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Kapitel 

SPIELMANNS GESCHICHTEN DER SAHEL

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1921

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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MIT EINER KARTE DER SAHARA UND

EINER BILDERTAFEL / TITEL- UND

EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

5. Hama All Seni und Hambodejus Tod

Hama Ali Seni war ein heldenhafter König, der herrschte im 11. Orte Kanjimi nahe bei Rambara Moudu zur Zeit Hambodejus. Hambodeju hatte die Eigenart angenommen, jeden Montag viel Besu (Honigwein) zu trinken, und wenn er betrunken war, lange Reden zu halten. Eines Tages ritt Hambodeju von Bogo nach Fatogoma, das liegt nahe bei Mopti. Da wurde gerade großer Markt abgehalten. Auf dem Markt machte er es sich bequem.

Hama Ali Seni ritt inzwischen nach Bogo, um Hambodeju zu besuchen. Die Leute sagten ihm: "Hambodeju ist nach Fatogoma geritten, um sich am Markte zu ergötzen." Da machte sich Hama Ali Seni wieder auf den Weg und folgte Hambodeju nach Fatogoma. Hambodeju hatte es sich inzwischen bequem gemacht. Er hatte sich schon neun Krüge mit Besu gekauft, saß auf einer Kaikalawani (d. i. ein Ruhebett, gleich der Tara der Mande) und trank einen Becher Honigwein nach dem andern. Als Hama Ali Seni das sah, ward er zornig und sagte: "Hambodeju, du ergibst dich dem Trunke. Trinke nicht und verbiete das Trinken." Hambodeju sagte: "Es geht das niemand etwas an. Wenn ich trinken will, trinke ich eben. Ich gebe das Trinken nicht auf."

Hama Ali Seni war zornig. Er sagte: "Wenn du jetzt nicht das Trinken aufgibst, werde ich diese neun Krüge mit Honigbier zerschlagen." Hambodeju sagte: "Jedem Könige, der es wagt, einen meiner Besukrüge zu zerwerfen, schlage ich den Kopf ein." Hama Ali Seni ergriff eine Lanze und warf sie auf einen der Weintöpfe. Er zersprang. Hambodeju ergriff ein Messer und warf es auf Hama



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Ali Seni. Aber es schadete ihm nichts. Denn Hambodeju war zu betrunken, um gut werfen zu können, und das Messer traf den anderen nur flach. Hama Ali Seni aber ergriff eine zweite Lanze und schleuderte sie auf einen zweiten Krug, so daß auch der zerschellte, und so zertrümmerte er eines der Weingefäße nach dem anderen, so daß auch der letzte zerstört und alles Besu ausgelaufen war. Hambodeju aber warf mit ebensovielen Messern nach Hama Ali Seni. Aber sie fielen alle nur flach gegen den Gegner, so daß sie ihm nichts schadeten. Als Hama Ali Seni das vollendet hatte, wandte er sich ab, blieb aber mit seinen fünfzig Reitern noch in dem Marktflecken.

Hambodeju ritt zuerst nach Hause. Dann begab sich auch Hama Ali Seni heim. Unterwegs aber trieb er alle Herden Hambodejus mit sich fort. Die Hirten liefen sogleich zu Hambodeju und sagten ihm: "Hama Ali Seni hat deine Herden mit sich fortgetrieben. Laß die Tuwa (= den Tabale der Mande, das sind die Kriegspauken) schlagen." Hambodeju ließ Hama Ali Seni sagen: "Halte dich bereit, ich komme." Hama Ali Seni ließ antworten: "Es ist gut. Ich erwarte dich."

Damals war es noch Sitte, daß häufig die Kriegsherren und Könige einzeln gegeneinander fochten und durch den Ausgang ihres Zweikampfes Sieg oder Niederlage ihrer Macht herbeiführten. Hambodeju rüstete sich und machte sich auf den Weg. Er kam bis nahe Kanjimi. Da hielt Hama Ali Seni schon wartend auf seinem Pferde. Er war kampfbereit. Hambodeju fragte Hama Ali Seni: "Wo wirst du heut nacht schlafen?" Hama Ali Seni antwortete: "Entweder werde ich bei mir zu Hause schlafen oder aber hier unter der Erde im Grabe." Hambodeju sagte: "Das ist auch meine Meinung."

Hambodeju hatte einen Toru (Zaubermittel) bei sich. Er trug es in einer Kalebasse, die mit Fell bedeckt war. Darin lag ein kleiner Fellbeutel. In dem Fehlbeutel war ein kleiner Affe. Dieser kleine rote Affe sagte Hambodeju immer, mit welcher Waffe und mit welchem Erfolge er seine Gegner angreifen könne und müsse. Der Toruaffe sagte zu Hambodeju: "Heute nützt dir nicht Lanze, nicht Schwert, nicht Messer. Heute mußt du mit dem Sattelgurt deines Pferdes kämpfen. Wenn du Hama Ali Seni nicht mit dem Pferdegurt angreifst, kannst du ihm mit keiner andern Waffe schaden. Keine andere Waffe kann dich heute vor dem Tode schützen."

Hambodeju nahm seinen Sattelgurt und kam damit auf Hama Ali Seni zu. Hama Ali Seni wandte sich zur Flucht. Hambodeju



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lachte höhnend: "Hooooo!" und schlug sich erstaunend auf den Mund. Hama Ali Seni sagte: "Ich habe keine Furcht, aber ich will nicht von einem Pferdegurt wie ein Pferdejunge totgeschlagen werden. Nimm eine andere Waffe und ich werde stehen und mit dir kämpfen, oder hast du Angst vor anderem Kampfe?" Dann ergriff er seinen Speer. Sein Speer war aus Silber. Wer mit dem Silberspeer getroffen wurde, starb. Hambodeju ergriff auch seine Lanze. Er sagte: "Ich fürchte keinen Kampf." Hama Ali Seni warf seine Silberlanze. Sie drang Hambodeju in den Unterleib, und er starb auf der Stelle.


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