|
Hauffs Werke Sechster Teil Phantasien und Skizzen Aus dem NachlasseHerausgegeben von Max Drescher Berlin — Leipzig - Wien — StuttgartDeutsches Verlagshaus Bang & Co. Alle Sachte vorbehalten Spamersche Buchdrukerei Leipzig
|
"Steh' ich in finstrer Mitternacht So einsam auf der fernen Wacht, Dann denk' ich an mein fernes Lieb, Ob es mir treu und hold verblieb. |
Als ich zur Fahne fortgemüßt, Hat sie so herzlich mich geküßt, Mit Bändern meinen Hut geschmückt Und weinend mich an:: Herz gedrückt. |
Sie liebt mich noch, sie ist mir gut, Drum bin ich froh und wohlgemut, Mein Herz schlägt wann in kalter Nacht, Wenn es ans ferne Lieb gedacht. |
Jetzt bei der Lampe mildem Schein Gehst du wohl in dein Kämmerlein Und schickst dein Nachtgebet um Herrn Auch für den Liebsten in der Fern'. |
Doch wenn du traurig bist und weinst, Mich von Gefahr umrungen meinst, Sei ruhig; steh' in Gottes Hut, Er liebt ein treu Soldatenblut. |
Die Glocke schlägt, bald naht die Rund' Und löst mich ab zu dieser Stund': Schlaf' wohl im stillen Kämmerlein Und denk' in deinen Träumen mein!" |
Und denkt sie auch wohl meiner in ihren Träumens Die Glocken summten dumpf auf den Türmen, sie begleiteten meinen Gesang. Schon Mitternacht? Diese Stunde trägt eigenen geheimnisvollen Schauer in sich; es ist, als zitterte die Erde leise, wenn sich die schlummernden Menschen unter ihr auf die andere Seite legen, die schwere Decke schütteln und den Nachbar im Kämmerlein nebenan fragen. "Ist's noch nicht Morgens" Wie so ganz anders zittert der Ton dieser Mitternachtsglocke zu mir hernieder, als wenn er am Mittag durch die hellen, klaren Lüfte schallt. Horch! Ging da nicht im Keller die Türe? Sonderbar; wenn ich nicht so ganz allein hier unten wäre, wenn ich nicht wüsste, daß die Menschen nur oben wandeln, ich würde glauben. tönen Schritte durch diese Hallen. —Ha ! es ist so; es kommt näher; tastet an der Türe hin und her; es faßt und schüttelt die Klinke; doch die Tür ist verschlossen und mit Riegeln verhängt; mich stört heute nacht kein Sterblicher mehr. — Ha, was ist da: Die Türe springt auf! Entsehen! —
Vor der Türe standen zwei Männer und machten gegenseitig Komplimente über den Vortritt; der eine war ein langer, hagerer Mann, trug eine große, schwarze Lockenperücke, einen dunkelroten Rock nach altfränkischem Schnitt, überall mit goldenen Tressen und goldgesponnenen Knöpfen beseht; seine ungeheuer langen und dünnen Beine staken in engen Beinkleidern von schwarzem Samt mit goldenen Schnallen am Knie; daran schlossen sich rote Strümpfe, und auf den Schuhen trug er goldene Schnallen. Den Degen mit einem Griff von Porzellan hatte er durch die Hosentasche gesteckt ; er schwenkte, wenn er ein Kompliment machte, einen drei spitzigen kleinen Hut von Seide, und die Lockenschwänze seiner Perücke rauschten dann wie Wasserfälle über die Schultern herab. Der Mann hatte ein bleiches, abgehärmtes Gesicht, tiefliegende Augen und eine große, feuerrote Nase. Ganz anders war der kleinere Geselle anzuschauen, dem jener den Vortritt gönnen wollte. Seine Haare waren fest an den Kopf geklebt mit Eiweiß, und nur an den Seiten waren sie in zwei Rollen, gleich Pistolenhalftern, gewickelt; ein ellenlanger Zopf schlängelte sich über seinen Rücken er trug ein stahlgraues Röcklein, rot aufgeschlagen, stak unten in großen Reiterstiefeln und oben in einer reichgestickten Bratenweste, die über sein wohlgenährtes Bäuchlein bis auf die Suie herabfiel, und hatte einen ungeheuren Raufdegen umgeschnallt. Er hatte etwas Gutmütiges in seinem feisten Gesicht, besonders in den Äuglein, die ihm wie einem Hummer hervorstanden. Seine Manoeuvres führte er mit einem ungeheuren Filzhut aus, der auf zwei Seiten aufgeklappt war.
Ich hatte, nachdem ich mich von dem ersten Schrecken erholt, Zeit genug, diese Bemerkungen zu machen; denn die beiden Herren machten wohl mehrere Minuten lang vor der Schwelle die zierlichsten Pas. Endlich riß der Lange auch den zweiten Flügel der Türe auf, nahm den Kleinen unter dem Arm und führte ihn in mein Gemach. Sie hingen ihre Hüte an die Wand, schnallten die Degen ab und setzten sich, ohne mich zu beachten, stillschweigend an den Tisch. "Ist denn heute Fastnacht in Bremen?" sprach ich mir, indem ich über die sonderbaren Gäste nachdachte; und doch tam mir ihre ganze Erscheinung so unheimlich vor, besonders wußte ich mich in ihre starren Blicke, in ihr Schweigen nicht zu finden; ich wollte mir eben ein Herz fassen und sie anreden. als ein neues Geräusch im Keller entstand. Schritte tönten näher, die Türe ging auf, und vier andere Herren, nach derselben alten Mode wie die ersten gekleidet, traten ein. Mir fiel besonders der eine auf, der wie ein Jäger gekleidet war; denn er trug Hetzpeitsche und Jagdhorn und schaute ungemein fröhlich um sich.
Gott grüß' euch! Ihr Herren vom Rheine!" sprach der Lang im roten Rocke im tiefen Baß, indem er aufstand und sich verbeugte "Gott grüß' euch," quiekte der Kleine dazu, "haben uns lange nicht gesehen, Herr Jakobus!
"Frisch auf! Holla und guten Morgen, Herr Matthäus," rief der Jäger dem Kleinen zu, "und auch guten Morgen, Heri Judas! Aber was ist das : Wo sind die Römer, wo Pfeifen und Tabak? Ist der alte Maueresel noch nicht wach aus seinem Sünden schlafs"
"Die Schlafmütze!" erwiderte der Kleine. "Der schläfrige Bengel! Droben liegt er noch in Unser Lieben Frauen Kirchhof aber das Donnerwetter, ich will ihn herausschellen!" Dabei ergriff er eine große Glocke, die auf dem Tische stand, und klingelte und lachte in grellen, schneidenden Tönen. Auch die drei andern Herren hatten Hüte, Stock und Degen in die Ecken gestellt, sich gegenseitg gegrüßt und an den Tisch gesetzt. Zwischen dem Jäger und dem roten Judas sah einer, den sie Andreas nannten. Es war ein überaus zierlicher und feiner Herr, auf seinen schönen, noch jugendlichen Zügen lag ein wehmütiger Ernst, und um die zarten Lippen schwebte ein mildes Lächeln; er trug eine blonde Perücke mit vielen Locken, was mit seinen großen braunen Augen einen auffallenden, aber angenehmen Kontrast bildete. Dem Jäger gegenüber saß ein großer, wohlgemästeter Mann, mit rot ausgeschlagenem Gesicht und einer Purpurnase. hatte die Unterlippe weit herabhängen und trommelte mit den Fingern auf seinem dicken Bauch; sie hießen ihn Philippus.
Ein starkknochiger Mann, fast wie ein Krieger anzuschauen, saß neben ihm; ein mutiges Feuer brannte in seinen dunkeln Augen, ein kräftiges Rot schmückte seine Wangen, und ein dichter Bart umschattete den Mund. Er hieß Petrus.
Wie unter echten alten Trinkern, so wollte unter diesen Gästen das Gespräch nicht recht fortgehen ohne Wein; da erschien eine neue Gestalt in der Türe. Es war ein kleines, altes Männlein mit schlotternden Beinen und grauem Haar; sein Kopf sah aus wie ein Totenkopf, über den man eine dünne Haut gespannt, und seine Augen lagen trübe in den tiefen Höhlen; er schleppte keuchend einen großen Korb herbei und grüsste die Gäste demütig.
"Ha! siehe da, der alte Kellermeister Balthasar," riefen die Gäste ihm entgegen; "frisch heran, Alter, setze die Römer auf und bringe uns Pfeifen! Wo steckst du nur so lang'? Es ist längst Zwölf vorüber."
Der alte Mann gähnte einigemal etwas unanständig und sah überhaupt aus wie einer, der zu lange geschlafen. "Hätte
beinahe den ersten September verschlafen," krächzte er, "ich schlief so hart, und seitdem sie den Kirchhof gepflastert haben, höre ich auch ziemlich schlecht. Wo sind denn aber die andern Herren?" fuhr er fort, indem er Pokale von wunderlicher Form und ans sehnlicher Größe aus dem Korbe nahm und auf den Tisch setzte. "Wo sind denn die andern? Ihr seid erst eurer sechs, und die alte Rose fehlt auch noch.""Setze nur die Flaschen her," rief Judas , "daß wir endlich was zu trinken bekommen, und dann gehe hinüber, sie liegen noch im Faß, poche an mit deinen dürren Knochen und heiße sie aufstehen; sage, wir sitzen schon alle hier."
Aber kaum hatte Herr Judas also gesprochen, als ein großes Geräusch und Gelächter vor der Tür entstand. "Jungfer Rose hoch, hussa, hoch! und ihr Schatz, der Bacchus, hoch!" hörte man von mehreren Stimmen rufen. Die Türe flog auf, die gespenstigen Gesellen am Tische sprangen in die Höhe und schrien; "Sie ist's, sie ist's, Jungfer Rose und Bacchus und die andern! Holla! Jetzt geht das erst recht an!" und dabei stießen sie die Römer zusammen, lachten, und der Dicke schlug sich auf den Bauch, und der blasse Kellermeister warf die Mütze geschickt zwischen den Beinen durch an die Decke und stimmte ein in das heisa he, daß mir die Ohren gellten. Welch ein Anblick! Der hölzerne Bacchus, so auf dem Faß im Keller geritten, war herabgestiegen, nackt wie er war; mit seinem breiten freundlichen Gesicht, mit den klaren Äuglein grüßte er das Volk und trippelte auf kleinen Füßchen in das Zimmer; an seiner Hand führte er ganz ehrbarlich, wie seine Braut, eine alte Matrone von hoher Gestalt und Dicke. Noch weiß ich nicht bis dato, wie es möglich war, daß dies alles so geschehen; aber damals war es mir sogleich klar, daß diese Dame niemand anders sei als die alte Rose , das ungeheure Faß im
Und wie hatte sie sich köstlich aufgeputzt, die alte Rheinländerin! Sie mußte in der Jugend einmal recht schön gewesen sein; denn wenn auch die Zeit einige Runzeln um Stirne und Mund gelegt hatte. wenn auch das frische Rot der Jugend von ihren Wangen verschwunden war, zwei Jahrhunderte konnten die edlen Züge des feinen Gesichts nicht völlig verwischen. Ihre Augenbrauen waren grau geworden, und einige unziemliche, graue Barthaare wuchsen auf ihrem spitzigen Kinn; aber die Haare, die um die Stirn schön geglättet lagen, waren und nur etwas weniges mit Silbergrau gemischt. Auf dem Kopfe trug sie eine schwarze die sich eng an die Schläfe anschloß; dazu hatte sie ein Wams vom feinsten schwarzen Tuche an, und da:: Mieder von Freudenleben Jucheisa, weidlicher Rosenkeller. nußbraun Samtmütze,
rotem Samt, das darunter hervorschaute, war mit silbernen Haken und Ketten geschnürt. Um den Hals trug sie ein breites Halsband von blitzenden Granaten. woran eine goldene Schaumünze befestigt war; ein weiter, faltenreicher Rock von braunem Tuch fie um ihre wohlbeleibte Gestalt, und ein kleines weißes Schürzchen, mit feinen Spitzen besetzt, wollte sich recht schalkhaft ausnehmen An der einen Seite hing ihr eine große Tasche von Leder, an dei andern ein Bund gewaltiger Schlüssel — kur;, sie war eine so ehrbare Frau, als je eine anno 1618 in Köln oder Mainz über die Straße ging.Aber hinter der Frau Rose kamen noch sechs jubelnde Gesellen , die Dreispitzenhüte schwingend, die Perücken schief auf den Kopf gesetzt, mit weitschötzigen Röcken und langen, reichgestickten Westen angetan.
Ehrbarlich und sittsam führte unter dem allgemeinen Jubel Bacchus seine Rose oben an die Tafel; sie verbeugte sich mit großem Anstand gegen die Gesellschaft und ließ sich nieder; an ihrer Seite nahm der hölzerne Bacchus Platz, und Balthasar, der Kellermeister, hatte ihm ein tüchtiges Polster untergeschoben, weil er sonst gar klein und niedrig dagesessen hätte. Auch die andern sechs Gesellen nahmen Platz, und ich merkte jetzt, daß es wohl die zwölf Apostel vom Rheine seien, die hier um die Tafel saßen, sonst aber im Apostelkeller in Bremen liegen.
"Da wären wir ja," sagte Petrus , nachdem der Jubel etwas "da wären wir sa, Wir junges munteres Volk von 1700, und alle wohlbehalten wie sonst. Nun, auf gutes Wohlsein, Jungfer Rose! Auch Sie hat gar nicht gealtert und ist noch so stattlich und hübsch wie vor fünfzig Jahren. Gutes Wohlsein, Sie soll leben und Ihr Liebster, Herr Bacchus , daneben."
"Soll leben, die alte Rose soll leben!" riefen sie und stießen an und tranken; Herr Bacchus aber, der aus einem großen silbernen Humpen trank, schluckte zwei Maß rheinisch ohne viele Beschwerden hinunter, und er ward zusehends dicker davon und größer wie eine Schweinsblase, die man mit Luft füllt.
"Mich gehorsamst zu bedanken, wertgeschätzte Herren Apostel und Vettern," antwortete Frau Rosalia , indem sie sich freundlich verneigte. "Seid Ihr noch immer solch ein loser Schäker, Herr Petrus? Ich weiß von keinem Schatz nicht, und Ihr müßt ein sittsam Mägdlein nicht so in Verlegenheit setzen." Sie schlug die Augen nieder, als sie dies, sagte, und trank ein mächtiges Paß glas aus.
"Schatz," erwiderte ihr Bacchus , indem er sie aus seinen Aeuglein zärtlich anblickte und ihre Hand faßte, "Schatz, ziere dich
doch nicht so; du weißt ja wohl, daß dir mein Herz zugetan schon seit zweihundert Herbsten und daß ich dich karessiere vor allen andern. Sag' an, wann wollen wir endlich feiern das Beilagers""Ach, Ihr loser Schalk," antwortete die alte Jungfrau und wandte sich errötend von ihm ab. "Man kann ja nicht neben Euch sitzen eine Viertelstunde, ohne daß Ihr anfanget mit Euren Karessen . Und ein ehrbares Mädchen muß sich ja schämen, wenn man Euch nur ansieht. Was lauft Ihr denn fast nackt im Keller? Hättet wohl ein Paar Beinkleider entlehnen können auf heute. Da, Balthasar," rief sie, indem sie ihre weiße Schürze abband , "lege dem Herrn diese Schürze um; es ist gar zu unanständig!"
"Wenn du mir einen Kuß gibst, Röschen ," rief Bacchus in verliebter Laune, "so lass' ich mir den Fetzen um den Leib binden. obgleich es ein schlimmer Verstoß gegen mein Kostüm ist; aber was läßt man sich nicht gefallen schöner Frauen wegen?"
Balthasar hatte ihm die Schürze umgebunden, und er neigte sich zärtlich gegen die Rose.
Wenn nur das junge Volk hier nicht dabei wäre," flüsterte sie beschämt, indem sie sich halb zu ihm neigte; — aber unter dem Jubeln und Jauchzen der Zwölfe hatte der Weingott sein Schürzenstipendium nebst Zinsen eingenommen. Dann leerte er seinen Humpen wieder und ward um zwei Fäuste breiter und größer und hub an, mit einer rauhen Weinstimme zu singen:
"Vor allen Schlössern dieser Zeit Lob' ich ein Schloß zu Bremen, An seinen Hallen hoch und weit Darf sich kein Kaiser schämen; Gar seltsam ist es ausstaffiert, Mit schmuckem Hausrat ausgeziert. Doch hat daselbst vor allen Eine Jungfrau mir gefallen. |
Ihr Auge blinkt wie klarer Wein, Ihre Wangen sind nicht bleiche, Wie prächtig ihre Kleider sein, Von lauter schwerem Zeuge; Von Eichenholz ist ihr Gewand, Von Birkenreifen ihre Band Das Mieder. das sie zieret. Mit Eisen ist geschnüret. |
Doch ach, man hat ihr Schlafklosett Mit Riegeln wohl versehen, Dort schlummert sie im Rosenbett, Und ich muß draußen stehen, Drum poch' ich an die Kammertür: Steh auf, mein Schatz, und komm herfür, Damit ich mit dir kose, Mach' auf, herzliebe Rose.' |
So steig' ich jede Mitternacht Zu ihrer Kammer nieder; Nur einmal hat sie aufgemacht, Jetzt will sie nimmer wieder; Und seit ich einmal sie geküsst, Mein Herz von Sehnsucht trunken ist. Nur einmal, Rosamunde, Küss' mich, daß es gesunde." |
"Ihr seid ein Schäker, Herr Bacchus ," sagte Rosa , als er mit einem zärtlichen Triller geendet hatte. "Ihr wißt wohl, daß mich Bürgermeister und Rat unter gar strenger Klausur halten und nicht erlauben, daß ich mit jedwedem mich einlasse."
"Aber mir könntest du doch zuweilen das Kämmerlein öffnen, lieb Röschen!" flüsterte Bacchus. "Mich gelüstet nach der süssen Speise deines Mundes."
"Ihr seid ein Schelm," rief sie lachend, "Ihr seid ein Türke und habt es mit vielen zugleich; meinet Ihr, ich wisse nicht, wie Ihr mit der leichtfertigen Französin sch armiert, mit dem Fräulein von Bordeaux, und mit dem Kreidengesicht, der Champagnerin; geht, geht, Ihr habt einen schlechten Charakter und versteht Euch nicht auf treue deutsche Minne."
"Ja, das sag' ich auch!" rief Judas und fuhr mit der langen, knöchernen Hand nach der Hand der Jungfer Rose. "Das sag' ich auch; drum nehmet mich zu Eurem Galan, liebwerteste Jungfer, und lasset den kleinen, nackten Kerl seiner Französin nachziehen."
"Was?" schrie der Hölzerne und trank im Zorn einige Maß Wein. "Was? Mit dem jungen Faut von 1726 willst du dich abgeben, Röschen? Pfui, schäme dich; was mein nacktes Kostüm betrifft, Herr Naseweis, so kann ich ebensogut, wie Er, eine Perücke aufsetzen, einen Rock umhängen und einen Degen an die Seite stecken; aber ich trage mich so, weil ich Feuer im Leibe habe und mich nicht friert im Keller. Und was Sie da sagt, Jungfer Rose, mit den Französinnen, so ist das gänzlich erlogen.
Besucht habe ich sie zuweilen und mich an ihrem Geiste erlustiert, aber weiter gar nichts; dir bin ich treu, liebster Schatz, und dir gehört mein Herz.""Eine schöne Treue, Gott erbarm's!" erwiderte die Dame. "Was hört man nur aus Spanien, wie Ihr es dort mit dem Frauenzimmer habt? Von der süßlichen Metze, der Xeres, will ich gar nichts sagen, das ist eine bekannte Geschichte; aber wie ist es denn mit der Jungfer Dentilla di Rota und mit der von San Lucarne Und dann mit der Sennora Pietro Ximenes?"
"Alle Teufel, Ihr treibt die Eifersucht auch gar zu weit," rief er ärgerlich, " man kann doch alte Verbindungen nicht ganz aufgeben. Und was die Sennora Pietro ximenes betrifft, so seid Ihr sehr ungerecht; ich besuche sie ja nur aus Freundschaft für Euch, weil sie Eure Verwandte ist."
"Was macht Ihr da für Fabeln? Unsere Verwandte?" murmelten Rose und die Zwölfe untereinander. "Wie das?"
Wißt Ihr denn nicht," fuhr er fort, "daß diese Sennora eigentlich eine Rheinländerin ist? Der ehrsame Don Pietro ximenes hat sie heimgeführt als blutjunge:: Rebstöcklein aus dem Rheingau nach seiner Heimat Spanien, und dort hat sie sich angesiedelt und seinen Familiennamen angenommen. Noch jetzt, obgleich sie den süßen, spanischen Charakter angenommen, noch jetzt hat sie große Änlichkeit mit Euch, wie die Grundzüge des Gesichtes sich in der Familie nicht ganz verlieren. Dieselbe Farbe und jener süsse Dust, jenes feine Aroma ist ihr eigen und macht sie zu Eurer würdigen Base, wertgeschätzte Jungfer Rose."
"Sie soll leben, soll leben!" riefen die Apostel und stiessen an, "Base Ximenes in Hispanien soll leben!"
Jungfer Rose mochte ihrem Galan nicht ganz trauen und stieß mit bittersüsser Miene an; doch schien sie nicht ferner mit ihm hadern zu wollen, sondern sprach weiter.
"Und auch ihr, meine lieben Vettern vom Rhein, seid ihr alle hier? Ja, da ist ja mein zarter, feiner Andreas , mein mutiger Judas , mein feuriger Petrus. Guten Abend, Johannes , wische dir den Schlaf fein aus den Äuglein, du siehst noch ganz trübselig aus; Bartholomäus , du bist unmüßig dick geworden und scheinst träge zu sein. Ha, mein munterer Paulus . und wie fröhlich Jakobus um sich schaut, noch immer der Alte. Aber wie, ihr seid ja zu dreizehn am Tische! Wer ist denn d er dort in fremder Kleidung? Wer hat ihn hieher gebracht:
Gott, wie erschrak ich! Sie schauten alle verwundert auf mich und schienen mit meiner Anwesenheit nicht ganz zufrieden. Aber ich faßte mir ein Herz und sagte: "Mich gehorsamst der werten
Gesellschaft zu empfehlen. Ich bin eigentlich nichts weiter als ein zum Doktor der Philosophie graduierter Mensch und halte mich gegenwärtig hiesigen Orts in dem Wirtshause zur Stadt Frankfurt auf.""Wie wagst du es aber, hieher zu kommen in dieser Stunde, graduiertes Menschenkind?" sprach Petrus sehr ernst, indem er Blitze aus seinen Feueraugen auf mich sprühte. "Du hättest wohl denken können, daß du nicht in diese noble Sozietät gehörst."
"Herr Apostel," antwortete ich und weiß noch heute nicht, woher ich den Mut bekam, wahrscheinlich aus dem Wein; "Herr Apostel, das Du verbitte ich mir fürs erste, bis wir weiter bekannt sind. Und was die noble Sozietät betrifft, in die ich gekommen sein soll, so kam sie zu mir, nicht ich zu ihr; denn ich sitze schon seit drei Stunden in diesem Gemach, Herr!
"Was tut Ihr aber so spät noch im Ratskeller, Herr Doktor?" fragte Bacchus etwas sanfter als der Apostel. "Um diese Zeit pflegt sonst das Erdenvolk zu schlafen."
"Euer Exzellenz," erwiderte ich, "das hat seinen guten Grund. Ich bin ein portierter Freund des edlen Getränkes, das man hier unten verzapft, habe auch durch die Vergünstigung eines wohledlen Senats die Permission erhalten, denen Herren Aposteln und der Jungfrau Rose meinen Besuch abzustatten, was ich auch geziemendst getan."
"Also Ihr trinkt gerne Rheinwein?" fuhr Bacchus fort; "nun, das ist eine gute Eigenschaft und sehr zu loben in dieser Zeit, wo die Menschen so kalt geworden sind gegen diese goldene Quelle."
"Ja, der Teufel hole sie all!" rief Judas. "Keiner will mehr einige Maß Rheinwein trinken, außer hier und da solch ein fahrender Doktor oder vazierender Magister, und diese Hungerleider lassen sich ihn erst noch aufwichsen."
"Muß ganz gehorsamst deprezieren, Herr von Judas ," unterbrach ich den schrecklichen Rotrock. "Nur einige kleine Versuche habe ich getan mit dero Rebenblut von 1700 und etlichen Jahren, und den hat mir allerdings der wackere Bürgermeister einschenken lassen; was Sie aber hier sehen, ist etwas neuer und in barer Münze von mir bezahlt."
"Doktor, ereifert Euch nicht," sagte Frau Rose , " er meint's nicht so böse, der Judas , und er ärgert sich nur und mit Recht, daß die Zeiten so lau geworden."
"Ja! rief Andreas , der feine, schöne Andreas. "Ich glaube, dieses Geschlecht fühlt, daß es keines edlen Trames mehr wert ist; drum sollen sie hier ein Gesöff von allerlei Schnaps und Sirup brauen, heißen es Chateau-Margaux, Sillery, St. Julien
und sonst nach allerlei pompösen Namen und kredenzen es bei ihren Gastmahlen, und wenn sie es saufen, bekommen sie rote Ringe um den Mund, dieweil der Wein gefärbt war, und Kopfweh den andern Tag, weil sie schnöden Schnaps getrunken.""Ha, was war das für ein anderes Leben," führte Johannes die Rede fort, "als wir noch junge, blutjunge Gesellen waren, anno 19 und 26. Auch anno 50 ging es noch hoch her in diesen schönen Hallen. Jeden Abend, es mochte die Sonne scheinen in hellem Frühling oder schneien und regnen im Winter, jeden Abend waren die Stübchen dort gefüllt mit frohen Gästen. Hier, wo wir jetzt sitzen, saß in Würde und Hoheit der Senat von Bremen . stattliche Perücken auf dem Haupte, die Wehre an der Seite, Mut im Herzen und jeder einen Römer vor sich.
"Hier, hier, nicht oben auf der Erde, hier war ihr Rathaus, hier die Halle des Senats; denn hier beim kühlen Weine berieten sie sich über das Wohl der Stadt, über ihre Nachbarn und dergleichen . Wenn sie uneinig in der Meinung waren, so stritten sie sich nicht mit bösen Worten, sondern tranken einander wacker zu, und wenn der Wein ihre Herzen erwägt hatte, wenn er fröhlich durch ihre Adern hüpfte, da war der Beschluß schnell zur Reife gediehen; sie drückten sich die Hände, sie waren und blieben immer Freunde, weil sie Freunde waren des edlen Weines. Am andern Morgen aber war ihnen ihr Wort heilig, und was sie abends ausgemacht im Keller, das führten sie oben im Gerichtssaal aus.
"Schöne, alte Zeiten!" rief Paulus. "Daher kommt es auch, daß noch heutzutage jeder vom Rat ein eigenes Trinkbüchlein, eine jährliche Weinrechnung hat. Den Herren, die alle Abende hier saßen und tranken, war es nicht genehm, allemal in die Tasche zu fahren und ihr Geldsäcklein herauszukriegen. Aufs Kerbholz ließen sie es schreiben, und am Neujahr ward Abrechnung gehalten. und es gibt einige wackere Herren, die noch jetzt oft Gebrauch davon machen; aber es sind deren wenige."
"Ja, ja, Kinder," sprach die alte Rose , "sonst war es anders. so vor fünfzig, hundert, zweihundert Jahren. Da brachten sie abends ihre Weiber und Mädchen mit in den Keller, und die schönen Bremer kinder tranken Rheinwein oder von unserem Nachbar Moseler und waren weit und breit berühmt durch ihre blühenden Wangen, durch ihre purpurroten Lippen, durch ihre herrlichen, blitzenden Augen; jetzt trinken sie allerlei miserables Zeug, als Tee und dergleichen, was weit von hier bei den Chinesen wachsen soll und was zu meiner Zeit die Frauen tranken, wenn sie ein Hüstlein oder sonstige Beschwer hatten. Rheinwein, echten, gerechten Rheinwein können sie gar nicht mehr vertragen denkt euch ums
Himmel: willen, sie gießen spanischen Süßen darunter, daß er ihnen munde; sie sagen, er sei zu sauer.Die Apostel schlugen ein großes Gelächter auf, in das ich unwillkürlich einstimmen mußte, und Bacchus lachte so gräßlich, daß ihn der alte Balthasar halten mußte.
"Ja, die guten alten Zeiten!"rief der dicke Bartholomäus. "Sonst trank ein Bürger seine zwei Maß, und es war, als hätt' er Wasser getrunken, so nüchtern blieb er; jetzt wirft sie ein Römer um. Sie sind aus der Übung gekommen.
"Da trug sich vor vielen Jahren eine schöne Geschichte zu," sagte Fräulein Rose und lächelte vor sich hin.
"Erzähle, erzähle, Jungfer Rose , die Geschichte!" baten alle; sie aber trank bedeutend viel Wein, damit sie eine glatte Kehle bekam, und hub an:
"Anno tausendsechshundert und einige zwanzig, dreißig Jahre war ein großer Krieg in deutschen Landen von wegen des Glaubens; die einen wollten so und die andern anders, und statt, daß sie bei einem Glase Wein die Sache vernünftig besprochen hätten, schlugen sie sich die Schädel ein. Albrecht von Wallenstein, des Kaisers Generalfeldmarschall, , hauste schrecklich in protestantischen Landen. Des erbarmte sich der Schwedenkönig, Gustav Adolf, und kam mit vieler Mannschaft zu Roß und zu Fuß. Es wurden viele Bataillen geliefert, sie hetzten sich herum am Rhein und an der Donau; geschah aber weiter nicht viel, weder vor- noch rückwärts. Zu der Zeit waren Bremen und die andern Hansestädte neutral und wollten es mit keiner Partei verderben. Dem Schweden lag aber daran, durch ihr Gebiet zu ziehen und sich freundlich mit ihnen einzulassen ; darum wollte er einen Gesandten an sie schicken. Weil aber im Reiche bekannt war, daß man in Bremen alles im Weinkeller verhandle und die Ratsherren und Bürgermeister einen guten Schluck hätten, so fürchtete sich der Schwedenkönig, sie möchten seinem Gesandten gar sehr zusetzen mit Wein, daß er endlich betrunken würde und schlechte Bedingungen einginge für die Schweden.
"Nun befand sich aber im schwedischen Lager ein Hauptmann vom gelben Regiment, der ganz erschrecklich trinken konnte. Zwei, drei Maß zum Frühstück war ihm ein kleines, und oft hat er abends zum Zuspitzen ein halb Imi getrunken und nachher gut geschlafen. Als nun der König voll Besorgnis war, sie möchten im Bremer Ratskeller seinem Gesandten allzusehr zusetzen, so erzählte ihm der Kanzler Oxenstierna von dem Hauptmann, Gutkunst hieß er, der so viel trinken könne. Des freute sich der König und ließ ihn vor sich kommen.
"Da brachten sie einen kleinen, hageren Mann; der war ganz
bleich im Gesichte, hatte aber eine große, kupferrote Nase und hellblaue Lippen, Was ganz wunderlich anzusehen war. Der König fragte ihn, wie viel er sich wohl zu trinken getraue, wenn es recht ernstlich zuginge. ,O Herr und König,' antwortete er, .so ernstlich bin ich noch nie daran gekommen, habe mich bis dato auch noch nicht geeicht; der Wein ist nicht wohlfeil, und man kann täglich nicht über sieben, acht Maß trinken, ohne in Schulden zu geraten.' — Nun, wie viel meinst du denn, führen zu können?' fragte der König weiter. Er aber antwortete unerschrocken: ,Wenn Euer Majestät bezahlen wollen, möchte ich wohl einmal zwölf Mäßchen trinken; mein Reitknecht, der Balthasar Ohnegrund , kann es aber noch besser.' Da schickte der König auch nach Balthasar Ohnegrund, dem Knecht des Hauptmanns Gutkunst, und war der Herr schon blaß gewesen und mager, so war es der Diener noch mehr, der ganz aschenfarb aussah, als hätte er sein Leben lang Wasser getrunken."Da ließ nun der König den Hauptmann und Ohnegrund, den Reitknecht, in ein Zelt setzen und einige Fäßlein alten Hochheimer und Nierensteiner anfahren und wollte haben, die beiden sollten sich eichen lassen. Sie tranken von morgens elf Uhr bis abends vier Uhr ein Imi Hochheimer und anderthalb Imi Nierensteiner, und der König ging voll Bewunderung zu ihnen ins Zelt, um zu sehen, wie es mit ihnen stehe. Die beiden Gesellen aber waren wohlauf, und der Hauptmann sagte: .So, jetzt will ich einmal die Degenkoppel abschnallen; dann geht's besser.' Ohnegrund machte aber drei Knöpfe an seinem Koller auf.
"Da entsatzten sich alle, die dies sahen; der König aber sprach: Kann ich bessere Gesandten finden nach der fröhlichen Stadt Bremen als diese?' Und alsobald ließ er dem Hauptmann prächtige Kleider und Waffen geben, wie auch Ohnegrund, dem Reitknecht; denn dieser sollte den Schreiber des Gesandten vorstellen. Der König und der Kanzler unterrichteten den Hauptmann, was er zu sagen hätte bei der Unterhandlung, und nahmen beiden da:, Versprechen ab, daß sie auf der ganzen Reise nur Wasser trinken sollten, damit nachher das Treffen im Keller um so glorreicher würde; Gutkunst aber, der Hauptmann, mußte seine rote Nase mit einer künstlichen Salbe anstreichen, auf daß sie weiß aussah, damit man nicht merke, welch ein Kunde er sei.
"Ganz elendiglich vom vielen Wassertrinken kamen die beiden nach der Stadt Bremen, und nachdem sie bei dem Bürgermeister gewesen, sagte dieser zum Senat .O, was hat uns der Schwede für zwei bleiche, magere Gesellen geschickt; heute abend wollen wir sie in den Ratskeller führen und zudecken. Ich nehme den
Gesandten auf mich ganz allein, und der Doktor Schnellpfeffer muß auf den Schreiber.' So wurden sie denn abends nach der Betglocke feierlichst in den Ratskeller geführt; der Bürgermeister führte Gutkunsten, den Hauptmann, der Doktor Schnellpfeffer, was auch ein guter Trinker war, führte den Reitknecht am Arm, der, als Schreiber angetan, sich recht züchtiglich gebärdete; hinter ihnen gingen viele Ratsherren, die zur Verhandlung geladen waren. Hier in diesem Gemach setzten sie sich um den Tisch und verspeisten zuerst Hasenbraten und Schinken und Heringe, um sich zum Trinken zu rüsten. Dann wollte der Gesandte ganz ehrbar mit der Verhandlung anfangen, und sein Schreiber zog Pergament und Feder aus der Tasche; aber der Bürgermeister sprach: ,Mit nichten also, Ihr edlen Herren; so ist es nicht Gebrauch in Bremen, daß man die Sache also trocken abmacht; wollen einander vorerst auch zutrinken nach Sitte unserer Väter und Großväter.' — ,Kann eigentlich nicht viel vertragen,' antwortete der Hauptmann; .dieweil es aber Seiner Magnifizenz also gefällig, will ich ein Schlücklein zu mir nehmen.' Nun tranken sie sich zu und hielten ein Gespräch über Krieg und Frieden und über die Schlachten, so geliefert worden; die Ratsherren aber, um den Fremden mit gutem Beispiel voranzugehen, tranken sich weidlich zu und bekamen rote Köpfe. Bei jeder neuen Flasche entschuldigten sich die Fremden, wie sie gar den Wein nicht gewohnt wären und er ihnen zu Kopfe steige; des freute sich der Bürgermeister, trank in seiner Herzenslust ein Paßglas um das andere, so daß er nicht mehr recht wußte, was zu beginnen. Aber, wie es zu gehen pflegt in diesem wunderbaren Zustand, er dachte: .Jetzt ist er betrunken, der Gesandte, und auch dem Schreiber hat der Doktor tüchtig zugesetzt', und sprach daher: Nun wollen wir anfangen mit unserem Geschäft.' Das waren die Fremden zufrieden, taten, wie wenn sie voll Weines wären, und tranken auf ihrer Seite den Herren weidlich zu."Da wurde nun gesprochen und getrunken, gehandelt und wieder getrunken, bis der Bürgermeister mitten im Satz einschlief und der Doktor Schnellpfeffer unter dem Tische lag. Da kamen denn die anderen Ratsherren und tranken den Fremden zu und führten die Verhandlung fort; aber trank der Hauptmann lästerlich, so machte es sein Reitknecht noch schlimmer; fünf Küper mussten immer hin- und herlaufen und einschenken; denn der Wein verschwand von dem Tisch, als wäre er in den Sand gegossen worden. So geschah es, daß die Gäste nacheinander den ganzen Rat unter den Tisch tranken bis auf einen.
"Dieser eine aber war ein großer, starker Mann, mit Namen Walther , von welchem man allerlei sprach in Bremen, und
wäre er nicht im Rate gesessen, man hätte ihn längst böser Künste und Zauberei angenagt. Herr Walther war seines Zeichens eigentlich ein Zirkelschmied gewesen, hatte sich aber hervorgetan in seiner Gilde, war unter die Altermänner gekommen und nachher in den Senat. Dieser hielt aus bei den Gästen, trank zweimal so viel als beide, so daß ihnen ganz unheimlich wurde; denn er war so verständig wie zuvor, während der Hauptmann schon trübe Augen bekam und glaubte, es gehe ihm ein Rad im Kopfe herum. So oft der Senator Walther ein Paßglas getrunken, fuhr er mit der Hand unter den Hut, und dem Reitknecht kam es vor, als sähe er ein bläuliches Wölkchen, ganz fein wie Nebel, aus seinem rabenschwarzen Haar hervorsteigen. Ertrank wacker drauf los, bis der Hauptmann Gutkunst selig entschlief und sein Haupt ganz weich auf des Bürgermeisters Bauch legte."Da sprach der Senator Walther mit sonderbarem Lächeln zu dem Schreiber des Gesandten .Lieber Geselle, du führst einen mächtigen Zug; ich vermeine aber, daß du mit dem Roßmegel besser fortkommst als mit der Feder.' Da erschrak der Schreiber und sprach: Wie meinet Ihr dies, Herr! Ich will nicht hoffen, daß Ihr mir Hohn sprechen wollt; bedenket, daß ich Seiner Majestät Gesandtschaftsschreiber bin.'
Hoho!' rief der andere mit schrecklichem Lachen, ,seit wann haben denn ordentliche Gesandtschaftsschreiber solche Kittel an und führen solche Federn bei der Sitzung?' Da sah der Reitknecht auf sein Kleid und bemerkte mit großem Schrecken, daß er seinen gewöhnlichen Stallkittel anhabe; er sah auf seine Hand, und siehe da, statt der Feder hielt er eine ganz gemeine Kratzbürste. Da entsetzte er sich und sah sich verraten und wußte nicht, wie ihm geschah. Herr Walther aber lächelte seltsam und höhnisch und trank ihm einen Humpen von anderthalb Maß zu auf einen Zug, fuhr dann mit der Hand hinter die Ohren, und der Reitknecht sah ganz deutlich, wie ein feiner Nebel aus seinem Kopfe kam. ,Gott soll mich bewahren, Herr, daß ich fürder mit Euch trinke!' rief er. Ihr seid ein Schwarzkünstler, wie ich nun vermute, und könnt mehr als Brot essen.'
Darüber wäre noch vielerlei zu sagen,' antwortete Walther ganz ruhig und freundlich; ,aber es würde dir auch nicht viel helfen, wertgeschätzter Stallknecht und Roßkamm, wenn du mir fürder zusetztest mit Trinken; mich trinkst du nicht unter den Tisch, wasmaßen ich einen kleinen Hahnen in mein Gehirn geschraubt habe, durch welchen der Weindunst wieder herausfährt. Schau zu!' Dabei trank er ein großes Paßglas aus, wandte seinen Kopf herüber zu dem Reitknecht Ohnegrund, strich sein Haar zurück,
und siehe da, in seinem Kopfe steckte ein kleiner silberner Hahn wie an einem Faß; da drehte er den Zapfen um, und ein bläulicher Dunst strömte hervor, so daß ihm der Weingeist keine Beschwerden machte in der Hirnkammer."Da schlug der Reitknecht vor Verwunderung die Hände zusammen und rief: ,Das ist einmal eine schöne Erfindung, Herr Zauberer! Könnet Ihr mir nicht auch so ein Ding an den Kopf schrauben um Geld und gute Worte?' — ,Nein, das geht nicht,' antwortete jener bedächtig; ,da seid Ihr nicht erfahren genug in geheimer Wissenschaft; aber ich habe Euch liebgewonnen wegen Eurer absonderlichen Kunst im Trinken darum möchte ich Euch gerne dienen, wo ich kann. Zum Beispiel, es ist gegenwärtig die Stelle des Kellermeisters vakant allhier. Balthasar Ohnegrund, verlass den Dienst dieser Schweden, wo es doch noch mehr Wasser als Wein gibt, und diene dem wohledlen Rat dieser Stadt; wenn wir auch einige Lasten Wein mehr brauchen des Jahre , die du heimlich saufest, das tut nichts, ein solcher Kapitalkerl hat uns längst gefehlt; Balthasar Ohnegrund, ich mache dich morgen zum Kellermeister, wenn du willst. Willst du nicht, so ist's auch gut; dann weiß aber morgen die ganze Stadt, daß uns der Schwede einen Reitknecht als Schreiber geschickt.' Dieser Vorschlag mundete dem Balthasar wie edler Wein; er tat einen Blick in dieses unermeßliche Weinreich, schlug sich auf den Magen und sagte: ,Ich will's tun. Nachher machten sie noch allerhand Punkte aus, wie es gehalten werden solle nach Ohnegrunds zeitlichem Hinscheiden mit seiner armen Seele. Er wurde Kellermeister; der Hauptmann Gutkunst aber zog mit zweideutigen Bedingungen ab ins schwedische Lager, und als nachher die Kaiserlichen in die Stadt kamen, war der Bürgermeister und Senat froh, daß sie sich mit dem Schweden nicht zu tief eingelassen, obgleich keiner recht wußte, wie es so gekommen war."
So erzählte die Rose , die Apostel und ich dankten ihr und lachten sehr über die beiden Gesandten; Paulus aber fragte: "Und Balthasar Ohnegrund, der wackere Kunde, was ist aus ihm geworden? Blieb er Kellermeisters" Die Rose aber wandte sich um mit Lächeln, deutete auf eine Ecke des Gemaches und sagte: Dort sitzt er ja noch wie vor zweihundert Jahren, der wackere Zecher." Mir graute, als ich hinsah. Eine bleiche, abgehärmte Gestalt saß in der Ecke, schluchzte und weinte sehr und trank dazu sehr viel Rheinwein. Aber es war niemand anders als eben der Kellermeister Balthasar, der aus Unser Lieben Frauen Kirchhof herabgekommen war, nachdem ihn Matthäus aus dem Schlafe geschellt.
"Nun, alter Balthasar ," rief ihm Jakobus zu, "du
hast also als Reitknecht gedient beim Hauptmann Gutkunst und warst sogar Gesandtschaftsschreiber oder Sekretär, ehe du Kellermeister wurdest? Was machte denn der Herr, so den Hahnen im Hirnkasten hatte, für Bedingnisse?""O Herr!" stöhnte der alte Kellermeister aus tiefer Seele, und es war, als ob ihn der ewige Tod auf dem Fagott begleitete, so greulich tönte es aus seiner Brust, " o Herr! fordert nicht von mir, daß ich es sage."
"Heraus damit!" schrien die Apostel. "Was wollte er mit dem Spiritusableiter? Der Weingeistschröpfer, was wollte er?"
"Meine Seele."
"Armer Kerl," sagte Petrus sehr ernst. "Und um was wollte er deine arme Seele?"
"Um Wein," murmelte er dumpf, und mir war es, als ob eine Stimme ohne Hoffnung spräche.
"Rede deutlicher, Alter, wie hat er es gemacht mit deiner Seele?" Er schwieg lange; endlich sprach er: "Warum dies erzählen, ihr Herren? Es ist grausig, und ihr versteht doch nicht. was es heißt, eine Seele verlieren."
"Wohl wahr," sprach Paulus. "Wir sind fröhliche Geister und schlummern im Weine und freuen uns ewiger, ungetrübter Herrlichkeit und Freude. Darum kann uns aber auch kein Grauen anwandeln; denn wer hat Macht über uns, daß er uns elend mache oder uns schrecke? Darum erzähle!"
"Aber es sitzt ein Mensch am Tisch, der kann es nicht vertragen," sprach der Tote; " vor ihm darf ich es nicht sagen.
"Nur zu, immer zu," erwiderte ich, an allen Gliedern schauernd, "ich kann eine hinlängliche Dosis Schauerliches ertragen, und was ist es am Ende, als daß Euch der Teufel geholt?"
"Herr, es wäre Euch besser, Ihr betetet," murmelte der Alte. Aber Ihr wollt es so haben, so höret: Der Mensch, der in jener Nacht in diesem Zimmer bei mir saß, — es war ein böses Ding mit ihm der hatte seine Seele dem Bösen verhandelt, und es war dabei bedingt, daß er sich loskaufen könnte durch eine andere Seele. Schon viele hatte er auf dem Korn gehabt; aber allemal waren sie ihm wieder entgangen. Mich faßte er besser. Ich war wild aufgewachsen ohne Unterricht, und das Leben im Kriege ließ mich nicht viel nachdenken. Wenn ich so über ein Schlachtfeld ritt und der Mondschein herabfiel und Freund und Feind niedergemähet dalagen, da dachte ich: Sie sind jetzt halt tot und leben nicht mehr. Von der Seele hielt ich nicht viel und von Himmel und Hölle noch weniger. Aber weil man so kurz lebt, wollte ich's Leben recht genießen, und Wein und Spiel waren mein Element. Das hatte mir
der Höllenknecht abgemerkt und sprach zu mir in jener Nacht: So zwanzig, dreißig Jahre zu leben in diesem Kellerreich, in diesem Weinhimmel zu trinken nach Herzenslust, nicht wahr, Balthasar, das müsste ein Leben sein?' — "Ja, Herr," sprach ich, aber wie könnte ich dies verdienen?" — ,An was liegt dir mehr,' fuhr er fort, ,hier recht zu leben nach Herzenslust auf der Erde, hier im Keller, oder an den Geschichten, die sich nachher begeben, wo man gar nicht weiß, ob man nur noch lebt und Wein trinkt? Ich tat einen gräßlichen Schwur und sagte: "Meine Gebeine werden dahin fahren, wo die Gebeine meiner Gesellen liegen. Ist der Mensch tot, so fühlt er nicht und denkt nicht. Habe es an manchem Kameraden erlebt, dem die Kugel das Hirn zerschmetterte; darum will ich leben und lustig sein." Er aber sprach zu mir: ,Wenn du Verzicht leisten willst auf das, was nachher kommt, so ist es ein Leichtes, dich hier zum Kellermeister zu machen; schreibe nur deinen Namen in dies Büchlein und tue einen recht tüchtigen Schwur dazu.' — "Was nachher mit mir geschieht, das kümmert mich nicht," sprach ich; "Kellermeister will ich hier sein immerdar und ewiglich, solange ich bin, und der Teufel, oder wer will, kann das andere haben, alle', wenn sie mich einst einscharren.""Als ich so gesprochen, waren wir nicht mehr zu zwei, sondern ein Dritter saß neben mir und hielt mir das Büchlein hin zum Unterschreiben. Der aber, der dies tat, war nicht der Zirkelschmied, sondern ein anderer."
"Wer war es denn? Sag' an!" riefen die Apostel ungeduldig.
Die Augen des alten Kellermeisters funkelten greulich, und seine bleichen Lippen bebten. Er setzte mehrere Male an, um zu sprechen; aber ein Krampf schien ihm die Kehle zuzuschnüren. Dann blickte er auf einmal fest und mutig in eine dunkle Ecke, trank sein Glas aus und warf es an die Erde. "Was hilft alle Reue, alter Balthasar!" sprach er, indem große Tränen in seinen Wimpern hingen. "Der bei mir saß — war der Teufel."
Es war bei diesen Worten unheimlich, bis zur Verzweiflung unheimlich in dem Gemach. Die Apostel schauten ernst und schweigend in ihre Römer. Bacchus hatte das Gesicht in die Hände gedrückt, und die Rose war bleich und stille. Kein Atemzug rührte sich, man hörte nur, wie in dem Totenkopf des Alten die Zähne schaudernd aneinander klapperten.
"Mein Vater hatte mich gelehrt, meinen Namen zu schreiben, als ich noch ein kleiner, frommer Knabe war. Ich unterschrieb ihn ins Buch, das mir der andere mit seinen Krallen vorhielt. Von da an ging mir ein Leben auf in Saus und Braus. In ganz Bremen gab es keinen Mann so fröhlich als den Kellermeister Balthasar,
und getrunken habe ich, was der Keller Gutes und Köstliches hatte. Zur Kirche ging ich nie, sondern wenn sie zusammenläuteten, schritt ich hinab zum besten Faß und schenkte mir ein nach Herzenslust. Als ich alt wurde, kam oft ein Grauen über mich, und es fröstelte mir durch die Glieder, wenn ich ans Sterben dachte. Hatte zwar kein Weib, das um mich jammerte, aber auch keine Kinder, die mich trösteten; da trank ich denn, wenn die Todesgedanken über mich kamen, bis ich von Sinnen war und schlief. So trieb ich's lange Jahre, mein Haar war grau, meine Glieder schwach, und ich sehnte mich, zu schlafen im Grabe. Da war mir eines Tages, als sei ich erwacht und könne doch nicht recht erwachen. Die Augen wollten sich nicht auftun, die Finger waren steif, als ich mich aus dem Bette heben wollte, und die Beine lagen starr wie ein Stück Holz. An mein Bett aber traten Leute, betasteten mich und sprachen: .Der alte Balthasar ist tot.'"Tot," dachte ich und erschrak, "tot und nicht schlafen? Tot bin ich und denken" Mich erfaßte eine unnennbare Angst, ich fühlte, wie mein Herz stille stand, und wie sich doch etwas in mir regte und in sich zusammenzog und bange, bange war. Das war mein Körper nicht; denn er lag steif und tot. Was war es denn?"
"Deine Seele!" sprach Petrus dumpf. "D eine Seele!" flüsterten die andern ihm nach.
"Da maßen sie meine Länge und Breite, um die sechs Brettlein fertig zu machen, und legten mich hinein und ein hartes Kissen von Hobelspänen unter meinen Schädel und nagelten die Bahre zu, und meine Seele wurde immer ängstlicher, weil sie nicht schlafen konnte. Dann hörte ich die Totenglocke läuten auf der Domkirche; sie hoben mich auf, und kein Auge weinte um mich. Sie trugen mich auf Unser Lieben Frauen Kirchhof, dort hatten sie mein Grab gegraben; noch höre ich die Seile schwirren, die sie heraufzogen, als ich unten lag; dann warfen sie Steine und Erde herab, und es ward stille um mich her.
"Aber meine Seele zitterte heftiger, als es Abend wurde, als es zehn Uhr, elf Uhr schlug auf allen Glocken. Wie wird es dir gehen, wie wird es dir gehens dachte ich bei mir. Ich wußte noch ein Gebetlein aus alter Zeit, das wollte ich sprechen; aber meine Lippen standen still. — Da schlug es zwölf Uhr, und mit einem Ruck war die schwere Grabesdecke abgerissen, und auf meinen Sarg geschah ein schrecklicher Schlag." —
Ein Schlag, daß die Hallen dröhnten, sprengte jetzt eben die Türe des Gemaches auf, und eine große, weiße Gestalt erschien auf der Schwelle. Ich war durch Wein und die Schrecknisse dieser Nacht so exaltiert und außer mir selbst gebracht, daß ich nicht
aufschrie, nicht aufsprang, wie wohl sonst geschehen wäre, sondern geduldig das Schreckliche anstarrte, das jetzt kommen sollte. Mein erster Gedanke war nämlich: "Jetzt kommt der Teufel."Habt ihr je im Don Juan jenen bangen Moment geschaut, wo Tritte dumpf und immer näher tönen, wo Leporello schreiend zurückkommt und die Statue des Gouverneurs, ihrem Streitroß auf dem Monument entstiegen, zum Gastmahl kommt? Riesengroß , mit abgemessenem, dröhnendem Schritt, ein ungeheures Schwert in der Hand, gepanzert, aber ohne Helm, trat die Gestalt ins Gemach. Sie war von Stein, das Gesicht steif und seelenlos. Aber dennoch tat sich der steinerne Mund auf und sprach: "Gott grüß' euch, vielliebe Reben vom Rheine! Muß doch das schöne Nachbarskind besuchen an ihrem Jahrestag. Gott grüß' Euch, Jungfrau Rose! Darf ich auch Platz nehmen in eurem Gelaggaden?"
Sie schauten alle verwundert nach der riesigen Statue. Frau Rose aber brach das Stillschweigen, schlug vor Freude die Hände zusammen und schrie: "Ei, du meine Güte! 's ist ja der steinerne Roland, so seit vielen hundert Jahren auf dem Domhofe in der lieben Stadt Bremen steht. Ei, das ist schön, daß Ihr uns die Ehre antut, Herr Ritter! Leget doch Schild und Schwert ab und machet es Euch bequem; wollet Ihr Euch nicht obenan setzen an meine Seiten O Gott, wie mich das freut!"
Der hölzerne Weingott, so indessen wieder um ein Erkleckliches gewachsen, warf mürrische Blicke bald auf den steinernen Roland, bald auf die naive Dame seines Herzens, die ihre Freude so laut und unverhohlen ausgelassen. Er murmelte etwas von ungebetenen Gästen und strampelte ungeduldig mit den Beinen. Aber Rose drückte ihm unter dem Tische die Hand und beschwichtigte ihn durch süße Blicke. Die Apostel waren näher zusammengerückt und hatten dem steinernen Gast einen Stuhl neben dem alten Fräulein eingeräumt. Erlegte Schwert und Schild in die Ecke und setzte sich ziemlich ungelenk auf das Stühllein; aber ach, dies war für ehrsame Bremer Stadtkinder und nicht für einen steinernen Riesen gemacht; es knackte, als er sich setzte, moin zusammen, und so lang er war, lag er im Gemach.
"Schnödes Geschlecht, das solche Hitschen zimmert, worauf zu meiner Zeit nicht einmal ein zartes Fräulein hätte sitzen können, ohne mit dem Sitz durchzubrechen!" sagte der Heros und stand langsam auf; der Kellermeister Balthasar aber rollte ein Halb eimerfaß herbei an den Tisch und lud den Ritter ein, Platz zunehmen. Es knackten nur ein paar Dauben, als er sich setzte; aber das Faß hielt aus. Dann bot ihm der Kellermeister ein großes Römerglas mit Wein; er faßte es mit der breiten, steinernen Faust, aber trach!
war es entzwei, daß ihm der Wein über die Finger lief. "Ei, Ihr hättet auch die Handschuhe von Stein füglich ablegen können," sprach Balthasar ärgerlich und kredenzte ihm einen silbernen Becher, so ein Maß hielt und in früherer Zeit Tummler genannt wurde. Der Ritter faßte ihn, drückte nur einige unbedeutende Buckeln in den Becher, sperrte das steinerne Maul auf und goß den Wein hinab."Wie mundet Euch der Wein?" fragte Bacchus den Gast; Ihr habt wohl lange keinen getrunken?"
"Er ist gut, bei meinem Schwert! Sehr gut! Was ist es für Gewächs?"
Roter Engelheimer, gestrenger Herr!" antwortete der Kellermeister.
Das steinerne Auge des Ritters bekam Leben und Glanz, als er dies hörte: die gemeißelten Züge verschönerte ein sanftes Lächeln, und vergnüglich schaute er in den Becher.
"Engelheim! Du süßer, trauter Name!" sprach er. "Du edle Burg meines ritterlichen Kaisers; so nennt man also noch in dieser Zeit deinen Namen, und die Reben blühen noch, die Karl einst pflanzte in seinem Engelheim? Weiß man denn auch von Roland noch etwas auf der Welt und von dem großen Karolus, seinem Meister?"
"Das müßt Ihr den Menschen dort fragen," erwiderte Judas, "wir geben uns mit der Erde nicht mehr ab. Ernennt sich Doktor und Magister und muß Euch Bescheid geben können über sein Geschlecht."
Der Riese richtete sein Auge fragend auf mich, und ich antwortete: : "Edler Paladin! Zwar ist die Menschheit in dieser Zeit lau und schlecht geworden, ist mit dem hohlen Schädel an die Gegenwart genagelt und blickt nicht vor-, nicht rückwärts; aber so elend sind wir doch nicht geworden, daß wir nicht der großen, herrlichen Gestalten gedächten, die einst über unsere Vatererde gingen und ihren Schatten werfen noch bis zu uns. Noch gibt es Herzen, die sich hinüberretten in die Vergangenheit, wenn die Gegenwart zu schal und trübe wird, die höher schlagen bei dem Klang großer Namen und mit Achtung durch die Ruinen wandeln, wo einst der große Kaiser saß in seiner Zelle, wo seine Ritter um ihn standen, wo Eginhard bedeutungsvolle Worte sprach und die traute Emma dem treuesten seiner Paladine den Becher kredenzte. Wo man den Namen Eures großen Kaisers ausspricht, da ist auch Roland unvergessen, und wie Ihr ihm nahe standet im Leben, so enge seid Ihr mit ihm verbunden in Lied und Sage und in den Bildern der Erinnnerung. Der letzte Ton Eures Hifthorns tönt noch immer
aus dem Tal von Ronceval durch die Erde und wird tönen, bis er sich in die Klänge der letzten Posaune mischt."So haben wir nicht vergebens gelebt, alter Karl!" sprach der Ritter, "die Nachwelt feiert unsere Namen.
"Ha!" rief Johannes feurigen Mutes, "diese Menschen wären auch wert, Wasser aus dem Rhein zu saufen, statt des Rebenblutes seiner Hügel, wenn sie den Namen des Mannes vergessen hätten, der zuerst die Reben pflanzte im Rheingau. Auf, ihr trauten Gesellen und Apostel, stoßet an, unser herrlicher Stammvater lebe, es lebe Kaiser Karl der Große!"
Die Römer klangen; aber Bacchus sprach: "Ja, es war eine schöne, herrliche Zeit, und ich freue mich ihrer wie vor tausend Jahren. Wo jetzt die wundervollen Weingärten stehen vom Ufer bis hinauf an die Rücken der Berge und hinauf und hinab im Rheintal Traube an Traube sich schlingt, da lag sonst wüster, düsterer Wald. Da schaute einst Kaiser Karl aus seiner Burg in Engelheim an den Bergen hin; er sah, wie die Sonne schon im März so warm diesen Hügel begieße und den Schnee hinabrolle in den R .gani, wie so frühe die Bäume dort sich belauben und das junge Gras dem Frühling voraneile aus der Erde. Da erwachte in ihm der Gedanke, Wein zu pflanzen, wo sonst der Wald lag.
"Und ein geschäftiges Leben regte sich im Rheingau bei Engelheim; ; der Wald verschwand, und die Erde war bereit, den Weinstock aufzunehmen. Da schickte er Männer nach Ungarn und Spanien, nach Italia und Burgund, nach der Champagne und nach Lothringen und ließ Reben herbeibringen und senkte die Reiser in der Erde Schoß.
"Da freute sich mein Herz, daß er mein Reich ausbreite im deutschen Lande, und als dort die ersten Reben blühten, zog ich ein im Rheingau mit glänzendem Gefolge; wir lagerten auf den Hügeln und schafften in der Erde und schafften in den Lüften, und meine Diener breiteten die zarten Netze aus und fingen den Frühlingstau auf, daß er den Reben nicht schade; sie stiegen hinauf und brachten warme Sonnenstrahlen nieder, die sie sorgsam um die kleinen Beerlein gossen, schöpften Wasser im grünen Rhein und tränkten die zarten Wurzeln und Blätter. Und als im Herbst das erste zarte Kind des Rheingaues in der Wiege lag, da hielten wir ein großes Fest und luden alle Elemente zur Feier ein. Und sie brachten köstliche Geschenke und legten sie dem Kindlein als Angebinde in die Wiege. Das Feuer legte seine Hand auf des Kindes Augen und sprach: .Du sollst mein Zeichen an dir tragen ewiglich; ein reines, mildes Feuer soll in dir wohnen und dich wert machen vor allen andern.' Und die Luft in zartem, goldenem
Gewande kam heran, legte ihre Hand auf des Kindes Haupt und sprach: ,Zart und licht sei deine Farbe, wie der goldene Saum des Morgens auf den Hügeln, wie das goldene Haar der schönen Frauen im Rheingau. ' Und das Wasser rauschte heran in silbernen Kleidern, bückte sich auf das Kind und sprach: ,Ich will deinen Wurzeln immer nahe sein, daß dein Geschlecht ewig grüne und blühe und sich ausbreite, so weit mein Rheinstrom reicht. ' Aber die Erde kam und küßte das Kindlein auf den Mund und wehte es an mit süßem Atem. ,Die Wohlgerüche meiner Kräuter, ' sprach sie, .die herrlichsten Düfte meiner Blumen habe ich für dich gesammelt zum Angebinde. Die köstlichsten Salben aus Ambra und Myrrhen werden gering sein gegen deine Düfte, und deine lieblichsten Töchter wird man nach der Königin der Blumen heißen — die Rosen.'"So sprachen die Elemente; wir aber jubelten über die herrlichen Gaben, schmückten das Kindlein mit frischem Weinlaub und schickten es dem Kaiser in die Burg. Und er erstaunte über die Herrlichkeit des Rebenkindes, hat es fortan gehegt und gepflegt und die Rebe am Rhein seinen herrlichsten Schätzen gleich geachtet."
"Andreas!" rief Jungfrau Rose. "Lieber Vetter, du hast solch eine schöne, zarte Stimme —willst du nicht singen zum Ruhme des Rheingaues und seiner Weines"
"Wenn es Euch erheitert, edle Jungfrau, und Euch nicht Beschwerde macht, edler Bacchus , wie auch Euch nicht unangenehm ist, mein Herr und Ritter Roland , so will ich eines singen." Und er sang eine schöne Weise voll zarter Töne und Worte, klangvoll und zierlich gefüget, so daß man wohl merken konnte, es sei ein Lied eines alten Meisters von 1400 oder 1500. Verflogen sind seine Worte aus meinem Gedächtnis; aber seine Weise möchte ich doch wohl finden, denn sie war einfach und schön, und Petrus begleitete ihn mit einem sonoren, herrlichen Sekund. Die Lust des Gesanges schien über alle herabzukommen; denn als Andreas geendet, sang Judas unaufgefordert ein Lied, und ihm folgten die übrigen. Selbst Rose , so sehr sie sich zierte, mußte ein Lied von 1615 singen, das sie mit angenehmer, etwas zitternder Stimme vortrug. Mit dröhnendem Baß sang Roland eine Kriegshymne der Franken, von welcher ich nur einige Worte verstand, und endlich , als sie alle gesungen, schauten sie auf mich, und Rose nickte mir zu, etwas zu singen. Da hub ich denn an:
"Am Rhein, am Rhein, da wachsen unsre Reben, Da wächst ein deutscher Wein, Da wachsen sie am Ufer hin und geben Uns diesen Labewein." |
Sie lauschten, als sie diese Worte hörten, sie nickten sich zu und rückten näher zusammen; und die Entfernteren streckten die Köpfe vor, als wollten sie kein Wort verlieren. Mutiger erhob ich meine Stimme, lauter und immer lauter ward mein Gesang; denn es wogte in mir wie Begeisterung, vor solchem Publikum zu singen. Die alte Rose nickte den Text mit dem Kopfe und summte den Chorus leise, leise mit, und Freude und Stolz blickten aus den Augen der Apostel. Und als ich geendet, drängten sie sich zu, küßten mir die Hände, und Andreas hauchte einen Kuß auf meine Lippen.
"Doktor!" rief Bacchus , "Doktor, welch ein Lied! Wie geht einem da das Herz auf! Herzensdoktor, hast du das Lied gedichtet in deinem eigenen graduierten Gehirn?"
"Nein, Euer Exzellenz! Solch' ein Meister des Gesanges bin ich nicht. Aber den, der es gedichtet, haben sie längst begraben; er hieß Matthias Claudius!"
"Sie haben — einen guten Mann begraben," sagte Paulus. "Wie klar und munter ist das Lied, so klar und helle wie echter Wein, so mutig und munter wie der Geist, der im Weine wohnet, und gewürzt mit Scherz und Laune, die wie ein würziger Duft aus dem Römer steigen; der Mann hat gewiß verstanden, welch gutes Ding es um ein Glas lautem Weines ist."
"Herr, er ist lange tot, das weiß ich nicht; aber ein anderer großer Sterblicher hat gesagt' ,Guter Wein ist ein gutes, geselliges Ding, und jeder Mensch kann sich wohl einmal von ihm begeistern lassen!' Und ich denke, der alte Matthias hat auch so gedacht unter guten Freunden; hätte ja sonst solch ein schönes Lied nicht machen können, das noch heute alle fröhlichen Menschen singen, die im Rheingau wandeln oder edeln Rheinwein trinken."
"Singen sie das?" rief Bacchus. "Nun seht, Doktor, das freut mich, und so gar miserabel muß Euer Geschlecht doch nicht geworden sein, wenn sie so klare, schöne Lieder haben und singen."
"Ach, Herr!" sprach ich bekümmert, "es gibt der Überschwänglichen gar viele: das sind die Pietisten in der Poesie, und wollen solch Lied gar nicht für ein Gedicht gelten lassen, wie manchen Frömmlern das Vaterunser nicht mystisch genug zum Beten ist."
"Es hat zu jeder Zeit Narren gegeben, Herr," erwiderte mir Petrus , "und jeder fegt am besten vor seiner eigenen Türe. Aber weil wir gerade bei seinem Geschlecht sind — erzähl er uns doch, wie es auf der Erde ging im letzten Jahr!"
"Wenn es die Herren und Damen interessiert," — sprach ich zögernd.
"Immer zu," rief Roland , "wegen meiner könntet Ihr die letzten fünfhundert Jahre erzählen; denn auf meinem Domhof sehe ich nichts als Zigarrenmacher, Weinbrauer, Pfarrer und alte Weiber." Auch die übrigen stimmten mit ein; ich hub also an:
"Was zuerst die deutsche Literatur betrifft —"
"Halt, anna tabula!" rief Paulus. "Was scheren wir uns um Euer miserables Geschmier, um Eure kleinlichen, ekelhaften Gassensireite und Kneipenraufereien, um Eure Poetaster, Afterpropheten und —"
Ich erschrak; wenn diesen Leuten nicht einmal unsere wunderherrliche, magnifike Literatur interessant war, was konnte ich ihnen denn sagen? Ich besann mich und fuhr fort: "Offenbar hat Joco im letzten Jahre, was das Theater anbelangt —"
"Theater? Geht mir weg!" unterbrach Andreas. "Was sollen wir von Euren Puppenspielen, Marionettenkomödien und sonstigen Torheiten hören! Meinet Ihr etwa, uns komme viel darauf an, ob einer Eurer Lustspieldichter ausgepfiffen wurde oder nicht? Habt Ihr denn dermalen gar nichts Interessantes, nichts Welthistorisches, das Ihr etwa erzählen könntet?"
"Ach, daß Gott erbarm," erwiderte ich, "bei uns ist die Welthistorie ausgegangen; wir haben in diesem Fach nur noch den Bundestag in Frankfurt. Bei unsern Nachbarn höchstens gibt es noch hin und wieder etwas; zum Beispiel in Frankreich haben die Jesuiten wieder Macht gewonnen und das Zepter an sich gerissen, und in Rußland sollte es eine Revolution geben."
"Ihr verwechselt die Namen, Freund!" sagte Judas , "Ihr wolltet sagen, in Rußland sind die Jesuiten wieder eingezogen, und in Frankreich sollte es eine Revolution geben."
"Mitnichten, Herr Judas von Ischarioth ," antwortete ich, "so ist es, wie ich gesagt."
"Ei der tausend!" murmelten sie nachdenklich, " das ist ja ganz sonderbar und verkehrt!" — "Und" , fragte Petrus , "keinen Krieg gibt es nicht?"
"Ein klein wenig; wird aber bald vollends zu Ende sein, — in Griechenland gegen die Türken.
"Ha! das ist schön," rief der Paladin und schlug mit der steinernen Faust auf den Tisch. "Hat mich schon vor vielen Jahren geärgert, daß die Christenheit so schnöde zuschaute, wie der Muselmann dies herrliche Volk in Banden hielt; das ist schön, wahrlich! Ihr lebt in einer schönen Zeit, und Euer Geschlecht ist edler, als ich dachte. Also die Ritter von Deutschland und Frankreich, von Italien, Spanien und England sind ausgezogen, wie einst unter Richard Löwenherz, die Ungläubigen zu bekämpfen? Die Genueser Flotte schifft im
Archipel, die Tausende der Streiter überzusetzen, die Oriflamme naht sich Stambuls Küsten, und Österreichs Banner weht im ersten Reihen? Ha, zu solchem Kampfe möchte ich selbst noch einmal mein Roß besteigen, mein gutes Schwert Durande ziehen und in mein Hifthorn stoßen, daß alle Helden, die da schlafen, aufstünden aus den Gräbern und mit mir zögen in die Türkenschlacht.""Edler Ritter," antwortete ich und errötete vor meiner Zeit, "die Zeiten haben sich geändert. Ihr würdet wahrscheinlich als Demagoge verhaftet werden bei sotanen Umständen und Verhältnissen ; denn weder Habsburgs Banner, noch die Oriflamme, weder Englands Harfe, noch Hispaniens Löwen sieht man in jenen Gefechten ."
"Wer ist es denn, der gegen den Halbmond schlägt, wenn es nicht diese sind?"
Die Griechen selbst."
"Die Griechen? Ist es möglich?" rief Johannes. "Und die andern Staaten, wo sind denn diese beschäftigt?"
"Noch haben sie Gesandte bei der Pforte."
"Mensch, was sagst du?" sprach Roland , starr vor Staunen. Kann man es ignorieren, wenn ein Volk um seine Freiheit kämpfte Heilige Jungfrau, was ist dies für eine Welt! Wahrlich, das möchte einen Stein erbarmen!" Er quetschte im Zorn, während er die letzten Worte sprach, den sibernen Becher wie dünnes Zinn zusammen , daß der Wein dann hoch an die Decke spritzte, fuhr rasselnd auf vom Tisch, nahm seine Tartsche und sein langes Schwert und schritt düster mit dröhnenden Schritten aus dem Gemach.
"Ei, was ist der steinerne Roland für ein zorniger Kumpan!" murmelte Rose , nachdem er die Pforte klirrend zugeworfen, indem sie etliche Weintropfen, die sie benetzten, vom Busentuch abschüttelte. "Will der steinerne Narr auf seine alten Tage noch zu Felde ziehen! Wenn er sich sehen ließe, sie steckten ihn gleich ohne Barmherzigkeit als Flügelmann unter die Brandenburger Grenadiere; denn die Größe hat er."
"Jungfer Rose ," erwiderte ihr Petrus , "zornig ist er, das ist wahr, und er hätte können auf andere Weise davongehen; aber bedenket, daß er einst Furioso , wahnsinnig war und noch ganz andere Sachen getan als silberne Becher zerquetscht und Frauenzimmer mit Wein besudelt. Und genau beim Lichte besehen, kann ich ihm seinen Unmut auch nicht verdenken; war er doch einmal ein Mensch und dazu ein herrlicher Paladin des großen Kaisers ein tapferer Ritter, der, wenn es Karl gewollt hätte, allein gegen tausend Muselmannen zu Felde gezogen wäre. Da hat er sich denn geschämt und ist unmutig geworden,"
"Laßt ihn laufen, den steinernen Necken!" rief Bacchus. Hat mich geniert, der Bursche, hat mich geniert. Er paßt nicht unter uns, der Lümmel von zehn Schuh, er sah immer höhnisch auf mich herab. Die ganze Freudigkeit und mein Vergnügen hätt' er gestört. Wir wären nicht zum Tanzen gekommen, nur weil er mit seinen steifen, steinernen Beinen keinen tüchtigen Hopser hätte riskieren können, ohne elend umzustülpen."
"Ja tanzen, heisa, tanzen!" riefen die Apostel; "Balthasar, spiel' auf, spiel' auf!"
Judas stand auf, zog ungeheuere Stülphandschuhe an, die ihm beinahe bis zum Ellbogen reichten, trat zierlich an die Jungfrau heran und sagte' "Ehrenfeste und allerschönste Jungfer Rose , dürfte ich mir die absonderliche Ehre ausbitten, mit Ihr den ersten" —
"Manum de! —" unterbrach ihn Bacchus pathetisch. "Ich bin es, der den Ball arrangiert hat, und ich muß ihn eröffnen. Tanze er, mit wem er will, Meister Judas , mein Röschen tanzt mit mir. Nicht wahr, Schätzerl?"
Sie machte errötend einen Knix zur Bejahung, und die Apostel lachten den Judas aus und verhöhnten ihn. Mir aber winkte der Weingott heroisch zu. "Versteht Er Musik, Doktor?" fragte er.
"Ein wenig."
"Taktfesten"
"O ja, taktfest wohl.
"Nun, so nehme Er dies Fäßlein da, sehe Er sich neben Balthasar Ohnegrund , unseren Kellermeister und Zinkenisten. nehme Er diese hölzernen Küperhämmer zur Hand und begleite jenen mit der Trommel.
Ich staunte und bequemte mich. War aber schon meine Trommel etwas außergewöhnlich, so war Balthasars Instrument noch auffallender. Erhielt nämlich einen eisernen Hahn von einem achtfuderigen Faß an den Mund, wie ein Klarinett. Neben mich setzten sich noch Bartholomäus und Jakobus mit ungeheuern Weintrichtern, die sie als Trompeten handhabten, und warteten des Zeichens. Der Tisch wurde auf die Seite gerückt, Rose und Bacchus stellten sich zum Tanze. Er winkte, und eine schreckliche, quiekende, mißtönende Janitscharenmusik brach los, zu der ich im Sechsachteltakt auf mein Faß als Tambour aufschlegelte. Der Hahn, den Balthasar blies, tönte wie eine Nachtwächtertute und wechselte nur zwischen zwei Tönen, Grundton und abscheulich hohem Falsett; die beiden Trichtertrompeter bliesen die Backen auf und lockten aus ihren Instrumenten Angst- und Klagelaute, so herzdurchschneidend, wie die Töne der Tritonen, wenn sie die Meermuscheln blasen.
Der Tanz, den die beiden aufführten, mochte wohl vor ein paar hundert Jahren üblich gewesen sein. Jungfer Rose hatte mit beiden Händen ihren Rock ergriffen und solchen an den Seiten weit ausgespannt, daß sie anzusehen war wie ein großes, weites Faß. Sie bewegte sich nicht sehr weit von der Stelle, sondern trippelte hin und her, indem sie bald auf-, bald niedertauchte und knickste. Lebendiger war dagegen ihr Tänzer, der wie ein Kreisel um sie herfuhr, allerlei kühne Sprünge machte, mit den Fingern knallte und Heisa, Juhe! schrie. Wunderlich war es anzusehen, wie das kleine Schürzlein der Jungfer Rose , das ihm Balthasar umgetan , hin- und herflatterte in der Luft, wie seine Beinchen umherbaumelten, wie sein dickes Gesicht lächelte vor inniger Herzenslust und Freude.
Endlich schien er ermüdet; er winkte Judas und Paulus herbei und flüsterte ihnen etwas zu. Sie banden ihm die Schürze ab, faßten solche an beiden Enden und zogen und zogen, so daß sie plötzlich so groß wurde wie ein Bettuch. Dann riefen sie die andern herbei, stellten sie rings um das Tuch und ließen es anfassen. "Ha," dachte ich, "jetzt wird wahrscheinlich der alte Balthasar ein wenig geprellt zu allgemeiner Ergötzung. Wenn nur das Gewölbe nicht so nieder wäre; da kann er leicht den Schädel einstoßen." Da kamen Judas und der starke Bartholomäus auf uns zu und faßten — mich; Balthasar Ohnegrund lachte hämisch; ich bebte, ich wehrte mich; es half nichts, Judas faßte mich fest an der Kehle und drohte, mich zu erwürgen, wenn ich mich ferner sträube. Die Sinne wollten mir vergehen, als sie mich unter allgemeinem Jauchzen und Geschrei auf das Tuch legten; noch einmal raffte ich mich zusammen. "Nur nicht zu hoch, meine werten Gönner; ich renne mir sonst das Hirn ein am Gewölbe," rief ich in der Angst des Herzens; aber sie lachten und überschrien mich. Jetzt fingen sie an, das Tuch hin und her zu wiegen, Balthasar blies den Trichter dazu. Jetzt ging es auf- und abwärts, zuerst drei, vier, fünf Schuh hoch, auf einmal schnellten sie stärker, ich flog hinauf und — wie eine Wolke tat sich die Decke des Gewölbes auseinander, ich flog immer aufwärts zum Rathausdach hinaus, höher, höher als der Turm der Domkirche. "Ha!" dachte ich im Fliegen, "jetzt ist es um dich geschehen! Wenn du jetzt wieder fällst, brichst du das Genick oder zum allerwenigsten ein Paar Arme oder Beine! O Himmel, und ich weiß ja, was sie von einem Manne mit gebrochenen Gliedmaßen denkt! Ade, ade, mein Leben, meine Liebe!"
Jetzt hatte ich den höchsten Punkt meines Steigens erreicht. und eben so pfeilschnell fiel ich abwärts. Krach! Ging es durchs
Rathausdach und hinab durch die Decke des Gewölbes; aber ich fiel nicht auf das Tuch zurück, sondern gerade auf einen Stuhl, mit dem ich rücklings über auf den Boden schlug.Ich lag einige Zeit betäubt vom Fall. Ein Schmerz am Kopfe und die Kälte des Bodens weckten mich endlich. Ich wußte anfangs nicht, war ich zu Hause aus dem Bette gefallen, oder lag ich sonstwo. Endlich besann ich mich, daß ich irgendwo weit herabgestürzt sei. Ich untersuchte ängstlich meine Glieder; war nichts gebrochen, nur das Haupt tat mir wehe vom Fall. Ich raffte mich auf, sah um mich. Da war ich in einem gewölbten Zimmer, der Tag schien matt durch ein Kellerloch herab, auf dem Tische sprühte ein Licht in seinem letzten Leben, umher standen Gläser und Flaschen, und rings um die Tafel vor jedem Stuhl ein kleines Fläschchen mit langem Zettel am Halse. —Ha, jetzt fiel mir nach und nach alles wieder ein. Ich war zu Bremen im Ratskeller; gestern nacht war ich hereingegangen, hatte getrunken, hatte mich einschließen lassen, da war —; voll Grauen schaute ich um mich; denn alle, alle Erinnerungen erwachten mit einemmal. Wenn der gespenstische Balthasar noch in der Ecke säße, wenn die Weingeister noch um mich schwebten! Ich wagte verstohlene Blicke in die Ecken des düsteren Zimmers; es war leer. Oder wies Hätte dies alles mir nur geträumt?
Sinnend ging ich um die lange Tafel; die Probefläschchen standen, wie jeder gesessen hatte. Obenan die Rose , dann Judas, Jakobus , — Johannes , sie alle an der Stelle, wo ich sie leiblich geschaut hatte diese Nacht. "Nein, so lebhaft träumt man nicht," sprach ich zu mir. "Dies alles, was ich gehört, geschaut, ist wirklich geschehen!" Doch nicht lange hatte ich Zeit zu diesen Reflexionen. Ich hörte Schlüssel rasseln an der Türe; sie ging langsam auf, und der alte Ratsdiener trat grüßend ein.
"Sechs Uhr hat es eben geschlagen," sprach er, "und wie Sie befohlen, bin ich da, Sie herauszulassen. Nun —" fuhr er fort, als ich mich schweigend anschickte, ihm zu folgen, "nun, und wie haben Sie geschlafen diese Nacht?
"So gut es sich auf einem Stuhl tun läßt, ziemlich gut."
"Herr," rief er ängstlich und betrachtete mich genauer, "Ihnen ist etwas Unheimliches passiert diese Nacht. Sie sehen so verstört und bleich aus, und Ihre Stimme zittert!"
Alter, was wird mir passiert sein!" erwiderte ich, mich zum Lachen zwingend. "Wenn ich bleich aussehe und verstört, so kommt es vom langen Wachen, und weil ich nicht im Bette geschlafen." —
"Ich sehe, was ich sehe," sagte er kopfschüttelnd; "und der Nachtwächter war heute früh auch schon bei mir und erzählte,
wie er am Kellerloch vorübergegangen zwischen zwölf und ein Uhr, habe er allerlei Gesang und Gemurmel vieler Stimmen vernommen aus dem Keller.""Einbildungen, Possen! Ich habe ein wenig für mich gesungen zur Unterhaltung und vielleicht im Schlafe gesprochen; das ist alles."
"Diesmal einen im Keller gelassen in solcher Nacht und von nun an nie wieder," murmelte er, indem er mich die Treppe hinauf begleitete. "Gott weiß, was der Herr Greuliches hat hören und schauen müssen! Wünsche gehorsamst guten Morgen."
Doch hat daselbst vor allen Eine Jungfrau mir gefallen." |
Der Worte des fröhlichen Bacchus eingedenk und von Sehnsucht der Liebe getrieben, ging ich, nachdem ich einige Stunden geschlummert, der Holden guten Morgen zu sagen. Aber kalt und zurückhaltend empfing sie mich, und als ich ihr einige innige Worte zuflüsterte, wandte sie mir laut lachend den Rücken zu und sprach: "Gehen Sie und schlafen Sie erst fein aus, mein Herr."
Ich nahm den Hut und ging; denn so schnöde war sie nie gewesen. Ein Freund, der in einer andern Ecke des Zimmers am Klavier gesessen, ging mir nach und sagte, indem er wehmütig meine Hand ergriff: "Herzensbruder, mit deiner Liebe ist es rein aus auf immerdar; schlage dir nur gleich alle Gedanken aus dem Sinne."
"So viel ungefähr konnte ich selbst merken," antwortete ich. Der Teufel hole alle schönen Augen, jeden rosigen Mund und den törichten Glauben an das, was Blicke sagen, was Mädchen lippen aussprechen."
"Tobe nicht so arg, sie hören es oben," flüsterte er. "Aber sage mir um Gottes willen, ist es denn wahr, daß du heute die ganze Nacht im Weinkeller gelegen und getrunken hast?"
"Nun ja, und wen kümmert es denn?"
"Weiß der Himmel, wie sie es gleich erfahren hat; sie hat den ganzen Morgen geweint und nachher gesagt, vor einem solchen Trunkenbold, der ganze Nächte beim Wein sitze und aus schnöder Trinklust ganz allein trinke, solle sie Gott behüten. Du seiest ein ganz gemeiner Mensch, von dem sie nichts mehr hören wolle.
"So?" erwiderte ich ganz gelassen und hatte einiges Mitleiden mit mir selbst. "Nun gut, geliebt hat sie mich nie, sonst würde sie auch mich darüber hören. Ich lasse sie schön grüßen. Lebe wohl."
Ich rannte nach Hause und packte schnell zusammen und fuhr noch denselben Abend von dannen. Als ich an der Rolandsäule vorüberkam, grüßte ich den alten Recken recht freundlich, und zum Entsetzen meines Postillons nickte er mir mit dem steinernen Haupt einen Abschiedsgruß. Dem alten Rathaus und seinen Kellerhallen warf ich noch einen Kuß zu, drückte mich dann in die Ecke meines Wagens und ließ die Phantasien dieser Nacht noch einmal vor meinem Auge vorübergleiten.
Skizzen
Die Bücher und die Lesewelt.
l. Die Leihbibliothek.
Als ich noch in —n lebte, gehörte es zu meinen Vormittagsvergnügungen, in eine Leihbibliothek zu gehen; nicht um Bücher auszuwählen: — denn die Sammlung bestand aus vier bis fünftausend Bänden, die ich größtenteils zwei Jahre zuvor in einer langen Krankheit durchblättert haue — sondern um zu sehen, wie die Bücher ausgewählt werden. Ich trug mich damals mit dem sonderbaren Gedanken, ein Buch zu schreiben; ich hatte noch keinen bestimmten Gegenstand oder Zweck und war noch sehr unentschieden , nach welchem großen Meister ich mein erstes Stück verfertigen sollte. An den innern Wert des künftgen Buches dachte ich zwar mit unbehaglichem Gefühl; denn unter allen meinen Gedanken war ich bis jetzt auf keinen gestoßen, der sich, selbst mit Schwabacher Lettern gedruckt, schön ausgenommen hätte; doch schien mir das Größte und Notwendigste für einen, der ein Buch machen will, daß er die Menschen studiere, nicht um Menschenkenntnis zu sammeln, — die lernt man jetzt in Büchern —sondern um den Leuten abzusehen, was etwa am meisten Beifall finde, oft und gern gelesen werde. Vox populi, vox Osi, dachte ich, gilt auch hier. So saß ich denn manchen Vormittag in der Bibliothek , um die Leser und ihre Neigungen zu studieren.
Der Bibliothekar war ein alter, kleiner Mann, der in den zehn Jahren, die ich in seiner Nähe lebte, beständig einen apfelgrünen Frack, eine gelbe Weste und blaue Beinkleider trug. Ich suchte ihm zu beweisen, daß er seinen Anzug nicht greller und abgeschmackter hätte wählen können; er brach aber, nachdem ich einiges Schlagende aus der Farbenlehre vorgebracht hatte, in Tränen aus und versicherte mir, er trage sich so und werde sich bis an sein Ende so tragen; denn von diesen Farben sei sein Hochzeitsneid gewesen,
das er sich sechs Wochen vor der Hochzeit und leider zu früh habe verfertigen lassen; denn die Braut sei schnell am Nervenfieber gestorben. Der Bibliothekar hatte in seinem Fach eine vieljährige Erfahrung, und interessant war, was er zuweilen darüber äußerte. Morgens," sagte er mir zum Beispiel, "morgens werden am meisten Bücher ausgetauscht; das ist die Zeit der zweiten und dritten Teile. Es kommt nicht daher, wie ich anfänglich glaubte, daß zu dieser Zeit die Bedienten und Kammermädchen ihre Ausgänge in die Stadt machen —, denn dann müßte sich dieses Verhältnis auch auf erste Teile erstrecken — nein, es kommt vom Nachtlesen her.""Vom Nachtlesen?" fragte ich verwundert.
"Davon, meine ich, daß die Leute interessante Bücher bei Nacht lesen. Ein großer Teil der Menschen, die jungen und ganz gesunden ausgenommen, kann nicht in derselben Minute einschlafen, wo sie zu Bette gehen. Zum Opium mag man nicht greifen, weil man damit, einmal angefangen, fortfahren muß; da gibt es nun kein besseres Mittel, als zu lesen."
"Gut, ich verstehe," erwiderte ich; "aber Sie sagten ja selbst von interessanten Büchern: Sind denn diese zum Einschläfern eingerichtet?"
Nicht alle und nicht für alle; natürlich muß man unterscheiden, für wen dies oder jenes interessant sein kann. Sie kennen die Gräfin Winklitz? Nun, die kann am längsten nicht einschlafen; mich dauert nur das Kammermädchen, das ihr jede Nacht oft bis zwei Uhr vorlesen muß. Nun gebe ich einmal aus Irrtum dem Mädchen Görres ,Deutschland und die Revolution' mit — Sie wissen, für den Kenner gibt es nichts Interessanteres — acht Nächte haben sie daran gelesen, und doch hat es nur 190 Seiten, und jedesmal ist die Gräfin um elf Uhr eingeschlafen. Das Mädchen wußte mir Dank für das ,schläfrige Buch'. Kommt, um Ihnen nur noch ein Beispiel zu geben, kommt zu meinem großen Erstaunen der alte Professor Wanzer, der über Mathematik liest, in meinen Laden. Er habe seit zwanzig Jahren nichts Belletristisches mehr gelesen als zuweilen die Traueranzeigen im Merkur, und nun wünsche er doch wieder eine Übersicht über das zu bekommen, was einstweilen Gutes geschrieben worden. Ich fragte ihn, ob er von Walter Scott etwas gelesen. Er erinnert sich, von dem berühmten Mann gehört zu haben, und nimmt .Ivanhoe mit, Ivanhoe, diese herrliche Geschichte, Den andern Tag kommt er ganz verdrießlich, wirft mir ein paar Groschen und den Scott auf den Tisch und sagt, die Rittergeschichten, die er in seiner Jugend gelesen, seien bei weitem schöner gewesen: er sei schon über dem ersten Teil eingeschlafen, bitte Sie ums Himmels willen, über ,Ivanhoe' eingeschlafen!"
"Aber wie hängt dies mit Ihren Beobachtungen über die zweiten und dritten Teile zusammen?" unterbrach ich ihn.
"Nun, wir sprachen gerade von interessanten Büchern, und da kam ich auf die Gräfin und den Professor. Kommt aber ein interessantes Buch an den rechten Mann, so geht es, wie wenn ein Pferd flüchtig wird. Abends war man im Theater oder in Gesellschaft, man hat nachher gut zu Nacht gespeist und rüstet sich nun, zu Bette zu gehen. Die Lampe auf dem Tische am Bette ist angezündet, das Mädchen oder der Bediente hat einen ersten Teil zurecht gelegt; alles ist in Ordnung, nur der Schlaf will noch nicht kommen. Man rückt die Lampe näher, man nimmt das Buch in die Rechte, stützt den linken Ellbogen in die Kissen und schlägt das Titelblatt auf. Sagt der Titel dem Leser zu, hat er sich über das erste oder, wie ich's nenne, Geburtsschmerzenkapitel hinüber gewunden, so geht es rasch vorwärts, die Augen jagen über die Zeilen hin, die Blätter fliegen, und solch ein rechter Nachtleser reitet einen Teil ohne Mühe in zwei Stunden hinaus. Gewöhnlich ist der Schluß der ersten Teile eingerichtet wie die Schlußszenen der ersten Akte in einem Drama. Der Zuschauer muß in peinlicher Spannung auf den nächsten Akt lauern. Unzufrieden, daß man nicht auch den zweiten Teil gleich zur Hand hat, und dennoch angenehm unterhalten, schläft man ein; den nächsten Morgen aber fällt der erste Blick auf das gelesene Buch, man ist begierig, wie es dem Helden, der am Schluß des ersten Teils entweder gerade ertrunken ist oder ein sonderbares Pochen an der Türe hörte und soeben ,herein!' rief, weiter ergehen werde, und wenn ich um acht Uhr meinen Laden öffne, stehen die Johanns, Friedrichs, Katharinen , Babetten schon in Scharen vor der Türe, weil gnädiges Fräulein, ehe sie eine englische Stunde hat, der Herr Rittmeister, ehe die Schwadron spazieren reitet, die Frau Geheimrätin, ehe sie Toilette macht, noch einige Kapitel im folgenden Teil des höchst interessanten Buches lesen möchten."
II. Geschmack des Publikums.
"O, daß ich auch einer der Glücklichen wäre," dachte ich, als jetzt die Leihbibliothek sich öffnete und ein Gemisch von bordierten Bedientenhüten und hübschen Mädchengesichtern sich zeigte, "einer jener Glücklichen, deren zweiter Teil mit so großer Sehnsucht erwartet wird!" Nicht ohne Neid blickte ich auf die Bände, die der kleine Bibliothekar mit der wichtigen Miene eines Bäckers zur Zeit einer Hungersnot verteilte. —Er hatte die dringendsten Kunden
befriedigt, das Geld oder die Leseschulden eingeschrieben, und ich konnte jetzt eine wichtige Frage an ihn richten, die mir schon lange auf den Lippen schwebte, die Frage über den Geschmack des Publikums ."Er ist so verschieden," antwortete er, "und ist oft so sonderbar als der Geschmack an Speisen. Der eine will süße, der andere gesalzene , der eine Seefische, Austern und italienische Früchte, der andere nahrhafte Hausmannskost; in einem Punkte stimmen sie aber alle überein: sie wollen gut speisen.
"Das heißt?"
Sie wollen unterhalten sein; natürlich, jeder auf seine Weise."
"Aber wer ist der Koch," rief ich aus, "der für diese verschiedenen und verwöhnten Gaumen das Schmackhafte zubereitet? Wie kann man es allen oder nur vielen recht machen? Denn dann liegt doch der Ruhm des Autors?"
"Sie sind nicht so verwöhnt, als man glaubt," entgegnete er; "die Mode tut viel, und wenn nur die Schriftsteller fleißiger die Leihbibliotheken besuchten, mancher würde finden, was ihm noch abgeht oder was er zuviel hat. Kann doch keiner ein guter Theaterdichter werden, der nicht mit der ganzen Stadt vor seinem eigenen Stücke sitzt, aufmerksam zuschaut und lauscht, was am meisten Effekt macht."
Der Mann sprach mir aus der Seele; er hatte ausgesprochen, was auch ich schon lange mir zugeflüstert hatte. "Die Leihbibliotheken studiere, wer den Geist des Volkes kennen lernen will," fuhr er mit Pathos fort. "Sehen Sie einmal, Bester, jene lange Reihe von Bänden an; die weißen Pergamentrücken sind so rein, als hätte man sie nie oder nur mit Handschuhen angefaßt. Wer ist wohl der Autor, der so vergessen und gleichsam in Ruhestand versetzt dort steht?"
Ich riet auf eine Reisebeschreibung oder auf ein naturhistorisches Werk.
"Letzteren Artikel führen wir gar nicht," antwortete er wegwerfend "nein — es ist Jean Paul."
"Wie!" rief ich mit Schrecken, "ein Mann, der für die Unsterblichkeit geschrieben, sollte schon jetzt vergessen sein? Hat er denn nicht alles in sich vereinigt, was anzieht und unterhält, tiefen Ernst und Humor, Wehmut und Satire, Empfindsamkeit und leichten Scherz :"
"Wer leugnet dies?" erwiderte der kleine Mann. "Alles hat er in sich vereint, um die verschiedensten Gaumen zu befriedigen; aber er hat jene Ingredienzien klein gehackt, wunderlich zusammengemischt und mit einer Mues piquante gekocht; als es fertig
war und das Publikum kostete, fand man es wohlschmeckend, delikat; aber es widerstand dem Magen, weil niemand seine Kraftbrühen, den sonderbaren, dunkeln Stil, ertragen konnte. Dort stehen alle seine Gerichte unberührt, und nur einige Gourmands im Lesen nehmen hie und da ein ,Kampanerthal' oder einen .Titan' nach Hause und schmecken allerlei Feines heraus, das ich und mein Publikum nicht verstehen. Sehen Sie in jener Ecke die lange Reihe mit den neuen grünen Schildchen? Das ist Herder; auch dieser — doch hier kommt ein lebendiges Beispiel die Straße herauf; kennen Sie Fräulein Rosa von Milben?""Gewiß; ich sah sie zuweilen und fand in ihr eine Dame von feinstem Geschmack und sehr belesen; zwar etwas empfindsam und idealisch, aber dabei von einer liebenswürdigen Unbefangenheit."
"Des Fräuleins Kammermädchen wird sogleich eintreten, und da haben Sie die beste Gelegenheit, den feinen, empfindsamen Geschmack jener Dame kennen zu lernen."
"Ich wollte erraten, von welcher Art ihre Lektüre ist," erwiderte ich, " etwa ,Rosaliens Nachlaß' oder ,Jakobs Frauenspiegel', Tiedges Urania' oder ,Agathokles von Karoline Pichler
"Stellen Sie sich nur ruhig an jene Seite, wir werden sogleich sehen."
Ich tat, wie er mir sagte; ich nahm ein Buch aus dem Schrank und stellte mich, scheinbar mit Lesen beschäftigt, in eine Ecke. Das Mädchen trat in das Gewölbe, richtete eine freundliche Empfehlung vom gnädigen Fräulein aus, und sie lasse fragen, ob man denn Nr. 1629 noch immer nicht haben könne .
"Nicht zu Hause," antwortete er nach einem flüchtigen Blick auf die Bücherschränke; "hier ist eine andere Nummer für Ihr Fräulein. Sie soll sich gut unterhalten." Das Mädchen ging. o "Schnell einen Katalog," rief ich, als sich die Türe hinter ihr geschlossen hatte, "lassen Sie mich sehen, was 1629 ist!" Mit ironischem Lächeln reichte mir der Alte den Katalog; ich blätterte eilig, fand, und mein Herz starrte vor Verwunderung; denn Nr. 1629 war — Leben und Meinungen Erasmus Schleichers von Cramer!" "Wie! 5 Dieses, um wenig zu sagen, gemeine Buch darf Fräulein Rosa, die liebenswürdige Einfalt, lesen?" sprach ich unmutig. "Und wenn keine Gouvernante, keine Mutter ihre Lektüre ordnet, darf sie sich selbst etwas der Art erlauben? Doch es ist ein Irrtum, die Zahlen sind falsch aufgeschrieben!" o "
"Wertester Herr," erwiderte der Bibliothekar, "Sie trauen den Menschen zu viel Gutes zu. Hier ist ein Zettelchen, das ich heimlich aus dem Körbchen des Kammermädchens nahm, Erasmus Schleicher ist es und kein anderer: noscitur socio — an
deinem Kameraden kennt man dich: hier stehen die übrigen Nummern , nach welchen das Herz des Fräuleins verlangt, vergleichen Sie!"Zürnend nahm ich das Blättchen, auf welchem zierlich die Worte: "Für Fräulein von Milben," und eine lange Reihe von Zahlen geschrieben waren. Ich fing mit der ersten Nummer an und fand Leute, welchen freilich die Nachbarschaft des alten Erasmus keine Schande brachte; 1585 "der deutsche Alcibiades" , 2139 der Geist Erichs von Sickingen und seine Erlösung", 2995 "Historien ohne Titel" , 1544"der Blutschatz" von H. Clauren, 1531 —1540 "Scherz und Ernst von H. Clauren. Nein, weiter mochte ich diese Herzensgeheimnisse nicht entziffern. "Welche Heuchlerin ist dieses Mädchen!" rief ich. "Das ist ihre Lektüre, und ich glaubte, sie werde nur die Stunden der Andacht' lesen!"
"Da müßten Sie wahrhaftig einen guten Teil unserer jungen Damen Heuchlerinnen nennen; denn Clauren und Cramer und dergleichen sind ihre angenehmste Lektüre, und daß sie nicht darüber sprechen, ist noch keine Heuchelei."
"Aber, mein Gott, warum lesen denn wohlgezogene Leute so schlechte Bücher, von welchen sie ohne Erröten nicht sprechen dürfens Wahrhaftig, der Umgang mit schlechten Büchern ist oft gefährlicher als der Umgang mit schlechten Menschen."
"Warum?" entgegnete der Büchermann lachend. "Warum? Das ist einmal der Geschmack der Zeit."
III. Der große Unbekannte.
Ein Bedienter unterbrach uns. "Die Frau Gräfin von Langsdorf läßt sich ein Buch ausbitten," sprach er.
"Was für eine Nummer?"
"Das hat sie nicht gesagt. Aber ich glaube, sie will eine Geistergeschichte ."
"Geistergeschichte?" fragte der kleine Bibliothekar umhersuchend, "darf es auch eine Rittergeschichte sein? Die Geister sind alle ausgeblieben ."
"Ja, nur etwas recht Schauerliches, das hat sie gerne," erwiderte der Diener, "so wie das letzthin, die schwarzen Ruinen oder das unterirdische Gefängnis; das hat uns sehr gut gefallen."
"Liest Er denn auch mit?" fragte der kleine Mann mit Staunen.
Nachher, wenn die Frau Gräfin einen Band durch hat, lesen wir ihn auch im Bedientenzimmer."
"Gut; will Er lieber ,das Geisterschloß', ,die Auferstehung im Totengewölbe' oder .das feurige Racheschwert von Hildebrandt'?"
"Da tut mir die Wahl weh," erwiderte er; " was müssen das für schöne Bücher sein! Nu —ich will diesmal ,das feurige Racheschwert' nehmen; behalten Sie mir .das Geisterschloß' für das nächste Mal auf."
Kaum hatte sich der Diener der Gräfin, die gern Schauergeschichten las, entfernt, so trat gemessenen Schrittes ein Soldat ein.
"Für den Herrn Leutnant Flunker beim fünfzehnten Regiment den blinden Torwart, vom alten Schott."
"Freund, hat Er auch recht gehört " fragte der Leihbibliotbekar. "Den blinden Torwart, vom alten Schott? Ich kenne keinen Autor dieses Namens."
"ES soll auch kein Auditor sein," entgegnete der Soldat vom fünfzehnten, "sondern ein Buch; der Herr Leutnant sind auf der Wache und wollen lesen."
"Wohl! Aber vom alten Schott? Es steht weder ein alter, noch ein junger im Katalog."
"Es ist, glaub' ich, derselbe, der so viel gedruckt hat und den sich alle Korporals und Wachtmeister um zwei gute Groschen getauft haben."
"Walter Scott!" rief der Kleine mit Lachen. "Und das Buch wird ,Quentin Durward' heißen?"
"Ach ja, so wird es beitzen!" sprach der Soldat. "Aber ich darf den Herrn Leutnant nichts zweimal fragen, sonst hätte ich wohl den Namen gemerkt, und er hat sich das undeutliche Sprechen vom Kommandieren angewöhnt." Er empfing seinen blinden Torwart und ging. Aber der Himmel hatte ihn in diesem Augenblicke in die Leihbibliothek gesandt, und seine Worte hatten einen Lichtstrahl in meine Seele geworfen. "So ist es denn wahr," sprach ich, "daß die Werke dieses Briten beinahe so verbreitet sind als die Bibel, daß alt und jung und selbst die niedrigsten Stände von ihm bezaubert sind."
"Gewiß; man kann rechnen, daß allein in Deutschland sechzigtausend Exemplare verbreitet sind, und er wird täglich noch berühmter In Scheerau hat man jetzt eine eigene Übersetzungsfabrik angelegt, wo täglich fünfzehn Bogen übersetzt und sogleich gedruckt werden."
"Wie ist das mögliche"
"Es scheint beinahe so unmöglich, als daß Walter Scott diese Reihe von Bänden in so kurzer Zeit sollte geschrieben haben; aber es ist so; denn erst vor kurzer Zeit hat er sich öffentlich als Autor bekannt; die Fabrik habe ich aber selbst gesehen."
"Wird vielleicht durch Verteilung der Arbeit Zeit gewonnen?" fragte ich.
"Einmal dies," entgegnete er, "und sodann wird alles mechanisch betrieben; der Professor Lux ist sogar gegenwärtig beschäftigt, eine Dampfmaschine zu erfinden, die Französisch, Englisch und Deutsch versteht; dann braucht man gar keine Menschen mehr. Die Fabrik ist folgendermaßen beschaffen: Hinten im Hof ist die Papiermühle, welche unendliches Papier macht, das, schon getrocknet, wie ein Lavastrom in das Erdgeschoß des Hauptgebäudes hinüberrollt dort wird es durch einen Mechanismus in Bogen zerschnitten und in die Druckerei bis unter die Pressen geschoben. Fünfzehn Pressen sind im Gang, wovon jede täglich zwanzigtausend Abdrücke macht. Nebenan ist der Trockenplatz und die Buchbinderwerkstätte . Man hat berechnet, daß der Papierbrei, welcher morgens fünf Uhr noch flüssig ist, den andern Morgen um elf Uhr, also innerhalb dreißig Stunden, ein elegantes Büchlein wird. Im ersten Stock ist die Übersetzungsanstalt. Man kommt zuerst in zwei Säle; in jedem derselben arbeiten fünfzehn Menschen. Jedem wird morgens acht Uhr ein halber Bogen von Walter Scott vorgelegt, welchen er bis Mittag drei Uhr übersetzt haben muß. Das nennt man dort aus dem Groben arbeiten." Fünfzehn Bogen werden auf diese Art jeden Morgen übersetzt. Um drei Uhr bekommen diese Leute ein gutes Mittagsbrot. Um vier Uhr wird jedem wieder ein halber Bogen gedruckte Übersetzung vorgelegt, die durchgesehen und korrigiert werden muß."
"Aber was geschieht denn mit den übersetzten Bogen von Vormittags"
"Wir werden es sogleich sehen. An die zwei Säle stoßen vier kleine Zimmer. In jedem sitzt ein Stilist und sein Sekretär; Stilisten nennt man dort nämlich diejenigen, welche die Übersetzungen der dreißig durchgehen und aus dem Groben ins Feine arbeiten; sie haben das Amt, den Stil zu verbessern. Ein solcher Stilist verdient täglich zwei Taler, muß aber seinen Sekretär davon bezahlen. Je sieben bis acht Grobarbeiter sind einem Stilisten zugeteilt; sobald sie eine Seite geschrieben haben, wird sie dem Stilisten geschickt. Er hat das englische Exemplar in der Hand, läßt sich vom Sekretär das Übersetzte vorlesen und verbessert hier oder dort die Perioden. In einem fünften Zimmer sind zwei poetische Arbeiter, welche die Mottos über den Kapiteln und die im Texte vorkommenden Gedichte in deutsche Verse übersetzen."
Ich staunte über diesen wunderbaren Mechanismus und bedauerte nur, daß die dreißig Arbeiter und vier Stilisten notwendig ihr Brot verlieren müssen, wenn der Professor Lux die Übersetzungsmaschine erfindet.
"Gott weiß, wie es dann gehen wird," antwortete der kleine
Mann; "schon jetzt kostet das Bändchen in der Scheerauer Fabrik nur einen Groschen; in Zukunft wird man zwei Bändchen um einen Silbergroschen geben, und alle vier Tage wird eines erscheinen ."
IV. Besuch im Buchladen.
Mein Entschluß stand fest. Einen historischen Roman à la Walter Scott mußt du schreiben, sagte ich zu mir; denn nach allem, was man gegenwärtig vom Geschmack des Publikums hört, kann nur diese und keine andere Form Glück machen. Freilich kamen mir bei diesem Gedanken noch allerlei Zweifel; ich mußte die Werke dieses großen Mannes nicht nur lesen, sondern auch studieren, um sie zu meinem Zweck zu benützen. Ein dritter und der mächtigste Zweifel war, ob ich einen Verleger bekommen würde. Ich beschloß daher, ehe ich mich an das Werk selbst machte, die Wege kennen zu lernen, die man bei solchen Geschäften zu gehen hat. Den Buchhändler Salzer und Sohn kannte ich von der Harmonie her; ich steckte zwei Taler zu mir, um ein Buch bei ihm zu kaufen und so seine nähere Bekanntschaft zu machen.
"Ein schönes Buch für zwei Taler?" fragte er. "Was soll es sein? Gedichte :"
"Erzählungen oder ein Roman, Herr Salzer."
"Um diesen Preis werden Sie nichts Schönes finden," erwiderte er lachend; "doch hier ist der Katalog."
Wie: Nichts Schönes um zwei Talern Und doch kostet ein Roman von Walter Scott nur zwanzig Groschen!"
"Wenn Sie übersetzungen haben wollen," sagte er; "ich dachte, Sie wollten Originale.
"Aber, mein Gott," entgegnete ich, " wenn ein guter Roman aus einer andern Sprache nur zwanzig Groschen kostet, warum hält man denn die deutschen Bücher so teuer?"
"Meinen Sie," erwiderte er unmutig, "wir werden auch noch die Originale um einen Spottpreis wegwerfend Diese Übersetzungen , diese wohlfeilen Preise werden uns ohnedies bald genug ruinieren. Was ist denn jetzt schon unser schöner Buchhandel geworden? Nichts als ein Verkaufen im Abstreich. Alles soll wohlfeil sein, und so wird alle:, schlecht und in den Staub gezogen. In jeder Ecke des Landes sitzt einer, der mit wohlfeiler Schnittware handelt, und wir andern, die uns noch dem Verderben entgegenstemmen, gehen darüber zugrunde.
"Aber wie kann denn diese Veränderung des Handels so großen Einfluß auf Originale oder auf die Buchhandlung üben?'
"Wie?" fuhr er eifrig fort. "Wies Es ist so klar wie die Sonne: das Publikum wird dadurch verdorben und verwöhnt! Ich streite Scott und den beiden Amerikanern ihr Verdienst nicht ab; sie sind im Gegenteil leider zu gut. Aber jedes Nähtermädchen kann sich für ein paar Taler eine Bibliothek klassischer Romane anschaffen. Unnatürlich schnell hat sich die Sucht nach dieser Art von Dichtungen verbreitet, und hunderttausend Menschen haben jetzt durch die Groschenbibliotheken einen Maßstab erhalten, nach welchem sie eigensinnig unsere deutschen Produkte messen. ?
"Um so besser für die Welt; wird denn nicht dadurch die Intelligenz und der gute Geschmack verbreitet und das Schlechte verdrängt ?"
"Intelligenz und Geschmack, das Bändchen um neun Kreuzer rheinisch!" rief er aus. "O, ich kenne diese schönen Worte! Guter Geschmack! Als ob nur die Leute über dem Kanal guten Geschmack hätten! Intelligenz! Meinen Sie denn, die Menschen denken dadurch vernünftiger, daß sie jetzt alle selbst rezensieren und sagen: ist doch nicht so schön als Walter Scott und Cooper und nicht so tief und witzig als Washington Irving? Und welcher Segen für unsere Literatur und den Buchhandel wird aus diesem Samen hervorgehen, den man so reichlich ausstreute Verkehrtheit der Begriffe und einige schlechte Nachahmungen (wie ich mich schämte bei diesen Worten!) und überdies unser Ruin. Die Schriftsteller verlangen immer stärkere Honorare; wofür man sonst einen Louisdor zahlte, will man jetzt fünf, und im umgekehrten Verhältnis werden die Bücher weniger gesucht als jemals. überdies hat auch diese Herren Walter Scotts Fruchtbarkeit angesteckt. Sie sind jetzt sparsam mit Gedanken und verschwenderisch mit Worten. Gedanken, Szenen, Gemälde, die man sonst in den engen Rahmen eines Bändchens fügte, werden auseinandergezogen in zehn, zwölf Bände, damit man mehr Geld verdiene, und was früher vier, fünf hübsche Verse gegeben hätte, wächst jetzt in holperiger Prosa zu ebenso vielen Seiten an."
"Also geht die gereimte Poesie nicht mehr?"
"Wer will sie kaufen? Privatleute? die sehen vornehm herab und nennen alles Verselei; Gelehrte? die bekommen es vom Autor, damit sie ihn desto gnädiger rezensieren möchten; Leihbibliotheken? die führen nur Romane, weil sie ihr Publikum kennen. Und diese Leihbibliotheken sind noch unser Unglück. Jedes Städtchen hat ein paar solche Anstalten. Das Publikum denkt: Warum sollen wir für ein Buch so viel Geld wegwerfen, wenn wir es in der Leihbibliothek lesen können? Man kauft sich Groschenübersetzungen oder wohlfeile Taschenausgaben, um doch eine Bibliothek zu haben,
und der Buchhändler, der ein Buch verlegen will, kann also höchstens noch auf fünfhundert Leihbibliotheken rechnen. Und wenn heute wieder ein Goethe oder ein Schiller geboren würde, man könnte keine fünfhundert Exemplare absetzen; das Publikum hat Glauben, Vertrauen und Lust an unserer Literatur verloren.""Und von alledem sollten Scott und die Taschenausgaben die Schuld tragen?"
Ja! Und diese unselige Zersplitterung durch alle Zweige ist auch mit schuld! Die Schriftsteller zersplittern ihr Talent in Almanachs und Zeitschriften, weil sie dort gut bezahlt werden; das Publikum zersplittert sein Geld für diese Luxuswaren, weil sie Mode geworden sind; wir selbst überbieten uns; jeder will einen Almanach, eine Zeitschrift haben; und diese Taschenkrebse sind es, die unsere Krebse erzeugen."
"Aber, Herr Salzer," sagte ich zu dem Unmutigen, " warum schwimmen Sie gegen den Strom? Warum veranstalten Sie nicht selbst Taschenausgaben? Warum unternehmen Sie keine Zeitschrift? Oder schämen Sie sich vielleicht, selbst mitzumachen?"
"Schämen würde ich mich eigentlich nicht," erwiderte er nach einigem Nachdenken. "Was ein anderer tut, kann Salzer und Sohn auch tun. Aber ehrlich gestanden, ich fürchte, mit einer Zeitschrift zu spät zu kommen; und wer soll sie schreiben? Etwas Neues muß heutzutage auffallend, pikant sein, wenn es Glück machen soll; so habe ich mich schon lange umsonst auf einen ausgezeichneten Titel besonnen; denn der Titel muß jetzt alles tun. Hätte ich nur hier einige tüchtige Männer vom Fache, eine kritische oder belletristische Zeitschrift sollte bald dastehen; denn ich bin ein unternehmender Geist so gut als einer."
V. Der unternehmende Geist.
"Man hat jetzt Morgen-, Mittag-, Abend- und Mitternachtblätter , man hat alle Götter- und Musentitel erschöpft, man sieht sich genötigt, zu den sonderbarsten Namen seine Zuflucht zu nehmen, will man Aufsehen machen; denn nur der neue Klang ist es, der das Alte, längst Gewöhnte übertönt, und jeder Vernünftige sieht ein, daß eine neue Zeitschrift nicht an und für sich besser ist als die alten. Erzählungen, Gedichte, Kritiken finden sich hier wie dort, und gute Mitarbeiter werden nicht zugleich mit dem Namen des Blattes erfunden."
"Aber, Herr Salzer," erwiderte ich, " warum verlassen denn die Menschen oft die längst bekannten Zeitschriften, um auf ein paar Probeblätter hin eine neue anzuschaffen?"
"Das liegt ganz in unserer Zeit; Veränderung macht Vergnügen , und neue Besen kehren gut," antwortete er; "so ist einmal das Publikum, wetterwendisch und weiß nicht warum. Kleider machen Leute, und eine hübsche Vignette, ein auffallender Titel tun in der Lesewelt so viel als eine neue Mode in einer Assemblée. Wer diesen Charakter der Menschen recht zu nützen versteht, kann in jetziger Zeit noch etwas machen; hätte ich nur einen Titel!"
"Da unsere Zeitschriften gegenwärtig so vielseitig sein müssen," sprach ich, "was denken Sie zu dem Titel: Literarisches Hühnerfutter? "
"Wäre nicht so übel; man könnte in der Vignette das Publikum als ein Hühnervolk darstellen, welchem von der Muse klein geschnittenes Futter vorgestreut wird; aber es geht doch nicht! In dem Futter könnte eine Beleidigung liegen, weil es schiene, als wollte man das Publikum mit dem Abfall von dem großen Mittagstisch der Literatur füttern; geht nicht!"
"Oder etwa — die Abendglocke."
"Abendglocken Wahrhaftig! Ei, das ließe sich hören! Es liegt so etwas Sanftes, Beruhigendes in dem Wort. Will mir doch den Gedanken bemerken; aber ein kritisches Beiblatt müßte dazu; ich habe schon gedacht, ob man es nicht "der Destillateur" nennen könnte."
"Es liegt etwas Wahres in Ihrer Idee," entgegnete ich; "die Bücher werden allerdings neuerer Zeit durch einen chemischen Prozeß rezensiert oder abgezogen; man destilliert so lange, bis sich das k Geist, das man suchte, verflüchtigt oder bis der gelehrte Chemiker der Welt anzeigen kann, aus welchen verschiedenen Bestandteilen das Gebräue bestand, das er zersetzte; aber das Blatt roche doch zu sehr nach einer Materialhandlung oder nach gebrannten Wassern; was aber halten Sie von einem ,kritischen Schornsteinfeger'?"
Der Buchhändler sah mich eine Zeitlang schweigend an und umarmte mich dann voll Rührung. "Ein Fund, ein trefflicher Fund!" rief er. "Was liegt nicht alles in diesem einzigen Wort! Die deutsche Literatur stellt das Kamin vor, unsere Rezensenten die Schornsteinfeger ; sie kratzen den literarischen Ruß ab, damit das Hans nicht in Brand gerate. Ein Oppositionsblatt soll es werden, Aufsehen muss es machen, das ist jetzt die Hauptsache; der kritische Schornsteinfeger! Und die Kunstkritiken geben wir unter dem vielversprechenden Titel: Der artistische Nachtwächter!' Hastig schrieb er sich den Namen auf und fuhr dann fort: "Herr! Sie hat mein Schutzengel 4 in meinen Laden geführt; wenn ich so hinter meinem Arbeitstische sitze, bin ich wie vernagelt; aber schon oft habe ich bemerkt, wenn ich mich ausspreche, kommen mir die Gedanken wie ein Strom.
So, als Sie vorhin von Walter Scott und seinem Einfluß sprachen, ging nur nut einemmal eine herrliche Idee in der Seele auf. Ich will einen deutschen Walter Scott machen.""Wie? Wollten Sie etwa auch einen Roman schreibens"
"Ich? O nein, ich habe Besseres zutun; und einen: Nein, zwanzig! Wenn ich nur meine Gedanken schon geordnet hätte. Ich will mir nämlich einen großen Unbekannten verschaffen, dieser soll aber niemand anders sein als eine Gesellschaft von Romanschreibern; verstehen Sie mich?"
"Noch ist mir nicht ganz klar, wie Sie —"
"Mit Geld kann man alles machen; ich nehme mir etwa sechs oder acht tüchtige Männer, die im Roman schon etwas geleistet haben, lade sie hieher ein und schlage ihnen vor, sie sollen zusammen den Walter Scott vorstellen. Sie wählen die historischen Stoffe und Charaktere aus, beraten sich, welche Nebenfiguren anzubringen wären, und dann —"
"O, jetzt verstehe ich Ihren herrlichen Plan; dann errichten Sie eine Fabrik, etwa wie jene in Scheerau. Sie lassen sich Kupferstiche von allen romantischen Gegenden Deutschlands kommen; die Kostüme alter Zeiten kann man von Berlin verschreiben; Sagen und Lieder finden sich in des Knaben Wunderhorn und andern Sammlungen , Sie setzen ein paar Dutzend junger Leute in Ihr Haus; die Sechseinigkeit, der neue Unbekannte, gibt die Umrisse der Romane, hier und da zeichnet und korrigiert er an einem großartigen Charakter; die vierundzwanzig oder dreißig anderen aber schreiben Gespräche, zeichnen Städte, Gegenden, Gebäude nach der Natur —"
"Und," fiel er mir freudig ins Wort, "weil der eine mehr Talent für Gegendmalerei, der andere mehr für Kostüms, der dritte für Gespräche, ein vierter, fünfter fürs Komische, andere wieder mehr für das Tragische —"
"Richtig! so werden die jungen Künstler in Gegendmaler, Kostümschneider, Gesprächführer, Komiker und Tragiker eingeteilt, und jeder Roman läuft durch aller Hände wie die Bilder bei Campe in Nürnberg, wo der eine den Himmel, der andere die Erde, jener Dächer, dieser Soldaten zeichnet, wo der erste das Grün, der zweite das Blau, der dritte rot, der vierte gelb malen muß nach der Reihe."
"Und Einheit, Gleichförmigkeit wird dadurch erreicht, gerade wie in Walter Scott, wo alle Figuren offenbare Familienähnlichkeit haben; und eine Taschenausgabe veranstalten wir davon, so wohlfeil als nur möglich; auf vierzigtausend können wir rechnen."
"Und der Titel soll heißen: ,Die Geschichte Deutsch
lands von Hermann, dem Cherusker, bis 1830. in hundert historischen Romanen'!"Herr Salzer vergoß einige Tränen der Rührung. Nachdem er sich wieder erholt hatte, drückte er mir die Hand. "Nun, bin ich nicht ein so unternehmender Geist als irgend einert" sprach er. Was wird dieses Aufsehen machen! Aber Sie, Wertgeschätzter, waren mir behilflich, diesen Riesengedanken zu gebären; suchen Sie sich das schönste Buch in meinem Laden aus, und zum Dank sollen Sie — einer der Vierundzwanzig sein!
VI. Schlunz.
So war ich denn durch mein günstiges Geschick in kurzem dahin gelangt, wohin ich mich so lange gesehnt hatte. Jetzt hatte ich nicht mehr nötig, die Leute und ihren Geschmack in einer Leihbibliothek zu studieren, hatte nicht mehr nötig, ängstlich nach Plan und Anordnung eines Werkes oder gar nach vortrefflichen Gedanken umherzusuchen; ich war ein Glied, ein Finger des neuen Unbekannten geworden, durfte schreiben nach Lust und mein Geschriebenes gedruckt lesen. Es ist bekannt, welch großen Erfolg das Unternehmen des Herrn Salzer hatte, und schon längst ist es kein Geheimnis mehr für die Welt, aus welchen Bestandteilen eigentlich der große Unbekannte bestand. Es konnte uns nur schmeicheln, daß man anfänglich auf berühmte und vorzügliche Schriftsteller riet, wie z. B. auf den Professor Lux, der indessen seine Übersetzungsmaschine erfand, den Dichter F. Kempler und andere Treffliche, ja, daß man einen Augenblick sogar Wilibald Alexis trotz seiner bekannten Abneigung gegen die deutsche Geschichte im Verdachte hatte. Längst haben sich jene verdienstvolle Herren genannt, die das Direktorium gebildet haben, und mir bleibt nur noch übrig, einiges von dem Anteil zu erzählen, welchen ich selbst an dem Unternehmen hatte.
Weil ich einige Teile Deutschlands genau kannte, erhielt ich zuerst eine Stelle unter den Gegendmalern. Leider schrieb ich aber in dem Roman "das Konzilium in Konstanz" : "Leicht und schwebend trug sie der Kahn an den rebenbepflanzten Hügeln hin von Basel nach Konstanz —" diese Stelle wurde von den sechs Direktoren übersehen, gedruckt, und die Rezensenten und das ganze Publikum wunderten sich höchlich, daß man damals den Rheinfall hinauf gefahren sei, und zur Strafe wurde ich in die Klasse der Gesprächführer versetzt. Gespräche in Wirtshäusern, auf Straßen und Märkten, Händel und Wortstreit wurden mir zugeteilt. In dieser Eigenschaft blieb ich, bis einer der sentimental und heroisch Sprechenden einen großen Fehler machte. Er sagte
nämlich' "Die Wolken zogen bald vor, bald hinter dem Mond;" vergebens berief er sich auf die Autorität eines Herrn S. . ., aus dessen historischem Roman er diese herrliche Stelle entlehnt habe; man erklärte die Worte für widersinnig, weil die Wolken nicht hinter dem Mond vorbeiziehen, und setzte ihn ab; seine Stelle fiel mir zu. In diesem Fache leistete ich mehr als in den beiden andern. So ist z. B. der größte Teil des Romans " der Dom zu Aachen oder die Paladine Karls des Großen" von meiner Hand. Auch in "Barbarossa oder die Hohenstaufen" habe ich etwa zehn Kapitel geschrieben. Meine letzte Arbeit vor Auflösung des Unternehmens war das achte, neunte und fünfzehnte Kapitel in der "Schlacht von Kunersdorf .Man hat viel über und gegen dieses großartige Unternehmen, das ich, wiewohl zufällig, ins Leben rief, geschrieben und gesprochen. Wenn man bedenkt, daß in der kurzen Zeit von zwei Jahren fünfundsiebenzig Bände oder fünfundzwanzig Romane aus der Fabrik de:: deutschen Unbekannten hervorgingen, so muss man zum mindesten den Fleiß und die Ausdauer der Teilnehmer bewundern. Man hat vorgeworfen, daß einige geschichtliche Charaktere gänzlich verzeichnet seien, daß sogar bedeute .jde Anachronismen vorkommen; aber wie kraftlos erscheint ein solcher Vorwurf gegen die übrigen Vorzüge des Unternehmen: Sind nicht alle Gegenden so treu geschildert, daß man sieht, man habe nicht die Natur, sondern wirkliche Gemälde abgezeichnet? Haben wir nicht bei den Kleidungen unserer Helden und Damen die Kostüms des pünktlichsten und genauesten Theaters von Europa als Vorlegeblätter vor uns gehabt? Hat nicht Herr Salzer mit schwerem Gelde allerlei altertümliches Hausgerät aus Burgen und Rüstkammern gekauft, damit wir desto richtiger zeichneten?
Das ist historische Wahrheit und Treue, und das ist es auch, was das Publikum verlangt; das übrige, genaue Beachtung der geschichtlichen Charaktere oder Zeiten, ist nur Nebensache; Kleider, Schuhe, Stühle, Häuser usw. wird man in allen fünfundsiebenzig Bänden niemals unwahr finden. Daß nach zwei Jahren schon diese Art von Darstellungen aus der Mode kam, war nicht unsere Schuld; aber leider scheiterte das schöne Unternehmen an der Veränderlichkeit des Publikums. Aus der Mode entstand das Ganze, und mit dem günstigen Wind dieser Mode segelten wir auf dem Strom der Gass) und unser Wahlspruch war: "Verletzet eher die Wahrheit der Geschichte, verzeichnet lieber einen historischen Charakter, nur sündiget nie gegen die Mode der Zeit und den herrschenden Geschmack des Publikums!"
Freie Stunden am Fenster.
Laetus sorte tua vives sapienter. |
Horatius. |
I.
Mein Onkel war gestorben; er hinterließ ein hübsches Vermögen, das meinen heimlichen Kummer wieder stillen konnte; aber er hatte es einer Witwe vermacht, die er noch in seinen alten Tagen gern gesehen. Ich erklärte, der Wille des Seligen sei mir zu heilig, als daß ich ihn umstoßen möchte, d. h. die Advokaten hatten mir gesagt, daß ich den Prozeß in allen Instanzen verlieren würde; aber die ganze Stadt pries meinen Edelmut. Sie hatte gut loben, die ganze Stadt; loben kostet nichts; aber um so viele Hoffnungen betrogen, um das ganze Vermögen des Onkels ärmer zu sein, das war hart! Ich habe in meiner Jugend im "Kinderfreund" gern ein Stück gelesen, es hieß "Edelmut in Niedrigkeit" ; nachher hat mich oft ein anderes, "Armut und Edelsinn" , bis zu Tränen gerührt. — War es vielleicht die Ahnung, daß ich einst diese Rolle selbst spielen müsse, was mir Tränen auspreßte? Meinen einzigen Trost, meine süße Hoffnung, die Tante in Leipzig, rührte vor vier Wochen der Schlag. Ich, ihr nächster Leibeserbe, machte bei dieser Nachricht bedeutende Einkäufe in schwarzem Tuch, zog einen ganz neuen Menschen an, und meine Bekannten wußten sich diesen Aufwand nicht zu erklären. Die Tante hatte ihre Taler einem ganz fremden Menschen vermacht. Ich dachte anfänglich, aus Haß gegen mich, weil ich einmal geäußert, die "Zeitung für gebildete und noble Menschen" sei schlechtes Zeug; sie aber hatte alles trefflich und genial gefunden; aber nein, es verhielt sich anders. Die Tante, ich erfuhr es erst vor einigen Tagen, die selige Tante war Schriftstellerin gewesen. Unter dem Namen Idoina Strahlen hatte sie in die "Zeitung für noble" usw. Erzählungen, Aphorismen aus ihrem Leben, Romanzen und dergleichen geliefert. Ja, sie hatte sogar
Romane für Leihbibliotheken geschrieben; wer kennt nicht "Lisbethas letzte Seufzer" in Duodez; "die Mohrenschlacht oder die grausamen Herzen, eine spanische Geschichte" ; wem ist nicht " meine erste Liebe oder der blutige Säbel" bekannt? Ich hatte sie oft auf die Seite geworfen, wenn sie mir nebst anderer dergleichen Ware in die Hände fielen; konnte ich denken, daß sie mich um mein Erbe bringen winden ? Idoina las alle ihre Produkte einem Magister vor, der sie quoad stylum korrigierte, reinlich abschrieb, an die"Zeitung für noble" usw. oder an die Verleger verschickte und, wenn sie erschienen waren, in sechs oder acht Journalen günstig rezensierte. Es konnte nicht fehlen, — die selige Tante hinterliess ihm ihren Mammon.Das neue Kleid war gekauft und konnte nicht mehr ungekauft gemacht werden; ich verkaufte mein Piano, um jenes zu bezahlen. Es war gut, daß nicht noch etwas Schwereres zu vergüten war. Als mir nämlich die Kunde von dem Tod der seligen Tante kam, als ich mich im neuen Kleide vor dem Spiegel musterte, fand ich, daß ich gut genug zu einem Ehemann aussehe. Wenn ich nicht irrte, so mochte dies auch des Oberhofmeisters Trinette finden. Ich hatte Aussichten, gemächlich mit einer Frau leben zu können; ich las aufrichtige Liebe in ihren schönen, braunen Augen; ich wollte endlich einen Schritt vorwärts tun; da kam die Leipziger Post, der Magister hatte das Erbe, und ich — blieb stehen, ich ging rückwärts. Jetzt erst war ich arm; denn ich hatte keine Hoffnung mehr. Ich dachte ernstlich über meine Stellung in der Welt nach und fand, daß ein armer Teufel eine um so traurigere Rolle spiele, je weiter er oben steht. Moreaus Rückzug wird für das Glänzendste gehalten, was dieser große General getan hat. An mir war es jetzt, eine ähnliche Operation zu machen; ich mußte mich ohne Schande aus den Salons zurückziehen, mein Rückzug mußte einem Siege gleichen, wenn ich mir das Erröten ersparen wollte. Man kann sich denken, daß ich am schwersten daran kam, jene treffliche Stellung zu verlassen, die ich gegen die Bastion Trinette eingenommen hatte. Meine Vorposten waren schon so weit vorgeschoben, daß sie täglich mit dem Feinde plänkelten, ich war daran, die Laufgräben zu eröffnen, war mathematisch gewiß, daß ich siegen mußte; wer hat eine solche Stellung nicht mit einer Träne im Auge aufgegeben?
Aber mein Rückzug war meisterhaft; es fand sich eine Gelegenheit , gegen Trinette den Eifersüchtigen zu spielen; ich erschien einige Abende bei den fröhlichsten Soupers, bei den glänzendsten Bällen düster und in mich gekehrt, es fiel auf, und jetzt hatte ich gewonnen. "Er ist melancholisch," sagte die ganze Stadt; ich war melancholisch: denn ich hatte ja nichts mehr, um die Freude zu bezahlen; die
Melancholie kann man aber umsonst haben. Ich gab meine vier Zimmer in der Hauptstraße auf und bezog ein kleines Stübchen in einem entlegenen Teile der Stadt. "Nein, wie er melancholisch ist!" sagten die Leute. Ich speiste sonst im ersten Gasthof; jetzt ließ ich mir die Speisen aus einer Garküche bringen. "Er ist ein Narr," war das Urteil der Welt, und jeder, der mich sah, fragte mich teilnehmend, wie es mir gehe. Die Ehre war gerettet; ich wollte lieber für einen Narren, für melancholisch — als für einen armen Teufel gelten.Es wohnt sich übrigens ganz gut in dem kleinen Stübchen. Die einzigen Möbel, die mir gehören, sind ein großer Fauteuil — ich konnte es nicht übers Herz bringen, ihn zu verkaufen; denn meine gute Mutter war darin verschieden — und ein Schreibtisch, der beinahe ein Dritteil des Stübchens einnahm, —mein Vater hatte daran gearbeitet. Anfangs vermißte ich mein Piano sehr ungern. Es gab in meinem Tag so manche freie Stunden, die ich mir mit Musik verkürzt hatte. Aber bald entdeckte ich ein Möbel, das mir noch größern Genuß verschaffte als das Klavier; es war mein Fenster. Mein Stübchen lag im zweiten Stock; ich konnte, wenn ich mein Opernglas zu Hilfe nahm, ganz bequem in die Etagen meiner Nachbarn schauen; ich lernte beobachten, und stundenlang saß ich an meinem Fenster. Ich komme mir oft vor wie der Ritter Toggenburg. Es ist zwar kein Nonnenkloster, dem gegenüber ich mein Hauswesen aufgeschlagen habe; aber doch schaue ich vielleicht nicht mit geringerer Andacht nach dem schönen, zweistöckigen Haus und lausche, bis ein Fenster klingt und ich auch Worte vernehme. Auch bleibe ich so nach und nach ein Junggeselle wie der melancholische Ritter; doch soll mich Gott bewahren, daß ich darüber das bißchen Geist aufgebe wie der Toggenburger, und es wäre mir höchst fatal, wenn man von mir sagte;
"Und so saß er, eine Leiche, Eines Morgens da, Nach den Fenstern noch das bleiche, Stille Antlitz sah." |
ll. Die Liebe parterre.
"Christel!" sagte ich am Morgen, nachdem ich mich eingerichtet hatte, zu der alten Aufwärterin, die mir den Kaffee brachte, "Christel, wer wohnt da gegenüber in dem breiten Hause?"
"Parterre wohnt der Schuhmacher Rupfer, mitten die gnädige Frau und oben der Doktor und der Leutnant."
"Nicht so schnell, Christel, nicht so schnell, da weiß ich soviel als vorher; wem gehört das Haus?"
"Dem Schuhmacher, daß mir's Gott verzeih'!" antwortete sie. M es nicht eine Sünde, daß ein Schuhmacher einen solchen Palast hat? Das kommt aber alles von der Russenzeit. Da hat ihm sein Vetter, der Kriegsratskanzelist, eine Schuhlieferung verschafft, und weil die Russen bekanntlich große Füße haben, so —"
"So war auch der Abfall groß, natürlich; aber wie sind die Leute? Der Meister scheint früh auf zu sein, ich sah schon um fünf Uhr Licht; auch einige Mädchen glaubte ich zu bemerken."
"Der Alte um fünf Uhr aufs" rief Christel mit wegwerfender Miene. "Ja, dem tut's not; der lebt wie ein großer Herr seit der Russenzeit und steht vor acht Uhr nicht auf. Sie werden schon merken, wann er aufsteht. Geht ein rechtes Geschrei los in der Werkstatt, hören Sie einen Mann schimpfen und die Mädchen heulen, so ist der Alte aufgestanden; das ist alle Tage, die Gott gibt, sein Morgenlied."
"Wer arbeitet denn aber so früh am Tag in der Werkstatt? Sind die Mädchen so fleißig?"
"Wie man will," erwiderte sie; "es ist eigentlich der Pariser, der Geselle des Schuhmachers, und Brenners Karlchen, der Lehrjunge junge; diese arbeiten vom frühesten Morgen aber auch Mamsell Karoline, die größere mit den schwarzen Augen, ist mit der Torglocke auf. Früher hätten Sie sie nicht mit zehn Pferden aus dem Bette gebracht; aber seit der Pariser im Haus ist, steht man alle Morgen schon um fünf Uhr auf; das macht, sie lebt mit ihm in einem unchristlichen Verhältnis."
"Und im ersten Stock wohnt die gnädige Frau? Wie heißt sie denn? Hat sie Familie?"
Es ist die Frau Oberforstmeisterin von Trichter. Der Mann ist gestorben, sie hat zwei Fräulein und einen ungeratenen Sohn. Sie tun auch zu vornehm; es soll nicht immer richtig sein mit dem Geld, und die Titel und vornehmen Bekanntschaften kann man nicht wechseln lassen."
"So, die wohnt hier?" —Ich hatte in den Zirkeln, die ich vor meinem Rückzug besuchte, von einer solchen Frau von Trichter gehört ; doch erinnere ich mich nicht mehr gewiß, was von ihr gesprochen wurde. "Und oben?" fuhr ich fort, indem ich auf die Fenster zeigte, die in gleicher Höhe mit dem meinigen waren: "oben?"
"Nun, da wohnen der Doktor und der kleine Leutnant."
"Was ist das für ein Doktor? Ein Mediziner?
"Nein, es ist kein Menschendoktor; aber soviel ich weiß, soll er ein gelehrter Herr sein, der Doktor Salbe, und Bücher schreiben. Ich hab' ihm früher auch den Kaffee gebracht; aber er macht ihn
jetzt selbst, der Hungerleider, in der Maschine mit Spiritus. Wenn er sich nur die Finger recht verbrennte mit dem Weingeist! Was hat er nötig, mit der Maschine Kaffee zu machen? Aber freilich, jetzt soll alles mit Maschinen gehen und mit Dampf. Sie gönnen einer armen Frau nicht einen Groschen mehr, den sie ehrlich erworben.""Und der Leutnant," unterbrach ich ihre Philippika gegen den Maschinenkaffee des Doktors, " wie sagst du, daß er heiße?"
"Man nennt ihn in der ganzen Nachbarschaft nur den kleinen Leutnant. Er ist ein freundlicher Herr; aber reich muß er auch nicht sein; denn er reitet um sechs Groschen spazieren und hat zwar große Sporen, aber kein Pferd.
Christel hatte unter diesen Belehrungen mein Stübchen aufgeräumt und ging.
Die Lampe der Schuster war verlöscht, ein schönes Mädchen trat aus dem Hause und machte die eisernen Stangen der Fensterläden los; die Läden öffneten sich von innen, ein hübscher, junger Mann sah heraus, um die Stange hereinzunehmen, das schöne Kind reichte sie hin, zog sie zurück, wenn er helfen wollte; sie neckte ihn, daß er nicht schneller sei als sie. Das wird der Pariser sein, dachte ich, und das Mädchen mit den schwarzen, feurigen Augen, mit dem blühenden Rot auf den Wangen ist wohl niemand anders als Mamsell Karoline, des Meisters Tochter. Diese Szene zog mich an. Sie schienen sich verglichen zu haben; der junge Mann empfing die Stange, man ging an den zweiten Laden. Hier erneuerte sich das Schauspiel; der Pariser drohte ihr, er zeigte mit dem Finger auf seinen Mund und dann auf sie; es war deutlich, er drohte ihr mit einem Kuß, und sie — lachte und gab die Stange nicht. Welch unchristliches Verhälnis! Man ging endlich an das dritte Fenster; der Laden ging auf, der Pariser erschien mit einer Eisenstange bewaffnet und machte Ausfälle gegen seine Schöne; sie parierte, aber 'malheureusement' mochte der Pariser denken; seine Stange gleitete ab und zerschlug klirrend eine Scheibe. Man senkte bestürzt die Waffen, die feindlichen Parteien vereinigten sich, um das Unglück zu betrachten; eine kleine Figur wurde auf der Bank hinter dem Pariser sichtbar; es war wohl Brenners Karlchen, der Lehrjunge, der so jammervoll die Hände über dem Kopf zusammenschlug; der böse Meister, der seit der Russenzeit erst um acht Uhr aufsteht und dessen Morgenlied Geschrei und Zanken ist, fiel mir ein — gewiß, ihn fürchteten sie, vor ihm zitterten sie. Der Pariser zog ein Stückchen Geld aus der Tasche, er drehte es hin und her, es war sehr klein, — er fuhr wieder in die Tasche, er brachte nichts mehr hervor; wer will es ihm verargen? Es war ja gestern Sonntag, und ich wollte wetten. :
er war mit Karolinchen auf dem Tanzboden und hatte ihr fürstlich aufgewartet. Ersah sein Stückchen Geld an und errötete. Das schöne Kind drängte seine Hand mit dem Gelde zurück; sie zog ein Beutelchen aus dem Busen und zählte ab, was etwa zu einer neuen Scheibe reichen konnte; der Pariser widersetzte sich; aber er schien der süßen Gewalt ihrer Blicke nachzugeben, sie gab dem jammernden Burschen das Geld, man hob das Fenster aus, und bald sah ich ihn aus dem Hause und um die nächste Ecke traben. Mögen die Götter seine Schritte lenken, daß er nicht fällt und die übrigen zwei Scheiben mit zerbricht! Aber diese Unterbrechung hatte die Freude der beiden Leutchen gestört; Karoline ging ins Haus, der Geselle an die Arbeit, und ich sah nur noch, wie das Mädchen hie und da ängstlich zum Fenster herausschaute, als wolle sie Brenners Karlchen mit dem Fenster erspähen; wenn der Vater kam, ehe er zurück war, wenn er den Schaden bemerkte, den sie beide angerichtet, —ich glaubte in ihren Mienen die Angst zu lesen. Doch war ich überzeugt , wenn dieser unglückliche Fall eintreten sollte, so nahm sie die Schuld auf sich; hätte der Alte nicht auf so manches schließen können, wenn er den Kampf mit den Eisenstäbchen erfuhr? Es schlug acht Uhr; unwillkürlich fing ich selbst an, unruhig zu werden; ich glaubte, im Geist den Lieferanten der Russenzeit in weiten Pantoffeln herbeischlurfen zu hören; ein böser Husten wird ihn schon zuvor anzeigen; wie wird er toben, wie wird er fluchen, wenn er —Da kommt Brenners Karlchen um die Ecke gefahren; er hat das Fenster unter dem Arm; jede Spur von Angst ist aus Karolinchens Zügen verschwunden; sie nimmt dem Burschen das Fenster schon von der Straße ab, sie hängt es ein; triumphierend schaut sie durch die neue Scheibe; der Pariser ergreift ihre Hand und zieht sie vom Fenster. Wird er noch Zeit gefunden haben, seine fürchterliche Drohung zu vollziehen und sie für die Neckerei an ihren frischen Lippen bestrafen?
III. Der zweite Stock.
Die Jalousien des zweiten Stockes mir gegenüber öffneten sich, ich erschrak; ein ungeheurer Knebelbart schaute zum Fenster heraus. Das ist sicher der kleine Leutnant," sagte ich zu mir; "das muß ein fürchterlicher Kriegsmann sein!" Ich wagte es, wieder aufzublicken und nach ihm hinüber zu schielen; wo hatte ich nur meine Augen gehabt, daß ich vor seinem Anblick so erschrak? Der Bart war allerdings bedeutend und gehörte in die Klasse der grimmigen; aber hinter diesem Wall von Haaren lag ein kleines, freundliches Gesichtchen , ein Näschen, das schalkhaft zwischen dem grimmigen hervorguckte, ein Paar wackere Äuglein, die auch nicht im geringsten
zum Erschrecken eingerichtet waren. Der Knegsmann hatte mit der Brust nicht sehr weit über den Fenstersims emporgeragt, als er die Jalousien öffnete; jetzt hatte er sich wohl einen Stuhl ans Fenster gerückt; denn er erschien auf einmal groß und schaute mit dem halben Leib auf die Straße herab; doch nach Verhältnis seiner Arme und seines Kopfes zu urteilen, mußte er ein kleiner, untersetzter Mann sein; ich erinnerte mich, daß ihn Christel den kleinen Leutnant genannt hatte. Nichtsdestoweniger brachte er eine ungeheure Pfeife hervor, die bis in den ersten Stock hinabreichte. Sie mochte ein bedeutendes Gewicht haben; denn der kleine Leutnant hielt sie mit beiden Fäusten, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.Als der Kriegsmann einige Zeit seinen Morgenbetrachtungen nachgehängt haben mochte, fing er an, mit der langen Pfeife an den Jalousien zu seiner Linken zu pochen. Sie taten sich auf; ein mageres, bleiches Gesicht, eine lange, hagere Figur, in einen geblümten Schlafrock gehüllt, schaute hervor; es war der Doktor Salbe.
Die Straße, in welcher ich wohne, ist ziemlich schmal; ich konnte, wenn ich das Fenster öffnete, das Gespräch meiner Nachbarn hören; ich öffnete daher mein Fenster, ließ die Gardinen herab, um nicht von ihnen bemerkt zu werden, und lauschte.
"Wo habt Ihr Euch gestern nacht herumgetrieben, Doktor?" sprach der Leutnant mit schalkhaften Blicken, indem sich der Bart zu einem angenehmen Lächeln bis an die Ohren verzog. "Warum kamt Ihr nicht in den Goldenen Hahn? Ich wollte wetten, Ihr waret in einem Singtee."
Der Doktor nickte und zündete still lächelnd eine Zigarre an der Pfeife des Soldaten an. "Ich war im Singtee," antwortete er mit hohler Stimme; "Leutnant, da war es wieder herrlich! Im Goldenen Hahn geht es mir Sonntags gar zu roh her. Eure Kameraden rauchen so schlechten Tabak, und das Schreien und Schwadronieren von den Gefechten setzt meinen Nerven zu. Aber bei dem Professor Nanze war es gestern wieder göttlich!"
War die Fremde auch dort?" fragte der kleine Krieger und deutete auf den ersten Stock seiner Wohnung. "Waren auch die beiden Fräulein da?"
"Die Mutter, die Töchter und die Fremde; und wissen Sie wohl, wer sie ist: Sie wird Cousine tituliert, und die Oberforstmeisterin tut sehr freundlich mit ihr. und denken Sie, ich wurde ihr vorgestellt als Nachbar vom oberen Stock; sie war holdselig und hat auch mein Trauerspiel gelesen und meine Erzählungen in der ,Zeittung für noble Leute'."
Auch ein Genosse der seligen Tante Idoina, dachte ich und machte ihm hinter den Vorhängen eine Faust; denn er schien mit dem
Leipziger Magister im Bunde gegen mich zu sein. Indem hörte man einen wahrhaft höllischen Lärm in der Wohnung des Schusters. Eine tiefe Baßstimme fluchte und tobte wie die rauhen Töne des Violons; dazwischen hörte man Karolinen und ihre Schwester in hohen, klingenden Tönen wie Hoboe und Klarinette, und Brenners Karlchen, der wohl Schläge bekam, fistulierte mit greulichen Violinpassagen dazwischen. Es war kein Zweifel, der Russenschuster war erwacht und hielt seinen feierlichen Einzug in sein Reich."Hören Sie doch, wie der Alte wieder rumort," sagte der Doktor Salbe; "mich dauern nur die Mädchen; er probiert sicher an Karolinchen ein paar neue Knieriemen. A propos, wie stehen Sie mit Karolinchen, Leutnant?"
"Gar nicht," antwortete er mürrisch und blies eine große Wolke vor sich hin. "Die hochmütige, schnippische Person! Ich weiß nicht, was sie jetzt wieder im Kopf hat; sie dankt kaum, wenn ich sie grüße. Es ist mir auch ganz einerlei," fuhr er ärgerlich fort; "meine Gedanken stehen jetzt auf die Fremde, auf die Cousine; der will ich die Cour machen, Höllenschwerenötchen, Doktor! Das sollt Ihr 'mal sehen."
"Hoho!" fiel ihm sein Nachbar mit hohlem Lachen ins Wort. "Wenn Sie erst wüßten, was ich weiß, Wertester!"
"Donner! Hat sie von mir gesprochen? Salbe! Ihr foltert mich; hat sie von mir gesprochen?"
"Nein! Aber sie sagte mir viel Schönes über mein Flötenspiel, das sie vorgestern nacht in den Schlaf gewiegt habe."
Ich glaubte, der Leutnant werde bei diesen Worten zum Fenster hinausstürzen; er hüpfte auf seinem Stühlchen hin und her und rückte weiter über die Brüstung heraus, um dem Doktor näher zu sein. "Und Ihr habt dem lieben Kind doch gesagt, daß ich es bin, der musiziert:"
"Ja wohl; ich sagte ihr, daß ich nur Gitarre schlage und etwas weniges dazu singe' der Flötist aber sei mein Nachbar, der Leutnant Münsterthurm. Ich will Ihnen auch gar nicht im Wege stehen; ich habe an meinem neugriechischen Roman so entsetzlich zu arbeiten, daß ich vor den nächsten vierzehn Tagen an keine Liebe denken kann; aber den Goldenen Hahn sollten Sie sich abgewöhnen; Sie sollten in gebildete Zirkel sich einlassen; dort können Sie die Haus-Cousine treffen."
"Gott straf' mich, Ihr habt nicht unrecht!" unterbrach ihn der liebende Soldat. "In den Goldenen Hahn kommt sie doch nicht; also muß ich sie andern Orts aufsuchen. Aber Ihr kennt ja meine Antipathie gegen das Teetrinken; ich riskiere, daß ich auf der Stelle krank werde, wenn ich dieses laue Wasser zu mir nehme. Was haltet Ihr davon, Doktor, wenn ich Punschessenz mit mir nehme in einem
Gläschen und, während ich nach der tollen Sitte mit der Tasse auf und ab spaziere, heimlich einige Tröpflein in den Tee gieße? Dann kann er mir nichts schaden."Wahrhaftig, das könnten Sie tun; kaufen Sie Essenz, ich will Sie einführen in Nanzes göttlichen Singtee."
"Am Donnerstag bekomme ich meinen neuen Uniformsfrack," antwortete er vergnügt; "dann gehen wir miteinander in den Singtee."
IV. Joco.
Ein Besuch, der mir gerade jetzt sehr ungelegen kam, unterbrach meine Beobachtungen. Es war einer jener freundlichen Alltagsmenschen, die, wenn sie mit uns Billard gespielt haben, auf der Promenade einige hundert Schritte mit uns gingen, in der Loge zufällig neben uns einen Platz fanden, sich unaufgefordert zu unsern Freunden zählen. Er hatte sicher nicht geruht, bis er mein geringes Stübchen aufgefunden; er kam, wie er versicherte, nur aus Teilnahme, und doch war es die unverschämteste Neugierde, die ihn hergetrieben hatte; er und sein Hund beguckten und berochen jeden Winkel meines Zimmers; ich sah ihm an, wie er Notizen sammelte, um abends einige Damen über mich und meinen Spleen zu unterhalten.
"Sie sind doch ein glücklicher Mensch," sagte er; " waren Sie in Gesellschaft, so vergaßen die Damen, daß es gegen allen guten Ton sei, länger als fünf Minuten über einen Gegenstand zu sprechen. Man lauschte begierig auf Ihre Worte, weil Sie ein halber Gelehrter sind."
"Sie können sich doch wahrlich nicht beklagen," erwiderte ich; wie glänzend haben Sie vor drei Wochen die Damen unterhalten, als Sie den Brief aus Paris bekommen hatten."
"Es war der einzige glückliche Abend meines Lebens," sprach er mit süsser Wehmut; "mein Modekorrespondent hatte den vernünftigen Einfall, mir einige Anekdoten aus den Salons, einiges Neue über Damenputz und über die Stellung einer modernen Pariserin beim Teeeingießen, und wie sie in Gegenwart ihres jungen Ehemanns die Schlafhaube aufsetze, zu schreiben. Ich brachte es bei Graf C. vor; man fand mich köstlich, man fand mich liebenswürdig und amüsant. Es war aber auf Ehre der einzige Abend. Aber Sie! Wie glücklich sind Sie."
"In was soll nur mein Glück bestehen?" fragte ich ärgerlich über seine Ausrufungen.
"Haben Sie nicht immer das verdammte Spiel ,der Chevalier
de Papillot' von vorn bis hinten ohne Anstoß behalten können? Und ich! Wenn ich am herrlichsten frisiert und gebrannt war, so wurde das dumme Chevalier pupillot a un papillot' gespielt, meine Frisur ging zum Teufel; denn ich konnte den französischen Sermon nicht behalten und bekam den ganzen Kopf voll Papilloten. Aber Sie! Hatten Sie den ganzen Abend nichts getan, als an einer Türe gestanden und finster in die Zimmer geblickt, so gab es doch Leute, die Sie sehr interessant fanden. Jetzt verlassen Sie sogar die Welt, werden melancholisch; ich wollte wetten, wenn ich es geworden wäre, man hätte gelacht, und Sie werden bemitleidet, zurückgesehnt; es gibt sogar junge Damen, die ganz offen den Fächer vor das linke Auge halten, wenn von Ihnen gesprochen wird.""Den Fächer vor das linke Auge halten? Wozu denn, was soll es denn bedeuten?"
"Sie wissen nicht einmal dieses Zeichen der trauernden Liebe? Das ist das Neueste, was man hier in der Liebessprache kennt; das heißt à la Joco trauern,"
A 1u Saco trauern!" rief ich. "Wer trauert denn mit der Windfuchtel vor dem linken Auge um mich?"
"Gehen Sie, das wissen Sie nur zu gut; Oberforstmeisters Trinettchen ist ganz melancholisch geworden. Auf Ehre, ich sah sie zweimal à 1u Joco trauern. Ist das nicht rührend?"
"Was werden Sie heute mit Ihrem Tage anfangen?" fragte ich, um mir das Erröten über die trauernde Joco zu ersparen. "Wo werden Sie speisen? Werden Sie ins Theater gehen?"
"Speisen?" sagte er wehmütig lächelnd. "Speisen! Ich lebe gegenwärtig wie ein Klausner. Denken Sie sich mein Unglück!"
Ich war begierig; sollte ihn etwa auch eine Tante enterbt haben? War er vielleicht auf halben Sold gesetzt wie ich? Er schien bekümmert, geheimnisvoll.
"Denken Sie sich mein Unglück! Schon seit einiger Zeit bemerkte ich, daß mir meine Röcke und Westen nicht mehr recht passen wollen. Ich nahm daher das vormalige Maß meiner Taille (mein Schneider in Frankfurt und ich haben jeder ein Exemplar, und zwar aus Draht geflochten, daß es sich nicht verzieht); ich nehme es, lege es um, und o Schrecken! Ich bin seit einem Vierteljahre um zwei Daumen breit stärker geworden! Ich war außer mir, ich wütete, ich war nahe daran, Hand an mich selbst zu legen. Ich entdeckte mich dem jungen Baron F.; Sie kennen seinen herrlichen Wuchs; er tröstete mich, er gab mir Mittel."
"Nun, in was bestehen diese?"
"Zuerst mußte ich Rhabarbertinktur nehmen, daß ich beinahe tot war. Dann darf ich acht Tage lang nichts genießen als eine
Tasse voll Gerstenschleim, einige Austern und ein Glas Madeira. Alle Morgen nach acht Uhr muß ich ein Glas Kräuteressig trinken und darauf spazieren gehen. Es ist heute der fünfte Tag; es ist wahr, es hilft, ich bin schon um einen Daumen eingegangen, aber meine Kraft schwinden, ich bin so schwach, daß ich heute abend nicht werde tanzen können. Es ist nur gut, daß es jetzt Mode ist, daß wir jungen Herren nicht tanzen; aber das ewige Stehen mit dem Hut in der Hand werde ich auch nicht aushalten; ich werde mich setzen müssen gegen allen guten Ton und feine Lebensart.""Ich bedaure Sie," sagte ich, als er mit zitternder Hand von mir Abschied nahm. "Wären denn fünf Tage nicht auch genug?"
"Acht Tage müssen es sein," antwortete er seufzend; "aber dieser Leidenskelch wird auch an mir vorübergehen; was tut man nicht um den Ruhm, eine Taille à la Joco zu haben!"
Armer Joco! sprach ich bei mir, als er weggegangen war. Armseliger Affe! Du schämst dich deiner menschlichen Gestalt und wendest Mittel an, ein Pavian oder eine Wespe zu werden! Jene große Werkstätte der Torheit ergötzte sich an einem Menschen in Affengestalt; sie trugen sich wie der herrliche Affe; es gab nichts, was nicht den Namen dieses Affen trug; es nimmt mich wunder, daß sie ihren König nicht à la Joco krönten. Aber die Narrheit bleibt nicht in jenen Mauern, sie verbreitet sich über die Provinzen, sie passiert ungehindert die Douanen des Rheins, und man schämt sich in Deutschland, auf eine andere Art ein Tor zu sein, als es vor sechs Monaten in Paris Sitte war. Wer ist ein größerer Affe und der Tierheit näher, jener Ur-Joco oder die unzähligen Affenherren, Affenfräuleins und Affenmamsells, die an dem Affen einen Affen gefressen haben, ihm nachäfften und mit Freuden samt und sonders Jocos wurdent
Erbärmlicher Affe! Der du mich um eine schöne Stunde betrogst! Warum verbieten es die gesellschaftlichen Sitten, daß ich dich freundschaftlichst aus der Türe warf?
Wie vergnügt, wie zufrieden wäre ich mit mir selbst gewesen! Wie gut hätte ich mich an meinem Fenster unterhalten können! Und dieser hohle Mensch, in dessen Kopf kein Gedanke war als der an das Souper heute abend, dessen Blick in die Zukunft nicht weiter reichte als bis zum nächsten Ball, dessen Erinnerungen nur in Austern und Tanzmusik bestanden, dessen Herz kein wärmeres Gefühl kannte als Neid, wenn er nicht die feinste Taille hatte, oder die Freude, das neueste Tuch oder die eleganteste Hutfasson zu haben; dieser Mensch durfte sich meinen Freund nennen, durfte mein stilles Asyl durch sein Geplauder entweihen? Sind nicht diese Menschen die ärgsten Heiden? Es steht im Evangelium: "Ihr sollt nicht sagen.
Was werden wir essen, was werden wir trinken, wie uns kleiden? denn nach diesem allen fragen die Heiden." Und diese Leute möchten verzweifeln, weil sie nicht wissen, ob sie heute in jenem Hotel oder bei diesem Italiener speisen werden; sie sind in Gefahr, krank zu werden, weil sie im Zweifel sind, ob sie sich schwarz oder blau ankleiden sollen.
V. Die Bel-Etage.
Ich war unter diesen Gedanken wieder an mein Fenster getreten. Der Tag war nun auch im ersten Stock gegenüber angebrochen. Ich konnte, weil das Haus auf der Mittagsseite lag, bis in die Mitte dieser schönen Zimmer schauen; ich nahm mein Opernglas zur Hand und musterte die Fenster. Es waren drei junge und eine alte Dame, die ich sah; von den Mädchen waren zwei noch im Negligé, die eine las im Fenster, schaute übrigens oft über das Buch hinweg auf die Straße; sie schien nicht mehr sehr jung, ihre Züge hatten schon etwas Scharfes angenommen, an ihrem Nasenwinkel glaubte ich jenes unbeschreibliche mokante Etwas zu bemerken, das einer meiner Freunde den Altiungfernzug nennt.
Die zweite, im Negligé, schien jünger und hübscher; sie saß am Klavier und präparierte sich wohl auf ihre Lektion oder gar auf einen Singtee. Mama saß an ihrer Seite und schien ihr Spiel zu bewundern . An einem andern Fenster saß ein Kind von sechzehn bis siebzehn Jahren. Es mußte die Fremde, die Cousine sein; denn wäre dieser schöne Kopf, wären diese Augen, deren Glanz ich aus so weiter Ferne bewunderte, schon länger in der Stadt gewesen, ich hätte gewiß von einer schönen Tochter der Oberforstmeisterin gehört. Sie nähte emsig an einem Kleide; aber dennoch konnte sie sich nicht enthalten, zuweilen die Vorübergehenden zu mustern, mit den niedlichen Fingern zu deuten, wenn ihr etwas auffiel, und die Lesende im Negligé zu befragen. Es mußte die Fremde sein. Ich hatte dazu mehrere Gründe. Die beiden andern Fräulein hatten gleiche Hauben, gleiche Bänder, gleiche Überröcke; sie waren die Schwestern. Die eine las, die andere musizierte, das schöne Kind aber arbeitete; was war natürlicher, als daß es die Fremde war, die arbeitete? Sie hatte ihre Garderobe vom Lande mitgebracht. Wenn sie auch dort nach der Mode gewesen sein mochte, so war sie doch hier schon um einige Monate zurück. Der Leib am Kleidchen durfte vielleicht nur etwas weiter ausgeschnitten, die Garnitur nur etwas höher gesetzt werden, so war man noch passabel nach der Mode. Auch das, daß sie so frühe schon in vollem Anzug war, bestärkte meine Vermutung.
Ich hatte einige Zeit mit diesen Betrachtungen hingebracht, als ich Madame plötzlich aufstehen sah; sie winkte der Cousine, sie deutete ans Fenster; das schöne Mädchen öffnete und sah heraus, sie heftete ihre Blicke auf die Haustüre. Ich war begierig, wer erscheinen werde; denn offenbar erwartete sie jemanden, der aus dem Hause treten sollte. War es der Russenschuster? Hatte der Panser ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen? Oder ging vielleicht jemand aus dem obern Stock an ihrem Zimmer vorbei? Etwa der Doktor oder Münsterthurm , der kleine Leutnant? Er war es, der Kleine! Aber welchen sonderbaren Anblick gewährte er! Gleichsam zum Hohn hatte ihm die Natur einen großen Namen gegeben: wer dachte sich nicht, wenn er vom Leutnant Münsterthurm hörte, einen Kerl, der dem Kölner oder Straßburger Münster Ehre machte : Aber er war ein Duodezmünsterchen. Er hatte eine tiefe, rauhe Stimme; wenn man die Augen zumachte und ihn fluchen und donnerwettern hörte, glaubte man wenigstens, einen riesenhaften Kürassier vor sich zu haben. Parturiunt montes, nascetur ridiculus mus; es ist der kleine Münsterthurm. Er kündigte sich zuerst durch das schreckliche Klirren eines nachschleppenden Säbels an; dann kam ein ungeheurer Hut mit wehendem Federbusch aus der Türe, unter ihm wandelte der Leutnant. Dieser Soldat schien seine verkürzten Formen dadurch entschädigen zu wollen, daß er alles, was er sich selbst beilegen konnte, im größten Maßstabe hatte; seinen ungeheuern Bart, die lange Pfeife, die er mit zwei Händen balancierte, hatte ich früher schon bewundert. Der Hut samt Federbusch maß drei Schuh in der Höhe, also zwei Dritteile von dem Leutnant; sein Schwert war eine furchtbare Waffe und reichte ihm, wenn er aufrecht neben ihm stand, hoch über die Brust. Er führte die längste Reitgerte, die ich gesehen, lange Sporen rasselten an seinen Füßchen; er ging wohl aus, uni einen Morgenritt für sechs Groschen zu machen. Er machte Front vor der Haustüre, ich sah, daß er unter seinem Hut hinaufschielte in den ersten Stock; er bemerkte die Fremde, eine angenehme Freude blitzte, nur mir sichtbar, aus seinen Augen; er tat, als hätte er sie nicht erblickt.
Er hieb mit der Reitpeitsche auf seine Stiefel und rief mit tiefer, dröhnender Stimme: "Johann!"
Ein großer Kerl in abgetragenen Soldatenkleidern fuhr aus dem Haus, stellte sich in militärische Position, die Hand an der Mütze, und antwortete: "Herr Leutnant!"
"Schlingel!" fuhr der Kleine fort, "hab' ich dir nicht gesagt, du solltest meine Flöte jeden Abend einsalben mit Mandelöl? Ha! daß dich das Donnerwetter! Sie hat gestern nacht gequiekt wie ein Dudelsack. Schmier' ein, sag' ich dir, salbe das fürtreffliche
Instrument, daß es weich töne, oder dich soll der T . . . holen, und ich lasse dich sechs Stunden auf die Latten legen, daß du kein Glied rühren kannst.""Ganz wohl, Herr Leutnant! aber . . ."
"Was! aber? Wenn ich befehle, gibt es kein aber; was willst du denn?"
"Ich hätte schon gestern eingeschmiert und gesalbt, Herr Leutnant ; aber der Grunsky bei dem ich das süße Mandelöl kaufen soll, sagte, er borge — mit Respekt zu vermelden — dem Herrn Leutnant keinen Groschen mehr."
"Was? mir das?" schrie Münsterthurm mit entsetzlicher Stimme, daß meine Fenster zitterten und die schöne Fremde erbleichte . "Ich ermorde ihn, ich renne ihn mit dem Säbel durch und durch, ich zerhacke alle Gläser, Pomeranzen und Zitronen in seinem Laden in Kochstücke! Der Kuckuck soll ihn holen, ihn und sein süß' Mandelöl!" Der tapfere Soldat wackelte zu diesen Worten mit dem Federbusch, klirrte mit dem Säbel, stampfte mit den Sporen, focht mit der Reitpeitsche in der Luft und blinzelte hinauf ans Fenster, welche Wirkung seine Berserkerwut hervorbringe. "Doch, es ist unter meiner Würde, mich über solche Kanaille zu alterieren," fuhr er ruhiger fort; "ich werde ihn verklagen, so tu' ich. — Johann!"
"Was befehlen der Herr Leutnant?"
"Geh in die Apotheke in der Königsstraße, dort, wo es zur Kirche hinunter geht, laß dir für zwei Groschen süß' Mandelöl geben; laß es aufschreiben — die Welt kennt meinen Namen."
So sprach der Leutnant Münsterthurm. Er nahm seinen Säbel unter den Arm, rückte den großen Hut schiefer aufs Ohr und schritt mit mächtigem Gange die Straße hinab.
Die Fremde aber schlug das Fenster zu, setzte sich an ihren Platz und lachte.
VI. Der arme Schuster.
Ich habe jetzt seit mehreren Tagen die Liebenden parterre betrachtet ; immer klarer wird es mir, daß ein sehr reines Verhältnis zwischen Karolinchen und dem Pariser besteht. Wenn etwas Unchristliches in dieser Liebe wäre, so müßte es in der Art, wie sie zusammen scherzen, sich zeigen; der Pariser könnte nicht so zart seine Glut verraten; er würde, wenn er schon höhere Rechte sich zugeeignet hätte, nicht, wie ich wohl bemerkt habe, um ein Küßchen so lange betteln und sogar schmollen, wenn er es nicht bekommt; Karolinchen könnte nicht mit jenem heitern, ungetrübten Mut Scherze
selbst beginnen, könnte ihn nicht aus ihren klaren Augen so treuherzig anblicken, wenn sie sich etwas Unchristliches bewußt wäre. Es ist etwas Heiliges, Holdes um die Unbefangenheit der ersten Liebe, sollte sie sich bei einem Schustergesellen und seines Meisters Tochter oder in dem Boudoir einer jungen Fürstin zeigen; es ist der herrliche Schmelz, den die Unschuld aushaucht; keine Kunst ersetzt ihn wieder, wenn du ihn abstreifst. Oder kann der Maler dem Schmetterling die Flügel wieder malen, wenn eine rauhe Hand ihn betastet und den Blütenstaub verwischt hat, womit die Natur seinen bunten Mantel überkleidete? Ist nicht die sanfte Röte auf den Wangen eines schönen Kindes ein solcher Blütenstaub? Wird die Schuldbewußte erröten, wenn der Geliebte um ein Küßchen bittet? Wird sie die Augen niederschlagen? Die Kunst einer Kokette geht weit; sie kann durch großes Studium vielleicht lernen, wie und wo man die Augen niederschlagen müsse; aber jenen holden, jungfräulichen Schmelz, jenes rouge tin der Natur kann sie bei Laugier pere fils, Haag l'abbé à Saria nicht kaufen,Ich traute daher lieber meinen Augen und meinem guten Opernglas als der bösen Zunge der alten Christel, meiner Aufwärterin , die mir das Verhältnis der beiden Leutchen als ein unchristliches schilderte. Ich hatte ein Paar Pantoffeln nötig; was war natürlicher, als daß ich meinen Nachbar, den Russenschuster, mit diesem Auftrag beehrte? Ich hatte dabei noch eine Nebenabsicht. Der alte Russe, dachte ich, ist wohl zu bequem und vornehm, als daß er sich zu mir bemühte; Brenners Karlchen, den Lehrjungen, kann er auch nicht wohl schicken, um mein Maß zu nehmen, folglich werde ich den Pariser bei mir sehen. Die alte Christel wollte mir zwar das Vorhaben mit Gewalt ausreden; sie behauptete, daß ich bei dem reichen Nachbar das Doppelte werde zahlen müssen; aber es half nichts, sie mußte hinüber. Sie kam bald wieder und berichtete, man werde kommen; sie lächelte dazu vor sich hin, als wüsste sie noch etwas, das sie sich unbefragt nicht zu sagen getraue . Ich konnte ihr schon den Gefallen tun zu fragen; denn sie schwatzte gerne.
"Als ich hinüberkam," sagte sie, "und ausrichtete, daß Sie ein Paar Pantoffeln wünschten, da —nein, ich kann es nicht sagen —"
"So sprich doch, Alte! Was sagten sie denn?"
"Karolinchen sah recht mitleidig aus und sagte: .Ach, zu dem bleichen Herrn im zweiten Stocke drüben? Was fehlt ihm denn? Er ist immer zu Haus und sieht so trübselig durchs Fenster'; und der Pariser sagte: ,Ja, und wenn er ausgeht, so sieht er so ernst und traurig aus; was fehlt ihm denn?"'
"Nun, und was sagtest du, Alte? Was gabst du zur Antwort?"
"Na, ich weiß es ja selbst nicht; ich sagte, es müsse Ihnen jemand gestorben sein, Sie gehen meist in schwarzen Kleidern; und da meinten sie — hi! hi!-— da sagte Karolinchen: ,Ach, gewiß ist ihm sein Schah gestorben, dem armen Herrn, oder es geht ihm gar wie mit dem armen jungen Werther, der auch so viel gelitten hat'."
Die guten Seelen! dachte ich; weil sie lieben, so tennen sie kein anderes Leid als die Trauer der Liebe! Wie unendlich prosaischer ist doch mein Kummer! Freilich ist mir ein Schatz gestorben; der Leipziger Magister hat ihn gewonnen. Die alte Tante ist es, der meine Melancholie gilt, der seligen Idoina, der Mitarbeiterin an der "Zeitung für noble und gebildete Leute" Wie prosaisch, wie so ganz miserabel und unpoetisch! Meine Farbe spielt etwas ins Blasse; was ist natürlicher, als daß ich Kummer habe? Ich bin viel zu Hause, ich muß über meinen Kummer brüten; ich sehe melancholisch an: ich könnte schwer verdauen, ich könnte einen Roman unter falschem Namen geschrieben haben und deswegen auf Geldbuße angeklagt sein. Aber dies alles ist uns heutzutage zu prosaisch — er ist melancholisch , er muß Liebeskummer haben, ganz erschreckliche Seelenleiden; sogar die Schustermamsell, die liebende, weiß gleich, wo einen der Schuh drücken könnte. In welcher Schule mag sie da:, gelernt haben? Ja, sie hält mich für größer, als ich bin; sie vergleicht mich sogar mit dem jungen, liebenden Werther, dem unvergeßlichen; und ich —muß erröten, jene enorme Höhe von tragischem Pathos noch nicht erreicht zu haben!
Mit diesen Betrachtungen beschäftigt, sah ich den Pariser aus dem Hause treten. Ersah gar nicht übel aus, und ich konnte es Karolinchen nicht verdenken, daß sie gern mit ihm scherzte. Er war nett und elegant gekleidet; denn zu solchen Besuchen wurde der Sonntagsstaat angelegt. Er ist ein hübscher, gedrungener, untersetzter Bursche, lebhaft, gewandt; es kann ihm nicht fehlen, er muß bei den Mädchen Glück machen. Schon der Name: der Pariser , weckt tausenderlei günstige Meinungen zum voraus. Der muß die Welt gesehen haben, denkt man und fühlt sich nicht wenig geehrt, von ihm zu einem Walzer oder Dreher aufgezogen zu werden. Ich konnte mir denken, daß er seine Sitten perfektioniert haben werde. In der Hauptstadt der Welt, wo die Schuster in Glaswagen bei ihren Kunden vorfahren und ihre eigenen geheimen Sekretärs haben, welche sogleich die Maße der Kundenfüße zu Protokoll nehmen, wo die Meister Künstler sind, ein Atelier statt der Werkstatt hab en, mehrere Kurse über Anatomie anhören, um sich in ihren Bemühungen um den Fuß zu vervollkommnen, wo die Gesellen nicht auf einfüßigen Schemeln, sondern in prachtvollen Fauteuils Schuhe flicken und die Lehrjungen oder Sargons den Draht mit parfümiertem
Pech wichsen, in einer solchen Stadt hatte er den deutschen Handwerksburschen, diesen aus Flegelei, Courtoisie und Sinnlichkeit zusammengesetzten Kraftmenschen, ausziehen und in den Pariser fahren müssen.Er kam; ich hatte mich nicht getäuscht. Wie artig wußte er sich zu verbeugen, den Hut abzulegen und ein paar Fünffingerstriche durch sein Haar zu tun! Wie unbefangen näherte er sich, mit welcher Grazie setzte er mir den Stiefelziahar zurecht! Er schien mich mit mitleidigen Blicken zu betrachten; der arme Siegwart mochte ihm einfallen oder gar die Leiden des jungen Werther; denn er erkundigte sich dolce nach meiner Gesundheit.
"Sie haben eine angenehme Werkstatt da drüben," sagte ich zu ihm, indem er mit einem rosenfarbenen Seidenband meinen Fuß maß und sich Notizen in eine saffianene Brieftasche aufzeichnete ; "ich meinte, Ihre Werkstatt muß hell und freundlich seins"
"Unser Arbeitszimmer meinen Sie? O ja, es ist hübsch und freundlich, und man hat doch auch eine Aussicht auf die Straße."
"Nun, und die Einsicht ist gewiß auch nicht übel; läßt Ihnen Mamsell Karoline so viel Zeit, auf die Straße zu sehens"
Stumm vor Staunen lag er vor mir auf den Knien; er hielt in einer malerischen Stellung das rosenfarbene Maß in der Hand, die Brieftasche war ihm entfallen. "J der Tausend!" preßte er heraus. "Wie meinen Sie denn das, wertgeschätzter Herr . . .?"
"Nun, ich habe letzthin eine kleine Attacke mit den eisernen Ladenstangen gesehen, wo eine Fensterscheibe zerschlagen wurde; da dachte ich —"
Ei! So hat Brenners Karlchen doch recht gehabt," rief er; er hat gesagt, Sie hätten herausgesehen; ja, ich hatte einen kleinen Spaß mit des Meisters Tochter."
"Und wenn ich recht gesehen habe, ist sie Ihnen gut, die Mamsell?"
Der gute Pariser wurde über und über rot, und ein Strahl der Freude schien an:: seinen ehrlichen Augen zu dringen. "Was hilft es mir auch, wenn mir das Mädchen gut ist?" sagte er nach einigen Augenblicken leise, — "ich kriege sie doch nicht!"
"Und warum nicht?" fragte ich verwundert; " ein geschickter Arbeiter, der sogar in Paris gelernt hat, diesen sollte der Meister verschmähen? "
"Es ist wahr," sagte der junge Schuster nicht ohne Selbstgefühl, "ich habe in Deutschland und Frankreich gelernt; ich habe in Pans, Amsterdam, Berlin und Frankfurt in den berühmtesten Ateliers gearbeitet; aber was hilft's? Der Meister ist reich und vornehm, er wird nächstens Stadtrat werden, er sucht seine Tochter in vornehme Familien zu verheiraten. Ein Bierbrauer, ein Schweinemetzger,
;
ein Rotgerber, alles vornehme und angesehene Herren, die wenigstens ihre zwanzig- bis dreißigtausend Taler schwer sind, haben um Karolinchens Hand angehalten, und der Alte ist nur noch im Zweifel, wem er sie geben soll."Der arme Bursche dauerte mich, er hatte Tränen in den Augen, während er mir das erzählte. "Und Karolinchen?" fragte ich.
"Ach! das ist gerade mein Jammer; sie hat mich lieb, wir haben es vergangenen Sonntag auf dem Tanzboden einander gestanden. Wenn ich wollte, sie liefe mit mir davon; denn sie mag keinen andern als mich; aber ich weiß wohl, in den Romanbüchern werden oft junge Frauenzimmer entführt, die es nachher recht gut bekommen; aber was kann ich ihr anbieten? Bis ich Meister werde zu Haus, geht mein kleines Vermögen vollends drauf; und ich soll sie in ein Haus voll Kummer und Sorgen führen? Nein; sie wird mich vielleicht doch auch vergessen können. Sie soll heiraten, wie es der Vater will; sie wird dann eine vornehme, wohlhabende Frau, und wenn sie erst ein paar liebe Büblein hat, denkt sie nimmer an unsere Liebschaft und an den armen Pariser."
"Aber Sie? Können Sie so ruhig entsagen? Wird es Ihnen nicht recht schwer werden, von Karolinchen zu scheiden?"
"Ich mag nicht daran denken," antwortete er; "es würde mir jede Stunde verbittern; wenn einmal geschieden muß, so soll es schnell gehen. Wohl wird es mich schmerzen, wenn ich wieder so allein in die weite Welt hinaus muß; denn hier kann ich nicht bleiben; aber ich denke dann, es wandert mancher arme Teufel durchs Reich, den es im Herzen noch weit schwerer drückt als sein Bündel auf dem Rücken; so geht's halt in der Welt!"
Er ging mit einer Träne im Auge von mir.
"Also auch hier die unglückselige Macht der Verhältnisse!" dachte ich. "Auch hier der Eigensinn der Väter, auch hier das eifrige Streben nach Geld und Ehre! Man spricht von dem Unglück hochgeborener junger Damen, daß sie nicht dem Zug des Herzens, sondern dem Gebot der Verhältnisse folgen müssen. Man bedauert Prinzessinnen, daß für sie wahrscheinlicherweise das Glück stiller, beglückter Liebe verloren sei; man beklagt junge Gräfinnen und Fräulein von altem Adel, daß ihrem Auge kein Mann gefallen dürfe, der nicht sechzehn Ahnen gehabt, daß ihre Seele legitimerweise kein Bild erfüllen dürfe, das nicht stiftsfähig wäre. Hat die Tochter des Russenschusters ein glücklicheres Los? Es werben reiche Grafen, besternte Diplomaten um die Hand einer jungen Dame, der "linie, Unberühmte muß zurücktreten; hier kommen ganz außerordentlich vornehme und angesehene Leute und wollen Karolinchen zur Frau, wer sind sie? Bierbrauer, Schweinemetzger, Notgerber; sollte nicht der Pariser
ebensogut, sogar noch passender für sie sein? Mitnichten! Jene haben Geld und Ansehen in der Stadt, sie sind außerordentlich vornehm: Karolinchen muß sie heiraten. Aber welche Nötigung ist bei all diesen Fällen. Der Vater des Fräuleins wird die Achseln zucken und sagen: die Verhältnisse. Verflucht sei, wer dieses Wort erfand, um einen Begriff zu bezeichnen, der auf Vernunft und Recht keinen Anspruch machen kann!Ich war ergrimmt über diese Unnatur des Schusters, und in meinem Grimm mußte ich die Resignation des Parisers bewundern. Wäre dieser Fall in den höchsten oder in den Mittelständen vorgefallen , der Amoroso hätte sich erstens entweder mit seinem durch die Verhältnisse begünstigten Nebenbuhler schießen wollen, oder zweitens, er hätte gewütet, seiner Geliebten das Leben verbittert, ihr geflucht, gedroht, sich zu erschießen und erst auf ihr inständiges Bitten sich das Leben geschenkt, oder drittens, er wäre ins Wasser gesprungen, oder viertens, er wäre tiefsinnig geworden, und dieses letzte ist das Allgemeinere. Nicht so der Pariser; er sieht sein Unglück voraus: er könnte zur Not einen dummen Streich machen; aber das Glück und die Ehre der Geliebten ist ihm teurer, — er liebt und vergißt sein Unglück bis es da ist, und dann schnallt er den Ranzen und wandert traurig durch das Reich. Man wird sagen: Er hat nicht jenes tiefe Gefühl, nicht jene feinere Bildung, die zur wahren Liebe und zum tieferen Schmerz der Liebe gehört; kann man glauben, daß ein Schustergeselle so innig lieben könnte als ein Dragonerleutnant oder ein Legationsrat oder gar als ein junger Doktor? Kleinliche Torheit, die du auch hier wieder die Gefühle nach den Ständen abmessen willst! Die Äußerungen dieses armen Burschen sind erhabener als die Rodomontaden hochgeborener Liebhaber; sie zeugen von tieferer Empfindung als eure erlernten und erlesenen Sentiments, und seine Resignation ist edler als euer Toben und Wüten gegen das Schicksal. Er will sich nicht schießen mit seinen Nebenbuhlern wie der Legationsrat; er will sieh nicht in seinen eigenen Sonetten ersäufen wie der Doktor; er schließt die Geliebte zum letztenmal in die Anne, wirft sein Ränzel auf den Rücken, nimmt den Wanderstab und geht. Sein Unglück fühlt er tief, wenn er zum letztenmal die Türme der Stadt, die er verläßt, aus der Ferne ragen sieht; aber er denkt, es wandert noch mancher arme Teufel durchs Reich, den es im Herzen noch weit schwerer drückt als sein Bündel auf dem Rücken. Er trocknet eine Träne ab und geht. Aber der Dragoner, der Legationsrat und der Doktor? Wenn jener nicht geblieben ist, wenn sich dieser nicht erschoß, wenn der Doktor nicht ertrunken, —so gehen sie auch und geben sich zufrieden. Aber freilich, es gehört dazu, daß sie vorher etwas weniges gestöhnt und gejammert hatten. So wollen es die Verhältnisse.
VII. Die deutsche Literatur.
Vor einigen Tagen traf ich am dritten Ort meinen Nachbar Doktor Salbe. Er erkannte mich als Nachbar, freute sich, mich zu sehen, und lud mich ein, ihn hie und da zu besuchen. Ich versäumte es nicht. Doktor Salbe ist ein unterrichteter Mann, und ich bin gerne in seiner Gesellschaft. Anfangs war es mir schwer, seiner Einladung in den Goldenen Hahn zum zweitenmal zu folgen; diese qualmende Bierstube wollte mir, da ich an diese Tabakshöhlen nicht gewöhnt war, nicht zusagen. Aber ich gewöhnte mich daran, und so mancher Kemwitz, der in dieser Gesellschaft fiel, die gewaltige, tönende Sprache des Leutnants, die aus allen Wissenschaften zusammengeholten Ausdrücke der jungen Doktoren entschädigten mich für das Äußere. So war es auch in Doktor Salbes Haus. Eine Unordnung, beinahe Unreinlichkeit ohnegleichen. Wenn er mir ein neues Gedicht vorlesen wollte, blickte er mit Falkenaugen im Zimmer umher und fuhr dann oft plötzlich unter den Tisch; denn dorthin hatte sich der Wisch verloren. Einmal erzählte er mir von einem Sonett, an welchem er drei Tage gedreht habe; es sei ganz unübertrefflich, und die Ausgänge tönen wie lauter Italienisch und Spanisch untereinander. Er suchte in allen Ecken, auf allen Tischen, in allen Fächern; es fand sich nicht. Endlich führte ihm der Zufall ein zusammengedrehtes, halbverbranntes Papier in die Hand. Ersah es an, er erblaßte, er schlug sich vor die Stirne. "O ihr Götter!" rief er an:: mit meinem herrlichsten Sonett hat der verdammte Leutnant Münsterthürmchen seine Pfeife angezündet! Wie hättest du geglänzt, klangvolles Gedicht, in der ,Zeitung für noble und gebildete Leute'! Jetzt muß ich dich aus meinem miserablen Gedächtnis kompensieren. Du bist ein Torso, und ich soll dir neue Füße einsetzen !"
Trotz dieser schrecklichen Unordnung gefiel es mir wohl bei Salbe. Er hatte eine gewisse gelehrte Atmosphäre, die jeden schlechten, trivialen Gedanken zu ersticken schien; man konnte sich ganz behaglich in seiner Nähe fühlen; denn er hatte eine ungemeine Literatur im Kopfe und belehrte im Gespräche auf angenehme Weise. Wir sprachen eines Nachmittags, den ich bei ihm zubrachte, von Literatur und ihrem Einflusse auf die Menschen. Ich sagte: "Die Franzosen haben das vor uns voraus, daß alle ihre Geschichtswerke, ihre Romane, ihre Gedichte, selbst ihre philosophischen Bücher so geschrieben sind, daß sie jeder lesen kann. Die Werke ihrer größten Geister sind unzählige Male als Stereotypen gedruckt; ich habe oft auf meinen Reisen gesehen, daß ein geringer Handwerker, ein Soldat, selbst ein Bauer, seinen Voltaire, seinen Rousseau las; dadurch
wird die Intelligenz unbegreiflich gesteigert, daher kommt auch, daß jene Redner in der Kammer so ungeheuer wirken, nicht durch den verschwebenden Schall von der Tribüne, — der Einzelkampf richtet dort wenig aus, wo man in Massen kämpft, —sondern durch die Verbreitung dieser Reden durch die öffentlichen Blätter. Der geringere Bürger, der Landmann liest begierig diese Reden; seine Lektüre hat ihn vorbereitet, das Wahre von dem Falschen zu sondern, und ich versichere Ihnen, ich habe diese Leute mit einer Wahrheit, mit einer Tiefe über die Schönheiten einer Rede, über die Wendungen eines Satzes sprechen hören, die mich in Verwunderung setzte und die ich vergebens selbst in unsern Mittelständen, bei dem Kaufmann, dem Künstler, dem Schreiber, suchen würde.""Sie machen damit unserem Vaterland und seinen Schriftstellern ein schlechtes Kompliment," antwortete Doktor Salbe. "Es ist wahr, die eigentlichen Gelehrten bei uns bilden sich eine eigene Sprache; sie konnten sich aus dem früheren lateinschen Jargon nicht gleich in das ehrliche Deutsch finden. Daher kommt es, daß man bei uns, außer Plattschwäbisch und Hochdeutsch, auch noch Kantisch, Schellingisch, Hegelisch usw. spricht und schreibt; man muß zu diesen Sprachen einige Wörterbücher haben, um sie zu verstehen, und es ist kein Wunder, daß man Kant ins Deutsche übersetzt hat."
"Aber sagen Sie mir um Gottes willen, wozu denn diese Sprachverwirrung? Wie können denn unsere Philosophen auf die Intelligenz des Volkes wirken? Und dazu sind sie ja doch auf der Welt."
"Im Gegenteil," erwiderte Salbe , "da haben Sie eine völlig unrichtige Ansicht. Es mag dies vielleicht bei den französischen Philosophen der Fall sein. Aber bei uns sind die Philosophen nur für das Katheder geschaffen; sie haben nur das kleine Publikum, das vor ihnen in den Bänken sitzt, über Sonne, Mond und Sterne und die Erbsünde aufzuklären; sonst haben sie lediglich nichts mit dem Publikum zu tun. Kennen Sie denn nicht den Artikel im Regensburger Reichstagsabschied ?"
"Wies Ein Artikel über die Philosophen? Kein Wort habe ich davon gehört."
"Man wußte wohl, daß die populäre Philosophie der Franzosen für das Volk durchaus schädlich sei, weil die Menschen dadurch Aufklärung, eine Art von illegitimer Vernunft bekommen; daher hat man sehr weise damals das Gesetz erlassen und heimlich auf allen Universitäten und Gelehrtenanstalten verbreitet: ,Alldieweilen die, durch die in das für sich schon intelligente Leben so leicht eingreifende Philosophie angesteckten Menschen allzu leicht rebellische sogenannte Ideen bekommen, so follen die für die auf den zu der Vorbereitung junger Leute errichteten Instituten bestehenden Lehrstühle
angestellten Philosophen dahin gehalten sein, daß, wenn sie Bücher schreiben, so in dies Fach einschlagen, diese also abgefaßt seien, daß andere, zu dieser Wissenschaft nicht bestimmte Leute solche gar nicht kapieren können."'"Das stand im Regensburger Reichstagsabschied?"
"Jawohl, und daher dämmten die Philosophen ihre Bücher mit allerlei wunderlichen Redensarten ein, so daß, wenn ein ungelehrter Bürger in ein solches Opus hineinschaute, ihm die Worte vor den Augen herumtanzten, ihm die überschwenglichen Gedanken wie ein Mühlrad im Kopfe herumgingen und er in Gefahr war, darüber ein Narr zu werden. Es war dies auch ganz gut. Sie wissen, die Deutschen sind eine Nation, die gar zu schnell Feuer fängt wie nasser Zunder; daher war dies Mittel ganz gut. Denken Sie nur an jene Zeit, wo eine Regierung dies Interdikt aufhob und ein Gelehrter Reden an die deutsche Nation in natürlicher Sprache hielt, was entstand daraus für ein Spektakel! Man hatte daher das Interdikt aufs neue geschärft, ja, die Philosophen müssen jetzt sogar mystisch sprechen; selbst wenn einer z. B. über Deutschland und die Revolution schreiben wollte, müßte er seiner Rede kurzen Sinn in diese Wortspezereien einbalsamieren."
"Ha! jetzt erst ist mir das große Geheimnis unserer Literatur klar und deutlich! Also daher kommt es, daß wir so weit zurück sind; da bleibt also für das Volk nichts übrig als ,Genoveva' und Eulenspiegel ?"
"Das möchte ich doch nicht behaupten," sagte Salbe; "unsere mittlern und untern Stände lesen sehr viel, nur natürlich nichts, was auf den gesunden Menschenverstand Anspruch machen könnte. Sie haben ihren Spieß, ihren Cramer, ihren Lafontaine, in neuerer Zeit hauptsächlich ihren Clauren. Alles liest, aber unschädliches Zeug, das ihren Verstand ganz gelinde affiziert, Gespenstergeschichten, Mordtaten, Räuberhistorien, Heiratsaffären mit vielem Geld usw."
"O Gott! weiter nicht: So kommen also unsere größten Geister, ein Schiller, ein Goethe, ein Tieck nicht unter das Publikums"
Behüte! Schiller kennen sie zur Not vom Theater her; aber er ist meist zu hoch für sie, eigentlich zu gut. Von Goethe, Tieck, Jean Paul weiß man nichts. Sie haben für die Ewigkeit geschrieben, aber nicht für unser Volk."
Ver ästhetische Klub.
Conticuere omnes, intentique ora tenebant. |
"Wertester!" sprach mein Freund zu mir, als wir die Treppen meines Hauses herabstiegen, "Sie würden sich sehr irren, wenn Sie glaubten, es gäbe nur in höheren Ständen ästhetische Gesellschaften. Jene herrlichen Tees, wo feingebildete Menschen sich über die neuesten Ereignisse der Literatur besprechen, finden sich, nur unter anderer Form, auch unter den gemeineren Leuten. Wie jene mit dem Teewasser eine neue Novelle oder einen Sonettenkranz einschlürfen, so haben diese ihre eigenen Schriftsteller, welche sie beim Biere mit derberem Stoffe bewirten."
"Und zu einem solchen ästhetischen Biere werden Sie mich führen, Doktors"
"Gewiß! Der Meister des Hauses, wohin wir wandern, geht alle Nachmittage in die Schenke; seit nun der neue Gesell im Hause ist, wird jeden Nachmittag ästhetischer Klub gehalten. Er ist ein schöner Geist und besorgt mit großer Auswahl die Lektüre. Die beiden Töchter des Meisters und einige Freundinnen aus der Nachbarschaft bilden den Damenzirkel; sie stricken oder nähen, trinken dünnen Kaffee dazu, den die Mädchen unter sich bezahlen, und eine von ihnen hat das Amt des Vorlesers, denn der neue Gesell arbeitet streng an seinen Schuhen fort; sein Geschäft beschränkt sich darauf, den Zirkel auf die Schönheiten des Gelesenen aufmerksam zu machen. Er und der Leipziger trinken Bier. Ich war schon einige Male in diesen Klubs; natürlich hüte ich mich wohl, in die Schönheiten ihrer Literatur einen Zweifel zu setzen. Ich staune und bewundere mit ihnen; und so bin ich wohlgelitten in diesem Kreise und darf es wagen, Sie einzuführen."
Wir standen vor der Türe und horchten; aber das war kein fröhlicher Leseklub! Ich sah den Doktor ängstlich an; denn deutlich hörte man ein vielstimmiges Schluchzen und Weinen; es wurde
mit jammernder Stimme etwas gelesen; wir strengten unsere Ohren an, aber vernahmen nur Gestöhn und tiefes Herzseufzen."Ha, sie lesen etwas Tragisches!" rief mein Freund. "Das ist köstlich; nur zu! Wir wollen ihr Pathos beobachten." Er machte rasch die Tür auf; welch sonderbarer Anblick! Auf einer Erhöhung saß der Leipziger und heulte laut; es wollte ihm beinahe das Herz abdrücken, und sein Lieblingsdichter hatte für diesen Zustand gesorgt. Neben ihm saß der neue Geselle; sein Schmerz war nicht minder tief, aber er beherrschte ihn mit männlicher Festigkeit; doch auch ihm hing eine Perle in den Wimpern. Auf der Seite saßen fünf oder sechs hübsche Mädchen, unter denen ich Karolinchen sogleich erkannte; sie schienen einem geliebten Toten ein letztes Opfer zu bringen; denn sie wischten sich mit den Schürzen ihre schönen weinenden Augen, und in ihren Mienen war ein so wahrer Ausdruck von Kummer und namenlosem Jammer, daß ich über die Tiefe ihrer Empfindungen staunte.
Sie nickten uns zu; wir nahmen schweigend Platz. "Tu' nur nicht so erschrecklich, Leipziger!" sagte der neue Geselle mit dumpfer, gebrochener Stimme. "Sie wird ja bald vollends ausgerungen haben, die arme Seele; machen Sie nur gefälligst weiter, Jungfer Köhlerin."
Diese wischte ihre Tränen ab, die wie ein Wasserfall herabrollten, und las mit zitternder Stimme weiter.
Sie hatte geendet und legte schnell das Buch nieder; die Mädchen weinten noch etwas weniges in der Stille fort; der Leipziger aber vertrank seinen Schmerz in einem mächtigen Zuge Bieres.
"Wir sind heute leider zu spät gekommen, um noch etwas von Ihrer Lektüre profitieren zu können. Was haben Sie heute gelesene"
"Rochus Pumpernickels Tod," antwortete der neue Geselle. "O, Herr Doktor, das ist eine so grausam rührende Geschichte. als im ganzen Evangelium keine steht!"
"So? A. v. S. macht auch rührende Geschichten ? fragte jener weiter. "Ich habe bisher geglaubt, er sei immer nur fröhlich und heiter und lasse seine Leutchen heiraten, nebst schöner Mitgift von ein paar Milliönchen?"
"Ja, wir haben es anfangs auch geglaubt," entgegnete Karolinchen; " fing so hübsch und fröhlich an."
"Das ist gerade das Schöne, daß man glaubt, es komme alles so freudig wie immer, und dann kommt es auf einmal hageldick mit dem Unglück. Daß ist um so rührender, daß einem die Tränen unwillkürlich laufen; ach, und wie wahr ist es! Nicht alle Liebenden können ja glücklich werden! Dies beweist der Siegwart und Werthers junge Leiden, die ich in Mannheim gelesen habe, und viele andere rührende Historien. Und sieht man es nicht alle Tage?" setzte er
gerührt hinzu, indem er nach Karolinchen blickte. "Wie viele zärtliche Liebschaften hat schon das grausige Schicksal getrennt!"Karolinchen weinte still; der Leipziger aber schlug mit dem Hammer auf den Absatz seines Stiefels, daß es Funken gab. "Den Kerl, den Alten soll der Teufel holen; er ist an allem schuld, der heimtückische Sakramenter; hier möcht' ich ihn haben, zwischen meinen Knien, ich wollte ihn hämmern wie Sohlenleder!'
"Ja, der ist an allem schuld, klagten die Mädchen.
Sie lieben also diesen Schriftsteller?" fragte ich. "Sie scheinen ihn allen anderen vorzuziehen?"
"Gewiß!" sagte der neue Geselle. "Sehen Sie, es mag wohl sonst noch Dichter geben; aber sie sind nur für die vornehmen Leute, sie sind uns zu hoch; da ist nun A. v. S. gerade recht für uns; so gemein wie er schreibt keiner. Ihn verstehen wir; wenn er etwas sagt, so weiß man auch, was er will. Ich kann Ihnen versichern, es ist mir oft, wenn ich ihn lese, als säße ich im Bierhaus, und mein Kamerad, der Straubinger oder der Hamburger, erzählte mir eine schöne Geschichte."
Ich sah mich nach meinem Freunde um; er saß ganz ernsthaft da und rief alle Augenblicke aus: "Es ist zum Erstaunen"
Und Kernmädchen hat er," fuhr der große Kritiker fort, "so schön und köstlich, daß einem ordentlich der Mund wässert. Nicht wahr, ihr Jungfern?"
Die Mädchen erröteten; doch was sie sich lächelnd in die Ohren flüsterten, mochte den Satz des Leipzigers nicht umstoßen.
Vox populi, vox Osi :" sagte ich. "Denken viele Leute so wie Sie ?"
"Ich bin weit herumgekommen," erwiderte er mit Feuer; "aber überall fand ich die gleiche Liebe für diesen Mann! Alle Handwerksburschen von Bildung lassen sich für ihn totschlagen."
Der Doktor stand auf; er mochte glauben, ich habe jetzt genug gehört, um seine Behauptung bestätigt zu finden. Wir nahmen Abschied von diesem ästhetischen Klub und gingen. Unter der Haustüre nahm er meine Hand. "Nun, was meinen Sie?" sagte er, indem Spott und Hohn um seinen Mund, aus seinen Augen blitzten. "Glauben Sie jetzt, daß auch in Deutschland ein Schriftsteller allgemein werden können Was wollen Sie mit Ihren Franzosen, die ihren Voltaire hinter dem Pfluge lesen und von den Reden eines Foy in den ärmlichsten Hütten begeistert sind? Kann nicht auch bei uns ein großer Geist durchdringen und ein Mann des Volkes und allgemein werdens"
"Ja," erwiderte ich und drückte ihm die Hand, " er kann es, wenn er es versteht, gemein zu sein."
Ein paar Reisestunden.
Ein Bruchstück,
Vorwort an Madame z. Floret,
Eigentümerin des Hôtel Flandre, nue Notre Dame des Victoires à Saria
Sehr verehrte Frau!
Sie gehören unter die wenigen Menschen, die mir auf mein ehrliches Gesicht hin und ohne anderen Schein als etwas Scheinheiligkeit getraut haben, und ich würde Ihre trefflichen Eigenschaften, ein gutes Herz, nachsichtige Augen, ein offenes Ohr und einen für Rue Notre Dame des Victoires hinlänglichen Verstand öffentlich gemacht haben, auch wenn ich es Ihnen nicht versprochen hätte.
Als ich, versehen mit allein, was ein mutiges, junges Herz unterstützt, in Ihr Haus trat, da dachte ich freilich nicht, es einst so plötzlich verlassen zu müssen; doch wäre auch jene Begebenheit schon damals vor meiner ahnungslosen Seele gestanden, an eine so romantische, samaritanische, beinahe unglaubliche Zuversicht einer Eigentümerin eines Hôtel gara hätte ich nie geglaubt.
Ich vergesse jenen Abend nie, als ich, vor Schrecken, Unwillen und Angst beinahe leblos, bei Ihnen eintrat, nach meiner Rechnung fragte und Ihnen gestand, daß ich abreisen müßte. Ich hatte von allem gemünzten Gold, das auf der Erde umherrollt, noch zwei Zwanzigfrankenstücke, von dem ungemünzten in Barren. Gefäßen und Geschmeiden einen Ring, und alles übrige Schätzbare bestand in einigen Kleidern. welche rechtlicherweise noch nicht mir gehörten.
Ihr Scharfblick, verehrte Frau, — oder nenne ich es lieber barmherzigen Instinkt? — kurz, jene unbegreifliche Ahnung sagte Ihnen in einem Augenblick alles; Sie schlugen da:, wohlbekannte Buch von grünem Saffian auf, Sie lispelten freundlich: "Vierhundertundfünfzig
Francs" , und ich wiederholte mit bebender Zunge: "Vierhundertundfünfzig ! und als ich Ihnen dann meinen Kummer auseinanderzusetzen wagte, wie gütig waren Sie da, wie mütterlich besorgt fragten Sie nach den kleinsten Umständen!Genug! Sie haben mir aus einer Verlegenheit geholfen, die, so klein sie dem Namen nach sein mochte, für mich in jenem Drang der Umstände niederdrückend, schmerzlich war. Es war in meinen Augen, obgleich ich gewiß war, schon im folgenden Monat meine Schuld tilgen zu können, nichts anderes als ein Geschenk; denn konnten Sie wissen, daß ich ehrlich genug sein werde, die Summe heimzuzahlen? und mit welcher Urbanität wußten Sie es zu bieten! Wie fein wußten Sie der peinlichen Notwendigkeit, eine Wohltat annehmen zu müssen, alles Drückende zu benehmen! Es ist heute ein Jahr seit jenem Abend verflossen; aber noch heute steht jedes Ihrer Worte deutlich und wie gedruckt vor meiner Seele. "Es haben schon viele deutsche Doktoren bei mir gewohnt," sprachen Sie, bald auf Ihr Buch, bald auf mich blickend, "meistens an cinqiuème und quatrième, Sie sind der erste gewesen au second; alle haben geraucht wie Sie, alle haben schlecht Französisch gesprochen, alle verlangten anfangs ein Kopfkissen von Federn statt meiner trefflichen Rollen von Roßhaar, keiner von ihnen konnte mit dem Kaminfeuer zurechtkommen, fast alle schrieben den ganzen Vormittag, oft bis vier Uhr, und Gott weiß, was sie schrieben; aber alle waren redliche, ehrsame Leute und mir, ich gestehe es (ihre runden Köpfe und blonden Haare abgerechnet), lieber als meine jungen Landsleute , die über einen unpolierten Nagel an der Wand eine Stunde sprechen können und doch nicht mehr wert sind, als daß man sie daran aufhänge. Ich habe gehört," fuhren Sie fort, "daß alle diese jungen Herren, wenn sie nach Deutschland zurückkehren, unsere schöne Hauptstadt in Büchern beschreiben und weitläufig erzählen, was sie daselbst gehört und nicht gehört, gesehen und nicht gesehen haben. Mein Vetter, Doktor Q —, Sie müssen ibn oft bei mir gesehen haben, und die Leute behaupten, er sehe mir ähnlich, obgleich sein Teint dunkler ist als der meinige, nun, dieser Vetter ist Mitarbeiter am .Globe', und es ist nicht die schlechteste Zeitung, die in Paris gelesen wird. ,Die Deutschen, Madame,' sagte er mir oft, sind in der Gesellschaft nicht zu gebrauchen; aber die Feder ist ihre Zunge; sie sind treffliche Leute mit der Feder und in der Tat gelehrt; ihre Literatur fängt an, bei uns bekannt zu werden, und es ist nicht das Schlechteste, was wir vom Auslande empfangen.' So sprach er oft, und meine Achtung vor Ihren Landsleuten stieg."
"Monsieur Off," fuhren Sie fort, denn mein Name war Ihnen nicht geläufig, "Sie haben viel geschrieben, so lange Sie auf Nr. 15
im Hôtel Flandre waren. Doktor K., Ihr Landsmann, hat mir auch versichert, daß man schon einige von Ihren Schriften gedruckt habe; Monsieur Off, gegen einen solchen Mann kenne ich meine Pflichten und diese Rechnung (Sie machten einen dicken Strich dadurch durch) soll Ihnen nicht länger beschwerlich fallen; aber Sie werden auf Ihrer Seite auch so gütig sein, meiner und meines Hauses in Ihrer nächsten Schrift zu erwähnen, und ich weiß, diese vierhundertundfünfzig Francs werden mir dann schöne Zinsen tragen."Wahrlich, verehrte Frau, noch zur Stunde kann ich nicht glauben, daß es Ihnen mit jener Bitte ernst war; denn wer von meinen Landsleuten wird deshalb, weil ich dort wohnte, Ihr Hotel beziehen? Dies Buch, vor welches ich Ihren Namen setze, Sie selbst können es nicht lesen, und Saura, 1o garçon, spricht zwar die Worte Brot, Schnaps, Salz, Wein, Wurst, Durst, Bett, die er auf seinen militärischen Durchreisen bei uns zu lernen die Gnade hatte, deutlich genug aus; aber auch er wird unsere Buchstaben so wenig lesen können als die gotischen Charaktere an den Butiken der deutschen Schneidermeister, die ihn oft zu Verwünschungen steigerten. Vielleicht wohnt irgend einer meiner Landsleute an quatrième und in diesem Fall können Sie sich einige Kapitel übersetzen lassen, vorausgesetzt, daß Sie sein ang und ong verstehen.
Auf jeden Fall aber müssen Sie sich durch Ihren gelehrten Vetter von der Redaktion des 'Globe' ein Zertifikat verschaffen, daß à 1n tête dieser Schrift wirklich eine Zueignung an Sie zu lesen ist; denn Sie könnten glauben, dadurch, daß ich darauf bestand, meine Rechnung zu tilgen, habe ich mich von meinem Wort und einer angenehmen Pflicht losgesagt. Wem könnte ich ein Buch, in dem meine Landsleute flüchtige Zeichnungen der Sitten Ihres und meines Volkes finden sollen, würdiger zueignen als einer liebenswürdigen Repräsentantin des neuen Frankreichs, einem Kinde der Revolution, das, obgleich so weit entfernt von Politik als vom Studium der Geographie, die Abschnitte seines Lebens nach den Leiden und Freuden seines Vaterlandes zählt? Sie wurden von der Sturmglocke des dreizehnten Vendemiaire aus dem Mutterleibe geläutet; als Bonaparte sich die Krone Karls des Großen auf die Stirne setzte, warf Sie, Neugierige, eine Volkswelle an die Treppe des Hôtel-dieu; die Stirnnarbe, die Sie davontrugen, ist noch nicht verschwunden; aber sie steht Ihnen gut, und Sie wissen es. Bald fluchte Ihr junges, der Liebe erschlossenes, Herz Cäsarn und seinem Glück; denn Ambroise, der hübsche Kommis aus der Rue Montmartro, sollte als Voltigeur helfen Rußland erobern. und bald beweinten Sie Frankreich und sich, —Ambroise mit erfrorenen Beinen konnte nicht wieder über die Beresina voltigieren. Monsieur
Floret war Ambroises Nachfolger in der Wohnung Ihres Herzens; jedoch erbte er nicht das ganze Appartement, er mußte sich mit einer Kammer begnügen, die anderen blieben für Ambroises Andenken verschlossen. Alle Kammern konnten sich indessen nicht enthalten, bange zu klopfen, als Herr Floret im Kleide der Panser Nationalgarde, Gewehr im Arm, Abschied nahm, um an die Barriere zu fliegen, und Sie — zum letzten Male umarmte, ehe er unter Blüchers erstem Kanonendonner wiederkam. Frankreich:, Geburtswehen beschleunigten Ihr Glück; Sie stiegen mit Ludwig XVIII, auf den Thron des Zahltisches und saßen ungleich fester; denn Sie bedurften seitdem keiner Restauration; ja, Herrn Florets Tod, der an dem Tage, wo der alte Lilienstengel eine junge Knospe trieb, zu Pere la Nuise schlafen ging, statt ihn zu erschüttern, diente dazu, ihn zu befestigen. —Leben Sie wohl auf Nimmerwiedersehen, einfache und, —meine Landsmänninnen mögen die Nasen rümpfen, so viel sie wollen, — tugendhafte Frau; Ihr Andenken soll mich begeistern, wenn sich die liebenswürdige Seite Ihres Volkes mir zuwendet; ich werde sie aufsuchen und mit Liebe aufsuchen, und ewig sollen mir die Worte unvergeßlich bleiben, die Sie im Augenblicke des Abschieds, anfangs in einem Tone, als seien Sie die Sprecherin Ihrer Nation der meinigen gegenüber, dann mit zitternder Stimme und mit feuchtem Auge sprachen: "Monsieur, ich achte Ihre Nation, und diese Achtung hat sich vermehrt, seitdem ich die Ehre hatte, Sie kennen zu lernen. Reisen Sie glücklich, und kommen Sie schnell wieder in das schöne Frankreich, wenn Sie zu Hause friert, — car je suppose, qu'il n'y a pas loin chez vous les glaces, où mon pauvre petit Ambroise a péri."Es sind schon so viele Reisen nach Paris geschrieben und gedruckt worden, daß man eine eigene Bibliothek davon errichten könnte, und es scheint, es sei eine überflüssige Mühe, nach der tausendsten noch die tausendunderste herauszugeben; dennoch kann keinem Reisenden das Recht bestritten werden, seine eigene Reise zu beschreiben, so wenig als einem verboten werden könnte, seine Biographie oder Reise durchs Leben herauszugeben, weil er etwa nur Nachtwächter, Doktor der Philosophie und nicht König, Kaiser oder Goethe war; jeder lebt, denkt und reist anders als sein Vordermann, und es kommt am Ende weder auf die Reise, noch auf die Beschreibung , sondern darauf an, ob einer etwa so viele Leser findet, als ich mir wünsche.
Vergebens würde übrigens einer aus meiner Reisebeschreibung zu berechnen hoffen, wie viele tausend Taler ein junger Mann etwa in einem Monat brauchen könnte, wo die besten Nachtlager und die teuersten Mittagessen, wo die höchsten Türme und die
breitesten Straßen seien. Vergebens wird einer, der töricht genug ist, sie als Saso des Voyageurs mitzunehmen, nach andächtigen Empfindungen und richtigen Notizen über irgend ein bedeutungsvolles Monument blättern; ich schreibe weder zur Erbauung, noch zur Bereicherung der Geographie, ich dränge niemand meine Empfindungen auf; denn jeder hält am Ende doch seine eigenen für die besten; ich will nur wiedererzählen, was ich gehört habe, nur einiges Vorübergehende, aber Bedeutungsvolle, was andere nicht gesehen haben, will ich beschreiben.Darunter gehört zum Beispiel nicht das Städtchen Saarlouis, sondern die Leute, die von dort aus in dem Metzer Eilwagen mit mir fuhren; obgleich es beinahe so viele Geschichten von Postwagen gibt als Gespenstersagen und Lichtkarzmärchen, so bin ich doch versucht , von einigen dieser Personen zu sprechen.
Ich saß in einer Ecke und mußte es mir gefallen lassen, wenn mich die übrigen so aufmerksam betrachteten wie ich sie; es ist mir übrigens gewiß nicht zu verargen, wenn meine Blicke hauptsächlich auf einer jungen Dame mir gegenüber hafteten, von deren Antlitz ich freilich nichts sah als eine dunkle Locke und ein glänzendes Auge; denn eine große Kapuze, welche sie am Mund mit einem Tuch verschlossen hielt, umhüllte den Kopf; dah sie jung sei, sagte mir nicht nur die schlanke Taille, die Behendigkeit, womit sie in den Wagen gestiegen war. sondern auch ein gewisser Aberglaube; denn meine Base in Frankfurt hatte mir prophezeit, ich werde mit einer schönen jungen Dame nach Paris fahren. Ich bemerkte, daß ihr die Stellung der nächsten vier Füße unbequem sei, machte ihr Raum, konnte aber nicht verstehen, in welcher Sprache sie mir dankte; denn ich hatte bei dem Manöver einen dicken Mann, ihren Nachbar , auf seinen Leichdorn getreten, und er brummte vernehmlich und deutsch. Es war morgens vier Uhr, die Luft kühl; aber gegen acht Uhr mußte nach meiner Rechnung der Nebel und mit ihm die Kapuze der schönen Nachbarin fallen.
Ein Mann mit kühnem, dunklem Gesicht und schwarzen Falkenaugen, einem schon ins Graue spielenden Bart um die Oberlippe saß in der anderen Ecke neben dem dicken Mann. "Ein echt französisches Gesicht, ein Offizier," dachte ich, "und zwar einer von der alten Armee und auf halbem Sold; denn seine Kleidung ist etwas ärmlich, er sieht unzufrieden aus und will wahrscheinlich die Ehrenlegion Heinrichs IV. nicht tragen; denn er hat kein Band im Knopfloch . Welche Gedanken sprechen aus diesem dunkeln Auge! Dieselbe Straße nach Deutschland ist er in der Revolution als junger, feuriger Patriot, nachher als Offizier de:, Kaisers, vielleicht an der Spitze eines Regiments, gezogen! Auf diesem Wege vielleicht hat
er seine tapfern Truppen aus den Feldzügen von sechs und neun zurückgeführt! Jetzt bezeichnet ihm die Kaiserstraße nur noch wehmütige Erinnerungen ehemaliger Größe; noch lange nicht ist seine ganze Generation ins Grab gestiegen, und doch ist alles dahin vorangeeilt, was ihnen groß und teuer war, und dieses schöne Frankreich deucht ihnen ein großer Kirchhof, wo ihr Ruhm und ihre Hoffnung begraben liegen und ,auf eine frohe Urständ warten."'Der kleine junge Mann an meiner Seite könnte etwa ein angehender Kaufmannsdiener sein; in meinem Herzen halte ich ihn aber für einen deutschen Schneider, der nach Paris reist, um sich auszubilden. Noch gibt einen jungen Menschen in einem blauen flandrischen Hemde an der Seite meines Nebenmannes; er schläft schon und ist seinem Gesicht nach unbedeutend.
Bis jetzt wurde noch kein deutliches Wort unter der Gesellschaft gewechselt. Nach und nach schlafen die meisten; nur das Auge der jungen Dame sehe ich hie und da aus der Kapuze leuchten.
Fünf bis sechs Uhr morgens.
Der dicke Mann schnarcht schrecklich; sein Kopf droht, auf die Schulter der jungen Dame zu sinken; ich bringe ihn durch einen kleinen Fußtritt zu sich selbst; er fährt auf, setzt sich zurecht, schläft wieder ein und schnarcht von neuem. Seine Bewegung hat den französischen Obrist erweckt; er sieht sich unzufrieden und stolz um. Es gefällt mir nicht, daß er eine ungeheure Dose von Horn hervorzieht und schnupft; er schläft bald wieder ein.
Die Morgenluft weht immer kälter. "Soll ich vielleicht das Fenster vorziehen? Wird es Ihnen nicht zu kalt?" fragte ich so freundlich als möglich die junge, schöne Dame und denke erst bei zu kalt" daran, daß wir längst auf französischem Boden sind und Mademoiselle kein Deutsch verstehen wird. Aber sie antwortet mit heller, wohltönender Stimme, jedoch ohne die Kapuze zu lüften: "Wenn es Ihnen selbst nicht zu kalt wird, danke ich; ich bin wohl verwahrt."
Also eine Deutsche, dachte ich; nun, um so besser, da werde ich doch sobald unsere Sprache nicht verlernen. "Ihr Nachbar, mein Fräulein," fuhr ich fort, "ist wohl etwas unbequem für Sie; der Wagen ist zu enge, als daß ein solcher Koloß mit Recht in der Mitte sitzen dürfte."
"Und doch möchte ich ihn noch weniger zum tête-à-tête," erwiderte sie.
Ich errötete beinahe über diese Artigkeit und war doch eitel genug zu fragen: "Und warum?"
"Ich denke, ein schlafender Koloß würde nicht so artig sein, auf meine Bequemlichkeit Rücksicht zu nehmen."
Ich weiß nicht, ob sie mir wirklich dadurch für ihre Sicherstellung vor den breiten Hufen des dicken Mannes danken wollte; aber ich verbeugte mich, murmelte etwas von Schuldigkeit gegen Damen und war in demselben Augenblicke wieder unmutig über mich selbst, weil sie doch vielleicht mich nicht gemeint hatte, ließ die angeknüpfte Unterhaltung fallen und suchte, wie ein gleichgültiger Reisender auszusehen, obgleich noch mancher Streifblick an dem glänzenden Auge der jungen Dame vorüberflog.
Sechs bis sieben Uhr.
Die Pferde werden gewechselt; die Schlafenden erwachen und starren mit glanzlosen, schläfrigen Augen auf einige zerlumpte Weiber und Kinder, die mit ihrem kreischenden Patois und ihren Holzschuhen einen unangenehmen Lärm machen. Der Oberst zieht an einem alten, ledernen Riemchen eine silberne Uhr aus der Tasche, und ich denke, er müsse seit der Restauration sehr zurückgekommen sein. Der dicke Mann bat ein unerträglich dummes Gesicht, und wenn ich ihn nicht für einen Viehhändler halte, so ist nur seine reinliche Kleidung schuld; ich mache ihn zu einem holländischen Krämer. — Man fuhr weiter, und aufs neue zogen mich die melancholischen Züge des Obersten an. Er sang ganz leise vor sich hin ein Liedchen, das er mit den Silben "Leon" und einem tiefen Seufzer endete; ach! es war Napoleon, sein Held, sein Kaiser, von welchem er sang! Jetzt zog er eine Schreibtafel heraus, die, ich muß es gestehen, ein wenig schmutzig und verbraucht war; aber nur um so interessanter schien sie mir; denn sie war wohl ein Andenken an einen gefallenen Kameraden; er hatte, stellte ich mir vor, als er einst nachts beim Mondlicht über das Schlachtfeld ritt, die bleichen Züge seines Freundes erkannt, er schwang sich vom Pferde, kniete nieder zu ihm, rief mit schmerzlichen Tönen seinen Namen, aber jener hörte nicht mehr, die bleichen Lippen, die er küßte, sie konnten seinen Abschiedsgruss nicht erwidern. Da nahm er mit einer männlichen Träne jenes Andenken, und es hat ihn in Glück und Unglück begleitet. Ich sah wieder nach ihm hin; er warf bald nachdenkliche Blicke über das Land hin, bald zeichnete er mit fester Hand seine Gedanken auf, und nichts schien mir gewisser, als dah dieser alte Offizier (ich ließ ihn jetzt zum General avancieren) das Land durch fliege, um seine militärischen Erinnerungen aufzufrischen und — seine Memoiren über die Feldzüge der Franzosen zu ergänzen.
Sieben bis acht Uhr.
Die junge Dame ist eingeschlafen oder scheint wenigstens zu ruhen; noch immer ist ihr Gesicht neidisch verhüllt. Der junge Schneider an meiner Seite läßt seinen großen Hummerkopf bald links, bald rechts fallen, ohne aufzuwachen. Aber der junge Bursche im blauen Hemd ist erwacht, und wunderbar! zwischen ihm und dem General oder Oberst entspinnt sich ein Gespräch; ich lausche; aber es ist nicht Englisch, nicht Deutsch, weder Französisch, noch Holländisch; am meisten Ähnlichkeit hat es mit dem Italienischen, und ich würde den Offizier für einen Korsikaner oder einen Veteranen der italienischen Armee halten, kämen nicht Worte in ihrem schnellen Gespräche vor, die völlig fremd tönen. Doch muß es wenigstens nicht die Muttersprache des Jüngeren sein; denn er scheint sich hie und da auf den rechten Ausdruck zu besinnen, und der ernste ältere Mann weist ihn mit einem leichten Lächeln zurecht. Der dicke Holländer ist jetzt mit tiefem Stöhnen auch erwacht, betrachtet seine Nachbarn einen Augenblick aufmerksam, lauscht auf ihre Sprache und fragt dann langsam und höflich: " Vos este Espaniol, Senor?"
Ah! dachte ich, vielleicht ein edler, vertriebener Spanier, vielleicht ein Genosse Minas?
Aber man denke meinen Schrecken, als der Oberst, der General, Empecinados und Minas Genosse, der interessante Mann in österreichischem Dialekt antwortete: "Um Vergebung, wir sind halt böhmische Glashändler, mein Neffe da und ich, und reisen nach Sevilla, wo ich mit Trink- und Tafelgläsern handle." Und nun erzählte er unerträglich breit und langweilig, daß sein Bruder in Frankfurt einen Glashandel habe, daß Stoffel, der Neffe, daselbst in Kondition gestanden und jetzt auch auf sechs Jahre nach Spanien gehe! Wie dort der Glashandel beschaffen sei und wie viele tausend Trinkgläser sie alljährlich schmuggeln und verkaufen. Ich verwünschte den Böhmaken, seine Adlernase, sein schönes Auge, seinen ehrwürdigen Bart und den holländischen Krämer, der ihn zum Sprechen gebracht; ich verwünschte vor allem meine eigene Torheit, von einem General der alten Armee zu träumen; seine silberne Uhr fand ich jetzt ganz in der Ordnung, in sein schmienges Souvenir schrieb er keine erhabenen Erinnerungen, sondern Kunden und Gläser ein, und wenn er mit dem melancholischen Auge über das Land hinstreifte, setzte er Kaisergulden in Dollars und schlechte Konventionskreuzer in schlechtere Maravedi:, um. Ich schämte mich, in der Physiognomik noch so weit zurück zu sein; denn jetzt hatte der alte Kerl allen Schimmer der Einbildungskraft verloren und erschien mir, genauer betrachtet, wie ein ganz gewöhnlicher böhmischer
Musikant, wie man sie, gew und sonnenverbrannt, mit dicken Bärten und dunkeln Augen umherziehen sieht; um ihn nicht zu sehen, schloß ich die Augen und drückte mich in meine Wagenecke.
Acht bis neun Uhr.
Das Auge der schönen Dame glänzt wieder; aber der Wind mag ihr noch zu heftig sein, sie hat die Kapuze noch immer nicht zurückgeschoben. Der dicke Mann sucht ein Gespräch mit ihr anzuknüpfen; aber sie antwortet einsilbig, und diese Zurückhaltung freut mich; denn ich kann den feisten Holländer. seit er Spanisch sprach, noch weniger leiden als zuvor. Er fährt übrigens mit großer Ruhe fort, ihr den Namen jedes Dorfes zu nennen, das man an der Landstraße sieht, und weiß einige Anekdoten von dem Maire von Fouligny, welches eben hinter uns liegt, zu erzählen. Dabei lacht er aber immer zuerst, legt, wenn die Schneide der Anekdote kommt, seine Hand zutraulich auf den Arm der jungen Dame, um sie gleichsam einzuladen, sich ebenfalls mit ihm und den Böhmen halb tot zu lachen, und hält es für keine Beleidigung, wenn sie (offenbar mit einem Seitenblick auf mich) unwillig ihren Arm zurückzieht.
Der dicke Mann befand sich gerade mitten in einer Geschichte, die zu meiner großen Besorgnis für das zarte Ohr der jungen Dame etwas obszön zu werden drohte, als man hinter dem Wagen einige Male heftig: " Santa, postillon! halte " rufen hörte; zugleich jagte ein Reiter vorüber, der einen großen Brief emporhielt. Der Wagen hielt, Kondukteur und Postillion fluchten; der erstere schwang sich nach einigem Wortwechsel von seiner Imperiale herab und trat dann mit dem großen Brief an unseren Schlag herauf, musterte die Gesellschaft aufmerksam, zog seine Mütze und bot den Brief herein. Ich saß zunächst, nahm ihm den Brief aus der Hand und las die Überschrift: A Monsieur Monsieur 1o Comte Blankkenspeer, à Saarbruck, poss restante, citissimo Da stieg der schlafende Schneider auf einmal bei mir im Breis; denn niemand anders konnte der Graf sein; des Kondukteurs: Allons, Monsieur ! und ein Stoß, den ich ihm in die Seite gab, weckten ihn; ich überreichte ihm den Brief, er starrte ihn gedankenlos an und gab ihn dann kopfschüttelnd und murrend zurück. Der Kondukteur wurde ungeduldig über die Zögerung: "Allez, messieurs," rief er, , .gui est Sone Monsieur la Comte de Blanquenspeer?"
"Ist der Brief an mich?" fragte der Holländer verwundert. riß ihn mir aus der Hand, las flüchtig die Adresse — und erbrach das Siegel. Schnell zog er darauf die Börse, befriedigte den Kurier,
den man ihm nachgeschickt hatte, und der Wagen fuhr weiter. Aber ich sah mich zum zweitenmal getäuscht, und um so bitterer, als der Herr Graf zwar nach wie vor die Miene eines holländischen Käsekrämers behielt, aber das Mädchen mit den schwarzen Augen es jetzt gar nicht mehr bemerken zu wollen schien, daß seine Hand schwer auf ihrem runden Arme ruhe; ja, zu meinem Ärger lachte sie sogar einige Male mit heller Stimme auf, als der Herr Graf die Gnade hatte, einige Schnurren aus seinem Leben zu erzählen.
Von neun bis zehn Uhr.
In Courcelles wurde zum Frühstück angehalten. Wir traten in das freundliche Zimmer, wo bereits auf dem großen Roste die Koteletten knisterten; die Männer legten Mützen und Mäntel ab; das Gewölk, das um das Haupt der Jungfrau hing, zerriß plötzlich, und mir war, als erwache ich jählings aus einem schmeichelnden Traume. Wer sah nicht schon ein unbekanntes Schloß aus dem Morgennebel tauchen? Man mustert es; es ist bewohnt, ist nicht übel gebaut, ist vollständig unter Dach; aber der Totaleindruck und hier eine Efeuranke, dort eine unvermauerte Ritze, hier ein Krähennest, dort ein schlimmer, einspringender Winkel am Dachstuhl verkünden laut, es habe seine schönste Zeit gesehen. Wenn ein solcher Zustand einer Baulichkeit herkömmlichermaßen etwas Poetisches hat, so war der analoge Zustand meiner Reisegefährtin nur zu sehr geeignet , mich in die platte Wirklichkeit zurückzuwerfen; kurz, ich hatte ein ziemlich erhaltenes Exemplar einer alten Jungfer vor mir, und die schönen schwarzen Sterne, die Verführer meiner Einbildungskraft und die Reminiszenzen einer Jugendblüte, die keine Früchte getragen, preßten mir jetzt nur den Seufzer aus: Warum kann man solche Brillanten nicht aus der alten Hülse brechen und modern fassen lassen? Wie mancher Seigneur châtelain mit jedem Quader, der von den Zinnen seines Erbsitzes in den Graben stürzt, froher und lebenslustiger wird, so war meine Unbekannte, wie dies so gewöhnlich ist, mit den Breschen, welche in den Wall ihrer Zähne gefallen waren, regsamer, ihre Zunge geläufiger geworden; denn kaum hatte sich der General-Glashändler einen Zipfel der Serviette in das Ordensknopfloch gesteckt, kaum standen die duftenden Koteletten auf dem Tisch, so sagte mir die Kadenz ihres quiekenden Sprachinstruments, daß sie eine meiner südlichen Landsmänninnen aus den Grenzmarken von Schwaben und Franken sei, und unbefragt gab sie uns zum besten, wie sie ihren Herrn Bruder, den Kaufmann Morgenstern zu Paris, in einer wichtigen Angelegenheit
besuche. Ihr Herr Bruder habe im vorigen Jahre durch die grobe Unwissenheit der französischen Hebammen den Stammhalter des französischen Zweiges des Morgensternschen Hauses verloren; da nun jetzt wiederum nahe Hoffnung zum Aufgang eines neuen Morgensternes sei, so habe er sich entschlossen, trotz der französischen Erziehungskunst, trotz der Protestationen von Madame, denselben à I'allemand aufgehen zu lassen und deshalb sie , seine Schwester, berufen, die durch langjährige Praxis sich damit vertraut gemacht habe, wie in der Morgensternschen Familie die Sauglappen gebunden und der Kinderbrei gebraut werde. Zur Bekräftigung ihrer Aussage , und damit in keinem Winkel unserer Herzen ein Argwohn über ihren wahren Charakter bleibe, teilte sie uns mit triumphierender Miene lithographierte Karten aus, auf denen in gotischen Buchstaben zu lesen stand: Jules Morgenstern, marchand taillen, palais royal, galerie de bois Nro. 65 à Paris usw. Unter diesem interessanten Gespräche ging das schmackhafte Frühstück vorwärts, alle Details einer deutschen Wochenstube wurden besprochen, mit den französischen Instituten derselben Art verglichen. Der Herr Graf, überhaupt ein sehr leutseliger Herr, ging mit Herablassung und Sachkenntnis in die populäre Materie ein, und selbst die Böhmen fanden beim Artikel der Milchgläser und Saugflaschen Gelegenheit, ein kritisches Wort anzubringen. Auf diese Weise war die Genesis sämtlicher gräflich Blankenspeerschen und Schneider Morgensternschen Sprossen abgehandelt worden, und schon begann ich zu befürchten, daß nun die Reihe an die böhmische Deszendenz kommen möchte, als sich der Kondukteur den Mund wischte und Madeleine mit ihrem Teller und ihrem: "Messieurs, n'oubliez pas la fille!" das Zeichen zum Aufbruch gab. —
Aus dem Nachlasse.
Von H. Hofmann (vgl. die Einleitung zur vorliegenden Ausg.) zum ersten Sale mitgeteilt.
I.
Das Fischerstechen.
Der Sohn des reichen und berühmten Freiherrn von Gleichen ist auf einer Reise in eine Flußstadt (etwa Ulm —Regensburg usw.) gekommen, sieht und liebt dort die Tochter des Ober-Aeltesten der Schiffer-Gilde. Er hat ihr seine Liebe gestanden, zugleich aber auch die geringe Hoffnung, die er habe, von seinem Vater die Einwilligung zu einer so ungleichen Verbindung zu erlangen. Seine Leidenschaft , die größer ist als die Rücksicht auf den Vater, bewegt ihn. um wenigstens auf einige Zeit in des Mädchens Nähe zu leben, seinen Stand zu verläugnen und Dienste bei dem Schiffermeister zu nehmen.
Zu diesem Zweck hat er seinen Bedienten (die komische Figur des Stücks) in seine Kleider gesteckt und läßt ihn unter seinem Namen in der Stadt leben, seinen Vater glauben zu machen, er selbst halte sich als Freiherr von Gleichen dort auf.
Der Schiffermeister hat seinem ältesten Gesellen die Tochter zugedacht, und dieser ist der eifersüchtige Liebhaber. Doch ist er, geblendet von dem schimmernden Auftreten des Bedienten, den er für den wirklichen Freiherrn hält, auf diesen und nicht auf den wahren Liebhaber eifersüchtig. Dieses Verhältniß der Beiden gibt Anlaß zu komischen Szenen. Alljährlich feiert die Stadt ein großes Fest, das Fischer- oder Schifferstechen (bekanntlich werden an manchen Orten noch jetzt solche Feste gehalten). Der Altgeselle soll au diesem Tage Sieger bleiben, dadurch Meister werden und die Tochter zur Frau bekommen. Diß ist der Plan des alten Meisters.
Der junge Gleichen sieht, daß ihn und die Geliebte nichts von diesem verderblichen Plan retten kann. Nur ein Ausweg ist möglich, nemlich den Alt-Gesellen, der als der beste Schiffer bekannt ist, nicht zum Sieger werden zu lassen. Gleichen, im Führen der Lanze wohl erfahren, spricht in einem muthigen, kriegerischen Liede sein Vertrauen aus, den Gegner zu besiegen und die Braut zu gewinnen. Er will sogar seinen Stand ganz verlassen, immer als Schiffer leben und um die Geliebte werben.Der eifersüchtige Alt-Geselle hat indessen dem alten Gleichen gemeldet, daß sein Sohn in einem Verhältniß mit der Tochter des Schiffermeisters sei. Der alte Gleichen kommt, um seinen Sohn zurückzurufen. Er wird von dem Bedienten, der sich vor ihm nur im Livrée-Rock zeigt, überzeugt, daß sein Sohn schon nach Hause abgereist sey. Unterwegs bekommt er die Nachricht, daß er belogen worden, daß sein Sohn noch in der Stadt sey, und trifft gerade in dem entscheidenden Moment ein, wo sein Sohn im Schifferstechen siegt. Er glaubt der Kleidung nach unter der Menge seinen Sohn zu sehen und trifft den — Bedienten. Durch ihren Wortwechsel, der im Vor-Grund vorfällt, wird die Aufmerksamkeit der Zuschauer von dem Hintergrund abgelenkt, wo das Schifferstechen stattfindet.
Der junge Sieger wird im Triumpf vorgeführt. Der Meister, im Zorn, daß der Altgeselle überwunden worden, sagt die Tochter dem Sieger zu, die Glücklichen umarmen sich, und in demselben Augenblick erkennt der alte Gleichen seinen Sohn.
Im Drang des Augenblickes, hingerissen von dem Schmerz des Mädchens, von der Verzweiflung des Jünglings, gesteht der alte Schiffer-Meister, daß sie nicht seine Tochter sey, ein Geheimniß, mit welchem der Zuschauer schon während des ersten Actes durch eine Unterredung des Alten mit seinem Freunde, dem Bürgermeister der Stadt, vertraut gemacht wurde. Eine Edelfrau (deren Gatte in der Schlacht geblieben war) schiffte sich sehr krank mit dem unmündigen Kinde in seinem Schiffe ein, um in Oesterreich Verwandte um Hilfe anzuflehen. Sie wurde auf dem Schiffe so krank, daß man sie ans Land bringen mußte. Dort, dem Tode nah, übergab sie dem Schiffer, zu welchem sie Vertrauen gefaßt, ihre Tochter und die Familien-Papiere, die ihre Geburt belegten, und bath ihn, das Kind zu den Verwandten zu bringen. Die Verwandten aber waren so hartherzig, daß sie das Kind nicht aufnehmen wollen. Da nahm er es selbst zu sich und zog es auf.
Der Meister zeigt einen Ring vor, welchen ihm die Mutter des Kindes als ein Vermächtniß des Vaters, das er sterbend vom Schlachtfeld geschickt, gegeben. Der alte Gleichen betrachtet den Ring,
staunt und gesteht, daß er denselben Ring einem Jugendfreund gegeben habe, und fragt nach dem Namen der Edelfrau. Der alte Fischer nennt ihn, es (ist) der Name seines Freundes. Gleichen ist überzeugt, und das Andenken an diesen Freund, die Bitten des Sohnes, die Liebenswürdigkeit des Mädchens bestimmen ihn, sie als Tochter aufzunehmen. Große:. Jubel- und Gratulationsfinale,Als komisches und lebendiges Zwischen-Spiel kann die Liebe des Bedienten zu einer nickte des alten Fischers benüzt werden, Sie lieben sich, aber er darf seinen wahren Stand nicht verraten, und sie hat, trotz der Liebe, ungemeine Ehrfurcht vor ihm, als einem Ritter, was ihm höchst unbequem ist.
II.
Parodie von Wallensteins Lager.
(Bierspiel am andern Tisch.)
Hörner.
Bemogelt hast Du, ich sahs genau. |
Ziegel.
Beweiß Du mirs nur gleich auf der Stelle! |
Rein.
Ich spiel aus. — |
Hörner.
Da liegt Herz-Sau. |
Ziegel.
Wart, die stech ich mit der Belle. Und ASS — und König — und Zehner und Dam' — |
Hörner.
Den Stich krieg' ich wieder, 's ist doch infam! |
Kercher.
Seht, wie der Ziegel den Fuchsen dort prellt! Anderthalb Schoppen, so will ich schweigen. |
Ziegel.
Schoppen noch! —man kommt durch die Welt Mur durchs Bemogeln, — es soll gleich steigen. Wund. Hohenhorst (treten ein). |
Sieh, sieh! Da treffen wir lustige Kompagnie! |
Kercher.
Was für Bursche mögen da:, seyn? Treten ganz schmuck und stattlich herein? |
Mosstein.
Sie kommen aus Preußen, so viel mir bekannt, 's sind Bonner Bursche, ich tenus am Band. |
Wirthin.
Glück zur Ankunft, ihr Herrn, Mit was kann ich dienen? was hätten Sie gern? |
Wund.
Wie? was seh ich? Himmel und Höllen, Ist denn das nicht die Gustel aus Kallen? |
Wirthin.
Ei freilich und Sie wohl gar Herr Wund, Des Amtsvogts Söhnlein von Peterstund, Der seines Vaters goldene Füchse In meiner Kneipe hat durchgebracht Zu Leipzig in einer glücklichen Nacht. |
Wund.
Und die Bibel vertauscht mit der Doctorsbüchse |
Wirthin.
Ei, da sind wir ja alte Bekannte! |
Wund.
Und treffen uns hier an des Neckar:, Strande? |
Wirthin.
Heute da, Herr Vetter, und morgen dort, Wie das Schicksal einen Wirthsbesen Fegt und schüttelt von Ort zu Ort, Bin seither weit herum gewesen — |
Wund.
Auf Cerevis! ich glaub' ihrs aufs Wort! |
Wirthin.
Von Leipzig aus, da zog mein Vater Nach Wien und wirthschaftete in dem Prater, Er starb — noch denk' ich dran mit Schmerz, Ich habe, Sie wissens, ein weiches Herz. Nach seinem Tode war ich so dumm Und heirathete den Wirth am Museum, Ach! Der sezte mich auf den Hund, Richtete mich an Leib und Seele zu Grund. Da habens wir nachher reiflich erwogen Und sind nacher Schwaben herausgezogen, Da will ichs in Tübingen jetzt probieren, Obs mir in die Länge hier gefällt, Ob mein Wirthshaus wird florieren Und — hauptsächlich, obs abwirft — Geld. |
Wund.
Doch wo hat Sie denn ihren Mann, Den Oestreicher mein ich, umgethan ? Ist er denn nicht mit herausgezogen? |
Wirthin.
Der Spitzbub' hat mich schön betrogen! Fort ist er, mit allem davongefahren, Was ich mir thät' am Leib ersparen. Ließ mir nichts als den Schlingel da. |
Knabe.
Mutter! sprichst Du von meinem Papa? |
Wirthin.
Komm, Du kleines Affengesicht! Ob's gerad Dein Papa ist, weis ich nicht. |
Wund.
Nun, das muß die Wirthschaft ernähren, Die Menschheit sich stets muß neu gebähren. |
(Zu den anderen Burschen.)
Euch zur Gesundheit, meine Herrn! Laßt uns hier auch ein Plätzchen haben. |
Mosstein.
Wir rücken zu, willkommen in Schwaben! |
Wund.
Schön hier! Auf der Reise von Land zu Land Konntens wir nicht so bequem stets haben! |
Kercher.
III.
Unbetitelte Szenen eines Singspiels aus
der mittelalterlichen Geschichte.
Erste Szene.
Ritter und Damen an Tischen gruppiert, Knappen und Dienerinnen im Hintergrund. Rechts vom Zuschauer streiten sich während des ersten Chors der Wirt und Conrad durch Geberden.
Chor.
Laßt im edeln Blut der Reben Unsern künft'gen Kaiser leben; Stoßet an und trinket aus: Hoch! Der Kaiser und sein Haus!
Babette (singend)
Sieben Zimmer! Zwei dem Grafen, Drei, worinn wir Damen schlafen, Auch dem jungen Ritter zwei, Gebt mir sieben Zimmer frei! |
Wirth (singend)
Alles hab ich schon vermiethet, Wenn ihr hundert Gulden biethet! |
Babette.
Wirth.
Babette.
Babette.
(Conrad).
Wirth.
| Chor.
|
Zweite Szene.
Die Vorigen, v. Sperber. Conrad.
Wirth.
Da kommt der Herr von Sperber; schaut Euch um, Das ist mein letzter Gast, mein leztes Zimmer Hat er schon vor drei Stunden eingenommen. Vielleicht — er ist ein guter, braver Herr, Vielleicht, daß er aus großer Höflichkeit, — Wie solche Herren gegen Damen sind, — Sein Zimmer umtauscht für mein Kämmerlein. |
Conrad.
Was seh' ich: alle gute Geister! Dort steht Babette, unsrer Gräfin Zofe, Da ist wol ihre Dame selbst nicht weit? |
v. Sperber.
Geh! sprich sie an, vielleicht daß wir erfahren — |
Conrad weigert sich.
Babette.
Mein Gott im Himmel! Das gibt schöne Sachen, |
Jezt gute Nacht, Herr Bräutigam, wenn dieser Die alten Rechte bei dem Fräulein fordert. Ei! und auch der Doctor. die will ich bezahlen. |
Conrad (naht sich Babetten)
(Mich gehorsamst) Ob ich an |
Duett.
Conrad. Babette.
Conrad, naht sich schüchtern. Babette stellt sich spröde.
Conrad.
Ob ich meinen Augen traue? Jungfer Babys wär' es möglich? |
Babette
Ists Herr Conrad, den ich schaue? Ei der tausend! wär' es mögliche |
Conrad (halb pathetisch)
Hätt ich das gedacht, als ich so schmerzlich Damals an die Gartenmauer kam? Weiß man noch, wie man so warm und herzlich Von dem armen Conrad Abschied nahm? :/ Ja gewiß! auf Reisen muß man gehn, Will man alte Freunde wieder sehn! |
(wendet sich um.)
Babette.
Weiß man noch, was man von ewig lieben, Ja von Hochzeit und Pastor gesagt? Beym Versprechen ist es dann geblieben, Nach Babette hat man nicht gefragt. |
Conrad (zärtlich)
Jungfer Baby! |
Babette (spöttisch).
Nun? Herr Doctor !? |
Conrad.
O. Schäz'chen seh nicht spröde, Komm her und hör' mir zu — |
Babette.
Ei! Man ist gar nicht blöde, Man spricht ja gleich mit D u! |
Conrad.
Viel besser wird Dich kleiden Ein Du an:; alten Zeiten, Ein freundlich, herzlich D u! |
Babette.
Vorbey sind jene Zeiten, Ich mag diß D u nicht leiden, Man lasse mich in Ruh! |
Conrad.
Nur einmal noch diß D u! |
Babette.
Man lasse mich in Ruh! |
Conrad.
Ein Du? ein Du? |
Babette.
kaß mich in Ruh! — |
Beide.
Doch wird Dich besser neiden DIß Du aus alten Zeiten, das alte Du — So nun Dein Mein |
Conrad. Nun, —über den ersten Berg wären wir hinüber, aber nun der zweite; wie kömst Du hieher, Baby, wo ist Graf Gleichen? Was hat Dir dieser gute Wirth, dieser allgemeine Menschenfreund, leides gethan, daß Du ihn beinahe zum Weinen bringst? Und hast Du meinen jungen Herrn noch nicht gesehene
Babette. Ei warum nicht, und vor Dir; ich wünsche dem Herrn Junker einen guten Tag.
Cuno (v. Sperber). Schön Dank! Doch schwärmst Du so allein und ohne Deine Dame durch die Welt?
Babette. Ach, nein! Ich habe schon an dieser Stunde genug. Meine Herrschaft wird gleich hier seyn und ich kam nur, um die Zimmer zu bestellen, denn der Herr Graf meint, niemand könne diß besser als ich,
Cuno.
So zieht der Graf nach Frankfurth zu der Krönung? Und Fräulein Ida hat ihn herbegleitet, Das Krönungsfest zu sehen? |
Babette.
(Verlegen) freilich — freilich |
Doch weiß ich nicht, ob Ihr Euch freuen, Ob Ihr Euch grämen werdet, Herr von Sperber, Wenn Ihr sie wieder seht. |
Cuno. Ob ich mich gräme?
Du sprichst in Räthseln. Ist Dein Fräulein krank? |
Babette.
Sie ist nicht krank und ist doch nicht gesund, Denn unser alter Herr führt jemand mit sich, Der ist, ich fürchte, gar ihr — (hait inne). |
Cuno.
Nun? |
Conrad.
Vielleicht ihr Medicus? |
Babette.
Ihr Bräutigam. |
Conrad.
Ihr Bräutigam! |
Cuno.
Wie? Jdas Bräutigam? |
Doch ich entsinne mich, Du scherzest gern . . . |
Baby.
Ach! Herr von Sperber! |
Dißmal ists bittrer Ernst, — ich bin so traurig Daß ich mein ganzes Leben nimmer scherze. |
Zwar meines Wissens haben sie den Ring Noch nicht gewechselt, doch ich fürchte Der alte Herr will nur das Fest erwarten, Um den Verspruch recht glänzend zu begehen. |
Doctor (Conrad).
Ich bitte, faßt Euch, Junker! Wißt ihr nicht Wie gern die Weiber alles übertreibens Ich wollte wetten, recht beim Licht besehen, Ist dieser Bräutigam ein Anverwandter, Ein armer Vetter oder sonst dergleichen, Der sich's zur Ehre rechnet, mit dem Grafen Zum Krönungsfest zu reiten, und Babette Hat sich ein Mährchen d'raus gemacht. |
Babette.
Ein Mährchen, ei man sehe doch, ein Mährchen! Das Fabeln freilich kann man leicht erlernen, Wenn man bey Euch, Herr Doctor, Stunde nimmt, Doch wird sich Junker Sperber wol erinnern, Daß mich das Fräulein ins Vertrauen zog Und daß ich alles weiß. |
Doctor.
Nun denn, so beichte, Doch setz ich meinen Doctorhut zum Pfand, Es ist nichts mehr als eine Unze Wahrheit, Gemischt mit einem Zentner übertreibung. |
Babette.
Seit sieben Wochen wohnt auf unsrem Schloß Ein junger Herr von Dalberg; irr ich nicht, Ein Sohn von einem alten Freund des Grafen. Er wird gehalten wie ein Königs Sohn Und herrscht und ruft im ganzen Schloß umher, Als sey er Herr, wir andern nur die Gäste. Und denket Euch, mir hat er zugemuthet, Ich soll' ihm seine Sporen fester schnallen, Als wär ich Stallknecht bei dem gnad'gen Fräulein. |
Doctor (Conrad).
's ist himmelschreiend; diese zarten Händchen Die Sporen schnallen, gleich als wäre sie, Des gnad'gen Fräuleins Stallknecht! aber weiter — |
Babette.
Du spottest noch! ich hab' ihm aber tüchtig Bewiesen, wer ich bin; Herr Ritter, sagte ich, Ich bin des gnäd'gen Fräuleins Kammerfräulein, Bin guter Leute Kind, mein Vater seelig War Jägermeister bei dem Grafen, sagt' ich, Und ich ward aufgezogen mit dem gnäd'gen Fräulein Und bin gebildet wie ein Frauenzimmer, So sagte ich, und kurz und gut —ich schnall' nicht. |
Wirth,
Ei, Jungfer Baby, Ihre Pferde stampfen Und Ihre Knechte fluchen wie die Heiden — |
Babette.
Hätt ich beinahe doch die Zeit verplaudert Und bald vergessen, daß wir noch dem Grafen Entgegen müssen, nun auf Wiedersehen, Herr Doctor — |
Doctor (Conrad).
Baby — nur noch zwei Minuten Wie ist es mit dem Bräutigam —? |
Baby.
Ich kann nicht. — Ein andermal — der Graf wird schrecklich böse, Wenn ich solange — |
Sperber.
Baby, nur ein Wort! |
Doctor (Conrad).
Der junge Dalberg — |
Baby. Ist ihr Bräutigam (ab). |
Sperber , Doctor (Conrad).
Sperber.
Ihr Bräutigam! und Baby muß es wissen, Wie sie manchen Gruß, wie manches Band der Liebe Hat sie von Ida auf geheimen Wegen Mir überbracht! Und doch — es ist nicht möglich,
Dieß Auge, das nur mir zu lächeln schien, Für mich nur jenes zärtliche Geheimniß Verstohlene Blicke hegte, dieses Auge Soll für ein fremdes Auge Liebe strahlen? Dein süßer Mund soll Liebes Worte hauchen, Die nicht zu meinem Ohr geflüstert sind? Die zarte Hand soll eine andre fassen Als diese, die sie einst zum Schwur gedrückt? |
Doctor (Conrad).
Es ist ein Mährchen, Junker, wie ich sagte. Doch sagt mir eines, was mir nicht ganz klar, Weiß Jdas Vater 'was von Eurer Liebe? |
Sperber.
Der Alte kennt mich und er hält mich werth Seit jener Schlacht, da ich an seiner Seite, Von Jugend Muth und gutem Glück geführt, Den seel'gen Kaiser . . . . .gerettet. Und damals war es, dah er mich auf Gleichen Nach seiner Burg wie einen Sohn geführt, Und damals zog ich mit nach seinem Schloß. Und wie ich Ida fand — wie sie mich liebte — Du weißt es und ich hab es oft erzählt. Doch kennst Du auch mein trauriges Geschick' Wie ich verlassen, einsam, heimathlos Dem oft versprochnen Licht entgegen schaue, Das mir mein dunkles, räthselhaftes Schicksal Erklären soll! |
Doctor (Conrad).
Und darum habt Ihr nicht gewagt Dem Grafen Eure Liebe zu entdecken? Daß Euch der alte Herr von Falk erzog, Macht Eurem Namen Sperber keine Schande, Daß Ihr nicht wißt, wer Eure Eltern waren, Ist unbequem, doch ist es keine Schande, Hat doch der alte Kaiser sie gekannt Und Eure redliche und unbescholtne Herkunft Mit Brief und Siegel Euch bestätigt, und das Geld. Das Euch sein Kanzler alle Monat zahlte Und jezt noch zahlt, beweist zum mindesten, Daß Eure Eltern reiche Leute waren. |
Sperber.
Diß Alles macht mich vor den stolzen lugen Des Grafen nie zu seinem würd'gen Sohn. |
(Er zieht eine goldene Kapsel, die er an einer Kette trägt, aus dem Koller.)
O daß ich einmal dich eröffnen dürfte, Den Namen meiner Namen auszusprechen Und mich an Deutschlands edelste Geschlechter Mit Spruch und Wappen offen anzuschließen. |
Doctor (Conrad).
Was seh' ich Junker! Diese kleine Schale Verschließt den Namen und Ihr habt bis heute Gezaudert, diese volle Nuß zu knaken? Gebt her, ich will es Euch eröffnen — |
(greift nach der Kapsel.)
Sperber.
Hinweg! — es bindet mich ein hoher Schwur Nie darf ich selbst, nie eine fremde Hand Die kleine Wohnung meines Kummers öffnen, Ich schwurs dem alten Falk an jenem Tag, Da er mich waffenfähig machte. Diesen Eid, Ich muß ihn halten bis der rechte Mann Mit Zeichen, die ich niemand nennen darf, Den Schlüssel mir zu dieser Pforte reicht! |
Doctor (Conrad).
Das ist ein schlechter Spaß! Da könnte einer Aus lauter Sehnsucht nach dem kleinen Schlüssel Die Schwindsucht kriegen, und mich wundert's nur, Daß ihr nicht längst vor Lust nach dem Geheimniß Ein Narr geworden seid. 's ist eben so, Als trüg ich einen Beutel in der Tasche, Gefüllt mit lauter Spanischen Quadrupeln, Und dürfte doch den Knoten nicht eröffnen, Als biß der Mann mit seinem Zeichen kommt. Und wenn ich nun mein andres Geld verloren. Verspielt, vertrunken oder sonst verpraßt, Kein Heller in der Tasche als Quadrupel, — Mein Wort ist mir so theuer als dem Kaiser! — Doch stünd' ich nicht dafür, daß meine Finger, |
Wenn ich gerade etwas andres dächte, So lange an dem dummen Knoten nagten, Bis sie zum Gold sich eingewühlt. |
Sperber.
Genug. Vergebens lockst Du mich, Denn eh' nicht meines Herzens volle Schläge, Die an den Namen meiner Ahnen pochen, Zerschmettern dieses goldene Gehäuß, Und eh' nicht sein Metall wie weiches Wachs An meiner heißen Brust zerschmilzt, will ich getreu Auf meinem Wort, wie Männern ziemt, verharren. |
Doctor (Conrad).
Ich kenne das, das sind die alten Grillen Von Treu und Eid, worüber man sich lieber Todtschlagen lassen soll, als je sie brechen, Als hätte nicht die gütige Natur An unsrer Wiege schon vor allen Dingen Das feste Ehrenwort uns abgenommen, Ein jeder soll sich selbst der Nächste seyn, Und sollt er auch dabey zu Grunde gehen. Doch hört ihr nicht, mir wars, als stürmte man Trepp auf, Trepp ab! (eut ans Fenster). |
Sie reiten in den Hof! |
Verzeihet, Junker, doch mich läßt's nicht hier, Ich muß genau die kleine Baby sehen, Wie ihr das Maulthier steht, mit dem sie kam, Und wie dem Fräulein der Herr Bräutigam! |
Sperber allein. Er eilt ans Fenster.
Stummes Spiel.
Recitativ.
Sie ist's, sie ist's die herrliche Gestalt, Schwingt sich herab; schon rührt der kleine Fuß Die Erde und die zarten Finger spielen Um ihres Zelters stolzen Hals, Noch deckt der Schleier mir das theure Antliz. Doch nun —sie hebt ihn auf —ihr schönen Augen, Euch seh ich wieder, traute Liebesboten? Nur Muth, mein Herz, noch ist sie nicht verloren, |
(Er tritt vor.)
Sie schaut herauf, und ihre Augen grüßen |
Und dieser Blick ruft, noch gehör' ich Dein! Sie naht und in freudigen Schlägen Eilt jubelnd mein Herz ihr entgegen, Doch still, mein Herz! Du darfst es niemand sagen, Wie Du durch Lust und Schmerz So treu ihr Bild getragen, Nur still für Dich, nur einsam und allain, Darfst Du es sagen, noch gedenk' ich Dein 1). |
Arie.
Seyd mir gegrüsst, ihr schönen Sterne, Ihr Augen, mild wie Mondes Licht, Ach! selbst in weiter, öder Ferne Vergaß ich Euren Zauber nicht. Und ihr, um die mit stolzem Prangen Der Morgen seine Strahlen gießt, Ihr holden, jungfräulichen Wangen. Noch denk ich Eurer, seyd gegrüsst. Doch Euch die schönsten, wärmsten Grüsse, Ihr weichen Lippen zart und roth, Dem kleinen Mund, der mir das süsse: Gedenke mein" zum Abschied both. Sie naht, und in freudigen Schlügen Eilt jubelnd mein Herz ihr entgegen, Doch still. mein freudig Herz! Du darfst nicht sagen, Wie Du durch Lust und Schmerz Ihr Bild getragen, Nur still für Dich, nur einsam und allein, Darfst Du es sagen, noch gedenk' ich Dein. Sie naht, — ihr Bild getragen (wie Str. 1), Nur einsam jubeln, einsam und allein, Darfst Du es sagen, noch gedenk' ich Dein. |
1) Variante (auf besonderem Blatt)):
Sie naht und in schnelleren Schlägen Eilt mein jubelnden Herz der Geliebten entgegen, Poch' nicht so lant! nur leise darfst Du sagen, Wie treu durch Stürme Du ihr Bild getragen, Nur leise flüstern: noch gedent' ich Dein! |
Auftritt.
Der Graf v. Gleichen, Hr. v. Dalberg. Frl. Anna. Babette. Der Doctor. Wirth Sperber.
Wirth. Wie gesagt, Herr Graf, an ein Zimmer ist gar nich mehr zu denken. Ich wollte Euer Gnaden aus Rücksichten gerne in meiner Tasche logiren, wenn sie groß und schön genug wäre für's Gnädige Fräulein gibts noch eine Kammer, aber das ist auch alles.
Graf. Und könnten nicht die andern Gäste —
Wirth. — etwas abtretende Ja, ich muß nur gestehen, gnädiger Herr, ich als Wirth mache solche Anerbiethungen ungern. Vielleicht thuts einer oder der andere aus Höflichkeit. (ihm ins Ohr) Da steht zum Beispiel einer, der hat viel Geld, ist aber bescheiden wie ein fahrender Schüler, das ist der Herr von —
Graf (hat sich umgesehen.) Sperber! (er nähert sich ihm mit treuherzigem Handschlag).
Ei! sieh da lieber Junge! muß man Dich Am Heerweg suchen und im Wirthshaus finden r Sey mir gegrüßt; wo kommst Du eben her? Und hör' einmal, ein wenig bleich und mager Kommst Du mir vor, wo treibst Du Dich denn um? Denkst auch noch an D — — —, gelt das war Ein heißer Tag und wär' der alte Falk So thöricht nicht auf seinem Sinn beharrt, Der Kaiser selbst müss' Dich zum Ritter schlagen, Du trägst seit jenem Tag die goldnen Sporen. |
Sperber.
Ihr seyd zu gütig, Herr! Der alte Falk, Gott hab ihn seelig, meinte wohl mit Recht, Ich könnte wohl für diese hohe Ehre Mich würdiger und besser machen. |
Graf.
Nein, vom Kaiser, |
Vom Kaiser selbst hat er verblümt gesprochen, Von einem großen wichtigen Geheimniß, Kurzum, Du kennst ja seine Art und sicher hat er Auch Dir solch tolle Mährchen vorgeschwazt. Doch siehe da, fast hätt' ich ja vergessen, Euch meinen Leuten vorzustellen; Anna, Da ist er wieder, unser schöner Wildfang, Kennst Du ihn nimmer, daß Du so verlegen Und steif Dich neigest? |
Anna.
Herr von Sperber war |
Zu lange unser werth geschäzter Gast, Als daß ich ihn vergeßen konnte; seyd willkommen. |
Sperber zu Anna.
Erlaubet, Gnad'ges Fräulein, daß ich Euch Begrüße nach der Sitte Eures Hauses? |
(Anna zieht einen handschuh ab; Sperber lügt bte Hand.)
Dalberg (höhnisch),
Ist das die Sitte Eures Hause', Fräulein? Doch ward mir nie das Glück, solang ich auch Bey Euch auf Gleichen wohnte, daß ich je Zu Eurem Handkuß zugelassen wurde; Vielleicht nur, weil ich nicht gefragt, ich hätte Mich bey dem Schloßvogt nach des Hauses Sitte Erkundgen sollen. Drum erlaubt mir jetzt — |
(will die Hand Süssen).
Anna (zieht lächelnd den Handschuh an und zieht die Hand zurück).
Verzeiht, wer erst den Schloßvogt fragen muß, Was gute Sitte gegen Damen fodert, Versteht den Vortheil schlecht — |
Dalberg (finster).
Ich merke wohl, |
Der Herr hier |
(auf Sperber deutend) hat den Schloßvogt nicht gefragt,
Ich sehe, der versteht sich auf den Vortheil; |
Sperber (stolz).
Gewiß: denn wenn ich je von schönen Damen Ein Pfand der Liebe oder eine Gnade Erbitten will, da brauch ich keinen dritten, Wie dieser Herr hier — |
Dalberg (auffahrend).
Wie versteht ihr das? |
Graf.
Ruhig, ruhig Herr Vetter, und auch Du gib Friede, Wer wird sich wegen solcher Dinge zanken? Das, Vetter, ist der tapfre Herr von Sperber, Der, wie ich Dir schon zwanzig mal erzählt, |
Den alten Kaiser Friederich gerettet, Als er dem Herzog Maximilian, seinem Sohne, Nächstkünftig unser Hochverehrter Kaiser, Nach Hennegau zu Hilf zog, gegen Frankreich. Als man nachher dem alten seel'gen Herrn Das Bein abnahm, der tiefen Wunde wegen, Die er an jenem Tag empfing, da rief er laut, "Dem jungen Sperber dank ichs, daß ich lebe." |
Dalberg.
Ihr habt mirs zur Genüge schon erzählt. |
Graf.
Nun wenn Ihr's wißt, so dien es Euch zum Spiegel, Doch etwas hab ich Euch noch nicht erzählt, Was damals Kaiser Friedrich beigesezt: "Bei meinem Bart," so sprach er, "dieser Sperber, (Er meinte meinen jungen, wackern Freund), Ich will ihn einst zu etwas rechtem machen; Und händ' mich nicht mein kaiserliche:, Wort, So wollt ich ihn gleich jetzt aus einem Sperber Zu einem meiner stolzen Adler machen." Der Kaiser starb, und noch ist er ein Sperber, Doch mir deßhalb nicht minder lieb und werth. |
Sperber.
Ich dank' Euch, Herr! für gütges Angedenken; Doch noch habt Ihr vergessen, diesen Herrn Bei seinem Namen mir zu nennen. |
Graf.
Ach verzeiht! |
Das ist mein Vetter Dalberg, ein gewandter Bei Hof erzogener Herr! ich wünsche sehr, Daß ihr zusammen gute Freunde werdet. Denn allem Anschein nach wird dieser Herr Mein Eidam werden. |
(Die beiden jungen Männer verbeugen sich kalt.)
Dalberg.
Ei, Herr Graf, |
Dürft' ich von diesem Anschein eine nähere Erklärung mir erbittend Denn Ihr wißt, Nach dem Vertrag, den unsre beiden Häußer — |
Graf. |
Ach, freilich, freilich, muß ich meine Anna An einen Dalberg geben; ja, das ist Längst ausgemacht, eh' meine Anna noch Geboren ward. Nur eines macht mir Scrupel, Nicht Ihr seyd es gewesen, dem mein Kind Schon in der Wiege ward verlobt, und Euer Bruder — |
Ende.
Anmerkungen
Anmerkungen 3u Seil 1.
Gedichte.
Der Kranke. (S. 10.)
In den Phantasien und Skizzen (cf. Einleitung) steht unter der überschrift: (Blaubeuren 1820). Hoffe. (S. 11.)
In der Handschrift über "Hoffe" das Datum: Den 26. Dec. 22.
Soldatenmut. (S. 15.) Z. 31. Ausg. v. 1824 "Und wo im Tal . . 33. " von der Battrien Höhn" .
Reiters Morgenlied. (S. 17.) Dieses Gedicht hat in der Sammlung v. 1824 die überschrift "Reiters Morgen-Lied" (Alte Soldatenweise), Z. 11 lautet dort "Doch, wie bald" , 12 "Welket Schönheit . ." , 13 "Prangst du gleich mit . ." , 14 "Ach! . . ." , 18 "Und so will ich . . . ." . Zwischen die jetzige 3. u. 4. Strophe ist dort eingefügt:
Und was ist Aller Mannsbild Freud und Lüst? Unter Kummer, unter Sorgen Sich bemühen früh am Morgen, Bis der Tag vorüber ist. |
In den "Phant. u. Skizzen" ist die ursprüngliche überschrift geändert in "Reuters Morgengesang" (Nach einem schwäbischen Volkslied).
Eine 3. Fassung zeigt das Lied im "Lichtenstein" (l. Teil, 5. Kap.).
Die Entstehung des Hauffschen Gedichtes ist in literarischen Kreisen schon oft erörtert worden, ohne daß man dabei zu einem abschließenden Urteile gelangte. Sicher ist zunächst die Tatsache, daß es als eine völlig selbständige Arbeit Hauffs nicht gelten kann, und er selbst hat dies dadurch angedeutet, daß er in der Sammlung von 1824 das Lied nur mit il und nicht — wie die übrigen Kinder seiner Muse — mit dem vollen Namen unterschrieb. Zweifellos geht namentlich die 2. und Z. Strophe unsrer Fassung auf eine ältere Vorlage zurück, als deren Dichter Johann Christian Günther
mit seinem "Abschied von der ungetreuen Geliebten" in Frage kommt. Dieses Gedicht hat, wie so manches andere wirklich empfundene lyrische Werk Günthers, im Laufe der Zeit offenbar einen volksliedmäßigen Charakter angenommen, auf seiner Wanderung von Mund Mund aber innerhalb der Jahrzehnte vielfache Veränderungen erfahren, wie sie außer mancher anderen Fassung (cf. Zeitschr. f. dtsch. Philologie XXVII und Studien zur vergl. Literaturgeschichte, herausgegeben von Dr. Max Koch, 7. Band, Heft 1) der Text in den Arienbüchern der Christian Sophie Albrechtin, Leipzig 1754, und des Johann Andreas Freytag, Wernigerode 1759, sowie auf einem gedruckten "Fliegenden Blatt" in Arnims Sammlung aus den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts aufweist. Mehrere Varianten gerade dieses "Fliegenden Blattes" (Abschrift in Ludwig Erks Nachlaß in der Königl. Hochschule für Musik in Berlin)=B zeigen eine auffallende Übereinstimmung mit Hauffs Gedicht =H, und eine Gegenüberstellung beider mit dem Güntherschen Original =A lehrt, daß man B mit einem gewissen Rechte als Mittelglied zwischen A u. H auffassen kann. Genaueres hierüber ersehe man aus "Die Quellen zu Hauffs Lichtenstein" , Probefahrten, Band 8, S. 1:6ff.Jedenfalls war es vor allem die eigenartige Melodie der älteren Vorlage, die unseren Dichter anzog. Das geht deutlich hervor aus der Art, wie das Lied auf ihn gekommen ist. Er selbst erzählt im "Lichtenstein" darüber: "Es war eine jener ernsten, beinahe wehmütig tönenden Weisen, wie sie, durch ihren inneren Wert erhalten und fortgetragen, bis auf unsere Tage herabkamen. Noch heute leben sie in dem Munde der Schwaben, und oft und gern haben wir, ergriffen von ihrer einfachen Schönheit, von den Klängen ihrer vollen Akkorde, an den lieblichen Ufern des Neckars sie belauscht" . Professor Klaiber teilt als Ergänzung hierzu in Nord und Süd V, S. 222, folgendes mit: "Hauff wohnte bereits im Hause seiner Mutter. Da erwachte er eines Morgens in der Frühe an einem schwermütigen Gesange mit eigentümlich getragenen Akkorden; er öffnet das Fenster und lauscht. Die Töne kommen aus einem unter seinem Fenster angebauten Raume, in welchem Landmädchen beim Waschen beschäftigt sind. Vom Texte selbst ist nur wenig zu verstehen; aber die Melodie hatte ihn seltsam ergriffen, und — wie über die Schranken seiner Kraft hinausgehoben, wie von einem leisen Hauche der Ahnung betroffen, dichtete er im Angesichte der Morgenröte, die den Himmel färbte, in einem Zuge das Lied, das für ihn selbst so prophetisch werden sollte, vom Morgenrot, dem Boten frühen Todes." Wenn man nun auch zugeben wird, daß dieser letzte Bericht nicht völlig objektiv gehalten ist, insofern auf die 2. und Z. Strophe der hier vorliegenden Fassung die ältere Vorlage entschieden eingewirkt hat, so entspricht es doch auch den tatsächlichen Verhältnissen nicht, wenn man (vgl. A. Kopp, Biographisch-kritische Studien über J. Chr. Günther, Euphorion 2, S. 550) Hauffs Anteil an dein Liede als äußerst gering bezeichnet. Strophe 1 und 4 müssen entschieden als sein Eigentum gelten, und sie sind selbst als Nachbildung einer
gegebenen Form deshalb unbedingt bemerkenswert, weil sic in wirklich einfacher und volksliedmäßiger Weise für die mittleren entlehnten Strophen einen diese gleichsam umrahmenden, durchaus passenden Einleitungs- und Schlußgedanken darstellen.An die Freiheit. (S. 17.) In der Ausg. v. 1828 steht hinter der Überschrift " 1823" .
Zur Feier des 18. Junius. (S. 19.) b 18, 19 lauten in der Fassung v. 1824: Wie die Sonn' durch Wetter bricht. Hier in Eurem Siegestale. Schon die "Phantasien" geben die jetzige Form. c war in den Phant. = Nr. 1, Nr. 2, d — Nr. Z der Zum 18. Juni 1824" abgedruckten Lieder. a kommt erst in der Ausg. der ges. Werke hinzu.
Trinklied. (S. 24.) Dieses Gedicht heißt im Hauffschen Manuskript: "Feuerreuter-Lied" (Feuerreuter ist wie Fidolia — ct. Biographie — Name einer studentischen Vereinigung). Dort sind auch hinter jeder der ersten vier Strophen, die offenbar als Sologesang gedacht waren, für den Chor die folgenden Zeilen hinzugefügt :
So haben immer wir gedacht, So haben's immer wir gemacht. Drum drauf! empor! das Glas empor! Und stoßt mit an, ihr Feuerbrüder! Denn Liebe, Frohsinn, Wein und Lieder Umschlingen unsern Feuer-Chor. |
Stammbuchblätter. (S. 20.) d Seiner Braut ins Stammbuch. e ist im Manuskript überschrieben:
Aus Christian's Stammbuch. Tübingen, Merz 1824.
Auf die in der Ausg. mitgeteilten vier Zeilen folgen dort noch als 5. u. 6. .
Und wenn dich auch manch schlechter Witz betrübte, Du weißt ja doch, daß ich dich liebte. |
Die Freundinnen an der Freundin Hochzeitstage . (S. 32.) An Jeanette Wiedemann an ihrem Hochzeitstage von ihren Freundinnen.
Entschuldigung. (S. 85.) In der Handschrift hat das Gedicht folgenden Schluß (ck. Hofmann, S. 194);
So sprach der alte Muselmann Und zum Schiffe eilt der Dragoman, Berichtet die Mähre dem Capitan. — Doch dieser schämte sich noch mehr Ob des Türken guter und wahrer Lehr. |
Jesuitenbeichte. (S. 37.) Diesem Gedichte geht im Morgenblatte vom 27. Aug. 1827 eine erklärende Einleitung voran. Darnach war die Satire über die Jesuiten auf deren Veranlassung aus den französischen Tagesblättern verbannt worden und in die Flug
schriften übergegangen, "wodurch wenigstens den niederen Volksklassen der tägliche Lachstoff entzogen oder doch verteuert war" . Als Probe der französischen politischen Satire wird dann "Die Jesuitenbeichte" in der Übertragung mitgeteilt.Lehre aus Erfahrung. (S. 39.) In Nr. 128 des Morgenblattes hat das Gedicht den Zusatz.
Sey einer gewappnet noch so gut, Wie Siegfried mit des Lindwurme Blut: Du kannst ihn klüglich überwinden, Wirst du seine schwache Seite finden. |
Logogryph. (S. 40.) Im Inhaltsverz. zu d. Phant. steht hier: Logogryph. Treue. Neue.
Rätsel. (S. 40.) Im Inhaltsverz. zu d. Phant. steht hier: Rätsel. 1. Römer. 2. Roma. Amor. 3. Helena.
Scharade. (S. 41.) Im Inhaltsverz. zu d. Phant. steht hier Charade: Preßfreiheit.
Grabgesang. (S. 42.) Am Grabe des zu früh verblichenen Freundes, Herrn Joh. Matthäus Leitner, Elementarlehrer. — Gesungen von den Mitgliedern des Gesangvereins in Nördlingen am 10. Nov. 1826 (ct. Hofmann, S. 195).
Märchen.
S. 66. Z. 32. Mekka = Hauptstadt v. Arabien, der berühmteste und heiligste Wallfahrtsort der Mohammedaner.
S. 67. Z. 32. Bagdad = Hauptstadt des unteren Euphrat- Tigrislandes , wichtiger Handelsplatz.
Z. 39/40. Großwesir = der vornehmste Staatsbeamte in orient. Ländern, Haupt der Staatsverwaltung, Siegelbewahrer usw.
S. 68. Z. Z. Sorbet (arab.), auch Scherbet oder Serbet = kühlendes, aus Fruchtsaft hergestelltes Getränk der Orientalen.
Z. 29. Kalif (arab. Chalifah) = Stellvertreter; so nannten sich die Nachfolger Mohammeds, die 632 —1258 den größten Teil der moham. Welt beherrschten.
S. 71. Z. 14. mutabor (lat.)= ich werde verwandelt werden. Z. 38. Original: Eider.
S. 78. Z. 31. Balsora, jetzt Bassora, auch Basra = Stadt am schiffbaren Schad el Arab, Stapelplatz von indischen, pers., arab. u. europ. Produkten.
S. 83. Z. 5. Der Koran (arab.), auch Alkoran = das Vorlesen od. Vorgelesene; damit bezeichnet man das in arab. Sprache geschriebene Religionsbuch der Mohammedaner.
S, 84. Z. 35. Karawanserei = Herberge für die Karawanen. Hauff braucht das Wort meist als Neutr., nur selten als Femininum.
Auch die Schreibweise ist bei ihm nicht immer gleich, neben Karawanserei steht Karawanserai u. Karawanserey.S. 86. Z. 10. Zante = der ital. Name für Zakynthos, eine der jonischen Inseln.
Z. 11. Derwische (pers. ein Armer) moham. Fromme, die in mancher Hinsicht den christl. Mönchsorden gleichen.
S. 87. Z. 16. Sindbad = eine der Hauptpersonen in "Tausendundeine Nacht" .
Z. 29. Schwank, im Orig.: Schrank. S. 88. Z. 28. Franken ist hier gleichbedeutend mit Bewohner des Abendlandes, Europäer.
S. 90. Z. 24. Schlösser der Dardanellen ;2 dei selben wurden 1454 von Mohammed II. zur Beherrschung des Hellespont erbaut, 2 von Moh. IV. i. J. 1658.
Z. 86. Zechine (ital. Zecchino) = nach dem venetianischen Münzgebäude "la Zecca" benannte ital., auch ältere turk. u. ägyptische Goldmünze.
S. 93. Z. 15. Nehmt, im Orig.: Nimmt.
S. 102. Z. 21. Kadi (arab., turk. = kais =Richter; eigentlich nur ein moham. Geistlicher, der dem Fikih (= Recht) ein bis. Studium gewidmet hat.
Z. 21. Alkara, von Hauff jedenfalls fingiert.
S. 103. Z. 6. Korsar (ital.) = Seeräuber. S. 106. Z. 19. Bassa (türk; pers. = Pascha) = Titel hoher Staatsbeamter und Heerführer.
S. iao. Z. 25/26. Kapudan-Bassa (neu-türk. = Kapitan [auch Kaptan]-Pascha) =Titel des Großadmirals.
S. 117. Z. 29. eine Karawanserei, im Orig.: ein Caravanenserey .
S. 118. Z. 1. Nicea = Hauptstadt von Bithynien.
S. 123. Z. 12 13. Orig.: so mußten ihn hoffentlich . . .
S. 125. Z. 29. Orig .: Körpelein.
S. 132. Z. 9. Aga (Agha, türk.) = Herr, früherer Titel mehrerer Hof- u. Militärwürden am türk. Hofe.
Z. 30. ungläubig, Orig.: ungläubig.
S. 133. Z. 22. Mufti (arab.) Ausleger des Gesetzes.
S. 136. Z. 1. Ramadan (im Orig. fälschlich: Kamadan) auch Rhamadhan, Ramasan ist der 9. Monat des moham. Jahres; in ihm soll der Prophet seine ersten göttlichen Offenbarungen erhalten haben. Während des Ram. wurde gefastet. Das Ende des R. bildete das die tägige Beiramfest.
S. 137. Z. 23. Scheik (im Orig. fälschlich: Sehnig), arab. Aeltester u. Oberster des Stammes.
S. 139. Z. 18. Wechabiten = eine moham. Sekte
Z. 21. des Knaben, im Orig. .: des Knabens.
S, 140. Z. 20. Emir (vom arab. Amir) = Führer, Herrscher. Früher: Titel der moham. Anführer in den Religionskriegen; jetzt Titel der unabhängigen Stammeshäuptlinge.
S. 141. Z. 39. Zierkassierin = Tscherkessin.
S. 145. Z. 29. Zemzem; dieser zur Kaaba gehörige, stark salzige Brunnen wurde der Sage nach von Gott für die flehende Hagar geschaffen, später verschüttet u. vom Großvater Mohammeds wieder aufgedeckt. Dem daraus Trinkenden verheißt der Prophet Vergebung der Sünden.
Z. 33, Abassiden = Nachkommen des Abbas (arab. der Dunkle), dem Oheim Mohammeds; ein moham. Fürstengeschlecht. das nach Besiegung des Kalifen Mervan II. die oberste weltl. u. geistl. Macht in Bagdad v. 750 —946 u. nach dem Verluste d weltl. an die Vunden die geistl. bis 1258 behauptete. ,
S. 148. Z. 15. Birket et Had. Birket (arab.) = Landsee.
Z. 15. dem Pilgrimsbrunnen, im Orig.: den Pilgrimsbrunnen .
Z. 22. Unmöglich, weil Kairo erst nach Mohammeds Tod gegründet wurde.
S. 151. Z. 17. Fanta sacramento (ital.) = Heiliges Sakrament!
Z. 17. Maledetto diavolo (ital.) =Verfluchter Teufel!
S. 153. Z. 4. Moslemiten, eigentlich Mosleminen = Anhänger des Islam.
Z. 9. Mamelucken (Plural v. arab. Memalik Sklave) = ursprünglich ein aus Asiaten gebildetes, gut geschultes Kriegerkorps des Sultans von Ägypten, das bald rebellisch wurde und 1254 aus seiner Mitte einen Sultan wählte. Die Dynastie der Mam. bestand bis 1517. Dann wurden 24 M. = Beis, Statthalter der ägypt. Provinzen.
S. 157. Z. 20. Reis-Effendi = Minister des Äußern in der Türkei.
Z. 20. Kapidschi-Baschi hieß der Aufseher über die Kapidschi, die 400 Torwärter am äußeren Tore des Serail.
Z. 32. Betet = ein aus den Blättern der ostindischen Betelpflanze in Verbindung mit gebr. Kalk u. der Arekanuß hergestelltes , bei vielen asiatischen Völkern beliebtes Kaumittel.
S. 159. Z. 18. Moskowiter = Bewohner des Gouvernements Moskau oder verallgemeinert: Russen.
S. 160. Z. 4. Das bezieht sich auf die von Bonaparte geleitete Expedition im Jahre 1798.
Z. 35. Giaur (Giaour, v. kiafir = Leugners, türkisch gleichbedeutend mit Ungläubiger, Nichtmohammedaner, Christ.
Z. 36. Gemeint sind die Zustände während der französischen Revolution, die Hinrichtung Ludwigs XVI.
S. 161. Z. 26. erpicht = versessen, begierig; es kommt her von Pech (Vogelpech, Vogelleim). Die Vogelsteller bezeichneten damit das Festsitzen der Vögel auf dem Pech; also zunächst = kleben bleibend, Von etwas nicht los könnend.
Z. 34. Schalem aleikum ist ebenso wie Salem aleikum
eine falsche Form für Selam aleikum, den gebräuchlichsten moham. Grub = Friede sei mit euch!S. 164. Z. 34. Harun al Raschid (d. i. der Gerechte) = der gefeiertste Kalif aus der Dynastie der Abassiden, geb. 760, reg. 786 bis 809, Held vieler Sagen im Abendlande, berühmt wegen seiner Tapferkeit (8 siegreiche Züge gegen Byzanz), Gerechtigkeit u. Freigebigkeit . Die Geschichte weiß indessen — im Gegensatz zu dem glänzenden Bilde der Sage — auch von seiner Nachsucht u. Grausamkeit zu erzählen. Manche Historiker verweisen ihn ganz in das Gebiet der Sage.
S. 165. Z. 15. Im Orig. steht irrtümlich "8 Jahren", was mit
S. 173, Z. 15, nicht übereinstimmt.
S. 184. 21. Gotland = Insel der schwedischen Ostküste.
S. 190. 15. Frankistan = Land der Franken.
S. 191. Z. 31. ce Anm. S. 87, Z. 16.
Z. 33. Giaffar eine Person aus "Tausendundeine
S. 192. Z. 5. Mogador (arab. Surrah, d. i. die Schöne), befestigte Seestadt a. d. Westküste von Marokko.
Z. 6. Muley Ismael, durch seine Grausamkeit berüchtigt , regierte 1672 —1727.
S. 194. Z. 12 ff. vgl. Sprüche Sal. 19, 12.
S. 195. Z. 14ff. vgl. Hiob 39, 21—28.
S. 196. Z. 20. Füchse der sieben vereinigten Provinzen von Holland sind die holländischen Dukaten.
S. 200. Z. 10ff. Dieses Märchen ist von G. A. Schöll.
S. 201. Z. 32. Dieses Märchen hat James Justinian Morier zum Verfasser.
S. 202. Z. 15. Vogel Rock. Damit ist ein Vogel von sagenhaften Dimensionen gemeint, der in arab. Märchen vorkommt.
S. 204. Z. 9. Erzählungen aus "Tausendundeine Nacht" .
S. 206. Z 9. sich "schmieren" 'lassen sich bestechen lassen.
Z 18. Ferman (pers. Befehl) = vom Sultan gegebener, vom Großwesir ausgefertigter, mit dem Namenszüge des Sultans versehener Befehl.
S, 210, Z. 8, Entrechats (franz.) Kreuzsprünge.
S. 212. Z. 33. Rumor (lat.) = Lärm, Getöse, Getümmel.
Z. 34. den Kranz werfen = die um den mittelsten Kegel, den König, herumstehenden acht zum Fallen bringen.
S. 213.
Z 7. Orig.: dem Wirtshaus.
Z 19. Orig .: diesem allem.
Z 33. Philidor, Andre Danican, franz. Komponist (1720 —1795), berühmter Schachspieler.
S, 214. Z. 23. Orig.: das thörigste Zeug.
S. 219. 27. balge, Orig.: bälge.
S, 222. 15. Toman (Tomaund, Tomond) pers. Goldmünze, früher 9, ,76 Mk., seht ca. 7 Mk.
S, 224. Z. 13ff. Dieses Märchen ist von W. Grimm.
S. 224. Z. 21 ff. Auch dieses Märchen hat W. Grimm zum Verf.
S. 231. Z. 9. vgl. Anm. zu S. 161, Z. 34. Z. 10. Votre serviteur (franz.) = Ihr Diener.
S. 232. Z. 12. Koptisch = die jüngste Gestalt der alten ägyptischen Sprache.
S. 233. Z. 13. Petit-Caporal, wörtlich: kleiner Korporal.
S. 234. Z. 1. Janitscharen-Aga = Titel türk. Würdenträger.
S. 243. Z. 22. Der Spessart galt noch zu Hauffs Zeit als Zufluchtsort von Landstreichern, Gesindel und Räubern.
S. 245. Z. 5. bei dem ungewissen Schein des Neumonds ein Beweis für Hauffs federflinke, aber wenig bedachtsame Art zu konzipieren.
S. 209. Z. 27. Orig .: Kohlen-Munk-Michel.
Z. 18. Orig.: seinem Gesellen.
Z. 22. Orig.: des Karren.
S. 247. Z. 32. Orig.: ihre eigenen Lagen.
S. 248. Z. 18ff. Hirschgulden = frühere württemb. Münze, ca. 2 Mark.
Z. 20. Hohenzollern = Stammburg des hohenz. Fürstenhauses, altes Bergschloß im ehem. Fürstentum Hohenz Hechingen auf dem 855 m hohen Zollernberge, im 9. Jahrh. erbaut, 1423 von den schwäb. Reichsstädten zerstört, 1454 wieder aufgebaut, im 30 jahr. Kriege mehrfach besetzt, bis 1850 Ruine, von König Friedrich Wilhelm IV. nach dem alten Grundriß restauriert.
S. 253. Z. 16. Schalksberg liegt im Oberamt Balingen bei Stockenhausen.
Z. 22. Hirschberg liegt im Oberamt Balingen bei Stockenhausen.
S. 2:5. Z. 22, Orig.: angewöhnen.
S. 259. Z. 7. Orig.: statt dem einen.
Z. 28. Orig.: alles sein gehört.
S. 260. Z. 31. Hauff redet hier von Kanonen, obwohl, wie er S. 248, Z. 26ff. gesagt hat, zu der Zeit, da die Sage spielt, "das Schießpulver noch nich, einmal erfunden war" .
S. 263. Z. 32/33. abgeschätzt = geringwertig geschätzt, den Wert herabgesetzt
S. 264. Z. 24. Orig.: Er setzt . . .
S. 267. Z. 23. Orig.: aufgeschlossener Tannen . . .
S. 268. Z. 13. Mynheer (holländische Anrede: mein Heer), scherzhaft für Holländer gebraucht,
Z. 38. Sechsbätzner = Batzen, Geldstück; ursprünglich (Ende des 15. Jahrh.) kleine Münze der Stadt Bern, mit ihrem Wappenzeichen, dem Bär (mhd. betz, dann hatz), später auch anderweit ohne dieses Zeichen geprägt. 1 Batzen = etwa 4 Kreuzer.
S. 271. Z. 11. Tannenbühl = ein mit Tannen bewachsener Hügel (ahd. puhil, mhd. bühel, verwandt mit Bügel, Buckel).
Z. 43. spielen heißt hier soviel wie "losen".
S. 274. Z. 2. Kunkeln = Spinnrocken (ahd. chunchla, kunchela , chonacla mhd. kunkel), gewöhnlich als Lehnwort aus mittellat. conucula aufgefaßt.
Z. 17. Ehni Großvater (ahd. una, mhd. ane).
S. 276. Z. 23/24. Seelenverkäufer, damit sind die schändlichen Werbeoffiziere gemeint, die in oft unglaublicher Weise (Versprechungen, Alkohol, Gewalt) junge Leute zum Kriegsdienste zwangen.
S. 278. Z. 37. Orig.: eine Straße, . . .
S 283. Z. 15/16. mach ein Bot, d. h. mach' ein Gebot, biete den Erben eine gewisse Summe für das Gewerbe an !
S. 284. Z. 2. Bete, Abkürzung für Elisabeth.
S. 285. Z. 34. vergantet = versteigert.
S. 286. Z. 38. Satz = Einsatz.
S. 288. Z. 35. Orig.: erschöpft sein werden.
S. 290. Z. 29. Das Grab des Propheten ist nicht in Mekka, sondern in Medina.
S. 291. Z. 35, Orig.: ungläubig.
S. 296. Z. 34. Orig.: sie werden . . .
S. 300. Z. 14/15. Geschichten aus "Tausendundeine Nacht" .
Z. 40. Bastonade (franz.) = Stockprügel, bes. die früher bei den Türken u. Persern gebräuchliche Strafe, dem Verbrecher mit Stock oder Knotenstrick die Fußsohlen oder den Rücken zu bearbeiten .
S. 301. Z. 30. Im Orig. steht von hier an Balsora stets Aleppo. Aleppo = Hauptstadt vom asiat..-zürk. Wilajet Syrien, früher ein unabhängiges Sultanat.
S. 303. Z. 7. Orig.: zu den Ungläubigen.
S. 309. Z. 10. Orig.: an welcher sich . . .
S. 310. Z. 13. Orig.: der Sohn des Großvezier, . . .
S. 311. Z. 32. Orig .: ausgehen.
S. 314. Z. 29. Orig.: ein Karawanserai.
S. 320. Z. 23. Orig.: fodert.
S. 321. Z. 41. Toman, vgl. Anm. z. S. 222 Z. 15.
S. 323. Z. 8. Diese Stelle steht in Widerspruch zu dem Anfange des Märchens, wo S. 290, Z. 9. erzählt wird, daß Benazars Vermögen gerade für ihn ausreichte, " um für sich bequem und ruhig leben zu können" .
S. 327. Z. 27. Kirchwall, auch Kirkivall = Stadt an der Nordostküste der Orkneyinsel Mainland oder Pomona.
S. 330. Z. 40. Orig.: in der Höhe stehender. . .
S. 331. Z. 13. auf diese Weise, d. h. unter Anrufung des Namens Gottes.
Z. 39. Orig .: in ihre Schlingen zu verlocken suchten, . .
S. 332. Z. 33. Orig.: alle bessere Gefühle.
332. Z. 37. Maelstrom = gefährliche Meeresströmung. Z. 42. Orig.; vertrauungsvoll.
S. 334. Z. 1. Pikten, seit dem 3. Jahrh. n. Chr. Name der keltischen Bewohner Nordostschottlands. Z. 14. Orig.: zu seines Herrn Füße . . . .
S. 337. Z. 16. Orig.: sein Schrecken . . .
S. 338. Z. 24. Orig. .: gegen dem Sturm . . .
S. 342. Z. 22. Orig.; allem aufbieten zu können, . . .
S. 346. Z. 39. Orig.: allem aufzubieten . . .
S. 347. Z. 7/8. Orig.: liegen . . . flehen . . .
S. 301. Z. 33. Orig.: dein Herz . . .
S. 362. Z. 24. Orig.; ich habe dein Herz?
Anmerkungen 3u Seil 2.
Mitteilungen aus den Memoiren des Satan.
S. 20. Motto: marte, e'rassembra te, etc. = Dir gleicht er, Mars, vom fünften Himmel steigend Und dich mit Stahl und Graus umgürtet zeigend. (übersetzung v. K. Streckfuß.)
S. 22. Z. 8. Konjektur (lat.) = Vermutung, Vorschlag zur Verbesserung der Textstelle eines Schriftstellers durch Änderung, Zufügung oder Weglassung. Rohrart hergestellt.
Z. 14. Particulier (franz.)= Rentner.
S. 23. Z. 23. Osinsky ist ein polnischer Dichter und Kritiker, der Gedichte, zahlreiche Kritiken, Reden, eine vergleichende Literaturgeschichte usw. schrieb, als Musiker aber nirgends erwähnt wird. Jedenfalls liegt eine Verwechselung mit Oginsky vor, der sich als Komponist von Polonaisen einen Namen gemacht hat.
S. 24. Z. 24. Hörnchen des Oberon; wer es hörte, war gezwungen zu tanzen.
S. 26. Z. 18. Der ewige Jude kann der Sage nach den Tod nicht finden, weil er dem Heilande bei dessen Gange nach Golgatha verwehrte, vor seinem Hause auszuruhen. Vgl. Ahasver-Dichtungen seit Goethe von Albert Soergel. Probefahrten, VI. Bd.
Z. 43. Jabot (franz.) eigentlich Kropf der Vögel; dann Hals- und Brustkrause an Männerhemden des 18. Jahrh.
S. 29. Z. 3. Meerrohr Spazierstock, aus einer fremden
Z. 30. zitzenen = von Sitz, einem feinen Kattun.
S. 31. Z. 36. Gozzi, Carlo, Graf, ital. Lustspieldichter und Satiriker. Seine memoria inutili ersch. Venedig 1797.
S. 32. Z. 20. Lavater, Johann Kaspar. Seine "Physiognomischen Fragmente zur Beförderung der Menschenkenntnis und Menschenliebe" erschienen Leipzig 1775 —78.
S, 33. Z. 9, moros (lat.) = mürrisch, verdrießlich, saumselig .
Z. 9. misanthropisch (griech.) = menschenfeindlich.
Z. 16. exorbitant (lat.) = übermäßig, ungeheuer.
Z. 28. Charlatan (franz.) =Quacksalber, Marktschreier.
E. 34. Z. ,1 Rouge tin (franz.)= feines Rot.
Z. 2. Bouton (franz.) = guter Ton, feine Lebensart , Weltsitte.
Z, 3, ne sais quai (franz.)" ich weiß nicht, was.
Z. 29. Extase (griech.) = Verzückung, Begeisterung, Aufregung.
Z. 31. Spaniol = spanischer Schnupftabak.
S. 35. Z. 19. demagogisch abgel. v. Demagog (griech.) = Volksführer, Volksanwalt; später erhellt das Wort die schlimme Bedeutung eines Volksverführers und nach der 1. franz. Revolution versteht man darunter einen polit. Agitator, der durch Aufwiegelung des Volkes den Sturz der bestehenden Negierung erstrebt.
S. 36. Z. 11. Ressource (franz.) = Hilfsquelle.
Z. 20. Sonnet eigentl. Sonett (ital. Sonetto = Klanggedicht ) beseht aus 14 Zeilen, die in ganz bestimmter Folge aufeinander reimen. (abba, abba, c d e, d c d, die letzten 6 auch c c d' eed usw.)
Z. 21. Triolet eigentl. Triolett (franz.) = Dreinangsgedicht , 8 bis 12 Zeilen enthaltend. Die 1. Zeile wird nach der Z., die beiden ersten nach der 6. wiederholt, die 1. also dreimal gesetzt, daher der Name.
Z. 21. ottave rime ein 8 zeiliges Versmaß, gereimt nach dem Schema: a ce, bd f, g h.
Z. 22. sich insinuieren (lat.) = sich beliebt zu machen suchen.
Z. 24. Dialektik (griech.) Unterredungskunst.
S. 37. Z. 11. Raison (franz.) = Recht.
S. 39. Z. 83. abbieten = Ruhe, Schluss gebieten.
S. 41. Z. 40. Manuskript (lat.) = Handschrift. Z. 42. dechiffrieren (franz.) = geheime Schriften entziffern.
S. 43. Z. 9. Dekopist = Abschreiber.
Z. 15. haudern = als Lohnkutscher fahren.
Z. 24. Probatum est (lat.) = es ist bewährt, es hilft.
Z. 80. Berzelius. Jons (Johannes) Jakob, Freiherr von, 1779—1848, berühmter Chemiker Schwedens.
S. 45. Z. 9. Talma, François Jos.; franz. Schauspieler 1763 —1826.
Z. 10. mundus vult decipi (lat.) = Die Welt will betrogen sein.
Z. 22. homo literatus (lat.) = Schriftsteller, studierter Mann.
Z. 35. Humaniora lat.)= die sprachlichen Lehrfächer, zusammenfassender Ausdruck für Studium des klassischen Altertums.
Z. 38. optima forma (lat.), wörtlich: in der besten Form.
S. 46. Z. 5. clericus clericum non decimat lat.) ein
Geistlicher erhebt von einem andern Geistlichen keinen Zehnten, d. h. er fügt ihm keinen Schaden zu.S. 40. Z. 11. acerbe recensere (lat.) = bitter, gehässig beurteilen .
S. 47. Z. 31. Egoismus (lat.) = Selbstsucht, Eigennutz.
Z. 35. Phantom (griech.) = Trugbild.
S. 48. Z. 9. anathema sit (lat.) = er sei verflucht!
Z. 20. Meßmer, Franz Anton (1731 —1815), Begründer der Lehre vom tierischen Magnetismus.
S. 49. Z. 3. spiritus lenis (lat.) ader schwache Hauch.
Z. 4. spiritus asper (lat.) = der scharfe Hauch.
Z. 11. Schmalz, Theod. Ant. Heinrich 1760 —1830), Staatsrechtslehrer, ein Gegner der liberalen Strömungen seiner Zeit.
Z. 12. Sand, Karl Ludwig (1795 —1F 20); Mörder des Staatsrats v. Kotzebue, den er für einen Gegner aller freiheitlichen Grundsätze und der akad. Freiheit hielt. Haupts Werk Landsmannschaften und Burschenschaft" erschien 1(820 in Leipzig.
Z. 17. savoir vivre (franz.) wörtlich: zu leben verstehen ; das s v. = die Lebenskunst.
S. 50. Z. 17. Zacharias "Renommist" , ein komisches Heldengedicht , zuerst gedruckt in Schwabes "Belustigungen" (Ian. bis Juni 1744).
S. 51. Z. 29. Konvenienz (lat. übereinkunft) = das dem Herkommen nach Schickliche.
Z. 40. Besen = Dienstmädchen.
Z. 41. transzendental heißt nach Kant diejenige Erkenntnis , welche bis auf die letzten, außer der Erfahrung liegenden Gründe zurückgeht; tr. also = übersinnlich.
S 52. Z. 25. orthodox (griech.) = rechtgläubig.
Z. 42. Persiflage (franz.) = Spott, Spöttelei.
S, 53, Z. 9. exzelliert (lat.) = sich auszeichnet.
Z, 31, dic cur luc (lat.) = sag, warum dies?
S, 54. Z. 14. mystisch (griech.) = geheim, geheimnisvoll, dunkel.
Z. 20. Sancho Pansa ist der Schildknappe des Don Quichotte de la Mancha.
Z. 29. Logik (griech.) Wissenschaft von den Gesetzen des Denkens.
Z. 29. deduzieren (lat.) herleiten, dartun.
Z. 34. Antikritik (griech.) = Gegenbeurteilung, Antwort eines Autors auf eine ihn betreffende und ungerechtfertigt erachtete Kritik.
Z. 34. Metakritik (griech.) = Kritik einer anderen Kritik.
S, 55. Z. 35. Rudera (lat.) eigentlich: Schutt = Überbleibsel.
Z. 36. Chaos (griech,) = ursprünglich der leere, unermeßliche Raum, später formlose Urmasse, daher auch soviel wie unordnung , Gemenge, Gewirr, wüstes Durcheinander.
S. 56. Z 13. Paulus, Heinr, Eberh. Gottl. (1761 —1851), seit 1811 Prof. d. Theol. in Heidelberg.
Z. 33. Sappeur (franz.) = Pionier, welcher Sappen, d. h. Laufgräben herstellen muß, mittels deren sich der Belagerer einer Festung nähert.
Z, 39. notam nehmen = notieren, aufschreiben.
Z. 43. Socratis opera (lat.) = die Werke des Sokrates.
S. 57. Z. 16. angelis malis (lat.) = über die bösen Engel.
S. 58. Z. 6. Michaelis, Johann David, 1717 —91, seit 1746 Prof. der Philos. u. 1750 auch der orientalischen Sprachen in Jena.
Z. 6. Döderlein, Johann Christoph, 1745 —92, gelehrter Theologe, seit 1782 Professor in Jena.
Z, 9, to pneuma akatharton = der unreine Geist.
Z. 13. Sottise (franz.)=Albrnheit, anzügliche Rede.
Z. 14. Exegat (griech.) = gelehrter Ausleger der Bibel.
Z. 37. recta via (lat.) = auf geradem Wege.
J. 37. Konjektur s. S. 22 Z. 8.
Z. 37. Dogmatiker (griech.) = Lehrer der Glaubenslehre .
S. 59. Z. 6. Kommentar (lat.) Gedenkschrift, Auslegung, Erklärung.
Z. 10. Kadaver (lat.) = Leichnam.
Z. 26. Komment (frana. comment = wie?) in der student. Sprache Inbegriff der überlieferten Verkehrsformen zur Erhaltung von Zucht, Ordnung und Korpsgeist.
Z. 30. Kommilitonen (lat. commilito = Mitkrieger) Kamerad, Studiengenosse.
S. 60. Z. 17. Habit (franz.) = Kleidung, Tracht.
Z. 24. markieren (franz.) = bezeichnen.
S. 62. Z. 20. Sentiments (franz.) = Empfindungen, Gefühle, Gesinnungen.
Z. 34. Ästhetik (griech. eigentl. Lehre von den Empfindungen ) = Wissenschaft vom Schönen, Z. 35. Rhetorik (griech.)=Kunst des Redens.
S. 63. Z. 6. zitieren (lat.)=vorladen.
Z. 10. exorbitant et. S. 33. 16.
Z. 11. in getto haben = im Sinne, auf dem Herzen haben.
Z. 28. Whist = beliebtes Kartenspiel mit franz. Karte von 52 Blatt unter 4 Personen.
Z. 28. Piquet (franz.) = Kartenspiel unter zweien mit 32 Blättern.
S. 64. Z. 10. kordial (lat.)= vertraut, herzlich.
Z. 12. Perorieren (lat.) = eine feierliche Rede halten.
S. 65. Z. 32. scharmuzieren heißt eigentlich scharmützeln, also ein Gefecht liefern, hier wird es übertragen auf scherzhaftes Kämpfen, auf Liebesgetändel.
S. 67. Z. 14. Koryphäen (griech.) = im altgr. Theater Vorsänger , Vortänzer, daher Führer, Tonangeber. Heiligen. Dingen.
Z. 16. Konnexionen (lat. )=einflußreiche Verbindungen und Bekanntschaften.
Z. 23. ein verkappter Jakobiner. Die Jak. waren ein politischer Klub, der während der franz. Revol. die Absetzung und Hinrichtung Ludwigs XVl., die Septembertage u. die Schreckensherrschaft veranstalteten. Verkappt =versteckt.
Z. 25. Schnurren =Gehilfen des Pedells.
Z. 26. Magnifizenz (lat.)=Hoheit, Herrlichkeit, Ehrentitel des jeweiligen Rektors der Universität.
Z. 34. Dekane =Vorsteher der Fakultäten.
Z. 40. Delinquent (lat. )=Verbrecher.
S .68. Z. 22. ack locum (lat.) = auf den Platz.
S. 69. Z. 21. Pereat (lat. )=er gehe unter! er verderbe! (Gegenteil von Vivat!)
Z. 25. salvieren (lat. retten, sichern.
Z. 29. videant Consules, ne anis detrimetiti [respublica capiat] (lat.) — Die Konsuln mögen zusehen, dav der Staat keinerlei Schaden erleide. Mit diesen Worten wurde den Konsuln in Zeiten der Gefahr besondere Gewalt übertragen.
Z. 32. Domine Collega (lat. o Herr Amtsbruder.
S .70. Z. 9. Zyklopen Riesen mit einem Auge auf der Stirn.
Z. 15. Kamisol (lat. camicia Hemd) = früher kurzes, über dem Hemd getragenes Kleid, später Unterwams, Jacke.
Z. 21. ira ist der Refrain des franz. Revolutionsliedes v. 1789.
S. 71. Z. 7. Symptom (griech.) = Erscheinung, Anzeichen.
Z. 20. saltus mortales (lat.) = lebensgefährliche Sprünge.
Z. 21. Jahn, Friedrich Ludwig, der Turnvater, erhielt 1819 einen Ruf als Professor nach Greifswald, wurde aber demagog. umtriebe verdächtigt, 1819 gefangen, 1824 zu 2jähriger Festungsstrafe verurteilt, 1825 wieder freigesprochen.
S. 72. Z. 11. Konsilium [abendi] = zeitweilige oder dauernde Entfernung von der betr. Universität.
Z. 14. Nimbus (lat. eigentl. = Wolke). In der späteren christl. Kunst die sog. Glorie, der Heiligenschein für Christus und die
Z. 22. rebus diabolicis (lat.) = von teuflischen
Z. 27, post exantlala (lat.) = nachdem alles überwunden war.
S. 73. Motto: "Welt und Zeit, oder kalte Aufschläge für die herrschenden Kopfkrankheiten von Jonathan Kurzrock" , 1816 —22. Z. 7. ennuyierte (franz.) = langweilte.
S. 74. Z. 29, Soin soir (franz )=guten Abend.
S. 75. Z. 3. Hoffmann, Ernst Theodor Wilhelm (Amadeus) (1776 —1822), Romantiker, ausgestattet mit reicher Phantasie, einer unerschöpflichen Fülle des Witzes und glänzender Darstellungsgabe; auch musikalisch hochbegabt. Gesammelte Schriften Berlin 1844/45, 12 Bde.
Z. 8. Kreisler, vgl. Hoffmanns "Lebensansichten des Kater Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern" (1820 —22, 2 T ). Diese Schrift ist besonders reich an autobiographischen Elementen.
Z. 26. Recta (lat.) = gerade
Z. 38. Aries (lat.) = Widder. In der altröm. Kriegskunst langer Valken mit eisernem Kopf, der zum Einstoßen der Mauern benutzt, anfangs getragen u. später in einem Rädergestell mit Schutzdach oder in Belagerungstürmen aufgehängt wurde.
S. 76. Z. 17. ma toi (franz.) = meiner Treu!
Z. 18. Galante Abenteuer einer Königin. Damit jsl Karoline von Braunschweig gemeint, gegen die ihr Gemahl, König Georg IV. von England, beim Parlamente den Scheidungsprozeß anstrengte (1821).
Z. 19. zertieren (lat.) = streiten.
Z. 21. Gaudium (lat.) = Freude.
Z. 23. Exil (lat.) = Verbannung.
Z. 37. Duodezländer vom lat. duodecim = zwölf. Duodez ist die Zwölftelform, Zwölftelgröße, nach welcher ein Bogen in 12 Blätter geteilt ist. Mit Duodez bezeichnet man also etwas, was besonders klein ist.
S. 77. Z 13 F. H. ist Franz Horn, der 1819/20 in zwei Banden seiner Novellen den "ewigen Juden" erscheinen ließ.
S. 78, Z. 22. o sancta simplicitas (lat.) =o heilige Einfalt!
Z. 38. Eleve (lat.) =Schüler.
S. 79. Z. 29. Inkognito (ital.) = das Unerkanntsein, bez. das Verbergen v. Name u. Stand bei fürstl. Personen.
S. 80. Z. 31. Surrogate (lat.) = Ersatzmittel.
S. 82. Z. 4. Arietten = kleine Arien, das sind ausgeführtere Sologesangsstücke mit Instrumentalbegleitung.
Z. 4. Rouladen (franz.) = rollende Läufer, kunstvolle Passagen im Gesange.
Z. 20. Incroyable (franz.) = ein Unglaublicher, d. h. ein Modenarr, ein Stutzer.
S. 83. Z. 24. Furore machen = Aufgehen erregen.
Z. 34. Voyez là (franz = Sehet da!
Z. 42. Schopenhauer, Johanna Henriette (1770 bis 1830), Romanschriftstellerin.
S. 84. Z. 21. Akklamation (lat.) =Zuruf des Beifalls. Durch Akkl. gewählt, d. h. durch allg. Zuruf gew,
Z. 29. Tableaus (franz.) = Gemälde.
S. 85. Z. 7. aufziehen, d. h, zum Tanze holen.
Z. 8. Attaché (franz.) = Brigegebener, bes. eine der
Gesandtschaft beigeg. Person, die in die diplomatischen Geschäfte eingeweiht werden all,S. 87. Z. 2. spicken hängt jedenfalls zus. mit spähen, es heißt; heimlich in ein Buch blicken, also abgucken, bedeutet aber auch soviel wie entnehmen, entwenden,
Z. 31. Ideenassoziation (griech., lat.) = diejenige Verbindung der Vorstellungen, vermöge deren sie einander unwillkürlich hervorrufen.
Z. 31. Kontenance (franz.) Haltung, Fassung, Gemütsruhe .
S. 89. Z. 1. Pauline Dupuis ist der Titel einer 1802 im Taschenbuch" erschienenen Erzählung von Therese Huber.
S. 91 Z. 17. Th. v. H. bedeutet Therese Huber, Gemahlin des Schriftstellers Ludw. Ferd. Huber, unter dessen Namen auch Pauline Dupuis" erschien.
S. 92. Z. 29. Quelle sottise (franz.) =Welche Anzüglichkeit!
S. 93. Z. 2. ästhetisch = schön.
Z. 2. ätherisch = geistig, himmlisch, flüchtig, was die Eigensch. des Äthers hat.
Z. 28. Jmais! (franz.) = Niemals!
S. 94. Z. 35ff. Mit diesen Zeilen vergleiche man den Schluß der Einleitung zum "Lichtenstein" .
S. 95. Z. 26. Lamentationen (lat.), wörtl. Klagen. Damit bezeichnet man die drei Abschnitte aus den Klageliedern Jeremia, die während der drei letzten Tage der Karwoche i. d. kath. Kirchen gesungen werden.
Z. 34. Ritualien = Anordnungen kirchlicher Gebräuche.
Z. 42. Grandezza (ital.) = Größe, Hoheit; Würde eines span. Granden u. das abgemessene feierliche Betragen eines solchen.
S. 96. Z. 28. unisono (ital.) = im Einklang, alle Stimmen singen den gleichen Ton.
Z. 31. die Farce (franz.) = Posse, Komödie.
S. 97. Z. 16. Dolce (ital.) = süß.
Z. 31. Flambeaus (franz.) = Fackeln.
S. 100. Z. 39. Korso (ital. = Lauf, Laufbahn) = festlicher Aufzug langsam fahrender geschmückter Wagen beim Karneval.
S. 101. Z. 23. Piazza (ital.) = Platz.
Z. 38. Zeuxis, griech. Maler, 465 —367 v. Chr.
Z. 38. Praxiteles, griech. Bildhauer, um 392 v. Chr. zu Athen geb.
S. 103. Überschr. Intermezzo (ital.) =Zwischenspiel. Z. 37. Inkarnation (lat.), wörtl. Fleischwerdung, Verkörperung .
S. 104. Z. 23. 1. Sam. 4, 18.
Z. 33. Auberge (franz.) = Herberge.
S. 105. Z. 8. Stereotypausgabe = Plattendruckausgabe.
Z. 14. scherwenzeln = Kratzfüße machen, um jemand behilflich herumlaufen, schwänzeln.
S. 105. Z. 35. Toupet vom altfranz. top = Schopf, Zopf; Toupet also = Haartracht.
S. 106. Z. 4. Chapeau bas (franz.) = ohne Hut.
Z, 16, Sorg) jus delicti (lat.) = Gegenstand des Verbrechens. Z. 28. Spolien = Beute.
S. 107. Z. 7. Brug d'or (franz.) = Goldtuch.
Z. 26. honett (franz. honnéte) = ehrbar, anständig.
Z, 30. Bibamus, Diabole (lat.) = Laß uns trinken, Teufel!
Z. 32. koscher (hebr.) = rein im Sinne des jüd. Rituals. 33. Chambertin, ein Weinberg der Gemeinde Vosne, franz. Dep. Côte d'Or.
S. 108. Z. 17. Kosmopolitismus (griech.) = weltbürgerlicher Sinn.
Z. 36. mi tratercule (ital.) = mein Brüderchen.
Z. 43. kordial, vgl. S. 64, Z. 10.
S. 109. Z. uff. Vgl. S. 24/25 der Gedichte.
S. 111. Motto: Von Zeit zu Zeit . . . vgl. Goethes sämtl. Werke. Jubiläums-Ausgabe. 13. Bd. Vers 350 ff.
Z. 5. Anthropomorphismus (griech.)= die Vorstellung von Gott in menschl. Gestalt.
Z. 18. das " dicier laie est" wörtlich: "daß von einem gesagt wird: dieser ist es!" also gleichbedeutend mit "Berühmtsein".
S. 112. Z. 10. Philosopheme (griech.) = philosophische Lehren oder Meinungen.
Z. 14. Klinger, Friedr. Maxim. von, Schriftsteller (1752 —1831), Auswahl seiner sämtl. Werke Königsberg 1809 —15, 12 Bde. Hauff bezieht sich auf den 1791 in Petersb. ersch. Roman: Fausts Leben, Taten u. Höllenfahrt" .
Z. 17. Klingemann, Ernst Aug. Friedr. (1777 —1831), dram. Dichter. Sein "Theater" erschien Stuttg. u. Tübingen 1809 bis 1820. 3 Bde. Hauff meint hier den "Faust" (Altenburg 1815).
Z. 25. Policinello (ital.) = Hanswurst.
Z. 28. Seco homo (lat.) =Sehet, welch ein Mensch
Z. 34. Rester (lat.) = Widerschein.
Z. 35. Klopstock gönnt im "Messias" dem Satan einen ziemlich breiten Raum. Z. 41. ein Elegant (franz.) = Stutzer, Modeherrchen.
S. 114. Z. 2. Farina, Johann Maria, Erfinder der weltberühmten " rau 0e Cologne" Durch das Gericht wurde es untersagt, den Namen Farina zum Zwecke des wirksameren Vertriebes beliebig anzunehmen.
Z. 22ff. vgl. Bd. XIII der Jubil.-Ausg., Vers 1393ff.
Z 25f. vgl. Bd. XIII der Jubil.-Ausg., Vers 1512ff.
Z. 28f. vgl. Bd. XII der Jub-Ausg., Vers 2565/66.
Z. 87f. vgl. Bd. XIII der Jub.-Ausg., Vers 2565/66.
S. 115. Z. 6f. vgl. Bd. XIII der Jub.-Ausg., Vers 2516/17.
Z. 11f. vgl. Bd. XIII der Jub.-Ausg., Vers 3835/36.
Z. 14f. vgl. Bd. XIII der Jub.-Ausg., Vers 4064/65).
Z. 19f. vgl. Bd. XIII der Jub.-Ausg., Vers 4138/39.
Z. 27. markiert bezeichnet.
Z. 27. intrigant (franz.) = ränkevoll, arglistig.
Z. 81ff. vgl. Bd. XIII der Jub.-Ausg., Vers 8472ff.
S. 116. Z. 4. vgl. Bd. XIII der Jub.-Ausg., Vers 3477.
Z. 5. vgl. Bd. XIII der Jub.-Ausg., Vers 3480.
Z. sff. vgl. Bd. XIII der Inh.-Ausg., Vers 3485 —87.
Z. 9. vgl. Bd. XlII der Inh.-Ausg., Vers 3489.
Z. 12 ff. vgl. Bd, XIII der Inh.-Ausg., Vers 3537ff.
Z. 2;)f. vgl. Bd. XIII der Inh.-Ausg., Vers 3496 /97.
Z. 32. Retsch, eigentl. Retzsch, Moritz (1779 —1851 Maler, Zeichner, Radierer, schuf 26 Radierungen zu Goethes Faust.
S. 118. Z. 25. Voctor legens (lat.), wörtl. ein lesender Doktor. Jedenfalls meint Hauff damit einen Gelehrten, der die Berechtigung hat, Vorlesungen zu halten.
S. 120. Z. Z. Portefeuille (franz.) = Briefmappe; im konftit. Staate bes. die Mappe eines Ministers, womit er vor dem Staatsoberhaupt u. der Landesvertretung zu erscheinen pflegt; i. übertrag. Sinne das dem Minister zugeteilte Verwaltungsgebiet.
Z. 17. Kapriole (ital.) = Bocksprung, Luftsprung.
Z. 19. Siegwart, eine Klostergeschichte, ein 1776 von J. M. Müller verfaßter Roman sentimentalen Genres, der — obwohl nur eine Nachahmung des "Werther" — damals viel Anklang fand. Z. 39. Cabanen, würde besser Kapanen geschr. nach dem ital. capanna = Hütte.
Z. 41. Floskeln (lat. flosculus =Blümchen) =blühender, gezierter, aber inhaltloser Ausdruck in der Rede.
S, 121. Z. 35. Meteorolog (griech.) = Witterungsbeobachter.
S, 122. Z. 19. Enthusiasmus (griech.) =Begeisterung, Schwärmerei.
Z. 24. ennuyiert, agl. S. 73, Z. 7.
Z. 32. stupid (lat. h = stumpfsinnig.
S. 124. Motto. Welt u. Ici;. vgl. S. 73.
Z, 7. Potentaten mittellat.) Machthaber.
Z, 16, bière dansante (franz.), wörtl. tanzendes Vier, d. h. eine Festlichkeit, bei der getanzt und Bier verabreicht wird.
Z, 17, in dulci jubilo (lat.), wörtl. in süßem Jubel, d. b. in Saus und Braus.
S. 125, Z, 1, in plano von lat. plenum = vollständige Versammlung.
Z, 8, euere Grande .mama (franz.) = liebe Großmama.
Z, 22, Tout comme enea nous (franz.) = ganz wie bei uns.
S, 120, Z. Il. Incroyable vgl. S. 82, Z. 20.
S. 126. Z. 31. Chaussee d Mutin im nördl. Paris.
Z. 36. à la Duc de Berry = nach dein Herzog von Berry.
S. 128. Z. 11. Nanking ist ein aus chinés. oder ostind. Baumwolle gewebter Stoff von gelbl.-brauner Farbe.
Z. 41, J'ai bien compris, Messieurs (franz.)= ich habe wohl verstanden, meine Herren.
S. 129. Z. 18. détestable purgatoire (franz.) = abscheuliches Fegefeuer.
Z. 33. Une confortable maison (franz.)= ein behagliches Haus.
Z. 34. Et ce salon confortable (franz.) = und dieses behagliche Zimmer. Z. 41. Goddam! = ein englischer Fluch.
S, 131. Z. 7. Mon Dieu! (franz.) = Mein Gott!
Z. 7. tailleur (franz.) = Schneider.
Z, 15, garçon tailleur (franz.) = Schneiderjunge.
Z 16. perorieren vgl. S. 64, Z, 12.
Z, 29. Ah, ce noble trait! (franz. = dieser edle Zug!
Z. 37. mensa (lat. )=der Tisch dient als Übungswort der 1. Deklination der lat. Sprache.
Z. 38. arno (lat.) =ich liebe, dient als Übungswort der 1. Konjugation der lat. Sprache.
Z. 38. typto (griech.)= schlagen, dient als übungswort der griech. Verben.
Z. 38. pakat (eigentl. pakad), dient als übungswort der hebr. Verben (er hat heimgesucht).
S. 132. Z. 3f Brüder (1745-1819), Verfasser von lat. Grammatiken . Buttmann (1764-1829), Verfasser einer griech. Grammatik. Schröder, J. F., Verfasser eines hebr. übungsbuches; Nik. Wilh. Schr., Verf. einer hebr. Grammatik.
Z. 24. Cramer, Karl Gottlob (1758-1817), einer der bekanntesten Fabrikanten der in jener Zeit vielgelesenen Ritterromane.
Z. 25. Spieß, Christian Heinrich (1755-1799), nicht ganz so derb und roh als Cramer, aber auch zu produktiv.
Z. 27. Waverley v. Walter Scott.
Z. 41. Bertha, eine Hauptperson aus Fougues "Zauberring "
Z. 42. Ida, die Hauptperson in "Hasper a Spada" .
S. 133. Z. 10ff. Rinaldo Ninaldini, ein Räuberroman von Vulpius. Domschütz, ein Roman Cramers. überall und Nirgends, ein Roman von Spieß.
S. 134. Z. 29. Fougué, Baron de la Motte, hat auch Ritter
romane verfaßt, die zwar hoch über denen von Cramer und Spieß stehen, aber an einer Überschwenglichkeit des Stils leiden.S. 134. Z. 37. Währinger waren die Bewohner Skandinaviens, die jni 9., 10. und 11. Jahrh. an der Nord- und Ostseeküste ihrer Raubzüge wegen gefürchtet wurden.
Z. 41. lichtdunkel ist ein den Fouquéschen Romanen entlehntes Wort, um dessen Ziererei und Gespreiztheit zu kennzeichnen.
S. 135. Z. 2. Courtoisie (franz.) = feines Benehmen, Hofsitte.
Z. 10. Mon Bleus vgl. S. 131, Z, 7.
Z. 17. tonici passati (ital.) = vergangene Zeiten.
Z. 31. probatum est (lat.) = es ist bewährt.
S. 136. Z. 34. Der Zauberring, ein Roman von Fougué.
Z. 34. Die Fahrten Thiodolfs, ebenfalls ein Fouqescher Roman.
Z. 36. Bertha von Lichtenrieth, vgl. S. 132, Z 41.
Z. 37. Lafontaine, Aug. Heinr. Jul. (1759 —1831), Verfasser wenig gehaltvoller Romane.
Z. 37. Langbein, "Aug. Friedr. Ernst (17; )7 —1835), Verfasser von "Schwänken" , "Humoristischen Gedichten" und launigen Erzählungen, die freilich nicht immer dezent sind.
S. 137. Z. 19. Otto von Trautwangen, Hauptperson des Zauberringes" .
S. 133. Z. 3. Hasper a Spada, Roman von Cramer.
Z. 7. Adolph der Kühne, Raugraf von Sassel, ebenfalls ein Cramerscher Roman.
Z. 20. Berserker (altnordisch, mit Bärenfell Gekleideter). Damit bezeichnete man einen, der im Kampfe in sinnlose Wut gerät und dann Übermenschliches leistet. Fougué wendet diesen Ausdruck oft an.
S. 139. Z. 2. eine Bete (franz.) = unvernünftiges Tier, Dummkopf.
Z. 8. Der deutsche Alcibiades Z. Cramersche Romane.
Z. 9. Hermann von Nordenschild
Z. 23. Vicar of Wakefield, ein berühmter Roman von O. Goldsmith.
Z. 26. Die neue Heloise, Roman von Rousseau.
S, 140, Z, 16, Ancora (ital.) =noch einmal!
Z. 21. dedecus naturae (lat.) =Schandfleck der Natur.
S, 141, Z, 38 ff. O kortes, pejoraque passi etc ist die letzte Strophe von Nr. 7, Liber I der Carmina Q. Horatii Flacci. Ihr Tapferen, die Ihr oft Schlimmes mit mir erduldet habt, nun vertreibt mit Gesang die Sorgen, morgen werden wir das ungeheure Meer befahren.
S. 143. Z. 22/23. Elixiere des Teufels, verfaßt von E. Th. A. Hoffmann.
S, 144. Z. 1. infernalisch = höllisch.
J. 9f, Geheimer Hofrat, bezieht sich auf Karl Heun (Clauren), den Verfasser von " Mimili usw.
S. 144. Z 38 Corpus juris = die auf Veranlassung des Kaisers Justinian vorgenommene Gesetzessammlung.
S. 145, Z. 5, Dr. H f, gemeint ist natürlich Dr. Hauff. Prozeß.
S. 154. Z 28. Metalliques
Z. 23, cause celebre (franz.) = merkwürdiger Rechtsfall.
Z. 37, Klein Justheim, gemeint ist Eßlingen, Sitz des Kriminalgerichts für den Neckarkreis, wo der durch den "Mann im Mond" verursachte Prozeß zum Austrag kam.
S. 146. Z. 13. auf impermissem Kommodum (lat.) = auf unerlaubten Vorteil.
Z. 19 ff. Man achte auf das schwülstige Deutsch dieses Abschnittes
S. 147. Z. 1. Inkulpat (neulat.) = der Angeschuldigte im
Z. 2. Opuskulum (lat.) = kleineres schriftstellerisches Werk.
Z. 15. Defraudation (lat.) = Hinterziehung von Staats- und Gemeindeabgaben, Unterschlagung.
Z. 29 ff. Nachahmung des Juristenstils.
S. 148. Z. 22. Sessionstisch =Sitzungstisch.
Z. 30. Eskamoteur (franz.) = Taschenspieler.
S. 149. Z. 16. Machination (lat.) = hinterlistige Anstiftung.
S. 150. Z. 17. appellieren (lat.) = Berufung einlegen.
Z. 21. Entresol (franz.) = Halb- oder Zwischengeschoß.
Z. 21. Beletage = 1. Stockwerk.
S. 151. Z. 29. Malojaroßlawez, Schlacht b. M. am 24. Okt. 1812. Durch sie wurde Rap. gezwungen, den Weg über Borodino nach Smolensk zu nehmen.
S. 152. Z. 2. Bemperlein war Hauffs Spitzname als Student, vgl. die Biographie.
S. 153. Z. 11. Rationalisten sind Vertreter der Denkweise, welche die menschl. Vernunft ats Maßstab von Religion und sittl. Handeln betrachtet.
Z. 16. Bornheim, Dorf bei Frankfurt a. M.
" Z 37. konsols Bezeichnung von Wertpapieren.
S. 155. Z. 6. "Ourika" u. "Edouard" , zwei Romane von Claire Lechal de Kersaint, Herzogin von Duras.
Z. 8. Pichler, Karoline (1769 —1843), Verfasserin aahs reicher, damals gern gelesener Romane.
S. 157. Z. 1. Jocofächer, s. Anm. z. S. 204, Z. 20.
Z. 15. façon parler (franz.)=Redensart.
Z. 24. deliziös (franz.)= kostbar, wohlschmeckend.
S 160. z. 23. Reis-Effendi = Minister des Äußern.
Z. 27. Ultimatum (neulat. )=dringliche Form einer diplomatischen Note.
Z. 29. Metternich, Clemens Wenzeslaus Lothar, Fürst
von, (1773 —1859) vielgenannter österreich. Staats- und Konferenzmimster .S. 161. Z. 17. comme il taut (franz.)= wie es sich gehört.
S. 164. Z. 32. Dannecker (1758 —1511), berühmter Bildhauer.
S. 165. überschr. Schabbes (hebr.) = Sabbat.
S. 166. Z. 22. Solitär (vom lat. solitarius = einsam) bedeutet einen einzeln gefaßten Diamant.
S. 167. Z. 30. Inklination (lat.) = Neigung, Zuneigung, Hang.
Z. 83. komplizieren (lat.) = verwickeln, verflechten.
S. 168. Z. 5. très bien, bans (franz.) = sehr wohl, gut!
Z. 5. à propos (franz.) = nebenbei.
Z. 10. Fallissement (franz.) = Zahlungsunfähigkeit, Bankrott.
S. 170. Z. 16, Chambres garnies (franz.)= möblierte Zimmer zum Vermieten.
S. 171. Z. 28. brüsselt, ein Claurensches Lieblingswort, franz. ruisseler = rieseln.
S. 173. Z. 85. Cachet (franz.) = Siegel, Siegelring, der oft an der Uhrkette getragen wurde.
S. 175. Z. 8. Römer heißt 1. das Gebäude, in welchem die Kaiserwahlen vorgenommen wurden, 2. ein Kelchglas, aus dem der Wein getrunken wird.
S. 177. Z. 84. die alte Baubo, vgl. Goethes Faust, Jubil.-Ausg. Bd. Sul 3962. 3965.
S. 179. Z. 18. avertieren (franz.) = benachrichtigen.
S. 182. Z. 13. sublim (lat.) = hoch, erhaben, hehr.
Z. 14. Polygamie (griech.) = Vielweiberei.
Z. 15. sanktionieren (lat.) = bestätigen.
Z. 17. Trancheen (franz.) = Laufgräben.
S. 185. Motto. Am Horizont . . . Diese Verse lauten ursprünglich;
"Am Firmament in diesem Jahr
Ists so geblieben, wie es war."
Sie sind entnommen dem silbernen A. B. C. (M. Claudius' sämtl. Werke, Bd. 1, S. 18).
S. 186, Z. 28. Pargioten sind die Bewohner der Stadt Parga am Jonischen Meere. Sie wanderten 1819 nach den Jon. Inseln aus, weil ihre Stadt von der Pforte an den Pascha von Janina ausgeliefert wurde.
Z. 32. Philhellenen =Griechenfreunde
S, 187. Z. 6/7. über einen Löffel barbieren heißt hier "gleichmäßig beurteilen und behandeln" .
S. 188, Z. 3, Thucydides, griechischer Geschichtschreiber.
S, 189. Z. 29, Müllner, Amadeus Gottfried Adolf (1774 bis 1824), hauptsächlich bekannt durch die Schicksalstragödie "Die Schuld" .
Z. 29. Voß, Johann Heinrich (1751 —1826), bekannt als Übersetzer Homers.
S. 189. Z. 29. Creuzer, Georg Friedrich (1771 —1858), Philolog und Geschichtsforscher; sein Hauptwerk "Symbolik und Mythologie der alten Völker" (Leipz. und Darmst. 1810 —12, 4 Bde.) wurde in J. H. Voß' "Antisymbolik" stark angegriffen.
Z. 29. Schelling, Friedr. Wilh. Joseph v. (1775 bis 1854), namhafter Philosoph. Gesamtausg. der Werke Stuttgart und Augsburg 1856ff. Abtl. 1 in 10 Bd., Abtl. 2 in 4 Bd.
Z. 30. Hegel, Georg Wilh. Friedr. (1770 —1831), gleichfalls Philosoph, anfangs dem Geiste Schellings, Später eignen Ideen folgend. Vollst. Ausg. der Werke Heidelberg 1834 —45).
S. 190. Z. 6. Voltigeurs (franz. .s = Soldaten der frans. Infant., die Rap. I. zu einer auf dem I. Flügel des Regimts. stehenden Mustertruppe aus kleinen Mannschaften vereinigte.
Z. 18. Pacat ultimo = er macht endlich friedlich, d. h. er versetzt ihm endlich den Todesstoß, vgl. Z. 21.
S. 191. Z. 42. metaphorisch = übertragen.
S. 192. Z. 3ff. Diese Verse sind dem Müllnerschen Trauerspiele "Die Schuld" entnommen.
Z. 13. heterogen (griech.) = verschiedenartig.
S. 196. Z. 85. Kurtisane (franz.) = eigentl. Hofdame, gewöhnlich in der Bedeutung: vornehme Buhlerin.
Z. 35. Merveilleuses (franz.) = Modedamen, wörtl. die Wunderbaren.
S. 197. Z. 5, Opera Lutta (ital.) = ein komisches Singspiel, Opera seria (ital.) = eine ernste, große Oper.
Z. 9. Zacharias Werner (1708 —1823), bedeutender Dramendichter. Besondere Berühmtheit haben unter seinen Werken Die Söhne des Tals", "Das Kreuz an der Ostsee", "Martin Luther oder die Weihe der Kraft" und " Der 24. Februar" erlangt. Ausgew. Schriften Grimma 1841 ff., 15 Bde.
Z. 13. Kotzebue hat ein Lustspiel "Die Kleinstädter" verfasst.
Z. 21. Revenant (franz.)= wiederkehrender Geist.
Z. 27ff. Diese Zeilen sind einem Gedichte J. F. A. Kazners entnommen.
S. 198. Z. 40. Cicerone (ital.) = Fremdenführer, wegen ihrer Redeseligkeit in Anspielung auf die Beredsamkeit Ciceros so genannt.
S. 199. Z. 33. Cafe Congregation. In Frankreich heißen Kongregationen die schon unter Rap. I. entstandenen ultramontanen Verbrüderungen zur Befestigung der röm.-kath. Vorherrschaft.
S, 200. Z. 5. il maestro ladro (ital.)= der diebische Meister. Diesen Operntitel erfindet Hauff analog der " Gaza ladra"; Die diebische Elster," um Rossinis Art, die musikalischen Gedanken andrer zu benutzen, damit anzudeuten.
Z. 22. pas Sana (franz.) = Zweitritt.
Z. 42/43. Italienerin in Algier, eine komische Oper von Rossini.
S 200. Z. 43. Kaimakan (eigentl. Kleimakam, arab.) = Amtsverweser, Titel des Gouverneurs.
S. 201. Z. 25. Cosaque, ein russischer Nationaltanz. Z. 29. cher cousin (franz.) = lieber Wetter.
S. 202. Z. 1. Hep-Hep, so rief man die Juden spottweise.
S. 203. Z. 11. Vaudeville (franz.) = volkstüml. komische Gattung des franz. Liedes mit leichter gefälliger Melodie, nicht selten satirisch, bisweilen sogar frivol,
Z. 12. Notre-Dame (franz. =unsere Jungfrau Maria), der Name für eine der Maria geweihte Kirche in Paris.
Z. 35. Vulgata (lat.), eigentl. allgemein. Name einer lat. Übersetzung der Bibel.
Z. 40. Vive le don Dieu ! (franz.) = es lebe der gute Gott!
Z. 40/41. Vive la croix ! (fran;.) = Hoch das Kreuz !
S. 204. Z. 20. Joco, ein Affe, hatte die Hauptrolle in einer Mt von Dramen, die damals große Anziehungskraft ausübten. Tschabuschnigg u. Lewin sind Schauspieler, die sich in der Nolle des Joco besonders auszeichneten. Das Wort Iaea hängt jedenfalls mit jocosus (lat.) = scherzhaft, launig, zusammen.
S. 208. Z. 42. Aventüre (franz.) = Abenteuer.
S. 210. Z. 37. Quiproquo (lat. = einer für einen) = Verwechselung zweier Personen.
S. 222. Z. F. Haller, Karl Ludwig von (1 68 —1854), Enkel des Dichters Albrecht v. H., trat 1820 zur kath. Kirche über, weshalb er seiner Ämter (er war Professor in Bern) entsetzt wurde.
Z. 10. Hohenlohe, Alex. Leop. Franz Emmerich, Prinz v. Hoh-Waldenburg-Schillingfürst (1794-1849), gen der Wundertäter erhielt die päpstl. Vollmacht, Rosenkränze, Kruzifixe usw. zu weihen, in Franken durch seine Wunderkuren bekannt.
S. 226. Z. 7. transmontanisch (lat.) = jenseit der Berge, hauptsächlich der Alpen, gelegen.
S. 230. Z. 16. Quadrupeln (lat. eigentl. vierfach) = Name der span. vierfachen Pistole (Goldstück) im Werte von 64 —69 Marl.
S. 231. Z. 33. Consalvi, Ercole (1757 —18 4), war Kardinal unter Pius VII.
S. 237. Z. 33. das est, Est, Est, Bezeichnung für einen guten ital. Wein, den Wilhelm Müller in einem Gedichte verherrlicht.
S. 240. Z. 28. Policinello, Passaglio (Hauff hat wahrscheinlich Pagliaccio schreiben wollen) und Truffaldino sind die typischen Figuren (der Hanswurst) in den ital. Komödien.
S 241. Z. 15. Schuhmacher von Beruf war der als Theosoph und Philosoph großes Aufsehen erregende Jakob Böhme (1575 —16 24).
Z. 29. der babylonischen H —,nach Offenbarung Johannis 17, 5.
S. 243. Z. 5. Sela (hebr.), eigentlich Pausezeichen beim Psalmengesang, jetzt vielfach gleichbedeutend mit; Schlug!
S. 243. Z. 17. Hierophant (griech.), wörtl. der das Heilige ausspricht, Bezeichnung für den Oberpriester.
S. 245. Z. 14. Proselytenmacher ist einer, der andere zum übertritte in seine Kirche zu veranlassen sucht.
Z. 34. Exorzismus (griech.) = ein Buch, das Beschwörungsformeln wider den Teufel enthält.
Z. 42. Nepote (lat.) = Enkel.
S. 246. Z. 28. Repressalien (lat.) = Gegenmaßregeln.
S. 253. Z. 25. haeretico non servanda ticken (lat.) = dem Ketzer braucht man das Wort nicht zu halten.
S. 256. Z. 26. Seco, ecco 10 ! (ital. h = dort, dort ist erl
S. 260. Z. 3. Astaroth, Stadt in Palästina.
S. 261. Z. 8, pro primo (lat.) = fürs erste.
Z. 29. in majorem dei gloriam (lat.) = zur größeren Ehre Gottes.
Anmerkungen 3u Seil 3.
Der Sann im Sand.
H. Clauren ist das Pseudonym für Heun, Karl Gottlob Samuel, geb. d. 20. März 1771 zu Dobrilugk in der Niederlausitz, gest. d. 2. Aug. 1854 in Berlin, studierte in Leipzig und Göttingen die Rechte, wurde 179 Privatsekretär in Berlin, später Assessor bei der Bergwerksadministration in Westfalen, übernahm 1801 die Verwaltung der Güter des Herrn v. Tresckow im Posenschen, ward 1811 im Ministerium Hardenberg angestellt, redigierte seit 1820 die "Preußische Staatszeitung", erhielt 1824 eine Anstellung beim Generalpostamt und wurde bald zum Geheimen Hofrat ernannt. Seine anfangs zerstreut erscheinenden Arbeiten wurden 1819/20 als "Erzählungen" (6 Bd.) herausgegeben. Außerdem ließ er seit 1819 sein Taschenbuch "Vergißmeinnicht" erscheinen, dessen Inhalt wieder in "Scherz u. Ernst" (Dresden, 1820 —28, 10 Bde.) überging. Seine Gesammelten Schriften" —auch "Lustspiele" (Dresden 1817, 2. Aufl. 1827) verbrach er — kamen 1851 in 25 Bändchen heraus.
S. 30. Z. 5. Coiffüren (franz.) = Haarschmuck, Kopfputz.
Z. 6. bebbern hängt zus. mit beben, vor Frost oder Schrei mit den Zähnen klappern.
Z. 6. wispern = lispeln, flüstern.
S. 31. Z. 6. der Unband, abgeleitet von unbändig.
Z. 12. Feuer reiten; dieser Ausdruck ist dem Namen der Vereinigung "Feuerreiter" nachgebildet, der Hauff als Student angehörte (vgl. Lebensbild).
Z. 37, la jolie kamme (franz.) = die hübsche Frau.
S. 82. Z. 7. Maitre plaisir (franz.) = Leiter der Festlichkeiten.
Z. 22. Assembleen (franz.) =Versammlungen, insbes. vornehmer, glänzender Gesellschaftskreise.
Z. 34. Gärten der Hesperiden am äußersten Westrande der Erde, worin der Sage nach Bäume mit goldenen Äpfeln gediehen.
S. 83, Z. 11. spicken, d .h. abgucken, absehen.
Z. 22. Ekossäse (franz.) = schottisch.
Z. 30. Tirailleur (franz.) = Plänkler.
Z. 43. Suiten = Tollheiten, tolle Streiche.
S. 34. Z. 1, aufs Tapet kommen, d. h. aufgetischt, zum
Gegenstand eines Gesprächs gemacht werden (das Tapet bes. f. Fußdecke u. gewirkte Tischdecke).S. 34. Z. 16. Exklamationen (lat.) = Ausrufe.
Z. 26. schnackisch, richtiger schnakisch = spaßhaft, lächerlich, hängt jedenfalls zus. mit Schnake, dem Namen einer langbeinigen Mückenart. Andere Ableitung hat Schnack, auch Snack Gerede, Gewäsch.
Z. 34. Amouren (franz.) = Liebschaften. Liebeshändel.
Z. 40. Flausen = Vorspiegelungen, Windbeuteleien; hängt zus. mit dem althochd. kiflôs = Geflüster, giflôsida = Blendwerk, flôsari = Lügner,
S. 36. Z. 20. auswitschen = entwischen.
Z. 37. Landau, meist Landauer, ein Wagen, dessen Verdeck vorn u. hinten niedergeschlagen werden kann, genannt nach dem Erfindungsorte Landau.
S. 37. Z. 25. verbebbert, vgl. Anm. z. S. 30. Z. 6
S. 38. Z. 15. kauderwelsch = unverständlich, umständlich. Welsch ist die oberdeutsche Bezeichnung für "italienisch" ; ein Kauderer ist im Schwäbischen (Ulm) ein Werg- oder Flachshändler; darnach wäre kauderwelsch das Italienisch der im südwestl. Deutschland umherziehenden ital. Hausierer.
Z. 38. sich vereifern sich in Eifer bringen.
Z. 38. sieh verdisputieren (Analogiebildung zu sich vereifern), disputieren (lat.) = in Wechselrede streiten.
Z. 39. Assisen (franz.), eigentlich die Sitzungen; ein französ. Schwurgerichtshof zur Untersuchung und Entscheidung in peinlichen Sachen.
Z. 40. Patron (lat. eigentlich Schutzherr, scherzhaft auch für der Herr, der Mann, der Mensch.
S. 44. Z. 26. Phiole (entstellt aus lat. phiala = Schale, Urne), eine Kugelflasche, ein bauchiges Glasgefäß mit langem, engem Halse.
Z. 39. Gottseibeiuns = Satan.
S. 45. Z. 5. Affären (franz.) = Angelegenheiten, Geschäfte, Händel, Streitigkeiten. Z. 5. Urian = der Teufel.
S. 46. Z. 1. sondieren (franz.) = erproben.
Z. 17. Präzision (lat.) = Genauigkeit, Pünktlichkeit.
Z. 32. Festins (franz.) = die Feste, Festmähler.
Z. 36. fingieren (lat.) = erdichten, aussinnen, vorgeben .
Z. 43. probatum est (lat.) = es ist bewährt.
S. 47. Z. 6. Bravouren (franz.) = Beweise von Mut und Tapferkeit.
Z. 28. das dreimalgestrichene C (c"') kein tiefer, sondern ein sehr hoher Ton; hier liegt also ein Irrtum Hauffs vor.
Z. 34. Konsens (lat.) = Zustimmung, Einwilligung.
S. 48. Z. 21. Beffchen =viereckige Leinwandstreifchen, welche
die Geistlichen als Teil des Ornats unter dem Kinn tragen; aus dem Niederdeutschen, der Herkunft nach dunklem bette, Dimin. beffken, zuerst Chorrock der Prälaten, dann nur Halskragen, der endlich zu der anfangs bezeichneten Form zusammenschrumpfte.S. 49. Z. 26. Attention (franz.) = Aufmerksamkeit. ablehnen.
Z. 29. voltigieren (franz.) künstliche Sprünge machen.
S. 50. Z. 18. wählig heißt hier nicht wählerisch, sondern "jugendlich übermütig", "ausgelassen", das zurückgeht auf ahd. welac, walac = im Wohlstande lebend.
Z. 26. Trimadeira, aus engl. Dry Madeira, d. h. eigentl. trockner, also feuriger Madeira.
S. 51. Z. 23. replizieren (lat.) = antworten, erwidern.
Z. 31. Rechtskonsulent (lat.) = Rechtsbeistand.
Z. 32. Rabulist (lat.) = Rechtsverdreher.
Z. 35. deprezieren (lat.) = abbitten.
S. 57. Z. 3. Session (lat.) = Sitzung.
S 58. Z. 17. kommode (lat.) = bequem.
Z. 18. Dolland, John (1706 —61), Erfinder der achromatischen Fernrohre.
S. 59. Z. 24. konfrontieren (lat.) = einander gegenüberstellen.
S. 60. Z. 19. Konjektur (lat.) = Vermutung.
S. 61. Überschr. Dejeuner (franz.) = Frühstück.
Z. 8. puppern heißt zittern, sich schnell u. wiederholt bewegen, hängt zus. mit bobbern, bibbern.
S. 62. Z. 43. ventre à terre (franz.) = Bauch (des Pferdes) auf der Erde.
S. 64. Z. 14. Elogen (franz.) = Lobreden.
Z. 28. ministre plénipotentiaire (franz.)= ein bevollmächtigter Minister.
S. 65. Z. 29. Persiflieren (franz.) = lächerlich machen.
Z. 37. negozieren (franz.) = unterhandeln, verhandeln .
Z. 40/41. dieser Preis ist ein Pappenstiel, d. h. er ist niedrig. Pappenstiel, vielleicht aus Pappelstiel = Bezeichnung einer wertlosen Kleinigkeit.
S. 66. Z. 13. Sottisen (franz.) = Ungezogenheiten.
Z. 14. liiert (franz.) = verbunden.
Z. 14. refüsieren (franz.) = verweigern, ausschlagen,
Z. 29. negligieren (franz.) = vernachlässigen.
S, 68. Z. 33. Furioso (ital.) = heftig, rasend.
Z. 36. Dolce (ital.) = süss, lieblich, sanft; ein süßes Dolce ist ein pleonastischer Ausdruck.
Z. 41. Dissonanz (lat.) = Mißklang.
S, 69. Z. H. Armoir franz.) = Schrank.
Z. 40. malpropre (franz.) = unsauber.
S. 71. Z. 15. Spenzer = kurzer Rock, ohne Schosse, benannt nach seinem Erfinder, dem Lord Spencer.
Z. 15. Kutka (russ. v. kútatj = verhüllen) jsl der kurze Rock des russischen Kriegsvolkes.
Z. 18. Kamisol (von lat. camisia =Hemd) ein kurzes, jackenartiges Kleidungsstück.
S, 72. Z. 27. Sassa manoliu ist ein verstümmelter ungarischer Fluch.
S. 73. Z. 9. Spleen (engl.) = Schwermut, üble Laune, Grille, Verdrießlichkeit.
S. 75. Z. 13. auf die Freite gehn, d. h. auf die Brautwerbung (mhd. vrîât, vîâte) gehn.
Z. 20f. Congreve, William (1772 —1882), Artillerist und Ingenieur, Erfinder von Brandraketen.
S, 76. Z. 29. Ortolane à la Provençale. Ortolane sind die sog. Kornfinken, die im südl. Europa (vgl. il la Provencale) gemästet, außerordentlich fett und als Leckerbissen verspeist werden.
S. 77. Z. 16. im Chok (franz.) =im Anprall, Zusammenstoß.
Z. 24. rekognoszieren (lat.)= ausforschen.
S. 78. Z. Z. Negoziationen (franz. )"Unterhandlungen.
Z. 20. an; glitschen =ausrutschen, gleitend rutschen; die älteste Form =glilesen, dann glitzen.
S. 82. Z. 11. en passant (franz.) = im Vorübergehen, gelegentlich , beiläufig.
S. 83. Z. 12. Clairvoyantes (franz.) = Hellseherinnen.
S. 84. Z. 18. Stickstramin = feiner Kanevas zum Sticken (von lat. stramen = Streu, Unterlage).
Z. 34. can amore (ital.) = mit Liebe, mit Lust.
S. 85. Z. 4. acta legen = wörtl. zu den Akten legen, d. h. eine Sache als abgetan ansehen.
S. 86. Z. 29. Entrechats (franz.) = künstliche Tanzsprünge.
S. 90. Z. 41. Routine (franz.) = Gewandtheit, Fertigkeit.
S. 91. Z. 22. ignorieren (lat.), eigentl. nicht wissen, nicht kennen, bes. sich stellen, als wisse oder kenne man etwas nicht, es übersehen.
S. 95. Z. 16. aufziehen = auffordern, engagieren.
S. 97. Z. 22. zimpferlich, auch zimperlich = geziert.
Z. 23. Vestalin, eine Priesterin der Vesta, die strengste Keuschheit geloben und völlig zurückgezogen leben musste.
Z. 25. reputierlich = ehrbar, wohlanständig.
S. 98. Z. 35. etwas über den Fuss gespannt sein aus gespanntem Fuße mit jemand leben, d. h. nicht in gutem Einvernehmen mit jemand stehen.
S. 100. Z. 36. est-il possible? (franz.)= ist es möglich?
Z. 36. est-il croyable? (franz.)= ist es glaublich?
S, 101. Z. 31. amoroso (ital.) = Liebhaber, Liebesheld.
S. 102. Z. 23. sich Prostituieren (lat.)= sich lächerlich machen.
S. 105. Z. 22. Däpschen = Räuschchen.
S. 106. Z. 17. Erküse (franz.) = Entschuldigung.
S. 108. Z. 12. Marchese (ital.) von marchensis, = marchio, v. altd. marcha, Mark, ursprünglich also Markgraf.
Z. 20. Kurtisane (franz.), urspr. Hofdame, dann Buhlerin.
S. 109. Z. 11. Maladetto diavolo (ital.) Verdammter Teufel!
S. 112. Z. 43. à tout pria (franz.) um jeden Preis
S. 113. Z. 20. Rochen, Roche = Turm beim Schachspiel.
S. 115. Z. 1. par renommee (franz.) = dem Rufe oder Namen nach.
S. 116. Z.. 25. Musje =Verstümmelung des franz. monsieur mein Herr.
S. 117. Z. 1. Pereat (lat.) = sie möge untergehen; sem. ein Pereat bringen, d. h. in der Studentensprache, ihm seinen Untergang wünschen.
Z. 29. verpetschiert = versiegelt
S, 118. Z. 2. Inkarnat (lat.)= der Fleischton, die Färbung des Fleisches.
S. 119. Z. 23. arag d'argent (franz.) Silberstoff, Silbertuch.
S. 121. Z. 23. Metze = Dirne.
S. 122. Z. 82. Hauderer = Lohufuhrmann.
Z. 42/43. Extrait d'Absinthe (franz.) = Wermut Geist, ein magenstärkender Kräuterbranntwein.
S 123. Z. 5. Kontenance (franz.) = Fassung, Haltung.
Z. 83. saris adieu (franz.) = ahne Abschied.
S. 130. Z. 15. pullern = kollern.
Z. 17. stante gese (lat.) = stehenden Fußes, auf der Stelle, sogleich.
Z. 25. verschammeriert = verliebt: ans franz. charmer (bezaubern, entzücken) wurde schameriern, d. h. mit Mädchen tändeln.
Z. 35. perorieren (lat.) = eine Rede halten.
S. 131. überschr. Seie à tete (franz.)=kopf an Kopf, ein rase à tete = eine Unterredung unter vier Augen.
S, 187. Z. 7. Sperranzien = Umstände, Umschweife, jedenfalls mit sich sperren, sich sträuben zusammenhängend.
Z. 11. heraushaudern herausfahren.
Z, 12, Vogue la galère (franz. = woge die Galeere, d. h. es mag gehen, wie es will, es sie gewagt auf gut Glück.
Z. 35. kompromittieren (lat.) — — bloßstenen.
S, 138. Z, 4, Asa foetida (lat = stinkender Asant, Teufelsdreck. Stinkharz, der harzige heilkräftige Saft aus der Wurzel einer in den Steppengebieten Persiens und Turtestans vorkommenden Pflanze. A. t. dient in Persien und Indien als Gewürz.
Z. 18, refüsieren (franz.) = zurückweisen, ausschlagen, ablehnen.
S. 138. Z. 25. Eventaille (franz.) = Fächer.
S. 139. Z. 4. primo amoroso (ital.) = erster Liebhaber.
Z. 13. bon ton (franz.) = guter Ton, feine Lebensart.
Z. 24. Replik = Erwiderung, Entgegnung.
Z, 25. ina toi ! (franz.) = meiner Treu!
Z. 36. agieren (lat.)= handeln.
S. 140. Z. 21. die Volte schlagen, d. h. durch einen Kunstgriff eine Karte an einen bestimmten Platz bringen.
Z. 23. Cicisbeo (ital.) Malan, Hausfreund.
Z. 25. eskortieren (franz.) = begleiten, geleiten.
Z. 39. Präliminarien (ueulat.) = Einleitungen, Vorbereitungen .
Z, 42. Blâme (franz.) = Blöße, Bloßstellung.
S. 142. Z. 33. "Das Spiel des Lebens usw." aus Schillers Piccolomini", 3. Aufz., 4. Auftr.
S. 145. Z, 14. an fons (franz.) = im Grunde.
S. 146. Z. 38. Sekieren, eigentlich sekkieren (ital. seccare) quälen, belästigen.
S. 148. Z. 2. Dulcinea (v. lat. dulcis = süß) die Süße, Holde, in spöttischem Sinne.
S. 149. Z. 33. Dotationen (mittellat.) = Schenkungen, Auszeichnungen, Ehrungen.
Z. 34. Esse, in seinem Sasa lasse (lat.) Sein, Zustand sein, richtiger à son aise [(franz.) = Bequemlichkeit, Behage] sein, also: sich wohl befinden, aufgeräumt, bei guter Laune sein.
Z. 34. negozieren (eigentl. negoziieren v. franz. négocier ) = unterhandeln, verhandeln.
Z. 35. Regensburg war der Sitz des Reichstags, Wetzlar der Sitz des Kammergerichts.
S. 151. Z. 31. Dementi (franz, démentir = ingen) sich ein Dementi geben = sich in Widerspruch verwickeln.
S. 153. Z. 37. Enfilade (franz.) = Reihe.
S. 154. Z. 9. Vache (franz.) eigentl. Kuh, Kuhleder, daher eine mit Leder überzogene Aufschnallkiste, ein Deckbehälter auf Reisewagen.
S. 158. Z. 2. Resignation (lat.) = Entsagung, Ergebung in die Fügungen des Schicksals.
S. 161. Z. Z. Tubus (lat.) = Rohr, bes. Sehrohr, Fernrohr.
Z. 4. visieren = absehen, zielen, aufs Korn nehmen.
S. 163. Z. 12. inkognito (ital., bez. lat.) = unerkannt, unter fremdem Namen.
S. 164. Z. 41. Calla aethiopica, gewöhnlich Kalla genannt, eine sehr beliebte u. verbreitete Zimmerpflanze.
S. 167. Z. 6. kordial = herzlich, vertraut.
S. 172. Z. 12. Kalpak (türk. kalpâk, ungar. kalpag) eine Pelzmütze bes. der Husaren.
S. 173. Z. 5. Adieu, mou coeur! (franz.) = Lebe wohl, mein Herz!
S. 176. Z. 24. rapportieren (franz.) = berichten, melden.
S. 178. Z. 1. Honny soit giua mal y pense ! (franz.) = Ein Schelm sei, wer etwas Schlimmes dabei denkt ! (Aufschrift des vom König Eduard III. in England 1350 gestifteten Ordens vom blauen Hosenbande, nachdem er mit jenen Worten das einer schönen Tänzerin entfallene Strumpfband aufgehoben hatte.)
Z. 27. Proposition (lat,) = Vorschlag, Anerbieten.
S. 183. Z. 24. Claude Lorrain (1600 —1682), französ. Maler, Vertreter einer lieblichen, märchenhaft duftigen Landschaft: malerei.
S. 185. Z. 40. spedieren (ital., bez. lat.)=schicken, befördern.
S. 186. Z. 30. preziös (franz.), eigentl. = kostbar, teuer, aber auch: geziert, geschraubt, gezwungen.
Z. 37. negligieren (franz) =vernachlässigen
S. 191. Z. 14. Akkordieren (franz.) =sich verständigen, übereinkommen , verhandeln.
S. 193. Z. 11. sich insinuieren (lat.) = sich einschmeicheln, sich beliebt machen.
Z. 17. Walratlichter sind Lichte, die aus Walrat, einer fettigen, das Gehirn des Potfisches umgebenden Substanz, hergestellt wurden.
Z. 20. Festons (franz.), urspr. = Festschmuck, auch Gewinde, Gehänge.
Z, 33. in getto haben (ital.) = im Busen, im Herzen haben, bei sich behalten, geheim halten.
S. 195. Z. 2. Cavaliere serveuse (ital.) = der dienende Ritter.
Z. 25. Solitär (franz.) = ein einzeln gefaßter Diamant.
Z. 37. Agraffe (franz.), v. althochd. chrâpfo, mhochd. krapfe = Krapfen f. Haken, Klammer, ein Zierrat, eine Spange.
S. 196. Z. 14. Kalküle (franz.) = Berechnungen.
S, 197. Z. Z. Mesalliance (franz.) = Mißheirat.
S. 199. Z. 39. Kapriole (ital.) = Sprung.
S. 200/201. Z, 3. garde de Same (franz.) = Damenwache.
S. 201. Z. 9. Krummacher, Friedrich Adolf (1767 —184; ;i, gab 1818 /19 ein Festbüchlein heraus, das aber die Feste der christlichen Kirche behandelt.
S 204, Z. 14. Bracelets (franz.) = Armbänder.
S 206, Z. 15. Ragout (franz.) =Würzfleisch, ein durch würzhafte Brühe wohlschmeckend gemachtes Fleischgericht.
Z, 15. Hachée (franz. v. dtsch. hacken) = Gehacktes, Hackfleisch.
Z. 24. Coulissuppe, v. franz. couler = fließen, eine durchgeseihete Kraftbrühe.
Z. 24ff, Mrs d'oeuvres (franz.) = Vorspeisen, eigentl. etwas Entbehrliches, überflüssiges.
Z, 25. Brieflein, auch Bröschen, Brissen, Brisoletten
Bratklößchen aus gehacktem Kalbfleisch mit Eiern, Semmel u. Gewürzen.S. 206. Z. 25. Salpicon = ein aus Gurken, Schinken, Trüffeln usw. mit Essig bereitetes Gericht. Brühe. fein zubereitet.
Z, 26. Sauce hollandaise (franz.) = holländische
Z. 27, Du boeuf au naturel (auch boeuf bouilli) (franz.) = gekochtes Rindfleisch.
Z, 28, sauce espagnole (franz.) = spanische Brühe.
Z, 29, sauce au beurre (franz.) = Butterbrühe.
Z 30 ff. Entrée (franz.) = das erste warme nach der Suppe folgende Gericht.
Z. 31. Sauce una Sues barbes (franz.) =Brühe mit feinen Kräutern.
Z. 82, Financiére (franz.), ;i la Financière = sehr
Z. 33. ;i la broche au asia malaga (franz.) = am Bratspieß in Malagawein.
Z. 34. Salmy = ein Würzgericht aus gebratenem wildem Geflügel.
Z, 35. à la tortue (franz.) = nach Schildkrötenart.
S. 207, Z. 5. Dindon à la perigord (franz.) = Truthahn mit Trüffeln.
Z. 8. Compote (1(e (franz.) = gemischte eingemachte Früchte.
Z. 9. Creme panachée mêlée (franz.) =verschiedenfarbiger gemischter Creme.
Z. 11. Tartelettes d'abricots (franz.) = Aprikosen-Törtchen .
Z. 12. Mourra chocolat montée (franz.)=Schokoladentorte .
Z. 14. à la glace (franz.) =auf Eis.
Z. 15. Creme Vanille (franz.) = Vanillecreme.
S. 208. Z. 13. Vache, vgl. S. 154., Z. 9.
S. 209. Z. 20. Mimili, von Clauren, erschien 1816,
S. 210. Z. 42. Vous machina (lat.), wörtlich: ein Gott aus der Maschine, d. i. durch Maschinenwirkung auf dem Theater erscheinend — bezeichnet ein unerwartetes Eintreten einer Person, durch die eine verwickelte Sache zum glücklichen Ausgang gebracht wird.
S. 217. Z. 10. Subtilität (lat.) = Feinheit, Zartheit.
S. 218. Z. 1. Kontrovers (lat.) = ein gelehrter Streit, eine Streitsache, Streitfrage,
Z. 13. Abraham a Santa Clara, eigentl. Ulrich Megerle (1644-1709), Kanzelredner u. volkstümlich-humoristischer Schriftsteller: in derbdrastischer, aber marktschreierischer Weise schildert er das Wiener Leben seiner Zeit, darum kulturgeschichtlich sehr
wichtig, von Schiller für die Kapuzinerpredigt in "Wallensteins Lager" benutzt.S. 219. Z. 10. Vergißmeinnicht, ein von Clauren herausseg. Taschenbuch, da:, nur Produkte seiner Feder enthielt.
Z. 26/27. Anathema sit! (lat.) = er sei verflucht!
Z. 29. Spieß u. Cramer, Verfasser von Ritter- und Räuber-Schundromanen.
Z. 30. Lafontaine, Aug. Heinr. Julius (1758 —1831), Verfasser spiessbürgerlich-sentimentaler Familienromane.
Z. 31. Meißner, August Gottlieb (1753 —1807), Verfasser von schlüpfrigen, halbfrivolen Erzählungen.
S. 220. Z. 19. Plafond (franz.) = Zimmerdecke, Deckenstück, Deckengemälde.
Z. 25. affizieren (lat.) = erregen, bewegen.
S. 221. Z. 2. pro primo (lat.) = zuerst, erstens.
S. 222. Z. 2. Inquisitoren (lat.) =Nachforscher oder Richter, bes. Glaubens- und Ketzerrichter.
Z. 2. Autodafe (span.), wörtl.: Akt des Glaubens, religiöser Akt, feierliches Glaubens- oder Ketzergericht, Hinrichtung der von der Inquisition verurteilten Ketzer, Ketzerverbrennung in Spanien.
S, 223. Z. 33. comme il taut (franz.) = wie es sein soll, wie sich's gebührt, musterhaft.
Z. 36. Bally, Magdalis, Doralice sind Namen, die in Claurenschen Romanen vorkommen. Z, 39. Ingredienzien (lat.) = Bestandteile, Zutaten.
S, 224. Z. 4. Quasi (lat.) = gleichsam.
Z, 21. Toque (franz.) = Frauenhaube, Barett, Kopfputz der Damen.
Z. 24. Bracelets, vgl. S. 204, Z. 14.
Z, 31, 0 sancta simplicitas =O heilige Einfalt !
Z, 39. tout comme chez nous (franz.) = ganz wie bei uns.
Z, 40. deliziös (franz.) = kostbar.
Z. 42. magnifik (franz.) = prächtig.
S, 226. Z. 9. Titanen sind die zwölf erstgeborenen Kinder de: Uranos und der Gäa.
Z, 9. Horion, gewöhnlich Orion geschr., in der Odyssee Riese und Jäger, von der Eos geliebt, von Artemis erschossen, kam als Sternbild an den Himmel.
Z, 40. si parva licet componere magnia (lat.) wenn es erlaubt ist, kleines mit großem zu vergleichen.
S, 227, Z. 38. kandiert (franz.) = überzuckert.
S, 228, Z, 2, brüsseln, ein Lieblings, wort Claurens, bedeutet soviel wie franz. ruisseler = rieseln, rinnen.
S, 229, Z. 4, Scherz u. Ernst, vgl. d. Angaben über H. Clauren S. 101.
S. 229. Z. 27, Traktament (neulat.) =Bewirtung, Gasterei.
S. 229. Z. 29, Rumford, Graf von (1753-1804), erfand eine aus: billigen Stoffen bestehende und dennoch nahrhafte Suppe.
S, 230. Z. 8, Sauce piquante (franz.) = prickelnde Brühe.
S, 231. Z. 15, per anachronismum (lat.) = durch eine Zeitverwechselung.
S. 233. Z. 15. Obskurantismus (lat.) = Aufkärungshaß, Lichtscheu, Verfinsterungssucht. Z. 15. laborieren (lat.) = leiden.
S, 236, Z. 17. Spiritus familiaris (lat.) = ein Schutzgeist, dienstbarer Geist. Z. 27. Dessein (franz.) = Entwurf, Muster.
S. 237. Z, 7. Gradus ad Parnassum (lat.), wörtlich ein Schritt auf den Parnaß, den Wohnsitz der Dichter. 6. a. P. war auch der Name eines Hilfsbuches zum Gebrauch bei den übungen im Verfertigen lat. Verse.
S. 238. Z. 13. Asmus, Pseudonym für Matthias Claudius.
S. 239. Z. 14. das non ens (lat.) = das Nicht-Wesen.
Z. 35ff. Auch das Schöne muß sterben, . . . die 1. und letzte Verszeile aus Schillers " Nänie" .
S. 242. Z. 29. obszön (lat.) = unanständig, schlüpfrig.
Z. 39. Kadaver (lat.) = Leichnam.
Anmerkungen 3u Seil 4.
Lichtenstein.
S 81. Motto der Einleitung aus dem Prolog (8. Abschnitt) zu "Wallenstein", gesprochen bei der Wiedereröffnung der Schaubühne in Weimar im Oktober 1798.
Z. 15. die Stauffen. Deren Ländereien kamen nach dem Tode Konradins (1268) teils an Württemberg, teils an Bayern, teils an Baden.
Z. .16. die Herzoge von Teck. Deren Titel und Wappen erhielt Württemberg 1495.
S. 32. Z. 20. Eberhard-Christoph. Auf Eberhard V., den Älteren, auch Eberhard im Barte genannt, (1450-95, bez. 96), folgte Herzog Ulrich (1498-1550), auf diesen dann Christoph (1550 —68).
Z. 25. Ulerich von Hutten, vgl. Hauffs Anm. Z zu S. 40.
Z. 30f. Philippica in ducem Ulericum (lat.) =Straf- oder Kampfrede gegen Herzog Ulrich.
S. 33. Z. 18. "Der arnie Konrad" , das Nähere darüber vgl. "Lichtenstein", S. 317, Z. 28ff.
Z. 28. Kaiser Maximilian, geboren 1459, gestorben den 12. Januar 1519.
Z. 31. Kurfürst von Mainz war von 1514 —45 der Markgraf Albrecht von Brandenburg.
Z. 32. Herzog von Bayern war seit 1508, bez. 1511 Wilhelm IV.
Z. 88. Sabina war seit 1511 Ulrichs Gemahlin.
Z. 35. eines fränkischen Ritters. Gemeint ist Hans von Hutten, der Sohn des Ritters Ludwig von Hutten und ein entfernter Verwandter Ulrichs von Hutten. Vgl. das Gedicht "Hans Huttens Ende-, Bd. I, S. 34.
S. 84. Z. 2. Dieterich von Spät war ein Verwandter von Hans Huttens Mutter und seit Huttens Ermordung natürlich ein Gegner Ulrichs.
S. 35. Z, 12. Susquehanna, Hauptfluß des nordamerikanischen Staates Pennsylvanien. Hauff spielt damit auf James Cooper (1789 bis 1831) an, den ersten nordamerikanischen Schriftsteller, der Weltruhm errang. Freilich begann Cooper jener Zeit erst bekannt zu werden 1826 erschien "The last of the Mohicans" ("Der letzte der Mohikaner").
S. 35. Z. 13. Boston: 1, Hafen- und Handelsstadt der englischen Grafschaft Lincoln, 2. Hauptstadt des nordamerikanischen Unionstaates Massachusetts. Schottlands.
Z, 13, Tweed, Fluß in Schottland, der die Grenze zwischen England ans Schottland bildet.
Z. 16, jener berühmten Novellisten, damit meint Hauff James Cooper und Walter Scott.
Z. 19, Glasgow, die bedeutendste Handels- und Fabrikstadt
Z. 19. Wallis. Hauff meint jedenfalls Wales, das mit dem Königreiche England vereinigte Fürstentum.
Z. 22, der große Unbekannte, d. i. Walter Scott.
Z. 28. Presbyterianer sind die Protestanten in England, die keinen Bischof anerkennen, sondern die Kirche, wie in den ersten Zeiten, durch Älteste regiert wissen wollen.
Z. 28. Episkopalen (griech.) = die Bischöflichen, d. h. die Anhänger der bischöflichen Kirche.
Z. 29, Albion =Großbritannien nach der alten, jetzt dichterischen Benennung.
S. 36. Z. 21. Crayon (franz.), eigentlich Bleistift, übertragen auch "Zeichnung".
Z. 22. Die historische Wahrheit betont Hauff hier ausdrücklich , um sich dadurch Scott gegenüber in das rechte Licht zu setzen.
S .37. Motto zu I, Kap. 1, aus "Gretchens Freude" , Str. 1.
S .39. Z. 9. Stück, soviet wie Geschütz.
Z. 10. Lug-ins-Land = ein Wartturm.
Z. 26. Zinken waren Blasinstrumente.
S .43. Motto zu I, Kap. 2 = Nr. 14 der "Romanzen aus dem Jugendleben des Herzogs Christoph von Wirtemberg", Str. 2.
S. 44. Z. 17. Die hohe Schule in Tübingen ist 1477 gestiftet.
S. 45. Z. 36. Sortes fortuna juvat (lat.)= den Tapferen hilft das Glück.
S. 46. Anm. 1. Von Hauff falsch zitiert, muß heißen: Pfaff l, 28, nicht 288.
S. 48. Motto zu l, Kap. 3, aus "Wallensteins Tod" , V, 4.
S. 51. Z. 36. officio (lat.)= ans Pflicht, pflichtgemäß.
S 52. Z. 22. Sektion (lat.) = Zerlegung.
S .53. Z. 4. Kontrovers (lat.) = Streitrede.
Z. 5. Ein unberühmter Mönch in Wittenberg, damit ist Martin Luther gemeint, der aber 1519 doch nicht mehr so ganz " unberühmt" war.
S. 54. Z. 21. flick, muss eigentlich flügge heißen.
Anm. Diese Worte stehen nicht S. 83, sondern S. 88 des betreffenden Buches.
S .55. Z. 14. Laffe, vom Verbum laffen = lecken; Laffe also eigentlich = Lecker, d. h. einer, der noch wie ein Kind nur Zunge und Lippen gebrauchen kann zum Saugen und Lecken, darum findet sich Lasse
oft mit jung verbunden. Man sagt wohl auch: ein Laffe ist ein junger Narr, ein Geck ein alter.S. 55. Z. 19. jemandem nicht grün sein, d. h. jemandem nicht gewogen sein. Grin war die Farbe der Freude, die grüne Seite die Herzseite des Menschen.
Z. 24. hänseln =foppen, zum besten haben; hängt nicht zusammen mit dein Eigennamen Hans, sondern mit banise in der Bedeutung Vereinigung, Genossenschaft. Die Zeremonien bei der Aufnahme in eine solche waren oft komischer Art, daher hänseln = foppen. S. 56. Motto zu I, Kap. 4. Von Hanss jedenfalls auch der Bodmerischen" Sammlung von Minnesängern aus dem schwäb. Zeitpunkte" entlehnt, wo es S. 111 steht.
S .60. Motto zu I, Kap. 5. "Epigrammen und vermischte Gedichte von Johann Christoph Friedrich Haug" (1761 —1829), Berlin 1805, 2. Bd. 344. "Als sie ihren Geliebten erwartete" , Str. 1.
S. 61. Z. 14. aufziehen = zum Tanze holen.
S. 65. Z. 20. "Kaum gedacht", vgl. Anm. zu den Gedichten.
S. 68. Z. 5. Symbolum (lat.) = Kennzeichen, Merkmal.
Z. 23. Minerva, ursprünglich die italische Göttin des Handwerks und aller gewerblichen Kunstfertigkeit, später mit Pallas Athene, als der kriegerischen Göttin, gleichgestellt. Pallas Athene war der Sage nach aus dem von Hephästos mit einem Beile gespaltenen Haupte des Zeus in voller Rüstung als Lanzenschwingerin hervorgesprungen .
Z. 31. Schnell fertig . . . an:, Schillers "Wallensteins Tod" , il, 2.
S .69. Motto zu I, Kap. 6, aus "Graf Eberstein" , Str. 2.
Z. 18. Anachronismus (griech.) = eine Zeitverwechslung.
Z. 22. 1564. Die 1. Aufl. dieses Buches erschien 1534, die 2. erst 1566.
S. 76. Z. 20. hündisch, d. h. auf Seiten des schwäbischen Bundes.
S. 77. Motto zu l, Kap. 7, aus "Auf, auf! ihr Brüder, und seid stark" usw., Str. 4.
S. 79. Z. 24. "Fragt mich jemand" usw. nach der Bodmerischen "Sammlung von Minnesängern aus dem schwäbischen Zeitpunkte, 140 Dichter enthaltend", Zürich 1758, l, S. 123. Im Manuskript steht ursprünglich der mhd. Text, dann fügte Hauff am Rande die Übersetzung hinzu.
Z. 35. Hans Sachs konnte das Lied unmöglich kennen. Hauff verwechselt offenbar Minnesänger mit Meistersänger.
S. 80. Z. 9. "Ich weiß nicht" usw. nach der Bodmerischen "Sammlung", l, S. 110/111.
S, 84. Z. 23, veni, aini, vici (lat.) = ich kam, ich sah, ich siegte.
Z. 23. scherwenzen = schwänzeln, liebäugeln.
S .85. Motto zu l, Kap. 8, aus "Die Nonne" , Str. 1.
Z. 11. Blachfeld = Flachfeld, Ebene.
S. 87. Z. 11. Potentat (mittellat.) = Macht- oder Gewalthaber
S. 91. Z. 20. Dorment (lat.) = Schlafsaal im Kloster.
Z. 23. Brevier (lat.) = Gebetbuch.
S .92. Z. Z. Die Vesper (lat.) = die Abendmesse.
S. 93. Motto zu l, Kap. 9, aus "Don Carlos" , l, 5.
S. 98. Z. 80. Die Namen der Mitglieder des Kriegsrates wählte Hauff aus Sattler II, § 5, wo ein Verzeichnis derjenigen Ritter steht, die damals "Ulrich absagten"
S. 101. Motto zu I, Kap. 10, aus "Morgenempfindung im November" . (Gedichte, Neue Sammlung, 1824.)
S. 105. Z. 8. Estrich, ahd, astrîh estirîh, mhd. esterîch, geht wahrscheinlich zurück auf astracum, das einen in Form von Sternen (astra) ausgeführten Mosaikfußboden bedeutet.
S. 106. Motto zu l, Kap. 11, aus "Oberon" , Ges. 12, Str. 32.
S. 112. Z. 3. Handtreue geben, d. h. durch Handschlag auf Ehrenwort versichern.
Motto zu l, Kap. 12. Karl Grüneisen (1802-78), hofkaplan, später Oberhofprediger und Prälat, war ein Vetter des Dichters. Hauff schrieb ihm von Berlin aus einen Hochzeitsgruß, den H. Hofmann (S. 143ff.) abgedruckt hat.
S. 118. Motto zu l, Kap. 13, aus"Der überfall im Wildbad", Str. 12.
S. 123. Motto zu l, Kap. 14, aus Nr. 4 der schon erwähnten Romanzen, Str. Z.
S. 124. Z. 21. Renis, ein Nebenfluß des Neckars.
Z. 29. Urach, Stadt im Oberamt Urach, mit einem Schloß aus dem 15. Jahrhundert.
S. 125. Z. 5. Neuffen, Stadt im Schwarzwaldkreis, Oberamt Nürtingen. Über der Stadt die Ruinen von Hohenurach
S. 126. Z. 30, Kocher, Nebenfluß des Neckars.
S. 130. Motto zu II, Kap. 1, aus der fünften Romanze, Str. 2.
S. 131. Z. 36. Falkone, eigentlich: Falkaune (vgl. Posaune, Kartaune), Fronsperg schreibt "falchana" : das dritt geschlecht des Feldgeschützes ist ein falchana, so man ein halbe schlangen nennt und scheutzt ungefehrlich 4 oder 5 Pfund Eisen.
Z. 36. Bombarden sind grobe Geschütze.
Anni. Die Anm. gehört zu 180, 12, ist also von Hauff falsch beziffert.
S. 132. Z. 41. Zwickelstrümpfe, das sind Strümpfe mit Einsätzen von keilartiger Form.
S. 133. Z. 14. Wertich =Werktag, Wochentag.
Z. 15. nui neu.
Z. 81. Ätti = Vater.
Z. 35. schluttich unordentlich.
Z. 36. schlampich =unsauber.
S .135. Z .31. greina = weinen.
S. 187. Motto zu II, Kap. 2. Aus der "Jungfrau von Orleans", Prolog, 3. Auftr.
S. 138. Z. 19. Stuagerd =Stuttgart.
Z. 21. verzirnt =erzürnt,
Z. 24. ebbes = etwas.
Z. 30. fell Häfele = das Töpfchen.
S 138 Z 36. Lichtkarz = Spinnstube.
S. 140. Z. 30. Tibenga =Tübingen.
S. 142. Z. 4. schmalen, eigentlich schmal, gering machen, zanken , schelten.
S. 146. Motto zu II, Kap. 3. Aus "Frühlingsglaube", Str. 1.
Z. 25. Depositum (lat.) = ein anvertrautes Gut, etwas zur Aufbewahrung Niedergelegtes.
S. 152. Z. 6. Wörth = Wert; Werder =Flußinsel.
Anm. 1. Hauff gibt irrtümlich §9 statt § 10 als Quelle an.
Anm. 2. Thetinger berichtet darüber nichts, wird aber trotzdem als Beleg angeführt.
Anm. 3. Crusius schreibt nichts darüber, daß die Stratioten vorzüglich im Lanzenschwingen gewesen seien. Bei ihm heißt es II, 191: "Einige aus der Griechischen Provintz Albanien oder Epiro gekommene Soldaten, so in diesem Kriege dienten, welche schnelle Pferde hatten und selbige zum hin und her rennen wohl gebrauchen konnten."
S. 153. Z. 8. Operment aus lat. auripigmentum wurde mhd. ôpirment, ôpriment, örpermint = das Rausckgelb, ein Arsenikerz.
Anm. Das Sator noster steht bei Aretin 1805, 4. nicht 5. St. 438. Dort heißt es: Vater vnnser: Reitling ist vnnser; der du pist in den himeln: Tibing vnnd Essling wolln wir auch pald gewinen ; geheyligt werd dein nam: Hailprun vnnd Weyl wolln wir auch han; zu komme uns dein Reich; der Ulmer pundt ist vous kaynen gleich; Dein will der geschehe: die Müntz hat gereyt ein ander Geprege; gib vnns vnnser täglich prodt: wir haben geschütz für alle not; vergib vnns vnnsere schuld: wir haben des künigs von Frankreichs Huld; als wir vergeben vnnsern schuldigern: wir wolln den pundt das maul recht zersperen; Laß vnns nit gefürt werden: wir wolln pald kayser werden; in kainer Versuechung; sonnder erlös vor allem Vbel: Amen: so behalten wir des kaysers namen.
S. 154. Z. 13. Wetschger, vom mhd. wât-sac Kleidertasche, also Taschenmacher.
Z. 30. Saymer = Saumtiertreiber.
S. 155. Motto zu il, Kap. 4. Aus "Wallensteins Tod" , II, 7,
S, 156. Z. 21. De mortuis nil nisi dene (lat.) wörtlich: über die Toten nichts, wenn nicht etwas Gutes.
S. 160. Z. 6. Indizien =Anzeichen, Merkmale.
S .165. Motto zu II, Kap. 5. Aus "Tell , IV, Z.
Z. 27. Uriasbrief, vgl. 2. Sam. 11.
Z .166. Z. 4, A j) priori (lat.) = von vornherein.
S. 168. Z. 27f. 51 fractus . . . terient ruinae aus Horaz, Oden, 3, 7. Wenn gebrochen die Welt zusammenbricht, so werden doch ihre Trümmer einen Furchtlosen zermalmen.
S. 172. Z. 23. Märchen, Hauff meint wahrscheinlich "Aladin mit der Wunderlampe" .
S. 173. Z. 9. grotesk (ital.)= seltsam, wunderlich.
Z 38. Die Hora = der Stundengesang in Klöstern.
S. 175. Motto zu il, Kap. 6. Aus Oberon, 1. Ges. Str. 18.
S .176. Z. 16. Palatium (lat.) =Pfalz, Palast. angesehensten Hofbeamten.
Z, 23, Majardomus (lat.) = der Oberste des Hauses, der Oberhaushofmeister, bei den alten fränkischen Königen der Titel des
Z. 23. Truchseß, eigentlich der mit einer trust, d. i. Kriegerschar um den Fürstenhof angesiedelte Vasall, später hoher Hofbeamter über Küche und Tafel eines Fürsten.
S. 181, Z, 17, Suna vino pellite auras! (lat.) = Vertreibt nun die Sorgen mit Wein!
S. 184. Motto zu II, Kap, 7. Aus "Schloß Lichtenstein", Str. 1,
S. 187. Z, 88, Requiescant in pace! (lat.) = mögen sie in Frieden ruhn!
S. 191. Motto zu il, Kap. 8. Aus "Serlo. Historische Romanze".
S. 200. Motto zu II, Kap. 9. Aus Lessings "Altdeutscher Witz und Verstand" (Berlin, Hempel) Bd. 12, S. 781.
S. 203. Z. 27. "Wer will haben Ruh . . ." =Lessing, Bd. 12, S. 777.
Z. 33. "Aber Neu und guter Rat" =Lessing, Bd. 12, S. 783.
Z. 35. "Wer will haben gute Ruh" =Lessing, Bd. 12, S. 779.
S. 204. Z. 20. "Sieh auf dich und die Deinen =Lessing, Bd. 12, S. 772.
Z. 23. "Wenn alle Leute" =Lessing, Bd. 12, S. 774.
S. 208. Motto zu il, Kap. 10. Aus "Schloß Lichtenstein", Str. 10.
S. 219. Motto zu II, Kap. 11. Aus "Ernst, Herzog von Schwaben", II.
S. 224. Z. 18. Atempo (lat.) =ich versuch's.
S. 228. Z. 29. urständ =Auferstehung.
S. 229. Z. 35. Hohentwiel, ein 690 m hoher Felskegel im badischen Hegau, um 980 Wohnsitz der gelehrten Hadwiga von Alemannien (vgl. Scheffels "Ekkehard").
S. 232. Motto zu III, Kap. 1. Aus "Ernst, Herzog oon Schwaben" II.
S. 234. Z. 14f. Der lange Peter. Crusius il, 242 erwähnt einen Anton Sixt, " einen Mann von Nießenmäßiger Grüsse, der Kriegsdienste in der Picardie annahm, später in Ungarn eine Fähndrichs- und hernach eine Hauptmannsstelle bekam" .
Z. 34. Die Würm, Nebenfluß der Nagold.
Z. 38. Lunten =Zündstricke.
S. 235. Z. 31. Canta cacramento = santo saer. =heiliges Sakrament !
Z. 32. Der kleine Wenzel ist der Schellenunter.
Z. 35. Eichelsau, d. h. Eichelas.
Z. 86. Sors ma Vich =mort ina vie (franz.) wörtl.: Tod meines Lebens!
S )30 Z. Z. blockieren (franz.) urspr. mit Blöcken und Klötzen
versperren, wann die Zugänge einer Stadt mit Truppen besetzen, sie einschließen,S. 236. Z. 7. mazakerieren (franz. massacrer)= niedermetzeln, morden.
Z. 8. Der Quater bedeutet die Vier (beim Würfeln).
Z. 9. Der Zinken (eing) bedeutet die Fünf.
Z. 18. Sassa manelka, ein derber Fluch in entstelltem Ungarisch.
Z. 24. Ave Maria, wörtl. gegrüßt seist du, Maria! Name eines kath. Gebetes an die Mutter Maria
Z. 24. Gratias (gratias ago Siat. ]= ich danke), ein Dankgebet, auch Danklid
Z. 42. Vier von Laub, d. h. von Grün.
Z. 43. Schippenunter = Eichelunter
S. 237. Z. 85. Waffengo, ein Ausruf des Schreckens.
S. 238. Z. 2. Metz, Zusammenziehung aus Mechthild.
Z. 18. diavolo maladetto (ital.) = verfluchter Teufel.
Z. 28. leit =liegt.
Z. 28. kein dicks Brittlein bohren, d. h. das Brett bohren, Wo es am dünnsten ist.
S .239. Z. 10f. Dien wohl . . . aus Lessing, Bd. 12, S 773.
Z. 41. Hellebardierer, einer, der eine Hellebarde trügt.
S. 241. Z. 19. bassam teremdete! ist wieder ein starker Fluch. Motto zu III, Kap. 2, Anfang der 21. Romanze.
S. 243. Z. 33f. "Der Frosch hüpft . .." , aus Lessing, Bd. 12, ö. 785.
S. 245. Z. 11. er versieht sich zu ihnen, d h. er hofft von ihnen.
Z. 31. Gäng Schritte.
Z. 41. Pavia, in der Schlacht bei Pavia (24. Februar 152;)) wurde König Franz I. von Frankreich gefangen genommen.
S .247. Z .42. Connetabel, aus comes stabuli (lat.) = Stallgraf, also ursprünglich Oberstallmeister, in Frankreich Oberreichsmarschall und Kronfeldherr.
S. 248. Z. 1. Ohrenflamme, eigentlich Oriflamme, von aurum (lat. ) = Gold und flamma =Flamme, die ehemalige französische Reich- und Kriegsfahne, ursprünglich eine Lanze von vergoldetem Kupfer mit einer Wimpel ron feuerroter Seide.
S .251. Motto zu III, Kap. 3. Aus der "Jungfrau von Orleans" , il, 4.
Z. 16. Mariä Himmelfahrt = der 15. August.
S. 253. Z. 32. blechen, eigentlich zu Blech schlagen, hier zahlen.
S .254. Z. 1. Das geringere Gewicht, vgl, III, Kap. 10, S 318, Z 12 ff
Z. 1. Die harten Jagdfrevel, Pfaff (l, 287S berichtet : Im Heumond 1517 erging ein Befehl, wer sich mit Schießgewehr in den Wäldern treffen lasse, dem sollten die Augen ausgestochen werden."
S. 259. Motto zu III, Kap. 4. Aus "Die Burg" , Str. 2.
Z, 25, Tyrnitz, meist Dürnitz geschrieben, vom russischen gornitza geheizte: Gemach.
S. 264. Z. 19. Klosett (engl,) ein kleines Zimmer, Kabinett.
S 265, Z. 82, crimen laesae majestatis siat.), wörtlich; das Verbrechen der verletzten Majestät, d. h. Majestätsbeleidigung.
Z. 40. überhaspeln = übereilen.
Z, 42 anima possidendi (lat. die Absicht des Besitzen:
S. 267. Motto zu III, Kap, 5, Aus "Wallensteins Tod" , il, 2.
S. 271. Z. 39f. Thetinger und Crusius, vgl. Einleitung.
Z. 39, Johannes Bezius, Verfasser von " Historia Ulrici ducis Wirtembergensis'.
Z, 40, Gabelkofer, Oswald (1539 —1616), Verfasser einer Geschichte des wirtembergischen Fürstenhauses bis 1534" .
S .273, Z. 9. Sigill, von sigillum (lat.) = Siegel.
S, 278, Z. 7, Jacta alea esto! (lat.) = der Würfel sei gefallen! (Cäsars Worte vor Überschreiten des Rubikon.)
S .286. Z. 33. ebber =jemand.
Z. 39, Hairsch = hörst du.
Z. 40. mai = mehr.
S, 287. Z. 15. Zanktus Sanktus.
Motto zu Ill, Kap. 7. Aus "Die Abgeschiedenen", Str. 1.
S. 291. Z. 25ff. Diese Verse, ebenso 291, 33 ff. und 292, ifs. sins Hauffs Worte.
S .293. Z .26. krättle = korb.
Z. 37. geit = gibt.
S. 296. Z. 13. Diskussionen (lat.) = Streitreden.
Z, 43, Sic transit gloria mundi = so vergeht die Herrlichkeit der Welt.
S. 297. Motto zu III, Kap. 8. Aus der "Braut von Messina" . (Chorführer Cafetans Worte.)
S. 298. Z. 36. Kommunikation (lat.) = die Verbindung.
S. 299. Z. 20. Gülten, eine veraltete Form von Zins.
S 303. Z. 1. Diese Schlacht bei Türckheim ist nach Sattler (il, §20) geschichtlich nicht verbürgt. Hauff folgt in seinen Ausführungen einem Berichte Thetingers bei Schardius. Jedenfalls hält er an der Tatsache dieser Schlacht fest, um seinem Helden Gelegenheit zu geben, von neuem in den Vordergrund zu treten.
S .806. Motto zu III, Kap. 9. Aus der 6. Romanze, Str. 3.
S. 310, Z. 16. Kartaune, vom lat. quartana, d. i. ein Vierte geschütz, das 25 Pfund schoß, ein grobes Geschütz.
S. 316. Motto zu III, Kap. 10. Aus "Die sterbenden Helden" , letzte Strophe.
S 318. Z. 4. Grafen zu Nirgendsheim usw. sind wörtliche Anklänge an Pfaff (l, 268).
S 324. Z. 23. Köngen. Die Sage von den Vorgängen an der Könger Brücke fand Hauff in Schwabs "Die schwäbische Alh" , S. 50.
S. 827. Motto zu III, Kap. 11. Aus "Die Piccolomini (l, 4).
S. 329. Z. 22. Minervas Schild. Nach der griechischen Sage führte Athene das von Perseus der Gorgone Medusa abgeschlagene Haupt auf ihrem Schilde.
Anmerkungen zu Seil 5.
Einleitung.
S. 23. Überschrift. W. A. Spöttlich, d. i. Wilibald Alexis ,Wilh. Häring), an den (vgl. unsere Einleitung) das Schreiben gerichtet ist.
Z. 14. Lope Felix de Vega Carpio (1562 —1635), berühmter span. Dramendichter, der auch acht Novellen in Prosa verfaßte.
Z. 14. Boccaz, eigentlich Boccacio, Gioranni (1313 —75), der berühmteste ital. Novellist. Sein Hauptwert der "Decamerone" .
Z. 14. Calderon, Dori Pedro Calderon de la Barca (160 () bis 1681), span. Dichter, hervorragender Dramatiker, aber nicht Novellist list; von Hauff also hier irrtümlicherweise genannt.
Z. 15. Tieck, Ludwig (1773—1853) als haupt der romantischen Schule bekannt; eine Sammlung seiner Novellen erschien 155/53 zu Berlin in 12 Bd.
Z. 15. Cervautes: Miguel de Cervantes Saaredra (1547 bis 1616), seine " novelas ejemplares" gelten noch heute als Muster der Novelle.
S. 24. Z. 42. Medisance (franz.) = Lästerung, üble Nachrede.
S .25. Z. 8. Exordium (lat.) = Einleitung, Eingang einer Rede.
Z. 28. Ambra, eine graue harzige Masse, die auf dem Meere schwimmend angetroffen und als seltenes Räucherwerk benutzt wird.
S. 26. Z. Z. Dramaturg (griech.), ein Schauspielkenner und -beurteiler.
Z. 26. maler dolorasa (lat.) = die Schmerzensmutter, ein Bild der gebeugten Mutter des gekreuzigten Heilandes. Z. 33. die Boisseréesche Galerie, Eigentum der Brüder Sulpiz und Melchior Boisserée und Joh. Baptist Bertrams, enthielt Gemälde der älteren deutschen Schule und wurde 1827 von Ludwig I. von Bayern für die Münchener Pinakothek gekauft. Hauff hat sie jedenfalls oft besucht, da sie in den Briefen Rieckes an ihn mehrfach erwähnt wird.
Z. 33. Strixner, J. N. 1822 erschien eine von ihm lithographie Sammlung altnieder- u. oberdeutscher Gemälde der Brüder S. u. M. Boisserée und J. Bertram" .
Die Bettlerin Vom Pont des Arts.
S. 28. Motto aus "Klage der Ceres" Str. 2.
Z. 8. Prado, eine Promenade in Madrid.
S. 29. Z. 26. Ästimation (lat.) = Achtung, Hochachtung.
S. 30. Z. 6. Bertram, vgl. S. 26, Z. 33.
Z. 33. Prinzessin Turandot, vgl. Schillers "Turandot" I, J.
S. 81. Z. 19. Lukas Cranach (1472 —1553), deutscher Maler und Kupferstecher, Hofmaler Friedrichs des Weisen.
S. 35. Z. 5. Valencia, Hauptstadt der span. Provinz V.
S. 86. Z. 21. Pietro Ximenes, Malagawein aus gewelkten Trauben.
S. 37. Z. 14. Konfitüren (franz.) =Eingemachtes, Zuckerfrüchte.
S. 38. Z. 28. Pampeluna, gewöhnlich Pamplona, befestigte Hauptstadt der span. Provinz Navarra.
S. 43. Z. 10. Brienne. In der Schlacht bei Brienne am 29. Jan. 1814 besiegte Blücher Napoleon I.
Z. 25. Eskurial, richtiger Escorial, das prächtige Lustschloß und Hieronymitenkloster San Lorenzo, unter dessen Kirche das aus Marmor und Jaspis erbaute Pantheon, die Königsgruft, sich befindet.
S .47. Z .31. laborieren (lat.) = leiden.
S. 48. Z. 13. eingeteilt, wohl besser zugeteilt, attachiert.
S. 49. Z. 7. Prätension (lat. Forderung, Anmaßung, Dünkel.
Z. 21. Hufeland, Christof Wilhelm (1762 —1836), Prof. d. Medizin, Verfasser von "Makrobiotik" , oder die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern.
S. 55. Z. 17. Dandy (engl.) Meck, Stutzer, Modenarr.
S. 63. Z. 13. horrend =entsetzlich, schrecklich.
J. 15. ausschwärzen, der Gegensatz von einschwärzen, d. h. einschmuggeln.
S. 64. Z. 25. Piaster (ital. piastra, d. h. Metallplatte), eine Rechnungsmünze in versch. Ländern und von versch. Werte. In Italien Z, 70 Mk., in Spanien =4,20 Mk.
S. 65. Z. 13. Sentiment (franz.) = sittliche Empfindung.
Z. 13. savoir vivre (franz.) eigentl. das Zu-leben-wissen, also die Lebensart, das feine Benehmen,
Z. 36. Kopulation (lat.) Vermählung.
S. 69. Z. 13. Devonshire, Grafschaft im Südwesten Englands.
S. 70. Z. 7. Quadrupel, eine frühere spanische Geldmünze = 4 Pistolen = 64 Mk.
S. 72. Z. 23. Walladmor von Wilibald Alexis (A. Häring), Berlin 1823, Z Bd. Der Titel der 1. Ausg. "Frei nach dem Englischen des W. Scott" ließ in den meisten Lesern die Meinung entstehen, man habe es mit einem wirklichen Romane Scotts zu tun.
S. 76. Z. 25. Die Champs élysées, die elysäischen Gefilde, eine herrliche Parkanlage in Paris.
Z. 26. Faubourg (franz.) = Vorstadt.
Z. 30. Place des Victoires = Siegesplatz.
Z. 36. Pont des Arts, wörtl. Brücke der Künste.
S. 76. Z. 36. Louvre, der alte königl. Palast zu Paris, enthält seit 1793 großartige Kunstsammlungen.
S. 78. Z. 31. Dialog (griech.) =Unterredung, Zweisprache. Haltung.
Z. 37. Sirenen, nach Homer reizende Jungfrauen auf einer Insel de: Westmeeres, die nahe dem Skyllafelsen auf blumiger Wiese die Vorüberfahrenden durch ihren Gesang anlockten und ins Verderben stürzten.
S. 79. Z. 26. frequenter (lat.) = volkreicher, lebhafter.
Z. 42. Spital des lncurables = Hospital für die unheilbaren Kranken.
S. 80. Z. 12. Ecole Médecine =Medizinschule, medizinische Fakultät.
Z. 18. Eau vie (franz.) = Lebenswasser.
S. 85. Z. 29. Dimanche! ;i revoir! (franz.) = Sonntag ! Auf Wiedersehn!
S. 86. Z. 1. Montmorency, in der Eremitage zu M. verlebte J. J. Rousseau einige Jahre.
Z. 21. Jabot, eigentl. der Kropf der Vögel, die Hemdkrause, Brustkrause.
Z. 29. Restauration =Wiederherstellung, Wiedereinsetzung.
Z. 81. Mont St. Jean, belgisches Dorf. Die Franzosen nennen die Schlacht bei Waterloo die Schl. v. Mont St. Jean.
S .91. Z. 7. Dezenz (lat.) = Wohlanständigkeit.
S. 97. Z. 15. Billet noua franz.) =Liebesbrief.
S. 100. Z. 30. konträr (lat.) = entgegengesetzt.
S. 107. Z. 31. Assisen (franz.), eigentl. die Sitzungen, hier: Beisitzer , Zuhörer.
S. 112. Z. 30. Ostende, der zweite Seehäfen Belgiens.
Othello.
S. 116. Motto aus "Sprüche in Reimen" , unter der überschrift "Gott, Gemüt und Welt" in der Jubiläums-Ausg. Bd. 4, S. 4, Z. 27/28.
Z. 10. Diadem (griech.), eigentlich Stirnband, hier die Krone.
S. 117. Z. 8. mystifizieren =täuschen, Leichtgläubige zum bestell haben.
Z. 10. Sion Dieu! (franz.) = Mein Gatt!
Z, 15, Tournure =sicheres Benehmen, Gewandtheit, gute
Z. 22. meschant (franz. méchant) = schlecht, bösartig.
Z. 23. Amoroso (ital.) = Liebhaber.
S. 118. Z .36. ignorieren (lat.) nicht kennen, sich stellen, als ob man einen andern nicht kennt.
Z. 39, konfiszieren (lat.) gerichtlich einziehen.
S. 119. Z. 3. Leporello, Don Juans Diener.
Z. 7. Lanciers (franz.) = Lanzenreiter.
Z, 9, Ressource (franz.) Hilfs- oder Erwerbsquelle.
S. 119. Z. 20. Kosciusko, richtiger Kosciuszko (1746 —1817), der letzte Oberfeldherr Polens im Aufstand gegen Rußland.
S. 120. Z. 39. Othello, 1816 von Rossini komponiert.
S. 121. z. 16. Shakespeare, William (1564 —1616), Englands berühmtester Dramendichter und einer der berühmtesten Dramatiker aller Zeiten. Die 1. Gesamtausg. seiner dram. Werke erschien 1623.
Z. 18. Evenement (franz.) Ereignis.
S. 122. Z. 22. Introduktion (lat.) Einleitung.
Z. 32. " Vive Poniatowsky, vive l'emp —" (franz.) =Es lebe P., es lebe der Kai —! Poniatowsky, Joseph Anton, Fürst P., General Napoleons l., ertrank in den Fluten der Elster, deren Brücke vorzeitig gesprengt worden war.
S. 124. Z. 27. Napoleon, meist Napoleond'or, heißt das unter dem Kaiser in Gold geprägte 20-Frankstück.
Z. 39. Mosaist, besser Moshaisk, eine russische Stadt; hier ist aber die Schlacht an der Moskwa vom 7. Sept. 1812 gemeint.
Z. 42. Redoute (franz.)=Feldschanze
S ,125. Z, .10. avant (franz.) = Vorwärts!
S .126. Z. 6. Doch gilt es . . ., diese Stelle ist dem Reiterlied in "Wallensteins Lager" (11. Auftr.) entnommen; dort heißt sie: " Und trifft es morgen, so lasset uns heut . . ."
Z. 14. Beresina, Fluß im russ. Gouv. Minsk, Nebenfluß des Dniepr. Die Russen hatten, um Rap. den Rückweg abzuschneiden, die über die B. führende Brücke am 23. Nov. 1812 zerstört. Zwar bauten die Franzosen während des 24. u. 25. Nov. zwei neue Übergänge; diese wurden aber der Schauplatz gräßlicher Szenen, weil infolge der in größter Verwirrung beständig nachdrängenden franz. Truppen, auf welche die Russen beständig feuerten, viele der Soldaten ins Wasser stürzten.
Z. 27. Chronique scandaleuse (franz.) =Schand- oder Lästergeschichte.
Z. 43. Kollekte (lat.) = Sammlung.
S. 127. Z. 25. submissest (lat.)= untertänigst.
Z. 25. exhibieren (lat.) = herausgeben, übergeben, einreichen.
S. 128. Z. 15. Assekuranz (lat.) = Versicherung.
S. 129. Z. 1. Schröder, Friedrich Ludwig (1741 —1816), Schauspieler , Theaterdirektor, Dramatiker und Dramaturg, hat sich verdient gemacht um die Einführung Shakespeares auf der Bühne und um das Theater überhaupt. Seine "Dramat. Werke" wurden mit einer Vorrede
Tiecks von E. v. Bülow herausgeg. (Berlin, 1831, 4 Bde.) Z. 12. lasziv (lat.) =unzüchtig, schlüpfrig.
S 130. Z. 28. Es gibt viele Dinge . . . lassen, aus Hamlet l, 5.
Z. 38. Aktrice (franz.) = Schauspielerin.
S. 131. Z. 16. in margine (lat.) = am Rande.
S. 133. Z. 25. wie der steinerne Gast, Hauff meint im Don Juan.
S. 186. Z. 10. Psycholog (griech.) =Seelenforscher, Seelenkenner.
Z. 34. "Die Krakauer und die Bergbewohner" . Oper von Joh. Stefani, Text von Boguslawski, erschien 1794 in Warschau.
S. 138. Z. 16. generös (franz.) = edelmütig, freigebig.
S. 140. Z. 20. Kamee (lat. camma, cama für gemma, Edelstein), ein erhaben geschnittener Stein.
S. 148. Z. 6. Barne d'honneur (franz.) = Ehrendame. Kriegsgöttin.
Z. 31. Taburett (franz.)= ein Sessel ohne Lehne.
S. 152. Z. 34. Dolch, bei Shakespeare sowohl als in ~~ossiris Oper wird Desdemona nicht erdolcht, sondern erdrosselt.
Jud Süß.
S .154. Motto aus dem Prolog zu dem Trauerspiel "Ernst, Herzog von Schwaben" , Strophe 1.
Z. 9. asketisch = enthaltsam.
Z. 17. Süß, der frühere jüd. Geldagent Joseph Süß Oppenheimer (1692 —1738), wurde unter Herzog Karl Alexander von Württemberg (133 —37) Finanzminister. Er machte sich dem Fürsten in dessen fortwährenden Finanznöten bald unentbehrlich, verschaffte ihm und sich durch Münzpacht, Stellenhandel, Wucher usw. viel Geld und var deshalb allgemein verhaßt. Als der Herzog plötzlich starb, wurde S.-O. verhaftet, nach langem Prozessirren in einem eisernen Käfige der öffentlichen Verhöhnung preisgegeben und gehängt.
S. 155. Z. 23. Solitär, ein einzeln gesagter Vrillant.
Z. 24. Bajute, großer Kragen an dem gewöhnlich als Domino bezeichneten Maskenanzuge.
S. 156. Z. 18. parole d'honneur (franz.) = auf Ehrenwort, auf Ehre.
Z. 19. Cartesius, Renatus, oder Nene Descartes (1596 bis 1650), berühmter franz. Philosoph; sein Grundsatz: cogito, ergo sum, d. h. ich denke, also bin ich.
Z. 19. Logik (griech.) =Wissenschaft der Denkgesetze.
Z. 32. Mazette, franz. Schimpfwort Schindmähre, elender Mensch.
S. 157. Z. 8. Gaudeamus igitur, juvenes dum sumus (lat.) Laßt uns also fröhlich sein, solange wir Jünglinge sind. (Anfang eines alten berühmten Studentenliedes.)
S. 158. Z. 4. Senior (lat.) = der Ältere, bei Studentenverbindungen der Vorsitzende.
Z. b, Sors combat (franz.) kampfunfähig.
Z. 7. Minerva, Göttin der Kunst und Wissenschaft,
J. 7. Bellona, die Gefährtin des Mars und römische
Z, 32, juris utriusque Voctor (lat.) Doktor beider Wechte (nämlich des kanonischen und des römischen).
Z. 84. substituieren (lat.) unterstellen.
Z. 36. sich prostituieren (lat.) sich lächerlich machen.
S 159, Z. 8, pro poena (lat.) = zur Strafe.
Z, 11. in loco (lat.) an Ort und Stelle.
Z, 13, o tempora, o mares! (lat )-o zeiten, o Sitten !
S. 161. Z. Z. Steinlach, Nebenfluß des Neckars.
Z. 18. Mausche, Schimpfwort für Juden.
Z. 33. kapital (von lat. caput, das Haupt) =ausgezeich. net, vorzüglich.
S. 164. Z. 12. Kollation (franz.) =Erfrischung.
Z. 89. Armida, eine Zauberin von verführerischer Schönheit in Tassos "Befreitem Jerusalem" .
Z. 43. Poschen (von franz. poche) =Taschen, Nocksäcke.
S. 169. J. 40. prätendieren (lat.), behaupten.
Z. 41. contra rationem (lat.) = gegen die Vernunft
S. 170. Z. Z. Dieu ine garde ! (franz.) =Gott schütze mich !
Z. 4. Astimation (lat.) =Achtung.
Z. 5. Konfidenze (franz.) = Vertrauen.
Z. 10. Dein Schwager in spe, dein zukünftiger Schwager.
S. 171. Z. 21. Musen, soll wohl heißen Musensöhne, d. h. Studenten.
Z. 25. prävenieren (lat.), zuvor benachrichtigen, aufmerksam machen.
Z. 28. Liaison (franz.) =Verbindung.
S .173. Z .13. Laissez cela (franz.) =Laßt das!
S. 174. Z. 28. mort ma vie (franz.) =wörtlich: Tod meines Lebens!
Z. 31. Neuffen und Asperg waren die württembergischen Staatsgefängnisse. Z. 32. Kasematten sind bombenfeste Gewölbe unter den Wällen einer Festung.
Z. 34. Schwabenalter, d. h. das 40. Jahr.
S. 175. Z. 16. Faszikel (lat.) =Bündel, Bund, Heft.
S. 177. Z. 87. poussieren (franz.) = treiben, heben.
S. .178. Z. 4. pour rien = für nichts.
Z. 13. Tarocks sind die Trümpfe im Tarockspiel.
Z. 15. Spadi, vom franz. st) =Pik-As, also der höchste Trumpf.
Z. 34. Allongeperücke, eine Perücke, die aus herabfallenden Locken besteht.
S. 180. Z. 43. Kabale =Ränke, tückische Anschläge.
S. 181. Z. 34. Prinz Eugen, Franz Eugen von Savoyen (1663
bis 1736), berühmter österreichischer Feldmarschall.
Z. 86. Obrist Von Röder, Erhard Ernst von R. (1665 bis 1743), hat sich wiederholt in den Kriegen gegen Frankreich und im spanischen Erbfolgekrieg durch seine Tapferkeit hervorgetan.
Z. 89. Malplaquet, franz. Dorf. In der Schlacht bei M. besiegten Prinz Eugen und Marlborough 1709 die Franzosen.
Z. 39. Peterwardein, ungarische Festung. Bei P. schlug 1716 Prinz Eugen die Türken,
S. 182. Z. 11. kassieren (spätlat,) =absetzen.
S. 184. Z. 11. nous verrons (franz.) = wir werden sehen.
Z. 22. General Römchingen war dem Juden Süß völlig
ergeben; ebenso der Expeditionsrat Hallwachs und der RegierungsratS. 185. Z. 13. Brenz, Joh. (14" 9 —1570), begann 1531 Württemberg zu reformieren.
S. 186. Z. 4. das Prävenire (lat.) = das Zuvorkommen.
S. 189. Z. 14. Reskript (lat.) = Antwort. Z. 41. Son soir (franz.)= guten Abend!
S. 190. Z. 11. scharmiert sein (franz.)= entzückt sein. Z. 20. sich echauffieren (franz.)= sich erhitzen.
S. 194. Z .22. Exil (lat.) =Verbannung.
S. 195. Z. 15. vraiment (franz.) wahrhaft.
S. 197. Z. 15. Krise (griech.) =Entscheidung, Wendepunkt.
S .198. Z. 40f. C'est vrai; allons Sona leur Sonner des chaises, et une tais assis, ils nie se leveront pas (franz.) = Das ist wahr, wohlan, laßt uns ihnen also Stühle geben, und wenn sie sich einmal gesetzt haben, so werden sie nicht wieder aufstehen.
S .201. Z. 82. Herzog Friedrich regierte von 1593 —1608. Er strebte vergebens eine von den Ständen freie Selbstherrschaft an, löst die Afterlehnsherrlichkeit Oesterreichs ab, tut viel für Gewerbe, Handel, Kunst und Wissenschaft, beschäftigt sich auch mit Goldmacherkünsten. Z. 33. Alchimist =Goldmacher.
S ,202, Z, 4, Vien nous garde (franz.)= Gott schuhe uns!
S. 203. Z. 30. Lichtkarzstuben =Spinnstuben.
S .206. Z. 33, Siel, suis perdu ! (franz.) =Himmel, ich bin verloren!
Z. 35. Administration (lat.) =Verwaltung.
Z. 36. Herzog Rudolf von Neustadt übernahm für den beim Tode seines Vaters erst neunjährigen Karl Eugen die Landesverwaltung bis 1744.
S 211. Z. 29. Dekret (lat.) =Beschluß.
Die Sängerin.
S .214. Z. 19. sotta vaca (richtiger: sottovoce, ital.) mit gedämpfter Stimme.
Z. 22. Redoute (franz.) = Maskenball.
S .217. Z. 13. erdolcht, vgl. Anm. S. 152, Z. ,i
S .220. Z. 14. Kommerz (lat.) =Handel.
S .221. Z. 16. argumentieren (lat.) = folgern. Z. 17. cause celebre (franz.) = berühmter Rechtshandel. Z. 22. häufen, d. h. aus Hanf gefertigt.
S. 225. Z. 9. modulieren, mäßigen.
Z. 9. presto assai (ital.) =ziemlich schnell.
Z. 9. larghetto (ital.) = mäßig langsam.
Z. 22. Rouladen (franz.) =Läufer, Verzierungen heini Gesang.
S. 229. Z. 89. Kanzonetten (ital.) Liedchen.
S .231. Z. 38, Oui, ce sont des filles (franz.) =Ja, das sind Töchter.
S. 238. Z. 30. Marius. Als der frühere römische Feldherr und Konsul Gajus Marius (155 —86 v. Chr.) nach seinem Sturze einst als Geächteter an die Küste Afrikas kommt und ihm der dortige Statthalter das Betreten des Festlandes verbieten läßt, ruft er dem Boten zu: "Melde dem Prätor, du habest den Gajus Marius als Flüchtling auf den Trümmern Karthagos sitzen sehen!"
S. 239. Z. 30. haselieren, Lärm machen.
S. 240. Z. 31. decrescendo (ital.) = abnehmend.
Z. 37. Wer mir Bürge wäre? usw. aus Schillers Räuber iv 5.
Z .42. Pagina (lat.) = Seite.
S. 241. Z. 3. Er sei mein Freund usw. :aus Schillers Räuber l, 2.
Z. 14. Ihr wart mein guter Engel usw. aus Schillers Don Carlos IV, 12.
S. 244. Z. 14. manquieren (franz.) = verfehlen.
S .248. Z. 6. Bete (franz.) = Tier.
S .250. Z. 39. Sua vive? (franz.) = Wer lebt? Wer da?
Die letzten Ritter Von Marienburg.
S. 254. Z. 17. sich ennuyieren, sich langweilen.
S .255. Z. 2. seit Tieck mit Marlow und Green . . . bezieht sich darauf, daß Tieck am Anfange seiner Novelle "Dichterleben" diese beiden in einem Wirtshause auftreten läßt.
Z. 33. Dilettant (ital.) Kunstliebhaber, der die Kunst nur zum Vergnügen oder zum Zeitvertreibe übt, im Gegensatz zum Künstler und Kenner.
Z. 33. Vignette, Titelbild.
Z. 41. Metier (franz.) =Gewerbe, Beruf.
S .256. Z. 5. Krebse heißen bei den Buchhändlern diejenigen Bücher, die keinen Absatz beim Sortimenter gefunden haben und deshalb nach der vertragsmäßigen Frist an den Verleger zurückgehen. Z. 41. Poetaster (lat.) =Dichterling, Versemacher.
S 257. Z. 30. Historische Romane, über deren Entwicklung vzl. Einleitung zum "Lichtenstein" .
Z. 84f. "Wilhelm Meisters Lehrjahre" 1795; "Werthers Leiden" 1774; Millers "Siegwart", eine Nachahmung des Werther 1776.
S. 258. Z. 11. der deutsche Parnaß, d. h. die deutsche Dichtkunst.
S .260. Z. 1. Die B Satter für lit. Unterh. (von 1820 —26 "Lit. Konversationsblatt") erschienen 1820 —98 bei F. A. Brockhaus in Leipzig.
Z. 27. Großkomtur (lat.) oberster Befehlshaber eines Ordens.
Z. 43. Indignation (lat.) = Unwille, Entrüstung.
Z. 43. Clique (franz.) =Genossen'schaf, Spießgesellschaft
S. 261. Z. 36. Stanzen = achtzeilige ital. Strophen.
Z. 36. Sonette =Klang- oder Reimgedichte von zehnjamb. Versen.
Z. 36. Triolette Dreiklangsgedichte, deren erste Zellr in der Mitte, deren zweite am Schlusse wiederkehren muß.
Z. 41. Gesellschafter, eine lit. Zeitschrift 1814 —47 von F. W. Gubitz in Berlin herausgegeben. Der "Bemerker" 10 zum "Gesellschafter" 46 für 1826 hatte den Artikel "Wie wird jetzt in Deutschland ein liter. Name nicht erworben, sondern fabriziert?" gebracht, vgl. Einleitung zu den "Memoiren" .
Z. 42. Saphir, Moritz Gottlieb (1795 —1853), Journalist, gab seit 1826 die "Berliner Schnellpost" , von 1827 an auch den Berliner Kourier" heraus. In Wortspiel und Wortwitz ist S. sehr gewandt, recht f! ach aber auf poetischem Gebiete.
S. 262. Z. 12. Hermaphroditen (griech.) =Zwitter.
Z. 15. dixi (lat.) = ich habe gesagt.
Z. 28. Smolletts Roman "Peregrine Piste" (1751 erschienen) enthält derbkomische, aber auch schlüpfrige Szenen.
Z. 29. Kleist, Christian Ewald von Kl. (1715 —59), wurde durch seinen "Frühling" in Deutschland bekannt. Von noch größerer Bedeutung war das kleine kriegerische Epos "Cissides und Paches" infolge des patriotischen Tones.
Z. 39. Hippogryph (griech.), d. i. Noßgreif, mythisches Tier, geflügeltes Roß, Musenroß, von Hauff mit "Pegasus" verwechselt.
S. 264. Z. 31. Sozietät (lat.) Gesellschaft, Genossenschaft.
Z .84. Tria juncta in uno (lat.) = Drei zu einem Verbunden.
S 267. Z. 9. eminent (lat.) hervorragend.
S. .268. Z. 15. Enfilade (franz.) =Reihe von Zimmern.
Z. 84. en miniature (franz.) = verkleinert.
Z .39. torte, piu torte (ital.) = stark, stärker.
S .270. Z. 19, 12 banquette (franz) -gepolsterte Bank.
Z. 40. Pasta, Giuditta (1798 —1865), eine in ganz Europa berühmte Opernsängerin.
S. 272. Z. 40. Marienburg, einst Sitz des Hochmeisters des deutschen Ritterordens, als Ordensburg gegen Polen und Litauer 1271 —76 erbaut.
S. 273. Z. 18. Konvent (lat.) =Versammlung.
Z. 18. Ulerich von Elrichshausen, eigentl. Ludwig von Erlichshausen, war der letzte Ordensmeister. Hauff ist bei seiner Charakteristik durchaus nicht historisch verfahren, sondern hat stark idealisiert
S .274. Z. 24. Rempter (von lat, reficere) eigentlich Speisesaal; verallgemeinert: ein großer Saal, in dem die Ordensbrüder ihre Versammlungen abhielten.
z. 24. Kapitel (spätl.) =Versammlung von zusammengehörigen Ordensrittern.
S .277, Z. 21. Point reunion (franz.) Berührungs-, Vereinigungs-, Anknüpfungspunkt.
S .279. Z. 2. zynisch (griech,) = eigentlich hündisch, schamlos, ein zynischer Philosoph ist einer, der auf Äusserlichkeiten keinen Wert legt.
S .280. Z 31. Trias (griech.) = Dreiheit.
Z. 39. Die Honneurs machen, d. h. den Ehrendienst verrichten.
S 281. Z .il. Azidum (lat.) = Säure.
Z. 17. Pygmäen (griech.) =Zwerge.
Z. 25. Unterhaltungen deutscher Ausgewanderter, ein Werk Goethes (1794/95).
S. 282. Z. 35. Tradition (lat.) = überlieferung.
S. 283. Z. 15. "Aufruhr in den Sevennen" von Ludwig Tieck, 1825.
Z. 25. Nogat, ein Weichsrlarm.
S. 284. Z. 15. Dädalus (Daidalos), mythischer Künstler, galt als Erfinder und Künstler.
Z. 34. Pflaster zu streichen, d. h. er sollte Medikus werden.
Z. 35. Abderiten, "Geschichte der Abderiten" von Wieland (1778), ein satirischer Roman, der unter dem Bilde der thrazischen Stadt Abdera die kleinstädtischen, spießbürgerlichen und beschränkten Ansichten der Bewohner Biberachs, seiner Vaterstadt, darstellt.
S 285. Z. 11. Des Vetters Eckfenster von E. Th. A. Hoffmann.
Z. 34. portiert = geneigt, günstig.
Z. 40. Alkord (ital.) =Vertrag.
S .286. Z. 26. il) posteriori, ein von Kant in seinen philosophischen Werken oft benutzter Ausdruck; hier wörtlich: von hinten.
S. 289. Z. 27. Penelope, Gemahlin des Odysseus. Während dessen Abwesenheit hielt sie die zudringlichen Freier dadurch hin, daß sie erklärte , das Leichenhernd des Laertes zuvor vollenden zu müssen. Was sie tagsüber arbeitete, trennte sie nachts wieder auf.
S. 295. Z. 34. Dekopisten =Abschreiber.
S. 802. Z. 11. König Franz, vgl. Schillers "Handschuh" .
Z. 37. Relation (lat.) =Bericht.
S. 303. überschrift Gagné? — Perdu! (franz.) = Gewonnen? Verloren!
Das Bild des Kaisers.
S. 306. Motto aus der Meditation "Bonaparte", Strophe 5. "Fürchte indessen nicht, noch unruhiger Schatten, daß ich komme, deine stumme Majestät zu höhnen! Nein, die Leier hat an den Gräbern noch niemals geschmäht."
S. 306. Z. 1. Kabriolett =der Vorder- oder Personenraum eines Postwagens.
S. 307. Z. 26. Extrem (lat.) das Äußerste, der Endpunkt.
S. 308. Z. 35. Diphthong (griech.) Doppellaut.
S. 312. Z. 35. "Käthchen von Heilbronn" , Drama von Heinrich v. Kleist.
S. 313. Z. .3 ff. Aber mit dem Donnerworte usw., vgl. Schillers Ritter Toggenburg" , Strophe 5.
S 315. z. 25. M dien, ina chère cousine ! (franz.) = Nun wohl, meine liebe Cousine!
S. 317. Z. 20. Bradwardine, Schloß in Scotts "Waverley" .
Z. 29. Eppich Efeu.
Z. 36. Rudera (lat.) =Trümmer, überreste.
S. 318. Z. 4. Antichambre (franz.), eigentlich Vorzimmer,
S. 320. Z. 17. Phantom (griech.) =Trugbild.
Z. 25. Le souper est servi (franz.) = Das Abendbrot ist aufgetragen.
Z. 26. S'il vous plait (franz.)= es Ihnen beliebt.
Z. 82. Plafond (franz.) =Zimmerdecke.
S .322. Z. 25. Epaminondas, ca. 418 —362 v. Chr. Thebens größter Held.
Z. 26. Schlacht bei Lenstra 371 v. Chr. Sieg des Epaminondas über die Spartaner mittels der schiefen Schlachtordnung.
S. 324. Z. 88. Kalvarienberg, in katholischen Ländern Hügel mit bildlichen Darstellungen der Kreuzigung Christi, zu denen gewallfahrtet wird.
S. 329. Z. 30. affektieren (lat.) = zur Schau tragen.
S .835. Z. 30. Damon und Daphne sind beliebte Namen des Schäfers und der Schäferin in den Idyllendichtungen des 18. Jahrh.
S, 337. Z. 2. Le diable noir franz.) = der schwarze Teufel.
Z. 7. Vandamme, Dominique Jos. V., Graf v. Hüneburg (1771 —1830), mutiger aber grausamer General unter Napoleon 1.
Z. 7, Les bougres-là se battent comme nous (franz) Jene Schufte schlagen sich wie wir.
Z. 28. Segur, Philippe Paul, Graf von S. (1780 —1873), seit 1802 der stete Begleiter Napoleons, Verfasser von , Histoire de Napoleon et la grause armee pendant l'année 1812' (Paris 1824). Dieses Werk wird hier ein Gedicht genannt, weil es den geschichtlichen Tatsachen nicht immer genau entspricht.
Z. 32. Gourgaud, Gaspard (1788 —1852), gleichfalls ein franz. General, wandte sich in seinem " Saamen critique' (Paris 1825) gegen Segurs Schrift.
S .338. Z. 2. Tiraden (franz.) = Redensarten, Wortschwall.
Z. 24. Defilee (franz.) =Wegenge.
Z. 83. Ney, Michel, Herzog v. Elchingen, Fürst v. d. Moskwa, Marschall und Pair von Frankreich (1769 —1815), einer der berühmtesten Feldherrn Napoleons, befehligte beim Rückzuge aus Rußland die Nachhut und rettete die Trümmer der "Großen Armee" .
S 339. Z. Z. York, Hans David Ludwig, Graf Y. v. Wartenburg (1759-1830), schloss am 30. Dez. 1812 mit dem russischen General Diebitsch die Konvention von Tauroggen, und zwar auf eigne Faust, ohne Erlaubnis oder Befehl seines Königs.
S. 340. Z. 1. Smolensk, Hauptstadt des gleichnamigen russischen Gouvernements, liegt am Steilabhange des Dniepr.
S. 841. Z. 17. General en chef = kommandierender General.
S. 342. Z. 15. Die Zeile ist eine bekannte Straße in Frankfurt a. M.
Z. 16, Volontaire malgré lui (franz. )=eni Freiwilliger gegen seinen Willen.
Z. 30. Konskribiert (lat.) = ein Ausgeschriebener, d. h. zum Kriegsdienst Pflichtiger.
S. 343. Z. 30. Najade =Wassernymphe.
S. 844. Z. 26. inkurable (franz.)= unheilbar.
Z. 27. Ein Ritter von la Mancha, vgl. Don Quirote de la Mancha.
S. 345. Z. 5. Amphibion (griech.), ein doppellebiges Tier mit Lungen- und vorübergehender oder bleibender Kiemenatmung.
Z. 10. Moniteur, Name der 1789 gegründeten Staatszeitung.
Z. 11. Montholon, Charles Tristan, Graf v. Lee (1783 bis 1853), ein General Napoleons, mit dem er sogar in die Verbannung ging.
Z. 13. Beranger, Pierre Jean de (1780 —1857), franz. Dichter. Seine Lieder sind namentlich nationaler und volkstümlicher Art.
Z. 14. Delavigne, Casimir Jean François (1793 —1843!, gleichfalls franz. Dichter, der aber namentlich politische Elegien (cf. Messéniennes) und historische Dramen schrieb.
Z. 30. biderb = bieder.
S 346. Z. 35. Lafayette, Marie Joseph Paul Roch Yves Gilbert du Motier, Marquis de L. (1757 —1834), franz. General und Staatmann, ging 1777 nach Amerika und nahm als Generalmajor am nordamerikanischen Freiheitskriege teil, wurde nach seiner Rückkehr von Friedrich d. Gr. und Joseph II. glänzend aufgenommen, vom französischen Hofe aber mißtrauisch behandelt, spielte während der französischen Revolution mehrfach eine wichtige Rolle.
Z. 85. Foy, Maximilien Sebastien (1775 —1825), franz. General und berühmter Redner. Seine Anhänglichkeit an Moreau zog ihm Napoleons Ungnade zu. Trat stets für die bedrohte bürgerliche Freiheit ein, als Deputierter war er deshalb von allen Parteien geehrt.
S. 347. Z. 18. bonne société (franz.)= die gute Gesellschaft.
S .348. Z. 28. ne sais quoi (franz.)= ich weiß nicht, was.
Z. 30. Somme, comme il taut (franz.) = Mensch, wie er sein muß.
S. 349. Z. 41. David, Jacques Louis (1748 —1825), als Historienmaler der Begründer der neueren französischen Schule. Seit 1804 Hofmaler Napoleons, verherrlichte er diesen in einer Anzahl von Gemälden, so auch in "Napoleon als Konsul den St. Bernhard hinansprengend " .
S. 352. Z. 33. Moreau, Jean Victor (1761 —1813), französischer General.
Z. 38. Bard, Bergfeste an einem Engpässe in der Provinz Turin, die im Jahre 1800 die französische Armee acht Tage aufhielt.
S. 353. Z. 31. .Sevant (franz) ehemaliger Adliger, Aristokrat.
S. 353. Z. 40. Dotation (lat.) Schenkung.
Z. 40. schöpfte, altertümliche Form für schuf.
S. 354. Z. Z. Tacitus, römischer Geschichteschreiber, starb 117 Chr.
Z. 38. Diktator (lat.) = ein unumschränkter Machthaber.
Z. 43. Apologie (griech.) = Verteidigung eines Angenagten .
S 859. Z. 9. Sacre bleu (franz.) = potz alle Wetter!
Z. 11. la pauvre autant (franz.) = das arme Kind.
Z. 13. il est prisonnier (franz.) = er ist Gefangener.
Z. 14. comme ennemi la patrie, comme démocrate (franz.) = als Vaterlandsfeind, als Demokrat. Z. 19. monsieur le General est sorti (franz.) = der Herr General ist ausgegangen.
Z. 22. à capitale (franz), nach der Hauptstadt.
S 364. Z. 27. Kosmopolitismus (griech.) =Weltbürgersinn.
S. 370. Z. 27f. Cachez ce lambeau . . . est à lui (franz. )=Verbergt diesen dreifarbigen Fetzen! Das ist seine Stimme; er landet. und Frankreich gehört ihm.
Z. 30 ff. il la joue, il la gars; . . . II fait à chacun d'eux une immortality (franz.) = Er spielt darum, er verliert es, Europa ist befriedigt, und indem der Adler, der zu den Füßen des Leoparden niederfällt, einen Helden des Zufalls in einen großen Feldherrn verwandelt, macht er auch zwanzig Könige berühmt, deren stummer Ruhm nie bei der Nachwelt erklungen wäre; und aus einem Teile (seiner eigenen Unsterblichkeit) bereitet er einem jeden unter ihnen eine unsterblichkeit.
S .371. Z. 4. range et noir (franz.)= rot und schwarz.
Z. 9. Hyperbeln (griech.) = Übertreibungen.
Z. 19. Bataille von Mont St. Jean = die Schlacht von Waterloo.
S .878. Z. 24. Seneca, Lucius Annaeus, gest. 6;) n. Chr., der geistreichste und originellste philosophische Schriftsteller der Römer, hat lange Zeit in der Verbannung auf Korsika gelebt (deshalb Hauffs Vergleich zwischen Napoleon und ihm), ging 63 freiwillig in die Einsamkeit zurück, war eine Zeit Hofmeister des jungen Nero, wurde 65 zum Tode durch Selbstmord verurteilt.
Z. 28. Aventurier (franz.) = Abenteurer.
S. 381. Z. 16. Vive l'empereur! (franz.) = Es lebe der Kaiser!
Anmerkungen Zu Teil 6.
Phantasien.
S. 12. Motto. Guter Wein . . . aus Othello (ll, 3).
S. 15. Z. 32. Die Rose, der Name eines ungeheuren Fasses im sogenannten Rosenkeller, vgl. S. 22, Z. 7 und S. 81, Z. 30.
Z. 33. Die zwölf Apostel enthalten Rüdesheimer, Johannesberger und Hochheimer der Jahrgänge 1666 —1783.
S. 16. Z. 11. Frau Hurtig (Mrs. Quickly) ist der Name der Wirtin in Shakespeares "König Heinrich IV." .
S. 17. Z. 19. Domhof, Platz vor dem Bremer Rathause.
S. 19. Z. 24. Bacchus, soviel wie Bakchos oder Dionysos, ist der Gott des Weines.
S. 20. Z. 28. fröhliche Urständ =fröhliche Auferstehung.
Z. 29. Cicerone (ital.), Fremdenführer, besonders in italienischen Städten, wegen ihrer Redefertigkeit spottweise nach Cicero benannt
S. 21. Z. 17. Ambra (arab.), ein äußerst wohlriechendes, aber seltener Räucherwerk, das auf dem Meere schwimmend gefunden wird, wahrscheinlich der Gallenstein des Pottwal:.
S. 22. Z. 18. Angarii-Friedhof, nach dem Erzbischof Ansgar (865 zu Bremen gestorben), dem Apostel des Nordens, benannt.
S .23. Z. 40. Kollettchen, Kollett = Halskragen, auch Weste,
S. 24. Z. 12. Broder, Herausgeber einer lateinischen Grammatik.
Z. 19. "Sophiens Reisen von Memel nach Sachsen" , ein fünfbändiger Roman von J. J. Hermes. (1751 —1818.)
S .28. Platow, ein russischer General, der sich in den Kämpfen gegen Franzosen und Türken auszeichnete.
Z. 34. Die große Tour, damit ist die Bildungsreise gemeint, die von den Adeligen Deutschlands zwecks Verfeinerung der Sitten in der Regel nach Paris unternommen wurde.
Z. 41. in humanioribus (lat.)= in der Schulgelehrsamkeit , in den sogenannten klassischen Sprachen.
S. 25. Z. 8. Nexus (lat.) = Zusammenhang.
S. 25. Z. 34. Clauren, Heinrich, =Schriftstellername sät Earl Heun (1771 —1854), Verfasser der "Mimili" und anderer lüsterner Geschichten . (Vgl. Einleitung zum "Mann im Mond".)
S. 26. Z. Z. Säkulum (lat.) = ein Jahrhundert, überhaupt ein
langer Zeitraum.
Z. 26. Symbolum (griech.) = Wahrzeichen, Kennzeichen.
S. 27. Z. 19. Fortissimo (lat.) = sehr stark.
Z. 20. Adagio (ital.) = mäßig, langsam, sanft.
S .29. Z. 80. Pas (franz.) = Schritte.
S. 32. Z. 40. Paßglas, ein hohes, weites Trinkglas mit Pässen, d. h. mit Maßstrichen.
S. 33. Z. 2. karessieren (franz.)= liebkosen, schmeicheln.
S .35. Z. 6. Xeres de la Frontera ist eine spanische Stadt, die viel Wein exportiert.
Z. 8. Dentilla di Rota ist der Name eines spanischen Rotweins.
Z. 8. San Lucar, eine kleine Stadt an der Mündung des Guadalquivir, in deren Umgebung viel Wein gedeiht.
Z. 9. Ximenes, gleichfalls ein spanischer Wein.
S 36. Z. 2. graduiert = bewürdet.
Z. 8. Sozietät (lat.) = Gesellschaft.
Z. 19. portiert sein für etwas (franz. se porter oder être porté à quelque chose) = geneigt, günstig sein.
Z. 21. Permission (lat.) = Erlaubnis.
Z. 29. vazierend (lat.)= dienstlohn, ledig.
Z. 30. aufwichsen, d. h. zum besten geben, schenken.
Z. 81. deprezieren (lat.)= verbitten, ablehnen.
Z. 43. Chateau-Margaux, Name eines französischen Rotweines . Das Dorf Margaux liegt an der Gironde.
Z. 43. Sillery, französisches Dorf im Department Marne, beste Champagnerlage. |
Z. 43. St. Julien, ein französischer Rotwein.
S ,38, Z. 37. Imi, auch Immi, ein alemannisches Maß für trockene und flüssige Waren.
Z. 40, Oxenstierna (1583 —1654), berühmter schwedischer Kanzler.
S. 39. Z, 43. zudecken, d. h. soviel als betrunken machen
S. 45. Z. 43. exaltiert (lat.)=aufgeregt.
S, 46. Z, 14. Gaden (ahd, gadum, gadam, mhd. gadem, gaden) = Gemach.
Z. 18. Roland, der gefeiertste unter den Paladinen Karls des Großen. Die Sage bezeichnet als den Sohn Berthas, der Schwester Karls des Großen. Auf dem Marktplatze zu Bremen wurde 1404 der sogenannte steinerne Roland errichtet.
Z. 36. Hitsche = niedere Bank, Schemel.
Z. 38. Heros (griech) = Held.
S. 47. Z. 28. Paladin, eigentlich Ritter aus dem Gefolge karls des Großen, verallgemeinert ein tapferer held.
S. 47. Z. 38. Eginhard, eigentlich Einhard, ist der bedeutendste Schriftsteller der Karolingerzeit, Biograph Karls des Großen.
Z. 88. Emma, auch Imma, Einhards Gemahlin, ist die Schwester des Bischofs Bernhard von Worms, nicht Karls d. Gr. Tochter, wie die Sage erzählt.
S. 48. Z. 1. Ronceval, im Tale von Ronceval soll Roland der Sage nach durch Verrat gefallen sein.
S. 49. Z. 81. sonor (lat,) = klangvoll, wohlklingend. Z. 81. Sekund (lat.) = zweite Stimme.
S .50. Z. 16. Matthias Claudius (1740 —1815), unter dem Namen "Asmus" oder "Wandsbecker Bote" bekannter Volksschriftsteller und Dichter.
Z. 17. "Sie haben — einen guten Mann begraben", sind Worte aus " Bei dem Grabe meines Vaters" , einem Gedichte von Matth. Claudius.
S. 51. Z. 6. manum de tabula (lat.) =Hand vom Tisch!
Z. 8. Poetaster =Dichterling, Versemacher.
Z. 11. magnifik (franz.)= prächtig.
Z. 12. Joco, ein Affe (vgl. Anm. zu den Memoiren).
S. 52. Z. 1. Archipel (griech.), eigentlich Hauptmeer, ein Inselmeer, besonders das griechische Inselmeer.
Z. 1. Oriflamme, das Reichs- und Kriegsbanner Frankreichs.
Z. 9. sotan =sogetan = so beschaffen, solch.
Z. 25. Tartsche (mittellat. targa, targia, tarcia, franz. targe, ahd. zarga) = ein Schild von Leder oder Holz.
Z. 36. Furioso, wild, rasend, nach " Orlando furioso (Der rasende Roland), einem Heldengedichte von Ariost.
S 53 Z 31. Achtfunderig, Fuder = ein der grössten Matze für Flüssigkeiten.
Z. 42. Tritonen, Gestalten der Mythologie, oben Mensch, unten Fisch, meist mit einer Muscheltrompete dargestellt.
Skizzen.
S .61. Z. 18. Vox populi, vox Bei (lat.) = die Stimme des Volkes. ist Gottes Stimme.
S. 62. Z. 26. Gone" "Deutschland und die Revolution" erschien 1820 zu Koblenz.
S. 64. Z. 84. Jean Paul (Johann Paul Richter), 1763 —1825, ein Dichter von großer Tiefe und Innigkeit des Gemüts, dem aber die wissenschaftliche und künstlerische Durchbildung fehlte. Sämtliche Werke, Berlin 1826 —38, 65 Bände.
Z. 42. Ingredienzien (lat.) = Bestandteile.
S. 65. Z. 4. Gourmand (franz.), eigentlich ein Fresser, Schlemmer, gewöhnlich ein Feinschmecker.
Z. 5. "Kampanerthal oder über die Unsterblichkeit der Seele" , von Jean Paul. (Erfurt, 1797.)
S .65. Z. 5. " Titan" , gleichfalls von Jean Paul. (Berlin, 1800 —1803.)
Z. 19. Tiedges " Urania" kam 1800 heraus, Agathokles 1808.
Z. 34. " Leben und Meinungen Erasmus Schleichers" , 4 Bände, 1789.
S 66. Z. 8. "Der deutsche Alcibiades" von Cramer erschien 1790 in Z Bänden.
Z. 40. Racheschwert. Der genaue Titel lautet: "Die Burg Felsenstein oder das feurige Racheschwert von J. A. K. Hildebrand" , Quedlinburg, 1819.
S. 67. Z. 10. Autor (lat.) = Urheber, Verfasser.
Z. 12. Auditor (lat , Zuhörer, Beisitzer bei verschiedenen Gerichten.
S. so. Z 34 Abstreich = Mindergebot.
S. 70. Z. Z. Die beiden Amerikaner sind Cooper und Irving.
Z. 13. " Um neun Kreuzer rheinisch" bezieht sich auf die von Gebr. Franckh in Stuttgart veranstaltete Taschenausgabe der Werke Scotts.
Z. 42. Groschenübersetzungen hatten Gebr. Schumann in Zwickau wiederholt herausgegeben. (Vgl. Einleitung zu den Phantasien und Skizzen.)
S. 71. Z. 26, belletristisch (franz.) =schönwissenschaftlich, schöngeistig.
S. 72. Z. 4. Vignette, Verzierungen = oder Titelbildchen.
Z. 5. Assemblée (franz.)= vornehme Versammlung.
Z. 86. Opposition (lat.) = Widerspruch, Gegensatz.
Z. 39. artistisch = künstlerisch.
S. 74. Z. 24. Wilibald Alexis, Pseudonym für "Alexander häring (1798 —1871).
Z. 31. Das Konzilium (lat.) = die Versammlung, hier Kirchenversammlung.
Z. 89. sentimental (lat.) = gefühlvoll.
Z. 40. heroisch (griech.)= heldenhaft.
S. 75. Z. 20. Anachronismen (griech.) =Zeitverschlungen.
S. 76. Motto. Laetus sorte tua vives sapienter. Horat, Epist. l, 10, 44. Froh über dein Schicksal wirst du weise leben.
Z. 6. Instanz (lat.) = die zuständige Behörde.
Z. 26. Aphorismen (griech.)=Lehrsprüche, Gedankenspäne.
S. 77. Z. 2. Duodez (von lat. duodecim =zwölf), die Zwölftelform, nach der ein Bogen in 12 Blätter geteilt ist.
Z. 8. quoad stylum (lat.) = was den Stil anbelangt.
Z. .27, Morian, Jean Viktor (1761 —1813 , Französischer General.
Z. 83, Bastion = Bastei, Bollwerk einer Festung
S .30, Z. 7. Philippika, eine heftige Strafrede.
Z, 32. malhenreuserment (franz.) = unglücklicherweise
S. 82. Z. 30. schwadronieren = schwatzen, wahrscheinlich vom oberd. schwadern.
S. 83. Z. 4. Violon war im 17, und 18. Jahrhundert das tiefste Baßstreichinstrument, an dessen Stelle jetzt der Kontrabaß getreten ist.
Z. 5. Hoboe, aus franz hautbois =Hochholz, auch Oboe, die Hochflöte, ein hell und scharf klingendes, hölzernes Blasinstrument.
Z. 11. ;i propos (franz.) = beiläufig.
Z. 41. Antipathie (griech.) = Widerwille, Abneigung.
S. 85, Z. Z. Chevalier papillot a un papillot (franz.) = der Ritter ,Lockenwickel" bekommt einen Lockenwickel.
Z. 5. Papilloten, Lockenwickel aus Papier, wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem Schmetterling (franz. papillon) so genannt.
S .86. Z. 23. Douane (franz.) = das Zollamt.
S. 87. Z. 16. mokant (franz.)= spöttisch, tadelsüchtig.
Z. 88. passabel (franz.)= erträglich, leidlich.
S 88. Z. 17. Parturiunt montes, nascetur ridiculus mus (lat.) =Berge wollen gebären, und eine lächerliche Maus wird geboren meiden.
S. 89. Z. 19. Berserkerwut = wilde Kampfeswut (altnord. ber Bär, serkr = Kleid, also Bärenkleid, in übertragener Bedeutung: ein gefürchteter Kriegsheld).
Z. 20. Kanaille (franz.) = Hundepack, Lumpenpack; auch verächtliche Bezeichnung einer einzelnen Person.
Z. 20. alterieren (neulat.)= aufbringen, erregen.
S .90. Z. 15. ronge tin (franz.) = feines Rot.
S .91 Z .23. tragischer Pathos (griech,)-Mitleid erregender Schwung.
Z. 85. Perfektionieren (franz.)= vervollkommnen, vollenden.
S .92. Z. 2. Courtoisie (franz.), ital. = cortesia, Hof- oder
Rittersitte, Artigkeit, Höflichkeit gegen das andere Geschlecht.
Z. 11. (Solca (ital.)= süss
S. 94. Z. 9. Resignation (lat.) = Ergebung.
Z. 11. Amoroso (ital.) = Liebhaber, Liebesheld.
Z. 28. Rodomontaden =Großsprechereien.
S. 95. Z. 27. kompensieren (lat.)=ausgleichen, ersetzen.
Z. 27. Torso (ital.) eigentlich Strunk, Baumstumpf, ahd. turso, torso =Stengel, mhd. torse =Kohlstrunk; jetzt der Rumpf einer Verstümmelten Bildsäule.
Z. 31. trivial (lat.)= gemein, niedrig, allbekannt.
Z. 39. Stereotypen (vom griech. stereoma = starr, steif, fest) =feststehende Druckformen, unbewegliche Schriften oder Druckbuchstaben und deren Abdruck.
Z. 41. Voltaire, Marie François Arouet de (1694 —1778), französischer Schriftsteller und Dichter. Ausgabe von Beuchot, 1829 —41, 7: Bände.
Z. 41. Rousseau, Jean Jacques (1712 —1778), französischer
Schriftsteller und Philosoph. (CEuvres eomplètes, Genf und Paris, 1782, 35 Bände.S. 96. Z. 16. Jargon (franz.) = Eigenart des Redens.
Z. 37. illegitim (lat.), ungesetzmässig, unzulässig, verallgemeinert auch: unecht, unehelich.
S. 97. Z. 14. Interdikt (lat.) = Untersagung, Verbot.
Z. 15. Reden an die deutsche Nation, damit sind Fichtes Sieden . . . gemeint, die er im Winter 1807 zu 1808 in Berlin gehalten hat.
Z. 18. "Deutschland und die Revolution" von Görres, vgl.
S 62, Z 26
Z. 24. Eulenspiegel, deutsches Volksbuch, das närrische und schalkhafte Geschichten aus dem Volksleben enthält und einer Person dieses Namens zugeschrieben wird.
Ergänzungen zu "Freie Stunden am Fenster" , vgl. Einleitung.
"Wen halten Sie denn also unter unseren Schriftstellern für den allgemeinsten ?"
Für den allgemeinsten halte ich Clauren. Er hat ein ungeheures Publikum. Sie werden in keiner größeren Stadt unseres Vaterlandes einen Handwerksburschen von einiger Bildung, eine Nähterin, Mamsell, einen Ladenjungen, einen Unteroffizier finden, die nicht ihren Clauren gelesen hätten. Die Liebenden kennen kein ästhetischere:, Geschenk als seine Werke, und ich habe einen Barbiergesellen gekannt, der sich alle Tage an seinem Bartgelde einen Kreuzer absparte, ihn zurücklegte, um am Christfest seinem Schatz ein Vergißmeinnicht überreichen zu können."
"Was Sie sagen! So allgemein ist ein Schriftsteller in unserem Deutschland geworden? Wie hat er es nur gemacht? Ich gestehe mit Erröten, ich habe noch nichts von dem gemeinen Mann gelesen."
Inkommodieren Sie sich nicht!" sagte Salbe mit höhnischem Lächeln, ich würde nicht gut von Ihnen denken, wenn Sie es über sich vermöchten, einige Kapitel zu lesen; ich als Literatus muß schon in den sauern Apfel beißen. Wie er es macht? Auf die bequemste lit von der Welt. Er ist Psycholog. Er kennt sein Publikum und richtet sich nach ihm. Es wäre töricht, wenn unser Schuster hier jni Hause einer derben Magd zu ihren Gängen auf den Markt Tanzschuhe von Atlas machen wollte; vielleicht geht sein Kunstsinn auch nicht über die derben Russenstiefel hinaus; deswegen bleibt er bei seinem gewöhnlichen, gemeinen Seist."
"Sie sprechen in Gleichnisreden, die ich nicht verstehe," antwortete ich, "wie passen denn diese Worte auf den Berühmten?"
Wenn Sie mir zum Schuster hinabfolgen wollen, so werden Sie sich selbst von der Wahrheit überzeugen können. Kommen Sie, die ästhetischen Vorlesungen müssen schon begonnen haben."
Ich folgte ihm mit gespannter Erwartung. Ich gestehe, das urteil des Doktors schien mir nicht ganz frei von Neid und Parteilichkeit. Ich wußte, daß unsere kleinen Meister, wenn sie nicht blinde Anbeter der großen sind, und sich wie zarte Küchlein unter die Flügel einer alten Gluckhenne begeben, gewöhnlich in das Gegenteil geraten. Sie unternehmen kleine Feldzüge gegen die größeren, sie umschwärmen diese
Kolosse, stechen sic in die Waden und schießen ihre kleinen giftigen Pfeifchen gegen sie ab wie die Liliputaner, als sie den Guilliver zum Land hinausjagen wollten. Doktor Salbe war sicherlich aufgebracht über den literarischen Ruhm des großen Mannes; er suchte seine Manier verdächtig zu machen, ihn zu verkleinern, ich traute ihm nicht; denn er kam mir vor wie jener Hund, der den Mann im Monde anbellte, weil es ihm gegen alle Straßenpolizei deuchte, daß jener mit schönerem Glanze als die Stadtlaternen scheinen sollte."S. 98. Motto. Conticuere omnes, intentique ora tenedant. Virgil. Sen. II, 1 = alle verstummten und schweigend merkten sie auf.
S. 99. Z. 28. "Rochus Pumpernickels Tod" erschien 1823 in 2 Binden.
Z. 31. A. v. S. =Johann Nep. Adolf von Schaden (1791 bis 1840), der Verfasser des ebengenannten Romans.
S. 100. Z. 6. Sakramenter (vom lat. sacramentum =heilige Handlung), zuerst von Luther gebraucht von den Vertretern derjenigen protestantischen Richtungen, die seiner Sakramentslehre nicht beitraten, später in die Sprache des niederen Volkes übertragen =verwünschter Kerl.
Z. 14. gemein, hier soviet wie allgemeinverständlich.
Z .26. Vox j populi, . . . vgl. S .61, Z. 18.
Z. 39. Foy, Maximilien Sebastien (1775 —1825), französischer General und berühmter Parlamentsredner.
S. 102. Z. 11. Urbanität (lat.) = städtische .; Höflichkeit, feine Lebensart.
Z. 17. au cinquieme (franz.) = im fünften, ou quatrième = im visiten (Stockwerk).
Z. 18. au second (franz.) = im zweiten (Stockwerk).
Z. 35. Globe (franz. Erdball), französische Zeitschrift, die 1824 gegründet wurde und sehr bald für Shakespeare und die Romantik eintrat, nach 1830 aber in rein politisches Fahrwasser geriet.
S. 103. Z. 13. Jean, le garçon (franz.) = Johann, der Kellner.
Z. 17. Charaktere (griech., das Eingegrabene, Eingeprägtes, hier soviel wie die Schriftzeichen.
Z. 17. Butiken (franz. boutique = Bude, Kramladen), hier soviel wie Wohnungen.
Z. 21. ang und Ong, die franz. Nasallaute meiden von Fremden meist zu kurz abgerissen gesprochen und sind dann für den Franzosen unverständlich.
Z. 23. Zertifikat (neulat.)= Zeugnis, Schein, Beglaubigungsschreiben .
Z. 24. à la tete (franz.) = am Kopfe, am Anfange, auf dem Titel.
Z. 34. Vendemiaire (franz.) = der Weinmonat, der erste Mcouat jni ehemaligen neuen Kalender der franz. Republik, vom 22. Sept. bis 21. Okt.
Z. 41. Voltigeurs, 1801 —1870 leichte franz. Infanterie.
S. 104. Z. 2. Appartement (franz.), eigentlich eine aus mehreren zimmern bestehende Wohnabteilung eines Hauses.
S. 104. Z. 13. Père la Chaise, Name eines Pariser Friedhofs.
Z. 26. Car je suppose, qu'il n'y a pas loin de chez vous les glaces, où mon pauvre petit Ambroise a péri = denn ich nehme an, daß nicht weit von Ihnen (d. h. von Ihrer heimat) sich das Eis befindet, wo mein armer kleiner Ambroise umgekommen ist.
S 105. Z. 2. Guide des Voyageurs =Fremdenführer.
Z. 13. Lichtkarzmärchen, d. h. Spinnstubengeschichten.
Z. 29. Leichdorn, eigentlich Dorn im körper, Hautverhärtung namentlich an den Füßen, Hühnerauge.
S. 107. Z. 13. Patois (franz.) = Volks- oder Bauernsprache.
S .108. Z 17. Vos esse Epaniol, Fanor: (span.) = Seid Ihr ein Spanier, mein Herr ?
Z. 21. Empecinado, Don Juan Martin Diaz el . . ., einer der Führer in der Revolution von 1820.
Z. 21. Mina, Don Francisco Espoz y Mina, span. Guerillaführer und General.
S. 109. Z. 24. Imperiale (franz.) = der Kutschenhimmel; das mit Spitzen versehene Deck eines Post- oder Reisewagens.
Z. 28. A monsieur . . . citissimo = An Herrn Graf Bl., in Saarbrücken, eilig!
Z. 81. Allons ! =Laßt uns gehen! Auf! Wohlan!
Z. 35. Allez, Messieurs, qui est Sona Monsieur . . . Wohlan, meine Herren, wer ist denn der Herr Graf Bl . .?
S ,110. Z. .21. Analog (griech.) = entsprechend.
Z. 25. Reminiszenzen (spätlatein.) = Erinnerungen, Anklänge.
Z. 28. Seigneur châtelain (franz.) = der Herr Burgvogt , Kastellan.
Z. 35. Kadenz (nil.), eigentlich da: Fallen, der Tonfall.
S. 111. Z. 6. Protestation (latein.)= Gegenerklärung, Zurückweisung .
Z. 7. ;i l'allemand =nach deutscher Art.
Z. 14. Marchand tailleur (franz.), eigentlich ein Schneiderkaufmaun , Kleiderhändler.
Z. 22. Genesis (griech.)= Entstehung.
Z. 25. Deszendenz (neulat.), Abstammung, Herkunft, Nachkommenschaft .
Z, 27, messieurs, n'oubliez pas la filled = Meine Herren, vergessen Sie das Mädchen nicht.
Aus dem Nachlasse.
In den aus dem Nachlasse veröffentlichten drei Skizzen ist die Hauffsche Schreibweise beibehalten.
S. 114. Z .15. Herz-Sau, d. i. da; Rot-As. Auf alten Kartenspielen zeigte da: eine san, daher Sau — As, daher auch in der Studentensprache Sau = Glück.
S .114. Z .19. Seht, . . . bei Schiller:
Seht nur, wie der den Kroaten prellt!
Halbpart, Schütze, so will ich schweigen."
S .115. Z. Z. Sieh, sieh! . . . vgl. Schillers "Wallensteins Lager", 5. Auftritt.
S .116. Z. 1. Auf Cerevis! lat. cerevisia =Bier; daher im Studentenleben der Schwur: Auf Cerevis!
Z. 7, Museum, Hauff erwähnt den Namen mehrfach, z. B. in den Memorabilien, Wintersemester 1822/23 "Berühmter Museumsball " .
S .117. Z. 1. Wir rücken zu . . vgl W. L 6. Auftritt.