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Kapitel 

SPIELMANNS GESCHICHTEN DER SAHEL

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1921

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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MIT EINER KARTE DER SAHARA UND

EINER BILDERTAFEL / TITEL- UND

EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE


2. Der schwarze Hund (Togolegende)

Ein Bagi war einmal auf dem Kriegszuge in Massina. Die Kolonne war schon lange umhergezogen. Die Leute hatten kein Wasser gefunden und waren nahe dem Verdursten. Der Bagi hatte einen schwarzen Hund bei sich. Eines Tages lief der Hund fort. Nachher kam er wieder angelaufen. Er war ganz naß. Ein Mann der Bagi sagte: "Wie ist der Hund dazu gekommen?" Ein anderer sagte: "Er muß Wasser gefunden und sich darin sogar gebadet haben." Der Bagi sagte zu seinem Sohne: "Folge du dem Hunde und sieh, wohin er läuft. Dann komme wieder! Ich bin selbst zu müde, um noch viel laufen zu können."

Der Hund lief fort, und der junge Mann ging hinterher. Der Hund lief nahe zu dem Dorfe Gamba-Boli (im Lande Pignari). Es war da ein felsiger Berg, von dem floß Wasser herab. Der schwarze



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Hund lief an das Wasser, badete sich darin und trank. Als der Bursche das sah, war er froh, nahm von dem Wasser und machte sich auf den Rückweg. Er sah aber, daß oben auf dem Berge über dem Wasser ein kleines Dorf war. Der junge Mann kam in das Lager seines Vaters zurück. Der Bagi fragte ihn: "Hast du Wasser gesehen?" Der Bursche sagte: "Ja, ich habe Wasser gefunden. Es ist bei einem Dorfe." Der Bagi fragte: "Ist das Dorf groß oder klein?" Der Bursche sagte: "Es ist nur ein kleines Dorf." Der Vater sagte: "So geh voran, mein Sohn, und zeige uns das Wasser."

Die Kolonne des Bagi machte sich auf den Weg. Der Bursche führte sie dahin, wo das Wasser herabfiel. Es war gerade eine Frau aus dem Dorfe Gamba-Boli da, die wollte Wasser schöpfen. Als sie die fremde Kolonne herankommen sah, lief sie zurück und meldete dem Dorfchef, was sie gesehen hatte. Sie sagte: "Es kommt eine Truppe von Fremden an unser Wasser." Der Häuptling sagte: "Sie mögen kommen. Wenn sie in Frieden kommen, sind sie willkommen. Wenn sie mit uns Krieg führen wollen, werden wir sie empfangen." Dann sandte er einen Boten, der sollte die Fremden empfangen und befragen.

Der Bote kam zu dem Bagi und fragte ihn: "Kommt ihr mit Krieg oder in Frieden?" Der Bagi antwortete: "Wir sind allzu ermattet, um auch noch Krieg führen zu wollen." Der Bote sagte: "Wer hat euch denn den Weg zu dem Wasser gezeigt?" Der Bagi sagte: "Der schwarze Hund, der bei uns ist, lief zu dem Wasser, badete sich und kam naß zurück. Dann folgten wir ihm." Der Bote führte die Fremden in das Dorf.

Der Bagi ward mit seiner Truppe in dem Dorfe ausgezeichnet aufgenommen. Es waren aber einige unter den Bewohnern, die sagten: "Wir wollen die Fremden nicht länger als drei Tage bei uns behalten, sonst reicht das Wasser nicht lange genug." Andere meinten: "Das Wasser wird wohl nur zwei Tage für die Fremden reichen." Nachher blieben sie aber länger als acht Tage und auch das machte dem Wasserreichtum nichts.

Wer an dem Wasser schöpfen und trinken will, muß jedes Schmuckstück aus Bronze (= Membang) ablegen. Das ist für das Wasser Tannä. Die Hunde sind nicht Tannä, aber die schwarzen Hunde sind seit jener Zeit besonders beliebt.


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