einer Hütte schläft; geh ihr nach, wenn sie zum Bache hinabsteigt,
um Wasser zu holen." Die Mutter sagte Tschimpidimba nicht, daß es
außer der Moenga ua Mussokko noch eine Moenga ua Tschissuku
gab, die genau wie Moenga ua Mussokko aussah aber als Doppelgängerin
im Busch lebte. Tschimpidimba sagte: "Es ist gut". Er
ging mit Mo~nga von dannen.
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DICHTKUNST DER KASSAIDENHERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS 1928 VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE MIT ZWEI KARTEN UND ZEHN ABBILDUNGEN PRINTED IN GERMANYALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER ÜBERSETZUNG IN FREMDE SPRACHEN, VORBEHALTEN / COPY-RIGHT 1928 BY EUGEN DIEDERICHS VERLAG IN JENA
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Das Tanzverbot (Baluba; Bena Kasadi am Lubt -Lukulla) |
Tumba-ua-mpatta (Tumba in der Ebene) lebte allein mit seiner Frau in einer großen Ebene. Er ging (weit) umher und zapfte rundherum Malafu (Palmwein). Er lebte ganz allein mit seiner Frau in der Ebene. Ein Mann kam zu ihm und machte ihm ein Buanga (Zaubermittel), damit viele Menschen zu ihm kämen. Der Mann sagte: "Tanze nicht, dann werden viele Menschen zu dir kommen. Tanze nicht!"Es kamen viele Menschen zu Tumba-ua-mpatta. Es kamen viele, viele Menschen. Es wurde ein großes, großes Dorf. Die Menschen schlugen alle Tage die Trommel und tanzten. Die Leute tanzten alle Tage. Tumba-uampatta sagte: "Ich möchte auch tanzen!" Seine Frau sagte: "Tanze nicht! Wir werden etwas erleben !" Alle Tage sagte er zu seiner Frau "Ich möchte auch tanzen." Alle Tage sagte seine Frau: "Tanze nicht, wir werden etwas erleben !" Eines Tages ging seine Frau ans Ufer, um Wasser zu holen. Die Leute schlugen die Trommel und tanzten. Tumba-ua-mpatta tanzte auch. Seine Frau sagte: "Tanze nicht, wir werden etwas erleben."Tumba-ua-mpatta tanzte. In der Nacht gingen alle Leute fort. Alle Leute gingen weg; es war wie im Kriege. Am Morgen waren Tumba-ua-mpatta und seine Frau wieder allein.
Der kluge und der törichte Wanderer(Bena Lulua; Bena Kaschia östl. von Luebo)
Zwei Bangenda muschinga (Männer mit dem Namen: "Kaufen ihre Sachen anderweitig (?)) gingen des Weges. Sie kamen an Fidi Mukullus Dorf vorbei. Die Leute tanzten "Tschilemma". (Wenn eine Frau drei Brüste, oder ein Mensch einen Zeh' oder Finger zuviel oder einen Auswuchs hat, so ist das alles Tschilemma; Plural: Bilemma.) Der eine der Bangenda muschinga sagte: "Ich möchte hingehen und mittanzen." Der andere sagte: "Schlecht sehen!" Der erste sagte: "Ich gehe doch hin."
Der Mann ging zu den Leuten Fidi Mukullus. Die Leute tanzten Tschilemma. Der Mann ging hin und sagte: "Ich will auch Tschilemma tanzen." Fidi Mukullu setzte ihm ein Tchilemma auf die Stirn. Der Mann stampfte (beim Tanze) einmal auf. Das Tschilemma wurde länger und fiel bis über die Augen. Er stampfte nochmals auf. Das Tschilemma wuchs und fiel bis über das Kinn. Er stampfte nochmals auf. Das Tschilemma ward noch länger und fiel bis über die Brust. Er stampfte nochmals auf. Das Tschilemma ward länger und fiel bis über den Leib. Er stampfte nochmals auf. Das Tschilemma ward noch länger und fiel bis an die Knie. Der Mann war nun vorn glatt wie ein Korb. Er hatte keine Form mehr.
Der Mann wollte gehen. Er ging zu Fidi Mukullu und sagte: "Nun nimm das Tschilemma wieder fort. Fidi Mukullu sagte: "Nein, das Tschilemma nehme ich nicht wieder fort. Du hast mit den Leuten Fidi Mukullus tanzen wollen. Du hast nun das Tschilemma." Der Mann ging mit dem Tschilemma fort. Er kam dahin, wo der Freund auf ihn wartete. Der Freund erkannte ihn nicht; er hatte das Tschilemma. Der Freund lief fort. Der Mann rief: "Bleib doch, ich bin es." Der Freund blieb stehen.
Sie gingen zurück in ihr Dorf. Der Freund ging voran und führte den Mann. Der Mann hatte das große Tschilemma und konnte nicht sehen. Sie kamen in das Dorf. Der Mann trat in sein Haus. Seine Frau sprang auf und lief fort. Der Mann rief: "Ich bin dein Mann." Die Frau rief: "Nein, du bist nicht mein Mann, mein Mann sieht anders aus." Der Freund sagte: "Ja, es ist dein Mann." Der Mann schlug die Tschilemma in die Höhe und über den Kopf. Die Frau sagte: "Nein, das ist nicht mein Mann, mein Mann sah anders aus." Alle Leute liefen fort. Der Mann ging in den Busch, im Busch starb er.
Der Musikant (Bena Lulua; Baqua Mbuju bei Luebo)Muedi ua Luschiba (Pfeifenbläser) war blind. Er konnte nichts als Pfeife blasen. Er blies alle Tage die Luschiba. Ein Mann (namens) Mfufu kam eines Tages zu ihm und sagte: "Gib mir deine Luschiba!' Muedi ua Luschiba sagte: "Ich bin blind, ich kann nichts als LU
schiba blasen. Wenn ich dir meine Luschiba gebe, habe ich nachher nichts mehr." Mfufu ging.Am andern Tage kam Mfufu zurück. Mfufu sagte: "Willst du mir nicht deine Luschiba geben?" Muedi ua Luschiba sagte: "Hier hast du meine Luschiba." Mfufu sagte: "Das ist sehr gut. Nun will ich dir ein Buanga machen, damit du sehen kannst." Mfufu ging in die Savanne und suchte Kräuter, und er machte ein Buanga. Er tat das Buanga (Zaubermittel) auf Muedi ua Luschibas Augen. Muedi ua Luschiba konnte sehen. Mfufu sagte: "Sprich zu niemand davon, sonst ist es schlecht.
Muedi ua Luschiba ging auf die Jagd. Er erlegte Antilopen. Er kaufte einen Hund. Er erlegte Antilopen. Er kaufte eine Frau. Er erlegte Antilopen. Er kaufte einen Arbeitsjungen. Er war (einmal) mit (andern) Jägern auf der Jagd. Sein Hund lief hinter einer Antilope her. Der Hund kam nicht zurück. Muedi ua Luschiba sagte: "Wenn ich jetzt meine Luschiba hätte, so würde ich pfeifen können, dann könnte ich den Hund zurückrufen. Ich habe aber meine Luschiba fortgegeben." (Im gleichen Augenblick als er sprach:) Muedi ua Luschiba war wieder blind. Muedi ua Luschiba rief: "Jäger, Jäger"! Die Jäger kamen. Muedi ua Luschiba sagte: "Ich kann nicht mehr sehen. Führt mich ins Dorf, führt mich zu Mfufu 1"
Die Jäger führten Muedi ua Luschiba nach Hause. Muedi ua Luschiba kam zu Mfufu. Er sagte: "Mach mich wieder sehen." Mfufu sagte: "Ich habe dich einmal sehen gemacht. Ich habe dir gesagt: ,Sprich nicht darüber'. Du hast gesprochen. Nun kann ich nichts weiter tun. Du sollst aber zufrieden sein. Früher hattest du nichts. Jetzt hast du Hund, Weib und Arbeitsburschen."
Muedi ua Luschiba blieb blind.
Der Baum am Kreuzweg (Klo que)Kamonai ging mit Frau und Kind auf die Wanderschaft. Die Leute sagten ihm: "Du wirst am Kreuzwege einen dicken Baum treffen. Zeige nicht mit dem Finger nach ihm, sonst bleibt dein Finger daran hängen." Kamonai ging von dannen. Weib und Kind folgten in einiger Entfernung. Kamonai kam an den Kreuzweg. Er wies mit dem Finger nach dem Baum. Sogleich blieb sein Finger im Holz sitzen. Kamonai konnte nicht mehr weiter. Es kam Dalakalunga des Weges. Kamonai sagte: "Ich kann nicht weiter, schlage mir die Hand ab."Dalakalunga sagte: "Das ist nicht gut, warte". Dalakalunga sagte (zum Baum): "Dort ist ein Weg, hier ist ein Weg, ein Baum ist in der Mitte. Die Hand geht fort." Die Hand war sogleich frei. Kamonai konnte sie vom Baume nehmen. Dalakalunga sagte: "Wenn du in das Dorf deines Schwagers kommst, und wenn die Leute tanzen, dann darfst du nicht mittanzen."
Kamonai ging mit Weib und Kind von dannen. Er kam in das Dorf seines Schwagers. Abends tanzten die Leute. Kamonai sah zu. Die Leute brachten ihm zu essen. Kamonai sagte zu seiner Frau: "Ich möchte wohl tanzen." Seine Frau sagte: "Laß es!" Seine Frau ging. Kamonai ging hin und tanzte mit den Leuten. Die Leute spielten Tambula chitutu. (Wandern Kropf, d. h. die Tänzer markieren beim Tanzen das Weitergehen eines imaginären Kropfes.) Die Leute sangen: "Kropf geht weiter hooo !" Die Reihe kam an Kamonai. Sein Nachbar reichte ihm den Kropf. Da war wirklich ein Kropf an Kamonais Hals. Der Kropf war so dick, daß Kamonai nicht durch die Tür seines Hauses konnte, sondern hängen blieb. Er blieb so vier Tage und vier Nächte im Freien.
Dann ging Kamonais Frau zu den Leuten und bat sie nochmals zu tanzen. Die Leute taten es. Als die Reihe, den Kropf weiter zu geben, an Kamonai kam, ging der Kropf fort.
Das Verbot (Bena Lulua; Bena Koschil)Tschitala ging mit seiner Tschisenschi (großes Klimperbrett; —Kassansche kleines Klimperbrett) singen. (Er war also anscheinend ein Tanz- und Balladensänger.) Die Leute machten ein Buanga (Zaubermittel). Er ward blind. Ein Knabe führte ihn an der Hand. Tschitala spielte die Tschisenschi und sang: "Tschitala, vom Stamme der Baqua Samb ist blind. Er versucht die Musik zuspielen; er spielt in der Mitte, er spielt außen.* Er ist mager, daß die Rippen hervorstehen. Er geht und sieht keinen, der ihm die Haarflechten auflöst. Ein Mukische (Geist eines Verstorbenen) hörte Tschitala. Der Mukische sagte: "Höre auf, deine Musik zu machen. Gib mir deine Tschisenschi und ich will dich sehend machen." Tschatila nahm seine Tschisenschi und gab sie dem Mukische. Der Mukische machte ihn sehend. Der Mukische sagte: "Ich habe dich sehend gemacht. Nun sprich nie mit andern Leuten über diese Sache und über deine Musik. Sage den Leuten: "Ich war vordem krank und konnte nicht sehen. Ich bin (wieder) gesund und kann (wieder) sehen."
Es war in der Nähe von Tschitalas Dorf großer Tanz. Tschitala war beim Tanze. Er sah die Männer tanzen; er sah die Frauen tanzen. Er hörte die Trommel schlagen. Tschitala sagte (für sich):"Ach vorher hatte ich eine Tschisenschi, jetzt habe ich keine mehr 1"Tschitala war (im gleichen Augenblick wieder) blind. Ein kleiner Knabe führte ihn nach seinem Hause. Der Mukische kam und sagte: "Nimm! Hier hast du deine Tschisenschi. Du hast es anders gemacht, als ich dir sagte. Du bist wieder blind. Ich habe kein Buanga (mehr), dich wieder sehend zu machen."Tschitala blieb bis zu seinem Tode blind.
Kuschika
3. DIE MAGISCHE UMWELT
Der Schmied (Kanioka)Katabilonda, Mulajangesi, Tschinambo, Lukokaschia, Kukanbanse, Modiabidimba, Muenabukundu, Muschibanganga waren Häuptlinge der Kanioka. Funschi war der Schmied. Der Schmied starb und kam zu Mauesse. Und nun konnten die Leute keine Lukassu (Hacken) und Mbelle (Messer) zur Arbeit mehr erhalten. So sandte Mauesse den Schmied wieder zur Erde. Da gerieten die Häuptlinge in Streit, wer jetzt den Schmied behalten könnte. Lukoschia besiegte im Kriege alle andern. Er ließ den Schmied zwei Wochen bei seinem Vater Tschikukunbansa. Da machte Katabilonda ein starkes Buanga der Bakete, das wurde wie ein Elefant. Dieser Elefant ging hin und tötete den Schmied.
Die Maske (Bapende)Ein Mann ging seines Weges. Er traf eine Mbuja (Maske). Die Mbuja sagte: "Wohin gehst du?" Der Mann sagte: "Das sage ich nicht." Die Mbuja sagte: "Sage es, oder wenn du vorüber willst, schlage ich dich mit meinem Messer." Der Mann sagte: "Ich sage es nicht. Schlage mich mit deinem Messer." Der Mann ging an der Mbuja vorüber. Die Mbuja schlug mit ihrem Messer zu. Das Messer schnitt nicht ein. Der Mann war nicht verwundet. Die Mbuja schlug wieder und wieder zu. Der Mann ging unverletzt weiter. Die Mbuja lief schlagend hinterher, bis sie an das Dorf kamen. Da sagte die Mbuja: "Sage den Leuten nicht, was du erlebt hast, dann sollst du eine Mbuja werden, wie ich es bin. —
Die Bakisdzi (Kanioka)Der Mann Tetembo bebaute sein Feld. Sein Freund schnitzte ihm zwei Tukischi (Holzfiguren) und Tetembo setzte sie als Wächter in seinen Acker.
Zwei Frauen eines Häuptlings gingen hin und stahlen von dem Felde Maniok. Sie sahen die beiden Tukischi, rissen sie heraus und warfen sie bei Seite. Sie gingen ein Stück weiter. Da sagten zwei Stimmen: "Wartet nur, wir werden schon mitkommen und sehen !" Die Frauen sagten: "Ah, das sind die Tukischi. Sie sind ganz wie Menschen." Die beiden Frauen liefen eiligst von dannen. Die beiden Tukischi liefen auch und kamen ganz dicht heran. Die beiden Frauen nahmen die Tukischi und schlugen sie an einem Fels kurz und klein. Es kam aber ein dritter Tukischi dazu, der sagte: "Zusammensetzen Erde, zusammensetzen tukischi 1" Er setzte sie wieder zusammen. (Der Erzähler wiederholt den Vers viermal.) Die beiden (wieder hergestellten) Tukischi liefen zu den Frauen und sagten (unterwegs):
"Alle Menschen machte Mauesse !" Sie liefen zu Tetembo und sagten ihm alles. Tetembo machte sich auf den Weg.Die Tschoto und Temmo (zweite und dritte Frau) liefen inzwischen zu der Mukelenge Moadi (erste Frau des Häuptlings). Die Mukelenge Moadi fragte: "Wo habt Ihr den Maniok her?" Die beiden Tukischi kamen mit Tetembo. Die Mukelenge Moadi floh. Die Mukelenge und alle Leute flohen. Tetembo packte die beiden Frauen und verkaufte sie.
Der törichte Wanderer (Bena Lulua; Bena Mwula)Moanda (ein Mann) sandte seinen Sohn Kapita aus, in den Fallgruben nach Beute zu sehen. Er sagte zu Kapita: "Wenn du im Walde Fidi Mukullus Leute singend triffst, so singe ja nicht mit." Kapita ging in den Wald. Er traf im Busch singende Leute. Die Leute sangen. Kapita sang: "Fruchtklapper schütteln, nimm es nicht, sing nicht, sieh's nicht mit Augen."Kapita sang. Seine Augen fielen zu. Er konnte nicht mehr sehen und den Weg nicht mehr nach Hause finden.
Kapita kam nicht nach Hause. Moanda sagte zu seinen zwei Frauen: "Kapita ist gestern gegangen und nicht wiedergekommen. Geht ihr beide und seht nach ihm." Die beiden Frauen gingen. Sie begegneten im Busch den singenden Leuten Fidi Mukullus. Sie sangen. Ihre Augen fielen zu, sie waren blind und konnten nicht mehr den Weg nach Hause finden.
Die beiden Frauen kamen nicht wieder. Moanda sagte: "Ich werde selbst nach ihnen Ausschau halten." Moanda nahm ein Huhn mit weißen Federn und ging in den Wald. Er traf die singenden Kinder Fidi Mukullus. Moanda gab ihnen das weiße Huhn und sagte: "Fidi Mukullu hat alles gemacht. Er kann alles machen. Ihr habt meinen Sohn und meine Frauen blind gemacht. Andert euren Gesang und macht sie wieder sehend." Die Leute sangen nun nur: "Nimm das nicht."Kapita und die beiden Frauen Moandas konnten wieder sehen.
Kanschidi (Bassonge -Lupungu's)Kanschidi (Abkürzung von Kakanschidi - er ißt keine Hühner), ein Mann, hatte fünf Söhne und fünf Töchter. Jeden Tag starben zwei. Alle Kinder Kanschidis starben. Kanschidi war sehr unglücklich. Er sagte: "Ich will nicht allein leben." Er ging ins Wasser um zu sterben. Er blieb fünf Tage im Wasser und kam dann ins Dorf zurück.
Er sagte zu den Leuten: "Ihr müßt mir ein Haus am Wasser bauen." Die Leute taten es. Sie stellten das Haus fertig. Alle Leute kamen zu Kanschidi. Die Leute sagten: "Was, du lebst noch? Wir dachten schon, du seiest im Wasser gestorben." Er sagte: "Nein, ich
bin nicht gestorben. Ich war nur im Wasser und habe alle Leute im Wasser gesehen." Die Leute blieben da.Es kamen viele Schalen und Töpfe mit Speise und Brei aus dem Wasser ans Ufer. Man konnte nicht sehen, von wem sie gebracht wurden. Kanschidi sagte: "Eßt!" Die Leute sagten: "Wir sahen nicht, von wem es gebracht ward. Das essen wir nicht." Von allen Seiten kam Wasser heran. Das Wasser lief rings um die Leute. Die Leute sagten: "Laß das Wasser weggehen." Kanschidi sagte: "So eßt doch! Ihr braucht nicht zu fliehen."
Darauf aßen die Leute. Das Wasser zog ab. Die Leute gingen in ihr Dorf zurück. Kanschidi ward ein großer Fumu (adeliger Mann), der alle Kranken heilte. Die Kranken kamen von weither.
4. DIE JÄGERLEGENDE
Jägerlegende (Kanioka)Koniaphaschi (Konia = der gut tut; phaschi =Erde), ein Häuptling, hatte zehn Frauen, die aber alle keine Kinder bekamen. Koniaphaschi ward alt, seine Haare fielen aus. Seine Frauen bekamen keine Kinder. Die Frauen sagten: "Du wirst alt, deine Haare fallen aus, wir bekommen keine Kinder." Koniaphaschi ging fort in ein anderes Dorf. Er nahm dort eine junge Frau mit ganz kleinen Brüsten. Sie ward sogleich schwanger, ihre Brüste schwollen mächtig an und sie gebar einen Knaben, den der Vater Mulela umua, den Einziggeborenen, nannte.
Mulela umua lief viel herum. Er fing Mäuse und Heuschrecken. Koniaphaschi sagte: "Das ist nicht gut. Das liebe ich nicht an dir. Wenn du auf die Jagd gehen willst, sollst du wenigstens mit Hunden jagen." Koniaphaschi gab dem Knaben drei Hunde. Mulela umua ging sogleich auf die Jagd. Er sah ein Mujaujau (Schakal). Er verfolgte das Mujaujau. Das Mujaujau lief in ein Loch in der Erde. Die drei Hunde liefen hinterher. Mulela umua lief auch in die Höhle. Das Mujaujau lief zu seinem Häuptling Koniabassangi (Konia = der Gutes tut; bassangi = Geister). Die drei Hunde kamen auch zu Koniabassangi. Mulela umua kam auch zu Koniabassangi.
Koniabassangi fragte: "Wer bist du?" Der Knabe sagte: "Ich bin Mulela umua, der Sohn Koniaphaschis". Koniabassangi sagte: "Bleibe hier!" Koniabassangi nahm die drei Hunde, schlachtete sie, schnitt den Leib auf und legte sie in einen Korb. Koniabassangi nahm Mulela umua, schlachtete ihn, schnitt ihm den Leib auf und hing ihn oben im Hause auf.
Die Frau Koniaphaschis weinte alle Tage, weil Mulela umua nicht wiederkehrte. Koniaphaschi sagte: "Das ist nicht deine Angelegenheit, sondern die meine, denn ich gab ihm die Hunde. Mache mir Hühner zurecht, ich will Mulela umua nachgehen." Die Frau kochte
Hühner und gab sie Koniaphaschi. Koniaphaschi ging der Spur nach und kam zu Koniabassangi. Koniabassangi fragte: "Wer bist du?" Koniaphaschi sagte: "Ich bin Koniaphaschi."Koniabassangi sagte: "Bleibe in dem Haus dort." Die Frau Koniabassangis kochte Passu (Heuschrecken) und Molembo (ein Gemüse). Sie setzte es Koniaphaschi vor. Koniaphaschi aß. Die Passu schmeckten ihm nicht. Er sah oben im Hause das Fleisch hängen. Er sagte: "Koinabassangi hat viel Fleisch, er gibt mir Passu." Er stand auf und schnitt ein Stück vom Herzen des Wildes (seines Sohnes) ab. Er führte ein Stückchen des Fleisches zum Munde. So wie es aber am Munde war, ward es groß, es ward so groß, daß er es nicht hineinzustecken vermochte. Er steckte das Fleisch in den Reisesack. Das wiederholte sich mehrere Male.Koniabassangi rief Koniaphaschi. Koinaphaschi kam. Koniabassangi sagte: "Bring den Ssompo (Grasbündel)!" Die Frau brachte den Ssompo. Mit dem Ssompo spritzte Koniabassangi Wasser auf die drei Körbe, in denen die Hunde lagen. Die Hunde sprangen lebend auf. Mit dem Ssompo spritzte Koniabassangi Wasser gegen Mulela umua. Mulela umua erhob sich. Er legte die Hand auf das Herz und sagte. "Ich habe Weh !" Koniabassangi sagte: "Wer hat hier etwas Schlechtes getan? Ich habe deinem Sohn nichts getan!" Koniaphaschi ging mit Mulela umua und den drei Hunden heim.
Im Dorfe legte Mulela umua die Hand auf das Herz und sagte: "Ich habe Weh !" Die Leute fragten: "Wer hat dir etwas getan?" Mulela umua sagte: "Der Vater hat mir weh getan."Nach zwei Tagen starb der Knabe. Die Mutter des Knaben ergriff den Vater. Sie schnitt ihm die Genitalien ab und tötete ihn. — (Erzählt von einer Frau)
Jägerlegende (Bassonge; Bena Kalebue Lupungu's)Fünf Pibua gingen mit fünf Hunden zur Jagd in die Steppe. Sie hatten bald Beute und kamen (weitergehend) an einen kleinen Busch, aus dem Rauch aufstieg. Vier Pibua sandten den ersten Pibua mit seinem Hunde in den Busch, Feuer zu holen. Der Pibua ging und fand in dem Busch eine kleine Hütte und in der Hütte Mununu (die Kakaschi kakulu der Baluba). Der Pibua sagte zu Mununu: "Gib mir etwas Feuer!" Mununu sagte: "Geh zur Rechten in den Busch, da ist Mwille. Mwille hat Feuer." Der Pibua ging. Er sah Mwille. Mwille war ganz aus Knochen. Er hatte kein Fleisch. Aus Mund und Brust schlug ihm Feuer. Der Pibua sah es und floh. Mwille rief: "Komm !" Der Pibua floh aber mit seinem Hunde. Mwille rief: "Du, der du mich fliehst, stirb !" Der Pibua und sein Hund starben. Dann nahm Mwille beide und schnitt beiden den Leib auf. Er nahm die Herzen heraus und legte sie in einen Korb, der einen Holzstab in der Mitte hatte.
Die Pibua sandten den zweiten Pibua mit seinem Hunde in den
Busch, Feuer zu holen. — (Der Erzähler berichtet nun, den ersten Bericht wiederholend, wie es dem zweiten, dritten und vierten Pibua ebenso ergeht wie dem ersten.)Der letzte Pibua ging in den Busch, Feuer zu holen. Er fand in dem Busch eine kleine Hütte und in der Hütte Mununu. Der Pibua sagte zu Mununu: "Gib mir etwas Feuer !" Mununu sagte: "Geh zur Rechten in den Busch, da ist Mwille. Mwille hat Feuer." Der Pibua ging. Er sah Mwille. Mwille war ganz aus Knochen. Er hatte kein Fleisch. Aus Mund und Brust schlug ihm Feuer. Der Pibua sah es und floh nicht. Der Pibua sagte: "Sieh, Mwille, ich habe Mpassu (Heuschrecken) gefangen. Ich möchte sie rösten. Gib mir Feuer." Mwille gab ihm Feuer. Der Pibua ging in das kleine Haus zu Mununu. Er röstete seine Mpassu. Er sah vom Dache herab Blut tropfen. Der Pibua sagte: "Die Leute haben Fleisch in Menge." Er sah sich um nach Mununu. Mununu schlief. Der Pibua griff in den Korb über seinem Kopfe. Er nahm ein Herz heraus. Er aß es. Der Pibua griff in den Korb über seinem Kopfe. Er nahm ein Herz heraus, er aß es. Der Pibua griff in den Korb über seinem Kopfe. Er nahm ein Herz heraus. Er aß es. Der Pibua griff in den Korb über seinem Kopfe. Er nahm ein Herz heraus. Er aß es.
Mwille rief den Pibua. Er rief: "Komm und bring den Korb mit den acht Herzen mit, der über deinem Kopfe hängt."Der Pibua nahm den Korb herab und ging zu Mwille. Mwille sagte: "Hast du hieraus gegessen?" Der Pibua sagte: "Nein." Mwille sagte nochmals: "Hast du hieraus gegessen ?" Der Pibua sagte: "Nein 1" Dann setzte Mwille die Herzen den Hunden ein und sagte: "Lauft!" Die Hunde sprangen empor. Mwille sagte: "Nun nimm die vier Hunde deiner Freunde und geh. Die vier Freunde kann ich dir nicht wieder lebend machen."
Der Pibua ging mit den fünf Hunden von dannen.
Jägerlegende (Baluba; Baqua Kalosch!; Bena Mqatu)Bafukelengenje (wer kennt den Schlauen?) hatte vier Söhne.
i. Tschilembi-ua-mboa (Jäger mit dem Hund; Jäger). 2. Muembiua-tschisansch (Mann, der mit der Tschisanschi spielt; Sänger). Mo~nsi-ua-masokke (Mann, der Fallen stellt; Fallensteller). 4.Mudimi (Mann, der das Feld bestellt; Ackerbauer).
Tschilembi-ua-mboa ging auf die Jagd und erlegte eine Antilope. Nach drei Tagen ging er wieder auf die Jagd. Er scheuchte eine Lussumbi (Antilope) auf. Sein Hund setzte hinterher. Tschilembi-uamboa folgte. Die Lussumbi sprang in das Disselle (hohes Gras). Lussumbi sprang auf der andern Seite wieder heraus und lief zu Fidi Mukullu (zum Himmel) empor. Der Hund lief hinterher. Tschilembo-ua-mboa folgte. Sie kamen alle drei bei Fidi Mukullu an. Bei Fidi Mukullu waren viele Tiere.
Die Lussumbi lief in das Dorf Fidi Mukullus. Sie lief zu'den andern Tieren. Der Hund lief hinterher. Fidi Mukullu ergriff den Hund und band ihn. Tschilembi-ua-mboa kam hinterher. Fidi Mukullu ergriff Tschilembi-ua-mboa. Er schnitt den Hund auf, nahm ihm das Innere heraus und hing es im Innern seines Hauses auf. Er schnitt Tschilembi-ua-mboa den Leib auf, nahm das Innere heraus und hängte es im Dache seines Hauses auf.
Mo~nsi-ua-masokke sagte zu Bafukelengenje: "Ich weiß nicht, wo mein Bruder ist. Er bleibt lange fort. Ich werde sehen, wo er ist." Mo~nsi-ua-masokke ging der Fährte nach. Er kam durch Disselle; er kam an das Dorf Fidi Mukullus. Fidi Mukullu machte für Mo~nsiua-masokke ein Haus zurecht. Fidi Mukullu machte Speise. Er machte in einer Schale Matamba (Gemüse von Maniokblättern), in der andern ein Gericht aus den Herzen Tschilembi-ua-mboas und seines Hundes. Das Gericht hatte die Gestalt und das Aussehen eines Huhnes. Fidi Mukullu sandte beide Schüsseln zu Moensi. Moensi aß das Gericht, das wie ein Huhn aussah. Die Matamba aß er nicht. Fidi Mukullu sandte einen Mann hin, der sehen sollte, was Moensi gegessen habe. Der Mann kam zurück und sagte: "Moensi hat nur das Huhn gegessen. "Fidi Mukullu ging hin, schnitt Moönsi-ua-masokke den Leib auf, nahm das Innere heraus und hängte es im Innern seines Hauses auf.
Bafukelengenje sagte zu Mudimi: "Deine Brüder bleiben lange fort. Wir wollen sehen, wo sie sind."Bafukelengenje und Mudimi gingen der Fährte nach. Sie kamen durch die Disselle. Sie kamen an das Dorf Fidi Mukullus. Fidi Mukullu machte für sie ein Haus zurecht. Fidi Mukullu machte Speise. Er machte in einer Schale Matamba, in der andern ein Gericht aus dem Herzen Mo~nsi-ua-masokkes. Das Gericht hatte die Gestalt und das Aussehen einer Ziege. Fidi Mukullu sandte beide Schüsseln zu Bafukelengenje und Mudimi.
Bafukelengenje sagte zu Mudimi: "Welches Gericht wollen wir essen?" Mudimi sagte: "Wenn es dir recht ist, essen wir (nur) die Matamba." Bafukelengenje sagte: "Es ist gut." Sie aßen nur die Matamba und ließen die Ziege stehen. Fidi Mukullu sandte einen Mann, der sehen sollte, was die Männer gegessen hätten. Der Mann kam zurück und sagte: "Sie haben nur die Matamba gegessen. Die Ziege haben sie stehen lassen."
Fidi Mukullu ging hin in das Haus. Er trat in die Tür. Er blieb in der Tür stehen und sagte: "Buschi, Buschi (Ziege) komm! Buschi, Buschi, komm!" Die Ziege lag abgehäutet, in Mafutta (Fett) zugerichtet, in der Schüssel. Fidi Mukullu rief: "Buschi, Buschi, komm !" Die Ziege erhob sich mit Fell und lebendig und ging im Hause umher. Fidi Mukullu nahm einen Ssompo (ein Grasbündel, Buanga) und
spritzte Wasser auf die Ziege. Es war keine Ziege mehr. Es waren Tschilembi-ua-mboa, Mo~nsi-ua-masokke und der Hund.Fidi Mukullu sagte zu den vier Männern: "Geht mit eurem Hunde nach Hause. Eßt aber keine Tiere (Antilopen) mehr. Die Antilopen sind meine Ziegen. Eßt keine Tiere."
Die vier Männer gingen mit dem Hund nach Hause.
Jägerlegende (Baluba; Kaloscht Kapulampuka's: Bena Tschikullu)Ein Jäger, Kabeji Tschilembi, hatte zwei Hunde. Kuatschilafifi (der in der Nähe greift) und Kuatschilapale (der in der Ferne packt). Kabeji (Kabeja greif!) Tschilembi ging mit den beiden Hunden zur Jagd. Kuatschilafifi stellte in der Nähe ein Tier. Kuatschilapale griff in der Ferne ein Tier. Am andern Tage lief jeder der beiden Hunde noch etwas weiter. Am dritten Tage liefen sie so weit wie am zweiten.
Am dritten Tage jagte Kuatschilapale eine Antilope auf. Die Antilope lief. Kuatschilapale lief hinter ihr her. Die Antilope lief in ein kleines Haus. Kuatschilapale lief auch hinein. Im Hause wohnte ein Mukische (Geist eines Verstorbenen) mit seiner Frau. Der Mukische nahm die Antilope, schnitt sie auf und nahm das Innere heraus. Das Innere hängte er im Dach seines Hauses auf. Der Mukische nahm den Hund Kuatschilapale, schnitt ihn auf und nahm das Innere heraus. Das Innere hängte er im Dach seines Hauses auf.
Kabeji kam hinter Kuatschilapale her. Der Mukische nahm Kabeji in sein Haus und gab ihm eine Matte zum Sitzen. Er ließ seine Frau für Kabeji Matamba (Gemüse) machen. Mukische und seine Frau waren vor dem Hause. Kabeji war im Hause. Die Frau brachte ihm die Matamba und ging wieder hinaus. Kabeji versuchte die Matamba. Sie schmeckte sehr schlecht.
Der Mukische und seine Frau saßen vor dem Hause und rauchten Riamba (Hanf). Der Mukische zog den Rauch ein und stieß ihn aus und sagte: "Iß nicht von dem, was über dir hängt!" Kabeji sah in der Hütte oben die Herzen hängen. Die Matamba war schlecht. Er schnitt von einem Herzen ab, tat es ins Feuer und aß es dann.
Der Mukische zog noch einmal (draußen) den Rauch ein, stieß ihn aus und sagte: "Iß nicht von dem, was über dir hängt!" Kabeji schnitt (noch mal) von dem Herzen ab, tat es ins Feuer und aß es dann.
Der Mukische zog noch einmal (draußen) den Rauch ein und stieß ihn aus und sagte: "Iß nicht von dem, was über dir hängt!" Kabeji schnitt (noch einmal) von dem Herzen ab, tat es ins Feuer und aß es dann.
Mukische fragte (draußen): "Bist du fertig? (mit Essen)." Kabeji antwortete aus dem Hause: "Ich bin fertig." Der Mukische kam
herein. Er nahm einen Ssompo (Grasbüschel) und sprengte Wasser gegen das Innere der Tiere, die oben im Hause hingen.Darauf sprang die Antilope auf und fort. Der Hund blieb liegen. Mukische sagte: "Sieh Kabeji, es hat jemand vom Herzen des Hundes abgeschnitten. Es hat hier jemand gestohlen." Der Jäger steckte den Leib seines toten Hundes ein und ging von dannen.
Jägerlegende (Bena Lulua; Bena Tschibaschi am Kalupemba östl. Luebo)Ein Jäger ging mit einem Hunde auf die Jagd. Der Hund scheuchte eine Mbambi (Antilopenart) auf. Die Mbambi lief von dannen, der Hund setzte hinterher. Die Mbambi lief in das Dorf der Misiangi (der Verstorbenen). Die Misiangi ergriffen die Mbambi. Sie schnitten den Leib heraus und hängten ihn im Hause über das Feuer. Das Fell und das Übrige hingen sie hinter dem Hause auf. Der Hund lief hinterher. Er kam in das Dorf der Misiangi. Die Misiangi ergriffen ihn. Sie schnitten den Leib heraus und hängten ihn im Hause über das Feuer. Das Fell und das übrige hängten sie hinter dem Hause auf.
Der Jäger kam. Die Misiangi fragten: "Wer bist du?" Der Tschilembi sagte: "Ich bin ein Mensch wie ihr." Die Misiangi ergriffen den Tschilembi. Sie schnitten den Leib heraus und hängten ihn im Hause über das Feuer. Die Haut und das Übrige hängten sie hinter dem Hause auf.
Nach zwei Tagen sagte der Bruder des Jägers zu seinem Vater: "Mein Bruder ging vor zwei Tagen auf die Jagd, er ist nicht zurückgekommen. Ich will sehen, wo er ist." Der Vater sagte: "Es ist recht." Der Bruder ging der Spur des Hundes und seines Bruders nach. Er kam in das Dorf der Misiangi. Die Misiangi fragten: "Wer bist du?"Der Mann sagte: "Ich bin ein Mensch wie ihr."Die Misiangi ergriffen den Mann. Sie schnitten den Leib heraus und hängten ihn im Hause über das Feuer. Die Haut und das Übrige hängten sie hinter dem Hause auf.
Nach zwei Tagen sagte der Vater der beiden Jäger: "Meine Söhne sind ausgegangen und kommen nicht wieder. Ich muß selbst sehen, wo sie hingegangen sind." Der Vater ging von dannen, er ging der Spur seiner Söhne nach. Er kam in das Dorf der Misiangi. Die Misiangi fragten: "Wer bist du?" Der Mann sagte: "Ich bin ein Mensch wie ihr." Die Misiangi führten ihn in das Haus.
Die Misiangi machten für den Mann Biddia (Hirsebrei). Sie machten ihm zwei große Schüsseln voll Biddia. Sie legten zwei Mpassu (Heuschrecken) darauf. Sie brachten das Essen dem Mann als Mittagsspeise ins Haus. Der Mann begann zu essen. Er sagte: "Zwei große Schüsseln mit Biddia und nur zwei Mpassu? Und hier hängt über dem
Feuer ein Stück Fleisch neben dem andern? Das ist nicht recht." Über dem Feuer hing zu hinterst der Leib der Mbambi. Dann hing der Leib des Hundes; dann hing der Leib des ersten Jägers da. Vorn an hing der Leib des andern Sohnes. Der Mann nahm sein Messer und schnitt von dem vordersten Leib ein ganzes Stück ab. Dann aß er. Er schnitt noch ein Stück ab und aß gut.Am Abend machten die Misiangi wieder zwei große Schüsseln mit Biddia. Sie legten nur einen kleinen Katende (Vogel) darauf. Der Mann aß. Er sagte: "Auf den zwei Schüsseln liegt nur ein kleiner Katende. Und hier hängt die Hütte voller Fleisch, das ist nicht recht.' Der Mann nahm sein Messer und schnitt ein gutes Stück von dem zweiten Leibe ab und aß gut. Dann legte er sich hin zum Schlafen.
Am Morgen riefen die Misiangi: "Ich bin ein Mensch wie ihr." Der Mann sagte: "Hier bin ich." Die Misiangi sagten: "Hast du gut geschlafen ?" Der Mann sagte: "Ich habe vorzüglich geschlafen !"Die Misiangi nahmen darauf den Leib der Mbambi und das Fell. Sie setzten beides zusammen. Die Mbambi lief von dannen. Die Misiangi nahmen darauf das Fell des Mboa und den Leib des Mboa. Der Mboa war lebendig, lief von dannen und hinter der Mbambi her. Die Misiangi nahmen darauf die Haut des ersten Tschilembi und dessen Leib und setzten ihn zusammen. Aber der Tschilembi wurde nicht wieder lebendig. Und die Missiangi klopften ihn und kehrten ihn, aber er ward nicht lebendig. Sie nahmen den Leib und die Haut des Bruders. Aber auch der wurde nicht wieder lebendig.
Da sagten die Misiangi zu dem Manne: "Du bist ein Mensch. Du bist der Vater dieser beiden Brüder. Du hast von ihrem Fleische gegessen. Wir können zerschneiden und töten und dann zusammensetzen und lebendig machen, wenn nichts fehlt. Wir würden auch diese beiden wieder lebendig machen können, wenn nichts fehlen würde."
Der Mann hörte das. Er floh weit von dannen.
Jägerlegende (Bassonge; Zappu Zapp)Der Pibua (Jäger) Lamba ging auf die Jagd. Er tötete ein Tier. Dann ging er mit seinem Hunde weiter und schickte seinen Hund aus, Feuer zu holen. Der Hund kam an einen Baum, der unten hohl war. In der Höhlung war ein Feuer. Auf dem Baume war ein Mann, das war Fidi Mukullu. Der Hund wollte Feuer nehmen. Fidi Mukullu sagte: "Foa!" (Stirb.) Der Hund starb.
Pibua Lamba ging selbst zu dem Baume. Fidi Mukullu sah ihn kommen und sagte: "Foa!" Sterbend sagte der Pibua: "Weshalb soll ich sterben? Ich wollte nur Feuer holen!" Fidi Mukullu sagte: "So geh in jenes Haus dort !" Der Mann ging in das Haus. Das ganze Haus war angefüllt mit Unrat! Es stank fürchterlich. Der Mensch
war viele Tage darin. Dann gab ihm Fidi Mukullu ein großes Stück glühender Holzkohle und sagte: "Du bist ein guter Mensch. Nimm das und bring es den Menschen."Pibua ging, und so bekam der Pibua das Feuer.
Jägerlegende (Bassonge; Bena Nkoto; Lusambo)Ue Lupnoa (der Vater) ging mit seinen zwei Söhnen Tschitenge Lupnoa und Lupnoa zur Jagd. Er erlegte drei Tiere. Der Vater sah in der Gegend Rauch aufsteigen und sandte Tschitenge, einen Feuerbrand zu holen. Tschitenge ging hin. Er traf Mwille. Aus dem Herzen Mwilles stieg Feuer auf. Tschintenge Lupnoa sagte: "Gib mir Feuer." Mwille sagte: "Wie heißt du?"Tschitenge sagte: "Ich bin Tschitenge Lupnoa, der Sohn Ue Lupnoas." Mwille sagte: "So gehe hin und sage deinem Vater, er solle selbst kommen; er soll Feuer erhalten. Ich kann aber nur mit deinem Vater selbst sprechen." Tschitenge Lupnoa kehrte zurück und sagte es seinem Vater. Ue Lupnoa sandte seinen zweiten Sohn. Es erging ihm wie dem ersten (natürlich wiederholt der Erzähler die ganze Unterredung wörtlich). Lupnoa kehrte zurück und sagte es seinem Vater. Ue Lupnoa ging hin und sagte: "Gib mir Feuer." Mwille fragte: "Wie heißt du?" Ue Lupnoa sagte: "Ich heiße Ue Lupnoa." Mwille sagte: "Können deine Söhne den Wald fällen, ein Dorf bauen und Maniok pflanzen ?" Ue Lupnoa sagte: "Nein, meine Söhne können es nicht, aber ich kann es." Mwille sagte: "Deshalb kann ich auch nur mit dir sprechen." Mwille gab Ue Lupnoa einen Feuerbrand. Ue Lupnoa kehrte zurück.
Jäger und Feuer (Bena Lulua; aus der Gegend Luebos)Tumbabumanji ging mit seinen vier Söhnen und vier Hunden auf die Jagd. Sie trafen eine Antilope. Tumbabumanji sagte zu einem seiner Söhne: "Geh in ein Dorf und bring Feuer!" Der Sohn ging und kam in ein Dorf, um Feuer zu holen. Im Dorfe waren die Männer am Boden beschäftigt, Essen zu bereiten, und die Frauen auf den Dächern der Häuser, dieselben zu decken. Der Sohn kam ohne Feuer zu Tumbabumanji zurück. Tumbabumanji schlug seinen Sohn. Als Tumbabumanji in das Dorf kam, arbeiteten die Frauen an dem Bidia (Hirsebrei) am Boden und die Männer oben auf dem Dache am Hause. Tumbabumanji erhielt Feuer. Er ging zurück. Sie bereiteten die Antilope und aßen sie.
Jägerlegende [Auszug] (Bena Lulua; Baqua Nputu am Luehla)Tumbabomanne (bomanne = der Streit schlichtet) ist mit seinem Sohne Moandamoassi auf der Jagd und erlegt ein Tier. Es fehlt Feuer. Er sendet seinen Sohn in ein Dorf. Im Dorf arbeiten die Frauen
oben am Hausbau und die Männer auf der Erde beim Bidiamachen, also umgekehrte Arbeitsordnung. Der Sohn fordert Feuer. Alle Leute erklären ihre Unzufriedenheit. Die Frauen sagen: "Sorge für Ordnung, und du sollst Feuer haben." Der Sohn kehrt um. Tumbabomanne kommt selbst, schickt die Männer auf das Haus und ruft die Frauen herunter: "Du verstehst das zu schlichten", sagen die Leute. Die Frauen geben Feuer.Jägerlegende [Bruchstück] (Bena Lulua; Baqua Dedila gegenüber Luebo)Muntu Kammana (der Weise) ging in den Busch, um Feuer zu holen. Er fand, daß die Buiki (Bienen) im Wasser, und daß die Tokunda (kleine Wassertiere) auf den Bäumen waren. — Kammana sagte zu den Tokunda: "Gebt mir Feuer!" Die Tokunda sagten: "Wer bist du ?" Kammana sagte: "Ich bin Kammana" (der Palaver zu schlichten weiß). Die Buiki sagten: "Bei uns ist es schlecht, mach unsere Angelegenheit in Ordnung." Kammana sagte: "Buiki muß auf die Bäume, Tokunda muß in das Wasser !" Die Tokunda sagten: "Ah, so ist es gut !"Die Buiki sagten: "Ah, so ist es gut."Die Tokunda gaben Kammana Feuer." (Vgl. die Mythen Tschilembi und Feuer!)
Jägerlegende (Bassonge; Zappu Zapp)Ein Pibua (Jäger) ging mit drei Knaben und zwei Hunden auf die Jagd. Er erlegte im Walde ein Stück Wild. Mit dem Beutestück wollte er in das Dorf zurückkehren. Ein starker Regen begann. Sie gingen im Regen hin. Von weitem sahen sie ein Feuer. Der Pibua sandte einen Sohn. Der ging hin und fand am Feuer einen Mann mit 100 Köpfen. Es war ein riesengroßer Mann. Der hatte viele, viele Münder. Alle Münder sagten: "Maanga, maanga, maanga!" (Geh fort, geh fort, geh fort!) Der Knabe kehrte erschrocken zum Vater zurück. Der Vater war sehr böse. Er sandte seinen zweiten Sohn. Er kehrte fliehend zurück. Er sandte seinen dritten Sohn. Er kehrte fliehend zurück. (Beidemal vom Berichterstatter mit gleicher Ausführlichkeit wie die erste Sache erzählt.)
Der Pibua machte sich selbst auf den Weg. Er kam an das Feuer und fand da einen Mann mit 100 Köpfen. Es war ein riesengroßer Mann. Er hatte viele, viele Münder. Der Pibua starrte den Hundertkopf an. Er starrte und starrte. Der Hundertkopf sagte endlich: "So ist es recht, daß du als Alter selbst kommst. Ich bin auch alt. Wenn du einen Jungen schickst, so ist das, als ob ich auch jung wäre." Der Hundertkopf gab dem Pibua Feuer. Der Hundertkopf sagte: "Das Tier, das du erlegt hast, iß nicht selbst mit deinen Söhnen. Koche es und gib es den Hunden. Die Hunde werden dir dann viel Wild erbeuten." Der Pibua ging.
Jägerlegende (Bena Lulua: Luebogegend)Tschilembi munene mundele kuta (der alte Jäger, der hinter den Tierspuren hergeht) war auf der Jagd und hatte eine Dikangale (Perihuhn) erlegt. Er hatte die Dikangale in seinen Sack gesteckt. Er machte sich auf den Heimweg. Die Sonne stand da (es war fünf Uhr). Da begann ein starker Regen. Tschilembi munene hatte einen Hund bei sich. Er ging mit dem Hund und mit der Dikangale im Sack schnell durch die Büsche. Er kam an ein kleines Haus, es regnete sehr. Er trat in das Haus ein.
Er hörte in den Kräutern: "Tscha, tscha, tscha, tscha." Es kam jemand. Tschilembi rief: "Wer kommt da?" Der andere rief: "Es kommt der Mann mit den zehn Köpfen." Der Eintretende war ein Mukische (Geist eines Verstorbenen). Er hatte nicht zehn, sondern zwei Köpfe. Mit einem Kopf sah er nach vorn. Mit einem Kopf sah er zur Seite. Es waren in der Hütte drei: Tschilembi, sein Hund und der Mukische mit den zwei Köpfen.
Nach einiger Zeit kam jemand durch das Gras: "Tschoja, tschoja, tschoja, tschoja." Tschilembi rief: "Wer kommt da?" Der Kommende rief: "Ich komme, ich, mit den zehn Köpfen." Der Kommende war ein Mukische mit drei Köpfen. Es waren nun vier im Haus: Tschilembi, sein Hund, der Mukische mit den zwei Köpfen, der Mukische mit den drei Köpfen.
Nach einiger Zeit kam jemand durch das Gras: "Tschjoa, tschjoa, tschjoa, tschjoa." Tschilembi rief: "Wer kommt da?" Der Kommende rief: "Ich komme, ich, mit den zehn Köpfen." Der Kommende war ein Mukische mit vier Köpfen. Es waren nun fünf im Haus. Tschilembi, sein Hund, der Mukische mit den zwei Köpfen, der Mukische mit den drei Köpfen und der Mukische mit den vier Köpfen.
Nach einiger Zeit kam jemand durch das Gras: "Tschoa, tschoa, tschoa, tschoa."Tschilembi rief: "Wer kommt da ?" Der Kommende rief: "Ich komme, ich, mit den zehn Köpfen." Der Kommende war ein Mukische mit fünf Köpfen. Es waren nun sechs im Haus: Tschilembi, sein Hund, der Mukische mit den zwei Köpfen, der Mukische mit den drei Köpfen, der Mukische mit den vier Köpfen und der Mukische mit den fünf Köpfen.
Nach einiger Zeit kam jemand durch das Gras: "Tschoa, tschoa, tschoa, tschoa." Tschilembi rief: "Wer kommt da?" Der Kommende rief: "Ich komme, ich, mit den hundert Köpfen." Der Kommende war der Häuptling mit den hundert Köpfen. Es waren nun sieben im Hause: Tschilembi, sein Hund, der Mukische mit den zwei Köpfen, der Mukische mit den drei Köpfen, der Mukische mit den vier Köpfen, der Mukische mit den fünf Köpfen, der Häuptling der Bakische (Plur. von Mukische) mit den hundert Köpfen.
Der Häuptling der Bakische mit den hundert Köpfen sagte zu Tschilembi: "Gib deinem Hunde die Dikangale zu essen, iß du dann den Hund, und nachher werde ich dich essen !" Tschilembi wußte nicht, was zu tun sei. Im Dach des Hauses saß aber ein Lupelekesse (eine Stinkratte). Die hörte das und sagte laut zu allen, so daß alle es hören konnten: "Wenn du, Tschilembi munene mundele kuta, dem Hund die Dikangale gibst, und du den Hund frißt, und die Bakische dich fressen, so werde ich, die Lupelekesse, den Häuptling mit den hundert Augen und alle Bakische und die ganze Hütte fressen."
Alle hörten es. Den Häuptling mit den hundert Augen beschlich Angst. Er sagte zu Tschilembi munene: "Geh aus meinem Hause mit deinem Hunde, ich werde dir nichts tun."
Tschilembi munene ging ohne Schaden fort.
Jägerlegende (Bena Lulua; Bena Koschi; Baqua Mfike am Mvua)Tschilembi munene mundele nkute hatte fünf Söhne und vier Hunde. Er ging mit ihnen zur Jagd in einen Busch. Sie kamen auf der andern Seite heraus. Sie trafen das Tier Tschintumbindschi (Antilopenart von Ziegengröße). Sie töteten das Tier und steckten es in den Schultersack. Sie kamen zu einem großen Haus.
Es war angefüllt von Betten. Sie legten sich auf die Betten. Sie belegten alle Betten. Bie Betten waren so belegt bis auf eines. Alle schliefen. Tschilembi schlief nicht. Es kam ein Mukischi (Geist eines Verstorbenen) mit fünf Köpfen. Der Mukischi sagte: "Geh in ein andres Bett, dies ist meines."
Tschilembi tat so.
Es kam (nach einiger Zeit) ein Mukischi mit zwei Köpfen, der sagte: "Geh in ein andres Bett, dies ist meines!" Tschilembi tat so. Es kam (nach einiger Zeit) ein Mukischi mit sechs Köpfen, der sagte: "Geh in ein andres Bett, dies ist meines!" Tschilembi tat so.
Es kam (nach einiger Zeit) ein Mukischi mit zwanzig Köpfen, der sagte: "Tschilembi, ich habe dich gern. Es ist nicht meine Schuld, aber alle Bakischi (Plur. von Mukischi), der mit fünf, der mit zwei, der mit sechs Köpfen, werden dich und deine Leute fressen. Geht also schnell fort. Geht (aber) nicht mit, sondern gegen die Fußspuren (also in umgekehrter Richtung, als die Fußspuren zeigen) !" Tschilembi ging mit seinen Leuten. Sie kamen in ihr Dorf zurück.
Tschilembi war fünf Tage daheim. Am sechsten Tag kam von der einen Seite Zwanzigkopf und von der andern Lupelekesse (Stinkratte). Sie begegneten sich auf dem Wege so: (Der Erzähler zeichnet eine Skizze in den Sand.) —Als Dritter kam Tschilembi. Der Zwanzigkopf sagte: "Ich habe dir (seinerzeit) den Ausweg aus meinem Hause gezeigt. Nun hilf mir. Die Lupelekesse hat mich in das Fußgelenk gebissen und hält mich fest."Tschilembi sagte: "Wenn du, Lupelekesse,
den Zwanzigkopf, meinen Freund, nicht freiläßt, werde ich euch alle beide essen." Lupelekesse ließ darauf den Zwanzigkopf frei. Alle gingen heim. Jeder ging in sein Dorf.Jägerlegende (Bena Lulua; Baqua Moasa Tschiniama's) Tschilembi traf auf einer Seite eines Kreuzweges Lufennefenn (eine Ratte mit spitzem Maul.) Die Ratte bat ihn: "Nimm (Hebe) mich über den Weg. Ich kann nicht allein über den Weg. Hilfst du mir heute, so helfe ich dir ein anderes Mal." Tschilembi nahm die Lufennefenn und setzte sie über den Weg.Tschilembi ging zur Jagd. Er kam in ein kleines Haus der Baschangi. Es kam Tambu Tschimunge. Tambu Tschimunge sagte: "Du hast auf der Jagd eine Antilope erlegt. Du hast einen Hund bei Dir. Gib dem Hund die Antilope zu essen; iß du den Hund, dann will ich dich essen." Lufennefenn kam des Wegs und sagte: "So ist es recht. Der Hund soll die Antilope essen; der Mensch soll den Hund essen; du, Tambu Tschimunge, sollst den Menschen essen, und dann werde ich dich essen." Tambu Tschimunge hörte das. Tambu Tschimunge floh. Lufennefenn sagte zu Tschilembi: "Ich sagte dir ja, daß ich dir einmal helfen werde !"
Jägerlegende (Baluba; Bena Piana)Tschilembi ging mit drei Hunden auf die Jagd. Die drei Hunde hießen Kajembe (der Name der Weihe), Bitschilualua (wenn es sich ereignen wird) und Tschimanga (Name?). Sie töteten vier Tiere. Sie machten sich auf den Heimweg. Es regnete. Es regnete in Mengen. Der Jäger und seine Hunde kamen an einem Loch am Wege vorbei. In dem Loch war eine Lupelekesse (Stinkratte). Die Lupelekesse sagte zu Tschilembi: "Hilf mir, ich bin in die Höhle gefallen, hilf mir !" Der Jäger zog die Lupelekesse heraus.
Tschilembi ging weiter. Er traf einen hohlen Baum. Es regnete stark. Tschilembi trat mit seinen Hunden in den hohlen Baum. Der Besitzer des Baumes war Tschilumi Mukullu (,,alter Mann"). Tschilumi Mukullu sagte zu Tschilembi: "Töte Deine Hunde und iß sie! Nachher werde ich dich essen!" Tschilembi sagte: "Was soll ich tun?"Lupelekesse trat ein. Sie sagte den Gruß. Tschilumi Mukullu sagte: "Nun?" Lupelekesse sagte: "Du willst den Jäger essen? Gut, ich werde dich essen !" Tschilumi Mukullu sagte: "Wenn es so ist, werde ich den Jäger gehen lassen!"
Tschilembi ging weiter. Es regnete. Es regnete in Mengen. Er ging im Regen weiter. Im Regen kam er an ein Haus. Das Haus war leer. Es war sehr kalt in dem Haus. Tschilembi sah von dem kalten Hause aus ein Dorf, das neu gebaut wurde. Er sah, daß die Frauen oben am Dachstuhl arbeiteten und die Männer unten am Boden Bidia (Hirsebrei)
bereiteten. (Also verkehrte Arbeitsordnung!) Tschilembi sandte seinen Sklaven in das Dorf, damit er Feuer hole. Der Sklave ging zu den Frauen und sagte: "Gebt mir Feuer !" Die Frauen antworteten: "Wir arbeiten am Haus, die Männer an dem Bidia." Sie gaben ihm kein Feuer. Der Sklave kehrte zurück.Tschilembi ging selbst in das Dorf. Die Frauen arbeiteten am Dach. Die Männer bereiteten am Boden Bidia. Tschilembi sagte: "Gebt mir Feuer." Die Männer sagten: "Wir machen Bidia, die Frauen arbeiten am Haus." Tschilembi sagte: "Frauen, kommt herunter! Männer, geht hinauf!" Die Frauen gingen herab, die Männer herauf. Die Frauen sagten: "Es ist in Ordnung, hier hast du Feuer."
Tschilembi kehrte zurück. Er sagte zum Sklaven: "Ich habe Feuer. Ich habe ihr Palaver (Streit) geordnet. Du konntest es nicht."
Jägerlegende (Baluba; Baqua Mbuju, am Molenda, kleiner Nebenfluß des Lubi)Tschilembi ging mit seinen vier Hunden auf die Jagd. Diese vier Hunde hießen: Mai makolonde (Wasser in der Flasche), Kafanda buebe (der die Löcher in den Stein, und zwar außerhalb des Wassers macht), Dschibi ua Tschiniunge (Löcher, die Wasserwirbel im Stein machen) und Toataffa tua dina (der im Wasser taucht). Tschilembi war auf der Jagd mit seinen vier Hunden und fing viele Tiere. Er füllte seinen Jagdsack vollständig. Er wollte nach Hause zurückkehren. Unterwegs überfiel ihn Regen. Er fand am Wege ein kleines Haus. In dem Haus war niemand. Tschilembi trat mit seinen Hunden ein.
Das Haus gehörte einem Mukischi ua meuta (Waldgeist). Tschilembi war in dem Haus; da kam ein Mukischi. Der Mukuschi fragte: "Weshalb bist du in meinem Haus?" Tschilembi sagte: "Ich bin ein Jäger. Ich hatte meinen Jagdsack gefüllt. Der Regen kam. Ich trat ein." Es kam noch ein Mukischi. Der Mukischi fragte: "Weshalb bist du in meinem Haus?" Tschilembi sagte: "Ich bin ein Jäger. Ich hatte meinen Jagdsack gefüllt. Der Regen kam. Ich trat ein." Der Mukischi legte seinen Eisenstab ins Feuer. Die Bakischi (Plur. von Mukischi) ergriffen den Eisenstab. Sie stießen das Eisen durch den Jäger. Der Jäger war tot. Die vier Hunde flohen in das Dorf.
Jägerlegende (Bena Lulua vom unteren Lulua)Tschilembi munene (dei große Jäger) hatte zwei Hunde namens Tschibandamukuna und Bulundabuahamukuna. Mit diesen beiden Hunden ging er in den Wald jagen. Die Hunde konnten aber die Antilopen nicht fassen. Als sie zufaßten, bissen sie in ein Stück Holz. Die Antilopen sprangen durch ein Loch ins Holz. Tschilembi munene verstopfte das Loch und suchte einen andern Eingang. Er fand das
Tier Kankenjukenj, welches im Dunkeln rot leuchtet. Das Tier Kankenjukenj sagte: "Töte mich nicht, so soll es gelohnt werden. Tschilembi munene steckte Kankenjukenj in seinen Sack. Tschilembi munene fing zwei Antilopen. Da war es Nacht. Kankenjukenj sagte aus dem Sack: "Sagte ich nicht, daß es gut ist, mich nicht zu töten? Nun laß mich aus dem Sack, damit ich dir den Weg zeigen kann." Tschilembimunene ließ Kankenjukenj heraus. Kankenjukenj flog voran. Der Weg war ganz hell. Tschilembi munene konnte sehr gut sehen. Sie kamen in Tschilembi munenes Dorf an. Kankenjukenj sagte: "Bezahle mich."Tschilembi munene sagte: "Ich habe Dich nicht getötet, nun iß dich satt !" Kankenjukenj aß und flog in den Wald zurück.Die Jägerlegende (Bena Lulua; Tsdzitadi am Lulua Tsclzole)Tschilembi munene muendele kuta war mit zehn Söhnen und fünf Hunden (Kajembe, Tschimanga, Kapuku, Tschilumba und Ngala mukaschamboa (letztere also Hündin) auf der Jagd. Er erlegte fünf Tiere. Es kam ein großer Regen. Tschilembi sagte einem seiner Söhne: "Steige auf einen Baum. Sieh aus, wo Feuer ist."
Ein Sohn Tschilembis stieg auf einen Baum. Er stieg wieder herab. Er traf Michiku-Michiku. Michiku-Michiku fragte: "Wer bist du?" Er sagte: "Ich bin Kajembe, der Sohn des Tschilembi munene muendele kuta."Michiku-Michiku hatte fünf große Kalebassen voll Malafu (Palmwein) vor sich stehen. Michiku-Michiku sagte: "Bleibe hier." Er goß sich einen Becher voll und goß ihn in einen Leibmund hinab. Er gab Kajembe einen Becher voll; der trank ihn aus. Beim siebenten Becher war der Sohn Tschilembis vollkommen betrunken.
Tschilembi sagte: "Mein Sohn kommt nicht zurück." Es soll ein anderer auf einen Baum steigen." Der (andere) Sohn Tschilembis stieg auf einen Baum. Er stieg wieder herab. Er traf Michiku-Michiku. Michiku-Michiku fragte: "Wer bist du?" Er sagte: "Ich bin ein Sohn Tschilembis munene muendele kutas."Michiku-Michiku hatte fünf Kalebassen voll Malafu vor sich stehen. Michiku-Michiku sagte: "Bleibe hier !" Michiku-Michiku goß sich einen Becher voll und goß ihn in einen Leibmund hinab. Er gab dem Sohn Tschilembis einen Becher voll. Der trank ihn. Michiku-Michiku goß sich einen Becher voll und goß ihn in einen Leibmund hinab. Er gab dem Sohn Tschilembis einen Becher voll. Der trank ihn aus. Beim siebenten Becher war der Sohn Tschilembis vollkommen betrunken.
Tschilembi sagte: "Mein Sohn kommt nicht wieder. Ich werde selbst sehen." Tschilembi ließ seine Söhne und Hunde bei vier Stücken Wild zurück. Eine Antilope zerlegte er und steckte das Fleisch in seinen Sack. Tschilembi stieg auf einen Baum. Tschilembi stieg herab und kam zu Michiku-Michiku. Michiku-Michiku sagte: "Wer
bist du?" Tschilembi sagte: "Ich bin Tschilembi munene muendele kuta."Michiku-Michiku hatte fünf Kalebassen mit Malafu dastehen. Michiku-Michiku sagte: "Bleibe hier." Michiku-Michiku goß sich einen Becher voll Malafu und goß ihn in einen Leibmund. Er goß einen Becher voll und gab ihn Tschilembi. Tschilembi trank und nahm aus seinem Schultersack ein Stück Fleisch, das steckte er in ein Maul Michiku-Michikus. Michiku-Michiku gab ihm Malafu. Tschilembi füllte alle Mäuler Michiku-Michikus.Dann nahm Tschilembi von Michiku-Michiku Feuer und seine beiden Söhne und ging in sein Dorf.
Jägerlegende (Bena Lulua; Luebogegend)Tschilembi munene mundele kuta war (einmal) auf der Jagd. Er traf ein Tier. Er tötete das Tier. Das Tier war am Kopf wie eine Antilope, an Leib und Füßen wie ein Hund gestaltet. Tschilembi sagte: "Ein solches Tier habe ich noch nicht gesehen!" Ein Vogel flog ganz dicht über Tschilembi hin. Der Vogel rief: "Pioooo, piooooh! Tschilembi, das Tier hat zehn Häute." Tschilembi begann das Tier abzudecken. Unter der ersten Haut war eine zweite, unter der zweiten Haut war eine dritte, unter der dritten Haut war eine vierte, unter der vierten Haut war eine fünfte, unter der fünften Haut war eine sechste. Tschilembi wußte, daß das Tier nun noch fünf Häute hatte.
Ein anderer Mensch sagte zu Tschilembi: "Das kommt davon: Du hast vor langer, langer, langer Zeit einem Mann einmal zehn Stoffe mit Unrecht abgenommen. Nun hast du das Unglück und die Arbeit!"
Tschilembi ging hin und bezahlte dem Mann die zehn Stücke Stoff. Da war er mit den zehn Häuten in Ordnung. —
5. VAMPYRE UND DOPPELGÄNGER
Mulosclzigesdziclite (Baluba; Bena Mande)Ein Mann und eine Frau hatten eine Tochter. Die Tochter wuchs heran. Ein Mann aus einem andern Lande kam, um sie zu heiraten. Er nahm sie mit in sein Dorf. Sie gebar ihm ein Mädchen und einen Knaben. Eines Tages schlug der Mann die Frau. Da nahm die Frau ihre Kinder, tat Mehl und Fleisch in einen Korb und ging zurück zum Dorfe ihrer Mutter. Die Frau traf aber ihre Mutter nicht. Sie setzte die beiden Kinder in das Haus und wartete in einer Ecke. Die beiden Eltern der Frau waren Muloschi (menschenfressende, vampyrartige Ungeheuer, Plur. Baloschi). Die Frau wußte das nicht. Als sie nun in das Haus ihrer Eltern zurückkehrte, waren diese gerade ausgeflogen, um als Baloschi Menschen zu fressen. Nach einiger Zeit kam aber der Vater als großer Vogel zurück. Er setzte sich in die Dachspitze. Der Vater sah die Tochter nicht. Die Tochter sah
aber den Vater. Der Vater flog herab auf sein Bett und ließ sich auf dem Bett nieder. Da erkannte die Tochter den Vater. Nach einiger Zeit kam die Mutter. Die Mutter flog in die Dachspitze als Vogel. Die Tochter sah den Vogel. Der Vogel sah aber die Tochter nicht. Der Vogel setzte sich auf sein Bett. Da ward der Vogel Mensch, und die Tochter erkannte die Mutter.Der Vater fragte die Mutter: "Hast du auf deiner Seite Fleisch gefunden?" Die Mutter sagte: "Nein". Der Vater sagte: "Dann wollen wir zu unserer Tochter fliegen. Sie hat zwei Kinder. Nimm Essen mit und hole eines der Kinder." Die Tochter in der Ecke hörte es. Die Eltern sahen die Tochter nicht. Die Eltern gingen nach einiger Zeit aus dem Hause. Die Tochter floh mit ihren Kindern von dannen in das Dorf ihres Mannes zurück. Die Mutter bereitete inzwischen Passu (Heuschrecken). Wenn jemand die aß, so mußte er sterben, und wenn ein Enkelkind starb, so hatten die Großeltern Fleisch.
Die Mutter kam bei der Tochter an. Die Mutter gab den kleinen Kindern die Passu zum Naschen. Die Mutter der Kinder nahm sie aber heimlich fort und tat sie in den Kropf eines Huhnes. Das Huhn setzte sie der Mutter als Speise vor. Die Mutter aß. Die Mutter sagte: "Meine Tochter, du hast mir ein schlechtes Zaubermittel gemacht." Die Tochter sagte: "Ich habe dir kein Zaubermittel gemacht. Das Huhn hat nur von deinem Passu gegessen." Die Mutter ging in ihr Dorf zurück. In ihrem Dorfe starb sie nach zwei Tagen. Alle Leute trauerten. Die Tochter kam auch. Die Leute sangen den Trauergesang. Die Tochter sagte: "Laßt das Klagen !"Sie erzählte die ganze Geschichte (der Erzähler wiederholt natürlich alles in direkter Rede). Da warfen die Leute die Frau ohne Klagen in die Erde.
Mulosdilgeschiechte (Baluba; Bena Mande)Eine Frau sandte eines Nachts ihre kleine Tochter hinaus, um Jilu (Eieräpfel) zu holen. Die Kleine tastete sich draußen herum und kam dann wieder zurück. Die Kleine sagte: "Ich bin gegen das Haus gestoßen. Ich konnte die Jilu nicht finden." Die Mutter ging selbst hinaus. Sie fand Jilu. Sie brachte ihn herein. Sie kochte den Jilu. Sie sah in den Topf. Der Jilu war wie ein Menschenkopf geworden. Die Mutter nahm den Jilu und warf ihn in den Busch. Sie nahm den Topf wieder herein. Aus dem Topf, in dem der Jilu gekocht war, erklang es: "Wie du mich geworfen, so werde ich deinen Kopf werfen." Die Frau starb nach fünf Tagen.
Muloschigeschichte (Baluba; Bena Mande)Der Mann Mutembo hatte mit seiner Frau Kabinjanga zusammen zehn Kinder. Die zehn Kinder hießen: "Tembotembo, Tschula, Mussodi, Mufala, Lonji, Tschidibulonji, Kabiabanji, Tschimanga und
Mutembo. (Ein Name fehlt.) Der Vater nahm zehn Kassu (Hacken) und gab sie den Knaben. Der Vater ließ die Kinder arbeiten.Der Vater war ein Muloschi. Tembotembo, der Älteste, wollte auch Muloschi werden. Der Vater liebte Tembotembo vor allen andern. Als die andern neun Knaben ins Dorf zurückgingen, behielt der Vater Tembotembo bei sich und ging mit ihm an einen Muloschibaum. Der Vater sagte: "Eine Dimumma (= Frucht) komme herunter." Eine Frucht war in der Hand des Vaters. Der Vater aß die Frucht. Der Vater sagte: "Eine Dimumma komme herunter." Eine Frucht war in der Hand des Vaters. Der Vater aß die Frucht. Der Vater sagte: "Eine Dimumma komme herunter." Eine Frucht war in der Hand des Vaters. Er aß sie.
Tembotembo sagte: "Vater, ich möchte auch eine solche Frucht essen." Der Vater sagte: "Eine vierte Dimumma komme für meinen Sohn herunter." Die vierte Dimumma fiel herab. Sie fiel aber nicht in die Hände Tembotembos, sondern auf den Boden und rollte weg. Tembotembo sprang hinter ihr her. Die Dimumma tanzte wie eine Kautschukkugel weiter. Tembotembo sprang immer weiter nach. Am Abend gab er es auf und kehrte ohne die Frucht in das Dorf zurück. Der Vater sagte zu ihm: "Sprich nie darüber, laß es nie jemand sehen."
Eines Tages waren alle Baloschi unter einem Baume versammelt. Tembotembo wollte gern von der Dimumma essen. Der Vater steckte ihn in einen Sack und legte ihn unter den Baum in das hohe Gras. Die Muloschi sagten: "Es riecht hier nach Menschenfleisch !" Der Vater sagte: "Es gibt hier keine Menschen." Die Leute sagten wieder: "Es riecht hier nach Menschenfleisch !" Der Vater sagte: "Mein Sohn ist hier, der will Muloschi werden." Die Leute sagten: "Zeige !" Der Vater ließ (wie oben) drei Dimumma in seine Hand fallen. Er gab sie seinem Sohn. Die andern Baloschis sagten zu Tembotembo: "Wir sehen es, du hast die Dimumma gegessen. Du bist nun Muloschi. Wir sind aber alle Baloschi. Nun gib uns." Tembotembo sagte: "Ihr sollt meine beiden Brüder Mufala und Lonji haben." Am fünften Tage waren Mufala und Lonji gestorben. Die Baloschileute aßen Mufala und Lonji. Die Baloschi sagten zu Tembotembo: "Du bist nun auch Muloschi. Wenn du in Zukunft auf einen Menschen mit dem Finger zeigst, so stirbt der !" Einige Tage später badete Tembotembo mit andern Burschen im Flusse. Er geriet in Streit mit einem derselben. Er wies mit dem Finger auf ihn. Sogleich wurde er krank. Er ging nach Hause. Der Vater des Kranken wußte mit dem Burschen nichts anzufangen. Er sagte: "Was ist dir?" Der Bursche sagte: "Ich war mit Tembotembo, dem Sohne Mutembos, im Bade. Ich geriet mit ihm in Streit. Er wies mit dem Finger auf mich. Ich war sogleich krank." Dann starb der Bursche.
Der Vater des Burschen ging zu Mutembo und sagte: "Dein Sohn muß durch dich Muloschi sein. Er hat auf meinen Sohn mit dem Finger gewiesen. Mein Sohn ist gestorben. Zahle mir."
Tembotembo hörte das. Er floh. Der Vater des toten Knaben gab aber Mutembo und Kabinjanga (seinen Eltern), das Tschiphapha (den Gifttrank) und beide starben. Tembotembo war in das Dorf seiner Mutter entflohen. Dort nahm er ein Buanga (Zaubermittel). Es war ein Buanga, das macht, daß man die Tschiphapha erbricht. Tembotembo kehrte zurück. Der Vater des toten Burschen sagte: "Wir wollen alles reinigen. Du mußt auch Tschiphapha trinken. Du wirst sterben, wie dein Vater und deine Mutter." Tembotembo sagte: "Ich werde nicht sterben, und wenn ich nicht sterbe, so werdet ihr mir Vater und Mutter bezahlen." Tembotembo nahm den Gifttrank. Er brach alle Tschiphapha wieder heraus.
Tembotembo sagte: "Nun zahlt mir. Ihr habt meinen Vater getötet, gebt mir fünf Frauen. Ihr habt meine Mutter getötet, gebt mir fünf Frauen. Ihr habt sie grundlos getötet. Ich soll deinen Sohn getötet haben. Ich habe das Tschiphapha getrunken und bin nicht gestorben. Ich habe das Tschiphapha erbrochen. Nun gebt mir fünf Frauen für meinen Vater und fünf Frauen für meine Mutter und einen Jungen, weil ihr mich Tschiphapha habt trinken lassen, obgleich ich schuldlos bin." —
Tembotembo erhielt zehn Frauen und einen Jungen. Er ging hin und gründete ein großes Dorf.
Muloschgeschichte (Baluba; Bena Buimukullu)Ein Mann hatte drei Frauen. Seine erste Frau hatte ein Kind. Wenn er bei einer der andern Frauen (also in einer andern Hütte) schlief, schrie das Kind immer. Das Kind schrie immer nur, wenn der Vater in einer der andern Hütten war. Der Vater sagte: "Wenn ich in den andern Hütten schlafe, so weint das Kind immer. Ich muß sehen, was da los ist." Er sagte zu den Frauen: "Ich gehe heute für einige Zeit fort." Der Mann ging fort, kam aber nachmittags zurück und versteckte sich in den Büschen der Nachbarschaft. Als es Nacht war, schnitt die Mutter sich in der Hütte ein Bein ab und legte es zu dem Kind und deckte über das Kind und das Bein ein weißes Tuch. Dann ging die Mutter fort und zu andern Menschen, um als Muloschi Fleisch zu essen. Der Vater hörte das Kind schreien. Er rannte herbei. Er kam in die Hütte, hob die weiße Decke auf und sah Kind und Bein. Der Vater nahm roten Pfeffer und rieb das ganze Bein damit ein. Dann ging er wieder fort. — Am andern Morgen beim ersten Hahnenschrei kam die Frau wieder zurück. Sie wollte das Bein wieder einsetzen. Es ging nicht. Sie flog als Vogel wieder auf und in die Lüfte. Alle Menschen sahen es. Die Leute riefen: "Seht
die Muloschi !" Der Muloschivogel fiel ins Wasser. Die Frau ward nun wieder Mensch. Sie kam mit einem Bein an. Sie war sehr krank und starb nach zwei Tagen.Muloschgeschichte (Baluba; Bena Mande)Alle Mädchen eines Dorfes wohnten zusammen in einem Hause. Die Leute glaubten, es seien gute Mädchen, die in dem Hause wohnten. Das Mädchen Tschidibi wohnte auch in dem Hause. Lutumba, ein Jüngling, sah Tschidibi. Er sagte zu Tschidibi: "Wo wohnst du?" Tschidibi sagte: "Ich wohne in dem Hause, wo die andern Mädchen wohnen." Lutumba sagte: "Ich möchte dich des Nachts besuchen." Tschidibi sagte: "Du kannst kommen. Komm aber nicht, wenn es regnet. Wenn es regnet, sind wir nicht im Hause. Komm, wenn es nicht regnet und verstecke dich im Stroh der Hauswand." Lutumba sagte: "Es ist gut."Tschidibi sagte nicht, daß alle Mädchen im Hause Muloschi aßen.
Lutumba kam mehrmals, wenn es nicht regnete, in das Haus der Mädchen und schlief bei Tschidibi. Einmal kam er in das Haus, als es regnete. Die Mädchen waren nicht da. Lutumba versteckte sich im Stroh der Hauswand. Beim ersten Hahnenschrei kamen alle Mädchen von der Menschenjagd zurück. Sie ließen sich im Hause zum Essen nieder. Die Mädchen kochten das Fleisch in einem Topfe, der war ganz durchlöchert. Er war wie ein Sieb. Das Essen war bereitet.
Als das Essen bereitet war, nahm eines der Mädchen zwei hölzerne Lupingu (Menschenfiguren) aus dem Dache. Sie steckte die beiden Lupingu neben sich am Feuer in die Erde. Das Mädchen reichte dem einen Lupingu ein Menschenherz mit Bidia als Speise. Der Lupingu sagte: "Ich esse nicht, ein Mensch sieht mir zu". Die Mädchen suchten in allen Ecken. Sie konnten aber keinen Menschen entdecken. Das Mädchen reichte nun dem andern Lupingu das Menschenherz mit Bidia. Der andere Lupingu sagte: "Der Mensch ist in der Hauswand." Die Mädchen untersuchten die Hauswand. Sie fanden Lutumba. Die Mädchen zogen Lutumba heraus. Sie schlugen Lutumba. Lutumba floh. Die Mädchen liefen hinter ihm her und schlugen ihn. Lutumba floh. Die Mädchen schlugen ihn. Er lief in sein Haus.
Lutumba war sehr krank. Lutumba rief am andern Tage Leute. Er erzählte den Leuten alles. Lutumba starb. Die Leute sagten: "Wir dachten, die Mädchen in dem Hause dort wären gute Mädchen. Es sind Baloschi." Sie zogen alle Mädchen aus dem Hause. Die Mädchen wurden an den großen Baum auf den großen Marktplatz gebracht. Die Mädchen wurden am Baume hochgezogen. Die Mädchen wurden an dem Baume erhängt. Als sie tot waren, schleuderte man sie an die Erde.
Muloschigeschichte (Kanioka)Ein Mann Dilunga wohnte mit seiner Frau Massengo und mit dem Hunde Mulascha zusammen. Dilunga war stets schlecht mit seiner Frau. Er schlug die Frau. Eines Tages ging die Frau zu einem Nachbardorfe und sagte zu einem Manne, der ein Muloschi war: "Ich will dir meinen Mann zu essen geben. Mach im Nebenhause viel Geräusch, dann wird mein Mann hingehen und sehen, was es gibt. Wenn er den Kopf in die Tür steckt und spricht, so packe ihn." Der Muloschi sagte: "Es ist gut."
Der Hund Mulascha hatte alles gehört. Er lief zu Dilunga und erzählte ihm alles. (Der Erzähler wiederholt alles.) Der Mann sagte: "Es ist gut." Abends saß Dilunga mit Massengo im Haupthause und aß. Da begann im Nebenhause ein großes Geräusch. Dilunga achtete nicht darauf. Das Geräusch ward stärker. Dilunga achtete nicht darauf. Massengo stand auf und wies mit der Hand nach der Richtung des Nebenhauses. Sie ging voran aus dem Haupthause. Sie ging zum Nebenhause. Dilunga folgte ihr. Als sie am Hause wartete, daß ihr Mann hineingehen würde, gab dieser ihr einen Stoß. Sie fiel aufschreiend in das Haus. Der Muloschi packte sie.
Am andern Tage war die Frau krank. Sie starb. Der Mann gab dem Hunde eine Ziege als Geschenk. —
Muloschigeschichte (Kanioka)Ein Mann hatte eine Frau und einen Hund. Die Frau gab dem Hund stets schlechtes Essen und schlug ihn viel. Der Mann war ein Muloschi (ein als Geist menschenessendes, vampyrartiges Ungeheuer) und hatte einen andern Mann (der auf diese Weise Muloschi werden wollte) in seine Gewalt bekommen. Der andere gab ihm seinen Bruder und seine Mutter und seine ganze Familie. Der Muloschi aß das Fleisch der Leute.
Eines Tages sagte der andere aber: "Ich habe dir meinen Bruder und meine Mutter und meine ganze Familie gegeben. Was gibst du mir nun?" Der alte Muloschi sagte: "Es ist gut; wir wollen meine Frau essen. Wenn sie Mehl stampft, wirf ihr Erde hinein, so wird sie ärgerlich rufen. Dann reiße ihr, wenn sie spricht, die Zunge heraus. Nachts, wenn sie schläft, werde ich ihr einen leichten Schlag versetzen. Sie wird aufspringen und rufen: "Was ist das ?" Dann kannst du sie packen. Der junge Muloschi sagte: "Es ist gut."
Der Hund hatte alles gehört. Er lief zu der Frau und sagte: "Du gibst mir immer schlechtes Essen und schlägst mich. Wenn du mir heute gutes Essen gibst, will ich dich retten." Die Frau schlachtete schnell ein Huhn, kochte es und gab es dem Hund. Der Hund sagte: "Dein Mann ist ein Muloschi. Er hat die ganze Familie eines andem,
der Muloschi werden wollte, verzehrt. Nun will er dich dem andern geben. Ich werde mit Knurren dir ein Zeichen geben, wenn der Muloschi in deiner Nähe ist. Wenn der Wind dir Erde in dein Mehl wirft, oder wenn dein Mann dir nachts einen Schlag gibt, so sprich nicht, sonst packt dich der Muloschi. Wenn aber dein Mann schläft, so gib du ihm einen Schlag. Er wird aufspringen und sprechen. Dann wird er vom andern Muloschi gepackt. Wenn er dann gestorben ist, rufe alle Leute zusammen und sage ihnen alles." Die Frau sagte: "Es ist gut."Die Frau stieß Mehl. Der andere Muloschi kam als Wind. Der Hund knurrte. Der Wind wehte Erde in das Mehl der Frau. Die Frau sprach nicht. Nachts gab der Mann der Frau einen Schlag. Die Frau fuhr auf, der Hund knurrte. Die Frau sah den Mann starr an. Die Frau sagte nichts. Sie sah dem Mann nur fragend in die Augen. Der Mann legte sich wieder hin. Er schlief ein. Die Frau versetzte ihm einen leichten Schlag. Der Mann erwachte und fragte: "Was ist?" Der andere Muloschi packte ihn.
Am andern Morgen war der Mann krank. Am dritten Tage war er gestorben. Die Frau rief alle Leute des Dorfes zusammen und erzählte ihnen die ganze Geschichte. (Der Erzähler erzählt das Ganze noch einmal.) Die Leute sagten: "Weint nicht um ihn und begrabt ihn nicht. Der Mann war ein Muloschi. — (Erzählt von einer Frau)
Muloschigeschichte (Bena Lulua; Baqua Mbuju am Molenda)Mbuju war mit Kabedi verheiratet. Kabedi war in der Hoffnung. Kabedi gebar ein Knäblein. Mussoamba, die Mutter Kabedis, kam. Mbuju (der Schmied war und als solcher weit in den Dörfern herumreiste) sagte: "Gut, daß Mussoamba da ist. Nun kann ich eine kleine Arbeitsreise in andere Dörfer machen."Mbuju reiste ab. Kabedi und Mussoamba reisten ab.
Kabedi ging in den Busch, um Holz zu holen. Sie sagte: "Ich gehe in den Busch. Warte du das Kind solange !" Kabedi ging. Mussoamba tötete das Kind. Kabedi kam sehr schnell aus dem Busch zurück und sagte: "Mama, ich ging in den Busch Holz schlagen. Das Herz drehte sich mir herum. Ich bin schnell zurückgekehrt. Gib mir mein Kind." Mussoamba sagte: "Nein, nimm erst ein Bad, lege dir Feuer auf die Brüste und nimm dann das Kind." Kabedi sagte: "Nein, mein Herz dreht sich herum. Ich will mein Kind haben!" Kabedi ging zur Vordertür hinaus. Kabedi ging um das Haus herum und zur Hintertür wieder hinein. Kabedi fand ihr Kind auf dem Lager tot.
Kabedi rief ihren Mann. Mbuju kam. Kabedi sagte: "Mussoamba hat unser Kind getötet." Mbuju nahm Tschipapa und gab es Mussoamba zu trinken. Mussoamba konnte diesen Gifttrank nicht erbrechen. (Sie war also schuldig.) Mussoamba starb.
Mbuju sagte: "Ich will auch nicht mehr mit dir leben!" Er verkaufte Kabedi für gute Waren auf dem Markte. Für die Waren kaufte er sich eine andere Frau.
Mussoamba war eine Muloschi.
(Die Baloschi sind dasselbe wie die Ndokki am Kuilu und an der Loangoküste. — Mbuju scheint ein Nationalheld der Baqua Mbuju zu sein, über den aber zunächst nichts Näheres zu erfahren ist.)
Maschiandageschihzte (Bassonge; Bena Ki Lupungus)Mungombe (gleichzeitig der Name eines Raubvogels), Kassadi und Lussengo waren Brüder und Kinder gleicher Eltern. Kassadi machte eine Reise und traf Leute, die Maschianda (Muloschi) aßen. Kassadi wußte das nicht. Er aß mit den Leuten, ohne zu wissen, was er tat. Als er gegessen hatte, sagten die Leute: "Höre, Kassadi, das war aber nicht umsonst. Du hast Maschianda mitgegessen; nun zahle !" Kassadi rief seinen Bruder Lussengo. Die Leute töteten und aßen Lussengo. Kassadi sagte sich: "Ich will die Überreste meines Bruders Lussengo in den Busch werfen und nicht begraben, sonst essen mich die Leute womöglich auch noch." Er warf die Überreste in den Busch.
In der Nacht kam Lussengo im Traume zu ihm und sagte: "Ich habe meine Frau und meinen Sohn und mein Hüfttuch zu Hause gelassen. Du hast recht gehabt, daß du mich in den Busch geworfen hast; schicke mir aber meinen Sohn, mein Hüfttuch und meine Frau." Am Morgen ging er in den Busch an die Stelle, an die er seinen Bruder geworfen hatte. Er sah einen Mungombe, der die Knochen seines Bruders abnagte, einen andern auf einem Baum nebenan und einen oben in der Luft. Kassadi packte der Schrecken, und er lief ins Dorf und schrie: "Ich habe meinen Bruder in den Wald geworfen. Nun kommen die Raubvögel und fressen ihn."
Der Häuptling rief Kassadi und sagte: "Du hast sicher Maschianda gegessen und das mit deinem Bruder bezahlt. Sende nun zunächst seinen Sohn, daß der ihn begräbt. Du zahle an seine Familie." Darauf rief der Sohn Lussengos die Familie, und sie gingen hin und begruben Lussengo. Kassadi bezahlte fünf Kanu und fünf Frauen und er erzählte alles, wie es gekommen, und daß er von seinem Bruder nicht mitgegessen habe. Da ließ der Häuptling alle Maschianda fangen, ließ ihnen Steine um den Hals binden und sie ertränken.
Die Doppelgängerin (Kanioka)Tschimpidimba heiratete Moënga (ua mussokko, d. h. "aus dem Dorf"). Die Mutter Mo~ngas sagte zu Tschimpidimba: "Achte immer auf Moenga. Folge ihr, wenn sie in die Matiti (Steppe, hohes Gras) geht. Beobachte sie, wenn sie in der Menstruationszeit seitwärts in
Laeja ging schnell ins Dorf. Lingeo sah ihn nicht. Beide Laeja waren sich völlig gleich.Lingeo rief: "Vater!" Der Vater antwortete nicht. Lingeo rief nochmals: "Vater!"Laeja antwortete nicht. Lingeo stieg vom Baum herab. Lingeo fand den Vater unter dem Baume tot. Lingeo lief schnell in das Dorf. Er traf den andern Laeja. Er war lebend und gesund und fegte das Dorf. Lingeo lief schnell in den Wald zurück. Da lag Laeja und war gestorben. Lingeo lief schnell in das Dorf. Da sah er Laeja die Wege fegen. Lingeo lief fünf- bis sechsmal hin und her und verglich die beiden Laeja. Endlich blieb er vor dem Laeja im Dorfe stehen und fragte: "Bist du mein Vater?" Laeja sagte: "Du weißt ja alles. Ich bin nicht dein Vater. Dein Vater ist im Walde gestorben." Lingeo lief zu seiner Mutter und sagte: "Im Walde ist mein Vater von Mbafrüchten erschlagen. Der Mann hier hat die gleichen Augen, Mund, Nase, Ohren, Arme, Füße. Ist er mein Vater?" Die Mutter sagte: "Du sagtest: ,Ich weiß alles'. Weißt du dieses nicht?"
6. GESPENSTER
Der Mann und der Musjangi (Bena Mai)Ein Mann traf einen Musjangi (Geist eines Verstorbenen = Mukischi) im Walde. Sie gingen zusammen weiter und stellten gemeinsam einen Wildzaun. Musjangi den seinen auf der einen Seite, der Mann den seinen auf der andern Seite. Am andern Tage sahen sie nach. Der Mann hatte in seinem Teil eine Antilope. Er teilte und gab dem Musjangi eine Keule ab. Am Abend trennten sie sich. Der Musjangi schlief im Busch. Der Mann schlief im Dorfe.
Am andern Tage fanden sie ein Nguffu (Nilpferd) in einer Fallgrube des Musjangi. Musjangi gab dem Manne eine Keule ab. Der Mann war unzufrieden und verlangte mehr. Sie stritten sich. Sie gingen weiter und kamen an einem Ngaschi (Palmbaum) vorüber. Der Mann sagte: "Steig auf und wirf die Ölfrucht herab." Der Musjangi sagte: "Steige du hinauf." Der Mann stieg hinauf, schlug die Spitze ab, und die Spitze schlug herabfallend den Musjangi tot. Der Mann stieg herab und sagte: "Sagte ich nicht, du solltest beiseite gehen? Nun bist du totgeschlagen."
Der Mann nahm die Ölfrucht und steckte sie in seinen Sack. Es kam eine Schildkröte vorbei. Er nahm sie und steckte sie in seinen Sack. Er ging weiter. Es sagte eine Stimme: "Du wirst etwas erleben." Der Mann sah sich um. Er sah niemand. Er ging weiter. Wieder sagte eine Stimme: "Du wirst etwas erleben." Der Mann nahm den Sack und schüttelte alles aus; er tat die Schildkröte heraus. Da kam eine Schlange. Der Mann lief fort. Er ließ alles im Stich. Er hatte alles verloren: Kuffu (Schildkröte), Nguffu, Ölfrucht, Sack.
Die Vierbrüstigen (Bena Mai)Zwei Frauen gingen fischen. Sie hatten reichen Fang. Sie gingen heim. Auf dem Wege trafen sie zwei Baschiangi (Geister Verstorbener, Mehrzahl von Muschiangi). Sie gaben den beiden Baschiangifrauen von ihren Fischen. Die Frauen sagten: "Dreht euch herum." Die Frauen drehten sich herum. Da bekamen sie unversehens hinten auch Brüste.
Die beiden kamen mit ihren vier Brüsten in ihr Dorf. Ihre Männer sahen sie. Die Männer sagten: "Wir wollen nicht mit Frauen mit vier Brüsten leben. Geht in einen andern Teil des Dorfes." Die Frauen gingen; sie wohnten (nun) am andern Ende des Dorfes. Die Männer blieben.
Die beiden Frauen sagten: "Das ist ein schlechtes Leben." Eine alte Frau sagte: "Nehmt zwei Hühner und geht an den Kreuzweg. Da werdet ihr Kakaschi Kakoki treffen." Die beiden Frauen gingen hin. Sie trafen Kakaschi Kakoki. Sie gaben der Alten ihre Hühner. Die Alte sagte: "Tanzt". Die beiden legten die Kleider ab und tanzten. Die Alte schlug sie mehrmals mit Kräutern auf den Rücken. Die Rückenbrüste verschwanden. Die Alte sagte: "Geht in euer Dorf, geht drei Tage nackt; am vierten Tage dürft ihr euch nur mit einer Ziegenhaut bekleiden. Während der vier Tage dürft ihr euch nicht von euren Männern sehen lassen." Die beiden Frauen gingen nach Hause.
Der eine Mann besuchte eine der beiden Frauen am zweiten Tage. Er fragte sie: "Weshalb gehst du nackt?" Die Frau sagte: "Ich gab den beiden Baschiangifrauen von meinen Fischen. Ich bekam zwei Brüste auf dem Rücken. Ich wurde von dir verjagt. Ich ging zu Kakaschi Kakoki. Sie heilte mich und sagte mir, ich solle drei Tage nackt und den vierten Tag in Ziegenhaut gekleidet gehen." Die Frau sagte das. Sogleich schwoll ihr Leib gewaltig an. Sie gebar am gleichen Tage zwei Kinder. Die Kinder starben. Die Mutter starb auch.
Die andere Frau sah ihren Mann während der vier Tage nicht. Sie trug drei Tage nichts. Sie trug am vierten Tage Ziegenfell. Sie war geheilt. Ihr Mann nahm sie wieder zu sich. —
Die Kisefilpandahaut (Bapende)Ein Mann ging mit Pfeil und Bogen auf die Jagd. Er traf eine riesige Antilope. Sie war ähnlich einem Ochsen, aber viel größer. Als er sich dem toten Tiere näherte, sah er, daß ihr Kopf größer war als ein Haus. Er machte sich daran, die Haut abzuziehen. Sie war leicht wie Papier und riesengroß. Er erzählte heimkehrend alles das seinen Kameraden. Die Leute sagten: "Das Tier ist ein Kischipanda (=Mukisch, Geist eines Verstorbenen). Das essen wir nicht." Sie aßen das Tier nicht. Aber alle andern Tiere starben. —
Steppenleute und Waldleute (Baluba; Bena Kalambatam Lubilasclz)Die Bena Mpata (Steppenleute) gingen auf die Jagd. Sie gingen zur Jagd und erlegten zwei Antilopen. An einem andern Tage trafen sie auf dem gleichen Wege Spuren der Bena Ditu (Waldleute). Die Bena Mpata sagten: "Sonst waren die Spuren der Bena Ditu nicht hier. Sie müssen in der Nähe sein." Die Bena Mpata riefen: "Bena Ditu !" Darauf kam ein alter Moena Ditu aus dem Busch. Der Moena Ditu (die Bena Ditu sind Bakischi, Geister von Verstorbenen) sagte: "Wer seid ihr?" Die Bena Mpata sagten: "Wir sind Bena Mpata, die auf der Jagd sind. Wir haben Bidia (Brei) bei uns, den wollen wir dir geben." Der Moena sagte: "Ich bin der Herr von allem Wild. Ich kann euch viel Fleisch geben." Darauf machten sie einen Markt. Die Bena Mpata gaben von ihrem Bidia, der Moena Ditu gab Fleisch. Jeder ging in sein Dorf.
Der Moena Ditu kam zu seinen Leuten und brachte die Bidia. Die Bena Ditu tanzten und sagten: "Sonst hatten wir nur Fleisch, heute haben wir auch Bidia." Die Bena Mpata kamen in ihr Dorf zurück. Die andern Bena Mpata waren sehr froh. Sie sagten: "Nun haben wir viel Fleisch." Die alten Bena Mpata sagten: "Morgen müßt ihr wieder auf den Markt gehen und müßt für Bidia Fleisch kaufen. Seid freundlich zu den Bena Ditu."Die (jungen) Bena Mpata gingen wieder an die Marktstelle und riefen: "Bena Ditu ! Bena Ditu !"Die Bena Ditu kamen nicht gleich. Die Bena Mpata höhnten: "So kommt doch, ihr Bena Ditu. Wir haben euch doch die Bidia gebracht. Vordem wart ihr doch nur Fleischesser !"Die Bena Ditu antworteten: "Geht, wir haben euch genug Fleisch gegeben. Wir brauchen euch nicht." Der alte Moena Ditu rief: "Meine Kinder sind alle bei Fleisch groß und stark geworden. Wir brauchen eure Bidia nicht, wenn ihr höhnt."
Die Bena Mpata kamen in ihr Dorf zurück. Die alten Bena Mpata sagten: "Ihr habt sehr schlecht gehandelt. Auf dem Markte darf man nicht höhnen. Wir werden selbst auf den Markt gehen." Die alten Bena Mpata gingen auf die Marktstelle. Sie riefen die Bena Ditu. Der Moena Ditu kam. Die alten Bena Mpata sagten: "Unsere jungen Leute haben wie junge Leute schlecht gehandelt. Wir Alten wollen die Sache in Ordnung bringen." Der Moena Ditu sagte: "Die Sache ist zu Ende, wir brauchen eure Bidia nicht. Bleibt ihr als Bena Mpata in der Steppe. Wir bleiben als Bena Ditu im Walde. Ihr eßt Bidia, wir essen Fleisch."
Bakischilegende (Bena Lulua; Baqua Dedila gegenüber Luebo)Tschipinda war ein ausgezeichneter Jäger. Er erlegte alle Tage Tschimma (Affen), und er machte Fallen und tötete viel Antilopen. Er hatte einen Sohn, den ließ er stets in dem Dorfe zurück, wenn
er zur Jagd ging. Eines Tages sagte der Sohn zu ihm: "Vater, heute bleibe du einmal im Hause, ich weiß Bescheid; ich will zur Jagd gehen!" Der Vater sagte: "Es ist recht." Der Vater blieb zu Hause.Der Sohn ging zur Jagd. Er ging in den Busch. Er sah viele Affen. Er sah den Affen zu. Er sah den Affen nach. Er schoß nicht. Er sah Antilopen. Er blickte ihnen nach. Aber er schoß nicht. Dann ging er hin und schoß einige Ratten.
Mit den Ratten setzte er sich am Waidrande hin und begann sie aufzubrechen. Er sah aber nicht auf seine Arbeit, er sah zur Seite. Er sagte: "Ich habe jetzt Ratten, die Ratten werde ich im Dorfe verkaufen und ich werde ein Kleid dafür anschaffen. Das Kleid wird schön sein, die Frauen werden zu mir kommen."
Es kam ein Mukischi (Geist eines Verstorbenen) mit einem Kopf aus dem Wald. Der Mukischi sagte: "Gib mir eine Ratte."Der Bursche sagte: "Ich muß mir für die Ratten ein Kleid kaufen." Es kam ein Mukischi mit zwei Köpfen; es kam ein Mukischi mit drei Köpfen; es kam ein Mukischi mit vier Köpfen; es kam ein Mukischi mit fünf Köpfen; es kam ein Mukischi mit sechs Köpfen; es kam ein Mukischi mit sieben Köpfen; es kam ein Mukischi mit acht Köpfen; es kam ein Mukischi mit neun Köpfen; es kam ein Mukischi mit zehn Köpfen; sie wollten Ratten. Der Bursche gab nichts. Der Bursche sagte: "Ich muß mir für die Ratten ein Kleid kaufen."
Es kam ein Mukischi mit 100 Köpfen. Der Mukischi sagte: "Gib mir deine Ratten." Der Bursche nahm alle seine Ratten und gab sie dem Mukischi mit den 100 Köpfen. Der Mukischi mit den ioo Köpfen sagte zu dem Burschen: "Mach deinen Mund auf!" Der Bursche machte seinen Mund auf. Der Mukischi ergriff seine Zunge und riß sie heraus. Der Bursche lief von dannen. Er lief bis er in das Haus seines Vaters kam. Da fiel er hin und starb.
Der Mann und der Musclziang(Bena Lulua; Bena Bumba am Iffika-Pindu)
Mulumi a Muschiang (ein Muschiang, d. i. bei den Bena Lulua das gleiche, was bei den Baluba ein Mukische ist, nämlich ein Gespenst, in diesem Falle ein männliches) hatte in seinem Dorfe viele Ngaschipalmen. Er aß kein Palmöl. Er sagte zu seiner Frau und seinen Kindern: "Wir essen kein Palmöl."
Mulu ma Mpata (ein Mann der Ebene, also ein Wanderer) kam. Er sah die Ngaschi und sagte: "Weshalb eßt ihr kein Palmöl ?" Mulumi a muschiang sagte: "Ich verstehe nicht sie umzuschlagen." Mulu ma Mpata sagte: "Ich werde sie euch abschlagen." Er ging an eine kleine Ngaschi und schlug mit der Axt. Er legte dann Mulumi a muschiang seinen Haisring um den Hals und stieg auf den Baum. Er hieb mit der Axt ein Blatt ab und warf es hinunter. Er hieb mit
der Axt noch ein Blatt ab und warf es hinunter. Er hieb mit der Axt ein drittes Blatt ab und warf es hinunter.Mulumi a muschiang sang: "Baum wachse groß."
Die Ngaschi wuchs hoch und immer höher bis zum Himmel empor.
Mulu ma Mpata sang: "Halsring, schließe fest zu Gurgel."
Mulumi a muschiang hatte den Halsring um. Der schloß sich fest um seine Gurgel. Mulumi a muschiang starb fast. Mulumi a muschiang sang: "Baum sinke zur Erde."Multi ma Mpata sang: "Halsring laß locker."
Der Baum sank. Er wurde kleiner und kleiner. Mulu ma Mpata kam zur Erde herab. Er ging zu Mulumi a muschiang und nahm ihm den Haisring ab. Mulu ma Mpata nahm sein Bündel. Er ging weiter. Mulumi a muschiang blieb im Dorfe.
Der Abenteuerlustige (Bena Lulua; Baqua Nputu; Luehlagebiet)Tschi~bondai (ein Mann), machte alle Tage Mapanda-Palmwein. Tschi~bondai sang: "Warum erlebe ich nie etwas?" Er sang alle Tage: "Warum erlebe ich nie etwas?" Er sang das immer. Er kam eines Tages an seine Mapandabäume, da war ein Toter, der machte Malafu (Palmwein).
Er lief ins Dorf und erzählte den andern: "Auf meinem Mapandabaum ist ein Gestorbener, der macht Malafu!" Die andern sagten: "Das ist deine Sache. Warum hast du das immer gesungen?!" Da ging Tschi~bondai, hin und erhängte sich an einem Palmbaum.
Der Mukische (Baluba; Baqua Mpata; Dorf Kalalakumbe am Lubi)Mukopakanj (ein Mann, der im Schweiße seines Angesichts Ziegen hütet) verlor eine Ziege. Kossamatete (ein Mann, der Rohr für Matten schneidet) ging im Walde spazieren. Er traf einen Mukische (Geist eines Verstorbenen). Der Mukische hatte Mukopakanjs Ziege gestohlen. Er schenkte Kossamatete das Fell und den Kopf. Kossamatete aß den Kopf und hängte das Fell zum Trocknen in die Sonne.
Mukopakanj sah das Fell hängen und sagte zu Kossamatete : "Wo hast du das Fell her?" Kossamatete sagte: "Ich ging im Walde spazieren. Ich traf einen Mukische, der schenkte mir die Decke und den Kopf. Den Kopf habe ich gegessen. Die Decke habe ich in die Sonne zum Trocknen gehängt."Mukopakanj sagte: "Du lügst, du hast die Ziege selbst gestohlen." Kossamatete sagte: "Geh in den Busch und sprich selbst mit den Mukische. Wir wollen zusammen jeder mit zehn Mann in den Wald gehen. Wir wollen sehen, ob wir nicht den Mukische treffen können, der mir das Fell und den Kopf gab." Mukopakanj sagte: "Wir wollen gehen."
Sie gingen mit je zehn Mann in den Busch. Mukische hatte eine Wache, die Nkuffu (Schildkröte), aufgestellt. Sie fragten die Nkuffu,
wo der Mukische sei. Nkuffu sagte: "Was wollt ihr?" Kossamatete sagte: "Mukopakanj ist eine Ziege gestohlen worden. Mukische hat mir einen Kopf und ein Fell gegeben. Den Kopf habe ich gegessen, das Fell habe ich in die Sonne gehängt zum Trocknen. Mukopakanj sagt: ,Das ist das Fell meiner Ziege. Du hast meine Ziege gestohlen'." Nkuffu sagte: "Ihr könnt gehen, da ist der Mukische."Mukische war ein großer Mann. Er war vollständig mit Ziegenfellen bekleidet. Um die Hüften standen die Ziegenfelle weit ab. Auf jeder Seite waren vier Mann, die hielten die Ziegenfelle. Mukische fragte: "Was wollt ihr ?" Kossamatete sagte: "Mukopakanj isteine Ziege gestohlen worden. Du hast mir einen Kopf und ein Fell gegeben. Den Kopf habe ich gegessen, das Fell habe ich in die Sonne gehängt. Mukopakanj sagt: ,Du hast meine Ziege gestohlen. Das ist das Fell meiner Ziege'."
Mukische verschluckte Mukopakanj und seine Leute. Kossamatete kehrte in das Dorf zurück.
Ngemadipanda (Bena Lulua; Baqua Tscizila)Ngemadipanda (ein Mensch) ging hin, um Malafu (Palmwein) zu holen. Er traf auf einen Weg, den er nicht kannte. Er sagte: "Hier ging ein Tier'' (soviel wie: "Hier ist ein Tierwechsel"). Ein kleiner Vogel flog über ihn. Der kleine Vogel sagte: "Das ist nicht der Weg eines Vogels, das ist nicht der Weg eines Tieres, das ist der Weg eines Mannes, der schon lange gestorben ist. Es ist der Weg von Mukische Mujangi!" Der Mann nahm einen Stock und warf nach dem Vogel. Der Vogel flog auf einen andern Baum und sagte: "Das ist nicht der Weg eines Vogels, das ist nicht der Weg eines Tieres, das ist der Weg eines Mannes, der schon lange gestorben ist. Das ist der Weg von Mukische Mujangi!" Der Mann nahm einen Stock und warf nach dem Vogel. Der Vogel flog von dannen.
Ngemadipanda machte (nach der Geste des Erzählers) aus einem gebogenen Stock eine Falle. Er stellte die Falle. Am andern Morgen sah er nach, wer in der Falle sei. Er fand Mukische Mujangi mit einem Bein in der Falle. Ngemadipanda erschrak sehr. Ngemadipanda wollte Mukische Mujangi befreien. Er griff mit der (einen) Hand zu. Er blieb hängen. Er griff mit der (andern) Hand zu. Er blieb hängen. Er kam mit dem (einen) Fuß daran. Er blieb hängen. Er kam mit dem (andern) Fuß daran, er blieb hängen. Er war fest.
Der kleine Vogel flog über Ngemadipanda. Der kleine Vogel sprach: "Ich sagte dir: ,Das ist nicht der Weg eines Vogels, das ist nicht der Weg eines Tieres, das ist der Weg eines Mannes, der längst gestorben ist. Er ist der Weg von Mukische Mujangi'."
Der (gebogene) Stock schnellte empor. Mukische Mujangi und Ngemadipanda flogen empor. Ngemadipanda war tot. Kuschika
Mukischillegende (Bena Lulua; Bena Kosclzi)Banse (ein Mann) sammelte Tschillundu (die Erde, aus der die fliegenden Termiten aufsteigen). Alle Leute sammelten Tschillundu. Banse machte seine Tschillundu zurecht und ging nach Hause. Nachts ging er hin, um die Tschillundu zu fangen. Er ging den Weg. Banse sagte: "Über Tag war der Weg in Ordnung. Nun sind viele Blätter und Kräuter darauf gestreut." Banse ging seines Weges und sah Feuer bei seinem Tschillundu. Banse rief: "Wer hat Feuer an meinem Tschillundu gemacht ?" Der Mukischi (der Erzähler setzt als selbstverständlich voraus, daß der Zuhörer weiß, hier könne es sich nur um einen Mukischi, Geist eines Verstorbenen, handeln) sagte: "Meine bobobo !"(Ich bin sehr stark.) Banse antwortete: "Ich bin auch sehr stark." Es saß jeder auf einer Seite des Tschillundu. Jeder machte ein Loch auf seiner Seite. Der Mukischi hob einen Feuerscheit, um in sein Loch zu sehen. Banse sagte: "Was siehst du da?" Mukischi sagte: "Ich bin stark." Banse hob einen Feuerscheit, um in sein Loch zu sehen. Mukischi sagte: "Was machst du da?" Banse sagte: "Ich bin stark." Die Tschillundu begannen zu steigen. Banse und der Mukischi packten sich. Sie schlugen sich. Inzwischen flogen alle Tschillundu gen Himmel. Mukischi ging in den Wald. Banse ging in sein Dorf. Seine Frau sagte: "Alle Leute haben so viel Tschillundu und du hast gar nichts!" Banse sagte: "Was soll ich machen? Soll ich vielleicht in die Erde kriechen? Ich habe keine Tschillundu gesehen !"
In der andern Nacht ging Banse aus. (Die ganze Geschichte wird wörtlich wiederholt.) Er war erfolglos.
In der dritten Nacht ging Banse aus. Er traf im Walde Kakaschi Kakullu. Kakaschi Kakullu sagte: "Du mußt auf das ,Meine bobobo' des Mukischi antworten: ,Meine teketääää!' (Ich bin schwach!)" Banse sagte: "Es ist gut." Banse ging seines Weges und sah Feuer bei seinem Tschillundu. Banse rief: "Wer hat Feuer an meinem Tschillundu gemacht ?"Der Mukischi sagte: "Meine bobobo !"Banse antwortete: "Meine teketääää !"Jeder saß auf einer Seite des Tschillundu. Jeder machte ein Loch auf einer Seite. Der Mukischi hob einen Feuerscheit, um in sein Loch zu sehen. Banse sagte: "Was machst du da?" Mukischi sagte: "Ich bin stark." Banse hob einen Feuerscheit, um in sein Loch zu sehen. Mukischi sagte: "Was machst du da?" Banse sagte: "Ich bin schwach." Mukischi nahm einen Sack und füllte ihn. Banse nahm seinen Sack und füllte ihn reichlich. Mukischi ging in den Wald. Banse ging in sein Dorf.
In der vierten Nacht ging Banse aus. Er ging seines Weges und sah Feuer bei seinem Tschillundu. (Es erging ihm nun wie in der dritten Nacht.)
Mukischi nahm seinen Sack und füllte ihn reichlich. Banse nahm seinen Sack und füllte ihn reichlich. Mukischi sagte: "Von alledem sage nichts den Leuten deines Dorfes. Von alledem sage nichts deiner Frau."
Am (nächsten) Tage waren alle Freunde und Kameraden Banses zusammen. Er sagte: "Trefft ihr nachts Bakischi (Mehrzahl von Mukischi) im Walde?" Die Kameraden sagten: "Nein". Banse sagte: "Ich habe zwei Tage mit dem Mukischi gekämpft und kein Tschillundu gehabt. Ich war zwei Tage in Frieden mit ihm und habe sehr viel Tschillundu gehabt." (Er erzählt nun die ganze Geschichte.)
Aus Banses Magen klang (sowie er fertig mit Erzählen war) eine Hundeglocke. Die Kameraden sagten zu Banse: "Geh hin und her!" Banse tat es. Es klapperte. Die Kameraden fragten Banse: "Was hat der Mukischi zuletzt gesagt?" Banse sagte: "Mukischi sagte: ,Von alledem sage nichts den Leuten in deinem Dorfe!" Die Kameraden sagten: "Das kommt daher!"
In der fünften Nacht traf Banse den Mukischi. Der Mukischi sagte: "Ich bin stark." Banse sagte: "Ich bin schwach !" Mukische sagte: "Nein, du bist nicht schwach. Du hast ein starkes Geräusch im Leibe." Banse sagte: "Ich bin schwach." Mukischi sagte: "Wenn du es mir bezahist, so will ich das Geräusch (die Hundeklapper im Bauche) wieder nehmen." Banse sagte: "Ich will gern bezahlen. Banse ging in sein Dorf und nahm weiße Hühner. Er gab die Hühner dem Mukischi. Der Mukischi sagte: "Geh hin und her." Banse ging hin und her. Das Geräusch war zu Ende. Banse brachte viel Tschillundu heim: mingi, mingi, mingi, mingi! (Viel, viel, viel, viel.)
Ngema und der Mukisdze(Bena Lulua; Bena Mbumba, am kleinen Pindu)
Ngema zapfte alle Tage Malafu (Palmwein). Eines Tages fand er am Zapfplatz (im Busch) keinen Malafu. Am andern Tage fand er am Zapfplatz keinen Malafu. Am dritten Tage fand er am Zapfplatz keinen Malafu. Alle Tage fand er am Zapfplatz keinen Malafu. Er konnte keinen Menschen entdecken, der den Malafu stahl.
Eines Tages fand er (aber) am Zapfplatz einen Mukische (Geist eines Verstorbenen). Der Mukische sagte: "Wir wollen Kameraden sein."Ngema fand an diesem Tage viel Malafu. Er füllte ihn auf seine Kalebassen und gab ihn dem Mukische. Der Mukische sagte: "Ich brauche von allem: "Ziegen, Hühner, Enten, Eier. Bring mir von allem zu essen."Ngema ging heim.
Ngema brachte (am andern Tage) dem Mukische Ziege, Huhn, Ente und Eier. Der Mukische sagte: "Es ist gut." Der Mukische gab Ngema fünf Tiere: Ngulungwe (Antilope), Ntundu (Antilope), Gulube (Schwein), Kassumbi (Schwein), Gabuluku (Zwergantilope).
Der Mukische sagte zu Ngema: "Sage den Leuten nicht, daß du die Tiere von mir empfangen hast. Sage den Leuten: ,Ich habe die Tiere im Busch am Lupangu gefangen'." Ngema ging in sein Dorf.Ngema kam mit den fünf Tieren in sein Dorf. Die Leute sagten: "Ngema, wo hast du die fünf Tiere her?" Ngema sagte: "Ich habe mit einem Mukische Freundschaft geschlossen. Ich brachte ihm Ziege, Huhn, Ente und Eier. Er gab mir Ngulungwe, Ntundu, Gulube, Kassumbi und Gabuluku."
Ngema kam am andern Tage wieder an den Zapfplatz im Busch. Der Mukische sagte: "Ich habe dir gesagt, daß du im Dorfe sagen sollst, du hast die Tiere so gefangen. Du solltest nicht sagen, daß du sie von mir hast. Du hast es doch gesagt. Nun sollst du an dieser Stelle im Busch bleiben.
Der Mukische schlug Ngema den Kopf ab. Ngema blieb tot im Busch.
Der Tote und der Lebende (Bena Lulua; Baqua Dedila, gegenüber Luebo)Ein Muschiangi (Verstorbener) machte einen Wildzaun. Er fing eine Antilope. Er ging in ein Dorf und machte mit einem Menschen Freundschaft. Er sagte zu ihm: "Mache du deinen Luschadi (Wildfangzaun) auf der einen Seite des Waldes, ich werde den meinen auf der andern Seite des Waldes machen." Der Mensch sagte: "Es ist gut." Der Mensch machte seinen Wildzaun.
Sie gingen in den Wald. Im Fangzaun des Menschen war nichts. Im Wildzaun des Muschiangi war viel Beute. Der Mann legte seine Hand auf eine Antilope und sagte: "Ich nehme." Er nahm die Antilope mit nach Hause. Am andern Tage geschah es ebenso. Am dritten Tage geschah es ebenso.
Am vierten Tage gingen sie in den Wald. Der Mensch sagte: "Hier ist ein Baum mit Kautschukfrüchten; ich werde hinaufsteigen."Der Mann stieg hinauf. Als er wieder herunter kam und nahe der Erde war, hielt der Muschiangi ihm ein Bein fest. Er sagte: "Ich nehme." Er nahm sein Messer heraus und schnitt dem Menschen das Bein ab.
Der Muschiangi ließ den Menschen unter dem Baume liegen. Er nahm das Bein und ging in das Dorf der Menschen. Er ging in die Hütte des Mannes. Dessen Frau und kleine Kinder waren in dem Hause. Er gab das Bein der Frau und sagte: "Das ist gutes Essen für dich und deine Kinder." Die Frau nahm es, sie machte Essen. Sie wußte nicht, wessen Fleisch es war. Der Muschiangi ging wieder in den Wald. Die Frau und ihre kleinen Kinder speisten vom Beine des Vaters.
Ein kleiner Sohn des Mannes ging in den Wald und aß von einem Stückchen des Fleisches. Auf einem Baume saß ein Longonjonja
(Chamäleon). Das sagte: "Du ißt deinen Vater!" Ein älterer Sohn des Mannes ging vorbei. Er hörte das Longonjonja singen: "Du ißt deinen Vater! Du ißt deinen Vater !" Er sah seinen jüngeren Bruder essen. Er fragte ihn: "Was ißt du ?" Der jüngere Bruder sagte: "Das brachte ein Freund des Vaters."Der ältere Bruder sagte: "Der Vater ist im Walde." Der jüngere sagte: "Der Vater ist in den Wald gegangen."Der ältere Bruder ging in den Wald. Er hörte unter einem Baume stöhnen. Er ging hin. Der Vater lag dort. Der Sohn sagte: "Ich helfe dir nicht, denn du hast mir nie von deinen Antilopen zu essen gegeben. Ich will aber deine Frau rufen." Er ging und holte die Frau des Mannes.
Die Bikudi (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu)Ein Mann, der keinen Bruder und keinen Freund hatte, ging in den Wald. Er wollte Holz zum Bau seines Hauses schlagen. Er schlug einen starken Baum und einen dünneren, dann ging er heim. Als er wieder in den Wald kam, waren acht Bäume (anstatt zwei) geschlagen. Der Mann sagte: "Ich habe doch nur zwei Bäume geschlagen ?" Er schlug wieder zwei Bäume. Als er wieder in den Wald kam, fand er sechzehn Bäume geschlagen. Endlich war alles Holz geschlagen. Er hatte aber das wenigste davon selbst geschafft.
Der Mann begann nun eine Seite des Hauses zu bauen. Als er am anderen Tage an die Stelle kam, war das ganze Haus fertig. Der Mann sagte: "Ich habe doch weder Vater, noch Freunde, noch Brüder ?" Er begann ein anderes Haus zu bauen. Am andern Tage war es vollendet. Er fragte die Leute im Dorfe. "Wer hilft mir bauen ?" Kein Mensch konnte ihm Auskunft geben. Sein ganzes Gehöft ward so erbaut.
Der Mann verbot seiner Frau, Strohhalme aus dem Dache zu ziehen (zum Feuermachen). Er machte ein Tschitidi (Bett). Er ging aus dem Hause. Als er wieder in das Haus kam, waren zwei Tschitidi da. In dem Hause hatte er einen Tschissassa (Zwischenboden) gemacht. Er sagte zu seiner Frau: "In den Betten da unten schlafe ich nicht. Ich schlafe auf dem Tschissassa." Der Mann stieg mit seiner Frau zum Schlafen auf den Tschissassa.
In der Nacht sah er, wie zwei Bikudi in das Haus traten (Tschikudi Verstorbene). Die Haare der beiden waren so lang, daß sie bis zum Zwischenboden hinaufreichten. Der eine Tschikudi legte sich unten auf das Tschitidi, der andere stieg auf den Tschissassa hinauf. Der Mann flüsterte seiner Frau zu: "Rede nicht." Die beiden Bikudi lagen da und schliefen. Der Mannband die Haare des auf dem Tschissassa Liegenden an die Gerüstpfähle und Latten des Daches fest, einen Haarstrang nach dem andern. Dann stiegen sie beide leise
vom Zwischenboden hinab und banden auch die Haarsträhne des andern an die Dachbalken.Beide gingen nun aus dem Hause. Die Frau lief gleich in ein anderes Haus und versteckte sich; der Mann rannte aber in das Dorf und schrie: "Bikudi! Bikudi !" Die beiden Bikudi wachten auf. Sie wollten fortspringen und sahen nun, daß sie festgebunden waren. Sie rissen sich in großer Wut los. Die Haare und die Haut des Kopfes riß ab. Dann stürzten die Bikudi heraus und hinter dem Manne her. Der Mann schrie: "Bikudi! Bikudi !" Der Mann sah die Bikudi kommen. Er wollte sich schnell in ein Haus flüchten. Alle Leute hielten aber aus Furcht vor den Bikudi die Häuser zu. Er jagte umher. Endlich wollte er in das Haus, in dem seine Frau war. Er schlüpfte hinein, aber ein Tschikudi kratzte ihm just noch über das Rückenende.
Am andern Tage wuchs dem Manne an der Stelle, wo der Tschikudi gekratzt hatte, ein Strohbündel heraus. Das Strohbündel wuchs mächtig. Der Mann litt sehr an großen Schmerzen. Nach einigen Tagen starb er.
Wurnbigeschichte (Bapende)Die Frau Tschinabongombe hatte Zwillingssöhne. Moella war Jäger, Mo~ndella Fischer. Moendella ging gewöhnlich abends zum Fischen aus. So stieg er auch eines Abends in die Pirogue um hinauszufahren. Ein anderer Mann kam und sagte: "Ich will dir helfen." Moöndella glaubte es sei Mo~lla, sein Bruder, und nahm ihn mit. Er sah nicht, daß es ein Wumbi (= Mukische, Geist eines Verstorbenen) war. Der Wumbi (oder Mwumbi) setzte sich so hin, daß Moendella ihm nicht ins Gesicht sehen konnte.
Sie fuhren ein wenig stromauf. An einer Hütte begannen sie zu essen. Mo~ndella reichte seinem Kameraden Essen hin. Der Kamerad saß mit abgewandtem Gesicht da und warf alle ihm gereichten Brocken ins Wasser. Er sagte: "Eile dich mit Essen. Die Fische springen schon." Sie stießen wieder vom Ufer ab, fuhren aufs Wasser hinaus und warfen die Netze aus. Sie fuhren ans andere Ufer, zündeten ein Feuer an und legten sich schlafen. Moendella sagte zu sich: "Es ist merkwürdig, daß der andere mir immer den Rücken zuwendet. Er ist nicht Moëlla. Ich muß das sehen." Moëndella nahm einen brennenden Scheit und leuchtete dem Kameraden ins Gesicht. Er sah, daß es ein Wumbi war. Er packte schnell seine Fische zusammen, stieg ins Boot und fuhr ab. Als er am andern Ufer angekommen war, rief er: "Ich dachte, du wärst ein Mensch; jetzt weiß ich, daß du ein Wumbi bist." Wumbi wachte auf. Er hörte das. Er nahm einige Muscheln auf und kam hinter Mo~ndella her.
Mo~ndella lief auf sein Haus zu. Er wollte hinein. Seine Frau hatte
aber von innen geschlossen. Er konnte nicht öffnen. Wumbi kam. Mo~ndella lief fort um das Haus herum. Wumbi nahm eine Muschel und warf sie auf Mo~ndella, sie blieb Mo~ndella im Kreuz sitzen. Mo~ndella starb an der Muschel. Er ward ein Wumbi. Der andere Wumbi traf ihn und sagte: "Siehst du, erst bist du mir fortgelaufen, und jetzt bist du selbst ein Wumbi."Eine Wumbifrau (Bapende)Die Frau Kajong arbeitete immer eifrig in ihrem Felde. Wenn sie aber morgens an ihr Feld kam, fand sie es wieder vollkommen mit Gras überwachsen. Das war jeden Morgen so. Sie sagte es ihrem Manne Sambi. Sambi sagte: "Ich werde heute mit dir gehen." Sie gingen also auf das Feld. Die Frau arbeitete den ganzen Tag. Abends versteckten sie sich am Rande des Busches. Um Mitternacht kam ein Mann. Der Mann war beladen mit Gras. Sambi ging auf ihn zu. Sambi sagte: "Weshalb tust du dies immer?" Der Mann lief von dannen. Sambi lief ihm nach. Der Mann lief weiter und weiter. Sambi lief ihm immer nach. Am Morgen sagte Sambi: "Ich weiß nicht, wo ich bin, ich will zurückkehren."
Sambi sah sich um; er sah ein kleines Haus. Sambi ging auf das Haus zu. In dem Hause war eine Wumbifrau. Sambi fand in dem Hause die Frau mit einem ungeheuren Kopf. Die Wumbi sagte: "Es ist gut, daß du kommst. Nun habe ich einen Mann. Ich werde dir auch Essen kochen." Es war kein Essen da. Die Frau stellte einen Topf hin. Sie neigte ihren Kopf weit vorn über und drückte ihren Kopf. Da floß oben Wasser aus dem Kopfe. Die Frau kochte Essen mit dem Wasser. Sie gab Sambi ein Stück nach dem andern. Er führte jeden Bissen mit der einen Hand zum Mund, mit der andern nahm er ihn fort und warf ihn hinter sich. So machte er es drei Tage lang.
Am vierten Tage ging die Wumbi fort. Sie sagte: "Bleibe hier, ich gehe um Fleisch zu holen." Die Frau ging. Sambi sah sich im Hause um. Er fand einen Sack. In dem Sack befanden sich zwei lange, lange Federn. Er nahm die beiden Federn und floh. Er kam in den Wald und stieg auf einen hohen Baum. Die Wumbi kam nach Hause. Sie sah, daß ihr Mann entflohen war. Sie rief alle ihre Brüder und Verwandten zusammen. Die Wumbi eilten alle hinter Sambi her. Sie kamen an den Baum, auf dem Sambi saß. Sie begannen den Baum umzuhacken. Der Baum begann zu sinken. Sambi nahm die beiden langen Federn der Wumbi und schwang sie wie Flügel. Er flog auf einen andern Baum. Auch den begannen die Wumbi umzuschlagen. Er flog weiter. So flog er weiter und weiter, bis er an sein Dorf kam.
Er kam in sein Dorf. Alle Leute waren sehr erstaunt. Seine Frau sagte: "Wir haben dich schon für tot gehalten." Die Frau machte Essen. Er aß. Er begann zu erzählen. Da starb er.
Loanschia (Bassonge; Bena Tschibeschi, Lupungu)Viele Loanschia (Heuschrecken) fielen über das Land her, und Männer, Frauen und Kinder zogen aus, sammelten und brachten Heuschrecken ins Dorf. Eine Frau sagte: "Alle Mädchen des Dorfes sind zurückgekommen. Nur meine Tochter ist noch nicht zurückgekommen." Die Tochter kam nicht. Sie kam nicht. Die Mutter wartete. Die Tochter war mit den weiter gezogenen Loanschia gegangen. Sie war weit fort.
Die Mutter sagte: "Ich gehe meiner Tochter nach." Die Mutter ging. Sie ging einen Monat weit. Dann konnte sie nicht mehr weiter gehen. Sie sagte: "Ich habe meine Tochter verloren und werde hier sterben." Sie hörte eine Stimme, die sagte: "Sieh das Haus." Sie hörte die Stimme, sie sah niemand. Sie wandte sich um und sah vier Häuser zur rechten und vier Häuser zur linken Hand. Sie sah in der Mitte ein Haus. Die Stimme sagte: "Geh in die Häuser, da wirst du deine Tochter finden."
Die Frau ging von einem Hause zum andern. In einem Hause sah sie lauter Köpfe der Heuschrecken, im andern lauter Beine, im andern lauter Bäuche, im andern lauter Kot, im andern lauter Leiber der Loanschia. Sie kam in das letzte Haus. Die Stimme Mwilles sagte: "Sieh nach oben." Oben im Dache zog ein Mattenpaket vorbei. Es war wie eine zur Bestattung vorbereitete Leiche. Mwille fragte: "Kennst du das?" Die Frau sagte: "Das ist eine Leiche." Mwille sagte: "Ja, es ist eine Leiche. Ich kann die Matte auch abziehen." Oben zog ein zweites Mattenpaket vorbei. Mwille hielt es an und zog die Matte fort. Die Frau sah die Leiche einer in ihrem Dorfe kürzlich verstorbenen Frau.
Mwille sagte: "Geh in jenes Haus, aus dem sie kommen." Die Frau ging in das anschließende Haus hinüber. Sie ging hinein, sie fand ihre Tochter. Sie ging mit ihrer Tochter heim.
Im Lande der Verstorbenen (Bassonge; Bena Tsclzibeschi, Lupungu)Kapompo und Kakutschi, zwei Männer, machten keine Feldarbeit. Wenn die andern Leute ihre Äcker bestellten und nicht daheim waren, gingen sie hin und stahlen. Kapompo aß immer nur die eine Hälfte der gestohlenen Bohnen, des Mais, Maniok usw. auf und die andere Hälfte versteckte er in einem hohlen Baum, der im Walde stand. Dort hob er sie auf. Kakutschi aß aber alles Gestohlene stets sogleich auf. Kakutschi sagte: "Ach, es sind ja so viele Äcker. Wenn ein Acker abgegessen ist, kommt ein anderer an die Reihe." Als die Regenzeit vorüber war, ernteten die Leute alles und füllten es in die Speicher und Heuböden. Kapompo aß nun von seinen Vorräten im Baumloch. Er hatte viele Früchte. Kakutschi hatte aber nichts mehr
zu essen. Es stand nur auf einem Felde noch Mais. Kakutschi ging zu dem Felde um zu stehlen. Die Leute packten ihn. Kakutschi aber hatte ein Munjinga (Armring mit Zaubermittel aus Varanushaut). Er verwandelte sich in Kräuter, wartete bis seine Verfolger fort waren und ging dann nach Hause.Die Leute der Maisfelder gingen zum Häuptling Ja Nkolle moana na Fidi Mukullu und sagten: "Wir haben Kakutschi beim Maisstehlen überrascht." Der Häuptling sagte: "Wo ist er?" Die Leute sagten: "Er ist im Gras entflohen." Der Häuptling sagte: "Das ist nicht wahr." Ein anderes Mal stahl Kakutschi ein Huhn. Ein Knabe sah es. Kakutschi versteckte dann das Huhn unter seinem Bett und deckte es mit Erde zu. Die Leute suchten das Huhn im ganzen Dorfe, in allen Speichern, in allen Häusern. Sie fanden das Huhn nicht. Der Knabe sagte: "Ich habe gesehen, wie Kakutschi das Huhn stahl."
Die Leute wiesen Kakutschi aus dem Dorfe.
Kakutschi ging in den Wald. Es rief jemand: "Komm !"Er lief zu der Stelle und sah nichts. Er sah niemand. Neben ihm sagte jemand: "Komm!" Er sah einen großen Baum, den er vordem dort nicht sah. Der Baum lag quer über den Weg. Die Stimme sagte: "Geh in dies Baumloch hier." Kakutschi sagte: "Hier soll ich hineingehen?" Die Stimme sagte: "Ja". Kakutschi ging hinein. Er sah da ein großes, großes Dorf. Es waren darin lauter Leute, die vor langer Zeit gestorben waren. Kakutschi sah seine Mutter, seinen Sohn, seinen Bruder. Alle waren ganz, ganz klein. Ihre Haare reichten bis auf die Schultern. Die Füße standen verkehrt, nämlich mit den Hacken nach vorn und mit den Zehen nach hinten.
Die Mutter sagte: "Ich muß dich verstecken, denn die Leute hier lieben die Lebenden nicht." Die Mutter versteckte ihn. Sie brachte ihm Tschijangalla (Mistkäfer). Er aß nicht. Sie brachte ihm Regenwürmer. Er aß nicht. Die Mutter sagte: "Das ist alles, was man hier ißt. Etwas anderes essen die Leute hier nicht." Die Nacht kam. Die Mutter versteckte Kakutschi auf der Erde unter der Matte. Der Vater Kakutschis kam. Kakutschi sah, daß sein Vater verkehrte Füße hatte, daß er ganz lange Haare hatte, daß er ganz klein war. Der Vater setzte sich auf die Matte, gerade auf Kakutschis Hals. Kakutschi starb fast. Der Vater stand nicht auf. Die Mutter sagte leise: "Schrei ja nicht, sonst töten sie dich." —Nach einiger Zeit ging der Vater hinaus. Die Mutter setzte Kakutschi schnell in einen Korb auf den Zwischenboden. Sie sagte: "Weine ja nicht!"
Der Vater kam zurück. Er schürte das Feuer an. Der Rauch stieg Kakutschi in die Augen. Kakutschi hielt es endlich nicht mehr aus und jammerte: "Ach, ich halte es nicht mehr aus, ich sterbe! Ach, ich halte es nicht mehr aus, ich sterbe. Ach, ich halte es nicht mehr aus, ich sterbe !" Der Vater sagte zur Mutter: "Was hast du da versteckt?"
Der Vater rief Leute herbei. Die Leute stiegen auf den Zwischenboden. Sie fanden Kakutschi. Kakutschi kam herunter. Der Vater sagte: "Wer hat dich da versteckt?" Kakutschi sagte: "Meine Mutter hat mich hier versteckt." Der Vater rief alle Leute zusammen. Alle, alle Leute kamen. Alle waren ganz klein, alle hatten lange Haare, die bis auf die Schulter fielen. Allen standen die Füße verkehrt herum, nämlich mit den Zehen nach hinten und mit den Hacken nach vorn. Die Leute packten Kakutschi und töteten ihn. Dann sagten die Leute zur Mutter: "Geh, du gehörst nicht hier her." Sie verjagten die Mutter.Die Mutter ging. Sie traf auf dem Wege nach ihrem alten Dorfe zwei Frauen. Die Mutter fragte: "Habt ihr nicht mein Kind Kitenga gesehen ?" Die Frauen liefen in großer Angst von dannen und riefen Kitenga. Sie sagten: "Am Wege sitzt eine alte kleine Frau mit verkehrten Füßen und langen Haaren und sagt, sie wäre deine Mutter." Kitenga ging hin. Kitenga sah sie und hatte große Furcht. Kitenga sagte: "Das ist meine Mutter nicht." Kitenga lief von dannen.
Es kam ein großer, großer Regen, der spülte alles fort, Hütten, Bananen und Äcker. Und als die Mutter Kakutschis an die Stelle des Dorfes kam, war es verschwunden.
Wanderung ins Totenland (Bassonge; Bena Kalebue-Lupungu)Tschibamba lag im Sterben. Da gab er seinem jüngeren Bruder Kassongo sein Messer und sagte: "Das soll dein sein."Tschibamba starb. Kassongo begrub ihn. Er ließ (aus Versehen) sein Messer in die Grube fallen. Im Dorfe sagte er zu seinen Leuten: "Wo ist mein Messer? Wer hat mein Messer gestohlen?" Die Leute sagten: "Wir haben dein Messer nicht gestohlen. Es wird in die Grube gefallen sein." Kassongo sagte: "Gut, dann gehe ich hin und grabe das Messer wieder aus." Kassongo ging hin und begann zu graben. Er grub aber (aus Versehen) nicht die Erde des Grabes Tschibambas auf, sondern die Erde daneben. Er kam auf einen großen Weg.
Er stieg hinab und ging den Weg entlang. Er kam zu Tata Mukullu (ein Mann, "der längst verstorben ist"). Tata Mukullu sagte: "Bist du Kassongo ?" Kassongo sagte: "Ich bin Kassongo !" Tata Mukullu sagte: "Dein Bruder Tschibamba ist vor kurzem diesen Weg hier gekommen. Er hat mir dies Messer für dich gegeben." Tata Mukullu gab Kassongo das Messer. Kassongo nahm das Messer und sagte: "Ich bin jetzt auf diesem Wege; ich will jetzt hier weiter gehen und sehen, wohin er führt." Kassongo ging an Tata Mukullu vorüber den Gang weiter. Kassongo kam endlich zu Mwille. Mwille sagte: "Was willst du?"Kassongo sagte: "Ich hatte das Messer, das mir mein Bruder Tschibamba gegeben hatte, in dessen Grab fallen lassen und bin herabgestiegen, um es zu holen. Tata Mukullu hat
mir das Messer gegeben. Mwille sagte: "Geh zurück, ich habe dich nicht gerufen. Nimm diese Lupembe (weiße Farbe) und iß Lupembe in Zukunft. So wie du eine andere Speise genießt, oder sowie du sagst, wo du warst, so mußt du sterben." Kassongo ging zurück.Kassongo ging zurück. Im Dorfe aß er Lupembe. Seine Frau fragte: "Weshalb ißt du nicht die Speisen, die ich dir mache?" Kassongo sagte nichts. Eines Tages war die Lupembe ganz verzehrt. Kassongo aß die Speise seiner Frau. Er starb.
Wanderung ins Totenland (Bassonge; Zappu Zapp)Eine Frau gebar fünf Knaben. Drei Knaben starben. Es waren noch zwei am Leben. Sie wurden größer. Sie liebten einander sehr. Es starb noch einer. Der letzte Jüngling sagte: "Alle meine Geschwister sind gestorben, ich bleibe nun nicht allein. Mein liebster Bruder ist gestorben. Ich bleibe nun nicht allein. Ich will mit begraben werden." Er wurde mit dem Verstorbenen am Ende eines langen Ganges (die früher geübte Bestattungsform) begraben. Der Jüngling schlief.
Nach einiger Zeit wachte der Jüngling auf. Er sah einen langen Gang vor sich. Er ging in dem Gange unter der Erde hin. Er sah an der Wand eine Nkolle (Schnecke). Er wollte an der Nkolle vorbeigehen. Da sagte die Nkolle: "Komm!" Der Jüngling ging hin. Da sagte die Nkolle: "Putze mir die Augen aus. Wenn du mir die Augen ausputzt, will ich dir sagen, wo der Weg gut und wo er schlecht ist." Der Jüngling putzte der Nkolle die Augen aus." Nkolle sagte: "Geh hier den Weg unter der Erde hin. Du kommst in eine Versammlung. Vorn sitzt ein Großer, dahinter ein Kleiner. Wende dich nicht an den Großen, wende dich an den Kleinen. Iß nicht, was man dir vorsetzt." Der Jüngling ging.
Der Jüngling kam zu der Versammlung. Es war ein großes Dorf. Es saß da ein Großer und dahinter ein Kleiner. Er sagte: "Alle meine Brüder sind gestorben. Ich will nicht allein auf der Erde bleiben. Ich habe mich mit begraben lassen, und so bin ich hierher gekommen."
Der Kleine sagte: "Gebt ihm ein Haus." Der Jüngling ward in ein Haus geführt. Man brachte ihm eine Schüssel mit Speise. Der Jüngling ging mit der Speise zu Nkolle und fragte: "Kann ich das essen ?" Nkolle sagte: "Iß das nicht." Nkolle sagte: "Iß das nicht, es ist Menschenfleisch. Du wirst aber im Dorfe deinen Vater und deine Brüder sehen. Umfasse sie, so werden sie mit dir zurückkehren."
Der Jüngling ging in das Dorf zurück. Er aß die Speise nicht. Er sah seinen Vater; er umfaßte ihn. Er sah seine kleinen drei Brüder; er umfaßte sie. Er sah seinen großen Bruder; er umfaßte ihn. Sie gingen mit ihm. Sie gingen den Gang entlang zurück. Sie kamen zur Erde. Der Jüngling ward ein großer Häuptling.
Kioque Kioque |
Mulombo (eine Frau) sagte zu einer andern Frau: "Heute ist gutes Mondlicht. Wir wollen heute nacht im Walde Holz holen." Die andere sagte: "Es ist gut." Die beiden Frauen nahmen ihre Kabengele (Axte) und gingen in den Wald. Nach einiger Zeit hörten sie durch den Wald: "Ngong! Ngong! Ngong!" Mulombo sagte: Das ist eine Schmiede !" Die andere Frau sagte: "Ja, das ist eine Schmiede." Mulombo sagte: "Komm, wir wollen hingehen und unsere Kabengele schleifen lassen." Die andere Frau sagte: "Geh du allein. Ich will hier warten." Mulombo ging in der Richtung aus der die Töne kamen und kam an eine Stelle, da waren viele Menschen, die waren in Pekkostoffe gehüllt. Die Menschen hatten den Mboa (Hund) als Wache ausgestellt. Der Mboa rief. Die Leute sagten: "Wollen wir als Antilopen oder als Vögel entfliehen?" Die Menschen riefen: "Als Vögel." Alle flogen als kleine Vögel auf und von dannen. Mulombo sah die Menschen als Vögel auf und davon fliegen. Mulombo kehrte zu der andern Frau zurück und erzählte ihr alles. (Der Erzähler wiederholt wörtlich.) Die andere Frau sagte: "Du hast den Gang im Mondschein vorgeschlagen. Nun erleben wir solches.
Die beiden Frauen gingen weiter. Sie hörten rufen: "Mulombo! Mulombo! Mulombo !" Die andere Frau sagte: "Wir wollen fliehen." Mulombo sagte: "Nein, wir wollen hingehen." Mulombo ging mit der andern Frau zu der Stelle. Die Menschen sagten: "Schlage hier Holz." Mulombo schlug an dem Baume mit ihrer Kabengele. Es flogen viele Splitter zu Boden. Es flogen Splitter nach allen Seiten. Dann sah Mulombo eine Öffnung. Ein Weg führte in dem Baume nach oben. Ein Mann sagte zu der andern Frau: "Schlage Holz da neben an!" Die andere Frau schlug. Das Holz sagte: "Ich bin Lumanno." (Bambuszange des Schmiedes.) "Ich bin kein Holz, ich bin wie ein Mensch." Die Frau ließ es. Sie schlug mit ihrer Kabengele nicht zu.
Die Männer sagten zu den Frauen: "Kommt mit in unser Dorf." Die Frauen kamen mit. Sie kamen in das Dorf. Die Männer gaben jeder Frau ein Haus. Mulombo fand in ihrem Hause drei junge Leoparden. Die Frau sagte (zu sich): "Wenn ich diese drei jungen Leoparden mit heimbringe, so wird mich der Häuptling reich beschenken und ich werde eine wohlhabende Frau werden." Mulombo nahm die drei kleinen Leoparden unter den Arm und entfloh. Als sie ein Stück weit geflohen war, kam der Leopard hinterher. Mulombo lief schneller. Der Leopard war nicht weit. Mulombo nahm eine Liane, schnürte den Hals der kleinen Leoparden zu und tötete sie. Sie warf die Leoparden auf einen Ast und kroch auf einen Baum. Der Leopard folgte ihr auf den Baum und tötete sie.
Die andere Frau blieb bis zum andern Morgen in dem Dorfe. Dann kehrte sie zurück.
Die Toten als Tiere (Bena Lulua; Bena Kiombe, nordw. v. Luebo)Der Mann Palangomma (Felltrommel) mullema (Felispannen) mbalo (aushöhlen) ging in das Dorf Musseja (schnitzen) ua bibocko's (Holzpauken) und bat ihn, ihm seine Tschibocko zu leihen. Musseja ua bibocko gab Palangomma mullema mbalo seine Tschibocko (Einzahl von Bibocko). Er sagte: "Du kommst an einen breiten und an einen schmalen Weg. Geh nicht den breiten, geh den schmalen." Palangomma sagte: "Es ist gut."
Palangomma ging des Weges. Er kam an einen breiten und an einen schmalen Weg. Der schmale Weg war vollkommen mit Matiti (hohes Gras) verwachsen. Er ging den breiten Weg. Nach einiger Zeit kam er an ein großes Haus. Darin waren Antilopenhörner und Elfenbeinzähne. Palangomma nahm die Sachen und steckte sie in seinen Sack. Dann stieg er mit dem Sack und dem Tschibocko auf einen Baum. Er brach einen Zweig ab und steckte ihn in den Sack. Er brach (noch) einen Zweig ab und steckte ihn in die Tschibocko (damit man beide von unten nicht sehen könne).
Nach einiger Zeit kamen alle Tiere. Es waren (aber) keine Tiere. Es waren Verstorbene. Sie legten ihre Felle ab. Sie legten ihre Häute am Baume ab und schnubberten umher. Sie sagten: "Es muß ein lebender Mensch hier sein !" Sie konnten ihn in den Zweigen nicht sehen. Sie sagten: "Es ist nichts." Dann machten die Frauen das Essen. Sie begannen zu essen. Sie aßen.
Palangomma schlug (plötzlich) die Tschibocko. Alle Tiere sprangen auf. Sie ließen alles liegen. Sie ließen alle Häute, alles Gerät liegen. Sie flohen von dannen. Die Tiere riefen zurück: "Tete (Vater) gib mir mein (Tier)fell. Ich habe (sonst) nichts. Tete gib mir mein Fell. Ich habe nichts. Tete gib mir mein Fell. Ich habe nichts.
Palangomma stieg von seinem Baume herab. Er nahm sein Messer. Mit seinem Messer schnitt er alle Häute in kleine Stückchen. Dann ging er heim. Nach zwei Jahren starb Palangomma mullema mbalo.
Die Affenlegende (Bakuba; Lussambo)Der Sohn eines reichen Vaters wollte keine Frau nehmen. Er sagte: "Ich heirate die Diphanda (Palme)." Er sagte das alle Tage und zapfte alle Tage seinen Palmwein. Er ging alle Tage zur Diphanda. Eines Tages fand er eine Frau an der Diphanda. Das war eine Mukischi (Geist einer Verstorbenen). Er sagte zu der Frau: "Was willst du?"Die Frau sagte: "Du hast alle Tage gesagt, daß du die Diphanda heiraten willst. Nun bin ich hier." Die Frau sagte (des weiteren):
"Komm mit in mein Dorf."Er sagte: "Es ist gut."Sie öffnete das Gras vor sich; sie ging in die Erde. Er ging hinter ihr her. Sie gingen. Sie kamen im Hause der Mutter wieder empor. Die Frau machte aus Munjanji (Regenwürmer) eine Speise. Sie aßen. Sie legten sich zum Schlafen nieder. Der Jüngling sah in der Nacht, wie ein Mann nach dem andern im Dorfe ankam, Beine und Arme abnahm, sich niederlegte und einschlief. Am andern Morgen sagte er zu seiner Frau: "Ich habe mich gefürchtet. Alle Leute hatten Beine und Arme abgelegt." Die Frau sagte: "Das machen wir alle so; das ist nicht schlimm." Die Frau sagte: "Ich gehe heute zum Markte. Bleib du im Dorfe und gehe nicht mit den andern Leuten aus." Sie ging. Die Leute kamen zu dem Mann und sagten: "Komm mit zum Baden." Er sagte: "Ich bleibe hier." Andere sagten: "Komm mit zum Baden." Er ging mit ihnen. Sie gingen in langem Zuge zum Bachbusch hinab. Sie badeten. Der Mann sah dann, wie immer einer dem andern einen leichten Schlag gab und darauf als Kimma (Affe) davon sprang. Er machte es auch so. Er ward ein Kimma. Er sprang in die Büsche.Die Frau kam nach Hause. Sie fand ihren Mann nicht. Sie sagte: "Er ist sicherlich doch baden gegangen." Sie ging in den Bachbusch. Sie fand den Affen und nahm ihn mit heim. Sie nahm einen Ssompo (Kräuterbüschel), spritzte Wasser auf den Affen, und er ward wieder zum Manne. Der Mann sagte: "Ich habe Sehnsucht. Ich möchte heimgehen." Die Frau sagte: "Gehe heim, aber sage nie, was du hier erlebt hast." Der Mann ging heim, erzählte die Geschichte und starb.
Der Schweinemann (Kloque)Eine unverheiratete Frau lebte mit ihrer kleinen Schwester zusammen. Sie traf einmal einen Mann im Busch, der trug vorn eine Kajahaut, hinten eine Schimbahaut (Affenhaut). Sie heiratete ihn und ging mit ihm fort. Sie wollte ihre Schwester zurücklassen. Die kleine Schwester folgte aber heimlich, und als sie abends am Rastplatz anlangten, war die kleine Schwester auch da. Sie wollten die kleine Schwester zurückjagen. Sie ging aber nicht. Die Kleine ging am andern Tage mit ihnen.
Der Mann ging voraus. Die Frau ging hinten. Die Kleine ging zwischen ihnen. Nachher fiel die Schimbahaut herab. Die Kleine hob sie auf. Sie sagte: "Deine Haut fiel herunter." Der Mann sagte: "Trage sie." Nach einiger Zeit fiel die Kajahaut herunter. Die Kleine sagte: "Deine Kajahaut fiel herunter". Der Mann sagte: "Trage sie." Nach einiger Zeit fiel das rechte Bein herunter. Es fiel das linke Bein herunter. Es fiel der rechte Arm herunter. Es fiel der linke Arm herunter. Es fiel der Körper herunter. Die Kleine sollte alles tragen. Nur der Kopf von dem Manne blieb noch übrig. Der
Kopf lief allein auf den Busch zu. Dort verwandelte sich der Kopf in eine Herde Schweine.Das kleine Mädchen gab seiner Schwester die Feder einer Weihe. Sie steckte sich selbst die Feder der Weihe in das Haar. Sie flogen als Weihen über die Bäume. Von den Bäumen herab schrieen sie. Das hörte ein Jäger aus dem Dorfe der beiden Frauen, der die Frau des Schweinemannes früher einmal hatte heiraten wollen, den diese aber zurückgewiesen hatte. Der Jäger kam heran. Er tötete eines der Schweine. Die andern Schweine flohen. Der Jäger führte die beiden Frauen zu ihrem Vater zurück. Er zeigte dem Vater die Frauen und sagte: "Dies sind deine Kinder, ich habe ihr Leben gerettet." Der Vater nahm eine Ziege und gab sie dem Jäger. Dann gab er ihm die beiden Frauen zur Ehe.
Elefantenlegende (Bena Lulua; Bena Koschil; Bena Kassasse)Mutschipaji (ein Mann mit einem Schimpfnamen) bat Kanumbedi (Mann, der zuviel redet) um seinen Mulumbo (schwerer Elefantenspeer), da er einen Nseffu (Elefant) töten wolle. Mutschipaji erhielt den Speer und wanderte in den Wald. Er spürte einen starken Wechsel und bestieg längs desselben einen mächtigen Baum. Mutschipaji wartete.
Es kamen (nach einiger Zeit) Elefanten. Mutschipaji ließ den ersten unten vorbeiziehen. Mutschipaji ließ den zweiten unten vorbeiziehen. Mutschipaji ließ den dritten unten vorbeiziehen. Ganz in der Ferne kam noch ein vierter. Mutschipaji sagte: "Auf den will ich werfen !" Der vierte kam. Mutschipaji warf. Mutschipaji traf den Nseffu in die Seite. Der Nseffu lief mit dem Mulumbo von dannen.
Mutschipaji kam in das Dorf zurück. Kanumbedi sagte: "Wo hast du meinen Mulumbo ?"Mutschipaji sagte: "Ich tötete einen Nseffu; morgen werde ich Nseffu und Mulumbo finden." Kanumbedi sagte: "Ich will meinen Mulumbo wieder haben."Mutschipaji sagte: "Ich tötete einen Nseffu; morgen werde ich Nseffu und Mulumbo finden." — Am (andern) Tage zog Mutschipaji hinter den Nseffu her. Er fand die Nseffu nicht, er fand Mulumbo nicht. Er kam (abends) in das Dorf zurück. Kanumbedi sagte: "Wo hast du meinen Mulumbo? Ich will meinen Mulumbo haben !" — Am (andern) Tage zog Mutschipaji hinter den Nseffu her. Er fand den Nseffu nicht, er fand den Mulumbo nicht. Er kam in das Dorf zurück. Kanumbedi sagte: "Wo hast du meinen Mulumbo? Ich will meinen Mulumbo haben." Mutschipaji sagte: "Ich finde den Mulumbo nicht. Ich will dir meine Frau und fünf Kanu geben für den Mulumbo." Kanumbedi sagte: "Ich will deine Frau nicht, ich will deine fünf Kanu nicht. Ich will meinen Mulumbo." Mutschipaji sagte: "Nun, ich habe auch einen Mulumbo, den will ich dir auch geben." Kanumbedi sagte: "Nun
hast du einen Mulumbo. Vorhin hattest du keinen. Ich will deinen Mulumbo nicht. Ich will deine Frau nicht, ich will deine fünf Kanu nicht. Ich will meinen Mulumbo haben. Wenn du meinen Mulumbo nicht bringst, werden wir miteinander kämpfen. Du kannst dabei sterben, ich kann dabei sterben. Ich will meinen Mulumbo !"Mutschipaji rief den Häuptling und alle Leute zusammen. Mutschipaji sagte: "Ich habe von Kanumbedi einen Mulumbo geliehen. Ich habe auf einen Elefanten geworfen und der Nseffu ist mit dem Mulumbo fortgegangen. Ich habe den Mulumbo nicht zurückbringen können. Ich habe Kanumbedi meine Frau geboten, ich habe ihm fünf Kanu geboten, ich habe ihm meinen Mulumbo geboten. Er will aber seinen Mulumbo wieder haben. Ich werde nun in den Busch gehen und hinter dem Nseffu hergehen bis an das Ende, und ich werde im Busch sterben."
Mutschipaji wanderte. Mutschipaji wanderte, wanderte, wanderte. Er ging durch den Busch, immer durch den Busch, dem Elefantenwechsel entlang. Der Busch war (plötzlich) zu Ende. Vor ihm lag eine weite, weite Ebene. Er sah keine Elefantenfährten mehr. Er stand aber an einer breiten Straße, auf der viele, viele, große Menschenspuren zu sehen waren. Mutschipaji bekam einen Schreck. Er faßte sich aber ein Herz und ging dem Wege nach. Er kam nach einiger Zeit an ein Dorf. Es war ein weit verstreutes, sehr großes Dorf mit sehr großen Häusern. Das erste Haus stand direkt am Wege. Vor der Tür stand ein Knabe, der war sehr hochgewachsen. Der Knabe lief in das Haus und rief laut: "Vater, ein Mensch kommt in das Dorf!" Mutschipaji kam näher und hörte nun darinnen ein Stöhnen, wie von einem schwerkranken Menschen: "Äh, äh, äh, äh !" Mutschipaji wußte noch nicht, daß er im Dorfe der Nseffu war. Der Knabe kam wieder heraus aus dem Haus und sagte: "Komme herein ins Haus."Mutschipaji ging hinein und sah da einen großen Mann liegen. Es war ein Nseffu, der sich in einen Menschen verwandelt hatte. Nseffu fragte: "Was suchst du?"Mutschipaji sagte: "Ich suche einen Mulumbo, den ich nach einem Nseffu geworfen habe." Nseffu sagte: "Hier ist er." Nseffu zog einen Mulumbo aus seiner Seite und steckte ihn in den Boden des Hauses. Nseffu sagte: "Nimm deinen Mulumbo. Erzähle aber nie, was du hier gesehen hast. Erzähle nie, wie du ihn wiedererhalten hast. Sage, du habest den Mulumbo im Busch gefunden. Im Augenblick, da du davon erzählst, werde ich dich wittern, und du wirst im gleichen Augenblick sterben."
Mutschipaji nahm seinen Mulumbo und ging zurück. Er ging sehr schnell. Er übernachtete nur einmal. Er kam in der Nacht in seinem Dorf und bei seiner Frau an. Seine Frau sagte : "Ei, da bist du ja." Seine Frau machte ihm Essen. Sie schliefen. Am (andern) Morgen traf Mutschipaji Kanumbedi. Kanumbedi sagte: "Hast du meinen
Mulumbo ?" Mutschipaji machte Scherz und sagte: "Mein Kamerad, nicht so eilig, er ist noch nicht da." Kanumbedi sagte: "Wenn du ihn heute nicht herbeischaffst, töte ich dich !" Alle Leute kamen zusammen. Mutschipaji steckte den Mulumbo in den Boden seines Hauses und kam zu den Leuten. Mutschipaji sagte: "Mein Kamerad Kanumbedi, ich gebe dir für deinen Mulumbo alles, was ich habe, meine Frauen, mein Haus, meine Kanus, alles, alles." Kanumbedi sagte: "Nein, ich will heute meinen Mulumbo, oder ich töte dich." Mutschipaji sagte: "Frau, hole den Mulumbo aus meinem Hause." Die Frau brachte den Mulumbo. Mutschipaji sagte: "Hier hast du deinen Mulumbo !"Kanumbedi sagte: "Aaaah, mein Mulumbo, jetzt bin ich froh, mein Freund !"Mutschipaji zählte (in den nächsten Tagen) seine Kaurimuscheln. Kanumbedis Frau und Kind standen daneben. Das Kind nahm eine kleine, kleine Kauri, spielte damit und verschluckte sie. Mutschipaji sagte: "Wo ist meine kleine Kauri." Die Frau sagte: "Das Kind hat sie verschluckt! Hier ist eine andere !"Mutschipaji sagte: "Nein, ich will meine kleine Kauri haben !" Kanumbedi kam. Kanumbedi sagte: "Hier hast du zehn andere Kaurimuscheln." Mutschipaji sagte: "Nein, ich will meine kleine Kauri haben." Alle Leute kamen zusammen. Kanumbedi sagte: "Ich will dir zweihundert Kauri geben!" Mutschipaji sagte: "Ich will deine zweihundert Kauri nicht. Ich will meine kleine Kauri." Schneide das Kind auf und gib mir meine kleine Kauri." Die Leute sagten: "Es hilft nichts. Kanumbedi wollte seinen Mulumbo wieder haben. Mutschipaji will seine kleine Kauri wieder haben."
Mutschipaji wollte es. Das Kind ward getötet und aufgeschnitten. Die Leute fanden die Kauri und kamen zu Mutschipaji. Die Leute sagten: "Wir haben die Kauri gefunden, indem wir das Kind aufschnitten. Wie hast du den Mulumbo gefunden?"Mutschipaji sagte: "Ich hatte den Mulumbo einem Nseffu in die Seite geworfen. Der Nseffu war damit fortgelaufen. Ich folgte und kam in die Stadt der Nseffu. Die Nseffu waren dort wie Menschen. Der Nseffu zog den Mulumbo aus der Seite und steckte ihn in die Erde. Er sagte: ,Nimm deinen Mulumbo; erzähle aber nie, wie du ihn wiedererhalten hast. Erzähle nie, was du hier gesehen hast. Sage, du habest den Mulumbo im Busch gefunden. Im Augenblick, da du davon erzählst, werde ich dich wittern, und du wirst im gleichen Augenblick sterben'.
Mutschipaji erzählte dies und starb sogleich. Das Kind und Mutschipaji starben am gleichen Tage.
Die Affenlegende (Bapende)Zwei Leute gingen zusammen. Sie schliefen zusammen. Sie tranken zusammen. Sie aßen zusammen. Sie tanzten zusammen. Sie verstanden
sehr gut zu tanzen. Alle Leute verstanden nicht so gut zu tanzen. Der eine starb. Er ward ein Mwumbi oder Wumbi (Geist eines Verstorbenen). Er kam zu den andern Wumbi. Die Wumbi tranken, aßen, schliefen, tanzten zusammen. Der jüngste Wumbi sagte: "Ach, keiner kann so gut tanzen wie mein Freund und ich zusammen." Die andern Wumbi sagten: "Du lügst." Der jüngste Wumbi sagte: "Nein, ich lüge nicht." Die andern sagten: "Nein, so laß doch deinen Freund kommen!"Der lebende Freund kam. Sie tanzten. Die Wumbi trommelten. Die Wumbi sagten: "Das ist sehr schön." Die beiden tanzten. Die Wumbi sagten: "Es ist wahr; es ist sehr schön, sehr schön!" Der jüngste Wumbi sagte zu seinem lebenden Freunde: "Du bist hierbei den Wumbi. Geh nicht an ihr Feuer. Trink nicht ihren Palmwein. Iß nicht ihre Speise. Bade nicht in ihrem Wasser. Ich werde deine Frau kommen lassen. Sie mag dir Essen bereiten. Das iß. Geh nicht aus dem Hause, wenn ich nicht hier bin." Die Frau kam. Sie kochte dem Manne Essen. Er blieb zwanzig Tage bei dem Freunde. Es ging alles gut.
Eines Tages ging Freund Wumbi aus. Der andere war mit seiner Frau in seinem Hause. Die andern Wumbi kamen am Hause vorbei und riefen: "Komm mit uns, wir gehen baden." Der Mann im Hause sagte: "Ja, ich will baden gehen." Die Frau sagte: "Dein Freund hat gesagt: ,Geh nicht mit ihnen baden.' Also geh nicht." Der Mann sagte: "Ich gehe doch baden." Der Mann ging hinter den Wumbi her.
Die Wumbi gingen zu dem Wasser. Jeder riß am Ufer vom Tundulugras ab und schlug sich damit. Er ward darauf ein Tschima (ein Affe) und sprang in die Büsche. Der Mann kam auch an das Ufer. Er nahm auch vom Tundulugras und schlug sich. Er ward auch ein Tschima. Er ward ein Tschima und schlüpfte in die Zweige.
Der Wumbifreund kam inzwischen zurück. Er kam an das Haus. Er fand nur die Frau. Er fragte: "Wo ist mein Freund?" Die Frau sagte: "Ach, ich habe ihm gesagt: ,Geh nicht!' Er ging aber mit den andern Wumbi baden." Der Wumbi ging sogleich hinterher. Er schlug sich mit dem Tundulugras. Er ward auch Tschima. Er sprang in die Büsche. Er sah alle Wumbi. Seinen Freund sah er nicht. Endlich fand er ihn ganz traurig in einer Ecke sitzend. Der Wumbi sagte: "Sieh, ich habe dich gewarnt. Diese Nacht kannst du noch bleiben. Morgen mußt du aber zu den Menschen zurückkehren." Der Wumbi machte den Freund wieder zum Menschen. Sie gingen in das Haus. Am andern Morgen gab der Wumbifreund dem Manne eine Hacke, Stoff und andere Geschenke. Er sagte: "Jetzt kehre zurück. Iß aber nie vom Fleisch des Tschima. Sprich nie von allen deinen Erlebnissen. Denn sowie du das tust, wirst du selbst Tschima."
Der Mensch ging wieder zurück. Zwei Jahre ging alles recht gut. Dann gingen alle Leute zur Jagd. Auf der Jagd wurden viele Affen geschossen. Der Freund sagte: "Oh, die Affen kenne ich." Er aß von den Affen und sagte: "Ich war einmal bei den Wumbi." Da starb er. Er ward sogleich ein Wumbi. Er kam bei seinem Freunde als Tschima an. Der Wumbifreund sagte: "Was habe ich dir gesagt?"
Die Büffellegende (Bapende)Ein Mann hatte viele Mahussu (= Raphia vinifera, d. h. Palmen, von denen Wein und Webfaser gewonnen wird). Er befestigte alle Tage Kalebassen in den Kronen und zapfte Palmwein. Eines Tages fehlte eine seiner Mahussu. Am andern fehlte eine zweite Mahussu. Jeden Tag fehlte eine weitere Mahussu. Dann war noch nur eine Mahussu da und am nächsten Tage war auch diese verschwunden. Der Mann sagte: "Jetzt möchte ich doch wissen, wer alle meine Mahussu stiehlt. Es ist hier nur die Spur eines Pakassa (Büffels). Ich will der Pakassaspur folgen."
Der Mann ging der Pakassaspur nach. Da kam er an eine Stelle, da stand eine Mahussu. Der Mann sah, es war seine Mahussu. Er sah einen Mann hinaufklimmen. Er sah, es war sein Vater, der lange gestorben war. Er rief: "Oaa, der Dieb meiner Mahussu ist mein Vater." Der Vater war ganz erstaunt. Er sagte: "Wie kommst du hierher?" Der Sohn sagte: "Alle meine Mahussu wurden mir gestohlen; da folgte ich der Büffelspur." Der Vater sagte: "Du bist hier, komm, ich will dir unser Dorf zeigen. Du wirst sehen, daß wir die Mahussu brauchen." Der Vater legte Buanga (Zaubermittel) auf seinen Leib; da war er ein Pakassa. Der Vater legte Buanga auf den Leib seines Sohnes. Da ward er auch ein Pakassa. Beide Bakassa liefen weit weg.
Sie kamen an einen Platz, da war ein sehr schönes Dorf; da waren sehr viele Mahussu. Es waren die genommenen Mahussu. Es waren viele Menschen da. Es waren die verstorbenen Verwandten und Freunde des Sohnes. Der Vater legte Buanga auf sie. Sie waren wieder Menschen. Der Vater sagte: "Siehst du, wir haben die Mahussu nötig für unseren Wein und für die Stoffweberei. Bleibe zunächst bei uns." Der Sohn blieb zwei Jahre im Pakassadorfe. Dann sagte der Vater: "Nun geh wieder." Er schenkte dem Sohne Kakula (rote Farbe), eine Ziege, ein ganz weißes Huhn. Er sagte: "Das Huhn legt jeden Tag ein Ei. Du mußt es essen; denn wenn du es nicht ißt, und ein Kücken auskriecht, so wirst du krank. Iß in Zukunft nur Ziegen, Hühner usw. Iß kein Fleisch vom Pakassa, denn sowie du davon ißt, stirbst du und wirst auch ein Pakassa. Sprich nicht von deinen Erlebnissen hier; denn sowie du davon sprichst, mußt du sterben und als Pakassa zu uns kommen."
Der Sohn kehrte zurück.
Der Mann kam mit seinen Geschenken in sein Dorf zurück. Das Huhn legte jeden Tag ein Ei. Er aß das Ei. Einmal aber legte das Huhn zwei Eier. Er sah das erstaunt an und aß die Eier nicht. Am andern Tage krochen zwei Kücken aus. Er ward sogleich sehr krank. Die Leute sagten: "Was ist das mit dir?" Er begann von den Mahussu zu erzählen. Er sagte: "Ich hatte viele Mahussu. Jeden Tag war mir eine Mahussu gestohlen. Zuletzt war keine Mahussu mehr da. Ich sah nur eine Spur vom Pakassa." Das sagte der Mann. Dann starb er. Er kam als Pakassa zu dem Dorfe seines toten Vaters.
Die Elefantenlegende (Bapende)Ein Mann suchte kleine Tiere (Masakka) auf den Zweigen, um sie zu kochen. Er kletterte auf einen hohen Baum, auf dem sehr viele Masakka waren. Viele warf er herab. Viele steckte er in seinen Sack, den er über der Schulter hatte. Er sah, wie zwischen den Büschen ein mächtiger Ndambi (Elefant) einherkam. Der Mann blieb ganz still auf seinem Baum. Der Ndambi kam an den Baum heran. Er sah die vielen Masakka auf dem Boden. Er begann seine Zähne abzulegen. Er begann seine Haut abzulegen. Er war ein Mensch mit einem Sack.
Der Ndambimensch nahm einen Topf und ein Feuerzeug aus dem Sack. Er machte ein Feuer. Er sammelte die Masakka in den Topf. Er begann die Masakka zu kochen. Er aß sie. Er zog eine lange Pfeife aus dem Sack und begann zu rauchen. Er saß unter dem Baum und rauchte seine Pfeife. Dann holte er Wasser, wusch sich, putzte die Zähne, tat alles in seinen Sack, zog die Haut an, legte die Zähne an und ging als Ndambi von dannen.
Als er ein Stück fort war, rief der Mann auf dem Baum: "Jetzt weiß ich es, die Elefanten sind Menschen." Der Ndambi wandte sich um, kam zurück, schüttelte an den Bäumen. Er fand den Mann, der sehr hoch in den Zweigen war, nicht und ging von dannen. Der Mann rief nochmals: "Jetzt weiß ich, daß die Elefanten Menschen sind !" Der Ndambi kehrte wieder um, suchte und suchte und fand (sah) den Menschen endlich. Der Ndambi legte seine Haut und seine Zähne ab und war wieder Mensch. Der Mann sah, daß der Ndambimensch ein verstorbener Verwandter von ihm war. Der Ndambimensch rief: "Komm herunter."Der Mann stieg herab. Der Ndambimensch sagte: "Du siehst, ich bin einer aus deiner Familie, der gestorben ist. Du hast mich gesehen. Nun rate ich dir, sprich nicht über das Erlebnis, sage es niemand, sonst stirbst du im gleichen Augenblick und wirst auch ein Ndambi !" Darauf trennten sie sich. Der Ndambimensch kleidete sich wieder an und rannte in den Busch. Der Mann ging in sein Dorf.
Zwanzig Tage lang erzählte der Mann nichts. Dann begann er eines Tages zu berichten. Im selben Augenblick aber starb er. Er ward sogleich ein Ndambi und rannte als Ndambi in den Busch. Der andere Ndambi traf ihn. Er sagte: "Siehst du, du hast gesprochen, nun bist du auch ein Ndambi."
Die Gulungwelegende(Bena Lulua; Bena Mbumiba am kleinen Pindu)
Kapuku war ein Tschilembi (Jäger). Kapuku tötete in fünf Tagen fünf Gulungwe (Antilopen). Am sechsten Tage tötete er wieder eine Gulungwe. Tschilembi zog das Fell ab. Die Gulungwe sagte: "Du hast jeden Tag eine Gulungwe getötet. Das ist heute zu Ende. Du kannst mein Fell nehmen, du kannst (aber) mein Fleisch nicht essen, und wenn du in dein Dorf kommst, wirst du noch etwas erleben! (wörtlich: du wirst ein Bualu, d. i. eine besondere Sache, treffen)." Der Tschilembi zog die Haut ab. Die Gulungwe sprach. Die Gulungwe (die tot war) lief (ohne Haut) von dannen.
Die Gulungwe kam in ihr Dorf. In ihrem Dorfe waren viele Gulungwe. Die (tote) Gulungwe (ohne Haut) kam an. Die Gulungwe sagten: "Du wirst nun ein Mensch." Alle Gulungwe liefen von dannen. Die (tote) Gulungwe wurde ein Mensch.
Kapuku kam in sein Dorf. Er hatte (nur) die Haut der Gulungwe. Er hatte das Fleisch nicht. Er legte die Haut in die Sonne. Er trocknete die Haut an der Sonne. Der Häuptling sagte zu ihm: "Du hast die Gulungwe im Walde gegessen." Kapuku sagte: "Ich tötete die Gulungwe, ich zog die Haut ab. Die Gulungwe sagte: "Du hast jeden Tag eine Gulungwe getötet, das ist heute zu Ende. Du kannst mein Fell nehmen. Du kannst mein Fleisch nicht essen. Und wenn du in dein Dorf kommst, wirst du etwas erleben." Ich zog das Fell ab, die Gulungwe lief von dannen." Der Häuptling sagte: "Du lügst. Die Leute sagten: "Du lügst." Der Häuptling sagte: "Nehmt ihm seine Frau, nehmt ihm sein Haus, nehmt ihm alles." Man nahm dem Manne alles. Er war ganz arm.
II. DER MYTHOS
1. DIE ALTE GÖTTERLEHRE. KULTURMYTHEN IM NORDEN
Nkolle (Bassonge; Bena Ki)
Der Jäger. — In alter, alter Zeit (Kallekallekalle) war einmal ein Mann, der hieß Nkolle. Er ging mit zwei Hunden in den Wald. Im Walde traf er eine Gulungwe (Antilope). Einer der Hunde setzte sogleich hinter ihr her. Nkolle kam zum Schuß. Nkolle tötete die Gulungwe. Die Gulungwe lag am Boden. Nkolle hatte vorn ein
Fell und hinten ein Fell als Schurz. Über der Schulter hatte Nkolle einen Fellbeutel. Nkolle begann die Gulungwe zu zerschneiden. Er zerschnitt die Gulungwe.(Die Entdeckung der Frauen) — Nkolle hatte die Antilope zerschnitten. Es kamen zwei Menschen aus dem Walde. Nkolle sah sehr wohl, daß es keine Männer waren. Sie waren ganz nackend. Sie hatten gar nichts an. Sie hatten vorn zwei Säcke (der Erzähler markiert mit einer Handbewegung die Frauenbrüste). Nkolle sah auch die andern Körperteile. Nkolle hatte seine Gulungwe zerschnitten. Er steckte alles Fleisch in den Sack. Er machte sich daran fortzugehen.
Die beiden Menschen waren Frauen. Sie sahen mit Erstaunen auf den Menschen, der hinten und vorn Felle hatte. Sie sahen den Fellsack. Sie sahen das Fleisch der Antilope und sagten: "Was hast du da?" Nkolle sagte: "Es ist Fleisch von der Gulungwe. Die Frauen wollten es haben. Nkolle sagte: "Ich muß es zum Essen haben." Die Frauen fragten: "Was machst du damit?" Nkolle sagte: "Ich esse es roh." Die Frauen sagten: "Wenn du uns ein Stück Fleisch gibst, so geben wir dir das Feuer." Er gab den Frauen ein Stück Fleisch. Die Frauen sagten: "Komm morgen wieder an diesen Platz, dann werden wir dir das Feuer geben."
(Feuer und Braten) — Nkolle ging am andern Tage wieder in den Wald zurück. Er traf nur eine Frau. Die Frau fragte: "Warum sind nicht mehr Männer gekommen? Gibt es denn nur einen von deiner Art?" Nkolle antwortete: "Es gibt deren viele." Die Frau fragte: "Warum sind sie denn nicht mitgekommen?" Nkolle sagte: "Ich habe den andern Männern erzählt, daß ich Menschen mit zwei Bibumbi (=Säcke; damit sind die Frauenbrüste gemeint) gesehen habe." Die Männer haben mir gesagt: "Du lügst!" Nkolle ging mit der Frau darauf ein wenig im Walde hin. Sie kamen an einen Platz, auf dem saßen lauter Menschen mit Bibumbi und alle waren nackt (Frauen). Es waren große, es waren kleine, es waren dicke, es waren dünne. In der Mitte war ein großes Feuer. Alle die Sackmenschen (die Frauen) sagten zu Nkolle: "Guten Tag!" Nkolle sah, daß alle Frauen ganz nackt waren. Er sah, daß ihre Haut ganz glatt und kein Haar auf der Haut war. Da dachte er: "Die sind ganz glatt und haben kein Haar auf der Haut; das kommt vom Feuer. Wir haben kein Feuer, wir haben Haare auf der Haut und frieren. Die haben warm
Die Frau brachte einen Stuhl für Nkolle. Der Sitz war ganz aus Kräutern. Nkolle setzte sich auf die Kräuter. Er saß ganz nah am Feuer. Nkolle ward ganz warm. Er sah in das Feuer. Da lag das Fleischstück, das er gestern der Frau gegeben hatte. Nkolle sagte: "Ich esse alle Tage mein Fleisch roh. Die Sackmenschen verstehen besser, es zuzubereiten. Das muß gut sein !" Er nahm alles Fleisch,
das in seinem Schultersack war. Er gab es den Frauen, damit sie es zubereiteten. Die Frauen bereiteten es. Die Frau nahm den Sack von seiner Schulter, breitete ihn am Boden (wie eine Serviette) aus, legte das bereitete Fleisch darauf und sagte: "Iß und du wirst gut (!) werden !"(Übersiedlung) — Die Frau fragte wieder: "Weshalb kommst du nicht mit den andern?" Nkolle sagte: "Gebt mir von dem zubereiteten Fleisch! Steckt es in meinen Schultersack. Ich will es mit in mein Dorf nehmen und es werden viele Männer kommen." Nkolle nahm das Fleisch, steckte es in den Sack und ging in sein Dorf. Er rief alle Leute zusammen und sagte: "Ihr sagtet mir, daß ich gelogen habe; nun werde ich euch zeigen, ob ich gelogen habe!" Nkolle sagte: "Bringt mir euer Fleisch herbei!" Die Leute kamen mit ihrem Fleisch. Das Fleisch war roh, das Fleisch war schwarz (vom Blute), das Fleisch war alt und stank. Nkolle nahm das Fleisch, das die Frauen zubereitet hatten, aus dem Sacke und sagte: "Seht meines." Das Fleisch war braun und duftete sehr gut. Alle Männer kamen und rochen daran. Das Fleisch duftete sehr gut. Nkolle sagte: "Seht, das kommt von meinen Sackmenschen." Es rief ein Mann: "Ich will auch hingehen!" Es rief ein anderer Mann: "Ich will auch hingehen !" Es rief ein dritter Mann: "Ich will auch hingehen!" Sie riefen alle: "Ich will auch hingehen!" Nkolle sagte: "Es ist gut, kommt mit mir. Ich gehe zu den Sackmenschen. Ich komme aber nie wieder zurück. Ich bleibe bei den Sackmenschen !" Die andern sagten: "Es ist gut!" Nkolle ging voran. Ein Mann nach dem andern kam hinter ihm her.
Alle Männer gingen mit. Sie kamen zu dem Feuer der Frauen. Die Männer sahen erstaunt auf die Frauen. Sie sahen die glatte Haut, sie sahen die Bibumbi, sie sahen, daß sie nacktwaren; sie sahen alles. Die Frauen sahen auf die Männer; sie sahen die Fellschürze; sie sahen die Fellsäcke. Jede Frau trat vor einen Mann. Jede Frau kniete vor einem Manne nieder. Jede Frau setzte einem Mann einen Kräuter sitz hin. Jeder Mann setzte sich ans Feuer. Jeder Mann gab sein Fleisch der Frau vor ihm. Jede Frau bereitete das Fleisch. Jede Frau breitete den Sack eines Mannes aus. Jeder Mann nahm das zubereitete Essen. Die Männer wagten erst nicht zu essen. Sie sahen, ob Nkolle äße. Nkolle aß. Die Männer aßen auch. Sie sagten: "Alle Tage war unser Fleisch blutig und schwarz. Alle Tage haben wir schlecht gegessen. Dies Essen ist gut."
(Hausbau) — Nach dem Essen sagte Nkolle: "Ich bleibe hier!" Vier von den andern Männern sagten: "Wir bleiben hier !"Fünf Männer blieben im ganzen bei den Frauen. Alle andern Männer kehrten zurück. Nkolle ging in den Busch und schlug Stangen. Die Frauen schauten zu und sagten: "Was wird das?" Nkolle und die Männer
sagten: "So machen wir es immer." Nkolle ging hin und holte Koddi (Lianen oder Rotang). Nkolle baute ein Haus. Die Frauen starrten und sagten: "Was wird das?" Die Männer sagten: "So machen wir es immer." Als die fünf Hütten fertig waren, nahmen die fünf Frauen der fünf Männer Brände und zündeten im Hause Feuer an. Die Frauen brachten Wasser hinein (der Berichterstatter betont, daß die Frauen nur Feuer, Holz und Wasser besessen hätten). Es regnete. Die Frauen sahen, daß die Hütten ein guter Schutz seien und staunten. Die Frauen sagten: "Das ist sehr gut." Es war allen sehr wohl. — Denen aber, die in das Männerdorf zurückgekehrt waren, ward nach einigen Tagen das Herz sehr schwer. Sie kamen ebenfalls wieder ins Frauendorf, bauten Hütten und blieben dort.(Der erste Beischlaf) — Nkolle hatte seine Hütte vollendet. Die Frau hatte Feuer, Holz, Wasser hineingetragen. Es ward Abend. Nkolle nahm sein hinteres Fell ab und breitete es nahe dem Feuer aus. Das sollte das Lager für die Frau sein. Er nahm das vordere Fell ab und breitete es zwischen dem Lager der Frau und der Wand aus. (Der Mann schlief also weiter vom Feuer ab; bei den Bassonge schläft die Frau immer am Feuer, der Mann mehr der Außenwand zu.) Nkolle legte sich nieder und schlief ein. Die Frau legte sich nieder und schlief ein. Morgens krähte der Hahn. Da schwoll das Glied Nkolles, wie dies bei Männern gewöhnlich so ist. Die Frau war erwacht. Sie sah das Glied Nkolles steigen und wußte nun, was das sei. Nkolle aber schlief und wußte es nicht. Die Frau näherte sich nun dem Manne. Der Mann lag schräg auf der Seite. Die Frau tat ihre Beine auseinander und stieg über ihn. (Toller Jubel bei den Zuhörern.) Die Frau führte den Penis ein und begann den Beischlaf. (Es ist bei den Bassonge auch heute noch beliebte Sitte, daß die Frauen sich neben die Männer drängen und die eigentliche Bewegung ausführen.) Als der erste Beischlaf vollzogen war, stand die Frau auf, ging hinaus und wusch sich. Nkolle fühlte sich aber wie zerschlagen und schlief wieder ein. Die Frau trat wieder herein und fragte: "Nkolle, weshalb schläfst du?" Nkolle sagte: "Ach, ich bin so schlaff." Am Tage darauf gingen alle Männer zur Jagd. Nkolle war zu erschöpft um mitzugehen. Die Männer kamen mit Beute von der Jagd zurück. Man bereitete Essen. Sie aßen. Die Frau sagte zu Nkolle: "Wenn die Sonne untergeht und die Hühner ins Haus gehen, dann wollen wir zu Bett gehen, und während der Nacht wollen wir zweimal machen, was wir vorige Nacht einmal gemacht haben." So sagte die Frau. Sie taten es so. Die Frau war sehr hübsch. Die Frau war sehr schön! Aber nur Nkolle und seine Frau machten es so. Die andern schliefen tschernana. (Tschernana bedeutet soviel wie ledig und wird nicht nur auf Junggesellen, sondern auch auf jede andere Besitz- oder Tatenlosigkeit angewendet.)
(Das erste Kind und allgemeine Belehrung) — Die Frau Nkolles ward stärker. Die Brüste der Frau Nkolles wuchsen. Die Männer sagten: "Was wird das werden?" Die Frauen sagten: "Was wird das werden?" Nkolle rief alle Männer in seiner Hütte zusammen und sagte: "Wir Männer sind anders als diese Beutelmenschen." Die Männer sagten: "So ist es!" Nkolle sagte: "Nähert euch nur abends der Frau und führt euer Glied ein. Das andere macht dann die Frau. Ihr werdet sehen, darauf kommt dann ein anderer Mensch aus eurer Frau. Es wird ein anderer Mensch aus eurer Frau kommen !"—Einer der Leute, die Nkolle in seine Hütte gerufen hatte, um sie zu unterrichten, lief hin zu seiner Frau und führte den Beischlaf aus. Er kam in die Hütte Nkolles zurück: Es waren noch alle Leute beisammen. Der Mann rief: "Bibua bikalabale !" (Es war überhaupt ausgezeichnet. Wörtlich übersetzt heißt es: Gut, ausgezeichnet. Der Balubaübersetzer übersetzt mit: male ngela abungi, was wörtlich: gut, viel bedeutet. — Die Gebärde des Wohlbehagens, mit der der Erzähler diese Stelle begleitet, ist von gradezu urkomischer Echtheit.)
Nkolle hatte die Männer unterrichtet. Die Männer gingen zu den Frauen. Die Männer sagten zu den Frauen: "Warum habt ihr uns das nicht schon lange gesagt?"Die Frauen sagten: "Ja, seid ihr keine Männer?" —Wer nun Schamgefühl hatte, der führte den Beischlaf mit seiner Frau in der Nacht aus. Wer kein Schamgefühl hatte, der tat es bei Tage. Nach einem Monat waren viele schwanger. Nkolles Frau war nur einen Monat schwanger. Dann brachte sie einen Knaben zur Welt. — Das Dorf war in sehr gutem Zustand. Die Frauen waren gesund. Man hatte viel Essen. Die Gesundheit war gut.
(Der erste Markt)—Viele Männer wollten ihre Frauen nichtmehr allein lassen. Nur die, die ein schlechtes Herz hatten (wörtlich), gingen zur Jagd. Die, die nicht zur Jagd gingen, kauften von denen, die das Wild heimbrachten, Fleisch. So kam der erste Markt zustande.
(Tabakspfeife und Töpferei) — Nkolle ging nahe dem Wasser spazieren. Es blieb Lehm an seinen Füßen kleben. Die Sonne schien. Der Lehm ward hart. Nkolle ging zurück zum Fluß. Er nahm von dem Lehm und formte einen Pfeifenkopf. Er rauchte aus dem Pfeifenkopfe Kräuter. Er hatte gewisse Kräuter im Walde gefunden. Er rauchte die Kräuter aus der Pfeife, damit er stark zum Beischlaf würde. Er ließ eines Tages die Pfeife fallen. Sie war nicht zerbrochen. Er ließ sie nochmals fallen. Sie zerbrach nicht. Nkolle war sehr erstaunt. Nkolle sagte: "Das Feuer ist für diese Erde gut." Er ging mit seiner Frau zum Flusse hinab und brachte viel von dem Lehm herauf. Er machte eine lange Platte. Er bog die Platte zu einem Ring zusammen. Er nahm eine Tierrippe und formte mit der Rippe
die Platte. Er bog den Boden unten ein. Er glättete mit der Rippe den Topf. (Dies ist nicht die Form der Bassongetöpferei. Die Bassonge drehen zwischen den Händen erst Würste und reihen diese ringförmig auf.) Darauf stellte er den Topf vier Tage in die Hitze der Sonne. Er schichtete Holz herum und brannte den Topf im Feuer. Er zerkleinerte Stücke von dem Holze Munangu und tat es in Wasser. Als der Topf heiß war, spritzte er Wasser darüber. —Damit war die erste Mulondo (großes Wassergefäß) fertig. Nkolle machte alle Art von Töpferei.(Weberei) —Nkolle ging in den Wald spazieren. Er traf die Mabondopalme. Er sah, daß die Fasern der Mabondopalme gut waren. Er nahm von den Fibern (Peko). Er ließ die Peko drei Tage lang in der Sonne trocknen. Er nahm ein dickes Stück von einer Palmrinde und band die Peko daran. Er machte einen Webstuhl. — Es wußte aber kein Mann, wie man webt. Es wußte keine Frau, wie man webt. Nkolle hatte es gemacht. Nkolle wußte es. Er machte an einem Tage zwei kleine Stücke Stoff. Er machte am andern Tage (noch) zwei kleine Stücke Stoff. Er schnitt die Fransen ab. Er nähte die Stücke aneinander. Er kleidete seine Frau damit. Alle Frauen sahen die Frau Nkolles. Die Frauen sagten: "Das ist gut!" Alle Männer sahen die Frau Nkolles. Die Frauen wollten auch solche Stoffe haben. Die Frauen sagten zu ihren Männern: "Wir wollen auch solche Stoffe haben." Die Männer kamen zu Nkolle. Nkolle sagte: "Ihr habt keine Augen, ihr seht nichts! Ich habe euch schon viel gezeigt. Bringt mir Fleisch !" Die Jäger brachten zwei Antilopen. Für eine Antilope gab Nkolle drei kleine Stücke Stoff. Für eine Antilope zeigte Nkolle den Leuten die Weberei. Nkolle sagte: "Damit habe ich euch viel gezeigt. Ich bin aber euer Fumu !"
(Schmiederei) — Nkolle arbeitete (später) Hacken, Messer, Rasierbleche; vieles, vieles arbeitete Nkolle. Er zeigte es seinen Leuten.
Das erzählen die Bena Nkolle!
Verkehrte Welt (Bassonge; Bena Nkoto; Lussambo)Nkolle (ein Mann) ging aus seinem Hause. Er traf Mutudi (einen Schmied), der auf der Spitze seiner Hütte schmiedete. Nkolle fragte: "Warum schmiedest du auf der Spitze deines Hauses."Mutudi sagte: "Bei uns macht man das immer so." Nkolle ging weiter. Er traf auf Nge (Leopard), der spielte mit Mbuschi (der Ziege). Nkolle sagte zu den Leuten: "Wie kommt es, daß Leopard und Ziege so friedlich miteinander spielen?" Die Leute sagten: "Bei uns spielen die Leoparden immer mit den Ziegen." Nkolle ging weiter und sah, wie Kabele (ein kleines Raubtier) mit den Tombole (Hühnern) spielte. Nkolle fragte: "Wie kommt es, daß Kabele und Tombole so friedlich miteinander spielen?" Die Leute sagten: "Bei uns spielen die Kabele
immer mit den Hühnern." Nkolle ging weiter. Er traf eine Frau, die war Häuptling und trug schöne Kleider. Die Männer stampften Mais. Er fragte die Leute: "Weshalb ist die Frau Häuptling und weshalb bereiten die Männer das Essen?" Die Leute sagten: "Bei uns sind die Frauen immer Häuptling, und bei uns bereiten die Männer immer das Essen." Nkolle sagte: "Bei uns ist das anders."Nkolle ging zurück. Er sagte: "Das will ich meinen Leuten sagen." Er kam (auf dem Rückwege) dahin, wo Kabele mit den Hühnern gespielt hatte. Das Raubtier hatte die Hühner aufgefressen und nun war es in den Wald gelaufen. Nkolle kam dahin, wo Nge mit der Ziege gespielt hatte. Nge hatte die Ziege gefressen und war in den Wald gelaufen. Nkolle kam dahin, wo Mutudi auf der Spitze seines Hauses geschmiedet hatte. Ein Wind war gekommen, hatte den Schmied herunter und zu Tode geworfen.
Nkolle ging in sein Dorf zurück und erzählte alles seinen Leuten. Die Leute sagten: "Du lügst." Nkolle sagte: "Nein, ich habe alles selbst gesehen." Die Leute sagten: "Wir haben nie von einer Frau gehört, die Häuptling war". Nkolle sagte: "So kommt und seht selbst." Die Leute gingen und sahen es. Dann sandte Nkolle die Frauen ins Wasser. Während sie badeten, schmückten sich die Männer mit schönen Kleidern und Federn und Ringen. Als die Frauen aus dem Wasser kamen, waren die Männer die Häuptlinge.
Vordem waren die Frauen bei den Bankoto die Häuptlinge. Seitdem sind es die Männer.
Kulturmythe (Batetela; Malela, Fariala)Früher wohnten alle Menschen und auch die Batetela am Lomami. Ngongo Lutschofu (größter Häuptling; ein Mann sagt: der erste Mensch sei Ngongo Lutschofu gewesen) ging nach Westen. Ngongo Lutschofu hatte kein Feuer. Alle Leute kamen zu ihm. Endlich kam Mwo (der Hund). Mwo ging auf einen Baum. Er ging vom Baum in den Himmel und holte das Feuer. Dann zündete Mwo den Baum an. Alle Leute kamen und holten sich von dem Baume Feuer. Dann ging Mwo in den Himmel zurück. Er brachte von dort je ein Paket Epondo (Hirse), Luschia (Maniok), Mavovo (Mais), Nsokko (Erdnüsse), Ikondo (Bohnen), Kipacka (kleine Bananen), Mba (Kerne der Ngaschipalme), Ntuku (Kerne einer andern Palme). Mwille gab das alles Mwo, Mwo brachte es Ngongo Lutschofu, und Ngongo Lutschofu tat es in die Erde. Es wuchs. Damals starben die Menschen noch nicht. Dann kamen die Blattern ins Land, und die Menschen begannen zu sterben. Früher starben die Menschen nicht. Alle Leute bekamen weiße Haare. Nun aber kam die Blatternkrankheit und alle Alten starben.
Ngongo Lutschofu (Batetela; Malela, Fariala)Früher gab es einen einzigen großen Häuptling, der herrschte über alle Menschen. Er hieß Ngongo Lutschofu. Ngongo Lutschofu rief alle kleinen Häuptlinge zusammen und bereitete viel Essen. Er stellte alle Speisen in ein Haus. Im Hause war ein Bett. Unter das Bett versteckte er einen kleinen Knaben. Alle Leute gingen im Hause aus und ein. Ein kleiner Häuptling öffnete die Körbe und aß ein wenig vom Gemüse, aß ein wenig vom Fleisch, aß ein wenig vom Brei. Ein Marimbaspieler ging hinein; er aß von nichts. Der Knabe ging zum Häuptling und erzählte ihm alles. Ngongo Lutschofu bestrafte den Häuptling, der gekostet hatte, und sagte: "Du bist kein Häuptling."Ngongo Lutschofu rief den Marimbaspieler und sagte: "Du hast gehandelt wie ein Häuptling." Er ernannte ihn zum Häuptling.
Tscliula (Batetela; Malela vom Lomami)Tschula (Kröte) ging mit seinem Hunde zur Jagd. Nach einiger Zeit lief der Hund fort. Tschula pfiff nach dem Hunde. Er kam nicht wieder. Tschula suchte den Hund. Tschula fand ihn nicht. Der Hund lief inzwischen weiter. Er kam an eine Ngaschi (Palme). Damals kannten die Menschen die Feldfrüchte noch nicht. Eine Frucht war von der Ngaschi zu Boden gefallen. Der Hund fraß davon. Inzwischen kam Tschula des Weges. Tschuia sah den Hund essen. Tschula aß auch davon. Tschula sagte: "Das ist gut." Dann rieb sich Tschula von dem Saft auf den Arm und sagte: "Das ist auch gut." Tschula trug die Ngaschi in das Dorf. Dann ging Tschula und suchte noch andere Palmbäume.
Der Hund lief eines Tages hinter der Boloko (Zwergantliope) her. Tschula packte die Boloko. Die Boloko sagte: "Wenn du mir nichts tust, zeige ich dir viele Früchte." Der Hund sagte: "Es ist gut."Die Boloko zeigte dem Hunde die Luschia (Maniokwurzel) und andere Feldfrüchte. Der Hund brachte die Feldfrüchte zu Tschula.
Einmal war Tschula auf der Jagd. Im Busch war ein Ssumbu (Schwein). Das Ssumbu rief: "Weshalb tötest du immer Tiere? Wir sind auch Menschen, du weißt es nur nicht." Tschula sah das Ssumbu nicht. Er hörte es aber. Tschula lief sehr schnell in das Dorf zurück.
Uetschi a Kumba und Mwo (Batetela; Wakussu)Uetschi a Kumba (ein Mann; Uetschi = Mond; Kumba soviel wie Reichtum) machte mit Mwo (oder mwoa = Hund) Freundschaft. Sie bauten gemeinsam ein Dorf. Mwo ging aus und brachte ein Huhn heim. Er zeigte es Uetschi a Kumba nicht. Er fragte nur: "Hast du heute etwas heimgebracht?" Uetschi a Kumba war nicht
zur Jagd ausgegangen. Er sagte: "Ich habe nichts erworben." Mwo ging abseits und fraß seine Hühner allein auf. So ging es alle Tage.Eines Tages traf der Hund einige Jäger. Sie jagten ohne Hunde. Mwo fing die Antilope ab und packte sie am Bein. Die Jäger kamen und waren sehr erfreut. Sie schmierten von dem Blute der Antilope Mwo ins Gesicht. Sie gaben Mwo nichts vom Essen ab. Sie gingen mit der Beute heim. Mwo ging in sein Dorf und fragte: "Mein Freund, hast du heute etwas heimgebracht?" Uetschi a Kumba sagte: "Nein, ich habe nichts erworben." Mwo erzählte: "Ich habe Jäger getroffen. Ich habe ihnen ein Tier abgefangen. Sie haben mir Blut ins Gesicht geschmiert." Uetschi a Kumba sagte: "Ach, du gehst viel aus und gewinnst. Ich bleibe immer daheim und gewinne nichts." Am andern Tage ging Mwo aus. Er fing zwei langnasige Mäuse (Toko). Mwo nahm die beiden Toko und brachte sie heim. Mwo fragte Uetschi a Kumba: "Hast du etwas heimgebracht?" Uetschi a Kumba war nicht zur Jagd ausgegangen. Er sagte: "Nein, ich habe nichts erworben." Mwo sagte: "Ich habe zwei Toko gefangen." Uetschi a Kumba sagte: "Ach, du gehst viel aus und gewinnst. Alles muß zu mir kommen, wenn ich gewinnen soll."
Am andern Tage ging Mwo aus zur Jagd. Er fing eine lebendige Tschundo (Antilope). Mwo war mit der Tschundo auf dem Heimweg. Er traf am Wasser Konde (Krokodil). Konde sagte: "Komm zu mir." Mwo sagte: "Dein Mund ist so groß, daß ich nicht komme." Konde sagte: "So bleibe bei deiner Tschundo. Merke aber, daß du eine Hündin bist und daß du viel herumläufst, weil du einen Mann suchst." Mwo ging mit Tschundo weiter. Mwo sah die Tschundo an. Mwo sagte: "Diese Tschundo ist ja ein Mann."Mwo nahm die Tschundo mit heim als Gatten und tötete sie nicht. Mwo kam mit ihrem Manne zu Uetschi a Kumba. Er fragte: "Mein Freund, hast du etwas heimgebracht?" Uetschi a Kumba sagte: "Nein, ich habe nichts erworben. "Mwo sagte: "Ich habe Tschundo gefangen, und er ist jetzt mein Mann."Uetschi a Kumba sagte: "Ach, du gehst viel aus und gewinnst. Alles muß zu mir kommen, wenn ich gewinnen soll. Jetzt weiß ich, warum du immer hast mit mir herumlaufen wollen. Du wolltest einen Mann haben." Mwo ging in sein Gehöft.
Der Mensch Uetschi a Kumba hatte inzwischen seinen Acker bestellt; er hatte geerntet und machte Essen. Er schlief einmal am Feuer ein. Mwo kam. Mwo stahl alles. Mwo fraß alles. Uetschi a Kumba wachte auf. Er sah, daß Mwo gestohlen hatte. Er ging hin, nahm Mwo und verprügelte ihn. Seitdem ist der Hund immer im Dorf des Menschen. Mwo sagte zu Uetschi a Kumba: "Du mußt uns erlauben, daß wir Hunde uns als eure Sklaven nur von euren Toi (Kot) nähren."Uetschi a Kumba sagte: "Es ist gut so; niemand wird es euch verwehren."
Kafambue und Lufassa (Batetela; Malela vom Lomami)Kafambue (ein Knabe) und Lufassa (ein Mädchen) stammten von den gleichen Eltern. Vater und Mutter waren gestorben. Sie blieben einsam zurück. Sie kannten keinen Menschen. Sie hatten kein Feuer. Sie heirateten sich. Sie bekamen einen Knaben. Sie hatten nichts zu essen. Sie hatten kein Feuer. Sie sahen beide im Traume ihren Vater. Der Vater sagte zu ihnen: "Morgen werde ich einen Hund schicken, der Hund wird euch Essen bringen. Der Hund wird euch Feuer bringen."
Am andern Tage sahen Kafambue und Lufassa einen Hund kommen. Sie lockten den Hund (mit Fingerschnippen). Der Hund wedelte mit dem Schwanz. Dann kam der Hund näher. Dann lief der Hund auf dem Wege, auf dem er gekommen war, wieder von dannen. Kafambue sagte: "Wir wollen ihm nachgehen." Sie gingen dem Hunde nach. Der Hund lief an das Wasser Mulongoi. Sie sahen am Ufer frische Fische. Sie nahmen die frischen Fische und gingen heim. Der Hund lief den Weg wieder zurück. Sie gingen dem Hunde nach. Der Hund lief an das Wasser Mulongoi. Sie sahen am Ufer geräucherte Fische. Sie nahmen die geräucherten Fische und gingen heim. Der Hund lief den Weg wieder zurück. Sie gingen dem Hunde nach. Der Hund lief an das Wasser Mulongoi. Sie sahen am Ufer ein großes Feuer. Sie fanden am Ufer Ania (hohe große Hirse) Matalla (Mais) und Luschia (Maniok). Sie fanden alle Speise. Sie nahmen alles und gingen nach Hause. Der Hund lief mit ihnen.
Sie lebten im Dorfe. Der Hund lebte mit ihnen. Sie rösteten alle Speise am Feuer. Sie sagten: "Wir können nicht kochen. Wer lehrt uns Töpfe machen?" Sie gingen wieder an den Mulongoi. Es sprach ein Ukischi (Geist eines Verstorbenen) aus dem Wasser. Der Ukischi sagte: "Nehmt die Erde, knetet die Erde. Macht einen Topf, laßt den Topf trocknen, zündet ein Feuer an und setzt den Topf hinein. In dem Topf könnt ihr kochen." Die beiden nahmen von dem Ton mit nach Hause. Sie machten Töpfe. Sie kochten nun in Töpfen.
Sie lebten im Dorfe; der Hund lebte mit ihnen. Sie hatten keine Kleider und gingen nackt. Sie sagten: "Wir haben keine Stoffe; wir sind nackt. Wie kommen wir zu Stoffen?" Sie gingen wieder an den Mulongoi. Es sprach ein Ukischi aus dem Wasser: Der Ukischi sagte: "Nehmt ein Kind, werft es ins Wasser und ihr werdet schöne Stoffe bekommen." Kafambue und Lufasso sagten: "Ein Kind werfen wir nicht in das Wasser. Unser Kind wollen wir behalten." Der Ukischi sagte: "So nehmt diese Kerne der Mabondopalme. Pflanzt diese Kerne. Nehmt die Fasern und macht einen Webstuhl. Am Webstuhl macht euch Stoffe."Der Ukischi gab die Mabondokerne. Kafambue und Lufassa pflanzten sie. Die Palmen wuchsen. Sie machten Stoffe.
Sie kamen wieder an den Mulongoi. Sie hörten, wie jemand die Lumpundu (Felltrommel) schlug. Sie sahen niemand. Dann sahen sie vier Körbe mit getrockneten Fischen aus dem Wasser aufsteigen. Dann fanden sie geräucherte Ratten. Kafambue und Lufassa wollten weglaufen. Eine Stimme rief: "Bleibt und nehmet alles." Die beiden nahmen die Sachen auf und gingen von dannen. Bis heute ist es noch so, daß man am Mulongoi an einem Tage geräucherte Fische, am andern Tage frische Fische fängt.
Zwischen dem Dorf und dem Mulongoi war ein kleines Rinnsal (ein Nebenbach des Mulongoi). Eine Frau ging eines Tages zum Mulongoï Sie ging durch das Rinnsal. Ihre Füße wurden verbrüht. Sie kehrte ins Dorf zurück. Eine andere Frau ging an das Rinnsal. Sie blieb vier Tage im Wasser. Sie kam wieder und erzählte: "Es ist viel Salz im Wasser des Rinnsales. Man kann es aber nicht fassen." Es gingen Männer hin. Der Ukischi lehrte sie, das Wasser in Töpfe zu tun, die Töpfe über Feuer zu stellen, das Wasser verdampfen zu lassen, so daß das schwarze Salz auf dem Boden des Topfes blieb.
Die erste Kultur (Batetela)Im Anfang hatten die Menschen gar nichts zu essen, sie kannten auch das Feuer nicht. Da sandte Tauuniaanguepiongwe den Hund Fo zu den Menschen. Fo hatte Vater und Mutter; aber wie sie hießen, und was sie machten, das wissen nur die ganz Alten. Fo kam zu den Menschen. Die sagten: "Wir wollen ihn mit zur Jagd nehmen." Sie machten also aus Holz eine Klapper, hängten diese Klapper Fo um den Hals und gingen mit ihm zur Jagd. Sie fanden aber keine Antilope. Der Hund Fo traf im Walde Pondo (Hirse) oder Assami (wohl eine maisartige Pflanze). Fo aß die Pondo. Die Menschen sahen das und sagten: "Das sollten wir auch essen können." Und sie nahmen davon und aßen. So füllte sich ihr Magen. Sie gingen wieder zurück, sammelten viel Pondo und streuten sie als Samen aus. Seitdem essen alle Batetela Pondo. —
Sie gingen wiederum aus und Fo aß im Walde von der Magaschi (Olpalme). Die Menschen sahen das, nahmen davon mit und pflanzten, und seitdem essen alle Batetela von der Magaschi. —
Die Batetela hatten auch kein Feuer, bis der Hund Fo einen Scheit brennenden Holzes im Maule herbeitrug. Alle Batetela kamen herbei und entzündeten ein Scheit und seitdem hat man immer Feuer.
Einmal war ein wildes Schwein (Sumbu) im Busch und aß da Bataten. Eines Tages brachte es eine Batate in das Dorf. Die Batetela sahen das und waren sehr erstaunt: "Was ist das,"sagten sie, "man sollte das essen können," und sie legten es in eine Ecke. "Wir wollen davon essen", sagten sie dann und aßen die Hälfte, die andere Hälfte aber steckten sie in die Erde, und sie sproßte und sandte
Schößlinge aus, dahin und dorthin. Und so kommt es, daß die Batetela immer Bataten zu essen haben. —Die Batetela haben auch die Bananen bekommen, aber wie das war, das wissen nur die Alten.
Die ersten Menschen (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu)Nge (oder Inge - Leopard) und Mboa (Hund) gingen zu Mwille. Mwille gab jedem eine Mitempa (lange Kalebasse). Mwille sagte zu beiden: "Geht auf die Erde, baut euch ein Dorf, und dann öffnet eure Kalebassen." Die beiden gingen auf die Erde. Mboa baute ein Dorf und zerschlug seine Kalebasse. Es kamen ein Mann und eine Frau heraus. Die zogen in das Dorf ein. Sie bekamen viele Kinder und es wurden Menschen. Aus der Kalebasse fielen auch Mpondo (Hirse), Maebelle (Mais) heraus. Die Menschen säten beides aus und hatten bald weite Äcker. Sie gaben aber dem Hund nichts ab. Der Hund konnte nicht sprechen und bitten, und so mußte er sich vom Unrat nähren. —Im Anfang heirateten sich Bruder und Schwester. Als es aber viele Menschen geworden waren, verbot dies Mwille.
Nge ging auch mit seiner Mitempa zur Erde. Unterwegs öffnete er sie aber. Es kamen Mann und Weib heraus. Nge stürzte sich auf sie und fraß sie alle beide auf.
Das erste Feuer (Bassonge; Bena Ki)Kassongo Ntundu ging mit zwei Hunden auf die Jagd. Er spürte eine Fährte und die Hunde folgten ihr. Er ging hinterdrein und kam (plötzlich) in ein Dorf. In dem war aber nur ein Mann, Kassambambi. Kassongo schnubberte (nach der Pantomime des Erzählers) in der Luft herum. Er sagte: "Es riecht etwas sehr gut!" Es war das Feuer, das Kassongo Ntundu zum ersten Male roch. Kassongo Ntundu sagte zu Kassambambi: "Gib mir von dem Feuer !" Kassambambi gab Kassongo von dem Feuer.
Kassongo Ntundu ging mit dem Feuerbrand in sein Dorf zurück. Er gab allen Dörfern der Bena Ki Feuer. Er wurde ein großer Fürst und hatte zwei Frauen mit Tschilaschi (Schmuck; Conchiliendeckel im Haar) und vielen Perlen.
Der Hund und die ersten Menschen (Bassonge; Bena Ki; Lupungu)Mwille machte im Anfang nicht die Menschen, sondern den Hund. Der Hund sagte: "Gib mir zu essen." Mwille sagte zu dem Hunde: "Geh in den Wald, da triffst du einen großen Baum. Aus dem großen Baume kommen ein Mann und eine Frau. Zu den beiden sage: «Ich will zu essen haben.»" Der Hund ging in den Wald. Er fand den Baum. Die Menschen kamen heraus. Der Hund sagte: "Ich will zu essen haben."
Der Hund und die zwei Menschen gingen in das Dorf Mwilles. Der Mann baute ein Haus. Die Frau gebar einen Knaben. Dann gebar die Frau ein Mädchen. Die beiden Kinder heirateten sich. Die Kinder mehrten sich. Die Menschen kamen zu Mwille und sagten: "Teile das Land!" Mwille sagte zu den Tschibeschi: "Geht ihr dorthin." Mwille sagte zu den Bena Ki: "Geht ihr dahin." Er verteilte die Kalebue, Batetela und so weiter. Mwille sagte: "Die Hunde sollt ihr aber nicht schlagen, die sind eure Häuptlinge."
Der Hund und das Feuer (Bassonge; Bena Koto; Lussambo)Früher gab es kein Feuer. Die Tiere sagten zum Mboa (Hund): "Besorge uns Feuer."Der Mboa lief zu Mwille und sagte: "Gib mir Feuer." Mwille gab Feuer. Mboa brachte den Tieren das Feuer. Die Tiere waren alle zusammen und hatten nun das Feuer. Mboa sagte zu den Tieren: "Ich brachte euch das Feuer. Nun müßt ihr mir eine Hütte bauen und ein Feld bestellen, denn ich bin euer Häuptling." Die Tiere bereiteten Haus und Garten.
Es kam einmal ein alter Mann, Tata Mukullu, ins Dorf. Mboa war ausgegangen. Tata Mukullu machte Essen. Die Tiere aßen alles auf. Nur die Brühe blieb im Napfe. Mboa kam zurück und sagte: "Was, ich bin euer Häuptling und ihr könnt nicht einmal Essen für mich bereit halten? Wo ist das Feuer?" Die Tiere sagten: "Das Feuer ist unter die Erde gegangen (?), es ist gestorben."
Mboa ging zu Mwille und sagte: "Ich will nicht mehr mit den Tieren zusammen sein." Mwille sagte: "So jage die Tiere. Aber spiele nie mit dem Poye (Mandrill, Affenart)." Mboa ging hin und jagte die Tiere. Einmal spielte er mit Poye. Der packte ihn und biß ihm den Hals durch.
Hundelegende (Bakuba; Bakete; Bena Moanika)Ein Mann namens Kuete hatte drei Hunde. Er ging mit zwei Hunden (einmal) zur Jagd. Seine Frau ging in das Maniokfeld um zu arbeiten. Sie ließ den kleinen Sohn (er war noch so klein, daß er noch keinen Namen hatte) im Hause zurück. Sie ließ (auch) den dritten Hund im Hause und verschloß die Haustür fest. Die Frau sagte zu den Leuten: "Im Hause ist sehr viel Fleisch. Wenn etwas fehlt, müßt ihr gestohlen haben. Also geht nicht in das Haus !" Die Frau ging in das Maniokfeld um zu arbeiten. Es ging niemand in das Haus.
Der Hund nahm das Kind in die Arme wie ein Mensch. Der Hund lag mit dem Kinde auf der Ruhestatt. Es kam ein Regen. Es regnete stark. Die Frau ward sehr naß. Sie ging ins Dorf zurück. Sie kam an ihr Haus. Sie sah den Hund mit ihrem Kind im Arm. Sie sagte
Die Frau trat ins Haus. Es regnete weiter. Der Frau war sehr kalt. Niemand brachte Feuer. Der Hund sagte: "Du hast mich alle Tage geschlagen. Ich habe dein Kind gut bewahrt. Du hast nun kalt. Niemand bringt dir Feuer. Ich will dir Feuer holen !" Der Hund ging. Der Hund brachte das Feuer der Frau. Er sagte: "Ich habe dein Kind gut gehütet. Ich habe dir Feuer gebracht. Du darfst davon nichts sagen; sagst du davon, so stirbst du. Das ist dann nicht mein Fehler."
Der Mann kam nach Hause. Die Frau sagte zu ihrem Manne: "Wir haben den Hund immer geschlagen. Der Hund hat das Kind wie ein Mensch gehütet. Der Hund hat mir das Feuer gebracht." Als die Frau alles gesagt hatte, starb sie.
Die Bakete sagen: "Wir schlagen die Hunde nicht."
Dikullu und Unia (Batetela; Wakussu)Dikullu (ein Vogel) spielte mit Unia (Gott der Sonne) Uale (d. i. das Spiel mit vier Kauriwürfeln, auch Jekke oder Lubesse). Unia gewann alles und Dikullu verlor alles. Da stahl Dikullu die Hälfte und floh mit dem Raub von dannen. Wo Dikullu aber hinkam, sah er Unia. Alle Leute sagten zu Dikullu: "Wo du auch hingehst, überall mußt du Unia treffen." Dikullu nahm endlich den ganzen Raub zusammen und brachte ihn Unia zurück.
Die Fischkorbgeborenen (Bassonge; Bena Nkoto; Lussambo)Kaffues Vater und Mutter waren gestorben. Er blieb ganz allein (von der ganzen Familie) am Leben. Kaffue ging zu Mwille und sagte: "Ich habe niemand. Ich habe nichts." Mwille gab ihm eine Kabengele (Axt) und sagte: "Geh in den Busch und mache dir eine Fischfalle (Miona) , wirf sie ins Wasser und paß auf, was wird."Kaffue tat so, wie ihm Mwille gesagt hatte. Am anderen Morgen ging Kaffue hin und fand in der Miona ein Schaf und eine Ziege. Kaffue nahm beide und brachte sie zu Mwille. Mwille sagte: "Nein, das wirf wieder ins Wasser, das ist nicht gut."Kaffue brachte beides zurück. Am anderen Morgen fand Kaffue Frauen und Mädchen in der Miona. Er nahm die Beute mit und zeigte sie Mwille. Mwille sagte: "Das wirf wieder ins Wasser, das ist nicht gut."Kaffue brachte alles zurück ins Wasser. Am anderen Morgen fand Kaffue viele Männer in der Miona. Er nahm den Fund mit und zeigte ihn Mwille. Mwille sagte: "Das wirf wieder ins Wasser, das ist nicht gut." Kaffue brachte alle zurück. —
Am anderen Morgen fand Kaffue die Miona gefüllt mit roter Erde (Ssenga). Er nahm den Inhalt heraus und brachte ihn Mwille. Mwille sagte: "Das ist gut, das ist das, was du brauchst. Nimm die rote Erde und breite sie nahe dem Ufer am Wasser aus. Warte, was
daraus werden wird. Wenn sie trocken ist, baue zehn Hütten darauf. Wenn deine Frauen aber gebären wollen, darfst du nie zusehen, und du darfst auch nie selbst den Garten bestellen."Es ward, wie Mwille es gesagt hatte. Die Erde breitete sich weit aus. Darauf baute Kaffue seine Hütten. Am anderen Morgen fand Kaffue in der Miona Frauen. Er heiratete sie. Die erste Frau ward schwanger. Trotz des Verbotes wollte er bei der Geburt zugegen sein. Er kam hin. Sogleich war an Stelle der Frau eine Miona da. Die zweite Frau ward schwanger. Trotz des Verbotes wollte er bei der Geburt zugegen sein. Er kam hin. Sogleich war an Stelle der Frau eine Miona da. Die dritte Frau ward schwanger. Kaffue ging nicht hin. Ein Knabe ward geboren. Der Knabe sagte: "Ich will nicht das Essen der Leute haben, bereite du mir einen Acker." Kaffue sagte: "Mwille hat es verboten." Der Sohn sagte: "Du hast mich nicht lieb, wenn du das nicht tun willst." Kaffue nahm die Hacke und ging hin. Kaum berührte er mit der Hacke den Boden, so fielen ihm und allen Leuten der rechte Arm ab. —
2. DIE ALTE GÖTTERLEHRE. MWILLES
Mwilles Enkelkind (Bassonge; Bena Ki; Lupungu)Mwille ward schwanger. Er gebar ein Mädchen, das hieß Kabuaji gen bengollo. Dies Mädchen gebar wieder ein Mädchen. Das hieß Ngolle Kakesse. Die Mutter steckte das Kind in einen Sack und legte es an das Kopfende ihrer Kitanda (Bett). Die Mutter stellte sich als Wache an die Haustür. Nge (Leopard) kam, um das Kind zu heiraten. Mwille sagte: "Du frißt viele Menschen, geh!" Mbou (Büffel) kam, um das Mädchen zu heiraten. Mwille sagte: "Du frißt in allen Pflanzungen, geh !" Nsevu (Elefant) kam, um das Mädchen zu heiraten. Mwille sagte: "Du tötest alle, geh!" Ngolle (Zebra) kam, um das Mädchen zu heiraten. Die Mutter des Kindes sah ihn und sagte: "Wie heißt du?" Das Zebra sagte: "Ich heiße Ngolle." Die Mutter sagte: "Ach, du heißt wie mein Kind, komm !" Ngolle trat herein. Wenn Ngolle die Beine ausstreckt, so fließt Wasser heraus. Ngolle zog die Beine ein. (?sehr unklar; kann sich auch auf Ngolle Kakesse beziehen.)
Ngolle Kakesses Mutter bereitete ein Mahl von Hühnern. Sie aßen. Mwille sagte zu Ngolle: "Laß Ngolle Kakesse ja nie arbeiten. Sobald sie arbeitet, gibt es eine große Angelegenheit." Ngolle sagte: "Ich bin wohlhabend und lasse die anderen Frauen arbeiten." Ngolle nahm seine Frau und ging mit ihr in sein Dorf.
Ngolle ließ auch in der ersten Zeit immer die anderen Frauen arbeiten. Eines Tages sagte er aber zu Ngolle Kakesse: "Du bist stets in deinem Sack und arbeitest nie. Heute arbeite !" Ngolle Kakesse
sagte: "Mwille hat es verboten." Ngolle sagte: "Arbeite !" Ngolle Kakesse begann also Essen zu machen. Sogleich lief Wasser aus ihren Füßen. Es lief immer mehr Wasser aus ihren Füßen. Das Wasser begann das Land zu überschwemmen. Mwille sandte einen Boten. Er sagte: "Das Wasser steigt, ich glaube, Ngolle Kakesse arbeitet." Der Bote kam zurück und sagte: "Ja, Ngolle Kakesse arbeitet."Mwille sandte Nkamue (Moskito), um Ngolle aus dem Wasser zu ziehen. Nkamue flog hinab. Nkamue fand Messer, Stampfer, Mörser, Kalebasse. Er fand alle Geräte Ngolle Kakesses. Ngolle Kakesse fand er nicht. Mwille ließ sich von Ngolle dessen Zähne, zwanzig Kanu, zwanzig Frauen und dessen Bruder als Bußezahlen. Dann war er fertig.
Mwille und Kassukabengelle (Bassonge; Bena Ki; Lupungu)Mwille hatte eine Tochter, Ngoi mit Namen. Kassukabengelle (Eidechse) wollte Ngoi gern heiraten. Kassukabengelle ging zu Mwille, sagte aber nichts davon, daß er Ngois wegen käme. Kassukabengelle sagte zu Mwille: "Ich möchte gern essen."Mwille gab Kassukabengelle hundert Hunde. Kassukabengelle nahm sie, kehrte heim und aß sie alle auf. Kassukabengelle kam wieder zu Mwille und sagte: "Ich möchte gern essen." Mwille gab ihm hundert Ziegen. Kassukabengelle nahm sie, kehrte heim und aß sie alle auf. Kassukabengelle kam zu Mwille und sagte: "Ich möchte gern essen." Mwille gab ihm hundert Mbou (Büffel). Mwille sagte: "Rufe alle deine Kameraden, eßt das alles auf und dann kommt wieder. Dann will ich euch etwas sagen."
Kassukabengelle ging zurück und kam abermals zu Mwille. Mit ihm kamen Penso (Kakerlaken), Passu (Heuschrecken), Tschitubansubbu (ein Tier, das in der Hand stinkt). Mwille sagte: "So ist es recht. Ich habe meine Tochter gekleidet. Du bist dreimal gekommen, um meine Tochter zu freien. Du hast nicht um sie gebeten. Du hast mich nur um Essen gebeten. So sollst du sie denn zur Frau haben. Kehre nach zwei Regenzeiten wieder." Kassukabengelle ging mit seiner Frau hinab.
Kassukabengelle war zwei Wochen fort, da sagte er zu seiner Frau: "Ich liebe Masianda (d. h. ich möchte Muloschi [Vampyr]werden)." Ngoi ging zu ihrem Vater und sagte: "Kassukabengelle möchte Masianda werden." Mwille sagte: "Du bleibst hier." Dann sandte er Kasseschi (Antilope), Kassukabengelle zu rufen. Kassukabengelle rief seine Kameraden und kam zu Mwille. Mwille sagte: "Heute mußt du sterben."Kassukabengelle wollte fliehen. Mwille öffnete aber einen Korb und herauskamen ein Hahn, ein Hund und eine Ziege. Alle liefen nun eiligst hinter Kassukabengelle her. Der Hahn pickte ihn ins Hinterbein; der Hund biß ihn ins Bein. Kassukabengelle kroch in der Angst in die Spitze des Hauses. Der Hahn flog hinterher. — Deshalb frißt noch heute jeder Hahn Kassukabengelle.
Mwille und Mussoa (Bassonge; Bena Kalebue; Lupun~u)Mwille hatte eine Tochter mit Namen Kassoawille. Kassoawille wuchs sehr schnell heran. Mussoa (eine kleine, millionenweise ausschwärmende Mauerfliege), kam aus seinem Haus und ging in das Dorf Mwilles, um Kassoawille zu beschlafen. Mwille fragte: "Willst du meine Tochter heiraten?" Mussoa sagte: "Ja, ich bin reich und bringe dir dreißig Kanu." Mwille sagte: "Es ist gut. Komm wieder. Ich werde dir Essen bereiten." Mwille tötete dann zehn Büffel und stellte das Essen in eine Hütte. Als Mussoa wiederkam, sagte er zu ihm: "Iß das!" Mwille schloß Mussoa in die Hütte ein. Aber alle Mussoa kamen durch die Wand und aßen und aßen und fraßen alles auf. Die Leute Mwilles machten alles auf. Der kleine Mussoa hatte alles vertilgt.
Mwille fragte den Mussoa: "War das gut?" Mussoa antwortete: "Nein, ich liebe nur Mallua." (Ein großes Ereignis.)
Mwille sagte: "Ein Mallua sollt ihr haben! Kommt ihr nur morgen alle hierher."Alle Mussoa kamen am anderen Tage mit Tande (Spinne) und Tunkenem (Mückenart), Penso (Kakerlaken), Usou (Mücke), Milonga (Termitenart). Alle waren gekommen. Mwille setzte einen großen Hahn zwischen sie. Der fing sogleich mächtig an zu vertilgen. Nur wenige entfiohen zum Himmel. Mwille sagte: "Ihr hattet ein großes Ereignis gewollt."
Menschenschöpfung und Sintflut (Bassonße; Bena Ki; Lupungu)Im Anfange machte Mwille ein großes, großes Dorf, dessen Häuptling war Jakassadi. Die Menschen hatten nur Brei zu essen und keine Beispeise. Die Menschen schrieen nach Fleisch. Eines Tages hörten sie bei Sonnenuntergang ein großes Geräusch. Mwille sagte zu den Menschen: "Ich habe euch eine Mbuddiantilope geschossen. Geht morgen hin." Die Leute gingen am anderen Morgen hin und fanden eine geschossene Mbuddi. Einige wollten gleich essen. Andere wollten noch warten. Die anderen sagten: "Wir wollen Stricke ziehen, die Mbuddi in den Gang jagen und dann noch mehr töten." Endlich aßen alle, bis auf einen Knaben und ein Mädchen. Alle Leute, die von dem Fleische genossen hatten, bekamen die Ballanga-Krankheit (die Pocken) und starben. Es blieben nur der Knabe Tschingutte und das Mädchen Tschiao, die nicht gegessen hatten, am Leben.
Mwille machte im Busch einen großen hohlen Ssangabaum und setzte Betten hinein und die Kinder Tschingutte und Tschiao. Er ließ Essen machen von gestoßenem Mibelle (Kaurimuscheln). Die Kinder wollten das nicht essen. Die Kinder sagten: "Unsere Eltern haben uns Essen von Mais und Maniok gemacht."Mwille sagte: "Eßt nur, alle Menschen sind gestorben,weil sie sooft nach Fleisch schrieen.
Eßt nur." Die Kinder aßen. Nach einem Monat waren sie hoch aufgewachsen.Mwille kam mit Katambuebe (Mann) und Mai mukalondo (Frau). Mwille fragte die Kinder: "Kennt ihr die zwei?" Die Kinder sagten: "Nein, wir kennen sie nicht." Mwille sagte: "Das ist mein Vater und meine Mutter. Wenn die hier bleiben, wird das Dorf groß werden. Wenn der Abend naht, dürft ihr nicht weinen." Eines Tages ward Mai mukalondo schwanger und gebar ein Mädchen. Dann gebar sie einen Knaben. Tschingutte heiratete das Mädchen. Darauf wollten Tschiao und Tschingutte nicht essen. Katambuebe sagte: "Eßt, die anderen sind des Essens wegen von Mwille getötet."
In der Nacht kam ein großes Wasser, furchtbar viel Wasser. Die Leute schwammen und schwammen. Sie sahen ein Boot auf dem Wasser schwimmen. Dann fiel das Wasser plötzlich. Alle Menschen waren tot. Das Dorf war vernichtet. Das Boot fiel auf die Erde und zerschellte.
Mwilles Wald (Bassonge; Bena Tschibeschi; Lupungu)Eine Frau Kassongos, Tschakupelle mit Namen, ging mit ihrer Axt in den Busch. Sie kam an einen großen Baum und begann ihn umzuschlagen. Sie schlug ein-, zwei-, drei-, viermal. Da hörte sie einen Mann rufen. Sie ging hin und traf Mwille. Mwille sagte: "Das ist mein Baum, der gehört nicht allen Leuten." Sie legte die Axt hin und ging ins Dorf. Sie sagte es Kassongo.
Kassongo ließ die Frauen viel Essen machen und ging damit in den Busch, um es Mwille zu überreichen. Am Walde ließ er Tschakupelle zurück und ging mit Kapinga in den Busch. Mwille sagte zu Kassongo: "Ich muß das Versehen deiner Frau ahnden." Mwille machte Kapinga zum Elefanten (Ns evu) und Kassongo zum Nkuba (Donner). Mwille rief Tschakupelle und sagte: "Du darfst nie mehr bei einem Manne schlafen. Wenn du dies unterläßt und mir täglich Essen machst, ist es gut. Sonst mußt du sterben."
Seitdem ist Tschakupelle die einzige Frau, die in diesen Wald gehen durfte. Sie brachte das Essen für Mwille dorthin. Niemand außer ihr durfte den Busch betreten. Der Baum war jener Baum, aus dessen Splittern Mwille die Menschen machte.
Mwilles Tochter [Variante](Bassonge; Bena Jschibeschi; Lupungu)Ein Mann wollte heiraten. Er nahm eine Frau. Er schlief drei Nächte bei ihr, dann warf er sie heraus. Er war ihrer überdrüssig. Er nahm eine andere Frau. Er schlief drei Nächte bei ihr. Dann warf er sie heraus. Er war ihrer überdrüssig. Er versuchte es mit fünf, ja sechs Frauen. Er schlief drei Nächte mit ihnen, dann hatte er sie satt und warf sie hinaus. Da nannten die Leute den Mann Njungulula biteschi.
Mwille hatte eine Tochter, die hieß Mantescha. Mantescha schlug alle Männer aus, die zu ihr kamen, um sie zu heiraten. Mantescha machte eine Wanderung auf der Erde. Njungulula ging aus seinem Dorf. Er kam auf den gleichen Weg. Njungulula biteschi und Man-. tescha trafen sich. Es war niemand sonst da, denn es war in der Savanne. Der Mann sagte: "Wie heißt du?" Die Frau sagte: "Mantescha." Der Mann sagte für sich: "Dich habe ich gesucht." Die Frau sagte: "Wie heißt du?" Der Mann sagte: "Njungulula biteschi." Die Frau sagte: "Dich will ich heiraten." Sie heirateten in der Savanne. Dann gingen sie in das Dorf.
Njungulula biteschi war sehr reich. Er hatte viele Kanus, Bogen, Pfeile, Stoffe. Mantescha arbeitete nichts. Wenn sie Wasser brauchte, rief sie einen Mann, gab ihm ein Kanu und hieß ihn Wasser holen. Wenn sie Holz brauchte, rief sie einen Mann, gab ihm einen Köcher mit Pfeilen und der brachte ihr dann Holz. Wenn sie schnell Feuer haben wollte, warf sie von den Stoffen in die Asche und blies nur ein wenig, so lohte die Flamme gleich mächtig empor. Bald waren die Kanu und die Bogen und die Pfeile und die Stoffe Njungulula biteschis verbraucht. Mantescha sah, daß Njungulula biteschi nun arm war.
Mantescha legte sich wie tot hin. Njungulula biteschi kam. Er sagte: "Nun ist Mantescha tot. Nun will ich auch sterben. Grabt mir ein Grab." Sie gruben ein Grab. Njungulula biteschi nahm eine tote Ratte (Songonja nsubu die Hausratte) und setzte sich im Grab auf diese tote Ratte. Er legte Mantescha quer über sich in seinen Schoß. Nach einiger Zeit roch Mantescha die tote Ratte und glaubte, nun fange der tote Njungulula biteschi schon an zu riechen. Sie stand auf und sagte: "Nun ist meine Zeit vorbei. Es ist aller Reichtum verbraucht, und mein Mann ist tot." Sie wollte gehen. Njungulula biteschi stand auch auf. Er hielt sie fest und sagte: "Ei, ei, so willst du gehen? Du willst mich hintergehen; aber ich bin auch nicht dumm! Ich habe dir erlaubt, daß du alles fortgibst, was ich hatte. Weil ich dich liebte. Wenn du jetzt aber gehen willst, mußt du mir alles zurückbezahlen." Mantescha ging zum Himmel, ließ sich von Mwille alles geben und stattete Njungulula biteschi alles Seine zurück.
Die Schwarzen und die Weißen (Bassonge; Bena Kalebue; Lupungu)Mwille hatte zwei Söhne Kadikumone und Kadimantonko. Mwille sagte zu ihnen: "Geht hin und bestellt eure Äcker !"Die beiden Leute gingen zur Erde. Kadikumone hatte zwanzig Leute. Kadimantonko hatte keine Leute. Kadimantonko sagte zu Kadikumone: "Du hast zwanzig Leute; ich habe keine. Du brauchst sechs Tage mit deinen Leuten nichts zutun. Du brauchst nur jeden siebenten Tag mit deinen Leuten zu arbeiten. Ich habe keine Leute. Ich muß allein arbeiten. Ich werde alle Tage arbeiten." Kadikumone sagte: "So ist es."
Kadimantonko arbeitete alle Tage. Kadikumone arbeitete mit seinen Leuten sechs Tage nicht und nur den siebenten. Kadimantonko arbeitete alle Tage. Kadikumone arbeitete mit seinen Leuten sechs Tage nicht und nur den siebenten. Mwille kam (eines Tages) die Äcker zu besichtigen. Kadimantonkos Acker war gut bestellt. Kadikumones Äcker waren schlecht bestellt. Mwille nahm Holz, verbrannte es zu Kohle und rieb damit Kadikumone ein. Mwille nahm Lupemba (weiße Farbe) und rieb damit Kadimantonko ein. Mwille rief alle Menschen und fragte: "Wollt ihr zu Kadimantonko? Wollt ihr zu Kadikumone?"Alle Leute sagten: "Wir wollen zu Kadimantonko." Alle Leute gingen zu Kadimantonko.
Kadikumone rief die Ntengu (eine große Antilope). Er sagte zu Ntengu: "Sieh auf Kadimantonko !" Die Ntengu ging zur Nkalla (ein Wassertier). Sie sagte zu Nkalla: "Sieh auf Kadimantonko." Kadimantonko ging zum Wasser hinab. Er tat die Hände in das Wasser. Die Nkalla packte seine Hand. Er konnte seine Hand nicht wieder emporziehen. Kadimantonko schrie. Mwille sagte zum Wasser: "Weiche." Das Wasser trat auseinander. Es war nichts als Erde und Steine. Mwille sah, daß die Hand Kadimantonkos von der Nkalla gehalten ward. Mwille sagte: "Weshalb hast du das getan?" Die Nkalla sagte: "Die Ntengu hat es mir gesagt." Mwille fragte Ntengu: "Weshalb hast du das getan?" Die Ntengu sagte: "Kadikumone hat es mir gesagt." Mwille sagte: "Jagt Kadikumone in die Wildnis."
Kadikumone ward in die Wildnis gejagt.
Tschanjima und Mukonkolle (Bassonge; Bena Kalebue; Lupungu)Kawillewille hatte alle Leute durch den Anus geboren. Dann gebar er zwei Frauen Mukonkolle und Tschanjima durch Erbrechen. Mukonkolle war wohlgestaltet. Tschanjima hatte aber die Hände an den Knieen und die Oberschenkel bis zu den Knien zusammengewachsen. Mukonkolle spottete: "Wer wird dich heiraten. Wie kannst du gebären."Tschanjima sagte: "Zwar bin ich nicht gut gewachsen, aber ich werde gebären und meine Knaben werden gut und stark sein. Wenn du gebierst, wirst du nicht mehr als Tiere gebären." Die beiden Schwestern gingen zu Kawillewille, um die Sache zu erledigen. Kawillewille sagte: "Tschanjima, du sollst Menschen gebären. Mukonkolle, du sollst nur Tiere gebären."
Tschanjima ward bald schwanger. Tschanjima gebar ein Mädchen. Tschanjima ward wieder schwanger, sie gebar wieder ein Mädchen. Tschanjima ward wieder schwanger. Sie gebar einen Knaben. Der Knabe wuchs schnell empor. Mukonkolle ward bald schwanger. Mukonkolle gebar einen Nsevu (Elefant), der wuchs schnell empor und lief dann in den Wald. Mukonkolle ward wieder schwanger. Sie gebar eine Gulungwe (Antilope), wuchs empor und lief in den Wald.
Mukonkolle ward wieder schwanger. Sie gebar ein Schwein (Gulube), das lief schnell in den Wald. Der Knabe Tschanjimas sah das Gulube. Der Knabe sagte: "Welch wunderliches Tier."Er nahm Pfeil und Bogen und sandte einen Pfeil in die Seite Gulubes. Gulube war sehr krank und lief zu seiner Mutter. Mukonkolle ging mit Gulube zu Kawillewille.Mukonkolle sagte zu Kawillewille: "Meine Kinder laufen in den Wald. Der Sohn Tschanjimas hat Gulube mit einem Pfeil geschossen. Gulube wird sterben." Kawillewille sagte: "Dieses war, weil du deine Schwester verspottet hast. Jetzt geh in das Dorf deiner Schwester. Laß deine Kinder im Busch. Im Dorfe Tschanjimas wirst du Menschen gebären." Mukonkolle zog in Tschanjimas Dorf. Beide Frauen gebaren Menschen.
Nkussa und Builu (Bassonge; Bena Kalebue; Lupungu)Zwei Männer waren auf dem Wege zu Mwille. Sie trafen sich. Der eine sagte: "Was willst du von Mwille?" Der andere sagte: "Ich will Mwille um Nkussa (Läuse) und Buinschischi (Fliegen) bitten. Wenn ich viele davon haben werde, werde ich reich werden. Was willst du von Mwille?" Der erste sagte: "Ich will Mwille um Builu (Fleisch) bitten." Beide kamen zu Mwille. Mwille sagte: "Was willst du?" Der eine Mann sagte: "Builu." Mwille fragte: "Was willst du?" Der andere sagte: "Nkussa und Buinschischi." Mwille sagte zu diesem: "Nimm alle Buinschischi !" Der Mann nahm sie. Mwille setzte ihm Nkussa in das Haar. Mwille nahm Mbutta und Mikette (Bogen und Pfeile) und gab sie dem andern und sagte: "Gehe hin, schieße dir deine Tiere. Lege nie deinen Bogen auf die Erde !" Beide Männer gingen.
Der Jäger schoß auf der Erde sogleich ein Gulube (Schwein). Vorher hatten ihn die Menschen nicht gern. Jetzt kamen sie alle und kauften von ihm Fleisch. Dann schoß der Jäger einen Mbou(Büffel). Er kaufte dafür eine Frau. Dann schoß der Jäger noch einen Mbou und kaufte dafür eine Frau. Dann erlegte der Jäger einen großen, großen Nsevu (Elefant). Er gab die eine Hälfte mit dem einen Zahn seinem Häuptling. Der gab ihm dafür zehn Frauen. Die andere Hälfte mit dem andern Zahn brachte er zu Mwille. Der Mann mit den Läusen und Fliegen - wenn der Erzähler diesen erwähnt, knackt er immer pantomimisch Läuse und scheucht Fliegen -begleitete ihn. Der Jäger sagte zu Mwille: "Du hast mir gut getan. Erst erlegte ich ein Gulube und gewann etwas. Dann erlegte ich einen Mbou und kaufte eine Frau. Dann erlegte ich noch einen Mbou und kaufte noch eine Frau. Nun habe ich einen Elefanten erlegt und für einen Zahn und eine Hälfte zehn Frauen erhalten. Die andere Hälfte und den andern Zahn bringe ich dir !" Mwille sagte: "Du handelst gut. Und wie geht
es dir ?" Der andere knackte Läuse und scheuchte Fliegen und sagte: "Seinerzeit werde ich viele Läuse und Fliegen haben und auch wohlhabend werden. Dann werde ich mir auch Frauen kaufen und zufrieden sein." Beide gingen.Der Jäger hatte nach einiger Zeit einen Knaben. Er gab ihm den Namen "Moana Pibua (Kind Jäger) tailoa (kennt) mukon (Fährten) ten)". Der Junge ward ein tüchtiger Jäger. Der Vater nahm ihn mit und stellte ihn Mwille vor. Er sagte: "Dies ist mein Sohn." Mwille fragte: "Welchen Namen hast du ihm gegeben?" Der Jäger sagte: "Moana Pibua tailoa mukon." Mwille sagte: "Du hast recht getan."
Der Jäger ward ein glücklicher und alter Mann. Der andere Mann knackte Läuse und scheuchte Fliegen. Er bekam Geschwüre, wurde krank und starb.
Bikatta und Bifele (Bassonge; Bena Kalebue; Lupungu)Bifele und Bikatta (zwei Männer) gingen zu Mwille. Sie trafen Luffua, den Sohn Mwilles. Die beiden Männer sagten: "Gib uns Mumonno" (Reichtum).
Luffua sagte: "Geht hin, schlagt euch Holz und macht euch eine Trommel." Die beiden Männer taten es. Luffua zeigte ihnen, wie man Trommeln macht. Bifele schnitzte sich eine kleine Trommel, Bikatta schnitzte sich eine große Trommel. Luffua sagte: "Geht in die Dörfer und schlagt eure Trommeln." Bifele ging nach der einen Seite, Bikatta nach der andern Seite.
Bifele ging in die Dörfer und trommelte und sang: "Tschifele, Tschifele, Tschifele !" (klein, das soll heißen: "Schenkt mir kleine Sachen.") Die Leute tanzten und gaben Nadeln, Tabakpfeifen (Tabakwasserpfeifen), Hühner usw. Bifele bekam viele kleine Sachen und wurde bald wohlhabend. Bikatta ging mit seiner großen Trommel in die Dörfer und sang: "Tschikatta, Tschikatta, Tschikatta !" (Eine große Sache, etwa eine Ziege oder einen Sklaven.) Die Häuptlinge sagten: "Eine große Sache geben wir nicht."Sie gaben Bikatta nichts. Bikatta blieb arm. Er hängte seine Trommel im Hause auf und sah zu, wie Bifele reich ward.
Die unzufriedene Wudima (Bassonge; Bena Ki; Lupungu)Mudima (fliegender Hund oder sonst ein der Fledermaus ähnliches Tier) ißt wie die anderen Tiere durch den Mund, gibt die verdauten Speisen aber nicht durch den Anus von sich, sondern durch Erbrechen. Mudima kam einmal zu Mwille und sagte: "Ich bin nicht zufrieden. Ich will meine Speisereste nicht erbrechen, sondern wie andere Tiere durch den Anus von mir geben. Mwille sagte: "Warte, wir wollen sehen, ob wir sonst noch Unzufriedene finden."
Mwille rief die Antilope, eine Frau und Mboa (Hund). Mwille fragte
die Antilope: "Du frißt nur Gras und gibst dann die Reste nach hinten wieder von dir. Willst du dich beschweren?" Die Antilope sagte: "Nein." Mwille sagte: "So geh !" Mwille fragte die Frau: "Der Mann beschläft dich. Er beschenkt dich. Du reinigst dich danach. Du gebierst Kinder mit Schmerzen. Willst du dich beschweren ?"Die Frau sagte: "Nein." Mwille sagte: "So geh !" Mwille rief den Hund und sagte: "Du frißt die Überreste von der Nahrung deines Herrn. Du frißt den Kot deines Herrn. Wenn dein Herr gestorben ist, frißt du seinen verwesenden Leib. Willst du dich beschweren?" Der Hund sagte: "Nein!" Mwille sagte: "So geh."Mwille sagte: "Alle sind zufrieden. Geh du auch. Du bist die einzig Unzufriedene."
Die Ndoshi und Mwille (Bassonge; Bena Kalebue; Lupungu)Ein Häuptling hatte vierzig Frauen. Aber nur von seiner ersten Frau hatte er einen kleinen Sohn, sonst hatte er keine Kinder. Die erste Frau war eine Ndoschi. Sie ging nächtlich gegen Morgen aus, tötete Menschen, schnitt ihnen die Hände ab und aß das Menschenfleisch. Die Hände brachte sie im Morgengrauen zum Hause und tat sie in eine Nsuffa (große Kalebasse). Mit den Händen nährte sie ihren Knaben, das Kind des Häuptlings.
Eines Tages ging die Frau in das Dorf ihrer Familie und ließ den schon ziemlich großen Knaben dem Vater zurück. Der Vater gab dem Knaben Bananen. Der Knabe aß nicht. Der Vater gab dem Knaben Brei. Der Knabe aß nicht. Der Vater gab dem Knaben Mais, der Knabe aß nicht. Der Vater gab dem Knaben Erdnüsse. Der Knabe aß nicht. Der Knabe schrie ununterbrochen: "Atschimpa ninani !"(Geben wie die Mutter.) Der Vater wußte nicht, was die Mutter dem Knaben zu essen gab. Der Knabe schrie: "Atschimpa ninani !" Der Knabe streckte die Hände zur Decke empor. Der Knabe suchte im Dache, er konnte nichts finden. Der Knabe schrie: "Atschimpa ninani !" Der Knabe streckte die Hände zur Decke empor. Der Vater hob den Knaben zur Decke empor. Der Knabe ergriff die Nsuffa. Der Vater setzte den Knaben mit der Nsuffa zur Erde. Der Knabe öffnete die Nsuffa, nahm eine Hand heraus und begann zu essen. Der Vater sah es. Er ging zur Hütte hinaus.
Der Vater rief drei andere Leute. Er ging mit ihnen zur Hütte. Der Knabe aß die Hand. Der Häuptling zeigte es den Leuten und sagte: "Ich habe nur einen Sohn, seine Mutter ist eine Ndoschi. Wenn er später Häuptling wird, wird er das ganze Dorf essen. Denn meine Frau macht ihn auch zum Ndoschi." Die Leute sagten: "Laß nur, wir wollen sehen." Die Leute warteten. Mittags kam die Frau ins Dorf zurück. Die Leute sagten nichts. Als es Abend ward, verbargen die vier Männer sich im Hause.
Beim ersten Hahnenschrei nahm die Frau im Hause ihr Bein ab. Das Bein legte sie zu dem Knaben und ging selbst zum Dache heraus. Das Kind schrie: "Tate! Tate! Tate !" Die vier Männer traten in die Hütte. Dann kam rrrr pa! die Mutter wieder durch das Dach der Hütte hereingefallen. Sie packte ihr Bein und war wieder ganz hergestellt. Der Häuptling sagte: "Du bist eine Ndoschi !" Der Häuptling packte sie. Die Frau sagte: "Ich bin eine Ndoschi !" Der Häuptling fragte: "Welches ist dein Weg?" Die Frau sagte: "Da, wo die Nkuddu (Erdkatze) geht." Dann verwandelte sich die Frau in irgendeine Sache -"wie dies jeder Muloschi kann", erklärt der übersetzende Muluba - und war entwischt. Der Häuptling sandte zwei Leute, den Weg der Nkuddu zu suchen.
Die Ndoschi ging (inzwischen) den Weg der Nkuddu und kam (also unter der Erde) an das Dorf Mwilles. Mwille sah sie. Mwille sah, daß die Frau keinen Schurz um hatte. Sie hatte nur einen Zeugstreifen zwischen die Beine geklemmt. (Das Kleid der Ndoschi!) Mwille sagte zu seinen Leuten: "Das ist eine Ndoschi; nehmt sie gefangen." Nach einiger Zeit sah Mulombo (der erste Capita oder "Mulofo" Mwilles) die zwei Männer kommen. Mulombo ging ihnen entgegen und fragte: "Was wollt ihr?" Die Männer sagten: "Unser Häuptling sendet uns, seine erste Frau, die eine Ndoschi ist, zu fangen." Mulombo führte die beiden Männer zu Mwille. Mwille fragte: "Was wollt ihr?" Die Männer sagten: "Unser Häuptling sendet uns, seine erste Frau, die eine Ndoschi ist, zu fangen."
Mwille sagte: "Zeigt mir eure Hände." Die Männer zeigten ihre Hände. Mwille (dabei weist der Erzähler auf die Mittelfinger der linken Hände) sagte: "Diese Frau hat ein Kind im Leibe. Wo ist der Ehemann?" Die beiden Leute sagten: "Du allein weißt es !" Mwille sagte: "Entkleidet euch !" Die Männer legten ihren Stoff ab. Mwille sagte: "Ihr habt ja jeder nur einen Mubundi (Hoden) im Dilebbe (Skrotum)." Die Männer sagten: "Bei uns hat jeder nur einen Mubundi im Dilebbe." Mwille sagte: "Daher habt ihr auch sowenig Kinder." Mwille sagte: "Laßt den Wald herkommen." Die Männer sagten: "Das können wir nicht."Mwille sagte zum Walde: "Komm!" Der Wald kam. Mwille sagte: "Geh !" Der Wald ging wieder an seinen Platz.
Mwille gabden beiden Leuten eine Lukassu (Axt) und sagte: "Bestellt meinen Acker dort!" Die Männer sagten: "Wir kennen die Lukassu nicht. Bei uns reißt man das Gras mit den Händen aus und wühlt den Boden mit Holzstützen durch." Mwille sagte: "So macht es so!" Die Männer begannen das Gras mit den Händen auszureißen. Sogleich waren ihre Hände zerrissen. So gewaltig war die Kraft des Grases. Da liefen die beiden Männer in ihr Dorf zurück und gaben ihren Bakissi (Holzfiguren) eine Ziege und sagten: "Bakissi helft
uns, wir können es nicht allein machen." Die Männer kehrten zurück. Die Bakissi konnten hier aber nicht helfen. Mwille fragte sie: "Nun, ihr könnt den Acker nicht bestellen?" Die Männer sagten: "Nein, das Gras ist zu fest."Mwille machte ein kleines Loch und sagte: "So hebt dieses Loch empor. Wenn ihr das könnt, will ich euch einen zweiten Mubundi und die Ndoschifrau geben." Die beiden Männer sagten: "Ein Loch können wir nicht emporheben, das kannst nur du, der du alles gemacht und geschaffen hast."
Mwille gab ihnen eine Speise. Die Männer sagten: "Wir essen nicht." Mwille gab ihnen eine Hand voll Erdnüsse. Sie begannen zu essen. Als jeder aber fast alles aufgegessen hatte, war die ganze Menge mit einem Male wieder hergestellt. Sie begannen (wieder) zu essen. Als jeder aber fast alles' aufgegessen hatte, war die ganze Menge mit einemmal wieder hergestellt. (Noch einmal wiederholt.) Der eine sagte: "Wir wollen fliehen." Der andere sagte: "Wo sollten wir hinfliehen?" Sie flohen nicht. Sie blieben.
Mwille sagte: "Bleibt! Flieht nicht. Ich will euch nichts Schlimmes antun. Ich will euch die Ndoschifrau geben. Ich habe sie gefangengenommen." Er gab den Männern die Ndoschi und sagte: "Schneidet ihr die beiden Zeigefinger und die ersten Zehen neben dem großen ab. Verbrennt die vier Glieder zusammen mit der Rinde eines Baumes, der als Brücke über einen Bach gedient hat, und den viele Füße berührt haben. Die Asche schüttet über die Frau aus. Dann schaut, ob die Frau nach einer solchen Behandlung einen großen Schurz, oder ob sie nur ein Streifchen Zeug zwischen die Beine geklemmt hat. Hat sie einen großen Schurz um, so ist es gut, hat sie nur den Ndoschifetzen, so ist es schlimm." Die Männer machten es so, wie es ihnen Mwille geraten hatte. Danach hatte die Frau nur ein kleines Streifchen zwischen die Beine geklemmt. Da schnitten sie der Frau den Hals ab und machten eine große Nkischi (Holzfigur) und taten das Fleisch der Frau hinein.
Die Nkischifigur marschierte wie ein Mensch in das Dorf. Und es starben alle Menschen bis auf vier.
Das erste Dorf (Batetela; Malela)Mwille machte alle Menschen. Anfangs wohnten alle einzeln, der eine im Busch, der andere im Gras usw. Da kam Mwille und sagte: "Zieht alle zusammen in ein Dorf mit vielen Häusern." Die Menschen taten es; es entstand ein großes Dorf. Die Leute wohnten alle zusammen in einem Dorfe. Eine Frau ging (einmal) in den Garten einer anderen und stahl. Die Frau, die bestohlen war, sagte es dem Häuptling, und der ließ die Frau töten.
Die Sterne (Batetela; Malela)Anfangs konnten die Menschen keine Antilopen erlegen. Die Tiere entfiohen zu schnell. Dann brachte Mwille den Menschen das Eisen. Mwille zeigte den Menschen, wie man Pfeile macht, damit sie Tiere schießen könnten. Dann sandte Mwille den Hund, und nun gingen die Menschen zur Jagd. Die Menschen trafen am Bach die Fährte einer Antilope. Der Hund setzte hinter der Antilope her. Er konnte aber die schnelle Antilope nicht einholen. Er trieb die Antilope auf die Menschen zu. Die Menschen schossen mit Pfeilen auf die Antilope. Die Menschen hatten ringsum Feuer angezündet, und die Antilope ward in den Feuerkreis getrieben. So haben die Sterne den Namen Mwoa und Niama (Oriongruppe). Wenn die Tschingolotti Plejaden) erscheinen, sagen die Männer zu ihren Frauen: "Jetzt beginnt den Acker zu bestellen." —
Tschingolotti ist wie ein Mann. Er ist Häuptling aller Sterne. Sein einziger Herr ist Ueddi (der Mond). Tschingolotti sagt: "Ich bin der Häuptling aller Sterne. Denn wenn ich erscheine, so beginnen die Menschen ihre Feldarbeit. Alle anderen Sterne sind belanglos. Wenn ich da bin, so haben die Menschen viel zu essen."
Ein Stern im Westen heißt Lukunga. Lukunga kommt, wenn der Mond stirbt.
Boloko und Nkomo (Batetela; Malela)Mwille hatte allen Tieren gesagt, sie sollten Gras fressen. Aber Nkomo, der Leopard, sollte andere Tiere fressen. Nkomo fraß aber keine anderen Tiere als Jidi (Ratten). Er wußte die schnellen Tiere nicht zu fangen. Da sagte Boloko (Zwergantilope) zu Nkomo: " Weshalb fängst du nicht die anderen Tiere? Sie sind nicht stark. Du mußt sie nur am Hals packen."Nach einiger Zeit gingen sie zusammen. Boloko sagte: "Sieh dort die Nkotto (Antilope). Nkomo sprang auf sie zu, packte sie am Genick und tötete sie. Er aß die Nkomo und sagte dann: "Boloko hat mich nicht betrogen; die Tiere sind gut zu packen und zu essen. Ich werde sie in Zukunft auch essen."
Der verlorene Hund (Bassonge; Bena Ki; Lupungu)Zwei Knaben gingen an ein Wasser, sie hatten einen Hund bei sich, der gehörte dem einen Knaben. Der andere Knabe spielte mit dem Hunde. Der Hund biß die Schnur durch und entfloh. Der Knabe, der der Herr des Hundes war, sagte: "Du hast meinen Hund fortlaufen lassen; ich will mich mit dir hier schlagen und werde dich hier totschlagen." Der andere Knabe sagte: "Laß nur, erst will ich sehen, ob ich den Hund nicht wiederfinde; wenn ich ihn nicht wiederfinde, komme ich hierher zurück, und wir können uns dann schlagen."
Der Knabe, der den Hund verloren hatte, ging fort, ihn zu suchen. Er traf am Wege Tschikaboa (die Kröte). Tschikaboa sagte: "Reibe mir den Schmutz vom Rücken. Tust du es, so zeige ich dir den Weg." Der Knabe rieb Tschikaboa den Schmutz vom Rücken. Tschikaboa sagte: "Gehe da weiter. Du wirst an einen Kreuzweg kommen. Nach der einen Seite läuft ein guter Weg. Nach der anderen Seite läuft ein schlechter Weg, auf dem ist viel Kot (Tuffi). Du mußt den schlechten Weg gehen." Der Knabe ging. Er ging den schlechten Weg.
Der Knabe traf Mwille. Mwille sagte zu dem Knaben: "Tschalala" (Setz dich). Was suchst du?"Der Knabe sagte: "Ich habe den Hund meines Freundes verloren. Ich suche den Hund meines Freundes." Mwille schlug die Marimba. Es kamen viele Tiere vorüber. Es kam Nsevu (Elefant) vorüber. Mwille sagte: "Ist es der?" Der Knabe sagte: "Nein, der ist es nicht."Es kam Mbou (Büffel) vorüber. Mwille sagte: "Ist es der?"Der Knabe sagte: "Nein, der ist es nicht."Es kam Ntengu (Antilope) vorüber. Mwille sagte: "Ist es der?" Der Knabe sagte: "Nein, der ist es nicht." Es kam Gulube (Schwein), es kam Gulungwe (Antilope) vorüber. Es kam Mboa (der Hund) vorüber. Mwille sagte: "Ist es der?" Der Knabe sagte: "Ja, der ist es." Mwille gab dem Knaben den Hund. Der Knabe sagte: "Ich möchte auch einen Hund haben. Gib mir einen guten Hund." Mwille sagte: "Blicke dorthin." Der Knabe sah zu der Seite. Als er sich wieder umwandte, war Mwille verschwunden.
Der Knabe brachte seinem Kameraden den Hund zurück.
Die ersten Pflanzen (Baluba; Bena Kalosch)Es war anfangs eine große kahle Ebene, ohne Strauch, ohne Gras, ohne Baum. Und die Tiere weinten. Die Antilopen weinten, die Papageien weinten, die Leoparden weinten, alle weinten, weil nichts da war, worunter sie sich verstecken konnten. Es war da aber ein altes Weib, das hatte tropfende und übelriechende Augen. Die sagte: "Ich will euch wohl retten, wenn ihr mir einer nach dem andern das Auge ablecken und mich so gesund machen wollt." Da sagten die Tiere, sie wollten es wohl tun, und die Antilopen kamen, der Alten die Augen auszulecken; die Papageien kamen, die Leoparden, und so kamen die Tiere eines nach dem andern, bis die Alte gesund war. Darauf nahm die Alte eine Kalebasse, gefüllt mit Hirsesamen und schüttete sie über das Land aus. Und sie nahm eine Kalebasse mit Bohnen und mit Samen von allerhand Sträuchern, Kräutern und Bäumen. Und so kam alles aus der Erde hervor, Kräuter, Büsche und Bäume, und jedes Tier fand ein Plätzlein, sich zu bergen, und so wurden alle Tiere durch die Alte gerettet.
3. DIE ALTE GÖTTERLEHRE. FIDI MUKULLU
Der erste Morgen (Bassonge; Bena Kalebue; Lupungu)Im Anfang machte Fidi Mukullu alle Menschen und Tiere. Es gab aber nur die Nacht. Die Menschen sandten den Mbou (Büffel), den Morgen zu suchen. Der Mbou lief und lief und lief und konnte den Morgen nicht finden und kehrte zurück. Die Menschen sandten den Nsevu (Elefant), den Morgen zu suchen. Der Nsevu lief und lief und lief und konnte den Morgen nicht finden und kehrte zurück. Die Menschen sandten den Mboa (Hund), den Morgenzu suchen. Siegaben ihm Quaddi (Perlhuhn) und Katodi (einen Vogel, der am Morgen vor der Dämmerung schreit) und Mukuku (Kuckuck) und Tombolo (den Haushahn) mit. Der Hund lief und lief und kam nahe zum Dorfe Fidi Mukullus. Er ließ Quaddi und Mukuku und Katodi im Busche zurück und ging selbst mit Tombolo in das Dorf Fidi Mukullus. Als Mboa in das Dorf kam, nahte der Morgen. Da sagte er zum Hahn: "Rufe!" Der Hahn krähte. Im Busch schrie Quaddi. Im Busch schrie Katodi, im Busch schrie Mukuku. Die Menschen hörten den Schrei des Mukuku und sagten: "Der Morgen kommt." So kam der Morgen. Die Menschen machten Mboa zum ersten Häuptling.
Eines Tages kam Tschende Muschinga (anscheinend eine Art Händler). Er verkaufte ein Leopardenfell. Kaseschi (Antilope) hatte einen Nge (Leopard) getötet. Die Menschen sahen das Fell des Nge und sagten: "Der Mboa soll nicht Häuptling sein, sondern der, der ein solches Fell besitzt." Ein solches Fell kaufte Nsevu. Ein anderes Ngefell kaufte Mbou.
NB. Bei den Bassonge sind die Fürsten durch das Tragen eines Leopardenfells ausgezeichnet.
Die Kulturmythe (Bena Lulua; Bena Tschibaschi ischifarris)Fidi Mukullu machte Menschen und Tiere gemeinsam. Menschen und Tiere lebten zusammen und aßen das gleiche. Fidi Mukullu sagte: "Das ist nicht gut. Die Menschen sollen auf die eine, die Tiere auf die andere Seite gehen!" Fidi Mukullu gab den Menschen das Feuer und sagte: "Baut euch ein Dorf!" Die Menschen bauten ein Dorf. Die Tiere blieben im Busch. Dann gab Fidi Mukullu den Menschen das Eisen und lehrte sie Pfeil und Bogen führen. Fidi Mukullu sagte zu den Menschen: "Ihr könnt die Tiere töten und essen." Die Menschen gingen zur Jagd. Die Tiere wehrten sich. Fidi Mukullu gab den Menschen Maniok, Mais, Hirse, Erdnüsse.
Das Feuerzeug (Bena Lulua; Baqua Kabundu Kalambas)Die Dimuna (Fische) hatten kein Feuer. Einmal hatte ein Dimuna das Fieber und wollte sehr gern Feuer haben. Er sandte seinen Sohn zu
Fidi Mukullu. Fidi Mukullu sagte: "Gib mir zwei Hühner." Der Sohn ging zurück und holte zwei Hühner. Er gab sie Fidi Mukullu. Der machte Feuer, gab dasselbe dem Sohn Dimunas. Der Sohn Dimunas ging mit dem Feuerbrande von dannen. Sowie er an das Wasser kam, erlosch der Brand. Der Vater sagte: "Geh noch einmal zu Fidi Mukullu und laß dir Feuer geben." Der Sohn ging und mußte diesmal zwei Hunde bringen. Dann machte Fidi Mukullu das Feuer, gab es ihm, und es erlosch wieder. Der Vater sagte: "Geh noch einmal zu Fidi Mukullu und laß dir Feuer geben." Der Sohn ging und mußte diesmal zwei Menschen (eine Frau und einen Mann) bringen. Dann machte Fidi Mukullu das Feuer und gab es ihm, und es erlosch wieder, als der Sohn mit dem Brande an das Wasser kam.Eine Frau sagte zu Fidi Mukullu: "Das ist nicht recht von dir, daß du dir soviel schenken läßt, ohne etwas Rechtes dafür zu geben. Du siehst, daß das Wasser stark und das Feuer schwach ist. Dimuna hat dir zwei Hühner, zwei Hunde, zwei Menschen gegeben. Nun gib du ihm guten Rat." Fidi Mukullu sagte zu Dimuna: "So macht man Feuer! (Der Erzähler dreht pantomimisch!) Dein Vater soll sich am Ufer Feuer machen, um sich zu wärmen. Kommen Menschen, so hört er es und kann schnell ins Wasser schlüpfen."
Das Sterben (Bena Lama; Baqua Kabundu Kalambas)Fidi Mukullu machte alle Menschen, Tiere, Hunde, Ziegen, Hühner; er machte alles, alles, alles, alles. Wenn Frauen und Männer alt wurden, so starben sie. Ein Mann nahm einen Tschendo (Holzpauke) und ging in den Wald. Im Walde stand ein Baum, der war innen hohl und reichte bis zum Himmel empor. Der Mann trat in den hohlen Baum und schlug den Tschendo und sang: "Fidi Mukullu, du hast alles so recht gemacht, weshalb hast du es so gemacht, daß die Menschen sterben?" Der Mann sang das alle Nächte. Er sang es in jeder Nacht.
Fidi Mukullu hörte es und sagte: "Da singt ein Mensch alle Tage: «Fidi Mukullu du hast alles so recht gemacht! Weshalb hast du es so gemacht, daß die Menschen sterben ?> Ich weiß nicht, wo er ist, es sollen Leute hingehen und ihn suchen." Die Leute gingen hin und suchten. Die Leute fanden ihn nicht. Der Mann sang. (Sein Sang wird wiederholt.) Endlich sandte Fidi Mukullu Lufumbe (die rote arg beißende Ameise, deren Heere sich Wege machen). Die Lufumbe lief hin und fraß. Die Lufumbe lief hin und fraß. Die Lufumbe lief hin und fraß. Die Lufumbe kam an den Baum. Die Lufumbe fand den Mann. Die Lufumbe brachte den Mann zu Fidi Mukullu.
Fidi Mukullu fragte den Mann: "Wie kannst du das alle Tage so singen?" Der Mann sagte: "Du hast (doch) die Menschen so gemacht, daß sie sterben. Ich bin ein Mensch und muß sterben. Und
nun darf ich nicht nachts (wenigstens) singen, daß ich sterben muß?" Fidi Mukullu sagte: "Du hast Recht. Du darfst so singen, denn ich lasse die Menschen sterben. Ich mache die Menschen. Die Menschen machen Zaubermittel, Krankheiten, Messer, Pfeil, Krieg. Ohne Zaubermittel, Krankheiten, Messer, Pfeil, Krieg, Sterben ist das Leben ein Essen, Trinken, Schlafen, Verdauen. Ohne Sterben ist es nicht gut."Der Gute und der Böse
(Bena Lulua; Bena Kajembe am Tscizilungufluß)
Bassoabosso (der alles hat, was er wünscht) hatte von seiner Frau fünf Kinder. Der älteste hieß Katubomanji (,,er kennt ihn nicht!"). Der jüngste hieß Mulomba (,,der da wünscht"). Bassoabosso kaufte jedem der ältesten vier Söhne eine Frau. Dann starb er. Der fünfte Sohn hatte noch keine Frau. Er blieb ledig, ledig, ledig. Mulomba ging zu seinem ältesten Bruder Katubomanji und bat ihn: "Kaufe mir eine Frau !"Katubomanji sagte: "Ich habe kein Geld." Die Brüder gaben ihm keine Frau.
Mulomba schlug darauf die Madimba (Holzklavier). Mulomba sang: "Langsam, langsam, langsam zu Fidi Mukullu."Fidi Mukullu warf eine Frau herab. Mulomba stieg empor zu Fidi Mukullu.
Fidi Mukullu fragte: "Ißt du Menschen ?" Mulomba sagte: "Nein." Fidi Mukullu fragte: "Willst du eine Ziege essen?" Mulomba sagte: "Nein." Fidi Mukullu sagte: "Willst du ein Huhn haben?" Mulomba sagte: "Nein." Fidi Mukullu fragte: "Willst du Matamba (Gemüse von Maniokblättern) essen?" Mulomba sagte: "Ja." Fidi Mukullu ließ Mulomba Matamba machen. Mulomba aß.
Am (andern) Morgen erhob sich Mulomba. Fidi Mukullu sagte: "Du wünschst dir eine Frau. Du sollst das Geld für eine Frau erhalten." Fidi Mukullu gab Mulomba zehn Ziegen und zehn Kanu (Plur. v. Tukanu = Kupferkreuz).
Mulomba sang: "Langsam, langsam zur Erde."(Mulomba kam zur Erde.) Mulomba ging mit fünf Kanu zuerst zu seinem Bruder und sagte: "Fidi Mukullu hat mir (reichlich) gegeben. Hier hast du ein Geschenk!"Katubomanji sah es; er nahm es. Er sagte: "Ich werde mir selbst ein anderes Geschenk holen. Mulomba ging hin und kaufte für die zehn Ziegen eine Frau und für die zehn Kanu (noch) eine Frau.
Katubomanji nahm die Madimba und sang: "Schnell, schnell zu Fidi Mukullu !" Fidi Mukullu warf ein Seil herab. Katubomanji kletterte (hastig nach der Geste des Erzählers) hinauf. Fidi Mukullu fragte: "Willst du einen Menschen essen?"Katubomanji sagte: "Ja." Fidi Mukullu fragte: "Willst du Hühner essen?"Katubomanji sagte: "Ja."Fidi Mukullu sagte: "Willst du Matamba essen?"Katubomanji sagte: "Nein." Fidi Mukullu schlachtete einen Menschen, eine Ziege
und Hühner. Katubomanji aß alles; als die Sonne dastand (12 Uhr), sagte Katubomanji: "Ich brauche ein Matabischi wie mein Bruder !" Fidi Mukullu fragte: "Willst du einen Menschen?" Katubomanji sagte: "Ja.""Willst du eine Ziege?"Katubomanji sagte: "Ja."Fidi Mukullu fragte: "Willst du Hühner?"Katubomanji sagte: "Ja."Fidi Mukullu schlachtete alles (am gleichen Tage). Katubomanji aß alles am gleichen Tage.Fidi Mukullu gab ihm (dann) drei Körbe, die waren geschlossen. Fidi Mukullu sagte: "Öffne nicht, ehe du nicht bei deinen Leuten bist."Katubomanji hob die Körbe; sie waren schwer. Katubomanji sang: "Schnell, schnell zur Erde." Katubomanji kam zur Erde. Die (eine) Frau vom Mulomba wollte zusehen, wenn man die Körbe öffne. Katubomanji jagte sie fort: "Du hast hier nichts zu suchen." Katubomanji öffnete den ersten Korb. Da sprangen Tausende von Schlangen heraus und bissen Katubomanjis Leute in Beine und Arme. Es starben viele. Katubomanji öffnete einen zweiten Korb. Alle Ratten kamen heraus, bissen viele von Katubomanjis Leuten und sprangen davon. Katubomanji öffnete den dritten Korb. Da kamen alle Tausendfüßler (Kanunjiminji) heraus und bissen alle Leute so arg, daß sie starben. Katubomanjis Frauen starben. Katubomanji war sehr arm. Er hatte nichts mehr.
Batua (Bena Lulua; Bena Koscizi; Bena Kassasse)Fidi Mukullu machte vier Menschen im Himmel. Er gab allen vieren eine Kiste und sandte sie zur Erde. —Sie kamen zur Erde. Der erste Sohn konnte die Kiste nicht mehr tragen. Er öffnete sie. In der Kiste waren Ziegen, Hühner, Papageien usw. usw., alle Tiere. Als die Kiste geöffnet ward, kamen sie alle heraus und liefen (oder flogen) von dannen. Dann war die Kiste leer.
Der Sohn kehrte zu Fidi Mukullu zurück. Er sagte: "Alles ist aus meiner Kiste entwichen, nun habe ich nichts mehr." Fidi Mukullu sagte: "Habe ich dir nicht gesagt, du sollst erst ein Haus bauen und in dem Hause die Kiste öffnen? Nun hast du es falsch gemacht, und alle Tiere sind dir entwichen." Fidi Mukullu gab ihm vier Hölzer und zeigte ihm, wie man Feuer macht. Er nahm sie mit zur Erde und zeigte es allen andern. Die Völker haben auf solche Weise das Feuer erhalten.
Die vier Söhne Fidi Mukullus waren nicht groß. Es waren Batua. Sie lebten alsdann nicht in Dörfern, sondern im Busch.
Fidi Mukullus Tochter
(Bena Lulua; Baqua Muscizile am Moansangomma)
Fidi Mukullu hatte eine Tochter, die hieß Tschami. Alle Tiere wollten die Tochter heiraten. Fidi Mukullu sagte: "Ich gebe sie dem, der
all dies Essen verzehrt." Er stellte viel Bidia (Brei) und Ziegen und Hühner in ein Haus. Mbou (Büffel) kam und versuchte alles aufzuessen. Er konnte nicht. Kaphumbu (Elefant) kam und versuchte alles aufzuessen. Er konnte nicht. Schinsi (eine kleine Maus) kam mit einer Trommel zu Fidi Mukullu und sagte: "Ich will es versuchen."Fidi Mukullu lachte. Tschami führte Schinsi in das Haus und zeigte ihr alles Essen. Schinsi sagte: "Versuche ein klein wenig, sonst esse ich nicht." Tschami aß ein klein wenig und ging hinaus. Sie machte die Hütte zu.Tschami ging hinaus und schloß die Hütte. Schinsi machte die Trommel auf und alle Schinsi kamen heraus. Alle Schinsi aßen und tranken und aßen und tranken. Sie aßen alle Bidia und Hühner und Ziegen auf und tranken allen Malafu (Palmwein). Dann liefen sie wieder in die Trommel und Schinsi machte die Trommel zu.
Tschami kam in die Hütte um zu sehen, wie die Sache stände. Alles Essen war verzehrt, aller Malafu war getrunken. Sie ging zu Fidi Mukullu und sagte es Fidi Mukullu. Fidi Mukullu gab Schinsi seine Tochter zur Frau.
Fidi Mukullu (Bruchstück)
(Bena Lulua; Bena Kassala; Bena Mwula am Mussassudi)
Fidi Mukullu hatte zwei Töchter Tschami und Tumba. Der Mann Koschi wollte eine Tochter Fidi Mukullus heiraten. Fidi Mukullu schloß beide Töchter in ein Haus ein. Dann fragte er Koschi: "Welche Frau willst du haben?" Koschi sagte: "Ich will Tumba nicht haben." (Vergleiche folgende Mythe der Kaschia).
Die Töchter Fidi Mukullus (Bena Lulua; Bena Kaschia, östl. v. Luebo)Ein Mann hatte einen Sohn, der war eigenartig geboren. Als der Sohn (Tumba) groß war, gab er ihm viele Ziegen, damit er sich eine Frau kaufen könne. Tumba sagte: "Ich will keine Frau von der Erde heiraten, ich will nur eine Frau vom Himmel heiraten." An einem Tage traf Tumba zwei Frauen am Wege. Die beiden Frauen sahen ganz gleich aus. Tumba sagte: "Wer seid ihr ?" Die Frauen sagten: "Wir kommen vom Himmel. Wir sind Bufwue (die Friedliche) und Kabaffue (die Kriegerische)." Tumba sagte: "Ich will heiraten; ich will eine von euch heiraten." Die Frauen sagten: "Besitzest du viel?" (d. h. bist du reich?) Tumba sagte: "Ja. Kommt mit mir und seht mein Dorf."
Die Frauen gingen mit. Am Eingang des Dorfes ging er voraus und brachte zwei weiße Hühner. Er gab ihnen die Hühner. Sie gingen in das Haus. Er wollte die Hühner schlachten. Die Frauen sagten: "Laß das, wir essen hier nicht." Tumba nahm mit je einer Hand je eine Hand der beiden Frauen. Sie kamen in den Himmel.
Sie kamen zu Fidi Mukullu. Fidi Mukullu sagte: "Ah, Tumba."
Tumba sagte: "Ja, ich bin Tumba." Fidi Mukullu sagte: "Was willst du?" Tumba sagte: "Ich will eine Frau nehmen." Fidi Mukullu sagte: "Willst du diese beiden Frauen?" Tumba sagte: "Nein, ich will nur eine Frau."Fidi Mukullu sagte: "Welche willst du? "Tumba sagte: "Bufwue." Fidi Mukullu sagte: "Kannst du zahlen?" Tumba sagte: "Ja, ich kann zahlen." Fidi Mukullu zeigte Tumba den Rückweg. Tumba ging zur Erde und brachte Fidi Mukullu zehn Ziegen und zehn Hühner. Fidi Mukullu gab Tumba die Frau Bufwue und sagte: "Nimm die Frau Bufwue, wenn es aber einmal Streit gibt, so schlage sie nicht." Tumba sagte: "Ich schlage nie." Fidi Mukullu sagte: "Das sagen die Menschen immer. Das sagen hier alle. Wenn sie aber nachher auf der Erde sind, so schlagen sie doch. Wenn du einmal schlägst, so wird deine Frau entfliehen. Suche sie dann nicht auf der Erde, komm dann zu mir, denn du wirst sie auf der Erde nicht finden."Tumba ging mit Bufwue auf die Erde. Kabuffue begleitete sie. Sie lebten in Tumbas Dorf. Drei Monate ging es sehr gut. Im vierten Monat brachte ihm Bufwue (wie immer) sehr schönes Essen. Tumba sagte (übelgelaunt): "Das ist nicht gut!" Bufwue sagte: "Du solltest mit mir nicht schlecht sein, ich bin Bufwue. Weshalb hast du nicht Kabuffue geheiratet?" Am andern Tage war es ebenso. Es war nun alle Tage so. Eines Tages schlug Tumba Bufwue in das Gesicht. Bufwue ging in das Haus. Tumba nahm seinen Bogen und ging auf die Jagd. Als er wieder nach Hause kam, war Bufwue fort.
Tumba suchte Bufwue. Er ging in alle Dörfer, niemand hatte Bufwue gesehen. Er suchte im ganzen Lande, nirgends konnte er Bufwue finden. Kakaschi Kakullu rief Tumba. Sie sagte: "Du suchst Bufwue in allen Dörfern auf Erden. Hat dir Fidi Mukullu nicht gesagt, daß du zu ihm kommen sollst, wenn deine Frau geflohen ist? Gehe also hin." Tumba machte sich auf den Weg in den Himmel. Unterwegs traf er Kabuffue. Kabuffue fragte: "Wohin gehst du?" Tumba sagte: "Ich suche Bufwue, meine Frau." Kabuffue begleitete Tumba zu Fidi Mukullu.
Fidi Mukullu sagte zu Tumba: "Habe ich dir nicht gesagt, daß du bei mir deine Frau suchen sollst? Du gehst von Dorf zu Dorf und suchst Bufwue. Weshalb das? —Was geschah, als du geboren wurdest?" Tumba sagte: "Ehe ich geboren wurde, habe ich eine große, große Sonne gemacht und alle Töpfe zerbrochen, die im Hause meiner Mutter waren. Dann wurde ich geboren, und es gab viel, viel Regen, so daß dann die Menschen viel, viel zu essen hatten." Fidi Mukullu sagte: "Siehst du, daß du einer meiner Leute bist? Geh und nimm deine Frau zur Erde. Streitet nicht, sondern setzt viele Kinder auf die Erde."
Beide gingen zur Erde.
Die Tochter Fidi Mukullus
(Bena Lulua; Baqua Ngutu; Luehlagebiet)
Ein Mann (Tschitebua mukanu) machte sich auf den Weg und wanderte weit, weit fort. Er kam (endlich) zum Himmel und zu Fidi Mukullu. Er sagte zu Fidi Mukullu: "Ich möchte deine Tochter Tschaami heiraten." Fidi Mukullu sagte: "Erst mußt du alle Angelegenheiten des Dorfes regeln. Dann mußt du zahlen: Zehn Menschen, zehn Kanu, zehn Ziegen." Der Fremde zahlte. Fidi Mukullu gab ihm seine Tochter Tschaami.
Am andern Tage ging der Mann mit Tschaami, seiner Frau, zur Erde. Er schlachtete abends ein Huhn und gab es Tschaami, und dann legte er sich zum Schlafen nieder. Am Morgen wachte er auf und sah Tschaami tot neben sich liegen. Er stand auf, ging fort und als er wiederkam, war Tschaami fort, und der Mann sagte: "Meine Frau Tschaami ist gestorben."
Nach einiger Zeit kam die Mutter Tschaamis zu Besuch. Sie wollte Tschaami sehen. Der Mann sagte: "Ich habe deiner Tochter am Abend ein Huhn gegeben, und morgens war sie tot und dann war das Lager leer. Tschaami ist verschwunden." Die Mutter machte sich auf den Weg, um Tschaami zu suchen. Sie fragte alle Leute nach Tschaami; alle Leute sagten: "Wir haben sie gesehen, wir wissen aber nicht, wo sie hingegangen ist."
Endlich kam die Mutter Tschaamis an das Wasser. Am Wasser war Kakaschi Kakullu. Kakaschi Kakullu sagte zur Mutter Tschaamis: "Deine Tochter Tschaami ist in dem Wasser bei dem Häuptling Difumu munene (Gott des Wassers). Geh zu dem Häuptling, bei dem
Häuptling mußt du singen: Difumu munene Difumu munene Niengele tschigischae. (Niengele ist eine Name; tschigischae heißt: Steißschüttelbewegungen machen.) Kumune fo (du weißt nicht). Kafamba kakalo (kalebasse kalebasse). Kafamba kamunia (kalebasse für den Tag) necca buttuk (und eine für die Nacht)." |
Die Mutter Tschaamis sagte: "Es ist gut." Sie ging in das Wasser. Sie kam zu Difumu Munene. Sie sang. (Der Erzähler wiederholt den Gesang.) Difumu Munene sagte: "Es ist gut. Nimm deine Tochter Tschaami." Die Mutter nahm Tschaami und kehrte mit ihr in den Himmel zurück.
Der Mann kam nach einiger Zeit in den Himmel und sagte zu Fidi Mukullu: "Gib mir Tschaami wieder." Fidi Mukullu sagte: "Tschaami ist hier. Du kannst sie nehmen. Ich rate dir aber, nimm
lieber eine andere Frau. Denn Tschaami kann nichts arbeiten, sie kann nicht Wasser holen, sie kann nicht kochen, sie kann nicht Holz tragen. Tschaami kann nichts arbeiten. Ich rate dir: Nimm eine andere Frau. Suche dir hier eine andere Frau, denn du hast bezahlt und sollst das deine nicht verlieren." Der Mann sagte: "Mir ist nur Tschaami recht." Er nahm Tschaami wieder und kehrte mit ihr zur Erde zurück.Tschitebua Mukanu nahm Tschaami wieder mit zu sich. Er hatte (aber) niemand, der ihm das Bett machte. Er hatte niemand, der ihm Holz brachte. Er hatte niemand, der Wasser besorgte, er hatte niemand, der kochte. Tschitebua mukanu machte alles selbst. Er machte das Essen selbst. Tschaami ward darüber ärgerlich, ging in den Wald, um Holz zu holen. Sie kam in den Wald und brach sich die Beine. Tschaami ging mit zerbrochenen Beinen zu Fidi Mukullu zurück. Nach drei Tagen war Tschaami geheilt.
Tschitebua Mukanu ging zu Fidi Mukullu und sagte: "Gib mir Tschaami wieder." Fidi Mukullu sagte: "Nimm lieber eine andere Frau!" Tschitebua mukanu sagte: "Ich will nur Tschaami." Er nahm Tschaami und ging zur Erde zurück.
Tschitebua Mukanu hatte niemand, der ihm das Bett machte. Er hatte niemand, der ihm Holz brachte. Er hatte niemand, der Wasser besorgte. Er hatte niemand, der kochte. Tschitebua mukanu machte alles selbst. Er machte das Feuer selbst. Tschaami ward darüber ärgerlich, ging in das Feld, um Maniok zu holen. Sie kam in das Feld und brach sich die Arme. Tschaami ging mit zerbrochenen Armen zu Fidi Mukullu zurück.
Tschitebua Mukanu ging zu Fidi Mukullu. Er war drei Tage bei Fidi Mukullu, da war Tschaami geheilt. Tschitebua Mukanu sagte: "Gib mir Tschaami wieder." Fidi Mukullu sagte: "Ich habe dir gesagt: Nimm lieber eine andere Frau! Du hast es nicht gewollt. Du hast keine andere Frau nehmen wollen. Nun bekommst du keine andere Frau mehr und bekommst Tschaami nicht wieder und dein Geld ist verloren !"
Tschitebua Mukanu kehrte zur Erde zurück.
Fidi Mukullus Geschenke
(Bena Lulua; Baqua Tschaba; Luehlagebiet)
Tschula machte sich auf den Weg zu Fidi Mukullu. Tschula sagte zu Fidi Mukullu: "Gib mir Sachen, ich möchte wohl Geschenke haben." Fidi Mukullu sagte: "Geh und schlafe in dem Haus dort. Da ist viel Geld darin. Morgen werde ich dir dann geben." Tschula ging in das Haus. Er fand in dem Haus viele, viele Eier (der Erzähler erklärt auf Befragen, es wären weder Hühner-, noch sonst Vogeleier, sondern einfach Eier gewesen), und ein Bett.
Tschula legte sich abends auf das Bett, machte aber so viele Bewegungen, daß es durchbrach und dabei ein Ei Fidi Mukullus zerbrach. Am Morgen sandte Fidi Mukullu einen seiner Söhne um nachzusehen. Er kam hin und sah, daß ein Ei zerbrochen war. Er sagte es Fidi Mukullu. Fidi Mukullu rief Tschula. Tschula kam. Fidi Mukullu nahm das zerbrochene Ei und machte es wieder ganz. Dann nahm er noch ein anderes. Er gab beide Tschula und sagte: "Geh zurück, und wenn du an einen Kreuzweg kommst, so wirf die Eier zu Boden."
Tschula ging, er kam zur Erde. Er warf das erste Ei zu Boden. Hieraus kam ein riesenhafter Menschenkopf mit einem ganz kleinen Körper. Er zerwarf das andere Ei. Aus dem Ei kamen zwei Hunde. Er wollte die beiden Hunde fangen, doch sie wandten sich gegen ihn, um ihn zu beißen. Da wandte sich Tschula um und lief sehr erschrocken von dannen.
Longonjonje (Chamäleon) machte sich auf den Weg zu Fidi Mukullu. Er sang: "Enda (gehe) fanendenda (dort gehe) diata fana diata (gehe dort gehe) (das heißt soviel wie langsam gehen, vorsichtig einen Fuß vor den andern setzen!). Longonjonje kam bei Fidi Mukullu an. Er bat um Geld. Fidi Mukullu sagte: "Schlafe in dem Haus dort."Longonjonje schlief in dem Haus mit den Eiern. Er lag ganz fest, ohne sich zu bewegen. Am Morgen war nichts zerbrochen. Fidi Mukullu gab Longonjonje zwei Eier.
Longonjonje ging mit den Eiern langsam zur Erde zurück. Er zerwarf am Kreuzweg das erste Ei. Aus dem Ei kamen zehn Ziegen. Longonjonje zerwarf das andere Ei. Aus dem Ei kamen zwei junge Frauen.
Kuschika |
Früher gab es keine Krankheiten. Fidi Mukullu hatte alles gemacht. Aber Krankheiten gab es nicht. Es wurden (aber) alle Menschen krank; die einen am Leib, die andern am Arm, die andern am Kopf, die andern am Bein. Ein Mann mit Namen Mbuilu hatte Ndschama, die Tochter Fidi Mukullus geheiratet. Alle Menschen wurden krank. Mbuilu und Ndschama wurden nicht krank. Ndschama kam zu Fidi Mukullu. Ndschama sagte zu Fidi Mukullu: "Weshalb werden alle Menschen krank?" Fidi Mukullu sagte: "Habt keine Angst, ihr werdet nicht krank werden." Ndschama ging zurück.
Mbuilu sagte zu Ndschama: "Fidi Mukullu ist nicht gut. Alle Menschen werden krank und ich nicht." Ndschama ging zu Fidi Mukullu und sagte: "Mein Mann Mbuilu sagt: Es ist nicht recht, daß alle Menschen krank werden und ich nicht." Fidi Mukullu sagte: "Sage deinem Mann, er soll den Lukombo (=Palmfaserbesen) nehmen." Ndschama ging hin und sagte das ihrem Manne.
Mbuilu nahm den Lukombo und fegte auf dem Platze vor dem Hause. Ein Splitter fuhr ihm in die Hand. Mbuilu sagte: "Ist das alles?" In der Nacht wurden beide Hände Mbuilus groß, dick und lang. Mbuilu sagte: "O, das ist schlimm! Ah, das tut weh, das schmerzt, das schmerzt. Ach, es ist schlecht. Ah, es ist schlecht krank zu sein. Sage deinem Vater, daß es schlecht ist." Ndschama ging zu Fidi Mukullu und sagte: "Mbuilu leidet sehr. Es schmerzt sehr."
Fidi Mukullu sagte: "Mbuilu soll sich in den Finger schneiden." Ndschama ging zu Mbuilu und sagte es Mbuilu. Mbuilu schnitt sich in den Finger. Die Hand wuchs. Ndschama ging zu Fidi Mukullu und sagte: "Mbuilus Hand wächst." Fidi Mukullu sagte: "Mbuilu soll sich in die Hand schneiden !" Ndschama ging zu Mbuilu und sagte es Mbuilu. Mbuilu schnitt sich in die Hand. Der Arm wuchs. Ndschama ging zu Fidi Mukullu und sagte: "Mbuilu soll sich in den Arm schneiden!" Ndschama ging zu Mbuilu und sagte es ihm. Mbuilu schnitt sich in den Arm. Alles wuchs, die Beine, der Leib, der Hals. Ndschama ging zu Fidi Mukullu. Fidi Mukullu sagte: "Mbuilu soll sich in den Hals schneiden." Ndschama ging zu Mbuilu und sagte es ihm. Mbuilu schnitt sich in den Hals und starb.
Fidi Mukullus Beschneidung
(Bena Lulua; Baqua Kabundu; Kalambas)
Fidi Mukullu machte ein großes Land und viele Frauen und Kinder. Dann ging Fidi Mukullu an seinen Platz (auf der Erde). Eines Tages hörte Fidi Mukullu die alte Frau Kapinga die Trommel schlagen. Die Frau sang zur Tschondo (Holzpauke): "Fidi Mukullu hat alle Frauen und das Land und die Kinder sehr gut gemacht. Er hat aber an seinem Körper eine kleine schlechte Sache." Fidi Mukullu hörte das. Fidi Mukullu sagte: "Meine Augen sind recht; meine Ohren sind recht, mein Mund ist recht, meine Beine sind recht, meine Arme sind recht, mein Kopf ist recht. Was will die Frau?"
Frau Kapinga sang: "Fidi Mukullu hat das Land und alle Frauen und alle Kinder recht gemacht. Er hat aber an seinem Körper eine kleine schlechte Sache." Fidi Mukulla sagte: "Was habe ich für einen Fehler?" Die alte Frau sang: "Geh an das Wasser, nimm dein Kleid ab, bade dich, dann wirst du sehen, was schlecht ist!"
Fidi Mukullu ging an das Wasser. Er legte sein Kleid ab und stieg in das Wasser. Er sah sich im Wasser an und sagte: "Ach, das ist es; mein Lubollo (Penis) ist nicht beschnitten. Das ist es, was die alte Frau meint." Fidi Mukullu stieg aus dem Wasser. Er rief einen Jungen herbei und ließ sich beschneiden. Sein Sohn beschnitt ihn. Fidi Mukullu war fünf Tage krank. Fidi Mukullu ward dann gesund.
Fidi Mukullu sagte aber: "Nun gehe ich nach oben. Der Schmerz, den mir die Frau verursacht hat, war groß. Ich gehe in den Himmel, und wenn in Zukunft ein Mensch von mir etwas will, so soll er zum Himmel kommen." Fidi Mukullu ging in den Himmel. Dann machte er als Straße eine Schnur, die auf die Erde führte.
Eine Frau gebar Zwillinge (Tschibollo und Kajembe). Die Zwillinge sangen: "Fidi Mukullu lufulela lufulela ne koa Fidi Mukullu. Fidi Mukullu lufulela lufulela ne koa Fidi Mukullu. Fidi Mukullu lufulela lufulela ne koa Fidi Mukullu" (langsam, langsam auf zu Fidi Mukullu). Sie kamen an der Schnur zu Fidi Mukullu empor. Fidi Mukullu sagte: "Was wollt ihr?" Die Zwillinge sagten: "Wir haben nichts. Wir wollen gern heiraten; gib uns." — Fidi Mukullu sagte: "Es ist recht." Fidi Mukullu gab jedem drei Ballen Erde. Fidi Mukullu sagte: "Wenn ihr unten ankommt, so ruft alle Welt zusammen und werft die Kugeln auf die Erde. Ihr werdet sehen, was herauskommt !" Die Zwillinge nahmen die Kugeln und kehrten zurück. Die Zwillinge sangen: "Lufulela, lufulela na passi"(dreimal= langsam, langsam zur Erde). Sie kamen an der Schnur herab und auf die Erde. Alle Leute kamen zusammen. Die Zwillinge warfen eine Kugel zur Erde. Es kamen zwanzig Ziegen heraus. Sie warfen die andere Kugel zur Erde. Es wurden zwanzig Kanu. Sie warfen den dritten Ballen zur Erde. Es wurden zwanzig Menschen daraus. Die Zwillinge wurden sehr reich und gründeten ein großes Dorf.
Die betrogenen Freier(Bena Lulua; Baqua Kabundu Kalambas)
Fidi Mukullu hatte vier Kinder. Seine älteren Kinder waren Söhne, sein viertes Kind war Tschaame, ein Mädchen. Fidi Mukullu war nicht reich. Fidi Mukullu sagte zu seinen Söhnen: "Wenn Tschaame viel einbringt, so sollt ihr Frauen haben."
Muntube kam. Er brachte zwanzig Ziegen. Muntube sagte: "Ich möchte Tschaame heiraten." Fidi Mukullu sagte: "Es ist recht. Schlafe heute nacht bei Tschaame, daß ihr euch kennen lernt; bleib morgen noch hier und heiratet, dann könnt ihr in dein Dorf gehen." Fidi Mukullu gab ein Huhn. Tschaame kochte es. Sie aßen. Tschaarne ging mit Muntube zum Lager. Sie schliefen. — Beim ersten Morgengrauen wollte Muntube Tschaame wecken. Da sah er, daß sie tot war, daß schon weiße Ameisen aus Vagina und Mund krochen und daß der Körper in Verwesung war. Muntube nahm sein Kleid und sagte: "Lieber will ich meine zwanzig Ziegen hier lassen als diese Sache weiter zu erleben." Muntube floh.
Kabiakaka kam. Er brachte zwanzig Kanu. Kabiakaka sagte: "Ich möchte Tschaame heiraten." Fidi Mukullu sagte: "Es ist recht. Schlafe heute nacht bei Tschaame, daß ihr euch kennenlernt; bleib morgen noch hier und heiratet, dann könnt ihr in dein Dorf
gehen." Fidi Mukullu gab ein Huhn, Tschaame kochte es, sie aßen. Tschaame ging mit Kabiakaka zum Lager, sie schliefen. Beim ersten Morgengrauen wollte Kabiakaka Tschaame wecken. Da sah er, daß sie tot war, daß schon weiße Ameisen aus Vagina und Mund krochen und daß der Körper in Verwesung war. Kabiakaka nahm sein Kleid und sagte: "Lieber will ich meine zwanzig Kanus hierlassen, als diese Sache weiter zu erleben." Kabiakaka floh.Singulula Badimbi kam. Er brachte zehn Ziegen und zehn Kanu. Singulula Badimbi sagte: "Ich möchte Tschaame heiraten." Fidi Mukulla sagte: "Es ist recht. Schlafe heute nacht bei Tschaame, daß ihr euch kennenlernt, bleib morgen noch hier und heiratet. Dann könnt ihr in dein Dorf gehen." Fidi Mukullu gab ein Huhn, Tschaame kochte es. Sie aßen. Tschaame ging mit Singulula Badimbi zum Lager. Sie schliefen. — Beim ersten Morgengrauen wollte Singulula Badimbi Tschaame wecken. Da sah er, daß sie tot war, daß schon weiße Ameisen aus Vagina und Mund krochen und daß der Körper in Verwesung war. Singulula Badimbi sagte: "Ich bleibe."Singulula Badimbi starb auch. Beide lagen tot auf dem Lager.
Fidi Mukullu nahm am Morgen seinen Besen und fegte alle Hütten rein, und als er an Tschaames Hütte kam, fand er beide da liegen. Fidi Mukullu sagte: "Dimba babake 1" (Du bist nicht tot, du schläfst nur.) Singulula Badimbi und Tschaame standen auf. Sie waren nicht tot, sie heirateten sich und wurden glücklich.
Fidi Mukullu hatte dreißig Kanu und dreißig Ziegen und kaufte seinen drei Söhnen Frauen.
Der betrogene Freier(Bena Lulua; Baqua Kabundu Kalambas)
Die Tochter Fidi Mukullus ging auf den Markt. Ein Mann sagte: "Die möchte ich nicht heiraten." Ein (anderer) Mann Muassakubaka (ich möchte gern heiraten) sagte: "Muassakubaka (ich möchte gern heiraten)." Die Tochter Fidi Mukullus sagte: "Es ist recht." Alle beide gingen zu Fidi Mukullu. Muassakubaka nahm zwanzig Kanus. Muassakubaka sagte: "Ich möchte deine Tochter heiraten, hier sind zwanzig Kanus." Fidi Mukullu ließ viel Essen machen. Ein Mann machte Malafu (Palmwein). Eine Frau machte Bohnen. Ein Mann schlachtete eine Ziege. Es gab viel zu essen und zu trinken. Muassakubaka aß alles auf: Ziegen, Hühner, Salz, Biddia (Brei), Matamba (Gemüse). Er trank allen Malafu. Er ging mit der Tochter Fidi Mukullus zum Lager. Er hängte die Kleider vor das Haus, er beschlief die Tochter Fidi Mukullus. Er legte sich nieder.
Nach einiger Zeit kam Muassakubaka der Drang an zu kacken. Seine Frau sagte: "Hier darfst du das nicht machen, lauf schnell aus dem Dorfe und mache es außerhalb." Muassakubaka lief. Er lief nicht schnell genug und der Schmutz fiel auf die Erde im Dorfe.
Dann hörte er von allen Seiten den Tschondo: "Bakonna bulobba ua Fidi Mukullu uakuniena pattapatta." Muassakubaka bekam Angst. Er nahm sein Kleid und seinen Bogen und lief eiligst von dannen. Die Kanu blieben bei Fidi Mukullu.Lomanjafanno (er kennt alles) sah die Tochter Fidi Mukullus auf dem Markte usw. (Dieselbe Sache in dem Augenblicke, da der Tschondo erklingt): "Bakonna bulobba ua Fidi Mukullu uakuniena pattapatta."Lomanjafanno hörte es. Er hielt sich die Nase zu und fraß die (eigenen) Exkremente auf. Die Tschondo riefen von allen Seiten: "Das ist gut, das ist gut!" Lomanjafanno ging am andern Tage mit der Tochter Fidi Mukullus in sein Dorf.
Die betrogenen Freier(Bena Lulua; Baqua Ngandu Mputu)
Ein Mann hatte fünf Töchter. Vier Töchter heirateten nach andern Dörfern. Die fünfte Tochter hieß Kampingampenna. Sie blieb bei ihrem Vater. Es kam ein Mann, sie zu heiraten. Er brachte zehn Ziegen. Der Vater sagte: "Nimm sie und schlafe bei ihr." Der Mann legte sich abends mit Kampingampenna nieder. Sie schliefen beieinander.
Beim ersten Hahnenschrei erhob sich der Mann. Er sah sich nach Kampingampenna um. Kampingampenna lag tot neben ihm. Der Mann stand auf und floh von dannen. Er ließ die Ziegen zurück. Es floß Wasser aus Kampingampennas Kopf.
Es kam ein anderer Mann und brachte zehn Ziegen. Er schlief bei Kampingampenna und am Morgen fand er sie tot neben sich. Es floß Wasser aus ihrem Kopf, und er ließ seine Ziegen zurück und floh. Es kam ein anderer (dritter) Mann und brachte zehn Ziegen. Er schlief bei Kampingampenna, und am Morgen fand er sie tot neben sich. Es floß Wasser aus ihrem Kopf, und er ließ seine Ziegen zurück und floh. Es kam ein anderer (vierter) Mann und brachte zehn Ziegen. Er schlief bei Kampingampenna, und am Morgen fand er sie tot neben sich. Es floß Wasser aus ihrem Kopf, und er ließ seine Ziegen zurück und floh.
Es kam ein anderer (fünfter) Mann und der wollte auch Kampingampenna heiraten. Er traf auf dem Wege Kakaschi Kakullu. Der Mann hatte eine Kalebasse bei sich. Kakaschi Kakullu rief: "Gib mir von dem Malafu (Palmwein) zu trinken." Der Mann gab ihr von dem Malafu. Kakaschi Kakullu sagte: "Du wirst Kampingampenna heiraten, und wenn du morgens aufwachst und hinsiehst, ist sie tot, und es läuft Wasser aus ihrem Kopfe. Die andern Männer sind fortgelaufen. Laufe nicht fort." Der Mann ging hin.
Der Vater gab dem Manne Kampingampenna und sagte: "Schlafe bei ihr !" Der Mann wachte beim ersten Hahnenschrei auf. Er sah Kampingampenna neben sich, und sie war tot, und Wasser floß aus
ihrem Kopfe. Der Mann lief nicht fort. Er blieb da und starb auch. Am Morgen rief der Vater seinen kleinen Sohn und sagte: "Ich höre nichts aus Kampingampennas Hütte; geh hin und sieh nach, was es gibt." Der Sohn ging hin. Er fand in der Hütte beide tot. Er lief zurück und sagte es dem Vater. Der Vater sagte: "Die andern sind alle fortgelaufen. Der ist klug. Er ist geblieben." Nach einiger Zeit wachten der Mann und Kampingampenna auf. Sie heirateten sich.Die Tochter Fidi Mukullus(Bena Lulua; Baqua Tempo Kapulutnba)
Dschulla (Kröte) hatte viele Ziegen. Dschulla wollte aber keine Frau von der Erde heiraten. Dschulla wollte Tschaami, die Tochter Fidi Mukullus heiraten. Dschulla hatte nicht Füße, um zu Fidi Mukullu zu gehen. Dschulla hatte nur Krötenfüße. Deshalb gab Dschulla Kabembe (Weihe) vier Ziegen, um sie zu Fidi Mukullu zu tragen. Denn Kabembe flog alle Tage zu Fidi Mukullu. Kabembe brachte die vier Ziegen zu Fidi Mukullu und sagte: "Gib mir Tschaami für Dschulla." Fidi Mukullu sagte: "Ich gebe sie Dschulla nur, wenn Dschulla selbst kommt." Kabembe flog zurück zu Dschulla und sagte: "Fidi Mukullu gibt dir seine Tochter nur, wenn du selbst kommst."
Dschulla sagte am andern Tage zu Kabembe: "Trage morgen diesen Korb mit Erdnüssen zu Fidi Mukullu." Dschulla kroch in der Nacht unter die Erdnüsse. Am Morgen kam Kabembe und nahm den Korb. Er trug den Korb zu Fidi Mukullu empor. Dschulla kroch heraus. Fidi Mukulla sagte: "Wie kamst du herauf? Was willst du hier?" Dschulla sagte: "Ich habe dir Ziegen für deine Tochter gesandt. Du sandtest Tschaami nicht. Ich will das Meine nicht verlieren. Darum komme ich. Ich will Tschaami haben." Darauf gab Fidi Mukullu Dschulla seine Tochter Tschaami. Kabembe trug sie zur Erde. Dschulla gab Kabembe eine Ziege als Geschenk.
Fidi Mukullus Kinder
(Bena Lahm; Bena Ngojo Kapukus)
Fidi Mukullu hatte vier Söhne: Longenje, Lupholela, Tunkumbanne, Mutschimankunku. Longenje lehrte die Leute Mafua und Tumbele (Erdnüsse) anbauen; Lupholela ließ die Leute zu sich kommen und lehrte sie Stoffe, Töpfe und alles machen. Tunkumbanne war auch gut. (Erzähler hat vergessen, was er Gutes getan hat.) Mutschimankunku nahm (aber) allen Leuten, die etwas hatten: Ziegen, Stoffe, Salz. Wenn die Leute widersprachen, schlug er sie. Fidi Mukullu sagte zu Mutschimankunku: "Du bist nicht gut. Deine Brüder sind gut und werden Häuptlinge. Sie sollen große Häuptlinge werden. Du aber sollst kein Häuptling sein."
(Als Mutschimankunku wird ein Mensch bezeichnet, dessen Herz sogleich in Aufregung und Zittern gerät, wenn er etwas sieht, weil er es gleich haben will.)
lschibullebulle(Bena Lulua; Bena Tschibaschi am Kalupembe Östl. Luebo)
Tschibullebulle (ein Tier ohne Augen, offenbar ein Maulwurf) schlug alle Tage die Trommel. Fidi Mukullu hörte es. Fidi Mukullu nahm ihn in den Himmel. Fidi Mukullu fragte Tschibullebulle: "Was hast du?" Tschibullebulle sagte: "Du hast alle Menschen und Tiere mit Augen gemacht, mir hast du keine Augen gegeben." Fidi Mukullu sagte: "Sieh, jeder hat seinen Dienst nach seiner Art. Du bist unter der Erde und gräbst deine Gänge, wenn es geregnet hat. Was willst du mit Augen? Sei zufrieden damit, wie du gemacht bist und verlange nichts Unnötiges. Bleib so
Tschibullebulle kam wieder zur Erde. Er blieb so.
Die diebischen Tiere (Bassonge; Zappu Zapp)Mboa (Hund) sagte zu Nge (Leopard): "Du bist ein Dieb."Nge sagte: "Nein, Nsevu (Elefant) ist ein Dieb." Nsevu sagte: "Nein, Mboa ist ein Dieb."Mboa sagte: "Wir wollen alle drei zu Fidi Mukullu gehen und Fidi Mukullu fragen." Alle drei gingen darauf zu Fidi Mukullu.
Fidi Mukullu fragte: "Was gibt es?" Der Mboa berichtete den Streit. (Der Erzähler wiederholt alles wörtlich.) Fidi Mukullu wies Mboa ein Haus an, in dem Fische lagen. Er wies dem Nsevu einen Hain mit Bananen an. Er wies dem Nge einen Lupangu (Verschlag) an, in dem Ziegen waren. Nsevu sagte: "Soll ich etwa zwischen den Bananen vor Hunger sterben?" Nsevu fraß alle Bananen auf. Nge sagte: "Soll ich etwa zwischen den Ziegen vor Hunger sterben?" Nge fraß alle Ziegen auf. Mboa sagte: "Soll ich etwa zwischen den Fischen vor Hunger sterben?"Er fraß alle Fische auf. Dann schliefen Mboa, Nge und Nsevu bis zum Morgen.
Am Morgen sandte Fidi Mukullu einen Mann, der sollte nachsehen, wie die drei geschlafen hätten. Der Mann kam zurück und sagte zu Fidi Mukullu: "Mboa hat alle Fische, Nsevu alle Bananen, Nge alle Ziegen gefressen."
Fidi Mukullu sagte: "Sind sie nicht alle drei Diebe?"
Dschulla und Flut (Baluba; Baqua Mpuku)Frauen gingen zum Fischfang aus. Sie stellten Fischzäune auf. Es war sehr wenig Wasser da. Es war fast trocken. Es war kaum Wasser da. Eine Frau sagte: "Man muß tanzen und singen !" Die andern sagten: "Wir wollen tanzen und singen!" Die Frauen tanzten und sangen: "Kröte, gib Wasser !"
Es kam Wasser. Es kam Wasser und Wasser und Wasser. Es starben alle Frauen im Wasser. Nur eine Frau floh auf die Erde. Sie rannte schnell. Sie kam zu den Männern: Sie sagte zu den Männern:
"Wir waren viele Frauen. Wir stellten Fischzäune. Es war wenig Wasser da. Wir tanzten und sangen. Das Wasser kam. Es kam viel Wasser. Alle ertranken. Ich bin entronnen."Tombo Mukullu (Baluba; Beim Piana)Es ist lange, lange her. Tombo Mukullu wurde eines Tages klein wie ein Kind. Die Haut war ganz schmutzig. Ein anderes Mal ward Tombo Mukullu eine Frau mit schweren Brüsten. Ein anderes Mal ward er wie ein eintägiges Kind; aber die Haare wuchsen, wuchsen, wuchsen; sie wuchsen weit vom Kopfe ab.
Es war einmal sehr, sehr schlecht. Alles Volk hatte nichts zu essen. Man hatte Maniok gesteckt und Erdnüsse, aber es kam kein Regen. Es kam kein Regen. Alles Volk hatte viel Hunger. Das Volk sagte: "Wir wollen zu Tombo Mukullu gehen und um Regen bitten." Alle Leute machten sich mit Speer und Keule auf den Weg zu Tombo Mukullu. Tombo Mukullu sah die Menschen kommen. Tombo Mukullu glaubte, sie kämen zum Kriege gegen ihn. Die Leute baten aber und sagten: "Gib uns Regen." Er sagte zu den Leuten: "Bleibt!" Er sagte zu seiner Frau: "Macht zwei Schüsseln mit Speise!" Seine Frau machte zwei Schüsseln mit Speise. Sie brachte die Speise. Es waren nur zwei Schüsseln. Alles Volk kam heran. Alle lagerten sich. Sie sagten: "Es sind nur zwei Schüsseln !" Sie aßen. Sie begannen zu essen und aßen, aßen, aßen. Es waren viele Menschen, viele, viele. Es waren nur zwei Schüsseln mit Speise. Die Leute aßen alle. Sie aßen sehr viel. Sie wurden alle satt. Die zwei Schüsseln waren noch voll.
Tombo Mukullu ging in die Hütte. Er nahm einen großen Eingeborenenstoff (bestehend aus vier Stücken). Er begann die Leute zu kleiden. Er gab allen Leuten Kleider. Der Stoff nahm kein Ende. Alle schnitten ab, und er nahm kein Ende. Tombo Mukullu sagte: "Ihr sollt auch Gürtelschnur haben." Er ging hinein und kam mit einem kleinen Stück Schnur wieder heraus. Alle schnitten von der Schnur ab. Alle banden den Hüftschurz fest. Die Schnur nahm kein Ende.
Tombo Mukullu sagte: "Ihr seid alle meine Kinder. Ich speise euch, ich kleide euch. Ich will euch Regen geben." Tombo Mukullu sagte zum Wind: "Laß regnen." Tombo Mukullu sagte zu den Leuten: "Laßt vom Streit."Dann sagte er zum Winde: "Laß vom Streit."Dann sagte er zu den Menschen: "Es wird heute noch regnen. Gehet jetzt!" Die Leute gingen. Der Regen machte alle Leute ganz naß. Aber Tombo Mukullu hatte seine Leute gekleidet.
Michiku-Michiku (Baluba; Bena Kasadi; Lubi-Lukulia)Fidi Mukullu hatte zehn Söhne. Der jüngste hieß Nema. Fidi Mukullu sagte zu Nema: "Geh in den Busch und zapfe Malafu (Palm
wein). Geh immer genau meinen Fußspuren nach !" Nema ging hin und zapfte Malafu. Seine Kalebassen waren gefüllt. Nema kehrte zurück.Nema traf auf dem Rückweg einen großen Menschen. Es war Michiku-Michiku. Der hatte am ganzen Körper Münder. Er hatte auf der Brust Münder; er hatte auf dem Leibe Münder; er hatte auf den Armen Münder. Michiku-Michiku sagte: "Gib mir Malafu." Nema sagte: "Es ist der Malafu Fidi Mukullus." Michiku-Michiku sagte: "Gib mir Malafu." Nema gab Michiku-Michiku einen Becher mit Malafu. Michiku-Michiku goß ihn in einen Mund seines Leibes. Nema gab ihm einen (weiteren) Becher mit Malafu. Michiku-Michiku goß ihn in einen (andern) Mund seines Leibes. Nema gab ihm einen Becher mit Malafu. Michiku-Michiku goß ihn in einen Mund seines Leibes. Nema gab ihm allen Malafu. Michiku-Michiku goß in alle Münder seines Leibes Malafu. In den Mund seines Kopfes hatte er keinen Malafu gegossen. Der Malafu Fidi Mukullus war ganz getrunken. Michiku-Michiku ging in den Wald. Nema ging in das Dorf Fidi Mukullus.
Nema kam in das Dorf Fidi Mukullus. Fidi Mukullu sagte: "Komm her." Fidi Mukullu sagte: "Es ist kein Malafu da?" Nema sagte: "Es kam ein großer, großer Mensch, der hatte viele Michiku (Münder) auf dem Leibe. Er bat mich um Malafu. Er trank mit allen seinen Mündern Malafu. Mit dem Munde seines Kopfes hat er nicht getrunken. Dein Malafu war beendet." Fidi Mukullu sagte: "Wenn du Michiku-Michiku (wieder) triffst, sage ihm: Michiku (Münder), alle Münder werden ein Mund."
Nema ging (wieder) Malafu zapfen. Auf dem Rückwege traf er wieder Michiku-Michiku. Es war bei Sonnenaufgang. Michiku-Michiku sagte: "Gib mir Malafu." Nema sagte: "Wenn du nicht aus allen deinen Mündern einen machst, gebe ich dir keinen Malafu, und wir können hier bis über Mittag stehen. Wir können bis Sonnenuntergang stehen." Nema und Michiku-Michiku standen. Sie standen. Sie standen. Die Sonne stand da (Mittag). Nema sagte: "Wenn du nicht aus allen deinen Mündern einen machst, gebe ich dir keinen Malafu." Michiku-Michiku machte aus seinen Mündern einen Mund am Kopfe. Nema füllte einen Becher mit Malafu und gab ihn Michiku-Michiku. Michiku-Michiku nahm ihn und trank ihn. Nema füllte (noch) einen Becher. Michiku-Michiku nahm ihn und trank ihn. Nema füllte noch einen Becher. Michiku-Michiku nahm ihn und trank (noch) ein wenig. Dann gab er den Becher zurück. Michiku-Michiku ging in den Wald. Nema ging in das Dorf Fidi Mukullus.
Nema kam zu Fidi Mukullu. Fidi Mukullu sagte: "Komm her." Fidi Mukulla sagte: "Wie war es?" Nema sagte: "Michiku-Michiku
kam; ich sagte: ,Wenn du nicht aus allen deinen Mündern einen machst, gebe ich dir keinen Malafu.' Als die Sonne dastand, machte er aus allen Mündern einen. Ich gab ihm. Er trank mit dem Mund im Kopfe zwei Becher aus und ein wenig. Dann ging er in das Dorf." Fidi Mukullu sagte: "Es ist gut."Der Jäger und Fidi Mukullu(Baluba; Baqua Nga am Lubilashi -Ndai)
Tschilembi mutobilenge war ein alter Mann. Er ging alle Tage zur Jagd. Er hatte drei Hunde. Von seiner Beute gab er nie jemand etwas ab. Eines Tages verlor er einen Hund. Er ging an die Stelle zurück, wo er den Hund verloren hatte. Er ging an der Stelle in die Erde, und unter der Erde ging er sehr, sehr weit. Er traf einen kleinen Knaben. Der Knabe sagte: "Wer bist du?" Tschilembi sagte: "Ich bin Tschilembi mutobilenge." Das Kind nahm Tschilembi an der Hand und führte ihn aus der Erde heraus, sehr, sehr weit.
Sie kamen in das Dorf Fidi Mukullus. Fidi Mukullu fragte: "Wer bist du?" Tschilembi sagte: "Ich bin Tschilembi mutobilenge." Tschilembi sagte: "Wer bist du?" Fidi Mukullu sagte: "Ich bin Fidi Mukullu Kassungu maschia (Kassungu maschia der Frieden stiftet zwischen Streitenden). Fidi Mukullu gab Tschilembi ein Haus. Fidi Mukullu ließ viel Essen machen und gab Tschilembi Essen. Tschilembi aß. Nachts stahl Tschilembi im Hause Fidi Mukullus von dem Fleische, das auf dem Hängeboden lag.
Fidi Mukullu ergriff am andern Morgen Tschilembi. Fidi Mukullu band Tschilembi für kurze Zeit. Tschilembi war ganz kurze Zeit gebunden. Fidi Mukullu band Tschilembi los und sagte: "Ich habe dir ein Haus zum Schlafen gegeben. Ich habe dir viel Essen gegeben. Du hast (doch) gestohlen. Ich will dich nicht lange binden. Geh in dein Dorf. Deine beiden Hunde und deine Sachen bleiben hier. Deine Leute werden fragen, wo deine Sachen sind. Sage deinen Leuten, wie es gekommen."
Tschilembi ging. Tschilembi ging in sein Dorf. Die Leute fragten: "Wo sind deine Hunde? Wo sind deine Sachen?" Tschilembi sagte alles (der Erzähler wiederholt die ganze Geschichte). Die Leute sagten: "Fidi Mukullu hat dich nicht (als Sklave) behalten. Fidi Mukullu ist gut." Kuschika
Mutombo Mukullu (Baluba; Kaloselzi; Mutombo)Kamutschussuk (er hat keinen Namen) lebte im Busch. Er stampfte Tschonde. Er hatte nur ein Auge. Tombo Mukullu kam zu ihm. Tombo Mukullu sagte: "Weshalb rufst du mich immer?" Kamutschussuk sagte: "Ich habe nur ein Auge. Ich möchte noch ein zweites Auge haben.' Tombo Mukullu sagte: "Ich kann Finger und Beine
heilen. Ein Auge kann ich dir nicht geben. Wende dich mit deiner Bitte an Fidi Mukullu. Der wird dir ein Auge geben." Tombo Mukullu ging.Fidi Mukullus Schwester (Baluba; Kanjika bei Kandakanda)Katuenangenji hatte zwei Kinder, einen Sohn Fidi Mukullu und eine Tochter Tschelekka. Kabulanganji kam, um Tschellekka zu heiraten. Er nahm fünf Ziegen und brachte sie zu Katuenangenji und sagte: "Ich möchte Tschelekka heiraten."Katuenangenji sagte: "Ich nehme das nicht, das ist für Fidi Mukullu."Kabulanganji nahm die fünf Ziegen, ging zu Fidi Mukullu und sagte: "Ich möchte Tschelekka heiraten." Fidi Mukkullu sagte: "Es ist gut." Kabulenganji ging mit seiner Frau von dannen.
Nach vier Wochen schlug Kabulanganji Tschelekka. Tschelekka floh. Sie wollte zu ihrem Vater zurückkehren. Unterwegs traf sie eine Frau, die sagte ihr: "Geh nicht zu deinem Vater; geh zu Fidi Mukullu; da ist viel Essen." Tschelekka ging zu Fidi Mukullus Dorf. Sie fand aber im Dorfe nichts zu essen und die Hütten leer. Es wuchs da nur Tschimene (große Waldbatate). Tschelekka nahm ihre Lukassu (Axt), hackte eine Tschimene aus, aß sie, trank Wasser. Sie hackte eine Tschimene heraus, aß sie, trank Wasser. Sie hackte eine Tschimene heraus, aß sie, trank Wasser. Die vierte Tschimene wollte nicht mehr hinuntergleiten. Die Frau Tschelekka starb im Hause.
Fidi Mukullu war im Walde, eine Ngaschi (Palme) zu schlagen. Fidi Mukullu begegnete Kakaschi Kakullu. Kakaschi Kakullu sagte: "Du bist nicht gut. Du schlägst ständig Ngaschi und gibst niemand von den Ölfrüchten ab. Gib mir heute, dann will ich dir eine Geschichte erzählen." Fidi Mukullu gab Kakaschi Kakullu zwanzig Ölfrüchte. Kakaschi Kakullu sagte: "Faß an deine Stirn." Fidi Mukullu tat es. Seine Stirnhaut schwoll mächtig an. Kakaschi Kakullu sagte: "Geh nach Hause und sage an der Tür: ,Tür geh weg. Ich will in mein Haus sehen. Die Sonne ist gegangen'." Fidi Mukullu sagte: "Es ist gut."
Fidi Mukullu ging nach Hause. Er sagte an der Tür: "Tür geh weg. Ich will in mein Haus sehen. Die Sonne ist gegangen." Er trat in das Haus. Im Hause lag Tschelekka. Die Stirnhaut Fidi Mukullus platzte. Wasser floß heraus. Fidi Mukullu bestrich Tschelekka damit. Fidi Mukullu fragte: "Wie bist du hier gestorben ?" Tschelekka erzählte alles. (Der Muluba wiederholt natürlich alles in direkter Rede.) Fidi Mukullu sagte: "Warum bist du nicht zu unserem Vater gegangen. Wenn mir nicht Kakaschi Kakullu die Medikamente gegeben hätte, wärest du vollständig gestorben."
Die Schöpfungssage (Bassonge; Kalebue Lupungu)Mwidi (man kann auch verstehen Mwille) war der Vater Fidi Mukullus.
Mwidi war im Anfange mit seiner Frau da. Es war nur ganz wenig Erde. Mwidi sprach nicht viel. Es gab keinen Lärm, es gab keinen Streit. Mwidis Leute wohnten seitwärts. Man blieb immer auf dem gleichen Platze. Die Leute Mwidis hatten Kinder. Die einen drei, andere vier, andere sechs, andere zwölf Kinder. Mwidis Frau hatte keine Kinder. Mwidis Frau war tief traurig.
Eines Tages kam Mwidi von einem Gange heim. Er sagte zu seiner Frau: "Gib mir Speise!" Seine Frau sagte: "Alle Frauen haben Kinder. Alle Leute haben Kinder, die einen drei, andere vier, andere sechs, andere zwölf Kinder. Ich aber schlafe, mache Essen, esse und habe keine Kinder. Ich bin keine Frau!" Mwidi sagte: "Warte! Du sollst einen Tag warten." Die Frau war am andern Tage schwanger. Ihr Leib war mächtig geschwollen. Mwidi sagte: "Du sollst nicht wie andere Frauen lange schwanger sein !" Nach einem Monat gebar die Frau Mwidis.
Die Frau Mwidis gebar. Es donnerte gewaltig. Fidi Mukullu ward geboren. Die Leute Mwidis kamen alle herbei; die einen wuschen den Boden, die Steine, die andern machten geschwind Speise, andere wuschen Fidi Mukullu. Mwidi sagte: "Seid leise, macht keinen Lärm, seid ganz, ganz leise 1" Fidi Mukullu war an einem Tage erwachsen.
Mwidi sagte zu seiner Frau: "Du wirst noch einmal gebären!" Nach zwei Tagen war Mwidis Frau wieder schwanger. Ihr Leib war mächtig geschwollen, und nach einem Monat ward unter mächtigem Donner Luffua geboren. Die Leute wollten wieder den Boden, die Steine, das Kind waschen. Ein Mann berührte den Fuß Luffuas, da starb er auch schon. Er sank tot zur Seite. Alle Leute waren erschrocken. Die Leute sagten: "Bis jetzt kannten wir dies nicht! Was ist das? — Als Fidi Mukullu geboren ward, war alles so herrlich. Aber Luffua verdirbt alles."Alle Leute liefen schnell in ihre Häuser. Mwidi sagte zu Fidi Mukullu: "So sind die Menschen. Sie können nicht einen sterben sehen !"
Danach gebar die Frau noch Tschitenga. Dann gebar sie Jakaboa. Weiter gebar sie nicht.
Fidi Mukullu sagte zu seinem Vater: "Ich möchte mir ein eigenes Dorf bauen." Mwidi sagte: "Laß das, ich weiß schon, was zu tun ist. Unsere Erde ist noch klein." Nach einiger Zeit kam Luffua und sagte zu seinem Vater: "Ich möchte mir mein Dorf bauen!" Der Vater sagte: "Laß das; ich weiß schon, wann es Zeit ist, und was zu machen ist. Unsere Erde ist noch klein."
Dann aber sagte Mwidi eines Tages zu Fidi Mukullu und Luffua: "Kommt! Es ist Zeit, ich werde euch zeigen, was zu machen ist." Er ging mit den beiden hin, und er nahm Erde und breitete sie aus (der Erzähler ergänzt erklärend das zweitemal: wie man Matten aufrollt), und Fidi Mukullu machte weite Flächen. Dann zog Mwidi Wasser und Bäche durch das Land. Mwidi rief Fidi Mukullu und Luffua ganz dicht heran und sagte ihnen: "Macht viele Bäume, macht Holz, viele Kräuter, denn es werden viele Menschen kommen. Macht Bananen und Erdnüsse und Hirse und Früchte zum Essen. Ich aber will in mein Dorf zurückkehren." Mwidi kehrte in sein Dorf zurück.
Fidi Mukullu und Luffua schafften. Sie schafften sehr viel. Nach einiger Zeit ließ Mwidi wieder beide Söhne zu sich kommen. Er gab ihnen das Feuer in den Steinen (Feuersteine) und sagte zu Fidi Mukullu: "Ich gebe dir das Feuer; gehe aber sorgsam damit um und mache es vorsichtig für die Menschen." Fidi Mukullu ging mit Luffua in das Dorf zurück. Luffua machte dann schnell das Feuer. Und als das Feuer aufflammte, fielen beide zurück. Vordem war alles eben gewesen. In dem Augenblicke, da Fidi Mukullu zu Boden stürzte, entstanden Berge und Täler. Fidi Mukullu verbrannte das Antlitz.
Fidi Mukullu sandte Luffua zu Mwidi und sagte: "Sage meinem Vater, daß der Sklave (damit ist das Feuer gemeint), den er mir gegeben hat, schlecht ist und mich verbrannt hat." Luffua ging zu Mwidi zurück. Mwidi sagte: "Ach, du kommst, ohne daß ich dich gerufen habe." Mwidi war bis über die Beine (bis an die Hüften) schon in der Erde. (Es bleibt unklar, ob dies Sterben infolge des ungerufenen Besuches Luffuas stattfindet. Die Berichterstatter wissen das nicht.) Mwidi starb. Luffua sagte: "Fidi Mukullu sendet mich und läßt dir sagen: ,Der Sklave, den du uns gegeben hast, der ist schlecht, er hat mich verbrannt." Mwidi sagte: "Was soll ich da machen? Lernt eure Sklaven kennen, macht das Feuer für die Menschen, mich laßt sterben." Luffua kehrte zu Fidi Mukullu zurück.
Luffua suchte den Ort Fidi Mukullus. Luffua konnte den Ort nicht finden. Denn überall waren in Luffuas Abwesenheit die Bananen und Palmen und Sträucher und Gräser und Lianen Fidi Mukullus hoch aufgeschossen. Luffua rief: "Fidi Mukullu !" Man hörte es nicht, denn überall waren die Bananen und Palmen und Sträucher und Gräser und Lianen Fidi Mukullus. Luffua sagte: "Ich kann meinen Bruder nicht finden. Ich will zu meinem Vater zurückkehren." Luffua kehrte um und wollte gehen. Aber alles wuchs um ihn schnell zusammen. Alle Flüsse stiegen empor. Luffua konnte nicht weitergehen. Luffua sagte: "Was mein Vater schuf, das war klein, was mein Bruder macht, ist groß. Ich bin Luffua. Wenn diesen Fluß mein Vater machte, möge er bleiben. Wenn diesen Fluß mein Bruder
machte, möge er vergehen. Ich bin Luffua." Luffua trat mit einem Fuß in den Fluß. Er verging. Fidi Mukullu hatte ihn gemacht. Luffua kam an einen mächtigen Wald. Er sagte: "Ich bin Luffua. Wenn diesen Wald mein Vater machte, möge er bestehen. Wenn ihn mein Bruder machte, möge er vergehen! Ich bin Luffua." Der Wald verging. Fidi Mukullu hatte ihn gemacht.So kam Luffua zum zweiten Male zu Mwidi, ohne daß er gerufen war. Mwidi war nun ganz in der Erde. Er war gestorben. —Luffua, Tschitenga und Jakaboa waren am Platze des Vaters. Auch Fidi Mukullu kam. Fidi Mukullu rief seine Brüder Tschitenga und Jakaboa beiseite und flüsterte ihnen zu: "Hütet euch vor Luffua. Seht, das ist Luffua: Es starb ein Mensch, als er geboren ward!"
Erst wollten die Brüder ein gemeinsames Dorf beziehen. Dann aber beschlossen sie, jeder ein eigenes Dorf in einer andern Richtung aufzubauen. Fidi Mukullu sagte: "Wir wollen dem Vater vier Schafe schlachten." Luffua sagte: "Nein, jeder soll für sich dem Vater opfern." Fidi Mukullu sagte: "Es ist recht." Fidi Mukullu schlachtete vier Schafe und brachte Essen und Trinken zum Grabe des Vaters. Er legte es nieder und sagte: "Vater, du bist gestorben. Du hast mir alle Gewalt gegeben, alles zu schaffen. Ich habe vieles geschaffen. Nun sage mir noch einmal Gutes oder Schlechtes." Fidi Mukullu sah eine mächtige Grube sich auftun. Er trat hinein. Es war wie ein Haus. In dem Hause waren viele Waffen und Stoffe und Wertvolles. Fidi Mukullu sagte: "Ich bin der älteste von vier Brüdern. Ich will meine andern drei Brüder rufen und mit ihnen teilen, damit sie nicht sagen können, ich hätte gestohlen." Fidi Mukullu sandte zu seinen Brüdern, sie zur Teilung zu rufen. Doch die Brüder antworteten: "Das ist nicht unsere Sache. Jeder mache sein Opfer und sehe, was sein Vater ihm gibt." Da nahm Fidi Mukullu alle Waffen und Stoffe in sein Dorf mit.
Darauf schlachtete Luffua vier Schafe und bereitete Essen und Trank und brachte es zum Grabe des Vaters. Der Vater sagte aus der Erde: "Kehre morgen zurück." Luffua ging. Am andern Morgen kehrte er zurück und fand ein Difuma (Speer), ein Mudimba (Kriegspauke, Holzpauke) und eine Tschiselle (Tragstock) zum Kriegführen und zum Forttragen der Toten. Am andern Tage machte Tschitenga sein Opfer und fand ein Lufette (Messer) und ein Tschilonda (Beil). Tschitenga ward Schmied. Am andern Tage machte Jakaboa sein Opfer, und er erhielt eine Ngomma Ditumba (Tanztrommel), eine Madimba (Holzklavier) und eine Tschilamba (Webschurz). Da führte Jakoboa einen Tanz auf. Fidi Mukullu sagte zu Jakaboa: "Das ist nicht absonderlich gut. Wenn die Leute mit dir Krieg führen, kannst du dich nicht wehren." Tschitenga machte für Jakaboa ein Messer und sagte: "Steck dir das an die Seite, wenn du tanzt."Tschitenga
machte eine Tschilonda (Axt) und gab sie den Frauen Jakaboas und sagte: "Nun könnt ihr arbeiten."Jakaboa webte für Bilamba (Schurze).Fidi Mukullu sagte: "Nun will ich Menschen machen." Er machte einen Batuamann und eine Batuafrau und setzte sie in den Wald. Er machte ein Paar Baluba, ein Paar Kalebue, ein Paar Tschibentschi, ein Paar Bena Ki, ein Paar Bassonge, ein Paar Bamboe und viele andere und setzte jedes Paar an seinen Platz.
Die ungehorsamen Menschen (Bassonge; Bena Kalebue Lupungu)Fidi Mukullu schuf fünf Männer und fünf Frauen. Er schickte alle Leute in den Busch. Die Leute bekamen viele Kinder und bauten ein großes Dorf. Fidi Mukullu rief die Menschen: "Kommt!" Es kamen nur vier Frauen. Fidi Mukullu rief nochmals die Menschen: "Kommt !" Es kamen keine Menschen mehr. Fidi Mukullu sagte zu den vier Frauen: "Geht zurück und ruft die andern Menschen !" Die vier Frauen gingen und kamen mit vier Männern zurück. Fidi Mukullu sagte: "Geht zurück und holt alle Menschen !" Da kamen alle Menschen. Fidi Mukullu sagte: "Weshalb kommt ihr erst, wenn ich das dritte (?) Mal rufe? Er nahm ein Lufette (Messer) und eine Tschiselle (kleiner Korb). Er schnitt allen Menschen die Zunge aus dem Munde. Nur Tschidiamanga schnitt er die Zunge nicht heraus. Er tat die Zungen in die Tschiselle. Fidi Mukullu sagte: "Wenn ich euch abermals rufe, so kommt alle. Sonst werde ich strafen. Tschidiamanga soll euer Häuptling sein und dafür sorgen, daß ihr gehorcht." Dann setzte Fidi Mukullu allen wieder die Zungen ein. Er nahm Maebelle (Mais) und Nsolo (Hühner). Er gab beides den Menschen und sagte: "Hier habt ihr zu essen! Ihr sollt aber zu mir kommen und Milambo (Tribut) zahlen." Die Menschen gingen. Bald kamen sie nicht wieder und zahlten den Milambo nicht mehr.
Fidi Mukullu rief daher die Menschen wieder. Sie kamen nicht gleich das erstemal. Da nahm er Tschidiamanga und schnitt ihm die Zunge ab. Tschidiamanga starb.
Fidi Mukullu sagte: "Das ist, weil du dein Amt nicht besser besorgt hast." Dann stieg er zum Himmel empor.
Der kluge und der törichte Wanderer (Bassonge; Bena Ki; Lupungu)Tschampakka und Tschamutschisch (zwei Männer) gingen zusammen zum Markte. Auf dem Wege hörten sie seitwärts: "Haehae (das Husten des Hanfrauchers ist gemeint). Tschamutschisch sagte: "Ich muß hingehen und auch einmal rauchen."Tschampakka sagte: "Unterbrich die Arbeit nicht, wir wollen erst unsere Sache auf dem Markte vollenden." Tschamutschisch sagte: "Ich muß erst schnell einmal Riamba (Hanf) trinken" (statt rauchen). Tschamutschisch
ging also feldein, dem Raucherhusten nach. Das Husten entfernte sich. Tschamutschisch lief immer weiter.Tschamutschisch sah (plötzlich) zwischen den Bäumen Fidi Mukullu vor sich. Fidi Mukullu hatte eine Sesso (Deichsel) und schlug damit Holzsplitter von den Bäumen. Ein Splitter fiel zu Boden. Es war ein Mensch. Ein Splitter fiel zu Boden. Es war ein Mensch. Ein Splitter fiel zu Boden, es war ein Mensch. Fidi Mukullu machte so viele Menschen. Tschamutschisch starrte und starrte.
Fidi Mukullu hängte die Sesso über die Schulter und drehte sich um. Er sah Tschamutschisch. Er sagte: "Was machst du da?" Tschamutschisch sagte: "Ich war auf dem Wege zum Markte. Ich hörte einen Mann am Wege rauchen. Ich wollte auch einmal ziehen. Ich kam so hierher." Fidi Mukullu sagte: "Ah - und da starrst du mir so (neugierig) wie eine alte Frau zu, wenn ich Menschen mache? Kannst du nicht deiner Arbeit nachgehen? Schließe die Augen!" Tschamutschisch schloß die Augen. Fidi Mukullu nahm ihm Lubollo und Makaansch (Penis und Skrotum), setzte ihm statt dessen eine Massunschi (Vagina) an und fügte Mabele (Brüste) zu. Dann sagte Fidi Mukullu: "Geh!"
Tschamutschisch kam an den Weg zurück. Er traf Tschampakka, der vom Markte kam. Tschampakka sagte: "Du Frau da, hast du nicht Tschamutschisch gesehen ?" Tschamutschisch sagte: "Das bin ich doch selbst." Der andere spottete: "Mein Freund war ein Mann." Tschamutschisch sagte: "So sieh mir doch recht ins Gesicht!" —Sie kamen in das Dorf. Die Frauen Tschamutschischs wollten ihn nicht anerkennen. (Gleiche Unterhaltung wie mit Tschampakka.) Darauf gingen alle zum Häuptling und trugen ihm die Sache vor (Erzähler wiederholt in langer Rede alles wörtlich). Der Häuptling sagte: "Tschamutschisch ist jetzt eine Frau. Er hat gehandelt wie eine Frau. Er ist vom Wege abgegangen; er hat (neugierig) Fidi Mukullu zugeschaut. Nehmt ihm darum seine Frauen und gebt Tschamutschisch einem Manne. Er hat gehandelt wie eine Frau, und Fidi Mukullu hat ihn zur Frau gemacht."
Die Batua (Bassonge; Bena Matembo)Vier Batua (oder Bantu) kamen zu Fidi Mukullu in den Himmel. Fidi Mukullu gab ihnen vier kleine Bipau (Deckelkörbe), je zwei Leuten zwei und sagte: "Öffnet diese Bipau erst, wenn ihr auf der Erde seid, nicht vorher." Zwei der Leute öffneten auf dem Rückwege ihre Bipau; es kamen alle wilden Tiere der Steppe, des Waldes, des Wassers und der Luft heraus. Die andern beiden öffneten ihre Bipau erst im Dorfe. Da kamen Ziegen, Schafe, Hühner heraus und blieben im Dorfe.
Die ersten beiden gingen zu Fidi Mukullu zurück. Sie sagten: "Alles Unsere ist entflohen." Fidi Mukullu sagte: "Das kommt, weil ihr wider meinen Befehl gehandelt habt." Er gab den Batua Bikette und Buta (Pfeil und Bogen) und sagte: "Nun jagt eure Tiere."
Nkolle und Fidi Mukullu
(Bassonge; Zappu Zapp)
Nkolle und Fidi Mukullu stritten sich. Nkolle sagte: "Ich habe alles gemacht!" Fidi Mukullu sagte: "Nein, ich habe alles gemacht." Nkolle sagte: "Ich kann alles machen." Fidi Mukullu sagte: "So, dann geh hinunter und herrsche du über die Menschen." Nkolle ging hin und war der große Häuptling der Menschen.
Nkolle leitete die Menschen. Die Menschen wurden krank. Er konnte nicht helfen. Sie litten. Er konnte nicht helfen. Die Menschen baten: "Nimm die Schmerzen!" Nkolle konnte nicht helfen. Die Menschen starben und baten sterbend: "Nimm die Schmerzen !" Nkolle konnte nicht helfen, er ging zum Himmel zurück.
Die Menschen kamen zu Fidi Mukullu und sagten: "Sei du wieder unser Häuptling!" Da machte Fidi Mukullu die einen gesund und die andern ließ er schneller sterben. Die Menschen sagten: "Du bist unser wahrer Herr! Bleib du unser Häuptling."
Nkolle war der älteste Sohn Fidi Mukullus. Solange er gut war, hatte er den Namen Nkolle Mwille. Als er dann schlecht wurde, erhielt er den Namen Nkolle Mfulle. Es ist beides der gleiche. Weil Nkolle schlecht wurde, sandte Fidi Mukullu alle Krankheiten.
4. DIE ALTE GÖTTERLEHRE. KULTURMYTHEN IM WESTEN
Lumischi (Kioque)
Ein Elternpaar war lange kinderlos. Die Frau war lange Zeit kind. los. Die Frau weinte viel. Sie weinte alle Tage. Eines Tages fühlte sie sich plötzlich schwanger, ohne daß sie in der letzten Zeit mit einem Manne geschlafen hatte. Noch am selben Tage gebar sie. Das Kind hatte links eine Faust. Die Hand war geschlossen. Die Leute öffneten die Hand gewaltsam. Die Leute fanden in der Hand ein Stück Fell vom Kamokondo (Marder), in dem Fell einen Bogen, Pfeile und Feuer. Die Leute sagten: "Das ist alles ganz unerhört. Wir wollen das Kind Lumischi mit allen seinen Sachen in die Büsche werfen."
Die Mutter ging mit dem Kinde fort, um es in die Büsche zu werfen. Unterwegs sagte das Kind: "Wirf mich nicht in die Büsche. Wirf mich in die Luba-(Maniok-) Felder."Die Mutter setzte das Kind, das am ersten Tage sprechen konnte, unter die Lubastauden. Zwei Tage war Lumischi im Lubafeld. Am dritten Tage ging die Mutter über das Feld. Sie traf Lumischi. Lumischi war zum starken Mann aufgewachsen. Lumischi sagte: "Sieh, ich bin vor drei Tagen geboren.
Die Leute haben gewollt, daß du mich fortbringst. Ich bin zwei Tage ohne Essen im Felde geblieben und doch ein starker Mann geworden. Mutter, komm mit mir. Komm, wir gehen nicht auf dem Wege, wir gehen über die Steppe." Die Mutter sagte: "Es ist gut."Sie gingen beide fort. Sie gingen über die Wiesen fort. Dann fanden sie einen Weg. Sie kamen an ein Dorf. In dem Dorfe war aber eine große Hungersnot. Die Leute sagten zu Lumischi: "Es gibt hier nichts zu essen. Wir können keinen Maniok bauen. Wenn wir an einem Tage das Holz lichten, die Büsche abbrennen, dann ist am andern Tage wieder alles zugewachsen. Das geschieht immer über Nacht." Lumischi sagte: "Ich werde über Nacht hingehen." Lumischi ging am Abend hin. Er traf einen Sokoloscha dort. Er ging auf den Sokoloscha zu und erschlug ihn. Er ging zurück und sagte: "Ihr könnt ruhig schlafen. Morgen geht und seht." Die Leute schliefen über Nacht. Am andern Morgen gingen sie hin. Sie fanden den Sokoloscha tot; es war ein riesenhaftes Geschöpf. Die Leute begannen ihre Arbeit von vorn und hatten bald wieder Felder und Maniok im Überfluß.
Lumischi ließ sich (nun) ein Stück Maniok geben. Er ging mit seiner Mutter und dem Maniok ans Wasser. Sie gingen über den Fluß. Er gab seiner Mutter ein Stück von dem Maniok. Er gab seiner Mutter noch ein Stück von dem Maniok. Den Rest warf er in den Fluß. Den Maniok aß ein Nischi (ein elektrischer Fisch), den Nischi ein Tschingondongolo (großer Fisch mit mächtigen Flossen), den Tschingondongolo ein Ngandu (Krokodil), das Ngandu aß ein Nguffu (Nilpferd). Das Nguffu ging an das Land und starb da. Lumischi wollte es nehmen. Leute des Landes kamen aber und forderten das Nguffu. Lumischi sagte: "Es ist mein Nguffu, denn es aß meinen Maniok."Die Leute sagten: "Das ist nicht wahr. Es aß unseren Maniok." Lumischi sagte: "Wer aß den Maniok?" Die Leute sagten: "Das Nguffu." Lumischi sagte: "Dann ist es nicht euer Nguffu, denn das Nguffu hier aß alle Esser meines Manioks." Lumischi schnitt es auf: im Nguffu war das Ngandu, im Ngandu das Tschingondongolo, im Tschingondongolo der Nischi, im Nischi der Maniok. Die Leute sagten: "Das ist deine Sache. Wir wollen bezahlen." Die Leute bezahlten Lumischi alles.
Lumischi stieg auf zu Kalunga (in den Himmel). Kalunga gab ihm zwei Kalebassen und eine große Trommel. Kalunga sagte: "Geh auf die Erde, geh hin und zerwirf die Kalebassen. In der einen wirst du Männer finden, in der andern Frauen. Geh hin und trommle. So wirst du ein großer Häuptling." Lumischi ging hinab zur Erde. Er hatte seine Trommel und die Kalebassen bei sich. Er ging hinab und trommelte. Er warf eine Kalebasse hin, sie zersprang. Es kamen viele Männer hervor. Er trommelte. Er warf die andere Kalebasse
hin, es kamen viele Frauen heraus. Er trommelte. Alle tanzten. Er ward ein großer und reicher Häuptling.Das Wunderkind (Klo que)Ein Ehepaar hatte zehn Kinder. Acht Kinder starben. Es blieben ein Jüngling und eine Frau übrig. Die Eltern starben ebenfalls. Die Schwester bat den Bruder: "Heirate mich." Der Bruder sagte: "Nein, ich heirate dich nicht. Warte nur, Sambi wird dir einen Mann geben." Die Frau wartete. Sie weinte alle Tage. Es war kein Mann für sie da. Sie konnte nicht Kinder haben. Sie weinte alle Tage. Eines Tages war sie schwanger. Sie sagte es ihrem Bruder. Ihr Bruder sagte: "Das kommt vom Sambi." Sie gebar am gleichen Tage einen Knaben. Der Knabe konnte die linke Hand nicht öffnen. Es war eine Faust. Er konnte am gleichen Tage sprechen und sagte zu seinem Onkel: "Geh ans Wasser und rufe Sambi. Sambi wird dir weiße Farbe (Lupemba) geben."
Der Onkel ging an das Wasser und rief Sambi. Sambi kam und gab ihm drei kleine Kalebassen. Sambi sagte: "Gib diese dem Knaben." Der Onkel ging mit den drei Kalebassen nach Hause und gab sie dem Knaben. Der Knabe nahm eine Kalebasse und warf sie zu Boden. Sie sprang auf. Es kamen viele Ziegen heraus. Er warf die zweite Kalebasse zu Boden. Es kamen viele Ochsen hervor. Er warf die dritte Kalebasse zu Boden. Es kamen viele Männer und Frauen hervor. Die Leute bauten ein Dorf. Das Dorf war sehr schön.
Moana na Sambi (das Kind) sagte zu seinem Onkel: "Geh nochmals ans Wasser und bitte Sambi nochmals um Lupemba." Der Onkel ging hin. Sambi gab ihm zwei Kalebassen. Moana na Sambi zerwarf die Kalebassen. Es kamen aus ihnen die Nkunde (Bohnen) hervor. Moana na Sambi sandte nochmals zu Sambi. Diesmal gab Sambi Lupemba. Das Dorf war nun sehr groß und sehr reich.
(Der Erzähler sagt, Sambi sei die Sonne männlich, Kalunga der Mond, weiblich.)
Kalungas Ehe (Klo que)Kalunga (Mond) hatte eine Frau, die schenkte ihm ein Kind, eine Tochter. Die Mutter wurde nach der Geburt sehr häßlich, das Mädchen war aber schön. Kalunga wollte von seiner Frau nichts wissen. Er wollte seine Tochter besitzen. Er ging mit seiner Tochter und einer Mussao (Nackenstütze) an das Wasser. Im Wasser beschlief er seine Tochter. Dabei ging die Mussao verloren. Kalunga kam in sein Dorf zurück und sagte: "Ich habe meine Mussao verloren." Die Leute schlachteten eine Ziege und befragten das Ngombo (Schüttelorakel). Das Ngombo sagte: "Kalunga hat seine Tochter im Wasser beschlafen; dabei hat er selbst seine Mussao verloren." Die Leute sagten es
Kalunga. Kalunga sagte: "Es ist richtig. Es war unrecht von mir, Ich habe euch das Schlechte vorgemacht. Wenn nun einer die Frau eines andern beschlafen hat und danach befragt wird, so soll er nicht nein, sondern ja sagen."Die Kulturmythe (Kioque)Alle Völker (der Erzähler sagt: Batioque (Kioque)-Bangala, Balunda, Minungo, Wassamba, Bambunda, Wassongo, Schinschi, Baluba), kommen von Sonnenaufgang. Die Menschen hatten (damals) nichts zu essen. Sie schossen Tiere. Eine Taube flog über das Land Sie töteten die Taube mit einem Pfeile. Als sie sie aufschnitten, fanden sie in ihrem Kropf alle Feld- und Gartenfrüchte. Diese Taub€ kam von Sonnenuntergang. Alle Menschen beschlossen deshalb nach Sonnenuntergang zu wandern. Sie hatten den Hund. Mit den Hunde gingen sie in der Richtung des Sonnenunterganges. Der Hund lief immer voraus. Er zeigte den Weg. Die Menschen folgten. Einer hielt immer den andern an der Hand. Es war eine lange Kette. Sie töteten eine Antilope und gingen weiter.
Endlich kamen sie in ein Dorf. Es war nur eine Frau darin, die hatte nur die rechte Seite. Der linke Fuß, der linke Arm, die linke Seite des Kopfes fehlten. Die Frau war sehr alt. Sie hieß Kaschinna-Kaschi (die Baluba sagen, daß die Übersetzung Kakaschi Kakullu sei). Die ersten, die bei der Frau ankamen, waren die Kioque. Die Alte gab ihnen von allem zu essen. Sie gab ihnen alle Früchte. Dann gab sie ihnen Maniok, Erdnüsse, Bohnen, Bananen zum Pflanzen.
Der Hund und die erste Ansiedelung (Kioque)Der Hund, ein Mann mit seiner Frau, Mulundula (ein hyänenartiges Tier) und Kwadi (Perihuhn) wanderten gemeinsam über die Erde, Sie kamen an einen Baum mit unreifen Früchten. Mulundula sagte: "Ich bleibe hier und baue mir mein Dorf. Ich warte, bis die Früchte reif sind."Die andern vier gingen weiter. Sie kamen an einen Ort, da waren viele Makendi (Eintagsfliegen) im Boden. Kwadi sagte: "Hier baue ich mich an." Kwadi blieb da, baute sein Dorf und legte Eier. Die andern drei gingen weiter. Der Hund war der Chef.
Sie kamen an eine Stelle, da war viel Luba (Maniok). Der Mensch sagte: "Hier ist Essen, hier bleibe ich." Es blieben alle drei dort. Die Frau machte Essen. Der Hund war der große Chef. Sie gab dem Chef Essen in einer Schüssel. Sie stellte die Schüssel dem Hunde hin. Der Hund sagte: "Ich esse nicht aus der Schüssel, ich esse nur von der Erde. Kalunga (Mond) will das von mir."Das Essen ward ihm auf die Erde geschüttet. Er aß von der Erde. —Nach einiger Zeit gebar die Frau ein Kind. Der Hund aß die Exkremente des Kindes. Der Mann sagte: "Was, der Hund will unser Chef sein und ißt die Exkremente des
Kanioka Kanioka |
Das Schwein kam alle Tage und stahl den Menschen Maniok. Die Hunde Mussudisja und Mundula gingen auf die Jagd. Mussudisja ergriff das Schwein.
Tschakasopi und Sambi (Kioque)Tschakasopi (ein Mann) ging in ein Dorf und kaufte viele Lebensmittel ein, dazu allerhand Tiere und Stoffe. Am gleichen Tage kam er wieder heim und gab alles seiner Frau. Dann nahm er sein Gewehr und ging aus zur Jagd. Er stieg im Busch auf einen Baum. Er sah unten zwei Kassessi (Antilopen) spielen. Er wollte eine der Kassessi schießen. Die Kassessi rief: "Tschakasopi, Tschakasopi, schieße nicht! Steige vom Baume herab."Tschakasopi setzte das Gewehr ab und stieg herab. Die Kassessi sagten: "Wir sind von Sambi (Sonne) gesandt, um Tschakasopi zu suchen. Wir sollen Tschakasopi rufen. Sambi ist krank. Tschakasopi soll mit seinem Gombo (Orakelschale mit Einlagen) kommen. Nun mach deine Augen zu. Wir schließen sie auch."Tschakasopi schloß die Augen.
Nach einiger Zeit sagten die Kassessi: "Offne deine Augen!" Tschakasopi machte die Augen auf. Alle drei waren im Himmel in einem großen Dorfe. Die Kassessi sagten: "Wenn die Leute sagen: ,Tschakasopi kommt!' dann antworte nicht." Sie gingen. Die Leute sprachen. Tschakasopi sprach nicht. Er kam zu Sambi. Sambi sprach: "Gebt ihm ein Haus !" Wenn Sambi sprach, war es wie ein Gewitter. Es ward Nacht. Alle schliefen.
Am Morgen rief Sambi: "Mwula (der Regen) soll kommen !"Mwula kam. Sambi rief: "Muschifa (Wind ohne Regen) soll kommen." Muschifa kam. Sambi rief: "Oanjanja (der Chef der Sterne) soll kommen!" Oanjanja kam. Sambi rief: "Kunguluscha (die Plejaden) soll kommen !" Kunguluscha kam. Sambi rief: "Kakueschi (der Mond) soll kommen!" Kakueschi kam. Sambi rief: "Tanguë (die Sonne) soll kommen !" Tanguë kam. Alle Großen Sambis kamen. Alle nahmen Platz. Sambi sagte: "Tschakasopi soll das Gombo fragen, wer schuld an meiner Krankheit ist. "Tschakasopi schüttelte das Gombo. Tanguë war unschuldig (d. h. sein Holz fiel nicht aus der Schale). Kakueschi war unschuldig. Kunguluscha war unschuldig. Oanjanja war unschuldig. Muschifa war unschuldig. Mwula war unschuldig. Alle Anwesenden waren unschuldig.
Tschakasopi schüttelte. Es fiel Miambos Holz heraus. Der Baum Miambo war schuldig. Tschakasopi sagte: "Sambi hat den Baum Miambo vergessen. Der Baum Miambo hat daher Sambi krank gemacht.
Man soll eine Antilope schlachten." Die Leute Sambis gingen auf die Jagd. Sie schossen die Antilope Pesu. Die Leute wußten nicht, daß Pesu der Sohn Tschakasopis war. Die Leute brachten die Pesu zu Sambi. Tschakasopi sah die Pesu. Er wußte, daß es sein Sohn war. Tschakasopi sagte nichts. Sambi sagte: "Gebt Tschakasopi eine Keule !" Sie gaben Tschakasopi eine Keule. Er sah sie an und sagte: "Ich esse davon nichts."Tschakasopi sagte zu Sambi: "Du bist geheilt, nun bezahle mich. Ich will heimkehren !" Sambi rief Mwula und Muschifa. Mwula brachte Tschakasopis Sack. Muschifa brachte eine Ziege. Sambi gab beides Tschakasopi. Tschakasopi sah die Ziege an. Er dachte: "Ist das alles?" Tschakasopi sagte nichts. Die Leute sagten: "Schließe die Augen!" Tschakasopi schloß die Augen. Die Leute sagten: "Öffne die Augen!" Tschakasopi öffnete die Augen. Er war auf der Erde. Er sah die Ziege; er sagte: "Das ist das ganze Geschenk Sambis." Die Leute im Dorfe sagten: "Dein Sohn ist gestorben." Tschakasopi sagte nichts. Er sagte nicht, wo er war.Sambi und die Menschen (Kioque)Sambi sagte zu seinen Kindern Tangue, Kakueschi, Kunguluscha, Oanjanja, Muschifa und Mwula: "Ich werde euch zeigen, daß die Menschen weder Augen noch Ohren haben." Sambi ließ den Tamtam schlagen und machte viel Regen und Sturm. Alle Leute liefen in die Häuser. Dann machte Sambi eine Pause. Es war klarer Himmel; nur eine kleine Wolke stand noch am Himmel. Sofort gingen die Menschen aus. Sie achteten nicht auf die kleine Wolke. Als sie im Wald, am Fluß, auf den Wiesen waren, ließ Sambi das Gewitter mit doppelter Kraft ausbrechen. Er sagte zu seinen Kindern: "Die Menschen haben weder Augen noch Ohren." Die Kinder Sambis sagten: "Die Menschen haben doch Augen und Ohren." Sambi sagte: "Wartet! Ich will es euch nochmals zeigen."
Sambi machte einen großen Bundu (Nebel). Tande (die Spinne) mußte viele Fäden ziehen. Sie mußte über alle Wege wegspinnen. Die Menschen gingen. Überall kamen ihnen die Spinnweben in die Augen. Sambi sagte: "Nun, haben die Menschen Augen und Ohren?" Die Kinder Sambis sagten: "Nein, die Menschen haben keine Augen und Ohren."
Tschingandangalla (Kioque)Schamohangi* (ein Mann) ging mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn aus seinem Dorf, um die Schwester der Frau zu besuchen. Sie kamen durch ein Dorf am Wege. Es war kein Mensch darin. Es
Sie kamen in das Dorf der Schwägerin. Die Leute im Dorfe kochten sogleich viel Essen und stellten es in ein Haus für sich hin. Tschingandangalla sagte: "Ich will hingehen und sehen, ob die Leute etwas Rechtes gekocht haben." Tschingandangalla ging in das Haus. Er aß alles Essen, das er in dem Hause fand, auf. Er kam zurück. Er sagte: "Es gibt nichts zu essen." Am andern Tage war es ebenso. Am dritten Tage war es wieder so. Dann gingen alle Leute zur Jagd.
Die Leute sandten Tschingandangalla nach der einen Seite. Tschingandangalla schoß eine Mbinda und eine Kai (Antilope). Die Leute führten Schamohangi nach der andern Seite. Sie hatten eine kleine Hütte im Wasser aufgebaut und darin viel Essen aufgestellt, damit Schamohangi zum Essen käme. Schamohangi aß. Tschingandangalla suchte Schamohangi. Er suchte und fragte die Leute: "Wo ist Schamohangi?" Die Leute sagten: "Wir wissen es nicht." Tschingandangalla fand (endlich) Schamohangi. Er sah dessen Spiegelbild im Wasser. So glaubte er, der andere gäbe ihm zu essen und griff im Spiegelbild eines nach dem andern (nicht ganz verständlich). Als Schamohangi satt war, gab er den kleinen Brockenrest Tschingandangalla.
Schamohangi verließ mit Frau und Kind das Dorf der Schwester seiner Frau. Die Leute gaben ihm vier Ziegen und vier Hühner mit. Tschingandangalla kam mit ihnen. Sie kamen in das Dorf, wo Tschingandangalla aus der Erde gestiegen war. Tschingandangalla sagte: "Gib mir dein Kind."Schamohangi sagte: "Wie komme ich dazu, dir mein Kind zu geben? Du bist mitgekommen, ohne daß wir es wollten und hast unser Essen verschlungen. Wie komme ich nun dazu, dir auch noch ein Kind zu geben?" Tschingandangalla sagte: "Ich will dein Kind haben." Schamohangi gab ein Kind hin. Tschingandangalla sagte: "Ich will die Hälfte deiner Frau haben." Schamohangi sagte: "Wie komme ich dazu, dir die Hälfte meiner Frau zu geben? Du bist mitgekommen, ohne daß wir es wollten und hast unser Essen verschlungen. Du hast mir eben ein Kind abverlangt. Wie komme ich nun dazu, dir auch noch die Hälfte meiner Frau zu geben?" Tschingandangalla sagte: "Ich will die Hälfte deiner Frau haben."
Inzwischen kam Hamokondo (Marder) des Weges. Schamohangi
sagte Hamokondo alles. Hamokondo sagte zu Tschingandangalla: "Hier liegt ein hohles Stück Holz. Ich will hineinkriechen. Glaubst du das Stück Holz dann emporheben zu können?"Tschingandangalla sagte: "He, ich bin groß und stark, und du und das Holzstück sind ganz klein. Natürlich geht es."Hamokondo sagte: "Versuch es." Hamokondo kroch in das Holz. Tschingandangalla versuchte es hochzuheben. Es gelang nicht. Hamokondo kroch heraus. Hamokondo sagte: "Und wenn alle Tschingandangalla hineinschlüpfen, so kann ich das Holz in die Höhe heben."Tschingandangalla sagte: "Versuch es."Er rief die andern Tschingandangalla. Sie kamen von allen Seiten herbei und schlüpften in das Holzstück. Hamokondo machte inzwischen einen Holzstoß und zündete ihn an.Hamokondo fragte: "Sind alle Tschingandangalla im Holz?" Die Tschingandangalla sagten: "Ja, alle." Da nahm Hamokondo das Holz auf, trug es zu dem brennenden Holzstoß und warf es hinein. Alle Tschingandangalla verbrannten. Hamokondo sagte: "Bezahle mich. Ich habe dir gut geholfen; ich will nicht die vier Ziegen, ich verlange nur die vier Hühner." Schamohangi gab Hamokondo die vier Hühner. Dann zog er mit Frau und Kindern heim.
Die ersten Menschen (Klo que)Kadjakullugaeto (der erste Mensch) machte eine Reise in den Himmel und wieder zurück zur Erde. Er hatte vier Kinder, ein Weib, einen Mann, ein Weib, einen Mann. Alle vier hatten nichts zu essen. Sie baten den Vater um Essen. Er gab den Kindern ein Paar Rinder, ein Paar Ziegen, ein Paar Hühner, dazu Erdnüsse, Maniok, Hirse. Er lehrte so alles, Wasser verwenden, Feuermachen, Töpfeformen usw. Dann sandte er sie in verschiedene Länder. Dem ersten Sohne glückte alles, dem zweiten nichts. Der zweite Sohn kam zum ersten und ließ sich reichlich vorsetzen. Dann kehrte er zurück.
Die Tochter Mauesses (Bapende)Kenga Mauesse war die Tochter Mauesses. Alle wollten Kenga heiraten. Kenga Mauesse nahm aber niemand. Batschi (die Schildkröte) kam in den Himmel. Er traf Kenga. Batschi sagte: "Ich will dich heiraten." Batschi gefiel Kenga Mauesse. Kenga Mauesse ward Batschis Frau. Batschi nahm seine Frau mit zur Erde. Sie aß aber nichts weiter, als die Früchte der Kautschukliane.
Batschi hatte sich unter einem Stein ein großes Loch gemacht. Kenga Mauesse lebte mit Batschi unter dem Stein. Am fünften Tage kam Mauesse zur Erde. Er rief seine Tochter. Die Tochter hörte nicht. Er rief seine Tochter. Die Tochter hörte nicht. Sie war in dem Steinhaus. An einem andern Tage kam Mauesse wieder. Seine Tochter war nicht in dem Steinhaus. Sie war auf dem Felde. Er rief wie-
der. Seine Tochter hörte nicht. Da sagte Mauesse: "Ich will das Steinhaus Batschis zerstören." Er (der auf der Erde war!) rief den Blitz vom Himmel, damit er das Steinhaus zerstöre. Der Blitz kam herab. Er zerstörte den Stein nicht. Er fuhr auf Mauesse und tötete Mauesse selbst.Batschi kam aus seinem Steinhause hervor. Batschi wollte den toten Mauesse sehen. Batschi sah ihn. Er rief Kenga Mauesse und sagte (spottend): "Sieh, alle Tage kam Mauesse hierher und hat dich gerufen. Du hast nicht gehört. Jetzt hat er sich selbst getötet. Jetzt mag er dir die Erlaubnis geben, auch etwas anderes zu essen als Kautschukfrüchte."
Der Bruder (?) Mauesses gab (im Himmel) seinen Leuten Messer und sagte: "Sucht das Steinhaus Batschis. Schlagt den Stein entzwei. Batschi und Kenga Mauesse sind darunter. Bringt mir die beiden in den Himmel." Die Leute stiegen herab. Sie taten so und brachten Batschi und Kenga Mauesse in den Himmel. Mauesse (der Bruder!) warf sie beide in das Feuer.
Mauesses Weggang (Bapende)Am Ende sind die Portugese (Portugiesen), und da liegen Himmel und Erde aufeinander (alle Erzähler zeigen genau nach SW.). — Sie liegen da ganz dicht aufeinander. Das ist die Richtung, aus der die Bapende kommen. Dort ging Mauesse zum Himmel. Das ist schon lange, lange her. Aber er kam nicht wieder.
Feuerzeuge (Bapende)Früher aßen die Menschen alle Früchte roh. Sie versuchten sie im Walde. Schmeckte es, so aßen sie. Schmeckte es nicht, so warfen sie sie fort. Sie sagten: "Das alles können wir nicht essen, weil wir kein Feuer haben. Man sollte das Feuer holen." Leute gingen zur Suche nach Feuer. Mutamone und Mutabolle (zwei Männer) gingen auf die Suche nach Feuer. Mutamone fand die Hölzer, aus denen man durch Drehen Feuer gewinnt. Mutabolle zerschlug einen Stein und machte Feuer mit Funken. Nun konnten die Menschen Feuer machen und alles essen.
Der hundertköpfige Mauesse (Bapende)Alle Leute gingen zum Tanz in ein anderes Dorf. Ein Kind wollte auch gehen. Die Mutter sagte zudem Kinde: "Hole mir erst Wasser aus dem Bach, ehe du gehst. Du kannst den andern dann nachlaufen." Der Junge ging und holte Wasser. Als er wiederkam, waren alle andern schon gegangen. Er sah sie nicht mehr. Er lief hinterher; er konnte sie nicht erreichen.
Er erreichte die andern nicht. Er traf auf dem Wege einen Mann,
der hatte zwei Köpfe. Der Knabe sang: "Singen; die Mutter hat zwei geboren. Singen." Der Mann mit den zwei Köpfen ging weiter; er tat dem Knaben nichts. Der Knabe traf einen Mann mit drei Köpfen. Er sang. Der Dreikopf tat ihm nichts. Er traf einen mit vier, einen mit fünf Köpfen. Der Knabe sang. Sie taten ihm nichts. Es kam ein Mann mit hundert Köpfen. Der Knabe wollte zählen, aber er kam nicht zu Ende (bis hundert). Er kam nicht (schnell genug) zu Ende. Der Mann mit den hundert Köpfen verschlang ihn. Er nahm ihn und schluckte ihn hinunter.Die Frau suchte ihren Knaben. Sie fand ihn nicht. Die Frau weinte und weinte und weinte. Es kam der Mann mit den hundert Köpfen in das Dorf. Der Mann sagte: "Ich bin Mauesse. Ich habe alle Menschen gemacht. Ich habe dein Kind verschluckt. Du ließest dein Kind hinter den andern herlaufen. Das war nicht gut. Ich habe es verschluckt."
Das Kind Mauesses (Bapende)Viele Menschen gingen einmal zur Jagd. Sie trafen einen Sohn Mauesses. Sie schossen ihn tot. Der Sohn Mauesses hatte weder Augen, noch Nase, noch Mund, noch Ohren am Kopfe, weder Beine noch Arme am Leibe. Die Leute nahmen den Leichnam auf und trugen ihn ihrem Dorfe zu. Mauesse hatte es gesehen. Er machte im Wege ein Loch, ein großes Loch. Die Leute sahen das Loch nicht. Sie sahen Gras und Erde wie überall. Einer nach dem andern kam heran und fiel hinein. Auch der, der den toten Sohn Mauesses trug, fiel in die Grube.
Alle fielen in die Grube, bis auf einen, der kam hinterher. Er war nicht dabei, als der Sohn Mauesses getroffen wurde. Der Mann kam an die Stelle der Grube. Da hörten die Fußspuren der Kameraden auf. Die Grube sah er nicht. Er fiel aber nicht hinein; denn Mauesse hatte die Grube wieder geschlossen. Er suchte die Spuren der Gefährten. Er konnte sie aber nicht finden. Er ging in das Dorf und fragte. "Wo sind die andern Jäger?" Die Leute sagten: "Sie sind noch nicht zurückgekehrt." Der Mann ging zurück.
Der Mann kam zurück zu der Stelle, wo die Fußspuren der Gefährten aufhörten. Die Erde öffnete sich wieder. Die Leute kamen mit dem Leichnam wieder heraus. Mauesse kam selbst und sagte: "Seht, ich mache alle Menschen, ich habe alles geschaffen. Ihr aber schießt nach meinen Geschöpfen, wenn sie noch nicht fertig sind." Mauesse legte den Leichnam auf den Boden. Er schnitzte eine Nase aus Holz und setzte sie an. Er schnitt die Stelle des Mundes auf und steckte eine hölzerne Zunge hinein. Er machte die Ohren, die Augen. Er fügte dem Leibe die Arme und die Beine an. Sie sahen alle, wie er es machte. Das Kind Mauesses war fertig.
Mauesse sagte: "Seht, auf diese, Weise habe ich alle Menschen gemacht. So habe ich euch alle gemacht. Ihr aber sollt nicht auf Geschöpfe schießen, die nicht fertig sind. Geht in euer Dorf und erzählt niemand, was ihr hier erlebt habt. Wenn jedoch ein Mensch gestorben ist, so denkt daran, wie es euch gegangen ist. Macht eine Grube und legt ihn hinein. Begrabt die Toten und schließt die Erde über ihnen." — Die Leute gingen darauf in ihr Dorf zurück.
Das Feuer (Bapende)Anfangs hatten die Menschen kein Feuer auf der Erde. Sie sahen nur Kumbi (die Sonne) —und fühlten, daß sie heiß war. Sie fühlten die Hitze an Armen und Beinen. Mauesse war damals auf der Erde. Er machte ein Tau. An dem Tau stieg er mit allen Menschen zum Himmel empor. Die Menschen fanden den Platz der Kumbi. Sie meinten, dort müsse es Feuer geben. Es war aber nur heiß. Sie sahen aber das Feuer nicht. Sie fanden das Feuer nicht.
Mauesse sagte: "Hier oben ist eine Kalebasse, die muß man zerschlagen. Steckt euer Messer (als Griff) an ein langes Holz. Das Messer behaltet in der Hand. Mit dem Holze schlagt die Kalebasse entzwei. Ihr müßt ein langes Holz nehmen und euer Messer daran befestigen, denn die Kalebasse wird viel Hitze aussenden. Das Holz wird zu brennen beginnen. Nehmt trockenes Gras, und ihr bekommt Feuer."
Die Menschen machten es so. Sie gewannen das Feuer und kehrten am Stricke zur Erde zurück.
Haustiere und Jagdtiere (Bapende)Als Mauesse die Menschen gemacht hatte, da hatten sie weder Hühner noch Schafe, noch Schweine zum Essen, noch Hunde zum Jagen. Da gingen die Menschen zu Mauesse in den Himmel und sagten: "Wir haben keine Tiere zu essen. Gib uns von ihnen."Da machte Mauesse Kisten und gab sie den Menschen. Mauesse sagte: "Hier habt ihr die Kisten mit allen Tieren. Doch dürft ihr die Kisten nicht öffnen, ehe ihr in eurem Dorfe angelangt seid."
Die Menschen nahmen die Kisten und gingen von dannen. Als sie noch nicht bei ihrem Dorfe angelangt waren, hörten sie die Tiere in den Kisten rumoren. Sie machten die Kästen auf. Sogleich sprangen alle Elefanten, Antilopen, Büffel, Leoparden, Vögel, alle Tiere heraus, und es blieben nur noch ein Schaf, eine Ziege, ein Ochse, ein Schwein und ein Huhn darin. Alle andern Tiere liefen in den Busch.
Die Menschen kamen wieder zu Mauesse und sagten: "Alle unsere Tiere sind fortgelaufen." Mauesse sagte: "Habe ich euch nicht gesagt, daß ihr die Kisten erst in eurem Dorf aufmachen dürftet?" Darauf gab er den Menschen Bogen und Pfeile und zwei Hunde und
zeigte ihnen, wie man Mohetto (Faligruben) macht. Er sagte: "Ihr habt eure Tiere fortlaufen lassen. Nun müßt ihr sie euch fangen."Die Flüsse (Bapende)Anfangs gab es kein fließendes Wasser auf der Erde. Nur den Regen gab es. Den fingen die Menschen auf und tranken ihn. Alle Völker kamen zu Mauesse in den Himmel und sagten: "Mach noch anderes Wasser als den Regen. Gib uns noch anderes Wasser als den Regen." Mauesse sagte: "Nein, ich gebe nichts weiter." Da machten die Menschen Mauesse den Krieg. Sie machten Mauesse tot. Dann machten sie ein Loch in den Himmel. Viel Wasser floß hernieder. Das füllte alle Rinnen. So kamen die Flüsse auf die Erde.
Eisen und Boot (Bapende)Früher kannten die Bapende das Eisen nicht. Sie arbeiteten mit Holzinstrumenten im Garten. Da nahm Mauesse Erde vom Busch am Wasser. Er nahm nicht Erde von der Steppe. Er formte die Erde zu einer Temo (Hacke). Er legte die Temo ins Feuer. Die Temo ward Eisen. — So haben die Bapende das Eisen für die Hacken gefunden und konnten seitdem den Garten gut bestellen.
Früher gab es am Kuango keine Boote. Man konnte nicht von einer Seite zur andern hinüberkommen. Sie wandten sich an Fumu (Häuptling) Mauesse. Fumu Mauesse sagte: "Schlagt in den Wäldern Bäume mit der Temo ab. Höhlt sie aus. Das sind Boote." Sie machten es so und können nun Boote bauen.
Die Sclzlangenscizöpfung (Bapende)Mauesse machte erst alle Schlangen ganz klein und ohne Schwänze. Dann rief er sie wieder zusammen. Er gab ihnen nun allen Schwänze, und so wurden sie größer. Zuerst kam die Moma (Schlange); die machte er ganz lang. Dann kamen die andern. Er sagte zur einen: "Beiß den Menschen, daß er stirbt."Zu andern sagte er das nicht. Die Vuambo (Schlange) kam zu allerletzt. Der gab er keinen Schwanz. Sie blieb klein.
Der Erdgott und der Himmeisgott (Bena Mai)Fidi Mukullu da passi (der Erdgott) hatte viele Menschen und konnte sehen. Fidi Mukullu da djulu (der Himmeisgott) war im Himmel ganz allein und dazu blind. Der Himmelsgott rief den Erdgott: "Komm zu mir, aber ganz allein !" Der Erdgott kam, aber viele Leute waren bei ihm. Der Himmelsgott sagte: "Was ist das? Das sind viele. Das ist nicht gut." Der Erdgott ging zurück. Er war einen Tag wieder auf der Erde; da sandte er Kolokoschi (die Weihe). Kolokoschi rief den Hirnmelsgott und brachte den blinden Gott mit zur Erde. Der Erdgott
schickte ihn (den Gott) mit Kolokoschi zum Fischen; da der Hirnmelsgott aber blind war, so wanderten alle Fische in den Sack Kolokoschis. Denn sie fischten in der Weise, daß sie Butumbiblätter in das Wasser warfen. Es starben davon viele Fische und schwammen oben auf dem Wasser. Aber alle Fische wanderten in die Tasche Kolokoschis. Die Fische wurden nun gekocht, und beide Götter wollten essen. Nun war der Himmeisgott aber nicht nur augen-, sondern auch mundlos und wenn er sprechen wollte, so hob er den rechten Arm in die Höhe, sprach aus der Achselhöhle und schloß sie dann wieder. Und wenn er aß, so führte er die Speisen nicht in den Mund, sondern steckte sie in den Anus. Sie aßen die Fische. Der Erdgott sagte: "Wie ißt du?" Der Himmelsgott sagte: "Ich esse einmal so, einmal so. In der Regenzeit esse ich so, in der Trockenzeit esse ich anders."Als sie mit dem Essen fertig waren, sagte der Himmelsgott: "Nun komm mit mir in den Himmel; wir wollen einmal im Himmel essen." Sie gingen in den Himmel. Beim Erdgotte hatte es nur Fische gegeben. Der Himmelsgott sagte: "Auf der Erde habe ich nur Fische bekommen. Ich koche auch nur Fische." Er kochte Fische. Sie aßen. Der Erdgott sagte: "Weshalb gibt es nur Fische ?"Der Himmelsgott sagte: "Bald ist es so, bald so. Jetzt sind wir in der Regenzeit." Sie aßen.
Nach dem Essen sagte der Himmelsgott: "Du hast Geschlechtsteile, ich nicht. Gib mir Geschlechtsteile !" Der Erdgott nahm Erde und warf sie dem Himmeisgott zwischen die Beine. Da hatte er Penis und Skrotum. Der Erdgott kehrte zurück. Der Himmeisgott zeugte nun viele Frauen und Männer, ohne eine Frau zu haben.
5. DIE MYTHE VOM TODESSPRUNG
Fidi Mukullu und der Ursprung des Todes
(Bena Lulua; Bena Mwula)
Fidi Mukullu machte einen Mann und eine Frau im Himmel. Sie bekamen viele Kinder. Alle Menschen stammen von ihnen ab. Fidi Mukullu gab eines Tages ein Mojo (Leben). Er begrüßte alle Kräuter, Tiere, Vögel, das Wasser, die Bäume. Alles lebte.
Die Frauen wollten nun Holz für das Feuer holen. Das Holz sagte: "Nein, Fidi Mukullu hat uns das Leben gegeben." Die Frauen wollten Wasser holen. Das Wasser sagte: "Nein, Fidi Mukullu hat uns das Leben gegeben." Die Männer wollten einen Vogel schießen. Der Vogel sagte: "Nein, Fidi Mukullu hat uns das Leben gegeben."
Eines Tages rief Fidi Mukullu den Menschen wieder "Mojo" zu. Die Menschen schliefen. Sie antworteten nicht. Fidi Mukullu rief (noch einmal): "Mojo". Die Menschen hörten nicht. Da rief Fidi Mukullu: "Alle Menschen sterben." Da nickten die Leute mit dem Kopf und riefen: "Heeeeee !" (ja) Die Menschen sterben (seitdem).
Die Schöpfung und der Ursprung des Todes (Bapeizde)Mauesse war der erste Mann, Muvadila die erste Frau. Mauesse machte alle Menschen, die Bapende, Baschilele, Baluba, Bakioko (oder Batioko), Kalunda, Bajekke (oder Kajekke, Zwerge), Bangala, alle Völker. (Die Übersetzung ist hier unklar. Vielleicht soll es heißen, daß alle Völker von ihm abstammen.) Dann machte Mauesse die Sonne und den Mond. Dann machte Mauesse den Ssoko (Hirse), Massa (Mais), Ndonde (Palme), Meja (Wasser). Die Frauen taten von allem in die Erde. Es ward aber schlecht. Die Würmer kamen herein. Es faulte. Es wuchs nicht. Da machte Mauesse den Regen. Der Regen kam herab, und nun wuchs alles ausgezeichnet. Es gab darum bei allen Völkern viel, viel Essen. Es war sehr, sehr gut. Darauf stellte Mauesse vier Menschen als Wachen aus; die sollten nicht schlafen. Sie sollten gut aufpassen. Mauesse kam und sah, daß alle Menschen und die vier Wachen schliefen. Er kam am Morgen und rief: "Uakolle, Uakolle!" (Das gleiche wie Mojo, also Leben.) Die Menschen antworteten nicht. Mauesse rief: "Uakolle! Uakolle !" Die Menschen antworteten nicht. Da rief Mauesse: "Uabito !Uabito !" (Sterben!) Dawachten alle Menschen auf und riefen: "Haeaeaeaeä!" (Mit Rückwerfen des Kopfes eifrige Bestätigung!) So kommt es, daß die Menschen sterben!
Die Schöpfung (Bapende)Im Anfang ist gar nichts gewesen. Darauf sandte Mauesse den Regen, und dann ist alles entstanden.
Der Ursprung des Todes (Kloque)Anfangs starben die Menschen nicht. Da rief Kalunga: "Kalunga!" (,,Leben".) Die Menschen antworteten nicht. Kalunga rief: "Muaffuaffa." (,,Sterben, sterben".) Da riefen die Menschen: "Heeee." (Ja.) Kalunga war auf der Erde. Er rief: "Kalunga!" Die Menschen konnten nicht antworten. Kalunga rief: "Muaffuaffa." (Sterben, sterben.) Der Mensch rief: "Heeee !"Kalunga traf einen Toten. Er wollte ihm Essen geben. Der Mensch konnte nicht essen. Er gab es den lebenden Menschen. Der lebende Mensch aß. Kalunga sagte: "So eßt. Eure Toten essen nicht. Die Menschen sterben. Die Frauen werden aber wieder Kinder gebären, und die werden später essen, selbst wieder Kinder bekommen und sterben."
So ist es geblieben. Wäre es nicht so gewesen, dann brauchten die Menschen nicht zu sterben, die Toten könnten aber essen. Das eine wäre gut, das andere schlecht.
Der Ursprung des Todes (Bena Lulua; Bena Koschil)Diba (Sonne) und Sungi (Mond) und Muntu (Mensch) gingen gemeinsam hin, Malafu (Palmwein) zu zapfen. Sie zapften gemeinsam. Sie waren fertig. Diba trank nicht vom Malafu, Sungi trank nicht vom Malafu. Muntu trank vom Malafu.
Diba und Sungi und Muntu gingen in Fidi Mukullus Dorf. Sie gaben Fidi Mukullu den Malafu. Fidi Mukullu fragte Diba: "Hast du Malafu getrunken?" Diba sagte: "Nein, ich habe nicht getrunken." Fidi Mukullu fragte Sungi: "Hast du Malafu getrunken?" Sungi sagte: "Nein, ich habe nicht getrunken." Fidi Mukullu fragte Muntu: "Hast du Malafu getrunken?" Muntu sagte: "Nein, ichhabe nicht getrunken."
Fidi Mukullu machte drei Löcher in die Erde, hier ein Loch, hier ein Loch, hier ein Loch. Fidi Mukullu sagte zu Diba: "Geh in dies Loch." Diba ging in das Loch. Fidi Mukullu fragte: "Wieviel Tage willst du im Loche bleiben und wiederkommen?" Diba sagte: "Ich will eine Nacht im Loche bleiben und einen Tag gehen." Fidi Mukullu sagte zu Sungi: "Geh in dies Loch."Sungi ging in das Loch. Fidi Mukullu fragte: "Wieviel Tage willst du im Loche bleiben und wiederkommen ?"Sungi sagte: "Ich will zwei Tage im Loche bleiben." Fidi Mukullu sagte zu Muntu: "Geh in dies Loch." Muntu ging in das Loch. Fidi Mukullu sagte: "Wieviel Tage willst du im Loche bleiben und wiederkommen?" Muntu sagte: "Ich will fünf Tage im Loche bleiben. Am sechsten werde ich wiederkommen."
Nach einer Nacht kam Diba und stieg und ging und ging. Nach zwei Tagen kam Sungi und ging und ging. Muntu kam am sechsten Tage nicht. Muntu wurde schon am ersten Tage von den Würmern gefressen und roch.
Der Ursprung des Todes (Baluba; Bena Buimukullu)Fidi Mukullu rief Nguba (= Sonne; hier an der Grenze schon ein Bassongewort) , Muesse ( Mond; ebenso) , Sidiminasaschi (Plejaden) und Mensch herbei. Fidi Mukullu sagte zu Nguba: "Geh hin und hole mir Malafu (Palmwein)." Die Nguba ging hin, zapfte Malafu, trank nicht davon und brachte sie Fidi Mukullu. Fidi Mukullu sagte: "Hast du getrunken?"Nguba sagte: "Nein, ich habe nicht von dem Malafu getrunken." Fidi Mukullu sagte: "Ich werde es sehen. Steige in diese Grube; wenn du nicht gelogen hast, kannst du wiederkommen wann du willst."Nguba sagte: "Ich werde morgen wiederkommen." Am andern Tage ging die Sonne wieder auf.
Fidi Mukullu sagte zu Muesse: "Geh hin und hole mir Malafu." Muesse ging hin, zapfte Malafu, trank nicht davon und brachte ihn zu Fidi Mukullu. Fidi Mukullu sagte: "Hast du von dem Malafu getrunken?"
Muesse sagte: "Nein, ich habe nicht vom Malafu getrunken." Fidi Mukullu sagte: "Ich werde es sehen. Steige in diese Grube; wenn du nicht gelogen hast, kannst du wiederkommen, wann du willst." Muesse sagte: "Ich werde in einem Monat wieder kommen." Nach einem Monat ging der Mond wieder auf.Fidi Mukullu sagte zu Sidiminasaschi: "Geh hin und hole mir Malafu." Sidiminasaschi ging hin, zapfte Malafu, trank nicht davon und brachte ihn zu Fidi Mukullu. Fidi Mukullu sagte: "Hast du von dem Malafu getrunken?"Sidiminasaschi sagte: "Nein, ich habe nicht von dem Malafu getrunken." Fidi Mukullu sagte: "Ich werde es sehen. Steige in diese Grube; wenn du nicht gelogen hast, kannst du wiederkommen, wann du willst."Sidiminasaschi sagte: "Ich werde nach der Trockenzeit wiederkommen." Als die Trockenzeit zu Ende war, stieg Sidiminasaschi wieder empor.
Fidi Mukullu sagte zum Menschen: "Geh hin und bring mir Malafu." Der Mensch ging hin, zapfte Malafu, trank davon und brachte den Rest Fidi Mukullu. Fidi Mukullu sagte: "Hast du von dem Malafu getrunken?" Der Mensch log: "Nein, ich habe nicht von dem Malafu getrunken." Fidi Mukullu sagte: "Ich werde es sehen. Steige in diese Grube, und wenn du nicht gelogen hast, kannst du wiederkehren, wann du willst." Der Mensch sagte: "Ich werde in zehn Tagen wiederkommen."
Die Sonne steigt täglich empor. Der Mond geht jeden Monat aufs Neue auf. Die Sidiminasaschi erscheinen mit jeder Regenzeit wieder. —Der Mensch hat gelogen und gestohlen. Er stirbt und kehrt nicht zurück.
Der Ursprung des lodes (Bassonße; Bena Matembo)Fidi Mukullu machte alles. Er machte die Menschen, er pflanzte Bananen. Die Bananen wurden reif. Fidi Mukullu sandte Nkuba (die Sonne), um Tschimambuschi (kleine Bananen) zu bringen. Nkuba ging, Nkuba pflückte von den Bananen; Nkuba tat die Bananen in einen Korb. Nkuba brachte den Korb mit den Bananen. Fidi Mukullu fragte: "Hast du von den Bananen gegessen ?"Nkuba sagte: "Nein." Fidi Mukullu sagte: "Ich werde es sehen, ob du lügst. Geh in diese Grube in die Erde." Fidi Mukullu fragte: "Wann willst du wieder herauskommen ?"Nkuba sagte: "Morgen früh."Fidi Mukullu sagte: "Wenn du nicht gelogen hast, sollst du morgen früh wieder emporkommen." Nkuba stieg am andern Morgen wieder auf.
Fidi Mukullu sandte Muessi (den Mond), um Tschimambuschi zu bringen. Muessi ging. Muessi pflückte von den Bananen; Muessi tat die Bananen in einen Korb. Muessi brachte den Korb mit den Bananen. Fidi Mukullu fragte: "Hast du von den Bananen gegessen?" Muessi sagte: "Nein." Fidi Mukullu sagte: "Ich werde es sehen, ob
du lügst. Geh in diese Grube in die Erde." Fidi Mukullu fragte: "Wann willst du wieder herauskommen?" Muessi sagte: "In einem Monat." Fidi Mukullu sagte: "Wenn du nicht gelogen hast, sollst du in einem Monat wieder am Himmel stehen." Muessi stand einen Monat später wieder am Himmel.Fidi Mukullu sandte Muntu (den Menschen), um Tschimambuschi zu bringen. Muntu ging. Muntu pflückte von den Bananen; Muntu tat die Bananen in einen Korb. Muntu ging zurück und unterwegs aß er von den Bananen. Mit den andern Bananen kam Munti zu Fidi Mukullu. Fidi Mukullu fragte: "Hast du von den Bananen gegessen?" Muntu sagte: "Nein!" Fidi Mukullu fragte nochmals: "Hast du von den Bananen gegessen?" Muntu sagte (abermals): "Nein !" Fidi Mukullu sagte: "Ich werde sehen, ob du lügst. Geh in diese Grube in die Erde." Fidi Mukullu fragte: "Wann willst du wieder herauskommen?" Muntu sagte: "In fünf Tagen." Fidi Mukullu sagte: "Wenn du nicht gelogen hast, sollst du in fünf Tagen wiederkommen."
Muntu kam nach fünf Tagen nicht wieder. Muntu kam nach einem Monat nicht wieder. Fidi Mukullu sagte: "Der Mensch hat gelogen. Darum soll der Mensch sterben und nicht wiederkommen."
Der Ursprung des Todes (Bena Mai)Fidi Mukullu hatte viele Leute. Er sah eine Dipanda (die Palimwein gibt). Er sagte zu Diba (der Sonne): "Mach mir Palmwein." Die Diba ging hin, machte und brachte ihn. Sie trank nicht davon. Fidi Mukullu sagte: "Du hast nicht von dem Palmwein getrunken?" Die Diba sagte: "Nein, ich habe nicht von dem Palmwein getrunken." Fidi Mukullu sagte: "Ich will ein Loch machen und dich hineinlegen. Wenn du nicht getrunken hast, wirst du morgen dort (im Osten) wieder aufgehen." Die Sonne ging am andern Tag im Osten auf. Sie blieb seitdem am Himmel und kam nicht wieder zur Erde.
Am andern Tage sagte Fidi Mukullu zu Ngonde (Mond): "Mache mir Palmwein."Ngonde ging hin und machte Palmwein. Er trank nicht davon. Er brachte ihn Fidi Mukullu. Fidi Mukullu sagte: "Hast du nicht von dem Palmwein getrunken?"Ngonde sagte: "Nein, ich habe nicht davon getrunken." Fidi Mukullu sagte: "Ich werde ein Loch machen. Da lege dich hinein. Hast du getrunken, so wirst du nicht wiederkommen; hast du nicht getrunken, so mußt du in dreißig Tagen dort wieder aufkommen."Ngonde legte sich in das Loch. Er ging am Himmel auf. Er blieb am Himmel.
Am andern Tage sagte Fidi Mukullu zu Muntu (dem Menschen): "Geh hin und mache mir Palmwein." Muntu ging und machte Palmwein. Muntu trank von dem Palmwein einen Becher. Er brachte
den Palmwein Fidi Mukullu. Fidi Mukullu sagte: "Hast du von dem Palmwein getrunken?" Muntu sagte: "Nein, ich habe nicht getrunken." Fidi Mukullu sagte: "Wenn du getrunken hast, so sage es, damit du gut bist." Muntu sagte: "Ich habe nicht getrunken." Fidi Mukullu sagte: "Ich werde eine Grube graben. Lege dich hinein. Hast du nicht getrunken, so stehst du wieder auf. Hast du getrunken, so wirst du in der Grube bleiben und nicht wiederkommen."Muntu blieb in der Erde. Diba kehrt wieder, Ngonde kehrt wieder. Der Mensch kehrt nicht wieder. Die Menschen sterben.
Der Ursprung des Todes (Klo que)Sambi rief den Menschen, den Mond, die Sonne, den Njamba (Elefanten) und die Nioka (Schlange).
Nioka sagte: "Ich habe keine Hände und Füße. Ich kann nicht recht gehen. Gib mir Hände und Füße." Sambi sagte: "Lege dich hier in die Erdrinne am Wege. Morgen werden wir über die Sache reden." Am andern Tage kam Njamba zu Sambi und sagte: "Wenn du der Njoka noch Beine gibst, wird sie alle Menschen töten. In dieser Nacht hat sie am Wege die Menschen gebissen."Njamba sagte (weiter): "Gib mir doch Beine und Hände, wie sie der Mensch hat." Sambi sagte: "Es ist gut, schlafe diese Nacht in diesem Bananenhain. Morgen können wir über die Sache reden." In der Nacht zerbrach Njamba alle Pflanzen mit dem Rüssel und vernichtete alles. Am andern Morgen sagte Sambi zu ihm: "Du richtest jetzt schon solchen Schaden an. Wie sollte das erst werden, wenn ich dir Hände wie den Menschen geben würde !"
Sambi setzte nachts in die Hütte des Menschen einen Topf mit Öl. Der Mensch sah den Topf. Er stahl von dem Öl. Am andern Morgen sagte Sambi: "Sieh, du stahlst. Du sollst daher nicht wiederkommen, wenn du gestorben bist." Wenn die Sonne und der Mond kommen, sagt ihnen Sambi seinen Gruß. Wenn sie untergehen, sagt ihnen Sambi seinen Gruß. Sie kehren wieder. Der Mensch aber stahl und kommt nicht wieder.
Der Ursprung des Todes (Klo que)Kalunga (der Gott) sagte zu seinem Sohne: "Gehe hin, und lasse dir von allen in der Welt eine Ziege schenken." Der Sohn wanderte hin. Die Sonne gab die Ziege, der Mond gab die Ziege. Die Sterne gaben die Ziege. Jambo (die Steppe) gab eine Ziege. Mitondo (der Wald) gab eine Ziege. Der Sohn Gottes kam dann zum Menschen. Am Eingange zum Hofe wollte der Hund ihn beißen. Er traf den Menschen. Der Mensch gab ihm eine Ziege, dann sagte er aber: "Ich gebe dir eine Ziege, aber was soll das sein? Der Sohn Kalungas kommt. Er bringt nicht, sondern läßt sich von den Menschen geben."
Die Menschen sagten: "Warum gibt der Sohn Kalungas nicht?" Der Mensch tötete den Sohn Kalungas und warf ihn in die Wildnis.Kalunga wartete ein Jahr auf seinen Sohn. Sein Sohn kam nicht wieder. Kalunga ging in das Dorf der Sonne. Er rief alle zusammen. Es kamen alle :Sonne, Mond, Sterne, Jambo, Mitondo, Hund, Mensch. Kalunga sagte: "Wir wollen sehen, wer meinen Sohn getötet hat. Mache jeder ein Loch in die Erde und gehe hinein. Wer am Tode meines Sohnes unschuldig ist, wird wieder herauskommen. Wer schuldig ist, wird darinnen bleiben." Sie machten jeder ein Loch. Sonne, Mond, Sterne, Jambo, Mitondo, Hund und Mensch machten zusammen ein Loch. Jeder ging in sein Loch. Alle kamen wieder heraus. Hund und Mensch wurden zusammen in ihr Loch geworfen. Sie kamen nicht wieder heraus. Kalunga sagte: "Nun weiß ich, wer am Tode meines Sohnes schuldig ist. Alle sollen aus der Erde wieder emporsteigen. Wenn Hund und Mensch aber in der Grube sind, sollen sie nicht wieder emporsteigen."
Sonne, Mond, Jambo, Mitando kehren immer wieder zurück. Mensch und Hund sterben.
Nkudu und das Sterben (Kanioka)Alle Biloa (Jäger, in diesem Falle die Tiere als Jäger) gingen in den Wald zur Jagd. Sie kamen an einen Baum und wußten nicht, was es für ein Baum sei und ob man seine Früchte essen könne. Sie sandten Nsevu (Elefant) zu Mauesse, um ihn zu fragen. Mauesse gab Nsevu ein Dinkerende (Kupferkreuz) und sagte: "Schlagt damit gegen den Baum und sagt: ,Mutondo Mutschi, Mutondo Mutschi, Mutondo Mutschi!' Wenn du das gemacht und gesagt hast, kannst du die Früchte essen." Nsevu nahm das Dinkerende und ging. Als er aber bei dem Baum ankam, hatte er den Namen des Baumes vergessen.
Die Bilsa sandten Nkudu (die Schildkröte) zu Mauesse, um nochmals zu fragen. Mauesse gab Nkudu ein Dinkerende und sagte: "Schlagt damit gegen den Baum und sagt: ,Mutondo Mutschi, Mutondo Mutschi, Mutondo Mutschi!' Wenn du das gemacht und gesagt hast, kannst du die Früchte essen." Nkudu nahm das Dinkerende und kehrte zurück. Die Tiere schlugen mit dem Dinkerende gegen den Baum und sagten: "Mutondo Mutschi! Mutondo Mutschi! Mutondo Mutschi !" Dann stiegen alle hinauf und aßen die Früchte.
Alle Biloa waren auf dem Baume. Nur Nkudu kam nicht herauf, weil er so kurze Beine hatte. Nkudu sagte: "Helft mir !" Die andern Biloa lachten Nkudu aus. Sie aßen alle Früchte, dann gingen sie von dannen. Nur zwei Früchte waren heruntergefallen, die nahm Nkudu und ging mit ihnen in sein Dorf. Er tat die beiden Früchte in den Boden. Sofort keimten sie. Bald waren zwei mächtige Mutondobäume aufgewachsen. Es kamen alle Biloa und sagten: "Wir wollen
die Früchte essen!" Nkudu sagte: "Nein, das sind meine Früchte!" Die andern Biloa schlugen Nkudu tot und in kleine Stücke. Dann aßen sie alles auf und gingen von dannen.Ein Mann kam des Weges. Er setzte Nkudu wieder zusammen. Nkudu ging zu Mauesse und erzählte ihm alles. Mauesse sagte: "Bis jetzt brauchten die Biloa nicht zu sterben. In Zukunft sollen sie sterben !"
Unia (Batetela; Wakussu)Unia (Sonnengott) setzte die Menschen mit ihren Frauen auf die Erde. Uniakam-kaaaa !—wie Njadi (Gewitter) auf die Erde. Unia nahm eine Frau und führte sie mit sich in den Himmel (d. h. sie starb also). Die Menschen nahmen ihre Speere und Messer und sagten: "Wenn Unia kommen will, um uns zu essen, so wollen wir uns wehren."Der kleine Jeddi (Vogel) flog zu Unia und sagte zu Unia: "Die Menschen haben Messer und Speere genommen und sagen: ,Wenn Unia kommt, um uns zu essen, wollen wir uns wehren."Unia sagte: "Was! Mich, der alles gemacht hat, wollen sie töten?"
Nachts schliefen alle Menschen. Ihr Leib blieb auf der Erde. Ihre Ot~ (Seelen) gingen zum Himmel zu Unia. Unia sagte zu den Ote: "Was, ihr wollt mich töten?" Die Ot~sagten: "Du bist gekommen wie Njadi und hast genommen wie Njadi. Wenn Unia kommen will und nehmen will, kann er alles nehmen. Aber Unia ist gekommen wie Njadi."
Unia sagte: "Gut, so will ich tags von Osten nach Westen gehen und da sollt ihr mich immer sehen. Nachts will ich so gehen, daß ihr mich nicht seht. Wenn ich aber einen Menschen haben will, so werde ich eine Krankheit (Kangi) senden, die langsam geht. Ich will aber nicht wieder -kaaaa! —kommen." Die Otd sagten: "Es ist gut so." Die Ot~ gingen zur Erde.
So ging die Sonne stets tagsüber von Osten nach Westen. Langsam kamen die Krankheiten. Die Uetsi (Zauberer) aber heilten die Krankheiten. Unia rief eines Tages alle Uetsi und sagte: "Tanzt die ganze Nacht hindurch, und wer mich am Morgen zuerst sieht, der soll unter den Uetsi der E-Uangi (Häuptling) sein." Die Uetsi sagten: "Es ist gut." Alle Uetsi tanzten. Sie sahen nach Osten. Alle Uetsi tanzten. Die Uetsi wurden müde. Ein Uetsi legte seine Okanga (Zaubermittel) neben sich und schlief ein. Die andern Uetsi tanzten. Ein Uetsi legte seine Okanga neben sich und schlief ein. Alle Uetsi legten ihre Okanga neben sich und schliefen ein. Da kam Unia.
Alle Uetsi schliefen. Unia nahm alle Okanga fort. Unia weckte die Uetsi und sagte zu ihnen: "Wenn ihr nicht wachen könnt, so sollt ihr das Schlafen lernen. Ich nehme alle Okanga, die gut waren, und nun sollt ihr gegen meinen Willen weder heilen noch töten." Und
Unia rief den Lebeka (Haushahn) und setzte ihn als Wächter ein. Unia gab ihm Kapangala und Kadumbadumba und sagte: "Du sollst morgens Herr sein und wachen und den Leuten sagen, wenn ich komme."
6. DER SELBSTGEWORDENE
Der Selbstgewordene (Baluba; Kaloschi Tombo Katschis)Es gingen vier Frauen an ein Wasser, um ihre Mulondo (Krug) zu füllen. Drei nahmen Wasser und hoben die Krüge auf den Kopf. Die vierte (Tschjala) war schwanger und vermochte den Topf nicht zu heben. Tschilumi Tschikullu ging durch die Büsche. Tschjala rief:: "Hebe den Wasserkrug auf meinen Kopf, das Kind in meinem Djifu (Bauch) wird dann dein sein." Tschilumi Tschikullu sagte: "Es soll so sein." Er hob den Krug der Frau auf den Kopf.
Nach einem Monat rückte das Kind aus dem Djifu in das Mukaschi (rechte) Bein. Die Frau wollte das Bein emporheben. Das Kind fiel (im gleichen Augenblicke) zur Erde (unten) heraus. Das Kind machte (sogleich) "Tsch" (der Erzähler nießt). Dann sagte das Kind:
Ich bin ein sehr starker Mann, der am gleichen Abend Kreise! spielt
Es begann sogleich Kreise! zu spielen.
Tschilumi Tschikullu kam. Er sagte zu Frau Tschjala: "Es waren vier Frauen mit Krügen am Wasser. Du konntest den Krug nicht heben. Du sagtest mir dein Kind zu. Wo ist das Kind?" Tschjala sagte: "Das Kind heißt Kalonso. Es spielt Kreisel." Kalonso hörte das. Er sagte zu den Kindern: "Wenn man fragt, so sagt alle, ihr hießet Kalonso." Die Kinder sagten: "Gut." Tschilumu Tschikullu kam zu den Kindern. Die Kinder spielten Kreisel. Tschilumi Tschikullu fragte: "Wo ist Kalonso?" Die Kinder sagten alle: "Ich bin Kalonso, ich bin Kalonso, ich bin Kalonso !" Die Kinder sagten: "Wir alle sind Kalonso, du kannst ihn nehmen."
Tschilumi Tschikullu ging. Er schlief in einiger Entfernung vom Dorfe. Er kam nachts zu Frau Tschjala und sagte: "Welches ist dein Sohn?" Tschjala sagte: "Ich werde Kalonso morgen eine weiße Hühnerfeder ins Haar über dem rechten Ohr stecken. Du wirst ihn sehen !" Kalonso hörte das. Er ging noch (nachts) zu seinen Gespielen und sagte: "Steckt euch alle eine weiße Hühnerfeder über das rechte Ohr in das Haar!" Die Knaben sagten: "Es ist gut."
(Nach einer von mir dann mehrfach vorgenommenen Verlesungsnachprüfung ist das nicht ganz richtig. Vielmehr steckt die Frau nachts Kalonso die weiße Feder ins Haar. Darauf geht Kalonso zu seinen Gespielen und bespricht die Sache mit ihnen, während Tschi
Luini Tschikullu erst am andern Morgen bei Tschjala nach dem Erkennungszeichen fragt.)Am Morgen kam Tschilumi Tschikullu und fragte: "Wer hat eine weiße Feder über dem rechten Ohr?" Die Knaben sagten: "Wir alle haben weiße Federn über dem rechten Ohr!
Tschilumi Tschikullu ging zu Tschjala. Er sagte: "Welches ist dein Sohn?"Tschjala sagte: "Verstecke dich morgen früh hier unter dem Tisch. Ich werde Kalonso sagen: ,Kalonso, komm und bringe mir einen Krug Wasser, ich habe großen Durst!' Er wird kommen, du kannst ihn erkennen." Tschilumi Tschikullu sagte: "Gut, ich werde kommen !"
Am (andern) Morgen war Tschilumi Tschikullu unter dem Tische versteckt. Tschjala rief: "Kalonso, komm, und bringe mir einen Krug Wasser; ich habe großen Durst!" Kalonso kam mit einem Speere (Difuma). Kalonso sagte: "Was ist das? Alle Tags bewegt sich dein Tisch so hin und her (er wackelt), und heute steht er so still? Ich muß sehen, was darunter ist." Kalonso packte den Speer (nach der Pantomime holte er zum Wurf aus). Tschilumi Tschikullu sprang (entsetzt) empor und lief von dannen. Kalonso lief in den Busch.
In der Nacht sagte Tschjala zu Tschilumi Tschikullu: "Verstecke dich morgen in dem Djillu oder Dschillu. Ich werde dir Kalonso senden." Am andern Morgen sagte Tschjala: "Kalonso, geh hin und bring mir die Dschillu, ich will Essen kochen."Kalonso kam mit einer Buenje (Keule zum Werfen). Er sagte: "Alle Tage tanzt dein Dschillu (im Winde) hin und her. Heute ist er so ruhig. Ich muß sehen, was das bedeutet." Kalonso packte den Buenje (holte zum Wurf aus). Auf der andern Seite sprang Tschilumi Tschikullu auf. Er floh. Kalonso zog sich in den Busch zurück.
Tschilumi Tschikullu ging (nun) zu Fidi Mukullu und sagte: "Vier Frauen holten Wasser in Krügen. Eine konnte ihn nicht heben. Sie hatte ein Kind im Djifu. Sie sagte mir das Kind zu. Ich hob den Krug auf. Ich kann das Kind nicht erhalten. Es heißt Kalonso." Fidi Mukullu sagte: "Es ist gut." Fidi Mukullu rief Kalonso.
Kalonso nahm seine Madimba (Holzklavier). Kalonso sang.
Kalonso sang. Alle Tiere kamen herbei. Die Elefanten kamen, die Leoparden kamen, die Büffel kamen, die Antilopen kamen, die Vögel kamen. Alle Tiere kamen. Alle Tiere machten den Weg. Sie machten den Weg sehr schön für Kalonso. Sie trugen Kalonso (in der Tipoja). Kalonso nahm die Madimba und sang.
Kalonso und die Tiere kamen an ein großes Wasser. Es war kein Weg möglich; denn das Wasser war zu breit für eine Brücke. Ntande (Spinne) arbeitete, arbeitete, arbeitete. Ntande arbeitete einen Weg über das Wasser (einen starken, langen Faden). Alle gingen über den Weg. Kalonso ging über den Weg.
Sie kamen an einen großen Wald. Die Elefanten gingen hin und her und machten einen guten Weg. Sie waren nahe bei Fidi Mukullus Dorf. Kalonso sandte Jni (Fliege). Jni flog über Fidi Mukullus Dorf. Er sah, was die Leute in Fidi Mukullus Dorf arbeiteten. Fidi Mukullu ließ vor einem schönen Haus eine Grube graben und eine Matte darüber decken. Fidi Mukullu ließ Essen bereiten und in das Essen Rasiermesser stecken. Jni sah alles. Jni kam zurück zu Kalonso und erzählte ihm alles.
Kalonso kam zu Fidi Mukullus Dorf. Fidi Mukullu sagte: "Geh in das große schöne Haus!" Kalonso sagte: "Gib mir das kleine dort drüben; es ist gut!" Fidi Mukullu sagte: "Ich will dir Essen bringen lassen!" Kalonso sagte: "Ich esse nicht." Fidi Mukullu sagte: "Ich will dir Palmwein bringen lassen." Kalonso sagte: "Ich trinke Wasser. Ich weiß aber nicht, wo hier Wasser ist." Fidi Mukullu sagte: "Leute, bringt Wasser !"
Die Sonne stand da. (Es war Mittag.) Fidi Mukullu sagte: "Ich gehe in mein Haus. (Der Erzähler zeigt nach Norden.) Geh du in das deine.~~*
Kalonso ging in sein Haus. Er sagte zum Djibbu. "Grabe einen Weg unter der Mauer und dem Wasser her nach außen !" Das Djibbu grub und grub. Alles Getier ging den Weg. Der Weg ging in die Erde unter dem Wald und Wasser hin. Kalonso legte eine frische (noch nicht trockene) Kalebasse in das Haus und ging den gleichen Weg unter dem Wald und dem Wasser hin.
Fidi Mukullu ließ** das Haus Kalonsos anzünden. Kalonso ging den Weg, den das Djibbu gearbeitet hatte. Das Haus brannte. Die Kalebasse knackte im Feuer. Fidi Mukullu sagte zu Tschilumi Mukullu: "Kalonso und seine Leute sterben!"
Kalonso ging (inzwischen) unter dem Wasser hin. Er begegnete einigen Leuten Fidi Mukullus. Die Leute sagten es ihrem Häuptling (eben Fidi Mukullu). Fidi Mukullu ging hin. Er hörte Kalonso und seine Leute. Fidi Mukullu rief: "Kalonso warte. Kalonso wartete. Fidi Mukullu kam. Fidi Mukullu sagte: "Stell dich in dieser Weise an diesen Baum." — (Mit zwei Händen und rechtem Fuß an einen Palmbaum, offenbar das Hinaufsteigen markierend.)
Kalonso sagte: "Ich will es tun, nimm du hier meinen Leibgurt." Fidi Mukullu sagte: "Es ist gut."Fidi Mukullu legte den Leibgurt an. Fidi Mukullu sagte: "Geh ganz weit hin." Kalonso sagte: "Schließe dich !" Der Baum wuchs und wuchs und wuchs. Kalonso wurde hin*
Vier Frauen gingen in den Wald, Holz zu hacken. Sie schlugen viel Holz. Eine Frau sagte: "Wir wollen es in Bündel binden."Jede band ein großes Paket zusammen. Eine Frau sagte: "Wir wollen unsere Holzpakete auf den Kopf nehmen." Drei Frauen nahmen ihre Holzstoße auf den Kopf und gingen heim. Die vierte Frau war zu schwach. Sie stand im Walde und konnte die Last nicht auf den Kopf heben. Sie stand im Walde. Da kam Tschilumitschikullu (alter Mann). Tschilumitschikullu fragte: "Was machst du in meinem Walde?" Die Frau sagte: "Ich bin schwanger und deswegen schwach. Wenn du das Holzbündel auf meinen Kopf hebst, dann will ich dir das Kind geben. Sobald es geboren ist, magst du es nehmen. Ist es ein Mädchen, so heirate es. Ist es ein Knabe, so iß ihn." Tschilumitschikullu hob ihr das Holzbündel auf den Kopf. Die Frau ging in das Dorf.
Nach zwei Monaten kam Tschilumitschikullu in das Dorf. Er fragte: "Ist das Kind geboren?" Sie sagten: "Es ist geboren, es ist ein Knabe." Tschilumitschikullu kam zu der Mutter und fragte: "Ist dein Sohn hier?" Die Frau entgegnete: "Er ist heute fortgegangen, aber er ist morgen wieder hier. Du kannst ihn daran erkennen, daß er Kabutondo heißt." Tschilumitschikullu ging in seinen Wald zurück.
Am andern Tage kam Tschilumitschikullu wieder. Er ging auf den Dorfplatz. Die Kinder spielten auf dem Platze. Tschilumitschikullu spielte mit den Kindern Kreisel. Er fragte die Knaben: "Welcher von euch ist Kabutondo ?" Tschilumitschikullu hatte alle Kinder um sich versammelt. Die Knaben antworteten alle zusammen: "Wir alle heißen Kabutondo !" Tschilumitschikullu ging zu der Mutter des Kindes. Er sagte: "Sie nennen sich alle Kabutondo !" Die Mutter sagte: "Komm morgen wieder. Du wirst Kabutondo, meinen Sohn, daran erkennen, daß er ein grünes Blatt hinter dem Ohr trägt." Tschilumitschikullu ging in den Wald zurück.
Kabutondo sprach zu seinen Gespielen: "Meine Mutter liebt mich nicht; sie will mich dem Tschilumitschikullu überantworten. Er wird mich an einem grünen Blatt erkennen, das ich hinter dem Ohr trage. Tragt morgen alle ein grünes Blatt hinter dem rechten Ohr !" Tschilumitschikullu kam am andern Tag. Er trat zu den Knaben. Er spielte mit ihnen Kreisel. Tschilumitschikullu sprach: "Wer von
euch ist Kabutondo ?" Die Knaben traten alle an ihn heran. Sie hielten alle ihren Kopf hin. Sie sprachen: "Wir alle sind Kabutondo, sieh, wir haben alle ein grünes Blatt hinter dem rechten Ohr!" Tschilumitschikullu ging zu der Mutter des Kindes. Er fragte: "Wo ist mein Kabutondo? Die Knaben tragen alle ein grünes Blatt hinter dem rechten Ohr." Die Mutter sagte: "Tritt in mein Haus, du sollst Kabutondo noch heute erhalten. Es ist der Knabe, der auf jene Dibuepalme steigen wird." Tschilumitschikullu trat in das Haus der Mutter des Kindes. Die Kinder wußten es nicht.Die Mutter des Knaben rief: "Kabutondo, steig auf jene Dibue und schlage mir die Spitze ab !" Kabutondo sagte: "Sehr wohl." Kabutondo trat an den Baum. Er stieg am Baum empor. Er war am Baum oben angelangt. Tschilumitschikullu trat aus dem Hause. Er rief: "Jetzt kenne und habe ich dich !" Kabutondo sagte: "Wohl, du hast mich, breite einen Sack zwischen deinen Armen aus, ich werde herunterspringen in den Sack. Schließe aber die Augen !" Tschilumitschikullu war einverstanden. Er breitete einen Sack aus; er schloß die Augen. Kabutondo schlug mit einem Schlage die Spitze des Baumes ab. Sie fiel plung! in den Sack Tschilumitschikullus. Er band schnell den Sack zu und eilte mit dem Sack auf dem Rücken in den Wald.
Kabutondo sagte: "Meine Mutter liebt mich nicht; ich gehe zu Sambi (Fidi Mukullu)." Die Kinder riefen: "Wir gehen zu Sambi." Die Kinder nahmen die Madimba, tanzten und sangen:
"Geh zu unserm Hause. In den Wassertümpeln von Kabamba Zu uns, sie haben getötet, sie haben getötet Hühner Die Hühner töten, töten und sie sind tot." |
Die Kinder sangen und gingen in die Welt hinaus. Sie kamen an ein großes Wasser. Es war kein Boot da. Kabutondo rief: "Tande, (Spinne) mache eine Brücke !"Tande machte schnell eine lange und starke Brücke. Kabutondo und die andern zehn Kinder gingen hinüber. Sie kamen an einen Wald, der war so zugewachsen, daß ein Durchgehen unmöglich war. Kabutondo rief zehn Elefanten. Die zehn Elefanten kamen und traten einen schönen Weg. Sie kamen an eine Stelle, die war mit Tuffi (menschlicher Unrat) so bedeckt, daß niemand hindurchkam. Kabutondo rief: "Hund, iß den Schmutz !"Es kam ein Hund, der fraß alles auf. Sie konnten auf dem Wege gehen. Sie kamen zu Fidi Mukullus Dorf. Fidi Mukullu nahm sie auf. Fidi Mukullu gab ihnen ein Haus und schickte ihnen Essen. Fidi Mukullu sagte: "Wenn es meine wahren Kinder sind, so können sie nicht umkommen." Fidi Mukullu schloß die Tür hinter den Knaben ab. Dann zündete er ihr Haus und alle Häuser seines Dorfes an.
Kabutondo rief zu Gulungwe (Antilope) : "Grab einen Wegzwischen
hier und draußen !"Gulungwe tat so. Alle Kinder waren mit Kabutondo gerettet. Fidi Mukullu sagte: "Es sind meine guten Leute !" Er ließ ein neues Dorf für sie bauen.Der Sohn der Jungfrau (Baluba; Baqua Kaloschi; Bena Mpatu)Eine Frau war mit ihrer Mulondo (Wassergefäß) am Wasser. Sie wollte die (gefüllte) Mulondo in die Höhe heben. Sie konnte nicht. Die Mulondo war zu schwer. Sie rief zu Hilfe. Es kam kein Mensch. Es kam Tschilumi Tschikullu. Vorn und hinten standen die Büffelfelle weit ab. Die Frau sagte zu Tschilumi Tschikullu: "Hilf mir!" Tschilumi Tschikullu sagte: "Was gibst du mir?" Die Frau sagte: "Ich will dir meinen kleinen Sohn geben, der im Dorfe ist." Tschilumi Tschikullu sagte: "Es ist gut." Er hob ihr die Mulondo auf den Kopf und begleitete sie ins Dorf.
Wenig vor dem Dorfe sagte sie zu Tschilumi Tschikullu: "Warte hier. Ich werde meinen Sohn senden. Er wird eine lange Feder im Haar tragen." Die Frau ging ins Dorf und sagte: "Steckt alle eine Feder ins Haar und nehmt die Missongolo (Holzspeere) und Difuma (Speere mit Eisenspitzen) mit. Wenn ihr zu Tschilumi Tschikullu kommt, werft nach ihm." Die Knaben kamen zu Tschilumi Tschikullu. Alle Knaben hatten Federn im Haar. Sie warfen ihre Speere. Tschilumi Tschikullu lief fort.
Am Tage sagte die Frau zu Tschilumi Tschikullu: "Warte hier am Busch; ich will meinen Sohn mit Matamba (Gemüse) zu dir schicken." Sie ging in das Dorf und sagte zu den Knaben: "Geht mit Matamba und Missongolo und Difuma zu Tschilumi Tschikullu." Die Knaben gingen. Tschilumi Tschikullu sagte: "Die Knaben haben alle Matamba." Die Knaben warfen mit Missongolo und Difuma. Sie trafen ihn vorn am Fell mit einem Missongolo, hinten am Fell mit einem Difuma. Tschilumi floh.
Am (dritten) Tage ging die Frau (wieder) mit ihrer Mulondo ans Wasser. Sie konnte sie nicht heben. Tschilumi Tschukullu kam. Die Frau sagte: "Hilf mir die Mulondo auf den Kopf." Tschilumi Tschikullu sagte: "Du hast mich alle Tage betrogen. Zahle mir sogleich!" Die Frau sagte: "Ich bringe ihn dir nachher mit meiner Hand." Tschilumi Tschikullu half ihr, ging mit ihr. Die Frau sagte: "Warte hier am Dorfeingang." Es kamen alle Knaben und warfen mit Missongolo und Difuma. Tschilumi Tschikull lief fort und kam nicht wieder.
Der Sohn der Jungfrau [Auszug](Kalebue Lupungu)Einige Frauen gehen in den Wald, Holz zu schlagen. Es ist eine Frau Fidi Mukullus dabei, die schwanger ist. Sie kann die Holzlast nicht heben. Ja Tschikullu (der Tschilumi Tschjkullu der Baluba) kommt
und erklärt sich bereit ihr zu helfen, falls sie ihm den etwa zu erwartenden Knaben zuspricht. Falls es ein Mädchen ist, kann sie es behalten. Die Sache wird so abgemacht. Nach einigen Tagen gebiert die Frau Fidi Mukullus den Knaben Kalonso, der weiße Federn auf dem Kopfe hat und sogleich Kreisel spielt. Er sagt allen Knaben, daß sie, nach ihrem Namen gefragt, alle sagen sollten: "Wir sind alle Kalonso." Als nun Ja Tschikullu kommt, kann er nicht erfahren, welches der rechte Kalonso ist. Er wendet sich an die Mutter. Sie verspricht, ihn zum Wasser zu senden. Ja Tschikullu soll sich da verstecken. Der Knabe kommt mit dem Speer und wirft in der Richtung, in der Ja Tschikullu versteckt ist, einen Speer, sagend: "In der Richtung soll ich Wasser holen." Ja Tschikullu flieht, dann sagt die Mutter zu Ja Tschikullu: "Ich will ihn in die Jillu senden."Ja Tschikullu versteckt sich wieder in den Jillu. Kalonso kommt, wirft wieder einen Speer. Ja Tschikullu entflieht für immer.Der Sohn der Jungfrau [Auszug](Kanioka)Zehn Frauen gehen in den Busch, um Holz zu holen. Die zehnte, schwangere Frau kann ihre Last nicht heben. Es kommt Tschina Ditu (der Mukuschi na Nditu, vielleicht Tschilumi Tschikullu der Kanioka. Jedenfalls ein Waldgeist). Tschina Ditu hebt ihr die Last auf den Kopf und sagt: "Wenn du ein Mädchen gebierst, so ist es dein. Wenn du einen Knaben gebierst, so ist er mein." — Die Frau gebiert nach drei Tagen im Dorfe den Knaben Kabudiotebudiote-Kabudimbukabudimbu (kleine, kleine Kautschuckfrucht), und zwar zusammen mit drei Mafuma (Speeren) und vier Mbaenge (Würfelfrüchtchen) und Hühnerfedern. Im Augenblicke, wo er geboren ist, ist er auch schon stark und läuft umher. Er ruft alle Knaben des Dorfes zusammen, steckt ihnen Hühnerfedern ins Haar und sagt, daß, wenn jemand nach dem Knaben Kabudiotebudiote-Kabudimbakabudimba fragen sollte, sie alle sagen sollen: "Ich bin es!" — Tschina Ditu kommt, erfährt von der Mutter den Namen, fragt nach dem Knaben dieses Namens und erhält von allen die Antwort: "Ich bin es." Er fragt die Mutter, wie er den Sohn erkennen könne. Sie erklärt, den Sohn morgen ans Wasser schicken zu wollen, da könne er ihn fassen. Tschina Ditu geht dann auch am andern Tage an das Wasser. Am Wasser versteckt er sich. Der Knabe kommt mit den drei Speeren. Er sagt: "Meine Mutter sagt, dort sollst du Wasser holen!" Damit wirft er einen Speer auf die Stelle, an der Tschina Ditu verborgen sitzt. Der springt auf und entflieht schleunigst. —(Erzählt von einer Frau)
Kanko und Tschiboaboa (Bena Lulua; Bena Koschi)Vier Frauen holten Holz im Busche. Sie sammelten viel Holz. Eine Frau war schwanger. Die erste nahm ihr Paket auf und ging von dan
nen. Die zweite nahm ihr Paket auf und ging von dannen. Die Dritte nahm ihr Paket auf und ging von dannen. Die vierte nahm ihr Paket hoch. Da entfiel ihrem Schoße ein Mädchen (Tschiboaboa). Sie hob die Holzlast nochmals hoch; da entfiel ihrem Schoße noch ein Kind, ein Knabe, das war Kanko.Die Frau nahm Tschiboaboa auf und war von da bis da (der Erzähler zeigt eine Entfernung von ca. 50 Schritt) gegangen, da sagte Kanko: "Du läßt mich hier? Wenn ich groß bin, werde ich Krieg führen und gut in der Arbeit der Männer sein." Die Frau setzte Tschiboaboa auf die Erde und nahm Kanko auf. Tschiboaboa sagte: "Du läßt mich hier? Wenn ich groß bin, werde ich dir alle Arbeit abnehmen, ich werde Essen bereiten und im Garten arbeiten. Ich werde dir viel arbeiten. Kanko wird doch nur Krieg führen 1" Die Frau ließ Tschiboaboa am Platze und ging mit Kanko in ihr Dorf. Tschiboaboa blieb im Busch. Tschilumi Tschikullu kam und nahm Tschiboaboa mit. Kanko kam in das Dorf der Eltern und blieb in dem Dorfe der Eltern. Kanko wurde groß.
Die Mutter sagte eines Tages zu Kanko: "Bleibe hier, mein Sohn, ich gehe mit meinem Mann ins Feld. Willst du etwas, so sage es einer Frau im Dorfe, ich werde sie nachher bezahlen." Kanko blieb im Dorfe. Er hatte Hunger. Er sah keine Frau im Dorfe. Kanko nahm den Mörser und begann "Pondo" (Hirse) zu stampfen. Er sagte: "Meine Mutter hatte zwei Kinder. Jetzt könnte meine Schwester mir das Essen machen 1" Tschiboaboa kam. Tschiboaboa sagte: "Weine nicht." Sie machte alles Essen, Brei und Hühner. Tschiboaboa sagte: "Iß du die Hälfte, ich esse die Hälfte." Sie aßen gemeinsam. Tschiboaboa sagte: "Heute ging Tschilumi Tschikullu in das Feld. Da konnte ich auch ausgehen. Ich gehe heim." Sie ging von dannen.
Die Mutter sagte am (andern) Tage zu Kanko: "Bleibe hier, mein Sohn, ich gehe mit meinem Mann ins Feld. Willst du etwas, so sage es einer Frau im Dorf; ich werde sie nachher bezahlen." Kanko blieb im Dorf. Er hatte Hunger. Er sah keine Frau im Dorfe. Kanko nahm einen Mörser und begann Pondo zu stampfen. Er sagte: "Meine Mutter hatte zwei Kinder, jetzt könnte meine Schwester mir das Essen machen." Tschiboaboa kam. Tschiboaboa sagte: "Weine nicht." Sie machte alles Essen, sie machte Brei und Hühner. Tschiboaboa sagte: "Iß du die Hälfte, ich werde die Hälfte essen." Sie aßen gemeinsam. Tschiboaboa sagte: "Heute ging Tschilumi Tschikullu in das Feld. Da konnte ich auch ausgehen. Ich gehe heim." Sie ging von dannen.
Eine Frau sagte am andern Tage zu der Mutter Kankos: "Keine Frau aus dem Dorfe macht eurem Sohne das Essen. Es kommt eine Frau aus dem Busche mit starken Brüsten und macht es. Wenn ihr sie sehen wollt, macht einen Umweg, kommt wieder zurück und
nehmt ein Buanga (Zaubermittel),das euch zu Hölzern in eurer Hütte macht." Die Mutter sagte: "Gut."Die Eltern gingen (am andern Tag) in den Garten um zu arbeiten. Sie ließen Kanko zurück. Die Eltern machten einen Umweg und kamen in das Haus zurück. Kanko wußte es nicht. Die Eltern gingen in das Haus und nahmen das Buanga. Sie wurden beide zu Hölzern.
Kanko hatte Hunger. Er sah keine Frau im Dorfe. Kanko nahm den Mörser und begann Pondo zu stampfen. Manko sagte: "Meine Mutter hatte zwei Kinder. Jetzt könnte meine Schwester mir das Essen machen." Tschiboaboa kam. Tschiboaboa sagte: "Weine nicht!" Sie nahm den Mörser und den Stampfer und den Pondo. Tschiboaboa sagte: "Heute dreht sich mir das Herz um" (scheint soviel heißen zu wollen als: "ich habe solche Angst" oder "ich ahne ein Unglück"). Manko sagte: "Mach mir das Essen." Tschiboaboa sagte: "Ich werde das Essen machen."
Tschiboaboa stampfte den Pondo. Tschiboaboa kochte den Brei. Tschiboaboa kochte das Huhn. Tschiboaboa machte das Essen zurecht. Tschiboaboa sagte (dann): "Manko, das Essen ist fertig, iß du; ich werde in mein Dorf gehen und dort essen!" Manko sagte: "Iß mit mir!" Tschiboaboa sagte: "Nein, heute dreht sich mir das Herz um. Ich werde in mein Dorf gehen." Tschiboaboa wollte gehen. Der Vater kam aus dem Hause; die Mutter kam aus dem Hause. Sie hielten Tschiboaboa fest.
Tschiboaboa fiel hin; sie war tot.
Manko fiel hin, er war tot.
Die Eltern weinten. Die Mukischi (Seele) Tschiboaboas flog zu Tschilumi Tschikullu. Sie erzählte alles Tschilumi Tschikullu. Tschilumi Tschikullu kam in das Dorf. Er machte den Krieg. Er tötete den Vater der Kinder. Er tötete die Mutter der Kinder. Die Leute fragten Tschilumi Tschikullu: "Weshalb hast du die Leute getötet?" Tschilumi Tschikullu sagte: "Das ist meine Sache." Tschilumi Tschikullu ging in den Wald zurück.
Kuschika
Tschimbulunga (Bena Lulua; Bena Mbumba am kleinen Pindu)Tschikote wurde ein Kind geboren, das hatte weder Arme, noch Beine, noch Kopf. Sie nannten das (männliche) Kind Tschimbulunga (etwa extremitätenlos). Der Vater ging (einmal) zur Arbeit ins Feld. Er ließ Tschimbulunga allein zurück.
Tschimbulunga war (allein) im Hause. Tschilumi Tschikullu kam. Tschilumi Tschikullu gab Tschimbulunga Arme, Beine und Kopf. Er gab Tschimbulunga eine Luschiba (Signalpfeife). Tschimbulunga ging (in der Hütte) in die Höhe. Er saß oben (im Dach). Er pfiff. Er sang: "Vater Tschikote, Vater Tschikote, sieh mein Vater, Tschilumi Tschikullu hat mir gegeben, er hat mir Beine und Arme und Kopf und
eine Pfeife zum Spielen gegeben."Nach einiger Zeit kamen die Eltern nach Hause. Tschilumi Tschikullu nahm Tschimbulunga schnell Arme, Beine, Kopf und Luschiba wieder fort und lief in den Wald.Am (andern) Tage ging Tschikote mit seiner Frau ins Feld, um zu arbeiten. Er ließ Tschimbulunga im Hause zurück. Tschilumi Tschikullu kam. Er gab Tschimbulunga Arme, Beine, Kopf. Er gab Tschimbulunga eine Luschiba. Tschimbulunga ging in die Höhe. Er saß oben. Er pfiff, er sang: "Vater Tschikote, Vater Tschikote! Vater Tschikote sieh! Tschilumi Tschikullu hat mir gegeben. Er hat mir Arme, Beine, Kopf und eine Pfeife zum Spielen gegeben." Nach einiger Zeit kamen die Eltern nach Hause. Tschilumi Tschikullu nahm Tschimbulunga schnell Arme, Beine, Kopf und Luschiba wieder fort und lief in den Wald.
Am (dritten) Tage ging Tschikote mit seiner Frau ins Feld arbeiten. Er ließ Tschimbulunga im Hause zurück. Tschilumi Tschikullu kam. Tschilumi Tschikullu gab Tschimbulunga Arme, Beine und Kopf. Er gab Tschimbulunga eine Luschiba. Tschimbulunga ging in die Höhe. Er saß oben. Er pfiff; er sang: "Vater Tschikote, Vater Tschikote, Vater Tschikote, sieh! Tschilumi Tschikullu hat mir gegeben. Er hat mir Beine und Kopf und Arme und eine Pfeife zum Spielen gegeben."
Der Vater war nicht fern. Er hörte. Er kam (vorsichtig) gegangen (nach der Pantomime "geschlichen"). Er sprang hin und ergriff Tschilumi Tschikullu. Er schlug Tschilumi Tschikullu den Kopf ab und warf den Kopf und den Körper in den Garten seiner Frau. Tschilumi Tschikullu lag im Garten. Tschimbulunga hatte Arme und Kopf und Beine. Über Tschilumi Tschikullu wuchs ein Dschillubusch.
Tschikote schickte Tschimbulunga in den Garten, eine von den Dschillufrüchten zu holen. Tschimbulunga ging hin um zu pflücken. Der Dschillu sagte: "Nimm mich nicht. Wer mich nimmt, den nehme ich auch." Tschimbulunga ging zu seinem Vater und sagte: "Der Dschillu hat gesagt: ,Nimm mich nicht, wer mich nimmt, den nehme ich auch." Tschikote ging in den Garten. Er schnitt den Dschillu ab und warf ihn fort. Kuschika
Tumba [Bruchstück](Baluba; Baqua Kande am Lubilasch-Mutoë)Eine Frau ging in den Wald, Holz zu holen. Als sie ihre Last zusammen hatte, wollte sie sie auf den Kopf nehmen. Sie hob sie. Sie war schwanger. Ein Mädchen Galula entfiel ihrem Leibe. Ein Knabe Tumba entfiel ihrem Leibe. Sie nahm Tumba auf, um ihn in das Dorf zu nehmen. Galula rief: "Mutter, du läßt mich hier zurück? Ich werde für dich arbeiten, ich werde Essen kochen, ich werde Wasser holen, ich werde Holz tragen, ich werde im Feld arbeiten." Die Frau setzte Tumba zu Boden und nahm Galula auf und mit sich.
Tumba lag auf dem Boden. Tschimpullu (die nachts in den Häusern zirpende Heuschrecke) nahm Tumba auf und mit sich. Tschimpullu gab ihm zu essen und zu trinken. Tumba wurde groß und stark. Tschimpullu gab Tumba Kleider, Schmuck, Kasanschi (Musikinstrument) usw. Er schnitt Tumba die Haare nach Art der Matengo (d. h. der Strich hinterm Ohr entlang wird ausgeschnitten und vorn in der Mitte ein schöner Schopf stehen gelassen). Tumba sagte (eines Tages) zu Tschimpullu: "Ich möchte hingehen und meine Mutter sehen." Tschimpullu sagte: "Geh !" Tumba ging. Er traf auf dem Wege zwei Männer. Die Männer fragten: "Wo gehst du hin?" Tumba sagte: "Ich gehe zu meiner Mutter." Dann sang Tumba:
"Ich gehe in mein Dorf; meine Mutter hat mich verlassen, Kampullu Tschimpullu hat mich genommen, mir Essen gegeben, damit ich ,so' groß werde. Er hat Stoff für meine Kleider abgeschnitten und mein Haar abgeschnitten in der Tenguform; er gab mir eine Kassanschi, damit ich vor den Leuten spielen kann".
Der Vogel und das Kind (Bena Lulua; Bena Mbumba am Iffika Pindu)Kaping (ein Mann) und Tumba (eine Frau) hatten einen kleinen Sohn Tschibolla. Der Mann ging zur einen Seite zur Arbeit. Tschumba ging mit Tschibolla zur andern Seite aus dem Dorf aufs Feld. Sie legte ihr Kind und Bidia (Brei) und eine Flasche mit Wasser auf den Boden und ging ein wenig weiter zur Arbeit.
Tumba sah einen großen Vogel kommen. Der Vogel nahm von dem Bidia in den Schnabel und reichte dem Kinde. Der Vogel nahm vom Wasser. Der Vogel badete das Kind. Der Vogel nahm das Kind in den Arm und flog auf einen Baum. Wuwuwu (der Erzähler macht Flügelbewegungen). Der Vogel war nicht böse zu dem Kind. Er spielte mit ihm und lachte mit ihm. Die Frau sah es. Sie arbeitete und sah alles. Sie war mit der Arbeit fertig und sang:
"Vogel, Freund, gib mein Kind" fofolofoto (Luschiba oder Spielpfeife). "Die Leute gehen nach Hause." |
Der Vogel fofolofoto kam herunter - wuwuwu - und gab ihr das Kind. Der Vogel sagte: "Sag deinem Manne nichts." Tumba ging mit dem Kinde von dannen. Tumba sagte ihrem Manne nichts.
Am andern Tag ereignete sich alles ebenso. (Der Erzähler erzählt alles mit den gleichen Worten noch einmal ebenso.)
Der Vogel kam (am andern Abend wieder vom Baume) herunter und gab Tumba das Kind. Der Vogel sagte (wieder): "Sag deinem Manne nichts." Tumba ging mit dem Kinde von dannen. In der Nacht sagte Tumba zu ihrem Manne: "Wenn ich auf dem Felde arbeite und das Kind mit Bidia und Wasser zur Seite gelegt habe, kommt ein großer Vogel und füttert es und wäscht es, und er
fliegt mit ihm auf einen Baum und spielt mit ihm und abends bringt er es wieder herunter."Kaping sagte: "Ist das wahr ?" Tumba sagte: "Ja, es ist wahr."Tumba ging am andern Morgen auf das Feld und legte ihr Kind und Bidia und Wasser an den Rand des Feldes. Der große Vogel kam. Er gab schnell dem Kind einen Bissen. Er wusch das Kind schnell und flog mit ihm hastig auf einen hohen Baum. Als die Arbeit fertig war, ging Tumba an den Baum und sang: "Freund Vogel, gib mein Kind, alle Leute gehen nach Hause."
Der Vogel sagte: "Ich habe dir gesagt, du sollst deinem Manne nichts sagen. Du hast mit deinem Manne darüber gesprochen." Der Vogel hackte von dem Kind einen Arm ab und warf ihn herunter. Er hackte von dem Kind einen (den andern) Arm ab und warf ihn herunter. Er hackte von dem Kind ein Bein ab und warf es herunter. Er hackte von dem Kind (das andere) Bein ab und warf es herunter. Der Vogel warf den Leib herunter. Der Vogel warf den Kopf herunter. — Die Frau weinte. Der Vogel flog fort. Kaping hörte die Frau singen. Er sagte (zu sich): "Meine Frau hat mir von dem Vogel erzählt. Sollte das der Vogel sein?" Er ging hin und sah seine Frau weinen. Er nahm einen Pfeil und schoß den Vogel tot.
Tschidiampembe (Bena Lulua; Bena Mwula)Die Frau Missenga brachte ein Kind hervor, das hatte weder Geschlechtsteile, noch Kopf, noch Glieder (Tschidiampembe). Tschidiampembe war ein Leib ohne alles. Die Eltern gingen in den Busch und ließen das Kind allein. Tschilumi Tschikullu kam ins Haus. Tschilumi Tschikullu gab dem Kinde Glieder, Kopf, Geschlechtsteile. Er nahm Tschidiampembe mit in den Busch und ließ das Kind auf einen Baum steigen. Er sagte: "Wirf Kautschukfrüchte herunter." Tschidiampembe stieg auf den Baum und sang: "O Vater, o Mutter seht, Tschilumi Tschikullu hat mir einen Kopf gegeben, hat mir Beine gegeben, hat mir Arme gegeben, hat mir Geschlechtsteile gegeben."Tschilumi Tschikullu sagte: "Steige schnell herunter. Sonst schlage ich den Baum um." Das Kind stieg herunter. Tchilumi Tschikullu nahm dem Kinde alles wieder ab. Die Eltern kamen nach Hause. Sie fanden das Kind ohne Glieder.
Der Vater und die Mutter hatten es gehört. Die Mutter sagte zu Nsassi (das Gewittertier): "Wenn du siehst, daß ein Mensch einem Kinde Geschlechtsteile, Kopf, Beine, Arme gibt, so töte ihn."
Vater und Mutter gingen in den Busch. Tschilumi Tschikullu kam in das Haus. Er gab Tschidiampembe Geschlechtsteile, Beine, Arme, Kopf. Nsassi sandte einen Blitz herab, der tötete Tschilumi Tschikullu. Tschidiampembe behielt Geschlechtsteile, Kopf, Arme und Beine.
Kapinga und die Wumbifrau (Bapende)*Kapinga (ein Mann) und Tumba (seine Frau) hatten ein Söhnchen. Die Frau wollte aufs Feld gehen. Der Mann wollte das Kind aber so lange nicht hüten. Die Frau nahm das Kind mit und die tote Mutter Tumbas (also eine Wumbifrau) hütete das Kind auf dem Felde. Eines Tages kam Kapinga aufs Feld und sah, daß die Wumbifrau das Kind hütete. Er schoß sie tot. Sie fluchte ihm sterbend. (NB. also die Tote starb noch einmal!) Die Frau weinte nun immer viel. Die Leute im Dorfe fragten nach der Ursache, aber die Frau sagte nichts. Der Mann Kapinga begann aber zu schwatzen, und da starb er im gleichen Augenblicke.
Kakaschi Kakullu [Auszug](Bena Lulua; Baschilange von Kabejas)Ein alter Mann Kabejas hatte bei seinen Eltern gehört, daß früher einmal alles sehr durstig war. Eine alte Frau sagte: "Wenn mir einer meine Geschwüre ausleckt, so gebe ich Wasser." Er tat es. Da kam viel Wasser. Fast alles ertrank. Der Mann fuhr fort. Das Wasser ging zurück. Die Frau war Kakaschi Kakullu.
Kakaschi Kakullu (Bena Lama; Baqua Nputu; Luehlagebiet)Eine Frau hatte die Bukaschi (Klitoris) nicht auf dem rechten Fleck, sondern auf der Stirn. Kakaschi Kakullu sagte zu der Frau: "Lecke mir die Augen aus, so will ich dich in Ordnung bringen." Die Frau tat es. Kakaschi Kakulla sagte: "Tanze." Die Frau tanzte. Kakaschi Kakullu sang dazu: "Bukaschi von der Stirn auf die Nase, dann auf das Kinn, dann auf die Brust, dann auf die richtige Stelle. Kuschika
Kakaschi Kakullu (Bena Lulua; Baqua Dehla; Luehlagebiet)Ein Mann machte sich ein Buanga (Zaubermittel) von Schimbahaut (Affenhaut) mit vier Schwänzen. Er legte das Buanga in einen Korb, brachte den in sein Haus und sagte zu seiner Frau: "Achte gut auf die Schimbahaut." Der Mann ging zur Jagd. Die Frau ging für einige Zeit in die Matiti (Steppe), um sich zu erleichtern. Inzwischen lief die Schimbahaut fort in den Wald zu den andern Schimbas.
Die Frau kam heim. Sie fand die Schimbahaut nicht und weinte. Kakaschi Kakullu rief sie und sagte: "Du mußt singen, und alle Schimbas werden kommen". Die Frau sagte: "Es ist recht."Die Frau begann zu singen. Alle Schimbas kamen. Auch das Schimba mit den vier Schwänzen. Sie fing es, brachte es in das Dorf und gab es ihrem Manne.
Die Eifersüchtigen (Bena Lulua; Baqua Moasa Tschimimaus)
Sechs Frauen gingen zu einem Manne, der Zähne ziehen konnte. Die sechste blieb auf dem Wege zurück. Sie traf Tschilumu Tschikullu; der packte sie und hielt sie fest. Dann nahm er ein Eisen und machte ihre Zähne schön (bearbeitete sie). Tschilumu Tschikullu sagte: "Wenn du die andern fünf Frauen erreichst, darfst du weder lachen noch sprechen!" Die Frau ging.
Die Frau erreichte die andern Frauen am Wasser. Sie badeten. Die Frauen sagten: "Komm auch ins Wasser!" Die Frau schüttelte den Kopf. Die andern Frauen sagten: "Komm auch ins Wasser!" Die Frau sagte: "Nein, ich kann nicht mit ins Wasser kommen." Die andern Frauen spritzten sie mit Wasser. Da kam sie auch ins Wasser. Die andern sagten: "Lache!" Sie sagte: "Nein!" Dann lachte sie aber doch, und die andern sahen die Zähne, die so schön ausgeschlagen waren. Die fünf Frauen sagten: "Deine Zähne sind so schön ausgeschlagen, die unsern nicht, du mußt hierbleiben." Die Frauen nahmen zwei Steine und banden sie ihr an die Beine. Sie konnte nicht mehr aus dem Wasser. Es kamen Männer vorbei. Die Frau sandte sie zu ihrem Vater, daß er komme, sie zu befreien. Der Vater kam mit einer Ziege und einem Kanu. Er warf das ins Wasser. Das Wasser nahm die Steine von den Beinen der Frau. Sie konnte zu ihrem Vater gehen.
Der Selbstgewordene (Bassonge; Bena Ki; Lupungu)Kalombo mui fangi (mich gemacht?) soll jedenfalls heißen: Kalombo, der sich selbst gemacht hat. —
Mwille sagte zu seinen Leuten: "Die Menschen sprechen viel von Kalombo mui fangi. Ich will Kalombo mui fangi sehen." Die Leute gingen zu Kalombo mui fangi und sagten: "Mwille will dich sehen." Kalombo sagte: "Ich werde kommen." Kalombo mui fangi rief Quaddi (Perihuhn), Nkanga, Kamanji (der Donner, der den Menschen tötet; der Blitz tötet angeblich nicht), Tande (Spinne), Jni (Fliege), Nkullu (Erdkatze). Mit den Tieren machte er sich auf den Weg zu Mwille. Kalombo mui fangi kam mit den Tieren an ein großes Wasser. Kalombo mui fangi sagte zu Tande: "Mache ein Seil!" Tande spann ein Seil. Alle gingen über den Fluß. Sie kamen an einen Berg. Kalombo mui fangi sagte: "Ich gehe nicht über den Berg." Er sagte zu Nkullu und Kamanji: "Macht einen guten Weg." Nkullu und Kamanji machten einen ebenen Weg. Kalombo mui fangi kam mit allen seinen Leuten zu Mwille.
Mwille sagte: "Wer bist du?" Kalombo sagte: "Kalombo mui fangi." Mwille sagte: "Das ist nicht wahr. Ich habe alle gemacht. Mache dies !" Mwille nahm Erde. Er spie auf die Erde, daß sie feucht
ward. Er drehte die Erde (wie man Töpfe hier macht, also Quirldrehen zwischen den Händen). Er formte die Erde zum Menschen. Er setzte die Figur auf die Erde. Es war ein lebender Mensch. Kalombo mui fangi nahm Erde. Er spie auf die Erde, daß sie feucht ward. Er drehte die Erde. Er formte die Erde zum Menschen. Er setzte die Figur auf die Erde. Es war ein lebender Mensch. Mwille sagte: "Mache deinen Menschen sprechend." Kalombo sagte: "Mache du deinen Menschen sprechend !" (Noch zweimal hin und her) Mwille sagte (endlich) zu seinem Menschen: "Sprich !" Der Mensch sprach. Kalombo sagte zu seinem Menschen: "Sprich 1" Der Mensch bewegte nur die Lippen. Er sprach nicht. Er bewegte nur die Lippen. Mwille sagte: "Ich vernichte meinen Menschen." Mwille strich mit der Hand über ihn. Der Mensch Mwilles war gestorben. Mwille sagte: "Vernichte deinen Menschen auch!" Kalombo mui fangi strich mit seiner Hand über seinen Menschen. Der Mensch Kalombos war gestorben."Mwille sagte: "Ich sehe, daß du das kannst. Gehe jetzt aber mit deinen Leuten in jenes große Haus dort. Ich werde die Türen fest schließen und das Haus anzünden. Dann werde ich sehen, wer du bist. Ich habe alles geschaffen. Ich kann alles vernichten." Kalombo mui fangi ging mit seinen Leuten in das Haus. Er sagte zu Nkullu und Kaman~i: "Grabt einen Weg unter die Erde bis in mein Dorf." Dann sagte er zu Quaddi und Nkanga: "Legt Eier auf die Erde." Quaddi legte fünfzehn, Nkanga zwanzig Eier. Kalombo mui fangi ging mit allen seinen Leuten durch das Loch in sein Dorf. Das Haus brannte. Die Eier knallten mit lautem "Fang." Mwille sagte: "Da verbrennt Kalombo mui fangi." Das Haus brannte ganz hernieder. Mwille ging zur Asche. Er suchte die Knochen Kalombo mui fangis. Er sah die Eierschalen.
Es kam ein Mann, der sagte: "Kalombo mui fangi ist mit seinen Leuten in seinem Dorfe angekommen.
Der Selbstgewordene (Kanioka)Kanzerilla (kleines lemurenartiges Nachttier) sagte zu Kampilla (Ratte): "Wenn du in mein Dorf kommst, schlachte ich eine große Ziege für dich !"Kampilla rief (eines Tages) alle Tiere zusammen und machte sich mit ihnen auf den Weg. Zuerst kamen sie an einen großen Wald. Kampilla rief Nsevu (Elefant). Nsevu räumte den ganzen Wald zusammen. Dann kamen sie an ein mächtiges Sonno-(Schilf-) Feld. Kampilla rief Mbuschi (Ziege). Mbuschi fraß alles Sonno auf. Dann kamen sie an ein großes Malenge-( =Wasserschilf-)Gebiet. Kampilla rief Zenschi (Wasserratte), die fraß alles Malenge auf. Dann kamen sie an ein großes Wasser. Kampilla rief Tande(Spinne). Tande spann ein starkes Seil. Alle gingen hinüber. Dann kamen sie an ein großes
Tuffi (Kot) gebiet. Kampilla rief den Mboa (Hund). Der fraß alles auf. Dann kamen sie zu großen Mabue (Felsen). Kampilla rief Kantodi (ein kleiner schwarzer Vogel), der räumte alles zusammen. Dann kamen sie zu Kanzerilla. Kanzerilla wollte Kampilla eine Ziege geben. Kampilla sagte: "Ich habe viel Volk bei mir. Gib zwei." Kanzerilla gab zwei Ziegen.Kanzerilla rief dann Gulufa (Antilope von Ziegengröße) und sagte: "Wir wollen Palmfrüchte holen." Gulufa ging mit. Am Baume sagte Kanzerilla: "Steig du hinauf!" Gulufa sagte: "Es ist gut. Nimm du meinen Tschikappa (Gürtel)." Kanzerilla nahm ihn. Gulufa stieg auf den Baum. Kanzerilla sagte: "Baum wachse!" Darauf wuchs der Baum mächtig. Gulufa sagte: "Gürtel schließe dich !" Darauf schloß sich der Tschikappa ganz fest. Kanzerilla konnte kaum noch atmen. Kanzerilla rief: "Baum werde kleiner !" Der Baum ward sogleich kleiner. Gulufa sagte: "Gürtel werde weiter !" Der Gürtel ward weiter. Gulufa,stieg herab, nahm den Tschikappa und ging nach Hause.
Dann kehrte Kampilla mit allen seinen Tieren heim!
Der Selbstgewordene und die Fesselung der Gestirne
(Bena Lulua; Baqua Mbuju bei Luebo)
Kadifukke (ein Mann) hatte weder Vater noch Mutter. Er hatte sich selbst gemacht. Kadifukke traf eines Tages auf der Wanderschaft Tschauke. Tschauke sagte: "Wer bist du?" Kadifukke sagte: "Ich bin Kadifukke. Mich hat nicht Fidi Mukullu gemacht. Mich hat keine Mutter geschaffen, ich bin aus mir selbst gekommen." Tschauke sagte: "Ich bin Tschauke, die Tochter Fidi Mukullus." Kadifukke sagte: "Ich würde dich gern heiraten." Tschauke sagte: "Es ist gut."
Sie gingen in das Dorf Kadifukkes. Tschauke sagte: "Kennst du den Weg zum Himmel ?" Kadifukke sagte: "Gewiß, ich kenne ihn." Tschauke sagte: "Ich gehe heute abend zu meinem Vater Fidi Mukullu. Komm morgen früh nach." Tschauke ging. Kadifukke legte sich schlafen. Am andern Morgen machte Kadifukke ein Feuer aus trockenen Palmblättern. Es stieg Rauch zum Himmel. In dem Rauche ging er zum Himmel auf. Er kam im Himmel am Platze Tschaukes an. Tschauke sagte: "Wir wollen zu meinem Vater gehen." Kadifukke sagte: "Heute will ich noch einmal zur Erde zurückkehren." An dem Tage kehrte Kadifukke noch einmal zur Erde zurück. Am dritten Tage kam er wieder am Platze Tschaukes an. Er sagte zu Tschauke: "Nun wollen wir zu deinem Vater Fidi Mukullu gehen."
Sie gingen zu Fidi Mukullu. Fidi Mukullu machte Biddia (Brei). Er machte Tschingu (Fliegen) als Beigabe. Kadifukke aß ein wenig.
Kadifukke betrachtete die Tschingu. Er sagte: "Ist das alles, was dein Vater als Zutat gibt?"Tschauke sagte (beschwichtigend): "Laß nur, laß nur, laß doch nur!" Kadifukke sagte: "Fidi Mukullu kann viel geben." Kadifukke begann zu singen: "Weshalb tötet mir Fidi Mukullu nicht eine Ziege? Weshalb tötet mir Fidi Mukullu nicht ein Huhn?" Dann ging Kadifukke zur Ruhe.In der Nacht bekam Kadifukke Magenweh. Er ging aus seiner Hütte, ganz in die Nähe hin und entleerte sich. Dann ging er in das Haus zurück. Es begann auf allen Seiten die Tschonde (Holzpauke) zu ertönen. "Er hat auf die Erde gekackt. Er hat auf die Erde gekackt." Tschauke sagte: "Weißt du, was das ist?" Kadifukke sagte: "Ja, das ist, weil ich auf die Erde gekackt habe." Kadifukke ging heraus. Er nahm Palmblätter und wickelte seinen Unrat hinein. Er steckte das Paket in seinen Sack. Dann ging er in sein Haus zurück. Die Leute Fidi Mukullus sangen nun: Du hast gekackt, kack nicht noch einmal !" Darauf schliefen alle bis zum Morgen.
Am andern Tage sagte Fidi Mukullu zu Kadifukke: "Du willst Tschauke zur Frau haben?" Kadifukke sagte: "Ja, ich möchte Tschauke zur Frau haben. Was soll ich geben?" Fidi Mukullu sagte: "Packe mir Diba (Sonne), sie macht mir alle Tage Streit! Packe mir Gondo (Mond), er macht mir alle Tage Streit! Packe mir Tschidiminasaschi und Niama (Plejaden), Muntu und Mboa (Orion), denn sie machen mir alle Tage Streit! Pack mir Nguffu (Nilpferd), denn er macht mir alle Tage Streit! Pack mir Kaphumbu (Elefant), denn er macht mir alle Tage Streit! Nachher will ich dir meine Tochter zur Frau geben !"Kadifukke sagte: "Es ist gut."Kadifukke ging zur Erde zurück.
Kadifukke ging zur Erde zurück. Kadifukke rief Kapullukussu (die kleine Fledermaus). Kadifukke aß Freundschaft mit Kapullukussu. Kadifukke sagte zu Kapullukussu: "Ich will Tschauke, die Tochter Fidi Mukullus, heiraten." Kapullukussu sagte: "Was will Fidi Mukullu?" Kadifukke sagte: "Ich soll Diba, Gondo, Tschidiminasaschi und Niama, Muntu und Mboa, Nguffu und Kaphumbu fangen. Dann will er mir Tschauke geben."Kapullukussu sagte: "Das könnte ich sogleich machen." Kadifukke sagte: "Ich will dir meine Schwester schenken." Kapullukussu sagte: "Es ist recht."
Kapullukussu machte eine Schnur. Die Schnur war nicht aus Ananasfaser, sie war nicht aus Rotang. Sie war aus Eisen. Sie war gedreht wie ein Strick und reichte weit, weit fort. Kapullukussu machte eine große, große Schlinge. Am Abend ging er fort. Der Regen hörte ein wenig auf. Der Regen ging ein wenig zur Seite. Kapullukussu legte seine Schlinge auf den Weg des Gondo. Gondo ging seinen Weg. Er ging in die Schlinge. Gondo war in der Schlinge. Kapullukussu rief: "Bantu, Bantu! alle Menschen müssen an der
Schnur ziehen !" Alle Leute kamen herbei. Alle Leute zogen an dem eisernen Stricke. Sie zogen den Mond ganz nahe heran und banden ihn an einen starken Baum.Kapullukussu machte eine (andere) Schnur. Die Schnur war nicht aus Ananasfaser, sie war nicht aus Rotang. Sie war aus Eisen und gedreht wie ein Strick. Sie war so stark wie ein Arm und reichte bis dahin, wo sich Erde und Himmel berühren. Kapullukussu machte eine große Schlinge in den eisernen Strick. Er trug die Schlinge dahin, wo die Sonne morgens einhergeht. Er ging hin und legte nachts seine Schlinge auf den Weg. Dann kam die Sonne und machte gewaltiges Feuer nach allen Seiten. Nach allen Seiten gingen gewaltige Flammen aus. Dann trat die Diba in die Schlinge. Kapullukussu rief: "Bantu! Bantu! Bantu! Alle Menschen müssen an der Schnur ziehen! Alle Menschen müssen stark ziehen !" Alle Leute kamen und alle Leute zogen an dem eisernen Stricke, der so dick war wie ein Arm, und die Diba warf Feuer nach allen Seiten. Doch die Leute zogen. Sie zogen Diba heran, bis sie ganz dicht war und dann schlangen sie die Schnur aus Eisen um einen großen Stein. Diba war gebunden.
Kadifukke sagte zu Kapullukussu: "Für Tschidiminasaschi und Niama, Muntu und Mboa (Plejaden und Oriongruppe) brauchst du nicht eine so starke Schnur zu nehmen."Kapullukussu sagte: "Nein, das mach ich so !" (Der Erzähler spuckt in die Hand und fährt dann erst langsam, dann schnell zupackend vor sich hin, genau wie wir etwa eine Fliege fangen.) Kapullukussu fing so Tschidiminasaschi und steckte ihn in seinen Sack. Kapullukussu sagte: "Den habe ich." Kapullukussu spuckte wieder in die Hand, holte aus, fing Niama und steckte ihn in den Sack. Kapullukussu spuckte wieder in die Hand, holte aus, fing Muntu und steckte ihn in den Sack. Kapullukussu spuckte wieder in die Hand, holte aus, fing Mboa und steckte ihn in den Sack. Kapullukussu band den Sack fest zu. Er hielt ihn an Kadifukkes Ohr und fragte: "Hörst du?" Kadifukke hörte hin. Die Sterne machten: "Tue té! Tue té! Tue té!" (Der erste Ton dreieinhalb Ton höher als der zweite und das ganze gesprochen, wie wir das Uhrticken nachahmen.) Kadifukke nahm den Sack und hängte ihn im Haus auf.
Kapullukussu sagte: "Schenke mir noch etwas." Kadifukke sagte: "Es ist gut." Er nahm seinen Bruder und gab ihn Kapullukussu. Kapullukussu nahm die Schwester und den Bruder Kadifukkes und stellte sie nebeneinander. Dann klopfte Kapullukussu leicht auf ihre Schultern. Darauf flatterten beide wie Kapullukussu und beide wurden wie Kapullukussu.
Kapullukussu ging hin und machte einen Dobbo (Angelhaken). Der Dobbo war so stark, wie eine große Zehe. An dem Dobbo befestigte
er junges, schönes Gras, wie es Nguffu gern ißt. Den Dobbo mit dem jungen Gras warf Kapullukussu ins Wasser; dahin, wo Nguffu jeden Abend essen kam. Der Dobbo war an einem Tau befestigt. Das Ende des Taues hielten die Leute im Dorfe. Der Mond ging auf. Die Leute im Dorfe fühlten, wie es stark am Tau zog. Kapullukussu rief: "Zieht, zieht!" Sie zogen und zogen Nguffu heraus. Sie banden Nguffu die Beine zusammen.Kapullukussu ging hin und machte einen Dobbo so stark wie einen Arm. An dem Dobbo befestigte er Zweige mit jungen Blättern, wie sie Kaphumbu gern ißt. Den Dobbo mit den jungen Zweigen warf Kapullukussu in die Krone der Bäume. Der Dobbo war an einem Tau befestigt. Das Ende des Taues hielten die Leute im Dorfe. Der Mond ging auf. Die Leute im Dorfe fühlten, wie es stark am Tau zog. Kapullukussu rief: "Zieht, zieht." Alle Leute zogen und zogen Kaphumbu aus dem Walde. Sie banden Kaphumbu die Beine zusammen.
Kadifukku ging nun hinauf in Fidi Mukullus Dorf. Er sagte: "Ich habe Diba, die dir immer Streit machte, sie ist an ein Seil gebunden. Wenn deine Leute aber die Sonne heraufholen, so sollen sie fest zupacken, denn die Diba ist stark und viel Feuer geht von ihr aus." Fidi Mukullu sagte: "Habe ich nicht genug Leute? Alle meine Leute werden die Sonne halten." Die Leute Fidi Mukullus kamen alle heran. Sie hielten den Eisenstrick. Sie führten die Sonne herauf. Diba warf viel Feuer nach rechts und links. Sie warf nach allen Seiten Feuer. Diba konnte nicht fort. Fidi Mukullu sagte: "Bindet Diba hier an. Diba soll am Himmel bleiben. Diba soll hier gehen nach meinem Willen. Diba soll mit ihrem Feuer nichts verbrennen." Fidi Mukullu rief Kadifukke: "Hast du Gondo, Tschidiminasaschi, Niama, Muntu, Mboa?" Kadifukke sagte: "Ich habe sie. Gondo ist stark." Fidi Mukullu sagte zu seinen Leuten: "Bringt Gondo herauf. Alle Leute sollen Gondo heraufbringen. Bindet Gondo hier an, und er soll nicht häufiger umgehen, als ich es will. Es soll ein großer Zeitraum sein, wenn Gondo umgeht. Tschidiminasaschi, Niama, Muntu und Mboa sollen am Himmel angebunden werden. Wenn der Regen kommt, sollen sie hier gehen, und wenn der trockene Wind kommt, dort."
Fidi Mukullu gab Kadifukke Tschauke zur Frau. Kadifukke und Tschauke kehrten zur Erde zurück.
(Der Erzähler ist am Ende sichtlich ermüdet. Kadifukke heißt nach seiner Erklärung: "Der sich selbst macht.")
Die Tochter Fidi Mukullus (Bena Mai)Der Mann Kapinga Kafubullu (Kapinga, ein Dorf) war Malafu Er hatte keine Frau. Er zapfte einen Tag Malafu. Er zapfte
am andern Tage Malafu. Er weinte. Er sagte: "Ich habe keinen Vater (er war gestorben), ich habe keine Mutter (sie war gestorben). Ich habe keine Frau. Ich bin ganz allein." Am vierten Tage fand er eine rote Frau mit einem kleinen Knaben am Weg. Es war Kalubi mit ihrem kleinen Bruder. Sie kam vom Himmel. Kalubi sagte: "Du weinst alle Tage; ich will deine Frau werden." Am (selben) Tage sagte sie: "Ich will nur noch einen Tag nach dem Himmel zurückkehren, um meinem Vater Fidi Mukullu zu sagen, daß ich meinen Mann auf der Erde getroffen habe." Kapinga sagte: "Geh."Nach zwei Tagen kam Kalubi wieder. Kalubi sagte: "Komm mit mir in den Himmel zu meinem Vater Fidi Mukullu."Kapinga sagte: "Es ist gut. Ich werde drei Kalebassen Malafu mitnehmen." Sie kamen zu Fidi Mukullu. Fidi Mukullu empfing sie gut und gab ihnen eine Ziege. Fidi Mukullu sagte zu Kalubi: "Sage deinem Manne, daß er, wenn er sich entleeren muß, nicht den Boden mit Kot beschmutzen darf." Sie aßen.
Nachher ging Kapinga hinaus und entleerte sich. Er hatte es aber Kalubi nicht gesagt, daß er gehen wollte. Es regnete. Er kam zurück. Nachher kam Kakaschi Kakoki (Kakullu bei den Baluba) aus ihrem Haus. Es regnete. Sie ging der Spur Kapingas nach und kam zu dem Kot. Sie rief Kalubi und zeigte ihr das. Kalubi sagte: "Er hatte es mir nicht gesagt, daß er gehen wollte. Ich wollte das Loch selbst graben." Kakaschi Kakoki begann zu singen: "Die Erde ist schmutzig, die Erde ist schmutzig, die Erde ist schmutzig." Fidi Mukullu hörte das. Er sandte einen Menschen und sagte: "Sage, der Sang sei nicht gut." Der Mann ging hin und sagte: "Werft den Schmutz in ein Loch !" Die Leute machten ein Loch, taten den Schmutz hinein und sangen: "Die Erde ist rein usw."
Kapinga ging mit Kalubi zu Fidi Mukullu und sagte: "Wir wollen zur Erde gehen." Fidi Mukullu sagte: "Es ist gut; nehmt eine Ziege."
Sie nahmen die Ziege und aßen sie. Fidi Mukullu sagte: "Nehmt die Haut der Ziege nicht mit." Kapinga sagte: "Nein, ich nehme sie doch mit." Fidi Mukullu sagte: "Laßt sie hier. Wenn ihr die Haut hier laßt, kann ich euch gleich hören, wenn ihr mich braucht." Kapinga nahm die Haut doch mit.
Sie kamen zur Erde. Die Menschen sagten: "Seht, das ist Kapinga, der den Himmel beschmutzt hat." Sie sagten am andern Tage: "Seht, das ist Kapinga, der den Himmel beschmutzt hat." Sie sagten es wieder und wieder. Kapinga rief Fidi Mukullu. Fidi Mukullu hörte nicht. Fünf Tage schliefen sie auf Erden. Da ging Kalubi zu ihrem Vater zum Himmel zurück. Sie sagte zu Fidi Mukullu: "Ich habe Kapinga zum Manne genommen. Die Menschen lachen über ihn. Sie wissen, was im Himmel geschah." Fidi Mukullu sagte: "Ich
sagte zu Kapinga: ,Laß die Ziegenhaut hier, damit ich dich hören kann.' Kapinga nahm sie mit. Die Haut kam vom Himmel auf die Erde. Nun wissen die Menschen, was hier geschah. Ich konnte aber Kapinga nicht hören."Kalubi blieb im Himmel. Kapinga war auf der Erde allein. —
Die Tochter Mauesses (Kioque)Schakadambile war Jäger. Er hatte keine Frau. Jeden Tag erlegte er eine Antilope. Er weinte alle Tage, weil er keine Frau hatte. Eines Tages traf er eine Frau. Die Frau sagte: "Ich bin vom Himmel gekommen, um dich zu heiraten." Sie gingen zum Dorf. Unterwegs sagte die Frau: "Ich kann nicht in einem Hause schlafen, in dem ein Feuer brennt. —Ich kann nicht vom Essen speisen, das im Dorfe bereitet ist, solange wir nicht zusammen im Himmel waren." Sie blieben eine Nacht im Dorfe. Am andern Tage sagte die Frau: "Wir wollen zusammen zum Himmel gehen. Schließe die Augen." Schakadambile schloß die Augen. Sie sagte: "Offne die Augen. Wir sind im Dorfe meines Vaters Mauesse. Er öffnete die Augen. Sie waren in einem Dorfe. Die Frau sagte: "Iß hier nur das Essen, das ich dir bereite.'
Die Leute kamen und brachten ihm Essen. Mauesse sagte: "Bereitet ein Huhn in Mafuta (Fett) und bringt es Schakadambile." Sie brachten ihm den Brei und das Huhn. Er sah beides an und stellte es dann auf den Zwischenboden (den ich nie in den echten Kioquehütten sah). Dann aß er die Bohnen, die seine Frau bereitet hatte. Am andern Tage lief das Huhn (das ja in Mafuta gekocht war) auf dem Erdboden umher. Alle Leute sagten aber: "Ach, das ist ein sehr guter Mensch." Mauesse sagte: "Nimm deine Frau und einige Ziegen und kehre heim! Wenn du an ein Wasser kommst, das beim Durchschreiten aufkocht, so schürze dein Kleid nicht, sondern gehe unbesorgt durch !"
Schakadambile nahm seine Frau und die Ziegen, die ihm Mauesse geschenkt hatte und ging von dannen. Er kam an ein Wasser. Er trat hinein. Das Wasser kochte auf. Er schürzte sein Kleid. Die Frau sagte: "Am Ende hast du gegen den Befehl meines Vaters gehandelt. Nun muß ich doch zurückkehren." Die Frau ging fort. Schakadambile sah sie nie wieder.
Der Selbstgewordene [Bruchstück](Baluba; Bena Koschi)Kadifukke sagte zu Fidi Mukullu: "Du hast mich nicht geschaffen!" Fidi Mukullu sagte: "Ich habe alles geschaffen. Ich habe die Erde geschaffen. Ich sollte dich nicht geschaffen haben?" Kadifukke sagte: "Du hast mich nicht geschaffen. Ich bin selbst aus der Erde gekommen." Fidi Mukullu sagte: "Mein Sohn, geh du mit Kadifukke
zu der Palme." Kadifukke und der Sohn Fidi Mukullus gingen zu der Palme.Der Sohn Fidi Mukullus sagte: "Wir wollen diesen Baum umschlagen." Kadifukke sagte: "Gut !" Der Sohn Fidi Mukullus sagte: "Geh nach oben !"Kadifukke saß auf dem Baume. Der Baum wuchs. Der Sohn Fidi Mukullus sagte: "Geh nach oben, geh nach oben!" Der Baum wuchs bis zum Himmel hinauf. Kadifukke sagte: "Schließe dich fest zu !" Der Gürtel des Sohnes Fidi Mukullus schloß sich fest um ihn zu. Kadifukke sagte: "Schließ dich fest zu !" Der Leibgürtel des Sohnes Fidi Mukullus schloß sich so fest, daß er fast gestorben wäre. Der Sohn Fidi Mukullus rief: "Komm herab !"Die Palme neigte sich wieder zur Erde. Kadifukke sagte: "Gürtel öffne dich !"Der Gürtel um den Sohn Fidi Mukullus ging auseinander. Beide gingen nun zu Fidi Mukullu.
Der Sohn Fidi Mukullus sagte zu Fidi Mukullu: "Mit starkem Zauber sollte Kadifukke oben sterben. Kadifukke hat mich beinah getötet, ich mußte ihn rufen; was soll nun geschehen?" Fidi Mukullu sagte: "Schließt Kadifukke und seine Leute in das Haus ein !" Man band Kadifukke und seine Leute und schloß sie in das Haus ein. Mit Kadifukke waren die beiden Tiere Fubu und Mutumba (Erdkatze) eingeschlossen. Man zündete oben im Hause Feuer an. Kadifukke sagte: "Macht schnell Figuren!" Kadifukke sagte: "Grabt schnell einen Gang." Die Leute Kadifukkes schnitzten einige Figuren. Fubu und Mutumba gruben in der Tiefe eine Grube und aus der Grube einen langen, langen Gang, der bis Galligokko (einen Tagemarsch weit) reichte. Das Feuer brannte oben. Kadifukke und seine Leute stiegen in die Grube. Das Feuer kam herunter. Die Flammen verbrannten die Holzfiguren. Fidi Mukullu sagte: "Da brennen Kadifukke und seine Leute." Kadifukke und seine Leute wanderten in dem Gange von dannen. Einer seiner Leute kam zu Fidi Mukullu. Er sagte: "Kadifukke ist nicht verbrannt." Fidi Mukullu sagte: "Du lügst, ich habe ihn selbst verbrennen sehen." Fidi Mukullu tötete den Mann. Es kam ein anderer Mann. Der sagte: "Fidi Mukullu, Kadifukke ist nicht verbrannt!" Fidi Mukullu ging hin und sah Kadifukke.
Fidi Mukullu sagte zu Kadifukke: "Ich bin weiß; du bist schwarz !"
(Die Leute verstehen den Schluß selbst nicht.)
Der Selbstgewordene (Bassonge; Bena Kalebue Lupungu)Kalombo (kui Mufange) sagte: "Ich habe mich selbst gemacht. Fidi Mukullu hat mich nicht gemacht." Kalombo ging mit vier andern Männern zur Jagd in den Wald. Die fünf Bampipue (Jäger) erlegten zwei Tiere. Die Bampipue sagten: "Es riecht hier etwas!" Es war um Mittag. Sie waren in der Nähe Fidi Mukullus. Fidi Mukullu war da mit einem Knaben. Er sagte zu dem Knaben: "Geh hin und
frage, was das für Leute sind." Der Knabe ging hin und fragte: "Wer seid ihr?" Vier der Bampipue sagten: "Wir sind Leute Fidi Mukullus." Der fünfte Jäger sagte: "Ich bin Kalombo kui Mufange; ich habe mich selbst gemacht." Der Knabe ging zurück und wiederholte die Antworten. Fidi Mukullu sagte: "Alle fünf Leute sollen hierher kommen !"Die fünf Bampipue kamen zu Fidi Mukullu. Fidi Mukullu fragte sie: "Wer seid ihr?" Vier der Bampipue sagten: "Wir sind Leute Fidi Mukullus." Der fünfte Jäger sagte: "Ich bin Kalombo kui Mufange; ich habe mich selbst gemacht." "Wenn du soviel machen kannst, so nimm die Sonne und lasse sie sogleich untergehen!" Kalombo sagte: "Das kann ich nicht." Fidi Mukullu nahm die Sonne vom Himmel fort. Es war dunkel. Fidi Mukullu sagte: "Nun setze die Sonne wieder an ihren Platz, damit diese vier Leute wieder in ihr Dorf zurückkehren können." Kalombo sagte: "Das kann ich nicht." Fidi Mukullu setzte die Sonne wieder hin. Fidi Mukullu zeigte auf ein großes Tal und sagte: "Setze dieses Tal in diese Hütte." Kalombo sagte: "Das kann man nicht." Fidi Mukullu setzte das Tal in eine Hütte.
Fidi Mukullu sagte: "Laß die Sterne und die Tschidiminasaschi(Plejaden)und die Nguba (Sonne) und den Mossi (Mond) hierher kommen." Kalombo sagte: "Das kann ich nicht."Fidi Mukullu sagte: "Ich habe einen Mann über die Tschimina, eine Frau über die Sterne, eine Frau über die Nguba, eine Frau über den Mossi gesetzt. Die achten auf sie und lenken nach meinem Willen." Dann rief Fidi Mukullu: "Ihr Sterne, kommt!" Sie kamen alle, alle, alle herunter und Tschimina war groß, ganz riesengroß. Fidi Mukullu sagte: "Getit wieder!"Die Sterne gingen.
Dann rief Fidi Mukullu: "Nguba, komm!" Nguba kam hernieder als ein mächtiges Feuer. Fidi Mukullu winkte. Da war es nur noch eine einfache Scheibe. Dann rief Fidi Mukullu: "Mossi, komm!" Mossi war wie ein weißes Wasser. Dann ließ Fidi Mukullu Peschi (Regen oder Regenzeit) und Dischifu (Trockenzeitwind) kommen. Fidi Mukullu fragte: "Habe ich nicht gesagt: Sechs Monate soll es regnen, vier Monate soll esnichtregnen ? Habe ich nicht gesagt, daß die Saat im Regen reichlich keimen soll, daß Nguba täglich kommen, stehen und wieder gehen soll, damit Tag und Nacht ist?"Alle sagten: "Haeaeae"(Ja). Fidi Mukullu sagte: "Geht alle." Alle gingen.
Fidi Mukullu sagte zu den vier Bampipue: "Geht dort herunter. Es ist viel Wald da. Der Wald soll fallen, damit ihr einen weiten und guten Weg seht!" Der Wald fiel. Die vier Bampipue gingen. Dann sagte Fidi Mukullu zu Lufunga (Wind): "Komm." Lufunga kam. Fidi Mukullu sagte zu Lufunga: "Bring Kalombo in das Dorf der Nguba. Dann komm wieder und nimm die Hütte, die ich in das
Tal gesetzt habe und bringe sie in mein Dorf oben." Lufunga tat es.Als der Erzähler das zweitemal zur Reinschrift erzählt hat, sagt ein alter Mussonge, Kalombo sei nicht in die Nguba, sondern in den Mossi versetzt. Während des Streites kommt heraus, daß dieser Mann ein Mann Kakesas ist, der lange bei den Arabern am Lomami lebte. Deshalb ist die Angabe von zweifelhaftem Werte.
Der Selbstgewordene (Bassonge; Bena Kalebue Lupungu)Kalombombo mui fange (der sich selbst macht), hatte als Frauen Gulube (Schwein), Nsevu (Elefant), Nkimma (Affe), Gulungwe (Antilope), Senschi (Ratte), Kamanji (Donnertier). Mwille sandte seinen Sohn Muina, um auf der Hochebene Holz und Wasser zu holen. Muina traf auf der Hochebene ein großes Dorf an. Im Dorfe waren nur Tiere. Muina fragte: "Wer hat das Dorf gemacht?" Kalombombo mui fange sagte: "Ich, Kalombombo mui fange." Muina sagte: "Was, du willst mui fange sein? Mein Vater Mwille hat alles gemacht." Kalombombo sagte: "Sieh meine Elefanten, meine Tiere alle, ich habe sie gezeugt." Muina sagte: "Wenn du schaffen könntest, würdest du Menschen zeugen 1"
Muina ging zu seinem Vater und erzählte ihm alles. Mwille sandte zwei Leute, um Kalombombo mui fange zu holen. Die Leute kamen zu Kalombombo. Kalombombo sagte: "Es ist gut." Die Leute sagten: "Wir wollen dir den Weg zeigen." Kalombombo sagte: "Ich werde den Weg mit meinen Leuten selbst machen, geht ihr nur." Die beiden Leute gingen. Kalombombo ließ seine Leute während dreier Tage Essen machen und aufpacken. Dann machte er sich auf den Weg.
Kalombombo kam im Dorfe Mwilles an. Mwille machte Speise von Bombombo (Insekt) und setzte sie Kalombombo vor. Kalombombo sagte: "Das eß ich nicht." Mwille bereitete darauf eine Ziege und ein Schwein. Kalombombo sagte: "Das esse ich heute nicht. Ich esse (also doch) heute Bombombo. Wenn mein Buanga heute auch stirbt (d. h. wenn ich heute auch einmal gegen mein Speiseverbot sündige), so macht das nichts."Kalombombo aß Bombombo. Mwille wies allen Leuten Kalombombos nur ein Haus an und sagte nachher zu seinen Frauen: "Wenn ihr morgen früh aufwacht, werdet ihr Kalombombo tot finden." Am andern Morgen rief Mwille Kalombombo. Kalombombo sagte: "Hier bin ich. Ich habe mich selbst gemacht. Ich habe keinen Herrn." Die Frauen Mwilles sagten zu Mwille: "Er ist also doch nicht gestorben, laß ihn lieber gehen."
Mwille sagte zu Kalombombo: "Komm mit zu der Kabue (Palme), wir wollen Palmfrüchte schlagen."Kalombombo sagte: "Es ist gut." Kalombombo ging hin. Sie kamen an den Baum. Kalombombo gab
Mwille seinen Kakalla (Gürtel) und sagte: "Halte ihn." Mwille hielt ihn. Kalombombo stieg auf den Baum. Mwille sagte: "Baum wachse." Der Baum wuchs mächtig zum Himmel auf.Kalombombo sagte: "Gürtel schließe." Der Gürtel schloß sich um Mwille. Mwille starb fast. Mwille sagte: "Baum schwell ab." Der Baum wurde wieder klein.
Kalombombo sagte: "Gürtel öffne dich." Der Gürtel öffnete sich. Kalombombo stieg wieder zur Erde herab. Mwille gab Kalombombo den Kakalla zurück. Die Frauen sagten zu Mwille: "Laß den Kalombombo." Mwille sagte: "Nein, ich lasse den Kalombombo nicht. Ich habe alles gemacht. Ich bin Mwille. Kein anderer kann schaffen."
Mwille ging mit Kalombombo an ein großes Wasser und sagte: "Wer wird zuerst drüben sein?" Kalombombo sagte: "Wir werden es sehen."Mwille und Kalombombo schwammen. Kalombombo kam zuerst am andern Ufer an. Die Frauen Mwilles sagten: "Laß ihn." Mwille sagte: "Ich lasse ihn nicht."
Mwille wies Kalombombo und seinen Leuten ein Haus an. Er wollte das Haus anzünden und Kalombombo mit allen seinen Leuten verbrennen. Mutumba (Erdkatze) machte einen unterirdischen Weg, sodaß alle fortgehen konnten. Nsevu (Elefant) zerwarf im Hause Töpfe. Jedesmal wenn ein Topf zersprang, sagte Mwille: "Jetzt stirbt ein Tier." Als der letzte Topf im Hause zersprang, sagte Mwille :"Das war Kalombombo." Als Nsevu den letzten Topf zerworfen hatte, lief er hinter den andern her und von dannen.
Kalombombo sagte am andern Tag: "Ich fliehe nicht bei Nacht." Kalombombo ging zurück zu Mwille und sagte: "Mojo." (Leben) Mwille sagte: "Was? du lebst?" Kalombombo sagte: "Ja, ich lebe." Mwille gab Kalombombo einen großen Ziegenbock. Kalombombo ging mit seinen Leuten von dannen in sein Dorf.
Mwille sandte nach einiger Zeit einen Strick an Kalombombo und ließ ihm sagen: "Die Ziege, die ich dir gab, hat Junge geworfen. Sende sie mir." Kalombombo sagte zu den Leuten: "So, also Mwille will von meinem Bocke Junge haben. Wartet! Ich werde selbst hingehen." Kalombombo ging zu Mwille. Er führte Mwilles Bock hinter sich an der Leine. Kalombombo sagte: "O Mwille! Mein Bruder ist schwanger und will Kinder gebären." Mwille sagte: "Deine Schwester will Kinder gebären?" Kalombombo sagte: "Nein, mein Bruder will Kinder gebären." Mwille sagte: "Du lügst." Kalombombo sagte: "Lügt Mwille?" Mwille sagte: "Mwille lügt nicht." Kalombombo zog den Bock hervor, zeigte ihn Mwille und sagte: "Wenn Mwilles Bock Kinder werfen kann, kann mein Bruder auch Kinder gebären." Die Frauen Mwilles sagten: "Laß ihn, er weiß alles."
Nsadi (Batetela vom Lukenje)Zwei Knaben und ein Mädchen waren die Kinder gleicher Eltern. Nsadi (oder Njadi das Gewittertier) kam vom Himmel herab. Er wollte das Mädchen heiraten. Er heiratete das Mädchen. Dann kehrte er zum Himmel zurück. Das Mädchen nahm er mit. Sie waren vier Jahre im Himmel. Der jüngere Bruder der Frau sagte: "Ich will meine Schwester im Himmel besuchen." Er stieg hinauf und traf da einen Mann, den fragte er nach dem Weg. Es war überall hohes Gras. Der Mann gab ihm einen Feuerbrand und zündete das Gras an. Der Mann sagte: "Das ist der Weg." Der Jüngling ging weiter. Er traf einen Mann, der mit dem Pfeil nach Tussindi (kleine Ratten) schießen wollte, aber nicht traf. Der Wanderer fragte nach dem Wege. Der Bogenschütze sagte: "Schieße mir Tussindi." Der Wanderer schoß die Tussindi. Der Mann zeigte ihm den Weg. Der Wanderer kam zu einer alten Frau, die am Wege saß und viele Geschwüre hatte. Der Wanderer fragte nach dem Wege. Die alte Frau sagte: "Lecke mir die Geschwüre aus." Der Wanderer leckte die Geschwüre aus. Die alte Frau zeigte ihm den Weg. Der Wanderer kam zu einer Frau, die hatte einen großen Krug voll Wasser neben sich stehen. Der Wanderer fragte nach dem Wege. Die Frau sagte: "Trinke mir das Wasser aus." Der Wanderer trank das Wasser aus. Die Frau zeigte ihm den Weg.
Der Wanderer kam in das Dorf Nsadis und traf seine Schwester. Sie stieß gerade Pondo (Hirse). Die Schwester sagte: "Weshalb kommst du? Nsadi will keine Leute bei sich haben." Die Schwester weinte. Nsadi sandte eine Schlange. Der Wanderer erschlug die Schlange. Nsadi sandte eine andere Schlange. Der Wanderer erschlug sie. Der Wanderer erschlug alle Schlangen. Dann kam Nsadi und begrüßte den Wanderer. Er gab ihm vier Hühner. Die Schwester bereitete die Hühner. Sie aßen die Hühner auf. Dann sagte Nsadi: "Wir wollen die Hühner zählen, die wir gegessen haben." Sie zählten beide die Knochen. Nsadi wies dem Wanderer ein Haus an. Das Haus war leer. Im Nebenhause schliefen die Töchter Nsadis. In der Nacht verließ der Wanderer das Haus, das ihm angewiesen war und ging in das Haus der Töchter, um dort zu schlafen. Nsadi machte in der Nacht ein Gewitter und zündete das Haus des Wanderers an. Nsadi glaubte, daß der Wanderer gestorben sei. Am andern Morgen sah er den Wanderer.
Nsadi sagte zum Wanderer: "Wir wollen zusammen in den Wald gehen." Sie gingen in den Wald, in dem Nsadi immer Menschen tötete. Nsadi sagte zum Wanderer: "Steig auf den Baum." Der Wanderer hatte ein Medikament (Okanga) mit Namen Ikutschikutschi okomele lete, das gab er Nsadi. Der Wanderer stieg auf den Baum.
Nsadi sagte: "Palmbaum steig zum Himmel."Der Palmbaum wuchs mächtig empor. Der Wanderer sagte: "Schlage Holz." Das Okanga warf Nsadi gegen die Bäume. Nsadi rief: "Komm zur Erde herab." Der Baum ward wieder kleiner. Der Wanderer sagte: "Laß sein." Da konnte Nsadi wieder gehen. Nsadi gab dem Wanderer das Okanga Ikutschikutschi zurück.Sie gingen in das Dorf zurück. Nsadi gab dem Wanderer reiche Gaben, Frauen, Ziegen, Hühner, Hirse, alles. Nsadi sagte: "Du bist so stark wie ich." Der Wanderer nahm alles, was er erhalten und kehrte zur Erde zurück.
Der ältere Bruder sah den Jüngling mit allen Gaben Nsadis kommen. Er sagte: "Ich will auch so reich werden wie du." Der Jüngling sagte: "Laß es sein. Nsadi ist stark und böse." Der ältere Bruder ging doch. Er stieg zum Himmel empor. Er traf den ersten Mann. Es war überall hohes Gras. Der Wanderer sagte: "Gib mir schnell von dem Feuerbrande." Der Mann sagte: "Ich bin nicht dein Sklave." Der Wanderer ging weiter und traf den Mann, der nach den Tussindi schießen wollte. Er fragte: "Wo ist der Weg?" Der Mann sagte: "Schieße mir Tussindi." Der Wanderer sagte: "Schieße doch selbst." Er ging weiter. Er traf dieselbe Frau mit den Geschwüren. Der Wanderer fragte: "Wo ist der Weg?" Die Frau sagte: "Lecke mir die Geschwüre aus." Der Mann sagte: "Du altes, häßliches Weib !" Er ging weiter. Er kam zu der Frau mit dem Wasserkrug. Er fragte: "Wo ist der Weg?" Die Frau sagte: "Trinke das Wasser aus." Der Mann sagte: "Trinke selber." Der Mann ging weiter. Er kam in das Dorf Nsadis.
Der Wanderer kam in das Dorf Nsadis. Die Schwester weinte. Nsadi sandte eine Schlange. Der Mann wußte sich nicht zu helfen. Die Schlange biß ihn. Es kamen viele Schlangen. Sie bissen den Wanderer halb tot. Nsadi kam und heilte die Wunden. (Ein Begleiter des Erzählers unterbricht hier und behauptet, die Schwester habe die Schlangenbißwunden geheilt.) Nsadi brachte vier Hühner, um sie mit dem Wanderer zu verspeisen. Die Schwester bereitete die Hühner. Sie aßen die Hühner. Nsadi sagte: "Wir wollen die Hühner zählen." Der Wanderer sagte: "Zähle du die Knochen allein." (Die folgende Szene des Nachtbrandes fehlt.) Am andern Tage sagte Nsadi: "Komm mit in den Wald." Sie gingen in den Wald, in dem Nsadi immer Menschen tötete. Nsadi sagte: "Steig auf den Baum." Der Wanderer stieg empor. Nsadi sagte: "Steig zum Himmel empor." Der Baum stieg mächtig empor. Nsadi ging ins Dorf zurück. Der Wanderer konnte von seinem Baume nicht wieder herunter. Er starb und verfaulte und seine Knochen fielen auf die Erde herab.
Eine Regenzeit wartete der jüngere Bruder. Dann machte er sich auf den Weg zum Himmel. Er kam in den Himmel. (Der Erzähler
schildert die Wanderung genau wie das erstemal bis zu dem Momente, wo die Hühnerknochen gezählt worden sind.) Dann fährt er fort: Der Wanderer fragte Nsadi: "Wo ist mein Bruder? Du hast ihn mit in den Wald genommen und an den Himmel steigen lassen. Komm mit!" Sie gingen in den Wald. Sie fanden die Knochen unter dem Baume. Der Jüngere setzte sie zusammen. Er ging am andern Tage in den Wald zu den Knochen und rief den Bruder beim Namen. Die Beine wurden gut. Er ging am nächsten Tag und rief den Bruder beim Namen. Der Unterleib wurde gut. Er ging am nächsten Tage wieder in den Wald und rief den Bruder beim Namen. Der Oberleib wurde gut. Am nächsten Tage die Arme, am letzten der Kopf. Dann nahm er Ssao (Grasbüschel) und bespritzte den hergestellten Leichnam mit Wasser. Der ältere Bruder stand lebend auf. Der Jüngere sagte: "Ich habe dir gesagt: Laß die Reise. Nun siehst du, wie es ist. Du bist der ältere Bruder. Du bist es aber umsonst." Dann ging er zur Erde zurück und nahm den älteren Bruder mit sich.Ono Ilenga (Batetela; Malela vom Lomami)Ono Ilenga, ein Knabe, war so klug, daß er von niemand betrogen werden konnte. Einmal gaben ihm die Frauen des Dorfes Bananen zu kochen. Ono Ilenga schnitt die Bananen. Ono Ilenga tat sie aufs Feuer. Die Frauen schickten ihn fort, Wasser zu holen. Während er fort war, nahmen die Frauen seinen Topf vom Feuer, taten die Bananen heraus und an ihre Stelle Blätter in das Wasser. Ono Ilenga kam mit dem Wasser wieder. Er sah in den Topf. Er sah die Blätter. Er sagte: "Das macht nichts."
Am andern Tage kochten die Frauen ihre Erdnüsse. Er sagte: "Ein Tier ist dahinten bei euren Kindern." Die Frauen liefen fort. Ono Ilenga nahm die Erdnüsse der Frauen aus dem Topf und tat Blätter hinein. Die Frauen kamen wieder. Die Frauen sahen in den Topf. Es waren keine Erdnüsse mehr da. Sie sagten zu Ono Ilenga: "Wo sind unsere Erdnüsse?" Ono Ilenga sagte: "Es wird heute mit euren Erdnüssen gegangen sein, wie es gestern mit meinen Bananen war !"
Leute Mwilles kamen in das Dorf. Sie nahmen Ono Ilenga mit zu Mwille, zeigten ihn Mwille und sagten: "Der Knabe ist so klug, daß ihn niemand betrügen kann." Mwille sagte: "Es ist gut! Wir wollen ihm gutes Essen bereiten." Mwille schlachtete die Mutter Ono Ilengas. Mwille bereitete viele Speisen aus der Mutter Ono Ilengas. Es waren viele verschiedene Gerichte. Nur im Djesse (Gemüse) war nichts von der Mutter Ono Ilengas. Mwille rief Ono Ilenga zum Essen. Ono Ilenga kam. Ono Ilenga aß nur von dem Djesse.
Am andern Tage sagte Mwille: "Wir wollen Palmfrüchte holen." Sie gingen in den Wald. Sie kamen an eine Palme. Mwille sagte: "Steige du hinauf." Ono Ilenga gab seinen Armring Okalla aus
Mbondofasern Mwille und sagte: "Halte ihn." One Ilenga stieg hinauf. Mwille sagte: "Wachse hinauf." Der Palmbaum wuchs gen Himmel. Ono Ilenga sagte: "Werde eng." Der Ring schloß sich fest um Mwille. Mwille sagte: "Werde klein !" Der Baum ward wieder klein. Ono Ilenga sagte: "Lasse frei." Der Ring ließ Mwille frei. Ono Ilenga stieg herab. Sie gingen ins Dorf zurück.Mwille gab Ono Ilenga vier Böcke und zwei Ziegen. Ono Ilenga nahm aber nur drei Böcke und nur eine Ziege an. Er ging zur Erde.
Die eine Ziege aber warf so viele Junge, daß Mwille Ilenga sagen ließ: "Meine Böcke haben bei dir so geworfen, daß du mir ein Geschenk machen mußt." In den Tagen kam (gerade) eine Frau Ilengas nieder. Ilenga nahm das Kind mit aller Nachgeburt und legte es seinem Vater in den Schoß. Er ließ Mwille sagen: "Mein Vater hat dir ein Kind zur Welt gebracht. Sende mir ein Geschenk."Mwille ließ antworten: "Das ist nicht möglich. Ein Mann kann nicht gebären." Ilenga ließ antworten: "Weshalb kann ein Mann nicht gebären? Haben deine Böcke etwa nicht geworfen?" Mwille sagte: "Man kann Ono Ilenga nicht betrügen."
Die Tochter Fidi Mukullus (Bena Lulua; Bena Mbumba am kleinen Pindu)Mbeja hatte einen Sohn Tumba. Tumba machte sein Feld. Als er auf sein Feld kam, fand er, daß bei ihm gestohlen war. Er weinte. Er weinte zehn Tage. Am zehnten Tage kam Fidi Mukullu zu Tumba. Fidi Mukullu sagte: "Weshalb weinst du?" Tumba sagte: "Alle Tage stehlen sie in meinem Garten." Fidi Mukullu sagte: "Heute nehme ich dich mit mir in den Himmel."
Fidi Mukullu nahm Tumba mit in den Himmel. Fidi Mukullu gab Tumba im Himmel eine Frau. Fidi Mukullu sagte: "Bei abnehmendem Monde gehe nicht. Gehe, wenn der Mond zunimmt und gut ist." Tumba ging bei zunehmendem Monde mit seiner Frau auf die Erde. Er blieb einige Zeit auf der Erde. Tumba ging wieder zum Himmel (anscheinend bei abnehmendem Mond). Er fand im Himmel niemand. Er fand das Dorf Fidi Mukullus nicht. Er fand (an Stelle des Dorfes) viele, viele Kürbisse. Er nahm sein Messer und schlug alle Kürbisse durch. Erging wieder zur Erde. Er fand sein Haus nicht. Er fand seine Frau nicht. Er fand nur einen großen Kürbis (oder eine Kalebasse). Tumba weinte. Tumba zerschlug den Kürbis.
Fidi Mukullu kam zur Erde. Fidi Mukullu sagte zu Tumba: "Ich habe dir gesagt, du sollst bei abnehmendem Monde nicht gehen. Du bist bei abnehmendem Mond in den Himmel gekommen. Du hast meine Leute erschlagen. Die Kürbisse waren deine Frau, der Vater deiner Frau, der Bruder deiner Frau, die Mutter deiner Frau, es
waren alle meine Leute. Du hast alle in der Mitte durchgeschlagen." Fidi Mukullu nahm Tumba mit sich in den Himmel. Fidi Mukullu band Tumba. Er band ihn an den Pfosten seiner Hütte.(Eine Frau, bei der infolge Schwangerschaft die Menstruation aufhört und die trotzdem die üblichen Buanga - anscheinend Farbenschmuck - am Körper nicht anbringt, und die nachher ihr Kind doch glücklich gebiert, nennt dieses Tumba. —Im übrigen ist Tumba das Gewitter, zumal anscheinend der Donner.)
Die Tochter Mauesses (Kanioka)Vier Billua (Jäger) gingen zur Jagd. Es fiel ein Regen (Mwula). Alle vier machten sich eiligst auf den Heimweg. Drei Jäger kamen glücklich heim. Einer der Jäger blieb zurück. Er verirrte sich und kam in Mauesses Dorf an. Die Leute fragten den Tschillua (Einzahl von Billua): "Wie kommst du hierher?" Der Tschillua sagte: "Ich war mit andern zur Jagd. Es fiel Regen, ich verirrte mich." Die Leute fragten: "Weißt du, wo du bist?" Der Tschillua sagte: "Nein." Die Leute sagten: "Du bist im Dorfe Mauesses, der alles gemacht hat."Der Tschillua sagte: "Es ist gut, ich bleibe hier." Die Leute gaben ihm ein Haus. Der Tschillua blieb.
Am andern Tage sah der Kassongo (der Tschillua) Tanga Ngoi, die Tochter Mauesses. Kassongo sagte zu Mauesse: "Ich möchte Tanga Ngoi heiraten." Mauesse sagte: "Es ist gut, heirate sie." Kassongo heiratete Tanga Ngoi. Er blieb zwei Tage bei ihr. Am dritten Tage sagte Mauesse: "Nun kehre in dein Dorf zurück und bleibe eine Regenzeit daheim. Wenn dann wieder eine Regenzeit kommt, so kannst du kommen, deine Frau zu holen."
Kassango ging und kam heim. Kassango kam jedoch vor der Zeit in das Dorf Mauesses. Er fand im Dorfe Mauesses alles geschlossen. Alle Häuser waren zu. Er öffnete eine Tür. Die Leute darin waren tot. Er öffnete ein anderes Haus. Es lagen Frauen darin. Sie waren tot. Er schloß die Tür und öffnete wieder ein Haus. Er fand darin seine eigene Frau. Sie war tot. Er wollte Tanga Ngoi am Bein anfassen. Das Bein brach ab. Kassongo ging schnell hinaus. Er schloß das Haus und ging in sein Dorf zurück.
Als wieder Regen fiel, ging Kassongo den gleichen Weg zurück in Mauesses Dorf. Mauesse sagte: "Du bist hier gegen meinen Befehl gewesen. Du hast Tanga Ngois Bein abgebrochen. Geh in dein Dorf zurück und nimm dies Paket mit." Mauesse gab dem Tschillua ein Paket. Kassongo ging wieder in sein Dorf. Bald darauf starb der Sohn des Tschillua. Kassongo wußte nicht, was das war, denn damals starben die Menschen nicht. Er ging zurück zu Mauesses Dorf und sagte zu Mauesse: "Mein Sohn ist gestorben. Was ist das?" Mauesse sagte: "Geh in jenes Haus. Dort sind Leute." Kassongo
ging in das Haus. Die Leute in dem Hause sagten: "Du warst gegen den Willen Mauesses hier. Du hast das Bein Tanga Ngois abgebrochen. Das Paket, das dir Mauesse gab, enthielt die Strafe, die er dir zugedacht hat. Nun geh hin, leg deinen Sohn auf eine Matte und dann trauert um ihn. So wirst du sehen, was Mauesse machen wird."Kassongo ging in sein Dorf-zurück. Er ließ seinen Sohn auf eine Matte legen. Alle Leute setzten sich herum und weinten und klagten. Mauesse rief einen Hund und sagte: "Geh hinab und sieh zu, ob die Menschen, während sie trauern sollen, essen oder lachen." Der Hund ging. Der Hund sah die Menschen weinen. Dann sah er sie weggehen um zu essen. Dann sah er sie wiederkommen um zu weinen. Dann sah er sie seitwärts gehen und spielen. Der Hund ging zurück zu Mauesse und sagte: "Erst sah ich die Menschen klagen. Dann sah ich die Menschen essen, dann sah ich die Menschen klagen. Dann sah ich die Menschen spielen und lachen." Mauesse sagte: "Wenn die Menschen nicht einmal trauern können, dann sollen sie alle das Sterben kennen lernen." — Seitdem sterben die Menschen.
Die Regenfrau (Bapende)Kapinga, ein Mann, hatte keine Frau. Er ging einmal auf die Wanderschaft. Auf dem Kreuzwege traf er eine Frau. Er nahm sie mit in sein Dorf. Er heiratete sie. Die Frau wollte nichts essen. Die Frau sagte: "Du kennst meinen Namen nicht. Ehe du meinen Namen nicht kennst, esse ich nichts." Die Frau aß nichts. Wenn es regnete, so fing sie die Tropfen auf und kochte das Wasser. Sie trank das Wasser. Es war alles, was sie zu sich nahm.
Kapinga ging eines Tages spazieren. Er traf Kakulutu Kamuntu (der Tschilumi Tschikullu der Baluba). Kakulutu Kamuntu sagte: "Du weißt den Namen deiner Frau nicht? Ich will ihn dir sagen. Deine Frau heißt Tumba." Kapinga kam in sein Dorf. Er sagte zu seiner Frau: "Dein Name ist Tumba." Tumba sagte: "Es ist gut; komm mit mir in das Dorf meines Vaters." Kabinga sagte: "Es ist gut." Sie machten sich beide auf den Weg. Sie kamen beide in das Dorf. Die Eltern legten ihm eine schöne Matte hin. Es war ein angenehmes Dorf. Kapinga blieb lange dort.
Eines Tages sagte Kapinga: "Ich will gehen." Die Eltern sagten: "Es ist gut; aber Tumba kann dich nicht begleiten. Wenn es regnet, dann kannst du wieder hierher kommen; komme aber nicht, wenn es nicht regnet."
Kapinga ging. Er kam heim. Nach zwanzig Tagen machte er sich wieder auf den Weg. Es regnete noch nicht. Als er an die Stelle des Dorfes seiner Frau kam, fand er nichts von dem Dorfe, keine Menschen und keine Hütten. Es waren da nur Kalebassen und Steine. Kapinga zog sein Messer hervor und wetzte es an einem Steine. Dann
ging er wieder heim. Es regnete. Er machte sich wieder auf den Weg. Als er an die Stelle kam, fand er das Dorf und die Menschen. Er ging zum Vater seiner Frau und sagte: "Gebt mir meine Frau, ich will sie mit mir nehmen." Der Vater sagte: "Nein, du kannst deine Frau nicht wieder haben; denn ich sagte dir: ,Komme nicht, wenn es nicht regnet.' Du bist doch gekommen, als es nicht regnete. Du hast dein Messer an einem Steine gewetzt. Der Stein war mein Kreuz und du hast mich arg verwundet." Kapinga ging ohne Frau in sein Dorf zurück.Die Frau vom Himmel (Bakuba; Bolombo)Iketimbi (der schlechte Mann) hatte zwei Frauen. Die eine der beiden Frauen hatte er unter der Erde, die andere vom Himmel geheiratet. Beide Frauen wohnten bei ihm auf der Erde. Die Frauen sagten zu Iketimbi: "Sieh uns nie zu, wenn wir Essen bereiten." Die Frauen brachten ihm alle Tage gutes Essen. Eines Tages sagte er: "Ich muß sehen, wie die Frauen Essen machen." Er ging hin und versteckte sich unter dem Bett. Am andern Tage machten die Frauen das Essen. Sie standen neben den Eßschüsseln und wuschen sich den Leib, die Beine, die Arme, den Kopf. Die Schüsseln füllten sich. Iketimbi sprang unter dem Bett hervor und rief: "Weshalb wascht ihr euch?" Die Frauen sagten: "Weshalb siehst du uns zu? Wir haben gesagt: ,Sieh uns nicht zu'."
Die Frauen aßen nicht. Iketimbi aß nicht. Die Frau der Erde entfloh. Die Frau vom Himmel sagte: "Komm mit mir in den Himmel." Iketimbi sagte: "Es ist gut." Er ging mit der Frau in den Himmel. Der Vater der Frau sagte: "Geh doch zur Erde und bringe mir Kautschukfrüchte. Komm aber nur, wenn es regnet. Komm nicht zum Himmel, wenn es trocken ist." Iketimbi ging auf die Erde. Als es trocken war, machte er sich auf den Weg. Er traf nur Kalebassen. Er schlug alle Kalebassen ab. Er ging dann zur Erde zurück. Als es regnete, kehrte er zurück. Alle Leute, die er im Dorfe traf, hatten Wunden, die einen am Kopf, andere an der Brust, andere an den Beinen, andere an den Geschlechtsteilen. Die Leute sagten: "Du bist sehr schlecht. Wir sagten: ,Komme nicht, wenn es trocken ist. Komme im Regen.' Du hast uns alle verwundet. Geh mit deiner Frau zur Erde zurück und komme nicht wieder." Iketimbi ging und blieb auf der Erde.
Die Tochter Mauesses (Kanioka)Dilunga Kabobola ging auf den Markt (Tschisallu). Auf dem Markte traf er Njina Moana, die Tochter Mauesses. Er sagte: "Ich will dich heiraten." Njina Moana sagte: "Heute ist das nicht recht. Mein Vater ist nicht gut. Aber wenn wieder Tschisallu ist, komme mit
mir." Beide gingen ihres Weges. Als wieder Tschisallu war, traf Dibunga Kabobola Njina Moana abermals. Sie sagte: "Komm mit!" Beide gingen zusammen zum Musellebaume. Sie stiegen am Musellebaum empor. Sie kamen in den Himmel. Njina Moana sagte: "Das erste, was du im Himmel siehst, mußt du mit Mauesse anreden. Einen Mann, der ganz aus Knochen ist (ohne Fleisch), mußt du mit Mauesse anreden. Einen Stuhl, der aus Knochen ist, mußt du mit Mauesse anreden." Dilunga Kabobola sagte: "Es ist gut."Beide kamen bei Mauesse an. Dilunga Kabobola sagte: "Ich möchte Njina Moana heiraten." Mauesse sagte: "Es ist recht. Wenn du aber zu Njina Moana sagst: ,Gehe hin und bringe mir', wenn du sie je nach etwas aussendest, stirbt sie. Du kannst sie nehmen, wenn du viele Sklaven hast und sie somit nichts zu arbeiten hat." Dilunga Kabobola sagte: "Es ist gut." Er ging zum Musellebaum zurück und stieg auf die Erde hinab. Am nächsten Tschisallu kehrte er zu Mauesse zurück und heiratete Njina Moana. Dann stieg er mit Njina Moana zusammen zur Erde.
Alles ging lange sehr gut. Eines Tages fiel starker Regen. Dilunga Kabobola war mit Njina Moana im Freien. Beide gingen schnell ins Haus. Dilunga Kabobola hatte seinen Bogen draußen stehenlassen. Er sagte zu Njina Moana: "Ach, bring mir meinen Bogen herein." Njina Moana brachte ihm den Bogen. Njina Moana legte sich auf das Bett. Als Dilunga Kabobola am andern Morgen nach dem Lager Njina Moanas sah, fand er nur noch ein Knochengerüst. Am gleichen Tage starben auch alle Sklaven in Dilunga Kabobolas Dörfern.
Dilunga Kabobola ging zum Musellebaum und stieg zu Mauesse empor. Er sagte: "Njina Moana ist gestorben !" Mauesse sagte: "Ich sagte dir, daß du keine Arbeit von Njina verlangen darfst, sonst verlierst du sie. Njina Moana ist nicht gestorben, sondern sie ist hierher geflohen und in ihre Hütte zurückgekehrt."Dilunga Kabobola bat: "Gib mir meine Frau zurück." Mauesse sagte: "Du hast deine Frau verloren, ich gebe sie dir nicht wieder. Aber merke: Du sollst nicht sterben. Du sollst so bleiben wie du bist. Deine Haare sollen nicht weiß werden. Dein Bart soll nicht lang werden. Gehe hin und baue dir ein anderes Dorf auf." Dilunga Kabobola kehrte am Musellebaume zur Erde zurück. Er baute ein anderes Dorf auf. (Von einem Mann erzählt.)
Kabatschis Tochter (Bapende)Kabatschi (ein Mann) und Kajong (seine Frau) hatten eine Tochter Tangu. Tangu ward eine schöne Frau. Sie nahm keinen Mann. Alle Tiere begehrten sie. Sie schlug alle aus. Batschi (die Schildkröte) kam mit viel Malafu (Palmwein) und bewarb sich um Tangu. Kabatschi
sagte: "Bring noch fünf Ziegen." Batschi brachte noch fünf Ziegen. Tangu sah Batschi und sagte: "Er gefällt mir." Sie aßen eine Ziege. Kabatschi sagte zu Batschi: "Sieh ja zu, daß du Tangu nichts ausschlägst, sonst erlebst du etwas." Batschi und Tangu gingen.Jahrelang ging es sehr gut. Eines Tages aß Tangu Batschis Fleisch. Er ward böse. Batschi sagte: "Du darfst nicht mein Fleisch essen." Er ging aus dem Hause. Als er sich umkehrte, war Tangu verschwunden. Batschi suchte Tangu. Endlich nahm Batschi eine Ziege und ging in Kabatschis Dorf. Er traf Tangu. Kabatschi sagte: "Ich habe dir gesagt: ,Sieh zu, daß du deiner Frau niemals etwas ausschlägst, sonst erlebst du etwas.' Nun hast du deine Frau verloren." Batschi ging traurig nach Hause.
Molombo (Baluba; Baqua Dischi zwischen Lubi und Lubilasch)Ein Mann und eine Frau hatten eine Tochter. Das Kind wurde groß. Das Kind sagte: "Ich will keinen Mann von der Erde heiraten. Ich will einen Mann vom Himmel heiraten." Der Vater ließ dem Mädchen eine eigene Hütte bauen. Eines Tages kam ein Mann. Sein Name war Molombo. Er kam zu dem Mädchen in die Hütte. Er lachte. Feuer schlug zwischen seinen Zähnen aus dem Munde hervor. Das Mädchen wollte fliehen. Molombo sagte: "Fliehe nicht! Bleib hier. Du hast gesagt: ,Ich will keinen Mann von der Erde heiraten. Ich will einen Mann vom Himmel heiraten.' Ich bin vom Himmel gekommen." Molombo schlief drei Tage bei der Frau. Am vierten Tage gebar die Frau einen Sohn.
Die Schwester der Frau sagte: "Meine Schwester hat immer gesagt: ,Ich will keinen Mann von der Erde heiraten. Ich will einen Mann vom Himmel heiraten.' Es schreit ein Kind im Hause meiner Schwester." Molombo und das Kind waren im Hause. Molombo hatte das Kind im Arme. Die Frau ging mit einer Milonda (Wasserkrug) an das Wasser. Die Schwester sagte zu der Frau: "Laß mich das Kind in deiner Hütte sehen !" Die Schwester ging in die Hütte. Sie sah Molombo. Molombo war sehr groß. Er hatte einen langen Hals. Er hatte lange Arme. Er hatte lange Beine. Er hatte das Kind auf dem Arme. Die Schwester sagte: "Gib mir das Kind." Die Schwester nahm das Kind auf den Arm. Die Frau mit der Milonda kam. Molombo stand auf und ging davon.
Molombo stand auf und ging davon. Er ging fort. Die Frau stellte die Wasserflasche hin und nahm das Kind. Sie sagte zu ihrer Schwester: "Weshalb hast du das gemacht? Mein Mann ging deinetwegen von dannen." Die Frau hatte das Kind im Arme. Sie lief hinter Molombo her. Die Frau sagte: "Ich will nicht auf der Erde bleiben. Ich will mit dir in den Himmel gehen."
Molombo entzündete ein Feuer. Das Holz machte Rauch. Nach dem Rauche kamen Flammen. Aus den Flammen kam Rauch. Molombo sagte: "Halte mich hinten am Leibgurte." Die Frau hielt das Kind am Arme. Sie hielt sich hinten an Molombos Leibgurt. Sie stiegen im Rauch in die Höhe. Sie kamen an den Himmel.
Molombo, seine Frau und das Kind waren im Himmel. Molombo sagte: "Wir sind im Himmel. Achte! Wenn Regen kommt, sterben wir hier oben alle !" Nach fünf Tagen war das Kind ganz groß. Es war so groß wie Molombo. Es kam ein Regen. Die Leute starben. Molombo starb; das Kind starb; es starben alle. Die Frau sagte: "Molombo !" Molombo antwortete nicht. Die Frau schüttelte (nach der Geste) Molombo. Er war tot. Das Kind war tot. Der Regen war zu Ende. Molombo, das Kind, alle Leute waren wieder lebendig. Molombo sagte: "Es war so. Wenn wir tot sind, darfst du uns nicht anfassen. Wir sterben sonst für immer."
Molombo sagte: "Wenn der Mond (im Monat) untergeht, sterben wir. Wenn er aufgeht, dann leben wir. In der nächsten Zeit mußt du zur Erde gehen." Die Frau sagte: "Ich will jetzt zurückkehren." Molombo sagte: "Jetzt ist der Weg nicht gut (der Mond steht nach dem Erzähler im Westen). Wenn der Mond gut ist (nach der Hand-Weisung des Erzählers, wenn er in der Mitte des Himmels steht), dann geh." Die Frau wollte gleich gehen. Sie ging. Sie stürzte. Dahin flog ein Bein, da hin flog ein Arm, da hin ein Fuß, da hin eine Hand. Die (einzelnen) Teile fielen auf die Erde. Das Kind blieb oben.
Lukengo (Batetela; Wakussu)Lukengos Eltern waren gestorben. Lukengo war ein Waisenknabe. Sein Vater war ein Kangeilokka (ein Mann, der mit Zauberkraft Menschen ißt) gewesen. Lukengo mußte sein Essen selbst bereiten. Er bereitete einmal sein Essen, stellte es beiseite und ging zum Fischen. Als er wiederkam, war sein Essen gestohlen. Am andern Tage machte er wieder sein Essen, ging zum Fischen und kam heim. Sein Essen war wieder gestohlen. Am andern Tage ging er ans Wasser. Er fand eine Frau, die hatte ein Lusekke (Hörnchen) auf der Stirn. Lukengo fragte: "Bist du ein Idimu?" (Verstorbene, Muschiangi der Baluba). Die Frau sagte: "Nein, ich will dich heiraten." Lukengo nahm sie mit sich. Er ging mit ihr in sein Haus. Die Frau fragte am andern Tage: "Wo ist Ditumba ?" (Töpfererde). Lukengo zeigte die Töpfererde. Die Frau machte Töpfe. Sie verkaufte die Töpfe. Sie machte viele Töpfe. Lukengo konnte sich (für den Erlös) weitere Frauen und Sklaven kaufen. Die Frau sagte: "Beschimpfe mich nur nie mit meinem Lusekke."Lugenko ward wohlhabend und hatte viele Frauen und Sklaven. Eines Tages sagte er verächtlich: "Du mit deinem Hörnchen !"Die Frau rief alle Leute zusammen. Sie sagte: "Mit meiner
Arbeit habe ich den Mann reich gemacht. Nun beschimpft er mich, weil ich ein Lusekke auf der Stirn habe."Sie nahm all ihr Erworbenes und ging von dannen. Lukengo war arm wie vorher. (Lukengo = der Arme, Besitzlose.)Die Tochter Mauesses (Kanioka)Katumamba war der Sohn Tschimangas und seiner Frau Mpemba. Katumamba sagte: "Ich will keine Frau von der Erde heiraten. Ich will eine Tochter Mauesses." Katumamba legte 200 Elefantenzähne zurecht und machte sich auf den Weg. Er kam zu Mauesse. Er sah Tschamo, Mauesses Tochter. Katumamba sagte zu Mauesse: "Ich möchte Tschamo heiraten." Mauesse sagte: "Es ist recht. Aber achte darauf, daß Tschamo nie auf der bloßen Erde gehen darf. Tschamo muß stets eine Matte unter den Füßen haben." Katumamba sagte: "Es ist gut." Katumamba kehrte zurück. Er legte die 200 Zähne in eine Schlinge und kehrte zum Himmel zurück und durch das Gras in Mauesses Dorf. Er nahm dann seine Frau und ließ sich mit ihr zur Erde herab.
Eine lange Zeit ging alles ausgezeichnet. Eines Tages war es aber Katumamba langweilig, auf allen Wegen Matten auszubreiten. Er legte nur vier Matten hin. Seine Frau trat aus dem Hause. Sie ging über die vier Matten. Jenseits der vier Matten entstand sogleich ein Loch. Tschamo ging in das Loch. Sie sagte: "Wir gehen, wir bleiben nicht."Dann sagte sie: "Geh wieder weg."Das Loch war verschwunden (soll heißen: hatte sich über ihr geschlossen).
7. VERSCHIEDENE TYPEN
Der Streit der Gestirne (Bena Lulua; Baqua Mudiala, Luehlagebiet) Diba (Sonne) und Buloba (Erde) hatten einen Streit. Diba sagte: "Ich bin der Häuptling der Menschen." Buloba sagte: "Ich bin der Häuptling der Menschen." Sie wetteten. Diba sagte: "Wenn ich auf dich herunterfalle, zerbrichst du." Buloba sagte: "Wenn ich einstürze, sterben alle Menschen." Diba sagte: "Wenn ich nahe an die Erde herankomme, sterben die Menschen verbrennend auch."
Darauf machte die Erde wie ein Gewitter: "Paaaah !" Der Himmel zerbrach nach allen Richtungen. Die Erde zerbarst auch. Die Menschen starben, der Himmel kam ganz nahe zur Erde herab. Der Himmel setzte einen kleinen roten Menschen auf die Erde. Die Erde (ihrerseits) brachte aber ein altes Weib hervor. Das war Kakaschi Kakullu. Kapulei ka Sambi mo~na kulu (Himmel), der kleine Sohn des Himmels fand kein Haus und kein Feuer auf der Erde. Kakaschi Kakullu sang: "Ach, das ist kein Mensch !" Darauf kamen die längst verstorbenen Menschen wieder aus dem Boden. Sie brachten Feuer
und bauten Häuser und bestellten Felder. Und die Erde ward sehr schön.Julu (Himmel) und Buloba (Erde) sagten: "Fidi Mukullu hat uns so gemacht. Wir wollen nicht wieder solchen Streit machen."
Der Streit der Gestirne (Bena Lulua; Baqua Kabollo)Ngonde (Mond) sagte: "Ich bin Herr aller Menschen." Diba (Sonne) sagte: "Ich bin der Mukelenge (Häuptling)."Ngonde sagte: "Nein, ich bin der Chef."Diba sagte: "Wir werden es sehen !"Diba ging fort. Diba war gegangen. Nun hatten die Menschen nur noch Nacht, nur noch Nacht, und sie schliefen, schliefen, schliefen.
Die Menschen nahmen eine Ziege und sandten sie zu Fidi Mukullu. Die Ziege sollte zu Fidi Mukullu sagen: "Diba ist gegangen. Wir essen nicht, wir haben kein Feuer, wir schlafen nur." Die Ziege ging. Die Ziege kam am Morgen in Fidi Mukullus Dorf an. Sie sah da alle essen, spielen, kochen, trinken. Die Ziege sagte: "Ich bleibe hier. Hier ist immer Tag und Morgen." Die Ziege blieb.
Die Menschen sandten den Hund und sagten: "Die Ziege hat den Weg nicht gefunden, geh du! Geh zu Katanga, dem Vater Fidi Mukullus. Er ist nicht im Dorfe, sondern er ist da, wo die Frauen allen Koch abwurf hinwerfen." (Vergleiche Sonnenschlingenfang.) Der Hund ging. Er kam da hin und fand Katanga und sagte alles zu Katanga. Katanga gab dem Hunde das Feuer für die Menschen und sagte: "Sage den Menschen, daß Diba der Herr aller Menschen ist." Katanga machte dann den Tag.
Streit zwischen Sonne und Mond (Bassonge; Beim Ki; Zappu-Zapp)In ganz alten Zeiten waren Sonne und Mond immer zusammen. Am Morgen ist die Sonne rot und der Mond weiß. Die Leute sagten: "Ach, ist die Sonne schön !" Der Mond hörte das. Er sagte zur Sonne: "Weshalb hast du den Leuten gesagt, daß sie mich so schmähen und dich so loben sollen?" Die Sonne hörte dies. Die Sonne ging schnell in das Wasser. Die Sonne (Tangu) nahm von dem schwarzen Schlamm auf dem Grunde. Die Sonne warf nach dem Monde. Der Mond ist bis heute mit Flecken versehen. Man kann es gut erkennen. Der Mond sagte: "Das ist jetzt gut, man wird mich nicht mehr bei Tage sehen. Ich komme nur noch nachts." Der Mond beschimpfte die Sonne: "Was machst du eigentlich, du bist ,höchstens' gut, Mais wachsen zu lassen. Sieh mich dagegen an. Wenn ich nicht wäre, wüßte keine Frau, wann sie ihre Kinder zur Welt bringen wird." Die Sonne sagte: "Wenn ich nicht da wäre, woher sollten die Menschen ihre Nahrung nehmen?"
(Es wird angegeben daß die Baluba am Lubilasch die Legende ebenso erzählen.)
Kuschika
Der Streit der Gestirne (Bassonge; Bena !vlateinbo)Nguba (Sonne) und Nwesi (Mond) waren Kameraden. Eines Tages sagte Nguba: "Ich will der Häuptling sein." Mwesi sagte: "Ich will Häuptling sein."Nguba rief alle Sendulla (Ameisen) zusammen, um Krieg zu beginnen. Mwesi rief alle Nioka (Schlangen) zusammen, um Krieg zu beginnen. Die Sendulla und die Nioka bekriegten sich. Die Sendulla aßen alle Nioka auf. Da sagte Nguba: "Siehst du, meine Tiere haben die deinen überwunden. Ich bin der Häuptling." So wurde denn Nguba der große Häuptling und Mwesi zahlt ihm bis heute Kulambulle (Tribut).
Der Streit der Gestirne (Kioque)Sambi (die Sonne) sagte: "Ich bin der Mann." Kalunga (der Mond) sagte: "Ich bin der Mann." Sie stritten sich. Sie sagten: "Mauesse soll entscheiden, wer Weib, wer Mann ist." Sie gingen zu Mauesse. Sie sagten: "Wer ist Mann, wer ist Frau?" Mauesse sagte: "Die Sonne ist die Frau, der Mond ist der Mann." Da tötete Sambi den Sohn Mauesses. Mauesse ging zu Ndumba und sagte: "Sambi und Kalunga haben mich gefragt, wer Mann, wer Frau ist. Ich sagte: ,Kalunga ist Mann, Sambi Frau.' Sambi hat nun meinen Sohn getötet." Ndumba sagte: "Weshalb sagtest du das auch? Wenn der Mond da ist, schläft alles. Wenn die Sonne da ist, am Tage, gehst du zur Jagd, zum Kriege. Da ist doch Sambi, die Sonne, der Mann."
Ndumba gab Sambi, der Sonne, von der schwarzen Erde aus einem Flußbette. Sambi warf Kalunga mit der schwarzen Erde. Er ist daher schwarz (Neumond) und hat schwarze Flecke. (Der Erzähler erklärt: Dala Kalunga ist der Weltgott und seine Kinder sind Sambi, Mauesse, Kalunga und Ndumba.)
Iselenge und Ooto (Bakuba; Bolombo)Iselenge (ein Mädchen - der Mond!) und Ooto (ein Junge - der Sonnenaufgang) waren Kinder einer Mutter. Sie zogen mit vielen Leuten dahin und kamen in das Land zwischen Lubua und Sadi (Kassai). In einem großen Haus übernachteten alle miteinander auf der Erde. Iselenge und Ooto schliefen auf dem Zwischenboden, jeder auf seiner Seite. Nachts kam Ooto herüber und beschlief Iselenge. Eine Ratte kam aus dem Busch und sagte zu Ooto: "Du bist ein Fumu (Adeliger), deine Schwester ist ein Fumu. Wie kannst du als Fumu deine Schwester beschlafen?" Ooto sagte: "Ich habe keine andere Frau." Die Ratte sagte: "Das war sehr schlecht von dir."
Iselenge blieb an dem Platz. Ooto zog aber mit den Leuten in das Gebiet der Bapende. Es wurden alle Leute Iselenges krank an Armen
und Beinen, und viele Leute starben. Deshalb sandte Iselenge Djunga (Fliege) und Buschong (Hund) und Jilu (Schildkröte), um Ooto zurückzurufen. Ooto ließ sagen: "Ich komme morgen." Ooto kam aber am andern Tage nicht. Ooto kam nach einer Woche nicht. Da sandte Iselenge Buschong nochmals zu Ooto. Ooto ließ sagen: "Ich komme morgen, wenn der Kuckuck ruft." Am andern Morgen kam Ooto, und nun wurden alle Leute gesund.Der Streit der Gestirne und der Morgen (Bakuba; Bolombo)Tange (oder Tangu, die Sonne) sagte: "Ich bin der große Kumu (Häuptling)."Ngonde (der Mond) sagte: "Ich bin der große Kumu." Tange war gekränkt. Sie zog sich zurück. Da gab es nichts mehr zu essen. Die Vögel hielten eine große Versammlung ab. Erst sprach Schukul (Uhu, also der rechte Nachtvogel). Es blieb dunkel. Dann sprach Koko (der Haushahn) und bat die Sonne, doch zu kommen. Da dämmerte es. Dann sagte Mukampudi (ein Vogel, der morgens der Sonne entgegenfliegt) : "Wo ist unser großer Kumu? Wer hat unsern großen Kumu verdrängt?" — Da stieg die Sonne wieder empor. Alle Leute sagten: "So ist es doch gut."
Der Streit der Gestirne (Batetela; Malela)Anfangs gingen Sonne und Mond (Unia und Mwedi) gemeinsam ihren Weg. Eines Tages kamen sie in Streit. Unia sagte eines Tages: "Ich will Herr sein, ich bin wie Mwille. Ich will Herr des Kampfes sein."Mwedi sagte: "Ich will die Ruhe haben. Ich bin harmlos. Wenn ich herrsche, soll alles schlafen und ruhig sein, und wenn einer dem andern stiehlt, so soll es niemand sehen, damit kein Streit entsteht. Wenn du kommst, so ist gleich Krieg und Streit und Schlechtigkeit unter den Menschen. Ich will Herr sein." Beide gingen zu Mwille. Mwille sagte: "Ihr sollt nicht mehr zusammengehen. Unia soll Herr des Tages und Mwedi Herr der Nacht sein."
Kenakka und Kaukakka (Batetela; Wakussu)Uetsi (Mond) hatte einen Sohn. Unia (Sonne) hatte einen Sohn. Der Sohn Unias ging auf die Erde. Beide Jungens wollten gemeinsam ins Wasser gehen. Uetsis Sohn sagte: "Geh du voran 1" Unias Sohn sagte "Geh du voran !" Die beiden Jungen stritten sich. Die beiden Jungen schlugen sich. Uetsis Sohn schlug Unias Sohn stark und schlug ihm Wunden am Hals. Unias Sohn floh gen Himmel und sagte es seinem Vater Unia. Unia sandte ihn aber wieder zur Erde zurück.
Kenakka (,,der sehr, sehr weit sieht", ist der Name des Sohnes Uetsis) und Kaukakka (,,der sehr, sehr weit hört", ist der Name des Sohnes Unias) gingen am andern Tag in den Wald, um einen Wildzaun und Fallen zu bauen. Jeder baute auf einer Seite einen Wildzaun.
Sie gingen ins Dorf zurück. Am andern Morgen gingen sie hin, um nachzusehen. Kenakka hatte auf seiner Seite viel gefangen. Kaukakka hatte auf seiner nichts gefangen. Kenakka gab Kaukakka ein Stück ab. Kaukakka stieg empor zu Unia und sagte: "Ich habe nichts gefangen, Kenakka hat viel gefangen." Unia sagte: "Kehre zur Arbeit zurück !"Kenakka und Kaukakka gingen wiederum zur Jagd. Kenakka hatte in seinen Fallen viel Wild, Kaukakka hatte kein Wild. Kenakka gab Kaukakka ein Stück ab. Kenakka hatte seinen Vater wohlbehalten im Dorfe zurückgelassen. Sie fanden auf dem Jagdzug Uetsi tot am Wege. Kenakka nahm ein Beutestück, gab es Kaukakka und sagte: "Bring das Unia und sag ihm, ich hätte meinen Vater tot angetroffen und frage, was da zu machen sei." Kaukakka ging und sagte es Unia. Unia sagte: "Sage Kenakka, er soll mir ein Huhn mit weißen Eiern, das auf der einen Seite blind, auf der andern sehend ist, senden." Kaukakka kam herab und sagte das so zu Kenakka. Kenakka sandte das Huhn. Unia sagte: "Alle Leute sollen von Uetsi fortgehen und das Weinen lassen." Kaukakka kam herab und sagte: "Alle Leute sollen von Uetsi fortgehen und das Weinen unterlassen." Da flohen alle Leute auseinander. Nach einiger Zeit hörten sie, daß Uetsi mit seinen Libullu (Kalebassen) spielte. Die Leute sagten: "Ach, wir haben umsonst geweint. Uetsi ist nicht gestorben."
Der gestohlene Sonnenaufgang (Bena Lulua; Baqua Nputu, Luehlagebiet)Der Mann Kalama Nschilla (Hin- und Hergehen, Weg) ging zwischen einem Dorf und dem andern immer hin und her. Auf dem Wege traf er eine kleine Kapao (geflochtener Deckelkorb) mit Messern, Kauri, Perlen, Stoffen usw. Er nahm die Kapao mit sich in das Dorf. Abends legte sich alles zum Schlafen nieder. Es schlief alles. Es kam kein Morgen, es blieb Nacht, alles schlief und schlief. Ein Mann stand auf und nahm die Tschondo (Trommel). Er sang:
"Er hat den Korb Fidi Mukullus ergriffen; es bleibt Nacht; der Morgen kommt nicht." Der Mann, der den Kapao genommen, blieb im Dorf und machte seine Wanderungen nicht. Alle Leute schliefen, kein Mensch kochte. Die Menschen aßen nicht, sie wurden dünner und dünner. |
Da gingen die Menschen zu dem Mann und sagten: "Du hast die Kapao Fidi Mukullus genommen. Bring sie wieder zurück !"Der Mann nahm eine Ziege und brachte sie mit der Kapao an den Weg zurück. Da kam der Morgen, alles erwachte, kochte, aß. Der Mann machte seine Wanderungen zwischen den Dörfern nicht mehr.
Sonnenschlingenfang (Bautba; Baqua Kaloschi)Eine Frau warf den Abfall von Maniok und Hirse auf eine Seite. Ihr Mann sah, daß jemand den Abfall immer aß. Der Mann sagte: "Ich möchte wissen, wer den Abfall ißt. Ich werde eine Kateï (Schlinge) stellen." Der Mann stellte am Abend eine Kateï.
Die Menschen schliefen. Die Menschen schliefen. Die Menschen schliefen. Sie wachten auf. Es war Nacht. Sie schliefen. Sie wachten auf. Es war Nacht. Sie schliefen und schliefen. Ein Mann ging ins Freie, um zu pissen. Er kam dahin, wo die Frau den Abfall von Maniok und Hirse hinwarf. Er sah ein großes, großes, großes Feuer. Er kam zu den andern und sagte: "Seht das Feuer da !" Die Männer gingen hin und sagten: "Aaaah !" Der Mann, der die Schlinge gestellt hatte, sagte: "Das ist Diba. Sie ist in meiner Kateï gefangen."
Die Männer gingen und nahmen ihre Gabu (Schilde) und ein Messer. Die Männer hielten die Gabu so über dem Kopfe, (schützend gegen das Feuer, herankriechend). Die Männer schnitten die Schnur der Schlinge durch. Diba stieg empor. Die Menschen fielen auf die Erde (so heiß war es).
Sonnenschlingenfang (Baluba; Bena Kalambai am Lubilasch)Mupala (ein Mann, der auf dem Marsche immer fest war) machte ein Jagdlupangu (Fallenzaun). Er sandte seinen Sohn. Sein Sohn fand eine Sinschi (kleine Ratte). Der Sohn brachte die Sinschi. Mupala sagte: "Ich esse die Sinschi nicht." Er sandte am andern Tage seinen Sohn. Sein Sohn fand ein Gulube (Schwein). Der Sohn brachte das Gulube. Mupala sagte: "Ich esse das Gulube nicht." Er sandte am dritten Tage seinen Sohn. Sein Sohn fand die Sonne im Lupangu gefangen. Er lief zu Mupala und sagte: "Die Sonne ist im Lupangu gefangen." Mupala sagte: "Man muß die Sonne töten." Er ging hin und tötete die Sonne. Mupala starb. Kuschika
Sonnenschlingenfang (Bapende; Kassimba)Ein Mann machte einmal eine Mohetto (Falle) für kleine Tiere. Er legte Maniok (als Lockspeise) hinein. Er stellte die Falle nahe dem Dorf auf. Dann ging er schlafen. Am andern Tage ging er hin, um nachzusehen, was sich gefangen habe. Er kam und sah, daß aller Maniok aufgegessen, aber kein Tier gefangen war. Er sagte: "Das muß ein starkes Tier sein. Ich werde eine starke Falle machen." Er nahm an Stelle der schwachen Stäbchen einen starken Baum. Er machte eine sehr starke Mohetto. Er stellte die Mohetto am Abend auf. Dann ging er schlafen.
Am Morgen stand der Mann früh auf. Er kam aus dem Dorf. Es war furchtbar heiß. Er kam zu der Mohetto. Da sah er ein großes,
mächtiges Feuer. Da merkte er, daß Kumbi (die Sonne) in der Mohetto gefangen war. Der Mann bekam einen großen Schrecken. Er kam zu Mauesse und sagte: "Ach, Mauesse, Kumbi hat sich in meiner Falle gefangen." Mauesse sagte: "Das ist eure Sache. Ihr habt das mit Kumbi zu ordnen."Der Mann ging zu Kumbi. Kumbi sagte: "Ich werde nun an diesem Platze sterben. Was habe ich gemacht? Ich habe Maniok gegessen, wie ihr auch Maniok eßt. Ihr habt mich hier festgebunden. Ich werde sterben. Ihr werdet aber auch sterben !" Kumbi starb. Alle Menschen starben auch. Nur ein Mensch starb nicht.
Der Mann fragte das Ngombo (Orakel), wie das komme, daß alle Menschen sterben. Das Ngombo sagte "Ihr habt Kumbi getötet. Nun müßt ihr selbst sterben." Der Mann machte sich auf und ging weit fort in ein anderes Dorf.
Sonnenschlingenfang (Bapende; Golongo)Eine Frau stampfte immer an der gleichen Stelle ihr Mehl. Es fiel davon auf die Erde. Was auf die Erde fiel, verschwand über Nacht. Eines Tages sah sie eine Spur, die zu dem Mehle führte. Es war weder die Spur eines Menschen, noch die eines Tieres. Sie sagte es ihrem Manne. Der Mann sagte: "Ich werde eine Falle stellen und den Dieb fangen." Der Mann stellte eine Falle. Er ging schlafen. Die Leute gingen schlafen. Die Leute schliefen. Eine Frau wachte auf. Sie sagte: "Diese Nacht ist lang." Sie schlief weiter. Eine andere Frau sagte: "Diese Nacht ist lang." Sie schlief weiter. Alle Leute wunderten sich, daß die Nacht kein Ende nahm. Endlich ging einer hinaus und sah nach. In der Gegend der Maniokstampfer sah er ein großes Feuer. Er kam zurück und sagte es. Der Mann, der die Falle gestellt hatte, sagte: "Ich habe dort gestern eine Falle gestellt. "Die Leute sagten: "Du hast Kumbi (die Sonne) gefangen." Der Mann sagte: "So wird es sein." Die Leute sagten: "Das ist deine Sache. Ziehe dich schön an. Iß ordentlich. Geh hin und schneide die Fallenschnur durch." Der Mann kleidete sich mit vielen Tüchern. Der Mann aß viel. Dann ging er mit einem Messer hin und schnitt die Fallenschnur durch. Der Mann starb. Die Sonne stieg auf; es ward Morgen.
Der Sonnenschlingenfang (Klo que)Der Mann Nakabamba sah den Weg, den die Sonne ging. Sie ging über seinen Kopf hin. Sie ging über einen Baum hin. Er stellte auf dem Baum eine Falle auf. Die Menschen schliefen. Die Nacht wollte kein Ende nehmen. Sie schliefen. Die Menschen sagten: "Das ist nicht gut. Es will nicht Tag werden." Nakabamba sagte: "Ich weiß, warum das ist. Ich habe der Sonne eine Falle gestellt." Die Leute sagten: "Das ist nicht gut. Du hast das gemacht, das ist deine Sache.
Gehe hin, schlachte eine Ziege, iß und schneide die Sonne ab." Nakabamba ging in sein Haus. Er schlachtete eine Ziege, aß und stieg auf den Baum. Er schnitt den Strick der Falle durch. Die Sonne stieg in die Höhe. Es ward Morgen. Die Frauen bereiteten Maniok und legten ihn in die Sonne zum Trocknen.Der erste Beischlaf (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu)Einige Pibua (Jäger) gingen zur Jagd. Sie trafen ein Feld mit Tundanda (Erdnüssen). Ein Pibua nahm ein wenig Erdnüsse, aß und sagte: "Ei, das ist gut." Die andern aßen auch und sagten: "Ja, das ist gut, wir gehen nicht mehr auf die Jagd." Die Jäger gingen in ihr Dorf zurück und holten die andern Leute, um ihnen die Erdnüsse zu zeigen. Als alle Pibua bei den Erdnüssen ankamen, waren Frauen da, die hatten nichts an. Die Pibua hatten in ihrem Dorfe keine Frau und kannten sie nicht. Ein Pibua zeigte auf die Geschlechtsteile der Frauen und sagte: "Was ist denn das da?" Ein Mann trat näher. Sein Penis schwoll. Er legte eine Frau auf die Erde und beschlief sie. Die andern Männer fragten: "Ist das gut? Ist das gut?" Die Frau auf der Erde verdeckte die Augen. Der Mann stöhnte. Der Mann stöhnte: "Es ist gut." Die andern zögerten noch ein wenig. Dann beschlief jeder eine Frau. Die Frauen hatten einen Hund, Tschintu mit Namen. Wenn man zu dem Hunde sagte: "Greif, bring nahe," so packte er zu. Wenn man ihm das aber zweimal sagte, so lief er so weit, daß man ihn nicht mehr sehen konnte. Ein Jäger nahm den Hund mit zur Jagd und sagte das Wort dreimal. Da lief der Hund bis zu Mwille. Mwille nahm den Hund. Der Jäger lief hinterher. Andere Jäger kamen. Mwille sah die Pibua. Er rief sie heran und sagte: "Ihr sucht euren Hund. Ich habe euren Hund. Ich gebe ihn aber nicht, ehe ihr euch nicht Kleider und Stoffe gemacht habt, denn ihr seid nackt. Hier habt ihr die Dibondopalme. Pflanzt sie. Aus den Fäden macht Stoffe."
Die Pibua gingen. Sie machten sich Stoffe. Dann kamen sie zu Mwille zurück. Mwille sah sie. Er gab ihnen ihren Hund wieder.
Erste Geschlechtsverbindung [Gekürzt] (Bassonge; Bena Ki, Lupungu)Früher lebten Männer und Frauen getrennt und kannten einander nicht, und die Männer wußten nichts vom Feuer. Eines Tages geht Pimbulubulamene in einen Wald und sieht zum ersten Male Frauen. Er ißt bei ihnen gekochtes Essen. Er kehrt in das Dorf zurück und berichtet Kollembulle. Darauf gehen alle in den Wald und holen sich Frauen, der eine eine, der andere zwei, einer sieben usw. Sie nehmen die Frauen mit ins Dorf und mit den Frauen kommt das Feuer. Beim Schlafen entdecken die Männer die Massunji (Vaginen)
und nun beginnt ein reges Geschlechtsieben, dem nach einiger Zeit reicher Kindersegen folgt.Die Geschlechtsverteilung (Bapende)Mauesse machte erst alle Menschen ohne Nsa (Penis) und Bumba (Vagina). Dann rief er alle Menschen zusammen. Er stellte die einen auf die eine Seite, und gab ihnen den Nsa. Das wurden die Männer. Er stellte die andern auf die andere Seite und gab ihnen die Bumba, und das wurden die Frauen. Die Frauen bekamen dann Kinder.
Die Geschlechtsbelehrung (Kanioka)Mauesse machte vier Männer und vier Frauen. Die Männer wohnten in einem eigenen Dorfe. Die Frauen wohnten in einem eigenen Dorfe. Die Frauen hatten jeden Monat die Menstruation. Sie glaubten, das komme aus einer Wunde und sei eine Krankheit. Deshalb steckten sie stets ein Buanga (Zaubermittel) in die Vagina.
Eines Tages kam ein Mann in den Wald, der zwischen den beiden Dörfern lag und schlug Holz. Beim Holzschlagen glitt die Axt aus, und er schlug sich eine mächtige Wunde in die Beine. Eine Frau sah das durch die Büsche und sagte (zu sich): "Dessen Wunde ist noch viel größer als die meine." Der Mann verband die Wunde. Die Frau sagte (zu sich): "Der Mann steckt also kein Buanga hinein. Er muß ein anderes Buanga haben." Der Mann ging in sein Dorf. Die Frau ging in ihr Dorf. Nach einiger Zeit kam der Mann wieder in den Wald. Die Frau sah ihn. Sie sah, daß seine Wunde geheilt war. Sie ging auf den Mann zu und sagte: "Wir leben zu vieren in unserem Dorf und haben alle vier von Zeit zu Zeit eine Wunde. Ich sah, wie du neulich eine Wunde verbunden hast, die weit größer war als die unsern. Du mußt ein sehr starkes Buanga haben. Gib uns von deinem Buanga, damit wir unsere Wunde ebenso zu heilen vermögen, wie du die deine." Der Mann sagte: "Zeig her." Die Frau zeigte dem Mann ihre Vagina. Der Mann sagte: "Das ist eine ganz eigene Sache. Komm mit, wir wollen Mauesse fragen."
Die Frau ging mit dem Manne zu Mauesse. Der Mann trug die ganze Sache vor. (Erzähler wiederholt natürlich alles in direkter Rede.) Mauesse sagte: "Ihr macht es falsch. Der Mann hat einen Libollo (Penis) und Dilebbe (Skrotum). Die Frau hat einen Tschibutt (Vagina). Der Mann braucht die Frau nur anzusehen, so wächst sein Libollo. Dann muß er den Libollo in die Tschibutt der Frau stecken und die Frau beschlafen. Das ist ein gutes Buanga. Dann wird ein Kind geboren." Der Mann und die Frau sagten: "Es ist gut."
Der Mann und die Frau gingen. Auf dem Wege sah der Mann die Frau an und sein Libollo ward stark. Da beschlief der Mann die Frau am Wege. Er kam mit ihr in das Dorf. Er sagte es den andern Männern.
Die nahmen die andern Frauen in ihr Dorf und beschliefen sie auch. Nach neun Monaten ward dem Manne das erste Kind geboren. Es starb aber wieder. Da ging der Mann zu Mauesse und sagte: "Das Kind ist wieder gestorben." Mauesse sagte: "Ihr müßt eine Antilope schießen. Ihr müßt eines ihrer Hörner nehmen. Ihr müßt vom Fleische zwischen den Hörnern nehmen und müßt es in das Horn tun. Das ist das Lusengo ua bidiata (Name dieses weit verbreiteten Zaubermittels, das ich bei Bena Lulua, Baluba, Bassonge in gleicher Art traf). Mit dem Lusengo ua bidiata müßt ihr eure Kinder bestreichen."Der Mann ging. Die Leute taten so, und seitdem starben die kleinen Menschenkinder nicht mehr.
Der erste Beischlaf (Batetela; Malela)Anfangs machte Mwille die Menschen. Die Menschen kannten aber den Beischlaf nicht. Einmal waren die Männer im Bade. Die Frauen kamen auch, um zu baden. Die Männer sagten: "Geht beiseite. Wir wollen euch Platz machen. Ihr sollt uns aber nicht nackt sehen." Die Frauen sagten: "Kommt nur heraus. Es ist gut, daß wir euch einmal sehen können, wo ihr nichts anhabt. Was habt ihr unter dem (Mbussa'—Vagina) Magen?"(Penis -Lussuka, Skrotum-Nkussu.) Die Männer wollten erst nicht gehen. Dann gingen sie aber doch aus dem Wasser, und nun sahen die Frauen Lussuka und Nkussu. Die Männer versteckten sich nunmehr ihrerseits am Ufer und sahen die ins Wasser steigenden Frauen und ihre Mbussa. Ein Mann nahm darauf einen Uanga ua pianda (Kupferarmring) und schenkte ihn einer Frau. Er ging mit ihr in die Matiti (Steppe) und beschlief sie. Dann schlief später ein anderer mit der gleichen Frau. Der erste Mann sagte: "Das ist nicht recht". Der zweite mußte dem ersten Strafe zahlen.
Anfangs gab es keine Beschneidung. Man wollte die Frauen beschlafen, aber der Penis ward nicht groß. Darauf schnitt man einem die Vorhaut ab. Der versuchte es. Nun ward sein Penis beim Stoßen groß und die Frauen sagten: "Das ist nun gut."
Der Aliverzehrer (Bena Lama; Baqua Kabundu, Kalambas)Luminimini ein Riesenskorpion (der gewöhnliche kleine Skorpion heißt Kaminimini) wurde ganz groß und fraß alle Menschen. Die Menschen lebten noch in seinem Leibe. Nur eine Frau war noch auf der Erde. Es war Mbuju. Die war schwanger, floh in eine Höhle und gebar die beiden Söhne Katende und Tschaale. Die beiden Kinder wurden sehr schnell groß. Mbuju sagte zu den Knaben: "Luminimini hat alle verschlungen. Wir haben kein Messer, keinen Speer, wir haben nichts, um Luminimini zu töten." Die Knaben
nahmen Kabaanda (rote Erde) und machten eine Schmiede. Sie stießen den Blasebaig und machten Eisen und dann zwei Messer und drei Speere. Jeder Knabe nahm ein Messer und einen Speer. Sie gaben der Mutter einen Speer.Luminimini kam. Sein Bauch war dick und schleppte auf dem Boden nach. Die Mutter sagte: "Luminimini kommt."Luminimini kam. Er wollte den einen Knaben aufschnappen. Der andere Knabe tötete ihn. Sie schnitten den Bauch auf. Viele Leute kamen heraus, die einen krank, die andern gesund, und viele waren auch gestorben. Die Knaben bauten dann ein großes Dorf.
Kalulu Kadimuke (Bena Lulua; Bena Koschi; Bena Kassasse)Kalulu Kadimuke (Kalulu = ein Baum; Kadimuke =schlau) und Kalulu Kafote (Kalulu = ein Baum; Kafote oder Kaphote = töricht) gingen zusammen des Weges. Kalulu Kadimuke sah oben in einem Baume die Waben der Matetembue (eine sehr unangenehme Stechwespe). Kalulu Kadimuke sagte: "Sieh da oben die Honigwaben." Kalulu Kafote sagte: "Oooh, den Honig werde ich essen."Kalulu Kafote nahm einen Stock und schlug das Nest herunter. Alle Matetembue flogen auf ihn zu und stachen ihn in den Kopf, Hals, Brust und Arme. Kalulu Kafote war ganz zerstochen und dick. Kalulu Kadimuke lachte.
Kalulu Kadimuke und Kalulu Kafote gingen (weiter). Kalulu Kadimuke ging voran. Er sah eine zusammengerollte Schlange am Wege liegen. Kalulu Kadimuke sagte: "Sieh, Kalulu Kafote, welch schöne Katta (Katta ist ein dicker Ringwulst, den sich die Frauen während der Wanderschaft unter die Traglast auf den Kopf legen). Kalulu Kafote sagte: "Ei, das ist eine schöne Katta !" Er nahm die Schlange auf. Die Schlange biß ihn in den Makatta (Hintern). Kalulu Kadimuke lachte. Er machte ein Buanga (Zaubermittel) zurecht und brachte den Schaden in Ordnung.
Kalulu Kadimuke ging abseits baden. Eine Frau sagte zu Kalulu Kafote: "Kalulu Kafote, du bist ein Tor. Erst sagt dir Kalulu Kadimuke, der Honig der Matetembue sei gut. Du wirst arg zerstochen. Dann sagt dir Kalulu Kadimuke, die Nioka (Schlange) sei eine gute Katta. Du wirst gebissen. Geh nicht mit Kalulu Kadimuke, sondern bleib zu Hause. Du bist nicht klug!" Kalulu Kadimuke ging mit Kalulu Kafote in sein Dorf zurück.
Die Leute sagten zu Kalulu Kadimuke: "Eine Frau ging ins Maniokfeld arbeiten. Tschilumi Tschikullu kam und fraß sie. Eine (andere) Frau ging ins Maniokfeld arbeiten. Tschilumi Tschikullu kam und fraß sie. Eine (andere) Frau ging ins Maniokfeld arbeiten. Tschilumi Tschikullu kam und fraß sie. Es kann keine Frau mehr ins Maniokfeld gehen." Kalulu Kadimuke sagte: "Das muß ich sehen,
ich werde selbst ins Maniokfeld gehen und arbeiten." Kalulu Kadimuke nahm ein Grabholz, ein Messer und fünf Difuma (Speere). Er ging ins Maniokfeld um zu arbeiten. Er nahm vier Difuma und schleuderte sie nach verschiedenen Richtungen. Er arbeitete. Eine Difuma und das Messer hatte er bei sich. Er schaute immer um sich. Tschilumi Tschikullu sagte: "Das ist Kalulu Kadimuke, ich werde fortgehen." Tschilumi Tschikullu drückte sich in die Büsche. Kalulu Kadimuke kam (unbehelligt) wieder nach Hause.Nachts schlief Kalulu Kadimuke im Hause seiner Frau. Seine Frau weckte Kalulu Kadimuke und sagte: "Ich habe geträumt, Tschilumi Tschikullu habe dich bei der Gartenarbeit erwischt und habe dich verschlungen. Tschilumi Tschikullu aß dich." Kalulu Kadimuke sagte: "Das macht nichts !"
Am (andern) Morgen ging Kalulu Kadimuke wieder in das Maniokfeld und arbeitete. Er ließ (nachher) seine Difuma und sein Messer im Felde und ging ins Wasser, um ein Bad zu nehmen. Er hatte (an dem Tage) Tschilumi Tschikullu nicht getroffen. Er nahm sein Bad und ging nach Hause. Er hatte nichts bei sich als ein kleines Rasiermesser (Dipaja, Plural Mapaja) im Haar. Er traf (auf dem Heimwege) Tschilumi Tschikullu. Der fragte ihn: "Welches ist dein Name ? "Kalulu Kadimukesagte: "Mein Name ist Kalulu Kadimuke !" Tschilumi Tschikullu stürzte sich auf ihn, um ihn zu fressen. Kalulu Kadimuke sprang aber schnell in den Busch. Kalulu Kadimuke lief zu seiner Mutter und sagte: "Tschilumi Tschikullu wollte mich fressen." Mutter sagte: "Er wird kommen, steig hier auf den Baum." Kalulu Kadimuke kletterte mit einer (andern) Difuma und einem Messer auf einen hohen Baum am Wege. Tschilumi Tschikullu kam mit vielen seiner Söhne heran, um Kalulu Kadimuke zu bekriegen. Kalulu Kadimukes Mutter sagte: "Er ist nicht hier." Kalulu Kadimuke sagte: "Ich bin hier." Er stieg herunter und begann gegen die Söhne Tschilumi Tschikullus zu fechten. Er schlug zwei. Die andern entflohen.
Die Mutter machte darauf für ihren Sohn Essen. Kalulu Kadimuke stieg mit seinen Waffen wieder auf den Baum. Nach einiger Zeit kam Tschilumi Tschikullu wieder und fragte die Mutter: "Wo ist dein Sohn?" Kalulu Kadimuke rief: "Ich fliehe nicht. Ich bin hier 1" Kalulu Kadimuke stieg herab. Seine Kraft war aber nicht mehr groß. Er hatte keine Kraft mehr und floh. Er lief nach seiner Hütte und wollte eben hineinschlüpfen, da schnappte Tschilumi Tschikullu nach ihm.
Kalulu Kadimuke war verschluckt. Er hatte nichts bei sich als das kleine Dipaja. Er ging im Leibe Tschilumi Tschikullus hin und traf viele, viele, viele Frauen und Männer und Sklaven und Kinder. Er ging an ihnen vorüber und nahm seine Dipaja. Er schnitt den Leib
Tschilumi Tschikullus von innen auf, und alle die Menschen, die verschluckt waren, kamen heraus. Kalulu Kadimuke kam heraus. Sie hatten Kopfhaut und Haare verloren.Tschilumi Tschikulln (Bautba; Baqua Kaloschi)Tschilumi Tschikullu war ein großes Tier fast wie der Löwe. Tschilumi Tschikullu hatte alle Frauen gegessen. Es lebte nur noch eine Frau; die ging mit einer Haut voll Salz auf der Schulter durch den Wald. Tschilumi Tschikullu hatte alle Frauen gegessen. Er war ganz dick und rund. Tschilumi Tschikullu traf endlich auch die Frau mit der Haut voll Salz. Tschilumi Tschikullu verschlang die Frau mit Haut und Salz. Die Frau nahm die Haut voll Salz und öffnete damit den Bauch Tschilumi Tschikullus. Die Frau kam heraus. Alle andern kamen heraus. Sie waren alle gesund. Tschilumi Tschikullu war gestorben. Zu Ende.*
Tumba (Baluba; Bena Piana)Tschibanda (Kutschibanda heraufgehen) war mit Milonda (Mulonda Wassertopf) verheiratet. Sie hatten eine Tochter Tumba. Die Frau beschäftigte sich mit Töpferei. Sie machte (eines Tages) Schüsseln und nahm sie an das Wasser mit, um sie zu reinigen.
Milonda ging mit den Töpfen ans Wasser und reinigte sie. Sie nahm einen Topf, reinigte ihn und stellte ihn zur Seite. Sie nahm einen (andern) Topf, reinigte ihn und stellte ihn zur Seite. Sie nahm einen dritten Topf, reinigte ihn und stellte ihn zur Seite. Sie nahm alle Töpfe und stellte sie zur Seite. Der letzte Topf trieb auf dem Wasser fort.
Milonda ging (stromab) bis zu dem nächsten Vorsprung, um zu sehen wo der Topf hingehe. Sie sah den Topf nicht. Sie traf Tschikelle (ein kleines schwarzes Wassertier) und fragte: "Hast du meinen Topf nicht gesehen?"Tschikelle sagte: "Ich habe deinen Topf (dort) hinschwimmen sehen. Ich habe es nicht weiter beachtet." Milonda ging (weiter). Sie traf das Ngandu (Krokodil). Sie fragte Ngandu: "Hast du meine Schüssel nicht schwimmen sehen?"Ngandu sagte: "Ich habe sie gesehen. Ich will dich hinführen. Setze dich hier (der Erzähler zeigt auf die Stirn) hin." Milonda ging auf den Kopf des Ngandu zu. Ngandu verschluckte Milonda.
Mussonge Mussonge |
Tschibanda wartete auf Milonda. Milonda kam nicht. Tschibanda ging an das Wasser. Am Wasser standen die Schüsseln. Eine Schüssel war nicht am Wasser. Tschibanda ging. Er traf Tschikelle. Er sagte: "Hast du meine Frau gesehen?" Tschikelle sagte: "Ich habe einen Topf dort schwimmen sehen. Ich habe deine Frau hier gehen sehen. Ich habe es nicht beachtet."Tschibanda ging. Er traf Ngandu. Tschibanda sagte: "Hast du meine Frau nicht gesehen?" Ngandu sagte: "Ich habe die Schüssel und deine Frau gesehen. Ich will dich hinführen. Setze dich hier hin." Tschibanda ging auf den Kopf des Ngandu zu. Ngandu verschluckte Tschibanda.
Tumba ging an das Wasser. Am Wasser standen die Schüsseln. Eine Schüssel war nicht am Wasser. Tumba ging. Tumba traf Tschikelle. Tumba fragte Tschikelle: "Hast du meinen Vater nicht gesehen?" Tschikelle sagte: "Ich habe einen Topf schwimmen sehen; ich habe deine Mutter gehen sehen. Ich habe deinen Vater gehen sehen. Ich habe es nicht beachtet." Tumba ging. Sie traf Ngandu. Sie fragte Ngandu: "Hast du meinen Vater nicht gesehen?"Ngandu sagte: "Ich habe einen Topf gesehen. Ich habe deine Mutter gesehen. Ich habe deinen Vater gesehen. Ich will dich hinführen; setze dich hier hin." Tumba ging auf den Kopf des Ngandu zu. Ngandu verschluckte Tumba.
Tumba hatte ein kleines Messer im Haar (über dem Ohr). Tumba zog das Messer heraus. Sie ging an ihren Vater so (der Erzähler geht ganz eng mit dem Rücken nach dem eingebildeten Vater, wie sich quetschend, nach vorn) vorüber. Sie ging an ihrer Mutter so vorüber. Sie ging an den Topf. Sie zog ihr kleines Messer heraus und schnitt den Leib des Ngandu auf.
Der Vater kam heraus. Die Mutter kam heraus. Tumba kam heraus. Sie nahm den Topf mit. Das Ngandu starb.
Der Aliverzehrer (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu)Die Frau Polenge hatte einen Kimma (Affen). Der Affe riß ihr aus. Die Frau folgte dem Affen. Die Frau traf Tombolo (andere Affenart). Die Frau fragte: "Hast du meinen Affen nicht gesehen?" Tombolo sagte: "Ich weiß von nichts."Polenge ging weiter. Sie traf Sibue (den Ameisenbär). Polenge fragte: "Hast du meinen Affen nicht gesehen?" Sibue sagte: "Ich weiß von nichts."Polenge ging weiter. Sie traf Gulube (Schwein). Polenge fragte: "Hast du nicht meinen Affen gesehen?" Gulube sagte: "Ich weiß von nichts."
Polenge sagte: "Ich gehe zu Malo (Menschenfresser), mein Kimma ist sicher bei Malo."Polenge ging weiter. Polenge kam zu Malo. Malo sagte zu Polenge: "Was willst du?"Polenge sagte: "Mein Kimma ist fortgelaufen." Malo schlug die Madimba (Holzklavier). Alle Nsevu (Elefant), alle Mbou (Büffel), alle Gulungwe (Antilope), alle Tiere
kamen vorbeigelaufen. Polenge sagte: "Das ist mein Kimma nicht." Es kamen alle Affen. Polenge rief: "Der Affe dort mit der Schnur um den Hals ist es." Polenge nahm den Affen.Malo sagte: "Kennst du mich?" Polenge sagte: "Du bist (wohl) Mwille ?" Malo sagte: "Nein, ich bin nicht Mwille. Komm her!" Polenge ging mit dem Affen ganz dicht heran. Malo nahm sie und den Affen und verschluckte beide. Im Innern Malos sah Polenge viele, viele Menschen. Es war ein riesengroßes Dorf; darin lebten alle Menschen, die Malo verschluckt hatte. Einige hatten darin Kinder geboren.
Ein Mensch fragte: "Hast du nicht wenigstens ein kleines Messer hier?" Polenge sagte: "Ich habe mein Tschitipu (Tätowiermesserchen) im Haar." Polenge nahm das Messerchen und schnitt damit am Bauche Malos. Malo rief: "Mussumbua, Mussumbua (das ist der Name der Frau Malos). Bring mir schnell Wasser." Polenge schnitt immer weiter. Malo rief: "Mussumbua, Mussumbua. Bring mir schnell Wasser." Polenge schnitt immer weiter. Malo rief: "Mussumbua, Mussumbua, bring mir schnell Wasser !" Die Frau hörte nicht. Malo starb, als Polenge den Bauch geöffnet hatte. Alle Leute kamen aus dem Bauche Malos heraus und gründeten ein großes Dorf.
Der Aliverzehrer (Bapende)Luminemine (großer Skorpion) war ein riesiges Tier. Das verschlang alle, alle Menschen. Nur die Frau Pondo und ihre Tochter Galula blieben übrig. Alle andern waren verschlungen. Mauesse rief Galula. Mauesse sagte zu Galula: "Spiele die Marimba (Holzklavier). Ihr beiden seid die beiden letzten. Spiele du die Marimbaund lege ein Messer neben dich. Luminemine wird kommen. Schlage Luminemine mit dem Messer. Schlage ihnabernicht auf den Kopf, nicht auf den Leib, nicht an die Glieder. Das schadet ihm nicht. Schlage die kleine Zehe Luminemines ab, dann wird er sterben."
Galula spielte die Marimba. Sie hatte ein Messer in der Nähe. Luminemine kam. Beide Frauen hatten Angst und liefen von dannen. Am andern Tage spielte Galula. Sie hatte ein Messer ganz dicht neben sich auf die Erde gelegt. Luminemine kam. Galula lief nicht fort. Galula ergriff das Messer und schlug nach der Brust Luminemines. Das machte aber Luminemine gar nichts. Sie schlug nach dem Halse Luminemines. Das machte nichts. Sie schlug nach der kleinen Zehe. Sie schlug die kleine Zehe ab. Luminemine starb sogleich.
Galula nahm ihr Messer und schnitt den Leib Luminemines auf. Da kamen alle Menschen heraus, die Luminemine verschlungen hatte; sie waren nicht tot.
Jonasmythe (Bakuba; Lussambo)Ein Mann und eine Frau hatten einen Knaben. Der Knabe nahm eines Tages seinen Pickolo (Eßkorb), ging ans Wasser und wusch ihn. Dann legte er den Pickolo an das Ufer und ging in das Wasser, um selbst etwas zu baden. Er kam dann wieder an das Ufer, und als er nach seinem Pickolo suchte, war der Eßkorb verschwunden. Der Knabe ging wieder ans Wasser. Er traf den Fisch Kolle und fragte den Fisch: "Hast du meinen Eßkorb nicht gesehen?" Der Fisch Kolle sagte: "Nein, den habe ich nicht gesehen." Er traf im Wasser dann den Fisch Kallukakodie und fragte ihn: "Hast du meinen Eßkorb nicht gesehen?" Der Fisch sagte: "Nein, den habe ich nicht gesehen." Er traf im Wasser den Taschenkrebs Kolla und fragte den: "Hast du meinen Eßkorb nicht gesehen?" Kolla sagte: "Nein, aber geh zu Ngandu (Krokodil), der wird es wissen."
Der Knabe ging zu Ngandu und fragte: "Hast du meinen Eßkorb nicht gesehen?"Ngandu sagte: "Komm näher !"Der Knabe mußte bis an Ngandus Bauch gehen. Ngandu sagte: "Komm näher !"Der Knabe mußte bis auf die Brust heraufkommen. Ngandu sagte: "Komm näher 1" Der Knabe mußte bis an den Hals herankommen. Da schnappte Ngandu zu und schluckte den Knaben herunter. Der Knabe war im Bauche des Ngandu. Er hatte ein Paket mit Salz und eines mit Pillipilli bei sich. Er schüttelte Salz und Pillipilli im Bauch aus. Ngandu übergab sich sogleich. Der Knabe kam dabei mit heraus. Er schwamm an das Land. Der Knabe ging am Lande hin. Er traf eine Frau. Er fragte: "Kannst du mir den Weg in das Dorf meiner Mutter zeigen?" Die Frau sagte: "Bleib bei mir !" Der Knabe mußte dort bleiben und viel arbeiten. Eines Tages war die alte Frau fort. Er floh. Er traf einen Weg, der schon lange nicht mehr begangen war. Er kam daheim an.
Die Verschluckten (Bassonße; Zappu Zapp)Eine Frau geht mit ihrem Mann aufs Feld arbeiten. Sie fangen große, weißgeflügelte, sehr fette Mpassu (Heuschrecken). Der Mann sagt: "Bereite heute alles Essen gut. Wenn die Mpassu fett sind, werde ich sie verzehren. Sind sie nicht fett, so iß du sie." Die Frau kocht sie, sie sind vorzüglich. Sie ißt sie alle auf und gibt den Kindern. Der Mann kommt nach Hause. Die Frau sagt: "Die Mpassu taugten nichts, sie waren mager; ich habe sie mit den Kindern aufgegessen." Der Mann sagt nichts. Nachher kommt einer der Jungen zum Vater und sagt: "Mutter lügt; die Mpassu waren ausgezeichnet. Hier sind noch zwei." Der Mann steckt sich darauf Ndubafedern (Kuckuck, rot) und Kanga-(Perlkuhn) Federn ins Haar und geht fort. (Anscheinend also in Kriegstracht.) Auf dem Wege, den er geht, trifft er einen riesengroßen Mann, der ihn einfach verschluckt.
Die Frau hört, was geschehen. Sie läuft den gleichen Weg hinter dem Manne her. Sie trifft auf dem Wege eine andere Frau und fragt sie: "Hast du meinen Mann gesehen?" Die Frau fragt: "Wie sah dein Mann aus?" Die Frau sagt: "Hast du nicht meinen Mann Lengele gesehen? Er hat kleine Federn an den Hinterkopf gesteckt." Die andere Frau fragt: "Welche Federn?" Die Frau antwortet: "Vom Nkanga und vom Nduba." Die andere Frau sagt: "Er ist hier vorbeigegangen." Dann geht die Frau ihrem Manne nach, trifft auch den riesengroßen Mann, der sie ebenfalls verschluckt.
Turmbau*(Bena Lulua; Baqua Kunda am Pindu Kakesse)Die Baqua Kunda wollten einmal in den Himmel steigen. Es war ein großes, großes Dorf. Sie schlugen alle Tage Holz. Sie schlugen viel Holz und bauten es zusammen. Sie bauten alle Tage höher. Sie kamen mit ihrem Bau bis ganz nahe an den Himmel. Sie waren ganz dicht an dem Himmel. Da fiel der Bau ein. Der Bau schlug viele Menschen, alle Frauen und alten Leute tot. Nur wenige Leute blieben am Leben. Sie gingen fort und machten kleine Dörfer.
Aus einem andern Dorfe kamen alte Leute. Die alten Leute sahen das Unglück. Sie sagten: "Warum haben die Baqua Kunda das getan? Nun sind alle tot."
Kuschika
Turmbau (Kanioka)Im Südosten der Hauptdörfer Kandakandas war das Dorf der Bena Kalunga (Kanioka). Die Bena Kalunga (also Kanioka) wollten in den Himmel steigen. Sie machten ein Gerüst von Stangen. Sie stiegen auf dem Gerüst empor. Einige stampften auf der Erde noch in Mörsern, andere waren in der Mitte (zwischen Himmel und Erde) mit Trommeln. Einige waren im Himmel. Dann stürzte das Gerüst ein. Viele, viele, viele Leute starben. Viele stürzten zerschmettert weit fort. Einige Leute waren im Himmel, und die haben den Rückweg nicht wieder gefunden. Die Reste des Baues sieht man noch im Südosten Kandakandas. Sie heißen Mucamba.
(Die Baluba kennen solche Hölzer auch und nennen sie Sanga. Bena Kalunga, wie sich die Kanioka hier nennen, heißt vielleicht: "Söhne Gottes".)
Turmbau (Klo que)Die alten Kioque (die Tschikapaleute sagten: Batioke) wollten einmal in den Himmel steigen. Sie wollten sehen, was im Himmel ist. Sie nahmen einen großen Balken und stellten ihn auf; sie schichteten Hölzer auf Hölzer. Sie stiegen auf und ab. Sie trugen Holz und Rotang. Sie flochten und banden; sie stiegen höher und höher.
Da sagte Kalunga: "Weshalb habe ich die Menschen auf die Erde gesetzt? Damit sie zum Himmel kommen?" Er sandte den Wind Funschi, der warf alles um, und alle Menschen bis auf eine Frau und einen Mann starben. Kalunga sagte zu dem Manne Sambi und der Frau Ndumba in der Nacht nach dem Winde: "Ich will nochmals einen Wind senden, der soll alles vernichten, denn die Menschen sollen nicht zum Himmel kommen. Wenn in der nächsten Nacht der Wind kommt, so stehe auf und erwarte mich. Ich komme selbst." Es kam der Wind. Kalunga kam. Sambi fiel in Ohnmacht. Kalunga machte ihn wieder stark und nahm ihn mit in den Himmel.
Kalunga sandte von oben den Kinguasa (kleiner Vogel). Der setzte sich unten (auf der Erde) Ndumba auf den Nabel und schlüpfte hinein. Kalunga sagte: "So mache ich Menschen, der kleine Vogel wird als Mensch geboren."
Beide kehrten dann zur Erde zurück. Kalunga sagte zu Sambi: "Geh aber nicht den Weg, wo alle Menschen starben. Geh einen andern Weg." Sie kamen zur Erde. Sambi fand seine Frau schwanger. Ndumba gebar an einem Tage einen Knaben und ein Mädchen. Sambi sandte die beiden Kinder in ein anderes Land. Er selbst blieb in seinem Lande.
III. DER MENSCH
1. TYPEN
Der dumme Sohn (Kioque)
Ein Knabe traf auf der Wanderschaft zwei Frauen. Der Knabe sagte: "Ich will eine von euch heiraten." Die Frauen sagten: "Das geht nicht, wir sind Zwillinge. Du kannst uns nur beide auf einmal heiraten. Wenn du eine heiratest, mußt du auch die andere nehmen. Du bekommst uns beide, wenn du deinen Vater tötest." Der Knabe sagte: ,Es ist gut." Der Knabe ging hin und nahm sein Gewehr. Dann ging er in das Dorf seines Vaters. Der Vater sagte: "Was gibt es? Was gibt es?" Der Knabe sagte: "Ich traf zwei Frauen; die sagten: ,Du kannst uns heiraten, wenn du deinen Vater tötest.' Ich will dich töten." Der Vater sagte: "Du bist nicht klug. Ich bin klug. Ich will dir es zeigen. Leg dein Gewehr auf die Erde 1" Der Knabe legte das Gewehr fort.
Der Vater ging in das Haus. Er nahm einen Tierkopf und ein Messer. Mit dem Messer schlug er den Tierkopf in Stücke. Das Messer ward (so) blutig. Er nahm das blutige Messer und gab es seinem Sohn. Er sagte: "Geh hin und sage den Frauen: "Mit dem Messer habe ich meinen Vater erschlagen. Das Blut, das daran ist, ist das meines Vaters. Nun kommt mit in mein Dorf." Der Sohn sagte: "Es ist gut." Er nahm das Messer und ging des Weges zu den Frauen.
Er zeigte ihnen das Messer und sagte: "Mit dem Messer habe ich meinen Vater erschlagen. Das Blut, das daran ist, ist das meines Vaters. Nun kommt mit mir in mein Dorf." Die Frauen sagten: "Ach, du hast deinen Vater erschlagen. Du bist ein Ganga (Vampyr). Dich können wir nicht heiraten."Die Frauen liefen fort. Der Sohn ging nach Hause und erzählte es seinem Vater. Der Vater sagte: "Solcher Sache wegen wolltest du mich töten. Du mußt immer klug sein, wenn du etwas anfangen willst." Der Sohn sagte: "Ich will klug sein."Der Vater ging mit dem Sohn auf die Jagd. Der Vater legte eine Grubenfalle, der Sohn eine Mohetto (Schlingenfalle) auf einem hohen Baum an. Am andern Tage gingen sie hin um zu sehen, was gefangen sei. Der Knabe ging voraus. Er fand in der Grube seines Vaters eine Antilope, in seiner Schlingenfalle auf dem Baum einen Vogel. Er nahm die Antilope aus der Grube und trug sie auf den Baum. Er nahm den Vogel aus der Schlinge und legte ihn in die Grube. Er ging dem Vater entgegen und sagte: "In deiner Grube hat sich ein Vogel, auf meinem Schlingenbaum eine Antilope gefangen." Der Vater sagte nur: "Geh nach Hause und sage das deiner Mutter." Der Sohn ging nach Hause und sagte seiner Mutter: "In der Grubenfalle meines Vaters hat sich ein Vogel, in meiner Schlingenfalle auf dem Baum eine Antilope gefangen." Die Mutter sagte: "So etwas habe ich noch nicht gehört. Du mußt immer klug sein, wenn du etwas erlangen willst." Der Sohn sagte: "Ich war nicht klug?" Die Mutter sagte: "Nein."
Tussuka, der Narr (Batetela; Wakussu)Tschungulufudi und Lussuka hatten denselben Vater und dieselbe Mutter. Tschungulufudi war der ältere, Lussuka der jüngere Sohn. Der Vater war ein großer Häuptling. Der Vater wollte sterben. Er wollte alles seinem Sohne Lussuka geben. Lussuka sagte: "Ich will nur den Luschia (Maniok) haben. Alle Frauen und Sklaven und Dörfer mag Tschungulufudi nehmen. Ich will nichts weiter." Der Vater starb. Lussuka empfing allen Maniok.
Lussuka hatte vielen Maniok. Frauen kamen und baten um Maniok. Lussuka gab ihnen von dem Maniok. Alle Frauen kamen und baten um Maniok. Lussuka gab allen Frauen Maniok. Bald war aller Maniok aufgegessen. Lussuka ging nun zu Tschungulufudi und bat um etwas Maniok. Tschungulufudi sagte: "Du hast seinerzeit nichts weiter gewollt. Ich gebe dir nichts weiter." Lussuka sagte: "So gib mir die Hälfte der Frauen." Tschungulufudi wollte nicht. Nachher sagte Tschungulufudi: "Ich will dir die Hälfte der Frauen geben und dann ist es fertig." Tschungulufudi rief die Frauen. Er teilte. Die Frauen sagten: "Erst hat uns Lussuka nicht gewollt. Nun sollen wir wollen. Nein, wir kommen nicht."Tschungulufudi ging mit Lussuka
zu einem großen E-uangi (Häuptling), damit der entscheide. Der E-uangi sagte zu Lussuka: "Du hast einmal alles ausgeschlagen, nun kannst du auch nicht mehr einen Teil fordern."Lussuka erhielt nichts weiter. Er blieb bis zu seinem Lebensende arm.
Tschungo, die Allzuanspruchsvolle (Batetela; Wakussu)Frau Tschungo hatte vier Töchter. Drei ihrer Töchter starben. Es blieb nur Tschungo, ihre jüngste Tochter am Leben. Die Mutter starb auch. Die Tochter Tschungo war nun allein. Sie kannte keinen Mann. Eines Tages war sie (trotzdem) schwanger. Sie gebar ein Mädchen. Das Mädchen ward groß. Alle Häuptlinge bewarben sich um das Mädchen. Die Häuptlinge brachten Ziegen, Sklaven, Schafe. Tschungo sagte: "Ich gebe meine Tochter nur dem, der mir die Haut eines Menschen bringt!"
Ein alter Sklave, der weit fort wohnte, hörte das. Er fing viele Lukumbuddi (Schmetterlinge) und klebte ihre Flügel zusammen. Er machte sich mit der Haut aus Schmetterlingsflügeln auf den Weg. Er kam zu Frau Tschungo.
Der alte Sklave kam abends bei Frau Tschungo an. Als es dunkel war, sagte er zu Frau Tschungo: "Ich möchte deine Tochter heiraten !" Frau Tschungo sagte: "Ich gebe sie nur dem, der mir die Haut eines Menschen bringt." Der Sklave sagte: "Hier ist die Haut." Frau Tschungo fühlte die Haut an und sagte: "Nimm meine Tochter." Der Alte nahm die Tochter und reiste noch in der gleichen Nacht von dannen. Er wanderte mit ihr die ganze Nacht hindurch.
Am andern Morgen sah Frau Tschungo die Haut. Sie sah, daß es Schmetterlingsflügel waren. Frau Tschungo sagte: "Ich bin betrogen." Sie wanderte hinter dem alten Sklaven her. Sie konnte ihn aber nicht mehr erreichen. Sie kehrte in ihr Dorf zurück.
Epoli (Batetela; Wakussu)Epoli (Kröte) war sehr arm. Epoli hatte nichts. Epoli wollte gern heiraten. Der Vater des betreffenden Mädchens sagte: "Du hast nichts. So arbeite! Verdiene mir einen Sklaven. Baue mir erst ein Haus. Hier hast du eine Axt."Epoli sagte: "Es ist recht."Epoli nahm die Axt, ging in den Wald, schlug gegen einen Baum und kam zurück. Epoli tanzte und sang: "Ich lüge immer."Dann ging er zurück in den Wald, schlug gegen einen Baum und kam zurück. Epoli tanzte und sang: "Ich lüge immer." Dann ging er zurück in den Wald, schlug gegen einen Baum und kam zurück. Epoli tanzte und sang: "Ich lüge immer." So trieb er es den ganzen Tag über. Am Abend kam er zu seinem Schwiegervater und sagte: "Ich habe schon dreißig Hölzer geschlagen." Er aß bei seinem Schwiegervater.
Am andern Tage machte er es ebenso und sagte am Abend: "Heute habe ich vierzig Hölzer geschlagen." Am andern Tage machte er es ebenso und sagte: "Bis jetzt habe ich hundert Hölzer geschlagen." Der Schwiegervater sagte: "Morgen will ich Leute in den Wald schicken, die die Stangen ins Dorf bringen sollen." Epoli sagte: "Warte lieber, bis ich zweihundert Hölzer geschlagen haben werde." Epoli ging. Das Mädchen Epolis sagte zu ihrem Vater: "Ich glaube, Epoli lügt; ich will selbst in den Wald gehen und nachsehen." Sie ging in den Wald und sah nun, daß Epoli gelogen hatte. Es waren keine Hölzer da. Sie ging nach Hause und sagte zu ihrem Vater: "Epoli hat gelogen. Er hat keine Hölzer geschlagen." Da jagte der Vater Epoli aus dem Dorf und gab seine Tochter einem andern Manne.
Oschalenga, der Vielfraß (Batetela Wakussu)Oschalenga, ein Mann, heiratete Dimakka, ein Mädchen, und nahm sie mit in sein Dorf. Nach einiger Zeit ging Dimakka zu ihrer Mutter. Die schenkte ihr zwei Hühner und Dimakka brachte sie heim. Sie kochte sie in Öl. Sie brachte sie Oschalenga zum Essen. Oschalenga sagte: "Wir können heute abend essen, erst wollen wir zum Tanze gehen." Sie gingen. Oschalenga sagte (unterwegs): "Warte hier, ich will meinen Gurt holen, ich habe ihn liegen lassen." Oschalenga kehrte um. Er aß die beiden in Öl gekochten Hühner auf und kam zu Dimakka. Sie gingen zum Tanz. Abends kehrten sie heim. Dimakka wollte die Hühner holen, um sie zu verspeisen. Die Hühner waren nicht da. Sie kam zu Oschalenga und sagte: "Während wir fort waren, hat jemand die Hühner gestohlen." Oschalenga sagte: "Laß nur, dann essen wir heute nichts."
Am andern Tage ging Dimakka wieder zu ihrer Mutter. Die Mutter schenkte ihr die Keule eines Sumbe (Schwein). Sie bereitete es zu. Es ging nun wie das erstemal. Als das Essen fertig war, beschloß Oschalenga, zum Baden zu gehen. Während sie gingen, fiel ihm ein, ein neues Schurztuch zu holen. Er lief zurück und aß die Keule auf. Abends tröstete er wieder seine Frau. (Der Erzähler berichtet dieses natürlich mit der gleichen Ausführlichkeit wie das erstemal.) Am dritten Tage holte Dimakka von ihrer Mutter Majela (kleine Fische). Sie sagte: "Uns wird das Essen alle Tage gestohlen."Die Mutter gab ihr einen Topf und ein Zaubermittel hinein. Dimakka ging heim.
Dimakka bereitete die Majela. Als sie das Essen brachte, sagte Oschalenga: "Wir können heute abend essen, erst wollen wir zum Tanze gehen." Dimakka tat die Majela in den Topf mit dem Zaubermittel. Sie machten sich auf den Weg. Oschalenga sagte: "Warte hier, ich will meinen Kopfschmuck holen." Dimakka blieb stehen. Ihr Mann kam nicht wieder. Sie ging zurück. In der Hütte fand sie ihren Mann. Seine Hand war fest am Topf. Er konnte sie nicht abschlagen.
Dimakka rief alle Leute herbei. Sie zeigte, wie ihr Mann sie täglich bestohlen hatte. Sie nahm alle ihre Sachen und kehrte zu ihrer Mutter zurück.Afumba, die wählerische Frau (Batetela; Wakussu)Die drei Schwestern Adidauembe, Afumba, Uanambemba hatten dieselben Eltern. Alle drei heirateten in andere Dörfer. Eines Tages besuchten Adidauembe und Afumba Uanambemba. Uanambemba sagte: "In unserem Dorfe wohnt Kundakunda, ein wunderschöner Mann. Wenn ich nicht verheiratet wäre, würde ich ihn nehmen. Wenn ich meinen Mann sehe, kann ich ihn nicht lieben, und ich glaube zu sterben, wenn ich Kundakunda nicht bekomme."
Die Frauen gingen. Afumba sagte nun alle Tage zu ihrem Mann: "Oh, wenn ich doch mit Kundakunda verheiratet wäre 1" Endlich schlug der Mann Afumba. Afumba lief zu ihren Eltern zurück. Die Eltern zahlten an den Mann Afumbas den halben Kaufpreis zurück. Kundakunda kam mit zwei Leuten Kadjunga und Olekko, um Afumba zu freien. Sie setzten sich nieder. Kundakunda hatte Froschaugen. Frau Afumba fand ihn so häßlich, daß sie ihm keinen Gruß bot. Afumba fand ihn so häßlich, daß sie ihm kein Essen gab. Dann sollten sie und Kundakunda in das Haus gehen. Afumba wollte nicht mit ihm schlafen. Afumba schlief nicht bei ihm. Afumba sagte: "Ich liebte diesen Mann nur, weil ich von ihm hörte. Jetzt kann ich ihn nicht leiden.'
Alle Leute verspotteten Afumba. Afumba kehrte zu ihrem Manne zurück. Sie war sehr niedergedrückt.
Die schlechte Frau (Kanioka)Ein Mann heiratete eine Frau aus Tombo Mukullus Dorf. Er nahm sie mit in sein Dorf. Einige Tage darauf stahl sie ihm (schon) sein Fleisch. Der Mann sagte: "Tu das nicht wieder, das ist schlecht." Er schlug die Frau nicht. Dann ging die Frau in ein anderes Dorf und stahl bei einem andern Manne. Der Mann kam und verlangte Strafzahlung. Der Ehemann zahlte und sagte zu seiner Frau: "Diesmal will ich es nicht rechnen, aber stiehl nicht wieder, und geh überhaupt nicht wieder in ein anderes Dorf !" Er schlug die Frau nicht.
Die Frau ging darauf zum Mörser und begann Mehl zu stampfen. Sie stieß einmal, gähnte und guckte nach allen Seiten um. Sie stieß wieder einmal, gähnte und guckte nach allen Seiten um. Sie stieß und guckte und guckte und guckte. Der Mann sah lange zu. Dann kam er und sagte: "Erst stiehist du, und dann kannst du nicht einmal gut mein Essen machen." Der Mann nahm die Frau, führte sie nach Tombo Mukullus Dorfe zurück und nahm eine andere Frau (Erzählt von einer Frau).
Der unersättliche Jäger (Bena Lulua; Bena Kaschia, Östl. v. Luebo)Ein Tschilembi (Jäger) ging mit seinem Hund in den Busch. Er fing erst ein Keschi (Stacheischwein). Er fing dann Zenschi (auf Bäumen ausschwärmende Insekten, die gegessen werden). Dann traf er eine Kangalla (Perihuhn). Er nahm einen Stock und warf damit. Er tötete sie. Dann traf er ein Quaddi (anderes Perlhuhn). Der Hund setzte hinter Quaddi her, ohne Quaddi zu erreichen. Der Tschilembi ergriff einen Stock und warf. Quaddi fiel tot herunter. Dann traf der Tschilembi zwei Junge des Bonkoddi (Vogel).
Eine Stimme sagte: "Du hast ein Keschi. Du hast Zenschi. Du hast eine Kangalla. Du hast ein Quaddi. Das ist viel. Nimm die kleinen Bonkoddi nicht." Der Tschilembi hörte nicht. Er nahm die kleinen Vögel und steckte sie in die Tasche. Er machte sich auf den Heimweg.
Auf dem Heimweg entfloh eines der beiden Vögelchen. Der Tschilembi lief hinter ihm her. Er fiel im Busche hin. Er fiel in die Äste eines Baumes. Ein Holz kam in sein Auge. Er verlor das Auge. Die Stimme sagte: "Ich habe dir gesagt: ,Du hast ein Keschi; du hast die Zenschi, du hast eine Kangalla, du hast ein Quaddi. Das ist viel. Nimm die kleinen Bonkoddi nicht.' — Du hast nicht gehört." Der Tschilembi hatte ein Auge und ein Bonkoddi verloren. Er ging weiter.
Der Tschilembi kam in sein Dorf. Vor der Hütte brannte ein Feuer. Neben dem Feuer stand sein kleiner Sohn. Tschilembi wollte den andern kleinen Bonkoddi in das Feuer werfen. Das Vögelchen entschlüpfte. Es kroch in die Hütte des Tschilembi. In der Hütte kochte die Frau Tschilembis in einem großen Topfe das Essen. Der kleine Sohn des Tschilembi lief hinter dem kleinen Bonkoddi her. Der kleine Bonkoddi flatterte umher. Der kleine Sohn sprang ihm nach. Er fiel. Er fiel in den Topf, in dem die Mutter das Essen kochte. Der kleine Sohn verbrannte die Haut und das Fleisch an den Armen bis auf die Knochen. Die Stimme sagte: "Ich habe dir gesagt: du hast ein Keschi, du hast die Zenschi, du hast eine Kangalla, du hast ein Quaddi. Das ist viel. Du hast nicht gehört."
Der Tschilembi ließ den kleinen Bonkoddi frei.
Mutombo und Tschilumi Tschikullu
(Bena Lulua; Bena Koschi; Baqua Mfike am Lubi Mvua)
Mutombo ging Malafu (Palmwein) bereiten. Er begegnete Leuten, die baten um ein wenig Malafu. Mutombo gab aber keinen. Er verkaufte allen. Er begegnete Leuten, die baten um ein wenig Malafu. Mutombo gab keinen. Er verkaufte allen Malafu. Er begegnete Leuten, die baten um ein wenig Malafu. Mutombo gab keinen. Er verkaufte allen Malafu.
Er begegnete Leuten, die baten um ein wenig Malafu. Mutombo gab keinen.Tschilumi Tschikullu ging durch den Wald. Er hatte Kautschuk gemacht und ihn unter eine Palme gelegt. Mutombo fand den Kautschuk. Er nahm ihn auf und sagte: "Wer hat wohl den Kautschuk gemacht und unter die Palme gelegt?" Mutombo legte den Kautschuk wieder hin. Er stieg auf die Palme und zapfte seinen Palmwein. Er stieg vom Baume herab und ging in das Dorf zurück. Hinter sich hörte er eine Stimme singen, ohne daß er jemand zu sehen vermochte.
"Das Buanga, das mit dem Kautschuk gemacht ist.
Fall zur Erde." Mutombo starb. Kuschika
(Die Geschichte soll bedeuten, wie ein Geiziger gestraft wird.)
2. MENSCHLICHES, ALLZUMENSCHLICHES
Der gute Ehemann (Bena Lulua; Bena Koschi)Ein Mann sagte: "Fidi Mukullu ist nicht im Himmel. Ich bin Fidi Mukullu." Der Mann nannte sich Fidi Mukullu. Die Leute nannten ihn Fidi Mukullu. Er hatte eine Tochter, die hieß Moëngai uam Fidi Mukullu. Moengai ward groß.
Es kamen viele Leute. Sie wollten Moëngai heiraten. Fidi Mukullu sagte: "Willst du den Mann nehmen?"Moëngai sagte: "Nein."Fidi Mukullu sagte: "Willst du den Mann nehmen?" Moëngai sagte: "Nein." Fidi Mukullu sagte: "Willst du den Mann nehmen?"Moëngai sagte: "Nein."Moëengai nahm keinen Mann, Moëngai nahm keinen großen Mann, Moengai nahm keinen reichen Mann, Moëngai nahm keinen Mukelenge (Häuptling).
Kandindi kam in Fidi Mukullus Dorf. Kandindi brachte dreihundert Ziegen. Kandindi gab die dreihundert Ziegen Fidi Mukullu und sagte: "Fidi Mukullu, gib mir deine Tochter!" Fidi Mukullu sagte zu Moëngai: "Dies ist dein Mann !" (Also er fragt nicht erst, sondern diktiert gleich!) Moëngai sagte: "Es ist gut." (Nach der Miene und dem Achselzucken des Erzählers mit dem Sinne: Du befiehlst, ich muß also gehorchen.) Kandindi nahm Moëngai mit in sein Dorf.
Moëngai schnitt sich alle Haare ab und warf sie ins Feuer (Trauerzeichen). Kandindi sagte: "Du kannst das noch einmal machen. Ich werde (doch nur) zusehen und dich nicht schlagen."
Kandindi war Schmied. Moëngai nahm alles Schmiedewerkzeug Kandindis und warf es ins Wasser. Kandindi kaufte sich (neues) Schmiedewerkzeug und sagte: "Du kannst das noch einmal machen. Ich werde (doch nur) zusehen und dich nicht schlagen."
Moëngai nahm eine Hacke und schlug Kandindi auf den Kopf. Sie
schlug Kandindi ein großes Loch. Die Freunde Kandindis wollten Moëngai schlagen. Kandindi sagte: "Laßt das, sie hat mich nicht heiraten wollen, ich bin schuld." Kandindi sagte zu Moëengai: "Du kannst das noch einmal machen. Ich werde (doch nur) zusehen und dich nicht schlagen."Nach einigen Monaten war Moëngai schwanger. Kandindi nahm viele Hühner und Ziegen. Kandindi ging zu Fidi Mukullu und sagte: "Moëngai hat ihre Haare abgeschnitten und verbrannt. Ich habe gesagt: du kannst es noch einmal machen. Ich werde zusehen und dich nicht schlagen. Moëngai hat mein Schmiedewerkzeug in den Fluß geworfen. Ich habe gesagt: du kannst es noch einmal machen. Ich werde dich nicht schlagen. Moëngai hat die Hacke genommen und mir ein Loch in den Kopf geschlagen. Meine Freunde wollten sie schlagen. Ich habe gesagt: Laßt das, sie hat mich nicht heiraten wollen. Ich bin schuld. Ich habe zu Moëngai gesagt: du kannst das noch einmal machen. Ich werde zusehen und dich nicht schlagen. Moëngai ist schwanger und wird mir ein Kind geben. Hier hast du Geschenke."
Fidi Mukullu sagte: "Es wird alles gut werden." Kuschika
Die Frau ohne Tschissuna (Bena Mai)Eine Frau hatte keine Clitoris (Tschissuna). Sie sagte: "Alle Frauen haben eine Tschissuna. Nur ich habe keine. Ich will ein Buanga (Zaubermittel) nehmen." Eine Frau machte ihr ein Buanga. Da bekam die Frau an vielen Stellen ihres Körpers eine Tschissuna: auf der Schulter, auf dem Hals, im Kreuz, auf den Armen, auf den Brüsten, auf dem Bauch, überall. Die Frau war darüber sehr unglücklich. Die Alte, die der Frau das Buanga gegeben hatte, sagte: "Erst hattest du keine Tschissuna und warst unglücklich. Nun hast du viele Tschissuna und bist wieder unglücklich."
Grenzstreit (Bakuba; Lussambo)Die Baschibuschufu (Bakuba) sahen eine Schifu (Antilope). Sie riefen ihre Nachbarn, die Bena Kapelle (Bena Lulua) und machten sich mit ihnen auf zur Verfolgung. Die Baschibuschufu verwundeten die Antilope. Die Bena Kapelle fanden das Tier abends, brachen es auf, nahmen die eine Seite als ihren Anteil und hängten die Hälfte der Baschibuschufu auf einen Baum. Sie gingen mit ihrer Hälfte von dannen. Am andern Morgen kamen auch die Baschibuschufu an die Stelle. Sie fanden das Tier nicht, sondern nur die ihnen zurückgelassene Hälfte. Sie nahmen diese Hälfte nicht, sondern sandten zu den Bena Kapelle und ließen sagen: "Wir haben das Tier gesehen und angeschossen. Die Teilung ist unsere Sache." Es kam zum Kriege. Viele Leute fielen. Endlich sagte Muboaboa (Schakal): "Die Baschibuschufu
haben recht. Sie sind die Herren. Die Bena Kapelle müssen Abgaben zahlen."Und so zahlen die Bena Kapelle bis heute noch Abgaben an die Baschibuschufu.
Die Macht des Herkommens (Bakuba; Lussambo)Kumu tscha Diphata wollte gern Häuptling werden. Er baute ein Lupangu (Wildfalle) und kaufte sich viele Sklaven. Die Leute sagten zu ihm: "Wer Häuptling sein will, der muß erst im Busche leben." Baue dir also erst im Wald ein Haus und komme dann nachher." Kumu tscha Diphata tat das nicht. Er machte sich einen großen Federputz und setzte sich dann auf einen Stuhl. (Spielte also den Häuptling.)
Der Kumu tscha Diphata wollte von seinem Stuhl aufstehen. Da blieb der Stuhl an seinem Hintern sitzen. Die Leute sagten: "Das kommt, weil du nicht erst im Busche gelebt hast." Kumu tscha Diphata ging nun in den Wald und baute mit seinen Leuten im Busch eine Hütte. Darauf ging der Stuhl von seinem Hintern ab.
Nachdem Kumu tscha Diphata einige Zeit im Busche gelebt hatte, kehrte er in das Lupangu zurück. Wenn ein Mann im Bakubalande einen andern erschlagen hatte, so floh er zum Kumu tscha Diphata. Der Kumu tscha Diphata lieferte ihn der Familie des Ermordeten nur dann aus, wenn die Boten ein gutes Geschenk an Ziegen mitbrachten. Andern Falles blieb der Bote im Besitze des Kumu tscha Diphata.
Aus Armut zur höchsten Würde (Bakuba; Lussambo)Ephantschulas Eltern waren arm. Ephantschulas Eltern starben. Ephantschula blieb als arme Waise zurück und ernährte sich durch Fischerei. Alle Häuptlinge wollten ihn nicht. Deshalb wohnte er allein und ging dem Fischen nach. Er hatte viel Glück. Er konnte sich bald für den Erlös der Fischerei drei Ziegen kaufen. Dann hatte er abermals so viele Fische, daß er sich drei Ziegen kaufen konnte. Ephantschula wurde reich.
Nun wollten alle Häuptlinge Ephantschula in ihrem Dorfe haben. Ephantschula schlug es allen Häuptlingen ab und sagte: "Früher habt ihr mich nicht in euren Dörfern aufnehmen wollen." Da machten die Häuptlinge ein Medikament. Nsadi (Gewitter) sollte herabkommen und Ephantschula töten. Nsadi kam herab. Alle Häuser Ephantschulas brannten ab. Aber Ephantschula und seine Frauen blieben am Leben und bauten das Dorf von neuem auf.
Dann tötete Ephantschula ein Ngandu (Krokodil). Er lud darauf alle Häuptlinge der Bakuba ein. Er bereitete das Herz des Ngandu und setzte es den Häuptlingen vor. Ephantschula sagte: "Damit wird dann aller Streit beendet sein."Darauf aßen die Häuptlinge und gingen in
ihre Dörfer zurück. Jeder einzelne starb in seinem Hause. Die Bakuba machten Ephantschula zum Häuptling. Ephantschula war Häuptling aller Bakuba.Kamama (Bakuba; Lussambo)Ein Häuptling gab seinen Leuten Fischgeräte. Sie gingen zum Fang und hatten reiche Beute. Sie gaben einem Kamama (Stummen) drei Fische, damit der sie dem Häuptling bringe. Nachher erfuhr der Häuptling, daß seine Leute acht Fische gefangen hatten, daß ihm also vier Fische zukamen. Die Fischer sagten: "Wir haben dir vier Fische gesandt." Der Häuptling sagte: "Nein, Kamama hat nur drei Fische gebracht." Der Häuptling rief den Kamama und sagte: "Wieviel Fische hast du mir gebracht?" Kamama hob drei Finger auf. Der Häuptling sagte: "Ein anderes Mal bringt alle Fische her, und dann werde ich teilen."
Die Leute gingen abends wieder ans Ufer um zu fischen. Sie nahmen (da sie ja die ganze Nacht zum Fischen draußen zu bleiben und jedenfalls bis zum Morgen auf den Sandbänken zu verweilen pflegen) die Töpfe mit der Fischspeise mit und ließen sie unter dem Schutze von Kamama und einigen Knaben zurück. Sie sagten: "Paßt gut auf und eßt nicht. Wenn wir wiederkommen, essen wir dann alle zusammen." Die Fischer gingen an die Arbeit. Sie waren kaum einige Zeit im Wasser, da aß ein Knabe aus dem Fischtopfe. Die Fischer im Wasser sagten sogleich: "Sicher hat einer der Jungen soeben von unsern Fischen gegessen." Sie gingen schnell zurück und fanden, daß ein Knabe wirklich von ihren Fischen gegessen hatte. Da hängten die Fischer den Knaben am Baum auf und sagten: "Nie darf ein Knabe vom Essen der Fischer genießen, solange die Fischer im Wasser sind. Tut der Knabe es, so frißt ein Ngandu (Krokodil) einen Fischer. Darum soll man den Dieb hängen."
Der Mpanda (Bakuba; Lussambo)Ein Bakubahäuptling stahl einen Mpanda (Ziegenbock). Die Leute kamen zu ihm und verlangten ihn zurück. Der Häuptling sagte: "Wir wollen den Mpanda essen. Ich bezahle ihn." Die Frauen des Häuptlings richteten die Speisen her. Der Häuptling aß mit seinen Frauen von dem Mpanda. Den Rest stellten sie auf den Zwischenboden. Ein Knabe stahl den Rest. Die Knaben aßen alles miteinander auf.
Die Leute sagten: "Wir werden den Dieb schon fassen." Sie gossen Wasser in einen Mobansa (Blasebalg des Schmiedes) und reichten ihn den Knaben. Alle Knaben mußten trinken. Dann mußten sie über den Njindo schreiten. Die Leute sagten: "Der Dieb wird dabei sterben." Alle Knaben sprangen darüber. Der Knabe, der gestohlen hatte, fiel zur Erde und starb.
Die Bakubahäuptlinge kamen zusammen und sagten: "In Zukunft ist es allen Bakuba verboten, den Mpanda zu essen. Nur wenn ein Vater seinen Sohn verheiratet hat, und wenn der Sohn schon Knabe und Mädchen gezeugt hat, dann darf der Vater (also die ganz alten Männer) Mpanda essen."
Bei den Bakuba dürfen nur die ganz alten Männer vom Ziegenbock essen. Die Ziege wird dagegen von Mann und Weib verspeist.
Ditschunga (Bakuba; Lusssambo)Ditschunga war blind. Seine Frau hatte gute Augen. Sie ging ans Wasser und fing viele Kalla (Taschenkrebse). Dann erlangte sie eine Kanga (Perlhuhn). Sie bereitete das Essen und setzte ihrem Manne die Kalla vor. Von der Kanga speiste sie selbst. Beide aßen gemeinsam. Ditschunga hörte seine Frau essen und Knochen zerbeißen, und er sagte bei sich: "Die Kalla haben keine Knochen; was ißt die Frau?" Als sie gegessen hatten, stellte die Frau den Rest der Kanga auf den Zwischenboden und ging zur Arbeit. Als die Frau gegangen war, rief Ditschunga seinen kleinen Sohn und sagte: "Sieh doch auf den Zwischenboden, was steht da für Essen?" Der Knabe kroch hinauf und rief: "Es steht Kanga hier!" Da rief Ditschunga alle Bakubahäuptlinge zusammen und zeigte ihnen die Sache. Die Bakuba beschlossen darauf, daß in Zukunft die Bakubafrauen weder Kanga noch Quaddi (anderes Perlhuhn) essen dürfen. Und das ist bis heute so geblieben.
Kaniama (Batetela; Wakussu)Zwei Tiere flohen aus dem Bankutschugebiet am obern Lukenje, weil da so viele Fallen gestellt wurden, und kamen zum Lomami. Als sie von Lukenje entflohen, waren es viele Antilopen. Aber nur die zwei kamen am Lomami an. Die Menschen verfolgten die zwei Tiere. Die Tiere flohen über den Lomami. Die Menschen folgten. Auf dem andern Ufer des Lomami schliefen die Menschen. Die Tiere flohen weiter. Zwei Jäger folgten ihnen weiter. Der eine Jäger kehrte schließlich um, der andere irrte lange umher und starb endlich auf einem Baume vor Hunger.
Tschikumbas Kinder, die nichts lernten (Batetela; Wakussu)Tschikumba (ein Mann) hatte zehn Söhne. Tschikumba hatte zwei Frauen. Von jeder Frau hatte er fünf Söhne. Die zehn Söhne kamen zu Tschikumba und sagten: "Wir wollen etwas lernen. Was können wir lernen?" Tschikumba sagte: "Ich kann nur Jodi (Fallen) stellen, um Otumbo (Erdkatze) zu fangen: Das soll der Älteste meiner Söhne lernen. Die andern mögen sich nach anderem umsehen." Die Söhne wuchsen heran. Keiner der Söhne konnte etwas.
Eines Tages ging der Vater fort und fing ein Otumbo. Alle Söhne Tschikumbas kamen herbei und jubelten: "Heute werden wir viel Fleisch essen. Heute werden wir viel Fleisch essen." Der Vater sah einen fremden Mann kommen. Tschikumba sagte: "Meine Söhne können nichts." Tschikumba gab das Otumbo dem fremden Manne. Die Söhne gingen fort. Am andern Tage fing der Vater wieder ein Otumbo. Der Vater brachte das Otumbo heim. Die Söhne kamen jubelnd heran und riefen: "Heute werden wir Fleisch essen. Heute werden wir Fleisch essen." Es kam ein Paukenschläger des Weges, der sang: "Tschikumba, Tschikumba, Tschikumba !" Der Vater gab dem Paukenschläger das Otumbo. Der Paukenschläger sang:
"Tschikumba, Tschikumba, Tschikumba !"
Die zehn Söhne gingen fort. Die zehn Söhne gingen in den Busch. Die zehn Söhne sagten: "Wir haben nichts gelernt."
Alle zehn Söhne starben im Busche. Der Vater ging in den Busch. Er sah, daß die zehn Söhne gestorben waren.
Tschikumba sagte: "Was soll ich nun?" Tschikumba schnitt sich den Hals durch. Die beiden Frauen Tschikumbas gingen in den Wald. Sie sahen ihre zehn Söhne tot. Sie sahen ihren Mann tot. Sie gingen ins Dorf, nahmen Schnüre und hingen sich im Hause auf.
Kymfe und Gymbie (Batetela; Wakussu)Kymie war ein reicher Mann und Gymbie war ein armer Mann. Kymie schloß mit Gymbie Freundschaft. Gymbie hatte eine Tochter. Gymbie hatte diese Tochter verheiratet. Gymbie wollte seinem Schwiegersohn einen Sklaven schenken. Gymbie war aber arm. Gymbie ging zu Kymie und sagte: "Schenke mir einen Sklaven." Kymie gab Gymbie den Sklaven und sagte: "Ich werde dich auch besuchen."Gymbie sagte: "Es ist gut." Gymbie nahm den Sklaven mit sich und gab ihn seinem Schwiegersohn. Gymbie konnte diesen Sklaven nicht bezahlen. Deshalb sagte er wenige Tage vor dem Besuch Kymies zu seiner Frau: "Grabe mir ein Grab. Stelle mir Hirse und Mais hinein." Die Frau tat es. Gymbie legte sich in die Grube und sagte zu seiner Frau: "Decke die Grube mit Matten zu und sage den Leuten, wenn sie kommen: ,Mein Mann ist gestorben. 'So brauche ich dann nicht zu zahlen." Die Frau tat es. Die Frau weinte sehr. Viele Leute kamen. Die Frau sagte: "Gymbie, mein Mann, ist gestorben." Kymie hörte, daß Gymbie gestorben war. Er kam mit einem großen Bock. Er schlachtete den Bock. Kymie sagte: "Ich will den Bock selbst in die Grube legen." Er nahm eine Hacke und ging hin. Er hob die Matten auf und sah Gymbie.
Gymbie mußte Kymie den Sklaven zurückgeben. Gymbie mußte für den Bock einen Knaben zahlen.
Dikenda und Mingenge (Batetela; Wakussu)Dikenda war klein und Mingenge war klein. Beide gingen gemeinsam zur Jagd. Sie gingen alle Tage gemeinsam jagen. Wenn Mingenge ein kleines Tier geschossen hatte, so schrie Dikenda: "Oh, es ist ein großes Tier."Mingenge war in seinem Herzen böse. Einmal entdeckte Dikenda in einem Baum Eto. Mingenge sagte zu Dikenda: "Dort oben sind Eto. Steige an den Lianen hier auf den Baum hinauf." Dikenda sagte: "Es ist gut."Dikenda stieg auf den Baum empor. Mingenge rief: "Bist du oben?" Dikenda rief: "Ja, ich bin oben!" Mingenge rief: "So schneide die Lianen, an denen du heraufgekletterst bist, ab." Dikenda tat es. Mingenge ging von dannen.
Nach einiger Zeit schrie Dikenda: "Mingenge!"Mingenge antwortete nicht. Er war schon gegangen. Dikenda wollte nun vom Baume herabsteigen. Da sah er, daß er nicht konnte. Er hatte (ja) selbst die Lianen abgeschnitten. Dikenda schrie. Es vernahm ihn niemand. Dikenda nahm seine Iheda (Signalpfeife) und pfiff. Da kam seine Frau. Seine Frau rief: "Was willst du?" Dikenda rief: "Ich sitze auf dem Baume hier und kann nicht wieder herunter." Seine Frau rief: "Greif in deinen Batta (Schultersack). Ich habe dir heute Morgen eine Schnur hineingesteckt !"Dikenda fand die Schnur. Er band sie an den Baum und stieg herab.
Dikenda traf Mingenge. Mingenge sagte: "Wenn deine Frau nicht gekommen wäre, wärst du verhungert. Du weißt ja alles besser."
Tschundo tscha Kiolumbo (Batetela; Wakussu)Tschundu tscha Kiolumbo war ein großer Häuptling. Er hatte einen Mulofue (Aufseher), der war allem vorgesetzt. Der Mulofue hatte aber keine Frau. Wenn der Mulofue ein schlechtes Wort oder eine schlechte Handlung im Dorfe sah oder hörte, so lief er gleich zum Tschundu tscha Kiolumbo und berichtete es dem. Der Häuptling gab ihm dann den Auftrag, dem betreffenden Sünder alle Frauen und alle Besitztümer fortzunehmen. Der Mulofue tat es dann auch, aber er unterschlug die Hälfte. Der Mulofue hatte sein Haus versteckt angelegt, so daß er nicht beobachtet werden konnte selbst aber alles zu übersehen vermochte. So brachte er denn einen Wohlhabenden nach dem andern vor die Gerichtsbarkeit des Häuptlings. Je mehr solche Itas (Ita Palaver Streit, Krieg) es aber gab, desto unzufriedener wurden die Leute.
Eines Tages ergriffen die Leute die Udimba (Trommel) und teilten dem Häuptlinge mit: "Du bist schlecht. Du machst viel Ita. Wir wollen einen andern Häuptling haben." Tschundu tscha Kiolumbo ergriff auch seine Udimba und antwortete: "Tut mir nichts Böses, ich weiß selbst, daß ich schlecht war."Dann rief er alle andern Balofue (Pl. von
Mulofue) zusammen und ließ sich berichten. Dann sagte er: "Laßt nur gut sein. Wir werden den eigentlich schlechten Mann schon fassen. Es ist mein erster Mulofue."Am andern Tage machte der Häuptling einen Tschondo (Ambos) aus Dibumba (Töpferton). Er strich ihn schwarz an, so daß er wie ein Tschondo aus Eisen aussah. Diesen Tschondo aus Ton gab er seinem ersten Mulofue und sagte: "Lege ihn in den Fluß für einige Zeit." Der Mulofue tat es. Nach drei Monaten verlangte der Häuptling seinen Tschondo zurück. Der Mulofue suchte ihn. Der Ton hatte sich im Wasser aufgelöst und war zerflossen. Der Mulofue suchte den Tschondo. Er konnte den Tschondo nicht finden. Er suchte mit allen seinen Frauen und Sklaven; sie schöpften das Wasser aus dem Flusse, sie konnten den Tschondo nicht finden. Der Mulofue ging zum Häuptling und sagte: "Der Tschondo ist verloren." Der Häuptling sagte: "Du lügst. Du hast sicher den schönen Tschondo, den ich von meinem Vater geerbt habe, nach einem andern Dorfe verkauft." Der Häuptling ließ dem Mulofue alle Besitztümer und alle Frauen und Sklaven bis auf eine fortnehmen und jagte ihn von dannen.
Der Mulofue lief zu einem großen benachbarten Häuptling und sagte: "Tschundo tscha Kiolumbo, mein früherer Häuptling, zieht gegen dich zu Felde." Der Häuptling hörte das. Er sammelte alle seine Leute und begann den Feldzug. Tschundo tscha Kiolumbo hörte, daß sein Nachbar mit Krieg nahe. Er rüstete auch. Die Leute trafen sich. Es gab ein blutiges Gefecht. Dann verlangten einige alte Leute eine Pause. Der Nachbar fragte: "Weshalb hat Tschundo tscha Kiolumbo den Krieg begonnen?" Tschundo tscha Kiolumbo sagte: "Wer hat dir gesagt, daß ich den Krieg begonnen habe?" Der andere Häuptling sagte: "Dein eigener Mulofue !" Alle Leute Tschundo tscha Kiolumbos sagten: "Der Mulofue hat gelogen." Da töteten sie den Mulofue.
Der Mudimbaschläger (Batetela; Wakussu)Tambue war ein großer Häuptling. Er starb. Er hinterließ einen Sohn. Der Sohn ließ sich die Haare nie scheeren und ausreißen. Er hatte Haare auf dem Kinn, unter den Armen und am Unterleib. Als sein Vater starb, sang ein Mudimbaschläger (die Mudimba ist die kastenartige, eckige Holzpauke) in einem fort: "Unser Häuptling ist gut, aber er hat eine schlechte Sache am Leibe." Die Leute hörten es, sie zogen fort. Der Häuptling lud ihn ein und beschenkte ihn mit einer Ziege und einem Sklaven. Der Mudimbaschläger ging fort und sang: "Unser Häuptling ist gut, aber er hat eine schlechte Sache am Leibe." Es zogen noch mehr Leute fort. Der Häuptling schenkte ihm nun ein Sumbu (Schwein) und einen Dikonga (Speer) und ein Lukulla
(Messer) seines Vaters. Der Mudimbaschläger ging fort und sang: "Unser Häuptling ist gut, aber er hat eine schlechte Sache am Leibe." Es zogen viele Leute aus dem Dorfe fort.Der Häuptling wollte den Mann nun töten. Aber eine ganz alte Frau seines Vaters sagte: "Tue das nicht, sondern scheere dir gründlich alle Haare am ganzen Leibe ab und setze dich mit zurückgeschlagenem Schurz so hin, daß der Mudimbaspieler es sieht, daß keine Haare mehr an deinem Körper sind." Der Häuptling tat so. Er setzte diesmal dem Mudimbaschläger nur Gesse (Gemüse) vor und gab ihm dazu ein ganz kleines Hühnchen. Er steckte ihm eine weiße Feder ins Haar. Der Mudimbaschläger ging fort und sang: "Vordem war unser Häuptling sehr häßlich. Heute ist er sehr schön." Der Mudimbaschläger sang und sang. Alle Leute kamen wieder zurück, und das Dorf ward wieder reich und groß wie zu des Vaters Zeiten.
3. MÄRCHENDICHTUNG
Utschu und Jani (Batetela; Wakussu)Utschu (die Nacht) und Jani (der Tag) lagen miteinander im Streit. Utschu sagte: "Ich bin Uangi (Häuptling) !" Jani sagte: "Ich bin Uangi !" Damals gingen die Leute aus dem Dorf Utschus in das Dorf J anis und aus dem Dorfe Ianis in das Dorf Utschus. Die Leute sagten: "Es ist nicht gut, zwei Uangi zu haben. Wir wollen nur Jani haben." Alle Leute gingen zu Unia (Gott) und sagten: "Wir wollen nicht zwei Uangi haben. Wir wollen nur Jani haben." Unia sagte: "Dann soll nur Jani Häuptling sein." Nun war Utschu nicht mehr Häuptling.
Die Leute gingen alle, alle zu Jani und sagten: "Wir wollen alle bei dir bleiben; nun gib uns zu essen."Jani steckte die Hand nach Sonnenaufgang. Da kam eine Schale mit Ma (Brei)herab. Jani steckte seine Hand nach Sonnenuntergang. Da kam eine Schale mit Lusi (Fische) herab. Da aßen alle Menschen. Dann sagten die Menschen: "Nun haben wir Durst."Jani zog ein starkes Tau gen Himmel. Da floß am Tau Wasser herab und füllte einen weiten See, dann warf Jani am Rande des Wassers Assammi (Hirse) aus. Die Hirsefelder sproßten auf. Die Menschen hatten viel zu essen. Die Leute bauten ihr Dorf. Das hieß Dimanga.
Die Leute Dimangas führten gegen die Leute des Dorfes Manda (anscheinend unter dem Schutz Utschus) Krieg. Die Fehde entstand auf der Steppe zwischen den Frauen. Die Mandaleute machten ein Okanga (Zaubermittel), und darauf entstand ein großer Wald in der Steppe. Die Leute Mandas machten ein anderes Okanga, und darauf blieb aller Fulla (Regen) am Himmel, und bald hatten die Leute J anis nichts zu essen. Da nahmen die Leute Ianis zwei Hühner, ein schwarzes und ein weißes. Sie brachten die beiden Hühner in das
Dorf Manda, und nun gingen alle Leute beider Dörfer in das Wasser. Ihre Kleider wurden naß. Die Janileute kamen zurück in ihr Dorf und hatten Regen.Dann machten die Leute zwischen den beiden Dörfern einen Kitoka (Markt -jeden sechsten Tag bei den Batetela). Die Alten nahmen ihre Söhne mit sich. Je ein Sohn von einem Dorfe mußte je einem Sohn aus dem andern den Arm ritzen. Man trank gemeinsam das Blut. Die Leute sagten: "Die Angelegenheit ist zu Ende."Darauf bauten auf je einer Seite der Ebene die Jungen je eines Dorfes ihr Dorf auf. Sie aßen gemeinsam. Aller Streit war beendet.
Die Menschenfresser (Kanioka)Tschiffinda und Kalabuile (der schnell Fleisch fressende), Tombola (der Schnelläufer) und Mafuanja (mit Messer und Speer) warfen einen Krieger im Kampfe nieder. Katotollo schnitt das Gehirn heraus. Mussonga nahm das Gehirn und tat es in eine Bitumbi (Holzschale). Sueba, eine Frau, die Töpfe machte, lebte bei ihrem Manne Mulumba. Mussenga ging zu Sueba und kaufte einen Topf und einen Wasserkrug, um alles zuzubereiten. Dann aßen sie.
Mbaffu (Kanioka)Nkongo (ein Mann) hatte vier Töchter: Katobo, Kateko, Kanjinu Kabukullu und Mbaffu. Alle vier Mädchen waren sehr angenehm, aber Mbaffu übertraf die andern noch bedeutend. Es kam ein Häuptling aus einem andern Dorfe, der suchte den Häuptling Nkongo auf und sagte: "Ich möchte Mbaffu heiraten." Der Häuptling Nkongos sagte: "Es ist recht."Er rief Nkongo zu sich und sagte: "Ein Häuptling will deine Tochter Mbaffu heiraten."Nkongo sagte: "Es ist gut." Der Häuptling gab Nkongo vier Sklaven.
Eine alte Frau des Häuptlings sah Mbaffu kommen. Die alte Frau sagte: "Mbaffu ist sehr hübsch und sehr groß. Mbaffu übertrifft uns alle. Der Häuptling wird sie sehr lieb haben und bevorzugen." Die Frau machte eine Grube und machte kochendes Wasser. Die alte Frau sagte zu Mbaffu: "Setze dich in diese Grube, ich will dich baden." Mbaffu sagte: "Ich will mich selbst baden." Die alte Frau sagte: "Setze dich in die Grube !" Mbaffu setzte sich in die Grube. Die alte Frau goß das kochende Wasser über sie aus. Mbaffus Haut war sogleich über und über verbrannt. Mbaffu starb sogleich.
Die Leute sagten dem Häuptling: "Deine Frau Mbaffu ist gestorben." Der Häuptling sagte: "Mbaffu war sehr gut; ich will nicht mehr leben!" Der Häuptling Mbaffus nahm ein Messer und tötete sich. Die Leute sagten: "Nkongo, deine Tochter Mbaffu ist gestorben." Nkongo sagte: "Meine Tochter Mbaffu war sehr gut. Ich will nicht mehr leben."Nkongo rief seine andern Töchter. Er schloß sich mit
ihnen in ein Haus ein. Dann legte er Feuer an. Nkongo und seine drei Töchter verbrannten.Die Maniokdiebe (Kanioka)Ein Mann ging auf das Feld eines andern und stahl Maniok. Er füllte drei Bisakka (Körbe).Er konnte aber selbst nur einen Korbvoll tragen. Zwei fremde Leute kamen des Weges. Er sagte zu ihnen: "Tragt meinen Maniok." Die Leute nahmen zwei Lasten auf. Alle drei gingen dem Dorfe zu. Sie begegneten dem Besitzer des Maniokfeldes. Dieser nahm den Dieb beim Arm und sagte: "Du hast meinen Maniok gestohlen." Der Dieb sagte: "Sind wir nicht drei Leute, die Maniok tragen?" Die beiden Fremden sagten: "Wir haben nicht gestohlen. Wir wußten nicht, daß wir Gestohlenes tragen." Der Besitzer des Feldes sagte: "Es ist wahr, daß drei Leute meinen Maniok tragen." Er nahm alle drei als Diebe mit.
Der blinde Vater (Bassonge; Bena Koto)Mufoafoa (blind) war blind. Er hatte viele Söhne. Er sagte zu seinen Söhnen: "Ich bin blind, baut mir ein Haus." Die Söhne sagten: "Baue dir dein Haus selbst." Mufoafoa tastete sich in den Wald. Er tastete sich im Busche hin, bis ein Rotang ihn schlug. Da wußte er, wo er war, und er schnitt den Rotang und brachte ihn in das Dorf. Dann tastete er sich wieder in den Wald und schlug Holzstämme. Mufoafoa schichtete die Holzstämme auf.
Es lag da ein totes Schwein. Mufoafoa wußte es nicht. Es kamen just Söhne Mufoafoas des Weges. Mufoafoa sagte: "Hebt mir das, was ich da auf die Erde legte, auf den Kopf." Die Söhne sahen das Schwein. Sie hoben das Schwein auf und dem Vater auf den Kopf. Mufoafoa fühlte, daß es ein Schwein war. Er sagte: "Dies Schwein zerlegt." Die Söhne zerschnitten das Schwein. Einige trugen das Schwein. Andere trugen die Holzstangen. Einige führten den Vater an der Hand in das Dorf. Mufoafoa gab den Söhnen die Hälfte des Schweins. Die Söhne sagten (unter sich): "Der Vater ist blind, aber er kann noch Schweine erlegen."
Mufoafoa gab die andere Hälfte des Schweines seiner Frau, damit sie es ihm zubereite. Alle Söhne kamen dazu. Sie sahen die Schüssel mit dem Fleische. Der Vater sagte: "Kommt, eßt mit mir." Der älteste Sohn sagte: "Gib her, ich will teilen." Der Sohn verteilte alles unter die Söhne und stellte dem Vater die leere Schüssel hin. Der Vater tastete nach dem Fleisch. Er fand nichts darin. Er merkte, daß die Söhne ihm alles genommen hatten. Eine große Wut kam über sein Herz. Er ergriff die Schüssel und schlug mit der Schüssel um sich. Er erschlug mit der Schüssel die eigene Frau. Die Söhne sprangen auf. Die Söhne riefen: "Du hast unsere Mutter erschlagen."
Die beiden jüngsten Söhne Mufoafoas versteckten den Vater in dem Loche Kapulukussus (Fledermaus) und deckten Kapulukussus Flügel darüber. Die andern Söhne aber sagten: "Wir wollen den Vater finden und wollen ihn essen, denn er hat unsere Mutter erschlagen." Golongonje sagte zu dem ältesten Sohne: "Lecke mir Augen und After aus, so will ich dir das Loch zeigen, wo dein Vater versteckt ist." Der älteste Sohn tat es. Da zeigte Golongonje ihm das Loch. Die Söhne fanden den Vater. Sie töteten ihn. Sie begannen ihn zu essen. Nur die beiden jüngsten Söhne sagten: "Wenn Vater auch unsere Mutter getötet hat, so essen wir ihn doch nicht."
Die andern aßen vom Fleische des Vaters. Das Fleisch blieb ihnen im Halse stecken. Sie starben. Die beiden jüngsten Söhne wurden große Häuptlinge. Aber keine Frau wollte mit ihnen leben, und sie starben kinderlos.
Bestrafte Mißgunst (Bassonge; Bena Ki Lupungus)Ein Mann hatte fünf Söhne. Als der erste Sohn erwachsen war, gab er ihm eine Frau; als der zweite erwachsen war, gab er ihm eine Frau; als der dritte erwachsen war, gab er ihm eine Frau; als der vierte erwachsen war, gab er ihm eine Frau. Als der fünfte Sohn erwachsen war, nahm er ihn mit zum Kreuzweg, und da stellte er eine mächtige Muteo (Rattenfalle) auf. Sie war riesengroß. Der Vater sagte: "Geh jeden Morgen zu dieser Muteo." Der Sohn sagte: "Gib mir lieber eine Frau." Der Vater sagte: "Diese Muteo da ist besser als eine Frau. Geh nur alle Tage zur Muteo."
Der Sohn ging nun jeden Tag hin und sah nach der Muteo. Am sechsten Tage war ein Mbou (Büffel) darin gefangen. Er sagte zum Vater: "Es ist ein Mbou gefangen."Der Vater sagte: "Habe ich es dir nicht gesagt? Nun zerteile und verkaufe."Der Sohn kaufte eine Frau und einen Arbeitsknaben dafür. Der Sohn ging nun jeden Tag hin und sah nach der Muteo. Am sechsten Tage war wieder ein Mbou darin gefangen. Der Sohn verteilte ihn und kaufte dafür wieder eine Frau und einen Arbeitsknaben.
Der älteste Bruder sagte: "Mein jüngster Bruder hat nun schon zwei Frauen und zwei Arbeitssklaven. Ich aber, der älteste, habe nur eine Frau. Ich will auch einmal nach der Muteo sehen." Der älteste Bruder ging hin, wollte sie besehen und faßte sie an, aber die Muteo packte ihn um die Schultern. Er war gefangen. Der jüngste Sohn kam und sah den Bruder, und er lief zurück und sagte es dem Vater. Der Vater rief alle Häuptlinge zusammen. Sie gingen zu der Stelle hin. Sie sahen die Sache an. Die Häuptlinge sagten: "Das ist ein mißgünstiger Dieb. Er muß sterben." Die kleinen Haltschnüre wurden durchgeschnitten. Der Mann flog, vom Federbalken geschwungen, hoch in die Luft und schlug tot zu Boden.
Jägerlegende (Bassonge; Bena Ki, Zappu-Zapp)Bampipue (der Jäger) kaufte einen Hund, der hieß Tatukuttu (der in der Luft wittert) und eine Hündin, Tschimbele (die am Boden wittert). Die Hündin brachte zwei Junge zur Welt, einen männlichen Hund, der hieß Mpungu (Adler), weil er so stark war wie ein Adler, und eine kleine Hündin, die hieß Kassangi (die da anfeuert oder aufmuntert). Bampipue machte sich Bogen und Pfeile und ging mit drei jüngeren Jägern und seinen vier Hunden zur Jagd. Alle Hunde waren angebunden. Sie fanden die Fährte einer Gulungwe (Antilope). Die Hunde setzten hinter der Gulungwe her. Die Gulungwe hatte sich niedergetan. Die Hunde kamen. Die Gulungwe sprang auf. Ein Hund hielt die Fährte. Einer der drei Gefährten schoß einen Pfeil auf die Gulungwe und tötete sie. Bampipue zerlegte die Antilope und gab ein Viertel mit einer Keule dem Schützen. Er gab ihm auch die Leber. Bampipue aß die andere Keule, Herz, Gurgel, Fell. (Dies "aß" bedeutet so viel "er nahm sie an sich".)
Die Frau des Bampipue bereitete den Kopf der Gulungwe und einen Hahn. Abends waren die drei Jagdgenossen eingeladen, und man aß unter einer Halle. Als die Leute gegessen hatten, rief Bampipue noch andere herzu. Dann gab er jedem der drei Jagdgenossen einen Hund. Er selbst behielt nur Mpungu für sich.
Am (andern) Tage gingen sie wieder zur Jagd. Bampipue verteilte die Jäger und Hunde nach den vier Himmelsrichtungen. Er selbst ging mit Mpungu nach Osten. Mpungu jagte eine Antilope auf. Bampipue schoß sie, traf aber nicht. Die Antilope sprang nach rechts ab, so daß ein anderer Schütze (also der im Süden) zu Schusse kam und die Gulungwe zur Strecke brachte. Mpungu hatte die Antilope aufgejagt. Mpungu hatte sie bis zu ihrem Tode verfolgt. Bampipue Mukullu wollte dem Schützen eine Keule geben. Der Schütze beanspruchte mehr. Bampipue sagte: "Es war mein Hund, der das Tier auftrieb." Die Leute stritten sich. Bampipue stritt mit den drei Jägern. Bampipue sagte zu den Jägern: "So gebt mir die Hunde zurück."Bampipue ging mit den vier Hunden von dannen.
Die Betrüger (Bassonge; Bena Koto)Kapatululabakulu und Kaloschi (zwei Menschen) hatten Freundschaft gegessen. Kapatululabakulu sagte zu Kaloschi: "Ich brauche zehn Hacken, gib mir zehn Hacken !" Kaloschi sagte zu Kapatululabakulu: "Ich brauche zehn Häute vom Schimba (Affe), gib mir zehn Häute vom Schimba."Jeder versprach dem andern zehn Stück. Kapatululabakulu packte neun Schwänze in eine Haut mit Schwanz. Er machte ein festes Paket. Man zählte zehn Schwänze. Man glaubte, daß es zehn Felle seien. Kaloschi zerschnitt eine Axt in zehn lange
Streifen. Die zehn Streifen packte er in Blätter ein. Zehn Ecken ragten heraus. Man glaubte so zehn Hacken zu haben. Jeder nahm das Paket des andern.Fischer und Jäger (Baluba; Baqua Mpata; Kalala am Lubi)Ein Tschilembi (Weidmann) ging (immer) ans Wasser, Fische zu fangen. (Also der Fischer, wie wir kurz sagen. Der Muluba (Sing. von Baluba) sagt immer: "Der Tschilembi, der ans Wasser ging, Fische zu fangen". Ein Tschilembi ging (immer) in den Wald, Tiere zu töten (wir sagen immer "Jäger" statt dieser langen Redensart). Beide Bilembi (Plur. von Tschilembi) gingen des Wegs. Der Fischer ging voran. Er kam an das Wasser. Er legte die Kleider am Ufer ab und ging ins Wasser, um Fische zu fangen. Der Jäger kam heran. Er nahm die Kleider an sich. Er ging von dannen. Der Fischer rief: "Es sind meine Kleider, laß meine Kleider." Der Jäger rief: "Du brauchtest deine Kleider am Ufer nicht hinzulegen. Du konntest dich aufschürzen! Ich nehme sie !"
Der Fischer sagte: "Wir wollen zum Chef (oder Richter) gehen." Der Jäger sagte: "Es ist gut." Beide gingen zum Richter. Der Fischer sagte (seine Sache). Der Jäger sagte (seine Sache). Der Chef (Richter) sagte: "Du brauchtest (in der Tat) deine Kleider nicht abzulegen. Du konntest dich schürzen, deine Kleider kann der Jäger behalten." Der Jäger ging, der Fischer ging.
Der Fischer ging nackt.
Es regnete. Der Jäger kam am Hause des Fischers vorbei. Er trat mit einem Bein hinein. Er trat soweit hinein. (Der Erzähler zeigt über das Knie.) Der Fischer sagte: "Das ist mein Bein!" Der Jäger sagte: "Laß doch, es regnet." Der Fischer sagte: "Geh doch in deine Hütte. Ich nehme es !" Der Fischer sagte: "Wir wollen zum Richter (Chef) gehen." Der Jäger sagte: "Gut."
Sie gingen zum Chef. Der Jäger sagte seine Sache. Der Fischer sagte seine Sache. Der Chef sagte: "Du sagtest damals wegen der Kleider: Ich nehme sie. Der Fischer schürzte sein Kleid nicht. Der Fischer sagte jetzt wegen des Beines: Ich nehme es! Der Jäger blieb nicht vor der Hütte. Ich sagte zum Jäger: ,Nimm du die Kleider.' Ich sage zum Fischer: ,Nimm du das Bein. Schneide dem Jäger das Bein ab.'"
Der Fischer schnitt dem Jäger das Bein ab. Kuschika
Betrug um Betrug (Bena Lulula; Bena Katanga am Pindu)Tschibubabuwa (der so blind ist, daß er kaum sieht) und Dubukaniama (der außerordentlich schnell das Wild erkennt) machten einen Lupangu (Wildzaun) von einem Bach aus, jeder nach einer Seite ins Land hinein. Am andern Tage gingen beide hin um zu sehen, ob sie etwas im Zaune hätten. Jeder ging an einem Teile des Zaunes
entlang. Tschibubabuwa fand eine Gombeniama (Antilope mit sehr kostbarem Felle. Man kauft für eine Decke eine Frau.) Tschibulaluwa rief Dubukaniama. Dubukaniama sagte: "Oh, das ist ein wertloses Tier." Sie machten ein Feuer, zogen das Fell ab und teilten das Fleisch untereinander. Das Fell warf Dubukaniama (als wertlos) ins Feuer.Am andern Tage fand Dubukaniama an seinem Lupangu eine Gombeniama. Er rief Tschibubabuwa und sagte: "Kennst du das Tier?"Tschibubabuwa sagte: "Nein." Dubukaniama sagte: "Das ist eine Gombeniama. Für eine Decke der Gombeniama kauft man eine Frau." Tschibubabuwa sagte: "Es ist dasselbe Tier, das neulich an meinem Tierzaune lag. Du sagtest, es sei wertlos." Dubukamiana sagte: "Nein, es ist nicht dasselbe. Dein Tier war wertlos." Sie machten ein Feuer an. Sie zogen das Fell ab und teilten das Fleisch. Dubukaniama nahm das Fell. Sie gingen nach Hause. Dubukaniama kaufte für das Fell eine Frau.
Am (dritten) Tage fand Tschibubabuwa an seinem Lupangu (wieder) eine Gombeniama. Er rief Dubukaniama. Dubukaniama sagte: "Oh, das ist ein wertvolles Tier!" Tschibubabuwa sagte: "Ist es so?" Sie machten ein Feuer, zogen das Fell ab und teilten das Fleisch untereinander. Das Fell warf Dubukamiana (als wertlos) ins Feuer.
Dubukaniama sagte zu Tschibubabuwa: "Ich habe eine Frau, die gebiert keine Kinder." Tschibubabuwa sagte: "Oh, schneide ihr nur eine Brust ab, so wird schon alles werden." Dubukaniama schnitt seiner Frau eine Brust ab. Die Brust lag auf der einen Seite, die Frau auf der andern. Die Frau starb (sogleich). Dubukaniama sagte zu Tschibubabuwa: "Du bist daran schuld, daß meine Frau gestorben ist." Tschibubabuwa sagte: "Du hast mich um meine Felle gebracht. Wir wollen zusammen zum Mukelenge (Häuptling) gehen, der soll entscheiden." Sie gingen zusammen zum Mukelenge. Der Mukelenge sagte: "Jeder hat den andern betrogen. Dubukaniama hat Tschibubabuwa um die beiden Felle gebracht, die eine Frau wert waren. Tschibubabuwa hat Dubukaniama um eine Frau gebracht, die sein Fell wert war. Ihr seid in Ordnung." Kuschika
Sittenlehre (Bena Lulua; Bena Ngojo Kapukus)Ein Mann ging mit seiner Frau ans Wasser zum Fischen. Der Mann sperrte einen Teil ab. Die Frau ging mit einem Fangkorb ins Wasser. Die Frau bückte sich beim Fangen. Der Mann bückte sich auch, um ihre Tschisomna (Vagina) zu sehen. Der Mann ging hin, um sie zu beschlafen. Die Frau sagte: "Ich fange hier Fische für dich. Die Fische gehören dir. Meine Tschisomna gehört dir. Erst will ich aber das Fischen vollenden. Erst will ich dein Essen machen, und dann kannst
du mich beschlafen." Der Mann sagte: "Du hast recht." Er ging ans Ufer.Die Frau fing Fische. Sie kam ans Ufer. Sie gingen nach Hause-. Die Frau machte Essen zurecht. Der Mann aß. Der Mann aß zu Ende. Die Frau sagte: "Im Walde hast du mich beschlafen wollen. Nun habe ich Essen gemacht. Du hast gegessen. Wenn du mich jetzt beschlafen willst, so ist es recht." Der Mann sagte: "Es ist gut." Der Mann beschlief seine Frau.
Ehezwist (Bena Lulua; Bena Katanga; am Pindu)Tschiboaba war mit Tschipamb verheiratet. Tschiboaba sandte ihre Tochter Galula an das Wasser zum Fischen. Tschiboaba sagte zu Galula: "Fang die guten Fische nicht, fang Mafube." (Mafube scheinen Quabben zu sein; nur die Frauen, nicht die Männer essen Mafube). Galula tat so.
Tschipamb sagte zu seinem Sohn Kabassele: "Geh in den Busch und töte Wild. Laß aber alle guten Tiere und nimm lediglich die Nkufu. (Nkufu, die Schildkröte, wird von den Männern und nie von den Frauen gegessen.) Kabassele tat so.
Tschiboaba sagte zu Tschipamb: "Weshalb läßt du Kabassele nur die Nkufu fangen, die ich nicht essen kann?" Tschipamb sagte: "Hast du nicht Galula den Auftrag gegeben nur Mafube zu fangen? Hast du nicht damit angefangen?" Kuschika
Der Tschikapa (Klo que)Schapata kam mit den Leuten an den Tschikapa (Fluß). Das Wasser war flach. Sie wollten hinüber. Plötzlich wurde es viel Wasser. Schapata hatte ein Bedürfnis und pißte in den Tschikapa. Die Leute sagten: "Was tust du? Es ist so schon soviel Wasser im Fluß! Und du mehrst es auch noch? Wir werden so überhaupt nicht mehr hinüberkommen." Schapata sagte: "Das wenige, was ich hineintat, macht nichts. Man kann es auch leicht wieder herausschöpfen." Er nahm eine Kalebasse und schöpfte aus dem Tschikapa auf die Erde.
Nach vier Tagen war das Wasser wieder klein.
Bolelas Tschimenna (Bassonge; Zappu Zapp)Der Mann Bolela hatte drei Frauen und zwei Kinder. Eines Tages pflanzte er Tschimenna (eine Batatenart). Er trat dann eine Wanderung an und sagte zu seinen Leuten: "Es soll niemand von den Tschimenna essen, auch meine Kinder sollen nicht davon essen." Bolela ging und blieb vier und fünf Monate fort. Da gruben die Frauen eines Tages die Tschimenna aus, und nun aßen alle davon und dann starben sie alle. Nachts wurden aller Bäuche dick.
Ein kleiner Vogel Mwille (mit langer Schwanzfeder) sah das. Er
flog und flog und sang überall den Vers: "Schieße nicht, ich bin ein Mensch wie ihr, wie euer Kind Bolela. Ihr gingt vor langer Zeit, um durch Arbeit zu verdienen. Frauen und Kinder sind tot und verwesen."Auch ein Knabe an dem Platze, wo Bolela arbeitete, hörte den Vers. Er lief hin und erzählte es Bolela. Der sagte zu seinem Arbeitgeber: "Ich muß gehen." Dann ging er. Bolela fand alle Frauen tot. Bolela nahm seinen Zompo (Graswedel) und bespritzte alle mit Wasser. Sie wurden wieder lebend. Bolela sagte: "Warum habt ihr nicht gehört ?"
Gerechte Erbfolge (Kanioka)Ein Häuptling (Mukelenge) hatte zwei Töchter. Tschitenge war die ältere, Makalla die jüngere. Der Vater starb. Makalla sagte: "Ich will Häuptling sein." Die Leute im Dorfe waren einverstanden. Tschitenge ging darauf zu Nkumbi (Erdkatze) und sagte: "Hilf mir." Nkumbi sagte: "Es ist gut."Nkumbi machte nun einen unterirdischen Gang vom Wald aus bis unter das Grab des verstorbenen Häuptlings.
Die Leute kamen an das Grab um zu trauern. Makalla brachte Speise und Trank. Makalla wollte die Gaben für den Vater hinsetzen. Da sagte eine Stimme aus dem Grabe: "Von Makalla will ich nichts haben. Tschitenge ist die Ältere. Sie soll mir Speise und Trank bringen. Makalla ist die Jüngere. Sie hat nichts zu bringen." Die Leute hörten es. Die Leute riefen Tschitenge. Tschitenge brachte Speise und Trank. Die Stimme sprach: "So ist es recht. Tschitenge ist Mukelenge!" Die Leute erhoben Tschitenge zum Mukelenge.
(Von einem Mann erzählt.)
Bedi (Bruchstück)(Baluba; Baqua Kaloschi; Bena Mpatu, Dorf am Lubilasch-Mujao-Mpatai)Belela (eine Frau) gebar Beledi (eine Tochter). Der Vater Beledis war Bedi. Alle Leute wollten Beledi heiraten. Bedi sagte: "Wir werden es sehen." Bedi band viele Häute (anscheinend kleine Schimbafelle, Affenfelle) zu einem Bündel zusammen. Er band das Fellbündel aber an einen hohen Baum. Er sagte zu den Männern: "Wer das Bündel herunterschießt, bekommt meine Tochter Beledi zur Frau."
Alle Männer nahmen den Bogen. Ein Mann schoß. Der Mann traf das Fellbündel nicht.
Ein anderer schoß, er traf das Fellbündel nicht. Ein dritter schoß, er traf das Fellbündel nicht.
Es kam ein Mann. Er schoß. Sein Pfeil flog in das Fellbündel. Der Mann sagte zu Bedi: "Heute werde ich deine Tochter erhalten." Bedi sagte: "Schieße das Fellbündel herunter!" Der Mann schoß. Der Pfeil schnitt die Schnur (an der das Fellbündel hing) durch. Das Fellbündel fiel zur Erde.
Bedi sagte: "Du schießt gut, du sollst Beledi haben." Der Mann erhielt Beledi zur Frau.
Achtung vor andern (Baluba; Bena Kalambar am Lubilasch)Vier Leute wollten aus einem Dorfe in ein anderes gehen. Der, der vorausging, kam an einen schwarzen Fluß, den sie durchwaten mußten. Er schlug eine Stange ab und steckte sie ins Wasser, um zu sehen, wie tief es sei. Am andern Ufer trommelte jemand, den er nicht sehen konnte und rief: "Laß das, das Wasser gehört mir!" Der Mann mit der Stange machte es viermal, ohne des Trommlers zu achten. Als er es das viertemal gemacht hatte, waren die vier Männer und der Stock im Wasser. Sie trieben abwärts. Der Trommler sagte: "Ich habe euch gewarnt, den Stock in das Wasser zu stecken, denn das Wasser gehört mir."
Das Wundertier (Bena Lulua; Bena Kiombo, nordwesti. v. Luebo)Der Häuptling der Bena Kiombo (heute gibt es deren viele und nicht nur einen Häuptling), sagte zu seinen Leuten: "Wenn ihr ein Stück Wild erlegt, habt ihr mir die Hälfte zu geben. Erlegt ihr zwei Stück, so gebt ihr mir eines ohne sein Fell zu verletzen. Wenn ihr hiergegen verfehlt, so nehme ich euch eure Weiber fort." Die Leute sagten: "Es ist recht." Alle Leute taten so; wer ein Stück Wild erlegte, brachte die eine Seite (Hälfte) ; wer zwei Stück Wild erlegte, brachte ein Stück.
Ein Mann ging mit seinem Sohn eines Tages zur Jagd. Sie erlegten ein Tier, das war eigenartig. Es hatte Kopf und Hals wie ein Tombolo (eine Affenart); es hatte am Körper das Fell eines Leoparden; es hatte an den Füßen zwei Hufe (wie eine Antilope). Der Vater sagte: "So etwas habe ich noch nicht gesehen." Der Sohn sagte: "Was machen wir damit?"Der Vater sagte: "Wirf es ins Feuer. Nimm die Haut nicht ab, sonst wachsen viele Häute."(In Gedanken: "Wenn du etwa abbaigst)." Der Sohn sagte: "Ich ziehe die Haut doch ab." Der Sohn zog die Haut ab. Es war eine andere gleiche Haut darunter. Der Vater sagte: "Wirf es ins Feuer. Nimm die Haut nicht ab, sonst wachsen viele Häute." Der Sohn sagte: "Es ist gut, wenn es viele Häute gibt, so kann ich meinen Brüdern abgeben." Der Sohn zog die Haut ab. Dann sagte der Vater: "Du mußt das Fell ins Feuer legen." Er legte es ins Feuer. Dann zerteilten sie das Tier. Die eine Seite brachten sie zum Häuptling. Die Felle nahm der Sohn mit ins Gehöft des Vaters. (Der Sohn wohnte mit seinen Weibern im Gehöft des Vaters.)
Ein Mann sah die vier Häute des Tieres. Er ging zum Häuptling und sagte: "Der Mann muß vier Tiere erlegt haben. Ich habe vier Häute gesehen." Der Häuptling stieg in seine Tipoja. Der Häuptling ließ sich in das Gehöft des Mannes tragen. Der Vater gab dem Häuptling
eine Frau (als Tributgeschenk). Der Häuptling sagte: "Meine Leute wollen essen." Der Vater gab dem Häuptling (noch) eine Ziege. Der Häuptling stieg aus der Tipoja. Der Häuptling sagte: "Dein Sohn hat mir ein halbes Tier gebracht. Es hat vier Häute."Der Vater sagte: "Das ist nicht meine Sache; ich sagte zu meinem Sohne: "Wirf es ins Feuer. Nimm die Haut nicht ab sonst wachsen viele Häute."Mein Sohn hörte nicht. Es ist die Sache meines Sohnes."Der Sohn sagte: "Das Tier hatte vier Häute." Der Häuptling sagte: "Das ist nicht wahr! Er hat gegen mein Gebot gehandelt. Es hat vier Häute. Nehmt ihm drei Frauen."Die Leute des Häuptlings suchten. Der Sohn hatte vier Hütten und drei Frauen. Sie nahmen die drei Frauen. Der Häuptling stieg in die Tipoja. Er ließ sich nach Hause tragen.Der Vater sagte zum Sohne (spöttisch): "Du kannst jetzt die drei Häute in den drei Hütten deiner Frauen aufhängen und ihnen Essen hinbringen!"
Jedem das Seine (Bena Lulua; Bena Tschibaschi am Kalupembe östl. Luebo)Mukelenge Mboa (der Hund) und Mukelenge Nsolo (der Hahn) gingen mit allen ihren Leuten zu Mukelenge Muntu (dem Menschen). Mukelenge Mboa nahm seine Trommel mit. Mukelenge Nsolo nahm seine Trommel mit. Sie tanzten beim Mukelenge Muntu. Der Mukelenge Muntu machte viel Biddia (Brei) für die Leute. Aber Mukelenge Mboa und seine Leute und Mukelenge Nsolo und seine Leute aßen nicht. Sie tanzten drei Tage bei Mukelenge Muntu und aßen nicht.
Am vierten Tage sagte Mukelenge Muntu: "Das geht nicht, daß Mukelenge Mboa und seine Leute und Mukelenge Nsolo und seine Leute verhungern. Sie essen nicht. Sie gehen in den Busch um zu essen. Wir müssen ihnen im Dorfe zu essen geben. Macht also einen großen Korb, und alle Männer und Frauen sollen sich hinein entleeren. Den Korb stellt dem Mukelenge Mboa hin. Dann geht in den Wald und sammelt viele Mussoassao (Eintagsfliegen) und werft sie auf die Erde für Mukelenge Nsolo und seine Leute. Dann brauchen sie nicht im Busche nach Essen zu suchen.
Die Männer machten einen großen Korb. Männer und Frauen entleerten sich hinein. Die Frauen gingen in die Savanne und sammelten Mussoassao. Sie stellten den Korb mit den Exkrementen hin. Mukelenge Mboa und seine Leute kamen und fraßen. Sie schütteten die Mussoassao aus. Mukelenge Nsolo und seine Leute kamen, und alle aßen und pickten alles auf.
Mukelenge Mboa sagte: "Das ist ausgezeichnet." Alle Mboa sagten: "Das ist ausgezeichnet."Mukelenge Nsolo sagte: "Das ist ausgezeichnet." Alle Nsolo sagten: "Das ist ausgezeichnet." Die Hunde und Hühner waren zufrieden und blieben beim Menschen.
Abstammungslegende (Bena Lulua; Baqua Ngandu Mputu)Fünf Bilembi (Jäger) machten sich auf zur Wanderschaft. Sie kamen in die Diselle (hohes Gras). Unter den Diselle saß eine alte Frau. Die Bilembi hatten einen Hund bei sich. Der Hund bellte die alte Frau an. Die Jäger jagten den Hund zurück. Sie nahmen die alte Frau mit. Sie gingen weiter. Sie fanden unter den Diselle einen alten Mann. Sie nahmen den Alten mit und gingen in das Dorf zurück. Die Alte ward schwanger. Sie gebar im Dorf einen Knaben, dann gebar sie ein Mädchen. Der Knabe heiratete eine Frau aus dem Dorfe. Seine Frau gebar viele Kinder. Es wurden viele Kinder. Es wurden viele Kinder.
Die Leute stritten sich mit den Kindern. Sie sagten zu den Alten und den Kindern: "Ihr seid Binbundula muguta" (wir haben euch auf der Jagd gefunden). Die Kinder sagten: "Nein, alle sind Binbundula muguta."
Vier Binbundula gingen in den Wald zur Jagd. Sie trafen ein großes Wasser. Sie gingen an dem Wasser aufwärts. Sie trafen auf die Spuren von Kajekke (Zwerge). Dann kamen sie an das Dorf der Kajekke. Die Kajekke sagten: "Wer seid ihr?" Die vier antworteten: "Wir sind Binbundula muguta. Wie heißt dieses Wasser (Fluß) ?" Die Kajekke sagten: "Zahlt erst, so wollen wir euch die Namen des Wassers sagen." Die vier Binbundula zahlten. Die Kajekke sagten: "Der Name des Wassers ist ,Tschiditukele." Die vier Binbundula gingen zurück; sie gingen in das Wasser und über das Wasser und am andern Ufer aufwärts, um nochmals nach dem Namen des Flusses zu fragen. Sie trafen die Nkala (Taschenkrebs). Sie fragten die Nkala: "Wie heißt dieser Fluß?" Die Nkala sagte: "Der Fluß heißt Tschiditukele." Die vier Binbundula gingen weiter auf einen andern Weg. Sie trafen den Fisch Kabangabanga (mit einem dicken Kopfe). Sie fragten den Fisch: "Wie heißt dieses Wasser?" Der Kabangabanga sagte: "Tschiditukele ist der Name des Flusses." Die Binbundula gingen weiter. Sie kamen zu dem Baume Ssanga. Der Baum Ssanga war halb ins Wasser gefallen. Sie fragten den Baum Ssanga: "Wie heißt dies Wasser?" Der Baum Ssanga sagte: "Das Wasser heißt Tschiditukele." Die vier Binbundula gingen weiter. Sie kamen zu einer großen Schlange. Sie fragten die Schlange: "Wie heißt das Wasser?" Die Schlange sagte: "Das Wasser heißt Tschiditukele." Die vier Binbundula gingen in das Dorf zurück.
(Zu dieser eigenartigen Erzählung geben die Leute an, daß die beiden Alten "Batschoa" gewesen wären. Das Ganze erzähle die Geschichte, wie sie hierher gekommen wären. Danach behandelt es die Wanderwege und die Aufnahmen von Batschoa in den Stamm. Tschiditukele soll der Kassai sein).
Tumbas Söhne (Auszug)(Bena Lulua; Baqua Nputu; Luehlagebiet)Tumba bumanne (der alle Angelegenheiten regelt) sandte seinen Sohn Tumba bukolle (der immer stark spricht) in den Busch, Fallen zu steilen. Er begegnete dem Moena Ditu Tschilembi (dem Jagdherrn des Waldes). Der sagte: "Weshalb schlägst du dort das Holz?" Tumba sagte: "Ich bin Tumba bukolle." Dann wollte er sein Holz aufheben, er konnte es aber nicht. Es lag zu fest am Boden. Er kehrte in das Dorf zurück und sagte es dem Vater.
Tumba bomanne sandte seinen andern Sohn Tumba Tschitekke (ich vermute, daß Tschitekke das gleiche ist wie bitekkete also "langsam, sachte"), im Walde Fallen zu stellen. Er kam in den Busch und schlug das Holz für die Fallen. Moena Ditu Tschilembi kam und fragte: "Weshalb schlägst du da das Holz?" Tumba Tschitekke sagte: "Ich bin Tumba Tschitekke."Tumba Tschitekke machte die Falle fertig. Am andern Tage fing er ein Schwein. Er brachte es ins Dorf. Er gab es seinem Vater. Dann kam er mit noch einem Tiere heim.
Mutamba Gajamba (Bena Lulua; Bena Goschi)Mutamba war die Tochter Gajambas. Ihre Brüste wurden groß (sie wuchs heran). Viele Männer bewarben sich um sie. Sie wies alle ab. Es kam ein Kajeke. Mutambo ging mit dem Kajeke. Der Kajeke nahm Mutamba Gajamba mit in den Wald zu seinen Leuten. Die Kajeke sagten: "Was bringst du da für eine Frau? Die Frau ist nicht gut. Sie geht mit den Zehen nach vorn. Bring die Frau wieder in ihr Dorf zurück."
Kajeke nahm Mutamba Gajamba und ging mit einem Kameraden (einem andern Kajeke oder Tujeke) in das Dorf Gajambas zurück. Der Kajeke sagte: "Die Frau ist nicht gut für uns. Sie geht mit den Zehen nach vorn." Gajamba sagte: "Was soll das sein? Mutamba Gajamba schlägt alle Leute aus und nimmt dich. Du bringst Mutamba zurück?" Die Leute Gajambas ergriffen einen (der beiden) Kajeke und töteten ihn. Sie schnitten ihm das Haar ab und machten aus seinem Kopf eine Pfeife für Riamba (Hanf). Der andere Kajeke entfloh.
Der andere Kajeke entfloh und sagte es seinen Kameraden. Die Kajeke sagten: "Wir werden einen Mann aus dem Dorfe Gajambas töten. Kobajako (ein Mann aus dem Dorfe Gajambas) ging in den Busch, Tschilundu (die Erde, aus der die fliegenden Termiten aufsteigen) zu sammeln. Die Kajeke sahen ihn. Er machte in der Nacht Feuer am Tschilunduhaufen. Die Kajeke kamen. Die Tujeke (oder Bajeke) machten ihn tot.
(Kajeke sind kleine Menschen, Zwerge, Batua. Sie leben in den
Wäldern ohne Dörfer. Sie haben ganz lange und viele Haare. Vor allen Dingen aber sind ihre Füße umgekehrt wie bei den Menschen, so daß die Zehen nach hinten und die Hacken nach vorn gerichtet sind.)Kapingantumba (Bena Lulua; Bena Koschi)Tschinku (ein Mann) hatte einen Sohn Kapingantumba, der sagte als er geboren ward: "Ich werde mich nicht am Boden entleeren." In der Nacht lief er weit in den Wald und entleerte sich in ein Baumloch.
Kapingantumba ward groß; er ging zu seinem Vater und sagte: "Ich möchte eine Frau haben. Im Dorfe kann ich aber nicht heiraten; geh in ein fernes Dorf und schaffe mir eine Frau an !" Tschinku sagte: "Es ist gut, du sollst heiraten; ich werde in ein Dorf gehen und mit den Leuten sprechen." Tschinku machte sich auf den Weg. Er sprach mit den Leuten. Er fand eine gute Frau. Der Vater derselben sagte: "Es ist gut, sende deinen Sohn hierher."
Tschinku kehrte nach einigen Tagen in sein Dorf zurück und sagte zu seinem Sohne: "Kapingantumba, ich habe eine gute Frau gefunden. Geh in das Dorf und sprich mit dem Vater." Kapingantumba sagte: "Ich werde gehen."
Kapingantumba machte sich mit drei Freunden auf den Weg. Das Dorf war weit gelegen. Sie waren dicht am Dorfe angelangt. Kapingantumba kam ein starker Drang an. Kapingantumba sagte zu den Freunden: "Was soll ich machen, ich muß mich entleeren. Hier ist kein Baumloch." Die Freunde sagten: "Du kannst nicht in dein Dorf zurücklaufen. Du mußt dich auf den Boden entleeren."Kapingantumba sagte: "Ich muß es tun." Kapingantumba ging abseits und entleerte sich auf den Boden.
Kapingantumba kehrte zu den Freunden zurück. Der Vogel Ndumbu rief: "Kapingantumba, Kapingantumba!" Die vier Männer glaubten, ein Mensch riefe sie. Sie blieben stehen und warteten. Der Vogel Ndumbu flog zurück, nahm den Unrat Kapingantumbas in eine Blättertüte, tat Wasser dazu, schüttelte stark. Mit dem Paket flog er (ebenfalls) in das Dorf.
Kapingantumba und seine Freunde warteten. Es kam niemand. Sie gingen in das Dorf. Sie wurden gut empfangen. Man brachte Kapingantumba viel Essen, und Kapingantumba verteilte ringsherum. Die vier Freunde saßen in der Mitte. Die andern saßen ringsherum.
Sie begannen zu essen. Der Vogel Ndumbu kam mit dem Paket und sang über den Leuten:
"Kapingantumba, Kapingantumba." "Weshalb hast du gelogen, daß du dich nie zum Boden entleeren würdest." |
"Weshalb hast du dich jetzt zum Boden entleert?" "Nimm deinen Unrat." "Nimm ihn mit dir." "Bis an das Dorf dorf." "Sella mabans." * |
Der Vogel warf sein Paket mit dem Unrat über die Leute. Das Paket beschmutzte alle guten Kleider, das Essen, die Menschen. Alle Leute riefen: "O, Kapingantumba, o Kapingantumba!" Kapingantumba sprang auf und floh von dannen; er rannte in sein Dorf. Die drei Freunde gingen hin und wuschen sich. Der Vater der Frau, die Kapingantumba heiraten sollte, sagte: "Was ist das für eine Geschichte. Wir waren ganz einverstanden, nun geht es nicht." Kapingantumba sagte zu seinem Vater: "Ich werde nie heiraten können. Die Schande ist groß !" —Kapingantumba hat nie geheiratet.
Mann und Schlange (Auszug)
(Bena Lulua; Baqua Moasa Tschiniamas)
Ein Mann geht in den Busch, um Mesi (Termiten) zu fangen. Er steigt auf einen Baum und trifft eine Schlange. Die Schlange sagt: "Steig an mir vorüber. Ich tu dir nichts, wenn du mir nichts tust." Er steigt wohlbehalten hinauf. Auf dem Rückwege spricht die Schlange die gleichen Worte. Am andern Tag ist die Sache genau die Gleiche. Der Mann sagt aber beim Heruntersteigen: "Geh aus dem Wege !" Als die Schlange nicht gehen will, schlägt er mit dem Stock nach ihr. Sie ist getroffen, aber nicht ganz tot und beißt ihn. Sie sagt: "Du hast den Streit begonnen!" Die Schlange stirbt dann. Der Mann geht ins Dorf und stirbt dann auch.
Kalembollo (Bena Lulua; Bena Koschi)Kalembollo (ein Mann mit einem enorm großen Penis) wollte mit Luschikankaschikasch (eine Frau, die erst kleine, nach drei Tagen aber große Brüste hatte), einer Mukua Ngamba (die Frau stammt aus dem Dorfe Ngamba) schlafen. Er stand in großer Entfernung. Er führte den Lobolo in ihre Mukotto (Vagina) ein. Ihre Mukotto war mit Zähnen besetzt wie ein Mund. Als Kalembollo eben ejakulieren wollte, schob die Frau den Hintern in die Höhe und die Zähne bissen zu. Der Lobollo Kalembollos ward (arg) verwundet.
Ein Mann hatte gute Buanga (Zaubermittel). Der Lobollo ward geheilt.
Eines Tages arbeitete Luschikankaschikasch im Maisfelde. Kalembollo
* Sella mabans kommt im Kikongo vor als: negeke ne sambo na tima na nge. — Du hast Geschichte in Herz in deinem. Es soll soviel heißen, als daß der Angeredete die Sache mit seinem Herzen abmachen soll. Es handelt sich um ein nicht gehaltenes Gelübde anscheinend. |
Ein Mann kam vorbei. Er kratzte vom Fleische Kalembollos und Luschikankaschikaschs ab. Er aß es nicht. Er machte Buanga daraus. Die Buanga waren sehr stark.
Bukassa (Bena Lama; Baqua Mbuju am Labi-Molenda)Ein Mann (namens) Bukassa hatte von seiner Frau Kapinga ein Kind (Mädchen) namens Galula. Es kam eines Tages das Maji (Wasser) ins Dorf. Das Maji brachte Waren und Ziegen. Maji sagte: "Ich will Galula zur Frau haben." Bukassa sagte: "Komme übermorgen wieder und bringe Waren und Ziegen und nimm dann Galula mit." Maji kam mit Waren und Ziegen wieder. Maji sagte: "Ich will heute Galula zur Frau haben." Bukassa sagte: "Komm übermorgen wieder und bringe Waren und Ziegen, nimm dann Galula mit." Maji kam mit Waren und Ziegen wieder. Maji sagte: "Ich will heute Galula zur Frau haben." Bukassa sagte: "Geh in dein Dorf; ich werde dir Galula nachsenden." — Maji ging. Maji wartete. Galula kam nicht. Maji wartete. Galula kam nicht. Galula kam nicht.
Bukassa ging (einige Zeit später) mit Kapinga zu Markte. Sie kamen an Maji vorbei. Bukassa war vorbeigegangen. Kapinga ging hinter ihm. Kapinga ging am Wasser entlang. Kapinga wurde vom Wasser festgehalten. Bukassa wartete. Kapinga kam nicht. Bukassa wartete. Kapinga kam nicht. Bukassa kehrte um.
Bukassa sah seine Frau halb im Wasser. Seine Frau sagte: "Maji hält mich. Ich kann nicht fort." Maji sagte: "Du hast mir versprochen, mir Galula zu geben. Ich kam. Ich kam. Ich kam. Ich brachte Stoffe. Ich brachte Ziegen. Galula kam nicht." Bukassa lief heim. Er holte alle Stoffe und Ziegen. Er brachte sie Maji. Maji sagte: "Ich will Galula, ich will meine Frau haben." Bukassa sagte: "Nimm die Stoffe, nimm die Ziegen!" Maji sagte: "Ich will Galula, ich will meine Frau haben." Bukassa sagte: "Nimm die Stoffe, nimm die Ziegen. Gib mir Kapinga."
Maji nahm Kapinga in sein Dorf hinab.
Kaschi und Ngandu (Klo que)Eine Frau Kaschi ging hinaus aufs Maniokfeld. Ngandu (Krokodil) erwischte sie und trug sie ins Wasser. Im Wasser traf Ngandu aber einen Mann, der war ganz weiß. Der Mann sagte zu Ngandu: "Bringe die Frau zurück !" Ngandu brachte die Frau zurück.
Inzwischen nahm Kanjimbu (der Gatte der Frau) zwei Hühner und trug sie zu dem Bruder seiner Frau. Er sagte: "Koche die Hühner und gib sie dem Sohne deiner Schwester (also meinem Sohne), weil seine Mutter im Wasser starb." Der Bruder seiner Frau sagte: "Es ist gut." Er bereitete sie und setzte sie in einem Topfe seinem Neffen hin. Der Junge aß aber nicht davon. Er blickte immer nur in einen Topf, in dem Wasser war. Zuletzt stieg aus dem Topf ein kleines Kücken auf. Dieses Kücken aß der Knabe. Der Onkel machte Bitumbu (Zaubermittel) für das Kind.
Mittlerweile kam die Mutter aus dem Wasser zurück.
Kalala und sein Hund (Baluba; Kaniki am Lubilasch)Kalala (ein Mensch) ging einst mit dem Messer und mit seinem Hund in den Wald. Kalala ging mit Sonnenaufgang in den Wald. Er fand eine Ngaschi (Palme). Er nahm sein Messer und stieg auf die Palme. Der Hund blieb unten am Fuße der Palme stehen. Kalala stieg auf den Baum, und dann fiel sein Messer herab. Er mußte nun auf dem Baume bleiben, weil niemand kam, ihm das Messer zu reichen. Er blieb die ganze Zeit über Mittag auf dem Baum, ohne herunter zu können. Als die Sonne da stand (der Erzähler gibt pantomimisch etwa vier Uhr an), sagte der Hund: "Mach aus dem Bast einen Strick; wirf mir ein Ende des Strickes herab. Ich will dein Messer daranbinden. Du kannst dein Messer dann heraufziehen." Kalala machte aus dem Bast einen Strick. Kalala warf den Strick herab. Boa (der Hund) band das Messer daran. Kalala zog es herauf. Kalala konnte nun herabsteigen. Die Sonne ging unter, als Kalala herabkam.
Löwe und Kröte (Bassonge; Bena Ki, Lupungu)Der Häuptling Golomanji hatte viele Leute. Tschimungo, der Löwe, fiel über einen Mann her, als er gerade bei einer Frau schlief und zerbrach ihm die Beine. Der Mann schrie. Ein anderer Mann kam hinzu. Tschimungo packte auch den andern und schleppte alle beide in den Busch. Am andern Tage kam Tschimungo wieder ins Dorf, fiel über Kinder her und schleppte einige in den Busch. Golomanji nahm nun Tschikaboa (Kröte) brachte sie in sein Haus und sagte: "Du bist daran schuld, daß Tschimungo alle unsere Kinder frißt. Wenn es noch einmal vorkommt, töte ich dich !" Golomanji band
Tschikaboa. Tschikaboa blieb fünf Monate gefangen. Tschimungo kam wieder ins Dorf und fraß eine Frau. Golomanji ging auf die Jagd, um den Löwen zu töten. Der Löwe tötete und verwundete viele Leute Golomanjis. Da ging Golomanji in sein Dorf zurück und tötete Tschikaboa. Da starb -durch geheime Macht -auch der Löwe.Samatambinga (Klo que)Tschibinda (Jäger) lebte nahe dem Wald. Er hörte (eines) Nachts jemand im Walde gehen. Gung, gung, gung, gung. Er ging mit dem Gewehr in den Wald. Er traf Samatambinga. (Kiluba Tschilumi Tschikullu. Die Kioque sagen Samatambinga habe nur eine linke Seite). Tschibinda schoß. Samatambinga fiel. Tschibinda ging nach Hause. Seine Frau war schwanger. Er sagte zu seiner Frau: "Ich habe ein großes Tier geschossen."
Am andern Tage ging er mit den Leuten hin und sah nach. Sie sahen, daß der Tote nur ein Auge, ein Nasenloch, einen halben Mund, links nur eine Zehe und einen Finger habe. Alle Leute sagten: "Das ist Samatambinga." — Seine Frau gebar. Das Kind hatte rechts nur eine Zehe, einen Finger, kein Auge, kein Ohr, kein Nasenloch und nur einen halben Mund. Das Kind starb gleich darauf.
Die Leute des Dorfes sagten: "Wir dürfen alle nachts nicht bei unsern Frauen schlafen, und unsere Frauen dürfen keine Kinder gebären. Sonst werden die Kinder wieder wie Samatambinga. Tschibinda soll aber bei seiner Frau schlafen, und wenn die dann ein ordentliches Kind gebiert, so soll alles wieder beim Alten sein."
So taten sie. Nach vier Tagen gebar die Frau Tschibindas ein anderes Kind. Das war gut gewachsen. Da schliefen alle Leute wieder bei ihren Frauen. Es wurden viele gesunde Kinder geboren.
Kakaschi Kakolle (Bapende)Zehn Mann gingen in den Busch zur Rattenjagd. Sie stellten am Abend ihre Fallen. Dann gingen sie wieder hin und sahen nach. Neun Männer hatten jeder in seiner Falle eine Npuku (oder puku Ratte). Der Zehnte hatte in seiner Falle aber nur eine Dschulr (= Tschulla in Kiluba, Kröte). Der Zehnte sagte: "Jeder meiner Kameraden hat eine Npuku, ich habe nur eine Dschulr."Jeder nahm seine Ratte und steckte sie in den Sack. Der zehnte nahm seine Dschulr und steckte sie ebenfalls in seinen Sack. — Die zehn Männer gingen nach Hause. Sie trafen auf dem Wege Kakaschi Kakolle. Kakaschi Kakolle sagte: "Was habt ihr?"Jeder von den neun Männern mit den Ratten gab Kakaschi Kakolle (dieselbe Figur wie die "alte Frau" bei den Baluba) eine halbe Ratte ab. Kakaschi Kakolle sagte: "Es ist gut, ihr könnt gehen." Kakaschi Kakolle sagte zu dem
zehnten: "Gib mir auch eine halbe Ratte." Der Zehnte zog seine Dschulr hervor und sagte: "Ich habe nur eine Dschulr, nimm die Hälfte." Die Alte sagte: "Du kannst nicht gehen." Kakaschi Kakolle hatte an ihrem Bein ein ekelhaftes Geschwür. Kakaschi Kakolle rief das Wasser herbei. Es kam von allen Seiten. Es kam ganz dicht heran. Kakaschi Kakolle sagte zu dem zehnten: "Lecke mir mein Geschwür aus, dann kannst du heimgehen. Sonst lasse ich dich ertrinken." Der zehnte leckte Kakaschi Kakolle das Geschwür aus. Dann rief Kakaschi Kakolle das Wasser. Es lief nach allen Seiten auseinander.Der zehnte ging nach Hause.
Ngandu (Klo que)Der Schmied Mfuddi hatte ein Kind. Er sandte das Kind fort, in der Kalebasse Wasser zu holen. Das Kind kam an den Fluß. Ngandu (Krokodil) erwischte das Kind und hielt es am Handgelenk. Der Knabe sagte: "Laß mich heute. Ich muß meinem Vater Wasser bringen. Morgen komme ich wieder."Ngandu ließ das Kind gehen. Das Kind kam nach Hause und sagte seinem Vater: "Ngandu hat mich gepackt. Ich muß morgen zu Ngandu gehen." Der Vater gab am andern Tage dem Knaben eine große Kalebasse. Das Kind ging hin und gab Ngandu die Kalebasse. Ngandu sagte: "Es ist gut."
Die Kukullu (Kioque)Die Kukullu (Hausratte) naschte im Haus eines Mannes. Sie naschte einen Tag. Sie naschte zwei Tage. Der Mann sagte: "Ich werde bestohlen." Er machte eine Falle (Mukunji). Die Kukullu kam wieder. Sie sah die Falle. Sie rief alle Tiere. Die Tiere kamen. Die Kukullu sagte: "Haltet mir das Mukunji-(Fallen-) Holz so lange hoch, bis ich hindurchgeschlüpft bin und Essen gebracht habe." Die Tiere sagten: "Nein, das tun wir nicht." Die Tiere gingen. Nur die Lunoka (Schlange) legte sich neben die Falle.
Am andern Tage kam der Mensch. Er faßte die Falle an, um sie zu untersuchen. Die Lunoka schnellte hervor und biß den Menschen. Der Mann war sehr krank. Ein anderer Mann rief nun alle Tiere zusammen. Sie kamen. Der Mann schnitt allen Tieren den Hals durch und tropfte das Blut auf die Wunde des Kranken. Der Kranke heilte so.
Die Kukullu sah (dem Halsabschneiden) zu. Sie sagte zu den Tieren: "Seht ihr? Warum habt ihr mir nicht geholfen? Hättet ihr mir das Mukunjiholz hoch gehalten, so brauchtet ihr jetzt nicht zu sterben."
Die Tiere starben.
Kandunduschitu (Klo que)Der Mann Kandunduschitu hatte eine Frau, die gebar eines Tages ein ganz kleines Kind. Diese kleine Tochter gebar sogleich wieder ein Kindchen, dieses wieder eines. Eines hatte immer schon das andere im Leib. Und so weiter, bis es viele, viele waren.
Die Vielköpfe (Klo que)Zehn Kinder gingen einmal aus, Mamvulli (große Erdheuschrecke) zu suchen. Sie gingen nach Hause. Auf dem Wege trafen sie einen Mann mit zwei Köpfen. Die Kinder sangen:
Kinder, wohin geht ihr? (Offenbar Frage)
Wir greifen die kleinen Erdtiere.
Im Dorfe ist eine Signaipfeife, mit der ruft den Hund. (Offenbar Antwort)
Der Zweikopf tat den Kindern nichts. Nach einer Weile kamen sie zu einem Manne, der hatte drei Köpfe. Nach einer Weile begegneten sie einem Manne, der hatte vier Köpfe. Nach einer Weile begegneten sie einem Manne, der hatte fünf Köpfe. (So geht es weiter, bis ein Mann mit zehn Köpfen kam). Die Kinder sangen; die Leute mit den vielen Köpfen taten ihnen nichts. Sie kamen auch an einem Manne mit zwanzig Köpfen vorbei.
Ein Kind kam allein hinter den andern neun Kindern her. Es kam zu dem Manne mit den zwanzig Köpfen. Der Mann sagte: "Komme ganz dicht her und singe nochmals." Das Kind ging näher und sang. Der Zwanzigköpfige sagte: "Komm noch näher!" Das Kind kam auf seinen Schoß. Der Zwanzigköpfige sagte: "Komm noch näher 1" Das Kind kam an seinen Mund. Da schluckte der Zwanzigköpfige das Kind hinunter. Die neun Kinder kamen nach Hause. Der Vater fragte: "Wo ist das zehnte?" Die Kinder sagten: "Es kommt noch!" Das zehnte Kind kam nicht. Der Vater machte sich auf und ging dem Sohne nach. Er begegnete dem Zweikopf, dem Drei-, dem Vier-, dem Fünf-, dem Sechs-, dem Sieben-, dem Acht-, dem Neun-, dem Zehnkopf. Sie sagten alle: "Dein Sohn kam hier vorbei." Der Vater begegnete dem Zwanzigkopf. Der Vater sagte: "Hast du meinen Sohn nicht gesehen?" Der Zwanzigköpfige sagte: "Nein, ich habe deinen Sohn nicht gesehen. Er kam hier nicht vorbei." Der Vater sagte: "Du solltest doch etwas wissen. Komm, wir wollen das Orakel fragen."
Es kamen der Zweikopf, der Dreikopf, alle Vielköpfe kamen dazu. Sie sagten: "Ja, wir wollen das Orakel fragen! Wenn er das Kind nicht genommen hat, kann er Hände und Füße in kochendes Wasser stecken. Macht ein Feuer."Die Leute machten ein Feuer. Der Zwanzigkopf mußte Hände und Füße in das kochende Wasser stecken. Er starb.
Danach schnitt man den Bauch des Zwanzigköpfigen auf. Man fand das Kind noch lebend.
Die Fünflinge (Bapende)Eine Frau namens Nschinsche hatte keine Kinder. Die Frau weinte alle Tage, weil sie keine Kinder bekam. Alle Frauen bekamen Kinder. Frau Nschinsche bekam keine Kinder. Sie weinte alle Tage. Eines Tages schwoll ihr Leib. Nschinsche ward Mutter. Sie gebar an einem Tage fünf Kinder. Es waren fünf Mädchen. Die fünf Mädchen waren sehr schön. Aber alle fünf konnten weder sprechen, noch essen, noch trinken. Die fünf Mädchen wuchsen heran. Sie wurden groß. Sie waren alle fünf schöne Frauen. Sie konnten weder essen, noch trinken, noch sprechen.
Die Moma (Bapende)Die Moma (Riesenschlange) traf einmal einen Malafubetrunkenen. Er lag im Grase und schlief. Die Moma war auf dem Wege zum Wasser, denn sie hatte Durst. Sie verschluckte ihn. Sie konnte ihn aber nur zur Hälfte herunterschlucken. Der Oberleib mit den Armen blieb draußen. Sie ging zum Wasser hinunter, um ihn ganz hinunter zuschlucken. Sie trank Wasser. Dann war sie aber so voll, daß sie nicht weiter konnte. Ein Tschimbungupflänzlein wuchs von unten durch ihre Kehle. Es wuchs durch ihren Hals empor. Sie konnte nicht weiter. Sie blieb auf der Stelle. Sie gab den Menschen nach hinten wieder von sich. Er war tot. Dann starb sie.
Zwillingsehe (Bapende)Eine Frau gebar Zwillinge. Einen Knaben und ein Mädchen. Beide wurden groß. Der Knabe sagte: "Ich will dich heiraten." Das Mädchen sagte: "Wir haben den gleichen Vater und die gleiche Mutter. Es ist nicht gut."Einige Tage nachher sagte das Mädchen: "Es ist so. Ich will dich nehmen." Sie heirateten sich. Nach drei Tagen floh das Mädchen. Sie rief: "Tototototo." Sie kam an einen Platz, da hing ein Tau vom Himmel. Sie stieg hinauf. Sie kam zu Mauesse.
Der Mann sagte: "Meine Frau ist entflohen." Der Mann verwandelte sich in einen großen, großen Vogel. Er flog zu einem Dorf und ließ sich Essen geben. Er tat davon unter einen Flügel. Er tat davon unter den andern Flügel. Er fragte die Leute: "Habt ihr meine Frau gesehen?" Die Leute sagten: "Nein, wir haben deine Frau nicht gesehen." Der Vogel flog von einem Dorfe zum andern. Er ließ sich Essen geben. Er fragte die Leute: "Habt ihr meine Frau nicht gesehen ?" Keiner wußte es. Er flog (endlich) auf zum Himmel. Mauesse tötete ihn.
Die Frau kehrte zur Erde zurück. Sie begegnete einem Manne, der
sagte: "Das ist eine schöne Frau." Der Mann sagte: "Ich will dich heiraten." Die Frau sagte: "Ich bin verheiratet mit meinem Bruder." Er sagte: "Nein, ich will dich heiraten. Zeige mir vorher deine Burnba (Vagina)."Die Frau floh. Sie traf Gabuluku (Antilope). Gabuluku sagte: "Ich will dich heiraten; zeige mir vorher deine Bumba." Die Frau sagte: "Ich bin mit meinem Bruder verheiratet."Sie floh. Sie traf alle Tiere; alle wollten sie heiraten. Sie floh. Endlich traf sie ein Kind Mauesses; das war auf der einen Seite Mensch, auf der andern Seite Tier. Das Kind Mauesses kochte von seinen Haaren und gab sie der Frau zu essen. Die Frau sagte: "Das esse ich nicht." Das Kind Mauesses gab ihr Gemüse (Muangu). Die Frau sagte: "Das esse ich nicht." Das Kind Mauesses gab ihr Erde als Speise; die Frau sagte: "Das esse ich nicht." Am andern Tage floh die Frau. Sie kam in ein Dorf, in dessen Mitte stand ein großer Baum. Sie stieg auf den Baum. Sie sah ein Tau, das hing vom Himmel herab. Sie ergriff das Tau und stieg wieder zum Himmel empor.Die Frauen Katejas (Bena Lulua; Bena Koschi)Kateja (ein Mann, der Name kommt von Kuteja Fallenstellen, Kateï oder Katteï Falle) hatte keinen Vater. Kateja hatte keine Mutter. (Das scheint gleichzeitig so viel heißen zu sollen, als ob er dementsprechend arm war. Denn der Vater konnte ihm nicht das Geld für eine Frau schaffen, und seine Mutter konnte ihm nicht das Essen bereiten.) Kateja sagte: "Ich habe keinen Vater, ich habe keine Mutter, ich habe keinen Freund. Was soll ich essen? Ich werde hingehen und Fallen für Ratten stellen."
Kateja ging aus und stellte (ringsherum) Rattenfallen. Am (andern) Tage ging er aus und fand in seinen Fallen viele Ratten. Er ging herum (bei den Fallen). Er füllte einen Sack mit Ratten. Er machte sich auf den Heimweg. Zwei Frauen begegneten ihm. Die Frauen warfen ihre Kleider ab. Sie waren ganz nackt. Kateja sah ihre Fuddi (Klitoris). Die beiden Frauen sangen: "Waise, sieh unsere Tätowierung an !" Kateja gab den Frauen seine Ratten. Er gab den ganzen Sack mit Ratten. Die Frauen nahmen den Sack mit Ratten. Er kam leer in sein Dorf.
Kateja ging (am andern Tage wieder) aus und stellte Rattenfallen. Am Tage ging er aus und fand in seinen Fallen viele Ratten. Er ging herum. Er füllte einen Sack mit Ratten. Er machte sich auf den Heimweg. Die zwei Frauen begegneten ihm. Die Frauen warfen ihre Kleider ab. Die Frauen waren ganz nackt. Kateja sah ihre Fuddi. Die beiden Frauen sangen: "Du Waise, sieh unsere Tätowierung an." Kateja gab den Frauen seine Ratten. Er gab den ganzen Sack mit Ratten. Die Frauen nahmen den Sack mit Ratten. Er kam leer in sein Dorf. Auf dem Heimweg sagte er: "Ich habe den Frauen alle
Ratten gegeben. Ich habe nicht (einmal) bei den Frauen geschlafen. Was soll ich essen?"Er ging in seine Hütte. Kateja schlief. Katejas Vater war gestorben. Er trat im Traume zu Kateja und sagte: "Kateja, du gibst den Frauen alle Ratten. Du hast nichts davon. Wenn morgen die Frauen dir begegnen und die Kleider abwerfen, wirf auch du die deinen ab. Die Frauen laufen fort. Du wirst die Frauen (trotzdem) erhalten."
Kateja ging am Tage aus und stellte Rattenfallen. Am Tage ging er aus und fand in seinen Fallen viele Ratten. Er ging herum. Er füllte einen Sack mit Ratten. Er machte sich auf den Heimweg. Die zwei Frauen begegneten ihm. Sie warfen ihre Kleider ab. Die Frauen waren ganz nackt. Kateja sah ihre Fuddi. Die beiden Frauen sangen; "Du Waise, sieh unsere Tätowierung an !" Kateja warf den Sack mit Ratten zu Boden. Er sagte: "Mein Vater, der gestorben ist, hat es so gesagt." Kateja warf alle Kleider ab. Sein Lobolo (Penis) stieg in die Höhe. Die Frauen rannten in den Busch. Die eine nahm ihre Kleider mit. Kateja nahm die Kleider (der andern) und den Sack mit Ratten. Er ging in sein Dorf. Er verkaufte die Ratten. Er verkaufte hier zwei. Er verkaufte da zwei usw. Er kaufte (dann) die Frau Bilonda.
Kateja ging am Tage aus und stellte Rattenfallen. Am Tage ging er aus und fand in seinen Fallen viele Ratten. Er ging herum. Er füllte einen Sack mit Ratten. Er machte sich auf den Heimweg. Eine Frau begegnete ihm. Die Frau warf ihre Kleider ab. Die Frau war ganz nackt. Kateja sah ihre Fuddi. Die Frau sang: "Du Waise, sieh meine Tätowierung an !"Kateja warf den Sack mit Ratten zu Boden. Er sagte: "Mein Vater, der gestorben ist, hat es so gesagt." Kateja warf alle Kleider ab. Sein Lobolo (Penis) stieg in die Höhe. Die Frau rannte in den Busch, Kateja nahm die Kleider und den Sack mit Ratten. Er ging in sein Dorf. Er verkaufte die Ratten. Er verkaufte hier zwei; er verkaufte da zwei (usw.). Er kaufte (dann) die Frau Mischikankajajo.
Mischikankajajo machte den Platz zum Fangen von Miense (irgendein Insekt, ein Käfer oder eine Raupe, die aus dem Boden kriecht) zurecht. Sie kam am (andern) Tage hin. Lungonjonja (Chamäleon) aß von den Miense. Mischikankajajo nahm einen Stock und schlug Lungonjonja tot.
Sie nahm Miense und Lungonjonja und trug sie nach Hause. Sie hackte alles ganz klein. Sie tat alles in einen Topf. Sie tat Mafuta (Fett) in den Topf. Sie kochte das Gericht. Kateja kam. Kateja fragte: "Was essen wir?"Mischikankajajo sagte: "Miense und Lungonjonja." Kateja sagte: "Eßt ihr Lungonjonja? Warum tötest du die Lungonjonja?" Mischikankajajo sagte: "Lungonjonja aß von
meinen Miense. Wenn Lungonjonja meine Miense ißt, muß Lungonjonja auch gut sein." Kateja sagte: "Es ist gut." Sie aßen (das Gericht).Bilonda wollte (am andern Tage) Holz im Busche holen. Sie fand ein Lungonjonja. Sie nahm einen Stock und schlug das Lungonjonja tot. Sie nahm das Lungonjonja heim. Sie hackte das Lungonjonja und kochte es. Kateja kam. Kateja fragte: "Was essen wir?" Bilonda sagte: "Lungonjonja."Kateja sagte: "Ihr habt beide Lungonjonja gekocht. Kommt beide her !" Beide Frauen kamen zu Kateja. Kateja fragte: "Mischikankajajo, was aß dein Lungonjonja?" Mischikankajajo sagte: "Mein Lungonjonja aß meine Miense."Kateja fragte Bilonda: "Was aß dein Lungonjonja?" Bilonda sagte: "Mein Lungonjonja aß nichts."Kateja nahm die Schüssel mit dem Lungonjonja Bilondas und warf sie in die Matiti (Steppe).
Bilonda sagte: "Kateja ,du hast das Lungonjonja deiner zweiten Frau gegessen. Ich bin deine erste Frau. Du hast mein Lungonjonja nicht gegessen." Bilonda nahm ihre Kleider und floh.
Der König der Vögel (Bena Lulua; Bena Koschi; Bena Kassasse?) Ninabitaboa (eine Frau, die nur Knaben und nie Mädchen gebar) rief alle Tiere in ihrem Dorfe zusammen. Es sollten alle Tiere kommen. Die Vögel hatten keinen Mukelenge (Häuptling), und es sollte ein Mukelenge gefunden werden. Es kamen alle Tiere. Es kamen die Menschen. Die Vögel setzten sich dahin (auf eine Seite), die großen Tiere dahin, die Ameisen, Mücken usw. dahin, die Frösche, Kröten dahin, die Schlangen dahin (der Erzähler zeigt im Kreise herum). Die Menschen schlugen die Trommel. Die Tiere wußten nicht anzufangen mit Tanzen. Ninabitaboa sagte: "Die Vögel sollen nun tanzen." Die Vögel wußten nicht anzufangen. Die Vögel sagten zu den Nsoa (eine kleine Mückenart, die zuweilen in Scharen zu Tausenden aus einem inwendig durchbohrten und zerfressenen Hauspfahl ausbricht, Flügellänge drei Millimeter): "Fangt ihr an !"Tschilundu, der Mukelenge der Nsoa, sagte: "Wir wollen tanzen 1" Die Nsoa stiegen in großen Scharen auf um zu tanzen. Die Vögel erhoben sich vom Boden, fielen über sie her, fraßen viele, viele, viele. Tschilundu sagte: "Was soll das nun? Ihr könnt nicht tanzen. Wir sollen tanzen. Die Nsoa begannen. Die Vögel fielen über sie her und fressen die Nsoa." Milongi (ein Nsoa) sagte: "Ich will allein tanzen!" Er stieg allein empor und tanzte. (Aber) ein Vogel stürzte sich auf ihn und fraß ihn. Tschilundu sagte zu Ninabitaboa: "Wir sind eingeladen zum Tanzen. Die Vögel sollen tanzen. Die Vögel können nicht. Wir sollen tanzen. Wir tanzen; die Vögel fressen uns. Wir sind eingeladen, aber es geht uns schlecht. Bleibt da, Nsoa, und tanzt nicht mehr. Wir wollen bei Nacht tanzen. Wir wollen tanzen, wenn die Vögel schlafen." Milengi (ein anderer Nsoa) ging hin, als die Vögel schliefen. Er tanzte. Er ward nicht gefressen.Am (andern) Tage tanzten alle Vögel, und die Nsoa sahen zu. Sie tanzten nicht mit. Der Ndubba begann zu tanzen (ein Vogel von Papageigröße). Alle sagten: "Der Ndubba kann nicht Mukelenge sein. Er kann nicht tanzen." Der Ndubba hörte auf zu tanzen. Fiondo (Nashornvogel) begann zu tanzen. Alle sagten: "Der Fiondo kann nicht Mukelenge sein. Er kann nicht tanzen." Der Fiondo hörte auf zu tanzen.
Die Nkussu (Papageien) gaben nun einem Nkussu ein sehr schönes Kleid. Nkussu war sehr schön. Die Vögel sagten (nochmals): "Wer sehr schön tanzt, soll unser Mukelenge sein." Nkussu tanzte. Nkussu tanzte sehr schön. Die Männer trommelten. Nkussu tanzte. Er setzte sich (eine kurze Weile) auf einen Baum (um auszuruhen). Er tanzte (dann wieder). Er setzte sich auf den Boden. Er tanzte. Die Männer trommelten. Die Vögel riefen: "Tanzt der Nkussu schön!" Die Menschen riefen: "Tanzt der Nkussu schön!" Die Tiere riefen: "Tanzt der Nkussu schön!" Die Vögel riefen: "Tanzt der Nkussu schön! Der ist unser Mukelenge." Sie brachten Ziegen und Hühner als Geschenk für den Nkussu.
Kabemba (eine Art Weihe) sagte: "Der Nkussu ist gut zu essen !" Kabemba stieg in die Höhe. Nkussu tanzte. Kabemba ergriff Nkussu und schleppte ihn in sein Dorf. Die Vögel weinten. Sie waren sehr traurig; sie weinten. Die Vögel sagten: "Der Nkussu tanzte so schön, so schön. Der Nkussu war unser Mukelenge!" Die Vögel sagten zu Ninabitaboa: "Wir hatten keinen Mukelenge. Du hast uns zum Tanzen eingeladen. Die Vögel tanzten. Der Nkussu tanzte sehr schön. Der Nkussu ward Mukelenge. Kabemba hat unsern Mukelenge in sein Dorf getragen !"
Ninabitaboa sagte zu Kapulukussu (eine kleine Fledermaus): "Gehe zu Kabemba. Sage Kabemba, er solle den Nkussu zurücksenden; er würde Ziegen, Hunde, Hühner erhalten." Der Kapulukussu sagte: "Es ist gut." Der Kapulukussu flog hin und schlüpfte (ehe der Kabemba noch etwas gewahr wurde) unter Kabembas Flügel. (Der Erzähler fügt erklärend hinzu, Kabemba hätte jeden größeren Vogel, der gekommen wäre, sogleich verschlungen, ehe er noch Zeit zum Reden gehabt hätte. Kapulukussu sei aber so schnell gewesen, daß Kabemba ihn nicht bemerkte, bis er unter seinen Flügeln hervorredete.) Kapulukussu saß unter Kabembas Flügel und sagte: "Ninabitaboa sendet dir Ziegen, Hunde, Hühner, wenn du Nkussu freiläßt." Kabemba sagte: "Ich will Nkussu geben." Kapulukussu kam zu Ninabitaboa zurück und sagte: "Kabemba will Nkussu geben." Ninabitaboa sagte: "Bring Kabemba zehn Ziegen, zehn Hunde, zehn Hühner." Kapulukussu sagte: "Es ist gut." Kapulukussu
brachte Kabemba zehn Ziegen, zehn Hunde, zehn Hühner. Kabemba nahm die zehn Hühner, zehn Hunde, zehn Ziegen. (Der Erzähler fügt hinzu: "Kabemba ist ein großer Räuber; er frißt alles.")Kabemba kam mit Nkussu zu Ninabitaboas Dorf (zurück). Kabemba begann zu tanzen. Die Männer trommelten. Die Leute riefen: "Kabemba tanzt schön." Die Leute riefen: "Nkussu tanzt schöner !" Die Männer trommelten. Kabemba tanzte. Die Leute riefen: "Kabemba tanzt sehr schön!" Nkussu tanzte. Die Leute riefen: "Der Häuptling tanzt. Das ist der wahre Häuptling!" Die Leute riefen: "Kabemba tanzt sehr schön !" Die Leute riefen: "Nkussu tanzt sehr schön !" Die Männer trommelten. Kabemba tanzte, Nkussu tanzte. Die Vögel riefen: "Nkussu tanzt schön, Nkussu tanzt schön! Nkussu ist unser Mukelenge." Kabemba stürzte sich auf Nkussu. Kabemba ergriff Nkussu. Kabemba schleppte Nkussu mit in das Dorf. Kabemba riß Nkussu alle (roten) Schwanzfedern aus. Nkussu kehrte ohne Schwanz zurück. Alle Vögel sagten: "Kabemba hat jetzt genug gestohlen. Kabemba ist anders wie wir. Wir essen Fliegen, Mücken, Ameisen. Kabemba ißt Ratten, Hühner, Vögel. Wir werden mit Kabemba nicht mehr das Dach teilen."
Gande Mussenga (ein Mann; Mussenga scheint die abgekratzte Rinde eines Baumes zu sein) sagte zu Ninabitaboa: "Du bist kein guter Mukelenge. Du lädst alle Tiere zum Tanzen ein. Am (ersten) Tage tanzen die Nsoa, und die Vögel essen die Nsoa auf. Dann (am zweiten Tage) tanzen die Vögel, und der Kabemba raubt den Nkussu. Du bist (aber) eine Frau. Nun will ich als Mann die Sache leiten." Ninabitaboa sagte: "Nein, ich allein bin Mukelenge. Wenn du so fortfährst, gehe ich zu Fidi Mukullu." Gande Mussenga sagte: "Du bist eine Frau und ein schlechter Mukelenge."
Ninabitaboa nahm ein Huhn mit ganz weißen Federn und ging zu Fidi Mukullu. Sie kam in ein kleines Haus, da wohnte Babatwinammi, die Wache Fidi Mukullus. Babatwinamini sagte: "Was willst du?" Ninabitaboa sagte: "Ich will mit Fidi Mukullu über meine Sache reden !" Babatwinamini sagte: "Das kannst du morgen früh! Für die Nacht schlaf in meinem Hause hier." Babatwinamini machte ein großes Feuer in der Mitte des Hauses. Sie legten sich beide in der Weise auf das Lager, daß Ninabitaboa am Feuer und Babatminamini weiter ab an der Wand lag. Um Mitternacht brach ein schweres Gewitter los. Twaaaaaaa! krachte ein schwerer Donner. Ninabitaboa sprang auf und drückte sich angstvoll an die Wand (also im Dunkeln und da wo Babatwinamini gelegen hatte). Babatwinamini legte sich an den (freigewordenen, besseren) Platz am Feuer. So schliefen sie bis zum Morgen.
Am Morgen rief Fidi Mukullu Babatwinamini und sagte: "Wer
kam?" Babatwinamini sagte: Ninabitaboa kam um zu fragen, ob sie oder Gande Mussenga, der Mann, Mukelenge sei. Ninabitaboa schlief nachts in meinem Haus am Feuer. Es kam ein großes Gewitter und Ninabitaboa floh an die Wand. Ninabitaboa schläft noch dort. Ich lag (nachher) am Feuer." Fidi Mukullu sagte: "Rufe Ninabitaboa." Babatwinamini rief Ninabitaboa. Fidi Mukullu sagte: "Du hast aus Furcht vor dem Gewitter den guten Platz am Feuer verlassen. Du bist nicht mehr Mukelenge. Der Mann hat den (guten) Platz am Feuer."Ninabitaboa kam zurück. Gande Mussenge sagte: "Was hat Fidi Mukullu gesagt?" Ninabitaboa sagte: "Die Männer sollen den Platz am Feuer haben. Sie schlafen als Herren am Feuer und die Frauen dahinter." So schlafen die Baluba in ihren Hütten noch heute.
Nkussu blieb Mukelenge der Vögel, weil alle Männer in das Haar rote Nkussufedern stecken und die Mütze mit Nkussufedern schmücken und in die Buanga (Zaubermittel) Nkussufedern legen. Kabemba bleibt ein Räuber.
Der Großkopf (Bena Kai)Sechs Frauen und ein Kind gingen an das Wasser um zu fischen. Sie machten sich auf den Heimweg. Da begann ein starker Regen. Die sieben kamen an ein kleines Häuschen. Es war das Haus eines Großkopfes. Es war ein Feuer darin. Die Sieben traten ein. Der kleine Junge sang: "Großer Häuptling, ich bin ein kleines Kind. Komme ins Haus."
Das Kind machte ein Loch vor der Hütte. Das kleine Kind machte ein Loch in der Hütte. Die sechs Frauen und das kleine Kind gingen in das Loch in der Hütte. Das Kind ging als letztes. Von dem Loch in der Hütte führte ein Gang nach dem Loche vor der Hütte. Der Großkopf kam. Der Großkopf trat auch in das Loch. Das Kind verwandelte sich am Ende des Loches in einen Buta (Vogel). Es nahm Federn vom Kumbavogel (Kumba =Weihe), gab sie den sechs Frauen und sang. Darauf flogen alle sechs in die Höhe und davon.
Die Großköpfe (Bena Mai)Ein Mann machte einen Wildzaun. Er ging mit seinem Sohne Kabeddi am andern Tage hin um nachzusehen. Er fand eine Antilope. Er sagte zu seinem Sohne: "Geh in das nächste Dorf und hole Feuer. Wir wollen essen." Kabeddi ging. Er kam in ein kleines Haus. Darin waren viele große Menschen mit großen, großen Köpfen. Es waren die Bioajoa (oder Bioioja). Kabeddi trat in die Hütte und sang: "Bioioje (ihr Bioioje), gebt mir Feuer soviel ihr habt."
Die Großköpfe gaben sogleich Kabeddi einen Scheit Feuer. Er ging hin und brachte es seinem Vater. Der Vater machte das Essen zu-
recht und begann zu essen. Kabeddi wollte ein ganz klein wenig nehmen. Der Vater sagte: "Nein, heute bekommst du nichts. Wenn ich morgen eine Antilope fange, sollst du morgen davon essen. Heute iß Bohnenblätter." Kabeddi aß Bohnenblätter. Der Vater aß die Antilope.Am andern Tage gingen sie wieder hin, und der Vater fand ein großes Tier in dem Wildzaun. Er sagte zu dem Sohne: "Heute kannst du auch Fleisch essen. Geh hin und hole Feuer." Kabeddi ging wieder zu den Großköpfen, sang höflich und erhielt den Feuerscheit. Der Vater bereitete das Essen. Der Vater begann zu essen. Kabeddi wollte ein ganz klein wenig vom Essen abhaben. Der Vater sagte: "Nein, heute iß Bohnenblätter. Morgen kannst du Fleisch essen." Der Vater aß das Tier allein. Kabeddi aß Bohnenblätter. Kabeddi traf Kakaschi Kakoki (Kakullu der Baluba) im Busche. Kakaschi Kakoki sagte zu Kabeddi: "Wenn dein Vater morgen wieder sagt: ,Geh hin und hole Feuer', so antworte: ,Oh, ich bin heute so krank, ich kann heute nicht gehen.' " Kabeddi sagte: "Es ist gut."
Am andern Tage gingen sie wieder hin und der Vater fand ein großes, großes Tier im Wildzaun. Er sagte zu dem Sohne: "Heute kannst du auch Fleisch essen. Geh hin und hole Feuer." Kabeddi sagte: "Oh, heute kann ich nicht gehen. Ich habe so furchtbare Magenschmerzen. Oh, heute kann ich nicht gehen." Der Vater sagte: "Ich werde selbst gehen." Der Vater ging. Er kam in das Haus Bioiojes. Der Vater trat ein und sagte: "Oh, was habt ihr für große dicke Köpfe! Gebt mir schnell Feuer." Die Bioioje sagten nichts und sahen ihn an. Der Vater sagte: "Ihr Dickköpfe! Gebt mir schnell Feuer; ich bin hungrig und will kochen." Die Bioioje sahen den Vater an und sagten nichts. Der Vater griff ein Stück Holz, er wollte gehen. Die Bioioje griffen ihn, banden ihn und ließen ihn nicht fort.
Kabeddi wartete auf seinen Vater. Der Vater kam nicht. Kabeddi sagte: "Ich habe großen Hunger." Er ging in ein anderes Dorf und holte Feuer. Er machte sich von dem großen Tier Essen und aß tüchtig. Kabeddi sagte: "Mein Vater kommt nicht. Er hat bei den Bioioje Schlechtes erlebt. Ich will hingehen."
Kabeddi machte Speise von dem Tiere, tat es in den Sack und ging zu den Großköpfen. Er sang höflich. Die Großköpfe sagten: "Dein Vater war unhöflich und wollte das Feuer nehmen. Wir haben ihn gebunden. Du bist höflich und bringst noch Essen. Nimm deinen Vater mit." — Kabeddi ging mit seinem Vater nach Hause. Der Vater sagte zu Kabeddi: "In Zukunft kannst du alles Fleisch essen. Ich werde nur noch Kräuter essen."
(NB. Die Leute sagen, in der Familie des Häuptlings sei es früher Sitte gewesen, daß die Jugend von Fleisch und die Alten von Feldfrüchten lebten. Die Sache ist aber fraglich.)
Tschinzonanzambo (Loangoküste)Tschimonamambo hatte eine Frau, die war krank; deshalb ging er in ein anderes Dorf, um das Kotesse (Orakel) zu befragen. Auf dem Wege sah er die Gräser mit Mulolo (Steppenbusch mit Früchten) Krieg führen. Er fragte sie: "Warum führt ihr Krieg?" Die Mulolo sagten: "Die Kräuter wachsen uns immer in den Weg." Da wies Tschimonamambo jedem seinen Platz an.
Tschimonamambo kam an einen Fluß, dessen Wasser floß auf der einen Seite nach rechts, auf der andern nach links, so daß in der Mitte ein freier Weg blieb. Tschimonamambo fragte: "Weshalb ist das so?" Das Wasser sagte: "Damit in der Mitte für die Menschen ein Weg bleibt." Tschimonamambo sagte: "Das ist gut, das soll so bleiben." Dann kam er an einen Acker mit Erdnüssen. Eine Frau arbeitete da. Die Frau sagte: "Du bist ein guter Mann, nimm von diesen Erdnüssen hier." Tschimonamambo sagte: "Wo ist ein Feuer, daß ich sie rösten kann?" Die Frau sagte:,, Geh dorthin an das Kräuterfeuer. Da ist auch meine kleine Tochter. Nimm sie und wirf sie hinein. Dann wirf die Erdnüsse ins Feuer und sie werden gut."
Tschimonamambo ging hin, nahm das kleine Mädchen und warf es ins Feuer. Das Kind starb. Alle Frauen kamen von den Feldern zusammen. Sie nahmen Tschimonamambo und banden ihn. Sie brachten ihn zu ihrem Häuptling. Tschimonamambo erzählte alles dem Häuptling. (Der Erzähler wiederholt vom Anfang bis dahin alles wörtlich.) Der Häuptling sagte: "Die Frau hat selbst gesagt, du sollst das Kind ins Feuer werfen." Er band Tschimonamambo los und gab ihm eine Ziege.
Tschimonamambo ging weiter. Er kam an eine Stelle, da waren die Lonona (ganz kleine Ameisen), die schoben einen Elefanten. Die Lonona sagten: "Schneide dir nur ein Stückchen Fleisch ab." Tschimonamambo tat es nicht. Er ging weiter. Er kam in ein Dorf. Da waren viele Lonona. Die hatten Flinten. Die Lonona sagten: "Tschimonamambo, du bist ein guter Schütze; nimm eine Flinte und schieße eine rote Antilope. Es gibt hier viele rote Antilopen. Schieße rote Antilopen." Tschimonamambo ging an die Stelle. Es waren da viele rot angemalte Frauen. Die Leute sagten: "Da sind die roten Antilopen." Tschimonamambo schoß auf zwei Frauen. Er erschoß sie. Die Leute sagten: "Du hast unsere Frauen erschossen. "Sie nahmen Tschimonamambo gefangen und brachten ihn zum Häuptling. Tschimonamambo erzählte ihm alles (der Erzähler wiederholt alles von Anfang an). Der Häuptling gab Tschimonamambo ein kleines Schwein und ließ ihn frei.
Tschimonamambo ging weiter. Er traf eine Kröte am Weg. Er nahm die Kröte und warf sie in den Acker. Die Kröte (Tschule)
sagte: "Tu mir nichts Schlechtes; denn ich kann dir sehr helfen." Der Mann sagte: "Was weißt du?" Die Kröte erzählte ihm alles, was er erlebt hatte. (Wörtliche Wiedergabe des Ganzen durch den Erzähler.) Die Tschule sagte: "Deine Frau ist von deinem Bruder, der ein Ndotschi (Vampyr) ist, befallen; zahle deinem Bruder gut, so wird deine Frau gesunden."Tschimonamambo ging heim und zahlte seinem Bruder reiche Geschenke. Seine Frau ward gesund.
Kapimpi (Bakuba; Lussambo)Zwei Leute gingen zur Jagd in den Busch. Der eine ging in das Wasser um zu fischen. Der andere baute auf dem Lande Fallen. Der Fischer hatte alle Tage Fische, aber er zeigte sie dem andern nicht. Der Jäger erlegte erst eine Kassumbi (Antilope) und zeigte sie dem andern. Der Jäger erlegte eine Muphala (Antilope) und zeigte sie dem andern.
Derjäger fand in seiner Falle (alsdann) Kabundi (Marder). Kabundi sagte: "Wenn du mich nimmst, wirst du Schlimmes erleben."Der Jäger nahm Kabundi. Am andern Tage traf er Kapimpi. Kapimpischlüpfte ihm in den Anus. Der Jäger hatte große Schmerzen. Er lief von dannen. Er lief durch das Dorf. Die Leute riefen ihn. Er hörte nicht. Er lief und lief. Er kam in sein Haus. Er fiel hin und starb. Die Leute betrachteten die Leiche. Ein Knabe sah den Kopf Kapimpis im Anus. Er wollte Kapimpi packen. Kapimpi biß und sogleich starb der Knabe. Ein Mann wollte Kapimpi packen. Kapimpi biß. Der Mann starb. So starb ein Mann nach dem andern. Viele Leute starben so.
Seitdem treten die Bakuba nicht mehr in einen Wald, wenn sie am Rande einen Kapimpi sehen. Die Bakuba töten nie einen Kapimpi.
Ussossoss (Bakuba; Lussambo)Ussossoss hatte eine Frau, die verstand es nicht, den Garten zu bestellen. Ussossoss lebte im Dorfe eines Freundes, der ihm alle Tage zu essen sandte. Die Frau des Ussossoss ward schwanger. Der Freund gab alle Tage Essen. Am Tage, da seine Frau gebären wollte, sandte er einen Knaben zu seinem Freunde, ihn um Essen zu bitten. Der Freund ließ sagen: "Heute habe ich kein Essen." Ussossoss sandte nochmals und ließ sagen: "So sende mir wenigstens Mafuta (Fett)." Der Freund sandte ein wenig Salz und ein wenig Öl. Ussossoss konnte nicht satt werden.
Ussossoss ging mit seinem Hund und seinem Schultersack in den Wald. Er traf eine Tschissambo (Batatenart). Er begann den Boden aufzuhacken. Als er ein Loch gehackt hatte, stieg er hinein. Da sagte die Tschissambo: "Wenn du mich tötest, stirbst du; wenn du aus
dem Loche heraus gehst, wirst du sterben." Ussossoss sagte: "Ach, jetzt spricht die Tschissambo. Was soll ich machen !" Ussossoss blieb während einer Nacht in der Grube. Am andern Morgen schlug er sich mit der Tschissambo. Dann floh er.Er kam in das Dorf. Das Kind war geboren. Die Frau sagte: "Wo bist du gewesen?" Ussossoss sagte: "Ich ging in den Wald und fand eine Tschissambo und wollte sie aushacken und machte eine Grube und stieg hinein. Da sagte die Tschissambo: ,Wenn du mich tötest, stirbst du. Wenn du aus dem Loche herausgehst, wirst du sterben.' Ich blieb die ganze Nacht in dem Loche. Heute Morgen bin ich entflohen." Als Ussossoss erzählt hatte, war die Frau gestorben. Ussossoss sah, daß seine Frau gestorben war, da erzählte er (in seiner Verzweiflung) alles seinem kleinen Kinde. Das Kind starb. Alle Frauen des Dorfes kamen um das Haus zusammen. Er erzählte ihnen die Sache. Da starb er. Der Hund hatte zugehört. Sein linkes Auge und sein rechtes Ohr starben. Niemand begrub Ussossoss, seine Frau und sein Kind.
Der Hund kam und begrub Ussossoss, seine Frau und sein Kind. Die Leute des Dorfes sahen es. Die Leute sagten: "Das ist kein Hund!" Seitdem essen die Bakuba den Hund nicht.
Mona Tscho (Batetela; Wakussu)Zwei Brüder gingen ihres Weges. Sie kamen an einen Weg, der den ihren kreuzte. Eine Schlange lief auf diesem vor ihnen quer vorüber. Der Oloam (der ältere von zwei Brüdern) sagte: "Die Schlangen verstehen es nicht, ein Dorf zu bauen." Sie gingen weiter. Sie kamen an einen Kreuzweg. Eine Schlange lief quer vor ihnen vorüber. Der Oloam sagte: "Die Schlangen verstehen es nicht, ein Dorf zu bauen. Wir wollen sehen, wo diese Schlange hingegangen ist." Sie gingen hinter der Schlange her. Bald war der Weg verwachsen und dann verlief er in einer Grasfläche. Der Oloam sagte: "Wir wollen den Weg finden." Er begann das Gras niederzutreten. Plötzlich biß eine Tscho (Schlange) den Kussemi(jüngeren Bruder). Der Kussemi schrie laut auf. "Eine Tscho hat mich gebissen." Der Oloam sagte: "So?" Er kam langsam herbei. Die Tscho ging nun ein wenig weiter, wickelte sich um ein Grasbündel und sagte: "Wenn du mich tötest, stirbt dein Kussemi auch. Läßt du mich am Leben, so will ich deinem Bruder ein Medikament zur Heilung geben." Der Kussemi bat: "Oh, töte das Tier nicht, sonst muß ich sterben." Der Oloam nahm einen Stock und schlug die Schlange tot.
Kussemi bat den Oloam: "Ich kann nicht gehen, trage mich ins Dorf." Der Oloam sagte: "Geh nur ein Stückchen, dann trage ich dich." Der Kussemi ging ein Stück mit einem Stock als Stütze weiter. Der Kussemi bat den Oloam: "Ich kann nicht weiter, trage mich
ins Dorf." Oloam sagte: "Geh nur ein Stück, dann trage ich dich." Der Kussemi ging ein Stück mit einem Stocke als Stütze weiter. Der Kussemi bat den Oloam: "Ich kann nicht gehen, trage mich ins Dorf." Der Oloam sagte: "Geh nur ein Stück, dann trage ich dich." Der Kussemi ging weiter am Stock. Der Bruder trug ihn nicht. Ganz nahe am Dorfe fiel er hin. Seine Beine waren aufgeschwollen. Er lag im Sterben. Der Oloam ging weiter ins Dorf. — Die Frau Kussemis kam. Der Kussemi sagte: "Mein Bruder ist der Grund meines Todes. Er schlug die Schlange tot, die mir Heilmittel geben wollte. Er ließ mich gehen, als ich gebissen war. Er trug mich nicht. Jetzt sterbe ich. Nimm all mein Besitztum mit dir aus meinem Dorf in das deines Vaters. Mein Oloam soll nichts erhalten." Der Kussemi starb. Der Kussemi ward begraben. Die Frau nahm all sein Besitztum und seine Kinder und kehrte in das Dorf ihres Vaters zurück.Nach vier Monaten hörten die alten Leute aus dem Grabe des Kussemi starkes Geräusch aufsteigen. Die Alten aus Kussemis Dorf gingen mit Stangen hin und öffneten ein wenig die Erde. Da stieg der Kussemi empor. Man schlug sogleich die Pauken. Die Leute neben ihn rot und schwarz ein. Der Kussemi sagte aber: "In diesem Dorf, in dem mein Bruder lebt, will ich nicht bleiben." Der Kussemi ging fort. Er ging in das Dorf der Familie seiner Frau. Vor dem Dorfe traf er seinen ältesten Sohn. Der lief zurück ins Dorf. Sein ältester Sohn rief im Dorfe: "Njai, Njai (Mutter, Mutter), Papa (der Vater) kommt." Die Mutter sagte: "Sprich nicht so, Papa ist gestorben." Der älteste Sohn sagte: "Nein Njai, Papa kommt !" Die Mutter ging vor das Dorf. Sie traf ihren Mann, den Kussemi. Sie sah den Kussemi und sagte: "Es ist wahr. Papa ist zurückgekommen." Kussemi ging mit in das Dorf.
Der Kussemi erhielt von seinem Schwiegervater ein Haus. Er begann Mukinda (Fischreusen) für ganz große Fische zu flechten. Dann ging er fischen. Einmal fing er einen ungeheuerlich großen Fisch. Er sagte: "Das ist gut für den E-Uangi (Häuptling). Er ist zu gut für mich." Er machte sich nachts auf den Weg und brachte dem Häuptling den Fisch. Der E-Uangi erkannte den Kussemi und fragte: "Woher kommst du?" Der Kussemi erzählte alles. Der E-Uangi sagte: "Du sollst in Zukunft Kakoffoa amboja okima (der Gestorbene kommt wieder) heißen."
Der Dieb (Batetela; Wakussu)Eine Mutter hatte vier Söhne. Drei ihrer Söhne waren wohlhabend, der vierte war aber arm und blieb arm. Da machte er sich auf und ging zu Uetschi (oder Muetzi Mond, Gott). Er sagte zu Uetschi "Ich bin arm, gib mir !" Uetschi gab ihm ein Okanga (Medikament) und sagte: "Du kannst nun beliebig dein Auge herausnehmen und
zur Seite legen. Du kannst nun das Auge herausnehmen und stehlen, und niemand wird dich erkennen, wenn du das Auge wieder eingesetzt hast. Nur dem Kiula (Jäger) darfst du nie etwas stehlen." Der Jüngling ging von dannen. Der Jüngling traf Leute. Die sagten zu ihm: "Du Mann, mit dem einen Auge, paß ein wenig auf unser Gepäck auf. Wir wollen ein Stück zurückgehen und etwas suchen, was wir verloren haben." Der Einäugige sagte: "Es ist recht."Die Leute gingen fort. Der Einäugige packte das wertvollste vom Gepäck auf und trug es in den Busch. Die Leute kamen zurück. Sie sahen ihre Sachen gestohlen. Sie liefen schnell weiter. Der Einäugige hatte sein anderes Auge wieder eingesetzt und kam ihnen nun des Weges entgegen. Die Leute fragten: "Hast du nicht einen Einäugigen mit vielen Sachen gesehen?" Der andere sagte: "O ja, der ist aber schon sehr weit." Die Leute liefen weiter. Der Dieb nahm seine Sachen aus dem Busch und trug sie in sein Dorf. So bestahl er viele Leute und ward ein wohlhabender Mann.
Einmal traf er den Kiula. Der Kiula sagte: "Hüte mir das Wildbret." Der Einäugige sagte: "Es ist recht." Als der andere fort war, stahl er. Der Kiula sagte nichts. Er sandte aber am andern Tage seine Hunde aus, und die suchten und fanden das herausgenommene Auge und brachten es dem Kiula. Der Kiula ging mit dem Auge zu dem Dieb und zeigte es ihm. Der Dieb lief in aller Eile zu Uetschi und fragte: "Was soll ich tun?" Uetschi sagte: "Ich habe dir gesagt: ,Nur dem Kiula sollst du nichts stehlen.'" Der Dieb kehrte zurück. Der Kiula hatte alle seine Sachen genommen. Sein Auge war zerbrochen. Er hatte nur noch ein Auge und war arm.
Der Gute und der Böse (Kanioka)Luville, ein kleiner Vogel, machte ein Haus. Katende, ein anderer kleiner Vogel, machte kein Haus. Es fiel Regen. Die Mutter Luvilles konnte in dem Haus ihres Sohnes unterschlüpfen. Katende wollte seine Mutter auch in Luvilles Haus bringen. Luville sagte: "Das ist mein Haus. Geh fort. Deine Mutter darf nicht hinein." Katende ging mit seiner Mutter von dannen. Er mußte die Frau im Grase lassen. Seine Mutter starb im Regen.
Katende nahm die Leiche seiner Mutter auf und ging mit ihr von dannen, um sie zu begraben. Er sah am Wege Kakaschi Kakullu stehen. Kakaschi Kakullu rief: "Katende !" Katende ging sogleich zu Kakaschi Kakullu hin. Kakaschi Kakullu sagte: "Reinige mir den Hintern!" Katende nahm Blätter und reinigte Kakaschi Kakullu den Hintern. Kakaschi Kakullu sagte: "Stoß mir Hirse für mein Essen !" Katende stampfte die Hirse. Kakaschi Kakullu sagte: "Geh mit deiner Mutter weiter. Du wirst an ein Wasser kommen. Auf der einen Seite spricht das Wasser viel und ruft dich. Da lege
deine Mutter nicht hinein. An einer andern Stelle ist das Wasser still. Das ist ein guter Platz." Katende ging.Katende kam an das Wasser. An einer Stelle rief das Wasser: "Komme, laß sehen !" Katende ging nicht zu dem sprechenden Wasser. Er ging an das stille Wasser. Er legte seine Mutter in das stille Wasser. Da spülte das Wasser Perlen an das Land. Katende nahm die Perlen. Das Wasser spülte nochmals Perlen an das Land. Katende nahm die Perlen. Dann kam seine Mutter lebend ans Land zurück. Katende ging mit seiner Mutter in sein Dorf zurück.
Luville sah Katende mit seiner Mutter und vielen Perlen zurückkommen. Er fragte Katende: "Deine Mutter ist gestorben. Du kommst mit ihr wieder. Sie ist lebend. Du kommst mit vielen Perlen wieder. Wie kommt das?" Katende sagte: "Ich habe meine tote Mutter in das Wasser gelegt; das Wasser hat mir Perlen gegeben, das Wasser hat mir die Mutter lebend wiedergegeben." Luville ging hin und schlug seine Mutter tot. Er nahm sie auf und ging mit ihr von dannen. Er kam nahe bei Kakaschi Kakullu vorbei. Kakaschi Kakullu rief: "Luville !" Luville ging nicht hin. Er sagte: "Ach, du bist nur eine alte, schmutzige Frau !"
Luville ging mit der toten Mutter weiter. Er kam an das Wasser. Das Wasser rief auf der einen Seite: "Komm, laß sehen!" Luville ging zu der Stelle und warf seine Mutter ins Wasser. Da kamen vier Kürbisse ans Land geschwommen. Er nahm die Kürbisse und machte sich auf den Heimweg. Der eine Kürbis fiel zu Boden. Er sprang auf. Es kamen viele, viele Mbullebulle (Bienen) heraus. Die Mbullebulle stachen Luville. Luville lief eiligst von dannen. Die Mbullebulle folgten ihm. Wie Luville so lief, fiel ein zweiter Kürbis zu Boden. Er zerbrach und viele, viele Sendulla (rote Ameisen) kamen heraus und bissen Luville. Luville lief von dannen. Die Mbullebulle und die Sendulla folgten ihm. Ein dritter Kürbis fiel zu Boden. Er zerbrach und viele, viele Tukku (schwarze, große Waldstechwespe) kamen heraus und stachen Luville. Luville lief von dannen. Die Mbullebulle und die Sendulla und die Tukku folgten ihm. Der vierte Kürbis fiel zu Boden. Er zerbrach und viele, viele Jni (Fliegen) kamen heraus und saugten sich auf Luvilles Haut fest.
Luville lief von dannen. Die Mbullebulle und die Sendulla und die Tukku und die Jni kamen hinterher. So kam er ins Dorf. Alle Leute liefen vor den beißenden und stechenden Tieren von dannen. Dann kamen die Dorfleute aber wieder und schlugen Luville tot. (Erzählt von einer Frau.)
Der Schmied und Kapulukussu (Kanioka)Ein Schmied (Mufudi) ging mit einem Kassui (Axt) in den Busch und stieg auf einen Palmbaum, um Blätter abzuschlagen. Die Kassui
fiel herab. Der Schmied stieg herab und suchte die Kassui. Er konnte die Kassui nicht finden. Der Schmied sagte: "Wenn da jemand ist, der mir meine Kassui wiederfinden kann, so soll er mit mir Freundschaft schließen und ich will bei Tage und bei Nacht mein Essen und meinen Trank mit ihm teilen, und ich will ihn zuerst essen lassen und ich will ihn zuerst trinken lassen. Ich will nach ihm essen und trinken." Kapulukussu (Fledermaus) kam vom Baume herab und fragte: "Was gibt es?" Der Schmied wiederholte sein Versprechen (der Erzähler wörtlich). Kapulukussu fand die Kassui sogleich und gab sie dem Schmied. Der Schmied sagte: "Es ist gut." Beide gingen in das Dorf.Im Dorfe machte die Frau Speise und setzte den Biertopf hin. Kapulukussu kam sogleich vom Dachbalken herabgeflogen und aß. Als Kapulukussu fertig war, aß der Schmied. Kapulukussu trank. Als Kapulukussu fertig war, trank der Schmied. Am andern Tage war es ebenso. Am dritten Tage war es ebenso. Da ward der Mufudi ärgerlich. Der Schmied sagte: "Kapulukussu ist ein so kleines Tier und hat meine Kassui gefunden. Kapulukussu ißt und trinkt und ißt und trinkt." Der Schmied sagte zu seiner Frau: "Mach die Speise lieber in der Nacht." Die Frau machte also den Brei in der Nacht. Als er fertig war, kam Kapulukussu angeflogen und begann zu essen. Der Schmied sagte: "Was, du kleines Tier, willst immer und nun auch bei Nacht zuerst essen, nur weil du meine Kassui gefunden hast?" Kapulukussu sagte: "Hast du nicht gesagt, ich könne bei Nacht und bei Tage immer zuerst essen?"
Der Schmied antwortete nicht. Er nahm einen Stock, um Kapulukussu totzuschlagen. Kapulukussu flog ganz dicht zum Sohne des Schmiedes und setzte sich dort hin. Der Schmied schlug. Kapulukussu flog fort. Der Schmied schlug seinen Sohn tot. Kapulukassu flog ganz dicht zur Frau des Schmiedes und setzte sich dort hin. Der Schmied schlug. Kapulukussu flog fort. Der Schmied schlug seine Frau tot. Kapulukussu rief: "Heute ist ein großer Vita (Streit), heute ist ein großer Vita."Kapulukussu flog zu den Ziegen des Schmiedes. Der Schmied schlug. Kapulukussu flog fort. Der Schmied schlug die Ziegen tot. Kapulukussu rief: "Heute ist ein großer Vita; heute ist ein großer Vita!"
Am Morgen kamen alle Leute des Dorfes und der Mukelenge (Häuptling) zusammen, um den Tschitumbu (Rechtsstreit) zu regeln. Kapulukussu trug (der Erzähler in direkter Rede alles wörtlich) die ganze Sache vor. Der Mukelenge sagte: "Kapulukussu hat Recht. Der Schmied muß ihm Strafe zahlen." Der Schmied mußte Kapulukussu viele Sachen geben. Kapulukussu gab dem Mukelenge einen guten Teil als Geschenk und kehrte in den Wald zurück. (Von einem Manne erzählt.)
Der zurückgesetzte Knabe (Kanioka)Ein Mann hatte zwei Frauen. Von jeder hatte er einen kleinen Sohn. Die eine Frau und ihren Sohn liebte er. Die andern beiden konnte er nicht leiden. Er scherzte mit der einen Frau und gab dem Knaben viel Essen, und er jagte das andere Kind fort, wenn es aß. Der kleine Junge weinte sehr. Das Kind sah den kleinen Vögeln, die im Baume spielten, zu und weinte und sagte: "Mein Vater liebt mich nicht, meine Mutter verstößt mich. Sie geben mir nichts. Weshalb gebt ihr kleinen Vögelchen mir nicht Perlen und Stoffe?" Die kleinen Vögelchen flogen fort.
Am andern Morgen sah der Knabe wiederum den Vögelchen zu. Sie kamen und legten Stoffe und Perlen in die Zweige eines Baumes. Der bevorzugte Knabe kam auch dazu und sagte: "Ach, das sind meine Perlen. Das ist mein Stoff." Der zurückgesetzte Knabe sagte: "Nein, ich habe mit den Vögeln gesprochen, es sind meine Sachen." Der bevorzugte Knabe stieg aber doch auf den Baum, um die Sachen zu holen. Sie lagen aber so fest an den Zweigen, daß er sie nicht wegzunehmen vermochte. Darauf sagte der zurückgesetzte Knabe: "Siehst du, daß es meine Sachen sind?" Der bevorzugte Knabe stieg vom Baume herab, der vernachlässigte hinauf. Er konnte die Perlen und Stoffe ohne weiteres abnehmen und brachte sie zur Erde.
Der zurückgesetzte Knabe konnte sich nun sehr schön kleiden. Er wurde ein großer Häuptling. Alle Männer und Frauen kamen zu ihm, und sein eigener Vater ward sein Sklave. (Erzählt von einer Frau.)
Die schlechte Mutter (Kanioka)Eine Frau hatte zwei Töchter. Sie gab jeder eine Luschinga (Nadel), um Körbe zu machen, dann ging sie selbst hin, Mehl zu stampfen. Die ältere Tochter zerbrach die Luschinga, die jüngere lief zur Mutter und sagte: "Meine Schwester hat die Luschinga zerbrochen." Die Mutter ward sehr böse. Sie packte das Kind in großer Wut und stieß es in den Mörser, und dann nahm sie die Keule und zermalmte das Kind zu einem Klumpen. Den Klumpen warf sie ins Gras. Es fiel viel Regen. Der Regen spülte die Überreste des Mädchens aus dem Gras in den Sumpf. Der Sumpf fügte sie wieder zusammen und trieb sie in den Bach.
Am andern Tage gingen die Mädchen des Dorfes zum Bache herab, um Wasser zu holen. Jede nahm ihren Krug auf und ging zurück. Die kleine Schwester des zerstampften Mädchens konnte ihren Krug nicht allein heben. Sie blieb zurück und seufzte: "Wenn meine Jaia (= ältere Schwester; in Loango das gleiche Wort) hier wäre, die würde mir helfen." Da kam die Schwester aus dem Bache und sagte:
"Warum hast du das gestern gleich der Mutter gesagt?" Dann rief die Schwester zwei Fischchen (Missangi) herbei, die halfen der Kleinen den Krug auf den Kopf heben. Ebenso war es am andern Tag und ebenso am dritten. (Der Erzähler wiederholte die ganze Sache also dreimal.)Das kleine Mädchen erzählte die ganze Sache dem Vater. Der Vater sagte: "Es ist recht." Der Vater nahm Eier mit sich. Die Mädchen kamen und holten Wasser. Der Vater versteckte sich im Busch. Alle Mädchen gingen. Das kleine Mädchen konnte seinen Wasserkrug nicht heben. Das kleine Mädchen sagte: "Wenn meine Jaia hier wäre, die würde mir helfen." Die Schwester kam aus dem Bache. Der Vater nahm ein Hühnerei und warf es ihr an den Kopf. Er trat aus dem Busch und sagte: "Komm wieder mit mir zurück in das Dorf." Das Mädchen kam mit.
Sie kamen in das Dorf. Das zerstampfte Mädchen sah seine Mutter und sagte: "Mein Vater, weshalb hast du mich nicht in ein anderes Dorf gebracht. Meine Mutter hat mich so schlecht behandelt, ich kann meine Mutter nicht wiedersehen." Darauf starb das Mädchen wieder. (Erzählt von einer Frau.)
Die Kürbisgeborenen (Kanioka)Mauesse a ngoye hatte einen Bruder Tanga a ngoye. Mauesse machte die ersten Menschen. Er machte vier Männer und vier Frauen. Die (acht) Menschen machten ein Dorf. Drei Frauen wurden schwanger und gebaren Kinder. Die vierte Frau ward nicht schwanger. Der Mann sagte: "Ich gebe meiner Frau gutes Essen, sie erhält Fleisch und Fisch. Sie gebiert keine Kinder, während die andern Frauen Kinder haben." Der Mann beschimpfte deshalb seine Frau alle Tage. Der Mann sagte: "Ich will Kinder haben, du gebierst keine Kinder." Nach einem Monat war die Frau schwanger. Einen (weiteren) Monat später sagte die Frau: "Ich will heute gebären, mach mir eine Tschissakka (großen Korb) zurecht." Der Mann fertigte eilig einen großen Korb an und stellte ihn in eine Hütte. Dann ging er heraus.
Die Frau setzte sich über den Deckelkorb; sie gebar eine Tschileo (Kalebasse); sie gebar noch eine Tschileo; sie gebar noch eine Tschileo. Sie gebar insgesamt zehn Bileo (Pl. von Tschileo). Dann gebar sie noch eine Tschileo, sie gebar noch eine Tschileo. Sie gebar wiederum zehn Bileo. Sie gebar alles in allem zwanzig Bileo. Dann hörte sie auf zu gebären. Eine Frau ging hin und rief den Mann der Frau. Sie sagte: "Deine Frau hat zwanzig Bileo geboren." Der Mann sagte: "Was soll ich machen? Ich habe meiner Frau gutes Essen gegeben, ich habe ihr Fleisch gegeben, ich habe ihr Fisch gegeben. Sie gebar nur Bileo. "Die Frau legte die zwanzig Bileo in den Korb und diesen in eine Bidie (ein kleines Pfahihäuschen für Erdnüsse). Am andern Morgen rief
der Mann die Frau zur Feldarbeit. Sie gingen .beide zur Feldarbeit. Sie kamen wieder nach Hause. Sie fanden gutes Essen fertig bereitet. Sie fragten: "Wer hat uns das Essen bereitet?" Alle Leute sagten: "Wir haben das Essen nicht bereitet. Wir wissen nicht, wer es bereitet hat." Die beiden Leute warfen das Essen in den Busch. Sie wollten den Brei nicht essen.Am andern Tage rief der Mann die Frau wieder zur Feldarbeit. Sie gingen beide zur Feldarbeit. Sie kamen wieder nach Hause. Sie fanden gutes Essen fertig bereitet vor. Sie fragten: "Wer hat das Essen bereitet?" Alle Leute sagten: "Wir haben das Essen nicht bereitet. Wir wissen nicht, wer es bereitet hat." Der Mann fragte Munumu, eine alte Frau, die nicht zu laufen vermochte, und die so alt war, daß, wenn sie es nötig hatte, sich im Hause entleerte: "Wer hat das Essen bereitet?" Munumu sagte: "Deine Frau hat zwanzig Bileo geboren. Es sind aber nicht Bileo. Lege du dir morgen zwanzig Hühner zurecht. Deine Frau soll sich zwanzig Eier zurecht legen. Dann kehrt auf dem Wege zum Felde ohne zu arbeiten sogleich wieder um."
Der Mann legte für sich zwanzig Hühner und für seine Frau zwanzig Eier im Busche zurecht. Dann ging er zum Felde. Die ersten zehn Bileo platzten. Es kamen zehn Männer heraus. Die zweiten zehn Bileo platzten. Es kamen zehn Frauen heraus. Die Frauen begannen Mehl zu stampfen. Der Mann und die Frau kehrten schnell heim. Der Mann nahm im Busche die zwanzig Hühner. Die Frau nahm im Busche die zwanzig Eier. Sie kamen ins Dorf und fanden die zehn Männer und die zehn Frauen an Stelle der Bileo. Der Mann sagte: "Ich bin euer Vater, bleibt Menschen." Der älteste Sohn sagte: "Nein, wir sind Bileo und bleiben auch Bileo, weil du unsere Mutter beschimpft hast." Der Mann sagte: "Bleibt Menschen!" Der Mann gab jedem ein Huhn, die Frau gab jedem ein Ei an den Kopf (!?). Der älteste sagte: "Wir bleiben; aber beschimpfe nicht wieder !" Die zwanzig bauten sich Häuser, eines neben dem andern. Dann heirateten neun Töchter; nur die jüngste blieb bei der Mutter. Die zehn Männer blieben bei dem Vater.
Die Mutter sandte die jüngste Tochter aus, in einer Tschileo Wasser zu holen. Das Mädchen ließ die Tschileo fallen. Sie zerbrach. Sie kam nach Hause. Sie sagte zur Mutter: "Ich habe die Tschileo fallen lassen. Sie ist zerbrochen." Die Mutter sagte: "Das macht nichts." Der Vater kam nach Hause. Er sah, daß die Tschileo zerbrochen war. Er sagte: "Was, du zerbrichst die Tschileo? Und doch ist es die Haut, aus der du kamst." Das Mädchen weinte. Sie ging zu den Brüdern. Sie sagte: "Unser Vater hat uns beschimpft, weil ich eine Tschileo zerbrochen habe." Die Brüder sagten: "Rufe alle Schwestern aus ihren Dörfern herbei, wir wollen sehen, was wir machen." Das
Mädchen ging zu ihren Schwestern. Die neun Frauen kamen. Die zwanzig Kinder gingen zum Vater. Der älteste Sohn sagte: "Du hast gescholten, weil die Mutter nicht schwanger ward. Du hast gescholten, als die Mutter Bileo gebar. Du schiltst (nun) uns. Wir gehen."Alle zwanzig Kinder gingen in das Wasser und starben im Wasser.
Kaluschi und Kalumbulula (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu) Kaluschi und Kalumbulula machten sich auf den Weg und gingen in das Dorf der Pibua. Sie trafen nur einen Pibua. Alle andern Pibua waren auf die Jagd gegangen. Kaluschi und Kalumbulula sagten: "Gib uns Essen." Der Pibua sagte: "Ich will Essen durch die Frauen machen lassen." Kaluschi und Kalumbulula warteten. Kaluschi und Kalumbulula warteten. Die Frauen brachten kein Essen. Da gingen Kaluschi und Kalumbulula. Sie kamen an den Tundanda-(Erdnuß-) Äckern der Pibua vorüber. Sie stahlen viele Tundanda der Pibua. Mit den Tundanda gingen sie in ihr Dorf.Am andern Tage machten sich Kaluschi und Kalumbulula mit zwei Leuten wieder auf den Weg und gingen in das Dorf der Pibua. Die Pibua waren noch nicht zurückgekehrt. Da machten sich die vier Leute auf den Weg und gingen ein Stück weiter, und dann kamen sie in das Dorf zurück. Der eine Pibua sagte: "Wartet. Die Pibua müssen bald zurückkommen. Ich will von den Frauen Biaaschi (Brei) machen lassen." Die vier Männer warteten. Ein Knabe nahm die vier Männer zur Seite und sagte: "Wartet nicht, geht lieber. Die Frauen tun nur so, als ob sie Biaaschi machen. Pibua will euch nur festhalten, bis die andern Pibua kommen, weil ihr neulich die Erdnüsse gestohlen habt." Kaluschi sagte: "Du lügst. Du bist ein Knabe !" Nachher kamen alle Pibua. Sie hatten viele Tiere erlegt. Der eine Pibua nahm die andern Pibua beiseite und sagte: "Kaluschi und Kalumbulala waren gestern schon hier und haben, als sie gingen, viele Tundanda von den Äckern gestohlen." Die Pibua sagten: "Wir wollen jedem einzelnen ein Stück Fleisch hinhalten, und wenn sie es nehmen, wollen wir sie packen und binden." Der Knabe hatte es gehört. Er nahm die vier Männer beiseite und sagte: "Wartet nicht, geht lieber. Die Pibua wollen jedem von euch ein Stück Fleisch hinhalten, und wenn ihr es nehmt, euch packen und binden." Kaluschi sagte: "Du lügst, du bist ein Knabe!" Die Pibua hielten jedem ein Stück Fleisch hin. Kaluschi und die beiden andern griffen danach und wurden von den Pibua gepackt und gebunden. Kalumbulula floh. Er kehrte in sein Dorf zurück.
Mwille nahm die Tundandaäcker der Pibua und legte sie zur Seite. Es war nur noch Gras an Stelle der Äcker da. Kalumbulula sagte zu den Leuten seines Dorfes: "Kommt mit zu dem Dorfe der Pibua. Die
Pibua haben Kaluschi und unsere beiden Kameraden gepackt und gebunden." Alle Leute gingen mit Kalumbulula in das Dorf der Pibua. Die Leute fragten: "Wo sind die Acker, auf denen Kaluschi und Kalumbulula die Tundanda gestohlen haben?" Die Pibua sagten: "Kommt, wir wollen sie euch zeigen." Sie gingen zu der Stelle. Es war nur noch Gras da. Da sagten Kalumbulula und seine Leute: "Gebt die Leute heraus und zahlt Strafe". Die Pibua gaben Kaluschi und die beiden Kameraden heraus und als Sühnezahlung vier Frauen.Kalumbulula und Kaluschi machten sich mit ihren Leuten auf den Rückweg zum Dorfe.
Nach einiger Zeit begegneten sie Mwille. Er saß an einem guten Platz und machte Matten. Mwille sagte: "Ich habe, um euch zu helfen, die Äcker der Pibua versetzt. Nun gebt mir die vier Frauen, die sie euch als Reugeld gezahlt haben." Kaluschi sagte: "Wir wollen drei Frauen geben." Die Leute gaben nur drei Frauen. Mwille sagte: "Wie ihr wollt." Kaluschi und Kalumbulula und die andern Männer gingen weiter.
Die Leute gingen weiter und kamen an ein Wasser. Die Leute sagten: "Wir wollen hinübergehen!" Ein Mann, den sie nicht sahen, sagte: "Geht nicht in das Wasser!" Die Leute sagten: "Was sollen wir da machen?" Kaluschi sagte: "Wir wollen Bäume umschlagen und eine Brücke bauen." Ein Mann, den sie nicht sahen, sagte: "Schlagt kein Holz!" Die Leute sagten: "Wie sollen wir denn hinüber kommen?" Ein Mann sagte: "Wir wollen eine Brücke bauen." Er ergriff seine Kassui (Axt) und schlug einen Baum um. Kaum war der Baum umgeschlagen, da rollte er mit dem Mann in das Wasser und verschwand.
Die andern Leute stiegen zum Ufer hinab, den Mann zu suchen. Da öffnete sich das Wasser und trat nach rechts und links zur Seite. Es lagen viele, viele Fische auf dem Boden des Wasserbettes. Die Leute sagten: "Das ist vorzüglich. Wir wollen die Fische mitnehmen." Kalumbulula sagte: "Wir werden doch nicht von den Fischen des Wassers essen, in dem soeben unser Kamerad gestorben ist!" Ein Mann, den sie nicht sahen, sagte: "Nehmt nicht von den Fischen !" Ein Mann Kaluschis sagte: "Der Mann, der hier starb, geht mich nichts an. Er war nicht verwandt mit mir." Alle Leute gingen in das Bett des Wassers und nahmen von den Fischen. Nur Kalumbulula nahm nicht. Da hörte man "Tung! Tung! Tung !" Das Wasser kam. Viel, viel, viel Wasser kam. Das Wasser verschlang alle. Nur Kalumbulula entfloh. Kalumbulula entfloh in sein Dorf und sagte: "Alle Brüder, alle Väter, alle Männer sind im Wasser umgekommen. Sie wollten Mwilles Fische essen."
Die Leute sagten: "Du hast mit Kaluschi die Tundanda der Pibua gestohlen. Du hast unsere Leute in das Dorf der Pibua geführt. Du
hast es nicht verhindert, daß sie starben !" Kalumbulula sagte: "Ich gehe in das Land der Batua." Kalumbulula ging in das Land der Batua. Er ist zu den Batua gegangen und lebt da noch heute.Tschimangas Dorf (Bena Lulua; Baqua Ngandu Mputu)Drei Leute machten sich auf, um in das Dorf Tschimangas (eines Sohnes oder Mannes Fidi Mukullus, der früher auf Erden lebte, dann aber in den Himmel ging) zu gehen. Sie kamen auf der Wanderung an ein großes Dorf. Das Dorf war ganz leer. Es war nur ein kleines Kind darin. Das Kind sah nur auf einem Auge. Das Kind fragte: "Wo geht ihr hin?" Die drei antworteten: "Wir gehen in Tschimangas Dorf." Das Kind fragte: "Was gibt es dort?" Die drei antworteten: "Man ißt dort Ntundu" (rote Früchte). Das Kind fragte: "Wo ist es?" Die drei antworteten: "Es ist in einer Ebene ohne Gras und ohne Busch."
Die drei Leute gingen weiter. Sie kamen zu Katende (ein kleiner Vogel). Katende fragte: "Wo geht ihr hin?" Die drei antworteten: "Wir gehen in Tschimangas Dorf." Katende fragte: "Was gibt es dort?" Die drei antworteten: "Man ißt dort Ntundu." Katende fragte: "Wo ist es?" Die drei antworteten: "Es ist in einer Ebene ohne Gras und ohne Busch."
Die drei Leute gingen weiter. Sie kamen zu Momma (= Riesenschlange). Momma fragte: "Wo geht ihr hin?" Die drei antworteten: "Wir gehen zu Tschimangas Dorf." Momma fragte: "Was gibt es dort?" Die drei antworteten: "Man ißt dort Ntundu." Momma fragte: "Wo ist es?" Die drei antworteten: "Es ist in einer Ebene ohne Gras und ohne Busch."
Die drei Leute gingen weiter. Sie kamen in Tschimangas Dorf an. Der Sohn Tschimangas fragte: "Wo geht ihr hin?" Die drei antworteten: "Wir gehen zu Tschimangas Dorf." Der Sohn Tschimangas sagte: ,,Was gibt es dort?" Die drei antworteten: "Man ißt dort Ntundu." Der Sohn Tschimangas fragte: "Wo ist es?" Die drei antworteten: "Es ist in einer Ebene ohne Gras und ohne Busch."
Der Sohn Tschimangas gab den dreien ein Haus. Sie schliefen. Am Morgen zeigte der Sohn Tschimangas den dreien einen Weg und sagte: "Geht dort, aber seid vorsichtig!" Die drei gingen. Nach einiger Zeit kamen sie an einen Mutunda (großer Termitenhaufen). In dem Mutunda lag eine Schlange. Die Schlange machte: "Huuh, Huuh, Huuh !" Sie machte wie ein Hund. Es kam ein Mann des Weges. Der Mann spuckte auf den einen von den dreien. Der bespiene Mann starb. Der Mann spuckte auf einen andern von den dreien. Auch der starb. Der dritte machte sich auf den Weg. Er ging zurück. Der Dritte kam allein zu Tschimangas Dorf zurück. Tschimanga sagte: "Wurde nicht gesagt, ihr solltet vorsichtig sein? Nun
nimm eine Nkassu und geh heim." Der Dritte nahm die Nkassu und machte sich auf den Heimweg. Auf dem Wege traf er Katende. Katende nahm ihn und setzte ihn hoch oben auf einen Baum. Der Mann saß nun hoch oben auf einem Baume. KuschikaKaningonga
(Bena Lulua; Bena Tschibaschi am Kaluphemba Östl. Luebo)
Kaningonga war ein Jäger. Eines Tages verirrte er sich im Walde und verlor den Weg. Er kam in ein fremdes Gebiet. Die Leute des fremden Gebietes schlugen ihn tot. Darauf wuchs in dem Busch allerorten der Dornenstrauch "Mingonga" auf. Der Mingongastrauch hat lange und scharfe Dornen und jeder, der in den Busch zur Jagd ging,, ward sehr böse gestochen.
Da fragten die Leute das Lubuku (Orakel), was das bedeute und was dazu zu tun sei. Ein Mann machte das Lubuku und sagte: "Das kommt, weil ihr den Kaningonga getötet habt. Bringt nun Hühner und Ziegen und treibt sie in den Wald. Ihr müßt Kaningonga bezahlen." Die Leute nahmen Ziegen und Hühner. Sie trugen sie in den Busch. Sie ließen sie nicht aus dem Busch zurücklaufen.
Darauf verschwand der Strauch Mingonga.
Kampangalla und Umot (Batetela; Wakussu)Kampangalla lebte bei seinem Vater. Sein Vater nahm zwei Sklaven und gab sie Kampangalla. Kampangalla lebte nun im Busche, nahe dem Dorfe seines Vaters. Kampangalla wollte keine Frau von der Erde heiraten. Eine schöne Frau kam zu ihm. Er wies sie ab. Ein schönes Mädchen kam zu ihm. Er wies es ab. Kampangalla wies alle Frauen zurück. Eines Tages badete er nahe seinem Wohnplatz im Flusse. Da traf er eine Frau. Kampangalla fragte: "Wie heißt du?" Die Frau sagte: "Ich heiße Umoi." Kampangalla sagte: "Ich will dich heiraten." Die Frau sagte: "Du mußt erst zahlen." Kampangalla sagte: "Komm mit in mein Haus." Umoi sagte: "Ich will mitkommen, aber kein Mensch darf mich sehen." Kampangalla sagte: "Es ist gut; ich wohne abseits vom Dorfe im Busch." Umoi ging mit Kampangalla in dessen Haus. Nach zwei Tagen sagte Umoi: "Ich will nun zu meinem Vater zurückgehen. Gib mir! Du kannst nachkommen. Geh in das Wasser da, wo du mich gefunden hast. Nachher wirst du den Weg schon sehen. Frage nach Umoi. Du darfst aber nie bei uns tanzen."Kampangalla nahm die beiden Sklaven und gab sie Umoi. Er sagte: "Es ist gut, ich werde nachkommen."
Nach einiger Zeit ging Kampangalla zu seinem Vater und sagte: "Ich habe eine Frau genommen. Nun will ich hingehen und sie holen." Der Vater nahm einen Hammel. Er schnitt ihm ein Ohr ab und gab Kampangalla den Hammel. Kampangalla ging mit dem Hammel
ans Wasser. Er fand den Weg. Er kam in das Dorf Umois. Kampangalla fragte: "Wo ist Umoi ?" Die Leute zeigten ihm Umois Haus. Er sah, daß Umoi nur ein gutes Bein hatte. Das andere Bein war zurückgebogen. Kampangalla sagte: "Du hast nur ein rechtes Bein. Du bist nicht meine Frau." Umoi sagte: "Ich bin deine Frau, du hast das nur vordem nicht gesehen."Kampangalla sagte: "Ich mag dich nicht."Die Leute tanzten. Umoi hatte zu Kampangalla gesagt: "Tanze nicht !"Kampangalla tanzte doch. Darauf ward sein einer Fuß ebenso rückwärts gekehrt wie der Umois. Kampangalla ward sehr böse. Er sagte: "Gib mir meine zwei Sklaven zurück!" Er nahm die zwei Sklaven und den Hammel und kehrte zur Erde zurück. Kampangalla ward von allen Leuten ausgelacht. Die Leute sagten: "Wir haben dir immer gesagt: ,Nimm eine gute Frau.' Nun hast du eine Frau aus dem Wasser genommen!"
Nach einiger Zeit starb Kampangalla.
Aschi (Batetela; Wakussu)Der Häuptling Boanjama hatte viele Frauen. Einmal ging er an das Wasser. Er traf am Wasser eine schöne Frau. Er fragte: "Wie heißt du?" Die Frau sagte: "Ich heiße Aschi." Aschi war viel schöner als alle andern Frauen. Der Häuptling sagte zu Aschi: "Ich möchte dich gern heiraten." Aschi sagte: "Es ist gut; du kannst mich hier am Wasser abholen. Vorher mußt du aber alle deine andern Frauen fortjagen und ihre Hütten verbrennen. Boanjama sagte: "Du bist eine schöne Frau; ich will es tun." Boanjama ging nach Hause.
Boanjama warf alle seine Frauen heraus. Er jagte sie zurück zu ihren Eltern. Er verbrannte ihre Hütten. Boanjama kam zurück, um Aschi zu holen. Aschi war im Wasser. Aschi sagte: "Hast du alle deine Frauen verjagt und ihre Hütten verbrannt?" Boanjama sagte: "Ich habe alle Frauen verjagt und alle Hütten verbrannt." Aschi sagte: "So binde mir ein Tau um den Leib und ziehe mich daran aus dem Wasser."Boanjama sagte: "Ach was, ich trage dich." Boanjama wollte einen Arm Aschis fassen. Der Arm riß aus. Boanjama wollte ein Bein fassen und ziehen. Das Bein riß aus. Boanjama lief von dannen. Boanjama lief von dannen und weinte. Boanjama rief: "Nun habe ich alle meine Frauen fortgejagt um eine Aschi. Und diese Aschi ist zerrissen." Ein alter Mann hörte das. Er sagte: "Boanjama, du warst nicht klug. Nun folge meinem Ratschlag. Gehe in jede Familie jeder deiner früheren Frauen. Setze dich mit betrübter Miene hin. Wenn man dir Essen vorsetzt, so rühre es nicht an, sondern starre immer nur zu deiner Frau hinüber. Dann wird man dir deine Frau sehr schnell aus Mitleid senden. Sind die Frauen bei dir, so sage: ,Ach, ich bin ja so krank, so krank. Ihr wißt nicht,
wie krank ich bin. Ruft den Uetsi (Häuptling).' Dann werden alle eilen, dir nützlich zu sein und werden dich trefflich pflegen. Sage aber nie den wahren Sachverhalt." Boanjama sagte: "Es ist gut." Boanjama machte es so, wie der Alte es ihm geraten. (Der Erzähler wiederholt natürlich ausführlich.) Alle Frauen kamen zu ihm zurück. Er begann über seine Krankheit zu jammern. Alle Frauen gingen weg, und jede brachte von ihrem Vater eine Ziege. Boanjama ward wohlgenährt und fett. Eines Tages betrank er sich vor Freude und erzählte seinen Frauen im Rausche das Erlebnis mit Aschi.Am selben Tage liefen alle Frauen fort, und nie wieder teilte ein Weib sein Lager.
Kapinga (Baluba; Bena Piana)Ein Mann ging zu Markte. Er traf Kapinga. Er nahm Kapinga bei der Hand und sagte: "Du bist meine Sklavin !"Kapinga sagte: "Gut, ich bin deine Sklavin !" Der Mann ging auf den Markt. Er verkaufte Kapinga für zehn Lukanu (Kupferkreuze) an einen andern Mann. Kapinga sagte zu ihrem neuen Besitzer: "Ich bin jetzt deine Sklavin !" Der Mann sagte: "Wir wollen heim in mein Dorf gehen." Der Mann brach mit Kapinga auf. Zwei andere Männer begleiteten sie.
Sie wanderten des Weges. Die Sonne stand dort. (Es war fünf Uhr.) Der Besitzer Kapingas sagte: "Die Sonne wird bald untergehen, wir kommen an kein Dorf mehr; das nächste Dorf ist sehr weit!" Kapinga sagte: "Nein, es ist nicht weit. Gleich hier nebenan ist ein großes Dorf!" Die drei Männer sahen sich erstaunt an. Sie sagten: "Wir gehen doch oft diesen Weg. Wir haben nie ein Dorf gefunden!" Sie gingen dahin, wo Kapinga angegeben hatte. Da war ein großes Dorf. Kapinga ging in das erste Haus und kam mit einer Schüssel Essen heraus. Die Männer sahen sich erstaunt an. Sie sagten: "Wo hat sie es so schnell her?" Alle aßen von der Speise, dann schliefen sie in dem Hause. Am (andern) Morgen brachen sie auf. Sie verließen das Dorf. Als sie zurücksahen, war das Dorf nicht zu sehen; es war Gras und Busch. Es war nur der Weg, die Wiese, der Busch da.
Die vier gingen ihres Weges. Sie kamen an einen Bach. Kapinga sagte: "Geht ihr Männer voran; ich will hier ein Bad nehmen !" Die Männer gingen ein wenig weiter. Sie warteten. Kapinga nahm das Bad. Sie stieg aus dem Wasser als alte Frau. Die Haut war faltig. Die Brüste hingen herab. Sie ging mühsam (nach der Geste) an einem Stocke. Sie kam zu den Männern. Die Männer sahen die alte Frau. Sie erkannten Kapinga nicht. Sie drückten sich zur Seite. Sie sagten mit Abscheu: "Geh vorbei !" Kapinga ging vorbei. Die Männer warteten. Die Männer warteten. Die schöne Kapinga kam nicht. Zwei andere Leute kamen des Weges. Die drei Männer fragten: "Habt ihr eine schöne Frau im Bache baden sehen?" Die Männer
sagten: "Wir haben sie nicht gesehen !" Die drei Männer gingen zum Bache zurück und suchten. Sie sahen Kapinga nicht. Kapinga wartete weiter ab. Kapinga rief: "Kommt doch!" Die Männer hörten; sie gingen und fanden Kapinga. Sie sagten: "Wie bist du so alt geworden?" Die drei Männer gingen des Weges. Kapinga ging hinterher.Der Mann, der Kapinga gekauft hatte, wandte sich (nach einiger Zeit) um. Kapinga war wieder jung und schön. Die drei Männer sahen, daß Kapinga wieder jung und schön war.
Sie kamen wieder an ein Wasser. Kapinga sagte: "Ihr Männer, geht voran, ich will ein Bad nehmen !" Die drei Männer sagten: "Es ist gut !" Die drei Männer gingen ein wenig voran und warteten. Sie warteten. Es kam vom Bach ein alter Mann des Weges mit einem Stocke. Der alte Mann sagte: "So kommt doch!" Die drei Männer sagten: "Wir warten auf Kapinga." Der alte Mann sagte: "Ich bin Kapinga!" Die Männer riefen entsetzt: "Was? Du bist Kapinga?" Die drei Männer schrien entsetzt auf und eilten in die Matiti (hohes Gras). Sie hatten große Angst. Kapinga rief ihnen nach: "So bleibt doch, ihr verliert euer Geld !" Die Männer hörten nicht. Sie flohen.
Kapinga wartete. Nach einiger Zeit war sie nicht mehr ein alter Mann, sondern die junge schöne Kapinga. Kapinga wartete. Als die drei Männer nicht kamen, kehrte sie zu ihrem Vater Tombo Mukullu zurück.
(Anmerkung. — Tombo Mukullu hatte vier Kinder, von denen der Berichterstatter nur Mutombo Katschi und Kapinga zu nennen weiß. In vorliegender Erzählung ist Kapinga eine Frau!)
Gurutaph und Bolekko (Bakuba; Bolornbo)Fünf Mädchen gingen in die Steppe und suchten Heuschrecken. Vier derselben hatten bald eine große Menge beisammen. Sie gingen nach Hause. Bolekko, die fünfte, blieb jedoch noch draußen und suchte weiter, denn sie hatte kein Glück gehabt. Als die vier andern gingen, sagten sie: "Du kommst auf dem Wege hier an einen Kreuzweg. Der eine Weg ist weiß, der andere rot. Gehe nicht den roten Weg. geh ja den weißen Weg." Bolekko sagte: "Es ist gut!"
Gurutaph (gleich dem Tschilumi Tschikullu der Bena Lulua) hatte das gehört. Er ging hinter den vier Frauen her und streute weiße Farbe auf den roten und rote Farbe auf den weißen Weg. Bolekko sammelte viele Heuschrecken. Dann ging sie heim. Sie kam an den Kreuzweg. Sie sah die weiße Farbe. Sie ging den weißen Weg. Sie kam in das Dorf Gurutaphs. Gurutaph sagte: "Das ist sehr gut, nun habe ich eine vorzügliche Frau. Willst du Fleisch von Menschen oder willst du Fleisch von Tieren essen?" Bolekko sagte: "Ich will Fleisch von Tieren essen." Gurutaph führte Bolekko in sein Haus. Gurutaph
erlegte alle Tage Tiere und brachte sie heim. Im Hause hing viel Fleisch, Bolekko hatte viel zu essen.Gurutaph ging alle Tage auf die Jagd. Wenn er von dannen ging, band er am Hause Bolekkos eine Schnur an. Er rollte sie, wenn er fortging, hinter sich auf. Er sagte zu Bolekko: "Wenn du fliehst, werde ich es sogleich hören, denn die Schnur wird es mir sagen."
Als Gurutaph eines Tages auf der Jagd war, kam der Bruder Bolekkos des Weges. Er fand die Hütte. Er traf Bolekko. Er sagte: "Wie kommst du hierher? Wir glaubten, du seiest gestorben." Bolekko sagte: "Ich suchte Heuschrecken und kam hierher zu Gurutaph. Gurutaph erlegt viel Wild und hat viel zu essen. Du mußt dich verstecken. Denn Gurutaph ißt Menschen." Bolekko versteckte ihren Bruder unter ihrem Bette.
Gurutaph kam von der Jagd heim. Gurutaph sagte: "Ich rieche hier Menschenfleisch." Bolekko sagte: "Nur ich bin hier. Wenn du mir nicht glauben willst, wenn du mich töten willst, so tue es."Gurutaph sagte: "Ich will dich nicht töten." Gurutaph beruhigte sich.
Am andern Tage ging Gurutaph wieder zur Jagd. Bolekko sagte zu ihrem Bruder: "Komme hervor." Der Bruder kam hervor. Bolekko gab ihrem Bruder eine Kalebasse mit Maphumba (rote Ameisen) eine mit Luphembe (Farbe) und eine Kalebasse mit Mambunda (Mais). Bolekko sagte: "Geh jetzt heim. Gurutaph wird dich riechen und verfolgen. Wenn Gurutaph nahe bei dir ist, wirf eine der Kalebassen zur Erde." Dann gab Bolekko ihrem Bruder viel Fleisch und sagte: "Du darfst aber davon unterwegs nichts essen. Iß im Dorfe davon." Der Bruder ging.
Nach einiger Zeit kam Gurutaph hinter dem Bruder her. Als er ganz dicht hinter dem Bruder war, warf der die Kalebasse mit Luphembe hin. Sie zersprang und Luphembefarbe spritzte weit über den Platz. Gurutaph bückte sich wieder und fraß alle Farbe auf. Dann rannte er wieder hinter dem Bruder her. Als er ganz dicht hinter dem Bruder war, warf der die Kalebasse mit Maphumba hin. Die Kalebasse zersprang und die Maphumba ward weit über den Boden verstreut. Gurutaph beugte sich nieder und leckte alle Maphumba auf. Dann sprang er wieder hinter dem Bruder her. Als er ganz dicht bei ihm war, warf der die Kalebasse mit dem Mambunda (Mais) hin. Die Kalebasse platzte und der Mais spritzte nach allen Seiten auseinander. Gurutaph beugte sich nieder, um ihn aufzusuchen. Ehe Gurutaph alles aufgesucht hatte, war der Bruder Bolekkos in seinem Dorfe.
Der Bruder des Zurückgekehrten war eifersüchtig auf die Menge des mitgebrachten Fleisches. Er wollte trotz Abratens des andern die Reise auch unternehmen. Der Bruder warnte. Er wanderte doch von dannen. Er erlebte alles wie der erste (der Erzähler wiederholt
Mussonge | Muluba |
Eines Tages ging Gurutaph wieder zur Jagd. Bolekko packte alle Sachen und auch Kalebassen mit Luphembe, Maphumba und Mambunda zusammen. Sie floh und kam glücklich im heimatlichen Dorf an. (Der Erzähler schildert diese Flucht genau so wie die erste.)
Ninabitaboa und ihre Söhne (Bena Lulua; Baqua Kabollo)Ninabitaboa (eine alte Frau, die am Krückstocke geht) hatte drei Söhne: Tschitengatschankussu (Steiß des Papagei), Muelle Mulle (langes Messer) und Tschongfomatsche (hört ganz ausgezeichnet). Die drei Söhne gingen in den Busch und setzten ihre Mutter mitsamt viel Fleisch zum Essen auf einen hohen Baum. Unter den Baum legten sie einen Stein. Die Söhne gingen weit weg in den Busch zur Jagd. Nach einiger Zeit kam Tschilumi Tschikullu unter den Baum. Er hatte ein langes Messer und begann es an dem Stein unter dem Baume zu wetzen. Tschilumi Tschikullu sang (dazu):
"Ich schleife mein Messer an einen Stein. Das Fleisch der alten Frau riecht sehr gut. Ich esse alles Fleisch."
Ninabitaboa sagte auf dem Baume: "Ninabitaboa sitzt auf dem Baum und ißt sehr viel Fleisch." Tschilumi Tschikullu schlug mit dem Messer auf den Baum, um ihn zu fällen. Ninabitaboa sang:
Es heißt: "Wo wollt ihr Bidia (Brei) essen, wenn ich sterbe?"
Alle drei Söhne kamen. Tschilumi Tschikullu floh. Am Tage darauf setzten sich die Söhne Ninabitaboas mit vielem Fleisch auf einen andern hohen Baum und legten einen Stein darunter. Sie sagten: "Singe nicht." Sie gingen weit weg in den Busch zur Jagd. Nach einiger Zeit kam Tschilumi Tschikullu unter den Baum. Er hatte ein langes Messer und begann, es am Stein unter dem Baume zu wetzen. Tschilumi Tschikullu sang: "Ich wetze mein Messer am Stein und esse alles Fleisch. Das Fleisch der alten Frau riecht sehr gut."
Ninabitaboa sagte auf dem Baume: "Ninabitaboa sitzt auf dem Baum und ißt sehr viel Fleisch." Tschilumi Tschikullu schlug mit dem Messer auf den Baum, um ihn zu fällen. Tschilumi Tschikullu schlug den Baum um. Ninabitaboa fiel mit dem Baum und ihrem Fleisch zur Erde.
Ninabitaboa sagte: "Hier nimm mein Fleisch. Ich gebe es dir." Tschilumi Tschikullu sagte: "Ich nehme dein Fleisch und dich mit mir." Tschilumi Tschikullu steckte Ninabitaboa in einen Sack und trug sie mit sich in sein Dorf. Er hängte den Sack an ein Gabelholz.
Dann ging er von dannen, um alle andern Bilumi Bikullu (Pl. zu Tschilumi Tschikullu) zum Mahl einzuladen.Die drei Söhne kamen von der Jagd zurück. Sie kamen an den Baum, auf dem sie ihre Mutter zurückgelassen hatten. Sie sahen die Fußspur Tschilumi Tschikullus und gingen der Spur nach. Sie kamen in das Dorf Tschilumi Tschikullus. Tschilumi Tschikullu war nicht zu Hause. Sie fanden Ninabitaboa im Sack am Gabelholze hängen. Sie nahmen ihre Mutter heraus und steckten (dafür) Mangondefrüchte hinein. Sie gingen mit Ninabitaboa nach Hause.
Tschilumi Tschikullu ging in die Dörfer der Bilumi Bikullu und sagte: "Ich habe eine Frau gefangen, wir wollen sie essen." Alle Bilumi Bikullu kamen, solche mit kleinen und solche mit großen Zähnen. Tschilumi Tschikullu sagte: "Werft den ganzen Sack in das Feuer. Die Frau, ist sehr schlau, und wenn man aufmacht, ehe sie tot ist, so läuft sie fort oder ruft ihre Söhne herbei."
Die Bilumi Bikullu warfen den Sack in das Feuer. Nach einiger Zeit machten die Mangondefrüchte: "Pung, pung, pung !" Tschilumi Tschikullu sagte: "Hört, sie stirbt." Die Frauen machten Bidia. Sie begannen zu essen. Sie versuchten. Die Bilumi Bikullu sagten: "Du hast gelogen, das ist kein Fleisch." Tschilumi Tschikullu sagte: "Es ist die alte Ninabitaboa." Die Bilumi Bikullu sagten: "Du hast gelogen. Das sind Mangondefrüchte."
Die Bilumi Bikullu töteten Tschilumi Tschikullu und aßen ihn.
Kabenajabo und Kenakuschipa (Bena Lama; Bena Koschi)Kabenajabo (eine arme Frau, die anscheinend ihrer Armut wegen verachtet wird, und die schwer einen Mann findet) war mit Kenakuschipa (der nicht tötet) verheiratet. Kenakuschipa nahm einen Feuerbrand und ging in die Ebene. Er zündete das Gras an. Er brannte das Gras an. Er fand die Löcher von Ratten. Mit einer Lukassu (Hacke) grub er nach und fing so einen ganzen Sack voll Ratten.
Er nahm den Sack mit Ratten mit nach Hause. Er gab ihm Kabenajabo. Kabenajabo tat alle Ratten in einen Topf, tat Mafuta (Fett) und Pillipilli dazu. Sie kochte (das Gericht). Als die Frau essen wollte, sagte sie zu ihrem Manne: "Wenn ich esse, so schlage die Trommel." Er sagte: "Gut."Kabenajabo aß. Kenakuschipa trommelte und sang: "Da hast du das Essen. Iß, während ich die Trommel schlage."
Kenakuschipa legte einen langen Fallenzaun (Lupangu) an. Er fing eine Tschintumbingi (Antilope). Er trug sie ins Dorf. Er schnitt die Beine, den Hals und das Innere ab und gab es seiner Frau zum Kochen. Kabenajabo tat Mafuta und Pillipilli hinzu und kochte es. Sie machte das Essen fertig. Sie wollte ihm etwas auf eine Schale füllen. Er sagte: "Nein, gib mir den ganzen Topf her." Kenakuschipa sagte: "Ich will essen, schlage mir auch die Trommel." Kabenajabo
sagte: "Gut." Kabenajabo trommelte und sang: "Da hast du das Essen. Iß, während ich die Trommel schlage."Kenakuschipa aß; er aß alles auf. Es blieb nichts für Kabenajabo übrig.Kabenajabo war ärgerlich. Sie ging ans Wasser. Sie ging ins Wasser. Ein Ngandu (Krokodil) kam und trug sie fort. Leute sahen es. Die Leute kamen zu Kenakuschipa. Sie sagten zu Kenakuschipa: "Du sitzt hier zu Hause. Deine Frau ist ins Wasser gegangen und vom Ngandu getötet." Kenakuschipa ging ans Wasser. Er fragte: "An welcher Stelle hat Ngandu meine Frau fortgenommen?" Die Leute sagten: "An dieser Stelle hat Ngandu Kabenajabo fortgenommen." Kenakuschipa ging da hin. Ngandu kam und packte Kenakuschipa.
Ngandu brachte Kenakuschipa unter das Wasser in sein Haus. In dem Hause traf Kenakuschipa Kabenajabo. Kabenajabo sagte: "Sieh, ich ging wegen des Streites ans Wasser. Ngandu brach mir die Beine; ich kann aus seinem Hause nicht wieder fort. Ngandu hat dir die Beine nicht gebrochen. Du kannst klettern und schwimmen und kannst aus dem Hause wieder fort. Ich werde hier unten sterben. Du kehrst nach Hause zurück, aber du wirst sterben, sobald du eine Frau anfaßt."
Kabenajabo sah im Hause Ngandus einen langen Strick. Kabenajabo kletterte an dem Stricke hoch. Er kam empor. Er kam ans Land. Er ging in sein Dorf. Die Leute sagten: "Wo kommst du her?"Kenakuschipa sagte: "Ngandu trug mich in sein Haus. Alle Leute dort haben gebrochene Beine. Meine Frau hatte gebrochene Beine. Mir waren die Beine nicht gebrochen. Ich fand einen Strick und kam heraus. Ich bin (wieder) hier."
Kenakuschipa sprach mit einer Frau. Die Frau und Kenakuschipa wuchsen zusammen. Sie waren beide tot. Kuschika
Kassongo (Bassonge; Bena Ki; Zappu Zapp)Kalandoa Batua hatte fünf Söhne. Vier seiner Söhne gingen an das Wasser baden. Sie wurden alle vier von Gandu (Krokodil) verschlungen. Kassongo, der fünfte, sagte: "Meine vier Brüder sind im Wasser verschlungen. Ich will nicht allein hier bleiben. Ich werde auch in das Wasser gehen." Kassongo zog Ziegen das Fell ab. Er zog solches wie Stiefel über die Beine. Er steckte innen Papaiholz hinein.
Kassongo kam an das Wasser. Kassongo ging in das Wasser. Gandu kam. Gandu schnappte nach den Beinen Kassongos. Das Papaiholz knackte. Gandu sagte: "Die Beine dieses Menschen sind gebrochen." Gandu nahm Kassongo und schleppte ihn unter das Wasser in sein Haus.
In dem Hause sah Kassongo viele, viele Menschen. Sie hatten alle gebrochene Beine, sonst waren sie gesund. Kassongo sah seine vier
Brüder. Die Leute sagten zu Kassongo: "Wir leben hier sehr gut, nur können wir nicht fort, denn wir haben zerbrochene Beine." Kassongo sagte: "Ich habe mir Ziegenfell übergezogen und Holz von Papai hineingesteckt. Als Gandu zubiß, knackte es und Gandu glaubte, nun seien meine Beine gebrochen. Aber das Ziegenfell hat mich geschützt." Die andern sagten: "Du bist sehr klug gewesen."Gandu war nicht zu Hause. Kassongo sah einen langen Strick in das Haus hereinragen, daran war unten ein Korb. Der Strick kam von oben. Kassongo begann zu klettern. Er kletterte, er kletterte, er kletterte. Er kam zuletzt auf die Erde. Er ging seine Straße; er war aber sehr ermüdet und fühlte sich sehr schwach. Gandu kam nach Hause und sah, daß Kassongo entwichen war. Er ging zu den Leuten mit den zerbrochenen Beinen und zerbiß einen nach dem andern. Die Stücke stiegen im Wasser auf. Die Leute sahen es und sagten: "Seht, wie Gandu alle zerfleischt."
Die Schwester seiner Mutter fand Kassongo im Walde. Sie nahm ihn und trug ihn in das Dorf. Die Leute fragten Kassongo: "Wo warst du?" Kassongo sagte: "Ich band mir Ziegenfell um die Beine und steckte vom Holze der Papai hinein. Ich ging in das Wasser. Gandu schnappte nach mir. Gandu hörte das Knacken der Papaihölzer und sagte: ,Die Beine dieses Menschen sind zerbrochen!' Gandu nahm mich mit in sein Haus. Ich sah da viele Menschen mit gebrochenen Beinen. Ich sah meine Brüder. Ich sah einen Strick, der von oben hereinkam. Ich kletterte empor und kam auf die Erde." Tschibambi (ein Mann in Kassongos Dorfe) wollte es ebenso machen. Er zog Ziegenfell an die Füße und steckte Papaiholz hinein. Tschibambi ging ins Wasser. Gandu kam und schnappte nach Tschibambi. Er packte aber nicht die Füße, sondern die Hände. Dann biß Gandu Tschibambi in der Mitte durch. Tschibambi war in zwei Teile gebissen und schwamm tot auf dem Wasser.
Die entzahnten Frauen (Auszug)(Kanioka)Zehn unverheiratete Frauen (Bakaschi) lassen sich an einem Tage die Zähne ausschlagen. Die neun ältesten sagen zu der jüngsten, zuletzt behandelten: "Wenn wir nun spielen und lachen, darfst du nicht den Mund aufmachen um zu lachen oder um zu sprechen !" Die zehnte nimmt zwei Kauri (Mibelle) in den Mund, und alles geht erst gut. Alle zehn gehen dann ins Wasser und spielen. Alle lachen. Die zehnte verkneift sich erst alles. Aber als alle aus dem Wasser gehen, da lacht die zehnte doch und zeigt die Zähne, und nun werfen die andern neun sie wieder und wieder ins Wasser. Sie schwimmt ans Ufer. Sie wird wieder hineingeworfen. Endlich gerät sie in eine starke Strömung und wird fortgeschwemmt. Ein Ngandu (Krokodil) kommt und nimmt sie mit in sein Haus. Sie bekommt nach einiger Zeit von
ihm ein Kind, das wird Malafu an Ngandu genannt. Das Kind ißt nur Lianen.Inzwischen trauern die Eltern um Massengo - so heißt diese zehnte Frau. — Ein Mann, namens Mukadi, geht einmal an das Ufer, um Holz zu schlagen. Er trifft die Frau, die ihm all ihr Unglück erzählt und sagt: "Sage meinem Vater, daß er eine weiße Henne, und daß meine Mutter Hühnereier und Mpekko (eingeborenen Stoff) mitbringt!" Mukadi geht ins Dorf. Vater und Mutter hören den Bericht, nehmen die bestellten Dinge mit, gehen auch ans Ufer und treffen ihre Tochter. Die Mutter wirft der Frau die Eier an den Kopf; der Vater wickelt ihren Kopf in Mpekko. Darauf spricht die Frau wieder und erzählt alles. Sie geht mit den Eltern heim.
Die Frau im Nilpferd (Bruchstück)
(Bena Lulua; Baschilange; Kamoankalamba)
Alle Frauen gingen einmal zur Feldarbeit. Alle Frauen kehrten zurück bis auf eine Frau. Diese Frau ging (nämlich) mit ihrer Tschissaka (Kopftragkorb) ans Wasser. Im Wasser sah sie nahe dem Ufer ein großes Nguffu (Nilpferd). Das Nguffu schlief und steckte nur das Hinterteil aus dem Wasser. Die Frau sah nur das Hinterteil. Die Frau sagte: "Das Nguffu ist tot. Ich werde von seinem Fleische mit nach Hause nehmen. Es ist eine gute Gelegenheit."
Die Frau kroch dem Nguffu in das Steißloch. Im Innern trennte sie ein Stück Fleisch nach dem andern los und warf das Gekröse durch das Steißloch in ihre Tschissaka. Die Tschissaka stand am Ufer. Das Nguffu schlief. Die Frau kam (endlich) an das Herz. Sie wollte das Herz herausreißen. Sie faßte stark an; das Nguffu erwachte. Das Nguffu schloß das Steißloch und schwamm mit der Frau im Leibe unter das Wasser. Die Frau lebte.
Der Mann der Frau wartete daheim. Sie kam nicht. Einige Leute, die auf der Jagd waren, fanden die Tschissaka mit dem Fleisch am Ufer. Die Leute sahen, daß es Fleisch aus dem Innern des Nguffu war. Die Leute kamen in das Dorf und sagten zu dem Manne der Frau: "Die Tschissaka deiner Frau haben wir am Ufer gefunden. Es ist Fleisch aus dem Innern eines Nilpferdes darin. Deine Frau ist in das Steißloch eines Nguffu gekrochen und hat Fleisch aus dem Innern herausgeworfen. Dann ist das Nguffu aufgewacht und mit deiner Frau unter das Wasser gegangen. Wir müssen Krieg mit dem Wasser machen."
Jägerlegende (Klo que)Tambue (Mann) hatte drei Hunde, Kadjukkallubande, Poggipoggi, Bulankuki. Er ging mit ihnen zur Jagd. Poggipoggi erhaschte auf der Jagd ein Tschombo (Schwein), dann eine Djufuemba (Antilope)
und endlich einen Mbou (Büffel). Tambue hatte nun viel Wild. Er wollte im Walde bleiben und suchte Feuer. Er ging und traf auf ein großes Feuer. Es saß ein Dschikischi (ein großer Mann) daneben. Der Dschikischi fragte: "Was willst du?" Tambue sagte: "Ich bin ein Dorfbewohner und habe im Walde ein Tschombo, eine Djufuemba und einen Mbou erlegt; nun suche ich Feuer." Dschikischi sagte: "Deine Hunde sollen dies Tschombo, die Djufuemba und den Mbou essen. Du sollst dann die Hunde essen und zum Schluß esse ich dich. Tambue sagte: "So ist es recht. Nachher werden wir esso machen." Sie legten sich zum Schlafen nieder.Als es Nacht war, entfloh Tambue. Auf der Flucht traf er einen andern Dschikischi. Der Dschikischi war riesengroß. Die Beine und der Unterleib waren an der Erde, der Oberleib und der Kopf waren aber über den Bäumen. Die Mitte war abgefault. Der Dschikischi fragte: "Wo hast du mich gesehen? Kennst du mich?" Tambue sagte: "Ich habe dich nicht gesehen. Ich kenne dich nicht !"Tambue ging. Tambue fand den Weg nicht. Er kehrte zu dem halbierten Dschikischi zurück. Der Dschikischi sagte: "Hast du mich gesehen? Kennst du mich?" Tambue sagte: "Ja, ich kenne dich, ich habe dich gesehen!" Der Dschikischi sagte: "Nun, das ist gut! Hier hast du eine Kalebasse. Nimm sie. Komme Palmwein zapfen !" Die beiden gingen. Der Dschikischi ging aber nur mit dem Oberleib. Der Unterleib blieb. Sie kamen an eine Palme. Dschikischi sagte: "Steige hinauf."Tambue sagte: "Nimm meinen Mukalla (Gurt)."Der Dschikischi nahm den Mukalla und legte ihn um. Tambue stieg auf den Baum. Der Dschikischi sagte: "Ngaschi steige." Die Palme stieg empor. Tambue sagte: "Mukalla, schließe dich."Der Gurt zog sich fest zu. Der Dschikischi starb fast. Der Dschikischi rief: "Steig herab." Die Palme sank herab. Tambue sagte: "Mukalla, laß ab." Der Gurt ließ locker. Tambue stieg herab. Er nahm seine drei Hunde, er nahm das Tschombo, die Djufuemba und den Mbou. Er kam in sein Dorf. Er verteilte das Fleisch unter die Leute. Es war große Freude.
Riesensage (Kioque)Niauesse (ein Mensch) ging mit seinen zwei Hunden Bullausumba und Bullaumao auf die Jagd. Er legte eine Schlingenf alle und ging weiter. Die Hunde liefen hinter einer Lussumbi (Antilope) her. Niauesse tötete sie. Er erlegte eine Gulungwe (Antilope). Die Sonne ging unter. Er ging weiter. Er hatte den Weg verloren und kam endlich an eine große Hütte. Ein Schamohangi (Riese) war darin. Niauesse bat um etwas Tabak. Der Schamohangi gab ihm von seinen Haaren. Niauesse sagte: "Das rauche ich nicht. Ich rauche nur Makanja (Tabak). Der Schamohangi legte die Haare wieder auf den Kopf und gab ihm Makanja. Sie rauchten. Sie legten sich zum Schlafen nieder. Schamohangi
sagte: "Ich weiß, wo viele Mbengefrüchte und Antilopen sind. Morgen können wir gemeinsam zur Jagd gehen. Binde über Nacht deinen einen Hund auf dieser Seite, den andern auf jener Seite des Hauses an." Niauesse sagte: "Es ist gut." Er band aber je einen Hund an je eine seiner großen Zehen.Sie legten sich nieder. Nach einiger Zeit stand Schamohangi auf. Er nahm eine Eisenstange und machte sie im Feuer rotglühend. Er wollte Niauesse durchbohren. Die Hunde knurrten und bewegten sich. Niauesse erhob sich. Schamohangi sagte: "Binde deine Hunde wo anders an. Sie knurren, als wolle ich etwas tun."Niauesse sagte: "Laß sie da, es ist besser." Die Hunde blieben da; sie schliefen bis zum Morgen.
Als der Tag anbrach, sagte Schamohangi: "Wir wollen uns Mbengefrüchte holen." Niauesse sagte: "Es ist gut." Sie gingen zusammen fort und ließen die Hunde im Hause. Sie kamen an einen Mbengebaum. Schamohangi sagte: "Steige du hinauf." Niauesse sagte: "Es ist gut! Nimm aber meine Leibbänder."Schamohangi legte die (zwei) Bänder um Leib und Stirn. Niauesse stieg herauf. Schamohangi blieb unten und sagte: "Baum steige! Baum steige!" Der Baum wuchs sogleich mächtig in die Höhe. Niauesse sagte: "Schließe dich fest, schließe dich fest!" Die Bänder um Schamohangis Stirn und Leib zogen sich fest, ganz fest an. Schamohangi rief: "Ich sterbe. Holz hör auf, Holz hör auf!" Sogleich ward der Baum kleiner. Niauesse sagte: "Laß, laß, laß!" Die Gurte wurden schlaff.
Der Baum war herabgesunken, aber noch so stark, daß Niauesse nicht herabsteigen konnte, wenn er auch nahe am Boden war. Niauesse rief seine Hunde. Die Hunde kamen. Schamohangi floh sogleich. Die Hunde liefen hinter ihm her und töteten ihn. Dann kehrten die Hunde zu dem Baume zurück. Sie nahmen eine Stange und stellten sie an den Baum. Sie banden die Stange an dem Baume fest. Niauesse konnte an der Leiter zu Boden steigen. Die Hunde sagten zu ihm: "Sage nichts von dem, wie wir dir geholfen haben."
Niauesse kam mit seinen Hunden in sein Dorf zurück. Er gab den Hunden immer die Hälfte seiner Speisen und aus seiner Schüssel zu essen. Seine Frau fragte ihn: "Weshalb tust du dies?" Er zwinkerte der Frau mit den Augen zu. Da liefen die Hunde von dannen und kamen nicht wieder.
Die Frau bei den Riesen (Kioque)Viele Frauen gingen fort in die Savanne, um an den Wegen Massenda auszugraben. Drei Frauen hatten Glück und reiche Beute. Sie machten sich auf den Heimweg. Die vierte fand wenig. Als die andern gingen, sagte sie: "Ich will sehen, daß ich mehr Massenda finde, ehe ich heimgehe."Sie blieb und suchte. Nach einiger Zeit kam ein starker
Regen. Sie machte sich schnell auf den Rückweg, konnte ihn aber nicht finden. Sie kam an zwei Palmenbäume. Dazwischen hindurch führte ein Weg zu einem Häuschen, in dem Feuer brannte. Sie ging hin und setzte sich an das Feuer.Nach einiger Zeit kam ein großer Mann herein, der trug eine Antilope (Tengu) über der Schulter. Der Mann fragte: "Wo kommst du her, was willst du hier?" Sie sagte: "Ich suchte Massenda, da kam der Regen und ich fand den Weg nicht." Der große Mann sagte: "Bleibe hier und mache das Essen." Nach einiger Zeit kam ein anderer großer Mann, der aß nur Menschenfleisch. Er trug einen toten Menschen über der Schulter. Der Mann fragte: "Wo kommst du her, was machst du hier?" Die Frau sagte: "Ich suchte Massenda; da kam der Regen und ich fand den Weg nicht." Der große Mann sagte: "So koche mir das Essen." — Die Frau kochte die Tengu für den einen. Sie kochte vom Menschenfleisch für den andern.
Am andern Tage sagten die beiden großen Männer: "Wir gehen zur Jagd." Sie sperrten die Frau in der Hütte ein und machten die Tür hinter sich fest zu. Die beiden großen Männer waren fort, da schlüpfte eine Tschulambototo (Kröte) herein. Die Tschula mbototo sagte: "Was machst du hier?"Die Frau sagte: "Ich kam auf die Felder, um Massendazu suchen. Die andern Frauen fanden viele, ich nur wenige. Die andern gingen heim, ich blieb, um noch mehr zu suchen. Es regnete. Ich verlor den Weg und kam zwischen zwei Palmen hindurch in dies Haus hier. Die Männer sind jetzt zur Jagd gegangen und haben mich hier eingesperrt." Die Tschula mbototo sagte: "Die Männer sind nicht zur Jagd gegangen, das haben sie gelogen, sie sind fortgegangen, um die andern Riesen zu holen. Dann wollen sie dich alle miteinander verzehren. Komm jedoch in meinen Leib, ich will dich retten. Ich will dich verschlucken und dich forttragen." Die Frau wollte erst nicht. Aber dann tat sie es doch. Tschula mbototo verschluckte die Frau, dann schluckte Tschula mbototo noch viel, viel Mehl.
Tschula mbototo hüpfte mit der Frau und dem Mehl im Innern von dannen. Nach einiger Zeit begegneten sie dem einen großen Manne. Der Riese fragte: "Was hast du in deinem dicken Leibe?" Tschula mbototo antwortete: "Ich habe nur Mehl im Leibe." Der Riese sagte: "Tue es heraus." Tschula mbototo übergab sich. Es war nur Mehl. Der Riese sagte: "Mach es noch einmal." Tschula mbototo tat es noch einmal. Es kam wieder nur Mehl heraus. Tschula mbototo mußte dreimal brechen. Der Riese sagte: "Es ist gut, schlucke es wieder hinter." Die Tschula mbototo aß alles Ausgebrochene wieder auf. Nach einiger Zeit traf sie wieder einen Riesen. Sie mußte wieder dreimal brechen. Sie traf einen nach dem andern.
Zuletzt kam sie in das Dorf der Frau. Dort gab sie erst das Mehl und dann die Frau von sich. Die Frau ging hin und badete sich. Sie war sehr froh. Tschula mbototo sagte: "Sprich nicht über die Sache." Die Frau sprach nicht darüber.
4. KETTENDICHTUNGEN
Tauschen (Bapende)Eine Wumbi (Toten) frau ging ans Wasser. Sie fing viele Djulr (Kröten). ten). Sie hing die Djulr in einem Korb oben im Hause auf. Am andern Morgen krähte ein Hahn. Da sprangen alle Djulr heraus. Die Frau verlangte Vergütung für die entsprungenen Djulr. Mauesse gab der Wumbifrau ein Huhn.
Die Frau ging mit dem Huhn in ein Dorf, wo es keine Hühner gab. Das Huhn legte Eier. Es wurden viele Hühner. Die Frau verlangte für die Hühner Vergütung. Man gab ihr Nsu (Erdnüsse). Sie ging mit den Nsu in ein Dorf, wo es keine Nsu gab. Sie pflanzte die Nsu. Es wurden viele Nsu. Sie verlangte für die Nsu eine Vergütung und erhielt dafür Ssoko (Maniok). Sie ging mit dem Ssoko in ein Dorf, wo es keinen Maniok gab und erhielt dafür Milele (Palmfaserstoff) ; für diese in einem andern Dorfe Ndongo (Nadeln); für diese in einem andern Dorfe Maschi (Öl); für diese in einem andern Dorfe Kakulla (rote Farbe) ; für diese in einem andern Dorfe Baanda (Salz) ; für dieses in einem andern Dorfe Massango (Hirse). Mit dem Massango ging sie wieder in ein anderes Dorf und tauschte so eine Ngomma ein (Trommel). Mit der Trommel ging sie in ein Dorf, in dem die Leute nur mit Kalebassen trommelten. Die Leute tanzten nun zur Ngomma. Die Frau verlangte für die Ngomma dann eine Vergütung. Die Leute sagten: "Du ziehst herum und verlangst für eines immer das andere als Vergütung. Laß uns!" Sie schlugen die Wumbifrau tot.
Tauschen [Variante](Baluba: Kaloschi Tombo Katschis)Kakaschi Kakullu (alte Frau) hatte viele Kapote-(Lianen-) Früchte Sie packte sie in einen Korb. Sie ging damit zum Wasser. Sie zerschnitt die Früchte und wusch sie; dann ließ sie sie im Wasser liegen und schlief ein. Es begann zu regnen. Im Wasser schwimmen alle Kapote fort bis auf ein kleines Stückchen. Kakaschi erwachte und fand am Flusse nur noch das kleine Stückchen. Sie nahm das kleine Stückchen und aß es. Es war damals aber nicht viel im Lande zu essen. Sie sagte zum Flusse (der Erzähler singt es): "O kakaka! Was soll ich anfangen? Das Wasser hat alle Früchte gegessen, die mir Sambi (Sonnengott) gegeben. Das Wasser soll mir ein und einen halben Korb Fische dafür geben !"Das Wasser ging nach rechts und links auseinander. Es blieb eine freie Fläche. Da lagen ein und ein halber
Korb Fische. Kakaschi nahm die Fische in ihre Körbe und ging in ihr Dorf.Im Dorfe legte sie die Fische auf einer Matte in die Sonne, um sie zu trocknen. Die großen aß sie. Dann schlief sie ein. Ein Kind rief: "Du, die du schläfst, sieh, wie die Hühner deine Fische essen !" Kakaschi sagte: "Nein, du lügst! Die Hühner essen keine Fische!" Sie stand auf. Sie nahm ihre Fanga (Rauchrohr) und Tabak und rauchte. Sie rauchte und sah, daß die Hühner die Fische gegessen hatten. Sie sang:
"Die Hühner essen alle Fische, die mir Sambi gegeben hat, als ich heute in den Gräsern ging. Ihr sollt dafür einen und einen halben Korb Federn geben."
Die Hühner hielten alle ihren Schwanz hin. Sie schüttelten den Schwanz. Alle Federn fielen (vor Kakaschi) hin. Sie schüttelten den Flügel. Alle Federn fielen (vor Kakaschi) hin. Sie schüttelten den Körper. Alle Federn fielen (vor Kakaschi) hin. Es fielen eineinhalb Korb voll Federn. Damals machte man an die Pfeile Blätter. Kakaschi machte Federn daran. Kakaschi hatte viel Federn. Die Männer sagten: "Das ist sehr gut."
Die Frau schlief ein. Die Männer nahmen alle Federn. Kakaschi erwachte. Kakaschi nahm ihre Pfeife und rauchte. Sie sah, daß die Männer alle Federn gestohlen hatten. Sie sang. (Von nun ab immer der gleiche Gesang, der natürlich immer länger wird. Sie verlangt am Schlusse wieder eineinhalb Korb.) Die Männer gaben der Frau ein Kassui (Beil).
Kakaschi ging in den Wald und sah einen Vogel (Bibonko), der ein Loch in einen Baum machte, um den Honig zu erlangen. Kakaschi sagte: "Der Bibonko hat kein Kassui und bekommt Honig!" Sie ging heim, um das Kassui zu holen und den Honig zu gewinnen. Sie kam zurück. Bibonko sagte: "Gib mir das Kassui. Ich will arbeiten !" Kakaschi schlief ein. Sie erwachte. Sie nahm ihre Fanga und rauchte. Kakaschi sagte: "Gib mir mein Kassui."Der Vogel antwortete: "Das Beil ist nicht mehr zu erlangen. Es ist in das Loch im Baume gefallen." Kakaschi sang.
Der Vogel gab eineinhalb Korb voll Honig. Kakaschi nahm den Honig und ging. Der Vogel sagte: "Auf dem Wege wirst du einen Kalundu (großer Termitenhaufen) treffen. Du kommst über ihn nicht hinweg. Ich kann darüber hinweg." Die Frau kam zu dem Kalundu. Sie fiel mit beiden Beinen hinein (mit jedem Beine nach einer Seite) und schlief ein. Kakaschi erwachte. Sie nahm die Fanga und rauchte. Sie sah, daß (beim Fallen) aller Honig ausgelaufen war.
Kakaschi sang. (Sie verlangte von der Erde anderthalb Korb. Es kamen sogleich viele Pilze aus der Erde. Es waren anderthalb Korb mit Pilzen (Buoua oder Buowa). Sie ging mit den Pilzen von dannen.
Sie begegnete vielen Bakischi (Seelen verstorbener). Kakaschi sagte: "Wir Menschen essen Buowa. Ihr Bakischi eßt Djiji (= Fliegen)." Die Bakischi sagten: "Wenn du uns die Pilze gibst, kannst du vorbei. Wenn du die Pilze nicht gibst, kannst du nicht vorbei." Kakaschi gab jedem einen Pilz. Die Pilze waren zu Ende. Kakaschi schlief ein.Kakaschi erwachte. Kakaschi nahm ihre Fanga. Kakaschi rauchte. Kakaschi sang (sie fordert für die Pilze anderthalb Korb). Kakaschi bekam anderthalb Korb Erdnüsse. Kakaschi ging. Kakaschi traf viele Vögel. Kakaschi sah, daß die Vögel nur Erde aßen. Kakaschi sagte: "Ihr eßt nur Erde? Andere Vögel essen Erdnüsse. Wollt ihr nicht meine Erdnüsse essen?" Die Vögel sagten: "Gut." Kakaschi schlief ein. Kakaschi erwachte. Kakaschi nahm eine Fanga und rauchte. Kakaschi sah, daß die Vögel alle Erdnüsse gegessen hatten.
Kakaschi begann zu singen. Die Vögel sagten: "Was macht die Frau?" Kakaschi sagte: "Ich verlange meine Erdnüsse." Die Vögel sagten: "Du Arschloch, deine Vagina riecht."Wir haben nichts verlangt. "Du bekommst nichts."
Alle Vögel flogen von dannen. Kakaschi ging fort. Sie hatte nichts mehr. Kuschika
Tauschen (Baluba; Bena Buimukullu)Frau Quaddi (Perihuhn) ging zu Mutumba (Erdkatze); der schenkte ihr zwei kleine Vögelchen. Sie ging mit den Vögelchen weiter und kam zu den Ratte nfängern. Sie tauschte ihre Vögelchen gegen Ratten aus. Sie ging mit den Ratten weiter und kam zu den Matamba (Gemüse)essern. Sie tauschte ihre Ratten gegen Maniok ein. Sie nahm den Maniok und ging weiter und kam zu den Bananengärtnern. Sie tauschte den Maniok gegen Bananen ein. Sie ging mit den Bananen weiter und kam zu einem Manne, der hatte einen schönen Kopfschmuck aus Federn. Sie tauschte die Bananen gegen den Kopfschmuck ein. Sie ging mit dem Kopf schmucke weiter und kam zum Dorf eines Schmiedes. Beim Schmiede tauschte sie den Kopfschmuck gegen Luschinschi (Nadeln) ein. Mit den Nadeln ging sie heim.
Die Fragelegende (Baluba; Baloschi; Butumboa)Katukonko (der nicht fragt) und Netukonko machten gemeinsam eine Wanderung zu einem Freund in ein fernes Dorf. Katukonko sagte: "Wenn du etwas Absonderliches am Wege findest, so mußt du nicht immer gleich fragen: Weshalb und was?"Netukonko sagte: "Wenn ich etwas Absonderliches am Wege sehe, frage ich." Katukonko sagte: "Frage nicht." Netukonko sagte: "Ich frage doch." Katukonko und Netukonko gingen.
Nach einiger Zeit kamen sie an einem Manne vorüber, der hatte seine Augen aus dem Kopfe genommen und hatte sie an den Weg gelegt. Der Mann hatte eine Hacke in der Hand und hackte fleißig den Boden auf. Die Augen lagen am Wege. Netukonko sagte: "Was ist denn das?" Katukonko zog ihn fort und sagte: "Frage nicht, komm !"
Nach einiger Zeit kamen sie an einem Manne vorüber, der hatte seine Knochen aus den Armen und Beinen genommen. Er hatte ein Beil, war an einer Palme emporgeklommen und schlug die Spitze ab. Er schlug nur mit der Haut, die Knochen lagen am Wege. Netukonko sagte: "Was ist denn das?" Katukonko zog ihn fort und sagte: "Frage nicht, komm!"
Nach einiger Zeit kamen sie an einer Frau vorüber, die hatte ihren Unterleib und die Beine zu Hause gelassen. Sie hatte eine Wasserflasche auf dem Kopf und ging zum Bach, um Wasser zu holen. Sie ging mit dem Oberleibe, den Unterleib hatte sie zu Hause gelassen. Netukonko fragte: "Was ist denn das?" Katukonko zog ihn fort und sagte: "Frage nicht, komm!"
Sie kamen zu dem Dorfe des Freundes. Der Freund ließ sogleich Bidia (Brei) machen. Er ließ dazu Fische in Mafuta (Fett) sieden, um die Bidia einzustippen. Er tat aber nicht (wie dies üblich ist) Bidia und Fische in getrennte Schüsseln, sondern er stülpte die Bidia so über die Mafutafische, daß es aussah, als seien in der Schüssel nur Bidia und keine Fische. Die Freunde erhielten die Speisen und eine Wasserkanne. Sie sahen die Mafutafische nicht. Netukonko sagte: "Was ist denn das?" Katukonko sagte: "Laß doch, wir wollen wenigstens die Bidia essen." Netukonko sagte: "Nein, ich lasse nicht. Das muß ich fragen." Katukonko sagte: "Gut, wenn wir anfangen zu fragen, so wollen wir bei dem ersten anfangen. Wir wollen zurückgehen." Beide gingen den Weg zurück.
Sie kamen wieder zu dem Manne, der die Augen beiseite gelegt hatte. Netukonko fragte: "Was ist das?" Der Mann sagte: "Ich bin hier allein. Wenn ich mir beim Erdhacken Erde in die Augen werfe, habe ich niemand, der sie mir reinigt. Da lege ich sie lieber während der Arbeit beiseite."
Sie kamen wieder zu dem Manne, der die Palmkrone abhackte und die Knochen der Arme und Beine beiseite gelegt hatte. Netukonko fragte: "Was ist das?" Der Mann sagte: "Ich könnte beim Klettern und Arbeiten von der Palme herunterfallen. Dann breche ich mir Arme und Beine. Ich lege also meine Knochen beiseite, bis ich meine Arbeit hier oben vollendet habe."
Sie kamen wieder zu der Frau, die das Wasser mit dem Oberkörper trug und die Beine mit dem Unterleibe zu Hause gelassen hatte. Netukonko fragte: "Was ist das ?" Die Frau sagte: "Mein Mann ist immer
ärgerlich, wenn er mich nicht zu Hause hat, denn er braucht mich sehr oft. Darum lasse ich das, was er nötig hat, zu Hause (den Unterleib) und hole das Wasser nur mit dem Oberkörper. Ich vermeide so den Streit."Sie kamen wieder zu dem Freunde, der die Bidia bereitet und die Mafutafische darunter versteckt hatte. Netukonko fragte: "Was ist denn das, weshalb gibst du uns nur Bidia und Wasser und keine Mafutafische?" Der Freund lachte. Er sagte: "Es sind Mafutafische da." Er hob die Bidia in die Höhe und zeigte die Mafutafische. Katukonko sagte: "Ich habe gesagt: ,Iß und frage nicht.' Netukonko sagte: "Ich weiß (aber) jetzt von dem Manne, der die Augen beiseite legt, von dem Manne, der die Knochen herausnimmt, von der Frau, die mit dem Oberkörper Wasser holt." Kuschika
Die Fragelegende (Bena Lulua; Baqua Tombo, Kapulumbas)Mulumba gab seinem Sohne Toebeschi (nicht fragen) Kakulla (rote Farbe) und seinem Sohne Kadoebeschi (du sollst fragen) Kanu (Kupferkreuze) und sandte beide zu Markte.
Unterwegs trafen sie eine Frau, die im Feld arbeitete, und ihre beiden Busen bei ihrem Kind im Dorfe zurückgelassen hatte. Kadoebeschi sagte: "Frage !" Toebeschi sagte: "Frage nicht!" Kadoebeschi sagte: "Der Vater hat gesagt: ,Wenn ihr eine Seltsamkeit seht, sollt ihr fragen!"Kadoebeschi fragte die Frau: "Warum hast du deinen Busen zu Hause gelassen?" Die Frau sagte: "Wenn mein Kind zu Hause schreit, so hat es gleich eine Brust, an der es sich beruhigen kann." Toebeschi und Kadoebeschi gingen weiter. Sie kamen an einem Manne vorüber, der schnitt Gras zum Dachdecken. Der hatte seine Augen zur Seite gelegt. Kadoebeschi sagte: "Frage!" Toebeschi sagte: "Frage nicht!" Kadoebeschi sagte: "Der Vater hat gesagt: ,Wenn ihr eine Seltsamkeit seht, sollt ihr fragen!" Kadoebeschi fragte den Mann: "Warum hast du deine Augen zur Seite gelegt?" Der Mann sagte: "Ich bin allein hier, wenn mir nun beim Hacken etwas in das Auge fliegt, so habe ich niemand hier, der es mir herausnimmt. Darum lege ich die Augen während der Arbeit lieber beiseite und erst, wenn ich vollendet habe, wieder an." Toebeschi und Kadoebeschi gingen weiter. Sie kamen an den Marktflecken.
Toebeschi und Kadoebeschi kamen auf einen großen Markt. Aber alle Leute sprachen nicht. Sie kauften ohne zu sprechen. Kadoebeschi sagte: "Frage!" Toebeschi sagte: "Frage nicht!" Kadoebeschi sagte: "Der Vater hat gesagt: ,Wenn ihr eine Seltsamkeit seht, sollt ihr fragen!" Kadoebeschi fragte einen Mann: "Was für eine Sache ist es mit diesem Markte?" Der Mann sagte: "Es ist verboten, auf diesem Markte zu sprechen. Beim Sprechen und Handein
entsteht Streit. Wenn jemand dennoch spricht, so nehmen ihn die Leute gefangen." Darauf kaufte Kadoebeschi einen Hund. Toebeschi kaufte eine Ziege. Dann machten sich beide auf den Heimweg.Kadoebeschi und Toebeschi kamen beide heim. Toebeschi erzählte alles dem Vater. Mulumba sagte: "Es war gut, daß ihr gefragt habt; denn wenn ein Streit ausbricht, müßt ihr wissen, um was es sich handelt!"
(So ist es mir erzählt. Wahrscheinlich haben die Leute Kadoebeschi und Toebeschi selbst verwechselt).
Die Fragelegende [Auszug! (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu)Zwei Männer, Kassalla und Kafudi, machen eine Wanderung. Sie treffen unterwegs einen Mann, der seinen Kopf abgelegt hat und so Ssommo (Gras zur Hausdeckung) schneidet, dann eine Frau, die nur einen Fuß, einen Arm, einen halben Kopf usw. hat, also gänzlich einseitig ist und in diesem Zustande Kräuter sucht, um Salz daraus zu filtern; drittens eine Frau mit Kopf ohne Augen, Nase, Mund, Ohren, die einen Acker bestellt. Kassalla stellt immer die Fragen, warum die Leute das so machen. Kafudi will immer nicht fragen. Die Antworten lauten jedesmal: "Wir können das nicht sagen; gehe weiter, da triffst du unsern Häuptling, der wird es dir sagen." — Endlich kamen sie zu einem Manne, der sitzt auf einem Baum und hat auf dem Leibe oben in der Mitte einen Menschenkopf und rechts und links je einen Ziegenkopf. Bis dahin hat nun Kafudi immer nicht gewollt, daß Kassalla frage, Kassalla hat aber doch gefragt. Jetzt verlangt Kafudi, daß Kassalla ihm die Frage überläßt. Kafudi fragt also: "Was ist es für eine Sache, daß du mit den Ziegenköpfen auf dem Baume sitzest. Was ist es mit dem Manne, der den Kopf abgelegt hat? Was ist es mit der Frau, die nur eine Seite hat? Was ist es mit der Frau, die keine Augen, Ohren, Mund und Nase hat?"
Da verschluckt der Mann mit den Ziegenköpfen Kafudi und sagte zu Kassalla: "Geh in dein Dorf und sage, daß ich deinen Kameraden verschluckt habe." Kassalla flieht.
(Von einem alten Manne nicht besonders leicht verständlich in einem schwierigen Dialekte vorgetragen und daher hier gekürzt wiedergegeben.)
Die Fragelegende [Bruchstück](Bena Kai)Ein Vater (Bumanne Mukullu) ging mit seinem Sohne (Bumanne Moana) aus, um einen Freund zu besuchen. Bumanne Mukullu sagte: "Nun frage nicht immer alles und alle Leute." Bumanne Moana sagte: "Man muß aber alles wissen."
(Die Fortsetzung genau wie die vorige Legende.)
Die Tungmene (Kanioka)Viele Tungmene (ganz kleine, helle Ameisen, die oft zu Tausenden über Speisereste, Zucker usw. herfallen) gingen aus ihrem Loch (in der Erde). Die Tungmene gingen in den Busch. Sie trafen im Busch eine Puffotter. Eine Tungmene sagte: "Ich schlage sie tot." Sie schlug die Puffotter tot. Sie fragte: "Wer hebt sie auf?" Eine andere Tungmene hob sie auf und sagte: "Wer trägt sie?" Eine andere trug sie und fragte: "Wer stützt mich?" Eine andere stützte sie und sagte im Dorfe: "Wer legt sie nun zu Boden?" Eine andere Tungmene legte sie zu Boden und sagte: "Wer schneidet ihr nun die Haut ab?" Eine andere Tungmene zog ihr die Haut ab und sagte: "Wer legt sie nun in den Topf?" Eine andere Tungmene legte sie in den Topf und sagte: "Wer setzt den Topf auf das Feuer?"Eine andere Tungmene setzte den Topf auf das Feuer und sagte dann: "Wer nimmt den Topf nachher vom Feuer?" Eine andere Tungmene nahm den Topf vom Feuer und sagte: "Wer zerteilt sie nun?" Eine andere Tungmene zerteilte die Schlange.
Und dann aßen sie sie alle miteinander auf.
Die Flucht (Kanioka)Ein Knabe ging in den Wald, um Holz zu schlagen. Er schlug einen Ast ab. Er schlug einen andern Ast ab. Er schlug einen dritten Ast ab. Da kam eine schwarze Detembo herab und packte den Knaben am Maleba (Skrotum). Er wollte die Detembo schlagen; er schlug aber in seinen danebenstehenden Mulondo (Wassertopf) und zerschlug ihn. Das Wasser lief aus und in ein Loch. In dem Loche war eine Schlange. Die Schlange huschte heraus und lief fliehend in das Loch eines gestürzten Mulambabaumes. So ward der Vogel Mukuku aufgescheucht. Er flog hoch. Der Baum brach aber in der Mitte entzwei und die Schlange zerbrach auch.
Die Flucht (Bena Lulua; Bena Katanga am Pindu)Tschibullubull (eine Fliegenart) traf eine zusammengerollte schlafende Schlange (Nioka). Tschibullubull flog summend um sie herum. Nioka wachte auf und sagte: "Weshalb weckst du mich?" Tschibullubull sagte: "Damit du hier weggehst; denn es kommen gleich Menschen hinter mir her, die werden dich totschlagen." Nioka lief schnell von dannen.
Nioka schlüpfte in den (Erd)bau einer Mutumba (Erdkatze). Mutumba sagte: "Oh, Nioka wird mich essen."Mutumba lief schnell aus seinem Bau heraus und ließ die Schlange darin. Mutumba lief von dannen und traf im Walde den Lagerplatz einer Mballa (Wildkatzenart). Die Mballa erschrak und floh. Mutumba legte sich an ihren Platz.
Die Mballa lief von dannen. Sie traf den Kapumbu (Elefant). Der Kapumbu lief von dannen. Mballa legte sich an seinen Platz. Kapumbu erschrak sehr und lief sehr schnell von dannen. Er kam über den Platz, wo die Mbuita (Nachtvogel) ihre Eier gelegt hatte und er zertrat die Eier.Die Mbuita schlug die Tschondo (Trommel) und rief alle Vögel zum Kriege zusammen. Alle Tiere kamen zusammen. Die Vögel kämpften mit den Tieren (mit den Vierfüßlern). Die Bakelenge (Häuptlinge) sagten: "Nun ist genug gekämpft, wir wollen die Sache in der Lekelai kuluangana (Rechtsprechung in der Volksversammlung) erledigen." Alle Vögel und alle Tiere kamen zusammen.
Die Mbuita sagte: "Kapumbu hat meine Eier zertreten."Kapumbu sagte: "Daran bin ich nicht schuld. Die Mballa hat mich so erschreckt." Die Mballa sagte: "Ich lief davon, weil mich Mutumba aufjagte." Mutumba sagte: "Ich rannte aus meinem Hause, weil Nioka hereinstürzte." Nioka sagte: "Tschibullubull weckte mich, weil die Menschen kämen. Ich floh."
Die Tiere nahmen Tschibullubull und töteten sie. Kuschika
5. GEISTVOLLE SKIZZEN
Verkehrte Welt (Kioque)Kandale hatte einen Sohn, der hieß Tschoddi. Kandale sagte zu Tschoddi: "Geh hin und bringe Mupaffufrüchte. Wenn du Maniok triffst, bringe auch Maniok." Tschoddi ging. Er ging des Weges. Er traf die Mupaffufrüchte (die sonst hoch oben auf Bäumen wachsen) im Boden, die Maniokwurzeln waren auf den Mupaffuästen, und die Fische waren aus dem Wasser auf die Bäume gestiegen, um dort Buitschi (Honig) zu essen. Tschoddi ging wieder nach Hause und sagte es dem Vater. Kandale sagte: "Geh zu Mbumba und Tschissenga; die können dir vielleicht sagen, was zu machen ist."Tschoddi ging hin. Die beiden wußten nichts. Er ging zu Dalakabumanna, von Dalakabumanna zu Dalakaibatu, von Dalakaibatu zu Dalakaimani. Dalakaimani sagte: "Tue die Fische ins Wasser, die Früchte auf den Baum, den Maniok auf die Erde. Nachher kannst du jedes haben." Tschoddi ging. Er traf unterwegs Kakaschinakaschi. Die Alte fragte: "Was gibt es?" Tschoddi sagte alles. Kakaschinakaschi sagte: "Sag es deinem Vater und mache es so. Es ist so gut." Tschoddi ging hin und sagte es seinem Vater. Sein Vater sagte: "Mache es so, es ist gut." Tschoddi ging hin und machte es so.
Der Ngunguvogel (Bena Kai)Der Mann Kischilla machte im Busche Kapeto (Rattenfallen). Er fing zwei große Ratten. Er gab sie seiner Frau, die steckte sie in den
Sack und trug sie hinter ihm her. Sie kamen in das Dorf. Er ging voran. Sie trafen einen großen, großen Vogel, den Ngungu; der trug vorn und hinten ein Fell. Der Ngungu sagte: "Gib die Ratten dem Hunde, den Hund friß selber, und dann fresse ich dich." Kischilla sagte: "Es ist gut. Ich will noch meinen Freund Milonga Tuambile holen; der macht das mit mir, dann hast du zwei." Ngungu sagte: "Es ist gut." Kischilla holte seinen Freund. Milonga Tuambile sagte: "Die Sache ist recht: der Hund frißt die Ratten, Kischilla ißt den Hund, du ißt Kischilla, und ich werde dich dann essen."Da floh Ngungu von dannen.
Bafukku und Kaschischi (Bassonge; Bena Ki, Lupungu)Bafukku (Nacht) und Kaschischi (Fliege) machten Freundschaft. Kaschischi sagte zu Bafukku: "An dem Tage, an dem meine Mutter stirbt, darfst du nicht so schnell kommen. Dann muß die Sonne am Himmel stehenbleiben." Nach einiger Zeit starb die Mutter Kaschischis. Die Nacht kam schnell. Kaschischi konnte seine Mutter vor der Nacht nicht mehr begraben. In der Nacht aber fraß Muboaboa (Schakal) die Leiche der Alten. Kaschischi war wütend und schwor, die Mutter Bafukkus zu essen. Kaschischi machte Freundschaft mit Longonjenje (Chamäleon). Longonjenje sollte aufmerken und es sagen, wenn Bafukkus Mutter stürbe oder krank würde und sollte es dann schnell Kaschischi mitteilen. Drei Regenzeiten vergingen. Da rief Longonjenje Kaschischi. Kaschischi rief alle, alle Fliegen. Die Fliegen kamen aus allen Ländern, und als Bafukku kam, um seine Mutter zu bestatten, fielen die Fliegen über die Leiche her und fraßen alles fort bis auf die Knochen.
Bafukku machte aus Rache mit Loasa (Puffotter) Freundschaft. Die Loasa verschlang die Fliegen hundert- und dörferweise. Da stellte Kaschischi Njiki, die Bienen, als Wachen auf die Bäume. Nun stach eine Njiki die Loasa. Sogleich fielen einige Bienen über die Wunde am Kopfe der Loasa her. Die Loasa starb. Bafukku sagte zu Kaschischi: "Zur Strafe sollen die Fliegen fortan nicht mehr wie andere von Bidia (Brei) leben, sondern sie sollen sich in Wunden ernähren."
Dua (Batetela; Wakussu, Lussambo)Dua sind die großen Sümpfe an den Seiten des Lomami. Dua schlug früher (einmal) die Trommel. Lomami schlug seine Ngemma (Trommel) auch. Dua schlug seine Trommel aber früher. Dua nahm seinen Dembo (Federschmuck) und schlug die Trommel. Der kleine Sohn Lobs (Gottes) kam und hörte Dua singen. Dua sang: "Ich überrage Gott." Der kleine Sohn Lobs (oder Unias) ging zurück und sagte es seinem Vater. Lob sagte: "Laß nur."Der Sohn Lobs ging zurück und hörte den Gesang Lomamis. Lomami sang: "Ich bin der Sohn Gottes."
Lobs Sohn ging zu Lob und sagte das auch seinem Vater. Lob sagte: "Laß nur."Lob rief Oä (Trockenzeitwind) und Fula (Regen). Er sagte zu Oä: "Laß viel Wind und Sonne über Dua hinziehen." Er sagte zu Fula: "Laß viel Regen über Lomami kommen." Beide taten so. Da vertrocknete Dua. Fast alle Fische starben. Es war ein großes Unglück. Lomami ward aber alle Tage mächtiger und ein schöner, stolzer Strom.
Der unersättliche Jäger (Bena Lulua; Baqua Nputu, Luehlagebiet)Tschilembi war mit zwei Hunden auf der Jagd. Er kam an eine Ngaschi (Ölpalme). Er stieg auf die Ngaschi. Er schlug mit dem Messer auf die Ölfrucht zu. Ein Auge fiel herunter. Tschilembi sagte: "Ah!" Tschilembi schlug noch einmal zu. Wieder fiel ein Auge herunter. Tschilembi sagte: "Ah!" Tschilembi schlug noch einmal zu. Da fiel sein Libollo (Penis) mit dem Tschibuddi (Skrotum) herunter. Tschilembi rief: "Gibt es im ganzen Busche keinen Menschen? Ist niemand da, der mir helfen kann? Ich habe meine Augen und mein Tschibuddi und Libollo verloren." Es kam ein Mann. Der suchte überall. Er konnte Mesa (Augen), Libollo und Tschibuddi nicht finden. Kakaschi Kakullu kam. Kakaschi Kakullu sagte: "So findet ihr das nicht. Die Männer müssen fortgehen. Frauen müssen kommen." Der Mann ging fort. Es kamen zehn Frauen. Diese Frauen legten die Kleider ab, sie waren ganz nackt. Die zehn Frauen sangen: "Mutubuilu tukeba bitekete! (eintreten, auch wohl Loch bohren, suchen, langsam). Mutubuilu tukeba bitekete." Dabei tanzten die Frauen nackt umher.
(Das soll heißen: wenn die Frauen derart nackt tanzen, so sind die geheimen Reize der zehn Frauen zu sehen. Der Penis soll langsam den Eintritt suchen! Die Neger nehmen an, daß beim Anblicke der zehn Vaginae der Libollo steif werden würde. Er würde sich im Grase heben und man würde ihn finden können).
Die Frauen tanzten nackt umher, und sogleich hob sich der Penis langsam im Grase empor. Die Frauen sahen und packten ihn. Dann sangen die Frauen: "Meso monecka, meso monecka, meso monecka !" (Augen sehen, Augen sehen usw.). Wieder tanzten sie nackend im Grase umher. Darauf zwinkerte ein Auge im Grase nach den Frauen schielend. Die Frauen packten es. Sie tanzten weiter, wieder zwinkerte ein Auge im Grase nach den Frauen schielend. Die Frauen packten es. Die zehn Frauen hatten Tschibuddi und Libollo und beide Mesa gefunden und gefangen.
Die Frauen riefen dem Tschilembi zu: "Sieh stark herunter." Tschilembi beugte sich weit vor. Die Frauen warfen ein Auge: "Pannung!" Es saß fest. Die Frauen riefen dem Tschilembi zu:
"Sieh mit der andern Seite stark hierher !" Tschilembi beugte sich mit der andern Seite weit vor. Die Frauen warfen das andere Auge: "Pannung!" Es saß fest.Die Frauen riefen dem Tschilembi zu: "Spreize die Beine. Der Tschilembi spreizte die Beine. Die Frauen warfen Tschibuddi und Libollo: "Pannung 1" Tschibuddi und Libollo saßen fest. Tschilembi stieg herunter und gab den Frauen seine zwei Hunde. Dann ging er in sein Dorf.
Die unzufriedenen Tiere (Bena Lulua; Baqua Kabundu Kalambas)Tschilembi Luta hatte einen Hund bei sich. Der Hund (Bakamudia Kabamufa) fing jeden Tag ein Tier. Der Jäger gab ihm nur Exkremente zu fressen. Der Hund sagte: "Ich fange dir alle Tage gute Sachen. Du aber gibst mir immer nur Exkremente zu fressen. Warum ist das?" Der Tschilembi sagte: "Das ist nicht meine Sache. Frage Fidi Mukullu !" Der Hund ging.
Unterwegs traf der Hund den Elefanten. Der Elefant sagte: "Ich gehe mit. Ich will Fidi Mukullu fragen, warum ich immer nur ein Kind zur Welt bringe. Der Hund ist so klein und hat oft drei, oft fünf Junge. Ich bin so groß und habe immer nur eins. Ich gehe mit dir und will Fidi Mukullu fragen." Sie gingen beide und kamen in das Dorf Fidi Mukullus.
Der Hund sagte: "Ich fange alle Tage dem Tschilembi gute Tiere. Er gibt mir immer nur Exkremente zu fressen." Der Elefant sagte: "Der Hund ist so klein und hat oft drei, oft fünf Junge. Ich bin so groß und habe immer nur ein Junges." Fidi Mukullu sagte: "Der Hund gehe in das Haus dort und schlafe. Der Elefant gehe in den Bananenhain jenseits und schlafe. Morgen werde ich sehen, was es gibt." Der Hund ging. Der Elefant ging.
Fidi Mukullu ließ eine Mutumba (Erdkatze) schlachten und aufbrechen. Die Mutumba ward in dem Hause, in dem der Hund schlief, über dem Feuer aufgehängt. In der Nacht stand der Hund von seinem Lager auf, ging zu der Mutumba und schnüffelte. Er legte sich wieder nieder. Der Hund stand zum zweiten Male auf und ging zu der Mutumba und schnüffelte. Er begann zu fressen. Er aß die ganze Mutumba auf. Kaphumbu (der Elefant) stand im Bananenhain auf und fraß alle Bananen.
Am Morgen sandte Fidi Mukullu Leute, die nachsehen sollten, was es gäbe. Die Leute gingen und sahen, daß Kaphumbu alle Bananen gegessen hatte. Sie sahen, daß der Hund die Mutumba gegessen hatte. Sie gingen zu Fidi Mukullu und sagten es. Der Hund und der Elefant kamen zu Fidi Mukullu. Fidi Mukullu sagte zum Hund: "Ich brachte die Mutumba gestern her, um sie heute zu kochen und dir zu essen zu geben. Du hast nun das rohe Fleisch gefressen. Wenn
du immer rohes Fleisch fressen würdest, würdest du dem Tschilembi kein Wild mehr bringen. Bleibe beim Essen der Exkremente !" Fidi Mukullu sagte zum Elefanten: "Wenn du mehr als ein Kind zur Welt bringen würdest, wären bald alle Bananen aufgegessen, und die Menschen hätten nichts mehr zu essen. Es bleibt so !"Die verlorenen Geschlechtsteile
(Bena Lulua; Baqua Kabundu, Kalambas)
Eine Frau sagte zu ihrem Manne: "Komm mit in den Wald, wir wollen zusammen im Walde arbeiten." Sie nahmen Messer und gingen. Im Walde arbeitete sie hier, und er ging weiter und arbeitete dort. Er arbeitete und schnitt sich aus Versehen in die Genitalien. Die Genitalien fielen herab. Der Mann und die Frau weinten.
Kakaschi Kakullu hörte, wie beide weinten. Kakaschi Kakullu sagte: "Ihr könnt Tschibuddi und Libollo nicht wiederfinden?" Die Frau sagte: "Nein, wir können Tschibudd und Libollo nicht wiederfinden." Kakaschi Kakullu sagte: "Ruft alle Frauen zusammen !" Die Frau rief alle Frauen zusammen. Die Frauen kamen. Die Frauen legten alle Kleider ab und begannen zu tanzen und zu singen: "Bimonno bie, bimonno bie !" (Guck dahin, guck dahin!) Darauf hob sich der Libollo im Grase. Die Frauen sahen und packten ihn und warfen ihn dem Manne zwischen die Beine. Darauf war alles wieder gut.
Die Schlauen (Bena Lulua; Baqua Tembo, Kapulumbas)Ein Mann ging (zur rechten Zeit) in den Wald, um Mesi (Termiten) zu fangen. Er kam an einen großen Baum, in dessen Krone es welche gab. Er stieg an einem kleinen danebenstehenden Stamme hinauf zu dem großen Baum empor und sammelte die Mesi. Als er in der Krone des hohen Baumes angekommen war, stürzte aber der kleine danebenstehende Stamm zur Erde, und nun wußte der Mann nicht, wie er wieder herunterkommen sollte. Der Mann rief dreimal: "Die Schlauen sollen kommen." Darauf kamen dann viele, viele Menschen. Die einen sagten: "Er soll sich herunterfallen lassen, wir wollen ihn auffangen." Andere entgegneten: "Nein, dann fällt er zu Boden und stirbt, weil wir ihn nicht aufhalten können." Andere sagten: "Wir wollen den Baum umschlagen." Andere sagten: "Dann schlagen ihn wohl die Zweige tot." Andere sagten: "Wir wollen den Stamm umflechten, dann kann er heruntersteigen." Andere sagten: "Das dauert fünf Tage, und darüber verhungert er." Die Leute ließen sich Essen bringen und berieten und aßen und tranken und gingen schlafen und sprachen viel und aßen und tranken und gingen schlafen und sprachen viel und aßen und gingen schlafen und sprachen viel und aßen und tranken und gingen schlafen.
Es sagte (endlich) einer: "Wir wollen ein Tau flechten und es ihm hinaufwerfen." Alle sagten: "Das ist gut." Sie machten es. Sie warfen das Tau hinauf. Der Mann war (aber) inzwischen gestorben.
Schatten und Traum (Bena Lulua; Baqua Tembo, Kapulumbas)Mudingiddi (der Schatten) und Dilu (der Traum) betrogen alle Leute. Mudingiddi und Dilu aßen miteinander Freundschaft. Dilu gab Mudingiddi Ziegen, Kanu, Stoffe als Geschenke. Mudingiddi gab aber Dilu nichts. Wenn Dilu etwas von Mudingiddi liegen sah und zugriff, war nichts da. Immer wenn Dilu zugriff, hatte Mudingiddi nichts gegeben. Dilu gab und gab, aber Mudingiddi betrog und betrog.
Darum löste Dilu die Freundschaft, und darum besteht heute keine Freundschaft mehr zwischen Mudingiddi und Dilu.
Die Frage nach den Toten (Bena Lulua; Baqua Tembo, Kalambas)Kabamba (ein Mann) hatte zehn Kinder. Alle zehn Kinder starben. Kabamba klagte alle Tage: "Wo sind meine zehn Kinder?" Kakaschi Kakullu hörte es. Kakaschi Kakullu fragte: "Was willst du?" Kabamba sagte: "Wo sind meine zehn Kinder?" Kakaschi Kakullu sagte: "Geh in die Mitte der Straße, dann kannst du es erfahren."
Kabamba ging aus dem Dorf in die Mitte der Straße. Er hörte einen Mann kommen. Es war Dilolo (der Abend). Kabamba fragte: "Wo sind meine zehn Kinder?" Dilolo sagte: "Ich bin Dilolo." Dilob ging vorüber.
Kabamba sah einen Mann kommen. Es war Mussumbo (Er erzählt oder die Plauderstunde.) Kabamba fragte: "Wo sind meine zehn Kinder?" Mussumbo sagte: "Ich bin Mussumbo." Mussumbo ging vorüber.
Kabamba hörte einen Mann kommen. Es war Tollo toa banga banga (so fest oder gut schlafen, daß man nichts sieht und hört). Kabamba fragte: "Wo sind meine zehn Kinder?" Tollo toa banga banga sagte: "Ich bin Tollo toa banga banga." Tollo toa banga banga ging vorüber.
Kabamba hörte einen Mann kommen. Es war Nongo Nongo (sich unruhig im Schlafe hin und her wälzen). Kabamba fragte: "Wo sind meine zehn Kinder?"Nongo Nongo sagte: "Ich bin Nongo Nongo." Nongo Nongo ging vorüber.
Kabamba hörte einen Mann kommen. Es war Kabundubunde (Morgendämmerstunde). Kabamba fragte: "Wo sind meine zehn Kinder?" Kabundubunde sagte: "Ich bin Kabundubunde." Kabundubunde ging vorüber.
Kabamba hörte einen Mann kommen. Es war Boatschilam (der Morgen). Kabamba fragte: "Wo sind meine zehn Kinder?" Boatschilam sagte: "Ich bin Boatschilam." Boatschilam ging vorüber.
Kabamba ging in sein Dorf zurück. Er sagte zu Kakaschi Kakullu: "Ich habe sie alle gefragt: wo sind meine zehn Kinder, und keiner hat mir eine Antwort gegeben." Kakaschi Kakullu sagte: "Das ist deine Schuld, denn wenn du Antwort auf die Frage haben willst, so mußt du die Leute packen und festhalten. Sonst antwortet dir niemand, wenn du fragst: ,Ich gebar zehn Kinder. Meine zehn Kinder starben. Wo sind meine zehn Kinder? —Tangile (Sieh), es geht alles, alles vorüber wie Dilolo, Mussumbo, Tollo toa banga banga, Nongo Nongo, Kabundubunde, Boatschilam (also die Nachtstunden). Deine Kinder sind (auch) vorübergegangen."
Tschidiminasaschi und Luphephelle (Baluba; Bena Biumukullu)Tschidiminasaschi (Siebengestirn) machte mit Luphephelle (Wind) Freundschaft. Tschidiminasaschi sagte zu Luphephelle: "Sieh mal, ich lege mein Essen immer auf der Erde zurecht. Nun geh nicht darüber, sondern geh seitwärts vorbei."Tschidiminasaschi bereitete eine Ziege und gab sie Luphephelle und sagte: "Da iß !"Luphephelle aß die Ziege auf.
Fünf Monate später kam Tschidiminasaschi zu Luphephelle zu Besuch. Luphephelle machte Essen. Tschidiminasaschi sagte: "Ehe ich esse, will ich alles Böse von meinem Herzen sagen. Du läufst immer über mein Essen. Das darfst du nicht." Luphephelle sagte: "Gut, jetzt habe ich es verstanden." Tschidiminasaschi aß. Als Tschidiminasaschi gegessen hatte, sagte sie: "Sieh nur, wie viele Kinder (alle Sterne) ich habe. Und du hast keine Kinder. Doch will ich dir Kinder schaffen. Bring nach einiger Zeit eine ganz junge Frau zu mir!" Tschidiminasaschi ging.
Nach einiger Zeit kam Luphephelle mit einer ganz jungen Frau zu Tschidiminasaschi. Tschidiminasaschi sagte zu Luphephelle: "So, jetzt geh in Ngubas (Sonne) Dorf und sammle Abfälle vom Essen auf. Dann geh in Muesses (Mond) Dorf und sammle auch da die Abfälle vom Essen auf."Luphephelle ging und holte Abfälle vom Essen aus Ngubas und Muesses Dorf. Tschidiminasaschi nahm einen trockenen Maisstengel und tat alle Abfälle hinein. Das Ganze gab er der Frau Luphephelles. Luphephelle bekam nun große Kinder.
Vorher gab es nur kleine Winde; seitdem gibt es aber starken Wind, der alles umwirft.
Kantole (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu)Der kleine Vogel Kantole war im Dorfe seiner Mutter. Er fragte einen Baum: "Willst du die Sache übernehmen, wenn ich eine große Angelegenheit zu erledigen habe?" Der Baum sagte: "Nein, das mußt du dann selbst bezahlen." Kantole sagte: "Nun, du bist ja nicht von der Familie meiner Mutter." Dann ging Kantole zur Tschiffuankesse
(Baum). Er fragte: "Willst du die Sache übernehmen, wenn ich eine große Angelegenheit zu erledigen habe?" Der Baum sagte: "Nein, das mußt du dann selbst bezahlen." Kantole sagte: "Nun, du bist ja nicht von der Familie meiner Mutter."Kantole kam zu Dilenga (an Waldbächen stehender Baum) und sagte: "Willst du die Sache übernehmen, wenn ich eine große Angelegenheit zu erledigen habe?" Die Dilenga sagte: "Ja, ich will es tun."Kantole sagte: "Du bist von der Familie meiner Mutter." Kantole flog heimwärts. Unterwegs sah er einen großen Vogel. Der Vogel weinte wie ein Mensch in der Luft. Kantole hatte große Angst und flog auf den Tschiffuankessebaum, um sich zu verbergen. Die Tschiffuankesse verbarg ihn aber schlecht. Der Vogel kreiste über ihm in der Luft. Da floh Kantole und verbarg sich im Geäst der Dilenga. Die Dilenga verbarg ihn gut. Kantole sagte: "Ich sagte ja, das ist ein Verwandter meiner Mutter."
Liißengeschichte (Bassonge; Bena Ki, Lupunßu)Tschidimbadjmba und Tschidimbadimba waren zwei Leute, die sich stets etwas vorlogen. Eines Tages trafen sie sich. Tschidimbadimba sagte: "Wo gehst du hin?" Tschidimbadimba sagte: "Die Leute in jenem Dorfe dort haben mich totgeschlagen. Nun will ich in jenes Dorf dort drüben gehen und mich begraben lassen. —Wo gehst du hin?" Tschidimbadimba sagte: "Ich will den großen Acker meiner Frauen, der jenseits des Flusses (Lomami) liegt, hierherholen, damit die Frauen heute nachmittag hier ernten können." Tschidimbadimba ging seines Weges. Tschidimbadimba ging seines Weges.
Am andern Tage trafen sich Tschidimbadimba und Tschidimbadimba am gleichen Platze. Tschidimbadimba sagte: "Du hast ja gestern gelogen. Du sagtest, duwärst in jenem Dorfe dort totgeschlagen worden und wolltest dich in diesem Dorfe drüben begraben lassen. Nun gehst du hier umher!" Tschidimbadimba sagte: "Ich war tot und habe mich begraben lassen. Dann bin ich wieder lebendig geworden und aus dem Grabe herausgekommen. — Du hast aber gelogen. Du sagtest, du wolltest den Acker deiner Frauen von der andern Seite des Lomami hierhertragen. Nun ist der Acker noch drüben !" Tschidimbadimba sagte: "Ich habe nicht gelogen. Ich hatte den Acker hierher getragen. Gestern abend habe ich ihn aber genommen und wieder hinübergetragen." Tschidimbadimba sagte: "Hae !"
Die drei Freunde (Bassonge; Bena Matembo)Mwula (Regen) und Ssende (Schmied) und Tschidima (Maisbauer) waren Freunde. Sie hatten der Reihe nach als Töchter: Tschibamba, Kassongo und Tolle. Auch die drei Töchter waren Freundinnen
Lind bestellten den Acker gemeinsam. Eines Tages stritten sich die Mädchen bei der Teilung. Tolle sagte: "Mein Vater gab den Mais." Kassongo sagte: "Mein Vater gab die Kassu" (Hacken zur Feldarbeit). Tschibamba sagte: "Mein Vater macht den Regen."Die drei Väter hörten den Streit. Tschidima sagte: "Meine Tochter hat recht." Er nahm den Mais zurück. Ssende sagte: "Meine Tochter hat recht." Er nahm die Kassu an sich. Mwula sagte: "Meine Tochter hat recht." Er nahm allen Regen an sich.
Es war keine Feldbestellung und keine Ernte. Tschidima hatte seinen Mais bald aufgegessen. Dann starb er. Mwula starb. Ssende starb. — Regen, Ackergerät und Samen gehören zusammen.
Der gefangene Weg (Bakuba; Bolombo)Ool (der Vater) und Tscheetsch (der Sohn) gingen in den Wald, um Fallen zu stellen. Sie kamen über einen Weg, den viele Menschen gegangen sein mußten. Tscheetsch sagte: "Ich will hier meine Fallen stellen." Ool sagte: "Laß, das ist der Weg der Menschen." Tscheetsch sagte: "Ich tue es doch." Der Sohn setzte seine Bilunga (Falle) doch an diesen Ort. Am andern Tage fand Tscheetsch den Bruder seiner Mutter in der Falle. Er rief: "Mein Vater, ein Tier!" Der Vater rief: "Was für ein Tier?" Tscheetsch rief: "Der Bruder meiner Mutter." Ool sagte: "Ich habe es dir ja gesagt. Nun laß den Bruder deiner Mutter frei und stelle deine Falle nicht wieder dort auf." Tscheetsch hörte nicht. Er stellte seine Falle wieder dort auf. Am andern Tage hatte er den Vater seines Vaters, am andern (dritten) Tage seine Mutter in der Falle.
Am fünften Tage hatte Tscheetsch Mbokko (den Weg) selbst gefangen. Der Vater sagte: "Laß laufen. Wenn du ihn nicht laufen läßt, finden wir nicht ins Dorf zurück." Der Sohn hörte nicht. Er nahm den Weg, rollte ihn zusammen und steckte ihn in den Sack. Den Sack nahm er auf den Rücken. Als er aber mit dem Vater nun weitergehen wollte, konnten sie nichts sehen als Büsche. Sie fanden das Dorf nicht wieder. Endlich warf der Sohn die Last auf die Erde. Sofort sprang der Weg auf und lief ins Dorf. Tscheetsch und Ool liefen hinterher. Im Dorfe erwischte Tscheetsch den Weg. Die Leute sagten: "Jetzt gehört der Weg Tscheetsch, denn Tscheetsch hat ihn gefangen." Tscheetsch sagte: "Es ist gut; das ist mein Weg und niemand darf ihn gehen." Darauf ging niemand den Weg, und der Weg ward traurig und starb endlich.
Utschudi (Batetela; Wakussu)Utschudi (ein Schmied) hatte eine Frau, die hieß Tscheke. Tscheke wollte in das Dorf ihrer Mutter gehen. Utschudi sagte: "Was werdet ihr da machen? Ich weiß alles. Was werdet ihr da reden? Ich weiß
alles. Ich arbeite inzwischen am Blasebalg." Die Frau Tscheke ging. Die Mutter schenkte Tscheke sechs Hühner und einen Korb mit Zenga (Hirse) sowie Dischio (Oel). Tscheke kam zurück. Sie stellte die Sachen in das Haus und ging zur Schmiedehalle zurück. Der Schmied sagte sogleich: "Ich weiß alles. Deine Mutter hat dir sechs Hühner und Hirse und Öl gegeben. Schlachte sogleich drei Hühner und mache ein gutes Essen." Am andern Tage ging die Frau wieder zu ihrer Mutter und brachte eine Budi (Ziege) mit. Der Mann sagte, ehe er sie noch gesehen: "Du hast eine Ziege mitgebracht." Die Frau sagte: "Mein Mann weiß immer alles, ehe er es noch gesehen hat." Am dritten Tage ging Tscheke wieder zu ihrer Mutter und brachte ein Ukoko (Schaf) mit. Sie ließ es am Wege zurück und ging in das Dorf. Der Schmied sagte: "Du hast ein Schaf mitgebracht. Ich weiß alles; du hast es am Wege jenseits der Hügel zurückgelassen."Tscheke ging zu ihrer Mutter und sagte: "Was soll das sein? Mein Mann weiß immer alles." Die Mutter sagte: "Man muß dem Mann einmal eine Sache bereiten." Die Mutter glich ihrer Tochter Tscheke in Gestalt und Gesicht. Sie legte ihr eigenes Kleid ab und das Tschekes an. Sie machte ihre Haare wie Tscheke. Sie legte deren Ringe an. Abends ging sie ins Dorf zu Utschudi. Utschudi sagte: "Du bist lange geblieben. Du hast Essen. Komm, ich weiß alles." Sie gingen in die Hütte. Der Schmied aß, trank und beschlief die Frau.
Am andern Morgen sagte die Frau neben ihm auf dem Bette: "Draußen steht meine Tochter Tscheke." Dann rief sie alle Leute und rief: "Dieser Mann weiß alles." Alle Leute lachten.
Der unvernünftige Freund (Bena Lulua; Bena Koschi)Gulube (das Schwein) und Buschiuatschimpango (der Hammel) machten Freundschaft. Gulube sagte: "Dein Kleid (Fell) mit den runden Hörnern und dem Bart ist sehr schön; gib mir dein Kleid." Buschiuatschimpango sagte: "Mein Kleid kann ich dir nicht geben. Ich habe neulich einen andern Hammel bekämpft und habe ihn getötet. Ich habe ihm das Fell abgezogen. Dies Kleid will ich dir geben." Gulube sagte: "Es ist gut."Buschiuatschimpango gab ihm das Kleid des getöteten Hammels.
Buschiuatschimpango sagte (ein andermal) zu Gulube: "Wir sind Freunde. Ich habe dir neulich ein Kleid gegeben. Gib mir eine Lukassu (Hacke)." Gulube sagte: "Ich will dir die Hacke gern geben." Gulube gab Buschiuatschimpango eine Lukassu.
Buschiuatschimpango sagte (ein andermal) zu Gulube: "Dort (an einem dritten Ort) ist heute Markt. Wir wollen jeder in seinem Dorfe bleiben. Die andern machen unsere Geschenke schlecht." Buschiuatschimpango blieb in seinem Dorfe.
Gulube ging zum Markte. Er trug die geschenkte Hammelhaut
über die Schulter geworfen. Die Marktleute sahen die Haut. Die Marktleute sagten zu Gulube: "Wer hat dir die Haut gegeben?" Gulube sagte: "Buschiuatschimpango hat mir das Kleid gegeben." Die Marktleute (der Erzähler macht nun eine höchst verächtliche Miene) sagten: "Oh, dies Kleid ist nicht schön. Das Kleid ist gar nicht schön! Sage dem Buschiuatschimpango, er soll dir noch seinen schönen weißen Bart geben. Dann hast du ein schönes Kleid." Gulube ging zu Buschiuatschimpango und sagte: "Das Kleid ist so nicht schön. Die Leute sagen es auch. Gib mir dazu noch deinen schönen weißen Bart!" Buschiuatschimpango sagte: "Gut, hier ist er." Buschiuatschimpango schnitt seinen Bart ab und gab ihn Gulube.Fünf Tage blieben sie daheim. Am sechsten Tage ging Buschiuatschimpango (ebenfalls) zum Markt. Er trug die Lukassu, die ihm Gulube gegeben hatte, in der Hand. Die Marktleute sahen die Lukassu. Die Marktleute sagten zu Buschiuatschimpango: "Wer hat dir die Lukassu gegeben?" Buschiuatschimpango sagte: "Gulube hat mir die Lukassu gegeben!" Die Marktleute sagten: "Oh, diese Lukassu ist nicht schön. Die Lukassu ist gar nicht schön. Sage dem Gulube, er soll dir noch seine schöne Schnauze geben, mit der er (arbeitet) wühlt. Dann hast du gutes Gartengerät!" Buschiuatschimpango ging zu Gulube und sagte: "Das Gartengerät ist so nicht gut. Die Leute sagen es auch. Gib mir dazu noch deine gute Schnauze!" Gulube sagte: "Gut, hier ist sie." Gulube schnitt seine ganze Schnauze ab und gab sie Buschiuatschimpango.
Jeder (von beiden) ging in sein Dorf. Gulube hatte keine Schnauze. Die Tiere krochen ihm in das Zahnfleisch. Die Maden krochen ihm in den Mund. Fünf Tage war Gulube sehr krank. Am sechsten Tage starb Gulube. Die Kinder Gulubes kamen zu Buschiuatschimpango. Sie sagten: "Unser Vater ist gestorben." Buschiuatschimpango sagte: "Euer Vater war sehr unklug. Wir machten uns Geschenke. Ich sagte ihm: ,Geh nicht auf den Markt' (will heißen: Setze dich nicht der Kritik der andern Leute aus!). Er ging doch. Die Leute machten mein (das von mir geschenkte) Kleid schlecht. Er forderte ein besseres. Wir waren Freunde; ich gab ihm. Ich ging nun aber auch zum Markte. Die Leute machten seine Lukassu schlecht. Ich hatte den Bart gegeben. Er gab die Schnauze. Er ist (daran) gestorben. Euer Vater war nicht klug. Die Leute sprechen viel."
Der Palmbaum (Bena Lulua; Bena Koschi)Der kleine Vogel Selemma hatte sich sein Dorf auf einem Palmbaume gebaut. Der Palmbaum stand da, wo der Kalue in den Budua fließt. Ein Mensch kam in das Dorf Selemmas. Der Mensch fragte: "Weshalb wohnst du im Palmbaume ?"Selemma fragte: "Weshalb kommst du hierher?" Der Mensch fragte den Palmbaum: "Weshalb stehst
du hier?"Der Baum sagte: "Ich stehe und wachse im besten Wasser." Er fragte das Holz: "Von wo kommst du?" Das Holz (der Stamm des Palmbaumes) sagte: "Ich komme hier aus der Erde."Der Mensch kehrte in sein Dorf zurück. Er erzählte in seinem Dorf: "Ich traf eine Palme am Zusammenflusse von Budua und Kalue. Ich fragte die Dibue (Palme): ,Weshalb stehst du hier?' Die Dibue sagte: ,Ich stehe im Wasser.' Die Dibue log. Ich fragte den Palmholzstamm: ,Von wo kommst du?' Das Holz sagte: ,Ich komme hier aus der Erde.' Das Holz sagte die Wahrheit. Weshalb log die Palme?"
Es kam ein großer Regen. Der Regen spülte die Erde unter dem Baume fort. Der Baum fiel um. Der Vogel Selemma starb. — Die Dibue hatte in der Erde gestanden.
Das Klatschgespenst (Bena Lulua; Baqua Dedila gegenüber Luebo)Eine Frau suchte in der Ebene Heuschrecken. Sie war auf einem Auge blind und hatte keine Zähne. Es war eine alte Frau. Ein Mann kam über die Ebene. Er hatte einen Libollo (Penis) aber keine Tschibuddi (Skrotum). Der Mann war nicht jung. Der Mann sagte zu der Frau: "Wo gehst du hin?" Die Frau sagte: "Ich gehe in mein Dorf diesseits. Wo gehst du hin?" Der Mann sagte: "Ich gehe in mein Dorf jenseits." Sie gingen ein Stück über die Ebene. Sie kamen an einen großen Baum. Der Mann sagte: "Ich möchte dich heiraten." Die Frau sagte: "Es ist mir recht." Der Mann sagte: "Dann wollen wir morgen Mittag hier wieder zusammenkommen. Was bringst du mit?" Die Frau sagte: "Es ist gut. Wir wollen morgen mittag unter diesem Baume wieder zusammenkommen. Ich bringe Biddia (Brei) und Fleisch mit." Der Mann sagte: "Es ist gut, und ich bringe zwei Kalebassen mit Malafu (Palmwein) mit." Sie gingen auseinander.
Am andern Morgen wollten der Mann und die Frau sich auf den Weg machen. Ein Mukischi (Geist eines Verstorbenen) ging um. Der Mukischi ging zu dem Mann und sagte: "Die Frau hat gesagt, sie wolle dich doch nicht heiraten, weil du kein Tschibuddi hast." Der Mann ging nicht zu dem Baum in der Ebene. Er blieb zu Hause. Der Mukischi ging zu der Frau. Er sagte: "Der Mann hat gesagt, er wolle dich nicht heiraten, weil du keine Zähne und nur ein Auge hast." Die Frau ging nicht zu dem Baum in die Ebene.
Beide blieben zu Hause. Sie heirateten sich nicht, weil ein Mukischi umging.
Otoko und Oschilla (Batetela; Wakussu)Otoko und Oschilla, zwei Männer, machten miteinander Freundschaft. Otoko sagte zu Oschilla: "Komme morgen früh zu mir."
Oschilla kam am andern Morgen zu Otoko. Otoko machte ein großes Feuer und sagte: "So, Oschilla, nun setze dich ans Feuer und blase es kräftig an."Oschilla tat es. Darauf wurden seine Zähne ganz lang und ragten weit aus dem Munde heraus. Seine Arme wurden ganz lang, seine Füße wurden ganz lang. Dann kam Otokos Frau und bereitete eine Ziege und beide aßen. Dann gab Otoko Oschilla noch eine Ziege mit auf den Weg. Oschilla sagte (zum Abschiede): "Warte noch zwei Tage, dann besuche du mich auch." Otoko sagte: "Es ist gut."Nach zwei Tagen ging Otoko zu Oschilla. Oschilla sagte zu Otoko: "Nun guck, ohne mit der Wimper zu zucken, in einem fort in die Sonne." Otoko tat es. Bis zum Abend waren Oschillas Augen ganz weit herausgewachsen. Otoko hatte inzwischen Essen machen lassen. Sie aßen. Zum Abschiede schenkte Otoko Oschilla eine Frau. Oschilla sagte: "Schlafe eine Nacht, dann komm wieder. Ich will dir noch viel schenken." Otoko sagte: "Es ist gut." Am andern Tage kam Otoko wieder zu Oschilla. Oschilla sah ihn von weitem kommen. Er sagte zu seiner Frau: "Otoko kommt, und ich habe keine Geschenke für ihn. Verstecke mich bis an den Kopf in Stroh und sage zu Otoko: ,Mein Mann mußte ausgehen. Er hat seinen Kopf hiergelassen und dem sage alles, was zu sagen ist." Die Frau sagte: "Es ist gut." Es geschah so. Otoko sagte zu dem Kopfe: "Das ist sehr gut so. Oschilla soll in zwei Tagen zu mir kommen." Der Kopf sagte: "Es ist recht."
Otoko kam zu seinen Frauen und sagte am zweiten Tage: "Schneidet mir den Kopf ab, und wenn Oschilla kommt, so sagt ihm, daß ich ausgegangen sei, aber den Kopf hiergelassen habe." Die Frauen sagten: "Das tun wir nicht." Otoko sagte: "Ihr tut es." Die Frauen sagten: "Das tun wir nicht." Otoko sagte: "Ihr tut es." Die Frauen taten es. Oschilla kam. Er sah, wie Otoko tot war. Er sagte: "Ich war nur unter das Stroh gegangen und habe den Kopf drüben gelassen. Der wird nicht wieder zu seinem Kopfe kommen. Er ist zu weit weggegangen."
Das gute Herz (Bakuba; Lussambo)Uodi, ein junger Bursche, sagte zu seinem Bruder: "Ich will in ein anderes Dorf gehen um zu heiraten. Begleite mich !" Beide machten sich auf und wanderten. Uodi hatte einen alten, der jüngere Bruder einen neuen Schurz. Auf dem Wege sagte Uodi zu seinem Bruder: "Ich will heiraten, habe aber einen alten Schurz. Leihe mir den deinen." Der jüngere Bruder lieh dem Älteren seinen neuen Schurz. Der Jüngere band den alten Schurz um.
Die beiden Brüder kamen in dem Dorf an. Die Mutter des Mädchens schlachtete vier Hühner. Die Burschen wollten sich zum Essen
hinsetzen. Der jüngere Bruder sagte: "Gib mir meinen guten Schurz. Dann können wir gemeinsam essen." Uodi sagte: "Nein, ich will in dem guten Kleide bleiben." Darauf blieb der Ältere im guten Schurz, und der Jüngere aß alles auf. Am andern Tage machte die Frau Fisch. Als die Burschen sich zum Essen hinsetzten, sagte der jüngere Bruder: "Gib mir meinen guten Schurz, dann können wir gemeinsam essen." Uodi sagte: "Ich will lieber in dem guten Kleide bleiben." Darauf blieb der ältere Bruder im guten Schurzkleid, und der jüngere aß alles auf. —Und so ging es alle Tage. — Ein kleiner Junge sah den Vorgang. Er lief zu der Mutter des Mädchens und sagte: "Uodi ißt von deinem Essen nichts. Sein Bruder ißt alles."Die Frau bereitete am andern Tage Matamba (Gemüse) zu dem Bidia (Brei). Sie brachte die Speisen selbst herein und blieb dann im Hintergrunde stehen. Der jüngere Bruder sagte zu Uodi: "Gib mir meinen guten Schurz, dann können wir uns zum Essen hinsetzen." Uodi sagte: "Nein, ich will in dem guten Kleide bleiben." Darauf begann der Jüngere zu essen. Die Mutter kam aber hervor und sagte zu Uodi: "Ich gebe dir meine Tochter, nicht, weil du einen guten Stoff, sondern ich gebe sie dir, weil du ein gutes Herz hast. Gib also den guten Schurz deinem Bruder, und behalte du den alten um."
Die Schwiegermutter (Klo que)Ein Mann hatte keine Frau. Er traf eine Frau aus einem andern Dorfe, die wollte gern einen Mann haben. Der Mann hatte eine kleine Trommel und ging mit der Frau zu deren Eltern. Er sagte zu den Eltern der Frau: "Ich würde gern eure Tochter heiraten." Die Eltern waren einverstanden. Die Tochter wollte nicht. Die Eltern sagten: "Sonst hast du immer nach einem Manne geschrien, und nun willst du ihn nicht." Der Mann sagte: "Laßt nur! Ich nehme meine kleine Trommel." Der Mann trommelte auf seiner kleinen Trommel. Die Frau war einverstanden. Der Vater gab dem Mann ein Huhn. Der Mann gab es der Schwiegermutter, daß sie es zubereite, dann aßen sie es.
Nach einigen Tagen wollte der Mann mit seiner Frau von dannen gehen. Der Schwiegervater sagte: "Bleibt noch." Der Mann gab das Huhn seiner Schwiegermutter, um es zuzubereiten. Die Schwiegermutter briet das Huhn in gutem Öl und aß es dann bis auf den Sterz auf. Sie brachte den Topf mit dem Fette zu dem Schwiegersohn und sagte: "Das Huhn ist im Fette verbrannt." Der Schwiegersohn sah das Fett und sagte: "Es ist gut."
Am andern Tage wollte er gehen. Die Schwiegermutter brachte ihm vier Bikungu (Eisen) und sagte zu ihm: "Mache mir daraus
vier Matemmo (Hacken)." Der Schwiegersohn nahm sie mit. Er kam mit seiner Frau in sein Dorf. Im Dorfe machte er aus den vier Bikungu Matemmo mit Holzgriffen. Er nahm die Eisenblätter heraus und sandte die Holzgriffe allein der Schwiegermutter. Dazu ließ er sagen: "Das Eisen ist verbrannt." Seine Schwiegermutter sandte ihren Sohn (zurück), der sagte: "Was soll das bedeuten?" Der Mann sagte zu seiner Frau: "Geh und sage deiner Mutter, daß ihre Eisenblätter in den Holzgriffen ebenso verbrannt sind, wie mein Huhn in ihrem Fette."Karnue (Klo que)Kamue (ein Mann; der Name bedeutet "einmal") nahm eine Frau. Er bezahlte sie aber nicht. Er sagte: "Wenn die Mutter meiner Frau stirbt, will ich mich gern zuerst mit ihr in ein Grab legen. Aber meine Frau bezahle ich nicht." Die Leute sagten: "Es ist recht." — Kamue war ein eigner Mann. Wenn er sich wusch, steckte er die Hand nur einmal ins Wasser und sagte: "Kamue." Wenn er aß, griff er nur einmal in die Schüssel und sagte: "Kamue." Wenn er trank, nahm er nur einen Schluck und sagte: "Kamue."
Die Schwiegermutter Kamues starb. Die Leute gruben ein Grab und sagten: "Kamue, du hast deine Frau nicht bezahlt, du wolltest als erster dich ins Grab deiner Schwiegermutter legen." Kamue sagte: "Es ist gut, wo ist das Grab?" Die Leute führten ihn hin. Er legte sich in die Grube und sagte: "Kamue." Sie legten die Schwiegermutter auf ihn. Aber die Grube war zu klein, die Schwiegermutter hatte keinen rechten Platz mehr. Die Leute nahmen die Schwiegermutter noch einmal heraus und sagten zu Kamue: "Komm, wir müssen die Grube größer machen. Ihr beide habt nicht Platz." Kamue sagte: "Es ist recht." Er stieg wieder heraus und sagte: "Kamue."
Die Leute machten die Grube viel größer. Dann sagten sie zu Kamue: "Geh wieder hinein." Kamue sagte: "Was ihr wollt! Wißt ihr nicht, daß ich alles nur immer einmal mache? Ich greife nur einmal in die Eßschüssel; ich nehme nur einen Schluck beim Trinken; ich stecke die Hand beim Baden nur einmal ins Wasser und soll mich zweimal vor meiner Schwiegermutter ins Grab legen?" Die Leute sagten: "Dagegen ist allerdings nichts zu machen."
Nkolembula und Kampangambula (Bassonge; Bena Ki)Nkolembula hatte nur einen Rindenstoff um, Kampangambula hatte einen feinen (Eingeborenen-) Webstoff um. Sie waren beide auf dem Weg in die Dörfer der Bena Ki. Sie kamen an ein kleines Wasser. Sie nahmen ein Bad. Nkokolembula eilte sich, daß er wieder herauskam und sagte: "Ich muß doch sehen, wie sich der Webstoff trägt."
Er legte den Webstoff um, ging sehr schnell fort und kam in das Dorf der Bena Ki.Alle Häuptlinge waren versammelt. Sie sahen Nkolembula mit seinem schönen Stoffe. Sie sagten: "Das ist unser großer Häuptling." Sie setzten ihm den Stuhl hin. Es kam (nachher) Kampangambula. Er sagte: "Was, du, der du mir meinen Lendenschurz gestohlen hast, du willst hier großer Häuptling sein?" Alle Häuptlinge sagten: "Nkolembula ist mit einer schönen Pagne gekommen. Du hast nur Rindenstoffe. Nkolembula ist unser großer Häuptling. Du bist ein kleiner Häuptling."
Nkolembula ward großer Häuptling. Kampangambula ward kleiner Häuptling. Er machte an Nkolembula Geschenke. Nkolembula war ein großer, reicher Häuptling.
Muloffo Mussenge (Bassonge; Bena Milembue, Lupungu)Muloffo Mussenge war ein großer Häuptling. Muloffo Mussenge fiel über ein anderes Dorf her und nahm alle Frauen und Männer und Kinder. Es blieb nur ein einziger Mann in dem Dorfe. Dieser Mann tötete einen Ziegenbock und schnitt dessen Geschlechtsteile ab. Er benähte die Geschlechtsteile über und über mit Perlen. Dann klemmte er die eigenen Geschlechtsteile zwischen die Beine und band die mit Perlen benähten Geschlechtsteile des Bockes um. Es sah nun aus, als ob es seine eigenen Geschlechtsteile wären.
Der Mann warf einen großen Webstoff um und begab sich in das Dorf Muloffo Mussenges. Dort lüftete er wie gelegentlich seinen Schurz, und nun sah ein Mann den perlenbestickten Penis. Alle wollten den perlenbestickten Penis sehen. Es war allgemeines Erstaunen. Die Leute sagten: "Du mußt ein großer Häuptling sein." Der Häuptling Muloffo Mussenge hörte es, ließ den Mann kommen und besah sich den Penis. Muloffo Mussenge sagte: "Du bist ein ganz einfacher Mann und nicht einmal Häuptling, und du hast so schöne Geschlechtsteile. Ich bin aber ein großer Häuptling. Ich will auch so schöne Geschlechtsteile haben. Du mußt mir solche Geschlechtsteile machen." Der Mann sagte: "Nein, ich mache das nicht. Das können dir deine Leute machen. Sie müssen Nadel und Faden nehmen und die Perlen auf die Haut festnähen." Der Mann ging. Muloffo Mussenge ließ seine Leute kommen und sagte: "Benäht mir die Geschlechtsteile ebenso mit Perlen, wie es jener Mann hat." Die Leute begannen. Muloffo Mussenge weinte und klagte vor Schmerzen. Nach viertägiger Arbeit war er sehr krank. Am fünften Tage starb er. Die in den andern Dörfern geraubten Leute gingen nun alle wieder heim.
IV. DIE TIERFABEL
1. EINIGE GROSSE TIERFABELN
Vögel und Schlangen (Bena Lulua; Bena Kosch!)Eine Ebene wurde abgebrannt. In der Mitte blieb ein Grasfleck stehen. In dem versteckte sich eine Quaddi (Perihuhn). Die Quaddi legte ihre Eier in die Matiti (Steppe). Es kam eine Tjanga (Schlange). Die Tjanga sagte: "Ich will hier bleiben."Quaddi sagte: "Ich mag dich nicht." Die Tjanga sagte: "Laß mich hier; wenn die Menschen dir Krieg machen, werde ich dir helfen. "Quaddi und Tjanga blieben gemeinsam in dem Grasflecken.
Quaddi ging aus. Quaddi traf einen Jäger mit einem Hunde. Quaddi kam zu Tjanga und sagte: "Tschilumbi (Jäger) will Krieg machen !" Tjanga sagte: "Bleib hier, ich will schon den Krieg machen." Der Hund kam. Lulululululu (Nachahmung der hölzernen Hundeglocke). Tjanga hob sich hoch und schlug auf den Hund nieder. Der Hund starb. Der Jäger ging ins Dorf zurück.
Quaddi ging (ein andermal) aus. Quaddi hatte die Eier aufgepickt. Die Kleinen waren ausgeschlüpft. Quaddi traf einen andern Tschilumbi mit zwei Hunden. Quaddi kam zu Tjanga und sagte: "Tschilumbi will Krieg machen!"Tjanga sagte: "Bleib hier, ich will schon den Krieg machen!" Die Hunde kamen: "Lululululu, Lululululu." Tjanga hob sich hoch und schlug auf den einen Hund nieder. Der Hund starb. Tschilumbi ging mit dem andern Hund in das Dorf zurück.
Quaddi ging aus. Quaddi traf einen Tschilumbi mit drei Hunden. Quaddi kam zu Tjanga und sagte: "Tschilumbi will Krieg machen." Tjanga sagte: "Bleib mit deinen Kindern hier, ich will schon den Krieg machen !" Die Hunde kamen. Lululululu, Lululululu, Lululululu !"Tjanga hob sich hoch und schlug auf den einen Hund nieder. Der Hund starb. Tschilumbi ging mit den andern beiden Hunden in sein Dorf zurück.
Die Bilumbi kamen zusammen. Die Bilumbi (Pl. v. Tschilumbi) sagten: "Was ist das für ein Tier, welches unsere Hunde totschlägt? Jetzt werden die Gräser wieder trocken. Wir wollen die Gräser anzünden und das Tier fangen." Die Jäger zündeten ringsherum die Gräser an. Das Feuer zog weiter. Quaddi sagte zu Tjanga: "Was mache ich mit meinen ~Kindern?" Tjanga sagte: "Bringe sie in den Busch!" Quaddi brachte seine Kinder in den Busch. Quaddi kam zu Tjanga zurück. Das Feuer kam näher und näher. Quaddi sagte: "Wir müssen fortgehen."Tjanga sagte: "Ich kann nicht fort. Wenn ich gehe, werde ich im Feuer verbrannt. Nimm mich auf. Ich habe deine Kinder gerettet. Nun rette du mich 1" Quaddi beugte sich nieder; sie nahm Tjanga um und um. Sie flog in die Luft. Sie flog über die Flammen
hin. Sie trug Tjanga über das Feuer (mit sich) in den Busch. Die Bilumbi kamen an die Stelle, wo ihre Hunde geschlagen wurden. Sie fanden kein Tier. Sie sagten: "Wo ist das Tier, das unsere Hunde erschlug?"Quaddi und Tjanga schliefen im Busche. Tjanga sagte: "Wir wollen in unser Dorf zurückkehren." Quaddi sagte: "Gut, wir wollen in unser Dorf zurückgehen."Tjanga sagte: "Nein, wir wollen nicht gehen. Du sollst mich tragen; ich habe deine Kinder und dich dreimal gerettet. Nun hast .du mich einmal getragen." Quaddi sagte: "Wir wollen gehen !" Sie schliefen (noch) eine Nacht im Busch. Am (andern) Tage sagte Tjanga: "Ich habe deine Kinder und dich dreimal gerettet. Trage mich." Quaddi nahm Tjanga ganz und gar um sich. Quaddi nahm Tjanga in die Höhe und trug ihn empor, und zu ihrem alten Platze. Quaddi sagte: "Nun gehe auf den Boden!" Tjanga sagte: "Nein, ich gehe nicht auf den Boden. Ich habe deine Kinder dreimal gerettet, und du hast mich nur einmal gerettet und hast mich (jetzt zuerst) nicht tragen wollen."Quaddi sagte: "Gehe herunter." Tjanga sagte: "Nein, ich gehe nicht herunter." Tjanga hob den Kopf und biß Quaddi in den Nacken. Quaddi war tot.
Die Kinder Quaddis gingen zu Pungu, dem Fürsten der Vögel (anscheinend Heron). Alle Vögel versammelten sich. Pungu schlug die Trommel. Die Tjanga hörte es. Tjanga ging zu Momma (Riesenschlange), dem Fürsten der Schlangen, und sagte: "Die Vögel schlagen die Gomma (Trommel) gegen uns." Momma schlug auch die Kriegstrommel. Es kamen alle Schlangen zusammen. Hier kamen alle Schlangen, hier kamen alle Vögel. Es war eine große Schlacht. Die Schlangen töteten dreizehn Vögel. Die Vögel erschlugen (aber) keine Schlange. Die Schlangen gingen hier hin, die Vögel gingen da hin.
Die Vögel waren beisammen. Pungu sagte: "Was, die Schlangen haben dreizehn getötet, und die Vögel haben keine Schlange getötet?" Mukuku (ein kleiner roter Vogel, der einen kuckuckähnlichen Ruf ausstößt) sagte: "Mukelenge (Häuptling), schlage morgen früh für mich die Gomma, für mich ganz allein !" Die großen Vögel sagten: "Tue es nicht, Mukuku ! Sieh, wir großen Vögel konnten keine Schlange töten. Du bist solch ein kleiner Vogel."Pungu sagte: "Laß es sein, Mukuku. Morgen abend bist du tot, und dein Leib stinkt (weil er verwest) und die Tiere fressen dich !" Mukuku sagte: "Es ist ganz gleich, mein Herz will den Krieg."
Man schlug am (andern) Morgen die Gomma für Mukuku. Mukuku zog ganz allein gegen die Schlangen. Die Schlangen kamen von der andern Seite. Die Tjanga ging voran. Mukuku kam und setzte sich so (der Erzähler spreizt die Arme breit gegen den Boden) hin. Die Federn waren zu beiden Seiten ausgedehnt. Tjanga biß gegen die
Federn. Tschernana (umsonst). Mukuku hackte gegen die Tjanga. Die Tjanga war tot. — Die Ntoka (eine Schlange) kam heran. Mukuku saß am Boden. Die Flügel waren zu beiden Seiten ausgedehnt. Ntoka biß gegen die Federn. Tschernana (umsonst). Mukuku hackte gegen die Ntoka. Die Ntoka war tot. — Die Ngangi (eine Schlange) kam heran. Mukuku saß am Boden. Die Flügel waren zu beiden Seiten ausgedehnt. Ngangi biß gegen die Federn. Tschernana. Mukuku hackte gegen die Ngangi. Die Ngangi war tot. — Alle Nioka (Schlangen) liefen fort. Mukuku kam hinterher und hackte noch zehn Schlangen tot. Mukuku hatte dreizehn Schlangen getötet.Die Schlangen gingen hier hin. Die Vögel waren da. Die Schlangen und Vögel wollten Frieden machen. Mukuku sagte: "Ich werde Schlangen töten, bis ich selbst getötet werde !" Kabemba (Weihe) sagte: "Ich werde Schlangen töten, bis ich selbst getötet werde." — Momma sagte: "Ich werde Menschen und Ziegen essen."
Gabuluku und Gulunßwe (Bena Lulua; Bena Kosch!)Gabuluku (Antilope) hatte eine Frau und zwei Kinder. Gulungwe (andere Antilope) hatte eine Frau und zwei Kinder. Gabuluku ging mit einem Hund in die Dilenge (hohe Gräser) und band ihn da an. Darauf ging er zu Tambue und sagte: "Tambue (Löwe), ich binde in den Dilenge einen Hund an. Der ist ganz allein für dich. Gehe morgen früh hin und hole ihn. Ich sage es sonst niemand." Tambue sagte: "Das ist gut, ich werde ihn morgen früh holen." Gabuluku ging mit einem Umweg nach Hause. Er ging durch Kaschiamas (Leoparde) Dorf und sagte zu Kaschiama: "Kaschiama, ich binde in den Dilenge einen Hund an. Der ist ganz allein für dich. Geh morgen früh hin und hole ihn. Ich sage es sonst niemand." Kaschiama sagte: "Das ist gut, ich werde ihn morgen früh holen." Gabuluku ging nach Hause. Am (andern) Morgen kam Tambue zu dem Hunde in die Dilenge. Tambue wollte den Hund nehmen. Von der (andern) Seite kam Kaschiama. Er wollte den Hund nehmen. Tambue sagte: "Geh fort, Kaschiama, der Hund ist mir gegeben." Kaschiama sagte: "Du lügst, Tambue, der Hund ist für mich bestimmt." Tambue sagte: "Du lügst und stiehlst mir den Hund." Kaschiama sagte: "Du lügst und stiehlst." Tambue schlug Kaschiama. Kaschiama schlug Tambue. Sie schlugen sich, schlugen sich, schlugen sich. Es war keiner (kein dritter) da, der (etwa) sagte: "Geh du dahin, geh du dahin !"(der den Streit schlichtete). Es war in den Dilenge. Als die Sonne da stand (beim Untergang angelangt war), waren beide tot.
Gabuluku kam in die Dilenge. Er fand Kaschiama und Tambue tot. Er war sehr froh. Gabuluku nahm ein Messer und schnitt Tambue vorn auf. Er zog das Fell ab. Gabuluku nahm ein Messer und
schnitt Kaschiama vorn auf. Er zog das Fell ab. Er nahm beide Felle, trug sie in sein Dorf, trocknete sie in der Sonne. Gabuluku und seine Frau und seine zwei Kinder schliefen auf den Fellen des Tambue und des Kaschiama. Die Frau von Gulungwe kam. Sie war sehr erstaunt (Geste!). Sie ging zu ihrem Manne und sagte: "Wir beide schlafen so einfach auf der Erde. Gabuluku und seine Frau und seine Kinder schlafen auf dem Felle des Tambue und des Kaschiama !"Gabuluku ging abermals in den Wald. Er ging und ging und ging. Er kam an ein Dorf der Bakischi (Geister der Verstorbenen). Die Bakischi waren nicht zu Hause, sie waren fortgegangen. Alle Häuser waren geschlossen. Gabuluku ging an ein Haus und sagte: "Haus, tu dich auf, tu dich auf, tu dich auf !" Das Haus tat sich auf. Gabuluku fand darin viele Stoffe und viel Nahrung und viel Kanu !(Kupferkreuze)
Gabuluku nahm alles und trug es mit sich fort in sein Dorf. Er gab seiner Frau und seinen Kindern, und alle waren sehr schön gekleidet. Die Frau von Gulungwe kam und sah (wie schön die Familie Gabulukus gekleidet war). Die Frau sagte: "Aaaah, habt ihr schöne Sachen. Ich will nicht mehr mit Gulungwe verheiratet sein. Andere Männer besorgen mehr. Ich will meinen Mann verlassen." Die Frau sagte zu Gulungwe: "Sieh nur, wie schön die Frau und die Kinder Gabulukus gekleidet gehen! Du bringst mir nicht solche Sachen !"
Gulungwe nahm zwei Ziegen und ging zu Gabuluku. Gulungwe sagte: "Hier nimm die Ziegen als Geschenk und erzähle mir, wie du die schönen Sachen erhalten hast. Meine Frau und ich leben wie die Wilden !" Gabuluku sagte: "Es ist gut, ich werde es dir zeigen !" Nach einigen Tagen sagte Gabuluku: "Komm mit, wir wollen in das Dorf der Bakischi gehen." Sie gingen und gingen und gingen. Sie kamen in das Dorf der Bakischi. Die Bakischi waren nicht da. Alle Häuser waren geschlossen. Gabuluku sagte: "Haus, öffne dich !" Ein Haus öffnete sich; sie gingen hinein und fanden viele gute Sachen. Sie packten die Sachen in Säcke und gingen nach Hause.
Nach einigen Tagen gingen sie wieder in das Dorf der Bakischi. Sie gingen und gingen und gingen. Sie kamen in das Dorf der Bakischi. Die Bakischi waren nicht da. Alle Häuser waren geschlossen. Gabuluku sagte: "Haus, öffne dich !"Ein Haus öffnete sich, sie gingen hinein und fanden viele gute Sachen. Sie packten die Sachen in Säcke. Gabuluku trug seinen Sack heraus. Gulungwe fand einen großen Topf mit Bohnen. Gulungwe legte seinen Sack hin und aß und aß und aß. Er aß gleich soviel, daß ihm der Bauch anschwoll. Gulungwe warf seinen Sack heraus und sagte: "Nimm meinen Sack!"Gabuluku nahm den Sack und legte ihn zu dem seinen. Er sagte dann: "Haus schließe dich !"Das Haus schloß sich (soweit), daß nur noch ein ganz schmaler
Schlitz blieb. Gulungwe wollte hinausgehen, konnte aber nicht (nach der Geste konnte er sich nicht hinauszwängen). Gabuluku half ihm und zog. Der Bauch Gulungwes wäre fast geplatzt. Gulungwe rief: "Laß mich, mein Bauch reißt; lieber bleib ich im Hause !" Gabuluku sagte: "Ich habe dir den Rat gegeben, alles herauszutragen und nicht drinnen zu essen. Weshalb folgst du nicht meinem Rate! Nun kannst du nicht heraus. Bleib in dem Haus und decke dich mit Holz zu. Bald werden die Bakischi kommen." Gulungwe blieb im Haus und deckte sich mit Holz zu.Als die Sonne da stand (nachmittag), kamen die Bakischi nach Hause. Es kamen (erst) nicht viele. Es kamen ein Mann und eine Frau. Die Frau nahm Holz und legte es ins Feuer. Gulungwe blickte (nach der Geste "verstohlen") hin. Die Frau nahm einen Topf mit Wasser und setzte ihn ans Feuer. Gulungwe zog den Fuß aus dem Holz. Er stieß gegen den Topf. Der Topf mit dem Wasser fiel in das Feuer. Die Frau sagte zu ihrem Manne: "Du bist nicht geschickt. Du wirfst mir meinen Topf ins Feuer." Der Mann sagte: "Du hast es ja selbst gemacht." Die Frau sagte: "Du lügst!" Der Mann sagte: "Laß mich !" Die Frau setzte (von neuem) einen Topf mit Wasser ans Feuer. Gulungwe ließ (nach einiger Zeit) einen fahren (muschia!). Alle Baschiki horchten (nach der Geste höchst erstaunt) auf. Sie sagten: "Was war das? Was war das? Was war das?" — Das Wasser war (nach einiger Zeit) am Kochen. Gulungwe schob sein Bein heraus und stieß gegen den Topf mit Wasser. Ein Kind rief: "Das war das Bein eines Tieres!" Sie faßten hin und hielten Gulungwes Bein hoch.
Die Bakischi fragten Gulungwe: "Wie hast du den Ton gemacht." Gulungwe sagte: "Muschia!" Die Bakischi sagten: "Zeig uns, wie du Muschia machst!"Gulungwe sagte: "Unter dem Schwanze." Gulungwe machte es vor und ließ dabei etwas fallen. Die Bakischi sagten: "Aaaaah (Geste des allerhöchsten Erstaunens), Aaaaah. Wir Bakischi essen und geben es nach einiger Zeit (durch den Mund nach der Geste) wieder von uns. Kannst du es so machen, daß wir auch Muschia und Tuffi (Unrat) machen können?"Gulungwe sagte: "Ich muß einen Weg machen. Wenn der Weg da ist, müssen die Leute schlafen. Bringt mir einen im Feuer rotglühend gemachten Eisenstab !"Sie brachten den roten Eisenstab. Ein Mann sagte: "Mach es mir !"Gulungwe sagte: "Leg dich auf den Boden !" (nach der Geste auf den Magen). Gulungwe nahm das rote Eisen und stieß es von hinten in den Mukischi. (Einzahl von Bakischi.) Der Mukischi war tot. Gulungwe sagte: "Die Straße wird gut." Die Bakischi sagten: "Der schläft." So machte Gulungwe fünfzehn tot. Es waren noch viele.
Die Bakischi sagten: "Denen hast du die Straße gut gemacht. Mach es uns auch. Wenn wir dann aufwachen, können wir alle
einen fahren lassen und uns entleeren."Gulungwe sagte: "Es ist gut. Erst (aber) will ich auf jenen Berg mit den großen Bäumen gehen. Gebt mir schöne Kleider. Kommt alle ins Freie und schlagt den Tamtam, bis ich zurückkomme." Die Bakischi sagten: "Es ist gut !" Sie gaben ihm Kleider. Sie gingen ins Feld und schlugen die Gomma (Trommel). Gulungwe ging (von dannen) auf den Berg. Er kam auf den Berg und rief: "Ich fliehe! O Bakischi, ich fliehe !" Die Bakischi liefen alle um Gulungwe zu fangen. Sie kamen an den Berg. Gulungwe war (schon) fort.Gulungwe lief und kam an das Dorf der Kaschila (eine kleine Ratte). Gulungwe sagte zu Kaschila: "Gib mir schnell ein Haus. Die Bakischi kommen. Ich will mich verstecken." Kaschila zeigte Gulungwe ein Loch. Kaschila sagte: "Geh da hinein." Gulungwe legte sich in das Loch. Die Hörner sahen heraus. Kaschila nahm weiße Erde (Pemba) und rieb die Hörner der Gulungwe damit ein. Die Bakischi kamen. Die Bakischi sagten: "Kaschila, wo ist Gulungwe?" Kaschila sagte: "Gulungwe ist nicht hier. Fragt das Lubuku (Orakel), wo Gulungwe ist." Die Bakischi fragten: "Wo ist dein Lubuku?" Die Kaschila (zeigt auf die weißen Hörner der Gulungwe) sagte: "Hier. Fasse du an einem Horn und reibe; ich fasse am andern Horn und reibe." Ein Mukischi und Kaschila neben das (angebliche) Lubuku. Kaschila sang:
"halte, halte, der Muschiangi (Vampyr) sieht selbst den Kopf der Gulungwe." |
(Es wird angenommen, dass Gulungwe nun hustet!)
"Das Nkissi wird dich verraten!
Du hältst Gulungwe
an den Hörnern."
Die Bakischi sagten: "Oh, das ist nicht Gulungwe. Das ist das Lubuku." Kaschila sagte: "Ihr seht also, daß Gulungwe hier nicht ist. Er ist wohl in der Matiti! (in der Steppe)." Die Bakischi kehrten nach Hause zurück.
Gulungwe kam aus dem Loche heraus. Kaschila sagte: "Bezahle mich !"Gulungwe sagte: "Du siehst, daß ich hier nichts bei mir habe! Komm mit in mein Dorf." Kaschila sagte: "Es ist gut." Sie gingen in Gulungwes Dorf. Die Frau Gulungwes sagte: "Du bist nicht gestorben? Die Leute sagten, du seist tot." Die Frau Gulungwes machte Essen. Kaschila und Gulungwe aßen. Gulungwe gab Kaschila fünf Kanu. Kaschila ging in sein Dorf zurück.
Gulungwe blieb fünf Tage in seinem Dorf. Am sechsten Tage kam er zu Gabuluku. Gulungwe sagte zu Gabuluku: "Wie hast du das Fell Tambues und Kaschiamas erhalten? Ich will auch Felle haben." Gabuluku sagte: "Koche ein Gericht von Bohnen und tue Maniok hinein. Das bringe als Geschenk zu Kaschiama. Wenn der ißt, schlage
ihn mit einem trockenen Maniokholz tot."Gulungwe ging mit einer ganzen Schüssel voll Bohnen und Maniok zu Kaschiama und sagte: "Dies ist für dich." Kaschiama sagte: "Es ist gut." Er beugte sich nieder um zu essen. Gulungwe schlug mit einem trockenen Maniokholz. Das Holz zerbrach (natürlich!). Gulungwe wollte ausreißen. Kaschiama hieb zu und schnitt Gulungwes Schwanz ab. Gulungwe lief in sein Haus. Er sprang auf den Hängeboden. Das Blut tropfte herab.Gulungwes Frau kam nach Hause. Sie sah das Blut vom Hängeboden herabtropfen. Sie sagte: "Aaaah, mein Mann hat Wildpret erlegt und auf den Boden gelegt." Sie nahm ein Messer und wollte ein Stück abschneiden. Sie griff hinauf. Gulungwe sagte: "Du willst mir wohl auch noch den Penis abschneiden ?"* Kuschika
Tande (Bena Lulua; Bena Mulumba)Alle, alle Tiere kamen zusammen. Es waren alle Tiere, alle Vögel und großen Tiere und Moskitos, es waren alle Tiere zusammen, und alle Tiere schlugen die Trommel und tanzten. Alle Tiere sagten: "Wer ist unser Häuptling?" Kapumbu (Elefant) sagte: "Ich bin stark, ich bin euer Häuptling."Kaschiama (Leopard) sagte: "Ich bin stark, ich bin euer Häuptling." Die Tiere sagten: "Es ist gut." Sie brachten Häute für Kapumbu und Kaschiama. Die Tiere sagten alle: "Ihr beide seid unsere Bakelenge (Plural von Mukelenge, Häuptling); ihr müßt uns den Weg zum Himmel, zu Fidi Mukullu zeigen." Kapumbu sagte: "Ich weiß nicht." Kaschiama sagte: "Ich weiß nicht."
Alle Tiere setzten Kapumbu und Kaschiama ab. Alle Tiere wählten Tande (Spinne) und Pepelle (Wind) zu Bakelenge. Die Tiere sagten: "Ihr müßt uns den Weg zum Himmel zeigen."Pepelle warf Tande zum Himmel. Tande ließ sich langsam an seinem Faden herunter. Tande ging langsam an seinem Faden wieder empor und spann einen andern Faden. Tande ging während fünf Monaten auf seiner Straße auf und ab, ab und auf, bis die Straße vollendet war. Tande sagte zu den Tieren: "Der Weg zu Fidi Mukullu ist fertig. Wir können zu Fidi Mukullu gehen." Alle Tiere gingen. Alle Tiere gingen zu Fidi Mukullu in den Himmel hinauf.
Fidi Mukullu hatte als Wache am Eingange zum Himmel Lutschingu (Fliege) aufgestellt. Lutschingu ging zu Fidi Mukullu und sagte: "Alle Tiere kommen."Fidi Mukullu setzte seinen kleinen Sohn
Die Tiere kamen in das Dorf Fidi Mukullus. Tande sagte: "Der du auf dem Platze Fidi Mukullus sitzt, du bist nicht Fidi Mukullu. Der du auf dem Boden mit den Kindern spielst, du bist Fidi Mukullu. Du setze dich auf den Platz da!" Fidi Mukullu sagte: "Aaaah! Die Leute kennen mich !" Fidi Mukullu gab den Tieren zehn Ziegen und zwei Häuser, um darin zu schlafen.
Die Leute Fidi Mukullus wollten die Tiere töten. Die Tiere hatten als Wachen Gabuluku (Antilope) und Lutschingu aufgestellt. Gabuluku machte sich weiße Linien um die Augen. Als die Leute Fidi Mukullus nachts kamen, um in die Häuser der Tiere zu gehen, sahen sie Gabuluku. Die Leute Fidi Mukullus liefen fort und sagten: "Die Tiere schlafen, nur Gabuluku hat uns mit großen Augen angesehen !"
Am (andern) Tage sagte Fidi Mukullu zu Gabuluku: "Wir wollen in den Wald gehen, um eine Ngaschi (Palme) zu schlagen." Gabuluku sagte: "Es ist gut."Sie gingen hin und kamen an eine Ngaschi. Gabuluku wollte am Boden stehend die Palme umschlagen. Fidi Mukullu sagte: "Weiter hinauf! Tritt mit den Füßen gegen die Palme." Gabuluku sagte: "Es ist gut; nimm so lange mein Kakanga (ein sehr starkes Zaubermittel, das am Halse getragen wird) um." Fidi Mukullu hängte das Kakango um. Gubuluku stemmte sich mit den Füßen gegen die Ngaschi. Fidi Mukullu sagte: "Wachse !"Die Ngaschi wuchs mit Gabuluku zum Himmel empor. Gabuluku sagte: "Schließe fest." Das Haisbuanga schloß sich fest und eng um Fidi Mukullus Hals. Er erstickte fast. Fidi Mukullu sagte: "Geh zurück."Die Palme wurde klein und trug Gabuluku zum Boden zurück. Gabuluku sagte: "Lockere dich !" Das Haisbuanga wurde locker. Fidi Mukullu und Gabuluku gingen gemeinsam ins Dorf.
Fidi Mukullu wollte alle töten. Er sagte seinen Leuten: "Macht ein großes Feuer um die Häuser." Tande sagte zu Schibu und Mutumba (Erdkatze): "Grabt schnell ein Loch, das nach außen führt." Schibu und Mutumba gruben. Die Häuser brannten. Alle Tiere gingen auf dem Weg unter der Erde nach außen. Alle Tiere gingen zur Erde zurück.
Muboaboa und Senschi (Bena Lulua; Bena Koschi)Muboaboa (der Schakal) machte mit der Senschi (grasfressendes Tier, größer als eine Ratte) Freundschaft. Muboaboa bestellte sein Maniokfeld. Senschi kam in der Nacht und stahl. Muboaboa bemerkte
es. Muboaboa sagte (zu sich): "Ist das eine Freundschaft? Ich gebe Senschi, wenn er fordert. Senschi ist mein Freund. Er geht nachts in mein Feld. Ist das ein Freund?" Muboaboa rief alle Tiere. Er sagte zu den Tieren: "Ich habe mit der Senschi Freundschaft gemacht. Sie kommt nachts in mein Feld und stiehlt Maniok. Habe ich der Senschi nicht gegeben?" Die Tiere sagten: "Ja, du hast gegeben." Muboaboa sagte: "Ist das eine Freundschaft?" Die Tiere sagten: "Nein, das ist keine Freundschaft."Muboaboa sagte: "Wenn ich die Senschi treffe, werde ich sie in zwei Stücke zerreißen." Muboaboa traf die Senschi im Grase. Muboaboa zerbiß die Senschi in zwei Stücke. Er nahm die Zähne und befestigte sie an seiner Trommel.Dissenge (eine Ratte mit großen Oberschneidezähnen) kam zu Muboaboa und sagte: "Zeige mir deine Trommel." Muboaboa zeigte sie. Dissenge schlug die Trommel ein wenig, dann nahm sie sie auf und lief schnell mit ihr davon. Muboaboa nahm eine Kautschukkugel, lief Dissenge den Weg ab und drückte sie Dissenge ins Gesicht. Dissenge konnte nicht sehen. Dissenge sagte: "Nimm die Kautschukkugel und ich gebe dir die Trommel." Muboaboa schlug die Dissenge tot und zerbiß sie in zwei Stücke.
Mutumba (anscheinend auch eine Rattenart) kam zu Muboaboa und sagte: "Zeige mir deine Trommel." Muboaboa zeigte sie. Mutumba schlug die Trommel ein wenig; dann nahm er sie auf und lief schnell mit ihr davon. Muboaboa nahm eine Kautschukkugel, lief Mutumba den Weg ab und drückte sie Mutumba ins Gesicht. Mutumba konnte nicht sehen. Mutumba sagte: "Nimm die Kautschukkugel, und ich gebe dir die Trommel." Muboaboa schlug die Mutumba tot und zerbiß sie in zwei Stücke.
Nkuffu (Schildkröte) kam zu Muboaboa und sagte: "Zeige mir deine Trommel." Muboaboa zeigte sie. Nkuffu schlug die Trommel ein wenig; dann nahm er sie auf und lief schnell mit ihr davon. Muboaboa nahm eine Kautschukkugel. Muboaboa lief Nkuffu den Weg ab und wollte Nkuffu die Danda (Kautschukkugel) ins Gesicht drucken (anscheinend falsch. Muboaboa wirft die Kugel immer). Die Danda kam aber auf den Panzer. Die Danda kam nicht in die Augen Nkuffus. Nkuffu hatte die Trommel. Muboaboa ging unverrichteter Sache ins Dorf zurück.
Nkuffu trug die Trommel in das Dorf der Senschi und gab die Trommel den Senschi. Die Senschi hatten die Trommel mit den Zähnen der toten Senschi. Sie gaben Nkuffu zwei Ziegen und drei Kanu (Kupferkreuz) als Bukensche (Geschenk).
Muboaboa sagte: "Wenn ich eine Senschi oder Mutumba oder Dissenge treffe, werde ich sie in zwei Teile beißen." Kuschika
Tschischangalala (Bena Lulua; Kanioka)Tschischangalala (ein Pillen drehender Mistkäfer) hatte zehn Söhne. Tschischangalala hatte aber kein Geld, keine Hühner, keine Ziegen, um damit Frauen für seine Söhne zu kaufen. Tschischangalala aß Freundschaft mit Gulube (Schwein). Gulube war ein großer Fumu (Häuptling), der viele Ziegen und Hühner hatte. Tschischangalala sagte zu Gulube: "Leih mir zehn Ziegen." Gulube sagte: "Du bist mein Freund; hier hast du zehn Ziegen. Ich werde morgen kommen und sie mir wieder holen."Tschischangalala sagte: "Gut, schlage morgen früh die Trommel, dann weiß ich, daß du kommst." Tschischangalala ging. Tschischangalala kam in sein Dorf. Er sagte zu seinen Söhnen: "Sagt es mir, wenn morgen früh der Fumu Gulube die Trommel schlägt."
Gulube schlug am andern Morgen die Trommel: "Tarratatata, tarratatata, tarratatata." Gulube machte sich auf den Weg. Gulube kam tukke, tukke, tukke, tukke. Die Söhne Tschischangalalas sagten: "Vater, Gulube kommt."Tschischangalala sagte: "Gut, ich bin tot."Tschischangalala legte sich auf den Boden. Seine Söhne schlugen ringsherum Nkunde (Erbsen) und Pondo (Korn) nieder. Gulube kam. Gulube fragte: "Was macht ihr da?" Die zehn Söhne sagten: "Unser Vater ist gestorben, sieh dort hin." Gulube sah hin. Gulube floh in den Wald. Gulube hat seine zehn Ziegen nicht wieder bekommen. Tschischangalala stand auf.
Tschischangalala sagte: "Ich habe zehn Söhne, ich muß viele Ziegen haben." Tschischangalala ging zu Fukussu (ein Mensch) und machte mit ihm Freundschaft. Tschischangalala sagte zu Fukussu: "Leih mir zehn Ziegen." Fukussu sagte: "Gut, ich werde morgen kommen und sie mir wieder holen." Fukussu kam am nächsten Morgen in Tschischangalalas Dorf. Er fragte: "Wo ist Tschischangalala?" Die zehn Söhne sagten: "Tschischangalala liegt hier, er ist tot." Fukussu sagte: "Ich bin auch tot." Fukussu legte sich auch als Toter hin. Hier lag Tschischangalala tot, dort lag Fukussu tot. Fukussu hatte zehn Söhne. Die zehn Söhne sagten: "Unser Vater kommt nicht wieder. Wir gehen in Tschischangalalas Dorf." Sie gingen, sie gingen, sie gingen. Sie wollten Krieg machen und kamen zu den zehn Söhnen Tschischangalalas. Die zehn Söhne Fukussus kamen im Dorf an. Tschischangalala hob den Kopf auf und sagte: "Ich bin nicht tot." Fukussu hob den Kopf auf und sagte: "Ich bin nicht tot. Du bist schlau; ich bin schlau. Wir wollen uirkliche Kameradschaft machen."
Tschischangalala gab die zehn Ziegen zurück. Er kochte Essen für die zehn Söhne Fukussus. Tschischangalala und Fukussu aßen wirklich Freundschaft zusammen. Sie raubten alle Dörfer aus und wurden sehr reich. Ihre Söhne wurden reich. Kuschika
Nkanku (Baluba; Benda Lande am Lubilasch)Nkanku (ein Mann, der Name bedeutet Adler) hatte eine Frau und acht Söhne. Die ältesten sechs hießen: Mpassu (Heuschrecke), der siebente hieß Mussodi (Eidechse). Der achte wurde sehr spät geboren. Er hieß Tschulle (Wasserfrosch) Kande-Tschulle (Kande ist eine Wildkatze). Die Mutter sagte eines Tages: "Wir essen alle Tage Maniok. Es gibt dort große Wasserlöcher mit vielen Fischen. Warum gehen meine Söhne und mein Mann nie fischen?" Die Mpassu sagten: "Wir werden gehen."
Die Mpassu gingen alle zu dem Wasserloch und begannen eifrig, das Wasser herauszuschöpfen. Sie schöpften und schöpften undschöpften, das Wasser nahm nicht ab. Sie schöpften. Das Wasser nahm nicht ab. Kande-Tschulle, der kleinste, kam (des Weges). Die Mpassu sagten: "Hilf uns, wir können den Teich nicht leeren."Kande sagte: "Ich tue es."Kande schöpfte. Er hatte es bald vollendet. Sie fingen viele Fische. Kande sagte: "Wartet, ich will schnell noch ein Bad nehmen."Die Mpassu liefen nach Hause. Sie nahmen die Fische und sagten: "Wir haben alle Arbeit allein verrichtet. Kande hat am Ufer so (der Erzähler stellt sich in abwartender Stellung mit gekreuzten Armen hin) gestanden und nicht gearbeitet." Nkanku sagte: "Ihr habt gut gearbeitet." Kande nahm sein Bad; er kam (später) nach Hause. Nkanku schlug Kande (weil er nicht mit gearbeitet hatte). Kande floh in den Busch. Er blieb zwei Tage im Busche.
Die Mutter sagte (nach zwei Tagen): "Die Fische sind zu Ende; geht Fische fangen." Die Mpassu sagten: "Wir gehen." Sie gingen zu einem (andern) Wasserloche. Sie schöpften. Sie schöpften. Das Wasserloch ward nicht leer. Kande-Tschulle kam (des Weges). Er stand so (Kopf auf eine Hand gestüzt) am Ufer. Die Mpassu sagten: "Hilf uns!" Kande-Tschulle sagte: "Was habt ihr dem Vater gesagt?" Die Mpassu sagten: "Wir haben nichts Schlechtes gesagt." Kande-Tschulle schöpfte. Er arbeitete allein. Er war bald fertig. Sie fingen viele Fische. Kande sagte: "Wartet, ich will ein Bad nehmen." Die Brüder nahmen die Fische und gingen nach Hause. Sie sagten: "Wir haben alle Arbeit allein verrichtet. Kande hat am Ufer gestanden." Nkanku sagte: "Ihr habt gut gearbeitet." Kande nahm sein Bad. Er kam nach Hause. Nkanku schlug Kande. Kande floh in den Busch. Im Busche war das Longonjenje (Chamäleon).
Longonjenje kam ins Dorf Nkankus. Nkanku, seine Frau und die Mpassu waren da. Longonjenje sagte zu Nkanku und seiner Frau: "Schneidet mir hier (im Nacken) ein Stück Haut ab. Eßt es 1" Die Eltern der Mpassu taten es. Longonjenje sagte: "Ihr seid nun Vögel. Fliegt auf den Baum neben dem Wasserloche." Die Eltern waren Vögel. Sie setzten sich auf den Baum.
Die Mpassu kamen. Sie schöpften und schöpften und schöpften.
Der Teich ward nicht leer. Kande kam (des Weges). Er stand am Ufer. Die Brüder baten: "Hilf uns!" Kande sagte: "Was habt ihr den Eltern gesagt?" Die Mpassus sagten: "Wir haben nichts Schlechtes gesagt." Kande begann zu schöpfen. Kande schöpfte schnell. Kande war fertig. Sie fingen viele Fische. Kande sagte: "Wartet, ich will ein Bad nehmen." Kande nahm ein Bad. Die Brüder nahmen die Fische und eilten heim. Die Eltern saßen auf dem Baum und sahen alles. Die Eltern flogen (auch) heim.Die Mpassu kamen. Sie hatten viele Fische. Die Mpassu sagten zum Vater: "Wir haben alle Arbeit allein verrichtet. Kande stand am Ufer." Der Vater sagte: "Ihr lügt, wir haben alles gesehen. Wo ist Kande?" Die Mpassu sagten zum Vater: "Er kommt nach uns." Kande kam. Nkanku nahm einen Stock und schlug alle Mpassu und Mussodi (Mussodi hatte zu den Mpassu gehalten). Die Mpassu und Mussodi liefen in den Busch und wurden Tiere. Kande blieb bei seinen Eltern.
Mukemaji (Baluba; Bena Kaloschi; Bena Kassasse)Mukemaji (ein Mann) hatte viele Hühner. Es wurden ihm täglich Hühner gestohlen. Mukemaji sagte: "Weshalb verliere ich alle Tage Hühner?" Er ging umher. Hinter seinem Hause fand er einen breiten Weg. Er sagte: "Alle Tage verliere ich Hühner. Jetzt finde ich diesen Weg. Ich werde den Weg kennen lernen." Er stellte eine Falle auf. Am andern Morgen sah er nicht nach.
Am andern Morgen war eine Schlange in der Falle. Es kam ein Huhn des Weges. Die Schlange sagte zu dem Huhne: "Mach mich los aus der Schlinge." Das Huhn sagte: "Was? Dich, der du meine Geschwister gegessen hast, dich soll ich befreien?" Die Schlange sagte: "Es ist gut, aber du wirst am gleichen Tage mit mir sterben." Das Huhn ging von dannen.
Es kam ein Hund des Weges. Der Hund sah die Schlange und rief: "Oh, eine Schlange 1" Die Schlange sagte: "Mach mich aus der Schlinge frei !" Der Hund sagte: "Was? Dich soll ich befreien, die du alle Tage unsere Hühner gegessen hast?" Die Schlange sagte: "Gut, ich werde sterben. Du stirbst aber am gleichen Tage !" Der Hund ging von dannen.
Es kam eine Ziege des Weges. Die Ziege sagte: "Sieh da, die Schlange ist gefangen." Die Schlange sagte: "Mach mich aus der Schlinge frei 1" Die Ziege sagte: "Dich soll ich freimachen? Du hast viele von uns gebissen, daß sie starben. Du hast die Hühner gefressen 1" Die Schlange sagte: "Gut, ich werde sterben. Du sollst aber am selben Tage sterben." Die Ziege ging von dannen.
Es kam ein Schwein mit seinem Kinde des Weges. Das Schwein sagte: "Sieh da, die Schlange." Das Schwein sagte zu seinem Kinde:
"Hüte dich vor der Schlange, sie beißt zu Tode." Die Schlange sagte: "Mach mich aus der Schlinge frei!" Das Schwein sagte: "Dich soll ich befreien, die du unsere Hühner ißt?" Die Schlange sagte: "Gut, so werde ich sterben. Du sollst aber am gleichen Tage sterben." Das Schwein ging mit seinem Kinde von dannen.Mukemaji sagte zu seiner Frau (als die Sonne dort stand; zirka 11 Uhr): "Ich habe gestern eine Falle für den Räuber der Hühner gestellt. Ich vergaß heute Morgen nachzusehen." Die Frau sagte: "Geh hin und sieh nach." Der Mann ging mit einem Stock auf den Weg hinter dem Hause, wo er die Falle gestellt hatte. Er fand die Schlange. Die Schlange stellte sich tot. Er nahm den Stock und warf sie von einer Seite zur andern. Sie ward schlaff und ließ sich (widerstandsios) herumwerfen. Er warf sie von einer Seite zur andern. Er warf sie zurück. Mukemaji sagte: "Die Schlange ist tot."Mukemaji nahm die Schlange aus der Schlinge und in die Hand, um sie ins Dorf zu tragen. Die Schlange biß den Mann in den Unterarm. Die Wunde schwoll schnell an.
Der (gebissene) Mann kam in das Dorf. Alle Leute kamen zusammen, ihm zu helfen. Die Leute sagten: "Frag das Lubuku (Orakel), warum dir das Unglück zustieß. Wenn du den Urheber oder eine Verschuldung kennst, so bleibst du vielleicht am Leben !" Die Leute schlugen der Schlange den Kopf ab.
Mukemaji fragte das Lubuku. Das Lubuku sagte, daß der Mukische (Gespenst) des Vaters Mukemajis ein Huhn wolle. Man nahm ein Huhn und schlachtete es. Der Kopf der Schlange sagte: "Ich sagte dir, daß du am selben Tage wie ich sterben würdest." Das Huhn starb. Die Wunde ward nicht besser.
Mukemaji fragte das Lubuku. Das Lubuku sagte, daß der Mukische des Vaters Mukemajis einen Hund verlange. Man nahm einen Hund und schlachtete ihn. Der Kopf der Schlange sagte: "Ich sagte dir, daß du am selben Tage wie ich sterben würdest 1" Der Hund starb. Die Wunde ward nicht besser.
Mukemaji fragte das Lubuku. Lubuku sagte, daß der Mukische des Vaters Mukemajis eine Ziege verlange. Man nahm eine Ziege und schlachtete sie. Der Kopf der Schlange sagte: "Ich sagte dir, daß du am selben Tage wie ich sterben würdest." Die Ziege starb. Die Wunde ward nicht besser.
Mukemaji fragte das Lubuku. Das Lubuku sagte, daß der Mukische des Vaters Mukemajis ein Schwein verlange. Man nahm ein Schwein und schlachtete es. Der Kopf der Schlange sagte: "Ich sagte dir, daß du am selben Tage wie ich sterben würdest." Das Schwein starb. Die Wunde ward nicht besser.
Mukemaji schlachtete Huhn, Hund, Ziege, Schwein und starb dann.
Kaschiama und Gulungwe (Kanioka)Tschula (Kröte) hatte einen Bohnengarten angelegt. Gulungwe (Antilope) aß alle Tage von den Bohnen. Kaschiama (Leopard) kam eines Tages dazu und sah Gulungwe Bohnen essen. Kaschiama wollte Gulungwe packen. Gulungwe floh. Kaschiama eilte ihm nach.
Gulungwe kam in Kaschilas (eine Baumratte?) Dorf. Gulungwe sagte: "Hilf mir. Kaschiama verfolgt mich." Kaschila ging mit Gulungwe ans Wasser und verbarg sie in den Zweigen eines über den Fluß hängenden Baumes. Kaschila ging ins Dorf zurück. Kaschiama kam und fragte: "Wo ist Gulungwe?" Kaschila sagte: "Ach, Gulungwe steht unten im Wasser !" Kaschila führte Kaschiama ans Wasser und zeigte ihm das Spiegelbild im Wasser. Kaschiama sprang darauf zu. Putsch !~ Er war im Wasser. Er kam wieder heraus. Kaschila sagte: "Sieh, Gulungwe springt dort hin und her !" (Er zeigte auf das in den Wellen hin und her spielende Bild.) Kaschiamasprang und sprang und sprang wieder in das Wasser. Dann ging Kaschiama mit Kaschila in das Dorf. Kaschila sagte zu Kaschiama: "Wir wollen morgen das Lubuku (Orakel) fragen."
Am andern Morgen grub Kaschila ein Erdioch und steckte Gulungwe hinein. Er deckte sie so mit Erde zu, daß nur die Hörner heraussahen. Die Hörner malte Kaschila mit Pemba (weiße Erde) weiß an. Nach einiger Zeit kam Kaschiama. Kaschila sagte: "Komm, hier ist mein Lubuku. Da können wir sehen, wo und ob du Gulungwe fangen kannst." Kaschila faßte mit der rechten Hand an das eine Horn. Kaschiama faßte mit der rechten Hand an das andere Horn. Jeder zog hin und her. Kaschila sagte ziehend: "Gulungwe, bleib schön still liegen und schrei nicht, wenn du auch Angst hast; denn Kaschiama ist hier." Kaschiama sagte: "Was sagst du da?" Kaschila sagte: "Oh, ich mache nur das Lubuku !" Kaschiama sagte: "Dann mache weiter !" Kaschila sagte: "Hier liegt nun Gulungwe, und Kaschiama ist nicht klug genug, sie zu finden." Kaschiama sagte: "Was sagst du da?" Kaschila sagte: "Oh, ich frage das Lubuku." Kaschiama sagte: "Dann mache weiter." Sie fanden aber nicht, wo Gulungwe war.
Am andern Tage sagte Gulungwe zu Kaschila: "Ich habe immer nur Kaschiamas Rücken gesehen. Ich würde gern auch seinen Bauch einmal sehen." Kaschila sagte: "Wenn du das durchaus willst, so kann ich dir wohl helfen." Kaschila brachte Gulungwe wieder auf den Baum über dem Wasser. Kaschila ging in das Dorf zurück und sagte zu Kaschiama: "Komm, ich will dir Gulungwe zeigen." Kaschiama ging mit Kaschila an das Wasser. Kaschila sagte zu Kaschiama: "Heute spring nicht auf das Spiegelbild im Wasser. Lege dich heute hier am Wasserrand auf den Rücken, mit dem Bauche
jenen Zweigen dort zu." Kaschiama tat es. Er sah Gulungwe. Gulungwe sah Kaschiamas Bauch. Gulungwe wollte fliehen. Kaschiama sprang auf Gulungwe zu. Kaschila fragte Gulungwe: "Hast du nun Kaschiamas Bauch gesehen?" Kaschiama fraß Gulungwe.Der Gute und der Böse (Klo que)Tschambamba (Abendvogel) und Nkussu (der Papagei) wanderten und begannen ein Haus zu bauen. Tschambamba war mit seinem Hause sehr bald fertig. Nkussu war noch nicht fertig. Es kam ein Regen. Nkussu sagte zu Tschambamba: "Es ist schlimm. Meine Mutter kann nicht im Regen leben. Nimm meine Mutter mit in dein Haus. "Tschambamba sagte: "Ach, was du willst! Wir haben beide keine Leute. Ich bin schneller fertig mit meinem Haus als du. Nun soll ich deine Mutter bergen? Das geht nicht. Ich brauche das Haus für meine Mutter." Die Mutter Nkussus starb. Nkussu nahm sie auf und ging mit ihr von dannen, um sie zu begraben.
Nkussu ging mit seiner toten Mutter weiter und traf Kakaschina Kaschi. Kakaschina Kaschi sagte: "Iß meine Haut. Dann will ich dir einen Platz zeigen, wo du deine Mutter gut begraben kannst." Nkussu tat es. Kakaschina Kaschi zeigte ihm einen Fluß. Nkussu ging mit seiner toten Mutter hin. Er fragte: "Wo willst du begraben sein?" Seine Mutter konnte nicht antworten. Es war eine Stelle, da war das Wasser ganz laut, und eine Stelle, da war es ganz leise. Nkussu ging an die Stelle, wo das Wasser ganz leise war. Er sagte zu seiner Mutter: "Das hier ist gut für dich." Er legte seine Mutter in das stille Wasser.
Seine tote Mutter lag im stillen Wasser. Vier kleine Kalebassen stiegen aus dem Wasser empor. Ein Mann stand am Wasser. Er sagte: "Nimm die vier Kalebassen." Nkussu nahm die vier kleinen Kalebassen. Er ging nach Hause. Auf dem Heimwege fiel eine Kalebasse hin und zerbrach. Aus der Kalebasse kamen vier Knaben hervor. Eine andere Kalebasse zerbrach. Es kamen vier Jünglinge hervor. Die dritte Kalebasse zerbrach. Es kamen vier Mädchen hervor. Die vierte Kalebasse zerbrach. Es kamen vier schöne Frauen hervor. Nkussu kam mit sechzehn Leuten nach Hause und war sehr reich.
Tschambamba kam zu Nkussu und sagte: "Wie kommt es, daß du so reich geworden bist?" Nkussu sagte: "Ich begrub meine Mutter im Wasser. Es kamen vier Kalebassen zur Oberfläche. Aus den vier Kalebassen kamen die Leute, die ich habe."Tschambamba sagte: "Das ist nicht schwer." Tschambamba ging und schlug seine Mutter tot. Er trug seine tote Mutter von dannen. Er traf Kakaschina Kaschi. Kakaschina Kaschi sagte: "Iß meine Haut. Dann will ich dir einen Platz zeigen, wo du deine Mutter begraben kannst." Tschambamba sagte: "Du bist unrein und stinkst !" Tschambamba ging weiter. Er
kam an ein Wasser. Es war eine Stelle, da war das Wasser ganz laut. Es war eine Stelle, da war das Wasser ganz leise.Tschambamba ging an die Stelle, wo das Wasser sehr laut war. Er sagte: "Da muß es gut werden." Es stiegen auch (sogleich) drei Kalebassen aus dem Wasser empor. Tschambamba nahm sie schnell. Er warf die erste auf die Erde. Sogleich kamen Schlangen aus der Kalebasse. Tschambamba lief von dannen. Eine zweite Kalebasse fiel zur Erde. Sie sprang auf und viele, viele Bienen kamen heraus. Die flogen hinter Tschambamba her und stachen ihn am ganzen Leibe. Er lief in sein Haus. Da zerbrach die dritte Kalebasse. Da kamen vier alte Weiber heraus. Die vier alten Weiber schrien: "Gib uns zu essen." Nun mußte Tschambamba sehr viel arbeiten, um den vier alten Weibern immer genug Essen geben zu können.
2. DIE ZWERGANTILOPE
Gabuluku und Kaschiama (Bena Lulua am untern Lulua)Gabuluku, eine kleine Waldantilope, und Kaschiama (Leopard) hatten einmal Freundschaft miteinander gegessen. Sie arbeiteten zusammen unter einem offenen Dach in einer Schmiede. Sie arbeiteten am Blasebalge. Sie legten Holzkohlen in das Feuer. Gabuluku holte viele Holzkohlen. Kaschiama nahm Gabulukus Kinder und legte sie in die Holzkohlen. Er legte Holzkohlen darüber. Kaschiama und Gabuluku stießen die Blasebälge. Sie hämmerten. Auf dem Ambos lagen Gabulukus Kinder. Sie hämmerten taenge, taenge, taenge, taenge! Gabuluku nahm die Sache von dem Ambos auf. Es waren seine Kinder. Die Kinder hatten zerhämmerte Köpfe.
Gabuluku sagte zu Kaschiama: "Wir wollen an den Fluß gehen und baden." Kaschiama sagte: "Gut, wir wollen an das Wasser gehen." Sie gingen an das Wasser. Gabuluku sagte: "Wir wollen uns hier trennen. Du bleibst hier und wäschst alle deine schwarzen Flecken ab, einen nach dem andern, bis du rein bist. Ich gehe dort drüben hin. Du wirst mich im Wasser plantschen hören." Gabuluku ging an eine andere Stelle und band dort einen Baum an, so daß derselbe vom Wasser auf und ab geschleudert wurde. Der Baum machte pung, pung, pung, pung. Kaschiama hörte, wie der Baum pung, pung, pung, pung machte. Kaschiama sagte: "Gabuluku badet dort."
Gabuluku band den Baum an und ging in das Dorf Kaschiamas. Er sagte zu Kaschiamas Frau: "Mach Essen für Kaschiama !" Kaschiamas Frau machte Essen. Gabuluku sagte: "Ich werde es besorgen." Gabuluku nahm das Essen und die beiden Kinder Kaschiamas. Gabuluku ging nicht zu Kaschiama. Gabuluku ging mit dem Essen und mit den Kindern in den Wald. Er ging an einen Baum, der hohl war. Die Öffnung war so klein, daß Gabuluku kaum hinein
kam. Er ging mit dem Bidia (Brei) und mit den beiden Kaschiamas hinein.Kaschiama badete unten am Flusse. Kaschiama wusch einen Fleck nach dem andern. Kaschiama hörte pung, pung, pung, pung. Kaschiama sagte: "Gabuluku badet." Kaschiama hörte: pung, pung, pung, pung. Kaschiama sagte: "Gabuluku badet lange." Kaschiama ging hin und sah den Baumstamm. Kaschiama lief schnell den Spuren Gabulukus nach. Kaschiama kam in sein Dorf. Er fragte seine Frau: "Wo ist mein Essen?" Die Frau sagte: "Gabuluku hat es besorgt." Kaschiama schlug seine Frau. Kaschiama suchte seine Kinder. Kaschiama fand die Spur Gabulukus. Kaschiama folgte der Spur. Kaschiama kam an den Baum mit dem Loche. Kaschiama wußte, daß Gabuluku mit dem Bidia und seinen Kindern darin war. Das Loch im Baum war so klein, daß Kaschiama nicht hinein konnte.
Kaschiama nahm seine Axt, um den Baum umzuschlagen. Die Axt zerbrach. Er nahm eine andere. Die Axt zerbrach. Alle Äxte zerbrachen. Kaschiama ging hin und holte sieben Schlangen. Er sagte zu der ersten Schlange: "Geh hinein und töte Gabuluku." Nioka, die Schlange, ging hinein. Gabuluku war in der Höhle mit dem Bidia und mit den Kindern Kaschiamas. Gabuluku aß Bohnen. Er hatte am Eingang eine Schlinge angebracht. Als die Nioka eintreten wollte, wurde ihr Kopf in der Schlinge gefangen. Gabuluku legte die Schlange zur Seite. Sie war tot. Kaschiama sandte eine andere Nioka. Gabuluku fing sieben Nioka. Kaschiama sagte: "Ich kann dich jetzt nicht bekommen. Wenn ich dich aber treffe, werde ich dich töten." Deshalb ist Gabuluku immer im Walde.
Gabuluku (Bena Lulua; Bena Koschil; Bena Lassasse?)Nseffu (Elefant) Munene lud einmal alle Tiere zu sich zum Tanzen ein. Er machte ein großes, großes Haus und füllte viel Essen hinein. Die Tiere kamen (auch) alle und versammelten sich in Nseffu Munenes Dorfe. Gabuluku (Antilope) sagte: "Höre Nseffu! Wir werden abends und morgens tanzen. Inder Zwischenzeit werden wir nun schlafen. Da könntenun einer hingehen, in das Speisemagazin kriechen und stehlen. Ich mache also den Vorschlag, daß du allen befiehlst, abends die Beinfelle (wie Stiefel) auszuziehen und oben in das Haus zu hängen. So können sie nicht laufen." Nseffu Munene sagte: "Das ist sehr gut." Nseffu ernannte Kaschiama (Leopard) zur Wache.
Abends tanzte man. Als es Zeit war, blies Nseffu das Signal zum Schlafen. Alle zogen ihre Beinfelle aus und hingen sie oben in das Haus. Alle Tiere schliefen ein. Mukenge (Fuchs) rief den Regen. Es regnete. Gabuluku sah um sich. Alle schliefen. Kaschiama schlief, Mukenge schlief, alle schliefen. Gabuluku erhob sich, nahm aus dem Hause die Beinhäute Gulungwes (Antilope) und zog sie an. Er ging vor das
Haus. Er lief immer hin und her, so daß es viele Spuren gab. Dann ging er in das Speisehaus und aß und aß und aß. Dann kehrte er zurück, hängte Gulungwes Stiefel an den Haken und schlief.Am (andern) Morgen trat Kaschiama heraus. Er sah die vielen Spuren des Gulungwe. Kaschiama sagte: "Das ist etwas!" Er ging und sah, daß einer im Speisehause gegessen und geraubt hatte. Gabuluku zeigte die Spuren und sagte: "Das war Gulungwe." Die Tiere sagten: "Das war Gulungwe." Die Tiere riefen: "Oooo Gulungwe !" Gulungwe sagte: "Ich habe geschlafen, ich habe nicht gestohlen." Nseffu Munene, der Chef, kam. Er sah alles an. Er sah die Spuren. Er sagte: "Gulungwe muß sterben." Gulungwe wurde getötet.
Die Tiere tanzten, aßen, tranken, tanzten. Als es Zeit war, blies Nkuffu (Schildkröte) das Signal zum Schlafen. Alle zogen ihre Beinfelle aus und hingen sie im Haus oben auf. Alle Tiere schliefen ein. Mukenge rief den Regen. Es regnete. Gabuluku sah um sich; alle schliefen. Kaschiama schlief, Mukenge schlief, alle schliefen. Gabuluku erhob sich, nahm oben aus dem Hause die Beinhäute Ntundus (Antilope) und zog sie an. (Fortgesetzt wie oben.) Es wurden in gleicher Weise Bou (Büffel), Nseffu, Kakesse und endlich die Wache Kaschiama getötet.
Es waren (bis an diesen Morgen) getötet: Gulungwe, Ntundu, Bou, Nseffu, Kakesse und Kaschiama. Gabuluku ging spazieren. Kakaschi Kakullu (eine alte Frau) kam zu Nseffu Munene. Kakaschi Kakullu sagte: "Du tötest alle Tiere umsonst. Die Tiere haben nicht gestohlen. Gulungwe hat nicht gestohlen. Ntundu hat nicht gestohlen. Bou hat nicht gestohlen. Nseffu Kakesse hat nicht gestohlen. Kaschiama hat nicht gestohlen. Gabuluku ist der Schlauberger. Gabuluku hat dir den Rat gegeben, alle Tiere sollten nachts die Beinfelle oben ins Haus hängen. Gabuluku nimmt nachts die Beinfelle, läuft darin herum, stiehlt und hängt sie wieder hin. Stelle nun Kabundji (Marder) als Wache in das Magazin. Ich werde ein Buanga (Zaubermittel) machen. Wenn Kabundji einschläft, wird das Buanga ihn aufwecken." Nseffu Munene sagte: "Es ist gut."
Die Tiere tanzten, aßen, tranken, tranken. Als es Zeit war, blies Nseffu das Signal zum Schlafen. Kabundji ging als Wache in das Magazin. Alle zogen ihre Beinfelle aus und hingen sie oben ins Haus. Alle Tiere schliefen ein. Mukenge rief den Regen. Es regnete. Gabuluku sah um sich. Alle Tiere schliefen. Gabuluku erhob sich, nahm oben aus dem Hause die Beinhäute Ngombes (des Hausrindes) und zog sie an. Gabuluku ging vor das Haus. Er lief immer hin und her, so daß es viele Spuren gab. Dann ging er in das Speisehaus. Kabundji schlief.
Kabundji schlief. Neben Kabundji stand das Buanga. Das Buanga stieß Kabundji an und sagte (ganz leise): "Wach auf, wach auf,
wach auf! Der Dieb kommt !" Kabundji sah ganz vorsichtig (mit wenig geöffneten Lidern) umher. Er sah jemand kommen und essen und essen und essen. Er sah, es war Gabuluku, der die Stiefel Ngombes anhatte. Gabuluku aß und aß und aß. Gabuluku ging wieder nach Hause, legte sich hin und schlief.Am Morgen traten die Tiere vor die Haustür. Sie sahen die Spuren. Die Tiere riefen: "Oooooh, Ngombe !" Gabuluku kam heraus und rief: "Oooo, Ngombe hat gestohlen!"Ngombe rief: "Ich habe geschlafen und nicht gestohlen." Kabundji sagte zu Nseffu Munene: "Gabuluku hat gestohlen." Nseffu Munene sagte: "Gabuluku hat in den Beinhäuten Ngombes gestohlen !" Gabuluku rief: "Ich habe nicht gestohlen, ich habe nicht gestohlen, ich habe nicht gestohlen !" Die Tiere sagten: "Gabuluku ist ein großer Dieb. Gabuluku muß sterben." Sie banden Gabuluku.
Die Tiere wollten Gabuluku auf der Stelle totschlagen. Gabuluku sagte: "Schlagt mich hier nicht tot. Ihr verunreinigt euch den Platz, wenn ihr mich nachher zerlegen wollt, um mich zu essen. Bringt mich dort ans Holz." Die Tiere brachten Gabuluku an die Waldgrenze. Gabuluku sagte: "Nehmt mir die Stricke jetzt ab, ehe ich tot bin, dann habt ihr nicht nachher die Arbeit. Schlagt mich gegen den Boden, und ich bin tot." Die Tiere nahmen Gabuluku die Stricke ab und schlugen ihn gegen den Boden. Gabuluku entschlüpfte aber unter den Zweigen schnell in den Wald.
Der Sohn Kaschiamas rief: "Gabuluku ist schuld, daß viele Tiere schuldlos getötet worden sind. Er hat sehr viel geraubt und gefressen. Wir wollen ihn fangen." Alle Tiere sprangen hinter Gabuluku her. Gabuluku kam an einen Baum mit vielen Luftwurzeln, zwischen denen eine Höhle im Boden war. Er schlüpfte hinein. Die Tiere kamen an und begannen zu scharren und zu kratzen. Sie kratzten so lange, bis Kaschiama wirklich einen FußGabulukus erfaßte und daran ziehen konnte. Gabuluku rief: "Ich sitze auf dieser Seite, und du ziehst an einem Stück Holz auf der andern."Gabuluku lachte. Kaschiama ließ los. Gabuluku sprang auf, an den (verblüfften) Tieren vorbei und in den Wald. Die Tiere sagten: "Es war doch Gabulukus Fuß."
Der Sohn Kaschiamas rief: "Gabuluku ist schuld, daß viele Tiere getötet worden sind. Er hat sehr viel geraubt und gefressen. Wir wollen ihn fangen." Alle Tiere sprangen hinter Gabuluku her. Gabuluku sprang durch den Wald und kam an ein Dorf. Das war nur von Gabuluku bewohnt. Es waren viele Gabuluku. Sie schlugen die Trommel und tanzten. Gabuluku rief: "Schneidet euch schnell die Ohren und Schwänze ab." Gabuluku schnitt sich Ohren und Schwanz ab. Alle Gabuluku schnitten sich Ohren und Schwänze ab. Die Tiere kamen an. Sie sahen auf den Boden und sahen viele Gabulukuspuren. Die Tiere sagten: "Wo ist unser Gabuluku?" Die Gabuluku trommelten
und sagten: "Wir alle sind Gabuluku."Die Tiere antworteten: "Unser Gabuluku hatte Ohren und Schwanz." Die Gabuluku sagten: "In diesem Dorfe sind nur Gabuluku ohne Ohren und Schwänze." Die Tiere kehrten unverrichteter Sache wieder zurück.Die andern Tiere wollten nichts mehr mit Gabuluku zu tun haben, da er ein Räuber ist.
Gabulukus Maß (Bena Mai),Alle Tiere schlugen Holz. Gulube (Schweine) schlug. Die andern sahen es an und sagten: "Es hat nicht das rechte Maß."Kaphumbu (Elefant) schlug. Die andern sahen es an und sagten: "Es hat nicht das rechte Maß." Jedes Tier schlug Holz, und die andern sagten: "Es hat nicht das rechte Maß. "Gabuluku (Antilope) sollte auch Holz schlagen.
Gabuluku kam und maß die Größe jedes Tieres. Er ging in den Wald. Ein Stück schlug er so lang wie Gulube, eines so lang wie Kaphumbu usw. Nach der Größe eines jeden schlug er ein Holz. Er brachte alles Holz heran. Jeder nahm das von seiner Größe und sagte: "Gabuluku hat das rechte Maß geschlagen."
Gabuluku und Kaschiama (Bena Mai)Kaschiama (Leopard) und Gabuluku (Antilope) machten Freundschaft. Kaschiama sagte zu Gabuluku: "Heute mache Kohlen, morgen wollen wir zum Schmiede gehen." Galubuku machte Kohlen. Am andern Tage machten sie sich auf. Kaschiama machte (heimlich) kehrt, lief zurück und steckte die Kinder Gabulukus in seinen Sack. Gabuluku machte (ebenfalls heimlich) kehrt, lief zurück und steckte die Kinder Kaschiamas in seinen Sack. Sie kamen beide zu Mutudi (dem Schmiede). Kaschiama gab sein Eisen hin. Mutudi sagte: "Stoße den Blasebalg !" Kaschiama arbeitete am Blasebalg. Er sang: buluku, du hast etwas vor." Nachher war alles fertig. Mutudi sagte: "Nun bezahle mich."Kaschiama sagte: "Komm in dein Haus 1"Mutudi ging mit Kaschiama in sein Haus. Kaschiama machte seinen Sack auf und gab dem Schmiede die Kinder Gabulukus als Zahlung.
Gabuluku gab (alsdann) Mutudi sein Eisen. Mutudi sagte: "Stoße den Blasebalg!" Gabuluku arbeitete am Blasebaig und sang: "Diese Streitsache werde ich vortragen." Nachher war alles fertig. Mutudi sagte: "Nun bezahle mich !" Gabuluku sagte: "Komm in dein Haus." Mutudi ging mit Gabuluku in sein Haus. Gabuluku machte seinen Sack auf und gab dem Schmiede die Kinder Kaschiamas als Zahlung.
Gabuluku und Tambue (Bena Lulua; Bena Tschibaschi am Kalupembe östl. Luebos)Gabuluku(Antilope)tat Kanu(Kupferkreuze),Mabue(Perlen) , Leepo (Salz) und Bilulu (Stoffe) in eine Tschifwaua (Deckelkorb, wie die, in
denen die Bena Luebo ihre Masken haben). Mit der Tschifwaua ging er in Tambues (Löwe) Dorf, um mit ihm Freundschaft zu schließen. Er kam in Tambues Dorf und sagte: "Hier sind Bohnenblätter."Er gab den Korb Tambue. Tambue gab den Korb seiner Moadi (Frau) und sagte: "Nimm das hier und öffne es." Die Frau öffnete nicht. Gabuluku sagte: "Ich gehe wieder."Tambue fragte seine Frau: "Hast du die Tschifwaua nachgesehen?" Die Frau sagte: "Ach, wir haben soviel Bohnenblätter !"Sie gab Gabuluku seinen Deckelkorb ungeöffnet zurück (Ablehnung des Freundschaftsschlusses).Gabuluku ging nach Hause. Auf dem Wege traf er Leute, die hatten viele Ziegen und Hühner. Gabuluku fragte: "Wo geht ihr hin?"Die Leute sagten: "Wir gehen mit diesen Geschenken zu Tambue." Gabuluku sagte: "Ach, geht doch da nicht hin, Tambue hat nichts. Seht, ich war bei ihm mit einem Tschifwaua voll Bilulu, Tukanu, Leepo, Mabue. Ich habe alles wieder mit mir genommen. Denn Tambue hat nichts." Da machten die Leute kehrt. Gabuluku erzählte es überall und allen Leuten, daß Tambue nichts besitze. Da kamen keine Leute mehr zu Tambue. Tambues Dorf wurde arm.
Nach fünf Monaten ging Gabuluku abermals in Tambues Dorf. Er nahm wieder seine Tschifwaua mit sich. Er gab (abermals) Tambue den Deckelkorb und sagte: "Hier sind Bohnenblätter."Tambue nahm den Korb und brachte ihn seiner Moadi und sagte: "Sieh nach."Seine Moadi sagte: "Ach, wir haben so viel Bohnenkraut." Tambue sagte: "Sieh nach. Gabuluku ist klug. Er bringt mehr wie Bohnenkraut." Die Moadi nahm den Korb und öffnete. Sie nahm die Bohnenblätter heraus. Dann nahm sie Bilulu heraus. Dann nahm sie Leepo heraus. Dann nahm sie Tukanu heraus. Dann nahm sie Mabue heraus. Tambue ging zurück zu Gabuluku. Tambue sagte: "Wir wollen Freundschaft essen."
Tambue und Gabuluku aßen Freundschaft. Es kamen viele Leute in Tambues Dorf.
Gabuluku und Tschaame (Bena Lulua; Baqua Tschaba; Luehlagebiet)Gabuluku (Antilope) hatte eine Tochter Tschaame a Gabuluku. Er legte auf den Weg zum Hause seiner Tochter ein großes Stück Tschintschiddihaut (Schwammdecken, die sich um die großen Bäume auf dem Waldboden bilden, und die beim Darauftreten hohl erklingen) und sagte: "Wenn jemand meine Tochter Tschaame heiraten will, SO soll er seinen Fuß auf diese Schwammdecke setzen !" Es kamen nun alle Tiere und tanzten. Aber keines vermochte im Tanze den Fuß auf die Schwammdecke zu setzen!
Endlich kam ein anderer Gabuluku. Tschaame sah ihn und sang: "Ich würde gern den heiraten, der den Fuß auf diese Schwammdecke
setzt." Der andere Gabuluku tanzte. Er setzte tanzend seinen Fuß auf die Tschintschiddihaut und heiratete dann Tschaame.Gabuluku und Nge (Bassonge; Bassonje)Nge (Leopard) und Gabuluku (Antilope) aßen einmal Freundschaft. Nge sagte: "Wir wollen in das Dorf meiner Frau gehen." Gabuluku sagte: "Gehen wir in das Dorf deiner Frau." Sie gingen tukke, tukke, tukke, tukke. Sie kamen in das Dorf. Nge sagte: "Du hast keine Frau in diesem Dorfe?" Gabuluku sagte: "Nein, ich habe kein Haus und keine Frau in diesem Dorfe. Wir wollen beide im Hause deiner Frau schlafen."Nge sagte: "Nein, wir wollen nicht gemeinsam im Haus meiner Frau schlafen." Sie schliefen aber doch gemeinsam im Hause der Frau Nges. Nges Frau hatte (früher einmal) gesagt: "Du stiehist immer Ziegen. Wenn du wieder Ziegen stiehist, ist es mit unserer Ehe zu Ende." Nge sagte: "Ich stehle keine Ziegen." Nges Frau sagte: "Wenn du wieder Ziegen stiehist, ist es mit unserer Ehe vorbei."
Nge und Gabuluku schliefen im Hause der Frau Nges. Nachts erhob sich Nge. Nges Frau und Gabuluku schliefen. Nge schlich hinaus, tötete einige Ziegen und aß sie. Er nahm von dem Blut und ging in das Haus. Gabuluku schlief. Nges Frau schlief auch. Nge rieb Gabuluku mit dem Ziegenblut ein. Nge ging hin und wusch sich. Er schlich sich zu seiner Frau und legte sich leise nieder.
Die Leute kamen (am Morgen). Die Leute sagten: "Nge hat in der Nacht Ziegen geraubt und gefressen." Die Frau Nges sagte: "Unsere Ehe ist zu Ende; geh aus meinem Dorfe."Nge sagte: "Sieh meine Hände an, sieh meine Arme an, sieh meinen Mund an. Ich bin ohne Blut; ich habe keine Ziegen gegessen. Ich habe keine Hühner geraubt." Die Frau Nges sagte: "Du hast die Ziegen geraubt und gegessen, unsere Ehe ist zu Ende."Nge sagte: "Sieh meine Hände und Arme an; ich bin ohne Blut. Sieh Gabuluku an; seine Hände sind blutig, seine Arme sind blutig, sein Mund ist blutig. Gabuluku hat die Ziegen geraubt und gegessen." Die Frau Nges sagte: "Du hast die Ziegen gestohlen und gegessen. Unsere Ehe ist zu Ende." Die Leute sagten: "Du stiehlst und ißt Ziegen, Gabuluku stiehlt nicht Ziegen. Gabuluku ißt nicht Ziegen." Gabuluku sprach nicht. Erging hin und wusch sich.
Nge wurde vertrieben. Die Ehe Nges mit seiner Frau war zu Ende. Die Freundschaft Nges mit Gabuluku war zu Ende. Die Geschichte ist zu Ende.
Gabuluku, Kasclziama und Gulungwe (Baluba; Bena Koschi)Kaschiama (Leopard) und Gulungwe (Antilope) hatten Kameradschaft gegessen. Sie gingen des Weges. Kaschiama sagte: "Wir wollen
in das Dorf meiner Frau gehen." Gulungwe sagte: "Gehen wir in das Dorf deiner Frau.' 'Sie gingen. Auf dem Wege lagen Steine. Kaschiama sagte: "Wenn wir in das Dorf meiner Frau kommen, so kehre hierher zurück und bring die Steine." Gulungwe sagte: "Gut!" Es standen da Palmen. Kaschiama sagte: "Wenn wir in das Dorf meiner Frau kommen, so kehre hierher zurück und bring Palmwedel."Gulungwe sagte: "Gut!" Sie kamen in das Dorf der Frau Kaschiamas. Man wollte Missa (Palmnüsse) essen. Kaschiama sagte zu Gulungwe: "Geh hin und hole die Steine. Gulungwe ging hin und holte die Steine. Alle aßen Missa. Es blieb nur ganz, ganz wenig übrig. Als Gulungwe ankam, war nur noch ganz, ganz wenig für ihn zu essen da. Gegen Abend bereiteten die Frauen die Bidia (Brei). Als die Bidia fertig waren, sagte Kaschiama: "Geh hin und hole die Palmblätter."Gulungwe ging hin und holte die Palmblätter. Alle aßen von den Bidia. Alle aßen viel. Es blieb nur noch ganz, ganz wenig übrig. Für Gulungwe war nur noch ganz, ganz wenig da.Es wurde Nacht. Man ging schlafen. Auf der einen Seite des Hauses (offenbar in einem Verschlage) sollte Gulungwe schlafen. Auf der andern Seite des Hauses sollte Kaschiama schlafen (offenbar auch in einem Verschlage). Kaschiama sagte: "Ich kann nicht schlafen, wenn mir nicht nachts elf Ziegen auf den Kopf kacken." Die Leute brachten also elf Ziegen für Kaschiama. Kaschiama paßte auf, ob Gulungwe schlief. Sobald Gulungwe schlief, stand er ganz leise auf und schnitt einer Ziege den Hals ab. Er ließ das Blut in eine Schale fließen. Er nahm eine andere Ziege, schnitt den Hals durch und ließ das Blut in eine Schale fließen. Er tötete eine dritte Ziege; er tötete alle Ziegen und fing das Blut auf. Er ging mit dem Blut an die Schlafstatt Gulungwes. Er überschüttete Gulungwe mit Blut. Er rief den Schrei des Schreckens (ein gellendes Kreischen, wobei mit der Hand auf den offenen Mund geschlagen wird). Kaschiama rief: "Gulungwe hat die Ziegen getötet, Gulungwe hat die Ziegen getötet." Die Leute kamen. Die Ziegen waren tot. Gulungwe war rot vom Blute. Kaschiama rief: "Gulungwe hat die Ziegen getötet !" Die Leute kamen. Die Leute nahmen Gulungwe. Die Leute töteten Gulungwe. Sie zogen Gulungwe die Haut ab. Sie schnitten die Keulen ab. Sie schnitten die Blätter ab.
Kaschiama wickelte die Haut ein. Er nahm die Keulen; er nahm alles Fleisch. Er ging in das Dorf Gulungwes. Er ging zu der Frau Gulungwes. Er sagte zu Frau Gulungwe: "Bereite dies zu den Bidia." Es war alles fertig. Kaschiama aß. Frau Gulungwe aß. Die Kinder Gulungwes aßen. Kaschiama sagte: "Ihr habt euren Vater gegessen. Du hast deinen Mann gegessen."
Kaschiama aß mit Gabuluku (Antilope) Freundschaft. Er sagte zu Gabuluku: "Wir wollen in das Dorf meiner Frau gehen." Gabuluku
sagte: "Wir wollen in das Dorf deiner Frau gehen." Sie gingen. Sie kamen an eine Stelle, wo Steine lagen. Kaschiama sagte: "Wenn wir in das Dorf meiner Frau kommen, so kehre hierher zurück und bring die Steine."Gabuluku sagte: "Gut!" Gabuluku sagte: "Ob, ich habe solche Leibschmerzen." (Der Erzähler windet sich pantomimisch vor Schmerz.) "Oh, ich habe solche Leibschmerzen !" (Der Erzähler biegt sich in pantomimischen Schmerzwindungen bis zur Erde herab und streckt die Hand zu Boden.) Gabuluku steckte heimlich die Steine in den Sack. Sie gingen weiter. Kaschiama sagte: "Hier stehen Palmen, wenn wir nachher in das Dorf meiner Frau kommen, so kehre hierher zurück und bringe Palmwedel 1"Gabuluku sagte: "Gut! Oh, ich habe solche Leibschmerzen, oh, ich habe solche Leibschmerzen !" Er nahm heimlich Palmwedel und steckte sie in den Sack. Sie gingen.Sie kamen in das Dorf der Frau Kaschiamas. Man wollte Missa essen. Kaschiama sagte zu Gabuluku: "Geh hin und hole Steine." Gabuluku sagte: "Hier sind sie !" Er nahm den Sack und schüttelte die Steine vor Kaschiama aus. Kaschiama sagte: "Ah !" (Der Erzähler macht ein sehr verblüfftes Gesicht.) Man aß Missa. Gabuluku aß sehr viel. Man bereitete Bidia. Die Bidia waren fertig. Kaschiama sagte zu Gabuluku: "Geh hin und hole Palmzweige."Gabuluku sagte: "Hier sind sie." Er nahm den Sack und schüttelte die Palmzweige vor Kaschiama aus. Kaschiama sagte: "Ah !" Man aß Bidia. Gabuluku aß sehr viel.
Es ward Nacht. Man ging schlafen. Auf der einen Seite des Hauses sollte Gabuluku schlafen, auf der andern Seite des Hauses schlief Kaschiama mit seiner Frau. Kaschiama sagte: "Ich kann nicht schlafen, wenn mir nicht elf Ziegen auf den Kopf kacken." Die Leute brachten also elf Ziegen für Kaschiama. Kaschiama legte sich nieder und stellte sich schlafend. Gabuluku legte sich nieder und stellte sich schlafend. Als Kaschiama glaubte, daß Gabuluku schlafe, stand er auf. Er ging ganz leise hin und schnitt einer Ziege den Kopf ab. Er ließ das Blut in eine Schale fließen. Gabuluku stellte sich schlafend. Kaschiama nahm eine andere Ziege und schnitt ihr den Kopf ab. Er ließ das Blut in eine Schale fließen. Gabuluku stellte sich schlafend. Kaschiama tötete eine dritte Ziege. Kaschiama tötete alle Ziegen. Er schlich sich zur Schlafstatt Gabulukus, um das ganze Blut über ihn auszuschütten. Gabuluku schlief nicht, er sah es. Er sprang auf und hob die Schale mit dem Blute aus den Händen Kaschiamas. Er goß alles Blut über Kaschiama hin. Gabuluku schrie laut: "Kaschiama hat die Ziegen getötet." (Der Erzähler stößt einen gehenden Schrei aus.) Alle Leute kamen, und die Ziegen waren tot. Das Blut war über Kaschiama ausgegossen. Alle Leute sahen es. Sie ergriffen Kaschiama. Sie töteten Kaschiama. Sie zogen Kaschiama
die Haut ab. Sie schnitten die Keulen ab. Sie schnitten den Leib auseinander. Sie nahmen die Haut und alles Fleisch und gaben es Gabuluku. Die Haut des Kaschiama trägt nur der Mukelenge (Häuptling).Gabuluku nahm die Haut und alles Fleisch. Er ging zu Frau Gulungwe. Er gab ihr das Fleisch zu essen. Gabuluku sagte zur Frau Gulungwe: "Dein Mann war nicht klug, ich bin klug." Frau Gulungwe und ihre Kinder hatten gut zu essen. Kuschika
Gabuluku und Kaschiama (Baluba; Bena Kasadi; am Lubt-Lukulla)Gabuluku (Antilope) wollte in das Dorf Nseffus (Elefant) heiraten. Er nahm zehn Ziegen und einen Hut und ging zu Nseffu. Nseffu sagte: "Komme morgen nochmal mit Geschenken. Dann sollst du eine Frau haben." Gabuluku sagte (auf dem Heimwege zu sich): "Ich will nicht heiraten; ich will mein Geld wieder haben. Ich bin ein schwaches Tier. Ich will Kaschiama (Leopard) mitnehmen." Gabuluku ging zu Kaschiama. Kaschiama begleitete Gabuluku. Nseffu gab die Ziegen und den Hut nicht Gabuluku, sondern dem Kaschiama zurück. Kaschiama ging mit Gabuluku heim.
Gabuluku sagte zu Kaschiama: "Nun gib mir meine Ziegen und meinen Hut." Kaschiama sagte: "Nein, ich gebe sie nicht." Kaschiama wollte auf Gabuluku zuspringen und ihn umbringen. Gabuluku entwich aber und sagte: "Wir können das nachher machen." Kaschiama sagte: "Wir wollen das nachher machen."
Sie kamen an einen Platz, wo alle Tiere versammelt waren. Die Tiere sagten zu Gabuluku: "Hast du keine Frau aus dem Dorfe Nseffus geheiratet?" Gabuluku sagte: "Nein, ich habe meine Geschenke zurückgefordert." Die Tiere sagten: "Hat Nseffu dir die Geschenke zurückgegeben?"Gabuluku sagte: "Nseffu hat sie nicht mir, sondern Kaschiama gegeben und Kaschiama behält sie." Die Tiere sagten: "Das ist nicht unsere Sache. Geh zu den Bankima (Affen). Die werden das Rechte sagen."
Sie gingen zu den Bankima. Die Bankima sagten zu Gabuluku: "Hat Nseffu dir deine Geschenke wiedergegeben?" Gabuluku sagte: "Ich ging mit Kaschiama hin. Nseffu gab Kaschiama die Geschenke. Kaschiama will sie mir nicht wiedergeben, sondern will mich umbringen." Ein Affe, der da saß, sagte: "Kaschiama ist ein Dieb." Ein Affe, der da saß (der Erzähler zeigt mit dem Finger in die verschiedenen Richtungen -nach oben, also in die Baumzweige),sagte: "Kaschiama ist ein Dieb." Ein Affe, der da saß, sagte: "Kaschiama ist ein Dieb." Alle Affen riefen es. Kaschiama sprang hinter dem ersten Affen her. Doch er entfloh. Kaschiama sprang hinter dem zweiten Affen her. Doch er entfloh. Kaschiama sprang hinter dem
dritten Affen her. Doch er entfloh. Alle Affen sprangen zur Seite. Alle Affen riefen: "Kaschiama ist ein Dieb."Kaschiama sprang nach den Affen. Gabuluku ging inzwischen mit den zehn Ziegen und mit dem Hute nach Hause.
Gabuluku und die Tiere (Bena Lulua; Baschilange; Baqua Niambi bei Mai Munene)Gabuluku (Antilope) sagte zu allen Tieren: "Wir wollen alle die Augen unserer Mütter in den Kochtopf tun und essen." Die Tiere sagten: "Es ist recht." Alle Tiere gingen hin, töteten ihre Mutter und aßen die Augen. Sie hatten nun nichts mehr zu essen als Kautschukfrüchte. Gabuluku versteckte aber seine Mutter in einem Steinloch. Er ging alle Tage hin und ließ sich gutes Essen vorsetzen. Er sang vor dem Loch einen Spruch, dann ließ ihn seine Mutter herein. Wenn er satt war, ging er zu den andern Tieren und tat, als äße er Kautschukfrüchte mit Leidenschaft. Er war aber dick und fett. Die andern waren mager. Die andern Tiere sagten: "Gabuluku hat uns belogen."
Gabuluku ging einmal auf eine Wanderschaft. Während er fort war, gingen die andern dem Wege nach, den er alle Tage zu seiner Mutter nahm. Sie kamen an das Steinloch. Sie fanden die Mutter Gabulukus. Sie töteten die Mutter Gabulukus. Gabuluku kam nach Hause. Er fand die Leiche seiner Mutter. Er nahm die Augen aus dem Kopfe der Mutter und legte sie in die Erde. Darauf stiegen zwei Bäume aus der Erde. Gabuluku rief alle Tiere. Er sagte: "Seht die schönen Früchte, die auf den Bäumen sind." Alle Tiere sagten: "Ja, es sind schöne Früchte." Die Tiere stiegen auf die Bäume. Gabuluku sang: Die Augen meiner Mutter sterben, meine Mutter ist gestorben. Die beiden Bäume fielen um. Alle Tiere starben.
Gabuluku und die Tiere (Bassonge; Bena Ki; Zappu-Zapp)Gabuluku (Antilope) sagte: "Ich bin der Mukullu (der Älteste) von allen Tieren." Kaphumbu (Elefant) lachte: "Schau mich an. Ich bin groß und stark. Ich bin (eher) der Mukullu der Tiere." Bou (Büffel) lachte: "Schau mich an, ich bin stark, ich bin (eher) der Mukullu der Tiere." Nge (Leopard) lachte: "Schaut mich an." Alle großen Tiere lachten. Gabuluku sagte: "Paßt auf, ihr werdet mir noch alle euren Gruß entbieten."
Gabuluku tat sich mit dem Dikangalle (Perlhuhn) zusammen. Gabuluku sagte: "Ich will mir ein Haus bauen und brauche Matiti (Gräser). Dikangalle sagte: "Ich werde morgen früh Matiti schneiden und dir bringen." Gabuluku sagte: "Nicht doch, ich brauche deine Federn als Matiti. Wenn ich mein Haus fertig haben werde,
werde ich zu den großen Tieren gehen und sagen: ,Zeigt mir euer Haus, !" Dikangalle gab ihre Federn. Das Haus war soweit fertig. Gabuluku sagte: "Der Kaphumbu ist schlecht. Er beschmutzt alles, was du ißt. Ich werde den Kaphumbu essen." Dikangalle sagte: "Wenn du ihn tot machst, bist du ein großer Chef. Alle meine Kinder gehören dir dann in Zukunft." Gabuluku traf den Elefant. Er entbot Kaphumbu seinen Gruß und sprach: "Mukullu, ich brauche einen langen, aufgerichteten Balken." Gabuluku war sehr höflich. Kaphumbu lachte und riß einen Baum aus. Gabuluku sagte: "Nicht doch, er muß länger und stärker sein !"Kaphumbu riß einen andern Baum aus. Gabuluku sagte: "Nicht doch, er muß länger und stärker sein !"Kaphumbu riß einen ganz langen und ganz starken Baum aus und richtete ihn auf. Gabuluku sagte: "So ist es recht. Komm morgen hierher, so sollst du Früchte als Dank erhalten. Alle sollen für dich Früchte sammeln." Gabuluku ging hin und sammelte einen Sack voll Früchte. Gabuluku ging hin und sammelte einen Sack voll Steine. Gabuluku trug beide Säcke auf den Baum hinauf, den Kaphumbu aufgerichtet hatte. Gabuluku befestigte beide Säcke an der Spitze. Es war die Dikangalle, die die beiden Säcke an der Spitze der hohen Stange festhielt. Gabuluku rief nach und nach alle Tiere zu dem Baume.Gabuluku rief: "Wo ist mein Mukullu?" Kaphumbu rief: "Hier bin ich." Gabuluku rief: "Paß auf, eine Frucht." Er warf eine Frucht herab. Kaphumbu rief: "Das ist gut, wirf noch eine Frucht!" Gabuluku warf einen Stein herab. Der Stein fiel Kaphumbu in den Rachen. Kaphumbu starb. Gabuluku fragte die andern: "Ist Kaphumbu stark?" Die andern sagten: "Er ist nicht stark."
Gabuluku rief Bou. Bou rief: "Hier bin ich." Gabuluku rief: "Paß auf, eine Frucht 1" Er warf eine Frucht herab. Dann warf er einen Stein herab. Der Stein fiel Bou in den Rachen. Bou starb. Gabuluku fragte: "Ist Bou stark?" Die andern sagten: "Er ist nicht stark." Früher ging Nge wie ein Mensch aufrecht. Nge kam und verlangte eine Frucht. Gabuluku warf einen Stein herab. Nge drückte sich zur Seite. Der Stein fiel ihm auf den Nacken. Deshalb ist der Nge heute wohl stark, er geht aber auf allen Vieren.
Gabuluku aß Freundschaft mit Ntundu (eine Antilope). Gabuluku sagte zu Ntundu: "Es waren alles schlechte Tiere, die ich tötete, wir wollen es nun so machen, daß ihr alle in Zukunft im Walde bleibt, während ich in der Ebene wohnen werde." Gabuluku und Ntundu waren seitdem Freunde.
Ntundu sagte: "Brauchst du etwas, so sage es." Gabuluku hatte seine Mutter in einem Termitenhaufen versteckt. Gabuluku sagte: "Hast du noch eine Mutter?" Ntundu sagte: "Ja, ich habe noch eine Mutter. Hast du keine Mutter mehr?" Gabuluku sagte: "Nein,
meine Mutter ist gestorben. So wollen wir denn zu deiner Mutter gehen, um Essen zu holen." Ntundu sagte: "Gut, gehen wir zu meiner Mutter !" Sie kamen in das Dorf der Mutter Ntundus. Gabuluku sagte: "Höre, es ist nicht gut, wie du es machst. Mit deinen großen Füßen machst du Spuren; die sind viel zu stark. Nge wird deine Spuren sehen; er wird den Weg in das Dorf deiner Mutter finden, er wird kommen und deine Mutter töten. Geh du lieber nicht in das Dorf deiner Mutter. Ich habe kleine Hufe. Meine Spuren findet Nge nicht. Ich kann für dich die Speisen holen." Ntundu sagte: "Es ist gut."Gabuluku und Ntundu nahmen das Essen und gingen von dannen, um es an einem entfernten Orte zu verzehren. Sie gingen. Gabuluku schlüpfte unterwegs heimlich in den Busch. Er lief schnell zurück zum Hause der Mutter Ntundus. Er kannte den Namen der Frau. Er stellte sich mit einem Messer hinter die Tür und rief die Mutter Ntundus bei Namen. Die Frau sah heraus. Gabuluku schnitt ihr schnell den Kopf ab. Er hängte den Kopf am Hausgiebel auf. Gabuluku nahm eiligst alles aus dem Hause und rannte damit in den Wald. Er versteckte alles im Wald. Er lief schnell wieder zu Ntundu. Unterwegs traf Gabuluku die Spur Nges. Gabuluku kam zu Ntundu und tat, als sei nichts geschehen. Er sagte (nachher): "Mir ahnt, daß heute noch ein Unglück passiert."
Gabuluku und Ntundu aßen. Sie machten sich auf den Heimweg. Sie trennten sich. Ntundu ging auf das Dorf seiner Mutter zu. Gabuluku kehrte plötzlich um. Gabuluku rief: "Ntundu, eben sehe ich die Spur Nges, das kommt von deinen großen Füßen! Nge sucht deine Mutter !" Sie gingen wieder auseinander. Jeder ging seines Weges. Ntundu kam heim. Ntundu sah das Blut seiner Mutter. Ntundu lief zurück. Ntundu sagte: "Meine Mutter ist getötet, ihr Kopf ist an den Giebel des Hauses gehängt. Alles ist fortgetragen." Gabuluku sagte: "Siehst du, das kommt von deinen großen Füßen. Wir können in Zukunft zusammen leben."
Die Leute sagen: "Es ist schlecht, mit einem Gabuluku Freundschaft zu schließen."
Kaseschi und Nge (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu)Nge (Leopard, auch wohl Inge gesprochen) nahm seine Frau und ging mit ihr zu Mbou (Büffel). Er sagte zu Mbou: "Verkaufe mir diese meine Frau." Mbou sagte: "Nein, das tue ich nicht. Du bist mir zu listig."Nge ging mit seiner Frau zu Nsevu (Elefant). Er sagte zu Nsevu: "Verkaufe mir diese meine Frau." Nsevu sagte: "Nein, das tue ich nicht. Du bist mir zu listig."
Nge ging endlich mit seiner Frau zu Kaseschi (Antilope). Kaseschi sagte: "Warte, das will ich machen. Ja, ich will es machen." Nge ging. Kaseschi verkaufte Nges Frau.
Nach zwölf Wochen sandte Nge Gulungwe (Antilope) zu Kaseschi und sagte: "Ich will den Kaufpreis oder meine Frau haben. "Gulungwe kam zu Kaseschi und sagte: "Nge will seine Frau oder den Kaufpreis haben." Kaseschi sagte: "Es ist recht, ich will den Preis oder die Frau holen. Sie ist weit fort verkauft. Ich will hingehen. Komme nach zwei Tagen wieder, und warte dann hier auf mich. Meine Frau wird dir Essen machen."Gulungwe ging und sagte es Nge. Kaseschi sagte zu seiner Frau: "Gieße erst Öl über mich, dann wirf Mehl über mich, dann nimm mich in die Arme und setze dich mit mir dicht an das Wasser. Wenn Gulungwe kommt, sage: ,Kaseschi ist über Land weit fortgegangen. Hier habe ich meinen Sohn, er ist sehr krank. Nimm ihn eine Weile in die Arme. Ich will dir Essen machen.' Geh dann hin, und wenn du wiederkommst und siehst, daß ich nicht mehr hier bin, so sage: ,Oh, du hast meinen Sohn in das Wasser geworfen! Oh, du hast meinen Sohn in das Wasser geworfen!'" Die Frau Kaseschis sagte: "Es ist recht."
Gulungwe kehrte zurück. Er sah Frau Kaseschi am Wasser sitzen. Frau Kaseschi sagte: "Kaseschi ist weit fort gegangen. Hier habe ich meinen Sohn, er ist sehr krank. Nimm ihn eine Weile in die Arme. Ich will dir Essen machen." Gulungwe nahm den weißen Kaseschi. Als die Frau eine Weile im Hause war, sprang Kaseschi aus den Armen Gulungwes und in das Wasser. Dann kam die Frau aus dem Hause, sah, daß der weiße Kaseschi nicht mehr da war und weinte: "Oh, du hast meinen Sohn ins Wasser geworfen! Oh, du hast meinen Sohn ins Wasser geworfen."
Nach einer Weile kam Kaseschi. Er hatte sich im Wasser abgewaschen. Nge kam von der andern Seite. Kaseschi sagte: "Ich war auf dem Wege hierher mit Nges Frau. Die Leute sagten: ,Gulungwe hat deinen Sohn ins Wasser geworfen!' Da habe ich die Frau Nges zurückgelassen und bin schnell hergelaufen. Wo ist mein Sohn, wo ist mein Sohn !"
Nge sagte: "So soll Gulungwes Sohn an Stelle deines Sohnes dein Sklave sein. Du magst außerdem meine Frau behalten. Damit ist die Sache mit deinem ertränkten Sohne erledigt."
Also hatte Kaseschi die Frau Nges umsonst und Gulungwes Sohn als Sklaven.
Kassescht und Nge (Bassonge; Bena Kalebue)Kasseschi (Antilope) und Nge (Leopard) gingen gemeinsam an den Wald. Sie trafen zwei Mpaffu (Bäume). Es war ein Mann und eine Frau (wörtlich!). Nge nahm den weiblichen Baum. Kasscschi nahm den männlichen. Nge hatte immer Früchte, Kasseschi hatte an seinem Baume keine Früchte. Kasseschi sagte: "Nge hat im Überfluß, er gibt mir ab." Kasseschi nahm einen Schultersack (Nkuffi), ging zu dem
Baume Nges und stahl von den Früchten Nges. Nge sah, daß von seinen Früchten gestohlen war. Am andern Tage nahm Kasseschi wieder seinen Nkuffi und stahl von den Früchten Nges. Nge sah, daß von seinen Früchten gestohlen war. Am andern (dritten) Tage nahm Kasseschi wieder seinen Nkuffi und stahl von den Mpaffufrüchten Nges. Nge rief einen Nganga, der machte ihm einen großen Nkischi (eine Holzfigur). Nge stellte den Nkischi auf eine Seite des Baumes und rund herum Speise und eine Kalebasse mit Malaffu (Palmwein).Kasseschi kam am andern (vierten) Tage mit seinem Nkuffi, um von den Tpaffufrüchten Nges zu stehlen. Er stieg die dem Nkischi entgegengesetzte Seite des Baumes empor und füllte seinen Nkuffi mit Tpaffufrüchten. Dann stieg er auf der Seite des Nkischi herab. Kasseschi sah den Nkischi und die Speise und den Malaffu. Kasseschi sagte zum Nkischi: "Sieh, Nkischi, ich habe großen Durst, gib mir doch zu trinken. Darf ich trinken?" Der Nkischi machte eine kleine Bewegung mit dem Kopfe. Kasseschi sagte: "Ah, der Nkischi erlaubt es." Kasseschi trank einen guten Teil Malaffu. Kasseschi sagte: "Sieh, Nkischi, ich habe großen Hunger, gib mir doch zu essen. Darf ich essen?" Der Nkischi machte eine kleine Bewegung mit dem Kopfe. Kasseschi sagte: "Ah! Der Nkischi erlaubt es." Kasseschi aß einen guten Teil von dem Brei. Der Nkischi vergoß Wasser aus den Augen. Kasseschi sagte: "Ach, du weinst? Du weinst, weil ich ein wenig von deinem Essen und von deinem Tranke genommen habe? Ah! Ich will dir die Tränen abtrocknen." Kasseschi wischte ihm mit der linken Hand (nach der Pantomime des Erzählers sehr zart und liebevoll) die Tränen von der Backe. Die linke Hand Kasseschis saß an der rechten Backe des Nkischi fest. Kasseschi konnte die Hand nicht fortziehen. Kasseschi sagte: "Ach, du willst mich festhalten ?" Kasseschi gab ihm mit der rechten Hand eine Ohrfeige. Die rechte Kand saß am Nkischi fest. Kasseschi konnte sie nicht fortziehen. Kasseschi sagte: "Komm, wir wollen uns umarmen!" Kasseschi drückte seine Brust gegen die Brust des Nkischi. Kasseschi war ganz fest an dem Nkischi. Er konnte nicht mehr fort.
Nge sagte am andern Tage zu seiner Frau: "Ich will doch sehen, ob der Dieb nicht gefangen ist, der meine Mpaffufrüchte gestohlen hat."Nge ging in den Wald. Er sah Kasseschi fest am Nkischi. Kasseschi hatte den Nkuffi mit den Früchten über der Schulter. Kasseschi sagte: "Ach, was habe ich schlecht gehandelt, was habe ich schlecht gehandelt! Oh, daß ich ein Dieb bin! Oh, daß ich ein Dieb bin! Oh, töte mich, weil ich so schlecht bin. Aber du sollst ein Reugeld haben. Du sollst das Fett meines Bauches haben, das sich von den vielen Mpaffu angesammelt hat. Töte mich nicht hier. Denn, wenn du mich hier tötest, so fließt das Fett auf den Boden und der Nkischi
frißt es auf. Koche mich in deinem Hause in einem Topfe. Weil mein Herz aber schlecht ist, binde mich !" Nge sagte! "Ach, du bist so sehr schlecht nicht. Es ist wahr, daß dein Bauch von meinen Mpaffu viel Fett hat." Nge band Kasseschi und führte ihn mit sich nach Hause.Nge kam nach Hause und sagte zu seiner Frau: "Setze einen Topf auf das Feuer. Wir wollen Kasseschis Bauchfett auskochen." Die Frau Nges ging mit einem Topfe zum Bache hinab, um Wasser zu holen. Nge führte Kasseschi in die Hütte. Kasseschi sagte: "Rufe deiner Frau nach, daß sie zwei Töpfe mit Wasser holen soll, denn mein Fell ist sehr fest (?)."Nge ging in die Tür und rief seiner Frau nach: "Bring zwei Töpfe mit Wasser !" Inzwischen zog Kasseschi ein kleines Messer aus dem Dach und klemmte es unter den Arm. Nge kam zurück und legte Kasseschi in den Topf. Die Frau brachte das Wasser und goß es über Kasseschi. Kasseschi sagte: "Das erstemal mußt du wenig Wasser nehmen; das gieße dann fort und fülle Wasser bis zum Rande auf."Nge ging hinaus. Er sandte Tschikaboa (die Kröte) und Musseschi als Wächter hinein. Kasseschi schaute über den Topfrand und sagte für sich: "Das sind langsame Wächter." Kasseschi sagte zu Frau Nge: "Nun macht auch schon Brei zurecht, damit ihr nachher gleich essen könnt !" Die Frau ging hinaus Mehl zu stampfen.
Die Frau war am Nebenhaus und stampfte Mehl. Nge saß vor der Haustür und rauchte Liamba (Hanf). Kasseschi nahm das Messer und schnitt die Schnüre durch. Kasseschi sprang aus dem Topfe. Tschikaboa und Musseschi machten einige Sprünge. Kasseschi sprang zur Tür hinaus und an Nge vorbei. Kasseschi rief: "Das Fett habe ich im Topfe gelassen."
Kassescht und Nge (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu)Nge (Leopard) und Kasseschi (Antilope) gingen auf das Feld hinaus, um ihre Äcker zu bauen. Der eine arbeitete auf der einen, der andere auf der andern Seite. Nge sagte: "Zwischen unseren Äckern wollen wir nachher bauen. Der eine arbeitete auf der einen, der andere auf der andern Seite. Nge sagte: "Zwischen unseren Äckern wollen wir nachher einen Weg machen. Kasseschi arbeitete ein wenig. Dann nahm er die Hanfpfeife und rauchte und sah Nge zu und rauchte. Nge arbeitete und arbeitete. Kasseschi arbeitete ein wenig. Dann nahm er die Hanfpfeife und rauchte und sah Nge zu und rauchte. Nge arbeitete und arbeitete. Nge hatte bald einen großen Acker bestellt. Kasseschi sah, daß Nge einen großen Acker bestellt hatte. Kasseschi sagte für sich: "Man muß den Weg machen."
Kasseschi ging hinüber zu Nge und sagte: "Du bist zwar ein starkes Tier. Du bearbeitest aber doch meinen Acker mit, als ob du mein
Sklave wärst." Nge sagte: "Ich werde dich totschlagen." Kasseschi sagte: "Bist du denn stark genug, mich quer durch den Acker hier zu schleifen?" Kasseschi warf sich auf die Erde. Nge ergriff Kasseschi bei den Beinen und schleifte ihn quer über den Acker, den Nge bearbeitet hatte. Kasseschi stand auf und sagte: "Das hast du gekonnt. Nun wollen wir zwischen den Äckern zum Dorfe gehen." Kasseschi ging mit Nge in der Furche, die Nge eben gezogen hatte, als er ihn über den Acker schleifte. Sie kamen an das Ende des Ackers. Kasseschi blieb stehen. Kasseschi sagte: "Weißt du, wo wir gegangen sind?" Nge sagte: "Wo sind wir gegangen?" Kasseschi sagte: "Wir sind den Weg zwischen unsern Äckern gegangen. Diese Seite gehört dir, jene Seite gehört mir." Nge wollte auf Kasseschi springen. Kasseschi sprang davon. Er lief in das Dorf und rief Leute. Er kam mit den Leuten zurück. Er sagte: "Ist dies nicht ein Weg? Seht ihr nicht, daß hier Nge und ich zusammen gegangen sind?" Die Leute sagten: "Das ist ein Weg. Nge und du, ihr seid beide hier gegangen." Kasseschi fragte Nge: "Haben wir beide nicht verabredet, daß wir nachher einen Weg zwischen unsern Äckern machen wollen? Soll nicht jene Seite dir, diese Seite mir gehören? Nge sagte: "Wir haben es so besprochen." Die Leute sagten: "Diese Seite des Ackers gehört Kasseschi, jene Seite gehört Nge." Kasseschi sagte zu Nge: "Hatte ich dir nicht gesagt, daß du für mich arbeitest wie ein Sklave?" Kasseschi sprang von dannen.Nge und Kasseschi pflanzten beide Nkunde (Bohnen) auf ihren Äckern. Nges Bohnen waren ausgezeichnet. Kasseschis Bohnen waren schlecht. Kasseschi nahm einen Sack und ging hinüber auf Nges Acker und stahl Nges Bohnen. Er machte ein schönes Bohnengericht und lud Nge zu Gast. Er sagte zu Nge: "Meine Bohnen sind zwar nicht so ausgezeichnet wie die deinen, ich wollte aber doch den großen Häuptling einmal einladen." Beide aßen von dem Bohnengerichte. Nge sagte bei sich: "Die Bohnen Kasseschis sind nicht schlecht."
Kasseschi ging alle Tage hin und stahl von den Bohnen Nges. Eines Tages ging Kasseschi, füllte einen Sack mit Nges Bohnen und machte sich auf den Heimweg. Nge kam. Kasseschi sah ihn am Waldrande. Kasseschi ging zu Nge und sagte: "Sieh, großer Häuptling! Ich kam vorhin an den Acker, da sah ich Gulungwe (Antilope) heranschleichen. Er stahl von deinen Bohnen und füllte diesen Sack voll. Dann ging er zur Seite, um sich zu entleeren. Ich schlich mich herbei und nahm den Sack, um ihn dir zu bringen. Hier ist er." Nge sagte: "Es ist gut." Nge lauerte Gulungwe auf. Nge sprang auf Gulungwe zu und tötete Gulungwe. Nge wollte Gulungwe die Haut abziehen. Kasseschi sagte: "Das ist keine Arbeit für einen großen Häuptling. Du beschmutzt dein schönes Fell. Ich will den Dieb zum
Bache herabtragen. Du setzest dich auf einen Baum und siehst zu, wie ich die Arbeit verrichte." Nge sagte: "Es ist recht." Kasseschj trug Gulungwe zum Bache herab. Nge setzte sich auf einen Baum und sah zu. Kasseschi trennte die Haut ab. Er schnitt ein gutes Stück Fleisch ab, wälzte es im Schmutz und reichte es zu Nge hinauf. Er sagte: "Ist das etwa gut für einen großen Häuptling?"Nge sagte: "Wirf es beiseite." Kasseschi nahm ein schlechtes Stück, wusch es im Wasser und reichte es Nge hinauf. Er sagte: "Ist das etwa nicht gut für einen großen Häuptling?"Nge sagte: "Es ist gut." Kasseschi nahm ein gutes Stück, wälzte es im Schlamme, reichte es zu Nge hinauf und sagte: "Ist das etwa gut für einen großen Häuptling?" Nge sagte: "Wirf es beiseite." Kasseschi nahm ein schlechtes Stück, wusch es im Wasser und reichte es Nge hinauf. Er sagte: "Ist das etwa nicht gut für einen großen Häuptling?"Nge sagte: "Es ist gut." Kasseschi legte alle gewaschenen schlechten Stücke auf das Fell. Kasseschi legte alle schmutzigen guten Stücke auf die Erde. Kasseschi gab das Fell mit den gewaschenen, schlechten Stücken Nge und packte die schmutzigen guten Stücke in ein Blätterbündel. Nge nahm das Fellbündel und sagte: "Ich schenke dir den Sack mit den Bohnen." Nge ging mit dem Fellbündel nach Hause. Kasseschi ging mit dem Blätterbündel und mit seinem Bohnensacke nach Hause.Kasseschi ging alle Tage hin und stahl von den Bohnen Nges. Kasseschi ging alle Tage hin und stahl von den Bohnen Nges. Kasseschi ging eines Tages hin, füllte seinen Sack mit Nges Bohnen und machte sich auf den Heimweg. Nge kam. Nge sagte: "Was hast du da im Sacke?" Kasseschi sagte: "Großer Häuptling, meine Frau ist so sehr krank, da bin ich in die Äcker gegangen und habe Kräuter und Holz für ein Medikament gesammelt. Aber ich habe die ganz rechten nicht gefunden. Das Mittel wird nicht gut sein. Meine Frau wird sterben." Nge sagte: "Schütte den Sack aus." Kasseschi mußte den Sack ausschütten. Es fielen die Bohnen heraus. Nge sagte: "Du bist ein Dieb." Kasseschi sagte: "Ja, ich habe gestohlen, ich bin schlecht. Aber töte mich nicht hier. Binde mir einen Strick um den Leib und laß mich vor dir her in das Dorf gehen. Dort lasse mich viel zur Trommel tanzen, dann wird mein Fleisch gut." Nge sagte: "So will ich es machen."Nge führte Kasseschi am Strick. Unterwegs sagte Kasseschi: "Ich, der schlaueste von allen Menschen soll so sterben?" Kasseschi sagte: "Warte hier, ich will mich hinter jenem Baume entleeren." Kasseschi ging hinter einen Baum. Er nahm sein kleines Messerchen unter dem Arme hervor und schnitt den um den Leib gebundenen Strick durch. Er band den Strick am Baumaste fest und lief von dannen. Nge zog am Stricke. Nge sagte: "Bist du fertig?" Er erhielt keine Antwort. Nge zog stark am Stricke. Der Ast brach.
Muluba mit
typischer Haartracht Kaviska |
Die Mutter Bous (Büffel) war gestorben. Alle Tiere kamen zusammen. Nge (Leopard) sagte: "Die Mutter Bous ist gestorben, die Mutter Bous ist tot. Nun wollen wir alle Mütter tot machen." Kasseschi (Antilope) sagte: "Gut." Kasseschi schlich heimlich von dannen; er nahm seine Mutter auf und trug sie in den Wald. Er versteckte sie im Busche. Kasseschi ging alle Tage in den Wald und aß bei seiner Mutter. Er ward fett. Alle Tiere waren mager. Kasseschi schlich alle Tage in den Wald. Er ward fett. Die Tiere sagten: "Wir alle werden mager. Kasseschi wird fett und rund." Nge sagte: "Wovon bist du so fett? Was machst du im Busche?" Kasseschi sagte: "Ich esse die Biluma (eine Frucht ähnlich der der Kautschuklandolphia), die Biluma macht dick." Die Tiere gingen alle in den Wald. Sie aßen alle die Biluma. Nge sah, daß Kasseschi einmal fortgeschlichen war. Er sah die Spur im Walde. Er sah die Spur hier, er sah die Spur dort. Er schlich hin. Er fand die Mutter Kasseschis. Er machte die Mutter Kasseschis tot. Er hängte den Kopf der Mutter Kasseschis oben in den Baum. Kasseschi kam. Er suchte seine Mutter. "Wo ist meine Mutter?"fragte er. Er sah ihren (nach der Pantomime grinsenden) Kopf in den Zweigen. Er sagte: "Das kann nur Nge getan haben."
Kasseschi ging hin und suchte einen großen Stein. Er tat den Stein in einen Sack. Er nahm den Sack unter den Arm. Kasseschi kam zu den Tieren. Er sagte zu Nge: "Komm, ich habe eine herrliche Frucht entdeckt." Nge kam mit. Kasseschi sagte: "Die Frucht ist auf jenem Baum. Ich werde hinaufklettern und sie dir hinunterwerfen." Kasseschi kroch auf den Baum. Kasseschi rief: "Nge, tu den Mund auf, ich will dir die Frucht in den Mund werfen."Nge tat so. Kasseschi warf den Stein herab. Er zerbrach alle Zähne Nges und blieb in seinem Halse stecken. Nge starb beinahe.
Kasseschi stieg herab. Er ging hin und suchte einen großen Stein. Er tat den Stein in einen Sack. Er nahm den Sack unter den Arm und ging zu Bou. (Der Erzähler wiederholt den vorigen Absatz wörtlich.) Bou starb fast.
Die Tiere verfolgten nun Kasseschi. Kasseschi suchte einen Bundesgenossen. Er ging an das Wasser und rief Lombe (Eidechse) zu Hilfe. Lombe und Nge kämpften. Beide packten sich an den Kehlen. Kasseschi sagte zu Lombe: "Du bist stark." Lombe biß Nge tot. —Lombe verlangte von Kasseschi Bezahlung. Kasseschi sagte: "Ich habe nichts."
Lombe sagte: "Bezahle mich." Kasseschi sagte: "Laß uns Freundschaft essen." Lombe sagte: "Wie sollen wir Kameraden sein, du bist auf dem Lande und ich bin im Wasser." Kasseschi sagte: "Wir wollen Kameraden sein."Der Elefant (Klo que)Njamba (der Elefant) lief durch den Busch. Er lief durch den Busch und trat (unversehens) die Kinder der Kasseschi (Gabulukuantilope der Baluba) mit seinen großen Füßen tot. Die Kasseschi sagte: "Merke wohl, du wirst auch einmal sterben."
Eines Tages gingen Njamba und Kasseschi spazieren. Es regnete. Man sah die Fußspuren Njambas. Die Menschen fanden die Spur im nassen Boden. Sie stellten eine große Schlingenfalle auf. Sie töteten Njamba. Sie töteten auch Tambue (Löwe).
Kasseschi und Nkot [Auszug](Bakuba; Bolombo)Nkoi (Leopard) hat drei Kinder. Nkoi schließt Freundschaft mit Kasseschi. Frau Nkoi geht fort. Kasseschi (Antilope) nimmt eines der Kinder, tötet es und bereitet eine gute Speise. Nkoi kommt. Nkoi ißt mit Kasseschi ein Kind. Frau Nkoi sagt: "Ich will die Kinder säugen." Nkoi bringt ein Kind. Er bringt es fort und das zweite Kind herbei. Er bringt das zweite Kind fort und das erste herbei. Am andern Tage bereitet Kasseschi das zweite Kind zu und bringt nachher das letzte Kind dreimal zum Säugen herbei. Am dritten Tage tötet er das dritte Kind. Als Frau Nkoi die Kinder säugen will, sagt Kasseschi: "Wir haben sie alle drei gegessen." Nkoi will Kasseschi packen. Der aber entflieht.
Kasseschi bereitet viel Öl und ladet alle Tiere dazu ein. Er kauft die Haut Gulungwes (Antilope), hüllt sich hinein und wird so von Frau Nkoi, die ihn auf dem Feste sucht, nicht gefunden. Sie sieht nur lauter "große Tiere." — Nkoi stellt sich nun tot. Alle Tiere kommen zum Klagen. Kasseschi kommt auch. Er schleicht aber im großen Bogen um die Leiche. Abends wird Kasseschi in einem bübchen Häuschen untergebracht, in dem Nkoi ihn nachts zu erwischen hofft. Nachts schlüpft er aber sogleich zur andern Seite heraus und als Nkoi auf die Decke zufährt, liegen darunter nur Bananen. Endlich erfährt Nkoi, daß Kasseschi an einer bestimmten Stelle am Flußufer immer Palmwein zapft. Er schleicht hin, packt Kasseschi am Fuße, bindet ihn, schlägt ihn mit Holzstücken gegen den Kopf und tötet ihn so. Nkoi steckt ihn in einen Sack und bringt ihn heim. Aber ein Vögelchen hackt ihm unterwegs deswegen ein Auge aus. (Die Bakuba gaben selber an, daß diese Geschichte kürzlich von einem Luluasklaven eingetragen sei, und erzählten sie sehr stümperhaft.)
Kasseschi (Bakuba; Lussambo)Kasseschi (Antilope) ging mit seiner Mutter des Weges. Kasseschi schlug eine Ditumba und sagte: "Ich schlage jeden. Ich bin auf dem Wege zum Streiten." Kasseschi ging weiter und traf die Tschibundi (Antilope) und schlug sie. Die Tschibundi war nicht stark genug, um wieder schlagen zu können. Kasseschi traf Njate (Büffel). Kasseschi schlug Njate. Njate schlug nicht wieder. Kasseschi traf Njoko (Elefant). Njoko schlug nicht wieder.
Kasseschi traf Nkullu (Schildkröte). Nkullu gab Kasseschi ein Messer und sagte: "Schlage mir das Hinterteil ab, so wirst du Häuptling aller Tiere sein." Kasseschi nahm das Messer und schlug. Das Messer zerbrach, der Panzer der Nkullu zerbrach nicht. Kasseschi sagte zu Nkullu: "Nun schlage du mir den Hinterfuß ab." Nkullu nahm das Messer und schlug. Nkullu vermochte den Fuß nicht durchzuschlagen. Beide Tiere gingen zu Kaschiama (Leopard) und sagten: "Wer ist stärker von uns beiden?"Kaschiama sagte: "Unser Häuptling ist nur Kasseschi. Kasseschi ist unsere Wache im Walde. Wenn ein Mensch kommt, so warnt er uns alle und wir können fliehen. Du, Nkullu, liegst nur faul da. Kasseschis Füße übertreffen die aller Tiere. Nkullus Füße sind nichts wert."
Baschilamboa (Bakuba; Lussambo)Baschilamboa (Leopard) machte mit Kasseschi (Antilope) Freundschaft. Beide bauten ein Dorf, in dem Kasseschi Häuptling war, und Baschilamboa die Dienste eines Hundes verrichtete. Kasseschi ging einmal mit ihm auf die Jagd. Erst fingen sie Mukenge (Fuchs). Dann fingen sie Nkalla (Krebs). Dann fingen sie Tschissoki. Beide aßen zusammen.
Eines Tages packte Kamini (der Skorpion) Baschilamboa beim Kopfe. Kasseschi wollte fliehen, aber Kamini packte auch Kasseschi. Beide flohen nun ins Dorf. Sie wollten beide sterben. Kasseschi sagte: "Alle Tage habe ich glücklich gejagt." Baschilamboa sagte: "Jetzt bist du nicht mehr der Häuptling." Baschilamboa starb. Kasseschi starb. Die Frauen beider sagten: "Das war die Sache der Männer. Das geht uns nichts an." Jede Frau ging in das Dorf ihrer Familie.
Joloko und Kanga (Batetela; Wakussu)Joloko sagte zu den Tieren: "Ich mache mein Haus nicht wie ihr aus Gras, sondern aus den Federn der Kanga (Perlhuhn)."Die Tiere sagten: "Dann müßtest du sehr schlau sein." —Als nun alle Tiere schliefen, bereitete Joloko eine lange Schnur und ging zu den Kanga. Joloko weckte die Kanga und sagte: "Ich habe mit den Tieren gewettet, daß ich euch alle miteinander in die Höhe heben könnte !" Die Kanga
sagten: "Du wirst es nicht können." Joloko sagte: "Laßt euch nur die Hälse zusammenbinden; dann will ich es versuchen." Die Kanga sagten: "Es ist recht." Joloko band die Hälse aller Kanga zusammen. Dann zog er die Schnur zu. Alle Kanga waren tot. Joloko nahm die toten Kanga heim, rupfte sie und machte sein Haus aus ihren Federn zurecht. Die andern Tiere sahen das Haus. Die andern Tiere sagten: "Joloko, du bist sehr schlau. Wie tötest du die Kanga?" Joloko sagte: "Oh, das ist sehr einfach. Ich nehme ein Holz und werfe es nach den Kanga. Dann sind sie schnell getötet." Die andern Tiere gingen hin und nahmen Holzstücke. Und mit den Holzstücken warfen sie nach den Kanga. Die Kanga liefen aber jedesmal fort. Sie versuchten es oftmals. Die Kanga flogen fort. Die Tiere kamen zu Joloko und sagten: "Wir haben mit Holzstücken nach den Kanga geworfen. Die Kanga sind immer fortgeflogen. Wir haben nicht eine Kanga getötet." Joloko sagte: "Ihr könnt eben nicht werfen."Joloko sagte zu den Tieren: "Ich werde mir jetzt ein Haus aus den Federn der Engue (Perihuhn) bauen." Die Tiere sagten: "Dann mußt du sehr schlau sein." Joloko machte am Abend eine Schnur zurecht und ging zu den Engue (der Erzähler erzählt diesen Vorgang natürlich ebenso wie den entsprechenden ersten) und tötete sie ebenso, wie er die Kanga getötet hatte. Er nahm die Engue mit nach Hause, rupfte sie und machte sich aus ihren Federn ein zweites Haus. Die andern Tiere sahen das Haus. Sie sagten: "Du bist ein schlaues Tier." Sie gingen wieder mit Holzstücken hin und warfen nach den Engue. Die Engue flogen fort. Sie gingen zu Joloko und sagten zu ihm: "Wir können die Engue nicht töten. Wenn wir mit Holzstücken nach ihnen werfen, fliegen sie immer fort."Joloko sagte: "Ihr könnt eben nicht werfen."
Joloko und Dio (Batetela; Wakussu)Joloko hatte sich schöne Häuser gebaut. Joloko sagte: "Ich brauche ein schönes Fell."Joloko ging hin und traf auf dem Wege Dio. (Ein Tier wie der Leopard.) Dio sagte: "Wenn du Nina (eine schwarze Waldkatze), meine Mutter triffst, so sage ihr, daß ich nach dieser Seite hier gegangen bin."Joloko fragte: "Wo ist deine Mutter?"Dio sagte: "Meine Mutter ist jenseits des Wassers." Joloko sagte: "Ich gehe gerade dieses Weges, da kann ich es ihr sagen."
Joloko ging über das Wasser. Er traf Nina. Er fragte Nina: "Hast du mehrere Kinder?" Nina sagte: "Ja, ich habe Dio und Schimba. Ich habe zwei Kinder. Schimba ist immer nahe bei mir. Dio läuft aber immer weit fort und dann muß ich ihm nachlaufen und ihr die Brust reichen." Joloko sagte: "Nun, heute hast du das nicht nötig. Dio schläft heute bei mir. Meine Mutter gibt ihm heute die Milch." Nina sagte: "Das ist gut."Joloko ging zurück zu Dio. Joloko machte
unterwegs Stangen und Bäume (als Falle) zurecht. Joloko ging dann zu Dio und sagte: "Deine Mutter Nina kommt nachher. Sie sucht erst für Schimba Momma (Früchte). Du sollst solange in den Busch dort drüben gehen, schlafen und auf Nina warten." Dio sagte: "Es ist recht." Joloko führte Dio an das Holzgerüst. Dio legte sich hin und schlief ein. Joloko zündete den Holzstoß an. In dem Rauche starb Dio. Joloko kam herbei und zog Dio heraus. Joloko rief die Tiere herbei und sagte: "Seht, ich bin ein großer E-huangi (Häuptling.) Ich bin so klein und habe ein Tier so groß wie Kaschiama (Leopard) getötet. Ich habe jetzt ein schönes Fell."Mboa und Boloko (Batetela; Malela vom Lomami)Im Anfange war Mboa (Hund) der Chef aller Tiere. Eines Tages sah ein Tier, wie Mboa Exkremente fraß. Am andern Tage sah ein anderes Tier, daß Mboa Exkremente fraß. Alle Tiere sagten: "Mboa frißt Exkremente. Er ist nicht mehr unser Chef. Wir wollen ihn absetzen." Die Tiere sagten: "Nkoi (Leopard) soll unser Häuptling sein." Sie ernannten Nkoi zum Häuptling. Eines Tages spielten die Tiere mit Kautschukbällen. Sie warfen die Bälle; sie sprangen hinter den Bällen her. Sie warfen die Bälle. Sie sprangen hinter den Bällen her. Nkoi sprang plötzlich auf das rennende Ssumbu (Schwein) zu und biß ihm ein Bein ab. Die Tiere riefen: "Aeaeaeae!" (Erstaunen) Nkoi sagte sogleich: "Es war ein Versehen !" —Die Tiere spielten ein anderes Mal wieder mit Kautschukkugeln. Sie warfen die Bälle. Sie sprangen hinter den Bällen her. Nkoi sprang plötzlich hinter Kai (Antilope) her und biß ihm ein Bein ab. Die Tiere riefen: "Nkoi frißt die Tiere." Die Tiere setzten Nkoi ab, und dann wurde Boloko (Antilope) als Häuptling eingesetzt.
3. DER MARDER
Kabundji und Kaschiama (Kanioka)Kabundji (Marder) baute sich ein Haus. Er begann am Morgen und baute bis gegen Abend. Dann hatte er das Bauwerk vollendet und ging an das Wasser, um sich zu baden. Er kam zurück und hörte, daß jemand im Hause war. Kabundji fragte: "Wer da ?"Von innen rief es: "Ich bin es, Kaschiama (Leopard) mit meiner Frau."Kabundji rief: "Das ist recht. Du schläfst mit deiner Frau auf der einen Seite, ich schlafe mit meiner Frau auf der andern Seite des Hauses."Kabundji ging hinein. Kaschiama öffnete auf der einen Seite sein Bündel. Er nahm seine Lagerfelle heraus. Kabundji sah, daß es alles Kabundjifelle waren. Kabundji sagte nichts. Kabundji nahm sein Bündel. Er nahm seine Lagerfelle heraus. Kaschiama sah, daß es alles Kaschiamafelle waren. Kaschiama fragte: "Wie bekommst du alle die Kaschiama
felle?" Kabundji sagte: "Ach, wenn du das wissen willst, so komm nur morgen früh mit mir; ich will es dir zeigen." Kaschiama sagte: "Es ist gut." Sie legten sich nieder und schliefen.Am andern Morgen gingen sie in den Busch. Am Fuße eines Berges machte Kabundji halt. Er brachte zwei schwere Holzbalken über dem Wege an. Er stützte sie auf ganz dünne Ruten. Kabundji sagte zu Kaschiama: "Duck dich unter diese Balken mit dem Kopfe dem Tale zu. Schließe fest die Augen. Nach einiger Zeit wirst du das Tier vom Berge kommen hören. Ich rufe dazu noch: ,quata, quata!' (Greif, greif!) Aber erst, wenn du es vor dir siehst, spring zu." Kaschiama legte sich unter die Balken. Kabundji ging weiter den Berg hinauf. Er ging zu einem schweren Felsblock und brachte ihn ins Rollen. Der Block rollte den Berg hinab, gerade auf die Balken zu. Kabundji rief: "Quata, quata !" Der Block schlug auf die Balken auf und drückte sie direkt auf Kaschiama herab. Kaschiama lag so (der Erzähler streckt alle viere von sich und die Zunge zum Halse heraus) da.
Kabundji rief: "Nun, so fang doch, fang doch, Kaschiama!" Kabundji kam näher und warf mit Holzstücken auf Kaschiama. Kabundji rief: "So stehe doch auf und fang!"Kabundji warf wieder mit Holzstückchen und rief: "Du starker Kaschiama, so fang doch! Du bist doch sonst so gierig !"Kabundji ging hin und zog Kaschiama das Fell ab. Er sagte: "Siehst du, Kaschiama, so komme ich zu den Fellen !" Dann nahm Kabundji ein altes Schweinefell, wickelte den Leib Kaschiamas hinein und ging nach Hause. Er kam nach Hause, legte das (falsche) Schwein hin und sagte: "Wir haben ein Schwein gefangen. Nun können wir essen!" Die Frau Kaschiamas fragte: "Wo ist Kaschiama?"Kabundji sagte: "Ach, Kaschiama hat einen weiteren Rückweg eingeschlagen; Kaschiama wird heute Abend kommen." Die Frauen machten das Schwein zurecht. Kabundji und die Frauen aßen. Die Frau Kaschiamas fragte: "Wo ist Kaschiama ?" Kabundji sagte: "Kaschiama wird morgen früh kommen."
Am andern Morgen sagte die Frau Kaschiamas: "Kaschiama ist nicht gekommen. Ich will ihm nachgehen."Kabundji sagte: "Du willst denselben Weg gehen wie Kaschiama?" Die Frau Kaschiamas sagte: "Ja."Kabundji ging mit der Frau Kaschiamas den Weg zum Berge. Unter dem Balken ließ Kabundji die Frau sich niederducken. Er brachte einen andern Felsblock zum Rollen, ging hinab zur toten Frau, zog ihr das Fell ab und sagte: "Nun bist du den gleichen Weg gegangen wie du wolltest. Kabundji ist gut. Er macht immer, was die andern wollen."
Den letzten Teil erzählt der Berichterstatter natürlich mit der gleichen Weitschweifigkeit wie den Tod Kaschiamas.
Gulungwe und Kabundji (Kanioka)Gulungwe (Antilope) entdeckte ein Dorf, in dem es viel Essen gab. Gulungwe stahl viel Essen und aß und brachte seinem Kameraden Kabundji (Marder). Kabundji sagte: "Ich werde mit dir gehen." Sie gingen. Sie kamen an das Haus. In der Tür waren zwei Stöcke aufgestellt, so daß der Eingang eng war. Gulungwe und Kabundji gingen in das Haus und aßen. Kabundji sprang von Zeit zu Zeit heraus und herein um zu sehen, daß sein Bauch nicht zu dick werde. Gulungwe fragte: "Was machst du?"Kabundji sagte: "Ich sehe, ob die Leute nicht kommen."Gulungwe aß und aß. Gulungwe wollte herausgehen. Gulungwe war zu dick. Gulungwe sagte: "Hilf mir !"Kabundji sagte: "Du bist ein so starkes Tier. Ich bin ein kleines, ich kann dir nicht helfen."Kabundji kehrte (aber doch) zurück. Er machte ein Loch in die Erde der Hütte. Er sagte: "Schlüpfe hinein !"Gulungwe kroch hinein. Kabundji warf wieder Erde darüber. Nur die Augen Gulungwes sahen heraus. Dann lief Kabundji fort. Kabundji rief von außen: "Arbeite als Sklave, so töten die Leute dich nicht."
Die Leute kehrten zurück. Sie kehrten den Boden der Hütte. Sie fanden Gulungwe. Sie sagten: "Das ist der Dieb, der unser Essen stiehlt."Gulungwe sagte: "Ich will als Sklave arbeiten." Die Leute sagten: "Es ist gut. "Gulungwe war ein Jahr (eine Regenzeit) Sklave. Eines Tages kam Kabundji. Die Leute wußten nicht, daß Kabundji auch gestohlen hatte. Kabundji sagte: "Ich will zum Tanze die Trommel schlagen." Die Leute sagten: "Es ist recht."Kabundji schlug die Trommel. Gulungwe tanzte. Gulungwe tanzte sehr schön. Die Leute warfen ihm Stoff und Perlen zu. Gulungwe tanzte. Gulungwe ergriff Stoff und Perlen und sprang (plötzlich) auf und in den Busch. Kabundji schlüpfte in ein Loch in der Erde.
Kabundji und Gulungwe (Baluba; Bena Kalosch)Gulungwe (Antilope) und Kabundji (Marder) gingen einmal aus, Essen zu suchen. Sie kamen in ein Haus, da fanden sie sehr viel, so viel, daß Kabundji sogleich seinen Sack ganz vollstopfen und ihn draußen bergen konnte; so viel, daß Gulungwe sich den Magen ganz vollfraß und nicht mehr aus der Türe des Hauses herauskam. "Was soll ich nun machen?" rief Gulungwe. Kabundji war mit seinem Sacke schon zur Türe hinaus und rief: "So krieche doch in die Erde 1" Das tat Gulungwe. Gulungwe machte ein Loch in den Boden und verkroch sich so, daß nur ein Auge hervorsah.
Die Leute kamen nun herein und die Frau sagte zu ihrer Tochter: "Nimm einen Palmwedel und fege den Boden rein." Die Tochter nahm also den Palmwedel und begann zu fegen und reinzumachen, und so fand sie das hervorragende Auge Gulungwes. Sie war fast
erschrocken vor Freude und rief: "Sieh, Mutter, die schöne Perle!" Die Tochter griff nach der Perle. Gulungwe schrie aber: "Ach, mein Auge, ach mein Auge !" Gulungwe mußte so herauskommen, und die Leute wollten den Dieb töten. Gulungwe bat sich jedoch aus, noch einmal vor seinem Tode tanzen zu dürfen. "Warum soll sie nicht tanzen?" Darauf nahm Gulungwe die Tanzfelle um und begann zu tanzen. Das verstand Gulungwe so gut, daß der Häuptling sagte: "Sie tanzt besser als meine erste Frau."Gulungwe tanzte und tanzte, und dann machte Gulungwe einen Satz und war in den Büschen.Nach einiger Zeit trafen sich Gulungwe und Kabundji wieder, und Kabundji sagte: "Höre, ich weiß, wo es viel zu essen gibt." Sie gingen wieder in das Dorf, und es ereignete sich just ebenso. Diesmal ließ Gulungwe an Stelle des Auges ein Hörnchen heraussehen. Das sahen die Leute. Sie fanden Gulungwe und töteten sie. — Kabundji kam nun vorbei und rief: "Ei, ihr habt den Dieb? Das ist sehr gut. Soll ich euch das Fleisch abwaschen?" Die Leute waren einverstanden. Kabundji ging hin an das Wasser und nahm die Leiche Gulungwes mit. Er schnitt ein Bein ab und steckte es in den Schlamm. Dann zog er es empor und rief: "Das stinkt ja, ist euch das gut?" "Nein", riefen die Leute. Da legte er es für sich zur Seite. Da nahm er ein weniger gutes Stück und wusch es rein, und das nahmen dann die Leute. So bekamen die Leute alles weniger Gute, und das Ausgezeichnete machte Kabundji schmutzig und legte es für sich zur Seite. Endlich jedoch merkten das die Leute und riefen: "Das ist ja auch ein Dieb !" Und alles sprang auf und stürzte auf Kabundji zu. Der aber hatte schnell sein Fleisch ergriffen, war in den Wald gerannt und hatte sich im Walde versteckt, so daß alles Suchen umsonst war.
Kabundji und Kaschiama (Baluba; Bena Kalosch)Kabundji (Marder) und Kaschiama (Leopard) hatten einmal eine Kameradschaft, und sie machten manchen Weg zusammen. Kabundji hatte drei Söhne, und Kaschiama hätte die für sein Leben gern gegessen. Das wußte Kabundji sehr wohl und daher ersann er folgende List. Er nahm Pemba (weiße Farbe) und bestrich damit die Augenlider seiner Kinder. Abends kam nun Kaschiama in das Haus geschlichen, in dem Kabundjis Söhne schliefen. Er schaute hin, sah die weißen Augen und sagte: "Vorsicht! die schlafen ja heute nicht", und er schlich wieder fort.
Am andern Abend machte es Kabundji wieder so, und die Kinder Kabundjis schliefen mit den weißen Augenlidern vorzüglich. Kaschiama kam und sagte: "Vorsicht! die schlafen ja heute nicht." Und er schlich wieder fort.
Am dritten Abend kam Kaschiama in das Haus geschlichen, in dem die Söhne Kabundjis schliefen, und er schaute hin, sah die
weißen Augen und sagte für sich: "Vorsicht! die haben heute die Augen offen und schlafen nicht."Am vierten Abend kam Kaschiama in das Haus geschlichen, in dem die Söhne Kabundjis schliefen. Kaschiama sah die weißen Augen und sagte für sich: "Vorsicht, die haben heute die Augen offen und schlafen wieder nicht. — Das wird nichts !" Und er schlich fort. Zu Ende.
Kabundji und Gulungwe (Baluba; Bena Kalosch)Kabundji (Marder) hatte einst eine Kameradschaft mit Gulungwe (schafartige Antilope). Sie machten manche Wanderungen zusammen. Einmal fanden sie auf solcher Wanderung in den Grasebenen Eier der Quaddi (Perihuhn). Beide nahmen davon. Kabundji sagte: "Wir wollen teilen !" Darauf teilten sie, und einer nahm so viel von den Eiern wie der andere. Kabundji aber sagte zu Gulungwe: "Du mußt von diesen Eiern nicht deiner Frau geben !" Darauf gab Gulungwe seiner Frau nicht von den Eiern. Kabundji gab aber seiner Frau von den Eiern.
Nun machten Frau Kabundji und Frau Gulungwe eine Wanderung. Sie kamen an das Wasser und Frau Gulungwe sagte: "Nun wollen wir essen !" Sie nahmen also ihre Speisen heraus. Frau Kabundji sagte: "Ei, du hast nur Chikuanga (Brei) und keine Zutat?" Frau Gulungwe sagte: "Nein, ich habe keine Zutat. Hast du denn etwas?" Frau Kabundji sagte: "Nun, ich habe Eier von der Quaddi; die hat mir mein Mann mitgebracht." Frau Gulungwe sagte: "Mein Mann hat mir nichts mitgebracht." Frau Kabundji fragte: "Warum gibt dir dein Mann nicht?" Frau Gulungwe entgegnete: "Mein Mann gibt mir nicht."
Kabundji und Gulungwe machten eine Reise. Sie fanden in den Matiti (Steppe) wieder Eier der Quaddi, und Kabundji sagte: "Die wollen wir wieder teilen."Also teilten sie die Eier, denn Gulungwe war sehr einverstanden. Kabundji sagte: "Nun wollen wir ausruhen."Gulungwe sagte: "Gut, wir wollen ausruhen." Darauf suchten sie einen Platz und Kabundji sagte: "Ich lege meinen Sack mit den Eiern hierhin, du legst deinen Sack mit den Eiern dorthin." "Gut !" sagte Gulungwe. Und darauf legte der eine seinen Sack mit den Eiern auf die eine Seite, und der andere legte seinen Sack mit den Eiern auf die andere Seite. Sie zündeten ein Feuer an und ruhten sich aus. Und als Gulungwe es nicht merkte, nahm Kabundji die Eier aus Gulungwes Sack und steckte dafür Gras hinein. Darauf ruhten sie zu Ende, und Kabundji sagte: "Nun wollen wir gehen. Ich habe den Sack mit meinen Eiern hierhin gelegt, du hast den Sack mit deinen Eiern dorthin gelegt.""Gut", sagte Gulungwe, und beide nahmen ihre Säcke auf und gingen nach Hause.
Daheim gab jeder seiner Frau den Eiersack. Als Kabundjis Frau den Sack öffnete, war sie sehr froh. Als Gulungwes Frau den Sack aufmachte, fand sie nichts darin als Gras und fragte darauf ihren Mann: "Hast du nichts weiter mitgebracht?" "Ich habe dir die Eier der Quaddi mitgebracht, ich habe dir die Eier der Quaddi mitgebracht, ich habe dir die Eier der Quaddi mitgebracht !"sagte Gulungwe. "Du hast Gras mitgebracht!" sagte Frau Gulungwe.
Darauf lachten alle sehr über Gulungwe.
Kabundji und Kasch Lama (Baluba; Baqua Kaloschi)Kabundji (Marder) fing einmal alle Vögel. Er hatte einen Sack auf die Erde gelegt und sagte zu den Vögeln: "Ich kann den Sack nicht aufheben. Ihr müßt mir heben helfen. "Kabundji kroch in den Sack und biß sich, den Sack haltend, an einem aus der Erde hervorragenden Ästchen fest. Nun kamen alle Vögel herein und versuchten den Sack zu heben. Kabundji hielt so fest, daß die Vögel den Sack nicht aufzuheben vermochten. Alle gingen heraus. Kabundji sagte: "Ich glaube, ich kann den Sack ganz allein hochheben." Er kroch darunter, hob den Sack in die Höhe, weil er ja nun nicht mehr festhielt. Da sagten die Vögel: "Was du kannst, können wir auch." Die Vögel krochen hinein und sagten: "Du darfst aber nicht mit hinein." Als alle Vögel darin waren, band Kabundji den Sack zu und nahm ihn so (der Erzähler legt ihn pantomimisch auf die Schulter) und ging mit dem Sacke fort. Kabundji ging tukke, tukke, tukke, tukke. Er ging weit, weit. Er ging weiter als die Kwangomündung. Er ging in das Dorf des Kaschiama (Leopard). Kaschiama hatte zehn Frauen. Kabundji gab die Vögel den Frauen Kaschiamas.
Kaschiama und Kabundji gingen darauf an das Wasser um zu baden. Kabundji sagte: "Bade du hier. Ich gehe ein wenig oberhalb. Du wirst mich hören, wie ich im Wasser immer blumm, blumm, blumm, blumm mache. Daran kannst du hören, daß ich noch im Wasser bin." Kaschiama badete hier und Kabundji badete oberhalb. Kabundji nahm einen Baum und band ihn so an, daß er im Wasser immer so machte: blumm, blumm, blumm, blumm. (Der Erzähler imitierte mit dem Arm einen im Wasser auf und ab wippenden Baumstamm.) Kaschiama horchte. Der Baum machte blumm, blumm, blumm, blumm. Kaschiama sagte: "Kabundji badet noch."
Kabundji band seinen Baum am Ufer fest; der Baum machte immer blumm, blumm, blumm, blumm. Kabundji ging in das Dorf Kaschiamas. Kaschiama horchte und hörte den Baum blumm, blumm, blumm, blumm machen. Er sagte: "Kabundji badet noch." Kabundji badete nicht, Kabundji war in Kaschiamas Dorf und nahm den Frauen Kaschiamas alle Vögel fort. Die Vögel waren gut zubereitet. Kaschiama hörte den Baum blumm, blumm, blumm, blumm
machen. Kaschiama sagte: "Kabundji badet lange."Kaschiama rief: "Kabundji, bist du da?" Der Baum sagte: "Blumm, blumm, blumm, blumm." Kaschiama kam aus dem Wasser.Kabundji kam in das Dorf Kaschiamas. Er fand die Bidia (Brei) und alle Vögel zubereitet. Kabundji nahm alle Bidia und ging von dannen. Er streute ein wenig auf den Weg, den er ging. Er ging dann mit den Bidia nach Hause. Er hatte viel, sehr viel Essen.
Kaschiama kam heim. Tukke, tukke, tukke ging er. Er fragte seine Frauen: "Wo ist das viele Essen?" Die Frauen sagten: "Kabundji hat alles genommen." Kaschiama schlug seine Frauen tot. Die Tiere kamen nun nicht zu Kaschiama, weil er keine Bidia hatte. Kabundji hatte viele Bidia. Alle Tiere kamen zu Kabundji. Kabundji wurde ein großer Mukelenge (Häuptling).
Kabundji und Gulungwe (Baluba; Baqua Dischi zwischen Lubi und Lubilasch)Kabundji (Marder) und Gulungwe (Antilope) hatten einmal Freundschaft gegessen. Sie beschlossen einen großen, wichtigen Diebstahl. Sie schlichen sich heimlich in den Busch dahin, wo die Jungen Kaschiamas (Leopard) waren. Sie fanden die Jungen Kaschiamas. Sie steckten die Jungen in ihre Säcke. Sie machten sich auf den Heimweg. Auf dem Wege durch den Busch trafen sie Kaschiama. Kabundji ging voran. Kaschiama sah Kabundji zuerst. Kaschiama fragte: "Von wo kommst du?" Kabundji log und sagte: "Ich komme hier seitwärts aus dem Busche." Kaschiama sagte: "So schütte den Sack aus." Kabundji schüttelte ein wenig. Es kam nichts heraus. Kaschiama "Schüttle deinen Sack noch einmal aus, Häuptling." Kabundji schüttelte den Sack zum zweitenmal ein wenig, es kam nichts heraus. Kaschiama sagte: "Es ist gut!"Kabundji ging mit seinem Raube nach Hause.
Kaschiama ging weiter. Gulungwe kam. Kaschiama sagte: "Von wo kommst du?"Gulungwe log und sagte: "Ich komme hier seitwärts aus dem Busche." Kaschiama sagte: "So schüttle den Sack aus !"Gulungwe schüttelte ein wenig. Es kam nichts heraus. Kaschiama sagte: "Schüttle noch einmal, Häuptling."Gulungwe schüttelte nochmals. Es fiel ein Junges von Kaschiama heraus. "Von der Seite kommst du?" rief Kaschiama. Gulungwe rannte eilends von dannen. Kaschiama sprang hinter Gulungwe her. Gulungwe rannte den Weg zu seinem Dorfe. Kaschiama sprang hinter ihm her. Gulungwe lief auf sein Haus zu. Kaschiama sprang hinter ihm her. Gulungwe sprang durch die Haustür. Kaschiama schlug mit seinem großen Messer zu. Kaschiama schlug Gulungwe die beiden Hinterbacken ab. Gulungwe sprang schnell in sein Haus und auf den Hängeboden.
Gulungwe sprang in sein Haus und auf den Hängeboden. Er war sehr krank. Er lag auf dem Hängeboden und hatte keine Hinterbacken mehr. Er lag da und blutete stark. Unter dem Hängeboden auf der Erde stand ein Topf. Alles Blut Gulungwes rann in den Topf. Der Topf war ganz gefüllt mit Blut. Gulungwes Frau kam nach Hause. Sie kam mit Gulungwes Kindern heim. Sie betrat das Haus und sah den Topf mit Blut. Gulungwes Frau sagte: "Mein Mann hat einen Elefanten getötet. Das ist viel Blut und gutes Essen." Gulungwes Frau kochte das Blut gleich. Gulungwes Frau sagte: "Wir wollen essen." Gulungwes Frau sagte: "Das ist sicher sehr gut." Gulungwes Frau und Kinder aßen sehr viel, sie aßen den Topf aus.
Gulungwes Frau sagte: "Mein Mann wird essen wollen, wenn er heimkommt. Er hat einen Elefanten getötet, es wird noch mehr hier oben liegen !" Sie griff mit der Hand auf den Hängeboden. Sie griff gerade an die entfleischte Stelle. Gulungwe sagte: "Faß mich nicht an !" Die Frau sagte: "Das ist Gulungwe." Gulungwe sagte: "Ich bin krank." Die Frau fragte: "Weshalb bist du krank, welche Krankheit hast du?"
Gulungwe blieb auf dem Hängeboden. Kuschika
Kabundji (Baluba; Bena Piana)Die Frau Kabundjis (Marder) gebar vier Söhne. Gulube (Schwein), Ngulungwe (Antilope), Lussumbi (Antilope), Kaffumbu (Elefant), Bou (Büffel). Alle, alle Tiere luden Kabundji mit seinen vier Söhnen zum Feste ein. Die Tiere sagten: "Wir wollen die vier Söhne sehen." Die Tiere machten auf dem Wege zwischen dem Hause Kabundjis und dem Festplatze lauter Löcher. Kabundji ging mit dreien seiner Söhne voran und kam glücklich um alle Löcher herum. Der vierte kleine Kabundji fiel aber in ein Loch und starb. Kabundji kam mit dreien seiner Söhne an. Die Tiere spotteten. "Du hast gesagt, du hättest vier Söhne." Kabundji sagte: "Der vierte ist zurückgeblieben! Ich werde sehen !"
Kabundji kehrte mit seinen drei Söhnen auf dem Wege zurück. In einem Loche fand er seinen Sohn. Er war hineingefallen und gestorben. Kabundji nahm seinen toten Sohn mit in sein Dorf und begrub ihn.
Alle Kabundjis kamen in seinem Dorfe zusammen. Die Alten kamen, die Jungen kamen. Sie machten ein Fest. Sie schlugen die Trommel und bliesen die Panflöte. Sie machten sehr schöne Musik. Alle Tiere kamen zum Tanze. Die Kabundji machten eine ausgezeichnete Musik. Die Kabundji spielten unermüdlich. Die alten Kabundji spielten alle. Zehn junge Kabundji schlichen sich unbemerkt in den Busch und zündeten im Kreise rundherum Feuer an.
Die alten Kabundji sagten: "Wir wollen tüchtig tanzen."Die alten Kabundji sagten: "Tschiniminai!" (d. h. man tanzt mit dem Kopfe gegen den Boden). Die alten Kabundji machten Musik. Die Tiere tanzten Tschiniminai. Die jungen Kabundji zündeten das Feuer in der Runde an. Die Feuer kamen näher. Ein Tier hob den Kopf. Es sagte: "Es brennt." Die alten Kabundji sagten: "Es ist nichts. Tschiniminai !" Die alten Kabundji machten sich Löcher im Boden. Das Feuer war ganz nahe. Die alten Kabundji krochen in die Löcher. Sie nahmen ihre Musikinstrumente mit in die Löcher. Die Tiere sprangen auf. Kaschiama wollte über das Feuer springen. Er sprang hinein und starb. Bou wollte durch das Feuer rennen. Er fiel hin und starb. Ngulungwe starb. Die alten Kabundji saßen mit ihren Musikinstrumenten in den Löchern.
Kabundji und Kaschiama (Baluba; Bakuanga am Buschimaji Lubiranzi)Kaschiama (Leopard) und Gulungwe (Antilope) ginge nzusammen durch den Busch. Sie kamen an einen Platz, an dem Kabundji (Marder), Eier zusammengetragen hatte. Kaschiama und Gulungwe nahmen die Eier. Sie taten die Eier in ihre Schultersäcke und gingen weiter.
Sie begegneten Kabundji. Kabundji sagte zu Gulungwe: "Gulungwe, schütte den Sack aus !" Gulungwe schüttete. Es fiel ein Ei heraus. Kabundji sagte zu Kaschiama: "Kaschiama, schütte den Sack aus !" Kaschiama schüttete. Es fiel ein Ei heraus. Gulungwe floh in den Busch. Kaschiama wollte auch fliehen. Kabundji nahm ein Messer und schlug. Er schlug Kaschiama den Schwanz ab. Kaschiama floh in sein Haus. Kaschiama lief in sein Haus und sprang auf den Hängeboden. Er war sehr krank. Sein Blut tropfte herunter und fiel in einen großen Topf. Es fiel, es fiel, es fiel. Der Topf war ganz voll.
Kaschiamas Frau kam nach Hause mit ihren Kindern. Sie sah den Topf. Sie sagte: "Heute werden wir gut essen. Mein Mann hat ein Tier erlegt." Die Frau Kaschiamas kochte das Blut. Die Frau und die Kinder aßen es. Es war sehr gut. Die Frau sagte: "Das ist sehr gut; auf dem Zwischenboden wird noch mehr sein!"
Die Baluba, Baqua Kaloschi von Kapulambu lambuku am Lubi erzählen die gleiche Geschichte. Abweichend ist, daß Gulungwe und Schimba (Affe) die Promenierenden und Eierfindenden sind, und daß Kaschiama Gulungwe das Hinterende abschlägt. Da von Baschilakaschiama erzählt, ist die vorliegende Version vielleicht älter als die, in der Kaschiama kupiert wird.
Kabundji und Kaschiama (Baluba; Bena Tschitollo am Lubilasch)Kaschiama (Leopard) hatte die Tochter Bous (Büffel) zur Frau. (Er hatte gezahlt.) Es kam (eines Tages) ein Mann aus Bous Dorf und sagte: "Der alte Bou, der Vater deiner Frau, ist gestorben."Kaschiama sagte zu Kabundji (Marder): "Zieh dir ein gutes Kleid an und komm mit mir in das Dorf Bous; ich will meinen toten Schwiegervater begrüßen."
Sie bereiteten sich beide vor. Ohne daß es Kabundji gewahrte, stahl aber Kaschiama dessen drei Kinder (zwei Söhne und eine Tochter) und steckte sie in seinen Sack (als Gastgeschenk für die Trauergenossenschaft). Kaschiama sagte unterwegs: "Ich habe keine Leute, Kabundji, trage du den Sack." Kabundji sagte: "Ich will es tun." Kabundji ging (nun) mit dem Sacke hinter Kaschiama her.
Nach einiger Zeit wurde Kabundji das Geräusch im Sacke verdächtig. Er öffnete den Sack und fand seine Kinder. Kabundji sagte: "Oho, werden meine Kinder so in Bous Dorf getragen?"
Kabundji sagte nach einiger Zeit: "Kaschiama, ich habe schwere Magenschmerzen. Ach, ich habe arge Schmerzen !" Kaschiama sagte: "Bist du sehr krank?" Kabundji sagte: "Sehr krank bin ich nicht, aber ich muß in den Busch gehen, um mich in Ruhe zu entleeren." Kabundji ging mit dem Sacke langsam in den Busch. Kaschiama sah ihn nicht mehr. Kabundji sprang schnell heim. Er nahm seine drei Kinder aus dem Sack und tat die zwei Kinder Kaschiamas hinein. Er kehrte zu Kaschiama zurück. Kaschiama sagte: "Du hast lange gebraucht." Kabundji sagte: "Ach, ich habe solche Magenschmerzen."
Beide gingen weiter. Sie kamen nahe Bous Dorf. Kaschiama sagte: "Fange du an zu weinen." Kabundji sagte: "Nein, das ist deine Sache. Der Vater deiner Frau ist gestorben." Sie kamen in Bous Dorf an, und Kaschiama begann zu weinen.
Kaschiama öffnete nun den Sack. Er sah (der Erzähler prallt pantomimisch zurück) seine zwei Kinder. Er wollte sich auf Kabundji stürzen. Kabundji entwischte in ein Loch in der Erde. Kaschiama kratzte mit den Klauen die Erde auf. Er konnte Kabundji nicht erreichen. Kabundji war wieder schlauer gewesen. Kaschiama brachte schnell seine Kinder heim und nach Bous Dorf andere Trauergeschenke.
Mupango Kaschiama (Baluba; Baqua Lokussa am Lubi-Lukulla)Kaschiama (Leopard) hatte eine Tochter (Mupango Kaschiama). Kaschiama sagte: "Ich gebe dem meine Tochter zur Frau, der zwei große
Mulondo (Wasserkübel) mit Wasser austrinkt."Nseffu (Elefant) kam und begann zu trinken. Nseffu sagte: "Ich kann es nicht."Tambue (der Löwe) kam und begann zu trinken. Tambue sagte: "Ich kann es nicht."Dikaja (angeblich ein löwenartiges Tier) kam und begann zu trinken. Dikaja sagte: "Ich kann es nicht."Mukenge (graue kleine Fuchsart) kam und begann zu trinken. Mukenge sagte: "Ich kann es nicht."Kabundji sagte zu sich: "Ich will hingehen."Kabundji ging. Kabundji begegnete Mutumba (Erdkatze). Mutumba sagte: "Wo gehst du hin ?"Kabundji sagte: "Ich will Mupango Kaschiama heiraten." Mutumba sagte: "So fange nicht an, Wasser zu trinken. Ich werde einen Gang unter der Erde machen, der in deine Hütte führt. Gieße das Wasser hinein und tritt das Loch zu." Kabundji sagte: "Es ist sehr gut." Kabundji ging.
Kabundji kam in das Dorf Kaschiamas. Kabundji sagte: ,Ich möchte Mupango Kaschiama heiraten." Kaschiama sagte: "Du mußt zwei Mulondo mit Wasser trinken." Kabundji sagte: "Es ist gut; laß sie gleich in mein Haus bringen." Kaschiama gab Kabundji ein Haus. Kaschiama stellte die Wasserkübel hinein. Kaschiama machte die Tür zu. Kabundji goß die Kübel in das Loch des Mutumba aus. Kabundji trat das Loch zu. Kabundji machte mit dem Reste des Wassers den Mund naß. Kaschiama kam herein. Kaschiama sah die Mulondo leer. Kaschiama sah umher, der Boden war trocken. Kaschiama sagte: "Was, du hast getrunken, was die Großen nicht konnten? Du kleines Tier?" Kabundji sagte: "Mein Mund ist noch naß." Kaschiama sagte: "Du mußt noch zwei Kübel mit Wasser trinken." Kabundji trank (auf die gleiche Weise) noch zwei Eimer Wasser. Kabundji sagte: "Gib mir Mupango Kaschiama." Kaschiama sagte: "Nimm meine Tochter !"
Kabundji nahm Mupango Kaschiama und begann den Heimweg. Kabundji traf (unterwegs) Kitambatamba (eine Stinkratte). Kitambatamba begann mit Kabundji zu kämpfen. Kitambatamba schlug Kabundji und nahm ihm Mupango Kaschiama fort. Kitambatamba ging mit Mupango Kaschiama in sein Dorf.
Kitambatamba gab seiner (neuen) Frau einen Mörser und Maniok. Er sagte: "Mach mir Bidia (Brei)." Mupango begann zu stampfen. Mupango sank mit den Füßen in den Boden. Mupango sank mit den Beinen in den Boden. Mupango sank mit dem Leib in den Boden (der Erzähler sagt immer: Bis dahin, bis dahin; mit der Hand die Körperstelle zeigend). Mupango sank ganz in den Boden. Nur der Maniokmörser blieb stehen.
Kaschiama sagte (nach einiger Zeit) zu seinem jüngsten Kinde Bipangis: "Bipangis, geh hin und sieh zu, was deine Schwester macht." Bipangis kam zu Kabundji. Kabundji sagte: "Bipangis,
deine Schwester ist nicht bei mir; sie ist von Kitambatamba gestohlen worden." Bipangis kam zu Kitambatamba und fragte: "Was macht meine Schwester?" Kitambatamba sagte: "Deine Schwester ist beim Maniokstampfen in die Erde gesunken."Bipangis ging.Bipangis kam in das Dorf Kaschiamas. Sie sagte zu ihrem Vater: "Deine Tochter war nicht bei Kabundji. Kitambatamba hat sie genommen. Deine Tochter war nicht bei Kitambatamba. Sie ist beim Maniokstampfen in die Erde gesunken."
Kaschiama ging in den Wald. Er nahm einen Strick und erhängte sich. Die (Mutter) Mupango Kaschiamas sagte: "Das kommt davon, wenn man sein Kind nicht für Ziegen weggibt, sondern dem, der das meiste Wasser trinken kann."Die Mutter Mupango Kaschiamas ging (auch) in den Wald, sie nahm einen Strick und erhängte sich.
Kabundji (Baluba; Bena Tschitollo am Lubilasch) (gekürzt erzählt. Mehrfache, ähnliche Version)Kabundji (Marder) sagte zu allen Tieren: "Ihr müßt alle eure Mütter töten." Alle Tiere tun es. Kabundji nimmt seine Mutter und versteckt sie im Busch. Alle Tiere haben nichts zu essen und werden mager. Kabundji wird dick und fett. Die andern essen nur Früchte im Busche.
Die andern schicken Kabundji zu Markt und suchen die Mutter Kabundjis. Sie finden Kabundjis Mutter und töten sie. Zurückkehrend findet Kabundji seine Mutter nicht mehr. Nur ein Topf mit Nkunde (Bohnen) ist da. Er ißt die Nkunde. Er will den Rest auslöffeln und findet den Kopf seiner Mutter auf dem Boden. Er weint und kommt weinend zu den andern Tieren zurück. Die fragen: "Warum weinst du?" "Ich weine um nichts." Die Tiere wissen es aber (besser). —
Kabundji und Kaschiama (Bassonge; Bena Ki)Kabundji (Marder) und Kaschiama (Leopard) hatten Kameradschaft gemacht. Kaschjama kam zu Kabundji und sagte: "Ich habe im Busch eine Kautschukliane entdeckt, deren Früchte sehr gut sind. Ich kann aber nicht hinauf. Steig du doch hinauf und wirf mir die Früchte herunter."Kabundji sagte: "Wir wollen sehen." Sie kamen zu dem Baume. Kabundji stieg hinauf und begann von den Früchten zu essen. Er aß die Früchte und warf die Blätter hinab. Kaschiama rief: "Nun, warum wirfst du keine Früchte herunter?" Kabundji sagte: "Warte nur, ich komme und bringe alle mit herunter, man kann sie nicht so werfen !" Kabundji pflückte noch einen Arm voll. Er nahm sie an sich. Er schlüpfte an der Seite des Baumes, die Kaschiama nicht beachtete, herab und schnell in sein Loch. Kaschiama wollte ihn zwar noch greifen, er war aber nicht schnell genug. Kabundji war in seinem Erdloche.
Kaschiama wartete und wartete an dem Erdloch. Er suchte sich einen passenden Platz oben zwischen den Bäumen, von wo aus er gut beobachten konnte, und streckte sich zwischen den Zweigen zum Schlafen aus. Kabundji schlüpfte inzwischen an einer andern Stelle aus seinem Erdbau. Er lief dahin, wo Kaschiama schlief und rief: "Bruder, Bruder, Bruder, schliefst du gut?" Kaschiama sah herunter und sah Kabundji. Kaschiama rief: "Du bist nicht gut; du hast unten alle Früchte gegessen. Ich habe dich seitdem gesucht." Kabundji sagte: "Ach laß nur; das war ja doch nur ein ganz kleines Bäumchen. Ich kenne aber einen ganz großen, du sollst alle Früchte haben!" Kaschiama sagte: "Gut, gehen wir hin." Sie gingen hin zu dem Mimuma biandundu (Kautschukliane). Kabundji sagte: "Brich mir von dem Palmbaum einen Wedel ab. Ich will alle Früchte hineinwickeln und sie herabwerfen." Kaschiama gab den Wedel. Kabundji stieg hinauf, sammelte alle Früchte und warf sie hinab. Kaschiama nahm das Bündel und ging nach Hause.
Kabundji sagte zu Kaschiama: "Meine Frau hat mir einen Sohn geboren. Wir haben ihm den Namen Kaschiama gegeben." Kaschiama sagte: "Ihr habt eurem Sohne meinen Namen gegeben. Ich werde morgen mit meinem Bruder hierherkommen, um deinen Sohn zu sehen." Am andern Morgen kam Kaschiama mit seinem Bruder. Sein Bruder (oder Freund) war Kafumbu (der Elefant). Kabundji bekam einen gewaltigen Schreck. Kabundji sagte: "Ich bin so (Geste) klein (Erzähler zeigt es an seinem Arme). Der Kaschiama ist (schon) groß. Kafumbu ist groß, groß, groß, groß !" Kabundji schlüpfte eilig in sein Loch. Kafumbu sagte zu Kaschiama: "Du hast mich hierhergeführt, um mir Kabundjis Sohn zu zeigen. Kabundjis Sohn soll deinen Namen erhalten haben. Wo ist Kabundji und sein Sohn?" Kaschiama sagte: "Ich habe dir die Wahrheit gesagt. Ich habe dir gesagt, was Kabundji mir gesagt hat. Ich weiß nicht, wo Kabundji ist." Kaschiama und Kafumbu traten den Rückweg an.
Kabundji sah, daß sie gingen. Er rief (hinter ihnen her): "Morgen sollen alle großen Tiere kommen, dann werde ich meinen Sohn Kaschiama zeigen !" Am andern Tage kamen alle großen Tiere. Kabundji guckte aus seinem Loche heraus. Kabundji sah alle großen Tiere. Kabundji sagte: "Alle Tiere müssen zurücktreten in einen großen Kreis. Dann will ich meinen Sohn Kaschiama herumzeigen." Die Tiere traten zurück. Kabundji nahm seinen Sohn heraus und zeigte ihn umher. Er zeigte ihn ganz schnell herum. Er sagte: "Da, da, da, da !" Er zeigte ihn schnell herum. Keiner konnte den kleinen Kaschiama (recht) sehen. Er schlüpfte schnell wieder in sein Loch. Die Tiere sagten: "Wir haben nicht gesehen, zeig näher !" Kabundji sah, daß Kaschiama ganz nahe heranschlich. Kabundji
sagte: "Ich will es sagen: "Der (kleine) Kaschiama lebt nicht mehr, der (große) Kaschiama hat ihn totgebissen." Die Tiere sagten: "Wir wollen ihn sehen!" Kabundji sagte: "Ich zeige euch den toten Kaschiama." Kabundji ging in sein Loch; er machte ein Paket aus Kräutern. Es war, als ob eine Leiche darin wäre. Der kleine Kabundji war nicht darin; es war nichts darin.Kabundji kam mit dem Kräuterpakete heraus und zeigte es herum. Kabundji sagte: "Das ist der tote kleine Kabundji." Kaschiama war dicht herangeschlichen. Kaschiama sprang auf das Paket zu. Er wollte den kleinen Kaschiama verzehren. Kabundji schlüpfte in sein Loch. Kaschiama zerriß das Paket. Es war nichts darin. Kaschiama ging davon.
Kabundji rief: "Wäre mein Sohn lebend unter euch gekommen, so hätte ihn Kaschiama gegessen. Wenn mein Sohn groß ist, werdet ihr ihn sehen. Er bleibt unter der Erde."
Die Tiere sagten (unter sich): "Kabundji ist schlau, Kaschiama wollte seinen Sohn essen."
Kabundji ging in sein Haus. Die Tiere gingen. —
Kabundji und Kaschiama
(Baluba; Baqua Ndaba am Mukandaba oder Lubilasch)
(Von einer Frau schlecht erzählt. Kaum verständlich)
Kaschiama (Leopard) hat sich in einem Loch am Wege so versteckt, daß nur der Kopf mit den Zähnen herausschaut. Lombe (Stinkratte) und Kabundji (Marder), die Kameradschaft miteinander gemacht haben, kommen des Weges. Kabundji sagt zu Lombe: "Lombe, ergreif die Kaurimuscheln." Lombe nimmt die Zähne Kaschiamas, die er für Kauris hält, und tötet damit diesen. Kabundji läuft dann ins Dorf und hetzt die Leute auf den Mörder Kaschiamas. Als Lombe aber daran ist, getötet zu werden, versteckt Kabundji Lombe in seinem Sacke. Dann folgt ein großer Schmaus mit viel Malafu (Palmwein). Kabundji versetzt alles in Aufregung und Lombe (in seinem Sack) in großen Schrecken, indem er sagt: "Lombe ist ja auch zugegen." Als dann alle Leute nach Lombe suchen und zumal Kaschiamas Sohn sehr zornig nach ihm Ausschau hält, gibt Kabundji Lombe Gelegenheit, ins Wasser zu entschlüpfen. (Die Erzählung wird nur auszugsweise gegeben, da die Berichterstatterin, ein altes zahnloses Balubaweib selbst für die sprachkundigen Übersetzer schwer verständlich sprach und somit an Genauigkeit zu wünschen übrig läßt.)
Muschischabansas Trommel (Baluba; Bena Kaloschi)Muschischabansa (ein Mensch) arbeitete in seinem Garten. Muschischabansa pflanzte Nkunde (Bohnen). Alle Tage kam Gulungwe
(Antilope) und aß die Nkunde. Alle Tage kam Gulungwe und aß zur Nachtzeit die Nkunde. Ein Mensch besuchte Muschischabansa und sagte: "Du hast keine Nkunde ?" Muschischabansa sagte: "Ich habe keine Nkunde. Nachts kommt Gulungwe und ißt die Nkunde." Der (andere) Mensch sagte: "Ich habe eine Trommel, ich werde dir die Trommel geben. Wenn du die Trommel schlägst, so rennt Gulungwe fort. Gulungwe wird deine Nkunde nicht mehr essen." Muschischabansa sagte: "Gib mir deine Trommel."In der Nacht kam Gulungwe. Gulungwe fragte: "Was machst du hier?" Muschischabansa sagte: "Ich trommle." Da rannte Gulungwe in den Busch. Gulungwe sagte zu Bou (dem Büffel): "Du bist ein großer Fumu (Häuptling), geh du hin und iß von den Nkunde." Bou sagte: "Es ist gut, ich werde die Nkunde Muschischabansas essen." Gulungwe sagte: "Muschischabansa hat eine Trommel." Bou sagte: "Es ist gut." Und Bou kam in den Garten Muschischabansas und sagte: "Was machst du da, Muschischabansa! ",,Ich trommle." Der Fumu Bou lief in den Wald. Alle Antilopen liefen in den Wald und Muschischabansa aß die Nkunde. Da kam Kabundji und tötete Muschischabansa. Alle Antilopen und Bou und Gulungwe aßen Nkunde.
4. DIE SCHILDKRÖTE
Nkufu (Bena Lulua; Bena Mbumba am kleinen Pindu)Alle Tiere machten sich auf den Weg zum Markte. Die Tiere sagten zu Nkufu (Schildkröte): "Nkufu, du kannst mit deinen Beinen nicht laufen; bleib (lieber) zu Hause. Der Weg ist sehr schwierig." Nkufu sagte: "Ich gehe zu Markte." Auf dem Wege kamen sie über ein großes Loch im Boden. Alle Tiere kamen darüber hinweg. Die Nkufu, die am Ende des Zuges war, fiel mit ihrem ganzen Gepäck hinein und konnte sich allein nicht wieder heraushelfen.
Tschibumba Tschissabula (eine Antilope, die sehr schnell ist, die Luschia der Baluba) war der Freund Nkufus. Tschibumba Tschissabula sah, daß Nkufu nicht aus dem Loche herauskonnte. Sie rief die Mutumba (Erdkatze). Die Mutumba machte einen Weg. Nkufu konnte mit allem Gepäck herauskommen. — Nkufu kaufte auf dem Markt zwanzig Leute und schenkte Tschibumba Tschissabula zehn davon. Nkufu sagte: "Du hast mir aus der Grube geholfen. Du warst gut zu mir; ich bin (auch) gut zu dir."Alle Tiere gingen nach Hause. Nkufu ging nach Hause. Tschibumba Tschissabula ging nach Hause.
Nkufu machte ein Buanga (Zaubermittel). Das Buanga hatte zur Folge, daß Tschibumba Tschissabulas Hoden mächtig anschwollen. Tschibumba Tschissabula sandte zu Nkufu und ließ ihm sagen: "Ich bin sehr krank.' 'Nkufu ließ sagen: "Nimm ein weißes Huhn. Ich werde kommen und dich heilen."Tschibumba Tschissabula nahm ein weißes
Huhn. Nkufu kam. —Nkufu nahm das weiße Huhn und schlachtete es. Sie aßen beide das weiße Huhn. Sie aßen das weiße Huhn. Tschibumba Tschissabula wurde (inzwischen) gesund. Nkufu nahm die beiden Hoden und sagte: "Du bist gesund." Nkufu ging nach Hause.Nkufu machte ein Buanga. Die Folge von dem Buanga war, daß die Hoden Kapumbus (Elefant) mächtig anschwollen. Kapumbu sagte: "Wer kann diese Krankheit heilen?" Die Leute Kapumbus sagten: "Wer hat diese Krankheit schon gehabt?" Einer sagte: "Tschibumba Tschissabula hat die Krankheit zuerst gehabt. Er ist geheilt.' 'Sie schickten zu Tschibumba Tschissabula und fragten: "Wer hat deine Krankheit geheilt?" Tschibumba Tschissabula sagte: "Nkufu hat meine Krankheit geheilt." Sie schickten zu Nkufu und sagten: "Komm und heile den Kapumbu." Nkufu kam und sagte: "Schlachtet Ziegen; erst will ich essen. Wenn ich mit essen fertig bin, werde ich heilen." Sie schlachteten Ziegen. Nkufu aß. Nkufu aß. Während Nkufu aß, starb Kapumbu.
Der Sohn Kapumbus sagte: "Wer hat den Rat gegeben?" Die Leute sagten: "Tschibumba Tschissabula." Der Sohn Kapumbus machte Tschibumba Tschissabula ein Palaver. Tschibumba Tschissabula sagte: "Mein Rat war nicht schlecht; ich bin wieder gesund geworden." Tschibumba Tschissabula floh zu Nkufu. Nkufu machte am Weg ein Buanga. Die Tiere wollten zu Nkufu. Sie kamen an das Buanga. Sie bekamen alle mächtige Hoden. Kuschika
Batschi und Ngandu (Bapende)Batschi (die Schildkröte) und Chitala (das Feldhuhn) hatten einmal Freundschaft geschlossen. Sie legten zusammen einen Bohnengarten an, und als die Bohnen reif waren, füllte jeder einen Korb mit Bohnen. Sie gingen heim und stampften die Bohnen im Mörser. Die Speise war fertig und nun wollten sie zusammen zu einem Freunde gehen, um sich für den Nkunde (Bohnen) brei Salz einzutauschen. Beide wollten zu dem gleichen Kameraden gehen.
Chitala kam (zuerst) zu dem (dritten) Kameraden. Chitala sagte: "Gib mir Salz." Chitala kannte das Salz nicht. Der Kamerad gab ihm Tuffi (Unrat) an Stelle des Salzes. Chitala aß von seinem Brei mit Tuffi. Nachher kam Batschi zu dem Kameraden und sagte: "Gib mir Salz; ich gebe dir Bohnenbrei." Der Freund gab ihm Salz. Batschi aß seinen Brei mit Salz.
Nachher sagte Batschi zu Chitala: "Wir wollen baden gehen. "Sie gingen an das Wasser. Batschi konnte sehr gut schwimmen und war schnell am andern Ufer. Chitala war aber ungeschickt. Chitalaschüttelte mit den Flügeln, kam nicht weiter und war bald müde. Er kehrte zum Ufer zurück. Chitala ging in das Haus des Kameraden. Sein Brei und der Brei Batschis standen da. Chitala nahm von dem Brei
Batschis und kostete. Chitala sagte: "Das schmeckt ausgezeichnet. Der Kamerad hat mir nicht Salz gegeben. In dem Brei hier ist Salz. Salz ist ausgezeichnet."Chitala aß den ganzen Brei auf. Chitala füllte dann Batschis Schüssel mit seinem Brei. Chitala ging wieder ans Wasser.Batschi kam aus dem Wasser zurück. Batschi ging mit Chitala nach dem Hause. Batschi kostete von dem Brei und sagte: "In dem Brei ist nicht Salz; in dem Brei ist Tuffi. Ich habe deine Spur im Sande gesehen. Du hast, während ich badete, meinen Brei gegessen." Chitala sagte: "Nein, ich habe das nicht getan."Batschi sagte: "Du hast es getan." Chitala sagte: "Ich habe es nicht getan." Batschi sagte: "Wir wollen das Orakel fragen." Chitala sagte: "Es ist gut."
Viele Leute kamen zu Batschi. Es wurde ein großes Feuer angezündet. Ngandu (das Krokodil, als Schiedsrichter) sagte: "Wenn Chitala schuldig ist, wird er verbrennen. Wenn Batschi Chitala falsch angeklagt hat, wird Batschi verbrennen." Alle sagten: "Es ist gut." Beide wurden ins Feuer geworfen. Chitala verbrannte sogleich. Alle seine Federn brannten ab. Batschi zog die Glieder in seinen Panzer und verbrannte nicht. Alle sagten: "Chitala war schuldig."
Batschi nahm den Leib Chitalas. Batschi machte sich aus einem Knochen Chitalas eine Pfeife (Signalpfeife). Es war eine sehr schöne Pfeife. Batschi legte sie beiseite. Als er ein wenig fort war, kam der Chef Ngandu vorüber. Chef Ngandu nahm die Pfeife fort. Batschi kam wieder. Batschi wußte, wer die Pfeife genommen hatte.
Batschi wollte Ngandu fangen. Batschi nahm eine Frucht und höhlte sie aus. Dann machte er ein Loch in die Erde, schlüpfte hinein und stülpte die Frucht über sich. Ngandu kam mit seinem Sohne vorbei. Der Sohn sagte: "Sieh, Vater, die schöne Frucht; gib mir doch die schöne Frucht."Ngandu sagte: "Laß! Das ist der Unrat (Tuffi) Batschis." Batschi sagte zu sich: "Er hat mich erkannt."
Batschi ging hin und sammelte Honig. Er machte wieder ein Loch in die Erde und ließ nur den Schwanz herausragen. Den Eingang füllte er mit Honig. Den Schwanz bestrich er dick mit Honig. Chef Ngandu kam mit seinem Sohn vorbei. Der Sohne sagte: "Sieh, Vater, den schönen Honig, gib mir doch den schönen Honig."Ngandu sagte: "Ja, das ist schöner Honig."Ngandu nahm und aß. Es war fast aller Honig beendet, da sagte der Sohn: "Sieh, da ist noch ein wenig." Ngandu fuhr mit der Hand hinein. Batschi packte die Hand und hielt sie fest. Batschi sagte: "Du hast meine Pfeife gestohlen." Batschi hielt die Hand Ngandus ganz fest. Ngandu sagte: "Ich will dir eine andere Pfeife geben." Der Sohn lief nach Hause und holte eine andere Pfeife. Batschi sagte: "Ich will meine Pfeife, oder ich mache mir eine andere." Batschi schnitt eine Kralle Ngandus ab und sagte: "Hieraus werde ich mir eine Pfeife machen."
Bei Batschi war (einige Tage später) ein Tanz. Der Sohn Ngandus kam. Batschi schlüpfte schnell in den Sack des Trommlers. Der Sohn Ngandus sagte: "Batschi ist hier, wo habt ihr ihn?" Die Leute sagten: "Batschi ist nicht hier." Der Sohn Ngandus sagte: "Er ist doch hier." Der Sohn Ngandus sah in dem Sacke des Trommlers nach. Der Sohn Ngandus fand Batschi. Der Sohn Ngandus lief zu seinem kranken Vater. Er fragte: "Wie muß man Batschi töten?" Der Chef Ngandu sagte: "Du kannst ihn ins Feuer werfen, du kannst ihn in Stücke zerhauen, du kannst ihn ins Wasser werfen. Aber töte ihn."
Der Sohn Ngandus kam zurück. Er sagte zu Batschi: "Stirbst du gern im Feuer?" Batschi sagte: "Ich sterbe nicht im Feuer." Der Sohn Ngandus sagte: "Stirbst du gern, wenn man dich in Stücke zerhaut?" Batschi sagte: "Ich sterbe nicht, wenn man mich in Stücke zerhaut." Der Sohn Ngandus sagte: "Stirbst du gern im Wasser?" Batschi sagte: "Ich sterbe gern im Wasser."Der Sohn Ngandus sagte: "Aaa! Das ist gut." Sie warfen Batschi ins Wasser.
Batschi schwamm von dannen.
Tschikuffu und das Ungeziefer (Kanioka)Malembo (stechendes Insekt) rief alle Fliegen, Wespen, Skorpione, Ameisen, Bienen, Schlangen zusammen und veranstaltete einengroßen Tanz. Die Tiere tanzten und schlugen die Trommel. Die großen Tiere hörten das vom Busch aus. Nsevu (Elefant), das Haupt der Tiere, sagte zu Gulungwe (Antilope): "Geh in Malembos Dorf, nimm den kleinen Tieren ihre Trommel und bringe sie hierher."Gulungwe ging in den Wald. Gulungwe sah dem Tanz eine Weile zu. Dann sagte Gulungwe: "So, jetzt werde ich euch ein wenig trommeln."Die Kleinen gaben Gulungwe die Trommel. Gulungwe schlug die Trommel ein wenig, dann nahm er das Instrument auf die Schulter und eilte damit von dannen. Die Schlangen eilten jedoch hinter Gulungwe her. Sie stachen Gulungwe. Gulungwe warf die Trommel eilends beiseite und rannte von dannen.
Nsevu sandte nun der Reihe nach Kassumbi (Antilope) und Mbo (Hund). Dann ging er selbst. Es ging allen ganz sowie Gulungwe (der Erzähler wiederholt natürlich bei jedem Tier alles wörtlich). Tschikuffu (Schildkröte) sagte: "Ich will gehen." Die Tiere lachten die kleine Tschikuffu aus. Tschikuffu ging. Sie nahm die Trommel. Die Tiere wollten sie stechen. Tschikuffu zog die Glieder ein. Dann lief Tschikuffu wieder ein Stück. Die Tiere wollten sie stechen. Sie zog die Glieder ein. So kam sie bis zu den andern Tieren. Tschikuffu sagte: "Ich konnte,was ihr alle nicht konntet. Schenkt mir etwas!" Nsevu gab Tschikuffu eine Frau.
Die Schildkrötenlegende (Bena Lulua; Bena Koschi)Nkuffu (die Schildkröte) hatte viele Hühner. Jeden Tag kam Mudianjiji (ein Raubvogel) und stahl ihm Hühner. Nkuffu sagte zu ihren Leuten: "Bestreicht mich hier mit Kautschuk, bestreicht mich da mit Kautschuk. Bestreicht mich (nach der Geste über und über) mit Kautschuk." Die Leute machten es so. Nkuffu sagte: "Steckt mir hier Hühnerfedern hin, steckt mir da Hühnerfedern hin. Steckt mir (über den ganzen Körper) Hühnerfedern !" Die Leute machten es so. Nkuffu nahm einen Sack und steckte Feuer (wohl sein Feuerzeug) hinein. Nkuffu sagte: "Ich will sehen, wo Mudianjiji meine Kinder hinträgt."
Am andern Tage kam Mudianjiji und flog auf Nkuffu hinab. Die Kinder Nkuffus riefen: "Oh, du nimmst unsern Vater! Oh, du nimmst unsern Vater !"Mudianjiji flog wieder von dannen. Nkuffu sagte: "Was habt ihr zu schreien? Geht in das Haus! Das dürft ihr nicht machen 1" Die Kinder gingen in das Haus. Mudianjiji kam (zum zweiten Male). Mudianjiji sagte: "Das ist ein großes Huhn." Mudianjiji ergriff Nkuffu und trug Nkuffu in sein Dorf. Mudianjiji flog wieder von dannen.
Nkuffu tat die Federn ab und ging umher. Er traf alle Hühner und die Kinder Mudianjijis. Die Hühner lagen am Boden. Sie waren tot. Mudianjiji ißt nicht die Hühner. Er ißt die Ameisen und kleinen Tiere, die von den toten Hühnern leben. Nkuffu tat die Hühner in die Erde. (Der Erzähler macht die Bewegung des Einscharrens.) Nkuffu tötete die drei Kinder Mudianjijis. Nkuffu tat die drei Kinder Mudianjijis in die Erde. Nkuffu nahm das Feuer aus seinem Sack. Nkuffu machte ein Feuer. Nkuffu zündete das Dorf Mudianjijis an. Das Dorf brannte ganz ab. Nkuffu ging nach Hause.
Mudianjiji kam zurück. Seine Kinder waren tot und seine Hühner waren verscharrt. Sein Dorf war abgebrannt. Katende (ein kleiner Vogel) lachte Mudianjiji aus. Katende sagte: "Ich habe dir alle Tage gesagt: ,Iß deine Hühner gleich.' (Diese Warnung ist nicht ganz zu verstehen gewesen. Ich glaube, daß auch diese paar Worte nicht ganz den Sinn wiedergeben.) Nun ist Nkuffu gekommen. Nkuffu hat deine Kinder getötet. Nkuffu hat deine Hühner verscharrt. Nkuffu hat dein Dorf verbrannt. Nkuffu ist nach Hause gegangen."
Nkudu (Bena Lulua; Bena Tschibaschi am Kalupemba östl. Luebo)Alle Vögel tanzten. Jeder Vogel lieh sich von einem andern ein Kleid. Mukanku (ein großer Vogel) bat Nkudu (Schildkröte) um ihr Kleid. Nkudu sagte: "Du bist ein Himmelsvogel. Ich bin ein Erdtier. Wie soll ich mir mein Kleid wieder holen, wenn du es mir nicht bringst?" Mukanku sagte: "Es ist nur für einen Monat, dann bring ich dir
dein Kleid wieder."Nkudu gab Mukanku sein Kleid. Makanku brachte (aber) nach einem Monate das Kleid nicht wieder; er brachte es nach zwei Monaten nicht wieder; er brachte es nach drei Monaten nicht wieder.Nkudu ging (nun) zu Katende (dem kleinen Vogel) und sagte ihm: "Ich habe Mukanku vor drei Monaten mein Kleid geliehen. Er brachte es bis heute nicht zurück." Katende ging zu Mukanku. Katende sagte: "Du hast Nkudus Kleid geliehen. Nkudu will es wieder zurück haben, gib es mir." Mukanku sagte: "Ja, es ist recht." Ich will es heute noch selbst zu Nkudu hinbringen. Ich werde selbst es noch heute hinbringen." Katende ging. Er sagte es Nkudu. Mukanku kam an diesem Tage nicht. Er kam am andern Tage nicht. Mukanku brachte das Kleid nicht.
Kalumi Kakullu (gleich Tschilumi Tschikullu) sagte zu Nkudu: "Lecke mir die Tschitapa (Krankheit) aus den Augen. Dann will ich dir helfen." Nkudu aß die Tschitapa. Kalumi Kakullu sagte: "Laß deine Kinder Budimba (in Feuer erwärmten Gummi) ziehen. Kleide dich ganz in Budimba. Dann laß viele weiße Hühnerfedern in die Budimba stecken und lege dich in die abgebrannte Savanne." Nkudu ging. Nkudu ließ sich ganz in Budimba kleiden. Er ließ sich ganz voll weißer Hühnerfedern stecken. Er ließ die Savanne abbrennen. Erlegte sich in die abgebrannte Savanne.
Mukanku flog über die Savanne. Er sah unten das weiße Federkleid Nkudus. Er kam herab. Er hob Nkudu auf und trug ihn in sein Nest. In seinem Neste sah er das Tier an. Er sagte: "Ach, du bist Nkudu 1" Nkudu sagte: "Ja, ich bin Nkudu. Ich bin auch schlau und nun sollst du mir mein Kleid wiedergeben." Mukanku gab Nkudu sein Kleid. Nkudu ließ sich von dem Baume herab auf die Erde fallen. Dann ging Nkudu nach Hause.
Nsadi (Bakuba; Lussambo)Nsadi (das Gewittertier) machte Freundschaft mit Jilu (Schildkröte). Nsadi kam alle Tage zu Jilu und aß sich sehr gründlich satt. Jilu schlachtete immer, wenn Nsadi kam, eine Ziege. Doch Jilu wußte nicht, wie er zu Nsadi hinaufkommen sollte. Nsadi sandte eines Tages seine zwei Söhne zu Jilu und ließ sagen: "Vater kann heute nicht kommen. Du sollst aber die geschlachtete Ziege zusammenpacken. Wir wollen sie ihm bringen."Jilu ließ sich von seiner Frau in ein Matiti (Kräuter-) Paket einpacken. Die Söhne Nsadis trugen ihn zum Himmel empor.
Im Himmel kroch Jilu aus dem Paket und sagte: "Jetzt möchte ich mich auch sattessen." Nsadi schlachtete nun Ziegen. Alle aßen gründlich, und dann trugen die Söhne Nsadis Jilu wieder zur Erde herab.
Nkuffu und Mukebu [Auszug](Kanioka)Mukebu (der große Mukankavogel der Baluba) stiehlt aus Nkuffus (Schildkröte) Dorfe ständig Hühner und junge Ziegen. Nkuffu wälzt sich also in Kautschuk und dann in Federn. Mukebu hält es für Huhn und trägt es in sein Nest. Hier auf dem Baum entpuppt sich die Schildkröte. Der Raubvogel gibt die Überlegenheit des andern zu und ißt mit ihm Freundschaft. Mukebu fragt dann den andern, wie er nun aber wieder nach Hause kommen wolle. Die Schildkröte geht an den Rand des Nestes, zieht alle Extremitäten ein und läßt sich zur Erde fallen.
Njadi und Nkudi (Bakuba; Lussambo)Njadi (das am Himmel lebende Gewittertier) und Nkudi (die Schildkröte) machten Freundschaft. Njadi war mit zehn Leuten bei Nkudi zu Besuch. Njadi sagte: "Ich brauche nicht viele Sachen. Gib mir aber eine Boadi (Maske) und zwei Frauen." Nkudi gab Njadi die Maske und die zwei Frauen. Njadi sagte: "Nach fünf Tagen werde ich wiederkommen; am sechsten Tage werde ich wieder bei dir sein und die Kollehäute (Zebrafelle, etwas sehr Wertvolles) mitbringen." Nkudi sagte: "Es ist recht so."Njadi ging mit seinen zehn Leuten von dannen.
Nkudi bereitete am sechsten Tage zwei Ziegen, um Njadi würdig zu empfangen. Njadi kam nicht. Am siebenten Tage kam Njadi nicht. Nkudi rief alle Tiere zusammen und fragte: "Wer kann mir einen guten Weg zum Himmel zeigen."Dipoapoa (die Spinne) sagte: "Ich kann es." Nkudi sagte: "Wenn du mir einen starken Weg zum Himmel machst, will ich dir eine Frau geben."Dipoapoa machte einen guten, starken Weg. Nkudi stieg auf dem Weg empor zum Himmel. Nkudi kam mit Dipoapoa über zwei Flüsse weg. Dann war er im Himmel.
Die Kinder Njadis riefen: "Da kommt jemand."Njadi sah hin und erkannte Nkudi. Njadi sagte: "Ach, das ist der Mensch, den ich betrogen habe."Njadi lief in einen Felsen. Dipoapoa sah es. Er ging mit Nkudi dahin. Die Kinder Njadis riefen: "Geht nicht in den Felsen. Auch wir gehen nicht hinein. Da ißt Vater Menschen !" Doch Dipoapoa rief: "Njadi, Njadi, komm!"Njadi kam und sagte: "Du bist schlau, nun will ich dir bezahlen !"Njadi rief einen Elefanten (Njoko) und nahm einen Zahn. Den Zahn bot er Nkudi an. Nkudi sagte: "Den Zahn brauche ich nicht. Gib mir meine Frauen und die Boadi und die Ziegen."
Njadi gab Nkudi die Frauen. Die Boadi war zerbrochen. An Stelle dessen gab er den Zahn. Nkudi ging mit Dipoapoa auf demselben Wege zurück. Am Ende des Weges war Kasseschi (Antilope) als Wache aufgestellt. Kasseschi rief allen Leuten zu: "Nkudi und Dipoapoa
kehren zurück." Die Leute glaubten es nicht. Dann liefen sie jubelnd den beiden entgegen. Nkudi und Dipoapoa aßen Freundschaft. Und deshalb findet man heute noch unter den Schildkröten Spinnen.Njadi und Idu (Batetela; Wakussu)Njadi (das Gewittertier) kam von dem Himmel herab, um mit den Menschen Freundschaft zu schließen. Die Menschen wollten aber mit Njadi nicht Freundschaft schließen. Njadi kehrte zum Himmel zurück. Njadi kam - kaaaa! — wieder zur Erde herab. Njadi wollte mit Tscho (Schlange) Freundschaft machen. Tscho sagte: "Du bist zu stark." Njadi kehrte zum Himmel zurück. Njadi kam - kaaaa! — wieder zur Erde herab. Njadi wollte mit Likatta (Heuschrecke) Freundschaft schließen. Likatta sagte: "Nein, du verbrennst unser Gras und wir müssen sterben." Njadi kehrte zum Himmel zurück. Njadi kam - kaaaa! — vom Himmel zur Erde herab. Njadi wollte mit den Bäumen Freundschaft machen. Die Bäume sagten: "Nein, du schleuderst die Bäume um, wenn du-kaaaa !—herabkommst!" Njadi kehrte zum Himmel zurück.
Njadi kam - kaaaa! — vom Himmel herab. Er wollte Freundschaft mit Idu (Schildkröte) machen. Idu sagte: "Gut, schließen wir Freundschaft." Idu gab Njadi viele Frauen und Ziegen. Njadi kam oft zu Idu und ließ sich von [du beschenken. Eines Tages sagte die Frau Njadis: "Wenn du heute zu Idu kommst, so lasse dir ja Leho (Salz) geben. Hier im Himmel gibt es kein Leho."Njadi sagte: "Es ist recht."Njadi kam - kaaaa! — zur Erde herab. Idu machte Njadi Geschenke. Njadi sagte: "Gib mir doch etwas Leho." Idu sagte: "Es ist gut, trag nur erst einmal die andern Geschenke herauf, dann komm wieder zurück. Ich packe dir inzwischen eine Tracht Leho auf."Njadi ging und trug seine Geschenke zum Himmel.
Idu sagte zu seiner Frau: "Packe mich in eine Tracht Salz ein. Das Paket lege hier hin. Wenn Njadi kommt, sage ihm: ,Ach, mein Mann hat lange auf dich gewartet. Aber dann riefen ihn die Dorfleute. Und nun ist er gegangen. Er hat mir aber dieses kleine Paket Salz für dich zurückgelassen." Die Frau sagte: "Es ist gut." Sie packte Idu in das Leho ein. Njadi kam - kaaaa! — vom Himmel. Frau Idu sagte: "Ach, mein Mann hat lange auf dich gewartet. Aber dann riefen ihn die Dorfleute. Und nun ist er gegangen. Er hat mir aber dieses kleine Paket Salz für dich zurückgelassen."Njadi sagte: "Es ist gut." Er nahm das Paket und kehrte zum Himmel zurück. Im Himmel schlüpfte Idu aus dem Salzpaket. Idu sagte: "Hier bin ich; nun zahle mir auch Geschenke."Njadi sagte: "Du bist klug, du hast mich überwunden."Njadi mußte zahlen.
Idu sagte zur Dihoka (die Spinne): "Trage mich zur Erde herab." Dihoka sagte: "Es ist recht." Dihoka machte einen starken Weg.
Dihoka trug Idu zur Erde herab. Alle Verwandten und Bekannten Idus waren aber gestorben, während er die Reise machte. Nur die Frau Idus lebte noch. Sie verbrachte den Tag im Wasser und die Nacht im Dorfe. Das Dorf war mit Wasser überschwemmt. Jetzt reinigte Idu das Dorf und gab der Spinne das Recht über alles Waldgetier.Mbatschi und die Himmelsfrau (Klo que)Eine Frau vom Himmel (Kalunga moana) stieg auf die Erde hernieder. Alle Tiere wollten die Himmelsfrau heiraten. Die Himmelsfrau sagte: "Wer mich heiraten will, der muß mit mir in den Himmel kommen können." Mbou (der Büffel) versuchte es. Er fiel aber wieder herunter. Njamba (der Elefant) versuchte es. Er fiel aber wieder herunter. Kalomma (der Leopard) versuchte es. Er fiel aber wieder herunter. Alle Tiere fielen wieder herunter.
Endlich kam Mbatschi (die Schildkröte), um es zu versuchen. Mbatschi kam bis in den Himmel. Einen Tag blieb er bei der Frau im Himmel. Der Vater gab ihnen zu essen. Dann erlaubte der Vater ihnen, wieder zur Erde hinabzusteigen. Sie gingen zur Erde zurück.
Alle Tiere beschimpften die Schildkröte; die Tiere sagten: "Wie, wir Großen konnten es nicht, und du kleines, schmutziges Tier kannst es?"Dann kamen die großen Tiere alle herbei und schlugen die kleine Schildkröte. Mbatschi ging ins Wasser. Es fiel nun viel, viel Regen. Die Tiere hatten nur ganz wenig Platz und wenig Feuer. Da nahmen die Tiere zur Rache die Frau Mbatschis. Die Tiere waren an ihrem kleinen Feuer.
Mbatschi nahm einen großen Topf. Er füllte ihn mit Wasser. Den Topf hüllte er in ein Paket. Er kam ganz nahe an das kleine Feuer der Tiere heran. Er warf das Paket mit dem Topf und Wasser ins Feuer. Das Feuer verlöschte, und so kam es, daß die Tiere heute ohne Feuer leben.
5. BESTIMMTE MOTIVE
Nsaschi und Tschulla (Baluba; Bena Kaloschi; Bena Kajembe)Nsaschi ist ein Tier, ein großes Tier wie ein Hund, das am Himmel lebt. Wenn Nsaschi zur Erde kommt, wird mit großem Geräusch ein Mensch getötet.
Nsaschi kam (einmal) zur Erde und gebar eine Tochter, die hieß Ndai (Ndai ist ein kleiner Baum.) Alle Tiere wollten Ndai heiraten. Nsaschi sagte: "Ich liebe mein Kind nicht, aber alle wollen es haben. Ich gebe mein Kind Tschulla (Kröte)." Tschulla heiratete Ndai. Tschulla gab hundert Ziegen für Ndai. Nsaschi blieb fünf Tage bei Tschulla.
Nsaschi ging nach fünf Tagen zum Himmel zurück. Nsaschi nahm Ndai mit. Tschulla blieb allein zurück. Tschulla sagte: "Ich habe hundert Ziegen für Ndai gegeben. Nun flieht Ndai mit Nsaschi zum Himmel. Ich kann nicht dahin gehen. Ich habe zu kleine Beine. Was soll ich machen? Wer will mir helfen?" Ntande (Spinne) kam. Ntande sagte: "Ich will dir einen Weg zum Himmel machen. Du sollst mir eine große Ziege geben." Tschulla sagte: "Es ist gut." Ntande machte einen Weg zum Himmel. Ntande nahm Tschulla auf den Rücken. Tschulla schlang seine Arme um den Hals Ntandes. Ntande trug Tschulla zum Himmel und setzte ihn an einer Banane vor dem Hause Nsaschis zu Boden.
Am Morgen trat Nsaschi aus ihrem Hause. Nsaschi sah Tschulla. Nsaschi sagte: "Du kannst nicht mit deinen kleinen Beinen allein hierher gekommen sein. Es muß dir jemand geholfen haben. Ntande hat dir geholfen." Nsaschi gab Tschulla ein Haus. Nsaschi machte Essen. Nsaschi gab Tschulla das Essen. Tschulla sagte: "Zuweilen esse ich nicht. Ich esse nachher." Tschulla stellte das Essen beiseite. Bei Tage aß Tschulla nichts.
In der Nacht kam Ntande. Ntande kam bei Tage nicht. In der Nacht aßen Ntande und Tschulla die Bidia (Brei) der Tschulla. In der Nacht ging Ntande zur Erde zurück.
Am Morgen sagte Tschulla zu Nsaschi: "Ich habe dir für deine Tochter hundert Ziegen gegeben. Dann hast du deine Tochter mit fortgenommen." Nsaschi sagte: "Ich lasse meine Tochter nicht zur Erde." Tschulla sagte: "Dann gib mir meine hundert Ziegen wieder, die ich für deine Tochter bezahlt habe."Nsaschi sagte: "Wie willst du deine Ziegen zur Erde bringen?"Tschulla sagte: "Das ist meine Sache. Bring die hundert Ziegen in mein Haus."Nsaschi brachte die hundert Ziegen in Tschullas Haus. Nachts kam Ntande (wieder). Ntande brachte alles zur Erde. Tschulla gab Ntande eine Ziege und eine Frau.
Der Wettwurf [Bruchstück]
(Bena Lulua; Baqua Lokussa; Baschilankaka)
Alle Tiere tanzen. Die Tiere beschließen, einen Fürsten zu ernennen. Wer am besten werfen kann, wird Tierfürst. Sie werfen Topfscherben über ein Wasser. Keiner trifft hinüber. Kassengelele Schimba (eine Schimba, Affe) nimmt eine Kapulukussu (Fledermaus) unter ihre Scherbe und wirft. Die Kapulukussu trägt die Scherbe hinüber. Die Schimba ist Mukelenge.
Wettziehen (Baluba; Bena Mande)In der gleichen Weise erzählt wie Wettziehen (Kanioka) Seite 352. Nur bedingt sich Kabundji (Marder) nicht Frauen als Lohn, sondern die Anerkennung als Häuptling. Der Schluß lautet:
Ngufu (Nilpferd) sagte zu Kabundji: "Du bist stärker als ich, du sollst Häuptling sein."Mbou sagte zu Kabundji: "Du bist stärker als ich, du sollst Häuptling sein." Die Tiere, die zugehört hatten, sagten: bundji ist klug, er soll Häuptling sein."
Wettlaufen (Bena Lulua; Bena Mbumba am kleinen Pindu)Muboaboa (Schakal) hatte ein Kind: Tschami. Mussodie (Eidechse) kam zu Muboaboa und sagte: "Gib mir dein Kind Tschami. "Muboaboa sagte: "Wenn du schneller laufen kannst, sollst du mein Kind haben. Wir wollen sehen, wer schneller laufen kann." Mussodie sagte: "Es ist gut. Ich werde mir den Kopf mit weißen Hühnerfedern bestecken, dann kannst du immer sehen, wo ich bin."
Muboaboa lief so schnell er laufen konnte. Als er eine Strecke weit gekommen war, sah er einen Mussodie mit weißen Hühnerfedern auf dem Kopf. Er sah nicht, daß es ein anderer Mussodie war. Muboaboa lief so schnell er laufen konnte. Als er (wieder) eine Strecke weit gekommen war, sah er (wieder) einen andern Mussodie mit weißen Hühnerfedern auf dem Kopf. Er sah nicht, daß es ein anderer Mussodie war. Muboaboa lief so schnell er laufen konnte. Als er (wieder) eine Strecke weit gekommen war, sah er (wieder) einen andern Mussodie mit Hühnerfedern auf dem Kopf. Er sah nicht, daß es ein anderer Mussodie war. Muboaboa sagte: "Ich kann nicht mehr. Wir wollen zurückgehen. Du sollst mein Kind Tschami haben."
Wettessen(Bena Lama; Bena Tschibaschi am Kalupemba östl. Luebo)
Kaschilla (eine kleine Baummaus) sagte zu Kaphumbu (Elefant): "Mache viel, viel Essen, und ich will alles, alles aufessen."Kaphumbu sagte: "Das ist unmöglich. Ich bin ein großes Tier, wenn ich viel Essen mache, kannst du kleines Tier es nicht aufessen." Kaschilla sagte: "Ich kann es doch, und wenn ich Essen mache, so kannst du es nicht aufessen."Kaphumbu sagte: "Wir wollen es versuchen. Erst machst du Essen und ich werde zu dir kommen, und dann mache ich Essen und du kannst sehen, wie du es vertilgst." Kaschilla sagte: "Es ist recht."
Alle Kaschilla machten Essen. Kaphumbu kam zu Mukelenge Kaschilla. Mukelenge (Häuptling) Kaschilla setzte ihm zwanzig Schüsseln mit Essen vor. Er sagte: "Hier ist mein Essen."Kaphumbu begann zu essen. Er aß und aß. Als er zehn Schüsseln gegessen hatte, ging er fort. Er konnte kaum nach Hause gehen. Zu Hause fiel er um. Er starb fast. Dann machte Kaphumbu viel Essen.
Nach sechs Tagen kam Kaschilla in Kaphumbus Dorf. Es war viel Essen da: Bidia (Brei), Ananas, Bananen, Matamba (Gemüse), Malafu (Palmwein). Es war allerhand da und stand in großen Schüsseln auf der Erde. Kaphumbu sagte: "Nun iß das alles." Mukelenge Kaschilla
begann zu essen und zu trinken. Nach einiger Zeit sagte er: "Ich muß einmal austreten." Kaschilla trat in den Busch. Alle Kaschillas waren mit Mukelenge Kaschilla gekommen. Sie waren alle im Busch. An Stelle der Mukelenge Kaschilla kam eine andere Kaschilla zurück und aß und trank und sagte: "Ich muß einmal austreten." Sie ging in den Busch; es kam wieder eine andere. Eine Kaschilla kam nach der andern. Jede Kaschilla aß sich satt und kehrte dann in den Busch zurück. Als alles fast aufgegessen war, kam Mukelenge Kaschilla zurück und aß den Rest. Mukelenge Kaschilla sagte: "Ich habe alles aufgegessen, und mein Bauch ist nicht sehr dick." Alle Kaphumbu waren da. Kaphumbu sagte: "Wir wollen Freunde sein."Darauf aßen Kaphumbu und Kaschilla Freundschaft.
Kapullukussu und Mutumba
(Bena Lulua; Baqua Mula Bankangas)
Einstmals tanzten alle Tiere. Kapumbu (Elefant) sagte: "Hier ist ein zerbrochener Topf. Jeder soll einen Scherben nehmen und über das Wasser werfen. Wer bis ans andere Ufer trifft, der soll unser Mukelenge (Häuptling) sein." Die Tiere sagten: "Wir wollen es so haben !" Die Tiere warfen. Der Kapumbu warf ein Stück. Es fiel in die Mitte des Wassers nieder. Die Tiere sagten: "Du bist nicht unser Mukelenge." Alle Tiere warfen. Es traf keiner hinüber. Die Reihe kam an Mutumba (eine Rattenart). Mutumba nahm Kapullukussu (eine kleine Fledermausart) und setzte sie unter die Topfscherbe. Mutumba warf. Kapullukussu trug die Scherbe auf das andere Ufer. Alle Tiere sahen es. Die Scherbe fiel auf dem andern Ufer nieder. Alle Tiere sagten: "Mutumba ist unser Mukelenge."
Kulupa (eine große Antilopenart) stahl die Frau Kapullukussus. Kapullukussu ging zu Kulupa und sagte: "Gib mir meine Frau." Kulupa sagte: "Es ist meine Frau."Kapullukussu sagte: "Es ist meine Frau !"Kulupa sagte: "Wir wollen mit deiner Frau zum Grab ihres Vaters gehen. Wir wollen ihn fragen, wem die Frau gehört." Kapullukussu sagte: "So wollen wir es machen." Kapullukussu ging zu Mutumba. Kapullukussu sagte: "Mukelenge, ich habe dir geholfen: Du bist Mukelenge. Kulupa will mich verhöhnen und will mir meine Frau rauben. Jetzt hilf du mir !" Mutumba sagte: "Gut, geh zum Grabe des Vaters deiner Frau."
Mutumba ging hin und machte ein Loch unter die Erde. Er grub einen Gang bis unter das Grab des Vaters der Frau Kapullukussus. Mutumba ging den Gang entlang. Es kamen die zwei Männer und die Frau zum Grabe. Der eine Mann fragte über dem Grabe: "Wem gehört diese Frau?" Aus dem Grabe sagte jemand: "Die Frau gehört Kapullukussu, die Frau gehört Kapullukussu." Kulupa floh von dannen. Alle Tiere sagten: "Es ist richtig."
Kapullukussu und Mutumba
(Bena Lulua; Bena Tschibaschi am Kalupemba östl. Luebo)
Alle Tiere waren an einem Wasser. Sie fanden einen zerbrochenen Topf, sie zerbrachen ihn in Stücke. Sie sagten: "Wir wollen sehen, wer über das Wasser werfen kann." Alle großen Tiere warfen. Ihre Scherben fielen in das Wasser. Mutumba (ein erdgrabendes Tier) nahm die kleine Kapullukussu (Fledermaus) und steckte sie unter seine Scherbe. Er warf. Kapullukussu trug die Scherbe auf das andere Ufer. Alle Tiere riefen: "Mutumba hat hinübergeworfen. Mutumba ist Mukelenge (Häuptling)."
Nach einiger Zeit nahm ein Mann die Frau Kapullukussus. Kapullukussu sagte zu dem Manne: "Wie kannst du meine Frau nehmen!" Der Mann sagte: "Wir wollen zum Grabe eines Menschen gehen und den toten Menschen fragen, wem die Frau gehört." Kapullukussu sagte: "Es ist gut, wir wollen morgen Abend hingehen." Der Mann sagte: "Es ist gut. Wenn der tote Mensch sagt, die Frau sei dein, so magst du sie behalten." Kapullukussu ging zu Mutumba und sagte: "Vordem habe ich dir geholfen, heute hilfst du mir. Ein Mann will mir meine Frau nehmen; wir gehen morgen zum Grabe eines toten Menschen. Wenn der nicht sagt, die Frau sei mein, so habe ich meine Frau verloren."Mutumba sagte: "Es ist gut."
Mutumba machte einen Gang hin zu dem Grabe, es war dicht unter der Erde. Der Mann kam mit Kapullukussu und dessen Frau. Der Mann fragte: "Ist die Frau mein oder gehört sie Kapullukussu ?" Mutumba sagte: "Wie kannst du dich unterstehen, die Frau Kapullukussus fortnehmen zu wollen? Das ist nicht deine Frau. Das ist die Frau Kapullukussus." Der Mann lief fort. Kapullukussu behielt seine Frau.
Tschitata Tschikullu (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu)Tschitata Tschikullu (der Tschilumi Tschikullu der Baluba) hatte eine Tochter. Tschitata Tschikullu sagte: "Wer meine Tochter heiraten will, der muß imstande sein, einen großen Acker umzubrechen (mit der Hacke), oben vom Walde an bis unten zum Bach, ohne sich aufzurichten und verpusten zu müssen." Es kam Nsevu (Elefant) und sagte: "Ich will es versuchen." Als er ein Stück gearbeitet hatte, mußte er sich aufrichten und verpusten. Ebenso erging es Mbou, (Büffel) Ntundu (Antilope) und vielen andern Tieren.
Zum Schlusse kam Kaschila (Ratte) und mit Kaschila kam eine zweite Kaschila, die hatte einen Tschondo (Trommel) umgehängt. Kaschila sagte: "Ich will deine Tochter heiraten. Ich will den Acker bearbeiten. Die Kaschila hinter mir wird mir zur Arbeit trommeln."
Tschitata Tschikullu sagte: "Alle großen Tiere haben es versucht, und nicht vermocht. Jetzt will die kleine Kaschila es versuchen !"Kaschila ging aufs Feld und begann zu hacken. Die andere Kaschila ging ruhig umher und trommelte. Kaschila hackte ein wenig, sprang tanzend um die Trommel und dann in den Tschondo. Im Tschondo waren aber viele Kaschila. Hinten sprang eine andere Kaschila heraus, arbeitete ein wenig, tanzte, sprang in den Tschondo und eine andere Kaschila sprang heraus.Kaschila bestellte so den Acker, ohne sich aufzurichten und zu verpusten. Die Leute kamen zu Tschitata Tschikullu und sagten: "Kaschila hat den Acker bestellt. Sie hat sich nicht nur nicht ein einziges Mal aufgerichtet, um sich zu verpusten, sondern sie hat auch noch dazwischen getanzt und gesprungen." Kaschila empfing die Tochter Tschitatas Tschikullus und ging mit ihr heim.
Wettlaufen (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu)Fidi Mukullu rief Tschikaboa (Kröte) und Kaseschi (Antilope) und sagte: "Ich will sehen, wer von euch beiden schneller laufen kann. Geht zum Walde zurück. Wer morgen zuerst bei mir ankommt, dem will ich eine Frau als Geschenk geben." Tschikaboa sagte: "Es ist gut. Ich werde mit einer weißen Feder im Haar morgen zuerst bei dir ankommen." Fidi Mukullu sagte: "Ich werde sehen !" Beide gingen.
Nachts rief Tschikaboa alle Bikaboa (Plural von Tschikaboa) zusammenundsagte: "Steckt euch alleweiße Federnins Haar und verteilteuch am Wege zu Fidi Mukullu. Ich selbst gehe schon jetzt voraus. So bin ich morgen zuerst bei Fidi Mukullu."Die Bikaboa sagten: "Es ist gut!" — Am andern Morgen begann Kaseschi mit einer Tschikaboa den Wettlauf. Als er ein Stück weit gelaufen war, sah er am Wege eine Tschikaboa mit einer weißen Feder im Haar. Kaseschi lief schneller. Als er ein Stück gelaufen war, sah er am Wege eine Tschikaboa mit einer weißen Feder im Haar. Kaseschi lief schneller. Als er ein Stück gelaufen war, sah er am Wege eine Tschikaboa mit einer weißen Feder im Haar. Kaseschi lief schneller. —Kaseschj lief schneller und schneller. Keuchend kam er bei Fidi Mukullu an. Tschikaboa mit der weißen Feder war schon da. Fidi Mukullu lachte. Er gab Tschikaboa eine Frau.
Wettziehen (Kanioka)Kabundji (Marder) kam zu Tschimvulua (Nilpferd) und sagte: "Ich bin zwar nur ein kleines Tier, ich kann dich aber doch aus dem Wasser ziehen !" Tschimvulua sagte: "Du kannst das nicht." Kabundji und Tschimvulua machten eine Wette. Der Verlierende sollte dem Gewinner eine Frau geben.
Kabundji ging auf die Steppe und sagte zu Mbou (Büffel): "Du bist zwar ein starkes und ich ein kleines Tier. Du kannst mich aber nicht den Abhang bis zu deiner Steppe hinaufziehen."
Mbou sagte: "Das kann ich doch." Kabundji und Mbou machten eine Wette. Der Verlierende sollte dem Gewinnenden eine Frau geben.
Am andern Tage machte Kabundji ein starkes Tau. Er brachte das eine Ende zu Tschimvulua herab und sagte: "Ich werde aufs hohe Ufer gehen, wenn wir anfangen wollen rufe ich: ,Ziehe' !" Dann brachte Kabundji das andere Ende hinauf zu Mbou und sagte: "Ich werde ans flache Ufer herabgehen. Wenn wir anfangen wollen, rufe ich: ,Ziehe'!"
Kabundji ging herab und setzte sich in das Buschwerk zwischen Fluß und Steppenabhang. Kabundji rief: "Ziehe !"Mbou und Tschimvulua zogen jeder an einem Ende des Taues. Mbou zog Tschimvulua an das Ufer des Flusses. Tschimvulua zog Mbou an den Rand des Steppenabhanges. Mbou zog Tschimvulua an das Ufer des Flusses. Tschimvulua zog Mbou an den Rand des Steppenabhanges. Bald war der eine stärker, bald der andere. Dann hielten beide an.
Kabundji ging zu Tschimvulua und sagte: "Habe ich dir nicht gesagt, daß ich dich würde ans Ufer ziehen können?" Tschimvulua sagte: "Hier hast du eine Frau." Kabundji ging zu Mbou und sagte: "Habe ich dir nicht gesagt, daß ich dich bis an den Steppenabhang werde ziehen können ?" Mbou sagte: "Hier hast du eine Frau." Kabundji sagte zu Mbou: "Wenn ich von der Frau einen Sohn erhalte, will ich ihn Mbou nennen." Kabundji ging zu Tschimvulua und sagte: "Wenn ich von der Frau, die du mir geschenkt hast, einen Sohn erhalte, will ich ihn Tschimvulua nennen."
Der Nachäffer (Baluba; Bena Kaloschi;Bena Kassasse)Kabemba (ein kleiner Tagvogel) und Tschipungulu (die Nachteule) schlossen Freundschaft. Kabemba kam mit Weib und Kind zu Tschipungulu und war in Tschipungulus Dorfe Gast. Tschipungulu sagte zu seinen Leuten: "Ich werde nicht sprechen. Wenn ich meinen Kopf so herumdrehe, so sollen die Frauen Essen bereiten. Wenn ich meinen Kopf so herumdrehe, sollen die Männer Malafu (Palmwein) bereiten."
Kabemba und seine Leute kamen. Tschipungulu sprach nicht. Tschipungulu wandte den Kopf (rechts herum). Die Frauen machten Essen und brachten es. Tschipungulu wandte den Kopf (links herum). Die Männer brachten den Malafu. Kabemba und seine Leute wunderten sich. Es war fast alles gegessen. Nur die Nkunde (Bohnen) waren noch am Feuer. Tschipungulu redete. Tschipungulu sagte zu Kabemba und seinen Leuten: "Dies Haus ist für euch.
Wenn die Nkunde fertig sind, werde ich sie euch bringen lassen." Kabemba und seine Leute gingen in das Haus.Tschipungulu sagte zu seinen Leuten: "Ich werde mich in einen kleinen Topf setzen, den stülpt in einen großen. Darüber tut kalte Nkunde. Über die kalten Nkunde mit dem Topfe darunter schüttet die warmen Nkunde. Dann bringt das Essen hinein. Ich kann so hören, was die Kabemba reden. Ich glaube, sie machen sich über mich lustig." Die Leute machten es so.
Die Nkunde kamen hinein. Die Leute Kabembas aßen. Kabemba sagte: "Welch wunderlicher Vogel, der Tschipungulu! Statt zu reden, winkt er mit dem Kopfe zur einen Seite und die Frauen bringen Essen. Er winkt mit dem Kopfe zur andern Seite, die Männer bringen Malafu. So sitzt er da (der Erzähler ahmt die kauernde Hockstellung des Schuhus mit dem eingezogenen Kopfe nach). Einen so dicken großen Kopf hat er." Die Leute Kabembas aßen die Nkunde auf. Sie waren fast fertig; da ging es: "Tääääää!" Tschipungulu flog empor und oben zum Dache heraus. Kabemba sagte: "Er hat alles gehört, das war Tschipungulu !"
Am andern Tage gingen Kabemba und seine Leute aus der Hütte. Sie bekamen noch ein Geschenk an Ziegen und Hühnern. Sie kamen heim. Tschipungulu sagte: "Ich komme in zehn Tagen zu Besuch."
Tschipungulu kam mit Weib und Kind zu Kabembas Dorfe. Kabemba saß schweigend da. Er wollte es ebenso machen wie Tschipungulu. Er wandte den Kopf nach der einen Seite. Es brachte niemand Essen. Er wandte den Kopf zur andern Seite. Es brachte kein Mann Malafu. Tschipungulu sagte: "Wir haben Hunger." Kabemba sagte: "Frauen, macht Essen und bringt es. Männer, bringt Malafu." Er sagte so. Die Männer brachten Malafu. Die Frauen machten Essen und brachten es.
Es waren nun noch die Nkunde zu essen. Die Nkunde standen am Feuer. Kabemba sagte zu Tschipungulu und seinen Leuten: "Geht in jenes Haus, ich schicke die Nkunde." Kabemba wollte es ebenso machen wie Tschipungulu. Kabemba sagte: "Tut mich in einen kleinen Korb, setzt mich in einen großen Topf und schüttet die Nkunde darüber. Wenn die Bohnen gar sind, bringt sie hinein, ich höre dann, was Tschipungulu und seine Leute von mir sagen und fliege, wenn sie die Nkunde gegessen haben, zum Dache hinaus!"
Die Leute Kabembas setzten ihn in einen Korb. Sie setzten den Korb in einen großen Topf, sie taten aber nicht kalten Nkunde darüber, sondern schütteten alle Nkunde darüber und setzten den Topf mit dem Korb und den Bohnen ans Feuer (aus Dummheit!). Sie wollten wissen, wie es Kabemba aushielte. Sie hoben die Bohnen empor. Unten lag Kabemba, schwarz, mit verbrannten Federn. Die Leute Kabembas begannen zu weinen und zu klagen. Kabemba war tot.
Tschipungulu hörte das Weinen und Klagen. Er kam heraus. Die Leute sagten: "Kabemba ist über dem Feuer gestorben." Tschipungulu sah alles. Er sagte: "Ich war schlau, Kabemba wollte auch schlau sein. Er konnte es nicht."Tschipungulu machte mit dem Sohne Kabembas Freundschaft.
Nongonjonjon und Kaschiama
(Baluba; Baqua Kaloschi am Lubi-Lukulia)
Mukelenge (Häuptling) Nongonjonjon (Chamäleon) und Mukelenge Kaschiama (Leopard) aßen zusammen Freundschaft. Mukelenge Nongonjonjon ging zu Kaschiama. Kaschiama schlachtete fünf Ziegen. Sie aßen die fünf Ziegen.
Kaschiama kam zu Mukelenge Nongonjonjon. Er machte einen Gegenbesuch. Nongonjonjon kletterte auf einen Baum. Kaschiama rief hinauf: "Komm herunter!" Nongonjonjon warf einen Ast herunter. Kaschiama sprang darauf zu und zermalmte ihn. Kaschiama rief: "Komm herunter !"Nongonjonjon sagte: "Wenn ich herunterkäme, würdest du mich gerade so zermalmen wie das Stück Holz !" Kaschiama ging nach Hause. Nongonjonjon machte Kaschiama (ein zweites Mal) Besuch. Mukelenge Kaschiama schlachtete eine große Ziege. Sie aßen die Ziege. Nongonjonjon ging nach Hause.
Kaschiama kam (zum zweitenmal) zu Nongonjonjon. Nongonjonjon sprang (wieder) auf den Baum. Kaschiama rief: "Komm herunter !" Nongonjonjon warf einen Ast herunter. Kaschiama sprang darauf zu und zermalmte ihn. Kaschiama rief: "Komm herunter !" Nongonjonjon sagte: "Wenn ich herunterkäme, würdest du mich geradeso zermalmen wie das Stück Holz." Kaschiama sagte: "Haben wir nicht Freundschaft gegessen?"
Nongonjonjon kam (daraufhin) herunter. Kaschiama sprang auf ihn zu und zerriß ihn.
Kuschika
Kann nji und Mboa (Kanioka)Kanunji (ein hühnerraubender Vogel) und Mboa (Hund) machten Freundschaft. Kanunji sagte: "Wenn ich sterbe, friß mich nicht!" Mboa sagte: "Es ist recht."Jeder ging in sein Dorf. Eines Tages aßen sie gemeinsam bei Mboa. Kanunji sagte: "Du mußt auch zu mir kommen um zu essen." Kanunji wollte sehen, ob Mboa sein Wort hielte.
Kanunji kehrte zurück. Er schickte alle Leute aus dem Dorf. Er war ganz allein da. Dann nahm Kanunji stinkende Federn und steckte sie in sein Kleid. Er legte sich wie tot auf sein Bett. Mboa kam zum Essen. Er kam in das Dorf. Er sagte: "Ich bin zum Essen eingeladen und niemand ist hier." Er kam in das Haus und fand Kanunji. Er sagte: "Kanunji schläft." Er schnupperte umher. Dann ging er in das Dorf. Er kam zurück und schnupperte an Kanunji.
Er sagte: "Kanunji ist tot." Er ging heraus und durch das ganze Dorf. Er fand niemand. Er ging zurück und wollte Kanunji mit den Zähnen packen. Er packte nur die stinkenden Federn. Kanunji flog empor und auf einen hohen Baum. Kanunji rief: "Das ist also deine Freundschaft? Sagte ich dir nicht: ,Wenn ich tot bin, darfst du mich nicht essen !"Die Freundschaft war zu Ende.
Tschulla und die Sendulla (Bena Lulua; Baqua Mjubu bei Luebo)Mukelenge Tschulla (Kröte) und Mukelenge Sendulla (rote Ameise, die auf den Wegen in die Beine beißt) aßen Freundschaft. Tschulla machte Malafu (Palmwein). Sendulla kam. Beide tranken Malafu. Tschulla fragte: "Weshalb bringst du deine Kinder nicht mit?" Sendulla sagte: "Meine Kinder sind viele, viele und sie sind nicht gut. Wenn ich sie alle mitbringe, so essen sie alles auf: Malafu, Biddia (Brei), Töpfe, Schüsseln, Kauri, alles. Wenn etwas übrigbleibt, so gib es lieber deiner Frau und deinen Kindern."Tschulla sagte: "Bringe deine Kinder einmal mit, so schlecht sind deine Kinder nicht."Sendulla ging.
Am fünften Tage kam Sendulla wieder. Er brachte alle seine Kinder. Alle Wiesen und Wege waren voll von Sendullas Kindern. Tschulla wollte einen Becher Malafu aufheben um zu trinken. Alle Kinder Sendullas kamen heran. Viele hingen sich an den Becher, viele an die Hände Tschullas. Sie hingen sich an die Füße Tschullas. Tschulla wollte auf- und davonspringen. Tschulla konnte nicht mehr fortlaufen. Die Sendulla fraßen Tschulla auf.
Seitdem spielen die Tschulla nicht mehr mit den Sendulla.
Boloko und Djoko (Bassongo Mino; Bolombo)Boloko (Zwergantilope) machte mit Djoko (Elefant) Freundschaft. Bolokos Frau ward schwanger. Sie sagte zu ihrem Manne: "Besorge mir etwas Fleisch, dann will ich gebären."Boloko ging aus und fand nichts. Er kam zu Djoko und sagte: "Meine Frau möchte gern etwas Fleisch haben, dann will sie gebären."Djoko gab ihm ein Messer und sagte: "Schneide mir drei Stückchen Fleisch aus der Keule."Boloko tat es. Er brachte es seiner Frau. Die gebar darauf.
Nach einiger Zeit war Frau Djoko schwanger. Sie sagte zu ihrem Manne: "Besorge mir etwas Fleisch, dann will ich gebären."Djoko ging aus und fand nichts. Er kam zu Boloko und sagte: "Meine Frau möchte etwas Fleisch haben, dann will sie gebären." Boloko gab Djoko einen Speer und sagte: "Schneide dtr ein wenig Fleisch aus meiner Lende." Djoko schnitt zu. Boloko starb sogleich.
Frau Boloko sagte: "Das ist so! Warum mußte mein Mann mit einem so großen Tiere Freundschaft schließen? Ein kleines Tier soll mit kleinen Tieren gehen !"
Nkanene und Mbomma (Bakuba; Bolombo)Nkanene (Vogel) und Mbomma (Schlange) machten Freundschaft. Nkanene besuchte Mbomma. Sie ward sehr herzlich empfangen. Nkanene schlief bei Mbomma. Nkanene aß bei Mbomma. Nkanene sagte zu Mbomma: "In meinem Dorf ist es sehr schön. Es ist ein großes Dorf, du mußt mich besuchen. Es gibt viel zu essen."Mbomma kam auch. Mbomma fand nur ein ganz kleines Haus. Mbomma stieß mit dem Kopfe dagegen, stieß es ein und verschlang Nkanene.
Nkussu und Gulube (Baluba; Bena Kaloschi)Nkussu (Papagei) und Gulube (Schwein) hatten einmal Freundschaft gegessen. Gulube sagte zu Nkussu: "Ich brauche etwas von dir !" Nkussu fragte: "Was brauchst du von mir ?" Gulube sagte: "Ich brauche deinen roten Schwanz." Nkussu sagte: "Nun, so nimm meinen roten Schwanz." — Gulube nahm den roten Schwanz und Nkussu war nun ohne Schwanz. Den roten Schwanz hatte sein Kamerad Gulube.
Nkussu hatte nun keinen Schwanz. Den roten Schwanz hatte Gulube, sein Kamerad. Nkussu sagte: "Ich muß etwas anderes haben." Nkussu machte eine Wanderung und sagte: "Ich gehe zu meinem Kameraden Gulube." —Nkussu ging in das Dorf Gulubes und sagte: "Gulube, ich brauche etwas von dir." Gulube fragte: "Was brauchst du von mir?" Nkussu sagte: "Ich brauche deine ganze Rückenhaut." Gulube sagte: "So nimm sie." Nkussu nahm ein Messer und schnitt den ganzen Rücken von Gulube auf und zog die ganze Haut ab. Gulube ward sogleich sehr krank. Nkussu ging mit der Haut Gulubes in sein Dorf. Gulube hatte noch den roten Schwanz Nkussus.
Gulube war nun sehr krank und er wäre fast gestorben. Da ging ein Sohn Gulubes in das Dorf Nkussus. Er ging und ging und kam zu Nkussu. Nkussu sagte zu ihm: "Was willst du?" Der Sohn Gulubes sagte: "Mein Vater stirbt, gib mir seine Haut." Nkussu sagte: "Gulube ist mein Freund, nimm die Haut." Nkussu und der Sohn Gulubes gingen und gingen und gingen. Sie kamen in Gulubes Dorf und Gulube war fast gestorben. Nkussu nahm eine Nadel und Schlinge. Er nahm die Haut, legte sie auf und nähte und nähte. Gulube sagte (grunzte): "Äh !" Gulube sagte: "Äh!" Gulube starb nicht. Nkussu sagte zu Gulube: "Ich brauche etwas." Gulube sagte: "Was brauchst du, du bist mein Freund." Nkussu sagte: "Ich brauche meinen roten Schwanz." Gulube sagte: "Du brauchst deinen roten Schwanz, du bist mein Freund, nimm ihn."
Nkussu nahm seinen roten Schwanz.
Die Geschichte ist zu Ende.
Kuschika
Kabundji und Aquidi (Baluba; Bena Kalosch)Kabundji (Marder) und Aquidi (ein Vogel) hatten einst eine Kameradschaft und gingen in die Matiti (Grassteppe), und als sie dort waren, zündeten alle Nunji (Vögel) ein Feuer an. Das Feuer war rund um sie herum und kam immer näher auf die beiden zu. Da machte sich Kabundji ein Loch in den Boden, so daß Aquidi nichts davon merkte, und von Zeit zu Zeit rief er: "Aquidi, du bist doch noch da?" Da antwortete Aquidi: "Ich bleibe so lange da wie du." —Aquidi rief: "Bist du noch da?" Kabundji sagte: "Ei, gewiß bin ich noch da; es hat keinerlei Gefahr." Dabei grub Kabundji sich immer tiefer in die Erde, und das Feuer kam immer näher. Zuletzt rief Aquidi noch einmal: "Bist du noch da, Kabundji?" Kabundji antwortete: "Ei, gewiß bin ich noch da." Dann schlüpfte Kabundji in sein Loch. Das Feuer kam gerade und ging über Kabundji hinweg, das Feuer kam zu Aquidi und verbrannte Aquidi.
Als das Feuer zu Ende war, kam Kabundji aus seinem Loche hervor und ging dahin, wo Aquidi gesessen hatte und wo er verbrannt war. Er nahm Aquidi, klopfte die verbrannten Federn ab, nahm ihn mit zu der Frau Aquidis, gab ihr das Stück und sagte: "Wir wollen dies Fleisch hier zusammen essen; du kannst es zubereiten !"Darauf nahm die Frau das Fleisch und bereitete es, und beide genossen gemeinsam davon. Als sie fertig waren, fragte Kabundji: "Nun, wo ist denn dein Mann?" Die Frau antwortete: "Oh, der ist noch in der Matiti (Grassteppe)." Kabundji entgegnete: "Nein, dein Mann ist tot, und du hast eben davon gegessen." Die Frau wollte es nicht glauben.
Die Geschichte ist zu Ende.
Kabundji und Quaddi (Bena Lulua, vom unteren Lulua)Kabundji (Marder) und Quaddi (das Feldhuhn) befanden sich einst in der Grasebene. Die Menschen machten rund um die Grasebene ein Feuer. Sie waren auf der Jagd nach Feldhühnern. Die Menschen riefen: "Feldhuhn, wo bist du?"Quaddi antwortete: "Ich bin hier."Die Menschen riefen: "Feldhuhn, wo bist du ?"Quaddi antwortete: "Ich bin hier."Die Menschen riefen: "Feldhuhn, wo bist du ?"Quaddi antwortete: "Ich bin hier." Der Feuerkreis war nun ganz klein. Kabundil hatte ein Loch gegraben. Er sah noch mit dem Kopfe heraus. Quaddi begann zu brennen. Quaddi schüttelte die verbrannten Federspitzen ab. Quaddi brannte stärker. Quaddi starb. Kabundji kam und nahm Quaddi. Er ging mit Quaddi in sein Loch. Die Menschen kamen. Sie fanden Quaddi nicht. Kabundji klopfte die verbrannten Teile ab. Er nahm Quaddi auf und ging zu Frau Quaddi. Er sagte: "Hier ist Gutes zu essen." Frau Quaddi aß. Die Kinder Quaddis aßen. Frau Quaddi
sagte: "Das ist gut." Die Kinder sagten: "Das ist gut!"Kabundji sagte: "Quaddi, du ißt deinen Mann."Kabundji sagte: "Kinder, ihr eßt euern Vater."Kuschika
Longonjonja und Tschula
(Bena Lulua; Baqua Kunda am Pindu Kakesse)
Longonjonja (das Chamäleon) und Tschula (die Kröte) lebten in einer Grasebene mit wenig kleinen Bäumen. Tschula sagte: "Wenn es Krieg gibt, sei so schlau wie ich und verstecke dich im Boden. Denn du kannst auch nicht schnell laufen."Longonjonja sagte: "Oh, ich bleibe auf meinem Baume. Du wirst am Boden verloren sein." Tschula sagte: , Du wirst auf dem Baume sterben. Im Kriege muß man Schlupfwinkel haben."
Die Bilembi (Jäger) machten in der Ebene das Jagdfeuer. Tschula hüpfte langsam auf ein Loch im Boden zu und schlüpfte hinein. Longonjonja blieb auf seinem Baume. Das Feuer kam. Longonjonja wurde verbrannt und fiel tot auf die Erde. Als das Feuer vorbei war, schlüpfte Tschula heraus und zu Longonjonja. Sie sah Longonjonja und sagte: ,Nun bist du doch auf den Boden gekommen." Tschula sah, daß Longonjonja tot war. Tschula sagte: "Nun bist du doch tot, weil du auf deinem Baume bliebst. Im Kriege muß man Schlupfwinkel haben."
Kuschika
Kabundji und die Vögel [Auszug](Kanioka)Kabundji (Marder) ruft in der Steppe alle Vögel zum Tanze zusammen. Alle kommen. Kabundji läßt von seinem Sohne ringsum die Steppe anzünden. Das Feuer kommt näher und näher. Die Vögel wollen fliehen. Kabundji sagte: "Wartet doch, wenn es nahe ist, tanzt ihr alle in der Luft. Seht doch, ich bleibe ja auch." Das Feuer kommt. Kabundji schlüpft in ein Erdloch. Die Vögel vermögen im Rauche nicht aufzusteigen. Sie sinken mit verbrannten Federn zu Boden. Als das Feuer zu Ende ist, kommt Kabundji aus seinem Loche hervor. Er sammelt alle Vögel auf. Er sagt zu den Vögeln: "Oh, ihr armen Vögel, weshalb seid ihr nicht in die Erde geschlüpft? Weshalb seid ihr nicht in die Luft geflogen ?" Dabei frißt Kabundji alle Vögel auf. (Erzählt von einem Manne.)
Kabundji und die Tiere (Baluba; Bena Piana am Lubilasch)Kabundji (Marder) machte Freundschaft mit allen Tieren. Er machte Freundschaft mit Nsevu (dem Elefanten), mit Mukenge (Fuchs), ,mit Gulungwe (Antilope),mit Mboa (Hund),mit allen Tieren. Alle Tieregingen zur Jagd, nur die Sklaven blieben im Dorfe. Kabundji lebte in seinem Hause nebenan. Die Tiere kamen zu Kabundji. Alle Tiere kamen zu Kabundji und sagten: "Komm mit zur Jagd!"Kabundji sagte: "Oh,
ich habe solche Schmerzen an diesem Bein; oh, ich habe solche Schmerzen an dieser Stelle; oh, ich habe solche Schmerzen, ich kann nicht gehen !" Alle Tiere gingen zur Jagd. Kabundji blieb in seinem Hause. Die Sklaven blieben im Dorf, um Essen zu bereiten. Die Sklaven machten Essen.Kabundji war in seinem Haus. Er hatte in seinem Hause die Sonne, den Mond, die Sterne. Kabundji nahm die Sterne und tat sie auf seinen Körper, auf seinen Rücken, auf seine Brust. Er nahm die Sonne vor das Gesicht. Er nahm den Mond hinter den Kopf. Kabundji ging in das Dorf, wo die Sklaven Essen bereiteten. Kabundji tanzte und sang:
"Die Sonne vor dem Gesicht." "Der Mond hinter dem Kopfe." "Die Sterne auf dem Körper." |
Kabundji kam und tanzte so im Dorfe. Als er so tanzte, sprangen alle Sklaven auf und rannten in den Busch. Das Essen ließen sie stehen. Kabundji legte die Sonne ab, er legte den Mond ab, er legte die Sterne ab. Kabundji aß die fertigen Speisen. Er aß, er aß, er aß. Es war alles aufgegessen. Er legte die Sonne vor, er legte den Mond nach hinten, er legte alle Sterne an. Er ging in sein Haus zurück.
Die Tiere kamen von der Jagd zurück. Sie fragten die Sklaven: "Wo ist das Essen?" Die Sklaven sagten: "Das Essen war fertig; da kamen Sonne, Mond und Sterne und aßen alles auf." Die Tiere sagten: "Es hilft nicht. Jetzt wollen wir zu Kabundji gehen und uns nach seiner Gesundheit umsehen." Sie kamen zu Kabundji und fragten: "Bist du gesund?"Kabundji sagte: "Ich bin so krank, so krank, so krank." — Die Tiere gingen wieder zur Jagd. Kabundji blieb wieder zu Hause. Er sagte: "Ich habe solche Schmerzen an diesem Bein. Oh, ich habe solche Schmerzen in meinem Magen. Ich kann nicht zur Jagd gehen."Alle Tiere gingen zur Jagd, nur Kabundji blieb in seinem Hause. Die Sklaven blieben im Dorf, um Essen zu machen. Kabundji nahm die Sterne und tat sie auf seinen Körper, auf seinen Rücken, auf seine Brust. Er nahm die Sonne vor das Gesicht. Er nahm den Mond hinter den Kopf. Er ging ins Dorf, wo die Sklaven Essen bereiteten. Kabundji tanzte und sang (wird wiederholt wie das erste Mal). Die Sklaven sprangen auf und rannten in den Busch. Sie versteckten sich am Rande des Busches. Kabundji legte die Sonne ab, er legte den Mond ab, er legte die Sterne ab. Er begann zu essen. Die Sklaven sprangen auf. Die Tiere kamen herzu. Die Sklaven und die Tiere riefen:
"Kabundji, Kabundji, Kabundji !"
Sie banden Kabundji. Kabundji sprach: "Laßt mich nicht hier sterben, tötet mich dort drüben, wo das Loch ist." Sie führten Kabundji an das Loch. Sie schwangen das Messer. Kabundji entschlüpfte in das Loch.
Boa und die Gestirne (Bena Mai)Kaschiama (Leopard) und Boa (der Hund) aßen Freundschaft. Sie gingen zusammen fischen. Boa hatte reiche, Kaschiama nur magere Beute. Kaschiama sagte zu Boa: "Das Wasser ist hier nicht gut, geh weiter hin und hole Wasser zum Kochen."Boa ging. Inzwischen nahm Kaschiama von dem nahen Wasser. Es war sehr gut. Er kochte die Fische Boas. Er aß die Fische Boas. Boa kam zurück. Kaschiama sagte: "Es kam ein Mann vorbei, der wollte Fische haben. Ich bot ihm die meinigen an. Er verlangte die deinigen. Er kochte sie, er aß sie, er ging." Boa sagte: "Es macht nichts."
Sie gingen am andern Tage fischen. Boa hatte reiche, Kaschiama nur magere Beute. Kaschiama sagte zu Boa: "Das Wasser ist hier nicht gut, geh weiter und hole Wasser zum Kochen." Boa ging. Inzwischen nahm Kaschiama von dem nahen Wasser. Es war sehr gut. Er kochte die Fische Boas. Er aß die Fische Boas. Boa kam zurück. Kaschiama sagte: "Es kam ein Mann vorbei, der wollte Fische holen. Ich bot ihm die meinigen an. Er verlangte die deinigen. Er kochte sie, er aß sie, er ging." Boa sagte: "Es macht nichts."
Sie gingen am dritten Tage fischen. Boa hatte reiche, Kaschiama nur magere Beute. Kaschiama sagte zu Boa: "Das Wasser ist hier nicht gut, geh weiter hin und hole Wasser zum Kochen." Boa traf Fidi Mukullu. Fidi Mukullu legte ihm die Sonne auf die rechte Backe, den Mond auf die linke Backe. Fidi Mukullu machte ihn zum Menschen. Boamensch ging zu Kaschiama und verlangte Fische. Er sang: "Hier ist die heiße Mittagssonne, hier ist der klare Vollmond." Kaschiama wollte die Fische Boas geben; Boamensch nahm die Fische Kaschiamas. Boamensch sagte: "Mache Essen. Stoße den Maniok mit deinem Steiße." Kaschiama sagte: "Ich werde krank." Boamensch sagte: "Stoße." Kaschiama mußte stoßen. Boamensch sagte: "Hier ist die heiße Mittagssonne, hier ist der klare Vollmond." Das Essen war fertig. Kaschiama wollte eine Schüssel nehmen, um aus dem heißen Topfe zu füllen. Boamensch sagte: "Nimm deine Hände !" Kaschiama sagte: "Ich werde mir die Hände verbrennen." Boamensch sagte: "Nimm deine Hände!" Kaschiama mußte in den heißen Brei greifen. Boamensch sang: "Hier ist die heiße Mittagssonne, hier ist der klare Vollmond." Boamensch aß alles auf und ging. Boa legte Sonne und Mond ab und kam als Hund wieder. Kaschiama sagte: "Es war ein böser Mensch hier, der aß all das Meine. Mein Steiß ist zerstoßen; meine Hände sind verbrannt." Boa sagte: "Ach, das ist schlimm." Sie gingen am vierten Tage wieder fischen. (Es ereignet sich alles so wie am dritten und wird auch wörtlich so erzählt!)
Am fünften Tage sagte Kaschiama: "Wir haben genug gefischt."
Boa sagte: "Es ist recht." Sie machten sich auf den Heimweg. Am Kreuzwege trennten sie sich. Boa ging links in sein Gebiet, Kaschiama ging rechts in sein Gebiet. Als er ein Stück fort war rief Kaschiama: "Boa, Boa!" Boa rief: "Heeee !" Kaschiama rief: "Ich wollte dir nur sagen, daß ich es war, der deine Fische aß." Boa sagte: "Es ist gut." Als sie ein Stück weiter waren, rief Boa: "Kaschiama! Kaschiama !" Kaschiama rief: "Heee." Boa rief: "Ich wollte dir nur sagen, daß ich es war, der mit Sonne und Mond bei dir war, deinen Steiß zerstieß, deine Hände verbrannte, deine Fische aß." Kaschiama sprang auf, um sich auf Boa zu stürzen. Boa sprang in den Busch.Früher waren Kaschiama und Boa gute Freunde. Jetzt sind Kaschiama und Boa Feinde und Kaschiama tötet Boa, wo er kann.
Kabundji und I'vlukenge
(Bena Lulua, aus der Gegend von Luluaburg)
Kabundji (Marder) und Mukenge (Fuchs) waren einst Kameraden. Kabundji sagte zu Mukenge: "Du sollst mir zu essen geben. "Mukenge ging in sein Gehöft und nahm fünf Hühner. Mukenge sagte: "Iß die." Kabundji aß die Hühner.
Mukenge kam zu Kabundji. Mukenge hatte nichts zu essen. Mukenge wollte von Kabundji Essen haben. Kabundji wußte das sehr wohl. Er nahm die Sonne und tat sie vor das Gesicht. Und er tat den Mond vor den Hinterkopf. Kabundji hatte die Gestirne um den ganzen Kopf. Mukenge kam und sah Kabundji. Er sah die Sonne vor dem Gesicht, und er sah den Mond hinter dem Kopfe. Kabundji hatte die Gestirne um den ganzen Kopf. Mukenge sah es. Mukenge floh in den Wald. Mukenge suchte Kabundji nie wieder auf.
Mukenge (Bena Lulua; Bena Mbumba am kleinen Pindu)Mukenge hatte kein Haus. Mukenge hatte keine Kleider. Mukenge hatte keine Frau. Mukenge hatte gar nichts. Alle Leute lachten über Mukenge. Mukenge sagte: "Wartet, ich werde genug haben."
Mukenge ging. Er ging immer weiter. Er ging ein Jahr lang Er ging gegen Sonnenaufgang. Nach einem Jahre kam er dahin, wo Himmel und Erde zusammenkommen. Er war ganz dicht da, wo die Sonne aufgeht. Da waren die Sonne und der Mond. Die Sonne warf so viel Wasser auf ihn, daß seine Haut abging. Er wurde (deshalb) ganz weiß. Mukenge nahm die Sonne auf die Stirne und den Mond auf den Hinterkopf.
Mukenge ging. Er ging immer weiter. Er ging ein Jahr lang, bis er wieder in seinem Dorfe ankam. Er sang einen Zauberspruch. Er kam in sein Dorf.. Er sang. Alle Männer flohen. Mukenge nahm alle Frauen, Ziegen, Kleider. Mukenge kam in ein anderes Dorf. Er kam
und sang. Alle Männer flohen. Er nahm alle Frauen, Ziegen und Kleider. Mukenge kam in ein drittes Dorf. Er kam und sang. Alle Männer flohen. Er nahm alle Frauen, Ziegen und Kleider. Er war sehr reich. Kuschika
6. KLEINE FABELN UND BRUCHSTÜCKE
Kaschiama und Dikamba
(Bena Lulua; Baqua Tempo; Kapulumbas)
Kaschiama (Leopard) fraß alle Tiere. Er blieb im Baume sitzen. Dikutschikutschi, ein kleiner Vogel (Taube?) rief Dikamba (Krokodil). Dikamba lag in einem Sumpfe. Da lag er. Die Ameisen fraßen seine Augen. Dikutschikutschi flog zu Kaschiama und sagte: "Du bist stark und frißt alle Tiere. Friß auch Dikamba !" Kaschiama ging hin. Kaschiama hatte alle Tiere bewältigt. Dikamba hatte keine Augen mehr. Kaschiama konnte aber den Dikamba nicht überwältigen.
Kaschiama und Gulungwe [Auszug]
(Bena Lulua; Baqua Kabundu; Kalambas)
Kaschiama (Leopard) frißt alle Tiere. Eine Gulungwe (Antilope) mit Kindern bleibt übrig. Kaschiama findet sie lange nicht. Tschilumi Tschikullu versteckt Gulungwe auf einem über ein Wasser hängenden Baum. Kaschiama kommt dann und sieht das Spiegelbild im Wasser. Er springt auf das Spiegelbild zu und schluckt viel Wasser. Mit dem Bauche voll Wasser kehrt er heim. Gulungwe kehrt auch heim. Dieses wiederholt sich während mehrerer Tage. Dann schaut aber Kaschiama einmal nach oben, entdeckt Gulungwe, die will fliehen, Kaschiama hinterdrein. Kaschiama beißt Gulungwe tot.
Mpassu und Nsolo (Bena Lulua; Baqua Dedila gegenüber Luebo)Mukelenge Mpassu (Heuschrecke) und Mukelenge Nsolo (Hahn) hatten beide Feuer. Es kam ein Regen. Das Feuer Mukelenge Mpassus starb. Nur Mukelenge Nsolo hatte noch Feuer. Mukelenge Mpassu sandte Lukangu (eine andere Heuschreckenart) zu Mukelenge Nsolo, um Feuer zu holen. Alle Hühner sahen Lukangu kommen. Mukelenge Nsolo sagte zu seinen Leuten: "Wenn Njoka (Schlange) Lukangu, Mpassu, Mussodi (Eidechse) oder Mwula (Regentier) kommen, so schlagt sie." Lukangu kam; die Leute Mukelenge Nsolos schlugen ihn. Er kehrte ohne Feuer zurück. Dunsella (eine andere Heuschrecke) kam; die Leute Mukelenge Nsolos schlugen ihn. Er kehrte ohne Feuer zurück. Mussodi kam; die Leute Mukelenge Nsolos schlugen ihn. Er kehrte ohne Feuer zurück. Ndschulla (Kröte) kam; die Leute Mukelenge Nsolos schlugen ihn. Er kehrte ohne Feuer zurück.
Longonjonga (Chamäleon) kam. Die Leute Nsolos gaben ihm Feuer. Damit kehrte er zurück und gab es Mukelenge Mpassu.
Kanjunji und Gulungowe (Bena Lulua; Baqua Mbuju bei Luebo)Der kleine Vogel (Kanjunji) Kakudjikudji (Taube) ging mit Gulungwe (Antilope) zur Jagd. Fünf Tiere sahen zu. Kakudjikudji erlegte ein kleines Tier. Gulungwe rief: "Das habe ich mit meinem Pfeil erlegt." Kakudjikudji sagte: "Nein, ich habe geschossen mit meinem Pfeil." Die andern Tiere sagten: "Ja, es wird Gulungwe gewesen sein."Gulungwe nahm die Beute mit nach Hause.
Am andern Tage gingen sie wieder zur Jagd. Kakudjikudji schoß wieder ein Tier. Gulungwe verlangte es für sich. Die Tiere sprachen es ihm zu. Am dritten Tage gingen sie wieder zur Jagd. Kakudjikudji schoß eine Antilope. Gulungwe rief (wieder): "Das habe ich mit meinem Pfeil erlegt." Kakudjikudji sagte nichts. Er nahm einen zweiten Pfeil und schoß auf den Hund. Der Hund war tot. Kakudjikudji rief: "Du hast den Hund totgeschossen." Gulungwe rief: "Nein, das hast du gemacht." Die andern Tiere sagten: "Ja, es wird Gulungwe gewesen sein." Sie schlugen Gulungwe tot.
Tschischangalalas Maske(Bena Lulua; Bena Tschibaschi am Kalupemba östl. Luebo)Alle Tiere machten sich Masken. Tschischangalala (Mistkäfer) setzte den Tieren ihre Masken auf und putzte sie heraus. Alle Tiere waren sehr schön. Dann schlug Tschischangalala die Trommel, und alle Tiere tanzten.
Tschischangalala ging von dannen, um seine Maske zu holen und aufzusetzen. Die andern Tiere hatten schöne Masken aus Holz. Tschischangalala ging hin und drehte eine Aaskugel (die Tschischangalala beseitigt alle Exkremente, indem sie sie als Kugel mit den Hinterbeinen fortrollt) und schob sie hinter sich her. Tschischangalala kam zu den andern Tieren. Tschischangalala sang. Die andern Tiere sahen Tschischangalala kommen. Die andern Tiere sagten: "Wir haben uns alle schöne Holzmasken gemacht. Du hast eine schmutzige. Geh hin und hole dir eine andere Maske, wenn du mit uns tanzen willst."
Tschischangalala ging wieder von dannen. Tschischangalala kam nicht wieder.
Nkussu und Katende (Bena Lulua; Baqua Mbuju bei Luebo)Nkussu (Papagei) war der Häuptling aller Vögel. Er nahm alle Nahrung, alle Früchte, alle Ameisen usw. Er nahm alle Früchte und Nahrung der Vögel und brachte alles in sein Heim an einem großen, großen Wasser. Alles Wasser lief zu ihm, und er behielt alles bei sich. Alle
Vögel starben; sie machten sich auf den Weg zu Nkussu. Aber sie starben auf dem Wege.Der kleine Vogel Katende nahm ein Buanga (Zaubermittel) von Gabuluku (Antilopen-) hörnern um den Leib und flog und flog, und er kam zu Nkussu. Er brauchte fünf Tage für den Weg. Er kam zu Nkussu und sagte: "Alle Vögel sterben, weil alle Früchte und alle Nahrung bei dir ist, und weil alles Wasser zu dir läuft." Nkussu sagte: "Das ist schlecht." Nkussu und Katende nahmen sich Essen und viel Trank und brachten es den andern Vögeln. Da wachten sie alle wieder auf.
Die Vögel machten aber Katende zum Häuptling, weil er so schnell zu Nkussu geflogen war und die Vögel gerettet hatte.
Der Hund Kabassongo(Bena Lulua; Baschilange; Baqua Niambi bei Mai Munene)Der Hund Kabassongo führte mit allen Tieren Krieg. Er biß alle Tiere. Kakaschi Kakullu rief eines Tages Tambue (Löwe) und Kaschiama (Leopard), um Kabassongo zu fangen. Tambue und Kaschiama stellten sich am Wege auf. Kakaschi Kakullu sagte: "Ihr müßt Kabassongo fangen !" Kabassongo kam. Tambue und Kaschiama sprangen herzu. Sie fielen übereinander. Kabassango entfloh.
Tambue sagte zu Kaschiama: "Du bist daran schuld, daß ich Kabassongo nicht gefangen habe." Kaschiama sagte zu Tambue: "Nein, du bist daran schuld, daß ich Kabassongo nicht gefangen habe." Kaschiama und Tambue schlugen sich. Dann machten sie wieder Frieden.
Dibinga und Kakoliokoto(Bena Lulua; Bena Mbumba am kleinen Pindu)Die Dibinga (eine große Antilope) rief einmal eine Kakoliokoto (Art Erdmaus) und sagte: "Ich will in das Dorf der Mutter meiner Frau gehen. Komm mit mir !" Kakollokoto sagte: "Es ist gut."Dibinga nahm (heimlich) den Sohn Kakollokotos und steckte ihn in ihren Reisesack. Den Reisesack gab Dibinga Kakoliokoto zu tragen. Sie gingen. Nach einiger Zeit hörte Kakollokoto in dem Sacke schreien. Er öffnete und fand sein Kind. Kakoliokoto sagte zu Dibinga: "Ich muß in den Busch treten." Kakoliokoto ging in den Busch. Er lief schnell nach Hause, tat sein Kind aus dem Sack und das Dibingas hinein. Kakollokoto kam schnell zurück.
Sie kamen in das Dorf der Mutter der Frau. Dibinga nahm den Sack Kakoliokoto ab und gab ihn seiner Frau. (Die war nämlich mit auf der Reise.) Dibinga sagte zu seiner Frau: "Mach den Sack nicht auf, wirf ihn so in das Feuer. Nachher wird das Essen gut
sein." Die Frau warf den Sack so in das Feuer. Sie hörte schreien. Die Frau sagte: "Der Fisch schreit nicht. So schreit mein Kind." Sie öffnete den Sack und fand ihr (eigenes) Kind. Sie weinte. Sie sagte zu Dibinga: "Ich dachte, du gäbst mir Fische zu bereiten. Nun habe ich unser Kind verbrannt." Dibinga sagte: "Das hat Kakollokoto getan."Dibinga lief in das Dorf Kakollokotos. Alle Kakoliokoto waren im Dorfe. Die Kakoliokoto hatten sich alle den gleichen Haarschnitt gemacht. Die Kakoliokoto tanzten. Dibinga sagte: "Wo ist die Kakoliokoto, die mich begleitet hat?" Die Kakoliokoto sagten: "Sieh, hier sind alle Kakoliokoto, alle Kakoliokoto haben die gleiche Haartracht. Nun finde deine Kakoliokoto."Alle Kakoliokoto waren gleich. Alle Kakoliokoto tanzten.
Dibinga ging nach Hause.
Kuschika
Kaschila (Bena Lulua; Bena Mbumba am kleinen Pindu)Alle Ratten nahmen Frauen. Kaschila (Ratte) hatte keine Frau. Kaschila fragte eine Frau: "Willst du meine Frau werden?" Die Frau sagte: "Du hast zu große Augen." Kaschila fragte alle Frauen. Alle Frauen sagten: "Du hast zu große Augen."
Kaschila ging zur Tschula(Frosch). Er brachte die Tschula als seine Frau mit in das Dorf der Ratten. Alle Ratten sagten: "Was ist das mit der Tschula?" Kaschila sagte: "Das ist meine Frau." Alle Ratten sagten: "Was, eine so häßliche Frau bringst du mit in unser Dorf?" Kaschila sagte: "Wartet ab."
Kaschila nahm Tschula mit in sein Haus. Kaschila legte Tschula in einen Topf mit Wasser und Medizin. Das Wasser kochte. Der Topf stand über dem Feuer. Tschula sagte: "Ich sterbe." Kaschila sagte: "Du stirbst nicht." Die häßliche Haut der Tschula ging ab. Tschula ward eine sehr schöne Frau. Kaschila nahm Tschula aus dem Topf und legte ihr Ringe an die Füße und Hände. Er gab ihr eine schöne Pagne.
Tschula kam auf den Markt. Alle Rattenfrauen sahen Tschula. Die Rattenfrauen fragten: "Wessen Frau bist du?" Die Tschula sagte: "Ich bin die Frau von Kaschila." Die Rattenfrauen sagten: "Was? Kaschila hat eine so schöne Frau? Was, eine so schöne Frau hat den häßlichen Kaschila mit den großen Augen genommen?"
Tschula kam vom Markte heim. Sie machte Kaschila das Essen zurecht. Sie sagte (bei der Arbeit) zu Kaschila: "Kaschila, du bist häßlich und hast große Augen." Kaschila sagte nichts. Sie machte am andern Tage Kaschila das Essen zurecht. Sie sagte (bei der Arbeit) zu Kaschila: "Kaschila, du bist häßlich und hast große Augen." Kaschila sagte nichts. Sie machte am andern (dritten) Tage das Essen zurecht und sagte zu Kaschila: "Kaschila, du bist häßlich und
hast große Augen!" Kaschila sagte: "Diese Sache ist fertig. Du warst eine häßliche Tschula. Ich habe dich zu einer schönen Frau gemacht. Jetzt sagst du, daß ich häßlich sei." Kaschila warf Tschula in einen Topf mit kochendem Wasser. Er tat Buanga (Zaubermittel) dazu. Er stellte den Topf über das Feuer. Tschula wurde wieder eine häßliche Tschula. KuschikaKaschila und Dissenga
(Bena Lama; Baqua Dedila gegenüber Luebo)
Mukelenge Kaschila (eine Baummaus, die sich durch starre Augen auszeichnet) kam zu Mukelenge Dissenga (einer Erdmaus, die wegen ihrer langen Schnauze auffällt). Mukelenge Kaschila sagte: "Ich weiß in einiger Entfernung ein Dorf, da sind ausgezeichnete Frauen. Da möchte ich wohl eine Frau nehmen." Mukelenge Dissenga sagte: "Das ist sehr gut, ich werde mitgehen."
Beide machten sich auf den Weg. Sie kamen an und wurden sehr freundlich empfangen. Die Leute gaben ihnen eine Hütte. Dann bereiteten sie Nahrung und brachten gute Biddia (Brei) mit viel, viel Fleisch. Mukelenge Kaschila sagte zu Mukelenge Dissenga: "Mach du das Feuer an."Mukelenge Dissenga sagte: "Es ist gut."Mukelenge Dissenga begann zu blasen und blies. Aber das Feuer wollte nicht gut werden. Mukelenge Dissenga aber blies; er blies so stark, daß ihm die Lippen ganz lang herauswuchsen und er eine lange Schnauze bekam. Dann brannte das Feuer. Inzwischen hatte Mukelenge Kaschila alles aufgegessen. Mukelenge Dissenga sah in die Schüsseln. Er sagte: "Es ist alles leer." Mukelenge Kaschila sagte: "Während du das Feuer angemacht hast, aß ich." Mukelenge Dissenga sagte: "Es macht nichts."
Abends brachten die Leute wieder gute Biddia und viel Fleisch. Mukelenge Dissenga sagte zu Mukelenge Kaschila: "Paß du gut auf, daß die Menschen nicht kommen. Guck so (der Erzähler sieht starr vor sich hin) und zwinkere nicht mit den Augen. Guck so !" Mukelenge Kaschila sagte: "Es ist recht."Mukelenge Kaschila guckt starr vor sich hin. Er starrte und starrte. Er starrte so, daß endlich die Augen ganz lang heraustraten und er Froschaugen hatte. Inzwischen aß Mukelenge Dissenga alles auf. Als er fertig war, sagte Mukelenge Dissenga: "Du brauchst nicht mehr zu sehen, es kommen keine Menschen."Mukelenge Kaschila wandte sich um. Er sah in die Eßschüsseln, er sagte: "Es ist leer."Mukelenge Dissenga sagte: "Ja, du hast es heute mittag so gemacht, ich machte es heute abend so."
Mukelenge Dissenga hat seine lange Schnauze, Mukelenge Kaschila hat seine Froschaugen behalten.
Kaschiama und Gulungwe [Auszug]
(Bena Lulua; Baqua Nputu, Luehlagebiet)
Kaschiama (Leopard) und Gulungwe (Antilope) haben jeder zwei Kinder, Kaschiamas Kinder sind allerliebst. Gulungwes Kinder sind häßlich. Gulungwe stiehlt Kaschiamas Kinder und läuft mit ihnen von dannen. Kaschiama eilt hinterher und singt:
"Gulungwe, Gulungwe, das sind nicht deine Kinder, die Kinder, die du gebarst, die sind wie Schimba (Affe) und Mballa (Wildkatze)."
Kaschiama setzt nach. Er kommt ans Wasser. Zwei Leute sagen ihm, daß Gulungwe mit den Kindern schon übergesetzt ist. Kaschiama holt ihn endlich ein. Gulungwe sagt: "Es sind meine Kinder." Kaschiama sagt: "Deine Kinder sind gestreift, meine sind gefleckt. Die da sind gefleckt." Alle Tiere kommen zusammen. Ihre Entscheidung ist: "Es sind Kaschiamas Kinder." Gulungwe soll zehn Ziegen als Dibansa (Entschädigung) zahlen. Kuschika
Tschilampungu und Kabemba
(Bena Lulua; Baqua Dehla, Luehlagebiet)
Kabemba (Vogel) kam zu Tschilampungu (einem Fisch) und sagte: "Gib mir Sachen, ich will eine Frau kaufen."Tschilampungu sagte: "Steig auf meinen Rücken !" Kabemba stieg auf seinen Rücken. Tschilampungu kam unten im Wasser an und sagte zu seiner Frau: "Mach Feuer, der große Vogel wird frieren." Dann schwamm er mit dem Vogel auf dem Rücken weiter und kam nach langer Wanderung zurück. Er setzte den Vogel hart an das Feuer, so daß er nun fast verbrannte. Dann gab er ihm vier kleine Tukunda (Fischchen) zu essen. Das war alles. Der Vogel kehrte nach zwei Tagen zurück.
Tschilampungu machte bei Kabemba einen Gegenbesuch. Kabemba sagte zu seinem Sohne: "Da kommt der Tschilampungu, der mir nur die vier Tukunda vorgesetzt hat. Mach ein großes Feuer." Kabemba nahm dann Tschilampungu auf den Rücken und flog mit ihm umher und immer durch den Feuerrauch. Tschilampungu rief: "Ich sterbe fast." Kabemba sagte: "Wir holen nur noch einige Mpassu (Heuschrecken) zum Essen." Kabemba flog mit Tschilampungu hin und sammelte unterwegs einige Mpassu auf. Dann kehrte er mit dem halbtoten Fische zurück und setzte ihn in einen Topf mit Wasser. Der Fisch sagte: "Ach, ich bin fast gestorben!" Kabemba sagte: "Du hast es mit mir auch so gemacht." Dann nahm er den Fisch aus dem Topf und brachte ihn zurück in das große Wasser.
Schimba (Bena Lulua; Tschitadi am Lulua-Tschole)Schimba (Affe) hatte einen Sohn (Kabassele ua Schimba). Kabassele wurde krank. Der Vater brachte ihn in ein entferntes Dorf zu den Muboaboa
(Hyänen). Er ging in sein Dorf zurück. Kabassele ua Schimba starb im Dorfe der Muboaboa.Die Muboaboa kamen zu Schimba und sagten: "Dein Sohn ist gestorben." Schimba sagte: "Was ist mit meinem Sohne zu machen?" Die Muboaboa sagten: "Wir wollen ihm die Haut abziehen und in der Sonne trocknen. Das Fleisch wollen wir essen." Schimba sagte: "Nein."
Schimba ging in das Dorf der Muboaboa und sagte zu seinem (toten) Sohne: "Steh auf, steh auf!" Kabassele stand auf und ging.
Kuschika
Tombolo und Mpungwe (Bena Lulua; Bena Koschi)Kaschila (eine Ratte) hatte ein Kind. Sie nannte diesen Sohn Tombolo. Kanjinji (ein kleiner Vogel) hatte ein Kind. Sie nannte diesen Sohn Mpungwe. Kanjinji ging mit Mpungwe spazieren. Kaschila ging mit Tombolo spazieren. Kanjinji und Mpungwe sagten: "Sieh, was Kaschila, dies kleine Tier, für ein großes Kind hat." Kaschila und Tombolo sagten: "Sieh, was Kanjinji, dies kleine Tier, für ein großes Kind hat."
Tombolo und Mpungwe trafen sich. Sie sagten: "Wir sind groß, unsere Mütter sind klein. Wir wollen mit fortgehen in ein Dorf, wo uns niemand kennt." Tombolo machte sich auf und ging. Kaschila wußte nichts. Tombolo ging und ging. Tombolo ging in das Dorf der Gulungwe (Antilope). Mpungwe machte sich auf und ging und ging. Kaschila wußte nichts. Mpungwe ging und ging. Mpungwe ging in das Dorf der Ntundu (Antilope).
Kaschila und Kanjinji trafen sich. Kaschila und Kanjinji sagten: "Unsere Kinder sind fortgegangen. Wir sind klein. Sie sind groß. Ist das recht?" Kaschila und Kanjinji machten ein Buanga (Zaubermittel). Tombolo und Mpungwe starben.
(Charakteristischerweise sagt nach längerem Schweigen - ich schreibe - ein Zuhörer mit ernster Miene: "Tombolo und Mpungwe nicht gut.")
Katende (Bena Lulua; Baqua Mbuju am Molenda)Der Vogel Katende (ein ganz kleiner grauer Vogel, der immer te te te te te te schreit) bereitete seinen Garten. Er säte Nkunde (Bohnen) aus. Die Nkunde gingen auf und brachten reiche Ernte. Die Nkunde wurden (in der Sonne) trocken. Eines Tages waren viele Nkunde gestohlen. Katende ging hin und traf (den Vogel) Ndubba nahe bei seinem Nkundegarten. Katende fragte: "Weshalb bist du so nahe bei meinem Garten?" Ndubba sagte: "Ich esse keine Nkunde. Andere essen Nkunde, ich nicht." Ndubba gab Katende einen Rat, wie er seinen Garten mit Schlingen schützen solle. Katende machte die Schlingen
so. (Der Erzähler zeichnet die Sache erst in den Sand, dann in mein Skizzenbuch.)Nachts kam eine Dschulla (Kröte) gegangen. Die Dschulla fing sich in der Schlinge. Nahebei ging Ndubba. Dschulla rief: "Weshalb das? Ich gehe hier nur spazieren !" Ndubba sagte: "Das hat Katende wegen seiner Nkunde getan."
Katende kam und machte Dschulla tot.
Kuschika
Der Kampf um Luville (Baluba; Baqua Nga am Lubilasch-Zadaï.)Es gibt zwei große Schlangen, Lubingabinga, die bis Bamma reicht, und Luandaballa, die bis Tombo Mokullo reicht. Die eine wohnt nach Sonnenaufgang, die andere wohnt nach Sonnenuntergang. — Luville (ein wunderhübscher kleiner Vogel mit einer merkwürdig langen Schwanzfeder) hatte eine Tochter, für die er ein Haus voll Geschenke erhielt. Alle Tiere wollten Luville heiraten. Auch die beiden Schlangen kommen. Sie überbieten sich in Versprechungen für die kleine Luville. Sie gehen, um mit dem Beuteergebnis wiederzukommen. Sie geraten in Streit und kämpfen, bald verschlingt die eine die andere, bald die andere die eine. Sie kämpfen sehr erbittert, bis Kabunji (Marder) kommt und die Streitenden trennt. Der Schluß ist ganz unklar und vom Erzähler unverstanden. Kabundji bringt Mbou (den Büffel) und Nguffu (das Nilpferd) herbei, damit sie auch kämpfen. Er hält sie an einem Halfter. Sie kämpfen anscheinend angesichts der Schlangen. Nachher ist die Geschichte plötzlich aus.
Kuschika
Nkutschi und Quaddi (Baluba; Bena Buimukullu)Nkutschi (ein Vogel) und Quaddi (Perlhuhn) machten Freundschaft. Nkutschi sagte: "Hör mal, dein Schlund ist eng. Ich werde dir immer die kleinen Tumbele (Erdnüsse) geben, während ich mit meinem großen Schlund besser alle großen Erdnüsse esse."Quaddi sagte: "Es ist gut." Nkutschi aß nun immer sehr viel und Quaddi sehr wenig. Nach einiger Zeit paßte das Quaddi nicht mehr. Quaddi fraß alles auf. Er fraß zu viele und zu große Tumbele, die ihm im Halse stecken blieben, und er wäre sicher gestorben, wenn der Krebs ihm nicht noch im letzten Augenblicke Wasser gegeben hätte.
Gulungwe und Tande [Auszug]
(Baluba; Baqua Lokussa am Lubt-Lukulla)
Gulungwe (Antilope) und Tande (Spinne) machen einen Freundschaftsbund dahingehend, daß einer den andern in Todesgefahr retten müsse. Sie leben in der Grassteppe. Eines Tages kommen Jäger. Tande kann nicht schnell genug fort und erinnert ihren Genossen an den Bund. Der nimmt sie zwischen die Hörner und entrinnt mit ihr in den
Busch. — Sie leben nun im Busche. Wieder kommen die Jäger. Die Antilope ist nun in Gefahr und fordert die Hilfe der Spinne. Denn nun kann Gulungwe nicht schnell genug springen und die Fährte wird sie verraten. Tande sagt die Hilfe zu und läßt die Antilope in den Busch schlüpfen. Dann zieht sie über alle Fußspuren Netze. Die Jäger können die Fährte nicht finden.Die l'vlaniokdiebe (Baluba; Bakuanga am Lubilasch)Tschalamike stahl Maniok. Er nahm zwei Säcke voll Maniok. Es war am frühen Morgen. Tschenda Mudibungi ging des Weges spazieren. Tschalamike sagte zu Tschenda Mudibungi: "Komm her und setze mir die Säcke auf den Kopf". Tschenda Mudibungi sagte: "Es ist gut." Er setzte Tschalamike die Säcke auf den Kopf. Das Maniokfeld gehörte Kaschiama (Leopard). Kaschiama kam (just) des Weges. Kaschiama sagte: "Da habe ich zwei Maniokdiebe." Tschenda Mudibungi sagte: "Ich bin kein Maniokdieb; ich ging spazieren und traf diesen Mann, der sagte mir: ,Komm und setze mir die Säcke auf den Kopf.' Ich tat das, und das war alles, was ich tat."Kaschiama sagte: "Du machst mir nicht weiß, daß der eine die beiden Säcke Maniok allein stahl."Tschalamike sagte: "Ich bin kein Maniokdieb. Ich ging hier spazieren, da sagte dieser Mann: ,Trag mir die beiden Säcke nach Hause.' Ich wollte das tun. Das war alles, was ich tat." Kaschiama band beiden die Hände zusammen und tötete sie.
Tscliiainainoina
(Baluba; Baqua Kaloschi von Kapulambu lampuka am Lubi)
Moma (eine große Schlange) hatte eine Tochter Tschiamamoma. Alle Tiere wollten Tschiama heiraten. Tschiama liebte keinen. Bou (Büffel) kam. Tschiama wies Bou zurück. Nseffu (Elefant) kam. Tschiama schlug Nseffu aus. Kaschiama (Leopard) kam. Tschiama schlug Kaschiama aus. Tschiama liebte Kassengeleschimba (ein kleines Tier, ähnlich dem Kabundji, Marder).Tschiama liebte Kassengeleschimba, heiratete ihn und zog mit ihm nach dessen Dorfe fort. Auf dem Wege trafen sie Bou. Bou rief: "Diese Frau, die uns alle zurückwies, nahm dich ? Wir wollen kämpfen!"Kassengeleschimba nahm Bou und warf ihn zu Boden. Kassengeleschimba und Tschiama zogen weiter.
Auf dem Wege trafen sie Nseffu. Nseffu rief: "Diese Frau, die uns alle zurückwies, nahm dich! Wir wollen kämpfen !" Kassengeleschimba nahm Nseffu und warf ihn zu Boden. Kassengeleschimba und Tschiama zogen weiter.
Auf dem Wege trafen sie Kaschiama. Kaschiama rief: "Diese Frau, die uns alle zurückwies, nahm dich? Wir wollen kämpfen!" Kassengeleschima nahm Kaschiamba und warf ihn zu Boden. Kassengeleschimba und Kaschiama zogen weiter.
Sie trafen Tschitambutambue (das ist eine Rattenart), dessen eine (rechte) Seite ganz verwest, dessen andere Seite aber noch ausgezeichnet erhalten war. Tschitambutambue sagte: "Wir wollen kämpfen !" Sie kämpften. Tschitambutambue warf Kassengeleschimba zu Boden und nahm Tschiama mit.
Tschitambutambue kam mit Tschiama zu seinem Dorfe. Seine Mutter gab Tschiama Pondo (Hirse) und Nkunde (Bohnen) und sagte: "Bereite da Essen !" Tschiama zermalmte den Pondo und sang weinend: "Ich beweine meinen Mann Kassengeleschimba. Ich beweine ihn."
Tschiama sank in die Erde und war verschwunden.
Kuschika
Tambue und Kaschiama
(Baluba; Bena Kaloschi; Bena Kasadi am Lubi)
Tambue (Löwe) und Kaschiama (Leopard) gingen zusammen. Sie kamen an eine Stelle, wo zwei Eier lagen, die unter Tambue und Kaschiama geteilt wurden. Kaschiama lief aber mit beiden Eiern voraus.
Kaschiama kam an das Dorf Bous (des Büffels). Kaschiama sagte: "Ich habe zwei Eier, eines gehört Tambue und eines mir. Wir wollen sie essen." Bou sagte: "Nein, ich esse nicht. Wenn ich esse, wird Tambue mit mir Streit anfangen, und das will ich nicht." Kaschiama ging. Nach kurzer Zeit kam Tambue in das Dorf. Er hatte eine Trommel. Tambue sagte: "Wo ist mein Ei?" Bou sagte: "Kaschiama kam soeben hier vorbei und wollte mit mir die Eier essen. Ich schlug es ab, weil ich keinen Streit mit dir haben wollte." Tambue ging.
Kaschiama kam in das Dorf Nseffus (Elefant). Kaschiama sagte: "Ich habe zwei Eier, eines gehört Tambue, eines mir. Wir wollen sie essen." Nseffu sagte: "Nein, ich esse nicht. Wenn ich esse, wird Tambue Streit mit mir anfangen, und das will ich nicht." Kaschiama ging. Nach kurzer Zeit kam Tambue in das Dorf. Er hatte eine Trommel. Tambue sagte: "Wo ist mein Ei?" Nseffu sagte: "Kaschiama kam soeben hier vorbei und wollte die Eier mit mir essen. Ich schlug es aber ab, weil ich keinen Streit mit dir haben wollte."Tambue ging.
Kaschiama kam in das Dorf Tschibokkos (Nilpferd). Kaschiama sagte: "Ich habe zwei Eier, eines gehört mir, eines Tambue. Wir wollen sie essen." Tschibokko sagte: "Nein, ich esse nicht. Wenn ich esse, wird Tambue Streit mit mir anfangen, und das will ich nicht." Kaschiama ging. Nach kurzer Zeit kam Tambue in das Dorf. Er hatte eine Trommel. Tambue sagte: "Wo ist mein Ei ?" Tschibokko sagte: "Kaschiama kam soeben hier vorbei und wollte mit mir die Eier essen. Ich schlug es ab, weil ich keinen Streit mit dir haben wollte." Tambue ging.
Kaschiama kam in das Dorf Ngandus (Krokodil). Kaschiama sagte: "Ich habe zwei Eier, eines gehört Tambue und eines mir. Wir wollen sie essen." Ngandu sagte: "Gut, wir wollen sie essen. Der Krieg mit Tambue ist mir recht."Ngandu sandte eine starke Schlange an den Weg. Kaschiama und Ngandu aßen die Eier. Tambue kam. Die Schlange biß Tambue. Tambue starb.
KuschikaGulungwe und Nge (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu)Gulungwes (Antilope) Frau war schwanger. Gulungwe sagte zu Nge (Leopard): "Meine Frau gebiert nur auf einer Leopardenhaut."Nge sagte: "Wo wird sie die Haut denn herbekommen?"Gulungwe sagte: "Das werde ich dir seiner Zeit zeigen." Gulungwe baute einen Tschikuttutscha ditanda (Hochofen) von mächtigem Umfang undmiteinem Ausgange. Dann band Gulungwe sich um Arme und Füße viele Rasselfrüchtchen. Gulungwe rief alle Tiere zusammen und sagte: "Kommt herein, aber wenn ihr lacht, so binde ich euch." Dann begann Gulungwe mit den Bewegungen des blasebaigstampfenden Schmiedes zu tanzen.
Gulungwe sang (zum Tanze): "Wer lacht, den binde!"Jedes Tier, das lachte, wurde gebunden. Nge sagte: "Was Gulungwe da macht, das ist nicht schön." Nge lachte. Gulungwe sagte: "Was, du lachst auch ?" Dann wurde Nge gebunden.
An dem Tage, da Gulungwes Frau gebar, ward Nge getötet und abgebalgt. Gulungwe sagte: "Habe ich dir nicht gesagt, ich wolle dir zeigen, wie ich das mache ?" Er legte seiner Frau das Fell hin.
Nge und Lombe (Bassonge; Bena Kalebue, Lupungu)Lombe (Eidechse) ging zu Nge (Leopard) und lieh sich dessen Lukassu (Hacke). Er wollte aber nur den Nge betrügen, denn er verstand nichts vom Ackerbau. Daheim suhlte er sich in schwarzem Schlamme, bis er ganz unkenntlich war, legte die Lukassu in eine Lubessi (Schüttelsiebkorb; Tschibatta der Baluba). Er legte sich über die Lukassu und sagte zu seiner Frau: "Sage nicht, daß ich das hier bin. Sage: ,Das ist Lombes starkes Buanga (Zaubermittel). Er hat die Lukassu darunter gelegt."
Nge kam zu Frau Lombe und sagte: "Ich will meine Lukassu wieder haben." Frau Lombe sagte: "Mein Mann ist nicht da. Er hat die Lukassu unter sein starkes Buanga in diese Lubessi gelegt." Nge nahm das "Buanga" in die Höhe, nahm die Lukassu heraus und ging damit nach Hause. Nach einiger Zeit kam Lombe zu Nge und sagte: "Du hast mein starkes Buanga angefaßt. Es hat alle Kraft verloren. Zahle mir." Nge sagte: "Gut, ich will dir eine Frau geben." Lombe sagte: "Damit bin ich nicht zufrieden." Beide gingen
nun zu Fidi Mukullu. Fidi Mukullu sagte zu Nge: "Gib Lombe zehn Lukassu !" Lombe wußte mit den Lukassu nichts anzufangen und ließ sie liegen.Das Buanga der Tiere (Bassonge; Bena Ki, Lupungus)Die Tiere wollten ein Buanga (Zaubermittel) machen. Sie riefen Kassenge (einen Nganga) und stiegen auf die Spitze eines Berges. Kassenge sagte: "Wenn wir hier ein Buanga machen, darf während der Nacht niemand reden." Die Tiere sagten: "Es ist gut."
Nach der Mitte der Nacht erhob Mukuku (Vogel, der wie Kuckuck spricht) die Stimme und rief: "Kuku !" Der Hahn sagte darauf: "Nun hat Mukuku doch gesprochen und nun ist's mit dem Buanga nichts."Mpassu (die Heuschrecke) sagte zu allen: "Ich werde demnach alle Menschen in der folgenden Nacht mit einem Stocke schlagen." Mpassu schlug in der folgenden Nacht alle Menschen mit einem Stocke.
Mudima (Bassonge; Bena Ki, Zappu-Zapp)Der Vater Mudimas (Fledermaus) starb, als die Sonne etwa dort (der Erzähler zeigt nach der Stelle, an der sich die Sonne etwa um 5 Uhr nachmittags befindet) stand. Mudima begann sogleich ein Loch als Grab zu graben. Mudima arbeitete. Mudima arbeitete. Die Sonne ging beinahe unter. Mudima bat die Sonne und sprach: "Bleib, Sonne! Bleib, bis ich mein Grab vollendet habe !" Die Sonne ging unter, die Sonne hörte nicht. Mudima hatte das Grab nicht vollendet. Mudima sagte: "Sieh, du bist die Mukullu, du bist die Uralte. Weshalb kannst du nicht warten, bis ich mein Grab fertig habe? Ich werde dich nie wieder ansehen." — Daher hängt Mudima bei Tage mit dem Kopfe zur Erde. Sie sieht die Sonne nicht an. Nur wenn die Sonne nicht da ist, geht Mudima zur Mahlzeit umher.
Die Sonne hat aber die Mudima für ihren Trotz bestraft. Sie sagte: "Alle Tiere haben für ihre Exkremente einen Ausgang hinten im Leibe. Du sollst das nicht mehr haben, sondern sollst alles durch den Mund von dir lassen." In der Tat hat denn die Mudima keinen Anus. Und das ist die Wahrheit. Kuschika
Lukeschi und Lombe (Bassongo; Mino Bolombo)Lukeschi (ein schwarzes Krokodil, das keine Menschen frißt) machte mit Lombe (Varanus) Freundschaft. Lombe tötete Lukeschi. Ein Mann sagte der Ngandu (Krokodil): "Lombe hat deinen Bruder getötet." Ngandu begann den Krieg mit Lombe. Lombe setzte den Vogel Ikollokollo als Wache vor sein Haus, um Ngandu zu beobachten. So konnte Ngandu Lombe nicht ertappen. Endlich kam Ngandu zu den Menschen und bat, ihm zu helfen. Er versprach gut
zu zahlen. Ein Mensch erschoß erst Ikollokollo und dann Lombe. Der Mensch ging zu Ngandu. Ngandu zahlte ihm einen Menschen.Uem Balolo (Batetela; Wakussu)Uem Balolo (ein Mann) Kaschila (Ratte), Nkoi (Leopard), Mbudi(ein Mann?), Pellakondo (eine Schlange), Mbuschi (ein Mann), Koko (ein Huhn) und Okenge (Fuchs) gingen zu Unia. Unia schlachtete eine Ziege. Unia gab die Ziege Pellakondo; Pellakondo gab die Ziege Nkoi; Nkoi gab die Ziege Kaschila. Kaschila teilte die Ziege und gab jedem sein Teil. Uem Balolo sagte: "Mein Teil ist schlecht." Mbudi sagte: "Mein Teil ist schlecht." Pellakondo sagte: "Mein Teil ist schlecht." Koko sagte: "Mein Teil ist schlecht." Okenge sagte: "Mein Teil ist schlecht." Mbuschi sagte: "Mein Teil ist gut." Nkoi sprang auf Mbuschi zu, tötete Mbuschi, legte Mbuschi zu seinem Teil und sagte: "Mein Teil ist gut." Da töteten die andern Nkoi. Dann wandten sich alle zu Kaschila. Kaschila floh. Die andern verfolgten sie. Bis heute kann Kaschila nirgends ein Haus gründen; sie wird überall verfolgt.
Pole (Batetela; Wakussu)Pole (Krebs) ging in das Dorf seiner Frau. Auf dem Wege traf er Tscho (Schlange). Tscho fragte: "Wo gehst du hin?"Pole sagte: "Ich gehe in das Dorf meiner Frau."Tscho sagte: "Ich gehe mit dir."Sie gingen. Sie trafen Katschi (Baumkeime). Katschi sagte: "Wo geht ihr hin?" Pole sagte: "Ich gehe in das Dorf meiner Frau." Katschi sagte: "Ich gehe mit euch." Sie gingen. Sie trafen Mukailo (weiße Termite). Mukalb sagte: "Wo geht ihr hin?" Pole sagte: "Ich gehe in das Dorf meiner Frau." Mukallo sagte: "Da gehe ich auch mit." Sie gingen. Sie trafen Okenge (Fuchs). Okenge sagte: "Wo geht ihr hin?"Pole sagte: "Ich gehe in das Dorf meiner Frau."Okenge sagte: "Ich gehe auch mit." Sie gingen. Sie trafen Koko (Hahn). Koko sagte: "Wo geht ihr hin?"Pole sagte: "Ich gehe in das Dorf meiner Frau." Koko sagte: "Ich gehe auch mit." Sie gingen und kamen in das Dorf der Frau Poles.
Die Mutter der Frau Poles machte eine Speise. Alle aßen, jeder abseits sein Teil. Die Speise war zu Ende. Sie wollten noch mehr essen. Die Mutter Poles machte noch eine Speise. Pole sagte: "Jetzt will ich zuerst essen." Da verschluckte Tscho Pole. Katschi sagte: "Du ißt den, der uns hierher geführt hat?" Katschi schlug Tscho tot. Die Mukailo kamen und aßen Katschi. Koko kam und pickte die Mukallo auf. Okenge sprang auf Koko, tötete Koko, aß Koko und ging heim. Okenge sagte zu seiner Frau: "Ich habe heute sehr gut gegessen."
Tschimputu (Batetela; Wakussu)Jetschetsche (fliegende Leuchtkäfer) und Tschimputu (ganz kleiner weißer Frosch) waren zusammen auf der Reise in einem Dorfe. Nachts brach in dem Dorfe Feuer aus. Die Leute kamen und sagten: "Ihr beide habt das Feuer angelegt." Die Leute des Dorfes wollten Tschimputu schlagen. Tschimputu hob die Arme hoch und sagte: "Ich habe kein Feuer angelegt."
Die Leute wollten Jetschetsche schlagen. Jetschetsche hob die Arme hoch, um sich zu schützen. Unter seinen Armen kam Feuer hervor. Die Leute sagten: "Also du hast das Feuer angezündet!" Dann schlugen die Leute Jetschetsche.
Sie kamen an ein Wasser. Am Wasser lag vorher Maniok. Ein Mann war gekommen und hatte von dem Maniok gestohlen. Der Besitzer kam just an die Stelle, als Jetschetsche und Tschimputu ans Wasser kamen. Der Besitzer wollte beide schlagen. Jetschetsche sagte: "Den Maniok könnte nur einer mit dickem Bauch gegessen haben. Ich habe einen ganz kleinen Magen." Der Mann sah, daß Tschimputu einen dicken Bauch hatte. Er schlug Tschimputu. Dann liefen beide fort.
Tschimputu sagte: "Weshalb hast du das mit dem Bauche gesagt?" Jetschetsche sagte: "Weshalb hast du das mit dem Feuer gesagt?" Als sie von der Reise zurückkamen, hatte Jetschetsche nur noch ein Auge und ein Bein. Tschimputu aber war sehr krank und starb alsbald.
Njate und Ngu (Batetela; Lussatnbo)Njate (der Büffel) hatte ein Kind. Das Kind wollte nicht essen. Das Kind sagte: "Ich will jetzt nicht essen. Ich will nur Krieg mit Ngu (Nilpferd) machen, und dann will ich essen." Njate sagte: "Ach, Ngu ist das stärkste Tier der Erde, und ich, dein Vater, habe nie gewagt, mit ihm Streit zu beginnen." Der Knabe sagte: "Ich will aber doch den Krieg mit Ngu." Der Vater machte darauf ein Kollekolle (Trommel). Der Vater trug das Kollekolle und trommelte. Sie gingen in den Wald.
Im Walde trafen sie Joko (den Elefanten), Joko sagte zu Njate: "Wo gehst du mit deinem Sohne hin?" Der Vater sagte: "Mein Sohn will mit Ngu Krieg führen."Joko sagte: "Ei, dann scheint ihr ja sehr stark zu sein. So können wir ja auch einen Probegang machen. Du schlägst dich mit mir, und dein Sohn schlägt sich mit meinem Sohne."Njate sagte: "Nein, ich will nicht Krieg führen. Nur mein Sohn will sich schlagen." Der Sohn sagte: "So wollen wir beide uns schlagen. Du, Vater, schlag die Trommel." Der Sohn Njates packte Joko und warf ihn zu Boden. Joko sagte: "Ich bin nur ausgeglitten."
Der Sohn sagte: "Dann noch einmal. Vater, schlag die Pauke."Njate schlug die Kollekolle. Der Sohn packte Joko und warf ihn zu Boden.Njate ging mit seinem Sohne weiter; sie trafen Lufumbo (Pferdeantilope). Es ereignete sich alles ebenso, sie trafen so alle großen Tiere. (Der Erzähler wiederholt natürlich alles mit derselben Gründlichkeit.) Sie kamen in das Dorf Ngus. Ngufegte sein Dorf. Ngu fragte Njate: "Was willst du?"Njate sagte: "Mein Sohn will sich mit dir schlagen."Ngu sagte: "So wollen wir uns vor dem Dorfe schlagen. Komm 1" Sie gingen hinaus. Der Vater schlug die Kollekolle. Der Sohn packte und warf Ngu zu Boden. Ngu sagte: "Ich bin nur ausgeglitten." Der Sohn sagte: "Dann noch einmal. Vater, schlag die Kollekolle !" Der Vater schlug die Kollekolle. Der Sohn warf Ngu zum zweitenmal. Ngu floh. Ngu lief ins Wasser. Früher lebte Ngu auf dem Lande. Jetzt lebt Ngu im Wasser und ißt die Kräuter am Ufer.
Mboa und Museo (Kanioka)Mboa (Hund) und Museo (Schakal) lebten zusammen im Walde in großer Freundschaft. Museo sagte zum Hunde: "Geh in das Dorf und hole Feuer." Der Hund wollte erst nicht. Aber endlich ging er. Er kam in das Dorf. Dort saß eine Frau am Feuer. Die Frau aß. Der Hund legte sich an das warme Feuer. Die Frau nahm einen Bissen aus der Holzschale, tauchte ihn in Tunke und führte ihn zum Munde. Der Hund folgte jeder Bewegung mit den Augen. Die Frau nahm einen Bissen aus der Holzschale, tauchte ihn in Tunke und führte ihn zum Munde. Der Hund folgte jeder Bewegung mit den Augen. Die Frau sagte: "Was bist du für ein drolliges Tier. Ich sah nie ein solches. Du legst dich ans Feuer und siehst zu, wie ich esse. Hier hast du einen Bissen." Die Frau warf dem Hund einen Bissen hin. Der Hund nahm ihn und aß. Er sagte: "Das Essen ist gut." Er legte sich ganz dicht an die warme Asche und sagte: "Das Feuer ist gut. Das Essen ist gut. Ich gehe nicht mehr in den Wald zurück." Der Hund blieb im Dorfe.
Im Walde rief Museo: "Mboa, Mboa, Mboa !" Der Hund tat, als höre er es nicht und blieb im Dorfe.
Museo sagte zu Quaddi (Perlhuhn): "Geh du ins Dorf und ruf den Hund."Quaddi ging in das Dorf und rief: "Kaboa, Kaboa, Kaboa !" Der Hund tat, als höre er es nicht. Er blieb im Dorfe.
Konge (Kanioka)Konge (ein kleines Wassertier) lebte im gleichen Dorfe mit Quaddi (Perihuhn) und Kabundji (Marder). Konge hatte eine Frau und drei Töchter: Kapa Fufullu, Katembo Katoba und Munda Mutoki. Konge ging in das Dorf der Mutter seiner Frau. Die setzte ihm Essen vor: den
Brei in einer zerbrochenen, aber zusammengesetzten Holzschüssel, die Fleischzuspeise in einem zerbrochenen, aber zusammengesetzten Topfe, das Wasser in einem zerbrochenen, aber zusammengefügten Topf. Als er aß, ging alles auseinander. Die Leute sagten: "Das hast du alles zerbrochen. Als Buße mußt du deine Frau und eine deiner Töchter geben." Sie nahmen Konge gefangen. Konge sandte in sein Dorf und ließ seine Frau und Kapa Fufullu rufen. Kapa Fufullu legte sich schöne Kleider an und kam. Die Leute im Dorfe wiesen sie zurück. Kapa Fufullu kehrte zurück. Katemba Katoba legte sich schöne Kleider an und kam. Die Leute im Dorfe wiesen sie zurück. Katemba Katoba kehrte zurück. Munda Mutoki legte sich schöne Kleider an und kam. Die Leute sagten: "Die soll hier blieben." Konge konnte heimkehren. Er hatte seine beste Tochter und seine Frau für drei zerbrochene Sachen bezahlt.(Nachtrag. Als Fortsetzung wird die Geschichte von Kabundji und Quaddi erzählt. Nachdem Kabundji Quaddi im Rauche des Steppenfeuers erstickt hat, hat er Frau Quaddi und deren Kindern den Quaddi als Speise vorgesetzt. Als Konge heimkehrt, ist Quaddi verzehrt. Darauf heiratet Konge Frau Quaddi.)
Nduba (Kanioka)Alle großen Vögel wollten Nduba, einen kleinen Vogel mit roten Federn, heiraten. Nduba wollte aber nur Kalumbu, einen kleinen, unscheinbaren Vogel, nehmen. Kalumbu heiratete Nduba und nahm sie mit in sein Dorf. Kalumbu schlachtete ein Huhn und gab es seiner Frau zum Essen. Nduba sagte: "Nein, das ist schlecht, das esse ich nicht !" Kalumbu schlachtete eine Ziege und gab sie seiner Frau zum Essen. Nduba sagte: "Nein, das ist schlecht, das esse ich nicht!" Kalumbu gab Nduba Nunji a Maji (Fisch) zu essen. Nduba sagte: "Nein, das ist schlecht, das esse ich nicht." Kalumbu gab Nduba Mavuba (Wassertierchen) zu essen. Nduba sagte: "Nein, das ist schlecht, das esse ich nicht!" Kalumbu gab Nduba Matamba (Gemüse) zum Essen. Nduba sagte: "Nein, das ist schlecht, das esse ich nicht!" — Kalumbu sagte: "Alles, was ich dir gebe, ist schlecht. Wenn dir das alles nicht gut genug ist, so gehe hier in der Erde in das Loch, geh den Gang im Loch entlang, so kommst du zu Tombo Mukullu." — Nduba ging zu Tombo Mukullu.
Mukinkilla (Kanioka)Ntolle (eine etwa ziegengroße Feldantilope) wollte die Tochter der Kassumbi (Antilope) und des Gulube (Schwein) heiraten. Sie hieß Mukinkilla (eine Antilope). Gulube sagte zu Ntolle: "Heirate Mukinkilla. Meine Tochter darf aber nie das Sonnenlicht sehen. Wenn sie dennoch die Sonne sieht, so ist das deine Sache."Ntolle ging mit
Mukinkilla in sein Dorf. Nach einiger Zeit wollte Ntolle seine Frau den Leuten zeigen. Er rief seine Frau heraus. Sie trat in die Haustür. Sie sah die Sonne. Sogleich wurde das ganze Haus voll Wasser erfüllt bis an die Decke. Mukinkilla verschwand. Nach einiger Zeit kam Gulube zu Besuch. Er fragte: "Wo ist meine Tochter?"Ntolle erzählte alles. Gulube hörte es. Er ging. Niemand sah ihn wieder. — (Erzählt von einer Frau.)Kanga und Tschula (Kanioka)Kanga(das Perihuhn) und Tschula (Kröte) gingen gemeinsam baden. Sie hatten beide ihre Kinder bei sich. Tschula sagte: "Ich werde zuerst ins Wasser gehen und lasse die Kinder unter deiner Obhut. Gib acht, wie lange ich unter Wasser bleibe. Wenn ich dann herauskomme, nehme ich die Kinder in Aufsicht, du gehst ins Wasser und bleibst ebenso lange drunten wie ich." Kanga sagte: "Es ist gut." Tschula blieb sehr lange unter Wasser. Dann ging Kanga ins Wasser.
Als nun Kanga unter Wasser war, nahm Tschula Kangas Kinder. Tschula ließ die eigenen Kinder zurück und rannte mit Kangas Kindern von dannen. Als Kanga herauskam, fand er die eigenen Kinder nicht, sondern nur die der Tschula. Kanga lief schnell der Spur Tschulas nach. Kanga traf einen Mann. Kanga fragte: "Hast du Tschula mit meinen Kindern gesehen?" Der Mann sagte: "Ja, sie sind dort ins Dorf gegangen." Kanga lief weiter. Nach einiger Zeit traf Kanga (wieder) einen Mann. Kanga fragte: "Hast du Tschula mit meinen Kindern gesehen?" Der Mann sagte: "Ja, sie sind dort ins Dorf gegangen." Kanga lief weiter.
Im Dorfe fand Kanga Tschula mit seinen Kindern. Kanga sagte zu Tschula: "Du hast mit meinen Kindern fortlaufen wollen." Tschula sagte: "Nein, ich habe nicht fortlaufen wollen. Ich wollte deinen Kindern nur zu essen geben. Deine Kinder schreien nach Essen." Kanga nahm einen Stock und schlug Tschula. Kanga sagte: "Du lügst." Kanga schlug Tschula so, daß Tschulas Haut aufging und Blut herauskam. Tschula sagte: "Wenn ich daran sterbe, dann wird mein Geist deine Kinder auch sterben machen." Nach zwei Tagen starb Tschula. Nach (wiederum) zwei Tagen wurden Kangas Kinder krank und starben. Die Dorfleute und Kanga fragten das Orakel, weshalb die Kinder Kangas gestorben seien. Das Orakel sagte: "Die Kinder Kangas starben, weil Kanga Tschula so geschlagen hat."
Der Dieb (Kioque)Schamohangi zapfte viel Malafu (Palmwein). Es waren viele Kalebassen gefüllt. Er lud viele Häuptlinge zum Umtrunk ein. Es kamen viele. Keiner hatte eine so schöne Federmütze auf dem Kopfe wie Moatamballa. Alle Leute kannten Moatamballas Federmütze.
Tschipungu (der Adler) kam und raubte den Federhut Moatamballas. Er flog mit dem Raube von dannen. Er flog weit fort. Tschipungu flog mit dem gestohlenen Federhute durch alle Länder. Wo er hinkam, sagten die Leute: "Du bist ein Dieb, du hast Moatamballas Federhut gestohlen."Tschipungu flog mit dem gestohlenen Federhut über alle Länder. Alle Leute kannten Moatamballas Federhut.Tschipungu flog mit seinen zehn Söhnen. Alle Leute riefen: "Ihr seid Diebe."Tschipungu verkroch sich (endlich) in einem Erdloch. Er blieb einen Monat lang im Erdioche. Dann starben ihm vier Söhne. Er blieb (noch) einen Monat. Es starben (wieder) vier Söhne. Tschipungu hatte nur noch zwei Söhne. Die Söhne sagten zu Tschipungu: "Bring die Federmütze zurück."
Tschipungu flog mit dem Federhute zu Moatamballa. Er gab ihm den Federhut. Moatamballa sagte: "Du bist klein und schwach. Wie kannst du mir, dem Großen und Starken, etwas stehlen wollen?"
Das kranke Nguffu (Klo quc)Tschibinda (Jäger)brannte die Savanne am Fluß ab. Dann kam junges Gras. Nguffu (Nilpferd) aß das junge Gras gern. Nguffu kam an das Land und aß das junge Gras. Tschibinda kam und schoß auf das Nilpferd. Das Nguffu lief mit der Kugel in das Wasser. Am andern Tage sagte Ngandu (Krokodil): "Wenn ich sonst mit meinem Schwanze das Wasser peitsche, so kommt Nguffu hervor. Heute kommt es nicht. Mein Sohn soll hingehen und sehen, was das bedeutet." Der Sohn Ngandus kam zu Nguffu. Nguffu sagte: "Rufe deinen Vater, ich bin sehr krank." Ngandu kam. Ngandu sah die Kugel in der Seite Nguffus. Ngandu sagte: "Ich weiß. kein Mittel. Mussenwu (Eidechse) weiß es vielleicht." Er ging und fragte Mussenwu. Mussenwu ging und fragte Kitombo. Kitombo den Kassullu (Eidechse). Kassullu die Kukullu (Ratte). Kukullu sagte zu Kassullu: "Ach, du weißt kein Mittel gegen Flintenschuß? Es gibt ein vorzügliches Mittel."Kakullu nahm das Fellstück, das die Kioque als Schutzmittel gegen Regen um das Flintenschloß legen und sagte: "Das muß man auf die wunde Stelle legen."
Kassullu gab das Fell Kitombo, Kitombo Mussenwu, Mussenwu Ngandu, Ngandu Nguffu. Nguffu ward gesund.
Der kluge und der törichte Wanderer
(Bena Lulua; vom untern Lulua)
Zwei Männer, Kajembe tadi mubimone (der Adler, der sehr viel sieht) und Kaschiama kene muasa kabimone (der Leopard, der nichts sieht), machten zusammen eine Wanderung. Es war Abend. Da sagte Kajembe tadi mubimone zu Kaschiama kene muasa kabimone: "Komm vom Wege ab und schlaf mit mir im Walde." Kaschiama
sagte: "Laß mich, ich schlafe auf dem Wege."Kajembe ging mit seinem Sack in den Wald und schlief ganz ausgezeichnet. Kaschiama nahm seinen Sack und schlief auf dem Wege. Er schlief ganz fest ein. Er schlief wie tot. Leute kamen. Sie sagten: "Der Mann ist gestorben !" Sie faßten ihn an, er war wie tot. Sie nahmen seinen Sack, sie nahmen alle Sachen Kaschiamas mit sich fort.Kaschiama erwachte am Morgen. Er rief: "Ich bin bestohlen!" Kajembe kam aus dem Busch. Er sagte: "Ich habe meinen Sack; ich habe alles. Ich habe dir den Rat gegeben, im Busche zu schlafen."
Die Schlangen [Bruchstück](Baluba; Baqua Kaloschi)Monsamballa ist die Schlange, die auch den Regenbogen macht. Die Kinder von Monsamballa und die Banabampuku (die Kinder der Ratten) treffen sich in einer Bucht am Wasser und spielen viel zusammen. Eines Tages erzählte eine junge Schlange daheim, daß sie die Ratten am Ufer getroffen und mit ihnen sehr schön gespielt hätte. Eine alte Schlange sagt darauf: "Was tut ihr? Ich habe die Ratten immer gegessen, und wo ich sie treffe, esse ich sie. Mein Vater hat es so gemacht. Mein Großvater hat es so gemacht." Die junge Schlange sagt: "Gut!" Die jungen Schlangen und Ratten spielen wieder zusammen. Die jungen Schlangen essen alle jungen Ratten auf. Nur eine kleine Ratte entweicht. Die Schlangen haben sie nicht erreicht. Die kleine Ratte läuft zu ihrer Mutter. Sie sagt: "Mama, die Monsamballa haben alle jungen Ratten gegessen." Die Mutter sagt: "Das war immer so."
7. DAS TIER IN DER MENSCHLICHEN GESELLSCHAFT;
TOTEMISMUS
Die totemistische Elefantenlegende
(Bena Lulua; vom mittleren Lulua)Der Vater eines Kindes war gestorben. Das Kind war ganz allein. Es gab ihm niemand zu essen. Das Kind suchte sich Eier. An einem Tage fand das Kind zehn Eier, an einem Tage fand es fünf Eier. Das Kind war einmal auf einem Baum und hatte einen Vogel mit der Hand ergriffen. Das Kind saß auf dem Baum und sah Kapumbu (Elefant). Das Kind sah vier Kapumbu. Es waren aber fünf Kapumbu. Ein Kapumbu kam hinterher. Die vier Kapumbu legten den Rüssel ab. Sie legten die Zähne ab. Sie legten die Haut ab. Die vier Kapumbu waren vier Menschen.
Es kam noch ein Kapumbu. Es war der fünfte. Der Kapumbu hob den Rüssel in die Höhe und witterte. Der fünfte Kapumbu, der ein Kapumbu war, sagte zu den andern vier Kapumbu, die Menschen waren: "Ich rieche einen Menschen." Die andern vier sagten: "Wir vier haben nichts gerochen, laß das, es ist kein Mensch da." Der
fünfte Kapumbu legte seinen Rüssel ab, legte seine Zähne ab, legte seine Haut ab. Der fünfte Kapumbu war auch ein Mensch. Die fünf Kapumbumenschen machten Feuer (der Erzähler machte die Pantomime des Quirlens). Sie kochten, sie aßen. Sie hatten fertig gegessen. Die ersten vier legten ihre Haut an, sie legten ihre Zähne an, sie legten den Rüssel an. Es waren wieder vier Kapumbu. Die vier Kapumbu gingen in den Wald.Der fünfte Kapumbumensch war noch da. Er war noch Mensch. Er sah in die Höhe, er sah das Kind. Er sagte zu dem Kind: "Ich bin dein Vater, gib acht: töte nie einen Kapumbu! Schieße nie nach einem Kapumbu mit einem Pfeil! Ich bin dein Vater, ich bin dein Kapumbu." Der fünfte Kapumbu legte die Haut an, er legte die Zähne an, er legte den Rüssel an. Der fünfte Kapumbu ging.
Das Kind nahm eine Pfeife und blies. Die vier ersten Kapumbu hörten das. Die vier Kapumbu sagten: "Es war doch ein Mensch dort. Er spottet über uns." Die vier Kapumbu kamen zurück und wollten das Kind töten. Der fünfte Kapumbu, der der Vater war, wollte das Kind retten. Das Kind floh auf sein Dorf zu. Die vier Kapumbu liefen hinterher. In dem Dorfe arbeiteten die Leute an dem Blasebalge. Die vier Kapumbu fragten: "Habt ihr nicht das Kind gesehen?" "Wir haben es gesehen, es ist in das Haus dort gegangen." Die vier Kapumbu gingen hin und zogen das Kind heraus. Der fünfte Kapumbu kam; er sagte: "Ich habe dich gewarnt, du hast nicht gehört, ich habe nichts mehr mit dir zu schaffen." Die vier Kapumbu töteten das Kind. Sie nahmen seine Mukischi (gleich Seele) und machten einen Kapumbu daraus.
(Die Geschichte ist erzählt von einem Mitgliede der Familie der Baschilakapumbu.)
Mukischi ist der nach dem Tode übrigbleibende Teil des Menschen, also so viel wie Seele. Man traut den Mukischi nicht viel Gutes zu.
Nkussulegende (Baluba; Bena Mande)Tete aus dem Dorfe Kassake heiratete eine Frau der Bena Mande. Sie hatten einen Sohn, den nannten sie Tschilembi. Tschilembi wurde ein großer Mensch (d. h. er wuchs aus). Er hatte einen Hund und ging mit dem Hund auf die Jagd. Er ging in den Busch jagen. Er traf aber kein Tier. Er kehrte um. Er wollte heimkehren. (Kurz) vor dem Dorfe (Kassake) fand er in einem Baum ein kleines Loch und in dem kleinen Loche fünf junge Papageien. Tschilembi wollte den großen (alten) Papagei haben. Er wartete. Der große Papagei kam und (schlüpfte) in das Loch. Tschilembi verstopfte es mit seiner Pagne. Der große Nkussu (Papagei) zupfte das Tuch entzwei und flog hinaus. Tschilembi nahm die fünf kleinen Papageien und ging in das Dorf.
Die Alten im Dorfe sagten: "Ein Alter (Tschibangu, d. h. der mit dem Messer Bäume umschlug) aß einmal einen Papagei. Er starb (davon). Wir essen das nicht." Die fünf jungen Papageien blieben im Dorfe. Man aß sie nicht. Sie sprachen wie Menschen.
Eines Tages starb ein Papagei. Er wurde in den Busch geworfen. Als die Sonne dastand (4 Uhr), ward Tschilembis Mutter sehr krank. Sie fragten das Lubuku (Orakel), was das zu bedeuten habe. Das Lubuku sagte: "Tschibangu ist gestorben, weil er einen Papagei aß. Sein Geist (Mukisch) ging umher. Tschilembi hatte (ja) Nkuffu ins Dorf gebracht. Der Tod der Mutter Tschilembis ist gemacht durch den Mukische Tschibangu."
Die Leute töteten alle Ziegen und aßen sie, um den Mukische zu beruhigen.
Alle Baluba essen keine Nkussu.
Tete Mukullu soll der Stammvater aller Baluba sein.
Totemistische Legende (Baluba; Baschilankaka am Lubi)Fidi Mukullu hatte alle Menschen gemacht. Ein Mensch starb. Sie legten ihn in das Grab. Die Verwandten saßen um ihn herum und weinten. Sie weinten sehr. Es kam ein Kaka aus dem Wald auf das Grab. Alle Verwandten riefen und sangen: "Kaka unser Bruder, kaka unser Bruder usw". Sie sagten: "Kaka ist unser Mukelenge (Häuptling)."
Die Baschilankaka töten nie ein Kaka. Die Baschilankaka essen nie von einem Kaka. Wenn die Baschilankaka in der Hand irgendeines Menschen die Haut eines Kaka treffen, so kaufen sie ihm die Haut ab und vergraben sie. Sie singen dazu: "Kaka unser Bruder, Kaka unser Bruder."
Totemistische Legende (Baluba; Baqua Nkande oder Baqua Nbembe)Mudima (der fliegende Hund, der nach Angabe des Erzählers bei Nacht Hühner stiehlt) und Kabembe (die Weihe, die bei Tage Hühner stiehlt) aßen Freundschaft. Kabembe sagte zu Mudima: "Gib mir zehn Ziegen." Mudima sagte: "Wir haben Freundschaft gegessen. Hier sind zehn Ziegen. Ich werde dich in einigen Tagen besuchen." Kabembe besuchte Mudima. Die Tür von Mudimas Haus war geschlossen. Kabembe ging wieder heim.
Die Kinder Kabembes nahmen eine Marimba (Holzklavier). Sie tanzten und sangen: "Wir haben uns den Kopf abgeschlagen." — (Alle Zuhörer singen den Vers mit und imitieren die Tanzbewegung und den abgeschlagenen Kopf, indem sie den linken Arm vor und über den Kopf legen, während die rechte Hand auf dem Herzen ruht.) Die Kinder Kabembes sangen: "Wir haben uns den Kopf abgeschlagen,
wir haben uns den Kopf abgeschlagen, wir haben uns den Kopf abgeschlagen, wir haben uns den Kopf abgeschlagen, wir haben uns den Kopf abgeschlagen."Sie tanzten und sangen: "Schlag dir (auch) den Kopf ab."Frau Mudima schlug ihrem Mann und ihren Kindern ebenfalls den Kopf ab.
(Ein Mann erklärt den Namen Mbemke identisch mit Kabembe und gibt an, die folgende Erzählung wäre die Tanziegende der Baschila Kabembe. Ein anderer bestreitet dies und erklärt, daß Mbembe von Pemba oder Pembe gleich weiße Farbe abzuleiten sei. Die allgemeine Ansicht der Zuhörer geht dahin, daß ersterer recht hat.)
Totemistische Rattenlegende (Baluba; Baqua Mpuku der Baqua Baloschi, Dorf Kassongo Kalas)Lubutu (ein Nachtvogel) und Mpuku (Ratte) aßen Freundschaft. Lubutu sagte: "Gib mir."Mpuku sagte: "Wir haben Freundschaft gegessen."Mpuku gab Lubutu zwanzig Ziegen. Lubutu ging damit nach Hause. Mpuku bekam nichts. Mpuku sagte: "Gib mir etwas!" Mpuku bekam nichts. Die Kinder Lubutus nahmen die Marimba (Holzklavier). Die Kinder sangen. "Lubutu hat Mpuku betrogen." (Wird fünf- bis siebenmal wiederholt.) Die Kinder Mpukus fragten die Kinder Lubutus: "Weshalb habt ihr unsern Vater betrogen?"Die Kinder Mpukus versteckten sich im Hause Lubutus und sangen zur Marimba: "Unser Vater ist ein Schlauberger." Die Kinder Lubutus hörten es. Die Kinder Lubutus sangen: "Unser Vater Lubutu hat den Mpuku betrogen."Die Kinder Mpukus sangen: "Unser Vater ist sehr klug."
Kuschika |
Schimba (Affe) hatte ein Kind. Das Kind hatte fünf Schwänze. Das Kind ging im Walde verloren. Der Vater machte sich auf den Weg und suchte das Kind. Der Schimba traf einen andern Schimba. Der andere Schimba sagte: "Was machst du?" Der Schimba sagte: "Ich habe ein Kind mit fünf Schwänzen, ich suche mein Kind mit den fünf Schwänzen." Der andere Schimba sagte: "Wir haben alle nur einen Schwanz, wir haben alle nur einen Schwanz, wir haben alle nur einen Schwanz."Schimba ging weiter im Walde. Er traf eine alte Schimbafrau. Die alte Schimba sagte: "Was machst du?"Der Schimba sagte: "Ich habe ein Kind mit fünf Schwänzen. Ich suche mein Kind mit fünf Schwänzen." Die alte Schimba sagte: "Wir andern haben alle nur einen Schwanz, wir haben alle nur einen Schwanz, wir haben alle nur einen Schwanz."
(In derselben Form wird diese Geschichte weiter erzählt. Schimba
trifft einen bekannten Schimba nach dem andern. Da das Ganze der Originalgesang zum Stammestanz der Baqua Schimba ist, so werden diese Geschichten wiederholt, bis der Tanz zu Ende ist.)(Der Schimba wird von den Baqua Schimba nicht gegessen.)
Nkollenkolle, der heilige Vogel (Bassonge; Bena Nkoto; Lussambo)Zappu Mutapu war der große Chef der Baqua Nkoto. Er baute sein Dorf und starb. Alle Vögel kamen zur Erde. Nkollenkolle (ein Vogel) schlug die Trommel. Alle Menschen weinten, tanzten und weinten. Kanku (ein Vogel) tötete eine Frau. Ein Knabe wollte in der Steppe Mpassu (Heuschrecken) sammeln. Kanku tötete ihn ebenfalls.
Daher essen die wahren Baqua Nkoto den Nkollenkolle nicht, und wenn ein Knabe einen Nkollenkolle tötet oder einen getöteten essen will, so stirbt er.
Totemistische Legende (Bena Lulua; Bena Tschilla am Lubi)Die Bena Mussua und die Bena Tschilla führten einmal Krieg gegeneinander. Sie kamen auf einer Ebene zusammen. Katschilla ist ein kleines Tier. Die beiden Stämme kämpften. Katschilla kam und fiel zwischen beiden tot auf die Erde. Die beiden Stämme sagten: "Das ist die Katschilla, das kleine Tier. Diese Ebene heißt Katschilla. Die Ebene gehört den Bena Tschilla." Sie aßen die Katschilla nicht.
Kapumbu, der Elefant, hörte das. Kapumbu sagte: "Die Katschilla ist ein kleines Tier, ich bin ein großes Tier. Warum ist Katschilla auf der Ebene gestorben? Ich werde auf der Ebene sterben, und man wird die Ebene Kapumbu nennen." Kapumbu ging hin und fiel auf der Ebene tot nieder. Der Kapumbu fiel auf der Ebene Katschilla tot nieder, und die Leute aßen Kapumbu. Kapumbu gab viel Fleisch. Die Ebene der Bena Tschilla heißt Katschilla, weil das kleine Tier Katschilla da gestorben ist.
Bou, der Büffel, sagte: "Warum ist Katschilla auf der großen Ebene gestorben? Das Tier Katschilla ist ganz klein; ich bin groß; mein Fleisch ist sehr gut." Bou ging hin, fiel auf der Ebene Katschilla um und war tot. Die Leute fanden Bou. Die Leute zündeten ein Feuer an und tanzten. Sie aßen den Bou. Sie sagten: "Das Fleisch des Bou ist sehr gut. Bou ist auf der Ebene Katschilla gestorben." Sie aßen Bou auf. Sie aßen alle Tiere. Sie essen alle Tiere. Die Katschilla essen sie nicht. Die Ebene Katschilla heißt nach dem kleinen Tiere Katschilla. Die Leute, die das erzählen, heißen Bena Tschilla oder Baschilatschilla, aber die jungen Leute wollen den Namen Baschilatschilla nicht hören.
Totemismus (Baluba; Bena Kaloschi; Bena Kassasse)Die Moena Kassasse dürfen nicht das Holz vom Baume Mussasse in das Feuer legen. Ein Mann sagt, es wohne eine Murimba darin. Ein Mann sagt, es ist so von dem Vater bestimmt. Die alten Leute haben eine Geschichte dazu. Jedenfalls verlieren die Moena Kassasse das Augenlicht, wenn sie von dem Holze Mussasses ins Feuer legen.
In meiner monatelangen Abwesenheit haben die beiden Mitarbeiter des Institutes Frau Erna Verweyen und Herr Seekirchner die schwierige Arbeit des Korrekturenlesens erledigt, wofür ich beiden herzlichen Dank sage.
Leo Frobenlus
Reiseroute und Studienlager der Kongo-Expedition Bakuba- und Basso nge-Meno-Stämme