du bist ein größe 

1 Die einfache mannesbuße war ja das Hundert Silbers; aber bei den besseren Leuten bringt die Njala gewöhnlich den doppelten Sah (7mal), wo nicht mehr vgl. S. 52 3 und Kap. 123.



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rer Unglücksmensch, als ich gedacht hatte, und brauchst deine Gaben zu Bösem. Dennoch hab ich dir nun einen vergleich erwirkt , und jetzt solltest du auf keinen zweiten Köder anbeißen. Deine Art paßt nicht zu meiner: du legst dich auf Spott und Hohn, aber das ist nicht meine Art. Du verstehst dich darum gut mit Hallgerd, weil eure Art sich mehr gleicht." Gunnar redete lange auf ihn ein, aber er antwortete ihm, wies recht war, und sagte, er wolle sich künftig mehr an seine Ratschläge halten, als es bisher geschehen war. Gunnar sagte, dann werde sichs gut machen. Zwischen Gunnar und Njal hielt sich die Freundschaft, so kühl es auch war zwischen ihrem andern Volke.

Es trug sich zu, daß herumziehende Weiber von Bergthorsbübl nach Haldenende kamen. Sie schwatzten viel und hatten eher ein böses Maul. Hallgerd besaß eine Frauenkammer, da saß sie öfter drin: da war ihre Tochter Thorgerd und Thraïn und Sigmund und eine Menge Weiber; Gunnar war nicht da und Kolskegg auch nicht. Jene Bettelweiber traten in die Kammer ein; Hallgerd begrüßte sie und ließ ihnen Platz machen und Sagte, wo sie zu Nacht gewesen seien. Sie sagten, in Bergthorsbühl. " Was trieb Njal:" fragte sie. "Er saß nach Kräften dabei," sagten sie."Was machten die Söhne Njals:" fragte sie; " die halten sich jetzt für etwas ganz Besonderes." "Wenn man sie so stehn sieht; sind sie mächtig; aber noch ganz unerprobt sind sie," sagten die Weiber; "Skarphedin wetzte eine Art, Grim schäftete einen Speer, Helgi metete den Griff an ein Schwert, Höskuld sicherte den Riemen an einem Schilde." "Irgend welche Großtaten werden sie vorhaben," sagte Hallgerd . "Das wissen wir nicht," sagten sie."Was machten Njals Knechte:" fragte Hallgerd. "Von einem Teil sahen wir nicht, was sie machten; einer fuhr Mist auf die Anhöhen." "Was mag dies bezweckt haben:" Sagte Hallgerd. "Er sagte, dort gebe es besseres Dunggras als anderwärts," antworteten sie. Auch Njal kann dumm sein,"sagte Hallgerd, wo er doch sonst auf alles Rat weiß. "Wie meinst du das:" Sagten sie. "Ich nenne einen Grund, der wahr ist," sagte Hallgerd: daß er sich nicht einen Bart düngte, damit er wäre wie andre Mannsleute.



Thule-Bd.04-108 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Nennen wir ihn nun den Alten ohne Bart und seine Söhne die Dungbärtler, und du, Sigmund, dichte etwas darauf und zeige uns, daß du ein Dichter hifi" "Ich bin ganz dabei!"sagte er und sprach drei oder vier Gesätze, lauter bösartige."Du bist ein Kleinod," sagte Hallgerd, " wie du mir folgsam bist!"

In diesem Augenblick kam Gunnar herzu. Er hatte draußen vor der Kammer gestanden und all die Worte gehört. Sie fuhren sehr zusammen, als sie ihn eintreten sahen; alle wurden jetzt still, aber vorher war lautes Gelächter gewesen. Gunnar war sehr zornig und sagte zu Sigmund: "Ein Tor bist du und ein Eigensinn, daß du die Söhne Njals verlästerst und ibn selbst, was am meisten sagen will, und nach all dem, was du ihnen schon angetan bast! Das wird dein Tod sein. Aber wenn irgend jemand diese Worte wiederholt, da muß er fort, und dazu trifft ihn mein Zorn." Sie aber waren alle so in Furcht vor ihm, daß niemand sich getraute, diese Worte zu wiederholen. Damit ging er davon.

Die Bettelweiber sagten untereinander, sie würden von Bergthora gewiß Lohn bekommen, wenn sie ihr dies erzählten. Sie zogen darauf hinunter und erzähltens im geheimen der Bergthora ungefragt.

Bergthora sagte, als die Leute bei Tisch saßen:"Ihr habt Geschenke bekommen, Vater und Söhne, und ihr zeigt euch als schlechte Ehrenmänner, wenn ihrs nicht lohnt" "Was sind das für Geschenke:" fragte Skarphedin."Ihr Söhne bekamet alle zusammen ein Geschenk: ihr seid Dungbärtler genannt worden; mein Gatte aber der Alte ohne Bart." "Wir haben doch nicht Weiberart," sagte Skarphedin, "daß wir uns über alles erzürnten." "Erzürnt hat sich Gunnar in euerm Namen," sagte sie, " und er gilt doch als männlich; und wenn ihr hier nicht euer Recht betreibt, dann werdet ihr keinen Schimpf die Rache betreiben" " Es macht der Alten Spaß, unsrer Mutter," sagte Skarphedin und grinste dazu; doch brach ihm der Schweiß aus der Stirn und kamen rote Flecke in seine Backen; aber daran war man nicht gewohnt. Grim war still und biß sich in die Lippe. An Helgi war nichts zu merken. Höskuld ging mit Bergthora hinaus; sie kam wieder in die Stube



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und tobte sehr. Njal sagte: " Auch der Langsame rammt ans Ziel, Mutter. Und so geht es in vielen Sachen: mögen sie einem ans Herz greifen, es erntet nie eitel Lob, wenn man dann Rache nimmt."

Am Abend aber, als Njal zu Bett gekommen war, hörte er, wie eine Art an die Bretterwand stieß, und es tönte laut in ihr. Aber an der nächsten Bettkammer, da hingen die Schilde: und ersah, daß sie weg waren. Er sagte:"Wer hat unsre Schilde herabgenommen:" "Deine Söhne gingen damit hinaus," sagte Bergthora. Njal ging sogleich hinaus und hinter die Gebäude und sah, daß sie den Hügel hinauf strebten. Er sagte: . Wohin solls gehen, Skarphedin " "Nach deinen Schafen suchen."Njal sagte: "Dann wäret ihr nicht bewaffnet, wenn ihr das vorhättet! Das Ziel wird ein anderes sein." "Lachse wollen wir fischen, Vater." "Wenn es das wäre, wäres gut, daß euch der Fang nicht entginge." Sie zogen ab, aber Njal ging zu seinem Lager; er sagte zu Bergthora:"Draußen waren deine Söhne, alle in Waffen: jetzt wird dein Hetzen zu etwas führen." "Danken werd ichs ihnen von Herzen, wenn sie mir die Erschlagung Sigmunds berichten!"


45. Die Njalssöhne töten Sigmund

Die Njalssöhne zogen nun hinauf nach der Stromhalde und blieben die Nacht durch an der Halde und zogen in die Nähe von Haldenende, als der Morgen graute. Diesen selben Morgen standen Sigmund und Skjöld auf und wollten zu der Pferdekoppel. Sie führten Zaumzeug mit sich, nahmen sich Rosse auf der Hofwiese und ritten davon. Sie fanden die Pferde zwischen zwei Bächen.

Skarphedin erblickte sie, denn Sigmund war in farbigen Kleidern . Skarphedin sagte:"Nun, seht ihr den Rotalben 1:" Sie schauten hin und sagten, sie sähen ihn. Skarphedin sagte: "Mach du nicht mit, Höskuld; denn du wirst oft allein, unbeschützt, herumgeschickt werden. Aber ich denke mir den Sigmund zu; das finde ich männlich. Grim und Helgi sollens mit 

1 Eine Gelegenheitsbildung, angelehnt an die ,Scharzaralben' und ,Lichtalben' des Heidentums.



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Skjöld aufnehmen." Höskuld setzte sich nieder, aber sie gingen vor, bis sie zu den beiden hinkamen. Skarphedin sagte zu Sigmund: "Greif zu den Waffen und wehre dich! Das ist jetzt nötiger, als Spottverse auf uns machen." Sigmund griff zu den Waffen, und Skarphedin wartete so lange. Skjöld wandte sich gegen Grim und Helgi, und sie schlugen sich hitzig. Sigmund führte einen Schild und auf dem Kopfe den Helm, ein Schwert an der Seite und einen Speer in der Hand. Er wandte sich gegen Skarvhedin und stach sogleich mit dem Speer nach ihm, und es traf den Schild. Skarphedin schlug den Speerschaft entzwei und hob die Art, hieb nach Sigmund und spaltete den Schild bis zum Griff hinunter. Sigmund zog das Schweri und hieb nach Skarphedin, und es drang in den Schild, so daß es fest saß. Skarphedin drehte den Schild so heftig. daß Sigmund das Schwert los ließ. Skarphedin hieb nach Sigmund mit der Art; Sigmund trug ein Lederkoller; die Art traf die Schulter und spaltete das Schulterblatt; er zuckte die Art an sich, Sigmund fiel auf beide Knie und sprang gleich wieder auf. "Jetzt beugtest du dich mir" sagte Skarphedin, "aber fallen sollst du auf Mutters Seite 1, eh wir auseinander gebn." "Das wäre schlimm," sagte Sigmund. Skarphedin schlug ihn auf den Helm und gab ihm dann den Todesstreich. Grim hieb dem Skjöld den Fuß ab am Rist, und Helgi durchbohrte ihn mit dem Schwerte, und er war sogleich des Todes. Skarphedin sah einen Hirten der Hallgerd: er hatte dem Sigmund den Kopf abgehauen und reichte den Kopf dem Hirten und sagte, er solle ihn der Hallgerd bringen: sie werde erkennen, ob das der Kopf sei, " der Schandverse auf uns gedichtet hat." Der Hirte warf den Kopf hin, kaum war er von ihnen weg, denn er getraute sich nicht, solange sie dabei waren.

Sie machten sich auf den Weg, trafen Leute am Waldstrom und sagten ihnen die Neuigkeit: die Erschlagung Sigmunds machte Skarphedin kund wider sich selbst, die Erschlagung Skjölds Grim und Helgi. Dann zogen sie nach Hause und 

1 Der ist. Ausdruck bedeutet zugleich ,mütterliche verwandtschaft' und Himmelsgegend, Richtung der mutter ': es muß wohl eine verkleidung des Begriffs ,Erde' dahinter stehn,



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sagten dem Njal die Neuigkeit. Er sagte dies: "Gesegnet eure Händel Hierfür soll es kein Selbsturteil geben 1, so wie die Sache liegt!"

Jetzt ist da fortzufahren, daß der Hirte nach Haldenende zurückkam; er sagte der Hallgerd die Neuigkeit: "Skarphedin gab mir Sigmunds Kopf in die Hand: ich solle ihn dir bringen; aber das getraute ich mich nicht," sagte er, "denn ich wußte nicht, wie dir das gefallen würde." "Das war schade, daß du das nicht tatest,"sagte sie" ich würde ihn dem Gunnar bringen, und dann würde er seinen Vetter rächen, oder ihn träfe jedermanns Schmähung." Darauf ging sie zu Gunnar und sagte: "Ich melde dir die Erschlagung deines Vetters Sigmund. Skarphedin hat ihn erschlagen und wollte mir den Kopf überbringen lassen." "Das war von ihm zu gewärtigen," sagte Gunnar, "denn üble Tat bringt üble Saat; ihr beide habt euch auch oft schon schnöde mitgespielt." Damit ging Gunnar davon. Er ließ die Totschlagsklage nicht einleiten und nichts in der Sache tun. Hallgerd mahnte oft daran und erklärte Sigmund für ungebüßt; Gunnar achtete nicht darauf.

So verstrichen drei Dingzeiten, wo man erwartete, er würde die Klage führen. Da stieß einmal dem Gunnar ein schwieriger Handel zu, von dem er nicht wußte, wie man ihn angreifen solle. Da ritt er hin und suchte Njal auf. Der hieß Gunnar freundlich willkommen. Gunnar sagte zu Njal: "Um einen guten Rat bin ich zu dir gekommen in einem schwierigen Handel." "Den verdienst du,"sagte Njal und erteilte ihm den Ratschlag. Dann stand Gunnar auf und dankte ihm. Njal faßte da Gunnars Hand und sagte: "Reichlich lange hat dein Vetter Sigmund ungebüßt gelegen." "Er war schon im voraus gebüßt," sagte Gunnar; "aber ich will die Hand nicht verschließen vor dem, was mich ehrt." Gunnar hatte den Njalssöhnen nie Böses nachgesagt. Njal wollte's nicht anders, als daß Gunnar die Buße verhänge. Er verhängte zwei Hunderte Silbers, aber Skjöld ließ er bußlos. Sie erlegten sogleich die ganze Summe. Gunnar zeigte ihren vergleich an auf dem Dinghallending , 

1 Im Widerspruch mit dem folgenden. 2 Dem Bezirksding des Krum machlandes.



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als recht viel Leute zugegen waren, und legte dar, wie an- ständig sies behandelt hatten, und nannte die üblen Worte, die dem Sigmund das bittre Ende zuzogen; es sollte sie auch keiner wiederholen, und buß los fallen, wer sie in den Mund nehme.

Das erklärten sie beide, Gunnar und Njal, daß nichts vorkommen solle, was sie nicht unter einander bereinigten. Dies ging auch schön in Erfüllung, und sie blieben immer Freunde.



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Fünftes Stück: Hallgerds Diebstahl



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46. Gizur und Seit und ihr Geschlecht

Es war ein Mann namens Gizur. Er war ein Sohn von Teit, dem Sohne Ketilbjörns des Alten von Moosberg. Gizurs Mutter hieß Alof; sie war eine Tochter des Gauhäuptlings Bödwar, des Sohnes des Wiking-Kari. Die Mutter des Teit hieß Helga und war eine Tochter von Thord dem Bärtigen , dem Sohn von Hrapp, dem Sohn des Björn Rindsfuß. Gizur, zubenannt der Weiße, hatte seine Wirtschaft in Moosberg und war ein großer Häuptling. Sein Sohn war Isleif, der nachmalige Bischof.

In die Geschichte tritt ferner ein Mann ein, der hieß Geir der Gode 1. Seine Mutter hieß Thorkatla. Tochter Ketilbjörns des Alien von Moosberg. Geir hatte seine Wirtschaft in Halde. Er und Gizur hielten zusammen in allen Fehdesachen.

Zu der Zeit führte Mord Walgardssohn die Wirtschaft in Tempel im Krummachlande '; er war ränkesüchtig und bösartig. Damals war sein Vater Walgard außer Landes, und seine Mutter war gestorben. Er war ein Neider Gunnars von Haldenende. Er war reichbegütert an Habe und wenig beliebt.


47. Otkel und Gunnar; die Teuerung

Es war ein Mann namens Otkel. Er war ein Sohn von Skarf, dem Sohn des Hallkel: der hatte sich mit Grim von Grimskap geschlagen und ihn im Holmgang gefällt; sie waren Brüder, Hallkel und Ketilbjörn der Alte. Otkel hatte seine Wirtschaft in Hofkirchen. Seine Frau hieß Thorgerd, sie war eine Tochter von War, dem Sohn von Bron dem Sohn des Naddod aus den Färöer. Otkel war ein begüterter Mann. Er hatte einen Sohn namens Thorgeir; der war noch in jungen Jahren und ein anstelliger Mensch.

Ein Mann namens Skamkel hatte seine Wirtschaft in dem andern Hofe Tempel erbaue ein gutes vermögen. Er war ein verlogener Mensch, unverträglich und schwierig im Um 

1 Priester und regierender Herr. Über das Godentum s. niedner, Einleitungsband S. 46. 2 vgl. Kap. 35.



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gang. Er war ein Freund des Otkel. Otkel hatte einen Bruder namens Hallkel, der war ein großer und starker Mann; er wohnte dort bei Otkel. Ein dritter Bruder hieß Hallbjörn der Weiße. Er brachte einen Sklaven mit heraus namens Melkolf; der war ein Ire und wenig beliebt. Hallbjörn nahm Quartier bei Otkel und mit ihm Melkolf. Der Knecht sprach immer davon, er priese sich glücklich, wenn Otkel sein Herr würde. Otkel war gut zu ihm und schenkte ihm ein Messer, einen Gürtel und einen ganzen Anzug, und der Knecht arbeitete ihn, was er nur wollte. Otkel wollte seinem Bruder den Knecht abkaufen. Er sagte, er wolle ihm den Knecht schenken, aber er sei kein solches Kleinod, wie er meine. Sobald aber der Knecht dem Otkel gehörte, machte er alle Arbeit schlechter. Otkel sprach öfter darüber mit Hallbjörn dem Weißen, erfinde, der Knecht arbeite mäßig. Er sagte, das sei noch nicht das schlimmste an ihm.

Zu der Zeit kam eine schwere Teuerung ins Land, so daß man an Heu wie an Essen Mangel hatte. Es traf all die Landschaften dort. Gunnar verschaffte manchem Manne Heu und Essen; alle die zu ibm kamen, erhielten welches, solange etwas vorhanden war. Endlich hatte Gunnar selber Mangel an Heu und Essen. Da forderte er den Kolskegg auf mit ibm zu gehn, und den Thraïn Sigfussohn und den Lambi Sigurdssohn. Sie sogen nach Hofkirchen und riefen den Otkel heraus. Er begrüßte sie höflich. Gunnar sagte: "Die Sache ist die, daß ich gekommen bin, Heu und Essen von dir zu kaufen, wenn es vorhanden wäre." Otkel antwortete: "Vorhanden ist beides, aber verkaufen will ich dir keines." "Willst du mirs dann schenken," Sagte Gunnar, "und drauf ankommen lassen, wie ich dirs lohne:" "Nein, das will ich nicht, sagte Otkel. Skamkel flüsterte Böses ein. Da sagte Thraïn Sigfussohn: Du bättests verdient, daß wirs nähmen und den Wert dafür hinlegten!" Skamkel antwortete: Dann müßten die Moosbergleute 1 mausetot sein, wenn ihr Sigfusföhne sie berauben sollt!" "Raub will ich nicht üben," sagte Gunnar. "Willst du mir einen Knecht abkaufen:" fragte Otkel. "Dafür bin ich zu 

1 Gizur und die Seinen, Otkels mächtige verwandte, s. Kap.



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haben," sagte Gunnar. Danach kaufte Gunnar den Knecht und zog unverrichteter Dinge ab.

Dies kam Njal zu Ohren, und er sagte: "Das ist eine Schlechtigkeit, dem Gunnar den Kauf zu verweigern. Da winkt anderen nichts Gutes, wo Leute wie er nichts bekommen!" "Was redest du lange darüber:" sagte Bergthora: "viel vornehmer ists, ihm selber Essen und Heu zu schaffen, da's dir an beidem nicht fehlt." Njal sagte: "Wahr wie der Tag! Ich will ihm etwas unter die Arme greifen." Dann zog er mit seinen Söhnen nach Thorolfsberg hinauf, sie banden hier fünfzehn Pferden Heu auf, aber auf fünf Pferden führten sie Essen. Njal kam nach Haldenende und beschied Gunnar heraus. Er begrüßte sie feundlich. Njal sagte: "Hier ist Heu und Essen als Geschenk von mir. Ich möchte, du wendetest dich nie an andere als mich, wenn du irgend etwas brauchst." "Deine Geschenke sind schön," sagte Gunnar" aber noch mehr wert ist mir deine Freundschaft und die deiner Söhne." Damit zog Njal nach Hause. Das Frühjahr verging.


48. Hallgerds Diebstahl

Gunnar ritt aufs Ding, aber bei ihm war eine Menge Leute eingekehrt aus dem Ostland: Gunnar lud sie ein, wieder einzukehren, wenn sie vom Ding zurückritten. Auf dem Ding waren auch Njal und seine Söhne. Das Ding verlief ruhig.

Jetzt ist da fortzufahren, daß Hallgerd den Knecht Melkolf ins Gespräch nahm: "Für dich hab ich eine Botenfahrt; sagte sie, "du gehst mir nach Hofkirchen." "Was soll ich dort:" Sagte er. "Du stiehlst dort Eßvorräte, zwei Pferde voll: du nimmst Butter und Käse; aber im Schuppen legst du Feuer an, dann werden alle glauben, es sei aus Unachtsamkeit geschehen, und niemand wird glauben, es sei gestohlen worden." Der Knecht sagte:"Ein schlechter Kerl bin ich gewesen, aber noch nie ein Dieb." "Was man nicht hört! sagte sie",du machst dich kostbar, wo du doch ein Dieb und ein Mordbube gewesen bist! Untersteh dich, nicht hinzugehn: dann laß ich dich erschlagen!" Er wußte wohl, daß sie das tun würde, wenn er nicht ginge.



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So nahm er zwei Pferde, legte ihnen Packsättel auf und zog nach Hofkirchen. Der Hund bellte nicht, er kannte ibn und sprang ibm entgegen. Darauf ging er zum Schuppen und bepackte zwei Pferde mit Eßware, verbrannte den Schuppen und erschlug den Hund. Er zog an der Krummach hinauf, da riß ihm der Schuhnestel, er nahm ein Messer und flickte dran; Messer und Gürtel ließ er liegen. Er zog weiter, bis er nach Haldenende kam: da vermißte er das Messer und getraute sich nicht, zurückzugehn. Er übergab nun der Hallgerd die Eßware. Sie äußerte ihre Freude.

Am Morgen, als die Leute in Hofkirchen vors Haus kamen, sahen sie dort den schweren Schaden. Da wurde einer aufs Ding geschickt, es dem Otkel zu melden. Er nahm den Schaden gefaßt auf und sagte, das sei wohl schuld gewesen, das die Küche an den Schuppen anstieß. Da waren alle dieser Meinung.

Nun ritt man vom Ding nach Hause, und viele ruten nach Haldenende. Hallgerd setzte das Essen auf den Tisch, und es gab Käse und Butter. Dem Gunnar kam dieses Essen unerwartet , und er fragte Hallgerd, woher es stamme. "Woher immer, du kannst ruhig davon essen," sagte sie; " es ist überhaupt nicht Männersache, für die Speisekammer zu sorgen." Gunnar wurde zornig und sagte: " Das wäre schlimm, wenn ich Diebshehler bin" und gab ihr eine Maulschelle. Sie sagte, an diese Schelle wolle sie denken und sie ihm heimzahlen, wenn sie könne. Dann ging sie hinaus und er mit ihr, und es wurde nun alles abgetragen und Fleisch aufgesetzt, und alle meinten, das sei wohl der Grund, daß dies als bessere Bewirtung gelte. Die Dingleute zogen nun davon.


49 .Gunnar bietet Buße

Jetzt ist von Skamkel zu erzählen, daß er nach Schafen ritt an der Krummach hinauf: da sah er etwas glänzen auf dem Wege; er fand ein Messer und einen Gürtel, die kamen ihm bekannt vor. Er ging damit nach Hofkirchen. Otkel war vor dem Hause, als Skamkel kam. Dieser sagte zu Otkel: "Kennst du etwa diese Stücke:" "Gewiß kenn ich sie," sagte



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Otkel. "Wem gehören sie:" Sagte Skamkel. "Dem Knecht Melkolf," sagte Otkel. "Noch andere als wir zwei" , sagte Skamkel, "müssen sie erkennen; ich mein es nämlich ehrlich mit dir." Sie zeigten sie vielen, und alle kannten sie. Da sagte Skamkel: "Was willst du jetzt unternehmen:" Otkel sagte: "Wir wollen den Mord Walgardssohn aufsuchen und uns Kai bei ihm holen." Darauf zogen sie nach Tempel und zeigten dem Mord die Stücke und fragten, ob er sie kenne. Er sagte, er kenne sie; " was hat es denn auf sich: Glaubt ihr, in Haldenende nach etwas suchen zu müssen:" "Wir findens heikel, so etwas zu betreiben," sagte Skamkel, " wo solche Übermächtige im Spiel sind." "Ganz gewiß," sagte Mord; "doch werde ich hinter Dinge kommen in Gunnars Hauswesen, hinter die keiner von euch kommt" "Wir wollen dir Geld dafür geben," sagten sie, "daß du in der Sache nachforschest." Mord antwortete "Das Geld wird mir sauer verdient sein: Aber kann sein, daß ich drauf eingehe."

Sie gaben ihm drei Mark Silber dafür, daß er ihnen seinen Beistand leiste. Er erteilte den Rat, es sollten Weiber mit Kur waren herumziehen und den Bäuerinnen davon schenken und sehen, was man ihnen sum Lohn gebe: " denn jeder ist geneigt, das zuerst wegzuschenken, was gestohlen ist, wenn er so etwas im Besitz hat. So wirds auch hier gehn, wenn Leute daran schuld sind. Sie sollen mir dann zeigen, wovon sie überall abbekommen haben. Ich will dann der Sache quitt sein, wenn der Nachweis gelingt." Darauf gingen sie ein. Dann zogen sie nach Hause.

Mord schickte Weiber in die Landschaft aus, und sie blieben einen halben Monat fort. Dann kamen sie zurück und brachten große Packe mit. Mord fragte, wo sie am meisten bekommen hätten; sie sagten, in Haldenende hätten sie am meisten bekommen, und Hallgerd habe sich ihnen am hochherzigsten gezeigt. Er fragte, was sie dort bekommen hätten. "Käse," sagten sie. Er wünschte ihn zu sehen; sie zeigten ihn, und es waren viele Schnitten; die nahm er und verwahrte sie. Bald danach suchte Mord den Otkel auf; er bat, man solle die Käseform der Thorgerd holen, und das geschah. Er legte die Schnitten hinein, und sie



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deckten sich mit der Käseform. Da sahen sie, daß die Weiber einen ganzen Laib Käse bekommen hatten. "Jetzt könnt ihr sehen, daß Hallgerd wohl den Käse gestohlen hat." Sie stellten nun all die Anzeichen zusammen; dann sagte Ward, er finde sich dieser Sache quitt. Dann gingen sie auseinander. Kolskegg nahm Gunnar ins Gespräch und sagte: " Es ist Schlimmes zu berichten: in aller Munde ists, Hallgerd habe wohl gestohlen und den schweren Schaden verschuldet, der in Hofkirchen geschah." Gunnar sagte, er glaube wohl, daß es so sei; " was ist jetzt zu tun:" Kolskegg sagte: " Du bist der nächste, wird man finden, für dein Weib zu büßen, und mir scheint es geraten , daß du Otkel aufsuchst und ihm ein gutes Anerbieten machst." "Das ist brav gesprochen," sagte Gunnar, "und so solls sein."

Kurz darauf schickte Gunnar nach Thraïn Sigfussohn und Lambi Sigurdssohn, und sie kamen sogleich. Gunnar sagte ihnen, wohin er wolle. Sie äußerten sich lobend. Gunnar ritt selbzwölft nach Hofkirchen und rief Otkel heraus. Skamkel war eben da und sagte: "Ich will mit dir hinausgehn: es wird hier nichts schaden, seinen verstand zu brauchen! Es wäre mein Wunsch, dir am nächsten zu sein, wo dus am nötigsten hast, wies hier der Fall sein wird. Mir scheints geraten, daß du dich herzhaft gibst!"

Danach gingen sie hinaus, Otkel und Skamkel, Hallkel und Hallbjörn. Sie begrüßten Gunnar. Otkel fragte, wohin die Reise gehe. "Nicht weiter als hierher," sagte Gunnar; " mein Zweck ist, dir zu sagen von dem schweren Schaden, der hier geschehen ist: daß meine Frau ihn verschuldet hat und der Knecht, den ich dir abkaufte." , Das war vorauszusehn," sagte Hallbjörn. Gunnar sagte: "Ich stell dafür einen guten Antrag: ich trage an, daß die vornehmen der Landschaft den Spruch fällen." Skamkel sagte: " Der Antrag hört sich gut an —und ist unbillig: du bist beliebt bei den Bauern, und Otkel ist unbeliebt!" "So trag ich an, selbst den Spruch zu tun und ihn sogleich zu eröffnen, und lege meine Freundschaft obendrauf und entrichte die ganze Summe jetzt, und zwar will ich dirs zwiefach büßen." Skamkel sagte: "Auf diese Bedingung



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gehst du nicht ein! Es ist gedankenlos, ihm das Selbsturteil einhändigen zu wollen, wo es vielmehr dir selber zustände." Otkel sagte: "Das Selbsturteil bändige ich dir nicht ein, Gunnar ." Gunnar sagte: "Ich merke hier fremde Einflüsterungen, gleichviel ob ihnen ihr Lohn wird. So urteile du selbst!" Otkel beugte sich zu Skamkel und Sagte: "Was soll ich hierauf antworten "Du erklärst dies für einen guten Antrag, stellst aber deinen Fall nr dem Weißen und dem Goden Geir anheim. Dann werden viele sagen, du gleichest deinem Großvater Hallkel, der ein gewaltiger Kämpe gewesen ist 1 ." Otkel sagte: "Dein Antrag ist gut, Gunnar; aber doch möcht ich, du ließest mir Seie Zeit, mit Gizur dem Weißen zu reden." Gunnar sagte: "Verfahre nun, wies dir gut scheint! Aber das werden die Leute sagen, du verstehest dich nicht auf deine eigene Ehre, da dir diese Bedingungen nicht recht sind, die ich dir biete."

Gunnar ritt nach Hause; und als er fort war, sagte Hallbjörn: "Zwei Ungleichere kenn ich nicht: Gunnar machte dir gute Anträge, und du wolltest auf keinen eingehn. Wie kannst du dir denn nur einbilden, dich mit Gunnar ernstlich zu befehden, wo er doch nicht seinesgleichen hat ! Übrigens ist er so anständig, daß er diesen Antrag aufrecht halten wird, auch wenn du ihn erst später annimmst. Ich sind es geraten, daß du Gizur den Weißen und den Goden Geir aufsuchst jetzt sogleich."

Otkel ließ sein Pferd holen und machte sich fertig. Otkel hatte kein scharfes Geaicht. Skamkel begleitete Otkel vor den Hof. Er sprach mit Otkel: "Ich fand es seltsam, daß dein Bruder dir diese Mühe nicht abnehmen wollte. Ich biete dir an, statt deiner hinzugehn, da ich weiß, daß du dich schwer zu Reisen entschließest." "Das nehm ich an," sagte Otkel, "sprich aber recht nach der Wahrheit!" "Das soll geschehn," sagte Skamkel Da übernahm Skamkel sein Pferd und sein Reisekleid, aber Otkel ging zurück.

Hallbjörn war vor dem Hause und sagte zu Otkel: "Freundschaft mit dem Knecht gern sich rächt 2. Das wird uns noch 1 

Das bloße Hinhalten eines mannes wie Gunnar soll tapferes Wagestück sein. 2 Im Urtext ein stabendes Sprichwort.



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lange reuen, daß du umgekehrt bist, und es ist töricht gehandelt , den verlogensten Menschen zu schicken mit diesem Auftrag trag, von dem man wohl sagen kann, daß Menschenleben daran hängen!" "Du würdest schön bange," sagte Otkel, " wenn Gunnar erst die Hellebarde schwange, da dus schon so bist!" Niemand weiß, wer dann am bängsten ist. Aber davon wirst du erzählen können, daß Gunnars Hellebarde nicht lange zielen wird, wenn er in Zorn ist!" Otkel sagte: Ihr zuckt alle zurück außer Skamkel!" Und nun waren sie beide zornig.


50. Otkel lädt Gunnar vors Ding

Skamkel kam nach Moosberg und wiederholte die ganzen Anträge vor Gizur. "Mir will scheinen," sagte Gizur, "als sei dies ein sehr schöner Antrag gewesen. Warum nahm er ihn denn nicht an "Das kam zumeist daher, daß alle dir die Ehre gönnen wollten; deshalb wartete er deinen Entscheid ab, und so wirds allen am besten frommen." Skamkel blieb dort über Nacht. Gizur schickte einen nach dem Goden Geir. und der kam in der Frühe an. Da berichtete ihm Gizur und fragte: "Wie soll man nun verfahren:" "So, wie dus schon beschlossen haben wirst: aus dieser Sache das zu machen, was am besten frommt. Jetzt wollen wir den Skamkel die Geschichte zum zweitenmal erzählen lassen und sehen, wie er sie wiederholt holt." So taten sie. Gizur sagte: "Du wirst diese Geschichte richtig erzählt haben. Aber so nach dem Bösewicht hat mir noch keiner ausgesehn, und die Art entspricht nicht dem Äußern, wenn du dich gut bewährst!"

Skamkel kehrte zurück und ritt zuerst nach Hofkirchen und rief Oesel heraus. Der begrüßte Skamkel feundlich. Skamkel bestellte ihm einen Gruß von Gizur und Geir; " was aber diesen Rechtshandel betrifft, braucht es kein Heimlichtun: es ist der wille des Goden Geir und Gizurs, diesen Fall nicht schiedlich beizulegen. Er erteilte den Rat, man solle zur vorladung ziehen und Gunnar vorladen um Nutznießung des Gutes, aber Hallgerd um Diebstahl." Otkel sagte: "Man soll ganz so verfahren, wie sies angeraten haben." . ,Sie legten darauf 

1 vor Merlot.



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am meisten Wert," sagte Skamkel, "das du dich recht herzhaft gegeben habest. Aber ich stellte dich recht groß hin in allem."

Nun berichtete Otkel seinen Brüdern. Hallbjörn sagte: "Das wird die größte Lüge sein!'

Die Zeit verstrich, bis die letzten Vorladungstage kamen vor dem Allding. Otkel bot seine Brüder auf und den Skamkel, nach Haldenende zur Vorladung zur reiten. Hallbjörn sagte, er wolle mit, aber sie würden diesen Zug bereuen, " wenn es soweit ist" . Sie ritten also ihrer Zwölfe nach Haldenende. Aber als sie auf den Hofplatz kamen, war Gunnar eben draußen und sah sie erst, als sie dicht zum Gehöft gekommen waren; da ging er nicht mehr hinein. Otkel ließ sogleich die vorladung erschallen, und als sie sie vorgebracht hatten, da fragte Skamkel: "War es richtig, Bauer?"' "Ihr werdets wissen," sagte Gunnar; " aber einmal werd ich dich erinnern, Skamkel, an diesen Zug und deine Einflüsterungen" " Das wird uns nichts schaden," sagte Skamkel, "solange die Hellebarde nicht geschwungen wird!"

Gunnar war in großem Zorn, ging hinein und sagtes dem Kolskegg. Kolskegg erwiderte: "Schade, daß wir nicht draußen waren! Sie hätten sich den größten Schimpf hier holen müssen, wenn wir dabei gewesen wären." Gunnar sagte: " Allem schlägt seine Stunde! Aber Ehre wird ihnen dieser Zug nicht eintragen."

Bald danach ging Gunnar hin und erzählte's dem Njal. Njal sagte: "Laß dich das wenig anfechten, denn dies wird dir die höchste Ehre eintragen, eh das nächste Ding aus ist. Wir wollen dir auch alle beistehn mit Rat und Tat." Gunnar dankte ibm und ritt nach Hause.


51. Gunnar erhält das Selbsturteil

Otkel ritt aufs Ding und seine Brüder und Skamkel. Auch Gunnar ritt aufs Ding und alle Sigfussöhne, Njal und seine Söhne. Auf dem Ding schritten sie alle neben Gunnar her, und man sprach davon, keine Schar halte so straff zusammen wie sie.



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Gunnar ging eines Tages zu dem Zelte der Tälerleute. Hrut war vor dem Zelt und Höskuld, und sie begrüßten Gunnar freundlich. Gunnar erzählte ihnen diesen ganzen Rechtshandel, "Welchen Rat gibt Njal:" fragte Hrut. "Er hieß mich euch aufsuchen und euch sagen, er wolle sich hierin euerm Rate anschließen ." "Er wünscht also," sagte Hrut, "daß ich als verschwägerter einen vorschlag mache. Das soll geschehen. Du mußt nr den Weißen zum Holmgang fordern, wenn sie dir nicht das Selbsturteil anbieten, und Kolskegg den Goden Geir. Aber gegen Otkel und die Seinen werden sich schon Leute finden: wir alle zusammen haben jetzt soviel Mannschaft, daß du durchsetzen kannst, was du willst."

Gunnar ging zum Zelt zurück und berichtete dem Njal. Ulf der Sandgode kam hinter diese Abmachung und sagte's dem Gizur. Gizur fragte den Otkel: "Wer gab dir diesen Rat, du sollest Gunnar vorladen: " "Skamkel sagte mir, du und der Gode Geir hättet das abgemacht." "Wo ist denn dieses Aas," sagte Gizur, "das dies gelogen hat:" "Er liegt krank im Zelte," sagte Otkel. "Daß er nie auf die Beine komme" sagte Gizur; "jetzt wollen wir aber alle den Gunnar aufsuchen und ihm das Selbsturteil anbieten. Ich weiß nur nicht, ob ers jetzt noch annehmen will."

Viele schimpften auf Skamkel, und er lag krank das ganze Ding über.

Gizur mit den Seinen ging zum Zelte Gunnars. Man kannte ihre Schar, und es wurde dem Gunnar ins Zelt gemeldet. Sie gingen alle hinaus und stellten sich in Schlachtordnung. Gisur der Weiße schritt als erster. Darauf redete er: "Dies ist unser Antrag," sagte Gizur, "daß du, Gunnar, selbst in dieser Sache urteilest." "Dann wird dir der Rat ferngelegen haben. mich vorzuladen," sagte Gunnar. "von mir gings nicht aus," sagte Gizur, "und auch von Geir nicht." Dann wirst du bereit sein, es förmlich in Abrede zu stellen," sagte Gunnar. "Was verlangst du:" fragte Gizur. "Daß du einen Eid leistest, sagte Gunnar. " Das will ich tun," sagte Gizur, wenn du das Selbsturteil annimmst." "Das bot ich schon längst an," sagte Gunnar; " aber jetzt, scheint mir, kommt noch anderes



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unter das Urteil." Njal sagte: "Ausschlagen soll man das Selbsturteil nicht. Um so größere Ehre bedeutet es, je größer sein Gegenstand ist." Gunnar sagte: " Meinen Freunden zuliebe will ichs tun und das Urteil fällen. Aber das rat ich dem Otkel, mir künftig keinen Grund zur Klage zu geben."

Da wurde nach Höskuld und Hrut geschickt, und sie kamen zur Stelle. Es schwur nun Gisur den Eid und der Gode Geir. Gunnar aber machte den Schiedsspruch und beriet sich mit niemand darüber, und dann trug er den Spruch vor."Das ist mein Spruch," sagte er, "daß ich verhänge den Wert des Gebäudes und der Eßware. die drin war. Für den Knecht aber zahl ich dir keine Buße, weil du den Mangel 1 an ihm verhehltest: ich erkenne ihn dir zu, denn dort stehn die Ohren am besten, wo sie wuchsen . Ich bringe in Anschlag, daß ihr mich zur verhöhnung vorludet. und deshalb spreche ich mir nicht weniger zu, als was dieses Gut wert ist, das Gebäude und was drin verbrannte. Wenn es euch aber lieber ist, daß wir unversöhnt bleiben, dann stell ich das immer noch frei; aber für den Fall hab ich mir etwas ausgedacht, und das soll dann zum Vorschein kommen." Gizur antwortete: "Wir wünschen nicht, daß du etwas bezahlet, aber darum bitten wir, daß du Ötkels Freund seist." " Das soll nie geschehen," sagte Gunnar. " mein Leben lang: er mag mit Skamkel Freundschaft halten; darauf hat erlange gebaut:" Gizur sagte: "Wir wollen nun dennoch den Fall austragen, wenn schon du allein die Bedingung stellst." Da wurde dieser ganze vertrag durch Handschlag bekräftigt.

Gunnar sagte zu Otkel: " Dir ists ratsamer, zu deinen verwandten zu ziehen; aber wenn du bei uns in der Gegend bleiben willst, so gib mir keinen Grund zur Klage" Gizur sagte:

"Das ist ein guter Rat, und so soll ers machen." Gunnar hatte viel Ehre von dem Handel. man ritt darauf vom Ding nach Hause. Gunnar saß nun in seiner Wirtschaft, und es geschah nichts weiter eine Zeitlang. 

1 Die Diebsnatur. Sprichwort, hier mit dem Sinne: Zur mutter paßt die Schraube.



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52. Runolf und Otkel

Es war ein Mann namens Runolf, Sohn Ulfs des Sand- goden. Er hatte seine Wirtschaft in Tal östlich vom Waldstrom. Er kehrte bei Otkel ein, als er vom Ding zurückritt . Ockel schenkte ihm einen schwarzen Ochsen, einen neunjährigen . Runolf dankte ihm für das Geschenk und lud ihn zu sich ein, wann er kommen wolle. Otkel ließ diese Einladung ein Weile anstehn, ohne ihr zu folgen. Runolf schickte oft Leute zu ihm und mahnte ihn, er solle doch kommen, und er versprach es immer.

Otkel besaß zwei Pferde, falb mit dunkelm Rückenstreif: das waren die besten Reitpferde in der Gegend und so anhänglich zueinander, daß eines dem andern nachlief. Bei Otkel war ein Norweger in Quartier namens Audolf. Der faßte Neigung zu Signy, der Tochter Otkels. Audolf war ein hochgewachsener und starker Mann.


53. Otkel beschimpft Gunnar

Im Frühjahr begab es sich, daß Otkel erklärte, sie wollten nach Tal hinüber reiten zu der Einladung, und alle äußerten ihre Freude. Mit Ockel sogen seine zwei Brüder und Skamkel, Audolf und drei andere. Otkel ritt den einen Falben, und der andere lief ledig daneben. Sie nahmen die Richtung zum Waldstrom. Otkel sprengte eben voran, da wurden die Pferde beide scheu und rannten vom Wege aufwärts gegen die Stromhalde Otkel ritt jetzt schärfer, als ihm lieb war.

Gunnar war allein von seinem Hof aufgebrochen und trug eine Kornschwinge in der einen Hand, in der andern seine Hand- art. Er ging auf sein Saatfeld und säte dort das Korn und hatte seinen Tuchmantel neben sich hingelegt und die Art und säte nun das Korn eine Zeitlang.

Jetzt ist von Otkel zu berichten, daß er schärfer ritt, als ihm lieb war: er hatte Sporen an den Füßen und sprengte hinauf über das Saatfeld hin, und keiner von beiden sah den andern. Und wie Gunnar sich eben aufrichtete, ritt Otkel ihn an und stieß mit dem Sporn an Gunnars Ohr und ritzte ihm eine große Schramme, und es blutete sogleich stark. Eben kamen Otkels



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Begleiter geritten."Ihr alle könnt sehen," sagte Gunnar" ,daß ich von dir blute! Das heißt unziemlich gehandelt: erst hast du mich vorgeladen, und jetzt trittst du mich mit Füßen und reitest mich an!" Skamkel sagte: "Tapfer nimmst dus aufl Aber genau so zornmütig sahst du auf dem Ding drein, als du die Hellebarde festhieltest 1 ." Gunnar sagte: "Treffen wir uns das nächstemal, dann bekommst du die Hellebarde zu sehen!" Damit trennten sie sich. Skamkel schrie laut hinaus: Das ist scharf geritten, ihr Bursche!"

Gunnar ging nach Haus und erwähntes vor keinem Menschen, und niemand dachte, daß daran Leute schuld seien.

Einmal begab es sich, daß er es seinem Bruder Kolskegg erzählte . Kolskegg sagte: "Das mußt du noch anderen erzählen, damit es nicht heiße, du gehest einem Toten Schuld; denn man wird dirs abstreiten, wenn nicht schon vorher Zeugen wissen, was zwischen euch vorgegangen ist." Gunnar erzähltes seinen Nachbaren, und es gab anfangs wenig Gerede darüber.

Otkel kam nach Tal hinauf, sie wurden dort gut aufgenommen und saßen dort eine Woche. Otkel erzählte dem Runolf alles, was es zwischen ihm und Gunnar gegeben hatte. Einem siel es ein, danach zu fragen, wie Gunnar es aufnahm. Skamkel sagte:"Wärs kein Hochgeborener , dann hieße es, er habe geweint " " Das sind böse Worte," sagte Rudolf" ,und du wirst davon erzählen können, wenn ihr euch das nächstemal trefft, daß die Weinstimme heraus ist aus seinem Wesen. Es wäre nur gut, wenn deine Bosheit nicht bessere Männer zu entgelten hätten! Mir scheints nun aber ratsam, daß ich mit euch gehe, wenn ihr nach Hause wollt, denn mir wird Gunnar nichts zuleid tun." "Das möchte ich nicht," sagte Otkel: "ich werde weiter unten über den Strom reiten."

Runolf machte ihm schöne Geschenke und sagte, sie würden sich nicht wiedersehen. Otkel sagte, dann möge er seinen Sohn nicht vergessen, wenn es so käme. 

1 Ohne sie zu gebrauchen. 2 Spöttisch, denn Gunnar war nicht hochgeboren (tíginn). Es ist wohl eine Redensart,



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54. Erster Kampf an der Krummach

Jetzt ist dort in Haldenende fortzufahren: daß Gunnar vor dem Hause war und seinen Hirten auf die Hofmauer zusprengen sah. Der Hirte ritt in den Hoflatz herein. Gunnar sagte: " Warum reitest du so scharf:" "Ich wollte dir treu ergeben sein: ich sah Männer am Waldstrom herunterreiten, ihrer achte, und vier waren in farbigen Kleidern." Gunnar sagte: "Das wird Otkel sein." Der Hirte sagte: "von Skamkel hab ich oft viele kränkende Reden gehört: droben in Tal sagte Skamkel nämlich, du habest geweint, als sie dich anritten. Deshalb hab ich dirs erzählt, weil ichs nicht leiden kann, diese Reden der schlechten Menschen!" "Seien wir nicht empfindlich gegen Wortel" sagte Gunnar;" aber von jetzt ab mußt du nur arbeiten, was du gern tust." " Soll ich etwa deinem Bruder Kolskegg berichten "Leg dich schlafen," sagte Gunnar: "dem Rolffegg will ich berichten." Der Bursch legte sich hin und schlief sogleich ein.

Gunnar nahm des Hirten Pferd und legte den eignen Sattel drauf. Er nahm seinen Schild und gürtete sich das Schwert Ölwirsgabe um, setzte sich den Helm auf den Kopf und nahm die Hellebarde: in ihr tönte es laut, und Rannweig, seine Mutter, hörte es, sie kam heraus und sagte:"Zornmütig siehst du aus, Sohn: so hab ich dich bisher nie gesehen" Gunnar trat vors Haus, stach die Hellebarde ein und warf sich in den Sattel und ritt davon. Rannweig trat in die Stube; dort war Lärm und Gelächter. "Bei euch gehts laut zu," sagte sie" "aber lauter noch klang die Hellebarde, als Gunnar hinaustrat."Kolskegg hörte das und sagte: "Das wird schon etwas zu bedeuten haben:" "So ists recht! sagte Hallgerd, ,jetzt werden sies erproben, ob er ihnen weinend davonläuft." Kolflegg nahm seine Waffen und ging nach einem Pferd und ritt hinterdrein, was er kannte. Gunnar ritt quer über die Ackerzunge und dann nach Gangstrunken und von dort zur Krummach und hinunter zur Furt bei Tempel 1. 

1 Das wäre Wirklichkeit ein Ritt von 25 Kilometern, dazu mit einem Höhenzug von ca. 120 meter dazwischen Der Erzähler denkt sich die Entfernung offenbar viel geringer; aber da die nachbarschaft des Hofes Tempel im folgenden vorausgesezt wird (wozu das Besiedelungsbuch stimmt),kommt



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Dort waren Weiber in einem Pferch 1. Gunnar sprang von seinem Pferd und band es an.

Da kamen jene angeritten. Auf dem Pfade neben der Furt waren Tuffplatten 2. Gunnar sagte zu ihnen:"Jetzt heißts sich wehren: hier ist nun die Hellebarden Nun mögt ihr auch erproben, ob ihr mich weinen machen könnt!" Da sprangen sie alle vom Sattel und griffen Gunnar an. Hallbjörn war zuvorderst ."Greif du nicht an!" sagte Gunnar: " dir zuletzt möcht ich etwas tun; aber ich werde keinen schonen, wenn ich mich meiner Haut wehren muß." "Das hilft hier nichts," sagte Hallbjörn wirst du doch meinen Bruder erschlagen wollen: das ist eine, Schande, wenn ich zuschaue!"'Und er stach mit beiden Händen nach Gunnar mit einem großen Speere. Gunnar schob rasch den Schild davor, aber Hallbjörn durchbohrte den Schild. Gunnar stieß den Schild so fest nach unten, daß erin der Erde fest stak, und griff zum Schwerte so schnell wie der Blitz und führte einen Hieb damit, und es traf Hallbjörn auf den Arm über dem Handgelenk; so daß die Hand ab war. Skamkel sprang hinter Gunnar und hieb nach ihm mit einer großen Art. Gunnar drehte sich schnell gegen ihn und schlug mit der Hellebarde dawider: es kam in die Keble der Art, und sie stob aus seiner Hand in die Krummach hinaus. Gunnar stach ein zweites Mal mit der Hellebarde und durch Skamkel hindurch und schwang ihn empor und schleuderte ihn köpflings auf den Lehmpfad.

Audolf griff einen Speer auf und schoß nach Gunnar. Gunnar faßte den Speer im Fluge und schoß ihn sogleich zurück: er flog durch den Schild und den Norweger und in den Boden hinein. Otkel hieb mit dem Schwerte nach Gunnar und zielte auf das Bein unterm Knie. Gunnar sprang in die Höhe, und er verfehlte ihn. Gunnar stach mit der Hellebarde nach ihm und durch ihn durch.

Jetzt kam Kolskegg herzu und sprang sogleich auf Hallkel los 

man mit einer einfachen Abhilfe (Zwerchach für Krummamt) nicht aus. 1 Beim Melken der Schafe. 2 Die ein rasches Davonsprengen der Ankömmlinge gehemmt hätten. Die Meinung ist, daß sie Gunnar erst letzten Augenblick sehen; der Erzähler denkt sich also nicht, das Gunnar sie am jenseitigen Ufer der Krummamt, über den bresten Fluß hin, erwartet.



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und gab ihm den Todeshieb mit dem Kurz schwert. Alle acht erschlugen sie. Eines der Weiber sahs und lief zum Hofe, berichtete dem Mord und sagte, er solle sie trennen. " Es werden nur solche sein," sagte er" ,die sich meinethalb ruhig totschlagen können." "Das wird nicht deine Meinung sein," sagte sie:" gewiß ist es Gunnar, dein Vetter, und Otkel." Immerfort hast du zu schwatzen, du Aas!" sagte er und blieb drinnen liegen, während sie kämpften.

Gunnar machte sich auf den Heimritt, und Kolskegg, nach diesen Taten: sie ritten scharf an dem Sandufer hinauf, es warf den Gunnar aus dem Sattel, und er kam auf seine Füße zu stehn. Kolskegg sagte:"Das ist scharf geritten, Bruder!" "Eben damit höhnte mich Skamkel, als ich gesagt hatte: ihr reitet mich an !" "Jetzt hast du das gerochen," sagte Kolskegg. Was weiß ich," sagte Gunnar, "ob ich darum weniger tapfer bin als andre, weil ich mich schwerer als andre entschließe, Leute totzuschlagen !"


55. Njals prophetischer Rat

Die Neuigkeit sprach sich herum, und viele waren der Meinung , dazu seis nicht früher gekommen, als zu erwarten war. Gunnar ritt nach Bergthorsbühl und erzählte dem Njal diese Taten. Njal sagte: " Du hast Großes begangen; du bist aber auch auf schwere Proben gestellt worden." "Wie wird es nun weiter gehn fragte Gunnar. "Wünschest du, daß ich dir sage," sprach Njal, " was noch nicht eingetreten ist: Du wirst aufs Ding retten. und meine Ratschläge werden dir zustatten kommen, und dieser Handel wird dir die höchste Ehre einbringen. Dies wird der Anfang deines Fehdelebens sein."

"Erteile mir einen guten Kat!" sagte Gunnar. "Ich will das tun," sagte Njal: "begeh nie einen zweiten Totschlag in der selben Geschlechtslinie und brich nie einen vertrag, den wackere Männer schließen zwischen dir und anderen, am wenigsten aber in diesem Handel" Gunnar sagte: "Bei anderen, dächt 

1 S. 127. Innerhalb der geraden nachkommen.



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ich, wäre dies eher zu befürchten als bei mir." "So wirds auch sein," sagte Njal; "aber halte dir doch vor Augen, daß, wenn diese Dinge zusammentreffen, dann wirst du nichtmehr lange zu leben haben; im andern Fall aber wirst du ein alter Mann werden." Gunnar sagte: "Weißt du, was dir den Tod bringen wird:" "Ich weiß es," sagte Njal. " Was:" Sagte Gunnar. Etwas, was alle am wenigsten erwarten," sagte Njal. Darauf ritt Gunnar nach Hause.

Es wurde einer hingeschickt zu Gizur dem Weißen und dem Goden Geir, denn die hatten die Totschlagsklage für Otkel zu führen. Die beiden kamen zusammen und besprachen sich, wie zu verfahren sei. Sie einigten sich darauf, man wolle die Sache gerichtlich verfolgen. Dann fragte es sich, wer von ihnen die Führung übernehmen wolle; aber keiner war dazu bereit."Mir will scheinen," sagte Gizur, "daß jetzt eins von beidem geschehn wird: daß einer von uns zwei die Klage führt: dann werden wir unter uns losen müssen; oder aber der Mann wird ungebüßt bleiben. Darauf können wir auch rechnen, daß es mißlich sein wird, den Handel in Gang zu setzen: Gunnar ist reich an verwandten und Freunden; und der von uns. der es nicht erlost, muß mitreiten und nicht eher ausscheiden, als bis der Handel zum Schluß kommt." Darauf losten sie, und der Gode Geir ertaste es, die Klage zu führen. Bald danach ritten sie ostwärts über die Flüsse 1 und kamen an die Stelle, wo dav Treffen gewesen war an der Krummach; sie gruben die Leichen aus und ernannten Zeugen zu den Wunden 2. Darauf machten sie kund und beriefen neun Nachbarn 3 in der Sache. Sie erfuhren, Gunnar sei in seinem Hof mit dreißig Mann. Da fragte der Gode Geir, ob Gizur hinreiten möge mit hundert Mann. "Nein, das möchte ich nicht," sagte er; "so groß die Übermacht ist." Sie traten also den Rückweg an.

Diese Klageeinleitung sprach äch herum in allen Landschaften , und das Gerede ging dahin, es werde stürmisches Ding geben. 

1 Weißach und Stierach, die das Krummachland von moosberg und Halde trennen. 2 Sine alte, später verschwundene Förmlichkeit bei Totschllagsklagen, 3 Als Geschworene.



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56. Geirs Klage und Gunnars Einrede

Es war ein Mann namens Skapti Er war ein Sohn des Thorodd. Thorodds Mutter war Thorwör sie war eine Tochter von Thormod dem Schäfter, dem Sohne von Oleif dem Bretten, dem Sohne von Ölwir Kinderlieb. Skapti und sein Vater waren große Häuptlinge und große Rechtskundige. 1 Thorodd galt als eher heimtückisch und verschlagen. Sie halfen Gizur dem Weißen in allen Fehdesachen.

Die von der Stromhalde und die von der Krummach warben eisig Mannschaft zum Ding. Gunnar war so beliebt, daß alle einig waren, zu ihm wollten sie halten. Sie kamen nun alle aufs Ding und bezogen ihre Zelte 2 . Im Bunde mit Gizur dem Weißen waren diese Häuptlinge: Skapti Thoroddssohn, Asgrim Ellidi-Grimssohn, Odd von Kitzberg, Halldor Örnolssohn

Eines Tages nun gingen die Leute zum Gesetzesfelsen. Da stand auf der Gode 'Geir und machte kund eine Totschlagsklage gegen Gunnar um den Totschlag Otkels. Eine andere Totschlagsklage machte er kund gegen Gunnar um den Totschlag Hallbjörns des Weisen, dann eine um den Totschlag Audolfs, dann eine um den Totschlag Skamkels; dann machte er kund eine Totschlagsklage gegen Kolskegg um den Totschlag Hallkels 3. Und als er alle Totschlagsklagen kund gemacht hatte; fand man, er verstehe sich auf den vortrag. Danach ging man vom Gesetzesfelsen fort.

Das Ding verstrich nun, bis die, Gerichte! ausziehen sollten zur Tagung. Da führten beide Teile starke Mannschaft hinaus. Der Gode Geir und Gizur der Weiße standen südlich vom Krummachgericht, Gunnar und Njal standen nördlich vom Gericht. Der Gode Geir entbot Gunnar; zu hören auf seinen Eidschwur; und darauf leistete er den Eid . Hernach trug er die Klage vor. Dann ließ er das Kundmachungszeugnis er 1 

Skapti wurde später Gesetzsprecher, s. Kap. 97. 142. Die ,Zelte' auf dem Ding waren aus Steines und Erde aufgeführte, oben offene Baracken, die für die Dingzeit mit Wolldecken überdacht, ,bezogen' wurden. 3 Den feierlichen Wortlaut teilt der Erzähler erst in dem Falle Kap. 73 mit. Den Wortlaut s. Kap. 142.



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bringen. Dann ließ er die Nachbarn 1 auf ihren Sitz entbieten . Dann entbot er zur Sichtung der Geschworenen 2. Dann heischte er den Spruch der Geschworenen. Dann traten die Nachbarn vors Gericht, die berufen worden waren, und ernannten sich Zeugen und erklärten, dies stehe ihrem Spruch in Audolfs Sache im Wege, daß der Klagberechtigte in Norwegen war und sie über die Sache sich nicht zu äußern hatten. Hernach erbrachten sie den Spruch in der Sache Otkels und erklärten Gunnar für schuldig der Klagesache. Hernach entbot der Gode Geir den Gunnar zur Einrede 3 und ernannte Zeugen für all die Beweismittel, die vorgebracht waren.

Gunnar entbot nun seinerseits dem Goden Geir, zu hören auf seinen Eidschwur und die Einreden, die er vorführen werde in der Sache. Dann leistete er den Eid. Gunnar sprach 4 : "Diese Einrede erhebe ich wider diese Klage, daß ich Zeugen ernannte und Otkel vor Nachbarn bußlos machte 5 wegen der blutigen Wunde, die Otkel mir beibrachte mit seinem Sporn. Ich verwehre dir, Gode Geir, mit Einspruch, in dieser Sache zu klagen, desgleichen den Urteilern, zu urteilen, und tue hiermit deine ganze Klageeinleitung durch. Ich verwehre dir mit Rechtseinspruch, zweifellosem, vollem und fettem, wie es mir zusteht, zu verwehren, nach Alldingsrede und volksrecht. Ich will dir auch einen andern Plan von mir sagen," sagte Gunnar. "Da wirst du mich zum Holmgang fordern, wie dus gewohnt bist," sagte Geir; " und dem Gesetz ausweichen." "Das nicht," sagte Gunnar:"ich werde dich vorladen auf dem Gesetzesfelsen, darum daß du zu einem Wahrspruch aufriefst, der nicht zur Sache gehörte, um den Totschlag Audolfs, und werde dich darum als geächteten Lebensringmann 6 ansprechen."

Njal sagte: "So kann dies nicht weiter geben; denn dies wird nun um die Wette verfochten werden müssen. Beide Teile 

1 nachbarn Geschworene. 2 Die widerrechtlich Berufenen wurden durch den Beklagten abgelehnt. 3 Einrede oder Abwehr heißt das, was der Beklagte gegen die Klage vorbringt, die Verteidigung. 4 Das folgende im offiziellen Wortlaut. 5 Diese förmliche Handlung ist nicht erzählt worden doch s. S. ras. 6 So hieß der des Landes verwiesene, weil er mit einem Ring', einer Zahlung, sein Leben erkaufte, d. h. die Friedlosigkeit von sich ablöste.



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haben hier viel Recht für sich, nach dem, was mir scheint: unter deinen Totschlagen sind solche, daß dus nicht abstreiten kannst, daß du um sie wirst geächtet werden; auch hast du gegen ihn eine Klage in Sicht, um die er geächtet wird. Du sollst auch wissen, Gode Geir, daß eine Waldgangsklage 1 noch nicht aufgeworfen ist, die dir droht, und die soll nicht liegen bleiben, wenn du nicht nach meinen Sorten tun willst:" Der Gode Thorodd sagte: "Uns scheint, als sei es am friedlichsten, man vergleiche sich in der Sache. Warum äußerst du dich denn nicht, Gisur der Weiße:" "Mir scheint," sagte Gizur, "als täten unsrer Klage starke Stützen not: man sieht ja, daß Gunnars Freunde in der Nähe stehn, und für uns wird dies der beste Ausgang sein, daß wackre Männer den Spruch tun, wenn es Gunnar recht ist." " von jeher hab ich Vergleich gewünscht," sagte Gunnar; " zwar habt ihr jetzt um Großes Klage zu führen, aber ich glaube auch sehr dazu gedrängt worden zu sein."

Es kam nun zu dem Abschluß, unter dem Beirat der verständigsten Männer, daß die Streitsachen alle einem Schiedsspruch unterstellt wurden; sechs Männer sollten den Spruch tun. Es wurde nun sogleich auf dem Ding der Spruch getan. Es wurde verhängt, daß Skamkel bußlos bleiben solle; aber eine Mannesbuße solle aufgebn gegen den Spornhieb; die übrigen Totschläge wurden gebüßt, wie man sie einschätzte, und es schenkten Gunnars Verwandte das Geld dazu, daß sogleich auf dem Ding die Totschläge alle abgebüßt wurden. Dann traten sie vor, der Gode Geir und Gizur der Weiße, und leisteten dem Gunnar den Friedensschwur. Gunnar machte sich auf den Heimritt und dankte den Leuten für ihre Hilfe und machte vielen Geschenke und hatte die höchste Ehre von der Sache.

Gunnar saß nun auf seinem Hof in hohen Ehren. 

1 Waldgang ist Friedlosigkeit. njal hai also eine solche Klage gleichsam auf vorrat, aare in Kap. 64.



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Sechstes Stück: Gunnars Fehde mit den Häusern Starkad und Egil; sein Tod und die Rache



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57. Starkad und sein Geschlecht

Es war ein Mann namens Starkad. Er war ein Sohn von Bork Blauzahnbart; dem Sohn des Thorkel Bindenbein , der sich angesiedelt hatte rings um den Berg Dreihorn. Er war verheiratet, seine Frau hieß Hallbera; sie war eine Tochter Hroalds des Roten und der Hildigunn, der Tochter von Thorstein Sperling. Die Mutter der Hildigunn war Unn, Tochter des Eywind Barsch, Schwester Modolfs des Weisen, von dem die Modolfinge stammen. Die Söhne Starkads und der Hallbera waren Thorgeir und Bork und Thorkel; Hildigunn die Ärztin war ihre Schwester. Es waren gar übermütige Männer, trotzig und unfügsam; sie drückten auf die Leute in der Gegend.


58. Die Egilssöhne fordern Gunnar zur Pferdehatz auf

Es war ein Mann namens Egil. Er war ein Sohn von Kol, dem Sohne des Ottar Ball, der sich angesiedelt hatte zwischen dem Stotibach und dem Forellensee. Ein Bruder Egils war Önund in Trollenwald, der Vater Hallis des Starken, der bei der Erschlagung des Thorir von Fels dabei war mit den Söhnen Ketils des Wortglatten. Egil hatte seine Wirtschaft in Sandkluft. Seine Söhne waren Kol und Ottar und Hank; ihre Mutter war die Steinwör, die Schwester Starkads. Egils Söhne waren große Bursche, ehrgeizig und höchst gewalttätig; sie staken immer mit den Starkadssöhnen unter einer Decke. Ihre Schwester war Gudrun Nachtsonne, ein Mädchen von bester höfischer Sitte. Egil hatte wei Norweger bei sich aufgenommen: der eine hieß Thorir, der andere Thorgrim. Sie waren um erstenmal hier draußen; es waren gerngesehene und begüterte Leute, gute Fechter und durchaus mannhaft. Dem Starkad gehörte ein guter Hengst, rot von Farbe, der galt dafür, ihm würde im Rampf kein Hengst stehen.

Einmal begab es sich, daß die drei Brüder aus Sandkluft in dem Hofe Dreihorn waren. Man unterhielt sich eifrig über alle Bauern an der Stromhalde, und endlich sprachen sie darüber



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ob wohl einer bereit wäre, mit ihnen eine Pferdehatz 1 aufzunehmen. Da waren einige, die äußerten das ihnen ;u Gefallen und um sie zu rühmen: es werde nicht fehlen, daß keiner sich getrauen würde, auch würde keiner einen solchen Hengst besitzen . Da antwortete Hildigunn "Ich weiß einen Mann, der sich getrauen wird, mit euch zu hetzen." "Nenne ihn!" sagten sie. "Gunnar von Haldenende besitzt einen dunkelbraunen Hengst, und er wird sich getrauen, mit euch zu hetzen und mit allen anderen." "Euch Weibern kommts so vor," sagten sie, "als sei ihm keiner gewachsen; aber mag es auch unrühmlich geendet haben den Goden Geir oder den weißen Gizur, so ists noch nicht ausgemacht, daß es auch uns so gehe." "Euch wirds am ärgsten gehn!" sagte sie. Und darüber kamen sie in großen Streit. Starkad sagte: "An Gunnar möcht ich daß ihr euch am wenigsten heranmachtet, denn es wird euch sauer werden, seinem Glücksstern entgegenzutreten." "Erlauben wirst du uns doch," sagten sie, "daß wir ihm eine Pferdehatz anbieten: bieten:" "Erlauben will ichs," sagte er, " wenn ihr ihn mit nichts hintergeht." Sie versprachen das.

Sie ritten nun nach Haldenende. Gunnar war daheim und ging hinaus, Kolskegg und Hjört gingen mit ihm hinaus, begrüßten die Männer höflich und fragten, wohin die Reise gehe. "Nur bis hierher," sagten sie; " wir hören, daß du einen guten Hengst hast, und wollen dir eine Pferdehatz anbieten." "Von meinem Hengste können wenig Geschichten umlaufen er ist noch jung und völlig unerprobt." "Du wirfts doch frei- stellen, zu hetzen," sagten sie; "Hildigunn wars, die vermutete, du würdest den Hengst gern hergeben." Warum spracht ihr darüber " Sagte Gunnar. "Es waren einige," sagten sie, die behaupteten, keiner würde sich getrauen, gegen unsern Hengst zu hetzen." "Getrauen werd ich mich schon," sagte Gunnar, "aber mir kommt diese Behauptung böswillig vor." Dürfen wir denn drauf rechnen:" Sagten sie. "Eure Reise gefällt euch wohl am besten, wenn ihr euern Willen habt. Aber das möcht ich euch bitten, daß wir die Hengste so besen, daß wir anderen vergnügen machen und uns keine Ungelegenheit und ihr mir 

1 Bsi. niedner, Einleitungsband S. 47,



Thule-Bd.04-139 Geschichten v.weisen Njal. Flip

keinen Schimpf antut. Wenn ihr aber so zu mir seid, wie zu andern, dann ists nicht ausgemacht, ob ich euch nicht eins überziehe , das man schwer erträglich finden wird. Ich werde danach tun, wie ihr getan habt."

Darauf ritten sie nach Hause. Starkad erkundigte sich, was sie erreicht hätten. Sie sagten, Gunnar habe sie nicht abfahren lassen: " er versprach, seinen Hengst zu hetzen, und wir verabredeten , wann die Pferdehatz sein solle. Man merkte ihm gut an, daß er sich gegen uns im Nachteil fühlte, und er bat sich frei." ".Es wird sich zeigen," sagte Hildigunn, "daß Gunnar sich nicht rasch reizen läßt zu Händeln, aber hartnäckig ist, wenn er nicht drum herum kommt."

Gunnar ritt hin zu Njal und berichtete ihm die Pferdehatz und wie ihr Gespräch verlaufen ser " wie meinst du nun, daß die Pferdehatz ablaufe -,Du wirst die Oberhand haben," sagte Njal; "jedoch wird hieraus vieler Männer Tod entspringen." "Wird vielleicht auch mein Tod daraus entspringen fragte Gunnar. "Aus diesem noch nicht," sagte Njal, "jedoch werden sie an die alte Feindschaft denken und neue gegen dich erheben, und du wirst nicht anders können als dich zur Wehr setzen." Gunnar ritt nun nach Hause.


59. Gunnars Pferdehatz

Nun erfuhr Gunnar Hingang Höskulds, seines Schwiegervaters. Wenige Tage später kam Thorgerd in Grießach nieder, die Frau des Thraïn, und es war ein Knabe. Da schickte sie einen zu ihrer Mutter: sie solle auswählen, ob das Kind Glum oder Höskuld heißen solle. Sie sagte, es solle Höskuld heißen.

Gunnar und Hallgerd hatten zwei Söhne; der eine hieß Högni, der andere Grani. Högni war ein anstelliger und stiller Mensch, wahrheitsliebend und nicht vertrauensselig.

Nun ritt man zur Pferdehatz, und es fand sich eine Menge zusammen Gunnar war dort und seine Brüder und die Sigfussöhne, Njal und seine Söhne alle. Auch Starkad war gekommen und seine Söhne, Egil und seine Söhne, und sie redeten mit Gunnar, man möge die Rosse gegeneinander führen. Gunnar



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sagte, es sei ihm recht. Skarphedin Sagte: "Möchtest du, daß ich deinen Hengst stachle, Vetter Gunnar:" "Nein, das möcht ich nicht," sagte Gunnar. "Das würde doch ganz gui passen," sagte Skarphedin: "sie wie ich sind hochfahrende Leute." "von euch brauchts wenig Worte," sagte Gunnar, "oder Taten, bis es Ungelegenheiten setzt. So aber wirds erst später dazu kommen, mag auch alles auf eins hinauslaufen" Danach wurden die Rosse gegeneinander geführt. Gunnar rüstete sich zum Stacheln, aber Skarphedin führte den Hengst vor. Gunnar war in rotem Rocke, eine große Pferdestange in der Hand. Danach liefen sich die Hengste an und bissen sich lange, ohne daß man einzugreifen brauchte, und es war höchst vergnüglich. Da machten sie unter sich aus, Thorgeir und Kol, sie wollten ihren Hengst stoßen, dann, wenn die Hengste sich anliefen, und sehen, ob Gunnar davon falle. Nun liefen sich die Hengste an, und Thorgeir und Kol sprangen sogleich ihrem Hengst hinter die Kruppe. Gunnar stieß seinen Hengst dawider, und es ging wie im Nu, daß Thorgeir und der andere rücklings hinfielen und der Hengst auf sie herunter. Da schossen sie auf und sprangen gegen Gunnar. Gunnar bog aus, ergriff Kol und warf ihn auf den Boden, so daß er bewußtlos lag. Thorgeir Starkadssohn schlug auf Gunnars Hengst, so daß ein Auge herauslief. Gunnar schlug Thorgeir mit der Stange: da fiel Thorgeir in Ohnmacht. Aber Gunnar trat zu seinem Hengst und sagte zu Kolskegg: "Schlachte den Hengst; als Krüppel soll er nicht leben." Kolskegg schlug dem Hengste den Kopf ab.

Nun kam Thorgeir auf die Füße und griff zu seinen Waffen und wollte gegen Gunnar aber das konnte man hindern, und es entstand großes Gedränge. Skarphedin sagte: "Ich hab diese Plackerei über; es ist viel anständiger, daß man sich mit den Waffen bekämpfe." Gunnar war so ruhig, daß ein Mann ihn halten konnte, und sprach kein böses Wort. Njal versuchtes mit vergleich oder Waffenstillstand. Thorgeir sagte, er wolle Waffenstillstand weder geben noch empfangen; vielmehr wolle er Gunnar tot sehn für seinen Schlag. Kolskegg sagte: "Gunnar pflegt fester zu stehn, als daß er vor bloßen Worten umfiele , und so wirds auch hier sein ."



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Nun ritt man vom Pferdekampf fort, ein jeder zu sich nach Hause. Auf Gunnar machten sie keinen Angriff. So verging dieses Jahr. Auf dem Ding nächsten Sommer traf Gunnar seinen Schwager Olaf den Pfau, und Olaf lud ibn zu sich ein, aber hieß ihn doch auf seiner Hut sein; " denn die dort werden uns Böses antun, was sie können; hab immer Mannschaft um dich!" Olaf erteilte ihm viele gute Räte, und sie schlossen engste Freundschaft untereinander.


60. Gunnars Freundschaft mit Asgrim

Asgrim Ellidi-Grimssohn hatte auf dem Ding eine Klage zu führen gegen Ulf, den Sohn des Uggi. Es ließ sich für Asgrim so an, wie mans selten gewohnt war, daß seine Klage eine Einrede darbot. Die Einrede war die, daß er fünf Nachbarn 1 ernannt hatte, wo er neun hätte sollen. Dies benützten sie nun zur Einrede. Gunnar sagte:"Ich werde dich zum Holmgang fordern, ulk Uggissohn, wenn man bei dir nicht sein Recht soll durchsetzen können l Njal würde darauf zählen und mein Freund Helgi, daß ich in deinen Händeln, Asgrim, ein wenig fur dich eintrete, wenn sie nicht dabei sind." "Mit dir hab ich hier nichts zu jun" sagte Ulf."Und doch solls jetzt so sein, als hättest du!" sagte Gunnar.

Der Handel schloß so, daß Ulf die ganze Summe zu erlegen hatte. Da sagte Asgrim zu Gunnar: "Diesen Sommer möcht ich dich zu mir einladen, und in Rechtshändeln werd ichs immer mit dir halten und niemals gegen dich." Gunnar ritt vom Ding nach Hause.

Bald darauf traf er sich mit Njal. Njal sagte, Gunnar möge auf seiner Hut sein; er habe gehört; die vom Hofe Dreihorn hätten vor, ihn zu überfallen; er solle nie mit wenigen herumziehn und immer seine Waffen bei sich führen. Gunnar sagte, das solle geschehen; er erzählte, Asgrim habe ihn zu sich eingeladen, "und ich habe vor, jetzt im Herbst hinzugehn." "Laß es niemand wissen, eh du aufbrichst —und wie lange du fort sein wirst. Aber dazu biet ich dir noch an, daß meine Söhne mit dir reiten." Da verabredeten sie dies. 

1 Als Geschworene.



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Nun verstrich der Sommer bis acht Wochen vor Winteranfang. Da sagte Gunnar zu Kolskegg: "Mach dich reisefertig, denn wir wollen zu der Einladung in Zunge reiten." "Ob man den Njalssöhnen Nachricht schickt sagte Kolskegg. "Nein," sagte Gunnar, " in Ungelegenheit sollen sie nicht durch mich kommen."


61. Der Hinterhalt bei den Knabenhügeln

Sie ritten ihrer dreie, Gunnar und seine Brüder. Gunnar hatte die Hellebarde und das Schwert Ölwirsgabe 1, und Kolskegg hatte sein Kurzschwert, Hjört hatte auch seine volle Bewaffnung. Sie ritten nun nach Zunge. Asgrim nahm sie freundlich auf, und sie blieben dort eine Zeitlang. Dann äußerten sie die Absicht, sie wollten nun nach Hause ziehen. Asgrim machte ihnen schöne Geschenke und bot ihnen an, mitzureiten. Gunnar sagte, das werde nicht nötig sein, und so ging er nicht mit.

Es war ein Mann namens Sigurd Schweinshaupt; der kam nach dem Hofe Dreihorn: er hatte versprochen, Gunnars Ritte auszukundschaften. Er berichtete ihnen nun von seinen Ritten und sagte, günstiger könnes nicht kommen als jetzt, " wo er selbdritt ist." "Wieviel Mann werden wir nötig haben," fragte Starkad, "für den Hinterhalt "Ihm hält ein kleiner Haufe nicht stand," sagte er: " nicht weniger als dreißig Mann." "Wo sollen wir auflauern:" " Bei den Knabenhügeln ," sagte Sigurd; " dort siebt man einen nicht, bis man herangekommen ist." "Geh du nach Sandkluft," sagte Starkad, "und sag dem Egil, sie sollen ihrer fünfzehn aufbrechen aber wir wollen von hier, auch unser fünfzehn, zu den Knabenhügeln kommen." Thorgeir sagte zu Hildigunn: "Diese Hand soll dir heut abend den Gunnar tot vorweisen." "Und ich glaube," sagte sie, " du kehrst geduckt und klein von der Begegnung mit ihm zurück"

Starkad und seine Söhne machten sich auf den Weg mit elf 1 

Der Bogen ist hier vergessen s. Kap. 63. vier kleine Kegel in dem Lava- sand felde, 3 1/2 Kilometer nördlich vom Hofe Brunnen, 22 Kilometer südlich von der betr. Furt über die Stierach.



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andern. Sie zogen nach den Knabenhügeln und warteten dort. Sigurd kam nach Sandkluff und sagte: "Ich bin hergeschickt worden von Starkad und seinen Söhnen, dir zu sagen, Egil, du mögest mit deinen Söhnen zu den Knabenhügeln ziehn, um dem Gunnar aufzulauern." "Wieviele sollten wir sein fragte Egil. "Fünfzehn mit mir," sagte er. Kol sagte: "Jetzt denke ich mir zu, mich mit Kolskegg zu messen." "Da, sind ich, denkst du dir viel zu," sagte Sigurd.

Egil hieß seine Norweger mitziehn. Sie sagten, sie hätten keine Fehde mit Gunnar: "übrigens muß die Sache ernsthaft sein," sagte Thorir, " wenn ein ganzer Trupp losziehn soll gegen die drei Männer." Da ging Egil davon und war zornig. Die Hausfrau sagte da zu dem Norweger: "Schade, daß meine Tochter Gudrun ihrem Stolz die Spitze abgebrochen und bei dir gelegen hat, wenn dus nicht wagen sollst, deinen Wirt und Schwiegervater zu begleiten; du bist wohl ein Feigling,"sagte sie."So geh ich denn mit deinem Manne, und weder ich noch er wird zurückkehren!" Damit ging er zu seinem Genossen Thorgrim und sagte: "Nimm meine Truhenschlüssel an dich; denn ich werde nie mehr mit ihnen aufschließen. Ich bitte dich, eigne dir von unsrer Habe an, so viel du willst; aber sieh außer Landes und denke nicht an Rache für mich! siehst du aber nicht außer Landes, dann wird das dein Tod." Der Norweger schloß sich ihrem Zuge an.


62. Gunnars Traum

Jetzt ist da fortzufahren, daß Gunnar von Norden her über die Stierach ritt, aber als er wenig über den Fluß hinaus war, wurde er sehr schläfrig und sagte, sie wollten hier rasten. So taten sie. Er schlief fest ein und stöhnte im Schlaf Kolskegg sagte: "Jetzt träumt Gunnar." Hjört sagte: "Ich möcht ihn aufwecken." "Das tun wir nicht," sagte Kolskegg, "er soll seinen Traum in Frieden haben."

Gunnar lag sehr lange und warf den Schild von sich, und es war ihm sehr warm geworden. Kolskegg sagte:"Was hat dir geträumt, Bruder: "So etwas hat mir geträumt, das ich nicht mit so wenigen von Zunge fortgeritten wäre, wenn mir



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damals dies geträumt hätte!" "Erzähl uns deinen Traum," sagte Kolskegg.

Mir war im Traum, als ritte ich an den Knabenhügeln vorbei . Da war mir, als sähe ich viele Wölfe, die drangen alle auf mich ein, aber ich wich aus nach der Krummach hin, Da war mir, sie drängen von allen Seiten ein aber ich wehrte mich: ich schoß alle, die zuvorderst waren, bis sie so auf mich einrückten, daß ich nicht mehr den Bogen brauchen konnte. Da nahm ich das Schwert und schwang es mit der einen Hand und stach mit der Hellebarde in der andern Hand schirmen tat ich mich nicht mehr, und ich wußte nicht mehr recht, was mich schirmte! So erschlug ich viele von den Wölfen und du mit mir, Kolskegg; aber Hjört, war mir, den hatten sie unter sich und rissen ihm die Brust auf, und einer hatte sein Herz im Maule. Aber ich, war mir, wurde so zornig, daß ich diesen Wolf entzwei hieb hinterm Bug, und danach, war mir, stoben die Wölfe davon. Nun geb ich den Rat, daß du, Bruder Hjört, nach Zunge zurück reitest." "Das will ich nicht" sagte Hjört: "und säh ich den sichern Tod vor mir; so will ich dir folgen."

Darauf ritten sie weiter und kamen an den Knabenhügeln vorbei. Kolskegg sagte: "Siehst du die vielen Speere, Bruder, hinter den Hügeln hervorkommen und Männer in Waffen:" "Unerwartet kommt es mir nicht," sagte Gunnar;"daß mein Traum wahr wird." "Was ist jetzt zu tun:" sagte Kolflegg; "ich glaube kaum, daß du Luft hast, davonzulaufen." "Darüber sollen sie nicht zu spotten haben," sagte Gunnar;"aber laß uns zur Krummach reiten auf die Landzunge: dort ists halbwegs zum Wehren." Sie ritten nun vor auf die Landzunge und rüsteten sich dort zur Wehr. Kol sagte, als sie vorbei ritten: "Heißts heute laufen, Gunnar:" Rolskegg sagte: "Erzähl erst dann davon, wenn dieser Tag um ist!' 

1 Der Erzähler hat keine Anschauung der Gegend. Die Krummach ist an der nächsten Stelle 3 1 1/2 Kilometer in der Luftlinie entfernt; das wäre also ein richtiges ,Davonlaufen ', und das Auflauern hinter den Hügeln hätte Seinen Sinn, wenn man die Anzugreifenden 3/4 Wegstunden vorbeisprengen läßt! Das Besiedelungsbuch seht den Kampf an die Knabenhügel, ohne die Krumm- erwähnen.



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63. Zweiter Kampf an der Krummach

Darauf trieb Starkad seine Leute an; sie rückten nun vor auf die Landzunge gegen die dreie. Sigurd Schweinshaupt ging an der Spitze; er führte einen einbrettigen Tartschenschild und in der andern Hand einen Jagdspieß. Gunnar sah ihn und schoß nach ibm mit dem Bogen. Er hielt schnell den Schild hoch, als er den Pfeil oben fliegen sah, und der Pfeil drang durch den Schild und ins Auge, so daß er zum Nacken heraus kam, und dies wurde der erste Totschlag. Den zweiten Pfeil schoß Gunnar auf Ulfhedin, den Verwalter bei Starkad: er traf mitten auf ihn, und er fiel einem der Bauern vor die Füße und der Bauer über ibn. Kolskegg warf einen Stein, der traf den Bauer auf den Kopf, und davon hatte er den Tod. Da sagte Starkad: So richten wir nichts aus, wenn er den Bogen brauchen kann. Rücken wir vor, wacker und schneidig"

Darauf trieb einer den andern an. Gunnar wehrte sich mit Bogen und Pfeilen, solange er konnte; dann warf erste hin, ergriff nun die Hellebarde und das Schwert und kämpfte mit beiden Händen. Das Gefecht wurde sehr scharf; Gunnar erschlug einen nach dem andern, Kolskegg desgleichen. Da sagte Thorgeir Starkadssohn: Ich versprach, der Hildigunn deinen Kopf zu bringen, Gunnar!" " So großen Wert wird sie darauf wohl nicht legen," sagte Gunnar, "immerhin wirst du dann näher heran müssen" Thorgeir sagte zu seinen Brüdern: "Springen wir alle zugleich gegen ihn vor! Er hat keinen Schild, und sein Schicksal wird in unsrer Hand sein." Sie sprangen vor, Bork und Thorkel, und kamen Thorgeir zuvor. Bork hieb nach Gunnar; Gunnar schlug die Hellebarde so stark dawider; daß das Schwert dem Bork aus der Hand schoß. Da sah er auf der andern Seite Thorkel stehn in Hiebweite. Gunnar stand, das eine Bein etwas gebeugt. Gunnar ließ das Schwert im Bogen sausen, und es traf Thorkel in den Hals, und der Kopf flog ab.

Da sagte Kol Egilssohn: "Laßt mich vor gegen Kolskegg! Ich hab immer schon behauptet, wir zwei kämen einander gleich



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im Kampf." "Das können wir jetzt erproben," sagte Kolskegg, Kol stach mit dem Speer nach ihm. Kolskegg hatte eben einen erschlagen und war vollauf beschäftigt und brachte den Schild nicht vor sich, und der Stich kam in den Schenkel, auswendig, und drang durch ihn durch. Kolskegg zuckte heftig auf und stapfte auf ihn zu, hieb mit dem Kurs schwert in seinen Schenkel und das Bein ab und sagte: "Nun, trafs dich oder nicht?' "Das rächte sich jetzt," sagte Kol" ,daß ich schildemblößt war;" und erstand eine Weile auf dem andern Bein und schaute auf den Stummel. Kolskegg sagte: "Du brauchst nicht drauf ;u schauen; es ist grad so, wies dir aussieht: das Bein ist ab!" Da fiel Kol tot hin.

Als aber Egil dies sah, sprang er auf Gunnar los und hieb nach ihm. Gunnar stach mit der Hellebarde dawider, und es traf mitten auf Egil. Gunnar schwang ibn an der Hellebarde empor und schleuderte ihn hinaus in die Krummach. Da sagte Starkad:"Erbärmlich bist du, Norweger Thorir, daß du müßig sitzt: jetzt ist Egil erschlagen, dein Wirt und Schwiegervater!' Da sprang der Norweger auf und war sehr zornig. Hjört hatte zwei Männern den Tod gegeben: der Norweger sprang auf ihn zu und hieb ihn vorn in die Brust. Da fiel Hjört sogleich tot bin. Gunnar sah dies und schnellte sich um zum Hiebe auf den Norweger und schnitt ihn mitten entzwei. Kurz darauf schoß Gunnar die Hellebarde nach Bork, und es traf mitten auf ihn, fuhr durch ihn durch und nieder in den Bodin. Dann hieb Kolflegg dem Hank Egilssohn den Kopf ab, und Gunnar hieb dem Ottar den Arm ab am Ellbogen.

Da sagte Starkad: "Fliehen wir jetzt Hier hat mans nicht mit Menschen zu tun." Gunnar sagte: " Euch beiden wirds die Berichterstattung erschweren, wenn man euch nicht soll ansehn können, daß ihr mit im Kampf gewesen seidl" Damit sprang Gunnar den beiden nach und brachte ihnen Wunden bei. Hernach kamen sie auseinander, und Gunnar und sein Bruder hatten noch manche verwundet, die äch davon machten.

In dem Treffen kamen vierzehn Männer und Hjört als fünfzehnter. Gunnar führte auf seinem Schilde Hjört nach



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Hause, und dort wurde er im Hügel beigesetzt. Viele klagten um ihn, denn er war beliebt.

Auch Starkad kam nach Hause. Hildigunn heilte seine und Thorgeirs Wunden und sagte:"Ihr würdet viel drum geben, daß ihr Gunnar in Frieden gelassen hättet" "Ja allerdings," sagte Starkad.


64. Gunnars Gegenklage

Steinwör in Sandkluft sagte dem Norweger Thorgrim, er solle die Leitung ihres Guts übernehmen und nicht außer Landes ziehen und so an den Tod seines Genommen und Vetters denken. Er sagte: "Das prophezeite mir mein Genosse Thorir, ich würde durch Gunnar fallen, wenn ich hier im Lande bliebe; und er wird das voraus gewußt haben, da er seinen eignen Tod voraus wußte." "Ich will dir auch meine Tochter Gudrun geben und das ganze Vermögen." "Das wußte ich nicht, daß du einen so hohen Preis bieten wollest," sagte er. Darauf schlossen sie diesen Handel ab, daß er sie zur Frau bekommen solle, und die Hochzeit war im Lauf des Sommers.

Gunnar ritt nach Bergthorsbübl und Kolskegg mit ihm. Njal war vor dem Haus und seine Söhne, sie gingen Gunnar entgegen und begrüßten ihn freundlich. Darauf traten sie zum Gespräch beiseite. Gunnar sagte: "Ich bin hergekommen, um mir Hilfe und guten Rat bei dir zu holen." Njal sagte: "Das ist nur billig." "Ich bin in große Schwierigkeiten geraten und habe viele erschlagen: ich möchte wissen," sagte Gunnar " was du jetzt getan wünschest." "Der Meinung werden viele sein, sagte Njal, " du seiest sehr dazu gedrängt worden. Aber jetzt mußt du mir Zeit lassen zum Besinnen."

Njal ging davon, er allein, und überlegte den Fall; er kam zurück und sagte: "Jetzt hab ich die Sache etwas überlegt, und mir scheint, als müsse man hier etwas fest zugreifen und nachdrücklich handeln. Thorgeir hat die Thorsinna, eine Verwandte von mir, geschwängert, und ich will dir die Beischlafsklage abtreten. Eine weite Waldgangsklage tret ich dir ab gegen Starkad, weil er Holz geschlagen hat in meinem Walde auf dem Dreihornjoch: diese Klagen betreibe du beide. Ferner geh



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an die Stelle, wo ihr kämpftet, und grabe die Toten aus 1, ernenne Zeugen zu den Wunden und erkläre alle Toten für unheilig , darum, daß sie mit der Absicht sich einfanden, dir Leibesschaden und jähen Tod zu bersten und deinen Brüdern. Aber wenn dies auf dem Ding geprüft wird und man wendet ein, du habest früher schon dem Thorgeir einen Schlag versetzt 3 und könnest weder für dich noch andere Klage führen, dann werde ich darauf erwidern und sagen, daß ich dich auf dem Dinghallending friedheilig machte , so daß du in eigner wie in femder Sache Klage führen könnest, und dann muß man auf deine Sache eintreten. Such auch den Tyrfing in Beerenzunge auf: er soll dir eine Klage abtreten gegen Önund in Trollenwald, dem der Prozeß für Egil, seinen Bruder, obliegt. Gunnar ritt zunächst nach Hause. Aber ein paar Tage darauf ritt er mit den Njalssöhnen an die Stelle, wo die Leichen lagen, und sie gruben alle aus, die beerdigt worden waren. Gunnar lud sie alle vor auf Unheiligkeit wegen Überfalls! und Mordplans und ritt alsdann nach Hause.


65. Weitere Zurüstungen zum Dingstreit

In diesem selben Herbst kehrte Walgard der Graue nach

Island zurück und zog nach seinem Hofe Tempel. Thorgeir suchte ihn und seinen Sohn Mord auf und berichtete, wie unerhört es sei, daß Gunnar alle die unheilig gemacht haben sollte, die er erschlagen hatte. Ealgard sagte, das seien gewiß die Ratschläge Njals und noch nicht einmal die einzigen, die er ihm werde geraten haben. Thorgeir bat die beiden um Hilfe und Mitwirkung, aber sie drückten sich lange drum und bedingten sich viel Geld aus. Schließlich nahm man dies in die Abmachung auf, daß Mord um Thorkatla freien solle, die Tochter Gisurs des Weißen, und Thorgeir sollte sogleich mit ihm und seinem Vater hinüberreiten.

Tags darauf ritten sie ihrer zwölfe und kamen nach Moos 

1 Vgl. S. 131 2 . 2 D. h. keiner Busse würdig; die sogen. ,Klage gegen den Toten'. 3 Bei der Pferdehatz Kap. 59. 4 Dich deine Rechtsstellung förmlich wieder einführte. Diese ganzen Voraussehungen werden durch andere Quellen nicht bestätigt. 5 S. Rap. 45.



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berg. Dort hieß man sie freundlich willkommen. Sie brachten dann vor Gizur die Werbung zur Sprache. Es endete so, daß die Heirat beschlossen wurde, und zwar sollte die Hochzeit nach zwei Wochen in Moosberg sein. Sie ritten nach Hause. Darauf warben sie eifrig Gefolge zur Hochzeit. Dort war schon eine Menge Gäste da, und das Fest verlief gut. Thorkatla zog mit Mord in seinen Hof und übernahm den Haushalt; aber Walgard reiste den Sommer wieder ins Ausland.

Mord trieb Thorgeir an, die Klage gegen Gunnar einzuleiten. Thorgeir suchte den Önund auf und hieß ihn die Totschlagsklage einleiten für seinen Bruder Egil und dessen Söhne, "aber ich will die Totschlagsklage für meine Brüder einleiten und die Verwundungsklage für mich und meinen Vater Er war dazu sehr bereit. Sie gingen also und machten die Totschläge kund und entboten neun Tatortnachbarn.

In Haldenende hörte man von dieser Prozeßeinleitung. Da ritt Gunnar zu Njal und erzählte's ihm und Sagte, was er jetzt vorgenommen wünsche."Jetzt biete du", sagte Njal" ,deine Tatortnachbarn auf samt den Hofnachbarn und ernenne Zeugen und wähle den Kol zum Täter für den Totschlag deines Bruders Hjört 1, denn das ist Rechtens. Dann mach den Totschlag kund gegen Kol, ob er gleich tot ist . Dann ernenne dir Zeugen und berufe die Nachbarn zum Alldingsritt, darüber auszusagen, ob jene die Angreifer waren, als Hjört erschlagen wurde. Lade auch Thorgeir vor um die Beischlafssache und desgleichen Önund um die Sache des Tyrfing."

Gunnar machte nun alles so, wie es ihm von Njal angewiesen war. Dies schien den Leuten eine wunderliche Prozeßeinleitung. Jetzt gingen diese Sachen ans Ding. Gunnar ritt aufs Ding und Njal und seine Söhne und die Sigfussöhne. Gunnar hatte seinen Schwägern geschickt, sie sollten aufs Ding reiten und viel Mannschaft werben: hier gelte es, seine volle 1 

Aus einer mehrheit von Beteiligten durfte der Kläger nach Belieben einen als Totschläger bezeichnen und verklagen. 2 Dies geht über die Unheiligkeitserklärung des vorigen Kapitels hinaus: der von Kol verübte Totschlag soll als Guthaben des Gegenklägers dienen gegenüber den Bußansprüchen der Kläger.



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Kraft einzusetzen. Sie warben viel Mannschaft in ihrem westen. Mord ritt auch aufs Ding und Runolf aus Tal und die vom Hofe Dreihorn und Önund aus Trollenwald. Aber als sie aufs Ding kamen, schlossen sie sich Gizur dem Weißen und dem Goden Geir an.

Gunnar und die Sigfussöhne und die Njalssöhne schritten alle in geschlossenem Haufen und zogen so geschwind einher, daß die Leute sich in acht nehmen mußten, die im Wege waren , daß sie nicht fielen; und nichts war so in auer Munde das ganze Ding über wie dieser große Rechtshandel.

Gunnar ging seinen Schwägern, Olaf und den anderen, entgegen, und sie begrüßten ihn freundlich. Sie Sagten Gunnar nach dem Treffen, und er erzählte ihnen genau davon und ließ jedem sein Recht; er sagte ihnen auch, was er seither unternommen hatte. Olaf sagte: "Das ist viel wert, wie fest Njal zu dir steht in allen Anschlägen." Gunnar sagte, nie werde er das lohnen können. Er forderte sie zum Beistand auf, und sie sagten, das sei nur billig.


66. Die Verrechnung der Slagen

Die beiden Sachen gingen nun ans Gericht, und beide Teile trugen ihre Sache vor. Mord fragte, woher jemand wie Gunnar eine Klage vorbringen dürfe, der sich früher gegen Thorgeir die Unheiligkeit zugezogen hatte. Njal sagte: "Warst du Herbst auf dem Dinghallending ':" "Gewiß war ich," sagte Mord. "Hörtest du," Sagte Njal, "daß Gunnar ihm vollen Vergleich anbot :" "Gewiß hörte ich," sagte Mörd. "Da erklärte ich Gunnar friedheilig", sagte Njal, "und berechtigt zu allen gesetzlichen Handlungen." "Das ist Rechtens ," sagte Mord 3, " aber wie kam es, daß Gunnar den Totschlag Hjörts gegen Rel kundmachte, wo doch der Norweger ihn erschlagen hatte: " "Das war Rechtens," sagte Njal, 

1 Njal hat also diese Handlung vorbauend auf der Herbstversammlung' (Juli oder August) vorgenommen, noch ehe das Gefecht an der Krummach statt- fand. Für den Schlag bei der Pferdehaar. Die folgenden einwände Mörds zeigen, daß der Erzähler diese Rechtshandlungen als ein Stück Altertum ansieht, das seinen Hörern nicht mehr geläufig ist.



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"darum, daß er ihn vor Zeugen zum Täter erwählt hatte." "Das wird freilich Rechtens sein," sagte Mörd," aber weshalb lud Gunnar sie alle auf Unheiligkeit vor:" "Danach brauchst du nicht zu Sagen," sagte Njal, " wo sie doch zu Verwundung und Totschlag ausgezogen waren." " An Gunnar war das nicht zur Tat geworden," sagte Mord. Njal entgegnete: "Es waren Gunnars Brüder, Kolwgg und Hjört: den einen traf der Tod, den andern Wunden." "Ihr habt das Gesetz für euch," sagte Mord, "so hart es ist, sich ihm zu beugen."

Da trat vor Hjalti, der Sohn des Skeggi aus Stierachtal, und sagte:"Bisher hab ich mich nicht in eure Rechtshändel gemengt; aber jetzt möcht ich wissen, Gunnar, was meine Worte und Freundschaft über dich vermögen." "Was verlangst du :" fragte Gunnar. "Dies," sagte Hjalti,"daß du die ganze Streitsache einem billigen Urteil unterstellst und wackre Männer urteilen 1." Gunnar sagte: "Dann darfst dus nie gegen mich halten, mit wem ichs auch zu tun habe." "Das will ich versprechen ," sagte Hjalti. Danach verwandte er sich bei Gunnars Gegenpartei und brachtes dahin, daß sie sich alle vertrugen, und danach leisteten sie einander den Friedensschwur. Es hoben sich auf die verwundung Thorgeirs und die Beischlafsklage, das Holzfällen und die verwundung Starkads, aber Thogeirv Brüder wurden gebüßt mit halber Buße: die andre Hälfte siel dahin wegen des Angriffs auf Gunnar; aber ausgleichen sollten sich die Erschlagung Egils und die Klage des Tyrfing; die Erschlagung Hjöris hob auf die Erschlagung Kols und des Norwegers; dann wurden noch die übrigen mit halber Buße gebüßt. Njal war unter den Schiedsrichtern und Asgrim Ellidi-Grimssohn und Hjalti Skeggissohn. Njal hatte viel Geld ausgeliehen an Starkad und die in Sandkluft: das gab er alles dem Gunnar an diese Bußzahlung. So viele Freunde hatte Gunnar auf dem Ding, daß er alle Totschläge auf der Stelle abbüßen konnte und gab noch Geschenke an viele Häuptlinge, die ihm beigestanden hatten, und ging mit hoher Ehre aus der Sache, und alle waren einig darin, daß keiner ihm gleichkomme im Südviertel. 

1 Gemeint ist schiedliches verfahren.



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Gunnar ritt vom Ding nach Hause und saß nun in Ruhe, doch neideten ihm die Widersacher gar sehr seine Ehre.


67. Mörds Ratschlag gegen Gunnar

Jetzt ist zu erzählen von Thorgeir, dem Sohne Ötkels 1. Er wurde ein großer und starker Mann, ehrlich und ohne Falsch, etwas leicht bestimmbar. Er war gern gesehen bei den vornehmen und geliebt bei seinen verwandten.

Eines Tages hatte Thorgeir Starkadssohn den mord, seinen verwandten, aufgesucht. "Mich verdrießt es," sagte er; wie mein Handel mit Gunnar ausgelaufen ist. Aber von dir habe ich Beistand erkauft, solange wir beide überm Boden seien. Ich möchte, du dächtest irgend einen Anschlag aus; aber geh an den Grunds Ich rede deshalb so offen, weil ich weiß, daß du Gunnars größter Feind bist und er auch deiner. Ich will noch viel zu deiner Ehre drauflegen, wenn dus gut besorgst." "Es zeigt sich immer," sagte Mord, "daß ich aufs Geld aus bin, und so wirds auch hier sein! Es ist schwer, dafür zu sorgen, daß du kein Vertragsbrecher wirst und doch deine Sache durchsetzt . Aber ich höre, Kolskegg gedenke eine Klage vorzubringen und das gezahlte Viertel vom Gute Lehmengenbühl zu widerrufen, das deinem Vater als Sohnesbuße gezahlt war. Er hat diese Klage von seiner Mutter übernommen, und Gunnar steht dahinter, Fahrhabe zu zahlen, aber das Land nicht loszulassen. Warten wir ab, bis dies vonstatten geht, und erklären wir ihn dann vertragsbrüchig an euch. Er hat auch dem Thorgeir Otkelssohn ein Saatfeld abgenommen und so den vertrag an ihm gebrochen. Such du den Thorgeir Otkelssohn auf und zieh ihn in deinen Handel herein und geht gegen Gunnar los. Aber wenn es auch damit hapert und ihr ihn nicht ins Netz kriegt, dann müßt ihr eben öfter gegen ihn losgehn. Ich will dir sagen, daß Njal ihm prophezeit hat und ibm die Lebensdauer vorausgesagt: wenn er einen zweiten Totschlag begehe in derselben Geschlechtslinie, das werde sein baldiger Tod sein, käme dies dazu, daß er den Vertrag breche, der dann geschlossen würde. Deshalb mußt du den Thorgeir in den Handel hereinziehn, 

1 Eingeführt Kap. 47.



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weil Gunnar schon seinen Vater erschlagen hat; und wenn ihr beide mit ihm zusammenstößt, dann schirme du dich, er aber wird wacker vorgehn, und Gunnar wird ihn erschlagen. Dann hat erden zweiten Totschlag begangen in derselben Geschlechtslinie ; du aber fliehst aus dem Treffen. Ist es aber so, daß dies ihm den Tod bringen soll, dann wird erden vertrag brechen. Das muß man abwarten."

Hierauf zog Thorgeir nach Haufe und berichtete seinem Vater insgeheim. Sie machten unter sich ab, diesen Anschlag wollten sie insgeheim verfolgen.


68. Hie beiden Thorgeire verschwören sich gegen Gunnar

Wenig später zog Thorgeir nach Hofkirchen zu seinem Namensvetter. Sie traten zum Gespräch beiseite und redeten leise zusammen den ganzen Tag. Zum Schluß aber schenkte Thorgeir Starkadssohn seinem Namensvetter einen goldverzierten Speer und ritt darauf nach Hause. Sie schlossen wärmste Freundschaft untereinander. Auf dem Dinghallending im Herbst klagte Kolskegg um das Land in Lehmengenbühl, und Gunnar ernannte Zeugen und bot denen vom Hofe Dreihorn Fahrhabe oder anderes Land nach gesetzlicher Schätzung ung, Thorgeir ernannte sich Zeugen, daß Gunnar den vertrag an ihnen gebrochen habe Danach wurde das Ding geschlossen. Es verstrich ein Jahr. Die beiden Namensvettern trafen sich immerzu, und es stand sehr zärtlich zwischen ihnen. Kolskegg sagte zu Gunnar: "Ich höre, daß zwischen den zwei Namensvettern dicke Freundschaft besteht, und viele reden davon, es sei ihnen nicht recht zu trauen. Ich möchte, du wärest auf deiner Hut." "Mich wird das Todes los treffen," sagte Gunnar; " wo ich auch weile; wenn mir dies verhängt ist." Damit brachen sie das Gespräch ab.

Im Herbst ordnete Gunnar an, man solle eine Woche da beim Hofe arbeiten und die nächste drunten auf den Inseln 1 und 

1 Es sind die sogen. ,Landinseln', das flache, von Flußarmen durchschnittene Delta zwischen Waldstrom und Zwerchach, im Süden und Südwesten von Haldenende.



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dann die Heuernte beenden; er ordnete an, es solle alles vom Hofe aufbrechen außer ihm und den Weibern. Thorgeir vom Hofe Dreihorn suchte seinen Namensvetter auf. und sobald er bei ihm war, unterhielten sie sich nach ihrer Gewohnheit. Thorgeir Starkadssohn sagte:"Ich möchte, wir faßten uns ein Her; und gingen gegen Gunnar los." "Die Begegnungen mit Gunnar sind immer nur so ausgefallen," sagte Thorgeir Otkelssohn, "daß man sich selten des Sieges freute! Auch finde ichs schlimm, ein Vertragsbrecher zu heißen." "Sie haben den vertrag gebrochen, nicht wir," sagte Thorgeir Starkadssohn "Gunnar nahm dir das Saatfeld ab, aber meinem Vater und mir Lehmengenbühl." Und sie einigten sich darauf, gegen Gunnar loszugehn. Thorgeir berichtete nun, Gunnar würde binnen weniger Tage allein zu Hause sein: "triff du selbzwölft mit mir zusammen, und ich werde ebensoviele mithaben." Darauf ritt Thorgeir nach Hause.


69. Njal vereitelt den Überfall

Als Kolskegg mit den Knechten drei Tage auf den Inseln gewesen war, bekam Thorgeir Starkadssohn Kundschaft davon und schickte seinem Namensvetter Nachricht, er solle sich mit ihm treffen auf dem Dreihornjoche. Danach brach Thorgeir selbzwölft vom Hofe Dreihorn auf, er ritt auf das Joch hinauf und wartete dort auf seinen Namensvetter. Gunnar war jetzt allein zu Hause in seinem Hof. Die beiden Namensvettern kamen auf ihrem Ritt in einen Wald; dort überfiel sie eine Schläfrigkeit, und sie konnten nicht anders als schlafen: sie hängten ihre Schilde an die Zweige, banden ihre Pferde an und legten die Waffen neben sich.

Njal war diese Nacht in Thorolfsberg, er konnte nicht schlafen und ging bald hinaus, bald hinein. Thorhild fragte Njal, warum er nicht schlafen könne. "Ich habe so viel Erscheinungen," sagte er: "ich sehe die Folgegeister 1 von vielen Feinden Gunnars, und eins ist wunderlich: sie gebärden sich wie wild und fahren doch wie ziellos einher." Kurz darauf kam ein Mann vor die Tür geritten, saß ab und trat ein es war der 

1 vgl. S. so .



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Schafhirte bei Thorhilds. Sie fragte ihn: "Nun, fandst du die Schafe:" "Ich fand etwas, was wohl mehr zu bedeuten hat," sagte er. "Was war das:" fragte Njal. "Ich fand vierundzwanzig Männer im Wald droben: sie hatten ihre Pferde angebunden, aber sie selbst schliefen; sie hatten ihre Schilde an die Zweige gehängt." So genau aber hatte er aufgemerkt, daß er Bewaffnung und Kleidung von ihnen allen beschreiben konnte. Njal wußte nun genau, wer jeder gewesen war, und sagte zu ihm: "Gute Dienstenwahl, wenn es viel solche gäbe! Du sollst dies nie zu bereuen haben; aber für jetzt möcht ich dich ausschicken." Er war bereit zu gehen. "Geh nach Haldenende ;" sagte Njal" ,und sag dem Gunnar, er solle nach Grießach gehn und dann Leute beschicken. Aber ich will die da aufsuchen und sie fortscheuchen. Dies hat sich insofern gut getroffen, als sie keinen Fang machen werden diesmal, sondern viel einbüssen." Der Schafhirt ging und berichtete dem Gunnar von allem aufs genaueste. Da ritt Gunnar nach Grießach und entbot Leute zu sich.

Jetzt ist von Njal zu erzählen, daß er zu den beiden Namensvettern hinritt. "Unvorsichtig liegt ihr da!" sagte er; "wozu soll denn dieser Zug unternommen sein: Gunnar ist kein Mann nur so zum Plänkeln! Aber die Wahrheit zu sagen, so ist dies der reine Mordplan. Ihr sollt auch wissen, daß Gunnar am Mannschaftwerben ist, und bald wird er herkommen und euch erschlagen, wenn ihr nicht davonreitet und nach Hause." Sie ließen sichs nicht zweimal sagen und bekamen große Angst, nahmen ihre Waffen und stiegen auf ihre Pferde und ritten nach dem Hof Dreihorn zurück. Njal suchte den Gunnar auf und hieß ihn seine Mannschaft beisammen halten; "aber ich will gehn und einen Vergleich nachsuchen. Sie werden jetzt einen gehörigen Schrecken haben. Aber dieser Mordplan soll nicht niedriger zu stehn kommen, da sie alle beteiligt sind, — nicht höher soll zu stehn kommen die Erschlagung eines der beiden Namensvettern, falls es dazu kommen sollte. Ich werde dieses Geld verwahren und dafür sorgen, daß es dir dann zur Hand sei, wenn du verwendung dafür hast." Gunnar dankte ihm für seinen Beistand.



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70. Njal nötigt den Gegnern eine Buße ab. Gunnar bei Olaf Pfau

Njal ritt nach dem Hof Dreihorn und sagte den Namensvettern, Gunnar würde seinen Haufen beisammen halten, bis daß alles bereinigt sei. Sie machten ein Angebot sich und waren voller Angst und sagten, Njal möge ihren vergleichs- antrag überbringen. Njal sagte, er werde nur einen solchen überbringen, hinter dem kein Trug stecke. Sie sagten, er möge beim Schiedsspruch mitmachen, sie wollten dem folgen, was er verhänge. Njal sagte, er werde den Spruch nicht tun außer auf dem Ding und im Beisein der vornehmen. Sie willigten ein.

Da vermittelte Njal, daß beide Teile einander Frieden und Vergleich zusicherten; Njal sollte den Spruch tun und zuziehen, welche er wollte.

Kurs darauf suchten sie den Ward Walgardssohn auf. Mord tadelte sie sehr; daß sie die Sache dem Njal unterstellt hatten, wo er doch Gunnars guter Freund war; das werde ihnen übel bekommen.

Die Leute ritten nun aufs Allding nach ihrer Gewohnheit. Beide Teile waren auf dem Ding. Njal heischte Gehör und Sagte all die vornehmen, die hergekommen waren, welchen Anspruch Gunnar nach ihrer Meinung habe den Mordplan. Sie antworteten, nach ihrer Meinung habe ein solcher Mann eine hohe Rechtsforderung. Njal Sagte, ob er sie gegen sie alle habe, oder ob die Anführer sie alle einzustehn hätten . Sie sagten, am meisten treffe es die Anführer, aber auch die übrigen nicht wenig. "Der Meinung werden viele sein," sagte Mord, "daß es nicht ohne verschulden war, da ja Gunnar den vergleich brach an beiden Namensvettern. "Das ist kein Vergleichsbruch," sagte Njal, "daß jeder das Gesetz braucht gegen den andern; denn durch Gesetz wird unser Land bebaut, aber durch Ungesetz verödet 1." Dann sagte ihnen Njal, Gunnar habe ein Grundstück oder anderes Gut angeboten Lebmensenbühl. Da fanden die beiden Namensvettern, sie seien geprellt von Mörd, und schalten ihn sehr aus: er habe 

1 Ein stabendes gemeinnordisches Sprichwort



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ihnen diese Bußzahlung angehängt. Njal ernannte ein Zwölfmännergericht in dieser Sache. Es bezahlte nun ein Hundert Silbers jeder, der mitgezogen war, aber zwei Hunderte jeder der beiden Namensvettern. Njal übernahm das Geld und verwahrte es. Aber beide Teile leisteten einander den Friedens- und Treuschwur, und Njal sprachs ihnen vor.

Gunnar ritt dann vom Ding in die Täler hinüber, nach Herdenfels. Olaf der Pfau nahm ihn gut auf. Er saß dort einen halben Monat. Gunnar ritt viel in der Landschaft herum, und bei allen war er hochwillkommen. Aber beim Abschied sagte Olaf: "Ich will dir drei Wertstücke schenken, einen goldenen Ring und einen Mantel, die dem Irenkönig Myrkjartan gehört haben 1, und einen Hund, den ich in Irland zum Geschenk bekam: erin groß und als Helfer so viel wert wie ein rüstiger Mann. Das gehört dazu, daß er Menschenverstand hat; er wird auch jeden anbellen, von dem er weiß, daß er dein Feind ist; aber niemals deine Freunde; sieht ers doch jedem an, ob ers gut oder böse mit dir meint; er wird auch sein Leben dran setzen, dir treu zu sein. Dieser Hund heißt Sam ." Darauf sagte er ;u dem Hund: "Jetzt gehörst du zu Gunnar und dienst ihm, so gut du kannst." Der Hund ging sogleich zu Gunnar hin und legte sich ihm zu Füßen.

Olaf hieß Gunnar auf seiner Hut sein; er habe viele Neider, "da du ja nun als der berühmteste Mann giust im ganzen Lande." Gunnar dankte ihm für die Geschenke und den guten Rat und ritt nach Hause. Es saß nun Gunnar eine Zeitlang daheim, und es trug sich nichts weiter zu.


71. Mords neue Anschläge gegen Gunnar

Kurz darauf trafen sich die beiden Namensvetter mit Mord. Sie waren nicht zufrieden mit ihm- sie fanden, sie hätten viel Geld an Mord verloren und hätten nichts dafür: er solle einen neuen Anschlag finden, der den Gunnar schädige, Mord sagte, das solle geschehen: "ich rate nun dazu, daß Thorgeir Otkelssohn die Ormhild verführe, Gunnars verwandte. Dadurch wird bei Gunnar die verstimmung gegen 

1 vgl. Thule Bd. 6 S. 75. 2 O, h. der Schwarze (,Mohr 1),



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dich wachsen. Ich werde dann das Gerücht ausstreuen, Gunnar wolle dir das nicht so hingehn lassen. Eine Zeit nachher müßt ihr dann Gunnar überfallen; aber in seinem Hofe dürft ihr Gunnar nicht angreifen, denn daran darf niemand denken, solange der Hund lebt." Sie machtens nun untereinander ab, dieser Anschlag sei auszuführen.

Nun verstrich der Sammer. Thorgeir nahm seine Besuche bei Ormhild auf. Gunnar verdroß das, und es gab große verstimmung zwischen ihnen. So gings weiter den Winter durch, Nun wurd es Sommer, und wieder kams gar oft zu den heimlichen Zusammenkünften der beiden. Thorgeir von Dreihorn und Mord trafen sich beständig und berieten einen Überfall auf Gunnar, wenn er nach den Inseln 1 hinabreite, um nach der Arbeit seiner Knechte zu sehen.

Eines Tages wurde Mörd gewahr, wie Gunnar nach den Inseln hinabritt, und schickte nach dem Hof Dreihorn, dem Thorgeir zu melden, nun habe man beste Aussicht, es mit dem Überfall auf Gunnar zu versuchen. Sie ließen sichs nicht zweimal sagen und brachen auf ihrer zwölfe; aber als sie nach Hofkirchen kamen, da waren dort auch schon zwölf Mann. Da machten sie aus, zur Krummach hinunter zu reiten und dort dem Gunnar aufzulauern .


72. Dritter Kampf an der Krummach

Als aber Gunnar von den Inseln zurückritt, ritt Kolskegg mit ihm. Gunnar hatte seinen Bogen und Pfeile und die Hellebarde; Kolskegg hatte sein Kurz schwert und volle Bewaffnung .

Dies trug sich zu, als Gunnar und sein Bruder gegen die Krummach hinaufritten, daß die Hellebarde ganz blutig wurde. Kolskegg fragte, was das wohl bedeute. Gunnar antwortete, wenn sich so etwas zutrage, das nenne man in andern Ländern Blutregen, "und mir sagte Bauer Ölwir 1, das deute voraus auf graße Treffen." 

1 Den Landinseln, S. 153 1. 2 Die voraussehung, der Weg von den Land- inseln nach Haldenende führe an der Krummach hinauf und zur Thorgeirsfurt (a Km. südlich vom Hofe Brunnen), zeugt von Unkenntnis der Gegend.



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Darauf ritten sie weiter, bis sie die Männer am Flusse sitzen sahen, und ihre Pferde hatten sie angebunden. Gunnar sagte: "Ein Hinterhalt ists!"Kolskegg antwortete: " Schon lange ist ihnen nicht zu trauen gewesen. Aber was ist jetzt anzufangen:" "Hinaufsprengen wollen wir, an ihnen vorbei," sagte Gunnar, "zur Furt und uns dort zur Wehr setzen." Die anderen sahen dav und wandten sich sogleich gegen sie. Gunnar spannte den Bogen, nahm die Pfeile und schüttete sie vor sich aus und schoß, sobald sie in Schußweite kamen. Damit verwundete Gunnar sehr viele und tötete einige.

Da sagte Thorgeir Otkelssohn: "So richten wir nichts aus. Rücken wir scharf vor" So taten sie. Zuvorderst schritt Önund der Schöne, ein Vetter Thorgeirs. Gunnar schoß die Hellebarde auf ihn, und sie drang in den Schild, und der barst in zwei Stücke, aber die Hellebarde durchrannte den Önund. Ögmund Filzhaar sprang Gunnar in den Rücken: Kolskegg sah das und hieb ihm beide Füße weg und stieß ihn in die Krummach hinaus, und er ertrank sogleich. Nun wurd es ein scharfer Kampf. Gunnar hieb mit der einen Hand und stach mit der andern. Kolskegg erschlug einen nach dem andern und verwundete viele. Thorgeir Starkadssohn sagte zu seinem Namensvetter: "Dir merkt mans blutwenig an, daß du deinen Vater zu rächen hast!" Er erwiderte: "Freilich heißt das nicht gut vorgerückt. Du aber hast nicht Schritt gehalten mit mir, und ich ertrags nicht, daß du mich feige schiltst." Er sprang auf Gunnar los in großem Zorn und durchbohrte seinen Schild samt seinem Arme. Gunnar drehte den Schild so heftig, daß der Speer in der Tülle abbrach. Gunnar sah, wie ein weiter in Hiebweite gekommen war, und gab ihm den Todesstreich. Hernach faßte er die Hellebarde mit beiden Händen. Eben war Thorgeir Otkelssohn in seine Nähe gekommen mit geschwungenem Schwerte. Gunnar wandte sich ihm schnell zu in großem Zorn und trieb ihm die Hellebarde durch den Leib, schwang ihn empor und schmiß ihn in die Krummach hinaus; und es trieb ihn auf die Furt hinab, und dort blieb er an einem Stein hängen; dort heißt es seither Thorgeirsfurt. 

1 In norwegen, Kap. 29, 31.



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Thorgeir Starkadssohn sagte: "Fliehen wir jetzt! Sieg wird uns nicht bestimmt sein nach alledem!" Da wandten sich alle davon."Jagen wir ihnen nach" sagte Kolskegg" ,und nimm du Bogen und Pfeile: du kannst noch in Schußweite kommen von Thorgeir Starkadssohn." Gunnar antwortete:"Die Geldbeutel werden sich schon leeren, bis daß die gebüßt sind, die bier tot liegen" An Geld wirds dir nicht fehlen," sagte Kolskegg, "aber Thorgeir wird nicht eher ruhen, als bis er dir den Tod rät." "Mir muß mehr als einer seinesgleichen den Weg vertreten, eh ich sie fürchte:" sagte Gunnar.

Darauf ritten sie nach Haus und erzählten die Neuigkeit. Hallgerd hieß die Neuigkeit willkommen und lobte die Tat sehr. Rannweig sagte: "Mag sein, daß die Tat gut ist; aber mir schwant Schlimmeres, als daß ich glauben kann, sie bringe Gutes."


73. Gizurs Dingklage

Diese Neuigkeit sprach sich weit herum, und Thorgeirs Tod beklagten viele. Gizur der Weiße und die Seinen ritten zur Stelle und machten die Totschläge kund und beriefen die Nachbarn ans Ding. Dann ritten sie zurück.

Njal und Gunnar kamen zusammen und redeten über den Kampf. Da sagte Njal zu Gunnar: " Sei nun auf deiner Hut: jetzt hast du den zweiten Totschlag begangen in derselben Geschlechtslinie. Richte dich nun darauf ein, daß dein Leben auf dem Spiel steht, wenn du den Vertrag nicht hältst, der geschlossen wird." "In nichts denk ich ihn zu übertreten," sagte Gunnar; " aber euern Beistand auf dem Ding werd ich nötig haben." Njal antwortete:"Meine Treue gegen dich will ich balten bis zu meinem Todestag." Dann ritt Gunnar nach Haus. Das Ding kam nun heran, und beide Teile warben eisig Mannschaft. Man sprach sehr viel darüber auf dem Ding, wie dieser Handel enden werde. Gizur und der Gode Geir besprachens unter sich, wer von ihnen die Totschlagsklage für Thorgeir kundmachen solle, aber endlich übernahm Gizur die Leitung, machte die Klage kund auf dem Gesetzesfelsen und sprach folgendermaßen: "Ich mache kund wider Gunnar Hamudssohn



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einen strafbaren ersten Angriff, darum daß er mit strafbarem erstem Angriff lossprang auf Thorgeir Otkelssohn und ihn verletzte mit einer Innenverletzung 1, die zu einer Todeswunde ward und Thorgeir den Tod brachte. Ich erkläre, daß er uni diese Klagesache werden muß ein geachteter Waldmann 2, unnäbrbar, unführbar, unschirmbar mit jeglichem Schirm. erkläre für verfallen seine Habe, zur Hälfte mir und zur Hälfte den Viertelsgenossen, die das Ächtergut von ihm zu nehmen haben nach dem Gesetz 3. Ich mache kund an das Viertelsgericht, an welches die Klage zu gehen hat nach dem Gesetz. Ich mache kund mit gesetzlicher Kundmachung, ich mache kund vor aller Ohren auf dem Gesetzesfelsen ; ich mache kund nunmehr zu verfolgung und voller Achtung wider Gunnar Hamundssohn."

Zum zweitenmal ernannte Gizur sich Zeugen und machte kund eine Klage wider Gunnar Hamundssohn, darum daß er verletzte Thorgeir Otkelssohn mit einer Innenverletzung, die zu einer Todeswunde ward und Thorgeir den Tod brachte, auf dem Kampfplatz, wo Gunnar zuvor losgesprungen war auf Thorgeir mit strafbarem erstem Angriff . Darauf machte er diese Kundmachung kund wie die erste. Dann fragte er nach Dingangehörigkeit und Wohnsitz 5.

Hernach traten die Leute vom Gesetzesfelsen ab, und alle fanden , er verstehe sich auf den Vortrag. Gunnar hielt gut an sich und ließ wenig verlauten.

Es verstrich nun das Ding, bis die Gerichte antraten. Gunnar stand nördlich vom Krummachgericht. Gizur stand südlich davon, ernannte Zeugen und entbot Gunnar, zu hören auf seinen Eidschwur und auf seinen Klagevortrag und auf die Beweismittel alle, die er vorzufahren dachte. Hernach leistete er den Eid. Dann trug er die obbemeldte Klage vor ans Gericht. 

1 Einer Wunde, die in die innere Leibeshöhle dringt. 2 Ein zum Waldgang verurteilter, d. t. Friedloser. 3 Diesen Anteil der Gemeinde an der Habe des Friedlosen kennt das jsl. Rechtsbuch, dem die vorliegende Formel entnommen ist. Bei den Ächtungen der Sagas tritt er nicht hervor. 4 Diesmal ist die Wunde der Klagepunkt, der Angriff der Begleitumstand, in der ersten Formel umgekehrt. 5 Des Beklagten; davon hing die Wahl unter den vier Viertelsgerichten ab; vergl. Kap. 141 f.



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Dann ließ er das Kundmachungszeugnis erbringen. Dann entbot er die Nachbarn auf ihren Sitz und die Gegner zur Sichtung der Geschworenen 1.


74. Gunnars Landesverweisung

Da sagte Njal;"Jetzt wird man nicht länger Zuschauer bleiben dürfen: gehn wir jetzt hin, wo die Nachbarn sitzen!" Sie gingen hin und schieden vier der Geschworenen aus 2, aber forderten von den andern fünfen, die übrig blieben, eine Aussage zugunsten Gunnars: ob die beiden Namensvettern mit der Absicht zu dem Treffen gezogen seien, gegen Gunnar tätlich zu werden, wenn sie könnten. Alle aber sagten das ohne Zögern aus, so sei es gewesen. Njal erklärte dies eine gesetzliche Einrede gegen die Klage; er werde diese Einrede vorbringen , wenn sie nicht zum Vergleich schritten. viele Häuptlinge schlossen sich der Bitte um vergleich an, und man erreichtes, daß zwölf Männer den Spruch tun sollten. Da traten beide Teile vor und sicherten sich diesen vergleich zu. Hernach wurde der Spruch gefällt und die Geldzahlung bestimmt, und es sollte alles sogleich auf dem Ding entrichtet werden, aber Gunnar sollte außer Landes ziehen, und Kolskegg, und drei Jahre fort sein. Aber wenn Gunnar nicht außer Landes zöge und hätte doch Gelegenheit, dann sollte er erschlagbar sein fur die verwandten des Getöteten 3.

Gunnar ließ sich nichts anmerken, daß er mit dem vergleich nicht zufrieden sei.

Gunnar fragte Njal nach dem Gelde. das er ihm in verwahrung gegeben hatte. Njal hatte zu dem Geld die Zinsen geschlagen und entrichtete nun die ganze Summe, und sie deckte sich mit dem, was Gunnar für sich zu bezahlen hatte. 

1 Alle duse Akte führt Kap. 142 im Wortlaut vor. 2 nicht weil sie unrecht- mäßig gewählt seien (wie Kap. 142), sondern weil den Spruch, den nun der Beklagte von den Geschworenen heischt, nur fünfe erbringen sollen. Diese Befragung der Jury durch den Beklagten, ehe sie den Spruch im Dienste deo Klägers erbracht hat, ist ohne Gegenstück. 3 Danach führt der Vergleichs- das versitzen der Landesräumung, nicht zu allgemeiner Friedlosigkeit. Dazu stimmt die Schilderung im folgenden Kapitel, sowie das Zeugnis andrer Sagas. vgl. dagegen Kap. 145, S. 343 2.



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Nun ritten die Leute nach Hause. Njal und Gunnar ritten miteinander vom Ding. Da sagte Njal zu Gunnar: "Sei so gut, Kamerad, und halt diesen Vergleich und denk dran, was wir abgemacht haben! Und hat dir deine erste Auslandsfahrt große Ehre eingebracht, so wird dir diese noch viel mehr Ehre bringen. Du wirst zurückkehren geachtet und hochgeschätzt und ein alter Mann werden, und niemand hier wird dir dann auf die Hacken treten. Ziehst du aber nicht außer Landes und brichst deinen vertrag, dann wirst du hier im Lande erschlagen werden, und das ist eine schlimme Aussicht die, die deine Freunde sind." Gunnar sagte, er habe nicht vor, den Vertrag zu brechen.

Gunnar ritt nach Haus und berichtete den Vertrag. Rannweig fand es gut, wenn er außer Landes ziehe und die dort fürs erste mit anderen zanken könnten.


75. Gunnar bleibt im Lande

Thraïn Sigfussohn erklärte seiner Frau, er habe vor, diesen

Sommer außer Landes zu sieben. Sie sagte, das sei recht. Da dingte er sich die Fahrt bei Högni dem Weißen 1. Gunnar und Kolskegg dingten sich die Fahrt bei Arnsinn aus der Wik.

Grim und Helgi, Njals Söhne, baien ihren Vater er möge ihnen erlauben, außer Landes zu ziehen. Njal sagte: "Euch wird die Reise Beschwerde bringen, so daß es an einem Haar hängt, ob ihr das Leben durchbringt. Jedoch werdet ihr zum Teil auch Ehre erlangen und Auszeichnung. Doch undenkbar ists nicht, daß es zu Schwierigkeiten führe, wenn ihr zurückkehrt." Sie baten immerfort, reisen zu dürfen, und so kams, daß er sagte, sie sollten denn reisen, wenn sie wollten. Da dingten sie sich die Fahrt bei Bard dem Schwarzen und Olaf, dem Sohne Ketils aus Elda. Und es gab nun viel Redens darüber, daß die bessern Leute gar sehr die Gegend räumen wollten. Gunnars Söhne waren jetzt erwachsen, Högni und Grani. Es waren Leute ungleicher Art: Grani hatte viel von der Sinnesart seiner Mutter, aber um Högni stands gut.

Gunnar ließ die Ware von sich und Kolflegg zum Schiff schaffen, 1 

Högni, Arnsinn und nachher Bard und Olaf sind norwegische Schiffsherren, die eben an der isländischen Küste liegen.



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und als Gunnars ganzes Reisegut sum Schiff gebracht und das Schiff fast fertig war, da ritt Gunnar nach Bergthorsbühl und den anderer Höfen, um die Leute zu besuchen, und dankte für den Beistand allen, die ihm beigestanden hatten. Tags darauf machte er sich fertig zum Schiff und sagte nun dem ganzen Hausvolk, er reite jetzt ab endgiltig; und den Leuten siel das schwer, doch rechneten sie auf sein Kommen später. Gunnar umarmte alle zum Abschied, als er fertig war. Die Leute gingen alle mit ihm vors Haus. Er stach die Hellebarde ein und sprang mit einem Satz in den Sattel und ritt mit Kolskegg davon.

Sie ritten auf den Waldstrom zu. Da strauchelte Gunnars Pferd, und er sprang aus dem Sattel: sein Blick siel aufwärts auf die Halde und das Gehöft in Haldenende, und er sagte: "Wie schön ist die Halde! Noch nie ist sie mir so schön vorgekommen: die gelben Acker und die gemähten Wiesen —ich reite wieder beim und reise nicht:" "Tu deinen Feinden das nicht zu Gefallen," sagte Kolfkegg, "daß du deinen Vertrag brichst: Denn von dir würde das niemand denken; und du wirst dir denken können, daß alles so kommen wird, wie Njal gesagt hat." Nein, ich reise nicht," sagte Gunnar, "und ich möchte, du tätest ebenso." Das wird nicht geschehen," sagte Kolflegg: "weder hierin will ich zum Schurken werden noch in anderm, worin man auf mich baut. Das ist das einzige, was uns beide trennen kann. Sag denn meinen verwandten und meiner Mutter, daß ich Island nicht wiederzusehen denke; denn ich werde von deinem Hingang hören, Bruder, und dann treibt mich nichts zur Rückkehr."

Damit trennten sie sich. Gunnar ritt nach Haldenende zurück, aber Kolskegg ritt zum Schiff und fuhr außer Landes.

Hallgerd freute sich, als Gunnar zurückkam, aber seine Mutter ließ wenig verlauten.

Gunnar saß nun zu Hause diesen Herbst und den Winter und hatte nicht viel Mannschaft bei sich. Olaf der Pfau lud Gunnar und Hallgerd zu sich ein; die Wirtschaft solle er seiner Mutter einhändigen und seinem Sohne Högni. Gunnar hatte anfangs Lust und sagte zu; aber als es soweit war, wollte er nicht.



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Aber auf dem Ding im nächsten Sommer machte nr seine Achtung kund 1 auf dem Gesetzesfelsen. Und eh man das Ding auflöste, entbot Gizur alle Feinde Gunnars in die Allmännerschlucht ': Starkad vom Hofe Dreihorn und seinen Sohn Thorgeir , Mord und Walgard den Grauen, den Goden Geir und Hjalti Skeggissohn, die Thorleikssöhne Thorbrand und Asbrand, Eilif und seinen Sohn Önund, Önund aus Trollenwald und Thorgrim aus Sandkluft. Gizur sagte: "Ich schlage euch vor, daß wir diesen Sommer gegen Gunnar losgehn und ihn erschlagen." Hjalti sagte: "Das versprach ich Gunnar hier auf dem Ding, als mein Wort so viel über ihn vermochte: daß ich nicht mitmachen würde bei Angriffen auf ihn; und dabei galls bleiben." Damit ging Hjalti fort. Aber die zurückblieben, beschlossen den Angriff auf Gunnar und gaben sich die Hände drauf und setzten Achtung darauf, wenn einer ausschiede. Mord sollte auskundschaften, wann es die beste Gelegenheit gebe. Es waren vierzig Männer in diesem Bündnis. Sie fanden, jetzt stehe wenig im Wege, Gunnar ins Netz zu kriegen, wo Kolsegg fort war und Thraïn und viele andre Freunde Gunnars. Nun ritt man vom Ding nach Hause.

Njal suchte Gunnar auf und berichtete ihm seine Ächtung und den geplanten Angriff auf ihn. " Das find ich brav von dir," sagte Gunnar" ,daß du mich warnen willst." "Nun möcht ich," sagte Njal, "daß Skarphedin zu dir siehe und mein Sohn Höskuld. Sie werden ihr Leben für deines einsetzen." " Das will ich nicht," sagte Gunnar, "daß deine Söhne erschlagen werden um meinetwillen. Du basis anders um mich verdient." "Es wird keinen Unterschied machen,"sagte Njal:" meine Söhne werden es sein, auf die die Last 3 fällt, wenn du dahin bist." "Unwahrscheinlich ist das nicht," sagte Gunnar, "aber mein Wunsch wärs nicht, daß man noch das von mir hätte. Nur darum möcht ich bitten, daß ihr zu meinem Sohn Högni seht; 

1 D. y. den Achtzustand Gunnars, der durch den Vergleichsbruch entstanden war (S. 162 ). Sine Gerichtsklage brauchte es dafür nicht, aber — wie unsre Stelle glaubhaft angibt — eine förmliche Kundmachung auf dem Ding. Unmittelbar westlich vom Gesetzesfelsen; s. das Bild in Niedners Einleitungsband S. 16. Die Rachepflicht;



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aber von Grani will ich nicht reden, denn er handelt nicht oft, wies meine Art ist." Njal versprach das und ritt nach Hause, So wird berichtet. daß Gunnar an alle versammlungen und Dinge ritt, und nie getrauten sich seine Feinde ihm etwas zu tun, So ging es einige seit, daß er wie ein Achtfreier herumzog.


76. Der Überfall von Haldenende

Im Herbst schickte Mörd Walgardssohn Nachricht, Gunnar werde allein zu Haus sein, und das Hausvolk werde alles drunten auf den Inseln 1 sein, um die Heuernte zu beenden. Gizur der Weiße und der Gode Geir ritten ostwärts über die Flüsse, sobald sie das erfuhren, und weiter über die Sande nach Tempel. Dann schickten sie Nachricht an Starkad im Hof Dreihorn, und dort trafen sich alle, die gegen Gunnar ziehen sollten, und berieten, wie man vorgehn solle. Mord sagte, sie würden Gunnar nicht überraschen können, wenn sie nicht den Bauer vom nächsten Hofe griffen, der Thorkel hieß, und zwängen ihn zum Mitgehn, daß er den Hund Sam griffe, und zwar sollte er allein zum Hofe gehn.

Darauf zogen sie hinüber nach Haldenende, aber schickten nach Thorkel: man nahm ihn fest und ließ ihm die Wahl: entweder würden sie ihn erschlagen, oder er solle den Hund greifen. Aber er sog vor, sein Leben zu lösen, und ging mit ihnen.

Im Hof Haldenende waren Gänge oberhalb der Hofmauer: dort saßen sie ab mit dem Haufen. Bauer Thorkel ging zum Gehöft, und der Rüde lag auf den Dächern droben, und er lockte den Rüden mit sich fort in die Hohlwege. In dem Augenblick sah der Hund, daß da Männer standen, und sprang an Thorkel auf und packte ihn an der Weiche. Önund aus Troll lenwald trieb dem Hund die Art in den Kopf, so daß sie bis ins Hirn drang: der Hund heulte dazu so laut, daß es ihnen ganz beispiellos erscheinen wollte. 

1 Den Landinseln: S. iss 1. 2 Von Erdmauern eingefaßte Wege, nachher Hohlwege' genannt. Die Schar kommt von unten (Süden oder Südwesten) gegen das Gehöft herauf, so daß sie erst die Hofmauer und ,oberhalb' davon du ,Gänge' erreift.



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77. Gunnars Tod

Gunnar erwachte im Schlafsaal und sagte: "Dir ist böse mitgespielt, Freund Sam, und wer weiß, die Meinung ist, ich solle dir bald nach"

Gunnars Schlafsaal war ganz aus Holz gebaut und hatte ein Plankendach und Gucklöcher an den Seitenfirsten mit Deckeln davor. Gunnar schlief in einer Kammer des Schlafsaals mit Hallgerd und seiner Mutter. Als die dort herankamen, wußten sie nicht, ob Gunnar wohl daheim sei, und baien, jemand möge zum Hof vorausgehn und nachsehn, was er ermittle ; sie aber setzten sich an die Erde. Der Norweger Thorbum stieg auf den Schlafsaal hinauf 1. Gunnar sah, daß ein roter Rock vors Fenster kam, und stach mit der Hellebarde hinaus mitten auf den Mann. Dem Thorbum glitten die Füße aus, er ließ den Schild los und stürzte vom Dach hinunter. Er ging alsdann auf Gizurs Schar zu, dort wo sie an der Erde saß. Gizur sah nach ihm hin und sagte: "Nun, ist Gunnar zu Haus:" Thorgrim sagte: "Da seht selbst nach —aber soviel merkte ich, daß seine Hellebarde zu Haus war!" Damit fiel er tot hin.

Sie gingen nun gegen die Gebäude vor. Gunnar schoß mit Pfeilen auf sie heraus und wehrte sich brav, und sie richteten nichts aus. Da sprangen ein paar auf das Dach und wollten von dort angreifen. Gunnar ereichte sie auch dort mit den Pfeilen, und sie richteten nichts aus; und so gings eine ganze Weile.

Sie ruhten aus und gingen dann zum zweitenmal vor. Gunnar schoß wieder heraus, und sie richteten nichts aus und sogen sich zum zweitenmal zurück. Dann sagte Gizur der Weiße: "Gehn wir besser vor! Mit uns ist nichts los." Da machten sie den dritten Ansturm und waren lange dabei; darauf zogen sie sich zurück.

Gunnar sagte:"Draußen auf der Wand liegi ein Pfeil: das ist einer von ihren Pfeilen. den will ich auf sie abschießen; es ist eine Schande für sie, wenn ihnen die eignen Waffen schaden." 

1 D. h. auf die Kante zwischen der senkrechten Wand und dem untern Dach- ende. Das ist bei isländischen Häusern nur ein paar meter hoch.



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Seine Mutter sagte: "Tu das nicht, sie aufscheuchen, wo sie sich schon davongemacht haben!" Gunnar langte nach dem Pfeil und schoß ihn auf sie, es traf den Eilif Önundssohn und brachte ihm eine schwere Wunde bei. Er hatte abseits gestanden, und sie merkten nicht, daß er verwundet war. "Dort kam eine Hand heraus," sagte Gizur, " und es war ein goldner Ring dran, und sie nahm einen Pfeil, der auf dem Dach lag; und man würde nicht draußen nach Vorrat suchen, wenn drinnen genug wäre: greifen wir nun an:" Mord sagte: "Zünden wir ihm das Haus an" "Dazu solls nie kommen," sagte Gizur, "selbst wenn ich wüßte, daß mein Leben dran hängt. Du könntest wahrhaftig einen Rat geben, der taugt, giltst du doch für solchen Schlaukopf!" Es lagen Stricke an der Erde, die brauchte man immer zum Stützen der Gebäude. Mord sagte: "Nehmen wir die Stricke und schlingen sie um die Firstenden, aber mit dem andern Ende befestigen wir sie an Steine, und setzen wir Windebalken an und winden das Dach von der Halle!" Sie nahmen die Stricke und befolgten dieses ganze verfahren, und eh sichs Gunnar versah, hatten sie das ganze Dach von der Halle gewunden. Gunnar schoß nun mit dem Bogen, so daß sie nie an ihn herankamen. Da sagte Mord noch einmal, sie wollten Gunnar das Haus anzünden. Gizur sagte: "Ich weiß nicht, warum du reden magst, was keiner von uns andern mag. Dazu solls nie kommen!"

In diesem Augenblick sprang Thorbrand Thorleikssohn auf das Dach hinauf und hieb Gunnars Bogensehne entzwei. Gunnar faßte die Hellebarde mit beiden Händen, kehrte sich schnell ihm zu und trieb sie ihm durch den Leib und warf ihn aufs Feld hinab. Da sprang Asbrand, sein Bruder, hinauf. Gunnar stach nach ihm mit der Hellebarde, und erbrachte den Schild vor sich: die Hellebarde fuhr durch den Schild und zwischen Ober- und Unterarm durch 1. Da drehte Gunnar die Hellebarde so heftig, daß der Schild barst und beide Armknochen brachen, und er fiel von der Wand hinab. Vorher schon hatte Gunnar achte verwundet, aber getötet diese zwei .

Da bekam Gunnar auch zwei Wunden —und es sagten dies 

1 Die in spitzem Winkel nasa außen standen. Thargum und Thorbrand.



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alle, er habe äch weder an die Wunden noch den Tod gekehrt. Er sprach zu Hallgerd:" Gib mir zwei Locken von deinem Haar, und flechtet sie zusammen, du und Mutter, zu einer Bogensehne für mich." "Liegt dir etwas dran:" fragte sie. "Mein Leben liegt dran," sagte er;" denn sie werden mich nicht unterkriegen, solang ich den Bogen brauchen kann." " So will ich dir nun," sagte sie" ,an die Maulschelle denken; und mich kümmerts nicht, ob du dich länger wehrst oder kürzer." "Jeder hat seinen Anspruch auf Berühmtheit," sagte Gunnar" ,und du sollst nicht lange hierum gebeten sein." Rannweig sagte: "Schlecht handelst du, und deine Schande wird lange leben"

Gunnar wehrte sich wacker und heldenhaft und brachte noch weiteren acht Mann so schwere Wunden bei, daß mancher dem Tod nah kam. Gunnar wehrte sich, bis er vor Müdigkeit hinfiel . Sie brachten ihm viele schwere Wunden bei, und doch entkam er noch einmal ihren Händen und wehrte sich lange. Endlich jedoch schlugen sie ihn tot.

Auf seine Gegenwehr dichtete Thorkel, der Elffahrtendichter 1, dieses Gesätze:

Gunnar, kampfbegierig,
Ging, den Speer hochschwingend.
Hart kjölsüdwärts 2 ,hört ich,
Heerschiffs Leitern 3 wehrt er.
Wund Seegluts Vergeuder 4
Sechzehn schlug der Frechen.
Zwei zu Hel im Zwist er
Zwang der Schildsturms-Mannen.

Gizur sagte:"Einen großen Bullen haben wir jetzt zur Strecke gebracht, und es ist uns sauer geworden 5, und seine Gegenwehr wird im Gedächtnis leben, solange das Land bewohnt ist." Darauf ging er zu Rannweig und sagte: "Willst du unsern zwei Toten den Boden gewähren, daß man sie hier einhügelt:" "Den zwein gern, und noch lieber gewährt ich ihn euch allen!" 

1 Der Dichter und seine Lebenszeit sind unbekannt. 2 Der Kiöl ist eine Wasserscheide im innern Island der Dichter spricht im nordland. 3 Seekriege, hier Kriegern überhaupt. 4 Gunnar der Freigebige. Seeglut ist Gold. 5 Die Stelle scheint nachgebildet den Worten von Sigfrids mördern in der Thidrekssaga



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sagte sie.""Man muß dir nachsehen, was du redest," sagte er, "denn du hast Großes verloren;" und er befahl, man dürfe da nichts rauben und nichts beschädigen. Damit sogen sie fort.

Da sagte Thorgeir Starkadssohn: "In unsern Höfen können wir nicht bleiben von wegen der Sigfussöhne, außer wenn du, Gizur, oder du, , eine Zeitlang in der Gegend bleibst." "So wird es sein," sagte Gizur, und sie zogen das Los, und Geir erloste, in der Gegend zu bleiben. Er zog dann nach odde und quartierte sich dort ein. Er hatte einen Sohn namens Hroald; der war außerehelich: seine Mutter hieß Bjartey und war die Schwester Thorwalds des Kränklichen, der erschlagen wurde am Hengstbach in der Grimsspitze Hroald rühmte sich damit, er habe Gunnar die Todeswunde versetzt. Er blieb jetzt bei seinem Vater. Thorgeir Starkadssohn rühmte sich einer weiten Wunde, daß er sie dem Gunnar versetzt habe.

Gizur saß zu Hause in Moosberg. Gunnars Erschlagung fand üble Nachrede in all den Landschaften, und viele beklagten seinen Tod.


78. Skarphedin und Högni beschließen die Rache

Njal war betrübt über Gunnars Hingang und ebenso die Sigfussöhne. Diese Sagten an, ob Njal etwa finde, man habe eine Totschlagsklage für Gunnar kundzumachen oder sonst einen Prozeß einzuleiten. Er sagte, das könne man nicht, da der Mann in die Acht gekommen war; man müsse jenen eher damit eine Ebrverminderung antun, daß man etliche erschlage zur Rache für ihn.

Sie warfen einen Grabhügel auf für Gunnar und ließen ihn aufrecht in dem Hügel sitzen. Rannweig wollte nicht, daß die Hellebarde mit in den Hügel käme: nur der dürfe sie anrühren, der Gunnar rächen wolle. So rührte denn niemand die Hellebarde an. Rannweig war so hart zu Hallgerd, daß nicht viel fehlte, sie hätte sie umgebracht; sie sagte, sie sei schuld an dem Totschlag ihres Sohnes. Da entfloh Hallgerd nach Grießach 3 

1 17 Kilometer nördlich von Bergthorsbühl. 2 Kap. 102. 3 Zu ihrem Schwiegersohn Thraïn.



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mit ihrem Sohn Grani. Man schritt dann zur vermögensteilung: Högni sollte das Land in Haldenende bekommen und die Wirtschaft drauf, aber Grani sollte die Pachtgüter bekommen.

In Haldenende trug es sich zu, daß ein Hirte und eine Magd vieh vorbei trieben an Gunnars Hügel: erschien ihnen froher Laune zu sein und verse zu sprechen im Hügel. Sie gingen nach Haus und erzählten den Vorfall der Rannweig. Gunnars Mutter, aber sie hieß sie es dem Njal berichten. Sie gingen nach Hergthorsbübl und berichteten dem Njal; er aber ließ es sich dreimal erzählen. Darauf sprach er lange leise mit Skarphedin. Skarphedin nahm seine Waffen und zog mit den beiden nach Haldenende. Högni und Rannweig nahmen ihn herzlich auf und waren sehr froh über sein Kommen. Rannweig sagte, er möge recht lange bleiben. Er versprach das. Er und Högni hielten auf ihren Gängen zusammen. Högni war ein heldenhafter Mann, rechtschaffen und nicht vertrauensselig, und deshalb wagten sie ihm die Erscheinung nicht zu erzählen.

Einmal standen Skarphedin und Högni draußen, auf der Südseite von Gunnars Hügel. Der Mond schien hell, aber zuweilen zog eine Wolke davor. Ihnen war, als sei der Hügel offen, und Gunnar hatte sich umgedreht im Hügel und schaute dem Mond entgegen. Sie glaubten vier Lichter in dem Hügel brennen zu sehen, die warfen nirgends Schatten. Sie sahen, daß Gunnar heiter war, hohe Freude im Gesicht. Er sprach ein Gesätze, so laut, das mans genau hätte hören können, auch wenn sie weiter ab standen ':

So der goldaussä'nde
Sohn Hamunds sprach frohn Muts —
     Tatenhart, im Herzen
Heiter, focht im Streit er —:
"Nie," der helmumhüllte
Heerschildschwinger wild rief,
"Kann ich weichen, kühn eh'r,
Kampfherr 2 ,will ich sterben,
Kampfherr, will ich sterben 3 !" " 
1 Die Strophe ist gar nicht als Rede Gunnars stilisiert! 2 Anrede an Skarphedin oder Högni. 3 Solche Wiederholung des Schlußverses war bei Geisterstimmen


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Darauf schloß sich der Hügel wieder.

"Würdest du an diese Erscheinung glauben, wenn Njal sie dir erzählte:" fragte Skarphedin." das würd ich." sagte er, wenn Njal sie erzählte; denn es heißt, er lüge nie." " Es ist etwas Großes um solche Erscheinungen," sagte Skarphedin: "daß er selbst sich uns kundtut, und lieber wollte er sterben als beigehen vor seinen Feinden, und diesen Rat lehrte er uns." "Ich werde nichts zuwege bringen," sagte Högni" ,wenn du mir nicht beistehn willst." "Jetzt will ich daran denken, sagte Skarphedin , " wie Gunnar sich benahm nach dem Totschlag eures Vetters Sigmund: ich will dir nun beistehn, wie ich nur kann. Das versprach mein Vater dem Gunnar, wo du ins Spiel kämst oder seine Mutter." Darauf gingen sie nach Haldenende zurück.


79, Die Rache für Gunnar

Lass uns jetzt ausziehn," sagte Skarphedin",gleich heut " Nacht; denn wenn sie hören, daß ich hier bin, werden sie sich mehr in Acht nehmen." " So wie du willst, soll es geschehen," sagte Högni. Hierauf nahmen sie ihre Waffen, als alle Leute in den Betten waren. Högni nahm die Hellebarde herunter, und es tönte laut in ihr. Rannweig sprang auf in großer Wut und sagte:"Wer nimmt die Hellebarde, wo ich doch allen verbot , sie zu führen:" "Ich habe vor," sagte Högni" ,sie meinem Vater zu bringen: er mag sie nach Walhall mitnehmen und dort beim Waffenspiel vorweisen." "Vorher wirst du selbst sie tragen," sagte sie"",und deinen Vater rächen; denn die Hellebarde verkündet jemandes Tod, eines oder mehrerer." Darauf ging Högni hinaus und erzählte dem Skarphedin dieses Gespräch mit seiner Mutter. Darauf zogen sie nach Oddi. Zwei Raben flogen mit ihnen den ganzen Weg 1.

Sie kamen bei Nacht nach Oddi. Sie trieben vieh auf die Gebäude hinauf. Da sprangen Hroald und Tjörwi 2 heraus und trieben die Tiere in die Hohlwege hinauf; sie führten ihre Waffen bei sich. Skarphedin sprang auf und sagte:"Du brauchst nicht erst nachzusehen: es ist grad so, wies dir aussieht!" Damit 

stimmen beliebt; vgl. Kap. ras. 1 Sin gutes vorzeichen für Krieger, Thule Bd. I S. isa Str. a. Dieser wird auffallenderweise nicht näher bezeichnet



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hieb Skarphedin dem Tjörwi den Todesstreich, Hroald hatte einen Speer in der Hand, und Högni sprang auf ihn los Hroald stach nach Högni. Högni hieb : mit der Hellebarde der Speerschaft entzwei und trieb ihm die Hellebarde durch der and, Dann ließen sie sie tot zurück und wandten sich hinauf gegen den Hof Dreihorn. Skarphedin sprang auf das Gebäude hinauf und rupfte Gras, und die drinnen waren, meinten, es sei vieh, Starkad und Thorgeir nahmen Kleider und Waffen und gingen hinaus und an der Hofmauer hinauf. Aber als Starkad den Skarphedin sah, bekam er Angst und wollte zurück. Skarphedin hieb ihn an der Hofmauer zusammen. Da kam Högni dem Thorgeir entgegen und tötete ibn mit der Hellebarde.

von dort zogen sie nach Tempel. Mord war aufm Platz draußen und bat um Schonung und bot vollen vergleich an. Skarphedin berichtete dem Mord die Erschlagung der viere: " und den gleichen Weg mußt du gehn," sagte Skarphedin" ,oder dem Högni das Selbsturteil übergeben, wenn ers annehmen will." Högni sagte, er hades anders vorgehabt, als sich mit seinem vatermörder zu vertragen; doch nahm er zuletzt das Selbsturteil an.


80. Njal bewirkt einen vergleich

Njal verwandte sich bei den Männern, denen die Mordverfolgung zustand um Starkad und Thorgeir, sie sollten einen vergleich annehmen, und man hielt eine Gauversammlung dafür ab und wählte Männer zum Schiedsspruch, und in diesem wurden alle Seiten in Anrechnung gebracht, auch der Angriff auf Gunnar, obwohl er geächtet war. Aber so viel Geld verhängt wurde, Mord zahlte alles; denn sie eröffneten den Schiedsspruch über ibn nicht eher; als bis in der andern Sache gesprochen war, und ließen die beiden Posten sich decken 1. Alsdann waren sie ganz vertragen,

Aber auf dem Ding war viel Redens über den Handel zwischen 

1 Also von der Buße für Starkad und Thorgeir zieht man ab die Buße für den Angriff auf Gunnar; genau so viel als übrig bleibt, hat Mörd zu erlegen als Lösegeld für sich selbst,



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Högni und dem Goden Geir 1, und endlich vertrugen sie sich, und dieser Vertrag hatte Bestand. Geir der Gode wohnte in Halde bis zu seinem Todestag und ist damit aus der Geschichte. Njal hielt um ein Weib an für Högni: Alfeid, die Tochter des Skalden Wetrlidi, und er bekam sie zur Frau. Deren Sohn war Ari, der nach den Shetlandinseln segelte und sich dort verheiratete. von ihm stammt Einar der Shetländer, der heldenhafte Mann 2. Högni hielt dem Njal Freundschaft und ist damit aus der Geschichte 3


81. Kolfkeggs weiteres Schicksal

Jetzt ist von Kolskegg zu erzählen 4 , daß er nach Norwegen kam und den Winter über in der Wik war; aber im Sommer darauf fuhr er nach Dänemark hinüber und schwur dem König Swein Gabelbart 5 den Diensteid und stand bei ihm in hohen Ehren.

Eines Nachts träumte ihm, ein Mann komme auf ihn zu, der strahlte, und ihm war, er wecke ihn. Er sagte zu ihm: "Steh auf und geb mit mir!" "Was willst du von mir:" Sagte er. Ich will dir eine Heirat verschaffen, und du sollst mein Ritter sein." Ihm war, als sage er zu. Danach erwachte er. Darauf ging er zu einem weisen Manne und erzählte ihm den Traum; er aber deutete ihn so, er werde nach den Südlanden ziehen und Gottes Ritter 6 werden.

Kolskegg nahm in Dänemark die Taufe, aber wohl wurd es ihm dort nicht, und erzog ostwärts nach Rußland und war dort einen Winter. Dann zog er weiter nach Konstantinopel hinaus und trat dort in den Kriegsdienst ein 7. Die letzte Nachricht von ihm war, daß er dort eine Frau nahm und Anführer der Nordländertruppe war; er war dort bis zu seinem Todestag. Damit ist er aus dieser Geschichte. 

1 Wegen der Erschlagung Hroalds. 2 Von dem ein namhafter Totschlag überliefert war. 3 Ein versehen; er tritt noch dreimal auf (Kap-92, 93, 102), vgl. Einl. S. 18. 4 Schließt an S. 164 an. 5 Regierte 986 —1014. 6 Hier soviel wie: Krieger gegen die Ungläubigen. 7 Über die Nordländer in Byzanz s. Thule Bd 5 S. 225.



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Siebentes Stück: Die Fehde der Njalssöhne mit Thraïn



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82. Thraïn in Norwegen

Jetzt ist da fortzufahren 1, daß Thraïn Sigfussohn nach Norwegen kam: sie gewannen die Küste im Norden, in Helgeland, und steuerten Südwärts nach der Landschaft Drontheim und dann nach Lade. Sobald aber Jarl Hakon dies erfuhr , schickte er zu ihnen und wollte wissen, was für Leute auf dem Schiff seien. Man kam zurück und meldete ihm, wer es sei. Der Jarl schickte da nach Thraïn Sigfussohn, und der fand sich vor ihm ein. Der Jarl fragte, aus welchem Geschlecht er sei; er sagte, er sei nah verwandt mit Gunnar von Haldenende. Der Jarl sagte:"Das soll dir zugute kommen; denn ich habe viele Isländer gesehen und keinen ihm ebenbürtigen." Thraïn sagte: "Herr, erlaubt Ihr, daß ich diesen Winter bei Euch bleibe" Der Jarl nahm ihn auf; Thraïn war den Winter über dort und kam in Ansehen.

Es war einmann namens Kol; er war einer von den Wikingen; er war ein Sohn von Asmund Eschen seite aus Smaaland. Er lag in der Götaelf und hatte fünf Schiffe und starke Mannschaft . Aus der Elf steuerte Kol nach Norwegen, ging ans Land in Westfold und überraschte Hallward den Rußigen; sie trafen ihn in einer Schlafkammer: er wehrte sich wacker darin, bis sie Feuer anlegten; da ergab er sich, aber sie schlugen ihn tot und machten dort große Beute und steuerten zurück nach Lödöse 2. Diese Neuigkeit kam vor Jarl Hakon: er ließ Kol friedlos legen über sein ganzes Reich bin und setzte einen Preis auf seinen Kopf.

Eines Tages war es, daß der Jarl sich so vernehmen ließ: "Schlimm, daß Gunnar von Haldenende nicht bei uns ist: er würde meinen Friedlosen erschlagen, wenn er hier wäre; nun aber werden ihn die Isländer erschlagen, und es ist schade, daß er nicht zu uns gekommen ist." Thraïn Sigfussohn antwortete: : Gunnar bin ich nicht, aber verwandt bin ich mit ihm, und ich will diesen Zug auf mich nehmen." Der Jarl sagte: "Das ist mir lieb; man soll dich auch sehr gut ausrüsten." Darauf ergriff sein Sehn Eirik das Wort: " vielen machst du 

1 S. Kap. 75 Anfang. An der Götaelf.



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schöne versprechen, aber mit der Leistung stimmts nicht immer. Dieser Zug ist über ans schwierig, denn dieser Wiking ist zäh und ein übler Gegner: du wirst Mannschaft wie Schiffe sorgfältig auswählen müssen zu dieser Fahrt." Thraïn sagte: Ich will den Zug unternehmen, seis auch mit geringen Mitteln."

Darauf schaffte ihm der Jarl fünf Schiffe, alle gut ausgestattet. Mit ihm zogen Gunnar Lambissohn und Lambi Sigurdssohn. Gunnar war ein Brudersohn Thraïns und war als jung zu ihm gekommen, und sie hatten einander sehr gern. Der Jarlssohn Eirik stand ihnen bei, musterte die Mannschaft und den Waffenvorrat und traf Änderungen, wo es ihm nötig schien. Darauf, als sie fertig waren, schaffte Eirik ihnen einen Lootsen. Da segelten sie südwärts der Küste nach, und wo sie irgend landeten, hatte ihnen der Jarl zu Gebot gestellt, was sie nötig hätten. Sie steuerten ostwärts nach Lödöse. Da hörten sie, daß Kol nach Dänemark gefahren ser da steuerten sie auch dorthin. Aber als sie nach Helsingborg kamen, fanden sie dort Leute in einem Boot, die sagten, Kol sei in der Nähe und werde wohl eine Zeitlang hier verweilen. Es war gutes Wetter an dem Tage. Da sah Kol die Schiffe heranfahren und sagte, ihm habe die Nacht von Jarl Hakon geträumt, und das hier würden seine Leute sein. Und er hieß alle seine Mannen zu den Waffen greifen. Darauf rüsteten sie sich zur Wehr, und es begann da eine Schlacht. Sie kämpften lange, ohne daß die Entscheidung fiel. Dann sprang Kol auf Thraïns Schiff hinauf und bahnte sich mit Macht eine Gasse und erschlug manchen Mann. Er trug einen vergoldeten Helm. Nun sah Thraïn, daß es so nicht gehe: er trieb die Mannen an, ihm zu folgen, aber er selbst schritt voraus und stieß mit Kol zusammen. Kol hieb nach ihm, und es drang in Thrains Schild und spaltete ihn bis hinunter. Da traf den Kol ein Steinwurf auf die Hand; sein Schwert fiel hin. Thraïn hieb nach Kol, und es traf das Bein und trennte es ab. Danach schlugen sie Kol tot; Thraïn hieb ihm den Kopf herunter und stürzte den Rumpf über Bord, aber den Kopf hob er auf.

Sie machten dort große Beute, steuerten dann nach Drontheim



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zurück und suchten den Jarl auf. Er nahm sie gut auf. Thraïn zeigte dem Jarl Kols Kopf; der Jarl dankte ihm für diese Tat. Eirik sagte, sie habe mehr verdient als nur Worte. Der Jarl erwiderte, so sei es, und hieß sie mit ihm gehn: sie gingen zu einer Stelle, wo der Jarl gute Schiffe hatte bauen lassen. Ein Schiff hatte der Jarl bauen lassen, das nicht wie ein Kriegsschiff geartet war; es war reich verziert und ein Greifenkopf dran. Der Jarl sagte:" Du bist ein sehr prachtliebender Mensch, Thraïn, und auch dein Vetter Gunnar ist es gewesen. Ich will dir nun dieses Schiff schenken; es heißt Greif. Damit verbinde ich meine Freundschaft: ich wünsche, daß du bei mir bleibst, so lange du willst." Thraïn dankte dem Jarl für seine Guttat und meinte, es verlange ihn nicht nach Island nach alledem.

Der Jarl hatte ostwärts an die Landesgrenze zu ziehen, um den Schwedenkönig zu treffen. Thraïn begleitete ihn den Sommer über und war Schiffsführer, er befehligte den Greif und segelte so geschwind, daß nicht bald einer es ihm gleichtat, und er wurde sehr beneidet. Aber das zeigte sich immer, daß der Jarl Gunnar hochschätzte, denn er verwies es all denen streng, die gegen Thraïn aufbegehrten.

Thraïn war diesen ganzen Winter bei dem Jarl. Aber im Frühjahr Sagte der Jarl den Thraïn, ob er dableiben oder nach Island fahren wolle. Er sagte, er sei sich darüber noch nicht schlüssig geworden, er wolle erst die Nachrichten aus Island abwarten. Der Jarl sagte, er solle es halten, wie es ihm passe. So blieb Thraïn bei dem Jarl. Da kam die Nachricht aus Island, die auf viele Eindruck machte: der Hingang Gunnars von Haldenende. Da wünschte der Jarl nicht, daß Thraïn hinausfahre; so blieb er bei ihm zurück.


83. Die Njalssöhne stoßen auf Wikinge

Jetzt ist da fortzufahren, daß Grim und Helgi, Njals Söhne, von Island abfuhren in dem selben Sommer, wo Thraïn mit den Seinen außer Landes fuhr, und sie waren auf dem Schiff von Bard und Olaf Ketilssohn aus Elda. Sie kamen in so starke Nordstürme, daß es sie südwärts abtrieb, und es überzog sie so dicker Nebel, daß sie nicht wußten, wohin sie



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fuhren, und sie waren lange auf hoher See. Da kamen sie an eine Stelle, wo weithin Untiefe war, und zweifelten nicht, daß Land in der Nähe sei. Die Njalssöbne Sagten, ob Bard etwa wisse, welchem Lande sie sich genähert hätten. "Mehrere kommen in Frage," sagte er, "nach der Windrichtung, die wir gehabt haben: die Hebriden oder Schottland oder Irland." Zwei Tage später sahen sie Land zu beiden Seiten und starke Brandung föhrdeeinwärts. Sie warfen die Anker aus außerhalb der Brandung. Da ließ der Sturm nach, und am Morgen war Windstille.

Sie sahen nun dreizehn Schiffe vom Land her auf sich zufahren Da sagte Bard: "Was ist jetzt an Denn die Leute da werden einen Angriff auf uns machen." Darauf besprachen sie sich, ob sie sich wehren sollten oder sich ergeben; aber noch eh sie schlüssig waren, kamen die Wikinge heran. Da Sagten sie einander nach den Namen, wie die Anführer hießen. Die Anführer der Kaufleute nannten sich und fragten hinüber, wer ihre Schar befehlige. Der eine nannte sich Grjotgard, der andere Snäkolf Sohne des Moddan aus Duncansby in Schottland, Verwandte des Schottenkönigs Melkolf;"und es wird euch von uns zur 'Wahl gestellt," sagte Grjotgard: "daß ihr ans Land steigt, und wir nehmen euer Gut; oder aber, daß wir euch angreifen und jeden töten, den wir kriegen." Helgi antwortete: " Der Wunsch der Kaufleute ist, sich zu wehren." Da sagten die Kaufleute: " Sei verwünscht für deine Worte! Wie sollen wir uns wehren: Das Leben liegi einem näher als das Guts" Grim verfiel darauf, die Wikinge anzuschreien, daß sie das zornige Murren der Kaufleute nicht hörten. Bard und Olaf sagten: "Bedenkt ihr nicht, daß die Isländer Spott treiben werden mit eurem Gebahren Greift lieber zu den Waffen und wehrt euch:" Da griffen sie alle zu den Waffen und gelobten einander, sie wollten sich nicht ergeben, so lange sie sich wehren könnten.


84. Kari hilft gegen die Wikinge

Die Wikinge beschossen sie nun, und es kam zu einer Schlacht, und die Kaufleute wehrten äch wacker. Snäkolf sprang



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auf Olaf los und durchbohrte ibn mit dem Speere. Grim stach seinen Speer nach Snäkolf so stark, daß er über Bord fiel. Helgi trat nun an Grims Seite, und sie trieben die Wikinge alle hinunter, und immer waren die Njals söhne da, wo es am meisten nottat. Die Wikinge riefen den Kaufleuten zu, sie sollten sich ergeben; sie erwiderten, sie würden sich nie ergeben.

Eben jetzt siel ihr Blick seewärts: sie sahen Schiffe von Süden um die Landzunge herum fahren, und es waren nicht weniger als zehn; sie ruderten scharf und steuerten auf sie zu; es war da Schild an Schild. Aber auf dem Schiffe, das zuvorderst fuhr, stand ein Mann am Mast, der war in seidenem Wams und trug einen vergoldeten Helm, sein Haar lang und glänzend end; dieser Mann hielt einen goldverzierten Speer in der Hand. Er Sagte: "Zwischen wem ist dieses ungleiche Spiel:" Helgi nannte sich und sagte, ihre Gesner seien Grjotgard und Snäkolf. "Und wer sind die Schiffsherren:" fragte er. Helgi antwortete: "Bard der Schwarze, er lebt noch; aber der andere ist gefallen, er hieß Olaf." "Seid ihr," fragte er, "Isländer" "Gewiß," sagte Helgi. Er fragte, wessen Söhne sie seien. Sie sagtens ihm. Da kannte er sie wohl und sagte " Euer Name ist weit berühmt." "Wer bist du:" fragte Helgi. "Kari heiße ich und bin der Sohn des Sölmund." "Wo kommst du her:" fragte Helgi. " Von den Hebriden." " Da kommst du gelegen," sagte Helgi, " wenn du uns etwa helfen willst. " Soviel ihr nötig habt," sagte Kari; "was verlangt ihr denn:" Auf sie lossteuern," sagte Helgi. Kart sagte, das solle geschehen. Da steuerten sie gegen sie, und der Kampf sing jetzt zum zweitenmal an. Aber als sie eine Zeitlang gekämpft hatten, sprang Kari zu Snäkolf auf das Schiff hinauf. Der wandte sich ihm entgegen und hieb nach ihm. Kari sprang rücklings über einen Balken, der quer über das Schiff lief. Snäkolf hieb in den Balken, so daß die ganze Schwertspitze sich eingrub. Kari hieb nach ihm, und das Schwert traf die Schulter, und der Hieb war so gewaltig, daß er den Arm abtrennte, und Snäkolf war sogleich des Todes. Grjotgard schoß einen Speer auf Kari. Kari sah das und sprang in die Höhe, und der Speer verfehlte ihn. Eben jetzt waren Helgi



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und Grim an Karis Seite gekommen; es sprang: nun Helgi auf Grjotgard los und durchbohrte ihn mit dem Schwerte, und das wurde sein Tod. Dann durchschritten sie die Schiffe alle. Die Leute baten nun um ihr Leben. Sie schenkten allen das Leben, nahmen aber das ganze Gut. Hierauf steuerten sie mit allen Schiffen unter die Inseln hinaus.


85. Die Njalssöhne bei dem Orkadenjarl

Über die Orkaden herrschte ein Jarl, der hieß Sigurd. Er war ein Sohn von Hlödwir, dem Sohn von Thorsinn Schädelspaller, dem Sohn von Torf-Einar, dem Sohn des Jarls Rögnwald von Möre, Sohnes von Eystein Donner. Kari war Gefolgsmann des Jarls Sigurd und hatte die Steuer erhoben von Jarl Gilli auf den Hebriden. Kari sagte nun, sie sollten mit ihm nach der Roßinsel 1 fahren; der Jarl werde sie gut aufnehmen. Sie nahmen das an und fuhren mit Kari und kamen nach der Roßinsel. Kari begleitete sie vor den Jarl und sagte ihm, wer diese Männer seien. "Wie kamen sie," fragte der Jarl, "mit dir zusammen "Ich traf sie in den schottischen Föhrden: sie waren im Kampf mit den Söhnen Jarl Moddans und wehrten sich so wacker; daß sie immer von Bord zu Bord sprangen und immer dort waren, wos am schärfsten zuging. Ich möchte ihnen nun Aufenthalt im Gefolge erbitten." "Das wie du willst,"sagte der Jarl;"ohnehin schon hast du dich sehr sie ins Zeug gelegt." Sie blieben nun bei dem Jarl den Winter über und standen in hoher Achtung.

Helgi wurde schweigsam nach einiger Zeit. Der Jarl wuste nicht recht, was das bedeute, und fragte, warum er schweigsam sei; was er denn habe: "gefällt es dir etwa hier nichts" "O ja, mir gefällts hier," sagte Helgi. "Was geht dir denn durch den Kopf:" fragte der Jarl. "Habt ihr nicht eine Herrschaft zu verwalten in Schottland:" "Das möcht ich glauben," sagte der Jarl, " aber was ists mit ihr Helgi sagte: "Gewiß haben die Schotten euern Statthalter ums Leben gebracht und alle Kundschaften abgefangen, daß keine über die Pentlandsföhrde 

1 Der größten der Oreaden, heute Mainland.



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kommen sollte." Der Jarl Sagte: "Bist du zukunftskundig?"' Helgi antwortete: "Erprobt ists noch nicht." "Ich will deine Stellung erhöhen," sagte der Jarl, " wenn dies zutrifft; andernfalls mußt du dafür bussen." "Ein solcher Mann ist er doch nicht!" sagte Kari, " er sagt gewiß die Wahrheit, denn sein Vater ist zukunftskundig."

Darauf schickte der Jarl zu Arnljot, seinem Statthalter auf der Strominsel. Alsdann schickte Arnljot Leute über die Pentlandsföhrde 1, die singen dort Kundschaft auf und erfuhren, daß Jarl Hundi und Jarl Melsnati den Harvard in Thraswik ums Leben gebracht hatten, Jarl Sigurds Schwager. Arnljoi schickte nun dem Jarl Sigurd Nachricht, er solle herüber kommen mit starker Mannschaft und diese Jarle aus dem Reich vertreiben.


86. Die Njalssöhne auf Kriegszügen

Sobald der Jarl dies erfuhr, zog er ein großes Heer zusammen . Darauf fuhr er mit dem Heere südwärts, und mit ihm zogen Kari und die Njalssöhne. Sie kamen nach Caithneß 2. Dem Jarl gehörten diese Herrschaften in Schottland: Roß und Moray, Sutherland und die Täler. Es stießen da Leute zu ihnen aus diesen Herrschaften und berichteten, die Jarle seien nicht weit weg mit einem großen Heer. Da führte Jarl Sigurd sein Heer hin, und es heißt dort Duncansspitze, oberhalb deren sie zusammenstießen, und der Kampf zwischen ihnen ging los. Die Schotten hatten einen Teil ihrer Schar frei streifen lassen, der fiel nun den Jarlsmannen in den Rücken, und es gab da viele Tote, bis die Njalssöhne ihnen entgegentraten und mit ihnen kämpften und sie in die Flucht schlugen. Der Kampf wurde dann scharf. Helgi und sein Bruder rückten nun vor an dem Banner des Jarls vorbei und schlugen sich wacker. Jetzt wandte sich Kari gegen Jarl Melsnati. Melsnati schoß einen Speer auf Kari; Kari schoß den Speer zurück und durch den Jarl hindurch. Da floh Jarl Hundi; sie aber verfolgten die Fliehenden, bis ihnen zu Ohren kam, Melkolf ziehe 

1 Die Strominsel, heute Stroma, liegt schon südlich des Pentland Firth.
 
2 Der Nordostecke von Schottland.



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ein großes Heer zusammen in Duncansby. Da beriet sich der Jarl mit seinen Mannen, und alle fanden es geraten, umzukehren und sich nicht mit einem so großen Landheere zu schlagen. Sie kehrten also um. Aber als der Jarl nach der Strominsel kam, teilten sie dort die Beute. Dann fuhr er hinüber nach der Roßinsel. Die Njalssöhne und Kari begleiteten ihn, Da richtete der Jarl ein großes Gelage aus, und an diesem Gelage schenkte der Jarl dem Kari ein gutes Schwert und einen goldverzierten Speer, dem Helgi einen goldenen Ring und einen Mantel und dem Grim einen Schild und ein Schwert. Hierauf ernannte er Grim und Helgi zu Gefolgsleuten und dankte ihnen für ihr Vorgehn.

Sie blieben diesen Winter bei dem Jarl und auch im Sommer, bis Kari auf Heerfahrt zog; da zogen sie mit ihm. Sie heerten weit und breit den Sommer über und blieben überall Sieger. Sie kämpften mit König Gudröd von der Insel Man und besiegten ihn, zogen danach zurück und hatten reiche Beute gemacht. Sie waren wieder bei dem Jarl den Winter über.

Im Frühjahr baien die Njalssöhne, nach Norwegen fahren zu dürfen. Der Jarl sagte, sie sollten fahren nach Belieben, und schaffte ihnen ein gutes Schiff und rüstige Mannschaft. Kari sagte, auch er wolle diesen Sommer nach Norwegen kommen mit der Steuer für Jarl Hakon, dort könnten sie sich treffen; und zum Schluß verabredeten sie dies. Darauf schifften die Njalssöhne hinaus und segelten Norwegen zu und erreichten die Landschaft Drontheim.


87. Hrapp bei Gudbrand

Es war ein Mann namens Kolbein, Sohn der Arnljoi, Er stammte aus dem Drontheimischen. Er segelte in demselben Sommer nach Island, als Thraïn und die Njalssöhne außer Landes fuhren. Er wohnte den nächsten Winter im Ostland, im Breittal. Aber im Sommer darauf rüstete er sein Schiff in der Gautenbucht 1, und als sie fertig waren, kam ein Mann in einem Boote hergerudert, befestigte das Boot am Schiffe und stieg auf das Schiff, um mit Kolhein zu reden. 1 

In der Bärinnenföhrde an der ist. Ostküste,



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Kolbein fragte diesen Mann nach dem Namen. "Hrapp heiße ich," sagte er. "Was willst du von mir:" Sagte Kolbein. "Ich möchte dich bitten," sagte Hrapp, "daß du mich mit über See nimmst." "Wessen Sohn bist du:" fragte Kolbein. Hrapp antwortete: "Ich bin der Sohn von Örgumleidi, dem Sohne Geirolfs des Kriegers." Kolbein fragte: "Was treiben dich für Gründe:" "Ich hab einen Totschlag begangen," sagte Hrapp. "Was für ein Totschlag ist das:" fragte Kolbein" ,und wer hat die Mordverfolgung:" Hrapp antwortete: "Ich habe den Örlyg erschlagen, den Sohn von Örlyg, dem Sohne Hrodgeirs des Weißen, aber die Mordverfolgung haben die von der Waffenföhrde." "Ich denke mir, der wirds bereuen, der dich mitnimmt," sagte Kolbein. Hrapp sagte:"Meinem Freunde bin ich Freund, aber ich zahls heim, was man mir Böses antut. Übrigens fehlts mir nicht an Geld, die Fahrt aufzukommen." Darauf nahm ihn Kolbein an.

Bald danach kam Fahrwind, und sie segelten ab. Dem Hrapp ging auf der Fahrt die Zehrung aus; da griff er mit zu bei den Nachbarn; sie fuhren ihn mit Scheltworten an, und endlich wurden sie handgemein, und sogleich kriegte Hrapp zweie unter sich. Da wurd es dem Kolbein berichtet, und er lud den Hrapp zu seiner Tischgesellschaft ein, und das nahm er an.

Sie kamen zum Land und legten an vor Agdenes 1. Da fragte Kolbein, wo das Geld sei, das er für seine Fahrt versprochen hatte. Hrapp antwortete: " Das ist draußen auf Island." "Noch an andern als mir wirst du zum Schuft werden! Doch will ich dir denn nun den ganzen Fahrpreis erlassen." Hrapp sagte, dafür solle er Dank haben: " aber was gibst du mir jetzt als Rat mit:" "Das zuerst," sagte Kolbein, "daß du schleunigst das Schiff verläßt, denn die Norweger alle werden Böses von dir verbreiten; aber dann rat ich dir als zweiten guten Rat, daß du nie deinen Dienstherrn hintergehst."

Darauf stieg Hrapp ans Land mit seinen Waffen: er trug eine große Art in der Hand mit eingelegtem Schaft. Er ging, bis er zu Gudbrand in die Täler 2 kam. Der war der nächste Freund 

1 An der Ausmündung des Drontheimfjords. d. i. Gudbrandsdal südlich vom Dovrefjeld. Dort war Gudbrand Gauvorsteher.



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von Jarl Hakon. Die beiden besaßen zusammen einen Tempel, der wurde nie aufgeschlossen, außer wenn der Jarl hinkam. Das war der größte Tempel in Norwegen neben dem von Lade. Gudbrand hatte einen Sohn namens Thrand und eine Tochter namens Gudrun.

Hrapp trat vor Gudbrand und grüßte ihn höflich. Sagte, was für ein Mann er sei. Hrapp nannte sich; er sei aus Island. Dann bat er Gudbrand, er möge ihn aufnehmen. Gudbrand sagte: "Du machst mir nicht den Eindruck, als stehe ein guter Stern über dir." "Auch über dich, scheint mir, wird sehr gelogen sagte Hrapp, "indem es hieß, du nehmest alle auf, die dich drum bäten, und niemand sei so vortrefflich wie du. Das werd ich Lügen strafen, wenn du mich nicht aufnimmst." Sud- brand sagte: "Du wirst schon hier bleiben dürfen." "Wo weisest du mir den Platz an:" fragte Hrapp. "Auf der minderen Bankreihe gegenüber meinem Hochsitz." Hrapp ging an seinen Platz.

Er verstand es, von manchem zu erzählen. Anfangs fand aud- brand Vergnügen daran und manche andre auch, aber endlich fandens manche doch ein Spaßen übers Maß. Und schließlich bändelte er mit Gudrun an, so daß manche äußerten, er werde sie verführen wollen. Aber als Gudbrand dag merkte, schalt er sie sehr aus, daß sie Gespräche führe mit ihm; sie solle sich vorsehen, etwas mit ihm zu reden, was nicht alle anderen hörten. Sie versprach anfangs Gutes; doch schlugs ins gewohnte Gleis mit ihren Gesprächen. Da trug Gudbrand dem Asward auf, seinem Aufseher, sie zu begleiten, wohin sie auch gehe.

Eines Tages begab es sich, daß sie in die Haselnüsse zu gehn wünschte, sich zu vergnügen, und Asward ging mit ihr. Hrapp war hinter ihnen ber und holte sie ein, nahm Gudrun an der Hand und führte sie abseits. Darauf ging Asward, sie zu suchen, und fand die beiden unter einem Busch beisammen liegen. Er sprang hinzu mit erhobener Art und hieb nach Hrapps Bein, aber Hrapp zuckte heftig zurück, und er verfehlte ihn. Hrapp sprang schleunigst auf die Füße und faßte seine Art. Nun wollte sich Asward davon machen. Hrapp hieb ibm das Rückgrat entzwei.



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Da sagte Gudrun: "Jetzt hast du etwas begangen, daß bei meinem Vater deines Bleibens nicht länger ist. Und doch wird ihm eines noch mehr mißfallen; ich gehe nämlich mit einem Kinde." Hrapp sagte: "Das soll er nicht durch andre erfahren; ich will nach Haus gehn und ihm alles beides erzählen." "Dann wirst du nicht mit dem Leben davonkommen," sagte sie. "Wir wollens drauf wagen," sagte er,

Hierauf führte er sie zu den anderen Frauen, aber er ging nach Haus. Gudbrand saß auf dem Hochsitz, sonst waren nur wenige in der Stube. Hrapp trat vor ihn mit geschulterter Art. Gudbrand fragte: "Warum ist deine Art blutig:" "Ich kurierte dem Asward das Rückenweh." "Da steckt nichts Gutes dahinter," sagte Gudbraud: "du wirst ihn erschlagen haben." "Allerdings," sagte Hrapp. "Aus was für Ursache?" Sagte Gudbrand. "Die wirst du kleinlich finden," sagte Hrapp " er wollte mir das Bein abhauen." "Was hattest du verbrochen?' fragte Gudbrand. "Etwas, wofür ihm die Klage nicht zustand," sagte Hrapp. "Du kannst doch sagen, was es war." Hrapp sagte:"Wenn dus denn wissen willst, so lag ich bei deiner Tochter, und das mißfiel ihm." Gudbrand sagte: "Steht auf und greift ihn! Man schlage ihn tot!" "Recht mäßig lohnst du mir die Schwiegersohnschaft," sagte Hrapp; "übrigens hast du nicht die Mannschaft dazu, dies so in der Eile zu besorgen." Sie standen auf, aber er entwich rücklings hinaus und davon. Sie liefen hinterher, aber er entkam in den Wald, und sie kriegten ihn nicht. Gudbrand sammelte Mannschaft und ließ den Wald durchsuchen, und sie fanden ihn nicht, denn der Wald war groß und dicht.

Hrapp lief durch den Wald, bis erin eine Lichtung kam. Dort sah er ein Heimwesen und einen Mann davor, der spaltete Hols. Er Sagte diesen Mann nach dem Namen, und er nannte sich Tofi. Tosi Sagte nach seinem Namen, und Hrapp nannte sich, wie er wirklich hieß. Hrapp Sagte, warum der Bauer so weit weg wohne von andern Leuten. "Darum," sagte er, " weil ich finde, hier brauche ich mich um andere Leute wenig zu kümmern." "Wir gehen sonderbar um unsre Sachen herum," sagte Hrapp; "ich will denn zuerst dir sagen, wer ich bin: ich bin bei



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Gudbrand in den Tälern gewesen, und von dort entfloh ich, weil ich seinen Aufseher erschlagen hatte. Aber ich weiß wohl, daß wir beide Bösewichter sind; denn du wärst nicht berge- kommen, fort von den andern Leuten, wärst du nicht ein Friedloser von irgend jemand. Nun stelle ich dir die Wahl: daß ich dich verraten werde, oder wir nutznießen beide gleichmäßig, was hier ist." Der Bauer sagte:"Es ist genau so, wie du sagst: ich raubte dieses Weib, das hier bei mir ist, und viele sind hinter mir her gewesen." Darauf führte er Hrapp zu sich hinein. Es waren kleine Räume, ganz gut gebaut. Der Bauer sagte seiner Hausfrau, er habe Hrapp in die Familie aufgenommen. "Den meisten wird dieser Mann Unglück bringen," sagte sie, "doch du willst wohl deinen Willen haben."

Darauf blieb Hrapp dort. Er streifte viel herum und war nie zu Haus; er wußte sich immer mit Gudrun zu treffen. Sie lauerten ihm auf, Gudbrand und sein Sohn Thrand, und es machte sich nie so, daß sie ihn in Schußweite bekamen. Und so gings fort dieses ganze Jahr.

Gudbrand ließ dem Jarl Hakon berichten, welche Ungelegenheit er von Hrapp hatte. Der Jarl ließ Hrapp friedlos legen und setzte einen Preis auf seinen Kopf und versprach sogar, selbst auszuziehn auf die Suche nach ihm; doch dies unterblieb , und der Jarl fand, sie wären Manns genug, ihn zu greifen, da er sich so wenig in acht nahm.


88. Hrapps Tempelschändung und Flucht

Jetzt ist davon zu erzählen, daß in diesem Sommer die Njals söhne von den Orkaden nach Norwegen gefahren waren, und hier waren sie den Sommer beim Warenvertrieb 1. Thraïn Sigfussohn rüstete eben sein Schiff für die Islandfahrt und war so ziemlich fertig.

Damals war Jarl Hakon zu einem Gelage bei Gudbrand gezogen. In der Nacht ging der Mords-Hrapp zu dem Gotteshaus des Jarls und Gudbrands. Er trat in das Haus ein; er sah die Thorgerd Hölgabrud sitzen, die war so groß wie ein 

1 Die Ausland reisenden Isländer führten Ware (Wollstoff, Felle) mit sich, durch deren verkauf sie die Reisekosten bestritten. Ein von dem Drontheimischen



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erwachsener mann; sie hatte einen großen Goldring am Arme und eine Leinenhaube auf dem Kopf. Er zog ihr die Haube weg und nahm ihr den Goldring ab. Da sah er Thor auf seinem Wagen und nahm ihm einen zweiten Goldring ab. Einen dritten nahm er von der Irpa 1 und schleppte die Bildnisse alle hinaus und nahm ihren gangen Anzug an sich. Darauf legte er Feuer an das Gotteshaus und verbrannte es. Hernach ging er fort. Eben wurd es Morgen. Er schritt über einen Acker, da sprangen sechs bewaffnete Männer auf und griffen ihn sogleich an, aber er wehrte sich wacker. Das Ende war, daß er dreie erschlug und den Thrand tödlich verwundete und die übrigen zwei in den Wald jagte, so daß sie dem Jarl keine Botschaft bringen konnten. Da ging er ;u Thrand hin und sagte: "Jetzt stände es mir frei, dich zu töten, aber das will ich nicht: ich will dir unsre Schwägerschaft besser anrechnen, als ihrs mir tut." Hrapp dachte nun in den Wald zurück zu lenken: da sah er, daß Leute zwischen ihn und den Wald gekommen waren; da traute er sich nicht, gegen die vorzugehn. Er legte sich hin in ein Buschwerk und lag da eine Weile.

Jarl Hakon und Gudbrand gingen diesen Morgen früh zu dem Gotteshaus und fanden es verbrannt und die drei Götter draußen, ihres ganzen Schmuckes bar. Da ergriff Gudbrand das Wort: "Große Macht ist unsern Göttern verliehen, daß sie selbst aus dem Feuer herausgegangen sind" "Das werden nicht die Götter getan haben," sagte der Jarl: " ein Mensch wird den Tempel verbrannt und die Götter herausgetragen haben. Aber die Götter rächen nicht alles auf der Stelle: der Mensch wird weggejagt werden aus der Walhall und nie hineinkommen, der dies getan hat ." In diesem Augenblick kamen vier Mannen des Jarls hergelaufen und brachten ihnen schlimme Neuigkeit: sie hätten auf dem Acker drei Erschlagene gefunden und den Thrand tödlich verwundet."Wer mag das getan haben:" Sagte der Jarl. "Der Mords-Hrapp," sagten sie. "Da wird er das Gotteshaus verbrannt haben," sagte der 

Jarlsgeschlecht verehrtes Wesen, vielleicht eine Ahnin. 1 Schwester der Thorgerd. Diese sittliche Beleuchtung der Walhall ist ein später und christlich beeinflußter Zug.



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Jarl. Sie meinten, er sei dazu gewiß imstande. "Wo er jetzt wohl ist:" fragte der Jarl. Sie sagten, Thrand sage, er habe sich hingelegt in ein Buschwerk. Der Jarl ging hin und suchte, aber Hrapp war schon fort. Da trug ihnen der Jarl auf, nach ihm zu suchen, aber sie fanden ihn nicht. Der Jarl half selbst bei der Suche und sagte nun, sie sollten vorerst ausruhen. Der Jarl ging allein von allen Mannen fort und sagte, niemand dürfe mit ihm gehn, und blieb eine Weile aus. Er fiel auf die Knie und hielt die Hände vor die Augen. 1 Dann ging er zu den andern zurück. Er sagte zu ihnen: " Kommt mit mir!" Sie gingen mit ihm. Er bog von dem Wege ab, den sie vorhergegangen waren, und sie kamen zu einem Talkessel. Da sprang Hrapp vor ihnen auf, und hier hatte er sich vorher versteckt gehabt. Der Jarl trieb die Mannen an, ihm nachzulaufen, aber Hrapp war so schnell auf den Füßen, daß sie nie an ihn herangelangten.

Hrapp nahm die Richtung auf Lade 2. Dort waren sie eben beide segelfertig, Thraïn Sigfussohn und die Njalssöhne. Hrapp lief auf die Stelle zu, wo die Njalssöhne standen. Er sagte: "Rettet mich, wackre Bursche! denn der Jarl will mich erschlagen." Helgi schaute ihn an und sagte: "Du siehst mir unheilmäßig aus; der fährt wohl besser, der dich nicht aufnimmt "Das wäre mein Wunsch," sagte Hrapp, "daß ihr recht viel Böses von mir hättet." "Ich bin Manns genug," sagte Helgi, "das an dir zu rächen, wenn es soweit ist 3."

Hrapp trat da auf Thraïn Sigfussohn zu und bat ihn um Schutz. "Was ist dir zugestoßen " fragte Thraïn. "Ich habe dem Jarl ein Gotteshaus niedergebrannt und ein paar Leute erschlagen, und er wird bald hier fein, denn er ist selbst unter den verfolgern." " Es ziemt sich kaum für mich," sagte Thraïn, "bei dem vielen Guten, das mir der Jarl erwiesen hat." Da zeigte er dem Thraïn die Wertstücke, die er aus dem Gotteshaus fortgetragen hatte, und versprach, ibm dieses Gui zu 

1 Hakons Hellsichtigkeit, die auch im folgenden noch spielt, wird als eine religiöse Erleuchtung aufgefaßt. 2 Bei Drontheim; der Erzähler hat keine Ahnung von der wirklichen Entfernung (gegen 200 Kilometer). 3 Vorausdeutung auf S. 204.



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schenken. Er erwiderte, er walles nicht annehmen, außer wenns mit anderm Gut vergolten würde. Hrapp sagte: "Hier bleib ich stehn, und man soll mich hier vor deinen Augen totschlagen: dann wirst du Schmähung ernten bei jedermann."

Da sahen sie den Jarl und seine Mannen heranziehen. Da nahm Thraïn den Hrapp auf, ließ das Boot abstoßen und schaffte sich aufs Schiff hinaus. Thraïn sagte: " Das gibt nun am ehesten ein Versteck, aus zwei Tonnen den Boden zu brechen, und du fährst hinein." So machte mans; er fuhr in die Tonnen. und dann wurden sie zusammengebunden und über Bord gelassen.

Da kam der Jarl mit seiner Schar zu den Njalssöhnen und fragte, ob Hrapp zu ihnen gekommen sei. Sie sagten, ja, er sei gekommen. Der Jarl Sagte, wohin er weiter gegangen sei. Sie sagten, darüber wüßten sie nichts Bestimmtes. Der Jarl sagte: "Der sollte hoch von mir geehrt werden, der mir Hrapp verriete." Grim sagte leise zu Helgi: "Warum sollen wirs ihm nicht sagen: Ich weiß nicht, ob Thraïn es uns mit Gutem vergilt!" "Darum dürfen wirs doch nicht sagen," sagte Helgi, "hängt doch sein Leben dran." Grim sagte: "Kann sein, daß der Jarl die Rache auf uns zwei lenkt, denn er ist so in Zorn, daß sie irgendwo einschlagen muß." "Daran werden wir uns nicht kehren," sagte Helgi, "doch wollen wir jetzt mit dem Schiff fortrudern und in See gehn, sobalds Wind gibt." Sie ruderten unter eine Insel hinaus und warteten dort auf Wind.

Der Jarl trat zu den übrigen Seeleuten und fragte sie alle aus, aber alle leugneten, daß sie von Hrapp etwas wüßten. Da sagte der Jarl: "Jetzt wollen wir zu meinem Genossen Thraïn gehn: er wird den Mann herausgeben, wenn er etwas von ihm weiß." Danach nahmen sie ein Langschiff und fuhren zu dem Kaufschiff hinaus. Thraïn erkannte den heranziehenden Jarl, stand auf und begrüßte ihn. Der Jarl erwiderte huldvoll und sprach so: "Wir suchen einen Mann namens Hrapp, er ist ein Isländer. Er hat uns alles mögliche Böse getan. Wir möchten euch nun bitten, daß ihr ihn ausliefert oder sagt, wo er ist." Thraïn sagte: "Ihr wißt, daß ich Euern Friedlosen erschlug, Herr, und dabei setzt ich mein Leben aufs Spiel, und



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Ihr ließt mir dafür hohe Ehren zuteil werden." ,-Noch höhere Ehre soll dir jetzt werden," sagte der Jarl. Thraïn überlegte sichs und wußte nicht recht, was der Jarl am höchsten werte- würde, bestritt aber nun, daß Hrapp da sei, und sagte, der Jarl möge suchen. Der Jarl ging darauf nicht ein und stieg allein ans Land, ohne seine Mannen, und war sehr zornig, so daß niemand ihn anzureden wagte.

Der Jarl sagte: "Man führe mich zu den Njalssöhnen! Ich werde sie dazu zwingen, daß sie mir die Wahrheit sagen." Da wurde ihm berichtet, sie seien in See gestochen."Dann ists nichts damit," sagte der Jarl; " aber dort an Thraïns Schiff waren zwei Wasserfässer: darin kann sich der Mann gut versteckt haben; und falls Thraïn ihn versteckt hat, wird er da drin sein, und wir wollen jetzt ein zweites Mal den Thraïn aufsuchen." Thraïn sah dies, daß der Jarl wieder herausstrebte, und sagte: "So zornig der Jarl vorhin war, jetzt wird er nocheinmal so zornig sein, und daran hängt nun das Leben von allen, die auf dem Schiff sind." Sie versprachen alle, zu schweigen, denn jeder fürchtete sehr für sich. Sie nahmen ein paar Säcke aus der Ladung weg und taten Hrapp an deren Stelle; es kamen nun andre Säcke auf ihn hinauf, solche, die leicht waren.

Der Jarl kam, als sie eben mit Hrapp fertig waren. Thraïn grüßte den Jarl höflich. Der Jarl erwiderte seinen Gruß, doch zögernd. Sie sahen, daß der Jarl furchtbar zornig war. Der Jarl sagte zu Thraïn: " Gib den Hrapp heraus! Denn ich weiß bestimmt, daß du ihn versteckt hast." "Wo sollt ich ihn versteckt haben, Herr " , sagte Thraïn."Das wirst du am besten wissen," sagte der Jarl, " aber wenn ich vermuten soll, so glaube ich, du hattest ihn vorhin in den Fässern versteckt." "Ich möchte nicht, daß Ihr mir eine Lüge zutrautet; lieber möcht ich, Ihr durchsuchtet das Schiff." Da stieg der Jarl aufs Schiff und suchte und fand nichts. "Sprichst du mich nun frei?' Sagte Thraïn. "Weit entfernt," sagte der Jarl, "ich weis nur nicht, warum wir ihn nicht finden: ich glaube doch alles zu durchschauen, sobald ich ans Land komme, aber dann sehe ich nichts mehr, wenn ich herkomme." Dann ließ er sich ans Land rudern. Er war so zornig, daß man nicht mit ihm reden konnte. Swein



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sein Sohn, war bei ihm. Er sagte: "Das ist wunderlich, Unschuldige seinen Farn entgelten zu lassen."

Der Jarl ging wieder allein fort von den andern. Gleich darauf kam er zu ihnen zurück und sagte: "Rudern wir nochmals zu ihnen hinaus!" Sie taten so. "Wo ist er wohl versteckt gewesen Sagte Swein. "Darauf kommt jetzt nichts an," sagte der Jarl, "denn er wird jetzt von dort weg sein. Es lagen dort zwei Säcke neben der Ladung, und Hrapp war wohl an ihre Stelle in die Ladung gekommen."

Thraïn ergriff das Wort: "Wieder stoßen sie das Schiff hinaus und werden wieder hier zu uns heraus wollen. Nehmen wir ihn jetzt aus der Ladung und tun andres an die Stelle, aber die Säcke sollen doch liegen bleiben." Sie taten so. Thrain sagte dann: "Tun wir den Hrapp jetzt in das Segel, das oben an die Rahe gerafft ist." Sie taten so. Da kam der Jarl an; er war da sehr zornig und sagte: "Willst du jetzt den Mann herausgeben, Thraïn: Jetzt stehts schlimmer dich als vorher ." Thraïn sagte: "Längst hätt ich ihn herausgegeben, wenn er bei mir in verwahrung wäre. Wo soll er denn gewesen sein "In der Ladung," sagte der Jarl. "Warum suchtet Ihr ihn denn nicht dort:" fragte Thraïn. " Es kam uns nicht in den Sinn," sagte der Jarl. Darauf suchten sie ihn über das ganze Schiff hin und fanden ihn nicht. "Wollt Ihr mich jetzt frei sprechen fragte Thraïn. "Keineswegs," sagte der Jarl, "denn ich weiß, daß du den Mann versteckt hast; obwohl ich ihn nicht finde. Aber lieber will ich, du wirst an mir zum Schurken als ich an dir!" sagte der Jarl.

Dann fuhr er ans Land."Jetzt geht es mir auf sagte der Jarl, "daß Thraïn den Hrapp im Segel versteckt hält." Da erhob sich Fahrwind, und Thraïn segelte mit den Seinen in See. Er sprach da die Worte, die seither lange im Gedächtnis geblieben sind:

Gebt dem Greif nun Flügel
Glaubt nicht, Thraïn weiche!

Aber als der Jarl Thraïns Worte erfuhr, da sagte er: "Hier ist nicht mein Unverstand schuld dran, sondern dieses ihr Bündnis 1, das sie beide ins verderben reißt." 

1 Zwischen Thrain und Hrapp der Jarl faßt es als ein übermächtiges Fatum.



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Thraïn war kurz auf der See, kam nach Island und zog heim auf sein Gut. Hrapp zog mit Thraïn und wohnte bei ihm dieses Jahr, aber im Frühjahr verschaffte ihm Thraïn ein Gut in Hrappstätten, und dort wirtschaftete Hrapp. Er war jedoch meistens in Grießach; dort wurde er überall der Störenfried, Einige wollten wissen, er sei mit Hallgerd gut Freund und er verführe sie; aber andere widersprachen dem.

Thraïn übergab sein Schiff seinem Verwandten Mord Ohnesorge. Dieser Mord war es, der den Odd Halldorssohn erschlug in der Gautenbucht in der Bärinnenföhrde 1. Bei allen verwandten galt Thraïn nun als das Oberhaupt.


89. Die Njalssöhne und Jarl Hakon

Jetzt ist da fortzufahren, daß Thraïn dem Jarl Hakon entgangen war: da sagte der Jarl zu seinem Sohne Swein: "Nehmen wir vier Kriegsschiffe und fadren gegen die Njalssöhne und erschlagen sie; denn sie werden Thraïns Mitwisser gewesen sein." "Das ist nicht wohlgetan," sagte Swein, "die verfolgung auf Unschuldige zu richten und den entwischen zu lassen, der die Schuld hat." "Ich will hier befehlen," sagte der Jarl. Sie fuhren nun den Njalssöhnen nach und suchten sie und fanden sie unter einer Insel.

Grim zuerst sah die Schiffe des Jarls und sagte zu Helgi: "Hier kommen Kriegsschiffe, und ich sehe, das ist der Jarl, und er wird uns keinen Frieden antragen." "Es heißt," sagte Helgi, "jeder sei ein Held, der sich wehrt , gegen wen es auch geht; so wollen auch wir uns wehren." Allen wars recht, wie er wollte. Sie griffen denn zu den Waffen. Der Jarl kam heran und rief ihnen zu und hieß sie sich ergeben. Helgi antwortete, sie würden sich wehren, solange sie könnten. Der Jarl bot Schonung allen, die ihn nicht verteidigen würden, aber so beliebt war Helgi, daß alle mit ihm sterben wollten. Der Jarl griff an mit seinen Mannen, aber sie wehrten sich wacker, und immer waren die Njalssöhne dort, wos am schärfsten zuging. 1 

Eine außerhalb der niala stehende, nicht näher bekannte Begebenheit. Im Urtext ein stabendes Sprichwort,



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Der Jarl bot oft Schonung, aber sie gaben dieselbe Antwort und sagten, sie würden sich nie ergeben.

Da drang scharf auf sie ein Aslak aus Langö und schaffte sich dreimal auf ihr Schiff hinauf. Da sagte Grim "Du dringst scharf ein, und es wäre recht, daß du den Gang nicht umsonst tätest!" Grim griff einen Speer auf und schoß ihn dem Aslak unter die Kehle, und Aslak war sogleich des Todes. Kurz darauf erschlug Helgi den Egil, den Bannerträger des Jarls.

Da drang vor Swein, der Jarlssohn, und ließ sie zwischen Schilde einklemmen, und sie wurden festgenommen. Der Jarl wollte sie sogleich erschlagen lassen, aber Swein sagte, das dürfe man nicht, es sei Nacht 1. Da sagte der Jarl: "Man erschlage sie morgen, aber binde sie kräftig über Nacht!" "So wirds sein müssen," sagte Swein, aber tapfrere Männer hab ich früher nie gefunden als diese, und es ist ein schwerer verlust, wenn sie ums Leben kommen." Der Jarl sagte: " Sie haben zwei unsrer tapfersten Männer erschlagen, und darum soll man sie erschlagen." "Um so tapfrer waren sie selbst," sagte Swein; "aber dies wird man machen müssen, wie du willst."

Da wurden sie gebunden und in Fußeißen gelegt. Hierauf schlief der Jarl ein. Aber als er eingeschlafen war, sagte Grim zu Helgi:"Ich schaffte mich gerne fort, wenn ich könnte." "versuchen wirs denn mit irgend einem Kunstgriff," sagte Helgi. Grim sah eine Art daliegen, die Schneide nach oben. Grim kroch dorthin und kriegte die Bogensehne an der Art durchgeschnitten , doch bekam er tiefe Wunden an den Händen. Dann machte er Helgi los. Hierauf krochen sie über Bord und schafften sich ans Land, ohne daß der Jarl und seine Leute es merkten. Sie brachen sich die Fußeisen los und gingen auf die andre Seite der Insel. Eben wurd es Morgen. Sie sahen dort ein Schiff und erkannten, daß da Kari Sölmundssohn gekommen war. Da suchten sie ihn sogleich auf und erzählten ihm ihre Mißhandlung, zeigten ihm ihre Wunden und sagten, der Jarl und seine Leute lägen wohl im Schlaf. Kari sagte:" So etwas 

1 Denn Totschlag bei nacht galt als (heimlicher) mord. S .Thule Bd .3 S. 177; noch näher steht die Erzählung von Asbiörn Snorris Königsbuch (Saga von Olaf dem Heiligen Kap. 118f.). Die seine Hände fesselte.



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ist schlimm, daß ihr Mißhandlung leiden sollt für schlechte Menschen! Was würde denn jetzt am meisten nach eurem Sinn sein:" "Gegen den Jarl losgehn und ihn erschlagen!" sagten sie. "So wirds das Schicksal nicht wollen," sagte Kari" ,aber am Eifer fehlts euch nicht! Doch wollen wir wenigstens sehn, ob er noch dort ist." Darauf gingen sie hin, und da war der Jarl schon fort.

Da fuhr Kari nach Lade hinein, trat vor den Jarl und brachte ihm die Steuer. Der Jarl sagte: "Hast du die Njalssöhne zu dir genommen:" "Allerdings," sagte Kari. "Willst du mir die Söhne Njals herausgeben:""Nein, das will ich nicht,"sagte Kari."Willst du beschwören, daß du nachher nicht gegen mich losgehn wolltest fragte der Jarl. Da sagte Eirik, der Jarlssohn: So etwas soll man nicht verlangen! Kari ist doch immer unser Freund gewesen. Und es wäre nicht so gegangen, wenn dabei gewesen wäre: die Njalssöhne hätten alles behalten sollen, aber die andern hätte die Züchtigung treffen sollen, die sie verdient hatten. Es schiene mir jetzt anständiger, den Njalssöhnen schöne Geschenke zu machen die Mißhandlung, die sie litten, und die verwundung." Der Jarl sagte:"Gewiß wär es das; aber ich weiß nicht, ob sie Vergleich annehmen wollen." Da sagte der Jarl, Kari solle es bei den Njalssöhnen versuchen mit dem Vergleich. Hierauf sprach Kari mit Helgi, ob er von dem Jarl Genugtuung annehmen wolle. Helgi antwortete: "Von seinem Sohn Eirik will ich sie annehmen, aber mit dem Jarl will ich nichts zu tun haben." Da berichtete Kari dem Eirik ihre Antwort. " So solls sein," sagte Eirik" ,daß er von mir die Genugtuung erhalten soll, wenn ihm das besser gefällt. Man lasse sie wissen, daß ich sie zu mir einlade, und mein Vater soll ihnen kein Leid antun." Dies nahmen sie an und gingen zu Eirik und wohnten bei ihm, bis Kari segelfertig war zur Westfahrt. Da richtete Eirik dem Kart ein Gelage aus und machte ihm Geschenkt und ebenso den Njalssöhnen. Darauf fuhr Kari westwärts über See zum Jarl Sigurd, und der nahm sie aufs beste auf, und sie blieben bei dem Jarl den Winter über. Aber im Frühling bai Kari die Njalssöhne, sie möchten mit ihm auf Heerfahrt ziehen, und Grim sagte, das



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wolle er, wenn er dann mit ihm nach Island hinausfahren wolle. Kari versprach das. Dann zogen sie mit ihm auf die Heerfahrt. Sie heerten im Süden auf Anglesey 1 und auf allen Hebriden. Dann steuerten sie nach Rintyre und stiegen dort ans Land, kämpften mit den Bewohnern und machten dort reiche Beute und kehrten zu den Schiffen zurück. von dort fuhren sie südwärts nach Wales und heerten dort. Dann steuerten sie nach der Insel Man. Dort stießen sie auf König Gudröd von Man und kämpften mit ihm, gewannen den Sieg und erschlugen Dun gal, des Königs Sohn. Dort machten sie reiche Beute. von dort steuerten sie nordwärts nach der Insel Coll und trafen dort den Jarl Gilli der nahm sie gut auf, und sie verweilten bei ihm eine Zeitlang. Der Jarl fuhr mit ihnen nach den Orkaden zu Jarl Sigurd. im Frühjahr verheiratete Sigurd dem Jarl Gilli seine Schwester Nereid. Dann kehrte er nach den Hebriden zurück.


90. Rückkehr der Njalssöhne, Karis Heirat

In diesem Sommer rüsteten sich Kari und die Njalssöhne zur Islandfahrt, und als sie ganz fertig waren, traten sie vor den Jarl. Der Jarl machte ihnen schöne Geschenke, und sie trennten sich in großer Freundschaft. Sie gingen nun in See. Ihre Überfahrt war kurz, sie hatten gute Winde und emeichten das Land bei den Sanden . Sie schafften sich Pferde und ritten vom Schiff nach Bergthorsbühl. Aber als sie zu Haus ankamen, hießen alle sie freundlich willkommen. Sie schafften ihr Gut nach Hause und ließen das Schiff ans Land ziehn. Kari wohnte diesen Winter dort bei Njal. Aber im Frühjahr hielt Kari um Njals Tochter an, Grim und Helgi unterstützten die Werbung, und das Ende war; daß sie dem Kari verlobt wurde, und man verabredete das Hochzeitsgelage. Das Fest war einen halben Monat vor Mittsommer. Den nächsten Winter wohnten die beiden bei Njal; dann kaufte Kari Land in 

1 Der Erzähler denkt sich die Insel irgendwo im nördlichsten Schottland! 2 An der Südküste, so Kilometer nordwestlich von Bergthorsbühl.



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Torholm, drüben im Mückental 1, und richtete dort eine Wirtschaft ein. Sie setzten einen verwalter darüber, aber sie selbst waren immer bei Njal.


91. Die Njalssöhne werden bei Thraïn beschimpft

Hrapp hatte seine Wirtschaft tn Hrappstätten, war aber damals immer in Grießach und war dort überall der Störenfied. Thraïn war gut zu ihm.

Das war eines Tages, als Ketil aus Wald in Bergthorsbühl war, da erzählten die Njalssöhne von ihrer Mißhandlung und sagten, sie hätten eine hohe Forderung an Thraïn Sigfüssohn, ob sies nun früher oder später zur Sprache brächten. Njal sagte, es wäre das beste, daß Retil es bei seinem Bruder Thraïn zur Sprache bringe. Er versprach das. Sie ließen dem Retil Zeit, mit Thraïn zu sprechen.

Bald danach redeten sie Ketil darauf an; aber er sagte, er wolle von ihren Worten nicht viel wiederholen; "denn man merkte es Thraïn an, daß er fand, ich gäbe wohl viel auf die Schwägerschaft mit euch." Damit brachen sie das Gespräch ab, und sie zweifelten nicht, daß es eine bedenkliche Wendung nahm, und fragten ihren Vater um Rat, wie man vorzugehen habe; ihnen passe es nicht, daß es dabei sein Bewenden habe Njal antwortete: "Die Sache ist gar nicht so einfach. Man wird es unverschuldet finden, wenn sie erschlagen werden, und ich rate dazu, möglichst viele zuzuziehen zu dem Gespräch mit ihnen, damit möglichst viele zu Ohrenzeugen werden, wenn sie übel antworten. Kari soll da das Wort führen, denn er weiß ruhig abzuwägen. Dann wird die Verstimmung zwischen euch wachsen, denn sie werden Schmähworte häufen, wenn man in die Sache eingreift; sie sind törichte Leute. Es kann auch sein, daß es heiße, meine Söhne seien träge zum Handeln, und das müßt ihr eine Weile ertragen; denn nichts erntet lauter Lob, wenn es einmal getan ist. Aber amr dann dürft ihr zur Antwort greifen, wenn ihr gewillt seid zu handeln, falls 

1 Bei der Südspitze Islands, 7o Kilometer östlich von Bergthorsbühl.



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man euch schnöde begegnet. Hättet ihr mich aber gleich anfangs zu Kat gezogen, dann wäre es niemals ins Gerede gekommen, und ihr hättet dann keine Demütigung davon; nun aber wird euch dies zur schwersten Prüfung. Und es wird sogar den Umfang annehmen mit eurer Demütigung, daß euch nichts andres übrig bleibt, als daß ihr die Ungelegenheit auf euch nehmt und mit den Waffen dreinschlägt. Und darum heißts ein langes Zugnetz herziehen 1."

Damit brachen sie das Gespräch ab; und bei vielen gabs Gerede darüber.

Das war eines Tages, das sie davon sprachen, Kari möge hingehn. Er meinte, ein andrer Gang wäre ihm lieber; doch wolle er hingehn, wenn Njal einverstanden sei. Darauf suchte Kari den Thraïn auf. Sie sprachen nun über die Sache, und jeder sahs auf seine Art an. Kari kam zurück, und die Njalssöhne Sagten ihn, wie es zwischen ihnen gegangen sei. Kari sagte, er wolle die Worte nicht wiederholen; " es ist nicht unwahrscheinlich, daß ebensolches geredet wird, wenn ihr selbst zuhört."

Thraïn hatte fünfzehn streitbare Mannsleute auf seinem Hof; und es ritten acht mit ihm, wohin er auch zog. Thraïn war ein sehr prachtliebender Mensch, er ritt immer in dunkelblauem Mantel und trug einen vergoldeten Helm und den Speer Jarlsgabe und einen schönen Schild, das Schwert umgegürtet. Es begleiteten ihn immer Gunnar Lambissohn und Lambi Sigurdssohn und Grani, der Sohn Gunnars von Haldenende; der Mords-Hrapp hielt sich doch immer am nächsten zu ihm. Ein Hausgenosse Thraïns hieß Lodin, er gehörte zu seiner Begleitung ; ein Bruder Ladins hieß Tjörwi, der gehörte ebenfalls zu seiner Begleitung. Am schlimmsten äußerten sich über die Njalssöhne der Mords-Hrapp und Grani und trugen die Hauptschuld, daß man ihnen keinen Vergleich bot.

Die Njalssöhne sprachen oft mit Kari, er möge mit ihnen hingehn, und schließlich kams dazu, und er sagte, es sei recht, daß sie die Antwort Thraïns hörten. Sie machten sich nun fertig, die vier Njals söhne und Kari als fünfter. Sie sogen nach Grießach. Dort war ein breiter Türvorbau, es konnten viele 

1 Sorgfältige Vorbereitungen treffen.



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nebeneinander drin stehn. Ein Weib war vor dem Hause und sah sie heranziehen und sagte's dem Thraïn. Er hieß die Männer unter den Vorbau treten und ihre Waffen nehmen, Sie taten so. Thraïn stand mitten unter der Tür, aber rechts und links von ihm standen der Mords-Hrapp und Grani Gunnars sohn, demnächst Gunnar Lambissohn, dann Lodin und Tjörwi, dann Lambi Sigurdssohn, dann jeder dicht am andern, denn die Mannsleute waren alle zu Haus.

Skarphedin mit den Seinen trat von unten berankt er schritt als erster, dann Kari, dann Höskuld, dann Grim, dann Helgi, Aber als sie heraufkamen, da verstummte den Anwesenden jeder Gruß auf den Lippen. Skarphedin sagte: "Uns allen ein schöner Willkomm" Hallgerd stand unter dem vorbau und hatte leise mit Hrapp gesprochen; sie sagte nun: "von den Anwesenden wird keiner sagen, daß ihr willkommen seid!"Skarphedin sagte: "Auf deine Worte kommt wohl nichts an, denn du bist entweder eine Eckensitzerin oder eine Hure" "Die Worte sollen dir heimgezahlt werden, eh du zurückkehrst!" sagte Hallgerd Helgi sagte: "Mit dir hab ich sprechen wollen, Thraïn, ob du mir irgend welche Genugtuung geben willst für die Mißhandlung, die ich in Norwegen durch deine Schuld erlitt." Thraïn sagte:"Das wußt ich nicht, daß ihr Brüder eure Ritterlichkeit in Geld umrechnen würdet. Wie lange soll denn dieser Geldbettel währen:" "Viele werden der Meinung sein,"sagte Helgi, "daß du den vergleich anzubieten hättest, da doch dein Leben aufm Spiel stand." Da sagte Hrapp: "Dort unterschied man Stern und Unstern, wo der die Streiche kriegte, deins zukam, und ihr kamt unter die Mißhandlung, wir drunter weg." "Das war kein sonderlicher Stern," sagte Helgi, an dem Jarl die Treue zu brechen und zum Lohn dich einzustecken!" "Findest du nicht, ich sei dir die Buße schuldig:" sagte Hrapp: "ich werde dir schon büßen, wie es mir verdient scheint." "Was sich zwischen uns abspielen wird," sagte Helgi, "wird dir nicht gut bekommen!" Skarphedin sagte: Wechselt keine Worte mit Hrapp! Zahlen wir ihm lieber einen roten Balg für den grauen" Hrapp sagte: "Schweig du, Skarphedin! Das werd ich mir nicht versagen, meine Art dir an den Schädel zu setzen!"



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"Wir werdens erproben," sagte Skarphedin, " wer über des andern Schädel Steine häuft "

Geht nach Haus, Dungbärtler!" sagte Hallgerd: "so werden wir euch künftig immer nennen und euern Vater den Alten ohne Bart" Sie kehrten nicht eher nach Haus, als bis sich alle Anwesenden dieser Worte schuldig gemacht hatten außer Thraïn: er geschweigte diese Worte der andern.

Die Njalssöhne sogen davon und ritten, bis sie nach Haus kamen. Sie berichteten ihrem Vater. " Ernannter ihr vielleicht Zeugen zu den Worten:" fragte Njal. "Nein," sagte Skarphedin: " wir gedenken nicht anders als auf dem Waffending Klage zu führen 2 !" "Das wird keiner mehr erwarten," sagte Bergthora, "daß ihr euch traut, tätlich zu werden!" "Spar es dir nur, Mutter," sagte Saari" ,deine Söhne anzustacheln, denn sie werden so schon reichlich tatenlustig sein

Darauf sprachen sie lange leise zusammen, Njal und die Söhne und Kari.


92. Der Kampf am Waldstrom

Jetzt gabs viel Gerede über ihren Zwist, und niemand zweifelte, daß es sich damit nicht legen werde. Runolf, der Sohn Ulfs des Sandgoden in Tal, war Thraïns guter Freund und hatte den Thraïn zu sich eingeladen, und es war ausgemacht; er solle hinüber kommen, wenn drei Wochen vom Winter um seien oder ein Monat. Mit Thraïn gingen hin der Mords-Hrapp und Grani Gunnarssohn, Gunnar Lambissohn, Lambi Sigurdssohn nebst Lodin und Tjörwi. Sie waren achte; dazu sollten Thorgerd und Hallgerd mitgehn Thraïn machte auch kund, daß er in Wald bei seinem Bruder Keul einzukehren denke, und zeigte an, wieviele Tage er fortzubleiben denke. Sie waren alle vollbewaffnet. Sie ritten nun ostwärts über den Waldstrom und fanden dort arme Weiber, die baten, man möge sie auf die Westseite übersetzen. Das taten sie. Dann ritten sie nach Tal und fanden dort gute Aufnahme. Ketil aus Wald war schon dort. Sie saßen da drei Tage. 

1 Geht auf du Deckung der rise, s. S. 105 2. Zugespitzter Ausdruck für Rache. Im folgenden vergessen.



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Runolf und Ketil baten Thraïn, er möge sich mit den Njalssöhnen vertragen. Aber er erklärte, er werde nie zahlen, und antwortete kopfscheu; er halte sich für genügend gerüstet gegen die Njalssöhne, wo sie sich auch träfen."Kann sein, daß es so ist," sagte Runolf,",aber ich glaube umgekehrt, daß keiner ihnen gleichkommt, seit Gunnar von Haldenende hinging, und das wahrscheinliche ist, daß es hier einen der Teile ins verderben reißt." Thraïn sagte, das werde ihm nicht bange machen.

Dann sog Thraïn nach Wald hinauf und blieb dort zwei Tage. Darauf ritt er nach Tal zurück und wurde hier wie dort mit anständigen Geschenken entlassen. Der Waldstrom floß zwischen Eisrändern, und da und dort führten schmale Bänder hinüber. Thraïn sagte, er habe vor, den Abend noch heimzureiten. Runolf sagte, er solle nicht reiten; es sei vorsichtiger, nicht zu der Zeit zu ziehen, die er genannt hatte. Thraïn antwortete Das heißt sich fürchten, und das will ich nicht!"

Die Bettelweiber, die sie über den Strom gesetzt hatten, kamen nach Bergthorsbühl, und Bergthora fragte sie, woher sie seien; aber sie sagten, sie seien von drüben unter den Inselbergen. "Wer setzte euch über den Waldstrom:" fragte Bergthora, "Leute, die so recht groß taten," sagten sie. " Wer waren die?' fragte Bergthora. "Thraïn Sigfussohn," sagten sie, "und seine Begleiter. Aber das mißfiel uns besonders," sagten sie, "daß sie so viele und böse Reden führten bier über deinen Mann und seine Söhne." Bergthora sagte: " Nicht jeder kann sich seinen Ruf bestellen." Damit zogen sie fort, und Bergthora machte ihnen Geschenke und fragte sie, wann Thraïn zurückkommen werde. Sie sagten, er wolle vier oder fünf Tage fortbleiben . Darauf berichtete Bergthora ihren Söhnen und ihrem Schwiegersohn Kari und sprach lange mit ihnen insgeheim.

Aber an dem selben Morgen, als Thraïn westwärts ritt. erwachte Njal in der Frühe und hörte, daß Skarphedins Art an die Bretterwand stieß. Da stand Njal auf und ging vors Haus und sah, daß seine Söhne alle in Waffen waren und sein Schwiegersohn Kari desgleichen. Skarphedin ging zuvorderst; er war in dunkelblauer Jacke und hatte einen Tartschenschild und seine Art geschultert. Hinter ihm ging Kari er trug ein



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Seidenwams, einen vergoldeten Helm und einen Schild, auf dem war ein Löwe gemalt 1. Hinter ihm ging Helgi er war in rotem Rock, einen Helm auf dem Kopf und einen roten Schild mit einem Hirsch als Zeichen 1. Auch die zwei andern waren in farbigen Kleidern. Njal rief dem Skarphedin zu:"Wohin solls gebn, Junge:" "Auf die Schafsuche," sagte er. "So wars schon einmal," sagte Njal, "und da sagtet ihr nach Männern." Skarphedin lachte und sagte: "Hört ihr; was der Alte sagt: Er hat seinen Argwohn!" "Wann spracht ihr dies früher schon:" fragte Kari. "Damals erschlug ich Sigmund den Weißen, Gunnars Vetter sagte Skarphedin."Weswegen:" fragte Kari. Er hatte Thord den Freigelassenensohn erschlagen, meinen Ziehvater," sagte Skarphedin 2

Njal ging ins Haus, aber sie zogen nach Rotschlipfen hinauf und warteten dort man konnte es von dort sehen, sobald jene von Tal herritten. Es war Sonnenschein an dem Tage und helles Wetter. Jetzt ritten Thraïn und die Seinen von Tal her den Sandufern entlang. Lambi Sigurdssohn sagte: "In Rotschlipfen blitzen Schilde auf, wenn die Sonne drauf scheint: da werden einige im Hinterhalt liegen." "Dann wollen wir uns stromabwärts wenden," sagte Thraïn, "sie werden dann zu uns stoßen, wenn sie etwa ein Geschäft mit uns haben." Sie wandten sich nun stromabwärts 3.

Skarphedin sagte: "Jetzt haben sie uns gesehen, denn sie biegen um. Da bleibt uns nichts andres, als hinunterzulaufen auf ihren Weg." Kari sagte: "Sonst legt man Hinterhalt nicht mit so viel schwächerer Mannschaft wie wir: sie sind acht und wir fünf." Sie wandten sich nun stromabwärts und sahen eine Eisbrücke weiter unten und wollten dort hinüber. Thraïn und die Seinen nahmen Stand oberhalb der Brücke auf dem Eise. Thraïn sagte: "Was können diese Männer wollen Sie sind fünf, aber wir sind acht." Lambi Sigurdssohn sagte:"Ich ver 1 

vgl. Einl. S. 8. Diese zwei Fragen und Antworten dienen der Erinnerung der Hörer. nach der landschaftlichen Lage könnte dieses Stromabwärtsreiten nur den Zweck haben, sich von den Auflauernden zu entfernen. Und dann wäre es für die Berittenen leicht, sich von den zu Fuß Nachlaufen- den nicht einholen zu lassen. Daß sie nachher auf sie warten, bleibt unerklärt.



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mute, sie würden äch dran wagen, auch wenn noch einer mehr hier stände!" Thraïn fuhr aus dem Mantel und nahm den Helm ab.

Dem Skarphedin begegnete es, als sie dem Strom entlang liefen, daß sein Schuhriemen entwei riß, und er blieb zurück. "Was zauderst du so, Skarphedin fragte Grim. "Ich binde meinen Schuh," sagte er. "Gehn wir voraus!" sagte Kari: "ich glaube fast, er wird nicht langsamer sein als wir." Sie wandten sich hinunter zu der Eisbrücke und liefen scharf. Skarphedin sprang auf, sobald er den Schuh gebunden hatte, und hielt die Art hoch; er lief gegen den Strom vor, aber der Strom war so tief, daß er weithin ungangbar war. Hohes Eis hatte sich gestaut drüben am Strom, so glatt wie Glas, und Thraïn mit den Seinen stand mitten auf dem Eise. Skarphedin schnellte sich empor und sprang über den Strom von einem Eisrand zum andern, gewann festen Stand und sauste sofort gleitend weiter. Das Eis war sehr glatt, und er fuhr dahin, als flöge ein vogel. Thraïn dachte sich eben den Helm aufzusetzen . Skarphedin war eher zur Stelle und hieb nach Thraïn mit der Art Schlachthere '; sie traf den Kopf und spaltete ibn bis auf die Backenzähne herab, so daß diese hinfielen aufs EIS. Dies spielte sich ab so in Blitzeseile, daß keiner zum Hieb auf ihn kam. Er sauste sogleich zurück in fliegender Fahrt. Tjörwi schnellte ibm die Tartsche in den Weg: da hüpfte er hinüber, kam doch zu stehn und sauste an das Ende des Eises.

Da kamen ihm Kari und sie entgegen. "Das heißt mannhaft losgegangen!" sagte Kari. "Bleibt noch der Anteil von euch!" sagte Skarphedin. Da wandten sie sich gegen sie hinauf. Grim und Helgi sahen den Hrapp stehn und wandten sich sogleich ihm zu. Hrapp hieb sogleich nach Grim mit der Art; Helgi sah dies und hieb dem Hrapp auf die Hand, so daß es sie abtrennte, und die Art fiel hin. Hrapp sagte: "Hier hast du ein hochnötiges Werk vollführt; denn diese Hand hat manchem Manne Schaden gebracht und Tod." "Hier solls nun ein Ende haben," sagte Grim, und durchbohrte ihn mit dem Speere; da fiel Hrapp tot bin. 1 

Der Erzähler vergißt, daß er diesen Namen nie eingeführt hat.



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Tjörwi wandte sich gegen Kari und schoß den Speer auf ihn. Kart sprang in die Höhe, und der Speer flog ihm unter den Füßen durch. Kari sprang auf ihn zu und hieb nach ihm mit dem Schwerte —auf die Brust und sogleich ins Innere; er war sogleich des Todes. Skarphedin packte die beiden, Gunnar Lambissohn und Grani Gunnarssohn, und sagte: "Hier hab ich zwei Wolfsjunge gefangen; was soll man mit ihnen machen:" "Dir ständes frei," sagte Helgi, "sie alle beide zu erschlagen, wenn du ihren Tod wolltest." "Es widerstrebt mir," sagte Skarphedin, " beides zugleich zu tun: dem Högni zu helfen und seinen Bruder zu töten." "Eines Tages wird es dahin kommen," sagte Helgi, "daß du ihn wünschtest getötet zu haben; denn nie wird er dir treu werden und keiner von denen, die jetzt hier sind." Skarphedin sagte: "Fürchten werd ich sie nicht!" Darauf schenkten sie das Leben dem Grani Gunnarssohn, dem Gunnar Lambissohn, dem Lamb Sigurdssohn und dem Lodin.

Hernach machten sie sich nach Hause, und Njal fragte nach Neuigkeiten. Sie erzählten ihm alles aufs genaueste. Njal sagte: "Große Neuigkeiten sind das, und das Wahrscheinliche ist, daß hieraus der Tod eines meiner Söhne entspringt, wenn es nicht zu noch mehr führt!"

Gunnar Lambissohn schaffte Thraïns Leichnam mit sich nach Grießach, und dort wurde er eingehügelt.


93. Thraïn wird gebüßt

Ketil aus Wald hatte Njals Tochter Thorgerd zur Frau, aber Thraïn war sein Bruder, und er fand sich in schwieriger Lage. Er ritt zu Njal und fragte ihn, ob er vielleicht den Totschlag Thraïns büßen wolle. Njal antwortete: "Ich will ihn so büßen, daß man zufrieden sein kann; und ich möchte, daß du dich verwendest bei deinen Brüdern, denen die Ringe zustehn 1, daß sie Vergleich annehmen." Ketil sagte, das wolle er gerne tun. 

1 Dies spielt an auf die in der Graugans erwähnten Bußen, die den verwandten des Getöteten von den verwandten des Täters entrichtet werden (zu scheiden von dem Wergeld, das der nächste Erbe von dem Täter empfängt).



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Keul ritt vorerst nach Hause. Bald darauf entbot er alle seine Brüder nach Haldenende. Dort trat er in Verhandlung mit ihnen, und Högni hielts mit ihm in der ganzen Verhandlung, Und es kam dahin, daß man Männer für den Schiedsspruch wählte und eine Zusammenkunft ansetzte; und es wurde eine Mannesbuße verhängt fur den Totschlag Thraïns, und sie alle nahmen die Buße entgegen, wies dem Gesetz entsprach 1. Darauf wurden die Treuschwüre abgenommen und der Friede möglichst gesichert. Njal entrichtete die ganze Summe gut und großartig. Es geschah nun nichts weiter eine Zeitlang.

Eines Tages ritt Njal nach Wald hinauf und besprach sich mit Keul den ganzen Tag. Am Abend ritt Njal nach Hause, und niemand wußte, worüber sie beraten hatten. Keul zog nach Grießach; er sagte zu Thorgerd: "von jeher hab ich meinen Bruder Thraïn sehr gern gehabt: das will ich jetzt beweisen, denn ich erbiete mich, Höskuld, Thrains Sohn, als Ziehsohn anzunehmen." " Das nehm ich auf die Bedingung an," sagte sie: " du sollst für diesen Knaben alles tun, was du kannst, wenn er erwachsen ist, und ihn rächen, wenn er durch die Waffe fällt, und ihm das Geld zum Brautschatz beisteuern; und zwar mußt du das beschwören." Er willigte in all das ein. Nun sog Höskuld mit Ketil nach Hause und wohnte eine Zeitlang bei ihm.


94. Höskuld wird Njals Ziehsohn

Eines Tages ritt Njal nach Wald hinauf und wurde dort gut aufgenommen. Er blieb dort über Nacht. Am Abend rief Njal den Knaben Höskuld herbei, und er kam sogleich zu ihm. Njal hatte einen goldenen Fingerring an der Hand und zeigte ihn dem Knaben: er griff nach dem Ring und besah ihn und steckte sich ihn an den Finger. Njal sagte: "Möchtest du den Ring zum Geschenk haben:" "O ja," sagte der Knabe. "Weißt du," fragte Njal, " was deinem Vater den 

Aber diese technisch geregelte ,Magsühne', die in keiner der andern Sagas auftaucht, wird auch unserm Erzähler nicht klar vorgeschwebt haben er denkt sich wohl einfach, daß die ,Mannesbusse' (das Wergeld) unter die Verwandten verteilt wird. 1 Sieh die vorige note.



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Tod brachte?' Der Knabe antwortete: "Ich weiß, daß Skarphedin ihn totschlug: und wir brauchen einander nicht daran zu erinnern, da man sich verglichen hat und volle Buße dafür erlegt ." "Die Antwort ist besser," sagte Njal, "als meine Frage, und du gibst gewiß einen braven Mann." "Mich freut das Ehrenvolle, das Ihr mir prophezeit," sagte Höskuld, 1 "denn ich weiß, daß du zukunftskundig bist und nie lügst." Njal sagte: "Nun möcht ich dein Ziehvater werden, wenn dus annehmen willst." Er sagte, er wolle diese Guttat annehmen wie jede andre, die er ihm erweise.

Das Ende der Sache war, daß Höskuld mit Njal als sein Ziehsohn nach Hause zog. Njal sorgte, daß dem Knaben kein Leid geschah, und hatte ihn sehr gern. Njals Söhne nahmen ihn auf ihren Gängen mit und taten ihm alles zu Gefallen.

Nun verging die seit, bis Höskuld erwachsen war. Er war groß und stark, sehr schmuck von Ansehen, mit schönem Haarwuchs, freundlich in seiner Rede, feigebig, selbstbeherrscht, ein vortrefflicher Fechter, er redete Gutes von jedermann und war gern gesehen. Zwischen den Njalssöhnen und Höskuld gabs nie Zwist.


95. Flosi und sein Geschlecht

Es war ein Mann namens Flosi. Er war ein Sohn von Thord dem Freyspriester, dem Sohn von Özur, dem Sohn von Absjörn, dem Sohn von Heyangs-Björn, dem Sohn von Helgi, dem Sohn von Björn Rindsfuß. Flosis Mutter war Jngunn, eine Tochter von Thorir auf Espenbühl, dem Sohn von Hamund Helhaut, dem Sohn von Hjör, dem Sohn des Half, der die Halfskrieger befehligte, des Sohnes von Hjörleif dem Weibersüchtigen. Die Mutter des Thorir war Jngunn, eine Tochter Helgis des Magern, der die Inselföhrde besiedelte. Flosi hatte zur Frau die Steinwör, eine Tochter Halls von der Seite; sie war außerehelich: ihre Mutter hieß Solwör, Tochter Herjolfs des Weißen. Flosi hatte seine Wirtschaft in Schweinsberg 1 und war ein großer Häuptling. Er war hoch an Wuchs und stark, ehrgeizig wie wenige. Ein Bruder von ihm hieß Starkad; der hatte nicht dieselbe Mutter wie Flosi: Starkads 

1 Im östlichen Teil der Südküste, 64° nördl. Breite, 17° westl Länge.



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Mutter war Thraslaug, eine Tochter von Thorstein Sperling, dem Sohne Geirleifs; aber die Mutter der Thraslaug war Unn, die war eine Tochter des Ansiedlers Eywind Barsch und eine Schwester Modolfs des Weisen. Brüder von Flosi waren ferner Thorgeir und Stein, Kolbein und Egil.

Starkad, der Bruder Flosis, hatte eine Tochter namens Hildigunn. Sie war ein rechtes Kernweib und sehr schön von Ansehen. Sie war geschickt, daß es wenig gleichgeschickte Frauen gab. Sie war von unversöhnlicher und trotziger Gesinnung wie wenige und ein guter Kerl, da wo Anlaß dazu war.


96. Hall von der Seite und sein Geschlecht

Es war ein Mann namens Hall, zubenannt der Hall von der Seite 1. Er war ein Sohn von Thorstein, dem Sohne Bödwars. Halls Mutter hieß Thordis und war eine Tochter von Özur, dem Sohn von Hrodlaug, dem Sohn von Jarl Rögnwald aus Möre, dem Sohn von Eystein Donner. Hall hatte zur Frau die Joreid, Tochter von Thidrandi dem Weisen, dem Sohn von Ketil Lärm, dem Sohn von Thorir Auerhahn aus Värdalen. Ein Bruder der Joreid war Ketil Lärm in der Njördbucht, ein andrer Thorwald, der Vater Helgis, des Droplaugsohnes . Hallkatla hieß eine Schwester der Joreid, die Mutter von Thorkel Geitissohn und Thidrandi.

Ein Bruder Haus hieß Thorstein, zubenannt Breitbauch. Dessen Sohn war Kol, den dann Kari in Wales erschlägt 2. Die Söhne Haus von der Seite waren Thorstein und Egil, Thorwald, Ljot und Thidrandi, von dem es heißt, daß die Schicksalschauen ihn umbrächten 3 .

Es war ein Mann namens Thorir, zubenannt der Felsen Thorir. Seine Söhne waren Thorgeir Klamm-Geir, Thorleif Rabe und Thorgrim der Große 4. 

1 Die Seite (Sída) heißt den mittelalterlichen Quellen der gegen Südost gekehrte Teil der fohrdelosen Südküste. Haus mütterliche vorfahren heißen die Seitenmänner', aber Hall selbst wohnte östlicher, in der Schwanenföhrd. Sein Hof wird erst Kap. 100 eingeführt. 2 Kap. 158. 3 Darüber gibt es eine eigene Erzählung. Sine Wiederholung aus Kap. 20, hier an wenig passender Stelle. Die Genannten treten erst Kap. 117 auf.



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97. Höskulds Godentum und Heirat; das Fünfergericht

Jetzt ist da fortzufahren, daß Njal sich mit Höskuld besprach: "Ich möchte nach einer Partie für dich suchen, mein Ziehsohn, nach einer Heirat." Höskuld sagte, das sei ihm recht, er möges in die Hand nehmen; wo er sich am ehesten umsehen wolle: Njal antwortete: "Es ist ein Mädchen namens Hildigunn , Tochter des Starkad, des Sohnes von Thord dem Freyspriester: das ist die beste Heirat; die ich kenne." Höskuld sagte: "Bestimme du, Ziehvater ! Ich werdes so machen, wie du es haben willst." "Hier wollen wir uns also umsehen, sagte Njal.

Kurz danach bot Njal Leute auf, mit ihm zu gehn; es gingen die Sigfussöhne und die Njalssöhne sämtlich und Kari Sölmundssohn . Sie ritten ostwärts nach Schweinsberg. Dort fanden sie gute Aufnahme. Am Tag darauf traten Njal und Flosi ins Gespräch. Njals Worte nahmen die Wendung, daß er sagte: "Dieses Anliegen führt mich her, daß wir auf einem Werbungsgang sind und um deine Bruderstochter Hildigunn anhalten wollen." "Zu wessen Handen:" fragte Flosi. "Meines Ziehsohnes Höskuld," sagte Njal. "Ein guter Gedanke" sagte Flosi; "freilich stehts gewagt zwischen euren beiden Sippen. Was hast du denn von Höskuld zu berichten:" "von ihm kann ich Gutes berichten," sagte Njal;"auch will ich soviel Geld beisteuern , daß ihr es anständig findet, falls ihr diese Sache in Erwägung ziehen wollt." "Wir wollen sie herrufen," sagte Flosi, "und sehen, wie ihr der Mann gefällt."

Da wurde sie hergerufen, und sie kam. Flosi berichtete ihr die Werbung. Sie sagte, ihr Sinn gehe hoch hinaus" ,und ich weiß nicht, wie ich mich stellen soll, in Anbetracht, daß hier solche Männer in Frage stehn, aber hinwiederum auch, daß dieser Mann keine Dingherrschaft 1 hat. Du hast doch gesagt, du würdest mich keinem Manne ohne Godentum zur Frau geben." " Das genügt allein schon," sagte Flosi" ,daß du dich nicht verheiraten willst: da werd ich auf ihren Antrag nicht eingehn." "So mein 

1 Godentum.



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ichs nicht,"sagte sie" ,daß ich den Höskuld nicht heiraten möchte, wenn sie ihm eine Dingherrschaft verschaffen; aber andernfalls werd ich auf ihren Antrag nicht eingehn." Njal sagte; "Da möcht ich mir hierfür eine Frist von drei Jahren erbitten." Flosi antwortete, so soll es sein."Den Punkt möcht ich noch ausbedingen," sagte Hildigunn, " wenns zu dieser Heirat kommt, daß wir hier im Osten wohnen." Njal sagte; das wolle er Höskuld überlassen; aber Höskuld meinte; vielen vertraue er, aber keinem so fest wie seinem Ziehvater 1. Nun ritten sie nach dem Westen zurück.

Njal suchte für Höskuld eine Dingherrschaft, und keiner wollte sein Godentum verkaufen 2. Es verstrich nun der Sommer bis gegens Allding hin. Diesen Sommer standen große Dingfehden bevor. Es tat da mancher, wie ers gewohnt war, daß er den Njal aufsuchte; aber er erteilte solche Ratschläge — was man nicht geglaubt hätte —, daß Klagen und verteidigungen hinfällig wurden. Und daraus entstand großes Gezänke, weil die Prozesse nicht zum Abschluß kommen konnten. und die Leute verließen das Ding in Unfrieden.

Nun verstrich die Zeit, bis das nächste Ding kam. Njal ritt aufs Ding, und anfangs war das Ding ruhig, bis daß Njal davon sprach, es sei an der Zeit, die Klagen kundzumachen. viele meinten, das habe keinen großen Zweck, da keiner seine Sache durchführen könne, wenn er auch vors Ding geladen hätte: " wir wollen lieber," sagten sie, " uns Recht holen mit Spitze und Schneiden" "Das darf nicht sein," sagte Njal, " es führt zu nichts Gutem, kein Gesetz im Lande zu haben. Doch 

1 Daher könne er unbesorgt im Westen wohnen bleiben. Vgl. Rap. 109 gegen Schluß. Die folgende Erzählung von der Gründung des fünften Alldings: gerichts gibt fast in jedem zweiten Satze rechtsgeschichtliche und psychologische Anstöße, und man hat viel daran herumgedoktert. Unser Text meidet Ausschaltungen, erlaubt aber ein paarmal, das ungefüge Original etwas freier wiederzugeben. Die schlichte Tatsache, daß durch den Gesetzsprecher Skapti das fünfte Gericht eingeführt wurde, ist beglaubigt; darüber hinaus können wir nichts kontrollieren. Die Stellung Njals, der weder Gode noch Gesetzsprecher, nur ein rechtskundiger Privatmann war, erscheint romanhaft gesteigert. Auch abgesehen davon gehört der Abschnitt zu den am wenigsten überzeugenden. Man nehme ihn als einen Versus des späten Sagaschreibers, eine Einrichtung der verflossenen Fretstaatszeit tn ihrem Entstehn zu schildern.



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könnt ihr euch mit Recht hierüber beschweren, und die Sache geht uns an, die wir das Gesetz kennen und es lenken sollen. Mir scheint es ratsam, daß wir, sämtliche Häuptlinge, uns einberufen und darüber reden."

Da gingen sie zur gesetzgebenden Kammer 1. Njal sagte: "Dich ruf ich dazu auf, Skapti Thoroddssohn 2 ,und die andern Häuptlinge, daß nach meiner Meinung unsre Zustände in eine aussichtslose Lage geraten sind, wenn wir Klagen vorbringen sollen an den Viertelsgerichten und sie werden so durchkreuzt, daß sie weder zu Fortgang noch Abschluß kommen. Mir scheint es ratsamer, daß wir ein fünftes Gericht bekämen und an diesem die Klagen vorbrächten, die am Viertelsgericht nicht zum Abschluß kommen." "Wie willst du," fragte Skapti, "das Fünfergericht 3 besetzen, da von den alten Godentümern schon die Viertelsgerichte besetzt werden, drei Dutzend Urteiler in jedem viertel:" "Dafür weiß ich Rat," sagte Njal: " neue Godentümer zu gründen — die Männer, die sich am besten dazu schicken aus jedem Viertel; und es sollen die ihrem Ding beitreten, die damit einverstanden sind ." "Dieser vorschlag ist uns recht," sagte Skapti: " aber welcherlei Klagesachen sollen vor dieses Gericht kommen:" Diese Sachen sollen davor kommen," sagte Njal: " alles was Dingirrung betrifft; wenn man falsches Zeugnis oder falschen Geschworenenspruch erbringt- auch alle Dingspaltungssachen sollen davor kommen, wo man im Viertelsgericht keine Einstimmigkeit erreicht hat: die soll man ans Fünfergericht weisen; desgleichen, wenn man bestochen hat oder sich bestechen lassen. In diesem Gerichte sollen lauter stärkste Eide gelten und zwei Männer jeden Eid stützen, die das auf ihre Mannesehre nehmen sollen, was jene schwören 5. Desgleichen, wenn der eine seine Sache recht führt und der andere falsch. da soll man zugunsten derer urteilen, die sie recht vertreten. An diesem Gericht soll man jede Klage so verfolgen wie am Viertelsgericht, ausgenommen, wenn die vier 

1 S. c. S. 26 2. 2 Damals eben Gesetzsprecher geworden. 3 Dies ist der gewöhnliche name (nicht ,fünftes Gericht') : er ist nicht sicher erklärt. 4 Sie mußten sich also von ihrem bisherigen Goden lossagen; vgl. Kap. 107. 5 Steh die Formeln in Kap. 144.



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Dutzend Urteiler ins Fünfergericht ernannt sind, dann soll der Kläger sechs Männer aus dem Gericht ablehnen und der verteidiger weitere sechs: will dieser aber keine ablehnen, dann soll der Kläger das ganze Dutzend ablehnen; tut der Kläger das nicht, dann fällt der Prozeß dahin, denn drei Dutzend sollen urteilen 1.

Wir sollen auch diese Einrichtung der gesetzgebenden Kammer treffen 2 , daß die berechtigt sein sollen, über Gesetze und Bewilligungen zu beschließen, die auf der mittleren Bankreihe sitzen, und man soll die dazu wählen, die am verständigsten sind und rechtschaffensten 3 Wenn die äch nicht einigen, die in der Gesetzgebungskammer sitzen, was sie bewilligen oder zum Gesetz erheben wollen, dann soll die Mehrheit zwischen ihnen entscheiden . Aber wenn jemand draußen vor der Gesetzgebungskammer steht und man läßt ihn nicht hineintreten oder er findet sich vergewaltigt, dann soll er gesetzlichen Einspruch erheben, so daß mans höri in der Kammer, und damit hai er ihnen durch- getan all ihre Bewilligungen und alles, was sie an gesetzlichen Bestimmungen vorbrachten."

Danach ließ Skapti Thoroddssohn ins Gesetz aufnehmen das Fünfergericht und das übrige, was vorgebracht worden war. Hierauf ging man zum Gesetzesfelsen. Da gründete man neue Godentümer. Im Nordviertel waren diese neuen Godentümer: das Godentum der Leute von Kies in der Mittelföhrde 4 und das Godentum der Leute von Laubgrat in der Inselföhrde.

Da heischte Njal sich Gehör und sagte: "Vielen ist es bekannt, wie es erging zwischen meinen Söhnen und den Grießachleuten, und daß sie erschlugen den Thraïn Sigfussohn; und doch legten wir die Sache bei, und ich habe Höskuld aufgenommen und ihm eine Heirat gesichert, für den Fall, daß er irgend ein 

1 Dies spielt eine verhängnisvolle Rolle in Kap. 144. Den Klagen dieses Kap. dient überhaupt unser Auslauf übers Fünfergericht einigermaßen als vor- bereitung. Auch hierin, meint der Erzähler, sei damals geneuert worden. Ob er recht hat, ist nicht auszumalen, denn von der Einrichtung der Gesetzgebungskammer in der Sagazeit aisen wir nichts. 3 Nach der Graugans sind es vielmehr die Goden, und sie werden nicht gewählt. Entstand nach der hierin glaubwüdigern Geschichte vom durchtriebenen Ofeig erst 50 Jahre später ! (Thule Bd. 10 S. 270.)



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Godentum erlange; aber keiner will sein Godentum verkaufen. Ich möcht euch bitten, daß ihr mir erlaubt 1, ein neues Godentum zu gründen, auf Weißspitze 2, für Höskuld." Er erlangte das von allen. Darauf gründete erdas Godentum für Höskuld, und der wurde seither genannt Höskuld der Weißspitzengode.

Hernach ritt man vom Ding nach Hause. Njal hielt sich nur kurz daheim auf, bis er mit seinen Söhnen nach Schweinsberg hinüber ritt und bei Flosi die Werbung aufnahm. Aber Flosi sagte, er wolle ihnen Wort halten. Da wurde Hildigunn dem Höskuld verlobt und das Hochzeitsgelage verabredet. Damit war dies erledigt, und sie ritten zurück. Aber ein zweites Mal ritten sie hin, auf die Hochzeit. Nach dem Fest löste Flosi ihr ganzes vermögen ab und zahlte es nach Wunsch aus. Die beiden zogen nach Bergthorsbühl und wohnten dieses Jahr dort, und es ging alles gut zwischen Hildigunn und Bergthora. Aber im Frühjahr darauf kaufte Njal Land in Wörsahof und übergab es dem Höskuld, und der siedelte dahin über. Njal besorgte ihm alles Gesinde. Und so warm wars zwischen ihnen allen, daß keiner etwas beschließen mochte, ohne sich mit den andern zu beraten. So wohnte Höskuld in Wörsahof lange Zeit, daß sie gegenseitig ihr Ansehen stützten, und die Söhne Njals begleiteten ihn auf seinen Ritten. So eifrig hatten sies mit ihrer Freundschaft, daß beide Teile einander jeden Herbst zu sich einluden und einander große Geschenke machten. So gings eine gute Zeit.


98. Lvtings Rache für Thraïn

Es war ein Mann namens Lyting. Er hatte seine Wirtschaft in Samstätten 4. Er hatte eine Frau, die hieß Steinwör ; sie war eine Tochter des Sigfus, eine Schwester Thräins. Lyting war ein hochgewachsener und starker Mann, begütert an Habe und schwierig im Umgang. 

1 Wer das zu erlauben hat, bleibt dunkel nicht die gesetzgebende Kammer, denn wir befinden uns fern von ihr, auf dem Gesetzesfelsen. 2 Landspitze und Hof auf den Landinseln (o. S. 143 1), nahe Wörsahof (s. u.). 3 Ziemlich in der mitte zwischen Bergthorsbühl und Haldenende; der name bedeutet 'Hof der Leute von Wörs (Voss tn Norwegen)'. 4 8 Kilometer westlich von Haldenende.



Thule-Bd.04-214 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Eines Tages begab es sich, daß Lyting eine Einladung hatte bei sich in Samstätten: er hatte eingeladen den Höskuld und die Sigfussöhne, und sie kamen alle; es waren auch da Grani Gunnarssohn und Gunnar Lambissohn und Lambi Sigurdssohn. Höskuld, der Sohn Njals, und seine Mutter, besaßen eine Wirtschaft in Fels '; er ritt immer von Bergthorsbühl nach dem Gut hinüber, und sein Weg führte durch Samstätten über den Hof, Höskuld hatte einen Sohn namens Amundi; der war blind geboren, doch war er groß an Wuchs und kräftig.

Lyting hatte zwei Brüder; der eine hieß Hallstein, der andere Hallgrim. Die waren arge Unruhstifter, und sie wohnten immer bei ihrem Bruder, denn andre Leute konnten nicht mit ihnen auskommen.

Lyting war an dem Tage draußen, aber zuweilen trat er ins Haus. Er war eben auf seinen Sitz gegangen, da kam ein Weib herein, das draußen gewesen war; sie sagte: "Ihr habt sehr gefehlt draußen, als der Großtuer übern Hof ritt!" ""Welcher Großtuer war das," sagte Lyting, " von dem du berichtest" "Höskuld Njalssohn ritt hier übern Hof," sagte sie. Lyting sagte: "Der reitet oft hier übern Hof, und mir ist das eine rechte Prüfung. Ich erbiete mich dazu, Höskuld, dich zu begleiten, wenn du deinen Vater rächen willst und Höskuld Njals sohn erschlagen." "Das will ich nicht," sagte Höskuld: " da lohne ich schlimmer, als es verdient ist, meinem Ziehvater Njal. Hab schlechten Dank deine Einladung" Und er sprang über den Tisch und ließ seine Pferde holen und ritt nach Haus.

Da sagte Lyting zu Grani Gunnarssohn: "Du warst dabei, als Thraïn erschlagen wurde, und es wird dir erinnerlich sein; und auch du, Gunnar Lambissohn, und du, Lambi Sigurds- sohn! Ich möchte arun, daß wir beut abend losritten gegen ihn und ihn erschlagen." "Nein," sagte Grani, "ich will nicht gegen die Njals söhne losgehn und den Vertrag brechen, den wackere Männer schlossen." Ebenso sprachen die andern alle, auch die Sigfussöhne, und beschlossen davonzureiten.

Da sagte Lyting, als sie fort waren: "Jedermann weiß, daß ich keine Buße empfangen habe für meinen Schwager Thränen 2. 1. 

7—8 Kilometer nordöstlich von Samstätten. 2 vgl. Rap. 93.



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Ich geb mich auch nicht zufrieden, wenn keine Blutrache für ihn eintritt." Danach forderte er zur Begleitung auf seine zwei Brüder und drei Knechte. Sie zogen auf den Weg, den Höskuld kommen mußte, und lauerten ihm auf nördlich von der Hofmauer in einer Vertiefung und warteten dort, bis der halbe Nachmittag um war. Da kam Höskuld auf sie zu geritten. Sie sprangen nun alle auf mit den Waffen und griffen ihn an. Höskuld wehrte sich so wacker, daß sie ihn lange nicht unterkriegten. Aber zuletzt kams dahin, daß er den Lyting an der Hand verwundete und zwei seiner Hausleute erschlug, aber dann selber fiel. Sie brachten dem Höskuld sechzehn Wunden bei, schlugen ibm aber nicht den Kopf ab. Sie gingen in die Wälder östlich der Krummach 1 und versteckten sich dort.

Diesen selben Abend haue der Hirte der Hrodny den Höskuld tot gefunden und ging nach Haus und berichtete der Hrodny den Totschlag ihres Sohnes. Sie sagte: "Gewiß ist er noch nicht tot; oder war der Kopf ab:" "Nein, das nicht," sagte er. "Ich werdes merken, wenn ich ihn sehe," sagte sie; "hol mein Pferd und ein Fuhrwerk." Er tat so und machte alles fertig, und dann zogen sie dort hin, wo Höskuld lag. Sie sah sich die Wunden an und sagte: "Ich habe recht geahnt, daß er noch nicht völlig tot sein werde, und Njal kann noch größere Wunden heilen."

Darauf nahmen sie den Leichnam und legten ihn auf die Karre, fuhren sie nach Bergthorsbühl und zogen sie dort hinein in den Schafstall und ließen ihn aufrecht an der Wand sitzen. Darauf gingen sie beide zum Wohnhaus und klopften an die Tür, und es kam ein Knecht an die Tür. Sie drängte sich sogleich neben ihm durch und ging weiter, bis sie vor das Bett Njals kam. Sie Sagte, ob Njal wach sei. Er sagte, er habe eben noch geschlafen, sei aber jetzt wach: " warum kommst du denn her so in der Früher" Hrodny sagte: "Steh auf aus dem Beit von meinem Mit weib und geh hinaus, und sie des gleichen und deine Söhne" Sie standen auf und gingen hinaus. Skarphedin sagte: 

1 Das wäre 1-2 Wegstunden westlich von Samstätten. 2 Der Ausdruck helga) bezeichnet gewöhnlich das Neben weib im verhältnis zur rechtmäßigen Gattin, und so ists gewiß auch hier gemeint eine echt njalahafte Spitze!



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"Holen wir unsre Waffen und nehmen sie mit!" Njal sagte nichts dazu, und sie liefen hinein und kamen bewaffnet heraus. Hrodny ging voran, bis sie zu dem Schafstall kamen. Sie trat ein und hieß sie nachkommen. Sie hielt ein Windlicht hoch und sagte: "Hier ist dein Sohn Höskuld, Njal, und hat viele Wunden am Leibe und wird jetzt Heilung nötig haben." Njal sagte: "Todeszeichen seh ich an ihm, keine Lebenszeichen: warum hast du ihm die Leichenhilfen 1 nicht gewährt, daß die Nasenlöcher noch offen sind" "Das dachte ich Skarphedin zu 2," sagte sie. Skarphedin trat heran und gewährte ibm die Leichenhilfen. Dann sagte Skarphedin zu seinem Vater: " Wer sagst du daß ihn getötet bat:" Njal antwortete: "Lyting von Samstätten und seine Brüder werden ihn getötet haben." Hrodny sagte; "Dir leg ichs auf die Seele, Skarphedin, deinen Bruder zu rächen! Und ich gewärtige, daß du brav handelst, wenn er auch außer der Ehe erzeugt ist, und daß dus am eifrigsten betreibst." Bergthora sagte: " Wunderlich benehmt ihr euch, daß ihr Totschläge verübt, zu denen nichts euch zwingt, hier aber kaut und wiederkaut, bis nichts mehr draus wird: Gleich wird das Gerücht zu Höskuld kommen, dem Weißspitzengoden, und wird er euch um vergleich bitten, und ihr werdets ibm bewilligen —: jetzt gilts zuzugreifen, wenn ihr denn wollt!" Skarphedin sagte: "Jetzt stachelt uns Mutter mit rechtsförmlicher Stachelung 3!" 3!" Damit liefen sie alle hinaus. Hrodny ging mit Njal ins Haus und blieb dort über Nacht.


99. Die Rache der Njalssöhne an Lyting

Jetzt ist zu erzählen von Skarphedin und seinen Brüdern, daß sie den Weg zur Krummach hinauf einschlugen 4. Skarphedin sagte: "Bleiben wir stehn und horchen!" Dann sagte er: "Gehn wir leise, denn ich höre Stimmen droben am Fluß. Wie ists, wollt ihrs lieber mit Lyting aufnehmen oder 

1 Das Zudrücken der Augen und Nasenlöcher. 2 Damit er die Rache auf sich nehmen müsse. Sie wusste sehr wohl, daß ihr Sohn tot war. 3 Kühne Augenblicksbildung, nach dem Muster von ,rechtsförmlicher Kundmachung' u. ähnl. 4 Da sie nicht wissen können, daß Lyting sich dort versteckt hat, muß der Erzähler in dem Irrtum sein, der Weg von Bergthorsbühl nach Samstätten führe an der Krummach hin.



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seinen zwei Brüdern Sie sagten, lieber wollten sies mit Lyting allein aufnehmen. "An ihm hat man aber den größern Fang," sagte Skarphedin, "und mich verdrießts, wenn der entwischt, und mir trau ichs am ehsten zu, daß er nicht entkommt." "Wir werden schon so zielen," sagte Helgi, wenn wir in Schußweite kommen, daß er nicht durch die Lappen geht!"

Darauf gingen sie dorthin, wo Skarphedin die Stimmen gehört hatte, und sahen Lyting und seine Brüder an einem Bach stehn. Skarphedin sprang sogleich über den Bach und auf die Kiesböschung drüben; auf der stand Hallgrim oben und seine Brüder. Skarphedin hieb nach Hallgrims Schenkel, so daß es alsbald das Bein abtrennte, und packte Hallkel mit der andern Hand. Lyting stach nach Skarphedin; da kam Helgi herzu und guhr mit dem Schild dawider, und in den kam der Stich. Lyting nahm einen Stein auf und warf Skarphedin damit; da wurde Hallkel frei. Nun sprang Hallkel an der Kiesböschung hinauf und konnte sich nicht anders hinaufschaffen, als daß er die Knie aufstützte. Skarphedin schwang die Art nach ihm und hieb ibm das Rückgrat entzwei. Jetzt machte sich Lyting davon, sie aber, Grim und Helgi, ihm nach, und jeder konnte ihm noch seine Wunde anhängen. Lyting entkam ihnen, in den Fluß hinaus, gelangte dann zu Rossen und sprengte davon , bis er nach Wörsahof kam.

Höskuld war zu Haus und kam sogleich zu ihm; Lyting erzählte ihm das Geschehene. "Das mußtest du voraussehen," sagte Höskuld: " du gingst ganz tollwütig vor. Hier wird sich bestätigen, was das Sprichwort sagt: Kurze Stunde wird die Hand des Hiebes froh. Mir scheint, jetzt scheint es dir fragwürdig , ob du dich wirst halten können oder nicht." "Wahr ist es," sagte Lyting, daß ich mit knapper Not davonkam: Aber jetzt möcht ich doch, daß du mir zu einem vergleich hülfest mit Njal und seinen Söhnen, und daß ich mein Gut behalten könnte." "Das soll geschehen," sagte Höskuld.

Darauf ließ Höskuld sein Pferd satteln und ritt nach Bergthorsbühl selbsechst. Njals Söhne waren schon zurückgekehrt und hatten sich schlafen gelegt. Höskuld suchte sogleich den Njal auf, und sie traten zum Gespräch beiseite. Höskuld sagte



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zu Njal:"Ich bin hergekommen, um für meinen Oheim Lyting zu bitten. Er hat sich schwer an euch vergangen: brach den vertrag und erschlug deinen Sohn" Njal sagte: "Lyting wird finden, er habe große Einbuße erlitten durch den Tod seiner Brüder. Aber wenn ich überhaupt auf Verhandlungen eintrete, hat er dirs zu danken, und ich will auch dies zudem vergleich ausbedingen, daß Lytings Brüder bußlos gefallen sein sollen; Lyting soll auch nichts bekommen für seine Wunden , aber den Höskuld büßen mit voller Buße." Höskuld sagte: "Ich wünsche, daß du allein den Spruch fällst." Njal antwortete: "So werd ich denn tun, wie du wünschest." "Willst du vielleicht," fragte Höskuld, "daß deine Söhne dabei seien ?" Njal antwortete: "Damit kommen wir dem Vergleich nicht näher; aber halten werden sie den Vergleich, den ich schließe 1."

Da sagte Höskuld: "Bringen wirs zum Abschluß, und sichre dem Lyting Frieden zu im Namen deiner Söhne" "Das soll geschehen," sagte Njal: "ich wünsche," sagte Njal, "daß er zahle zwei Hunderte Silbers für den Totschlag Höskulds; aber wohnen bleiben mag er in Samstätten, nur scheint es mir ratsamer, daß er sein Land verkaufe und wegziehe, aber nicht deshalb —: ich werde den Treuschwur an ihm nicht brechen noch auch meine Söhne; aber es könnte sein, scheint mir, daß irgendwer in der Gegend sich erhöbe, vor dem er sich zu hüten hätte Siebt es aber so aus, als mache ich ihn gauverwiesen, dann erlaube ich, daß er hier in der Gegend bleibt; nur setzt er am meisten aufs Spiel."

Damit zog Höskuld nach Hause. Die Njalssöhne erwachten und fragten ihren Vater, was gekommen ser aber er sagte ihnen, daß Höskuld da war, sein Ziehsohn. "Er wird für Lyting gebeten haben," sagte Skarphedin. "So wars," sagte Njal. " Das war schlimm," sagte Grim. "Höskuld hätte nicht den Schild vor ihn balten können," sagte Njal, " wenn du ihn erschlagen hättest, als dir das zugedacht war!" "Schelten wir unsern Vater nicht!" sagte Skarphedin,

Nun ist davon zu sagen, daß dieser Vertrag zwischen ihnen Bestand hatte. 

1 Sehr ähnlich o. S. 106 2 Vorbereitung auf Kap, 106,



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Achtes Stück: Die Bekehrung Islands



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100. Thangbrand bei Hall 1

In Norwegen gabs Thronwechsel: mit Jarl Hakon wars zu Ende, und an seine Stelle kam Olaf Tryggwissohn. Dies war das Ende Jarl Hakons, daß der Sklave Kark ihm den Hals abschnitt in Römöl in Guldalen.

Zugleich erfuhr man, daß es einen Glaubenswechsel in Norwegen gegeben hatte: sie hatten die alte Lehre verworfen, und der König hatte auch die Westlande bekehrt: Shetland und die Orkaden und die Färöer.

Da äußerten sich manche, so daß Njal es hörte: das sei ein großer Frevel, den alten Glauben aufzugeben. Njal sagte da. "Mir will scheinen, als ob der neue Glaube viel besser sei, und der hats gut, der sich ihm zukehrt. Und wenn die Männer bier heraus kommen, die diese Lehre verkünden, da will ich sehr dafür eintreten." Er ging oft allein abseits und sprach vor sich

Diesen selben Herbst landete ein Schiff im Ostland, in der Bärinnenföhrde, da wo es Gautenbucht heißt. Der Schiffsherr hieß Thangbrand; er war ein Sohn des Grafen Wilbalder 2 aus Sachsenland. Thangbrand war hier herausgeschickt von König Olaf Tryggwissohn, den Glauben zu verkünden. Ihn begleitete ein Isländer namens Gudleif; der war ein Sohn von Ari, dem Sohn von War, dem Sohn von Ätti, dem Sohn von Ulf dem Schieler, dem Sohn von Högni dem Weißen, dem Sohn von Otrygg, dem Sohn von Oblaud, dem Sohn Hjörleifs des Weibersüchtigen, des Hardangerkönigs. Gudleif war berühmt für seine Totschläge, handfest wie wenige und tatkräftig in allem.

In Bärinnenkap wirtschafteten zwei Brüder, der eine hieß Thorleif der andere Ketil. Sie waren Söhne Holmsteins, des Sohnes von Özur aus dem Breittal. Sie beriefen eine Versammlung ein und verboten den Leuten, mit jenen Geschäfte zu machen. Das erfuhr Hall von der Seite; er hatte seine Wirtschaft in Waschach in der Schwanenföhrde. Er ritt mit dreißig 

1 Kap. iao —jos heben sich als Zutat ab, s. Einl S.4. 2 Die Namen geben deutsches Dankbrand und Willibald wieder.



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Mann zum Schiff, suchte sogleich den Thangbrand auf und sagte zu ihm: ",Gehn die Geschäfte flau:" Er sagte, so sei es, "Nun möcht ich dir mein Anliegen sagen," sprach Hall: "daß ich euch alle zu mir nach Haus laden will und es drauf ankommen lassen, ob ich einen Markt für euch kriege." Thangbrand dankte ihm und sog hin.

Eines Morgens im Herbst war es, daß Thangbrand in der Frühe draußen war, ein Zelt aufspannen ließ und im Zelte die Messe sang und eifrig dabei war, denn es war ein hoher Festtag. Hall sagte zu Thangbrand: "Wem zu Ehren feierst du diesen Tag:" " Dem Engel Michael," sagte er. "Was hat dieser Engel für Eigenschaften " fragte Hall. "viele gute," sagte Thangbrand: " er wird alles abwägen, was du Gutes tust, und er ist so barmherzig, daß er all das schwerer wägen läßt, was ihm wohl gefällt." Hall sagte: "Ihn möcht zum Freunde haben" "Das wird dir freistehn," sagte Thangbrand: "so weihe dich heute ihm und Gott." "Da möcht ich das ausbedingen," sagte Hall, "daß du in seinem Namen versprichst, daß er dann mein Schutzengel sei." "Das will ich versprechen ," sagte Thangbrand. Da nahm Hall die Taufe und mit ihm sein ganzes Hausvolk.


101. Thangbrand gicht durchs Ostland

Im Frühjahr darauf zog Thangbrand aus, das Christentum zu predigen, und mit ihm Hall. Aber als sie westwärts über das Hochland von Flachbucht kamen nach Pfeilerberg , hatte damals Thorkel dort seine Wirtschaft: er sprach am meisten gegen diesen Glauben und forderte Thangbrand zum Holmgang. Da führte Thangbrand das heilige Kreuz statt des Schildes, und doch endete's so, daß Thangbrand den Sieg behielt und Thorkel erschlug.

von dort zogen sie an die Hornföhrde und kehrten ein in Burghafen westlich vom Sande des Schleifsteinfelsens. Dort wirtschaftete Hildir der Alte; dessen Sohn war Glum, der später mit Flosi zum Mordbrande zog. Dort nahm den Glauben an Hildir und sein ganzes Hausvolk. Von dort zogen sie nach dem Bergkreise und kehrten ein in Kälberberg. Dort wirtschaftete



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Kol Thorsteins sohn, ein Verwandter Haus; der nahm den Glauben an und sein ganzes Hausvolk. Von dort zogen sie nach Breitach, und hier wirtschaftete Özur Hroaldssohn, ein verwandter Halls; der nahm die vorläufige Taufe 1. von dort zogen sie nach Schweinsberg, und Flosi nahm auch die vorläufige Taufe und versprach, ihnen auf dem Ding zur Seite zu stehn. von dort zogen sie westwärts nach dem Wälderkreis und kehrten ein in Hofkirchen. Dort wirtschaftete Surt, der Sohn von Asbjörn, dem Sohn von Thorstein, dem Sohn Ketils des Närrischen; diese Vorfahren waren alle schon Christen gewesen. Hierauf zogen sie aus dem Wälderkreise weiter und nach Vorbergenhöhe. Da sprach sich ihr Zug überall herum.

Es war ein Mann namens sauber-Hedin, der hatte seine Wirtschaft in Altweibertal: den bezahlten die Heiden dafür, daß er den Tod Thangbrands und seines Gefolges bewirken solle. Er zog hinauf auf die Ornsrockheide und verrichtete dort ein großes Opfer. Als Thangbrand von Osten herritt, da barst die Erde unter seinem Pferd, er aber sprang vom Pferde und gelangte auf den Kluftrand hinauf, aber die Erde verschlang das Pferd samt der ganzen Aufzäumung, und man sah es nie wieder 2. Da lobte Thangbrand Gott. Gudleif suchte nach dem Zauber-Hedin und fand ihn auf dem Hochland, jagte ihn ins Altweibertal hinunter und gelangte in Schußweite zu ihm, schoß den Speer nach ihm und durch ihn hindurch.


102. Thangbrand zieht durchs Südland

Von dort zogen sie nach Torholm und hielten dort eine Versammlung ab: er predigte dort den Glauben, und es bekehrte sich Ingjald, der Sohn Thorkels des Hochinselkäfers. von dort zogen sie nach der Stromhalde und verkündeten dort den Glauben. Am meisten sprach dagegen der Dichter Wetrlidi und sein Sohn Ari. und deshalb erschlugen sie den Wetrlidi, und darauf wurde dieses Gesätze gemacht: 

1 Die sogenannte prima signatio. 2 Dergleichen kann mit isländischen Lavaklüften passieren; das ,Bersten' liegt allerdings zeitlich zurück!



Thule-Bd.04-224 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Heftig wollt die Waffe
Wiking im Süd schwingen
Auf Kampfbeiles Balders 1
Beteschmied 2 in Fehde.
Kriegshandwerks doch kundig
Kalt macht der den Skalden:
Krachend hieb sein Haupt Streits-
Hammer 3, als wärs ein Amboß.

Von dort zog Thangbrand nach Bergthorsbühl, und Njal nahm den Glauben an und sein ganzes Hausvolk. Aber Mord und sein Vater Walgard stellten sich sehr feindlich dazu, Sie zogen nach Habichtstal und tauften dort den Hall 4 ; er war damals dreijährig. Von dort zogen sie nach Grimsspitze. Dort bildete eine Partei gegen sie Thorwald der Kränkliche und schickte Botschaft an Ulf Uggissohn, er solle gegen Thangbrand ziehen und ihn erschlagen; dazu dichtete er dieses Gesätze.

Brünnen-Rgg 5 dem Sohn Uggis —
    Eines Sinns ja, mein ich,
Brüder sind wir beide —
Botschaft zuschickt sotan':
Ulf! der argen wolfschen
Asenfeinde einen
Fallen laß du vom Fels: ich
Fäll seinen Gesellen!

Ulf Uggissohn dichtete dawider ein zweites Gesätze:

Schlimmer vogel ward flügge,
Find ich, in Ulfs Kinnschlund 6.
Fort mit Walhall-Föhrdens
Feinsten Schwimmers 7 Einfall!
Nicht für meinen Mund paßt,
Meerkrieger, die Fliege 8.
Schertgottes, hier Thangbrands. 2 Schmiede des Gebets = Brust. 3 Art. 4 Der 60 Jahre später Ziehvater des Geschichtschreibers Ari wurde, 5 Krieger, hier Thorwald (Rgg ein Beiname Odins). 6 Soviel wie: man hat mir einen argen Köder in den mund gebracht. 7 Walhall-Föhrde = Dichtermet ihr Schwimmer ist der Skald, hier Thorwald. 8 Lockspeise.


Thule-Bd.04-225 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Bosbeitsplan! Meide besser
  Böser Übel größtes.

"Und ich gedenke nicht," sagte er, "ihm als betörter Narr zu dienen. Er passe nur auf, daß ihm die Zunge nicht den Kopf verstricke." Hernach kehrte der Bote zu Thorwald dem Kränklichen zurück und berichtete ihm Ulfs Worte. Thorwald hatte viel Mannschaft um sich und gab das Wort aus, man wolle jenen auf der Blauwälderheide auflauern. Thangbrand und Gudleif ritten von Habichtstal ab. Da begegneten sie einem Mann, der auf sie zu ritt. Der fragte nach Gudleif, und als er ihn vor sich hatte, sagte er: "Du hast es deinem Bruder zu verdanken, dem Thorgils in Rauchbühl, wenn ich dir Kundschaft bringe, daß sie viele Hinterhalte gelegt haben, und ferner , daß Thorwald der Kränkliche mit seinem Haufen am Hengstbach in der Grimsspitze ist." "Nichtsdestoweniger wollen wir reiten,"sagte Gudleif, " und ihn aufsuchen." Und damit lenkten sie hinunter zum Hengstbach. Thorwald war schon über den Bach gekommen. Gudleif sagte zu Thangbrand:"Hier ist nun Thorwald; springen wir nun auf ihn los!" Thangbrand schoß einen Speer durch Thorwald, aber Gudleif hieb ihn in die Schulter und den Arm ab, und das wurde sein Tod.

Alsdann ritten sie aufs Ding, und es war nah daran, daß Thorwalds verwandte gegen sie angingen es halfen dem Thangbrand Njal und die von den Ostföhrden. Hjalti Skeggissohn dichtete dieses verslein:

Schmäh Götter rüd' ohne Reu: "Ja,
  Räudige Hündin ist Freyja!
Odin ein Hund entweder
Ist meiner Treu oder Freyja 1 ."

Hjalti zog den Sommer außer Landes und Gizur der Weiße Aber Thangbrands Schiff zerschellte an der Ostküste, am Hoflandskap; das Schiff hieß Wisent.

Thangbrand zog tief ins Westland hinein. Ihm trat entgegen 

1 Altere Quellen bringen nur das erste verspaar; das zweite scheint jüngere Zutat zu sein.



Thule-Bd.04-226 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Steinunn, die Mutter des Dichter-Ref sie verkündete dem Thangbrand das Heidentum und hielt ihm eine lange Rede. Thangbrand schwieg, während sie sprach, aber sprach nachher lange selbst und überführte des Irrtums, was sie gesagt hatte. "Hast du gehört," fragte sie" ,daß Thor den Christ zum Holmgang forderte, und er wagte's nicht, sich mit Thor zu schlagen: "Ich habe gehört," sagte Thangbrand" ,daß Thor nichts als Staub und Asche wäre, wenn Gott nicht zuließe; daß er lebe." "Weißt du," fragte sie, " wer dein Schiff zerschellt hats" "Was sagst du darüber:" fragte er. "Das will ich dir sagen," antwortete sie:
Thor in Stücke schlug das
Schiff des Glockenstifters 1 .
Möwe-Wüstens Wisent 1
Wetterten landwärts Götter.
Christus naht' in Nöten
Nie Meers Erzroß 3 sich da;
Im Golf, Renntier Gylfis 4,
Gotts Schutz wenig dir nutzte!

Und sie sprach noch ein Gesätze:

Trieb im Sturme Thor da
Thangbrands armes Langschiff.
Ans Gestad, zerschmettert,
Stevens Roß 4 flog heftig.
Nie jetzt Thwinnels Tier 4 mehr
Trabt. Atal-Lands Rappen 4
Spielend da zerspellt' in
Splitter Thors Gewitter.

Hierauf gingen sie auseinander, Thangbrand und Steinunn. Er zog mit seinem Gefolge nach dem Bardistrand hinüber.


103. Thangbrand und der Berserker

In Weidland auf dem Bardistrand hatte Gest Oddleifssohn seine Wirtschaft Er war ein besonders gescheiter Mann 

1 Priesters. Die Wüste der möwe - Meer; ihr Wisent Schiff. 3 Eisenbeschlagenem Schiff. 4 Umschreibungen für Schiff. Gylfi, Thwinnel und Atal sind Seekönige. 5 Er spielt in der Lachsachtalgeschichte Thule Bd. 6 S. 100.



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er konnte auch die Schicksale der Menschen voraussehen. Er rüstete ein Gelage zu für Thangbrand und sein Gefolge. Sie zogen nach Weidland sechzig Mann stark. Dort, hieß es, waren schon zweihundert Heiden beisammen, und man machte sich gefaßt auf das Kommen eines Berserkers namens Otrygg, vor dem waren alle in Angst. Man erzählte sich Wunderbares von ihm, daß er weder Feuer noch Eisen fürchte; und die Heiden waren in großer Angst.

Da Sagte Thangbrand, ob die Leute den Glauben annehmen wollten; aber alle Heiden sprachen dagegen. "Ich will euch den vorschlag machen," sagte Thangbrand" ,daß ihr erproben sollt, welcher Glaube der bessere ist. Wir wollen drei Feuer machen: ihr Heiden weiht das eine und ich das andere. aber das dritte soll ungeweiht bleiben. Wenn aber der Berserker das Feuer fürchtet, das ich weihte, aber eueres durchstapft, dann nehmt ihr den Glauben an." " Das ist ein guter vorschlag," sagte Gest, " dem will ich zustimmen für mich und meine Hausgenossen ." Und als Gest dies gesprochen harte, da stimmten noch viele andere zu. Nun, hieß es, kam der Berserker auf den Hof zu, und man machte da die Feuer an, und sie brannten . Die Männer nahmen da ihre Waffen und sprangen auf die Bankbühne hinauf und warteten dort. Der Berserker sprang ins Haus mit seinen Waffen; er kam in die Stube und stapfte sogleich durch das Feuer, das die Heiden geweiht hatten, und kam zu dem Feuer, das Thangbrand geweiht hatte, und wagte nicht, dadurch zu stapfen, und sagte, er brenne von Kopf zu Fuß. Er hieb mit dem Schwert nach der Bankbühne, und es kam in einen Deckbalken, da er es hoch schwang. Thangbrand schlug ihn mit dem heiligen Kreuz auf die Hand, und es geschah das große Wunder, daß das Schwert dem Berserker aus der Hand fiel. Da stach ihm Thangbrand das Schwert in die Brust, aber Gudleif hieb nach seinem Arm, so daß es ihn abtrennte. Dann traten viele heran und erschlugen den Berserker.

Hierauf fragte Thangbrand, ob sie den Glauben annehmen wollten. Gest sagte, er habe nichts versprochen, das er nicht zu halten gedenke. Da taufte Thangbrand den Gest und sein ganzes



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Hausvolk und viele andere. Thangbrand beriet sich dann mit Gest, ob er etwa in die Westföhrden ziehen solle aber er mahnte ab; die Leute dort seien rauh und schwierig im Umgang ; "aber wenn es vorausbestimmt ist, daß dieser Glaube durchdringe, dann wird er auf dem Allding durchdringen, und dort werden dann alle Häuptlinge sein aus jedem Kreise." "Auf dem Ding sprach ich schon," sagte Thangbrand, "und dort hatt ichs am schwierigsten." "Du hast doch am meisten Verdienst darum," sagte Gest, "mag auch anderen die gesetzliche Einführung vergönnt werden. Es ist eben, wie es heißt, daß kein Baum fällt auf den ersten Hieb." Darauf machte Gest dem Thangbrand schöne Geschenke, und er kehrte zurück, zog ins Südviertel und dann nach den Ostföhrden. Er kehrte ein in Bergthorsbühl, und Njal machte ihm schöne Geschenke. Dann ritt er ostwärts nach der Schwanenföhrde zu Hall von der Seite. Er ließ sein Schiff ausbessern, und die Heiden nannten es Eisenkorb. Auf diesem Schiff fuhr Thangbrand außer Landes und Gudleif mit ihm.

In diesem selben Sommer wurde Hjalti Skeggissohn auf dem Ding geächtet um Götterlästerung.


104. König Olaf entsendet Gizur und Hjalti

Thangbrand erzählte dem König Olaf, was ihm die Isländer Böses antaten; sie seien so zauberkundig, daß die Erde unter seinem Pferd geborsten sei und das Pferd verschlungen habe. Da wurde König Olaf so zornig, daß er alle Isländer dort greifen ließ und in den Kerker setzen, und er dachte sie hinzurichten. Da traten Gisur der Weiße und Hjalti vor und erboten sich als Bürgen für diese Männer; sie wollten nach Island hinausfahren und dort den Glauben verkündigen. Der König wars zufrieden, und so erwirkten sie allen das Leben . Dann rüsteten Gizur und Hjalti ihr Schiff zur Island fahrt und wurden früh seefertig. Sie gewannen die Küste bei Sanden , als sehn Wochen vom Sommer um waren. Sie schafften sich sogleich Pferde und schafften Leute zum Räumen des Schiffes. Dann ritten sie ihrer dreißig nach dem Ding ab und



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schickten nun den Christen Botschaft, sie sollten sich bereit halten. Hjalti blieb zurück bei der Forellenkuppe, denn er erfuhr, daß er in die Acht gekommen war um Götterlästerung. Aber als sie nach Siedekessel kamen oberhalb des Schluchtrandes, da kam ihnen Hjalti nach und sagte, er wolle den seiden nicht zeigen, daß er sie fürchte.

Es ritten ihnen nun viele Christen entgegen, und in Schlachtordnung ritten sie aufs Ding. Die Heiden standen auch schon geordnet da, und so wars nah daran, daß die ganze Dingmenge sich schlagen wurde. Und dach kams dazu nicht 1.


105. Thorgeir erhebt den neuen Glauben zum Gesetz

Es war ein Mann namens Thorgeir, der seine Wirtschaft am Lautersee hatte 2. Er war ein Sohn von Tjörwi, dem Sohn Thorkels des Langen. Seine Mutter hieß Thorunn und war die Tochter von Thorstein, dem Sohn von Sigmund, dem Sohn von Fluh-Bard. Seine Frau hieß Gudrid; sie war die Tochter Thorkels des Schwarzen aus Leirehof; dessen Bruder war Orm Taschenrücken. der Vater Hlennis des Alien aus Kothof; Orm und Thorkel waren die Söhne von Thorir Ohrlappen, dem Sohn von Ketil Robbe, dem Sohn von Ornolf, dem Sohn von Björnolf, dem Sohn von Grim Fellwange, dem Sohn von Ketil Lachs, dem Sohn von Hallbjörn Halbtroll aus Ramsta.

Die Christen richteten ihre Zelte ein; Gizur und Hjalti waren in dem Zelt der Moosbergleute. Tags darauf gingen beide Parteien zum Gesetzesfelsen, beide ernannten sich Zeugen, Christen und Heiden, und kündeten einander beide den Rechtsverband . Und da gab es so großen Lärm am Gesetzesfelsen, daß keiner das Wort des andern verstand. Darauf gingen die Leute fort, und alle fanden, es nehme eine höchst bedenkliche Wendung.

Die Christen wählten sich zum Gesetzsprecher Hall von der Seite; aber Hall suchte den Goden Thorgeir von Lautersee auf 

1 Diese Wendung dürfen wir auf unsern verf. zurückführen, da sie auch Kap .8 (1 Abs.) begegnet. Thule Bd. 10 S. 129.



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und gab ibm drei Mark Silbers, damit er das Gesetz vortrage 1. Aber das war ein verantwortungsvoller Schritt, da er noch Heide war.

Thorgeir lag den ganzen Tag still und breitete sich einen Mantel über den Kopf, so daß niemand mit ihm sprechen konnte Tags darauf aber gingen die Leute zum Gesetzesfelsen, Da heischte sich Thorgeir Gehör und sprach:"Mir will scheinen, als seien unsre Angelegenheiten in eine aussichtslose Lage geraten, wenn nicht alle ein Gesetz haben. Wird aber das Gesetz zerrissen, dann wird auch der Friede zerreißen, und darauf kann mans nicht ankommen lassen. Nun möcht ich danach fragen die Heiden und die Christen, ob sie anerkennen wollen das Gesetz, das ich vortrage." Sie willigten alle ein. Er sagte, er wolle einen Eidschwur von ihnen haben und Sicherheit, daß sies hielten. Sie willigten alle ein, und er nahm die Sicherheit von ihnen entgegen.

"Dies ist der Beginn unseres Gesetzes," sprach er 2, "daß die Menschen alle hierzulande Christen sein sollen und glauben an den einen Gott, Vater und Sohn und heiligen Geist, aber ablasen von allem Götzenaberglauben, nicht Kinder aussetzen und nicht Pferdefleisch essen: es soll Landesverweisung drauf stehn, wenn es bekannt wird; aber wenn es heimlich geschieht, soll es straflos sein."

Aber dieses Heidentum wurde alles im Lauf weniger Jahre abgeschafft, so daß man dies ebensowenig im geheimen tun durfte wie offenbar.

Er trug dann vor über das Halten der Sonntage und der Fasttage, der Weihnachtstage und der Ostertage und aller hohen Festzeiten 

2 Thorgeir war der rechtmäßige, vom heidnischen isländischen Staat besoldete Gesetzsprecher. Wenn Hall ihn nun mit einer Summe dafür gewinnt, daß er ein der Christenpartei annehmbares Gesetz vortrage, so ist das Bestechung aller Form (Beeinflussung einer Amtshandlung durch Geld), was man mit Unrecht geleugnet hat. 2 Keine der andern Quellen bringt diesen entscheidungsvollen Augenblick so spannend heraus. Auch hier dürfen wir die Hand des Njalameisters erkennen. 3 Auch dieser Absah, der Rücksicht auf das spätere ,Christenrecht' nimmt, ist Zutat der Njala. Der Heide Thorgeir hätte darüber nicht belehren können,



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Die Heiden kamen sich sehr hintergangen vor, aber doch wurde da der Glaube zum Gesetz erhoben und alle Leute hierzulande zu Christen gemacht. Damit zog man vom Ding nach Hause.


106. Amundis Rache an Lyting

Drei Jahre später 1 geschah dieser vorfall auf dem Dinghallending , daß Amundi der Blinde, der Sohn von Höskuld dem Njalssohne; auf dem Ding war: er ließ sich zwischen den Zelten durchführen; er kam vor das Zelt, wo Lyting von Samstätten drin war; erließ sich in das Zelt hineinführen und vor den Platz, wo Lyting saß. Er sagte:"Ist Lyting von Samstätten hier:" "Was möchtest du:" fragte Lyting."Ich möchte wissen," sagte Amundi, womit du mir meinen Vater büßen willst. Ich bin außerehelich und habe keine Buße entgegengenommen." "Den Totschlag deines vaters hab ich mit voller Buße gebüßt, und es nahm sie entgegen dein Vatersvater und deine Vatersbruder meine Brüder aber blieben bußtag. Hatte ich Schlimmes verdient, so hats mich auch hart genug getroffen." "Danach frag ich nicht," sagte Amundi, "ob du ihnen gebüßt bast. Ich weiß, daß ihr verglichen seid, und ich Sage danach, womit du mir büßen willst." Mit gar nichts,"sagte Lyting."Ich verstehe nicht,"sagte Amundi" daß das vor Gott recht sein kann, hat dein Totschlag mir doch so ans Herz gegriffen; und ich kann dir sagen: wäre ich heilsichtig auf beiden Augen, dann sollte ich meinen Vater entweder Geldbuße oder Blutrache erlangen. So schlichte denn Gott zwischen uns!'

Hierauf ging er hinaus. Aber als er unter die Zelttür kam, drehte er sich noch einmal nach innen. Da taten sich seine Augen auf. Da sagte er: "Gelobt set der Herr! Jetzt seh ich, was sein Wille ist." Danach sprang er in das Zelt zurück, bis er vor Lyting kam, und trieb ihm die Art in den Kopf, daß sie bis zum Hammer einsank, und zuckte dann die Art zurück. Lyting siel vornüber und war sogleich tot. 

1 Der zeitlichen Ordnung und des christlichen Inhalts wegen (vgl. Einl. S. 11) ist dieses Kap. hierher gestellt, setzt aber die Geschäfte von Kap. 98, gg fort.



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Amundi ging nach der Zelttür, und als er an die selbe Stelle kam, wo seine Augen sich aufgetan hatten, da schlossen sie sich wieder, und er war sein ganzes Lebenlang blind seither. Danach ließ er sich zu Njal und seinen Söhnen führen. Er erzählte ihnen den Totschlag Lytings, "Schelten kann man dich dafür nicht," sagte Njal," denn solche Dinge sind meist vorherbestimmt; und man tut gut, sich in Acht zu nehmen, wenn solche vorfälle geschehen 1, daß man die nicht vom Breit stoße, denens so nah geht."

Darauf trug Njal den Verwandten Lytings vergleich an, Höskuld der Weißspitzengode bemühte sich bei Lytings Verwandten , daß sie die Buße annähmen, und da wurde die Sache einem Schiedsspruch unterstellt, und die Hälfte der Buße siel dahin wegen des Klaganspruchs, den man auf Seiten des Täters fand. Danach ging man an die Treuschwüre, und Lytings verwandte leisteten dem Amundi die Treuschwüre. Man ritt vom Ding nach Hause, und es geschah nun lange Zeit nichts. 1 

Wie die Tötung Höskulds.



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Neuntes Stück: Des Soden Höskuld Tod und die Ding



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107. Walgards Ratschlag gegen die Njalssöhne

Walgard der Graue kam aus der Fremde zurück 1. Er war noch ein Heide. Er zog nach Tempel zu seinem Sohn Mord und wohnte dort den Winter. Er sagte zu Mord: "Ich bin hier viel durch die Landschaft geritten, und mir ist, man merkt ihr nicht an, daß es noch die selbe ist. Ich kam nach Weißspitze, und da sah ich viele Zeltgrundmauern und große veränderungen. Ich kam auch nach dem Dinghallending, und da fand ich unser ganzes Zelt abgebrochen. Was bedeutet denn dieser Frevel?" Mord sagte: "Man bai hier neue Godentümer gegründet und das Fünfergericht, und die Leute sind aus meinem Ding ausgetreten und in das des Höskuld."Walgard sagte: "Du hast mir das Godentum schlecht gelohnt, das ich dir einhändigte: so unwürdig damit umzugehn! Ich möchte, daß dus ihnen so lohnst, daß es sie alle ins verderben reißt. Aber dazu dient dies, daß du sie gegeneinander verbessert, so daß die Söhne Njals den Höskuld erschlagen. Aber um ihn gibt es viele Mordkläger, und so werden die Njalssöhne um dessentwillen erschlagen werden." "Das werd ich nicht fertig bringen," sagte Mord. "Ich will dir mit Rat beistehn," sagte Walgard: "du lädst die Njalssöhne ein und entläßt sie mit Geschenken; aber erst dann bringst du die verleumdung vor, wenn zwischen euch dicke Freundschaft entstanden ist und sie dir nicht weniger vertrauen als sich selbst. So kannst du an Skarphedin das rächen, daß er dir das Geld abnahm nach Gunnars Hingang. Du wirst erst dann die Häuptlingsstellung gewinnen, wenn diese alle tot sind."

Diesen Anschlag bekräftigten sie untereinander, daß sie es so machen wollten. Ward sagte: "Es wäre mein Wunsch, Vater daß du den Glauben annähmest; du bist ein alter Mann." "Nein, das will ich nicht," sagte Walgard, "vielmehr möcht ich, du legtest den Glauben ab; wollen sehen, was draus wird!" Mord sagte, das werde er nicht tun. Walgard zerbrach dem 

1 vgl. Kap 65. S. o. S. 132 2.



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Mord die Kreuze und alle heiligen Zeichen. Da bekam Walgard 1 eine Krankheit und starb, und er wurde eingehügelt .


108. Mord umwirbt die Njalssöhne

Einige Zeit danach ritt Mord nach Bergthorsbübl und suchte Skarphedin und seine Brüder auf. Er brachte die schönsten Reden in Gang und sprach den ganzen Tag; er wünsche ihnen näher zu kommen. Skarphedin nahm das alles gut auf, meinte aber, bisher habe er sich nicht darum bemüht, Es kam dahin, daß er sich in so dicke Freundschaft mit ihnen hineinbrachte, daß beide Teile nichts beschließen mochten, ohne sich mit den andern zu beraten. Dem Njal mißfiel es immer, wenn Mord herkam, und es ging immer so, daß er seinen Arger an ihnen ausließ.

Eines Tages kam Mord auch wieder einmal nach Bergthorsbübl . Mord sagte zu den Njalssöhnen: "Ich habe dort ein Gelage zugerüstet und habe vor, das Erbbier für meinen Vater trinken. Aber zu diesem Gelage will ich euch Njals- söhne und den Kari einladen und versprechen, daß ihr nicht ohne Geschenke fortgehn sollt." Sie versprachen zu kommen. Er ging nun nach Hause und richtete das Gelage her. Er lud viele Bauern dazu ein, und das Gelage war stark besucht- auch die Njalssöhne und Kari kamen hin. Mord schenkte dem Skarphedin eine große goldene Spange, dem Kari einen silbernen Gürtel und auch dem Grim und Helgi schöne Geschenke. Sie kamen nach Haus und rühmten diese Geschenke und zeigten sie dem Njal. Er sagte, sie würden sie teuer genug bezahlt haben, , .und sorgt nur dafür, daß ihr ihm nicht so lohnt, wie er sichs wünschen mag!"


109. Mörd verhetzt Höskuld und die Njalssöhne

Kurz darauf gab es die Einladungen zwischen Höskuld und den Njalssöhnen, und diese luden zuerst den Höskuld zu sich. Skarphedin besaß ein dunkelbraunes Pferd, vier Jahre alt, groß und ansehnlich; es war ein Hengst und war 1 

Also eine heidnische Beisetzung in christlicher Zeit,



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noch nie zur Hatz gebraucht worden. Dieses Pferd schenkte Skarphedin dem Höskuld und dazu zwei Stuten. Sie machten alle dem Höskuld Geschenke und versicherten einander ihrer Freundschaft.

Darauf lud Höskuld sie zu sich nach Wörsahof. Er hatte da schon manche Gäste versammelt und viel eigene Mannschaft. Er hatte seinen Schlafsaal abbrechen lassen, aber er besaß drei Außenkammern, dort drin waren die Betten hergerichtet. Es fanden sich alle ein, die er geladen hatte; das Gelage ging sehr gut vonstatten. Und als man heimziehen sollte, suchte Höskuld den Leuten schöne Geschenke aus und gab den Njalssöhnen das Geleite; die Sigfussöhne gingen mit ihm und die ganze Hausmannschaft. Beide Teile erklärten. niemand solle zwischen sie treten können.

Einige Zeit danach kam Mord nach Wörsahof und rief Höskuld zur Unterredung heraus. Sie traten zum Gespräch beiseite . Mord sagte: "Du und die Njalssöhne, ihr seid sehr zweierlei: du machtest ihnen schöne Geschenke, aber sie machten dir Geschenke voller Hohn!" "Was hast du zum Beweis:" fragte Höskuld. "Sie schenkten dir ein Pferd, das sie das Zukunstsfohlen nannten, und taten das zum Hohn auf dich, denn sie fanden dich auch unerprobt. Ich kann dir auch sagen, daß sie dich beneiden um das Godentum: Skarphedin übernahm es auf dem Ding, als du nicht aufs Ding gekommen warst zur Einberufung des Fünfergerichts; Skarphedin denkt auch das Godentum nie mehr aus der Hand zu lassen." "Das ist nicht wahr," sagte Höskuld: "ich nahms wieder an mich auf der Herbstversammlung." "Dann hat Njal dies veranlaßt," sagte Mord. Auch brachen sie," sagte Mord, "den Vertrag an Lyting." "Daran, meine ich. sind sie nicht schuldig," sagte Höskuld. "Dem kannst du nicht widersprechen," sagte Mord: "als du mit Skarphedin zum Waldstrom hinüberrittst, siel ibm eine Art unterm Gürtel heraus, und er hatte vorgehabt, dich zu erschlagen." "Das war," sagte Höskuld, "seine Holzart, und ich hatte gesehen, wie er sie sich unter den Gürtel steckte. Und was mich betrifft, kann ich kurz sagen," sagte Höskuld, "daß du noch so Schlimmes von den Njalssöhnen er



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zählen magst, und ich glaube doch nicht dran. Und selbst wenn du die Wahrheit sagtest und es handelte sich darum, daß entweder ich sie erschlüge oder sie mich, da will ich viel lieber den Tod leiden von ihnen, als daß ich ihnen irgendein Leid antue. Du aber bist ein um so schlechterer Mensch, als du solches redest!"

Darauf zog Mord nach Hause. Einige Zeit danach suchte Ward die Njalssöhne auf. Er redete viel mit ihnen und Kart. Ich höre," sagte Mord, "Höskuld habe erklärt, daß du, Skarphedin, den Vertrag an Lyting gebrochen habest, und ich kam dahinter, daß er der Meinung war, du habest einen Mordplan gegen ihn gehegt, als ihr zum Waldstrom rittet. Und doch scheint mir das kein geringerer Mordplan, daß er dich zum Gelage lud und dir die Außenkammer anwies, die von den Gebäuden am weitesten ablag, und es wurde Holz herangeschleppt die ganze Nacht, und erbaue vor; euch drinnen zu verbrennen. Aber das kam dazwischen, daß nachts Högni ankam, und da wurde nichts aus ihrem Angriff, denn sie fürchteten ihn. Darauf gab er dir das Geleite mit einem großen Haufen Männer: da hatte er einen zweiten Angriff auf dich vor und hatte dem Grani Gunnarssohn und dem Gunnar Lambissohn aufgetragen, auf dich einzuhauen; sie aber zauderten. und da wagten sie sich nicht mehr an dich heran."

Aber als er dies gesprochen hatte, da widersprachen sie zuerst- aber endlich glaubten sie daran, und es gab nun Verstimmungen auf ihrer Seite gegen Höskuld, und sie sprachen kaum mit ihm, wenn sie sich begegneten, und auch Höskuld kam ihnen wenig entgegen. So gings eine Zeitlang.

Im Herbst zog Höskuld nach Schweinsberg hinüber zu einer Einladung, und Flosi nahm ihn herzlich auf. Hildigunn war auch mit. Flosi sagte zu Höskuld: "Ich höre von Hildigunn, daß zwischen dir und den Njalssöhnen große verstimmung herrscht. Das find ich schlimm, und ich möchte dir vorschlagen, daß du nicht zurückreitest: ich will dir ein Anwesen in Schaftberg 1 besorgen, aber in die Wirtschaft in Wörsahof will ich meinen Bruder Thorgeir schicken." "Da werden einige behaupten," 1 

Dem nordwestlichen Nachbarshof von Schweinsberg.



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sagte Höskuld, ich flöhe von dort aus Angst, und das will ich nicht. "Dann ist es das Wahrscheinliche," sagte Flosi, daß es zu großen Schwierigkeiten führt." "Das wäre schlimm," sagte Höskuld, " denn lieber wollt ich bußlos liegen, als daß ich viele ins Unglück brächte."

Höskuld machte sich auf den Rückweg wenige Tage später, und Flosi schenkte ihm einen Scharlachmantel, der war mit Varien eingefaßt bis hinunter. Höskuld ritt nach Wörsahof zurück. Es trug sich nichts zu eine Zeitlang. Höskuld war so gern gesehen, daß er fast keine Feinde hatte, aber die Mißstimmung zwischen ihnen blieb dieselbe den ganzen Winter.

Njal hatte als Ziehsohn angenommen den Sohn des Kari, der Thord hieß. Er hatte auch den Thorhall aufgezogen, den Sohn von Asgrim Elltdi-Grimssohn. Thorhall war ein rüstiger Mann und tatkräftig in allem. Er hatte bei Njal so das Recht erlernt, daß er einer der drei größten Rechtskundigen auf Island war 1.


110. Die Njals söhne ziehen gegen Höskuld

Es gab ein frühes Frühjahr dieses Jahr, und die Leute säten ihr Korn.

Eines Tages war es, daß Mord nach Bergthorsbühl eam. er ging sogleich mit den Njalssöhnen und Kart zum Gespräch beiseite. Ward verleumdete Höskuld nach seiner Gewohnheit und brachte wieder viele neue Geschichten vor und reizte immerzu den Skarphedin und die andern, den Höskuld zu erschlagen , und sagte, er werde ihnen zuvorkommen, wenn sie nicht sogleich gegen ihn losgingen. "Wir wollen darauf eingehn , sagte Skarphedin, wenn du mit uns ziehen willst und auch etwas dabei tun." "Das will ich michs kosten lassen," sagte Mord; und sie machten dies bindend unter sich ab, und er sollte am Abend herkommen.

Bergthora fragte Njal: Was sprechen sie draußen: "Ich bin nicht mit in ihrem Anschlag, sagte Njal: sonst ließ man mich selten aus, wenn es Gutes zu ratschlagen gab!"

Skarphedin legte sich den Abend nicht und auch seine Brüder 

1 Wiederholung von Kap. 27.



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nicht noch Kari. In dieser selben Nacht kam Mord Walgardssohn, die Njalssöhne und Kari nahmen ihre Waffen, und sie ritten davon. Sie zogen des Weges bis nach Wörsahof und warteten dort irgendwo neben der Hofmauer. Das Wetter war gut und die Sonne aufgegangen.


111. Höskulds Tod

Zu dieser Zeit erwachte Höskuld der Weißspitzengode, Er fuhr in die Kleider und warf den Mantel Flosisgabe über; er nahm eine Kornschwinge und in die andre Hand das Schwert, ging nach dem Gehege und säte das Korn. Skarphedin und die Seinen hatten verabredet, sie wollten alle Hand an ihn legen. Skarphedin sprang hinter der Hofmauer hervor, aber als Höskuld ihn sah, wollte er sich davon machen. Da sprang Skarphedin auf ihn los und sagte: "Bemüh dich nicht ums Fersengeld, Weißspitzengode" und hieb nach ihm, und es traf den Kopf, und Höskuld sank in die Knie; er sprach diese Worte: "Gott helfe mir und vergebe euch" Da sprangen sie alle auf ihn zu und schlugen ihm Wunden.

Danach sagte Mörd: "Mir kommt ein Gedanke." "Was ist es fragte Skarphedin. "Daß ich vorerst nach Haus gehn will, aber dann will ich nach Grießach hinaufgehn und denen die Neuigkeit erzählen und mich arg gehaben über die Tai. Aber ich bin gewiß, daß Thorgerd mich bitten wird, den Totschlag kundzumachen '; und das werd ich tun, denn das kann ihnen die Klageführung gründlich verderben. Ich werde auch einen Mann nach Wörsahof schicken, zu sehen, wie rasch die dort ans Handeln denken, und der wird dort die Neuigkeit erfragen, und ich werde tun, als bekäm ich sie erst von ihnen." "Gewiß, mach es so!" sagte Skarphedin.

Die Brüder mit Kari zogen nach Hause, und als sie ankamen, erzählten sie dem Njal die Neuigkeit. "Traurige Neuigkeit!" sagte Njal, "so etwas zu hören ist schlimm; denn man kann in Wahrheit sagen, daß dieser Schmerz mir so nahe geht, daß mir lieber wäre, ich hätte zwei meiner Söhne verloren und Höskuld lebte noch!" "Das ist schon verzeihlich," sagte Skarphedin: 1 

Also die gerichtliche Klage einzuleiten,



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" du bist ein alter Mann, und man begreift, daß es dir nahe geht." "Es ist nicht so sehr das Alter," sagte Njal, " als daß ich genauer weiß als ihr, was nachkommen wird." "Was wird nachkommen:" fragte Skarphedin. "Mein Tod", sagte Njal, "und der meines Weibes und aller meiner Söhne." "Was prophezeiht du mir:"Sagte Kari. "Sauer wirds ihnen werden, gegen deinen Glücksstern anzugehn," sagte Njal, "denn du wirst dich länger behaupten als sie alle."

Dies war das einzige, was Njal so nah ging, daß er nie ohne Tränen davon reden konnte.


112. Mörd leitet die Stage ein

Hildigunn erwachte und merkte; daß Höskuld aus dem Bett fort war. Sie sagte: "Schwere Träume sind das gewesen und bedeuten nichts Gutes! Sucht nach ihm, dem Höskuld :" Sie suchten ibn im ganzen Hof und fanden ibn nicht. Da hatte sie sich angekleidet und ging nun nach dem Gehege und zwei Männer mit ihr: dort fanden sie den Höskuld erschlagen .

Eben kam auch der Hirte von Mord Walgardssohn an und berichtete ihr, die Njalssöhne seien dort durchgeritten, "und Skarphedin rief mir zu und machte den Totschlag gegen sich selber kund." "Eine männliche Tat wärs gewesen," sagte sie, "wenns einer gewesen wäre!"

Sie nahm den Mantel und trocknete ihn mit allem Blut dran und wickelte das Blutgerinnsel hinein, schlug ibn so zusammen und legte ihn in ihre Truhe.

Jetzt schickte sie einen nach Grießach hinauf, dort die Neuigkeit zu erzählen. Mord war schon dort und hatte die Neuigkeit bereits erzählt. Auch Ketil aus Wald war gekommen. Thorgerd sagte zu Keul: "Jetzt ist Höskuld tot, wie wir wissen denk jetzt dran, was du versprochen hast 1 !" "Es kann sein," sagte Keul, "daß ich reichlich viel versprochen habe damals; denn ich dachte nicht, daß solche Tage kommen würden, wie sie jetzt gekommen sind. Auch bin ich jetzt in böser Lage, denn die Nase ist den Augen benachbart 2, — wo ich doch eine Tochter Njals zur 

1 Kap 93. S .51 1



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Frau habe." "Ist es dir recht," Sagte Thorgerd, "das Mord den Totschlag kundmacht ?" " Das weiß ich nicht," sagte Ketil, "denn mir kommt vor, erbringt mehr Leuten Schlimmes als Gutes."

Sobald aber Mord mit Ketil sprach, da gings ihm wie den anderen, daß ihm war, als werde Mord ihm treu sein; und sie beschlossen, Mörd solle den Totschlag kundmachen und die ganze Klage fürs Ding zurüsten. Da ging Mord nach Wörsahof hinunter. Es fanden sich die neun Nachbarn ein, die dem Tatort am nächsten wohnten. Mord hatte selber zehn Man- mit. Er zeigte den Nachbarn die Wunden Höskulds und ernannte Zeugen zu den Wunden und ernannte einen Urheber zu jeder Wunde außer zu einer: da tat er, als wisse er nicht, wer die beigebracht habe; aber die hatte er selber beigebracht, Aber den Totschlag machte er kund gegen Skarphedin, aber die Wunden gegen seine Brüder und Kari. Darauf berief er die neun Tatortnachbarn ans Allding 1. Hernach ritt er nach Hause.

Er kam fast nie mit den Njalssöhnen zusammen, und dazu waren sie unwirsch zueinander, wenn sie sich trafen, und so hatten fies abgemacht. Höskulds Totschlag sprach sich in allen Landschaften herum und fand üble Nachrede. Die Njalssöhne suchten den Asgrim Ellidi-Grimssohn auf und baten um seinen Beistand. "Darauf könnt ihr rechnen," sagte er; "daß ich euch helfen werde in den größten Händeln allen. Aber doch schwant mir Böses in dieser Sache, denn viele sind hier Mordkläger; und dieser Totschlag findet üble Nachrede in allen Landschaften ." Nun zogen die Njalssöhne nach Hause.


113. Gudmund der mächtige und sein Geschlecht

Es war ein Mann namens Gudmund der Mächtige, der seine Wirtschaft hatte in Labkrautfelden im Inselföhrdeland 2. Er war ein Sohn von Eyjolf dem Sohn von Einar, Sohn von Audun Haarlos, dem Sohn von Thorolf Schmer dem Sohn von Thorstein Schorf, dem Sohn von Grim Kamban. 1 

Als Geschworene. Im nordviertel.



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Gudmunds Mutter hieß Hallbera, Tochter von Thorodd Helm, aber die Mutter der Hallbera hieß Reginleif, Tochter Sämunds von den Hebriden: von ihm bat den Namen die Sämundshalde im Land der Schachenföhrde. Die Mutter von Eyjolf, dem Vater Gudmunds, war Walgerd Runolfstochter: der Walgerd Mutter war Walborg, deren Mutter war Jorun die Ungeborene, Tochter König Oswalds des Heiligen 1. Die Mutter von Einar, dem Vater Eyjolfs, war Helga, Tochter Helgis des Mageren, der die Inselföhrde besiedelte. Helgi war ein Sohn Eywinds des Ostländers und der Rafarta, der Tochter des Irenkönigs Kjarwal. Die Mutter der Helga, der Tochter Helgis, war Thorunn die Hörnene, Tochter von Keul Plattnase , dem Sohn von Björn Rindsfuß, dem Sohn Grims des Gauhäuptlings. Grims Mutter war Herwör, aber der Herwör Mutter war Thorgerd, die Tochter Haleygs, des Königs von Helgeland.

Die Frau Gudmunds des Mächtigen hieß Thorlaug, Tochter litis des Starken, Sohnes von Eilif Adler, dem Sohn von Bard in Al, dem Sohn von Ketil Fuchs, dem Sohn von Skidi dem Alten. Die Mutter der Thorlaug hieß Herdis, Tochter von Thord zu Vorbergen, dem Sohn von Björn Schachtelschmer, dem Sohn von Hroald, dem Sohn von Björn Eisenseite , dem Sohn von Ragnar Lodenhose, dem Sohn von Sigurd Ring, dem Sohn von Randwer, dem Sohn von Radbard. Die Mutter der Herdis Thordstochter war Thorgerd, Tochter des Skidi; ihre Mutter war Fridgerd, die Tochter des Irenkönigs Kjarwal.

Gudmund war ein großer Häuptling und ein reicher Mann 2. Er hatte hundert Hausgenossen bei sich Er drückte auf das Ansehen aller Häuptlinge im Nordland, so daß die einen ihre Wohnsitze einbüßten, aber andere brachte er ums Leben, und wieder andere büßten ihre Godentümer an ibn ein. von ihm stammt die ganze Auslese der Besten im Lande: die Öddileute und die Sturlunge und die Kesselleute und die Stromleute 1 

Ungeschichtlich; Oswald d. H, starb 642! 2 Er spielt vielen Familien sagas. Hauptperson ist er in der Geschäfte der Leute vom Lautersee, Thule Bd. 11. 3 So auch in der eben genannten Saga Kap. so.



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und Bischof Keul und viele der mächtigsten Männer. Gudmund war ein Freund von Asgrim Ellidi-Grimssohn, und der rechnete auf Beistand von ihm.


114. Der Gode Snorri und sein Geschlecht

Es war ein Mann namens Snorri, zubenannt der Gode, Er hatte seine Wirtschaft in Heiligenberg, bis Gudrun Oswistochter ihm das Land abkaufte: da wohnte sie dort bis ins Alter, aber Snorri zog da nach der Kesselföhrde und wirtschaftete in Reichmannstalzunge 1. Snorris Vater hieß Thorgrim und war ein Sohn von Thorstein dem Dorschbeißer, dem Sohn von Thorolf Mosterbart, dem Sohn von Örnolf Fischtreiber (aber Ari der Gelehrte 2 nennt Thorolf einen Sohn von Thorgils Walseite); Thorolf Mosterbart batie zur Frau die Ost, Tochter Thorsteins des Roten. Die Mutter Thorgrims hieß Thora, Tochter von Oleif Feilan, dem Sohn von Thorstein dem Roten, dem Sohn von Oleif dem Weißen, dem Sohn von Ingjald, dem Sohn von Helgi aber Ingjalds Mutter hieß Thora, Tochter von Sigurd Schlang-im-Aug, dem Sohn von Ragnar Lodenhose. Die Mutter des Goden Snorri aber war Thordis Surstochter, die Schwester Gislis. Snorri war ein guter Freund von Asgrim Ellidi-Grimssohn, und der rechnete auf Beistand auch von ihm. Snorri war der gescheiteste Mann auf Island von denen, die nicht zukunftskundig waren. Er war gut zu seinen Freunden, aber unversöhnlich gegen seine Feinde 3.


115. Flosi wirbt mannschaft zum Dingritt

In diesem Jahr war reger Dingritt aus allen Landesvierteln , und die Leute hatten viele Rechtshändel eingeleitet. 

1 Dies erzählt die Lachsachtalgeschichte, Thule Bd .s S. 175 f. 2 In den Stammtafeln seines verlorenen Isländerbuches. Auch Snorri gehört zu den berühmtesten Männern der Sagazeit. Hauptperson ist er in der Geschichte Thule Bd. 7.



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Flosi erfuhr den Totschlag Höskulds und kam davon in großen Kummer und Zorn, doch beherrschte er sich gut. Man berichtete ihm diese Klagezurüstung, die nach Höskulds Totschlag unternommen worden war, und er ließ sich wenig drüber aus. Er schickte Botschaft an seinen Schwiegervater, Hall von der Seite, und seinen Sohn Ljot, sie möchten starke Mannschaft sammeln zum Ding. Ljot galt für den besten angehenden Häuptling dort im Ostlande; ihm war prophezeit, wenn er drei Sommer aufs Ding ritte und wohlbehalten zurückkäme, dann würde er der größte Häuptling in seinem Geschlecht werden und der älteste; er war nun einen Sommer aufs Ding geritten, aber jetzt wollte er den zweiten. Flosi schickte Botschaft an Kol Thorsteins sohn und an Glum. den Sohn von Hildir dem Alten, dem Sohn von Geirleif, dem Sohn von Önund Taschenrücken, und an Modolf Ketilssohn, und sie alle vereinigten sich mit Flosi. Auch Hall versprach, starke Mannschaft zu werben.

Flosi selbst ritt nach Hofkirchen zu Surt Asbjörnssohn. Dann schickte Flosi nach seinem Brudersohn Kolbein Egilssohn, und der fand sich ein. von dort ritt er nach Vorbergenhöhe: dort wohnte Thorgrim der Prunker, ein Sohn Thorkels des Schönen. Flosi sagte, er solle mit ihm aufs Allding reiten, und er willigte ein und sagte zu Flosi:"Sonst bist du heiterer gewesen, Bauer, als jetzt Aber verzeihlich ists schon, daß du so bist." Flosi sagte: "Gewiß hat sich hier etwas zugetragen, daß ich mein Vermögen drum gäbe, daß es nicht geschehen wäre. Aus böser Saat ists erwachsen, und wird wieder Böses draus keimen."

von dort ritt er über die Ornsrockheide und am Abend nach Sonnenheim: dort wirtschaftete Lodmund Ulfssohn, der war ein guter Freund von Flosi. Dort blieb er über Nacht; aber am Morgen ritt Lodmund mit ihm nach Tal: dort wirtschaftete Runolf, der Sohn Ulfs des Sand goden. Flosi sagte zu Runolf: "Hier werden wir die Wahrheit hören über den Totschlag Höskulds des Weißspitzengoden du bist glaubwürdig und sitzest nah der Ouelle, und ich werde all dem glauben, was du mir darüber berichtest, wie es zwischen ihnen zum



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Streit kam." Runolf sagte: "Hier braucht man nicht zu beschönigen: er ist mehr als schuldlos erschlagen worden, und alle beklagen seinen Tod; keinem machts so viel Eindruck wie seinem Ziehvater Njal." "Da werden fies schwer haben. Parteigänger zu finden," sagte Flosi. "Gewiß," sagte Runolf" ,wenn es bleibt, wies ist." "Was ist bisher getan Sagte Flosi, "Bisher sind die Nachbarn berufen," sagte Runolf, "und der Totschlag kundgemacht." "Wer tat das fragte Flosi. "Mord Walgardssohn," sagte Runolf. "Kann man da trauen fragte Flosi. " Er ist verwandt mit mir," sagte Runolf,. "doch will ich die Wahrheit sagen, daß mehr Leute Schlimmes von ihm erleben als Gutes. Darum möcht ich dich jetzt bitten, Flosi, daß du den Zorn beschwichtigst und dich zu dem entschließt, woraus am wenigsten Übelstände erwachsen; denn Njal wird ein gutes Anerbieten machen und die andern vornehmen." Flosi sagte: "Reit du mit aufs Ding, Runolf Deine Worte sollen viel über mich vermögen, außer es nimmt eine schlimmere Wendung, als recht wäre." Damit brachen sie das Gespräch ab, und Runolf versprach hinzugehn.

Runolf schickte seinem Verwandten Hafr dem Weisen Nachricht; er kam sogleich geritten.


116. Hildigunn beschwört Flosi

Flosi ritt weiter nach Wörsahof. Hildigunn war vor dem Haus und sagte: "Jetzt sollen alle meine Mannsleute draußen sein, wenn Flosi in den Hof reitet; aber die Weiber sollen die Räume fegen und behängen und dem Flosi den Hochsitz zu- rüsten." Darauf kam Flosi auf den Hofplatz geritten. Hildigunn trat auf ihn zu und sagte:"Willkommen und gesegnet, Oheim! Mein Herz ist erfreut über deine Ankunft." "Wir wollen bier," sagte Flosi, " das Frühstück nehmen und dann weiter reiten. Da wurden ihre Pferde angebunden. Flosi trat ein in die Stube und setzte sich, er warf den Ehrenstuhl nebenaus auf die Bankbühne und sagte: "Ich bin weder König noch Jarl, und man braucht keinen Ehrenstuhl unter mir zu errichten und braucht mich nicht zu verhöhnen " Hildigunn stand in der Nähe und sagte:"Es ist schlimm, wenn es dir mißfällt, denn wir taten dies



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in guter Meinung." Flosi sagte:"Wenn du gute Meinung zu mir hast; wird es sich selbst loben, wenns echt ist; und es wird sich selbst tadeln, wenn es falsch ist" Hildigunn lachte ihr kaltes Lachen und sagte:"Dies hat noch nichts auf sich: es kommt schon noch schärfer vor Schluß!"

Sie setzte sich neben Flosi, und sie sprachen lange leise zusammen . Darauf wurden die Tische vorgesetzt, und Flosi und sein Gefolge wuschen sich die Hände. Flosi sah sich das Handtuch an, und es waren lauter Löcher und an einem Ende ein Stück ab. Er warf es auf die Bank und wollte sich nicht damit abtrocknen 1, riß ein Stück vom Tischtuch und trocknete sich damit ab und warf es seinen Leuten zu. Darauf setzte sich Flosi an den Tisch und hieß seine Leute essen.

Da kam Hildigunn in die Stube und strich sich das Haar von den Augen und weinte. Flosi sagte: "Du bist jetzt niedergeschlagen. Nichte; das ist auch in der Ordnung, denn du bebeweinst einen braven Mann." "Welche Mordverfolgung erlange ich von dir," fragte sie, "und welchen Beistand " Flosi sagte: "Gerichtlich verfolgen will ich deine Klage bis ans Ziel oder sie einem vergleich zuführen, der wackern Männern dafür gilt, daß er unsrer Ehre genug tue auf alle Weise." Sie sagte: "Rächen würde dich Höskuld, wenn er für dich die Mordverfolgung hätte !" Flosi antwortete: "An Unversöhnlichkeit fehlts dir nicht! Man sieht, worauf du hinaus willst." Hildigunn sagte: "Er hatte weniger verbrochen. Arnor Örnolfssohn aus Foßachwalden, an deinem Vater Thord dem Freyspriester, und doch erschlugen ihn deine Brüder Kolbein und Egil auf dem Schaftbergding 3."

Da ging Hildigunn in den Schlafsaal und schloß ihre Truhe auf: sie nahm da den Mantel heraus, den Flosi dem Höskuld geschenkt hatte und in welchem er erschlagen worden war: darin hatte sie aufbewahrt das ganze Blut 4. Sie trat dann in die Stube mit dem Mantel. Sie trat schweigend auf Flosi zu. Flosi hatte fertig gegessen, und es war abgetragen. Hildigunn breitete 1 

Er erkennt sogleich die Anspielung auf Höskulds Tod. 2 Rache steht höher als Dingklage oder vergleich. Eine nur aus Anspielungen bekannte Fehde, 4 Ähnlich Kap. 124 und Thule Bd .s S. 185.



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den Mantel über Flosi: da rauschte das Blut rings an ihm herunter. Sie sprach dazu:"Diesen Mantel schenktest du, Flosi, dem Höskuld, und jetzt will ich ihn dir zurückgeben. In ihm wurde er erschlagen. Ich nehme Gott und wackre Menschen zu Zeugen, daß ich dich beschwöre bei allen Wundern deines Christ und bei deiner Mannesehre und Tapferkeit, daß du rächest all diese Wunden, die er an seinem Leichnam trug, - oder dann ein Schurke zu heißen vor jedermann!"

Flosi warf den Mantel ab und ihr in die Arme und sagte:"Du bist das größte Ungeheuer und möchtest; daß wir etwas unternähmen, was uns allen am schlechtesten bekäme; kalt sind Weiberräte 1 !" Flosi war so erregt, daß sein Gesicht bald roi war wie Blut, bald fahl wie Gras, bald blauschwarz wie die Hel, Flosi ritt mit den Seinen fort. Er ritt nach der Felsfurt und wartete dort auf die Sigfussöhne und die andern von seiner Partei.

Ingjald, der Bruder der Hrodny, der Mutter von Höskuld Njals sohn, hatte seine Wirtschaft in Brunnen. Er und seine Schwester waren die Kinder von Höskuld dem Weißen, dem Sohn von Ingjald dem Starken, dem Sohn von Geirsinn dem Roten, dem Sohn von Sölwi, dem Sohn von Gunnstein dem Berserkertöter. Ingjald hatte zur Frau die Thraslaug, eine Tochter von Egil, dem Sohn von Thord dem Freyspriester; Egils Mutter war Thraslaug, Tochter von Thorstein Sperling ; die Mutter der Thraslaug war Unn, Tochter von Eywind Barsch. Flosi schickte dem Ingjald Nachricht, er möge zu ihm kommen; Ingjald ging sogleich selbfünfzehnt hin. Ingjald war ein großer und starker Mann, verschlossen und ein handfester Geselle und in Geldsachen hochherzig gegen seine Freunde. Flosi begrüßte ihn freundlich und sagte zu ihm:"Wir sind in große Schwierigkeiten geraten, Neffe, und es ist jetzt schwer, sich hinauszufinden: ich bitte dich darum, daß du dich von meinem Handel nicht eher los sagst, als bis es mit dieser Notlage zu Ende ist." Ingjald sagte: "Ich bin in böser Lage wegen der Verschwägerung mit Njal und seinen Söhnen und aus anderen wichtigen Gründen, die hier hereinspielen," Flosi 

1 Ein gemeingermanischcs Sprichwort,



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sagte:"Ich glaubte doch, als ich dir meine Bruderstochter verheiratete , habest du mir versprochen, mir in jedem Handel beizustehn." " Es ist auch das Wahrscheinliche," sagte Ingjald, "daß ich das tue. Aber zuerst will ich nun nach Haus reiten und von dort aufs Ding."


117, Flosi reitet aufs Ding

Die Sigfussöhne erfuhren, daß Flosi an der Felsfurt war, und ritten hin, sich ibm anzuchließen es waren Ketil aus Wald und sein Bruder Lambi, Thorkel und Mord und ihr Bruder Sigmund, die Sigfussöhne, dazu Lambi Sigurdssohn und Gunnar Lambissohn, Grani Gunnarssohn und Webrand Hamundssohn. Flosi stand vor ihnen auf und begrüßte sie voller Freude. Sie traten an den Fluß vor; Flosi ließ sich von ihnen wahrheitsgemäß erzählen, und sie gingen überall einig mit Runolf in Tal. Flosi sagte zu Keul aus Wald: "von dir will ich hören: wie stramm hältst du zu diesem Handel und die andern Sigfussöhne" Ketil sagte: "Mein Wunsch wäre, daß es vergleich gäbe zwischen uns. Doch habe ich Eide geschworen, mich nicht von dem Handel loszusagen, bis er irgendwie zu Ende ist, und das Leben dran zu setzen." Flosi sagte: Ein braver Bursch bist du; um Leute wie dich ists gui bestellt."

Sie ergriffen beide aufsmal das Wort, Grani Gunnarssohn und Gunnar Lambissohn: "Achtung wollen wir daß herauskommt und Totschläge" Flosi sagte: "Es ist nicht ausgemacht, daß wir beides dürfen, wählen und teilen!" Grani sagte Den Gedanken hatt ich damals, als sie Thraïn erschlugen am Waldstrom und später Höskuld, seinen Sohn, daß ich mich nie mit ihnen vertragen würde in aufrichtigem Vertrag denn ich hätte gern mitangesehen, wie sie alle erschlagen würden."Flosi sagte: "Nah genug hast du gesessen, daß dus hättest rächen können, wenn du die schneid und Mannhaftigkeit dazu gehabt hättest! Mir kommt vor; als bätest du nun um etwas, und manche andre, wo du nachher viel drum geben würdeft, daß du nicht hättest dabei sein müssen. Ich sehe das klar: mögen wir auch Njal und seine Söhne erschlagen, so sind das Männer von solchem Rang, daß die Mordverfolgung so groß werden wird,



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daß wir gar manchen kniefällig werden um Hilfe bitten müssen, bis wir uns aud dieser Notlage schaffen. Ihr könnt euch auch drauf gefaßt machen, daß viele von denen verarmen werden, die bisher Reichtümer hatten, und andre mit der Habe das Leben verlieren werden."

mord Walgardssohn ritt auch zu Flosi hin und sagte, er wolle mit ihm aufs Ding reiten samt seinem ganzen Gefolge. Flosi wars zufrieden und brachte eine Werbung bei ihm vor: er möge seine Tochter Rannweig dem Starkad zur Frau geben, dem Brudersohn Flosis, der seine Wirtschaft in Pfeilerberg hatte, Flosis Grund war der, daß er sich so seiner Treue zu versichern dachte und seiner Streitkräfte. Mord war nicht abgeneigt und verwies auf nr den Weißen; auf dem Ding möge mans verhandeln. Mords Frau war Thorkatla, eine Tochter Gizurs des Weißen. Mörd und Flosi ritten beide zusammen aufs Ding und unterredeten sich von früh bis spät.


118. Njal reitet aufs Ding

Njal sagte zu Skarphedin: "Was hast du nun mit deinen Brüdern und Kari ausgemacht:" Skarphedin sagte: "Für gewöhnlich hängen wir keinen Träumen nach; aber ums dir zu sagen, so wollen wir nach Zunge reiten zu Asgrim Ellidi-Grimssohn und von dort aufs Ding. Aber wie hast dus mit dir vor; Vater:" Njal sagte: "Ich will aufs Ding reiten, denn es ist für mich Ehrensache, mich nicht von eurem Handel zu trennen, solange ich lebe. Ich gewärtige, daß viele dort gute Worte für mich haben werden; so habt ihr Nutzen von mir, keinen Schaden."

Der Ziehsohn Njals, Thorhall Asgrimssohn, befand sich dort. Die Njalssöhne lachten ihn aus. weil er in braungestreiftem Überwurf war, und Sagten, wie lange er den zu tragen denke. Er antwortete: "Dann werd ich ihn abgelegt haben, wenn ich um meinen Ziehvater die Klage zu führen habe." Njal sagte: "Dann wirst du dich am besten bewähren, wenn am meisten drauf ankommt."

Sie brachen nun alle von Hause auf und waren beinah dreißig Mann stark und ritten des Weges, bis sie zur Stierach kamen.



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Da kamen Njals verwandte nach, Thorleif Rabe und Thorgrim der Große: das waren die Söhne des Felsen-Thorir; sie boten den Njalssöhnen Gefolge und Beistand an, und sie nahmen es an. Sie ritten dann alle zusammen über die Stierach und weiter, bis sie an die Lachsachufer kamen: dort stieß Hjalti Skeggissohn zu ihnen, er trat mit Njal ins Gespräch, und sie redeten lange leise. Hjalti erklärte dann: "Ich werde stets beweisen, daß mein Inneres kein Dunkel liebt: Njal hat mich um Beistand gebeten, ich bin auch beigetreten und hab ihm meine Hilfe versprochen; den Lohn hat er mir und vielen andern im voraus entrichtet mit seinen guten Ratschlägen." Hjalti erzählte dem Njal alles von Flosis Reisen.

Sie schickten den Thorhall nach Zunge voraus, zu melden, sie würden am Abend ankommen. Asgrim machte sich sogleich bereit und war vor dem Haus, als Njal in den Hofplatz ritt. Njal war in dunkelblauem Mantel und trug einen Filzhut auf dem Kopf und eine Handaxt in der Hand. Asgrim hob Njal vom Pferd und trug ihn hinein und setzte ihn auf den Hochsitz. Dann träten die andern ein, die Njalssöhne alle und Kari. Da ging Asgrim hinaus: Hjalti wollte seines Weges weiter, er fand, sie seien ;u viele; Asgrim faßte ihm in die Zügel und sagte, er dürfe nicht davon reiten, ließ seine Pferde absatteln und führte Hjalti hinein und gab ihm den Platz neben Njal. Aber Thorleif und sein Bruder saßen mit ihren Leuten auf der zweiten Bankreihe. Asgrim setzte sich auf einen Stuhl vor Njal und fragte: Was sagt dir die Ahnung über unsern Handel Njal antwortete: "Eher Bedenkliches; denn mir bangt, daß hier Leute von keinem guten Stern beteiligt sind." Njal sagte: "Schick doch nach all deinen Dingleuten und reite mit mir aufs Ding." "Das hab ich vorgehabt," sagte Asgrim, "und zugleich will ich dir versprechen, daß ich euern Handel nie verlassen werde, solange ich einige auf meine Seite kriege." Alle aber dankten ihm, die in der Stube waren, und sagten, das heiße hochherzig gesprochen.

Sie waren dort über Nacht, aber Tags darauf kam das ganze Gefolge Asgrims an. Darauf ritten sie alle zusammen, bis sie aufs Ding hinauf kamen, und bezogen ihre Zelte.



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119. Der Werbegang der Njalssöhne auf dem Allding

Flosi war schon auf dem Ding angekommen und besetzte sein ganzes Zelt. Runolf besetzte das Zelt der Talleute und Mord das Zelt der Krummachleute. Aus dem Ostland war Hall von der Seite am weitesten hergekommen, aber fast keine anderen Männer. Doch hatte Hall aus seiner Landschaft starkes Gefolge aufgeboten, und er schloß sich sogleich dem Flosi an und bat ihn um Vergleich und friedliche Beilegung. Hall war ein verständiger und fiedliebender Mann. Flosi antwortete freundlich, hielt aber in allem zurück. Hall fragte, wer ihm Zuzug versprochen habe; Flosi nannte Mord Walgardssohn und sagte, er habe um dessen Tochter angehalten für seinen verwandten Starkad. Hall sagte, das Mädchen sei eine gute Heirat, aber ganz schlimm sei es, sich mit Mord einzulassen, und du wirst das erproben, eh dieses Ding aus ist." Damit brachen sie das Gespräch ab.

Eines Tages war es, daß Njal und Asgrim sich lange leise unterredeten. Dann sprang Asgrim auf und sagte zu den Njalssöhnen: "Gehen wir und suchen wir uns Freunde, daß wir nicht von Übermacht bewältigt werden! Denn in diesem Handel wird man alles ein segen müssen." Dann ging Asgrim hinaus und hinter ihm Helgi Njalssohn, dann Kari Sölmundssohn, dann Grim Njalssohn, dann Skarphedin, dann Thorhall, dann Thorgrim der Große, dann Thorleif Rabe.

Sie gingen zu dem Zelte Gizurs des Weißen und traten in das Zelt ein. nr stand vor ihnen auf und hieß sie sich setzen und trinken. Asgrim sagte: " So ists nicht gemeint, und wir wollen dies nicht heimlich verhandeln: welchen Beistand soll ich mir von dir versprechen dürfen, Vetter:" Gizur sagte: "Meine Schwester Jorunn würde drauf rechnen, daß ich mich nicht drum drückte, dir zu helfen. So solls auch sein, jetzt und später, daß ein Los uns treffen soll." Asgrim dankte ihm und ging darauf fort.

Da Sagte Skarphedin:"Wohin solls jetzt gehn:" Asgrim antwortete: "Zum Zelt der Ölfusleute." Darauf gingen sie dorthin.



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Asgrim fragte, ob Skapti Thoroddssohn 1 im Zelte sei; man sagte ibm, er sei drin. Da traten sie ins Zelt ein. Skapti saß auf der Querbübne und begrüßte Asgrim; er erwiderte höflich. Skapti bot Asgrim den Sitz neben sich an; Asgrim sagte, er wolle nur kurz bleiben, " doch geht mein Anliegen an dich." "Laß hören" sagte Skapti. "Ich möchte dich um Unterstützung bitten, daß du mir und meinen Verschwägerten Hilfe leistest." "Ich hatte vielmehr gedacht," sagte Skapti, "daß eure Ungelegenheiten mir nicht ins Haus kommen sollten."Asgrim sagte: "Das sind schlechte Worte, den andern grade dann nicht zu helfen, wenn am meisten drauf ankommt" "Wer ist der Mann," Sagte Skapti, " dem viere vorangehn :: ein großer Mann mir fahlem Gesicht, sieht unheilmäßig aus, barsch und trollenhaft." Er sagte: "Skarphedin heiße ich, und du hast mich immer schon auf dem Ding gesehen; aber ich bin darin wohl klüger als du, daß ich nicht zu Sagen brauche, wie du heißt. Du heißt Skapti Thoroddssohn, aber früher nanntest du dich Borstenglatze, als du den Ketil aus Elda erschlagen hattest: da machtest du dir eine Glase und strichst dir Teer auf'n Kopf; dann bezahltest du Knechte dafür, einen Rasenstreifen auszuschneiden, und krochst darunter für die Nacht. Dann gingst du zu Thorolf Loptssohn aus Sanden, und er nahm dich auf und trug dich in seinen Mehlsäcken aufs Schiff 2."

Danach ging Asgrim mit ihnen hinaus. Skarphedin fragte: "Wohin wollen wir jetzt gehn:" "Zum Zelt des Goden Snorri." Darauf gingen sie zu Snorris Zelt. Dort war ein Mann vor dem Zelt draußen; Asgrim fragte, ob Snorri im Zelt ser der sagte, er sei drin. Asgrim trat in das Zelt ein und sie alle. Snorri saß auf der Querbühne; Asgrim trat vor ihn und grüßte ihn höflich, Snorri bewillkommte ihn herzlich und hieß ihn sich setzen. Asgrim sagte, er wolle nur kurz dableiben, "doch geht mein Anliegen an dich." Snorri hieß ihn reden. Asgrim sagte: "Ich möchte, daß du mit mir zu den Gerichten gingest und mir Hilfe gewährtest, denn du bist gescheit und unternehmungs wie wenige." " Die Rechtshändel laufen 1 

Eingeführt Kap. 56, Nach der Anspielung in Kap. 139 trug sich dies in Norwegen zu.



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uns jetzt mühsam," sagte Snorri, "und es um äch viele sehr gegen uns auf, und darum haben wir keine Luft, uns noch aus andern Vierteln Ungelegenheiten ;u holen." "Das ist verzeihlich," sagte Asgrim, " denn uns weigerst du damit keinen schuldigen Lohn." "Ich weiß, du bist ein wackrer Bursche," sagte Snorri, "und dies will ich dir versprechen, das ichs nirgends gegen dich halten will und deinen Feinden keine Hilfe leisten." Asgrim dankte ihm. Snorri sagte:"Wer ist der Mann, dem viere vorangehn:: mit fahlem Gesicht und scharfen Zügen und zeigt die Zähne und hat eine Ari geschultert." "Hedin heiße ich," sagte er, " aber manche nennen mich Scharf-Hedin mit vollem Namen 1. Was willst du etwa sonst noch über mich reden:" Snorri sagte: "Dies, daß du mir barsch und gebieterisch aussiehst; und doch meine ich, daß dein bester Glücksstern jetzt im Schwinden ist, und ich geb dir kein langes Leben mehr." "Recht so," sagte Skarphedin, " denn die Schuld haben alle zu bezahlen. Aber du hättests nötiger, deinen Vater zu rächen, als mir solche Weissagungen zu prophezeien!" "Das haben schon viele gesagt," sagte Snorri, "und ich werde darüber nicht mehr zornig."

Hierauf gingen sie hinaus und erlangten hier keinen Beistand. Von dort zogen sie nach dem Zelt der Schachenföhrdeleute. Dieses Zelt gehört Hafr dem Reichen. Er war ein Sohn von Thorkel, dem Sohn von Eirik aus Göttertat, dem Sohn von Geirmund, dem Sohn von Hroald, dem Sohn von Eirik Strammbart, der in Soknedal in Norwegen den Grjatgard erlegte. Hafrs Mutter hieß Thorunn und war eine Tochter von Asbjörn Schwarzachglatze, dem Sohn von Hroßbjörn. Asgrim und die andern traten in das Zelt ein. Hafr saß mitten im Zelt und sprach mit einem Mann. Asgrim ging auf ihn zu und bot ihm den Gruss er erwiderte höflich und lud ihn ein, sich zu setzen. Asgrim sagte: "Ich wollte dich um anderes bitten: daß du mir und meinen verschwägerten Hilfe gewährtest." Hafr antwortete rasch: er wolle nicht bei ihren Ungelegenheiten mitwirken; " aber Sagen möcht ich, wer der dort 

1 Diesen zusammengesetzten Namen führte schon sein muttervater, Kap. 20. 2 D. h. in der mitte der einen Längs-Bankreihe,



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ist mit dem fahlen Gesicht, dem viere vorangehn, und sieht so unheimlich aus, als sei er einer Meeresklippe entstiegen."Skarphedin sagte: "Bemüh dich nicht, du Milchbart, wer ich bin! Denn ich werde mich schon getrauen, da durchzugehn, wo du im Hinterhalt liegst, und wäre ganz ohne Furcht, wenn Bursche deiner Ari mir den Weg vertraten! Auch liegts dir näher, deine Schwester Swanlaug zurückzuholen, die von Eyois Eisenmesser und dem Amboss-Roll geraubt wurde aus deinem Hause, und du wagtest keine Hand zu rühren !" Asgrim sagte: "Gehn wir hinaus! Hier ist keine Hoffnung auf Beistand."

Danach gingen sie zum Zelt der Leute von Labkrautfelden und fragten, ob Gudmund der Mächtige im Zelt sei, und man sagte ihnen, er sei drin. Da traten sie in das Zelt ein. Mitten im Zelt war ein Hochsitz, und darauf saß Gudmund der Mächtige. Asgrim trat vor ihn und grüßte ihn. Gudmund bewillkommte ihn höflich und lud ihn ein, sich zu setzen. Asgrim sagte:"Setzen will ich mich nicht, sondern will dich um Unterstützung bitten, denn du hast Ehrgeiz und bist ein großer Häuptling." Gudmund sagte: "Ich will es nicht gegen dich halten, aber wenn es mir gui scheint, dir Hilfe zu leisten, so werden wir recht wohl später darüber reden können" ; und er nahm alles wohlwollend auf. Asgrim dankte ihm für seine Worte. Gudmund sagte: "In deinem Gefolge ist ein Mann, den ich mir eine Zeitlang angeschaut habe, und ersieht mir anders aus als die meisten Menschen, die ich noch gesehen habe." "Welcher ist es?' Sagte Asgrim. "vier Mann gehn ihm voraus," sagte Gudmund, " er ist dunkelbraun von Haarfarbe und mit fahlen Zügen, hochgewachsen und schaut kühn drein und so behende zur Mannestat, daß ich lieber ihn zum Gefolgsmann hätte als zebn andere. Und dennoch sieht der Mann unheilmäßig aus." Skarphedin sagte: "Ich weiß, daß deine Worte auf mich zielen, aber mit unser beider Unstern ists ungleich bestellt: ich muß Tadel hören für den Totschlag Höskulds des Weißspitzengoden, was begreiflich ist; auf dich aber machten sie Schmähreden, Thorkel Unband und Thorir Helgissohn, und davon hast du das schwerste Herzeleid ." 1 

Sonst unbekannte Geschichte 2 Erzählt in der Geschichte der Leute vom



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Dann gingen sie hinaus. Skarphedin sagte nun: "Wohin wollen wir jetzt gehn?"' "Zum Zelt der Lauterseeleute," sagte Asgrim. Dieses Zelt hatte Thorkel Unband bezogen. Er war ein Sohn des Goden Thorgeir, des Sohns von Tjörwi, dem Sohne Thorkels des Langen; aber die Mutter Thorgeirs war Thorunn, Tochter von Thorstein, dem Sohn von Sigmund, dem Sohn von Fluh-Bard. Thorkels Unbands Mutter hieß Gudrid; sie war eine Tochter von Thorkel dem Schwarzen aus Leirehof, dem Sohn von Thorir Ohrlapp, dem Sohn von Ketil Robbe, dem Sohn von Ornolf, dem Sohn von Björnolf, dem Sohn von Grim Fellwange, dem Sohn von Ketil Lachs, dem Sohn von Hallbjörn Halbtroll 1. Thorkel Unband hatte in der Fremde gereist und sich in andern Ländern ausgezeichnet: er hatte in den Wäldern von Jämtland einen Räuber erschlagen gen darauf zog er nach Schweden hinüber und tat sich zusammen mit Sörkwir dem Alten, und sie heerten in den baltischen Landen; aber östlich der Balagardküste hatte Thorkel eines Abends Wasser für sie zu holen: da begegnete er einem Meerwunder und wehrte sich lange gegen das Tier, und das Ende war, daß er das Meerwunder totschlug. Von dort zog er nach Estland: dort erlegte er einen Flugdrachen. Darauf zog er nach Schweden zurück und weiter nach Norwegen und darauf nach Island heraus, und er ließ diese Großtaten abbilden über seiner Bettkammer und auf einem Stuhl vor seinem Hochsitz. Er hatte sich auch samt seinen Brüdern auf dem Lauterseer Herbstding geschlagen mit Gudmund dem Mächtigen und die Lauterseer behielten den Sieg ': damals wars, daß Thorir Helgissohn und Thorkel Unband die Schmähreden auf Gudmund machten. Thorkel tat die Äußerung, es gebe keinen auf Island, dem er sich nicht sum Zweikampf stellte oder vor dem er zurückwiche. Deshalb wurde er Thorkel Unband genannt. weil er niemand schonte, in Wort oder Tat, mit wem ers auch zu tun hatte. 

Lautersee Kap. 13 (Thule Bd. II). 1 Steht schon oben Kap. ras. Die Begebenheit der Lauterseer-Geschichte Kap, a,



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120. Die Demütigung Thorkel Unbands

Asgrim und seine Begleiter gingen zum Zelte Thorkels. Da sagte Asgrim zu den Begleitern: "Dieses Zelt gehört dem Thorkel Unband, einem großen Kämpen, und uns läge viel dran, daß wir seine Unterstützung erlangten. Wir wollen uns in Acht nehmen auf alle Weise, denn er ist eigenwillig und schwierig. Ich möchte dich nun bitten, Skarphedin, daß du dich nicht bemerklich machst bei unserm Gespräch." Skarphedin grinste dazu — und sein Anzug war der, daß er in dunkelblauem Rock war und in blaugestreiften Hosen, hoch hinaufreichende schwarze Schuhe; er hatte einen silbernen Gürtel um und in der Hand die Art, mit der er den Thraïn erschlagen hatte und die er Schlachthexe nannte; einen Tartschenschild führte er und um den Kopf eine Seidenborte und das Haar über den Ohren zurückgekämmt. Er sah aus wie ein rechter Kriegsmann, und man kannte ihn, ohne ihn gesehen zu haben. Er schritt, wies ihm angewiesen war, weder weiter vorn noch hinten.

Sie traten ein und gingen in den innern Teil des Zeltes. Thorkel saß mitten auf der Querbühne und seine Leute zu beiden Seiten von ibm. Asgrim grüßte ihn; Thorkel erwiderte höflich. Asgrim sagte zu ihm: "Dazu sind wir hergekommen, dich um Beistand zu bitten, daß du mit uns zu den Gerichten gehest." Thorkel sagte: "Wie solltet ihr meinen Beistand brauchen, da ihr doch zu Gudmund gegangen seid: Er wird euch seine Hilfe versprochen haben." "Nein, wir erlangten seine Unterstützung nicht," sagte Asgrim. Thorkel sagte: " Da erschien dem Gudmund der Handel mißliebig, und das wird er auch sein, denn eine schlechtere Tat als diese ist nie vollführt worden, und ich weiß, was dich bewogen hat, herzukommen: daß du glaubtest, ich würde es weniger genau nehmen als Gudmund und würde einem unrechten Handel beistehn." Da schwieg Asgrim, und es schien ihm mißlich. Thorkel sagte: "Wer ist dieser Große und Ungeheuerliche, dem viere vorangehn :: mit fahlem Gesicht und scharfen Zügen, unheilmäßig und wie ein Bösewicht sieht er aus." Skarphedin sagte: "Ich



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heiße Skarphedin, und du hast keinen Grund, mich mit Hohn- worten zu bedenken unverschuldeiermaßen. Mir ist das nie begegnet; daß ich meinen Vater vergewaltigt und mich mit ihm geschlagen hätte, wie dus mit deinem Vater tatest , Du, hast auch selten das Allding besucht und in Dinghändeln gearbeitet, und dir wird die Milchwirtschaft besser liegen auf deinem Hof an der Axtach mit deinen paar Leuten! Es liegt dir auch näher; dir aus den Zähnen zu stochern das Stück Mastdarm von der Mähre, das du aßest, eh du aufs Ding rittest, und es sahs dein Hirte und wunderte sich, daß du eine solche Ekelhaftigkeit begingst" Da sprang Thorkel auf großem Zorn, ergriff sein Messer und sagte: "Dieses Messer gewann ich in Schweden von dem mächtigsten Kämpen, den ich erlegte, und seither schlug ich manchen Mann damit tot; und sobald ich zu dir lange, werd ichs dir durch den Leib treiben; das hast du dann für deine Haßreden" Skarphedin stand mit erhobener Art und grinste und sagte: "Diese Art hielt ich in der Hand, als ich zwölf Ellen weit über den Waldstrom sprang, und erschlug den Thraïn Sigfussohn, und sie standen ihrer achte dabei und kriegten mich nicht zu fassen. Ich habe auch nie die Waffe gegen jemand erhoben, ohne daß sie an ihr Ziel kam"

Damit stieß er sie weg, seine Brüder und seinen Schwager Kari, und stapfte auf Thorkel zu. Skarphedin sagte nun: "Tu eins von beidem, Thorkel Unband: steck das Messer ein und setz dich — oder ich treib dir die uri in den Kopf und spalte dich bis auf die Schultern herab:" Da setzte sich Thorkel und steckte das Messer ein: und das passierte ihm sonst nie, weder vor- noch nachher.

Asgrim und die andern gingen hinaus. Skarphedin sagte: "Wohin wollen wir jetzt gebn:" Asgrim sagte: "Zurück zu unserm Zelt." "Da machen wir einen Bittgang zum eignen Zelt!" sagte Skarphedin. Asgrim drehte sich ihm zu und sagte: "Mehr als einmal bist du eher scharfzüngig gewesen; aber hier, wo Thorkel im Spiel war, hast dus ihm nur so gegeben, meine ich, wie sichs gehörte." Sie gingen nun zu ihrem Zelt 

1 An der zulebt angeführten Stelle,



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zurück und berichteten dem Njal alles aufs genaueste. Er sagte: "So gehe es denn, wie es soll, welchen Lauf es auch nimmt:"

Gudmund der Mächtige erfuhr nun, wie es zwischen Skarphedin und Thorkel ergangen war, und sprach so: "Es wird euch bekannt sein, wie es zwischen mir und den Lauter seeleuten ergangen ist; und nie hab ich so viel Schimpf und Schande von ihnen erfahren, wie Thorkel jetzt von Skarphedin erfuhr: dies bat sich sehr gut gemacht!" Darauf sagte Gudmund zu Einar aus Zwerchach, seinem Bruder: "Mach dich mit meiner ganzen Schar auf und steh den Njalssöhnen bei, wenn die Gerichte antreten. Brauchen sie aber im nächsten Sommer Hilfe, dann werd ich selbst ihnen die Hilfe leisten. Einar sagte zu und ließ es dem Asgrim berichten. Asgrim sagte: "Wie anders ist Gudmund als die meisten Häuptlinge"


121. Die Dingklage der Sigfussöhne

Tags darauf trafen sich Asgrim und Gizur der Weiße, Hjalti Skeggissohn und Einar von Zwerchach. Auch Mord Walgardssohn war dabei er hatte inzwischen die Klage abgetreten und sie den Sigfussöhnen eingehändigt. Da sagte Asgrim: "Dich ruf ich als ersten auf, weißer Gizur, und euch, Hjalti und Einar: ich will euch wissen lassen, wie es jetzt um diesen Handel steht. Es wird euch bekannt sein, daß Mord die Klage betrieben hat; aber die Sache ist die, daß Mord bei Höskulds Totschlag dabei gewesen ist und ihm die Wunde versetzt hat, zu der kein Urheber ernannt wurde. Mir scheint, als sei diese Klage hinfällig aus gesetzlichen Gründen." "Da wollen wir dies sogleich geltend machen," sagte Hjalm Thorhall Asgrimssohn sagte: " Es ist nicht ratsam, daß dies nicht geheim bleibe, solange bis die Gerichte antreten." "Was macht das aus:" fragte Hjali. Thorhall sagte: "Wenn sies jetzt gleich erfahren, daß die Einleitung falsch war, dann können sie der Klage damit aufhelfen, daß sie sogleich einen vom Ding nach Hause schicken und zu Hause ans Ding vorladen lassen, aber die Nachbarn auf dem Ding aufbieten; und dann ist die Klage recht geführt." "Ein gescheiter Mann bist du doch, Thor



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hall," sagten sie, " und dein Rat soll gelten." Hernach ging jeder zu seinem Zelte.

Die Sigfussöhne machten die Klage kund auf dem Gesetzesfelsen und Sagten nach Dingangehörigkeit und Wohnsitz; aber am vorabend des Freitags sollten die Gerichte antreten. Bis dahin war das Ding ruhig, Viele suchten vergleich nach zwischen ihnen, aber Flosi war schwer zugänglich, und die andern hatten noch viel mehr Einwände, und es schien aussichtslos zu werden.

Nun kam es dahin, daß die Gerichte antreten sollten, Donnerstagabend. Da ging die ganze Dingmenge zu den Gerichten . Flosi mit seiner Schar stand südlich vom Krummachgericht ; bei ihm waren Hall von der Seite und Runolf aus Tal, der Sohn Ulfs des Sandgoden, und die anderen, die Flosi Hilfe versprochen hatten. Aber nördlich vom Krummachgericht standen Asgrim und Gizur der Weiße, Hjalti und Einar von Zwerchach; die Njalssöhne aber waren im Zelt geblieben mit Kari und Thorleif Rabe und Thorgrim dem Großen und saßen in Waffen da, und ihr Haufe war unangreifbar.

Njal hatte die Richter aufgefordert, das Gericht zu besetzen, Die Sigfussöhne erhoben nun die Klage: sie ernannten Zeugen und entboten den Njalssöhnen zu hören auf ihren Eidschwur; darauf leisteten sie den Eid; dann trugen sie die Klage vor; dann ließen sie das Kundmachungszeugnis erbringen; dann entboten sie die Nachbarn auf ihren Sitz; dann entboten sie zur Sichtung der Geschworenen 1.

Thorhall Asgrimssohn ernannte Zeugen und wehrte mit Einspruch die Geschworenenaussage ab und nannte als Grund, daß ein solcher die Klage kundgemacht habe, dem ein wahrer Rechtsbruch anhänge und der sich selbst aus dem Recht gesetzt habe. "Wen meinen diese Worte:" fragte Flosi. Thorhall sagte: "Mord Walgardssohn zog mit den Njals söhnen zu Höskulds Totschlag und versetzte ihm die Wunde, zu der niemand als Urheber ernannt wurde, als man die Zeugen zu den Wunden ernannte. Ihr könnt nichts dagegen sagen, daß die Klage hinfällig ist." 1 

vgl. S. 133 .



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122. Flosi geht auf Vergleich ein

Njal stand auf und sagte: "Ich bitte Hall von der Seite und Flosi und alle Sigfussöhne und alle unsre Leute; daß ihr nicht davon geht, sondern mir zuhört." Sie taten so. Er sprach da: "Mir will scheinen, als sei dieser Handel in aussichtslose Lage gekommen, und das ist ganz begreiflich, denn er ist aus böser Wurzel erwachsen. Ich will euch wissen lassen, daß ich Höskuld lieber hatte als meine eignen Söhne, und als ich erfuhr, daß er getötet war, kam mir das süßeste Licht meiner Augen erloschen vor, und lieber hätt ich alle meine Söhne verlieren mögen, wenn er noch lebte. Nun bitt ich dich, Hall von der Seite, und euch, Runolf aus Tal, Gizur den Weißen, Einar aus Zwerchach und Hafr den Weisen, daß mir vergönnt werde, den Totschlag beizulegen im Namen meiner Söhne; und ich möchte, daß die den Spruch tun, die am besten dazu geeignet sind."

Gizur und Einar und Hafr hielten jeder eine lange Rede nach der Reihe und baten Flosi, sich zu vertragen, und versprachen ihm dafür ihre Freundschaft. Flosi gab auf alles gute Antwort, versprach aber nichts. Hall von der Seite sagte zu Flosi: "Willst du jetzt dein Wort halten und mir die Bitte erfüllen, die du mir zu erfüllen versprachst, damals als ich deinen Verwandten, den Thorgrim Dick -Ketilssohn, außer Landes schaffte, als er Hall den Roten erschlagen hatte:" Flosi sagte: "Ich will sie dir erfüllen, Schwiegervater; denn du wirst nur um etwas bitten, wodurch meine Ehre erhöht wird." Hall sagte: "Da möcht ich, daß du dich rasch vertragest und wackre Männer den Spruch tun lassest und dir so die Freundschaft der Vornehmen erwerbest." Flosi sagte: "Ich will euch denn wissen lassen, daß ich den Worten meines Schwiegervaters Hall und der anderen Vornehmen folgen will, so daß er den Spruch tun mag und die Vornehmen, die von beiden Seiten rechtmäßig da ;u ernannt werden. Njal scheint es mir verdient zu haben, daß ich ihm dies einräume." Njal dankte ihm und ihnen allen und so auch die andern Anwesenden und sagten, Flosi handle brav.



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Flosi sagte: "Nun will ich meine Schiedsmänner ernennen, Ich ernenne als ersten Hall, meinen Schwiegervater, dann Özur von Breitach, Surrt Asbjörnssohn aus Hofkirchen, Modolf Ketilssohn" -er wohnte damals auf First —, "Hafr und Runolf aus Tal; und man wird einig sein, daß diese am besten dazu geeignet sind von all meinen Leuten." Er hieß nun Njal seine Schiedsmänner ernennen. Njal stand auf und sagte: "Hierzu ernenne ich als ersten Asgrim Ellidi-Grimssohn, dann Hjalti Skeggissohn, Gizur den Weißen, Einar von Zwerchach, den Goden Snorri und Gudmund den Mächtigen ." Darauf reichten sie sich die Hände, Njal und Flosi und die Sigfussöhne, und Njal sicherte zu im Namen all seiner Söhne und Karis, was diese zwölf Männer erkennen würden; und man konnte sagen, daß die ganze Dingmenge ihre Freude dran hatte. Dann wurden Leute nach Snorri und Gudmund geschickt; die waren nämlich in ihren Zelten geblieben. Es wurde da bestimmt, das die Urteiler in der Gesetzgebungskammer Platz nehmen sollten, aber alle andern sollten weggehn .


123. Der vergleich scheitert

Der Gode Snorri sprach so: "Wir sind hier nun zwölf Urteiler, denen diese Sache unterstellt ist. Ich möchte euch alle bitten, daß wir dieser Sache keine Schwierigkeit bereiten. so daß sie nicht um vergleich kämen." Gudmund sagte: "Wollt ihr vielleicht Gauächtungen verhängen oder Landesverweisungen: " "Nein," sagte Snorri, "denn das ist oft schlimm ausgefallen, und man hat sich deswegen totgeschlagen und sich veruneinigt. Aber eine Geldleistung will ich verhängen so hoch, daß niemand teurer gewesen sein soll hierzulande als Höskuld." Seine Worte fanden Beifall. Darauf besprachen sie die Sache und konnten sich nicht einigen, wer zuerst antragen solle, wie hoch die Geldstrafe sein solle; und es kam dahin daß sie losten, und es traf Snorri, den Antrag zu stellen.

Snorri sagte: "Ich will nicht länger hierüber brüten; ich will euch gleich sagen, was mein Antrag ist: daß ich den Höskuld will büßen lassen mit dreifacher Mannesbuße, aber das sind



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sechs Hunderte Silbers 1. Andert ihr nun daran, wenn es euch zu viel oder zu wenig scheint." Sie antworteten, sie wünschten nicht- dran zu ändern. "Dies ist einbedungen, daß die ganze Summe hier auf dem Ding erlegt werden soll." Da sagte Gizur der Weiße: "Das scheint mir kaum möglich; denn sie werden nur einen kleinen Teil bei sich haben zur Zahlung ihrer Schuld." Gudmund sagte: "Ich weiß, was Snorri will: er will, daß wir Schiedsmänner alle beitragen, soviel als uns die Hochherzigkeit gebietet; und das werden dann viele nachmachen." Hall von der Seite dankte ihm und sagte, er wolle gern beitragen , soviel wie nur einer beitrage. Dann sagten alle Schiedsmänner zu. Hierauf gingen sie auseinander und machten noch ab, Hall solle den Schiedsspruch auf dem Gesetzesfelsen vortragen .

Hierauf wurde geläutet, und alles ging zum Gesetzesfelsen. Hall stand auf und sprach: "Über diese Sache, in der wir verhängt haben, sind wir einig geworden und haben verhängt sechs Hunderte Silbers. Wir wollen die Hälfte erlegen, wir Schiedsmänner, und es soll alles bier auf dem Ding gezahlt werden. Ich richte die Bitte an die gesamte Gemeinde, daß sie einiges beitrage um Gottes Willen." Alle aber gaben gute Antwort. Da ernannte Hall Zeugen zu dem Schiedsspruch, daß ihn keiner solle brechen dürfen. Njal dankte ihnen für den Schiedsspruch. Skarphedin stand dabei und schwieg und grinste dazu.

Man ging vom Gesetzesfelsen fort und nach den selten. Aber die Schiedsmänner trugen in dem Gemeindekirchhof 2 das Geld zusammen, das sie versprochen hatten beizusteuern. Die Söhne Njals gaben das Geld heraus, das sie mithatten, so auch Kari; das war ein Hundert Silbers. Njal holte das Geld, das er mithatte; das war ein zweites Hundert Silbers. Darauf wurde dieses Geld in der Gesetzgebungskammer alles zusammengetragen , und nun gaben die andern soviel dazu, daß kein Pfennig mehr fehlte. Njal nahm ein seidenes Schleppkleid und englische Stiefel und legte sie oben auf den Haufen. 1 

vgl. S. ras 1 und Kap, 145 Ende. 2 der damals schon bestand, ist fraglich.



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Danach sagte Hall zu Njal, er solle seine Söhne holen, "aber ich will Flosi holen, und es leiste nun jeder Teil dem andern die Friedensschwüre." Da ging Njal zu seinem Zelt zurück und sagte zu seinen Söhnen:"Jetzt ist unser Handel zu einem guten Ende gekommen: wir sind ausgesöhnt, und das Geld ist alles beisammen. Jetzt sollen beide Teile vortreten und einander Frieden und Treuschwüre leisten. Ich möchte euch nun bitten, daß ihr nichts an der Sache verderbt." Skarphedin strich sich über die Stirn und grinste dazu. Sie gingen nun alle zur Gesetzgebungskammer .

Hall hatte den Flosi aufgesucht und sagte: "Geb jetzt zur Gesetzgebungskammer , denn jetzt istalles Geld richtig erlegt und an ein e Stelle zusammengekommen." Flosi hieß die Sig fus söhne mit ihm gehn; sie gingen nun alle hinaus. Sie traten an die Ostseite der Gesetzgebungskammer. Njal und seine Söhne traten an die Westseite der Kammer. Skarphedin ging zur mittleren Bankreihe und nahm dort Stand. Flosi trat in die Kammer , um sich das Geld anzusehen, und sagte: "Das ist vieles und gutes Geld und richtig ausgezahlt, wie zu erwarten war."

Danach hob er das Schleppkleid auf und Sagte, wer dieses wohl beigetragen habe; aber keiner antwortete ihm. Zum zweitenmal schwenkte er das Schleppkleid und fragte, wer es wohl beigetragen habe, und lachte dazu; und keiner antwortete . Flosi sagte: "Stehts so, daß keiner von euch weiß, wem dieser Anzug gehört hat, oder wagt ihrs nicht, es mir zu sagen: Skarphedin sagte: "Wer glaubst du daß es beigetragen hai:" Flosi sagte: "Wenn dus denn wissen willst, so will ich dir sagen, daß ich glaube, dein Vater bat es beigetragen, der Alte ohne Bart; denn viele wissen nicht, wenn sie ihn sehen, ob er ein Mann oder ein Weib ist 1." Skarphedin sagte: "Das ist schnöde, auf sein hohes Alter zu sticheln, wozu kein Ehren 1 

In Flosi gewinnt der Widerwille gegen den schiedlichen vergleich die Ober- hand bei dem Anblick des zweideutigen Kleidungsstückes. Der weise njal hat hier in bester Absicht den verderblichen Schritt getan (ähnlich Rap. 128 mitte). Es brauchte für die Saga-Nordländer erstaunlich wenig, um eine Anspielung auf Weibischheit herauszuhören. Und man schwer beleidigen wollte, war man gleich zur Hand mit dem vorwurf geschlechtlicher Unnatur.



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mann bisher sich verstanden hat! Ihr könnt das schon wissen, daß er ein Mann ist, denn er hat Söhne bekommen von seinem Weibe: selten hat ein Verwandter von uns ungebüßt an unserm Zaun gelegen, ohne daß wir Rache genommen hätten."

Damit zog Skarphedin das Schleppkleid an sich und warf eine blaue Hose nach Flosi und sagte, die werde er nötiger brauchen. Flosi sagte: "Warum soll ich die nötiger brauchen :" Skarphedin sagte: "Darum: wenn du die Geliebte des Schweinsberg- Asen 1 bist, wie man sich erzählt, daß er dich zum Weib mache jede neunte Nacht."

Da trat Flosi nach dem Gelde und sagte, keinen Pfennig mehr wolle er davon behalten; eins von beidem müsse geschehen, daß Höskuld unvergolten bleibe oder daß sie ihn rächten. Flosi wollte nun keinen Frieden zusichern und keinen annehmen und sagte zu den Sigfussöhnen:"Gebn wir jetzt nach Haus Ein Schicksal soll uns alle treffen." Damit gingen sie zum Zelt zurück. Hall sagte:"Allzu arge Unglücksmenschen sind hiermit im Spiele"

Njal und seine Söhne gingen zum Zelt zurück. Njal sagte: "Jetzt erfüllt sich, was mir schon lange die Ahnung sagte, daß dieser Handel uns Böses bringen wird!" "Daran ists nicht," sagte Skarphedin: "sie können uns nie nach dem Landrecht verfolgen ." "Dann wird sich erfüllen," sagte Njal, " was für alle das schlimmste ist."

Die Männer sprachen davon, die das Geld gegeben hatten, sie wolltens zurück nehmen. Gudmund sagte: "Die Schande tu ich mir nicht selber an, etwas wiederzunehmen, was ich schenke, weder hier noch anderwärts." "Das ist brav gesprochen," sagten sie; keiner wollte's mehr zurücknehmen. Der Gode Snorri sagte: "Ich rate dazu, daß Gizur der Weiße und Hjalti Skeggissohn dieses Geld verwahren bis zum nächsten Allding: mir sagt die Ahnung, daß es nicht lange gebn wird, bis mans nötig hat, nach diesem Geld zu greifen." Hjalti nahm die Hälfte des Geldes in Verwahrung und Gizur das übrige. Dann gingen die Leute nach ihren Zelten. 1 

In mehreren Bergen dachte man sich riesische Schutzgeister hausend. 2 Der Erzähler nimmt an, die Klage könne nicht neu aufgenommen werden, nachdem der gültige Einspruch gegen sie erhoben war (Kap. 121 Ende).



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Zehntes Stück: Der mordbrand und die Dingfehde



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124. Die verschwörung gegen Bergthorsbühl

Flosi entbot all seine Leute in die Allmännerschlucht 1 hinauf und ging dann selbst bin; da hatten sich all seine Leute eingefunden, und es waren zehnmal zehn Mann. Flosi sagte zu den Sigfussöhnen: "Wie kann ich euch in diesem Handel so helfen, daß es euch am meisten zusagt:" Gunnar Lambissohn sagte: "Wir sind nicht zufrieden, bis die Brüder alle tot sind, die Njalssöhne!" Flosi sagte: "Das will ich den Sigfussöhnen versprechen, daß ich mich nicht eher von diesem Handel trennen will, als bis der eine Teil am Boden liegt. Ich will auch wissen, ob hier Leute sind, die uns nicht beistehn wollen in dem Handel ." Alle aber sagten, sie wollten ihnen beistehn. Flosi sagte: "So trete denn jeder vor mich und schwöre einen Eid, daß er nicht abfalle von dem Handel." Da traten alle vor Flosi und schwuren ihm die Eide. Flosi sagte: "Wir wollen auch alle den Handschlag drauf geben, daß der Habe und Leben verwirkt haben soll, der diesen Handel verläßt."

An Häuptlingen waren es diese neben Flosi: Kol, der Sohn von Thorstein Breitbauch, ein Brudersohn Haus von der Seite; Hroald Özurssohn von Breitach, Özur, der Sohn von Önund Taschenrücken; Thorstein Geirleifssohn der Schöne, Glum Hildirssohn, Modolf Ketilssohn; Thorir, der Sohn Thords des Boshaften aus Fettzunge; Flosis verwandte Kolbein und Egil; Keul Sigfus sohn und seine Brüder Mord, Thorkel und Lambi; Grani Gunnarssohn, Gunnar Lambissohn und sein Bruder Sigurd; Ingjald von Brunnen, Hroar Hamundssohn. Flosi sagte zu den Sigfussöhnen:"Wählt euch einen Anführer, den, der euch am besten dazu geeignet scheint! Denn irgendwer wird dem Handel vorstehn müssen." Ketil aus Wald antwortete: "Wenn uns Brüdern die Wahl zustehn soll, so wählen wir ohne Zögern dies, daß dir diese Aufgabe zufalle. Du bist aus großem Geschlecht und ein mächtiger Häuptling, hartnäckig und verständig; wir rechnens dir auch so an, daß du uns zuliebe die Sache übernimmst." Flosi sagte: "Wahrscheinlich, 

1 Sieh S. 165 2



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daß ich einwillige in das, worauf eure Bitte geht. Ich will auch gleich vorschlagen, wie wirs anfangen sollen, und zwar rate ich dazu, daß jedermann vom Ding nach Hause reite und den Sommer zu seiner Wirtschaft sehe, solange die Dungwiesen in Arbeit sind. Auch ich will nach Haus reiten und den Sommer zu Haus sein. Aber an dem Sonntag, wenn noch acht Wochen sind bis Winteranfang, da werd ich mir zu Haus Messe halten lassen und darauf westwärts über den Lommenfluh sand reiten. Jeder von uns soll zwei Pferde mitnehme, will die Mannschaft nicht vermehren über die Zahl hinaus, die sich jetzt zum Eide gestellt hat, denn wir haben reichlich genug an ihr, wofern sie sich uns gut bewährt. Ich werde den Sonntag durch reiten und noch die Nacht dazu, aber am zweiten Nachmittag der Woche werde ich auf dem Dreihornjoch angekommen sein, eh der halbe Nachmittag um ist. Dann sollt ihr alle dort hingekommen sein, die ihr diese Sache beschworen habt; aber wenn einer dann nicht hingekommen ist, der dieser Sache beitrat, dann solls ihn grad nur das Leben kosten, wenns auf uns ankommt."

Ketil sagte: "Wie kann man das vereinigen, daß du am Sonntag von Hause abreitest und doch am zweiten Tag der Woche auf das Dreihornjoch kommst " Flosi sagte: Ich werde aus der Schaftachzunge hinaufleiten und nördlich vom Inselbergferner durch und hinunter nach Götterland ': das kann gelingen, wenn ich scharf reite. Ich will euch nun auch mein ganzes vorhaben wissen lassen, daß, wenn wir uns dort treffen, wir nach Bergthorsbübl reiten wollen mit der ganzen Schar und die Njalssöhne mit Feuer und Schwert angreifen und nicht eber von der Stelle gehn, als bis sie alle tot sind. Haltet diesen Anschlag geheim, denn unser aller Leben hängt daran. Wir wollen jetzt unsre Pferde holen lassen und nach Hause reiten."

Sie gingen nun zu ihren selten. Darauf ließ Flosi seine Pferde satteln, und sie machten sich auf den Heimritt und warteten 1 

Man sieht, der Erzähler sich der heroischen Steigerung bewußt. vgl. die maßangaben zu Kap. 126. 2 Diesen Bergweg wählt Flosi nicht so sehr, um abzukürzen, als um die bewohnte Gegend im Westland zu vermelden.



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niemand ab; Flosi wollte seinen Schwiegervater Hall nicht treffen, denn er zweifelte nicht, daß der ihm von allen Fehdetaten abraten würde.

Njal ritt vom Ding nach Hause und seine Söhne, und sie blieben alle den Sommer über zu Haus. Njal fragte den Kari, ob er vielleicht nach Torholm hinüberreiten wolle zu seiner Wirtschaft . Kari antwortete: "Nein, ich will nicht hinüberreiten, denn ein Schicksal soll mich und deine Söhne treffen." Njal dankte ihm und sagte, das war von ihm zu erwarten. Es waren beständig an die dreißig waffenfähige Mannsleute im Hof mit den Knechten.

Eines Tages war es, daß Hrodny Höskuldstochter nach Brunnen kam. Ihr Bruder Ingjald hieß sie freundlich willkommen. Sie erwiderte seinen Gruß nicht, sondern hieß ihn nur mit sich hinausgehn. Ingjald tai so und ging mit ihr hinaus, und sie gingen beide zusammen aus dem Hofplatz; dann faßte sie nach ihm, und sie setzten sich. Sie sagte: "Ist es wahr, daß du einen Eid geschworen hast, gegen Njal zu ziehen und ihn und seine Söhne zu erschlagen " Er antwortete: "Ja, das ist wahr. Ein Erzschurke bist du," sagte sie, " wo doch Njal dich dreimal vom Waldgang befreit hat." "Jetzt stehts doch einmal so," sagte er, "daß mein Leben dran hängt, wenn ich das nicht tue." Daran wirds nicht sein," sagte sie: " du wirst trotzdem leben und ein Ehrenmann heißen, wenn du den nicht verrätst, dem du am meisten schuldest" Sie nahm da eine leinene Mütze aus ihrem Beutel, blutig über und über und zerlöchert; und sagte: "Diese Mütze hatte Höskuld Njalssohn auf dem Kopfe, damals, als sie ihn erschlugen: um so weniger ziemt es dir, meine ich, denen zu helfen, die auf der Seite dort stehn!" Er antwortete: "So wirds auch werden, daß ich mich nicht gegen Njal stelle, was auch hinterdrein komme. Ich weiß freilich, daß sie es mich werden ausfressen lassen." Sie sagte: Dann kannst du jetzt dem Njal einen großen Gefallen tun und seinen Söhnen , wenn du ihm diesen ganzen Anschlag erzählst." "Das werd ich nicht tun!' sagte Ingjald, denn dann bin ich ein Schurke vor jedermann, wenn ich das wiedersage, was sie mir anvertrauten. Das aber ist eine mannhafte Tat, sich von diesem



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Handel zu trennen, wenn man auf Rache rechnen muß 1. Aber sag du dem Njal und seinen Söhnen, sie möchten auf ihrer Hut sein diesen ganzen Sommer — denn damit rät inan ihnen aut - und viel Mann um sich haben:"

Darauf ging sie nach Bergthorsbühl und berichtete dem Njal dieses ganze Gespräch. Njal dankte ihr und sagte, sie habe brav gehandelt: "denn er würde sich am schwersten vergehn von allen, damit daß er gegen mich zöge." Sie ging dann nach Hause, aber Njal erzählte dies seinen Söhnen.

In Bergthorsbühl lebte ein altes Weib namens Säunn; die hatte so ihr Wissen und sah in die Zukunft, doch war sie uralt, und die Njals söhne nannten sie die Alterstolle, weil sie viel schwatzte — und doch traf viel davon ein. Eines Tages war es, daß sie einen Prügel in die Hand nahm und hinters Haus ging zu einem Haufen Vogelgras: sie schlug auf den Unkrauthaufen und verwünschte ihn, ein elendiges Ding, das er sei. Skarphedin lachte drüber und fragte, warum sie so wütig sei auf den Unkrauthaufen. Die Alte sagte: "Diesen Unkrauthaufen wird man nahmen und Feuer damit anmachen, wenn Njal drinnen verbrannt wird und Bergthora, mein Ziehkind: werft ihn ins Wasser", sagte sie, "oder verbrennt ihn schleunigst!" "Das wollen wir nicht tun," sagte Skarphedin, " denn es findet sich schon anderes zum Feueranmachen, wenns das Schicksal so will, auch wenns nicht der Haufen ist." Die Alte schwatzte den ganzen Sommer von dem Unkrauthaufen, man solle ihn hereintragen; doch wurde nichts draus.


125. Der Geisterritt

Im Hofe Rauchquellen, in der Landschaft Rennfeld, wirtschaftete Runolf Thorsteinssohn; ein Sohn von ihm hieß Hildiglum. Der ging vors Haus in der Nacht auf Sonntag, als zwölf Wochen waren bis Winteranfang. Er hörte ein lautes Krachen, so daß ihm war, als bebe Erde und Himmel. Darauf schaute er gegen Westen: ibm war, als sehe er dort einen Kreis, feuerfarbig, und in dem Kreise einen Mann auf 

1 Der Eidbruch wird ehrenhaft, wenn er Gefahr bringt! Das ganze Gespräch ist ein kostbares Dokument.



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grauem Pferde: der kam schnell näher, er ritt scharf; er trug einen Feuerbrand in der Hand. Er ritt so nah an ihm durch, daß er ihn genau sehen konnte; er war schwarz wie Pech. Er sprach mit lauter Stimme dieses Gesätze:
Reite ein Roß —
Reif deckt sein Haupt,
Stirnhaar ist naß —:
Ich Unheilstifter.
Glut an den Enden,
Gift in der Mitte:
Wie der fliegende Stab
Sind Flosis Pläne!
Wie der fliegende Stab
Sind Flosis Pläne!

Da war ihm, als schieße der Mann den Brand nach den Bergen im Osten und als breche ein mächtiges Feuer aus ihnen empor, so daß ihm war, er sehe davor nichts mehr von den Bergen. Der Mann schien ihm ostwärts in das Feuer hinein zu reiten, und dort verschwand er. Darauf ging erins Haus und zu seinem Bett und war lange bewußtlos und kam wieder zu sich: er erinnerte sich alles, was ihm erschienen war, und erzähltes seinem Vater; aber der sagte, er möges dem Hjalti Skeggissohn erzählen. Er ging hin und erzähltes ihm-Du bast den Geisterrit gesehen," sagte Hjalti",und das deutet immer auf große Ereignisse."


126. Flosi reitet aufs Dreihornjoch

Flosi rüstete sich zur Westfahrt, als noch zwei Monate waren bis Winteranfang, und entbot alle seine Mannen zu sich, die ihm versprochen hatten mitzukommen. Jeder von ihnen hatte zwei Pferde mit und gute Waffen; sie kamen alle nach Schweinsberg und waren dort über Nacht. Flosi ließ sich am Sonntag in der Frühe Messe halten, und dann ging er zu Tisch. Er schrieb seinem ganzen Hausvolk vor, was jeder arbeiten solle, während er fort sei. Darauf ging er zu seinen Pferden.

Flosi mit seiner Schar ritt zuerst westwärts über den Sand Flosi hieß sie fürs erste nicht allzu hitzig reiten; das werde nichts



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daran ändern; sie sollten alle warten, wenn einer zurück bleiben müsse, Sie ritten hinüber in den Wälderkreis und kamen nach Hofkirchen 1. Flosi hieß alle in die Kirche gehn und für sich beten; die Leute taten so. Darauf stiegen sie auf ihre Pferde und ritten ins Hochland und dann nach den Fischerseen 2 , sie ritten etwas westlich von den Seen durch und lenkten dann westwärts auf den Sand hinunter (den Inselbergferner ließen sie zur linken Hand), dann nach Götterland hinab und dann zum Waldstrom: sie kamen zur Non eti 3 am zweiten Wochentag auf dem Dreihornjoch an und warteten, bis der halbe Nachmittag um war. Da fanden sich alle ein außer Ingjald von Brunnen. Die Sigfussöhne schalten sehr auf ihn, aber Flosi sagte, sie sollten Ingjald nicht schmähen, wo er nicht zugegen sei; "doch wollen wirs ihm später heimzahlen."


127. Vorahnungen in Bergthorsbühl

Jetzt ist dort in Bergthorsbühl fortzufahren: daß Grim und Helgi nach Bühl gingen; dort waren Kinder von ihnen in Pflege; sie sagten ihrem Vater, sie würden am Abend nicht zurück sein. Sie blieben den ganzen Tag in Bühl. Es kamen arme Weiber an und sagten, sie seien von weither gekommen . Man fragte sie nach Neuigkeiten. Sie sagten. Neuigkeiten wüßten sie nicht, " aber einen kleinen vorfall wissen wir schon zu erzählen." Man fragte, was für einen vorfall sie zu erzählen hätten; sie solltens nicht verschweigen. Sie sagten, wenn man denn wolle: "wir find von der Stromhalde hergekommen, und dort sahen wir die Sigfussöhne alle reiten in voller Bewaffnung, sie strebten hinauf nach dem Dreihornjoch, 

1 Das spätere Kirkujubaejrklausustur. Schon eine Tagereise von 70 Kilometern! 2 Die später sogen. Fialivötn oder Veidivötn liegen 25 —30 Kilometer nördlich ab. Entweder meint der Verfasser südlicher gelegene Seen, oder er hat keine Anschauung. Klar ist, daß der Ritt zwischen den beiden Gletschermassiven Godalands- und Torfajökull durchführt. 3 Nachm 3 Uhr. Der ganze Weg beträgt, wenn man mit der Zirkelweite von 10 Kilometern mißt, also alle kleineren Auszackungen wegläßt, 190 Kilometer! Davon führen mindestens 40 über pfadlosen Bergboden. Es sind in Wirklichkeit vier sehr anständige Tagesritte. Das Verhältnis von Njala zu Wirklichkeit ist ungefähr so wie im zweiten Krummachkampf (Einl. S .9), 14 : 4 !



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fünfzehn Mann stark war ihr Haufe. Wir sahen auch Grani Gunnarssohn und Gunnar Lambissohn, sie waren ihrer fünfe, und alle nahmen dieselbe Richtung, und man kann behaupten, daß jetzt alles im Zug und Flug ist." Helgi Njalssohn sagte: "Dann wird Flosi herüber gekommen sein, und sie werden sich alle mit ihm treffen: da müssen Grim und ich an Skarphedins Seite sein" Grim sagte, das solle geschehen, und sie zogen nach Haus.

Diesen selben Nachmittag sagte Bergthora zu ihren Hausgenossen: "Wählt euch jetzt das Essen zum Abendbrot, damit jeder bekommt, was er am liebsten hat; denn heut nachmittag werd ich zum letztenmal meinen Hausgenossen das Essen auftragen." Das werde doch nicht sein, sagten die, die dabei standen . "Das wird doch sein," sagte sie, "und ich kann noch viel mehr darüber sagen, wenn ich will: nehmt das zum Zeichen, daß Grim und Helgi nach Haus kommen werden, eh man hier zu Abend gegessen hat; und wenn dies in Erfüllung geht, dann wird noch anderes so kommen, wie ich voraussage." Danach trug sie das Essen auf.

Njal sagte: "Wunderlich siehts mir jetzt aus: mir ist, als sähe ich über die ganze Stube hin und als seien die Giebelwände beide weg und alles sei blutig, der Tisch und das Essen. Auf alle machte dies Eindruck, nur nicht auf Skarphedin: er sagte, man solle nicht klagen oder sich sonst jämmerlich benehmen, so daß es ins Gerede kommen könnte: "Mit uns wird mans strenger nehmen als mit anderen, ob wir uns gut halten; das ist nur zu erwarten."

Grim und Helgi kamen nach Haus, eh die Tische abgetragen waren; das gab den Leuten einen Ruck. Njal Sagte, warum sie so unstät seien, und sie erzählten, was ihnen zu Ohren gekommen war. Njal sagte, niemand solle sich) legen; sie sollten auf ihrer Hut sein.


128. Die verschworenen umstellen den Hof

Nun redete Flosi mit seinen Leuten:"Jetzt wollen wir nach Bergthorsbühl reiten und vor Nachtanbruch dort sein." So machten sie es. In dem Bühl war ein Tal 1, in das ritten 1 

S. Einl. S. 10.



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sie und banden dort ihre Pferde an und verweilten dort, bis es tief in den Abend hinein ging. Flosi sagte: "Jetzt wollen wir zu den Gebäuden gehn und geschlossen vorrücken und langsam und wollen sehen, was sie anfangen."

Njal stand vor dem Haus und seine Söhne, Saari und die Mannsleute alle, und stellten sich auf dem Haussteig 1 auf, und es waren an die dreißig Mann. Flosi blieb stehn und sagte: "Jetzt wollen wir acht geben, was sie anfangen; mir will nämlich scheinen, wenn sie draußen stehn bleiben, werden wir nie über sie Meister." "Dann stehts schlimm mit uns,"sagte Grani Gunnarssohn, " wenn wir uns nicht getrauen sollten, sie anzugreifen!" "So solls auch nicht sein," sagte Flosi: " wir werden vorgehn, obschon sie draußen stehn; aber so teuer wird uns das kommen, daß viele nicht davon zu erzählen haben werden, wer Sieger bleibt!"

Njal sagte zu seinen Söhnen: "Was schätzt ihr, wieviel Mannschaft sie haben?" "Sie haben starke Mannschaft und halten straff zusammen," sagte Skarphedin; " aber doch bleiben sie jetzt stehn. weil sie sich sagen, sie hätten einen schweren Stand gegen uns." "Das wirds nicht sein," sagte Njal: "ich möchte lieber, daß man hineinginge; denn gegen Gunnar von Haldenende hatte man schon einen schweren Stand, und er war doch allein; aber hier sind die Gebäude so fest, wie sie dort waren, und sie werden nicht Meister drüber werden." "Das ist nicht auf die Art aufzufassen," sagte Skarphedin:" den Gunnar überfielen Häuptlinge, die so anständig waren, daß sie lieber umkehren wollten als ihn drinnen verbrennen; die hier aber werden uns sogleich mit Feuer angreifen, wenn sies auf andre Art nicht können; denn sie werden alles dran setzen, daß sie mit uns fertig werden: sie werden sich sagen, was ja auch nicht unwahrscheinlich ist, daß es ihr Tod sei, wenn wir entkommen. Ich hab auch keine Lust, mich drinnen rösten zu lassen wie einen Fuchs in der Höhle." Njal sagte: "Jetzt wirds gehn wie auch schon, daß ihr Söhne mich überstimmen werdet und nichts auf mich geben. Aber als ihr noch jünger waret, tatet ihr das nicht; und da fuhrt ihr besser." Helgi sagte: "Machen wirs, wie Vater 

1 Dem festgestampften Boden vor der vorderseite der Häuserreihe.



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will! Das wird uns am besten bekommen.""Das weiß ich nicht so gewiß,"sagte Skarphedin" ,denn er ist jetzt todgeweiht. Aber den Gefallen kann ich meinem Vater gern tun, mit ihm zu verbrennen, denn ich bin nicht bange vor meinem Tod."

Er sagte dann zu Kari: "Halten wir brav zusammen, Schwager , so daß keiner sich von dem andern trennt!' "So hab ich mirs gedacht," sagte Kari" ,aber wenn uns anderes verhängt ist, wird sich das erfüllen müssen, und man wird nichts dagegen tun können." "Räche du uns, und wir wollen dich,"sagte Skarphedin, " wenn wir überleben." Kari sagte, so solle es geschehen . Sie gingen dann alle hinein und stellten sich unter den Türen auf. Flosi sagte: "Jetzt sind sie todgeweiht, da sie hinein gegangen sind. Wir wollen jetzt schleunigst vors Haus gehn und uns so dicht wie möglich vor den Türen aufstellen und acht geben, daß sich keiner davonmacht."

Flosi und seine Schar kamen nun vors Haus und stellten sich rings um die Gebäude auf, den Fall, daß etwa Geheimtüren da wären. Flosi mit seinen Leuten trat vorn ans Haus. Hroald Özurssohn sprang vor, da wo Skarphedin stand, und stach nach ihm. Skarphedin hieb ihm die Spitze vom Schaft und hieb dann nach ihm, und die Art fuhr in den Schild und stieß sogleich den ganzen Schild an Hroald heran, aber ihre vordere sacke traf das Gesicht, und er fiel hintenüber, auf der Stelle tot. Kari sagte: " Auch diesmal trafst du nicht daneben, Skarphedin! Du bist doch der kühnste von uns." "Ich weiß nicht, ob ichs bin," sagte Skarphedin, zog die Lippen ein und grinste dazu.

Kari, Grim und Helgi stachen oft mit Speeren hinaus und verwundeten viele, aber Flosis Leute richteten nichts aus. Flosi sagte: "Wir haben schweren Schaden erlitten an unsern Leuten: viele sind verwundet und der erschlagen, dem wirs zuletzt gewünscht hätten. Nun ist es klar, daß wir mit den Waffen nicht Meister über sie werden. Es gibt jetzt manche, die nicht so schneidig vorgehn, wie sie sich stellten. Aber wir werden uns nun doch zu etwas anderem entschließen müssen. Zweierlei siebt nun zur Wahl, und gut ist keins von beidem: entweder wir ziehen ab - und das ist unser Tod; oder wir legen Feuer an



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und verbrennen sie drinnen — und das ist eine schwere verantwortung vor Gott, da wir doch auch Christen sind, Wir wollen denn schleunigst Feuer schlagen lassen."


129. Der Mordbrand. Njals Tod. Kari entkommt

Sie schlugen nun Feuer und setzten einen großen Holzstoß vor der Tur in Brand. Da sagte Skarphedin:"Ihr zündet ja ein Feuer an, Bursche! Solls denn jetzt zum Kochen gebn" Grani Gunnarssohn antwortete: ",Allerdings; und heißer wirst dus nicht nötig haben zum Braten!" Skarphedin sagte: " So lohnst du es mir, wie du der Mann dazu bist, daß ich deinen Vater rächte, und achtest das höher, was dir weniger Pflicht ist"

Da gossen die weiber Wolken in das Feuer und löschten es ihnen aus. Kol Thorsteinssohn sagte zu Flosi: "Mir kommt ein Gedanke: ich hab eine Kammer gesehen in dem Schlafsaal über dem Quergebälk; in die wollen wir Feuer bringen und es anfachen mit dem Vogelgrashaufen, der hier hinterm Haus steht." Darauf nahmen sie das Vogelgras und setzten es in Brand. Eh die sichs versahen, die drinnen waren, stand der ganze Schlafsaal oben in Flammen. Flosis Leute machten nun große Feuer vor allen Türen. Da wurde das Weibervolk wehleidig, das drinnen war. Njal sagte zu ihnen: "Haltet euch brav und redet keine Angstworte! Denn das wird nur so wie ein Sturm sein, und ein zweiter derart dürfte nicht so bald kommen: vertraut doch darauf, daß Gott barmherzig ist: er wird uns nicht in dieser Welt und der andern brennen lassen." Solche Mahnreden richtete er an sie und andere, mann- haftere.

Jetzt gerieten alle Gebäude in Flammen. Da ging Njal zur Tür und sagte: "Ist Flosi in der Nähe, so daß er meine Worte hören kann:" Flosi sagte, er höre. Njal sagte: "Willst du etwa auf Vergleich eingehn mit meinen Söhnen oder etlichen von uns freien Abzug erlauben:" Flosi antwortete: "Auf vergleich mit deinen Söhnen will ich nicht eingehn: es soll jetzt zum Ende kommen zwischen uns und nicht eher ruhen, alg



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bis sie alle tot sind. Aber freien Abzug will ich erlauben den Weibern und Kindern und Knechten." Da ging Njal hinein und sagte zu dem Haufen: "Jetzt mögen alle hinausgehn, denen es erlaubt ist. Geh du denn hinaus, Thorhalla Asgrimstochter, und alles Volk mit dir, dem es gestattet ist!" Thorhalla sagte: "Jetzt wird mein Abschied von Helgi anders, als ich mir bisher dachte! Doch will ich wenigstens meinen Vater und meine Brüder anstacheln, daß sie das Morden rächen. das hier verübt wird." Njal sagte: "Du wirst brav handeln, denn du bist ein wackeres Weib."

Darauf ging sie hinaus und eine große Schar mit ihr. Astrid von Tiefachenhang sagte zu Helgi Njalssohn: "Geh du mit mir hinaus l Ich will einen Weibermantel über dich schlagen und dir den Kopfputz aufstülpen." Er verbat es sich erst, aber auf die Bitten der anderen tat ers doch. Astrid wickelte ihm den Kopfputz um den Kopf, und Thorhild schlug ihm den Mantel über, und er ging zwischen ihnen hinaus. Da ging auch Thorgerd Njalstochter und ihre Schwester Helga hinaus und viel anderes Volk. Aber als Helgi hinauskam, da sagte Flosi: "Das ist eine hochgewachsene und breit um die Schultern, die da geht: greift sie und haltet sie fest" Als aber Helgi dies hörte, warf er den Mantel ab; er hatte ein Schwert unter dem Arme gehalten und hieb nun auf einen, und es traf den Schild und trennte ihm die Spitze ab und das Bein von dem Manne. Da kam Flosi herzu und hieb Helgi in den Hals, so daß sogleich der Kopf abflog.

Flosi trat dann zu der Tür und sagte, Njal und Bergthora möchten nr Unterredung mit ihm kommen. Njal tai so. Flosi sagte: "Dir will ich freien Abzug anbieten, denn du verbrennst unverdient drinnen." Njal sagte: "Ich will keinen freien Abzug; denn ich bin ein alter Mann und bin kaum imstande, meine Söhne zu rächen, aber in Schanden leben will ich nicht." Flosi sagte zu Bergthora: "Geh du heraus, Hausmutter! Denn dich will ich um keinen Preis drinnen verbrennen." Bergthora sagte: "Als jung wurde ich dem Njal gegeben; da hab ich ihm versprochen, ein Schicksal solle uns beide treffen." Damit gingen sie beide hinein.



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Bergthora sagte: "Was wollen wir jetzt anfangen "Wir wollen zu unserm Beit gehn," sagte Njal, " und uns legen." Da sagte sie zu dem Knaben Thord, dem Sohne Karis: "Dich muß man hinaustragen: du sollst nicht drinnen verbrennen." "Aber du hast mir doch versprochen, Großmutter," sagte der Knabe, " wir zwei wollten uno nie trennen; und so solls auch sein. Es ist mir auch viel lieber, mit euch beiden zu sterben, als euch zu überleben." Darauf trug sie den Knaben zum Beit.

Njal sagte zu seinem Großknecht: "Jetzt kannst du sehen, ich und die Frau uns legen und wie ich uns zudecke; ich denke mich nämlich nicht mehr vom Fleck zu rühren, mag mir Rauch oder Feuer zusetzen. Du kannst nun erraten, wo nach unsern Gebeinen zu suchen ist." Er sagte, das solle geschehen. Es war ein Ochse geschlachtet worden, und die Haut lag da. Njal sagte zu dem Großknecht, er solle die Haut über sie breiten, und er versprach das. Sie legten sich nun beide in das Beit und legten den Knaben zwischen sich. Dann machten sie das Kreuz über sich und den Knaben und befahlen ihre Seele Gott, und das war das letzte, was man sie reden hörte.

Da nahm der Großknecht die Haut und breitete sie über sie und ging darauf hinaus: Ketil aus Wald fing ibn auf und riß ihn heraus. Er Sagte genau nach seinem Schwiegervater Njal, und er erzählte alles nach der Wahrheit. Keul sagte: "Das Schicksal wills bös mit uns, daß ein solcher Unstern zwischen uns treten mußte!'

Skarphedin hatte gesehen, wie sein Vater gelegt hatte und wie er sich hatte zudecken lassen; da sagte er: " Vater geht heute früh zu Bett; das ist auch begreiflich: er ist ein alter Mann." Da griffen Skarphedin und Kari und Grim nach den Feuerbränden , so oft einer herunterstürzte, und schossen sie auf die draußen; und so gings eine Zeitlang. Da schossen sie Speere nach ihnen hinein, aber sie fingen alle in der Luft auf und sandten sie zurück. Flosi hieß sie aufhören zu schießen: "denn wir werden bei jedem Waffenwechsel den kürzeren ziehen. Ihr könnt es gut abwarten, bis das Feuer sie swingt." So taten sie nun.



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Da siel das schwere Gebälk vom Dachstuhl herunter. Skarphedin sagte: "Jetzt wird mein Vater tot sein, und man hat ihn weder stöhnen noch husten hören." Darauf gingen sie an das Ende des Schlafsaals. Dort war der Querbalken heruntergefallen 1 und in der Mitte schon ziemlich durchgebrannt. Kari sagte zu Skarphedin: "Lauf hier hinaus! Ich will dir zur Hand gehn; aber ich will sogleich hinterher laufen, und dann werden wir beide davonkommen, wenn wirs so bewerkstelligen, denn aller Rauch treibt hierher." Skarphedin sagte: "Lauf du voraus und ich dir gleich auf den Fersen!" "Das ist kein Plan," sagte Kari, " denn ich kann gut noch anderswo hinauskommen , wenns hier nicht geht." "Nein, das will ich nicht," sagte Skarphedin: "lauf du zuerst hinaus, und ich will gleich hinterher." Kari sagte: "Jedem ists geboten, für sein Leben zu sorgen , solange es möglich ist; das wollen wir denn auch tun. Doch wird es jetzt zu einer Trennung zwischen uns kommen, daß wir uns nie wiedersehen werden; denn wenn ich aus dem Feuer hinauslaufe, dann wird es mir nicht drum sein, zu dir ins Feuer zurück zu laufen, und dann wird jeder von uns seinen Weg ziehen." " Das macht mich lachen," sagte Skarphedin " ,wenn du davon kommst, Schwager, daß du uns rächen wirst:"

Da nahm Kari einen brennenden Balken in die Hand und lief hinaus an dem Querbalken hinauf. Er schleuderte dann vom Dach den Balken hinaus, und er fiel auf die hinunter, die draußen davor standen; da sprangen sie weg. Die ganzen Kleider an Kari standen in Flammen und auch das Haar. Er stürzte sich nun vom Dach hinaus und sprang dann in Sätzen dem Rauch entlang. Da sagte einer, der zunächst stand: "Sprang da nicht ein Mann vom Dach herab:" "Keine Rede!" sagte ein andrer: "Skarphedin warf da einen brennenden Balken nach uns." Darauf hatten sie keinen verdacht mehr. Kari lief weiter, bis er zu einem Bach kam, und warf sich hinein und löschte das Feuer an sich. Von dort lief er dem Rauch entlang in eine Grube und ruhte sich aus; und die heißt seither die Karigrube. 

1 Mit dem einen Ende, so daß er eine stelle Aufstiegsfläche bot.



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130. Die Mordbrenner ziehen ab

Jetzt ist von Skarphedin zu erzählen, daß er an dem Querbalken hinauflief gleich hinter Kart; aber als er an die Stelle kam, wo der Querbalken am meisten durchgebrannt war, da brach er unter ihm ein. Skarphedin kam auf die Füße zu stehn und nahm sogleich einen zweiten Anlauf und lief an der Wand hinauf. Da schlug der Firstbalken auf ihn, und er taumelte zurück. Da sagte Skarphedin: "Jetzt ist klar, wirs gemeint ist!" Er ging dann an der Längswand hin. Gunnar Lambissohn sprang auf die Wand hinauf und erblickte Skarphedin. Er sagte dies: "Weinst du nicht jetzt, Skarphedin:" "Das war nicht," sagte er, " aber wahr ists schon, daß es mich beißt in den Augen. Aber sehe ich recht, lachst du nicht?' "Allerdings," sagte Gunnar" ,und ich habe nie wieder gelacht, seit du den Thraïn am Waldstrom erschlugst!" Skarphedin sagte: " Da ist hier ein Andenken für dich !" Er nahm da aus seiner Tasche einen Backenzahn, den er dem Thraïn ausgeschlagen hatte, und warf ihn nach Gunnar, und es kam ins Auge, so daß es sogleich über die Backe heraushing. Da fiel Gunnar vom Dach hinunter.

Skarphedin ging nun zu seinem Bruder Grim: sie faßten sich an den Händen und traten das Feuer nieder; aber als sie in die Mitte des Saales kamen, fiel Grim tot hin. Skarphedin ging noch bis zum Ende des Gebäudes; da entstand ein lautes Krachen: es krachte nun das Dach herunter. Skarphedin geriet da zwischen die Trümmer und die Giebelwand; dort konnte er sich gar nicht mehr rühren.

Flosi und seine Schar standen bei den Feuern, bis es so ziemlich Morgen war. Da kam ein Mann auf sie zugeritten. Flosi Sagte ihn nach dem Namen; er nannte sich Geirmund; er sei ein verwandter der Sigfussöhne. "Ihr habt eine gewaltige Großtat vollbracht," sagte er. Flosi antwortete: " Eine Großtat werdens die Leute nennen und eine Übeltat. Doch ist daran nichts mehr zu ändern." "Wieviel ist hier umgekommen an vornehmen :" fragte Geirmund. Flosi antwortete: "Hier sind umgekommen Njal und Bergthora und alle ihre Söhne, Thord



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Karissohn und Kari Sölmundssohn, Thord der Freigelassene '; aber dann wissen wir nicht mehr genau von weiteren, die uns weniger bekannt sind." Geirmund sagte: "Da meldest du einen tot, der davon gekommen ist und diesen Morgen mit ung geplaudert hat." "Wer ist das:" fragte Flosi. "Den Kari Sölmundssohn trafen wir, ich und mein Nachbar Bard,"sagte Geirmund ,und Bard gab ihm sein Pferd, und Haare wie Kleider an ihm waren verbrannt." "Hatte er etwas von Waffen mit:"Sagte Flosi. Er hatte das Schwert Lebenslöscher,"sagte Geirmund, "und die eine Schneide war blau angelaufen: wir sagten, es werde vermorscht sein, aber er gab zur Antwort, er werde es härten im Blute der Sigfussöhne oder anderer Mordbrenner." Flosi fragte: "Was sagte er von Skarphedin oder Grim:" Geirmund antwortete: "Beide waren noch am Leben, sagte er, als sie sich trennten; aber jetzt, meinte er, würden sie tot sein." Flosi sagte: "Du hast uns Dinge berichtet, die uns kein Sitzen im Frieden verheißen; denn nun ist der Mann davongekommen, der dem Gunnar von Haldenende am nächsten kommt in allen Stücken. Das mögt ihr jetzt wissen, ihr Sigfussöhne und ihr anderen, daß es hier eine so große Mordverfolgung geben wird um diese Brandlegung, daß es manchen um seinen Kopf bringen wird, aber andre werden um die ganze Habe kommen. Mir argwöhnt nun, daß keiner von euch Sigfussöhnen sich getraut, auf seinem Hof sitzen ;u bleiben; das ist auch sehr verzeihlich. Ich will euch nun alle mir ins Ostland einladen, und ein Schicksal soll uns alle treffen." Sie dankten ihm-Da sprach Modolf Ketilssohn ein Gesätze:
Aus Njals edlem Haus nur
Ein Mann kam von dannen.
Wogenfeuers Föhren 2
Fand man tot im Brand sonst.
Goldnirs Sohn 3 entgalt da
Gräßlich den Tod Höskulds.
Fuhr zur Bank das Feuer,
Flammend brachs Haus zusammen. 
1 Wohl ein nachgeborener Sohn des Thord von Kap. 39. 2 D. h. Goldes Träger = Männer. 3 Njal.


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Mit anderm wollen wir uns rühmen," sagte Flosi, "als damit, daß Njal drinnen verbrannt ist; denn das ist keine Ehre."

Flosi stieg dann auf die Giebelmauer mit Glum Htldirssohn und einigen anderen. Da sagte Glum: " Ob Skarphedin wohl tot ist Aber die andern sagten, er sei gewiß schon lange tot. Zuweilen flackerte dort das Feuer auf, und zuweilen sank es in die Asche. Da hörten sie, wie unter ihnen im Feuer ein Gesäte gesprochen wurde:

Riesenbrücken 1 Reckens
Rauhem Streit Augentau quoll:
Zähre, schien's, der Schönen
Schimmert' an der Wimper 2.
Wähne, viele in Wunden
Wühlende Speere fühlten:
Kühner Lied wie keiner
Kann noch jetzt ich, Mannen!

Grani Gunnarssohn sagte:"Ob wohl Skarphedin lebend oder tot dieses Gesätze gesprochen hat:" "Darüber stell ich keine vermutungen auf" sagte Flosi. "Wir wollen suchen," sagte Grani, "nach Skarphedin oder anderen, die hier drinnen verbrannt sind." Das tun wir nicht," sagte Flosi" ,und das sind Toren, die dir gleichen! Sammelt man doch gewiß schon Mannschaft im ganzen Kreise. Genau derselbe, der jetzt hier säumen will, wird dann so in Angst sein, daß er nicht wissen wird, wohin er laufen soll! Ich rate dazu, daß wir alle schleunigst davon reiten."

Flosi ging nun eilends zu seinen Pferden mit all seinen Mannen. Flosi sagte zu Geirmund: "Ob wohl Ingjald zu Hause in Brunnen ist" Geirmund sagte, er glaube, er werde zu Hause sein. "Das ist der Mann," sagte Flosi" ,der die Eide an uns gebrochen hat und den ganzen Treubund!" Dann sagte Flosi zu den Sigfussöhnen: "Wie wollt ihr es nun mit Ingjald balten: wollt ihr ihm die Strafe erlassen, oder sollen wir jetzt gegen ihn ziehen und ihn erschlagen:" Sie antworteten 

1 Schildes (mit Anspielung auf einen mythus). Also: meine Frau hat meinen Fall beweint.



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alle, sie wollten jetzt gegen ihn ziehen und ihn erschlagen. Da sprang Flosi aufs Pferd und sie alle und ritten fort; Flosi ritt voran und nahm die Richtung nach der Krummach und dann flußaufwärts.

Da sah er einen Mann herunter reiten auf der andern Seite des Flusses: er erkannte ihn, daß es Ingjald von Brunnen war. Flosi rief ihm zu, da machte Ingjald Halt und lenkte das Pferd gegen sie ans Flußufer. Flosi sagte zu ihm: " Du hast den Vertrag mit uno gebrochen, und damit hast du Habe und Leben verwirkt. Hier sind nun die Sigfussöhne und möchten dich gerne erschlagen; aber mir scheint, du bist in einer Notlage , und ich will dir das Leben schenken, wenn du mir das Selbsturteil übergeben willst." Ingjald antwortete: "Zuerst will ich mich nun mit Kari treffen, anstatt dir das Selbsturteil zu übergeben! Aber den Sigfussöhnen geb ich zur Antwort daß mir nicht hänger sein soll vor ihnen, als ihnen vor mir." "Warte denn," sagte Flosi, " wenn du keine Memme bist! denn ich will dir eine Sendung hinüberschicken." "Ich will schon warten," sagte Ingjald.

Thorstein Kolbeinssohn, der Neffe Flosis, war neben diesem vorgeritten und trug einen Speer in der Hand; er war einer der tapfersten und geachtetsten von Flosis Leuten. Flosi langte nach seinem Speer und schoß ihn nach Ingjald, und es traf die linke Seite und durchfuhr den Schild unterm Handgriff, und der Schild barst in zwei Stücke, aber der Speer fuhr in den Schenkel über der Kniescheibe und dann in das Sattelbrett und blieb dort stecken. Flosi sagte zu Ingjald: "Nun, traf es dich:" " O ja, es traf," sagte Ingjald; " aber das nenn ich eine Schramme, keine Wunde." Dann zuckte Ingjald den Speer aus der Wunde und sagte zu Flosi: "Jetzt warte du, wenn du kein Feigling bist!" Damit schoß er den Speer über den Fluß zurück. Flosi sah, daß der Speer mitten auf ihn zusteuerte: da riß er das Pferd zurück, aber der Speer flog vor Flosis Pferd durch und verfehlte ihn. Der Speer traf mitten auf Thorstein, und er fiel sogleich tot vom Pferde. Ingjald sprengte nun in den Wald, und sie bekamen ihn nicht.

Flosi sagte zu seinen Mannen: "Jetzt haben wir einen schweren



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verlust erlitten! Wir können jetzt auch sehen, nachdem dies uns zugestoßen ist, was für Mißgeschick wir haben. Ich rate nun dazu, daß wir auf das Dreihornjoch 1 reiten: von dort können wir die Leute reiten sehen über die ganze Gegend hin, Sie werden nämlich jetzt eifrigst Mannschaft sammeln, und sie werden sich denken, wir seien vom Dreihornjoch ostwärts nach der Stromhalde geritten, und sie werden sich denken, wir ritten hinüber ins Hochland und weiter nach dem Ostlande. Dahin wird der größte Teil ihrer Schar nachreiten; aber einige werden den äußeren Weg reiten, nach der Almlaudstirn, doch werden sie dort weniger auf uns rechnen. Aber ich will jetzt den Plan für uns machen, und zwar rate ich dazu, daß wir auf den Berg Dreihorn hinaufleiten und dort abwarten, bis die Sonne zum drittenmal hinunter ist." So taten sie denn.


131. Vergebliche verfolgung der mordbrenner

Jetzt ist von Kari zu berichten: daß er aus der Grube fortging, worin er sich ausgeruht hatte, — bis er dem Bard begegnete; und sein Gespräch mit ibm verlief so, wie Geirmund erzählt hatte. von dort ritt Kari zu Mord Walgardssohn und erzählte ibm die Neuigkeiten. Er beklagte sie sehr. Kari sagte, es gebe Mannhafteres, als diese Toten zu beweinen; er solle lieber Mannschaft sammeln und alle nach der Felsfurt bringen. Darauf ritt er nach Stierachtal zu Hjalti Skeggissohn, und als er ein Stück an der Stierach hinauf war, sah er einen Mann scharf hinter sich herreiten. Kari wartete auf den Mann und erkannte ihn, daß es Zngjald von Brunnen war. Er sah, daß er gans blutig war am Schenkel. Er fragte Ingjald, wer ihn verwundet hebe; und er erzähltes ihm. " Wo traft ihr euch:" fragte Kari. " An der Krummach," sagte Ingjald" ,und er schoß nach mir über den Fluß." "Setztest du etwas dagegen:" fragte Kari. "Ich schoß den Speer zurück," sagte Ingjald, "und sie sagten, es habe einen getroffen, und der sei sogleich tot gewesen." "Weißt du nicht," fragte Kari, " wen es traf" 

1 Die Abdachung der Gipfelgruppe Dreihorn gegen Südwest (so nach der dänischen Generalstabskarte), ca. 300 Meter über Meer.



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"Es sah mir aus nach Thorstein, dem Tressen Flosis," sagte Jngjald. "Gesegnet deine Hände!' sagte Kari.

Darauf ritten sie beide zusammen zu Hjalti Skeggissohn und erzählten ihm die Neuigkeiten. Er war entrüstet über diese Taten und sagte, es sei dringend nötig, ihnen nachzureiten und sie alle zu erschlagen. Darauf sammelte er Mannschaft und rief das ganze Aufgebot auf Mit dieser Schar ritt er und Kari, um zu Mord Walgardssohn zu stoßen, und sie trafen ihn an der Felsfurt: dort stand Mord schon mit sehr starker Schar. Dann machten sie sich getrennt auf die Verfolgung: die einen zogen den äußern Weg nach der Almlandstirn hinüber, andere hinauf nach der Stromhalde, wieder andere den obern Weg übers Dreihornjoch und weiter nach Götterland hinunter, dann ritten sie nordwärts bis Sand, aber ein Teil bis zu den Fischerseen 1, und kehrten dort um.

Einige ritten auf dem äußern Wege nach Fels und erzählten dem Thorgeir die Neuigkeiten und fragten, ob sie nicht vorbeigeritten seien. Thorgeir sagte: "Es liegt so: wenn ich auch kein großer Häuptling bin, so wird sich Flosi doch zweimal besinnen, eh er unter meinen Augen durchreitet, nachdem er meinen Oheim Njal und meine Vettern getötet hat; und euch bleibt keine andre Wahl als umzukehren, denn ihr werdet das Nabe in der Ferne gesucht haben. Sagt aber dem Kari, er möge zu mir herreiten und bei mir wohnen, wenn er will; wenn er aber nicht zu mir ber will, so werd ich dennoch zu seiner Wirtschaft sehen in Thorholm, wenn er will. Sagt ihm, daß ich ihm beistehn werde, so gut ich kann, und mit ihm aufs Allding reiten. Er wird auch wisen, daß ich und meine Brüder die Häuptlinge 2 der Mordverfolgung sind: wir denken auch die Klage so zu betreiben, daß Achtung eintreten soll, wenns nach uns geht, und darauf Blutrache 3. Aber deshalb zieh ich jetzt nicht mit euch, weil ich weis, daß es nichts nützen wird: sie werden jetzt nach Kräften auf ihrer Hut sein."

Sie ritten nun zurück und trafen sich alle in Tempel und sprachen 

1 Diese dritte Schar zieht also Flosis Hochlandsweg, etwa bis zur Wasser- scheide. 2 Die rechtmässigen Inhaber; als nächste verwandte. 3 Die vollstreckung der strengen Acht ist tatsächlich Rache.



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davon, sie hätten sich eine Demütigung geholt, daß sie sie nicht gefunden hätten. Mord sagte, das set nicht der Fall. Da trieben viele dazu, man solle nach der Stromhalde ziehen und die Hand legen auf die Güter all derer, die hier mitgemacht hatten: doch wurde es der Entscheidung Mörds überlassen. Er sagte, das wäre die größte Torheit. Sie fragten, wie erdas meine. So," sagte er: " wenn ihre Höfe in Ruhe bleiben, dann werden sie die Wirtschaft und ihre Weiber besuchen, und dabei wird man sie erwischen können mit der Zeit. Ihr durft nun nicht daran zweifeln, daß Kart all meinen Ratschlägen vertrauen kann; denn ich hab ja auch mich selbst einzustehn 1."

Hjalti hieß ihn so tun, wie er versprach. Dann lud Hjalti den Kari zu sich ein er sagte, ja, er wolle fürs erste zu ihm reiten. Die andern berichteten, was Thorgeir ihm angeboten hatte; aber er erklärte, diese Einladung wolle er sich später zunutz machen; doch ahne ihm Gutes, wofern es viel solche Männer gebe. Dann entließen sie die ganze Schar.

Flosi und die Seinen sahen alle Vorgänge vom Berg aus, wo sie waren. Flosi sagte: "Jetzt wollen wir unsre Pferde holen und fortreiten, denn jetzt wird es uns nichts mehr schaden." Die Sigfussöhne Sagten, ob es ihnen wohl nichts schade, nach ihren Höfen zu gehn und Befehle zu geben. "Darauf wird mord rechnen," sagte Flosi, "daß ihr eure Weiber besuchen werdet, und ich vermute, daß er dazu geraten hat, daß eure Höfe ungeplündert stehn sollen; und ich rate dazu, daß sich keiner vom andern trenne und alle mit mir ins Ostland reiten. Dem stimmten sie alle bei. Sie ritten nun alle fort und nördlich vom Ferner durch und dann ostwärts nach Schweinsberg. Flosi schickte sogleich Leute aus zum Herbeischaffen von vorräten , so daß es an nichts fehle,

Flosi rühmte sich der Tat niemals, auch Furcht bemerkte keiner an ihm, und er saß zu Hause den ganzen Winter bis über Weihnachten hinaus, 

1 Weil Floss Partei ihm feind sein mußte nach der Enthüllung von Kap. 121 Ende.



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132. Die Ausgrabung der verbrannten. Kari bei Asgrim

Kari sagte zu Hjalti, er möge doch hingehn und nach Njals Gebeinen suchen: " denn deinem Bericht und Augenschein werden alle glauben." Hjalti sagte, das wolle er gern tun, Njals Gebeine zur Kirche zu schaffen. Sie ritten ihrer fünfzehn ab. Sie ritten ostwärts über die Stierach und boten dort Leute auf, bis sie hundert Mann beisammen hatten mit den Nachbarn Njals.

Sie kamen nach Bergthorsbühl zur Mittagszeit. Hjalti fragte den Kari, wo Njal wohl drunter liege, und Kari wies ihnen die Stelle, und man hatte dort eine Menge Asche wegzuräumen . Dort fanden sie drunter die Rindshaut, und sie war wie eingeschrumpft vom Feuer. Sie hoben die Haut ab, und darunter waren sie beide unverbrannt. Alle lobten Gott darum und fanden es ein großes Wunder. Danach hoben sie den Knaben auf, der zwischen ihnen gelegen hatte, und es war ihm ein Finger abgebrannt. den er unter der Haut hervorgestreckt hatte. Njal wurde hinausgetragen und dann Bergthora. Darauf traten alle heran, um ihre Leichen zu besehen. Hjalti sagte: "Welchen Eindruck habt ihr von diesen Leichen " Sie antworteten: "Wir möchten zuerst deine Meinung hören." Hjalti sagte:"Darüber will ich mich ohne Rückhalt äußern. Bergthoras Leichnam macht mir nach den Umständen einen schönen Eindruck ; aber Njals Leichnam und Aussehen kommt mir so strahlend vor, daß ich noch bei niemand einen ähnlich strahlenden Leichnam gesehen habe 1." Alle sagten, ja, so sei es.

Dann suchten sie nach Skarphedin. Die Hausgenossen wiesen ihnen die Stelle, wo Flosi und die andern das Gesätze hatten sprechen hören, und es war dort das Dach neben der Giebelwand eingestürzt, und dort, sagte Hjalti, solle man nachgraben. Darauf taten sie das und fanden dort Skarphedins Leichnam, und er hatte aufrecht an der Giebelwand gestanden, und die Beine waren ihm abgebrannt so ziemlich bis an die Knie hinauf 1 

Ein legendenhafter Zug, der auch in tot. Geschichten aus dem 13. Jahrh. begegnet.



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aber sonst war nichts verbrannt an ihm. Er hatte in den Schnurrbart gebissen; seine Augen waren offen und unverschwollen; er hatte die Art so fest in die Giebelwand getrieben, daß sie bis zur Mitte des Blatts eingedrungen war, und sie war nicht vermorscht. Darauf wurde die Art hinausgetragen, Hjalti hob die Art auf und sagte: "Das ist eine seltene Waffe, und wenige werden sie führen können!" Kari sagte: Ich weiß einen, der die Ari führen soll." "Wer ist das!" fragte Hjalti. "Thorgeir Klamm-Geir, sagte Kari, " den ich jetzt den Größten in diesem Geschlecht halte."

Dann wurde Skarphedin aus den Kleidern gezogen; die waren nämlich nicht verbrannt. Er hatte seine Arme kreuzweise gelegt , den rechten über den linken. Zwei Male fanden sie an ihm, das eine zwischen den Schulterblättern, das andre auf der Brust, und beide waren in Kreuzes Weise eingebrannt, und die Leute nahmen an, er werde sie sich selber gebrannt haben. Alle äußerten sich, es stehe sich leichter neben dem toten Skarphedin, als sie gedacht hätten, denn keinem wurde bang vor ihm.

Sie suchten nach Grim und fanden seine Gebeine mitten im Saale. Sie fanden ihm gegenüber unter der Längswand Thord den Freigelassenen, aber in der Webekammer fanden sie die alte Säunn und noch drei Leute. Im ganzen fanden sie das Gebein von elf Menschen. Darauf schafften sie diese Leichen zur Kirche.

Dann ritt Hjalti nach Hause und Kari mit ihm. Ingjalds Bein schwoll auf; da zog er zu Hjalti, und der heilte den Ingjald, doch war er immer lahm seither.

Kari ritt nach Zunge zu Asgrim Ellidi-Grimssohn. Thorhalla war bei ihrem Vater angekommen und hatte die Neuigkeiten schon erzählt. Asgrim nahm Kari mit offenen Armen auf und sagte, er solle das ganze Jahr durch dableiben. Kari sagte, das wolle er. Asgrim erbot sich, das ganze Gesinde sich aufzunehmen, das in Bergthorsbühl gewesen war; Kari sagte, das sei hochherzig, und wir wollen das annehmen in ihrem Namen." Da wurde das ganze Gesinde hingeschafft.

Den Thorhall Asgrimssohn erregte es so, als ihm erzählt



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wurde, sein Ziehvater Njal sei tot und sei in seinem Hause verbrannt, daß er ganz aufschwoll und ein Blutstrahl aus beiden Ohren brach, den konnte man nicht stillen, und er fiel in Ohnmacht , und da hörte es auf. Nachher stand er auf und sagte, er habe sich kleinmütig benommen; "ich wünschte nur, ich könntes rächen an einigen von denen, die ihn verbrannten, was mir jetzt zugestoßen ist!" Aber die andern sagten, keiner werde ihm dies als Schande anrechnen; er aber meinte, er müsse auf sich sitzen lassen, was geschwatzt würde.

Asgrim fragte den Kari, welche Stärkung er sich versprechen dürfe von denen jenseits der Flüsse. Kari sagte, Mord Walgardssohn und Hjalti Skeggissohn würden ihm allen Beistand leisten, der in ihrer Macht stehe, und auch Thorgeir Klamm Geir und seine Bruder alle. Asgrim sagte, das sei eine gute Streitmacht. "Welchen Beistand sollen wir von dir bekommen: fragte Kari. " Soviel ich nur leisten kann," sagte Asgrim, und ich will mein Leben dran setzen." "Handle so:" sagte Kari."Ich habe auch Gizur hereingezogen, und ich fragte ihn um Rat, wie vorzugehn sei," sagte Asgrim."Das ist gut," sagte Kari, " und was schlug er vor:" Asgrim antwortete: "Er schlug vor, wir sollten alles ruhen lassen bis zum Frühjahr und dann hinüber reiten und die Klage zurüsten gegen Flosi um den Totschlag Helgis, die Nachbarn in der Landschaft berufen 1, dann auf dem Ding die Mordbrandsklage kundmachen und dafür dort dieselben Nachbarn vors Gericht berufen. Ich fragte Gizur auch, wer die Totschlagsklage führen solle, und er sagte, Mord solle sie führen, auch wenn ers ungern tue: ,er soll deshalb das Mißlichste abbekommen, weil er sich überall am schnödesten gezeigt hat. Kari soll auch dauernd zornig sein, sooft er mit Mord zusammenkommt. All dies wird ibn herumbringen und ferner der Schutz von meiner Seite", sagte Gizur. Kari sagte nun "Deinen Ratschlägen wollen wir folgen, solange sie uns zuteil werden und du an der Spitze sein willst,

So erzählt man von Kari, daß er nachts nicht schlafen konnte. In einer Nacht erwachte Asgrim und hörte, daß Kart wachte. 1. 

Als Geschworene,



Thule-Bd.04-292 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Asgrim fragte: "Kommt dir gar kein Schlaf in den Nächten?' Kari sprach da ein Gesätze:

Bogens Ull 1, sieh, Elend
Alle Nacht mein waltet.
Denke des Schildeschalters 2
Schlummerlos vor Kummer.
Heißer Brand im Hause
Helden Njal fraß schwelend.
Freudlosen Herbsts Verlust mich
Läßt kein Trost vergessen.

Auf niemand kam Kari so oft zu sprechen wie auf Njal und Skarphedin; niemals schmähte er seine Feinde, und niemals stieß er Drohungen gegen sie aus.


133. Flosis Traum

Eines Nachts in Schweinsberg trug es sich zu, daß Flosi im Schlaf stöhnte. Glum Hildirssohn weckte ihn, und es ging lange, bis er ihn wach bekam. Da sagte Flosi: "Man rufe Ketil aus Wald zu mir" Ketil kam her. Flosi sagte: Dir will ich meinen Traum erzählen." "Gut denn," sagte Ketil. "Mir war im Traum," sagte Flosi, "als sei ich im Hof Lommenfluh und träte hinaus und schaute hinauf nach der Fluh: da öffnete sie sich, und es trat ein Mann aus der Fluh, der war im Ziegenfellmantel und hatte einen eisernen Stab in der Hand. Er ging rufend einher und rief meine Leute auf, die einen früher, die andern später, und nannte sie mit Namen. Er rief zuerst Grim den Roten und Arni Kolssohn 3. Da war mir, als gehe es wunderlich zu: mir war, als rufe er nun Eyjolf Bölwerkssohn und Ljot, den Sohn Halls von der Seite, und etwa sechs Männer. Dann schwieg er einige Zeit. Darauf rief er fünf Männer aus unsrer Schar, und darunter waren die Sigfussöhne; deine Brüder. Dann rief erweitere fünf Männer, und darunter waren Lambi und Modolf und Glum. Dann rief er drei Männer. Zuletzt rief er Gunnar Lambissohn und Kol Thorsteinssohn. Hernach trat er auf mich zu. Ich fragte ihn 

1. Krieger, hier Asgrim. 2 Njals. 3 Aus versehen noch nicht eingeführt. 4 Der noch gar nicht zu Floss Leuten gehörte.



Thule-Bd.04-293 Geschichten v.weisen Njal. Flip

nach Neuigkeiten; er meinte, er wisse Neuigkeiten zu berichten. Da ragte ich ihn nach dem Namen. Er aber nannte sich Eisen Grim. Ich fragte, wohin er wolle. Er sagte, er wolle aufs Allding. Was bast du dort zu tun: fragte ich. Er sagte: Zuerst will ich die Geschworenen mustern und dann die Urteiler und dann den Kampfplatz für die Kämpfer. Darauf sprach er folgendes:
Nun erhebt Hiebe-Vipers 1
Härter 2 im Land das Schwert bald.
Schon bald viel wird schaun man
Schädel im Staub der Edeln.
Lärm der schwarzen Speere
Schwillt durch Berges Wildnis.
Tropft auf manches Tapfern
Tot Gebein Schweiß, blutroter.

Er schlug mit dem Stab auf, und es gab ein lautes Krachen. Dann ging er in den Berg hinein; aber mich faßte Entsetzen. Nun möcht ich, du sagtest mir, was du glaubst daß mein Traum ist."

"Ich habe die Ahnung," sagte Ketil, daß die wohl alle todgeweiht sind, die gerufen wurden. Es scheint mir geraten, daß wir niemandem diesen Traum erzählen, so wie es steht." Flosi sagte, so solle es sein.

Nun ging der Wintek hin, bis Weihnachten um war. Flosi sprach da zu seinen Leuten: "Jetzt, glaube ich, sollten wir uns aufmachen; denn mir kommt vor, als sei uns kein Sitzen im Frieden vergönnt. Wir wollen jetzt auf Werbefahrt ziehen: das wird jetzt wahr werden, was ich euch sagte, daß wir gar manchem kniefällig würden nahen müssen, eh dieser Handel zu Ende ist."


134. Flosis Werbefahrt im Ostland

Darauf machten sie sich alle reisefertig. Flosi war in Strumpfhosen, denn er hatte vor, zu Fuß zu gehn; er wußte auch, daß die andern äch dann leichter entschließen würden, zu Fuß zu gehn 3.

Schwertes. 2 Krieger, hier Kari. 3 Sie wollen anspruchslos auftreten und



Thule-Bd.04-294 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Sie zogen zuerst nach Knopffeld, am zweiten Tag nach Breitach, aber von Breitach nach Kälberberg, von dort nach Bjarnispitze im Hornföhrdeland. von dort nach Pfeilerberg im Flachbuchtland aber dann nach Waschach zu Hall von der Seite, Dessen Tochter Steinwör hatte Flosi zur Frau.

Hall nahm sie aufs beste auf. Flosi sagte zu Hall: "Ich möchte dich bitten, Schwiegervater, daß du mit mir aufs Ding rittest mit all deinen Dingleuten." Hall antwortete: ".Jetzt ist es so geworden, wie es heißt: Kurze Stunde wird die Hand des Hiebes prob. Und es sind nun ein und dieselben in deiner Schar, die jetzt den Kopf niedrig tragen, und die damals zum Schlimmeren trieben. Aber meine Unterstützung gehört es sich daß ich beisteure, soviel in meinen Kräften steht." Flosi sagte: "Was steuerst du mir an Rat bei, so wie die Sache jetzt liegt:" Hall sagte:"Du mußt nordwärts bis zur Waffenföhrde ziehen und alle Häuptlinge um Zuzug bitten; wirst du sie doch alle nötig haben, eh das Ding aus ist."

Flosi verweilte dort drei Tage und ruhte sich aus und zog von dort ostwärts nach Geißenplatten und dann nach Bärinnenföhrde: dort waren sie über Nacht. von dort zogen sie ostwärts nach Heutal im Breittal; dort wirtschaftete Hallbjörn der Starke; er hatte zur Frau die Oddny, die Schwester von Sörli Brodd-Helgissohn. Flosi fand dort gute Aufnahme. Hallbjörn fragte nach vielem aus dem Mordbrande, aber Flosi berichtete ihm von allem genau. Hallbjörn fragte, wie weit Flosi nordwärts in die Föhrden hinauf wolle. Er sagte, er wolle bis zur Waffenföhrde. Flosi nahm dann einen Geldbeutel vom Gürtel und sagte, er wolle ihn dem Hallbjörn schenken. Er nahm das Geld entgegen, sagte jedoch, Flosi schulde ihm keine Geschenke; "doch möcht ich wissen, womit du willst daß ich dir lohne 1." "Geld hab ich nicht nötig," sagte Flosi, " aber das möchte ich, daß du mit mir aufs Ding rittest und meinem Handel beiständest. 

ihren Wirten wenig kosten. — Die folgende Reise, etwa ein Fünftel der ist. Küste durchmessend, geht bio zur Waffenföhrde, im nördlichen Teil des Ostlandes. Die Örtlichkeiten sind zutreffend und mit merkbarem Anteil verzeichnet es gemahnt an die Donaulinie im Nibelungenlied. 1 Stets schaut auf Vergeltung die Gabe' sagt ein eddischer Weiser,



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Freilich kann ich mich weder auf Verschwägerung noch Blutsfreundschaft mit dir berufen." Hallbjörn sagte: "Das will ich dir versprechen, mit dir aufs Ding zu reiten und deinem Handel beizustehn, so wie ichs meinem Bruder täte." Flosi dankte ihm.

von dort zog Flosi über die Breittalsheide und dann nach Hrafnkelstätten. Dort wirtschaftete Hrafnkel, der Sohn von Thorir, dem Sohn von Hrafnkel Hrafnssohn 1. Flosi fand dort gute Aufnahme, und er bemühte sich bei Hrafnkel um Dingritt und Unterstützung. Hrafnkel wich lange aus, aber endlich versprach er doch, sein Sohn Thorir solle mit all ihren Dingleuten ausreiten und ihm gleiche Unterstützung leisten wie seine Mitgoden 2. Flosi dankte ihm und zog weiter nach Bersistätten. Dort wirtschaftete Holmstein, der Sohn des weisen Bersi, und er nahm Flosi aufs beste auf. Flosi bat ihn um Unterstützung; Holm stein sagte, den Lohn für diese Unterstützung habe er schon lange entrichtet.

von dort zogen sie nach Walthjofstätten. Dort wirtschaftete Sörli Brodd-Helgissohn, ein Bruder des Bjarni Brodd-Helgissohn er hatte zur Frau die Thordis, eine Tochter Gudmunds des Mächtigen aus Lab krautfelden 3. Sie fanden dort gute Aufnahme. Aber am Morgen regie Flosi bei Sörli an, er möge doch mit ihm aufs Ding reiten, und bot ihm Geld dafür. "Ich weiß noch nicht." sagte er, "solange ich nicht weiß, mit wem es Gudmund der Mächtige hält, mein Schwiegervater ; denn ihm gedenke ich beizustehn, mit wem ers auch hält." Flosi sagte: "Ich merke an deiner Antwort, daß bei dir die Frau regierte" Damit stand Flosi auf und hieß ihre Kleider und Waffen holen: sie zogen weiter und erhielten hier keine Unterstützung.

Sie zogen unten über den Seestrom und übers Hochland nach Njördbucht. Dort wirtschafteten zwei Brüder, Thorkel Hochweise und sein Bruder Thorwald. Sie waren Söhne von Ketil Lärm, dem Sohn von Thidrandi dem Weisen, dem Sohn von 

1 Dem Helden der Hrafnkelssaga, Thule Bd. 12 S. 73. 2 Die Goden, die mit Flosi zum Dingverband gehörten 3 Sieh die reizende Werbungsgeschichte in der Lautersee-Saga Kap 5 (Thule Bd. 11).



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Keul Lärm, dem Sohn von Thorir Auerhahn; die Mutter von Thorkel Hochweise und Thorwald war Yngwild, die Tochter von Thorkel Hochweise. Flosi fand dort gute Aufnahme, Er gab den zwei Brüdern Bescheid über sein Anliegen und bat sie um Unterstützung. Sie aber weigerten sich, bis er jedem von ihnen drei Mark Silbers schenkte für die Unterstützung; da sagten sie Flosi die Hilfe zu. Ihre Mutter Yngwild stand dabei, als sie den Alldingsritt versprachen, und weinte. Thorkel fragte: "Warum weinst du, Mutter:" Sie antwortete: "Mir träumte, dein Bruder Thorwald sei in rotem Rocke gewesen , und der kam mir so eng vor, als wäre er ihm angenäht . Mir war auch, als sei er unten in roten Strümpfen mit schlechten Bändern drumgewickelt. Mir tat der Anblick leid, da ich wußte, daß es ihm so unbequem saß; aber ich konnte nichts dazu tun." Sie lachten darüber und nannten es Unsinn und sagten, ihr Geschwätz solle sie nicht am Dingritt hindern.

Flosi dankte ihnen sehr und zog weiter nach der Waffenföhrde und kam nach Tempel 1. Dort wirtschaftete Bjarni, der Sohn von Brodd-Helgi, dem Sohn von Thorgils, dem Sohn von Thorstein dem Weißen, dem Sohn von Ölwir, dem Sohn von Eywald, dem Sohn des Ochsen-Thorir. Bjarnis Mutter war Halla, die Tochter Lytings; Brodd-Helgis Mutter war Aswör, die Tochter von Thorir, dem Sohn von Grützen-Atli, dem Sohn von Thorir Auerhahn. Bjarni Brodd-Helgissohn hatte zur Frau die Rannweig, Tochter von Thorgeir, dem Sohn von Eirik aus den Göttertälern, dem Sohn von Geirmund, dem Sohn von Hroald, dem Sohn von Eirik Strammbart. Bjarni nahm Flosi mit offenen Armen auf. Flosi bot dem Bjarni Geld an, daß er ihn unterstütze. Bjarni sagte: "Noch nie hab ich meine Mannhaftigkeit oder meinen Beistand um Geld verschachert. Aber nun wo du Hilfe brauchst, will ich als Freund gegen dich handeln und mit dir aufs Ding reiten und dir beistehn, wie ichs meinem Bruder täte." "Da legst du mir alle verpflichtung auf," sagte Flosi, "doch konnt ich das von dir erwarten." 

1 All die folgenden Namen sind bekannt aus den Ostlandsgeschichten, Thule Bd. 12.



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Darauf sog Flosi nach Kreuzbucht. Thorkel Geitirssohn war von früher her sein guter Freund. Flosi erzählte ihm sein Anliegen. Thorkel sagte, es gehöre sich, daß er ihm beistehe, soweit seine Kräfte reichten, und sich von seinem Handel nicht zu trennen. Thorkel machte dem Flosi schöne Geschenke zum Abschied.

von dort zog Flosi nordwärts zur Waffenföhrde und hinauf in den Stromtalkreis, kehrte ein bei Holmstein, dem Sohn des weisen Bersi, und berichtete ihm, alle hätten sich gut gestellt zu seinem dringlichen Anliegen außer Sörli Brodd-Helgissohn. Holmstein sagte, der Grund sei der, daß er keiner von den Draufgängern sei. Holmstein machte dem Flosi schöne Geschenke .

Flosi sog das Stromtal hinauf und von dort südwärts ins Hochland über die Axtlava, das Sengehorntal hinab und an der Westseite der Schwanenföhrde hinaus, und er machte erst halt, als er nach Waschach kam zu seinem Schwiegervater Hall: dort blieb Flosi einen halben Monat und seine Leute, und sie ruhten sich aus. Ftan fragte Hall, was er ihm jetzt für einen Rat erteile, wie er vorgehen und sein Handeln einrichten solle. Hall sagte: "Ich rate, daß du zu Haus deine Wirtschaft betreibst mit den Sigfussöhnen, aber sie sollen Leute schicken, zu ihrer Wirtschaft zu sehen. Fürs erste zieht ihr nach Hause, aber wenn ihr dann aufs Ding reitet, so reitet alle zusammen und zerstreut euern Haufen nicht. Dann mögen die Sigfussöhne ihre Weiber besuchen. Ich werde auch aufs Ding reiten. und mein Sohn Ljot, mit all unsern Dingleuten, und dir Beistand leisten, soviel ich zuwege bringen kann." Flosi dankte ihm. Hall machte ihm schöne Geschenke zum Abschied.

Flosi brach nun von Waschach auf, und von seiner Reise ist nichts zu melden, bis er zurück kam nach Schweinsberg. Er blieb nun zu Hause den Rest des Winters und den Sommer bis zur Dingzeit.


135. Mörd leitet die Stage ein

Thorhall Asgrimssohn und Kari Sölmundssohn ritten eines Tages nach Moosberg, um Gizur den Weißen zu



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besuchen. Er nahm sie mit offenen Armen auf, und sie wohnten ziemlich lange bei ihm. Einmal war es, als sie mit Gizur über den Mordbrand bei Njal sprachen, daß Gizur sagte, das sei doch ein großer Glücksfall gewesen, daß Kari davon gekommen sei. Da kam dem Kari ein Gesätze auf die Lippen:
Starr vor Wut ich stürzte,
Streitart-weser 1, —weithin
Raucht' es — aus Njals Reiche.
Recke, die Flammen leckten.
Drinnen all die Edlen
An dem Tag verbrannten,
Schwertes wilde Walter!
Weiß, nichts schmerzt' mich heiser!

Da sagte Gizur: "Es ist begreiflich, daß du die Erinnerung nicht los wirst, und wir wollen für diesmal nicht weiter drüber reden."

Kari erklärte, er wolle nach Haus reiten. Gisur sagte: "Ich will dir jetzt zwanglos raten, was du zu tun hast. Du mußt nicht nach Haus reiten, aber fortreiten sollst du, hinüber unter die Inselberge, um Thorgeir Klamm-Geir und Thorleif Rabe aufzusuchen. Sie sollen mit dir herüber reiten, denn sie sind die Häuptlinge der Klagen; mit ihnen soll ihr Bruder, Thorgrim der Große, reiten. Ihr reitet zu Ward Walgardssohn du sagst ihm meinen Auftrag, daß er die Totschlagsklage übernehme um Helgi Njalssohn gegen Flosi. Aber wenn er nur ein Wort dagegen sagt, dann gerätst du in äußersten Zorn, und tu so, als wollest du ihm die Art an den Schädel setzen; ferner sagst du auch, es stehe mein Zorn darauf, wenn er sich schwer beikommen läßt; zugleich sagst du, daß ich die Thorkatla, meine Tochter; werde holen lassen und sie zu mir nehmen: dies aber wird er nicht ertragen, denn er liebi sie wie die Augen in seinem Kopf." Kari dankte ihm seinen Ratschlag. von der Hilfeleistung sprach Kari nicht mit ihm, denn er sagte sich, daß er darin als Freund handeln werde wie in dem andern.

Kari ritt von dort ostwärts über die Flüsse und weiter nach der Stromhalde und über den Waldstrom und dann zur Almlandstirn. 

1 Krieger, hier Kari selbst.



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Sie ritten bis nach Fels. Thorgeir nahm sie mit der größten Herzlichkeit auf. Er berichtete ihnen von Flofis Reise und wieviel Zuzug er aus den Ostföhrden erlangt habe. Kari sagte, es sei begreiflich, daß er um Zuzug werbe, da er für so vieles einzustehn habe. Thorgeir sagte:"Um so besser; je schlimmer sie alle fahren!"

Kari berichtete dem Thorgeir Gizurs vorschläge. Darauf ritten sie westwärts ins Krummachland zu ward Walgardssohn. Er nahm sie gut auf. Kari richtete ihm den Auftrag seines Schwiegervaters Gizur aus. Er ließ sich zögernd herbei und meinte, es sei mehr, den einen Flosi zu verklagen, als zehn andre. Kari sagte: "Du benimmst dich genau so, wie er sich dachte, denn du bist in allen Stücken übel veranlagt; denn du bist schreckhaft und zaghaft. Die Folge soll aber auch sein, wie dus verdient hast, daß Thorkatla zu ihrem Vater zurück muß."

Sie machte sich sogleich bereit und sagte, darauf sei sie längst gefaßt gewesen, daß es zur Trennung zwischen ihnen komme. Da änderte Mord rasch den Sinn und die Worte, bai. man möge ihm nicht zürnen. und übernahm sogleich die Klage. sagte: "Jetzt hast du die Klage übernommen, und führ sie nun unerschrocken, denn dein Leben hängt daran!" Mord sagte, er werde alles daran setzen, dies gut und ehrenhaft auszuführen.

Danach entbot Mörd neun Nachbarn zu sich; es waren lauter Tatortnachbarn. Mord faßte dann Thorgeir an der Hand und ernannte zwei Zeugen " dem zum Zeugnis, daß Thorgeir Thorissohn mir abtritt die Totschlagsklage wider Flosi Thordssohn, zu klagen um den Totschlag von Helgi Njalssohn, nebst all den Klagemitteln, die zu der Klage gehören. Du trittst mir diese Klage ab zu verfolgung und zu Beilegung, auch den Gebrauch aller Beweismittel, als sei ich der rechtmäßige Häuptling. Du trittst ab nach dem Gesetz, und ich übernehme nach dem Gesetz."

Zum zweitenmal ernannte sich Mord Zeugen"dem zum Zeugnis ," sagte er, " daß ich kundmache wider Flosi Thordssohn einen strafbaren ersten Angriff, damals, als er beibrachte dem Helgi Njalssohn eine Verletzung von Gehirn oder Innenhöhle



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oder Mark 1, die zu einer Todeswunde ward und Helgi den Tod brachte. Ich mache kund vor fünf Nachbarn," — und er nannte sie alle-"ich mache kund mit gesetzlicher Kundmachung; ich mache kund in der von Thorgeir Thorissohn eingehändigten Klage."

Abermals 2 ernannte er Zeugen " dem zum Zeugnis, daß ich kundmache wider Flosi Thordssohn eine verletzung von Gehirn oder Innenhöhle oder Mark, eine Verletzung, die ;u einer Todeswunde ward und Helgi den Tod brachte, auf dem Kampfplatz, wo Flosi Thordssohn zuvor losgesprungen war auf Helgi Njalssohn mit strafbarem erstem Angriff. Ich mache kund vor fünf Nachbarn," - darauf nannte er sie alle — "ich mache kund mit gesetzlicher Kundmachung; ich mache kund in der von Thorgeir Thorissohn eingehändigten Klage."

Dann ernannte sich Mord Zeugen " dem zum Zeugnis," sagte er, "daß ich berufe diese Tatortnachbarn alle neun" —und er nannte sie alle mit Namen — " zu Alldingsritt und Geschworenenspruch , darüber auszusagen, ob Flosi Thordssohn mit strafbarem erstem Angriff lossprang auf Helgi Njalssohn auf dem Kampfplatz, wo Flosi Thordssohn beibrachte dem Helgi Njalssohn eine Verletzung von Gehirn oder Innenhöhle oder Mark, die zu einer Todeswunde ward und Helgi den Tod brachte. Ich berufe euch zu all den Aussagen, die das Gesetz euch verpflichtet zu erbringen, und die ich vor Gericht von euch heischen mag, und die zu dieser Klage gehören. Ich berufe euch mit gesetzlicher Berufung, so daß ihr selbst sie hört; ich berufe in der von Thorgeir Thorissohn eingehändigten Klage."

Mord ernannte sich Zeugen "dem zum Zeugnis, daß ich berufe diese neu )i Tatortnachbarn zu Alldingsritt und Geschworenenspruch , darüber auszusagen, ob Flosi Thordssohn verletzte den Helgi Njalssohn mit einer verletzung von Gehirn oder Mark oder Innenhöhle, die zu einer Todeswunde ward und Helgi 

1. Dieses Zurwahlstellen der drei Arten Wunden paßt wenig in den Stil der altisländischen Dingformeln, die auch über Umwißbares genaue Kenntnis fingieren. Offenbar hat unser Verf. eine Graugansformel übernommen, ohne zu bedenken, daß er sie dem besonderen Fall anzupassen hatte. Also ein Gegenstück zu dem ,Jon' (Einl. S. 7). 2 Die nämliche Zweiteilung wie S 161 4 Sie wiederholt sich gleich nachher bei der Geschworenenberufung.



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den Tod brachte, auf dem Kampfplatz, wo Flosi Thordssohn zuvor losgesprungen war auf Helgi Njalssohn mit strafbarem erstem Angriff. Ich berufe euch zu all den Aussagen, die das Gesetz euch verpflichtet zu erbringen, und die ich vor Gericht von euch heischen mag, und die zu dieser Klage gehören. Ich berufe euch mit gesetzlicher Berufung; ich berufe euch, so daß ihr selbst es hört; ich berufe euch in der von Thorgeir Thorissohn eingehändigten Klage."

Dann sprach Mord: "Nun ist hier die Klage eingeleitet. wie ihr michs hießt. Ich möchte dich nun bitten, Thorgeir Klamm Geir, daß du zu mir kommst, wenn du aufs Ding reitest, und wir dann miteinander reiten mit unsern beiden Haufen und aufs beste zusammen halten ; denn mein Haufe soll gleich gegen Anfang des Dings bereit sein, und ihr sollt mir in allen Stücken vertrauen können." Sie waren mit allem zufrieden, und es wurde dies mit Eiden bekräftigt, daß keiner sich von dem andern trennen solle, eh Kari es wünsche, und jeder von ihnen sein Leben einsetzen solle für das des andern.

Darauf gingen sie in Freundschaft auseinander und machten ab, sich auf dem Ding zu treffen. Thorgeir ritt nun zurück, ostwärts, aber Kari ritt westwärts über die Flüsse, bis er nach Zunge kam zu Asgrim. Der nahm ihn mit Auszeichnung auf. Kari berichtete dem Asgrim den ganzen Ratschlag Gizurs des Weißen und die Klagezurüstung. "Das hab ich von ihm erwartet," sagte Asgrim, "daß er brav handeln werde, und das hat er nun auch bewährt."

Asgrim fragte:"Was hörst du aus dem Ostland von Flosi:" Kari antwortete: "Er zog hinüber bis zur Waffenföhrde, und beinah alle Häuptlinge haben ihm Unterstützung und Alldtngsritt versprochen. Sie gewärtigen auch Hilfe von denen aus dem Rauchtal und vom Lautersee und von der Artföhrde 1." Darüber sprachen sie noch viel.

Es verstrich nun die Zeit bis zum Allding. Thorball Asgrimssohn bekam so schweres Fußübel, daß das Bein über dem Knöchel so dick und geschwollen war wie ein Weiberschenkel, und er konnte nicht gehn außer am Stock. Er war ein Mann 

1 D. h. aus nordländischen Gegenden, die sie nicht aufgesucht hatten.



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hoch an Wuchs und stark an Kräften, dunkel von Haar- und Hautfarbe, wohlbeherrscht in der Rede und doch heißblütig; er war einer der drei größten Rechtskundigen auf Island.

Jetzt war es soweit, daß man aufs Ding aufbrechen sollte. Asgrim sagte zu Kari: "Reite du gleich zu Anfang des Dings hin und beziehe unsre Zelte, und mein Sohn Thorhall mit dir, denn du wirst am besten und schonendsten mit ihm umgehn, wo er am Fuß lahmt, aber ihn werden wir am nötigsten haben auf diesem Ding. Mit euch sollen noch zwanzig andere reiten." Hierauf rüstete man sie zur Reise aus, und sie ritten dann aufs Ding und bezogen die Zelte und richteten sich gut ein.


136. Flosi kehrt bei Asgrim ein

Flosi brach aus dem Ostland auf und die zehnmal zehn Männer, die mit ihm bei dem Mordbrand gewesen waren, Sie ritten, bis sie nach der Stromhalde kamen: da schauten die Sigfussöhne zu ihrer Wirtschaft und verweilten dort den Tag durch, aber am Abend ritten sie westwärts über die Stierach und schliefen dort die Nacht, aber am Morgen früh nahmen sie ihre Pferde und ritten weiter. Flosi sagte zu seinen Leuten: "Jetzt wollen wir nach Zunge reiten zu Asgrim und ihm als Gegner eins aufspielen !" Sie sagten, das sei recht.

Sie ritten, bis es nicht mehr weit war nach Zunge. Asgrim stand vor dem Haus und ein paar Leute bei ihm. Sie sahen den Haufen, sobald man ihn sehen konnte; Asgrims Haus- genossen sagten:"Das wird Thorgeir Klamm-Geir sein." Asgrim sagte: "Der Meinung bin ich doch nicht, denn diese Männer ziehen daher mit Hallo und Gelächter, aber Njals verwandte, Leute wie Thorgeir, werden nicht eher lachen, als bis der Mordbrand irgendwie gerochen ist. Ich hab eine andere vermutung, und kann sein, daß euch das unwahrscheinlich dünki: meine Meinung ist, es werde Flosi sein und die Mord- brenner mit ihm, und sie werden vorhaben, uns als Gegner eins aufzuspielen. Wir wollen alle hinein gebn." So taten sie denn. Asgrim ließ die Räume kehren und behängen, die Tische stellen und Essen auftragen er ließ Außenbänke setzen allen Bankreihen entlang durch die ganze Stube.



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Flosi ritt auf den Hofplatz und hieß die Leute absitzen und eintreten. Sie taten so. Flosi und die andern kamen in die Stube. Asgrim saß auf der Querbühne. Flosi schaute auf die Bänke und sah, daß alles fertig und bereit war, wao man brauchen mochte. Asgrim begrüßte sie nicht, sondern sagte zu Flosi: ",Darum sind die Tische gestellt, weil das Essen frei steht, dem ders braucht." Flosi setzte sich zu Tisch und all seine Leute, aber ihre Waffen lehnten sie an die Wand. Die saßen auf den Außenbänken, die nicht mehr auf den Bankreihen oben sitzen konnten; vier Mann aber standen in Waffen vor dem Platz, wo Flosi saß, während die andern aßen. Asgrim schwieg während der Mahlzeit und war rot wie Blut anzusehen. Aber als sie satt waren, trugen die Weiber ab, und einige trugen Waschwasser herein. Flosi eilte sich gar nicht mehr, als wenn er zu Haus wäre.

In der Ecke der Querbühne lag eine Zimmeraxt; Asgrim faßte sie mit beiden Händen, sprang auf den Randbalken und hieb nach Flofis Kopf. Glum Hildirssohn bekam den Angriff zu sehen und sprang sogleich auf, bekam die Art zu fassen über Asgrims Händen und drehte sogleich die Schneide nach Asgrim; denn Glum war stark an Kräften. Da sprangen noch viele andere auf und wollten über Asgrim herfallen; aber Flosi sagte, niemand solle ihm etwas tun: " denn wir haben ihm allzu schweres Leid angetan, er aber bandelte so, wies ihm zustand, und bewies, daß er Mannesmut hat."

Flosi sagte zu Asgrim: "Hier werden wir uno nun trennen und uns auf dem Ding wiedersehen und dort unsern Handel neu aufnehmen." "So wird es sein," sagte Asgrim, "und ich möchte wünschen, eh das Ding aus ist, daß ihr den Kopf niedriger trüget" Flosi antwortete nichts mehr.

Sie gingen nun hinaus, stiegen auf ihre Pferde und ritten davon. Sie ritten, bis sie nach Quellensee kamen, und blieben dort über Nacht. ?Aber am Morgen ritten sie weiter nach Weidfelden und rasteten dort. Da kamen viele Haufen auf sie zugeritten: es war Hall von der Seite und die Ostföhrdler alle. Flosi bewillkommte sie aufs beste und erzählte ihnen von seiner Reise und seinem Erlebnis mit Asgrim. Viele lobten Flosi



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und sagten, das heiße herzhaft gehandelt. Hall sagte: "Das seh ich anders an, denn mir scheint dies eine unverständige Art. Sie würden schon so an ihre Kränkungen denken, auch ohne daß man sie von neuem daran erinnerte; und für die wird es recht schwierig, die die anderen so bitter reizen." Man merkte es Hall an, daß er dies eine Maßlosigkeit fand.

Sie ritten alle zusammen weiter, bis sie auf das obere Dingfeld kamen, stellten dort ihre Schar in Schlachtordnung und ritten aufs Ding hinab. Flosi hatte das Burgzelt beziehen lassen, eh er zum Ding aufbrach; die Ostföhrdler aber ritten nach ihren selten.


137. Die Kläger ziehen aufs Ding

Thorgeir Klamm-Geir ritt westwärts mit viel Mannschaft; mit ihm waren seine Brüder, Thorleif Rabe und Thorgrim der Große. Sie ritten, bis sie nach Tempel kamen zu Mord Walgardssohn, und warteten dort, bis er fertig war. Mord hatte jeden Menschen aufgeboten, der waffenfähig war, und sie merkten nichts anderes, als daß er so zuverlässig war wie einer. Sie ritten nun, bis sie westlich über die Flüsse kamen, dann warteten sie auf Hjalti Skeggissohn. Er kam, nachdem sie kurze Zeit gewartet hatten, sie begrüßten ihn herzlich, darauf ritten sie alle zusammen weiter, bis sie nach Rauchquellen kamen in der Bischofszunge 1, und warteten dort auf Asgrim Ellidi-Grimssohn, und er stieß dort zu ihnen. Dann ritten sie westwärts über die Brückenach.

Asgrim erzählte ihnen nun alles, wie es zwischen ihm und Flosi ergangen war. Thorgeir sagte:"Das möcht ich wünschen, daß wir ihre Mannhaftigkeit auf die Probe stellten, eh das Ding aus ist"

Sie ritten, bis sie nach Weidfelden kamen: dort stieß Gizur der Weiße ;u ihnen mit sehr starkem Gefolge. Sie hielten nun eine lange Unterredung ab. Dann ritten sie auf das obere Ding feld, dort stellten sie ihre ganze Schar in Schlachtordnung und ritten weiter aufs Ding. Flosi und seine Leute sprangen alle zu den Waffen, und es war da hart dran, daß sie sich schlagen 

1 Benannt nach dem spätern Bischofsheim Skalaholt.



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würden, aber Asgrim und seine Partei waren nicht dafür zu haben und ritten nach ihren Zelten. Es blieb nun ruhig den Tag und ohne Reibung zwischen ihnen,

Aus allen Vierteln des Landes waren die Häuptlinge angekommen, und nie bisher war ein Ding so stark besucht gewesen, so weit man sich erinnerte.


138. Flosi gewinnt den rechtskundigen Eyjolf

Es war ein Mann namens Eyjolf; er war ein Sohn von Bölwerk, dem Sohn von Eyjolf dem Grauen 1 aus Otterntal, dem Sohn von Thord Brüller, dem Sohn von Oleif Feilan; Eyjolfs Mutter war Hrodny, eine Tochter Skeggis aus der Mittelföhrde. Eyjolf war eine große Respektsperson und verstand sich wie wenige aufs Recht, so daß er einer der drei größten Rechtskundigen auf Island war. Er war von schmuckem Äußern wie wenige, groß und stark und versprach einen vortrefflichen Häuptling 2. Er war aufs Geld aus wie seine verwandten auch sonst.

Flosi ging eines Tages zu dem Zelte des Bjarni Brodd-Helgissohn. Bjarni nahm ihn mit offenen Armen auf, und Flosi setzte sich neben ibn. Sie besprachen vieles. Flosi sagte zu Bjarni: "Was soll man nun anfangen:" Bjarni antwortete: "Ich meine, hier ist guter Rat teuer; doch scheint es mir am rätlichsten, um Hilfe zu werben, denn sie scharen Streitmacht gegen euch. Ich möchte dich auch fragen, Flosi, ob einer in eurer Schar ein gewiegter Rechtskundiger ist; denn ihr habt die Wahl zwischen zwei Dingen: entweder um vergleich zu bitten —das ist schön und gut; oder aber, die Klage gesetzlich abzuwehren, falls Einreden vorhanden sind, mag man euer vorgehn auch leidenschaftlich nennen —: mir kommt vor, man werde sich dafür entscheiden müssen, weil ihrs von Anfang an draufgängerisch getrieben habt und es sich nun nicht ziemt, daß ihr euch kleiner macht 3." Flosi sagte:" Da du nach Rechts 

1 Dem Töter Gislis des Geächteten (Thule Bd. 8). 2 Steht also noch jungen Jahren. 3 Eine lehrreiche stelle! Auch die gesetzmäßige Einrede hat den Beigeschmack von Gewaltsamkeit; und diese kann Anstandspflicht sein.



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kundigen fragtest, kann ich dir kurz antworten, daß kein solcher in unsrer Schar ist, und auf keinen hab ich Hoffnung außer auf deinen Vetter Thorkel Geitirssohn." Bjarni sagte

Ihn wollen wir nicht mitzählen: ist er auch rechtserfahren, so ist er doch zugleich sehr vorsichtig; es braucht sich auch keiner einzubilden, ihn als Schild vor sich zu balten. Übrigens wird er so brav zu dir halten wie nur irgend einer, denn er hat Mannesmut. Aber ich kann dir sagen, daß es den dag Leben kostet, der eine Einrede vorbringt gegen die Mordbrandsklage ; aber das gönn ich meinem Vetter Thorkel nicht. Ihr werdet euch daher anderwärts umschauen müssen." Flosi sagte, er wisse nicht Bescheid, welches die besten Rechtskundigen seien. Bjarni sagte: " Es gibt einen Mann namens Eyjolf, Sohn des Bölwerk: er ist der beste Gesetzeskundlge im Westviertel. Zwar wird man ihm viel Geld dafür geben müssen, wenn er glücklich hereingebracht werden soll; aber das soll fur uns kein Hindernis sein. Wir wollen auch in Waffen zu allen Dinghandlungen gehn und möglichst auf unsrer Hut sein, aber sie nicht angreifen, außer wir hätten uns selbst zu verteidigen. Ich will jetzt mit dir gehn auf die Werbefahrt, denn mir scheint, als könne man jetzt nicht mehr die Hände im Schoß behalten."

Darauf gingen sie zum Zelt hinaus und zu den Ostföhrdlern. Bjarni redete nun mit Lyting und Bläing und Hroi Arnsteinssohn und erlangte von ihnen rasch alles, was er verlangte. Dann susten sie Kol auf, den Sohn des Mords-Skuta, und Eywind, den Sohn von Thorkel, dem Sohn des Goden Askel, und baten sie uni Unterstützung, aber sie wichen lange ans; doch zum Schluß nahmen ge drei Mark Silbers dafür md traten ihrem Handel bei.

Dann gingen sie zum Zelt der Lauterseer und verweilten dort einige Zeit. Flosi verlangte Unterstützung von den Lauterseern, aber sie Waren schwierig und unzugänglich. Da sagte Flosi in großem Zorn: "Ihr benehmt euch schlecht: zu Hause in der Landschaft übt ihr Habgier und Unrechtlichkeit, und auf dem Ding wollt ihr den Leuten nicht zu Hilfe kommen, wenn mans von euch heischt! Das wird man euch auch noch genug



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vorrücken auf den Dingen und euch schmähen damit, daß ihr nicht denkt an die Mißhandlungen, wie Skarphedin euch Lauterseer mißhandelte 1 !" Außerdem nahm er sie im geheimen ins Gespräch und bot ihnen Geld an für ihre Hilfe und lockte sie auch mit schönen Reden. Am Ende versprachen sie die Unterstützung , und sie traten gleich mit der Sicherheit auf, daß sie sagten, auch schlagen würden sie sich für Flosi, wenn es nötig werde. Bjarni sagte zu Flosi: "Um dich stehts gut: du bist ein großer Häuptling und ein herzhafter, unbeugsamer Mann - dir fehlt wenig zu einem Menschen!"

Darauf gingen sie weiter, auf die rechte Seite der Axtach und dann zu dem Steigzelte 2. Sie sahen eine Menge Leute vor dem Zelte draußen; darunter war ein Mann, der hatte einen Scharlachmantel über die Schultern und eine Goldborte um den Kopf und eine silberverzierte Art in der Hand. Bjarni sagte: "Das trifft sich gut: hier ist er nun, Eyjolf Bölwerkssohn." Darauf traten sie vor Eyjolf hin und grüßten ihn. Eyjolf erkannte Bjarni sogleich und hieß ihn willkommen. Bjarni nahm Eyjolf an der Hand und führte ihn in die Allmännerschlucht hinauf. Bjarni sagte dem Flosi, er möge nachfolgen mit seinen Leuten; auch mit Eyjolf gingen seine Leute. Man hieß sie oben auf dem Schluchtrand bleiben und von dort Ausschau halten. Flosi und die andern gingen wetter bis zu der Stelle, wo der Pfad von dem obern Schluchtrand hinabführt 3. Flosi sagte, da sei gut sitzen, und man könne weit sehen. Sie setzten sich denn hin. Sie waren dort ihrer viere und nicht mehr.

Bjarni sagte nun zu Eyjolf: Dich haben wir aufgesucht, Freund, denn wir brauchen nötig deine Unterstützung in jeder Hinsicht." Eyjolf sagte: "Hier auf dem Ding ist jetzt eine gute Auslese, und es wird euch nicht schwer werden, Männer zu finden, an denen ihr viel mehr Stütze habt als an mir." Bjarni sagte: "So ist es nicht; denn du hast manche Eigenschaften, worin keiner hier auf dem Ding größer ist als du. Erstens, daß du aus so gutem Stamme bist, wie alle die. die von Ragnar 

1 D. h. den Thorkel unband, o. S. 258. 2 Des Goden Snorri. 3 Wenige Schritte links (östlich) von der heutigen Straße.



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Lodenhose 1 stammen. Auch haben deine vorfahren immer große Händel bestanden auf dem Allding wie zu Haus in der Landschaft und bekamen immer die Oberhand. Darum dünkt es uns wahrscheinlich, daß dir der Sieg hold sein wird in Rechtshändeln, wie deinen Verwandten." Eyjolf sagte: "Du redest schön; aber mir scheint, ich habe wenig Anrecht hierauf." Da sagte Flosi: "Hier braucht es kein langes Zielen auf das, was wir im Sinn haben! Um Unterstützung möchten wir dich bitten, daß du bei unserm Handel helfest und mit uns vor die Gerichte gehest und die Einreden ergreifest, wenn sie sich bieten, und sie in unserm Namen vorbringest und uns auf diesem Ding helfest in allen Lagen, die eintreten mögen."

Eyjolf sprang zornig auf und sagte dies: niemand brauche sich einzubilden, ihn zum betörten Narren oder zum Schirmbrett zu gewinnen, wenn es ihn nicht dazu ziehe; " und jetzt seh ich," sagte er, " was der Grund war zu diesen schönen Reden, die ihr mir hieltet!" Hallbjörn der Starke faßte nach ihm, setzte ihn zwischen sich und Bjarni und sagte: "Kein Baum fällt auf den ersten Hieb, Freund! bleib erst noch bei uns sitzen." Da zog sich Flosi einen goldenen Ring vom Arm und sagte: "Diesen Ring will ich dir schenken, Eyjolf, für deine Freundschaft und Unterstützung und dir damit zeigen, daß ich dich nicht betören will. Du kannst den Ring recht wohl annehmen, weil niemand hier auf dem Ding ist, dem ich ein solches Geschenk gemacht hätte." Der Ring war so groß und so gut gearbeitet, daß er zwölfhundert Ellen von Braungestreiftem gleichkam 2. Hallbjörn steckte dem Eyjolf den Ring an den Arm. Eyjolf sagte: Es ist schon wahrscheinlich, daß ich den Ring annehme, da du so brav bist. Du wirst auch darauf rechnen können, daß ich die Einrede übernehmen werde und mitwirke, wo es not tut." Bjarni sagte: "Jetzt handelt ihr alle beide brav. Männer wie Hallbjörn und ich sind auch wohl geeignet, Zeugen zu sein, daß du den Handel übernimmst."

Da stand Eyjolf auf und Flosi ebenso; sie reichten sich nun die 1 

S. 25 3 , 2 =9 Mark Silbers; mehr als die Hälfte einer einfachen Mannesbuße.



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Hände: Eyjolf übernahm von Flosi alle Mittel der Abwehr, und ebenso, wenn neue Klagen erwüchsen aus der Abwehr — denn das dient oft der einen Sache als Klage, was der andern als Abwehr dient 1 —für den Fall übernahm er all die Klagemittel, die zu diesen Klagen gehörten, ob man sie nun vor dem Fünfergericht oder dem Viertelsgericht zu verfolgen hätte. Flosi trat ab nach dem Gesetz, und Eyjolf übernahm nach dem Gesetz. Er sprach dann zu Flosi und Bjarni: "Nun hab ich hier den Handel übernommen, wie ihrs verlangtet: nun möcht ich aber, daß ihr dies vorerst geheim haltet; wenn aber die Sache ans Fünfergericht kommt, dann hütet euch besonders , zu sagen, daß ihr die Unterstützung mit Geld bezahlt habt."

Flosi stand nun auf und Bjarni ebenso und sie alle. Flosi und Bjarni gingen jeder zu seinem Zelte, aber Eyjolf ging zum Zelt des Goden Snorri und setzte sich neben ihn. Sie besprachen vieles. Der Gode Snorri faßte nach Eyjolfs Hand und streifte den Ärmel hinauf und sah, daß er einen großen Goldring am Arm trug. Snorri sagte: "Ist dieser Ring gekauft oder geschenkt Dem Eyjolf wars unangenehm, und das Wort erstarb ihm. Snorri sagte: "Ich sehe gut, du wirst ihn sum Geschenk bekommen haben. Wenn nur dieser Ring dich nicht um den Kopf bringt"

Eyjolf sprang auf und ging davon und wollte nicht drüber sprechen. Snorri sagte, als er sah, daß Eyjolf aufstand: "Das Wahrscheinliche ist, eh die Gerichte schließen, daß du weißt, was du dir hast schenken lassen!" Dann ging Eyjolf zu seinem Zelte.


139. Der Werbegang der Kläger

Jetzt ist fortzufahren bei Asgrim Ellidi-Grimssohn und Kari Sölmundssohn, daß sie alle zusammenkamen, auch Gizur der Weiße und Hjalti Skeggissohn und Thorgeir Klamm-Geir und Mörd Walgardssohn. Asgrim ergriff nun das Wort: "Hierüber braucht man nicht verstohlen zu sprechen, denn hier sind jetzt nur Männer zugegen, die sich gegenseitig 1 

Beispiele bringt Kap. 144.



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trauen. Ich möcht euch nun fragen, ob ihr etwas wißt von den Anschlägen der Flosileute. Mir scheint, als müßten wir auch unserseits Beschlüsse fassen." Gizur der Weiße antwortete: "Der Gode Snorri schickte einen zu mir und ließ mir sagen, Flosi habe starken Zuzug erlangt von den Nordviertelleuten, aber sein Vetter Eyjolf Bölwerkssohn habe von jemand einen Goldring bekommen und halte ihn geheim, und Snorri sprach die vermutung aus, dem Eyjolf Bölwerkssohn werde es zugedacht sein, die gesetzlichen Einreden gegen die Klage vorzubringen , und dafür werde der Ring geschenkt sein." Sie kamen alle überein, so verhalte es sich gewiß.

Gisur sagte zu ihnen: . ,Nun hat mein Schwiegersohn Mord Walgardssohn den Teil des Handels übernommen, der allen am schwierigsten dünken wird: gegen Flosi zu klagen. Ich möchte nun, daß ihr die übrigen Anklagen unter euch verteilt, denn jetzt wird man bald die Klagen kundmachen müssen auf dem Gesetzesfelsen. Es wird uns jetzt auch not tun, Hilfe zu werben." Asgrim antwortete: "Das soll nun auch geschehen; aber dich möchten wir bitten, daß du die Werbefahrt mit uns machst." Gizur sagte, er wolle dies beisteuern. Darauf suchte sich Gizur alle die Klügsten aus ihrer Schar aus zur Begleitung: es waren Hjalti Skeggissohn, Asgrim, Kart und Thorgeir Klamm-Geir. Dann sagte Gizur: "Jetzt wollen wir zuerst zum Zelte des Skapti Thoroddssohn gehn."

So taten sie denn. Gizur ging voran, dann Hjalti, dann Kari dann Asgrim, dann Thorgeir Klamm-Geir, dann seine Brüder. Sie traten in das Zelt ein. Skapti saß auf der Querbühne, und als er Gizur sah. stand er vor ihm auf, bewillkommte ihn und sie alle und hieß Gizur neben sich Platz nehmen; er setzte sich denn hin. Gizur sagte zu Asgrim:"Jetzt bring die Hilfewerbung bei Skapti zur Sprache; aber ich will beisteuern, was mir gut scheint." Asgrim sagte: "Dazu sind wir hergekommen , bei dir Stärkung und Zuzug zu holen." Skapti sagte: "Das letztemal kam ich euch schwer zugänglich vor, als ich nicht mitwirken wollte bei euren Ungelegenheiten."Gizur sagte: "Diesmal liegt die Sache anders: es ist jetzt Klage zu führen um Bauer Njal und Frau Bergthora, die beide schuldlos drin



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nen verbrannt wurden, und um die drei Söhne Njals und viele andre wackre Leute; und du wirst das nie tun wollen, den Leuten Hilfe zu versagen und deinen Blutsfreunden und verschwägerten nicht beizustehn,"

Skapti antwortete: "Das hatt ich damals im Sinn, als Skarphedin zu mir sagte, ich hätte mir selber Teer auf'n Kopf gestrichen und einen Rasenstreifen über mich ausstechen lassen, und ich sei so in Angst geraten, daß Thorolf Loptssohn mich in seinen Mehlsäcken aufs Schiff hinaustragen mußte und mich so nach Island schaffte, —daß ich nicht um ihn Klage führen würde." Gizur sagte:" Daran darf man sich jetzt nicht erinnern, denn der ist jetzt tot, der dies gesprochen hat, und mir wirst du beistehn wollen, wenn dus auch nicht um der andern willen tun möchtest." Skapti antwortete: "Dieser Handel geht dich gar nichts an, wenn du dich nicht freiwillig damit abmühst ." Da erzürnte sich Gizur sehr und sagte:"Wie anders bist du als dein Vater! Galt er auch als etwas durchtrieben, so kam er einem doch immer zu Hilfe, wos am nötigsten war." Skapti sagte: "Unsre Art paßt nicht zusammen: ihr glaubt große Händel bestanden zu haben, du, weißer Gizur; als du Gunnar in Haldenende überfielst; aber Asgrim damit, daß er seinen Ziehbruder Gauk erschlug " " Asgrim antwortete: "Niemand schilt im Glimpf kennt er ärgeren Schimpf 2. Aber der Meinung sind viele, ich hätte Gauk erst erschlagen, als es mir not tat. Es ist vielleicht verzeihlich, daß du uns keine Hilfe leistest, aber das ist unverzeihlich, daß du uns Böses vorrückst. Ich möchte nur wünschen, eh dieses Ding aus ist, daß du von diesem Handel die größte Demütigung erlittest und keiner dir die Schande büßte."

Da standen sie alle auf, gingen hinaus und dann zum Zelte des Goden Snorri und traten in das Zelt ein. Snorri saß auf der Querbühne im Zelte; er erkannte die Männer sogleich und stand vor ihnen auf, hieß sie alle willkommen und gab ihnen Plätze neben sich zum Sitzen. Darauf Sagten sie einander nach den landläufigen Neuigkeiten. Asgrim sagte zu Snorri: "Da 

1 Kap. 26. Im Urtext ein stabendes Sprichwort ort; soviel wie: zu vorwürfen benutzt man das Schlimmste, was sich darbietet.



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bin ich mit Vetter Gizur hergekommen, dich um Unterstützung zu bitten." Snorri antwortete: " Du sprichst da von etwas, wozu du allen Grund hast, —die Klage zu führen um solche Verschwägerte, wie du sie besaßest. Wir erhielten manchen erwünschten Rat von Njal, wenn auch jetzt wenige mehr dran denken! Jedoch weiß ich nicht, welche Art Hilfe ihr am nötigsten findet." Asgrim antwortete: "Am nötigsten ist sie uns, wenns zum Kampf kommt auf dem Ding." Snorri sagte: "Ganz richtig, dann kommt für euch viel drauf an. Das Wahrscheinliche ist, daß ihr die Klage mit Leidenschaft betreibt, und sie werdens mit der Abwehr ebenso halten, und kein Teil wird dem andern das Recht gönnen; ihr werdet euch das dann nicht bieten lassen und sie angreifen: das ist dann auch das einzige; denn sie wollen euch dann eure Toten mit Schimpf bezahlen und den Verlust der Blutsfreunde mit Demütigung." Man merkte, daß er sie mit allem anstachelte.

Da sagte Gizur: "Du redest brav, Snorri, und immer zeigst du dich dann am bravsten und herrenhaftesten, wenn am meisten drauf ankommt." Asgrim sagte:"Ich möchte wissen, womit du uns beistehn willst, wenn es so geht, wie du sagst." Snorri sagte:"Ich werde dir einen Freundschaftsbeweis geben, der euer aller Ehre zugut kommen soll. Doch vor die Gerichte werd ich nicht gehn; wenns aber zum Kampf kommt auf dem Ding, so greift sie nur dann an, wenn ihr euch alle ganz sicher fühlt, denn gewaltige Kämpen stehn euch gegenüber! Aber wenn ihr den kürzern zieht, dann könnt ihr euch hierher, auf uns zu, treiben lassen; ich werde nämlich meine Schar hier in Schlachtordnung stehn haben und gerüstet sein, euch zu helfen. Aber wenn es so geht, daß sie vor euch weichen, dann vermute ich, daß sie vorhaben, in die Allmännerschlucht zu dem Bollwerk 1 zu laufen, aber wenn sie dorthin gelangen, dann werdet ihr nie über sie Meister. Ich will es auf mich nehmen, ihnen meinen Schlachthaufen in den Weg zu legen und das Bollwerk zu verwehren; aber nachrücken werden wir ihnen nicht, ob sie nun nach Nord oder Süd am Fluß hin ziehen. Und wenn ihr dann aus ihrer Schar ungefähr so viele er 

1 Einer natürlichen Verteidigungstelle,



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schlagen habt, daß ich schätze, ihr könnt die Geldbußen noch tragen, ohne daß ihr eure Godentümer und das freie Wohnen im Gau drangebt, dann werd ich hinzulaufen mit allen meinen Mannen und euch trennen: ihr müßt mir das dann zuliebe tun, wenn ich dies tue."

Gizur dankte ihm sehr und sagte, dies sei zu ihrer aller Bestem geraten. Dann gingen sie alle hinaus. Gizur sagte: "Wohin solls jetzt gehn" "Zum Zelt derer von Labkrautfelden," sagte Asgrim.


140. Die Stäger bei Gudmund dem mächtigen

Da gingen sie dorthin, und als sie in das Zelt kamen, sahen sie Gudmund den Mächtigen dasitzen und mit Einar Konalssohn sprechen, seinem Ziehsohn; der war ein gescheiter Mann. Sie traten nun vor Gudmund. Er nahm sie freundlich auf und ließ im Zelt für sie räumen, damit sie alle sitzen könnten. Dann fragten sie einander nach Neuigkeiten. Asgrim sagte:"Wir möchten dich bitten, Gudmund, um zuverlässige Unterstützung." Gudmund sagte: "Habt ihr schon einige Häuptlinge aufgesucht:" Sie sagten, sie hätten Skapti und den Goden Snorri aufgesucht, und sagten ihm leise von allem, wie die beiden sich stellten.

Da sagte Gudmund:"Das letztemal stellte ich mich kleinmütig zu euch, als ich so schwierig war: jetzt will ich euch um so kürzer hinhalten, je schwieriger ich damals war, und ich werde nun mit euch vor die Gerichte gehn mit all meinen Dingleuten und euch beistehn, soviel ich vermag, und sogar euch kämpfen, wenn es nötig wird, und mein Leben einsetzen für das eure. Ich werde auch dem Skapti damit lohnen, daß sein Sohn, Thorstein Hohlmund, im Kampfe auf unsrer Seite sein soll; denn er wird nicht den Mut haben, es anders zu machen, als ich will, weil er meine Tochter Jodis zur Frau hat. Dann wird Skapti uns trennen wollen."

Sie dankten ihm und sprachen noch lange, ohne daß die andern es hören konnten. Gudmund sagte, sie sollten vor keinen Häuptlingen mehr kniefällig werden, das sei kleinmütig;"wir wollens



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nun drauf ankommen lassen mit der Schar, die wir jetzt haben. Geht ihr in Waffen zu allen Dinghandlungen, aber schlagt euch nicht ohne weiteres." Dann gingen sie alle hinaus und zu ihren Zelten zurück. Die Sache hatte vorerst wenige Mitwisser. Die Dingzeit ging nun so bin.


141. Die Kundmachung am Gesetzesfelsen

Eines Tages war es, daß man um Gesetzesfelsen ging, und die Häuptlinge waren so aufgestellt, daß Asgrim Ellidi-Grimssohn und Gizur der Weiße, Gudmund der Mächtige und der Gode Snorri oben neben dem Gesetzesfelsen waren, aber die Ostföhrdler unten dran standen. Mord Walgardssohn stand neben seinem Schwiegervater Gizur. Er war redegewandt wie wenige. nr sagte, er solle die Totschlagsklage kundmachen, und hieß ihn laut sprechen, so das mans gut hören könne.

Mörd ernannte sich Zeugen "ich ernenne sie dem zum Zeugnis, daß ich kundmache wider Flosi Thordssohn einen strafbaren ersten Angriff womit er lossprang auf Helgi Njalssohn auf dem Kampfplatz, wo Flosi Thordssohn lossprang auf Helgi Njalssohn und ihm beibrachte eine verletzung von Innenhöhle oder Mark 1, die zu einer Todeswunde ward und Helgi den Tod brachte. Ich erkläre; daß er um diese Klagesache werden muß ein Geächteter, ein Waldmann-unnährbar, unführbar, unschirmbar mit jeglichem Schirm. Ich erkläre für verfallen seine ganze Habe, zur Hälfte mir und zur Hälfte den Viertelsgenossen, die das Ächtergut von ihm zu nehmen haben nach dem Gesetz 2. Ich mache diese Totschlagsklage kund an das Viertelsgericht, an welches die Klage zu gehn hat nach dem Gesetz. Ich mache kund mit gesetzlicher Kundmachung, ich mache kund vor aller Ohren auf dem Gesetzesfelsen; ich mache kund nunmehr zur verfolgung heuer und zu voller Ächtung wider Flosi Thordssohn; ich mache kund in der von Thorgeir Thorissohn eingehändigten Klage."

Um den Gesetzesfelsen erhob sich ein lauter Lärm, denn sein . 1 

Ohne besondern Grund werden Setzt nur noch zwei Wunden zur Wahl gestellt s. S .300 1. 2 vgl, S. 161t.



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Vortrag war gut und schneidig. Mord ergriff zum zweitenmal das Wort: "Ich ernenne euch dem zum Zeugnis," sagte er, "daß ich kund mache eine Klage wider Flosi Thordssohn, darum, daß er verletzte den Helgi Njalssohn mit einer verletzung von Innenhöhle oder Mark, einer Wunde, die zur Todeswunde ward und Helgi den Tod brachte, auf dem Kampfplatz , wo Flosi Thordssohn zuvor losgesprungen war auf Helgi Njalssohn mit strafbarem erstem Angriff. Ich erkläre, daß du, Flosi, um diese Klagesache werden mußt ein geachteter Waldmann, unnährbar, unführbar, unschirmbar mit jeglichem Schirm. Ich erkläre für verfallen deine ganze Habe, zur Hälfte mir und zur Hälfte den Viertelsgenossen, die das Ächtergut von dir zu nehmen haben nach dem Gesetz. Ich mache diese Klage kund an das Viertelsgericht, an welches die Klage zu gehn hat nach dem Gesetz. Ich mache kund mit gesetzlicher Kundmachung, ich mache kund vor aller Ohren auf dem Gesetzesfelsen; ich mache kund nunmehr zur verfolgung heuer und zu voller Achtung wider Flosi Thordssohn; ich mache kund in der von Thorgeir Thorissohn eingehändigten Klage. Darauf setzte sich Mord.

Flosi hörte gut zu und sprach kein Wort so lange.

Thorgeir Klamm-Geir stand auf und ernannte sich Zeugen: "ich ernenne sie dem zum Zeugnis, daß ich kund mache eine Klage wider Glum Hildirssohn, darum, daß er Feuer schlug und anfachte und in die Gebäude warf in Bergthorsbühl, damals als sie drinnen verbrannten Njal Thorgeirssohn und Bergthora Skarphedinstochter und die Leute alle, die dort umkamen. Ich erkläre, daß er um diese Klagesache werden muß ein Geächteter, ein Waldmann, unnährbar, unführbar, unschirmbar mit jeglichem Schirm. Ich erkläre für verfallen seine ganze Habe, die Hälfte mir und die Hälfte den Viertelsgenossen, die das Ächtergut von ihm zu nehmen haben nach dem Gesetz. Ich mache diese Klage kund an das Viertelsgericht, an welches die Klage zu gehn hat nach dem Gesetz. Ich mache kund mit gesetzlicher Kundmachung, ich mache kund vor aller Ohren auf dem Gesetzesfelsen; ich mache kund nunmehr zur verfolgung heuer und zu voller Achtung wider Glum Hildirssohn."



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Kari Sölmundssohn verklagte Kol Thorsteinssohn und Gunnar Lambissohn und Gram Gunnarssohn, und die Leute bemerkten, er verstehe sich wunderbar auf den Vortrag. Thorleif Rabe verklagte alle Sigfussöhne, aber sein Bruder Thorgrim der Große verklagte Modolf Ketilssohn und Lambi Sigurdssohn und Hroar Hamundssohn, den Bruder Leidolfs des Starken. Asgrim Ellidi-Grimssohn verklagte Leidolf und Thorstein Geirleifssohn, Arni Kolssohn und Grim den Roten; und sie alle verstanden sich auf den vortrag. Darauf machten die anderen Leute ihre Klagen kund, und ein guter Teil des Tages ging darüber bin. Dann gingen die Leute ;u ihren Zelten zurück- Eyjolf Bölwerkssohn ging mit Flosi zum Zelte. Sie traten an die Ostseite des Zeltes. Flosi Sagte, ob er irgendeine Einrede sehe gegen diese Klagen. "Nein," sagte Eyjolf. "Was ist jetzt zu tun:" fragte Flosi. "Ich will dir etwelchen Rat erteilen," sagte Eyjolf: " du mußt jetzt dein Godentum abtreten und deinem Bruder Thorgeir einhändigen, du aber erklärst dich als Dingmann des Goden Asket Thorketilssohn aus Rauch tal im Nordland. Aber wenn sie das nicht wissen, dann kanns geschehn , daß sie hieran scheitern; denn sie werden vor dem Ostviertelsgercht klagen, aber sie hätten es vor dem Nordviertelsgericht zu tun, und das werden sie übersehen, und es erhebt sich eine Fünfergerichtsklage gegen sie, wenn sie vor einem andern Gericht klagen, als recht ist. Diese Klage wollen wir aufgreifen , doch nur im äußersten Falle 1." Flosi sagte: "Kann sein, daß der Ring uns gelohnt wird!' " Das weiß ich nicht," sagte Eyjolf, "aber die gesetzlichen Hilfen will ich euch leisten, so daß man finden wird, auf mehr sei nicht zu hoffen. Schick jetzt nach Asket, aber Thorgeir soll jetzt gleich zu dir kommen und ein Mann mit ihm." 

1 Kap. 143 zeigt, daß der verf. diesen Schlich als rechtsgültig ansieht. Aber die Intrigue ist auch hier nicht glaubhaft erfunden. Um von andern Bedenken zu schweigen: die Klage ist ja schon an das bestimmte Viertelsgericht überwiesen, ,an welches die Klage zu gehn hat nach dem Gesetz'. Diesen rechtsförmlichen Akt kann ein nachheriger Wechsel der Dingzugehörigkeit doch nicht durchkreuzen. Auch als Erfindung unsers Autors behält der zug hohen Wert: er beleuchtet, was man einem Charakter wie Flosi an Rechts- gefühl zutraute.



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Bald danach kam Thorgeir her; er übernahm nun die Dingherrschaft Dann kam auch Asket an; Flosi erklärte sich nun als sein Dingmann. Die Sache hatte nun keine weiteren Mitwisser .


142. Mörds Klage und Eyjolfs Abwehr

Es geschah nichts weiteres, bis die Gerichte antreten sollten . Es machten sich nun beide Teile bereit und waffneten sich; sie brachten beide ein Feldzeichen an ihren Helmen an.

Thorhall Asgrimssohn sagte: "Tretet jetzt nur nicht zu hitzig auf und macht alles so richtig wie möglich! Aber wenn ihr auf eine Schwierigkeit stoßt, so laßt es mich schleunigst wissen, dann werd ich euch einen Rat erteilen." Asgrim und die andern sahen ihn an, und sein Gesicht war wie Blut anzuschauen, und aus den Augen stürzte ibm ein Hagel von Tränen. Er sagte, man solle ihm seinen Speer bringen; den hatte Skarphedin ihm geschenkt, und er war eine große Kostbarkeit. Asgrim sagte, als sie fort gingen: " Leicht war meinem Sohn Thorhall nicht ums Herz, daß er im Zelt zurückbleiben mußte, und ich weiß nicht, was er sich vornimmt. Jetzt wollen wir mit Mord Walgardssohn vortreten und tun, als gebe es nichts anderes 1, denn an Flosi machen wir einen bessern Fang als an vielen anderen."

Asgrim schickte zu Gisur dem Weißen und Hjalti und Gudmund . Sie fanden sich alle ein und traten sogleich vor das Ostvierielsgericht; sie traten an die Südseite des Gerichts, aber Flosi und alle Ostföhrdler mit ihm traten an die Nordseite des Gerichts; bei Flosi waren auch die Rauchtäler und die Lauterseer; bei ihm war auch Eyjolf Bölwerkssohn. Flosi beugte sich zu ihm und sagte: "Es sieht gut aus; kann sein, daß deine vermutung nicht weit daneben traf" " Sei nur still damit" sagte Eyjolf:" es wird schon dahin kommen, daß wir Gebrauch davon machen."

Mord Walgardssohn ernannte sich Zeugen und entbot die zum Losen, die eine Waldgangsklage vor Gericht zu verfolgen hatten, 

1 Also an die vielen übrigen Klagen vorerst niest denken s. S. 315 f. und Kap. 143 Ende.



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wer seine Klage zuerst verfolgen oder hersagen solle und wer als nächster und wer zuletzt. Er entbot mit gesetzlichem Gebote vor dem Gericht, so daß die Richter es hörten. Dann wurde über die Vorträge gelost, und er erloste, seine Klage zuerst vorzutragen.

Mörd Walgardssohn ernannte sich zum zweitenmal Zeugen: "ich ernenne sie dem zum Zeugnis, daß ich alle Fehlworte aus meiner Klage ausscheide, mag ich zu viel sagen oder Falsches sagen. Mir soll zustehn, all meine Worte zu berichtigen, bis ich meiner Klage zu vollem Recht verhelfe 1. Ich ernenne diese Zeugen für mich oder für andere, denen es nottut, dieses Zeugnis zu verwenden und zu verwerten."

Mörd sprach: "Ich ernenne Zeugen dem zum Zeugnis, daß ich entbiete dem Flosi Thordssohn oder dem andern, dem er die gesetzliche Abwehr eingehändigt hat, zu hören auf meinen Eidschwur und auf meinen Klagevortrag und auf die Beweismittel alle, die ich vorzuführen denke wider ihn. Ich entbiete mit gesetzlichem Gebote vor dem Gericht, so daß die Richter es hören vom ersten zum letzten.

Mord sprach: "Ich ernenne Zeugen dem sum Zeugnis," sagte er, "daß ich den Eid leiste auf das Buch 2, einen gesetzlichen Eid, und es vor Gott erkläre, daß ich diese Klage so verfolgen und alle Dinghandlungen so erledigen will, wie ich es weiß als Wahrstes und Gerechtestes und dem Gesetz Gemäßestes, solange ich in dieser Klage stehe."

Darauf sprach er folgendermaßen: "Den Thorodd ernannte ich als Zeugen und zweitens den Thorbjörn: ich ernannte sie dem zum Zeugnis, daß ich kund machte wider Flosi Thordssohn einen strafbaren ersten Angriff auf dem Kampfplatz, wo Flosi Thordssohn lossprang mit strafbarem erstem Angriff auf Helgi Njalssohn, damals, als Flosi Thordssohn verletzte den Helgi Njalssohn mit einer verletzung von Innenhöhle oder Mark, die zu einer Todeswunde ward und Helgi den Tod brachte. Ich erklärte, daß er um diese Klagesache werden müsse ein Geachteter, ein Waldmann, unnäbrbar, unführbar, un 1 

Für diesen Dingakt haben wir aus Altisland kein zweites Beispiel 2 Für das Jahr 1011 wohl ein Zeitverstoß.



Thule-Bd.04-319 Geschichten v.weisen Njal. Flip

schirm bar mit jeglichem Schirm. Ich erklärte für verfallen seine ganze Habe, zur Hälfte mir und zur Hälfte den Viertelsgenossen , die das Ächtergut von ihm zu nehmen haben nach dem Gesetz. Ich machte kund an das Viertelsgericht, an welches die Klage zu gehn hat nach dem Gesetz. Ich machte kund mit gesetzlicher Kundmachung; ich machte kund vor aller Ohren auf dem Gesetzesfelsen; ich machte kund zur Verfolgung heuer und zu voller Achtung wider Flosi Thordssohn; ich machte kund in der von Thorgeir Thorissohn eingehändigten Klage. Ich gebrauchte in meiner Kundmachung all die Worte, die ich jetzt gebrauchte im Vortrag meiner Klage. Ich trage diese Waldgangs klage so beschaffen vor dem Ostviertelsgericht vor zu Handen des Jon 1, wie ich die Worte wählte, als ich kund machte."

Mord sprach:"Den Thorodd ernannte ich als Zeugen und weitens den Thorbjörn: ich ernannte sie dem zum Zeugnis, daß ich kund machte eine Klage wider Flosi Thordssohn, darum, daß er verletzte den Helgi Njalssohn mit einer Verletzung von Innenhöhle oder Mark, einer Wunde, die zur Todeswunde ward und Helgi den Tod brachte, auf dem Kampfplatz, wo Flosi Thordssohn zuvor losgesprungen war auf Helgi Njalssohn mit strafbarem erstem Angriff. Ich erklärte, daß er um diese Klagesache werden müsse ein Geächteter, ein Waldmann, unnährbar, unführbar, unschirmbar mit jeglichem Schirm. Ich erklärte für verfallen seine ganze Habe, zur Hälfte mir und zur Hälfte den Viertelsgenossen, die das Ächtergut von ihm zu nehmen haben nach dem Gesetz. Ich machte kund an das Viertelsgericht, an welches die Klage zu gebn hat nach dem Gesetz. Ich machte kund mit gesetzlicher Kundmachung; ich machte kund vor aller Ohren auf dem Gesetzesfelsen; ich machte kund zur verfolgung heuer und zu voller Achtung wider Flosi Thordssohn ich machte 

1 Nach der Graugans richtet sich die Klage an einen, mit Namen nennenden Urteiler, der dann am Schluß das vom Kläger vorgebrachte ,wiederholt' (Kap. 144). Das betr. Formular setzte für den Namen das übliche ,Jon', d.i N. N', und unser verfasser hat dies verräterischerweise stehn lassen (Einl. S. 7), obwohl der christliche Name aus dem ganzen sonstigen Namensschatz der Niala herausfällt. Für die beiden Zeugen gleich daneben hat er stilechte Namen eingesetzt.



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kund in der von Thorgeir Thorissohn eingehändigten Klage. Ich gebrauchte in meiner Kundmachung all die Worte, die ich jetzt gebrauche im vortrag meiner Klage. Ich trage die Waldgangsklage so beschaffen vor dem Ostviertelsgericht vor zu Handen des Jon, wie ich die Worte als ich) kundmachte."

Die Kundmachungszeugen des Mord traten nun vor Gericht und ließen sich so vernehmen, daß der eine das Zeugnis hersagte und dann beide ihre Zustimmung erklärten: "daß Mord sich den Thorodd ernannte als Zeugen und zweitens mich, aber ich heiße Thorbjörn" — darauf nannte er seinen Vater —: "Mord ernannte uns dem zum Zeugnis, daß er kundmachte wider Flosi Thordssohn einen strafbaren ersten Angriff, womit er lossprang auf Helgi Njalssohn auf dem Kampfplatz, wo Flosi Thordssohn beibrachte dem Helgi Njalssohn eine verletzung von Innenhöhle oder Mark, die zu einer Todeswunde ward und Helgi den Tod brachte. Er erklärte, daß Flosi um diese Klagesache werden müsse ein Geächteter, ein Waldmann, unnährbar; unführbar, unschirmbar mit jeglichem Schirm. Er erklärte für verfallen seine ganze Habe, zur Hälfte sich und zur Hälfte den Viertelsgenossen, die das Ächtergut von ihm zu nehmen haben nach dem Gesetz. Er machte kund an das Viertelsgericht, an welches die Klage zu gehn hatte nach dem Gesetz. Er machte kund mit gesetzlicher Kundmachung; er machte kund vor aller Ohren auf dem Gesetzesfelsen; er machte kund zur verfolgung heuer und zu voller Ächtung wider Flosi Thordssohn; ; er machte kund in der von Thorgeir Thorissohn eingehändigten Klage. Er gebrauchte in seiner Kundmachung all die Worte; die er gebrauchte im vortrag seiner Klage und die wir gebrauchen in unserm Zeugnis. Wir haben jetzt recht erbracht unser Zeugnis und kommen beide überein. Wir erbringen dieses Kundmachungszeugnis so beschaffen vor dem Ostviertelsgericht zu Handen des Jon, wie Mord die Worte wählte, aler kundmachte."

Zum zweitenmal trugen sie das Kundmachungszeugnis vor dem Gericht vor und brachten diesmal die Wunde zuerst und den Angriff nachher; aber stellten alle übrigen Worte so wie vorher und erbrachten dieses Kundmachungszeugnis so beschaffen



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vor dem Ostwiertelsgricht, wie Mörd die Warte wählte, als er kundmachte.

Dann traten die Zeugen für Mords Klageabtretung vor Gericht, und der eine sagte das Zeugnis her, und beide erklärten dann ihre Zustimmung und ließen sich so vernehmen, daß Mörd Walgardssohn und Thorgeir Thorissohn sie ernannten dem zum Zeugnis, daß Thorgeir Thorissohn einhändigte dem Mörd Walgardssohn die Totschlagsklage wider Flosi Thordssohn um den Totschlag des Helgi Njalssohn: "er trat ihm diese Klage ab mit allen Klagemitteln, die zu der Klage gehörten. Er trat ihm ab zu Verfolgung und zu Beilegung, auch den Gebrauch aller Beweismittel, als wäre er der rechtmäßige Häuptling. Thorgeir trat ab nach dem Gesetz, und Mord übernahm nach dem Gesetz." Sie erbrachten das Klageabtretungszeugnis so beschaffen vor dem Ostviertelsgericht zu Handen des Jon, wie Thorgeir und Mord sie zu Zeugen ernannt hatten.

Alle ihre Zeugen ließen sie Eide schwören, eh sie das Zeugnis ablegten, und ebenso die Richter.

Mord Walgardssohn ernannte sich Zeugen " dem zum Zeugnis ," sagte er, "daß ich entbiete die neun Nachbarn, die ich berief in dieser Klage, die ich erhob wider Flosi Thordssohn, auf ihren Sitz auf dem westlichen Flußufer und entbiete zur Sichtung dieser Geschworenen. Ich entbiete mit gesetzlichem Gebot vor dem Gericht, so daß die Richter es hören."

Mord ernannte sich abermals Zeugen" dem zum Zeugnis, daß ich entbiete den Flosi Thordssohn oder den andern, dem er die gesetzliche Abwehr eingehändigt hat, zur Sichtung der Geschworenen, die ich auf dem westlichen Flußufer versammelt habe. Ich entbiete mit gesetzlichem Gebot vor dem Gericht, so daß die Richter es hören."

Wieder ernannte sich Mord Zeugen dem zum Zeugnis," sagte er, "daß jetzt die ersten Beweismittel alle vorgebracht sind, die zu der Klage gehören: zum Eidschwur entboten, der Eid geleistet, die Klage vorgetragen, das Kundmachungszeugnis erbracht, das Klageabtretungszeugnis erbracht, die Nachbarn auf ihren Sitz entboten, zur Sichtung der Geschworenen entboten. Ich ernenne mir diese Zeugen zu diesen Beweismitteln.



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die jetzt vorgebracht sind, wie auch dazu, daß ich die Klage nicht verloren haben will, wenn ich auch vam Gericht abtrete, um Beweismittel zu suchen oder in andern Geschäften."

Flosi und die Seinen traten nun an die Stelle, wo die Nachbarn saßen. Flosi sagte zu ihnen: "Die Sigfussöhne werden wissen, wieweit diese Tatortnachbarn berechtigt sind, die hier berufen sind." Ketil aus Wald antwortete: "Hier ist ein Nachbar, der den Mord Walgardssohn unter die Taufe hielt 1, und ein andrer steht im dritten Verwandtschaftsgrad mit ihm." Da zählten sie die verwandtschaft her und bekräftigten es mit einem Eid. Eyjolf ernannte sich Zeugen, daß die Geschworenen aussetzen sollten, bis sie erst gesichtet seien. Zum zweitenmal ernannte sich Eyjolf Zeugen "dem zum Zeugnis," sagte er" ,daß ich diese beiden Geschworenen ablehne" — und er nannte sie mit Namen und ebenso ihre väter —"deswegen, weil der eine von ihnen im dritten verwandtschaftsgrade mit Mord steht und der andere in geistlicher verwandtschaft, wofür man ihn als Geschworenen ablehnen darf nach dem Gesetz. Ihr beide seid von Rechts wegen durchgetan aus den Geschworenen, denn jetzt hat euch gesetzmäßige Sichtung getroffen. Ich lehne euch ab nach gültiger Alldingsrede und Volksrecht; ich lehne ab in der von Flosi Thordssohn eingehändigten Sache."

Da sagte die ganze Menge, der Handel sei dem Mord durchgetan . Alle kamen nun überein, jetzt habe die Abwehr einen vorsprung vor der Klage.

Asgrim sagte nun zu Mord: "Noch ists nicht für sie gewonnen, wenn sie jetzt auch meinen, sie seien scharf vorgegangen. Man muß jetzt meinen Sohn Thorhall aufsuchen und sehen, was er uns rät." Da wurde ein zuverlässiger Mann zu Thorhall geschickt , ihm aufs genaueste zu berichten, wie es jetzt mit dem Handel stehe: daß die Flosileute meinten, die Geschworenen durchgetan zu haben. Thorball sagte: "Ich werde bewirken, daß eure Klage daran nicht zugrunde gehen soll. Sage ihnen, sie möchtens nicht glauben, wenn man ihnen Rechtskniffe vormache; der Schlaufuchs Eyjolf hat sich nämlich jetzt versehen. 1 

Daß die ,geistliche verwandtschaft schon im Jahre 1011 in das Gerichtswesen eingriff, ist nicht glaubhaft,



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Geh nun zu ihnen, so schnell du kannst, und sage, Mord Walgardssohn solle vors Gericht treten und sich Zeugen ernennen, daß ihre Geschworenensichtung durchgetan sei;" und damit schrieb er genau vor, wie sie verfahren sollten,

Der Bote ging und sagte ihnen Thorhalls Ratschläge. Da trat Mord Walgardssohn vors Gericht und ernannte sich Zeugen "dem zum Zeugnis," sagte er, "daß ich durchtue die Geschworenensichtung des Eyjolf Bölwerkssohn. Ich nenne als Grund, daß er ablehnte nicht im Blick auf den Häuptling der Klage 1, sondern auf den, der die Klage führte. Ich ernenne diese Zeugen für mich oder für die, denen es not tut, dieses Zeugnis zu verwerten." Darauf erbrachte erdas Zeugnis vor Gericht.

Nun ging er zu der Stelle, wo die Nachbarn saßen, und sagte, die sollten sich setzen, die aufgestanden waren; sie seien berechtigte Geschworene. Da sagten alle, Thorhall habe viel ausgerichtet, und fanden, jetzt habe die Klage einen vorsprung vor der Abwehr.

Flosi sagte nun zu Eyjolf: "Hältst du dies für Rechtens:" Allerdings," sagte er, "und wir haben uns wirklich versehen. Doch wollen wir dies weiter zusammen ausfechten!' Eyjolf ernannte sich nun Zeugen "dem zum Zeugnis," sagte er, "daß ich diese zwei Geschworenen ablehne" — und er nannte sie beide — "deswegen, weil ihr Kätner seid und keine Bauern. Ich verweigere euch, bei den Geschworenen zu sitzen, denn fest hat euch gesetzmäßige Sichtung getroffen. Ich lehne euch als Geschworene ab nach gültiger Alldingsrede und Volksrecht." Diesmal, meinte Eyjolf, käme es ihm sehr überraschend, wenn man dies widerlegen könnte. Da sagten alle, jetzt habe die Abwehr einen vorsprung vor der Klage. Alle lobten Eyjolf sehr und erklärten, niemand werde sich mit ihm in Rechtskennmis messen dürfen.

Mord Walgardssohn und Asgrim Ellidi-Grimssohn schickten nun einen zu Thorhall, ihm zu berichten, wie es jetzt stehe. Aber als Thorhall dies hörte, fragte er, was die beiden an Eigentum besäßen. Der Bote sagte, der eine von ihnen lebe 1 

Njals neffen (o. S. .287-). nur mit ihm (oder ihnen) durften die Geschworenen nicht verwandt sein.



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vom Milchertrag und habe einen viehstand von Kühen wie Schafen; aber dem andern gehört ein Drittel von dem Lande, wo sie drauf wirtschaften, und er ernährt sich selbst und hat eine Feuerstatt zusammen mit jenem, der das Land in Pacht hat, und einen Hirten." Thorhall sagte: "Wieder wirds ihnen gehn wie vorher, daß sie sich versehn haben, und ich will ihnen dies sehr rasch widerlegen, gleichviel, ob Eyjolf dicke tat damit, es sei rechtmäßig."

Thorhall sagte nun dem Boten alles aufs genaueste; wie sie verfahren sollten. Der Bote kam zurück und sagte dem Mord und Asgrim die Ratschläge; die Thorhall erteilt hatte.

Mord trat vors Gericht und ernannte sich Zeugen " dem zum Zeugnis, daß ich durchtue die Geschworenensichtung des Eyjolf Bölwerkssohn, darum daß er Geschworene ablehnte, die rechtmäßig gewählt sind. Jeder ist berechtigt zum Geschworenenspruch, wenn er drei Hunderte oder mehr an Cand besitzt, auch ohne daß er Milchwirtschaft treibt. Berechtigt ist auch zum Geschworenenspruch, wer vom Milchertrag lebt, auch wenn er das Land in Pacht hat." Er ließ dann das Zeugnis ans Gericht gehn. Dann trat er zu der Stelle, wo die Nachbarn waren, und hieß die zwei sich setzen und sagte, sie seien berechtigt zum Geschworenenspruch. Da gabs großen Lärm und Gerufe, und alle sagten, dem Flosi und Eyjolf sei die Sache böse zugerichtet, und sie kamen nun überein, die Klage habe einen vorsprung vor der Abwehr.

Flosi sagte zu Eyjolf "Ob dies rechtmäßig ist:" Eyjolf erklärte , so weit reiche sein Verstand nicht, daß erdas bestimmt wisse 1. Da schickten sie einen zum Gesetzsprecher Skapti, bei ihm nachzusagen, ob es rechtmäßig sei. Er schickte ihnen die Auskunft zurück, dies sei allerdings Rechtens, wenns auch wenige kennten; dies wurde Flosi und den Seinen berichtet. Eyjolf fragte dann die Sigfussöhne nach den anderen Nachbarn, die berufen waren. Sie sagten, es gebe viere, die fälschlich berufen 

1 Der verfasser muß dem großen Rechtskundigen all diese Unwissenheiten aufhalsen, damit die lange, bewegte Dingverhandlung überhaupt zustande kommt. notwendig setzt er Hörer voraus, denen diese Feinheiten auch unbekannt sind (Einl. S. 6.)



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seien, "denn solche sind zu Haus geblieben, die näher wohnen ." Eyjolf ernannte sich Zeugen, daß er alle diese vier als Geschworene ablehne, und gebrauchte die rechten Sichtungsformeln. Darauf sagte er zu den übrigen Nachbarn: "Ihr seid verpflichtet, jedem der Teile sein Recht zu gewähren: nun sollt ihr vors Gericht treten, wenn ihr berufen werdet, und euch Zeugen ernennen, daß dies eurem Wahrspruch im Wege steht, daß ihr fünf berufene Nachbarsgeschworene seid, aber es hätten euer neune auszusagen. Dann wird Thorhall alle Händel durchbringen, wenn er diesem aufhilft!" Man merktes an allem, daß Flosi und Eyjolf jetzt sehr prahlten. Es entstand nun großer Lärm, und es hieß, die Mordbrandsklage 1 sei zerstört, und jetzt habe die Abwehr einen Vorsprung vor der Stage.

Asgrim sagte zu Mord: Noch wissen sie nicht, womit sie prahlen , eh Thorhall befragt ist. Mir sagte Njal, er habe Thorhall so im Recht unterwiesen, daß er der größte Rechtskundige auf Island sein werde, wenns zur Probe komme." Dann wurde einer zu Thorhall geschickt, ihm zu berichten, wie es nun stehe, und ihr Prahlen und den Lärm der Menge, daß nun dem Mord die Klage zerstört sei. " Gut denn," sagte Thorhall" aber Ehre gewinnen sie damit noch nicht! Geh jetzt hin und sag dem Mord, er solle Zeugen ernennen und einen Eid drauf leisten, daß die Mehrheit der Geschworenen rechtmäßig berufen ist. Er soll dann das Zeugnis ans Gericht bringen; damit hilft er der Hauptklage auf, nur wird er straffällig um drei Mark für jeden, den er fälschlich berufen hat, und hierum kann man nicht auf diesem Dinge klagen."

Der Bote ging nun zurück und berichtete ihnen aufs genaueste von Thorhalls Worten. Mord trat vors Gericht und ernannte sich Zeugen und leistete einen Eid, die Mehrheit der Nachbarn sei rechtmäßig berufen. Damit, sagte er, habe er der Hauptklage aufgeholfen: "unsre Feinde mögen auf andres stolz sein als darauf, daß wir hier einen schweren Fehler begangen hätten."

Da erhob sich großer Lärm, und es hieß, Ward gehe wacker 

1 Richtiger: die Klage gegen Flosi um Helgis Tötung.



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vor in dem Handel, aber Flosi und seine Leute gebrauchter lauter Rechtskniffe und verdrehungen. Flosi fragte den Eyjolf, ob dies wohl rechtmäßig ser aber er erklärte, das wisse er nicht bestimmt, der Gesetzsprecher solle das schlichten. Da ging Thorkel Geitirssohn in ihrem Namen hin und sagte dem Gesetzsprecher , wie es stehe, und fragte, ob das rechtmäßig sei, was Mord geredet hatte. Skapti antwortete: " Es gibt heute mehr große Rechtskundige, als ich dachte! Aber um dirs zu sagen, so ist dies so rechtmäßig nach allen Seiten, daß man hier nicht widersprechen kann. Doch dachte ich, ich allein würde heute diese Gesetzesvorschrift kennen, nun Njal tot ist; denn von ihm allein wußt ich, daß er sie kannte." Thorkel ging nun zurück zu Flosi und Eyjolf und sagte, dies sei Rechtens.

Mord Walgardssohn trat vors Gericht und ernannte sich Zeugen " dem zum Zeugnis," sagte er, "daß ich von den Nachbarn, die ich berief in dieser Klage, die ich erhob wider Flosi Thordssohn, die Erbringung des Spruches heische, daß sie die Tat entweder verneinen oder bejahen. Ich heische mit gesetzlicher Heischung vor Gericht, so daß die Richter es hören vom ersten zum letzten."

Mords Geschworene traten vors Gericht ; einer sagte den Spruch ber —aber alle erklärten ihre Zustimmung — und sprach folgendermaßen: "Mord Walgardssohn berief unser neun Freie zum Spruche, aber hier stehn wir nun unser fünfe, und viere sind abgelehnt: eine Zeugenbekundung hat die viere verhindert, die mit uns auszusagen hatten. Nun verpflichtet das Gesetz, den Spruch ;u erbringen. Wir wurden berufen, auszusagen darüber, ob Flosi Thordssohn mit strafbarem erstem Angriff lossprang auf Helgi Njalssohn auf dem Kampfplatz, wo Flosi Thordssohn verletzte den Helgi Njalssohn mit einer Verletzung an Innenhöhle oder Mark, die zu einer Todeswunde ward und Helgi den Tod brachte. Er berief uns zu all den Aussagen, die das Gesetz uns verpflichtet abzugeben, und die er vor Gericht heischen möge, und die zu dieser Klage gehören. berief mit gesetzlicher Berufung, er berief, so daß wir es hörten; er berief in der von Thorgeir Thorissohn eingehändigten Klage. Wir alle haben nun Eide geleistet und



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unsern Spruch bereinigt und sind überein gekommen: wir bejahen die Tat des Flosi und erklären ihn schuldig der Klagesache . Wir erbringen diesen Neunnachbarnspruch so beschaffen vor dem Ostviertelsgericht zu Handen des Jon, wie Mord uns dazu berief. Dies ist unser aller Spruch," sagten sie.

Zum zweitenmal erbrachten sie den Spruch und nannten die Wunde zuerst und den Angriff nachher, aber alle andern Worte sprachen sie wie vorher; sie bjahten die Tat des Flosi und erklärten ihn schuldig der Klagesache.

Mord Walgardssohn trat vors Gericht und ernannte sich Zeugen , daß die Nachbarn, die er berufen hatte in der Klage, die er erhob wider Flosi Thordssohn, den Spruch erbracht hätten und ihn schuldig erklärt hauen der Klagesache. Er ernannte diese Zeugen für sich oder für die, denen es not tue, dieses Zeugnis zu verwenden und zu verwerten.

Zum zweitenmal ernannte sich Mord Zeugen: "ich ernenne sie dem zum Zeugnis, daß ich entbiete dem Flosi Thordssohn oder dem andern, dem er die gesetzliche Abwehr eingehändigt hat, die Einreden zu ergreifen gegen die Klage, die ich wider ihn erhob; denn jetzt sind alle Klagemittel vorgebracht, die zu der Klage gehören nach dem Gesetz, alle Zeugnisse und der Geschworenenspruch erbracht und Zeugen ernannt zu dem Spruche und zu all den Beweismitteln, die vorgeführt sind. Aber wenn in ihrer gesetzlichen Abwehr irgend etwas vorkommt, das ich zur Klage brauchen könnte, dann behalte ich mir die Klage vor. Ich entbiete mit gesetzlichem Gebot vor dem Gericht, so daß die Richter es hören."

"Das macht mich nun lachen, Eyjolf," sagte Flosi, "in meiner Seele, daß es ihnen in die Brauen fahren wird und sie am Schädel jucken, wenn du die Einrede vorbringst"


143. Eyjolfs Einrede

Eyjolf Bölwerkssohn trat vors Gericht und ernannte sich Zeugen" ,dem zum Zeugnis, daß dies eine gesetzliche Einrede ist gegen diese Klage, daß ihr die Sache verfolgt habt an dem Ostvierielsgericht; denn Flosi hat sich als Dingmann des Goden Asket erklärt. Hier sind nun die Zeugen beides, die



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dabei waren und das aussagen werden, daß Flosi zuvor sein Godentum seinem Bruder Thorgeir einhändigte, aber hernach erklärte er sich als Dingmann des Goden Asket. Ich ernenne diese Zeugen für mich oder für die, denen es not tut, dieses Zeugnis zu verwerten ."

Zum zweitenmal ernannte sich Eyjolf Zeugen: "ich ernenne sie dem zum Zeugnis," sagte er, "daß ich entbiete dem Mörd, der die Klage zu führen hat, oder dem Häuptling der Klage, zu hören auf meinen Eidschwur und auf den vortrag der Einrede, die ich vorbringen werde, und auf all die Beweismittel, die ich vorbringen werde. Ich entbiete mit gesetzlichem Gebot vor dem Gerichte, so daß die Richter es hören."

Eyjolf ernannte sich noch einmal Zeugen: "ich ernenne sie dem zum Zeugnis, daß ich den Eid leiste auf das Buch, einen gesetzlichen Eid, und es vor Gott erkläre, daß ich diese Klage so abwehren und alle Dinghandlungen so erledigen will, die auf diesem Ding an mich gelangen, wie ich es weiß als Gerechtestes und Wahrstes und dem Gesetz Gemäßestes."

Eyjolf sprach:"Diese zwei Männer ernenne ich dem zum Zeugnis, , daß ich dies als gesetzliche Einrede vorbringe, daß diese Klage vor einem andern Viertelsgericht verfolgt wurde, als sie sollte. Ich erkläre deshalb für durchgetan ihre Klage. Ich trage diese Einrede so beschaffen vor am Ostviertelsgericht." Darauf ließ er all die Zeugnisse erbringen, die zu der Einrede gehörten. Darauf ernannte er Zeugen zu allen Abwehrbeweisen, daß jetzt alle vorgebracht seien,

Eyjolf ernannte sich Zeugen: "ich ernenne sie dem zum Zeugnis , daß ich verwehre mit Einspruch den Urteilern, zu urteilen in Mords Klage; denn jetzt ist eine gesetzliche Einrede ans Gericht gekommen. Ich verwehre mit Einspruch, Rechtseinspruch, zweifellosem Einspruch, vollem und festem, wie es mir zusteht; zu verwehren nach gültiger Alldingsrede und volksrecht." Darauf ließ er das Gericht über die Einrede erkennen.

Asgrim und die Seinen ließen die Mordbrandsklagen verfolgen, und die gingen vom Fleck 2,

Damit könnte diese Einrede erledigt sein. Das folgende wiederholt den Hergang in breiterer Ausführung. sind die S. sis f. kundgemachten



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144. Mörds neue Klagen ans Fünfergericht

Jetzt schickten die Asgrimsleute einen zu Thorball und ließen ihm sagen, in welch böse Lage man geraten war. Thorhall antwortete: "Allzufern war ich da: Denn auch diesmal wär es nicht so gegangen, wenn ich dabei gewesen wäre. Ich durchschaue nun ihr Vorgehn: sie haben gewiß vor, euch vor das Fünfergericht zu laden wegen Dingirrung 1. Sie haben gewiß auch vor, in der Mordbrandssache eine Stimmenspaltung zu bewirken und das Urteil zu hintertreiben; denn jetzt sind sie so im Zuge; daß sie vor nichts Bösem zurückscheuen werden. Geb du nun schleunigst zu den Deinen und sag ihnen, Mord solle den Flosi und den Eyjolf beide vorladen, darum daß sie Geld ins Gericht getragen haben 2 , und solle auf Lebensringzaun 3 antragen. Dann soll erste vorladen mit einer zweiten vorladung, darum daß sie Zeugnisse erbrachten, die nicht zur Sache gehörten 4 , und damit eine Dingirrung bewirkten. Sag ihnen, ich hätte gesagt: wenn zwei Lebensringsachen auf einem Manne liegen, den muß man zum Waldgang verurteilen 5. Ihr müßt um so rascher eure Sache einleiten, als ihr vor ihnen zu Klage und Urteil kommen müßt."

Nun ging der Bote fort und berichtete dem Ward und Asgrim. Darauf gingen sie zum Gesetzesfelsen. Mörd Walgardssohn ernannte sich Zeugen: "ich ernenne sie dem zum Zeugnis , daß ich vorlade den Flosi Thordssohn, darum daß er dem Eyjolf Bölwerkssohn Geld gezahlt hat für Hilfe hier auf dem Ding. Ich erkläre, daß er um diese Klagesache werden muß ein geächteter Lebensringmann, nur dann führbar und durch 

Klagen. Der Erzähler hatte begreiflicherweise ketne Lust, sie in gleicher Breite auszugestalten; hatte er doch für Kap. 144 noch ein reiches juristisches Pensum. 2 Weil die Klage vor ein nicht zuständiges Gericht ging. Ein Ausdruck für Bestechung (eigentlich der Richter). ist sittengeschichtlich sehr bemerkenswert, daß unser verfasser die Anwerbung deo privaten Rechtsbestandes Eyiolf als Bestechung verabscheuen kann. man sehe die Äußerung über solf beim vergleich S. 343 ! 3 Landesverweisung (S. 133 6 ). 4 muß wohl die ungültigen Ablehnungen der Geschworenen meinen denn die Einrede, die sich aus Flosis Dingwechsel ergab, ist vor Gericht nicht angefochten worden. Sieh Thule Bd. 3 S. 247. Regel stammt aus der Graugans.



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vertrag loskaufbar, wenn Lebensring und Zehrungsgeld bei der Frohnung herauskommen, andernfalls aber ein friedloser Waldmann 1, Ich erkläre für verfallen seine ganze Habe, zur Hälfte mir und zur Hälfte den Viertelsgenossen, die das Ächtergut von ihm zu nehmen haben nach dem Gesetz. Ich lade diese Sache vors Fünfergericht, an welches die Sache zu kommen hat nach dem Gesetz, Ich lade nun zu verfolgung und zu voller Achtung ; ich lade mit gesetzlicher Ladung; ich lade vor aller Ohren auf dem Gesetzesfelsen."

Mit ebensolcher Ladung lud er vor den Eyjolf Bölwerkssohn, darum daß er das Geld angenommen hatte. Auch diese Klage lud er vors Fünfergericht-

Zum zweitenmal lud er vor den Flosi und den Eyjolf darum daß sie Zeugnisse auf dem Ding erbrachten, die nicht zur Sache gehörten nach dem Gesetz, und damit eine Dingirrung bewirkten . Auch dafür trug er auf Lebensringzaun an gegen sie.

Dann gingen sie fort und zur Gesetzgebungskammer; dort war eben das Fünfergericht versammelt.

Als Asgrim und Mord davongegangen waren, konnten sich die Urteiler nicht einigen, wie sie urteilen sollten, denn die einen wollten zugunsten von Flosi urteilen, aber die andern zugunsten von Mord und Asgrim. So kamen Flosi und Eyjolf in die Lage, eine Stimmenspaltung festzustellen 3. Dabei hielten sie sich auf, während die vorladungen ergingen. Bald danach wurde ihnen berichtet, dem Flosi und dem Eyjolf daß man sie auf dem Gesetzesfelsen vorgeladen habe vors Fünfergericht, jeden mit zwei Vorladungen. Eyjolf sagte: "Zum Unglück 

1 Nach der Graugans, nicht den Sagas, wird die Habe des Landesverwiesenen gefröhnt, d. h. konfisziert; dabei bildet eine bestimmte Summe den Lebensring' und das ,Zehrungsgeld', die dem verwiesenen den Waldgang ablösen. 2 ,volle Ächtung' versehentlich für Landesverweisung. Man bezieht dies am besten auf die Mordbrandsklagen (s. Thorhalls Worte zu Anfang des Kap.); denn wären diese Klagen durchgegangen (aie man nach dem Schlußsatz von Kap. 143 glauben könnte), dann wären die mordbrenner dem Waldgang verfallen. Dem widerspricht aber der Schiedsspruch von Kap. 145. Die Klage gegen Floss ist wohl schon gescheitert an der Einrede Kap. 143 Ende. Der Erzähler hat all dies vernachlässigt, weil seine Gedanken schon bei der Fünfergerichtsaktion sind.



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haben wir uns hier aufhalten lassen, da sie uns zuvorgekommen sind mit dem vorladen! Hier ist Thorhalls Schlauheit zutag gekommen; ihm kommt doch niemand gleich an Gescheitheit. Jetzt können sie zuerst ihre Sache vor Gericht verfolgen; da lag ihnen auch alles dran. Dennoch wollen wir nun zum Gesetzesfelsen gehn und eine Sache gegen sie einleiten, mögen wir auch wenig davon haben." Sie gingen denn zum Gesetzesfelsen , und Eyjolf lud sie vor um Dingirrung. Darauf gingen sie zum Fünfergericht.

Als Mord und Asgrim zum Fünfergericht kamen, da ernannte sich Mord Zeugen und entbot, zu hören auf seinen Eidschwur und auf seinen Klagevortrag und auf die Klagemittel alle, die er zu erbringen dachte wider Flosi und Eyjolf. Er entbot mit gesetzlichem Gebot vor dem Gericht, so daß die Richter es hörten vom ersten zum letzten.

Im Fünfergericht 1 mußten Eideshelfer die Eide stützen; die mußten auch Eide leisten. Mord ernannte sich Zeugen "ich ernenne sie dem zum Zeugnis," sagte er, "daß ich den Fünfergerichtseid leiste — möge mir Gott so gnädig sein in diesem Leben und im andern 2 ! —,daß ich diese Klage so verfolgen werde; wie ich es weiß als Gerechtestes und Wahrstes und dem Gesetz Gemäßestes. Ich halte Flosi auch für schuldig dieser Klagesache, wenn die Gründe danach sind. Nicht 3 habe ich Geld in dieses Gericht getragen mir zur Hilfe in dieser Klage, und nicht werde ich tragen; nicht habe ich Geld empfangen und nicht werde ich empfangen, weder zu gesetzlichem noch zu ungesetzlichem Ende."

Zwei Eideshelfer des Mord traten nun vor Gericht und ernannten sich Zeugen " dem zum Zeugnis, daß wir einen Eid leisten auf das Buch, einen gesetzlichen Eid —möge uns Gott so gnädig sein in diesem Leben und im andern! —, daß wir das auf unsre Mannesehre nehmen, das wir glauben, Mord werde diese Klage so verfolgen, wie er es weiß als Gerechtestes und Wahrstes und dem Gesetz Gemäßestes; und nicht bai er Geld getragen in dieses Gericht sich zur Hilfe in dieser Klage, 1 

Zu allem folgenden s. S. 211 f. 2 Man ergänze: ,so wahr ich diese Klage . . ..' 3 Der Urtext bringt hier altertümliche Wortformen.



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und nicht wird er tragen; nicht hat er Geld empfangen und nicht wird er empfangen, weder zu gesetzlichem noch zu ungesetzlichem Ende."

Mord hatte neun Dingfeldnachbarn zu der Klage berufen. Darauf ernannte sich Mord Zeugen und trug vor die vier Klagen, die er eingeleitet hatte wider Flosi und Eyjolf, und es gebrauchte Mord all die Worte in seinem Klagevortrag, die er gebraucht hatte in seiner vorladung; er trug diese Lebensringklagen so beschaffen vor dem Fünfergericht vor, wie er die Worte gewählt hatte, als er vorlud. Mord ernannte sich Zeugen und entbot diese neun Nachbarn auf ihren Sitz auf dem westlichen Flußufer . Mord ernannte sich Zeugen und entbot Flosi und Eyjolf , die Geschworenen zu sichten. Sie gingen, die Geschworenen zu sichten, und sahen sie sich an und kriegten keinen als ungültig heraus; also traten sie ab und waren verdrossen.

Mord ernannte sich Zeugen und heischte von den neun Nachbarn die Erbringung des Spruches, die er vorher berufen batie: die Tat entweder zu verneinen oder zu bejahen. Mords Geschworene traten dann vors Gericht, und es sagte einer den Spruch her, aber alle erklärten ihre Zustimmung —sie hatten alle den Fünfergerichtseid geleistet — und erklärten Flosi für schuldig der Klagesache und bejahten seine Tat. Sie erbrachten den Spruch so beschaffen vor dem Fünfergericht zu Handen des Mannes, an welchen Mord seine Klage gerichtet hatte 1. Darauf erbrachten sie all die Aussagen, zu denen sie verpflichtet waren, für alle vier Klagen, und es ging rechtsförmlich vonstatten.

Eyjolf Bölwerkssohn und Flosi mühten sich ab, ungültig zu machen, und richteten nichts aus.

Mord Walgardssohn ernannte sich Zeugen: "ich ernenne sie dem zum Zeugnis, daß diese neun Nachbarn, die ich berief zu diesen Klagen, die ich erhob wider Flosi Thordssohn und Eyjolf Bölwerkssohn, die Tat bejaht haben und sie für schuldig der Klagesache erklärt haben." Er ernannte sich diese Zeugen.

Zum zweitenmal ernannte er sich Zeugen: "ich ernenne sie dem zum Zeugnis," sagte er, "daß ich entbiete dem Flosi Thordosohn oder dem andern, dem er die gesetzliche Abwehr eingebändigt 

1 Sieh S. 319 1.



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hat, die Einreden zu ergreifen denn jetzt sind die Klagemittel alle vorgebracht: zum Eidschwur entboten, der Eid geleistet , die Klage vorgetragen, das Ladungszeugnis erbracht, die Nachbarn auf ihren Sitz entboten, zur Sichtung der Geschworenen entboten, der Wahrspruch erbracht, die Zeugen zum Wahrspruch ernannt." Er ernannte sich diese Zeugen zu den Beweismitteln, die vorgebracht waren 1,

Da stand der auf, zu dessen Handen die Klage vorgetragen worden war; und wiederholte die Sache er wiederholte zuerst, wie Mord entbot zu hören auf seinen Eidschwur und auf den Klagevortrag und auf alle Klagemittel; demnächst wiederholte er, wie Mord den Eid leistete und seine Eideshelfer; dann wiederholte er, wie Mord die Klage vortrug, und ließ sich so vernehmen, daß er all die Worte gebrauchte in seiner Wiederholung, die Mord zuvor gebraucht hatte in seinem Klagevortrag und gebraucht hatte in seiner Ladung: " und ertrug die Klage so beschaffen vor vor dem Fünfergericht, wie er die Worte gewählt hatte, als er vorlud." Dann wiederholte er, wie sie das Ladungszeugnis erbrachten, und sagte all die Worte her, die Mord zuvor gebraucht hatte in seiner Ladung, und die sie brauchten in ihrer Zeugenaussage, " und die ich jetzt brauche" —sagte er — " in meiner Wiederholung; und sie erbrachten das Zeugnis so beschaffen vor dem Fünfergericht, wie er die Worte gewählt hatte, als er vorlud." Darauf wiederholte er, wie Mord die Nachbarn auf ihren Sitz entbot; demnächst wiederholte er, wie er dem Flosi entbot, die Geschworenen zu ächten "oder dem andern, dem er die gesetzliche Abwehr eingehändigt hatte." Dann wiederholte er, wie die Nachbarn vor Gericht traten und die Tat bejahten und Flosi für schuldig der Klagesache erklärten: "sie erbrachten diesen Neunnachbarnspruch so beschaffen vor dem Fünfergericht." Dann wiederholte er, wie Mord Zeugen dazu ernannte, daß die Tat bejaht war. Dann wiederholte er, wie Mord Zeugen ernannte zu den Beweismitteln, und wie er nr Einrede entbot. 

1 Hier hat man aus dem vorangehenden zu ergänzen: die Beklagten er- schwangen keine Einrede. folgt daher die ,Resümierung' der Klagpunkte durch den einen Urteiler.



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Mord Walgardssohn ernannte sich Zeugen: "ich ernenne sie dem zum Zeugnis,"sagte er" daß ich verbiete dem Flosi Thordssohn oder dem andern, dem er die gesetzliche Abwehr eingehändigt hat, die Einreden ;u ergreifen 1; denn jetzt sind alle Klagebeweise vorgebracht, die zu der Klage gehören, nach Wiederholung der Sache und Erbringung der Beweismittel." Darauf wiederholte der Wiederholer auch diesen Zeugenaufruf.

Mord ernannte sich Zeugen und heischte von den Urteilern, in der Sache zu urteilen. Da sagte Gizur der Weiße: "Noch weiteres wird dir obliegen, Mord; denn vier Dutzende werden nicht urteilen dürfen 2 !,, "

Flosi sagte zu Eyjolf:, Was ist jetzt zu tun:"Eyjolf sagte dann: "Jetzt ist guter Rat teuer, aber laß uns noch warten: Setzt vermut ich, daß sie einen Fehler machen in der Klage, denn Mord heischte ja gleich schon das Urteil in der Sache. Aber sie haben aus dem Gericht sechs Männer auszuscheiden, darauf haben sie vor Zeugen uns zu entbieten, weitere sechs Männer auszuscheiden: wir aber wollen das nicht tun, denn dann haben sie diese sechs Männer auszuscheiden, und das werden sie übersehen . Dann ist ihre ganze Klage durchgetan, wenn sie dies nicht tun; denn drei Dutzende haben in der Sache zu urteilen." Flosi sagte:"Ein gescheiter Mann bist du doch, Eyjolf Dir tritt nicht so bald einer auf die Hacken."

Mord Walgardssohn ernannte sich Zeugen: "ich ernenne sie dem zum Zeugnis," sagte er, "daß ich diese sechs Männer aus dem Gericht ausscheide" —und er nannte sie alle mit Namen — "ich verweigre euch, in dem Gericht zu sitzen; ich scheide euch aus nach gültiger Alldingsrede und Volksrecht."

Darauf entbot er Flosi und Eyjolf vor Zeugen, weitere sechs männer aus dem Gericht auszuscheiden 3. Sie aber wollten ächt. Mord ließ nun urteilen in der Sache. Und als das Urteil gesprochen war 4, ernannte sich Eyjolf Zeugen und erklärte 1 

Nach erfolgter Resümierung gibts keine Einreden mehr. Daß sie eigens ver- boten werden, fehlt der Graugans. vgl. S. 212 oben. Vermutlich sollte dieses Ausscheiden dem Resümieren vorangehn. 3 Das folgende überraschend knapp. Den Erzähler verlangts zu den Wasen! 4 Also das Gericht tut seinen Spruch, obwohl er gesetzlich ungültig sein muß! Die Graugans sagt vielmehr:



Thule-Bd.04-335 Geschichten v.weisen Njal. Flip

ihr Urteil für hinfällig und all das, was sie vorgenommen hatten . Als Grund nannte er, daß dreieinhalb Dutzende geurteilt hatten, da doch nur drei zu urteilen hatten: "Wir wollen jetzt unsre Fünfergerichtsklagen gegen sie betreiben und sie in die Acht bringen."

Gizur der Weiße sagte zu Mord: "Schwer hast du dich da versehen, daß du diesen Fehler begehn solltest! So etwas ist ein arges Missgeschick! — Was ist jetzt anzufangen, Vetter Asgrim:" Sagte Gizur. Asgrim sagte: "Jetzt wollen wir zu meinem Sohn Thorhall schicken und sehen, was er uns einen Rat erteilt."


145. Die große Dingschlacht. Die Landesverweisung der mordbrenner

Der Gode Snorri erfuhr nun, wie es um die Sachen stehe. Da begann er, seine Schar in Schlachtordnung zu stellen unterhalb der Allmännerschlucht, zwischen ihr und dem Steigzelte , und er wies seinen Mannen zum voraus an, wie sie einzugreifen hätten.

Der Bote kam nun zu Thorhall und sagte ibm, wie es jetzt stehe: daß Mord Walgardssohn und all die Seinen in die Acht kommen würden und die ganze Totschlagsklage zerstört Als er aber dies hörte, durchfuhr es ihn so, daß er kein Wort sprechen konnte: er sprang aus dem Bett auf und faßte mit beiden Händen den Speer Skarphedinsgabe und trieb ihn sich durch den Fuß. Das Fleisch blieb dran und der Eiterstock, an dem Speere, denn er zog ihn seitwärts aus dem Fuße, aber ein Blutstrom ergoß sich und ein Eitersturz, so daß ein Bach über den Boden hinlief, Dann schritt er zum Zelt hinaus, ohne zu hinken, und ging so scharf, daß der Boie nicht Schritt balten konnte; er ging, bis er zum Fünfergericht kam. Dort begegnete er Grim dem Roten, dem Verwandten des Flosi, und sowie sie zueinander kamen, stieß Thorhall den Speer nach ihm, und es traf den Schild, und der barst entzwei, aber der Speer lief durch ihn durch, so daß die Spitze zwischen den Schulter 

Ader wenn der Kläger sie (die 6 beza. 12 Urteiler) nicht ausscheiden will, ist seine Klage hinfällig.'



Thule-Bd.04-336 Geschichten v.weisen Njal. Flip

blättern herauskam. Thorhall warf ihn als tot vom Speere. Kari Sölmundssohn bekam dies zu sehen und sagte zu Asgrim:"Hier ist dein Sohn Thorhall gekommen und hat sogleich einen Totschlag vollführt, und es ist eine große Schande, wenn er allein den Mut haben soll, den Mordbrand zu rächen!" "Das soll auch nicht sein," sagte Asgrim:"wenden wir uns gegen siel"

Da gabs lautes Gerufe über das ganze Heer hin, und danach wurde das Schlachtgeschrei erhoben. Die Flosileute stellten sich zur Wehr auf, und nun reizten sich beide Teile eifrig. Kari Sölmundssohn rückte da vor, wo ihm Arni Kolssohn und Hallbjörn der Starke gegenüberstanden; und sobald Hallbjörn den Kari sah, hieb er nach ihm und zielte auf den Fuß, aber Kari sprang in die Höhe, und Hallbjörn verfehlte ihn. Saari kehrte sich gegen Arni Kolssohn und hieb nach ihm, und es traf die Achsel, trennte Schulterknochen und Schlüsselbein entzwei und fuhr hinunter bis in die Brust; Arni fiel sogleich tot zur Erde. Darauf hieb er nach Hallbjörn, und es traf den Schild und durchlief ibn der Länge nach und trennte die große Zeh ab. Holmstein schoß den Speer nach Kari, er aber fing den Speer in der Luft auf und sandte ihn zurück, und das brachte einem den Tod in Flosis Schar.

Thorgeir Klamm-Geir kam zu der Stelle, wo ihm Hallbjörn der Starke gegenüberstand: Thorgeir stach so kräftig nach ihm mit einen Hand, daß Hallbjörn hinfiel und äch mit Mühe auf die Füße brachte und sogleich den Rücken kehrte. Da stieß Thorgeir auf Thorwald Lärm-Ketilssohn und hieb sogleich nach ihm mit der Art Schlachthexe, die dem Skarphedin gehört hatte. Thorwald brachte den Schild vor sich; Thorgeir hieb in den Schild und spaltete ibn bis unten, aber die vordere Zacke fuhr in die Brust und drang ins Innere, Thorwald siel sogleich und war tot.

Jetzt ist davon zu erzählen, daß Asgrim Ellidi-Grimssohn und sein Sohn Thorhall, Hjalti Skeggissohn und Gizur der Weiße dort angriffen, wo ihnen Flosi und die Sigfussöhne und die andern Mordbrenner gegenüberstanden. Dort gabs einen sehr scharfen Kampf, und das Ende war, daß sie so heftig vordrangen , daß Flosi und die Seinen zurückwichen.



Thule-Bd.04-337 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Gudmund der Mächtige, Mord Walgardssohn und Thorgeir Klamm-Geir griffen dort an, wo ihnen die von der Axtföhrde und von den Ostföhrden und vom Rauchtal gegenüberstanden; da gabs auch einen sehr scharfen Kampf. Kari Sölmundssohn kam zu der Stelle, wo ihm Bjarni Brodd-Helgissohn gegenüberstand: Kart griff einen Speer auf und stach nach ihm, und es traf den Schild: Bjarni schob den Schild zur Seite, sonst wäre der Speer durch ihn durchgegangen; dann hieb er nach Kari und zielte auf den Fuß: Kari zuckte mit dem Fuß zurück und drehte sich auf der Ferse um, und Bjarni verfehlte ihn. Sogleich hieb Kari nach ihm; da sprang ein Mann vor und schob den Schild vor Bjarni, Kam spaltete den Schild bis hinunter, und die Schwertspitze kam in den Schenkel und schlitzte das Bein auf bis hinunter: der Mann fiel sogleich hin und behielt seine Verstümmelung, solange er lebte. Kari faßte nun den Speer mit beiden Händen, wandte sich gegen Bjarni und stach nach ihm: ersah keinen andern Ausweg, als sich seitlich vor dem Stoße hinzuwerfen; aber sobald sich Bjarni auf die Füße brachte, wich er zurück.

Thorgeir Klamm-Geir drang da vor, wo ihm Holm stein, des weisen Bersi Sohn, und Thorkel Geitirssohn gegenüberstanden: das Ende war, daß die beiden zurückwichen. Da gabs lautes Geschrei über sie von Gudmunds des Mächtigen Leuten. Thorward Tjörwissohn vom Lautersee bekam eine schwere Wunde: er wurde in den Arm geschossen, und man nahm an, der Schuß komme von Halldor, dem Sohn Gudmunds des Mächtigen; und er behielt diese Wunde ungebüßt sein ganzes Leben lang. Es war dort nun ein großes Gedränge. Aber wenn hier auch von einem Teil der Vorfälle berichtet ist, so gab es doch noch viel mehr, von denen man keine Nachricht hat Flosi hatte seinen Leuten gesagt, sie sollten nach dem Bollwerk in der Allmännerschlucht streben, wenn sie den kürzern zögen, denn dort konnte man nur von einer Seite angreifen. Aber der Haufe, den Hall von der Seite und sein Sohn Ljot führten. hatte sich zurückgezogen vor dem Angriff Asgrims und seines Sohnes Thorhall: sie lenkten am Ostufer der Axtach hinab. Da sagte Hall: "Hier gibts ein großes Unglück, wenn die



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ganze Dingmenge handgemein wird! Ich möchte, wir erbäten uns Hilfe, die Leute zu trennen, mag uns das auch üble Nachrede eintragen bei einigen. Warte du am Brückenkopf, aber ich will in die Zelte gehn und mir Hilfe erbitten." Ljot sagte: "Wenn ich sehe, daß die Flosileute Hilfe brauchen von den Unsrigen, werd ich sogleich an ihre Seite laufen." " Damit wirst dus halten, wies dir beliebt," sagte Hall, " aber bitten möcht ich dich, daß du auf mich wartest."

Jetzt riß die Flucht ein in Flosis Schar, und sie flohen alle aut das Westufer der Axtach, aber Asgrim und Gizur der Weiße rückten nach mit dem ganzen Heer. Die Flosileute wandten sich aufwärts zwischen dem Fluß und dem Bollwerkszelt. Der Gode Snorri hatte dort seine Schar in Schlachtordnung stehli so dicht, daß sie dort unmöglich durchkonnten. Der Gode Snorri rief Flosi zu: " Warum lauft ihr so kopflos daher: Wer jagt euch denn:" Flosi antwortete: "Das fragst du nicht darum, weil dus nicht wüßtest! Bist du etwa schuld daran, daß wir nicht an das Bollwerk in der Allmännerschlucht herankommen " " Daran bin ich nicht schuld," sagte Snorri, " aber wahr ists, daß ich weiß, wer schuld ist, und ich kanns dir sagen, wenn du willst: daß si e dran schuld sind, Thorwald Schrumpfelbart und Kol." Die waren beide schon tot und waren die schlimmsten Bösewichter in Flosis Schar gewesen 1.

Alsdann wandte sich Snorri zu seinen Leuten: " Tut jetzt das eine wie das andre: baut und stecht nach ihnen und treibt sie von hier weg! Dann werden sie sich nicht lange hier halten, wenn die andern von unten angreifen. Ihr rückt dann nicht nach, sondern laßt sie untereinander fertig werden."

Ein Sohn von Skapti Thoroddssohn war Thorstein Hohlmund , wie früher geschrieben wurde; er war im Kampf auf Gudmunds des Mächtigen Seite, seines Schwiegervaters; und sobald Skapti das erfuhr, ging er zum Zelt des Goden Snorri und wollte Snorri bitten, daß er ihm helfe, sie zu trennen. Aber noch war er nicht ganz bis zur Zelttür gekommen, 

1 Daß bisher Ungenannte so emphatisch erwähnt werden, ist seltsam. Den ersten der beiden kennt Aris Isländerbüchlein, und da steht dicht daneben ein Kol, der gegen 930 umkam; Zufalls?



Thule-Bd.04-339 Geschichten v.weisen Njal. Flip

als der Kampf am wildesten war. Asgrim und seine Leute rückten eben von unten vor. Da sagte Thorhall zu seinem Vater Asgrim: "Da ist er nun, Vater, der Skapti Thoroddssohn !" Asgrim sagte "Ich seh es, Junge." Damit schoß er den Speer auf Skapti, und es traf unter die Stelle, wo die Wade am dicksten war, und drang durch beide Beine. Skapti fiel von dem Schuß und brachte sich nicht in die Höhe; die dabeistanden, wußten sich keinen andern Rat, als Skapti liegend hinein zu schleifen in das Zelt eines gewissen Schwertfegers.

Asgrim und die Seinen rückten nun so scharf vor, daß Flosi und seine Leute zurückwichen, südwärts dem Fluß entlang zum Zelte der Labkrautfeldner. Dort stand draußen neben einem Zelt ein Mann namens Sölwi: er kochte in einem großen Kessel und hatte eben das Fleisch herausgeholt, aber die Brühe war mächtig am Sieden. Sölwi wurde der fliehenden Ostföhrdler ansichtig: sie waren eben so ziemlich herangekommen. Da sagte er: "Ob die wohl alle Memmen sind, die Ostföhrdler, die hier fliehen: Sogar er rennt, der Thorkel Geitirssohn, und es ist arg gelogen, wenn manche sagen, er bestehe aus lauter Mut, und jetzt rennt keiner schärfer als er" Hallbjörn der Starke war in der Nähe und sagte: " Davon sollst du nicht zu erzählen haben, daß alles Memmen seien" : er faßte ihn, schwang ihn empor und schmiß ihn köpflings in den Kochkessel. Sölwi starb auf der Stelle. Da wurde auch Hallbjörn angegriffen, und er mußte sich nun davonmachen.

Flosi schoß einen Speer nach Bruni Haflidissohn, und es traf mitten auf ihn, und das war sein Tod; er war in der Schar Gudmunds des Mächtigen. Thorstein Hlennissohn nahm den Speer aus der Wunde und schoß ihn auf Flosi zurück, und es traf das Bein, und er bekam eine schwere Wunde und fiel hin; er stand sogleich wieder auf. Da wandten sie sich zum Zelt der Seeföhrdler.

Ljot und Hall mit ihrem ganzen Haufen rückten eben auf das Westufer des Flusses, und als sie auf den Lavagrund kamen, kam ein Speer geflogen aus der Schar Gudmunds des Mächtigen und traf mitten auf Ljot; er fiel sogleich tot hin — und es wurde nie ermittelt, wer diesen Totschlag vollführt hatte.



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Flosi und die Seinen wandten sich nun aufwärts an dem Seeföhrdlerzelt durch. Thorgeir Klamm-Geir sagte da zu Kari Sölmundssohn: "Dari ist er unu, der Eyjolf Bölwerkssohn, falls du ihm den Ring lohnen willst:" "Ich meine, das wär jetzt in der Ordnung," sagte Kari, langte von einem den Speer und schoß ihn nach Eyjolf, er traf mitten auf ihn und drang durch ibn durch; da siel Eyjolf tot zur Erde.

Dann kam der Kampf etwas zur Ruhe. Der Gode Snorri kam jetzt herzu mit seinem Haufen, in seiner Schar befand sich auch Skapti, und sie liefen sogleich ins Mittel: man konnte nun nicht länger kämpfen. Hall schloß sich ihnen da an und wünschte sie auch zu trennen. Es wurde da ein Waffenstillstand erklärt zunächst für die Dauer des Dings. Man nahm nun der Leichen an und brachte sie zur Kirche und verband die Wunden der Leute, die verwundet waren.

Tags darauf ging man zum Gesetzesfelsen. Hall von der Seite stand auf, heischte sich Gehör und bekam es sogleich. Er sprach: "Hier hat sich Ernstes zugetragen an Todesfällen und Rechtshändeln . Ich will auch diesmal zeigen, daß ich kleiner Leute Art babe: ich möchte nun Asgrim bitten und die anderen, die dieser Streitsache vorstehn, daß sie uns einen ebenmäßigen vergleich gönnen." Er führte dies aus mit vielen wohlgesetzten Worten.

Kari sagte: "Mögen sich die andern alle vertragen in ihrer Sache, so will doch ich mich nicht vertragen in meiner Sache. Denn ihr werdet diese Totschläge verrechnen wollen gegen den Mordbrand, aber das dulden wir nicht." Eben dasselbe sprach Thorgeir Klamm-Geir. Da stand auf Skapti Thoroddssohn und sagte: , .Du hättest besser getan, Kari, nicht von deinen Schwägern fortzulaufen, als dich jetzt vom vertrag auszuschließen !" Da sprach Kari drei Gesätze:

Mann der Schildes-schlange 1,
Schiltst du mich fluchtwillig:
Auf Walkürens Wolke 2
Weilt um nichts ein Pfeil oft 3 
1 Des Schwertes. 2 Dem Schilde. 3 Geringeres hat schon zu Kampf geführt.


Thule-Bd.04-341 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Flohst zur Bude, blöder
Brünnenheld — dir künd ich —,
   Rotbart, laute Lieder
Langschwert-Zungen 1 sangen.
Wollte man auf der Walstatt —
Weh gabs nur für Skapti;
Ich vor schallendem Schild ging —
    Streites Njörde scheiden,
Als die Küchenknechte
Kampfes-modi 3 krampfhaft —
  viel tut Zagheit — zogen
Zu des Gauklers Bude.
Njals Fall wohl gefiel im
Feuer den Meerelchsteurern 4 ;
Grämte sie Helgis und Grims Tod
  Gar nicht — Taten warens.
Schlangengold-Verschlingrern 5
Schwer zu Mut solls werden:
Unheil bringt Dings Ende —
Aus den Bergen braust es.

Da gabs lautes Gelächter. Der Gode Snorri lächelte und sprach dies vor sich hin, doch so, daß viele es hörten:

Nicht schlecht Skapti schlichtet;
Spieß konnt Asgrim schießen;
Holmstein flau im Fliehn ist;
Fehde ist leid Thorketil 6.

Da lachte man gar sehr 7.

Hall von der Seite sprach: "Alle wissen, welchen Schmerz ich erlebt habe, daß mein Sohn Ljot umgekommen ist. viele werden der Meinung sein, er werde am teuersten berechnet werden unter denen, die hier umgekommen find. Aber ich will dieses 

1 Schwertklingen. 2 Krieger. 3 Den Krieger, yser Skapti (modi ein Sohn Thors). 4 Den Seekriegern (Meerelch 5 -Schiff). Den goldverschleudernden männern, hier Njals Feinden. 6' Ältere Form für Thorkel (Geitirssohn). 7 Wohl gutenteils über die unbeholfene Kunst Snorris, der sonst nie dichtend auftritt.



Thule-Bd.04-342 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Opfer bringen für den Vergleich: meinen Sohn bußlos anzusetzen und dennoch mich bereit zu finden, Treueid und Frieden denen zu leisten, die meine Widersacher sind. Ich bitte dich, Gode Snorri, und die anderen vornehmen, ihr möget dies in die Wege leiten, daß es zum Vergleich zwischen uns komme." Darauf setzte er sich, und seinen Worten folgte ein lauter und beifälliger Lärm, und alle lobten seine Friedensliebe sehr.

Dann stand der Gode Snorri auf und hielt eine lange und beredte Ansprache: erbat Asgrim und Gizur und die anderen, die drüben der Streitsache vorstanden, sie möchten sich vertragen . Asgrim sprach: "Das hatte ich vor, als Flosi zu mir in den Hof ritt, ich würde mich nie mit ibm vertragen. Jetzt aber will ich, Gode Snorri, mich vertragen dir und unsern andern Freunden zuliebe." Eben dasselbe erklärten Thorleif Rabe und Thorgrim der Große, sie wollten sich vertragen, und sie redeten ihrem Bruder Thorgeir Klamm-Geir auf alle Weise zu, sich auch zu vertragen; er aber schloß sich aus und sagte, nie wolle er sich von Kari trennen. Da sagte Gizur der Weiße: "Nun kann Flosi seine Wahl treffen, ob er sich vertragen will darauf hin, daß ein Teil außerhalb des vertrags bleibt." Flosi sagte, er wolle sich vertragen: "und es ist mir um so lieber," sagte er, "je weniger wackre Männer ich als Gegner behalte."

Gudmund der Mächtige sagte: "Ich möchte anbieten, soviel an mir liegt, einen Vergleich zuzusichern für die Totschläge, die hier auf dem Ding geschehen sind, damit nicht die Mordbrands sache dahin falle."Dasselbe erklärten Gizur der Weiße und Hjalti, Asgrim und Mord Walgardssohn. Auf dies kam der Vergleich zustande. Er wurde durch Handschlag einem Zwölfmänner spruch unterstellt; der Gode Snorri sollte dem Schiedsspruch vorstehn und andre wackre Männer mit ihm-Es wurden nun die Totschläge gegen einander verebnet und diejenigen gebüßt, die überschüssig waren 1.

Sie verhängten auch in der Mordbrandssache Njal sollte man 

1 Wie in Kap. 66. 2 Die Gerichtsklage hierum hatte auf Waldgang gelautet' aber ein Schiedsspruch konnte nur Bußen und Landesverweisung verhängen



Thule-Bd.04-343 Geschichten v.weisen Njal. Flip

büßen mit dreifacher Mannesbuße und Bergthora mit zwiefacher . Die Tötung Skarphedins sollte gleichstehn der Tötung Höskulds des Weißspitzengoden. Mit je zwiefacher Mannesbuße jollte man büßen Grim und Helgi. Weiter sollte eine Mannesbuße stehn auf jedem der übrigen, die drinnen verbrannt waren 1. Über die Tötung von Thord Karissohn verglich man sich nicht. Flosi wurde außerdem des Landes verwiesen und alle Mordbrenner. Sie brauchten nicht im selben Sommer zu ziehen, wenn sie nicht wollten; aber wenn sie nicht außer Landes zögen, bis daß drei Jahre verstrichen seien, dann sollten er und alle Mordbrenner geächtete Waldmänner sein 2, und es wurde bestimmt, daß man diese ihre Achtung kundmachen solle auf einem Herbstding oder einem Frühjahrsding, wie man lieber wolle. Flosi sollte doch nur drei Jahre außer Landes sein; Gunnar Lambissohn und Grani Gunnarssohn, Glum Hildirssohn und Rot Thorsteinssohn, die sollten nie freie Rückkehr haben 3. Da wurde Flosi gefragt, ob er etwas verhängt wünsche für seine Wunde; aber er sagte, er treibe keine Geschäfte mit seiner Person. Eyjolf Bölwerkssohn wurde bußlos angesetzt wegen seiner Unrechtlichkeit und Falschheit.

Es wurde nun dieser Vergleich durch Handschlag bekräftigt, und man befolgte ihn fortan gut. Asgrim und die Seinen machten dem Goden Snorri schöne Geschenke; er hatte viel Ehre von diesem Handel. Dem Skapti wurde nichts für seine Verletzung gebüßt.

Gizur der Weiße und Hjalti und Asgrim luden Gudmund den Mächtigen zu sich ein. Er nahm die Einladungen an, und jeder von ihnen schenkte ihm einen Goldring. Gudmund ritt nun ins Nordland zurück und wurde von aller Welt belobt, wie er sich gestellt habe in diesem Handel. Thorgeir Klamm Geir lud Kari ein, mit ihm zu ziehen, doch ritten sie zuerst mit Gudmund nordwärts bis aufs Hochland; Kari schenkte dem Gudmund eine goldene Spange und Thorgeir einen silbernen 1 

Meint du Mannesbuße hier ein oder zewi Hunderte? vgl. u. S. 344 2. 2 Abweichend von der dem Gunnar gestellten Bedingung S. 162 3. 3 Flosi wird milder bestraft, weil er - der Vornehmste ist. Gesetzlich verpflichteter Kläger um den Goden Höskuld war ja nicht er, sondern die Sigfussöhne.



Thule-Bd.04-344 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Gürtel: das waren beides vortreffliche Stücke. Sie trennten sich in bester Freundschaft, Gudmund ritt ins Nordland zurück und tritt damit aus der Geschichte ab. Die um Kari ritten vom Hochland südwärts und hinab in die Kreise und weiter zur Stierach.

Flosi und alle Mordbrenner mit ihm ritten ostwärts zur Stromhalde ; Flosi ließ da die Sigfussöhne zu ihrer Wirtschaft schauen. Da erfuhr Flosi, daß Thorgeir und Kari mit Gudmund dem Mächtigen nordwärts geritten waren; da sagten sich die Mordbrenner , Kari und die andern dächten wohl im Nordland zu bleiben: da baten die Sigfussöhne, unter die Inselberge ziehen zu dürfen, ihren Geldforderungen nach; sie hatten nämlich Geldforderungen drüben in Vorbergenhöhe. Flosi erlaubte es ihnen und hieß sie doch auf ihrer Hut sein und möglichst kurz fortbleiben . Flosi ritt dann hinauf ins Götterland und weiter ins Hochland, nördlich vom Inselbergferner durch 1, und machte nicht halt, bis er nach Schweinsberg heimkam.

Jetzt muß man noch davon berichten, wie Hall von der Seite seinen Sohn bußlos angesetzt hatte und dies dem Vergleich um Opfer brachte: da zahlte ihm Buße die ganze Dingmenge, und es ergab dies keine geringere Summe als acht Hunderte Silbers ; aber das war vierfache Mannesbuße . Aber alle anderen, die's mit Flosi gehalten hatten, bekamen keine Bußen für ihre Schäden, und das verdroß sie über die Maßen. 

1 Es ist der Bergweg von Kap. 126; wieder Kap. 149. 150. 152, 2 vgl. S. 106 1. 262 f. 343.



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Elftes Stück: Thorgeirs und Karis Rachetaten



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146. Der erste Rachekampf

Die Sigfussöhne verweilten zwei Tage zu Hause, aber am dritten Tag ritten sie nach Lochberg 1 und blieben dort über Nacht. Sie waren ihrer fünfzehn und dachten an keine Gefahr. von dort ritten sie spät ab und wollten bis Abend nach vorbergenhöhe. Sie machten Rast im Altweibertal 2 und gönnten sich dort einen langen Schlaf.

Kari Sölmundssohn und Thorgeir Klamm-Geir ritten an diesem Tage von Westen her über den Waldstrom und weiter nach Almlandstirn. Dort trafen sie ein paar Weiber; die kannten sie und sagten zu ihnen: "So ausgelassen seid ihr nicht wie die Sigfussöhne, aber unvorsichtig zieht ihr auch einher" Thorgeier fragte: "Was habt ihr gegen die Sigfussöhne Und was habt ihr für Kunde von ihnen:" "Sie waren die Nacht in Lochberg," sagten sie, "und wollten heut abend nach dem Mückemal; und uns freute's, wie sie in Angst waren vor euch und fragten, wann ihr wohl nach Haus kämet." Damit sogen die Weiber ihres Weges, si e aber spornten ihre Pferde. Thorgeir sagte: "Was wollen wir uns vorsetzen, oder wozu hättest du am meisten Lust Willst du, daß wir ihnen nachreiten:" Kari antwortete: "D avon möcht ich nicht abraten aber über das andere 3 will ich nichts sagen, denn es macht sich oft so, daß die Leute einen langen Lebtag haben, die man mit Worten totschlägt! Doch weiß ich, was du dir vorsetzen wirst: du wirst dir acht Mann vorsetzen, und das ist sogar noch weniger, als wie du damals ihrer sieben erschlugst in der Klamm und ließest dich am Tau zu ihnen hinab. Um dich und deine verwandten ists eben so bestellt, daß ihr in allem auf euern Ruhm seht! Weniger kann ich nun auch nicht dabei tun, wie dir als Augenzeuge zur Seite stehn. Und zwar wollen nun wir zwei allein nachreiten; seh ich doch, daß du dirs so vorgesetzt hast Darauf ritten sie ostwärts, den innern Weg, und ließen Fels rechts liegen: sie wollten nicht, daß man Thorgeirs Brüdern die Schuld geben könne, was sich auch zutrüge. Sie ritten dann 1 

Südlich von den Inselbergen. 2
 
Das 12 Kilometer östlich von Islands Südspitze (Portland) ausmündet.
 
3 Wozu am meisten Lust habe.



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weiter nach dem Mückental. Dort begegneten sie einem Manne, der führte eine Torflast auf einer Mähre. Er redete sie an:"Gar zu wenige seid ihr, Kamerad Thorgeir!" "Was hat es auf sich fragte Thorgeir. "Das," sagte er, "daß euch jetzt der Fang ins Netz liefe! Hier ritten die Sigfussöhne vorbei und werden schlafen den ganzen Tag drüben im Altweibertal, denn sie wollten bis Abend nicht weiter als nach Vorbergenhöhe."

Darauf ritten sie ihres Weges ostwärts auf die Ornsrockheide, und es ist von ihrer Reise nichts zu berichten, als bis sie an den Fluß im Altweibertal kamen. Der Fluß ging hoch. Sie ritten nun flußaufwärts, denn sie sahen dort Rosse mit Sätteln . Dorthin ritten sie und sahen da Männer in einer Mulde schlafen, und ihre Speere staken oberhalb von ihnen. Sie nahmen die Speere und warfen sie in den Fluß hinein. Thorgeir sagte: "Willst du etwa, daß wir sie wecken:" Saari antwortete: "Das fragst du nicht darum, weil du nicht schon entschlossen wärest, keinen Totschlag ;u üben an Liegenden. einen schimpflichen Totschlag."

Darauf schrien sie ihnen zu, da erwachten sie alle und griffen nach ihren Waffen. Die beiden gingen nicht eher gegen sie los, als bis sie gewaffnet waren. Thorgeir Klamm-Geir sprang da vor, wo ihm Thorkel Sigfussohn gegenüber stand. In dem Augenblick sprang ihm einer in den Rücken, und noch eh er dem Thorgeir eins überziehn konnte, schwang Thorgeir die Art Schlachthexe mit beiden Händen und trieb den Axthammer dem in den Kopf, der hinter ihm stand, so daß der Schädel in Splitter barst; er fiel sogleich tot hin. Aber wie er die Art nach vorn schwang, hieb er dem Thorkel in die Schulter und trennte ihm den ganzen Arm ab. Gegen Kari stellten sich Mord Sigfussohn und Sigurd Lambissohn und Lambi Sigurdssohn. Dieser sprang Kari in den Rücken und stach den Speer nach ihm. Saari kriegte ihn zu sehen, sprang in die Höhe bei dem Stich und spreizte die Beine dazu: der Stich fuhr in den Boden, aber Saari sprang auf den Speerschaft und brach ihn entzwei. Er hielt seinen Speer in der einen Hand, in der andern ein Schwert, aber keinen Schild. Er stach mit der rechten sand nach Sigurd Lambissohn; der Stich traf die Brust, und



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der Speer drang zwischen den Schulterblättern heraus; da fiel er und war sogleich tot. Mit der linken Hand hieb er nach Mord Sigfussohn, und es traf die Weiche und schnitt sie durch samt dem Rückgrat; er fiel vornüber, sogleich tot. Danach drehte er sich auf der Ferse wie ein Kreisel und auf Lambi Sigurdssohn zu, aber der fand keinen Ausweg, als Reißaus zu nehmen.

Jetzt wandte sich Thorgeir gegen Leidolf den Starken; jeder hieb gleichzeitig nach dem andern, und Leidolfs Hieb wurde so mächtig, daß er alles vom Schilde abtrennte, wo er hinkam. Thorgeir hatte zweihändig mit der Art Schlachthexe gehauen: die hintere Zacke traf den Schild, und der barst auseinander, aber die vordere Zacke faßte das Schlüsselbein und machtes entzwei und grub sich hinunter in die Brusthöhle. Eben kam Kari herzu und schlug dem Leidolf das Bein ab in der Mitte des Schenkels; da fiel Leidolf und war sogleich tot.

Ketil aus Wald sagte: "Laufen wir zu unsern Pferden! Wir können uns doch nicht balten gegen diese Übermächtigen. Sie liefen denn zu ihren Pferden und sprangen auf. Thorgeir sagte: "Willst du, daß wir sie verfolgen: Wir werden schon noch ein paar zur Strecke bringen." "Zuhinterst reitet der," sagte Kari, "den ich nicht erschlagen möchte, das ist Ketil aus Wald; denn wir haben zwei Schwestern zur Frau, und er hat sich auch von jeher am anständigsten benommen."

Da stiegen sie auf ihre Pferde und ritten, bis sie nach Fels heimkamen. Thorgeir ließ nun seine Brüder ostwärts nach Walden ziehen, denn dort gehörte ihnen eine zweite Wirtschaft, und Thorgeir wollte nicht, daß man seine Brüder Vertragsschurken nennen könne. Thorgeir hatte dort nun viel Mannschaft um sich, so daß nie weniger als dreissig streitbare Mannsleute dort waren. Es war dort nun große Fröhlichkeit; man fand, Thorgeir sei sehr gewachsen und gestiegen, und Kart desgleichen: man erinnerte sich oft an ihre Verfolgung, wie sie zu zwein gegen fünfzehn Mann losritten und fünf davon erschlugen, aber die zehn in die Flucht jagten, die davon kamen.

Jetzt ist von Ketil zu berichten, daß sie ritten, was sie konnten



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bis sie nach Schweinsberg heimkamen, und erzählten, sie hättens nicht gut getroffen. Flosi fand das nach Erwarten; "das ist euch eine Warnung," sagte er: "ihr dürft nun nie künftig so herumziehen."

Flosi war ein frohgemuter Mann wie wenige und der beste Gastgeber, und es heißt, er habe in den meisten Stücken die rechte Häuptlingsart gehabt. Er blieb zu Hause den Sommer über und auch den Winter durch. Aber im Winter nach Weihnachten kam Hall von der Seite und sein Sohn Kol. Flosi freute sich über sein Kommen. Sie sprachen oft über diese Dingfehde ; Flosi sagte, sie hätten schon schwere Einbußen erlitten; Hall meinte, er habe richtig geschätzt, wies gehn werde. Flosi fragte ihn dann um Rat; was ihm am besten scheine. Hall antwortete: "Den Rat geb ich dir, daß du dich mit Thorgeir verträgst; wenns möglich ist; doch wird er spröde sein gegen jeden vertrag." "Glaubst du, daß dann die Totschläge aufhören Sagte Flosi. "Das glaube ich nicht," sagte Hall" ,aber man hats dann mit wenigern zu tun, wenn Kari allein steht. verträgst du dich aber nicht mit Thorgeir, so wird das dein Tod. "Was sollen wir ihm zum vergleich anbieten:" fragte Flosi. "Ihr werdet das hart finden," sagte Hall, "worauf er eingehn wird: nur auf die Bedingung wird er sich vertragen wollen, daß er nichts zahle für das, was er verübt bai, aber Buße empfange für Njal und seine Söhne, das ihm zustehende Drittel 1." "Ein harter Vertrag ist das," sagte Flosi. "Für dich ist dieser vertrag nicht bart," sagte Hall, " denn du hast nicht die Totschlagsklage zu führen für die Sigfussöhne: ihre Brüder haben sie zu führen, aber Hamund der Lahme die Klage für seinen Sohn. Doch du wirst den vertrag mit Thorgeir nun erlangen, denn ich will mit dir hinreiten, und mich wird Thorgeir ordentlich aufnehmen. Aber keiner von denen, die diese Klagen zu führen haben, wird sich getrauen, in seinem Hof zu sitzen an der Stromhalde, wenn sie außerhalb des Vertrags bleiben, denn das wäre ihr Tod, und bei Thorgeirs Sinnesart ist das zu gewärtigen." 

1 3u den sieben Mannesbußen von S. 343 (für njal, Grim, Helgi) wären also weitere 3 1 1/2 zu erlegen.



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Es wurde nun nach den Sigfussöhnen geschickt: man legte ihnen diese Sache vor, und ihr Gespräch nahm das Ende, dank dem Zureden Halls, daß ihnen alles recht war, sowie er es ihnen darlegte, und sie sich gern vertragen wollten. Grani Gunnarssohn sagte und Gunnar Lambissohn: " Das versteht sich für uns, wenn Kari allein übrig ist, daß er nicht weniger Angst hat vor uns als wir vor ihm!" "Redet lieber nicht so!" sagte Hall; " der Handel mit ihm wird euch bitter werden, und ihr werdet schwere Einbußen leiden, ebs zwischen euch aus ist!" Damit brachen sie das Gespräch ab.


147. Thorgeir und Flosischließen Vergleich

Hall von der Seite und sein Sohn Kol ritten ihrer sechse westlich über den Lommenfluhsand und dann weiter über die Ornsrockheide und machten nicht eber halt, als bis sie nach dem Mückental kamen. Dort fragten sie nach, ob Thorgeir wohl zu Hause sei, in Fels, und man sagte ihnen, er sei wohl zu Hause. Man fragte sie, wohin Hall zu reisen denke. "Hin nach Fels," sagte er. Sie sagten, er werde Gutes ausrichten . Er verweilte dort einige Zeit, und sie ließen die Pferde grasen, dann holten sie sie und ritten den Abend nach Sonnenheim und blieben dort über Nacht. Am Tag darauf ritten sie nach Fels. Thorgeir war vor dem Haus und auch Kari und ihre Leute, denn sie erkannten den heranziehenden Hall; er ritt in dunkelblauem Mantel und hatte eine kleine silberverzierte Art in der Hand. Aber als sie auf den Hofplatz kamen, ging Thorgeir ihm entgegen und hob ihn vom Sattel; er und Kari küßten sich mit ihm und führten ihn zwischen sich hinein in die Stube, setzten ihn auf der Bankbühne in den Hochsitz und Sagten ihn viel nach Neuigkeiten. Er blieb dort über Nacht-Am Morgen darauf brachte Hall bei Thorgeir den vertrag zur Sprache und berichtete, was sie ihm zum Vergleich anböten, und führte dies aus mit vielen wohlgesetzten und versöhnlichen Worten. Thorgeir antwortete: " Dir kann bekannt sein, daß ich keinen Vergleich mit den Mordbrennern annehmen wollte." "Das war etwas ganz andres," sagte Hall: " damals wart ihr im Kampfzorn; ihr habt nun auch viel aus



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gerichtet seither an Totschlagen." " So wirds euch vorkommen ," sagte Thorgeir; " aber welchen Vergleich bietet ihr dem Kari an:" "Ihm wird man einen Vergleich anbieten, der ehrenvoll ist," sagte Hall, " wenn er sich vertragen will." Da sagte Kari: " Darum möcht ich dich bitten, Thorgeir, daß du dich verträgst; denn dein Los kann nicht besser werden als gut." "Es widerstrebt mir, mich zu vertragen und mich von dir zu trennen, außer du gehst auf denselben Vergleich ein wie ich," sagte Thorgeir. " Das will ich nicht," sagte Kari, "mich vertragen; freilich finde ich jetzt, daß wir den Mordbrand gerochen haben, aber meinen Sohn finde ich noch ungerochen, und das setze ich mir allein vor, wieviel ich nun fertig bringen

Thorgeir aber wollte sich nicht eher vertragen, als bis Kari sagte, das würde sie entzweien, wenn er sich nicht vertrüge, Da sicherte Thorgeir dem Flosi und seinen Leuten Frieden zu für die Vergleichszusammenkunft und Hall seinerseits desgleichen, wie Flosi und die Sigfussöhne ihn ermächtigt hatten. Aber eh sie sich trennten, schenkte Thorgeir dem Hall einen Goldring und einen Scharlachmantel, aber Kari ein silbernes Halsband, da waren drei goldene Kreuze drauf. Hall dankte ihnen sehr für die Geschenke, er ritt hochgeehrt davon und machte nicht eher halt, als bis er nach Schweinsberg kam. Flosi nahm ihn herzlich auf. Hall berichtete dem Flosi alles, was er ausgerichtet und was er mit Thorgeir besprochen hatte, und auch, daß Thorgeir sich nicht eher vertragen wollte, als bis Kari sagte, das würde sie entzweien, wenn er sich nicht vertrüge; " Kari jedoch wollte sich nicht vertragen." Flosi sagte: "Dem Kari vergleicht sich nicht bald einer! Die Sinnesart möcht ich am liebsten haben, die er hat."

Hall und die Seinen verweilten dort einige Zeit. Darauf ritten sie alle zur verabredeten Zeit, westwärts zur Vergleichszusammenkunft, und man traf sich in Vorbergenhöhe, wie es abgemacht worden war. Sie sprachen nun über ihren vergleich; es ging ganz so, wie Hall gesagt hatte. Thorgeir bedingte zu dem Vergleich aus, Kari solle immer bei ihm wohnen dürfen, wenn er wolle: " es soll dort kein Teil dem andern etwas zuleid tun



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in meinem Heimwesen. Ich will auch nicht bei jedem einzelnen die Schuld einfordern müssen: ich will, daß du, Flosi, allein mir bürgst und bei deinen Parteigenossen einforderst. Auch will ich, daß der Schiedsspruch ganz bestehn bleibe, der auf dem Ding verhängt wurde über den Mordbrand. Ich will, Flosi, daß du mir mein Dritteil unbeschnitten zahlest."

Flosi ging rasch auf all dies ein. Thorgeir gab weder die Landesverweisungen noch die Gauächtungen 1 auf.

Nun ritten Flosi und Hall ins Ostland zurück. Hall sagte zu Flosi:"Erfülle diesen Vertrag gut, Schwiegersohn: deine Landesräumung wie die Romfahrt 1 wie die Geldzahlung. Dann wirst du als ein herzhafter Mann gelten, bist du gleich in diese Fehdetaten geraten, wenn du dich mannhaft allem unterziehst." Flosi sagte, das werde er tun. Hall ritt nun in seinen Osten zurück, aber Flosi ritt nach Schweinsberg heim und blieb danach zu Hause.


148. Kari kommt zu Björn

Thorgeir Klamm-Geir ritt von der Vergleichszusammenkunft nach Hause. Kari fragte, ob der Vergleich in Ordnung gekommen sei; Thorgeir sagte, sie seien vollkommen vertragen. Kari holte sein Pferd und wollte fortreiten."Du brauchst nicht fortzureiten," sagte Thorgeir" ,denn dies wurde in unsern vergleich einbedungen, du dürfest immer hier sein, wann du wollest." Kari sagte: "So soll es nicht sein, Vetter! Denn sobald ich irgend einen Totschlag verübe, werden sie erklären, du seist mein Helfer, und das wünsche ich nicht. Aber dies wünsche ich, daß du mit Handschlag mein Vermögen übernehmest und es aneignest dir und der Helga Njalstochter, meinem Weibe, und meinen Töchtern. Dann wird es von meinen Fehdegegnern nicht eingezogen werden." Thorgeir sagte alles zu, was verlangen würde. Dann übernahm Thorgeir mit Handschlag Karis vermögen. Darauf ritt Kari fort. Er hatte mit sich zwei Pferde und seine Waffen und Kleider und noch einige Fahrhabe in Gold und Silber. 1 

Früher nicht erwähnt. Zu den Ablaßfahrten nach Rom sieh Thule Bd. 5 S. 241 ff.



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Kari ritt nun westwärts über die ?Umland stirn hinaus, dann am Waldstrom hinauf und weiter in den Thorswald. Dort stehn drei Höfe, die alle Im Wald heißen. Auf dem mittleren wirtschaftete ein Mann namens Björn, zubenannt Björn der Weiße. Er war ein Sohn von Kadal, dem Sohn des Bjalfi: Bjalfi war ein Freigelassener der Asgerd gewesen, der Mutter des Njal und des Felsen-Thorir. Björn hatte eine Frau namens Walgerd; sie war eine Tochter von Thorbrand Asbrandssohn; ihre Mutter hieß Gudlaug, die war eine Schwester von Hamund, dem Vater Gunnars von Haldenende. Sie war dem Björn ums Geld verheiratet worden und liebte ihn nicht sehr; immerhin hatten sie Kinder zusammen. Sie bauens reichlich in der Wirtschaft. Björn war ein ruhmrediger Mensch, aber seiner Ehefrau mißfiel das. Er war scharfäugig und schnell auf den Füßen.

Dahin kam Kari zum Übernachten, und das Paar nahm ihn mit offenen Armen auf. Er blieb dort über Nacht; aber am Morgen sagte Kari zu Björn: "Es wäre mein Wunsch, daß du mich aufnähmft; ich glaube, hier bei dir wär ich gut untergebracht. Ich möchte, daß du mich auf meinen Ritten begleitest: du bist scharfäugig und behende, und ich denke mir auch, daß du unerschrocken zur Tat bist." "Ich brauch mir nichts abzusprechen sagte Björn, "weder Scharfäugigkeit noch Tatkraft noch irgend eine Mannestugend. Aber du wirst deshalb hergekommen sein, weils jetzt wohl schon in den letzten Winkel geschneit hat. Aber auf dein Gesuch hin, Kari," sagte Björn, "soll man dich nicht wie den ersten besten behandeln: du sollst an mir wahrlich all die Stütze finden, die du verlangst." Seine Ehefrau sagte: "Zum Geier mit deinem Geprahle" —sprach sie — " und Geflunker Du solltest ihm und dir hier nicht Lug und Einbildung vorschwatzen. Aber ich will dem Kari gern das Essen geben und andre gute Dinge, von denen ich weiß, daß er sie brauchen kann. Nur auf Björns Heldentum darfst du nicht bauen, denn ich fürchte, das stellt sich dir anders heraus, als er sagt!" Björn sagte: "Schon oft hast du mich ausgeschimpft. Aber ich hab das Zutrauen zu mir, daß ich vor niemand Fersengeld geben werde. Der Beweis dafür ist, daß die wenigsten mit mir anbinden, darum weils keiner wagt!"



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Dort wohnte Kart einige Zeit heimlich, und nur ein paar wenige wußten drum. Man glaubte nun, Kari sei gewiß ins Nordland geritten zu Gudmund dem Mächtigen, denn Kari ließ Björn seinen Nachbarn erzählen, er habe den Kart auf der Reise angetroffen, und er sei auf dem Ritt gewesen ins Götterland hinauf und dann nordwärts auf den Gänsesand und dann zu Gudmund dem Mächtigen nach Labkrautfelden. Das sprach sich dann in allen Landschaften herum.


149. Flosi bereitet die Landesräumung vor

Flosi hatte ein Gespräch mit seinen Genossen, den Mordbrennern: "Für uns ists noch nicht an der seit, ruhig zu sitzen: es wird uns ferner obliegen, an unsre Landesräumung und die Geldzahlung zu denken, und wir werden unsern Vertrag aufs ehrenhafteste erfüllen, uns Fahrgelegenheit verschaffen, ein jeder da, wo es ihm am besten scheint." Ihnen wars recht, wie er wollte. Flosi sagte: "Wir wollen nach der Hornföhrde hinüberreiten, denn dort liegt ein Schiff am Land, das einem Drontheimer, dem Eyjolf Nase, gehört, und er möchte sich verheiraten und bekommt das Weib nicht, außer wenn er im Lande bleibt. Wir wollen ihm das Schiff abkaufen, denn wir werden wenig Gut mitführen, aber viel Mannschaft: dieses Schiff ist groß und wird uns alle fassen." Damit brachen sie das Gespräch ab.

Bald darauf aber ritten sie ins Ostland, und sie machten nicht eher halt, als bis sie nach Bjarnispitze im Hornföhrdeland kamen. Dort trafen sie auf Eyjolf, denn er war dort den Winter durch in Quartier gewesen. Flosi wurde dort gut aufgenommen , und sie blieben dort über Nacht. Aber am Morgen darauf verhandelte Flosi mit dem Schiffsherrn über den Kauf des Schiffes. Er sagte, er habe nichts dagegen, das Schiff zu verkaufen, wenn er das dafür bekomme, was er wünsche. Flosi fragte, welche Art Zahlung er wünsche. Der Norweger sagte, er wünsche Land, und zwar in seiner Nähe; es erzählte nun Eyjolf dem Flosi alles, wie es um seinen Handel mit dem Bauer stand. Flosi sagte, er wolle mit zugreifen, daß dieser Handel



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zum Ziel komme, und ihm darauf das Schiff abkaufen. Den Norweger freute dies. Flosi bot ihm Land in Burghafen an. Der Norweger nahm nun die Sache bei dem Bauer auf, so daß Flosi zugegen war. Flosi verwandte sich für ihn, so daß der Handel zwischen ihnen in Ordnung kam; für den Norweger steuerte Flosi das Land in Burghafen bei, aber ließ sich das Schiff durch Handschlag zusichern. Flosi bekam von dem Norweger noch zwei Hunderte in Ware; das gehörte zu dem Kauf. Damit machte sich Flosi auf den Rückweg. Er war so beliebt bei seinen Anhängern, daß er Ware geliehen und geschenkt bekam, wo er nur wollte.

Flosi ritt nun nach Schweinsberg heim und war eine Zeitlang zu Hause. Flosi schickte Kol Thorsteins sohn und Gunnar Lambissohn nach der Hornföhrde hinüber; sie sollten dort beim Schiff sein und sich reisefertig machen, die Zelte aufschlagen und die Ware in Säcke tun und alles Nötige zur Stelle schaffen, Jetzt ist von den Sigfussöhnen zu erzählen, daß sie dem Flosi sagten, sie wollten nach der Stromhalde hinüberreiten, um nach ihrer Wirtschaft zu schauen und Ware von dort mitzunehmen und was sie sonst nötig hätten: "Vor Kart braucht man jetzt nicht auf der Hut zu sein," sagten sie, " wenn er im Nordland ist." Flosi antwortete: " Bei solchen Berichten weiß ich nie, was von Karis Fahrten Wahres berichtet wird. Oft seh ich in die Brüche gehn, was man von näher her ,er Sagt hat. Ich rate dazu, daß ihr in großer Zahl reitet und gut zusammenbleibt und möglichst auf eurer Hut seid. Du, Ketil aus Wald, erinnre dich nun auch an den Traum, den ich dir erzählte, wo du batest, wir sollten ihn geheim halten; denn du hast viele in deiner Begleitung, die aufgerufen wurden 1." Ketil sagte: "All das muß in Erfüllung gehn, was über die Lebensdauer der Menschen bestimmt ist. Aber du meinsts gut mit deiner Warnung. Sie sprachen nun nicht weiter darüber.

Darauf machten sich die Sigfussöhne fertig und mit ihnen die Männer die dazu bestimmt waren; sie waren achtzehn zusammen . Sie ritten nun fort, und eh sie abzogen, küßten sie sich mit Flosi. wünschte ihnen Lebewohl und sagte, mit einem 

1 Kap. 133.



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Teil von denen werde er sich nicht wiedersehen, die fort ritten; aber sie ließen sich nicht abhalten. Sie ritten nun ihres Weges; Flosi sagte noch, sie sollten seine Ware holen in Mittelland und mit sich ins Ostland schaffen, und ebenso in Landbrüch und im Wälderkreis. Darauf ritten sie nach der Schaftachzunge und dann den Bergweg, nördlich vom Inselbergferner durch, hinunter ins Götterland und weiter durch die Wälder nach Thorswald hinunter.

Björn aus Wald bekam ihren Zug zu Gesicht und machte sich sogleich zu ihnen auf, und sie begrüßten sich freundlich. Die Sigfussöhne fragten nach Kari Sölmundssohn. "Den Kari traf ich," sagte Björn, " und das ist jetzt schon sehr lange her. Er war da auf dem Ritt nach dem Gänsesand und wollte zu Gudmund dem Mächtigen, und mir kam nun vor, als sei er ziemlich in Schreck vor euch; er fand sich nun gar zu einsam." Grani Gunnarssohn sagte: "Noch mehr in Schreck dürfte er später vor uns sein! Er wirds dann erfahren, wenn er uno in den Wurf kommt. Wir fürchten ihn jetzt gar nicht mehr, wo er allein drüben steht." Ketil aus Wald hieß ihn schweigen und keine Prahlreden führen. Björn Sagte, wann sie zurück sein würden. "Gegen eine Woche wollen wir an der Stromhalde verweilen," sagten sie; sie sagten ihm, wann sie den Bergweg reiten würden. Damit trennten sie sich.

Die Sigfussöhne ritten zu ihren Höfen, und ihr Hausvolk hieß sie freudig willkommen. Sie blieben eine Woche dort.

Björn kam nach Hause, suchte den Kari auf und berichtete ihm alles von den Fahrten der Sigfussöhne und ihrem vorhaben. Kari sagte, er habe damit große Anhänglichkeit an ihn bewährt. Björn sagte: " Das wäre bei dem und jenem, dächt ich, mehr zu befürchten als bei mir, wenn ich Schutz und Fürsorge versprochen habe, daß es damit fehlgehn sollte" Seine Ehefrau sagte: " Das fehlte noch, wenn du ein Verräter wärst!"


150. Der zweite Rachekampf

Kari verweilte sechs weitere Tage dort. Dann sprach Kari zu Björn: "Jetzt wollen wir ostwärts übers Hochland reiten und hinunter nach der Schaftachsunge und dann heimlich



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durch Flosis Dingbereich ziehen; denn ich habe vor, mich außer Landes zu schaffen drüben in der Schwanenföhrde." Björn sagte: "Das ist ein höchst gewagter Zug, und kaum einer wird den Mut dazu haben außer mir und dir" Die Hausfrau sagte: "Bist du dem Kari ein schlechter Begleiter, dann sollst du wissen, daß du nicht ein einzigmal mehr in mein Bett kommen wirst: meine verwandten sollen die Gutsteilung zwischen uns besorgen." "Wahrscheinlicher ist; Mutter," sagte er, "daß man sich auf anderes einzurichten hat, als daß dies zu unsrer Scheidung führe; denn ich werde mir das Zeugnis erbringen, was für ein Held und Ausnahmemensch ich bin im Waffengang "

Sie ritten nun an dem Tage ins Hochland, und nie den begangenen Weg, dann hinunter nach der Schaftachzunge und über allen Höfen durch zur Schaftach 1 und führten ihre Pferde irgendwo in eine Mulde, sie aber spähten aus und bauens so eingerichtet, daß man sie nicht sehen konnte.

Kari sagte nun zu Björn: "Was sollen wir anfangen, wenn sie hier vom Hochland herab auf uns zu reiten:" "Hat man dann nicht die Wahl:" sagte Björn:" entweder davonzureiten, nordwärts am Abhang hin, und sie vorbeireiten lassen —oder zu warten, ob ein paar zurückbleiben, und dann gegen die losgehn " Darüber sprachen sie viel, und Björn war jetzt für dies und jetzt für das: daß er fliehen wolle Hals über Kopf, oder aber, daß er warten wolle und ihnen stehn; und Saari hatte daran seinen Riesenspaß.

Die Sigfussöhne brachen an dem Tage auf, den sie dem Björn genannt hatten. Sie kamen nach Wald, klopften an die Tür und wollten den Björn sprechen; aber die Hausfrau ging zur Tür und begrüßte sie. Sie Sagten gleich nach Björn. Sie sagte, er sei talab geritten unter die Inselberge und weiter unter die Almlandstirn und hinüber nach Fels: "denn er hat dort Geldforderungen ," sagte sie. Sie glaubten dem und wußten, daß Björn dort Geld einzufordern hatte, ritten danach ostwärts ins Hochland und machten nicht eher halt, als bis sie nach der Schaftachzunge kamen; sie ritten an der Schaftach abwärts 

1 Einem der großen Flusse östlich von dem Gletschermassiv Myrdalsjökull.



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und ließen dort grasen, wo Kari und Björn sich gedacht hatten . Dann teilten sie ihre Schar: Ketil aus Wald ritt ostwärts nach Mittelland und acht Mann mit ihm, aber die übrigen legten sich zum Schlafen, und eh sie sichs versahen, kamen Kari und Björn auf sie zu. Es sprang dort eine kleine Zunge in den Fluß vor: auf die schritt Kari hinaus und sagte dem Björn, er solle hinter ihm stehn und sich nicht allzu sehr vorwagen: "aber hilf mir. soweit du kannst." "Ich hatte mir vielmehr gedacht," sagte Björn, "niemand als Schild vor mich zu halten; doch ists nun so gekommen, daß man dir wird folgen müssen. Aber mit meiner Schlauheit und Forschheit kann ich dir doch zu Nutz kommen und unsern Feinden zeigen, daß ich Wunden austeile!"

Sie standen nun alle auf und sprangen auf sie zu, am schnellsten war Modolf Ketilssohn und stach mit dem Speer nach Kari. Kari hielt den Schild vor sich, in den kam der Stich und blieb im Schilde stecken. Kari drehte da den Schild so heftig, daß die Spitze abbrach, dann sog er sein Schwert und hieb nach Modolf. Er hieb dawider, und Karis Schwert traf auf die Griffstange, sprang davon ab und dem Modolf aufs Handgelenk und trennte die Hand ab: sie fiel zu Boden samt dem Schwert; dann lief Karis Schwert dem Modolf in die Seite und zwischen den Rippen hinein. Da siel Modolf und war sogleich tot.

Grani Gunnarssohn faßte einen Speer und schoß auf Kari; aber Kari stieß da den Schild nach unten, daß er im Boden fest stand, griff mit der Linken den Speer in der Luft und schoß ihn auf Grani zurück und ergriff gleich wieder seinen Schild mit der Linken. Grani hielt den Schild vor sich: der Speer kam in den Schild und drang sogleich durch ihn durch, kam in Granis Schenkel unter den Weichen, fuhr durch ibn durch und in den Boden. Und er brachte sich nicht vom Speere los, bis seine Gefährten ibn davon loszogen und ihn mit Schilden deckten in einer Mulde. Einer schoß herzu und dachte, dem Kari den Fuß wegzuhauen, und gelangte an seine Seite: Björn hieb diesem Mann die Hand ab und schoß dann wieder hinter Karis Rücken, und sie konnten ibm keins überziehen. Kari schwang das Schwert im Bogen nach diesem Manne und hieb ihn mitten entzwei.



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Da sprang Lambi Sigurdssohn auf Kari los und hieb nach ihm mit dem Schwerte. Kari streckte den Schild flach dawider, und das Schwert biß nicht. Kari stach das Schwert nach ihm, vorn in die Brust, so daß es heraus drang zwischen den Schulterblättern; das war sein Tod. Da sprang auf Kari los Thorstein Geirleifssohn und wollte an Karis Seite. Er bekam ein Auge auf Thorstein und schwang das Schwert im Bogen nach ihm, quer auf seinen Rücken, so daß es den Mann entzwei trennte. Bald danach gab er einem den Todeshieb, dem Gunnar aus Wage, einem wackern Bauer.

Björn hatte dreie verwundet, die auf Kari einen Streich zu führen gedacht hatten, und war doch nie so weit vor, daß er irgend in Gefahr stand. Er wurde auch nicht verwundet in dem Treffen, weder er noch sein Gefährte; aber die waren alle verwundet , die davon kamen. Sie sprangen da auf ihre Pferde und sprengten in die Schaftach hinaus, was sie konnten, und waren so in Schrecken geraten, daß sie nirgends den Höfen kamen, und nirgends wagten sie die Neuigkeit zu erzählen. Kari und Björn schrien ihnen nach, als sie davon sprengten. Sie ritten ostwärts in den Wälderkreis und machten nicht halt, bis sie nach Schweinsberg kamen. Flosi war nicht zu Hause, als sie ankamen, und darum machte man sich dort an keine Verfolgung. Alle fanden ihren Zug höchst schimpflich.

Kari ritt nach Wage und machte dort diese Totschläge kund gegen sich selbst; er berichtete dort den Fall des Hausherrn und der übrigen fünf und die verwundung Granis und sagte, es sei wohl besser, ibn tns Haus zu schaffen, wenn er am Leben bleiben solle. Björn sagte, er habe keine Luft, ihn totzuschlagen, doch hätte er es verdient. Aber die, die ihm antworteten, meinten, es seien noch wenige durch ihn verwest. Björn sagte, jetzt sei Gelegenheit, daß so viele von den Seitebewohnern verwesten, wie er wolle. Sie sagten, dann sei es böse.


151. Der dritte Rachekampf

Kari und Björn ritten nun fort. Kari fragte den Björn: "Was sollen wir jetzt anfangen:" Björn antwortete: "Gibst du am meisten darauf, daß wir möglichst schlau seien:"



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"Ja," sagte Kari, "allerdings." "Da braucht man sich nicht lange zu besinnen," sagte Björn: "wir wollen sie alle übertölpeln wie die Riesen, und zwar wollen wir tun, als ritten wir nordwärts ins Hochland, aber sobald die Bergwand uns verdeckt , wollen wir umkehren, an der Schaftach abwärts. und uns verstecken, wo es uns am zweckmäßigsten erscheint, solange die Suche am hitzigsten ist, wenn sie uns nachreiten." Kari sagte: "So wollen wirs machen; ich baues auch schon so gedacht." "Das wirst du erproben," sagte Björn, "daß ich nicht daneben greife, in Sachen des verstandes so wenig wie in Kriegstaten"

Er und Kari ritten nun, wie sie sichs vorgesetzt hatten, an der Schaftach abwärts. Dann floß ein Arm des Flusses nach Südost ; sie folgten nun dem mittleren Arme und machten nicht halt, bis sie nach Mittelland kamen, auf ein Moorland, das Kringelmoor heißt. Dort ist rings herum Lava.

Kart sagte zu Björn, er solle ihre Pferde hüten und Posten stehn; "aber mir wird so schläfrig." Björn hütete die Pferde, aber Kari legte sich und schlief nur eine ganz kurze Weile, bis Björn ihn schon weckte. Er hatte die Pferde zusammengetrieben, und sie standen dort bei ihnen. Björn sagte: "Mächtig nötig bin ich dir doch! Ein andrer wäre jetzt von dir fortgelaufen, der nicht so beherzt wäre wie ich; denn hier reiten nun deine Feinde auf dich zu; setz dich demgemäß instand"

Kari trat da unter eine Felswölbung. Björn Sagte: "Wo soll ich jetzt stehn:" Kari antwortete: "Zwischen zwei Dingen ist jetzt zu wählen: das eine ist, daß du hinter mir stehst und den Schild zur Deckung vor dich hältst, wenn er dir irgendwie zu Nutz kommt; aber das andre ist, daß du aufsitzest und davon reitest, was du kannst." " Das will ich nicht," sagte Björn" ,aus vielen Gründen: erstens, weites sein kann, daß boshafte Zungen sich dahin äußern, ich liefe dir fort aus Feigheit, wenn ich davon reite; zweitens weil ich weiß, was sie für einen Fang an mir zu haben glauben: da werden zwei oder drei mir nachreiten- und du hast dann doch keine Hilfe an mir. Darum will ich lieber neben dir stehn und mich mit dir wehren."

Man hatte nicht lange zu warten, bis Lastpferde über das Moor getrieben wurden, und es gingen drei Mann damit. Kari sagte:



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"Die da sehen uns nicht." "Lassen wir sie vorbei reiten!" sagte Björn. Darauf ritten sie vorüber, aber dann ritten die andern sechs auf sie zu, sprangen sogleich alle aufsmal vom Sattel und gingen auf Kari und den andern los. Zuerst sprang gegen ihn Glum Hildirssohn und stach nach ihm mit dem Speer. Kari drehte sich auf der Ferse zur Seite; und Glum verfehlte ihn, der Stich kam in den Felsen. Björn sah dies und hieb sogleich dem Glum die Spitze vom Schaft. Kari hieb nach Glum in gebeugter Stellung, und das Schweri kam in den Schenkel und trennte das Bein ab oben im Schenkel, und Glum starb sogleich.

Da sprangen auf Kari los die Thorfinnssöhne Webrand und Asbrand. Kari sprang gegen Webrand und trieb ihm das Schweri durchn Leib, darauf aber hieb er dem Asbrand beide Beine weg. In diesem Nu wurden sie beide verwundet, Kart und Björn. Da sprang gegen Kart Keul aus Wald und stach den Speer nach ihm. Kari zuckte da mit dem Fuß in die Höhe, und der Speer kam in den Boden. Kari sprang auf den Speerschaft und brach ihn entzwei. Kari faßte Ketil mit den Händen ; da sprang Björn herzu und wollte ibn töten. Kari sagte: "Laß das bleiben! Ich will dem Keul Frieden geben; und solltes auch öfter so kommen, Ketil, daß ich Gewalt über dein Leben hätte, ich will dich doch nie töten." Keul antwortete kurz und ritt fort, seinen Gefährten nach, und erzählte denen die Neuigkeit, die sie nicht schon wußten. Sie erzählten auch den Leuten im Kreis die Neuigkeit, die Leute machten sogleich ein mächtiges Aufgebot, und man zog allen Flußläufen entlang und so tief ins Hochland hinein, daß sie drei Tage auf der Suche waren. Darauf aber kehrten sie zurück zu ihren Heimwesen, aber Ketil und seine Gefährten ritten nach Schweinsberg hinüber und berichteten dort die Neuigkeit. Auf Flosi machte ihr Zug mäßigen Eindruck; übrigens fand er es unsicher, ob es dabei stehn bleibe: " mit Kari vergleicht sich niemand von allen, die wir jetzt im Lande haben."


152. Kari sorgt für Björn

Jetzt ist von Kari zu berichten, daß er nach Sand ritt und seine Pferde unter einen Strandhaferhügel führte, und



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sie schnitten Hafer für sie, damit sie nicht vor Hunger umkämen. Kari schätzte so richtig, daß er grade dann fortritt, als sie mit der Suche aufhörten. Er ritt zur Nachtzeit durch die Landschaft hinauf und danach ins Hochland und weiter ganz denselben Weg, den sie hergeritten waren. Sie machten nicht halt; bis sie nach Wald kamen. Björn sagte nun zu Kari: "Sei du jetzt mein guter Freund vor meiner Frau; denn sie wird kein Wort glauben von dem, was ich sage; aber mir liegt hier nun alles dran. Lohne mir jetzt die gute Gefolgschaft, die ich dir geleistet habe." "Das soll geschehen," sagte Kari.

Darauf ritten sie in den Hof. Die Hausbau fragte sie nach Neuigkeiten und hieß sie schön willkommen. Björn antwortete: "Unsre Lage wird immer ernster, Alte!" Sie antwortete wenig und lächelte; dann sagte sie: "Wie machte sich Björn, Kari?' Kari antwortete: "Am Rücken bloß, wer bruderlos ': Björn machte sich gut, er verletzte drei Mann und ist dazu selbst verwundet; er kam mir aufs beste zustatten, soweit er irgend konnte."

Sie blieben drei Tage dort, darauf ritten sie nach Fels zu Thorgeir und erzählten ihm ganz allein die Neuigkeiten, denn hierher hatten sich die Neuigkeiten noch nicht herumgesprochen. Thorgeir dankte dem Kari, und man merkte, daß er sich drüber freute; doch Sagte er den Kari auch, was noch ungetan sei von dem, was er zu tun gedenke. Kari antwortete: "Zu töten gedenk ich noch den Gunnar Lambissohn und den Kol Thorsteinssohn, wenn es sich so trifft. Dann haben wir fünfzehn Mann getötet mit den fünfen, die wir beide zusammen töteten. Ich hab auch eine Bitte an dich." Thorgeir sagte, er werde alles tun, worum er ihn bitte. "Ich möchte, den Mann da, er heißt Björn, nähmest du zu dir, —der mit mir in den Kämpfen gewesen ist; und du tauschtest ihm einen Wohnsitz ein und schafftest ihm eine vollständige Wirtschaft hier bei dir; und halt deine Hand über ihn, so daß ihn keine Rache trifft. Das versteht sich fur dich von selbst wegen deiner herrenhaften Gesinnung." "Das soll geschehen," sagte Thorgeir. Er verschaffte dann dem Björn ein vollständige Wirtschaft in Asolfshall 2 1 

Im Urtext ein stabendes Sprichwort. 2 Ganz nah beim Hofe Fels.



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und übernahm die Wirtschaft in Wald. Thorgeir brachte selber Björns Hausvolk nach Asolfshall und seine ganze Einrichtung . Thorgeir legte für Björn alle Händel bei und brachte ihn in vollen Vergleich und Vertrag mit den andern. Björn stand nun viel bedeutsamer da als früher.

Kari ritt davon und machte nicht eher halt, als bis er nach Zunge hinüberkam zu Asgrim Ellidi-Grimssohn. Er nahm Kari mit Auszeichnung auf. Kari erzählte ihm von all den vorfällen, die sich in den Kämpfen abgespielt hatten. Asgrim äußerte seine Freude und Sagte, was Kari sich nun vornehme. Kari antwortete: "Ich habe vor, ins Ausland zu reisen hinter ihnen her und ihnen dann aufzulauern und sie zu erschlagen, wenn ich sie erwische." Asgrim sagte, ihm komme niemand gleich an Heldensinn.

Er blieb dort ein paar Tage, darauf ritt er zu Gizur dem Weißen, und der nahm ihn mit offenen Armen auf. Kari verweilte dort einige Zeit. Er sagte dem Gizur, er wolle nach Sanden hinunterreiten. Gizur schenkte dem Kari zum Abschied ein gutes Schwert. Darauf ritt er nach Sanden hinunter und dingte sich die Fahrt bei Kolbein dem Schwarzen; das war ein Mann aus den Orkaden, ein alter Freund von Saari, ein sehr tapfrer Mann. Er nahm Kart mit offenen Armen auf und sagte, ein Schicksal solle sie beide treffen.


153. Flosi beim Orkadenjarl

Flosi ritt nun nach der Hornföhrde hinüber, und es begleiteten ihn die meisten seiner Dingleute; sie schafften ihre ware hinüber und die andern Vorräte und das Reisegepäck, das sie mitzuführen hatten. Darauf machten sie sich und das Schiff für die Fahrt bereit. Flosi hielt sich beim Schiffe auf, bis es fertig war, und sobald Fahrwind kam, stachen sie in See. Sie bekamen eine lange Fahrt und schlimme Witterung, sie fuhren arg in der Irre.

Eines Tages war es, daß große Sturzwellen über sie gingen, wohl drei an der Zahl. Da sagte Flosi, sie seien wohl irgendwo in der Nähe von Land, und dies sei Brandung. Es war dicker Nebel, aber das Unwetter wuchs, so daß sich starker Sturm



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gegen sie erhob. Eh sie sichs versahen, trieb es sie eines Nachts ans Land hinauf: die Menschen konnte man bergen, aber das Schiff zerschellte in tausend Stücke. und das Gut vermochten sie nicht zu bergen. Sie mußten sich nach Erwärmung umsehn. Tags darauf aber gingen sie auf eine Anhöhe; das Wetter war nun gut. Flosi fragte, ob jemand dieses Land kenne. Es gab zweie, die schon Suber hier gefahren waren; die erklärten, sie kennten es allerdings: " wir sind zu den Orkaden gekommen , auf die Roßinsel." "Wir konntens besser treffen mit dem Landen!" sagte Flosi" ,denn Helgi Njalssohn, den ich erschlug, war Gefolgsmann von Jarl Sigurd Hlödwirssohn 1."

Sie suchten sich nun ein versteck und rupften sich Moos zur Decke und lagen dort einige Zeit, doch nicht lange, bis Flosi sagte: "Hier wollen wir nicht länger liegen, so daß die Bewohner es merken" Da standen sie auf und berieten sich. Flosi sagte da zu seinen Leuten: "Wir wollen uns alle in die Gewalt des Jarls begeben, denn es bleibt uns nichts andres übrig, denn der Jarl bekommt uns sowieso in die Hände, wenns ihm drum zu tun ist." Damit gingen sie alle von da fort. Flosi sagte, sie sollten niemandem Neuigkeiten berichten oder von ihrer Reise, als bis er dem Jarl berichte.

Sie gingen denn weiter, bis sie Leute trafen, die sie zum Jarl wiesen. Dann traten sie vor den Jarl, und Flosi grüßte ihn, und sie alle. Der Jarl fragte, wer sie seien. Flosi nannte sich und sagte, aus welcher Landschaft von Island er war. Der Jarl hatte schon von dem Mordbrand gehört, und darum wußte er gleich Bescheid über die Männer. Er fragte nun den Flosi: "Was hast du mir zu berichten von Helgi Njalssohn, meinem Gefolgsmann?' "Dies," sagte Flosi, "daß ich ihm den Kopf abschlug."

Der Jarl hieß sie greifen, und das geschah. Da kam eben Thorstein zur Stelle, der Sohn Halls von der Seite. Flosi hatte Thorsteins Schwester Steinwör zur Frau; er war Gefolgsmann Jarl Sigurds 2. Aber als Thorstein den Flosi verhaftet sah, trat er vor den Jarl und bot für Flosi all das Gut an, 

1 S. 184. 2 Thorsteins Aufenthalt beim Jarl erzählt die Saga Thule Bd. 12 S. 141 f.



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das er in Besitz hatte. Der Jarl war lange in großem Zorn aber doch kams zuletzt dahin, dank der Fürsprache wackre- Männer neben Thorstein — denn er war gut mit Freunden versehen, und viele halfen ihm die Sache führen —daß der Jarl auf vergleich mit ihnen einging und dem Flosi und ihnen allen Frieden versprach.

Der Jarl folgte darin dem Brauch regierender Herren, daß Flosi den Dienst übernahm, den Helgi Njalssohn gehabt hatte. So wurde Flosi Jarl Sigurds Gefolgsmann, und er setzte sich bald in hohe Gunst bei dem Jarl.


154. Das Weihnachtsgelage beim Orkadenjarl

Kari und Kolbein stachen von Sanden in See einen halben Monat später als die Flosileute von der Hornföhrde. Sie bekamen guten Wind und waren kurze Zeit auf hoher See. Sie kamen ans Land auf der Friedensinsel; die liegt zwischen Shetland und den Orkaden. Den Kari nahm ein Mann auf namens David der Weiße. Er erzählte Kari alles von dem Zug der Flosileute, so wie es ihm zu Ohren gekommen war. Er war ein sehr guter Freund Karis, und Kari wohnte bei ihm den Winter. Sie bekamen da Nachrichten aus der Roßinsel über alles, was sich dort zutrug.

Jarl Sigurd 1 lud zu Weihnachten zu sich ein den Jarl Gilli aus den Hebriden; er hatte Jarl Sigurds Schwester Swanlaug 2 zur Frau. Da kam zu Jarl Sigurd auch ein König aus Irland. der hieß Sigtrygg und war ein Sohn von Olaf Kwaran. Seine Mutter hieß Kormlöd 3; die war unter allen Frauen die schönste und die trefflichste in allem, was nicht von ihrem Willen abhing, aber so erzählt man sich, daß ihre Anlage böse war in allem, was von ihrem Willen abhing. Brjan 4 hieß der König, der sie zur Frau gehabt hatte 5, und damals waren sie geschieden, denn er war unter allen Königen der trefflichste. Sein Herrschersitz war in Kankaraburg in Irland 6. 

1 Hier beginnen die aus der Brjanssaga entlehnten Stücke, s. Einl. S. 4. 9f 2 . 8g Ende huß sie nereid. 3 Eine Irin, Gormflaith.
 
4 Irisch Brian. 5 Gormflaiths dritte Ehe. 6 Kinkora am Shannon 1n Munster.



Thule-Bd.04-367 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Ein Bruder von ihm war Ulf Unruh, der größte Kämpe und Kriegsmann. Ein Ziehsohn Brjans hieß Kertbjalfad; er war ein Sohn von König Kylsir, der viele Schlachten geschlagen hatte gegen König Brian und vor ihm aus dem Land geflohen und ins Kloster gegangen war; aber als König Brjan eine Romfahrt machte, traf er mit König Kylsir zusammen; da söhnten sie sich aus: König Brjan nahm seinen Sohn Kertbjalfad zu sich und liebte ihn mehr als seine eigenen Söhne-Er war damals erwachsen, als dies sich zutrug, und war einer der beherztesten Männer.

Ein Sohn König Brjans hieß Dungad, ein zweiter Margad, ein dritter Tadkr; den nennen wir Tann; er war der jüngste von ihnen: die älteren Söhne König Brjans waren im Jünglingsalter und sehr tapfere Männer. Kormlöd war nicht die Mutter von König Brjans Kindern. Solchen Haß aber hatte sie gefaßt gegen König Brjan nach ihrer Scheidung, daß sie ibn gern tot gesehen hätte. König Bisan erließ seinen Achtern dreimal die selbe Schuld; aber wenn sie sich öfter vergingen, dann ließ er sie aburteilen nach dem Gesetz, und daraus kann man ersehen, welch ein König er gewesen ist.

Kormlöd stachelte ihren Sohn Sigtrygg eifrig an, König Brjan zu erschlagen. Sie schickte ihn darum zu Jarl Sigurd, ihn um Hilfe zu bitten. Sigtrygg kam vor Weihnachten auf die Orkaden; damals kam auch Jarl Gilli an, wie vorhin geschrieben wurde.

Die Leute wurden so gesetzt, daß der König mitten auf dem Hochsitz saß, aber zu beiden Seiten des Königs saß einer der Jarle. Die Mannen Sigtryggs und Gillis saßen nach innen zu, aber nach außen zu von Jarl Sigurd saß Flosi und Thorstein Hallssohn, und es war die ganze Halle besetzt.

König Sigtrygg und Jarl Gilli wollten von den Ereignissen hören, die sich zugetragen hatten bei dem Mordbrand und auch seither. Da wurde Gunnar Lambissohn erwählt, die Geschichte zu erzählen, und es wurde für ihn ein Stuhl aufgestellt.



Thule-Bd.04-368 Geschichten v.weisen Njal. Flip


155. Karis Rachetat beim Orkadenjarl. Die zwei Wikinge vor man

Zu dieser Zeit kamen Kari und Kolbein und David der Weiße nach der Roßinsel, von niemand bemerkt. Sie stiegen sogleich ans Land, und nur wenig Mann hüteten das Schiff. Kari und seine Begleiter gingen sogleich zum Jarlsgehöft und kamen zur Halle während des Gelages. Es traf damit zusammen daß eben Gunnar dahn war, die Geschichte zu erzählen; aber Kari und die Seinen hörten mittlerweile draußen zu. Es war dies am Weihnachtstage selbst.

König Sigtrygg fragte:"Wie ertrug es Skarphedin im Feuer: "Anfangs gut," sagte Gunnar, "aber das Ende war doch, daß er weinte." Den ganzen Bericht färbte er sehr nach Gunst und Ungunst und log viel hinzu. Kari hielt das nicht aus: er sprang da hinein mit gezücktem Schwert und sprach dieses Gesätze:

Prahlt, Meerrosses Rüster 1,
Roh nicht mit Njals Tode!
Für den Mordbrand, Mörder,
Mächt'ge Rache ward, dächt ich.
  Gold spender 2, entgaltet
Gut dafür mit Blute.
Jetzt gar viel Gefallner
Fleisch der Kab' umkreischet.

Dann sprang er weiter der Halle entlang und hieb Gunnar Lambissohn in den Hals, so heftig, daß der Kopf hinauf flog auf den Tisch vor den König und die Jarle. Die Tische wurden blutig über und über und desgleichen die Kleider der Jarle 3.

Jarl Sigurd erkannte den Mann, der den Totschlag verübt hatte, und sagte: "Greift Kari und erschlägt ihn!" Kari war Jarl Sigurds Gefolgsmann gewesen und war beliebt wie kein zweiter, und niemand stand auf, gleichviel was der Jarl redete. Kari sagte: "Viele werden der Meinung sein, Herr, daß ich 

1 Seekrieger.
 
2 männer.
 
3 Der Auftritt ist nachgebildet demselben Abschnitt von Snorris Königsbuch, der auf Kap. 89 eingestreut hat (S. 195 1)



Thule-Bd.04-369 Geschichten v.weisen Njal. Flip

diese Tat für euch vollbracht habe, euern Gefolgsmann zu rächen" Flosi sagte: "Ohne Grund hat Kari dies nicht getan, denn er steht in keinem Vertrag mit uns. Er hat getan, was ihm zustand."

Kari ging davon, und es kam zu keiner verfolgung; er ging zu seinem Schiff mit den Begleitern. Das Wetter war gut, und sie segelten südwärts nach Caithneß und gingen ans Land in Thraswik zu einem vornehmen Mann namens Skeggi, bei dem wohnten sie lange Zeit.

Die auf den Orkaden reinigten die Tische und trugen den Toten hinaus. Dem Jarl wurde gemeldet, sie seien nach Schottland hinüber gesegelt. König Sigtrygg sagte: "Das war ein gewaltiger Haudegen, der so kühnlich losschlug und sich gar nicht vorsah!"Jarl Sigurd antwortete: "Niemand kommt dem Kart gleich an Forschheit"

Flosi ergriff nun das Wort und erzählte die Geschichte von dem Mordbrand. Er ließ jedem sein Recht, und ihm glaubte man.

König Sigtrygg 1 brachte nun sein Anliegen bei Jarl Sigurd zur Sprache und sagte, er möge mit ihm ziehn zur Schlacht gegen König Brjan. Der Jarl war lange schwierig, aber endlich ließ er sich doch darauf ein: er bedingte aus, daß er Sigtryggs Mutter zur Frau bekäme und König in Irland würde, wenn sie Brjan fällten. Alle aber rieten dem Jarl ab, beizutreten , und es nützte nichts. Sie trennten sich darauf hin, daß Jarl Sigurd den Zug versprach, aber König Sigtrygg ihm seine Mutter und das Königtum versprach. Es wurde bestimmt; daß Jarl Sigurd auf Palmsonntag nach Dublin kommen solle mit seinem gan en Heer.

Dann fuhr Sigtrygg nach Irland zurück und berichtete seiner Mutter Kormlöd, daß der Jarl beigetreten war, und was er als Preis ausgesetzt hatte. Sie äußerte ihre Freude darüber; meinte aber, sie müßten doch noch mehr Streitmacht zusammenziehn. Sigtrygg fragte, wo auf solche zu hoffen sei. Sie sagte, zwei Wikinge lägen auf Anstand an der Westküste der Insel Man und hätten dreißig Schiffe — "so harte Gesellen, daß ihnen 1 

Alles folgende bis und mit Kap. iss wieder aus der Brjanssaga.



Thule-Bd.04-370 Geschichten v.weisen Njal. Flip

nichts Stand hält. Der eine heißt Ospak, der andre Brodir. Such sie auf und laß nichts dran fehlen, sie auf deine Seite zu bringen, was sie auch fordern mögen."

Sigtrygg fuhr nun aus, die Wikinge zu suchen, und fand sie westlich von Man. Er brachte sogleich sein Anliegen vor, aber Brodir sagte nein, bis Sigtrygg ihm das Königtum und seine Mutter versprach, und es sollte dies so geheim bleiben, daß Jarl Sigurd es nicht erführe. Auch er sollte vor Palmsonntag nach Dublin kommen. König Sigirygg fuhr zu seiner Mutter zurück und sagte ihr, wie es nun stehe.

Hernach besprachen sich Ospak und Brodir. Brodir erzählte da dem Ospak seine ganze Unterredung mit Sigtrygg und sagte, er möge mit ihm zur Schlacht ziehen gegen König Brjan; es liege ihm viel daran. Ospak sagte, er wolle nicht gegen einen so guten König kämpfen. Da erzürnten sie sich beide und teilten ihre Schar: Ospak nahm zehn Schiffe und Brodir zwanzig, Ospak war Heide und ein ungemein kluger Mann. Er lenkte seine Schiffe sundeinwärts, aber Brodir lag außerhalb. Brodir war Christ gewesen mit der Weihe eines Hilfspriesters, aber er war vom Glauben abgefallen und wurde zum verräter an Gott, opferte heidnischen Wesen und war ungemein zauberkundig; er hatte eine Rüstung, die gegen Eisen gefeit war. Groß war er und stark und hatte so langes Haar, daß er sichs unter den Gürtel stecken konnte; es war schwarz.


156. Grausige Vorzeichen der Brjanschlacht

Eines Nachts war es, daß ein lautes Getöse über Brodir und seine Schar einbrach, so daß sie alle erwachten und aufsprangen und in ihre Kleider fuhren. Zugleich regnete es auf sie siedendes Blut. Sie schirmten sich da mit den Schilden- und doch verbrannten sich viele. Dieses Wunder dauerte bis zum Morgen. Ein Mann war umgekommen aus jedem Schiff. Sie schliefen dann den Tag über.

Nachts darauf entstand wieder ein Getöse, und sie sprangen da wieder alle auf. Da fuhren die Schwerter aus den Scheiden , und die Arte und Speere flogen in die Luft hinauf und



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schlugen sich. Die Waffen drangen so scharf auf sie ein, daß sie sich schirmen mußten, und doch wurden viele verwundet, und ein Mann starb aus jedem Schiff. Dieses Wunder dauerte auch bis zum Morgen. Sie schliefen dann wieder den Tag darauf.

In der dritten Nacht entstand gleicherweise ein Getöse. Da flogen Raben auf sie ein, und ihre Schnäbel und Krallen sahen ihnen aus wie aus Eisen. Die Raben griffen sie so scharf an, daß sie sich mit den Schwertern wehren mußten und sich mit den Schilden deckten. So gings wieder bis zum Morgen. Da war wieder ein Mann umgekommen aus jedem Schiff. Sie schliefen dann wieder zunächst, aber als Brodir erwachte, seufzte er beklommen und hieß ein Boot hinablassen, "denn ich will Ospak aufsuchen." Er stieg dann ins Boot und ein paar mit ihm.

Als er aber den Ospak traf, erzählte er ihm die Wunder; die ihm erschienen waren, und sagte, er möge ihm erklären, was sie ankündigten. Ospak wolltes ihm nicht sagen, bevor er ihm Sicherheit verspräche. Brodir sagte ihm die Sicherheit zu; aber Ospak schads doch hinaus bis zur Nacht; Brodir beging nämlich nie Totschlag zur Nachtzeit. Dann sagte Ospak: "Wenn es Blut auf euch regnete, da werdet ihr vieler Männer Blut vergießen, euer eignes und fremdes. Und wenn ihr lautes Getöse hörtet, da werdet ihr ein Krachen der Welt erleben und werdet alle in Bälde sterben. Und wenn die Waffen auf euch eindrangen, das wird eine Schlacht ankündigen. Und wenn Raben auf euch eindrangen, das bedeutet die Teufel, auf die ihr vertraut und die euch zu den Qualen der Hölle schleppen werden."

Brodir wurde so zornig, daß er nichts antworten konnte, und fuhr sogleich zu seinen Mannen, ließ den ganzen Sund mit Schiffen sperren und Taue ans Land ziehen und dachte, sie am Morgen alle zu erschlagen. Ospak durchschaute ihren ganzen Anschlag. Da gelobte er, den Glauben anzunehmen und zu König Brjan zu ziehen und ihm zu folgen bis an seinen Todestag . Dann ließ er zu dem Mittel greifen, die Schiffe alle zu decken, sie dem Land entlang zu schieben und die Taue der



Thule-Bd.04-372 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Brodirleute zu durchhauen. Es trieb nun ihre Schiffe aneinander , aber sie waren eingeschlafen. Ospak und seine Schar fuhren da aus der Föhrde hinaus und westwärts nach Irland und machten nicht halt, bis sie nach Kankaraburg kamen, und es erzählte Ospak dem König Bisan alles. was er erfahren hatte, nahm die Taufe und befahl sich dem Schutz des Königs. Darauf ließ König Brian Mannschaft sammeln in seinem ganzen Reich, und es sollte das ganze Heer vor Dublin sein in der Woche vor Palmsonntag.


157. Die Bjransschlacht. Zeichen und Wunder

Jarl Sigurd Hlödwirssohn rüstete sich zum Aufbruch von den Orkaden Flosi erbot sich, mit ihm zu ziehen; der Jarl wollte das nicht, da er seine Romfahrt zu erledigen hatte. Flosi bot ihm fünfzehn Mann aus seiner Schar zu dem Zuge an, und der Jarl nahm das an, aber Flosi fuhr mit Jarl Gilli nach den Hebriden. Thorstein Hallssohn sog mit dem Jarl, sowie Hrafn der Rote und Erling von Strominsel. Der Jarl wünschte nicht, daß Harek mitziehe, sagte aber, ihm werde er zuerst Nachricht geben.

Der Jarl kam mit seinem ganzen Heer am Palmsonntag nach Dublin. Auch Brodir war angekommen mit seinem ganzen Heer. Brodir erforschte mit Zauberkunst, wie die Schlacht verlaufen würde; aber das Orakel lautete so: wenn man am Freitag kämpfe, werde König Brjan fallen und den Sieg behalten; wenn man aber früher kämpfe, dann würden all die fallen, die ihm entgegenstanden. Da sagte Brodir, man solle nicht eher kämpfen als am Freitag.

Am Donnerstag kam ein Mann auf apfelgrauem Pferde auf Kormlöd und ihre Schar zugeritten, der hielt einen Wurfspeer in der Hand. Er sprach lange mit Brodir und Kormlöd 2. König Brjan war mit seinem ganzen Heer vor die Stadt gekommen. 

1 Auch dieses Kapitel, bis auf du Stellen von Flosi und von den mord- brennern, stammt aus der Brjanssaga. Daher mehrere in der niala nicht eingeführte Personen. 2 Wird aus dem mitgeteilten Stück der Brjanssaga nicht verständlich. man ahnt einen Anschlag auf Jarl Sigurd.



Thule-Bd.04-373 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Am Freitag zog das Heer 1 aus der Stadt hinaus, und auf beiden Seiten stellte man sich in Schlachtordnung 2 . Bro dir stand auf dem einen Flügel und König Sigtrygg auf dem andern, Jarl Sigurd stand in der Mitte der Schar.

Jetzt ist von König Brjan zu berichten, daß er am Karfreitag nicht kämpfen wollte; so wurde eine Schildburg 3 um ihn geschlossen und die Schar davor aufgestellt. Ulf Unruh stand auf dem Flügel, der den Brodir gegenüber hatte; aber auf dem andern Flügel stand Ospak mit König Brjans Söhnen, da, wo man Sigtrygg gegen sich hatte; aber in der Mitte der Ordnung stand Kerthjalfad, und vor ihm wurden die Banner getragen .

Die Reihen stießen nun aufeinander; es kam da zu einer sehr scharfen Schlacht. Brodir durchschritt die feindliche Schar und fällte alle, die zuvorderst standen, aber ihn bis kein Eisen. Ulf Unruh wandte sich da gegen ihn und stach dreimal nach ihm so heftig, daß Brodir jedesmal hinfiel, und es war nah daran, daß er sich nicht auf die Füße brachte; sobald er aber in die Höhe kam, floh er davon und in einen Wald. Jarl Sigurd hatte einen scharfen Kampf mit Kerthjalfad. Kerthjalfad drang so heftig vor, daß er alle fällte, die zuvorderst waren. Er durchbrach Jarl Sigurds Linie bis zum Banner und erschlug den Bannerträger . Da besorgte der Jarl einen andern, das Banner zu tragen; es gab da aufs neue ein scharfes Schlagen. Kerthjalfad hieb diesem Mann sogleich den Todeshieb und einem nach dem andern, die in der Nähe waren. Jarl Sigurd hieß Thorstein Hallssohn das Banner tragen. Thorstein war im Begriff, das Banner aufzunehmen, da sagte Amundi der Weiße: "Trag das Banner nicht, Thorstein! denn die werden alle erschlagen, die es tragen." "Roter Hrafn:" sagte der Jarl, "trag du das Banner!" Hrafn sagte: "Trag du selbst deinen Teufel!" Der Jarl sagte: " Es ziemt sich wohl am besten, daß alles beisammen bleibe, Sack und Pack!" Damit nahm erdas 

1. Der nordleute. 2 Die folgende große Schlacht fand statt am Karfreitag roig sie wird in der Geschichte benannt nach Clontarf, einem Orte östlich vor Dublin. 3 D h. ein geschlossener Kreis von Schildträgern. 4 Das folgende etwas abweichend Thule Bd. 12 S. 142.



Thule-Bd.04-374 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Banner von der Stange und steckte es zwischen seine Kleider. Bald darauf wurde Amundi der Weiße erschlagen. Dann wurde auch der Jarl von einem Speer durchschossen.

Ospak hatte den ganzen feindlichen Flügel durchschritten; er war schwer wund geworden, und die Brjanssöhne hatte er beide schon verloren. Sigtrygg floh vor ihm. Da riß die Flucht in die ganze Schar ein.

Thorstein Haussohn blieb stehn, während die andern flohen, und band seinen Schuhriemen. Da fragte Kerthjalfad, warum er nicht laufe. "Darum," sagte Thorstein" weil ich heut abend doch nicht bis beim lange, da ich ja draußen auf Island daheim bin" Kerthjalfad schenkte ihm das Leben 1.

Hrafn der Rote wurde in einen Fluß hineingejagt: ihm war, als sehe er dort drunten die Hölle, und die Teufel wollten ihn an sich reißen. Da sagte Hrafn: "Apostel Petrus Ich, dein Hündlein, bin zweimal nach Rom gelaufen und würde das drittemal hinlaufen, wenn dus erlaubtest!' Da ließen ihn die Teufel los, und er gelangte nun über den Fluß.

Brodir sah nun, daß König Brjans Heer die Fliehenden verfolgte und nur wenige bei der Schildburg blieben. Da lief er aus dem Wald hervor und durchbrach die ganze Schildburg und hieb nach dem König. Der Knabe Tadkr fuhr mit der Hand dagegen, und es trennte sie ihm vom Arm und dem König den Kopf vom Rumpfe. Aber das Blut des Königs kam auf den Armstummel des Knaben, und die Wunde heilte sogleich zu. Da rief Brodir laut: "Laßt dies gehn von Mund zu Mund, daß Brjan durch Brodir siel" "

Da lief man denen nach, die die Fliehenden verfolgten, und berichtete ihnen den Fall König Brjans. Sie lenkten da sogleich zurück, Ulf Unruh und Kerthjalfad: sie umzingelten den Brodir und seine Mannen und bewarfen sie mit Hölzern; so wurde Bro dir festgenommen. Ulf Unruh schlitzte ihm den Bauch auf; führte ihn um einen Baum herum 'und zerrte ihm so die Därme aus dem Leib; und er starb nicht eher, als bis sie alle herausgezerrt waren. Brodirs Mannen wurden auch alle erschlagen. 

1 Dies sehr ähnlich ebenda S. 143. 2 Kann als drei verse gesprochen werden- 3 An dem war das Ende des Darms befestigt,



Thule-Bd.04-375 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Darauf nahmen sie König Brjans Leichnam und machten ihn zurecht. Der Kopf des Königs war wieder an den Rumpf angewachsen.

Die fünfzehn Mann von den Mordbrennern fielen in der Brjansschlacht . Es fiel dort auch Halldor Gudmundssohn und Erling von der Strominsel.

Am Karfreitag trug sich in Caithneß der vorfall zu, daß ein Mann namens Dörrud vors Haus ging er sah Leute, zwölf an der Zahl, nach einer Frauenkammer reiten und alle drin verschwinden. Er ging zu der Kammer hin. Er sah durch das Fenster, das dran war, und sah, daß da Weiber drin waren, die hatten einen Webstuhl bezogen: Männerköpfe dienten als Gewichte und Menschendärme als Zettel und Einschlag, Schwerter dienten als Schlagbretter und ein Pfeil als Kamm. Sie sprachen diese Gesätze:

Gespannt ist mächtig
Zum Männerfall 1
Webstuhls Wolke ;
Waltau 3 regnet.
An Geren 4 hat sich
Grau erhoben
Volksgewebe,
Das die Freundinnen
Odins 5 mit rotem
Einschlag füllen.
Geflochten ist es
Aus Fechterdärmen
Und stark gestrafft
Mit Streiterschädeln;
Kampfspeere sind
Die Querstangen,
Der Webebaum Stahl,
Das Stäbchen ein Pfeil;
Mit Schwertern schlägt man
   Schlachtgewebe. 
1. Als vorzeichen der Schlacht. 2 Das Gewebe. 3 Blut. 4 S. Str. 2 5 5 Die


Thule-Bd.04-376 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Hild geht weben
Und Hjörthrimul,
Sangrid, Swipul 1
Mit Siegesschwertern.
Schäfte brechen,
Schilde krachen,
Durch Harnische
Der Helmwolf 2 dringt.
Webet, webet
Gewebe des Speers 3,
Wie längst es kannte
Der Königssproß !
Vorwärts stürmet
Ins Feindesheer,
Wo unsre Freunde
Wir fechten sehn!
Webet, webet
Gewebe des Speers
Folget hinfort
Dem Fürstensohn:
Voll Blut erblickt man
  Blanke Schilde,
Wo den König Gunn
Und Göndul 1 schirmen.
Webet, webet
Gewebe des Speers,
Wo kühner Fechter
Fahnen schreiten!
Last sein Leben
Ihn nicht verlieren!
Walküren lenken
Der Walstatt Los. 
walküren. 1 Walkürennamen. 2 Die Streitart. 3 Sine Umschreibung für Schlacht, hier zugleich wörtlich verstanden. 4 Sigtrygg, den wir schon in manche Schlacht führten. 5 Sigtrygg,


Thule-Bd.04-377 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Die Männer werden
Der Marken walten,
Die fern am Strand
Zuvor gehaust 1.
Dem tapfern König 2
Ist Tod bestimmt.
Der Fürst 3 sinkt hin,
Gefällt vom Speer.
Auch die Iren
Wird Unheil treffen,
Das nie erlischt
In der Leute Sinn. —
Das Werk ist gewoben,
Die Walstatt rot;
Volksverderben
Fährt durch das Land.
Nun ist Schrecken
Rings zu schauen:
Blutige Wolken
Wandern am Himmel;
  Rot ist die Luft
Von der Recken Blut,
Denen unsre Lose
Zum Leid fielen .
Dem jungen König
Kündeten wir
Siegeslieder.
Uns Singenden Heil!
Doch der es hört,
Behalte wohl
Der Walküren Sang
Und sag ihn den Mannen! 
1. Dunkel- 2 Brjan. 3 Jarl Sigurd. 4 Denen wir den Fall in der Schlacht verhängten. 5 Sigtrygg.


Thule-Bd.04-378 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Spornt die Rosse
Zu raschem Lauf!
Mit bloßen Schwertern
Schwingt euch von hinnen!

Dann rissen sie das Gewebe herunter und in Stücke, und es nahm jede mit, was sie in der Hand hielt. Dörrud ging nun fort vom Fenster und nach Hause, sie aber stiegen auf ihre Pferde und ritten sechs nach Süden, die andern sechs nach Norden.

Die gleiche Erscheinung hatte auf den Färöer Brand Gneistissohn.

Auf Island, in Schweinsberg, fiel am Karfeitag Blut auf das Meßgewand des Priesters, so daß er es ablegen mußte. In Waschach zeigte sich am Karfreitag dem Priester neben dem Altar ein Meeresschlund, darin sah er viele Schrecknisse, und es währte lange, bis er die Messe singen konnte.

Auf den Orkaden trug sich dies zu, daß Harek den Jarl Sigurd und einige Männer mit ihm zu sehen glaubte 1. Da nahm Harek sein Pferd und ritt dem Jarl entgegen: man konnte sehen, wie sie sich trafen und unter einen Abhang ritten; aber man bekam sie nie mehr zu Gesicht, und von Harek fand sich kein Bröslein.

Dem Jarl Gilli auf den Hebriden träumte, es komme ein Mann zu ihm und nenne sich Hersinn und sage, er komme aus Irland. Dem Jarl war, als frage er nach Neuigkeiten von dort der Mann sprach dieses Gesäte:

Eh'rnen Kampf auf Irland
Ansah ich der Mannen.
Mächt'ger Schall der Schilde!
Schlag der Waffen krachte.
Fällten im Streit des Volkes
Fliegende Speere Sigurd.
Brannte manch blutige Wund, eh
Brjan fallend hielt die Walstatt.
1 
Damn löst der Jarl sein versprechen ein (Kap. 157 1. Abs.).


Thule-Bd.04-379 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Flosi und der Jarl sprachen viel über diesen Traum. Eine Woche später kam Hrafn der Rote an und erzählte ihnen alle Neuigkeiten aus der Brjansschlacht; den Fall des Königs und des Jarls Sigurd und Brodirs und aller Wikinge. Flosi fragte: "Was hast du mir von meinen Leuten zu melden:" "Sie sielen dort alle," sagte Hrafn, " aber dein Schwager Thorstein ließ sich von Kerthjalfad das Leben schenken und ist jetzt bei ihm."

Flosi sagte dem Jarl, er wolle aufbrechen: " wir haben unsrer Romfahrt nachzukommen." Der Jarl sagte, er möge ziehen, wie es ihm passe, und schaffte ihm ein Schiff und was er dazu brauchte und viel Silber. Sie segelten denn nach Wales und verweilten dort eine Zeit.


158. Karis letzte Rachetat. Flosis Romfahrt und Rückkehr

Kari Sölmundssohn sagte dem Bauer Skeggi, er wünsche, daß er ihm ein Schiff verschaffe. Der Bauer Skeggi schenkte dem Kari ein vollbemanntes Schiff; Kari und David der Weiße und Kolbein der Schwarze bestiegen es und segelten nun südwärts an den schottischen Föhrden durch. Da trafen sie Leute aus den Hebriden, die erzählten dem Kari die Neuigkeiten aus Irland und auch, daß Flosi nach Wales gefahren sei mit seinen Leuten. Aber als Kari dies erfuhr; sagte er zu seinen Begleitern, er wolle nach Wales steuern, um die Flosileute zu treffen; es möge sich von seiner Gesellschaft lossagen, wer das lieber wolle; er wünsche niemand darüber zu täuschen, daß erfinde, seine Kränkungen seien an ihnen noch ungerochen. Alle wollten ihn begleiten. Da segelte er südwärts nach Wales, und sie legten dort an in einer versteckten Bucht.

Diesen Morgen ging Kol Thorsteinssohn in die Stadt, um Silber einzutauschen. Er führte am meisten Hohnreden über den Mordbrand. Kol hatte sich oft unterhalten mit einer vornehmen Dame, und es war so ziemlich am Klappen, daß er sie zur Frau bekommen und sich dort ansässig machen würde. Diesen selben Morgen ging auch Kari in die Stadt. Er kam zu der Stelle; wo Kol das Silber zählte. Kari erkannte ihn,



Thule-Bd.04-380 Geschichten v.weisen Njal. Flip

sprang auf ihn los mit gezücktem Schwert und hieb ihn in den Hals. Er aber zählte das Silber, und der Kopf sprach "zehn" aus, während er vom Rumpf flog 1. Kari sagte: "Man melde dem Flosi, daß Kari Sölmundosohn den Kol Thorsteinssohn erschlagen hat. Ich mache diesen Totschlag kund wider mich selbst." Damit ging Kari zu seinem Schiff; er berichtete nun seinen Schiffsgenossen den Totschlag.

Dann segelten sie nordwärts nach Berwick und setzten ihr Schiff ans Land, zogen hinauf nach Whithorn in Schottland und blieben bei Jarl Melkolf dieses Jahr.

Als aber Flosi den Totschlag Kols erfuhr, sorgte er seinen Leichnam und gab viel Geld her für eine Grabstätte. Dem Flosi entfuhren nie bittre Worte über Kari.

Flosi zog von dort südwärts übers Meer und trat seine Pilgerfahrt an, er ging zu Fuß 2 dem Süden zu und machte nicht halt, bis er nach der Stadt Rom kam. Dort wurde ihm die hohe Ehre zuteil, daß er vom Papste selbst den Ablaß empfing, und er erlegte dafür eine hohe Summe.

Dann zog er zurück, auf der östlichen Straße 3, und hielt sich mancherorts in den Städten auf und besuchte große Herren und erfuhr von ihnen hohe Ehren. Er war den Winter darauf in Norwegen und bekam von Jarl Eirik ein Schiff zur Islandfahrt , auch schaffte er ihm große Mehlvorräte, und auch viele andere behandelten ihn ehrenvoll. Er segelte nun nach Island heraus und kam in die Hornföhrde. Dann zog er nach Schweinsberg heim. Er war nun seinem ganzen Vertrag nachgekommen , der Landesräumung wie der Geldzahlung.


159. Karis Romfahrt, Rückkehr und Versöhnung mit Flosi

Jetzt ist von Kari zu erzählen, daß er im Sommer danach zu seinem Schiff zog und südwärts übers Meer segelte, seine Pilgerfahrt in der Normandie antrat und zu Fuß dem Süden zuging, Ablaß empfing und auf der westlichen Straße zurückzog, sein Schiff in der Normandie erreichte und nordwärts 

1 Der gleiche Zug Thule Bd. 6b S. 200. 2 Von der Normandie, wie nachher Kari. 3 Über den Brenner. 4 Über den Großen St. Bernhard.



Thule-Bd.04-381 Geschichten v.weisen Njal. Flip

über die See segelte nach Dover in England. Von dort segelte er westwärts, um Wales herum und dann an den schottischen Föhrden durch und machte nicht eher halt, als bis er nach Thraswik in Caithneß kam zu Bauer Skeggi. Da überließ er das Frachtschiff dem Kolbein und dem David. Kolbein segelte auf diesem Schiff nach Norwegen, aber David blieb auf der Friedensinsel zurück.

Kart blieb diesen Winter in Taithneß. In diesem Winter starb auf Island seine Frau. Im Sommer darauf rüstete sich Kari zur Islandfahrt. Skeggi schaffte ihm ein Frachtschiff. Sie waren ihrer achtzehn darauf. Sie wurden ziemlich spät fertig und segelten dennoch in See und hatten eine lange Überfahrt-Endlich aber erreichten sie das Ingolfskap 1, und dort zerschellte ihnen das Schiff in tausend Stücke; die Menschen konnten sich bergen. Da brach ein Unwetter herein. Sie Sagten nun den Kari, was man jetzt anfangen solle, er aber sagte, das Richtige sei, nach Schweinsberg zu gehn und die Ehrenhaftigkeit Flosis zu erproben.

Sie gingen denn ohne Verzug zum Hofe Schweinsberg. Flosi war in der Stube; er erkannte Kari, als er in die Stube kam, und sprang auf vor ihm, küßte ihn und setzte ihn auf den Hochsitz neben sich. Flosi lud Kari ein, den Winter bei ihm zu bleiben. Kari nahm dies an. Sie vertrugen sich nun mit ehrlichem vertrage. Flosi verheiratete dem Kari seine Bruderstochter Hildigunn, die Höskuld der Weisspitzengode nr Frau gehabt hatte. Die beiden hatten ihre Wirtschaft zunächst in Breitach.

Man erzählt; daß Flosi dieses Lebensende fand. Er fuhr außer Landes, als er ein alter Mann geworden war, um gieb Bauholz für einen Schlafsaal zu holen, und er blieb diesen Winter in Norwegen. Im nächsten Sommer aber wurde er spät reisefertig. Die Leute sprachen davon, sein Schiff sei schlecht: Flosi sagte, es sei gut genug für einen Alten und Sterbensreifen , bestieg das Schiff und stach in See —und man hat von diesem Schiff nie seither gehört.

Die Kinder von Kart und Helga Njalstochter waren diese: 

1 20 Kilometer südlich von Schweinsberg.



Thule-Bd.04-382 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Thorgerd und Ragneid, Walgerd und Thord, der drinnen verbrannte. Aber die Kinder von Hildigunn und Kari waren Starkad, Thord und Flosi. Ein Sohn dieses Flosi war Kolbein, der einer der ausgezeichnetsten Männer in diesem Geschlecht gewesen ist.

Damit schließen wir die Geschichte vom Mordbrands-Njal.



Thule-Bd.04-383 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Verdeutschte isländische Ortsnamen
Ackerzunge Akratunga
Allmännerschlucht =Almannagja
Almlandstirn Seljalandsmuli
Altweibertal Kerlingadalr
Asolfshall Asolfsskali
Axtach Öxara
Axtföhrde Ôxarfjördr
Axtlava Öxarhraun
Bardistrand Bardaströnd
Bäreninseln Bjarneyjar
Bärinnenföhrde Berufjördr
Bärinnenkap Berunes
Beerenzunge Berjanes
Berg Fell
Bergkreis Fellshverfi
Bergthorsbühl Bergthorshvoll
Bersistätten Bersastadir
Bischofszunge Byskupstunga
Biarnispitze Bjarnanes
Björnsföhrde =Bjarnarfjördr
Blauwälderheide Blaskogaheidr
Bollwerkszelt Virkisbud
Borgföhrde Borgarfjördr
Breitach Breida
Breitföhrde Breidifjördr
Breittal Breiddalr
Breittalsheide Breiddalsheidr
Brückenach = Bruara
Brunnen Keldur
Bühl Holar
Burghafen Borgarhöfn
Burgzelt Byrgisbud
Dinghallending Thingskalathing
Dreihorn =Thrihyrningr
Dreihornjoch =Thrihyrningshalsar
Espenbühl Espiholl
Feld Völlr
Sels Holt
Felsfurt Holtsvad
Felswartenheide Holtavöduheidr
Fettzunge Mörtunga
Fischerseen Fiskivötn
Flachbucht Lon
Forellenkuppe Reydarmuli
Forellensee Reydarvatn
Gangstrunken Geilarstofnar
Gänsesand Gasasandr
Gautenbucht Gautavik
Geißenplatten Geitahellur
Götterland Godaland
Göttertäler Goddalir
Grießach Grjota
Grimskap, -spitze Grimsnes
Gunnarsfels Gunnarsholt
Habichtstal Haukadalr
Habichttalsscharte Haukadalsskard
Hain Lundr
Halde Hlid
Haldenende Hlidarendi [vördur
Hallbjörnwarte Halldjarnar
Hamundstätten Hamundarstadir
Heiligenberg Helgafell
Hengstbach Hestlœkr
Herdenfels Hjardarholt
Heutal Heydalir
Hofkirchen Kirkjubœr
Hoflandskap Bulandsnes
Hornföhrde Hornafjördr
Höskuldstätten Höskuldsstadir
Hrafnkelstätten Hrafnkelsstadir
Hrappstätten Hrappstadir
Hrutstätten Hrutsstadir
Zngolfskap Ingolfshöfdi
Inselberge Eyjafjöll
Inselbergferner Eyjafjallajökull
Znselföhrde Eyjafjördr
Kälberberg Kalfafell
Kaltrücken Kaldbak
Kaltrückenhorn Kaldbakshorn
Kammsnase Kambsnes
Karigrube Karagrof
Kesselföhrde Hvammsfjördr
Kies Melr
Kitzberg Kidjaberg
Knabenhügel Knafaholar
Knopffeld Knappavöllr


Thule-Bd.04-384 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Kothof Saurboer
Kreuzbucht Krossavik
Kringelmoor Kringlumyrr
Krummach Ranga
Krummachland Rangarvellir
Labkrautfelden Mödruvellir
Lachsachtal Laxardalr
Lachsachtalheide Laxsarmlsheidr
Lachsachufer Laxarbakki
Landbrüch Landbrot
Landinseln Landeyjar
Laubgrat Laufass
Lautersee Ljosavatn
Lehmengenbühl Moeidarhvoll
Leirehof Hleidrargardr
Ljotachtal Ljotardalr
Lochberg Raufarfell
Lommenfluh Lomagnupr
Lommenfluhsand Lomagnupssandr
Mittelföhrde Midfjördr
Mittelland Medalland
Moosberg Mosfell
Mückental Mydalr
Njördbucht Njardvik
norderachtal Nordrardalr
Örnshausen Arnarboeli
Ornsrockheide =Arnarstakksheidr
Ostföhrden Austfirdir
Otterntal Otradair
Pfeilerberg = Stafafell
Quellensee Laugarvatn
Quellenspitze Laugarnes
Querberg Thverfell
Rauchbühl Reykjaholar
Rauchquellen Reykir
Rauchspitze Reykjanes
Kauchtat Reykjardalr
Reichmannstalzunge Seaelinsdalstunga
Kennfeld Skeid
Ringkluft Baugagil
Robbenachtal Selardalr
Rotschlipfen Raudaskridur
Samstätten Samsstadir
Sämundshalde Saemundarhlid
Sand Sandr
Sandbühlfähre Sandholaferja
Sanden Eyrar
Sandkluft =Sandgil
Säulenberge Sulufjöll
Schachenföhrde Skagafjördr
Schaftach Skapta
Schaftachzunge Skaptartunga
Schaftberg Skaptafell
Schleifsteinfelsen Heinaberg
Schwanenföhrde Alptafjördr
Schweinsberg Svinafell
Seeföhrderzelt Vatnsfirdingabud
Seestrom Lagarfijot
Seite Sida
Sengehorntal =Svidinhornadalr
Siedekessel Vellandkatla
Skorritalstrift Skorradalsleit
Sonnenheim Solheimar
Steigzelt Hladbud
Steingrimsföhrde Steingrimsfjördr
Stierach Thjorsa
Stierachtal Thjorsardalr
Stotibach Stotalœkr
Stromhalde Fljotshlid
Stromtal Fljotsdalr
Stromtalkreis Fljotsdalsherad
Swansbühl Svansholl
Tal Dair
Täler Dalir
Tempel Hof
Thorgeirsfurt Thorgeirsvad
Tyorolfsberg Thorolfsfell
Thorswald Thorsmörk
Thrandkluft Thrandargil
Tiefachenhang Djuparbakki
Torholm Dyrholmar
Trollenwald Tröllaskogr
Vorbergen Höfdi
Vorbergenhöhe Höfdabrekka
Waffenföhrde Vapnafjördr
Wage Skal
Wald Mörk
Walden Skogar
Wälderkreis Skogahverfi
Waldstrom Markarfijot


Thule-Bd.04-385 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Waltjosstätten Valthjofsstadir warmenbach Varrnilœkr waschach Thvatta Weidelosföhrde Veidilausa Weidfelden Beitivellir Weidland Hagi weißach Hvita Weißspihe Hvitanes Westföhrden Vestfitdir Widderföhrdc Hrutafjördr Wieseninsel Engey Wogenstein Oldusteinn Wörsahof Vörsabœr (jünger Zunge Tunga [Ossaboer) Zwerchach Thvera [strönd Zwischenbergstrand = Medalfells


Thule-Bd.04-386 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Die nebenstehende Kartenskizze gründet sich auf Th. Thoroddsens Karte 1 600.000 mit Zuziehung der dänischen Generalstabskarten 1 50.000. Doch sind die Maße nur annähernd genau herausgekommen. Im einzelnen bemerke:

Fels in Kap. 98 ist der Hof nördlich vom Dreihorn, sonst überall der Hof südlich von den Inselbergen.

Hofkirchen in Kap. 101 und später ist ein Gehöft des Ostviertels.

Wald in Kap. 148-152 ist der öftlichere Hof, in Thorswald, sonst überall der westlichere, südlich von Haldenende.



Thule-Bd.04-387 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Kartenskizze


Thule-Bd.04-388 Geschichten v.weisen Njal. Flip

Karte 1