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VOLKSMÄRCHEN DER KABYLEN

II. BAND

DAS UNGEHEUERLICHE

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1922

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA


10. Die verheirateten Schwestern

Ein Mann hatte vier Töchter, die waren in dem Alter zu heiraten, und außerdem vier kleine Söhne. Eines Tages wollte er in einen großen Ort gehen. Er rief seine Töchter und sagte: "Ich gehe heute in die Stadt und will jeder von euch vieren ein Kleid mitbringen. Sagt mir also eine jede, was sie für ein Kleid haben will." Die älteste sagte: "Ich möchte ein gelbes Kleid haben." Die zweite sagte: "Ich möchte ein weißes Kleid haben." Die dritte sagte: "Ich möchte ein graues Kleid haben." Die vierte sagte: "Ich möchte ein Kleid ohne Schnitt und Naht haben." Der Vater wandte sich an die ersten drei Töchter und sagte: "Ich werde euch eure Wünsche erfüllen können." Er wandte sich an seine vierte Tochter und sagte: "Ob ich deinen Wunsch werde erfüllen können, weiß ich noch nicht. Ich habe noch nie von einem Kleide ohne Schnitt und Naht gehört." Danach machte sich der Vater auf die Wanderschaft und kam in die Stadt.

In der Stadt kaufte der Vater ein gelbes, ein weißes und ein graues Kleid. Aber die Gandura (= ahakendurth) ohne Naht und Schnitt konnte er nicht finden. Der Mann lief umher und suchte, aber er konnte niemand finden, der je eine Gandura ohne Naht und Schnitt



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gesehen hätte. Endlich begegnete er einem alten Manne, der fragte ihn auch, was er suche. Darauf erklärte der bedrängte Vater, was er suchte. Der Alte sagte: "Es gibt ein solches Kleid. Dies Kleid ist aber im Besitze eines Wuarssen, und es ist sehr schwer, es von ihm zu erlangen." Der Vater erschrak, denn er fürchtete sich sehr vor dem Wuarssen.

Erst sagte der Vater: "Ich werde nicht hingehen zu dem Wuarssen. Wenn meine Tochter so törichte Wünsche hat, soll sie sich einen törichten Mann suchen, der sie ihr erfüllen kann." Dann machte sich der Vater aber doch auf den Weg zu dem Wuarssen. Er kam in den Wald. Er fragte den Wuarssen: "Hast du ein Kleid ohne Schnitt und Naht?" Der Wuarssen sagte: "Ja, eine solche Gandura habe ich." Der Vater sagte: "Willst du mir diese Gandura für meine Tochter geben?" Der Wuarssen sagte: "Für welche Tochter?" Der Mann sagte: "Für meine jüngste." Der Wuarssen sagte: "Ja, ich will dir die Gandura für deine jüngste Tochter geben. Ich verlange dafür aber deine Tochter zur Frau." Der Vater wollte dies erst nicht. Dann aber sagte er: "Es ist gut, wenn du mir die Gandura für meine jüngste Tochter gibst, will ich dir meine jüngste Tochter zur Frau geben. Wann wirst du kommen, sie abzuholen?" Der Wuarssen sagte: "Ich werde nachts als Bettler kommen. Wenn ich nachts um Nahrung bettelnd an deine Haustür komme, so soll deine Tochter mit einer Schale voll Kuskus herauskommen. Sage ihr das. Dann werde ich sie nehmen und in mein Haus bringen." Der Vater war damit einverstanden.

Der Vater kehrte zurück, gab der ältesten Tochter das gelbe Kleid, der zweiten Tochter das weiße Kleid und der dritten Tochter das graue Kleid. Dann rief er die Jüngste, gab ihr das Kleid ohne Schnitt und Naht und sagte: "Hier habe ich dir das mitgebracht, was du dir so sehr gewünscht hast. Es ist aber eine Bedingung damit verbunden worden, als ich es erhielt. Wenn es nämlich nachts einmal klopft und ein Bettler draußen steht, der um Brot bittet, so mußt du, meine jüngste Tochter, hinausgehen und ihm eine Schale mit Kuskus reichen." Die Jüngste nahm die Gandura und erklärte sich zu der Bedingung bereit.

Es verging keine lange Zeit, da klopfte es eines nachts am Hause des Vaters. Draußen stand ein Mann, der bat um Essen. Die Jüngste erinnerte sich sehr wohl des Gebotes des Vaters. Sie bereitete eine Schale mit Kuskus und trug sie hinaus, um dem Manne



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diese Speise zu geben. Als sie hinaustrat, ergriff sie der Wuarssen, nahm sie und lief mit ihr von dannen, seinem Hause zu.

Auf dem Wege begegnete der Wuarssen einem Löwen. Der Löwe begrüßte den Wuarssen und fragte: "Wo hast du deine Frau herbekommen? Sage mir doch, wo man eine solche Frau bekommen kann." Der Wuarssen sagte: "Da drüben steht ein Haus. Wenn man da nachts anklopft und bettelt, geben sie einem eine Frau." Der Löwe lief sogleich von dannen. Er lief zu dem Hause, klopfte und bettelte um etwas Brot. Die älteste Tochter öffnete und trat heraus. Sogleich ergriff sie der Löwe und trug sie von dannen.

Einige Zeit später begegnete der Wuarssen einem Widder. Der Widder begrüßte den Wuarssen und redete ihn an: "Du Vater der Menschen, wo hast du deine Frau herbekommen? Sage mir doch, wo man eine solche Frau bekommen kann." Der Wuarssen sagte: "Da drüben steht ein Haus. Wenn man da nachts anklopft und um Nahrung bettelt, geben sie einem eine Frau." Der Widder lief sogleich von dannen. Er lief zu dem Hause, klopfte und bettelte um etwas Brot. Die zweite Tochter öffnete und trat heraus. Sogleich ergriff sie der Widder und trug sie von dannen.

Wieder einige Zeit später begegnete der Wuarssen einem Falken. Der Falke begrüßte den Wuarssen und sagte: "Wo hast du deine Frau herbekommen? Sage mir doch, wo man eine solche Frau herbekommen kann." Der Wuarssen sagte: "Da drüben steht ein Haus. Wenn man da nachts anklopft und um Nahrung bettelt, geben sie einem eine Frau." Der Falke flog sogleich von dannen. Er flog zu dem Hause, klopfte und bettelte um etwas Brot. Die dritte Tochter öffnete und trat heraus. Sogleich ergriff sie der Falke und trug sie von dannen.

So wurde die jüngste Tochter des Mannes verheiratet mit dem Wuarssen, die älteste mit dem Löwen, die zweite mit dem Widder, die dritte mit dem Falken.

Lange Zeit war vergangen, seitdem der Vater gestorben und seine vier Töchter sich verheiratet hatten. Die vier kleinen Söhne des Mannes wuchsen heran. Eines Tages kam der älteste der vier Brüder zu seiner Mutter und seinen Anverwandten und sagte: "Ich will mich auf den Weg machen, meine vier verheirateten Schwestern zu besuchen." Er bereitete sich Aenin (Reisenahrung) und machte sich auf den Weg.



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Nach einiger Zeit kam der älteste Bruder an eine Stadt. An Odem Tor hielt die Tochter des Amin der Stadt Wache, und jeden, der hindurchgehen wollte, fragte sie, ob er wisse, was Laksär Limmera sei und jeder, der das nicht beantworten konnte, wurde dann von Negern, die das Mädchen herbeirief, seines Hauptes beraubt. — Der älteste der vier Brüder kam also an das Tor, an dem die Tochter des Amin Wache hielt, und die Tochter des Amin fragte ihn: "Weißt du, was Laksär Limmera ist?" Der älteste Bruder sagte: "Nein, das weiß ich nicht." Darauf rief die Tochter des Amin die Neger herbei, und die hieben dem Burschen sogleich den Kopf ab.

Einen Monat später sagte der zweite Bruder zu Mutter und Verwandten: "Mein ältester Bruder ist seit einem Monat fort, um nach den verheirateten Schwestern zu sehen. Er ist nicht wiedergekommen. Nun will ich mir Reisenahrung zurechtmachen und meine Schwestern besuchen und sehen, wo mein Bruder geblieben ist." Er machte sich bereit und brach auf. Er kam auch an das Tor, an dem die Tochter des Amin Wache hielt, konnte ihre Frage auch nicht beantworten und wurde ebenfalls von den Negersklaven geköpft.

Im dritten Monat rüstete der dritte Bruder sich zur Wanderschaft und zur Suche nach Brüdern und Schwestern. Es erging ihm ebenso wie den ältesten beiden, und als er am Tore der Stadt, durch das jeder gehen mußte, die Frage der Tochter des Amin nicht zu beantworten vermochte, wurde auch ihm von den Negern auf das Geheiß der Amintochter der Kopf abgeschlagen.

Im vierten Monat endlich machte sich der jüngste der vier Brüder bereit, um seine Schwestern und Brüder aufzusuchen. Der Jüngste bereitete aber nicht nur seine Wegnahrung, sondern er nahm auch einen Säbel mit, den steckte er unter seine Gandura. So gerüstet, wanderte er den gleichen Weg dahin. Er kam an das Tor, an dem die Tochter des Amin Wache hielt, und diese fragte ihn, als er kam: "Weißt du, was Laksär Limmera. ist?" Der Bursche merkte sogleich, wo die Sache hinaus wollte. Er sann einen Augenblick nach und sagte: "Weißt du aber, was das ist?" Er zog plötzlich seinen Säbel heraus. Die Tochter des Amin erschrak. Der Jüngste sagte: "Wenn du noch einmal, solange ich in der Gegend bin, deinen Mund zu einer so törichten Frage oder einem törichten Rufe öffnest, so schlage ich dir den Kopf ab." Die Tochter des Amin wagte nicht, die Neger zu rufen. Der Jüngste ging also unbehindert durch das Tor und seinen Weg weiter.



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Endlich kam der Jüngste an das Haus des Wuarssen. Er klopfte an. Es war am Tage, und der Wuarssen war auf seinem Felde. Die Frau öffnete. Die Frau öffnete und erkannte ihren jüngsten Bruder. Die Schwester erschrak. Sie sagte: "Wenn mein Mann, der Wuarssen, dich hier sieht, wird er dich verschlingen. Eile schnell weiter, mein Bruder!" Der Jüngste sagte: "Nein, ich bleibe hier, ich werde nicht fortgehen." Die Frau sagte: "Mein Mann wird aber bald heimkehren." Der Bursche sagte: "Ich bleibe doch hier." Da versteckte die Frau ihn in der Baerka (oder Bärka, äußerste Speichertopfgrube nahe der Türwand, gerade im Winkel). Die Frau deckte dann einen Deckel darüber.

Nach einiger Zeit kam der Wuarssen heim. Er witterte die Spur (=ldjarra) und sagte: "Ich rieche frisches Fleisch!" Die Frau sagte: "Es kam heute früh ein Händler vorüber, von dem ich einen Kamm kaufte." Der Wuarssen sagte: "Ist der Händler vielleicht noch so nahe, daß ich ihn fangen, töten und verschlingen könnte?" Die Frau sagte: "Er muß schon weit fort sein!" Die Frau weinte. Der Wuarssen sagte nach einiger Zeit: "Weshalb weinst du?" Die Frau weinte und sagte: "Du sagst, daß du den armen Händler, der nichts getan hat, fangen, töten und verschlingen würdest. Mir fiel nur ein, wenn einer meiner Brüder Händler wäre und hier vorüberkäme, so würdest du ihn vielleicht auch fangen, töten und verschlingen!" Der Wuarssen sagte nur: "Es ist mir ganz gleich, ob einer dein Bruder ist oder nicht. Wenn jemand mein Haus betritt, so töte und verschlinge ich ihn und dich obendrein. Vergiß das nicht!"

Die Frau ging unbemerkt zur Baerka, klopfte daran und sagte leise: "Du hast die Worte des Wuarssen gehört. Sei also vorsichtig und hüte dich vor jedem Geräusch!" — Als es am andern Tage hell wurde, verließ der Wuarssen sein Haus und ging hinaus zur Arbeit auf sein Feld. Der jüngste Bruder kam aber aus der Baerka, verabschiedete sich von seiner Schwester und ließ sich den Weg zu dem Löwen, der seine älteste Schwester geheiratet hatte, zeigen.

Der jüngste Bruder ging den Weg hin und kam noch bei Tage im Hause seines Schwagers an. Der Löwe war abwesend, denn er war noch auf der Jagd. Als der Jüngste klopfte, öffnete seine Frau. Sie erkannte ihren Bruder, freute sich ihn wiederzusehen und sagte dann: "Mein jüngster Bruder, gehe lieber weiter. Wenn mein Mann, der Löwe, nach Hause kommt, wird er dich vernichten." Der Jüngste weigerte sich, wie im Hause des Wuarssen, weiterzugehen,



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und seine Schwester versteckte ihn in der Baerka, die sie zudeckte.

Der Löwe kehrte heim. Er witterte frisches Fleisch und fragte, wer hier gewesen sei. Seine Frau antwortete: "Es war ein Händler, von dem ich Pfeffer für unsere Mahlzeiten kaufte." Der Löwe fragte: "Ist er schon weit oder kann ich ihn noch mit meinen Zähnen packen und fressen?" Die Frau sagte: "Ach, er ist schon weit fort." Die Frau weinte. Der Löwe sagte: "Weshalb weinst du?" Die Frau weinte und sagte: "Du wolltest diesen armen Händler fangen und fressen. Ich dachte daran, daß einmal einer meiner Brüder als Händler vorüberkommen könnte, und du würdest ihn auch mit deinen Zähnen packen und fressen." Der Löwe sagte: "Du irrst dich, das würde ich nicht tun, denn dein Bruder ist auch mein Bruder, und ich würde ihn bitten, bei uns zu bleiben und unser Gast zu sein."

Da sagte die Frau: "Da du mir sagst, daß du meinen Bruder gut aufnehmen und als Gast beherbergen würdest, wisse denn, daß die Spur, die du gewittert hast, die meines Bruders ist und daß mein Bruder sich hier im Hause befindet!" Der Löwe rief: "Schnell, rufe deinen Bruder herbei, damit ich ihn kennen lerne und ihm alle Freundlichkeit erweise. Der Jüngste kam aus der Baerka hervor. Der Löwe umarmte ihn und befahl seiner Frau, alles, was sie vermöchte, an guten Sachen zu bereiten. Sie aßen gemeinsam, teilten danach das Lager und schliefen bis zum andern Morgen.

Am andern Tage nahm der Jüngste Abschied von seiner Schwester. Der Löwe begleitete ihn noch ein gutes Stück und zeigte ihm den Weg zu seinem dritten Schwager, dem Widder. Der Jüngste wanderte weiter. Noch ehe es Abend war, kam er am Hause des Widder an. Der Widder war aber abwesend, und als es klopfte, öffnete ihm die Frau des Widders. Die Schwester erkannte sogleich ihren Bruder und war sehr glücklich; dann aber forderte sie ihn auf, nicht länger zu verweilen, sondern weiterzugehen, denn sie fürchtete, daß ihr Mann, der Widder, wenn er heimkäme, ihrem Bruder etwas anhaben könne. Der jüngste Bruder weigerte sich aber, weiterzugehen, und so blieb der Schwester denn nichts anderes übrig, als den Bruder in der Baerka zu verstecken und diese mit einem Deckel zu schließen.

Als der Widder heimkehrte, stieg der Geruch frischen Fleisches ihm sogleich in die Nase, und er fragte, woher er stamme. Die Frau sagte: "Es kam ein Händler vorbei, von dem kaufte ich Agussim



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(Lippenpomade aus Nußbaumrinde)." Der Widder sagte: "Ist er schon weit oder ist er noch nahe genug, daß ich ihn mit meinen Hörnern fangen und töten kann?" Die Schwester sagte: "Er ist schon weit fort, und du kannst ihn nicht mehr erreichen." Die Frau weinte. Der Widder fragte seine Frau: "Weshalb weinst du?" Die Frau sagte: "Du wolltest den armen Händler mit deinen Hörnern fangen und töten. Wie schrecklich wäre es, wenn nun mein Bruder als Händler in das Land käme und du ihn so mißhandeltest?" Der Widder sagte: "Wenn dein Bruder käme, wäre das etwas ganz Besonderes. Denn dein Bruder ist auch mein Bruder, und ich würde ihm an Gutem antun, was ich zu tun vermag."

Die Frau sagte: "Wenn du meinen Bruder gut aufnehmen willst, sollst du nur wissen, daß von ihm der Geruch des frischen Fleisches kommt und daß er im Hause ist." Der Widder sagte: "Sogleich rufe deinen Bruder und bereite schnell das Beste, was wir im Hause haben, denn wir wollen diesen Tag als einen Festtag begehen." Die Schwester rief den Bruder aus der Baerka. Der Schwager begrüßte ihn sehr herzlich. Sie nahmen zusammen in großer Freude das Abendessen ein, teilten das Lager und schliefen bis zum andern Morgen.

Am andern Morgen verabschiedete sich der Jüngste von seiner Schwester und ging mit seinem Schwager noch ein Stück mit, denn der wollte ihm das Haus des dritten Schwagers, des Falken, zeigen. Nachdem sie soweit gegangen waren, daß der Jüngste den Weg nicht mehr verlieren konnte, trennten sie sich, und der Bursche ging in der Richtung auf das Haus des Falken weiter.

Als der Jüngste an dem Hause ankam, war sein Schwager nicht daheim, und als er klopfte, öffnete ihm seine Schwester. Die Schwester erkannte sogleich den jüngsten Bruder und war sehr glücklich. Nach einiger Zeit bat sie ihn aber, sich zu entfernen, denn bald müsse ihr Gatte, der Falke, heimkehren, und der wäre ein sehr gefährlicher Mann. Der jüngste Bruder ließ sich aber nicht einschüchtern. Er blieb auf seinem Vorsatze, zu verweilen, bestehen, und so versteckte die Frau ihn zuletzt in der Baerka, die sie hernach sorgsam zudeckte.

Es wurde Abend. Der Falke kam nach Hause. Er witterte nach allen Seiten im Hause umher. Er blickte nach allen Seiten im Hause umher. Er sagte:, "Ich rieche frisches Fleisch!" Die Frau sagte: "Es ist ein Händler vorbeigekommen, der hat mir Tasult (Antimon, Augenrandschminke) verkauft." Der Falke sagte:



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"Ist er schon weit oder kann ich ihn noch erreichen, so daß ich ihn mit meinen Krallen packen und töten kann." Die Frau sagte: "Er ist schon weit fort." Die Frau weinte. Der Falke sagte: "Was weinst du?" Die Frau sagte: "Du sagst, daß du den Händler, der dir nichts getan hat, mit den Krallen packen und töten willst. Wenn dieser Händler nun mein Bruder wäre, so würdest du ihn auch mit den Krallen packen und töten wollen." Der Falke sagte: "Nein, das würde ich nicht tun. Deinen Bruder würde ich aufnehmen wie meinen eigenen Bruder, denn du bist meine Frau. Deinem Bruder würde ich das Beste geben, was wir haben, und ich würde glücklich sein, wenn er einige Zeit bei uns bleiben würde und wir ihm eine angenehme Zeit bieten könnten."

Darauf ward die Frau sehr fröhlich. Sie sagte: "Mein Gatte, der Mann, den du gewittert hast, ist kein fremder Händler, es ist mein Bruder, und ich habe ihn im Hause hier versteckt, weil ich nicht sicher wußte, wie du ihn aufnehmen würdest." Der Falke sagte: "So rufe schnell deinen Bruder herbei, daß ich ihn begrüße!" Die Frau lief hin und hieß ihren Bruder aus der Baerka steigen. Der Falke kam seinem Schwager entgegen und küßte ihn. Er hieß ihn in seinem Hause herzlich willkommen und hieß seine Frau das beste Essen zubereiten.

Nachher aßen sie zusammen, und der jüngste Bruder mußte erzählen, was er bei seinen Schwägern auf der Wanderschaft erlebt hatte. Der Falke sagte: "Ich werde morgen eine Botschaft umhersenden. Ich will den Löwen und seine Frau, den Widder und seine Frau und die Frau des Wuarssen hierher bitten. Ihr Geschwister und wir Schwäger wollen dann beraten, was wir mit dem Wuarssen, der ein ganz schlimmer Mann ist, anfangen."

Die Boten flogen am andern Tage über das Land. Es kamen der Löwe und seine Frau, es kamen der Widder und seine Frau. Es kam die Frau des Wuarssen, und die Frau des Wuarssen weinte, weil ihr jüngster Bruder von ihrem Manne nicht so gut aufgenommen war, wie im Hause ihrer Schwestern. Der jüngste Bruder sagte zum Löwen und seiner Frau: "Ich danke euch, daß ihr mich so freundlich aufgenommen habt." Er sagte zum Widder und seiner Frau: "Ich danke euch, daß ihr mich so freundlich aufgenommen habt." Er sagte zum Falken und seiner Frau: "Ich danke euch, daß ihr diese Zusammenkunft veranstaltet habt." Er sagte zu seiner jüngsten Schwester, der Frau des Wuarssen: "Ich danke dir, daß du gekommen



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bist, und ich hoffe, daß du deswegen mit deinem Manne keine Streitigkeiten bekommst." Die jüngste Schwester, die Frau des Wuarssen, weinte.

Der Löwe sagte: "Wir wollen den Wuarssen töten." Der Widder sagte: "Wir wollen den Wuarssen töten." Der Falke sagte: "Wir wollen den Wuarssen töten." Der Löwe sagte: "Um aber den Wuarssen töten zu können, muß seine Frau uns sagen, ob seine Seele nahe oder fern ist. Seine Frau muß erfahren, wo seine Seele ist und wie wir sie ergreifen können." Die Frau des Wuarssen sagte: "Ich weiß nicht, wo seine Seele ist. Ich weiß gar nichts davon." Die Frau des Widders sagte: "Du mußt weinen und traurig sein, daß du um deinen Mann so besorgt seiest." Die Frau des Falken sagte: "Du mußt so lange jammern, bis du alles erfahren hast, was unser Bruder und unsere Schwäger wissen müssen."

Die Frau des Wuarssen kam nach Hause. Sie kochte das Essen. Als es Abend war, kam auch der Wuarssen und aß. Nach dem Essen setzte die Frau des Wuarssen sich in einen Winkel und begann zu weinen. Der Wuarssen sagte: "Weshalb weinst du?" Die Frau sagte: "Ich weiß es nicht." Nachts lag der Wuarssen schlafend auf seinem Lager. Die Frau begann zu weinen. Der Wuarssen hörte seine Frau weinen und erwachte. Der Wuarssen sagte: "Was weinst du?" Die Frau sagte: "Ich weiß es nicht." Der Wuarssen erwachte am andern Morgen. Seine Frau weinte. Er fragte sie: "Weshalb weinst du?" Die Frau sagte: "Ich weiß es nicht." Der Wuarssen ging auf das Feld. Als er abends nach Hause zurückkehrte, saß seine Frau am Feuer. Seine Frau weinte. Er fragte: "Weshalb weinst du?" Die Frau sagte: "Ich weiß es nicht." Der Wuarssen legte sich aufs Lager und schlief. Nachts wachte er auf. Seine Frau weinte. Der Wuarssen fragte: "Weshalb weinst du?" Die Frau sagte: "Ich weiß es nicht."

Der Wuarssen wachte eine Zeit. Seine Frau hörte nicht auf zu weinen. Der Wuarssen sagte: "Jetzt ist es genug, jetzt sage mir endlich, weshalb du weinst!" Die Frau sagte: "In der Nacht, nachdem der Händler hier war, der mir den Kamm verkauft hat und nachdem du so zornig hierüber warst, träumte mir, du seiest getötet worden, und ich wäre nun ganz hilflos allein auf der Erde. Seitdem träume ich immer wieder, daß man dir das Leben wegnimmt und du stirbst. Ich träume immer wieder, daß man dir die Seele wegnimmt und ich dich nicht schützen kann." Der Wuarssen sagte: "Wenn es weiter nichts ist als so ein dummer Traum, dann



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schlafe nur getrost weiter. Meine Seele ist gut aufgehoben. Höre selbst, wie die Sache steht: Meine Seele ist ein Haar, das ruht in einem Ei, das ein Rebhuhn im Leibe trägt. Das Rebhuhn wohnt im Bauch einer Kamelstute, und die Kamelstute liegt unter einem Felsblöcke im Meere. — Nun sage selbst, ob meine Seele nicht gut aufgehoben ist. Denn wenn es nicht jemand gelingt, dieses Haar zu finden und zu zerdrücken, dann kann ich nicht getötet werden. Schlafe also trotz aller Träume weiter, höre auf zu weinen und gib dich nicht Sorgen hin, die keinen Grund haben." Damit drehte der Wuarssen sich herum und schlief gleich darauf weiter. Die Frau prägte sich aber alles genau ein.

Am andern Morgen ging der Wuarssen wie gewöhnlich zum Acker hinaus. Kaum war ihr Mann fort, so lief seine Frau zu ihrem Schwager, dem Falken. Alle Geschwister waren wieder bei dem Falken versammelt. ]Die Frau des Wuarssen sagte: "Die Seele meines Mannes ist ein Haar, das in einem Ei ruht, das ein Rebhuhn im Leibe trägt. Das Rebhuhn lebt im Bauche einer Kamelstute, und die Kamelstute liegt unter einem Felsblock im Meer." Die Geschwister sagten: "Das ist schwierig." Die Schwäger sagten: "Das ist schwierig."

Der Löwe sagte: "Ich werde zuerst alle Mücken zusammenrufen und ihnen befehlen, das Meer auszusaugen, so daß der Felsblock auf dem Trocknen liegt." Der Widder sagte: "Ich will mit meinen Hörnern den Felsblock zur Seite wälzen." Der Löwe sagte: "Ich will mit meinen Pranken den Leib der Kamelstute aufreißen." Der Falke sagte: "Ich will das Rebhuhn abfangen, wenn es in die Luft fliegt und ihm mit den Fängen den Leib aufreißen." Der jüngste Bruder sagte: "Und ich will das Ei auffangen, wenn es herabfällt, es zerbrechen und das Haar zerdrücken." Die Schwestern sagten zur Frau des Wuarssen: "Hüte dich aber vor dem Wuarssen, wenn er im Sterben liegt. Dann wird er zornig sein, daß er auch dich verschlingen würde." Die Frau des Wuarssen ging.

Der Löwe rief sogleich alle Mücken zusammen und hieß sie das Meer aussaugen. Von allen Seiten kamen die Mücken und sogen und sogen. Es kamen so unzählbar viele Mücken, und sie sogen alle so emsig, daß das Meer mehr und mehr zurücktrat. Sie sogen solange, daß der Grund des Meeres trocken und mitten drin der Felsblock in freier Luft lag. Da kam der Widder und stieß nach einem langen Anlauf mit seinen Hörnern gegen den Felsblock, so daß der Block umstürzte.



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Die I(amelstute bewegte sich und wollte sich erheben. Der Löwe sprang aber auf sie zu und riß ihr den Leib auf. Der Wuarssen, der auf seinem Felde war, empfand sogleich einen fürchterlichen Schmerz, so daß er sich krümmen mußte und dann Hals über Kopf nach Hause eilte. Gleichzeitig flog das Rebhuhn aus dem aufgerissenen Leibe der Kamelstute auf und zog von dannen. Der Falke kreiste inzwischen in der Luft, erkannte das Rebhuhn mit scharfem Auge, stürzte herab und fing es mit den Fängen. Der Falke riß dem Rebhuhn mit dem Schnabel den Kopf ab. In diesem Augenblick kam der Wuarssen gerade zu Hause an und stürzte an der Haustür halb ohnmächtig vor Schmerz nieder. Der Wuarssen schrie: "Wasser, Wasser!" Der Wuarssen wollte, daß seine Frau herauskomme. Er wollte sie verschlingen. Der Wuarssen rief: "Wasser! So bring doch Wasser!" Die Frau blieb im Hause, sie kam nicht heraus. Die Frau rief: "Wir haben kein Wasser im Hause."

Das Rebhuhn ließ das Ei fallen. Der jüngste Bruder fing das Ei in der Luft auf. Er hielt es in der Hand. Der Jüngste zerdrückte das Ei. Das Ei zersprang. Der Wuarssen schrie vor Schmerz auf. Der Jüngste preßte das Haar. Der Wuarssen fiel rückwärts zusammen. Der Jüngste zerdrückte das Haar. Der Wuarssen starb.

Die Frau des Wuarssen sah ihren Mann sterben. Sie war glücklich. Sie lief sogleich zum Löwen und blieb bei ihrer ältesten Schwester über Nacht. Auch der jüngste Bruder fand bei dem Löwen sein Lager.

Am andern Morgen sagte der Löwe zum Jüngsten: "Ich gehe heute zur Jagd, wenn es dir Freude macht, so begleite mich und komm mit mir." Der Jüngste war einverstanden, und der Löwe ging mit seinem Schwager von dannen. Sie waren ein gutes Stück weit gegangen, da sagte der Löwe bei sich: "Ich weiß nicht, ob ich klug war. Wenn ich unterwegs eine Gazelle oder ein anderes Tier treffe und packe es mit den Zähnen und zerfleische es, dann wird mein Schwager über meine Wildheit erschrecken. Es war nicht klug von mir, daß ich meinen Schwager mit zur Jagd genommen habe, und ich will ihn in jenes Dorf dort drüben schicken."

Der Löwe sagte zu seinem Schwager: "Mein Lieber, mein Weg führt mich heute noch sehr weit und du wirst schon ermüdet sein, wenn wir ankommen. Dann müssen wir bis zur Nacht aber noch den gleichen Weg bis zu meinem Hause zurücklegen. Nun siehst du das Dorf, welches auf jenem Hügel liegt. Du hörst die Musik.



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Es ist ein Mann, welcher auf dem Männerplatze singt. Dort ist ein Kaffee. Ich rate dir, dort hinzugehen und dich dort zu unterhalten. Du wirst deinen Tag angenehm verbringen und dich nicht unnötig ermüden. Abends werde ich bei dem Dorfe vorbeikommen. Ich werde dann rufen, und du wirst mich hören, und wir können gemeinsam nach Hause gehen." Der Schwager sagte: "Ich danke dir. Dieser Vorschlag ist mir sehr angenehm." Sie trennten sich. Der Löwe ging weiter zur Jagd. Der Jüngste ging zu dem Dorfe hinüber.

Der Jüngste setzte sich in das Dorf zu den Leuten. Die Leute saßen im Männerhaus und hörten einem Mann zu, der zur Trommel sang. Der Jüngste setzte sich an die Wand und hörte auch zu. Der Jüngste sah zum Fenster hinaus. Er hörte zu und sah zum Fenster hinaus. Da sah er draußen Laksär Limmera. Laksär Ummera war eine Kugel aus Feuer. (Eine nähere Beschreibung konnte ich bei aller Sorgfalt nicht gewinnen. Vielleicht handelt es sich um ein Irrlicht, aber eine Versicherung nach dieser Richtung wurde mir nicht zuteil.) Der Jüngste erkannte Laksär Limmera. Er eilte sogleich aus dem Hause und schlich sich dahin, wo er Laksär Ummera gesehen hatte. Er kam ganz vorsichtig heran. Er fing Laksär Ummera mit der Hand (der Erzähler macht die Bewegung des Fliegenfangens) und steckte es in die Tasche. Danach ging er aus dem Dorfe und zu jener Stadt, in der die Tochter des Amin zwei der Brüder durch die Neger hatte töten lassen, weil sie nicht hatten sagen können, was Laksär Limmera war.

Als es Abend war, kam der Löwe an das Dorf, in dem der Mann die Trommel schlug und sang. Der Löwe rief den Jüngsten mit dem Namen. Sein Schwager kam nicht. Der Löwe lief um das Dorf und schrie und schrie. Der Schwager kam nicht. Der Löwe sagte bei sich: "Meinem Schwager wird die Zeit lang geworden sein. Er hat wohl den Heimweg angetreten. Ich werde nach Hause gehen." Der Löwe lief noch einmal um das Dorf und rief. Der Schwager kam nicht.

Der Löwe kam allein nach Hause. Die Frauen sahen den Löwen allein nach Hause kommen. Die Frau des Wuarssen erschrak und fragte: "Du kommst allein? Wo hast du meinen Bruder?" Die Frau des Löwen fragte: "Du kommst allein? Wo hast du meinen Bruder? Ich glaube, du hast unsern Bruder heute nun doch mit den Zähnen gepackt und zerfleischt." Der Löwe sagte: "Nein, das tat ich nicht. Ich ließ ihn in einem Dorfe zurück, wo ein Mann



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trommelte und sang. Ich wollte ihn am Abend abholen. Als ich am Abend nach ihm schrie und immer wieder schrie, hörte er nicht und kam nicht. Er muß einen andern Weg weggegangen sein." Die beiden Frauen weinten und weinten. Die Frauen sagten: "Du hast unseren Bruder sicher heute mit den Zähnen gepackt und gefressen. Du hast kein anderes Fleisch gefunden und hast ihn getötet." Der Löwe sagte: "Ich schwöre, ich habe euerem Bruder nichts getan, und ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist."

Der Jüngste wanderte weit fort, bis er zu jener Stadt kam, an deren Tot die Tochter des Amin stand, die jeden fragte, ob er wisse, was Laksär Ummera sei. Der Jüngste sagte bei sich: "Die Tochter des Amin hat meine beiden Brüder töten lassen, weil sie nicht wußten, was Laksär Ummera ist. Jetzt will ich hingehen und sehen, was sie sagt, wenn ich ihr Laksär Limmera bringe. Sie soll meine beiden Brüder nicht für nichts getötet haben."

Der Jüngste kam an das Tor. Die Tochter des Amin stand am Tore und fragte ihn: "Weißt du, was Laksär Limmera ist?" Der Jüngste sagte: "Ich weiß es nicht." Die Tochter des Amin ließ ihren Vater rufen. Die Tochter des Amin sagte: "Mein Vater, auch dieser Mann weiß nicht, was Laksär Limmera ist." Der Vater rief den Neger und sagte: "Packt diesen Menschen und schlagt ihm den Kopf ab." Die Neger kamen herbei. Es waren viele Neger. Sie griffen den Jüngsten und wollten ihm den Kopf abschlagen. Da rief der Jüngste: "Laßt, ich habe Laksär Limmera!"

Die Tochter des Amin sagte: "Wenn du Laksär Limmera hast, so zeige ihn sogleich." Der Jüngste nahm Laksär Ummera hervor und reichte ihn der Tochter des Amin. Die Tochter des Amin nahm Laksär Ummera und sagte: "Es ist wahr. Das ist es. Ich will deine Frau werden." Der Amin sagte: "Du sollst meine Tochter heiraten. Ich werde ein großes Fest veranstalten."

Es wurde ein großes Fest veranstaltet. Die Verwandten kamen. Alle Freunde des Amin kamen. Nachts führte der Jüngste die Tochter des Amin in das Haus, das der Amin ihm geschenkt hatte. Er sagte: "Du hast bisher nach der Sitte eures Landes gehandelt. Nun laß mich einmal nach der Sitte meines Landes handeln. Stelle dich hierher!" Der Jüngste hieß die Tochter des Amin sich aufrecht an



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die Wand lehnen. Er hieß seine Braut, die Tochter des Amin, die Arme und Hände seitwärts ausstrecken. (Der Erzähler macht es pantomimisch vor. Es ist die Stellung der Kreuzigung gemeint.) Der Jüngste nahm Nägel und einen Hammer. Er nagelte die Tochter des Amin mit einem Nagelschlag durch jede Handfläche an der Wand fest. Er nagelte den Kopf der Tochter des Amin mit einem Nagelschlag durch die Stirn an der Wand fest. Darauf zog er quer durch den Raum ein Kleid, so daß man von der andern Seite des Raumes aus die Tochter des Amin nicht sehen konnte, wie sie an die Wand genagelt dastand.

Der Jüngste ging hinaus. Er rief den Amin und sagte zu ihm: "Du hast, wie deine Tochter, bisher nach der Sitte deines Landes gehandelt. Du hast deine Tochter nunmehr mir zur Frau gegeben. Nun laß mich einmal nach der Sitte meines Landes handeln. Komm in das Haus, das du mir geschenkt hast." Der Amin kam mit ihm in das Haus.

Der Jüngste hieß den Amin sich aufrecht gegenüber dem Stoff, den er vor seine Braut gehängt hatte, an die Wand lehnen. Er hieß den Amin die Arme und Hände seitwärts ausstrecken. Der Jüngste nahm Nägel und Hammer. Er nagelte den Amin mit einem Nagelschlag durch jede Handfläche an der Wand fest. Er nagelte den Kopf des Amin mit einem Nagelschlag durch den Kopf und die Stirn an der Wand fest.

Dann zog der Jüngste den Stoff, den er vor die Tochter des Amin gezogen hatte, fort. Der Amin und seine Tochter standen sich nun, an die Wand genagelt, einander gegenüber. Sie sahen einander in die Augen. Der Jüngste sagte: "Ihr habt meine ältesten beiden Brüder getötet, nur weil sie nicht wußten, was Laksär Limmera ist. Jetzt habe ich euch gezeigt, was Laksär Limmera ist. Nun könnt ihr einander erzählen, was ihr damit Großes erreicht habt." Der Amin und seine Tochter blieben sterbend an die Wand genagelt stehen. Sie starben langsam. Der Jüngste trieb alle Neger aus der Stadt. Er tötete viele.

Der Jüngste machte sich auf den Heimweg. Der Jüngste ging zurück zu dem Hause des Löwen. Er traf seine Schwestern. Die Schwestern fragten: "Wo warst du?" Der Jüngste sagte: "Ich habe die Tochter des Amin dafür gestraft, daß sie unsere ältesten beiden Brüder umgebracht hat." Die Frau des Wuarssen sagte: "Wir haben dem Löwen unrecht getan."

Sie feierten ein großes Fest.


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