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Die Geschichte vom weifen Njal


Mit einer Karte


Übertragen von Andreas Heusler

Verlegt bei Eugen Diedrichs in Jena 1914


47. Otkel und Gunnar; die Teuerung

Es war ein Mann namens Otkel. Er war ein Sohn von Skarf, dem Sohn des Hallkel: der hatte sich mit Grim von Grimskap geschlagen und ihn im Holmgang gefällt; sie waren Brüder, Hallkel und Ketilbjörn der Alte. Otkel hatte seine Wirtschaft in Hofkirchen. Seine Frau hieß Thorgerd, sie war eine Tochter von War, dem Sohn von Bron dem Sohn des Naddod aus den Färöer. Otkel war ein begüterter Mann. Er hatte einen Sohn namens Thorgeir; der war noch in jungen Jahren und ein anstelliger Mensch.

Ein Mann namens Skamkel hatte seine Wirtschaft in dem andern Hofe Tempel erbaue ein gutes vermögen. Er war ein verlogener Mensch, unverträglich und schwierig im Um



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gang. Er war ein Freund des Otkel. Otkel hatte einen Bruder namens Hallkel, der war ein großer und starker Mann; er wohnte dort bei Otkel. Ein dritter Bruder hieß Hallbjörn der Weiße. Er brachte einen Sklaven mit heraus namens Melkolf; der war ein Ire und wenig beliebt. Hallbjörn nahm Quartier bei Otkel und mit ihm Melkolf. Der Knecht sprach immer davon, er priese sich glücklich, wenn Otkel sein Herr würde. Otkel war gut zu ihm und schenkte ihm ein Messer, einen Gürtel und einen ganzen Anzug, und der Knecht arbeitete ihn, was er nur wollte. Otkel wollte seinem Bruder den Knecht abkaufen. Er sagte, er wolle ihm den Knecht schenken, aber er sei kein solches Kleinod, wie er meine. Sobald aber der Knecht dem Otkel gehörte, machte er alle Arbeit schlechter. Otkel sprach öfter darüber mit Hallbjörn dem Weißen, erfinde, der Knecht arbeite mäßig. Er sagte, das sei noch nicht das schlimmste an ihm.

Zu der Zeit kam eine schwere Teuerung ins Land, so daß man an Heu wie an Essen Mangel hatte. Es traf all die Landschaften dort. Gunnar verschaffte manchem Manne Heu und Essen; alle die zu ibm kamen, erhielten welches, solange etwas vorhanden war. Endlich hatte Gunnar selber Mangel an Heu und Essen. Da forderte er den Kolskegg auf mit ibm zu gehn, und den Thraïn Sigfussohn und den Lambi Sigurdssohn. Sie sogen nach Hofkirchen und riefen den Otkel heraus. Er begrüßte sie höflich. Gunnar sagte: "Die Sache ist die, daß ich gekommen bin, Heu und Essen von dir zu kaufen, wenn es vorhanden wäre." Otkel antwortete: "Vorhanden ist beides, aber verkaufen will ich dir keines." "Willst du mirs dann schenken," Sagte Gunnar, "und drauf ankommen lassen, wie ich dirs lohne:" "Nein, das will ich nicht, sagte Otkel. Skamkel flüsterte Böses ein. Da sagte Thraïn Sigfussohn: Du bättests verdient, daß wirs nähmen und den Wert dafür hinlegten!" Skamkel antwortete: Dann müßten die Moosbergleute 1 mausetot sein, wenn ihr Sigfusföhne sie berauben sollt!" "Raub will ich nicht üben," sagte Gunnar. "Willst du mir einen Knecht abkaufen:" fragte Otkel. "Dafür bin ich zu



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haben," sagte Gunnar. Danach kaufte Gunnar den Knecht und zog unverrichteter Dinge ab.

Dies kam Njal zu Ohren, und er sagte: "Das ist eine Schlechtigkeit, dem Gunnar den Kauf zu verweigern. Da winkt anderen nichts Gutes, wo Leute wie er nichts bekommen!" "Was redest du lange darüber:" sagte Bergthora: "viel vornehmer ists, ihm selber Essen und Heu zu schaffen, da's dir an beidem nicht fehlt." Njal sagte: "Wahr wie der Tag! Ich will ihm etwas unter die Arme greifen." Dann zog er mit seinen Söhnen nach Thorolfsberg hinauf, sie banden hier fünfzehn Pferden Heu auf, aber auf fünf Pferden führten sie Essen. Njal kam nach Haldenende und beschied Gunnar heraus. Er begrüßte sie feundlich. Njal sagte: "Hier ist Heu und Essen als Geschenk von mir. Ich möchte, du wendetest dich nie an andere als mich, wenn du irgend etwas brauchst." "Deine Geschenke sind schön," sagte Gunnar" aber noch mehr wert ist mir deine Freundschaft und die deiner Söhne." Damit zog Njal nach Hause. Das Frühjahr verging.


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