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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


98. Lvtings Rache für Thraïn

Es war ein Mann namens Lyting. Er hatte seine Wirtschaft in Samstätten 4. Er hatte eine Frau, die hieß Steinwör ; sie war eine Tochter des Sigfus, eine Schwester Thräins. Lyting war ein hochgewachsener und starker Mann, begütert an Habe und schwierig im Umgang.



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Eines Tages begab es sich, daß Lyting eine Einladung hatte bei sich in Samstätten: er hatte eingeladen den Höskuld und die Sigfussöhne, und sie kamen alle; es waren auch da Grani Gunnarssohn und Gunnar Lambissohn und Lambi Sigurdssohn. Höskuld, der Sohn Njals, und seine Mutter, besaßen eine Wirtschaft in Fels '; er ritt immer von Bergthorsbühl nach dem Gut hinüber, und sein Weg führte durch Samstätten über den Hof, Höskuld hatte einen Sohn namens Amundi; der war blind geboren, doch war er groß an Wuchs und kräftig.

Lyting hatte zwei Brüder; der eine hieß Hallstein, der andere Hallgrim. Die waren arge Unruhstifter, und sie wohnten immer bei ihrem Bruder, denn andre Leute konnten nicht mit ihnen auskommen.

Lyting war an dem Tage draußen, aber zuweilen trat er ins Haus. Er war eben auf seinen Sitz gegangen, da kam ein Weib herein, das draußen gewesen war; sie sagte: "Ihr habt sehr gefehlt draußen, als der Großtuer übern Hof ritt!" ""Welcher Großtuer war das," sagte Lyting, " von dem du berichtest" "Höskuld Njalssohn ritt hier übern Hof," sagte sie. Lyting sagte: "Der reitet oft hier übern Hof, und mir ist das eine rechte Prüfung. Ich erbiete mich dazu, Höskuld, dich zu begleiten, wenn du deinen Vater rächen willst und Höskuld Njals sohn erschlagen." "Das will ich nicht," sagte Höskuld: " da lohne ich schlimmer, als es verdient ist, meinem Ziehvater Njal. Hab schlechten Dank deine Einladung" Und er sprang über den Tisch und ließ seine Pferde holen und ritt nach Haus.

Da sagte Lyting zu Grani Gunnarssohn: "Du warst dabei, als Thraïn erschlagen wurde, und es wird dir erinnerlich sein; und auch du, Gunnar Lambissohn, und du, Lambi Sigurds- sohn! Ich möchte arun, daß wir beut abend losritten gegen ihn und ihn erschlagen." "Nein," sagte Grani, "ich will nicht gegen die Njals söhne losgehn und den Vertrag brechen, den wackere Männer schlossen." Ebenso sprachen die andern alle, auch die Sigfussöhne, und beschlossen davonzureiten.

Da sagte Lyting, als sie fort waren: "Jedermann weiß, daß ich keine Buße empfangen habe für meinen Schwager Thränen 2. 1. 7—8 Kilometer nordöstlich von Samstätten. 2 vgl. Rap. 93.



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Ich geb mich auch nicht zufrieden, wenn keine Blutrache für ihn eintritt." Danach forderte er zur Begleitung auf seine zwei Brüder und drei Knechte. Sie zogen auf den Weg, den Höskuld kommen mußte, und lauerten ihm auf nördlich von der Hofmauer in einer Vertiefung und warteten dort, bis der halbe Nachmittag um war. Da kam Höskuld auf sie zu geritten. Sie sprangen nun alle auf mit den Waffen und griffen ihn an. Höskuld wehrte sich so wacker, daß sie ihn lange nicht unterkriegten. Aber zuletzt kams dahin, daß er den Lyting an der Hand verwundete und zwei seiner Hausleute erschlug, aber dann selber fiel. Sie brachten dem Höskuld sechzehn Wunden bei, schlugen ibm aber nicht den Kopf ab. Sie gingen in die Wälder östlich der Krummach 1 und versteckten sich dort.

Diesen selben Abend haue der Hirte der Hrodny den Höskuld tot gefunden und ging nach Haus und berichtete der Hrodny den Totschlag ihres Sohnes. Sie sagte: "Gewiß ist er noch nicht tot; oder war der Kopf ab:" "Nein, das nicht," sagte er. "Ich werdes merken, wenn ich ihn sehe," sagte sie; "hol mein Pferd und ein Fuhrwerk." Er tat so und machte alles fertig, und dann zogen sie dort hin, wo Höskuld lag. Sie sah sich die Wunden an und sagte: "Ich habe recht geahnt, daß er noch nicht völlig tot sein werde, und Njal kann noch größere Wunden heilen."

Darauf nahmen sie den Leichnam und legten ihn auf die Karre, fuhren sie nach Bergthorsbühl und zogen sie dort hinein in den Schafstall und ließen ihn aufrecht an der Wand sitzen. Darauf gingen sie beide zum Wohnhaus und klopften an die Tür, und es kam ein Knecht an die Tür. Sie drängte sich sogleich neben ihm durch und ging weiter, bis sie vor das Bett Njals kam. Sie Sagte, ob Njal wach sei. Er sagte, er habe eben noch geschlafen, sei aber jetzt wach: " warum kommst du denn her so in der Früher" Hrodny sagte: "Steh auf aus dem Beit von meinem Mit weib und geh hinaus, und sie des gleichen und deine Söhne" Sie standen auf und gingen hinaus. Skarphedin sagte:



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"Holen wir unsre Waffen und nehmen sie mit!" Njal sagte nichts dazu, und sie liefen hinein und kamen bewaffnet heraus. Hrodny ging voran, bis sie zu dem Schafstall kamen. Sie trat ein und hieß sie nachkommen. Sie hielt ein Windlicht hoch und sagte: "Hier ist dein Sohn Höskuld, Njal, und hat viele Wunden am Leibe und wird jetzt Heilung nötig haben." Njal sagte: "Todeszeichen seh ich an ihm, keine Lebenszeichen: warum hast du ihm die Leichenhilfen 1 nicht gewährt, daß die Nasenlöcher noch offen sind" "Das dachte ich Skarphedin zu 2," sagte sie. Skarphedin trat heran und gewährte ibm die Leichenhilfen. Dann sagte Skarphedin zu seinem Vater: " Wer sagst du daß ihn getötet bat:" Njal antwortete: "Lyting von Samstätten und seine Brüder werden ihn getötet haben." Hrodny sagte; "Dir leg ichs auf die Seele, Skarphedin, deinen Bruder zu rächen! Und ich gewärtige, daß du brav handelst, wenn er auch außer der Ehe erzeugt ist, und daß dus am eifrigsten betreibst." Bergthora sagte: " Wunderlich benehmt ihr euch, daß ihr Totschläge verübt, zu denen nichts euch zwingt, hier aber kaut und wiederkaut, bis nichts mehr draus wird: Gleich wird das Gerücht zu Höskuld kommen, dem Weißspitzengoden, und wird er euch um vergleich bitten, und ihr werdets ibm bewilligen —: jetzt gilts zuzugreifen, wenn ihr denn wollt!" Skarphedin sagte: "Jetzt stachelt uns Mutter mit rechtsförmlicher Stachelung 3!" 3!" Damit liefen sie alle hinaus. Hrodny ging mit Njal ins Haus und blieb dort über Nacht.


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