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INHALT
DER GEIST DES QUORRA Seite
1. Die Bildung der Quorrakultur 3
2. Die Bedeutung der Quorrakultur 5
3. Wesen und Steigerung der Dichtung 6
4. Wunder und Zauber 7
1. LEBENSINHALT (BESCHREIBUNG DER NUPE)
1. Geschichte der Reiches 13
2. Name, Ausdehnung, Sprache, Physis, Psyche, Kleidung . 17
3. Eintritt ins Leben 23
4. Entwicklung der Knaben 29
5. Der Sokiara - Knabenbund 34
6. Die jungen Mädchen Soro und Nako 39
7. Brautwerbung und Hochzeit 44
8. Familien- und Wirtschaftsleben 56
9. Religiöses, Krankheit, Subachen, Tod, Kuti 61
10. Religiös-soziale Einrichtungen 72
11. Die hohen Beamten des Reiches 82
12. Weibliche Beamte (Amazonen) 87
13. Das Kaisertum 90
II. EINFALT (TIERFABELN DER NUPE) 101
1. Dagbatschi als Farmdieb (Lokodja)
2. Dagbatschi gewinnt die Braut durch Zahnraub (Bida) 111
3. Dagba (Elefant) als Dagbatschis Reittier (Bida) 115
4. Der Kampf der Vögel und der Vierfüßler (Mokwa) 115
5. Wunden und Lügen (Mokwa) 116
6. Dagbatschi und Tanquollo (Mokwa) 118
7. Farmbau Dagbatschis (Mokwa) 118
8. Dagbatschi - Strickziehen (Mokwa) 119
9. Kansa - Strickziehen (Mokwa) . 121
10. Die Mütze der Eule (Lokodja) 122
11. Das "verrückte" Haus (Bida) 122
12. Der Bock (Bikunji) überlistet die Hyäne (Makundulu) (Bida) 124
13. Vier Häuptlinge in einem Haus (Mokwa) 127
14. Gbigbi und Utsaua (Eule und kleine Vögel) (Mokwa) 127
15. Bestrafte Ausnutzung (Mokwa) 128
16. Der belehrte Schwiegersohn (Mokwa) 129
17. Leopard und Feuer (Mokwa) 129
III. SITTE (DICHTUNGEN DER NUPE)
18. Bestrafte Goldgier (Bida) 133
19. Jäger, Krokodil, Zibetkatze - Dankbarkeit (Bida) 134
20. Frauensitte und Wanderameise (Mokwa) 138
21. Bauer und Affe (Mokwa) 138 Seite
22. Frauensitte - Affenkind (Mokwa) 139
23. Erfolg der Hundepflege (Mokwa) 140
24. Das wählerische Mädchen und die Verwandelten (Mokwa) . 141
25. Die wählerische Maid und der Fischmann (Bida) 144
26. Das anspruchsvolle Mädchen (Lokodja) 145
27. Der boshafte Schimpanse (Lokodja) 148
28. Eine Frage der Nupe (Lokodja) 150
29. Der sprechende Schädel (Bida) 150
30. Mütterlicher Schwindel (Bida) 151
31. Gute und Böse (Bida) 153
32. Der Segen der verstorbenen Mutter (Bida) 163
33. Segen der Himmelsfrau (Bida) 165
34. Der entlaufene Junge (Bida) 167
35. Lieblose Eltern (Bida) 171
36. Der Blutschänder (Bida) 173
IV. WITZ (DICHTUNGEN DER NUPE)
37. Der Kriegszug der Blinden (Mokwa) 183
38. Der Marikitschi - Betrüger (Bida) 183
39. Der Saura (Bida) 186
40. Der Listige (Bida) 191
41. Lügen (Bida) 194
42. Die bestraften Buhlen (Lokodja) 196
43. Die gewarnte Buhlerin (Lokodja) 198
44. Zu weit getriebene Eifersucht (Bida) 199
45. Der schäbige Liebhaber (Bida) 201
46. Weibliche Fügsamkeit (Mokwa) 203
47. Einführung in den Geschlechtsgenuß (Mokwa) 204
48. Kampf der Geschlechtsorgane (Mokwa) 206
49. Der unbeliebte Mund (Bida) 206
50. Der verkleidete König (Lokodja) 208
51. Der Ursprung der Geschlechtsteile (Lokodja) 210
52. Das vom Bach bestrafte Mädchen (Lokodja) 213
V. WUNDER UND ZAUBER (DICHTUNGEN DER NUPE)
53. Die Amazonensage (Lokodja) 217
54. Bruchstück der Schöpfungsgeschichte (Mokwa) 222
55. Wie das Guineakorn zu den Menschen kam (Mokwa) 223
56. Wie man zum Sorghum kam (Kutigi) 224
57. Wie Kara (Fisch) einseitig ward (Mokwa) 225
58. Das Feldhuhn (Mokwa) 226
59. Die Schöpfung und der Tod (Mokwa) 227
60. Der Ursprung der Kostbarkeiten (Mokwa) 228
61. Die fünf Sklaven (Bida) 230
62. Der unnütze Junge (Bida) 237
63. Die Löwenfrau (Bida) 241
64. Die drei Wünsche (Bida) 244
65. Verwandeln (Die Goja) (Bida) 247
66. Nächtliches Flötenblasen (Lokodja) . 249
67. Flucht des Knaben zum Bennumarkt (Lokodja) 251
68. Samnas verbotener Nachtweg (die Subachen) (Lokodja). . 253
69. Die Hexe (Subache) (Bida) 255
70. Tschibirris Wunderkinder (Mokwa) 258
71. Das strahlende Mädchen (Bida) 259
72. Das goldene Mädchen aus dem Kürbis (Bida) 263
73. Die biblische Legende von Joseph in Ägypten (Bida) 270
VI. STEIGERUNG (DICHTUNGEN DER HAUSSA)
74. Der Drachentöter (Sokoto) 277
75. Der Drachentöter (Kano) 287
76. Die beiden Diebe (Haussa) 290
77. Der Jäger und der Iska (Alledjenu) (Haussa) 299
78. Eine Büffellegende (Haussa) 300
79. Elefantenlegende (Haussa) 301
80. Der Mann mit der Unsichtbarkeit (Haussa) 302
81. Amazonensage der Heidenstämme (Nordhaussa) 304
82. Dilla (Haussa) 305
VII. HÖHE (DICHTUNGEN DER HAUSSA)
83. Die Dichtung des Blinden (Sinder) 313
84. Das alte Weib 315
85. Die Karua (Sinder) 339
86. Der Goru (Sinder) 349
87. Der Weber (und der Blinde) (Sinder) 356
VIII. ERGÄNZUNG (VOLKSERZÄHLUNGEN SUDANISCHER VÖLKER) Aufgezeichnet von Albrecht Martius D. 1. A. F. E. 1912
88. Gisu und Löwe (Haussa) 363
89. Gisu und Koki (seine Frau) (Haussa) 364
90. Spinne und Mauern (Haussa) 366
91. Hankaka (Schildrabe) und Gisu (Spinne) (Haussa) 367
92. Elefant, Spinne, Flußpferd (Haussa) 369
93. Hyäne (Gura) und Husarenaffe (Bin) (Haussa) 370
94. Schakal und Hund (Haussa) 372
95. Elefant und Hahn (Haussa) 373
96. Hausbau (Haussa) 374
97. Hausbau (Haussa) 376
98. Elefant und Kamel (Haussa) 377
99. Flußpferd, Alligator, Jangrua (Haussa) 379
100. Schwein und Krebs (Haussa) 380
101. Katze und Ratte (Haussa) 381
102. Elefant und Eichhörnchen (Haussa) 383
103. Betrogene Güte (Haussa) 385
104. Betrogene Güte (Haussa) 386
105. Menschen und Wassergeister (Haussa) 387
106. Der gute und der törichte Knabe (Haussa) 389
107. Damatje goma (der Sohn der zehn Frauen) (Haussa) . 392
108. Die Eintagsfrau (Haussa) 395
109. Geschichte vom lieblosen Vater (Haussa) ......',.. 397
110. Der Mann mit seiner Freundin (Haussa) 398
111. Wiesel (Somu) und Hund (Kare) (Haussa) 399
112. Warum der Milan Hühner raubt (Nikki-Borgu) 399
113. Hahn als Schmied (Nikki-Borgu) 400
114. Jägerlegende (Nikki-Borgu) 401
115. Der Rabe (Dakarekare) 402
116. Frage (Kern-Kern) 403
117. Lebensentscheidung (Kern-Kern) 404
118. Unwahrscheinlichkeiten (Kern-Kern) 406
119. Die drei starken Männer (Kern-Kern) 407
120. Wandergenossenschaft (Kern-Kern) 408
121. Jäger und Hyäne (Kern-Kern) 411
122. Spinne (Kern-Kern) 413
ANHANG: Tiernamen verschiedener Völker 417
ALS BEILAGEN
1. Karte der Quorraländer 9
2. Karte des Nupereiches 17
DRUCK DER ROSSBERG'SCHEN BUCHDRUCKEREI IN LEIPZIG


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VOLKSERZÄHLUNGEN UND VOLKSDICHTUNGEN


AUS DEM ZENTRAL-SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS / JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT 2 KARTENBEILAGEN

ALLE RECHTE, INSBESONDERE DAS DER CBERSET-ZUNG IN FREMDE SPRACHEN VORBEHALTEN 1 COPY-RIGHT 1924 BY EUGEN DIEDERICHS VERLAG IN JENA


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DER GEIST DES QUORRA



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Quorra

Der große Nigerstrom, der nahe der Westküste entspringt, in einem gewaltigen Bogenlaufe den Westsudan als kulturentscheidender Wasserlauf durchrinnt und dann, wieder der Westküste zueilend, im Atlantischen Ozean mündet, quält sich im Mittellaufe durch die Sahara. Frisch tritt er, der Schöpfer einer unendlichen Fruchtbarkeit, in die Wüste ein, erlahmt dort bis zur Todesmatte und gewinnt dann, beschleunigt der Westküste zuströmend, neue Kraft und das Recht auf den Namen "Strom". Solchergestalt ist der Niger also zweischenklig und wird seinem ganzen Charakter nach im Sinne der Landschaftskunde zu einem Zweitypischen in einem viel betonteren Sinne als sonst gewöhnlich große Gewässer eine Verschiedenartigkeit nach Ober- und Unterlauf aufweisen. Die Saharastrecke trennt scharf und beeinflußt dadurch auch die kulturelle Bedeutung des Stromes. Das tritt in einem ganz äußeren Merkmal zutage. Der Strom heißt vor seinem Eintritt in die Sahara Djaliba, nach seinem Austritt dagegen bei den Völkern höherer Kultur Quorra. Die große Bedeutung, die die Gliederung der Kultur entsprechend der Eigenart des Stromes hat, soll hier einmal ins Auge gefaßt werden.

1. Die Bildung der Quorrakultur

Zum Verständnis der großen Bedeutung der Quorrakultur ist es notwendig, sich den Gang der Entwicklung, gegenseitiger Beziehungen und Verbindungen der Kulturströmungen des nördlichen Afrika an der Hand einer Kartenskizze klarzumachen. Wir dürfen nämlich sehr wohl Afrika als ein Becken bezeichnen, das mit Kultur angefüllt ist, so wie ein Kessel in der Erdoberfläche von einem See oder von einem Meer. Atlantischer Ozean, Mittelmeer und Indischer Ozean stellen gewissermaßen die Gestade dieses Kulturbeckens dar. Dieses Kulturmeer nun weist verschiedene Strömungen auf, die wie im Meere durch charakteristische Einmündungen, Richtungstendenzen und Ausklingen resp. Verlaufen geregelt sind.

Drei verschiedene Strömungen sind es, die die Kulturbewegung des größeren nördlichen Teiles von Afrika entscheidend beeinflussen.* Die erste setzte ein im nordöstlichen Afrika, etwa in Abessinien. Wir nennen sie die norderythräische Kultur. Auf diesem Strome glitt die Vorherrschaft einer islamischen Sekte, die Völkergruppe der sog. Schoa, das sudanische Staatswesen mit Erzbeamtentum und anderes mehr. — Die zweite Strömung, die syrtische, drückt von Norden herein, in alter Zeit vielleicht besonders von 

*Vgl. das Nähere in L. F. "Das unbekannte Afrika", 1922, mit vielen Karten.


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Klein-Afrika aus, später mehr östlich einmündend von den Syrteri her. Auf dieser Bahn glitten Bardentum und Ritterschaft als schicksalsbestimmende Kräfte, eine andere Form des Islam, die Fulbestämme usw. in den Sudan. — Zum dritten endlich drängte vorn Westen, vom Atlantischen Ozean her (daher atlantische genannt), eine tragende Welle gegen das Inland vor, die in alter Zeit einen vollausgebildeten, mythenreichen Polytheismus, eine streng gegliederte Theokratie (vgl. Atlantis Bd. IX) und allerhand hohe Kunst und Technik in das Kulturbecken Afrika trug.

Das Wesen der drei Strömungen ist ein naturnotwendig sehr verschiedenes. Die lange Bahn der norderythräischen Strömung verlieh allem auf ihr Hinziehenden etwas Zähes, besonders charakteristisch Afrikanisches, Langauswirkendes. Der Strom durch die Sahara bot Erziehung zu harter Männlichkeit, unbeugsamen Willen im Daseinskampf, Nerven- und Lebensstärke. Die Welle vom Atlantischen Ozean endlich kam durch verweichlichende Luft, war überall zu kurz, um in die Brandung tief herab- und hereinschlagen zu können und brach sich überall vorzeitig am Widerstand der Ströme von Norden und Osten.

Sie alle drei aber trugen lebendige, wurzelfähige und triebkräftige Kultur.

Sie alle drei wurden für die Afrikaner wieder und wieder geschichtsbestimmend.

Sie alle drei sind hier für uns deshalb so ungemein wichtig, weil sie - eine wie die andere - einem ganz bestimmten Gebiet zuzielten, nämlich dem der Quorraländer. Die Quorraländer sind immer wieder das Sammelbecken der drei großen nordafrikanischen Kulturströme geworden. Sie selbst, die Quorraländer, aber strahlten ihrerseits dann wieder aus dem lebendigen Reichtum einer merkwürdig stilkiar und harmonisch gediehenen Lebenskraft nach allen Richtungen Willen zur Ausdehnung und Entwicklung, Vertiefung und Erhöhung, Erweiterung und Zusammenfassung, Verfeinerung und Verklärung aus. Aus drei Richtungen drangen sicherlich mehrmals typische Kultureinheiten in dieses wahre Herz Afrikas. Aber immer wieder assimilierte die Genialität der Quorralandschaft das zunächst sinnlich wie seelisch Fremde. Immer wieder ist hier eine neue Einheit entstanden.

Wer die typische Wesenheit der norderythräischen Kultur finden will, darf sie nur im Osten des Tsadsees zu finden hoffen. Das eigentlich Syrtische lebte lediglich in den Djalibaländern, das typisch Atlantische ist allein an der Westküste erhalten. Im Sammelbecken der Quorraländer zeigt sich überall und in allem das Umgebildete, Verbundene, Zusammengefaßte, das aus solchen Vorgängen wieder geborene Neutypische und im Neutypischen Lebensverstärkte.



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Das so in den näheren und weiteren Quorraländern Entstandene war seit alters staatsformend und geschichtsentscheidend. Enge des Kernes und Weite der Schale hat aber im Laufe der Zeit stark geschwankt. Für unseren Blick bestimmend erscheint das den ersten Entdeckern sichtlich bekannt Gewordene. Und doch war dieses nur Lebenssinn einer Eintagsfliege. Die Tiefe und Größe der Vergangenheit, d. h. der ganze Bau der vollendeten Quorrakultur wurde nur noch durch den letzten Strahl einer untergehenden Sonne beschienen und erschien den stark geblendeten Europäern wie islamisches Jungvolk, arabische Außenphrase. Sogar unser großer Heinrich Barth ließ sich durch solchen Schleier täuschen.

Heute erst erkennen wir ganz das Bedeutende der Quorrakultur.

2. Die Bedeutung der Quorrakultur

Die ersten englischen und die dann nachfolgenden deutschen Forscher trafen vor allem auf das Erstaunliche der sog. Haussa-Staaten und der Großstädte (bis zu 200000 Einwohnern) dieser Länder. Hier war große Staatsverfeinerung, Handel, Kunstgewerbe und islamitische Religiosität. Man nannte sieben echte und sieben unechte Haussastaaten. Die aus dem Westen gekommenen Fulbe (vgl. Atlantis Bd. VI) waren vor einem oder zwei Menschenaltern Fürsten, die Herrscher, die Religionsbestimmenden geworden. Sie waren die Zerstörer, die Verfälscher, die Verdreher der alten Chroniken. Nicht einmal die von Heinrich Barth mitgebrachten Chronologien machten die Ideologen der Vergötterung islamischer Kultur stutzig.

Aber ganz allmählich eröffnete sich dem geduldigen Forscher der Blick in das Tiefere an Zeit. Und da zeigte sich denn, daß all das, was islamisches Zeugnis kannte, Umliegendes, Peripherisches war: Bornu im Osten, Haussa im Norden, Songhai im Nordwesten, Gurina mit Dagomba und Mossi im Westen, — daß es demgegenüber ein Zentrales gegeben haben muß, daß man mit den Worten Borgu, Jauri, Nupe und Kororofa bezeichnen kann. Aus diesem Kern ging Songhai hervor, das den Niger hinaufglitt und als Macht den Senegal erreichte; von hier aus kann Dagomba und Mossi verstanden, können vor allem die nördlichen Haussaländer greifbar gemacht werden. Eine einzige Tatsache deutet das Verhältnis des Kernes zu seinem Mantel oder Umkreis an: Im Außengebiete sind deutlich guter haltene Trümmer zweier Perioden zu erkennen, die der älteren Zeit, in die der rituelle Königsmord zurückweist bis in die Reinkultur der plastisch mythologischen Periode und die fast gegensätzlich verfeinerten Denkmäler einer ornamental und dekorativ sich ausdrückenden mittelalterlichen Neuzeit, — beide Trümmer neben- und unterem-



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ander geschichtet und durch eine Isolierschicht getrennt. Für das Kerngebiet liegt aber das Dokumentenmaterial einer ebenmäßig sich durch Schichten gleich Jahresringen auswachsenden Geschlossenheit vor, — vom stark Plastischen bis zum malerisch und dekorativ Verschnörkelten.

Auch eine zweite Erscheinung lehrt das gleiche. Im Außengebiet zwischen dem Wachstum zweier und mehrerer Perioden deutlich wahrnehmbare Brachen, ruhige Zeiten der Humusbildung, im Kerngebiet ununterbrochenes Ausleben aus mehr und mehr verbrauchtem Boden, so daß die heutigen Triebe schwächlich sind gegenüber den Sprossen aus dem umliegenden Ruheland. Die Kultur der Haussaländer erscheint heute üppiger und reifer als die Nupes und Borgus, wie ja auch die kräftige Frühlingsblüte erfrischender und zukunftsreicher erscheint, als edler und müder Schmuck des Herbstes.

3. Wesen und Steigerung der Dichtung

Wenn irgendwo, so muß dies bei so fabelkundigen Menschen, wie die höheren Sudaner das zumeist sind, auch aus der Volksdichtung zu erkennen sein. Die Frage ist, ob der Geist des Quorra eine eigene Sprache hat und ob Völker des Kerniandes und Völker der Randflächen Verschiedenes zu sagen verstehen. Die Antwort auf solche Fragestellung war es, die zur Gliederung des Stoffes in diesem Bande geführt hat. Ich habe diese begonnen mit einer Schilderung des Nupevolkes. Die hierzu wünschenswerten Ergänzungen in Geschichte und vorgeschichtlicher Legende finden Wiedergabe im fünften Bande der Atlantisausgabe. Kernstarkes Bauernleben und prunkende Hofhaltung des bureaukratischen Kaiserreiches sind hier eng miteinander verschmolzen, während im Außenlande primitive Äthiopen als bäuerliche Sippen fast beziehungslos in der Umgebung prachtstrotzender Städte hausen. Eine Kluft trennt sie, die gleichbedeutend ist mit kultureller Brache.

Danach folgen in langsamem Übergang II bis V, Einfalt, Sitte, Witz, Wunder und Zauber. Das heißt die Gestaltungen der schlichten Volksseele in der Form der Tierfabel, dann die Einfügung der Ansichten über Sitte und Sittlichkeit, der Humor und endlich die eigentliche Märchenwelt. Hier schon werden Meisterstücke der Erzählungskunst gewonnen, und doch sind es gewissermaßen nur die Ausgangspunkte einer Steigerung (VI) bis zu einer Höhe (VII), die die alternde Kraft der brachenlos aufgesprossenen Kernkultur der Nupe selbst nicht mehr erreichte, die vielmehr der zierlicheren aus der Ruhe erwachsenen Haussakunst zu entwickeln vorbestimmt war. Es ist also in der Natur der Volksdichtungen sowohl die hier



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durchgeführte Gruppierung als auch unsere Darlegung des kulturellen Werdeganges in diesen Ländern begründet.

Als Ergänzung habe ich noch in einem VIII. Teil diejenige Gruppe von Volkserzählungen einbegriffen, die mein Schüler und Assistent Albrecht Martius im Jahre 1912 in Jebba mit Hilfe der von uns erzogenen Dolmetscher aufnahm. Besonders wichtig sind die Proben der Außenprovinzen. Unter den Sachen von Nikki-Borgu überwiegt das kosmogonische Element. Hier ist der Einfluß des theokratischen atlantischen Westafrika zumindest als mythologisches Denken fördernd und erhaltend fühlbar. Bei den Kern-Kern, die ihrer Geistesrichtung nach sich schon dem Bornutum nähern, interessiert das naive und schroff gestellte Fragespiel und der naive Sinn für "Unwahrscheinlichkeiten" ganz besonders.

Dieser Sinn für Unwahrscheinlichkeiten, der schon bei Mande und anderen auffiel, verlangt ein nachdenkliches Wort, das an dieser Stelle ausgesprochen werden muß.

4. Wunder und Zauber

Wir sprechen im allgemeinen von Märchen als einem bestimmten Typus der Volksdichtung. Wir unterscheiden aber auch abendländische und morgenländische Märchen. Damit wird ein Schneewittchen, Dornröschen, Rotkäppchen den Dichtungen, wie sie besonders in der großen indisch-persisch-ägyptischen Sammlung von Tausendundeine Nacht typisch sind, gegenübergestellt. Jeder fühlt, daß beide Wesenheiten, Stilformen, Ausdrücke verschiedenen Lebensgefühis sind, ohne daß es so leicht ist, die Gegensätzlichkeit ohne weiteres scharf zu charakterisieren. Oftmals hörte ich in Gesprächen die Gegenüberstellung bezeichnet durch die Worte: hier Schlichtheit, dort Üppigkeit. Ich kann das aber nur als eine letzte Außenerscheinung anerkennen, als eine Tatsache, hinter der allerdings die bildende Wirklichkeit eines sich ausgestaltenden Lebensgefühls, einer seelischen Polarität erkannt werden könnte.

Gerade die afrikanischen Märchen in ihrer vielfachen Zwitterstellung erfordern nun ein Eingehen auf solche durchaus wesentlichen Unterschiede, und wir werden gleich sehen, daß dort in Afrika die Beantwortung der Frage bedeutend leichter zu gewinnen ist als hier in Europa, das seit Jahrtausenden immer wieder das Eingeborene mit Zugewandertem mischt und kreuzt. Ist doch auch Afrika das Kulturbecken, aus dem mir die beiden Lebensgefühle zuerst in ihrer Wesenheit bekannt wurden, so daß ich zur Gegenüberstellung eines Weitengefühis und eines Höhlengefühis kam. (Vgl. "Paideuma, Grundriß einer Kultur- und Seelenlehre", 1922.)

Aus dem Weitengefühl ergibt sich eine Weltanschauung, die von



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der Anerkennung aller auch nicht erfahrbarer und bekannter Erscheinungen und Kräfte ausgeht, weil sie in der Auseinandersetzung mit dem Außenkosmos begründet ist. Sie ist imaginativ und projiziert die stets aus dem Innern strömende Sehnsucht in das Jenseitige. Deshalb interpoliert sie in jedem Falle, in welchem Erfahrung und Verstand versagen, das Wunder. Das Wunder ist ihr fast selbstverständlich.

Das Höhlengefühl dagegen führt zu einer Weltanschauung, die als solche ausgeht von einem Innenkosmos. Sie ist nicht imaginativ, sondern gestaltend. Sie interpoliert nicht, sondern sie erklärt. Wo Erfahrung und Verstand nicht ausreichen, greift sie aber zum Zauber, d. h. sie schafft ihrem Verstande die Anwendung eines Werkzeuges, das nach Erfahrungen gebildet ist.

Die Weltanschauung des Weitengefühis geht also von der Erklärung mangelnder Erkenntnisfähigkeit aus und gliedert die Wahrscheinlichkeit des Unwahrscheinlichen als Erfahrungszusatz ein. Es ist also eine interpolierende Weltanschauung. Die Weltanschauung des Höhlengefühis bildet dagegen Wesen und Geschöpf nach den Gesetzen der Erfahrung und findet mit deren Hilfe eine Erklärung des sonst Unerklärlichen. Ich bezeichne sie als tektonische Weltanschauung.

Demnach ist Wunder Anerkennung auch unverständlicher Wirklichkeit, Zauber Anwendung einer nur der Allgemeinheit unbekannten, physisch verständlich gemachten Kraft und Kunst. Diese beiden, Wunder und Zauber, sind es, die die Märchenwelt gliedern. Schwer zu erkennen ist das in Europa und Asien, wo Stoffe und Motive vielfach und ununterbrochen ausgetauscht werden. In Afrika aber, wo eine gesunde Natur immer wieder das ihr Adäquate annimmt und das ihr Fremde immer sehr schnell abstößt oder seinem Lebensgefühl anpaßt, treten die Gegensätze scharf hervor. Hier haben wir das Weitengefühl bei den äthiopischen Völkern (Völker der äthiopischen Kultur; siehe "Atlas Afrikanus"), denen der Verkehr mit der Umwelt ein geistig idealer ist, die mit Verstorbenen in Einheit weiterleben, denen das Jenseits und der Außenkosmos ebenso natürlich ist wie der Eigenkosmos. Daneben dann die Völker der hamitischen Kultur; Ablehnung alles rein Seelischen, Furcht vor dem Übeiwillen gespenstiger Toter, Irreligiosität und Fanatismus, schematische Kultur als Bannwerkzeug usw.

Da aber die Religiosität der Äthiopen eine tiefe, ihre Weltanschauung eine selbstverständliche ist, wirken sie nüchtern, während die hamitische Kultur stets bereit ist, das äußere Leben um so reicher zu gestalten als das innere arm ist.

Deshalb muß auch die Erzählungskunst zwei sehr abweichende Typen hervorbringen. Auf äthiopischem Gebiete gedeiht eine äußer



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AUSDEHNUNG DES NUPEREICHES IM VORIGEN JAHRHUNDERT


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Nun findet sich die wesentlich gleiche Erzählung bei den Temne in der Sierra-Leona-Küste, bei denen aber überhaupt nicht der Hase, sondern die Spinne durchgehend der Fabelheld ist. Für eine Spinne aber ist der entsprechende Eingang in den Leib eines großen Tieres, ohne daß dieses etwas von dem Gaste wahrnimmt, durchaus denkbar. Die Mande stehen nun seit uralten Zeiten mit den Westküstenvölkern, mit denen sie Männerhaus, Geheimbundinstitutionen und vielerlei Geräte gemeinsam haben, in enger kultureller Verwandtschaft, so daß wir diese Version Nr. 57 als eine von dort empfangene Anregung ansehen und dann schließen dürfen, daß die Mossi sie nachher von den Mande-Jarsi übernommen haben.

Derart betrachtet, kommen wir in Anbetracht der großen sonstigen Ähnlichkeit und der Interesselosigkeit der Mossi zu der Möglichkeit, daß die ganze Volksdichtung der Mossi nichts weiter sei als Mande-Jarsi-Import, demgegenüber nur wenige Stücke (z. B. Nr. 105 stammt mit dem Kamel, das den Mossi selbst fehlt, sicher aus den Haussaländern) von anderer Seite kommen, keines aber im tieferen Sinne ursprüngliches Mossibesitztum sein dürfte.

Von solchem Gesichtspunkte aus die vorliegenden Materialien prüfend, findet man weitgehende Bestätigung, vor allem: ursprüngliche Originalität, die bei den Mande so reich wirkt, fehlt. Die Volksdichtung der Mossi ist ein Spiegel jener der Mande. Die Mande übernahmen auch einen großen Teil der Motive, d. h. die Materie der Volksdichtung von anderen Völkern; sie bewirkten aber die eigentliche Dichtung doch selbst. Der Stil der Mandevolksdichtung ist produktiv; die Mossi bildeten nur nach, kopierten nur; ihr Stil ist lediglich reproduktiv.

Das Ergebnis stimmt genau überein mit anderweitigen Beobachtungen. Die Mande schufen aus ihrer tatsächlichen Vergangenheit wirkliche Dichtungen (Sunjattalegende in Bd. V und Epen in Bd. VI), die Mossi nur traditionelles Bruchstückwerk (Bd. V). Die Mande bildeten gleich den Kassaivölkern Legenden der dämonischen Subachen aus; die Mossi übernahmen eine solche von den Jarsi (vgl. Bd. VII). Eigene Blüten, wie die dämonischen Dichtungen der Bosso-Sorokoi oder die der Haussa, konnten auf dem Volkstum der feudalen Mossi ebensowenig gedeihen wie eine eigene Religion.

Das ist der stilistische Gegensatz, der die ersten beiden Volkserzählungsweisen der Sudaner unterscheidet.



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I LEBENSINHALT BESCHREIBUNG DER NUPE



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Die Nupe Ein Volk zentralsudanischer Hochkultur


1. Geschichte des Reiches

Wenn man von irgendeinem Volke oder Lande des inneren Westafrikas erhoffen kann, daß es auch durch geschichtliche Tiefe und kulturgeschichtlich hervorragende Eigenarten Ausblicke auf einstiges Durchdringen bis zur Lösung größerer Probleme gewähren werde, so ist das bei dem Volke und Lande der Nupe berechtigt. Der alte arabische Schriftsteller kennt dieses Land schon als Sitz einer Kultur, die dem Islam den Eintritt verweigert. Darin liegt fürs erste das Schwergewicht Nupes und seiner Stellung im Kulturrahmen Afrikas. Das Reich und das Land der Nupe war im Mittelalter das Bollwerk der atlantischen und der sudanischen Kultur gegen den Ansturm des Islam vom 9. bis 15. Jahrhundert. Wäre Nupe als heidnische Macht in jener Periode unterlegen, dann würden die sehr anpassungsfreudigen Joruba ganz sicher den Islam übernommen und ihre alte atlantische Religion, ihr Kunstgewerbe und ihren ganzen reichen Kulturbestand gegen den Koran eingetauscht haben — wir hätten dann in diesen Dingen heute in Westafrika nichts mehr zu studieren gehabt.

Nupe hat also als Reich schon nach dieser Richtung ganz hervorragendes Interesse. Was jener alte Araber in einem Satze sagt, läßt sich aber auch mit den von mir aufgespürten Tatsachen der Überlieferung, Kulturerbschaft und Kulturtiefe in Einklang bringen. Es gelang uns, die alten Überlieferungen sehr weit zu verfolgen, und was wir danach übersehen können, ist ein Zeitraum von über fünf Jahrhunderten -für afrikanische Verhältnisse ein gewaltiges Stück. Die entsprechenden Überlieferungen und Aktenstücke werden in Atlantis Bd. V veröffentlicht. Hier soll zunächst einmal geschildert werden, wie die Aufzeichnungen zustande kamen und was sie im Rahmen der afrikanischen Geschichte bedeuten.

In dem alten heidnischen Nupe muß der Ahnendienst ähnliche Formen besessen haben wie im Mossiland, wo ich sie gottlob noch lebendig fand. Vor allem ward beim jährlichen großen Totengedenktage von den Priestern des tellurischen Manismus das Gebet in geordneter Folge hergesagt. Man rief die Ahnherrn der Reihe nach an, forderte sie auf, das Opfertier gnädig in Empfang zu nehmen und dafür der Ackerarbeit, der Familienvermehrung usw. ihren Segen zuzuwenden. Um eine sehr wesentliche Differenz gleich hier zu bedauern, sei auf den Punkt hingewiesen, der leider dunkel geblieben ist, für den aber auch seinerzeit bei systematischem Weiterforschen der Tag der Aufhellung kommen muß. Die Überlieferung



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weiß genau, daß im Wandel der geschichtlichen Einflußsphären, denen Nupe unterworfen war, die Volkssitte des Matriarchats gegen die des Patriarchats vertauscht wurde. Die Angaben über diese Periode oder den Zeitpunkt, in dem das geschah, schwanken außerordentlich. Und doch wäre ein Wissen in dieser Sache hochwichtig, denn die Eingeborenen selbst haben mich auf folgendes aufmerksam gemacht.

Das große manistische Jahresgebet soll in den bürgerlichen Familien noch lange Zeit die matriarchalische Reihenfolge bewahrt und teilweise nur die Mütter, teilweise die Onkel (Mutterbrüder) erwähnt haben, während in den regierenden Familien schon seit sehr viel längerer Zeit der Bruder dem Bruder und der Vatersohn dem Vater als Gekrönter folgte. Diese Sache würde nun sehr leicht zu entscheiden sein, wenn es gelänge, Stammbäume Privater aufzuzeichnen. Leider konnte ich das nicht erreichen. Die Fulbe haben mit ihrem Einzuge und Siege alle alten Sitten dieser Art gründlich ausgerottet, und nur dem glücklichen Umstande, daß einer der Priester des nupeschen Manismus in die Kabbaberge floh und dort die alte Reihe für seine Nachkommen aufschrieb, verdanken wir es, daß wir die alten Könige genau datieren können. Im Gebet (und der Niederschrift daher ebenso) wurde bei Namensnennung eines jeden der alten Herrscher hinzugefügt, wie lange er regiert hatte. Das Wertvollste aber ist, daß am Ende des Gebetes die Zahl der aufgeführten Herrscher und die Gesamtheit der durchregierten Jahressumme zahlenmäßig aufgeführt wurde. Die Angabe des Gebetes lautet: "Söhne (Nachkommen) Edegis, die ihr 22 Köpfe durch 366 Jahre 9 Monate über die Nupe geherrscht habt. Malemdando (Malern Dando) hat euch (d. h. eure Nachkommenschaft) ausgewiesen." Mit dieser Angabe aus Mokwa stimmt eine in Bida gefundene Abschrift überein. Sie gibt außerdem genau die Zahlen der Regierungszeit jedes Herrschers an, und diese sind - falsch. Es hat sich also in dieser Abschrift die Gesamtzahl (366 Jahre 9 Monate) richtig erhalten, wogegen die Summe der Einzelangaben falsch ist. Endlich habe ich eine aus Kaba stammende Abschrift, in der die Zahl 366, 9 fehlt, worin die Summe der Regierungszeit der Herrscher genau 366 Jahre ausmacht. Wir haben also eine ziemlich verbreitete, sehr genaue Zahl von Jahren für die vor dem Fulbeeinbruch herrschende Dynastie. Das ist die Basis, auf der ich nach vorn und rückwärts das Material gegliedert habe. Da nach klarer Angabe die Fulbeherrscher den 20. Edegisprossen im Jahre 1806 heraussetzten, so ist der berühmte Edegi im Jahre 1437 gestorben.

Das ganze Geschichtswerk gruppiert sich um Edegi. Man will ihm jede Legende, alles Gute zudichten. Wer war nun dieser Edegi, der durch 68 Jahre Nupe von 1369 bis 1437 regiert und reorganisiert hat?



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Die durch Jahreszahlen ziemlich klar gestellten Perioden der Nupegeschichte sind:

1. 1275-1437 Die Entwicklung der Edegiperiode.
2. 1437-1806 Die Periode der 20 Edegisprossen.
3. 1806-1901 Die Fulbeperiode.

In großen Zügen ist das allgemeine Bild dieses Werdeganges folgendes. Im Jahre 1275 ist eine Dynastie des Nupelandes zerstört worden durch eine Invasion der Joruba. Was für eine Dynastie dies war, läßt sich vielleicht ahnen, aber bis jetzt nur schwerlich beweisen. Ich komme später darauf zurück. Alle Angaben stimmen aber in dem einen Punkt überein, daß Ednu Bake anscheinend im Lande zur Herrschaft gelangte, weil im Osten das eigentliche Königtum vernichtet wurde durch die Joruba. Die Jorubainvasion ihrerseits soll dadurch entstanden sein, daß in Alt-Oje eine neue Dynastie aus dem Borgustamme ans Ruder kam. Die neue Jorubaherrschaft eroberte fast das ganze Nupeland, jedenfalls ganz Transkaduna, wodurch in Ciskaduna der tapfere Ednu Bake erstand, der die Ostteile des Reiches aber auch nicht anders zu schützen wußte, als indem er sie als Tributstaat des Igarareiches erklärte; dessen Mittelpunkt Ida am unteren Niger war. Die Stadt Ida heißt bei den Nupe Atagara, was aus Ata (=König) der Igara entstand.

In dieser ersten Periode von 1275-1437 sehen wir West-Nupe unter dem Jorubajoche, dagegen den Osten unter einer neuen Dynastie, die dem Ata und dem Igara ergeben ist. Edegi war ein Sohn der Bakedynastie, der als Bürge oder Geisel nach Ida gesandt war, und Edegis Bedeutung beruhte darin, daß er aus Ida floh, daß er Ost-Nupe erst unabhängig machte und dann auch West-Nupe wieder vom Drucke der Jorubaherrschaft befreite. Die Berichte über Edegis Tätigkeit und den Zustand, in dem Westnupe 1369 sich befand, sind klar. Westnupe war in vollkommenem Zerfall. Es gab keine Organisation, weder Fürsten noch Altväter, noch irgendeine Art von Herren im großen Sinne. Nur waren in jeder Stadt einige Joruba, die wie Blutsauger das Volk und Land schröpften.

Die Edegisprossen scheinen das Werk des großen Mannes im allgemeinen sehr tüchtig weitergeführt zu haben bis zum 13. Jahrhundert und dem Edsu Djiberin. Dieser verließ die Religion seiner Väter und bekehrte sich zum Islam. Vordem war den Mohammedanern der Eintritt in das Reich verboten, und der Islam gewann nur insofern einen schwachen Einfluß, als die Nupe von den Haussa die islamitische Namengebung annahmen. In Baro versicherte mir ein Nupe, er wisse ganz genau, warum sich die Nupe solange gegen den Islam gewehrt hätten. Es sei das gewesen, weil der Islam die alte Bestattungsweise der Nupe nicht dulden wollte. (Wir werden sie später natürlich näher kennenlernen.) In Lokodja wurde mir das



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bestätigt und zugefügt, daß Edsu Djiberin nicht nur der erste war, der sich freiwillig nach mohammedanischem Ritus bestatten ließ, sondern daß er auch einige seiner königlichen Vorfahren aus ihrem Hallengrabe herausgenommen habe, um sie islamitisch beizusetzen. Später kamen wieder Heiden auf den Thron. Wirklich innerlich eingenistet hat sich die Religion des Propheten bis heute noch weniger als in anderen Negerländern, wo die Sache des Islam doch lau genug betrieben wird.

Mit dem Islam kam aber in entscheidender Weise das große Unglück Nupes, dem es seine höchste Blüte, unendliche Ströme von Blut, sowie seine Wohlhabenheit zum Opfer bringen mußte, ins Land: dringende Entscheidung in der Erbfolgefrage. Ich wies schon oben darauf hin, daß in alter Zeit Nupe matriarchalisch organisiert war, daß wir aber leider nicht wissen, wann das patriarchalische Regime, zum ersten Male Eintritt findend, vor der Tür des Reiches auftauchte. Denn es ist sehr gut möglich, ja für mich sogar wahrscheinlich, daß schon vor dem Islam das Vaterrecht einmal vielerorts siegreich durch das Innere Nordafrikas zog. Aber seine Kraft war bei der Ankunft an der Westseite des Erdteiles doch schon recht verbraucht. Jedenfalls war in Nupe eine lange Zeit der Zustand der gleiche wie in vielen ähnlichen Ländern: einige Familien lebten und pflanzten ihr Kulturgut fort nach dem einen, andere nach dem anderen System; oder es gab schwankende Übergangszustände. Sowie aber der Islam mit seinem Klerus Einzug gehalten hatte, ward die Entscheidung notwendig.

Und dieses Ringen zweier Organisationen in einer Dynastie ward gefährlich, als die Fulbe sich in das Spiel mischten. Von nun an wurden Neffen und Söhne, Vetter und Onkel, Islamiten und Heiden aufs geschickteste gegeneinander gehetzt. Die Charakterschwäche der Nupe förderte und beschleunigte die Zersetzung der Dynastie und erleichterte den Fulbe das Spiel. Einmal noch taucht aus der Fülle von Namen ein Mann auf, der König Zado, der mit wundervoller Kraft, wenn auch aufs brutalste, nach altem Heidenritus über das Land hinbraust. Damit ist dann aber auch die Edegidynastie verbraucht. Im Jahre 1857 bestieg der Fulbe Usman Saki endgültig den Thron des alten Reiches. Nupe ward ein Vasallenstaat Gandus. Im Jahre 1901 machte die englische Regierung diesem Zustand ein definitives Ende, indem sie Bukari absetzte und damit ihre Unzufriedenheit mit der fulbeschen Skiavenwirtschaft ausdrückte.

Dies ist in großen Zügen das Bild, das ich von dem Werdegange des Nupereiches vom Jahre 1275 bis heute gewann. Es gewährt uns allerhand Ausblicke. Bei diesem Stande der Dinge dürfen wir hoffen, noch sehr viel weiter in die Probleme dieser Werdegange zu dringen. Vor allen Dingen werden wir danach trachten müssen, Anhalts



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AUSDEHNUNG DES NUPEREICHES IM VORIGEN JAHRHUNDERT


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punkte dafür zu gewinnen, welcher Art die Dynastie war, die von 1275 über Nupe herrschte, jene Dynastie, die von den Joruba im Westen des Reiches verjagt wurde.

Denn die Worte des alten Arabers lassen uns annehmen, daß es starke und kulturreiche "Heiden"waren, die hier herrschten. Jedenfalls liegt die größte Bedeutung des Nupestudiums auf geschichtlichem Boden. Historische Tiefe und Kulturschichtung fordern beide ihr Recht auf Anerkennung. Alles was wir an eigenartiger Kultur noch in Nupe gesehen haben, zwingt mich zu der Überzeugung, daß ich in Afrika kein Reich kennen lernte, daß so viel an Kultur eingebüßt hat wie Nupe und doch noch so überraschende Reste birgt.

2. Name, Ausdehnung, Sprache, Physis, Psyche, Kleidung

Vergegenwärtigen wir uns Begriff und Name dessen, was bisher als Nupe bezeichnet war. Zunächst das Linguistische. Der "Nupemann", die "Nupe" heißt in Nupe =Sing. Nupetschi Plur. Nupetschisi Haussajargon =Sing. Banufe Plur. Banuphia Joruba =Sing. Tagba (oder Takba) Plur. Angwa Takba Das Nupereich heißt in Nupe =Gberri-nupetschi Haussa =Arna-nuphaua Joruba = Geferri-takba. Das Nupeland heißt in Nupe =Kin-nupe Haussa =Kassa-nuphaua Joruba = Ille takba Die Nupesprache heißt in Nupe =Nupe-ta Haussa =Samphadi-nuphentschi Joruba = Miosso-takba.

Nach der Volksanschauung gehen alle nördlichen Bezeichnungen auf den Begriff Nupe oder auch Nuphi auf die eine Sprach- und Kulturgemeinschaft zurück, während im Joruba Takba einen schlechten Mann bedeutet, ein Mann, der anderen Mißhandlung und Unrecht zufügt. Atagberri heißt in Joruba direkt der "Sklavenjäger". Mit den Westnupe läßt sich zunächst nichts Rechtes anfangen, wogegen das Wort Atagberri im Zusammenhang mit anderen Bezeichnungen wichtige Einblicke in die frühere Eroberungsform dieses Landes gewährt.

Die Lage des Nupelandes ist heute folgende: es zieht sich am Niger entlang von Leaba (südlich von Bussa) bis nach Egga. Am



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Südufer resp. rechten Nigerufer gehört nur ein schmaler Streifen zum Nupesprach- und -reichsland; hier drängen die benachbarten Joruba stark vor, ja in Egga sind sie bis an den Niger gelangt. Der größere Teil des Nupelandes liegt heute auf dem Nord- oder Linksufer des Niger. Von Leaba verläuft die Grenze ziemlich gerade bis wenige Kilometer südlich der Stadt Kontagora, von da aus in einem flachen, nach Nade offenen Bogen bis wenige Kilometer südlich Wusischi. Von diesem Punkte verläuft die Grenze gerade nach Süd-Südost, bis wenige Kilometer südwestlich von Agaie, um dann in einem kleinen Halbkreis, der nach Westen offen ist, den Niger ca. 5 km unterhalb zu erreichen. Dieses ist das Land und Reich der Nupe der Edegiperiode. Dazu gehört aber noch eine Enklave der Nupesprache, der Bassange, die den Winkel östlich der Niger-Benuemündung einnehmen.

Die Bassange, um diese Sache gleich zu erwähnen, haben wenig mit den Bassakomo zu tun. Bassange bewohnen nicht nur diesen Niger-Benuewinkel, sondern hatten in alter Zeit auch das Zugurmagebiet inne. Sie sprechen einen Dialekt, der ein wenig vom üblichen Nupe abweicht. Die Bassange Zugurmas und des Niger-Benuewinkels müssen die Reste des nördlichen und östlichen Randgebietes des Nupelandes darstellen, das in irgendeinem Zeitpunkte, wie sogleich gezeigt werden soll, einmal von einem Volksverband, der von Nordosten vordrang, erobert worden ist.

Damit komme ich auf die Nachbarvölker des Nupelandes zu sprechen. Nach Südwesten hin wohnen lediglich Joruba. Alle die Stämme, wie Aworo, Kabba, Bunu, Illorin sind Enklaven der Joruba. Im Westen sitzen die Borguleute, nach Nordwesten die Kamberri Kontagoras. Die Südostnachbarschaft von Nupe bei Baro ist aber von einer granitoiden Mischung besetzt, in der Bassa Komo und Gwarri miteinander abwechseln.

Die äußere Form des Reiches Nupe ist immer eine schwankende gewesen. Das Bassangegebiet Zugurmas wurde erst in jüngerer Zeit von den Edegisprossen dem Reiche einverleibt, das Kadunagebiet überhaupt erst in der Fulbeperiode. Zu Edegis Zeiten wurde das Nupereich durch verschiedene Invasionen arg beschnitten. Wir wissen von der Jorubaperiode vor Edegi. Aber es muß noch eine Reichsbestürmung nachgewiesen werden können, die von Norden und Osten kam und für die Verschiebung nicht nur der Reichsgrenze von großer Bedeutung gewesen sein muß. Ich brauche nur auf eine ethnographische Tatsache hinzuweisen, um das, was ich meine, wahrscheinlich und verständlich zu machen. Es gibt in diesen Ländern eine Art Tragens, die sehr eigentümlich ist. Ein rundes, haibkugelförmiges Gefäß aus Holz wird mit der Hand auf dem linken Nacken gehalten. Darin oder darauf liegt die Last. Alle Nupe,



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ferner Borgu, Haussa, Jorubastämme, Igbirra, Kakanda-Kupa, ~aschama usw. tragen in gewöhnlicher Weise auf dem Kopf. Nur die Lungude bei Schellim am Gongola sollen mit Stirnbändern tragen, und nur die Battaweiber führen ihre Kinder in einem Leder mit sich, das an Schulterbändern hängt. Die oben erwähnte Trag-Weise in der Schulterholzschale üben aber Kamberri, Gwarri, Bassakomo, Korro, Bassange bei Lokoja. Früher war sie noch im Gebrauch bei den Wukari-Djukum und bei den Bassange Zugurmas. Wir sehen also, daß im Norden und Osten Nupe von einer Kette von Völkern umgeben ist, die durch bestimmte ethnographische Sonderheiten auffallen. Inwieweit diese Gruppe einem besonderen geschichtlichen und kulturgeschichtlichen Werdegange entspricht, wird Aufgabe ethnographisch-historischer Forschung sein.

Eine eigenartige, wenn auch parallelenreiche Erscheinung können wir feststellen, wenn wir uns nach den Machtzentren des Nupereiches umsehen. In der Fulbezeit entwickelte sich erst Rabba zur Hauptstadt. Rabba lag ganz nach der Südwestgrenze des Reiches. Für die Edegisprossen ward dann die Hauptstadt Zugurma im Nordwesten zentral, mit der Ausreifung der Fulbedynastie Bida, das auch wieder an der Grenze des Reiches und zwar nach Osten hin lag. In jüngerer historischer Zeit lagen alle Hauptstädte Nupes an den Grenzen, und aus jüngerer wie älterer historischer Zeit hören wir wieder und wieder, daß jeder Herrscher sich eine andere Hauptstadt kürte als sein Vorgänger. Diese beiden Tatsachen, die allezeit übliche Lagerung der Hauptstadt an die Grenzen und die ständige Verlegung des Königssitzes mit jedem Regierungswechsel fordern eine Erklärung. — Die erste der beiden Erscheinungen ist nicht selten in der Geschichte, ja sogar häufig. Wir brauchen gar nicht erst auf die Hauptstädte alter Reiche wie China hinzuweisen. Schon das benachbarte Joruba bietet eine prächtige Parallele. Die alte Hauptstadt Ojo lag ganz nahe der Borgugrenze. Und aus Borgu soll die alte Alafindynastie gekommen sein. Und ebenso war es mit den großen Reichen um den Nigerbogen. Es erklärt sich aus zwei Notwendigkeiten. Einmal pflegte eine Dynastie nahe der Grenze des Landes zu wohnen, aus dem sie stammt, und dann wollten die Herrscher in einer bestimmten Entfernung zu den Gebieten wohnen, die für ihre Sklavenjäger die wichtigsten waren.

Viel wesentlicher ist die Tatsache des ständigen Hauptsitzwechsels. Wir können im Westsudan zwei Gruppen von verschiedenen Staatsbildungen erkennen. Einmal die Gruppe der soliden großen Staatsbildungen, dann die einer gewissermaßen nervösen Beweglichkeit, die keine Staaten mit festen Städten, mit jahrhundertelang dominierenden Sitzen waren: Songhai mit Kuka in seiner ersten und mit Goa in seiner zweiten Periode; Haussa mit Katsena; Mande mit



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Mali, Joruba mit Ojo usw. Die zweite Gruppe umfaßt die Staaten der Beweglichkeit, vor allem alle Mossi-Gurma und alle Nupe.

Nupe gehört in diesem Punkte zur Mossigruppe, und diese Tatsache ist so wichtig, daß ich bei ihr noch verweilen muß. Ich erwähnte gleich im Anfange dieses Kapitels die Art des Königstotengebetes, das Fest der Totenfeier, das mit seinem ehrwürdigen Ritual so ganz eigenartig berührt. Ritual und Feier und die ganze Grundidee ist bei Nupe und Mossi-Gurma usw. durchaus gleich. Wir sahen oben die Bezeichnung, die die Joruba den Nupe gewidmet haben: Tagba Sklavenjäger. Just ebenso schätzen die umwohnenden Stämme die Mossi ein, und damit ist Charakterzug und Staatsbildung dieser Völker gegeben, die nicht nur sehr bedeutsam ist, sondern uns auch Erklärung gewährt für die Beweglichkeit der "Hauptstädte". Bis ins tiefste Mark dieser Staatenbildungen weist diese Räuberart, diese Nomadenart, diese Sklavenjägerart der Mossi-Gurma und Nupe.

Ich kann aber noch andere Beweise der ethnisch-historischen Zusammengehörigkeit der Nupe und Mossi-Gurma geben, solche, die vielfach mehr geschätzt werden: linguistische. Ich konnte im Nigerbogen eine große Gruppe von Völkern nachweisen, die alle den Substantivplural bilden durch Anhängung der Silbe si oder schi. Das waren die Mossi, Dagomba, Gurina, Losso, Kotokolli usw. Zu dieser Gruppe gehören nun also auch die Nupe, wenn das "si" auch vielfach dialektisch in "tschi" abgewandelt ist. Ich glaube, daß die Tatsache sehr tief hinein leuchtet in das Wesen und die Entwicklungsgeschichte zentralsudanischer Kultur. Im allgemeinen zeigen sich in der Nupesprache, die eine der wortreichsten aller westafrikanischen ist, sehr viele Übereinstimmungen mit der Jorubasprache, die durch gemeinsame Beziehungen im Ursprung und späterer Verwicklung leicht erklärt werden. Ebenso auffallend ist der Reichtum von Elementen, der aus den Haussa kommt und auch unschwer verständlich ist, da der Handel dieser Länder fast lediglich in Haussahänden liegt. Viel schwieriger ist diese neugefundene Beziehung zur Mossi-Gurmagruppe zu durchschauen. Bei der absoluten Beziehungslosigkeit beider Völker in historischer Zeit kann es sich lediglich um eine ursprüngliche Verwandtschaftsfrage handeln, die für die innere Wesenheit entsprechend schwer genug in die Wagschale fallen muß. Sollte hier ein Anzeichen vorliegen, in welchem Beziehungskreise wir nach den Verwandten der älteren voredegischen Dynastie Umschau halten dürfen!

In Physis und Psyche des Nupevolkes spiegelt sich das Bild des Werdeganges wieder, das wir jetzt unserer historischen Kenntnis nach nicht anders erwarten können. In der Physis herrscht bei weitem der Eindruck der Mischung, in der Psyche die Folge der



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gründlichen Zersetzung durch Invasion und Bürgerkriege vor. — Aber wenn in der äußeren Erscheinung auch das meiste durcheinander flimmert, so daß kaum ein fester Typus erkennbar wird, so läßt sich doch nach einigen Richtungen eine Einengung treffen. Zunächst wird man in der Hautfarbe sehr selten das Schwarz oder Dunkel der Haussa finden, vielmehr ein Überwiegen der braunhellen, rötlichen bis gelblichen Töne wahrnehmen. Andererseits und trotz der hellen Pigmentierung sind uns so feine Gesichtszüge, wie sie der vornehmere "atlantische" Typ der Joruba bietet, nicht aufgefallen. — Ich glaube aber mit einigen positiven Hinweisen ein wenigstens allgemeinverständliches Bild der Außensicht dieses Volksschlages bieten zu können. Vor allen Dingen gehören die Nupe zu den größeren Völkern Afrikas, und besonders ist das von den Frauen zu sagen. Wir wurden besonders häufig darauf aufmerksam gemacht, wie erstaunlich häufig das Durchschnittsmaß der Frauen unsere eigene Mittelgröße übertraf. Diese Frauen sind geradezu prachtvolle, adlige Erscheinungen, die in ihrer reichen Tracht, mit ihren herrlich proportionierten Gliedern, ihren wundervollen Schultern und dem stolzen Gang, den ihnen das Wassertragen und ihre orientalische Tracht anerzogen hat, das Schönste sind, was ich im westlichen Zentralafrika in dieser Hinsicht überhaupt je gesehen habe. Dazu kommt aber, zumal bei zunehmendem Alter, ein Gesichtsausdruck, der wie eine Rassenaufklärung wirkt, und besonders bei Weibern im Alter zwischen 30 und 40 Jahren, wenn also das Fettpolster noch erträgliche Formweiche gibt, wirkt. In diesem Alter sehen die Frauen mit ihren vorspringenden Backenknochen, mit der häufigen Augenschiefe und ihrer entsprechenden Nasen- und Mundbildung der Weiblichkeit der östlichen Mongoloiden Zentralasiens ganz merkwürdig ähnlich. Bei der Ängstlichkeit der Nupefrauen war es nicht möglich, die besseren Typen dieser Art festzuhalten. Arriens hat aber einen Burschen in Wasserfarbe von zwei Seiten porträtiert, der das, was ich hier sagte, ausgezeichnet erkennen läßt.

Ich sprach von der Ängstlichkeit der Nupefrauen und muß das ganz entschieden auf alle Nupe der Jetztzeit mit übertragen. Die Joruba bezeichnen die Nupe als Sklavenjäger und Mißhändler. Der moderne Nupe macht auf den ersten Augenblick diesen Eindruck nicht. Im Gegenteil! Die Gesellschaft ist so unterwürfig, so feige, so erbärmlich schreckhaft, daß man solche Kritik zunächst nicht versteht. Aber bei eingehender Beobachtung bemerkt man sehr schnell und leicht, daß unter dieser oberflächlichen und dieser äußerlichen Ängstlichkeit ein geradezu abschreckender Charakter ruht. Wenn der Nupemann die Oberhand hat, ist er von einer geradezu phänomenalen Roheit. Ich habe das mehrfach bei ihnen



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im Familienleben, dann aber auch bei dem Verlaufe der Spielfeste, der Ringspiele bemerkt. Ein Nupe sagte einmal zu mir: "Entweder verprügelt bei uns in der Hochzeitsnacht die Frau den Mann, und dann wird es für beide gut, oder der Mann verhaut die Frau, und dann ist es für alle beide sehr schlecht." Das war entschieden gut und klar ausgesprochen und erklärt vieles ausgezeichnet.

Wenn dem heutigen Beschauer das Nupevolk nicht gefällt, —ich hörte allerdings merkwürdigerweise sagen, das Nupevolk sei sehr gut, weil es der englischen Regierung keine Schwierigkeiten und Gefahren bereite! — so darf man allerdings nicht vergessen, daß diese Leute das Produkt eines langen, langen Bürgerkrieges sind, in dessen Verlauf geschickte Fulbehetzer immer die besten Teile gegeneinander aufhetzten, dem Lande seine Wohlhabenheit raubten, die Bevölkerung dezimierten und ihm dann für ein Menschenalter Bluttyrannen waren. Daß das Produkt eines derart angefüllten Lebensjahrhunderts nicht sympathisch sein kann, ist klar. Leider aber steht für mich außer Frage, daß die Nupe wie ihre Sprachverwandten, die Mossi, unter irgendeiner alten Dynastie den Sklavenräubergeist so energisch entwickelt haben, daß sie sich die entsprechende Jorubakritik mit Recht zuzogen.

Über die außerordentlich interessante und reiche Tracht des Volkes hier nur das Notwendigste. Das alte Kleid ist fraglos für Männer und Frauen der Schurz, der zwischen den Beinen durchgezogen wird. Dazu kommt, genau wie bei den Joruba, das Übergewand, das wohl wie in alter Zeit und besonders bei Männern sehr breit und lang hergestellt wird. Von den anderen Kleidern ist entschieden mancherlei islamitischer Anregung (via Tripolis-Kano) gefolgt, manches ist aber sicherlich älter als man anzunehmen geneigt ist. Hierzu rechne ich vor allem den gesteppten faltigen Taillenrock mit seitlichen Taschen, der so ganz dem der Mossi entspricht und seinem Ursprung nach entschieden älter ist als der Islam. Dann aber noch die Casula-Tobe, der Strohhut, die Ledergamaschen.

Daß eigenartige, sehr lebendige Beziehungen zur Nordküste Afrikas aus diesen Gewändern sprechen, geht z. B. aus einer kleinen harmlosen Sitte hervor. Eine junge verheiratete Frau darf auf der Straße nicht das Gesicht zeigen. Folglich zieht sie das Kopftuch weit vor und geht mit diesem Stoff genau so einher, wie die Frauen der Vornehmen in Tunis.

An Herodot und seine Schilderungen der Mittelmeerstämme, aber auch an atlantische Gebräuche erinnert die übermäßige Verwendung von roter Farbe bei den Frauen, die sich mit Rotholzfarbe zuweilen knallrot bemalen, aber solche Kosmetik nicht nur der Haut, sondern der gesamten Gewandung zuteil werden lassen. Es ist ein eigenartiger Unterschied. In allen Volksbildern der Jorubaländer fiel mir



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die blaue Farbe der Frauentracht als charakteristisch auf, in Lagos ebenso wie in Illorin. Die Nupeweiber aber kleiden sich rot. Auf dem großen Markt von Jebba konnte man jede blaue Frau als Jorubin, jede rote als Nupin in Anspruch nehmen. Die Nupin kauft oder webt ihr Kleid genau so gut weiß, wie die Jorubin, sowie es aber schmutzig ist, wird es mit Rotholz gerötet, während die Jorubin es mit Indigo bläut.

Eine interessante Frage ist es, ob die Nupefrauen seit alter Zeit selbst weben oder ob sie das von den Völkern der atlantischen Kultur gelernt haben. Eine große Frage, die nur in letzterem Sinne beantwortet werden kann.

In Folgendem sei kurz der Lebenslauf dargestellt.

3. Eintritt ins Leben

Wenn ein Mann ein Weib in der Stube allein hat und beschläft, und dabei das Wasser der Frau (Eti) und der Same des Mannes (Eti-bagi) zusammenkommen, kann der Mann nach einem Monat wissen, ob die Frau schwanger ist oder nicht. Auch hier spricht man den Männern schnellere und sichere Wahrnehmungskunst zu als der Frau, die doch eigentlich am meisten davon wissen sollte. Die eheliche Schwangerschaft ist kein Geheimnis. Man spricht darüber als von einer wichtigen und natürlichen, vor allem angenehmen und ehrenden Tatsache. Und niemals wird ein Weib vor einer Aussprache darüber zurückschrecken. Es fiel mir bei den Nupe wie bei manchem anderen Volk wieder auf, daß die Männer verschämter sind als die Weiber, daß die Weiber die Kunst, naiv, harmlos und gleichgültig über derartige Dinge zu sprechen, in außerordentlich hohem Maße besitzen. Wohlgemerkt, ich sage nicht, daß sie naiv, harmlos und gleichgültig in diesen Dingen sind, sondern daß sie über die Kunst, so zu erscheinen, verfügen!

Verschiedene Ansichten herrschen über die Schwangerschaftsperiode. Wenn das Kind nur 7 Monate im Mutterleibe ist, ist das nicht gut, es kann bald sterben; 9 Monate ist gut, ist gerade das richtige, wenn auch 10 Monate noch angehen; nach eifmonatlicher Schwangerschaft bereitet das Kind jedoch der Mutter bei der Geburt zu viel Qualen. Sehr wunderlich ist die Meinung, daß wenn die Wehen nach achtmonatlicher Schwangerschaft eintreten, nicht ein Kind, sondern nur Blut produziert wird.

Daß der Zeitpunkt der Geburt nahe ist, erkennt man daran, daß der Leib der Mutter heiß und fiebrig ist. Dennoch kann man den Zeitpunkt nicht genau vorher berechnen, weil das Ereignis überall eintreten kann, und weil es, wie die Nupe natürlich sehr richtig sagen, durch den Lebenswandel und plötzliche Ereignisse beschleunigt



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oder zurückgehalten werden kann. Der Nupe sagt: wenn eine schwangere Frau hinfällt, kann die Geburt sogleich eintreten; wenn sie zu schnell läuft, kann das gleiche geschehen, wenn sie aber vor der Geburt lange bettlägerig ist, wegen Krankheit oder Verwundung, so kann das die Geburt verzögern, und das ist dann gar nicht gut. Man sieht, die Nupe sind keine schlechten Beobachter.

Gearbeitet wird, wenn sonst keine Hinderung eintritt, bis zum letzten Moment. Wenn das Ereignis daheim eintritt, so wird ein altes Kleid im Hause des Weibes ausgebreitet. Darauf kniet sie nieder, die Beine gespreizt, die Schienbeine am Boden, den Körper und die Oberschenkel möglichst hochaufgerichtet. Eine starke Frau will keine Hilfe haben; die Nupeweiber scheinen eine gewisse Ehre darin zu sehen, die Sache möglichst allein zu erledigen; es sind aber doch meist zwei alte Weiber anwesend, von denen die eine vor, die andere hinter der Kreißenden Platz nimmt. Zunächst fassen sie die Gebärende nicht an. Wenn sie aber Angst bekommen sollte, müssen sie doch zugreifen. Am stolzesten ist die Frau, wenn sie alles allein kann, sowohl das Kind auffangen wie die Nabelschnur abschneiden. Aber in den meisten Fällen müssen das doch die beiden alten Helferinnen machen.

Korronu, die Nabelschnur, wird mit einem Rasiermesser (Nupe =Effing; Haussa =Aska) am Mutterleibe abgeschnitten. Alsdann wird sie sorgfältig zusammengewickelt und nach einer ersten Schibutterbehandlung auf den Kinderleib gelegt. Dort wird sie täglich einmal aufgenommen und das Kinderbäuchlein rund herum mit Schibutter massiert und gefettet. Nach 5 Tagen, rechnet man, fällt die Nabelschnur ab.

Die Nupe meinen: kleine Kinder sollten nicht viel schreien, das veranlasse die Nabelschnur, zu schnell abzufallen und es entständen schlimme Wunden. Dagegen soll die gebärende Mutter kräftig schreien, das fördere. Ganz besonders interessant scheint mir das Verfahren zu sein, das die Nupe anwenden, um den "Sack" mit der Nachgeburt (Nupe =Illu; Haussa =Mahifa) herauszubringen. Der Mutter wird ein dicker Stengel einer Palmrippe, und zwar das übliche Rührholz, in den Mund gesteckt. Die Frau muß würgen, und diese Würgbewegung, das Erbrechen, hat dann auch gleichzeitig Austreibung der Nachgeburt zur Folge.

Die Illu wird in eine neue, sonst noch nicht benützte Deckelkalebasse gefüllt und, wie ich das so manchesmal gesehen habe, im Gehöft oder Hütteneingang, da wo bei uns die Schwelle sein würde, vergraben. Effing, die Nabelschnur, wird auch verscharrt, aber nach verschiedenen Prinzipien. Ist der Vater ein Ewuo-fatschi (ein Kaufmann; Haussa =Faliki), so wird sie hinter dem Hause in die Erde gebracht. Ist der Vater dagegen ein Farmbesitzer, ein Bauer, so



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nimmt er sie mit hinaus auf sein Land und vertraut sie seiner Erde an.

Im übrigen werden Mutter und Kind mit Seife (Nupe =Eko; Haussa =Savuli) gewaschen. Dazu kommt beim Kinde noch die Einfettung, hier und da Rotfärbung mit Kammwood. Die ersten 4-5 Tage wird das Neugeborene mit warmem Wasser beköstigt und dann erst bekommt es die mütterliche Brust. Die Mutter selbst bleibt nur einen Tag daheim, dann geht sie wieder umher, bringt das Kind aber erst ins Freie, wenn die Pigmentierung des jungen Körperchens weit genug fortgeschritten ist. Nach etwa 4 Tagen nimmt die junge Mutter ihre Arbeit wieder auf. Im übrigen wird sie allabendlich und allmorgendlich noch einer sehr energischen Behandlung unterzogen. Es wird ein Topf mit kochendheißem Wasser neben das Lager der Wöchnerin gestellt, und drei alte Frauen halten sie, während eine vierte ein Tuch anfeuchtet und mit dem so erhitzten Lappen den Körper der Frau abtupft. Der Schmerz soll fürchterlich sein. Viele Frauen schreien, und die drei alten Weiber müssen oft alle Kräfte anspannen, um die Strampelnde zu bändigen. Diese Sitte wird im ganzen Nupelande geübt.

Die Namengebung erfolgt bei Knaben 9 Tage, bei Mädchen 8 Tage nach der Geburt. —Eine eingehendere Beschreibung der alten Sitten dieses Brauches kann ich nicht geben. Die mir mitgeteilten Vorgänge schmecken teilweise nach Islam. — Am bewußten Tage kommen alle Mitglieder sowohl der väterlichen als auch der mütterlichen Familie zusammen. Das Gehöft der glücklichen Eltern sieht eine frohe und festlich gekleidete Schar von Gästen. Sie alle: Großeltern, Tanten und Onkel bringen Kauri mit, jeder Gast anstandshalber seine 300. Ist das zu Benennende ein Mädchen, so wird eine Ziege (Nupe =Ureä; Haussa =Akuja), ist es ein Knabe, dann ein Bock (Nupe =Bikunji; Haussa =Bonsurru) geschlachtet. Das Fleisch wird sorgfältig zubereitet. Jeder Bruder der Mutter und jeder Bruder des Vaters hat außerdem Guineakorn mitgebracht, das nun zugerichtet wird. Aber nicht nur Geld und Lebensmittel, sondern auch Tücher zur Einwicklung des Kindes werden geschenkt. Es ist ein sehr großes Fest, auf dessen glücklichen und prunkvollen Verlauf jeder zu achten gewöhnt ist und das manchen anregt, sich hervorzutun in Freigebigkeit und Frohsinn.

Bei den Zeremonien selbst spielt der Barbier (Nupe =Gosram; Haussa =Guansam) eine große Rolle. Er kommt mit einer alten Frau zusammen. Die Männer stehen auf der einen, die Weiber auf der anderen Seite. In der Mitte steht der Barbier. Er hat zwei Kalebassen vor sich, von denen die eine mit Wasser gefüllt, die andere leer ist. Die Frau, die mit dem Barbier kam, hat in ihren Armen das Kind. Sie kniet vor dem Barbier nieder, und der führt nun die



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Arbeit des ersten Haarschnittes mit solcher Liebe und Genauigkeit aus, als käme alles für ihn darauf an, die Geduld des Kindes auf eine möglichst harte Probe zu stellen und es zum Weinen zu bringen, was ihrerseits wieder die Frau, in deren Armen das Objekt seiner Sorgfalt ruht, zu verhindern suchen muß.

Ist das Kunstwerk des ersten Haarschnittes vollendet, so spricht der Barbier das große Wort: "Dieses Kind heißt von heute ab soundso!" — und er nennt den Namen, den ihm vorher der Vater heimlich zuflüsterte. Eine allgemeine Freude wird darauf zum Ausdruck gebracht. Jeder ansehnliche Mann bemüht sich, dem Barbier ein Geschenk zu machen. Der eine stiftet Kauris, der andere Stoffe, der dritte auch wohl Geflügel, und ganz besonders Wohlhabende Ziegen oder Schafe. Danach beginnt der Festschmaus, die Männer hierseits zuerst, die Frauen dortseits nachher. . . Mit Palmwein oder Bier wird die Ätzung herabgespült, und dann kommen die Trommeln zu ihrem Recht. Einige Trommler dürfen nicht fehlen. Es müssen ausdauernde Leute sein, denn der Tanz währt vom Morgen bis in die Nacht hinein, und viele Leute wollen sich zeigen. Waren bei dem Festschmause vor allem die Verwandten anwesend, so kommen nun alle Freunde des Hauses; das Gehöft genügt dem Andrange meist nicht. Der Tanz setzt sich auf einem nahen Platze fort. Es finden sich neben den Trommiern alte Weiber ein, die mit einer Klapper aus Blech den Takt begleiten und einen schönen Vers dazu zu singen wissen, die aber vor allen Dingen ihre Kolanüsse feilhalten. Jedes Familienfest größeren Stiles scheint bei den Nupe die klappernden Kolahökerinnen anzuziehen. Ich sah sie beim Geburtsfest, bei der Hochzeit, beim Begräbnis. Dieses Geburtstagsfest hat bei den Nupe den Namen Effo-sunang (bei Haussa Ranan-sunan).

Wie gesagt mißtraute ich dem Alter dieser Zeremonie im Nupelande. Allein schon aus einem Grunde. Die Überlieferung sagt, daß in alten Zeiten die Frauen, also wohl die Mütter, den Kindern den Namen gaben. Aber leider hat es kein Lebender mehr erlebt. Das letzte islamische Jahrhundert hat eben in manchem Winkel des alten Sittengebäudes so gründlich aufgeräumt, daß nicht viel mehr übrig blieb. Jedenfalls ist so viel sicher, daß auch die Namen selbst eine starke Änderung erfahren haben, eine so starke, daß das Verständnis für den Sinn der alten Bezeichnung der Jetztzeit abhanden kam. Schon ehe der Islam selbst das Land eroberte, gewann die Sitte Raum, den Kindern islamische Namen zu geben. Jedenfalls stimmen darin alle überein, daß man vordem den Kindern die Namen von Leuten zu geben pflegte, die in ihrem Stamme lange vorher starben. In Bida versicherte mir ein Alter, daß man früher nie die Namen aus der Gruppe derer wählte, die in der Vaterfamilie üblich waren, sondern aus denen, die die Mutterfamilie bevorzugte.



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Vielfach und meist nimmt man heute Namen, die "besser gefallen als andere". Außerdem führt heute jeder noch neben seinem persönlichen Namen denjenigen des Vaters. — Hier eine Reihe angeblich alter Namen nebst Sinn, soweit eruierbar.

Alte Namen für Knaben:

Kolo = erste Schmied.
Ganna = von Gannagbodu hergeleitet, wenn das Kind
                       von der Mutter im Schlamm geboren wurde.
Schema = der Unruhige, Umherirrende.
Inussa = der nicht auch sterben mag, wurde gegeben,
                       wenn alle älteren Geschwister starben.
Schedu wurde ein Kind genannt, das geboren war,
                     nachdem die Mutter gerade mit Wasser vom
Bache zurückgekommen war.
Telefi wenn ein Kind elternlos war und von anderen
                      erzogen wurde; wurde auch als Kind Gottes
bezeichnet.
Saborru = ein sehr leichter Mann.
Tsado tapferer Vorkämpfer.
Dessu = ein Kind, das bei der Geburt mit den Füßen
                       voran erschien.
Bakaje = von Zwillingen der erst Erscheinende.
Ehagi = von Zwillingen der zu zweit Erscheinende.
Arruna = der Kriegerische.
Saba = schwerer Stein.
Sako der, den die Maske gebar, der Maskengeborene.
Gunoko wurde ein Kind genannt, welches geboren
                  wurde, nachdem eine lange Zeit hindurch
die sterile Mutter es auf Anrufung des Kuti
Gunoko und nach Einnahme von dessen
Medizin empfangen hatte.
Sanagi oder Sanaji = wurde ein Kind geboren, dessen Vater starb
                     während der Zeit, in der seine Mutter mit ihm
schwanger ging.
Ejiko große Stadt (von Edji oder Eji =Stadt), also
                      in einer großen Stadt geboren.
Ejuko hin- und zurückgehen (wohl von einer Mutter
                geboren, während sie auf einer Reise von der
Heimat entfernt war).
Tama = Ich denke (?).
Dao =gestillter Durst (?).
Legbo = Schnitzer (?).
Issa = der fremde Weiber stiehlt (beschläft); auch
                      schwer verständlich dem Sinn nach.


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Bake dem Babukar der Mohammedaner (aber fraglich, wird von vielen bestritten). Mama = Mohammed (auch fraglich, denn in allen Märchen und Legenden, früher erhielten gerade die größten Schlingel den Namen Mama, und zwar nicht nur durch Zufall, sondern voll bewußt). Sala wird ein Kind genannt, das in der Ramadanzeit (=Sala) geboren wird. Daß der letzte Name nicht älter als der Islam und sein Einfluß ist, ist selbstverständlich.

Alte Namen für Mädchen:

Keatsoa = wenn in Ausübung der Leviratsehe der jüngere
                       Bruder die schwangere Frau erbt und so
Vater des Kindes seines verstorbenen Bruders
wird, so nennt man dieses Kind Keatsoa.
Tassa =Topf aus Geibkiopferei.
Uarri eine Frau, die immer Palmkerne zum Ölkochen
                       aus dem Busche holt.
Nao = Kind eines reichen Vaters.
Sakodja dem Schrei der Mutter bei der Geburt: "Herr,
                 gib kleines Kind" (Gott =Soko).
Sogba ein Kind, das die Mutter auf Anruf des Gottes
                 Sogba oder Sango empfing.
Dsama ein Kind, das die Mutter auf Anruf des Kuti
                 (gleich dem Orischa der Joruba) empfing.
Maga =ein Kind, das auf die Anrufung der Kuti
                  Maga hin empfangen wurde. Maga ist ein
Erdplatz, der heilig ist.
Idjaji Benennung nach einem Kuti.
Gonna Benennung nach einem Kuti.
Ussa Wenn eine hochschwangere Frau auswärts
                      Streit schlichtet, sich dabei stark erregt und
dann auf dem Wege nach Hause, infolge der
starken Erregung, zu gebären beginnt, so
heißt das weibliche Produkt Ussa.
Kadjiko = ganz kleine Ameise.
Naje = wenn die junge Wöchnerin sich vor den
                      vielen Besuchen schämt.

Außer diesen Namen kommen besonders bei Männern heute sehr viele islamitische in Betracht, dann aber auch noch solche, die sich nach den Tagen der Woche, an denen die Kinder zur Welt kommen, richten. Meine Liste ist nicht ganz vollständig, trotzdem ich mich sehr nach der Sache umsah.



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Knaben Mädchen geboren am
Montag ? Teni
Dienstag Wird nicht benannt nach diesem Tage.
Mittwoch . ? Labako
Donnerstag Schema Lami
Freitag. Gia Djuma
Sonnabend Schibi Schibi
Sonntag Ladi oder Tschado Ladi

Dieselbe Sitte der Benennung der Kinder nach den Wochentagen, an denen sie erscheinen, herrscht auch bei den Haussa, doch haben diese andere Namen. Daß diese Sitte eventuell nicht sehr alt zu sein braucht, könnte daraus geschlossen werden, daß die Nupe die siebentägige Woche überhaupt erst mit dem Islam übernommen haben. Vorher hatten sie die viertägige Marktwoche, wie wir nachher sehen werden. Hier nur zum Beweise dafür, daß die siebentägige Woche sich in verhältnismäßig junger Zeit einbürgerte, die Aufzählung der Wochentage in Nupe und Haussa.

Nupe: Südlicher Haussajargon:
Montag Ateni Liteni
Dienstag ... Talata Talata
Mittwoch Laruba Laruba
Donnerstag . Alami Alhanus
Freitag Djuma Djuma
Sonnabend Basibi Asaba
Sonntag Ladi Lakade
4. Entwicklung der Knaben

Die Kinderentwicklung ist bei den guten Bauern Mokwas nach eigener Angabe normal folgendermaßen zu berechnen: Nach 5 Monaten kann das Kind aufrecht sitzen; nach 7 Monaten kriecht das kleine Individuum auf allen Vieren; nach 20 Monaten kann es aufstehen, aber noch nicht laufen; nach 30 Monaten kann es aber auch dieses. Damit stimmt auch die Nahrungsweise gut überein: eine tüchtig veranlagte Mutter pflegt ihr Kind 30 Monate lang zu stillen, aber schon 25 Monate nach der Geburt übt sie mit dem Gatten wieder Geschlechtsverkehr. Also tritt für die gute und naturgesunde Frau alsbald und ordnungsgemäß eine neue Schwangerschaftsperiode ein, so daß die Milch versiegt. Aber der kleine Sproß hat sich allgemach schon an Enthaltsamkeit in dieser Richtung gewöhnt. Im allgemeinen bekommen (besonders Erstlinge) nur vom vierten Tage bis zum siebenten Monat des Lebens lediglich Muttermilch. Im siebenten Monat wechselt die Milchgabe mit Esun (oder



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Edsun) ab. Das ist dasselbe wie das Kaffu der Haussa und das Eko der Joruba, eine aufgebrühte, kakaoartige aber dicke Brühe von feingemahlenem Sorghummehl, dem allerhand wesentliche Ingredienzien zugefügt sind, die man als Nerven oder Appetit anregende Medizin in Anspruch nimmt. Derartige Dekokte bekommt aber nicht etwa nur das siebenmonatliche Kind, sondern auch die Mutter, und zwar diese mit dem ausgesprochenen Zweck, die Milchproduktion zu erhöhen. Trotz der Maßnahme schwindet der Sprudel der Natur doch mehr und mehr, und, wie gesagt, mit 30 Monaten versiegt er, um für neues Leben Entwicklungskraft zu sammeln. Damit ist das Kind ganz bei der Breinahrung angelangt.

Was sonst dem kleinen Erdenbürger zunächst blüht, ist kurz berichtet. Am siebenten Lebenstage hat ihm der Guansam, der Barbier, auch die Tätowierung, die Edsa, beigebracht, die in zarten Schnitten und ohne Farbstoffeinführung vorgenommen ist. Irgendeine Beeinflussung oder Verstümmelung der Zähne ist nicht Sitte. Dagegen üben fast alle Stämme dieses Winkels, mit Ausnahme vor allem der Kamberri, die Beschneidung des Knaben (nicht die des Mädchens).

Betreffend dem Ursprung der Beschneidungssitte hat sich die Sage erhalten, daß früher sehr häufig infolge mangelnder Reinlichkeit zwischen Glans und Präputium (Eichel - Kunkona; Vorhaut - Badu) sich Schmutzteile sammelten und dann Insekten sich einstellten, die die Eichel nicht nur belästigten, sondern durch Fraß beschädigten. So kam man denn dazu, durch die Beschneidung dem Übel vorzubeugen. —Heutzutage werden die Knaben im Alter von etwa 8-10 Jahren und nur sehr wenige im Alter von 7 Tagen beschnitten. Ausgeführt wurde die Operation angeblich auch früher, sicherlich heute im weitesten Gebiet durch einen darin geschickten, sonst aber beliebigen Mann. Als Zeitpunkt wird die kälteste Periode bevorzugt aus hygienischen Gründen, weil nämlich in den kalten Nächten die unangenehmen Erektionen am leichtesten vermieden werden. In den meisten Landgemeinden läßt jeder Familienvater diese Fürsorge seinen Sprossen, unabhängig von den Maßnahmen anderer, dann zuteil werden, wenn der Zeitpunkt ihm am geeignetsten erscheint. In anderen Landesteilen, so in Pategi und Zugurma, versammeln sich die Beschneidungskandidaten zu Genossenschaften. Ebenso ist das bei den Fulbe und ihrem Anhang in Bida Sitte. Aber während bei letzteren wohl Sitten nachklingen, die die Fulbeahnen in Massina und am oberen Niger-Senegal mit den Mande einst teilten, haben wir bei den altansässigen älteren Nupestämmen eine durchgreifende alte Institution vor uns, die wir nachher so eingehend, wie man nur nach kümmerlichen Ruinen Bruchwerke studieren kann, kennenlernen werden. Gerade in den Beschneidungssitten scheinen



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sich bei nordafrikanischen Dunkelstämmen die verschiedensten Kulturperioden mit leichten Nachlässen abgelagert zu haben, so daß es nicht ohne weiteres möglich ist, die Relikte aus den verschiedenen Zeiten voneinander zu differenzieren. Erfreulicherweise scheint aber gerade bei den Nupe ein Zergliederungsverfahren Aussicht auf Erfolg zu haben, ganz besonders weil in diesen Sitten, wie nachher gezeigt werden soll, das Geheimbundssystem der alten Zeit wenigstens teilweise zum Durchbruch kommt (weiteres siehe unter Guno-Ko). Hier wollen wir aber die Entwicklung der Knaben erst im absolut profanen Leben verfolgen, ehe wir auf diese religiös-sozialen Gebiete eingehen.

Etwa von seinem dritten Lebensjahre an kann der Junge sich nach Belieben herumtreiben und austoben, bis er ein Alter von 6 bis 7 Jahren erreicht hat. Dann nähert sich ihm der Arbeitsernst des Lebens, wenn zunächst auch noch mit zartem Anspruch. Alsdann nämlich läßt der Vater beim Schmiede eine ganz kleine Hacke, eine Dugbagi, herstellen, die just geeignet ist, auch von einem Kinderärmchen geführt zu werden. Wenn im Frühjahr der erste Regen fällt, muß das kleine Bürschlein hinter und neben seinem Vater hinaus in die Farm trippeln. Der Vater greift mächtig aus, der Junge hackt spielend nebenbei. Im Anfang ist der kleine Kerl meist feuriger und so draufgängerisch, daß es ohne kleine Unfälle nicht abgeht, das Hackeisen schlägt also einmal in den Fuß, statt in die Erde. Dann kommt er schreiend zum Vater und der fragt: "Was ist denn?" Er antwortet: "Die schlechte Hacke hat mich geschnitten!" Der Vater tröstet ihn: "Dann geh' hin und spiele!" (=Etso.) So naht der Ernst des Lebens in Gestalt kleiner Leiden auch hier schon früh. Der Junge mag für den Rest des Tages nun spielen, bis etwa 5 Uhr; dann heben Vater und Sohn ihr Gerät auf den Kopf und pilgern gemeinsam heim. Am andern Morgen ziehen sie aus, um die Versuche des Jungen zu wiederholen. So verstreicht das erste Frühjahr des Arbeitslebens. Dann kommt der Sommer und die Reife. Nun wird dem Bürschlein ein anderes Amt: er muß das heranreifende Korn gegen die Affen verteidigen. Er ist dazu mit einem starken Knüppel ausgerüstet, pirscht sich möglichst nahe an die frechen Räuber heran und weiß sie dann durch Erschrecken in die Flucht zu treiben. Er schlägt auf den Boden und kreischt und schreit, daß einem das Pferd wild wird, wenn man zufällig in der Nähe vorbeireitet.

Arbeitszeit und Arbeitsplan ändern sich später. Ist der Bursche größer, dann hat er am Morgen von 6-8 mit dem Vater zu arbeiten, hat von 8-9 Uhr Frühstückszeit, um dann noch von 9-3 Uhr auf Vaters Farm zu wirken. Um 3 Uhr pflegt der Vater, der heranwachsende Söhne hat, heimzugehen. Nicht so sein Sohn. Wenn er



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etwa das zwölfte Jahr erreicht hat, pflegt der Vater den eben beschriebenen Arbeitsplan einzusetzen, in dem für den Jungen freier Zeitraum täglich um 3 Uhr beginnt. Nun macht er eine eigene Stelle im Busch urbar. Und wenn er bis 3 Uhr für den Alten und den Familienbesitz geschuftet hat, greift er mit erneuter Kraft zur Hacke, denn was er am Rest des Tages erarbeitet, das ist die Grundlage seines eigenen Besitzes.

Ich habe schon oben einige wenig schöne Charakterzüge der Nupe geschildert. Hier muß dagegen eine sympathische Linie ihres Volkslebens doppelt betont werden: diese Nupe stellen ein unendlich fleißiges Ackerbauernvolk dar, das, da es bis zur Fulbezeit auch noch in großer Mäßigkeit, sehr sparsam und genügsam arbeitete, hierin merkwürdig an die Chinesenart erinnert. In der Tat muß Nupe wie ein einziges großes Farmland dagelegen haben, überreich an Feldern und menschenvollen Landstädten. Diese Tatsache lese ich aus allen Berichten heraus. Das Land brachte an Bodenfrüchten, an Baumwolle und Menschen und auch an intelligenter Arbeitskraft so viel hervor, daß es das Korn in andere Länder exportierte, daß seine Baumwollstoffe und Toben einen großen Ruf durch den ganzen Zentralsudan hatten, daß es einen guten Prozentsatz jungen Nachwuchses mit Leichtigkeit auf die Sklavenmärkte an der Küste und im Inland senden konnte. —Das war der Höhepunkt der Edegiperiode, und die Fulbe haben dies Bild so gründlich zerstört, wie nur denkbar. Wer durchs Nupeland reitet, muß auf die Beine seines Pferdes achten, weil es im Grase allenthalben über altverwachsene Farmfurchen und Mauerreste stolpert!

Wer es in einem solchen Lande zu etwas Wirklichem bringen will, der muß beizeiten anfangen; die ganze Atmosphäre atmet hier Wirksamkeit und Weiterstreben. —Also schafft unser zwölfjähriger Bursche bis in die Nacht hinein, bis über 6 Uhr hinaus an seinem Acker. Dann erst tritt er den Heimweg an. Die mütterliche Besorgnis ist natürlich bei so früher Anspannung aller Kraft nicht ohne Bedenken. Sie sagt zu dem spät Heimkommenden: "Du kommst jetzt erst um 6 Uhr (=Magori) heim, wo es schon Nacht wird! Vergißt du, daß es schon dunkel ist? Daß eine Schlange (Evoa) dich beißen kann?" Die Mutter reicht ihm dann einen Krug Wasser, und er wäscht sich.

Im übrigen zeigt sie sogleich, daß in diesem Lande kein Raum für Sentimentalität ist. Sie sagt ihm: "So, nun geh und such dir dein Essen selbst." Der Bursche trollt ab. Eine neue Seite eines überaus poetischen Lebens eröffnet sich uns. Unser Bursche geht dahin, wo im Mondschein die jungen Mädchen im Takte mit den Händen klappen und tanzen. Dort tanzt der große Junge und dort gewinnt er auch seine Ätzung. Hier spielen Verhältnisse und Zustände,



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die dem Europäer fast unverständlich sind. Im alten Nupe hatte jeder Freund (Eja-bagi; Haussa =Sarendjsche) seine Freundin (Eja-endschugi; Haussa =Sarendsche) schon in diesem jugendlichen Alter. Das sind Freundschaftsarten, die lediglich unter großen Kindern vorkommen und auch bei uns vorkommen können. Der Bursche ist, wenn sie geschlossen wird, zwischen 10 und 12 Jahren, das Mädchen wohl zwischen 9 und 11 Jahren alt. Das heißt, es sind das in Afrika schon recht gefährliche Jahre.

Die Auslösung der Freundschaftsempfindungen spielt sich aber auch originell genug ab. Während der Bursche tagsüber der Feldarbeit nachgeht, sitzt das Mädchen auf dem Markte und verkauft Produkte des Gartens, der Farm und des mütterlichen Kochtopfes. Da weiß sie nun sehr wohl ein wenig von dem Gelde, das für die Erdprodukte eingeheimst wird, beiseite zu bringen und dergleichen auch einiges von Topferzeugnissen. Mutter weiß das natürlich ganz genau, denn einmal hat sie das in ihrer Jugend ebenso gemacht, also daß es eine Volkssitte ist, und zweitens ist es ihr natürlich bekannt, daß ihre Tochter einen Freund hat, der -mit ihr schläft!

Ja, abends wenn der Bursche vom Felde kommt und sich daheim gewaschen hat, begibt er sich zu seiner Freundin, seinem Mädchen. Daschnabuliert er und füllt den Magen mit den Ergebnissen morgendlicher Sparsamkeit und merkantiler Kunstgriffe seiner Freundin. Wenn er gesättigt ist, beginnt ein Tänzlein. Das ist besonders die Freude der Mädchen, und ich hörte den Ausdruck der Jünglinge: "Wir tanzen dann für die Mädchen." — Dieser Tanz hat für diese Naturkinder, zumal wenn ihnen noch jede Geschlechtserfahrung fehlt, keinerlei geschlechtlich-sinnlichen Anreiz. Es ist ja nicht wie bei uns, wo sich Körper an Körper schmiegt. Man wird und empfindet nichts anderes, als was man den ganzen Tag über und alle Tage im Jahre gleichmäßig sieht und empfindet: Körperformen und Körperbewegung. Das Blut rinnt schneller, oder man hat sich tagsüber ausgearbeitet, daß man einmal zum Schlummer ausgestreckt nur noch am Schlafe volles Glück findet.

Also ist der Bursche dem Mädchen nicht mehr so gefährlich, auch wenn, was in der Tat meist der Fall ist, nun beide gemeinsam zu Bett gehen und ihre Körper, unter dem Zeichen des Gottes Morpheus eng aneinander schmiegen. Und niemand nimmt daran Anstoß. — Jüngere Burschen gehen um 9, größere zwischen 10 und 11 Uhr zu Bett. Aber des Morgens um 5 Uhr ist alle Welt wieder auf den Beinen. Der Zauber der Kindernacht verfliegt. Hacke und Farmland ist die Parole für den einen Teil, Mörser, Kochtopf und Marktschemel für den anderen.

Alles das erinnert wieder und wieder an das, was ich seinerzeit bei Kabre und Losso kennenlernte. Wenn die Sittenformen auch



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manche gegensätzliche Wirkung gezeigt haben, so sind die Grundlagen solcher Jugendfreundschaften doch die gleichen. Eine uns fremd gewordene Welt, deren poetische Reize wir kaum mehr ahnen können.

5. Der Sokiara. Knabenbund

Ich muß einiges nachholen, einen Bericht geben über die Institution der Jugendorganisation, die außerordentliche Ähnlichkeit, ja Übereinstimmung hat mit gleichen Einrichtungen der Joruba, hier aber vielleicht bis vor kurzem noch energischer durchgeführt wurde, als bei dem südlichen Nachbarvolke.

Wenn in einem Städtchen oder einem Stadtviertel eine gute Reihe gleichaltriger Knaben, normal zwischen 7 und 9 Jahren, sich angesammelt hat, die noch nicht in einem Jugendverbande ist, so wählen sie einen sog. Sokiara, der gemeiniglich ein Bursche von 10 bis 12 Jahren ist. Dieser Sokiara bleibt dann der Führer dieser Schar an die 10-20 Jahre, so lange, bis (wie der Volksmund sagt) der Bart anfängt zu kommen. Diese Bildung erfolgt etwa zur Periode der emsigsten Farmarbeit. Sie bleibt als jüngste Sokiara des Ortes oder Stadtteiles etwa 7 Jahre lang, nimmt während der ersten 3 bis 4 Jahre den heranreifenden Nachwuchs in sich auf, überläßt aber dann die Übernahme noch jüngerer Reiflinge der Bildung des nächsten Sokiara, der immer ca. 7 Jahre später als die vorhergehende ins Leben (wenigstens früher) zu treten vermochte. In älteren Zeiten unterschied man ca. 3-5 Schichten von Sokiaren, die noch lebendig zusammenwirkten, und die einen Lebensraum einer Gesellschaft von 6-40jährigem Alter in regelmäßigen Abständen umspannte.

Mir wurde die Zahl fünf als äußerste angegeben, ich konnte aber nur die Bezeichnung für drei Schichten, aber für die drei jüngsten gewinnen. Die jüngste ist immer die Sokiara anasuma, die der kleinen Jungen, die noch mit Erde und Steinchen spielen; die mittlere der Sokiara lungawa, d. h. die der Burschen, die das Spiel mit den Mädchen bevorzugen und mit ihnen harmlos herumtollen; die älteste der Sokiara ena-ko, der großen Burschen, von denen schon viele einen Bart haben, viele verheiratet sind, alle aber stets bereit zu launischen, etwas tollkühnen und gewagten Unternehmungen.

Wenn nun diese kleinen Jungen von 7-9 Jahren sich ihren Anführer gewählt haben, so gehen sie mit ihm zu einem bestimmten alten Manne, dessen Titel Dako Tsu ist. Dem muß von allen Sokiaramitgliedern ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Der junge Sokiaraführer und alle Knaben fallen vor dem Dako Tsu nieder. Einer von ihnen hebt sich auf die Knie und sagt: "Wir Jungen haben uns zusammengetan und haben diesen Burschen hier zu



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unserem Sokiara erwählt." Der Dako Tsu sagt zu dein Burschen: "Komm her!" Der junge Sokiara tritt vor. Der Dako Tsu fragt ihn: "Wirst du alle diese Knaben gut leiten können ?" Der junge Sokiara antwortet: "Njikaka!" Im ganzen wird ihm diese Frage vom Alten dreimal vorgelegt, und er antwortet alle dreimal mit: "Njikaka!" darauf.

Nach Abgabe dieser feierlichen Erklärung wirft der Sokiara sich vor dem Dako Tsu nieder und bestreut seine Stirn mit Erde. Endlich ruft der Dako Tsu eine ihm in der Stille etwa parallel funktionierende, hoch angesehene Frau, die Nako. Sobald die Nako kommt, wird ihr ein Platz angewiesen, und der Dako Tsu sagt: "Diese Knaben sind zu mir gekommen, eine Sokiara zu bilden; sie wollen diesen Burschen dort zu ihrem. Häuptlinge haben." Die alte Nako fragt nun den Burschen: "Wirst du alle diese Buben gut führen können?" Der Bursche antwortet dann: "Arubo, Arubo, Arubo!" Die Nako wiederholt darauf ihre Frage noch zweimal, und der Bursche antwortet sein Arubo, Arubo, Arubo! auch noch zweimal.

Diese Bestätigung endet dann wieder mit Stirnerdgruß und Sandbestreuung. Der junge Jugendleiter ist damit eingesetzt. Der Dako Tsu beendet diese Investitur nun mit einer Ansprache. Er sagt zu den Knaben: "Ihr habt euch diesen Allijara für eure neue Sokiara selbst gewählt! Nun müßt ihr auch tun, was er will, wer ihm nicht folgt, muß eine Strafe von 400 Kauri zahlen! Folgt ihm!" Das junge Volk ist damit entlassen. Es wurde mir gesagt, daß diese Drohung nie ausgeführt zu werden brauche, da ihm alle unbedingten Gehorsam erweisen werden. Zuwiderhandlungen gegen dieses Subordinationsgesetz sind gewissermaßen unausdenkbar. Die Jungen wie die Alten begrüßen den jungen Jugendführer von nun an mit der Bezeichnung: "Allijera" oder Allijara", d. h. Häuptling der Kinder.

Nach seiner derart feierlichen Investitur läßt der neue Sokiaraführer viel Bier machen und lädt eines Abends alle seine Jungen zum Umtrunk ein. Das ist dann ein großes Fest, das weit in die Nacht hineingetragen wird und die Arbeit des nächsten Tages schwer genug erscheinen läßt.

Die Tätigkeit der jungen Leutchen findet zunächst und im allgemeinen ihren Ausfluß in der Organisation der Jugendspiele, die anfangs die Knaben unter sich und später gemeinsam mit den Mädchen ausführen. Der Sokiaraleiter ist noch jung genug, um an Torheiten, wie Kriegsspiele, Mäusefang und Baumklettern Gefallen zu finden. Und die bekannten Ringspiele, die in dieser Periode gelernt werden, erfreuen das Herz alter Leute nicht weniger als das der Jungen.

Dann folgt die Vorbereitung für die schönen Edso, die Feste, in denen der Mond doppelt strahlt, die Sterne doppelt lachen für die



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jubelnden Glücksnächte dieser Jugend, die wie alles Sprossende auf dieser Erde in unendlicher Wonne schwimmen kann und will, will, will! Und hier gibt es keine Schranke einer harten Sitte, diktiert aus bangem, schmälern Mißtrauen der Eltern. Hier gibt es nicht das ängstliche Zittern um körperliches und seelisches Heil der Jugend! Sicherlich sind alle Gefahren hier nicht geringer oder größer als anderweitig, aber die Menschheit, die junge Menschheitskraft, die sie zu überwinden hat, denkt noch nicht an sie, und gleitet lautlos und unbewußt über sie hinweg glücklich und unbeschadet, gleich einem Kinde, daß ohne Nachteil bei uns vom Dache zur Erde fallen will, während jeder Erwachsene sich bei jedem gleichen Experiment sicher die Beine bricht, — weil er nämlich die Gefahr fürchtet, die das Kind gar nicht kennt!

Edso! —Wenn es schwarze Nacht ist und die Sterne in das große, dunkele Nichts leuchten, dann gibt es kein Edso. Edso beginnt, wenn die schmale, feine Sichel allabendlich breiter und früher und voll und strahlend und so recht als Fackel großer Freude aufstrahlt. "Afrika tanzt, wenn der Mond voll ist"—. Aber es ist nicht allenthalben das gleiche Tanzen, das ich in der guten Stadt Mokwa beim Mondschein sah. Afrika tanzt beim vollen Mond, gewiß! Aber nachher endet das große Afrika in toller bacchantischer Freude, —hier beim Biertopf, da beim Weinkrug (wenn auch nur Palmwein darin ist!), hier im Buschlager, im verbotenen Kosen, dort im Gehöft in Mischung mit ehelicher Pflichtempfindung.

Aber Edso? — das ist anders.

Ich will versuchen es zu schildern. Ich habe es beobachtet und habe viel davon gesehen, vom Morgen bis zum Abend! — Denn am Morgen beginnt die Vorbereitung. Morgens kommt der Junge zur Mutter, wenn sie just zum Markte gehen will und das Kaurigeld in den untersten Korb ihres Marktsatzes legt: "Du, Mutter!" Sie hört nicht! — "Du, Mutter!" — "Nun was denn?" —"Mutter gib mir 20 Kauri!" —"So, du willst wohl wieder Dabinofrüchte (Datteln) oder Bohnenküchel naschen!" —"Nein (sehr verschämt) — nein: heute ist Edso!" Und sicher sagt dann die Mutter nichts. Sie spricht nicht von schlechten Sachen, sie spricht nicht von schlechten Zeiten und Verschwendung; sie hebt den Obersatz ihres Korbes auf und zählt 20 Kauri ab; die nimmt der Junge. Er sagt kein "Oku"(danke), die Mutter will auch keins hören! Er sagt ganz einfach nichts - mit Worten. Aber ich sah den Burschen strahlen.

Einer riß die Fulla (Mütze) herunter und weg war er um die nächste Ecke. Ein anderer schiebt den Raub in die Tasche der Bante (Schurz, Durchzugschurz. Heute besonders noch bei der Arbeit von jüngeren Leuten, sonst unter der Tobe = Burnus und rockartigen Hänger getragen). Dann ab damit zum Allijara. Und wenn sich's ums Edso



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handelt, dann greift alles ineinander. Hier kommt ein Bursch mit 20 Kauri, da einer mit 30 Kauri, einer bringt gar 50 oder 60. Jeder hat seiner Mutter das entrissen, was er erreichen kann, und jeder kennt als echtes Negerkind ganz genau die Grenze des Einflußgebietes auf Mutters Geldbeutel. Es summiert sich. Man kann schon mehrere Töpfe Bier kaufen. Auch mag die Brauerin die Rechnung nicht so genau nehmen, wie bei Alten oder gar bei Feinden. Jedenfalls: es ist Edso und Bier ist da, und die Ehre ist gerettet; die Sokiara haben ihren Gästen etwas vorzusetzen.

Denn das ist wieder merkwürdig und hübsch: Ich habe drei Sokiara-Edso erlebt, habe mit gesehen und fand immer dasselbe Bild —einen freundlich-sympathischen Zustand. Auf der einen Seite tanzten die Jungen unter der Leitung des Sokiarahäuptlings, auf der anderen die kleinen Mädchen unter der Führung der Soro (siehe nächster Abschnitt). Die Burschen tanzten nur ganz im Anfang ein klein wenig untereinander. Dann überließen sie das Schlachtfeld der Anmut der Mädchen und die tanzten zu zweien immer umeinander, zierlich, trippelnd, sehr ernst und mit ausgesprochenem Anstand. Die männliche Jugend sah zu. Aber während in Europa die eigentlich Blasierten zwischen 20 und 30 Jahren zur wirklichen Männlichkeit herüberstolpern, sind die Blasierten der Mokwajugend zwischen 11 und 17 Jahren, also in der mittleren Sokiara zu suchen. Das ganze Bild hat etwas ungemein Drolliges. Die Soromädchen tanzen, die Sokiara schauen mehr oder weniger gleichgültig zu. Nur wenn ein Ringspiel eingeschaltet wird, nur dann erwachen sie. Sonst üben sie sich als Wirte. Die alten Herren des Ortes oder des Stadtviertels sind die Gäste der Sokiara; die Alten lassen sich mit dem bewirten, was die "Kinder" mit dem von Mutter Erbettelten bezahlen. Es ist als ob eine deutsche Verbindung den Gästen ein Fest gibt und es mit dem bezahlt, was den alten Herren abgeluchst ist. Nur trinkt der deutsche Verbindungsbruder heftig mit, während das Sokiaramitglied nichts genießt, weil es eine unglaubliche Schande für die Burschenschaft wäre, wenn ein Jüngling seiner Zugehörigkeit sich betrinken würde.

Zu irgendwelchen sexuellen Regungen und Verstößen oder Uberschreitungen kommt es an solchem Edsoabend auf keinen Fall, wie überhaupt das sexuelle Moment im Sokiaraverband bis zur Verehelichung kein Hausrecht genießt. Und doch gibt es einige Sitten, die uns sehr leicht das Entgegengesetzte glauben lassen könnten. Vor allem leistet sich der Sokiaravorstand sehr eigenartige Witze. Er kann seine Bürschlein aussenden mit dem Auftrage, ihm ein Mädchen mit vollentwickelten Brüsten einzufangen. Sie werden es tun. Und da das Mädchen natürlich sehr bald merkt, um was für einen Scherz es sich handelt, so wird sie gar nicht so sehr widerstreben. Ja, die Mädchen sind unterwiesen, sich dem Zeremonial gegenüber



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durchaus entgegenkommend zu verhalten. Wenn die Jungen kommen, ihr den erteilten Auftrag mitzuteilen, legt sie sich auf die Erde, die beiden Hände auf die Brüste, die Beine gespreizt, gewissermaßen bereit zum Empfange. Dann folgt sie den Jungen zu ihrem Sokiarahäuptling. Sie geht mit ihnen zu ihm hinein. Er zieht sie auf seinen Schoß, so daß sie auf seinem Unterleibe sitzt, hält sie mit den Armen umschlungen und führt Bewegungen mit dem Unterkörper und den Beinen aus, die nicht mißzuverstehen sind. Und doch gilt das in "ihren" und in "seinen"und den Augen aller zuschauenden Knaben als "harmloser Scherz", wenn er auch vom Morgen um 6 Uhr bis abends um 6 Uhr geübt wird. —Wie gesagt, es gibt vieles, daß wir so leicht nicht zu verstehen vermögen. Denn darin sind sich alle einig, daß das harmlos ist!

Der Sokiara oder die Einrichtung der Sokiara ist eine weitläufige Organisation. Über allen Sokiara steht der oben erwähnte Dako (Vater) Su oder Tsu, der von der Gemeinschaft aller Knaben und Sokiarahäuptlinge gewählt wird und ein allgemeines, durchgehendes Vertrauen genießt. Er ist wie ein Kaiser der Jugend. Wenn seine Farmen bestellt werden müssen, teilt er es den einzelnen Sokiara mit, und dann versammelt sich die gesamte Jugend zu gemeinsamem Werke. Sie vollenden unbedingt die ihnen notwendige Arbeit, wenn auch Vaters Farmwerk dadurch aufgehalten wird. Er ist es, der über die Neuwahl und Ablehnung eines neuen Sokiarahäuptlings zu entscheiden hat.

In jeder einzelnen Sokiara gibt es eine genau vorgeschriebene Ordnung und bestimmte Beamte, die die Allijara selbst erwählt und die seinen Hofstaat bilden. Es handelt sich besonders um drei verschiedene Typen, I den Schaba oder Jaba (Saba), 2. den Soasun, 3. den Idetschi. Der erste ist der Stellvertreter des Sokiarahauptes, er entspricht dem Jerima und Galadima, hat immer die Vertretung, wenn der Allijara abwesend ist. Sollte, was sehr selten vorkommt, der Sokiarahäuptling abgesetzt werden, so tritt er an seine Stelle und hat die Geschäftsführung in der Hand. — Den Soasun oder Soasung dürfen wir als den Hauptboten und Übermittler der "Regierungsbefehle", auch als Polizisten in Anspruch nehmen können. Wenn auch nur die Ausübung der niedrigsten Gerichtsbarkeit in seinen Händen liegt. Dagegen ist der Idetschi der Kassenführer der kleinen Gemeinde, der Bankier der Gesellschaft. Bleibt irgendein Mitglied eine "kommunale Steuer" oder einen Teilbetrag an einer Gesamtausgabe der Sokiara schuldig, so teilt der Idetschi dies dem Sokiarahäuptling mit, und der sendet dann den Soasun, den Polizeileutnant, daß er dem Säumigen Matte, Kleid oder sonst einen Gegenstand wegpfände, der dem geschuldeten Wert entspricht. Und kein Vater, keine Mutter wird dagegen Einspruch erheben können.



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Aber wie gesagt, nur die niedere Gerichtsbarkeit und Innenorganisation der Sokiaraverbände liegt in deren eigenen Händen. Sowie die Sokiaramitglieder einen ernsteren Mißgriff gegen die herrschende Staats- und Polizeigewalt sich zuschulden kommen lassen, als da ist Farmraub oder aggressive Belästigung von Weibern usw., so greift der Staat, die Staatsleitung ein.

Im Sokiara aufgenommen sein, bedeutet so viel wie die Alma mater besuchen dürfen. Es ist die ausgezeichnete Schulung der Männer, an der alle teilnehmen dürfen. Und im Sokiara entstehen die Freundschaften fürs Leben.

6. Die jungen Mädchen Soro und Nako

Es liegt eine bestimmte Analogie in dem Lebensgange der Knaben und der Mädchen. Sie beruht in der gruppenweisen Erziehung durch Burschen und Männer hier, in entsprechender Leitung durch ältere Mädchen und Frauen dort, ohne daß dabei die Geschlechter allzu streng voneinander geschieden werden. Und gleichzeitig werden Knaben und Mädchen von jung an dem Ernste des Lebens nahegebracht.

Schon mit dem fünften Jahre muß das Töchterchen der Mutter die ersten Hilfsreichungen bieten. Sie muß mit kleinen Töpfen Wasser tragen. Es gehen nicht viel mehr als zwei oder drei Liter in den Topf, aber das Kind wie die Mutter nehmen das als eine ernste Sache, und zumal das Mädchen trägt seine kleine Last mit einer Wichtigkeit und einem Ernst, als hänge von der Richtigkeit seiner Leistung das Glück der Familie ab. Weiterhin gilt es, das Guineakorn zu reiben, was aber nicht anders möglich ist, als indem ein Mörser als Unterlage für die Füßchen hingeschoben wird, denn die Reibsteine der Nupe stehen auf hohen Stützen (also wie z. B. bei den Mossi, Skola usw.), so daß die erwachsene Frau nicht bei der Arbeit zu knien braucht. Endlich aber beginnt in dem Alter von 6 Jahren auch die gewichtigste Arbeit, die liebste Arbeit der nupeschen Frauenwelt, der Handel. Erst mag das Geschöpfchen einmal sich im Einkauf von Kleinigkeiten, von Gewürzen und Kräutern üben, deren Preise und Wertschätzung sie noch sehr wohl seit der Zeit kennt, da sie als Junggeborenes über dem mütterlichen Stand hockte oder auf dem mütterlichen Schoße ruhte. Und mit 7 Jahren soll das Kind dann auch schon verkaufen können.

Eine ältere Nupefrau in Mokwa plauderte einmal mit uns. Ich fragte sie danach, was wohl in ihrem Leben das Schönste gewesen sei. Nachdem wir uns mühsam über den Begriff, daß einmal im Leben etwas viel schöner sein könne, als alles andere, geeinigt hatten, sagte sie ganz prompt und klar: "Als meine Mutter mir das



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erstemal erlaubte, mein eigenes Issa zu kochen und selbst auf dem Markte zu verkaufen." Drollige Menschen in unserem Sinne! Von den meisten europäischen Frauen hätte man aber als Antwort auf die Frage gehört von erster Liebe, dem ersten Kinde, bei einigen vom ersten Ball, bei anderen vom Tanz mit einem verehrten Künstler, bei Schwärmerinnen von Musik und Lyrik - aber bei keiner vom ersten selbstgekochten und selbstverkauften Mehlbrei. Die Unterschiede der Kulturen sind zu groß!

Das siebenjährige kleine Nupemädchen hat seine angenehmen und seine weniger geschätzten Aufgaben. Sie muß die Mutter mit in den Busch begleiten und Holz sammeln und heimbringen. Das schätzt sie nicht. Lieber geht sie schon mit ins Farmland, wenn ein Geld Benötigender aus dem Speicher sein Dauwa (Guineakorn) verkauft. Die eine Hälfte der Ernte pflegt der Nupebauer zu verspeichern, die andere verkauft er, wenn er sonst Geld braucht. Da geht dann das Mädchen mit seiner Mutter hin, und jede trägt nach der Kraft Last oder Päckchen heim. Das Mädchen kann etwa für 400 Kauri Korn tragen. Das trägt sie. Das stampft sie im Mörser. Es ist ihr anvertrautes Gut. Sie kocht das Mehl in Wasser, gießt dieses ab und zieht mit dem gekochten Mehlsatz und einem Korbteller auf den Markt. Da setzt sie sich auf oder neben Mutters Platz, greift mit den Fingerchen in das Mehl und türmt es in Häufchen von Form und Größe größerer Riechkerzen auf der Korbschale auf. Diese Issa genannten Häufchen erwerben durstige Wanderer und lösen sie in einer Schale mit Wasser auf.

Mit etwa 10 Jahren pflegt das Mädchen schon so selbständig zu sein, daß das Kind zur Mutter kommt und sagt: "Leih mir etwas Koni!" oder "Leih mir eine Schüssel Bohnen!" oder ähnliches. Das Mädchen will nun auch anderes Essen selbst kochen und selbst verkaufen. Die Mutter wird unbedingt darauf eingehen, und das Mädchen wird einen ganz besonderen Fleiß bei Anfertigung dieser Speisen anwenden. Stolz zieht sie mit den fertigen Produkten ab, stolz kommt sie mit dem Erlös heim. Ich sah ein kleines Mädchen so mit den ersten Ergebnissen selbständiger Kochkunst fortgehen. Zwei Tage vorher hatte sie noch kindlich plaudernd auf meinem Schoß gesessen und mit meiner Uhr gespielt. An jenem Morgen würdigte sie mich gar keines Blickes. Ich sah sie auch, wie sie abends heimkam. Sie kam ernst auf die Mutter zu, die ihr Jüngstes just gewaschen hatte und mit dem Kleinen auf dem Hofe hockte. Das Mädchen setzte den Korb nieder, nahm den Deckel ab und schüttete einen hübschen Haufen Kauri in den Schoß der Mutter. Das Mädchen war ganz ernst. Nur ein leichtes Aufblitzen in den Augen und ein tiefer Seufzer verriet den tiefen, freudigen Stolz, der das kleine Herz klopfen ließ.



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Die kleinen Mädchen sind in diesem Alter schon von einer Selbstständigkeit, die alltäglich verblüffen muß. Vom frühen Morgen an helfen sie der Mutter. Sie schleppen die kleinen Geschwister, als ob sie die Lebensverpflichtung für sie hätten. Am Morgen stehen sie im Morgengrauen am Marktplatz und verkaufen den Karawanen heißen Mehlaufguß. Sie schleppen morgens und abends Wasser herbei, ziehen zu mehreren in den Busch, bringen Feuerholz. Sie kochen und waschen; sie kaufen und verkaufen, sie verdienen sich und ihren Angehörigen den Lebensunterhalt, als gehöre das zur Selbstverständlichkeit, und obendrein finden sie noch überreich Zeit und Kraft, ihrer Jugendlust im Spiel zu genügen, ohne je über Überbürdung von Arbeit und über allzugroße Einschränkung der Kindervergnüglichkeit zu klagen, — ohne je überhaupt an Klagen zu denken, wenn sie auch sicher keine sehr feinen Hände, dagegen schwielige Fäuste und starke Arme vor der Zeit gewinnen.

Das erste Kleid der Kinder ist Doro, die Perlenlendenschnur. Wir werden nachher sehen, welche Rolle im Leben der Frauen von Nupe das Perlenhaisband spielt. Die Lendenschnur ist zuerst aus Due (Fischsteinperlen) und Fuea aus Steinperlen zusammengesetzt. Mit 7 Jahren kommt darüber Tobi, das ist ein Stoffkleid, ein Schurz viereckigen Schnittes, die dem B ante der Knaben entspricht. Meist hängen diese Schurzlappen vorn lang herunter; die Burschen ziehen ihren Bante im Ringspiel nach hinten zwischen den Beinen durch; die Mädchen sollen den Tobi bei den Ackerarbeiten ebenso behandeln, gesehen habe ich es nicht. Mit 8 Jahren trägt das Mädchen im Dorfe und in der Stadt schon das große Gewand Bassa, ein Kleid, das mit Fransen versehen und um die Lenden verknotet ist. Erst wenn ein Mädchen heiratet, erhält es das Bunukleid, das über der Brust unter dem linken Arm verschnürt ist, dann auch Lufuta, das Kopftuch. Die jungen Männer tragen analog das Sakadji, eine Art Badehose, später erst die Tsakoko und die große Hose aus vielem Stoff mit vielen Stickereien, die Darbaki oder die schmucklose Tsokabu dazu als Obergewand Uoparagi, Togo, Gudungaba, Gariusw. Aber zwischen Männer- und Burschen resp. Mädchen- und Frauengewand ist ein gewaltiger Unterschied der Sitte und Tragweise. Für den Mann schickt es sich auch heute noch nicht, sein Kleid zu waschen oder, wenn es zerrissen ist, ausbessern zulassen. Man sagt, ein Mann, der sein Kleid waschen oder ausbessern lasse, sei zu faul, sich ein neues zu verdienen. Das ist eine Schande. Das Kleid kann in Fetzen von ihm herabsinken; an Festtagen wird er ein neues Gewand tragen, aber kein geflicktes. Denn das würde ihn schänden. Keine Schwester wird dem Bruder, kein Weib dem Gatten ein Kleid waschen. Das wäre wie eine Schmach. Dagegen waschen Mädchen und Frauen emsig ihre Kleider, zumal nach der monatlichen Reinigung. Nach der Wäsche



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färben sie die Stoffe mit Esa, der Kamwood-Rotholzfarbe. Die Farbe hält nicht lange. Anfangs haben die gefärbten Stoffe ein sehr schönes leuchtendes Rot. Aber bald sinkt der Holzstoff nach dem Klopfen heraus. Immerhin charakterisiert doch die rote Farbe das Nupeweib, sowie die blaue Kleiderfarbe in den Marktbildern der Joruba durchaus maßgebend hervortritt. Wenn so einige Hundert hochgewachsene stämmige Nupefrauen in roter Körperbemalung, in rote Gewänder gehüllt, mit lang herabfallendem Lufuta, vereinigt sind, so gewinnt man einen Eindruck, der an Farbwert dem Wesen der Jorubamärkte entgegengesetzt ist; wie ja auch der Kleiderreichtum, die Fülle der Stoffarten, die Stoffdrapierung und der Schick im Tragen das Nupeweib und seine Körperkultur dem Jorubaweibe weit überlegen erscheinen läßt.

Wir sind bei der Behandlung der Kleidung schon über das Alter hinausgekommen, in dem wir unser Nupemädchen vordem verlassen haben. In dem Alter der beginnenden ungewöhnlichen Selbständigkeit ist es noch nicht mit der Fülle nupescher Kleiderpracht geschmückt. Es ist ein kleines, halbnacktes Geschöpf mit Lendentuch, an Festtagen von oben bis unten rot angestrichen, und wie überall wechseln auch hier hochaufgewachsene schlanke und kurze gedrungene Typen mit einander ab, wenn die Kraft der weiblichen Körper auch hier in starken Formen früh Glieder und Rumpf ausbildet.

Wenn die kleinen Mädchen nun beginnen auf den Markt zu gehen, Issa zu kochen und auf den Markt zu tragen, wenn sie also etwa 10 Jahre alt sind, so treten sie in eine Art Klubwesen ein, ähnlich wie die Knaben; es beginnt für sie die Soroperiode. Eines Abends, nach der Heimkehr vom Markte, kommen die Gleichaltrigen zusammen. Sie wählen eine Soro, eine Anführerin, Lehrerin, eine ältere Freundin, die sie leite und auch schütze. Danach begeben sie sich alle gemeinsam zur Nako. Diese Anrufung der ersten ihres Geschlechts macht nicht wie bei den Knaben Kaurimuscheln und Bier nötig. Sie begrüßen die alte Nakofrau mit dem Anruf Arubo. Sie knien vor der Matrone nieder und eines der Mädchen trägt vor, daß der gemeinsame Wunsch wäre, gemeinsam zu spielen, eine Herrin zu haben, wie das immer im Nupelande gewesen, und daß ihre Wahl auf die und die Person gefallen sei. Das sprechende Mädchen sagt: "Wir wollen dich sehen. Wir wollen, daß du diese Soro erst ansiehst." Danach fragt die Alte die Mädchen dreimal: "Ihr wollt also diese hier als Soro haben?" Wenn die Mädchen das dreimal bejahen, gibt die Alte der neuen Soro ein Kopftuch. Nur dies eine Mädchen darf das Kopftuch, das sie symbolisch zur Frau erhebt, tragen, keines der andern. Dreimal fragt die Matrone die Soro, ob sie die Mädchen gut führen wolle. Dreimal wird die Alte mit Arubo angerufen.



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Dann sagt die Nako wieder: "Nun macht keinen Streit! Unterläßt alle Händel gegen die Soro. Ihr selbst habt die Soro gewollt. Ich warne euch, gegen sie etwas zu tun. Sonst werde ich euch schwer strafen. Wenn ihr aber gut seid und immer freundlich zur Soro und untereinander, dann werdet ihr gut heiraten und werdet später viele Stoffe und Perlen erhalten."

Fünf Tage nachher kommt dann alle Welt zusammen. Die Soromädchen sagen: "Heute wollen wir tanzen. Heute wollen wir tanzen!" Alle kommen und alle haben die schönsten Kleider angelegt. Es ist ein Fest für das ganze Viertel oder die ganze Stadt, und der Sokiara sorgt für entsprechende Beköstigung. Die großen Sokiara schleppen große Humpen heran; die Sokiara Ansuma begnügen sich mit kleineren Gefäßen, — also schafft jeder nach Alter, Einfluß und Vermögen Stoff, um den Ehrentag der kleinen Mädchen festlich begehen zu helfen. Es ist selbstverständlich, daß allerhand Trommeln geschlagen werden. Denn es ist ja ein großes Tanzfest, das am Morgen um 6 Uhr beginnt und nachts um 12 Uhr endet. Die Nupe haben überhaupt eine große Kunstfertigkeit entwickelt, ihre Feste in die Länge zu ziehen und auszukosten, ganz wie die Joruba. Bei diesen Festen sitzen anscheinend die Sokiaren zuschauend daneben, wohl etwas blasiert und kindlich gönnerhaft, denn sie stiften das Bier, und die kleinen Mädchen tanzen zu ihrer Trommelei. Um Mitternacht löst sich die Gesellschaft auf, und jedes Mädchen geht mit seiner Mutter heim.

Wenn eine Soro heiratet, wählen die ihr unterstellten Mädchen eine neue, die dann in gleicher Weise der Nako vorgestellt und von dieser auf ihre Verantwortung aufmerksam gemacht wird. Während also die Soro nur eine periodische Stellung im Leben einnimmt, ist die Nako stets auf Lebenszeit gewählt. Ihre Würde geht erst mit ihrem Tode auf eine andere Matrone über, die von den Frauen erwählt wird. Alle Mädchen haben einmal im Jahre eine umfangreiche gemeinsame Arbeit für die Nako zu verrichten. Sie gehen nämlich kurz vor Beginn des Winters in den Busch und sammeln Feuerholz für die Nako. Sie haben die Arbeit alle gemeinsam zu verrichten. Sie holen so viel Brennholz, daß die Nako ein Jahr lang genug davon hat. Es ist ein ungewöhnlich großes Haus von oben bis unten damit angefüllt. Andere Verpflichtungen haben die Soroverbände gegenüber der Nako nicht.

Die Sokiaraburschen pflegen untereinander Freundschaft zu schließen. Ähnlich die kleinen Mädchen. Der radikale Unterschied der sozialen Funktion von Mann und Weib kann kaum schöner hervortreten als in diesem Beispiel. Die Sokiarafreunde sind gleichaltrig. Ihr Bündnis reicht bis in das Greisenalter, und wenn ein alter Nupemann darüber klagt, daß er vereinsamt in der Welt stehe, pflegt er



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zu sagen: "Ich bin der letzte jener Sokiara. Alle meine Sokiaragenossen starben." —Die Mädchen schließen dagegen in der Weise Freundschaft, daß ein kleines sich einem älteren anschließt oder daß ein älteres ein jüngeres Mädchen zur Freundin erwählt, so daß diese Freundschaft immer aus einer Lenkenden und einer Dienenden besteht. Das kleine Mädchen trägt der Freundin die Körbe, sie verrichtet für die zwar nicht den Worten nach (wie bei uns) angebetete, aber doch hochverehrte ältere Freundin alle möglichen Dienste und Gänge. Es ist, als wären diese Frauen nicht imstande, gleichberechtigt nebeneinander herzugehen, als müßten sie immer eine Herrin und eine Dienerin sein, als äußere sich ihr Lustgefühl in der Freundschaft entweder darin, daß sie dienen, oder darin, daß sie befehlen, daß einige sehr leicht herrisch, daß andere ebenso häufig sklavisch sind und geehrt durch die Tatsache, der Verehrten dienen zu dürfen. Die wertvollsten Dienste erweist die kleine dienende Freundin der sog. Nusa, der älteren Verehrten, wenn diese einen Geliebten hat. Dann eilt sie hin und her als Liebesbotin und vermittelt alle Zusammenkünfte, Übermittlungen von Aufmerksamkeiten und Geschenken. Denn beim Weibe läuft das meiste auf die Liebe heraus, wie beim Manne immer der Drang der Vereinigung von Kräften zur produktiven Gesamtleistung vorherrscht. Bei den Mädchen hört die Freundschaft mit der Ehe auf. Bei den Männern dagegen beginnt mit der Freundschaft die Arbeit des Lebens, die schöpferische Kraft.

7. Brautwerbung und Hochzeit

Zum geschlechtlichen Leben leitet eine Periode strenger und spröder Ablehnung aller erotischen Keime über. Das Kind bewahrt hier erstaunlich lange seine verblüffende Harmlosigkeit. Es ward ja schon oben geschildert, wie der Freund unschuldig und nichts ahnend mit der Freundin Arm in Arm schläft. Das Spiel geht weit über die Grenzen des üblichen Vertrauens heraus, aber es soll nicht zu irgendwelchen vorzeitigen Genüssen führen. Der kleine Sokiara und die Soromädchen bleiben Kinder, und sollten die Mädchen gar von einem ihrer männlichen Gespielen hören, daß er hier und da schon geschlechtlichen Umgang gepflogen habe, so meiden sie ihn, und sicherlich wird keines der Mädchen mehr ihm weitgehende Zutraulichkeiten gewähren. Seine Schwäche ahnend, meidet das Kind die verführerische Gelegenheit.

Man sagt also, daß in alten Zeiten die Mädchen unschuldig in die Ehe gekommen seien; man behauptet, daß auch die Burschen keusch gewesen wären, und alles, was darüber hier und da verlautet, scheint das zu bestätigen.

Die Tradition, die im Nupelande auch hierin klare und bewußte



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Bilder mit scharfen Umrissen malt, will wissen, daß in älterer Zeit die Mädchen nicht vor 15-18 Jahren, vor voller Reife und Entwicklung des Körpers, in die Ehe getreten wären. Die Heiratsidee sollte immer von den jüngeren Menschen selbst ausgegangen sein. Oft, und zwar besonders in den kleinen Landdistrikten, erwuchs die Ehe aus der Kinderfreundschaft. Und wenn die Freundschaft von Nachbarskindern besonders leicht zur Heirat geführt haben soll, so klingt das durchaus wahrscheinlich. Ebenso häufig keimte aber auch die Familienidee auf den Märkten. Wirtschaftliche Schwierigkeiten waren nicht so groß wie heute, und ein nahrhaftes Brautgeld war überhaupt nicht zu zahlen. Man sagt, es sei vordem nicht mehr als 10-15000 Kauri, d. h. etwa 5_71/2 Mark zu zahlen gewesen. Und das bringt, denke ich, zuletzt auch ein Unbemittelter auf, wenn die Ehe ihn lockend dünkt.

Hatten die beiden jungen Leute sich untereinander geeinigt, so ging der junge Mann zu seinem eigenen Vater und machte ihn mit seinen Wünschen bekannt. War nichts gegen den Ruf des jungen Mädchens und ihrer Familie einzuwenden, so ward die Genehmigung selten versagt. Der Vater mußte dann die Brautwerbung selbst in die Hand nehmen. Er rief eine befreundete alte Frau und sandte sie zum Vater des Mädchens mit dem Auftrage der Brautwerbung. Die Alte ging den Weg, der durchaus nicht angenehm war. Denn das erstemal ging sie der alten Sitte nach ohne Geschenk zu dem Brautvater, und dieser wies sie dann recht barsch ab mit den Worten: "Geh' nur wieder! Geh' nur wieder! Nein, ich gebe meine Tochter nicht. Dieser Junge ist mir nicht anständig. Also, geh'!" Die Alte kam zurück, erhielt vom Vater des Burschen nun 2500 Kauri und ward von ihm aufgefordert: "Geh' nur noch einmal zu dem Alten hin. Gieb ihm dies und bitte ihn, seine Tochter meinem Sohne zu geben!" Die alte Werber in machte sich auf den Rückweg. Sie reichte dem Brautvater das Geld. Sie fiel vor ihm nieder. Sie bat ihn um das Mädchen. Der tat nun sehr nachdenklich. Er nahm das Geld nicht, sondern sagte: "Ich muß darüber erst mit meiner Familie sprechen. Nimm das nur wieder mit dir!" Die alte Mittlerin zog also mit dem Gelde wieder von dannen.

Fünf Tage verstreichen. Dann ruft der Vater des Burschen die alte Frau wieder zu sich und sagt zu ihr: "Warst du seitdem wieder bei dem Vater des Mädchens?" Die Alte antwortet: "Nein, ich hatte seitdem noch nicht wieder Zeit hinzugehen." Der Vater des Burschen sagt zu ihr: "Dann bitte ich dich, heute noch einmal hinzugehen und zu fragen, ob der Mann und die Familie das Mädchen meinem Sohn zur Ehe geben wollen." Die Alte geht also zum dritten Male den Bittweg. Natürlich weiß der Brautvater und dessen Anhang ganz genau, daß heute die Entscheidung fallen muß. Also ist



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die ganze Familie um den Brautvater versammelt, wenn die Werberin eintritt. Die Werberin wiederholt die Bitte: "Gib dem Burschen deine Tochter zur Frau. Der Bursche ist gut. Ich kenne den Burschen von Kindheit auf. Er arbeitet viel. Er wird seine Frau gut halten; er wird ihr Perlen und viele Kleider schenken." Der Brautvater bleibt hart. Er bleibt grob, ablehnend. Die ganze Familie der Braut schimpft: "Dieser Junge taugt nichts. Dieser Junge ist schlecht! Was soll dieses Mädchen als seine Frau? Ist es nicht ein fleißiges Mädchen? Ist das Mädchen nicht gut erzogen? Und was taugt dieser Bursche? Vertrinkt er nicht das Bier? Ist er nicht überall, wo es einen Tanz und ein Ringen gibt? Nein, wir geben das Mädchen nicht." Die Mittlerin ihrerseits verharrt in bescheidenem Betteln: "Der Junge ist gut. Ihr kennt den Jungen nicht. Der Junge arbeitet. Der Junge ist fleißig. Gebt dem Jungen das Mädchen. Er wird das Mädchen gut halten. Gebt ihm das Mädchen zur Frau!" Die alte Mittlerin bettelt so lange, bis der Brautvater endlich sagt: "Na, dann komm morgen wieder. Der Junge soll das Mädchen haben."

Es ist schwerfällige alte Bauernsitte. Das Hochzeiten vom Freien bis zum ersten Ehegenuß ist im Nupelande von einer solchen Schwerfälligkeit, ist so reich an Hindernissen, daß, wenn die Angehörigen dieses Volkes nicht eben Nupe wären, außerordentlich viele Männer lieber im Junggesellentum bleiben würden, als alle diese Zeremonien und Hindernisse anzupacken. Denn all das ist nur der harmlose Anfang!

An dem Tage, da der Brautvater sein Jawort gegeben, nimmt er das Geld. Die Alte eilt vergnügt zum Vater des Burschen und berichtet. Freude zieht nun ins Haus. Der Vater ruft alle Leute seines Gehöftes zusammen. Er sagt: "Mein Sohn wird das und das Mädchen heiraten. Der Vater hat soeben das Wort gegeben." Dann geht der Vater mit dem Burschen hinüber ins Gehöft der Braut. Die Männer begrüßen die Brautfamilie und ganz besonders den Brautvater, der wie ein König dasteht, der den anderen eine große Gnade erwiesen hat. Im übrigen haben sich von diesem Tage an der Bursch und das Mädchen aus dem Wege zu gehen. Sie müssen weglaufen, wenn sie einander begegnen. Dann der Hauptpunkt. Der Bräutigamsvater macht dem Brautvater ein Geschenk von ca. 4000 Kauri. Das gilt in keiner Weise als Brautgabe. Es ist eine Art Dankgeschenk. Die eigentliche Brautgabe betrug etwa 12000 Kauri in wohlhabenden Bauernkreisen. Von der Brautwerbung bis zur Verehelichung verstrich ein Zeitraum von etwa einem Monat. In dieser Zeit braucht der Bursch dem Schwiegervater noch keine Arbeit zu leisten. Das kam erst, wenn er drei Monate verheiratet war. Dann rief er alle seine Altersgenossen zusammen, begab sich auf die Farmen des Schwiegervaters



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und ließ ihm weidlich Unterstützung zuteil werden. Denn da so an die 20-40 Burschen zusammenkamen, so bedeutete das schon eine ganz hübsche Tagesleistung.

Dann kommt die Hochzeit. Der Hochzeiter selbst wird als Ebaijao, die junge Braut oder Frau als Iao bezeichnet. — Eines Tages nimmt der Vater des Burschen einen Beutel mit 400 Kaurimuscheln und begibt sich auf den Weg zum Brautvater. Er übergibt dieses Geschenk und sagt: "Hier sind 400 Kaurimuscheln. Wir wollen die Frau nehmen." Der Brautvater sagt: "Es ist recht." Dann mag das Schauspiel beginnen, das komische Drama "Brautraub", lustig und stilvoll wie bei den Bassariten oder Akposso, nur daß es hier energischer und viel zeremonieller, im Höhepunkt dramatisch bis zur Blutwunde und zum Knochenbruch durchgeführt wird.

Ist die Unternehmung angemessen angekündigt, so begibt sich der Bräutigam mit einigen Freunden auf die Warte. Sie passen dem Mädchen am Wege auf; sie haben ihre Spione im Gehöft des Schwiegervaters, kleine Burschen, die es verraten, wenn die Braut sich auf den Weg macht, im Busche Holz, am Bache Wasser oder in der benachbarten Farm Korn zu holen. Dann lauern sie am Wege. Das Mädchen wird gepackt, das Mädchen schreit, sie strampelt. Und wenn ein starkes, hochgewachsenes Bauernmädchen vom Schlage der Nupe strampelt und schreit, dann bedarf es schon einiger Männerkräfte, sie zu halten. Nun, man hält sie. Sie ist zum erstenmal überwunden und wird nun in das Gehöft der Bräutigamfamilie gebracht, getragen, geschleppt. Da wird sie auf eine umgekehrte Trommel gesetzt, über die Trommel ist Stoff gedeckt. Nun sieht und hört sie dem allgemeinen Jubel zu. Die Weiber haben die Epuri, die Kalebassentrommel, die Burschen die gewöhnliche Trommel. Emsig wird gerasselt. Die Mutter der Braut hat sehr viel Essen gekocht und die Mutter des Burschen große Mengen von Bier entweder selbst gebraut oder gekauft. Dieses Fest geht nun einen Tag nach dem anderen in hohem Wellenschlage vonstatten.

Der Bursch behält das Mädchen zunächst 7 Tage im Hause, ohne zunächst auch nur zu versuchen, sie zu begatten. In dieser Festzeit sind immer die Freunde und Brüder des jungen Ehemanns um ihn, bei der jungen Frau aber deren jüngere Schwestern und Freundinnen, zumeist die ganze Sorogenossenschaft. Das währt so 7 Tage. Am siebenten Tage sagt dann der junge Ehemann zu seinem Vater: "Heute will ich meine junge Frau den Leuten vorführen. Heute sollen die Angehörigen meine junge Frau sehen." An dem Tage bringt dann der junge Ehemann die jungfräuliche Iao heraus. Der Vater hat die alte Brautwerberin mit der Nachricht hiervon an den anderen Schwiegervater gesandt, und so kommen denn am Nachmittag um 4 Uhr beide Familien im Hause des Ehemanns resp. im



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Gehöft des Vaters desselben zusammen. Bis dahin war es mehr oder weniger ein Fest der Jugend. Nun treten auch die alten Freunde und Verwandten zusammen. Man sitzt und hockt in der Runde. Erst wird eine Matte herausgebracht und in der Mitte ausgebreitet. Dann kommt die junge Frau selbst, sich niederzulassen. Sie liegt nun auf den Knien, ihr Gesicht ist mit den Händen, der ganze Kopf mit dem lang herunterfallenden Kopftuch bedeckt.* Dann tritt die Schwester des jungen Ehemanns an sie heran. Heute soll alle Welt die junge Frau sehen, die in den Kreis dieser Familie tritt. Die Schwägerin hebt also das verhüllende Tuch hoch und redet der Iao zu, die Hände von dem Antlitz zu nehmen. Als ich dieser Szene einmal beiwohnte, sagte die liebenswürdige Schwägerin: "So lege doch die Hände in den Schoß. Zeige doch dein Antlitz. Wir haben gemeinsam oft gespielt und gesungen. Ich weiß, daß du schön bist. Wenn du lachst, hast du schöne Zähne. Deine Zunge ist rot. Deine Augen sind schwarz. Dein Gesicht ist nicht von Blattern entstellt." Das Mädchen sagte es so zierlich und mit so wohltuendem Tone, daß daß das sehr ansprach, und auch die Art, wie sie dann der widerstrebenden Iao die Hände halb gewaltsam herabdrückte, wie diese dann beschämt und mit vor Scham gerötetem Antlitz und mit niedergeschlagenen Augen sich wehrte, hatte unbedingt eine ganz ausgesprochene Anmut. —Und alle die herumsaßen, lächelten freundlich und wohlwollend.

Dann folgt sogleich das nächste Spiel dieser an sinnreichen Zeremonien ungemein reichen Festlichkeiten. Eine Freundin der Iao schüttet vor dieser auf die Matte einen Haufen Guineakorn aus, der von einem Mittelhügelchen weit auseinanderrinnt. Die Kinder drängen nun um die Matte, und die Freundin wirft von oben in den Kornhaufen einen Metallring, der vom Finger gezogen ist. Der Ring gleitet sogleich in das glatte leichte Korn hinab. Burschen und Mädchen drängen nun heran. Sie wühlen in dem Korn und suchen nach dem Ring. Ist der Finder ein Junge, so übergibt er den Ring dem jungen Ehemanne. Man ist dann überzeugt, daß das erste Kind der Jungverheirateten ein Knabe sein wird. Findet dagegen ein Mädchen den Ring, so übergibt sie ihn der Frau, und der allgemeinen Überzeugung nach wird das erste Kind nun ein Mädchen sein. Dieses liebenswürdige Spiel heißt Rukadin. Das Korn wird dann gereinigt und 

* Bei dieser Gelegenheit möchte ich auf eine merkwürdige Analogie aufmerksam machen, die in der Art liegt, wie die jungverheirateten Frauen der Nupe das Kopftuch beim Ausgehen tragen. Sie halten es mit den Händen nämlich weit vor und nach außen, so daß es wie ein Dach dem Begegnenden den Blick auf das Gesicht unmöglich macht. Ebenso tragen tunesische Frauen ihr Kopftuch, ebenso bei den Jukum die weibliche repräsentative Frauenmaske (die Aku oawa).


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in eine Kalebasse gefüllt und der Mutter des Bräutigams gebracht. —Auch an diesem Tage wird wie an den vorhergehenden 6 Tagen emsig getanzt, hier von den Burschen davon den Mädchen. Die Mädchen tanzen aber ihre einfachen Reigen nur im Hause. Auch an diesem Tage schläft der junge Ehemann noch nicht mit seiner Frau.

Der nächste Tag setzt mit echt mädchenhaftem Gehabe und Spiel ein, an dem die jungfräuliche Iao und ihre Gespielinnen viel Freude haben und das gewissermaßen eine Prüfung und scherzhafte Vorführung der Haushaltungskünste der Iao darstellt. Schon am frühen Morgen wandern die jungen Mädchen mit ihren Töpfen zum Fluß hinab, um Wasser zu holen. Mit Sonnenaufgang wird die Iao von ihnen gewaschen. Danach wird sie außerordentlich sorgfältig mit Rotholzfarbe eingerieben, und in diesem Schmucke geht sie zum Flusse hinab, um selbst zur Speisenbereitung Wasser zu holen. Kehrt sie von diesem Gange in ihr Gehöft zurück, so empfangen sie die Gespielinnen mit Händeklatschen, und dann muß sie auch den gefüllten Topf sehr schnell zur Erde setzen, sonst werfen ihn die Gespielinnen herab.

Nachdem die Iao diese Probe der Geschicklichkeit abgelegt hat, erhält sie von den Freundinnen Korn, das sie selbst auf dem Stein reiben muß. Sie muß den Topf mit Wasser auf das Feuer setzen und, wenn es kocht, den üblichen Edje genannten Fufubrei kochen. Aber so schnell geht das nicht. Die lustige Sitte verlangt erst allerhand scherzhafte Tölpeleien. Die Iao setzt den Topf erst umgekehrt auf die Feuersteine, so daß die Rundung nach oben steht. Auf den Topf gießt sie dann das Wasser, und dieses löscht, am Topfe herabrinnend, natürlich unten das Feuer aus. Die Iao markiert nun die Törichte und Unerfahrene. Sie jammert über das Unglück und sagt: "Ach, ich weiß das nicht zu machen. Ach, ich kann kein Wasser kochen. Das Wasser hat mein Feuer ausgelöscht!" Die Gespielinnen ihrerseits jubeln. Sie klatschen in die Hände und singen: "Ach, die Iao weiß es nicht zu machen! Ach, die Iao kann kein Wasser kochen." Danach wird neues Feuer geholt. Es wird ein Topf mit Wasser nun richtig aufgesetzt. Aber ehe noch das Wasser kocht, wirft die Iao das Mehl hinein, so daß es wiederum nichts wird. Abermals jubelt der Kreis der Freundinnen. Sie klatschen in die Hände und singen: "Die Iao kann nichts. Die Iao kann nichts. Die Iao kann nicht kochen und heiratet!" — Endlich beginnt die Iao das Werk noch einmal, und zwar diesmal führt sie die Arbeit richtig durch, und es ist eine Ehrensache, daß der Edje sehr gut wird. Ist der Brei aber fertig, so nimmt sie ihn mit dem Kantara genannten Löffel (in Joruba-Ebako, in Haussa-Maro) heraus und füllt ihn nun statt in eine Schüssel auf den sandigen Boden, was natürlich abermals Veranlassung zu allgemeinem Jubel



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gibt. Endlich gießt sie noch die Enni (Soße) darüber. Die ganz kleinen Mädchen, die anwesend sind, beginnen nun davon zu essen, und was übrig bleibt, wird in eine Kalebasse gefüllt und für die kleinen Knaben der Familie aufbewahrt.

Mit dieser Speisebereitung beginnt für die Iao die Zeit einer gewissen Dienstbarkeit, die Eingewöhnung an die Dienste, die in Zukunft nicht mehr der eigenen, sondern der Familie des Ehemanns zu erweisen sind. Dabei spielt die kleine Freundin (siehe, was ich am Ende der Darlegung über Mädchenerziehung und Soro sagte!), die Nusa oder Nusa-ao ihre letzte besondere Rolle. Am Tage nach der Bereitung des Edjebreies begibt sich die Iao mit ihrer Nusa zusammen in den Wald. Sie sammeln im Busche Brennholz, laden es auf und tragen es heim für den jungen Ehemann. Das ist der erste Dienst, den sie ihm erweist. Wieder einen Tag später geht sie mit drei Mädchen, nämlich mit einer Jegi-ao (Schwester der Iao), der Eja-ao (einer Gespielin der Iao) und mit ihrer Nusa zum Wasser. Sie bringen Krüge voll Wasser herauf. Dieses Wasser wird in der Familie des Ehemanns verteilt. Solches Wassertragen wird während fünf aufeinander folgenden Tagen geübt. Die Familienmitglieder die von diesem Wasser erhalten, sind ihrerseits verpflichtet, ihr anständige Geschenke in Kaurimuscheln zu geben. Am anderen Tage macht die Iao viel kochendes Wasser. Das verteilt sie abermals unter die Glieder der Gattenfamilie. Wiederum erhält sie Kaurigeschenke, von diesen 40, von jenen 80, je nach Alter, Wohlhabenheit und Ansehnlichkeit des Gebers. Solche Verteilung warmen Wassers soll den Familiengliedern die Möglichkeit geben, sich gründlich zu waschen. Sie währt von morgens um 6 Uhr bis abends um 8 Uhr, bedeutet also eine umfangreiche Sache.

In der diesem Badetage folgenden Nacht kommt es nun auch zum ersten ehelichen Annäherungsgefecht zwischen den beiden jungen Gatten. Wenn alle Welt schläft, also etwa um I oder 2 Uhr, geht der junge Ehemann zu seiner jungfräulichen Gattin hinein. Die jungen Mädchen, die wie eine Ehrenwache um diese herum schlafen, springen auf und laufen aus der Hütte, entrinnen dem Kampfplatz. Denn nun beginnt die Reihe jener Gefechte, deren Verlauf, wie kluge Nupefrauen sagen, für den Verlauf des ganzen Ehelebens maßgebend ist. Der junge Ehemann nähert sich dem Lager. Wenn sich das junge Weib stark genug fühlt, bleibt sie liegen und wartet ab, bis er sich neben ihr ausstreckt und den ersten Versuch macht, seine Eherechte geltend zu machen. Befürchtet sie dagegen allzuleichtes Unterliegen, so steht sie auf, wartet gar nicht erst die intimste Annäherung ab, sondern befolgt den Satz, daß der Angriff die beste Verteidigung sei. Also ringen die jungen Menschen miteinander um den Sieg, der eine, weil er nichts verlieren, der andere, weil er sein



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Recht gewinnen will. Man muß die Gudrungestalt des Nupeweibes gesehen haben, um zu ahnen, daß Gunther gar leicht unterliegt. Aber heute kommt es noch nicht zur Entfaltung aller Kräfte. Es ist heute nur eine Kraftprobe, und der junge Ehemann zieht sich bald von der schreienden und um sich schlagenden Gattin zurück.

Am anderen Tage wird es ernster, und der Ehemann trifft seine naturvölkerhaften Vorbereitungen. Er geht zu einem Bassachi. Er läßt sich viele Tschibe, d. h. Medikamente (Haussa = Magani) geben. Die genießt er; deren Zweck ist, eine gute Erektion zu erzielen. Denn sehr richtig sagt sich der Ehemann, daß bei so kräftiger Veranlagung der Gattin und bei den Aussichten dieses bevorstehenden Entscheidungskampfes es nicht ausgeschlossen sei, daß auch im Falle des Niederringens der Heroine der Sieger so viel Kraft und Illusion verlieren könne, daß im entscheidenden Augenblick das letzte, hier auch als besonders schwierig bezeichnete Werk der Defloration nicht mehr gelingen könne. Also der Mann ist vorsichtig und kräftigt sich. Aphrodisiaka sollen bekannt sein. — In der kommenden Nacht macht er sich also wieder auf den Weg zum Kampfplatze, in dem bei seinem Eintreten abermals die Ehrenjungfrauen entfliehen.

Und dann beginnt der Kampf. — Lieber Leser, ich bin natürlich nicht Zeuge einer solchen durchaus unparlamentarischen Geschlechtsverbindung gewesen, aber ich habe jungfräulich spröde Gebarung in Mokwa mit beobachtet, und ich kann nur ganz unbedingt und voll das glauben, was mir die guten Nupeehemänner davon erzählt haben. Die Töne, die aus dem Verehelichungshause über den weiten Marktplatz hinweg zu meinen Ohren und zu den Ohren der meisten just nicht schlummernden Mokwabürger drangen, kamen aus einer Atmosphäre, in der jedenfalls unsere Vorstellung von süßen Brautnächten und sich hingebenden Bräuten nicht am Platze ist. Erst hörte ich schreien. Ich kroch aus meiner Hütte und fragte die Wachtposten, was das sei. Da hörte ich denn, daß das Mädchen, dessen Hochzeitstanzfest ich vor wenigen Stunden mit angesehen, soeben heirate. Nun, es klang nicht wie heiraten. Nachdem das Mädchen mehrmals geschrien hatte, hörte man beim Nähertreten aus dem Hause Schläge, die fielen hageldicht. Danach Stöhnen und Grunzen, letzteres offenbar von dem Ehemann, dem die Braut, wie ich am nächsten Tage hörte und sah, den Arm ausgedreht hatte. Wieder Schreien. Dann aber ein schluchzender, stöhnender Gesang, der mir übersetzt ward: "Helft mir! Helft mir! Warum steht meine Familie mir nicht bei? Helft mir! Helft mir!" usw. Das ging so in Absätzen weiter, wohl noch eine halbe Stunde lang, dann verrieten die letzten Töne, daß der Ehemann nun doch wohl endgültig verheiratet sei. Es ward denn auch gleich die Tür aufgeschlagen und



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heraus kam ein anscheinend splitternackter Mensch, der in langen Sätzen im fahlen Mondschein von dannen jagte. Das Ganze hatte etwa dreiviertel Stunde gewährt.

Die weitere Entwicklung ist die: Hat der junge Ehemann sein Recht erkämpft, war das Mädchen Jungfrau, ist reichlich Blut geflossen, so läuft der Mann von dannen aus der Hütte, und während der Mann mit dem Kopftuch der Entronnenen sein Glied reinigt, eilt diese in das Gehöft ihrer Mutter, die vorsorglich warmes Wasser bereithält. Die Hälfte dieses Wassers wird für ein Bad der jungen Frau verwandt, die die Spuren des Kampfes und die junge Wunde wäscht, die andere Hälfte aber wird hinüber zum Ehemann geschickt, der ebenfalls reinigungsbedürftig ist. Damit endet dann diese Nacht.

Am anderen Morgen kommen alle Freundinnen der Iao. Sie nehmen das blutige Kopftuch und die blutige Matte mit und tragen diese Insignien nupescher Mädchen- und Frauenwürde im Orte herum, wozu sie das schöne Familienlied singen: "Die Mutter der Iao hatte sie gut gehalten! Sie ist vorher nicht mit einem Manne zusammengewesen. Die Mutter der Iao hatte sie gut gehalten!" usw. Nachher wird das Kopftuch der stolzen jungen Frau zurückerstattet. Sie wäscht die ehrenvollen Zeichen heraus und bereitet daraus ein Eka, das ist ein polsterartiges Wickelbündel, das als Unterlage für Lasten und Wasserkrüge auf den Kopf gelegt wird.

Der Ehemann macht aber an diesem Tage seiner Schwiegermutter einen Art Dankesbesuch. Er bringt ihr Hahn und Henne. Die gute Frau hat ihrerseits einen schönen Brei mit Honig bereitet. Sie kocht Henne und Hahn, und zwar in zwei verschiedenen Töpfen. Ersteres bekommt mit guter Breiunterlage die Iao und ihre Freundinnen, daß sie sich von Schrecken und Strapazen erholen. Den anderen Vogel aber erhalten, natürlich auch mit genügender Breizufügung, der junge Ehemann und seine Freunde. Und wenn die Mädchen stolz sind auf die erwiesene Unberührtheit ihrer Freundin, so loben die jungen Männer die Kraft und Unerschrockenheit des Siegers, der nicht selten reichlich mit Schrammen und Wunden bedeckt ist. Ja, kommen doch sogar Knochenbrüche und, wie in dem mir bekanntgewordenen Falle, ernste Verrenkungen vor.

Am gleichen Abend kehrt die junge Frau zu ihrem Gatten zurück. Sie bleibt nun bei ihm, ohne ihn zunächst wieder zu verlassen. Ihre Sprödigkeit ist nun ein für allemal überwunden, und die Jungvereinten geben sich nun einer ungezügelten Leidenschaftlichkeit hin, wie sie bei den sonst sehr züchtigen Naturvölkern selten ist. Während im allgemeinen die Eheleute doch nur in bestimmten Nachtstunden sich den Geschlechtsgenuß zu gewähren pflegen, liegen diese Nupe-Hochzeitspaare in den ersten 10 Tagen bei jeder



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Gelegenheit einander bei, so daß es nicht selten ist, daß dem jungen Mann ein wenig die Luft ausgeht und er noch einmal wieder zum Bassaschi zurückkehrt, um neue Tschibe zur Kräftigung seiner Mannbarkeit zu holen. Jedenfalls wird von nun an nicht mehr geschrien.

Am zehnten Tage kommt dann die Ausstattung, die Kara, die wir erst einer Durchsicht unterziehen wollen, ehe wir die mit ihrer Überweisung verbundenen, wiederum sehr merkwürdigen Sitten schildern. Die Kara besteht im wesentlichen aus:

Teller -Nupe =Tassa; Haussa = Tasa.
Trage für Wasser - Nupe = Ka.
Kalebassentrommel - Nupe =Epung; Haussa = Massaki.
Rührstange für Brei - Nupe =Jebantschi; Haussa = Mutschia.
Wassertopf -Nupe =Mange; Haussa = Tulu.
Stühlchen - Nupe =Essa; Haussa =Kujela.
Kalebassenlöffel - Nupe =Pantoro; Haussa = Ludei.
Soßentopf -Nupe =Dukunillu; Haussa =Tukunjamia.
Eisenlampe - Nupe Fetilla; Haussa = Fetilla.
Trinkkalebasse - Nupe Wodan; Haussa = Korrienscha.
Eßkalebasse - Nupe =Ewodsegi; Haussa = Korrientuo.
Musikschlagkalebassenröhre -Nupe =Santu; Haussa = Schantu
(wie seinerzeit bei Soninkefrauen in Bandiagara gesehen.
Tragkalebasse -Nupe =Wata; Haussa =Agofata).
Kochständer aus Eisen -Nupe =Muffu; Haussa = Mussufu.
Siebkorb -Nupe =Sami; Haussa = Raria.
Hennakalebasse - Nupe = Schantullali; Haussa = Schantullali
(aus Haussa importiert).
Wasserreservoir, großer Tontopf - Nupe =Dangara; Haussa =
  Randa.
Messer - Nupe =Ebi; Haussa =Juka.
Eisenlöffel zum Feuertragen - Nupe = Enjenneli; Haussa =
Karife-daukanguta.
Das Durchzugspielzeug - Nupe = Egbateji; Haussa fehlt.
Holzlöffel - Nupe =Kantara; Haussa =Tschokali.
Kochtopf -Nupe =Dukundjebo; Haussa = Tukuntuo.
Großer Holzlöffel in Kalebassenform - Nupe =Pantarako.
                    Holzform - Nupe = Kantarako.
Kalebassen als Schmuckdosen mit Deckel - Nupe =Ewokonji;
  Haussa =Kolliamadjigi.
Kleiner Topf zum Trinken -Nupe =Dukumueli; Haussa =Tukujenkununka.
Waschtopf -Nupe =Kossuko-nuofo; Haussa = Kaskowanka.
Kochbesen -Nupe =Soko-suo; Haussa =Tschintschiatalligi.
Bodenbesen - Nupe =Soko-nfafin; Haussa =Tschitschia.


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Reibstein - Nupe =Takun-ige; Haussa =Dutschi-niga. Mörser - Nupe =Dutschi; Haussa Turumi. Keule - Nupe =Etu; Haussa = Tabaria.

Zu alledem kommen noch verschiedene Arten von Stoffen und Kleidern, Kopftüchern, dann Röcke, eine Matte (Sogun; Haussa = Taberma), Perlen (Njensusung) verschiedener Art. Alles in allem bekommt ein wohlhabendes Bauernmädchen eine Ausstattung mit in die Ehe, die etwa 15 Traglasten ausmacht. Am genannten 10. Tage nach der vollzogenen Ehe - die also etwa der 20.—25. nach Beginn der Ehezeremonien überhaupt ist -werden allerorts die Trommeln zurechtgelegt und gestimmt. Denn an diesem Tage sendet der Vater der Iao an den jungen Ehemann eine Botschaft, die lautet: "Die Kara (Ausstattung) ist fertiggestellt; sie kann gebracht werden." Und das gibt Veranlassung zu neuen Zeremonien, neuen Gelagen und neuen Tanzereien.

Der junge Ehemann übermittelt die Botschaft seinem Vater. Der Vater seinerseits verständigt erst einmal die ganze Familie und läßt alles zusammenkommen; dann zitiert er die alte Brautwerberin. Die alte Brautwerberin wird zur Nako gesendet, um ihr die Mitteilung von der bereitstehenden Ausstattung zu machen. Sobald die Nako davon hört, ruft sie die jungen Mädchen herbei, und die müssen hingehen und die Ausstattung holen. Die Mädchen rennen eiligst zum Schwiegervater. Die Lasten sind nicht leicht. Aber sie strecken die Beine, um der Ehre, eine Last tragen zu dürfen, teilhaftig zu werden. Inzwischen kommen auch trommelnde Burschen. Es wird nach Noten getrommelt und gerasselt. Den beladenen Mädchen schließt sich ein ganzer Zug schaulustiger und lärmender Leute an. In zeremoniell gemessenen Schritten, aber laut lachend, begibt der Zug sich nun auf die Rundtour.

Erst tragen die Mädchen die Lasten mit der hochaufgetürmten Ausstattung zum Hause des Bürgermeisters oder Ortsherrn. Von da aus wandern sie zum Gehöft des Limam, und endlich besuchen sie der Reihe nach alle angesehenen alten Leute, die Nusaji-ri. Überall hält der Zug an, um den Bewohnern Gelegenheit zu eingehender Besichtigung zu geben. Diese wird von den Weibern auch gründlich ausgenutzt, und aus mancher Last wird dieser und jener Gegenstand herausgezogen, herumgereicht und das Ganze gründlich kritisiert. Dieser Rundgang währt mehrere Stunden, dann begibt der ganze Zug sich zurück zum Hause der Brautmutter. Dort gibt es zur Erfrischung einen Aufguß von Guineakornmehl, im vorliegenden Falle noch verbessert durch Zugabe von Honig (Efu). Dann werden die Lasten wieder aufgenommen, die Trommler ergreifen ihre Instrumente und der Zug setzt sich wieder in Bewegung, diesmal mit dem Ziele: Hochzeitshaus.



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Hier nun geht eine sehr eigenartige Sache vor sich. Wenn der harmlose Leser glaubt, daß die ganze Ausstattung nun Eigentum der jungen Frau wird, so irrt er sich. Es kommt anders: Wenn die Mädchen mit den Lasten auf ihrem Kopf in dem Gehöft des Bräutigams ankommen, vollführen sie einen Enja genannten Tanz. Die Mädchen setzen ihre Lasten nicht ab. Sie tragen sie im Tanze weiter. Der Tanz selbst ist von jener eigentümlichen Art, die ich seinerzeit in Nordtogo bei den Losso und Tamberma kennenlernte. Es trippeln zwei der Mädchen mehrfach umeinander und stoßen dann mit den Hintern gegeneinander. Sie machen das natürlich nicht mit jener Wucht, die die Lossofrauen anwenden, vielmehr achten sie darauf, daß die Last auf ihrem Haupte nichtin Schwanken und Sturzgefahr komme. Danach, d. h. nach einer Tanzerei von etwa einer Stunde, wird alles niedergesetzt und ins Haus getragen. Im Hause zählt die Schwester des jungen Ehemannes die Lasten, und wenn alles gut und anständig und richtig befunden ist, wird die ganze Ausstattung in zwei gleiche Teile zergliedert.

Der eine Teil der Ausstattung gilt als der Iao gehörig, die andere Hälfte als dem jungen Manne zukommend. Ja, das ist merkwürdig, aber es ist so. Diese Hälfte nimmt der junge Ehemann und verteilt sie frohen Mutes und höchst liberal unter seine Angehörigen. Eine Schwester bekommt einen Löffel, eine Verwandte eine Kalebasse, eine andere einen Topf usw., bis diese Hälfte aufgelöst und in der Ehemannsfamilie verteilt ist. Die Iao ihrerseits teilt den ihr zukommenden Teil der Aussteuer nochmals. Die eine Hälfte ihrer Schätze nimmt sie in Gebrauch, die andere Hälfte alles Geschirres, aller Stoffe, Perlen usw. bringt sie zurück zu ihrer Mutter und holt sich aus diesem wohigehüteten Magazin dann immer das, was sie just benötigt, wenn der Gebrauchsteil abgenutzt, zerbrochen, verloren oder gar verbrannt sein sollte.

Damit hat denn dieses ländliche Fest endgültig seinen Abschluß gefunden. Es ist eine echte Bauernhochzeit, und es versteht sich von selbst, daß von allen diesen altertümlichen und verschrobenen Sitten nur die allerwenigsten in großen Städten, gar in der Weltstadt Bida noch gebräuchlich sind. In den großen Städten lacht man über die hinterwälderischen Bauern -just wie bei uns. Der Ethnologe aber ist froh, daß er noch diese aussterbenden Gebräuche studieren konnte. Sie werden sich bei der größeren Anpassungsfähigkeit und enormen Wirtschaftsevolution der Neger dort unten nicht mehr so lange erhalten können wie bei uns.



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8. Familien- und Wirtschaftsleben

Die Hochzeit ist zu Ende. Das bürgerliche Eheleben nimmt seinen Anfang. Die junge Frau siedelt in ein Haus im Gehöft des Mannes über. Im übrigen erhebt das bürgerliche Leben im echt patriarchalischen Rahmen seine Ansprüche an Mann und Weib, d. h. für die Frau (um deren Leben weiter zu verfolgen), daß sie unter der Leitung der Familienmutter emsig und fleißig tagsüber arbeitet, wirtschaftet und handelt. Die nupeschen Frauen sind aber in der Tat durchaus arbeitsam, so daß sie am Abend ihre gesunde Müdigkeit verspüren.

Die Frau zieht sich im allgemeinen am Abend in ihre eigene Hütte zurück. Verspürt der Mann in der Nacht sehr starke eheliche Regungen, so ruft er sie zu sich auf sein Lager in seine Hütte hinüber. Die jungen Nupe sind im allgemeinen recht gierig auf solche Kost, und in den ersten Monaten bereiten sie sich diesen kleinen Genuß nicht selten einmal am Tage und einmal in der Nacht. Später wird das Blut kühler, und vernünftige Leute begnügen sich mit einer Erquickung am vierten oder fünften Tage. Die Menstruation (Nupe =Tschikan; Haussa =Paschia-sola oder Al'ada) schließt natürlich auch hier den Beischlaf aus. In der Periode wäscht die Frau nur den Körper, nicht die Kleidung. Erst nach Abschluß der ca. 3 bis 5 Tage währenden Zeit wird die Wäsche gereinigt. Hat diese mehrfache und ältere Spuren, so wird sie nun in Kammwood-Wasser gelegt, was ihnen eine hübsche, leider natürlich ganz unhaltbare rote Farbe verleiht. —Es gibt, um das hier noch einmal zu betonen, keine stärkeren Farbengegensätze, als ihn die Märkte der Joruba und, die der Nupe bieten. Die Jorubaweiber bevorzugen durchaus die blaue, aus Baumzweigen gewonnene Indigofarbe, und daher erscheinen die Märkte, wenn sie stark besucht sind, wie in blaue Farbe getaucht. Bei den Nupe aber tritt immer und immer wieder dieses Rot in den Vordergrund. Jede andere Farbe hebt sich von einem Hintergrunde von roter und brauner Farbe ab.

Der Nupe rechnet im allgemeinen, daß seine Frau nach etwa dreimonatlichem Eheleben die Schwangerschaft erreicht hat. Das hindert ihn nicht, die eheliche Ubung fortzusetzen bis etwa 2 Monate vor der Geburt. Wenn ihm nun aber diese Quelle der Ergötzung abgeschnitten ist, so ist er durchaus nicht willens, auf diese ihm lieb und üblich gewordene Betätigung zu verzichten, und somit sieht er sich nach anderen Partnerinnen um. Er findet sie sicher. Mancherlei Gelegenheit bietet sich. Und wenn die Jungfrauen im alten Nupeland als besonders keusch und züchtig galten, so ist das bei den Nupefrauen nicht und anscheinend nie so gewesen. Also, findet der junge, durch Fainilienzuwachs von der eigenen Gattin abgeschnittene



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Ehemann schon bei anderen Frauen Gunstbewilligungen, und harmlos wie dieses Bauernvolk ist, erzählt der junge Mann seiner Gattin auch ganz vergnügt von seinen Abenteuern und den speziellen Eigenarten und Vermögnissen anderer Weiber.

Darüber schmollt die Gattin ganz und gar nicht. Sie findet das belustigend und in manchen Punkten auch belehrend. Ja, sie geht noch weiter. Wenn der Gatte ihr in solcher Zeit sagt, er wolle recht gern einmal mit dieser oder jener Frau einen Liebeshandel beginnen, wisse aber nicht die Gelegenheit, es anzustellen, so nimmt sie sich seiner Not an. Sie berichtet der anderen. Sie sagt ihr: "Du siehst, in welchem Zustande ich jetzt bin. Ich kann meinem Manne nichts bieten. Er möchte einmal mit dir zusammenkommen. Komm doch also zu mir. Du wirst sehen, daß mein Mann ein ordentlicher und rechter Kerl ist. Vielleicht kommst du morgen früh einmal zu mir, um die Kalebasse wieder zu holen, die du mir jetzt leihen kannst." Also ist die Sache sehr einfach. Am anderen Morgen kommt die willige Frau. Sie durchschreitet das Gehöft mit fröhlichem Geplauder. Sie fordert die gestern geliehene Kalebasse zurück oder aber sie bittet um etwas Salz, erkundigt sich nach einem Kochrezept usw. usw. Mittlerweile betritt sie mit der Frau des tändellustigen Mannes eine Hütte, der Ehemann kommt dazu oder aber weilt schon darin. Die Ehefrau entfernt sich für einige Augenblicke, um irgend etwas zum "Zeigen" zu holen, und dehnt diesen Augenblick sicher so lange aus, bis die beiden da drinnen ihr Lüstchen gekühlt haben. Wenn sie wiederkommt, sitzen Ehemann und Freundin harmlos auf dem Bettrand. Die Frau begleitet die Freundin noch hinaus, und wenn die beiden Frauen gemeinsam über den Markt gehen, dann besprechen sie unter Kichern die Eigenarten der verschiedenen Gatten. Aber die Welt hat nichts gemerkt, und die heimkehrende Ehefrau, die so glänzend ihre Eifersuchtslosigkeit bewiesen hat, wird von dem Ehemann irgendeine hübsche Perle, ein Kopftuch oder dergleichen als Geschenk erhalten können, während die bereitwillige Freundin sich mit der Erinnerung an genußreiche Stunden begnügen muß. — So berichten wenigstens die schmunzelnden Nupemänner. Und das alles beweist, daß in diesem merkwürdigen Lande die Herzen weit, die Triebe stark und alle Ventile des Gefühlslebens leicht und beweglich sind.

Bei alledem muß das Eheleben des nupeschen Bauern durchaus als glücklich bezeichnet werden. Alles geht hier seinen naturgemäßen Weg. Es herrscht Kinderreichtum, Gesundheit und-Frohsinn. Aber das Eheglück ist auch hier ungleich verteilt. Die Nupe behaupten, wichtig wäre es, wie die Frau sich zum Manne in den Tagen der Verehelichung verhalte und wie der erste Ehestreit verlaufe. Entweder verhaut er sie oder sie-ihn. im ersteren-Falle werde



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vermieden, daß sie allzuhäufig den Füchsen des Nachbargehöftes den Hühnerstall öffne, und das sei übel, aber es bestehe auch die Gefahr, daß er dem Biere und dem Liebesleben in der Außenwelt zuviel Kraft widme. Die nupeschen Ehephilosophen sind sich darüber völlig einig, daß eine allzu große Schwäche des Weibes Gefahr bedeute, daß ein Pantoffel mit Holzhacken durchaus wünschenswert sei, daß es aber am besten sei, wenn jeder von beiden die Kraft des anderen gehörig kenne, achte und ein wenig fürchte. Sie drücken das nicht gerade philosophisch aus, aber deutlich. Sie kennen jedenfalls alle Gefahren des Ehelebens, das auf diesem eigenartigen Kraftmaß sich aufbaut. Und wenn sie auch nicht alles und jedes bewußt durchdenken, so ging doch aus dem häufigen Zwiegespräch mit meinen Nupefreunden ungemein deutlich hervor, daß sie diese Dinge für sehr wichtige Lebensfragen halten. Immer wieder kommen sie darauf zurück und mit manchem Beispiel suchten sie mir das zu beweisen, was ich hier als ihre Grundanschauung kurz zusammenzufassen versucht habe.

Nun die wirtschaftliche Grundlage des Ehelebens. Die Arbeit des jungen Ehepaares gliedert sich nach patriarchalischem Modus streng in das alte Gefüge des Gehöftsverbandes ein, in dem die junge Frau nun auch Aufnahme gefunden hat. In der Farmzeit arbeitet der junge Mann von 4-8 Uhr morgens auf eigener Farm, von 9-2 Uhr auf der des Vaters, von 2-6 Uhr wieder auf dem eigenen Besitztum. Der Tag wird also gründlich ausgenutzt und die Arbeit systematisch verteilt. Im allgemeinen herrscht auf dem Lande das Prinzip, daß die ganze Familie sich aus den Ergebnissen der Farmen des Familienvaters, die ja von allen Söhnen und Sklaven gleicherweise bebaut werden, lebt. Demnach gibt der Vater auch alltäglich das zum Leben notwendige Korn und den täglichen Jamsbedarf heraus. Aber die einzelnen Familienparallelen, die Familien der verheirateten Söhne, schaffen daneben noch eine Verbesserung und Vermehrung der Ernährungs- und Erhaltungssubstanzen. Wenn die Ernte abgeschlossen ist, zeigt der Sohn dem Vater all sein Erarbeitetes, und dann teilt er das Ganze in zwei Teile. Die eine Hälfte läßt er durch eine ältere Schwester oder einen älteren Bruder verkaufen, die andere verspeichert er aber und gibt davon seiner jungen Frau heraus, wenn er einmal eine besonders leckere oder reichliche Speise wünscht, wie sie die tägliche Ration aus Vaters genau bemessenem Familienbrotkorb nicht bieten kann.

Im allgemeinen lebte man in alter Zeit, auf dem flachen Lande jedenfalls, geradezu unglaublich billig. Man kannte allerdings in jener segensreichen Periode vor dem Fulbeeinfall nicht all die Schleckereien, die heute gang und gäbe sind, sondern war bescheiden in den Ansprüchen. Das Land muß ungemein menschenreich



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gewesen sein, und wie meist in Zeiten einfacher Lebensführung und starker Bevölkerung wurde entsprechend fleißig gearbeitet. In jener Zeit kostete, wie alle Leute noch von ihren Vätern wissen, eine ganze Kalebasse mit Korn nur 5 Kauri. Man konnte rechnen, daß ein erwachsener Mensch zur Ernährung per Monat nicht mehr als 1000 Kauri benötigte, das sind also ca. 35 Pfennig. Ein Webstoff, der heute nur für ca. 5-10 Mark, also etwa 20-30000 Kauri zu erstehen ist, kostete in jener guten alten Zeit nicht mehr als 100 Kauri. Denn jede Frau, jeder Mann verwebte in der Zeit zwischen den Farmarbeiten alle Baumwolle, die er auf den umfangreichen Feldern selbst gebaut hatte, auch selbst. In älterer Zeit lebte man - und die Eingeborenen begründen das mit dem billigen Leben und hohen Werte der kleinen Gelder -monogam. Auch Hochwohlhabende und Städter hatten damals nur 2 Frauen, und die Männer, die 3 oder gar 4 Frauen hatten, waren Berühmtheiten im Lande. Damals galt es aber als Pflicht reichgewordener Leute, den Minderbemittelten die Ausgaben der Verehelichung oder aber die Frau selbst zu schenken, woraus man ersieht, wie grundfest die Familienverbände damals zusammenhielten.

Die Stellung der Frauen in einer polygamen Ehe war und ist natürlich eine sehr verschiedene. Als Nama-daki wird die erste, als Jime-tu die zweite Frau bezeichnet. Die zweite Frau wird mit derselben Umständlichkeit wie die erste geheiratet, aber es versteht sich von selbst (nach allem bisher Berichteten), daß die erste Frau bei der Wahl der zweiten mit Rat und Tat zur Seite stand und daß die zweite Gattin sich der ersten in allen Dingen unbedingt unterordnen mußte. Außer diesen "echten", weil zeremoniell aus dem Zustande der Unberührtheit heraus geheirateten Gattinnen gab es noch die Jao-passi, das sind Frauen, die ererbt sind, oder Witwen, also solche, die aus anderem Familienverband übernommen in den eigenen eingegliedert sind. Mit ihrer Einreihung war keinerlei besondere Zeremonie verbunden. Auch gewannen sie nie gleiche Besitzoder Verfügungsrechte, gleiches Ansehen wie die "echten" Gattinnen. Auch dann nicht, wenn sie dem Gatten Kinder schenkten. — Andere Beischläferinnen gab es vordem auf dem Lande nicht, wohl aber in den Städten, wo ja überhaupt die familiären und sozialen Verhältnisse ganz andere waren.

Solange der Familienvater gesund, wohlauf und rüstig war, behielt er die Leitung des Familienbesitzes unbedingt in seinen Händen. Ich sah einige alte Männer, die ihren geschichtlichen Erinnerungen nach gut 8o Jahre alt waren, die ergrauende Söhne und Enkel und Urenkel in dem weitverzweigten Gehöft hatten. Sie dachten aber gar nicht daran, ihre Oberherrschaft aus den Händen zu geben. Allmorgendlich holte sich jeder der "Jungen" die Ration für den



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Tagesbedarf, ebenso der verheiratete Enkel usw. Erst wenn ein Hausvater so alt geworden ist, daß er nur noch ganz kümmerlich herumkriechen, jedenfalls nicht mehr zur Farm herausgehen kann - wenn der alte Mann damit sich begnügt, tagsüber in der Sonne zu sitzen und sich so über die mangelnde Körperwärme hinwegzutäuschen, erst dann - und auch dann wohl meist unter einem energischen Druck seiner Nachkommenschaft - faßt er den Entschluß, die Zentralleitung des Gehöftes und Wirtschaftslebens aufzugeben. Er ruft alle Familienmitglieder zusammen und hält eine Ansprache in folgendem Sinne: "Ich danke euch, daß ihr alle eure Arbeit immer so gut ausgeführt habt. Ich bin nun alt und kann nicht mehr auf die Felder gehen. Ich kann kein Fleisch mehr verzehren und keine Kolanüsse kauen. Ich will nun alle meine Farmen meinem Bruder (oder ältesten Sohne) geben. Der wird von jetzt ab für euch sorgen, wie ich bislang für euch gesorgt habe. Folgt ihm nun, wenn er euch auffordert, eure Arbeiten zu verrichten. Gehorcht ihm und glaubt ihm. Er hat alles von mir gelernt. Wenn ihr das tut, wird alles gut gehen." Damit geht dann die Leitung des Familienbetriebes auf den Bruder oder ältesten Sohn des alten Mannes über, und dessen erste Frau hat nun für den zurückgetretenen Vater zu sorgen.

Es bleibt noch übrig, eine Liste der Arbeitsteilung aufzustellen, wie sie auf dem Lande und in den Landstädten sich von selbst ergibt.

Männerarbeit: Frauenarbeit:
Farmarbeiten. Wasser- und Feuerholztragen.
Hausbau. Bereitung des Essens.
Schmiedehandwerk. Versorgung der Kinder.
Lederhandwerk. Einbringung von Feldfrüchten.
Schneiderhandwerk. Frisieren.
Flechten von Matten, Körben Töpferei.
und Türvorhängen. Spinnen.
Tabakspfeifentöpferei. Arbeit am Griffwebstuhl.
Holz- u. Kalebassenschnitzerei. Verkauf von Viktualien.
Arbeit am Trittwebstuhl.
Verkauf von Kleidern.

Naturgemäß ist die Ausbildung der Handwerke auf dem Lande verhältnismäßig schwach. Das meiste besorgt der Mann im eigenen Gehöfte. Nur der Schmied und die Töpferin nehmen eine abgesonderte Stellung ein. Dagegen hat die Organisation der Handwerke und Handwerker in den Städten Nupes, genau wie in den anderen alten Städten des Zentralsudans, eine sehr große Ausbildung erfahren, die z. B. in Bida fast genau dem tunesischen Arbeitssystem entspricht, wie es in Sugs ihre bekannteste Form gefunden hat. Aber über diese Ausbildung der Zünfte werden wir in einem besonderen Kapitel zu berichten haben.



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9. Religiöses, Krankheit, Subachen, Tod, Kuli

Mit der Schilderung des Lebenslaufes sind wir nun nahe dessen .Abschluß bei der Behandlung der Anschauungen und Sitten, die mit Krankheit und Tod in Zusammenhang stehen, angelangt, und betreten somit das Gebiet der Religionsforschung. Da muß ich denn voraussenden, daß auf diesem Felde bei den Nupe nicht mehr viel gewonnen werden kann, und zwar infolge der geschichtlichen Zerstörungen des letzten Jahrhunderts einerseits, der islamischen Übermacht zum zweiten und der Konzentration aller besseren Kräfte in den islamitischen Städten zum dritten. Gewiß sind die Bauern auf dem Lande noch so unbedingte Heiden wie nur irgend denkbar. Aber sie stehen unter dem Druck der Verarmung, sie haben ihre geistigen Symbole in dem Vernichtungskrieg der Fulbe eingebüßt, sie werden überall von den eifrigen Fulbepriestern überwacht, und so kommt es, daß diese alte Religion, wie alle Anschauungsformen solcher Art, mehr und mehr der äußeren Ausdrucksformen, ihres Ruhepunktes beraubt, den Nährboden der Phantasie verloren hat. Denn alle diese Religionen bedürfen der äußeren Darstellung, der Bildwerke, Maskeraden, heiligen Orte und allerhand ererbten alten Tandes, an dem die Erinnerung mit Wurzeln und Ranken haften kann. — Ich habe immer gefunden, daß überall da, wo die alten Symbole und Inkarnationsmonumente - und wenn es noch so kümmerliche Holzstücke, Lehmklumpen oder morsche Bäume sind -verlorengehen, auch der Gehalt seiner Forschung ledig in die Vergessenheit entfiattert. Und die rigorosen orthodoxen Fulbe der Invasionsperiode haben damit entschieden gründlich aufgeräumt, so daß es fast ein Wunder ist, daß auf dem flachen Lande einige Masken noch ein verstecktes Dasein führen. Die Religionen dieser Art sind so schwächliche Kinder der Menschheit, so schwach an wahrem Innenbau, daß sie eine solche Drangsaiszeit nicht überleben können.

Hier nun das, was ich von den alten Leuten über Anschauung und Brauch der alten Zeit noch erfahren konnte. Ich beginne die Zusammenstellung des wenigen, was zu retten war, in Anlehnung an die Schilderung der Schattenseiten des Lebens.

Wenn ein Knabe oder Mädchen erkrankt ist, geht der Vater alsbald zu einem Bassa-tschi, das ist eine Art Wahrsager. Er begrüßt ihn demütig und bittet ihn um seine Hilfe. Er sagt ihm, wer in seinem Haushalte erkrankt ist. Er sagt, was er davon sagen kann und schließt: "Nun gib uns bitte Medizin, damit dem Burschen (der Frau, dem Manne usw.) geholfen werden kann." Der Bassa-tschi nimmt darauf seine Ebba. Es ist das ein Wurforakel anscheinend auch hier aus acht Kürbisscherben bestehend, die aneinander befestigt



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sind. Das Ebba entspricht dem Oquella der Joruba und der ganz gleichen Orakelform der Jukum usw. Zuweilen besteht es statt aus Kürbisscherben aus Teilen von Fruchtschalen. Dies Ebba wirft der Bassa-tschi genau wie sein Jorubakollege, der Babalawo, aus. Wenn im Hause des bedrängten Gehöftsherren noch ein Kuti (das ist eine Art Orissa, eine Art Gottheit, Dämon, magische Kraft oder so) aus alter Zeit erhalten ist, so wird die erste durch den Mund des Bassa-tschi erteilte Antwort der Ebba immer lauten: "Gib deinem Kuti zu essen." Danach wird aber für den Patienten noch Medizin erbeten und gegeben.

Heimgekehrt, wird dem Kranken die Medizin appliziert, dann erst dem Kuti das feierliche Opfer dargebracht. Von medizinischer Behandlung erfuhr ich 4 Typen. Die erste Art besteht in einer Art Inhalation, Turare genannt. Auf eine Scherbe wird glimmende Asche gelöffelt, auf die angeblasene Glut dann ein Pulver gestreut. Der Erkrankte setzt sich nun mit den Kleidern darüber, so wie manche Marktfrauen Norddeutschlands im Winter ihre Wärmöfchen unter den Röcken haben. Nun kriecht der kranke Nupe mit dem Kopf unter die Kleider und hält sie über dem Haupte zusammen, so daß er in einem Stoffraume sitzt, der von dem Qualm des Feuerchens angefüllt wird. Das "Rauchopfer" dampft nun an seinem Körper empor, es umzieht den Rumpf und Kopf, es dringt ihm in Mund und Nase. Erst wenn es der Kranke nicht mehr aushält oder wenn das Medizinpulver herabgebrannt ist, darf er wieder den Kopf aus der Kleiderhülle herausziehen.

Die zweite Art von Medikamenten wird eingenommen. Man nennt sie Tschigbe-fitsche. Es sind allerhand Kräuter und Pulver, die in Wasser aufgelöst in Kalebassen gefüllt und getrunken werden. Von dieser Art Medikamente hat jeder Medizinmann seine eigenen Kenntnisse und sollen die Rezepte einerseits sehr geheim gehalten, andererseits sehr verschiedenartig sein.

Zum dritten ist sehr geschätzt die Tschigbe-Naka(g)bo, welche in einem Einreiben von Pulvern, und zwar solchen aus trockenen Blättern, Rinde oder auch wohl Erde, in die Haut besteht. Der Kranke wird zu diesem Zwecke von seinem Lager genommen und von oben bis unten mit der Substanz eingerieben. Darauf legt man ihn wieder ins Bett.

Zum vierten endlich kennen die Leute sehr wohl die Massage. Sie wird im allgemeinen als Bin (g) binneku bezeichnet. Wunderlicherweise soll sie hauptsächlich nach zeitlichen Besessenheiten Anwendung finden, wenn es gilt, dem krampfartig erstarrten Körper die gewöhnliche Geschmeidigkeit wiederzugeben. — Ich kann das nicht näher schildern. Selbst gesehen habe ich die Massage nicht, und die Erzählungen über die Anwendungsweise waren sogar in Mokwa recht



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abweichend. Sicherlich kommt Massage bei Magenverstimmungen hier und da in Anwendung. Die bei Joruba häufigen Klistiere sind bei den Nupe nicht nachweisbar gewesen, dagegen sah ich auf allen Märkten viele Schröpfköpfe.

Nachdem derart der Körperpflege genügend Raum gegeben und der Kranke wieder auf sein Bett gelegt ist, macht die Familie sich an die Behandlung der anderen Verordnungen des Bassa-tschi, an das Opfer für den alten Kuti des Hauses. Diese Opferung, verbunden mit entsprechender Orakelbefragung, gilt als eine wesentliche Zeremonie, also ein großer Akt, an dem sich Frauen nicht beteiligen dürfen. Der Familienvater sucht einen Hahn oder eine Henne und besorgt einen Topf mit Bier (Ege). Dann reibt der Vater selbst Mehl auf dem Mehistein. Die Frauen dürfen das schon nicht sehen. Das Mehl mischt er mit Wasser. Sind die Vorbereitungen soweit abgeschlossen, so ruft der Vater alle Männer der Familie im Hause zusammen und sorgt dafür, daß die Frauen in gehöriger Entfernung gehalten werden. Denn der Kuti leidet es nicht, daß eine Frau in der Nähe sei, wenn der Priester der Familie mit ihm Rücksprache nimmt.

In jeder größeren Familie war früher und ist hier und da noch ein Opferer, der Jigi genannt wird. Der Jigi kommt nun mit den Männern. Er läßt sich vor dem Kuti auf die Knie nieder. Er hält die Kalebasse mit Wasser, in dem das Kornmehl verrieben wird, in der rechten Hand, kreuzt aber die Hände über dem Schoß, so daß die rechte Hand nun auf der linken Seite ist. Er setzt die Kalebasse auf die Erde. Er ergreift das Huhn, streut von dem feuchten Mehl aus der Kalebasse ein wenig auf die Erde und hält das Huhn mit dem Kopfe darüber, so daß die Haltung einer Aufforderung, davon zu genießen, gleichkommt. Der Jigi spricht dann zu dem Huhn: "Hier liegt im Zimmer der und der Mann. Er hat die und die Krankheit. Wir haben ihm Tschigbe gegeben. Der Bassa-tschi hat aber gesagt, wir sollten zu dir kommen. Deshalb bitten wir dich, dieses Essen zu nehmen."

Auf diesen freundlichen Zuspruch hin beginnt nun das Huhn das Mehl aufzupicken oder auch nicht, und davon hängt sehr viel ab. Beginnt das Tier sogleich emsig damit, den Mehlbrei zu genießen, so ist das ein vorzügliches Zeichen. Wenn das Huhn sich aber nicht hierzu überreden läßt, auch nicht durch emsigen Zuspruch und Draufstossen, dann steht die Sache übel. Es bleibt nun nichts anderes übrig, als das Huhn für divinatorisch untauglich zu erklären und ein anderes zuzuziehen, das dann eventuell geeigneter ist. Vielleicht ist das verständnisvoller, vielleicht nicht. Dann wird eben noch ein anderes genommen, so lange, bis das Huhn oder Hähnchen gefunden ist, das im Namen des Kuti bereit ist, das Mehl aufzupicken und somit den opfernden Leuten eine Last vom Herzen zu wälzen.



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Nun wird alles schön werden, und dies Hühnchen wird das zunächst mit dem feierlichen Opfertode büßen. Der Kopf wird ihm abgeschlagen. Die Federn werden ihm ausgerissen. Die Federn werden auf den Kuti gelegt, der von dem darübergeflossenen Opferblute klebrig genug ist, sie festzuhalten. Danach wird das Huhn über einer Flamme abgesengt. — Inzwischen haben die Frauen draußen Guineakorn gemahlen und Brei hergestellt. Jetzt bekommen sie auch das geopferte Huhn als veredelnde Beigabe der Breiopfer. Beim Zuschneiden werden dem Huhne der Kopf und die Füße abgeschnitten und die Leber sorgfältig herausgetrennt. Wenn das Gericht fertig ist, werden Kopf, Füße und Leber obenauf gelegt. Ein Mann, gewöhnlich der Sohn des Jigi, bringt die Speise in das Haus, in dem der Jigi vor dem Kuti kauert.

Sobald der Jigi die Breischüssel in Empfang genommen hat, beginnt ein kompliziertes Uberbringungsverfahren. Zwischen dem Kuti und dem Jigi, diesem zur Rechten, steht eine leere Kalebasse. Auf der linken Seite des Jigi steht die eben angekommene Speise. Der Jigi reißt von dem Brei ab. Er legt das eine Stück in Kalebasse a, das andere in Kalebasse b. Die Leber und das Herz kommen ganz in die leere Kalebasse b. Vom Hühnerkopf werden der Schnabel und die Kopfhaut abgerissen, die beide in Kalebasse b kommen, während die Schädelreste mit Gehirn wieder in a Aufnahme finden. Flügelende und Steißbein werden in die Kalebasse b gelegt. Endlich kommt noch eine Handvoll Brei aus a nach b, und dann wird in der Kalebasse b alles, Schnabel, Füße, Herz, Leber usw. gründlich gemischt und durcheinandergeknetet.

Danach stellt der Jigi die Kalebasse b rechts weg, nimmt etwas von der Mischung heraus und teilt es in zwei gleiche Teile. Beide legt er unter den Kuti. Das wiederholt er dreimal, dann ist die Kalebasse bis auf einen kleinen Rest leer und aller Inhalt dem Kuti geweiht. Den letzten kleinen Rest aus der Kalebasse b verzehrt der Jigi selbst. Dagegen wird der Brei mit Huhn aus Kalebasse a von den anwesenden Gliedern der Familie verzehrt.

Nach Abschluß der Opferung geht der Vater wiederum zum Bassatschi und macht ihm die Mitteilung: "Wir haben dem Kuti geopfert, so wie du es uns vorgeschrieben hast." Der Bassa-tschi wirft dann wieder seine Orakelschnüre und findet wahrscheinlich als Ergebnis: "Der Kuti hat das Essen genommen" (d. h. gnädig angesehen). Im Anschluß hieran verabfolgt er dem Vater des Kranken noch irgendeine weitere Medizin mit der Erklärung, daß diese Gabe auf Veranlassung des zufriedenen Kuti übermittelt werde. Nach 7 Tagen soll dann die Krankheit besser, und wieder einige Tage später der Kranke gänzlich gesund sein. Sicherlich wird in solchem Falle die allgemeine Anschauung die sein, daß dieses günstige Resultat der



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gnädigen Hilfe des Kuti zuzuschreiben und daß er ohne diese dem Tode geweiht gewesen wäre.

Ehe ich auf die schwierige Untersuchung des Kuti eingehe, sollen einige andere Anschauungen und Sitten geschildert werden.

Natürlich kennt auch der Nupe Subachen, d. h. hier Galschi. Wenn z. B. ein schwerkranker Bursche nachts im Fieber plötzlich den Namen irgendeines Mannes laut und furchtsam ausruft, wenn er dann andern Tages tot auf seinem Lager gefunden wird, so sagt man, daß es ein Gatschi gewesen sein müsse, der den Knaben gepeinigt und getötet habe. Natürlich wird der ausgerufene Name damit in Verbindung gebracht. Ist der Junge nun tot, so läßt das Volk die Sache nach afrikanischem Schlendrian auf sich beruhen, betrachtet den durch den Knabenschrei aber in Mißkredit gebrachten Mann mit Scheu und Furcht. Der Mann ist gezeichnet.

Anders verlief vordem die Sache, wenn nach solcher nächtlichen Anklageanrufung der Leidende am andern Tage nicht gestorben war oder gar noch mehrere Tage das wiederholte, dabei sichtlich schwächer werdend. Dann ging der Familienvater zum Häuptling und trug dem die Sache vor. Der versprach Hilfe. Es wurden in aller Stille in alle umliegenden Ortschaften Boten gesandt; es wurden die Dako Boea oder Dako Boeha (Maskierte, siehe weiter unten) gerufen. Die riesigen, bis 4 Meter hohen Masken kamen am andern Morgen gegen Sonnenaufgang zusammen, an die 30-40. Sie standen wie aus dem Boden gewachsen auf dem Marktplatze, nicht Weib, nicht Kind durfte auf die Straße gehen, wenn der Zweck der Masken ein Strafgericht war. Tagelang strömten nun die Dako Boea (auch Gunu-Ko genannt) in dem Städtchen zusammen, bis endlich auch der ganz große Gunu-Ko mit der Maske aus Perihuhnstoff, der von unten bis oben mit magischen Medizinkalebassen bedeckt war, eingetroffen war. Und alle warteten auf diese oberste Bundesgottheit, deren Sitz wenigstens für die diese Stadt umlagernden Länder Guschis Hauptort war.

Wenn der große Gunu-Ko nahe herangekommen war, begann der Tanz. Schon auf kilometerweite Entfernung hörte man die Schreie und Rufe. Er kam heran in die Stadt, auf den Marktplatz und gebot Schweigen. Wenn das vollständig war, schrie er mehrmals den Namen des Kranken. Ein kleiner Gunu-Ko beantwortete den Schrei. Er nannte auch den Namen des Kranken, und darauf antwortete der große Dako Boea wieder mit Nennung des Namens des Mörders. Nun mußte der Mörder des Gatschi gefangen werden. Erst sandte der große Dako Boea einen kleinen Boten, der sich mit der Sache versuchen sollte. Aber es war von vornherein keine große Hoffnung auf ein glückliches Gelingen, denn auch die Gatschi verfügten über ganz große magische Kräfte. So kam denn der kleine Gunu-Ko



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zurück und meldete seine Ohnmacht. Der kleine Dako Boea sank dann nach dem erfolglosen Versuche sterbend auf dem Marktplatz nieder. Bis zu vier Masken wurden so ausgesandt, und alle mochten ergebnislos zurückkommen und auf dem Marktplatz vor dem "großen Vater" sterbend niedersinken.

Dann aber machte sich der große Dako Boea selbst auf den Weg. Er schwankte zu dem Hause des Angeklagten. Die Phantasie der von magischen Verwandlungen im Sinne der Sorokomythologie oder der Borireligion feiert in der Beschreibung des nun sich abspielenden Kampfes Triumphe. — Plötzlich stand der große Dako Boea auf dem Dache des schlechten Mannes aufgerichtet, "wie eine mächtige Rauchwolke an Tagen, wenn kein Wind geht, oder wie eine Aschentombe, wie sie zur Trockenzeit über die Felder hinzieht." Der Dako Boea kam dann durch die Dachspitze herab in das Haus. Der Kampf begann und wirbelte in wildem Formwechsel, bis die Gatschi gefangen war. — Man sagt, daß die Gatschi vor allem Frauen, seltener Männer seien, und daß diese Gatschi in alter Zeit mächtige Verwandlungskraft besessen hätten. Just im selben Maße aber auch der Gunu-Ko. — Verwandelt sich z. B. die Subache in ein Huhn, dann nimmt Gunu-Ko sogleich die Gestalt einer Schlange an,. die hinter dem Federvieh hersetzt. Geht die Subache nun den Wechsel in eine Maus ein, so wird Dako Boea als Katze hinter ihr hersetzen; verwandelt sich jene in einen Hund, so droht ihr Gunu-Ko als Hyäne usw. Es ist ein langer Verzweiflungskampf, der erst damit abschließt, daß Dako Boea die Gatschi endgültig fängt, in welcher Form es auch immer sei, und mit der Gefangenen wieder durch die Spitze des Hauses emporsteigt.

Vor dem Hause bindet die gewaltige Maske das gefangene Menschenkind auf die Spitze der Hülle und mit der Last auf der Maskenspitze tanzt der große Gunu-Ko dann vor den Leuten. Alle kleinen Dako Boea schließen sich dem "großen Vater" an. Es ist ein Wald wallender Säulen, die hin und her, auf und nieder schwanken, bis der große Dako Schweigen befiehlt.

In dem Schweigen beginnt dann für die als Subache angeklagte Frau das Todesmartyrium. Der "große Vater" fordert sie zunächst auf, mit den Fingern ohne jedes Werkzeug eine Grube zu graben. Die Frau wimmert, sie könne das nicht, ihre Finger wären zu schwach für eine Arbeit, die kaum eine eiserne Hacke bewerkstelligen könne. Wenn sie nicht sobald beginnt, schlagen die Umstehenden auf sie ein. Die Frau bettelt: "Eso! Eso! Eso!" Es nützt ihr nichts. Die Leute schlagen weiter auf sie ein. Sie muß den Boden aufkratzen, muß schaben und schaben, bis ihre Fingernägel sich ablösen. Das ist der Zweck. Die Fingernägel der Gatschi müssen bei Lebzeiten heruntergeschält werden, von ihr selbst, sonst wirkt ihre



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magische Kraft nach dem Tode weiter. Während sie zu dieser Selbstverstümmelung gezwungen wird, tanzt der Dako Boea im Dorfe umher, bald hier, bald dort. Es ist ein Reinigungstanz, der auch die im Entstehen begriffenen Subachen abtötet. Gegen 4 Uhr nachmittags kehrt er zurück.

Das Schwert des Dako Boea liegt nun in den Händen des Daro. Der Daro tötet die Subache durch Kopfschlag, so daß das Blut weit umher spritzt und als Lache am Boden steht. Alle Dako Boea-Masken tanzen dann in diesem Blute, um ihr Kleid mit dem Subachenblute zu netzen. Das steigert die Kraft der Maskengottheiten. Und so sehen wir auch hier wieder die beiden Pole der Anschauungsweit sich berühren. Hiernach wird ein großes Feuer angezündet. Der Leichnam der Subache wird hineingeworfen. Das Feuer wird unterhalten, bis die Leiche zu Asche verkohlt ist. Die Asche wird dann aber auf das Wasser gestreut. — Nach solcher gründlichen Vernichtung des bösen Widersachers wird der bedrohte Kranke sicher geheilt. Wenn der Kranke ein Weib war, das zufälligerweise auch noch schwanger war, so wird das erwartete Kind nach der Geburt Gunu-Ko genannt.

Vergegenwärtigen wir uns nun die Anschauungen und Maßnahmen, die nach der Volksüberzeugung einen Menschen dazu bringen, sich selbst und freiwillig dem Subachentum in die Hände zu werfen und selbst danach zu trachten, Subache zu werden. — Wenn ein Mann viele Kinder hat, kann er sehr wohl für diese fürchten oder aber die Hoffnung hegen, mit ihrer Hilfe, indem er nämlich einen Teil von ihnen opfert, einen besonderen, uns natürlich unverständlichen Genuß zu erobern. Er wendet sich dann an einen außerordentlich zuverlässigen und mit besonders hohen Kenntnissen und magischen Kräften ausgestatteten Bassa-tschi und bittet ihn unter vier Augen: "Gib mir eine gute Sache, die bis an das Ende meines Lebens reicht." Der vorsichtige Bassa-tschi sagt: "Ich weiß nicht, was du meinst." Der Besucher: "Ich bitte dich nur um eine Sache." Der Bassa-tschi: "Welche Sache meinst du?" Der Mann: "Gib mir eine gute Medizin, die ich mit heimnehmen kann, die ich dann in einen Topf tun und die ich für mich und meine Kinder gebrauchen kann." Der Bassa-tschi: "Geh wieder nach Hause; ich will über die Sache nachdenken und werde dir dann Bescheid sagen." Der Besucher: "Gib mir eine gute Tschibe, damit ich jedermann meine Kraft zeigen kann." Der Bassa-tschi: "Geh nur, in drei Tagen werde ich dir das, was du haben willst, geben können." Der Besucher geht.

Der Bassa-tschi geht nun mit der Hacke in den Busch. Er hackt von jedem Baume, der magische Kräfte besitzt, am Wurzelansatz etwas ab. Dies muß er nachts tun. Dann fängt der Bassa-tschi



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Fliegen, Schlangen, Kröten, kurz allerhand Tiere, die nach der Anschauung der Eingeborenen Gift enthalten. Das alles fügt er zusammen. Eines Tages ruft er den Mann wieder zu sich, gibt ihm die Sammlung und sagt zu ihm: "Das alles koche zusammen. Wenn es gut gekocht ist, eßt es, du und alle deine Kinder." Zu der Sammlung fügt er noch irgendeine andere Art von Medizin und sagt: "Dieses hier hat anderen Zweck. Wenn du entdeckt wirst, nimm diese zweite Medizin. Nach ihrem Genuß gewinnst du die Kraft wieder, gesund und lebend zu werden, gleichwohl was man dir zugefügt hat." Der Besucher kehrt mit dem Zaubermaterial heim. Die Sache wird aufgekocht. Er und seine Kinder trinken sie. Nach einiger Zeit fordert der Bassa-tschi seine Bezahlung. Der Familienvater fragt ihn: "Wie viel willst du haben?" Der Bassa-tschi sagt: "Es ist eine große Sache, gib mir 30000 Kauri." Der Familienvater ist seinerseits nicht abgeneigt, soviel dafür zu erlegen. Er will nur erst einmal den Effekt sehen. Also sagt er: "Erst warte noch ein wenig, wenn es gut geht, sollst du es haben." — So erfolgt der Eintritt in das Subachentum.

Wenn der Subache nun auf die Jagd gehen will, legt er die Haut ab wie ein Kleid. Er ist immer feuerrot. Aus seinem Munde weht feurige Asche. Den Austritt aus der Behausung nimmt er durch die Dachspitze. Will er bei dem Opfer eintreten, so lehnt er sich entweder mit dem Rücken gegen die Wand, worauf diese sich ihm von selbst öffnet, oder aber er schlüpft auch durch die Dachspitze hinein. Dann bemächtigt er sich des Opfers. Er lastet auf ihm wie ein Alp und packt es ganz fest. Auf eine unerklärliche Weise zieht er das Blut aus dem Menschen, der nun schon erkrankt. Der Gatschi hat eine kleine Trommel, die schlägt er. Von allen Seiten kommen darauf die andern Gatschi zusammen. Sie alle genießen von dem Blute.

Oft versammeln sie sich schon am Abend, gehen nach allen Seiten auseinander, verteilen sich, ziehen weithinaus, rauben und kommen um 3 Uhr morgens am Versammlungsplatze wieder zusammen, um das gewonnene Blut zu verteilen.

Wenn ein Gatschi stirbt, beginnt er eine Generalbeichte, genau also wie die Subachen der Soroko. Dann erkennt man ihren scheußlichen Lebenswandel auch an roten Flecken, die hier und da auf der Haut auftauchen. Der sterbende Subache wird scheckig. Alle Leute, denen einmal Kinder starben, sagen dann: "Nun wissen wir doch, wer unsere Kinder tötete. Seht die Zeichen der Gatschi!" Und sie schimpfen weidlich über ihn. Soweit die Subachen.

In den Begräbnissitten ist bei den Nupe eine große Änderung vor sich gegangen. Früher gab es mächtige Totenhallen. Sie sind verfallen, aber die Alten haben sie selbst noch gesehen, als sie jung waren. Im Kaba-Bunulande soll es heute noch solche geben, in die



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man hineingehen kann. Schon in Ibadan hörte ich das und später ward mir oft darüber berichtet. Auch in Mokwa wissen sie von mehreren solcher Begräbnishallen. Eine lag da, wo früher der Fürstenpalast stand und heute die Mission errichtet ist. Wenige hundert Meter hinter der Mission ist die geweihte Stelle. Die Halle ist aber vor ungefähr 60-70 Jahren eingestürzt. Sie war unterirdisch. Man betrat sie durch ein großes rundes Eingangsloch. Von ihm zweigte sich sowohl nach links wie nach rechts ein etwa mannshoher Kanal ab, der nach allen Beschreibungen etwa 3-4 Meter breit war. In dem linken Kanal fanden die weiblichen, in dem rechten die männlichen Leichen angesehener und allgemein geachteter Leute Aufnahme. Die Leichen wurden zu dieser Aufstellung fest in große Mengen breiter Baumwollbande eingewickelt, so daß sie steif waren wie Mumien. So wurden sie dann gegen die Wand gelehnt. Nur den allerangesehensten Männerleichen hängte man einen alten Nuperock über. Damit die Leichen nicht seitwärts umsinken konnten, war für den Kopf einer jeden eine Höhlung in die Wand gemacht, in der er ruhte. So stand die Leiche oft monate-, ja angeblich jahrelang aufrecht, bis sie innerlich ganz zerfallen war und nun trotz der festen Umwicklung als Knochenhaufen zusammenstürzte. Die Alten meinen, daß in jedem Kanal dieser Leichenhalle wohl 50 Verstorbene aufbewahrt worden seien. Es hat aber vordem noch mehrere andere gegeben. Das sagen Leute, die sie selbst noch gesehen haben. Nur Angesehene und Vornehme fanden darin Aufnahme. Gewöhnliche Sterbliche wurden dagegen im eigenen Gehöft bestattet. —Die Sitte der Leichenhallen soll bis auf die Zeit vor Edegi zurückgehen.

Heute hat diese alte Sitte keinen Raum mehr. Im Fulbekriege brachen die alten Mausoleen zum Teil zusammen. Einige werden verheimlicht.

Wenn heute ein alter Mann ernstlich erkrankt, kommt alle Welt zusammen, um nach ihm zu sehen und in unbedachter Weise die so schon genügend üble Luft noch ganz gründlich zu verderben. Ist er unter allgemeiner Teilnahme dann endlich gestorben, so wird vor allem das Gemeindeoberhaupt davon benachrichtigt. Nun kleiden sich alle angesehenen Leute sehr schön und machen der Leiche ihre Abschiedsvisite. Nachts wachen bei ihr 6 Männer der Familie (an der Frauenleiche entsprechend 6 Frauen). Hat der Verstorbene viele erwachsene Kinder, so bringt ein jedes ein Kleid herbei. Inzwischen wird im Hause oder auf dem Hofe das Grab ausgehoben, das genau der Länge des Toten entspricht und zunächst in der doppelten Breite des Leichnams ausgehoben wird. So breit ist aber nur der Oberteil, der Unterteil erhält nur die halbe Breite, so daß eine Art Stufe in das eigentliche Grab führt, das so tief ausgeschachtet wird, daß die eingeschlagene Leiche nicht über die Stufe in die Höhe hinausragt.



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Nachdem durch genaue Maßnahme festgestellt ist, ob die Grube lang genug ist, und im Falle mangelnder Länge unter der Böschung eine Aushöhlung vorgenommen ist, in die der Fußteil geschoben wird, beginnt man den Leichentransport.

Zwei junge Leute heben die Leiche auf. Sie werden ermahnt, sie gut zu tragen. Bei der Aufnahme stehen alle Anwesenden ehrfurchtsvoll auf. Sie wird zur Grabstätte gebracht und in der Weise gebettet, daß sie auf der rechten Seite liegt, die rechte Hand unter der rechten Wange, das Antlitz der aufgehenden Sonne zu, Männer und Weiber in gleicher Lage. Die Leiche liegt auf einer Matte und ist in zwei Kleider gehüllt. Darüber kommt wieder eine doppelt gelegte Matte. Wenn die Leiche nun in der tiefen Grube liegt und bedeckt ist, werden von der Stufe aus vorher zugeschnittene Querlatten, dann darüber Längslatten gelegt, so daß bei dem Aufwurf der Erde die Leiche nicht von ihr berührt und eingedrückt wird, sondern in einem hohlen Raum gebettet bleibt. Über die Längsbretter kommt bei vorsichtigen Leuten nochmals eine doppelt gelegte Matte, und die Aufschüttung erfolgt auch nicht gleich mit Erde, sondern erst mit Luftziegeln und Lehmklößen und dann erst mit Erde.

Am gleichen Tage weinen die Frauen, und die Männer klagen in Worten; vor allem aber essen und trinken sie sehr viel. Man hat in der Mitte eines Hauses des Gehöftes eine große Kalebasse aufgestellt, in diese wirft jeder Besucher des Trauerhauses, ob Mann oder Weib, Knabe oder Mädchen, einige Kaurimuscheln, bis sie ganz angefüllt ist. Ist nun die Bestattung zu Ende, so müssen die Burschen, die das Grab aushoben, die ganze Summe zählen. Sie wird halbiert. Die eine Hälfte erhalten die Totengräber, die andere wird zur Anschaffung von Bier verwendet, das an Ort und Stelle getrunken wird. Ist das Gelage zu Ende, fragt man noch: "Wann ist das Biki (Totenfest) für den Verstorbenen", und begibt sich nach entsprechender Kenntnisnahme heim. Wenn die Familie des Toten so wohlhabend ist, daß die Geldbeschaffung keine Schwierigkeiten bereitet, so erfolgt das Biki schon nach 7 Tagen, wenn aber der Kostenaufwand weitgehende Darlehen erfordert, dann können leicht 20 Tage ins Land gehen, ehe man diese Festlichkeit hält. Wenn die Zeit des Festes naht, wird viel Bier und viel Idji (Guineakornspeise) bereitet, beizeiten eine große Trommelei begonnen und auf einem genügenden Platze die Zusammenkunft abgehalten. Das Fest beginnt damit, daß ein wenig Speise und Trank auf das frische Grab gesetzt wird. Die alten Leute sind im Durchgangshaus, in der Katamba, alle Weiber im Hause mit dem Essen vereinigt. Die jungen Leute sind mit ihren Trommeln auf der Straße. Der Familienälteste verteilt an alle Leute Essen und Bier. Abends um 6 Uhr ist das Fest zu Ende, nachdem es am Morgen begonnen hat. Der Kuti erhält bei der Gelegenheit



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nichts. Die Festteilnehmer begeben sich am anderen Morgen zum Trauerhause und bedanken sich für das schöne Fest.

Die Regelung der Erbschaft übernehmen alte Leute, und zwar nicht nur solche, die mit der Familie verwandt sind, sondern die Nusadji. Alle vorhandenen Kauri, Stoffe, Perlen und sonstige Mobilien werden in drei Teile geteilt. Einen davon erhalten die alten Leute selbst, einen zweiten der älteste Sohn und seine Kinder, den dritten die Brüder und die andere Familie. Die Witwen werden, soweit solche vorhanden, je eine an je einen Bruder gegeben. Das Gehöft erhält der älteste Bruder. Die Witwen erhalten ein wenig von dem Sohnesanteil, von dem der alten Leute und von dem der Familie, also von jedem einzelnen. Die Farm erhält der älteste Sohn.

Wir wollen uns aber nicht noch weiter in dem Übergangsgebiet zwischen Religiösem und Wirtschaftlich-Sozialem aufhalten, sondern wollen uns erst noch einmal den Begriff der Kuti klarmachen und dann zur Behandlung der Frage übergehen, welchen Einfluß und welche Beziehung die religiösen Institutionen auf die staatsbildenden und staatsformenden Kräfte haben.

Ich ging davon aus, daß die Institution der Kuti stark in Zersetzung übergegangen sei und daß nur mit Mühe noch wesentliche Bestandteile an das Tageslicht befördert werden konnten. Zu den Kuti gehören allerhand kleine magische Töpfchen, allerhand Steine und Hölzer. Hier und da dient ein an der Wand aufgehängter Sack mit Fellbehängen und einer Druckquietschvorrichtung als Orakelkuti, der dem befragenden Priester besonders hinsichtlich der Schwangerschaftsfragen neugieriger Frauen gern gegen Entschädigung Auskunft erteilt. Aber das sind mehr Amulette und Zauberapparate, die ebenso wie die nachher zu besprechenden Maskenvielfach schlechtweg als Kuti bezeichnet werden, ohne aber solche zu sein. Ich habe nur noch von vier Kuti etwas mehr als die Namen gehört. I Der Kuti Sautschi, den die Nupe mit den benachbarten Bassakomo, zumal in Lom bei Liaba, gemeinsam haben. Der Kuti Sautschi ist ein Eisenstab, ähnlich einem Ossenji der Joruba, in die Erde gesteckt, und zwar in einem kleinen heiligen Haine im wilden Busch. Um den Eisenstab ist eine Hütte gebaut. Dieser Kuti Sautschi ist vor allem ein freundlicher Regenspender, und darin äußert er seine bedeutsamste Kraft. Aber außerdem schützt er gegen die bösen Gatschi, gibt den Farmen Fruchtbarkeit und schützt vor Dako nigua, der Pocken-Gottheit. Wenn die Anhänger ihm opfern wollen, müssen sie ihm vollkommen nackt nahen. Die ihm angenehmen Opfer bestehen in schwarzem Hahn (Esi-chuko), schwarzem Bullen (Nankochuko), schwarzem Hengst (Doko-chuko), schwarzem Schafbock (Bische chuko) und einem schwarzen Manne (Sa-chuko), also lauter schwarzen männlichen Geschöpfen. Um alles in der Welt darf kein



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Weib der Opferstätte nahen oder von dem Opfergetier essen. Das würde schweres Unheil auf die Gegend laden.

2. Der Kuti Tschelle wird hergestellt aus einem zerbrochenen alten Topf, der in die Farm gebracht wird. Man tut hinein einen Frosch, eine Varanus, einen Geier, eine Schlange, ein Chamäleon (Djama oder Jama), einen Hundekopf usw., vor allem aber einen Menschenschädel. Das Ganze wird in dem zerbrochenen Topf zu Kohle verbrannt. Dann kommen die Teilnehmer an dem Kuti, jeder mit einer ganz kleinen Kalebasse, in die Farm und füllen sich dieses kleine Gefäß mit den verkohlten Substanzen. Begießt man das nun mit dem Blute eines geopferten Huhnes, so ergibt sich ein ausgezeichnetes Schutzmittel gegen die Gatschi.

3. Der Kuti Sogba, der genau dem Schango der Jorubavölker entspricht und im Gogurmalande, in Usiri und bei der Foketschifamilie große Verehrung findet. Das sinnliche Symbol der Verehrung ist auch hier ein Donnerkeil, der in einem kleinen Hause Aufnahme findet. Die Gottheit selbst ist der Donnergott Sogba, über dessen Funktionen und Tätigkeiten ich nichts hörte, da ich nicht im Hauptlande der Verbreitung dieser Kultur war. Heilige Opfertiere für Sogba sind auch hier wieder ein weißer Schafbock (Kingbangba bekung), weißer Ziegenbock (Wurr(i)n bokung) und weißer Hahn. Jedes Jahr werden dem Gotte zur Erntezeit diese Opfertiere geopfert und Feste veranstaltet. In einigen Gegenden des Nupelandes führt er auch den Namen Baitsa.

4. Der Kuti Dako nigua, d. h. Großvater des Eisens. Es ist der Schankpanna der Joruba, der Gott der Pocken, ein unheimlicher Geselle. Sein Symbol ist ein großer Eisenblock, der in der Mitte einer Hütte Aufstellung gefunden hat, und dem außer reichlichem Bier schwarze männliche Tiere, schwarze Ziegenböcke, schwarze Hähne, schwarze Hunde und schwarze Bullen geweiht werden.

Wie gesagt, sind das nur einige wenige Beispiele. In Wahrheit wird es früher eine große Anzahl von Kuti gegeben haben und heute noch geben. Sie treten aber stark zurück gegen früher. Sie sind den Leuten selbst unwichtig geworden. Vor allem haben die Nupe die soziale Konstruktion, die mit diesen Bildungen verbunden war, so weit geringschätzen gelernt, daß sie sich ihrer nur noch mit Mühe erinnern. — Darüber im folgenden.

10. Religiös-soziale Einrichtungen

Wie bei allen Völkern, die um die Porta Atlantika herum wohnen, waren in alter Zeit alle religiösen Institutionen aufs engste und genetisch mit der sozialen Volksstruktur verwandt. Es ist klar, daß die Wirren der Bürgerkriege und der islamitischen Fulbeinvasion



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sowie der Umschwung, der sich im ganzen Wirtschaftsleben eingestellt hat, auf die alten Institutionen dieser Art zerstörend eingewirkt hat; aber immerhin können wir auch heute noch Reste der religiös-sozialen Tektonik erkennen und können kaum von Kuti oder gar Maske sprechen, ohne diese Beziehungen zwischen weiterforschenden Anschauungen und staatsbildenden Volksgruppierungen zu durchdringen, zu beobachten und in den Vordergrund zu stellen. An drei Stellen werden wir das ethnische Wesen der Nupe anschauen müssen, um dieser Aufgabe gerecht zu werden, einmal im Bereich der Kutieinflüsse, dann auf dem Boden der Elloforschung und endlich aber bei der Beobachtung des oben schon in seiner gesellschaftsschützenden Tätigkeit geschilderten Dako Boea.

Als Beispiel der Kuti führte ich vier Erscheinungen an. Das Wesentliche beruhte in alter Zeit nicht nur darin, daß ein solcher Kuti die verschwommenen Reste einer dämonischen Gestalt, wie etwa aus der Borireligion hervorgegangen, oder die degenerierte Bastardierung eines Orischa ähnlichen Gottes darstellt. Das Bedeutsame der Entwicklung ist vielmehr hier, genau wie bei den Joruba, daß jede Familie einen solchen Kuti hatte, daß die Familienglieder die Verehrung von den Altvordern in treuer Erbschaft übernehmen und daß ein leitender Priester, der Jigi, im Familienverbande die Kultur und die Beziehung zum Kuti aufrechterhielt. Jede den gleichen Kuti verehrende Familienvereinigung führte einen gemeinsamen Namen. Die Verehrer des Sogba hießen Sogbaschitschi, die des Tschelli Tschellischitschi, die des Sautschi Sautschischitschi. Alle Sogbaschitschi galten untereinander als nahe Verwandte, wenn sie auch aus verschiedenen Städten stammten und durchaus nicht imstande waren, die auf weite Generationen zurückreichende genealogische Beziehung wiederaufzufinden. Somit zerfiel vordem das ganze Volk in eine außerordentlich große Zahl von Kutifamilien dieser Art, und da nun mit der Verehrung eines Kuti Speiseverbote (Jetschi) Hand in Hand gingen, da Leute mit gleichen Speiseverboten sich nicht verheiraten durften, so können wir das gleiche Bild der sozialen Urgruppierung wieder herstellen, wie wir es bei den Joruba fanden, — nur ist wie gesagt, das alles heute zur Theorie, zur Reminiszenz herabgesunken und wird der Einhaltung solcher religiös-sozialer Gesetzgebung keinerlei Wert oder Folgenotwendigkeit beigelegt.

Ähnlich verhielt es sich auch mit anderen Dingen, z. B. mit der Verehrung der heiligen Krokodile, der Kanza, welche besonders in Mokwa und Daba heute noch aufrechterhalten wird, ohne daß man eigentlich weiß, welche Familien vordem als Egi-Kanza (Söhne des Krokodils) genannt wurden. Aber alles ist in der Ausübung zerstört und nur in der Erinnerung noch wahrhaft lebendig.



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Eine einzige Sippe fand ich, in der der Kutiglaube klar und unverkennbar das Menschenschicksal mythologisch und untrennbar mit dem heiligen Wesen verbindet. Hier wirkt noch eine echte alte Sitte, die Büffellegende, als Verbindendes aus einer Sippenbildung. Im Nupelande nämlich, und zwar in der Debogigegend bei Uschischi, lebt eine Sippe, die den Namen Guatschi (Guatschi-ji) führt. Gar nicht selten ereignet es sich dort, daß eine Frau einen Knaben oder ein Mädchen gebiert, das bei seinem Erscheinen Gras im Munde hatte. Solch ein Kind ist immer ein richtiger Guatschi. Wenn die Frauen das sehen, dann wird die Ello (die Nachgeburt usw.) vorsichtig und ohne Schütteln in einer Kalebasse begraben. Am anderen Morgen sieht man dann, daß sich von dieser Stelle aus ganz kleine Büffelspuren nach dem Busch hin verlaufen. Von da an weiß man, daß mit jenem Kinde ein ganz dem gleichen Schicksal unterworfenes Büffelkaib im Busch lebt. Wie das Kind, so wächst das Büffelkalb auf. Wenn der Knabe (es kann ebensogut ein Mädchen sein) etwa fünf Jahre alt ist, begibt der Vater sich zum Schigi oder Jigi, das ist hier das Haupt der Guatschi und der Leiter des Büffel-(Eja)Dienstes. Der Schigi gibt Medizin, die trinkt das Kind zum Teil. Einen Teil aber trinkt der Knabe in dem Busch, wo er sein Büffelkalb trifft. Dem gibt er den Rest zu trinken. Dann kommt das Büffelkalb drei Tage lang zu dem Knaben. Der muß es gut striegeln und abbürsten und ihm Sorghum zu essen geben. Knabe und Buschkalb sind durchaus identisch. Wenn eins von beiden stirbt, stirbt auch das andere. Wenn der Büffel von einem giftigen Pfeil getroffen wird, läuft er zu seinem Menschen, d. h. mit dem er zusammen geboren wurde. Der Mensch muß ihm den Pfeil herausziehen und Pfeil und Wunde entgiften. Sonst sterben alle beide. Wenn andererseits jemand den Burschen geschlagen hat, soll er sich recht wohl hüten, allein in den Busch zu gehen. Denn der Büffel fällt ihn gar leicht und sicher an und rächt, was er dem Burschen angetan hat. — Es versteht sich von selbst, daß kein Mitglied der Guatschifamilie Büffelfleisch genießt. — In der trockenen Zeit findet das 7 Tage währende Egbo statt, das ist ein Tanzfest, zu dem die großen und kleinen Büffel in die Stadt kommen und mit den Guatschi zusammen tanzen. Die Menschen (der Guatschifamilie) wie die Büffel rennen dann mit den Köpfen gegen die Hausmauer und sind auf die Stärke und Härte ihres Schädels stolz.

Soweit das Kuti als Symbol der Sippe. — Klarer und erkenntlicher haben andere Teile des religiösen Apparats sich erhalten, deren Symbol man ebenfalls den Namen "Kuti" zuzulegen pflegt, obgleich sie ihn nach keiner Richtung verdienen. Ich meine das Maskenwesen. Die Maskeraden zerfallen in zwei scharf voneinander zu trennende Typen, in die Ello, d. h. eigentlich Maske, und in die



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Gunuku oder Dako Boea. Für die erste Gruppe haben wir zwei Sagen, eine, welche das, was uns am meisten interessiert, nur flüchtig aber wesentlich beleuchtet, eine andere eingehender.* Die erste Angabe ist schnell besprochen: Ursprünglich waren die Ello in den Händen der Frauen, dann erst gingen sie in den Besitz der Männer über. Das sagte mir ein Mann aus Tatabu. Die Mokwaleute bestritten es. Da andere Stämme aber gleiche Sagen haben und von ganz unabhängiger englischer Seite mir ein gleichlautender Bericht zugegangen ist, so kann kein Zweifel darüber bestehen, daß diese für die Verbreitung älterer sozialer Traditionen so wesentliche Angabe auch im Nupelande heimisch ist.

Der andere Bericht ist ausführlicher.

Es war einmal ein Mann, der war sehr entrüstet darüber, daß seine Frau sich mit einem anderen Manne in Liebeshändel eingelassen hatte. Er ging also zu dem Jetsu (gleich den Bale der Joruba, Bürgermeister) und sagte: "Meine Frau hat mit einem anderen Manne geschlafen. Ich glaube, sie hat das schon vordem getan. Was kann ich wohl dagegen tun?" Der Jetsu sagte: "Ich glaube auch, daß deine Frau es schon vordem getan hat. Denn es kommen häufig Männer zu mir und beschweren sich über diese Sache. Die Frauen lassen sich zuviel mit anderen Männern ein. Wir müssen also eine Sache machen. Alle Männer sollen zusammenkommen." Es kamen alle Männer zusammen. Der Jetsu sagte: "Was machen wir in dieser Sache ?" Die Leute sagten: "Wir machen eine Ello Iao (Maske einer jungen Frau)." Die Leute sagten: "Ja, wir wollen eine Ello Iao machen." Die Männer schnitzten nun eine Ello Iao. Es war ein Kopf mit zwei Hörnern. Die Männer sagten: "Das ist eine gute Ello Iao. Die Ello Iao soll tanzen." Die Ello Iao tanzte. Alle Männer und Frauen kamen zusammen und sagten: "Das ist schön!" Die Frauen sagten: "Das ist schön." Die Männer sagten: "Lacht nicht darüber. Das ist eine ernste Sache. Diese Ello Iao bleibt nun bei uns, und wenn eine von euch sich von einem anderen Manne als von ihrem eigenen beschlafen läßt, so wird sie einen solchen Ibilli (Teufel, wohl aus dem Haussa; arabisch =diabolos) gebären. Seht die Hörner! Wollt ihr einen solchen Ibilli gebären ?" Die Frauen schrien. Dann kamen die Frauen aber wieder zusammen und tanzten mit der Ello Iao. — Nun aber machten die Männer durch die Ello Iao noch den Dunkunlo. Dunkunlo war ein Topf mit einem Menschengesicht, der war bemalt. Der Dunkunlo stand beim Tanzen in der Mitte. Alle Männer warfen etwas Kohle und einige Kauri hinein. Gegen Ende des Tanzes wurde Wasser darübergegossen. Dann mußten alle Frauen herantreten, eine nach der andern, und 

*Gunu scheint der Jorubaname; Dako heißt in Nupe Großvater, Ahn, sicher Verstorbener.


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jede mußte sich mit der Flüssigkeit die Vulva waschen. Die Männer sagten: "Wenn ihr nun wieder mit einem anderen Manne schlaft, so wird eure Vulva wie ein knöcherner Penis werden." Die Frauen ängstigten sich. Die Ello Iao ging hinweg.

Die Männer sagten: "Nun müssen wir aber noch eine Sache für die Männer haben. Die Ello Iao kann nicht allein sein." Der Jetsu sagte: "Ihr habt recht, man soll auch ein Ello Kunnegi machen." Die Männer gingen hin. Die Männer nahmen ein Netz (Sambara). Daraus machten sie einen Kopf und eine Jacke. Um die beiden hängten sie viele Felle. Sie gaben ihm Hosen. Die Felle hingen weit herum. Hernach gaben sie ihm vorn aber auch noch einen Stock, der hing da wie ein Penis. Der Ello Kunnegi konnte ihn aber auch hochnehmen und tanzte damit wie mit starker Erektion. Die Männer sagten: "Das ist gut. So soll der Ello Kunnegi tanzen. Dann wissen die Frauen, was ein Mann kann, und dann wissen die Männer, was ein Ello Kunnegi soll." Ello Kunnegi tanzte. Alle Männer, alle Frauen kamen zusammen. Sie sahen alle zu. Die Weiber sagten: "Was ist das?" Ello Kunnegi sagte: "Ich komme vom Himmel. Soko (Gott) selbst hat mich gesandt, ich soll hier Medizin machen." Alle Frauen sahen den Stock an und lachten. Ello Kunnegi sagte: "Lacht nicht! Gott sendet mich. Wenn ihr lacht, kann es euch gerade so gehen." Ello Kunnegi tanzte. Dann gingen alle heim.

Die Männer sagten: "Wir haben nun die Ello Iao für die Frauen; wir haben den Ello Kunnegi für die Männer. Nun fehlt uns noch ein Ello für den Jetsu. Wir müssen einen Ello für den Jetsu haben." Der Jetsu sagte: "Es ist recht. Was wollt ihr für einen Ello für mich machen?" Die Männer sagten: "Wir wollen einen Ello Gara (Gara =Dieb), eine diebische Maske für dich machen." Der Jetsu sagte: "Mir ist es recht." Die Männer machten nun eine Holzmaske. Die hatte nur einen Stab in der Mitte, aber keine Hörner. Als sie fertig war, tanzte sie. Ello Gara wollte auf den Markt gehen. Der Jetsu sagte: "Es ist gut, gehe auf den Markt und stiehl für mich. Nimm aber keine großen Sachen. Nimm kein Gold und keine Stoffe! Nimm Kauri und kleine Sachen." Dann sagte der Jetsu: "Gehe auch nicht alle Tage auf den Markt. Gehe nur im Herbst, zur Erntezeit hin, um für mich zu stehlen."

Der Jetsu sagte: "Es ist jetzt Erntezeit, wir wollen eine große Sache machen." Die Männer sagten: "Ja, alle Frauen sollen heute nachmittag um 4 Uhr zusammenkommen. Wir wollen auf dem Marktplatz sein. Wir wollen nur keine Kinder, Mädchen und schwangere Frauen da haben. Sonst sollen alle Männer und Frauen kommen, denn heute sollen Ello Iao und Ello Kunnegi miteinander tanzen. Sie sollen miteinander auf dem Marktplatz koitieren, und



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wir alle wollen zusehen, denn die Erntezeit ist vorüber.*Wir haben viel Bier und Korn und wir haben unsere Arbeit beendet!" Der Jetsu sagte: "Ja, so wollen wir es machen."

Am Nachmittag um 4 Uhr kamen alle (erwachsenen) Männer und Frauen auf dem Marktplatz zusammen. Es kamen Ello Iao und Ello Kunnegi. Ello Kunnegi tanzte. Ello Kunnegi tanzte sehr schön. Erst hing der Stock (Penis) Ello Kunnegis herunter. Es wurde dunkel. Als es gegen 7 Uhr war, hob sich der Stock Ello Kunnegis. Ello Kunnegi hatte einen starken, aufstehenden Penis. Ello Kunnegi tanzte auf Ello Iao zu. Als Ello Kunnegi so auf Ello Iao zutanzte, warf sich Ello Iao auf den Rücken. Ello Iao breitete die Beine aus. Ello Kunnegi legte sich auf sie. Ello Kunnegi drängte seinen Stock (Penis) zwischen Ello Jaos Beine. Ello Kunnegi beschlief Ello Iao. Alle Leute, alle Männer und Frauen sahen zu. Als sie so Ello Iao von Ello Kunnegi beschlafen sahen, da nahm ein jeder der anwesenden Männer die Frau, die gerade neben ihm stand. Er legte sie auf den Boden und beschlief sie. Der Mann, der zum Jetsu gekommen war, um sich darüber zu beschweren, daß sich seine Frau von anderen Männern beschlafen lasse, sagte: "Ein anderer Mann hat vordem meine Frau beschlafen. Heute will ich die Frauen anderer Männer begatten." So begattete jeder Mann die Frau anderer Leute, die gerade neben ihm auf dem Marktplatz stand.

Seitdem geschieht das noch heute in jedem Jahre am Beginn der Regenzeit. Man nennt das Fest Esollo. An dem allgemeinen Koitieren auf dem Marktplatze nehmen alle erwachsenen Männer und Frauen teil. Nur schwangere Frauen und Kinder durften sich daran nicht beteiligen.

Diese Tradition erleuchtet alles zur Genüge. Von den mehr familiär-populären Masken ist nur die Moma oder Mama genannte Strohmaske nicht aufgeführt. Diese ist recht verbreitet und tanzt in schwingenden Bewegungen wie ein Elefant, dabei immer "Ewu! Ewu! Ewu! Juhuhu!" (im Tonfall sinkend) und von Zeit zu Zeit "Eje! Eje!" rufend. Wenn sie in der allgemeinen Legende nicht aufgeführt ist, so kommt das daher, daß sie ursprünglich keine Nupemaske ist, sondern von den Bassa (Bassakomo), die nordöstlich und östlich der Nupe wohnen, übernommen wurde. — Im übrigen werden die drei Ellomasken, ihrem Aktionsfelde gemäß, ganz ausgezeichnet gemimt: das Paar Ello Kunnegi und Ello Iao als typisches Geschlechtspaar (siehe die paarweise Geschlechterdarstellung bei Habe, Joruba, dann die Geschlechterpaarmasken der Jukum!), der Ello Gara als bürgermeisterliche Plünder- oder Steuererhebungsmaske. Die Institution der Gara, der königlichen Privat- und Offizialdiebe, werde ich da zu 

* Dazu ist zu bemerken, daß der eigentliche zeremonielle Maskenbeischlaftanz im Beginn der Regen - d. h. der Saatzeit, statthafte.


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schildern haben, wo die niederen Beamten des Königsreichs zu besprechen sind.

Als letzte der religiös-sozialen Institutionen muß noch dem Gunuko oder Dako Boea oder Baja einige Seiten gewidmet werden. Die Hauptsitze dieser Marktgottheit sind in Atagara (am Niger im Nupeland) Regi, Patigi und Lafia. Über den Ursprung herrscht nicht vollkommene Übereinstimmung. Einige wollen ihn im Lande "ur"eingeboren sein lassen. Andere Legenden bringen ihn mit dem Edegizuge ins Land. Ich sah ein altes Manuskript, in dem dieser Zug mit der Gunukomaske geschildert ist. Wieder andere lassen die Maske zwar gemeinsam mit der Edegiwanderung auftauchen; erklären sie jedoch als Manifestationen des alten Fürsten Guschi, der starb, als Edegi ins Land kam. Tatsache ist, daß auch Bassa und Gwarri den Gunu kennen, und daß seine ganze Form des Auftretens eine gewisse Ähnlichkeit mit Bassama hat, der heute zwar nur bei den Abaqua-Riga der Jukum zu herrschen scheint, in seinem ganzen Habitus und Gebaren aber schon an den Gunuku, den großen Gunu der Nupe, erinnert.

Die Gunumasken, die wir sahen, stammten zum Teil aus Atagara, eine aus der Umgebung von Bida. Man unterschied zwei Typen, von denen die eine kleinere als Suso-papagi (ruhige Kleine), die andere als Ndako-Baja (Großvater =Baja) bezeichnet wurde. Man kann diesen hohen Stoffbehang, auch wenn die Fransen an der Spitze sie etwas formvoller erscheinen lassen, unmöglich als hübsch oder besonders eindrucksvoll bezeichnen, aber die Art, wie die Begleitung der Masken mit langen grünen Palmwedeln sie umstehen, eine Palmblattwand um sie aufrichten und ihre Schritte und Bewegungen mit Chorgesang begleiten, hatte sicherlich etwas Feierliches. Die Menge war an dem Tage, an dem ich in Mokwa das Dako Bajafest veranstaltete, so hingerissen und begeistert, daß ich es verstehe, wenn behauptet wird, die Maskeninstitution habe in alten Zeiten viel mehr Einfluß gehabt als die Könige, ihr Einfluß sei dem der Nupekaiser gleichgekommen, und oft hätte der Nupekaiser sich ihrer bedient, um seinen eigenen Willen durchzusetzen. —Das Spezielle, was ich von dieser Maske hörte, soll in folgendem wiedergegeben werden, und zwar stelle ich eine Legende in den Vordergrund, die mir ein Mann aus einer alten Barafamilie mitteilte:

Der alte Name Dako Bajas war Lata. Lata kam von Osten her. Er kam auf dem Wege über Atagara ins Land. Die Leute von Atagara waren aber ebenso wie die von Tarabulur. Wer für Dako Baja tanzt, darf nie den Oberkörper bedeckt haben. Im Norden pflegt die Maske in der Mitte zu stehen und alles Volk mit entblößtem Oberkörper darum herumzutanzen. Edegi pflegte es in Atagara, wo er ebenso geübt wurde, auch so zu machen. Edegi trug ihn mit sich



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nach dem Nupelande. Edegi rief heimkehrend alle Leute zusammen und sagte: "Dies ist Dako Baja. Er kam von Tarabulur nach Atagara. Der Atagara (von Ida) gab ihn mir für euch mit. Niemand soll mit Dako Baja spielen, sonst wird er getötet. Jedes Jahr soll man für Dako Baja Speise bringen und ihm reichen." Die Leute fragten: "Was kann man ihm bringen?" Edegi sagte: "Bringt ihm Ziegen, Hühner und Hahn, bittere Kolanüsse (Nupe =Afata; Haussa =Ngoro-billi; Joruba =Obita-abata) und Bier." Dann wählte Edegi einen Mann und sagte: "Du bist Daro; du sollst der erste Mann der Sache sein. Du sollst ihm jährlich das Bier (Nupe =Edje; Haussa =Djia; Joruba =Obi) und Palmwein (Nupe = Muge; Haussa =Borini; Joruba =Emu) geben. Wenn jemand zu Dako Baja kommen will, muß er erst zu dir, dem Daro, gehen, und du wirst ihn dann dem Dako Baja vorstellen." Edegi nahm eine Medizin, das Schiwe Schagba, gab es dem Daro und sagte: "Nimm die Schagbamedizin und binde sie dir um die Hand, damit du die Innen-(Trag-) stange der Maske halten kannst. Wenn du diese Medizin um die Hand hast, dann kann dich niemals jemand sehen -auch wenn man den Stoffbehang der Maske einmal öffnet. Wenn du an einen Fluß kommst, kannst du ohne Boot hinüberfahren!"(Vgl. die Baschamalegende in Jukum-Haussa, Atlantis Bd. VII) Egedi nahm die Maske und gab sie dem Daro. Der Daro rief alle jungen Leute zusammen und sagte ihnen, daß er von Egedi die Oberaufsicht über Dako Baja empfangen habe.

Wir haben oben schon gesehen, in welcher Weise Dako Baja gegen die Gatschi zu Felde zieht, bis der Daro die Subache zuletzt totschlägt. Nun hören wir hier noch einige andere Sachen über diesen Krieg gegen die sozialen Schädlinge.

Wenn - um den obigen Bericht fortzusetzen -die Gatschi oder Gazi in einem anderen Land ihr Unheil treiben, so kommen die Geschädigten zu dem Daro und sagen: "Hier bringen wir dir Stoff, Hühner, Kolanüsse und Ziegen. Wir bitten den Dako Baja, uns gegen die Gatschi zu unterstützen." Der Daro nimmt die Gaben in Empfang, wendet sich zum Dako Baja und sagt: "Hier sind Leute aus einem anderen Land. Die Gatschi schaden ihnen sehr. Sie bringen dir 200000 Kauri, Stoffe, Kolanüsse, Hühner und Ziegen. Es sind Nupeleute. Ich werde deine Antwort sehen." Der Daro warf dann das Kolaorakel, d. h. er zerbrach eine Kolanuß in ihre natürlichen vier Segmente. Einen Teil gab er der Maske. Drei Teile warf er hin. Wenn zwei Stücke geschlossen, eins aber offen hinfiel, dann gab Dako Baja damit sein Einverständnis. Dako Baja will also helfen. Der Daro legt nun ein Stück Kola auf Dako Bajas Kleid, kaut ein zweites, um dann den zermalmten Brei auch auf den Stoff zu speien.



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Darauf bereitet der Daro die Entsendung des Dako Baja, die grausige Strafgewalt, vor. Er ruft einen Anhänger und begünstigten Diener des Kultus. Er gibt ihm die Handbandmedizin, die Schagba, und dazu einen langen Strick, den Gatschi zu fangen. Auch dieser Strick ist durch magische Mittel so gekräftigt, daß er nicht reißen kann. Dann bändigt er ihm die eigentliche Maske, die Boa-De genannt wird, aus und sendet ihn mit anderen Kundigen und kräftigen Männern zum Fang aus. Er selbst, der Daro, bleibt daheim. —Der Vertreter wandert mit seiner Begleitung von dannen. Er sendet eine Nachricht voraus, die seine demnächstige Ankunft anzeigen soll. Darauf läuft denn in der von dem Nachtungeheuer bedrängten Stadt alles Volk zusammen. Jeder Mann, der von der nahen Ankunft des DakoBaja hört, nimmt einen tüchtigen Knüppel über die Schulter und kommt herbei, das Volk von den Farmen, die Bauern aus den umliegenden Dörfern. Es ist eine große Sache. — Inzwischen hat der Vertreter des Daro in unauffälliger Weise das Haus eines befreundeten Mannes erreicht. Palmblätter sind herbeigebracht, und so tritt die Maske auf den Marktplatz heraus. Der Dako Baja sendet nun eine Nachricht an das Stadthaupt, sei es, daß dies ein Jetsu, ein Verwandter des Kaisers ist, sei es, daß es nur ein Egbar, ein Verwalter, der vom Herrscher eingesetzt wurde, ist. Der Dako Baja läßt fragen: "Warum kommst du nicht, um mich zu begrüßen?" Der Ortsherr läßt sich nicht zweimal auffordern. Er kommt nun sehr bald und erweist den gefürchteten Maskengästen seine Verehrung. Dako Baja seinerseits fragt den Ortsmächtigen, ob es ihm erlaubt sei, den Gatschi zu fangen. Der Ortsherr ist natürlich hiermit einverstanden. Die große Kraft, die dem Dako Baja innewohnt, sagt nun dem Maskenträger sogleich, wo der Gatschi zu suchen sei und wer er ist. Die Maske sendet zunächst einen Mann seiner Begleitung mit dem Auftrag, die Arbeit zu vollführen. Der entsandte Mann stellt sich aber als solcher Aufgabe nicht gewachsen heraus und kommt zurück. Dako Baja muß sich selbst auf den Weg machen. Dako Baja sagt: "Trommelt für mich!"Die Trommeln rasseln. Dako Baja beginnt zu tanzen. Dako Baja zieht durch den Ort hin. Jeder, dem er begegnet, muß ehrfurchtsvoll grüßen, sonst wird er geschlagen. Nachdem der Dako Baja hier und da auf den Plätzen getanzt hat, geht er zur Wohnung des Gatschi. —Dort in der Behausung deckt Dako Baja den Schuldigen sogleich mit seinen Kleidern zu. Der Mann muß sich dem Zwang der gewaltigen Maske fügen. Unter dem Maskenmantel wird er auf den Marktplatz gebracht und dort fallen gelassen. Dann wird er getötet. Dako Baja erhält reiche Geschenke und zieht damit heim. — Zu Edegis Zeit übergab der Vertreter des Daro diesem seinem Herrn das gewonnene Geld. Der Daro ging damit zu Egedi. Egedi teilte die Einnahme. Einen Teil behielt er selbst, einen Teil gab er dem Daro. Der Daro seinerseits



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teilte die Einnahme mit seinen Leuten. —Damals, zu Egedis Zeiten, kamen viele Leute. Sie baten darum, daß man ihnen auch eine Institution des Dako Baja zuteil werden lasse; sie wünschten ihren eigenen Dako Baja. Daro untersuchte dann jedesmal die Sachlage. Der Daro berichtet darüber an Egedi, und Egedi seinerseits legte eine Zahlung auf, die zwischen dem Könige selbst und dem Daro geteilt wurde. Danach wurde dann der neue Dako Baja feierlich investiert. —In jedem Jahr kamen vordem einmal alle Dako Bajas zusammen. Die Stadt ihrer Zusammenkunft war Gharra, die Zeit der Januar. Einen Monat lang währte der Tanz, denn die einzelnen Masken trafen nicht gleichzeitig ein, die einen früher, die anderen später. Wenn dann alle vereinigt waren, so gab es an einem Tage einen sehr großen Tanz. Am anderen Tage zog alle Welt wieder heim. Jeder hatte reiche Geschenke nach Gbarra gebracht, auch wurde da Dako Baja ausgesandt, in den Heidenländern Sklaven einzufangen.

Im allgemeinen deckt sich der Inhalt dieses Berichts ausgezeichnet mit jenem, den wir im vorigen Abschnitt über die Subachen brachten. Um so auffallender ist die Abweichung, die ein Bericht gibt, den ich von den Alten im Nupelande empfing und der folgendermaßen lautete:

Danach ist Gunuku oder Dako Baja aus dem Grabe aufgestiegen, in dem Guschi 1. bestattet war. Dako Baja tötet Menschen, aber er tut das nicht selbst, sondern er sendet den kleinen Susso-Patagi zu solchen Zwecken aus. Zweifellos sei der Dako Baja die älteste Einrichtung dieser Länder -wird da gesagt und hinzugefügt, daß ohne ihn überhaupt vordem niemand die Würde des Mannes erreichen konnte. Das wird aber folgendermaßen erklärt. Wenn vordem ein Bursche etwa 7 Jahre alt war oder vielleicht auch noch in jüngeren Jahren, ward er weit weg in den Busch gebracht und dort tätowiert, da blieb er dann 3 Jahre, und wenn er wieder kam, sagte man: "Dako Baja hat ihn wieder gebracht." Solch ein Kind ward als Gummun oder Gummu bezeichnet und von ihm wörtlich behauptet: "Dako Baja Magie Mana", d. h. Dako Baja hat das Kind geboren. Derart von Dako Baja geborene Kinder hatten meist die Bangubatätowierung oder eine kleine, unscheinbare Haarlocke auf dem sonst glatt rasierten Schädel. Diese Art Leute durften in keinem Fall eine Mütze tragen und ebensowenig eine Tobe. Ihr Kleid war das Umschlagetuch, die einfache Toga, die zum Tanze vor dem Maskengotte um die Lenden geschlungen wird. Jeder Mann dieser Art hat ein klar vorgeschriebenes Speiseverbot (Enja schitschi); er durfte nicht essen Alligator, Binsenschlange (Evuaka), roter Affe (Ebe), Varanus (Katagbini), Buschschwein (Bakun), zudem durfte er nichts genießen, was in einer zerbrochenen Kalebasse aufgetragen ward.



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Das sind klare Parallelen zu Vorstellungen, wie wir sie aus Liberia und sonst kennen, Analogien zu den Vorstellungen von den Bundesgottheiten des Westens. An jene Legenden werden wir um so mehr gemahnt, wenn wir hören, daß der Name Gunuko mit der Bezeichnung für den Kronenkranich (Nupe = Ga Kun) zwanglos in Verbindung gebracht wird. Auch der Koma, der große Bund der Mande, verdankt diesem Tiere angeblich seinen Namen.

In früheren Zeiten hatte jedes größere Gemeindewesen im Westen der Stadt einen waldigen Busch, eine Waldinsel, Guno-ba genannt. Darin waren Töpfe, ganz große Töpfe aufgestellt. Dort wurden die Zusammenkünfte der Dako Bajamitglieder abgehalten. Dorthin wendet sich der Mann mit Geld und Geschenk, wenn sein Weib allzulange unfruchtbar blieb. Dort wurden viele, auch jene stillen Vereinbarungen auf Vernichtung unliebsamer Dorfgenossen getroffen, die wir bei den Mande und Bosso Soroko als Selbstverständlichkeiten eines patriarchalistisch-religiösen Altersregiments kennen lernten.

Deshalb kann man sagen, daß der Dako Baja mehr als eine nur religiöse, daß er seinem Ursprung und Entwicklungsgang zufolge unbedingt eine religiös-soziale Institution hohen Alters ist, bei der man nur zweifeln kann, ob sie im Nupevolke uralt oder von Nachbarvölkern übernommen ist.

11. Die hohen Beamten des Reiches

Das alte vorfulbische Nupereich, so wie es uns aus den Berichten der alten Leute und aus der Geschichte entgegenblickt, ist eine Despotie von reinstem Wasser. Gewiß zeigten auf dem Lande noch die Empfindungen und Einrichtungen alter Familienverbände in Hader, in Insurrektion, in Bauerntrotz und Stammesfehde ihre selbstverständlichen Eigenheiten. Zwar mag in jener Zeit das Nupevolk noch viel weiter als heute davon entfernt gewesen sein, auch als eine einheitliche Nupenation dargestellt zu werden - all das ist, wo nicht sicher, so doch wahrscheinlich -, aber in jener vorfulbischen Zeit durchzog das ganze Nupevolk auch noch als eine weit bindungsstärkere Empfindung die Tatsache der mehrere Jahrhunderte lang hindurch einheitlich und ungestört erhaltenen Edegidynastie und der noch weiter zurückreichende Blick in sagenhafte Größe und Kulturbeziehung. Also war das Ganze doch eine Einheit und als Einheit eben eine ausgesprochene Despotie.

An der Spitze des Reiches stand ein Kaiser, eine in seiner Machtvollkommenheit imposante Gestalt. So wie von ihm die ganze Staatsmaschine dirigiert und geleitet ward, war sie anderen despotischen Reichen dieser Länder anscheinend sehr ähnlich, vor allem aber so geeignet und für den Fulbegebrauch praktisch, daß die Fulbe an der



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Gesamteinrichtung nichts änderten und sie eigentlich genau so übernahmen, wie die Fürsten der Edegiperiode sie ausgestaltet oder, was wahrscheinlich ist, aus noch älterer Zeit übernommen hatten.

Es war ein großer Apparat von Beamten, sowohl erblicher wie gewählter, die dem Etsu, dem Kaiser, bei dem Regiment über dieses durchaus nicht sehr ausgedehnte, wenn auch außerordentlich volkreiche Land behilflich waren. Als Grundsatz können wir fraglos erklären, daß von allen den vielen hohen Thronbeamten, die wir nachher aufzuzählen haben, nicht einer einen eigenen Willen hatte, daß vielmehr der Despot allein herrschte, ohne sich im geringsten hineinreden oder eine Modifikation seiner Verordnung gefallen zu lassen. Betrachten wir die Kategorien des regierenden Beamtenheeres.

Es gab zwei Formen der Unterscheidung, einmal nach der Geburt, dann nach dem Rang. Der Geburt nach gab es die Djitsu (aus Edji = Sohn und Tsu =Herrscher), dem Rang nach die Edji Saraki (aus Edji =Sohn und Saraki =angesehener Patrizier; aus diesen Saraki, das man sehr wohl auch mit "Obmann" oder "Meister" übersetzen kann, muß das Haussawort Serki, das fälschlich mit König übersetzt wird, hervorgegangen sein). Djitsu als Adlige und Edji Saraki als Patrizier standen sich verbindungslos gegenüber. Es sind die beiden Hauptklassen der Beamtenschaft. Kein Mitglied einer dieser beiden Klassen konnte eine Stellung erhalten, die der anderen Klasse zukam. Aber jede der beiden Klassen zerfiel wieder in je zwei Gruppen, eine von Ober-, eine von Unterbeamten. Die Mitglieder der oberen Gruppe wurden als Enako, die der unteren als Enagi oder Enaki bezeichnet. Es gab sowohl unter den Djitsu wie unter den Sarakitsu (Patrizier im kaiserlichen Dienst) Enako und Enaki, nur spielten die Enaki der Sarakitsuklasse eine so untergeordnete Rolle, daß sie im Hofchargenverzeichnis gar nicht mit aufgeführt wurden, während viele der Enako der Sarakitsuklasse eine so hohe Stellung einnahmen, daß jeder Prinz ihnen Ehrfurcht erweisen mußte. Um das Verhältnis der einzelnen untereinander verständlich zumachen, will ich zunächst einmal die Arten der Hofbeamten gruppenweise aufzählen.

I Klasse der Djitsu. Die Gruppe Djitsu-Enako:

Saba (der Kronprinz) Benu oder Bennu
Botun Gara
Makun Tschekwa
Nokodji Ndpherma
Luqua Neidja
Rani Naquena
Tschetscheko N'kotschi
Netsu Zoeda
Nadjenu Nbandoma


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Das ist die Gruppe der höchsten Würdenträger des Reiches. Von ihnen stand in der bestimmten (hier aufgeführten) Reihenfolge immer ein jeder unter dem Vorhergehenden. Starb der Etsu, so ward der Saba Kaiser und der Botun rückte in die Stellung des Saba, des Thronfolgers, ein; der neuernannte Kaiser setzte dann einen neuen Botun ein, der Theorie nach, der dem Botun folgende Makun, so daß die ganze Reihe nachrückte und alle Nachfolgenden die Stelle ihrer Vorgesetzten einnahmen. In Wahrheit wurde die Reihenfolge aber wohl stets unterbrochen. Die beiden Obersten, der Saba und Botun, wenn einmal eingesetzt, konnten nicht wieder umgewechselt werden. Aber die Stellung der anderen hing doch sehr von der Gnade ab, in der der Betreffende beim Kaiser stand. Die hier aufgeführten Worte sind Titel, keine Namen. Ihre Verwendung fand in der Weise statt, daß der Herrscher die Stadtherren und Provinzverwalter mit der Verwaltung und Vertretung seiner Interessen betraute. Denn der Theorie und Praxis nach war der Etsu Inhaber aller Macht, über alle Personen und Besitztümer seines Landes, und diese Herren verwalteten diese Omnipotenz und nahmen die Steuern und Abgaben für den König ein. Die gezahlte Abgabe hieß Edu (Haussa=Gandu; Joruba =Code). Die Verteilung erfolgte folgendermaßen. Von jeder Summe, die 100 Mark betrug, erhielt der Herrscher selbst 40 Mark, der Enako 20, die kleine Beamtenschaft insgesamt 35 und der einkassierende Bote 5 Mark als Tutschi (Tukuschi in Haussa =Botengeschenk). In solcher Weise wurden überhaupt die Verwaltungsausgaben gedeckt. Wenn der Etsu einem Enako sagen wir 20 Mark schenkte, so mußte er 2 1/2 Mark an seinen Enaki weitergeben, so daß ihm nur 17 1/2 Mark blieben. Im übrigen standen diese adligen Herren durchaus nicht in dem gewaltigen Ansehen, wie man denken möchte. Nicht sie, sondern (wie wir sehen werden) die Patrizier krönten den König, und mit Ausnahme des Etsu, des Saba und Botun mußte jeder Djitsu, wenn er einem Saraki begegnete und auf einem Pferd saß, absteigen und ehrerbietig grüßen. Auch pflegten alle diese hohen Herren nicht in ihrer Provinz, sondern in der Hauptstadt zu wohnen, in der jeder seinen weitausgedehnten Palast hatte.

2. Klasse der Djitsu. Die Gruppe Djitsu-Enagi:

Za-duja Damma
Bag-baruku Gijan(g)
Tschata Tjankuku
Kaffa Rofae (ng)
Foquo oder Fogbo Etsoa
Fogung Ebe
Satschi Netschintaba (Netschin =Herr)
Kussodung Tschoacha Djirraba
Zonku Schaquini
Itsa


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Auch diese alle sind Nachkommen des Herrscherstammes. Sie finden ihre Anstellung sowohl im Kriege als in kleinen Provinzstädten unter der Leitung eines Enako, der ihnen auch von den ihm zufallenden Einnahmen gebührend abzugeben hat. Im übrigen steht auch bei ihnen dem Range nach ein jeder über allen nach ihm in dieser Liste aufgeführten Prinzen.

3. Klasse der Sarakitsu. Die Gruppe der Enako, und zwar Verwaltungsbehörde:

Nedji Makama
Neffene Bana
Mansoqua Ndasa
Tschapako Tscheteko
Tsada

Dieses sind zwar nur "Saraki", aber doch sind es die höchsten Beamten des Reiches. Der Nedji ist derjenige, der den neuen Etsu krönt. Die vier ersten dieser Reihe sind die ständigen Beamten des Etsu. Sie haben ihm zu sagen, wenn er einen Irrtum begeht, haben ihn zu ermahnen, wenn er allzu grausam oder sinnlos regiert. Sie sind die höchsten aller Beamten. Dagegen werden die anderen fünf als Gesandte in Vertrauenssachen geschickt. —Diese sehr hohe Stellung der Saraki ist um so erstaunlicher, als die Klasse ebensowenig wie die prinzliche irgendein anderes Recht hat als das, das der Herrscher in jedem einzelnen Falle für Recht erklärt. Die Saraki dürfen nicht den Wohnort wechseln ohne Genehmigung des Etsu oder seiner Verwaltungsbehörde. Sie sind zum Teil steinreich. Es gibt Saraki, die Hunderte von Sklaven und Weibern, dann noch die hohe angesehene Stellung bei Hof haben; aber doch sind sie ebensowenig wie die Djitsu kaum mehr als Hörige. Wenn dem Worte Djitsu im Haussa Dan Serki, im Joruba Oma-ba, dann Edji Saraki im Haussa Dan-Sarakuna und im Joruba Oma-Lagba entspricht, so erkennen wir aus der Etymologie dieser Worte noch deutlich den Sinn. —Alles in allem können wir diese Gruppe als die der höchsten Verwaltungsbeamten bezeichnen.

4. Klasse der Sarakitsu. Die Gruppe der Enako, und zwar Palastverwaltung:

Gabissoidi Tatoto
Natoaki Djaba
Sonaji oder Sommaji Manlao
Soajatsu Santalitsu
Schiembo Wambei
Dsoafu Logu(ng)
Masentelli Mantoaki
Damaraki Kotonkomu
Mamfada Tschigilla


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Diese Sarakitsu der Oberklasse wurden mir auch als Esa-tschusi, als die ersten großen Palastdiener des Herrschers, dann auch als "Tasche des Häuptlings"oder als "Kronrat in Privatverwaltungsdingen" bezeichnet, und dem entspricht auch die übliche Verwendung einiger dieser Herren:

An ihrer Spitze standen:

I Der Gabissoidi; er war der Botenmeister, der die Fremden vorführte und versorgte.

2. Der Natoaki, der für Speise und Trank des Hofhaltes, in neuerer Zeit auch für den Harem zu sorgen hat.

3. Der Sonaji ist der oberste Stallmeister, hat aber auch die Fürsorge für den Thron und das kaiserliche Paradebett.

4. Der Soajatsu, hatte für allen anderen Besitz und Hausbestand der Hofhaltung zu sorgen, war zum Beispiel auch der Fürsorger der Kolanüsse.

Dieses waren in alter Zeit die vier Erzämter, die von kriegsgefangenen Häuptlingen besetzt wurden - also von Sklaven der vornehmsten Art. Es waren Ehrenstellen, und mehr die Titel als wirkliche Arbeitsverpflichtung, zeichneten die Leute. In den letzten Jahrhunderten wurde die Stellung dieser Herren mehr und mehr herabgesetzt, und zwar dies zum besten der Eunuchen, der Dansitsu. Diese, an deren Spitze nun auch gleiche oder ähnliche Namen auftauchen, verdrängten die alten vier "Oberherren". Vordem wurden also diese vier Erzämter von großen Männern hoher Stellung eingenommen, heute von vier weniger geachteten Eunuchen ähnlichen Namens. —Außer den vier obersten Herren spielten früher am Hofe auch eine bedeutende Rolle: der Masentelli, der private Schätze und das Mobiliar des Kaisers verwaltet; der Santalitsu, der die spezielle Aufsicht über die Pferde hat; der Wambei, der als Aufseher der Sklaven wirkt; der Tschigilla als Oberherr der Kutipriester und Reichsheiligtümer, soweit sie sich im Palast des Herrschers befinden.

5. Klasse der Sarakitsu, Gruppe der Enagi, und zwar Militärverwalter:

Soasudsu Badjako
Bandoaki Sokjara Dokoringi
Somfadako Sodjetsu
Sonlaudsu Songobi
Mamasun Sekiwuatsu
Edjiko Sonfaraqua
Barischi Maga-aki
Nogung

Dieses ist die militärische Oberverwaltung. Der Soasudsu entspricht dem Majeki, ist also der oberste Feldherr und führt als solcher heute



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unter den Fulbe auch den Titel Majaki. Die anderen wurden je nach ihrer Fähigkeit verwendet, meist als Hauptanführer im Kriege, zu Verproviantierungszwecken, am häufigsten aber als Anführer von Raubzügen, von Sklavenjagden, zu welchen Aufgaben mehr Verschlagenheit als große taktische und strategische Kenntnisse gehörten. Im übrigen war gerade diese Gruppe die, zu deren Nachfüllung am häufigsten fremde Elemente herangezogen wurden, teils weil ihre Sterblichkeit ziemlich groß war, teils weil sie am leichtesten und häufigsten Insurgenten produzierten, teils weil kriegerische Tüchtigkeit sich meist nicht so gut vererbt wie verwaltungstechnisches Geschick, und weil häufig meist aus den Reihen der Soldaten militärische Genies ganz von selbst sich hervortaten.

Endlich haben wir unter den Beamten noch eine Gruppe zu erwähnen, die am auffallendsten ist.

6. Klasse der Sarakitsu, Gruppe der Enagi, und zwar der Dansitsu:

1. Der Nda-toaki =Sprecher.

2. Der Soma-ji = Bote des Herrschers, der die Befehle im Palast weiterträgt.

3. Der Gabi-Ssoedi = der alle Bittsteller, Offiziere und Beamten empfängt und darüber dem König berichtet, ist der einzige, der auch des Königs Schlafgemach betreten darf.

4. Der Somfara-ko = der den Herrscher in allen Fragen der Geschenke an andere Fürsten berät und dem Tschirima der Haussa entspricht.

Alle diese vier sind Dansitju, Eunuchen, die ihre vollkommene und radikale Verstümmelung schon in der Kindheit erlebten. Sie repräsentieren die nächste intimste Umgebung des Herrschers, sind nach jeder Richtung die Bevorzugten des Palastdienstes.

12. Weibliche Beamte (Amazonen)

Im allgemeinen sind damit die Kräfte aufgezählt, die das Nupereich regieren oder regierten. In diesem despotischen, patriarchalischen Gesamtregiment stechen auch einige weibliche Erscheinungen ganz besonders hervor. Soviel scheint sicher: Die Orte Gpataschi (oder Patatschi), Bokani, Doko (zwischen Bida und Moregi, ein von der Binifamilie regierter Ort) und Iba wurden früher von Frauen gegründet und vielleicht heute noch von weiblichen Herrschern dirigiert. In Bokani lautet die entsprechende Ursprungssage folgendermaßen:

Eine Frau namens Nabu, die einen Sohn namens Abu hatte, pflegte von Mokwa aus den Markt Gudiquido zu besuchen. Da ihr Weg ziemlich weit war, so übernachtete sie unterwegs unter einem



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Samiabaume, der am Wege stand. Sie ging oft von Mokwa nach Gudiquido und schlief unter dem Baume. Eines Tages traf sie da einen Mann. Sie redete dem Manne, der bei ihr bleiben wollte, zu, ihr ein Haus zu bauen. Der Mann tat es, die Frau siedelte sich unter dem Samiabaume an. Andere Leute kamen dazu, sie siedelten sich an. So entstand eine große Ortschaft, die unter der Herrschaft der Frau Nabu stand. Die Frau regierte die Ortschaft. Die Frau ward auch unter dem Baume begraben. Nach und nach hatte sich der Ort zu einer bedeutenden Ansiedlung entwickelt, die den Namen Bokani erhielt. In Bokani zeigt man noch heute den Samiabaum, unter dem die Gründerin begraben liegt. Auch Raba wurde in dieser Weise von einer Frau begründet. Genau die gleiche Gründungssage kursiert am Nil hinsichtlich Omdurmans. Und dort soll ebenfalls ein Baum stehen, unter dem man ähnliche Opfer darbringt, wie unter dem Samia für die Frau Nabu. — Gbatatschi soll auch von einer Frau gegründet sein, die aus Bussa kam. — In Iba weiß man heute noch von einer Weiberkönigin der älteren Zeit zu erzählen. In Doko soll jetzt noch eine Frau die offizielle Stadtleitung in Händen haben, wenn man auch Fremden gegenüber einen Mann vorschiebt.

Also führt der Volksglaube hier die Stadtgründung ebenso auf eine Frau zurück, wie in Timbuktu, wo man mir von der Graskornsammelnden mehrfach mitteilte.

Aber Nupe, d. h. das alte Kaiserreich Nupe, war noch viel reicher an Resten alter Frauenherrschaft. Da haben wir in der alten Reichshauptstadt Gbarra drei hohe Herrinnen, die in ihrer Stellung den Herren der Verwaltung weit überlegen waren: I die Sagi, 2. die Ninguje, 3. die Edjiwo(g)bo. Alle drei gingen aus der Reihe der Kaisertöchter hervor, waren also hochvornehme Frauen. Die Sagi war bei weitem die mächtigste. Sie galt als Königin aller Weiber der Stadt, war aber außerdem die Vorgesetzte aller Saraki. Ja sie galt als die "Mutter der Saraki". Ihr zur Seite stand die Ninguje; wenn ein Schafbock oder ein Bulle oder sonst ein großes Opfertier geschlachtet werden sollte, so fiel solche Arbeit dieser Frau zu, während die Edjiwo(g)bo die Aufgabe hatte, mit ihren Gehilfinnen die Opfertiere zu kochen und mit entsprechender Speise zusammen aller Welt vorzusetzen. —Jede von diesen dreien hatte vordem eine große Provinz, so sagt man. Heute sind sie nur noch in der Reichshauptstadt beschäftigt. Der Herrscher wählt sie unter seinen Töchtern. Er verleiht ihnen als Kennzeichen ihrer Würde einen Turban (Roni), richtige Schuhe und Pferde, so daß sie wie die Männer einhergehen.

Als weitere Stellung, die die Frau schon vor unendlichen Zeiten sich hier erobert haben muß, ist die der Sonja zu erwähnen; sie ist die Herrin des Marktwesens und die Mutter der Fremden. Sie hat



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mit ihren Mädchen dafür zu sorgen, daß die Fremden Holz und Wasser und sonstige Bequemlichkeit erhalten, daß die Marktgesetze eingehalten und daß die Abgaben der Marktweiber richtig erledigt werden. Sie überwacht z. B. den sehr komplizierten Perlenhandel. Da ist ferner die Nako, die Oberherrin aller Mädchen und Frauen, die dem Dako, dem Leiter der männlichen Knabenerzieher entspricht (siehe oben). — Also haben wir noch die Nakossu zu erwähnen, diese Nakossu gilt gewissermaßen als Mutter der Jünglinge, die sich in Notlage an sie wenden. Welches ihre eigentlichen Funktionen sind, habe ich nicht klar zu verstehen vermocht. Sicherlich steht sie wie die Sonja und Dako in ihrer Machtbefugnis weit unter der Sagi und ihrer Machtgruppe.

Auffallend bei dieser großen Bedeutung der weiblichen Beamten ist die geringe Macht, die die Natsu, die Mutter des Etsu, hat. Sie nimmt zwar eine im allgemeinen geachtete Stellung als Mutter des Herrschers ein, darf sich aber ihrerseits in keiner Weise mit den Handlungen des Despoten beschäftigen oder sich in seine Amts- und Privathandlungen hineinmischen. Sieht sie Dinge, die nicht mit ihrer weiblichen Gesinnung und Würde übereinstimmen, so kann sie nichts anderes tun, als sich an den Udegi wenden und dem die Sache vortragen, und der Udegi seinerseits hat Recht, Pflicht und Macht, dem Herrscher Vorstellungen zu machen.

Dagegen haben wir eine Erscheinung zu buchen, die stark in der Volkserinnerung eingegraben ist, die Tatsache der Kriegstüchtigkeit der vormaligen Nupefrauen. Vom Kampfesmut der Nupefrauen hörte ich aus Kpatatschi Daba, Kutigi, Maliu, Bodotschi, Batati, Rugatschiba, Lafiagi, Jegung und Bokani. Aber noch in vielen anderen Nupestädten soll es vordem auch Sitte gewesen sein, daß genau wie bei den Munduku und Namtji im Ssarrigebirge in Adamaua im Kriegsfall (und angeblich noch in heutiger Zeit) die Frauen ihre Messer nahmen und als Isadschi-Koseschi, was man nicht anders als mit Amazone übersetzen kann, zu Fuß ihre Männer mit in den Krieg begleiteten. Ja, eine der Frauen, die den Titel Naku(ng), d. h. Mutter der Krieger führte, pflegte sich in Männerkleidung zu werfen, pflegte ein Pferd zu besteigen und hoch zu Roß den Männern den kriegerischen Sinn zu schärfen. Es sollen das über alle Maßen tapfere und grausame Frauen gewesen sein, die in manchen Gefechten den Ausschlag gaben, und die Fulbe selbst, die doch einen guten Maßstab für die kriegerische Brauchbarkeit der Menschen haben, erklärten freimütig, daß die Erinnerung an die tüchtigen Frauen ihnen unangenehmer sei, als der Gedanke an die auch nicht zu verachtenden Nupekrieger.

Also sehen wir in diesem merkwürdigen Volke manche vorhistorische Einrichtung erhalten, die das Hervorgehen aus matriarchalem



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Volkstum außerordentlich deutlich beweist. Auch hier gab und gibt es Amazonen und hier ist die Stellung der Frau in manchem heute noch klarer erhalten als in anderen westafrikanischen Ländern.

13. Das Kaisertum

Endlich wenden wir uns der Betrachtung der Nupekaiser, dem Etsu selbst zu, um uns ein Bild seiner Tätigkeit, Machtvollkommenheit und Insignien zu machen. Wie erwähnt, war der alte Etsu ein wahrer Despot, und außer vom Nedji und Wauwa-tsu ließ er sich von keinem Menschen in seine Handlungen hereinreden. Seine Despotie und das Recht zu solcher war durchaus anerkannt. Die geschichtlichen Aufzeichnungen und Traditionen wissen nichts von unnatürlichen Todesfällen durch Vergiftung, wie bei Mossikaisern und Jorubaherrschern zu berichten, wenn auch in dem letzten Jahrhundert mancher mißlungene Versuch in dieser Richtung zu buchen ist, der aber auf den Einfluß der Fulbe zurückgeführt wird - wohl mit Recht. Um so auffallender ist in diesem streng despotischen und aristokratischen Regiment die hohe Stellung der Saraki, zumal der Nedji. Und da das Wort Saraki oder Sarakitsu sicher mit Recht mit dem Haussaworte Serki =Obmann, Chef, König in Verbindung gebracht wird, so dürfen wir wohl daraus schließen, daß in dieser Institution ein Monument erhalten ist aus der Zeit, in der noch nicht die Dynastien aus dem Süden (Ida, Atagara, Joruba) mit Gewalt das Nupeland in ihre Hände gewannen. Diese Annahme finden wir in weitgehender und klarer Weise bestätigt. Bei Niamey, das am Westrande der Haussaländer liegt, wohnt ein Volk, das sich selbst Serma nennt, von den Fulbe Germa und von den Borguleuten Djerma genannt wird. Von diesem Volke, das der Provinz "Zaberma" angeblich den Namen gegeben hat, weiß die Tradition mit Bestimmtheit zu sagen, daß es einst aus Male stammte und den Niger herab bis hierher vordrang. "König" heißt nun bei diesem Volke, wenigstens in den alten Legenden, Djarra-ke, d. h. Anhänger der Djara oder Djarraki oder Sarraki. Das Wort belegt also den Ursprung von dem mächtigen Reichsgründer Djarra. Wenn wir nun bei allen westlichen Stämmen der Haussaverwandtschaft das Wort Sarraki oder Serki mit der Bedeutung "König" finden, so liegt darin nichts anderes, als die Erinnerung an eine Zeit, in der die Djarrafamilie Mali der westlichen Emirate auch diese westlichen Länder beherrschte. Und als Wangarra, d. h. Garra- oder Djarraleute wurden diese Träger der islamitischen Westkultur überhaupt von den Haussa genannt. Daher stammt also das Haussawort für "König".

Die Königsburg, das Emitsu, war stets ein gewaltiger, mit mächtigen Verteidigungsmauern umgebener und mit weiten Höfen und



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Baulichkeiten angefüllter Bezirk. Durch eine oder mehrere Durchgangshallen oder Katamba gelangte man in das Sigifa, das eigentliche Wohnhaus des Herrschers. Offizielle Besuche empfing er in der Katamba, in der sich alle Staatsaktionen abspielten, private in der Sigifa. Im höchsten Grade interessant ist uns das königliche Zeremonial und die Summe der kaiserlichen Insignien.

Wenn der Kaiser Besuch empfing, pflegte er auf einer Art Ruhebett aus Bambusstäben (einen Gado; Haussa =Gadon-serki; Joruba =Taraga) halb liegend, halb aufgestützt zu sitzen. Unter ihm war eine Matratze ausgebreitet. Die Gado war reich mit Metall beschlagen, mit Bronzefüßen versehen und im gewissen Sinne Symbol der Herrscherwürde. Die Gado war der Thron der Nupekaiser. Sie entspricht der Form nach dem Kuilukilandu, die in diesem Ausnahmefall ca. 10 cm hohe Bronzefüße hatte, ähnlich dem Mangbattuangareb. Wenn ein Etsu starb und sein Nachfolger bestätigt werden sollte, so geschah das in der Weise, daß der Udegi den Nachfolger aufforderte, darauf Platz zu nehmen.

Der Etsu pflegte in alter Zeit nicht selbst zu sprechen. Er lehnte mit dem einen Arm auf dem Soasudsu genannten Beamten, und zwar auf ihm oder an ihm. Durch den Druck, den er auf diese Würdenträger ausübte, veranlaßte er ihn zum Sprechen in seinem Namen. Der Mann wußte dann des Königs Willen und er sprach ihn aus.

Drei wesentliche Insignien schmückten den alten Nupeetsu und waren gleichzeitig Symbole seiner Würde.

1. Sein Haupt zierte ein Reifen aus Gelbguß mit überlaufenden Bogenbändern. Das Metallgerüst war mit Seide ausgeschlagen und hieß in Nupe Molfafing (in Haussa =Kollikolli; in Joruba = Akekeoba).

2. In der rechten Hand ruhte eine steinerne Kugel, etwa 20 bis 25 cm im Durchmesser und mit gelbem Metall verziert. Diese im Metalikleide mit Mustern versehene Kugel hieß Rogo. Auch der Thronfolger, der Saba, führte eine solche. Die war aber anscheinend etwas kleiner und wurde von ihrem Träger in der linken Hand gehalten.

3. Endlich ein Stab, ein großer (Tsukunsu; in Haussa = Sanda-Serki; in Joruba =Okwouba) oder ein kleiner (Tsukum-lufuma; in Haussa =Sanda-sufurma; in Joruba =Okwa-lufuma), den der Kaiser in der linken Hand trug. An der Spitze waren diese Stäbe mit einer Metalikrönung in irgendeiner Figurenausgestaltung geschmückt, die mir aber niemand mehr beschreiben oder klar verständlich hat schildern können.

Wohl nicht ohne Recht bezeichne ich diese drei Reichskleinodien als Krone, Reichsapfel und Zepter. Diese sämtlichen Stücke galten



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als uralt. Sie wurden lange vor Edegi von den Kaisern getragen, als sie noch in Gbarra usw. residierten. Edegi soll sie empfangen haben, als er nach seiner Landung nach Westen hin durch das Land zog. Die alten Leute sagen, diese drei Reichskleinodien sowie der alte kaiserliche Sitz, den wir als Thron bezeichnen wollen, seien noch zur Zeit der Fulbekriege vorhanden gewesen, dann aber, als Massaba sich der Schätze bemächtigen wollte, versteckt worden (Grabhöhlen). Solange die Fulbe oder irgendein anderes Volk diese Symbole nicht zu finden vermögen, solange sei das Nupereich nicht unterworfen. Zu diesen Insignien scheint noch ein Effingoa genannter Goldring gehört zu haben, der Kaiser trug je einen an jedem Unterarm, der Thronfolger einen aus Silber am linken Arm. — Diese Goldringe sollen den Fulbe in die Hände gefallen sein.

Dazu hatte der alte Etsu des älteren Nupereiches noch ein Symbol resp. das exklusive Recht, es in seinem Palast anzuwenden. Dieses Symbol hieß Goaquadan oder Sarra, war eine Art heiligen Zeichens und vor allem in seiner Katamba und in seinem Kataletsitsu (Schlafraum) angebracht. Wenn ein anderer Mann es vordem anwendete, ward ihm der Hals gebrochen. Es war ein Relief, aus einem Metallguß, in der Wand am Hauptplatz eingelassen. In älterer Zeit opferte man davor. Ein wenig zuverlässiger Mann sagte mir, man habe davor schwarze Bullen und schwarze Schafböcke geschlachtet. Das stammt aber aus einer wenig sicheren Quelle und wurde von allen anderen älteren Männern bestritten. Diese erklärten vielmehr übereinstimmend, im alten Nupereiche habe man sowohl den Freitag als den Sonntag heilig gehalten und an diesen Tagen nicht gearbeitet; und an einem dieser Tage, am Sonntag oder am Freitag sei das größere Opfer vor dem Goaquadan oder Sarra dargebracht worden. Das Opfer bestand angeblich in 5 Truthähnen (Torrotorro), 10 Hähnen, 10 Enten (Gwangwa). Zu dem Opferfest wurden alle Burschen eingeladen. Die Vögel wurden geschlachtet und verspeist. Dieses Zeichen Goaquadan oder Sarra wurde aber nicht nur derart im königlichen Schlosse an den Wänden an hervorragender Stelle angebracht, es zierte auch bestimmte andere Besitzungen der kaiserlichen Verwaltung, so vor allem die großen Transportkähne, die der Herrscher für seinen Bedarf und für eventuellen Heerestransport in Jebba, Eggan und Nupeko unterhielt. Jedes Boot dieser Flotte zeichnete sich durch eine mächtige Plattform am Hinterende aus, die mit dem Sarra geziert war. Wenn der Kaiser sein großes Boot bestieg, mußte er auf dem Zeichen niederknien und beten. Man kann diese Ornamente heute noch auf den Booten von Jebba sehen. Sie haben die Kreuzgestalt. Das Goaquadan ist das alte byzantinische Kreuz, wie es in unseren Orden noch weiterlebt und wie ich es im Nupeland häufig sah, hier und da auf Ruinen, dann aber auch in der



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Kleinkunst, auf Kalebassen und zweimal auf jenen hölzernen Deckeln, die in alter Zeit als Buchumschläge an Stelle der heute durch die Tripolisaraber eingeführten Pappdeckel, heute aber leider als Spiegeirahmen benutzt werden.

Der kaiserliche Hofhalt war in alter Zeit stets ausgezeichnet durch einen Hofnarren. Sein Name ist in Nupe =Wauwa-serki, in Haussa =Wauwa-tsu, in Joruba =Assri-oba. Wauwa heißt so viel als "verrückt". Aber der Mann war ganz und gar nicht verrückt. Im Gegenteil nahm man an, daß er sehr gescheit war, er durfte sich nur die wunderlichste Verrücktheit herausnehmen. Den letzten Hofnarren des Kaiserreiches Nupe hielt der Fulbefürst Maliki nach altem Vorbild. Daher lebt die Erinnerung an die Eigentümlichkeiten und die Aufführung eines solchen Individuums noch sehr lebendig im Volke.

Ein Wauwa-tsu war im allgemeinen ein wenig deformiert, sei es zwerghaft, verkrüppelt, wasserköpfig oder sonstwie entstellt. Er trug auffallende Kleider, Kleider, in denen er den Kaiser karikierte. Mit seinem Witze geißelte er die Schwächen der Großen des Reiches ebensogut wie die der Herrscher selbst. Waren des Etsu Kolanüsse, die an die Leute verteilt wurden, schlecht, so brachte er irgendwelche stinkenden Früchte, schüttete sie vor dem Kaiser und den Großen aus und sagte: "Seht hier meine Kolanüsse, sie sind nicht so sehr ausgezeichnet, aber immer noch besser als die, die euch der Etsu gibt." Kam der Herrscher in lässiger Kleidung in den Sitzungssaal, dann erschien der Hofnarr mit einem Blätterkranz und mit Blätterbüscheln statt des Gewandes. Dann sagte er: "Siehe, Etsu, ist meine Krone nicht schön? Sind meine Kleider nicht schön? Ich habe nicht soviel Geld dafür ausgegeben, wie du für die deinen, aber sie sind nicht so schmutzig." In alter Zeit (nur die Geschichten, nicht die Persönlichkeiten sind im Gedächtnis bewahrt worden) hatte ein Kaiser einen überaus grausamen und gewaittätigen Saba (Thronfolger), der die Menschen vergnüglichkeitshalber morden und leiden ließ. Niemand wagte dem Kaiser über das Gebaren des Saba zu berichten. Eines Tages war große Versammlung aller Edlen. Kaiser und Saba waren anwesend. Erscheint der damalige Hofnarr des Kaisers mit einem gefüllten Beutel. Der Kaiser fragte ihn: "Was hast du in dem Beutel?" Der Hofnarr: "Ach, du bemitleidenswerter kleiner Bruder! Ich habe Medikamente darin."Der Kaiser: "Warum bin ich bemitleidenswert? Für wen sind die Medikamente?" Der Hofnarr: "O du bemitleidenswerter kleiner Bruder, hast du denn nicht schon lange gemerkt, daß du blind bist?" Der Kaiser: "Wer ist blind?" Der Hofnarr: "Du, mein kleiner Bruder; aber gleich wirst du gesund werden. Trinke nur dies. Iß nur das!" Der Kaiser aß und trank, und dann zog der Hofnarr drei kleine Mäuse aus



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seinem Sack. Der Hofnarr sagte: "Nun bist du nicht mehr bemitleidenswert, mein kleiner Bruder. Nun kannst du sehen. Nun siehst du hier die drei kleinen Mädchen vom Bassavolk, wie sie unser guter Saba jeden Freitag am Röststäbchen röstet. Du bist erstaunt? Du glaubst es nicht? Sagte ich dir nicht, daß du blind und bemitleidenswert warst, ehe du meine Medizin erhieltst? Nun siehst du es! Wie du dich freust! Ich freue mich auch. Die Bassamädchen freuen sich auch. Nun nimmt unser guter Saba die drei Bassamädchen, schneidet ihnen den Bauch auf. Du siehst es jetzt? Nicht wahr, du hast es vorher nicht gesehen? Du warst eben vorher blind! Unser guter Saba schneidet ihnen so den Bauch auf und freut sich an den schönen Sachen, die herauskommen. Dann wirft er sie fort. Nun nimmt er drei andere Bassa. Früher hattest du, mein kleiner Bruder, gedacht, daß ich Mäuse aus dem Sacke nehme. Heute, wo du wieder sehen kannst, weißt du, daß unser guter Saba nach den drei Bassamädchen drei Bassaknaben nimmt. Nicht wahr, jetzt siehst du, daß ich drei Bassaknaben in der Hand habe. Nun will ich einmal sehen, mein kleiner Bruder, ob du nun schon besser sehen kannst. Ich will jetzt gar nichts mehr machen. Sage du mir nun, was du siehst!" Der Kaiser sagte: "Ich sehe, daß unser guter Saba es mit den drei Bassaknaben ebenso macht, wie mit den drei Bassamädchen!" Der Hofnarr: "Mein lieber kleiner Bruder, wie freue ich mich! Wie freut sich unser Saba! Es freuen sich alle Bassa." —Von da an stellte der Saba seine neronischen Grausamkeiten ein.

Eine andere, wenn auch weniger gut bewahrte kleine Legende zeigt die ganze Macht, die einem solchen Hofnarren eingeräumt ward. Einer der alten Kaiser war sehr geizig. Er suchte sich immer darum zu drücken, den Großen die dem Herkommen nach ihnen zustehende Morgenspeise reichen zu lassen. Er kam daher immer sehr spät aus dem Schlafgemach in die Katamba, in der die Adligen schon lange versammelt saßen. Als er eines Tages wieder so spät kam, ging der auch schon anwesende Wauwa-tsu (Hofnarr) heraus, ging über den Hof, öffnete die Türe zum Schlafgemach des Königs und rief ganz laut hinein: "Mein Bruder Etsu! Du brauchst heute nicht zu kommen. Ich kann alles für dich machen." Dann kam der Hofnarr zurück. Er setzte sich auf den Thron des Königs und sagte: "Heute werde ich eine neue Sache einführen. Ihr alle wißt, daß ich ein armer Etsu bin. Ihr aber seid die reichen Saraki und die reichen Enako und die reichen Enaki. Bis jetzt habe ich euch immer sehr wenig und schlechtes Essen gegeben. Von jetzt ab bringt jeder am besten nicht nur sein eigenes Essen mit, sondern auch noch so viel mehr, daß meine ioo Zinnschüsseln (wundervolle große gegossene Becken, die mehrere Kilo Brei und Fleisch faßten und früher morgens gefüllt in der Versammlung herumgereicht wurden) damit gefüllt



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werden können. Das verteile ich dann unter meine Leute. So wollen wir es in Zukunft machen." Also der Hofnarr, und die Volkserinnerung weiß, daß es von dem Tage an mit dem Geiz des Kaisers aus war.

Diese Hofnarren waren also eine so merkwürdige Einrichtung, wie man nur eine finden konnte. Sie waren unantastbar. Wenn ein Großer vom Wauwa-tsu derart angeärgert, ihn kränkte, konnte der kleine Unhold den Enako töten, und er wurde nicht zur Rechenschaft gezogen. Aber just wie wir dies aus der europäischen Vergangenheit wissen, just ebenso erschien unter der Maske freimütigfroher oder närrisch-törichter Ausdrucksweise die Äußerung der Volkskritik, die es sonst nicht wagen durfte, dem gewaltigen Despot nahezutreten.

Zunächst sehr unklar sind zwei offizielle, höchst sonderbare Diebes gemeinschaften, die im Auftrage des Herrschers und für dessen Rechnung stehlen.

Das erste waren die Gara (Plur. Garaschi), von denen wir schon oben einen Maskentyp kennen lernten. Diese Gara hatten das Recht, im Namen des Königs am Wege zu stehlen. Sie lieferten ihre Beute dem Herrscher ab und durften einen gewissen Anteil behalten. Zum zweiten hatte der Ibetsitsu ein gleiches Recht. Er "stahl" aber nicht am Wege oder auf dem Markt, sondern zog nachts in der Stadt bei reichen Leuten umher und brach ein. Auch er lieferte dem König ab. Er mußte aber in gewissen Bahnen bleiben und nicht unmäßig plündern. Niemand konnte sich seiner erwehren oder seinetwegen eine Klage anbringen. Er stahl ja im Auftrag des Herrschers. Wer aber sehr wohlhabend war und einem solchen peinlichen Nachtbesuch aus dem Wege gehen wollte, der besuchte eines Tages den Ibetsitsu und sagte zu ihm: "Ich habe dir hier Geschenke mitgebracht. Nun bitte ich dich aber: stiehl nicht bei mir!"

Wir sehen also in diesen beiden Einrichtungen eine sonderbare Art von Steuererhebungskommissionen tätig.

Nun werde ich noch einige Einzelheiten anführen, die für die Beurteilung der Frage nach dem kulturellen Zusammenhange dieser alten Reichskultur mit den andern Ländern wesentlich ist. Häufig sagten mir alte Nupe, daß sie die Fulbe in ihrer kriegerischen Art nur verachten könnten. Nie wäre einer der großen Eroberer ihres Landes selbst in die Schlacht geritten. Sie alle hätten immer ihre Vertreter mit dem Heere vorausgesandt. Sie wären gefolgt. Sie hätten nie eingegriffen. Die Nupekaiser aber hätten ganz anders gehandelt.

Im Anfange der Schlacht hält der Kaiser immer neben der Tutasu (der weißen Kaiserfahne; außer hier fand sie früher noch als Etsunu Verwendung, wenn nämlich viele Bauern sich vereinigten, um gemeinsam unter dem Flattern der an einem Bambus hochaufgezogenen



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Etsunu zur Farmarbeit hinauszuziehen). Wenn aber das Wogen der Schlacht irgendwo einmal zu gefährlich brandete, dann pflegte er, wie ein Hohenzoller bei Fehrbellin, seinen Schimmel einen treuen Mann besteigen zu lassen und selbst inkognito, mit gezogenem Schwert, in das Schlachtenzucken hineinzufahren. Manche Heldentat wird den alten ritterlichen Kaisern zugeschrieben.

Wenn die Armee des Kaisers heimzog, dann schaute ihm schon von weitem das Volk gespannt entgegen. Kam der Herrscher unter dem Flattern einer Tutajiko, einer schwarzen Fahne, an, so verbreitete sich Trauer. Dann hatte er schwere Verluste, auch an hohen Würdenträgern, und dann wurden in den nächsten Tagen viele Menschen geopfert. Schwebte über ihm eine Tutajuru, eine rote Fahne, so war das zwar besser, aber immer noch der Beweis unerwarteter Einbuße und Anzeichen nahe bevorstehender Menschenopfer. Voller Jubel aber schallte ihm entgegen, wenn er die weiße Fahne aufziehen ließ. Dann waren alle Wünsche erfüllt, dann war ein guter Sieg ohne schwere Verluste gelungen. — Dabei galt in alter Zeit persönliche Tapferkeit auch der Großen viel. Der lederne Schild (Kutufane) war vordem verpönt als ein Zeichen der Feigen. Ritterlich Gesinnte banden sich beim Ausritt Mahisteine an die Beine, so daß sie nicht vom Pferd herunter konnten. Das galt als Zeichen des hohen Mutes. — Die Kakakiposaunen waren einheimisch, Liffide (Wattepanzer) und Sulke (Kettenpanzer) aber in alter Zeit nur in Damergu und Katsena bekannt. Mit Haussa und Fulbe fanden sie im Nupereich Einführung. Im Haussagebiet wurden die Kakaki in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eingeführt. Und wie hier im Rüstzeug des Krieges, so scheint auch im Gewand des kaiserlichen Hoflebens vordem eine größere Einfachheit, Einführung der Prachtausstattung als Volksgut aber erst in jüngerer Zeit stattgefunden zu haben. Wer vor dem Kaiser erschien, hatte nur das große Umschlagetuch, die Toga um, er hatte sie über der Brust hochgezogen und unter dem Arm geknotet. Vor dem Kaiser warf man sich auf den Boden und bestreute den Kopf mehrfach mit Erde.

So sehen wir mancherlei Erbgut in dem Kulturschatz dieses Landes aufs engste mit der alten atlantischen Küstenkultur verbunden, die Toga, die Götterverehrung, in der Architektur Reste der Jorubahäuser, mancherlei sprachliche Affinität, Bogenformen usw.; und darüber andererseits liegt eine Decke östlicher und nördlicher Beziehungen, die ganz besonders im Hofdienst, in dynastischer Oberschicht haften geblieben ist. Da sehen wir die alte Erzählung von der uralten Stadt, wir sehen Thron, Reichsapfel und Zepter, wir sehen das Kreuz, das Kreuzschwert. Und doch das alles als verstreute Erscheinungen, die Anhäufung dieser Symptome, die ausgebildeten



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vier Erzämter, die Panzerritter, das östliche Staatskleid wird auf die älteren Haussastaaten, auf Katsena und Damergu zurückgeführt, so daß wir - und damit komme ich auf die Frage nach der Herkunft in vorjerubischer Edegidynastie (siehe Atlantis Bd. VI) zurück - wohl annehmen dürfen, daß eine Ablagerung der byzantinischen Kultur dem reichen Nupelande jene Dynastie gab. So entstand der Glanz und der Pomp nupescher Hofpracht. Da entwickelten sich die Zünfte und Innungen, Adel und Hofpracht. Wundervolles Gerät, hohe Bronzegefäße und weiße breite Zinnschüsseln kreisten unter den Hofherren des Kaisers, auf dessen Höfen, wie die Leute heute noch mit Bewunderung erzählen, gezähmte Löwen und Leoparden einherschritten, und dessen Frauen mit schönen glänzenden Steinperlen geschmückt waren.

Diese Steinperlen, die Kunst, Steinperlen zu schleifen und zu bohren, die heute nur noch von Gbarraleuten (wenn auch in Bida ausgeführt) und in Ilorin, angeblich auch in der Bassaprovinz, geübt wird, reicht aber weit, weit zurück, in eine schon vor Jahrtausenden untergegangene Zeit. Diese kleinen Kunstwerke verknüpfen das Heute dieser lebenden Kultur mit dem uralten Einst, das uns nur noch in den Gräbern der Sahara erhalten ist, in denen die Ahnherren dieser Perlen von Tuaregräubern aufgewühlt wurden, um dann zur Neubearbeitung nach Bida zu wandern. Nur Glasperlen abschleifen können die Weiber in der atlantischen Küstenkultur zwischen Niger und Liberia (diese schleifen sie in der Richtung der Mahlsteine, also von sich weg, zu sich hin, während die steinperlschleifenden Männer von Bida und Ilorin um sich herum schleifen, also den Arm als Radius benutzend). Das ist noch der Rest alter Kunstfertigkeit im atlantischen Gebiet, während in Gbarra und Ilorin die Kunst alter Jahrtausende bewahrt blieb.



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II EINFALT TIERFABELN DER NUPE



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1. Dagbatschi als Farmdieb

Dagbatschi (die Schildkröte) kam zu Dagba (dem Elefant) und sagte: "Mein Dagba, wenn du mir eine Kauri leihst, will ich dein Verpfändeter werden und für dich arbeiten, was du willst." (Verpfändeter in Nupe =Sopha; in Joruba Wofa; in Haussa = Jinginna. Die Sitte soll von den Joruba zu den Nupe, die sie vordem nicht kannten, gekommen sein, während die Haussa einen gleich alten oder anderweitig aufgegriffenen Sittenursprung in der Menschenverpfändung zu haben angaben.) Dagba sagte: "Das ist mir recht." Dagba gab Dagbatschi eine Kauri. Dagbatschi war nun Dagbas Sopha. Dagbatschi sagte zu Dagba: "Verwende mich nun zur Farmarbeit. Die verstehe ich." Dagba sagte: "Das soll geschehen."

Dagba sagte zu Dagbatschi: "Geh heute hinaus und lege eine Farm von Etju (oder Eju =große Bohnen, Quaruru) an."Dagbatschi sagte: "Es ist gut, ich werde das schnell tun. Sage mir nur noch vorher, welche Farbe von Bohnen du haben möchtest."Dagba sagte: "Ich möchte gerne rote Bohnen haben."Dagbatschi sagte: "Wenn du rote Bohnen haben willst, so mußt du die roten Bohnen, die ich verpflanzen soll, zuerst in rotem Palmöl gar kochen und genügend roten Pfeffer zusetzen. Bereite es; ich will das dann mit hinaus zur Farm nehmen und pflanzen."Dagba sagte: "Es ist gut." Dagba kochte die Bohnen in rotem Palmöl und mit Pfeffer, gab das Gericht Dagbatschi und sagte: "Nun pflanze das!"

Dagbatschi ging mit den Bohnen zum Farmland. Dagbatschi schaufelte ein gut Stück Land um. Dann nahm er die Bohnen, die er pflanzen sollte, und aß sie alle auf. Als er die Bohnen gegessen hatte, klopfte er sich auf den Bauch. Er begann zu tanzen und sang: "Ich habe gut gegessen. Ich habe gut gegessen!" Als er getanzt hatte, sprang er in ein naheliegendes Wasser, kam naß heraus und wälzte sich im Schmutz, so daß er über und über mit Schmutz bedeckt ward. Danach machte sich Dagbatschi in vollem Schmutzüberzug auf den Heimweg.

Dagbatschi kam nach Hause in das Haus Dagbas. Dagbatschi sagte: "Oh! Ah! Oh! Ah!"Dagba sah Dagbatschi in seinem vollen Schmutz. Dagba hörte sein Stöhnen. Dagba fragte Dagbatschi: "Was ist denn, mein kleiner Dagbatschi ?"Dagbatschi sagte: "Ah! Ah! die Arbeit war heute doch recht schwer. Die Arbeit war sehr schwer, sehr schwer! Aber ich bin nun dein Sopha, und da will ich auch schöne Farmen für dich anlegen. Das Land dort bearbeitet sich



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recht schwer, sehr schwer, sehr schwer! Aber es ist ein guter Boden, und du wirst ausgezeichnete rote Bohnen ernten."Dagba sagte: "Dann bist du also mit der ganzen Farm heute und an einem Tage fertig geworden?"Dagbatschi sagte: "Siehst du es mir nicht an, wie ich gearbeitet habe." Dagba sagte: "Ja, mein Dagbatschi, du mußt sehr gearbeitet haben! Ich will dir auch ein Bad bereiten lassen." Dagba ließ seine Frauen Wasser bringen. Dagbatschi badete sich.

Dagba sagte am anderen Tage zu Dagbatschi: "Wenn du nicht zu ermüdet bist von gestern, dann gehe heute doch wieder hinaus und lege mir eine zweite Farm von Bohnen an. Dagbatschi sagte: "Wie könnte ich zu müde sein! Bin ich nicht dein Sopha? Ich werde also schnell deine Farm anlegen. Sage mir nur noch, welche Farbe von Bohnen du heute gepflanzt haben möchtest."Dagba sagte: "Ich möchte noch eine Farm mit weißen Bohnen haben."Dagbatschi sagte: "Wenn du weiße Bohnen haben willst, so mußt du die weißen Bohnen, die ich pflanzen soll, mit Schibutter und Salz kochen. Dazu muß ich noch Milch haben, um sie nachher darüber zu gießen. Bereite das, ich will es dann mit hinaus zur Farm nehmen und pflanzen." Dagba sagte: "Es ist gut."Dagba kochte die Bohnen mit Schibutter und Salz, nahm eine Schale mit Milch, gab das Bohnengericht und die Milch Dagbatschi und sagte: "Nun pflanze das!"

Dagbatschi ging mit den Bohnen und mit der Milch zum Farmland. Dagbatschi schaufelte ein gutes Stück Land um. Dann nahm er die Bohnen, die er pflanzen sollte, und aß sie alle auf. Dann nahm er die Milch, mit der er die Bohnen begießen sollte, und trank sie. Als er die Bohnen gegessen und die Milch getrunken hatte, klopfte er sich auf den Bauch. Er begann zu tanzen und zu singen. "Ich habe gut gegessen und getrunken! Ich habe gut gegessen und getrunken!" Als er getanzt hatte, sprang er in ein nahes Wasser, kam naß heraus und wälzte sich im Schmutz, so daß er über und über mit Schmutz bedeckt ward. Danach machte sich Dagbatschi mit dem vollen Schmutzüberzug auf den Heimweg.

Dagbatschi kam nach Hause in das Haus Dagbas. Dagbatschi sagte: "Oh! Ah! Oh! Ah!"Dagba sah Dagbatschi in seinem vollen Schmutz. Dagba hörte Dagbatschis Stöhnen. Dagba sagte zu Dagbatschi: "Was ist dir denn, mein kleiner Dagbatschi?"Dagbatschi sagte: "Ah! Ah! Die Arbeit war heute doch wieder recht schwer. Die Arbeit war sehr schwer, sehr schwer! Aber ich bin nun dein Sopha, und da will ich auch schöne Farmen für dich anlegen. Das Land dort bearbeitet sich recht schwer! Sehr schwer! Aber es ist



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ein guter Boden, und du wirst ausgezeichnete weiße Bohnen ernten." Dagba sagte: "Dann bist du also mit der ganzen Farm heute und an einem Tage fertig geworden?"Dagbatschi sagte: "Siehst du es mir nicht an, wie ich gearbeitet habe ?" Dagba sagte: "Ja, mein Dagbatschi, du mußt sehr gearbeitet haben. Ich will dir auch ein Bad bereiten lassen."Dagba ließ seine Frauen Wasser bringen. Dagbatschi badete sich.

Dagba sagte am anderen Tage zu Dagbatschi nichts. Dagbatschi wartete einige Zeit. Aber Dagba sagte nichts. Dagbatschi ging zu Dagba und sagte: "Dagba, du willst doch nicht, daß dich jemand wegen Torheit beschimpft."Dagba sagte: "Warum soll man mich schimpfen? Mache ich nicht alles klug?" Dagbatschi sagte: "Gewiß bist du klug, aber ich bin nun einmal dein Sopha, und da will ich nicht, daß jemand dich beschimpfen kann, nur weil du eine Kleinigkeit vergessen hast."Dagba sagte: "Was habe ich denn vergessen?" Dagbatschi sagte: "Vorgestern hast du mich eine Farm mit roten Bohnen anlegen lassen. Gestern hast du mich eine Farm mit weißen Bohnen anlegen lassen. Da mußt du mir denn heute auftragen, eine Farm mit schwarzen Bohnen anzulegen. Das ist es, was du vergessen hast."

Dagba sagte: "Gut denn! Bist du aber nicht zu ermüdet von der Arbeit, die du gestern und vorgestern verrichtet hast. Wenn du nicht zu müde bist, dann gehe hinaus und lege mir eine Farm mit schwarzen Bohnen an."Dagbatschi sagte: "Wie könnte ich zu müde sein! Bin ich nicht dein Sopha? Ich werde also schnell deine Farm anlegen. Wenn du nun schwarze Bohnen haben willst, so mußt du die schwarzen Bohnen mit schwarzem Palmkernöl (Edi[n]) und Pfeffer kochen lassen, ehe ich sie pflanze. Laß das schnell herrichten. Ich will es mit hinaus zur Farm nehmen und pflanzen." Dagba sagte: "Es ist gut."Dagba kochte die Bohnen in schwarzem Palmkernöl und Pfeffer, gab das Bohnengericht Dagbatschi und sagte: "Nun pflanze das!"

Dagbatschi ging mit den Bohnen zum Farmland. Dagbatschi schaufelte ein gutes Stück Land um. Dann nahm er die Bohnen, die er pflanzen sollte, und aß sie alle auf. Als er die Bohnen gegessen hatte, klopfte er sich auf den Bauch. Er begann zu tanzen und zu singen. "Ich habe gut gegessen! Ich habe gut gegessen!" Als er getanzt hatte, sprang er in ein nahes Wasser, kam naß heraus und wälzte sich im Schmutz, so daß er über und über mit Schmutz bedeckt ward. Danach machte sich Dagbatschi mit dem vollen Schmutzüberzug auf den Heimweg.



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Dagbatschi kam nach Hause, in das Haus Dagbas. Dagbatschi sagte: "Oh! Äh! Oh! Äh!" Dagba sah Dagbatschi in seinem vollen Schmutz. Dagba hörte Dagbatschis Stöhnen. Dagba sagte zu Dagbatschi: "Was ist dir denn, mein kleiner Dagbatschi ?"Dagbatschi sagte: "Oh! Äh! Die Arbeit war heute doch wieder recht schwer. Die Arbeit war sehr schwer, sehr schwer. Aber ich bin nun dein Sopha, und da will ich auch schöne Farmen für dich anlegen. Das Land dort bearbeitet sich recht schwer, sehr schwer, sehr schwer! Aber es ist ein guter Boden, und du wirst ausgezeichnete schwarze Bohnen ernten."Dagba sagte: "Dann bist du also mit der ganzen Farm heute und an einem Tag fertig geworden?"Dagbatschi sagte: "Siehst du es mir nicht an, wie ich gearbeitet habe?" Dagba sagte: "Ja, mein Dagbatschi, du mußt sehr gearbeitet haben. Ich will dir auch ein Bad bereiten lassen." Dagbatschi sagte: "Wenn in den nächsten Tagen die ersten Blätter herauskommen, dann werde ich dich einmal hinausführen. Dann mußt du dir deine Farm ansehen." Dagba sagte: "Ja, das will ich einmal sehen." Dagba ließ seine Frauen Wasser bringen. Dagbatschi badete sich.

Eines Tages sagte Dagbatschi zu Dagba: "Mein Dagba, paßt es dir, morgen früh einmal deine Farm anzusehen?"Dagba sagte: "Es ist mir sehr recht." Dagbatschi ging abends hinaus in das Farmland. Dagbatschi schnitt viele Blätter von Tschibutterbäumen ab. Dagbatschi steckte die Blätter in Reihen in die Erde, so daß sie halb heraussahen. Danach lief Dagbatschi wieder nach Hause. Am anderen Morgen sagte Dagbatschi schon ganz früh zu Dagba: "Also du kommst doch heute früh mit hinaus, deine Farmen zu sehen." Dagba sagte: "Wir können sogleich gehen, mein kleiner Dagbatschi." Dagbatschi und Dagba machten sich auf den Weg in das Farmland.

Dagbatschi und Dagba kamen an das Farmland. Dagbatschi sagte: "Hinter dem Busch dort beginnen die Farmen."Dagba und Dagbatschi gingen um den Busch herum. Dagba sah die Farmen. Dagba sah die Blätter in der Erde hervorsehen. Dagba sagte: "Kai! (,Du!' Aus dem Haussa übernommener Empfindungsausdruck.) Das ist ja vorzüglich!"Dagbatschi sagte: "Auf dieser Seite siehst du die Blätter mit den roten Spitzen. Das werden die roten Bohnen. Dort siehst du die Blätter mit den weißen Spitzen, das werden die weißen Bohnen. In der Mitte siehst du die Blätter mit den schwarzen Spitzen. Das werden die schwarzen Bohnen. Sie stehen alle recht gut. Es ist guter Boden. Aber der Boden war schwer zu bearbeiten."



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Dagba sagte: "Kai! Das ist ja vorzüglich! Das hast du sehr gut gemacht! Du hast sehr gut gearbeitet. Ich werde dir ein Kleid (Riga) schenken!"Dagba betrachtete die Farmen; dann ging Dagba mit Dagbatschi heim. Als sie wieder nach Hause gekommen waren, schenkte Dagba Dagbatschi eine Tobe und sagte: "Du hast sehr gut gearbeitet."

Nach vier Monaten sagte Dagbatschi zu Dagba: "Ich denke, in diesen Tagen werden die ersten roten Bohnen reif sein, und ich werde dir dann einige Körbe voll bringen!"Dagba sagte: "Ich werde mich freuen, wenn ich von meinen Bohnen essen kann."Dagbatschi sah sich danach um, wo andere Leute Farmen mit roten Bohnen hatten. Als er eine Farm gefunden, auf der die Leute Bohnen gebaut hatten, nahm er eine Babo (ganz große Kalebasse; in Haussa Kurrutu genannt). Mit der ging er nahe zu der Farm. Als er ganz dicht bei der Bohnenfarm war, stieg er in die Kalebasse und rollte sich mit großem Getöse gegen die Leute hin. Als die Leute das starke Geräusch hörten, rannten sie von dannen. Dagbatschi nahm aber vier Körbe voll roter Bohnen und trug sie fort.

Dagbatschi brachte die vier Körbe roter Bohnen zu Dagba. Dagbatschi stöhnte: "Ah! Ah!"Dagba sagte: "Trage nicht soviel auf einmal. Du trägst zuviel, mein kleiner Dagbatschi!"Dagba nahm Dagbatschi die vier Körbe ab und sagte: "Was bringst du denn da?" Dagbatschi sagte: "Es sind die ersten von deinen roten Bohnen. Sie kommen von den Farmen, die ich für dich angelegt habe."Dagba sagte: "Ich muß sie sogleich versuchen!"Dagba aß von den Bohnen. Dagba sagte: "Die sind ganz ausgezeichnet! Die sind sehr gut, mein kleiner Dagbatschi."Dagbatschi sagte: "Habe ich dir nicht gesagt, daß es gute Bohnen wären? Es hat allerdings viel Arbeit verlangt. Nun sind die Bohnen aber auch ganz vorzüglich. Die Arbeit war allerdings recht schwer, sehr schwer, sehr schwer!"Dagba sagte: "Dafür sollst du nun auch immer ein sehr gutes Essen haben. Ich will meinen Frauen sagen, daß sie eine Schüssel mit Palmöl und Pfeffer kochen. Das ißt du dann zur Nacht."Dagba sagte seinen Frauen, daß sie eine gute Menge von Bohnen gut zubereiteten. Das Gericht ließ er Dagbatschi geben. Dagbatschi aß es auf.

Dagbatschi ging nun in seiner großen Kalebasse oft hin, verjagte mit seinem Geräusch die Menschen und stahl Bohnen. Die Leute kamen alle zusammen und sagten: "Was können wir nur gegen diese Sache unternehmen, die uns immer wieder verjagt und uns unsere Bohnen raubt?"Einige Leute sagten: "Man kann nichts



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machen." Andere Leute sagten: "Man kann nichts machen." Ein alter Mann sagte aber: "Macht eine große Figur aus Gummi (Aetae; in Joruba =Atae; in Haussa =Danko) und stellt die in der Farm auf. Vielleicht können wir dann etwas erkennen." Die Leute sagten: "Ja, das wollen wir tun." Die Leute machten eine große Figur und stellten sie mitten in der Farm auf. Die Figur war wie ein Mensch.

Nach einiger Zeit kam Dagbatschi wieder in seiner großen Kalebasse heran und machte starkes Geräusch. Als die Leute das hörten, liefen sie wieder schnell von dannen. Dagbatschi kam aus seiner Kalebasse heraus. Dagbatschi sah die Figur aus Gummi. Dagbatschi sah sich um. Alle Leute waren weggelaufen. Es war nur die Figur aus Gummi da. Dagbatschi ging auf diese Figur zu. Dagbatschi fragte die Figur: "Warum sind die anderen Leute alle weggelaufen? Warum bist du nicht weggelaufen?"Dagbatschi sah die Figur an. Dagbatschi sagte (bei sich): "Ich glaube, die Person will sich über mich lustig machen."Dagbatschi trat ganz dicht zu der Gummifigur. Dagbatschi sagte: "Willst du mir auf meine Frage antworten oder willst du nicht antworten?"Dagbatschi sagte: "Wenn du mir nicht antwortest, gebe ich dir einen Schlag auf den Kopf!"Dagbatschi trat ganz dicht heran. Dagbatschi gab der Figur mit der rechten Hand einen Schlag. Dagbatschis Hand wurde festgehalten, sie klebte fest. Dagbatschi konnte seine Hand nicht wegnehmen. Dagbatschi sagte zu der Figur: "Was? Du willst meine Hand festhalten. Willst du denn, daß ich dich noch mehr schlage? Laß los, oder ich schlage auch noch mit der anderen Hand."Dagbatschi schlug mit der linken Hand die Figur an den Kopf. Dagbatschis Hand blieb an dem Kopf der Figur haften. Dagbatschi sagte: "So, so machst du es. Man muß dich treten!"Dagbatschi trat mit dem rechten Fuß. Der rechte Fuß blieb an der Gummifigur haften. Dagbatschi sagte: "Auch diesen Fuß willst du festhalten? Nun, dann nimm noch einen Tritt!" Dagbatschi trat mit dem linken Fuß. Der linke Fuß blieb auch an der Gummifigur haften. Dagbatschi sagte: "Warte, ich will dir einen Stoß mit dem Bauch geben."Dagbatschi schlug mit dem Bauch gegen die Gummifigur. Er haftete auch mit dem Bauch. Dagbatschi sagte: "Wenn es so ist, dann nimm auch noch einen Stoß mit dem Kopf."Dagbatschi stieß mit dem Kopf gegen den Kopf der Gummifigur. Der Kopf haftete an der Gummifigur. Dagbatschi war nun ganz festgeklebt. Dagbatschi sagte: "So ist es recht. Nun ist es gut. Aber warte, mein Freund. Du sollst einen anderen Gast in dein Haus bekommen."



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Dagbatschi klebte nun ganz fest an dem Gummimann. Dagbatschi zog hier und da, oben und unten. Dagbatschi sagte: "Die Sache ist nicht gut. Die Sonne ist viel zu warm. Ich muß doch einmal sehen, ob ich nicht jemand finde, der sich an meine Stelle setzt."

Nach einiger Zeit kamen Hundskopfaffen vorbei. Die Affen liefen zum Wasser hin, um zu trinken. Dagbatschi sagte zu den Affen: "Meine Freunde, kommt doch und bringt mir ein wenig Wasser herbei. Ich sitze hier sehr angenehm, aber die Sonne scheint mir stark auf den Kopf, so daß ich großen Durst habe." Die Affen riefen: "Was? Ist das nicht Dagbatschi? Nein, Dagbatschi, du bist ein schlechter Mann. Wer sich mit dir in irgendeine Sache einläßt, der verliert dabei. Nein, Dagbatschi! Dir helfen wir nicht. Laß dir von jemand anderem Wasser bringen." Die Affen liefen vorbei zum Wasser. Dagbatschi saß fest an der Gummifigur.

Nach einiger Zeit kam eine große Äffin an der Figur vorbei, an der Dagbatschi klebte. Die große Äffin konnte nicht so schnell laufen wie die anderen, denn sie war schwanger. Dagbatschi rief der großen Äffin zu: "Meine Freundin, bring' mir doch ein wenig Wasser hierher, denn die Sonne macht mich sehr warm und durstig!" Die große Äffin blieb stehen. Die große Äffin sagte: "Bist du nicht der schlechte Dagbatschi, der alle Leute, die sich mit ihm einlassen, schlecht bezahlt?"Dagbatschi sagte: "Nein, ich bin nicht dieser Dagbatschi, es gibt einen weißen Dagbatschi im Wasser und einen gelben Dagbatschi im Busch. Diese beiden Dagbatschi sind sehr schlecht. Ich aber bin der schwarze Dagbatschi, der gut ist. Ich sitze auch nur hier, um meine Kinder warm zu halten. Denn ich habe Kinder im Leibe, die noch geboren werden sollen." Die große Äffin sagte: "Wenn du der gute Dagbatschi und außerdem noch schwanger bist, dann will ich dir gerne helfen, denn sieh, ich bin auch schwanger. Sage mir also, was du willst." Dagbatschi sagte: "Ich bitte dich, herunter zum Bach zu gehen und mir Wasser heraufzubringen." Die große Äffin sagte: "Das will ich tun." Die große Äffin lief zum Bach herunter und nahm den großen Mund ganz voll Wasser. Die große Äffin kam zurück.

Dagbatschi sagte zu der großen Äffin: "Meine Freundin, ich bitte dich, nimm die rechte Hand hier weg und tue einige Tropfen hierauf." Die große Äffin nahm die Hand Dagbatschis von der Figur und ließ einige Tropfen darauf fallen. Dagbatschi sagte: "Nun, meine Freundin, nimm die linke Hand hier weg und tue einige Tropfen Wasser darauf." Die große Äffin nahm die linke Hand



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Dagbatschis von der Figur und ließ einige Tropfen Wasser darauf fallen. Dagbatschi sagte: "Nun, meine Freundin, nimm den rechten Fuß hier weg und tue einige Tropfen Wasser darauf." Die große Äffin nahm den rechten Fuß Dagbatschis von der Figur und ließ einige Tropfen Wasser darauf fallen. Dagbatschi sagte: "Nun, meine Freundin, nimm den linken Fuß hier weg und tue einige Tropfen Wasser darauf." Die große Äffin nahm den linken Fuß Dagbatschis weg und ließ einige Tropfen Wasser darauf fallen. Dagbatschi sagte: "Nun, meine Freundin, nimm meinen Bauch hier weg und laß einige Tropfen Wasser darauf fallen." Die große Äffin nahm Dagbatschis Leib von der Figur und ließ einige Tropfen Wasser darauf fallen. Dagbatschi sagte: "Nun, meine Freundin, nimm mir auch den Kopf hier weg und lasse mir einige Tropfen Wasser auf die Stirne fallen." Die große Äffin nahm den Kopf Dagbatschis von der Figur und ließ ihm einige Tropfen Wasser auf die Stirn fallen.

Dagbatschi war von der Figur frei geworden. Dagbatschi sagte zu der großen Äffin: "Du hast mir Gutes getan. Du bist meine Freundin. Deshalb muß ich dir die Wahrheit sagen. Höre! Diese schlechte Person (die Gummifigur) hat dich beschimpft." Die große Äffin sagte: "Was, diese Figur hier hat mich beschimpft?"Dagbatschi sagte: "Ja, diese Figur hat dich beschimpft, als du zum Bach heruntergingst, um mir Wasser zu bringen." Die große Äffin sagte: "Was hat denn diese Person gesagt."Dagbatschi sagte: "Diese Person rief hinter dir her: ,Die große Äffin, die große Äffin! Ihr Bauch ist nur eine leere Trommel. Sie kann keine Kinder bekommen!' So hat sie geschrien." Die große Äffin sagte: "Was soll ich mit der Person tun?"Dagbatschi sagte: "Schlage sie, aber schlage sie schnell rechts und links. Denn sonst fühlt sie es nicht! Meine Freundin, diese Person hat dich schwer beschimpft, schlage sie rechts und links!"

Die Äffin ging auf die Gummifigur zu. Die Äffin schrie: "Wie kannst du mich schimpfen, da ich dir nie etwas getan habe!" Die Aff in schlug die Gummifigur rechts und links. Die beiden Hände der Äffin blieben an der Gummifigur kleben. Dagbatschi rief: "Sieh nur diese Person, jetzt will sie deine Hände festhalten. Tritt mit deinen Füßen! Wie kann diese Person dich so beschimpfen!" Die Äffin trat die Gummifigur mit beiden Füßen. Die beiden Füße der Äffin blieben kleben. Dagbatschi rief: "Sieh nur diese Person, jetzt will sie deine Füße festhalten. Stoße sie mit dem Bauch! Stoße sie mit dem Kopf! Wie kann diese Person dich so beschimpfen!" Die Äffin stieß die



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Gummifigur mit dem Bauch. Die Äffin blieb mit ihrem Bauch kleben. Die Äffin stieß den Kopf der Gummifigur. Der Kopf der Äffin blieb am Kopf der Gummifigur kleben. Dagbatschi sagte: "Das ist nun gut! Jetzt werde ich laufen und Leute rufen, die dich von der unverschämten Person nehmen!"Dagbatschi lief weg.

Dagbatschi lief den Menschen nach, die sich im Busch versteckt hatten. Dagbatschi rief: "Ihr Leute kommt! Ihr Leute kommt! Ich habe euren Bohnendieb gefangen. Kommt! Kommt!" Die Leute kamen. Die Leute sahen die große Äffin an der Gummifigur. Die Leute riefen: "Nun haben wir den Dieb, der uns immer weggejagt und dann unsere Bohnen gestohlen hat!" Die Leute schlugen die Äffin tot. Sie schnitten sie auf und verteilten das Fleisch. Die Leute sagten zu Dagbatschi: "Du hast uns bei dem Fang des Bohnendiebes geholfen. Was können wir dir nun dafür geben ?"Dagbatschi sagte: "Gebt mir die Haut des Diebes!" Die Leute gaben Dagbatschi die Haut der Äffin. Dagbatschi ging mit der Haut von dannen. Dagbatschi versteckte die Haut der Äffin im Busch. Dann lief Dagbatschi zu Dagba.

Dagbatschi kam sehr schnell zu Dagba und sagte: "Mein Dagba, denke dir! Es ist jemand dabei, deine Bohnenfarmen wegzutragen! Es sind so gute Farmen! Die Erde ist so gut! Und es hat soviel Arbeit gemacht, die Farmen anzulegen! Komm, Dagba, komm, wir wollen sehen, was zu machen ist." Dagba sagte: "Was? Diese Leute wollen mir meine guten Bohnenfarmen stehlen? Ich komme sogleich mit dir!"Dagba machte sich mit Dagbatschi auf den Weg dahin, wo Dagbatschi vor vier Monaten die Erde aufgeschaufelt hatte. Als sie ganz dicht bei den Farmen waren, sagte Dagbatschi: "Oh! Mein Dagba, nun habe ich vergessen einige Stricke mitzunehmen, mit denen wir das, was von den Farmen noch da ist, festbinden können, damit es nicht auch gestohlen werden kann! Nun müssen wir uns im Busch nach etwas Gumbara (das ist eine Pflanze, aus deren Rinde Nupe und Haussa sich feste Buschstricke drehen; bei Haussa heißt die Gumbara "Kalga") suchen. Warte hier ein wenig."Dagba sagte: "Du hast recht, mein Dagbatschi, wir müssen die Farmen festbinden, suche nach Gumbara."

Dagba blieb stehen. Dagbatschi ging in den Busch. Im Busch zog Dagbatschi an einem Strauch und rief (vor sich hin): "Laß mich! laß! Ich habe Dagba heute wirklich nicht gesehen. Ich habe den Elefanten nicht gesehen und weiß auch nicht, wo er ist."Dagba hörte, was Dagbatschi im Busch sprach. Dagbatschi kam mit Gumbararinde



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zurück. Dagba fragte Dagbatschi: "Mit wem sprachst du da im Busch."Dagbatschi sagte: "Oh! es war nur ein Jäger. Der Jäger sagte mir: ,Du bist der Sopha Dagbas, ich will heute einen Elefanten schießen, sage mir, wo Dagba ist!"Dagba sagte: "Was, der Jäger ist hier? Der Jäger will mich schießen?"Dagba rannte so schnell er konnte von dannen. Dagba rannte weit weg nach der anderen Seite in den Busch hinein. Dagbatschi sagte: "Der Dagba ist so groß und so dumm! Ich werde jetzt auch das Haus Dagbas gewinnen."

Dagbatschi nahm das Fell des Affen und ging damit zu dem Hause des Elefanten. Dagbatschi machte mit dem Fell des Affen Töne (der Erzähler kann keine genaue Erklärung geben, er sagte einmal, Dagbatschi hätte auf dem Fell geblasen, ein zweites Mal, Dagbatschi hätte es hin und her geschlagen) und sang: "Dagba ist dumm, Dagba ist dumm. Wenn Dagba in sein Haus zurückkommt, so wird er getötet." Dagba lief lange in dem Busch herum. Dagba kam endlich zu seinem Haus zurück. Dagba hörte aus der Ferne den Gesang: "Dagba ist dumm! Dagba ist dumm. Wenn Dagba in sein Haus zurückkommt, so wird er getötet."Dagba fürchtete sich, in sein Haus zu gehen. Dagba rief den Frosch. Dagba sagte zum Frosch: "Gehe in mein Haus und siehe, wer in meinem Hause singt."

Der Frosch ging in das Haus Dagbas. Der Frosch kam zu Dagbatschi und sagte: "Dagba hat mich gesendet, daß ich sehe, wer hier singt."Dagbatschi sagte: "Geh zu Dagba und sage ihm, ich wäre hier, sänge und wartete auf ihn. Ehe du aber gehst, trinke von meinem Bier."Dagbatschi nahm Bier. Dagbatschi warf ein kleines Holzstück in das Bier. Der Frosch trank das Bier. Der Holzstift blieb im Halse des Frosches sitzen. Der Frosch konnte nicht mehr sprechen. Dagbatschi sagte: "So, mein Frosch, nun gehe zu Dagba zurück und sage ihm meine Worte."

Der Frosch ging zu Dagba zurück. Dagba fragte den Frosch: "Was hast du gesehen? Was ist in meinem Hause." Der Frosch wollte sprechen, aber er konnte nicht sprechen. Dagba sagte: "Ich werde einen anderen Boten senden: "Dagba rief die Spinne. Dagba sagte zur Spinne: "Gehe in mein Haus und sieh, wer in meinem Hause ist. Achte aber darauf, daß dich niemand sieht!" Die Spinne lief zu Dagbas Haus. In Dagbas Haus saß Dagbatschi. Dagbatschi hatte eine Schale mit Bier vor sich stehen. Dagbatschi machte mit dem Fell des Affen Töne und sang: "Dagba ist dumm! Dagba ist dumm! Wenn Dagba in sein Haus zurückkommt, so wird er getötet."



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Die Spinne setzte sich unter die Schale mit Bier. Dagbatschi konnte die Spinne nicht sehen. Dagbatschi sang. Die Spinne sah Dagbatschi. Die Spinne hörte Dagbatschi. Die Spinne lief zurück zu Dagba und sagte: "In deinem Hause ist nur Dagbatschi. Dagbatschi macht mit einem Affenfell Töne und beschimpft dich!"Dagba sagte: "Das ist alles?" Die Spinne sagte: "Ja, das ist alles!"Dagba wurde zornig. Dagba lief in sein Haus. Dagba sah Dagbatschi und hörte Dagbatschi. Dagba lief auf Dagbatschi zu, ergriff ihn und warf ihn gegen die Steine, so daß er in viele Stücke zersprang.

Dagbatschi lag in viele Stücke zerbrochen umher. Die Termiten waren in der Nähe. Dagbatschi bat die Termiten: "Setzt mich wieder zusammen!" Die Termiten kamen und setzten Dagbatschi wieder zusammen. Seitdem kann man aber sehen, in wieviele Stücke Dagbatschi zerworfen war.

2. Dagbalscchi gewinnt die Braut durch Zahnraub

Dagbatschi sah ein sehr schönes Mädchen. Dagbatschi wollte das Mädchen zur Frau gewinnen. Dangi, die Katze, sah das sehr schöne Mädchen. Dangi wollte das Mädchen zur Frau gewinnen. Dagbatschi und Dangi kamen beide zum Vater des Mädchens. Dagbatschi sagte: "Gib mir deine Tochter zur Frau!"Dangi sagte: "Gib mir deine Tochter zur Frau!" Der Vater des Mädchens sagte: "Ich gebe meine Tochter dem, der mir 7 Zähne des Elefanten, 7 Zähne des Löwen, 7 Zähne des Leoparden und 7 Zähne des Krokodils bringt."Dangi hörte das. Dangi sagte: "Wie soll ich das machen? Bin ich nicht sehr klein?" Dagbatschi sagte: "Es ist gut; ich werde die Zähne bringen." Dangi sagte: "Wenn Dagbatschi die Zähne wirklich bringen kann, so muß ich scharf hinsehen."

Dagbatschi nahm einen Topf mit Bier. Dagbatschi nahm eine Trommel. Er ging zum Fluß hinab und begann am Fluß zu trommeln. Das Krokodil hörte das Trommeln. Nach einiger Zeit kam das Krokodil. Dagbatschi sah das Krokodil und sagte: "Kansa (Krokodil), ich trommle für meinen Großvater (soll heißen, daß Dagbatschi Kansa, schmeichelhafterweise, als seinen Großvater anspricht). Warum kommt mein Großvater nicht schneller?" Kansa sagte: "Ich wußte nicht, daß du es bist, der hier trommelt. Ich dachte, es seien die Menschen (Sauandji; Haussa =Mutum; Joruba =Enja). So kommt es, daß ich erst so spät dich begrüße!"Dagbatschi sagte: "Rufe mir alle anderen Krokodile zusammen, mein Kansa! Denn ich



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habe Bier mitgebracht, und wir wollen zusammen Bier trinken!" Kansa ging fort, die anderen Krokodile zu rufen. Als Kansa fort war, nahm er einen großen Stein und legte ihn neben sich. Kansa kam mit den andern Krokodilen zurück. Dagbatschi trommelte. Die Krokodile tanzten. Die Krokodile sagten: "Wir sind durstig; jetzt wollen wir Bier trinken!"Dagbatschi sagte: "Es ist recht. Wißt ihr denn, was die ehrbaren Leute taten zu Zeiten meines Großvaters, wenn sie Bier trinken wollten? Sie bissen vorher in einen Stein. Es war dieser Stein." Kansa sagte: "Was unser Großvater tat, wollen wir auch tun!" Kansa biß in den Stein. Zwei Zähne brachen ab und fielen zur Erde. Dann trank Kansa. Ein anderes Krokodil biß in den Stein. Zwei Zähne brachen ab und fielen zur Erde. Dann trank das Krokodil. Ein Krokodil nach dem anderen biß in den Stein, verlor zwei Zähne dabei und trank. Als alle Krokodile in den Stein gebissen, jeder zwei Zähne abgebrochen und getrunken hatte, trommelte Dagbatschi wieder. Dann steckte Dagbatschi die herausgefallenen Zähne in die Tasche und sagte: "Für heute ist es genug!" Dagbatschi stellte die Trommel auf den Uferrand und sagte: "In acht Tagen komme ich wieder."

Dagbatschi ging darauf zu Dagba (dem Elefanten) und sagte: "Jeder sollte tun, wie sein Großvater zu tun pflegte."Dagba sagte: "Ja, ein jeder sollte tun, wie sein Großvater zu tun pflegte. Mein Vater starb früh. Ich lernte es nicht. Du bist aber wohl sehr alt und klug. Weißt du, wie mein Großvater tat?"Dagbatschi sagte: "Ich bin nicht alt und klug, aber mein Vater erzählte mir, wie mein Großvater und dein Großvater zusammen zu tun pflegten. Wenn du es willst, kann ich es dir zeigen." Dagba sagte: "Ja, zeige es mir. Ist es schwer?"Dagbatschi sagte: "Man muß es erst lernen. Mir ist es nicht schwer geworden. Komm nur mit auf den Hügel!"

Dagba ging mit Dagbatschi auf den Hügel. Dagbatschi sagte: "Man muß sich nun auf den Kopf stellen und sich den Hügel herunterrollen lassen. Das ist alles. Ich mache es dir vor. Du kannst es dann nachmachen."Dagbatschi zog den Kopf ein, gab sich dann mit den Füßen einen Stoß gegen die Erde und rollte den Berg hinab. Als Dagbatschi unten war, rief er zu Dagba hinauf: "Du siehst, mein Dagba, es ist ganz einfach. Nun mache es mir nur nach!" Dagba beugte die Vorderbeine, stellte sich auf den Kopf, dann stemmte er sich mit den Hinterfüßen gegen die Steine und stieß sich ab. Dagba überschlug sich. Dagba schlug gegen die Steine. Er überschlug sich nochmals. Er rollte den Berg hinab. Er stieß mit dem



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Kopf gegen die Steine. Er brach einen Zahn nach dem anderen ab. Er rollte den Berg herab, aber er zerbrach sich die Zähne und hatte viele Wunden. Als er bei Dagbatschi ankam, sagte Dagbatschi: "Es ist bei dir viel besser gegangen, als bei mir beim ersten Male. Du bist nur etwas verwundet. Ich werde dir ein Haus bauen und dich pflegen bis du wieder gesund bist. Das erstemal ist es nicht so ganz leicht. Später macht es viel Freude."Dagbatschi ging hin und baute für den kranken Dagba ein Haus und errichtete ein Lager darin. Dagba ging hinein, um sich auszuruhen. Dagbatschi ging hin und sammelte auf dem Wege die 7 Zähne, die Dagba verloren hatte.

Dann ging Dagbatschi zu Gaba (dem Löwen; Haussa =Saki; Joruba =Keneu) und sagte: "Komm und sieh den Dagba. Dagba hat keine Zähne mehr. Komm und sage zu ihm: Mwillam-bokun!" (Zerbrochener Mund?! Soll jedenfalls ein Spottwort sein.) Dann ging Dagbatschi zu Nampa, dem Leoparden (Haussa =Damissa; Joruba =Ekun) und sagte: "Komm und sieh den Dagba. Dagba hat keine Zähne mehr. Komm und sage zu ihm: Mwillam-bokun!" Darauf ging Dagbatschi zu Dagba zurück und pflegte ihn. Nach einiger Zeit kam Gaba zu Dagba und sagte: "Oh, mein Dagba, weshalb hast du denn deine schönen Zähne weggelegt? Du läßt dir wohl neue Zähne machen? Du bist sehr schön so, mein Dagba!"Dagba sprang von seinem Lager auf. Dagba schlug Gaba ins Gesicht, daß ihm einige Zähne ausbrachen und Gaba sie ausspie. Gaba lief fort. Dagbatschi sagte: "So ist es gut; schlage jedem Unverschämten die Zähne aus!"Dagbatschi sammelte die Zähne Gabas auf und trug sie zur Seite.

Nach einiger Zeit kam Nampa zu Dagba und sagte: "Oh, mein Dagba, weshalb hast du denn deine schönen Zähne weggelegt? Du läßt dir wohl neue Zähne machen? Du bist sehr schön so, mein Dagba!"Dagba sprang von seinem Lager auf. Dagba schlug Nampa ins Gesicht, daß ihm einige Zähne ausbrachen und Nampa sie ausspie. Nampa lief fort. Dagbatschi sagte: "So ist es gut; schlage jedem Unverschämten die Zähne aus!"Dagbatschi sammelte die Zähne Nampas auf und trug sie hinaus.

Dagbatschi hatte in seinem Hause die 7 Zähne der Krokodile versteckt. Dagbatschi hatte in seinem Hause die 7 Zähne des Elefanten versteckt. Dagbatschi brachte nun die 7 Zähne des Löwen und die 7 Zähne des Leoparden. Er versteckte sie. Dangi (die Katze) hatte aber alles gesehen. Dangi sah, daß Dagbatschi nun auch die 7 Zähne des Löwen und die 7 Zähne des Leoparden hatte. Dangi sagte: "Nun



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hat Dagbatschi 7 Zähne der Krokodile, 7 Zähne des Elefanten, 7 Zähne des Löwen, 7 Zähne des Leoparden zusammengebracht. Was will der Vater des schönen Mädchens noch mehr haben?"

Als es Nacht war, schlich Dangi in Dagbatschis Zimmer. Dangi stahl alle Zähne. Am Morgen ging Dangi zu dem Vater des schönen Mädchens und sagte: "Du wolltest deine Tochter dem zur Frau geben, der dir 7 Zähne des Krokodils, 7 Zähne des Elefanten, 7 Zähne des Löwen und 7 Zähne des Leoparden bringt. Hier hast du alle diese Zähne."Dangi legte alle Zähne vor den Vater des schönen Mädchens hin. Der Vater des schönen Mädchens sah sie. Der Vater gab das schöne Mädchen Dangi. Dangi nahm die schöne Frau und ging mit ihr nach Hause. —Dagbatschi hörte das. Dagbatschi weinte.

Dagbatschi weinte drei Monate lang. Dann ging Dagbatschi eines Nachts in das Haus des Vaters des schönen Mädchens. Er griff in dem Hause des Vaters einen Hahn. Er tötete den Hahn im Hause des Vaters und ließ dabei viel Blut zur Erde fallen. Er ging dann mit dem geschlachteten Hahn den Weg zum Hause Dangis. Dann und wann ließ er einige Blutstropfen zur Erde fallen. Er ging mit dem geschlachteten Hahne in Dangis Haus hinein. Dangi und seine junge Frau schliefen. Dagbatschi schnitt den Kopf des Hahnes ab und steckte ihn in Dangis Hals. Den Hahn legte Dagbatschi neben Dangis Frau. Dann ging Dagbatschi nach Hause.

Am anderen Morgen erwachte Dangis Schwiegervater. Dangis Schwiegervater sagte: "Weshalb kräht denn heute morgen mein Hahn nicht." Er ging hinaus. Sein Hahn war nicht da. Er fand nur Blut. Dangis Schwiegervater sagte: "Ein Dieb hat meinen guten Hahn gestohlen."Dangis Schwiegervater fand einen anderen Blutstropfen. Er folgte den Weg, auf dem die Blutstropfen verspritzt waren. Er kam in das Haus seines Schwiegersohnes. Er trat in das Haus Dangis. Er trat in den Schlafraum Dangis. Er sah im Munde Dangis den Kopf seines Hahnes. Er sah neben seiner Tochter den toten Hahn. Der Schwiegervater Dangis nahm einen dicken Stock; er schlug Dangi über den Kopf, daß ihm 7 Zähne ausbrachen. Dangi erwachte. Dangi sprang auf. Der Schwiegervater schlug ihn mit dem Knüppel auf den Rücken. Dangi lief so weit weg, als er konnte.

Der Schwiegervater nahm seine schöne Tochter und gab sie Dagbatschi zur Frau. Er sagte: "Ich will meine Tochter nicht einem Dieb geben."

Wenn ein Mann einem anderen Schlechtes tut, soll der es ihm gut zurückgeben.



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3. Dagba (Elefant) als Dagbatschis Reittier

Dagba (der Elefant) und Dagbatschi finden eine schöne Frau. Dagba bewirbt sich um sie. Die Frau will ihn nehmen. Dagba und Dagbatschi gehen fort. Dagbatschi kehrt zurück und spricht allein mit der schönen Frau. Er sagt ihr, daß Dagba zwar sehr groß und dick, aber sehr dumm und nur sein (Dagbatschis) Reittier sei. Die Leute der schönen Frau glauben ihm das, sagen aber, sie wollten ihm, Dagbatschi, der augenscheinlich so klug sei und so schön reden könne, ja gerne die schöne Frau geben, aber Dagbatschi müßte ihnen erst einmal etwas auf dem Rücken Dagbas vorreiten. Dagbatschi erklärt darauf, daß er bereit sei, in 7 Tagen den Proberitt auszuführen.

Am anderen Tag wendet Dagbatschi sich an Dagba und macht ihm freundschaftliche Vorwürfe, daß er (Dagba) ihm, Dagbatschi, nichts von seinen Heiratsplänen vorher gesagt habe; denn er (Dagbatschi) wäre doch sicher der beste Fürsprecher, da er schon lange mit den Leuten der schönen Frau befreundet sei. Dagbatschi schlägt einen gemeinsamen Besuch in jener Gegend vor. Dagba, der Starke, könne ihn, den Leichten, ja leicht auf seinem Rücken mitnehmen. Dagba ist einverstanden.

Dagbatschi versteckt nun, genau wie in der Jorubavariante, Sattel und Zaumzeug am Wege. Er nimmt Schibutter und Rotholz mit. Er füllt den Mund mit beiden Ingredienzien und markiert Zahngeschwür. Spuckt dann und wann aus. Markiert den Kranken und Schwachen. Er müsse getragen werden, und zwar in angenehmer Weise und so, daß er Dagba leicht lenken könne. So wird Dagba Zaumzeug und Sattel aufgeschwatzt. Dagbatschi führt stolz sein "Pferd" vor. Der Elefant wird verlacht. Dagbatschi führt die Braut heim.

4. Der Kampf der Vögel und der Vierfüßler

Dagbatschi sagte zu mir (dem Erzähler, der in seinem Hause ständig eine lebende Schildkröte hat und von ihr berichtet, sie erzähle ihm alle Geschichten):

Ich war nach Tatatu gegangen. In Tatatu kamen alle Vögel, alle, alle Vögel zusammen. Sie wollten gegen die Tiere mit vier Füßen Krieg führen. In Mokwa kamen alle Tiere mit vier Füßen zusammen. Sie wollten gegen die Vögel Krieg führen. Die Tiere hatten ausgemacht: "Es soll anständig gekämpft werden. Es soll immer ein



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Vogel und ein Tier mit vier Füßen miteinander kämpfen, ein Paar nach dem anderen, und kein anderer soll sich hineinmischen."

Die Vögel und die Tiere mit vier Füßen rückten gegeneinander vor. Sie standen in zwei Reihen einander gegenüber. Die ersten, die miteinander kämpfen sollten, waren Lugbi (die Hühnerweihe; in Haussa =Tschirua) und Dagba (der Elefant). Sie kamen aufeinander zu. Die anderen Tiere standen in zwei Reihen. Die Tiere mit den vier Füßen riefen Dagba zu: "Nun sorge ja, daß du über Lugbi siegst!" Die Vögel riefen Lugbi zu: "Nun sorge ja, daß du über Dagba siegst!"

Lugbi hatte einen Faden mitgebracht, den hatte er zu einem Knäuel aufgewickelt und trug ihn unter seinen Federn auf der Brust versteckt. Der Kampf begann. Lugbi flog hoch in die Luft, dann stieß er auf Dagba herab. Er flog unter Dagbas Bauch und dann zwischen den Beinen nach hinten fort. Im Vorbeifliegen wickelte er um Dagbas Geschlechtsteile das Ende des Fadens. Mit dem übrigen Knäuel flog er nach oben. Er wickelte das Knäuel während des Hochfliegens ab, so daß der Faden vom Hinterteil des Dagba bis zu ihm hinaufreichte.

Die Vögel und Tiere mit vier Füßen sahen den Faden. Die Vögel schrien: "Lugbi hat Dagbas Bauch aufgerissen und seinen Darm herausgerissen." Die Tiere mit den vier Füßen erschraken. Sie schrien: "Lugbi hat Dagbas Bauch aufgerissen und seinen Darm herausgerissen. Das werden alle Vögel mit uns machen. Wir werden alle sterben." Alle Tiere mit vier Füßen liefen von dannen

So endete der Krieg der Vögel und der Tiere mit den vier Füßen.

Seitdem zeigt Lugbi (der schlimmste Kückenräuber), wenn er ein Kücken erkrallt hat, es immer den Menschen. Er kreist einmal mit seiner Beute über der Ortschaft, und wenn alle es gesehen haben, fliegt er von dannen, um es zu verzehren.

5. Wunden und Lügen

Egbe (Affe) und Dagbatschi (Schildkröte) schlossen zusammen Freundschaft. Eines Tages aber stritten sie sich. Egbe sagte: "Wunden (Etti) sind schlimmer als Lügen."Dagbatschi aber sagte: "Wenn Wunden da sind, kann man sie mit Medizin behandeln und die Sache heut schnell. Lügen aber bleiben nach."Egbe sagte: "Wir wollen es versuchen."Dagbatschi sagte: "Es ist mir recht." Darauf schlug Egbe mit seinem Haumesser Dagbatschi eine Wunde.



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Dagbatschi tat auf seine Wunde einige Medizin. Darauf heilte sie bald.

Als Dagbatschis Wunde geheilt war, ging er zu einem Schibutterbaum (Kotschi; in Haussa =Kadenja) und grub unter den Wurzeln nach Schini (in Joruba Irre; in Haussa Djarre, das ist eine Art Larven, die besonders die Kinder außerordentlich lieben). Nachdem er ein gut Teil beisammen hatte, kochte er sie mit Pfeffer, Salz, Öl usw., so daß es eine außerordentlich wohlschmeckende Speise war. Dann nahm er sie, stieg auf den Baum und band die einzelnen Schini, wie wenn sie Früchte wären, an die Spitzen der Zweige.

Als er damit fertig war, ging er zu Egbe und sagte zu ihm: "Ich habe einen Baum mit herrlichen Früchten gesehen. Willst du sie nicht versuchen?"Egbe sagte: "Was für ein Baum ist es?"Dagbatschi sagte: "Es ist ein Kotschi."Egbe sagte: "Gewiß will ich sie versuchen. Führe mich nur dorthin."Dagbatschi führte Egbe zu dem Kotschi, an dem er die Schini festgebunden hatte. Egbe stieg sogleich hinauf.

Dann lief Dagbatschi zu Eschi (dem Hunde; in Haussa =Karre) und sagte zu ihm: "Eschi, ich weiß einen Egbe, der sitzt auf einem Kotschi. Willst du dir den nicht holen?" Eschi sagte: "Gewiß will ich ihn gern versuchen. Führe mich nur zu dem Baume."Dagbatschi führte Eschi in die Nähe des Kotschi und sagte: "Siehst du, dort oben sitzt er und ißt vorzüglich bereitete Schini." Eschi lief hin.

Als Eschi unter den Baum kam, sprang Egbe voller Angst von einem Zweig zum anderen. Er warf bald hier, bald da von den Schini herab und Eschi fraß sie gierig auf. Eschi fand die Schini auch ausgezeichnet. Dann blieb Eschi drei Tage unter dem Baume. Egbe konnte nicht herunter. Er wurde immer magerer, denn er hatte nichts mehr zu essen und machte vor Angst alles aus, was er im Leibe hatte.

Nach drei Tagen kam Nampa, der Leopard, des Weges daher. Als Eschi Nampa sah, sprang er auf und lief von dannen. Nampa sah Egbe oben auf dem Baume. Dagbatschi kam aber herzu und sagte zu Nampa: "Sieh, Egbe hat eingefallene (tiefliegende) Augen (eje kodo); er ist fast verhungert und es ist nichts an ihm daran. Nampa sagte: "Das ist wahr."Nampa ging weiter.

Egbe kam herunter. Dagbatschi sagte zu ihm: "Siehst du, meine Wunde war bald geheilt. Was ich dir aber mit der Lüge zugefügt habe, ist jetzt noch nicht zu Ende!" (Weil der Affe so ausgehungert war)



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6. Dagbatsdil und Tunquollo

Tanquollo (der Frosch; in Haussa =Quado) ging mit Dagbatschi (Schildkröte) in Freundschaft. Dagbatschi webte Stoffe. Tanquollo kam eines Tages zu Dagbatschi und sagte: "Komm, wir wollen heute nacht tanzen!" Dagbatschi sagte: "Es ist gut, gehen wir tanzen!"Tanquollo sagte: "Ich habe aber kein Kleid, um meine Haut (will sagen Nacktheit) zu bedecken."Dagbatschi sagte: "Was, du hast kein Kleid?"Tanquollo sagte: "Nein, ich habe kein Kleid; ich bitte dich aber, mir eines zu geben."Dagbatschi gab Tanquollo ein Kleid. Tanquollo sagte: "Nun wollen wir gehen."Dagbatschi sagte: "Habe ich dir nicht ein Kleid gegeben? Willst du mir nicht etwas dafür wiedergeben? Ist es nicht besser, du gibst mir etwas dafür, ehe wir fortgehen?"Tanquollo sagte: "Ich habe nichts. Ich kann dir nichts geben."

Tanquollo führte Dagbatschi zum Tanzplatze. Sie tanzten. Nach einiger Zeit kam ein Malaika (Engel; wie in Haussa =Malaika) und sagte: "Das ist kein guter Tanz. Laßt das!"Tanquollo sagte: "So haben schon unsere Großväter getanzt. Wir tanzen heute für unsere Großväter." Der Malaika sagte: "Das müßt ihr lassen." Darauf hörten sie auf zu tanzen. —Dagbatschi sagte zu Tanquollo: "Du mußt mir etwas geben, ehe wir von hier fortgehen, denn ich habe dir auch ein Kleid gegeben." Malaika sagte zu Tanquollo: "Hast du Dagbatschi nichts für sein Kleid gegeben? Nun, so mußt du es tun, sonst sage ich es Soko (Gott, Allah)." Dann kehrte der Malaika nach oben, zu Gott zurück.

Dagbatschi blieb neben Tanquollo sitzen und wartete und wartete, ob Tanquollo ihm etwas für sein Kleid geben würde. Dagbatschi wartete. Aber Tanquollo hatte nichts. Zuletzt sprang Tanquollo ins Wasser. Von da an schreit er immer: "Wir haben nichts. Wir können nichts geben. . ."

7. Farmbau Dagbatsdzis

Dagbatschi, die Schildkröte, fragte Dagba, den Elefanten: "Willst du mein Freund sein?" Dagba sagte: "Ja, ich will Freund mit dir sein."Dagbatschi ging hin und legte eine Farm an, die bepflanzte er mit Kürbissen. Dagbatschi führte Dagba eines Tages dahin, zeigte ihm die Farm und sagte: "Das ist hier meine Farm. Komm nicht hierher, du zertrittst mir sonst meine Frucht."Dagba sagte: "Es ist gut, ich will nicht hierher kommen."



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Dann wuchsen die Pflanzen heran und die Kürbisse wurden größer. Die Kürbisse wurden groß. Eines Tages waren einige Kürbisse weggefressen. Dagbatschi legte sich auf die Lauer. Dagbatschi sah, daß Dagba kam und von seinen Kürbissen fraß. Dagbatschi ging heim. Er rief alle Dagbatschi zusammen und erzählte ihnen die Sache. Dann nahm er Bogen und Pfeil und ging wieder in die Farm. Er versteckte sich. Nach einiger Zeit kam Dagba und begann von den Kürbissen zu fressen. Da nahm Dagbatschi einen Pfeil und schoß auf Dagba. Dagba sprang auf und rannte davon. Dagbatschi lief hinter ihm her. Dagbatschi rief Dagba an und sagte: "Was, du willst mein Freund sein und kommst in meine Farm, um meine Kürbisse zu fressen?"Dagba sagte: "Nein, ich war es nicht, der deine Kürbisse gefressen hat." Dagbatschi sagte: "Ich habe es gesehen." Dagba sagte: "Du hast dich geirrt. Ich schwöre bei Gott, daß ich es nicht tat."

Dagbatschi hatte einen Jäger. Das war Kaidji (das Kaninchen; in Haussa =Sornu). Dagbatschi sagte zu Kaidji: "Dagba hat Freundschaft mit mir gemacht, und nun frißt er doch meine Kürbisse." Kaidji sagte: "Das kann man Dagba leicht entgelten lassen." Dagbatschi sagte: "So hilf mir!" Kaidji sagte: "Ich bin ja dein Jäger."

Wenn Dagba Dagbatschis Kürbisse gefressen hatte, so pflegte er in Dagbatschis Farm zu schlafen. Eines Tages hatte Dagba wieder in Dagbatschis Farm gefressen und war dann eingeschlafen. Dagbatschi und Kaidji kamen herangeschlichen. Kaidji kroch ganz langsam heran und band eine eiserne Glocke und einen Schlägel an Dagbas Schwanz fest. Dann lief Kaidji fort. Dagbatschi nahm aber einen Pfeil und schoß auf Dagba, so daß Dagba aufwachte und aufsprang. Er lief weg. Bei jedem Schritt schlug die Glocke mit dem Schwengel an seinen Schwanz und rief: "Das sst der Mann, der meine Kalebassen stahl. Das ist der Dieb meiner Kalebassen."Dagba lief voller Angst weit fort; die Glocke blieb und schrie aber immer hinter ihm.

Seitdem kam Dagba nie wieder in Dagbatschis Farm.

8. Dagbatschi (Strickziehen)

Dagbatschi (Schildkröte; in Haussa =Konkurru) ging zu Dagba (Elefant; in Haussa =Djiua) und sagte: "Ich will dein Freund sein."Dagba und Dagbatschi schlossen Freundschaft. Dagbatschi



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ging zu Kankurru (Flußpferd; in Haussa =Dorina) und sagte: "Ich will dein Freund sein!" Kankurru und Dagbatschi schlossen Freundschaft.

Dagbatschi sagte eines Tages zu Dagba: "Du bist groß und stark auf dem Lande. Ich bin aber groß und stark im Wasser. Glaubst du wohl, daß ich dich vom Wasser aus herabziehen kann?"Dagba sagte: "Nein, das glaube ich nicht, kleiner Dagbatschi."Dagbatschi sagte: "So wollen wir einen Versuch machen. Ich will einen Strick bringen. Du bindest dir hier oben ein Ende ans Bein. Ich binde es mir unten um. Dann ziehen wir."Dagba sagte: "Es ist gut."

Dagbatschi ging zu Kankurru und sagte: "Du bist groß und stark im Wasser. Ich bin aber groß und stark auf dem Lande. Glaubst du wohl, daß ich dich vom Lande heraufziehen kann?" Kankurru sagte: "Nein, das glaube ich nicht, kleiner Dagbatschi."Dagbatschi sagte: "So wollen wir einen Versuch machen. Ich will einen Strick bringen. Du bindest dir hier unten ein Ende ans Bein. Ich binde es mir oben am Ufer um. Dann ziehen wir." Kankurru sagte: "Es ist gut."

Am andern Tage nahm Dagbatschi einen starken Strick (=Egban in Nupe) und ging mit dem einen Ende zu Dagba. Er band dies Ende Dagba um den Fuß und sagte: "Wenn ich von unten her rufe, kannst du losziehen." Dann ging er mit dem anderen Ende zu Kankurru, band den Strick ihm um den Fuß und sagte: "Wenn ich von oben her rufe, kannst du losziehen."

Darauf ging Dagbatschi zur Mitte des Ufers, zupfte am Strick und rief: "Nun ziehe!"

Darauf begannen Dagba oben und Kankurru unten zu ziehen. Sie zogen vom Morgen bis zum Abend; keiner konnte den andern ganz zu sich hinziehen. Dann aber zerriß der Strick. Dagbatschi lief schnell hinweg und in ein Loch. Er war still. Dagba wunderte sich, daß Dagbatschi so still war. Kankurru wunderte sich, daß Dagbatschi so still war. Dagba ging herab. Kankurru kam herauf. Dagba sah an Kankurrus Fuß das abgerissene Strickende. Kankurru sah an Dagbas Fuß das abgerissene Strickende. Dagba sagte: "Also das ist Dagbatschis Kraft!" Kankurru sagte: "Also das ist Dagbatschis Kraft!"

Sie suchten Dagbatschi und fanden ihn nicht.



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9. Kansa (Strickziehen)

Kansa der Alligator, (Haussa Kada) und Kankurru (das Flußpferd) waren gute Freunde. Eines Tages stritten sie miteinander. Kansa sagte: "Wenn Soko (Gott) es geben wollte, daß wir miteinander in Feindschaft kommen sollten, glaubst du wohl, daß ich dich aus dem Wasser ans Land ziehen kann?" Kankurru sagte: "Nein, das glaube ich nicht. Du kannst das nicht." Kansa sagte: "Du wirst sehen, daß ich es kann."

Nachts lief Kansa am Ufer umher. Kansa traf Dagba (Elefant; Haussa = Djiua). Kansa sagte zu Dagba: "Willst du mit mir wetten, daß du mich trotz aller deiner Stärke nicht zweimal aus dem Wasser ziehen kannst?"Dagba sagte: "Ich werde dich immer hinter mir herziehen können." Kansa sagte: "Du wirst es immer nur einmal können. Komm, wir wollen es versuchen!"Dagba sagte: "Es ist mir recht!"

Sie gingen in das Wasser. Als sie ein Stück weit gegangen waren, band Kansa an den Fuß des Dagba das eine Ende eines Strickes. Er sagte: "So, nun warte hier, bis ich dich rufe. Ich gehe ein Stück weiter ins tiefere Wasser."Dagba blieb da. Kansa ging mit dem andern Ende des Strickes im Wasser weiter.

Kansa kam mit dem andern Ende des Strickes zu Kankurru und sagte: "Ich sagte dir neulich, daß ich dich aus dem Wasser ziehen könnte. Wenn du immer noch nicht glaubst, was ich damals sagte, so binde dir dies Ende des Strickes an das Bein. Ich gehe an das andere Ende und rufe dir zu, wann wir beginnen wollen." Kankurru sagte: "Es ist mir recht."

Kansa ging zurück in die Mitte zwischen Dagba und Kankurru. Er rief: "Zieh!"Dagba und Kankurru begannen jeder an einem Ende des Strickes zu ziehen. Kansa half erst Dagba, indem er in der Mitte dem Ufer zuzog. So ward Kankurru von Dagba und Kansa bis in das Schilf gezogen.

Als Kankurru aus dem Wasser bis ins Schilf gezogen war, begann Kansa in umgekehrter Richtung zu ziehen, so daß er mit Kankurru zusammen Dagba wieder ins Wasser zog. So ward Dagba wieder zurückgebracht dahin, wo er angefangen hatte zu ziehen. Als er soweit war, lief Kansa weg und ließ die beiden allein ziehen. Sie zogen sich nun immer hin und her. Drei Jahre lang zogen sich Dagba und Kankurru hin und her.

Danach merkten sie den Betrug. Kansa muß aber seitdem Tags über im Wasser bleiben, weil Dagba ihn verfolgt.



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10. Die Mütze der Eule

Nampa, der Leopard, machte mit Dangi, der Katze, Freundschaft. Nampa sagte zu Dangi: "Ich möchte Bibis (Bibi =die Eule; Haussa =Mudjia; Joruba =Owiwi) Kopf haben."Dangi sagte: "Ich will sehen, ob ich Bibi den Kopf abschneiden kann, dann sollst du ihn haben."

Dangi ging zu Bibi und sagte: "Wir wollen zusammen Freundschaft schließen."Bibi sagte: "Es ist mir recht."Dangi sagte: "Mein Bibi, du hast einen so dicken Kopf. Warum bedeckst du ihn nicht mit einer Mütze?" Bibi sagte: "Ich weiß niemanden, der mir eine passende Mütze geben könnte; mein Kopf ist so sehr dick!"Dangi sagte: "Warum frägst du nicht einmal Kaidji, das Kaninchen, ob es dir eine Mütze geben könnte?" Bibi sagte: "Ich habe auf Kaidjis Kopf nichts gesehen, als zwei lange Ohren."Dangi sagte: "Gut, dann bringe mir Stoff, und ich will dir eine Mütze anfertigen." Bibi sagte: "Ja, so ist es gut!"

Am andern Tag kam Bibi zu Dangi und sagte: "Hier bringe ich dir den Stoff zu der Mütze!"Dangi sagte: "Es ist gut. Komm morgen wieder, dann werde ich dir Maß nehmen." Bibi ging. Bibi kam am andern Tag wieder. Dangi nahm ein Messer in die Hand. Er wollte Bibi den Kopf abschneiden. Bibi aber sah das Messer. Bibi flog auf. Bibi flog auf einen Baum. Dangi rief: "Mein Freund Bibi! Komm doch herab! Ich will deinem dicken Kopf ja nur die Kappe anpassen! Komm doch!" Bibi sagte: "Mache die Kappe so groß oder so klein, wie du willst, ich komme nicht wieder herunter!"

11. Das verrückte Haus

Makundulu (Hyäne; Haussa =Kurra; Joruba =Ikoko), Nampa (Leopard), Gaba (Löwe) und Bedjigi (kleine, böse, sehr gefürchtete Giftschlange; Haussa =Kububua; Joruba =Bammele) bauten alle gemeinsam ein großes Haus. Sie waren früher in verschiedenen Häusern; nun hatten sie aber Freundschaft gemacht und blieben am gleichen Platze. Tag und Nacht. Eines Tages kam Boadji an dem Hause vorbei. Er fragte: "Wer wohnt in dem Hause?" Die Leute sagten: "Es wohnen darin Makundulu, Nampa, Gaba und Bedjigi." Boadji sagte: "Es ist ein verrücktes Haus (verrückt = woassa, nur für Dinge angewendet, für Menschen braucht man bubu; emi-woassa = verrücktes Haus). Dies Haus hat ja nicht einmal einen Wall rund herum."Boadji ging weiter.



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Die Tiere im Hause hörten, was Boadji gesagt hatte. Sie sagten untereinander: "Boadji spottet über unser Haus, weil es keinen Wall hat. Wir wollen sogleich einen Wall bauen." Makundulu, Nampa, Gaba und Bedjigi machten sich sogleich daran und bauten einen Wall. Sie schlugen Stöcke rundherum und verflochten sie. Sie pflanzten Bäume, welche Schatten gaben.

Boadji kam ein anderes Mal an dem Haus vorbei. Er betrachtete das Haus und sagte: "Es ist ein verrücktes Haus! Das Haus und der Hof haben nicht einmal einen guten Fußboden."Boadji ging an dem Haus vorbei. Boadji ging weiter. Die Tiere im Hause hörten, was Boadji gesagt hatte. Sie sagten untereinander: "Boadji spottet über unser Haus, weil es keinen guten Fußboden hat. Wir wollen sogleich einen guten Fußboden im Haus und im Hof klopfen." Makundulu, Nampa, Gaba und Bedjigi machten sich sogleich daran und schlugen sich einen guten Fußboden, der rund herum ganz glatt war.

Boadji kam ein anderes Mal an dem Haus vorbei und sagte: "Es ist ein verrücktes Haus! Es ist eine verrückte Hausgenossenschaft. Weshalb machen sie sich keine Spiellöcher?" (für das bekannte Mangallaspiel; Nupe =Eschi; Haussa Darra; Joruba Ahu). Boadji ging an dem Hause vorbei. Boadji ging weiter. Die Tiere im Hause hörten, was Boadji gesagt hatte. Sie sagten untereinander: "Boadji spottet über unser Haus und über uns, weil wir unser Leben verbringen, ohne zu spielen und nicht einmal Spielgruben im Boden haben. Wir wollen sogleich Spielgruben in unseren Boden machen." Makundulu, Nampa, Gaba und Bedjigi machten sogleich kleine Gruben in den Boden. Sie begannen zu spielen.

Makundulu, Nampa, Gaba und Bedjigi spielten nun alle Tage miteinander. An einem Freitag spielten Nampa und Makundulu zusammen. Gaba, der Hausälteste (Hausvorstand) saß dabei und schaute zu. Bedjigi lag am Boden, zu Gabas Füßen. Makundulu sagte: "Ich gewinne."Nampa sagte: "Nein, ich gewinne." Makundulu und Nampa stritten sich. Makundulu und Nampa begannen sich zu schlagen. Gaba sagte zu Bedjigi: "Geh hin und stifte Frieden zwischen ihnen!"Bedjigi ging zu Makundulu und Nampa und sagte: "Nun macht Frieden!"Nampa sagte: "Hier hat niemand zu befehlen, daß Frieden gemacht wird. Wenn Makundulu und ich uns schlagen wollen, schlagen wir uns!" Gaba sprang auf. Gaba sagte: "Ich befehle aber doch den Frieden!" Makundulu schlug wieder nach Nampa und sagte: "Wir wollen aber keinen Frieden!" Gaba



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sprang zwischen die Streitenden. Er schlug nach Makundulu. Er schlug Makundulu tot. Er schlug nach Nampa. Er schlug Nampa tot. Er trat dabei aus Versehen Bedjigi auf den Schwanz. Bedjigi biß Gaba, Gaba fiel. Er fühlte, daß er sterben werde. Da biß er Bedjigi den Kopf ab. —Alle vier waren tot.

Boadji kam vorbei. Boadji sagte: "Habe ich nicht gesagt, daß es ein verrücktes Haus ist ?"Boadji ging hinein. Er hatte seine Medizin bei sich. Boadji spritzte dem Gaba von seiner Medizin ins Gesicht. Gaba sprang auf und lief in den Busch. Seitdem leben alle Löwen im Busch. Boadji spritzte dem Nampa von seiner Medizin ins Gesicht. Nampa sprang auf und lief an den Fluß. Seitdem leben alle Leoparden am Fluß. Boadji spritzte von seiner Medizin Makundulu ins Gesicht. Makundulu sprang auf und lief ins Hügel- oder Gebirgsland. Seitdem leben alle Hyänen im Gebirgsland. Boadji spritzte von seiner Medizin Bedjigi ins Gesicht. Bedjigi richtete sich ein wenig auf und kroch in ein Loch im Boden. Seitdem leben alle diese bösen, kleinen Schlangen in Löchern im Boden.

Als alle vier fort waren, grüßte Boadji sie noch einmal und sagte: "Ich danke euch, daß ihr mir mein Haus so schön zurecht gemacht habt. Ich werde jetzt darin wohnen. Denn, wo ihr nicht mehr darin seid, ist es kein verrücktes Haus mehr. Vier solche Leute sollen nicht zusammen wohnen. Jetzt hat jeder von euch seinen Platz im Lande."

12. Der Bock (Bikunji) überlistet die Hyäne (Makundulu)

Makundulu (oder Makundunu, die Hyäne) und Bikunji (der Ziegenbock; Haussa =Bunsuru; Joruba =Uruko) bewohnten zusammen ein Haus. Jeder wohnte darin mit seiner Frau. Sie lebten eine Zeitlang friedlich nebeneinander.

Eines Tages ging Makundulu hin und fing einen Ziegenbock. Er brachte den Ziegenbock heim und warf ihn Bikunji hin. Er sagte zu Bikunji: "Hier! Nimm deinen Bruder!"Bikunji drehte sich um und ging weg. Am Abend fing Makundulu wieder einen Ziegenbock. Er warf ihn Bikunji hin und sagte: "Hier! Nimm deinen Bruder!" Jeden Abend fing Makundulu einen Ziegenbock, warf ihn Bikunji hin und sagte: "Hier! Nimm wieder einen deiner Brüder!" Makundulu fing 40 Ziegenböcke. Bikunji ging umher und wußte nicht, was er tun sollte.

Eines Tages sagte Makundulu zu Bikunji: "Alle Abende fange



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ich Ziegenböcke. Ich habe jetzt 40 Ziegenböcke gefangen. Nun gehe du doch auch einmal hin und fange eine Hyäne. Wenn du nicht in fünf Tagen eine Hyäne fängst, so werde ich deine Frau und dein Kind töten."Bikunji wurde traurig. Er ging zu seiner Frau und sagte: "Alle Abend fängt Makundulu einen Ziegenbock, wirft ihn mir hin und sagt: ,Hier! Nimm einen deiner Brüder!' Dann frißt er ihn. Heute hat er zu mir gesagt: ,Alle Abend fange ich Ziegenböcke. Ich habe jetzt 40 Ziegenböcke gefangen. Nun geh du doch auch einmal hin und fange eine Hyäne. Wenn du nicht in fünf Tagen eine Hyäne fängst, werde ich deine Frau und dein Kind töten.' Was soll ich nun tun?"Bikunjis Frau sagte: "Verstecke mich und dein Kind. Dann fange viele Fliegen und bringe die dem Löwen!"Bikunji sagte: "Es ist gut!"Bikunji versteckte seine Frau und sein Kind.

Dann fing Bikunji viele Fliegen. Er füllte mit den Fliegen eine Tasche an. Mit der Tasche voller Fliegen ging Bikunji in den Wald. Er suchte den Löwen. Am siebenten Tage traf er den Löwen. Der Löwe sah die Tasche und fragte: "Was hast du hier in der Tasche ?" Bikunji sagte: "Ich habe Fliegen darin." Der Löwe sagte: "Ist das etwas Gutes?"Bikunji sagte: "Es ist etwas sehr Gutes." Der Löwe sagte: "So gib mir ein wenig für meine Kinder!"Bikunji nahm von den Fliegen aus der Tasche und gab davon dem Löwen. Der Löwe versuchte und sagte: "Das ist ja etwas sehr Gutes! Gib mir noch mehr davon!"Bikunji gab noch mehr. Der Löwe fraß alles auf. Der Löwe sagte dann: "Das war sehr gut! Was kann ich nun für dich tun?"Bikunji sagte: "Makundulu wohnt mit mir in einem Haus. Makundulu tötet jeden Abend einen Ziegenbock, wirft ihn mir hin und sagt: ,Hier! Nimm deinen Bruder!' Dann frißt er den Ziegenbock auf. So hat Makundulu 40 Ziegenböcke getötet. Zuletzt hat aber Makundulu zu mir gesagt: ,Alle Abende fange ich Ziegenböcke. Ich habe jetzt 40 Ziegenböcke gefangen. Nun gehe du auch einmal hin und fange eine Hyäne. Wenn du nicht in fünf Tagen eine Hyäne fängst, werde ich deine Frau und dein Kind töten.' Dann habe ich meine Frau und mein Kind versteckt und denke, was ich nun tun kann." Der Löwe sagte: "Gut! Bleibe hier!"

Der Löwe ging in das Lager der Hyänen. Er fing 20 Hyänen und sandte sie durch seine Kinder Bikunji. Die jungen Löwen trafen Bikunji im Busch. Sie halfen Bikunji die 20 toten Hyänen bis an das Haus tragen, in dem Bikunji und Makundulu wohnten. Dann gingen die jungen Löwen nach Hause.

Als die jungen Löwen gegangen waren, schlug Bikunji an Makundulus



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Tür und rief: "Mach' auf! Komm heraus! Hier sind deine Brüder. Nimm die toten Hyänen und friß sie!" Makundulu rief heraus: "Geh weg, Bikunji! Du bist betrunken (esa dagi). Wie kann ein Bikunji eine Makundulu töten! Ein Ziegenbock eine Hyäne!" Bikunji nahm eine tote Hyäne und warf sie Makundulu ins Haus. Bikunji rief: "Hier! Nimm deinen Bruder!" Makundulu sah die tote Hyäne. Makundulu öffnete die Tür. Makundulu sah die vielen toten Hyänen. Bikunji brachte ihm die toten Hyänen ins Haus und sagte: "Hier! Nimm deine toten Brüder! Iß dich einmal an deinen Brüdern satt. Du wolltest das ja so gerne. Wenn du es wünschest, kann ich sie dir auch noch zerlegen!" Frau Bikunji kam herzu und sagte zu Frau Makundulu: "Wenn ihr noch nicht genug habt, kann mein Mann sehr leicht noch mehr tote Hyänen bringen. Er wird nun jeden Abend auf die Jagd gehen."

Am andern Tage rief Makundulu seine Kinder und sagte: "Geht an den Fluß hinab, wenn die Kinder Bikunjis da sind. Spielt mit ihnen und fragt sie, wie ihr Vater es anfängt, daß er die Hyänen so leicht tötet, wo er doch kein so starker Mann ist."Bikunji sah Makundulus Kinder zum Fluß herabgehen. Er sagte zu seinen Kindern: "Geht auch zum Flusse herab, um mit Makundulus Kindern zu spielen. Wenn euch nun Makundulus Kinder fragen, wie ich es mache, daß ich die vielen Hyänen töte, so sagt, daß ich nur mit den Augen einem andern zuzuzwinkern brauche, und dann stirbt der." Die Kinder sagten: "Es ist gut! So wollen wir sagen."

Bikunjis Kinder gingen zum Fluß herab, um mit Makundulus Kindern zu spielen. Makundulus Kinder fragten: "Wie macht es euer Vater, daß er die Hyänen tötet?" Die Kinder Bikunjis sagten: "Unser Vater braucht nur jemand anderen anzublinzeln, so stirbt er. Er geht dann dahin, wo viele Makundulu beisammen sind. Er blinzelt einen nach dem anderen an, und jeder Angeblinzelte stirbt nach einiger Zeit!"

Makundulus Kinder liefen nach Hause. Makundulus Kinder sagten: "Vater! Bikunji braucht nur jemand anderen anzublinzeln, dann stirbt der!" Makundulu sagte zu seiner Frau: "Ich glaube, es ist besser, wir gehen von hier fort. So schnell kann ich nicht einmal die Ziegenböcke töten. Laß nur unsere Sachen packen!" Makundulus packten ihre Sachen und verließen das Haus. Ihre Kinder liefen hinterher. Makundulus Kinder riefen ihrem Vater zu: "Sieh dich nur nicht um. Bikunji könnte jeden Augenblick blinzeln, und dann hätten wir keinen Vater mehr!"



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13. Vier Häuptlinge in einem Haus

Nampa (der Leopard; Haussa =damissa), Gaba(der Löwe; Haussa =saki), Bedjegi (eine Schlange mit kurzem Schwanz; Haussa =matjiji) und Makundulu (Hyäne; Haussa =kurra) bauten zusammen ein Haus und wohnten darin. Gboagi (Schakal; Haussa= dila. Alle Leute erzählten von ihm merkwürdige Dinge, wie er z. B. mit seinem Schwanz trinkt. Er läuft zu einem Wassertopf, schlägt den Schwanz hinein, sodaß er naß wird, läuft ein Stück weg und leckt ihn ab. Dann kehrt er zurück und wiederholt das so oft, bis sein Durst gelöscht ist. Auch legt er sich in abgefallene Bäume nur da nieder, wo kein Schatten auf ihn fällt usw.) hörte davon und sagte: "Zwei Häuptlinge sollen nicht in demselben Haus wohnen. Ich werde mir das ansehen." Er ging hin und schritt zu dem Hause. Als er daran vorbei ging, grüßte er ehrerbietig und sagte: "Guten Morgen, ihr gestorbenen Leute." (soll heißen: ihr dem Tode geweihten Leute)

Eines Tages spielten die vier Häuptlinge zusammen. Gaba schlug Makundulu, so daß er starb. Darüber ward Nampa wütend und schlug nach Gaba. Gaba tötete ihn auch, trat aber dabei auf Bedjegis Schwanz, die ihn voll Ärger biß. Gaba faßte Bedjegi mit den Zähnen, so daß sie starb, aber an ihrem Biß starb er dann selbst. So waren alle vier tot.

Als sie tot waren, hörte das Gboagi. Er sagte: "Habe ich euch nicht vorhergesagt, vier Häuptlinge sollen nicht in einem Hause wohnen? So töten sie sich selbst!"

14. Gbigbi und Utsaua (Eule und kleine Vögel)

Gbigbi (die Eule; Haussa =mutjia oder mutschia) ließ von seiner Mutter Bier machen (Bier =ege; Haussa =Djia). Er nahm das Bier auf den Kopf und trug es herum. Er trug es überall herum und rief es aus. Das hörte Utsaua (ein kleiner Nachtvogel; Haussa =Tsosomai) von seinem Hause aus. Nachts kamen viele Utsaua zu Gbigbi, um Bier zu kaufen. Aber Gbigbi nahm sie fest und fraß sie alle auf.

Ein anderes Mal machte Gbigbis Mutter wieder Bier. Er nahm es auf den Kopf und rief überall aus: "Otututu Murrumurrumurru!" (Süßes Bier.) Da antworteten die Utsaua: "Wadau finjun! Wadau finjun! Wadau finjun!" (Wir kommen nicht wieder! Trink es selber!) So schreien beide Vögel heute noch. Die Utsaua schreien: "Ufinjun! Ufinjun!" — Selbst trinken! Selbst trinken!



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15. Bestrafte Ausnutzung

Gakung (der Kronenkranich; Haussa =Kumare) machte mit Tschellu (dem wilden Perihuhn; Haussa =Sabi) Freundschaft. Gakung sagte eines Tages zu Tschellu: "Wir wollen zusammen in das Haussaland gehen." Tschellu sagte: "Es ist mir recht; ich werde dich begleiten."

Gakung machte nun seine Last zurecht, packte viele Stoffe und anderes zusammen und sagte zu Tschellu: "Trage sie!" Tschellu sagte: "Ich bin dein Freund, aber nicht dein Träger."Gakung sagte: "Du bist aber ein schlechter Freund, wenn du mir nicht einmal diesen Gefallen erweisen kannst." Da nahm Tschellu die Last auf seinen Kopf und trug sie fort.

Nachdem sie ein Stück gekommen waren, kamen sie an einen Baum. Tschellu stützte die Last auf und beide ruhten aus. Als sie wieder aufstanden, sagte Tschellu: "Ich habe weit genug getragen, nun kannst du die Last ein Stück weit nehmen."Gakung sagte: "Ich fühle mich nicht recht. Du bist aber ein schlechter Freund, wenn du mir nicht die Last tragen kannst." Da nahm Tschellu die Last wieder auf und trug sie weiter.

So ging es alle Tage. Endlich kamen sie an die große Haussastadt. Tschellu ging mit der Last voraus und Gakung folgte ihm ohne Last. Als sie in der Stadt angekommen waren, sagte Tschellu: "Nun gehört die Last mir."Gakung sagte: "Wieso gehört die Last dir?" Tschellu sagte: "Du bist ein schlechter Freund, wenn du mir nicht einmal die Last schenken kannst, die ich dir immer getragen habe." Gakung sagte: "Wir wollen den Richter fragen."

Sie gingen zu dem Richter. Gakung sagte: "Dieser Tschellu hier will mir meine Last fortnehmen!" Tschellu sagte: "Es sind viele Leute mit uns des Weges gekommen, die bezeugen können, daß nie Gakung, sondern immer ich die Last getragen habe." Der Richter ließ die Leute kommen. Die Leute sagten: "Die Last hat immer Tschellu getragen." Der Richter sagte: "Dann gehört die Last Tschellu." Beide gingen zurück. Gakung sagte zu Tschellu: "Wir wollen den König in unserer Heimatstadt fragen, wem die Last gehört." Tschellu sagte: "Das ist mir ganz recht." Sie gingen zurück. Sie kamen wieder daheim an. Sie kamen zu dem König. Gakung sagte: "Tschellu will mir diese Last wegnehmen, es ist meine Last." Tschellu sagte: "Es ist nicht seine Last; es ist meine Last, denn ich habe sie auf meinem Kopfe in das Haussaland und zurückgetragen."



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Der Etsu sagte: "Nehmt beide die Mützen ab!" Beide nahmen die Mützen ab. Tschellu hatte einen ganz nackten Kopf, Gakung aber hatte lange, schöne Haare. Der Etsu sagte: "Alle Welt sieht hier ja wohl, wie es ist. Vom Tragen deiner Last hat Gakung sicher nicht so schöne Haare; Tschellu hat sie aber dadurch verloren. Die Last gehört Tschellu."

Seitdem schreit Tschellu immer: "Eti na lakara usoa!" Das soll darauf hinweisen, daß einer, wenn er eine Last trägt, seine Haare verliert. Gakung aber ruft immer: "Utschealla, utschealla, utschealla!" Das soll heißen: "Wir haben uns entzweit, wir haben uns entzweit!"

16. Der belehrte Schwiegersohn

Tanta (ein bunter, kleiner Vogel; Haussa =sudisunsu) machte mit Daba (wilde Taube; Haussa =Kekessi)Freundschaft. Daba gab dem Tanta seine Tochter zur Frau. So wurde Daba der Schwiegervater Tantas.

Daba sagte eines Tages zu Tanta: "Komme mit mir." Tanta sagte: "Ich habe keine Lust." Eines Tages ging Dabas Lampe aus. Er hatte kein Feuer, sie wieder anzuzünden. Er sagte zu Tanta: "Geh hin und bringe mir Feuer." Tanta sagte: "Ich habe keine Lust."

Nachher ging Tanta aber doch hin und holte Feuer. Unterwegs verbrannte ihn aber das Feuer, so daß er arg verwundet wurde. Da sagte Tanta zu sich: "Es kann ein anderes Mal noch viel schlimmer werden, wenn ich so unfreundlich gegen meinen Schwiegervater bin!" Daher ist es Sitte geworden, nie zu seinem Schwiegervater zu gehen, ohne ihm eine Kleinigkeit (wie Kolanüsse) mitzubringen.

17. Leopard und Feuer

Nampa (der Leopard) war früher weiß. Wie er dann später zu seinem gefleckten Kleid gekommen ist, das ist folgendermaßen vor sich gegangen.

Nampa machte Freundschaft mit Eua (dem Feuer). Nampa ging immer von seinem Hause zu Eua und freute sich an ihm. Alle Tage ging Nampa zum Feuer. Eines Tages sagte Nampa zu Eua: "Ich komme alle Tage zu dir. Du aber besuchst mich nie!" Eua sagte: "So ist es."Nampa sagte: "Willst du mich nicht auch einmal besuchen?"



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Eua sagte: "Wirst du dich denn nicht ängstigen, wenn ich komme?"Nampa sagte: "Nein, ich werde mich nicht ängstigen!" Eua sagte: "Dann werde ich heute abend zu dir kommen. Ich kann aber nicht umkehren, wenn ich einmal unterwegs bin."

Eua wohnte (von hier bis da) etwa eine Meile entfernt von Nampa. Abends machte er sich auf den Weg, um seinen Freund Nampa zu besuchen. Eua ging dahin und brannte alles Gras und alle Büsche am Wege vor sich nieder. Es ward ein breiter Weg. Als Nampa das sah, rief er: "Es ist doch besser, wenn du da bleibst, wo du bist." Eua sagte: "Ich habe dich vorher gefragt: wirst du dich auch nicht vor mir ängstigen? —Ich habe dir vorher gesagt, daß ich nicht umkehren kann, wenn ich einmal unterwegs bin." Eua kam näher. Er umfaßte das Haus Nampas. Das Haus Nampas brannte nieder. Im letzten Augenblick sprang Nampa ins Freie und in den Busch. Dabei brannten die brennenden Holz- und Strohteile seines Hauses Flecken in sein vorher weißes Fell.

Seitdem ist Nampa gefleckt. Seitdem wohnt er nicht mehr in einem Hause im Dorfe, wie früher, sondern im Busch.



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III SITTE DICHTUNGEN DER NUPE



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18. Bestrafte Goldgier

Drei Schwestern begaben sich zusammen auf den Weg. Sie wollten zu einem Hügel gehen, um Gold zu suchen (Gold: Nupe = Jinaria; Haussa =Jinaria; Joruba =Okukwa). Am Wege trafen sie Tanquollo (die Kröte). Tanquollo fragte die drei Schwestern: "Wo geht ihr denn hin?" Die drei Schwestern sagten: "Wir gehen auf den Hügel dort, um Gold zu suchen."Tanquollo sagte: "Wenn ihr dahin geht und Gold nehmt, werdet ihr sterben." Die drei Schwestern sagten (unter sich): "Tanquollo sagt nur so, weil er uns nichts von dem Golde abgeben will, das auf dem Hügel ist." Die drei Schwestern gingen weiter.

Nach einiger Zeit begegneten die drei Schwestern einer alten Frau. Die alte Frau fragte die drei Schwestern: "Wo geht ihr denn hin?" Die drei Schwestern sagten: "Wir gehen auf den Hügel, um Gold zu suchen." Die alte Frau sagte: "Wenn ihr dahin geht und Gold nehmt, werdet ihr sterben!" Die drei Schwestern sagten (unter sich): "Die alte Frau sagt nur so, weil sie uns nichts von dem Golde abgeben will, das auf dem Hügel ist!" Die drei Schwestern gingen weiter.

Die drei Schwestern gingen auf den Hügel. Sie suchten auf dem Hügel Gold. Sie fanden auf dem Hügel Gold. Sie füllten ihre Körbe mit Gold und Silber. Die Körbe waren so schwer, daß sie sie kaum tragen konnten. Sie hatten 300 Kauri bei sich, um Speise dafür zu kaufen. Sie waren hungrig. Die beiden älteren Schwestern sandten die jüngste, daß sie hingehe und für die 300 Kauri Furra kaufe. Als die jüngste gegangen war, sagten die beiden älteren Schwestern: "Wenn unsere Schwester mit dem Essen wiederkommt, wollen wir sie totschlagen und uns das Gold in ihrem Korbe unter uns teilen."

Die jüngste Schwester kaufte für 300 Kauri Furra. Als sie den Furra gekauft hatte, sagte sie: "Ich werde meine zwei Schwestern vergiften, dann gehört alles Gold mir." Die jüngste Schwester ging zu einem Boschi und kaufte von ihm Gift. Sie tat das Gift in das Essen, das sie den älteren Schwestern brachte. Sie machte sich auf den Rückweg. Sie ging dahin, wo die Schwestern waren. Die älteren Schwestern hatten sich am Wege versteckt. Sie fielen über die jüngste Schwester her und schlugen sie tot. Sie nahmen den Furra, den die jüngste Schwester für sie gekauft hatte, und nahmen das Gold der jüngsten Schwester. Sie machten sich auf den Heimweg.

Sie kamen mit dem Gold und mit dem Furra heim. Der Vater



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fragte sie: "Wo ist eure jüngste Schwester?" Die älteren Schwestern sagten: "Unsere jüngste Schwester ist auf dem Hügel von einer Schlange gebissen worden und sogleich gestorben." Danach begannen die älteren Schwestern den Furra zu essen, den die jüngste Schwester für sie gekauft hatte. Sie erkrankten. Der Furra war von der jüngsten Schwester vergiftet. Sie starben. Es waren alle drei Schwestern tot.

Als die Schwestern begraben wurden, saß Tanquollo neben dem Grabe und sagte: "Ich habe es den Schwestern vorher gesagt." Die alte Frau ging vorüber und sagte: "Ja, mein Tanquollo, ich habe es auch vorher gesagt!"

19. Jäger, Krokodil, Zibetkatze (Dankbarkeit)

Ein Jäger ging in den Busch. Er traf eine Antilope. Er tötete die Antilope. Boaji (die Zibetkatze) kam vorbei. Boaji sagte: "Gib mir etwas von dem Fleisch ab. Ich hungere und bitte dich heute. Ein anderes Mal helfe ich dir dann." Der Jäger gab Boaji von dem Fleisch der Antilope. Boaji lief von dannen.

Am andern Tag kam der Jäger wieder in den Busch. Er kam dahin, wo der Busch ganz dicht war. Er traf mitten im trockenen Busch ein Krokodil (Kansa; Haussa =Kada; Joruba =Oni). Der Jäger sagte: "Wie kommst du denn mitten in den Busch? Ist dein Haus nicht im Wasser ?" Das Krokodil sagte: "Ich bin vorige Nacht auf die Jagd gegangen und habe mich sehr weit vom Fluß entfernt. Nun kann ich nicht mehr den Rückweg finden. Ich bitte dich, mir den Weg zum Niger (Edu; Haussa =Koarra; Joruba =Oja) zu zeigen. Ich will dir auch fünf Lasten Fisch schenken." Der Jäger sagte: "Das will ich gerne tun." Der Jäger band dem Krokodil einen Strick um den Fuß und führte es hinter sich zum Niger. Am Niger sagte das Krokodil: "Nun binde mich wieder los. Ich will in das Wasser gehen und dir die fünf Lasten Fisch herausholen." Der Jäger band das Krokodil los; das Krokodil ging in das Wasser. Der Jäger blieb auf dem hohen Ufer.

Das Krokodil holte aus dem Wasser einen großen schweren Fisch. Er brachte den Fisch aus dem Wasser und legte ihn vor dem Jäger auf dem hohen Ufer hin. Das Krokodil ging wieder in das Wasser. Es nahm eine Last Fische, legte sie auf das flache Ufer und kehrte in das Wasser zurück. Der Jäger stieg zum flachen Ufer herab, nahm die Last Fische und trug sie aufs hohe Ufer hinauf. Das



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Krokodil brachte eine andere Last Fische und legte sie an den Rand des Wassers. Dann kehrte es ins Wasser zurück. Der Jäger kam an den Rar.d des Wassers, nahm die Last Fische und kehrte auf das hohe Ufer zurück. Das Krokodil brachte eine Last Fische und legte sie in das seichte Wasser. Dann kehrte es ins Wasser zurück. Der Jäger kam herab, nahm die Fische aus dem seichten Wasser und trug sie auf das Ufer. Das Krokodil kam zurück und legte eine Last Fische an den Rand des tiefen Wassers. Der Jäger kam vom hohen Ufer herab, ging über das flache Ufer, ging durch das seichte Wasser bis an den Rand des tiefen Wassers. Am Rand des tiefen Wassers wollte er die fünfte Last Fische aufnehmen. Das Krokodil schnappte aus dem tiefen Wasser nach seinem Fuß, packte ihn und schleppte ihn fort.

Das Krokodil brachte den Jäger zu seinen Brüdern, auf die Sandbank. Das Krokodil rief alle seine Freunde zusammen und sagte: "Wir haben einen Jäger gefangen. Wir wollen den Jäger verspeisen. Kommt alle zusammen." Die Krokodile kamen von allen Seiten zusammen und legten sich um den Jäger. Der Jäger sagte: "Ist das recht? Ich habe erst das Krokodil aus dem Busch geholt, weil es seinen Weg nicht fand, und nun will es mich verzehren!" Die Krokodile sagten: "Wir wollen darüber vier andere Leute hören."

Auf dem Wasser kam eine Asubi (bunte, ovale Matte, wie sie hauptsächlich von den Benueleuten im Kutigigebiet, sonst angeblich von niemand im Niger-Benueeck hergestellt wird) angeschwommen. Die Asubi war alt und zerrissen. Die Menschen hatten sie fortgeworfen. Der Jäger rief: "Asubi hilf mir!" Die Asubi sagte: "Was gibt es?" Der Jäger sagte: "Ich habe Kansa, der sich im Busch verirrt hatte, zum Niger zurückgeführt, und nun will er mich aufessen! Ich gab ihm das Leben, nun will er mir das Leben nehmen. Ist das recht?" Die Asubi sagte: "Du bist ein Mensch!" (Sauanji, Plur. Sauantjiri; Haussa =Mutu, Plur. Su-Mutani; Joruba =Enja, Plur. Auw'enja). Ich kenne die Menschen. Wenn eine Matte jung ist und den Menschen nützt, so reinigen sie sie, treten nicht mit Füßen darauf, rollen sie nach dem Gebrauch auf und stellen sie sorgfältig beiseite. Wird die Matte alt, dann vergessen sie, was die Matte ihnen früher war. Dann werfen sie die Matte fort, in den Fluß. Sieh mich an! Kansa tut recht, wenn er jetzt mit dir macht, wie Menschen es mit der Matte machen." Die Asubi schwamm weiter. Kansa sagte: "Hast du gehört, was die Asubi sagte ?"



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Ein zerrissenes, altes Kleid kam auf dem Wasser angeschwomrnen. Das Kleid war alt und zerrissen. Die Menschen hatten es weggeworfen. Der Jäger rief: "Kleid! Hilf mir!" Das alte Kleid fragte: "Was gibt es?" Der Jäger sagte: "Ich habe Kansa, der sich im Busch verirrt hatte, zum Niger zurückgeführt und nun will Kansa mich aufessen. Ich gab ihm das Leben, nun will er mir das Leben nehmen. Ist das recht?" Das alte Kleid sagte: "Du bist ein Mensch. Ich kenne die Menschen. Wenn ein Kleid jung und schön ist, tragen sie es überall herum, stehlen ihm seine Schönheit und sagen: ,Sind wir nicht schön?' Es ist aber das Kleid, das schön ist. Die Menschen wissen auch, daß sie lügen, denn sie legen das Kleid zusammen, streichen seine Falten und wickeln es in Papier ein. Wird das Kleid dann alt, so vergessen sie, was das Kleid ihnen früher war. Dann werfen sie das Kleid fort in den Fluß. Sieh mich an! Kansa hat recht, wenn er jetzt mit dir macht, wie die Menschen es mit dem Kleide machen!" Das alte Kleid schwamm weiter. Kansa sagte: "Hast du gehört, was das alte Kleid sagte?"

Eine alte Stute (Godia; Haussa =Godia; Joruba =Aboeschi; Hengst: Nupe Doko-Ba; Haussa =Namiji-Doki; Joruba =Akueschi) kam an das Flußufer gelaufen, um zu saufen. Die Stute war alt und abgemagert. Die Menschen hatten sie laufen lassen, weil sie zu nichts mehr zu gebrauchen war. Der Jäger rief: "Stute! Hilf mir!" Die alte Stute sagte: "Was gibt es?" Der Jäger sagte: "Ich habe Kansa, der sich im Busch verirrt hatte, zum Niger zurückgebracht, und nun will Kansa mich aufessen. Ich gab ihm das Leben, nun will er mir das Leben nehmen. Ist das recht?" Die alte Stute sagte: "Du bist ein Mensch. Ich kenne die Menschen. Wenn eine Stute jung ist, wird ihr ein Haus gebaut. Burschen werden ausgesandt, die das beste Gras schneiden müssen. Das beste Korn wird ausgesucht, und wenn die Stute trächtig ist, bekommt sie alles im Übermaß. Wenn die Stute aber alt ist und nicht mehr rossig wird, wenn sie krank und schwach wird, dann treibt der Mensch sie in den Busch und sagt: ,Sorge selbst für deine Nahrung!' Sieh mich an! Kansa hat recht, wenn er jetzt mit dir macht, wie die Menschen es mit einer alten Stute machen!" Die Stute lief weg. Kansa sagte zu dem Jäger: "Hast du gehört, was die alte Stute sagte?"

Boaji kam an das Ufer des Niger, um Wasser zu trinken. Es war Boaji, dem der Jäger am andern Tage von dem Fleisch abgegeben hatte. Der Jäger rief: "Boaji! Hilf mir!"Boaji sagte: "Was gibt es?" Der Jäger sagte: "Ich habe Kansa, der sich im Busch verirrt



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hatte, zum Niger zurückgeführt, und nun will er mich aufessen. Ich habe ihm das Leben gegeben, nun will er mir das Leben nehmen. Ist das recht ?"Boaji sagte: "Die Sache ist schwierig zu entscheiden. Ich muß alles genau wissen. Ich will diese Sache nicht nur von dem Jäger hören, sondern auch von Kansa, wenn Kansa mit meinem Urteil einverstanden sein will." Kansa sagte: "Ich will sagen!" Boaji sagte: "Wie hat der Jäger dich hierher gebracht?" Kansa sagte: "Er hat mir einen Strick um den Fuß gebunden und mich hinter sich hergezogen."Boaji fragte: "Hat es weh getan?" Kansa sagte: "Ja, es hat weh getan!" Der Jäger sagte: "Das ist nicht möglich!" Boaji sagte: "Das kann ich schon nicht beurteilen, ehe ihr es mir vorgemacht habt. Kommt ans Ufer und macht es mir vor!" Kansa und der Jäger kamen ans Ufer. Boaji sagte zum Jäger: "Nun binde die Schnur wieder um seinen Fuß, wie du es vorher gemacht hast, damit ich beurteilen kann, ob es ihm weh getan haben kann." Der Jäger band die Schnur um Kansas Fuß. Boaji fragte: "War es so?" Kansa sagte: "Es war so. Es tut sehr weh, wenn man das eine Zeitlang umgebunden hat."Boaji sagte: "Das kann ich so nicht beurteilen. Der Jäger muß also Kansa den ganzen Weg wieder zurückführen. Ich werde mitkommen." Der Jäger nahm den Strick und führte Kansa an den Ort im Busch zurück. Der Jäger sagte: "Hier war es!"Boaji sagte: "Kansa, war es hier?" Kansa sagte: "Ja, es war hier. Von hier an hat der Jäger mich bis an den Niger am Fuß gebunden hinter sich hergeführt."Boaji sagte: "Du warst also nicht damit zufrieden?" Kansa sagte: "Nein, ich war nicht damit zufrieden."Boaji sagte: "Es ist gut! Du hast für die schlechte Behandlung den Jäger dadurch gestraft, daß du ihn am Bein packtest und zur Sandbank schlepptest. Diese Sache ist geschlichtet. Damit nun nicht wieder ein solcher Streit entsteht, soll der Jäger dich hier im Busch allein lassen und seinen Weg gehen, ohne sich um dich zu kümmern. Das ist meine Entscheidung."

Boaji und der Jäger gingen von dannen. Kansa blieb im Busch. Kansa fand den Weg nicht zum Flusse. Kansa verhungerte und verdurstete. Der Jäger dankte Boaji.

Es kommt für jeden Menschen eine Zeit, wo er das wieder erlebt, was er anderen getan hat.



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20. Frauensitte und Wanderameise

Ein Mann heiratete zwei Frauen. Die ältere (also Hauptfrau) rief ihn immer (schicklich, also der Sitte des Landes und seiner Stellung entsprechend): Uaschin, d. h. Sohn des Häuptlings. Die zweite und jüngere aber rief ihn (was sehr unschicklich ist) mit seinem Namen: Uosigi. Uosigi war hierüber sehr entrüstet. Voller Entrüstung packte er seine Sachen auf und verließ das Haus. Die Frauen packten auch ihre Sachen und verließen das Haus. Sie folgten ihm.

Uosigi ging mit seinen Sachen weit weg. Die Frauen folgten ihm. Sie kamen an einen Bach. Die älteste (erste) Frau ging voran und durchschritt unbehelligt das seichte Wasser. Dann kam die jüngste Frau, die ihren Mann so unschicklich angerufen hatte. Die Frau trat mit einem Fuß in das Wasser. Das Wasser stieg sogleich stark empor. Es stieg ihr bis an die Brust. Das Wasser sagte: "Sage zu deinem Manne Uaschin!" Die junge Frau sagte: "Nein, ich nenne meinen Mann Uosigi."Sogleich stieg das Wasser noch mehr und schlug über ihrem Kopf zusammen, so daß nur noch das Haar heraussah. Uosigi sprang herzu. Er wollte die Frau herausziehen. Er packte sie an den Haaren. Das Wasser riß die Frau in die Tiefe fort. Uosigi hatte nur die Haare in der Hand. Er warf die Haare auf das Ufer. Da verwandelten sie sich in die Sungberri (Haussaname = Korrokosa; das sind die kleinen Wanderameisen, die meist an Bachrändern ihre dicht belebten Straßen ziehen).

21. Bauer und Affe

Ein Mann hieß Dschomaima. Er ging sehr weit in den Busch und legte sich eine Farm an. Er bearbeitete den Boden und pflanzte dann Korn (Sorghum; Faussa =Dauwa) an. Die Körner gingen auf und der Sorghum wuchs hoch. Dann kamen aber Ebe (Husarenaffe oder gelber Hundskopf, wahrscheinlich letzteres; Haussa =Djambili). Die Ebe kamen und brachen viele Halme um. Dschomaima kam wieder auf die Farm; da sah er, daß viel Korn zerstört war. Er sagte: "Was soll ich tun? Die Ebe haben mir vieles zerstört. Wo soll ich noch Essen gewinnen?"

Alle Tage kamen die Ebe und zerstörten im Felde Dschomaimas. Zuletzt rief Dschomaima viele Leute zusammen und sagte: "Helft mir ein Grab zu graben in der Mitte meiner Farm." Die Leute kamen



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und halfen. Sie machten ein ganz tiefes Grab mitten in der Farm. Als das Grab fertig war, sagte Dschomaima: "So, nun will ich mich daneben legen. Geht nach Hause."Die anderen Leute gingen. Dschomaima nahm einen Knüppel und legte sich neben das Grab in die Farm.

Dschomaima lag mit dem Knüppel ganz dicht neben dem Grabe. Er lag ganz still. Nach einiger Zeit kamen die Ebe. Damals trugen die Ebe noch Trommeln mit sich. Sie kamen in die Farm. Sie sahen das Grab. Sie sahen Dschomaima. Die Ebe sagten: "Ob der Mann gestorben ist ?"Ein Ebe kam vorsichtig heran. Er faßte Dschomajma an den Augen und Wimpern und versuchte, ob sie sich bewegten. Er sagte: "Dschomaima ist tot." Ein anderer kam und versuchte es. Er sagte: "Dschomaima ist tot."

Nun schlugen die Ebe ihre Trommeln und sangen: "Der Mann, der uns immer gutes Essen gab, ist gestorben; der Mann, der uns immer gutes Essen gab, ist gestorben!" Sie sangen, sie schlugen die Trommeln. Sie tanzten um Dschomaima und um das Grab herum. Sie sangen, trommelten und tanzten. Endlich sagte einer: "Wir wollen das Grab ansehen, in dem sie Dschomaima begraben wollen." Sie stiegen herunter. Alle Ebe sprangen hinab in das Grab.

Als alle Ebe unten im Grabe waren, erhob sich Dschomaima. Er setzte sich mit seinem Knüppel neben das Grab. Nach einiger Zeit kam der erste Ebe zurück. Er wollte nach oben steigen. Dschomaima schlug ihn mit seinem Knüppel auf den Kopf. Er tötete ihn. Ein zweiter stieg empor. Dschomaima tötete ihn. Dschomaima schlug alle Ebe tot.

Es blieben nur zwei Ebe übrig, ein Männchen und ein Weibchen. Das wurden die Eltern aller Ebe, die es heute noch gibt.

22. Frauensitte -Affenkind

Eine Frau soll nie allein in den Busch gehen, und das hat folgenden Grund: Ein Mädchen mit Namen Jebossu ging in den Busch, um Holz zu schlagen. Es war k&n Mensch in ihrer Nähe, wohl aber ein Ebe (Affe) mit Namen Tschuruma. Als Tschuruma das Mädchen Jebossu sah, kam er heran und betrachtete sie. Dann sagte er zu dem Mädchen: "Ich will dich hier beschlafen." Er nahm Jebossu und beschlief sie. Jebossu ging dann heim. Jebossu ward von dem Ebe Tschuruma schwanger.



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Jebossu gebar ein Kind. Das Kind war ein Mädchen. Es war die Tochter des Ebe. Das Mädchen war sehr hübsch. Eines Tages kam ein Mann und begehrte sie zu heiraten. Das Mädchen sagte: "Ich will den Mann nicht." Das Mädchen wuchs heran. Es ward groß und ganz erwachsen. Viele Männer wollten sie heiraten, aber das Mädchen schlug sie alle aus.

Eines Tages schalt die Mutter das Mädchen und sagte: "Du bist ein dummes Kind, daß du keinen Mann heiraten willst." Die Mutter war sehr böse. Sie schalt: "Am besten wäre es schon, du gingst in den Busch zu deinem Vater, dem Ebe Tschuruma, und läßt dir von ihm einen Mann aussuchen!" Das Mädchen nahm eine Kalebasse auf den Kopf und ging in den Busch. Das Mädchen ging an die Stelle, an der der Ebe Tschuruma ihre Mutter beschlafen hatte. Das Mädchen rief: "Tschuruma, mein Vater! Jedes Kind kann seinen Vater rufen. Mein Vater komm! Mein Vater, ich schreie nach dir!"

Alle Ebe kamen aus der Umgebung herbei. Jeder Ebe begrüßte das Mädchen und sagte sehr höflich: "Guten Tag! Guten Tag! Sei unser guter Freund!" Tschuruma, der Vater des Mädchens, kam auch heran. Er gab dem Mädchen einen leichten Streich, und da ward sie auch in einen Ebe verwandelt.

Man soll mit seinen Kindern nicht viel Streit machen.

23. Erfolg der Hundepflege

Der alte Stammvater Ganna hatte eine Farm angelegt. Auf der Farm hatte er Guineakorn angepflanzt. Die Affen kamen in sein Feld und raubten von den Feldfrüchten. Ganna hatte einen Hund (Eschi). Ganna sagte zu seinem Hunde: "Ich habe viel Guineakorn angepflanzt, und du läßt es zu, daß die Affen mir mein Guineakorn stehlen?" Der Hund sagte: "Du hast mir nichts zu essen gegeben. Da habe ich also auch deine Arbeit nicht gemacht." Ganna sagte: "Es ist gut!"

Ganna bereitete eine gute Speise. Die Speise setzte er seinem Hunde vor. Der Hund fraß sie. Dann ging der Hund fort. Er ging in den Busch bei der Farm und fing ein Dungi (Eichhörnchen; Haussa =kuredje). Er trug das Dungi heim und legte es seinem Herrn hin. Ganna war sehr erfreut. Ganna rief die Leute zusammen.

Ganna sagte zu den Leuten: "Ich hatte meinem Hunde nichts Rechtes zu essen gegeben. Die Affen kamen in meine Farm und stahlen. Mein Hund aber kümmerte sich nicht darum. Ich machte



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ihm Vorwürfe. Da sagte er mir: ,Du hast mir nichts zu essen gegeben. Da habe ich also auch deine Arbeit nicht gemacht.' Ich machte ihm eine gute Speise. Er fraß sie und fing mir sogleich dies Dungi. Nur wer gut zu essen bekommt, wird auch gut arbeiten!"

24. Das wählerische Mädchen und die Verwandelten

Ein Mann und eine Frau heirateten. Sie hatten ein Kind, das war ein Mädchen. Als es herangewachsen war, begehrte ein Mann es zur Frau. Das Mädchen wies ihn zurück. Andere Männer der Stadt bewarben sich um sie. Sie wies alle Männer zurück. Jeden, den ihr der Vater zum Manne vorschlug, mißachtete sie. Sie sagte: "Ich suche meinen Mann selbst aus." Der Vater sagte: "Du wirst sehen, wie das gehen wird."

Eines Tages verwandelte sich Gulu (der Geier; Haussa =Angulu) in einen Mann. Die Ewoako (Riesenschlange; Haussa =Missa) verwandelte sich in einen Mann. Die Bedjegi (eine Schlange mit kurzem Schwanz; Haussa matjiji) verwandelte sich in einen Mann. Ganna (der Termitenbau; Haussa Gara) verwandelte sich in einen Mann. Damma (eine Blätterpflanze, die es angeblich im Haussalande nicht gibt) verwandelte sich in einen Mann. Loko (ein Baum, den Engländer und Haussa Roko nennen) verwandelte sich in einen Mann. Dua (der Regenbogen; Haussa =Gadji-mari) verwandelte sich in einen Mann. Eines Sonntags gingen diese sieben Männer zum Markte. Das Mädchen machte Sonntags Kudo (d. i Sorghumbrei; Haussa=Ruansaki) und verkaufte ihn Sonntags auf dem Markt. Gulu machte sich sein Haar sehr schön und besuchte mit den anderen (verwandelten) Männern den Markt. Das Mädchen sah Gulu. Als das Mädchen nach Hause gegangen war, ging sie zu ihrem Vater und sagte: "Heute habe ich einen Mann auf dem Markte gesehen; der gefällt mir; den will ich zum Manne haben. Gib mir Gulu zum Manne. Gib mir alles, was mir nötig ist (der Erzähler erklärt, das sei die Ausstattung an Körben, Schüsseln, Kalebassen, Kleidern usw.) und laß mich mit Gulu gehen." Der Vater sagte: "Ich will es tun; du wirst nachher sehen." Er gab ihr alles (die Ausstattung) und sagte: "Da hast du alles! Geh nun mit Gulu hinaus!"

Das Mädchen ging hinaus. Ihre kleine Schwester begleitete sie. Der Vater und die Familie begleiteten das Mädchen und seine kleine Schwester zu Gulu mit den anderen Männern und dann diese noch bis vor das Tor der Stadt. Dann kehrten sie um. Das Mädchen mit



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seiner kleinen Schwester und Gulu mit den anderen (verwandelten) Männern gingen dann weiter.

Nach einiger Zeit langten sie an Bedjegir Haus an. Bedjegi sang: "Wenn du mich siehst, glaubst du, ich sei ein Mann! Ich bin aber eine Schlange."Dannverwandelte sich Bedjegi und kroch als Schlange in den Busch. Guli sagte zu dem Mädchen: "Es ist besser, wenn du heimgehst, denn alle werden verwandelt werden!" Das Mädchen sagte: "Nein, ich will dich zum Manne haben; ich bleibe bei dir." Sie gingen weiter.

Nach einiger Zeit langten sie an Rokos Haus an. Roko sang: "Wenn du mich siehst, glaubst du, ich sei ein Mann! Ich bin aber ein Baun- " Dann verwandelte sich Roko und stand nun als Baum im Busch. Gulu sagte zu dem Mädchen: "Es ist besser, wenn du heimgehst; denn alle werden verwandelt werden." Das Mädchen sagte: "Nein, ich will dich zum Manne haben; ich bleibe bei dir." Sie gingen weiter.

Nach einiger Zeit langten sie an Dammas Haus an. Das stand an einem Wasser. Damma sang: "Wenn du mich siehst, glaubst du, ich sei ein Mann! Ich bin aber eine Blätterpflanze." Dann verwandelte sich Damma und stand als Blätterpflanze neben dem Wasser. Gulu sagte zu dem Mädchen: "Es ist besser, wenn du heimgehst; denn alle werden verwandelt werden." Das Mädchen sagte: "Nein, ich will dich zum Manne haben; ich bleibe bei dir." Sie gingen weiter.

Nach einiger Zeit langten sie an Duas Haus an. Dua sang: "Wenn du mich siehst, glaubst du, ich sei ein Mann! Ich bin aber der Regenbogen." Dann verwandelte sich Dua und stand nun als Regenbogen am Himmel. Gulu sagte zu dem Mädchen: "Es ist besser, wenn du heimgehst; denn alle werden verwandelt werden." Das Mädchen sagte: "Nein, ich will dich zum Manne haben; ich bleibe bei dir." Sie gingen weiter.

Nach einiger Zeit langten sie an Gannas Haus an. Ganna sang: "Wenn du mich siehst, glaubst du, ich sei ein Mann! Ich bin aber ein Termitenhaufen." Dann verwandelte sich Ganna und stand nun als Termitenhaufen in der Steppe. Gulu sagte zu dem Mädchen: "Es ist besser, wenn du heimgehst; denn auch die letzten werden verwandelt werden." Das Mädchen sagte: "Nein, ich will dich zum Manne haben; ich bleibe bei dir!" Sie gingen weiter.

Nach einiger Zeit langten sie an Ewoakas Hause an. Ewoaka sang: "Wenn du mich siehst, glaubst du, ich sei ein Mann! Ich bin



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aber die Riesenschlange." Dann verwandelte sich Ewoaka und schlang sich um einen Baum. Gulu sagte zu dem Mädchen: "Es ist besser, wenn du heimgehst; denn auch ich werde mich verwandeln." Da begann das kleine Schwesterchen des Mädchens zu weinen und zu schreien. Das Mädchen aber sagte: "Du mußt nicht schreien. Es ist gleich, was Gulu wird; ich muß bei ihm bleiben." Sie gingen weiter.

Nach einiger Zeit langten sie an Gulus Haus an. Gulu sang: "Wenn du mich siehst, glaubst du, ich sei ein Mann! Ich bin aber ein Gulu. Hier bin ich zu Hause. Nun gehe wieder mit deiner kleinen Schwester zu deinem Vater zurück." Dann breitete Gulu seine Arme aus. Die Arme verwandelten sich in Flügel. Der ganze Gulu verwandelte sich und flog als Geier von dannen.

Das Mädchen stand mit seiner kleinen Schwester mitten im Busch. Sie wußte nicht, wo sie war. Sie kannte keinen Weg. Es war kein Weg da. Sie begann zu schreien. Sie lief mit ihrer kleinen Schwester umher. Sie fand keinen Weg. Sie blieb mit ihrer Schwester drei Jahre lang im Busch. Sie fanden eine Erdhöhle und krochen hinein. Drei Jahre lang lebten die Mädchen in der Erdhöhle.

Nach drei Jahren kam einmal eine Frau in den Busch, um daselbst Feuerholz zu sammeln. Die Frau hörte eine Stimme, die sang: "Mein Mann verwandelte sich in einen Vogel; nun habe ich ihn nicht wiedergesehen. Ich verließ meinen Vater; nun habe ich ihn nicht wiedergesehen. Geh und sag' es meinem Vater!" Die Frau bekam einen Schrecken. Se lief heim. Sie lief zum Etsu (König) und sagte: "Im Busch sang eine Stimme aus einer Höhle: ,Mein Mann verwandelte sich in einen Vogel; nun habe ich ihn nicht wiedergesehen. Ich verließ meinen Vater; nun habe ich ihn nicht wiedergesehen. Geh und sage es meinem Vater!' Wie ich das hörte, bekam ich einen solchen Schrecken, daß ich fortlief." Als der Etsu das gehört hatte, rief er alle seine Leu..e zusammen und sagte: "Geht mit dieser Frau in den Busch und seht, was es gibt. Die Frau soll vor euch hergehen und Holz schlagen."

Die Frau ging mit den Männern in den Busch. Sie ging an die Stelle, wo sie neulich Holz gesammelt hatte. Die Männer blieben in einiger Entfernung zurück. Die Frau ging ein wenig weiter. Sie kam an die Erdhöhle. Aus der Erdhöhle kam ein Ruf: "Frau, hilf uns!" Darauf kamen die Leute aus der Ferne herangelaufen, hoben die beiden Mädchen aus der Erdhöhle und brachten sie heim in das Haus ihres Vaters.



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Seitdem soll jedes Mädchen den zum Manne nehmen, den der Vater ihm bestimmt. Die Mädchen sollen darin durchaus nicht ihren eigenen Willen haben.

25. Die wählerische Maid und der Fischmann

In einer Stadt der Eadjici (Joruba =Eadjischi, Sing. Eadji; Nupe =Nufendji, Plur. Nufendjischi) kam immer ein Njika (Fisch) mit zwei Kameraden ans Ufer. Alle drei verwandelten sich dann in Männer und gingen so auf den Markt. Der erste Njika war also Fisch von der Ebadji genannten Art; der zweite Fisch war ein Egodji; der dritte Fisch war ein Eladji.

In der Stadt wohnte ein Nupemädchen. Das Mädchen wollte keinen Fisch heiraten. Kein Mann war ihr recht. Sie wollte nicht diesen Mann. Sie wollte nicht jenen Mann. Das Mädchen ging auf den Markt. Auf dem Markte sah sie den Njikamann mit seinen beiden Kameraden. Das Mädchen konnte nicht wissen, daß der Mann und seine Kameraden Fische waren. Das Mädchen sagte: "Den Mann will ich heiraten." Der Njikamann sagte: "Ich will aber nicht das Mädchen zur Frau haben." Das Mädchen weinte. Das Mädchen sagte: "Ich will aber keinen anderen Mann heiraten." Das Mädchen weinte. Der Njikamann sagte: "Du willst also keinen anderen Mann; dann will ich dich heiraten!"

Das Mädchen kam nach Hause. Das Mädchen sagte zu seinem Vater: "Ich sah heute einen Mann, den will ich heiraten." Der Vater gab dem Mädchen 100 Kleider, 100 Edeko (Leibschals), 100 Tikwe (Kopftücher), 100 Doro (Lendenschnüre aus Scheibchen), 100 Lufuta (Kopfwickel). Der Vater ließ das Mädchen kleiden und schmücken. Der Vater führte das Mädchen dem Mann zu. Als der Markt zu Ende war, ging der Njikamann mit seinen Kameraden weg, und das Mädchen folgte ihm.

Der Njikamann ging mit seinen beiden Kameraden herab zu Edu (dem Niger). Das Mädchen folgte ihnen. Nach einiger Zeit kamen sie nahe an das Ufer. Der Njikamann sagte zu dem Mädchen: "Kehre um; wir haben kein Haus!" Das Mädchen sagte: "Wenn ihr in die Luft geht, gehe ich mit; wenn ihr ins Wasser geht, gehe ich mit." Der Njikamann und seine Kameraden kamen an den Edu. Der Njikamann sagte: "Hier im Wasser ist unser Haus. Wir müssen uns trennen." Das Mädchen weinte; der Ebadjimann weinte; der Egodjimann weinte; der Eladjimann weinte.



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Der Ebadjimann sagte: "Jetzt singe ich, aber nachher gehe ich ins Wasser!" Der Egodjimann sagte: "Singe nur! Nachher singe ich auch und gehe dann ins Wasser." Der Ebadjimann begann zu singen: "Ich will jetzt ins Wasser hineingehen und hindurchschwimmen, wie andere kleine Fische." Der Ebadjimann sprang auf. Er sprang ins Wasser. Er ward zum Fisch. Er schwamm von dannen. Das Mädchen schaute ihm vom Ufer aus nach.

Der Egodjimann sagte: "Wo Ebadji hinging, gehe ich jetzt auch hin. Wo Ebadji durchschwamm, schwimme ich jetzt auch durch." Der Egodjimann sprang auf. Er sprang ins Wasser. Er ward zum Fisch. Er schwamm von dannen. Das Mädchen schaute ihm vom Ufer aus nach.

Der Eladjimann sagte: "Wie meine Freunde taten, will ich jetzt auch tun." Das Mädchen sagte: "Was soll das werden?"Eladji sagte: "Wenn jemand in unsere Heimat will, muß er sich erst im Niger baden." Das Mädchen ging hin und badete sich. Sie kam schnell zurück, ehe Eladji ins Wasser springen konnte. Eladji sagte: "Nun reibe dich mit Issa (Rotholz, Kamwood) ein!" Das Mädchen nahm eine kleine Schale; sie brach vom Rotholz Ballen ab; sie tropfte Wasser darauf; sie rührte es an. Sie nahm Butter (Mansanu; Haussa =Manschanu; Joruba =Riama) und rieb sich mit Butter und Issa die Hände. Eladji sang: "Wo meine Brüder hingehen, muß ich jetzt auch hingehen. Wo meine Brüder hindurchschwammen, schwimme ich nun auch durch."Eladji sprang ins Wasser. Eladji ward auch zu einem Fisch. Das Mädchen sprang ans Ufer. Das Mädchen griff nach dem Fisch ins Wasser. Das Mädchen faßte den kleinen Eladji an der Schwanzflosse. Eladji glitt ihr aus den Fingern.

Das Mädchen hatte rotgefärbte Hände. Daher hat der Eladjifisch eine rote Schwanzflosse.

26. Das anspruchsvolle Mädchen

In einer großen Stadt lebte ein Mann mit seiner Frau. Der Mann eine Tochter. Das Mädchen war sehr schön. Jeder Mann in hatte hatte der Stadt wollte das Mädchen heiraten. Das Mädchen sagte aber immer: "Diesen Mann will ich nicht heiraten." Die Mutter sagte zu dem Mädchen: "Alle Männer kommen, um dich zu heiraten. Du nimmst aber keinen. Wen willst du eigentlich heiraten?" Das Mädchen sagte: "Ich will einen Mann, der recht viel Geld hat." (Geld: Nupe =Ewuo; Haussa =Kudi; J.oruba = Owo. Kaurigeld: Nupe



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=Ewuo-warra; Haussa Saban-kudi; Joruba =Owo-aejo. Silbergeld: Nupe =Ewuo-jakpa; Haussa =Asurfa; Joruba Owo-Silli [Schiking]).

Eines Tages kam der erste Bootschnitzer der Stadt zu dem Mädchen und sagte: "Ich möchte dich heiraten!" Das Mädchen sagte: "Schnitze und verkaufe viele Boote. Wenn du dann viel Geld hast, dann will ich dich gern heiraten!"

Eines Tages kam ein Maba (Trommelbettler) zu dem Mädchen und sagte: "Ich möchte dich heiraten!" Das Mädchen sagte: "Trommle recht viel. Trommle recht, recht viel. Dann wirst du viel Geld verdienen. Wenn du viel Geld hast, will ich dich gern heiraten."

Eines Tages kam der erste Jäger der Stadt zu dem Mädchen und sagte: "Ich möchte dich heiraten!" Das Mädchen sagte: "Jage viel! Töte viele und große Tiere. Verkaufe das Fleisch. Dann wirst du viel Geld verdienen. Wenn du dann viel Geld hast, dann will ich dich gern heiraten."

Eines Tages kam der geschickteste Dieb der Stadt zu dem Mädchen und sagte: "Ich möchte dich heiraten." Das Mädchen sagte: "Stiehl viel. Stiehl wertvolle Sachen. Dann verkaufe das Gestohlene und du wirst viel Geld verdienen. Wenn du viel Geld hast, dann will ich dich gern heiraten."

Eines Tages kam der Sohn des Majaki (Feldherrn) zu dem Mädchen und sagte: "Ich möchte dich heiraten!" Das Mädchen sagte: "Zieh in den Krieg. Plündere viel. Fange viele Sklaven. Dann verkaufe die Sklaven, und du wirst viel Geld verdienen. Wenn du viel Geld hast, dann will ich dich gern heiraten!"

Der König des benachbarten Landes hörte von dem schönen Mädchen. Der König sandte an den Vater einen Boten und ließ ihm sagen: "Ich möchte deine Tochter gerne heiraten!" Der Vater ging zu seiner Tochter und sagte: "Der König des benachbarten Landes hat zu mir gesandt. Er möchte dich gern heiraten. "Das Mädchen sagte: "Ich mag den König nicht heiraten." Der Bote brachte dem König die Antwort: "Das Mädchen will dich, den König, nicht heiraten!" Der König sagte: "Nehmt Pfeile und Bogen. Nehmt Lanzen. Nehmt Schilder. Nehmt Säbel. Erobert die Stadt Bringt das Mädchen!" Die Leute des Königs bereiteten die Waffen. Die Leute des Königs griffen die Stadt an. Die Leute des Königs fingen viele Menschen. Die Leute des Königs ergriffen das Mädchen und nahmen es mit, um es dem König zu geben.

Nach einiger Zeit kam der Bootschnitzer zu dem Vater des Mädchens



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und sagte: "Wie geht es dem Mädchen, das ich gerne heiraten möchte? Ich habe schon viel Geld gewonnen." Der Vater sagte: "Der König der anderen Stadt hat unsere Stadt angegriffen und hat das Mädchen mitgenommen."

Nach einiger Zeit kam der Dieb zu dem Vater des Mädchens und sagte: "Wie geht es dem Mädchen, das ich gerne heiraten möchte? Ich habe schon viel Geld gewonnen." Der Vater sagte: "Der König der anderen Stadt hat unsere Stadt angegriffen und hat das Mädchen mitgenommen." Der Dieb sagte: "Wenn es weiter nichts ist, so werde ich das Mädchen bald wiederbringen."

Der Dieb machte sich auf den Weg nach der anderen Stadt, in der der König wohnte, in dessen Gehöft das Mädchen war. Als er in die Stadt kam, verwandelte er sich in eine Katze. Als Katze lief er in das Haus, in dem das Mädchen war. Er gab dem Mädchen mit der Pfote einen Schlag. Da wurde das Mädchen zu einer kleinen Ratte. Die Katze nahm die kleine Ratte in die Schnauze und lief damit in die Stadt zurück, aus der das Mädchen stammte. In der Stadt legte er die kleine Ratte auf die Erde. Da ward die kleine Ratte sogleich zum Mädchen. Die Katze ward sogleich zum Dieb.

Es kam gerade der Jäger und sagte: "Ah! Das ist ja das Mädchen, das ich heiraten möchte! Ich habe viel Geld gewonnen. Nun will ich es sogleich mitnehmen!" Der Jäger packte das Mädchen und trug es fort. Der Dieb verwandelte sich sogleich in einen Falken und flog dahin, wohin der Jäger das Mädchen gebracht hatte. Er packte es und trug es empor in die Luft. Der Jäger ergriff Bogen und Pfeil. Er schoß auf den Vogel. Er traf ihn aber nicht.

Der Falke trug das Mädchen weit weg, bis an das Ufer des Flusses. Er konnte mit dem Mädchen nicht über den Fluß fliegen, er war sehr ermüdet. Er setzte das Mädchen am Ufer des Flusses nieder. Der erste Bootschnitzer der Stadt kam mit seinem Kanu angefahren. Der Bootschnitzer sah das Mädchen. Der Bootschnitzer sagte: "Ah! Das ist ja das Mädchen, das ich gern heiraten möchte. Ich habe viel Geld gewonnen, nun will ich es gleich mitnehmen."

Der Bootschnitzer packte das Mädchen, setzte es in den Kahn und fuhr mit ihm über den Fluß. Der Dieb sah hinterher. Der Bootschnitzer nahm das Mädchen in sein Haus. Er heiratete es. Als er bei dem Mädchen lag, trommelte auf der Straße der Maba. Der Maba sang: "Ich bin ein Maba. Ein Maba kann nicht viel Geld gewinnen. Aber ein Maba will auch essen."



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27. Der boshafte Schimpanse

Lubogi (der Iro der Joruba, muß der Schimpanse sein. Wird geschildert als schwarzer, menschengroßer Affe, der aufrecht geht, enorme Kraft hat, Weiber anfällt und beschläft und einsamen Wanderern gelegentlich im Busch den Daumen abbricht usw.) ging im Walde spazieren und sagte: "Heute sollen die Menschen einmal durcheinander kommen." Eine Frau mit einem kleinen Kind ging durch den Busch, um Holz zu schlagen. Der Vater, ein Jäger, war in der Nähe. Die Frau ging zur Seite und legte ihr Kind in das Gras. Sie suchte Holz. Inzwischen kam Lubogi. Lubogi nahm das Kind auf und schwenkte es auf und nieder. Lubogi spielte mit dem Kinde und sang: "Heute werden dich noch dein Vater und deine Mutter töten!" Nach einiger Zeit kam die Mutter und sah ihr Kind in den Händen Lubogis. Sie lief sogleich hin und rief ihren Mann. Sie sagte: "Komm schnell! Jemand stiehlt mein Kind! Komm mit Pfeil und Bogen!" Der Jäger kam mit Pfeil und Bogen. Der Jäger sah sein Kind in den Händen Lubogis. Der Jäger schoß auf Lubogi. Lubogi hielt das Kind vor. Der Jäger traf das Kind. Der Jäger schoß einen zweiten Pfeil auf Lubogi. Lubogi hielt wieder das Kind vor. Der Jäger traf das Kind. Der Jäger schoß einen dritten Pfeil auf Lubogi. Lubogi hielt wieder das Kind vor. Der Jäger traf wieder das Kind. Das Kind starb. Lubogi sagte: "Kleines Kind! Habe ich dir nicht gesagt, daß dich heute noch dein Vater und deine Mutter töten werden?"Lubogi legte das Kind hin und lief in den Wald.

Lubogi lief zu einer Jamsfarm, die einem reichen Bauern gehörte. Er nahm da Jamsknollen und ging weg. Es kam ein Mann, der log und sagte: "Diese Farm gehört mir. Wie kannst du hier Jams nehmen? Wer hat dir den Jams gegeben?"Lubogi sagte: "Lieber Bauer, laß mich nur erst meine zwei Jamsknollen hinlegen. Dann werden wir miteinander ringen, und wenn du mich überwindest, werde ich dir sagen, wer mir die Jamsknollen gegeben hat."Lubogi legte die Jamsknollen hin. Dann focht er mit dem Manne. Er warf den Mann zu Boden. Er nahm ihn; er band ihn; er band ihn an einen Baum. Dann nahm er seine beiden Jamsknollen und ging weiter.

Draußen vor der Farm traf Lubogi auf einen anderen Mann. Das war der reiche Bauer, dem die Farm wirklich gehörte. Der reiche Bauer hatte eine Flinte auf dem Rücken. Der reiche Bauer fragte Lubogi: "Wer hat dir auf meiner Farm den Jams gegeben?"Lubogi sagte: "Auf deiner Farm ist ein Mann, der gab mir den Jams. Der



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verteilt Jams an alle Leute. Sei aber vorsichtig, wenn du da hingehst. Er hat Bogen und Pfeil und hat schon zwei Leute erschossen. Am besten ist es, du schießt ihm gleich in die Beine, dann fällt er hin, und du kannst zu ihm gehen." Der reiche Bauer sagte: "Es ist gut!" Lubogi ging weiter.

Der reiche Bauer ging vorsichtig an den Rand seiner Farm. Er sah den fremden Mann. Er schoß nach ihm. Er schoß ihn tot. Als der Mann hingefallen war, ging er hin und sah nach, wer es sei. Als er sah, wen er erschossen hatte, lief er fort. Lubogi hörte, daß der reiche Bauer geschossen hatte. Er kehrte zurück. Er lief zurück und sah, daß der reiche Bauer fort war. Er ging zu dem Getöteten, hob dessen Kopf auf und lief dann in die Stadt.

Der Getötete war der Sohn des Königs. Lubogi lief zum König und sagte: "Ich traf den reichen Bauer auf dem Wege zu seiner Farm. Er hatte eine Flinte auf dem Rücken und sagte, als ich an ihm vorüberging: ,Nun werde ich ihn festbinden und totschießen, wenn er auch einen mächtigen Vater hat!' Bald nachher hörte ich einen Schuß in der Farm des reichen Bauern fallen. Ich denke, ich muß dir das erzählen." Der König sandte sogleich Leute aus, die den reichen Bauern fangen sollten.

Der reiche Bauer hatte gesehen, daß der Mann, den er getötet hatte, der Sohn des Königs war. Er hatte alle seine Söhne und Hörige und Sklaven versammelt; als die Dogari (Polizisten) kamen, um ihn gefangen zu nehmen, sagte er: "Ich komme allein! Rührt mich nicht an, oder ich lasse euch von meinen Leuten totschlagen!" Dann ging er mit seinen Leuten zum König. Der König sagte: "Dieser Mann da ist der reiche Bauer; aber er hat meinen Sohn totgeschossen, und nun will ich ihn auch töten." Der reiche Bauer sagte: "Das hat alles der Lubogi angerichtet!" Lubogi sagte zum König: "Ich habe euch alles gesagt, was Ihr wissen müßt. Was die beiden sonst noch miteinander gehabt haben, weiß ich nicht. Aber nun wird es sich ja zeigen, ob ein reicher Bauer mehr Macht hat als ein König." Dann ging Lubogi weg. Er ging aus der Stadt. Er stieg in die Krone eines hohen Baumes. Die Leute des Königs sagten: "Ja, nun soll es sich zeigen, ob ein reicher Bauer mehr Macht hat als ein König!" Sie schlugen auf die Leute des reichen Bauern. Alle Leute schlugen aufeinander und töteten sich. Lubogi sah es von seinem Sitze im Baume aus. Er sagte: "Habe ich nicht vorher gesagt: Heute sollen die Menschen durcheinander kommen! ?"



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28. Eine Frage der Nupe

Ein Vater sagte zu seinem Sohn: "Wenn du je in deinem Leben ein Mädchen beschlafen wirst, so wirst du sterben." Der Vater versteckte seinen Sohn im Busch. Er ließ ihn im Busch aufwachsen. —Ein Mädchen kam in den Busch. Der Bursche sah das Mädchen. Das Mädchen sagte: "Du wohnst so allein in dem Busch, ich komme morgen wieder, um dich zu besuchen." Der Bursche sagte: "Ja, komme morgen wieder. Ich muß dich beschlafen, wenn mein Vater auch gesagt hat, ich würde sterben, wenn ich je ein Mädchen beschlafen würde." Das Mädchen sagte: "Wenn es so ist, komme ich nicht wieder, denn ich will nicht, daß du stirbst." Der Bursche sagte: "Nein, ich bitte dich, komme wieder. Ich bitte dich! Ich bitte dich!" Das Mädchen sagte: "Gut, ich gehe, ich komme wieder, und wenn du stirbst, werde ich dich wieder lebendig machen." — Am andern Tage kam das Mädchen wieder. Der Bursche beschlief das Mädchen. Der Bursche starb. Die Eltern klagten. Das Mädchen aber lief in den Wald zum Jäger (Ndatschi) und erzählte dem den Fall. Der Jäger sagte: "Das ist keine große Sache. Ich werde nur die Eidechse (Katanquimi) mitbringen." Der Jäger kam mit Katanquimi. Er ließ einen großen Holzhaufen aufbauen, zündete den an, warf die Eidechse hinein und sagte: "Wenn die Eidechse mit dem Scheiterhaufen verbrennt, bleibt der Junge tot. Wenn jemand sie herausnimmt, wird der Junge wieder lebendig." Der Vater versuchte die Eidechse aus dem Feuer zu nehmen. Das Feuer war zu heiß und zu groß. Die Mutter versuchte es, auch die Mutter konnte es nicht. Das Mädchen sprang in das Feuer. Das Mädchen brachte die Eidechse lebendig heraus. Der Bursche wurde wieder lebendig.

Der Jäger sagte: "Der Bursche ist wieder lebendig. Nun ist es so: Wenn der Bursche die Eidechse tötet, muß seine Mutter sterben. Läßt der Bursche die Eidechse leben, dann stirbt sein Mädchen!"

Die Frage ist: Was wird ein (echter) Nupebursche tun?

Die Antwort ist: Er wird schnell die Eidechse töten.

29. Der sprechende Schädel

Ein Jäger geht in den Busch. Er stößt auf einen alten Menschenschädel (Nupe = Eti Kantsama [wörtlich: Schädel trockener]; Haussa =Bussesse kai oder nkai; Joruba =Irri gbigbe). Der Jäger sagte: "Wer brachte dich hierher ?"Der Schädel antwortete: "Reden brachte mich hierher!" Der Jäger läuft weg. Er läuft zu dem Etsu



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(König). Er sagt: "Ich traf einen trockenen Menschenschädel im Busch. Er läßt dich fragen, wie sich dein Vater und deine Mutter befinden."

Der König sagte: "Seit meine Mutter mich gebar, habe ich nicht gehört, daß ein toter Schädel spricht." Der König läßt den Alkali, den Saba (Thronfolger) und den Degi (Haussa =Kaura; Joruba =Degi; das ist der alte, angesehene Mann, der den König eigentlich krönt) zu sich kommen und frägt sie, ob sie je etwas Derartiges gehört haben. Niemand hat von solcher Schädeisprache bis dahin vernommen, und so beschließen die Weisen, zunächst erst einmal einige Wachleute (Dogari) mit dem Jäger hinaus in den Busch zu schicken, um so der Wahrheit der Aussage auf den Grund zu kommen. Die Dogari begleiten also den Jäger mit in den Busch, und zwar haben sie strikten Befehl, falls die Geschichte sich als Lüge erweist, den Jäger an Ort und Stelle zu töten. —Dogari und Jäger kommen zu dem Schädel. Der Jäger redet den Schädel sogleich an: "Kopf, sprich!" Der Kopf schweigt. Der Jäger frägt wie früher: "Wer brachte dich hierher?" Der Schädel schweigt. Der Jäger bestürmt nun den Schädel vom Morgen bis zum Abend mit Bitten, er solle doch sprechen. Der Schädel schweigt aber. Abends fordern die Dogari den Jäger nochmals auf, den Schädel zum Sprechen zu bewegen, und als das wieder nichts nützt, wird der Jäger, dem Befehle des Königs entsprechend, getötet. — Als die Dogari fortgegangen sind, öffnet der Schädel die Kiefer und frägt das tote Haupt des Jägers: "Wer brachte dich hierher?" Das Haupt des Jägers antwortet: "Reden brachte mich hierher!"

30. Mütterlicher Schwindel

Eine reiche Frau heiratet einen reichen Mann. Sie haben aber nur einen kümmerlichen Sprossen, ein Kind mit verkrüppelten Beinen (Nupe =Erodji; Haussa =Gallagalla; Joruba =Aro), der außerdem noch einen Buckel (Nupe =Bukea; Haussa =Maidoro; Joruba = Abuke) hat und, um das Bild zu vervollständigen, mit langen Riesenohren geschmückt ist. Für dieses sucht nun die Mutter, als es die Geschlechtsreife erreicht hat, eine Frau. Niemand will das unglückliche Scheusal. Die Mutter leiht also einen anderen Burschen, wandert in eine andere Gegend und gibt den als ihren Sohn aus. Der geliehene Bursche ist hübsch. Ein Mädchen aus leidlicher Familie erklärt sich, ihn nehmen und in das ferne



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Land zu der reichen Schwiegermutter ziehen zu wollen. Es wird das Fest gefeiert, und dann kehrt die Mutter mit dem geliehenen Sohn und dem Bräutchen heim. Unterwegs wird der geliehene Sohn entlassen. Er hätte eine Kommission in einem anderen Lande, wird der Braut gesagt. —Man kommt heim. Der verkrüppelte echte Sohn ist in einem Kornspeicher versteckt, in einem Edo. Der unglückselige Bursche darf diesen ungemütlichen Aufenthaltsort immer nur verlassen, wenn das Mädchen, resp. die sog. junge Frau, auf einige Zeit das Gehöft verlassen hat. Drei Monate lang wartet die unglückliche und immer trauriger werdende Braut auf die "Rückkehr" des weggesandten Gatten, mit dem sie noch nicht ehelich verbunden ist. Sie weint und weint. Immer, wenn sie die Schwiegermutter angeht, sie solle ihr sagen, wo der junge Gatte bleibe, wann er wiederkomme, antwortet sie: "Morgen oder übermorgen." — Endlich erbarmt sich eine alte Frau der weinenden Maid. Sie nimmt das Mädchen beiseite und sagt ihr: "Du bist gar nicht verheiratet. Der dir als Sohn der Frau vorgeführt wurde, ist ein Fremder. Der wahre Sohn der Frau ist ein Erodji, ein Krüppel. Wenn du den Erodji sehen willst, begleite morgen früh seine Mutter in den Busch, um Holz zu schlagen. Und dann komm schnell zurück!" Auf diese Aufklärung hin erklärt die Braut der Schwiegermutter, daß sie sie morgen in den Busch begleiten wolle, um mit ihr Holz zu schlagen. Anfangs lehnt die Schwiegermutter das ab. Aber das Mädchen läßt es sich nicht ausreden. Also wandern beide am anderen Morgen in den Busch, um Holz zu schlagen. Als sie im Busch sind, ruft das Mädchen aus: "Ich habe meine Axt vergessen; ich will schnell zurücklaufen!" Die Schwiegermutter ruft in großer Angst: "Ich habe ja eine Axt im Busch; bleibe nur!" Aber das Mädchen läuft doch weg, und zwar so schnell als möglich. In großer Angst läuft die Schwiegermutter hinterher. Es ist vergebens. Das Mädchen kommt vor ihr an. Sie trifft den Erodji, den Krüppel, wie er gerade in weibischer Weise das Haus der Mutter ausfegt. Als der Erodji das Mädchen kommen und sich entdeckt sieht, will er schnell zu seinem Kornspeicher entfliehen. Aber die Beine und die Angst machen es ihm unmöglich, hinaufzuklettern. Er fällt bei den mehrfach wiederholten Versuchen immer wieder zum Boden herab.

Die vermeintliche Braut packt aber im Zorn ihre Sachen, kramt die Aussteuer dazu und erklärt sich der Schwiegermutter gegenüber als unverlobt und unverehelicht. Sie wandert als ungebundenes Mädchen wieder zum Tore hinaus.



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31. Gute und Böse

Ein Mann hatte zwei Frauen. Jede Frau hatte ein Kind. Beide Kinder waren Jungen. Die eine Frau starb. Die andere Mutter lebte. Sie sorgte für ihren Jungen.

Der Mann hatte eine Farm. In der Farm pflanzte er Efa (eine ganz kleine Ölfrucht, die sehr angenehm schmeckt und im Boden gedeihen soll, gleich der Erdnuß; Haussa Aija; Joruba =Immu). Als die Farm bestellt war, sagte der Mann zu dem Sohn der verstorbenen Frau: "Geh hinaus und achte, daß die Affen nicht an die Efa kommen!" Der Sohn der verstorbenen Frau mußte draußen bleiben und die Affen von der Frucht fernhalten, bis die Frucht reif war. Als die Frucht reif war, kam der Mann wieder heraus und nahm sie aus der Erde.

Die Ernte des Efa wurde von dem Manne eingesammelt; dann rief er den Sohn der verstorbenen Frau auf die Farm hinaus und sagte zu ihm: "Bleibe bei der Ernte! Achte auf die Efa und sorge, daß niemand davon nimmt!" Der Sohn der verstorbenen Mutter mußte auf der Farm bei der Efaernte bleiben. Nach einiger Zeit kam auch die andere Frau seines Vaters zur Farm heraus. Sie zählte alle Efakörner (sie sind stecknadelgroß) und sagte dann zu dem Sohne der verstorbenen Frau: "Ich habe alle Efakörner gezählt. Sorge, daß kein Korn wegkommt. Dein Vater hat es dir schon gesagt. Nun weißt du Bescheid!" Der Sohn der verstorbenen Frau blieb auf der Farm.

Nach einiger Zeit kam ein Madugu an der Farm vorbei. Der Madugu sagte: "Gib mir einige Efakörner. Ich habe solchen Hunger!" Der Sohn der verstorbenen Frau sagte: "Nein, ich kann dir nichts geben. Mein Vater sagte mir, ich dürfe niemand davon geben. Die andere Frau meines Vaters kam auf die Farm heraus und sagte, ich dürfe nichts geben. Die andere Frau meines Vaters hat das Korn gezählt, Ich darf nichts geben!" Der Madugu ging weiter.

Nach einiger Zeit kam Baiji (eine halb mythische Figur, gedacht als sehr wohlhabend und schicksalsbestimmend) vorbei. Baiji sagte zu dem Sohne der verstorbenen Frau: "Gib mir einige Efakörner. Ich habe solchen Hunger!" Der Sohn der verstorbenen Frau sagte: "Nein, ich kann dir nichts geben. Mein Vater sagte mir, ich dürfe niemand davon geben. Die andere Frau meines Vaters kam auf die Farm heraus und sagte, ich dürfe nichts geben. Die andere Frau meines Vaters hat das Korn gezählt. Ich darf nichts geben."Baiji



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sagte: "Ich bitte dich, gib mir einige Efakörner! Ich habe jetzt großen Hunger!" Der Sohn der verstorbenen Frau sagte: "Du bist ein großer Herr. Aber ich kann dir nicht mehr geben, als zwei Körner. Auch dieser wegen werde ich mit meinem Vater und der anderen Frau meines Vaters zu rechnen haben!"Baiji sagte: "Es ist für meinen Hunger nicht genug! Gib mir wenigstens 10 Körner!" Der Sohn der verstorbenen Frau gab Baiji 10 Körner. Baiji ging.

Nach einiger Zeit kam die andere Frau des Mannes auf die Farm, in der der Sohn der verstorbenen Frau die Efakörner bewachte. Die Frau begann die Efakörner zu zählen. Die Frau zählte alle Efakörner durch, dann sagte sie zu dem Sohne der verstorbenen Frau: "Die Zahl der Efakörner ist nicht richtig! Es fehlen Efakörner!" Der Sohn der verstorbenen Frau sagte: "Ja, es fehlen 10 Efakörner; ich gab sie Baiji. Baiji hatte großen Hunger. Er bat mich sehr darum." Die andere Frau des Mannes sagte: "Dein Vater hat dir gesagt: ,Sorge, daß niemand davon nimmt!' Ich bin herausgekommen, habe alles nachgezahlt und habe dich ermahnt. Ich sagte dir: ,Du weißt Bescheid.' Nun hast du doch von den Efafrüchten 10 Stück weggegeben. Ich muß es deinem Vater sagen."

Die andere Frau des Mannes ging fort. Sie ging nach Hause. Sie sagte zu ihrem Manne: "Hast du nicht den Sohn der verstorbenen Frau als Wächter auf die Efafarm gestellt? Hast du nicht den Sohn der verstorbenen Frau ermahnt, nichts davon fortkommen zulassen? Glaubst du wohl, daß er gehorcht hat? Hat er nicht dem Baiji ein gut Teil geschenkt? Wird er nicht noch alles weggeben, was uns gehört ?" Der Mann lief zu der Farm hinaus. Er sagte zu dem Sohne der verstorbenen Frau: "Habe ich dich nicht als Wächter auf die Farm gestellt? Habe ich dich nicht ermahnt, nichts von dem Efa fortkommen zu lassen? Hast du dem Baiji davon geschenkt?" Der Sohn der verstorbenen Frau sagte: "Ja, ich habe dem Baiji davon gegeben." Der Mann schlug auf den Sohn der verstorbenen Frau mit einem Stock. Der Sohn der verstorbenen Frau weinte und sagte: "Ich habe dem Baiji nur 10 Efakörner geschenkt! Er hatte großen Hunger!" Der Mann jagte den Sohn der verstorbenen Frau von der Farm und sagte: "Dann laufe zum Baiji und laß dir die 10 Efakörner wiedergeben!" Der Sohn der verstorbenen Frau lief fort. Der Vater warf den Stock weg und ging nach Hause.

Der Sohn der verstorbenen Frau lief auf dem Wege zum Baiji von dannen. Er kam zu den Numbere (rote Ameisen; Haussa =Korrokoassa; Joruba =Eru). Die Numbere sagten: "Wir wollen dich



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schlagen." Der Sohn der verstorbenen Frau sagte: "Schlagt mich nicht! Ich will zum Baiji!" Da zeigten die Numbere dem Sohn der verstorbenen Frau den Weg.

Der Sohn der verstorbenen Frau lief auf dem Wege zum Baiji weiter. Er kam in das Land der Sagin-Sagi (Menschenfresser; Haussa =angeblich Muntschi, Plur. Sumuntschi; Joruba =Adjenja, Plur. Auwadjenja). Die Sagin-Sagi sagten: "Wir wollen dich totschlagen und essen!" Der Sohn der verstorbenen Frau sagte: "Schlagt mich nicht tot! Ich will zum Baiji!" Da zeigten die Sagin-Sagi dem Sohn der verstorbenen Frau den Weg.

Der Sohn der verstorbenen Frau lief weiter auf dem Wege zum Baiji. Er kam in das Land der Itiko (Dickköpfe; Haussa = Babankai; Joruba =Irrinla). Die Itiko sagten: "Wir wollen dich totschlagen und essen!" Der Sohn der verstorbenen Frau sagte: "Schlagt mich nicht tot! Ich will zum Baiji!" Da zeigten die Itiko dem Sohn der verstorbenen Frau den Weg.

Der Sohn der verstorbenen Frau lief weiter auf dem Wege zum Baiji. Er kam in das Land der Ewoako (Riesenschlange; Haussa = Mesa; Joruba = Edjola). Die Ewoako sagte: "Ich will dich erdrücken und verschlingen!" Der Sohn der verstorbenen Frau sagte: "Drücke mich nicht tot! Ich will zum Baiji!" Da zeigte die Ewoako dem Sohn der verstorbenen Frau den Weg.

Der Sohn der verstorbenen Frau kam in Baijis Land. Er kam an einen Fluß. An dem Fluß waren sieben Frauen. Sie hatten Wasser in ihre Krüge geschöpft und wollten nun nach Hause gehen. Sechs der Frauen hatten die Krüge auf dem Kopf. Sie gingen. Die siebente Frau hatte niemand, der ihr half. Der Sohn der verstorbenen Frau sah es. Er kam herbei und half der siebenten Frau den Wasserkrug auf den Kopf. Die siebente Frau fragte ihn: "Wo willst du hin?" Der Sohn der verstorbenen Frau sagte: "Ich will zum Baiji!"

Die siebente Frau sagte: "Wenn du zum Baiji willst, so mußt du von den sieben geteilten Wegen jenen nehmen. Wenn du vom Baiji etwas verlangen willst, mußt du vieles lassen. Baiji hat ein goldenes Bett. Du darfst dich nie auf das goldene Bett legen. Baiji hat einen Edo (Speichertopf) mit Fleisch. Du darfst nie von dem Fleisch daraus essen. Baiji hat einen Edo voll Milch. Du darfst nie von der Milch daraus trinken. Baiji hat einen Edo von Guineakorn. Du darfst nicht von dem Guineakorn daraus essen. Baiji hat einen Edo voll Honig. Du darfst nie von dem Honig daraus essen. Baiji wird dir Silber geben. Nimm es nicht."



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Die siebente Frau ging. Der Sohn der verstorbenen Frau lief weiter auf dem Wege zu Baijis Gehöft. Der Sohn der verstorbenen Frau kam an das Gehöft Baijis. Der Sohn der verstorbenen Frau fragte: "Wohnt hier Baiji ?" Die Leute sagten: "Ja, hier wohnt Baiji. Aber Baiji ist nicht daheim. Baiji ist vor die Tore seiner Stadt geritten." Der Sohn der verstorbenen Frau setzte sich vor die Türe der Katamba und wartete.

Baiji kam nach Hause. Baiji fragte: "Was ist das für ein Junge, der draußen vor meiner Katamba liegt ?" Der Sohn der verstorbenen Frau sagte: "Du kamst auf meines Vaters Farm. Auf meines Vaters Farm lag das Efa. Ich sollte das Efa bewachen. Mein Vater hatte mir gesagt, ich solle darauf achten, daß nichts fortkomme. Die andere Frau meines Vaters hatte die Efakörner gezählt. Du kamst. Du batest mich um Efakörner. Ich gab dir zwei. Du verlangtest mehr. Ich gab dir zehn. Die andere Frau meines Vaters kam auf die Farm. Sie zählte die Efakörner. Sie sah, daß zehn Efakörner fehlten. Sie sagte es meinem Vater. Mein Vater kam auf die Farm. Mein Vater schlug mich. Mein Vater jagte mich fort und sagte: ,Laufe zum Baiji und hole die zehn Efakörner!' Ich bin durch das Land der Numbere gelaufen. Sie haben mir nichts getan. Ich bin durch das Land der Sagin-Sagi gelaufen. Sie haben mir nichts getan. Ich bin durch das Land der Itiko gelaufen. Sie haben mir nichts getan. Ich bin durch das Land der Ewoako gelaufen. Sie hat mir nichts getan. Ich bin zu dir gekommen. Ich bin hier und bitte dich, daß du mir die zehn Efakörner wiedergibst."

Baiji sagte: "Es ist gut!"Baiji ließ dem Sohn der verstorbenen Frau einen Raum geben. Der Sohn der verstorbenen Frau kam in den Raum. Es stand das goldene Bett darin. Der Sohn der verstorbenen Frau legte sich auf die Erde. Nachts erhob sich Baiji und kam zu dem Sohn der verstorbenen Frau herüber. Der Sohn der verstorbenen Frau lag nicht auf dem goldenen Bett. Er lag auf dem Erdboden. Baiji ging wieder fort.

Am anderen Morgen rief Baiji seine Leute und sagte: "Macht eine gute Speise von Guineakorn und Fleisch aus meinem Edo. Macht auch eine einfache Reisspeise. Setzt alles dem Sohn der verstorbenen Frau hinein. Sagt mir, Leute, abends, was er gegessen hat." Die Leute bereiteten die Speisen und setzten sie dann dem Sohn der verstorbenen Frau hinein. Der Sohn der verstorbenen Frau hob den ersten Deckel auf; es war Fleisch darunter. Der Sohn der verstorbenen Frau hob den zweiten Deckel auf; es war Speise aus Sorghummehl



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darin. Der Sohn der verstorbenen Frau hob den dritten Deckel auf; es war Reis darin. Der Sohn der verstorbenen Frau aß den Reis. Die Leute kamen zu Baiji und sagten: "Der Sohn der verstorbenen Frau hat nur Reis gegessen."

Der Baiji sagte: "Legt dem Sohn der verstorbenen Frau viel Silber in den Raum. Sagt mir nachher, ob er davon genommen hat. Sagt mir, ob er aus meinem Edo mit Milch oder aus meinem Edo mit Honig genommen hat." Die Leute legten dem Sohn der verstorbenen Frau viel Silber in den Raum. Der Sohn der verstorbenen Frau rückte beiseite. Der Sohn der verstorbenen Frau stand auf und ging heraus. Er kam heraus und kam in einen anderen Raum, in dem stand ein großer Edo. Der Edo war voller Milch. Da ging der Sohn der verstorbenen Frau heraus. Er kam heraus und kam in einen anderen Raum, in dem stand ein großer Edo. Der Edo war voller Honig. Da ging der Sohn der verstorbenen Frau heraus und setzte sich auf die Schwelle des Hauses.

Die Leute kamen zum Baiji und sagten: "Der Sohn der verstorbenen Frau hat das Silber nicht genommen. Er ist weggerückt, aufgestanden und herausgegangen. Er ist an dem Edo voll Milch vorbeigegangen und hat nichts genommen. Er ist an dem Edo voll Honig vorbeigegangen und hat nichts genommen. Er hat sich auf die Schwelle des Hauses gesetzt."Baiji ließ den Sohn der verstorbenen Frau rufen und sagte zu ihm: "Ich sehe, daß du ein guter Bursche bist. Du kannst morgen wieder nach Hause gehen. Ich werde dir einige Geschenke mitgeben. Geh jetzt schlafen." Der Sohn der verstorbenen Frau ging in seinen Raum und legte sich neben dem goldenen Bett auf den Boden.

Am anderen Morgen sagte Baiji: "Ruft mir den Sohn der verstorbenen Frau!" Die Leute brachten den Sohn der verstorbenen Frau. Er kam. Baiji gab ihm drei geschlossene Kürbisse und sagte: "Geh nach Hause zurück und nimm diese drei Kürbisse mit dir. Wenn du aus meinem Lande heraus und in den Busch gekommen bist, öffne den ersten. Wenn du mitten im Busch bist, zerbrich den zweiten. Wenn du nahe der Stadt bist, in der dein Vater lebt, zerbrich den dritten. Nun geh!"

Der Sohn der verstorbenen Frau nahm die drei Kürbisse und ging heimwärts. Nachdem er aus dem Lande Baijis herausgekommen war, kam er in den Busch. Er sagte: "Hier soll ich den ersten Kürbis zerbrechen." Er nahm den ersten Kürbis und zerbrach ihn. Der Kürbis öffnete sich und heraus kamen Kühe und Rinder, immer



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mehr und mehr, bis zuletzt alles Land, soweit wie von Bida bis zum Niger, mit Kühen und Ochsen angefüllt war. Alle diese Kühe und Ochsen gehörten dem Sohne der verstorbenen Frau.

Der Sohn der verstorbenen Frau ging mit seinen Kühen und Ochsen und mit den anderen beiden Kürbissen heimwärts. Als er mitten im Busch, zwischen dem Lande Baijis und dem Orte seines Vaters angekommen war, sagte er: "Hier soll ich den zweiten Kürbis zerbrechen!"

Er nahm den zweiten Kürbis und zerbrach ihn. Heraus kamen Sklaven und wieder Sklaven. Die Sklaven trieben Esel vor sich her. Die Esel waren beladen. In den Esellasten waren Perlen und Kleider. Es kamen immer noch Sklaven und Esel heraus, so daß sie den ganzen Busch anfüllten. Alle diese Sklaven und Esel mit den Lasten gehörten dem Sohn der verstorbenen Frau.

Der Sohn der verstorbenen Frau zog mit all den Kühen und Rindern, mit allen Sklaven und Eseln und mit dem letzten Kürbis heimwärts. Als er nahe der Stadt, in der sein Vater lebte, angekommen war, sagte er: "Hier soll ich wohl den dritten Kürbis zerbrechen!" Er nahm den dritten Kürbis und zerbrach ihn. Heraus kamen Reiter und wieder Reiter, Trommler und wieder Trommler, Posaunenbläser und wieder Posaunenbläser. Es kamen Pferde und Menschen, Reiter und Soldaten heraus, bis das ganze Land weithin bedeckt war. Alle diese Soldaten und Reiter und Trommler und Posaunenbläser gehörten dem Sohn der verstorbenen Frau.

Die Leute in den Farmen und in der Stadt schrien: "Es kommt ein anderer König!" Die Leute liefen in das Gehöft des Königs und sagten: "Es kommt ein anderer König. Der andere König kommt mit vielen Reitern und Trommlern und Posaunenbläsern und Soldaten. Er hat große Herden von Rindvieh bei sich und viele Sklaven und beladene Esel!" Der König der Stadt sagte: "Ich will diesem König entgegenreiten." Der König ließ alle Pferde bringen. Wer ein Pferd hatte, ritt mit dem König vor die Stadt. Die ganze Ebene war angefüllt mit den Reitern und Soldaten des Sohnes der verstorbenen Frau. Dahinter kamen die Sklaven mit den beladenen Eseln und dahinter die Rinderherden.

Als der König neben dem Sohne der verstorbenen Frau angekommen war, sah er alle diese Menschen. Da stieg er vom Pferd und begrüßte den Sohn der verstorbenen Frau. Er warf sich vor ihm auf die Erde. Der Sohn der verstorbenen Frau sagte: "Ich will mit meinen Leuten und Tieren draußen vor den Toren deiner Stadt, auf



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der anderen Seite des Baches bleiben. Sende mir den Mann mit den zwei Frauen, von denen die eine gestorben ist, heraus." Der König der Stadt sagte: "Der Mann mit den zwei Frauen hat so viel geweint, daß er blind geworden ist. Er hat den Sohn der verstorbenen Frau weggejagt, daß er zu Baiji gehe und von Baiji zehn Efakörner hole. Der Sohn der verstorbenen Frau ist vier Monate fort und nicht wiedergekommen. Nun weint er alle Tage."

Sieben Tage blieb der Sohn der verstorbenen Frau vor der Stadt liegen. Dann sandte er zu dem König und sagte: "Jetzt soll der Mann der zwei Frauen kommen, ob er sehen kann oder nicht." Der König sagte: "Er kann nicht sehen, aber ich will ihn senden." Der Mann der zwei Frauen kam. Er konnte nicht sehen. Ein Mann führte ihn. Der Mann der zwei Frauen warf sich vor dem Sohne der verstorbenen Frau auf die Erde. Der Sohn der verstorbenen Frau fragte ihn: "Was fehlt dir?" Der Mann der zwei Frauen sagte: "Ich habe meinen Sohn weggejagt, weil er Baiji zehn Efakörner geschenkt hat. Er ist seit vier Monaten fort und kommt nicht wieder. Ich muß so weinen, daß ich nicht sehen kann." Der Sohn der verstorbenen Frau ließ eine Suppe bereiten und viel Pfeffer hineintun. Er gab die Suppe dem Mann der zwei Frauen. Der Mann der zwei Frauen aß die Suppe. Der Pfeffer in der Suppe machte aber, daß der Mann wieder sehen konnte. Der Mann der zwei Frauen sah auf. Er sah den Sohn der verstorbenen Frau und rief: "Bist du nicht der Bursche, den ich vor vier Monaten weggejagt habe? Bist du nicht der Sohn meiner verstorbenen Frau? Bist du nicht mein Sohn?" Der Vater fiel vor dem Sohne seiner verstorbenen Frau auf die Knie und weinte.

Der Sohn der verstorbenen Frau führte seinen Vater heraus. Er zeigte ihm alle seine Reiter und Trommler und Posaunenbläser und Soldaten. Er zeigte ihm seine Esel und Esellasten und Sklaven. Er zeigte ihm seine Rinder und Kühe. Der Sohn der verstorbenen Frau sagte: "Dies alles gehört mir. Ich werde hier eine eigene Stadt bauen." Der Sohn der verstorbenen Frau baute die Stadt. Es kamen mehr und mehr Leute zu ihm. Er wurde ein großer König.

Die lebende Frau des Mannes der zwei Frauen sah all den Reichtum des Sohnes der verstorbenen Frau. Die lebende Frau sagte zu ihrem Sohne: "Der Sohn der verstorbenen Frau ist reich geworden, weil der Vater ihn zu Baiji verjagt hat. Ich werde den Vater bitten, daß er dich auch zu Baiji verjagt, damit du auch reich und ein großer König wirst." Die lebende Frau ging zu ihrem Manne und sagte: "Der Sohn deiner verstorbenen Frau ist bei Baiji ein ausgezeichneter



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Mann geworden. Mein Sohn taugt gar nichts. Jage meinen Sohn auch zu Baiji, damit der ihn auch zu einem ordentlichen Mann macht." Der Vater sagte: "Du hast recht. Dein Sohn taugt nichts. Ich werde ihn wegjagen." Der Vater nahm einen Stock, ging zu dem Sohn der lebenden Frau und sagte: "Lauf zu Baiji!" Der Sohn der lebenden Frau sprang auf und lief fort.

Der Sohn der lebenden Frau lief auf dem Wege zu Baiji von dannen. Er kam zu den Numbere. Die Numbere sagten: "Wir wollen dich schlagen. Der Sohn der lebenden Frau sagte: "Schlagt mich nicht, ich will zu Baiji." Da zeigten die Numbere dem Sohn der lebenden Frau den Weg.

Der Sohn der lebenden Frau lief auf dem Wege zu Baiji weiter. Er kam in das Land der Sagin-Sagi. Die Sagin-Sagi sagten: "Wir wollen dich totschlagen und essen." Der Sohn der lebenden Frau sagte: "Schlagt mich nicht tot. Ich will zu Baiji." Da zeigten die Sagin-Sagi dem Sohn der lebenden Frau den Weg.

Der Sohn der lebenden Frau lief auf dem Wege zu Baiji weiter. Er kam in das Land der Itiko. Die Itiko sagten: "Wir wollen dich totschlagen und essen." Der Sohn der lebenden Frau sagte: "Schlagt mich nicht tot, ich will zu Baiji." Da zeigten die Itiko dem Sohne der lebenden Frau den Weg.

Der Sohn der lebenden Frau lief weiter auf dem Wege zu Baiji. Er kam in das Land der Ewoako. Die Ewoako sagte: "Ich will dich erdrücken und verschlingen." Der Sohn der lebenden Frau sagte: "Drück mich nicht tot. Ich will zu Baiji." Da zeigte die Ewoako dem Sohn der lebenden Frau den Weg.

Der Sohn der lebenden Frau kam in Baijis Land. Er kam an einen Fluß. An dem Fluß waren sieben Frauen. Sie hatten Wasser in ihre Krüge geschöpft und wollten nun nach Hause gehen. Sechs der Frauen hatten die Krüge auf dem Kopf. Sie gingen. Die siebente Frau hatte niemand, der ihr half. Der Sohn der lebenden Frau sah es. Er ging vorüber. Die Frau lief ihm nach: "Hilf mir, bitte!" Der Sohn der lebenden Frau wandte sich gar nicht um. Er ging weiter.

Der Sohn der lebenden Frau kam an das Gehöft Baijis. Der Sohn der lebenden Frau sagte: "Wohnt hier Baiji ?" Die Leute sagten: "Ja, hier wohnt Baiji. Aber Baiji ist nicht daheim. Baiji ist ausgeritten. Baiji ist vor das Tor der Stadt geritten." Der Sohn der lebenden Frau legte sich in der Katamba auf Baijis Matte und wartete.



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Baiji kam nach Hause. Baiji fragte: "Was ist das für ein Junge, der in meiner Katamba auf meiner Matte liegt?" Der Sohn der lebenden Frau sagte: "Gib mir viele Rinder und Sklaven und bepackte Esel und Soldaten und Reiter und Trommler und Posaunenbläser, wie dem Sohn der verstorbenen Frau meines Vaters. Ich will reich werden."Baiji sagte: "Es ist gut." Baiji ließ dem Sohn der lebenden Frau einen Raum geben. Es stand das goldene Bett darin. Der Sohn der lebenden Frau legte sich auf das goldene Bett. Nachts erhob sich Baiji und kam zu dem Sohn der lebenden Frau herüber. Der Sohn der lebenden Frau lag auf dem goldenen Bett. Baiji ging wieder fort.

Am anderen Morgen rief Baiji seine Leute und sagte: "Macht eine gute Speise aus Guineakorn und Fleisch aus meinem Edo. Macht auch eine einfache Reisspeise. Setzt alles dem Sohne der lebenden Frau herein. Sagt mir nur heute abend, was er gegessen hat." Die Leute bereiteten die Speisen und setzten sie dem Sohne der lebenden Frau hinein. Der Sohn der lebenden Frau hob den ersten Deckel auf; es war Fleisch darunter. Der Sohn der lebenden Frau hob den zweiten Deckel auf; es war Speise aus Sorghummehl darin. Der Sohn der lebenden Frau hob den dritten Deckel auf; es war Reis darin. Der Sohn der lebenden Frau schob den Reis beiseite. Er griff in die Schüssel mit Fleisch; er griff in die Schüssel mit Guineakorn. Er aß Fleisch und Mehlspeise auf. Die Leute nahmen den Reis wieder mit. Die Leute gingen zu Baiji und sagten: "Der Sohn der lebenden Frau hat den Reis übriggelassen und alles andere gegessen."

Baiji sagte: "Legt dem Sohn der lebenden Frau ein wenig Silber in den Raum. Sagt mir nachher, ob er davon genommen hat. Sagt mir nachher auch, ob er aus meinem Edo mit Milch und aus meinem Edo mit Honig gegessen hat." Die Leute legten dem Sohne der lebenden Frau ein wenig Silber in den Raum. Der Sohn der lebenden Frau nahm es und steckte es in die Tasche. Der Sohn der lebenden Frau sagte: "Ich dachte, Baiji wäre sehr reich. Ich dachte, Baiji gäbe gleich viel." Der Sohn der lebenden Frau ging in einen anderen Raum, in dem stand ein großer Edo. Der Edo war voller Milch. Der Sohn der lebenden Frau nahm eine Kalebasse, schöpfte und trank; er schöpfte und trank; er schöpfte und trank. Der Sohn der lebenden Frau sagte: "Ich werde sehen, was sonst noch in diesem Hause ist." Er ging in einen anderen Raum, in dem stand ein großer Edo. Der Edo war voller Honig. Der Sohn der lebenden Frau fuhr mit der Hand hinein, zog sie heraus und leckte die Finger ab; er zog sie



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heraus und leckte die Finger ab. Dann ging er wieder in den Raum, in dem das goldene Bett stand. Er warf sich auf das goldene Bett und schlief ein.

Die Leute Baijis kamen zu Baiji und sagten: "Der Sohn der lebenden Frau hat das Silber, das wir ihm brachten, in die Tasche gesteckt. Der Sohn der lebenden Frau ist in den Raum gegangen, in dem der Edo mit Milch steht. Er hat davon getrunken. Der Sohn der lebenden Frau ist in den Raum gegangen, in dem der Edo mit Honig steht. Er hat davon genommen. Dann ist er in den Raum zurückgekehrt, in dem das goldene Bett steht. Er hat sich auf das goldene Bett gelegt und schläft wieder." Baiji sagte: "Es ist recht!"

Der Sohn der lebenden Frau erwachte. Er kam zu Baiji und sagte: "Ich will nun bald wieder heimgehen. Bereite die Geschenke vor." Baiji sagte: "Ich sehe, was für ein Bursche du bist. Du kannst morgen mit deinen Geschenken heimkehren. Geh jetzt schlafen." Der Sohn der lebenden Frau ging in seinen Raum und legte sich auf das goldene Bett. Am anderen Morgen kam der Sohn der lebenden Frau wieder zu Baiji. Baiji gab ihm drei geschlossene Kürbisse und sagte: "Geh nach Hause zurück und nimm diese drei Kürbisse mit dir. Wenn du aus meinem Lande heraus und in den Busch gekommen sein wirst, zerbrich den ersten. Wenn du mitten im Busch bist, zerbrich den zweiten. Wenn du nahe der Stadt bist, in der dein Vater wohnt, zerbrich den dritten. Nun geh!"

Der Sohn der lebenden Frau nahm die Kürbisse und ging heimwärts. Der Sohn der lebenden Frau sagte: "Was wohl in den Kürbissen ist? Weshalb soll ich sie wohl tragen, bis ich aus dem Lande des Baiji heraus bin? Soll ich nicht gleich einen Kürbis zerbrechen?" Der Sohn der lebenden Frau nahm einen Kürbis und zerbrach ihn. Aus dem Kürbis kamen Bienen heraus; immer mehr Bienen. Alle Bienen flogen auf den Sohn der lebenden Frau zu und stachen ihn. Der Sohn der lebenden Frau lief fort. Die Bienen flogen hinter ihm her; sie stachen ihn. Die Bienen jagten den Sohn der lebenden Frau aus dem Lande Baijis. Der Sohn der lebenden Frau sagte: "Baiji tat das sicher, weil ich den Kürbis in seinem Lande zerbrochen habe."

Der Sohn der lebenden Frau ging weiter. Er kam in den Busch Der Sohn der lebenden Frau sagte: "Weshalb soll ich mit dem Zerbrechen des zweiten Kürbis warten, bis ich mitten im Busch bin? Wenn ich ihn jetzt schon zerbreche, werde ich ihn nicht mehr zu tragen haben. Ich werde ihn jetzt schon zerbrechen." Der Sohn der lebenden Frau warf den zweiten Kürbis auf die Erde, daß er zerbrach.



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Aus dem Kürbis kamen Frösche und immer mehr Frösche. Alle Frösche hüpften durch den Busch an ein Wasser. Dann hüpften alle Frösche in das Wasser. Der Sohn der lebenden Frau sagte: "Den dritten Kürbis will ich erst zerbrechen, wenn ich vor der Stadt angekommen bin, in der mein Vater und meine Mutter wohnen! Ich will nicht auch noch das verlieren!"

Der Sohn der lebenden Frau ging weiter Er kam durch den Busch. Er ging durch den Busch, bis er bei der Stadt war, in der sein Vater und seine Mutter wohnten. Er rief einen Mann an. Er sagte zu dem Mann: "Geh in die Stadt, in das Gehöft des Mannes der zwei Frauen, dessen einer Sohn ein so großer König geworden ist. Geh zu der lebenden Frau dieses Mannes und sage ihr, ihr Sohn sei mit vielen schönen Sachen wiedergekommen. Sie soll ihm entgegengehen." Der Mann ging. Der Mann rief die Mutter. Die Mutter kam zu ihrem Sohn. Als der Sohn der lebenden Frau seine Mutter sah, zerbrach er den dritten Kürbis. Aus dem Kürbis kamen die Sagin-Sagi (Menschenfresser) heraus. Sie schlugen den Sohn der lebenden Frau und seine Mutter tot und fraßen sie beide auf.

Wenn die Mutter eines Kindes gestorben ist, soll der Vater besser zu ihm sein, als zu den anderen Kindern, die noch Mütter haben.

32. Der Segen der verstorbenen Mutter

Ein Mann heiratete eine Frau. Die Frau ward schwanger. Die Mutter der Frau war seit langem gestorben. Der Mann war sehr arm. Er hatte nichts zu essen. Die Frau war sehr arm. Sie hatte nichts zu essen. In der Stadt Gidi ist ein Markt, der heißt Baro. Früher konnte jeder Verstorbene auf diesem Markte seine überlebenden Verwandten sehen, wenn sie hinkamen. Sie aber konnten den Verstorbenen nicht sehen.

Als die Frau nun gar nichts zu essen hatte, ging sie auf den Markt Baro. Sie ging auf dem Baromarkte zu einer alten Frau, die Fische verkaufte, und sagte zu ihr: "Gib mir ein wenig Fischhaut ab, denn ich bin sehr hungrig." Die Frau, die Fische verkaufte, sah, daß die Frau schwanger war. Sie gab der schwangeren Frau für 1000 Kauri Fisch und sagte: "Geh hier nebenan und koche ihn dir. Wenn du nach Hause gehst, hole dir noch ein wenig ab!" Die schwangere Frau nahm den geschenkten Fisch und ging fort, um ihn zu kochen.

Als die schwangere Frau fortgegangen war, kam die verstorbene Mutter der schwangeren Frau zu der Markthändlerin und fragte:



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"Kennst du die Frau, der du eben den Fisch geschenkt hast?" Die Frau, die Fische verkaufte, sagte: "Nein, ich kenne sie nicht. Es ist eine Fremde." Die verstorbene Mutter der schwangeren Frau sagte: "Gib ihr diese geschlossene Kalebasse. Die schwangere Frau soll sie mit nach Hause nehmen. Sie soll sie nicht eher öffnen, als bis sie nach Hause kommt." Dann ging die verstorbene Mutter fort. Die schwangere Frau kehrte zurück. Die Frau, die Fische verkaufte, gab ihr die verschlossene Kalebasse und sagte: "Es ist für dich diese Kalebasse abgegeben worden. Nimm sie mit nach Hause. Offne sie aber nicht eher, als bis du nach Hause kommst!" Die schwangere Frau nahm die Kalebasse. Sie ging mit ihr nach Hause und öffnete sie. Sie fand darin viele Perlen und vieles Gold.

Die schwangere Frau kam in die Wehen. Sie gebar ein Kind. Kurze Zeit danach ging die Frau wieder auf den Baromarkt. Sie ging mit ihrem Kinde auf den Baromarkt und suchte die alte Frau, die ihr für 1000 Kauri Fische geschenkt hatte. Sie fragte die alte Frau: "Hast du die Frau wiedergesehen, die dir die Kalebasse für mich zurückgelassen hat?" Die alte Fischverkäuferin sagte: "Nein, ich habe die Frau nicht wiedergesehen." Die Frau mit dem Kinde sagte: "Ich werde nachher noch einmal zu dir kommen." Die Frau mit dem Kinde ging fort. Als sie fortgegangen war, kam die verstorbene Mutter der Frau zu der alten Frau, die Fische verkaufte, und sagte: "Hier bringe ich dir einen Sack. Gib ihn der Frau mit dem Kinde, die vorhin hier nach mir fragte. Sage der Frau, sie solle den Sack erst zu Hause aufmachen. Sage ihr, sie solle nicht wieder hierher kommen." Die verstorbene Mutter ging fort. Nachher kam die Frau mit dem Kinde wieder zu der Frau, die Fische verkaufte. Die Frau, die Fische verkaufte, sagte zu der Frau mit dem Kinde: "Die Frau, nach der du vorhin gefragt hast, war hier. Sie hat diesen Sack für dich zurückgelassen. Sie läßt dir sagen, du sollst ihn nicht öffnen, bevor du nach Hause zurückgekehrt seiest. Sie läßt dir sagen, du sollst nicht wieder auf diesen Markt kommen." Die Frau, die Fische verkaufte, gab der Frau mit dem Kinde den Sack.

Die Frau mit dem Kinde nahm den Sack auf den Kopf. Sie ging damit nach Hause. Sie öffnete ihn daheim und fand darin viele Kleider, Gold, Silber, Perlen. Sie war nun sehr reich. Sie hatte viel für sich, für ihren Mann, für ihr Kind. Daher gingen nun viele Leute auf den Baromarkt, um auch so reich zu werden wie sie. Aber die Verstorbenen sind seitdem nicht wieder auf den Markt gekommen.



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33. Segen der Himmelsfrau

Ein Mann heiratete vier Frauen. Die ersten drei hatten noch Mutter und Vater. Die vierte Frau hatte weder Vater noch Mutter. Der Mann war längere Zeit mit ihnen verheiratet. Sie wurden aber nicht schwanger. Darauf ging der Mann zu einem Boschi. Er sagte zu dem Boschi: "Ich habe vier Frauen. Aber keine wird schwanger. Gib mir für die Frauen Medizin."

Der Boschi gab dem Manne Medizin. Der Mann nahm die Medizin mit heim und gab sie seiner ersten Frau. Er sagte zu der ersten Frau: "Das ist Medizin, damit ihr Kinder bekommt!" Die erste Frau teilte die Medizin in drei Teile, nahm einen für sich, gab einen der zweiten und einen der dritten Frau. Der vierten Frau gab sie aber nichts. Darauf neben die Frauen die Medizin auf den Mahisteinen und genossen sie. Die vierte Frau hatte nichts erhalten. Sie ging aber zu den Mahisteinen, kratzte den Rest, der hängen geblieben war, mit einem Besen herunter, tat ihn in Wasser und trank ihn.

Nach drei Monaten waren alle vier Frauen schwanger. Die erste Frau sagte zu der zweiten und dritten Frau: "Wenn es Zeit ist, werden wir hingehen zu unseren Müttern und unsere Kinder da gebären!" Die vierte Frau sagte bei sich: "Wo soll ich hingehen, wenn ich mein Kind gebären will? Ich habe keinen Vater und keine Mutter!"

Nach weiteren fünf Monaten sagte der Mann zu seinen Frauen: "Packt jede ihre Sachen und geht zu euren Eltern, um im Hause eurer Mütter eure Kinder zu gebären!" Die erste und die zweite und die dritte Frau packten eine jede ihre Sachen und gingen eine jede in das Haus ihrer Mutter. Die vierte packte ihre Sachen und weinte.

Die vierte Frau nahm ihre Sachen. Sie sagte: "Wer wird mir helfen? Wo werde ich gebären?" Die vierte Frau ging mit ihren Sachen in den Busch. Sie kam erst an ein Haus, das war ganz allein. Es regnete. Sie wollte in das Haus hineingehen. Eine Schlange kam heraus und jagte sie fort. Die Frau lief mit ihrer Last weiter. Sie kam an ein Haus, das lag allein im Busch. Es regnete. Sie wollte in das Haus gehen. Eine Hündin bellte sie an und wollte sie fortjagen. Die Frau lockte die Hündin. Die Hündin kam zu ihr. Die Hündin ließ sie in das Haus hineingehen. Die Frau legte sich an der einen Seite nieder, die Hündin an der andern.

Nach einiger Zeit kam eine alte Frau. Die alte Frau trat in das Haus. Sie hatte eine Last auf dem Kopfe und fragte die junge Frau:



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"Bist du vom Himmel oder bist du von der Erde?" Die junge Frau sagte: "Ich bin eine Frau von der Erde." Die Hündin kam herbei und begrüßte die alte Frau. Die alte Frau ging. Die alte Frau fragte die junge Frau: "Wie kommst du hierher?" Die junge Frau sagte: "Mein Mann hatte vier Frauen. Keine Frau wurde schwanger. Mein Mann kaufte beim Boschi Medizin. Die ersten drei Frauen meines Mannes haben Vater und Mutter. Mein Vater und meine Mutter sind längst gestorben. Die ersten drei Frauen teilten die Medizin untereinander. Sie neben sie auf dem Reibstein. Ich kratzte den Rest von dem Reibstein. Wir wurden alle vier schwanger. Die andern Frauen haben Vater und Mutter. Sie packten ihre Sachen und gingen zu ihren Müttern, die ihnen helfen werden, wenn sie gebären. Ich habe keine Mutter. Ich packte meine Sachen und lief in den Busch. Es regnete. Ich kam an ein Haus. Ich wollte hinein. Eine Schlange jagte mich fort. Ich kam an dies Haus. Die Hündin ließ mich ein. Nun bin ich hier." Die alte Frau war eine Frau aus dem Himmel. Die alte Frau sagte zu der jungen Frau: "Bleibe hier!" Die alte Frau brachte der jungen Frau einen Topf und Reis und Salz und Pfeffer. Sie sagte: "Koche dir!" Dann ging die alte Frau wieder in den Himmel.

Die alte Frau kam. Die alte Frau ging. Sie brachte der jungen Frau Essen und Feuerholz. Sie brachte ihr Matten zum Schlafen. Sie brachte ihr Wasser. Die junge Frau kam in die Wehen. Als die junge Frau in den Wehen war, winkte die alte Frau der Hündin. Die Hündin verwandelte sich in ein Mädchen. Das Mädchen half der jungen Frau. Die alte Frau zeigte dem Mädchen, wie sie zugreifen solle. Die alte Frau und das Mädchen halfen der jungen Frau bei der Geburt. Die junge Frau gebar ein Mädchen. Nach einigen Tagen fragte die alte Frau die junge Frau: "Wann willst du zu deinem Manne zurückkehren ?" Die junge Frau sagte: "In fünf Tagen will ich zurückkehren." Als der fünfte Tag gekommen war, packte die junge Frau ihre Sachen. Die alte Frau vom Himmel schenkte ihr 10 Perischnüre für die eigenen Lenden, zwei für das neugeborene Mädchen. Sie schenkte der jungen Frau auch Silber und sagte: "Sage aber deinem Manne nicht, daß jemand vom Himmel kam, um dir zu helfen." Die alte Frau ging in ihr Haus.

Die junge Frau ging mit dem neugeborenen Mädchen und mit ihren Perlen und ihrem Silber in das Dorf. Es kam auch die erste Frau; sie hatte einen Frosch (Tanquollo; Haussa =Quado; Joruba =Oquollo) geboren. Es kam auch die zweite Frau. Sie hatte eine



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Eidechse (Ekungwara; Haussa =Garangara; Joruba =Alagbamo) geboren. Es kam auch die dritte Frau. Sie hatte einen Salamander (Malolo; Haussa =Kumba; Joruba =Olosumbere) geboren. Nur die vierte Frau hatte ein Kind geboren.

Die erste Frau sagte: "Wir wollen zusammen zum Baden gehen!" Alle vier Frauen gingen zusammen zum Baden. Die erste Frau trug den Frosch auf dem Rücken. Die vierte Frau trug ihr Kind auf dem Rücken. Sie legten ihre Sachen am Ufer nieder. Die vierte Frau legte ihr Kind in eine Kalebasse. Die Frauen stiegen zusammen ins Wasser. Die erste Frau kam zuerst ans Land. Sie nahm das Kind der vierten Frau aus der Kalebasse. Sie legte ihren Frosch dafür hinein. Sie band das Kind der vierten Frau auf den Rücken und ging damit ins Dorf. Sie sagte: "Das ist mein Kind. Ich habe dies Kind geboren." Die junge Frau sagte nichts. Denn sie fürchtete den Streit. Das Kind nahm aber nicht die Milch der ersten Frau.

Am achten Tag wollte der Vater dem Kind einen Namen geben. Ein Wuli (Mekkapilger; in Nupe, Haussa und Joruba gleich benannt) sagte aber: "Gebt dem Kind noch keinen Namen; wartet, bis es größer geworden ist." Der Vater unterließ es. Das Kind wuchs heran, aber es nahm nicht die Milch der ersten Frau. Als das Kind drei Jahre geworden war, sagte der Wuli: "Nun könnt ihr dem Kind einen Namen geben. Schlachtet einen Schafbock (Kingwawa; Haussa =Rago; Joruba =Agunta). Gib dem Kind ein gutes Stück Fleisch davon und sage ihm, es solle dies Fleisch seiner Mutter bringen!" Der Vater sagte: "Es ist gut!" Der Vater schlachtete einen Schafbock. Er ließ alle seine Frauen zusammenkommen. Er gab dem kleinen Mädchen von dem Fleisch und sagte zu ihm: "Bringe dieses deiner Mutter!" Das Kind nahm das Fleisch und brachte es der vierten Frau. Sie nahm die Brust der vierten Frau und trank davon Milch. Alle Leute sagten: "Das ist die wahre Mutter des Kindes! Das ist die wahre Mutter des Kindes!" Als die erste Frau das sah, erschrak sie. Sie fiel um und starb.

Der Mann kam zu seiner vierten Frau und sagte zu ihr: "Verzeih mir! Verzeih mir! Verzeih mir!" Er ließ für sie ein großes Haus bauen; er gab ihr gutes Essen.

34. Der entlaufene Junge

Ein Mann heiratete eine Frau. Die Frau ward schwanger. Die rau gebar ein Kind. Das Kind war ein Junge. Der Bursche



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wuchs heran. Eines Tages kamen Kameraden zu dem Burschen und sagten: "Wir wollen gehen und heute nachmittag fischen. (Fischer =Ega, Plur. Egaschi.) Kommst du mit?" Der Bursche ging zu seinem Vater und sagte: "Meine Kameraden gehen heute nachmittag fischen. Darf ich mit ihnen gehen?" Der Vater sagte: "Nein, laß das sein." Der Bursche ging zu seiner Mutter und sagte: "Meine Kameraden gehen heute nachmittag fischen. Darf ich mit ihnen gehen?" Die Mutter sagte: "Nein, laß das sein!"

Der Bursche ging zum Hause seiner Mutter. Sie war nicht darin. Er nahm eine Kalebasse heraus und lief mit ihr fort. Er lief seinen Kameraden nach. Er kam an das Flußufer. Er schöpfte mit der Kalebasse seichtes Nebenwasser weg. Die Kalebasse zerbrach. Der kleine Bursche weinte. Eine Frau ging vorüber. Die Frau fragte ihn: "Warum weinst du?" Der kleine Bursche weinte. Er sagte: "Mein Vater erlaubte mir nicht, fischen zu gehen. Meine Mutter erlaubte mir nicht, fischen zu gehen. Ich ging in das Haus meiner Mutter. Sie war nicht darin. Ich nahm die Kalebasse und lief hierher. Nun ist die Kalebasse zerbrochen." Der kleine Bursche stand auf. Die Frau fragte ihn: "Wo gehst du hin?" Der kleine Bursche sagte: "Ich will auf den Benumarkt (das ist ein fast sagenhafter, berühmter großer Markt in der Nähe von Kutigi) gehen!" Der kleine Bursche ging.

Der kleine Bursche ging. Am Wege sah er fünf Finger. An den fünf Fingern war kein Mensch. Die fünf Finger gruben in der Erde. Die fünf Finger sagten: "Wir wollen dich schlagen." Der kleine Bursche sagte: "Schlagt mich nicht!" Die fünf Finger fragten: "Wo willst du hin?" Der kleine Bursche sagte: "Ich will zum Benumarkt." Die fünf Finger antworteten: "Der Benumarkt liegt vor dir."

Der kleine Junge ging weiter. Am Wege sah er einen menschlichen Kopf. An dem Kopf war kein Mensch. Der Kopf sagte: "Ich will dich schlagen!" Der kleine Bursche sagte: "Schlage mich nicht!" Der Kopf fragte: "Wo willst du hin?" Der kleine Bursche antwortete: "Ich will zum Benumarkt!" Der Kopf sagte: "Der Benumarkt liegt vor dir."

Der kleine Junge ging weiter. Am Wege sah er einen Fuß. An dem Fuß war kein Mensch. Der Fuß sagte: "Ich will dich schlagen!" Der kleine Bursche sagte: "Schlage mich nicht." Der Fuß fragte: "Wo willst du hin?" Der kleine Junge sagte: "Ich will zum Benumarkt." Der Fuß sagte: "Der Benumarkt liegt vor dir!"



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Der kleine Junge ging weiter. Am Wege sah er einen menschlichen Leib. An dem Leib waren keine Glieder. Der Rumpf sagte: "Ich will dich schlagen." Der kleine Bursche sagte: "Schlage mich nicht!" Der Rumpf fragte: "Wo willst du hin?" Der kleine Junge sagte: "Ich will zum Benumarkt." Der Rumpf sagte: "Der Benumarkt liegt vor dir."

Der kleine Junge ging weiter. Er kam an einen Platz, da liefen viele Menschen und saßen viele Menschen umher, Die Menschen sagten: "Wir wollen dich schlagen." Der kleine Junge sagte: "Schlagt mich nicht!" Die Menschen fragten: "Wo willst du hin?" Der kleine Bursche sagte: "Ich will zum Benumarkt." Die Menschen sagten: "Das ist hier der Benumarkt!" Der kleine Junge fragte: "Wo ist das Haus des Königs von Benu?" Die Menschen sagten: "Dort ist das Haus des Königs des Benumarktes."

Der kleine Junge kam in die Katamba eines großen Gehöftes. Viele Menschen saßen in der Katamba. Die Menschen sagten: "Wir wollen dich schlagen." Der kleine Junge sagte: "Schlagt mich nicht!" Die Leute sagten: "Wo willst du hin?" Der kleine Bursche sagte: "Ich möchte zum König des Benumarktes." Die Leute sagten: "Geh dort hinein. Da drin ist der König des Benumarktes."

Der kleine Junge kam in das Frauenhaus. Viele Frauen gingen da umher. Die Frauen sagten: "Wir wollen dich schlagen." Der kleine Junge sagte: "Schlagt mich nicht!" Die Frauen fragten: "Zu wem willst du denn?" Der kleine Junge sagte: "Zum König!"

Es war da ein Mann im Hause unter den Frauen. Der Mann sagte: "Der König bin ich, was willst du von mir?"

Der kleine Junge sagte zum König: "Mein Vater erlaubte mir nicht, fischen zu gehen. Meine Mutter erlaubte mir nicht, fischen zu gehen. Ich ging in das Haus meiner Mutter. Sie war nicht darin. Ich nahm die Kalebasse und lief zum Flusse. Ich schöpfte das Wasser an den Seitenlachen aus. Dabei zerbrach die Kalebasse. Ich fürchtete mich vor meiner Mutter. Ich lief fort. Ich kam auf den Weg zum Benumarkt. Fünf Finger wollten mich schlagen. Ich fürchtete mich nicht. Ein Kopf wollte mich schlagen. Ich fürchtete mich nicht. Ein Rumpf wollte mich schlagen. Ich fürchtete mich nicht. Ein Fuß wollte mich schlagen. Ich fürchtete mich nicht. Viele Menschen wollten mich schlagen. Ich fürchtete mich nicht. Ich kam zu dir hierher. Ich fürchte mich nicht."

Der König sagte zu dem kleinen Jungen: "Ich will dir 200 Sack Guineakorn schenken." Der kleine Junge sagte: "Ich danke dir! Ich



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kann das Korn nicht gebrauchen." Der König sagte: "Ich will dir 100 Körbe Reis schenken." Der kleine Junge sagte: "Ich danke dir! Ich kann den Reis nicht gebrauchen." Der König sagte: "Ich will dir 200 Bogen und viele Pfeile geben." Der kleine Junge sagte: "Ich danke dir! Ich kann die Bogen und Pfeile nicht gebrauchen." Der König sagte: "Ich will dir 200 Kleider und 200 Turbane geben." Der kleine Junge sagte: "Ich danke dir! Ich kann die Kleider und Turbane nicht gebrauchen."

Der König fragte: "Was wünschst du denn?" Der kleine Junge sagte: "Gib mir eine Frau!" Der König sagte: "Ich will dir 200 alte Frauen geben." Der kleine Junge sagte: "Ich danke dir! Ich kann die 200 alten Frauen nicht gebrauchen. Gib mir ein junges Mädchen zur Frau!" Der König sagte: "Du sollst es haben!" Der König gab ihm ein junges Mädchen! Der kleine Junge nahm das junge Mädchen und nahm es mit sich fort.

Der kleine Junge beschlief das Mädchen. Das Mädchen ward schwanger. Die junge Frau kam in die Wehen. Die junge Frau gebar sogleich drei Kinder. Alle drei Kinder waren Knaben. Die drei Knaben wuchsen heran. Es wurden drei große Burschen. Der Vater fragte sie: "Welche Arbeit wollt ihr verrichten?" Die drei Burschen sagten: "Kaufe uns Pferde! Wir wollen in den Krieg ziehen!" Der Vater kaufte ihnen drei Pferde.

Der Vater bestieg einmal sein Pferd. Seine drei Burschen bestiegen ihre Pferde. Er ritt mit seinen drei Söhnen zum Königshaus. Er blieb einige Zeit dort. Dann ritt er zurück. Seine Söhne waren noch beim König. Der Vater setzte sich vor die Katamba seines Gehöftes. Er sah die Straße nach dem Königshaus herab. Auf der Straße stand ein großer, starker Baum. Nach einiger Zeit kamen auch die drei Söhne vom Königshause her auf den Baum zugeritten. Der erste Sohn gab seinem Pferd die Sporen und sprang über den großen Baum hinweg. Der zweite Sohn nahm seinen Speer; er warf ihn auf den Baum. Der Speer zerspaltete den Baum in zwei Teile. Der Sohn sprang mit dem Pferde mitten hindurch. Der dritte Sohn faßte den Speer fest. Dann gab er dem Pferd die Sporen und sprengte auf den Baum zu. Er hob mit dem Speer den ganzen Baum mit allen Wurzeln aus dem Boden und trug ihn wie eine Fahne auf der Spitze des Speeres auf seines Vaters Gehöft zu.

Es ist schlecht, wenn die Kinder die Eltern mehr fürchten als die Welt. Die Eltern sollen die Kinder nicht aufhalten, wenn sie etwas unternehmen wollen. Sonst verliert man sie leicht für immer!



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35. Lieblose Eltern

Ein Mann heiratete eine Frau. Die Frau ward schwanger. Die Frau gebar ein Kind. Es war ein Knabe. Der Knabe ward Mama genannt. Der Mann heiratete eine zweite Frau, die war also die Nagi (jüngere Mutter) des Knaben. Als der Knabe größer ward, lief er überall dahin, wo Eko (Boxkampfspiel) geübt wurde. Er lief mit seinen Kameraden dahin. Einmal war er allein zum Eko in ein anderes Dorf gekommen. Als er zurückkam, war es Nacht. Eine Makundulu (Hyäne) lief hinter ihm her. Mama rannte so schnell er konnte heim. Er rannte zur Haustür seiner Mutter und rief: "Mach auf! Laß mich ein! Es ist etwas hinter mir!" Die Mutter antwortete von innen: "Ach was, geh weg! Was dich fangen will, mag dich fangen!" Mama rannte zur Haustür seines Vaters und rief: "Mach auf! Laß mich ein! Es ist etwas hinter mir!" Der Vater antwortete von innen: "Ach was, geh weg! Wer dich fangen will, mag dich fangen!" Mama rannte zur Haustür seiner Nagi (der zweiten Frau seines Vaters) und rief: "Mach auf! Laß mich ein! Es ist etwas hinter mir!" Die Nagi öffnete ihre Türe. Mama sprang hinein. Die Nagi fragte Mama: "Was war es?" Mama sagte: "Eine Makundulu verfolgte mich. Ich kam an meiner Mutter Haus. Ich rief sie an. Sie sagte: ,Geh weg! Mag dich fangen, was dich fangen will!' Ich kam an meines Vaters Haus. Ich rief ihn an. Er sagte: ,Geh weg! Mag dich fangen, was dich fangen will!' So kam ich zu dir!"

Am andern Tag packte Mama seine Sachen. Er verließ seinen Ort. Er ging in eine andere Stadt, die war sehr groß. Sie war so groß wie Bida. Mama ward Kaufmann. Er kaufte Waren. Er verkaufte Waren. Mama ward sehr wohlhabend. Er sandte Leute mit Waren nach anderen Städten. Er ließ Waren aus anderen Städten kommen. Sein Reichtum nahm zu. Niemand war in der Stadt so reich wie er. Der Etsu der Stadt starb. Es war kein Thronfolger da. Die Leute sagten: "Wir wollen Mama zum Etsu machen." So ward Mama König.

Der Vater Mamas hörte, daß Mama in der großen Stadt König geworden war. Der Vater sagte: "Ich möchte Mama wiedersehen. Mama hat mich im Zorn verlassen. Wie kann ich Mama bewegen, wieder zu mir zu kommen?" Der Vater Mamas rief Lugoi (das ist der kleine weiße Rinderkranich Senegalensis, der immer mit dem Vieh zusammen ist) und sagte: "Fliege in die Stadt, in der mein



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Sohn Mama König ist. Sage ihm, daß ich gestorben sei." Der Vogel Lugoi sagte: "Ich will es tun!" Der Vogel Lugoi flog zehn Tagelang. Am zehnten Tage kam er in die Stadt Mamas. Als es Freitag war, setzte er sich auf einen Baum, der im Gehöft des Königs stand. Der Baum hatte drei Zweige. Unter diesem Baume pflegte Etsu Mama auszuruhen. Der Lugoi saß auf dem Baume. Etsu Mama lag unter dem Baume. Der Vogel Lugoi sang: "Mama, Mama! Dein Vater ist gestorben!" Mama sagte zu dem Lugoi: "Dann geh hin und begrabe meinen Vater!" Der Lugoi flog zurück und sagte zu Mamas Vater: "Dein Sohn Mama sagte zu mir: ,Dann begrabe meinen Vater!"

Der Vater Mamas sagte: "Wie kann ich Mama bewegen, wieder zu mir zu kommen?" Der Vater Mamas rief Lugoi und sagte: "Fliege nochmals in die Stadt, in der mein Sohn König ist. Sage ihm, daß seine Mutter gestorben ist!" Der Vogel Lugoi flog in Mamas Stadt. Am Freitag setzte er sich unter den Baum, unter dem Mama lag. Der Vogel sang: "Mama, Mama! Deine Mutter ist gestorben!" Mama sagte zu dem Lugoi: "Dann geh hin und begrabe meine Mutter!" Der Lugoi flog zurück und sagte zu Mamas Vater: "Dein Sohn Mama sagte zu mir: ,Dann begrabe meine Mutter!"

Der Vater Mamas sagte: "Wie kann ich Mama bewegen, wieder zu mir zu kommen?" Der Vater Mamas rief Lugoi und sagte; "Fliege nochmals in die Stadt, in der mein Sohn Mama König ist. Sage ihm, daß seine Nagi gestorben ist!" Der Vogel Lugoi flog in Mamas Stadt. Am Freitag setzte er sich auf den Baum, unter dem Mama lag. Der Vogel Lugoi sang: "Mama, Mama! Deine Nagi ist gestorben! Mama fragte: "Wer ist gestorben?" Lugoi sagte: "Deine Nagi ist gestorben!"

Mama stand auf! Mama sagte: "Warte! Ich will mich zurecht machen. Ich will hinkommen. Ich will meine zweite Mutter begraben." Mama sagte zu seinen Leuten: "Sattelt die Pferde! Bringt 200 Sack Reis (Tschinkaffa); bringt 200 Sack Guineakorn (Eji); bringt Pfeffer (Jakka) und Salz (Esran) und Sumbala (Mandingowort; Nupe =Kula). Packt das auf! Ich will das mitnehmen." Mama stieg zu Pferd. Er ritt zu der Stadt, in der sein Vater, seine Mutter und seine Nagi wohnten. Als er vor den Toren der Stadt angekommen war, hielt er an und sagte zu seinen Leuten: "Wenn Speisen von meinem Vater oder meiner Mutter kommen, so weist sie zurück! Sagt, daß ich diese Speisen nicht wolle!"

Etsu Mama ritt mit allen seinen Leuten in die Stadt hinein. Er stieg am Hause der Nagi ab. Er trat in das Haus der Nagi. Die Nagi



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kam ihm entgegen. Mama sagte: "Ich denke, du bist gestorben?" Die Nagi sagte: "Nein, ich lebe noch. Aber dein Vater und deine Mutter weinten darüber, daß du im Zorn mit ihnen uns verlassen hast. Sie wollten dich gern sehen. Deshalb sandte dein Vater diese Nachricht an dich." Etsu Mama ließ alle mitgebrachten Lasten vor das Haus der Nagi bringen. Er schenkte alles der Nagi. Dann ritt er zurück zu seiner Stadt.

Eltern sollten sich ihrer Kinder annehmen, wenn sie in Not sind!

36. Der Blutschänder

Eine junge Frau ward schwanger. Sie gebar einen Sohn. Er war bei der Geburt ein ausgewachsener Mann. Der Sohn sagte zu seiner Mutter: "Hier gebe ich dir 3000 Kauri. Gehe hin und rufe mir eine Frau, daß ich mit ihr schlafe." Die Mutter nahm die 3000 Kauri. Sie wollte eine Frau rufen. Sie begegnete einem Mann. Sie schuldete dem Manne 3000 Kauri. Der Mann sah das Geld in ihrer Hand. Der Mann nahm ihr die 3000 Kauri ab und sagte: "Du schuldest mir diese 3000 Kauri. Ich nehme das Geld." Die Frau sagte: "Nimm das Geld nicht. Laß mir das Geld. Das Geld gehört nicht mir. Es gehört meinem Sohn. Mein Sohn sandte mich, daß ich eine Frau für ihn suche, die mit ihm schlafe." Der Mann sagte: "Es ist mir gleich."Der Mann behielt das Geld. Der Mann ging mit dem Geld fort.

Die Mutter kam nach Hause. Der Sohn fragte sie: "Hast du die Frau?" Die Mutter sagte: "Die Frau wird in fünf Tagen kommen, um mit dir zu schlafen." Als fünf Tage verstrichen waren, fragte der Sohn: "Wo ist die Frau, die mit mir schlafen will?" Die Mutter sagte: "Die Frau wird heute abend zu dir kommen." Die Mutter selbst hatte die Menstruation gehabt. Die Mutter wusch sich am Abend gut. Sie zog sich gewaschene Kleider an. Abends legte sich der Sohn auf sein Bett. Als es Nacht geworden war, kam die Mutter zu ihm herein. Der Sohn fragte: "Wer ist da?" Die Mutter antwortete nicht. Der Sohn fragte: "Wer ist da?" Die Mutter antwortete nicht. Der Sohn wollte das Feuer anblasen. Die Mutter ergriff den Wasserkessel und goß Wasser über das Feuer. Dann legte sich die Mutter auf einer Matte neben der Türe nieder.

Nach Mitternacht stand der Sohn auf und ging zu der Frau, die in seinem Hause nahe der Türe lag. Er beschlief die Frau. Er beschlief seine Mutter. Dann ging er zurück und legte sich wieder auf sein Lager. Als es gegen Morgen war, erhob sich die Frau. Sie ging



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aus dem Haus. Sie ging hinaus. Der Sohn folgte ihr. Die Frau wußte es nicht. Die Frau ging auf ihre Hütte zu. Der Sohn sah, das war die Hütte seiner Mutter. Der Sohn rief: "Mutter! Mutter!" Die Frau schrie! Der Sohn sah, es war seine Mutter! Der Sohn sagte: "Ich habe meine Mutter beschlafen!"

Als es Tag war, ging der Sohn zu seinem Freunde. Er sagte zu seinem Freund: "Ich gab meiner Mutter 3000 Kauri. Meine Mutter sollte mir eine Frau besorgen, mit der ich schlafen wollte. Meine Mutter brachte keine Frau. Ich ward ungeduldig. Ich fragte meine Mutter gestern, wo die Frau bliebe, mit der ich schlafen wolle. Meine Mutter sagte, ich solle sie abends haben. Nachts kam eine Frau zu mir. Die Frau sprach nicht. Sie goß Wasser auf die glimmende Asche meines Feuers. Sie schlief in meinem Hause. Gegen Morgen beschlief ich die Frau. Gegen Tagesanbruch ging die Frau hinaus. Ich folgte ihr. Die Frau ging auf die Hütte meiner Mutter zu. Ich rief die Frau an. Sie lief fort. Ich sah, daß sie meine Mutter war. Ich habe meine Mutter beschlafen. Sage es niemand. Du bist mein Freund. Dir mußte ich es sagen. Sage es niemand. Niemand darf es wissen." Der Freund sagte: "Ich will es niemand sagen."

Der Sohn hatte seine Mutter beschlafen, als die Menstruation gerade vorüber war. Nach drei Monaten war die Mutter schwanger, so daß ihr Leib schwoll. Die Leute sagten: "Die Frau ist schwanger. Mit wem hat sie geschlafen?" Die Leute fragten den Freund des Sohnes: "Die Frau ist schwanger. Mit wem hat sie geschlafen?" Der Freund sagte zu den Leuten: "Der Sohn hat seine Mutter beschlafen. Ihr dürft es aber niemand sagen. Nach einigen Tagen ging der Sohn durch die Stadt. Er besuchte einen Mann. Der Mann sagte: "Geh fort von hier! Du hast deine eigene Mutter beschlafen!" Der Sohn ging fort. Er kam an einem anderen Mann vorbei. Der Mann sagte: "Geh fort von mir! Du hast deine eigene Mutter beschlafen!" Der Sohn lief weg. Er traf auf einen Freund. Der Freund sagte: "Geh fort von mir! Du hast deine eigene Mutter beschlafen!" Der Sohn schämte sich.

Der Sohn lief nach Hause. Er packte seine Sachen. Er lief aus dem Hause, Er lief aus der Stadt. Der Sohn lief durch das Nupeland. Der Sohn lief in das Haussaland. Der Sohn kam nach Kano. In Kano ging der Sohn zu einem Mauern. Der Sohn sagte zu dem Mallem "Ich bitte dich! Sei mein Vater; sei meine Mutter. Laß mich bei dir!" Der Mauern sagte: "Es ist gut." Der Mallem sagte zu seiner ersten Frau: "Dieser Bursche bat mich, ihm Vater und Mutter zu



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sein. Sorge für ihn!" Die Frau sagte: "Es ist recht." Der Sohn blieb bei dem Mauern.

Neun Monate, nachdem der Sohn bei seiner Mutter geschlafen hatte, gebar die Mutter ein Kind. Das Kind war ein Mädchen. Das Kind wuchs heran. Das Mädchen spielte mit anderen Kindern. Als das Mädchen herangewachsen war, sagten die Freundinnen zu ihr: "Geh weg! Ehe du geboren wurdest, schlief dein Bruder bei deiner Mutter." Das Mädchen schämte sich. Am anderen Tag sagten die Freundinnen zudem Mädchen: "Geh weg! Ehe du geboren wurdest, schlief dein Bruder bei deiner Mutter!" Das Mädchen schämte sich. Am anderen Tag sagten die Freundinnen zu dem Mädchen: "Geh weg! Ehe du geboren wurdest, schlief dein Bruder bei deiner Mutter! Das Mädchen schämte sich. Das Mädchen packte seine Sachen. Das Mädchen ging von Hause fort.

Das Mädchen wanderte in das Haussaland. Das Mädchen kam nach Kano. Das Mädchen kam nach Kano auf den Markt. Auf dem Markt war die Frau des Alfa, der den Sohn der Mutter aufgenommen hatte. Das Mädchen sagte zu der Frau des Alfa: "Willst du mir eine Mutter sein?" Die Frau sagte zu dem Mädchen: "Was ist es mit dir?" Das Mädchen sagte: "Als meine Mutter meinen Bruder gebar, war er schon groß. Meine Mutter hatte keine Frau für ihn. Der Sohn meiner Mutter gab ihr 3000 Kauri, daß sie ihm eine Frau verschaffe. Er wollte mit einer Frau schlafen. Die Mutter ging mit dem Gelde fort. Sie traf einen Mann, dem sie 3000 Kauri schuldete. Der Mann nahm ihr das Geld fort. Mein Bruder wurde ungeduldig. Nachts kam die Mutter zu meinem Bruder. Der Sohn beschlief die Mutter. Die Mutter hatte die Menstruation gehabt. Die Mutter ward schwanger. Ich wurde geboren. Alle Freundinnen riefen mir nach: ,Geh weg! Ehe du geboren wurdest, schlief dein Bruder bei deiner Mutter!' Ich schämte mich. Ich packte meine Sachen. Ich lief fort. Ich kam hierher. Ich bitte dich, meine Mutter zu sein!" Die Frau des Alfa sagte: "Es ist gut. Komm mit zu mir." Die Frau des Alfa nahm das Mädchen mit heim. Sie sagte zu dem Alfa: "Heute kam ein junges Mädchen zu mir. Das Mädchen bat mich, seine Mutter zu sein. Ich nahm das Mädchen mit mir." Der Alfa sagte: "Es ist gut!"

Nach einiger Zeit sagte der Alfa zu seiner Frau: "Ich habe da den jungen Mann, der mich seinerzeit bat, ihm Vater und Mutter zu sein. Du hast das Mädchen, das zu dir kam und dich bat, ihm Mutter zu sein. Ich habe keine Frau für diesen Mann. Du hast keinen Mann für dein Mädchen. Wollen wir sie nicht miteinander verheiraten?"



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Die Frau sagte: "Es ist mir recht." Darauf verheirateten der Alfa und seine Frau den Sohn der Mutter und das Mädchen.

Zwei Monate nachdem der Sohn der Mutter mit dem Mädchen verheiratet war, sagte der Sohn der Mutter zu dem Mädchen: "Als meine Mutter mich geboren hat, war ich schon groß. Meine Mutter hatte keine Frau für mich. Ich gab meiner Mutter 3000 Kauri, daß sie mir eine Frau verschaffe. Ich wollte mit einer Frau schlafen. Die Mutter ging mit dem Geld fort. Sie traf einen Mann dem sie 3000 Kauri schuldete. Der Mann nahm ihr das Geld fort. Ich wurde ungeduldig. Nachts kam meine Mutter zu mir. Ich beschlief meine Mutter. Meine Mutter hatte die Menstruation gehabt. Meine Mutter ward schwanger. Alle Leute riefen mir nach: ,Geh fort! Du hast deine eigene Mutter beschlafen!' Da schämte ich mich, da lief ich fort! Da kam ich hierher. Ich bat den Alfa, mein Vater, meine Mutter zu sein. Der Alfa nahm mich auf. Der Alfa gab mir dich zur Frau. So ist es."

Die junge Frau erzählte: "Als meine Mutter meinen Bruder gebar war er schon groß. Meine Mutter hatte keine Frau für ihn. Der Sohn meiner Mutter gab ihr 3000 Kauri, daß sie ihm eine eigene Frau verschaffe. Er wollte mit einer Frau schlafen. Die Mutter ging mit dem Gelde fort. Sie traf einen Mann, dem sie 3000 Kauri schuldete. Der Mann nahm ihr das Geld fort. Mein Bruder wurde ungeduldig. Nachts kam die Mutter zu meinem Bruder. Der Sohn beschlief die Mutter. Die Mutter hatte die Menstruation gehabt. Die Mutter ward schwanger. Ich wurde geboren. Alle Freundinnen riefen mir nach: ,Geh weg! Ehe du geboren wurdest, schlief dein Bruder bei deiner Mutter!' Ich schämte mich. Ich packte meine Sachen. Ich lief fort. Ich kam hierher. Ich traf die Frau des Alfa. Ich bat die Frau des Mauern, mir Mutter zu sein. Die Frau des Alfa nahm mich auf. Der Alfa machte mich zu deiner Frau. So ist es!"

Der Sohn der Mutter fragte seine Frau: "Aus welcher Stadt kommst du?" Die Frau nannte den Namen der Stadt, aus der er kam. Der Sohn der Mutter wußte, daß er die Tochter seiner Mutter geheiratet hatte. Der Sohn der Mutter wußte, daß er seine eigene Tochter geheiratet hatte. Seine Frau schlief ein. Der Sohn der Mutter packte alle seine Sachen. Der Sohn der Mutter öffnete leise die Türe. Der Sohn der Mutter lief von dannen.

Der Sohn der Mutter lief weit fort. Er lief weiter und weiter. Der Sohn der Mutter kam nach Mekka. Der Sohn der Mutter lief zum Imam. Der Sohn der Mutter sagte zum obersten Imam: "Meine Mutter hat mich als erwachsenen Mann geboren. Ich gab meiner



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Mutter Geld, daß sie mir eine Frau bringe. Ein Mann nahm der Mutter das Geld. Die Mutter kam nachts in mein Haus. Ich beschlief meine Mutter. Ich sah, daß ich meine Mutter beschlafen hatte. Ich sagte es meinem Freund. Die Leute hörten, daß ich meine Mutter beschlafen hatte. Die Leute beschimpften mich. Ich schämte mich. Ich lief fort. Ich floh nach Kano zu einem Mauern. Der Mauern nahm mich auf. Ich hatte meine Mutter nach der Menstruation beschlafen. Meine Mutter ward schwanger. Sie gebar ein Mädchen. Das Mädchen wuchs heran. Die Leute beschimpften das Mädchen. Das Mädchen schämte sich. Das Mädchen lief fort. Das Mädchen floh nach Kano zu der Frau des Mauern. Die Frau des Mauern nahm das Mädchen auf. Der Mauern gab mir das Mädchen zur Frau. Ich heiratete das Mädchen. — Ich habe meine Mutter beschlafen. Ich habe die Tochter meiner Mutter beschlafen. Was wird aus mir?"

Der oberste Imam sagte: "Es kann dir nicht geholfen werden. Wenn du gestorben sein wirst, kommst du in das große Feuer." Der Sohn der Mutter sagte: "Kann mir nicht geholfen werden?" Der oberste Imam sagte: "Nein, dir kann nicht geholfen werden." Der Sohn der Mutter sagte: "Kann es nicht noch anders werden?" Der oberste Imam sagte: "Wenn ein alter Baumast, der drei Jahre schon kein Blatt mehr trug, wieder Blätter und Zweige hervorbringt, dann wird es anders kommen." Der Sohn der Mutter hörte das. Der Sohn der Mutter ging hinaus.

Der Sohn der Mutter sagte zu sich: "Wenn ich gestorben sein werde, komme ich in das große Feuer. Es kann nicht anders kommen. Ein Baumast, der drei Jahre keine Blätter mehr trug, kann nicht Blätter und Zweige hervorbringen. Es kann nicht anders kommen." Der Sohn der Mutter ging in den Busch. Der Sohn der Mutter schnitt sich aus einem harten, abgestorbenen Holze eine Stange. Der Sohn der Mutter ging auf den Weg, der von Kano nach Mekka führt. Der Sohn der Mutter versteckte sich neben dem Weg. Es kam ein Kaufmann mit Waren von Kano nach Mekka. Der Sohn der Mutter sprang hervor und schlug den Mann mit seiner Stange tot. Der Sohn der Mutter nahm die Last des Erschlagenen und trug sie in sein Haus. Der Sohn der Mutter ging an die Straße. Er versteckte sich an der Straße. Er schlug viele Leute tot, die mit Lasten von Kano nach Mekka kamen. Der Sohn der Mutter trug alle ihre Waren in sein Haus. Drei Jahre lebte der Sohn der Mutter an der Straße von Kano nach Mekka. Drei Jahre schlug er die Wanderkaufleute mit seiner Stange tot.



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In Kano war ein reicher Madugu. Der hatte eine sehr schöne junge Frau. Der Madugu wollte mit seinen Waren nach Mekka gehen. Ein junger Mann in Kano sah die Frau. Er wollte die Frau besitzen. Er ging zu dem Madugu: "Kannst du einen Träger gebrauchen, der dir deine Lasten nach Mekka trägt?" Der Madugu sagte: "Gewiß kann ich einen Träger brauchen, der meine Last nach Mekka trägt." Der junge Mann sagte: "Ich gehe als dein Träger mit dir." Der Madugu sagte: "Es ist mir recht!"

Der Madugu, die schöne junge Frau und der Träger machten sich auf den Weg nach Mekka. Sie kamen an die Stelle, an der der Sohn der Mutter mit seiner Stange versteckt lag. An dieser Stelle fiel die junge, schöne Frau des Madugu um und war tot. Der Madugu sagte zu dem Träger: "Bringe meine Last in die nächste Ortschaft. Dann komme zurück und hilf mir, meine junge Frau zu begraben. Ich will solange bei ihr bleiben." Der junge Mann sagte: "Ich bin nur dein Träger geworden, um bei deiner jungen, schönen Frau bleiben zu können. Trage deine Last nun selbst weiter. Ich gehe nicht mehr mit dir. Ich bleibe bei der Leiche." Der Madugu sagte: "Ich bitte dich! Trage meine Last in das Dorf und hilf mir nachher!" Der Träger sagte: "Ich tue es nicht! Ich will nichts mehr mit dir zu tun haben." Der Madugu sagte: "In diesem Busch sind schon viele Lasten geraubt. Hilf mir, meine Last fortzubringen!" Der junge Mann sagte: "Hilf dir selbst!" Der Madugu nahm seine Last auf den Kopf. Er lief mit seiner Last in das nächste Dorf.

Als der Madugu mit seiner Last fortgegangen war, warf sich der junge Mann neben der Leiche der jungen, schönen Frau auf die Erde. Er warf sich auf die junge schöne Frau. Er beschlief sie. Der junge Mann beschlief die Leiche der jungen, schönen Frau. Der Sohn der Mutter lag mit seiner Stange im Busch. Der Sohn der Mutter sprang aus dem Busch. Der Sohn der Mutter sprang auf den jungen Mann zu. Der Sohn der Mutter rief: "Wie kannst du die Leiche einer toten Frau beschlafen!" Der Sohn der Mutter ergriff seine Stange. Der Sohn der Mutter schlug den jungen Mann tot. Danach begrub der Sohn der Mutter die Leiche der jungen, schönen Frau. Die Leiche des jungen Mannes begrub er nicht.

Der Sohn der Mutter ging nach Hause. In seinem Hause legte er sich hin. Er schlief ein. Als er eingeschlafen war, kamen die Leute der Umgebung zusammen. Sie kamen in sein Haus. Sie traten um den Sohn der Mutter. Sie sagten: "Das ist der Mann, der die Leute auf dem Wege von Kano nach Mekka erschlug. Wir wollen ihn gefangen



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nehmen. Wir wollen ihn zu dem obersten Imam nach Mekka bringen." Die Leute nahmen ihn gefangen. Sie brachten ihn nach Mekka. Sie brachten ihn zu dem obersten Priester.

Der oberste Imam sah den Sohn der Mutter. Der oberste Imam sagte: "Dieser Mann hat seine eigene Mutter beschlafen. Dieser Mann hat die Tochter seiner Mutter geheiratet. Dieser Mann hat seine eigene Tochter geheiratet. Dieser Mann hat viele Leute, die von Kano nach Mekka reisen wollten, totgeschlagen und beraubt. Tötet ihn!" Der oberste Imam hatte gesprochen. Die Leute kamen herbei, um den Sohn der Mutter zu töten. Da flatterte ein Blatt vom Himmel. Das Blatt fiel vor dem Imam nieder. Der Imam hob das Blatt auf. Das Blatt war beschrieben. Der Imam las, was auf dem Blatt stand. Auf dem Blatt stand geschrieben: "Der Sohn seiner Mutter hat seine Mutter beschlafen. Der Sohn seiner Mutter wußte nicht, daß es seine Mutter war. Der Sohn seiner Mutter floh. Der Sohn seiner Mutter heiratete die Tochter seiner Mutter. Er beschlief die Tochter seiner Mutter. Er wußte nicht, daß es die Tochter seiner Mutter war. Der Sohn seiner Mutter heiratete seine eigene Tochter. Er beschlief seine eigene Tochter. Er wußte nicht, daß es seine eigene Tochter war. Der Sohn seiner Mutter floh. Der Sohn seiner Mutter kam nach Mekka. Er kam zum obersten Imam. Der oberste Imam sagte ihm: ,Dir kann nicht geholfen werden. Wenn du gestorben sein wirst, kommst du in das große Feuer.' Der Sohn seiner Mutter sagte: ,Kann es nicht anders werden?' Der oberste Imam sagte: ,Wenn ein alter Baumast, der drei Jahre schon keine Blätter mehr trug, wieder Zweige und Blätter hervorbringt, dann wird es anders kommen!' Der Sohn der Mutter ging in den Busch. Er schnitt sich aus hartem, abgestorbenem Holz eine Stange. Er ging an den Weg, auf dem die Leute von Kano nach Mekka kommen. Er schlug mit der Stange viele Leute tot. Er begrub sie. Es kam ein junger Mann, der beschlief die Leiche einer jungen Frau am Wege. Der Sohn der Mutter schlug ihn tot. Der Sohn der Mutter begrub die Leiche der jungen Frau. Geht hin und seht seine Stange, die drei Jahre lang keine Blätter trug!"

Die Leute liefen hin. Sie sahen die Stange. Die Stange hatte Blätter und Zweige. Der oberste Imam sagte: "Dem Sohne seiner Mutter ist geholfen worden." Der Sohn seiner Mutter ward frei gelassen. Alle Leute beglückwünschten den Sohn seiner Mutter. Der Sohn seiner Mutter blieb in Mekka. Drei Monate nachher starb der oberste Imam. Da machten die Leute den Sohn der Mutter zum obersten Imam.



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IV WITZ DICHTUNGEN DER NUPE



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37. Der Kriegszug der Blinden

Ein Blinder (jebotschi, Plur. jebotschizi; Haussa =makobo) machte sich mit vielen Blinden in Mokwa kriegsbereit. Als die Blinden sich gerüstet hatten, machten sie sich auf den Weg, um die Rabba zu bekriegen. Sie brachen auf. Als sie auf der Hälfte des Weges waren, stand da ein Baobab (Mutschi; Haussa =Kuka). Die Blinden setzten sich im Schatten des Baobab nieder, um auszuruhen.

Als sie einige Zeit gesessen hatten, löste sich oben eine große Frucht ab und fiel laut tönend einem der Blinden auf den Kopf. Der Blinde sprang auf und rief: "Die Rabbaleute sind da! Die Rabbaleute sind da! Sie schlagen auf mich los!" Er zog sein Schwert und schlug um sich. Die anderen Blinden sprangen auf und schlugen um sich. Sie schlugen untereinander aufeinander los.

Inzwischen kam ein Sehender von Rabba her des Wegs. Er sah, wie die Blinden untereinander aufeinander losschlugen. Er sah eine Weile zu. Dann fragte er: "Weshalb schlagt ihr euch eigentlich?" Die Blinden schrien: "Wir schlagen uns mit den Rabbaleuten!" Der Mann aus Rabba sagte: "Es ist ja aber niemand aus Rabba da!" Da hörten die Blinden mit dem Umsichschlagen auf und gingen wieder nach Mokwa zurück.

Seitdem gehen die Blinden nicht mehr in den Krieg. Sie erschlagen sich sonst noch untereinander. Das kam früher in Nupe häufig vor. Auch für Sehende ist es schon schwer genug, den wahren Feind zu bemerken.

38. Der Marikitsdzi (Betrüger) (schlecht erzählt, daher nur fragmentarisch wiedergegeben)

Ein Marikitschi ist ein Mann, der Streitigkeiten provoziert und mit Vorteil aus deren Entwicklung hervorgeht; ein Marikitschi ist ein Betrüger im allgemeinsten Sinne, er ist aber auch ein Zechpreller und ein Mann, der bei anderen Leuten pumpt, ohne ihnen etwas zurückerstatten zu können, usw.

Der Marikitschi dieser Geschichte geht allmorgendlich zu Etsu Saberi und bittet: "Gott wolle mir heute ein großes Palaver geben." Dieses Gebet wiederholt er alle Tage vor dem Könige. Eines Tages ist er wieder bei Etsu Saberi. Der König hat an alle und so auch an ihn Speise verteilen lassen. Zwei junge Leute nehmen Schmutz und werfen ihn in seine Speiseschüssel. Er springt auf und wirft seine



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Kleider ab, um mit den beiden zu fechten. Dann wendet er sich wieder den beiden zu. Aber nun nimmt ein anderer einen Scheit brennenden Holzes und zündet den beiseite gelegten Rock an. Er läßt die ersten beiden und stürzt sich auf den Feuermann. Derweilen kommen zwei andere Leute und zerreißen kunstgerecht seine danebenliegende Hose. Seine Wut wächst; er will nach Hause stürzen, um einen Knüppel zum Dreinhauen zu holen. Unterwegs rennt er in blinder Hast gegen eine hochschwangere Frau, deren Bauch infolge der Rempelung platzt. Der dazu gehörige Ehemann sieht das und schlägt mit einer Stange auf den Marikitschi.

Der Marikitschi kommt in seinem Gehöft an. Er stürzt in die Katamba, um den Stock zum Prügeln zu holen. Da stößt er auf Diebe, die schon den größten Teil seines Kornes fortgetragen haben und nun die letzten Lasten wegwerfen, um fortzuspringen. Er will die Diebe verfolgen und geht in ein Haus, in dem sein Schwert liegt. Er kommt an seinem Pferde vorbei, das allerdings noch nicht bezahlt ist. Er trifft bei dem Pferd einige Leute, die das Pferd getötet haben und nun das Fleisch aufteilen, um es wegzutragen. Voller Wut rast er in ein Zimmer, in dem ein Gewehr ist. In dem Hause wohnt eine neue Frau, die er noch gar nicht beschlafen hat. Als er nun hereintritt, sieht er drei Männer darin, die alle seine jungfräuliche Frau beschlafen haben. Der Mann sieht dies und vergißt darüber den Stock, den Säbel, das Gewehr. Er bricht zusammen und bittet Gott seines schlechten Lebenswandels wegen um Entschuldigung. Er verspricht, für den Rest seines Lebens nicht wieder Mankitschi sein zu wollen.

Infolge dieses Erlebnisses will der Marikitschi mit der Frau, die von den drei Männern beschlafen wurde, nichts mehr zu tun haben. Er heiratet eine neue Frau. Am Tage der Hochzeit begeht er ein großes Fest, ein Verehelichungsfest. Bei dem Feste tanzt er selbst heftig, fällt bei dem Tanze hin, stürzt ins Feuer und verbrennt sich das männliche Glied sehr stark. Der Marikitschi sucht Medizin. Es wird Medizin gefunden; aber als der langwierige Heilungsprozeß dem Ende nahe ist, da stirbt die Frau, derentwegen das Hochzeitsfest gefeiert wurde. Voller Schmerz lehnt der genesende Marikitschi den Kopf gegen die Mauer. Da sticht ihn ein Skorpion ins Ohr. In ohnmächtiger Wut schlägt er um sich. Da stürzt das ganze Hausdach über ihm ein. Er wendet sich an die Leute mit der Bitte, ihm bei der Wiederherstellung der Zimmerdecke und des Hausdaches zu helfen. Er geht mit ihnen in die Grube, in der der Lehm zum Luftziegelbau



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geknetet und gedrückt wird. Es beginnt zu regnen. Infolge des Regens wohl (?)geht er in den Busch und beginnt das Farmland zu bereiten. Er wirft das Sorghumsaatkorn aus. Die Buschhühner kommen. Die Buschhühner scharren und picken alles Saatkorn heraus. Er sieht das. Er legt sich auf die Lauer. Er tötet ein Buschhuhn. Er schneidet ihm den Kopf ab. Er bereitet das Huhn in der Farm. Er ißt das Huhn. Er tut den Kopf des Buschhuhnes in eine Kalebasse und nimmt ihn mit heim.

Auf dem Wege in seine Stadt trifft er den Fleischer. Der Fleischer sagt ihm, es sei ihm ein Ochse weggelaufen und fragt ihn, den Marikitschi, ob er den Ochsen nicht etwa gesehen, d. h. um die Ecke gebracht habe. Der frühere Marikitschi schwört, er habe den Ochsen nicht gesehen. Er behauptet, seit längerer Zeit ein ehrlicher Mensch zu sein. Seit dann und dann habe er überhaupt kein anderes Fleisch mehr gegessen als das eines Buschhuhnes, dessen Kopf er in der Kalebasse habe. Der Fleischer will den Kopf aus der Kalebasse sehen Der frühere Marikitschi zeigt den Kopf vor. Der Kopf des Buschhuhnes hat sich in einen Ochsenkopf verwandelt. Entsetzen des Marikitschi. Der Schlächter nimmt den Ochsenkopf als Corpus delicti an sich, schiebt ihn in die Tasche und schleppt den Mankitschi zum König. Der König hört die Klage des Schlachters: der frühere Marikitschi soll den Ochsen beiseite gebracht, getötet, geschlachtet, gegessen haben. Der König fragt den Marikitschi, ob er wieder dem Wesen der Manikitschi anheimgefallen sei. Der schwört, ein ehrlicher Mann geworden zu sein. Er schildert seine Ereignisse, seitdem er aufs neue habe heiraten wollen, und endet mit dem Bericht über das getötete diebische Buschhuhn, dessen Kopf er in der Kalebasse gehabt habe. Der Schlächter schreit dazwischen, der Kopf in der Kalebasse sei nicht der Kopf eines Huhnes, sondern der eines Ochsen, und zwar der Kopf des ihm gestohlenen, dann heimlich getöteten, geschlachteten und verzehrten Ochsen gewesen. Der König läßt den früheren Marikitschi und den Schlächter miteinander streiten und verlangt dann, daß ihm der Schlächter den Kopf des Ochsen, den er in der Kalebasse des Marikitschi gefunden habe, vorzeige. Der Schlächter zieht den Kopf aus der Tasche. Der Ochsenkopf hat sich wieder in den Kopf eines Buschhuhnes verwandelt. Der König läßt darauf den Schlächter hinrichten, weil er im vorliegenden Falle den Marikitschi verleumdet habe. Für dieses gnädige Urteil will der frühere Marikitschi sich bedanken und sich vor dem König auf die Erde werfen. Dabei wirft er mit seinem wallenden Kleide unglück-



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licherweise Erde auf und dem König gerade in die Augen. Über diese Unvorsichtigkeit entrüstet, läßt der König den früheren Marikitschi in Fußeisen legen, und nachdem der Marikitschi einige Tage im Fußeisen gelegen hat, stirbt er.

39. Der Saura

Ein Mann hieß Datoaba. Datoaba hatte sieben Söhne. Datoaba war 114 Jahre alt. Er hatte in seinem Leben 1000007 Rechtsstreitigkeiten in der Stadt. Er starb. Sein ältester Sohn sagte: "Wir haben nichts zu essen. Wir wollen an einen anderen Ort gehen." Der jüngste Sohn sagte: "Verkauft mich nur an irgendeinen Reichen. Dann wird für uns alle gesorgt sein." Die älteren Brüder sagten: "Das ist gut." Die älteren Brüder brachten den jüngsten Bruder auf einen Markt. Es kam ein reicher Mann, der wollte einen Sklaven kaufen. Der reiche Mann war aus einer anderen Stadt. Der reiche Mann kaufte den jüngsten Bruder. Der reiche Mann zahlte das Geld für ihn und nahm ihn dann mit sich in seine Stadt.

Der reiche Mann kam mit dem jüngsten Bruder in seiner Stadt an. Der reiche Mann fragte den jüngsten Bruder: "Welche Art von Arbeit verstehst du am besten?" Der jüngste Bruder sagte: "Welche Arbeit meinst du?" Der reiche Mann sagte: "Kannst du die Farm bestellen?" Der jüngste Bruder sagte: "Nein, die Farm bestelle ich nie!" Der reiche Mann sagte: "Kannst du Kaufmann sein?" Der jüngste Bruder sagte: "Nein, Kaufmannsarbeit mache ich nie!" Der reiche Mann sagte: "Kannst du Vieh hüten?" Der jüngste Bruder sagte: "Nein, Hirtenarbeit mache ich nie!" Der reiche Mann sagte: "Kannst du Schmiedearbeit machen?" Der jüngste Bruder sagte: "Nein, Schmiedearbeit mache ich nie!" Der reiche Mann sagte: "Du kannst also keine Arbeit machen?" Der jüngste Bruder sagte: "Nein, solche Arbeit mache ich nie, wie du sie von mir haben willst." Der reiche Mann fragte den jüngsten Bruder alle Tage, ob er eine Arbeit machen wolle. Der jüngste Bruder sagte: "Nein, diese Arbeit mache ich nicht."

Der Reiche kehrte zurück zu den Brüdern. Er sagte zu den Brüdern: "Euer jüngster Bruder, den ihr mir verkauft habt, macht keine Arbeit. Ich kann ihn nicht gebrauchen. Gebt mir mein Geld zurück." Die Brüder sagten: "Du hast nicht unsere Arbeit gekauft, sondern unseren Bruder." Der Reiche sagte: "Der Bursche soll aber arbeiten!" Die Brüder sagten: "So bringe ihn zurück und nimm einen



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andern von uns!" Der Reiche sagte: "Ihr seid alle von demselben Vater und derselben Mutter. Keiner von euch wird besser sein als euer Bruder. Gebt mir das Geld zurück!" Die Brüder sagten: "Du hast recht! Wir sind alle von einem Vater und einer Mutter. Keiner von uns ist anders als der andere. Jeder von uns versteht die gleiche Arbeit wie der andere." Der Reiche fragte: "Welche Arbeit versteht ihr denn?" Die Brüder sagten zu dem Reichen: "Kehr' zurück an deinen Ort und frage unseren jüngsten Bruder. Er wird es dir sagen. Du hast einen guten Kauf getan." Der Reiche verließ die Brüder.

Der Reiche kehrte in seine Stadt zurück. Der Reiche kam zu dem jüngsten Bruder, den er gekauft hatte. Er sagte zu ihm: "Deine Brüder haben mir gesagt, ich solle dich fragen, welche Arbeit ihr versteht? Du sollst es mir sagen. Ich soll einen guten Kauf getan haben." Der jüngste Bruder sagte: "Ich verstehe die Arbeit der Saura." (In Haussa ebenfalls saura. Unter der Arbeit des Saura versteht man ein absolutes Fernbleiben von jeder gemeiniglich als nützlich geltenden Tätigkeit. Der Sauramann schlendert umher, schwatzt hier mit den Leuten, schwatzt da mit den Leuten. Er horcht. Er kennt alle Geschichten, Ereignisse und Persönlichkeiten der Stadt. Er ist zu allen hinterlistigen Treibereien, krummen Unternehmungen und Ränkespielen zu gebrauchen, nie aber zu einer nützlichen Arbeit im Sinne des soliden Gesellschafts- und Wirtschaftslebens.)

Der jüngste Bruder sagte zu dem Reichen: "Ich bin ein Sauramann." Der Reiche sagte: "Du bist also ein Sauramann?! Ich habe Arbeit für dich."

Der Reiche hatte vier Frauen. Zu der ersten Frau kam jede Nacht ein Mann, sie zu beschlafen. Der Mann stieg immer über die Mauer. Er stieg stets an der gleichen Stelle über die Mauer. Der Reiche sagte zu dem Sauratschi: "Meine erste Frau wird jede Nacht von einem Manne besucht. Kann man den nicht fangen?" Der Sauramann sagte: "Du kannst ihn schon fangen. Welchen Weg kommt er denn?" Der reiche Mann sagte: "Er kommt immer hier über die Mauer." Der Sauramann sagte: "So grabe hier an der Innenseite der Mauer ein Loch." Der Reiche sagte: "Bringe mir eine Hacke," Der Sauramann sagte: "Ich sagte dir schon, daß ich nicht arbeite. Hoi' dir die Hacke selbst." Der Reiche holte die Hacke. Er hielt die Hacke dem Sauramann hin und sagte: "Hacke ein Loch!" Der Sauramann sagte: "Ich sagte dir schon, daß ich nicht arbeite. Hacke dir dein Loch selbst!" Der Reiche sagte: "Wozu habe ich dich denn gekauft? Bist du nicht mein Sklave? Hast du nicht für mich zu arbeiten?" Der



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Sauramann sagte: "Du hast mich gekauft. Ich bin dein Sklave. Aber ich sagte dir schon, daß ich nicht arbeite. Wenn du dir den Beischläfer deiner ersten Frau fangen willst, so hacke dir dein Loch selber."

Der Reiche begann sein Loch zu hacken. Er hackte es halbmanns. tief. Der Reiche sagte: "Ist es genug?" Der Sauramann sagte: "Nein, es ist nicht tief genug; es muß noch viel tiefer werden." Der Reiche hackte das Loch tiefer. Er hackte es brusttief. Der Reiche sagte: "Ist es genug?" Der Sauramann sagte: "Nein, es muß noch tiefer werden." Der Reiche hackte das Loch noch tiefer. Er hackte es mannstief. Der Reiche fragte: "Ist es genug?" Der Sauramann sagte: "Ja, jetzt ist es tief genug. Nun trage alle Erde weg." Der Reiche sagte: "Du bist der Sklave. Trage du die Erde weg!"Der Sauramann sagte: "Ich sagte dir schon, daß ich nicht arbeite. Wenn du den Beischläfer deiner Frau fangen willst, trage deine Erde selbst fort." Der Reiche trug die Erde fort. Der Sauramann sagte: "Nun hole Stroh. Decke die Grube mit Stroh zu." Der Reiche sagte: "Du bist der Sklave. Trage du das Stroh herbei." Der Sauramann sagte: "Ich sagte dir schon, daß ich nicht arbeite. Wenn du den Beischläfer deiner Frau fangen willst, trage dein Stroh selbst herbei."Der Reiche holte das Stroh. Der Reiche deckte die Grube zu. Der Sauramann sagte: "Nun stelle in das Zimmer deiner Frau einen Stab und verstecke dich. Dann kannst du den Beischläfer deiner Frau fangen." Der Reiche stellte in das Zimmer seiner ersten Frau einen Stock und versteckte sich in der Nähe. Der Sauramann sagte: "Nun ist alles gut. Fange du dir den Beischläfer deiner Frau. Ich werde mich auf mein Lager legen und schlafen." Der Sauramann ging.

Als es dunkel war, kam der Beischläfer der ersten Frau des reichen Mannes an die Mauer. Er stieg auf die Mauer. Er sprang auf der anderen Seite herab. Er sprang auf das Stroh. Er fiel in die Grube. Der Reiche hatte sich in der Nähe versteckt. Er hörte den Fall. Er rannte in das Zimmer der ersten Frau. Er nahm den Stock, den er darin aufgestellt hatte. Er lief zu der Grube zurück. Er schlug den Beischläfer seiner Frau tot.

Als der Reiche den Beischläfer seiner ersten Frau totgeschlagen hatte, lief er schnell in das Haus des Sauramannes. Der Sauramann schlief. Der Reiche weckte den Sauramann und sagte zu ihm: "Ich habe den Beischläfer meiner ersten Frau in der Grube gefangen und totgeschlagen." Der Sauramann sagte: "Rufe deine Frauen. Laß Licht bringen. Zeige ihnen, wie du es machst, wenn die Frauen sich von Fremden beschlafen lassen. Sie werden es dann in Zukunft nicht



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mehr tun." Der Reiche sagte: "Das ist gut!" Der Reiche ging hin Er weckte die Frauen. Er nahm Licht. Der Reiche, die Frauen des Reichen und der Sauramann gingen zu der Grube. Der Sauramann hielt die Lampe darüber. Der Sauramann sagte: "Diesen Mann hast. du totgeschlagen." Der Sauramann hielt die Lampe tiefer hinab. Der Sauramann sagte: "Du hast den Saba (Thronfolger) totgeschlagen!" Der Reiche sagte: "Wen habe ich totgeschlagen?" Der Sauramann sagte: "Den Saba hat er totgeschlagen. Weshalb hast du den Saba totgeschlagen ?" Es waren da die vier Frauen des Reichen. Es kamen noch andere Leute. Der Reiche hielt den Sauramann den Mund zu und sagte: "Schweige doch! Die Leute hören es!" Der Sauramann rief: "Weshalb hast du den Saba totgeschlagen? Jetzt willst du mir auch noch den Mund zuhalten? Ich will aber nicht schweigen. Ich will es aller Welt sagen!" Der Reiche sagte: "Ich will deinen Brüdern das Geld lassen, das sie für dich erhielten und will dich frei lassen! Aber schweige und gehe!" Der Sauramann sagte: "Nein, ich will aller Welt sagen, daß du den Saba erschlagen hast!" Der Reiche sagte: "Ich will dir 500000 Kaurimuscheln geben, aber schweige und gehe!" Der Sauramann sagte: "Er hat den Saba totgeschlagen. Ich muß es ja aller Welt sagen und wenn er mir sein ganzes Geld und sein Gehöft schenkt." Der Reiche sagte: "Ich schenke dir mein ganzes Geld und mein Gehöft. Aber schweige und gehe!" Der Sauramann sagte: "Es soll mir recht sein! Aber trage den toten Saba aus meinem Gehöft!" Der Reiche sagte: "Es ist gut."

Der Reiche gab dem Sauramann all sein Geld. Er gab ihm sein Gehöft. Der Sauramann sagte: "Nun nimm den toten Saba und bringe ihn hinaus zu einer Schmiede. Ich will dir den Weg zeigen." Der Sauramann ging voran. Der Reiche nahm den toten Saba auf den Rücken und folgte ihm. Der Sauramann ging in die Schmiede. Der Sauramann sagte: "Lehne den toten Saba hier gegen die Wand!' Der Reiche tat es. Der Sauramann sagte:: "Du kannst jetzt gehen. Laß dich aber nicht wieder in meinem Gehöft sehen!" Der Reiche lief davon. Der Sauramann versteckte sich in der Nähe.

Gegen Morgen kam der Schmied in seine Werkstatt. Der Schmied sah den Mann an der Wand. Der Schmied sagte: "Wer ist da?" Der Mann an der Wand antwortete nicht. Der Schmied sagte: "Wer ist da?" Der Mann an der Wand antwortete nicht. Der Schmied sagte: "Das muß ein Dieb sein!" Der Schmied sprang auf den Mann an der Wand zu und gab ihm einen Stoß. Der Mann an der Wand fiel um.



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Der tote Saba fiel um. Der Sauramann sah es. Er ging von seinem Platz auf die Schmiede zu. Er fragte den Schmied: "Wen hast du da erschlagen? Ach, du hast den Saba erschlagen!" Der Schmied sagte: "So sei doch still!" Der Sauramann sagte: "Weshalb soll ich still sein? Bald werden alle Leute wissen, daß du den Saba erschlagen hast!" Der Schmied sagte: "Ich will dir 500000 Kauri geben, aber schweige!" Der Sauramann sagte: "Und wenn du mir 500000 Kauri gibst, bleibt der tote Saba, den du erschlagen hast, doch hier liegen." Der Schmied sagte: "Ich will dir 500000 Kauri und zwei Pferde geben, aber schweige und sage mir, wie ich den toten Saba hier weg. bekomme." Der Sauramann sagte: "Bring' erst das Geld und die Pferde in mein Haus. Dann werde ich es dir sagen!" Der Schmied brachte die 500000 Kauri und die zwei Pferde in das Gehöft des Sauramannes, dann kam er wieder..

Der Sauramann sagte zu dem Schmied: "Nimm den toten Saba auf den Rücken! Komm mit!" Der Schmied nahm den toten Saba auf. Der Sauramann ging voran. Der Schmied mitdem toten Saba auf dem Rücken folgte. Der Sauramann ging voran an die Stelle, wo die Leute ihre Indigogruben hatten. Der Sauramann sagte: "Stelle den toten Saba hier hin, dann gehe!" Der Schmied stellte den toten Saba hin. Dann lief er weg. Nachts kam der Inhaber der Färbereien zu seinen Indigogruben. Der Färber rief: "Wer ist da?" Der tote Saba antwortete nicht. Der Färber rief: "Wer ist da?" Der tote Saba antwortete nicht Der Färber nahm eine lange Rührstange und schlug gegen den toten Saba. Der tote Saba fiel um. Der Sauramann kam des Weges her. Der Sauramann sagte: "Was, du schlägst hier einen Mann tot, und ich muß gerade dazu kommen?" Der Färber sagte: "Nein, ich bitte dich! Rufe nicht so laut!" Der Sauramann sagte: "Und ist das nicht der Saba, den du da erschlagen hast?" Der Färber sagte: "Rufe nicht so laut! Ich will dir ioo Kleider schenken!" Der Sauramann sagte: "Und wenn du mir 200 Kleider gäbest, würden es die Leute erfahren, daß du den Saba erschlagen hast!" Der Färber sagte: "Ich will dir 200 Kleider geben, aber hilf mir, den Toten wegschaffen." Der Sauramann sagte: "Bringe die 200 Kleider in mein Gehöft, dann will ich dir helfen, den toten Saba fortzuschaffen." Der Färber brachte die 200 Kleider in das Gehöft des Sauramannes, dann kam er zum Färberplatz zurück.

Der Sauramann sagte: "Nimm den toten Saba auf den Rücken!" Der Färber nahm den toten Saba auf den Rücken. Der Sauramann ging voran. Der Saba hatte immer Streitigkeiten mit dem Etsubaba



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gehabt. Der Sauramann ging zu dem Gehöft des Königs. Der Färber mit dem toten Saba auf dem Rücken folgte ihm. Der Sauramann ging voran in die Katamba. Der Sauramann sagte: "Stelle den toten Saba an die Wand, dann gehe!" Der Färber stellte den toten Saba an die Wand. Der Färber lief fort. Der Sauramann versteckte sich in der Nähe.

Gegen Morgen kamen zwei Pfredeburschen in die Katamba. Sie sahen den toten Saba an der Wand. Die Pferdejungen sagten: "Wer ist dort?" Der tote Saba antwortete nicht. Die Pferdejungen fragten: "Wer ist dort?" Der tote Saba antwortete nicht. Die Pferdejungen gingen hierauf zum Etsubaba. Die Pferdejungen sagten: "Unten in der Katamba steht ein Mann, der will nicht sagen, wer er ist." Etsubaba sagte: "Fragt ihn dreimal. Wenn er dreimal nicht antwortet, so schlagt ihn tot!" Die Pferdejungen gingen wieder hinunter in die Katamba. Sie fragten den Mann: "Wer bist du?" Der tote Saba antwortete nicht. Sie fragten den Mann: "Wer bist du?" Der tote Saba antwortete nicht. Sie fragten den Mann: "Wer bist du?" Der tote Saba antwortete nicht. Darauf schlugen die Pferdejungen mit ihren Stöcken auf ihn, so daß der tote Saba umfiel. Die Pferdejungen sagten: "Diesen Mann haben wir totgeschlagen." Der Sauramann hörte es. Er ging nach Hause.

Am anderen Morgen fragte Etsubaba: "Wer war der Dieb, der diese Nacht in meine Katamba kam und totgeschlagen wurde ?" Die Leute sagten: "Es war der Saba, der dir schon immer viele Streitigkeiten machte. Er kam in dein Gehöft, um dich zu töten. Aber Gott ließ es nicht zu. Die Pferdejungen haben ihn totgeschlagen, ehe er das Schlechte begehen konnte." Darauf ließ Etsubaba den Saba begraben.

Der Sauramann war nun wohlhabend. Er ließ alle seine Brüder in die Stadt kommen. Sie wohnten in seinem Gehöft.

40. Der Listige

Ein Fauler legte im Busch Fallen für Guineahühner. Er fing zwei Guineahühner. Er sagte zu seiner Mutter: "Nun, bin ich ein wohlhabender Mann." Die Mutter sagte: "Wieso das?" Der Faule gab der Mutter eines der Guineahühner und sagte: "Bring' mir das heute nachmittag in die Stadt auf den Markt." Die Mutter sagte: "Es ist gut."

Der Faule ging in die Stadt. Er trug sein Guineahuhn auf den



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Markt. Er ging an einem Madugu aus dem Haussaland vorbei und sagte: "Das ist ein wertvolles Huhn. Das kannst du nicht bezahlen." Der Madugu sagte: "Es ist ein Guineahuhn. Weshalb soll ich es nicht bezahlen können?" Der Faule sagte: "Weil es 400000 Kauri kostet." Der Madugu sagte: "Weshalb ist es so teuer?" Der Faule sagte: "Weil es viel Arbeit leistet." Der Madugu sagte: "Was tut es denn?" Der Faule sagte: "Es kann in drei Tagen ins Haussaland und zurück eine Botschaft bringen." Der Madugu sagte: "Wenn es das kann, so will ich es kaufen. Aber mache es mir erst vor." Der Faule sagte: "Ich will das Guineahuhn einmal zu meiner Mutter hinaus zur Farm senden und sie gleich hierher kommen lassen." Der Faule ließ das Perihuhn frei. Das Perihuhn flog in den Busch. Wenige Zeit später kam die Mutter mit dem zweiten Perlhuhn über den Markt. Der Faule sagte zum Madugu: "Sieh, da kommt meine Mutter. Das Perihuhn hat meine Mutter gerufen." Der Madugu sagte: "Es ist richtig!" Er zahlte 400000 Kauri und nahm das Perlhuhn, das die Mutter mitgebracht hatte.

Am anderen Tage sandte der Madugu das Perihuhn nach Kano und ließ seinen Leuten sagen, sie sollten mit anderen Lasten nachkommen. Der Madugu ließ das Perihuhn fliegen. Das Perihuhn flog in den Busch und kam nicht wieder. Der Madugu wartete sieben Tage. Als das Perlhuhn am siebenten Tage nicht wiedergekommen war, nahm er einen Stock und lief zu dem Faulen, um ihn zu schlagen. Der Faule hatte ein Pferd gekauft. Er hatte um das Pferd herum weithin Kaurimuscheln ausgestreut. Viele Menschen waren dazugekommen. Die Leute standen herum und sagten: "Das ist merkwürdig! Das ist merkwürdig!" Der Madugu fragte: "Was ist merkwürdig?" Die Leute sagten: "Sieh, das Pferd mistet Kauri!" Der Madugu trat herzu. Er sah das Pferd auf den Kauris. Der Madugu vergaß die Sache mit dem Perlhuhn. Der Madugu fragte den Faulen: "Wieviel willst du für das Pferd haben ?"Der Faule sagte: "Ich will dafür drei Millionen (eine Million in Nupe =gbagbuta; Haussa Sambarr-dutu; Joruba =Egbetoake) Kauri haben."

Der Madugu sagte: "Ich kaufe es!" Der Madugu ließ das Geld holen. Er bezahlte das Pferd. Er nahm das Pferd. Er ging mit dem Pferd von dannen. Als er ein Stück weit gegangen war, rief der Faule ihn zurück und sagte: "Du hast vergessen zu fragen, was man dem Pferd für Futter geben muß, damit es Kauri mistet!" Der Madugu sagte: "Ja, das muß ich wissen!" Der Faule sagte zu ihm: "Gib ihm jedesmal, wenn es Kaurimuscheln misten soll, Asche, gemischt



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mit der Rinde vom Ma-datschibaume." Der Madugu sagte: "Es ist gut." Der Madugu nahm das Pferd heim. Er gab ihm Asche, gemischt mit Rinde vom Ma-datschibaume zu fressen. Am Abend starb das Pferd.

Der Madugu nahm einen dicken Knüppel und lief zu dem Faulen, um ihn zu verprügeln und um von ihm das Geld zurückzufordern. Der Faule hatte drei Frauen. Er legte eine von ihnen auf die Erde. Er schlachtete einen Hammel und goß dessen Blut über den Kopf und Oberleib der Frau. Er sagte zu der Frau: "Lieg ganz still, bis ich dir mit dem Messer einen flachen Schlag auf den Leib gebe." Die Frau sagte: "Es ist recht."

Nach einiger Zeit kam der Madugu mit dem Knüppel an, um den Faulen zu schlagen. Als er die blutige Frau im Blute liegen sah, vergaß er die Sache mit dem Pferd. Der Madugu sagte: "Was ist hier vorgegangen?" Der Faule sagte: "Diese Frau war ungezogen, ich tötete sie. Es hat aber nichts auf sich. Ich kann sie jeden Augenblick wieder lebendig machen. Ich brauche sie nur mit diesem Messer auf den flachen Leib zu schlagen." Der Madugu sagte: "Mach es mir vor!" Der Faule schlug mit dem flachen Messer leicht auf den Leib der Frau. Die Frau stand auf. Der Madugu sagte: "Was soll das Messer kosten?" Der Faule sagte: "Ich will zwei Millionen Kauri dafür haben." Der Madugu ließ das Geld holen. Er bezahlte das Messer. Er nahm das Messer mit nach Hause.

Als er nach Hause kam, sagte er zu seinen Leuten: "Ich habe ein Messer, mit ihm kann man einen Menschen totschlagen und wieder lebendig machen." Die Leute sagten: "Mache es vor!" Der Madugu schlug seiner Frau den Kopf ab. Die Frau fiel tot zu Boden. Er schlug ihr flach auf den Leib. Die Frau stand nicht auf. Sie blieb tot. Der Madugu weinte. Der Madugu sagte: "Der Faule hat mich betrogen. Wir wollen hingehen. Wir wollen ihn töten und ihm wieder alles Geld abnehmen!" Seine Leute liefen mit ihm zu dem Faulen.

Der Faule hatte in einem tiefen Brunnen ein Seitenloch gegraben. Er stieg hinab. Er nahm viele Kalebassen mit sich. Er setzte sich in das Seitenloch. Er sagte zu seiner Mutter: "Setze dich an den Rand des Brunnens. Weine. Sage, ich sei in den Himmel gegangen, um mit Soko (Gott) ein Palaver zu erledigen." — Der Madugu kam mit seinen Leuten. Er kam zu der Mutter, die neben der Brunnentiefe saß. Die Mutter weinte. Der Madugu fragte: "Wo ist dein Sohn?" Die Mutter sagte: "Er ist zu Soko gegangen und macht im Himmel Palaver! Hört nur!" Der Faule schlug unten die Kalebassen gegen-



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einander, daß sie zersprangen. Als der Madugu und seine Leute das hörten, erschraken sie. Sie vergaßen die Sache mit dem Messer und liefen, so schnell sie konnten, von dannen.

41. Lügen

Ein Mann hatte drei Frauen. Die erste ward schwanger und gebar einen Sohn. Die zweite ward schwanger und gebar einen Sohn. Die dritte ward schwanger und gebar einen Sohn. Die Söhne wuchsen heran. Seine Söhne wurden große, starke Männer. Der Vater fragte seine Söhne: "Welche Arbeit wollt ihr machen?" (Heißt also, welchen Beruf sie ergreifen wollen.) Der älteste Sohn sagte: "Ich werde es dir sagen, wenn du gestorben sein wirst." Der zweite Sohn sagte: "Ich werde es dir sagen, wenn du gestorben sein wirst."Der dritte Sohn sagte: "Ich werde es dir sagen, wenn du gestorben sein wirst." Der Vater sagte: "Das ist nicht gut! Sagt es mir jetzt schon!"

Der erste Sohn sagte: "Wenn du gestorben sein wirst, werde ich herumgehen und Frauen beschlafen!" Der zweite Sohn sagte: "Wenn Vater gestorben ist, werde ich herumgehen und Krieg machen!" Der dritte Sohn sagte: "Wenn Vater gestorben ist, werde ich herumgehen und werde Kleider machen."

Der Vater sagte zum ersten Sohn: "So gehe hin, bringe eine Frau und zeige, wie du es machen wirst!"Der erste Sohn ging hin. Er riß einen dicken Baum aus. Er trug ihn in das Haus seines Vaters. Er legte die Kleider ab. Er umfaßte den Baumstamm. Er zerspaltete ihn mit seinem Penis. Der Vater sagte: "Wenn du das so weiter machst, werden die Leute dich bald töten."

Der Vater sagte zum zweiten Sohn: "So gehe hin und zeige mir, wie du dein Werk ausführen willst." Der zweite Sohn ging hinaus. Er nahm 200 Pfeile; er nahm ioo Bogen; er bestieg 2 Pferde. Dann ritt er aus dem Gehöft heraus und begann die Mauern des anderen Gehöftes zu beschießen. Er schoß die 200 Bogen ab. Die Mauern stürzten. Der Vater sagte: "Wenn du das so weiter machst, werden dich die Leute bald zum Etsu machen."

Der Vater sagte zu seinem dritten Sohn: "So geh hin, nimm Nadel und Zwirn und zeige mir, wie du es machen wirst." Der dritte Sohn ging in das Haus. Er brachte Nadel und Faden. Er legte die Nadel unter einen Baum auf die Erde. Er stieg mit dem Faden auf den Baum. Er ließ vom Baume den Faden herab. Er ließ von oben den Faden durch die Ose fallen. Dann zog er die eingefädelte Nadel zu



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sich herauf. Der Vater sagte: "Wenn du so weiter machst, wirst du bald ein reicher Mann sein."

Der Vater starb. Als er gestorben war, machte sich der älteste Sohn auf den Weg. Er ging ins Haussaland. Er traf unterwegs einen Mann. Er fragte den Mann: "Wo gehst du hin?" Der Mann sagte: "Ich gehe nach Bida." Er fragte den Mann: "Was machst du in Bida?" Der andere sagte: "Ich bin ein Lügner. Ich bin der beste Lügner im Haussalande. In Bida wohnt ein Mann, das ist der beste Lügner im Nupeland. Ich will sehen, wer besser lügen kann. Ich will sehen, ob er mehr lügen kann als ich." Der erste Sohn sagte: "Dann gehe ich mit dir nach Bida." Sie machten sich auf den Weg nach Bida. Sie kamen nach Bida.

Der Nupelügner in Bida hörte, daß der Haussalügner unterwegs zu ihm sei. Der Bidalügner sagte: "Grabt mir ein tiefes Loch. Stellt viele Kalebassen hinein. Bringt mir Essen und Trinken. Ich werde mich in der Erdhöhle verstecken. Wenn der Haussalügner kommt, sagt ihm, daß ich in den Himmel gegangen sei, um ein Palaver mit Soko zu erledigen." Die Leute gruben ein Loch. Sie stellten Kalebassen hinein. Der Nupelügner stieg hinein, sie deckten die Grube zu.

Der Haussalügner kam an. Die Leute des Nupelügners empfingen ihn in der Katamba. Der Haussalügner fragte: "Wo ist denn der große Nupelügner ?" Die Leute sagten: "Der große Nupelügner ist in den Himmel gegangen. Er erledigt ein Palaver mit Soko (Gott)." Der Haussalügner sagte: "Zeigt mir doch den Weg zum Himmel. Die Leute führten ihn zu der Erdgrube. Der Haussalügner beugte sich über die Decke. Unten schlug der Nupelügner die Kalebassen aneinander. Die Leute sagten: "Hörst du den Streit?" Der Haussalügner sagte: "Ja, ich höre es! Das ist gut gelogen."

Der Haussalügner sagte: "Gebt mir zu trinken!" Die Leute des Nupelügners gingen morgens um 6 Uhr fort, um Wasser zu holen. Sie blieben den Tag über fort. Sie kamen abends um 6 Uhr wieder. Sie gaben dem Haussalügner eine kleine Kalebasse mit Wasser. Der Haussalügner sagte: "Um mir eine kleine Kalebasse voll Wasser zu bringen, brauchtet ihr vom Morgen um 6 Uhr bis abends um 6 Uhr?"

Die Leute des Nupelügners antworteten: "Wir wollten dir sehr gutes Wasser bringen. Deshalb sind wir zum Dreschplatz gegangen und haben von der Tenne (die bekanntlich der trockenste Platz im ganzen Gehöft ist) mit den Fingerspitzen einen Wassertropfen nach dem anderen aufgelesen und in die Kalebasse getan." Der Haussalügner sagte: "Ihr lügt besser als ich und meine Leute!"



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42. Die bestraften Buhlen

Ein kluger Mann sagte zu einem anderen klugen Mann: "Alle Frauen betrügen ihre Männer und schlafen mit anderen." Der andere kluge Mann sagte: "Alle anderen Frauen tun das vielleicht. Meine Frau tut das nicht." Der eine kluge Mann sagte: "Versuche es doch einmal!" Der andere kluge Mann sagte: "Ich werde es einmal versuchen."

Der Mann verklebte seine Augen, so daß man glaubte, er könne nicht sehen, so daß er selbst aber doch alles sehen konnte.

Dann kam er mittags nach Hause und sagte zu seiner Frau: "Frau, meine Augen schmerzen mich sehr, ich kann nicht sehen." Die Frau sagte: "Was ist das? Heute morgen konntest du doch alles noch gut sehen." Der Mann sagte: "Es muß bei der Farmarbeit gekommen sein." Die Frau führte den Mann auf seine Matte.

Der Mann saß auf seiner Matte. Die Frau lief schnell von dannen. Die Frau lief zu ihrem Njetschi (Buhle). Sie sagte zu ihrem Buhlen: "Mein Mann ist erblindet, komm, iß heute abend bei mir." Der Buhle sagte: "Ich komme sogleich mit." Der Buhle ging mit der Frau. Die Frau machte Essen. Der Buhle ging ganz dicht bei dem Ehemann vorbei. Der Ehemann sagte nichts. Die Frau setzte ihrem Mann das Essen hin. Der Mann griff in die Schüssel und aß. Der Buhle streckte die Hand aus und nahm aus der Schüssel. Der Ehemann sagte nichts. Der Buhle sagte bei sich: "Der Mann ist ganz blind." Der Buhle aß mit. Der Ehemann kam dann mit seiner Hand an die Hand des Buhlen. Der Ehemann sagte: "Frau, Usuma (Name der Frau)! Jage doch den Hund weg. Ich sehe jetzt schon so schlecht, daß ich es nicht einmal abwehren kann, wenn die Hunde von der Straße kommen und mit aus meiner Schüssel fressen!"

Am anderen Tage ging die Frau weg. Usuma hatte nicht nur einen Buhlen. Usuma hatte zwei Buhlen. Usuma ging zu dem zweiten Buhlen und sagte: "Mein Mann ist völlig erblindet. Komme heute nacht zur Stelle, wo man sich wäscht, über die Mauer. Ich hole dich dann da ab. Wenn mein Mann auch da vorbeikommt, sage nur nichts und rühre dich nicht. Mein Mann sieht nichts mehr." Der Buhle sagte: "Es ist gut." Der Buhle kam an die Mauer, stieg über die Mauer an der Wasch- und Pißstelle und wartete. Der Ehemann sah es vom Sauri aus durch die verklebten Augen. Der Ehemann stand auf, tastete sich bis zur Waschstelle und pißte da. Der Buhle bewegte sich nicht. Beim Aufstehen berührte der Ehemann mit



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seiner Hand die Hand des Buhlen auf der Mauer. Der Ehemann rief: "Usuma, meine Frau! Jag' die Hühner in den Hof. Die sitzen hier auf der Mauer. Ich fühlte eines, aber ich kann sie nicht sehen." Am anderen Abend sagte der Mann zu seiner Frau: "Ich war beim Boschi (Orakelmann). Der Boschi hat mir gesagt, ich soll mir einen großen Ochsenschenkeiknochen auf das Essen legen lassen, und wenn ich ihn vor dem Abendessen immer bei mir behielte, dann würde meine Blindheit wohl in einem Jahr vergehen." Die Frau kaufte einen großen Knochen und legte ihn abends auf das Essen. Der Mann nahm den Knochen, dann aß der Mann. Als er gegessen hatte, ging der Ehemann wieder nach der Pißstelle, den Ochsenschenkeiknochen nahm er mit. An der Pißstelle stand wieder der Buhle und wartete, bis die Frau ihn rufen würde. Der Ehemann tat so, als wolle er sich zum Pissen hinhocken. Er nahm aber den Ochsenschenkeiknochen und schlug auf den Buhlen. Er schlug den Buhlen tot. Der Buhle fiel tot hin.

Danach ging der Mann mit dem Ochsenschenkeiknochen wieder in das Haus. Im Hause kam gerade der andere Buhle an. Der Buhle drückte sich an die Wand. Der Ehemann tastete sich nahe an ihm vorbei; er faßte den Knochen fest, und als er ganz nahe bei dem Buhlen war, hob er den Knochen auf und schlug damit den Buhlen über den Kopf. Der Mann lief mit gespaltetem Schädel davon. Danach wartete der Mann, bis es tief in der Nacht war, und in der Nacht hob er den toten Buhlen auf und trug die Leiche auf den Markt. Er ließ die Leiche auf dem Markt und ging wieder nach Hause.

Am anderen Tage fanden die Leute den Leichnam auf dem Markt. Alle Leute kamen auf dem Markte zusammen. Einige Leute liefen hin und erzählten dem König: "Auf dem Markte hat man einen toten Mann gefunden, dem der Schädel zerschlagen ist." Der König ließ alle Leute kommen. Der König fragte alle Leute. Niemand konnte etwas über die Sache sagen. Ein alter Mann sagte: "Es wohnt ein Mann hier dicht bei, der ist seit einigen Tagen erblindet. Der Mann hat nachts solche Schmerzen, daß er nicht schlafen kann. Wenn irgend jemand, dann muß dieser Mann etwas davon gehört haben." Der König sandte zu dem Ehemann. Der blinde Ehemann ward herbeigeführt. Der König fragte: "Hast du in der Nacht etwas von einem Streit gehört? Der blinde Ehemann sagte: "Ich habe diese Nacht einen Mann schreien hören: ,Du hast mir den Kopf verwundet, nun werde ich dich töten.' Danach habe ich etwas hinfallen gehört. Wenn nun wirklich in der Stadt jemand getötet ist, dann



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muß man nach dem Manne suchen, dem der Schädel verwundet ist." Der König sagte: "Es ist gut." Der König ließ alle Leute in der Stadt zusammenkommen. Der König sagte: "Nehmt eure Mützen ab." Alle Leute nahmen die Mützen ab. Nur ein Mann wollte die Mütze nicht abnehmen. Es war der Buhle der Frau. Der König sagte: "Weshalb will der Mann die Mütze nicht abnehmen? Nehmt ihm die Mütze weg." Man nahm dem Manne die Mütze ab. Man sah die Wunde.

Der König sagte: "Das ist der, der den anderen totgeschlagen hat. Tötet ihn." So ward auch der zweite Buhle getötet.

Nach einigen Tagen sagte der Ehemann zu seiner Frau: "Der Ochsenschenkelknochen hat mir geholfen, ich kann jetzt wieder sehen." Nach einigen Tagen kam der erste kluge Mann zu dem anderen und sagte: "Ich hörte, du seist blind ?" Der kluge Ehemann sagte: "Ja, ich bin blind gewesen. Ich sehe jetzt aber besser als früher!"

43. Die gewarnte Buhlerin

Ein Ehemann dachte: "Meine Frau hat einen Freund. Ich will der Buhlerei ein Ende machen." Der Mann kam zu seiner Frau und sagte: "Ich gehe für drei Tage in die Farmen." Der Mann ging aus dem Sauri. Nach einiger Zeit kam die Frau heraus. Als die Frau fort war, schlich sich der Ehemann wieder in das Gehöft und versteckte sich im Hause seiner Frau auf dem Sinsarra (d. i. das Gestell, auf dem Töpfe usw. aufbewahrt werden).

Nach einiger Zeit kam die Frau wieder. Die Frau hatte ihrem Buhlen gesagt, daß ihr Mann auf die Farm ginge. Einige Zeit nach der Frau kam der Buhle. Die Frau sagte: Mein Buhle, was willst du?" Der Buhle sagte: "Ich muß erst Wasser haben zum Trinken, ich möchte dann essen. Ich will dreimal in deine Sussokko gehen. Ist das so recht?" Die Frau sagte: "Ja es ist recht so!" Der Buhle bekam sein Wasser und trank es. Der Buhle bekam das Essen und aß es. Die Frau legte sich hin. Der Buhle beschlief sie dreimal. Die Frau sagte: "Mein Buhle, was willst du ?" Der Buhle sagte: "Ich will mich waschen. Dann will ich nach Hause gehen." Die Frau gab dem Buhlen Wasser. Der Buhle wusch sich. Der Buhle ging. Die Frau brachte den Buhlen hinaus. Der Mann kam vom Sinsarra herab und ging weg.

Nach drei Tagen kam der Mann am Abend nach Hause zurück.



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Der Mann aß zu Abend. Dann legte der Mann sich aufs Bett. Die Frau legte sich auf das Bett. Nachts hörte die Frau ihren Mann sprechen. Der Mann sagte: "Also erst hat die Frau gefragt:, Mein Buhle was willst du?' und der Buhle hat gesagt: ,Ich muß erst Wasser haben zum Trinken. Ich möchte dann essen. Ich will dann dreimal in deine Sussoko gehen. Ist das recht?' und sie hat gesagt: ,Ja es ist recht so, gut!' —Und nachher hat der Buhle erst Wasser bekommen und, trank, dann hat er Essen bekommen und aß. Gut. — Und dann hat die Frau sich hingelegt. War es so? — Soso. Wie oft? Also dreimal ist er bei dir hineingegangen? Dreimal?"

Die Frau hörte, wie der Mann das sagte. Die Frau begann sich zu fürchten. Die Frau sagte: "Mein Mann, mit wem sprichst du ?" Der Mann sagte: "Ich spreche nur mit deiner Sussoko. Deine Sussoko erzählt mir Geschichten."

Die Frau ließ sich nie wieder mit einem Buhlen ein. Und seitdem sagen die Frauen auf dem Markte, wenn die Männer mit ihnen ein Verhältnis anknüpfen wollen: "Laß es lieber! Meine Sussoko könnte es meinem Mann erzählen!"

44. Zu weit getriebene Eifersucht

Ein Mann heiratete eine Frau. Er wollte nicht, daß seine Frau einen anderen Mann ansehe. Deshalb nahm er seine Frau und versteckte sie in einer Hütte seiner Farm. Die Frau durfte nie aus der Farm in die Stadt kommen.

Die Frau hatte, ehe sie heiratete, einen Freund gehabt. Der Freund sagte: "Ich möchte meine Freundin einmal wieder sprechen. Wenn der Ehemann mich daran hindern will, so will ich ihn dafür strafen." Der Freund nahm die Frucht von Baobab (Nupe =Emu; Haussa Kuka; Joruba =Ose). Er machte am Nabel ein kleines Loch hinein; er holte allen Samen heraus; er füllte sie mit kleinen Kaurimuscheln; er schloß das Loch mit einem kleinen Holzstift. Als es Nacht war, trug er die Frucht hinaus, in die Farm des Mannes seiner Freundin. Auf dieser Farm stand ein außerordentlich hoher und kaum besteigbarer Baobab. Er versteckte die ausgehöhlte und mit Kauri gefüllte Frucht unter den Büschen am Fuße des Baobab. Dann ging er wieder nach Hause.

Am anderen Tage ging er in die Farm des Mannes seiner Freundin. Der Ehemann rief ihn an: "Was willst du hier? Was machst du hier? Ist dies deine Farm? Wen suchst du hier?" Der Freund sagte: "Ich



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habe einen Weg gemacht und die Richtung verloren. Ich bin lang unterwegs. Kann ich mir in der Hütte etwas Wasser nehmen ?"Der Ehemann sagte: "Laß das! Ich gehe selbst hinein und hole dir etwas Wasser. Bleib hier stehen!"Der Ehemann ging hinein und holte etwas Wasser. Der Freund trank. Der Ehemann sagte: "Nun geh!" Der Freund sagte: "Könnte deine Frau uns nicht etwas Essen machen?" Der Ehemann sagte: "Nein, geh jetzt. Ich will dich nicht wieder auf dieser Farm sehen! Das ist kein Weg! Ich will hier ungestört sein!" Der Freund sagte: "Also so meinst du es!"

Der Freund sagte: "Dann habe ich, ehe ich gehe, noch eine Bitte zu sagen. Gieb mir eine der Früchte dieser Baobab!" Der Ehemann sagte: "Der Baum ist zu hoch. Man kann nicht hinauf. Was willst du auch damit?" Der Freund sagte: "Ich will es dir sagen: die Früchte dieser Baobab haben keine Samen inwendig, sondern Kaurimuscheln, die eine 200, die andere 300." Der Ehemann sagte: "Das lügst du!" Der Freund sagte: "Weshalb soll ich das lügen? Wir wollen sehen, ob wir nicht unter den Büschen eine herabgefallene Frucht finden. Du kannst sie dann selbst öffnen und nachsehen!" Der Freund ging umher unter den Büschen. Er sagte: "Hier liegt eine Frucht!" Er hob die Frucht auf und brachte sie dem Ehemann. Es war die Frucht, die er selbst nachts hierhergebracht hatte. Der Ehemann nahm die Frucht. Er warf sie gegen den Boden. Die Frucht sprang auf; alle Kauri sprangen auseinander.

Der Ehemann sah die Kauri. Der Ehemann sagte: "Es ist wahr. Ich habe viel Geld auf meiner Farm. Du hast es mir aber erst gezeigt." Der Ehemann nahm einige Kauri auf. Er sagte: "Es sind Kauri!" Der Ehemann besah die Kauri und sagte zu dem Freunde: "Bleibe du hier unter dem Baum. Ich will schnell in das Farmhaus gehen und eine Leiter herausholen."Der Ehemann ging hinein in das Haus. Er holte eine Leiter. Der Freund blieb unter dem Baume. Der Ehemann kam mit der Leiter. Der Ehemann lehnte die Leiter an den Baum. Der Freund sagte: "Ich will nach oben gehen und pflücken!" Der Ehemann sagte: "Nein, ich werde auf den Baum gehen und pflücken!" Der Freund bat: "Laß mich doch auf den Baum gehen!" Der Ehemann sagte: "Jetzt sehe ich, weshalb du hierher gekommen bist. Du wolltest mir meine Früchte mit 'kauri stehlen! Nein, ich werde hinaufsteigen!" Der Ehemann stieg die Leiter hinauf und in die Krone des Baumes.

Der Baum bewegte sich. Der Ehemann stieg in die Zweige. Die Zweige schüttelten sich. Einige Früchte fielen herab. Der Freund



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hob sie auf und betrachtete sie. Der Ehemann sah das. Der Ehemann schrie: "Frau! Frau! Komm aus dem Hause! Paß auf den Freund auf. Wenn niemand auf ihn aufpaßt, wird er die Früchte aufnehmen und damit fortlaufen!" Die Frau hörte es. Die Frau rief: "Soll ich zum Freund hinausgehen?" Der Freund legte sich auf den Boden. Der Ehemann schrie: "Frau, komm heraus. Lege dich zu dem Freunde auf den Boden und bleibe bei ihm, daß er nicht mit den Früchten wegläuft." Die Frau kam heraus. Sie brachte eine Matte mit und sie sagte: "Ich soll mich zum Freund legen?" Der Ehemann schrie: "Ja, tue es! Halte ihn!" Die Frau legte die Matte neben den Freund. Der Freund gab der Leiter einen Tritt. Die Leiter fiel um. Der Freund legte sich mit auf die Matte. Der Freund sagte zu der Frau: "Nun halte mich!" Dann beschlief er sie.

Der Ehemann sah die Leiter fallen. Der Ehemann sah den Freund auf der Matte. Der Ehemann konnte nicht von seinem Baume herab. Der Ehemann schrie: "Gott helfe mir! Gott helfe mir! Gott helfe mir!"Der Freund beschlief die Frau fünfmal. Dann sagte er: "Es war nur meine Absicht, mit dir zu sprechen. Das andere ist Sache deines Mannes."

Man soll seine Frau nicht einsperren wie einen Hund!

45. Der schäbige Liebhaber

Ein Mann heiratete eine Frau. Die Frau hieß Mamuna. Der Mann hatte einen Freund, der hieß Goschi. Mamuna war sehr schön. Goschi war viel im Gehöft seines Freundes. Goschi wollte gern Mamuna besitzen. Goschi ging zu einem Boschi (Wahrsager, Schamane, Hexenmeister) und bat ihn, es zu machen, daß sein Freund für einige Zeit verreise. Der Boschi machte es, daß der Ehemann eines Tages seine Sachen packte und in ein anderes Land ging.

Als der Ehemann in ein anderes Land gegangen war, kam Goschi zu Mamuna und sagte: "Mamuna, ich möchte dein Freund sein. Mamuna, laß mich bei dir schlafen!" Mamuna sagte: "Du bist der Freund meines Mannes. Da kann ich nicht deine Freundin werden und bei dir schlafen." Goschi bat Mamuna. Goschi schenkte Mamuna 20000 Kauri. Mamuna hat nun schon mehrere Tage ihren Mann nicht gesehen. Mamuna sagte zu Goschi: "Komme heute Nacht zu mir!" Abends kam Goschi zu Mamuna. Goschi schlief bei Mamuna. Goschi beschlief nun Mamuna alle Tage.

Freunde kamen in das Land, in das Mamunas Mann gegangen



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war. Freunde sagten zu Mamunas Mann: "Dein Freund Goschi kommt alle Abende in dein Haus und beschläft deine Frau Mamuna." Mamunas Ehemann packte seine Sachen. Er ging sogleich nach seinem Orte zurück. Er kam nachts in seinem Orte an. Er ging nach seinem Gehöft. Mamuna hörte ihn kommen. Mamuna hörte ihren Mann kommen. Goschi lag bei ihr. Mamuna sagte: "Goschi, steh auf, mein Mann kommt! Ich will dich verstecken." Mamuna versteckte Goschi in dem Speichertopf (=Edo; Pfanne ==Rumbu; Joruba=Aka), in dem sie ihre Sachen hatte. Sie deckte ihn mit ihren Decken und Kleidern zu.

Der Ehemann kam herein. Der Ehemann setzte seine Sachen hin und sagte:

"Ich höre, Mamuna, daß du nicht allein schläfst!" Der Ehemann untersuchte das Bett. Der Ehemann sah in alle Winkel. Der Ehemann fand nichts. Er blieb bei seiner Frau. Am anderen Tage sagte der Ehemann zu Mamuna: "Morgen werde ich deinen Edo nehmen und ihn ins Haussaland tragen und verkaufen*. Wir werden viel Geld damit verdienen." Mamuna sagte: "Wieviel Geld willst du denn von den Haussaleuten dafür haben ?" Der Ehemann sagte: "Ich will dafür 200000 Kauri haben." Mamuna sagte: "Ich habe immer alle meine Sachen darin, mein Korn, meine Decken, meine Kleider. Ich möchte ihn behalten und dir dafür 200000 Kauri geben." Der Ehemann sagte: "Es ist mir recht." Nachher ging der Ehemann hinaus.

Mamuna machte sogleich den Edo auf. Goschi kam heraus. Mamuna sagte: "Ich habe meinem Mann dafür 200000 Kauri bezahlt. Ich muß die 200000 Kauri leihen. Du gibst sie mir doch wieder." Goschi sagte: "Du wirst das Geld schon wieder erhalten." Goschi lief aus dem Hause. Nach einiger Zeit begegnete Mamuna Goschi auf der Straße. Mamuna sagte zu Goschi: "Du hast mir die 200000 Kauri noch nicht wiedergegeben, die ich für dich bezahlt habe!" Goschi sagte: "Warum hast Du denn die 200000 Kauri bezahlt? Ich habe nicht von dir verlangt, daß du sie zahltest. Hättest du mich nicht versteckt, so hätte ich mich mit deinem Manne geschlagen und alles wäre erledigt gewesen." Mamuna sagte: "Es ist gut!"

Mamuna kam nach Hause. Sie sagte zu ihrem Manne: "Packe morgen deine Sachen. Sage, du gingst in ein anderes Land. Geh weg und verstecke dich im Nachbarhaus; dann werden wir einen 

*Einen Edo kann man nicht wegtragen. Also handelt es sich um eine Legende aus einer Gegend, in der Koffer und Kisten Sitte sind, die verkäuflich sind.


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Dieb fangen." Der Mann sagte: "Es ist recht." Der Mann packte am anderen Morgen seine Sachen. Am Mittag kleidete Mamuna sich sehr schön und ging weg. Sie traf Goschi. Sie sagte zu Goschi: "Heute verreist mein Mann für drei Monate in ein anderes Land." Goschi sah Mamuna an. Mamuna war schön gekleidet. Mamuna hatte schöne Kleider. Mamuna hatte Perlen um. Mamuna war schön.

Goschi sagte: "Laß mich heute zu dir kommen. Laß mich bei dir schlafen!" Mamuna sagte: "Nein, ich lasse dich nicht zu mir kommen. Ich habe 200000 Kauri für dich bezahlt und du hast mir das Geld nicht wiedergebracht." Goschi sagte: "Ich werde dir das Geld morgen bringen. Ich verspreche es dir. Aber laß mich heute abend bei dir schlafen." Mamuna sagte: "Es ist gut! Komm dann heute abend zu mir!"

Am Abend ging Goschi zu Mamuna. Er kam in Mamunas Hof. Mamuna stand am Reibstein und malte Korn. Mamuna hatte alle Kleider abgelegt. Mamuna war nackt. Mamuna war sehr schön. Goschi sagte zu Mamuna: "Komm herein auf die Matte; wir wollen beieinander liegen; ich will dir beiliegen!" Mamuna sagte: "Laß mich erst die Arbeit fertigmachen. Setze dich solange da hinter mich!" Goschi setzte sich. Goschi sah Mamuna zu. Mamuna war sehr schön. Mamuna war nackt.

Mamuna sagte: "Mein Mann sagt, ein Mann, dessen Füße in Fußeisen (=Kurru; Haussa==Mari; Joruba=Segesege) geschlagen sind, kann nicht eine Frau beschlafen." Goschi sagte: "Der Mann kann es doch!" Mamuna sagte: "Nein der Mann kann es sicher nicht!" Goschi sagte: "Hast du Fußeisen da, so lege sie mir um und ich will es dir zeigen!" Mamuna sagte: "Ich will doch erst meine Arbeit fertigmachen." Goschi sagte: "Nein, hole die Fußeisen. Wir wollen es gleich machen." Mamuna sagte: "Es soll mir recht sein." Mamuna ging hinein. Goschi folgte ihr. Mamuna nahm die Fußeisen und legte sie Goschi an. Als Goschi die Fußeisen anhatte, schrie Mamuna: "Ein Dieb! Ein Dieb! Ich habe einen Dieb!" Goschi rief: "So sei doch still!" Der Ehemann Mamunas kam herein. Er packte Goschi. Goschi ward zum König geschleppt. Goschi mußte viel Geld zahlen und wurde geschlagen.

46. Weibliche Fügsamkeit

Egagi (ein kleiner Vogel mit weiß und gelber Fiederung; lebt in blattreichen Bäumen und schreit sehr viel; Haussa =Schuda)



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heiratete eine Frau. Wenn Egagi aber mit seiner Frau schlafen wollte, so verweigerte sie die Hingabe. Egagi war sehr böse. Eines Tages flog er empor in die Luft und sang: "Ich schneide meinen Eba (Penis; Haussa = hurra) ab! Ich schneide meinen Eba ab. Ich schneide meinen Eba ab!" Als die Frau das hörte, legte sie sich auf den Rücken auf die Erde, breitete die Beine aus und rief: "Nimm meine ganze Suko (Vagina; Haussa =duri)." Als Egagi das hörte, stieg er herab und beschlief seine Frau sogleich.

Seitdem weigern die Frauen diese Sache den Männern nicht mehr.

47. Einführung in den Gesdzledztsgenuß

Ein Mann heiratete eine Frau. Die Frau gebar ein Kind. Das war ein Knabe. Der Knabe wuchs heran. Der Knabe ward groß. Als der Bursche erwachsen war, sagte der Vater zu ihm: "Ich will dir ein Mädchen zur Frau geben, denn du bist im Alter zu heiraten. "Der Bursche sagte: "Ich will nicht heiraten!" Der Vater sagte:,,Du bist alt genug dazu." Da nahm der Bursche Bogen und Pfeil und ging fort. Er ging in den Busch; er ging in ein anderes Land. Fünf Jahre blieb er so im Busch und ward ein Jäger.

Als die fünf Jahre um waren, gingen der Vater und die Mutter in die Stadt und fragten allenthalben: "Wer will in den Busch gehen, meinen Sohn zurückzurufen? Wer will in den Busch gehen, meinen Sohn zurückzurufen!" Eine Frau kam und sagte: "Weshalb ist dein Sohn in den Busch gelaufen?" Der Vater sagte: "Mein Sohn ist in den Busch gelaufen, weil ich ihm ein junges Mädchen zur Frau geben wollte." Die Frau fragte: "Ist das alles?" Der Vater sagte: "Ja, das ist alles." Die Frau sagte: "Dann will ich hingehen und ihn suchen."

Die Frau legte ihre Frauenkleider ab. Sie zog Hosen an; sie zog einen Burnus über; sie hing eine Tasche um; sie nahm Bogen und Pfeil. Sie ging in den Busch, dahin, wo der Bursche sich aufhielt. Sie fand den Burschen. Der Bursche sah sie. Er wußte nicht, daß sie eine Frau war. Er hielt sie für einen Mann. Die Frau schloß Freundschaft mit dem Burschen. Sie gingen zusammen zur Jagd.

Sie waren zusammen auf der Jagd. Die Frau rief: "Ich habe auf einen Eja geschossen (Eja =Büffel)." Der Bursche kam und sagte: "Was, du hast auf einen Eja geschossen?" Die Frau sagte: "Ja." Der Bursche sagte: "So müssen wir folgen. Geh du links, ich gehe rechts." Die Frau ging links. Der Bursche ging rechts. Nach einiger



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Zeit schrie die Frau: "Der Eja hat mich hingestoßen. Hilf mir." Die Frau warf ihre Kleider ab, warf die Tasche darauf und legte sich selbst (nackt) mit ausgebreiteten Beinen daneben. Sie schrie. Der Bursche kam zu ihr. Er sagte: "Was ist?" Die Frau sagte: "Der Eja hat mich arg gestoßen." Der Bursche fragte: "Wo hat er dich gestoßen?" Die Frau sagte: "Er hat mich nicht am Kopfe gestoßen. Er hat mich nicht an diesem Arme gestoßen. Er hat mich nicht an jenem Arme gestoßen. Er hat mich nicht an diesem Beine gestoßen. Er hat mich nicht an jenem Beine gestoßen. Er hat mich dazwischen gestoßen. Er hat alles hineingedrückt." Der Bursche sah, daß die Stelle anders war als bei ihm. Er sagte: "Das ist schlimm!"

Die Frau sagte: "Geh dort zu meiner Tasche. Es ist eine Flasche mit Tschigbe (Medizin) darin. Reibe mir die Stelle ein." Der Bursche ging zu der Flasche. Es war eine Flasche mit Öl darin. Er nahm das Öl. Er rieb die Stelle der Frau ein. Die Frau sagte: "Wenn die Medizin gut ist, muß es erst bei dir wachsen." Der Bursche rieb die Vagina der Frau ein. Da schwoll sein Glied an. Die Frau sagte: "Hat es bei dir eine Wirkung?"Der Bursche sagte: "Ja, es hat bei mir gewirkt." Die Frau sagte: "So reibe deinen (Penis) weiter. Wenn der Versuch gelingt, so kommt mein Eingedrücktes auch wieder heraus."

Der Bursche legte sich nun auf die Frau. Er steckte seine Rute in ihre Scham. Er beschlief sie wohl fünf Minuten lang, dann fragte er die Frau: "Woher kommst du?" Die Frau sagte: "Ich komme hier aus dem Busch!" Der Bursche sagte: "Gut, wenn du irgendwohin gehst, muß ich mit dir gehen, um dir immer die Medizin machen zu können." Die Frau sagte: "Ich muß fortgehen; ich muß in die Stadt. Der Bursche sagte: "Soll ich dir denn nicht mehr Medizin machen?" Die Frau sagte: "Ich muß unbedingt in die Stadt."Der Bursche sagte: "Gut, dann werde ich dir folgen!" Die Frau ging voraus in die Stadt. Sie ging zu dem Vater des Burschen und sagte: "Guten Tag." Der Vater sagte: "Ich danke dir! Guten Tag!" Die Frau sagte: "Dein Sohn wird auch bald kommen; er folgt mir." Der Vater war sehr glücklich. Er sagte: "Ich will dir danken!" Die Frau sagte: "Es ist gut; aber gib deinem Sohn, sobald er kommt, nur schnell eine Frau, denn sonst läuft er wieder in den Busch zurück, um eine Medizin zu suchen!" Der Vater sagte: "Das soll geschehen!"

Der Bursche kam. Der Vater gab ihm sogleich eine junge Frau. Der Bursche war sehr froh und blieb von da an daheim.



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48. Kampf der Geschlechtsorgane

Früher waren die Männer viel größer und stärker als die Frauen. Jetzt sind die Frauen oft geradeso groß, oft sogar größer als die Männer. Sie können aber heute in einer Sache viel mehr als die Männer, und das ist so gekommen.

In alten, alten Zeiten lebte in Mokwa Ebako; das war der Vater aller männlichen Glieder. Damals lebte in Tatabo Sukoko; das war die Mutter aller Vaginen. Eines Tages sagte Ebako: "Ich will Sukoko zerbrechen." Sukoko antwortete: "Wir wollen sehen, wer von uns stärker ist." Sukoko versammelte alle Trommeln Tatabus und ließ für sich trommeln. Ebako versammelte alle Trommeln Mokwas und ließ für sich trommeln. Dann brach Sukoko von Tatabu auf. Dann brach Ebako von Mokwa auf.

Sukoko marschierte bis zum Fuße eines Berges, der zwischen ihr und Mokwa lag und Pati hieß. Ebako marschierte bis an das Ufer eines Flusses, der Bukwe hieß. Der Berg Pati und der Fluß Bukwe lagen noch zwischen Suboko und Ebako. Sukoko und Ebako begannen (also trotz dieser Entfernung) miteinander zu fechten. Ebako stieß nach Sukoko. Er stieß in Sukoko hinein. Als die Sonne dastand (6 Uhr), begannen sie; als die Sonne dastand (8 Uhr - also zwei Stunden lang) fochten sie miteinander. Dann aber war Ebako ermüdet und sank müde und matt zu Boden.

Sukoko wartete eine Weile, dann sagte sie: "Komm, wir wollen endlich weiterfechten." Ebako sagte: "Ich bin so ermüdet, daß ich nicht mehr kann. Ich kann nicht mehr weiterfechten." Sukoko wartete eine Weile, dann sagte sie: "Komm, wir wollen endlich weiterfechten!" Ebako sagte: "Ich bin so ermüdet, daß ich nicht mehr kann. Ich bitte dich, laß mich; ich kann nicht mehr fechten!"

Von der Zeit an kann eine Frau wohl zwanzig Männer befriedigen, ein Mann aber nicht einmal zwei Frauen.

49. Der unbeliebte Mund

Zur Zeit Edegis (d. h. wie bei uns "Es war einmal" oder "In alter, alter Zeit") war der Mund der König des Körpers. Die Augen waren der Saba (Thronfolger), die Nase der Kwotun (Haussa =Tschiroma; Joruba=Kwotun), das Ohr der Alkali (Haussa = Alkali; Joruba =Adajo), die Hand Mejaki (Haussa=Majaki; Joruba =Balogun), das Bein Sukiara (Haussa Aliara; Joruba =Elewoso; Vorsteher junger Leute), das Skrotum (=Suba; Haussa = Suao;



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Joruba = Egban), Trommler (=Sansafiigua; Haussa = Makadi; Joruba Alu), der Penis (Eba) der Führer (=guide; Nupe=Sodje; Haussa =Jagaba; Joruba =Sodje). Eines Tages starb der Mund.

Die anderen sagten zu Saba, dem Auge: "Begrabe den Mund!" Das Auge sagte: "Nein, ich begrabe ihn nicht!" Die anderen fragten: "Weshalb willst du ihn nicht begraben?" Das Auge sagte: "Wenn ich auf dem Wege zuerst etwas gesehen habe, hat der Mund nicht gewartet, bis ich sagte: ,Ich will es mitnehmen.' Er hat das immer zuerst gesagt. Ich zürne dem Mund!"

Die anderen sagten zum Kwotun, der Nase: "Begrabe du den Mund!" Die Nase sagte: "Nein, ich begrabe den Mund nicht!" Die anderen fragten: "Weshalb willst du den Mund nicht begraben?" Die Nase sagte: "Wenn ich krank war und jemand fragte mich: ,Wie geht es dir?' so antwortete der Mund immer: ,Ich bin gesund!' Der Mund ließ mich nie reden. Deshalb zürne ich dem Munde."

Die anderen sagten zu dem Alkali, dem Ohr: "Begrabe du den Mund!" Das Ohr sagte: "Nein, ich begrabe den Mund nicht!" Die anderen fragten: "Weshalb willst du den Mund nicht begraben?" Das Ohr sagte: "Ich laufe überall umher und habe überall zu hören. Ich höre alles. Ehe ich aber noch sagen konnte, was meine Sache ist, öffnete sich der Mund und sagte: ,Ich habe gehört!' Deshalb zürne ich dem Munde!"

Die anderen sagten zu dem Träger (Nupe =Karalischi; Haussa Madokikaja; Joruba =Areru), dem Kopf (Eti; Haussa = Kei; Joruba =Jrri): "Begrabe du den Mund!" Der Kopf sagte: "Nein, ich begrabe den Mund nicht!" Die anderen fragten: "Weshalb willst du den Mund nicht begraben?" Der Kopf sagte: "Ich habe für alle zu tragen. Wenn ich vom Morgen bis zum Abend meine Last getragen habe, bin ich müde. Wenn dann aber ein anderer fragte: ,Bist du müde?' dann sagte der Mund: ,Ich bin müde!' Deshalb zürne ich dem Munde!"

Die anderen sagten zu dem Mejaki, der Hand: "Begrabe du den Mund!" Die Hand sagte: "Nein, ich begrabe den Mund nicht!" Die anderen fragten: "Weshalb willst du den Mund nicht begraben?" Die Hand sagte: "Die schönen Sachen arbeite ich. Wenn ich nun etwas besonders Schönes gearbeitet hatte, sagte der Mund stets: ,Das habe ich gut gemacht!' Deshalb zürne ich dem Munde!"

Die anderen sagten zu Sukiara, dem Bein: "Begrabe du den Mund!" Das Bein sagte: "Nein, ich begrabe den Mund nicht!" Die anderen



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fragten: "Weshalb willst du den Mund nicht begraben?" Das Bein sagte: "Mein Werk ist das Gehen. Wenn ich einmal vom Morgen bis zum Abend gegangen war, sagte der Mund: ,Dies lange Stück bin ich gegangen!' Deshalb zürne ich dem Munde!"

Die anderen sagten zu Suba, dem Skrotum: "Dann begrabe du den Mund!"Das Skrotum sagte: "Nein, den Mund begrabe ich nicht!" Die anderen fragten: "Weshalb willst du den Mund nicht begraben?" Das Skrotum sagte: "Wenn ich einmal ausgehen wollte, machte der Mund den Monafiki (Hetzer!) und sagte zum Penis: ,Laß das Skrotum, deinen Trommler, hinter dir gehen!' Der Penis ließ mich immer hinter sich gehen. Ich bekam nie das zu sehen, was ich gerne gesehen hätte. Deshalb zürne ich dem Munde!"

Die anderen sagten zu dem Führer, dem Penis: "Dann begrabe du den Mund!" Der Penis sagte: "Gewiß! Ich will gerne den Mund begraben!" Die anderen fragten: "Weshalb bist du denn so schnell bereit, den Mund zu begraben?" Der Penis sagte: "Wenn das Auge eine schöne Frau gesehen hatte, sagte der Mund: ,Komm doch diese Nacht zu mir!' Er redete der Frau zu, bis sie in unser Haus kam. Er brachte mir die Frau ins Haus. Er verrichtete also alle Arbeit (Etung; Haussa=Aiki; Joruba =Isi) allein und ließ mir nachher das Spiel (Edjo; Haussa = Wara; Joruba =Are)."

Seit der Zeit hat der Mund nur einen Freund, das ist Eba, der Penis.

50. Der verkleidete König

Der König eines sehr großen Landes hat eine Frau, die er außerordentlich liebt. Seine Frau geht aber jeden Morgen an den Fluß, angeblich nur, um sich zu baden, in Wahrheit aber, um nach dem Bade mit einem Manne zu huren. Der König kommt eines Tages dahinter. Er will sich eine andere Frau suchen und denkt das am geschicktesten anzufangen, indem er sich selbst als Frau verkleidet und unter den Frauen nach einer guten Frau Erkundigungen einzieht. Er schmückt sich also mit Perlen. Er zieht schöne Kleider an. Er schmückt sich. Er wird eine wirklich schöne Frau, und in dieser Ausgestaltung begibt er sich in die Stadt, um nach einer guten Frau unter den Frauen zu fragen. Als er aus seinem Palast kommt, sieht ihn der Saba, der Thronfolger. Dieser große Fürst will nämlich außerordentlich gern einmal mit der oben erwähnten, als etwas extravagant bekannten ersten Frau des Königs schlafen und legte demnach



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schon mehrere Tage lang seine schöne, mit Lederwerk geschmückte Matte vor den Eingang seiner Palasttorhäuser, um von da aus den Königspalast und was darin ein- und ausgeht zu beobachten. An diesem Tage nun sieht er den zum Weibe verkleideten König herauskommen. Er verliebt sich sogleich in das königliche Weib und ruft die vermeintliche Frau heran. Das königliche "Weib" muß wohl oder übel kommen. Der Saba fragt es, ob es eine Frau des Königs sei? Das königliche "Weib"sagt "nein". Der Saba nimmt es sogleich ins Haus. Der König muß nun notgedrungen, um Aufsehen zu vermeiden, die Rolle weiterspielen. Der Thronfolger bestimmt den König, ihm zu Willen zu sein. Der König schämt sich so, daß er nicht die Wahrheit zu sagen wagt. Also behält der Thronfolger die vermeintliche Spröde da und gebietet allen seinen Frauen, ihr zu dienen. Alle Frauen werden eifersüchtig und neidisch. Der Fürst beschenkt "die" Spröde aufs reichste. Er vernachlässigt die anderen Frauen. Die Mißstimmung der Frauen wird immer böser. Der König bleibt spröde. Endlich macht eine der Frauen die große Entdeckung. Als der König einmal sein Wasser abschlägt, sieht eine der Sabafrauen sein Glied. Es entsteht ein Jubel. Aber so recht nach Nupeart geht die Korona nicht etwa zum Fürsten, ihm den Betrug zu sagen, nein, das Geheimnis wird auf einem Umwege gelüftet. Die Frauen bitten den König um ein Trommelfest, bei dem sie alle eine Art Geschlechtstanz aufführen wollen. Der Thronfolger, in der Hoffnung, an dem Tage die spröde Schöne bis zur Hingabebereitschaft erregen zu können, stimmt zu. Der Trommler kommt. Alle Frauen versammeln sich. Der Trommler beginnt sein Geklapper. Alle Frauen klatschen. Die erste tanzt aus der Reihe hervor auf den Thronfolger zu. Sie singt: "Jede von uns hat ihre Vagina. Nur eine von uns hat keine Vagina. Hier ist die Stelle, an der der Saba seine Lust findet." Bei dem letzten Satz wird das Kleid vorn auseinandergeschlagen, und da gleichzeitig ein rhythmisches Vor- und Zurückstoßen des Unterkörpers und eine Kniebeuge vorgenommen wird, so sieht der Fürst ostentativ die ganze Weiblichkeit deutlich erwiesen. So tanzt eine Frau nach der anderen. Zuletzt soll auch der verkleidete König tanzen. Doch ausgerechnet dieses Weib, auf dessen nähere Besichtigung sich der Fürst am meisten gespitzt hat, will nicht. Darauf reißt dem Saba doch die genügend angespannte Geduld. Er erklärt: "Entweder du tanzt das auch oder ich lasse dich auf der Stelle totschlagen." Der König verliert den Mut. Er tanzt. Er singt nicht dazu, aber alle Welt sieht seine männliche Veranlagung. Der Thronfolger befiehlt in großer


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Wut über diesen ihm bereiteten Schwindel die Enthauptung des Mannes. Er weiß nicht, daß dieser Mann der König ist. Der König schämt sich zu sehr, es zu sagen. Seine Hinrichtung ist beschlossene Sache, aber ein alter Mann des Thronfolgers schlägt vor, dem betrügerischen Manne einen Stein um den Hals zu hängen und ihn zu ersäufen. Der Thronfolger stimmt zu. Dem König wird ein Stein um den Hals gebunden und er wird ins Wasser geworfen. Im Wasser stirbt er nicht, sondern verwandelt sich in jenen grätenreichen Fisch, der bei den Nupe Engunji, bei den Haussa Kurungu, bei den Joruba Ganku heißt. Als der König abgeführt wird, geht der Saba mit seiner ersten Frau, die am geilsten getanzt hat, ins Haus und beschläft sie hintereinander dreimal.

Als er nach diesem Werke wieder in seine Katamba kommt, treffen Boten ein, die ihm mitteilen, der König des Landes sei seit einigen Tagen verschwunden. Man nehme an, er habe sich aus Gram über die Schlechtigkeit seiner ersten Frau ertränkt; also sei er, der Thronfolger, nun König.

51. Der Ursprung der Geschlechtsteile

In alter, alter Zeit hatten die Männer keinen Eba und die Frauen keine Suko (Scheide). Dagba machte Freundschaft mit Kaigi. Dagba und Kaigi hatten zusammen eine Farm. Eines Tages waren Dagba und Kaigi inder Farm. Da kam unerwartet ein Regen. Kaigi sagte: "Medizintopf (Tschigbe-Dokung), bringe mich schnell heim." Sogleich war Kaigi daheim. Dagba sah Kaigi nicht mehr. Dagba mußte im Regen nach Hause laufen. Dagba sagte (unterwegs): "Was hat Kaigi es leicht, nach Hause zu kommen! Wie habe ich es schwer! Wie lang ist der Weg."

Am anderen Tage waren Dagba und Kaigi wieder auf der Farm. Da kam unerwartet wieder Regen. Kaigi sagte: "Mein Medizintopf, bringe mich schnell heim."Sogleich war Kaigi daheim. Dagba sah Kaigi nicht mehr. Dagba mußte im Regen nach Hause laufen. Dagba sagte (unterwegs): "Was hat Kaigi es leicht, nach Hause zu kommen! Wie habe ich es schwer. Wie lang ist der Weg! Kaigi muß mir morgen seine Sache sagen!"

Am anderen Tage waren Dagba und Kaigi wieder auf der Farm. Dagba sagte zu Kaigi: "Kannst du mir nicht helfen mein Kaigi? Wenn abends Regen kommt, bist du immer gleich daheim. Ich aber muß den ganzen Weg immer zu Fuß laufen. Kannst du mir nicht



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helfen, daß ich auch so schnell nach Hause komme?"Kaigi sagte: "Gewiß kann ich dir helfen. Ich habe einen Tschigbe-Dokung. Der bringt mich immer so schnell nach Hause. Ich will dir auch einen Tschigbe-Dokung geben. Es wird alles gut gehen, nur darfst du nie mit deiner Hand in den Kochtopf deiner Frau greifen."Dagba sagte: "Das ist sehr einfach. Ich werde das dann unterlassen. Gib mir nur den Tschigbe-Dokung!" Kaigi gab Dagba einen Tschigbe-Dokung.

Am anderen Tage waren Dagba und Kaigi wieder auf der Farm. Es kam unerwartet Regen. Kaigi sagte: "Mein Medizintopf, bringe mich schnell heim!"Sogleich war Kaigi daheim. Dagba sah Kaigi nicht mehr. Dagba sagte auch: "Mein Medizintopf, bringe mich schnell heim." Sogleich war Dagba auch daheim." Dagba sagte: "Das ist eine ausgezeichnete Sache."

Drei Tage lang kam Dagba mit seinem Medizintopf so schnell heim. Am vierten Tage wollte Dagba in den Kochtopf seiner Frau fassen. Tsch(i)ae(n), Dagbas Frau (ein schwarz und weißer Käfer, den man den Kindern als Amulett um den Hals hängt), sagte: "Mein Dagba, laß das! Kaigi hat gesagt: ,Es wird mit dem Tschigbe-Dokung gut gehen, nur darfst du nie mit deiner Hand in den Kochtopf deiner Frau greifen!' Mein Dagba laß das also!"Dagba sagte: "Ich will es nur einmal tun und nachher nicht wieder. Das eine Mal wird es nichts schaden."Dagba griff in den Kochtopf seiner Frau, nahm Essen heraus und verzehrte es.

Am anderen Tage waren Dagba und Kaigi wieder auf der Farm. Es kam unerwartet wieder Regen. Kaigi sagte: "Mein Medizintopf, bringe mich schnell heim."Sogleich war Kaigi daheim. Dagba sah Kaigi nicht mehr. Dagba sagte auch: "Mein Medizintopf, bringe mich schnell heim!"Sogleich war Dagba weit im Busch, wo es noch viel mehr regnete. Dagba sagte: "Mein Medizintopf, ich sagte dir nicht, ,Bring mich in den Busch!' Ich habe dir gesagt ,Mein Medizintopf, bringe mich heim!' Also: mein Medizintopf, bringe mich schnell heim!" Sogleich war Dagba noch weiter im Busch, wo es noch viel mehr regnete! Dagba wurde böse und schrie: "Schnell, mein Medizintopf sei nicht verrückt, sondern bringe mich schnell heim."

Sogleich war Dagba in dem Hause Sukoko (das Haus der Vagina). Suko (die Vagina) sah Dagba. Suko war freundlich zu Dagba. Suko sagte zu Dagba: "Ich freue mich, mein Dagba, daß du zu mir kommst. Sage mir nur, was du wünschst."Dagba sagte: "Gib mir Essen." Suko gab Dagba Essen. Dagba aß und sagte: "Nun will ich wieder gehen." Suko sagte: "Wünsche dir nur etwas. Wünsche dir, was du



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willst. Ich will dir alles geben. Nur bleibe bei mir."Dagba wünschte sich Kleider. Suko gab ihm Kleider. Aber Dagba mußte bei ihr bleiben. Dagba wünschte sich Bogen und Pfeile und Dolche. Suko gab ihm Bogen und Pfeile und Dolche. Aber der Dagba mußte bei ihr bleiben. Dagba wünschte sich ein Pferd. Suko gab ihm ein Pferd. Aber Dagba mußte bei ihr bleiben.

Jeden Tag wünschte sich Dagba etwas. Suko gab ihm alles, was er haben wollte. Suko gab aber Dagba nicht die Erlaubnis, wieder wegzugehen. Eines Tages sagte Dagba zu Suko: "Ich will ein wenig umherreiten!" Suko sagte: "Reite ein wenig umher!"Dagba stieg auf das Pferd und ritt so schnell er konnte von dannen. Als Dagba weit weg war, sagte er zu sich: "Djuko Djuko damiae!" (Wörtlich: "Diese Vagina!" Wird hier als Beschimpfung aufgefaßt.) Suko hörte zugleich in ihrem Hause die Beschimpfung und rief Dagba nach: "Was willst du?"Dagba sagte: "Ah! Ich sagte nur, daß ich hundert Fuß weit fort sei!"Dagba ritt weiter und immer weiter, so schnell er konnte. Als er noch ein gutes Stück weiter war, sagte er wieder zu sich: "Djuko Djuko damiae!" Suko hörte sogleich in ihrem Hause die Beschimpfung und rief Dagba nach: "Was willst du?"Dagba sagte: "Ich sagte nur, daß ich 200 Fuß weit fort sei."

Dagba ritt so schnell er konnte weiter. Dagba kam zu Ebako. Ebako war ein ganz großer Penis. Ebako fragte: "Weshalb läufst du so eilig, mein Dagba ?" Dagba sagte: "Hinter mir her kommt Suko. Suko ist ganz schlimm! Geh nur weg!" Ebako sagte: "Ich fürchte mich nicht. Ich fürchte mich vor nichts. Ich fürchte mich auch nicht vor Suko!" Suko kam aber angerannt. Suko kam hinter Dagba her. Suko wollte Dagba fangen. Dagba versteckte sich hinter Ebako. Je näher Suko kam, desto größer und stärker wurde Ebako. Endlich kam Suko ganz dicht an Ebako. Ebako war hart und stark wie ein Knochen. Suko und Ebako prallten gegeneinander. Suko und Ebako schlugen so stark gegeneinander, daß beide zerschellten.

Ebako zersprang in viele Teile. Die Teile Ebakos lagen am Boden umher. Suko zersprang in viele Teile. Die Teile lagen am Boden umher. Überall lagen die Geschlechtsteile. Die Menschen kamen und nahmen davon. Die Männer, die schnell liefen und als erste kamen, nahmen die großen Ebakos. Die, die langsam liefen und nachher ankamen, bekamen die kleinen Ebakos. Die Frauen, die zuerst ankamen, konnten sich die großen Sukos nehmen, die nachher ankamen, fanden nur mehr kleine Sukos. So kamen die Menschen ZU ihren Geschlechtsteilen.



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52. Das vom Bach bestrafte Mädchen

Ein Mann hatte sieben Kinder, ein Mädchen und sechs Burschen. Die sieben Kinder wuchsen heran. Die Burschen waren gut und arbeiteten viel, das Mädchen war schlecht, es aß viel und schlief mit den Männern. Die Burschen fragten das Mädchen: "Welche Arbeit verrichtest du eigentlich auf der Welt?" Das Mädchen antwortete: "Am Morgen gehe ich hin und wasche mich; dann bereite ich guten Brei und verzehre ihn; dann gehe ich fort und suche mir einen dicken Penis, um mit ihm zu koitieren." Die Brüder sagten: "Es ist gut so. Du wirst deine Sache erleben."

Die Brüder gingen jeden Morgen über einen großen Bach und arbeiteten auf der anderen Seite in ihrer Farm. Eines Morgens gaben sie der Schwester Bohnen und sagten: "Bereite uns die, daß wir etwas zu essen haben, wenn wir heimkommen." Die Brüder gingen. Das Mädchen bereitete die Bohnen. Als die Bohnen bereitet waren, aß sie davon. Als sie satt war, ging sie dahin, wo ein dicker Penis war; ließ sich mehrmals beschlafen, kam heim, hatte Hunger, aß die Bohnen auf und legte sich wieder hin, um zu schlafen.

Die Brüder kamen heim. Die Brüder hatten Hunger. Die Brüder weckten die Schwester und fragten sie: "Wo sind die Bohnen?" Das Mädchen sagte: "Ich habe die Bohnen im Topf auf das Feuer gesetzt. Dann hat sie der Topf gegessen." Die Brüder sagten: "Achte darauf! Wenn du die Bohnen gegessen hast, wird der Bach dich töten, wenn du hinüber gehst. Denn dann hast du gelogen. Wenn aber der Topf die Bohnen aß, dann kann der Bach dir nichts anhaben; denn dann hast du die Wahrheit gesagt."

Am anderen Tag mußte das Mädchen die Brüder auf dem Wege zur Farm begleiten. Sie kamen an den Bach. Der erste Bruder ging über den Bach. Der erste Bruder sagte zum zweiten: "Singe du!" Der zweite Bruder ging durch den großen Bach und sang: "Wir gaben dem Mädchen die Bohnen zum Kochen. Das Mädchen sagt, der Topf habe sie gegessen. Wenn das Mädchen sie gegessen hat, wenn das Mädchen gelogen hat, sollst du, Bach, sie töten!" Der zweite Bruder ging ans andere Ufer, alle Brüder gingen durch den Bach ans andere Ufer.

Das Mädchen ging in den Bach. Das Wasser des Baches hob sich; das Wasser des Baches warf das Mädchen um und trug es fort. Das Mädchen schwamm bis ans Haar unter dem Wasser. Es trieb am



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anderen Ufer vorbei. Der älteste Bruder stand am Ufer. Er wollte das Mädchen am Haar packen, um es herauszuziehen. Aber nur die Haare blieben in seiner Hand. Das Mädchen wurde weggeführt. Der Bruder warf die Haare auf die Erde. Es wurden daraus die Ameisen (Nupe =Sungberri; Haussa = Korrokossa; Joruba =Erun), die am Bachufer wandern und den Menschen beißen.


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V WUNDER UND ZAUBER DICHTUNGEN DER NUPE



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53. Die Amazonensage

In alter, alter Zeit (Nupe =buako-buako; Haussa =dada; Ful-Ifulde =boima-boima) waren die Frauen in einem Lande für sich und die Männer in einem Lande für sich. Die Stadt der Männer war sehr, sehr groß. Die Stadt der Frauen war sehr, sehr groß.

Einmal ging ein Jäger aus. Er ging weit durch das Land. Er kam in das Land der Frauen. Die Frauen sahen den Mann. Die Frauen fielen über den Mann her und die Frauen schlugen den Mann. Der Mann rannte schnell fort. Der Mann flüchtete in seine Stadt. Der Mann lief zu seinem König und sagte: "Ich bin weit, weit fortgegangen. Ich bin in ein anderes Land gekommen. In dem anderen Lande fielen die Menschen über mich her und schlugen mich. Ich rannte, so schnell ich konnte, von dannen." Der König fragte den Jäger:,, Wie waren denn die Leute, die dich wegtrieben?" Der Jäger sagte: "Die Leute waren anders als wir. Sie hatten hier (auf eine Brustseite zeigend) ein Stück Fleisch und hatten hier (andere Brustseite) ein Stück Fleisch (Fleisch in Nupe neckan; damit ist natürlich der Busen gemeint; weiblicher Busen in Nupe elbe; in Haussa Mama). Dann hatten die Leute lange, lange Haare (!). Es war ein schönes, schönes Volk (schönes Volk in Nupe age)."

Der König sagte zu dem Jäger: "Ich möchte dieses Volk sehen. Wie kann ich dieses Volk sehen?" Der Jäger sagte: "Man kann die Leute nicht sehen. Jeder Mann, der nur immer dort hinkommt, wird von diesen Leuten geschlagen und vertrieben werden." Der König sagte: "So fangt doch einige und bringt mir diese hierher!"Der Jäger sagte: "Mein König! Das ist nicht möglich. Das ist nicht möglich!" Der König sagte: "So kämpft mit ihnen. Kämpft oder tut mit ihnen was ihr wollt. Ich muß aber einige von diesen Leuten sehen!" Der Jäger sagte: "So werden wir es auch nicht können, denn diese Leute sind wohl stärker als wir. Laß mich aber jetzt gehen. Ich will diese Sache bis morgen bedenken und dann wiederkommen." Der König sagte: "Das ist gut." Der Jäger ging nach Hause.

Am anderen Tage kam der Jäger wieder zum König und sagte: "Du willst einige von diesen Leuten sehen ?" Der König sagte: "Ja, ich will einige von diesen Leuten sehen!" Der Jäger sagte: "Wenn du mir guten Honig (Nupe =efu; Haussa =summa) und Zuckerrohr (Nupe =gebasennuko; Haussa = recke) besorgen kannst, will ich einen Versuch machen, dir diese Leute (diese Leute Nupe = sagschi; Haussa =nutani nan) oder einige von ihnen herzubringen."



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Der König sagte: "Honig und Zuckerrohr sollst du haben. Ich werde sogleich danach senden."Der König sandte zwei Leute in den Busch, um Honig zu suchen. Die beiden Leute gingen in den Busch. Die Leute fanden Honig. Sie brachten eine große Kalebasse voll Honig zum König. Der König sandte Honig zu dem Jäger. Der Jäger kochte den Honig mit Wasser. Er nahm auch Wachs, in dem noch Honig war (also gefüllte Waben), und steckte es in seine Schultertasche. Das Honigwasser gab er aber dem König. Dann ging der Jäger hinaus und schnitt sehr süßes (süß Nupe = uma; Haussa =dadi) Zuckerrohr ab. Das Rohr schnitt er in kleine Stücke und steckte sie in seine Maeni (d. i. der mit der Hand geflochtene Schultermattensack). Damit machte sich der Jäger wieder auf den Weg.

Der Jäger ging denselben Weg, den er zuerst gegangen war. Der Jäger kam wieder in das Land der Frauen. Die Frauen sahen den Jäger, sie liefen auf ihn zu. Sie wollten ihn fangen und schlagen. Der Jäger rief: "Schlagt mich nicht! Ich habe etwas ganz Besonderes. Ich habe etwas sehr, sehr Süßes, das will ich eurer Königin (auch ausgedrückt mit "Etsu") geben. Ich bin geschickt von einem anderen König!" Die Frauen sagten: "Der andere König ist uns ein Nichts. Zeige aber einmal das sehr, sehr Süße her. Denn wenn wir dich zur Königin bringen und die Sache ist dann nicht so süß und unwahr, dann tötet die Königin dich und wird auch über uns unwillig!" Der Jäger sagte: "Ich will euch gern ein wenig geben, denn ich habe genug davon bei mir." Der Jäger brach ein wenig von der gefüllten Wabe ab und gab es den Frauen. Die Frauen nahmen es. Die Frauen versuchten es. Die Frauen sagten: "Das ist wahr! Das ist ganz ausgezeichnet." Die Frauen kosteten noch ein wenig davon und fragten: "Was ist das ?" Der Jäger sagte: "Das ist der Schmutz (tschöki) des Penis (Schmutz des Penis =tschöki-ba; Penis =eba) meines Königs. Den soll ich eurer Königin bringen." Die Frauen fragten: "Hast du denn den Eba deines Königs auch bei dir?" Der Jäger sagte: "Ja, den Penis meines Königs habe ich auch bei mir. Der ist hier oben in der Schultertasche und macht da seinen Schmutz (tschöki). Er macht da den Schmutz, den ihr eben versucht habt." Die Frauen sagten untereinander: "Dann wollen wir diesen Mann zu unserer Königin bringen. Denn was er da von seinem Könige bringt, ist so gut, daß unsere Königin es unbedingt versuchen muß." Die Frauen sagten untereinander: "Ja, unsere Königin muß den Penis des Königs und seinen Schmutz versuchen."

Die Frauen sagten: "Komme mit uns!" Die Frauen nahmen den



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Jäger in ihre Mitte und brachten ihn in die Stadt. Sie brachten ihn in das Haus der Königin. Die Königin sagte: "Was ist das für ein Mensch? Was willst du?" Der Jäger sagte: "Ich bin aus einem anderen Lande. Mein König sendet mich. Mein König sendet dir, der Königin, ein Geschenk. Ich bringe dies Geschenk. Das Geschenk ist sehr süß." Die Königin sagte: "Was ist das?" Die Frauen, die den Jäger gebracht hatten, sagten: "Töte ihn nicht, denn sein Geschenk ist in der Tat sehr süß. Er hat den Eba seines Königs mitgebracht. Den Eba hat er in seiner Tasche. In der Tasche macht der Eba seinen Schmutz. Wir haben nur den Schmutz versucht. Aber auch dieser Schmutz übertrifft an Süße alles, was wir essen. Töte den Mann nicht!" Die Königin besah den Jäger.

Die Königin sagte zu dem Jäger: "Dann gib her, was dein König mir Süßes schickt. Ich will es versuchen." Der Jäger sagte: "Meine Königin, laß uns in das Haus gehen." Die Königin sagte: "Es ist gut, wir wollen in das Haus gehen! Ihr Frauen könnt in der Katamba (Durchgangshaus) bleiben." Die anderen Frauen blieben in der Katamba. Die Königin ging mit dem Jäger in ihr Haus. Die Königin setzte sich auf ihr Bett. Der Jäger setzte sich neben sie auf das Bett. Die Königin sagte: "Nun gib her."Der Jäger sagte: "Versuche den Tschöki-bal" Der Jäger brach ein gutes Stück Wabe ab und gab es der Königin. Die Königin nahm es in den Mund. Die Königin sagte: "Das ist süß." Die Königin kaute es. Die Königin sagte: "Das ist ausgezeichnet.Gib mir mehr! Der Jäger gab der Königin den Rest der Wabe. Die Königin aß die Wabe auf. Die Königin sagte: "Das ist ausgezeichnet. Das ist also der Schmutz des Ebal Was ist nun ein Eba? Kann ich nicht einen Eba bekommen?"

Der Jäger sagte: "Du willst einen Eba versuchen? Gewiß habe ich Eba bei mir. Bei uns hat jeder einen Eba. Ich habe aber auch die Eba meiner verstorbenen Großväter (Ahnen, Längstverstorbene =Dako) bei mir! Versuche erst einmal die Eba der Dako." Die Königin sagte: "Es ist recht! Gieb mir nur her!" Der Jäger griff in seine Tasche und nahm ein Stück Zuckerrohr heraus. Der Jäger gab der Königin ein Stück Zuckerrohr und sagte: "Kaue diesen Eba meines Dako." Die Königin nahm das Zuckerrohr und kaute es. Die Königin sagte: "Das ist gut. Das ist sehr gut. Das ist süß. Gib mir mehr davon." Der Jäger gab der Königin alle Zuckerrohre, die er bei sich hatte. Die Königin aß alles auf. Die Königin kaute alles Zuckerrohr. Sie sagte: "Gib mir noch mehr Eba deiner Dako." Der Jäger sagte: "Mehr Eba meiner Dako habe ich nun nicht bei mir. Denn jeder meiner Dako



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hat nur einen Eba gehabt, wie ein jeder Mensch bei uns nur einen Eba hat und nicht mehr."

Die Königin sagte: "Jeder Mensch hat bei euch einen Eba, den man essen kann?" Der Jäger sagte: "Ja, jeder Mensch hat bei uns einen Eba, den man essen kann. Man kann den Eba eines Menschen aber nicht nur einmal essen. Sondern man kann den Eba immer wieder essen, jeden Tag ein- oder zweimal." Die Königin fragte den Jäger: "Hast du denn auch einen Eba?" Der Jäger sagte: "Ja, ich habe auch einen Eba." Die Königin sagte: "Kann ich nicht deinen Eba auch einmal essen ?"

Der Jäger sagte: "Du kannst meinen Eba einmal essen. Aber man ißt den Eba eines lebenden Menschen anders." Die Königin fragte: "Wie ißt man den Eba eines lebenden Menschen ?" Der Jäger sagte: "Soll ich es dir zeigen?" Die Königin sagte: "Ja, zeige es mir!" Der Jäger sagte: "Dann lege dich auf das Bett." Die Königin legte sich auf das Bett. Das Bett der Königin war sehr schön. Der Jäger legte sich zu der Königin. Er legte sich neben die Königin (die Nupe führten in alten Zeiten den Beischlaf nur in der Seitenlage aus). Der Jäger sagte: "Schlage deine Beine über mich."Die Königin legte das eine Bein über den Jäger. Der Jäger sagte: "Fühle hierher." Die Königin faßte den Eba des Jägers. Die Königin führte den Eba des Jägers in ihre Vagina. Der Jäger beschlief die Königin. Die Königin sagte: "Ist das süß! Ist das süß!" Die Königin sagte: "Das übertrifft die Süßigkeit aller Ebas der Dako! Laß mich deinen Eba noch einmal essen!" Darauf beschlief der Jäger die Königin noch ein zweites Mal.

Die Königin sagte: "Bei euch hat ein jeder solchen Eba? Und man kann ihn immer wieder genießen?" Der Jäger sagte: "Ja, bei uns hat ein jeder einen solchen Eba. Der Eba meines Königs ist aber noch viel süßer als der meine." Die Königin sagte: "Ich möchte den Eba deines Königs auch einmal essen." Der Jäger sagte: "Wenn du den Eba meines Königs essen willst, so komme zu ihm. Ich will morgen sogleich zu ihm gehen und sagen, daß du kommst!" Die Königin sagte: "Ja, du kannst zu deinem König gehen und kannst ihm sagen, daß ich mit meinen Frauen zu ihm kommen will, seinen Eba einmal zu essen. Bleibe erst aber noch bei mir, denn ich will noch einige Male deinen Eba essen." Der Jäger blieb noch zwei Nächte bei der Königin und beschlief sie jede Nacht.

Der Jäger sagte: "Nun will ich zu meinem König zurückgehen." Die Königin sagte: "Bleibe noch zwei Nächte bei mir, damit ich deinen



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Eba noch essen kann." Der Jäger sagte: "Ich kann nicht länger bleiben. Sonst wird mein König über mich böse. Mein König wird mich dann strafen. Willst du, daß mein König mich straft? Habe ich dir nicht Süßes gebracht?"Die Königin sagte: "Du hast mir mehr Süßes gebracht, als ich vorher wußte. Ich will nicht, daß dein König dich straft, aber bleibe noch bei mir." Der Jäger sagte: "Kannst du nicht leicht zu uns kommen? Wirst du dann nicht noch mehr Süßes haben als von mir?" Die Königin sagte: "Es ist gut, gehe also zu deinem König zurück. Ich will mit dir gehen!"Der Jäger sagte: "Laß mich vorausgehen und dem Könige sagen, daß du kommst." Die Königin sagte: "Es ist gut, geh voraus und sage zu deinem König, daß ich komme. Sage ihm, daß ich mit meinen Leuten (Frauen) komme. Sieh zu, daß meine Frauen auch den Eba kennenlernen, denn bei euch hat ja ein jeder seinen Eba." Der Jäger sagte: "Jede deiner Frauen soll einen Eba versuchen. Es hat keine Schwierigkeit. Wir haben genug davon."Die Königin ging zu ihren Frauen heraus und sagte: "Ich habe den Eba versucht. Er übertrifft an Süße alles. Der Jäger geht nun voraus und sagt seinem Könige, daß ich komme und euch mitbringe. Der Jäger wird für jede von euch einen Eba haben, wenn wir kommen." Die Frauen riefen: "Jede von uns wird einen süßen Eba haben! Jede von uns wird einen Eba haben!" Der Jäger ging.

Der Jäger ging über das Land zurück. Der Jäger kam wieder in seine Stadt. Der Jäger ging zu seinem Könige. Der Jäger sagte zu seinem König: "Ich bin wieder bei diesen Leuten gewesen." Der König sagte: "Werde ich diese Leute sehen können?" Der Jäger sagte: "Ich habe mit diesen Leuten Freundschaft geschlossen. Die Königin will mit ihren Leuten (Frauen) kommen, Die Königin will deinen Penis essen. Die anderen Frauen wollen auch die Penis kennen lernen. Sorge also, daß, wenn die Leute kommen, jeder von unseren mit einer von denen zur Seite gehen und daß die zwei dann ungesehen von den anderen miteinander schlafen können. Das andere wird dann alles werden. Es ist ganz einfach und sehr angenehm." Der König sagte: "Hast du es versucht? Ist es nicht unangenehm?" Der Jäger sagte: "Es ist sehr angenehm. Es ist so angenehm wie sonst nichts." Der König sagte: "Dann will ich alle Leute zusammenrufen und es ihnen sagen, wie du angabst. Wann kommen die Leute ?" Der Jäger sagte: "Ich kann sogleich zurückgehen und sie rufen!" Der König sagte: "Ja, gehe nur schnell." Der Jäger ging wieder zurück.



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Der Jäger kam wieder zu den Frauen. Der Jäger sagte zu der Königin und ihren Frauen: "Mein König bittet euch, nun zu ihm zu kommen. Eine jede von euch wird nicht nur den Schmutz des Penis, sondern einen eigenen Penis erhalten." Die Königin sagte: "Es ist gut. Wir wollen jetzt schnell gehen." Die Frauen sagten: "Jede von uns wird einen süßen Eba haben! Jede von uns wird einen süßen Eba haben!" Die Königin sagte: "Wir wollen zwei Monate lang bei den Männern bleiben, dann werden wir wieder zurückgehen!"Die Frauen packten ihre Kalebassen und nahmen sie auf den Kopf. Der Jäger ging mit den Frauen fort.

Der Jäger kam mit der Königin und den Frauen in die Stadt des Königs. Der König empfing die Königin. Alle Männer waren mit dem König. Der König führte die Königin in sein Haus. Jeder Mann nahm eine Frau mit in sein Haus. Der König beschlief die Königin. Jeder Mann beschlief eine Frau. Die Frauen sagten: "Das übertrifft an Süße alles andere." Die Königin sagte zum König: "Ich will zwei Monate lang bei dir bleiben, dann will ich mit meinen Frauen wieder zurück in meine Stadt gehen."

Die Königin blieb mit ihren Frauen zwei Monate lang in der Stadt der Männer. Als die zwei Monate vorüber waren, sagte die Königin: "Wir wollen noch zwei Monate hier im Lande bleiben. Dann will ich mit meinen Frauen wieder in unsere Stadt gehen." Die Königin blieb mit ihren Frauen noch zwei Monate in der Stadt der Männer. Als die zwei Monate verstrichen waren, sagte die Königin: "Wir wollen noch zwei Monate bleiben." Die Frauen blieben noch im Lande der Männer.

Die Frauen wurden schwanger. Die Frauen gebaren Kinder. Die Kinder wuchsen heran. Die Kinder schliefen auch wieder miteinander und gebaren Kinder. Es blieb so. Männer und Frauen gingen nicht wieder auseinander. Die Frauen gingen nicht wieder von den Männern fort.

54. Bruchstück der Schöpfungsgeschichte

In der ersten Zeit machte Gott (Soko) die Welt. Er machte Mann lund und Weib. Die Frau hatte aber keine Scheide (Suko). Der Mann hatte keine Rute (Eba). Beide waren an einem Orte. So lebten sie 3 Jahre. Es gab damals noch keinen Markt. Man hatte nichts zu verkaufen.

Dann machte Gott für den Mann den Eba und für das Weib die



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Suko. Kein Mensch hatte Geld oder Kaurimuscheln. Soko verkaufte auf dem Markte den Eba. Drei Jahre später erst verkaufte er die Suko für die Frauen. Der Mann fragte Soko: "Was werden wir essen, wenn du weg bist?" Darauf gab Soko dann Ei, den Jams, Eschi, die Hirse, Mais, den Jero, das weiße Sorghum (=Quai; Haussa =Mewua), die Bohnen (=Eso; Haussa Uanke), Erdnüsse (=Gudje), Efa, süße Kartoffeln (= Duko; Haussa =Dankelli), roten Jams (=Suru, Haussa =Dojandatji), Kassava (=Rogo), Okro (=Gbwammi), weiße Tomaten (=Jendji; Haussa =Gauta), Popo (=Kunkeni; Haussa=Gonda), Kola(=Ebi; Haussa=Goro). Dann sagte Soko: "Das Essen ist fertig." Danach entwickelte sich der Markt. Auf dem Markte wurde Suko für vier Kauri und Eba für drei Kauri verkauft. Danach sagte Soko: "Nun baut Häuser. Wenn die Häuser fertig sind, sollen Mann und Frau hineingehen. Legt euch aufeinander, die Frau unten, der Mann oben. Dann werden Kinder geboren werden."

55. Wie das Guineakorn zu den Menschen kam

Anfangs hatten die Menschen kein Guineakorn. Das Guineakorn hatten die Ebe (= gelber Hundskopf; Haussa = Djambilli) und die Ebe hatten auch die Farmen.

Einmal ging ein Jäger in den Busch. Er kam an Ebes Farm. Da sah er das Guineakorn. Er betrachtete das Korn. Inzwischen kam Ebe. Er sah den Jäger und sagte: "Was willst du hier?" Der Jäger sagte: "Ich habe nichts zu essen. Ich bitte dich, mir etwas zu essen zu geben. Du hast so viel. Wenn du mir zu essen geben willst und außerdem ein wenig Geld leihst, will ich auch gerne hier auf deiner Farm für dich arbeiten." Ebe sagte: "Das ist mir recht."

Ebe lieh dem Jäger Geld und gab ihm zu essen. Der Jäger arbeitete dafür auf der Farm Ebes. Das dauerte so eine längere Zeit. Dann kaufte sich der Jäger für das geliehene Geld einen Hund. Den Hund nannte er Tschegelli (die Haussabezeichnung für Feste) und sperrte ihn in seinem Hause ein. Am Tage, nachdem er den Hund gekauft hatte, kam der Jäger zu spät zur Arbeit. Ebe war schon auf der Farm. Als der Jäger kam, fuhr er ihn hart an und fragte: "Wo bist du den Morgen über gewesen?" Der Jäger sagte: "Ich war zu Hause bei meinem Tschegelli."Ebe sagte: "Wenn du bei dem Tschegelli bleiben willst, so gib mir nur gleich das Geld wieder, das ich dir geliehen habe. Dann mach aber, daß du fortkommst, denn ich brauche dich



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und deine Arbeit nicht." Der Jäger bat und sagte: "Laß mich nur bei dir, ich bitte dich!" Dann blieb der Jäger noch bei Ebe und arbeitete weiter auf dessen Farm.

Einige Zeit ging es wieder ganz gut. Eines Tages kam aber der Jäger doch wieder zu spät zur Arbeit. Er traf den Ebe, der auch gerade die Farm mit ihm betreten wollte. Ebe fuhr den Jäger hart an und sagte: "Was kommst du jetzt erst, wo die Sonne schon hoch steht, zur Arbeit? Weshalb kommst du nicht pünktlich zur Arbeit?" Der Jäger sagte: "Ich habe zu Haus mein Tschegelli. Ich sagte dir schon davon. Tschegelli hat mich aufgehalten." Ebe sagte: "Jeden Tag, wenn ich dich frage, wo du bleibst, wenn du so spät kommst, sagst du mir, du seist bei deinem Tschegelli gewesen. Ich will nun heute das Tschegelli sehen!" Der Jäger fragte: "Wenn du mein Tschegelli sehen willst, so kann das leicht geschehen. Willst du wirklich?" Ebe sagte: "Ja, ich will dein Tschegelli kennenlernen."

Darauf pfiff der Jäger und rief: "Tschegelli! Tschegelli! Tschegelli! Komm! Ebe will dich sehen." Der Hund hörte das. Er sprang aus dem Hause und rannte herbei. Als Ebe Tschegelli sah, wandte er sich ab und rannte so schnell als möglich von dannen. Der Jäger rief aber Tschegelli zu: "So ist es recht! Lauf nur schnell hinter Ebe her, denn der will dich heute noch kennenlernen!"Tschegelli lief, was er konnte. Ebe sprang aber in großer Angst vor dem Hunde weiter und weiter. Endlich kehrte Tschegelli, nachdem er ihn weit fortgejagt hatte, wieder um.

Ebe kam nicht wieder auf die Farm zurück. Der Jäger behielt die Farm. So kam das Guineakorn in die Hände der Menschen. Wenn aber die Menschen ihre Farmen gepflanzt haben, kommen die Ebe und suchen darin zu stehlen. Die Menschen rufen dann die Hunde und die jagen dann die Ebe wieder fort.

56. Wie man zum Sorghum kam

König Sule war der allererste Vater der Tagba. Zu seiner Zeit kannte man das Guineakorn noch nicht und wußte keine Farmen anzulegen. Zu seiner Zeit kam es aber zu den Menschen, und das kam folgendermaßen.

Zu seiner Zeit ging einmal ein Dazi (Jäger; Haussa = mahalubi) zur Jagd. Er ging sehr weit fort. Als er weit in den Busch gekommen war, kam er an einen Termitenhaufen. In dem Termitenhaufen war eine Höhlung; in der lag eine große Menge Guineakorn.



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Der Dazi hörte in dem Termitenhaufen singen: "Es ist zu schwer; es ist zu schwer (die Erde); ich kann sie nicht heben; ich kann sie nicht heben (um emporzuwachsen)." Als der Dazi das hörte, erschrak er sehr und lief eilig weg. Er lief in die Stadt und erzählte dem Etsu und allen Leuten: "Draußen ist ein Termitenhaufen, der singt. Ich habe diesen Sang im Busch gehört; ich kenne ihn aber nicht (soll heißen: verstehe die Sprache nicht)."

Der König rief seine Krieger zusammen. Am anderen Morgen zogen sie in den Busch. Der Dazi führte sie. Er guckte rechts und guckte links. Er guckte rechts und guckte links, bis er in der Entfernung die Spitze des Termitenhügels sah. Der Dazi sagte: "Dort ist es."

Der König fragte: "Wo ist nun das Merkwürdige?" Der Dazi sagte: "Dort unter dem Termitenhaufen ist es!" Der Etsu schlich sich ganz langsam hin und kam ganz leise heran. Er lauschte. Da hörte er, wie die Kinder der Termiten das Korn auf Steinen neben. Er sah hin. Da sah er auch die Kinder der Termiten bei der Arbeit. Als er das gesehen hatte, kam er schnell wieder zurück.

Als der König wieder bei seinem Volke angekommen war, sagte er zu seinem Djama (d. i. das Chamäleon; das gama der Joruba; Haussa =auwenia): "Wir wollen zusammen hingehen und es sehen." Der Djama sagte: "Bleib du zurück, damit das Leben des Königs nicht in Gefahr kommt." Der Djama schlich sich allein hin und sah die Höhle. Er ging ganz vorsichtig bis zu ihrem Eingang und lugte darunter. Er gewahrte die große Menge Guineakorn unter dem Hügel. Als er alles gesehen hatte, kam er zum Etsu zurück und sagte: "Wir werden in Zukunft viel zu essen haben." Der König fragte: "Was hast du gesehen?" Der Djama sagte: "Komm mit!" Sie gingen an den Termitenhaufen. Sie traten in die Höhle.

Früher waren die Termiten sehr stark. Der Djama setzte aber seinen Fuß auf sie und nun verloren sie für immer ihre Kraft. Dann ergriff der König Sule das erste Bündel Guineakorn und trug es heraus. Und alles Volk kam nach und trug Guineakorn heraus.

So kam das Guineakorn unter die Menschen.

57. Wie Kara (Fisch) einseitig ward

Kara (ein Fisch; Haussa = Kara M'rua) war früher so groß wie ein Pferd. Er war wie alle Fische und schwamm wie alle auf dem Bauch, bis sich folgendes ereignete.

Die Leute gingen in die Nähe eines Flusses, um auf dem hohen



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Ufer Holz zu sammeln. Als sie durstig waren, sandten sie einen Knaben und ein Mädchen hinab, um Wasser heraufzubringen. Beide gingen hinab und tranken Wasser. Als der Knabe sich vornüberbeugte, ergriff ihn Kara und zog ihn in das Wasser. Der Knabe hieß Badjegedji. Die Leute am Ufer riefen: "Badjegedji, so komm doch und bring uns Wasser!"Das Mädchen lief darauf zu ihnen und sagte: "Badjegedji ist von Kara ins Wasser gezogen. Kommt schnell und helft." Es waren sieben Leute. Die sieben sandten drei Leute hinab, Badjegedji zu helfen. Die drei kamen herab und riefen: "Badjegedji! Badjegedji! Badjegedji!" Kara antwortete aus dem Flusse: "Badjegedji ist ein toter Mann geworden. Wenn noch einer kommt, kann ich ihn auch verzehren!" Da liefen die drei zurück zu denen am hohen Ufer, und dann liefen alle nach Hause.

Sie gingen zu Badjegedjis Vater und sagten: "Kara hat deinen Sohn verschlungen." Sie liefen zum Etsu und sagten: "Kara hat Badjegedji verschlungen." Der Etsu rief alle Leute zusammen. Die Leute nahmen Waffen. Sie gingen zum Fluß und fragten: "Wo war es?" Die sieben sagten: "Hier war es; wir riefen Badjegedji hinab, um Wasser zu holen. Hier zog Kara den Badjegedji herab. Wenn ihr Kara aber sehen wollt, so ruft nur Badjegedjis Namen." Darauf riefen die anderen: "Badjegedji! Badjegedji! Badjegedji!"

Da hob Kara den Kopf aus dem Wasser und rief: "Badjegedji ist ein toter Mann geworden. Wenn noch einer kommt, kann ich ihn auch verzehren." Kara hob sich ganz aus dem Wasser und stürmte auf die Leute zu. Alle Leute liefen weg und zur Stadt zurück. Nur einer blieb; der nahm sein Schwert und schlug dem Kara eine Seite seines Leibes ab.

So kommt es, daß Kara immer nur auf einer Seite schwimmt.

58. Das Feldhuhn

Gbaro (das Feldhuhn; Joruba =Agwaro; Haussa =Mokorroa) hackte sich sein Korn auf, wo er wollte. Es war ein Mann mit Namen Ndaganamaga, der bereitete seine Farm und pflanzte darauf Guineakorn (Sorghum). Gbaro sah die Farm und begann auf der Farm zu scharren und den Samen aufzupicken. Ndaganamaga kam in seine Farm und sagte: "Ah! Wer hat mein Guineakorn aufgescharrt und aufgepickt? Ah! War das nicht Gbaro? Ich werde einmal Gbaro fangen." Das hörte Gbaro. Gbaro kam herzu und sagte: "Ich habe dein Guineakorn aufgepickt! Das war ich. Ich nahm es.



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Ich werde es aufscharren; du kannst machen, was du willst!" Der Mann sagte: "Das werden wir ja erleben!"

Ndaganamaga machte sich einen starken Knüppel. Ndaganamaga legte sich am Rande seiner Farm auf die Lauer. Gbaro kam. Gbaro begann zu scharren. Da schlug Ndaganamaga nach Gbaros Füßen und zerschlug Gbaros Beine. Gbaro fiel hin und sagte: "Ich will es nicht wieder tun. Laß mich fort. Laß mich am Leben. Ich kann ja nicht wieder scharren, denn du hast ja meine Beine zerschlagen. Laß mich am Leben."Ndaganamaga sah, daß Gbaros Beine zerschlagen waren. Er ließ Gbaro laufen.

Seitdem schreit das Feldhuhn immer: "Akoa! Akoa! Akoa!" Das heißt soviel wie: "Kann nicht wieder tun!"

59. Die Schöpfung und der Tod

Zuerst machte Soko (Gott) die Dagbatschi (Schildkröten). Dann machte Soko die Menschen. Dann machte Soko die Steine. Von jeder Sorte machte Soko je ein Männchen und ein Weibchen. Aber weder die Dagbatschi noch die Menschen noch die Steine bekamen damals Kinder. Dann gab Soko den Dagbatschi das Leben (rai also in Nupe ebenso wie in Haussa!). Dann gab Soko den Menschen das Leben. Den Steinen aber gab Gott nicht das Leben. Niemand hatte aber damals Kinder.

Dagbatschi wollte gerne einen Jungen zum Ausschicken haben. Dagbatschi kam zu Soko und sagte: "Gib mir ein Kind!" Soko sagte: "Ich habe den Dagbatschi und den Menschen Leben gegeben, aber die Erlaubnis, Kinder zu bekommen, habe ich nicht gegeben." Es war damals so: wenn die Menschen ganz alt geworden waren, wurden sie wieder jung. Aber Kinder gab es nicht.

Dagbatschi kam wieder zu Soko und sagte: "Gib mir Kinder!" Soko sagte: "Du kommst immer und verlangst Kinder! Weißt du auch, daß, wenn die Lebenden zwei, ja drei Kinder bekommen haben, sie dann sterben müssen? Willst du sterben, wenn dein Kind kommt?"Dagbatschi sagte: "Ja, wenn meine Frau schwanger ist, will ich sterben." Dann fragte Soko die Menschen: "Wollt ihr auch Kinder haben, um dann zu sterben?" Die Menschen sagten: "Wir wollen unsere Kinder sehen und dann sterben." Soko fragte die Steine: "Wollt ihr auch Kinder haben und dann sterben?" Die Steine sagten: "Nein, wir wollen keine Kinder haben und nicht sterben." Da sagte Soko: "Es ist gut. So soll es sein!"



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Soko sagte zu Dagbatschi: "Dein Wille soll geschehen. Du kannst zu deinen Lebzeiten deine Frau schwangern. Dann aber mußt du sterben.' 'Darauf ward Dagbatschis Frau schwanger. Als ihre Schwangerschaft drei Monate gewährt hatte, starb er. Drei Monate nach Dagbatschis Tode wurden seine Kinder geboren.

Drei Monate nachher ward das Weib des Menschen schwanger. Der Mann aber blieb am Leben. Die Kinder wurden geboren und fünf Monate nachher starb er. — Die Steine bekamen aber keine Kinder und starben auch nicht.

So kamen die Kinder und das Sterben in die Welt.

60. Der Ursprung der Kostbarkeiten

Eda (der fliegende Hund; Haussa = djemagi) hatte früher alle guten Perlen (ujesusu), Schuhe, Stoffe, Kleider und alles Schöne. Die Menschen hatten aber von alledem nichts.

Eines Tages ging der Pferdebursche des Etsu in den Busch, um Gras zu schneiden. Da kam er an ein kleines Edo (Speicherhütte; Haussa =rumbu), das war im Busch gelegen und gehörte den Eda. Dieses Edo war sehr schön gebaut. Die Lehmwand war bedeckt mit Perlen, die in die Erde hineingedrückt waren. Die Dachkappe war von wertvollen Stoffen angefertigt. Der Pferdejunge betrachtete das Edo. Dann nahm er seine Lanje (Sichel; Haussa =lanji) und brach sieben Perlen heraus. Die Perlen nahm er und kehrte dann schnell heim.

Als er in die Stadt zurückgekehrt war, ging er zum Etsu. Er sagte zum Etsu: "Ich war in den Busch gegangen, um für die Pferde Gras zu schneiden. Als ich weit gegangen war, kam ich an eine Stelle, da stand ein Edo. Das Edo war kein gewöhnlicher Kornspeicher, sondern seine Wände waren mit Perlen besetzt und sein Dach war aus schönen Stoffen gefertigt. Ich habe von den Perlen einige herausgebrochen und habe sie mitgebracht." Dann gab der Pferdejunge dem König die Perlen.

Der Etsu rief alle seine Leute zusammen. Er sagte zu ihnen: "Mein Pferdejunge hat im Busch ein Edo gesehen, das mit sehr schönen Perlen und Stoffen angefertigt ist. Bringt mir das Edo hierher. Nehmt eure Waffen und geht hin. Der Pferdejunge wird euch den Weg zeigen." Die Leute sagten: "Wir werden dir das Edo bringen." Die Leute gingen hin und holten ihre Waffen. Dann führte der Pferdejunge sie weit in den Busch.



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Die Eda hatten über das Edo einen Wächter gesetzt, das war Zorangi (wird mir geschildert als ein kleiner Vogel, der als erster jeden Morgen, etwa um 4 Uhr, den Tag ankündigt). Als der Pferdejunge mit den Leuten des Etsu herankam, gewahrte Zorangi sie, und er begann zu schreien: "Es kommen Leute! Es kommen Leute! Es kommen Leute!" Sofort kamen von allen Seiten die Eda herbeigeflogen. Sie stürzten von oben auf die Leute des Königs und schlugen ihnen mit den Flügeln von rechts und links ins Gesicht. Die Leute erschraken sehr, dann warfen sie die Waffen fort und bedeckten das Gesicht mit den Händen, um sich zu schützen. Dann liefen sie heim.

Als sie daheim ankamen, fragte sie der König: "Wo habt ihr denn das Edo?" Die Leute sagten: "Wir konnten es nicht mitbringen." Der König sagte: "Was? Ihr konntet es nicht mitbringen? Warum konntet ihr es nicht mitbringen?" Die Leute sagten: "Als wir nahe herankamen und es schon sahen, schrie der Wächter und darauf kamen die Eda und schlugen mit ihren Flügeln auf uns ein, daß wir die Hände vor das Gesicht halten mußten und davonliefen, ohne das Edo mitnehmen zu können!" Der König sagte: "Was? Ihr konntet es nicht mitnehmen?" Die Leute sagten: "Nein!"

Der König sagte: "Wie komme ich denn nun zu dem Edo ?" Eine alte Frau sagte: "Wende dich doch an Edschu-lagi (kleiner roter und grauer Sudanspatz) und frage den, ob er dir das Edo nicht hertragen kann!" Der König sagte: "Das will ich sehen." Er sandte zu Edschu-lagi. Edschu-lagi kam. Der König fragte ihn: "Kannst du mir das Edo der Eda mit den Perlen und Stoffen bringen?" Edschu-lagi antwortete: "Ich will es mir überlegen. Ich werde dir meine Antwort sagen."Edschu-lagi ging.

Edschu-lagi ging zu einem Ebassantschi (Magier, Schamane) und sagte: "Ich möchte das Edo der Eda holen. Sage mir, ob ich das kann, wenn du mir ein Tschigbe (Zaubermittel) gibst. Ich will dir viel Geld dafür geben." Der Ebassantschi sagte: "Ich kann dir ein Tschigbe bereiten, so daß du das Edo der Eda holen kannst." Edschulagi sagte: "So bereite mir das Tschigbe!"Edschu-lagi ging dann zum König und sagte: "In sieben Tagen werde ich dir das Edo der Eda holen können." Der König sagte: "Es ist gut."

Nach sieben Tagen hatte der Ebassantschi das Tschigbe für Edschu-lagi fertiggestellt. Dann machte sich Edschu-lagi mit seinen Leuten auf den Weg. Sie nahmen jeder eine Trommel (Enja) mit in den Busch. Als sie weit gegangen waren, sahen sie das Edo. Zorangi



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(der Wächter) sah aber auch Edschu-lagi und rief: "Kommt schnell! Kommt schnell! Die Leute kommen wieder! Die Leute kommen wieder!" Da kamen viele Eda und sangen: "Edo ngaloma! Edo ngaloma!" (daß der Speicher nicht mitgehen solle). Edschu-lagi aber sang dagegen: "Edo jalo schakuscha! Edolajo schakuschago!" (d. h. daß das Edo schnell mitgehen solle!)

Sie kämpften miteinander. Edschu-lagi gewann die Oberhand und jagte die Eda fort. Dann nahm er das kleine Edo auf und mit sich. Er brachte es dem König. Der König wurde so sehr reich an Perlen, Stoffen, Kleidern, Schuhen usw. Er gab dem Edschu-lagi ein schönes rotes Kleid, das er noch heute trägt. Eda schreit aber deswegen jeden Morgen nach einem kleinen Speicher. Jeder Eda schreit: "Edo! Edo! Edo!"

61. Die fünf Sklaven

Ein Mann heiratete ein junges Mädchen. Die junge Frau ward icht schwanger. Die Frau ward ganz alt. Der Mann schlief noch einmal bei ihr. Da ward sie schwanger. Ihr Knie schwoll an. Das Knie schwoll mehr und mehr an. Der Mann sagte: "Bisher hat die Frau mir kein Kind gegeben. Gott (Soko) wolle mir helfen, wenn das Kind schlecht ist!"

Am anderen Tage schwoll das Knie der Frau noch mehr an. Der Vater nahm seine Hacke und ging auf die Farm. Die Frau nahm einen Topf und ging zum Fluß hinab. Sie schöpfte den Topf voll Wasser. Sie trug ihn heim. Sie wollte den Topf absetzen. Sie stüzte ihn gegen das geschwollene Knie. Das Knie platzte auf. Aus der Öffnung kam ein ganz kleines Kind heraus. In der einen Hand hatte das Kind einen Bogen und Pfeil, in der andern ein Messer. Die Mutter erschrak. Das Kind sagte: "Weshalb erschrickst du? Dein Mann hat gesagt, daß Gott ihm helfen solle, wenn ich ein schlechtes Kind wäre. Ich bin aber kein schlechtes Kind." Dann lief der kleine Junge mit seinen Waffen hinaus in die Farm, in der der Vater arbeitete.

Der kleine Junge war ganz klein. Er war noch kleiner als andere Kinder, die eben geboren sind. Er lief mit den Waffen durch die Farm. Der Vater sah ihn kommen. Der Vater erschrak. Der Vater wollte weglaufen. Der kleine Knabe rief: "Weshalb willst du weglaufen? Ich bin das Kind, das aus dem Knie deiner Frau geboren ist. Ich bin dein eigener Sohn. Mein Name ist Mama." Der Vater hörte das. Der Vater blieb stehen. Mama kam heran. Mama sagte



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zu seinem Vater: "Gib mir eine Hacke. Ich will deine Arbeit verrichten." Der Vater gab Mama eine Hacke. Mama griff zu. Er hatte sogleich die ganze Arbeit gemacht.

Mama sagte: "Jetzt bin ich durstig. Gieb mir eine Kalebasse." Der Vater sagte: "Warte, kleiner Mama, ich werde dir sogleich Wasser bringen." Mama sagte: "Gieb mir nur die Kalebasse her. Es gehört sich nicht, daß der Vater für den Sohn solche Arbeit verrichtet." Der Vater gab Mama die Kalebasse. Dann sagte er: "Es ist gut! Geh selbst zum Bach. Achte aber darauf, daß du auf dieser Seite des Baches schöpfst und nicht auf der anderen. Denn auf der anderen ist eine ganz böse Schlange." Mama sagte: "Es ist gut!" Dann ging Mama mit der Kalebasse zum Bach hinab. Er ging erst auf diese Seite und schöpfte Wasser. Dann ging er auf die andere Seite, wo die böse Schlange war. Er griff die böse Schlange. Er knotete sie zu einer Topfunterlage (Nupe =Eka; Haussa =Gammu; Joruba =Usuka) zusammen, legte sie auf den Kopf und hob die Kalebasse darauf.

Mama kam zum Vater zurück. Er setzte die Kalebasse ab. Beide tranken. Mama sagte: "Ich bin hungrig. Nun muß ich essen. Wir wollen die Schlange rösten und verzehren." Der Vater sagte: "Ich kann von der Schlange nicht essen, denn ich bin Mau(n) (= Mohammedaner; Haussa =Mauern; Joruba =Alfa)." Mama sagte: "Du mußt unbedingt von der Schlange essen, damit du noch lange lebst, wenn du auch alt bist." Mama tötete die Schlange. Mama röstete die Schlange. Sie aßen beide von der Schlange. Der Vater wollte nicht von der Schlange essen. Mama zwang ihn, von der Schlange zu essen.

Nachdem sie gegessen hatten, gingen Mama und sein Vater zusammen heim. Alle Leute des Ortes kamen zu Mamas Vater und wünschten ihm Glück zur Geburt eines Sohnes. Mama sagte zu seinem Vater: "Ich möchte arbeiten." Der Vater sagte zu Mama: "Was möchtest du arbeiten?" Mama sagte: "Ich möchte nicht Bauer (=Enunu, Plur. Enunu-schi; Haussa = Manomi; Joruba =agbe, Plur. augua-agbi) oder Hirte (=Nankoka, Plur. Nankokaschi; Haussa = Mekiwo, Plur. Makiwo; Joruba = Adamalu, Plur. Auwa damalu), sondern Wanderkaufmann (= Kodagba; Haussa =faliki, Plur. Fadaki; Joruba =Issuwo, Plur. Onisowo) werden. Gib mir dazu einiges Geld!" Der Vater sagte: "Das ist mir sehr recht." Der Vater gab Mama 20000 Kauri. Mama ging mit dem Gelde auf den Markt. Er kaufte für 10 Kauri eine Taube. Er kaufte



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für 10 Kauri eine Ratte. Er kaufte für 15 Kauri einen Frosch. Er kaufte für 1000 Kauri einen Hund. Damit wollte er nach Hause gehen. Da sah er eine Katze. Er sagte: "Was soll die Katze kosten?" Die Leute sagten: "Die Katze soll 1000 Kauri kosten." Mama betrachtete die Katze. Mama kaufte die Katze. Mama ging mit der Taube, mit der Ratte, mit dem Frosch, mit dem Hund, mit der Katze nach Hause. Er sagte: "Das sind meine fünf Sklaven (Sklave =Usi; Haussa =bauwa, Plur. bau; Joruba =Eru, Plur. Augwa-Eru)."

Der Vater und die Mutter kamen auf den Markt. Sie begrüßten Mama. Der Vater sagte zu Mama: "Bringe mir alles, was du gekauft hast, und sage mir, was es nützen soll." Mama sagte: "Das will ich gerne tun. Ich werde mit meinen Sklaven zu dir kommen."

Mama brachte die Taube (Sukenji) zu seinem Vater und sagte: "Das ist mein erster Sklave." Der Vater sagte: "Diese Taube soll dir als Sklave nützen?" Mama sagte: "Wenn ich morgens schlafe, soll sie mich rechtzeitig wecken." Der Vater sagte: "Es ist recht. Was hast du sonst noch gekauft?"

Mama brachte die Ratte (Eru) zu seinem Vater und sagte: "Das ist mein zweiter Sklave." Der Vater sagte: "Diese Ratte soll dir als Sklave nützen?" Mama sagte: "Wenn ich nur trockenen Brei habe, soll diese Ratte mir dazu Sumbala (Mandewort; Nupe =Kula) stehlen." Der Vater sagte: "Es ist recht. Was hast du sonst noch gekauft?"

Mama brachte den Frosch (Tanquollo) zu seinem Vater und sagte: "Das ist mein dritter Sklave." Der Vater sagte: "Dieser Frosch soll dir als Sklave nützen?" Mama sagte: "Wenn ich einmal nicht weiß, was gut ist, werde ich zu einem Magier oder Propheten (Nupe =Baschi; Haussa =Madubi; Joruba =Bababawo) gehen. Und wenn ich dann nicht weiß, womit ich zahlen soll, gebe ich ihm den Frosch." Der Vater sagte: "Es ist recht. Was hast du sonst noch gekauft?"

Mama brachte seinen Hund (Eschegi; Haussa Kerre; Joruba = Adja, Plur. Auwadja) zu seinem Vater und sagte: "Das ist mein vierter Sklave." Der Vater sagte: "Dieser Hund soll dir als Sklave nützen ?" Mama sagte: "Wenn meine Mutter einmal auf der Farm ist, kann er das Haus hüten." Der Vater sagte: "Es ist recht. Was hast du sonst noch gekauft?"

Mama brachte seine Katze (Danji; Haussa =Kenigua; Joruba = Ibadans =Ologbo, Plur. Angologbo; Joruba Ilorius =Ilongini, Plur. Angolongini) zu seinem Vater und sagte: "Das ist mein fünfter Sklave." Der Vater sagte: "Diese Katze soll dir als Sklave nützen?"



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Mama sagte: "Wenn meine Ratte nicht gehorcht, wird sie sie in Ordnung bringen." Der Vater sagte: "Es ist recht. Fehlt dir nun noch etwas?"

Mama sagte: "Mein sechster Sklave ist die Gelegenheit, die kann ich nicht kaufen. Die wird mir von den anderen gebracht."

Mama ging mit seinen fünf Sklaven nach Hause. Mama fragte seinen ersten Sklaven, die Taube: "Was wirst du machen ?"Die Taube sagte: "Ich werde dich jeden Tag wecken." Mama sagte: "Das ist es nicht, was ich am meisten brauche." Mama fragte seinen zweiten Sklaven, die Ratte: "Was wirst du machen ?" Die Ratte sagte: "Ich werde für dich Kula stehlen." Mama sagte: "Das ist es nicht, was ich am meisten brauche." Mama fragte seinen dritten Sklaven, den Frosch: "Was wirst du machen?" Der Frosch sagte: "Ich werde den ganzen Tag zu Soko beten, wie die Mauern." Mama sagte: "Das ist es nicht, was ich am meisten brauche." Mama fragte seinen vierten Sklaven, den Hund: "Was wirst du machen?" Der Hund sagte: "Ich werde für dich auf die Jagd gehen, werde für dich Eichhörnchen, Ratten, Kaninchen im Busch fangen." Mama sagte: "Das ist es nicht, was ich am meisten brauche."

Mama fragte seinen fünften Sklaven, die Katze: "Was willst du machen?" Die Katze sagte: "Komm mit mir in das Haus. Wir wollen allein sein!"

Mama ging mit der Katze in sein Haus. Die Katze sagte: "Schließe hinter mir die Türe zu." Mama verschloß die Türe. Die Katze verwandelte sich in ein hübsches Mädchen. Das Mädchen sagte: "Bringe mich nach Ebagi. In Ebagi wohnt mein Vater. Verkaufe mich meinem Vater. Mein Vater wird dir Geld anbieten. Nimm das Geld nicht an. Mein Vater wird dir Stoffe anbieten. Nimm die Stoffe nicht an. Mein Vater hat eine rote Mütze. Das ist es, was du am meisten brauchst." Mama sagte: "Das wollen wir machen!"

Mama ging mit dem hübschen jungen Mädchen fort. Sie gingen nach Ebagi. Sie kamen zu dem Hause des Vaters des jungen Mädchens. Mama ging zu ihm. Mama fragte ihn: "Willst du deine Tochter kaufen?" Der Alte sagte: "Ich will meine Tochter kaufen. Ich will dir 400000 Kauri für sie bezahlen." Mama sagte: "Das Geld will ich nicht. Das ist es nicht, was ich brauche." Der Alte sagte: "Ich will meine Tochter kaufen. Ich will dir 200 Kleider geben." Mama sagte: "Kleider will ich nicht. Das ist es nicht, was ich brauche." Der Alte sagte: "Was willst du denn haben ?" Mama sagte: "Ich will dir das Mädchen verkaufen. Du mußt mir aber die rote Mütze, die du



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da auf dem Kopfe hast, dafür geben." Der Alte sagte: "Diese rote Mütze willst du haben? Diese rote Mütze kann ich dir nicht geben. Diese rote Mütze hatte ich, ehe ich mein Gold, meine Kleider, meine Pferde, meine Waffen gewann. Die Mütze ist mehr wert als Geld. Die rote Mütze kann ich dir nicht geben."Mama sagte: "Es ist recht." Mama stand auf und ging hinaus.

Die Mutter des Mädchens kam zu dem Alten herein. Die Mutter sagte: "Gib dem Mann die Mütze. Das Mädchen ist mehr wert als die Mütze." Der Alte rief Mama zurück. Der Alte sagte zu Mama: "Ich will das Mädchen kaufen. Ich will dir meine rote Mütze dafür geben." Mama sagte: "Es ist recht." Mama gab dem Alten das Mädchen. Der Alte gab Mama die Mütze. Mama ging mit der Mütze nach Hause. Als Mama wieder zu Hause war, verwandelte sich das Mädchen im Hause des Alten wieder in eine Katze. Die Katze lief auf ihren vier Füßen von dannen. Die Katze kam wieder bei Mama an. Die Katze blieb bei Mama.

Mama hatte die rote Mütze. Er tat die rote Mütze in einen Korb. Er versteckte den Korb. Wenn Mama nur zehn Kauri ausgab, nahm Mama 10000 Kauri ein. Wenn er das Geld für ein Pferd fort gab, standen nachher 10 Pferde in seinem Gehöft. (Die letzten beiden Sätze sind mühsam aus den Leuten herausgeholt. Weder der Spielmann, der dieses Märchen vortrug, noch ein anderer hatten eine rechte Vorstellung davon, wie es kommen könne, daß der Besitz der Mütze den Mama reich machte. Von Zauberkraft sprachen nur einige beisitzende Haussa, die Nupe nicht.)

Mama wurde reich. Mama hatte bald 8000 Pferde. Als Mama die rote Mütze hatte und ein reicher Mann war, ging er wieder in seine Heimatstadt Igbarra.

In Igbarra sah Mama eine Frau. Mama nahm die Frau in sein Haus. Mama sagte zu der Frau: "Lege dich nieder." Die Frau legte sich nieder. Als es gegen Morgen war, wollte Mama die Frau beschlafen. Die Frau sagte: "Laß das!" Mama bat sie. Die Frau sagte: "Laß das!" Mama bat sie. Die Frau sagte: "Laß das!" Mama fragte: "Was hast du?" Die Frau sagte: "Früher warst du arm. Jetzt bist du reich. Wie ist das gekommen? Ich möchte das wissen!" Mama sagte: "Ich habe eine rote Mütze, die gibt mir alles."Die Frau fragte: "Wo hast du die rote Mütze?" Mama sagte: "Ich habe sie in einem Korbe versteckt." Die Frau sagte: "Zeige mir die rote Mütze!" Mama stand auf. Mama zeigte der Frau die Stelle, an der der Korb stand. Mama öffnete den Korb und zeigte der Frau die Mütze. Die Frau



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sagte: "Es ist recht." Die Frau legte sich wieder hin. Mama legte sich zu ihr. Mama beschlief die Frau. Mama schlief ein.

Als Mama eingeschlafen war, stand die Frau auf. Die Frau ging zu dem Korbe. Die Frau öffnete den Korb. Die Frau nahm die rote Mütze heraus. Die Frau steckte die rote Mütze in ihr Kleid. Die Frau lief fort. Als die Frau mit der roten Mütze fortgelaufen war, begann das Haus zu brennen. Alle Häuser brannten. Alle Pferde, alle Kleider, alle Waffen verbrannten. Alles, was Mama besaß, verbrannte. Es blieb Mama nichts übrig.

Mama ging zu einem Boschi (Wahrsager) und fragte: "Wie kam das Feuer in mein Haus?" Der Boschi sagte: "Ich habe mir alle Mühe gegeben. Ich kann es dir nicht sagen."Die fünf Sklaven Mamas kamen von den Farmen. Die Taube sagte zu Mama: "Ich kann dir ganz genau sagen, wie das Feuer ausgekommen ist". Mama sagte: "Sage es!" Die Taube sagte: "Du hast eine Frau zu dir genommen. Du wolltest die Frau beschlafen. Die Frau sagte: ,Laß das!' Die Frau wollte die rote Mütze sehen. Du zeigtest der Frau die rote Mütze. Du schliefst ein. Die Frau nahm die rote Mütze. Die Frau steckte die rote Mütze in ihr Kleid. Die Frau lief mit der roten Mütze fort. Dein Haus brannte. Alles, was du gewonnen hattest, war fort. Ich habe aber die Frau gesehen." Mama fragte: "Weißt du, wo die Frau hingegangen ist?" Die Taube sagte: "Ich weiß, wo die Frau wohnt." Mama sagte: "Kannst du die rote Mütze wiederfinden?" Die Taube sagte: "Ich kann den Platz sagen, an dem die rote Mütze liegt." Mama sagte:,, Wie kann ich die rote Mütze wiedererlangen?" Die Taube sagte: "Wenn mir ein anderer deiner Sklaven hilft, kannst du die rote Mütze wiedererlangen." Die Ratte sagte: "Ich gehe mit der Taube." Der Frosch sagte: "Ich gehe mit der Taube." Der Hund sagte: "Ich gehe mit der Taube." Die Katze sagte: "Ich gehe mit der Taube." Alle fünf Sklaven Mamas machten sich auf den Weg. Die Taube flog vor ihnen her.

Die fünf Sklaven Mamas kamen an ein Wasser. Der Frosch sagte: "Ich warte, bis ihr zurückkommt! Ich werde hier bleiben." Die anderen Sklaven Mamas setzten den Weg fort. Die Taube flog immer vor ihnen her. Sie kamen an eine andere Stadt. Die Taube flog auf ein Haus zu. Die Taube setzte sich auf das Dach des Hauses. Die Taube sagte: "In diesem Hause hat die Frau die rote Mütze versteckt."

Die Katze ging in das Haus hinein. Im Hause war nur eine Frau. Die Frau spann. Die Katze ging zu ihr. Sie strich ihr am Bein entlang. Die Frau beugte sich vor. Sie streichelte die Katze. Die Frau



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spielte mit der Katze. Die Frau achtete nur auf die Katze. Auf der Rückseite des Hauses begann die Ratte derweilen einen Gang zu scharren. Sie scharrte einen Gang unter die Hauswand. Sie kam in das Innere. Die Frau spielte mit der Katze. Die Frau achtete nur auf die Katze. Die Ratte kam ins Haus und suchte überall nach der roten Mütze. Der Hund steckte die Schnauze in den Gang der Ratte und fragte: "Siehst du die rote Mütze? Siehst du die rote Mütze?" Die Ratte sagte: "Ich suche die rote Mütze! Ich suche die rote Mütze!" Die Frau spielte mit der Katze. Die Frau achtete nur auf die Katze. Die Ratte fand die Mütze in einem Korbe. Die Ratte nagte den Korb durch. Die Ratte zog die Mütze heraus. Der Hund fragte: "Siehst du die rote Mütze?" Die Ratte sagte: "Ich habe die rote Mütze!"Die Ratte trug die rote Mütze in ihren Gang. Die Frau spielte mit der Katze. Die Frau achtete nur auf die Katze. Die Ratte gab dem Hund die Mütze. Der Hund nahm die Mütze. Der Hund bellte. Der Hund sprang fort. Die Katze sprang fort. Die Ratte sprang fort. Die Taube flog fort.

Die vier Sklaven machten sich auf den Rückweg zu Mama. Der Hund trug die Mütze. Die vier Sklaven kamen an das große Wasser. An dem großen Wasser war der Frosch. Die Taube flog über das große Wasser. Die Ratte schwamm über das große Wasser. Die Katze schwamm über das große Wasser. Der Hund sprang mit der roten Mütze im Maul in das große Wasser. Am großen Wasser waren Menschen, die schlachteten eine Kuh. Ein Mann warf dem Hund einen Knochen zu. Da ließ der Hund die rote Mütze ins Wasser fallen und packte den Knochen. Mit dem Knochen im Maul schwamm er über das große Wasser. Die rote Mütze sank im großen Wasser unter. Im Wasser saß der Frosch. Er fing die rote Mütze auf und trug sie im Maul durch das Wasser.

In Mamas Gehöft kam die Taube geflogen. Die Taube setzte sich auf eine Stange und sagte: "Wir haben die rote Mütze! Der Hund trägt sie." Die Katze kam angelaufen und sagte: "Wir haben die rote Mütze! Der Hund trägt sie!" Die Ratte kam angelaufen und sagte: "Wir haben die rote Mütze! Der Hund trägt sie!" Der Hund kam angelaufen und trug im Maul den Knochen. Mama sagte: "Wo hast du die rote Mütze?" Der Hund sagte: "Am Wasser warfen die Leute mir einen Knochen zu. Ich nahm den Knochen und ließ die Mütze im Wasser. Denn ich lebe nicht von roten Mützen, sondern von Knochen."

Der Frosch kam angehüpft. Der Frosch sagte: "Ich war am großen



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Wasser geblieben. Der Hund kam und brachte die rote Mütze im Maule. Am Wasser warfen die Leute ihm einen Knochen hin. Da ließ er die Mütze ins Wasser fallen und schwamm mit dem Knochen weiter, ich fing sie unten auf und trug sie durchs Wasser. Ich trug die Mütze hierher." Mama sagte: "Wo hast du die rote Mütze?" Der Frosch zog die rote Mütze aus dem Munde. Er sagte: "Hier ist sie." Er gab die rote Mütze Mama. Mama nahm die rote Mütze.

Mama hatte wieder Pferde, Kleider, Geld, Waffen. Er hatte wieder alles.

62. Der unnütze Junge

Ein Mann heiratete eine Frau. Die Frau gebar ein Kind. Das Kind war ein Junge; sie nannten ihn Mama. Der Junge war sehr ungezogen. Er verdarb alles. Er konnte nichts fertigbekommen. Die Mutter wußte nichts mit ihm anzufangen. Eines Tages warf die Mutter den Mama auf den Misthaufen (Susunti).

Mama saß auf dem Susunti. Der Jäger kam aus dem Busch. Er kam an dem Susunti vorbei. Er sah Mama auf dem Susunti sitzen. Er sagte: "Wer hat den hübschen Jungen auf den Susunti geworfen ?" Mama sagte: "Ich wollte immer in den Busch gehen, da hat mich meine Mutter auf den Susunti geworfen."Der Jäger sagte: "So komm mit mir, du kannst dann immer in den Busch gehen und wirst Jäger." Mama sagte: "Es ist mir recht." Sie gingen zusammen fort.

Der Jäger ging mit dem Burschen in den Busch. Sie kamen an einem Edinschibaum vorbei. Der Edinschibaum hat kleine Früchte. Der Jäger gab Mama einige Handvoll von den Früchten und sagte: "Iß die, du mußt lernen, sie zu essen. Es ist Jägerspeise."Mama versuchte die Früchte. Sie schmeckten ihm nicht. Darauf schüttelte er heimlich die Pfeile des Jägers aus dessen Köcher und füllte statt dessen die Edinschifrüchte hinein. Der Jäger sah es aber nicht.

Nach einiger Zeit kamen sie ganz nahe an einen Büffel heran. Der Jäger sagte zu Mama: "Reiche mir einen Pfeil aus dem Köcher; ich will den Büffel schießen." Mama gab ihm einige Edinschifrüchte aus dem Köcher. Der Jäger sagte: "Die meine ich nicht. Gib mir einen Pfeil aus dem Köcher. Ich will den Büffel schießen." Mama sagte: "Ich sollte vorhin die Edinschifrüchte essen. Ich mochte sie aber nicht. Da schüttete ich die Pfeile unter dem Baum aus und füllte den Köcher mit Früchten." Der Jäger sagte: "Du bist wirklich zu nichts zu gebrauchen."



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Er brachte den Mama wieder auf den Susunti. Mama saß auf dem Susunti. Ein Trommler kam auf dem Wege nach der Stadt vorbei. Er kam an dem Susunti vorbei. Er sah Mama auf dem Misthaufen sitzen. Der Trommler sagte: "Wer hat denn den hübschen Jungen auf den Susunti geworfen?" Mama sagte: "Ich trommelte immer so gerne, da hat mich meine Mutter auf den Susunti geworfen." Der Trommler sagte: "Komm mit mir zum König, du kannst Trommler werden." Mama sagte: "Es ist mir recht." Sie gingen zusammen fort.

Mama ging mit dem Trommler bis gegen Sonnenuntergang. Sie kamen in der Stadt an. Der Trommler sagte: "Wer wird nachts die Trommeln bewachen, wenn wir anderen drin schlafen? Sollte das nicht gut für Mama sein ?" Die Trommler gingen in das Haus. Mama blieb draußen bei den Trommeln. Als Mama allein war, fror ihn. Er sagte: "Die Trommler haben mir dies wohl als Feuerholz gelassen." Er nahm eine Trommel, zerschlug sie und machte daraus ein Feuer. Als sie verbrannt war, zerschlug er eine andere Trommel und warf sie in das Feuer. Er verbrannte eine Trommel nach der anderen. Er verbrannte alle Trommeln.

Am anderen Morgen, als der Hahn schrie, kam der Trommler aus dem Haus. Er sagte zu Mama: "Nimm eine Trommel und schlage sie für den König!" Mama sagte: "Welche Trommel soll ich schlagen? Hast du mir für die Nacht anderes Feuerholz gekauft? Glaubst du, daß das Feuer der Trommeln die ganze Nacht gereicht hat? Es ist keine Trommel übrig geblieben." Der Trommler sagte: "Ich habe dir allerdings kein Feuerholz gekauft."Mama sagte: "Deshalb machte ich mit den Trommeln ein Feuer." Der Trommler schlug den Mama. Er sagte: "Du bist wirklich zu nichts zu gebrauchen."

Er brachte den Mama wieder auf den Susunti. Mama saß auf dem Susunti. Ein Afa kam auf dem Wege nach der großen Stadt an dem Susunti vorbei. Er sah Mama auf dem Susunti sitzen. Der Mauern (=Afa) sagte: "Wer hat den hübschen Jungen auf den Misthaufen geworfen?" Mama sagte: "Ich betete so viel zu Hause. Ich bat immer darum, schreiben lernen zu dürfen. Da hat mich meine Mutter auf den Misthaufen geworfen." Der Mauern sagte: "Komm mit mir in die ganz große Stadt. Da kannst du ein Mauern werden." Mama sagte: "Es ist mir recht." Der Mallem gab ihm den Ledersack mit seinen Büchern zu tragen. Sie gingen zusammen nach der ganz großen Stadt.

Sie kamen nach der ganz großen Stadt. Die Stadt war größer als irgendeine andere. In dieser großen Stadt war aber kein Afa (Mallern



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= Lehrer des Islam). Der König der Stadt hatte einen Knaben, der sollte lesen und schreiben lernen. Es war aber kein Afa in der großen Stadt. Der König hörte nun, daß ein Afa angekommen war. Er gab einem Boten 200 Sklaven und sagte: "Geh hin und bringe die dem Afa, der soeben angekommen ist!" Der König gab einem Boten 200 Pferde und sagte: "Geh hin und bringe sie dem Afa, der soeben angekommen ist!" Der Afa fragte: "Wo soll ich schlafen?" Der König sagte: "Führt ihn in das Gehöft eines ganz großen Mannes, der für ihn sorgen soll." Man brachte den Afa bei einem ganz großen Manne unter. Am Abend sandte der König seinen Sohn mit einem Boten. Der Bote sagte: "Hier ist der Sohn des Königs, lehre ihn Tuschi Sokos Buch!"(Tuschi =Bote, Prophet, Soko =Gott aller) Der Afa sagte: "Es ist recht!" Nachher gab der König einem Boten 200 Matten und sagte: "Bringe die dem Afa, der heut angekommen ist!"

Als es Nacht ward, rief der Afa den Knaben Mama und sagte: "Dies hier ist der Sohn des Königs. Es ist der Junge, den ich unterrichten soll. Schlafe mit ihm in diesem Zimmer. Ich werde im Raume nebenan schlafen." Der Afa ließ die beiden Jungen in ihrem Raume und legte sich selbst nebenan nieder. Der Sohn des Königs schlief ein. Der Afa schlief ein. Mama war noch wach. Der Sohn des König furzte. Mama hörte dies. Er ging in den anderen Raum zum Afa, weckte ihn und sagte: "Der Junge, mit dem ich schlafen soll, furzt zu sehr. Ich kann nicht mit ihm schlafen." Der Afa sagte: "So rücke ein wenig von ihm ab und schlafe an einem anderen Platz." Mama sagte: "Ich will es versuchen."

Mama ging zurück. Er rückte seine Matte von der des Königssohnes ab und legte sich an einem anderen Platz nieder. Nach einiger Zeit furzte der Sohn des Königs abermals. Mama stand auf, ging in den Nebenraum, weckte den Afa und sagte: "Der Sohn des Königs furzt so, daß ich nicht schlafen kann. Wenn er noch einmal furzt, muß ich ihn töten." Der Afa sagte: "Nun schlafe endlich und laß mich schlafen!"

Der Afa schlief wieder ein. Mama ging in den Raum des Königssohnes zurück und legte sich auf seine Matte. Nach einiger Zeit furzte der Sohn des Königs abermals. Mama stand auf. Er nahm ein Messer. Er ging zu dem schlafenden Sohne des Königs. Er schnitt dem Sohne des Königs den Hals durch. Dann ging er in den Nebenraum. Er weckte den Afa. Er sagte zum Afa: "Der Sohn des Königs hat noch einmal gefurzt, da habe ich ihn getötet. Nun wird er nicht mehr



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furzen." Der Afa sagte: "Was hast du getan?" Der Afa ging in den anderen Raum. Er sah das Blut. Er sah den Kopf des Königssohnes.

Der Afa rannte von dannen. Mama rannte hinter ihm her. Der Afa rannte aus der Stadt hinaus. Mama rannte hinter ihm her. Der Afa rannte durch die Farmen. Mama rannte hinter ihm her. Der Afa nahm einen Stock, schlug nach Mama und sagte: "Lauf in die Stadt zurück!" Der Afa rannte weiter. Mama rannte hinter ihm her. Der Afa nahm einen Stock, schlug nach Mama und sagte: "Lauf in die Stadt zurück." Der Afa rannte weiter! Mama rannte hinter ihm her. Der Afa nahm einen Stock, schlug nach Mama und sagte: "Lauf in die Stadt zurück!" Der Afa rannte immer weiter fort. Mama rannte immer hinter ihm her.

Am anderen Morgen rief der König einen alten, angesehenen Mann und sagte: "Nimm einige angesehene Leute und gehe in das Haus des Afa. Sage ihm meinen Gruß! Frage ihn, ob er sich wohlbefindet!" Der angesehene Mann stieg mit 200 Leuten zu Pferd. Er ritt mit den 200 Leuten zu dem Hause des Afa. Er stieg mit seinen 200 Leuten ab. Er ging hinein. Er trat in die Türe. Er sah das Blut. Er sah den Kopf des Königssohnes. Er sah, daß der Afa fortgelaufen war. Er kam zu seinen 200 Reitern zurück. Alle setzten sich zu Pferd. Sie ritten sogleich hinter dem Afa her.

Mama und Afa sahen die Reiter in der Ferne kommen. Es war da ein Baum. Mama und Afa stiegen auf den Baum. Sie versteckten sich in den Zweigen. Nach einiger Zeit kam der Anführer mit den 200 Reitern an. Der Anführer stieg mit den 200 Reitern ab. Sie ruhten unter dem Baume aus. Der Anführer setzte sich im Schatten nieder. Der Anführer nahm seine Mütze ab. Er war ein alter Mann. Er hatte keine Haare auf dem Kopfe. Mama war gerade über dem Kopfe des Anführers. Mama sah den kahlen Kopf des Anführers. Mama sagte zu dem Afa: "Sieh den nackten Kopf des Anführers! Ich sitze gerade über ihm. Ich möchte ihm auf den Kopf kacken. Ich würde ihn treffen." Der Afa erschrak. Der Afa sagte: "Wenn du es tust, werden sie uns sehen. Dann werden sie uns totschlagen." Der Mama sagte: "Ich werde es nicht tun."Einige Zeit nachher kackte Mama aber trotzdem. Er traf den nackten Kopf des Anführers. Der Anführer blickte empor und sagte: "Welche Art von Vögeln kackt denn auf meinen Kopf?" Alle Leute begannen aufzublicken. Sie sahen Mama und den Afa. Die Leute begannen den Baum umzuhauen. Der Baum begann zu wanken.

Oben flog der Vogel Lao (eine große weiße Adlerart mit roten



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Fängen und rotem Schnabel) vorüber. Der Vogel Lao sagte zu Mama und dem Afa: "Versteckt euch in meinen Federn. Aber berührt nicht die Federn meines Schwanzes!" Mama schlüpfte unter den linken Flügel des Lao. Afa schlüpfte unter den rechten Flügel des Lao. Sie hielten sich fest. Mama sagte zu dem Vogel Lao: "Wie könnte ich dir Schlechtes tun, wo du uns von hier forttragen und retten willst!" Der Vogel Lao flog mit ihnen von dannen.

Nach einiger Zeit flog der Vogel Lao mit Mama und dem Afa ganz hoch oben in der Luft. Mama sagte zu dem Afa: "Sieh den schönen Schwanz des Vogels Lao. Ich muß ihn einmal anfassen!" Der Afa erschrak. Der Afa sagte: "Der Vogel Lao hat das untersagt. Wenn er uns fallen läßt, stürzen wir herab. Wenn wir herabstürzen, werden wir sterben, noch ehe wir zur Erde kommen."Mama sagte: "Ich werde es nicht tun!" Nach einiger Zeit faßte Mama an den Schwanz des Vogels Lao. Als der Vogel Lao das fühlte, schüttelte er sich. Mama stürzte herab. Der Afa stürzte herab. Ehe Afa zur Erde kam, hatte er sich in langes Gras verwandelt. Ehe Mama zur Erde kam, hatte er sich in das kurze harte Gras verwandellt, daß jeden Fuß verwundet, der auf ihn tritt.

Wenn eine Mutter ihr Kind auf den Misthaufen wirft, kann man sicher sein, daß es nicht mehr viel taugt.

63. Die Löwenfrau

Mama heiratete. Musa heiratete. Mamas Frau ward schwanger. Musas Frau ward schwanger. Mama sagte: "An dem Tage, an dem meine Frau niederkommen wird, werde ich am Boden Kauris ausstreuen. Über ihnen soll meine Frau gebären." Musa sagte: "An dem Tage, an dem meine Frau niederkommen wird, werde ich am Boden ein Löwenfell ausbreiten. Über dem soll meine Frau gebären." Mamas Frau kam in die Wehen. Mama streute auf dem Boden Kauris aus. Über ihnen gebar die Frau Mamas.

Musas Frau kam in die Wehen. Musa nahm Erdnüsse und Guineakorn und ging damit in den Busch. Er ging in die Gegend, in der die Löwen sind. Musa traf da auf eine alte Frau. Die alte Frau sagte: "Was willst du?" Musa sagte: "Ich will das Fell eines Löwen." Die alte Frau fragte: "Was bringst du?" Musa sagte: "Ich bringe Erdnüsse und Guineakorn." Die alte Frau sagte: "So gib sie her!" Musa gab die Erdnüsse und das Guineakorn hin. Die alte Frau zeigte Musa den Platz eines Löwen. Die Löwin war ausgegangen. Es waren zwei



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junge Löwen da. Musa nahm die beiden jungen Löwen. Er ging mit ihnen nach Hause. In seinem Gehöft band er den einen jungen Löwen an. Den anderen jungen Löwen tötete er. Er zog ihm die Haut ab. Musa breitete die Löwenhaut auf dem Boden aus. Über der Löwenhaut gebar die Frau Musas.

Die Löwin kam an ihren Platz zurück. Die Löwin sah, daß ihre Jungen gestohlen waren. Die Löwin suchte die Spuren. Die Löwin fand Musas Weg bis zur Stadt. Am Ebang (Stadtwall) sagte die Löwin: "In dieser Stadt sind also meine Kinder!" Die Löwin ging in den Busch zurück. Die Löwin nahm ein Blatt. Sie schlug es. Das Blatt verwandelte sich in ein Kleid. Die Löwin selbst verwandelte sich in eine Frau. Die Frau schlug einen Stein. Der Stein verwandelte sich in einen Korb. Die Frau nahm den Korb auf den Kopf. Sie ging so in die Stadt.

Die Frau kam an einer Stelle vorbei, an der viele junge Männer in der Grube Lehm kneteten und Luftziegel formten. Ein junger Mann sah sie. Der junge Mann rief: "Die Frau soll bei mir schlafen!"Ein anderer sagte: "Nein, sie soll bei mir schlafen!"Jeder der jungen Leute wollte, daß die Frau zu ihm komme. Die Frau sagte: "Werft alle mit Steinen nach meinen Korbe! Wer in den Korb trifft, bei dem will ich schlafen!" Die Frau setzte den Korb auf die Erde. Alle jungen Leute sagten: "Es ist recht"! Die jungen Leute begannen mit Steinen nach dem Korbe zu werfen. Einer warf nach dem anderen seinen Stein. Es traf aber keiner hinein. Sie warfen alle. Es traf keiner. Nur Musa hatte noch nicht geworfen. Die Frau sagte: "Der Mann dort hat noch nicht geworfen!" Musa nahm einen Stein. Er warf den Stein nach dem Korbe. Der Stein fiel in den Korb. Die jungen Leute riefen: "Die Frau wird bei Musa schlafen!"Die Frau sagte: "Ich werde im Hause Musas schlafen."

Musa nahm die Frau mit in sein Haus. In dem Hause hatte Musa sieben Hunde. Die Frau kam an Musas Haus. Die Frau sah den jungen Löwen, der an Musas Haus angebunden war; die Frau sah das Fell des getöteten Löwen. Die Frau sagte: "Du bist stark. Wie hast du den Löwen gewonnen, den du getötet hast?". Musa sagte: "Ich fand sie im Busch und brachte sie heim." Die Frau sagte: "Was willst du mit dem lebenden jungen Löwen? Schenke ihn mir!" Musa fragte: "Was willst du (als Frau) damit machen?" Die Frau sagte: "Schenke ihn mir!" Musa sagte: "Nein, ich werde ihn dir nicht schenken, denn die Leute werden fragen, warum ich das getan habe." Die Frau sagte: "Es ist gut."



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Die Frau schlief nachts im Hause Musas. Musa schlief. Die Frau wachte. Die Frau stand auf. Sie trat aus dem Hause. Sie band den jungen Löwen ab. Der junge Löwe lief fort. Der junge Löwe lief in den Busch.

Die Frau ging in das Haus zurück. Sie legte sich neben Musa nieder. Es waren die Hunde noch mit im Zimmer. Die Frau dachte: "Nun werde ich Musa töten." Die Hunde sagten zu der Frau: "Wenn du Musa tötest, töten wir dich!" Die Frau weckte Musa und sagte: "Deine Hunde lassen mich nicht schlafen." Musa brachte alle seine Hunde heraus. Er legte sich hin. Er schlief wieder ein.

Die Frau dachte: "Nun werde ich Musa töten! Nun ist niemand mehr da." Es stand ein Topf mit Sibi (Magische Mittel) im Zimmer. Der Topf mit Sibi sagte: "Wenn du Musa tötest, töten wir dich!" Die Frau weckte Musa und sagte: "Dein Topf mit Sibi läßt mich nicht schlafen." Musa brachte den Topf mit Sibi hinaus. Auf dem Wege aber fielen einige Tropfen der Flüssigkeit auf die Erde. Dann legte Musa sich wieder hin. Er schlief wieder ein.

Die Frau dachte: "Nun werde ich Musa töten! Nun ist niemand mehr da!" Die Sibitropfen aber sagten: "Wenn du Musa tötest, töten wir dich!" Die Frau weckte Musa und sagte :"Dein Haus läßt mich nicht schlafen!" Musa sagte: "Ich habe kein anderes Haus. Du mußt in diesem schlafen." Er legte sich wieder hin. Er schlief wieder ein.

Der Hahn schrie. Sie standen auf. Musa trat aus dem Hause. Musa sah, daß sein Löwe nicht mehr da war. Musa sagte: "Wo ist mein Löwe?" Die Frau sagte: "Die Schnur ist zerrissen, da ist er fortgelaufen. Sieh hier das Strickende!" Die Frau sagte: "Ich werde jetzt gehen. Willst du mich begleiten?" Musa sagte: "Ja, ich will dich begleiten." Musa wollte sein Pferd besteigen. Die Frau sagte: "Nein, mit dem Pferde darfst du nicht mitkommen, das tritt mich tot." Musa sagte: "Dann werde ich nur einen Stock mitnehmen." Die Frau sagte: "Du darfst keinen Stock mitnehmen, ich fürchte mich davor." Musa nahm ein Kamel (Rakum, Haussa = Rakuni) und bestieg es. Sie machten sich auf den Weg.

Sie kamen zu der Stelle, an der Musa die jungen Löwen mitgenommen hatte. Musa sagte: "Hier werde ich umkehren." Die Frau sagte: "Es ist auch weit genug!" Musa wandte das Kamel um. Die Frau verwandelte sich in eine Löwin. Die Löwin sprang auf Musa zu. Musa trieb sein Kamel an. Er jagte zurück. Musa verlor seinen Turban (Roni; Haussa =Rauani). Die Löwin rief: "Nimm deinen



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Turban mit!" Musa sagte: "Ich brauche meinen Turban nicht." Musa kam mit seinem Kamel bis an die Stadtmauer. Musa wollte durch das Tor reiten. Die Löwin packte mit den Vorderpranken das Kamel am Hinterteil und riß Fleischstücken herab. So kommt es, daß die Hinterteile der Kamele dünner sind als die der Pferde.

64. Die drei Wünsche

Ein Mann sagte: "Ich möchte einmal von morgens um sechs Uhr bis nachmittags um sechs Uhr Etsu sein. Dann soll man mich töten." Ein zweiter Mann sagte: "Ich möchte einmal von morgens um sechs Uhr bis nachmittags um sechs Uhr Saba sein. Dann soll man mich töten!" Ein dritter Mann sagte: "Ich möchte einen Tag die erste Frau des Etsu besitzen. Dann soll man mich töten." Der Etsu hörte die Sprüche der drei Männer. Der Etsu sagte: "Wie die Leute das wünschen, so soll es werden."

Der Etsu ließ den ersten Mann rufen. Der Etsu gab ihm seine Kleider. Der Etsu gab ihm seine Frauen. Der Etsu gab ihm alle Dogari. Der Etsu gab ihm alle Kakakischi (Sing. Kakaki, das sind die Fanfarenbläser). Die Soldaten und alle angesehenen Leute kamen. Der neue Etsu bestieg ein Pferd. Er ritt durch die Stadt mit allen Dogari und Fanfarenbläsern und vielen angesehenen Leuten. Er sagte an einer Stelle: "Schlage diesen Mann tot." Die Dogari töteten ihn. Er sagte: "Schlagt jenen Mann tot!" Die Dogari töteten ihn. Bis zum Abend hatte er zehn Mann töten lassen. Als es abends sechs Uhr war, sagte er: "Meine Zeit ist um! Tötet mich!" Darauf ward der Mann getötet.

Der Saba verließ am anderen Tage sein Gehöft. Der Mann, der einen Tag lang Saba sein wollte, wurde gerufen. Der Mann hatte alle Pferde des Saba. Alle Leute kamen zu ihm. Der neue Saba sagte: "Alle Leute sollen aus den Häusern gehen!" Die Leute gingen heraus und setzten sich auf die Erde. Der neue Saba ließ hier ein Haus anzünden. Er ließ da ein Haus anzünden. Er hatte bis zum Abend viele Gehöfte verbrannt. Als es abends sechs Uhr war, sagte er: "Meine Zeit ist um! Tötet mich!" Darauf ward der Mann getötet.

Der Etsu sagte: "Jetzt ruft mir den dritten Mann." Man rief den dritten Mann. Der Etsu sagte: "Dieser Mann möchte einen Tag lang meine erste Frau (Naina Daki; Haussa =Uogigida; Joruba =Jale) besitzen. Bringt Matten auf den Markt und laßt den Mann mit meiner Frau auf dem Markte liegen!" Die Leute brachten Matten auf



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den Markt. Sie brachten die erste Frau des Etsu dahin. Der Mann schlief tagsüber bei der ersten Frau des Etsu auf dem Markte.

Am Nachmittag sagte der Mann zur ersten Frau des Königs: "Um sechs Uhr ist meine Zeit um, dann wird man mich töten." Die erste Frau des Königs sagte: "Nein, sie werden dich nicht töten." Die Frau nahm eine Medizin aus dem Munde. Sie gab etwas dem Mann. Sie nahm selbst etwas davon. Sie genossen die Medizin; darauf wurden sie beide zu zwei ganz großen Fliegen. Die beiden Fliegen flogen zudem Etsu. Der Etsu sagte: "Jagt die Fliegen weg in den Busch!" Die Leute jagten die Fliegen in den Busch. Sie kamen aber zu dem König zurück. Der König sagte: "Jagt die Fliegen in den Busch!" Die Leute jagten die Fliegen in den Busch. Sie kamen aber zum König zurück. Der König sagte: "Nehmt diese Fliegen und werft sie in den Niger!" Die Leute nahmen die Fliegen und warfen sie in den Niger. Dann kamen sie zum König zurück.

Als die beiden Fliegen in den Niger geworfen waren, verwandelten sie sich wieder in den Mann und die erste Frau des Königs. Am Ufer lag das Boot des Fährmannes. Es war der Fährmann mit seiner Tochter in dem Boot. Der Mann und die erste Frau des Königs sagten: "Setzt uns doch über den Niger!" Der Fährmann sagte: "Nein, das tue ich nicht!" Der Mann bat. Die erste Frau des Königs bat. Der Fährmann sagte: "Nein, das tue ich nicht!" Das Mädchen des Fährmannes sagte zu ihrem Vater: "Den Mann will ich heiraten. Ich will mit ihm weiterziehen. Fahre uns über oder ich töte mich!" Da setzte der Fährmann den Mann, die erste Frau des Königs und seine Tochter über. Die drei stiegen am anderen Ufer des Flusses durch die Farmen weiter.

Als es Abends um sechs Uhr war, sagte der König: "Geht auf den Marktplatz. Auf dem Marktplatz schläft der dritte Mann mit meiner ersten Frau. Seine Zeit ist um! Geht hin und tötet ihn!" Die Leute gingen auf den Marktplatz, um den Mann zu suchen. Sie fanden den Mann nicht auf dem Marktplatz. Sie fanden die erste Frau des König nicht auf dem Marktplatz. Sie kamen zum König zurück. Sie sagten: "Der Mann ist nicht auf dem Marktplatz. Deine erste Frau ist nicht auf dem Marktplatz." Der König sagte: "Wir haben die zwei großen Fliegen in den Busch gejagt. Ich habe sie in den Niger getrieben. Fünf Männer sollen auf Pferde steigen und sollen an den Niger reiten. Sie sollen am Niger nach meiner ersten Frau und dem Manne suchen." Fünf Männer stiegen zu Pferde. Fünf Männer ritten zum Fluß hinab. Sie suchten am Flusse nach dem Mann und der ersten Frau des



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Königs. Sie fanden sie nicht. Sie ritten zurück. Sie ritten zurück zum König und sagten: "Wir haben deine erste Frau und den Mann nicht mehr gefunden." Der König sagte: "Sie sind glücklich entfiohen."

Der Mann ging mit der ersten Frau des Königs und mit der Tochter des Fährmannes auf der anderen Seite des Niger durch die Farmen. Sie kamen in den Busch. Eine schwarze Schlange biß den Mann in den Fuß. Er fiel hin. Ein Jäger mit seiner Tochter ging durch den Busch. Die Tochter des Fährmannes lief zu ihm und sagte: "Mein Mann ist von einer Schlange gebissen. Gib mir das Medikament, um die Wunde zu behandeln. Sonst stirbt er!"Der Jäger sagte: "Nein, ich gebe ihm nichts!" Die Tochter des Jägers lief hin. Sie sah den Mann. Sie kam zurück. Sie sagte zu ihrem Vater: "Wenn du ihm kein Medikament gibst, werde ich auch sogleich sterben." Der Jäger ging zu dem Manne. Er nahm aus seiner Medizinkalebasse ein wenig Heilmittel und tat sie in die Wunde des Schlangenbisses. Der Mann ward gesund. Die Tochter des Jägers sagte: "Ich will diesen Mann heiraten. Ich gehe mit ihm!" Die Tochter des Jägers ging mit dem Manne. Der Mann ging mit der ersten Frau des Königs, mit der Tochter des Fährmannes und mit der Tochter des Jägers weiter. Er ging mit ihnen weit weg. Sie kamen in eine andere Stadt. Die Leute des Königs dieser Stadt sagten zu ihrem Könige: "Es ist ein Mann in diese Stadt gekommen, dem laufen alle Frauen nach." Der König sagte: "Bringt mir den Mann!" Die Leute brachten den Mann zum König. Der König sagte zu ihm und seinen Leuten: "Dieser Mann scheint gut zum König zu passen, weil alle Frauen ihn mögen. Ich will alle meine Frauen zusammenrufen. Wenn er unter ihnen meine erste Frau herausfindet, will ich sterben und er soll dann König dieses Landes sein." Der König rief 400 Frauen zusammen. Alle 400 Frauen versammelten sich. Der König fragte den Mann: "Welche unter diesen Frauen ist meine erste Frau?" Der Mann sagte: "Deine erste Frau ist nicht darunter." Es ging eine Frau in alten Kleidern hinten über den Hof. Der Mann sagte: "Unter diesen 400 schöngekleideten Frauen ist deine erste Frau nicht darunter. Die Frau, die dort hinten in schlechten Kleidern geht, das ist deine erste Frau." Der König sagte: "Ja, das ist meine erste Frau." Der König nahm sein Kleid auf, bedeckte damit den Kopf und starb. So wurde dann der Mann König.

Die erste Frau des Königs, die mit ihm als Fliege entwichen war, machte er zu seiner ersten Frau. Die Tochter des Fährmannes machte er zu seiner zweiten Frau. Die Tochter des Jägers machte



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er zu seiner dritten Frau. Die erste Frau des verstorbenen Königs seiner Stadt machte er zu seiner vierten Frau. Danach kamen alle 400 Frauen des verstorbenen Königs.

Eines Tages brachten die Leute ihm eine Kokosnuß als Geschenk. Er gab sie seiner ersten Frau. Die zweite Frau sah das und sagte: "Du gibst alles deiner ersten Frau! Hätte ich nicht damals meinen Vater gebeten, euch überzusetzen, so wärst du längst getötet!" Der König gab die Kokosnuß seiner zweiten Frau. Die dritte Frau sagte: "Weshalb gibst du mir nicht die Kokosnuß? Hätte ich damals nicht meinen Vater gebeten, die Medizin auf die Wunde zu tun, so wärst du längst gestorben." Der König gab die Kokosnuß seiner dritten Frau. Die vierte Frau sagte: "Weshalb gibst du mir nicht die Kokosnuß? Wäre ich nicht damals in meinen schlechten Kleidern über den Hof gegangen, so wärst Du nicht König geworden."

Der König nahm die Kokosnuß. Er verbrannte sie zu Asche. Die Asche füllte er in einen Topf, der unten durchlocht war. Er setzte den durchlochten Topf mit der Asche auf einen anderen Topf. Er goß Wasser auf die Asche. Das Wasser tropfte in den unteren Topf. Das Wasser war salzig. Er kochte das Wasser, bis kein Wasser mehr da war. Es war nur noch Salz übrig. Das Salz verteilte er unter seine Frauen und sagte: "Tut das in eure Speisen!"

So lehrte er die Nupe die Salzbereitung. Früher gewannen sie das Salz immer aus Asche.

65. Verwandeln (Die Goja)

Ein Mann war ein großer Jäger. Er hieß Mamudu. In Mamudus Dorf war eine Goja. (Eine Goja ist eine Frau, die die Fähigkeit besitzt, sich in einen wilden Büffel zu verwandeln, um in dieser Form dann die Leute anzufallen und zu vernichten.) In Mamudus Dorf spielte abends ein Mann die Dungeru (Gitarre). Viele Frauen standen herum. Ein Mann sagte: "In unserem Dorfe muß eine Goja leben." Mamudu sagte: "Wenn mich eine Frau im Busch als Gojabüffel anfällt, werde ich doch stärker sein als die Goja." Die Goja hörte es.

Mamudu ging anderen Tags mit einem Bogen und 10 Pfeilen in den Busch. Die Goja ging auch in den Busch. Sie verwandelte sich in einen Büffel. Der Gojabüffel lief durch den Busch. Der Jäger Mamudu traf den Gojabüffel. Der Gojabüffel rief: "Da du mich heute hier



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triffst, bist du verloren." Der Jäger Mamudu sagte: "Ich bin nicht verloren. Du, die Goja wird verlieren!" Mamudu schoß einen Pfeil auf den Gojabüffel ab. Er verfehlte sein Ziel. Mamudu schoß alle 10 Pfeile ab und alle 10 Pfeile fehlten. Mamudu hatte nur noch den Bogen. Er schlug mit dem Bogen auf den Gojabüffel. Der Gojabüffel nahm den Bogen auf die Hörner und schüttelte ihn ab. Mamudu sprang auf einen Baum. Er kletterte auf einen Ast. Der Ast brach. Mamudu stürzte herab. Mamudu fiel in ein Loch. In dem Loch war eine Schlange. Die Schlange wollte Mamudu beißen. Mamudu sagte: "Es ist besser, daß der Gojabüffel mich tötet, als daß ich am Schlangenbiß sterbe." Er sprang aus dem Loch heraus. Er lief von dannen. Der Gojabüffel lief hinter ihm her. Der Gojabüffel war ganz dicht hinter Mamudu.

Mamudu verwandelte sich darauf in ein Guineakorn. Als die Goja das sah, verwandelte sie sich in einen Hahn, der lief auf das Korn zu, um es aufzupicken. Mamudu verwandelte sich hierauf in einen Fisch. Als die Goja dies sah, verwandelte sie sich in ein Messer, das wollte dem Fisch den Bauch aufschneiden.

Mamudu verwandelte sich hierauf in ein Stück Holz. Als die Goja dies sah, verwandelte sie sich in ein Beil, das wollte das Holz zerspalten.

Mamudu verwandelte sich hierauf in einen Weg. Als die Goja dies sah, verwandelte sie sich in einen Fuß, der wollte auf dem Wege schreiten und ihn tottreten.

Mamudu verwandelte sich hierauf in einen Leoparden. Als die Goja dies sah, verwandelte sie sich in einen Jäger mit Bogen und Pfeil, der wollte den Leoparden totschießen.

Mamudu verwandelte sich hierauf in ein Grasbüschel. Als die Goja dies sah, verwandelte sie sich in eine Sichel, die wollte das Grasbüschel abschlagen.

Mamudu verwandelte sich hierauf in einen Mann. Als die Goja dies sah, verwandelte sie sich in ein Kleid, das wollte über den Mann fallen und ihn einhüllen.

Mamudu verwandelte sich hierauf in ein Huhn. Als die Goja dies sah, verwandelte sie sich in einen Schakal, der sprang auf das Huhn zu und wollte es verschlingen.

Dann verwandelte der Jäger Mamudu sich aber in einen silbernen Ring am Finger des Etsu von Gaeae. Als die Goja dies merkte, verwandelte sie sich in einen Maba (Bettler). Der Maba ging an den Hof des Etsu von Gaeae. Der Maba warf sich in der Katamba vor dem



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Etsu nieder. Der Etsu fragte: "Was ist das für ein Mann?" Die Leute sagten: "Das ist ein armer Mann, der nichts hat und um etwas bittet." Der Etsu sagte: "Schenkt ihm einen meiner Sklaven." Der Maba sagte: "Ich danke sehr. Aber was soll ich mit einem Sklaven?" Der Etsu sagte: "So gebt ihm ein Pferd!" Der Maba sagte: "Ich danke sehr. Aber was soll ich mit einem Pferd ?" Der Etsu sagte: "So gebt ihm gute Waffen!" Der Maba sagte: "Ich danke sehr. Aber was soll ich mit guten Waffen?" Der Etsu sagte: "Dann soll der Maba, der keinen Sklaven, kein Pferd, keine Waffen hat, selber sagen, was er will."

Der Maba sagte: "Ich bitte dich, schenke mir den silbernen Ring an deinem Finger!" Der Etsu sah den Ring an seinem Finger. Der Etsu sagte: "Was ist das für ein Ring? Ich kenne diesen Ring nicht!" Die Leute sagten: "Wir wissen nicht, was es für ein Ring ist. Aber es ist dein Ring." Der Etsu zog den Ring ab. Er reichte dem Maba den Ring. Der Maba bedankte sich. Der Maba nahm den Ring, er steckte ihn in die Tasche.

Der Maba ging mit dem Ring in der Tasche von dannen. Der Maba ging in den Busch, um sich zu entleeren. Unterwegs verwandelte sich Mamudu in ein Reiskorn. Das Reiskorn fiel durch ein Loch in der Tasche auf den Weg herab. Nachdem der Maba sich entleert hatte, griff er in die Tasche, um den Ring herauszunehmen. Der Ring war nicht mehr in der Tasche. Der Maba sagte: "Ich habe meinen Mamudu verloren. Aber ich werde ihn wiederfinden." Er ging den Weg zurück. Er sah das Reiskorn. Er sagte: "Das ist ja mein Mamudu!" Er ergriff das Reiskorn. Er behielt es in der Hand. Mamudu verwandelte sich aber in einen Wassertropfen und fiel so zur Erde. Nach einiger Zeit gewahrte der Maba, daß das Reiskorn nicht mehr in seiner Hand war. Der Maba wandte sich um und suchte. Als er aufsah, sah er Mamudu als wildes Schwein weglaufen. Da verwandelte sich die Goja in einen Samiabaum. Das wilde Schwein kam und suchte unter dem Samiabaum Schatten. Mamudu blieb ein wildes Schwein. Die Goja blieb ein Samiabaum.

Seitdem schlafen die wilden Schweine mit besonderer Vorliebe unter Samiabäumen.

66. Nächtliches Flötenblasen

Ein Mann heiratete eine Frau. Sie bekam ein Kind. Es war ein Sohn. Der Vater nannte ihn Mama. Der Sohn wuchs heran. Der



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Vater bließ die Flöte (aus Halmen des Guineakornes; Nupe =Bansanna; Haussa =Karra; Joruba =Bogborro). Der Vater bließ die Flöte, wenn er zur Farm ging. Am Wege zur Farm lagen sieben große Hügel. Wenn sie zur Farm gingen, mußten sie über zwei Hügel hinweggehen. Der Sohn begleitete den Vater jeden Tag zur Farm.

Eines Abends kam der Vater mit dem Sohne wieder nach Hause. Als sie beinahe wieder in ihrem Dorfe waren, sagte der Vater: "Ich habe meine Flöte in der Farm liegen gelassen!" Mama sagte: "Ich will zurückgehen und sie holen." Der Vater sagte: "Laß es; es ist zu spät abends." Mama sagte: "Ich will sie doch lieber holen." Der Vater sagte: "Wenn du sie durchaus holen willst, so geh, aber merke dir, daß du auf keinen Fall im Busch auf der Flöte blasen darfst, wenn es dunkel ist." Der Sohn sagte: "Es ist gut!"

Der Sohn ging zurück zur Farm. Er fand die Flöte. Er sagte: "Mein Vater sagt, ich solle nicht blasen. Weshalb soll ich nicht blasen ?" Mama setzte die Flöte an den Mund und begann zu blasen. Alle Tiere im Busch hörten das Blasen. Alle Tiere kamen zusammen. Alle Tiere kamen zu Mama und baten ihn: "Blase uns etwas! Singe uns etwas! Wir möchten tanzen!" Mama setzte die Flöte an den Mund. Mama blies. Mama sang. Mama blies. Mama sang: "Mein Vater vergaß seine Flöte; ich will sie ihm bringen!" Die Tiere tanzten hin, die Tiere tanzten her. Einmal tanzten die Tiere ganz weit weg. Mama steckte die Flöte ein und begann nach Hause zu laufen. Die Tiere tanzten zur Farm zurück. Die Tiere sagten: "Wo ist Mama mit seiner Flöte geblieben? Es muß sogleich jemand hinter Mama herlaufen und ihn wieder einfangen." Die Tiere sagten: "Ja, es muß sogleich einer hinlaufen und Mama einfangen."

Einige Tiere sagten: "Der Leopard soll hinlaufen und ihn einfangen." Der Leopard sagte: "Ich bin der Sohn eines Königs. Um diese Stunde kann der Sohn eines Königs nicht arbeiten."Einige Tiere sagten: "Der Elefant soll hingehen und Mama einfangen!" Der Elefant sagte: "Mein Fuß ist zu dick. Ich kann heut nicht recht laufen!" Die Hyäne (Makundulu) sagte: "Ich will laufen!" Makundulu lief fort.

Makundulu lief über die Hügel hinter Mama her. Mama kam aber noch vor Makundulu an. Mama war im Hause. Als Makundulu an die Haustür kam, warf Mamas Mutter durch die Türe schwarze Erde auf Makundulu. Daher hat Makundulu die schwarzen Flecke auf dem Fell.



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67. Flucht des Knaben zum Bennumarkt

Ein Mann heiratete zwei Frauen. Jede der beiden Frauen hatte einen Sohn. Beide Söhne wuchsen heran. Der eine fragte den andern: "Was willst du vornehmen ?" Der andere sagte: "Ich werde ein Wasser mit der Kalebasse ausschöpfen, um Fische zu fangen." Der andere sagte: "Was du tust, will ich auch tun; aber was du tust, wird schlecht ablaufen, und was ich tue, soll gut ablaufen." Der eine sagte: "Das werden wir sehen!" Der eine ging darauf in das Haus der Mutter des anderen und nahm da eine Kalebasse. Es war niemand da. Er sah niemand. Der Bursche ging mit der Kalebasse an den Flußarm und schöpfte das Wasser aus. Als er so arbeitete, zerbrach die Kalebasse. Der Bursche sagte: "Diese Kalebasse, die ich zerbrochen habe, gehört nicht meiner Mutter. Sie gehört der Mutter meines Bruders. Mein Bruder hat recht. Was ich tue, läuft schlecht ab. Ich will also fortgehen. Vielleicht wird es in einem anderen Lande besser. Ich will auf den Bennumarkt gehen. Ich werde den Bennukönig aufsuchen." Der Bursche ging nicht wieder nach Hause. Der Bursche ging fort.

Der Bursche traf am Wege eine Reihe Schädel. Er fragte die Schädel: "Wo ist der Weg zum Bennumarkt ?" Die Schädel sagten: "Geh hier weiter, dann kommst du zum Bennumarkt." Der Bursche ging weiter.

Der Bursche traf am Wege einen großen Topf mit Brei. Er fragte den Brei: "Wo ist der Weg zum Bennumarkt?" Der Brei sagte: "Geh hier weiter; dann kommst du zum Bennumarkt!" Der Bursche ging weiter.

Der Bursche traf am Wege eine Zunge (Nupe = Djintarra; Haussa =Arr'schi; Joruba =Auwa). Er fragte die Zunge: "Wo ist der Weg zum Bennumarkt?" Die Zunge sagte: "Geh hier weiter. Dann kommst du zum Bennumarkt." Der Bursche ging weiter.

Der Bursche kam in das Land der Menschenfresser (Nupe = Saginsagi; Haussa = Njamnjam; Joruba = Djinnidjinni). Er fragte die Menschenfresser: "Wo ist der Weg zum Bennumarkt ?" Die Menschenfresser sagten: "Geh hier weiter; dann kommst du zum Bennumarkt!" Der Bursche ging weiter.

Der Bursche kam in das Land des Bauavolkes. Er fragte die Baua: "Wo ist der Weg zum Bennumarkt?" Die Baua sagten: "Geh hier weiter, dann kommst du in sieben Tagen zum Bennumarkt!" Der Bursche ging weiter.



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Der Bursche kam auf den Bennumarkt. Er fragte die Leute: "Was ist das für ein Ort?" Die Leute sagten: "Das ist der Bennumarkt." Dann nahmen die Bennuleute den Mann und steckten ihn in ein Haus mit beißenden Ameisen. Am anderen Morgen nahmen sie den Burschen heraus und fragten ihn: "Was hast du in dem Hause bemerkt ?" Der Bursche antwortete: "Ich habe nichts darin bemerkt." Die Bennuleute packten den Burschen und steckten ihn in ein Haus mit beißenden Fliegen. Am anderen Morgen nahmen sie den Burschen heraus und fragten ihn: "Was hast du in dem Hause bemerkt?" Der Bursche antwortete: "Ich habe nichts darin bemerkt." Die Bennuleute packten den Burschen und brachten ihn in den Busch, an eine Stelle, wo es sehr viele Mücken gab. Am anderen Morgen holten sie ihn aus dem Mückenbusch und fragten ihn: "Was hast du in dem Busch bemerkt?" Der Bursche antwortete: "Ich habe nichts darin bemerkt." Die Bennuleute sagten: "Gut, dann wollen wir dir etwas schenken. Hier hast du sieben kleine Kalebassen." Sie gaben dem Burschen sieben Kalebassen von der Art, mit der die Kinder spielen.

Am anderen Tage rief der Bennukönig den Burschen zu sich und sagte: "Was haben dir meine Leute nun geschenkt?" Der Bursche zeigte die Kalebassen und sagte: "Deine Leute haben mir dies hier geschenkt."Der König sagte: "Dann geh damit in den Busch. Nimm eine und wirf sie im Busch auf die Erde, so daß sie zerspringt." Der Bursche nahm die Kalebasse. Er ging in den Busch. Er warf die Kalebasse auf die Erde. Sie zersprang. Es kamen eine Hyäne, ein Leopard und ein Elefant heraus. Die Tiere sprangen gegeneinander und töteten eines das andere. Der Bursche ging wieder in die Stadt.

Der Bennukönig ließ den Burschen zu sich kommen und sagte zu ihm: "Nun geh in das Haus dort. Nun wird alles, was du tust, zum besten ausfallen. In dem Hause zerbrich die anderen Kalebassen. Der Bursche ging in das Haus. Er zerbrach die anderen Kalebassen. Es kam viel Geld, Pferde, Kamele, Stoffe, Perlen und Silber heraus. Der Bursche war nun ein reicher Mann. Er packte seine Sachen auf und zog zurück in die Stadt seiner Mutter.

Die Leute fragten ihn: "Wo hast du alle diese Sachen gewonnen ?" Der Bursche sagte: "Ich gewann sie im Busch."Als der Bruder des Burschen, der Sohn der anderen Frau, dies hörte, ging er in den Busch, um die Schätze zu suchen. So ward er der erste Kaufmann. Er schlief eines Tages im Busch. Der Busch war rund herum



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ganz trocken. Ein Jäger kam. Er wußte nicht, daß der Bursche im Busche war. Er zündete rund herum ein Feuer an. Der Bursche verbrannte.

68. Samnas verbotener Nachtweg (die Subaclien)

Ein Mann heiratete eine Frau. Sie hatten ein Kind. Es war ein Knabe. Der Knabe hieß Samna. Samna war das einzige Kind. Sonst hatten die Eltern keines. Samna wuchs heran. Die Mutter fragte ihn: "Welche Arbeit willst du verrichten (d. h. welchem Beruf willst du dich zuwenden) ?" Samna sagte: "Ich will trommeln und singen und tanzen und spielen." Samna trommelte hier. Samna trommelte da. Er gewann durch sein Trommeln ein Mädchen. Eines Tages kam die Nachricht, daß in einer anderen Stadt ein reicher und angesehener Mann gestorben war. Samna sagte zu seiner Mutter: "Ich will sogleich aufbrechen und dahin gehen. Es ist da etwas für mich." Die Mutter sagte: "Es ist Abend. Du darfst nicht nachts durchgehen!" Der Vater sagte: "Es ist Abend. Du darfst nicht nachts durchgehen!" Samna sagte zu seinem Vater: "Ich will nicht hingehen. Ich will mich schlafen legen." Samna ging hinaus. Er nahm seine Trommel und seine Flöte (Brua =Iffere; Nupe = Bansanna). Er ging hinten zum Gehöft über die Mauer hinaus. Samna ging.

Samna traf am Wege ein Messer. Das Messer sagte: "Wo gehst du hin?" Samna sagte: "Ich gehe zu dem Platze, wo der Mann begraben wird. Da will ich trommeln." Das Messer sagte: "Trommle und tanze mir erst!" Samna sang: "Ich gehe dahin, wo der Mann begraben wird. Der Vater wollte es nicht. Ich gehe aber doch. Am Wege habe ich das gute Messer getroffen!" Das Messer sagte: "Geh nun weiter!" Samna ging weiter.

Samna traf am Wege eine Subache (Baua =Iga; Haussa =Mai), die hatte einen Topf mit Feuer auf dem Kopf. Die Subache sagte: "Wo gehst du hin?"Samna sagte: "Ich gehe zu dem Platze, wo der Mann begraben wird; da will ich trommeln." Die Subache sagte: "Trommle und tanze mir erst!" Samna sang: "Ich gehe dahin, wo der Mann begraben wird. Der Vater wollte es nicht. Ich gehe aber doch. Am Wege habe ich die gute Subache getroffen!" Die Subache sagte: "Geh nun weiter!" Samna ging weiter.

Samna kam an den Bach. Das Wasser des Baches reichte früher nur bis zum Knöchel. Jetzt reichte das Wasser aber bis über die



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Haare. Der Bach sagte: "Wo gehst du hin?" Samna sagte: "Ich gehe zu dem Platze, wo der Mann begraben wird; da will ich trommeln!" Der Bach sagte: "Trommle und tanze mir erst!"Samna sang: "Ich gehe dahin, wo der Mann begraben wird. Der Vater wollte es nicht. Ich gehe aber doch. Am Wege habe ich den guten Bach getroffen!" Der Bach ließ seine Wasser fallen und sagte: "Geh nun weiter." Samna ging weiter.

Samna kam an die Stelle, wo der Speer (Baua =Ako; Plur.: Okosi; Nupe Eko; Haussa =Matschi; Joruba =Öko), Pfeil (Baua Taschi; Plur.: Teschischi; Nupe Tanschi; Haussa Baka; Joruba =Orun) und Bogen (Baua =Egba; Plur.: Egbari; Nupe =Egba; Haussa = Kori; Joruba = Offa) waren und miteinander kämpften. Samna beruhigte sie. Speer, Bogen und.Pfeil sagten: "Wo gehst du hin?"Samna sagte: "Ich gehe zu dem Platze, wo der Mann begraben wird." Der Speer und der Bogen und der Pfeil sagten zu ihm: "Trommle und tanze uns erst!" Samna sang: "Ich gehe dahin, wo der Mann begraben wird. Der Vater wollte es nicht. Am Wege habe ich dann aber den guten Speer, den guten Bogen und den guten Pfeil getroffen." Der Speer und der Bogen und der Pfeil sagten: "Geh nun weiter!" Samna ging weiter.

Samna kam in die Stadt, in der der reiche und angesehene Mann begraben wurde. Samna trommelte. Alle Leute tanzten. Alle Leute sagten: "Was trommelt Samna gut! Wir wollen noch mehr tanzen!" Samna trommelte. Die Leute fragten ihn: "Wie kommst du hierher ?"Samna erzählte es. Dann schenkten sie ihm zehn Sklaven und ein Mädchen. Samna begab sich auf den Rückweg.

Samna kam wieder an die große Subache, die den Topf mit dem brennenden Feuer auf dem Kopfe hatte. Die anderen Subachen waren auch da. Die Subachen sagten: "Trommle und singe uns etwas!" Samna trommelte. Die Subachen tanzten hierher; die Subachen tanzten dorthin! Die Subachen tanzten ganz weit weg. Nur die alte Subache mit dem Topf voll brennendem Feuer war noch da. Die alte Subache sagte: "Ich kann schwer verstehen. Komm auf mein Knie. Dann kann ich es besser hören!" Samna stieg auf ihr Knie hinauf und trommelte. Die alte Subache sagte: "Ich kann schwer verstehen. Komm auf meine Schulter. Dann kann ich es besser hören." Samna stieg auf ihre Schulter hinauf und trommelte. Die alte Subache sagte: "Ich kann schwer verstehen. Komm auf mein Ohr! Dann kann ich es besser hören!" Samna stieg auf ihr Ohr herauf und trommelte. Die alte Subache sagte: "Steige in den Topf auf meinem Kopf!"



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Samna sagte: "Es ist Feuer darin; ich werde verbrennen." Die alte Subache sagte: "Steig nur hinein. Du wirst nicht verbrennen." Samna stieg in den Topf mit Feuer (Feuer: Baua Ino; Nupe =Ena; Joruba = Ina). Das Feuer war glühend. Samna schrie: "Ich verbrenne!" Die Subache nahm den Topf mit dem Feuer vom Kopf. Sie nahm Samna heraus und tötete ihn.

Die Subache röstete Samna noch ein wenig. Dann brach sie ein Stück von ihm ab und versuchte es. Es schmeckte sehr gut. Die alte Subache rief die anderen Subachen und sagte: "Kommt! Ich habe etwas sehr Gutes zu essen!"Die anderen Subachenkamen. Die anderen Subachen sahen den gerösteten Samna. Die anderen Subachen sagten: "Wir töten Menschen im Busch, aber wir essen sie nicht!" Die alte Subache sagte: "Versucht nur! Es ist ausgezeichnet!" Die alte Subache aß weiter von Samna. Nachher versuchten auch die anderen Subachen davon. Sie fanden, daß es gut schmeckt. Die Subachen sagten: "In Zukunft werden wir nichts so gern essen, wie Menschenfleisch."

Früher töteten die Subachen die Menschen nur im Busch. Von da an aßen sie sie auch.

69. Die Hexe (Subadze)

Ein König hatte eine Naina Daki (erste Frau), das war eine Gaschi (Subache; Haussa =Maji; Joruba =Adje). Der König hatte 35 Kinder. Alle 35 Kinder starben. Die Gaschi hatte sie getötet. Als das letzte der 35 Kinder gestorben war, ging der König zu einem Boschi seiner Stadt und fragte ihn: "Kannst du mir sagen, warum meine 35 Kinder gestorben sind?" Der Boschi sagte: "Nein, ich kann es Dir nicht sagen." Der Etsu ritt zu einem Boschi einer anderen Stadt und fragte ihn: "Kannst Du mir sagen, warum meine 35 Kinder gestorben sind ?" Der Boschi sagte: "Suche danach in deinem eigenen Lande. Du wirst es finden." Der König kehrte in seine Stadt zurück.

Der König ließ seinen alten Trommler (Esan; Haussa =Makadi; Joruba =Allu; Plur.: Angwalu) kommen, der tags für den König und nachts für die Frauen trommelte. Der König fragte ihn: "Hast du in meinem Gehöft etwas des Nachts gesehen? Du weißt, daß meine 35 Kinder alle gestorben sind." Der alte Trommler sagte: "Ich habe nachts nichts gesehen."Der König fragte den alten Trommler: "Wie hat man es früher gemacht, wenn man eine Frau fassen



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wollte, die nachts als Gaschi Kinder verzehrte?" Der alte Trominer sagte: "Wenn Du das willst, so kaufe zwei Bambusmatten (Nupe =Mimi; Haussa = Tamberma Kaba; Joruba Mimi). Sage, du wolltest aus der Stadt reiten. Komme dann zu mir und verstecke dich in meinem Hause." Der König sagte: "Es ist recht!" Der König kaufte zwei Bambusmatten und sandte sie zu dem alten Trommler. Der König sagte dann zu seinen Frauen und Leuten: "Ich werde in eine andere Stadt reiten und komme erst morgen zurück. Bleibt alle zu Hause." Der König bestieg sein Pferd und ritt zum Tore hinaus. Als es dunkel war, kam er zurück und versteckte sich im Hause des Trommlers.

Die Naina Daki fragte: "Ist der König weggeritten?" Die Leute sagten: "Der König ist weggeritten." Die Naina Daki sandte an alle Gaschi die Botschaft: "Der König ist weggeritten, es ist gute Gelegenheit, zu einem Essen zusammenzukommen." Die Naina Daki sandte an den alten Trommler eine Botschaft und ließ ihm sagen: "Komme heute nacht und trommle!" Der Trommler wickelte den König in die beiden Bambusmatten. Er führte den Boten zu dem Paket und sagte: "Sieh diesen Ballen. Ich habe ihn heute aus dem Haussalande erhalten. Ich muß ihn hüten und bei ihm bleiben. Wenn mir also die Naina Daki nicht fünf Träger schickt, die den Ballen mit zu ihr bringen, so kann ich nicht kommen." Die Naina Daki hörte die Antwort. Die Nama Daki sandte fünf Träger, die den Ballen, indem der König war, in das Gehöft des Königs trugen. Die fünf Leute wollten den Ballen in die Katamba stellen. Der alte Trommler sagte: "Ich muß den Ballen immer bei mir haben. Bringt ihn dahin, wo ich trommle!" Sie trugen den Ballen in das Haus der Naina Daki und stellten ihn aufrecht hinter dem Trommler an die Wand. Der König konnte durch die Matten alles sehen und hören.

Der alte Trommler trommelte. Die Naina Daki sagte zu den anderen Gaschi: "Legt eure Haut (wörtlich Menschheit; Nupe =Epasauangi; Haussa = Fata mutu; Joruba = Auwo enja) ab. Nehmt die Schalen aus Menschenschädeln; trinkt Wasser daraus. Sieben von euch sollen jede nach einer Richtung gehen; jede soll ein Kind bringen; das wollen wir verspeisen." Die Gaschi legten die Haut ab. Sie wurden ganz rot. Sie tranken Wasser aus Menschenschädeln. Sie flogen fort. Die Naina Daki sprach. Der Trommler trommelte. Der König hörte und sah alles. Die Gaschi kamen wieder. Die Gaschi brachten sieben Kinder. Die sieben Kinder wurden geröstest. Die sieben Kinder wurden gegessen. Die Gaschi aßen. Der Trommler trommelte.



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Der König sah und hörte alles. Die Naina Daki sagte: "Die Speise ist gegessen. Ich habe kein Kind mehr zu vergeben. In sieben Tagen wollen wir wieder zusammenkommen!" Alle Gaschi gingen auseinander.

Der Trommler ließ sich fünf Männer geben; die trugen den Ballen in dem der König war, wieder in sein Gehöft. Im Hause öffnete der Trommler den Ballen. Der König kam heraus. Der alte Trommler sagte: "Hast du nun gesehen, was deine Naina Daki tut?" Der König sagte: "Gewiß habe ich alles gesehen." Dann stieg der König auf sein Pferd. Er ritt in sein Gehöft. Alle Leute begrüßten ihn. Die Leute fragten: "Konntest du nicht gestern wiederkommen?" Der König sagte: "Nein, ich konnte nicht gestern wiederkommen." Die Naina Daki begrüßte ihn und fragte: "Konntest du nicht gestern wiederkommen?" Der König sagte: "Nein, ich konnte nicht gestern wiederkommen."

Der König ließ den alten Trommler zu sich kommen. Er fragte ihn: "Wie machtet ihr es früher, wenn ihr eine Gaschi fangen wolltet ?" Der alte Trommler fragte: "Was willst du mir dafür geben?', Der König sagte ihm: "Ich gebe dir 500000 Kauri und einen Sklaven." Der Trommler nahm die 500000 Kauri und den Sklaven. Der alte Trommler ging sieben Tage fort. Nach sieben Tagen kam er wieder. Er brachte dem König eine Medizin. Er sagte zum König: "Wasche dir hiermit das Gesicht!"

Am Abend sandte die Naina Daki an den alten Trommler eine Botschaft und ließ ihm sagen: "Heute nacht trommle für uns!" Der Trommler hörte die Botschaft und sagte: "Ja, ich werde kommen." Der alte Trommler ging zum König und sagte: "Nimm du heute abend meine Trommel (Enja; Haussa =Kidi; Joruba Illu) und trommle statt meiner. Die Naina Daki hat zu mir gesandt und mich rufen lassen. Trommle also nachts um I Uhr. (Diese Nachtstunde heißt in Nupe =Sadu; in Haussa =Sahandere; in Joruba =Adjioru.) Der König sagte: "Es ist recht!" Der König sagte zu seinen Leuten: "Heute werde ich wieder fortreiten; bleibt Ihr alle daheim!" Dann bestieg er sein Pferd, ritt fort und versteckte sich bei dem alten Trommler.

Als es nachts um 1 Uhr war, begann er zu trommeln. Er ging trommelnd zum Königsgehöft. Er ging in das Haus der Naina Daki. Die Naina Daki kam. Die Naina Daki rief alle ihre Gaschigenossen zusammen. Der Trommler trommelte. Die Naina Daki schlug sich auf den Schoß. Es quoll ihr Feuer aus dem Munde. Es quoll ihr Feuer aus



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dem Arschloch. Kleine Glühwürmchen (Nupe =Nababanji; Haussa =Woligia; Joruba ==Munamuna) traten ihr aus der Haut undschlüpften wieder hinein. Die anderen Gaschi kamen rot an, wie Fleisch. Sie hatten die Haut schon abgelegt. Die Naina Daki sagte: "Breitet die Menschenhäute aus; wir wollen darauf hinsitzen. Bringt die Menschenhirnschalen her; wir wollen daraus trinken. Beginnt den Tanz!" Der König warf die Trommel fort. Er sprang auf, um die Naina Daki zu fangen. Die Naina Daki ging an der Mauer in die Höhe. Sie schlüpfte zwischen Dach und Wand heraus. Sie fiel draußen nieder. Sie war tot. Viele Tausend Glühwürmchen brachen aus der Haut hervor und flogen in der Dunkelheit davon.

70. Tsclzibirris Wunderkinder

Ein Mann namens Tschibirri hatte sieben Knaben (ausgedrückt mit Bagi =Männer). Der erste hieß Mbeje kaje (d. i. einer, der jeden Fisch im Wasser kennt; Haussa: Massani-kifi). Der zweite hieß Mavu-gutsche (der war ein guter Steinwerfer; Haussa: Madje fidusi). Der dritte hieß Mokwa kola (das war ein geschickter Operateur oder Bauchaufschneider; Haussa: Mapaschentschiki). Der vierte hieß Manna sacka (der konnte geschickt Feuer schlagen am Stahisteinfeuerzeug; Haussa: Somn-gete). Der fünfte hieß Fiduaduo (das war ein großer Trinker; Haussa: Mascha-i-rua). Der sechste hieß Tasumago (der fing beim Fangen nicht mit den Händen, sondern mit dem Rücken auf; Haussa: Makerebi-debaja). Der siebente hieß Lokung (das war ein Wasserträger; Haussa: Madau kirua).

Tschibirri ging einmal an das Wasser. Er trat an das Ufer. Ein Fisch verschluckte ihn. Tasumago sah es. Er rief sogleich seinen Bruder Fiduaduo. Er sagte zu ihm: "Soeben hat ein großer Fisch unseren Vater Tschibirri verschluckt." Fiduaduo trat sogleich an das Wasser; er begann zu trinken. Er trank den ganzen Fluß aus. Alle Fische lagen nun trocken auf dem Boden des Flusses. Fiduaduo rief seinen Bruder Mbeje kaje.

Mbejekaje kam herbei. Fiduaduo sagte zu ihm: "Ein großer Fisch von denen, die hier jetzt trocken am Boden liegen, hat unseren Vater Tschibirri verschluckt. Welcher ist es ?"Mbeje kaje sah die Fische an. Er sagte: "Dieser ist es. Er muß unseren Vater Tschibirri im Leibe haben." Er rief seinen Bruder Mokwa kola.

Mokwa kola kam. Mbeje kaje sagte zu ihm: "Dieser Fisch hat unseren Vater Tschibirri verschluckt. Er muß ihn im Leibe haben."



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Mokwa kola sah den Fisch an, nahm sein Messer heraus und sagte: "Man muß unseren Vater Tschibirri herausschneiden." Er schnitt dem Fisch den Leib auf und nahm den Vater heraus. Dann nahm er den Vater auf und trug ihn heim.

Mokwa kola rief seinen Bruder Manna sacka. Manna sacka kam. Mokwa kola sagte zu seinem Bruder Manna sacka: "Unser Vater Tschibirri war von einem Fisch verschluckt. Ich habe ihn herausgeschnitten. Nun muß man ihn trocknen." Manna sacka sagte: "Es ist gut."Er nahm Stein und Eisen und schlug Feuer. Dann zündete er Holz an. Als es brannte, legte Manna sacka seinen Vater daneben. Da kam aber der große Vogel Djifilma (ein sagenhafter Riesenvögel, der in Haussa ebenso heißt). Der Djifilma sah den Mann am Feuer liegen. Er stieg herab; er packte Tschibirri und stieg mit ihm in die Luft sehr hoch empor. Manna sacka rief seinen Bruder Mavu-gutsche.

Mavu-gutsche kam. Manna sacka sagte zu ihm: "Unser Vater Tschibirri war von einem Fisch verschluckt. Nachdem er herausgeschnitten war, habe ich ihn am Feuer getrocknet. Da ist der Vogel Djifilma herabgekommen und hat ihn hoch empor mit in die Luft genommen. Du kannst ihn noch ganz da oben sehen."Mavu-gutsche sah empor und sagte: "Man kann sie gerade noch sehen. Nun muß man Djifilma stark mit einem Stein treffen." Er nahm einen Stein und warf. Er traf Djifilma. Djifilma ließ Tschibirri sogleich fallen. Mavu-gutsche rief seinen Bruder Tasumago.

Tasumago kam herbei. Mavu-gutsche sagte: "Unser Vater Tschibirri war vom Vogel Djifilma mit emporgenommen. Ich habe Djifilma mit einem Stein geworfen. Nun hat er ihn fallen lassen. Man muß aufpassen, daß er nicht zu stark auf den Boden fällt."Tasumago wandte sich um. Er fing den Vater Tschibirri auf. Er nahm ihn und legte ihn sanft auf die Erde. Er rief seinen Bruder Lokung. Lokung kam. Tasumago sagte: "Unser Vater Tschibirri ist erst im Fisch und jetzt in dem Schnabel Djifilmas gewesen. Man muß ihn waschen." Lokung ging, trug Wasser herbei und wusch den Vater Tschibirri.

71. Das strahlende Mädchen

Ein Mann heiratete eine Frau. Die Frau ward schwanger. Die Frau gebar an einem Freitag. Das Kind war ein Mädchen, das hatte gleich ein sehr schönes Kleid an, das mit Gold gewebt war. Das Kind hatte goldene Ketten um den Hals und goldene Ringe an Armen und Füßen. Nach der Geburt starb aber die Frau.



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Als die Mutter des Kindes mit dem schönen Kleid gestorben war, nahm der Vater das Kind auf den Arm und lief mit ihm fort in die Farm. Der Mann baute ein Haus. Der Mann kaufte Milch von den Fullani und gab dem Kinde diese Milch. Denn die Mutter war gestorben. Der Mann baute um das Haus eine hohe Mauer. Er baute in die Mauer sieben Durchgänge, Hallen (Katamba) hintereinander. In jeder Katamba war ein starkes Tor. In der Mitte des Gehöfts war das Haus, in dem das Mädchen mit dem schönen Kleid wohnte und auf einem goldenen Bett schlief.

Wenn der Vater morgens aufbrach, um zur Farmarbeit zu gehen oder um Essen zu kaufen, so öffnete er die sieben Tore, ging hinaus und sagte: "Suturagau! Suturagau! Suturagau!" (Schließe dich! Schließe dich! Schließe dich!) Dann schlossen sich die sieben Tore hinter ihm. Kam der Vater abends von der Farmarbeit oder vom Einkauf zurück, so sagte er: "Gaffara! Gaffara! Gaffara!"(Öffne dich! Öffne dich! Öffne dich!) Dann öffneten sich die sieben Tore. Er ging hinein. Er schloß die Tore von innen. Er rief das Mädchen seiner verstorbenen Frau. Das Mädchen kam in seinem schönen Kleide. Sie aßen zusammen. Das Mädchen wuchs heran. Es wurde groß. Es war sehr schön.

In der Nähe des Gehöftes, in dem das schöne Mädchen lebte, war ein Sumpf (Ewoa; Haussa =Fadama; Joruba=Abata). Ein Pferdejunge des Etsu Jiri (angeblich Vater des Etsu Masus) kam zu dem Sumpfe und wollte da das Gras schneiden für das Pferd des Königs. Der Pferdejunge sah über den Büschen einen hellen Schein oder Glanz (Aske; Haussa =Aske; Joruba =N'dan). Es war ein Strahlenschein wie der der Sonne. Der Pferdejunge sagte: "Was ist das für ein Strahlenschein?" Er ging durch die Büsche darauf zu. Er kam an die hohe Mauer. Er sah die Katamba. Sie war geschlossen. Er ging rundherum um die Mauer. Er sah, daß der Glanz von einem Hause ausging, das mitten im Gehöft lag.

Der Pferdejunge ging nach Hause. Der Pferdejunge ging zu einem Sentelli (Boten; Haussa =Adjia; Joruba lilari) des Königs und sagte: "Ich kam im Busch an einen kleinen Sumpf. Ich wollte Gras für die Pferde schneiden. Ich sah über den Büschen einen hellen Glanz. Ich ging dem Glanz nach und kam an ein Gehöft, das mit einer hohen Mauer und festen Toren geschlossen ist. Der Strahlenglanz ging von einem Hause in der Mitte des Gehöftes aus." Der Sentelli sagte: "Die Sache ist ungewöhnlich; ehe ich sie aber dem König berichte, will ich sie selbst sehen."



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Der Sentelli ging am Mittag in die Farmen. Er kam in den Busch. Er kam an den kleinen Sumpf. Er sah den Strahlenglanz über den Büschen. Er ging auf den Strahlenglanz zu. Er kam an die hohe Mauer. Er ging um die hohe Mauer herum. Er kam an den starken, geschlossenen Toren der Katamba vorbei. Er sah, daß alles gut verschlossen war. Er sah, daß der Strahlenschein aus der Mitte des Gehöftes kam. Der Sentelli versteckte sich in einem Gebüsch nahe dem Tore der Katamba.

Als es Abend war, kam der Vater heim von der Farm. Der Sentelli sah ihn. Der Vater rief: "Gaffara! Gaffara! Gaffara!" Der Sentelli hörte es. Der Vater ging hinein. Der Sentelli sah es. Der Vater rief das Mädchen zum Essen. Der Sentelli hörte es. Der Sentelli legte sich unter dem Busch nieder und blieb die Nacht über draußen. Am anderen Morgen kam der Vater aus dem Gehöft und rief :"Suturagau! Suturagau! Suturagau!"Der Sentelli hörte es. Die Türen schlossen sich. Der Sentelli sah es. Der Vater ging in die Farm. Der Sentelli lief in die Stadt.

Der Sentelli lief zu dem König. Der Sentelli sagte zu dem König: "In dem Busch, nahe einem kleinen Sumpf, hat ein Mann ein Gehöft gebaut und mit hohen Mauern und starken Katamben umschlossen. In dem Gehöft hat er die Tochter seiner verstorbenen Frau eingeschlossen, von der geht ein Strahlenglanz aus wie von der Sonne. Morgens verläßt er sein Gehöft und schließt es hinter sich. Abends kommt er zurück und öffnet es durch Zuruf. Ich weiß, wie er es öffnet und schließt." Der König sagte: "Bringe mir das Mädchen, von dem der Strahlenglanz ausgeht, und ich will dir viele Geschenke geben." Der Sentelli sagte: "Ich werde es tun."

Der Sentelli bestieg sein Pferd. Er ritt zu dem kleinen Sumpf heraus. Er versteckte sein Pferd im Gebüsch an dem kleinen Sumpf. Dann ging er zu dem Gebüsch am Eingang der Katamba. Er blieb die Nacht über in dem Gebüsch am Eingang der Katamba liegen. Am anderen Morgen öffnete der Vater des Mädchens die Tore. Er trat heraus. Er rief: "Suturagau! Suturagau! Suturagau!" Er ging von dannen in die Farm. Der Sentelli hörte es.

Als der Vater fortgegangen war, trat der Sentelli aus dem Gebüsch. Der Sentelli trat vor die Tore in der Katamba und rief: "Gaffara! Gaffara! Gaffara!" Die Tore öffneten sich. Der Sentelli ging hinein. Der Sentelli ging durch das erste Tor; der Sentelli ging durch das zweite Tor; der Sentelli ging durch das dritte Tor; der Sentelli ging durch das vierte Tor; der Sentelli ging durch das fünfte Tor; der



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Sentelli ging durch das sechste Tor; der Sentelli ging durch das siebente Tor. Der Sentelli stand im Gehöft. Vor ihm stand ein Haus, aus dem strahlte nach allen Seiten der Glanz. Der Sentelli ging auf das Haus zu. Der Sentelli öffnete die Türe. Der Sentelli trat ein.

In dem Hause stand ein goldenes Bett. Auf dem Bette lag ein erwachsenes Mädchen, von dem ging der strahlende Glanz aus. Das Mädchen schlief. Das Mädchen war schön. Das Mädchen war mit einem Kleid bedeckt, das war mit Gold gewebt. Das Mädchen hatte goldene Ketten um den Hals und goldene Ringe an Armen und Füßen. —

Der Sentelli ging auf das Mädchen zu. Er hob es auf. Er trug es fort. Er ging mit dem Mädchen aus dem Haus, über den Hof, durch die sieben Tore. Der Sentelli rief: "Suturagau! Suturagau! Suturagau!" Die Tore schlossen sich hinter dem Sentelli.

Der Sentelli trug das Mädchen zu dem kleinen Sumpf, wo sein Pferd angebunden war. Er band das Pferd los. Er sprang mit dem Mädchen im Arme darauf. Er ritt von dannen. Er ritt mit dem Mädchen nach der Stadt Etsu Jiris. Er kam daheim an. Er stieg vom Pferd. Er trug das Mädchen in das Haus des Königs.

Der König sah das Mädchen. Der Glanz strahlte von dem Mädchen aus. Der König rief die Naina Daki. Der König sagte zur Naina Daki: "Dieses Mädchen will ich heiraten. Sie soll die erste nach dir sein. Sorge für sie!" Die Naina Daki sagte: "Ich will es tun."Sie nahm das Mädchen mit zu sich. —

Der König schenkte dem Mädchen zehn Sklavinnen. Der König heiratete das Mädchen. Der König schenkte dem Sentelli, der das Mädchen gebracht hatte, Sklaven und Waffen.

Der Vater kam am gleichen Abend zu seinem Gehöft zurück. Von weitem sah er zu den Mauern. Es war kein strahlender Glanz zu sehen. Der Vater ging zu seinem Gehöft. Er rief: "Gaffara! Gaffara! Gaffara!" Die Tore öffneten sich. Der Vater ging zu dem Hause des Mädchens. Er sah hinein. Das goldene Bett war leer. Der Vater setzte sich auf das goldene Bett und weinte. Am anderen Tage nahm der Vater das goldene Bett auseinander. Er packte es in den ledernen Umschlag. Er nahm es auf den Kopf. Er ging in eine Stadt als Bettelsänger. Er sang an allen Ecken. Er sang an den Häusern der Vornehmen. Er suchte seine Tochter. Er fand sie nicht in der Stadt. Er sagte: "Meine Tochter hätte meine Stimme gehört. Meine Tochter hat mich nicht gerufen. Meine Tochter ist nicht in dieser Stadt. Ich



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werde weiter gehen. Ich werde von einer Stadt zur anderen gehen, bis ich meine Tochter gefunden haben werde."

Der Vater ging als Bettelsänger weiter. Er kam in eine andere Stadt. Er fand seine Tochter nicht. Er zog weiter. Er zog als Bettelsänger von einer Stadt zur anderen. In sieben Städten fand er nicht seine Tochter. Der Vater wanderte in Etsu Jiris Stadt. Der Vater sang in Etsu Jiris Stadt. Er ging als Bettelsänger vor Etsu Jiris Gehöft. Der Vater des Mädchens sang.

Etsu Jiri war bei seiner neuen Frau. Seine neue Frau lag auf dem Bett. Etsu Jiri saß vor dem Bette auf einer Matte. Die neue Frau richtete sich auf. Der König sagte: "Was ist denn?" Die neue Frau sagte: "Sei still!" Die neue Frau hörte den Gesang des Bettelsängers. Die neue Frau sagte: "Das ist mein Vater, der mich sucht! Ich muß meinen Vater sprechen!" Der König sagte: "Ich will für deinen Vater sorgen. "Der König ging hinaus. Der König sandte fünf Mann, den Vater seiner neuen Frau zu holen Er sandte Kleider und Pferde. Er ging in die Katamba und empfing den Vater. Er fragte den Vater: "Warum hast du deine Tochter im Gehöft versteckt?" Der König brachte den Vater zu seiner neuen Frau.

Der König gab dem Vater ein Haus. Er schenkte ihm zehn Sklaven und zehn Pferde und vier Frauen. Er forderte alle Leute auf: "Bringt meinem Schwiegervater täglich Essen! Bringt ihm viel Essen!"

Man soll seine Kinder nicht im Busch vor der Stadt verstecken.

72. Das goldene Mädchen aus dem Kürbis

Ein Mann heiratete drei Frauen. Die erste Frau ward schwanger und gebar ein Kind. Die zweite Frau ward schwanger und gebar ein Kind. Die dritte Frau ward nicht schwanger. Sie gebar kein Kind. Die dritte Frau weinte viel. Die dritte Frau ward aber nicht schwanger. Die dritte Frau weinte und bat Soko (Gott): "Gib mir ein Kind! Gib mir ein Kind! Gib mir ein Kind und wenn es nur ein Kürbis ist." Nach einiger Zeit ward die Frau schwanger. Die Frau kam in die Wehen. Die Frau gebar einen Kürbis. Die Frau sagte: "Gott hat mir das gegeben, um was ich ihn gebeten habe." Die Frau wusch den Kürbis. Die Frau rieb den Kürbis mit Rotholz ein. Die Frau nahm eine kleine Sklavin und sagte zu ihr: "Hüte den Kürbis gut, es ist mein Kind. Warte den Kürbis, wie man alle Kinder wartet." Die kleine Sklavin nahm den Kürbis und trug ihn spazieren. Die



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kleine Sklavin nahm jeden Tag den Kürbis und brachte ihn heraus vor die Stadtmauer, daß der Kürbis da im Busch spielen könne wie andere Kinder. Abends brachte die kleine Sklavin den Kürbis wieder heim und legte ihn auf seine Matte.

Drei Jahre lang wartete die kleine Sklavin den Kürbis. Sie brachte ihn jeden Tag hinaus in den Busch. Eines Tages lag der Kürbis am Boden, auf dem Kleide der kleinen Sklavin. Der Kürbis sagte: "Ich will mit dir sprechen!" Das kleine Sklavenmädchen erschrak und sprang auf. Der Kürbis sagte: "Erschrick nicht! Es ist nichts Schlimmes!" Das kleine Sklavenmädchen sagte: "Meine große Schwester spricht!" Der Kürbis sagte: "Ja, ich spreche! Nun erschrick nicht! Meine Mutter hat Gott gebeten, ihr ein Kind zu geben, und wenn es nur ein Kürbis ist. Deshalb bin ich in einem Kürbis geboren. Nun werde ich aber mit meinen Dienerinnen herauskommen. Erschrick nicht!" Das kleine Sklavenmädchen sagte: "Nein, ich will nicht erschrecken, wenn du es verlangst!"

Der Kürbis sprang auf. Aus dem Kürbis kam ein kleines Mädchen heraus, das war schön. Niemand hatte ein Mädchen gesehen, das so schön war. Das Mädchen hatte goldene Ringe um die Füße und goldene Perlen um den Leib. Es hatte goldene Ringe um die Finger, goldene Ringe um die Arme. Es hatte goldene Perlen um den Hals und an jedem Ohr einen langen Behang aus Gold. Das kleine Mädchen war sehr schön. Hinter dem kleinen goldgeschmückten Mädchen kamen zwei Sklavinnen aus dem aufgebrochenen Kürbis. Die eine von ihnen schwang über dem kleinen Mädchen einen Fächer (Fesson; Haussa=Mafissi; Joruba=Abebe), der war von Gold. Die andere trug ein Paar kleine Schuhe für das kleine Mädchen, die waren von Gold.

Das kleine kürbisgeborene Mädchen spielte tagsüber mit dem Sklavenmädchen. Dann sagte es: "Ich will nun wieder mit meinen Frauen in meinen Kürbis (geschlossener Kürbis =Efo-su; Haussa= Kore [?]; Joruba=Igba) gehen. Bring mich dann wie immer heim. Sage aber meiner Mutter nichts von alledem. Sage meinem Vater von alledem nichts. Wenn es am Tag heiß wird, bringe mich immer hierher; dann werden wir miteinander spielen." Das kleine Sklavenmädchen sagte: "Es ist gut, meine große Schwester!" Das kleine kürbisgeborene Mädchen ging mit seinen Frauen in den Kürbis. Der Kürbis schloß sich. Das kleine Sklavenmädchen trug den Kürbis heim.

Jeden Tag trug das kleine Sklavenmädchen den Kürbis hinaus in



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den Busch. Der Kürbis sprang auf; das kleine Mädchen kam mit seinen Sklavinnen heraus. Abends ging sie wieder in den Kürbis, und das kleine Sklavenmädchen brachte den Kürbis wieder nach Hause. Das kleine kürbisgeborene Mädchen wuchs heran. Eines Tages ging der Pferdebursche des Saba in den Busch, um für das Pferd seines Herrn Gras zu schneiden. Er kam an die Stelle, an der das Sklavenmädchen mit dem Kürbis saß. Der Kürbis lag auf dem Kleid des Sklavenmädchens. Der Pferdejunge sah zu dem Sklavenmädchen. Der Kürbis sprang auf. Aus dem Kürbis kam ein herangewachsenes Mädchen heraus, das war schön. Der Pferdejunge hatte nie ein Mädchen gesehen, das so schön war. Das Mädchen hatte goldene Ringe um die Füße und goldene Perlen um den Leib. Es hatte goldene Ringe um die Finger, goldene Ringe um die Arme. Es hatte goldene Perlen um den Hals und an jedem Ohr einen langen Behang aus Gold. Das Mädchen war sehr schön. Hinter dem goldgeschmückten Mädchen kamen zwei Sklavinnen aus dem aufgebrochenen Kürbis. Die eine von ihnen schwang über ihr einen Fächer, der war von Gold. Die andere trug ein Paar Schuhe für das goldgeschmückte Mädchen; die waren von Gold. — Der Pferdejunge sah und sah!

Der Pferdejunge lief nach Hause. Der Pferdejunge lief zum Saba und sagte: "Ich habe ein Mädchen gesehen, das war sehr schön. Ich habe noch nie ein Mädchen gesehen, das so schön war. Ich habe das im Busch gesehen." Der Saba rief einige Vornehme und sagte zu ihnen: "Dieser Pferdejunge sagt, etwas Außerordentliches gesehen zu haben. Geht hin und seht, ob es wahr ist." Die Vornehmen fragten den Pferdejungen: "Wie kommen wir dahin, daß wir das Außerordentliche sehen können?" Der Pferdejunge sagte: "Reitet morgen früh in die Nähe des Gehöftes, in dem der Mann mit den drei Frauen wohnt Es wird eine kleine Sklavin herauskommen, die trägt einen Kürbis. Folgt ihr so, daß sie euch nicht sieht, in den Busch!"

Am anderen Morgen stiegen die Vornehmen zu Pferde und ritten in die Nähe des Hauses, in dem der Mann mit den drei Frauen wohnte. Nach einiger Zeit kam die kleine Sklavin heraus. Sie trug den Kürbis. Sie ging mit dem Kürbis aus der Stadt. Die Vornehmen folgten ihr in einiger Entfernung. Die Sklavin ging in den Busch. Die Vornehmen stiegen ab und folgten ihr. Die Sklavin breitete ihr Kleid auf dem Boden aus. Sie legte den Kürbis auf das Kleid. Die Reiter sahen es.

Der Kürbis sprang auf. Aus dem Kürbis kam ein herangewachsenes Mädchen heraus, das war schön. Keiner der Vornehmen hatte



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ein Mädchen gesehen, das so schön war. Das Mädchen hatte goldene Ringe um die Füße und goldene Perlen um den Leib. Es hatte goldene Ringe um die Finger, goldene Ringe um die Arme. Es hatte goldene Perlen um den Hals und an jedem Ohr einen langen Behang aus Gold. Das Mädchen war sehr schön. Hinter dem goldgeschmückten Mädchen kamen zwei Sklavinnen aus dem aufgebrochenen Kürbis heraus. Die eine von ihnen schwang über ihr einen Fächer, der war von Gold. Die andere trug ein Paar Schuhe für das goldgeschmückte Mädchen, die waren von Gold. —Die Vornehmen sahen und sahen! — — —

Die Vornehmen gingen zurück. Sie sprangen auf ihre Pferde und jagten nach der Stadt zurück. Sie ritten zum Saba und stiegen ab. Sie kamen zum Saba herein und sagten: "Du hast uns ausgesandt zu sehen, ob das, was der Pferdejunge sagte, wahr ist. Er ist nur ein Pferdejunge. Aber was er gesagt hat, ist wahr. Keiner von uns hat je ein Mädchen gesehen, das so schön ist wie dieses kürbisgeborene." Der Saba sagte: "Kommt mit mir, mir wollen das Außerordentliche dem König selbst sagen!" Der Saba stieg zu Pferde. Die Vornehmen stiegen zu Pferde. Sie ritten zum König. Sie sagten zum König: "Wir haben dir ein Außerordentliches zusagen!" Der König sagte: "Was ist es?" Der Saba erzählte. Die Vornehmen erzählten. Der Pferdejunge erzählte. Der König hörte es und sagte: "Das ist etwas Außerordentliches. Dieses schöne Mädchen mit dem Goldschmack aus dem aufgebrochenen Kürbis will ich heiraten! Ruft den Mann der drei Frauen!"

Die Leute riefen den Mann der drei Frauen. Der Mann der drei Frauen kam zum König. Der König sagte zu dem Mann der drei Frauen: "Du hast drei Frauen. Deine dritte Frau hat einen Kürbis geboren. Ich bitte dich, mir den Kürbis zur Frau zu geben!" Der Mann der drei Frauen sagte: "Man kann keinen Kürbis heiraten. Aber ich will dir den Kürbis senden." Der König sagte: "So meine ich es nicht. Du sollst mir den Kürbis nicht senden als Geschenk. Ich will den Kürbis heiraten, so wie man jede andere Frau auch heiratet. Du sollst mein rechter Schwiegervater (Jele; Haussa=Suruki; Joruba =Aua; Schwiegermutter: Nakodji; Haussa =Nambudurua; Joruba==Jiajao) werden und sollst mir den Kürbis zusagen, wie man jedes Mädchen dem Manne zusagt. Du sollst von mir die Hochzeitsgeschenke annehmen, und in einigen Jahren, wenn die Zeit ist, werde ich den Kürbis heiraten. Denn wartet man nicht auch bei jedem Mädchen, bis es das Alter und die Reife erreicht hat?" Der



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Mann der drei Frauen sagte: "Du bist der Etsu (König)! Sage, wie du es wünschst. Du glaubst einen Kürbis heiraten zu können. Ich gebe dir das Kürbiskind meiner dritten Frau gern zur Ehe." Darauf sandte Etsu Baba (der König) seiner Schwiegermutter und seinem Schwiegervater Kleider und Perlen und Sklaven.

Drei Jahre nachher sandte Etsu Baba zu dem Mann mit den drei Frauen und ließ ihm sagen: "Jetzt wird es Zeit, daß ich dein Kürbis-. kind heirate. Ich werde das Kürbiskind in zehn Tagen einholen lassen." Etsu Baba sandte zu seiner ersten Frau (Naina Daki) und ließ sie rufen. Die Naina Daki kam. Etsu Baba sagte zu ihr: "Ich werde heiraten." Die Naina Daki sagte: "Wen willst du heiraten?" Der König sagte: "Ich will das Kürbiskind des Mannes der drei Frauen heiraten." Die Naina Daki sagte: "Was? Du willst den Kürbis heiraten?" Der König sagte: "Ja, das will ich!" Die Naina Daki sagte: "Wenn du den Kürbis heiratest, werden die Leute über dich lachen! Aber du bist König! Tue deinen Willen. Geh hin und heirate. Ich werde ja sehen, was daraus wird, wenn ein Mann einen Kürbis heiratet. Wenn der Kürbis eine gute Frau für dich ist, kannst du mich ja töten und das Kürbiskind zu deiner Naina Daki machen." Der König sagte: "Mache keinen Streit!"

Nach zehn Tagen heiratete der König das Kürbiskind. Die Leute zogen hin unter Trommeln. Das Sklavenmädchen trug den Kürbis in das Gehöft des Königs. Alle Leute schrien: "Der König hat das Kürbiskind geheiratet! Der König hat das Kürbiskind geheiratet!" Am andern Tage ließ der König das Sklavenmädchen zu sich kommen und sagte zu ihm: "Wie machst du es, daß du das siehst, was in dem Kürbis ist?" Das Sklavenmädchen sagte: "Du kannst das nicht sehen." Der König sagte: "Es ist nötig, daß ich es sehe. Die Naina Daki macht täglich Streit mit mir wegen des Kürbiskindes. Die Naina Daki ist nicht gut. Die Naina Daki kann dem Kürbiskinde leicht Schlechtes tun. Laß mich das Kürbiskind sehen!" Das Sklavenmädchen sagte: "Warte die Nacht ab. Wenn es Nacht ist, kommt meine große Schwester heraus, um das Bad zu nehmen. Warte dann in der Nähe. Wenn sie den Kürbis verlassen hat, komme schnell herbei und verstecke die leeren Kalebassen." Etsu Baba sagte: "So ist es gut."

Als es Nacht wurde, versteckte sich der König im Vorraume zu dem Hause des Kürbiskindes. Er wartete. Als es nachts ein Uhr war, sprang der Kürbis auf. Aus dem Kürbis trat das erwachsene Mädchen. Zwei Skiavinnen folgten ihr. Die Kürbisschalen fielen zur Seite. Es



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blieb ein goldenes Bett stehen. Das Kürbiskind ging mit den Sklavinnen in den anderen Raum hinüber, um das Bad zu nehmen. Der König kam aus seinem Versteck hervor, nahm von den Seiten des goldenen Bettes die Kürbisschalen und trug sie schnell fort. Er trug sie in sein Haus und versteckte sie in einem großen Speichertopf. Als das kürbisgeborene Mädchen gebadet hatte, kehrte es in den Raum zurück, in dem das goldene Bett stand.

Das kürbisgeborene Mädchen saß auf dem goldenen Bett und sah um sich. Das Kürbisgeborene Mädchen sagte zu dem Sklavenmädchen: "Wo ist mein Kürbis? Ich kann meinen Kürbis nicht sehen. Hast du meinen Kürbis nicht gesehen ?" Das Sklavenmädchen sagte: "Ich habe dir dein Bad gebracht. Du bist in das Bad gegangen. Dann sah ich einen Mann schnell und wie einen Dieb aus dem Hause laufen." Das Kürbismädchen weinte. Das Sklavenmädchen sagte: "Weine nicht! Morgen wird alles gut werden. Schlafe nur." Das Kürbiskind legte sich auf das goldene Bett. Die beiden Sklavenfrauen legten sich auf der Seite des goldenen Bettes nieder. Das Kürbiskind schlief ein. Die Skiavinnen schliefen ein. Das Sklavenmädchen lief zum König.

Das Skiavenmächen kam zum König und sagte: "Meine große Schwester schläft. Komm! Nun kannst du sie sehen." Der König ging. Der König kam in den Raum des Kürbiskindes. Das Mädchen lag auf dem goldenen Bett. Das Mädchen war sehr schön. Nie hatte der König ein Mädchen gesehen, das so schön war. Das Mädchen hatte goldene Ringe um die Füße. Es hatte goldene Perlen um den Leib. Es hatte goldene Ringe um die Finger, goldene Ringe um die Arme. Es hatte goldene Perlen um den Hals und an jedem Ohr einen langen Behang aus Gold. Das Mädchen war sehr schön. Neben dem goldenen Bett lagen zwei Sklavinnen. Die eine hatte in der Hand einen Fächer, der war von Gold. Die andere hatte in der Hand ein Paar Schuhe, die waren von Gold. Der König stand vor dem Bett. Er sah und sah! —

Der König ließ am anderen Morgen die Trommeln schlagen für seine neue Frau.

In der nächsten Nacht ließ Etsu Baba zu der Naina Daki schicken und sagte zu ihr: "Komm, und sieh selbst den Kürbis, den ich geheiratet habe. Komm um ein Uhr nachts!" Die Naina Daki sagte: "Ich werde kommen!"Als es nachts um ein Uhr war, kam die Naina Daki in das Haus der neuen Frau. Der König führte sie an das goldene Bett. Die Naina Daki sah die Kürbisgeborene. Die Naina Daki



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sah, daß sie schön war. Die Naina Daki sah, daß sie nie vorher eine so schöne Frau gesehen hatte. Die Naina Daki sah das Gold. Die Naina Daki fiel um. Der König ließ die Naina Daki heraustragen. Draußen sagte er: "Diese Naina Daki hat mir viel Unruhe gemacht wegen der neuen Frau. Sie hat zu mir gesagt: ,Wenn der Kürbis eine gute Frau für dich ist, kannst du mich ja töten und das Kürbiskind zu deiner Naina Daki machen!' Es soll nach ihren eigenen Worten geschehen."

Die Leute töteteten die Naina Daki. Sie schnitten die Naina Daki in der Mitte durch und befestigten den Oberteil über der Tür und den unteren Teil unter der Tür (nicht ganz verständlich). Jedesmal wenn der Etsu hindurchging, stieß er mit dem Kopf gegen ihren Schädel. Die neue Frau aber machte der König zur Naina Daki.

Die kürbisgeborene Frau mit den goldenen Ringen und Perlen und Behängen sprach nicht. Sie sagte nichts zu Etsu Baba. Etsu Baba rief das Sklavenmädchen in sein Haus und sagte zu ihr: "Meine neue Frau spricht nicht zu mir. Wie hast du es früher gemacht, daß deine Herrin sprach?" Das Sklavenmädchen sagte: "Laß im Hause meiner großen Schwester ein Feuer anzünden. Wenn meine große Schwester im Raume ist, nimm einen zerbrochenen Topf, der unten ein Loch hat. Stelle den zerbrochenen Topf auf das Feuer und wirf Korn hinein, um es zu rösten. Das Korn muß dann durch das Loch im Boden in das Feuer rinnen." Der König sagte: "Es ist gut. Laß das Feuer anzünden!"

Der König nahm einen zerbrochenen Topf, der in der Mitte ein Loch hatte. Der König nahm Guineakorn. Der König ging mit dem zerbrochenen Topf und mit dem Guineakorn in das Haus der neuen Frau. Die neue Frau war in dem Hause. Sie saß auf ihrem goldenen Bett. Der König stellte den zerbrochenen Topf auf das Feuer und schüttete das Guineakorn hinein. Das Korn rann durch das Loch in das Feuer. Die neue Frau sah es. Die neue Frau lachte. Die neue Frau sagte: "Wenn alle Männer das Korn in der Weise rösten wie der Mann dort, dann ist es ein verrücktes Land (bubu; Haussa=Nauwa; Joruba=Akijae)." Als der König das hörte, stieg er mit den Kleidern in einen großen Topf, der mit Wasser gefüllt und zum Baden bestimmt war. Er hatte Kleider an, aber er ließ das Wasser über sich gießen. Die neue Frau saß auf ihrem goldenen Bett. Die neue Frau sagte: "Das ist ein verrücktes Land!" Der König saß in dem Badetopf. Der König sagte: "Weshalb ist das ein verrücktes Land ?"Die neue Frau sagte: "Gehen denn die Männer



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sonst nicht ohne Kleider in das Bad?" Der König lachte. Der König stieg aus dem Topf. Der König sagte: "Nun spricht meine neue Naina Daki! Bringt mir trockene Kleider!"

Seitdem ist es immer so. Jede neue Frau spricht erst dann mit ihrem Manne, wenn der Ehemann ein Bad nimmt.

Wenn man aber Gott um etwas bittet, soll man ihn um etwas Vernünftiges bitten und nicht um etwas so Verrücktes, wie die Frau um den Kürbis.

73. Die biblische Legende von Joseph in Agypten*

Ein Mann heiratete zwei Frauen. Die erste Frau gebar zwei Kiner, zwei Knaben. Der Ältere hieß Jesufu, der Jüngere Sule Manu. Die zweite Frau gebar zwei Kinder, zwei Knaben. Der Ältere hieß Djibirilu, der Jüngere Jakubu. Djibirilu war älter als Jesufu. Der Vater liebte Jesufu ganz außerordentlich. Eines Tages sandte der Vater Djiribilu und Jakubu in ein anderes Land. Sie sollten da Korn einkaufen. Die beiden Brüder zogen hin. Sie kauften Korn. Sie brachten das Korn dem Vater. Der Vater sagte: "Geht noch einmal in jenes andere Land und kauft Korn."Die Brüder sagten: "Wir können nicht wieder gehen, wir sollen immer gehen. Weshalb schickst du nicht Jesufu? Jesufu ist noch nie fortgegangen!" Der Vater sagte: "Es ist gut! Dann sollen alle vier Brüder miteinander gehen." Alle vier Brüder machten sich auf den Weg. Sie gingen weit fort.

Als sie weit fortgegangen waren, sagten die anderen Brüder zu Jesufu: "Geh den Weg dort. Du wirst zu einem Brunnen kommen. Schöpfe uns Wasser aus dem Brunnen und bringe es."Jesufu ging den Weg. Er schöpfte Wasser. Er brachte es. Die Brüder tranken und sagten: "Es ist gut! Geh noch einmal!"Jesufu nahm die Kalebasse und ging noch einmal dahin. Die anderen Brüder folgten ihm heimlich. Als er am Brunnenrand stand, stießen ihn die anderen, so daß er nach vorn in den Brunnen hinabstürzte. Der Brunnen war sehr tief. Die Brüder sagten: "Der ist nun tot!" Dann zogen die Brüder weiter. Sie kauften das Korn ein. Sie machten sich auf den Heimweg. Sie kamen wieder nach Hause. Sie sagten zu ihrem Vater: "Eines Nachts ist Jesufu weggegangen. Er kam nicht wieder. Es 

* Erzählt von meinem Nupebarden in Bida. Dazu erwähnt er: woher die Legende stammt, wisse er nicht. Sein Vater, der natürlich tuch Barde war, habe sie ihm beigebracht mit dem Vermerk: wenn einmal Alfaleute vol ihm, dem jüngeren Barden, einen Vortrag verlangten, so solle er dies Stück singen; es würde sicher den islamitischen Priestern gefallen.


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waren in jenem Busch sehr viel Hyänen. Ob die Hyänen ihn genommen haben?" Der Vater weinte. Die Mutter weinte. Der Vater und die Mutter Jesufus weinten so, daß sie nicht mehr sehen konnten.

Jesufu war ganz unten in dem Brunnen. Jesufu war nicht gestorben. Jesufu lebte drei Jahre lang in dem Brunnen. Eines Tages kamen Haussaleute vorbei. Die Haussa lagerten in dem Busch. Die Haussaleute gingen zu dem Brunnen, um Wasser daraus zu schöpfen. Sie banden eine Kalebasse daran und ließen sie herab. Als die Kalebasse unten bei Jesufu ankam, hängte sich Jesufu an sie. Die Haussa sagten: "Was ist so Schweres daran?" Die Haussa zogen die Kalebasse mit Jesufu herauf. Die Haussa sagten: "Wir haben einen Sklaven im Brunnen gefischt."

Die Haussa schnitten Jesufu die Haare. Jesufu mußte ihnen nun als Sklave die Kühe hüten. Drei Jahre hütete Jesufu als Sklave die Kühe. Dann kamen die Haussa mit ihrem Sklaven Jesufu in eine große Stadt. Der König sah den Jesufu. Der König sagte zu den Haussa: "Ich will euch diesen Sklaven abkaufen." Der König kaufte Jesufu und setzte ihn als Diener in sein Haus. Drei Jahre lang war Je-' sufu der erste Hausdiener des Königs. Die Naina Daki (erste Frau) des Königs liebte Jesufu. Eines Tages brachte Jesufu Wasser in das Haus der Naina Daki. Die Naina Daki sagte zu ihm: "Komm zu mir!"Jesufu ging zu ihr. Die Naina Daki sagte zu ihm: "Beschlafe mich!"Jesufu sagte: "Nein, das tue ich nicht. Darf ein Sklave die Frau seines Herrn beschlafen ?" Die Naina Daki wollte ihn festhalten. Jesufu wollte fortlaufen. Die Naina Daki faßte Jesufu beim Nacken am Kleid, um ihn zu halten. Das Kleid zerriß am Nacken. Jesufu floh von dannen.

Der König fragte Jesufu: "Wo warst du so lange? Was hast du so lange im Hause meiner ersten Frau gemacht?"Jesufu sagte: "Ich brachte Wasser hin und sonst habe ich nichts getan." Die Naina Daki hörte, daß der König Jesufu gefragt hatte. Sie kam zum König und sagte: "Du hast einen schlechten Hausdiener. Jesufu verfolgt mich überall. Heute kam er zu mir und wollte mich beschlafen!" Der König sagte: "Und wie ist es dann verlaufen?" Die Naina Daki sagte: "Ich wehrte mich und zerriß ihm dabei das Kleid!" Der König rief Jesufu. Er sagte zu Jesufu: "Zeige mir dein Kleid!" Jesufu zeigte sein Kleid. Der König sagte: "Meine Naina Daki, du hast recht. Dies Kleid ist zerrissen. Die Dogari (Polizisten) sollen ihn fortführen." Die Dogari nahmen Jesufu gefangen und brachten ihn fort.



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Jesufu ward vor den Alkali geführt. Der Alkali fragte: "Wie war diese Sache?" Die Naina Daki sagte: "Dieser Mann verfolgte mich überall. Gestern kam er zu mir und wollte mich beschlafen. Ich wehrte mich und zerriß ihm dabei das Kleid. Dann ging ich zum König und habe ihm alles berichtet." Der Alkali fragte Jesufu: "Was hast du hierzu zu sagen?" Jesufu sagte: "Ich habe der Naina Daki nichts getan. Mehr will ich nicht sagen, denn dies ist die Naina Daki des Königs, von der niemand etwas Schlechtes sagen soll." Der Richter fragte den König: "Wo war das Kleid zerrissen?" Der König sagte: "Das Kleid war hinten am Nacken zerissen." Der Alkali sagte: "Wenn das Kleid vorn und an einer anderen Stelle zerrissen wäre, könnte ich etwas gegen diesen Jesufu tun. So aber habe ich mit dem Manne nichts zu tun. Denn Jesufu ist nicht schuldig!"

Der König warf aber Jesufu doch in das Gefängnis. Im Gefängnis wurde Jesufu mit drei anderen Leuten zusammen eingeschlossen. Jesufu schlief im Gefängnis. Einer der drei anderen sagte zu Jesufu: "Ich habe in dieser Nacht geträumt!"Jesufu fragte ihn: "Was hast du geträumt?" Der Mann sagte: "Als ich träumte, saß ein Geier auf meiner Brust."Jesufu sagte: "Wenn du aus dem Gefängnis kommst, wird dich der König töten lassen!" Der zweite sagte: "Mir hat geträumt, des Königs Haus brenne."Jesufu sagte: "Der König wird dich frei lassen und dir Gutes erweisen. "Der dritte sagte: "Mir hat auch geträumt! Mir träumte, der König würde mich frei lassen!"Jesufu sagte: "Der König wird dich frei lassen. Später wird er dich aber wieder einfangen!"

Am anderen Tag wurde der erste der drei Männer getötet, der zweite aber freigelassen. Der zweite ging zum König. Der König erwieß ihm Gutes. Der zweite sagte zum König: "Im Gefängnis ist ein Mann namens Jesufu, der kann Träume erklären. Es ist ein Traumdeuter (sanaquenajena; Haussa =Mutum Wanga asrani moforiki; Deutsch =Mann er kann Träume; ganz wörtlich im Nupe =esa sana que ena). Der König sagte: "Bringt mir den Jesufu her!" Die Leute brachten den Jesufu. Der König sagte: "Die Leute sagen, du wärest ein Traumdeuter. Kannst du mir sagen,was mit mir geschehen wird?" Jesufu sagte: "Deine Zeit ist bald abgelaufen. Du wirst bald sterben." Der König ward nach einiger Zeit krank, dann starb er. Die Leute kamen zu Jesufu und sagten: "Der König ist gestorben, wie du es vorhergesagt hast. Kannst du uns noch etwas sagen ?"Jesufu sagte: "Im nächsten Jahre wird das Korn sehr teuer werden, daß man keines wird kaufen können!"



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Die Leute wollten den Saba zum König machen. Der Majaki sagte aber: "Macht nicht den Saba zum König. Wir werden eine schwere Zeit haben. Macht den Traumdeuter zum König!" Darauf machten sie Jesufu zum König. Es war eine schlechte Zeit. Niemand hatte zu essen. Der König Jesufu ließ sein Bett in seine Katamba setzen. Die Katamba lag am Marktplatz. Von seinem Bett aus konnte der König Jesufu nun alles sehen, was sich auf dem Marktplatz ereignete. Er ordnete an, daß alles Korn auf diesem Marktplatz zum Handel gebracht würde.

Jakubu, Sule Manu und Djibirilu kamen auf den Marktplatz. Ihr Vater hatte sie geschickt, Korn einzukaufen. Jesufu lag auf dem Bett in seiner Katamba (Durchgangshaus), als die drei Brüder auf den Marktplatz kamen. Die drei Brüder wußten aber nicht, daß Jesufu inzwischen König geworden war. Jesufu sah Sule Manu. Jesufu sagte zu seinen Leuten: "Ruft mir diesen Mann!" Die Leute riefen Sule Manu zum König. Der König Jesufu fragte Sule Manu: "Was willst du hier ?" Sule Manu erkannte seinen Bruder nicht. Sule Manu sagte: "Unser Vater sandte uns hierher. Wir sind drei Brüder. Im Lande meines Vaters gibt es nichts zu essen. Wir sind hierher gekommen, um Korn zu kaufen."

Jesufu sagte: "Ich will euch Korn mitgeben. Wenn es eurem Vater mangelt, soll er von uns, die wir in einem reichen Lande wohnen, erhalten."

Jesufu ließ seinen Brüdern Häuser geben. Er ließ mehrere Lasten mit Korn packen. In eine Last steckte er seinen Ring hinein. Als er die Lasten gepackt sah, sagte er zu seinen Brüdern: "Dies ist euer Korn. Bringt es in euer Land! Bringt es eurem Vater!" Die drei Brüder packten die Lasten auf. Sie erkannten ihren Bruder nicht. Sie zogen mit ihren Lasten nach Hause. Sie kamen nach Hause. Der Vater fragte: "Habt ihr das Korn mitgebracht?" Sule Manu sagte: "Der König war sehr gut zu uns. Er gab uns Häuser; er sandte uns Essen; er schenkte uns das Korn. Wir brauchten es nicht zu bezahlen." Der Vater sagte: "Öffne einen Ballen; ich will das Korn sehen! Die Brüder öffneten einen Ballen.

Der Vater hatte soviel geweint, daß er nicht mehr sehen konnte. Der Vater führte jede Sache, die er kennenlernen wollte, an die Nase. Der Vater griff in die Kornlast mit der Hand. Mit dem Finger fühlte er den Ring. Er zog den Ring heraus. Er sagte: "Was ist das? Was ist in dem Korn hier?" Er führte den Ring an die Nase und roch an ihm. Er sagte: "Das ist Jesufu! Das ist der Geruch Jesufus! Dieser



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Ring muß von Jesufu kommen!" Der Vater führte den Ring an die Augen. Als er den Ring an den Augen hatte, konnte er wieder sehen. Der Vater rief Jesufus Mutter. Jesufus Mutter führte den Ring zur Nase. Sie sagte: "Dieser Ring kommt von meinem Sohn Jesufu." Die Mutter führte ihn an die Augen. Sie konnte sehen. Sie sagte: "Das ist der Ring meines Sohnes Jesufu. Ich gab ihn ihm, ehe er mit seinen Brüdern wegzog." Der Vater fragte Sule Manu: "Wie war der König zu dir?" Sule Manu sagte: "Er weinte." Die Mutter sagte: "Dieser König muß mein Sohn Jesufu sein." Der Vater sagte: "Wir wollen hingehen und ihn sehen."

Der Vater Jesufus, die Mutter Jesufus und die Brüder Jesufus machten sich auf den Weg. Sie kamen zu der Stadt des Königs Jesufu. Jesufu ließ sich auf seinem Bette alle fünf Tage zum Markte hinaustragen und sah dem Volk und Handel zu. Der König ließ wieder sein Bett zum Markte hinaustragen. Alle Leute sahen ihn. Sein Vater sah ihn. Seine Mutter sah ihn. Beide liefen auf ihn zu und sagten: "Das ist unser Sohn Jesufu." Der König sagte: "Kommt mit in das Haus!"

Im Hause erzählte Jesufu seinem Vater und seiner Mutter alles. Er erzählte, wie die Brüder ihn in den Brunnen geworfen hatten. Er erzählte, wie er König geworden war. Er sagte: "Nun kehrt erst nach Hause zurück, packt alle eure Sachen und kommt in meine Stadt, um bei mir zu wohnen." Der Vater und die Mutter Jesufus taten so. Als sein Vater fortging, sagte er zu ihm: "Ich bitte dich, daß du meinen Brüdern nichts antust, wenn sie mir auch Schlechtes getan haben." —



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VI STEIGERUNG (DICHTUNGEN DER HAUSSA)



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74. Der Drachentöter

Ein Mann heiratete ein Mädchen. Er zog mit seiner Frau in den Busch. Er wohnte weit fort von den Menschen. Er bestellte seine Farmen. Er erntete. Der Mann und die Frau machten alles, was sie brauchten, selbst. Als der Mann mit der Frau etwa ein halbes Jahr verheiratet war, war sie schwanger, und nachher gebar sie ihm ein Kind. Das Kind war ein Mädchen und hieß Sara oder Ssarra. Danach gebar die Frau noch acht andere Kinder, (gleich hier sei bemerkt, daß die Geschichtserzähler nicht anzugeben wissen, was mit ihnen geschah) und endlich noch ein zehntes Kind. Das zehnte Kind war ein kleiner Junge, und weil es der Jüngste war, nannten sie ihn Dan-Auta.

Dan-Auta war noch ein ganz kleiner Junge, da wurde der Vater krank. Der Vater sagte: "Ich werde sterben." Der Vater rief Ssarra. Der Vater sagte zu Ssarra: "Ich werde sterben! Behalte Dan-Auta immer bei dir. Achte immer auf Dan-Auta. Sorge dafür, daß Dan-Auta nie schreit und weint." Der Vater sagte das. Dann starb er.

Dan-Auta war noch ein ganz kleiner Junge. Da wurde die Mutter krank. Die Mutter sagte: "Ich werde sterben!" Die Mutter rief Ssarra. Die Mutter sagte zu Ssarra: "Ich werde sterben! Behalte Dan-. Auta immer bei dir. Achte immer auf Dan-Auta! Sorge dafür, daß Dan-Auta nie schreit und nie weint." Die Mutter sagte das. Dann starb sie.

Ssarra war mit Dan-Auta allein im Busch. Dan-Auta war ein kleiner Junge. Dan-Auta kroch auf der Erde herum und lief auch ein wenig. Ssarra und Dan-Auta hatten aber viel zu essen. Sie hatten einen ganzen Rumbu (Speicher) voller Dauwa (Sorghum). Sie hatten einen ganzen Rumbu voller Giero (Früh-penisetum). Sie hatten einen ganzen Rumbu voller Maiwa (Spät-penisetum). Sie hatten einen ganzen Speicher voller Adja (panicum). Sie hatten einen ganzen Speicher voller Erdnüsse. Sie hatten einen ganzen Speicher voller Bohnen. Sie hatten einen ganzen Speicher voller Mais. Ssarra sagte: "Wir werden genug zu essen haben, bis Dan-Auta so groß ist, daß er selbst seine Farm bestellen kann."

Ssarra ging hinaus. Ssarra mahlte Dauwa zu Mehl, um für sich und Dan-Auta Essen zu kochen. Als Ssarra das Mehl gemahlen hatte, brachte sie es in einer Kalebasse in die Hütte, in der sie kochte und in der Dan-Auta am Boden saß. Dann ging Ssarra wieder hinaus, um aus dem Busch Feuerholz zu holen. Als Ssarra hinausgegangen war,



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lief Dan-Auta zu der Kalebasse, in der das Mehl war. Dan-Auta warf sie um. Dann holte Dan-Auta von der Feuerstelle Asche und mischte sie mit dem Mehl, das am Boden lag. Nach einiger Zeit kam Ssarra wieder. Ssarra sah, was Dan-Auta getan hatte. Ssarra sagte: "Kai! (Du!) Mein Dan-Auta! Das Mehl, das wir zusammen essen wollten, wirfst du auf die Erde?!" Dan-Auta schluchzte auf. (An dieser Stelle ahmt der Erzähler jedesmal den Ton nach, den ein Kind ausstößt, wenn es nahe daran ist, zu weinen). Ssarra sagte schnell: "Mein Dan-Auta, weine nicht. Dein Baba (Vater) und deine lima (Mutter) haben gesagt, du sollst nicht weinen. Weine nicht. Ich war nur böse, weil du von dem Korn wegwirfst, von dem wir leben müssen, bis du stark genug bist, um eine Farm anzulegen!"

Ssarra ging hinaus. Sie nahm anderes Korn aus dem Speicher und rieb es zu Mehl. Ssarra arbeitete am Mahisteine. Dan-Auta nahm ein brennendes Holzscheit von der Kochstelle.. Dan Auta lief zu den Rumbu, in dem das Dauwa war und zündete ihn an. Der Rumbu brannte. Der Rumbu brannte ab. Ssarra sah es brennen. Ssarra lief herbei. Ssarra rief: "Kai! Dan-Auta! Du brennst den ganzen Rumbu ab! Wovon sollen wir beide leben! Ich bin nur eine Frau! (Frauen verrichten dort kein Farmwerk). Du bist aber noch so klein, daß es lange währen wird, bis du eine Farmarbeit verrichten kannst. Wovon sollen wir leben!" Dan-Auta schluchzte auf. Ssarra sagte schnell: "Dan-Auta weine nicht! Dein Vater und deine Mutter haben gesagt, du sollst nicht weinen. Weine nicht! Ich war nur böse, weil du einen Speicher mit Korn verbrannt hast, von dem wir leben müssen, bis du stark genug bist, eine Farm anzulegen!"

Ssarra ging hin; sie machte das Essen fertig. Ssarra brachte das Essen. Ssarra aß mit Dan-Auta. Dann legten sich beide hin und schliefen. Am andern Morgen, als Dan-Auta noch schlief, stand Ssarra auf, nahm den Topf und ging hinaus, um Wasser zu holen. Als Ssarra fort war, erwachte Dan-Auta. Dan-Auta sah, daß Ssarra fortgegangen war. Dan-Auta stand auf. Er ging zur Feuerstelle. Er blies das Feuer an. Er nahm einen Strohwisch und zündete ihn an. Mit dem brennenden Strohwisch lief Dan-Auta hinaus und zündete alle Rumbus an, in denen das Giero und Maiwa und Adja und die Bohnen und Erdnüsse und der Mais lagen. Alle Rumbus brannten. Alles Korn brannte. Alles Korn verbrannte. Ssarra sah das Feuer. Ssarra lief herbei. Ssarra sah, daß alle Rumbus brannten. Ssarra sah, daß alles Korn brannte. Ssarra rief: "Kai! Dan-Auta! Du verbrennst alles, was wir zu essen haben. Nun haben wir nichts mehr!" Dan-Auta



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schluchzte auf. Ssarra sagte schnell: "Mein Dan-Auta, weine nicht. Dein Vater und deine Mutter haben gesagt, du sollst nicht weinen! Weine nicht! Ich war nur böse, weil wir nun nichts mehr zu essen haben. Aber komm nur; ich werde Essen für uns suchen!"

Ssarra nahm Dan-Auta auf. Ssarra nahm Dan-Auta auf den Rücken und band (nach der Landesart) Dan-Auta mit dem Kleide fest. Dann ging Ssarra mit Dan-Auta in den Busch. Ssarra ging mit Dan-Auta im Busch hin. Ssarra kam auf einen Weg. Ssarra ging auf dem Wege hin. Der Weg führte in eine ganz große Stadt. Ssarra ging mit Dan-Auta in die Stadt. Ssarra ging mit Dan-Auta zu dem Viertel des Königs. Die erste Frau des Königs nahm Ssarra auf. Ssarra wohnte mit Dan-Auta bei der ersten Frau des Königs.

Die erste Frau des Königs gab Ssarra und Dan-Auta drei Tage lang Essen. Ssarra trug Dan-Auta immer auf dem Rücken. Ssarra setzte Dan-Auta nie auf die Erde. Die andern Frauen sagten zu Ssarra: "Warum trägst du Dan-Auta immer auf dem Rücken? Warum setzt du ihn nie hin und läßt ihn spielen nach der Weise anderer Frauen?" Ssarra sagte: "Laßt mich nach meiner Art. Dan-Autas Vater und Mutter haben gesagt, Dan-Auta solle nie weinen. Wenn ich Dan-Auta auf dem Rücken halte, wird er nicht schreien. Ich muß sehen, daß Dan-Auta nicht schreit."

Eines Tages sagte Dan-Auta: "Ich will mit dem Sohne des Königs spielen!" Ssarra setzte Dan-Auta auf die Erde. Dan Auta spielte mit dem Sohne des Königs. Ssarra nahm ihren Krug und ging hinab zum Wasser. Der Sohn des Königs nahm einen Stock. Dan-Auta nahm auch einen Stock. Der Sohn des Königs und Dan-Auta spielten mit den Stöcken. Der Sohn des Königs und Dan-Auta schlugen mit den Stöcken. Der Sohn des Königs und Dan-Auta stießen mit den Stöcken. Dan-Auta stieß dem Sohne des Königs ein Auge aus. Der Sohn des Königs fiel hin.

Ssarra kam herbei. Ssarra sah, daß Dan-Auta dem Sohn des Königs ein Auge ausgestoßen hatte. Es war aber niemand anders zugegen. Der Sohn des Königs schrie auf. Ssarra setzte den Topf hin, nahm Dan-Auta auf und lief mit ihm aus dem Hause, aus dem Viertel des Königs, aus der Stadt, in den Busch. Ssarra rannte mit Dan-Auta in den Busch hin so schnell sie konnte.

Es war niemand als der erste Sohn des Königs im Hause. Der Sohn des Königs schrie. Der König hörte seinen Sohn schreien. Der König fragte: "Weshalb schreit mein Sohn!" Die Frauen des Königs liefen hinzu. Die Frauen des Königs sahen, daß dem Sohn des



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Königs ein Auge ausgestoßen war. Die Frauen schrien auf. Der König hörte seine Frauen aufschreien. Der König kam herbei. Der König sah, daß seinem Sohne ein Auge ausgestoßen war. Der König schrie auf. Der König sagte: "Wer tat das?" Das Kind sagte: "Ssarra kam mit Dan-Auta in das Haus. Ich spielte mit Dan-Auta. Ich nahm einen Stock. Dan-Auta nahm einen Stock. Ich schlug mit dem Stock. Dan-Auta schlug mit dem Stock. Ich stieß mit dem Stock. Dan-Auta stieß mit dem Stock. Er stieß mir das Auge aus. Ssarra kam, hob Dan-Auta auf und lief mit ihm von dannen!" Der König sagte: "Sucht überall in der Stadt nach Ssarra und Dan-Auta! Bringt mir Ssarra und Dan-Auta!"

Alle Dogari des Königs liefen durch die Stadt. Alle Leute des Königs liefen durch die Stadt. Jedes Haus wurde geöffnet. In jedem Hause suchten sie nach Ssarra und Dan-Auta. Jeder Hausherr sagte: "In meinem Gehöft sind Ssarra und Dan-Auta nicht." Die Dogari und alle Leute suchten in allen Häusern. Sie fanden Ssarra und Dan-Auta nicht. Sie kamen alle zum König zurück und sagten: "Wir haben alle Gehöfte und Häuser der Stadt abgesucht. Wir haben Ssarra und Dan-Auta in keinem Hause gefunden. Ssarra und Dan-Auta sind nicht mehr in der Stadt."

Der König rief alle Leute. Der König rief alle Soldaten. Der König rief alle Reiter. Der König sagte: "Ssarra und Dan-Auta sind aus der Stadt entflohen. Ihr müßt Ssarra und Dan-Auta finden. Ihr müßt sie finden und fangen, wenn sie in das Wasser gegangen sind. Ihr müßt sie fangen und finden, wenn sie in die Erde gegangen sind. Ihr müßt sie finden und fangen, wenn sie in die Luft gegangen sind. Ihr müßt sie finden und fangen. Ich will selbst mit meinen Reitern hinausgehen und im Busch suchen." Alle Leute des Königs zogen aus der Stadt in den Busch, um Ssarra und Dan-Auta zu suchen. Die Leute zogen nach Osten und suchten. Aber sie fanden Ssarra und Dan-Auta nicht. Die Leute zogen nach Westen und suchten. Aber sie fanden Ssarra und Dan-Auta nicht. Die Leute zogen nach Süden und suchten. Aber sie fanden Ssarra und Dan-Auta nicht. Die Leute zogen nach Norden und suchten. Aber sie fanden Ssarra und Dan-Auta nicht. Zwei Tage lang zogen die Leute nach allen Seiten. Aber sie fanden Ssarra und Dan-Auta nicht.

Zwei Tage lang war Ssarra mit Dan-Auta auf dem Rücken im Busch dahingelaufen. Dann hörte Ssarra die Reiter kommen. Der König kam mit seinen Reitern hinter Ssarra her. Es war ein sehr, sehr großer Baum da. Ssarra sagte: "Ich werde auf diesen Baum



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steigen und mich mit Dan-Auta zwischen den Blättern dieses Baumes verstecken." Ssarra stieg mit Dan-Auta auf den Baum. Ssarra versteckte sich mit Dan-Auta zwischen den Blättern.

Der König kam mit seinen Reitern an den Baum. Der König sagte: Ich bin zwei Tage geritten; ich bin müde; ich will mich ausruhen; stellt mein Karaga (Rohrstäbchenbett; wie das der Fulbe in Adamaua) unter diesen Baum. Ich will mich auf mein Karaga setzen." Die Leute stellten das Karaga unter den Baum. Der König setzte sich darauf. Der König saß unter dem Ast, auf dem Ssarra und Dan-Auta saßen.

Dan-Auta sah auf den König herab. Dan-Auta sagte: "Ssarra!" Ssarra sagte: "Kai! Dan-Auta! Sei still!" Dan-Auta schluchzte auf. Ssarra sagte schnell: "Mein Dan-Auta weine nicht! Dein Vater und deine Mutter haben gesagt, du sollst nicht weinen. Weine nicht. Sag', was du willst!" Dan-Auta sagte: "Ich will mich entleeren; ich will mich auf den Kopf des Königs entleeren." Ssarra sagte: "Wir werden getötet werden, aber dein Vater und deine Mutter haben gesagt, du sollst nicht weinen. Also tue es!" Dan-Auta entleerte sich. Der Unrat fiel auf des Königs Kopf. Der König sagte: "Was ist das, was auf meinen Kopf fiel!" Der König faßte mit der Hand hin. Der König sagte: "Es ist Unrat!"

Der König blickte zum Baume empor. Der König sah Ssarra und Dan-Auta. Der König rief: "Bringt Beile herbei! Wir wollen sogleich den Baum umschlagen!" Die Leute liefen hin. Die Leute brachten Beile. Die Leute begannen den Baum umzuschlagen. Der Baum begann zu zittern. Die Leute schlugen in das Holz tiefer hinein. Der Baum begann zu schwanken. Die Leute schlugen die Hälfte des Stammes weg. Der Baum begann sich auf die Seite zu neigen. Ssarra sagte: "Jetzt werden sie uns fangen und töten!"

Ein großer Schurua (Hühnerweihe, auch Schirua genannt) flog über den Busch hin. Der Schurua kam nahe zu dem Baume, auf dem Ssarra mit Dan-Auta saß. Ssarra sah den Schurua. Der Baum begann sich zu neigen. Ssarra rief zu dem Schurua hinauf: "Mein Schurua! Sieh, die Leute werden Dan-Auta und mich töten, wenn du uns nicht wegnimmst!" Der Schurua hörte Ssarra. Der Schurua kam herab. Der Baum sank zur Seite. Der Schurua nahm Ssarra auf die eine Schulter, Dan-Auta auf die andere Schulter. Der Baum fiel auf die Erde. Der Schurua flog mit Ssarra und Dan-Auta ganz hoch hinauf in die Luft.

Der Schurua flog mit Ssarra und Dan-Auta ganz hoch oben in



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der Luft über das Land hin. Der Schurua flog hoch hinauf in die Luft. Der Schurua flog immer höher und weiter. Dan-Auta sah den Vogel an. Dan-Auta sah, wie der Vogel den Schwanz drehte (die Steuerbewegungen sind gemeint). Dan-Auta sagte: "Ssarra!"Ssarra sagte: "Kai! Dan-Auta! Was willst du nun wieder!" Dan-Auta schluchzte auf. Ssarra sagte schnell: "Mein Dan-Auta, weine nicht! Dein Vater und deine Mutter haben gesagt, du sollst nicht weinen. Weine nicht! Sag, was du willst!" Dan-Auta sagte: "Ich will meinen Finger in das Arschloch dieses Vogels stecken!" Ssarra sagte: "Wenn du das tust, wird der Schurua uns sogleich fallen lassen. Wir werden dann zur Erde hinabfallen. Wir werden unten sterben. Aber dein Vater und deine Mutter haben gesagt, du sollst nicht weinen. Also tue es!" Dan-Auta sagte: "Es ist mir gleich, ob wir sterben!" Dan-Auta steckte seinen Finger in das Arschloch des Schurua. Der Schurua schlug seine Flügel zusammen. Ssarra und Dan-Auta fielen herab.

Als Ssarra und Dan-Auta ganz nahe der Erde waren, zog gerade ein großer Gugua (Wirbelwind, Windhose) über das Land hin. Ssarra sah den Gugua. Ssarra rief: "Mein Gugua! Sieh, wir werden sogleich auf die Erde fallen und sterben, wenn du uns nicht auf fängst und (sanft) zur Erde trägst." Der Gugua kam heran. Der Gugua fing Ssarra und Dan-Auta auf. Der Gugua setzte Ssarra und Dan-Auta sanft auf die Erde. Ssarra und Dan-Auta waren in einem fremden Lande im Busch.

Ssarra ging mit Dan-Auta durch den Busch. Ssarra und Dan-Auta gingen im Busch hin. Ssarra und Dan-Auta kamen auf einen Weg. Ssarra und Dan-Auta gingen auf dem Wege hin. Der Weg führte in eine große Stadt. Die Stadt übertraf an Größe jede andere Stadt. Die Stadt war von einer mächtigen Birni (Mauer) umgeben. In dieser Mauer war ein großes eisernes Tor, das wurde jeden Abend geschlossen, wenn es dunkel war. Denn jeden Abend, wenn die Dunkelheit eintrat, kam ein gewaltiger Dodo. Dieser Dodo war hoch wie ein Esel; es war aber kein Esel. Dieser Dodo war lang wie eine Riesenschlange; aber es war keine Riesenschlange. Dieser Dodo war stark wie ein Elefant; aber es war kein Elefant. Dieser Dodo hatte Augen, die strahlten hell durch die Nacht, wie die Sonne am Tage. Der Dodo hatte einen Schweif. Der Dodo kam jede Nacht zu der Stadt. Deswegen war die große Mauer mit dem eisernen Tor um die Stadt gebaut. Ssarra und Dan-Auta gingen auf dem Wege hin, bis sie zu dieser großen Stadt kamen.



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Ssarra ging mit Dan-Auta in die Stadt. Sie gingen durch das Tor. An der Birni nahe dem Tore wohnte eine Sohua (d. i. eine alte Frau, entspricht Soho, d. i. ein alter Mann). Ssarra ging mit Dan-Auta zu der Sohua. Ssarra sprach mit der Sohua. Dan-Auta hörte zu. Die Sohua sagte: "Ich will dich und deinen kleinen Bruder aufnehmen. Aber jeden Abend kommt ein gewaltiger Dodo in die Stadt, und singt mit starker Stimme. Dann muß alles in der Stadt still sein. Wenn jemand darauf antwortet, kommt der Dodo in die Stadt und kann uns alle töten. Sorge also, daß der kleine Dan-Auta nachts nicht schreit, dann könnt ihr bei mir wohnen." Dan-Auta hörte alles. Ssarra und Dan-Auta wohnten bei der Sohua an der Stadtmauer nahe dem großen Tore.

Am anderen Tag ging Ssarra in die Stadt, um Essen zu bringen. Als Ssarra fort war, ging der kleine Dan-Auta auch fort. Dan-Auta nahm hier ein Scheit Holz und dort ein Scheit Holz. Dan-Auta trug die Holzstücke zu dem Hause der Sohua und verbarg sie hinter der Mauer. Dan-Auta lief herum und trug viel Holz zusammen. Er schichtete das Holz hinter der Mauer auf. Dan-Auta betrachtete den Holzstoß und sagte: "Das ist genug Holz!" Dann lief Dan-Auta wieder in die Stadt. Dan-Auta nahm hier einen Makodi (d. s. kugelige, faustgroße Steine, mit denen die Mahlsteine abgeklopft werden) weg und da einen Makodi weg. Dan-Auta trug die Makodi hinter das Haus der Sohua und versteckte sie an der Mauer. Dan-Auta trug die 100 Makodi zu dem Versteck und legte sie auf die Holzscheite. Dan-Auta betrachtete den Haufen Makodi und sagte: "Das sind genug Makodi. Nun brauche ich noch eine Zange!" Dan-Auta ging in die Stadt. Dan-Auta ging zu einem Schmiede und nahm eine Zange. Dan-Auta trug die Zange zu dem Hause der Sohua und versteckte sie neben dem Holzstoß und den Makodi hinter der Mauer. Niemand aber wußte davon, was der kleine Dan-Auta alles da zusammengetragen und versteckt hatte.

Als es Abend wurde, sagte Ssarra zu Dan-Auta: "Nun komme mit in das Haus, mein Dan-Auta, denn jetzt kommt bald der gewaltige Dodo, und dann kann er uns töten." Dan-Auta sagte: "Ich will heute draußen bleiben." Ssarra sagte: "Komm in das Haus!" Dan-Auta schluchzte auf. Ssarra sagte schnell: "Mein Dan-Auta, weine nicht! Dein Vater und deine Mutter haben gesagt, du sollst nicht weinen. Weine nicht! Wenn du draußen bleiben willst, bleibe nur draußen." Ssarra und die Sohua gingen in das Haus und machten hinter sich die Türe zu. Dan-Auta blieb draußen.



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Dan-Auta saß vor dem Hause der Sohua. Die Sohua und Ssarra und alle Leute der Stadt waren in die Häuser gegangen und hatten hinter sich die Türen geschlossen. Nur der kleine Dan-Auta war auf der Straße. Dan-Auta lief dahin, wo er das Holz und die Makodi versteckt hatte. Dan-Auta zündete das Holz an. Es wurde ein großes Feuer. Die Makodi lagen im Feuer und wurden ganz heiß. Als Dan-Auta eine Zeitlang bei seinem Feuer gesessen hatte, kam Dodo aus dem Busche her auf die Stadt zu.

Dan-Auta stieg auf die Birni. Dan-Auta sah Dodo aus der Ferne kommen, denn Dodos Augen leuchteten wie die Sonne und wie ein Feuer. Dan-Auta hörte Dodo, denn Dodo sang mit starker Stimme durch den Busch hin:

"Wuajanni (wer ist) agarinana ni Dodo (in dieser Stadt wie ich Dodo) !"

Als Dan-Auta das hörte, sang er von der Birni hinab in den Busch dem Dodo entgegen:

"Naijakai agarinana naijakai ni Auta (ich bin wie du in dieser Stadt, ich bin wie du, ich Auta) !"

Als Dodo das hörte, kam Dodo näher zur Stadt heran. Er kam bis dicht zur Stadt und sang: "Wuajanni agarinana ni Dodo!" Als Dodo das sang, zitterten alle Bäume in dem Busch und das trockene Gras begann weithin zu brennen. Dan-Auta aber sang:

"Naijakai agarinana najakai ni Auta!" Als Dodo das hörte, trat Dodo auf die Birni. Dan-Auta stieg herab und trat zu dem Holzstoß, auf dem die Makodi im Feuer glühten. Dodo aber sang von der Birni über die Stadt hin mit gewaltiger Stimme:

"Wuajanni agarinana ni Dodo!" Als Dodo das sang, zitterte das eiserne Tor und zitterten alle Häuser. Es war, als wenn 1000 Schmiede gleichzeitig den Ambos schlugen und wenn zehn Gewitter über einem Flusse donnern. Alle Bäume in der Stadt verdorrten unter dem Feuer, das aus Dodos Augen leuchtete. Alle Menschen in der Stadt hörten es in den Häusern und fühlten die Hitze durch die Mauern. Alle Menschen fürchteten sich so, daß sie glaubten sterben zu müssen. Und kein Mensch wagte in den Häusern den Mund zu öffnen.

Dan-Auta packte aber mit der eisernen Zange einen glühenden Makodi und sang:

"Naijakai agarinana najakai ni Auta!" Dodo stieg von der Birni. Wo Dodo hintrat, splitterte der Boden auf. Wo Dodo die Augen hinwandte, klappten die Wände auf. Dodo öffnete den Mund und sang gewaltig:



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"Wuajanni -"

Dan-Auta aber warf in den offenen Rachen zehn glühende Makodi. Dodo verschlang sie und sang heißerer: "Agarinana -"

Dan-Auta aber warf in den offenen Rachen zehn glühende Makodi. Dodo verschlang sie und sang leiser: "Ni Dodo."

Dan-Auta aber warf in den offenen Rachen zehn glühende Makodi. Dodo verschlang sie und stöhnte. Da warf Dan-Auta alle anderen glühenden Makodi in den Rachen. Dan-Auta aber sang: "Naijakai agarinana naijakai ni Auta!"

Dodo starb. Dan-Auta betrachtete Dodo. Dann ging Dan-Auta in das Haus der Sohua. Die Sohua hatte eine Kororo (Ledertasche), in der war ein Wuka (kleines Messer). Dan-Auta nahm die Kororo, ging wieder hinaus, dahin wo der getötete Dodo lag und schnitt mit der Wuka dem Dodo den Schweif (Utschia) ab. Diesen Schweif steckte er in die Kororo. Dann ging er mit der Tasche in das Haus, legte sich neben Ssarra nieder und schlief ein. —

Dann aber hörte man in der ganzen Stadt nichts mehr; man hörte nicht einmal die kleinen Termiten.

Am andern Morgen kamen die Leute aus den Häusern und liefen zum Serki, dem König. Der König fragte die Leute: "Was war das?" Die Leute sagten: "Wir wissen es nicht! Wir sind vor Furcht (fast) gestorben. Es war auf der Seite, wo das eiserne Tor ist!" Der König sagte zum Jägermeister (Serki Malhalba): "Geh du hin und sieh. was das war!" Der Serki Malhalba ging hin. Der Serki Malhalba sah den toten Dodo von weiten. Der Serki Malhalba kam langsam heran. Der Serki Malhalba sagte: "Das ist der gewaltige Dodo! Der gewaltige Dodo ist getötet." Der Serki Malhalba lief zurück zum König und sagte: "Es hat ein Mann den gewaltigen Dodo getötet und hat ihm den Schweif abgeschnitten!" Der König sagte: "Ist der gewaltige Dodo wirklich tot?" Der Serki Malhalba sagte: "Der Dodo ist tot."

Der König sagte: "Ich will selbst hinreiten und will es sehen!" Der König stieg auf ein Pferd. Die Dogari umringten den König und begleiteten ihn dahin, wo der tote Dodo lag. Der König sagte zu den Dogari: "Seht zu, ob der Dodo tot ist." Die Dogari gingen langsam hin. Sie kamen schnell zurück und sagten: "Der gewaltige Dodo ist tot; man hat ihm den Schweif abgeschnitten." Der König stieg vom Pferde. Der König ging langsam auf den Dodo zu. Der König sah,



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daß der gewaltige Dodo getötet war. Der König betrachtete Dodo und sagte: "Dieser Dodo, der seit der Zeit unserer uralten Väter jede Nacht unsere Stadt bedroht hat, dieser Dodo, der durch Schrecken viele Menschen hat sterben gemacht, dieser gewaltige Dodo liegt jetzt getötet in der Stadt. Ein Mann hat ihn getötet. Er hat ihm den Schweif abgeschnitten. Der Mann, der ihn getötet und ihm den Schweif abgeschnitten hat, soll zu mir kommen. Er soll mir den Schweif vorweisen. Dann will ich ihm die halbe Stadt schenken und er soll nach mir König sein!" Das sagte der König. Dann stieg der König auf sein Pferd und ritt wieder nach Hause.

Alle Leute des Königs hatten gehört, was der König gesagt hatte. Da ging jeder, der ein Pferd hatte, heim, schnitt seinem Pferde den Schweif ab, ging zum König, zeigte den Schweif und sagte: "Sieh hier; ich habe in der Nacht den Dodo getötet." Und jeder der eine Kuh hatte, ging heim, schnitt seiner Kuh den Schweif ab, ging zum König, zeigte den Schweif und sagte: "Sieh hier; ich habe in der Nacht den Dodo getötet." Und jeder, der ein Kamel hatte, ging heim schnitt seinem Kamel den Schweif ab, ging zum König, zeigte den Schweif und sagte: "Sieh hier; ich habe in der Nacht den Dodo getötet." Einer aber ging heim, der hatte einen Esel und er schnitt ihm den Schweif ab, ging zum König, zeigte den Eseischweif und sagte: "Sieh hier; ich habe in der Nacht den Dodo getötet."

Der König sagte: "Ihr alle seid Lügner. Nehmt die Schwänze der Pferde und Kühe und Kamele und Esel und bringt sie wieder heim. Sucht mir den Mann, der den gewaltigen Dodo getötet hat!" Es war da ein alter Mann, der sagte: "Ich glaube nicht, daß es ein Mann dieser Stadt war, der den gewaltigen Dodo getötet hat. Ich meine, es müsse ein Fremder gewesen sein. Ich habe, wie viele andere, in der Nacht seine Stimme gehört. Die Stimme war nicht die Stimme eines Mannes, sondern die eines Jungen. Es muß ein fremder Junge sein, der in der Nähe des eisernen Tores wohnt; wer er ist, das kann ich auch nicht sagen." Der König sagte: "In der Nähe des Tores wohnt ein altes Weib, bei der wohnen oftmals Fremde. Fragt die Sohual"

Die Leute gingen hin und riefen die Sohua. Die Sohua rief Ssarra und ging mit ihr zum König. Die Sohua sagte zum König: "Diese Ssarra und der kleine Dan-Auta wohnen bei mir!" Der König fragte Ssarra: "Hat der kleine Dan-Auta den gewaltigen Dodo getötet ?" Ssarra sagte: "Ich kann es nicht sagen. Man muß Dan-Auta selber fragen." Der König sagte: "Ruft den kleinen Dan-Auta!"



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Die Leute des Königs kamen zu Dan-Auta. Die Leute des Königs sagten zu Dan-Auta: "Komm mit! Der König will dich sehen."Dan-Auta stand auf. Er hing die Ledertasche um und ging mit den Leuten zum König. Die Leute sagten zum König: "Das ist Dan-Auta!" Der König fragte Dan-Auta: "Dan-Auta, hast du den gewaltigen Dodo getötet und ihm den Schweif abgeschnitten?" Dan-Auta öffnete die Ledertasche. Er zog den Schweif des gewaltigen Dodo heraus und gab ihn dem König. Der König sagte: "Ja, das ist Dan-Auta, der den Dodo getötet hat."

Der König gab Dan-Auta hundert Frauen, hundert Kamele, hundert Pferde, hundert Sklaven, hundert Kühe, hundert Kleider, hundert Schafe und die halbe Stadt. —

Seit der Zeit Dodos ist es aber, daß die Haussa um ihre Städte Birnis (Walimauern) bauen.

Diese Erzählung ist die gleiche, die ich bei den Nupe und anderen Stämmen fand. Bei den Nupe heißt der Held Mama. Verschiedener Varianten aus dem Gebiet der zweiten Reiseperiode erinnere ich mich sehr wohl. Z. B. wurde dort der umstürzende Baum mehrfach durch die Zauberkunst freundlicher Eidechsen wieder aufgerichtet, die dann von dem unnützen Knaben auch geärgert und getötet wurden. Ich habe früher das Hauptgewicht auf die unnützen Rüpeleien der schlimmen Knaben, die in Schmieden usw. ihren Unsinn machten, gelegt; hiernach aber scheint mir wenigstens bei den Haussa das Hauptgewicht auf die endgültige Siegerkraft des ungeschlachteten kleinen Knaben gelegt werden zu müssen, dessen Lebenslauf eine gewisse Ähnlichkeit mit dem unserer nordischen Siegfried-Drachentöter zu haben scheint. S. dazu die folgende, aus Kano stammende Variante.

75. Der Drachentöter

Auta war ein kleiner Junge. Auta wohnte in einem großen Hause, in dem jedermann viel Geld hatte. Der Vater Autas war der reichste Mann in der Stadt. Der Vater Autas starb. Auta trug alle Kleider, alles Holzwerk, alles, was im Hause war, an einer Stelle zusammen. Er trug Feuer hin. Das Feuer nahm das Holzwerk und begann es zu verschlingen. Das Feuer verschlang alles, was im Haus war. Auta sagte: "Nun habe ich nichts mehr hier. Was werde ich nun morgen essen?"



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Auta ging in das Haus eines anderen reichen Mannes. Auta blieb da. Auta aß in dem Hause. Der Herr dieses Hauses hatte viele kleine Knaben und Mädchen. Auta tötete eines der Kinder nach dem andern. Auta tötete die Kinder alle. Auta aß die kleinen Kinder auf. Dann rannte Auta von dannen. Auta rannte in den Busch.

Nach einiger Zeit kam der Herr des Hauses. Der Herr des Hauses sah, daß seine Kinder getötet und gegessen waren. Der Herr des Hauses war der Serki selbst. Der Serki rief: "Wo sind alle meine Kinder geblieben?" Alle Frauen, alle Männer suchten die Kinder. Man fand die Kinder nicht. Die Leute sagten: "Das muß der Auta, der Junge, gewesen sein." Der Serki sagte: "Sucht den Auta. Ich will den Auta auch suchen. Wir wollen diesen Auta schon finden." Der Serki machte sich mit seinen Leuten auf. Alle Leute suchten mit im Busch.

Auta lief im Busch weit hin. Auta sah den König mit seinen Leuten hinter sich her kommen. Auta war an einem Baum. Auta stieg auf den Baum. Der König kam mit seinen Reitern heran. Der König stieg an dem Baume vom Pferde. Der König setzte sich unter dem Baum hin, um auszuruhen. Er nahm seinen Hut ab. Da entleerte sich Auta auf dem Baume. Sein Unrat fiel genau auf des Königs, Kopf. Der König sah auf. Der König sah Auta. Der König sagte: "Dort sitzt dieser Auta! Ergreift ihn!" Die Leute machten sich auf, Auta zu ergreifen.

Es kam ein Schirua (ein Hühnerweihe) über dem Baume hingeflogen. Der Schirua nahm Auta auf und trug ihn in die Luft, ehe die Leute des Königs Auta erreichten. Der Schirua brachte Auta weit fort. Der Schirua brachte Auta in eine große Stadt und setzte ihn dort hin.

In dieser Stadt war es verboten nachts auszugehen. Es war da ein großes Gjado (Schwein). Das Gjado lief nachts durch die Straßen. Wenn es einen Mann auf der Straße fand, tötete und fraß das Gjado ihn. Deshalb schlossen sich nachts alle Leute in den Häusern ein. Es war aber niemand da, der das Gjado anzugreifen wagte, denn niemand glaubte, daß ein Mensch das Gjado töten könne. Auta kam in diese Stadt. Die Leute sagten ihm: "Schließe dich nachts auch in ein Haus ein. Sonst tötet dich das Gjado."

Auta ging am andern Tag in der Stadt umher. Auta ließ sich überall einen Furrakloß (Sorghummehlkloß), einen runden Stein und Feuerholz geben. Auta schichtete das Holz auf. Auta legte die runden Steine auf das Holz. Er setzte die Schüssel mit den Furraklößen daneben. Es sah aber niemand, was Auta vorhatte. Als es Abend



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war gingen alle Leute in die Häuser und schlossen sich ein. Auta blieb aber draußen und versteckte sich. Als aber alle Leute in den Häusern waren, zündete Auta den Holzstoß an, auf dem die runden Steine waren. Die runden Steine wurden glühend heiß.

Nach einiger Zeit kam das Gjado. Das Gjado kam auf Auta zugelaufen. Das Gjado sagte zu Auta: "Heute ist deine Zeit abgelaufen." Auta sagte: "Nein, ich werde länger leben und du wirst mir in dieser Stadt nichts anhaben können." Das Gjado lief auf Auta zu und wollte ihn töten. Auta sagte: "Wenn du mit mir kämpfen willst, zeige erst deine Kraft an diesen hundert Steinen. Hier sind hundert weiße Steine (zeigt auf die Furraklöße), dort sind hundert Steine (zeigt auf die Steine, die im Feuer glühen). Ich werde zehn Steine essen; dann sollst du zehn Steine essen. Wir wollen sehen wer mehr verzehren kann." Das Gjado sagte: "Es ist mir recht. Du glaubst, ich kann nicht so viel verschlingen wie du? Was du kannst, kann ich auch!"

Auta nahm fünf Furraklöße und aß sie. Auta sagte: "Nun öffne deinen Mund, damit ich dir auch fünf Steine in den Mund gebe!" Das Gjado öffnete den Mund. Auta warf fünf glühende Steine in den Mund Gjados. Gjado verschlang sie. Gjado stöhnte. Gjado stöhnte und sagte: "Was du kannst, kann ich auch!" Auta sagte: "Es ist gut. Hier sind noch mehr." Auta aß wieder fünf Furraklöße und sagte: "Nun öffne deinen Mund, daß ich dir auch fünf Steine in den Mund gebe!" Das Gjado öffnete den Mund. Auta warf fünf glühende Steine in den Mund Gjados. Gjado verschlang die fünf Steine. Gjado brüllte. Gjado brüllte laut: "Gib mir gleich alle Steine auf einmal; ich will dir zeigen, daß ich mehr kann wie du. Du kannst immer nur fünf Steine verschlucken!" Auta sagte: "Dann öffne den Mund ganz weit." Auta warf alle andern glühenden Steine hinein. Das Gjado verschlang sie. Das Gjado wälzte sich am Boden hin und starb.

Als das Gjado gestorben war, schnitt Auta ihm den Schwanz (Utschia) ab und steckte ihn in die Tasche. Dann ging er in das Haus, in dem er wohnte, schloß es, legte sich hin und schlief.

Am andern Morgen kamen die Menschen aus den Häusern. Die Leute sagten: "So stark, wie heute nacht, hat das Gjado noch nie gebrüllt!" Die Leute kamen zusammen. Die Leute sagten: "Was war das mit dem Gjado heute nacht?" Die Leute fanden das toten Gjado .Die Leute sahen das tote Gjado. Die Leute sagten: "Ah! das Gjado ist getötet." Die Leute liefen zum König und sagten: "Höre!



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Das Gjado ist in dieser Nacht getötet!" Der König sagte: "Was sagt ihr?" Die Leute sagten: "Das Gjado ist in dieser Nacht getötet." Der König sagte: "Ich muß das selbst sehen."

Der König machte sich auf. Der König ritt dahin, wo das getötete Gjado lag. Der König sagte: "Es ist wahr. Das Gjado ist getötet." Der König betrachtete das Gjado. Der König sagte: "Der Mann, der das Gjado getötet hat, hat ihm den Schwanz abgeschnitten. Ruft den Mann herbei, der das Gjado getötet hat. Ich will ihm die Hälfte der Stadt schenken!" Die Leute sagten: "Hört, was der König sagt! Er will dem Mann der das Gjado getötet hat, die halbe Stadt schenken!" Der König ritt wieder heim.

Als der König wieder daheim war, kam ein Mann zu ihm und sagte: "Ich habe das Gjado getötet. Gib mir die halbe Stadt!" Der König sagte: "Zeige mir den Schwanz des Gjado!" Der Mann hatte aber den Schwanz des Gjado nicht. Es kam ein anderer Mann zum König und sagte: "Ich habe das Gjado getötet. Gib mir die halbe Stadt!" Der König sagte: "Zeige mir den Schwanz des Gjado!" Der Mann hatte aber den Schwanz des Gjado auch nicht. Keiner der Leute der Stadt konnte den Schwanz des Gjado zeigen.

Die Leute in dem Hause, in dem Auta wohnte, sagten untereinander: "Das Gjado ist in dieser Nacht getötet. Der König will dem Mann, der das Gjado getötet hat, die halbe Stadt schenken!" Auta hörte das. Auta ging aus dem Hause. Auta ging in das Haus des Königs. Auta sagte: "Ich habe das Gjado getötet!" Der König sagte: "Zeige mir den Schwanz des Gjado!" Auta zog den Schwanz des Gjado aus der Tasche und zeigte ihn dem König.

Der König sagte zu Auta: "Du hast für diese Stadt und alle meine Leute mehr getan, als irgend jemand vorher!" Der König schenkte ihm so viel, daß er der reichste Mann der Stadt war und der König gab ihm die halbe Stadt. (Vgl. Bemerkung am Ende v. Nr. 74)

76. Die beiden Diebe

Mogunda Katsena (der Dieb aus Katsena) füllte einen Sack voll Kaurimuscheln und sagte: "Ich will hingehen und mir ein Kleid kaufen!"Mogunda Katsena betrachtete den Sack mit Kaurimuscheln. Mogunda Katsena wog den Sack mit Kaurimuscheln in der Hand. Mogunda Katsena sagte: "Weshalb soll ich alle meine Kaurimuscheln weggeben, wenn ich statt ihrer auch Steine nehmen kann?" Mogunda Katsena entleerte den Sack wieder; er brachte die Kaurimuscheln



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an einen andern Ort und versteckte sie. Er behielt nur zweihundert Kaurimuscheln zurück. Dann ging er hinaus, sammelte am Ufer runde kleine Steine, füllte damit den Sack und legte darauf die zweihundert Kauri. Mogunda Katsena sagte: "Dafür werde ich mein Kleid auch erhalten." Mogunda Katsena nahm den Sack und ging fort, einen Mann zu suchen, der ein Kleid zu verkaufen hatte.

Mogunda Kano (der Dieb von Kano) nahm ein Kleid heraus. Mogunda Kano sagte: "Ich brauche Geld (Kaurimuscheln)!" Mogunda Kano betrachtete das Kleid. Mogunda Kano strich mit der Hand an dem Kleide herab. Mogunda Kano sagte: "Weshalb soll ich so dumm sein, wie die andern Leute? Weshalb soll ich mein Kleid weggeben, wo ich doch sicher einen Dummen finden kann, der mir auch für Blätter das Geld gibt, was ich brauche ?"Mogunda Kano legte das Kleid zusammen. Mogunda Kano legte das Kleid wieder fort. Mogunda Kano ging hinaus und sammelte große Blätter. Mogunda Kano wusch die Blätter. Er tauchte sie in Indigo. Er faltete sie zusammen. Er schlug die Blätter ein wie ein Kleid. Er betrachtete das Paket. Er sagte: "Wer dumm ist, oder wer eilig ein Kleid kaufen will, wird dies gerne kaufen, wenn ich es billig abgebe." Mogunda Kano nahm das Paket und ging fort um einen Mann zu finden, der ein Kleid kaufen wolle.

Mogunda Katsena kam von der einen Seite. Mogunda Kano kam von der andern Seite. Mogunda Katsena und Mogunda Kano trafen sich in der Mitte. Mogunda Katsena sah Mogunda Kano. Mogunda Kano sah Mogunda Katsena. Mogunda Katsena sagte (für sich): Mogunda Katsena sagte (für sich): "Hm!"Mogunda Katsena zog seinen Beutel heraus und sagte: "Ich suche ein Kleid."Mogunda Kano sagte: "Ich verkaufe ein Kleid."Mogunda Katsena sagte: "Ich kann nur 40000 Kauri geben."Mogunda Kano sagte: "Das ist sehr wenig."Mogunda Katsena befühlte das Paket. Mogunda Katsena sagte: "Es ist kein weicher Stoff."Mogunda Kano sagte: "Nein, es ist kein weicher Stoff. Gib mir den Sack mit den Kauri!"Mogunda Katsena gab Mogunda Kano den Sack mit den Kauri. Mogunda Kano gab Mogunda Katsena das Paket. Mogunda Katsena ging den Weg zurück. Mogunda Kano ging den Weg zurück.

Als Mogunda Katsena ein Stück gegangen war, blieb er stehen. Er sagte: "Der Mann hat mir das Kleid sehr schnell gegeben. Es wird ein schlechtes Kleid sein!"Mogunda Katsena band das Paket auf. Mogunda Katsena schlug das Paket auseinander. Mogunda Katsena sah, was er gekauft hatte. Mogunda Katsena sagte: "Hamdulai!"



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*Mogunda Katsena betrachtete die Blätter. Mogunda Katsena befühlte die Blätter. Mogunda Katsena sagte: "Der andere ist ein sehr kluger Dieb. Ich werde dem Mogunda Kano sein Kleid wiedergeben!" Mogunda Katsena nahm das Kleid, schlug es wieder ein und ging zurück.

Als Mogunda Kano ein Stück gegangen war blieb er stehen. Er sagte: "Der Mann hat mir seine Kauri sehr schnell gegeben. Es werden nicht so viele sein, wie er gesagt hat."Mogunda Kano band den Beute! auf. Mogunda Kano öffnete den Sack. Mogunda Kano schüttete ihn aus. Mogunda Kano sagte: "Hamdulai!"Mogunda Kano betrachtete die Steine. Mogunda Kano befühlte die Steine. Mogunda Kano sagte: "Der andere ist ein sehr kluger Dieb. Ich werde dem Mogunda Katsena seine Kauri wiedergeben!"Mogunda Kano füllte die Steine wieder in den Sack. Er legte die Kauri wieder oben auf. Er band den Sack wieder zu und ging zurück.

Mogunda Katsena und Mogunda Kano trafen einander wieder. Mogunda Katsena hockte nieder. Mogunda Kano hockte nieder. Mogunda Katsena betrachtete Mogunda Kano. Mogunda Kano betrachtete Mogunda Katsena. Mogunda Katsena sagte: "Hamdulai!" Mogunda Kano sagte: "Hamdulai!"Mogunda Katsena sagte: "Nimm dein Kleid!"Mogunda Kano sagte: "Nimm deine Kauri."Mogunda Katsena sagte: "Vier Augen sehen mehr als zwei Augen."Mogunda Kano sagte: "Vier Ohren hören mehr als zwei Ohren."Mogunda Katsena sagte: "Vier Hände greifen mehr als zwei Hände."Mogunda Kano sagte: "Auf zwei Köpfen können wir mehr tragen als auf einem Kopf."Mogunda Katsena sagte: "Gut! Gehen wir nach Katsena, das ist eine große Stadt."Mogunda Kano sagte: "Nein, wir wollen nach Kano gehen, da lagern die reichen Madugus (Karawanenführer)." Mogunda Katsena sagte: "Gut, dann gehen wir nach Kano."

Mogunda Katsena und Mogunda Kano gingen beide zusammen den Weg nach Kano. Als sie nahe bei Kano waren, sagte Mogunda Katsena: "Wir wollen uns gut vorbereiten."Mogunda Kano sagte: "Du hast recht. Jedes Huhn legt seine Eier am liebsten in ein Nest." Mogunda Katsena sagte: "Wir wollen daran denken, daß kein Mussuru (Zibetkatze) die Eier findet und uns stiehlt."Mogunda Kano und Mogunda Katsena gruben eine tiefe Grube. Sie deckten sie mit Stangen und Blättern zu. 

*Al-Hamdu 'l-Hali, der im Sudan gebräuchliche Ausdruck der islamischen Lobpreisung Gottes.


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Mogunda Kano sagte zu Mogunda Katsena: "Was verstehst du?" Mogunda Katsena sagte: "Ich werde ein Makapho (Blinder )sein." Mogunda Kano sagte: "Es ist gut; ich werde ein Gulugu (beinloser Krüppel) sein." Mokunda Katsena wurde (oder mimte) Makapho. Mogunda Kano wurde (oder mimte) Gulugu. Makapho und Gulugu gingen nach Kano hinein.

Makapho und Gulugu gingen auf den Markt. Sie saßen auf dem Markt. Die.Leute schenkten ihnen einige Kauri. Makapho sagte: "Wo werden wir schlafen?"Gulugu sagte: "Ich weiß einen guten Hühnerstall. Komm mit."Makapho und Gulugu machten sich auf den Weg. Es war ein Madugu (im allgemeinen Karawanenführer, hier ist ein reicher Kaufmann gemeint) angekommen. Der hatte hundert Kamellasten mit Seidenstoffen aus Tarabulus gebracht. Der Madugu hatte ein großes Haus gemietet und alle seine Lasten dahineingelegt. Makapho und Gulugu gingen zu dem Madugu. Makapho sagte: "Du großer und reicher Mann!" Gulugu sagte: "Du bist der große Elefant unter den Tieren; du bist der Löwe unter den Madugus du bist der König unter den Madugus."Makapho sagte: "Du hast hier ein Haus wie der König von Stambul."Gulugu sagte: "Wir haben nichts, wo wir schlafen können."Makapho sagte: "Wir wollen zu Allah beten für dich." Gulugu sagte: "Laß uns in Deinem Haus wohnen, wie eine Laus im Haar einer Königsfrau." Der Madugu sagte: "Es ist gut; ich habe in dem großen Hause Platz. Legt euch hier hin zum Schlafen."

Makapho und Gulugu kamen herein. Sie legten sich auf die Ballen mit Seide. Der Madugu schlief in seinem Hause. Als es Nacht war, begannen der Makapho und Gulugu ein Loch in die Mauer zu machen. Dann nahmen sie einen Ballen nach dem andern und trugen sie hinaus aus dem Hause und aus der Stadt. Sie legten sie in ihre Grube. Die Grube war nun voll. Gulugu sagte: "Nun können wir zum letztenmal in unseren Hühnerstall kriechen und das Rattenloch zumachen." Makapho sagte: "Ja, das Nest ist voller Eier, morgen können wir anfangen zu brüten"Makapho und Gulugu gingen heim. Sie krochen durch das Loch in der Mauer und machten es zu.

Als es Morgen war kamen Makapho und Gulugu zu dem Madugu. Makapho sagte: "In dieser Stadt können wir nicht leben."Gulugu sagte: "Jeder denkt nur an sein Geschäft und keiner an Allah." Makapho sagte: "Von den Körnern, die hier aus dem Stampfmörser springen, können nur kleine Vögel leben."Gulugu sagte: "Unsere Haut vertrocknet" (d. h. wir hungern). Der Madugu schenkte Makapho



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und Gulugu 1000 Kauri. Makapho und Gulugu gingen. Makapho und Gulugu versteckten sich im Busch.

Am andern Tage wollte der Madugu weiterreisen. Man brachte die Esel herbei und fing an sie zu beladen. Als die Leute die ersten Ballen wegenommen hatten, sah der Madugu, daß ein großer Teil der Ballen nicht mehr im Hause war. Der Madugu lief zum Alkali und sagte: "Man hat mich bestohlen, man hat mir viele Ballen aus meinem Hause genommen." Der Alkali sagte: "Was willst du? Hast du nicht fremde Leute in deinem Hause schlafen lassen?" Der Madagu sagte: "Die können nicht gestohlen haben. Es waren ein Blinder und ein Krüppel." Der Alkali sagte: "Kanntest du diese Leute ?"Der Madugu sagte: "Nein, ich kannte sie nicht." Der Alkali sagte: "Es wird dir niemand helfen können, aber wenn du noch einige Monate hier bleiben willst, können wir die Diebe vielleicht finden." Der Madugu sagte: "Wenn ich noch länger bleibe, wird mir in dieser schlechten Stadt alles gestohlen." Der Alkali sagte: "Willst du uns beschimpfen?" Der Madugu ging schnell weg. Er belud seine Esel und zog seine Straße weiter.

Der Madugu ritt hinter seiner Karawane her auf der Straße durch den Busch von dannen. Mogunda Katsena und Mogunda Kano lagen im Busch. Mogunda Katsena sagte zu Mogunda Kano: "Der Vogel Strauß kommt, aber er hat nur noch wenig Federn."Mogunda Kano sagte zu Mogunda Katsena: "Wir werden uns nun einen schönen Federhelm machen können." Der Madugu ritt fort. Mogunda Katsena und Mogunda Kano kamen aus dem Busch. Sie gingen zu der Grube, in der sie die Ballen von Madugu versteckt hatten. Sie nahmen die Blätter und Stangen von der Grube weg. Unten lagen die Ballen.

Mogunda Katsena und Mogunda Kano blickten in die Grube hinab. Sie sahen beide auf die Ballen. Die Ballen lagen unten. Mogunda Katsena sagte: "Die Ballen liegen sehr tief unten. Ich habe sehr kurze Beine."Mogunda Kano sagte: "Deine Beine sind so lang wie die meinen und einer muß hinabsteigen und die Ballen dem andern heraufreichen."Mogunda Katsena und Mogunda Kano hockten am Rande der Grube nieder und blickten auf die Ballen hinab. Mogunda Kano sagte: "Es war ein guter Hühnerstall, den ich in Kano gezeigt habe." Mogunda Katsena und Mogunda Kano saßen auf dem Rande der Grube und blickten auf die Ballen hinab. Mogunda Kano sagte: "Wir wollen die Grube wieder zudecken und wollen sehen, ob wir einen anderen Mann finden, der die Ballen uns heraufreicht." Mogunda



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Katsena sah auf die Ballen in der Grube hinab. Mogunda Katsena sagte: "Ich werde hinabsteigen und dir die Ballen heraufreichen."

Mogunda Katsena sprang in die Grube. Mogunda Kano blieb oben. Mogunda Kano nahm einen Strick, hielt das eine Ende fest und warf das andere Ende hinab. Unten fing Mogunda Katsena das andere Ende des Strickes auf und knüpfte einen Ballen daran. Mogunda Kano zog nun den Ballen aus der Grube empor. Mogunda Kano knüpfte den Ballen ab und warf das leere Ende des Strickes wieder in die Grube zu Mogunda Katsena hinab. Mogunda Kano nahm dann aber den heraufgezogenen Ballen und trug ihn an eine andere Stelle des Busches, wo er ihn wieder versteckte. Dann nahm er einen großen Stein auf und nahm ihn mit zurück zu der Grube.

Mogunda Katsena hatte einen zweiten Ballen an das untere Ende des Strickes gebunden. Mogunda Kano zog den Ballen wieder empor, trug ihn in das andere Versteck im Busch und brachte einen anderen Stein. Mogunda Katsena sagte (bei sich): "Mein Bruder braucht so lange, um einen jeden Ballen wegzubringen, daß man in der gleichen Zeit eine Kalebasse voll Brei kochen kann. Ich habe aber nicht solchen Hunger, daß ich diese ganzen Speisen, die er da kocht, aufessen möchte und ich würde sicher einen kranken Magen bekomme, wenn ich es versuchen wollte! Es ist besser, wenn ich mich ein wenig vorsehe!" Mogunda Katsena knüpfte einen Ballen auf und band sich selbst hinein.

Mogunda Kano zog alle Ballen hinauf und brachte sie beiseite und jedesmal, wenn er einen Ballen wegtrug, brachte er dafür einen Stein wieder. Es war nur noch ein Ballen in der Grube. Es war Abend und schon dunkel. Mogunda Katsena band das leere Ende des Strickes an den letzten Ballen, in dem er selbst mit eingeschnürt war und rief hinauf: "Nun, mein Mogunda Kano, ist nur noch ein Ballen hier. Er ist der schwerste und wertvollste von allen. Es wird dir Mühe machen, ihn hinaufzubringen. Wenn du diesen aber hinaufgebracht hast, dann wirf den Strick noch einmal herunter, damit ich selbst hinaufklettern kann."Mogunda Kano sagte: "Es ist gut, mein Mogunda Katsena; binde den letzten wertvollen Ballen nur recht fest an, dann will ich ihn schon heraufziehen und dann auch dir zu deiner Sache verhelfen."Mogunda Katsena sagte: "Der Ballen ist festgebunden, sieh nur, ob du ihn in die Höhe bekommst!" Mogunda Kano begann zu ziehen. Mogunda Kano rief: "Oh, was ist er schwer! Was muß er für wertvolle Sachen enthalten!" Mogunda



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Kano zog den Ballen ein Stück weiter. Mogunda Kano rief: "Ich denke, er muß das Beste von allem enthalten! Was ist er schwer, was ist er schwer!"Mogunda Kano zog den Ballen wieder ein Stück in die Höhe und rief: "Was ist er schwer! Nun warte noch ein wenig, mein Mogunda Katsena. Ich trage den Ballen fort und helfe dir dann!"Mogunda Kano nahm den Ballen, in dem Mogunda Katsena war, und trug ihn zu den andern in den Busch. Im Busch nahm Mogunda Kano einen Stein auf und ging damit zu der Grube zurück.

Als Mogunda Kano mit seinem Stein weggegangen war, kroch Mogunda Katsena aus seinem Ballen heraus. Mogunda Katsena sagte: "Mein Bruder Mogunda Kano hat hier alles mit viel Mühe versteckt, so daß ich es sogar nur schwer finden kann. Ich werde es nun noch besser verstecken." Dann trug Mogunda Katsena alle Ballen an eine andere Stelle im Busch.

Mogunda Kano ging mit dem Stein zu der Grube zurück. Er sagte zu der Grube herunter: "Mein Bruder Mogunda Katsena, nun werde ich dir zu dem deinen verhelfen!" Dann warf Mogunda Kano alle die großen Steine herab, die er herangebracht hatte. Die Steine fielen auf die Hölzer und die Sanamatten, auf die die Ballen vorher gelegen hatten. Die Hölzer und Sanamatten wurden von den Steinen Mogunda Kanos zerschlagen. Die Hölzer und Sanamatten zerbrachen und krachten. Mogunda Kano sagte: "Ich höre die Knochen meines Bruders Mogunda Katsena zerbrechen. Ich werde schnell noch einige Steine herunterwerfen, damit er nicht noch Schmerzen hat!" Mogunda Kano warf alle Steine herunter. Mogunda Kano warf Erde darauf. Mogunda Kano schüttete die Grube zu. Mogunda Kano ging dann dahin, wo er die Ballen im Busch versteckt hatte.

Mogunda Kano kam an die Stelle, an der er die Ballen versteckt hatte. Er sah, daß alle Ballen weggetragen waren. Er sagte: "Hamdulai!" Mogunda Kano setzte sich auf die Erde hin und sah auf die Stelle, auf der er die Ballen versteckt hatte. Mogunda Kano sah lange auf die leere Stelle. Mogunda Kano sagte: "Es ist wahr, der letzte Ballen war der schwerste und wertvollste! Mein Bruder Mogunda Katsena hatte recht. Nun werde ich hingehen und meinen Bruder Mogunda Katsena und unsere Ballen suchen."

Mogunda Kano legte sich hin und schlief. Als Mogunda Kano einige Stunden geschlafen hatte, stand er auf und begann wie ein Esel zu schreien. Mogunda Kano schrie wie ein Esel und sprang wie ein losgerissener Esel durch den Busch. —Mogunda Katsena schlief an der Stelle im Busch, an der er die Ballen versteckt hatte. Als Mogunda



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Kano schrie, wachte Mogunda Katsena auf. Mogunda Katsena hörte die Schreie und Sprünge. Mogunda Katsena sagte: "Das ist ein Esel, der hat sich losgerissen. Ich werde ihn heranlocken. Der Esel kann mir helfen, diese Ballen weiterzutragen!"Mogunda Katsena begann den Esel (durch Schnalzlaute) heranzulocken. Mogunda Kano hörte die Lockrufe Mogunda Katsenas. Mogunda Kano kam ein wenig näher. Mogunda Katsena lockte wieder. Mogunda Kano schrie wieder. Mogunda Kano versteckte sich hinter einem dicken Baum und schrie wieder. Mogunda Katsena sagte: "Nun weiß ich die Richtung, in der der Esel ist. Ich werde ihn bald haben." Mogunda Katsena ging auf den großen Baum zu. Als Mogunda Kat.. sena an dem großen Baum ankam, sprang Mogunda Kano hervor. Mogunda Kano packte Mogunda Katsena. Mogunda Katsena rief: "Hamdulai!"Mogunda Kano sagte: "Ich bin glücklich, daß du nicht verloren bist! Ich habe dich so gesucht, mein Mogunda Katsena. Komm, nun wollen wir zu unseren Ballen gehen."Mogunda Kano faßte Mogunda Katsena bei der Hand. Mogunda Katsena sagte: "Was habe ich mich gefürchtet, als du gar nicht kamst, mein Mogunda Kano. Ich dachte schon, du wärst in die Grube gefallen, oder die Löwen hätten dich getötet."Mogunda Katsena führte dann Mogunda Kano zu der Stelle, an der er die Ballen versteckt hatte. Mogunda Katsena und Mogunda Kano schliefen bei den Ballen.

Am andern Morgen sagte Mogunda Kano: "Wir haben diese wertvollen Sachen gemeinsam gefunden (!). Nun teile du, mein Mogunda Katsena!"Mogunda Katsena sagte: "Nein, es ist deine Sache zu teilen, mein Mogunda Kano."Mogunda Katsena sagte: "Teile du!"Mogunda Kano sagte: "Teile du!"Mogunda Kano und Mogunda Katsena stritten lange hin und her. Mogunda Katsena sagte: "Wir können uns heute nicht einigen. Ich will in meine Stadt Katsena zurückkehren. Ich werde drei Monate in Katsena bleiben. Bewahre du solange diese Ballen in deinem Hause hier in Kano auf. Wenn ich nach drei Monaten wiederkomme, können wir teilen." Mogunda Kano sagte: "So ist es mir recht. Ich werde die Ballen aufbewahren und wenn du wiederkommst, wollen wir, wenn Allah mir das Leben läßt, teilen."Mogunda Katsena nahm von Mogunda Kano Abschied. Mogunda Katsena begab sich auf den Weg und kehrte nach Katsena zurück.

Mogunda Kano nahm alle Ballen und brachte sie in sein Haus in der Stadt. Mogunda Kano sagte (bei sich): "Wenn ich mit meinem Bruder Mogunda Katsena teile, erhalte ich nur die Hälfte dieser guten



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Ballen und kann ihm nichts mehr davon nehmen. (Das ist ein gewissermaßen heiliges Gesetz auch unter den Dieben. Wenn eine Beute geteilt und der Besitz dann gegenseitig als rechtmäßig anerkannt ist, können auch Buschkumpane dieses Gut des andern nie wieder zu gewinnen suchen. Dagegen ist es jedem Dieb unbenommen, die Beute, die er mit einem andern zusammen gemacht hat, jenem Kameraden zu stehlen, solange er nicht den Besitzanteil des andern durch Teilung anerkannt hat. Solche gewissermaßen ritterliche Ehrengesetze der Diebe und Räuber fand ich auch bei den Tuarek und bei nördlichen Mandestämmen in der Richtung auf Timbuktu zu. Sie scheinen ähnlichen Gesetzen der Araber, wie sie Burckhardt geschildert hat, zu entsprechen.) — Wenn mein Bruder Mogunda Katsena die Ballen aber mit sich wegnimmt, kann ich sie ihm alle wieder nehmen, und ich werde dann nicht nur die Hälfte sondern das Ganze gewinnen. Ich werde also sagen lassen, ich sei gestorben. Ich werde mir eine Grube herrichten lassen."Mogunda Kano ging in den Busch. Mogunda Kano machte eine Grube, aus der ein Gang herausführte. Er deckte die Grube zu. Er trug in den Gang ein Bett und alles, was er brauchte, hinein. Er rief seine erste Frau und sagte: "Ich werde mich nun begraben lassen. Du aber bringe mir täglich in diese Grube Essen und Trank. Wenn Mogunda Kat. sena kommt, sage ihm, er solle alle Ballen mitnehmen. Sage ihm, ich sei tot. Sage ihm, er würde der Erbe der Ballen sein wollen." Mogunda Kano stieg in die Grube. Er lebte in der Grube. Seine erste Frau brachte ihm jeden Tag Essen und Trank in die Grube.

Nach drei Monaten kam Mogunda Katsena nach Kano. Mogunda Katsena kam in das Haus Mogunda Kanos. Mogunda Katsena sagte: "Wie geht es meinem Bruder Mogunda Kano ?" Die erste Frau Mogunda Kanos schrie. Die erste Frau Mogunda Kanos sagte: "Mogunda Kano ist schon vor zwei Monaten gestorben und begraben. Mogunda Kano sagte vor seinem Tode: "Wenn mein Bruder Mogunda Katsena kommt, wird er alle Ballen mitnehmen wollen. Laßt das alles meinem Bruder Mogunda Katsena mitnehmen."Mogunda Katsena sagte: "Ich bin sehr betrübt darüber, daß mein Bruder Mogunda Kano gestorben ist. Wenn er aber gestorben ist, dann sind die Ballen wohl eher das Erbe seiner Frauen. Wenn also Mogunda Katsena gestorben ist, so gehören die Ballen euch. Ich werde noch einige Tage in Kano bleiben und dann nach Katsena zurückkehren."

Mogunda Katsena ging. Mogunda Katsena versteckte sich in der Nähe des Hauses Mogunda Kanos. Als es Abend war, kam die erste



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Frau Mogunda Kanos heraus mit dem Essen und mit dem Trank. Mogunda Katsena folgte ihr. Die Frau ging in den Busch. Mogunda Katsena folgte ihr. Die Frau ging in den Gang, der in die Grube führte. Mogunda Katsena sah es. Mogunda Katsena ging wieder in die Stadt. Nachts machte sich Mogunda Katsena auf. Er ging in die Gegend, in der die Grube Mogunda Kanos war. Er begann zu schreien wie eine Hyäne. Als er an die Stelle kam, wo Mogunda Kano unter der Erde auf seinem Bette lag, schrie er stark. An der Stelle begann er die Erde aufzuscharren, wie eine Hyäne. Er schrie und scharrte. Mogunda Katsena schrie und scharrte. Mogunda Katsena kam immer näher an die Decke, die über dem Bette Mogunda Kanos war.

Mogunda Kano hörte die Hyäne schreien. Mogunda Kano hörte die Hyäne näher kommen. Mogunda Kano hörte die Hyäne scharren. Mogunda Kano sprang von seinem Bette auf. Mogunda Kano nahm einen Stock und stieß von unten gegen die Decke. Die Hyäne schrie und scharrte weiter. Mogunda Kano schrie: "Geh weg! Geh weg! Geh weg!" Die Hyäne schrie und scharrte weiter. Mogunda Kano sprang vor Angst auf und rannte nach dem Gange, der aus der Grube herausführte. Mogunda Katsena hörte Mogunda Kano rennen. Mogunda Katsena lief zu dem Eingang der Grube. Mogunda Kano sprang heraus. Mogunda Katsena sprang ihm entgegen. Mogunda Katsena fiel Mogunda Kano um den Hals. Mogunda Katsena rief: "Wie bin ich glücklich, daß du lebst, mein Bruder Mogunda Kano!" Mogunda Kano sagte: "Hamdulai!"

Mogunda Kano und Mogunda Katsena gingen in die Stadt. Mogunda Kano sagte: "Nun wollen wir gemeinsam teilen."Mogunda Katsena sagte: "Ja, wir wollen teilen." Am andern Tage teilten Mogunda Katsena und Mogunda Kano die Sachen, die in den Ballen waren. Mogunda Katsena lud seine Sachen auf ein Kamel, nahm von Mogunda Kano Abschied und ritt nach Katsena zurück.

77. Der Jäger und der Iska (Alledjenu)

Ein Iska (Wirbelwind, Alledjenu der Bori) ging mit Pfeilen und einem Bogen durch den Busch. Ein Mann ging durch den Busch. Er wollte ein Stück Fleisch erlegen. Damals kannten die Menschen noch nicht den Pfeil und Bogen. Die Menschen lebten damals nur von Korn. Der Mann begegnete dem Iska. Der Iska fragte den Mann: "Willst du mir etwas Speise geben?" Der Mann sagte: "Ich habe selbst nichts Rechtes und sehe mich danach um, wie ich ein Stück



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Fleisch gewinnen kann." Der Iska sagte zu dem Manne: "Du hast da Korn in deiner Hand. Willst du mir von dem Korn etwas abgeben Der Mann sagte: "Das Korn will ich dir gern geben, aber ich habe nichts anderes." Der Mann gab dem Iska das Korn. Der Iska nahm das Korn und ging weg. Der Mann ging nach Hause.

Der Mann ging einmal wieder in den Busch. Er wollte ein Stück Fleisch erlegen. Damals kannten die Menschen aber noch nicht Pfeil und Bogen. Der Mann begegnete wieder dem Iska. Der Iska fragte den Jäger: "Ich treffe dich wieder im Busch. Was suchst du denn immer im Busch ?" Der Mann sagte: "Ich möchte ein Stück Fleisch erlegen. Ich weiß aber die Tiere nicht zu töten." Der Iska sagte zu dem Manne: "Du hast mir neulich dein Korn gegeben. Nun will ich dir auch Pfeile geben. Hier nimm diese Pfeile. Wenn du mit ihnen schießt, wirst du sogleich Tiere töten." Der Mann nahm die Pfeile. Der Iska ging im Busch weiter. Der Mann ging mit den Pfeilen nach Hause.

Am andern Tage ging der Mann zum ersten Male mit den Pfeilen auf die Jagd. Der Mann erlegte mit jedem Pfeile ein Tier. Der Mann wurde so durch das Geschenk des Alledjenu (d. h. Iska) der erste große Jäger. Als die andern Männer sahen, wie viele Tiere er erlegte und daß er immer Fleisch hatte, ließen sie sich von ihm Pfeil und Bogen machen und wurden auch Jäger. Der Iska aber, von dem der erste Jäger seine Pfeile erhielt, ist der Gedjere-Iska, ein Alledjenu, der heute noch jedem Jäger, den er liebt, jedes Heilmittel und immer Fleisch (d. h. Jagderfolg) gibt.

78. Eine Büffellegende

Ein Jäger, der so klug war wie ein Fullani, ging einmal auf die Jagd. Er ging durch den Busch. Der Jäger kam ganz nahe zu einem Büffel (Bauna). Als der Büffel gewahr wurde, daß der Jäger sich ihm näherte, verwandelte er sich sogleich in einen Menschen. Der Büffelmensch sagte zu dem Jäger: "Ich will Freundschaft mit dir schließen. Geh voran nach deinem Hause. Ich werde dich heute nacht besuchen." Der Jäger sagte: "Es ist mir recht!" Der Jäger ging nach Hause. Nachts kam der Büffel an das Gehöft des Jägers. Er ging zu dem Gehöft des Jägers und ging dann wieder fort.

Am andern Tage kam die Frau des Jägers aus dem Gehöft. Die Frau sah die Spuren des Büffels. Die Frau sagte zu ihrem Manne: "Es war ein Büffel in dieser Nacht hier. Er ist um unser Gehöft gegangen."



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Der Jäger ging hinaus. Er sah die Spur des Büffels. Er sagte zu seiner Frau: "Du hast recht. Es war ein Büffel hier."

Der Jäger legte nun seine Jagdkleidung an und ging in den Busch. Als er eine Zeitlang im Busch hingegangen war, traf der Jäger auf einen Büffel. Der Jäger sah den Büffel. Der Jäger wollte auf den Büffel schießen. Der Büffel sprang aber auf den Jäger zu und nahm ihm den Bogen weg. Der Büffel zerbrach den Bogen. Der Büffel wollte dann den Jäger töten. Der Jäger verwandelte sich jedoch sogleich in einen Ring. Als der Büffel das sah, verwandelte er sich in einen Menschen. Der Mensch wollte den Ring aufnehmen. Aber der Ring verwandelte sich sogleich in Gras. Nun ward der Mensch wieder der ursprüngliche Büffel, der sich daran macht, das Gras abzugrasen. Das Gras verwandelte sich darauf in einen Stein. Der Büffel rannte voller Wut gegen den Stein und stieß ihn, so daß er weit fortflog. Dann ging der Büffel weiter seine Wege.

Als der Büffel ein Stück weit gegangen war, verwandelte sich der Jäger wieder aus dem Stein in einen Jäger. Der Jäger nahm den zerbrochenen Bogen auf und stieg auf einen Baum. Auf dem Baume machte der Jäger den Bogen wieder in Ordnung. Der Büffel kehrte inzwischen wieder zurück. Der Büffel gewahrte den Jäger auf dem Baume. Der Büffel rannte mit aller Macht gegen den Baum. Der Jäger aber schoß von dem Baume aus auf den Büffel. Er traf den Büffel. Der Büffel starb.

Der Jäger stieg von dem Baume herab und schnitt dem Büffel den Schwanz ab. Er steckte den Büffelschwanz in die Tasche und ging damit heim. Daheim sagte er zu den Leuten: "Kommt mit mir in den Busch, ich habe einen Büffel erlegt. Wir wollen ihn zerlegen!" Die Leute kamen mit in den Busch. Sie zerlegten den Büffel und teilten das Fleisch untereinander.

79. Elefantenlegende

In alter, alter Zeit gab es noch keine Elefanten. Es war damals aber einmal ein großer Krieg. Ein Mann in der Stadt fürchtete sich. Der Mann floh in den Wald. Im Walde waren viele Tiere. Es waren Tiere von vielerlei Art. Der Mann fürchtete sich. Der Mann versteckte sich. Im Versteck schlief der Mann ein.

Die Tiere hatten den Mann gesehen. Als der Mann eingeschlafen war, kamen die Tiere heran. Jedes Tier trug ein Stück Haut herbei. Jedes Tier legte das Stück Haut, das es gebracht hatte, auf den schlafenden



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Mann. Zuletzt war der Mann ganz hoch und dick mit den Hautstücken bedeckt, die die Tiere herbeigeschleppt hatten. Die Tiere gingen beiseite. Der Mann erwachte. Der Mann stand mit den Hautstücken auf. Der Mann war ein Elefant geworden. Er war der erste Elefant. Alle Elefanten stammen von ihm ab.

80. Der Mann mit der Unsichbarkeit

(Schwerverständliches Bruchstück)

Madschi-Karufi hatte zehntausend Pferde. Damadji-Lingi hatte zehntausend Pferde. Jeder von beiden ging weit, weit weg in den Busch.

Damals wollte ein Makedi (Bettler mit Trommel) mit seiner Mutter durch den Busch gehen. Er ging zu einem Mauern, zu dem Mauern Sebi und bat: "Gib mir von der Medizin, die es macht, daß man mich nicht sehen kann." Der Mauern Sebi gab dem Makedi von der Medizin und sagte: "Das ist die Medizin Lainsana. Wenn dich jemand verfolgt und du nicht willst, daß man dich sieht, so mache mit der Hand auf den Boden einen Kreis. Lege die Lainsana hinein und setze den Fuß in den Kreis. Dann kann dich niemand sehen."

Der Makedi nahm die Medizin und ging mit seiner Mutter in den Busch. In dem Busch traf er bald auf einen Mann, der ritt ein Pferd, das hieß Kuli. Als er den Reiter sah, zog der Makedi einen Kreis um sich und legte den Lainsana hinein. Der Reiter ritt mit der Lanze auf ihn zu, um ihn niederzustoßen. Die Erde öffnete sich aber im Kreise. Der Makedi sank hinab und der Reiter ritt, ohne den Trommelbettler zu sehen, über ihn hinweg. Der Reiter sah nur noch die Mutter des Makedi. Der Makedi hatte seine Mutter unter einen dicken Baum gesetzt.

Der Reiter ritt auf die Mutter zu. Der Reiter fragte die Mutter: "Wo ist der Makedi hin? Wenn du es mir nicht sagst, töte ich dich!" Der Makedi, den der Reiter nicht sehen konnte, sagte: "Töte nur meine Mutter. Wenn du meine Mutter tötest, so gewinne ich an einem andern Ort eben eine andere!" Der Reiter sagte: "Ich will doch einmal sehen, ob du wirklich nichts für deine Mutter tust." Der Reiter packte die Mutter. Der Reiter schnürte der Mutter mit einer Schnur die Hände zusammen. Der Reiter sagte: "Ich werde deine Mutter (als Sklavin) zu Lingi bringen." Dann legte der Reiter der Mutter Makedis einen schweren Stein auf den Kopf. Die Mutter mußte den schweren Stein tragen. Der Reiter trieb sie vor sich her



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und schlug mit seiner Kulki (d. i. die Schlag- und Wurfkeule der Haussa; außer Kulki auch wohl Keri genannt) auf die Mutter ein. Die Mutter des Makedi konnte den schweren Stein nicht schleppen. Die Mutter des Makedi konnte die schweren Schläge nicht ertragen. Die Mutter schrie und fiel hin.

Der Makedi sah, was seiner Mutter geschah. Der Makedi hörte die Mutter schreien. Aber niemand konnte den Makedi sehen, weil er mit der Lainsana in dem Kreise stand. Der Makedi sagte: "Mein Reiter! Schlage sie mit der Kulki stark auf den Nacken! Schlage sie nur stark, dann wird sie schon wieder aufstehen und den Stein weitertragen können!" Die Mutter des Makedi hörte das. Die Mutter des Makedi schrie auf. Die Mutter des Makedi bat: "Mein Sohn, so hilf mir doch! Du bist doch mein Sohn. Mein Sohn, so hilf mir doch! Ich bin doch deine Mutter!" Der Makedi hörte das. Niemand konnte Makedi sehen. Der Makedi rief seiner Mutter zu: "Was hast du für mich getan? Du bist meine Mutter, das ist alles!"

Die Mutter des Makedi starb.

Der Makedi wanderte weiter. Der Makedi sagte bei sich: "Nun werde ich nach Mekka gehen. Das ist eine gute Sache." Der Makedi hatte eine Gagunsanso (eine große Trommel). Der Makedi wanderte mit seiner Trommel nach Bornu. Der Makedi wanderte mit seiner Trommel nach Baghirmi, wanderte mit seiner Trommel nach Wadai. In Wadai sagte der Makedi: "Der Weg nach Mekka ist recht lang. Weshalb muß ich mit meiner Trommel bis zur Massalatschi von Mekka gehen? Meine große Trommel ist mir Massalatschi (Moschee) genug."

Ein Mauern hatte gehört, was der Makedi sagte. Der Mauern ging zu den anderen Mauern und sagte: "Ein Mann, der nur seine Trommel als Massalatschi betrachtet, ist schlecht!" Die Mauern fingen den Makedi. Die Mauern nahmen dem Makedi die große Trommel weg. Die Mauern verbrannten die große Trommel des Makedi. Der Makedi wurde gebunden. Der Makedi schrie. Der Makedi sagte: "Laßt mich frei! Bindet mich los! Ich will Mauern werden." Die Mauern banden ihn los. Die Mauern gaben ihm ein Lesepult und ließen ihn lesen lernen. Der Makedi nahm nachts das Lesepult und verbrannte es. Die Mauern sahen es. Sie packten den Makedi und schlugen ihn.

Der Makedi floh. Der Makedi floh nach Baghirmi. In Baghirmi sah er einen Mauern aus Wadai. Da floh der Makedi nach Kuka. In Kuka sah der Makedi einen Mauern aus Wadai. Da floh der Makedi



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zurück nach Kano. In Kano kaufte er sich eine kleine Trommel und bettelte. Ein Mauern aus Wadai sah aber den Makedi. Der Mauern sagte zu den anderen Mauern: "Das ist ein Mann, dem die Trommel eine Massalatschi ist." Darauf nahmen die Leute ihre Kulkis und schlugen den Makedi. Der Makedi schrie: "Oh, meine Mutter!"

Es ging dem Makedi nie wieder gut.

81. Amazonensage der Heidenstämme (Nordhaussa)*

Anfangs wohnten die Männer und Frauen in einem Busche, und zwar getrennt in zwei voneinander gelegenen Städten. Eines Tages entdeckten einige Männer die Frauen. Sie wollten mit den Frauen sprechen. Die Frauen schlugen aber die Männer tot. Nur ein Mann entrann. Der kehrte zurück und erzählte den andern Männern was er erlebt hatte. Die Männer waren so neugierig, daß sie beschlossen, diese ihnen unbekannten Geschöpfe näher kennen zu lernen. Eine zweite Gruppe von Männern machte sich also auf den Weg, kamen nahe der Stadt der Frauen an, wurden jedoch abermals bis auf einen totgeschlagen. Dieser eine kehrte zurück und berichtete den Männern über die Menschen, die so schön seien. Die Männer beschlossen nun, nicht wieder nach der Stadt der fremden Menschen hinüber zu gehen, weil es zu gefährlich sei. Der zuletzt entronnene nahm sich jedoch vor, die Wanderung nochmals zu unternehmen. Er schlich sich heimlich nach dem Busch. Er traf eine Frau, die gerade pisste. Der Mann sah dieses aus dem Busch. Dem Mann stieg das Glied. Er steckte das Glied durch den Busch. Die Frau wollte sich von ihrem Geschäfte erheben; sie sah das Glied. Sie sagte: "Welch eigenartige Frucht ist dieses!" Sie ging hin und faßte das Glied an. Sie fühlte, daß es warm war. Sie sagte: "Es wird mir so angenehm in der Scheide." Sie hob sich hoch und berührte das Glied mit der Scheide. Sie faßte weiter und fand noch mehr. Sie wollte alles aus dem Busch herausziehen, da kam der Mann zum Vorschein. Die Frau ließ sich nun beschlafen. Sie fand dies ausgezeichnet. Sie sagte dem Manne, er solle am andern Tage mit Freunden zurückkehren. 

* Amazonensage von einem Stamm zwischen Asben und Katsena. Eines Abends dort von den Magussaua (Heiden) gehört. Der Kaufmann sagte, daß er sie weder vorher noch nachher jemals gehört habe, er habe aber über die Geschichte so lachen müssen, daß er sie sich habe mehrmals erzählen lassen, um sie sich einzuprägen. Nach anderer Version ist die Geschichte mit dem Salzhandel aus Salaga gekommen.


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Sie wollte einige ihrer Schwestern mitbringen. Sie besprachen, daß er für jede Schwester einen Mann mitbringe. Die Paare trafen sich im Busche. Sie beschliefen sich. Alle Tage trafen sich mehr Paare im Busch. Zuletzt zogen die Frauen aus ihrer Stadt in die Stadt der Männer. Dort gewann nun jeder Mann eine Frau, die er häufig beschlief. Vorher lebten die Männer und die Frauen getrennt.

82. Dilla

Dilla (schlaues kleines Raubtier, trinkt Wasser, indem es den Schwanz in Wasser taucht und ihn dann ableckt), kam zu Kare. Dilla sagte zu Kare: "Sage mir doch, mein Kare, wollen wir nicht zusammen auf Wanderschaft gehen?" Kare sagte: "Es ist gut, wir beide wollen uns gemeinsam aufmachen." Dilla und Kare machten sich zurecht; dann begaben sie sich beide auf den Weg.

Unterwegs fragte Dilla Kare: "Mein Kare, wieviel Klugheit (wajo) besitzt du? Kannst du dreierlei oder fünferlei oder wieviel ?" Kare sagte: "Ich habe zwölf Eigentümlichkeiten. Erstens: Wenn ich einen sauberen Platz sehe, scheiße ich darauf. Zweitens: Wenn ich einen dicken Baum sehe, hebe ich ein Bein hoch und pinkle dagegen. Drittens: Wenn ich einen dicken Knochen sehe, esse ich ihn und wenn er noch so dick ist und wenn ich noch so viel Tage dazu brauche. Viertens: An dem Platze, wo gegessen wird, soll der Mann vor der Frau hingehen. Fünftens: Wenn mir irgend jemand mit Stöcken oder Steinen zusetzt, schreie ich laut, sodaß alle meine Leute (also alle anderen Hunde) es hören und in Zukunft den Platz vermeiden. Sechstens: Wenn ich viel Essen sehe, kann ich erst soviel zu mir nehmen, daß die Speise mir bis an den Hals reicht, dann gehe ich hin, kaue ein wenig Gras, übergebe mich und beginne von vorne. Siebentens: Nachts schlafe ich nicht. Ich bin Wächter und laufe daher umher, so daß mich niemand überraschen kann. Achtens: Ich bin treu (alkauwali). Neuntens: Wenn mein Herr stirbt und begraben ist, liege ich drei Tage auf seinem Grabe und laufe nicht davon. Zehntens: Niemand soll mich im Schlafe stören, denn dann kann ich beißen. Eiftens: Ich kann sehr weit und lange laufen und dann wieder zurück. Zwölftens: Ich kann über einen Fluß schwimmen."

Dilla fragte: "Sind das alle Klugheiten, die du hast?" Kare sagte: "Ja, das sind alle meine Eigentümlichkeiten." Dilla sagte: "Nun, es genügt für unsere Wanderung. Ich habe dafür umso mehr Klugheit." Kare fragte: "Wieviel Klugheiten (wajo) hast du ?" Dilla



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sagte: "Ich habe nur eine: ich kann einen jeden zum Lachen bringen!" Kare sagte: "Das ist eine gute Sache; dann werden wir gut fortkommen."

Dilla und Kare gingen zusammen dahin. Sie gingen durch den Busch. Im Busch trafen sie auf einen Baum. In dem Baum war ein Loch. Dilla sagte: "Hier ist sicher Honig darin!" Dilla ging hin. Dilla fand in dem Baumloch den Honig (summa). Dilla hatte eine Gora (Trinkkalebasse) bei sich. Dilla füllte die Gora mit Honig. Dann schloß Dilla die Kalebasse. Kare begann von dem Honig zu essen. Dilla sagte: "Nimm dir mit, das ist besser." Kare sagte nichts, sondern begann von dem Honig zu essen. Dilla sagte: "Nun komm nur, nun komm nur!" Kare sagte: "Mein Bauch ist noch nicht voll. Ich will aber nicht eher weggehen, als bis ich meinen Bauch gefüllt habe." Kare fraß weiter. Kare fraß, bis sein Bauch ganz voll war. Kare sagte: "Nun ist mein Bauch voll. Nun können wir weitergehen. Nun muß ich Wasser trinken."

Dilla kam mit Kare zum Fluß. Es war aber die Stelle am Fluß, an der alle Tiere Wasser trinken. Kare sagte: "Ich will hier trinken!" Dilla sagte: "Das ist nicht ein Platz zum Wasser trinken für dich. Ich will dir einen anderen Platz zeigen, der besser für uns ist." Kare sagte: "Dann gehe voraus." Dilla ging voraus. Sie gingen hin. Kare sagte: "Ich muß jetzt trinken. Ich kann es nicht mehr aushalten." Dilla sagte: "Dann trinke schnell. Beeile dich!" Kare begann zu trinken. Dilla sagte: "Trinke schnell! Beeile dich!" Kare sagte: "Ich muß mich erst volitrinken! Ehe mein Bauch nicht voll ist, kann ich nicht weitergehen." Dilla sagte: "Ich gehe voran!" Dilla ging.

Als Dilla ein Stück weit gegangen war, kam Kare ihm nachgelaufen und sagte: "Mein Dilla! Ich kann nicht weiterlaufen. Mein Dilla, ich habe vom Honig solche Bauchschmerzen; mein Bauch schmerzt mich zu sehr!" Dilla sagte: "Das habe ich dir ja vorher gesagt. Du hast zuviel Honig gegessen und hast zu viel Wasser getrunken!" Kare legte sich hin. Dilla sagte: "Komm, mein Karel Dies ist der Platz, wo Saki, Damissa(Leopard), Kurra, Kare-ndauwa (Buschhund), Bauna, Gonki, Giwua, Maissa (Riesenschlange) und Kassa (Kassa ist eine dicke, aber kurze Schlange mit zwei Hörnern, von der es heißt, sie schreie wie ein Hahn) trinken." Kare sagte: "Ich kann nicht weitergehen. Mein Bauch schmerzt mich zu sehr." Kare lag am Boden. Dilla blieb bei ihm.

Nach einiger Zeit kam Kurra (die Hyäne). Kurra sah Dilla und Kare. Kurra sah Kare am Boden. Kurra sagte zu Dilla: "Was ist



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das dort?" Dilla sagte: "Dieser hier ist ein Kalebassenflicker, der krank hingefallen ist. Nun warte ich auf ihn, bis es ihm besser geht." Kurra sagte: "Was du sagst ist gut; aber ich werde den fangen, denn der hat noch nie eine Kalebasse geflickt." Dilla sagte: "Es ist sicher wahr, du kannst es mir glauben. Dieser Mann flickt Kalebassen für die Könige. Er will auch die zerbrochenen Kalebassen deines Königs flicken." Kurra sagte: "Gut, bleibt hier. Geht nicht eher fort, als bis ich wieder hier bin. Wenn ihr fortgeht, sehe ich das an euren Fußspuren, ich laufe euch nach und es geht euch schlecht!' Dilla sagte: "Weshalb sollen wir weglaufen?"

Kurra ging weg. Kurra ging zu Saki (dem Löwen). Kurra sagte: "Wieviel Ohren hast du?" Saki sagte: "Ich habe zwei Ohren." Kurra sagte: "Dann nimm noch ein drittes dazu, denn ich habe dir etwas zu sagen!" Saki sagte: "Sage mir es!" Kurra sagte: "Ich habe zwei Tiere getroffen, von denen eines sagt, es könne Kalebassen flicken. Es sagt, es flicke Kalebassen für Könige." Saki sagte: "Gut denn, wir wollen das sehen. Nimm die zerbrochenen Kalebassen, die hinter meinem Hause liegen!"

Kurra ging hinter das Haus. Kurra nahm die zerbrochenen Kalebassen. Kurra setzte sie sich (als Last) auf den Kopf und ging voran. Saki folgte ihm. Kurra und Saki kamen zu Dilla und Kare. Dilla warf sich vor dem König auf die Erde. Saki fragte: "Ist das dort der Kalebassenflicker ?" Dilla sagte: "Ja, das da ist der Kalebassenflicker." Saki sagte: "Gut denn, wenn der Mann meine Kalebassen nicht gut flickt, dann werde ich ihn und dich auffressen!" Dilla sagte: "Es ist recht so. Kurra setzte die zerbrochenen Kalebassen auf die Erde. Kare stand auf. Kurra gab Kare die Kalebassen. Kare sagte: "Ich habe aber meine Schnur daheim gelassen!" Saki sagte: "Was für Schnur brauchst du zu deiner Arbeit?" Kare sagte: "Ich brauche die Sehnen vom Rücken der Hyäne (Kurra)." Saki sagte zu Kurra: "Zieh dir von deinem Rücken Sehnen!" Kurra zog sich einige Sehnen vom Rücken. Dilla nahm die Sehnen. Dilla öffnete die Gora, in der der Honig war und tunkte die Sehnen hinein. Dilla sagte: "Nun muß die Schnur weich gezogen werden. Saki, du hast die besten Zähne. Willst du die Schnur einmal zwischen den Zähnen durchziehen. Dann wird das andere schnell gehen." Saki nahm die in Honig getunkte Schnur. Er führte sie an den Mund. Er wollte sie durch die Zähne ziehen. Da schmeckte er den süßen Honig. Saki verschluckte die Sehne.

Dilla sagte: "Nun, Saki, gib mir bitte die Sehnenschnur zurück,



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damit wir die Arbeit anfangen können!" Saki sagte: "Ich habe die Schnur verschluckt! Kurra, zieh dir einige andere Sehnen vom Rücken!" Kurra schrie: "Hoho!" Kurra sprang auf. Kurra rannte weg durch den Busch. Saki sagte: "Ich muß mehr von seinen Sehnen haben. Sie sind zu süß!" Saki sprang auf und lief Kurra nach. Dilla sagte zu Kare: "Komm! Wir wollen nun gehen!" Kare stand auf. Dilla und Kare gingen weg. Kare und Dilla kamen in ein Dorf der Jäger. —

Die Jäger waren im Busch gewesen. Die Jäger hatten das Gras angezündet und hatten gejagt. Alle Jäger hatten ihre gute Beute gehabt. Nur ein junger Jäger hatte nichts gewonnen. Die anderen Jäger sagten: "Wir haben genug, wir gehen nun heim!" Der junge Jäger sagte: "Ich will noch hier draußen bleiben. Ich will sehen, ob ich nicht noch etwas gewinne." Die anderen Jäger gingen. Der junge Jäger blieb im Busch.

Der junge Jäger ging durch den Busch. Er kam an eine hohe Sandbank. Auf der hohen Sandbank lag Kadda (ein Aligator). Kadda war weit fort vom Wasser. Kadda konnte sich nicht an das Wasser finden. Kadda sah den Jäger und sagte: "Mein junger Jäger, bringe mich an das Wasser. Ich will dir am Wasser Sinaria (Gold) geben. Ich habe viel Sinaria im Wasser, du kannst dir dann dafür Fleisch kaufen, soviel du willst!" Der junge Jäger sagte: "Wenn ich dir jetzt Tag mache, wirst du mir dann nachher auch nichts Schlechtes antun?" (Ko-nai maka rana, kata kai mani dere?) Kadda sagte: "Nein, ich werde dir nichts Schlimmes antun!" Der Jäger sagte: "So kann ich dich aber nicht tragen. Ich muß dir erst das Maul zubinden." Kadda sagte: "Wenn es nicht anders ist, dann tue es!"

Der junge Jäger band dem Kadda erst das Maul zu. Dann wollte er Kadda aufnehmen. Kadda war sehr schwer. Der junge Jäger sagte: "Du bist sehr schwer. Ich muß dir einen Strick um den Leib binden." Kadda sagte: "Wenn es nicht anders ist, dann tue es." Der junge Jäger band ein Tau um den Leib Kaddas. Der junge Jäger schleppte einen Teil Kaddas auf der Schulter. Er zog den Hinterteil Kaddas am Strick durch den Sand. Der junge Jäger schleppte Kadda hin, bis er ans Wasser kam.

Der junge Jäger kam mit Kadda ans flache Wasser. Der junge Jäger fragte: "Ist es gut hier ?" Kadda sagte: "Nein, es ist nicht gut hier. Bringe mich dahin, wo das Wasser tiefer ist." Der junge Jäger brachte Kadda bis dahin, wo das Wasser knietief war. Der junge Jäger fragte: "Ist es gut hier ?" Kadda sagte: "Nein, es ist nicht gut



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hier. Bringe mich dahin, wo das Wasser tiefer ist. Da kann ich dir dann das Gold geben!" Der junge Jäger brachte Kadda bis dahin, wo das Wasser lendentief war. Der junge Jäger fragte: "Ist es gut hier?" Kadda sagte: "Ja, hier ist es gut." Nun binde mir noch den Strick vom Maul, daß ich das Sinaria (Gold) von unten aufheben und dir geben kann." Der junge Jäger band den Strick vom Maul Kaddas Als der junge Jäger den Strick vom Maul Kaddas gebunden hatte, schnappte Kadda sogleich nach dem Fuß des Jägers und packte den Jäger fest. Der junge Jäger rief: "Nun laß mich los mein Kadda und gib mir mein Gold!" Kadda sagte: "Nein, ich kann dich nicht loslassen mein Jäger!" Der junge Jäger rief: "Laß mich! Laß mich! Ich habe dir Gutes getan und du tust mir Schlechtes!" Kadda aber sagte: "Nein, ich kann dich nicht lassen!" —

Dilla und Kare kamen in das Dorf der Jäger. Die Jäger sagten untereinander: "Was ist es nur, daß der junge Jäger nicht wiederkommt?" Dilla hörte, was die Jäger untereinander sagten. Dilla sagte zu den Jägern: "Was gebt ihr mir, wenn wir den jungen Jäger suchen und euch wiederbringen? Wir können es nicht umsonst machen denn wir sind Händler, die ihr Geld verdienen müssen." Die Jäger sagten: "Wenn ihr den jungen Jäger wiederbringt, schenken wir euch viel!" Dilla sagte zu Kare: "Komm!" Beide gingen.

Dilla sagte zu Kare: "Ich habe eine Stelle im Sande gesehen, da waren Menschenfüße, und Füße und Schwanz eines Kadda abgedrückt. Da wollen wir hingehen." Dilla und Kare gingen zu der Sandbank. Dilla und Kare folgten der Fußspur. Dilla und Kare kamen an das Wasser. Der junge Jäger stand im Wasser und schrie: "Laß mich!" Das Kadda hielt den Jäger fest und sagte: "Nein, ich kann dich nicht lassen!"

Dilla sagte: "Mein Jäger, mit wem streitest du denn da?" Der junge Jäger sagte: "Ich streite mit Kadda." Dilla sagte: "Kommt beide heraus, ich will über den Fall urteilen!" Kadda sagte: "Nein, ich komme nicht heraus!" Dilla sagte: "Komm nur ruhig heraus, mein Kadda! Du und ich, wir sind beides Tiere. Das hier ist aber ein Jäger, der die Tiere jagt!" Kadda sagte: "Das ist wahr." Kadda kam heraus. Kadda sagte: "Nun richte!" Dilla sagte: "Wir müssen da anfangen, wo euer Streit anfing. Wer brachte dich, mein Kadda, denn von der Sandbank zum Flusse ?" Der junge Jäger sagte: "Das tat ich!" Dilla sagte zu Kadda: "Deine Sache steht gut. Denn der Mann beginnt mit einer dicken Lüge. Wie kann ein so junger Jäger ein so großes Kadda tragen. Ich will den lügnerischen Jäger erst



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einmal dazu verurteilen, daß er dich wieder hinaufträgt!" Der Jäger sagte: "Ich trug und zog Kadda." Dilla sagte: "Das muß ich sehen. Rede nicht viel, sondern bringe Kadda wieder hinauf!" Der Jäger band Kadda wieder den Strick um den Bauch. Er nahm den Oberteil Kaddas wieder auf die Schulter. Er schleppte Kadda wieder zu der Sandbank hinauf. Dilla sagte: "Womit hat die Sache nun angefangen ?"Kadda sagte: "Mein Dilla, dieser hinterlistige Jäger hat mir das Maul zugebunden!" Dilla sagte: "Das war schlecht von dem Jäger! Du, Kadda, lege deinen Kopf nun auf diesen Stein hier. Du, Jäger, geh auf die andere Seite. Ich stehe als Richter in der Mitte." Kadda fragte: "War die Arbeit für den Jäger leicht oder schwer ?" Der Jäger sagte: "Ich denke, sie war schwer genug!"Dilla sagte: "Dann braucht sie der Jäger nicht wieder zu beginnen!"

Das Kadda rief: "Nun bringt mich zum Wasser hinab!" Dilla sagte: "Es ist schwer, zweimal hintereinander einen Dummen zu finden. Mein junger Jäger, du kannst nun tun, was du willst!" Der junge Jäger sagte: "Auf das Gold will ich nicht wieder hoffen." Der Jäger schoß das Kadda tot. Dilla ging mit Kare und dem jungen Jäger ins Dorf. Die Leute dankten Dilla. Die Leute holten das Fleisch des Kaddas und verteilten es. Die Leute fragten: "Dilla, was willst du nun haben?" Dilla sagte: "Gebt mir Hühner!"

Seitdem stiehlt Dilla Hühner in den Dörfern.



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VII HOHE DICHTUNGEN DER HAUSSA



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83. Die Dichtung des Blinden

Im Lande Asben, nach anderen im Lande Sinder, jedenfalls weit im Norden der Haussaländer, dort, wo die Sahara übergeht in das fruchtbare Ackerland, da lebte der Sage nach einst ein König, der hatte allen Reichtum genossen, den die Erde bot. Er hatte die schönsten Frauen besessen. Die herrlichsten Gebäude waren ihm zu eigen. Er und seine Leute waren gekleidet in wertvolle Stoffe. Seine Köche richteten ihm tagtäglich neue und reizvolle Speisen her. Das währte sehr lange, und der König hielt sich für den reichsten Herrscher dieser Erde. Eines Tages nun - so erzählt die Sage wußte er nichts zu beginnen, was ihm Freude bereitete. Er rief seine Höflinge zusammen und fragte sie nach etwas, was ihm Unterhaltung gewähren könnte. Die einen rieten ihm, sich ein Mahl richten zu lassen, die andern, einen Krieg zu unternehmen, die dritten, ein Tanzfest zu veranstalten, die vierten, schöne Frauen an den Hof kommen zu lassen usw. Er war aber dessem allen überdrüssig und sagte: "Ihr seid alle töricht mit euern Ratschlägen; denn dieses alles kenne ich zur Genüge." Der König hatte aber nach Art der Haussakönige einen Narren an seinem Hofe, und dieser Narr sah eine Weile zu, wie die andern Höflinge dem Herrscher Vorschläge machten, die ihm nicht zusagten. Der Narr sah, daß der König allmählich immer ärgerlicher wurde, und als er bemerkt hatte, daß der Zorn des Königs den Höhepunkt erreicht hatte, da lachte er und sagte: "Mein lieber, großer Bruder, wer von uns beiden ist der Narr? Fast möchte ich meinen du selbst bist es. Wenn du nicht weißt, wie du dich unterhalten sollst, so laß doch die andern sich mühen mit der Auffindung von Erlebnissen. Du scheinst ja am meisten erlebt zu haben von allen, so daß du jetzt allem, was die Erde bietet, überdrüssig bist. Nun sieh doch zu, ob du nicht einen findest, der doch noch mehr erlebt hat, so daß du von ihm lernest, deine ruhelosen Stunden auszufüllen."

Dem König sagte dieser Vorschlag zu und er gab Anordnung, daß jeder aus seinem Leben berichten sollte, was er gesehen und schätzen gelernt habe. Er setzte einen hohen Preis aus, der dem zukommen sollte, welcher mit der Erzählung seiner Erlebnisse ihm die größte Freude bereiten könne. Hierauf begannen nun die Höflinge ihre Geschichten zu erzählen. Sie erzählten von Wanderungen und Fahrten in anderen Ländern. Sie erzählten von fröhlichen Festen und Kriegen. Sie erzählten von ihren Vätern und Großvätern. Sie erzählten von allem, was sie an Lustigem und Fröhlichem sich denken konnten,



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und was nach ihrer Ansicht dem König Vergnügen bereiten konnte. Der König hörte sie alle an. Als der Jerima (Thronfolger) und der Galadima (oberster Staatsbeamter) und alle die andern Fürsten und großen Herren ihre Geschichten erzählt hatten, sagte er: "Es ist keiner unter euch, der mehr gesehen und erlebt hätte als ich. Ich wüßte deswegen nicht, wem ich mein Geschenk überreichen sollte." Es waren alle anwesenden Leute still. Alle schwiegen. Niemand sagte etwas. Alle fürchteten, daß der Zorn des Königs wieder ausbrechen würde. —An der Schwelle des großen Hauses, in dem der König mit seinen Fürsten saß, hockte ein armer alter Blinder. Als nun alle schwiegen und niemand das Schweigen zu unterbrechen wagte, hob er das Antlitz, öffnete den Mund und sagte: "Von allen denen, die hier im Hause sind, hat niemand gelebt!" —Der König hörte das. Der König sah erstaunt zu dem Blinden und ließ ihn heranführen. Er fragte ihn, wie er zu diesem Ausspruch komme. Der Blinde sagte: "O, König, alle diejenigen, die reich sind und die vor vollen Schüsseln sitzen, alle diejenigen, die immer treten und nie gestoßen werden, alle diejenigen, die nur von den Handlungen ihrer Väter und von glücklichen Mußestunden und siegreichen Gefechten und von den vergnüglichsten Reisen erzählen können, alle diejenigen haben nichts erlebt und können nichts sehen. Sehen und leben tun nur die, die unter die Hufe der Pferde der Könige, der Fürsten, der Kaufleute und der Soldaten kamen, nur die, denen Gott das Augenlicht versagt hat. Wir Blinden sind die Könige des Lebens, und wenn du etwas aus dem Leben wissen willst, so frage uns."

Der König sagte darauf zu dem Blinden: "Dann erzähle mir etwas was du erlebt hast." Der Blinde begann zu erzählen. Er erzählte vom Morgen bis zum Abend. Der Blinde fuhr am andern Morgen fort zu erzählen und erzählte wiederum bis zum Abend. Der Blinde erzählte einen Monat lang und dann sagte er: "Nun, König, laß mich gehen! Laß mich mein Haus aufsuchen und eine Weile ausruhen; denn siehe dadurch, daß ich das alles erzählt habe, was du nun gehört hast, bin ich schwermütig geworden und des Lebens überdrüssig!" — Der König dachte nach. —Der König blieb eine Zeitlang stillschweigend sitzen; dann aber legte er die Hand vor das Antlitz und begann zu weinen. Der König sagte: "Wahrlich, unter allen, die hier sind, ist der Blinde der König des Lebens. Ihm will ich den Preis geben!"

So ungefähr lauten in verschiedenen Variationen die Einleitungen zu der Sammlung von Geschichten, welche besonders begabte Haussaerzähler unter dem Namen "Makapho", d. h. "der Blinde", berichten.



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Diese Erzählungen sollen im Nordiande der Haussaländer oder im Südlande der Sahara ihre Heimat haben, und zwar streiten sich verschiedene Staaten um das Vorrecht der Urheberschaft. Die Legenden sollen sehr alt sein, und verschiedene Phrasen, die darin vorkommen, sind in der Erzählung so stark verworren, haben also das häufig Wiedererzählte so stark abgeschliffen, daß sie den Erzählern selbst nicht mehr vollkommen verständlich und wörtlich übersetzbar sind. Ich selbst erhielt solche Legenden in der Nupestadt Bida (englisch Nord-Nigerien) und in dem großen Kreuzungspunkt Lokodja. Ich habe die betreffenden Namen, die auch den Eingeborenen nicht ganz wörtlich übersetzbar erschienen sondern nur noch dem Sinn nach verständlich waren, in den Ausdrücken wiedergegeben, wie ich sie phonetisch verstanden habe. Es sind das z. B. die Namen der Sklavinnen der Karua, von denen die Leute mir übereinstimmend sagten, sie verständen eigentlich nur den Sinn, nicht aber die direkte Übersetzung. Noch schwieriger war die Übersetzung in einzelnen Teilen der dritten Legende, vom Goru, in der offenbar der rhythmische Klang der Trommeln und Instrumente nachgeahmt war und der die ursprüngliche Bedeutung stark beeinflußt hatte. Da wir hier hauptsächlich den Sinn der Legenden zu behandeln haben, glaubte ich im speziellen absehen zu können von ethymologischen Erklärungen.

Im übrigen stellen die nachfolgenden Legenden vom Makapho mit das Bedeutendste an Erzählungskunst dar, das die afrikanische Erde wenn nicht hervorgebracht (was ich fast annehmen möchte) — so doch in originellster Form erhalten hat.

84. Das alte Weib

Die alten Frauen (Tjatuma oder Jatuma) machen wohl den Markt gut, aber sie zerstören das Haus. Sie sind entweder trocken, dann ist ihre Haut wie Leder und ihr Herz ohne Blut, oder sie sind gequol.. len, dann ist ihr Fett übelriechend und ihr Kopf voll Gift. Ihre Haare sind borstig und weiß, und man kann keine Fäden daraus spinnen, sondern nur einen Strick daraus drehen, an dem sich die Menschen erhängen (Kogaua = Strick zum Erhängen). Ihre Brüste hängen lang und leer herab, weil die Kinder alles herausgesogen haben, was darin Gutes war. Nicht einmal der Teufel (Iblis) kann sie übertreffen.

Denn das erzähle ich hier.

Im Lande Matasu ging ein Mann, der nicht sehen konnte, ein Makapho (Blinder). Der Makapho trat durch die Birni in die Stadt.



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Der Makapho begegnete bald einem alten Weibe, die hatte ihr Haus nahe dem Stadtwall. Der Makapho ging die Straße entlang. Das alte Weib sah, daß der Mann blind war. Das alte Weib sagte: "So ist es gut."

Das alte Weib ging zu dem Makapho und sagte: "Du bist ein Blinder. Jederman tut den Blinden Gutes. Allah wird mir aber Gutes tun, wenn ich dich in meinem Hause aufnehme. Komm mit in mein Haus und wohne bei mir!" Der Makapho sagte: "Es ist gut, ich will bei dir wohnen. Ich habe nichts weiter bei mir als diesen Korb." Die Alte sagte: "Komm nur; ich will dir einen Raum zeigen!" Die Alte brachte den Makapho in den Raum.

Der Makapho sagte zu der Alten: "Ich will sogleich ausgehen und sehen, ob ich etwas gewinne. In diesem Korbe habe ich nun ein Huhn mitgebracht. Kannst du das Huhn herausnehmen, für das Huhn sorgen und sehen, ob es Eier legt?" Das alte Weib sagte: "Das soll geschehen, Allah wird mir Gutes tun, wenn ich für dich und dein Huhn sorge." Die Alte nahm das Huhn. Der Makapho ging. Als der Blinde gegangen war, nahm die Alte sogleich sein Huhn, schlachtete es und bereitete eine gute Speise. Dann aß sie das Huhn auf.

Als der Blinde den Tag über auf dem Markt gewesen war, kam er abends heim zu der alten Frau. Der Makapho fragte: "Wie geht es meinem Huhn?" Die Alte sagte: "Ach das Huhn! Das Huhn, das jämmerliche Huhn! Mein Makapho, Musurru (Schakal oder Katze) hat dein Huhn gefangen und gefressen." Der Blinde sagte: "Allah wird mir mit meinem Huhne helfen!"

Am andern Tage stand der Blinde früh auf. Er sagte zu dem alten Weibe: "Ich will sogleich ausgehen und sehen, ob ich etwas gewinne." Das alte Weib sagte: "Tue das, mein Makapho! Jeder gibt dem Blinden gerne! Geh hin! Man wird dir reichlich geben." Der Blinde ging. Der Blinde ging durch die Stadt. Der Blinde traf auf einen reichen Mann. Der reiche Mann hatte seinen Leuten gesagt, sie sollten seine Ziegen hereinbringen, damit er sie besichtige. Der reiche Mann besah seine Ziegen. Der reiche Mann sah den Blinden. Der reiche Mann schenkte dem Makapho eine Ziege und sagte: "Nimm diese Ziege. Allah wird mir dafür Gutes tun."Makapho nahm die Ziege. Makapho ging mit der Ziege nach Hause.

Der Makapho kam mit der Ziege in sein Haus und sagte zu dem alten Weibe: "Kannst du meine Ziege nehmen und für meine Ziege sorgen?" Das alte Weib sagte: "Das soll geschehen. Allah wird mir Gutes tun, wenn ich für dich und deine Ziege Sorge." Die Alte nahm



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die Ziege. Der Blinde ging wieder fort. Als der Blinde gegangen war, nahm das alte Weib sogleich die Ziege und brachte sie zu einem Schlächter. Sie verkaufte die Ziege an den Schlächter. Der Schlächter schlachtete das Tier und verkaufte das Fleisch.

Abends kam der Makapho wieder heim zu der alten Frau. Der Blinde fragte die Alte: "Wie geht es meiner Ziege?" Die alte Frau sagte: "Ach die Ziege, die Ziege! die jämerliche Ziege! Mein Makapho, Kurra (die Hyäne) hat die Ziege gefangen und zerrissen." Der Blinde sagte: "Allah wird mir und meiner Ziege helfen!"

Am andern Morgen stand der Blinde früh auf. Makapho sagte zu dem alten Weibe: "Ich will sogleich ausgehen und sehen, ob ich etwas gewinne." Das alte Weib sagte: "Tue das, mein Makapho! Jeder gibt dem Blinden gerne! Geh hin! Man wird dir reichlich geben." Der Blinde ging. Der Blinde ging durch die Stadt. Der Blinde traf einen Madugu. Der Madugu war mit vielen beladenen Eseln in die Stadt gekommen. Der Madugu hatte alles verkauft und war nun reich geworden. Der Madugu zählte nach, was er verdient hatte. Der Madugu sah den Blinden. Der Madugu nahm einen Esel, schenkte ihn dem Blinden und sagte: "Nimm diesen Esel! Allah wird mir dafür Gutes tun!"Makapho nahm den Esel. Makapho ging mit dem Esel nach Hause.

Makapho kam mit dem Esel in sein Haus und sagte zu dem alten Weibe: "Kannst du meinen Esel nehmen und für meinen Esel sorgen?" Das alte Weib sagte: "Das soll geschehen. Allah wird mir Gutes tun, wenn ich für dich und deinen Esel Sorge." Die Alte nahm den Esel. Der Blinde ging wieder fort. Als der Blinde gegangen war, nahm das alte Weib sogleich den Esel, und brachte ihn auf den Ssongo. Auf dem Ssongo fragte sie: "Ist hier nicht ein Mann, der einen guten Esel kaufen will ?" Die Leute kamen und betrachteten den Esel. Ein Mann kaufte den Esel. Die Frau nahm das Geld und kam wieder nach Hause.

Abends kam Makapho wieder heim zu der alten Frau. Der Blinde fragte die Alte: "Wie geht es meinem Esel?" Die Alte sagte: "Ach, der Esel, der Esel! Unglücklicher Esel! Ich gab ihm zu fressen. Ich gab ihm wohl zu viel zu fressen. Der Esel wurde sehr stark, riß die Schnur durch und lief davon."Makapho sagte: "Dann will ich wieder gehen und will den Esel suchen!" Das alte Weib sagte: "Mein armer Makapho! Bedenke, daß du blind bist. Ich bin herumgelaufen und habe den Esel gesucht. Ich kann sehen, aber ich habe den Esel nicht gefunden. Wie willst du, Makapho nun den Esel finden?" Der



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Blinde sagte: "Du hast recht. Ich bin blind. Aber Allah wird mir mit meinem Esel helfen!"

Am andern Tage stand der Blinde früh auf. Er sagte zu dem alten Weibe: "Ich will sogleich ausgehen und sehen, ob ich etwas gewinne Das alte Weib sagte: "Tue das, mein Makapho! Jeder gibt dem Blinden gerne! Geh hin! Man wird dir reichlich geben." Der Blinde ging durch die Stadt. Der Blinde traf auf den Galadima. Die erste Frau des Galadima hatte ein Kind geboren. Es war der erste Sohn des Galadima. Alle Leute kamen und entboten dem Galadima ihren Gruß. Der Galadima empfing alle reichen Leute. Der Galadima sah den Blinden. Der Galadima sagte: "Bringt mir ein Pferd!" Man brachte dem Galadima ein Pferd. Der Galadima sagte: "Gebt dem Blinden das Pferd. Ich schenke es ihm. Allah wird mir dafür Gutes tun." Makapho nahm das Pferd. Makapho ging mit dem Pferd nach Hause.

Der Makapho kam mit dem Pferd in sein Haus und sagte zu dem alten Weibe: "Kannst du wohl mein Pferd nehmen? Kannst du mein Pferd festbinden und für mein Pferd sorgen ?" Das alte Weib sagte: "Das soll geschehen. Allah wird mir Gutes tun ,wenn ich für dich und dein Pferd sorge." Die Alte nahm das Pferd. Der Blinde ging wieder fort. Als der Blinde gegangen war, nahm das alte Weib das Pferd und ging damit zum Serki Kassua. Die Alte sagte zum Serki Kassua: "Hier ist ein gutes Pferd. Ein Fremder hat es mir übergeben, daß ich es verkaufe." Der Serki Kassua besah das Pferd. Die alte Frau sagte: "Du siehst, daß das Pferd jung ist." Der Serki Kassua besah das Pferd. Die alte Frau sagte: "Du siehst, daß das Pferd groß ist." Der Serki besah das Pferd. Die alte Frau sagte: "Du siehst, daß das Pferd stark ist." Der Serki Kassua besah das Pferd. Der Serki Kassua kaufte das Pferd. Die alte Frau rief zwei Leute, die ihr das Geld nach Hause trugen.

Abends kam der Makapho wieder heim zu der alten Frau. Der Blinde fragte die Alte: "Wie geht es meinem Pferde ?" Die alte Frau sagte: "Sei still und sprich nicht so laut, daß die andern Leute es hören können." Der Blinde sagte: "Ich frage ja nur, wie es meinem Pferde geht. Was ist mit meinem Pferd ?" Die alte Frau sagte: "Sei still, Ich sage dir! sei still, daß die andern Leute dich nicht hören Ein großer Mann der Stadt kam vorbei. Der große Mann sah das Pferd. Der große Mann sagte: "Dies Pferd ist gut für mich!" Der große Mann der Stadt nahm das Pferd mit sich." Der Blinde sagte: "Ich will sogleich zu dem großen Manne gehen und ihn nach dem Pferd fragen, das mir der Galadima geschenkt hat." Das alte Weib



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sagte: "Mein armer Makapho! Bedenke, daß du blind bist. Bedenke, daß jener ein großer Mann der Stadt ist. Wenn du zu ihm kommst tut er dir noch mehr Schlechtes!" Der Blinde sagte: "Du hast recht. Ich bin blind. Aber Allah wird mir mit meinem Pferde helfen."

Am andern Morgen stand der Blinde früh auf. Makapho sagte zu dem alten Weibe: "Ich will sogleich ausgehen und sehen, ob ich etwas gewinne." Das alte Weib sagte: "Tue das, mein Makapho! Jeder gibt dem Blinden gern! Geh hin! Man wird dir reichlich geben." Der Blinde ging. Der Blinde ging über den Markt. Der Blinde ging weiter. Es kamen ihm Reiter und Soldaten entgegen. Es kam ihm der Jerima in der Mitte der Lifidi (Wattepanzerreiter), entgegen. Der Jerima kam aus dem Kriege. Der Jerima hatte eine Stadt zerstört und Pferde und Kamele erbeutet. Der Jerima sah den Blinden. Der Jerima winkte einem seiner Leute und sagte: "Bringt eines der guten Kamele her, die wir mitgebracht haben." Das Kamel wurde gebracht. Der Jerima schenkte das Kamel Makapho und sagte: "Nimm dies Kamel. Allah wird mir dafür Gutes tun."Makapho nahm das Kamel. Makapho ging mit dem Kamel nach Hause.

Der Makapho kam mit dem Kamel in sein Haus und sagte zu dem alten Weibe: "Ich habe von Jerima ein sehr gutes Kamel geschenkt erhalten. Kannst du dieses Kamel wohl versorgen, so daß es nicht weglaufen und nicht weggenommen werden kann?" Das alte Weib sagte: "Das kann ich tun. Du wirst dein Kamel hier vorfinden, wenn du wieder nach Hause kommst. Allah hört, was ich sage."Makapho gab dem alten Weibe das Kamel. Die alte Frau brachte das Kamel zur Seite und band es an. Der Blinde ging wieder fort.

Als der Blinde gegangen war, band die Alte das Kamel los und trieb es hinaus in den Bach, damit es dort trinke. Die alte Frau gab dann dem Kamel schlechte Medizin, damit es sterbe. Das Kamel starb aber nicht. Die Alte gab dem Kamel noch mehr Gift. Das Kamel wollte nicht sterben. Das alte Weib nahm viel Gift und schob es ihm durch den Hals. Das Kamel starb nicht, aber es legte sich hin und schrie. Als das Kamel sich hingelegt hatte, rief das alte Weib Männer herbei, die vorübergingen. Die Männer kamen. Das alte Weib sagte: "Kommt, kommt, das Kamel des blinden Mannes will sterben. Kommt her und stecht es tot, damit es nicht so stirbt!" Die Männer kamen dicht heran. Die Männer sahen, daß das Kamel des Blinden sehr krank war. Die Männer stachen das Kamel tot mit ihren Lanzen. Dann banden die Leute Stricke an die Beine des Kamels und schleiften es in die Stadt. Sie kamen an das Haus der Alten. Das alte



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Weib sagte: "Laßt das Kamel hier vor der Tür liegen." Das alte Weib sagte: "Allah wird euch für den Dienst, den ihr dem Blinden erwiesen habt, belohnen."

Abends kam Makapho wieder heim zu der alten Frau. Der Blinde kam auf das Haus zu. Der Blinde stieß mit dem Fuß gegen die Beine des toten Kamels. Der Blinde sagte: "Kai! Alte Frau! Du legst Brennholz vor die Türe deines Hauses, wenn ein Blinder bei dir wohnt? Soll der Blinde hinstürzen und sich die Glieder zerschlagen?" Das alte Weib sagte: "Hast du schon einmal Brennholz gesehen, das Beine und Kopf hat?" Der Blinde sagte: "Wie ist das?" Das alte Weib sagte: "Fühle es an. Du wirst finden, das Holz ist dein Kamel. Das Kamel ist gestorben. Man hat dir ein verwundetes Kamel gegeben. Hier an der Seite hat es im Kampf einen Lanzenstich bekommen." Der Blinde betastete das Kamel. Der Blinde nickte mit dem Kopf. Der Blinde sagte: "Allah wird mir mit meinem Kamel helfen."

Am andern Tage stand der Blinde früh auf. Er sagte zu dem alten Weibe: "Ich will sogleich ausgehen und sehen, ob ich etwas gewinne." Das alte Weib sagte: "Tue das mein Makapho! Jeder gibt dem Blinden gern! Geh hin! Man wird dir reichlich geben." Der Blinde ging. Der Blinde kam durch die Stadt. Der Blinde kam zu dem Hause des Königs.

Es war der Tag der großen Salla. Alle angesehenen und reichen Leute kamen zum König hinein und begrüßten ihn. Der König gab jedem sein Essen. Der König schenkte dem einen ein Kleid, dem andern ein Pferd. Makapho saß an der Torhalle. Der König sah Makapho. Der König sagte: "Ruft mir den Blinden." Die Leute brachten den Blinden herein. Der König sagte: "Es ist das große Salla. Ich will dem Blinden hier ein großes Geschenk machen." Der König sagte: "Bringt mir ein Mädchen. Bringt mir eines meiner schönen Mädchen." Die Leute gingen hin und brachten ein schönes Mädchen. Der König besah das Mädchen. Er sagte: "Ja, das ist, was ich haben wollte. Dies schöne Mädchen hier will ich dem Blinden schenken. Mein Blinder, nimm dieses Mädchen und heirate es. Ich schenke es dir. Allah wird mir dafür Gutes tun."Makapho nahm das Mädchen. Makapho nahm das Mädchen und ging mit ihm nach Hause.

Der Makapho kam mit dem Mädchen in sein Haus und sagte ZU dem alten Weibe: "Sieh dies Mädchen. Es ist ein schönes Mädchen. Es ist heute das große Salla. Der König hat es mir geschenkt, daß ich es heirate. Kannst du für das Mädchen sorgen?" Das alte Weib sagte: "Mein Makapho! Ich will für dein Mädchen sorgen, wie du es



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nicht besser denken kannst. Du wirst es sehen, wenn du wiederkommst! Allah hört mich!"Der Blinde sagte: "Du willst sorgen, daß kein Tier es nimmt. Du willst sorgen, daß es von keinem Manne weggenommen wird. Du willst sorgen, daß es mir nicht verloren geht." Das alte Weib sagte: "Kein Tier soll es wegnehmen, wenn du nicht mich als Tier ansiehst. Kein Mann soll es wegnehmen, dem ich es nicht selbst gebe. Ich müßte schlimmer sein als der Teufel (Iblis), wenn es verlorengehen soll." Der Blinde sagte: "Daß du schlimmer oder stärker als Iblis bist, kann noch niemand glauben. Hier nimm das Mädchen." Der Blinde gab dem alten Weibe das Mädchen. Die Alte nahm das Mädchen. Der Blinde ging wieder fort.

Als der Blinde weggegangen war, sagte das alte Weib zu dem Mädchen: "Du bist ein schönes Mädchen. Ich habe Makapho versprochen für dich zu sorgen. Willst du heute heiraten?" Das Mädchen sagte: "Der König hat gesagt, daß ich heute heiraten soll. Ich will heute heiraten." Die Alte sagte: "Dann warte hier ein wenig." Das alte Weib schloß das Mädchen in das Haus ein, das alte Weib lief zu einem jungen Manne, der hatte viel Geld und ging immer in schönen Kleidern und abends schlief er mit den schönen Mädchen. Das Haus des jungen Mannes roch, weil so viel Wuardi (Riechwasser) darin ausgegossen war, und es war geräuschvoll, weil viele andere junge Leute darin zusammenkamen. Das alte Weib lief zu diesem jungen Manne.

Das alte Weib sagte zu dem jungen Manne: "Hast du noch etwas von dem, was du von deinem Vater geerbt hast ?" Der junge Mann sagte: "Welches Mädchen willst du mir bringen? Ich kenne alle diese Karua (Freudenmädchen) der Stadt. Ich mag keine Karua mehr." Die Alte sagte: "Ich habe ein anderes Mädchen. Es ist keine Karua. Es ist ein Mädchen, das alle Mädchen der Stadt übertrifft." Der junge Mann sagte: "Was für ein Mädchen ist es?" Die alte Frau sagte: "Das Mädchen hat noch nie mit einem Manne zu tun gehabt." Der junge Mann sagte: "Ich habe noch ein gut Teil von dem, was mein Vater mir vererbte." Das alte Weib sagte: "Der König selbst hat das Mädchen, weil es das schönste ist, einem Manne gegeben, denn es ist heute das große Salla. Aber der Mann soll das Mädchen nicht haben." Der junge Mann sagte: "Ich gebe dir zweihunderttausend Kauri 1" Das alte Weib sagte: "Das Mädchen wird für den, der es erhält, die feinste Speise sein. Er wird sie jeden Tag wieder genießen können. Er wird sich nie an ihr überessen." Der junge Mann sagte: "Ich will bei meinen Freunden herumgehen und will mir noch Geld leihen.



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Ich will dir fünfhunderttausend Kauri schenken." Das alte Weib sagte: "Wirst du nachher das Geld bereit haben?" Der junge Mann sagte: "Ich werde Leute senden, die dir das Geld bringen." Die Alte sagte: "Das wird gut sein."

Das alte Weib ging heim. Das alte Weib öffnete ihr Haus. Das alte Weib setzte sich zu dem schönen Mädchen auf das Bett. Das alte Weib sagte zu dem Mädchen: "Du hast den Mann angesehen, den du heute heiraten sollst?" Das junge Mädchen sagte: "Ich habe den Makapho gesehen." Das alte Weib sagte: "Ich kenne einen jungen Mann, der ist groß und schön. Die Hände des Mannes sind weich. Sein Gesicht ist wie das einer Schuafrau (Araberin). Der junge Mann ist reich. Sein Haus duftet durch ein Viertel der Stadt, so viel Wuardi ist darin versprengt. Seine Leute essen jeden Tag gutes Fleisch und seinen Sklaven gibt er Frauen. Alle Frauen der Stadt sind dem jungen Manne nachgegangen und die Karua (Freudenmädchen) haben viel Geld geben wollen, wenn er sie zu sich kommen ließ. Der junge Mann hat aber von alledem genug genossen. Der junge Mann fragte mich, ob ich kein schönes, junges Mädchen als Frau für ihn wisse."

Das junge Mädchen sagte: "Wohnt der junge Mann in dieser Stadt?" Das alte Weib sagte: "Ja, dieser junge Mann wohnt in dieser Stadt, aber sage mir doch, mein schönes junges Mädchen: Weißt du, daß dieser dein Makapho nichts hat und täglich ausgeht, um zu sehen, ob er etwas erhält?" Das junge Mädchen sagte: "Ja, das weiß ich!" Das alte Weib sagte: "Dann weißt du, daß du ihn führen mußt. Du weißt, daß du in alten Kleidern gehen mußt, weil er arm ist." Das junge Mädchen sagte: "Ja, das weiß ich." Das alte Weib sagte: "Du hast den Makapho gesehen. Du weißt, daß seine Kleider alt und zerrissen sind. Du hast gesehen, daß er Narben an den Beinen und Füßen und Schultern hat, weil der Blinde auf der Straße über Steine stürzte und gegen Bäume und Mauern stieß." Das junge Mädchen sagte: "Das weiß ich!" Das alte Weib sagte: "Und wenn du einmal ein schönes Kleid gewinnst, wird er es nicht sehen! Wenn du deine Haare schön ordnen läßt, wird er es nicht sehen! Wenn du dir mit Mühe die Zähne feilst, wird er es nicht sehen! Wenn du deine Augen mit Antimon (Kolli) umrandest, wird er es nicht sehen! Wenn du deine Stirne mit Katambiri schminkst, wird er es nicht sehen! Wenn du lachst, wird er es nicht sehen und wird es auch nicht hören, denn er muß daran denken, daß die Leute ihm und dir Essen schenken. Wenn du weinst, wird er dich schlagen und dir sagen: ,Wie kannst



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du weinen, wenn du sehen kannst! Ich bin arm und blind und weine nicht!' Und wenn du Kinder gebierst, wird er weggehen und sagen: ,Wie soll ich noch mehr Essen erhalten?' Und deine Kinder wird er auf die Straße schicken, daß sie auch für ihn betteln. — Weißt du das?"

Das junge Mädchen warf sich auf die Erde und weinte und schrie: "Meine alte Mutter! Ich bitte dich! Ich bitte dich! Ich bitte dich! Bringe mich schnell fort. Bring mich schnell zu dem jungen Manne." Das alte Weib sagte: "Warte ein wenig". Das alte Weib ging hinaus. Das alte Weib brachte Katambiri. Damit schminkte sie dem jungen Mädchen die Stirne. Sie brachte Kolli, damit umrandete sie ihr die Augen. Sie brachte ein Kleid. Das legte sie dem jungen Mädchen um. Sie brachte ein Kopftuch, damit schmückte sie dem schönen jungen Mädchen den Kopf.

Der junge Mann lief in der Stadt herum. Er bat seine Freunde: "Leiht mir einige Tausend Kauri. Wir werden ein neues Mädchen bei mir haben." Die Freunde liehen ihm. Einige liehen ihm zweitausend Kauri; andere liehen ihm fünftausend Kauri, andere liehen ihm zehntausend Kauri. Der junge Mann ließ alles Geld zusammenlegen. Der junge Mann legte das Geld dazu, daß er von seinem Vater geerbt hatte. Es war nicht genug Geld. Der junge Mann rief einige Sklaven. Der junge Mann verkaufte noch einen Sklaven. Der junge Mann sandte das Geld zu dem alten Weib. Der junge Mann sandte es dem alten Weibe und vier Kleider und zwei Ketten Perlen. Das alte Weib nahm das Geld. Das alte Weib versteckte das Geld. Das alte Weib nahm die Kleider und die Perlen. Das alte Weib nahm ein Kleid und eine Kette Perlen und gab es dem jungen Mädchen. Das alte Weib sagte: "Dies schickt dir der junge Mann. Lege es an. Nun bist du sehr schön. Komm, wir wollen schnell zu dem jungen Mann gehen, ehe Makapho wiederkommt." Das alte Weib brachte das schöne junge Mädchen zu dem schönen jungen Manne. Der schöne junge Mann nahm das schöne junge Mädchen. Der junge Mann sagte zu seinen Leuten: "Werft dies alte Weib heraus." Das alte Weib sagte: "Du wirst mich ein anderes Mal wieder rufen!"Das alte Weib ging nach Hause.

Abends kam Makapho wieder heim zu der alten Frau. Makapho hatte ein Kleid erhalten und brachte Speise mit. Makapho trat in seinen Raum. Makapho sagte: "Mein Mädchen, wo bist du?" Makapho sagte: "Mein Mädchen, willst du mich nicht grüßen?" Makapho sagte: "Mein Mädchen, du schämst dich. Ich verlange nicht,



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daß du sprichst. Ich werde dich finden, wenn ich auch blind bin," Makapho ging zum Bette. Makapho tastete auf dem Bette hin. Makapho sagte: "Mein Mädchen, du bist nicht auf dem Bett. Mein Mädchen, du schämst dich! Du bist ein Mädchen. Ich werde dich finden, wenn ich auch blind bin." Makapho setzte sich auf das Bett. Makapho sagte: "Mein Mädchen, ich bin blind. Mein Mädchen, ich bin arm. Aber Allah segnet die Blinden, wenn sie nicht schlecht sind. Ich bin blind, aber ich habe noch nie eine Schlechtigkeit getan. Ich bin blind, aber ich habe noch nie betrogen. Ich bin blind, aber ich war nie Monaphiki (Hetzer, ein Mensch, der den Menschen von vorn freundlich und schmeichlerisch entgegenkommt und ihnen hinterrücks Schlechtes nachsagt). Ich war nicht schlecht. Deshalb hat Allah immer für mich gesorgt. Du wirst mich heiraten, aber du sollst nicht mit mir auf die Straße gehen, so daß die Hurer dich ansehen und die Huren Freundschaft mit dir schließen müssen. Du wirst meine Frau am Tage des großen Salla und deshalb wird Allah für dich und mich sorgen. Mein Mädchen schäme dich nicht. Mein Mädchen komm zu mir."

Makapho sagte: "Mein Mädchen, wo bist du? Mein Mädchen, weshalb kommst du nicht? Mein Mädchen, ich bin blind. Es ist nicht so, als ob andere Leute heiraten. Mein Mädchen komm zu mir!"

Makapho sagte: "Mein Mädchen, du willst, daß ich dich finde. Ich komme, mein Mädchen!" Der Blinde stand auf. Der Blinde ging an der Wand lang. Der Blinde tastete die Wand ab. Der Blinde ging zur andern Seite. Der Blinde tastete die andere Wand ab. Der Blinde tastete alle Wände ab und fand das Mädchen nicht. Makapho setzte sich auf das Bett. Makapho sagte: "Mein Mädchen ist hinausgegangen."

Makapho stand guf. Makapho ging auf den Hof. Auf dem Hofe wohnten noch andere Leute. Makapho fragte die Leute: "Ich kam heute morgen mit einem Mädchen. Der König schenkte mir das Mädchen. Ich brachte das Mädchen hierher und ging wieder, um ein Hochzeitskleid für mein Mädchen zu suchen. Ich bin wiedergekommen mit dem Hochzeitskleide. Nun kann ich mein Mädchen nicht finden. Könnt ihr mir sagen, wo mein Mädchen ist?"Einige Leute gingen und sagten: "Ich weiß nichts."Einige Leute sagten: "Das Mädchen wird weggegangen sein." Einige Leute sagten: "Das Mädchen wird weggenommen sein."Einige Leute sagten: "Es wird jemand mit dem Mädchen gesprochen haben."Einige Leute sagten: "Es wird ein Handel sein." Ein alter Mann sagte: "Ein Blinder ist



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leicht betrogen." Ein kleiner Bube sagte: "Man hat das Mädchen schön angezogen. Es war sehr schön!"Makapho sagte: "Kann mir einer einen starken Stock geben?" Der alte Mann sagte: "Nimm hier diesen Stock, aber sieh, daß du nichts mit dem Alkali (Richter) bekommst. Vielleicht ist das Holz des Stockes härter als die Knochen eines alten Weibes." Der Blinde sagte: "Es ist gut."

Der Blinde nahm den Stock. Makapho ging und sagte: "Nun kommt der Streit." Der alte Mann sagte: "Mein Makapho! Denke an den Alkali!" Der Blinde sagte: "Das ist keine Sache des Alkali! Das ist eine Sache Allahs!" Der Blinde ging zu dem alten Weibe. Der Blinde trat in das Haus der alten Frau. Die alte Frau sagte: "Mein Makapho, du bist lange weggeblieben." Der Blinde sagte: "Wo ist mein Mädchen? Wo ist mein schönes Mädchen?" Das alte Weib sagte: "Ach dieses Mädchen! Dieses Mädchen! Es war kein Mädchen! Es war eine Karua (Freudenmädchen)!" Der Blinde machte die Tür hinter sich zu und sagte: "Wo ist mein Mädchen! Wo ist mein schönes Mädchen?" Das alte Weib schrie: "Ach dies schlechte Mädchen. Es war ein sehr schlechtes Mädchen. Es hatte einen Facka (Buhlen). Der Facka kam nach dir. Das Mädchen wollte mit dem Facka in deinem Raum schlafen!" Der Blinde ging auf das alte Weib zu und sagte: "Mein Mädchen! Wo ist mein schönes Mädchen?" Das alte Weib schrie: "Ach dieses schlechte Mädchen! Wie konnte ich das schlechte Mädchen festhalten? Ihr Facka kam. Ihr Facka schlug mich. Sie gingen fort!" Der Blinde hob den Stock und sagte: "Mein Mädchen! Wo ist mein schönes Mädchen ?" Das alte Weib warf sich auf die Erde und schrie: "Ach dieses schlechte Mädchen! Sie beschimpfte mich! Sie beschimpfte mich. Sie nahm mir mein letztes Geld aus dem Hause! Ich konnte sie nicht zurückhalten." Der Blinde wollte auf das alte Weib schlagen. Das alte Weib beschmutzte in ihrer Furcht die Erde.

Der Blinde schlug nicht. Der Blinde sagte: "Es ist besser, ich fasse dich jetzt nicht an. Du sagtest: ,Kein Tier soll das Mädchen nehmen, wenn du mich nicht als Tier ansiehst.' Kai! Du bist ein Tier! Du sagtest: ,Kein Mann soll das Mädchen wegnehmen, dem ich es nicht gebe.' Du hast das Mädchen einem andern Mann gegeben. Du sagtest ,Ich müßte schlimmer sein als der Teufel, wenn das Mädchen verlorengehen soll!' Du bist schlimmer als der Teufel! Allah aber wird sehen, ob du auch mehr vermagst als der Teufel. Mit dem Diebstahl eines Huhnes fängt die Schlechtigkeit des Alters an und mit dem Tode vieler Menschen hört sie auf, wenn Allah nicht will, daß der



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Weg versperrt wird. Warte, ich will sehen ob Allah mich ersehen hat, dir den Weg zu versperren." Der Blinde ging hinaus.

Makapho ging hinaus. Er schloß hinter sich die Türe ab. Das alte Weib schrie im Hause. Der Blinde ging weg. Der Blinde ging zum König. Der Blinde sagte zu dem König: "Mein König, leihemirzehn starke Männer!" Der König sagte: "Wozu willst du die zehn starken Männer? Willst du ein neues Dach auf ein Haus setzen ?" Der Blinde sagte: "Nein, ich will kein Dach auf ein Haus setzen. Es ist nicht meine Sache. Es ist eine Sache Allahs. Allah hat mir ein altes Weib übergeben, die schlimmer ist als Iblis." Der König sagte: "Dann nimm die zehn starken Männer!" Der Blinde ging mit den zehn starken Männern fort. Der Blinde ging zum Zunftmeister der Schlächter (Serki Fauwa). Der Blinde sagte: "Gib mir zehn Kiri."(Zu Tauen gedrehte Felistreifen, mit denen die Bullen gefesselt werden, so daß sie sich beim Schlächter nicht rühren können). Der Obmann der Schlächter sagte: "Wozu brauchst du die zehn Kiri? Willst du eine Falle für Löwen aufrichten?" Der Blinde sagte: "Nein, ich will keine Falle für Löwen aufrichten. Es ist nicht meine Sache. Es ist eine Sache Allahs. Allah hat mir ein altes Weib übergeben, die schlimmer ist als Iblis. Der König lieh mir schon zehn starke Männer." Der Obmann der Schlächter sagte: "Dann nimm die zehn Kiri 1"

Der Blinde ging mit den zehn starken Männern und mit den zehn Felltauen zu dem Hause der Alten. Der Blinde schloß die Tür auf. Der Blinde sagte zu den zehn starken Männern: "Bindet diesem alten Weibe die Fellstücke um die Glieder und um den Kopf und um den Hals und um den Leib. Schlagt sie und stoßt sie. Reißt sie hierhin und reißt sie dorthin! Würgt sie und streckt sie! Preßt sie und reckt sie." Die zehn starken Männer banden dem alten Weibe die Fellstücke um die Glieder und um den Kopf, um den Hals und um den Leib, sie schlugen das alte Weib und stießen es. Sie rissen das alte Weib hierhin und rissen es dorthin. Sie würgten das alte Weib und streckten es. Sie pressten das alte Weib und reckten es. Das alte Weib schrie und heulte. Das alte Weib spie Blut und beschmutzte den Boden. Der Blinde sagte: "Nun werden wir sehen, ob mit dem Gestank alle Schlechtigkeit aus dem alten Weibe herausgekommen ist. Aber Allah will, daß sie weiter bezahlt was sie schuldig ist."

Die zehn starken Männer ließen das alte Weib frei. Die zehn starken Männer gingen mit den Felltauen von dannen. Der Blinde aber machte in dem Hause des alten Weibes ein Feuer an. Er warf Pfeffer hinein. Dann ging er hinaus und schloß die Türe von außen. Das



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Feuer qualmte auf. Dicker Rauch füllte das Zimmer. Das alte Weib rannte in Angst von einer Seite zur andern. Der Qualm füllte das ganze Haus. Das Weib schrie erst, aber der Qualm füllte ihren Hals. Die Alte fiel hin. Darauf öffnete der Blinde die Tür. Er sagte: "Allah will nicht, daß du stirbst." Der Qualm zog aus dem Hause. Das alte Weib stand wieder auf.

Der Blinde rief einen Gundjam (auch Gunsam =Barbier) und ließ dem alten Weibe das Haar scheren. Der Blinde ließ es aber nicht zu, daß der Barbier Wasser dazu nehme. Dann nahm der Blinde einen starken eisernen (kleinen )Bogenspannring (Maka); er legte ihn auf den Kopf der Alten. Er sagte zu der Alten: "Das ist dein Useka (Useka ist das weiche aus Stoff oder Leder mit Silkbaumwollflocken und anderen weichen Fasern gefüllte Ringpolster, das die Haussa auf den Kopf legen, wenn eine schwere drückende Last zu tragen ist). Nun werde ich dir auch eine Last geben." Der Blinde gab dem alten Weibe einen schweren Stein. Den mußte das alte Weib auf dem Kopf auf der Eisenringunterlage tragen. Der Blinde sagte: "Nun geh damit im Lande umher und treibe Handel". Das alte Weib mußte fortgehen. Der Blinde trieb es vor sich her. Sieben Monate lang mußte das alte Weib den Stein auf dem Eisenring auf dem Kopf tragen. Danach sagte der Blinde: "Nun wirf den Stein und den Eisenring fort. Auf dem Wege vom gestohlenen Huhn bis zum gestohlenen Mädchen bist du gegangen. Dann hat Allah dir diesen Stein in den Weg gelegt. Meine Sache mit dir ist zu Ende. Ich habe nichts mehr mit dir zu tun. Ich gehe jetzt wieder meinen Weg. Du aber geh den deinen."

Makapho ging. Das alte Weib warf den Stein und den Eisenring fort. Das alte Weib sagte: "Dieser Blinde ist sehr töricht. Aber ich will schnell nach Hause gehen und sehen, ob mein Geld noch vorhanden ist." Die Alte ging in die Stadt zurück. Die Alte ging auf den Markt und verkaufte Daudauwa (Sumpala der Mande). Sie hielt Daudauwa auf dem Markte feil. Iblis (der Teufel)kam auf den Markt. Der Teufel kam zu dem alten Weibe und sagte: "Du hattest eine schlechte Sache mit dem Makapho." Das alte Weib sagte: "Kai! Lache nicht über mich! Du bist stark, aber ich übertreffe dich!"Der Teufel sagte: "Was! Du kennst mich nicht, du, das alte Weib von Matasu ?" Das alte Weib sagte: "Weshalb soll ich dich nicht kennen? Du bist der Teufel. Aber wenn du auch der Teufel bist. Bist du je mit zehn Felltauen an allen Gliedern und am Kopf, am Hals und am Leib geschnürt gewesen? Haben dich irgendwann zehn starke Männer geschlagen



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und gestoßen, hergerissen und hingerissen, gewürgt und gestreckt, gepreßt und gereckt? Bist du je einmal in einem Zimmer mit Feuer und Pfefferqualm eingeschlossen gewesen, so lange, bis der Qualm deinen Hals gefüllt hat und du hingefallen bist? Hast du einmal auf dem trocken rasierten Schädel mit einem Maka (Eisendaumenring) als Unterlage einen schweren Stein sieben Monate lang getragen? Kai! Teufel, kennst du das?"

Der Teufel sagte: "Was hast du sonst an großen Dingen getan?" Das alte Weib sagte: "Was ich sonst an großen Dingen getan habe? Ich weiß nicht alles. Aber daran erinnere ich mich: ich habe über eiftausend Menschen, die miteinander verheiratet waren, auseinandergebracht und verfeindet. Ich habe zweitausend Menschen, die miteinander buhlten (Facka [Geliebte, Freunde, Buhlen] waren), entzweit und so verfeindet, daß sie nie wieder daran dachten wieder zusammenzukommen, zu heiraten oder Kinder zu zeugen. "Der Teufel sagte: "Das ist recht gut, mein altes Weib! Das ist recht gut. dessentwegen aber übertriffst du mich noch nicht. Ich werde dir nun einmal etwas auf dem Markte vormachen, das wirst du nicht nachmachen können." Das alte Weib sagte: "Du bist der Teufel und kannst etwas, das weiß ich. Du wirst sicher eine große Sache machen das weiß ich. Aber ob ich sie nicht nachmachen oder übertreffen kann, das weiß ich nicht, denn du warst nie geschnürt mit den zehn Felltauen, du saßest nie im Pfefferqualm, du hast nie monatelang eine Felsenlast auf einem Eisenring und geschorenen Kopf getragen. Ich werde das sehen, wenn du mit deiner Sache fertig bist." Das alte Weib packte ihre Körbe auf dem Markte zusammen und ging nach Hause.

Der Teufel ging auf dem Markt hin und her. Der Teufel hockte sich hierhin und hörte, was die Kolanußhändler untereinander sprachen. Der Teufel hockte sich dahin und hörte, was die Leute, die die Kleider machen, miteinander besprachen. Iblis ging dahin wo die Lederhändler saßen, hockte sich dahin nieder und hörte, was sie miteinander besprachen. Iblis hörte was die Leute der Stadt sagten, er hörte was die Magussaua (Heiden) erzählten, die weit mit ihren Weibern auf den Markt gekommen waren um Holz und Schafe und Dauwa zu verkaufen. Iblis hörte sie alle an. Die einen sprachen schlechte Worte gegeneinander. Andere sprachen einige gute Worte voneinander. Alle sprachen aber viele schlechte Sachen übereinander. Jedes schlechte Wort aber, was die Leute sprachen, nahm der Iblis wahr.



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Iblis ging zu einer Gruppe von Leuten. Iblis sagte: "Du hast bei jenem jenes gekauft. Ich hörte wie er sagte, er habe dich betrogen." Iblis ging zu den andern Leuten und sagte: "Dieser betrog jenen und ihr solltet jenem helfen." Iblis ging zu andern Leuten und sagte: "Jene sagen, einer von euch habe sie betrogen. Sie sagen es aber nur, weil nachts, als eine eurer Frauen ihnen das Essen brachte, diese von ihnen beiseitegenommen und mißbraucht worden ist." Iblis ging zu andern Leuten und sagte: "Ihr müßt diesen helfen, denn jene sind schlechte Menschen, die Übles sagen, weil sie selbst Schlechtes getan haben." Iblis ging zu einem angesehenen Manne, der große Karawanen mit Waren bald dahin sandte, bald von daher bekam. Er sagte zu dem Manne: "Man sagt von dir, du seist der Monafiki, der zwischen jenem und diesem Streit stifte, weil du nicht genug Geld von ihnen verdienst." Der Mann war aber wirklich ein Monafiki, und er nahm außerdem das Geld den Leuten oft ab, so daß sie sich verpfänden mußten und nie wieder ihre Freiheit zu erlangen vermochten.

Als der Monafiki das von dem Iblis hörte, nahm er ein Schwert (Tokoli). Der Monafiki lief zwischen die Leute, die von ihm schlecht gesprochen hatten. Der Monafiki schrie: "Wer hat mich hier einen Monafiki genannt?" Ein Mann war da, der hatte sich schon lange dem Manne verpfändet und der Mann hatte nun nichts mehr zu verlieren. Der Mann schrie: "Du bist ein Monafiki! Es ist wahr! du bist ein Monafiki! Ich wiederhole es vor allen Leuten. Alle Leute sollen es hören!" Der Monafiki schlug mit dem Schwert nach dem Manne. Der reiche Monafiki erschlug den armen Mann. Einige andere Leute schrien: "Erst haben diese Menschen uns unser Geld genommen. Nun nehmen sie uns auch noch das Leben!"Einige Leute schlugen auf den reichen Monafiki ein. Die Leute des Monafiki kamen dazu. Der reiche Monafiki fiel tot zu Boden. Einige schrien vor Freude. Andere schrien: "Ihr seid auch nicht besser!"Einige schrien: "Diese haben jene betrogen." Andere schrien: "Nein, jene haben eine Frau von jenen mißbraucht!"Alle schrien. Alle schlugen. Jeder nahm was er bei der Hand hatte. Zuletzt waren 1200 Menschen totgeschlagen. Da kamen aber die Dogari des Königs und trieben alle Leute vom Markte weg.

Der Teufel ging zu dem alten Weibe und sagte: "Komm mit mir; ich will dir zeigen was ich an einem Tage machen kann!" Das alte Weib kam mit dem Teufel. Der Teufel führte das alte Weib auf den Markt. Auf dem Markte lagen Körbe und Kleider, Kolanüsse und



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Bohnenkuchen, Schuhe und Mehlklöße, Garn und geröstetes Fleisch. Getötete Menschen lagen hier und lagen da. Überall aber gingen nur die Dogari zwischen den durcheinandergeworfenen Sachen und Leichen auf dem blutigen Boden auf und ab. Der Teufel sagte zu dem alten Weibe: "Sieh, das habe ich alles in einem Tag gemacht."

Das alte Weib sah über den Marktplatz: "Das sind doch nicht mehr als 1200 Tote und ein zerstörter Markt."Der Teufel sagte: "Ja, es sind 1200 Tote und ein zerstörter Markt. Das habe ich an einem Tage gemacht." Das alte Weib wandte sich verächtlich (durch Pantomime des Erzählers dargestellt) um und sagte: "Das ist alles? Damit willst du noch mehr können als ich? Geh, mein Teufel! Geh nach Hause. Komm morgen abend wieder. Dann will ich dir zeigen, was das alte Weib kann!"

Das alte Weib ging am andern Morgen aus und kaufte ioo sehr schöne Kolanüsse; sie kaufte einen Topf voll Wuardi (Riechwasser) sie kaufte eine Handvoll Truare-Djubida (Zibetkatzensekret). Von diesem allen nahm das alte Weib 50 Kolanüsse und das Truare-Djubida, und damit machte sie sich auf den Weg zum Hause des Königs. Der Serki hatte vor noch nicht langer Zeit eine junge Frau geheiratet. Der Serki war nicht mehr jung, aber er war ein großer König. Das junge Mädchen, das er zu seiner Frau machte, war sehr schön; alle Leute in der Stadt sprachen davon, und der König hatte sie so gerne, daß er sie allen seinen andern Frauen vorsetzte und an die Seite seiner ersten Frau stellte.

Das alte Weib kam zu der jungen Frau des Königs. Das alte Weib warf sich vor der jungen Frau des Königs nieder. Das alte Weib betrachtete die junge Frau des Königs. Das alte Weib sagte: "Jetzt, wo ich dich gesehen habe, verstehe ich die Worte dessen, der mir vorher wahnsinnig erschien." Die junge Frau des Königs sagte: "Was ist an mir?" Das alte Weib betrachtete die junge Frau des Königs. Die alte Frau sagte: "Du bist sehr schön. Du übertriffst an Schönheit alle Frauen. Jetzt, wo ich dich gesehen habe, verstehe ich die Worte dessen, der mir vorher wahnsinnig schien!" Die jüngste Frau des Königs sagte: "Kai! alte Frau! Hier sagt man nicht solche Worte. Ich werde dir ein Kopftuch schenken. Sage mir schnell etwas Neues aus der Stadt und dann geh! Du bist im Gehöft des Königs!" Das alte Weib betrachtete die junge Frau des Königs. Das alte Weib sagte: "Ja, er hat es auch gesagt: ,Du gehst in das Haus eines alten Mannes, des Königs.' Er hat gesagt: ,Du wirst die junge Frau des Königs sehen, die alle Frauen an Schönheit übertrifft!' Jetzt, wo ich



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dich gesehen habe, verstehe ich die Worte dessen, der mir vorher wahnsinnig schien." Die junge Frau des Königs sagte: "Schnell, erzähle mir etwas Neues!"

Das alte Weib legte die 50 Kolanüsse und das Truare Djubida hin und sagte: "Was kann er dir anders senden als eine Kleinigkeit! Du hast alles, und wenn er dir goldne Ringe schenkt, würde der König es sehen." Die junge Frau des Königs sagte: "Wer sendet dies hierher? Wie kann jemand etwas hierher in mein Haus senden?" Das alte Weib sagte: "Das kann nur ein Mann in der Stadt. Kein anderer junger Mann der Stadt würde eine Kolanuß in dieses Haus des Königs senden, in dem dieser alte König dich eingeschlossen hat!" Die junge Frau des Königs sagte: "Wer sendet dich hierher ?" Das alte Weib sagte: "Das kann nur der sein, der im Kriege voran reitet. Es kann nur der sein, vor dessen Kommen sich die Feinde mehr fürchten als vor 10000 anderen Reitern." Die junge Frau des Königs sagte: "Wer sendet dich hierher?"Das alte Weib sagte: "Der mich hierher sendet, ist der Sohn des Jerima!"

Die junge Frau des Königs sagte: "Fürchtet sich denn der Sohn des Jerima nicht, dies der liebsten Frau des Königs zu senden ?" Das alte Weib sagte: "Wenn hundert Löwen auf ihn zuspringen, wird dieser Sohn des Jerima sich nicht fürchten. Wenn hundert Elefanten auf ihn einstürmen, wird dieser Sohn des Jerima sich nicht fürchten. Wie sollte der Sohn sich vor einem alten Manne fürchten ?"Die junge Frau des Königs sagte: "Was denkt der Sohn des Jerima?" Das alte Weib sagte: "Der Sohn des Jerima denkt nicht mehr an den Salam. Der Sohn des Jerima denkt nicht mehr an seine Mutter und an seinen Vater. Der Sohn des Jerima denkt nur noch an dich."

Die junge Frau des Königs nahm die Kolanüsse. Die junge Frau des Königs nahm die Truare-Djubida. Die junge Frau des Königs sagte: "Wenn meine weißen Zähne diese roten Kola zerbeißen, werde ich auch an den Sohn des Jerima denken. Wenn der Geruch des Truare-Djubida meine Gewänder füllt, werde ich an den Sohn des Jerima denken." Das alte Weib sagte: "Denke an ihn, wenn du hörst, daß er wieder in den Krieg zieht. Denke an ihn, wenn du hörst daß er im Kriege gestorben ist." Die junge Frau des Königs sagte: "Wird der Sohn des Jerima bald wieder in den Krieg ziehen?" Das alte Weib sagte: "Der Sohn des Jerima mag nun nicht mehr leben. Er denkt nur an dich. Er will morgen wieder in den Krieg ziehen. Er will nicht wiederkommen." Die junge Frau des Königs sagte: "Er will nicht wiederkommen?" Das alte Weib sagte: "Nein, der



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Sohn des Jerima will nicht wieder in diese Stadt kommen, in der du im Hause des alten Königs eingeschlossen bist. Der Sohn des Jerima will sterben."

Die junge Frau des Königs sagte: "Er will sich im Kriege töten lassen!" Die junge Frau des Königs weinte. Die junge Frau des Königs sagte: "Sag, alte Frau! Wie kann es geschehen, daß ich den Sohn des Jerima heute noch sehe ?" Das alte Weib sagte: "Das ist eine schwierige Sache. Der Sohn des Jerima bat mich: ,Wie kann es geschehen, daß ich die junge Frau des Königs noch einmal sehe, ehe ich in den Krieg ziehe.' Das ist eine schwierige Sache!" Die junge Frau des Königs sagte: "Du alte Frau! Der Sohn des Jerima darf sich nicht im Kriege töten lassen! Du alte Frau! Ich will den Sohn des Jerima heute noch sehen! Du alte Frau! Wenn ich vom Könige etwas will, dann tut er es! Sage mir, wie ich den Sohn des Jerima heute noch sehen kann."

Das alte Weib sagte: "Du junge, schöne Frau des Königs! Gehe zum Könige und sage ihm: ,Ich höre, daß meine Mutter erkrankt ist. Erlaube mir, daß ich zu ihr gehe. Ehe es dunkel ist, werde ich wieder zurückkommen!' Wenn der König dir dann die Erlaubnis gibt, dann komm schnell zu mir in das kleine Haus am Stadtwall!" Die junge Frau des Königs sagte: "Ja, so werde ich es tun. Ich werde sogleich zum König gehen. Ich werde dann zu dir kommen in das kleine Haus am Stadtwall." Das alte Weib sagte: "Komm zu mir. Nachts werde ich dann zum Sohne des Jerima gehen und ihm sagen, daß du bei mir seist."

Die junge Frau des Königs schenkte dem alten Weibe ein Kopftuch und ein Kleid. Das alte Weib ging. Die junge Frau des Königs nahm die Kola. Sie nahm ein Tuch und legte vier Kola hinein. Die junge Frau sagte: "Der Sohn des Jerima ist jung und schön."Die junge Frau nahm vier andere Kola, legte sie in das Tuch und sagte: "Der junge Sohn des Jerima ist tapfer." Die junge Frau nahm vier andere Kola, legte sie in das Tuch und sagte: "Der König ist alt." Die junge Frau nahm vier andere Kola, legte sie in das Tuch und sagte: "Der Sohn des Jerima sagte: ,Ich sei die schönste Frau der Stadt.' Die junge Frau nahm vier andere Kola, legte sie in das Tuch und sagte: "Der junge Sohn des Jerima soll nicht wieder in den Krieg gehen!" Die junge Frau nahm vier andere Kola, legte sie in das Tuch und sagte: "Ich will den jungen Sohn des Jerima bitten, daß er nicht in den Krieg geht." Die junge Frau nahm alle übrigen Kola, warf sie in das Tuch und sagte: "Jetzt gehe ich zum Sohn des



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Jerima. Jetzt werde ich vor dem Sohn des Jerima mich hinwerfen. Jetzt werde ich ihn bitten und bitten. Jetzt werde ich mich schön machen, und jetzt weiß ich für wen ich es tue."

Die junge Frau des Königs warf ihr Kleid weg. Die junge Frau des Königs nahm schöne Stoffe um. Über die schönen Stoffe legte sie alte Kleider. Mit den schönen Stoffen unter dem alten Kleide ging sie zum Hause hinaus. Sie ging in ein Haus des Königs. Sie sagte einem Sklaven: "Geh und sage dem König, ich müsse ihn sehen!" Der Sklave sagte: "Es ist nicht Zeit dazu. Alle Leute sind da, den König zu begrüßen." Die junge Frau sagte: "Kai, Sklave geh, oder ich gehe selbst und bitte den König dich auszupeitschen. Geh zum König und sage ihm: ,Deine junge Frau will dich sprechen. Deine junge Frau fürchtet einen Tod!' Geh!" Der Sklave ging. Der Sklave ging in das Versammlungshaus des Königs. Alle angesehenen Leute saßen umher. Der Sklave warf sich vor dem Könige nieder. Der Sklave sagte: "König, König! König!" Der König sagte: "Was gibt es?"Der Sklave sagte: "Deine junge Frau will dich sprechen. Deine junge Frau fürchtet einen Tod!" Der König stand auf. Der König ging hinaus. Der Tschiroma sagte zum Galadima der Stadt: "Der König wird alt. Jede Frau kann ihn jetzt handhaben!" Der Galadima sagte :"Der König wird alt."

Der König kam in das Haus, in dem die junge Frau auf ihn wartete. Die junge Frau warf sich vor dem Könige nieder. Die junge Frau weinte und sagte: "Serki! Serki! Serki! König! König! König!" Der König sagte: "Du weinst und hast alte Kleider an. Habe ich dir nicht genug neue und schöne Kleider geschenkt?" Die junge Frau weinte und rief: "König! König! König!" Der König beugte sich über sie und hob sie auf. Der König sagte: "Was ist es?" Die junge Frau weinte und sagte: "Ich fürchte einen Tod: Ich fürchte einen Tod!" Der König sagte: "Weshalb willst du sterben?" Die junge Frau weinte und sprach: "Ich werde nicht zuerst sterben. Der Mensch stirbt und dann muß der andere Mensch auch sterben!" Der König fragte: "Was ist es?" Die junge Frau weinte und sagte: "Erlaube mir, daß ich zu meiner Mutter gehe. Erlaube mir, daß ich sogleich hingehe. Ich empfing eine Nachricht. Ich werde heute abend wieder hier sein."Der König sagte: "Ist deine Mutter schon lange krank ?" Die junge Frau weinte und sagte: "Nein darf ich gehen ?"Der König sagte: "Geh!" Die junge Frau lief von dannen.

Die junge Frau lief durch das Gehöft. Die junge Frau lief durch die Stadt. Die junge Frau lief bis ans Ende der Stadt. Die junge Frau



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lief bis zu dem kleinen Hause am Stadtwall. Die junge Frau trat in das Haus des alten Weibes. Das alte Weib sagte: "Du! Warum kommst du in alten und schlechten Kleidern!" Die junge Frau sagte "Laß mich! Rufe schnell den Sohn des Jerima!" Das alte Weib ging. Das alte Weib ging durch die Stadt. Das alte Weib sagte: "Der Jäger hat einen Grashalm in der Steppe (im Busch) angezündet. Es wird gleich ein Wind kommen. Der Wind wird das Feuer durch den Busch treiben. Das Feuer wird Farmen und Speicher der Menschen verbrennen!"

Das alte Weib lief durch die Stadt. Das alte Weib lief in das Gehöft des Jerima. Der Jerima hatte nur einen Sohn. Der Sohn des Jerima lag in seinem Hause. Die Sklaven des Jerima saßen vor ihm und glätteten seine Schwerter und Dolche und Lanzen. Das alte Weib warf sich vor dem Sohn des Jerima nieder. Das alte Weib blieb liegen. Der Sohn des Jerima sagte: "Was gibt es?" Das alte Weib sagte: "Der Sohn des Jerima fürchtet sich nicht und nimmt der Löwin das Kind." Der Sohn des Jerima sagte: "Was gibt es?" Das alte Weib sagte: "Was zwei Ohren gerne hören, brauchen nicht immer acht zu vernehmen!" Der Sohn des Jerima sagte zu den Sklaven: "Geht hinaus!" Die Sklaven gingen hinaus.

Die Sklaven des Jerima gingen hinaus. Der Sohn des Jerima sagte: "Was gibt es?" Das alte Weib schlug ihr Tuch auseinander. Das alte Weib legte die 50 Kolanüsse auf die Erde. Das alte Weib stellte den Topf mit Wuardi =(Riechwasser) auf die Erde. Das alte Weib sagte: "Das sendet eine junge Frau." Der Sohn des Jerima sagte: "Was sollst du sagen?" Das alte Weib sagte: "Ich soll sagen: ,Du sollst nicht in den Krieg gehen. Du sollst nicht sterben. Wenn ein Mensch stirbt, wird auch der andere sterben, denn der andere kann nicht leben, wenn der eine nicht wiederkommt!" Der Sohn des Jerima stand auf. Der Sohn des Jerima sagte: "Wer ist die junge Frau? Hat die junge Frau nicht genug an ihrem Manne ?" Das alte Weib sagte: "Die junge Frau sieht stets über die Mauer, wenn du ausziehst zum Kriege. Die junge Frau schläft nicht, wenn du im Kriege bist. Sie lebt in der Nacht, wenn du im Kriege bist. Die junge Frau blickt über die Mauer, wenn du aus dem Kriege zurückkehrst. Die junge Frau lebt dann wieder am Tage. Wenn du im Kriege bist, gibt die junge Frau Geschenke den Bettlern und Blinden, damit Allah dir helfe. Wenn du aus dem Kriege wiederkehrst, gibt die junge Frau Geschenke den Bettlern und Blinden, damit Allah dich in der Stadt halte."



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Der Sohn des Jerima sagte: "Du altes Weib! Sage mir, wer die junge Frau ist!" Das alte Weib sagte: "Es ist die schönste junge Frau der Stadt; aber sie liegt zwischen den Füßen des Löwen. Nur ein Tapferer kann sie sehen und begrüßen." Der Sohn des Jerima nahm ein Schwert und hob es. Der Sohn des Jerima sagt zu dem alten Weibe: "Du altes Weib! Sage mir, wer die junge Frau ist!" Das alte Weib sagte: "Es ist die junge Frau des Königs!" Der Sohn des Jerima sagte: "Es ist die junge Frau des Königs!" Der Sohn des Jerima warf das Schwert fort. Der Sohn des Jerima sagte: "Wo ist die schöne, junge Frau des Königs?" Das alte Weib sagte: "Die schöne junge Frau des Königs ist in meinem Hause. Die schöne junge Frau des Königs sitzt auf dem Rande des Bettes!" Der Sohn des Jerima sagte: "Geh voran! Zeige mir den Weg!"

Das alte Weib ging. Der Sohn des Jerima nahm einen Mann seines Vaters mit. Der Sohn des Jerima folgte mit dem Manne dem alten Weibe. Das alte Weib und der Sohn des Jerima und der Mann gingen durch die Stadt. Sie kamen an den Stadtwall. Der Mann des Jerima blieb zurück. Das alte Weib öffnete die Tür des Hauses. Die junge Frau stand vom Rande des Bettes auf. Der Sohn des Jerima trat in die Tür. Die junge Frau ließ die alten Kleider fallen. Die junge Frau stand vor dem Sohne des Jerima. Sie war sehr schön. Schöne Kleider schmückten sie. Das alte Weib schloß die Tür. Der Sohn des Jerima blieb mit der jungen schönen Frau des Königs im Hause.

Der Mann des Jerima stand draußen. Die Tür des Hauses des alten Weibes war angelegt. Das alte Weib lief von dannen. Das alte Weib lief durch die Stadt. Das alte Weib lief in das Viertel des Königs. Die angesehenen Leute hatten dem König ihren Gruß gesagt. Der König hatte den angesehenen Leuten die Morgenschüsseln reichen lassen. Der König war in seine Hinterräume gegangen. Der König war allein. Das alte Weib rannte durch die Durchgangshallen. Das alte Weib rannte in den Raum, in dem der König saß. Das alte Weib warf sich auf die Erde und schrie: "König! König! König!" Das alte Weib heulte und schrie: "Nun wirst du mich deswegen töten." Der König sagte: "Weshalb soll ich dich töten?" Das alte Weib schrie: "Du wirst mich töten, weil andere dich betrügen." Der König sagte: "Was ist ?" Das alte Weib weinte und sagte: "Was kann ich dafür, daß der Sohn des Jerima dich für nichts achtet!" Der König sagte: "Wieso achtet er mich für nichts ?" Das alte Weib weinte und sagte: "Kann der Sohn des Jerima denn nicht mit den Frauen anderer Leute buhlen? Kann der Sohn des Jerima nicht wenigstens



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diese eine junge, schöne Frau meiden? Muß der Sohn des Jerima denn gerade diese schöne und junge Frau rufen, die dir am wertvollsten ist und die du neben deine erste Frau gestellt hast?" Der König sagte: "Alte Frau, sage mir die Wahrheit! Sage mir, wo du den Sohn des Jerima mit meiner jungen schönen Frau gesehen hast! Das alte Weib sagte: "Sie sind in meinem Hause." Der König schrie: "Du lügst!" Das alte Weib sagte: "Sieh, ich habe weiße Haare; ich kann nicht lügen. Sie sitzen jetzt auf meinem Bett in meinem Hause. Der König sagte: "Ich will einen Boten mitsenden, der soll die Sache sehen." Der König rief einen Mann. Der König sagte zu dem Manne: "Geh mit dem alten Weibe und sieh, ob es wahr ist, daß der Sohn des Jerima in ihrem Hause mit meiner jungen Frau buhlt." Der Bote nahm einen Dolch. Der Bote ging mit der alten Frau.

Das alte Weib führte den Boten des Königs durch die Stadt. Das alte Weib führte den Boten des Königs zu ihrem kleinen Hause am Stadtwall. Etwas entfernt von diesem Hause stand der Mann des Jerima. Der Bote des Königs ging auf die Haustür der Alten zu. Der Bote des Königs öffnete die Haustür. Der Bote des Königs trat in den Raum. Der Bote des Königs sah den Sohn des Jerima. Der Bote des Königs sah die junge schöne Frau des Königs. Die junge schöne Frau und der Sohn des Jerima sahen den Boten des Königs nicht. Sie sahen nur eines den andern. Der Bote des Königs zog den Dolch heraus. Der Bote des Königs stieß den Dolch dem Sohne des Jerima in den Rücken. Das Blut sprang heraus und lief über die junge schöne Frau des Königs hin. Die junge schöne Frau schrie auf. Der Sohn des Jerima sagte: "Das ist ein schlechter Tod!" Der Sohn des Jerima starb.

Das alte Weib stand draußen bei dem Manne des Jerima. Der Sohn des Jerima sagte: "Das ist ein schlechter Tod!" Der Mann des Jerima hörte es. Der Mann des Jerima sprang in das Haus und erschlug den Boten des Königs. Dann verwickelte der Mann sich in das Kleid der jungen schönen Frau, das am Boden lag und fiel auf die Erde. Das alte Weib lief fort. Das alte Weib lief durch die Stadt. Das alte Weib lief so schnell es laufen konnte. Das alte Weib sagte: "Jetzt treibt der Wind das Feuer über die Speicher und Farmen der Menschen. Nichts soll bleiben von dieser Stadt!" Das alte Weib lief so schnell es laufen konnte. Das alte Weib lief in das Haus des Jerima. Das alte Weib rief: "Warum hast du dein Pferd noch nicht gesattelt, Jerima?" Der Jerima sagte: "Alte Frau, weshalb soll ich mein Pferd satteln?" Die alte Frau sagte: "Willst du denn in dem Kriege



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zu Fuß kämpfen, wie ein Soldat?" Der Jerima sagte: "Wer bringt denn den Krieg?" Das alte Weib sagte: "Wenn der König eine fremde Stadt zerstören wollte, rittest du voraus und warst der erste! Jetzt, wo der König deinen Sohn hat töten lassen, jetzt bleibst du auf deiner Matte liegen." Der Jerima sprang auf. Das alte Weib sagte: "War dieser Sohn nicht dein einziger Sohn ?"Der Jerima schrie: "Sattelt mein Pferd! Sattelt mein Pferd!"

Das alte Weib lief hinaus. Das alte Weib lief durch die Straßen. Das alte Weib lief so schnell es konnte. Das alte Weib sagte: "Jetzt treibt der Wind das Feuer über die Speicher und Farmen der Menschen. Nichts soll bleiben von dieser Stadt!" Das alte Weib lief, so schnell es laufen konnte.

Das alte Weib lief in das Haus des Königs. Das alte Weib schrie in der Halle des Königs: "König! König! König! Sattle dein Pferd!" Der König sagte: "Was ist denn?" Das alte Weib schrie: "König bist du gewesen! König bist du nicht mehr. Der Jerima hat deinen Boten erschlagen lassen. Er reitet zu Pferde. Er reitet durch die Stadt mit seinen Reitern." Der König rief: "Sattelt mein Pferd! Sattelt mein Pferd!" Das alte Weib rief: "Macht ein Grab für den König! Macht ein Grab für den König!" Das alte Weib lief von dannen. Das alte Weib sagte: "Ich werde Holz und trockenes Gras in das Feuer werfen." Das alte Weib lief so schnell es konnte.

Das alte Weib lief dahin, wo die Bettler und Diebe waren. Das alte Weib rief die Bettler und Diebe zusammen. Das alte Weib sagte: "Wenn die großen Tiere sich getötet haben, fressen die Würmer ihre Kadaver!" Die Bettler und Diebe sagten: "Was gibt es denn?" Das alte Weib sagte: "Hört die Trommeln schlagen. Hört die Reiter reiten! Der König und der Jerima haben den Krieg begonnen. Alle Männer sind in den Straßen!" Die Bettler und Diebe sagten: "Wir sind nicht hier um zu kämpfen. Laß die andern kämpfen. Was sollen wir sonst tun?" Das alte Weib sagte: "Alle Männer sind in den Straßen. Niemand achtet auf die Häuser. Geht hierhin und dorthin. Zündet die Häuser an. Stehlt ihnen die Kleider und Perlen und das Silber und das Gold." Die Bettler und Diebe sagten: "Das ist wahr, das werden wir tun!" Das alte Weib sagte: "Welche Weiber habt ihr sonst? Welche Weiber könnt ihr heute haben? Alle Männer sind in den Straßen. Werft ihre jungen Mädchen und ihre Frauen auf die Erde. Sie sind besser als die Karua (Huren)!" Die Bettler und die Diebe liefen von dannen.

Die Bettler und die Diebe liefen von dannen. Alle Männer liefen



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mit Waffen durch die Straßen. Die Trommeln trommelten. Die Reiter gaben den Pferden die Sporen. Der Jerima sammelte seine Leute und ritt mit ihnen zum Viertel des Königs. Der König sammelte seine Leute und ritt mit ihnen gegen das Haus des Jerima. Die Reiter ritten gegeneinander. Der Jerima schrie: "Du hast meinen einzigen Sohn töten lassen!" Der König schrie: "Dein Sohn hat mit meiner jungen, schönen Frau gebuhlt." Der König und der Jerima ritten mit den hochgehobenen Schwertern (Tokobi) gegeneinander. Der König und der Jerima kämpften miteinander. Der König und der Jerima trafen einander. Der König und der Jerima stürzten von den Pferden. Der König und der Jerima starben.

Die Leute des Königs schrien. Die Leute des Jerima schrien. Einige Leute jagten hierhin, einige dorthin. Die Leute schlugen sich hier. Die Leute kämpften dort. Einige stießen mit Lanzen. Andere schlugen mit Keulen. Einige schossen mit Pfeilen. Andere warfen Steine. Die Frauen flüchteten in die Häuser und versteckten die Kinder. Die Mädchen krochen in die Speicher und kauerten da zusammen. Die Bettler und die Diebe liefen aber durch die Stadt. Die Bettler und Diebe zündeten hier einen Speicher an. Die Bettler und Diebe zündeten da ein Haus an. Die Weiber kreischten. Die Kinder schrien. Die Diebe und Bettler kamen in die Häuser. Einige stahlen. Andere warfen Mädchen nieder. Die Männer in den Straßen rannten auseinander, um ihre Sachen zu retten. Es brannte überall. Kinder wurden von Pfeilen getötet. Weiber wurden von Pferden niedergetreten. Viele Menschen verbrannten.

Häuser und Speicher brannten und verbrannten. Männer und Weiber und Kinder starben. Die Sana(Matten, Wände) schrien im Feuer; die Weiber schrien auf der Straße. Wer etwas ergreifen konnte lief zur Stadt hinaus. In den Straßen lagen tote Menschen. Aus den Gehöften qualmten Wirbelwinde von Feuern. Die Bettler und Diebe trugen von dannen, was sie fanden. Wer laufen konnte, floh durch das Tor im Stadtwälle hinaus in den Busch.

Auf dem Stadtwall (Birni) über dem Tore stand das alte Weib. Das alte Weib tanzte. Das alte Weib sang. Das alte Weib sang: "Seit ich jung war, habe ich nicht mehr getanzt. Seit ich jung war, habe ich nicht mehr gesungen. Heute aber werde ich König der Stadt. Heute bin ich König der Stadt und Kura (die Hyäne) und Angulu (der Aasgeier) werden sich vor mir niederwerfen und werden mir sagen: ,König! König! König!' Sie werden mir danken für das Fleisch, das ich ihnen in diesem Feuer brate. Sie werden mir



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danken für die Knochen, die ich ihnen hingeworfen habe. Kai! Makapho! Mit zehn Felltauen hast du mich von zehn Männern an allen Gliedern und am Kopf, am Hals und am Leib schnüren lassen. Die zehn starken Männer haben mich geschlagen und gestoßen, hergerissen und hingerissen, haben mich gewürgt und gestreckt, gepreßt und gereckt. Kai! Makapho, du hast mich eingeschlossen in ein Zimmer mit Feuer und Pfeffer qualm, bis mein Hals vom Qualm gefüllt war und ich hinfiel! Kai! Makapho! Du hast mich auf meinem trocken rasierten Schädel mit einem Eisenring als Unterlage einen schweren Stein sieben Monate lang tragen lassen! Kai! Makapho! Sieh dir nun die Stadt, in der du Huhn und Ziege und Esel und Pferd verloren hast! Kai! Makapho! Du hast mich das alles gelehrt!"

Das alte Weib tanzte auf der Stadtmauer über dem Tore. Die Stadt war verbrannt. Die Menschen lagen als Leichen umher oder waren fortgelaufen. Das alte Weib tanzte und sang: "Kai! Iblis! Nun komm und sieh, was das alte Weib kann. Kai! Iblis! Hab ich dich nicht übertroffen ?" Der Teufel kam. Der Teufel stieg auf den Stadtwall. Der Teufel sah zu der Stadt hinab. Der Teufel sah die Leichen und die verbrannten Häuser. In der Mitte der Stadt lagen der tote König und der tote Jerima nebeneinander. Kein Mensch war mehr in der Stadt. Die Hyänen kamen durch den Busch her. Die Aasgeier flogen über den Rauch in die Luft.

Der Teufel sah das alles!

Der Teufel sagte: "Was ist das? Hast du, eine einzige alte Frau, das alles an einem Tage getan? Wenn du das heute tatst, was wirst du dann morgen tun?" Der Teufel fing an, sich vor der alten Frau zu fürchten. Der Teufel sprang hinab. Der Teufel ging in die Erde hinab. Das alte Weib sah ihn nicht wieder.

Die Sonne ging unter.

85. Die Karua

In den kleinen Höfen in den Städten pflanzen die Leute Tabak. Die Blätter pflücken sie ab und rauchen sie. An den Blüten riechen sie immer nur etwas und benützen sie nur, um die Zähne ein wenig zu färben. Die Tabakblätter wachsen langsam, bleiben lange grün und werden dann noch aufbewahrt. Die Tabakblüte kommt an einem Tag heraus und duftet, und wenn man nach einigen Tagen sie noch einmal sehen will, ist sie schon lange gestorben, ist abgefallen



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und vom Wind hinausgeweht. Wenn ein Mann heiratet, so gewinnt er Blatt und Blätter für seine Familie. Wenn ein Mann zu einer Karua (Freudenmädchen) geht, so ist das für wenige Stunden und dann ist es vorüber. Wenn der Mann aber bei seinem Weibe nachher wieder schläft, so denkt er an die Karua und umfaßt die Frau fester, und nachher wird die Frau schwanger. Man kann keine Tabakpflanze ohne eine Blüte haben. Man kann keine Stadt ohne Karua finden. Wenn aber eine Tabakpflanze zu viele Blüten hat, werden die Blätter schlecht. So sagen die Farmleute.

Allah hat allerhand große und kleine Tiere gemacht. Allah schuf die Ameisen. Sie bauen ihre Häuser und bringen Korn herein, sorgen für ihre Kinder und laufen den Tag über hin und her. Wenn der Mann ihnen aber zu nahe kommt, dann wird er von den Ameisen gebissen und er erleidet Schmerzen. Allah machte die Schmetterlinge. Die Schmetterlinge sind bunt und fliegen hierhin und fliegen dorthin. Wenn sie sich aber anbauen, dann kommen häßliche Raupen heraus, die zerfressen alle Blätter. Eine Ameise ist ein häßliches Tier, und wenn man die Ameise in ihrer Arbeit stört, dann beißt sie den Menschen. Ein Schmetterling ist ein buntes, schönes Tier. Wenn der Mann aber mit den Fingern über die Flügel hingleitet, nicht stärker als er den Busen seiner Karua (Buhlin) betastet, dann geht aller Schimmer weg, und der Schmetterling wird häßlich. —Wenn der Mann Frauen vom Lande heiratet, so sind sie emsig und arbeiten und gebären Kinder und bereiten dem Mann ein schönes und großes Haus. Aber wenn der Mann sie falsch anfaßt, dann werden sie böse und verwunden den Mann. Wenn der Mann eine Karua sieht, findet er sie schön. Wenn er zu ihr geht und bei ihr gelegen hat, sieht er aber, daß sie häßlich ist, und wenn er allzuoft den Karuas nachgeht, dann zerstört er sein Haus. Denn die Karuas fressen gieriger an den Zweigen, als die Raupen an den Bäumen.

Die Karuas sind die Hyänen der Städte. Wenn die Frauen nachts die Türe nicht schließen, kommen die Karuas herein und rauben die Kinder. Die Karuas aber schleppen die Väter und die ganzen Häuser weg und treiben sich umher, sich immer gierig nach anderem Fleisch umsehend. Die Karuas sind nur Fleisch und Knochen und Tiere. Sie sind keine Menschen mehr, denn sie sehen nicht darauf, daß sie andere zerstören, sondern nur, daß sie den Wanst und die Eisenkoffer füllen. Die Karua sind schlimm von klein auf, aber sie werden erst ganz wie die Tiere, wenn sie alt sind. Wenn der Mann bei seiner Frau schläft, denkt sie an ihre Kinder. Wenn der Mann bei seiner



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Karfa schläft, denkt sie nur an ihren Karfa (also ihren Buhlen). Wenn der Mann mit einer Karua schläft, denkt die Karua nur an sein Geld. Die Frau ist glücklich, wenn sie schwanger wird. Die Karfa ist glücklich, wenn sie bei dem Manne liegt. Die Karua ist glücklich, wenn sie Geld sieht. Und wenn sie dem Manne, der zu ihr kommt, alles Geld wegnehmen kann, ehe er den Bante (das Unterkleid) ablegt, so stößt sie ihn von sich, ohne ihn bei sich schlafen zu lassen.

Die Frauen sind wie die Anabi (Propheten) Allahs. Sie bringen das Gute in das Haus. Die Karfa sind wie die Malaiki (die Engel) Sie machen den Mann froh. Die Karuas aber sind wie die Maji (oder Mai; Subachen). Sie saugen das Blut aus den Männern und Häusern und lassen die Männer dann sterben und sehen gar nicht hin, wenn die Männer sterben, denn sie hocken dann an ihren Töpfen und trinken sich voll.

Wenn eine Karua klein ist, geht sie hin und ißt das Geld der jungen Burschen. Wenn die Karua älter wird, sieht sie sich um nach wohlgekleideten Männern; dann ißt sie deren Geld, so daß die nachher weglaufen müssen in Lumpen. Die Karua rüstet sich zum Arbeiten wie ein Mann sich zum Kriege rüstet. Die Karua nimmt Katambirifrüchte, brennt sie und malt dann schwarze Linien in ihr Gesicht, auf die Stirn und auf die Wangen. Die Karua färbt ihre Zähne mit Tabakplättern und Kolanüssen. Sie trägt an den Armen Glasringe. Nirgends sind aber die Karuas so geschickt und so schlimm als in Kano.

Ich spreche nur von einer Karua, die lebte in Kano an der großen Straße. Die war ein kleines Mädchen gewesen, da hatte sie schon auf dem Songo bei den Fremden geschlafen. Sie hatte erst alles Geld ausgegeben für süße Speisen und Kleider und Perlen und Silberschmuck; die war dann älter geworden und hatte ihr Geld nicht mehr für süße Speisen und Kleider ausgegeben; sie hatte auch nicht mehr den Songo aufgesucht um zu essen, zu tanzen, bei den Männern zu schlafen und einige Kauri mit zurückzubringen; sie hatte ein Haus und für ihr Geld hatte sie sich vier Skiavinnen gekauft, die mußten ihr, jede nach ihrer Art, bei dem Geldsammeln helfen.

Jede dieser jungen Sklavinnen hatte ihren eigenen Namen und hatte ihr eigenes Geschäft. Dies aber waren ihre Namen: (Es war nicht möglich, diese Namen linguistisch zu zergliedern; ich gebe deshalb die Erklärungen wieder, die ich von dem Erzähler, und zwar hier von Makapho Birni erhielt)



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Die erste Sklavin hieß "Folge ihm und sieh ihn an."(in Haussa Bissudegani)

Die zweite Sklavin hieß: "Sieh, was einer an Schönem sich wünscht." (NB. von der Karua; in Haussa = Ke-ao-nema)

Die dritte Sklavin hieß: "Was einer in der Nacht Schönes schenkt." (Asikin Sakandere)

Die vierte Sklavin hieß: "Kehre ihm die Taschen um und sieh, daß nichts mehr darin bleibt." (Karkadakjaka)

Die Karua saß in ihrem Hause und sang. Die vier Sklavinnen taten ihre Arbeit. Wenn die Karua fröhlich war, sang sie: "Ich bin das Huhn der ganzen Stadt, aber ich lege keine Eier. Ich bin die Nakia, der süße Kuchen, von dem jeder ein wenig ißt, aber keiner wird ganz davon satt. Ich bin die Kalebasse, die leicht zerbricht. Jeder kann mich erhalten, aber keiner behalten. Ich gehe dahin, wo Prinzen wohnen, aber der Platz, an dem ich schlafe, ist so schlecht daß kein Hund sich da niederlegen möchte" (weil die Hure so verachtet ist).

Die Karua wohnte an der großen Straße in Kano. —

Ein blinder Mann ging umher und bettelte. Der Blinde kam zum Galadima von Mbaina. Der schenkte ihm 400000 Kauri. Der Blinde kam zum Tafida. Der Tafida schenkte ihm 400000 Kauri. Der Blinde kam zum Dalaua. Der Dalaua schenkte ihm 400000 Kauri. Der Blinde kam zum Kileschi; der Kileschi war nur ein Sklave. Der Serki des Kileschis aber schenkte dem Blinden 400000 Kauri. Der Blinde kam zum Limam von Mbaina. Der Limam schenkte ihm 400000 Kauri. Der Blinde kam zum Alkali. Der Alkali schenkte ihm 400000 Kauri. Der Blinde kam zum Serki von Mbaina. Der Serki von Mbaina empfing ihn selbst. Der Serki schenkte ihm 400000 Kauri und ein Kamel, damit er darauf in seine Heimat reiten könne.

Als der Blinde vom Serki das Kamel erhalten hatte, packte er alle Kauri, die er bekommen hatte, zusammen, legte alles Silber, das er gewonnen hatte, zueinander, lud alles auf sein Kamel, bestieg es und ritt nach Kano zu. Der Blinde ritt auf seinem Kamel mit seinen Säcken nach Kano hinein und an dem Hause der Karua vorbei. Die Karua sah den Blinden auf seinen Kamel. Die Karua sagte zu ihrer Sklavin Bissudegani: "Meine Bissudegani, sieh den Mann. Tue deine Arbeit!" Bissudegani ging. Bissudegani folgte dem Blinden. Der Blinde ritt zu einem Hause. Der Blinde stieg von seinem Kamel. Der Blinde nahm seine Säcke mit Kauri und Silber herunter



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und trug sie in das Haus. Bissudegani sah es. Bissudegani hörte das Geld klirren. Bissudegani lief nach Hause.

Bissudegani sagte zur Karua: "Heute werden wir einen reichen Fremden haben." Die Karua fragte: "Wen werden wir haben?" Bissudegani sagte: "Wir werden ein gutes Gericht essen."Die Karua sagte: "Welche Art von Fleisch ist es?" Die Sklavin sagte: "Es ist ein großer Mann."Die Karua sagte: "Es wird Jalioka (d. h. trockenes Fleisch, soll soviel heißen als der Fremde wird beim "Schröpfen" nicht viel hergeben) sein."Bissudegani sagte: "Nein, es ist kein Jalioka. Der Mann muß nur auf das Feuer gesetzt werden." Die Karua fragte: "Ist es denn Kissakissa (d. h. sehr fettes Fleisch)?"Bissudegani sagte: "Nein, Kissakissa ist es nicht. Man wird ihn mit etwas Öl aufsetzen müssen." Die Karua sagte: "Ist es denn Krigi (altes Leder)?"Bissudegani sagte: "Nein, Leder ist es nicht. Aber man muß ihn ein wenig kochen." Die Karua fragte: "Ist es denn Saeifa (d. i. geronnenes Blut)?"Bissudegani sagte: "Ich weiß nicht, was du damit meinst." Die Karua sagte: "Ich sehe, du weißt noch nicht alles, Saeifa ist ein blinder Mann. Das ist ein Mann, der sein Geld nicht sieht, wenn Asikikin Sakandore vor ihm tanzt."Bissudegani sagte: "Ja das ist es. Es ist Saeifa."

Die Karua sagte: "Warum hast du den Mann nicht hergebracht?" Bissudegani sagte: "Ich habe nicht dein Kleid. Ich habe nicht deinen großen Namen. Ich bin nicht die Herrin. Du bist die Herrin. Es ist nicht meine Arbeit. Auch ist der Fremde kein Makapho (Blinder), sondern nur ein Homoderi (d. i. ein Mann mit kranken Augen, der nicht nichts, sondern nur wenig sehen kann)."Die Karua legte ein neues Kleid an. Die Karua ging zu dem Hause, in dem der Fremde abgestiegen war.

Die Karua trat zu dem Fremden. Die Karua fragte: "Sei gegrüßt! Bist du ein Sohn Dan-bature-Gonjas? (Gonja an der Goldküste, das als Land der sehr reichen Leute gilt!)" Der Fremde sagte: "Das bin ich nicht." Die Karua fragte: "Bist du der Sohn eines Madugu Adamauas (auch die Kauffahrer -Madugu, die in Adamau handelten, galten früher als sehr wohlhabend)."Der Fremde sagte: "Nein das bin ich nicht."Die Karua fragte: "Du hast einen großen Turban. Du reitest ein schönes Kamel. Du hast viel Gepäck. Du siehst aus wie ein großer Mallem. Bist du der Mallem Issa oder der Mauern Soheibu?"Der Fremde sagte: "Nein, das bin ich nicht!" Die Karua sagte: "Bist du der Mauern Muhu oder der Mauern Adamu ?"Der Fremde sagte: "Nein, das bin ich nicht."Die Karua sagte: "Bist du



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etwa Djiberri (oder Gabrielu) oder bist du Senussi ?" Der Fremde sagte: "Nein, ich bin keiner von diesen."

Die Karua sagte: "Dann bist du aber doch ein Sarakuna (ein großer Mann), das sieht ein jeder. Bist du etwa der König von Baudu?" Der Fremde sagte: "Nein, das bin ich nicht." Die Karua fragte: "Bist du etwa der König von Gorom oder der König von Lingi, der Sohn Laias?" Der Fremde sagte: "Nein, ich bin keiner von beiden." Die Karua sagte: "Bist du Umoru, der König von Bautschi ?" Der Fremde sagte: "Nein, das bin ich nicht." Die Karua sagte: "Bist du der König der Harda?" Der Fremde sagte: "Nein, der bin ich nicht."Die Karua fragte: "Bist du etwa der König von Kano?" Der Fremde sagte: "Nein, der bin ich nicht." Karua sagte: "Bist du denn Makapho Birni Kano (d. i. der bekannte Blinde (Makapho) der Stadt (Birni) Kano) ?" Der Mann sagte: "Jetzt hast du meinen Namen."

Die Karua sagte: "Weshalb eilst du so ?" Der Fremde sagte :"Ich laufe nicht weg." Die Karua sagte: "Dann will ich dir Wasser (zum Trinken) reichen." Der Fremde sagte: "Geh in dein Haus zurück. Ich werde dann alsbald kommen und einen Trunk Wasser bei dir nehmen." Die Karua sagte: "Du weißt, wo ich wohne. Ich sende meine Sklavin Ke-ao-nema. Sie wird vor dem Hause stehen und dir den Weg zeigen." Die Karua ging. Die Karua rief ihre zweite Sklavin und sagte: "Ke-ao-nema, geh zu dem Hause, in dem Makapho Birni wohnt. Warte vor dem Hause und bringe ihn hierher." Ke-aonema ging. Ke-ao-nema ging zu dem Hause des Blinden und setzte sich vor der Türe auf die Straße.

Der Blinde ging in sein Haus hinein. Der Blinde sagte: "Ich bin mit viel Geld wieder nach Hause gekommen. Ich will mein Geld nicht dieser Karua schenken." Der Blinde nahm sein Geld. Der Blinde füllte sein Geld in einen Stoff. Er hob den gefüllten Stoff auf und wickelte ihn in sein Kleid. Er hob das gefüllte Bündel auf und steckte es in einen Kendi-Kendi (d. i. ein Sack aus Eingeborenenstoff). Den Kendi-Kendi stopfte er in einen Sack. Den gefüllten Sack legte er in einen Waga (d. i. ein Eseltragkorb). Den vollen Waga hob er auf und presste ihn in einen Sonducki (d. i. ein Koffer aus Eisen). Den gefüllten schweren Sonducki nahm er auf seine Schulter. Den Sonducki trug er aus dem Hause in den Hinterhof. Im Hinterhof stand ein Rumbu (Speicher). Der Blinde nahm den Sonducki und versteckte ihn in dem Rumbu. Er schloß die Öffnung und strich Erde vor die Öffnung, so daß man sie nicht sehen konnte. Der Blinde ging über den Hof in das Vorderhaus zurück und sagte: "Ich gehe nicht zu der Karua."



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Der Blinde ging in das Vorderhaus zurück. Er setzte sich im Vorderhaus hin und sagte: "Ich gehe nicht zu der Karua." Der Blinde saß im Vorderhaus. Es war aber etwas in seinem Bante, das schwoll an. Der Blinde sagte: "Nein, ich gehe nicht zu der Karua." Das Ding im Bante schwoll an und sagte: "Steh auf! Wir gehen. Wir wollen nur einen Trunk Wasser bei der Karua nehmen! Steh auf! Wir gehen!" Der Blinde sagte: "Ich gehe nicht zur Karua. Ich gehe nicht zur Karua!" Das Ding im Bante schwoll und schwoll. Das Ding im Baute schwoll und schwoll. Das Ding im Bante sagte: "Steh auf, wir gehen! Wir gehen! Auf der Straße steht die Sklavin Ke-ao-nema. Sie führt uns den Weg! Steh auf, wir gehen!" Der Blinde sagte: "Ich gehe nicht zur Karua! Ich gehe nicht zur Karua!" Das Ding im Bante sagte: "Steh auf, wir gehen. Die Karua hatte duftende Kleider. Die Karua hatte eine warme Hand. Die Karua hatte einen wohlriechenden Atem. Die Karua hatte einen leichten Schritt. Steh auf, steh auf! Wir gehen!" Der Blinde sagte: "Ob ich gehe? Nein, ich gehe nicht!"

Das Ding im Bante schwoll. Das Ding sagte: "Steh auf!" Der Blinde sagte: "Ich stehe nicht auf." Aber das Ding im Bante hob den Blinden auf. Das Ding im Bante sagte: "Wir gehen!"Der Blinde sagte: "Ich gehe nicht." Aber das Ding im Bante schob den Blinden nach der Tür. Der Blinde sagte: "Nein, ich gehe aber nicht! Ich gehe nicht." Das Ding im Bante führte den Blinden aber zu der Tür der Karua und sagte: "Wir gehen, ja, wir gehen! Die Karua hatte duftende Kleider. Die Karua hatte eine warme Hand. Die Karua hatte einen wohlriechenden Atem. Die Karua hatte einen leichten Schritt. Vor der Türe sitzt Ke-ao-nema. Ke-ao-nema wird uns den Weg zeigen!"

Der Blinde sagte zu der Sklavin: "Ke-ao-nema! Zeige mir den Schritt zu deiner Herrin! Ich will bei ihr nur einen Trunk Wasser nehmen." Ke-ao-nema stand auf. Ke-ao-nema führte den Blinden nach dem Hause der Karua. Ke-ao-nema sagte: "Hier ist es." Der Blinde trat in das Haus der Karua. Der Blinde sagte: "Salem aleikum." Die Karua sagte: "Maraba Gassesse!" (Willkommen) Der Blinde trat in das Sauri. Der Blinde setzte sich im Sauri (Durchgangshaus) hin. Die Karua sagte: "So ist es gut, mein Blinder! Setze dich nieder. So ist es gut! Warte, bis wir dir einen Trank bereitet haben! Du kannst es nicht sehen. Aber du wirst es hören, mein Blinder, daß gut für dich gesorgt wird."

Der Blinde saß im Sauri und hörte zum Hof und Haus hinaus.



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Die Karua rief ihre vier Skiavinnen. Die Karua rief: "Bringt Geero! Stampft Mehl! Bereitet schnell einen Trank für Makapho Birni!" Die Mädchen liefen fort. Die Mädchen kamen wieder. Zwei Mädchen ergriffen die Mörserkeule. Makapho hörte die beiden Mörserkeulen. Makapho hörte die beiden Mörserkeulen spielen. Die eine Mörserkeule sagte: "Kaewoda!" Die andere Mörserkeule sagte: "Kaewoda." Die Mörserkeulen sagten: "Kaewoda, Kaewoda, Kaewoda, Kaewoda!" (d. h. Ein Fremder kam, Gott gibt Essen! Ein Fremder kam, Gott gibt Essen!) Makapho hörte, was die beiden Mörserkeulen sagten.

Ein drittes Mädchen trat mit einer dritten Mörserkeule hinzu. Das dritte Mädchen stieß seine Keule auch mit in den Mörser. Die drei Mörserkeulen sprachen miteinander. Die Mörserkeulen sagten untereinander: "Kaessamu! Mussamu! Kaessamu! Mussumu!"(d. h. Ich werde bekommen! Du wirst bekommen! Ich werde bekommen! Du wirst bekommen! usw.) Makapho hörte, was die drei Mörserkeulen sagten.

Das vierte Mädchen trat mit der vierten Mörserkeule hinzu. Das vierte Mädchen stieß seine Keule auch mit in den Mörser. Die vier Mörserkeulen sprachen miteinander. Die vier Mörserkeulen sprachen miteinander: "Tumunajara mukassawa daeabamu. Tumanajara mukassawa daeabamu!"(d. h. Seit wir kleine Mädchen sind, gab man uns Geschenke! Seit wir kleine Mädchen sind, gab man uns Geschenke!) Makapho hörte, was die vier Mörserkeulen sagten.

Danach nahmen die vier Mädchen das Mehl aus den Mörsern. Sie wuschen das Mehl. Sie schüttelten das Mehl in einem Schüttelsieb (Tefe) trocken. Das trockene Mehl fiel in eine Kalebasse (Koria) hinab. Die Tefe und die Koria sprachen miteinander. Die Tefe sagte zur Koria: "Laß ihn, er kann nicht sehen! Laß ihn; er kann nicht sehen!" Die Koria sagte zur Tefe: "Was willst du essen, wenn du ihn läßt? Was willst du essen, wenn du ihn läßt?"Makapho hörte, was das Schüttelsieb und die Kalebasse miteinander sprachen.

Die Karua trat zu dem Mädchen. Sie prüfte das Mehl und sagte: "Ich werde das Mehl selbst noch einmal stampfen!" Die Karua nahm eine Keule und stampfte. Der Blinde hörte, wie die Glasringe am Arm der Karua zusammenschlugen. Die Glasringe sprachen untereinander. Die Glasringe sagten: "Der Mann wird heute gut essen. Der Mann wird aber all sein Geld verlieren! Der Mann wird heute gut essen, der Mann wird aber all sein Geld verlieren!"Makapho hörte, was die Glasringe am Arm der Karua zueinander sprachen.



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Die Karua stampfte das Mehl noch einmal. Der Blinde hörte, wie die Tonringe am Arm der Karua zusammenschlugen. Die Tonringe sprachen untereinander. Die Tonringe sagten: "Du kommst mit Lachen! Du wirst aber gehen im Zorne! Du kommst mit Lachen Du wirst aber gehen im Zorne! (Hadjo de daria kokoma de fuschi)." Makapho hörte, was die Tonringe am Arm der Karua sprachen.

Die Karua stampfte das Mehl noch einmal. Die Karua trat dabei mit dem Fuße (im Takte) auf. Der Blinde hörte, wie ein Ring an der Zehe der Frau sprach: "Da ist einer, der hat keinen Verstand! Da ist einer, der hat keinen Verstand!"(Gauwenni marawajo! Gauwenni marawajo!) Makapho hörte, was der Ring an der Zehe der Karua sagte.

Die Karua stampfte das Mehl noch einmal! Die Glasringe an den Armen der Karua sprachen. Die Tonringe an den Armen der Karua sprachen. Der Fußring an der Zehe der Karua sprach. Makapho sagte (bei sich): "Die Glasringe sprechen! Die Tonringe sprechen! Der Zehring spricht! Sicher hat die Karua schwarze Linien auf der Stirn. Die schwarzen Linien werden auch sprechen. Sicherlich hat die Karua einen Pflock im Ohr. Der Ohrpflock (Kauwanja) wird auch sprechen!"Der Blinde horchte.

Das Zeichen auf der Stirn der Karua sagte: "Sieh, der Mann kann nicht sehen. Iß nicht alles, was er hat!" Der Ohrpflock antwortete: "Wenn der Mann nicht sehen kann, so kann sein Geld doch sehen!" Makapho hörte, was die Stirnstriche und der Ohrpflock miteinander sprachen. Der Blinde wollte aufstehen und (leise) wieder von dannen gehen. Die Karua sagte: "Jetzt ist es gut. Meine Sklavin Asikin Sakandere! Nun bereite das Bett, daß wir uns darauf setzen, wenn Makapho Birni seinen Trank genommen hat!"Makapho hörte, wie Asikin Sakandere über den Hof von dannen ging. Makapho setzte sich wieder breit hin.

Die Karua nahm das Mehl und mischte es mit Milch. Die Karua sagte zu Asikin Sakandere: "Nun führe den Makapho in mein Zimmer. Laß ihn sich niedersetzen und dies trinken."Asikin Sakandere kam zu Makapho. Asikin Sakandere führte den Blinden aus dem Sauri über den Hof in das kleine Zimmer der Karua. In dem Zimmer der Karua stand deren Bett. Auf dem Bett lagen viele Decken. Die Decken dufteten. Asikin Sakandere sagte: "Hier setze dich, Makapho. Hier wirst du alles haben, was du dir wünschest. Nimm dies und trinke!"Der Blinde nahm die Schale. Asikin Sakandere ging. Der Blinde trank die Schale aus.



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Die Karua trat in das kleine Zimmer. Die Karua sagte: "Hast du getrunken?"Der Blinde sagte: "Ja, ich habe getrunken." Der Blinde setzte die Schale zur Seite. Makapho sagte: "Komm, setze dich zu mir!" Die Karua setzte sich zu dem Blinden auf das Bett. Die Karua sagte: "Du bist ein Blinder! Womit siehst du nun, was schön und häßlich ist?" Der Blinde sagte: "Ich sehe es mit der Hand!" Die Karua nahm die Hand des Blinden und legte sie auf ihre Stirn. Die Hand des Blinden glitt über die Stirn der Karua hin. Der Blinde sagte: "Hierfür schenke ich dir zwanzigtausend Kauri !" Die Karua führte die Hand des Blinden über ihr Gesicht. Die Hand des Blinden glitt über ihre Lippen. Der Blinde sagte: "Hierfür schenke ich dir zwanzigtausend Kauri!" Die Karua führte die Hand des Blinden über ihren Busen. Die Hand des Blinden glitt über deren Busen. Der Blinde sagte: "Hierfür schenke ich dir zwanzigtausend Kauri!" Die Karua führte die Hand des Blinden über ihre Lenden. Die Hand des Blinden glitt über ihre Lenden. Der Blinde sagte: "Hierfür schenke ich dir achtzigtausend Kauri!" Die Karua ließ die Hand des Blinden frei. Die Hand des Blinden glitt über den Nabel (Silia) der Karua. Der Blinde sagte: "Hierfür schenke ich dir zweihunderttausend Kauri!'

Der Blinde tastete mit seiner Hand. Die Karua hielt seine Hand auf. Der Blinde stieß die Hand der Karua beiseite. Der Blinde strich über die Geschlechtsteile der Karua hin und her. Der Blinde sagte: "Hierfür gebe ich dir alles, was ich habe!" Die Karua sagte: "Wenn du mich beschlafen willst, so ist mir das recht! Bring mir aber dann das her, was du hast!" Der Blinde sagte: "Das will ich tun!" Der Blinde drückte seine Hand noch einmal auf die Geschlechtsteile der Karua. Die Karua stieß ihn zurück. Der Blinde stand auf. Die Karua sagte: "Meine Sklavin Karkada Kjaka wird dich hin- und zurückführen! Meine Karkada Kjaka, tu deine Arbeit!"

Die Sklavin kam. Die Sklavin führte den Blinden zu seinem Hause Der Blinde sagte: "Geh nur schneller! Wenn ich auch blind bin, kann ich doch schnell gehen!" Der Blinde kam in sein Gehöft. Der Blinde lief über seinen Hof. Der Blinde trat gegen einen Stampfmörser, der auf seinem Hofe lag. Der Blinde nahm den Stampfmörser auf. Er lief auf den Rumbu zu, in dem der Sonducki mit seinem Gelde war. Er zerschlug mit dem Stampfmörser die Lehmwand des Rumbus. Er packte den Sonducki. Er hob den schweren Sonducki auf seine Schulter. Er trug den Sonducki heraus. Karkada Kjaka sagte: "Komm schnell! Die Karua wartet!" Der Blinde sagte: "Laufe nur schnell, ich komme schon mit, wenn der Sonducki auch schwer ist!" 48



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Karkada Kjaka brachte den Blinden zurück. Karkada Kjaka sagte: "Hier ist er mit seinem Gelde." Die Karua sagte: "Hilf ihm!" Karkada Kjaka sagte: "Mein Blinder, lege deinen Riga (Kleid) und deine Hosen ab!" Karkada Kjaka nahm dem Blinden das Oberkleid ab. Karkada Kjaka zog dem Blinden die Hosen ab. Karkada Kjaka sagte: "Meine Herrin, nun habe ich ihm alles abgenommen!" Die Karua sagte: "Dann führe ihn hinaus, gib ihm Wasser und laß ihn sich hinter dem Hause waschen!"

Karkada Kjaka führte den entblößten Blinden hinaus. Der Blinde wusch sich. Die Sklavin ging. Die Karua schloß die Türe. Die Karua legte Steine vor die Türe, so daß sie von außen nicht zu öffnen war. Die Karua packte die Säcke und Körbe aus. Die Karua nahm die Säcke mit Kauri und Silber heraus. Die Karua zählte das Geld des Blinden. —Als der Blinde sich gewaschen hatte, kam er zurück. Der Blinde kam an die Tür der Karua und wollte sie öffnen. Der Blinde erkannte, daß die Türe von innen verschlossen war.

Der Blinde schrie: "Karua! Karua! Mach mir auf!" Die Karua zählte ihr Geld. Der Blinde schrie: "Karua! Karua! Mach mir auf! Ich bin nackt. Karkada Kjaka hat mir alles genommen, was ich hatte!" Die Karua zählte das Geld. Die Karua fragte: "Wer ist denn da?" Der Blinde rief: "Ich bin da! Ich bin es, Makapho Birni." Die Karua zählte das Geld. Die Karua sagte: "Makapho Birni? Mit einem Makapho Birni habe ich nichts mehr zu tun!" Der Blinde schrie "Wenn das Geld auch weg ist, so sind doch die Worte nicht zu Ende! (d. h. wenn ich nun auch nichts mehr habe, so mußt du doch das erfüllen, wofür ich dir alles versprochen habe) Karua öffne!" Die Karua zählte das Geld. Die Karua antwortete nicht mehr. Der Blinde ging entblößt nach Hause. Der Blinde hatte sein Geld verloren.

So sind diese Karua. —

86. Der Goru

Als Goru oder Gouru bezeichnet der Haussa einen Mann, der dadurch wieder Junggeselle wird, daß es seiner Gier und Geizigkeit wegen keine Frau bei ihm aushält. Solche Habgierige und zumal Freßgierige sind als ein Volkstypus anzusehen, mit welchem die Volkserzählung sich gerne beschäftigt. Siehe Erzählungen der Tommo-Habbe, der Jukum-Muntschi usw. —

Ein Goru hat Zähne wie aus Eisen; der Goru hat einen Bauch wie eine Trommel. Wenn der Goru einen Ziegenbock aufgezehrt hat,



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sagt er: "Nun gebt mir schnell einen Schafbock, sonst komme ich um vor Hunger." Wenn der Goru jemand anderen essen sieht und er hat selbst nichts zwischen den Zähnen, so ist ihm das ein Schmerz und er muß weinen. Man kann einen Goru schlagen und der Goru wird es nicht merken, solange er eine Schüssel voll Brei vor sich hat. Wenn man dem Goru aber eine Erdnuß aus einem ganzen Korb voll wegnimmt, so brüllt er vor Schmerz. Man kann dem Goru sein ganzes Geld wegnehmen, solange er vor seiner Mahlzeit sitzt, sagt er nichts und es ist ihm gleichgültig. Wenn man dem Goru das Essen vorsetzt und dann sein Haus anzündet, wird er lieber im Haus verbrennen, als von seinem Essen weggehen. Kein Weib kann mit dem Goru leben, denn der Goru sieht nur die Speise, die das Weib macht und nicht das Weib. Kein Weib kann mit dem Goru leben, denn wenn sie den ganzen Tag gearbeitet hat, um ihm das Essen zu machen, wenn sie ganz müde ist von diesem Werke, dann jagt der Goru sie aus der Stube, in der er ißt. Er gibt ihr dann nichts von der Speise ab, sondern schreit: "Faules Weib, das ist alles, was du mir an einem Tag zu essen machen konntest?" Der Goru läßt seine Frau arbeiten und sterben (vor Hunger). Er gibt ihr nichts zu essen ab. Eine Frau, die mit einem Goru verheiratet ist, kann keine Kinder bekommen, denn sie hat keine Zeit, sie muß Essen machen; sie kann kein Kind ernähren, denn sie bekommt so wenig zu essen, daß sie keine Milch in der Brust hat; der Goru achtet das Weib nicht am Tage und nicht in der Nacht. Und wenn das Weib ihm verspricht, nachher Essen mit nach Hause zu bringen, dann sendet er sie selber auf die Straße und sagt zu seinem Weib: "Du hast mir heute ein wenig Essen gemacht. Aber es war nicht viel. Geh nun auf die Straße und hure mit den anderen Männern. Laß dir Essen von den Männern schenken. Gib dich den Männern hin und bring mir das Essen ins Haus. Findest du aber, daß ich schon eingeschlafen bin, dann wecke mich, damit ich heute nacht noch das verzehren kann, was du verdient hast." Deshalb ist ein Goru ein Mann, bei dem nie eine Frau bleiben kann.

Ein Blinder kam in das Land Daura. Der Blinde ging durch die Stadt. Der Blinde kam an das Haus eines Goru. Der Blinde trat in das Torhaus des Goru und sagte: "Salem aleikum!" Der Goru sah den Blinden hereinkommen. Der Goru hatte eine Schüssel von vier großen Schöpflöffeln von Essen vor sich stehen, es war kaltes Essen von gestern. Der Goru sagte: "Was willst du hier?"Makapho sagte: "Ich bin ein Fremder (in Haussa==Bako; in Nupe=Ega; in Joruba



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=Alledjo). Ich suche ein Haus, in dem ich bleiben kann." Der Goru sagte: "Ich fürchte mich, dir Schlafraum zu geben, denn nachher kannst du alles, was du hier siehst, in der Stadt herum erzählen." Makapho sagte: "Siehst du nicht, daß ich blind bin? Was soll ich also von dir erzählen?"

Der Blinde trat in das Haus. Der Blinde setzte sich. Der Blinde sagte: "Wo ist deine Familie?" Der Goru sagte: "Der Rumbu im Hofe ist meine Frau, die Kalebassen, die Holzschalen sind meine Kinder. Der Stampfmörser ist mein ältester Sohn." Der Blinde saß im Sauri des Goru. Der Goru brach ein Stück von der kalten Speise ab. Er warf Breistücke ins Wasser. Er schlürfte es auf. Der Goru klopfte sich dann auf die Brust, damit die harten Stücke herabgleiten möchten. Die harten Stücke glitten weiter. Als die harten Stücke in den Magen des Goru herunterfielen, gab es ein lautes Geräusch. Der Goru aß alles auf. Der Goru gab dem Blinden nichts ab.

Als es Abend wurde, stieg der Goru die Treppe hinauf auf das flache Dach des Hauses. Er sah nach allen Seiten aus. Dann kam der Goru wieder in das Haus herab. Makapho fragte den Goru: "Was hast du gesucht?" Der Goru sagte: "Ich habe nur um mich gesehen, ob der Mond schon aufgegangen sei." Das war aber nicht wahr. Der Goru hatte nachgesehen, aus welchen Gehöften Rauch aufsteige, wo man Essen bereite, damit er dann dahin gehe und sich Essen ausbitte. Der Goru sah an vielen Orten Rauch aufsteigen. Der Goru sagte zu dem Blinden: "Ich will nun hinausgehen und in der Stadt mich umsehen, ob ich etwas zu essen finde." Der Goru ging. Makapho blieb im Hause.

Der Goru ging in seines Vaters Haus. Der Goru ließ sich in seines Vaters Haus zwanzig Kalebassen mit Essen geben und verzehrte das.

Der Goru ging in seiner Mutter Haus. Der Goru sagte: "Ich habe heute noch kein Essen gehabt." Die Mutter gab dem Goru zwanzig Kalebassen mit Essen. Der Goru verzehrte alles. Der Goru ging weiter. Der Goru kam am Hause des Königs vorbei. Der Goru begrüßte den König. Der Goru sagte: "Ich habe heute noch kein Essen gehabt." Der König ließ dem Goru achtzig Kalebassen gefüllt mit Essen geben. Der Goru verzehrte alles.

Danach ging der Goru heim in sein Haus. Der Goru traf den Blinden. Der Goru setzte sich zu dem Blinden. Der Goru sagte: "Ich habe nichts zu essen gefunden." Der Blinde sagte: "Es sind viele Tage, an denen es nichts zu essen gibt." Der Goru und Makapho saßen zusammen. Der Goru fing an zu weinen. Makapho sagte: "Weshalb



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weinst du?" Der Goru weinte und sagte: "Ich habe heute nur hundert Kalebassen zu essen gehabt. Das ist so wenig."Makapho sagte: "Draußen auf dem Hofe hast du noch deinen Rumbu. So nimm doch, was du brauchst, heraus und bereite dir selbst Speise." Der Goru sagte: "Ich bin ein armer Mann, aber ich will es tun."

Der Goru ging hinaus in den Rumbu. Der Goru nahm zehn Kalebassen voll Gero. Der Goru nahm zehn Kalebassen voll Wake. Der Goru nahm zehn Kalebassen voll Dauwa. Mit all dem kam der Goru wieder. Der Blinde hörte, wie der Goru wiederkam. Der Goru ging zum Reibstein. Der Blinde hörte, wie er zum Reibstein ging. Der Goru begann das Korn auf dem Reibstein zu mahlen. Der Blinde hörte es.

Der Goru hatte ein Bauwa-mpana (ein Lederkleid, Arschleder, wie das der Busu; dem Sinne nach soll es heißen: trouble of the slave Gngemach der Sklaven). Der Goru rieb auf dem Reibstein. Der Uoru rieb und rieb. Der Blinde hörte es. Das Bauwa-mpana sang. Der Blinde hörte es. Der Reibstein sang. Der Blinde hörte es. Der Reibstein sang: "Gabaku, bajaku! Gabaku, bajaku!"(d. h. Vorne hart, hinten hart! Vorne hart, hinten hart!) Das Leder schlug auf den Arsch des Goru (im Takt der Bewegung folgend) hin und her. Das Bauwa-mpana sang: "Baka deauri! baka deauri! baka deauri!" (d. h. Nicht verheiratet! Nicht verheiratet! Nicht verheiratet!)

Der Goru hatte eine große Akoschi (Holzschale). Diese Holzschale konnte zweihundert Kalebassen voll Essen fassen. Der Goru hatte der Akoschi den Namen Gampalki (d. i. so viel wie größer als jede andere) gegeben. Der Goru kochte alles Mehl. Dann füllte der Goru alles Mehl in die Gampalki. Die Gampalki war ganz gefüllt. Der Goru trug die Gampalki hinein. Der Goru sagte zu dem Blinden: "Hier habe ich mir ein wenig Essen bereitet. Vielleicht möchtest du ein klein wenig zu dir nehmen."Makapho sagte: "Ich danke dir, ich will kein Essen." Der Goru sagte: "Ich danke dir! Ich danke dir! Ich danke dir! Wenn du mir diese kleine Speise allein überläßt, dann wird sie gerade reichen, meinen leeren Bauch zu füllen. Ich danke dir! Ich danke dir! Ich danke dir!" Der Goru aß danach alles auf.

Der Goru hatte alles aufgegessen. Der Goru sagte zu dem Blinden: "Komm, mein Blinder, wir wollen uns draußen ein wenig hinsetzen. Es ist draußen kühle Luft." Der Goru führte den Blinden hinaus. Sie setzten sich draußen hin. Der Goru nahm sieben Goriba (Früchte der Borassnuß) mit hinaus. Der Blinde und der Goru saßen draußen. Der Blinde aß die sieben Goriba auf. Nach einiger Zeit ging



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der Goru wieder in das Haus. Er nahm drei Moritschi (Keime der Borassnußpalme, wie auf dem Markt von Tschamba) und brachte sie heraus. Er setzte sich wieder neben den Blinden. Er schluckte eine der Moritschi nach der anderen hinunter, ohne sie erst zu zerbeißen. Dann sagte der Goru: "Nun ist es Zeit, daß wir uns zum Schlafe hinlegen." Der Goru und Makapho gingen ins Haus. Makapho legte sich nahe dem Bette des Goru zum Schlafe nieder.

Als es in der Mitte der Nacht war, erhob sich der Goru vorsichtig. Der Goru holte eine Schale mit Bohnen. Er stellte die Schale mit Bohnen nahe an sein Bett und legte sich hin. Dann nahm der Goru von den rohen Bohnen und aß sie roh, wie sie waren. Makapho hörte wie der Goru die trockenen, rohen Bohnen aß. Makapho sagte: "Bei dir müssen Ratten sein! Wir wollen die Ratten vertreiben, denn sie fressen deine Bohnen!" Der Goru legte sich leise auf seinem Bette zurück und sagte nichts.

Als eine Zeit verstrichen war, glaubte der Goru, daß Makapho jetzt schlafe. Der Goru erhob sich wieder und langte mit der Hand nach der Kalebasse, in der die Bohnen waren und nach einem Beutel, in dem er Dauwa (Sorghum) hatte. Makapho hörte, wie der Goru sich bewegte. Der Blinde faßte seinen Stock und schlug mit aller Kraft zu. Der Blinde zerschlug die Schale und traf hart über die Hand des Goru. Der Blinde sagte: "Die Ratten fressen sonst alles auf!" Der Goru zog seine Hand schnell zurück und legte sich vorsichtig nieder. Die Hand schmerzte den Goru so, daß er nicht wieder einschlafen konnte. Der Blinde schlief. Der Goru blieb vorsichtig auf seinem Bett liegen.

Am anderen Morgen erwachten die beiden Hähne des Goru. Der kleine Hahn rief: "Kasuake daderre! Kasuake daderre!" (d. h. Wer hat nachts Bohnen gegessen!) Der große Hahn antwortete und sagte: "Megigifi-Kekerre! Megigifi-Kekerre!" (d. h. ganz früh morgens sucht; das soll bedeuten: der Mann, der vom frühen Morgen an Essen sucht). Der Goru erhob sich. Der Goru sagte zu dem Blinden: "Makapho, komm, ich will dich wegbegleiten! Es ist besser, wenn du nicht in meinem Hause bleibst!"Makapho erhob sich. Der Goru begleitete den Blinden fort. Goru ging mit Makapho durch den Busch von dannen.

Als Makapho und der Goru eine Zeitlang im Busch hingegangen waren, hörten sie Kurra. Kurra sah Makapho und den Goru. Kurra rief dem Goru zu: "Bi-denji! Bi-denji!" (=folgen Familie! folgen Familie! das soll heißen, daß der Goru immer seiner Familie nachläuft,



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um Essen zu erbetteln). Nach einiger Zeit begegneten Makapho und der Goru der Mudjurru (oder Muzurru), Hauskatze. Als die Hauskatze den Goru sah, sang sie: "Mekaschijau? Mekaschijau?" (d. h. Was ißt er heute? Was ißt er heute?) Nach einer Weile kamen sie an einem Baum vorbei, auf dem saß Mudjia (die Eule). Mudjia sah den Goru. Mudjia sang: "Mogun(g) Karamakowta! Mogun(g) Karamakowta!"(Mogun(g) =schlecht, Karamakowta= eine Gruppe von Leuten, die nicht auf der Basis der Familienzusammengehörigkeit, sondern des Zusammenarbeitens beisammen wohnt. Heißt also soviel wie "schlechter Werkgenosse!" Der Sinn, der dem "Schlecht" hier im Speziellen zugrunde gelegt ist, ist der, daß der Genosse, der selbst keine Familie, d. h. Weib und Kind, hat, den Weibern der anderen Leute nachstellt)

Makapho und der Goru gingen im Busch weiter. Sie trafen am Wege Gadokarra (der immer paarweise am Wege sitzt). Als Gadokarra den Goru sah, sang er: "Gampa! Gampa! Gampa!" (d. h. großer Mund, oder unersättliches Maul). Makapho und der Goru gingen im Busch weiter. Sie trafen am Wege den Gauraka (Kronenkranich). Als Gauraka den Goru sah, schrie er: "Kandegari akauwar! Kandegari akauwar!" (d. h. Wenn du Mehl bekommst, iß nicht alles! Wenn du Mehl bekommst, iß nicht alles!)

Makapho und der Goru gingen im Busch weiter. Sie trafen am Wege Gauwaka (d. i. ein blauer Vogel). Als Gauwaka den Goru sah, schrie er: "Ko-agida Kaikena! Koagida Masiaschi!"(d. h. Im Hause niemand! Im Hause nur ein Törichter! Das soll sinngemäß bedeuten: "Wenn nur ein Tor im Hause ist, so ist es, als ob niemand da sei.")

Der Goru sagte: "Es ist mir nicht angenehm, mit dir weiter zu gehen. Alles schimpft, wenn du an meiner Seite bist. Also gehe allein deine Wege. Ich kehre um und gehe wieder nach Hause!"Makapho sagte: "Du bist mit dem Blinden zusammen gewesen. Du hast den Blinden in deiner Weise aufgenommen. Ich gebe es in meiner Weise wieder. Ein Makapho kann nicht sehen. Der Blinde hört deshalb besser. Der Makapho hört vieles, was der sehende Mensch nicht hört. Du sollst nun in Zukunft soviel hören, wie ein Blinder!"Makapho ging seinen Weg im Busch weiter. Der Goru ging zurück in die Stadt.

Der Goru kam in die Stadt. Der Goru kam über den Markt. Auf dem Markt schlug man die Kunkudu (d. i. die kleine Schlächtertrommel mit der Keilschnurspannung). Der Goru hörte die Kunkudu.



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Die Kunkudu sagte: "Kekede! Kekede! Kekede!" (d. h. Du nur einer! Du nur einer! das soll heißen, wie schimpflich es sei, daß keine Frau es bei dem Goru aushalte, so daß er allein sei) Der Goru hörte das.

Auf dem Markt schlug man die Kanangu (die große Trommel). Der Goru hörte die Kanangu. Die Kanangu sagte: "Degasaunka sai na hera! Degasaunka sai na hera!" (Wenn es nicht dein Fuß ist, ist es der Fuß der Ratte!) Der Goru hörte das.

Auf dem Markte schlug man die kleine Dundufa (eine andere Trommel). Der Goru hörte die kleine Dundufa. Die kleine Dundufa sagte: "Katschikai-kadei! Katschikai-kadei !" (d.h. Du ißt einsam! Du ißt einsam!) Der Goru hörte das.

Auf dem Markte schlug man die große Dundufa. Der Goru hörte die große Dundufa. Die große Dundufa sagte: "Goru denji mudjia! Wasa de rana banakaba! Goru denji mudjia! Wasa de rana banakaba!" (d. h. Goru, Du bist von der Familie der Eule! Spiel (wasa) im Sonnenlichte (d. h. am Tage) ist nichts für dich!) Der Goru hörte das.

Auf dem Markte schlug man die Koria-nkoge (d. i. die Kalebasse, die mit Stöcken geschlagen wird, wie die Ningi). Der Goru hörte die Koria-nkoge. Die Koria-nkoge sagte: "Bakade aure! Baka i arsekiba! Bakade aure! Baka i arsekiba!" (d. h. Du bist nicht verheiratet! Du hast es nicht besser! Du bist nicht verheiratet! Du hast es nicht besser!) Der Goru hörte das.

Auf dem Markte spielte man die Goje (Geige). Der Goru hörte die Goje. Die Goje sagte: "Koana goma sei didiga! Koana goma sei didiga!"(d. h. Ehe zehn Tage verflossen sind, ist jeder Speicher leer! Ehe zehn Tage verflossen sind, ist jeder Speicher leer! d. h., daß der gierige Goru in zehn Tagen jeden Speicher leerfressen würde) Der Goru hörte das.

Auf dem Markte schlug man die Koso (eine Trommel). Der Goru hörte die Koso. Die Koso sang: "Jemen de saki! Jemen de saki!" (d. h. In deinem Bart ist Mehl! In deinem Bart ist Mehl! Das soll heißen, daß der Goru ein verwildeter Hagestolz sei, für dessen Äußeres weder er selbst noch eine Frau sorge) Der Goru hörte das.

Auf dem Markt blies man die Pampampani (lange Holztrompete, gleich der Kakaki). Der Goru hörte die Pampampani. Die Pampampani sang: "Hana gaja ruba! Kana gaba de saura! Hana gaja ruba! Kana gaba de saura!"(d. h. Laß nicht den gaja (das ist der trockene geschmacklose Maisbrei) verkommen! Dir ist die übrigbleibende



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Hälfte würdig! soll heißen, daß der Göru nur um den elenden Rest trockenen Maisbreies bettelt, den die anderen übrig lassen) Der Goru hörte das.

Auf dem Markt spielte man die Ageilta (arabische Trompete). Der Goru hörte die Trompete. Die Trompete sagte: "Riga nka de toka, me baba keke kirji!" (,,Dein Kleid ist voll Asche und dein Kleid ist verbrannt." Weil der Goru selbst kocht.) Der Goru hörte das.

Auf dem Markte blies man die Kakaki (das lange Metalltuthorn). Der Goru hörte die Kakaki. Die Kakaki rief: "Wuofi! Wuofi! Wuofi! sunji mahokotsi de kei! Bakan tjetse!" (Nichts, nichts, nichts, macht (sunji) verrückt (mahokotsi), mit dir (de kei) jemand, der nichts hat (bakan tjetse); das soll heißen: "Jedermann sieht dich, den Goru, für einen Verrückten an, für ein Nichts!") Der Goru hörte das.

Der Goru hörte die Kunkudu und die Kanangu; er hörte die kleine Dundufa und die große Dundufa; er hörte die Koria-nkoge und die Goje; er hörte die Koso und die Pampampani; er hörte die Ageilta und die Kakaki. Der Goru lief fort in sein Haus. In seinem Hause hörte er (von fern her noch) die Kakaki. Die Kakaki sang: "Muofi! Muofi! Muofi!" (= Nichts! Nichts! Nichts!)

Der Goru hörte das. Der Goru sagte: "Seitdem dieser Blinde bei mir war, werde ich alles mit den Ohren des Makapho hören!"Der Goru ging hin und erhängte sich!

87. Der Weber (und der Blinde) *

Der Massaki (Weber) schlägt nach unten mit den Hacken (beim Geschirrtreten) wie ein Reiter. Aber er hat kein Pferd, und wenn man ihn auf ein Pferd setzt, taumelt er darauf wie ein Betrunkener und fällt herunter. Der Massaki hat eine große Schöpfkalebasse (die Kalebasse, aus der der Kettenfaden herübergezogen wird), aber es kommt nie ein Trank aus der Kalebasse, und wenn der Weber trinken will, muß er andere Leute um Benutzung ihres Brunnens bitten. 

* In dieser Erzählung kommt die Verachtung zum Ausdruck, die die Aristokraten der Länder nördlich der Haussa heute noch gleich den Tuareg den Handwerkern entgegenbringen. Es erinnert dies daran, daß auch bei den Mande nur die Ulusu, d. h. Haussklaven, nie die Horo, die eigentlichen Adligen, Webearbeit verrichten. Dieses Stück erhielt ich von einem blinden Kanuri, der es in Nordhaussa lernte, aber sehr schlecht Haussa sprach. Daher die eigenartige Schreibweise und Auslegung der Haussa.


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Der Massaki legt die Bänder zusammen wie ein Huhn sein Nest. Aber das Huhn legt Eier in sein Nest und brütet sie aus. Der Massaki kann aber nichts in seinen Stoff legen, was die Menschen gerne essen, wie Eier und junge Hühner.

Der Massaki hat kleine Messer, aber er ist kein Schlächter und nie wird er soviel Geld haben wie ein Schlächter.

Wenn man die Arbeit und das Gerät des Massaki sieht, sagt man, das sei ein Weg (die ausgestreckte, lang hingezogene Kette). Es kam Makapho und sagte: "Was ist das für ein Weg? Ist das der Weg, der nach Kano führt? Ist das der Weg, der nach Kuka führt? Ist das der Weg, der nach Bakna führt?" Der Massaki sagte nichts. Aber der Weg war nicht so lang. Es war der Kettenfaden, der am einen Ende nicht von einem wasserreichen Brunnen kam, sondern von einer trockenen Kalebasse, der am anderen Ende nicht in ein kühles Haus führte, sondern in den Webstuhl, in dem nur der Weber mit seinem mageren Hintern Platz hatte. Wenn man auf diesem Wege von der Kalebasse kommt und in dies Haus tritt, sagt niemand: "Salem aleikum!"

Der Makapho betastete den Webstuhl am Geschirr. Der Makapho fühlte den Kettenfaden und sagte: "Hier geht der Weg nach Gabas (Osten) und hier nach Njamma (Westen). Ist es nicht so?" Der Massaki antwortete nicht. Der Makapho betastete die Einschlagfäden und sagte: "Hier geht der Weg von Kudu (Norden) nach Arrewa (Süden). Ist es nicht so ?" Der Massaki antwortete nicht. Der Makapho ward ärgerlich darüber, daß der Massaki nichts antwortete. Der Makapho sagte: "Wenn sich hier die Wege von Gabas und Kudu und Arrewa und Njamma treffen, so muß das ein großer Marktplatz sein. Es ist aber ganz still auf dem Marktplatz und ist niemand da, der auf die Fragen des Makapho antwortet. Der Makapho ist also allein auf dem Marktplatze und kann tanzen, ohne jemand zu stören." Der Massaki sagte nichts.

Der Makapho sagte: "Es ist gut, dann werde ich auf dem Marktplatz tanzen!" Der Makapho begann über die Fäden hinzutanzen. Der Makapho zerriß mit den Füßen zwölf Fäden, die nach Gabas liefen. Der Makapho zerriß mit den Füßen zwölf Fäden, die nach Kudu führten. Der Makapho zerriß mit den Füßen zwölf Fäden, die nach Arrewa führten. Der Makapho zerriß mit den Füßen zehn Fäden, die nach Njamma führten. Der Massaki sprang zornig auf. Der Massaki zog das Takala (d. i. das Holz, auf dem das fertige Band vor dem Leibe des Webers aufgerollt war) heraus und schlug zwölfmal



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auf den Makapho ein. Der Makapho sagte: "Die Bäume auf diesem Marktplatze sind so niedrig, daß man gegen die Zweige stößt, wenn man darauf tanzt. Das ist aber nicht hart für einen Mann. Ich will mit meinem Stock die Zweige wegschlagen!" Der Blinde nahm seinen Wanderstock und schlug auf den Weber ein. Der Weber und der Blinde schlugen sich. Der Blinde traf hart auf den Weber. Der Weber schlug zur Erde. Der Weber schlug mit dem Kopf auf den harten Grund, so daß seine Beine in die Luft ragten. Als der Weber so hinfiel, sangen die Hoden des Webers: "Lindi! Lindi! Lindi!"(Heiß! Heiß! Heiß! d. h., daß dem Weber vom Hinfallen heiß im Kopfe geworden sei)

Der Weber ward noch zorniger, er begann auf den Blinden zu schimpfen. Der Weber sagte: "Du bist nur ein Blinder! Du kannst nur wie ein Krüppel laufen!" Der Blinde sagte: "Ich bin ein Blinder. Schimpfe nicht noch einmal auf den Blinden!" Der Weber sagte: "Ich werde doch schimpfen! Denn du bist nur ein Bara, ein Bettler, der nur einen Sack auf der Schulter hat, in den er das Erbettelte hineintut!" Der Blinde sagte: "Ich bin e in Blinder. Schimpfe nicht noch einmal auf den Blinden!" Der Weber sagte: "Wenn du den Weg hingehst, stößt du gegen die Bäume. Denn du bist nur ein Blinder! Du bist nur ein elender Blinder!" Der Blinde sagte: "Schmähe (oder schimpfe) nicht wieder! Schmähe (oder schimpfe )nicht wieder!"

Der Massaki aber schrie: "Wenn man einen Blinden im Haus hat, kann man den ganzen Tag arbeiten nur um den Blinden satt zu machen!" Der Blinde sagte: "Schimpfe nicht, ich sage es dir! Schimpfe nicht, ich sage es dir!" Der Weber schrie: "Der Vater, der einen blinden Sohn hat, kann auf seiner Farm arbeiten von einem Morgen bis zum Abend. Er kann arbeiten vom zweiten Morgen bis zum Abend. Er kann arbeiten die ganze Woche hindurch vom Morgen bis zum Abend. Aber der blinde Sohn wird daheim sitzen. Der blinde Sohn wird nichts tun. So steht es um den Blinden und um seinen Vater!" Der Blinde sagte: "Massaki! Nun schimpfst du meinen Vater mit! Nun ist es zu viel!" Der Blinde ging.

Der Blinde rief alle Kainkida, alle Trommelschläger zusammen. Der Blinde sagte zu den Leuten: "Seht den Massaki! Seht, er schimpft den Makapho. Seht, er schimpft den Vater des Blinden, weil er einen blinden Sohn hat! Deshalb sprecht mit dem Weber. Deshalb sagt dem Weber eure Sache. Jeder soll ihm das Seine sagen. Der Weber soll sie alle hören, wie wir, die Blinden, sie hören. Die Tamberri beginne."



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Die Trommeln begannen.

Die Tamberri (große Trommel) sang: "Tschan assakani itatua katse zofo rumbu gidinsa dekauschi !"(Soll soviel heißen als: er frißt soviel, daß sein Arsch stinkt!) Die Trommel Gangi sang: "Lumbilumbi massaki jatschi korrokorro!" (Soll heißen, daß der Verleum. der, der Weber, nichts weiter zu essen hat als Spindelfäden) Die Wuonduma (eine Kalebasse mit Lederhautüberzug, die mit Stöcken geschlagen wird) sang: "Lob-lob lessiki massiaba wuarmata!"(Soll heißen, daß, wenn man dem Weber viele Fäden für die Stoffbereitung gibt, dieser die Hälfte für sich behält) Die Trommel Kanso, die von den Bern-bern (Kanuri) kommt, sang: "Kassau-na sugugu! Kassau-na tarscheschi!" (Soll heißen, daß der Weber dasitze wie einer, der friere und sich hin und her wiege) Die Kosotrommel sang: "Ruirui degindi! Girdji fakaka !"(Soll heißen, daß der Weber dasitze mit dünnem, weil untätigem, gewissermaßen atrophierendem Arsch und mit durch viele Bewegungweit entwickelter Brust) Die Kunkudutrommel sang: "Kantauri kakau massaki! Kantauri kakau!" Die Dundufatrommel sang: "Gindi, gindi! Maitataura gindi!" (Soll heißen, der vom vielen Sitzen kleingedrückte Arsch) Die die Goje (Geige) begleitende Schlagkalebasse sang: "Katschi kascha bakai assiki ba." (Soll heißen, du ißt und trinkst alles, was du verdienst, und kannst nie ein reicher Mann werden) Die Goje (Geige) selbst sang: "Kankani matschiata! Kankani matalauta!" (Soll heißen, daß der Großvater der Webers ein armer Mann, seine Großmutter eine Verschwenderin gewesen sei)

Als alle Trommeln gesungen hatten, sagte Makapho: "Nun könnt ihr wieder gehen. Dieser Weber hat nun alles gehört." Die Trommeln gingen. Der Blinde sagte zu dem Weber: "Ich gehe nun auch. Aber damit du mich nicht vergißt, will ich dir einen Rat geben: Achte darauf, was dein Arbeitsgerät zu dir sagt! Ob du den Rat befolgen willst, ob du den Rat nicht befolgen willst, das ist gleich. Du wirst, da ich es dir gesagt habe, darauf hören." Der Blinde ging.

Der Weber setzte sich an seinen Webstuhl und begann wieder zu weben. Als er zu weben begann, sang das Koschia (Weberschiffchen): "Koll-koll daka! Massaki, koll-koll daka!" (Das soll heißen, daß der Weber einen glatten Schädel habe.) Als er zu weben begann, sang das Rollholz, Takala (das vor die Brust gebunden wird): "Koa-wata-nang Massaki ko jasaka riga." (Soll heißen, ob du wohl soviel erarbeitet hast in einem Monat, daß du dir ein Kleid kaufen kannst?) Das Metschefi (oder Maitschafi, d. i. Festschlagekamm)



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antwortete aber dem Takala und sang: "Fern na Mutani aina jakassan riga." (Soll heißen, daß der Weber ja gar keinen Anspruch auf ein selbstgewebtes Kleid habe, da das Band ja den Leuten gehöre, die den Faden zur Verarbeitung überbracht haben) Die Bongo (die Hölzer, die unten und oben am Maitschafi sind) sangen: "Ko Massaki amutu ba fern birnesi." (d. h., wenn der Massaki stirbt, ist kein Stoff für sein Begräbnis da) Darauf sang Andira (die Wechseltrittvornichtung): "Koanana massaki jaena ramiwa!" (Soll heißen, daß der Weber in wenigen Tagen trocken, d. h. tot sein werde) Die beiden Metako (Tritthölzer) sangen: "Massaki schuri asiki, Massaki lakato sio!" (Soll heißen, daß der Weber beim abwechselnden Webstuhltreten immer das Gute wegstoße und das Schlechte, Leere, Nichtige heranziehe)

(Der Sinn der ganzen Webstuhlunterhaltung ist aber folgender: Weber, du bist töricht. Wenn ein Mond verstreicht, wirst du nicht ein Kleid erarbeitet haben, denn das Stoffband, das du verarbeitest, gehört nicht dir, sondern den Leuten, die dir den Faden zum Verweben brachten. Wenn du aber stirbst, wird kein Stoff zum Einhüllen deiner Leiche da sein, trotzdem du Weber warst. In einigen Tagen wirst du aber tot sein. Du hast das Gute immer weggestoßen und das Leere, Wertlose dein Leben lang herangezogen)

Wenige Tage später starb der Weber draußen. Eine Hyäne fand seine Haut und sein Fleisch. Aber seinen Arsch ließ sie liegen, denn der war ihr zu hart. Und 700 Jahre lang lag der Arsch des Webers noch im Freien, Sonne und Regen blickten darauf. Aber der Arsch war so hart, daß er immer unverändert liegen blieb.



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VIII ERGÄNZUNG

(VOLKSERZÄHLUNGEN SUDANISCHER VOLKER)

AUFGEZEICHNET VON ALBRECHT MARTIUS D. 1. A. F. E. 1912



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88. Gisu und Löwe

Gisu-Spinne, und Saki-Löwe, gingen ans Wasser zum Fischfange. Spinne fing Fische und röstete sie am Ufer. Da kam der Löwe und fragte: "Röstest du Fische hier? Wenn der Fisch gar ist, komm und bringe ihn mir! Aber warum weinst du, Gisu?" "Ja, beim Räuchern kommt mir immer Rauch in die Augen."

Als der Fisch gut war, aß der Löwe alles auf, ohne Gisu was übrigzulassen. Da kam ein Perihuhn des Weges und weinte. Der Löwe fragte: "Warum weint es?" Gisu sagte: "Siehst du nicht die Flecken auf seinem Gefieder? Darum weint es." "Das ist doch schön,"sagte der Löwe, "ich möchte auch solche Flecken haben." "Töte mir einen Büffel, bringe die Haut, dann will ich dir die gleichen Flecken machen", erwiderte Gisu. Der Löwe tötete den Büffel. "Nun darfst du nichts von dem Fleische essen, nur aus der Haut schneide Streifen", sagte Gisu. Der Löwe tat es. Darauf Gisu: "Nun mußt du mir einen Baum umwerfen."— Der Löwe rannte mit aller Gewalt gegen einen Baum. Er brach ihn ab. Da sagte Gisu: "Der ist nicht gut. Wirf einen anderen um!" Der Löwe tat es. Aber Gisu war nicht zufrieden. "Auch der ist nicht gut. Wirf den starken hier um!" Der Löwe versuchte es, schüttelte den Baum; da band Gisu ihn geschwind mit dem Büffelriemen. Dann nahm Gisu ein Eisen, legte es ins Feuer und machte mit dem glühenden Eisen Zeichen auf die Löwenhaut, von oben bis unten. Als der Löwe schrie, sagte Gisu: "Warum aßest du meinen Fisch!" Als Gisu fertig war, rannte er weg und ließ den Löwen gefesselt. Da kamen Termiten und fragten: "Wer hat dich hier gefesselt?" "Das hat alles Gisu gemacht", sagte der Löwe. "Ja," sagten die Termiten, "wir würden dich schon abbinden, aber nachher zertrittst du uns später, denn du bist nicht ehrlich!""Wenn ihr mich losbindet, will ich euch auch Geschenke geben. —Warhaftig - alheril"sagte der Löwe. Da fraßen die Termiten die Riemen ab, und als der Löwe frei war, fraß er alle Termiten auf. Als er fertig war, machte er sich auf den Weg, um auch den Gisu zu fressen. Als Gisu das hörte, tötete er einen Gada (kleinen Buschbock). Dann machte er sich eine Ledertasche aus der Haut des Gada und kroch hinein, damit der Löwe ihn nicht fände. Die Tasche fing an zu laufen und begegnete dem Löwen, der fragte: "Hast du Gisu nicht gesehen?" Gisu drinnen antwortet: "Ich habe Gisu nicht gesehen. Aber was ist mit dir los?" "Das hat alles Gisu gemacht", sagte der Löwe. Als der Löwe gegangen war, kroch Spinne schnell aus



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der Tasche, warf sie in den Busch und rannte weg. Aber es trafen Gisu und der Löwe noch einmal zusammen. "Siehst du mich?" fragte Gisu. "Ich will dich gar nicht sehen!" antwortete der Löwe und lief weg.

89. Gisu und Koki (seine Frau*)

Koki sagte zu Gisu: "Nun sind wir verheiratet, nun wollen wir einen guten Platz im Busch suchen, wo wir zur Regenzeit unsere Farm bauen."Sie gingen also, suchten einen Platz, brannten das Gras ab und rodeten die Bäume aus. Dann sagte Koki wieder: "Nun müssen wir aber auch Saat suchen, Sorghum, Massara, Jeero, Erdnüsse und Erbsen (baruru).""Gut,"sagte Gisu, "geh zum Markt und kaufe alles; ich gehe unterdessen in die Farm." Als Gisu aus der Farm zurückkam, traf er sein Weib, die die Saat gekauft hatte: "Unsere erste Farm gefiel mir nicht mehr. Ich habe eine andere zurechtgemacht. Nun mußt du die Erbsen und Erdnüsse mit Salz rösten und sie aufbewahren bis zum nächsten Regen." Koki röstete die Früchte. Da begann auch der erste Regen zu fallen und Koki sagte zu Gisu: "Ich röstete die Früchte, der erste Regen ist gefallen, willst du nun in die Farm gehen ?" "Ja," antwortete Gisu, "das werde ich tun." "Soll ich dir dein Essen bringen?"fragte die Frau. "Nein, das ist nicht nötig. Du kennst auch den Platz der neuen Farm nicht. Wenn ich hungrig bin, komme ich nach Hause." Gisu ging, rief alle seine Freunde zusammen im Busch und verzehrte mit ihnen die Früchte. Dann legte er sich in den Sand, ließ sich von der Sonne bescheinen, bis der Schweiß ihm am ganzen Körper herunterlief, ging nach Hause und sagte: "Das war ein schwerer Tag, sieh, wie ich schwitze."Da gab ihm seine Frau gut zu essen. Das machte er so vier Tage lang, bis alle Erdnüsse und Erbsen "gepflanzt" waren. Dann sagte er: "Die Erbsen und Erdnüsse kommen schon sehr schön heraus. Ich will nun gehen und die Farm von Unkraut reinigen!""Kann ich nicht die Farm auch sehen?"fragte Koki. "Ach, es ist so weit, warte nur bis zur Ernte!" So ging Gisu jeden Tag in den Busch, bummelte herum, ließ sich von der Sonne bescheinen, bis er schwitzte und bekam daraufhin gutes Essen von seiner Frau. Als nun die Ernte kam, sagte die Frau: "Alle Leute bringen schon Erdnüsse von der Farm, kannst du nicht auch welche bringen?" "Selbstverständlich", antwortete Gisu, ging ins Feld und stahl von einer anderen Farm einen 

* Die Frau der Spinne heißt in der Fabel immer Koki.


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Korb voll Erdnüsse. Als nun der Besitzer der Farm dies merkte, baute er in der Farm ein kleines Haus, formte eine Figur wie ein Mädchen aus Gummi, kleidete sie an und dachte: "Damit werde ich den Dieb schon fangen!" Als Koki alle Erdnüsse verbraucht hatte, sagte sie zu Gisu: "Ich brauche neue Erdnüsse, wir wollen in die Farm gehen und welche holen. Ich möchte auch einmal sehen, wieviel Erdnüsse wir haben, denn es war doch sehr viel Saat." "Ach bleib nur hier und mache deine Arbeit; ich will die Erdnüsse holen. Wir haben für viele Monate Vorrat." Gisu nahm seinen Korb und betrat singend die Farm, damit er herausfände, ob noch Leute da wären; aber keiner kam. Da sah er das kleine Haus und ging hinein: "Was lachst du mich an?"fragte er die Gummifigur, "du warst doch gestern nicht hier ?" Sie gefiel ihm, er legte seinen Korb beiseite und begann mit ihr zu spielen. Aber, o weh! Schon klebte er fest an dem Gummi und kam nicht wieder los. So fanden ihn die Leute und sagten: "Aha! Nun wollen wir ihn am nächsten Baum anbinden, heute abend alle Leute zusammenrufen und ihn ordentlich verhauen." Sie banden ihn und gingen weg. Bald kam die Hyäne und fragte: "Was machst du denn hier, Gisu ?" "Ach,"sagte Gisu, "ich habe hier einen König begrüßt, der hat mich gern und will mir eine Kuh bringen, daher hat man mich hier festgebunden, damit ich mich nicht verirre." "Eigentlich könntest du mich dafür anbinden", meinte die Hyäne. "Nein, ich will meine Kuh alleine haben." "Aber du könntest mir doch auch einmal einen Gefallen tun, ich habe solange kein Kuhfleisch gehabt." Endlich willigte Gisu ein und band die Hyäne fest. "Schüttle dich mal", forderte Gisu auf. Die Hyäne konnte sich noch schütteln, darum band Gisu noch einen Strick herum und sagte: "Ich gehe jetzt, dir Wasser holen. Wenn die Leute mit der Kuh kommen, rufst du mich, damit ich das versprochene Stück Fleisch bekomme." Dann verschwand Gisu im Busch und versteckte sich auf einem hohen Baum. Als die Leute nun kamen, jung und alt, mit Knüppeln bewaffnet, fanden sie zu ihrem Erstaunen die Hyäne und ließen an ihr ihre Wut aus. Gisu aber saß auf dem Baum, sah es und lachte sich ins Fäustchen. Währenddessen vermißte Koki ihren Mann und fragte Leute, ob sie ihn gesehen hätten. Die antworteten: "Wir haben nur gehört, daß man ihn in einer Farm angebunden hat." Die Frau ahnte den Zusammenhang und dachte: "Mag er sich selbst herausfinden." Inzwischen hatte sich die Hyäne von ihren Schlingen losgerissen und flüchtete unter den Baum, auf dem Gisu saß, und wollte sich dort verschnaufen. Gisu brach einen Ast ab und warf ihn 365


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hinab. Die Hyäne sah nach oben und bemerkte Gisu. "Na, du hast mir ja was Schönes eingebrockt. Wenn du herunterkommst, werde ich dich fressen.""Ich komme gleich, ich will nur noch einmal pinkeln." Gisu kam den Stamm herunter und begann auf einmal zu schreien. "Was schreist du denn da ?"sagte die Hyäne. "Ach, ich antworte nur ein paar Leuten, die mich fragten, ob ich nicht eine Hyäne mit einem Strick um den Hals gesehen hätte, sie wollten sie fangen und mir schenken." Als die Hyäne das hörte, rannte sie aus Angst hinweg. Dann ging Gisu befriedigt nach Hause. Dort fragte seine Frau: "Na, wo hast du denn gesteckt die anderthalb Tage?" Gisu erzählte alles. Da sagte Koki: "Ich habe ja gewußt, daß du keine Farm machen kannst und alles gestohlen war. Haben sie dich denn ordentlich verhauen?" "Ja", meinte Gisu. "Na, wann wirst du denn wieder stehlen?""Fürs erste habe ich genug", meinte Gisu.

90. Spinne und Mauern

Gisu, die Spinne, kam zu einem Mauern und fragte: "Kannst du mir eine Medizin geben, damit ich klug werde?""Dann bringe mir erst Milch von der Buschkuh", sagte der Mauern. Gisu ging in den Busch, und als es Mittag war, legte er sich unter einen großen Baum. Da kam der Geist des Baumes und schlug ihn. Er fühlte es, konnte aber nichts sehen und lief beiseite. Da kam ein Büffel, und als er den Baum passierte, bekam er auch einen Schlag, fiel hin und konnte sich nicht erheben. Da kam Gisu hinzu, melkte die Banna und brachte die Milch dem Mauern. "Nun,"sagte der Mauern, "jetzt mußt du selbst einen Elefanten töten und mir die Zähne bringen." Gisu machte sich eine Speise (Nakia) aus gestampftem Reis und Honig, tat die in kleine Mörser geformt in seine Tasche und ging in den Busch. Als Gisu nun einen Elefanten sah, rief er ihn und schenkte ihm einen Nakiakloß. "Oh? Woher ist diese schöne Speise!"fragte der Elefant. "Der Platz ist weit und ich bin nicht stark, aber wenn du mir einen Mann gibst, der mir tragen hilft, kann ich dir eine ganze Last bringen." Da rannte Gisu weg, bis er an einen großen Stein kam, nahm einen Kloß und rieb den ganzen Stein damit ein. Dann holte er den Elefanten und zeigte ihm den Stein: "Sieh, hiervon bekomme ich das feine Essen, darunter ist es, nimm den Stein auf mit deinen Zähnen." Da nahm der Elefant den Stein mit den Zähnen hoch. "Nimm ihn höher," sagte Gisu, "höher, noch höher! Dann wirf ihn nieder, und aus dem Stein kommt das Essen."Mit



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großer Kraft wollte der Elefant den Stein schleudern, aber er war zu schwer und die Zähne brachen und fielen herab. Der Elefant stürzte auch nieder. Gisu brachte die Zähne zu dem Mauern. "Nun fehlen noch die Leber des Schakals, Leoparden, Löwen und der Schnecke!" Da kaufte Gisu eine Kuh und lud Schakal, Leopard, Löwe und Schnecke zum Essen ein. Als sie gekommen waren, sagte Gisu zum Schakal: "Teile das Fleisch." Schakal teilte und aß dabei gleich sein Teil. Als die anderen aßen, sah Schakal gierig auf den Leopard. Der ärgerte sich und sie bekamen sich zu packen. Sie rangen zusammen. Dabei spritzte dem Löwen Sand in die Augen, das ärgerte ihn. Er stürzte sich auf beide und tötete sie. Doch er traf die Schnecke, die stach ihn, daß er starb, und starb selbst dabei. Gisu nahm die Leber und gab sie dem Mauern. Da sagte der Mauern: "Sieh, du brachtest mir die Milch vom Banna, die Zähne des Elefanten, die Leber des Schakals, Leoparden, Löwen und der Schnecke. Gott hat dir mehr Verstand ins Herz gegeben als mir, und ich bin doch Mauern. Du brauchst keine Medizin, gehe hin und rechte nicht mit Gott."

91. Hankaka (Schildrabe) und Gisu (Spinne)*

Viele Hankaka kamen öfters, um die Früchte eines Baumes, der im Wasser stand, zu essen. Dann gingen sie immer, wenn sie sich vollgefressen hatten, in Gisus Haus, um zu schlafen. Gisu fragte: "Könnt ihr mich nicht mitnehmen zu eurem Futterplatze ?" Alle Raben zogen sich eine Feder aus und gaben sie Gisu, die steckte sich Gisu alle an. Dann nahm Gisu seine Tasche unter den Arm und seinen Stock. Ein Baum heißt "Hauri" (Feige). Zu dem flogen sie alle. Als nun die Raben fressen wollten, sagte Gisu jedesmal: "Die Frucht habe ich schon vorher von meinem Hause gesehen, die ist mein." So aß Gisu den ganzen Tag, stopfte sich die Tasche voll, und die Raben saßen hungrig dabei. Dann sagten sie zu Gisu: "Wenn du fertig bist, wollen wir alle hier auf dem Baume schlafen."Als nun die Nacht kam und Gisu schlief, rissen die Raben ihm alle Federn aus. Als nun der Morgen kam, flogen alle Raben weg, Gisu aber fing an zu weinen, nahm seinen Stock und steckte ihn in das Wasser. Der Stock sagte: "Das Wasser ist nicht tief.""Du lügst", sagte Gisu und steckte die Tasche ins Wasser. Sie blieb oben. Da sprang Gisu herab. Da sank Gisu unter auf den Boden des Flusses und traf dort 

*Angeblich legt der Schildrabe keine Eier, sondern stielt sie in anderen Nestern und brütet sie aus, wobei junge Raben auskriechen.


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Jangrua_Leute.* Die riefen: "Fangt ihn! Fangt ihn!" Gisu aber sagte: "Ich bin selbst Jangrua. "Ja,"sagten die Jangrua, "wir werden sehen." Da gaben sie ihm eine Suppe, aus dem Flußschlammbereitet. "Wenn du diese Suppe essen kannst, bist du einer von unseren Leuten." Gisu setzte sich auf die Kalebasse, auf die Erde nieder, machte heimlich ein kleines Loch in den Boden und ließ alle Suppe wegfließen. Als noch ein wenig darin war, schloß Gisu das Loch wieder, rief einige Kaba und gab ihnen die Kalebasse zum Auslecken. Die balgten sich darum und zerbrachen dabei die Kalebasse. Gisu aber fing an zu schreien: "Sie haben die Kalebasse meiner Freunde zerschlagen." Da kamen die Jangrua und sagten: "Er hat die Suppe gegessen, er ist unser Bruder; aber wo soll er schlafen?" Da gaben sie ihm ein kleines Haus, auf dessen Boden Eier aufgespeichertwaren. Gisu machte dort ein Feuer, bat, daß einige Knaben bei ihm schlafen dürften und sagte zu diesen: "Wenn ihr in der Nacht ein Geräusch hört, so sagt, der Fremde hat es von hinten gemacht." In der Nacht nun warf Gisu Eier in das Feuer, und wenn sie mit einem Knall platzten, aß er sie. Die Knaben aber glaubten, daß der Fremde die Geräusche selbst gemacht habe. Als nun Gisu alle Eier bis auf eines gegessen hatte, sagte er: "Ich will nun wieder nach Hause gehen." Die Leute sagten: "Heute wollen wir unsere Vorräte zählen." "Ach," sagte Gisu, "das ist ja mein Beruf!" Da stieg Gisu auf den Eierboden, reichte dem unten sitzenden Revisor das eine Ei herab, der zeichnete es, gab es zurück. Dann leckte Gisu das Zeichen ab, gab es als ein neues zurück. Dann sagte der Revisor: "Die Zahl der Eier stimmt." "Nun will ich nach Hause gehen". sagte Gisu. Die Jangrua riefen von jeder Art einen Fisch, um Gisu im Kahn nach Hause zu führen. Als Gisu weg war, sah ein alter Mann nach dem Eiervorrat und fand nur ein Ei. Da rief er: "Holt schnell den Fremden zurück." Gisu trieb, als er die Rufe hinter sich hörte, seine Fische an: "Macht schnell, daß ihr an das andere Ufer kommt, es kommt viel Wasser von oben!" Da brachten die Fische ihn ans andere Ufer und Gisu sagte: "Kommt raus und tanzt mir!" Da kamen alle Fische heraus und tanzten mit ihm, er aber fing alle Fische und steckte sie in seine Tasche. Er rannte in sein Haus und trocknete 
* Jangru-a oder Diang-rua (Wasserkinder) leben an tiefen Wassern mit steilen Ufern, z. B. bei Rabba im Wasser. Sie kommen nur heraus, wenn keine Leute da sind. Sie haben sehr lange, dünne Beine. Rachitische Kinder, die nach drei Jahren nicht laufen können, werden auch Jangru-a genannt und es wird behauptet, daß die Mutter am Wasser solche Wassermenschen gesehen hätte.


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die Fische an der Sonne. Da kam Salebe (der graue Reiher) an und fraß die Fische. Gisu fing den Salebe. Als Gisu gerade den Reiher schlachten wollte, kam ein Mann und sagte: "Gisu, töte ihn nicht, ich will für ihn bezahlen." Gisu sagte: "Er hat meine Fische gefressen, ich will ihn töten." Aber der Mann nahm den Reiher am Halse, und als der Mann seine Hand in die Tasche steckte, schlug ihm der Reiher mit dem Schnabel ein Auge aus und rannte fort. Gisu wollte aber sein Geld haben und bekam es.

92. Elefant, Spinne, Flußpferd

Spinne traf auf dem Wege den Elefanten und sagte: "Du bist nur äußerlich so stark; ich kann dich wegziehen." "Wie willst du das wohl machen?" "Warte bis Freitag, dann will ich's dir zeigen," antwortete Spinne. Spinne ging dann zum Flußpferd und sagte: "Du bist nur äußerlich so stark; ich kann dich wegziehen." "Wie willst du Knirps das machen?" "Komm, wir wollen am Freitag uns treffen, dann will ich's dir zeigen", antwortete Spinne. Der Freitag kam. Spinne hatte einen sehr langen Strick gemacht und rief den Elefanten: "Heute ist Freitag. Wir wollen sehen, wer stärker ist." Spinne legte dem Elefanten das Seil um den Hals. "Ich gehe an das andere Ufer des Flusses."Spinne ging und traf im Wasser das Flußpferd und forderte es auch zum Zweikampf heraus, ging mit ihm ans andere Ufer und legte den Strick um seinen Hals. Dann ging Spinne in die Mitte und zog ein wenig. Das merkte das Flußpferd und zog kräftig an. An der anderen Seite zog nun auch der Elefant an. Und so zogen die beiden vom Morgen bis zum Abend, während Spinne nach Hause schlich und sich gemütlich hinsetzte. Endlich wurde es dem Elefant zu langweilig. Er ging dem Stricke nach und fand zu seinem Erstaunen das Flußpferd am anderen Ufer. "Wer hat dich denn hier angebunden ?" fragte der Elefant. "Die Spinne", antwortete das Flußpferd. "Und wer hat dich drüben angebunden ?""Auch die Spinne! Sie soll im Busch aber kein Essen mehr bekommen", sagte der Elefant. "Und kein Wasser am Fluß", setzte das Flußpferd hinzu.

Spinne tat sich am anderen Tage eine Schafhaut über und ging in den Busch. Die Gräser raschelten bei der Berührung mit dem trockenen Fell. Da kam der Elefant und sagte: "Wer bist du?" "Ich bin das Schaf; ich hatte Streit mit Spinne, streckte meinen Arm nach ihr aus und der Arm ward sogleich trocken. Ich wollte mit



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dein anderen Arme zuschlagen, da erstarb auch der.""So, so,"sagte der Elefant, "ich wollte der Spinne Böses tun, doch da ist's wohl besser, ich lasse das und schließe Freundschaft mit ihr."Spinne ging weiter und traf das Flußpferd. Das fragte: "Wer bist du?""Ich bin das Schaf. Ich hatte Streit mit einer gewissen Spinne; seitdem verdorren alle meine Glieder." "So, so," meinte das Flußpferd, "dann ist's wohl besser, ich lasse meinen Hader mit Spinne und schließe Freundschaft mit ihr." Spinne ging nach Hause, warf das Fell von sich, bestieg sein Pferd und ritt zum Elefanten: "Ich höre, du willst mit mir streiten ?""Nein, nein," antwortete der Elefant. "Du lügst," erwiderte Spinne, "es wurde mir erzählt.""Nein, wirklich nicht!" "Nun," sagte Spinne, "es ist auch besser, denn wenn ich meinen Arm nach dir ausstrecke, so müssen deine Glieder verdorren."Dann ging Spinne zum Flußpferd und fragte: "Du wolltest mit mir streiten ?" "Nein, nein, ich wollte dein Freund sein." "So, das ist auch besser, denn wenn ich meinen Arm nach dir ausstrecke, so müssen deine Glieder verdorren."

Seitdem hat niemand im Busch der Spinne Essen oder Trinken streitig gemacht.

93. Hyäne (Gura) und Husarenaffe (Bin)

Die Hyäne sagte zum Affen: "Komm, wir wollen uns einmal die Welt ansehen!" Nachts gingen sie los. Der Affe sagte: "Ich gehe voraus und du folgst mir." Erst wollte die Hyäne nicht, dann willigte sie ein, und der Affe ging voran. Da fanden sie am Wege einen alten Baum, der Honig barg. Die Hyäne meinte: "Wir müssen den Honig mitnehmen, als Geschenk für einen König." Der Affe stieg hinauf, holte den Honig, und jeder bekam die Hälfte. Außerdem hatten sie noch genug, um sich satt zu essen. Sie gingen in die nächste Stadt, gaben die zwei Töpfe Honig dem König und erhielten dafür ein Haus zum Schlafen, mit dem Befehl, am nächsten Tage zur Audienz zu kommen. Am nächsten Tage ließ der König einen Ochsen und ein Schaf holen, machte dem Ochsen einen dünnen Strick ums Bein, dem Schaf einen dicken, und barg sie hinter einer Sanamatte, so daß nur die Stricke zu sehen waren. Dann rief er Hyäne und Affe und forderte die beiden auf, einen der Stricke zu nehmen. Die Hyäne sagte, sie wolle zuerst wählen und nahm den dicken Strick. "Gut,"sagte der König, "so muß der Affe den dünnen Strick nehmen." Da zerrte die Hyäne das Schaf und der Affe den



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Ochsen hervor. Als die Hyäne den Ochsen bei dem Affen sah, wollte sie ihn haben, aber der König sagte: "Du hast selbst gewählt, du mußt das Schaf behalten." Die Hyäne mußte sich fügen. Sie bedankten sich und gingen. Als sie außer der Stadt ankamen, sagte die Hyäne: "Mein Schaf kann nicht gehen, ich will es schlachten." "Das kannst du machen wie du willst, es ist ja deines," erwiderte der Affe. "Aber", fügte er hinzu, "das sage ich dir, daß ich dir nicht erlaube, meinen Ochsen zu reiten, ich reite selbst nicht darauf." "Wie lange willst du denn noch laufen mit deinem Ochsen ?"fragte die Hyäne. "Nun, solange ich Lust habe." "Gut, warte, bis ich mein Schaf gefressen habe, dann wollen wir zusammen weitergehen." Die Hyäne tötete ihr Schaf, fraß es auf und gab nur die Leber dem Affen. Dann gingen sie in den Busch. Da fragte die Hyäne: "Willst du deinen Ochsen noch nicht schlachten ?""Noch nicht."Gegen Nachmittag sagte der Affe: "Jetzt wollen wir den Ochsen schlachten." Das taten sie gemeinschaftlich. Es wurde dunkel und Regen fiel. Da sagte die Hyäne: "Geh und hole Feuer, daß wir das Fleisch rösten.""Wie käme ich dazu," antwortete der Affe. "Ich habe dich auch nicht weggeschickt, als du dein Schaf tötetest.""Wenn du nicht gleich gehst, schlage ich dich tot," drohte die Hyäne, "dann hast du gar nichts von deinem Fleisch." Der Affe bekam Angst und lief fort, Feuer zu holen, währenddessen verbarg die Hyäne das Fleisch auf einem hohen Baum. Als der Affe mit dem Feuer zurückkam, konnte er wegen der Dunkelheit nichts sehen und rief nach der Hyäne. Die antwortete von dem Baum. "Wo ist denn all das Fleisch ?" fragte der Affe. "Das ist hier oben", gab die Hyäne zur Antwort. "Dann wirf etwas herunter, damit ich es rösten kann." "Fällt mir gar nicht ein", sagte die Hyäne. "Dann muß ich heraufkommen und mir etwas holen!" "Wenn du heraufkommst, schlage ich dich tot."So blieb der Affe ratlos unter dem Baume. Als es dämmerte, lief der Affe und holte zehn Strauße und zehn Spinnen und beklagte sich beim Ältesten der Strauße und bat, ihm zu helfen. Sie gingen zu dem Baume und sahen die Hyäne und das Fleisch auf dem Baume. Der Älteste der Strauße gab einem anderen den Befehl, das Fleisch herabzuholen. Der sprang hoch und holte eine Keule herab; beim zweiten Male aber warf die Hyäne dem Strauß eine Schlinge um den Hals und erwürgte ihn. Da flohen die Strauße davon. —Der gefangene Strauß konnte sich losmachen und ließ seine Wut an den Spinnen aus, die gelacht hatten, als er baumelte. Fünf Spinnen konnten entfliehen, drei tötete er, zwei jagte er vor sich her


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in den Busch. Die flüchteten in einen Brunnen und der Strauß folgte ihnen nach, stürzte hinunter, und die beiden Spinnen krochen schleunigst wieder heraus und schütteten den Brunnen zu. Dann liefen sie in den Busch und fanden einen Marder (kuregi) und eine Ratte (gafia). Die riefen sie, den Strauß zu töten. Ratte und Marder ließen sich die Stelle zeigen, wo der Strauß seinen Kopf hatte, machten ein Loch, und die Ratte arbeitete zuerst, der Marder hinten. Als die Ratte auf den Kopf des Straußes traf, bekam sie einen Schreck und sprang zurück. Der Marder arbeitete weiter, und der Strauß sagte zu ihm: "Wenn du mich befreist, schenke ich dir, was du willst." Da machte der Marder das Loch größer, und als der Strauß frei wurde, schlug er den Marder zur Seite und floh. Als der Marder sich erholt hatte und auch herauskam, war der Strauß lange weg. Der Marder beklagte sich bei der Spinne über dies Mißgeschick und es kam zu einem großen Streite. Gisu, die Spinne, wollte nicht mehr im Busch leben bei den Tieren und zog in die Stadt zu den Menschen. Die Ratte folgte ihr. Der Marder aber lebte im Busch weiter.

94. Schakal und Hund

Der Hund kam zum Schakal und beklagte sich, daß er nie in der Stadt gewesen wäre. "Nun,"sagte der Schakal, "ich werde dich mal hinführen." Am nächsten Morgen gingen sie zur Stadt. Als die Knaben den Schakal mit dem fremden Tiere sahen, fingen sie an zu schreien. Der Schakal aber rief: "Es ist mein bester Freund, der Hund." Dann gingen sie zum König und wurden bewirtet mit Mehl und Honig. Aber der Raum, in dem sie aßen, hatte nur eine kleine Türe. Deshalb versuchte der Schakal von Zeit zu Zeit, ob er auch noch heraus könne, während sich der Hund unbekümmert an dem großen Haufen Mehl gütlich tat. Als der Schakal merkte, daß er nur mehr mit Mühe aus der Türe heraus könne, ging er hinaus. Der Hund aber war so vollgefressen, daß er nicht heraus konnte, und begann zu jammern. Da sagte der Schakal: "Lege dich in das Mehl und stelle dich tot, dann werden dich die Menschen nehmen und hinauswerfen. Ich gehe solange." Am nächsten Tage fanden die Leute den Hund im Mehl und berichteten dem König, daß der Freund des Schakals sich an der unbekannten Speise totgefressen habe. Der König befahl, Knaben zu holen und ihn wegzubringen. Die Knaben banden ihn an den Beinen, zerrten ihn hinaus und



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machten sich ein Vergnügen, ihn mit Steinen zu werfen und mit Knüppeln zu schlagen. Draußen lösten sie die Stricke und warfen ihn in die Luft, damit er auch richtig tot wäre. Das war denn doch zuviel für den armen Hund. Er sprang auf die Beine und rannte davon. Der Hund traf den Schakal, der ihn fragte: "Na, wie hat es dir in der Stadt gefallen?" "Ich will nicht wieder hin," war die Antwort, "aber zeige mir lieber einen guten Platz im Busch." Der Schakal führte den Hund zur Hyäne und die dachte bei sich: "Aha, da kommt mein Abendessen", und sagte: "Was führt euch zu mir?" Der Schakal begann: "Dieses Knaben Vater hat seine Kuh verloren. Du hast doch immer Orakel für mich gelegt. Vielleicht kannst du auch ihm helfen." "Kommt nur hinein", sagte die Hyäne und ließ die beiden auf einer Matte Platz nehmen. Dann begann sie das Orakel im Sand mit Strichen zu machen und sagte: "Ein Fremder ist gekommen, aber er wird nicht wieder nach Hause zurückkehren." "Aber wie ist es mit der Kuh ?" fragte der Schakal. "Das Orakel sagt nur, daß der Fremde nicht in seine Heimat zurückkehren würde." "Aber du willst doch meinen Freund nicht töten ?" fragte der Schakal. "Nein, durchaus nicht", log die Hyäne. Es erhob sich ein Sturm, man hörte das Rauschen. Da meinte der Schakal: "Ich glaube, jetzt kommen die Leute mit der Kuh. Ich will den Hund senden, damit sie uns nicht davonlaufen." Die Hyäne gab es zu, und der Schakal sagte zum Hund: "Lauf schnell weg und geh in mein Haus." Nach einiger Zeit sagte der Schakal zur Hyäne: "Mein Freund kommt gar nicht wieder, ich will doch sehen, wo er bleibt", rannte auch weg und kam zu seiner Wohnung. Da traf er den Hund, der sagte: "Von deiner Freundschaft habe ich nun genug, ich glaube es ist das beste, wir trennen uns für immer." Seitdem leben Schakal und Hund nicht mehr zusammen.

95. Elefant und Hahn

Alle Tiere im Busch kamen an einem Platze zusammen. Da sagte der Elefant: "Jetzt wollen wir Wettkämpfe machen. Zuerst sollen Löwe und Hyäne kämpfen. Dann sollen Büffel und Pferdeantilope zusammen kämpfen. Dann Leopard und Wildkatze (Haussa =Kere-ketschi). Dann Berewoa (Buschschaf; kleine Antilope) und Gada (Buschziege, Buschbock). Dann Gusa (Varanus) und Domo. Dann Kunkuru (Schildkröte) und Buschia (Igel)." Da fragten die Tiere: "Und wer kämpft mit dem Elefanten?" Da kam der Hahn



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und sagte: "Ich will mit dem Elefanten kämpfen." "Tue das nicht", sagten die Tiere. "Ich werde doch mit ihm kämpfen", versicherte der Hahn und sagte zum Trommler: "Schlag die Trommel."Und die Trommler trommelten: "Rikiuschima zagal, rikiuschima zagal!" (= Spring, Kämpfer, springe. Rikiuschima ist ein Krieger mit vielen Röcken übereinander, mit Amuletten in den Haaren, wie die Bronzefigur in Jebba.) Der Hahn hatte sich drei Flaschen eingesteckt, eine mit weißer Erde und Wasser (wie Milch), die zweite mit Wasser, die dritte mit Rotholz und Wasser (wie Blut). "Nun werden wir sehen, wie Hahn und Elefant kämpfen", sagten die Tiere. "Geht beiseite,"sagte der Hahn, "ich muß Platz haben. Seht mich an, ich werde mit dem Elefanten kämpfen. Trommler, trommle. Elefant, ich bin bereit." Der Elefant lief gegen den Hahn. Der flog auf des Elefanten Kopf, goß das Wasser aus, und die Tiere riefen: "Seht, er schwitzt schon." Da rissen die Sekundanten die Kämpfenden auseinander, es waren Büffel und Löwe. Dann begann der nächste Gang. Der Hahn flog auf des Elefanten Kopf und goß die Flasche mit dem milchigen Wasser aus. Da riefen die Tiere: "Seht, sein Gehirn kommt schon raus." Das hörte der Elefant und bekam Angst vor dem Hahn. Da rissen die Sekundanten zum zweiten Male die Kämpfer auseinander. Zum dritten Male kamen die Kämpfenden aneinander. Der Hahn schüttete über die Seite des Elefanten die dritte Flasche mit dem Rotholzwasser. Er zerrte einen damit getränkten Lappen hervor, den er zertrat und zerriß. "Seht, er zerreißt des Elefanten Herz", riefen die Tiere. Der Elefant lief als Besiegter schleunigst davon. Das Kaninchen bekam dabei Angst, zertreten zu werden, und sprang darum in des Elefanten Ohr. Als er lange gelaufen war, sagte er: "Ich bin, sehr ermüdet." Da fragte das Kaninchen in dem Ohre: "Wer ist mehr ermüdet, du oder ich?" Da bekam der Elefant Angst und rannte wieder weg. Das Kaninchen aber war vorher herausgesprungen. Seit der Zeit haben die Haussahändler in Borgu, wo viele Elefanten sind, einen Hahn auf ihrem Esel, dessen Krähen die Elefanten verscheucht.

96. Hausbau

Die Hyäne fand im Busch einen schönen Platz, um sich ein Haus zu bauen. Kurz darauf kam der Affe und meinte zu sich selbst: "Dieser Platz wäre gut, um ein Haus zu bauen." Inzwischen reinigte die Hyäne den Platz von Holz und Fraß. Dann kam der Affe und



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fragte sich: "Wer hilft mir hier mein Haus bereiten?" und legte das Gras nieder, das er zum Dachbau mitgebracht hatte. Kurz darauf kam die Hyäne mit einer Last Stangen und rief verwundert: "Wer hilft mir hier beim Hausbau und bringt mir Gras für mein Dach?" Wieder kam der Affe mit Strick zum Dachbau und dachte: "Wer mag das nur sein, der mir hilft? Jetzt ist auch schon Holz da!" Er legte den Strick beiseite und begann Löcher für die Pfähle zu machen. Dann ging er, um Ruten zur Verbindung der Pfähle zu machen. Als der Affe weg war, kam die Hyäne, freute sich über die abermalige Hilfe und begann die Pfähle einzusetzen und zu verbinden. Dann ging sie, um Bambus für das Dach zu holen. Als der Affe zurückkam, sah er die Hauswand fertig und machte sich, erfreut über die Hilfe, daran, das Gras fürs Dach zusammenzubinden. Die Hyäne kam, sah die fertigen Grasbündel, stellte das Gerüst aus Bambus her und ging wieder, um noch mehr Gras zu holen. Als der Affe wiederkam, freute er sich über das fertige Dachgestell, legte seine Grasbündel darauf und eilte fort, noch mehr zu holen. Die Hyäne fand das Dach halb fertig, legte noch ihr Gras auf die Dachspitze, die sie gut mit Strick verschnürte, und ging in den Busch, Freunde zu rufen, die ihr helfen sollten, das Dach aufs Haus zu setzen. Der Affe fand bei seiner Rückkehr das Dach fertig. Er dankte seinem unbekannten Helfer und lief in den Wald, seine Freunde zu holen, die das Dach aufsetzen helfen sollten. Inzwischen kam die Hyäne und setzte mit ihren Freunden das Dach aufs Haus. Der Elefant und der Löwe waren auch dabei. Zu denen sagte die Hyäne: "Dieses Haus habe ich gebaut; ein Unbekannter hat mir geholfen; aber es ist mein Haus. Sollte er kommen und hier herein wollen, so werde ich ihn fressen, wenn ich gerade Hunger habe. Ich sage euch das jetzt gleich, damit ihr Bescheid wißt, wenn eine Klage kommt; denn ihr seid unsere Herrscher!"

Dann kam der Affe mit seinen Leuten und sagte: "Seht, da hat der unbekannte Helfer mir das Dach aufs Haus gesetzt. Aber es ist mein Haus und ich werde heute nacht schon darin schlafen. Sollte der andere kommen, wenn es regnet, oder um Mitternacht, wenn es kalt ist, so werde ich ihn rausschmeißen; damit ihr es alle wißt! Jetzt gehe ich, um Stangen für mein Bett zu schlagen." Darauf kam die Hyäne zurück vom Busch und machte sich aus den mitgebrachten Stangen ein Bett.

Als der Affe zurückkam, fand er das fertige Bett und machte selbst eine Matte aus Gras, das Bett zu bedecken; dann ging der



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Affe, Essen zu suchen. Da begann es zu regnen, und eine alte Frau, die auf dem Markte Murutshi verkauft hatte (Murutshi Wurzel von junger Fächerpalme), kam des Weges und war froh, das Haus zu finden. Sie ging hinein mit ihrem letzten Stück Murutshi und ihrem Messer. Sie fand in dem Hause das Bett und kroch darunter. Dann kam der Affe und dachte: "Wenn es regnet, kommt vielleicht der Helfer und will herein; ich werde mich aufs Bett setzen und auf ihn losspringen, wenn er hinein will." Bald kam die Hyäne, glücklich, ihr Haus zu haben, mit einem fetten Schaf zurück, um es im Hause zu verzehren. Der Affe hörte das Geräusch draußen und dachte: "Jetzt kommt er", und rückte unruhig auf dem Bett hin und her. Die Alte unter dem Bett merkte das und guckte unter dem Bett hervor, um die Ursache zu sehen, und sah den Affen. Da dachte sie: "Ich will ihm das Stück Murutshi geben." Sie holte es hervor und stieß den Affen dabei in sein Hinterteil. Der Affe war so erschreckt, daß er in einem großen Sprung zur Tür setzte und dort mit der Hyäne zusammenstieß. Die ließ vor Schreck ihr Schaf fallen, und beide rannten hinaus in den Regen. Bei einem Blitz sah die Alte das Schaf draußen liegen und holte es herein. Die Hyäne lief zum Elefanten und bat, ihr gegen den Eindringling zu helfen. Am nächsten Morgen machten sich alle zu dem Hause auf. Als sie gingen, erbot sich der Strauß freiwillig, als erster in das Haus zu sehen. Der Strauß steckte den Kopf zur Türe hinein, und die Frau in ihrer Angst schnitt ihm den Hals ab. Da rannten alle Tiere fort. Vorweg der Elefant, der so tiefe Spuren hinterließ, daß das Kaninchen und die Ratte hineinstürzten und riefen: "Elefant, warum trittst du so tiefe Spuren? Da fallen wir hinein und unsere Verfolger fangen uns."

Darum halten sich Ratten und Kaninchen lieber in der Nähe der Stadt auf; die großen Tiere aber meiden die Häuser.

97. Hausbau

Ein Mann ging in den Busch und baute sich dort ein kleines Haus. Eine Hyäne kam und sah das Haus, das hatte noch kein Dach. Da machte die Hyäne ein Dach darauf. Als der Mann das sah, sagte er: "Oh! Ein anderer baute mir das Dach. Ich danke dem Unbekannten!"

Ein altes Weib kam mit seinem Kinde vom Markte zurück und ging am Hause vorbei, sah hinein und legte sich zum Schlafen unter das Bett. Dann kam der Eigentümer und setzte sich auf das Bett.



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Die Hyäne aber hatte eine Kuh geschlagen, kam auch an das Haus, zerlegte das Fleisch und warf es in das Haus. Der Eigentümer nahm das Fleisch und tat es unter das Bett. Die Alte unter dem Bett hielt das für ein Geschenk des Mannes da oben, und um sich zu revanchieren, wollte sie ihm ein Geschenk in Gestalt einer Murutshj-Wurzel von der jungen Fächerpalme geben und steckte es direkt durchs Bett, traf den erschrockenen Eigentümer ins Skrotum, der erschreckt weglief und draußen gegen die Hyäne rannte. Da rief der Eigentümer alle Antilopen und Vögel herbei, ihm zu helfen; auch die Hyäne rief alle Antilopen und Vögel des Waldes zu Hilfe. Die kamen und nahmen das Dach vom Hause. Da sahen sie die alte Frau, liefen alle davon und riefen den Elefanten, der hineinsehen sollte. Der aber weigerte sich. Dann gingen sie zum Büffel, aber auch der weigerte sich. Auch die Pferdeantilope (Kanki) weigerte sich. Desgleichen der Löwe. Ebenso der Leopard. Auch das Kamel weigerte sich. Endlich ging der Strauß (Gimina-na) ins Haus, um hineinzusehen. Er sah über die Mauer und faßte die Alte beim Genick. Die Tiere riefen: "Bringe das, was darin, heraus!" Aber die Alte nahm ein Messer und schnitt dem Strauß den Hals ab. Als die Tiere den Strauß tot hinfallen sahen, rannten sie in den Busch. Das alte Weib hatte nun das Haus allein. Laß keine alten Weiber in dein Haus, die bringen nur Schlechtes!

98. Elefant und Kamel

Der Elefant sagte zum Kamel: "Ich bin doch stärker als du!" Das Kamel sagte: "Ich bin aber länger!" "Ich kann dich aber zu dem Platze tragen, wo ich dich töten will !" "Nun,"erwiderte das Kamel, "wenn du mich zu dem Platze trägst, wo du mich töten willst, dann werde ich dich dort auch töten." Inzwischen kamen die Jäger zusammen, um gemeinschaftlich einen Elefanten und ein Kamel zu erlegen. Diese Unterredung hörte ein Perlhuhn und hinterbrachte sie dem Elefanten. Als aber das Kamel zum Elefanten kam, sagte der: "Ich hörte ein Gerücht, daß die Jäger uns töten wollen. Wir wollen uns verstecken." "Gut,"sagte das Kamel, "dann werde ich heute nacht noch zu Hause schlafen, morgen früh um vier Uhr komme ich zu dir, dann wollen wir uns verstecken." "Nein," antwortete der Elefant, "das geht nicht. Ich habe das Perihuhn auf die Lauer gesandt; es ist besser, wenn du hier schläfst." Das Kamel blieb also beim Elefanten, und das Perlhuhn hielt nicht weit davon



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auf einem hohen Baume Wache. Morgens um sechs Uhr endlich kamen die Jäger. Das berichtete das Perlhuhn sofort, und der Elefant forderte das Kamel auf, sich nun zu verstecken. Sie gingen dichter in den Busch, und der Elefant sagte: "Du mußt dich nun auf die Erde legen und immer Umschau halten und die Ohren spitzen, ob jemand kommt." "Nein," sagte das Kamel, "ich stelle mich hin, dann kann ich alles übersehen." Das Kamel stellte sich hin, legte den Kopf auf einen hohen Baum und schlief bald ein. Der Elefant aber legte sich hin und wachte. Inzwischen fanden die Jäger die Fährte des Elefanten und des Kamels, verfolgten sie und kamen in die Nähe der Tiere. Der Elefant hörte das Knacken des Grases und lief hinweg; das Kamel aber wurde von den Jägern erschossen.

Der Elefant traf unterwegs den Leoparden, Löwen, Büffel, Antilope und viele kleine Tiere. Er erzählte, daß die Jäger kämen, daß sie das Kamel bereits erlegt hätten und daß die. Tiere ihm folgen sollten, sich zu verstecken. "Nein," meinte der Leopard, "wir wollen hierbleiben und sie angreifen." Die Tiere stimmten zu. "Nun eins," sagte der Leopard, "wenn die Jäger kommen, geht ihr alle etwas zurück, und ich greife zuerst an." Die Tiere gingen etwas zurück, und der Leopard legte sich platt auf die Erde neben dem Wege. Als nun die Jäger kamen, sahen sie schon von weitem den Elefanten und die anderen Tiere und gingen auf sie zu, ohne den-Leoparden zu bemerken. In einiger Entfernung blieben die Jäger stehen und der erste spannte den Bogen gegen den Elefanten. Da sprang von hinten der Leopard auf, schlug den Jäger nieder, und sofort griff auch der Büffel an, darauf der Elefant. Vier Jäger wurden getötet, die anderen entflohen. Da schlug der Elefant vor, daß alle Tiere sich in einer Stadt vereinigen sollten, um sich gemeinsam gegen die Jäger zu wehren, und Löwe und Büffel stimmten zu.

Als die Jäger nach Hause kamen, schickten sie in alle umliegenden Orte, riefen alle Jäger zusammen, um Rache zu nehmen. Und der Elefant und der Büffel sandten auch in den Busch, alle Tiere zusammenzurufen. Viele, viele Tiere kamen, und das Feldhuhn erbot sich, Wache zu stehen, während das Perihuhn zu den Jägern ging und sagte: "Ihr habt mich verschont, als ihr auf die Jagd nach dem Elefanten und dem Kamel gingt. Ich werde euer Wächter gegen die Tiere sein." Die Jäger begaben sich nun auf die Jagd. An ihrer Spitze das Perihuhn. Die Tiere hörten davon, und der Elefant schlug vor, den Jägern vor die Stadt entgegenzugehen. Die Wachen der beiden Parteien, Feldhuhn und Perihuhn, trafen sich, und das Feldhuhn



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fragte: "Warum bist du zu den Jägern übergegangen ?" "Nun, sie haben mich bei ihrer Jagd verschont und dafür muß ich ihnen danken." "Da hast du recht,"gab das Feldhuhn zu, "ich bin ja auch nur Wächter hier, und wenn sie anfangen zu kämpfen, dann ziehe ich mich zurück.""Das werde ich auch tun", meinte das Perihuhn, und flog zurück zu den Jägern und berichtete, daß die Tiere noch nicht zu sehen seien. Auch das Feldhuhn flog zurück und meldete, daß die Jäger noch sehr weit seien. Mehrmals meldeten das Feldhuhn und das Perihuhn über die Bewegungen der anderen Partei, bis endlich der Elefant zum Angriff überging und eine Schlacht entstand bis zur Nacht. Endlich am nächsten Morgen schlugen die Tiere die Jäger zurück, die flohen in ihre Stadt. Der Elefant aber riet den Tieren, auseinanderzugehen, jeder an einen Platz für sich, da die Menschen alle vereint wiederkommen würden, um Rache zu nehmen. Wirklich riefen die Jäger alle Männer der Gegend zusammen und zogen aus in den Busch, um sich zu rächen. Aber sie fanden die Tiere nicht mehr zusammen, sondern verstreut. Seitdem gehen die Jäger wieder einzeln oder zu zweit zum Jagen.

99. Flußpferd, Alligator, Jangrua

Das Flußpferd ging zu den Jangrua (Wassergeister) und forderte sie auf, gegen den Alligator zu Felde zu ziehen. Als die Jangrua nun kamen, sagte das Flußpferd: "Ich werde hier bleiben und unser Land bewachen, ihr aber geht gegen die Alligatoren zu Feld."Die Jangrua waren's zufrieden und zogen los. In der Mitte des Weges ließen sie ihre Frauen und Kinder zurück und zogen gegen die Alligatorenstadt. In der Nähe der Stadt sandte der Jangruakönig einen Spion in die Stadt, um zu sehen, wieviel Hilfskräfte darin wären. Der Spion kam zum Alligatorkönig. Dieser fragte: "Kommst du als Feind?" "Nein," antwortete der Jangrua, "ich habe nur gehört, daß du im Begriffe bist, in den Krieg zu ziehen. Ich bin gekommen, um dich zu begrüßen." Der König beschenkte ihn mit Kola und Essen, und der Spion ging zurück und erzählte, daß der Alligatorkönig als Verbündeten nur einen großen Fisch habe. Darauf zogen die Jangrua gegen die Stadt und begannen zu schießen. Da kam der große Fisch hervor und rief: "Ihr habt gelogen. Wenn ihr Krieg beginnt, werden wir euch alle töten!""Das geht uns nichts an", rief der Jangruakönig, führte seine Leute zum Sturm und warf alle Alligatoren zur Stadt heraus, zerstörte sie und trat mit den



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Seinen den Rückweg an. Unterwegs forderten die Jangrua von ihrem König, daß sie auch die Flußpferdstadt zerstören wollten, da sie auf Veranlassung der Flußpferde in den Krieg gezogen und von diesen im Stiche gelassen wären. Der König schlug vor, erst einmal zu den Frauen zurückzukehren, um zu zeigen, daß keiner getötet sei, und dann gegen die Flußpferde zu ziehen. Zu Hause angelangt, ließ der König das Orakel fragen, wann er zu den Flußpferden ziehen solle. Das Orakel sagte: "Nach drei Tagen!" Nach drei Tagen sandte der Jangruakönig einen Boten vor zu den Flußpferden, daß sie sich rüsteten. Der Bote führte seinen Auftrag aus und kam zurück; dann zog der König selbst mit seinem Volke los und griff die Flußpferdstadt an.

Zuerst ging auch alles gut, dann aber bekamen die Flußpferde die Oberhand. Der Jangruakönig floh und seine Leute flohen auch in alle Gegenden und lebten seitdem vereinzelt im Wasser. Die Flußpferde aber hatten auch Angst, verließen ihre Stadt und verstreuten sich über das Land. Seitdem findet man die Flußpferde, die Alligatoren und die Jangrua nur noch in einzelnen Trupps und nicht in großen Herden.

100. Schwein und Krebs

Der Krebs hatte die Frau des Löwen geraubt und sie in sein Haus am Wasser geschleppt. Der Löwe rief alle Tiere des Busches zusammen und sagte: "Der Krebs hat meine Frau gestohlen. Wer von euch kann sie mir wiederbringen ?" Der Elefant sagte: "Ich habe zwei große Zähne; ich will das Haus des Krebses damit zerstören." Der Büffel sagte: "Ich habe Mut; ich will hingehen."Aber der Löwe wollte nicht, sondern er nahm das Schwein, das sich dann meldete. Dieses hatte eine Riesenschnauze. Es sagte: "Kommt mit mir, Löwe, Elefant und Büffel; wenn ich meinen langen Rüssel in das Haus des Krebses stecke, so schiebt ihr von hinten nach; wenn ich aber anfange zu misten, so habe ich die Löwin und ihr laßt nach." So gingen sie zum Krebs. Das Schwein steckte seinen Rüssel zur Türe hinein und die anderen schoben nach. Als der Krebs den Rüssel sah, rief er erfreut zur Löwin: "Sieh, du bist eine gute Frau; als ich dich noch nicht hatte, gab's niemals Fleisch hier, jetzt aber kommt das Fleisch von selbst." Und sofort griff der Krebs mit seinen Scheren in den Rüssel, ihn abzuschneiden. Das Schwein wollte zurück, aber die Spinne, die sich draußen noch eingefunden hatte,



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begann die anderen Tiere anzufeuern: "Drückt es hinein, drückt das Schwein hinein, es hat das so befohlen." Und mit aller Gewalt drückten Löwe, Elefant und Büffel das Schwein in des Krebses Haustüre; der aber schnitt allmählich mit seinen Scheren ein Stück nach dem andern vom Rüssel des Schweines ab. Das begann schließlich vor Angst zu misten; da ließen die Tiere los, und als das Schwein mit dem blutigen Stummel seines Rüssels herauskam, flohen sie vor Schreck in alle Winde. Seit dieser Zeit haben die Schweine nur noch kurze Schnauzen, und wenn sie am Fluß einen Krebs sehen, so rennen sie schleunigst davon.

101. Katze und Ratte

Die Katze (kengwoa oder inururu oder mage oder mursa) war seit zwei Jahren krank und hatte nichts zu essen. Da ging sie in die Moschee des Rattenkönigs und legte sich auf den Boden, als ob sie gestorben wäre. Da kam die Ratte (Gafiga), sah die Katze, lief zum König und rief: "Die Katze stirbt in unserer Moschee." Der Herrscher der Ratten kaufte Kolanüsse, rief seine Trommler und sagte: "Geht hinaus in mein Land, trommelt alle Leute zusammen, morgen ist ein großes Fest, denn die Katze ist gestorben." Die Trommler riefen die Leute zusammen, und am nächsten Tage begann auf dem Platze vor der Moschee ein großes Tanzen. Wenn einige müde waren, gingen sie in die Moschee, gaben der da liegenden Katze einen Tritt und riefen: "Nun ist sie tot, nun wird sie unsere Kinder nicht mehr fressen." So tanzten und tanzten sie, bis sie müde waren. Da sagte der König: "Nun ist's genug. Nun laßt uns nach Hause gehen." Das hörte die Katze, stand vorsichtig auf, sprang heraus, tötete den König, den Galadima, und einige Große. Die anderen fanden Zeit, in ihre Häuser zu flüchten. Noch viele Ratten tötete die Katze, brachte sie alle auf den Platz und begann zu schmausen. Da kam Gisu, die Spinne, und fragte: "Na, du hast wohl heute genug zu essen?""Ja, das habe ich", sagte die Katze und fraß weiter. Gisu lief zum Schakal (Dila) und verklagte die Katze, daß sie alles allein äße. Da kam der Schakal und fragte die Katze: "Nun, zwei Jahre bist du krank gewesen, hast soviel zu essen und lädst uns nicht einmal ein." Da nahm er der Katze alles Fleisch weg, machte sich mit Gisu darüber her, während die Katze von weitem zuschauen mußte. Als sie die Hälfte aufgefressen hatten, ging Gisu. "Wohin willst du?" rief der Schakal. "Oh, ich will nur einmal in



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den Busch", verschwand und lief zum Löwen. "Immer, wenn du Fleisch hast, lädst du den Schakal ein, heute hat der Schakal Fleisch, aber er frißt alles allein", verklagte Gisu den Schakal. Der Löwe sagte: "Es ist gut." Gisu kehrte zum Schakal zurück, um mit diesem das Mahl zu beenden. Als sie fertig waren, ging Gisu wieder zum Löwen, schlief in seiner Nähe, und als der Löwe am anderen Morgen eine Antilope erlegt hatte, aßen sie sie zusammen. Der Löwe stillte seinen Hunger und legte sich dann schlafen. Da rannte Gisu zum Schakal und sagte: "Der Löwe hat heute früh eine Antilope geschlagen, aber dich nicht eingeladen, komm, ich will dir den Platz zeigen." Sie gingen zusammen, und der Schakal verzehrte alles Fleisch, welches übrig war. Als nun der Löwe aufwachte, merkte er, daß der Schakal alles Fleisch aufgefressen hatte. Darüber ward er ärgerlich, ging an eine Wasserstelle und versteckte sich dort, bis drei Antilopen kamen. Die schlug er und begann zu essen, und Gisu, der ihm gefolgt war, half dabei. Da kam auch der Schakal und bettelte um Fleisch. Der Löwe sagte: "Du hast mir zwar gestern mein Fleisch aufgegessen, als ich schlief, aber ich will dir doch etwas geben", und gab ihm eine Antilope. Als der Schakal fertig war, bat er den Löwen: "Gib mir doch noch etwas Fleisch, ich bin noch nicht satt." Da gab ihm der Löwe auch die zweite Antilope, und der Schakal verzehrte sie, während der Löwe mit dem Rest der dritten heimzog. Der Schakal aber lief durch den Busch und überholte den Löwen, und als dieser vorbeikam, raschelte der Schakal mit den Blättern, so daß der Löwe Angst bekam, das Fleisch wegwarf und davonlief. Zu Hause fragte die Frau des Löwen, Maria, die Pferdeantilope: "Nun, wo hast du heute mein Fleisch?" "Ach," antwortete der Löwe, "ich hatte drei Antilopen, aber alle nahm mir der Schakal ab." "Was, du willst ein Mann sein und läßt dir alles Fleisch abnehmen? Ich will dich nicht mehr. Ich gehe und suche mir einen anderen Mann." Da ging die Maria und verwandelte sich in ein schönes Weib mit schönen Kleidern und begab sich in die Stadt. Auf dem Markte liefen die jungen Leute zusammen und jeder kam zu fragen, ob sie ihn heiraten wolle. Doch sie antwortete: "Wer mit einem Steinwurf diesen meinen Korb (kolaschi) öffnet, den werde ich heiraten." Alle Jünglinge versuchten es, aber keiner brachte es fertig. Da verließ die Maria die Stadt und ging in die nächste. Auf dem Markte wurde sie wieder angestaunt, und wieder versprach sie den zu heiraten, der durch einen Steinwurf den Korb öffnete. Viele Männer versuchten es, bis es endlich einem jungen Manne gelang,


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den Korb durch einen Steinwurf zu öffnen. Diesen Mann, der schon eine junge Frau hatte, hielt das Weib fest und rief: "Den will ich heiraten." So heirateten sie unter Spiel und Tanz, und als die Regenzeit kam, machte der Mann zwei Okrofarmen für seine Frauen. Dann zeigte er seine Farmen den Frauen und sagte: "Das ist deine, dies deine Farm; achtet darauf, bis der Okro reif ist." Als der Okro reif war, gingen die Frauen mit zwei Körben zur Farm, um Okro zu holen. Als Maria in ihre Farm kam, verwandelte sie sich schnell wieder in ihre Gestalt als Maria, fraß allen Okro auf, verwandelte sich dann wieder in eine Frau und begann zu rufen, bis die andere Frau ihres Mannes kam und fragte: "Wo ist all dein Okro ?""Maria hat alles gefressen." "So komm, ich gebe dir von meinem Okro." Ein Freund des Ehemannes hatte den ganzen Vorgang von einem Baume aus beobachtet, und als er nach Hause kam, sagte er zu dem Ehemann: "Weißt du, daß deine zweite Frau eine Maria ist?" "Das ist nicht wahr", gab der Freund zurück. "Nun, ich werde es dir zeigen, wenn deine Frauen wieder zum Okroschneiden gehen." Einige Tage später sagte die erste Frau zur Maria-Frau: "Komm, wir wollen wieder Okro holen aus der Farm." Als der Mann das hörte, lief er zu seinem Freund und erzählte es ihm. Beide liefen in die Farm und setzten sich auf einen großen Baum. Von dort oben konnten sie sehen, wie sich die zweite Frau wieder in eine Maria verwandelte, Okro fraß und dann wieder als Frau erschien. Des Nachts schlief der Mann bei seiner Maria-Frau, fing Streit mit ihr an und beschwerte sich am anderen Morgen beim Könige, sagte, daß er eine Maria-Frau hätte, daß alle Leute mit Hunden und Waffen kommen sollten, um sie zu vertreiben. Und alle kamen mit Hunden, Speeren und Bogen. Da ging der Mann ins Haus seiner Frau und begann sie zu schlagen. Da verwandelte sie sich in eine Maria, rannte in den Hof und in den Busch, gefolgt von den Leuten, aber sie konnten die Maria nicht erreichen und kehrten erfolglos heim. Der König aber sagte: "Heiratet nicht Mädchen aus der Fremde, die ohne Familie hierher kommen."

102. Elefant und Eichhörnchen

Elefant (dji-u-a) und Eichhörnchen (kurege) machten Freundchaft. Da kam Gisu und sagte zum Elefanten: "Wenn du nicht da bist, schimpft Kurege über dich!"Und zum Eichhörnchen sagte Gisu: "Wenn du nicht da bist, redet der Elefant Schlechtes über dich."Und



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jeder von ihnen ward zornig über den anderen. Da sagte der Elefant: "Gut, wenn die Sache so steht, werde ich alle meine Brüder rufen und mit Kurege Krieg führen." Und Kurege sagte: "Gut, wenn die Sache so steht, werde ich alle meine Brüder rufen und mit dem Elefanten Krieg führen." Kurege holte alle seine Leute, den Hund, Esel, Schafbock, Schakal, Milan (Schafo), Adler (Schiru-a), Schildraben (Hankaka), Kamel, schwarzen Esel. Die anderen Tiere im Busch: Löwen, Leoparden, Hyänen, Büffel, Pferdeantilopen usw. waren mit dem Elefanten zusammen. Kurege schickte zum Elefanten. "Nach drei Tagen will ich mit dir kämpfen an dem Platze, den wir dazu zurechtgemacht haben." Dann ging Kurege zu dem Kampfplatz und machte ein großes Loch in die Mitte und bedeckte es wieder, als ob nichts geschehen wäre. Dann schmückte Kurege das Kamel mit feinen Lederschnüren an den Füßen und mit einem feinen Fell als Schurz. Vorher hatte Kurege das Kamel ganz mit Stricken umwickelt und sagte nun: "Jetzt bist du fett. Das genügt mir." Dann nahm Kurege wieder Stricke und bewickelte den Esel, gab ihm einen Bente aus Stoff und sagte: "Geh zur Seite, auch du bist fertig zum Kampf." Dann brachte Kurege Medizin vom Busch, zerkleinerte sie im Mörser und rieb des Schafbocks Stirn damit ein. Er sagte: "Geh zur Seite, du bist bereit zum Kampfe." Da gab Kurege dem Raben eine Flasche Wasser und sagte: "Warte damit, bis ich dich während des Kampfes rufe." Dann nahm Kurege eine Flasche mit Blut und gab sie dem Adler mit der Weisung, sie ihm beim Kampfe zu geben. Dann ging Kurege zu Schafo, gab ihm weiße Fäden, die er zu einem Strick zusammendrehte, und sagte: "Bewahre das auf bis zum Kampfe." Dann nahm Kurege selbst eine kurze Eisenstange, bohrte ein Loch hinein und zog einen Strick durch. Da war er fertig zum Kampfe und gab noch dem Hunde ein gutes Essen. "Das ist deine Medizin!" Und der Hund fraß das Essen. Dann sandte Kurege den Fuchs zum Elefanten und ließ ihm sagen: "Ich bin bereit zum Kampfe, komm!" Der Elefant ließ antworten: "Ich bin auch bereit. Komm du zu mir." Da ging Kurege mit Trompeten, Trommeln und Lurenbläsern zum Kampffelde, wo das verdeckte Loch war. Jede Partei stand auf einer Seite. In der Mitte war das verdeckte Loch. Da legte der Elefant dem Affen eine Schnur als Schmuck um den Hals und ließ ihn in der Mitte tanzen. Er sagte zu Kurege: "Schicke einen, der mit ihm kämpfe."Kurege sandte seinen Hund, der begann mit dem Affen zu kämpfen, bekam ihn zu fassen und warf ihn auf die Erde, daß er vor Schreck seinen After öffnete.


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Der Elefant sagte zum Hunde: "Du hast gesiegt, nimm und friß den Affen." Das Kamel aber, als es so viele Gegner sah, fing an zu zittern und verlor die Stricke von seinen Gliedern. Kurege aber freute sich über den Sieg des Hundes, nahm seine Eisenkeule, sprang zu dem Elefanten hin, gab ihm eins vor den Kopf und rannte lachend zurück, ging nochmals hin und schlug den Elefanten wieder vor den Kopf. Da kam auch der Rabe geflogen, goß dem Elefanten das Wasser über den Kopf. Da riefen dessen Leute: "Seht, unser König beginnt zu schwitzen, er ist schon ermüdet." Wieder lief Kurege und schlug den Elefanten auf den Kopf. Dazu kam der Adler und schüttete das Blut über den Kopf des Elefanten. Da riefen die Leute: "Seht, der König blutet." Wieder kam Kurege und schlug den Elefanten. Da flog der Milan herbei unter dem Bauch des Elefanten durch und hielt den weißen Strick im Schnabel. Da riefen die Leute des Elefanten: "Seht, unserem Könige, dem Elefanten, kommen schon die Eingeweide heraus!" Als der Elefant das hörte, bekam er Angst, und da seine Leute ihm nicht halfen, rannte er mit ihnen weg. Kurege und die Seinen verfolgten ihn drei Tage, dann kehrten sie zurück zu dem Kampfplatz und bauten sich dort an, da die anderen, ihre Feinde, endgültig vertrieben waren.

103. Betrogene Güte

Ein Mann hatte seine Farm bestellt. Da schreckten Jäger am Wasser Krokodille auf, die flüchteten in die Farm und zerstörten sie (man sieht hieraus, daß es sich um eine am Wasser gelegene Zwiebelfarm handeln muß). Der Alligator wurde vom Farmer angetroffen und sagte: "Ich werde vom Jäger verfolgt. Verstecke mich doch." Da bedeckte der Farmer den Alligator mit Gras. Die Jäger zogen vorbei, ohne den Alligator zu sehen. Dann fragte er: "Sind sie vorbei? Dann bitte ich dich, mich nach dem Flusse zu tragen, damit sie mich nicht wiederfinden." Der Mann band dem Alligator die Schnauze zu und trug ihn zum Wasser. Als sie dort anlangten, sagte der Alligator: "Nun schneide den Strick auf." Und als der Mann das tat, schnappte der Alligator nach dem Arme seines Retters, und es begann ein Kampf zwischen beiden. Da kam Gisu, die Spinne, und fragte, was hier los wäre. Der Mann erzählte, und Spinne befahl dem Alligator, den Mann unverzüglich loszulassen und seinen Kopf über einen daliegenden Stamm zu legen. Dann sagte Gisu zu dem Manne: "Der Alligator möchte den Schmuck, der bei euch



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üblich ist." Der Mann verstand, zog sein Schwert und hieb dem Alligator den Kopf ab. Der Mann dankte Gisu, bedauerte, daß er kein Geschenk hätte, und forderte ihn auf, mit in sein Haus zu kommen. Dort ließ er Gisu an der Tür warten und ging zu seinen beiden Frauen. Die eine war krank, die andere machte ihm Vorwürfe, daß er solange auf der Farm war, seine erste Frau brauche als Medizin Blut von Gisu. "Warte, warte, ich bringe es gleich", sagte der Mann. Gisu hatte das aber vernommen und war schleunigst weggerannt, so daß der Mann mit seinem Messer ihn nicht mehr fand.

104. Betrogene Güte

Ein Mann ging in den Busch zum Gummi (Aro) suchen. Als er genug hatte, setzte er sich unter einen Baum und machte Salz lam. Da kroch eine Schlange (Mat-jegi), verscheucht von einem Reiher (Selbe), in die Tasche des Mannes. Der Mann hatte das bemerkt und sagte zu der Schlange: "Der Vogel ist weg, nun kannst du wieder aus meiner Tasche gehen." Die Schlange antwortete: "Ich bin so müde, der Vogel hat mich drei Tage verfolgt, ich habe solange nichts gegessen. Ich will Speise und Trank haben. Wenn du mich raustun willst, beiße ich dich dreimal." Als die beiden sich noch stritten, kam Dila, der Schakal, und fragte den Mann, was er da mache. Der Mann erzählte die Geschichte und der Schakal meinte: "Die Schlange hat recht. Wenn ich das wäre, würde ich dich zehnmal beißen; aber die Schlange ist noch friedlich und will dich nur dreimal beißen. Komm her, wir wollen uns auf diesen alten Baum setzen." Der Mann ging, und der Schakal rief die Schlange aus der Tasche des Mannes und sagte: "Schlafe hier auf dem Baume, ich will deine Sache erledigen." Der Mann hatte seine Axt vergessen unter dem Baume, und der Schakal sagte: "Geh, hole deine Axt, und wenn der Streit dann erledigt ist, wollen wir alle gehen."Der Mann holte die Axt, und der Schakal sagte: "Nun kannst du den Streit zwischen euch und uns beiden auf einmal erledigen." Der Mann verstand, was der Schakal meinte, und spaltete der Schlange den Kopf. — Der Mann wollte zum Danke den Schakal mit in sein Haus nehmen und ihn dort bewirten, aber der Schakal mißtraute: "Die Menschen sind schlecht, ich will nicht mit in die Stadt.""Es wird dir nichts geschehen", sagte der Mann. Der Schakal ging mit dem Manne in die Stadt. Im Hofe sagte der Mann: "Setze dich hier auf das Fell (es war das Fell, das er zum Gebet benutzte). Ich



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will hineingehen und dir zu essen holen." Im Hause empfing ihn seine Frau und klagte: "Dein Sohn ist krank geworden und der Medizinmann sagt, nur Schakalleber könnte ihm helfen." Das hörte draußen der Schakal. Da rief der Mann seine Burschen und flüsterte ihnen zu: "Nehmt Hunde und Stöcke, ich habe in meinem Sauri einen Schakal." Der Schakal aber war inzwischen hinter das Haus gelaufen und hatte ein kleines Loch in die Wand gemacht. Er sah dadurch, wie die Leute mit den Hunden und Stöcken kamen. Da lachte er sie laut aus und verschwand schleunigst in dem Busch.

105. Menschen und Wassergeister

Eine Frau hatte Streit mit ihrem Manne, rannte ihm weg und ging in ihre Heimat. Der Mann sagte zu einem Freund: "Morgen will ich meine Frau suchen gehen. Willst du mir helfen?" Der Freund weigerte sich; so ging denn der Mann allein. Als er an einen Fluß kam, da sah er einen Menschenkopf ohne Körper, der sich wusch. Der Kopf fragte: "Wo willst du hin?" Der Mann antwortete: "Meine Frau ist mir weggelaufen, ich will in ihre Heimat gehen und sie suchen." Der Kopf sagte: "Wenn du mich mitnehmen willst, so kann ich dir vielleicht helfen." Der Mann steckte den Kopf in seine Hose, die er ausgezogen hatte, nahm sie über die Schulter und ging. Als er in die Heimat seiner Frau kam, nahm er die Hose und band sie mit dem Kopfe um die Lenden. Als er in das Gehöft seiner Schwiegermutter kam, ging er in ein Haus, um sich niederzulassen. Aber der Kopf in der Hose hielt seinen Penis fest. Der Kopf sagte: "Nun laß mir Essen bringen." Der Mann aber sagte: "Ich möchte die Leute nicht um Essen bitten, wenn sie mir nicht von selbst was bringen." Der Kopf in der Hose ärgerte sich darüber und kniff den Mann so in den Penis, daß dieser anfing, nach Hilfe zu schreien. Der Kopf sagte alsdann: "Laß dir eine Matte für uns geben." Der Mann sagte: "Ich schäme mich, eine Matte für uns zu fordern." "Ich kneife dich wieder", sagte der Kopf. Und er kniff ihn wieder so in den Penis, daß der Mann schnell nach einer Matte rief. Als die Matte da war, sagte der Kopf wieder: "Laß dir nun deine Frau kommen." Der Mann erwiderte: "Ich schäme mich, nach meiner Frau zu rufen." Da sagte der Kopf: "Wenn du es nicht tust, kneife ich dich wieder." Und er kniff den Mann so in den Penis, daß der Mann nach seiner Frau rief. Die Frau kam. Der Mann fragte den Kopf: "Was soll ich nun tun?" Der Kopf sagte: "Ziehe die Hose



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aus und hänge sie mit mir an einen Dachsparren." Der Mann tat es. Am nächsten Morgen kam der Mann aus der Hütte. Die Schwiegermutter fragte ihn: "Das Essen ist noch nicht fertig. Kannst du vielleicht Öl allein essen ?" "Nein, ich kann keins essen." Die Frauen gingen alle zum Wasserholen, da nahm der Mann die Kanduschale oder Topf aus Kuhhaut mit Öl und ging in sein Zimmer, stellte den Kandu auf sein Bett, nahm die Mütze ab und begann das Öl zu trinken. Nachher würde ja keiner denken, daß er das Öl getrunken habe, da er gesagt hatte, er trinke kein Öl. Auf einmal hörte er Schritte. In der Eile setzte er statt der Mütze den Kandu auf den Kopf und ging hinaus. Als die Mutter den Schwiegersohn sah, fragte sie ihre Tochter: "Dein Mann hat den Kandu auf dem Kopf und vor dem Mund das Öl?" Die Tochter log: "Immer an diesem Wochentage muß mein Mann das als Amulett machen, aber das Öl hat er nicht getrunken." Die Mutter fragte wieder: "Hast du nicht eine Medizin für deinen Mann ?" "Ja, ich habe sie und werde sie aus dem Busch holen." Die junge Frau ging in den Busch und nahm irgendwelche trockenen Blätter, warf sie zu Haus in einen Topf, setzte den aufs Feuer und legte einen Stoff über den Mann und den Topf, so daß der Mann den Rauch der dörrenden Blätter ins Gesicht bekam. Dann ging die Frau zu ihrer Mutter und sagte: "Mein Mann ist nicht ganz wohl." Da ließ die Mutter den Schwiegersohn fragen, ob er Mais essen könne, er aber sagte, er hätte noch nie Mais gegessen. Um Mitternacht, als die Frau schlief, kam der Mann ohne Kleider in die Farm, brach sich viel Mais und ging zurück. Dabei verirrte er sich und kam in die Hütte seiner Schwiegermutter und des Schwiegervaters. Dort machte er sich ein Feuer. Er röstete den Mais, kostete, gab seiner angeblichen Frau und sagte: "Nimm, Frau, dies dumme Volk baut wirklich guten Mais." Die Mutter nahm es und sagte: "Das ist aber nicht deine Hütte." Als der Mann seine Schwiegermutter erkannte, stürzte er zur Tür hinaus. Der Mann lief zu seiner Frau und weckte sie: "Was ist los?" fragte die. Der Mann erzählte und sagte: "Ich schäme mich, laß uns weggehen." Da gingen sie in Nacht und Nebel davon, vergaßen aber den Kopf in der Hose mitzunehmen. Am andern Morgen wachte der Kopf auf, schüttelte sich und fiel mit der Hose herunter. Da wunderte er sich, daß die Leute weg waren, mit denen er gekommen war, schlüpfte aus der Hose und rannte nun so schnell er konnte hinter dem Mann und der Frau her. Unterwegs rief er: "Wo seid ihr?" Der Hut des Mannes antwortete: "Hier, hier!" Da warf der Mann den Hut ab und trieb seine


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Frau zu größerer Eile an. Der Kopf rief wieder: "Wo seid ihr?" Da antwortete die Tobe des Mannes: "Hier, hier!" Da warf der Mann die Tobe weg und lief nackt mit seiner Frau weiter, und als sie endlich an den Fluß kamen, wo der Mann den Kopf mitgenommen hatte, holte dieser die beiden ein. Da rief der Kopf die Seinen aus dem Wasser und alle Jangrua kamen heraus. Alle hatten nur einen Kopf. Sie brachten für ihren König ein Bett, auf das er sich setzte, um über den Fall zu richten. Der König fragte den Mann: "Was ist zwischen dir und dem Jangrua?" Da erzählte der Mann, wie seine Frau ihn verlassen, wie er den Jangrua am Wasser getroffen habe. Der wäre mitgegangen und hätte ihn in der Heimat seiner Frau zu schlechten Sachen verführt, so daß er weggelaufen wäre mit seinem Weibe, und der Jangrua hätte sie hier am Flusse wieder eingeholt. Da sagte der König: "Du bist im Unrecht, du mußt die Hälfte deines Weibes dem Jangrua geben." Als der Mann den König noch um Gnade bat, kam ein anderer Mann dazu und fragte: "Was ist denn hier los?" Da erzählte der Mann seine Geschichte, und der andere sagte: "Warte, ich werde dir helfen." Dann ging er in den Busch, holte vier handfeste Knüppel, gab dem Verklagten zwei und dann schlugen sie auf die Jangrua ein, die eiligst ins Wasser flüchteten. Dann liefen die beiden Männer mit der Frau fort. Um Mitternacht mußten sie über ein Wasser nahe der Stadt. Das war angeschwollen. Da sagte der Mann zu seiner Frau: "Warte, ich will erst hinüberschwimmen, um zu sehen, wie das Wasser ist, und er schwamm herüber. Als er drüben einen Grashalm erreichte, um sich aufzuschwingen, hörte er im Wasser die Jangrua kommen. Er konnte aber noch schnell hinaufspringen. Ein Jangrua fragte den andern: "Hast du ihn erreicht?" "Nein." "Na warte, er kommt wieder um seine Frau zu holen." Drüben aber heulte eine Hyäne und die Frau des Mannes schrie. "Was", fragt der Erzähler seine Zuhörer, "würdet ihr nun tun, wenn ihr wüßtet, daß drüben die Hyäne euere Frau frißt? —Und wenn ihr dann ins Wasser stürzt, um ihr zu helfen, und euch die Jangrua packen?"...

106. Der gute und der törichte Knabe

Gatengatena"( =Die Geschichte ist da).*"Tasomoji" =(Beginne). Barungurungu (der Riese) hatte zwei Frauen, und jede hatte 

* Dies sagt vor jeder Geschichte der Erzähler. Die Zuhörer antworten: "tasomoji".


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einen Sohn von ihm. Die Frauen hießen: Taroro (roro ist das Absammeln der abgeernteten Farmen durch arme Leute; sa tahen = sammeln. Die Mutter dieser Frau gebar letztere beim roro, d. h. in der Farm, darum wurde sie Taroro genannt). Die andere Frau hieß Tauwake (wake = Bohne, weil sie von der Mutter geboren wurde, als diese Bohnen von der Farm nach Hause trug. Solche Namengebung war bis heute allgemein Brauch). Tauwake starb, als ihr Sohn klein war. Taroro hatte auch einen Sohn; mit dem zusammen und Tauwakes Sohn lebte sie in ihrem Hause. Die beiden Knaben schliefen auf einer Matte. Taroros Sohn pißte eines nachts auf die Matte, Taroro sagte: "Das war Tauwakes Sohn. Wickle die Matte zusammen und gehe zum Flusse Ruambagadja (Wasser des Bagadja). Wasche die Matte. Weinend nahm der Knabe seine Matte auf den Kopf und ging. Da kam er an einen Fluß und fragte ihn: "Wasser, Wasser, bist du vielleicht Ruambagadja?" Der Fluß antwortete: "Ich bin nicht Ruambagadja, aber wenn du von mir trinken willst, tue es. Ich bin Kogi" (Fluß). Der Knabe sagte: "Nein, ich will zu Ruambagadja" und ging. Dann kam er zu einem andern Flusse (Strom) und fragte: "Wasser, Wasser, meine Mutter ist gestorben, meine Stiefmutter sendet mich zu Ruambagadja, meine Matte zu waschen, bist du vielleicht Ruambagadja ?" Da sagte der Fluß: "Ich bin nicht Ruambagadja, ich bin Bulbi, aber wenn du von mir trinken willst, tue es." Doch der Knabe sagte: "Ich will zu Ruambagadja, der ist der König der Flüsse" und ging. Da kam er an einen dritten Fluß, der war ganz rot. Er fragte ihn wieder. Der Fluß antwortete: "Ich bin Kogin uni (Blutfluß), aber wenn du aus mir trinken willst, so trinke." Aber der Knabe wollte nicht und ging weiter. Da kam er an den vierten Fluß. "Bist du der Ruambagadja?" "Nein, ich bin der Kogingananji, Ruambagadja ist weiter vorn... Aber wenn du trinken willst, tue es." Doch der Knabe ging weiter und kam an den fünften Fluß und fragte den wieder, ob er Ruambagadja wäre. Der Fluß sagte: "Ich bin Kogischudi (der blaue Fluß) Ruambagadja ist vorne." Da ging der Knabe weiter und kam noch an den Kogi majigi, den Rotholzfluß, Kogi madi (Bierfluß; madi = Bier aus der Frucht des Dunjabaumes), an den Kogi madera (Milchfluß), an den Kogi suna (Honigfluß). Jedesmal fragte der Knabe: "Bist du Ruambagadja?" Jedesmal antwortete der Fluß: "Der Ruambagadja ist vorne. Aber wenn du trinken willst, so trinke." Und immer antwortete der Knabe: "Gott danke es dir, aber ich will zu Ruambagadja, das ist der König aller Flüsse."Endlich


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kam er wieder an einen Fluß. Da fragte er wieder. Der Fluß erwiderte: "Maraba (willkommen). Ich bin Ruambagadja. Bagadja, die Frau des Flusses, ist nicht hier. Setze dich hin und warte." Der Knabe wartete, bis Bagadja kam. Die fragte ihn: "Wo kommst du her?" Und er erzählte: "Mein Vater hatte zwei Frauen, meine Mutter starb und ich blieb bei der andern Frau und schlief mit ihrem Sohne auf einer Matte. Der pißte nachts auf die Matte und die Frau jagte mich fort, damit ich bei dir meine Matte wüsche." Da gab ihm Bagadja Fleisch und Tuo (Brei aus Mais und Sorghummehl), Huhn und Furra (Milch und Reißbrei). Gab ihm am Ufer ein Haus, wo der Knabe schlief. Nachts nahm Bagadja die Matte, wusch sie gut und legte sie leise an ihren Platz zurück. Am nächsten Morgen kam Bagadja mit drei Eiern zu dem Knaben und sagte: "Wenn du nun zurück zum Gubiflusse kommst, wirf das erste Ei auf die Erde, das zweite zerbrich am Kogiflußufer. Das dritte zerwirf hinter der Stadtmauer dieser Stadt." Der Knabe tat, wie ihm gesagt war. Er zerwarf am Gulbi das erste Ei, und vor ihm standen 3000 Männer und 3000 Frauen. Die knieten alle vor ihm nieder und begrüßten ihn als ihren Herrn. Er hieß sie mitgehen. Am Kogi zerschlug der Knabe wieder ein Ei, da standen vor ihm Pferde, Esel, Kamele, Ziegen, Kühe, Schafe, Hühner, Tauben, Truthähne und alle Haustiere, von jeder Art, 3000 Stück. An der Stadtmauer zerwarf der Knabe das dritte Ei, da kamen Posaunenbläser, Trompeter und Trommler in Menge. Dazu Stoffe, viele Kleider, Kisten mit Gold und Silber und alles, alles, was man sich nur wünschen kann. Der Häuptling der Stadt hatte gehört von dem großen König mit den vielen Leuten. Und schon kamen alle seine Beamten, der Jerima, der Galadima, der Wassiri, der Alkali, der Linam, der Majaki, der Serkin dogari (Polizeimeister), die Dakara (Soldaten), Jenbindiga (Schützen), Lifidi und Sulke (Reiter). Mit allen diesen zog der König aus, aber als er die vielen da draußen sah, ergriff ihn Angst; er ging in die Stadt zurück und verschloß die Tore. Der Knabe sandte einen Boten an seinen Vater und ließ ihn herausbitten. Der Vater ging heraus und sprach mit dem Sohn. Dann kehrte der Vater zum Häuptling zurück und sagte ihm: "Fürchte dich nicht, der da draußen ist mein Sohn." Und zu seiner Frau sagte der Mann: "Sieh, das ist dein Stiefsohn, du wolltest ihn verderben, aber Bagadja machte ihn mächtig."

Als der Knabe an die Stadt gekommen war, schenkte er seinem Vater eine Kiste Gold und viele schöne Sachen. Als die Stiefmutter das sah, sagte sie zu ihrem Sohne: "Pisse heute nacht auf deine



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Matte und gehe auch zu Ruambagadja, sie zu waschen. Am nächsten Morgen nahm der Knabe seine Matte und ging. Bald kam er an den Kogi. "Bist du der Ruambagadja ?" —Der Kogi sagte: "Ich bin Kogi, aber wenn du durstig bist, so trinke." "Ja,"sagte der Knabe, "ich bin schon eine Stunde von Hause weg, ich will trinken."Und er trank. Dann ging der Knabe weiter und kam zum Gulbi. Er fragte "Bist du der Ruambagadja ?" "Nein,"sagte der Fluß, "ich bin Gulbi, aber wenn du trinken willst, so trinke." "Ja, ich bin schon lange unterwegs, ich will trinken", sprach der Knabe. Und er trank. So ging es weiter. Er trank aus allen Flüssen, nur vom Blutwasser, vom Kohlenwasser, vom blauen (Indigo) Wasser trank er nicht. Als er endlich zum Ruambagadja kam, fragte er: "Bist du Ruambagadja?" "Ja", sagte der Fluß. "Aber die Bagadja ist nicht hier. Warte und setze dich." "Darf ich etwas trinken?"fragte der Knabe. "Nein, das ist nicht Sitte, warte bis Bagadja kommt." Da kam die Bagadja und fragte nach seinem Begehr. Der Knabe sagte, daß seine Mutter ihn geschickt habe, um die Matte zu waschen. Da gab ihm Bagadja ein Haus und Essen. Als der Knabe nachts schlief, wusch Bagadja die Matte. Am nächsten Morgen gab Bagadja dem Knaben drei Eier und belehrte ihn, wie seinen Stiefbruder. Der Knabe kam an den Blutfluß und konnte es nicht lassen, ein Ei hineinzuwerfen. Da kamen 3000 Leprakranke heraus, begrüßten ihn als ihren Herrn und folgten ihm. Dann kam der Knabe an den Gulbi, warf wieder ein Ei hinein, und heraus kam ein Staat von Blinden mit ihrem blinden König auf einem blinden Pferde, mit blinden Trommiern und Bläsern, die bliesen: "Gabadurum, bajadurum, ridia gandabaganji serki makafi jatacho" (vorn ist es dunkel, hinten ist es dunkel, Gräben entfernt euch, der König der Blinden kommt). Der Knabe bekam Angst, überschritt den Kogi und zerschlug erst, wie ihm geheißen, am Bini das letzte Ei. Da kamen Tausende von Schmeißfliegen (kuda) heraus, dazu Löwe, Hyäne, Schakal (dila), Tiger, Einhorn (?!)(mann). Mit diesen allen kehrte der Knabe in die Stadt zurück. Der König wies sie hinaus, aber er konnte sie nicht loswerden. Daher kommen die Leprakranken, die Blinden, die Raubtiere, das Ungeziefer! — — Magana jakare!

107. Damatje goma (der Sohn der zehn Frauen)

Ein Mann hatte 10 Frauen, die waren alle schwanger. Im achten Monat gaben 9 Frauen ihre Leibesfrucht an die zehnte ab.



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Diese gebar aus den 10 Embryos einen Knaben. Als der Knabe groß war, sagte der Vater zu seinen 10 Frauen, er wolle von jeder eine Brust haben. Jede der Frauen schnitt sich eine Brust ab und brachte sie dem Manne. Der Mann verkaufte diese auf dem Markte und erhandelte dafür ein großes Pferd für seinen Sohn; so hatte der große Sohn ein großes Pferd. In dem Busch, weit von der Stadt, war eine böse Hexe, die fraß Menschen, und keiner traute sich dahin. Der Sohn des Mannes aber erbot sich, dahin zu gehen. Da höhnte die Spinne: "Wie, du junger Fant willst zu der Hexe gehen, wohin sich die stärksten Männer nicht trauen?" Der Jüngling bestieg sein großes Pferd, das mit Siebenmeilenstiefeln den 4 Monate langen Weg in 4 Tagen zurücklegte.

Er stand vor einem großen Hause, in dem eine große Frau stand, die hatte überall Münder. Sie hatte Münder auf der Brust und auf dem Rücken, Münder an Armen und Händen. Gerade hatte sie sich aus vier Menschen eine Suppe gekocht, in die tauchte sie einen Reisbesen (Bündel aus Reisstroh), fuhr sich damit über den Rücken und speiste so ihre vielen Münder. Als der Jüngling eintrat, verschwanden alle Münder, und die Frau war wie jede andere. Sie fragte: "Hast du mich gesehen?" "Nein," war die Antwort, "ich habe dich nicht gesehen." Bei der Hexe traf er eine leprakranke Frau, die fragte: "Warum kamst du? Weißt du nicht, daß die Hexe Menschen frißt ?" —"Ich weiß es; aber mein König sendet mich, und wenn ich sterbe, ist es gut!" — "Ich will dir einen Rat geben," sagte die Kranke. "Wenn die Hexe dir Essen bringt, iß nicht, wenn sie dir Wasser bringt, trink nicht! Solange es hell im Zimmer ist, schlafe nicht, denn es wird nur Nacht hier, wenn die Hexe schläft. Hier," fuhr die Kranke fort, "gebe ich dir zwei goldene Ringe, binde sie gut in dein Tuch, und gib sie, falls du heimkommst, deinem König."

Der Jüngling wollte nun sein Pferd absatteln, doch das fing an unwillig zu stampfen und zu wiehern; da ließ der Jüngling es gesattelt, auch nahm es kein Futter und kein Wasser. Als die Frau dem Reiter Essen und Trinken gab rührte er es nicht an. Nachts kam die Frau in des Jünglings Schlafraum; der räusperte sich und die Hexe fragte: "Willst du nicht zu mir kommen? Ich habe Feuer in meinem Raum, da ist es wärmer." Doch der Jüngling verneinte. Dreimal kam die Hexe. Dreimal traf sie den Burschen wachend. Da legte sich die Hexe selbst schlafen, indem sie dachte: "Ich will etwas schlafen, dann wird auch der Bursch schlafen und ich kann ihn mir holen. Bald war es ganz dunkel. Daran merkte der Reiter, daß die



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Hexe schlief. Er schlich hinaus und schwang sich aufs Pferd. Kurz darauf erwachte die Hexe, fand den Raum leer und rannte hinter dem Reiter her, ihn zu fangen. Als der Reiter die Hexe nahen sah, sagte er zu seinem Pferde: "Ich bin der Sohn von zehn Müttern. Jede mußte eine Brust opfern, damit Vater dich kaufte. Willst du mich im Stich lassen ?"

Da rannte das Pferd mit Siebenmeilenstiefeln in großen Sprüngen davon, die Hexe weit hinter sich lassend. Sie steckte aus Wut darüber den ganzen Busch an. Wieder bat der Bursche sein Pferd unter gleichen Worten: "Willst du mich verlassen?' Und wieder setzte das Pferd mit Riesensprüngen über den Busch, dem Brande entgehend. Als die Hexe dies merkte, ließ sie den Fluß anschwellen, der den Burschen von seiner Stadt trennte. Aber wieder half ihm das treue Tier. Mit einem mächtigen Satze sprang es über den Strom und erreichte mit dem Reiter seine Heimat.

Am nächsten Tage wurde der Bursche beim Könige empfangen, und viele Leute waren dabei. Als er seine Ringe abgegeben und die Geschichte erzählt hatte, kam auch die Spinne und höhnte: "Jetzt sagt er, er sei bei der Hexe gewesen. Fünf Tage hat er sich bei den Weibern seiner Freunde herumgetrieben. Wenn es wahr ist, so soll er mit mir noch einmal hingehen."

Der Jüngling willigte ein und schwang sich aufs Pferd. Die Spinne holte eine Schildkröte und sagte: "Dies ist mein Pferd!"Bald ging das dem Reiter zu langsam; er nahm Spinne und Schildkröte aufs Pferd und fort stürmte der Renner in Riesensätzen, trotz der kläglichen Angstschreie der Spinne. Am vierten Tag kamen sie vor der Hexe Haus.

Als sie eintraten, war die Hexe gerade wieder beim Essen beschäftigt, indem sie ihre vielen Münder, die immer riefen: "Ich habe noch nichts! Ich habe noch nichts!" mit dem Besen aus Reisstroh mit Menschenfleischsuppe fütterte. Die Hexe fragte: "Habt ihr mich gesehen?" "Nein", sagte der Bursche. "Ja," sagte die Spinne; "ich habe gesehen, wie du deine Münder füttertest." — "Es ist gut", erwiderte die Hexe und gab ihnen ein Zimmer.

Da kam die Leprakranke und fragte den Reiter: "Warum kommst du wieder?" "Die Spinne wollte es!" Die Kranke gab ihm nun zwei Stäbe aus Gold, die versteckte er sorgfältig unter seinem Sattel. Dann belehrte der Jüngling die Spinne, wie er von der Kranken belehrt worden. Die aber fragte: "Warum soll ich nicht essen? Dir gab der König viel Essen mit; meines aber ist seit zwei Tagen alle. Du hast mir nichts zu sagen!"



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Die Hexe brachte Essen und Trinken, der Reiter rührte es nicht an, aber die Spinne und die Schildkröte taten sich gütlich daran. Nachts, als die Dunkelheit zeigte, daß die Hexe schlief, machten sich der Reiter, die Spinne und die Schildkröte auf den Weg.

Bald war die Hexe hinter ihnen, und die Spinne begann kläglich zu schreien. Da nahm der Reiter sie zu sich aufs Pferd, die Schildkröte zurücklassend, und fort ging es in wilden Sprüngen. Am nächsten Tage erschienen sie vor dem Könige, und die Spinne sagte: "Jetzt ist er wirklich dagewesen, die goldenen Stäbe bezeugen es auch."

Der König belohnte den Tapferen, der die Hexe nun vertrieben hatte, mit der Hälfte all seiner Besitztümer.

108. Die Eintagsfrau

Ein Jüngling ging zum Mauern in die arabische Schule. Als er heiraten wollte, sagte sein Lehrer zu ihm: "Wenn du dies Mädchen heiratest, wird sie am ersten Tage sterben; dann darfst du sie nur mit Hilfe dreier Männer begraben." Der junge Mann heiratete trotzdem, zog mit der jungen Frau hinaus ins Land. Nach einem Tag starb sie im Busch. Da kam eine Hyäne und sagte: "Das ist deine Eintagsfrau, die heute starb. Laß mich sie auffressen." Aber der Mann wollte nicht, und die Hyäne ging. Dann kam der Löwe und wollte auch die Leiche der Frau fressen; aber der Mann weigerte sich, und der Löwe ging und versteckte sich im Busch. Dann kam Mikia (großer Geier [?] mit weißem Schnabel, der eine rote Spitze hat; er reißt den gefallenen Tieren zuerst Augen und Herz aus). Dieser Geier kam geflogen, brachte einen Stern und ein Lei-a, das ist Koranspruch, zusammengefaltet, mit Faden umwickelt, legte beides ins Wasser und sagte dem Manne, er solle es seiner toten Frau einflößen. Da stand die Frau auf und lebte. Der Vogel sagte: "Bewahre diese Medizin auf. Ich komme nach einigen Tagen wieder."

Mann und Frau gingen in die Stadt zurück. Als sie dort ankamen, hörten sie Rufe: "Des Königs Mutter stirbt." Da sahen sie eine alte Frau und baten diese um Unterkunft. Die aber schrie die beiden an: "Hört ihr nicht, daß des Königs Mutter im Sterben liegt, und da kommt ihr wegen eines Obdachs?" Da sagte der Mann: "Gib mir einen Platz, wo ich meine Sachen lassen kann; dann will ich selbst zur Königin-Mutter gehen." Da nahm die Frau dem Manne die Sachen ab, führte ihn zum König und sagte: "Dieser Mann hat



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Medizin für deine Mutter." Da nahm der Mann die Medizin, tat sie in Wasser, flößte sie der Königin-Mutter ein und diese stand auf. Da sandte der König einen Boten, die Frau und die Sachen des Mannes zu bringen. Dazu gab er ihm ein gutes Haus, feine Kleider und machte ihn zum Doktor seines Landes.

Da starb des Königs Sohn, und auch diesen erweckte der Doktor mit seiner Medizin. Nach einiger Zeit starb der König, und der Doktor wurde gerufen. Er suchte seine Medizin und konnte sie nicht finden, denn seine Frau hatte sie heimlich gestohlen und ihrer Familie in der nächsten Stadt gebracht. Trotzdem suchte sie eifrig mit ihrem Mann. Als der Mann die Medizin nicht fand, nahmen ihn die Leute des Königs gefangen und banden ihn, weil er sie betrüge. Da kam ein Sklave, der aus der Familie der Frau des Doktors stammte, zu den Räten des Königs, und sagte: "Ich weiß, wo die Medizin ist, seine Frau hat sie versteckt, aber jetzt fürchtet sie sich, die Medizin zu bringen. Ich weiß das Versteck und werde sie holen." Der Sklave brachte die Medizin, der König erwachte vom Tode und machte nun seinen Sklaven zum Doktor. Der erste Doktor aber wurde weggejagt in die Farm, wo er sich sein kärgliches Brot selbst erarbeiten mußte. Seine Frau verließ ihn und ging zu dem jetzigen Doktor, der nun ein reicher Mann war.

Nach einem Monat kam Makia, der Geier, zu dem abgesetzten Doktor, der nur noch ein Skelett war, weil er so Schlimmes leiden mußte, und forderte seine Medizin. Da klagte der Mann sein Leid und erzählte, wie seine Frau ihn bestohlen und ins Unglück gebracht hätte. "Siehst du,"sagte der Geier, "das ist die Strafe. Damals wollten wir deine gestorbene Frau fressen, die Hyäne, der Löwe und ich, du aber wolltest es nicht. Nun hast du deine Strafe."

Dann ging der Geier zur Hyäne und sagte: "Meine Medizin ist verloren gegangen; suche und bringe sie mir, oder ich töte dich." Da lief die Hyäne zum Hund und sagte: "Die Medizin des Geiers ist verloren gegangen; suche und bringe sie mir, oder ich mache dich tot!" Der Hund lief ebenso zur Katze und forderte unter Todesandrohung die Medizin. Die Katze lief zu den Ratten und drohte, sie alle aufzufressen, wenn sie die Medizin nicht brächten. Da suchten die Ratten alle Medizin im ganzen Lande zusammen. Mehrere Ratten kamen auch zu dem Doktor; eine biß ihn in den Penis, eine in den Arm, eine in die Backe. Da ließ der Doktor die Medizin, die er in seinen Backentaschen aufbewahrte, fallen, und die Ratten liefen mit der Medizin davon und brachten sie mit der andern Medizin zur



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Katze, diese brachte die Medizin zum Hund usw., bis zum Geier. Am Morgen suchte sich der Geier seine Medizin heraus und verbrannte die andere. Dann flog der Geier zu dem ersten Doktor, gab ihm die Medizin wieder und sagte: "Nun bewahre sie auf, aber heirate die Frau nicht wieder."

Einige Zeit später starb der König wieder. Man rief den zweiten Doktor, der suchte seine Medizin und fand sie nicht; da lief er zum ersten Doktor und bat ihn um seine Medizin. Der sagte: "Laß mich! Ich habe keine Medizin!" Doch endlich ließ er sich erweichen, ging mit in des Königs Haus und erweckte ihn mit seiner Medizin. Da wurde der zweite Doktor aufgehängt. Der König hörte nun die Geschichte, wie die Frau ihrem ersten Mann die Medizin gestohlen und wollte sie hängen. Aber der Doktor sagte: "Um Gottes willen, laß sie leben!" Dann teilte der König sein Land und gab dem Doktor die Hälfte. Der Doktor brachte zuvor seine Frau zu ihrer Mutter zurück. Der erzählte er, wie er sein Weib vom Tode gerettet und wie sie ihm schlecht gedankt hätte. Da verstießen auch die Eltern die Frau, und diese starb im Busch, an demselben Platz, wie zum ersten Male.

109. Geschichte vom lieblosen Vater

Ein Mann ging mit seinem Sohn in den Busch, um eine Gafia (ist eine weiße Wieselart, frißt Erdnüsse und Bohnen) zu fangen. Sie machten an dem Bau ein Loch und warteten, daß die Gafia käme. Endlich kam sie. Der Vater holte zum Schlage aus, schlug vorbei und traf seinen Sohn, daß der wie tot hinstürzte. Der Vater rannte hinweg, und ein Fremder kam zu Pferd vorbei, sah den schwerverwundeten Knaben und dachte: "Gott hat mir keine Kinder geschenkt. Ich werde ihn mitnehmen." Der Reiter hob den Jüngling auf den Sattel vor sich, nahm ihn nach Hause, verband ihn, und als er wieder gesund war, gab er ihm ein Mädchen zum Heiraten. Am Hochzeitstage gab der Pflegevater dem jungen Paare ioo Kamele. Da kam auch der richtige Vater, erkannte seinen Sohn mit den vielen Kamelen, forderte den Sohn vom Pflegevater zurück. Der weigerte sich und schenkte dem Adoptivsohn noch einmal 100 Kamele. Der Vater forderte nochmals seinen Sohn. "Gut, wenn du deinen Sohn willst, so will ich dir auch ein Pferd schenken." Der Mann brachte ein aufgezäumtes Pferd für den Vater, eins für den Sohn, eins für sich selbst; dazu jedem ein Schwert. Dann bat er Vater und Sohn mit in den Busch zu kommen und sagte dort zum



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Sohn: "Ich habe dich erzogen und reich gemacht. Er ist dein Vater. Willst du ihn, so töte mich, willst du mich, so töte ihn!" Der Sohn entschloß sich für den Pflegevater und erschlug den eigenen. Er ,kehrte mit in die Stadt zurück und heiratete.

110. Der Mann mit seiner Freundin

Ein Mann hatte eine Freundin, die im nächsten Dorfe wohnte, und jeden Abend kam er zu ihr, holte sie in sein Dorf und sagte: "Wenn wir durch den Busch gehen, kann niemand dir etwas tun; kein böser Mann, kein Schakal, kein Leopard." Und die Frau erzählte den Leuten: "Wenn ich mit dem Manne durch den Busch gehe, so wird er mich vor allem schützen." Da sagten die Leute: "Nun, wir wollen doch versuchen, ob er die Wahrheit redet; gib nur ein kleines Huhn und eine kleine Ziege, dann wollen wir sehen."

Am nächsten Abend kam der Mann, seine Freundin zu holen, und auf dem Rückwege fiel ein starker Regen, so daß sie beide ganz naß wurden. Als sie ins Haus des Mannes kamen, fanden sie dort zwei Männer, die hatten das Huhn der Frau bis auf die Knochen verzehrt und hielten die Ziege in der Hand. Die Männer standen hinter der Tür. Als die Frau eintrat, sagte sie: "Ich werde meine Kleider ausziehen und aufhängen, damit sie morgen früh trocken sind, wenn ich gehen will."

Da ergriff der eine Mann, der hinter der Türe stand, die Frau und zog sie hinein, der andere gab der Ziege einen Schlag, daß sie leise schrie. Der erste nahm einige Knochen des Huhnes, zerknackte sie zwischen den Zähnen, so daß es schien, als ob er die Frau auffräße. Der zweite sagte: "Gib mir doch auch etwas ab."Der erste er widerte: "Da draußen ist doch noch einer, fang den doch!" Da löschte der Liebhaber seine Lampe aus, kletterte auf das Dach und vor Angst schiß er kräftig vom Dach herab. Die beiden nahmen das Weib und gingen mit ihr in ihr Dorf. Am nächsten Morgen kam der Mann von seinem Dache herab und glaubte, die Männer hätten das Mädchen ganz aufgefressen. Da sagte sich der Mann: "Du mußt doch wohl zu den Eltern des Mädchens gehen und nach ihm fragen."

Als er an das Gehöft der Eltern des Mädchens kam, lehnte er sich über den Zaun aus Sorghumstengeln, um hinein zu sehen. Der Zaun aber gab nach, und er fiel mitsamt dem Zaun auf die Mutter des Mädchens, die dahinter Wäsche wusch. Da lief der Liebhaber vor Schreck in den Busch und kam nie wieder zu dem Mädchen.



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111. Wiesel (Somu) und Hund Kare)

Das Wiesel fragte den Hund: "Kannst du mich nicht einmal mit in die Stadt auf den Markt nehmen?" "Das können wir machen", antwortete der Hund, tat das Wiesel in eine Tasche, daß nur der Kopf herausguckte, hing die Tasche über, ging mit ihm in die Stadt auf den Markt und zeigte ihm alles. "Bist du nun zufrieden ?"fragte er endlich. "Ja," sagte das Wiesel und ward von dem Hund wieder in den Busch gebracht.

"Nun,"sagte der Hund, "möchte ich auch mal den Busch sehen, wie du den Markt sahst. Löwe, Leopard, Büffel, alle Tiere möchte ich mal sehen." Da setzte das Wiesel den Hund in die Tasche, in der es selbst vorher gesessen hatte, wickelte noch eine Matte obenrum, daß nur der Kopf rausguckte, band an beiden Seiten einen Strick fest und zog so den Hund durch den Busch, da es ihn nicht tragen konnte. Da kamen sie an die Stelle, wo der Schakal seine Farm hatte und das reife Korn in schönen Haufen zusammengelegt war. Das Wiesel zog den Hund über einen solchen Haufen. Das sah aber der Schakal und rief von weitem: "Welcher freche Kerl zieht denn da etwas über mein Korn?" "Das ist ein Hund," rief das Wiesel, und der Hund konnte gerade noch dem herbeispringenden Schakal aus der Tasche entwischen.

112. Warum der Milan Hühner raubt

Ein Milan-Schiru ging auf den Handel, verkaufte Kolanüsse und kaufte dafür einen Mond, um ihn weiter zu verhandeln. Als er ihn auf dem nächsten Markte verkaufte, kam ein Sohn des Mondes, ein Stern, und sagte: "Seht, da wird etwas verkauft, das sieht aus wie unser Vater, das muß ich ihm doch erzählen." Er erzählte es seinem Vater, dem Mond, und erhielt 24000 Kauri (= 10 Schilling), das Ding zu kaufen. Am nächsten Markttage ging der Sohn hin mit der Weisung, das Ding zu kaufen, aber nicht zu bezahlen, sondern den Verkäufer mitzubringen. Der Stern kaufte das mondähnliche Gebilde und forderte den Milan auf, ihm zu folgen. Der aber schützte Arbeit vor und sagte, er würde in zwei Tagen nachkommen. Das tat er auch, konnte aber den Platz, wo der Mond war, nicht erreichen, er war zu weit. Daher kehrte er jeden Abend auf den Markt zurück. Auf dem Wege traf er immer eine Hühnerkolonie, die fragte ihn schließlich, was er immer mache, und der Milan erzählte, daß er sein Geld holen, den Mond aber nicht erreichen könne. Da sagten die



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Hühner, er könne bei ihnen schlafen; sie würden ihn morgens früh wecken, da könne er den Mond erreichen. Morgens weckten ihn die Hühner, und richtig erreichte er den Mond, der fragte: "Wer gab dir so viel Überlegung, daß du mich erreichtest ?" "Ich selbst," erwiderte Milan. "Das glaube ich nicht," meinte der Mond, "erst mußt du mir sagen, wer dich beraten hat, dann bekommst du deine Bezahlung." Da erzählte der Milan die Geschichte mit den Hühnern. Der Mond sagte: "Gut, geh hin und nimm die Hühner als Bezahlung von mir." Der Milan ging hin und sagte den Hühnern, daß sie ihm vom Mond als Bezahlung gegeben seien. Die Hühner antworteten: "Geh erst in deine Heimat und komm nach zwei Tagen wieder, deine Bezahlung zu nehmen." Nach zwei Tagen kam der Milan, und als er von den Hühnern erblickt wurde, liefen dieselben mit allen ihren Kücken in das nächste Dorf und baten dort bleiben zu dürfen, weil man sie im Busche belästige. Der Milan hörte davon, ging in die Stadt zum Könige und fragte: "Kamen gestern Fremde in deine Stadt?" "Ja," erwiderte der König, "die Fremden sind Hühner." Der Milan sagte, daß sie ihm Bezahlung schuldeten, die ihm vom Monde versprochen wäre. Da kam der älteste Hahn und bat, man möchte sie freilassen. Der König aber entschied, daß, wenn sie nicht anders bezahlen könnten, sie die Sklaven des Milan werden müßten. Seit dieser Zeit holt sich der Milan Hühner, so oft er Lust hat.

113. Hahn als Schmied

Ein weißer Hahn war Schmied, und wenn die Leute kamen, bei ihm Sachen zu bestellen, so sah er ihnen von weitem an, was sie wollten. Eines Tages ließ Gott ihn zu sich rufen, und ehe der Bote noch ankam, wußte der Hahn, was Gott von ihm wollte und begann sogleich die Sterne anzufertigen, die Gott haben wollte. Auf der Erde bekam der Hahn daraufhin von den Menschen viel Essen zum Geschenk; aber Gott schenkte ihm nichts. Dann aber wollte Gott dem Hahn auch etwas schenken; er ließ einen weißen Ochsen schlachten und kochen und das Fleisch in eine große Schüssel tun, darauf kam Fufu (Sokuru in Borgu) und darüber eine Soße. Die aber war nicht schön, denn sie war nur aus Blättern aus dem Busch, ohne Salz und Pfeffer gemacht. Als nun der geladene Hahn mit seinen Söhnen zum Essen kam, kostete er an der Oberfläche die Speise, fand sie schlecht und überließ sie seinen Söhnen. Die griffen zu, zogen bald das Fleisch von unten vor und ließen sich's schmecken.



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Da merkte der Hahn-Vater, daß unten wohl Besseres wäre, kostete, fand jetzt die Speise sehr gut, schämte sich aber zu sehr und überließ das Essen wieder seinen Söhnen. Seitdem aber scharren alle Hühner beim Essen, als ob sie auf dem Grunde etwas Besseres fänden.

114. Jägerlegende

Ein Jäger, der sechs Kinder hatte, ging immer in den Busch und jagte mit so viel Glück, daß das Wild aus Angst das Revier verließ. Als nun der Jäger wiederkam, fand er kein Wild mehr, nur eine Leopardenfährte traf er und die verfolgte er, und als er den Leoparden sah, wollte er ihn töten. Doch der drehte seinen Kopf zu dem Jäger und sagte: "Töte mich nicht." Der Jäger steckte den Pfeil in den Köcher und folgte dem davoneilenden Leoparden. Als dieser ein Tier fand und es erschlug, nahm der Jäger seinen Pfeil wieder und schoß auf den Leoparden. Im gleichen Augenblick durchlief ein Zittern den Körper des Jägers; sein Penis und Skrotum fielen zur Erde und er verwandelte sich in eine Frau. Vor Schreck lief der Jäger in den Busch. In einem Kukabaum (Adansonia), in dem ein großes Loch war, versteckte er sein Jagdgerät, gürtete sich seine kurze Jacke als Schurz um und ging zum nächsten Ort. Einige Knaben tanzten am Wege; die fragte er nach des Jägers Haus und ging dorthin. Der Jäger des Ortes nahm die Frau, von der er nicht wußte, daß sie früher auch ein Jäger war, auf und gab ihr ein Haus. Da kam ein Freund und sagte: "Was hast du für eine schöne Frau hier? Willst du die nicht heiraten?" "Ja, das werde ich auch," erwiderte der Jäger - heiratete die Frau und sie ward schwanger von ihm und gebar ihm im Laufe der Jahre fünf Kinder. Die Söhne aber, die die jetzige Frau als Mann in erster Ehe gehabt hatte, glaubten, ihr Vater sei im Busch gestorben, brachten ihm Totenopfer und begannen selbst im Busch zur Jagd zu gehen. Der als Frau lebende Jäger sagte nun eines Tages zu seinem Erstgeborenen: "Nimm einen Topf mit Bohnenbrei. Ich träumte heute nacht von einem alten Kukabaum draußen im Busch. Gehe dorthin, opfere die Bohnen, steige auf den Baum, dann wirst du ein Loch sehen; was du auch darin findest, bringe es mit." Der Sohn ging mit den Bohnen und ging lange, lange, bis er an den Baum kam. Da opferte er die Bohnen, stieg hinauf, fand das Loch, darin Bogen, Köcher und Pfeil, einen Lederschurz und eine Trinkkalebasse. Das alles nahm er, ging heim und brachte es seiner Mutter. Die sagte: "Lege alle deine Kleider ab,



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nimm dies und gehe zur Jagd." Der Jüngling tat es und hatte stets Glück bei der Jagd. Eines Tages kam eine Botschaft, daß sich alle Jäger des Landes zu einer großen Jagd vereinigen wollten. Der Jüngling mit dem ererbten Jagdgerät ging auch hin, ebenso die fünf Söhne des verschollenen Jägers. Am vierten Tage, als sie wieder hinauszogen zur Jagd, kamen die fünf Brüder hinter dem Jüngling zugehen. Verwundert sagte der älteste zu den andern: "Seht, ist das nicht unseres Vaters Jagdschurz, ist das nicht sein Bogen, ist das nicht seine Trinkkalebasse ?" Sie stellten den Jüngling zur Rede. Der behauptete, die Sachen von seiner Mutter erhalten zu haben. Die anderen Jäger kamen dazu, und man beschloß, den Fall in der Stadt zu schlichten. Am nächsten Tage wurde dem König die Sache vorgetragen. Der fragte dann den Jüngling: "Die fünf Brüder sagen, dein Jagdgerät wäre das ihres Vaters. Du sagst, du hättest es von deiner Mutter. Gut! Wir wollen deine Mutter rufen!" Die Frau wurde geholt und gefragt. Da fing sie an zu weinen und sagte: "Ihr alle habt den großen Jäger gekannt", und sie erzählte die Geschichte ihrer Verwandlung. Dann bat sie ihre ersten fünf Söhne in ihre Heimat zurückzukehren und befahl ihren selbstgeborenen zweiten fünf Söhnen jährlich ein jeder den anderen fünf Kauri als Geschenk zu geben. Seit dieser Zeit zahlt jeder Borgumann auch noch in unseren Tagen jedem Beri-Berimann, wenn er ihn zu Neujahr trifft, neun Kauri.

115. Der Rabe

Hankaka, der Rabe, traf Gagafa in der Luft und sagte: "Es ist alles trocken, wir wollen gehen und Wasser suchen." "Ich habe aber meine Jungen bei mir," erwiderte Gagefa. "Das macht nichts, nimm sie nur mit unter deinen Flügeln," antwortete der Rabe, und sie flogen los. Da sah der Rabe ein Wasserloch, flog hinab und trank. Da kam auch Gagafa herbei und fragte: "Ist es tief?""Ja, es ist tief, aber setze nur deine Jungen an den Rand hier; dann kannst du Wasser holen für dich und deine Jungen."

Gagafa tat, wie ihm der Rabe gesagt, und als er im Loche trank, stahl ihm der Rabe seine Kinder und flog weg. Als Gagafa mit dem Wasser für die Kinder herauf kam, sah er, daß der Rabe mit seinen Jungen weg war, und er suchte die ganze Gegend ab, immer rufend: "Hankaka! Hankaka!" Aber nichts fand er, niemand sah er. Traurig kehrte er zurück. Auf dem Wege erfuhr er von Leuten, daß sie



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den Raben im nächsten Dorf gesehen hätten. Er verfolgte also den Raben und traf ihn endlich in der dritten Stadt, holte ihn aus seinem Versteck, verprügelte ihn, brachte ihn zum König, verklagte ihn und fügte hinzu: "Nun mache mit ihm, was du willst! Ich überlasse ihn dir!" Dann flog Gagafa mit seinen Jungen davon. Der König aber beschloß, Hankaka zu töten, da stets Klagen über die Räubereien des Raben einliefen und um ein Beispiel zu geben. Der Rabe wurde hingerichtet.

116. Frage

Es war einmal ein sehr reicher Mann, der alles ,hatte, was es gibt auf der Erde. Nur keine Kinder hatte er und das wurmte ihn jeden Tag. Schon mehrere Frauen hatte er darum fortgejagt, weil sie keine Kinder gebaren. Wieder hatte er eine andere Frau geheiratet. Endlich gebar ihm diese einen Sohn und die ganze Stadt freute sich mit ihm über den Erben. Nach sieben Tagen wurde der Knabe getauft, und der Vater ließ von allen Medizinmännern Kräuter bringen, damit der Knabe kräftig würde und nicht erkranke. Als der Sohn nun erwachsen war, wollte der Vater ihn verheiraten und brachte ihm junge Mädchen, mit ihm zu spielen. Doch da befiel den Jüngling ein böses Fieber und der Vater sandte zu allen Medizinmännern und gab ein Vermögen aus für Medizinen. Aber das Fieber wollte nicht weichen, und schließlich starb der Jüngling. Verzweifelt lief der Vater durch die ganze Stadt und fragte überall, ob keiner ein Mittel hätte, seinen Sohn wieder zu erwecken. Da kam endlich ein alter Orakelmann und sagte, er hätte ein Mittel. Der Vater versprach dem Alten alle Güter der Erde. Der Orakelmann gebot den Leuten das Graben der Gruft zu unterbrechen, fing eine Dankara (Siedleragawe, auch "Kohn"genannt), reichte sie dem Vater, dazu ein Messer und sagte: "Wenn du diese Dankara tötest, wird dein Sohn leben, du aber mußt sterben. Bist du nicht fähig für dieses Opfer, so gib beides seiner Mutter, vielleicht bringt sie das Opfer." Der Vater fragte: "Wenn ich die Dankara einem Sklaven gebe zum Töten, wird mein Sohn dann erwachen?""Nein, nur du oder seine Mutter können das Opfer bringen." Der Vater überlegte und kam schließlich zu dem Schluß, daß er doch lieber leben wolle. Vielleicht schenkte Gott ihm einen andern Sohn. Da ward die Mutter des Jünglings unwillig, ergriff die Dankara und das Messer. Doch als sie zuschneiden wollte, fehlte ihr der Mut und sie ließ beides zur Erde



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gleiten. Das ärgerte nun den Vater. Er ergriff Messer und Dankara, aber wieder konnte er sich nicht entschließen zu dem Opfer. Da drängte sich ein Mädchen aus dem Kreise der Zuschauer heran und fragte den Orakelmann: "Wird der Jüngling erwachen, wenn ich die Dankara töte?" "Wer bist du," war die Gegenfrage. "Ich bin seine Spielgefährtin, wir schliefen in einem Hause.""Er wird leben, wenn du dich opferst." Rasch entschlossen ergriff das Mädchen das Messer, schnitt der Dankara den Kopf ab und sank leblos zu Boden. Der Jüngling aber erhob sich von der Erde. Doch schon war auch der Orakelmann herzugetreten, besprengte das Mädchen mit einer Medizin, und auch sie erhob sich wieder zu neuem Leben. Und die Luft erzitterte von den Freudenschreien der Menge. Bald darauf heiratete der Bursche das Mädchen. "Wer nun", fragt der Erzähler, "hat von diesen allen das beste Werk getan?"

117. Lebensentscheidung

Im Walde lebte ein armer Mann, der hatte drei Söhne und drei Töchter und nährte sich kümmerlich durch den Fang von Feld. ratten, die er für 80-100 Kauri auf dem Markte zum Essen verkaufte. Inder Stadt war aber ein reicher Mann, der hatte 400 Sklaven und viele Frauen, aber keine Kinder. Daher hänselten ihn die Leute und fragten ihn: "Wer soll alle deine Güter erben?" Auch der König fragte ihn eines Tages. Da antwortete der Reiche: "Ich habe einen Sohn im Walde.""Ich will ihm meine Tochter zur Frau geben," erwiderte der König. "Ich werde versuchen, meinen Sohn zu finden." 200 Reiter hatte der Reiche. Doch er befahl ihnen, zu Hause zu bleiben und ritt allein in den Wald. Am gleichen Tage war der arme Mann wieder mit seinen Söhnen ausgezogen, Ratten zu fangen und sagte zu ihnen: "Wer mir heute wieder die Ratten weglaufen läßt, den schlage ich tot!" Sie gruben an dem Bau der Ratte; plötzlich kam die Ratte heraus, und der Jüngste ließ sie entwischen. In der Wut nahm der Vater eine Axt und schlug den Sohn über den Schädel, daß er blutüberströmt zusammenbrach. "Laßt ihn,"sagte der Vater, "wir haben nichts mehr mit ihm zu tun." Sie gingen, und kurz darauf ritt der Reiche an der Stelle vorbei, sah den Knaben, wusch ihn, und da er ihm gefiel, kleidete er ihn in schöne Kleider und nahm ihn auf sein Pferd. Im nächsten Dorfe schickte er einen Boten an seinen Leibsklaven, ließ seine Reiter holen und ein gutes Pferd für seinen Sohn. Viele Trommler begrüßten den Sohn des



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Reichen und das Volk schrie: "Der Reiche hat seinen Sohn gefunden! Der Reiche hat seinen Sohn gefunden!" Der Reiche ließ seinen Sohn voranziehen mit allen seinen Leuten, und die Trommler schlugen für ihn die Trommeln. Der Jüngling begrüßte erst den König, dann wurde er in des Reichen Gehöft gebracht und erhielt dort ein schönes Haus. Drei junge Skiavinnen kamen, um ihn zu baden und zu massieren. 50 Sklaven und Pferde und alles, was er brauchte, sandte sein Vater, und die ganze Stadt freute sich mit dem Reichen über den gefundenen Sohn. Bald sandte auch der König seine Tochter mit zehn Sklavinnen. Die Tochter ging allein hinein zu dem Jüngling und setzte sich zu ihm auf sein Lager, und sie spielten zusammen, denn der Jüngling wußte noch nicht, was er mit dieser Frau anfangen sollte. Doch schon nach drei Tagen heiratete er das Mädchen. Es war ein großes Fest für die ganze Stadt, und der junge Mann war der beliebteste und mächtigste Mann nach dem König. Inzwischen ging der arme Mann überall umher und fragte, ob niemand seinen Sohn gesehen hätte. Endlich fand er heraus, daß sein Sohn der mächtigste Mann und der Schwiegersohn des Königs in der Stadt wäre. Er ging in die Stadt zu dem Alten und forderte seinen Sohn. "Komm herein und laß uns allein darüber sprechen," sagte der Reiche, "daß uns niemand hört. Komm mit deiner ganzen Familie her; ich will dir ein Gehöft und Farmen und Vieh geben. Doch du darfst den Leuten nichts erzählen, sonst muß ich mich schämen." Aber der arme Mann wollte nicht. Er ging zu seinem Sohn und fragte ihn: "Was willst du eigentlich in der Stadt? Sieh, früher kosteten die Ratten uns 100 Kauri; heute kosten sie 200. Dein Bruder hat sich bereits drei Schafe gekauft. Komm mit uns zurück in den Wald." Wieder kam der Reiche dazu und bat ihn, ihm doch den Sohn zu lassen. Der gab aber nicht nach, und so sagte der Reiche endlich: "Gut! Ich will dir deinen Sohn wiedergeben und euch heute nacht hinausbegleiten." Des Nachts zogen sie los. Vorn der arme Mann, dann der Reiche zu Pferde, dann der Sohn. Mitten im Busch machte der Reiche halt: "Ich will nun zurückkehren!" "Es ist gut, leb wohl," erwiderte der arme Mann. Da sprang der Reiche vom Pferd und hielt des Sohnes Hand: "Was willst du von ihm," fragte der Arme, "es ist doch jetzt wieder mein Sohn?" Der Reiche zog sein Schwert und gab es dem Jüngling: "Willst du zu deinem Vater gehen; gut, so töte mich. Willst du aber mit mir gehen, so töte deinen Vater; denn ohne dich will ich nicht in mein Haus zurückkehren."


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Mit dem bloßen Schwert stand der Jüngling zwischen den beiden Alten. Sollte er seinen Vater töten, der ihn erzogen, der ihn aber wegen einer Ratte beinahe erschlagen hätte? Dann würden die Leute sagen, daß er es des Geldes wegen getan hätte. Sollte er den Reichen erschlagen, der ihm geholfen und ihn reich gemacht hatte, um dann wieder Ratten für 200 Kauri zu fangen? Er wußte sich keinen Rat, und wenn die drei nicht gestorben sind, so stehen sie sicher heute noch da.

118. Unwahrscheinlichkeiten

Ein Mauern wollte seine Stadt verlassen, um für einige Zeit in eine andere zu gehen. Da gesellte sich ein Mann zu ihm, der sehr gut mit seiner Keule zu fechten verstand, und fragte ihn: "Soll ich dich nicht begleiten?" "Wenn du Lust hast, bitte!" Dann kam ein Jäger und sagte: "Ich weiß gut zu schießen, soll ich dich nicht begleiten ?" "Wenn du Lust hast, bitte!" Der Jäger nahm Pfeil und Bogen, und sie gingen zu dreien. Vor der Stadt war ein großer Fluß; aber es war Trockenheit. Sie konnten ihn ohne Kanu durchwaten und kamen zu der andern Stadt, in der sie einen Monat blieben. Dann mahnte der Mauern zum Aufbruch, damit sie vor der Regenzeit den Fluß überschreiten könnten. Doch ehe sie an den Fluß kamen, war der erste Regen gefallen und der Fluß angeschwollen. Der Mauern riet, einen Tag zu warten, bis das Wasser wieder etwas fiele, denn es war kein Kanu da. Sie warteten einen Tag und hatten nichts zu essen. Da erschien auf dem andern Ufer der König seiner Heimatstadt, um sich den angeschwollenen Fluß anzusehen, sah den Mauern und rief herüber: "Halloh, Mauern, was machst du denn da ?" "Wir kamen hier heute früh an und konnten nicht mehr herüber." "Ich glaube nicht," rief der König, "daß der Fluß wieder fällt, und Kanus haben wir nicht." "So werde ich es ohne Kanu versuchen," gab der Mauern zurück, holte seine Papiere heraus, legte sie aufs Wasser, trat darauf, legte Papier vor sich aufs Wasser, trat auf dieses, nahm das Papier hinter sich weg, legte es vor sich, trat darauf usw. bis er das andere Ufer sicher erreichte, ohne daß das Papier durchnäßt worden wäre. Als der Jäger dies sah, folgte er dem Beispiel des Mauern, schoß einen Pfeil ins Wasser, trat darauf, schoß den nächsten Pfeil ins Wasser, trat darauf, ergriff den ersten Pfeil, schoß ihn wieder ins Wasser usw. bis er auch sicher das jenseitige Ufer erreichte. Da dachte der Mann mit der Keule: "Was die beiden



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können, kann ich auch." Er schlug mit seiner Keule auf das Wasser, das sich augenblicklich teilte. Er durchschritt trockenen Fußes das Flußbett und das Wasser schlug hinter ihm wieder zusammen. Die drei schlossen sich dem Zug des Königs an. Unterwegs kamen sie bei einer alten Frau vorbei, und der Mauern fragte, ob sie nichts zu essen hätte, er hätte Hunger seit dem Morgen. Die Frau antwortete: "Ich habe nichts. Als ich hörte, der König käme, goß ich vor Schreck kaltes Wasser in das kochende. Nun habe ich alles wieder auf die Matte geschüttet, um das kochende Wasser wieder vom kalten zu sondern." Die drei gingen weiter. Nahe der Stadt trafen sie einen Mann, der einen Brunnen grub. "Hast du nicht etwas Essen zu verkaufen ?" fragte der Mauern. "Nein," antwortete der Mann, "aber hier ist es sehr heiß, deshalb bin ich eben dabei, meinen Brunnen in den Schatten jenes Baumes zu bringen, und wenn die Sonne untergeht, will ich meinen Brunnen wieder zurücktragen." Die drei gingen weiter und kamen nach Hause. Wer nun, fragt der Erzähler, ist der Tüchtigste von den fünf? Der Mauern, der auf seinem Papier den Fluß durchschritt, der Jäger, der auf seinen Pfeilen über den Fluß ging, der Mann, der mit dem Knüppel den Fluß teilte, die Frau, die kochendes Wasser von kaltem trennte, oder der Mann, der seinen Brunnen unter einen Baum trug und wieder zurück?

119. Die drei starken Männer

Es waren einmal drei Männer. Der erste sagte: "Solange ich lebe, habe ich mich noch nicht einmal ordentlich satt gegessen." Der zweite: "Solange ich lebe, habe ich noch nicht einmal genügend bei einer Frau geschlafen." "Und ich,"sagte der dritte, "habe schon so viele Händel gehabt, aber noch nie habe ich richtige Hiebe erhalten." Sie beschlossen daher, zum Emir zu gehen und ihm ihre Sache vorzutragen. Jeder kaufte ein Geschenk für den Emir, das sie ihm gaben, als sie ihre Sache vortrugen. "Ich kann euch leicht helfen," antwortete der Emir. Dann befahl er seinem Leibsklaven 500 kräftige, junge Männer zu bringen. Ferner 1000 schöne, junge Mädchen und Frauen; endlich aus jedem Gehöft eine Kalebasse Essen. Die Kalebassen mit Essen wurden gebracht und bedeckten den halben Markt. "Wo ist der Mann, der nie genug zu essen bekommen konnte ?"rief der Emir. Der Mann saß am andern Ende des Marktes unter einem Kukabaum. Er stand auf und sagte: "Hier,"ging einige Schritte, kniete nieder, um den König von weitem zu begrüßen, und



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hatte bereits 500 Kalebassen Essen verschlungen. Er ging wieder einige Schritte, bis zur Mitte des Marktes, kniete wieder nieder und hatte nochmal 500 Kalebassen mit Essen verschlungen. Dann ging er wieder einige Schritte, währenddessen er wieder 500 Kalebassen mit Essen verschwinden ließ, und kniete dann vor dem König. Der ließ ihn gefangen nehmen, denn er meinte, das Essen würde doch nicht reichen und der Nimmersatt würde sich totessen. Inzwischen kamen die 500 jungen Männer und begannen auf den Mann, der noch nie genug Hiebe bekommen hatte, einzuschlagen. Doch der rief immer: "Hier habt ihr mich noch nicht geschlagen, dort habt ihr mich noch nicht geschlagen. Das ist gar nichts! Ich will euch zeigen, was ein guter Schlag ist." Holte mit der Faust aus und schlug einen uralten Kukabaum zur Erde. Da ließ der König ihn festnehmen, damit der Mann sich nicht zu Tode schlagen lasse. Als der Mann, der nie genug Frauen bekommen konnte, den Kukabaum fallen sah, rief er: "Oh, das ist schade." Hob seinen Penis in die Höhe und richtete den Kukabaum wieder auf. Da schrien die 1000 Weiber auf und rannten vor Angst davon. Der Mann zog aber betrübt nach Hause.

120. Wandergenossenschaft

Ein König hatte von sechs Männern gehört, die sich jeder rühmten, die kühnste Tat ausführen zu können. Er ließ sie alle rufen und stellte sie zweien seiner Leute gegenüber, die das gleiche behaupteten. Der erste sagte: "Ich hole jede Frau, die kein anderer sehen darf, und sei es aus eines Königs Palast." Der zweite sagte: "Ich nehme den Kampf mit jedem auf, der sich mir gegenübersteht." Der dritte sagte: "Ich bin der sicherste Kanufahrer und Schwimmer im ganzen Lande." Der vierte sagte: "Ich bin der größte Jäger; kein Wild entgeht meinem Pfeil." Der fünfte: "Ich fange alles auf, was mir entgegenfliegt oder entgegengeworfen wird." Der sechste: "Ich bin der geschickteste Dieb, geschickter als jede Ratte." Der König sagte: "Geht alle hinaus und tut euer Meisterstück." So zogen die sechs aus und kamen in eine große, große Stadt. Dort mieteten sie sich bei einer alten Frau ein, die in der Nähe des Königspalastes wohnte und dort täglich aus und ein ging. Der Mann, der behauptete, er finge jedes Weib, fragte die alte Frau: "Der König hat eine Frau, die niemand berühren darf, noch nicht einmal eine Fliege. Kommst du nicht mal zu ihr?" "Ich will es, wenn der König fort



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ist, denn wenn er mich sieht, werde ich geköpft." Der Mann kaufte Kola und Lavendeiwasser, gab es der Alten, es der Königsfrau zu übermitteln und zu sagen, von wem es käme. Die Alte ging und überbrachte ihren Auftrag. Die Königsfrau sagte: "Auch ich liebe ihn, denn er ist der erste Mann, der den König nicht fürchtet. Der König schläft heute nacht bei einer andern Frau, ich bitte den Fremden daher, zu kommen. Er muß 500 Kolanüsse und ein Stück Fleisch mit sich bringen und viel Lavendeiwasser an seine Kleider machen. Er muß in leichten Schuhen sechs Sauri (Torhäuser) passieren, und wenn die Wachen den Geruch spüren, werden sie denken der König sei es. Dann gebe er im ersten Sauri jedem Manne drei Kola, im zweiten vier Kola, im dritten fünf Kola usw. Im Torhaus findet er Hunde, denen gebe er das Fleisch. Dann wird er ein großes Haus finden, das ist das meine. Daran wird außen ein Stück Stoff hängen. Meine Sklaven sende ich alle weg."

Die Alte ging und überbrachte die Antwort und der Mann rüstete sich wie befohlen mit dem Kola und dem Fleisch, nahm seine Gitarre unter das Gewand, leichte Schuhe an die Füße und einen Turban auf den Kopf. So machte er sich auf den Weg. Im ersten Sauri reckten die Wachen die Köpfe: "Wa neni ?" (Wer da?) "Kei", antwortete er. "Rankei edede!" "Gott gebe dir langes Leben," sagten die Wachen, denn sie dachten, der König wäre es. Sie knieten nieder und bekamen drei Kolanüsse. Bei jedem Sauri dasselbe. Beim letzten Torhaus knurrten die Hunde und bekamen das Stück Fleisch. Dann trat der Mann in das Haus der Königsfrau, die in ihren besten Kleidern auf dem Bette saß. Der Mann schloß die Türe: "Willst du die Lampe nicht auslöschen ?" fragte die Schöne. "Ich habe keine Angst", antwortete er, setzte sich neben sie, zog erst sich, dann ihr die Kleider aus, und so schliefen sie zusammen. Um Mitternacht begann der Mann seine Mob (Gitarre) zu spielen, und manche Frau in der Nachbarschaft wunderte sich, wie gut der König bei seiner schönen Frau Gitarre spielen könne. Dann schliefen sie beide fest umschlungen. Morgens um vier Uhr kam der König, als alle Wachen noch schliefen, nach seiner schönen Frau zu sehen. Vor Schreck erstarrt, blieb er in der Türe und sah die beiden in ihrer Umarmung schlafen. Leise schloß er die Türe, ging zurück und rief seinen Leibsklaven: "Ruf mir alle meine Leute zusammen in mein Gehöft. Als die Leute kamen, ließ er einen vierfachen Ring um das Haus bilden und befahl, vorsichtig das Dach abzudecken und jedes lebende Wesen, das da herauskäme, zu fangen und ihm zu bringen. Die alte



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Frau, bei der die sechs Männer wohnten, hörte die Unruhe, lief zu des Königs Gehöft und erfuhr die Geschichte.

Schnell erzählte sie es den Fremden: "Und sie schlafen noch immer." Der große Dieb sagte: "Macht euch bereit, wir müssen ihnen helfen. Ich hole alle beide, ihr aber erwartet mich vor der Stadt." Dann fragte er die Alte: "Hat der König ein Tier, das er gut kennt?" "Ja, der König hat eine schneeweiße Katze mit weißen Augen." Der Dieb verwandelte sich in eine schneeweiße Katze mit weißen Augen und schlich sich zum König, der bei dem vierfachen Ring der Leute saß und mit der Katze zu spielen begann. Die rannte bald in den Kreis, und die Leute wollten sie greifen: "Laßt sie,"rief der König, "vielleicht fängt sie eine Ratte." Die Leute ließen die Katze, und diese sprang durch das Dach in das Haus, wo die beiden immer noch schliefen. Mit einem Schlage der Tatze weckte sie die beiden auf, verwandelte die Frau in eine Spinne, die sie ins Maul nahm, den Mann in eine Ratte, die sie in die Zähne nahm. Dann kam sie wieder aus dem Haus und alle Leute riefen: "Der König hat recht! Der König hat recht!" Die Katze kam zum König und schmiegte sich an ihn: "Geh und friß deine Ratte", sagte er. Die Katze verschwand, sprang über Mauer und Mauer und erreichte die Freunde vor der Stadt, verwandelte sich und die beiden in Menschen und sagte: "Ich habe nun auch mein Werk getan. Nun seid ihr vier an der Reihe." Alle zusammen liefen an den Fluß. Dort fällte der Kanumann und Schwimmer einen Baum, der sich alsbald in ein Kanu und Paddel verwandelte. Sie stiegen hinein und fuhren auf dem Fluß. Da kam auch schon der König, der den Betrug inzwischen bemerkt hatte, mit seinen Reitern herangesprengt. Sogleich verwandelte sich einer seiner Leute in einen Adler, stieß auf die Frau hernieder und entführte sie aus dem Boot. Der Jäger aber, der so gut schießen konnte, nahm seine Keule und warf sie nach dem Adler. Der ließ seine Beute, und der Mann im Boot, der so gut fangen konnte, fing die Königsfrau auf. Schon kam ein anderer Adler, ergriff die Frau wieder und ward wieder durch die Keule des Jägers getroffen. Und der andere fing diesmal Frau und Adler auf. Inzwischen erreichten sie das andere Ufer und sahen, wie der König und seine Leute sich ins Wasser stürzten. "Nun kommt die Reihe an mich," rief der große Krieger, "geht ruhig voraus, ich erwarte die Leute hier." Die andern gingen mit der Frau voraus. Der Krieger begann mit des Königs Leuten zu streiten. Hatte er einige erschlagen so ging er etwas zurück, um sie dann zum Fluß zurückzutreiben,



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bis alle erschlagen waren. Dann kamen die sechs Männer zu ihrem König zurück und brachten ihm die Frau. Der König rief seine Leute zusammen und fragte, wer nun seine Arbeit am besten gemacht hätte? Keiner konnte eine Antwort finden. Dann fragte er die Frau selbst. Sie sollte den Besten auswählen. Aber sie fand, daß jeder so tapfer war wie der andere. Da nahm der König die Frau selbst in seinen Palast. Die sechs Tapferen aber wurden seine steten Begleiter.

121. Jäger und Hyäne

Es war einmal ein Jäger, ein starker, starker Mann, der einen Elefanten allein essen konnte. Seine Nahrung war nur Wildbret und Wasser. Der baute für sich und seine Frau mitten im dichten Busch ein Haus, ganz aus den Knochen des erlegten Wildes. Eines Tages kam die Hyäne an dem Haus vorbei, sah die vielen Knochen, zog sich einen heraus und zerbiß ihn. Der Jäger drinnen hörte das Knacken und meinte: "Wer kommt hierher in den Busch, wo sonst noch niemand war, und zerstört mir mein Haus? Wenn der da draußen Hunger hat, soll er doch hereinkommen und sich von mir etwas zu essen holen. Da kam die Hyäne herein und erhielt viel Fleisch, über das sie sich gleich hermachte. Als sie fertig war, wollte sie gehen: "Du kannst noch mehr bekommen," sagte der Jäger. "Vielleicht bleibst du auch die Nacht hier, damit wir morgen früh zusammen jagen gehen. Ich gebe dir die Hälfte der Beute." Die Hyäne blieb. Ganz früh, bei Sonnenaufgang gingen sie los. Bald zeigte die Hyäne dem Jäger einen Riedbock. "Das ist kein Fleisch für mich," sagte der Jäger und ging weiter. Auch die großen Antilopen ließ er unbeachtet. Endlich kamen sie an eine Stelle, wo viele Elefanten waren. Der Jäger forderte die Hyäne auf: "Du gehst und reizt sie durch Reden, besonders den Leitbullen. Wenn sie dann ärgerlich werden und dich anfallen wollen, flüchtest du in meine Nase." Die Hyäne tat, wie ihr befohlen, und als die Elefanten sie angreifen wollten, rettete sie sich in die Nase des Jägers, der fünf Elefanten schoß, worauf die übrigen die Flucht ergriffen. Die Hyäne kam aus ihrem Versteck heraus und beide machten zwei Elefanten zum Essen zurecht. Als die Elefanten geröstet waren, rief der Jäger: "So, nun iß! Einer für mich und einer für dich!" Die Hyäne hatte einen Schenkel noch nicht ganz gegessen, da war sie satt. "Das ist ja gar nichts", sagte der Jäger, der seinen Elefanten schon verzehrt hatte, und aß auch noch den der Hyäne auf. Dann band er die



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übrigen drei zusammen und trug sie auf dem Kopf nach Hause. Unterwegs kamen die beiden an einen Fluß. "Trink erst mal", sagte der Jäger zur Hyäne. Sie trank. "Das ist ja gar nichts", rief der Jäger, warf seine Last zur Seite und trank den ganzen Fluß aus, so daß nur noch eine kleine Rinne übrig blieb, voll von Alligatoren und großen Fischen. "Du bist ja leider schon satt," begann der Jäger wieder, "wir wollen daher erst nach Hause gehen; dann kehren wir zurück, einige Fische uns zu fangen." Zu Hause angekommen, sandte aber der Jäger die Hyäne an ihren Wohnort zurück.

Unterwegs traf die Hyäne einen Hund und sprach: "Wir wollen morgen früh zusammen jagen gehen. Wenn du willst, kannst du in meinem Hause schlafen." Ganz früh morgens zogen die beiden los. Sie begegneten einigen Riedböcken, die Hyäne achtete ihrer nicht; dann einigen Antilopen. Der Hund wollte auf diese losgehen. "Das ist kein Fleisch für mich," rief die Hyäne, "komm weiter." Als sie in die Nähe der Elefanten kamen, ließ die Hyäne einen Topf aus Lehm machen und sich auf die Nase stülpen und sagte: "Nun gehst du zu den Elefanten und reizt sie. Wenn sie dich dann angreifen, flüchtest du in den Topf auf meiner Nase, und ich schieße die Elefanten." Der Hund ging, und die Hyäne stand hinten und konnte den Kopf nicht bewegen, weil der Topf auf der Nase so schwer war. Als die Elefanten nun über den Hund ärgerlich wurden und ihn angriffen, flüchtete dieser in den Topf, der durch den plötzlichen Stoß zerbrach, und Hund und Hyäne mußten schleunigst fliehen. Als sie sich im Busch versteckt hatten, begann die Hyäne: "Heute war das noch nichts, aber morgen werden wir was fangen." Am nächsten Morgen fing die Hyäne zwei Ratten und röstete sie. "Iß dich satt," sagte die Hyäne zum Hund. Er aß eine Ratte. "Bist du nun satt?" fragte die Hyäne. "Nein", war die Antwort. "Dann iß die andere halb und laß mir die übrige Hälfte." Als der Hund die Hälfte gegessen hatte, fragte die Hyäne wieder: "Bist du nun satt?" "Nein", antwortete der Hund. "Dann iß auch noch die zweite Hälfte, damit du nachher nicht sagen kannst, du seist mit der Hyäne jagen gegangen und hättest nicht genug zu essen bekommen." Der Hund aß. Als er fertig war, fragte die Hyäne: "Was hast du gemacht? Du hast alles aufgegessen und mir nichts gelassen. Ich habe nichts gehabt, seit ich mit dir vor den Elefanten floh." "Aber du hast mich doch selbst aufgefordert," erwiderte der Hund. "Nun gut,"sagte die Hyäne, "komm, wir wollen Fische fangen gehen." Sie kamen an den Fluß und wieder wollte es die Hyäne wie der Jäger machen. Sie



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forderte daher den Hund auf, zu trinken. "Das ist ja gar nichts," rief sie dann und begann selbst zu trinken. "Schließ mir den Hintern mit Blättern, damit das Wasser drin bleibt," sagte sie zum Hund und trank weiter, bis ihr Bauch zum Platzen voll war, ohne daß das Wasser abgenommen hätte. "Mach nun einmal die Blätter etwas weg," bat sie den Hund. Als das Wasser sich in ihrem Bauch zu verringern begann, fühlte sich die Hyäne etwas besser. "Nun kannst du meinen Hintern wieder schließen", sagte sie zum Hund und begann noch einmal zu trinken, ohne daß das Wasser im Fluß sich verringerte. Bald war sie wieder zum Bersten voll. Der Hund mußte die Blätter etwas öffnen. Noch zum dritten Male versuchte es die Hyäne, dem großen Jäger nachzutun, aber es gelang ihr nicht. Ärgerlich ließ sie sich die Blätter aus dem Hintern reißen, und alles Wasser lief zurück in den Fluß. "Seitdem ich mit dir zusammen jage, habe ich nichts gegessen. Nun will ich dich als Braten nehmen," schrie die Hyäne den Hund an. Der aber riß schleunigst aus, und die Hyäne kehrte beschämt zu ihrer Wohnung zurück.

122. Spinne

Eines Tages traf die Spinne das Schaf und die Ziege, die beide ein Junges hatten, und fragte: "Wißt ihr nicht, daß befohlen ist, daß jedermann seine Kinder in die Schule senden soll ?" "Wir hörten davon," sagte die Ziege, "aber wir haben niemanden, der unsere Kinder dort hinbringt." "Gut," sagte die Spinne, "ich will morgen kommen und die Kinder zur Schule bringen." Früh am nächsten Morgen kam die Spinne wieder. "Seid ihr bereit?"fragte die Spinne. "Ja," antwortete die Ziege, "aber wie weit ist es denn bis zur Schule ?" "Nur einen Tag,"meinte die Spinne, "mach deinen Jungen bereit, ich will ihn zuerst hinbringen." Die Spinne machte sich mit dem Ziegenjungen auf den Weg, kaufte unterwegs einen Jams und sagte: "Trage es bis zum nächsten Fluß; dort wollen wir ihn rösten." Dann kamen sie an den großen Fluß und der Ziegenknabe fragte ängstlich: "Wie sollen wir da hinüberkommen?" "Nur keine Angst, wir machen zuerst ein großes Feuer, um den Jams zu rösten, inzwischen kommt ein Kanu." Die Spinne steckte den ganzen Busch an und sprach weiter: "Ich muß nun einmal verschwinden. Hier im Fluß ist aber ein böses Tier, das alles verschlingt, was in seine Nähe kommt. Wenn du es kommen hörst, springe in das Feuer, da kann dir nichts passieren, denn ich habe eine Medizin hineingeworfen."



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Und die Spinne ging, sprang ins Wasser, tat ein großes Tuch über ihren Kopf und kam grunzend damit aus dem Wasser. Das Ziegen junge sah sich erschreckt nach der Spinne um, konnte sie aber nicht erspähen, sprang ins Feuer und verbrannte. Da warf die Spinne das Tuch weg, holte das Junge aus dem Feuer und verzehrte es mit dem Jams. "Die Mutter hat gut für ihr Kind gesorgt", dachte sie, als sie fertig war; "es war schön fett. Nun kann der nächste dran kommen" und ging zurück. Nahe dem Platz, wo die Ziege war, fing die Spinne an zu schreien und zu klagen, und als die Ziege herbeikam, erzählte die Spinne: "An dem großen Fluß wurde dein Kind krank, und ehe wir die Schule erreichten, starb es und ich mußte es begraben. Nun bin ich traurig und fürchte, daß du sagen könntest, ich hätte nicht gut auf dein Kind geachtet und es wäre gestohlen oder ich hätte es verkauft." "Nein, das glaube ich nicht,"gab die Ziege zurück, "das hat Gott gemacht; wir können's nicht ändern; vielleicht gibt mir Gott ein anderes." Die Spinne lief nun zum Schaf und sagte: "Morgen früh will ich nun dein Junges zur Schule bringen." Das Schaf war etwas ängstlich und ging daher erst zum Fuchs, dem Orakelmann. Der legte ein Orakel und sagte: "Dein Junges wird zur Schule gehen und wird wiederkommen. Aber du mußt ein Stück Kuhhaut nehmen und es ins Feuer werfen, bis es sich krümmt, dann es herausnehmen und deinem Jungen in einer Tasche mitgeben; dann wird er wissen, was er damit zu tun hat." Am nächsten Morgen kam die Spinne und fragte: "Ist dein Junge fertig?" "Ja," sagte das Schaf, "ich habe ihm alles eingepackt, was er braucht." Die Spinne ging mit dem Jungen los und kaufte unterwegs wieder einen Jams. "Diesen wirst du tragen, bis wir an den Fluß kommen," sagte sie zu dem Jungen; "dort wollen wir ihn rösten und essen." Als sie in die Nähe des Flusses kamen, fragte die Spinne: "Kannst du denn auch schwimmen?" Der Junge bejahte es. "Nun, das ist gut. Aber dies ist nicht der richtige Weg hier; wir müssen etwas mehr aufwärts gehen." Denn die Spinne wollte nicht an die Stelle kommen, wo sie vorher das Ziegenjunge verspeist hatte. Am Flusse sagte die Spinne: "Nun müssen wir Holz herbeitragen zum Jams rösten."Als sie einen großen Haufen Holz zusammen hatten, warf die Spinne den Jams darauf und erzählte wieder die Geschichte von dem bösen Tier und daß der Junge in das unschädliche Feuer springen sollte, wenn es käme. Dann ging sie in den Busch, sprang ins Wasser, bedeckte sich mit dem Tuch und kam langsam hervor. Als das der Junge sah, warf er rasch seine Tasche ins Feuer und lief davon, SO


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schnell ihn seine Füße tragen wollten. Die Spinne sah etwas ins Feuer fliegen, kam hervor und holte es heraus; es war zäh und trocken. "Diese Mutter hat nicht gut für ihr Kind gesorgt," dachte die Spinne, die Kuhhaut als das vermeintliche Junge verzehrend, und warf die Hälfte weg, um sich auf den Heimweg zu begeben. Als sie in die Nähe des Schafes kam, fing sie wieder an zu klagen und erzählte die gleiche Lüge wie vorher. Das Schaf tröstete sich mit dem Gedanken, daß es nichts dagegen machen könne, und die Spinne wollte sich auf den Heimweg machen. Da kam das Schafjunge gesund und vergnügt und erzählte die Geschichte. Das Schaf lief zur Ziege und sie schwuren Rache. Schnell schlossen sie die Türen des Gehöfts, fingen die Spinne, warfen sie in einen Mörser, zerstampften sie, kochten sie in einer Suppe und verzehrten sie.


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ANHANG VERZEICHNIS DER TIERNAMEN