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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


69. Njal vereitelt den Überfall

Als Kolskegg mit den Knechten drei Tage auf den Inseln gewesen war, bekam Thorgeir Starkadssohn Kundschaft davon und schickte seinem Namensvetter Nachricht, er solle sich mit ihm treffen auf dem Dreihornjoche. Danach brach Thorgeir selbzwölft vom Hofe Dreihorn auf, er ritt auf das Joch hinauf und wartete dort auf seinen Namensvetter. Gunnar war jetzt allein zu Hause in seinem Hof. Die beiden Namensvettern kamen auf ihrem Ritt in einen Wald; dort überfiel sie eine Schläfrigkeit, und sie konnten nicht anders als schlafen: sie hängten ihre Schilde an die Zweige, banden ihre Pferde an und legten die Waffen neben sich.

Njal war diese Nacht in Thorolfsberg, er konnte nicht schlafen und ging bald hinaus, bald hinein. Thorhild fragte Njal, warum er nicht schlafen könne. "Ich habe so viel Erscheinungen," sagte er: "ich sehe die Folgegeister 1 von vielen Feinden Gunnars, und eins ist wunderlich: sie gebärden sich wie wild und fahren doch wie ziellos einher." Kurz darauf kam ein Mann vor die Tür geritten, saß ab und trat ein es war der



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Schafhirte bei Thorhilds. Sie fragte ihn: "Nun, fandst du die Schafe:" "Ich fand etwas, was wohl mehr zu bedeuten hat," sagte er. "Was war das:" fragte Njal. "Ich fand vierundzwanzig Männer im Wald droben: sie hatten ihre Pferde angebunden, aber sie selbst schliefen; sie hatten ihre Schilde an die Zweige gehängt." So genau aber hatte er aufgemerkt, daß er Bewaffnung und Kleidung von ihnen allen beschreiben konnte. Njal wußte nun genau, wer jeder gewesen war, und sagte zu ihm: "Gute Dienstenwahl, wenn es viel solche gäbe! Du sollst dies nie zu bereuen haben; aber für jetzt möcht ich dich ausschicken." Er war bereit zu gehen. "Geh nach Haldenende ;" sagte Njal" ,und sag dem Gunnar, er solle nach Grießach gehn und dann Leute beschicken. Aber ich will die da aufsuchen und sie fortscheuchen. Dies hat sich insofern gut getroffen, als sie keinen Fang machen werden diesmal, sondern viel einbüssen." Der Schafhirt ging und berichtete dem Gunnar von allem aufs genaueste. Da ritt Gunnar nach Grießach und entbot Leute zu sich.

Jetzt ist von Njal zu erzählen, daß er zu den beiden Namensvettern hinritt. "Unvorsichtig liegt ihr da!" sagte er; "wozu soll denn dieser Zug unternommen sein: Gunnar ist kein Mann nur so zum Plänkeln! Aber die Wahrheit zu sagen, so ist dies der reine Mordplan. Ihr sollt auch wissen, daß Gunnar am Mannschaftwerben ist, und bald wird er herkommen und euch erschlagen, wenn ihr nicht davonreitet und nach Hause." Sie ließen sichs nicht zweimal sagen und bekamen große Angst, nahmen ihre Waffen und stiegen auf ihre Pferde und ritten nach dem Hof Dreihorn zurück. Njal suchte den Gunnar auf und hieß ihn seine Mannschaft beisammen halten; "aber ich will gehn und einen Vergleich nachsuchen. Sie werden jetzt einen gehörigen Schrecken haben. Aber dieser Mordplan soll nicht niedriger zu stehn kommen, da sie alle beteiligt sind, — nicht höher soll zu stehn kommen die Erschlagung eines der beiden Namensvettern, falls es dazu kommen sollte. Ich werde dieses Geld verwahren und dafür sorgen, daß es dir dann zur Hand sei, wenn du verwendung dafür hast." Gunnar dankte ihm für seinen Beistand.


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