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Kapitel 

Schweizerisches

Sagenbuch.


Nach

müdlichen Ueberlieferungen, Chroniken und andern gedrukten and handschriftlichen Quellen herabgegeben


und mit

erläuternden Anmerkungen begleitet von


C. Kohlrusch.

Leipzig,

Rob. Hoffnann

1854.


4. Das getaufte Schaf.


Scheuchzer, Beschreibung der Naturgeschichten der Schweiz. i. Bd. S. &

Jenseits der hohen Bergspitze, Sureneneck genannt, zu der man von Uri aus über die Alp Waldnacht gelangt, liegen die weidenreichen Surener- oder Surneralpen, auf welchen vor etlichen hundert Jahren sich folgende Geschichte zugetragen haben soll.

Ein Aelpler, so erzählen die Engelberger und Linnen, liebte von seiner Heerde ein Schaf dergestalt, daß er auf den Gedanken kam, dasselbe unter Nachahmung der christlichen Gebräuche ;u taufen.

Zur Strafe dieser Unthat wurde dieses Schaf von Gottes gerechtem Zorn in ein füchterliches Ungeheuer verwandelt, welches auf den genannten Alpen unter dem dort weidenden Vieh eine so arge Verwüstung anrichtete, daß diese bald zu einer öden Wildniß und von dem Gotteshaus Engelberg an den löblichen Ort Uri um einen geringen Werth o erkauft wurde.

Da endlich nahmen die Urner auf Anrathen eines fahrenden Schülers *) ein Kalb, das sie neun Jahre hintereinander mit Milch ernährten und zwar so, daß es das erste Jahr von einer Kuh, das andere Jahr von zwei, das

*) Von den fahrenden Schülern berichtet Wagenseil (Per Juvenil Sinops. Geograph. p. 101), daß sie in Salamanka vom Teufel in höchst eigener Person als ihrem Professor, unterrichtet worden seien.



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dritte Jahr oon drei Kühen und sofort die Milch erhielt. Nachdem die neun Jahre verflossen und das Kalb zu einem wahren Riesenstier herangewachsen war, wurde es von einer reinen Jungfrau auf die verödeten Surenenalpen geführt, wo es bald mit dem um Ungeheuer verwandelten Schaf zu einem schrecklichen Kampfe kam, der mit dem Tod des letztern endete. Der Stier aber soll, erhitzt von der Anstrengung des Kampfes, "in vollem Schweiß aus dem vorbeifließenden Bach getrunken, daß er darüber auf der Stelle todt geblieben."

Die Aelpler eigen nicht nur den sogenannten Stierengaden auf der Alp yacht, aus welchem der Stier, der Sage nach, ernährt wurde, fonda auch das Merkmal seiner Klauen, das sich während des Kampfes in dem harten Stein eingeprägt haben soll.

Surenen, Surinen, Surannum, ein Berg zwischen dem Kanton Uri und Engelberg gelegen. Sureneneck ist die Spitze desselben, bis zu welcher man von Altorf fünf Stunden zu steigen hat. Dieses Sureneneck hat einige historische Berühmtheit durch einen im Jahr 1278 zwischen Uri und Engelberg entstandenen Grenzstreite erhalten, der von dem damaligen Reichsvogte beigelegt wurde.
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