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Märchen aus England Schottland und Irland


Illustrationen


von Antje Schönau

Märchen europäischer Völker


Dein Dich liebender Humphrey.«



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Dann gab er ihn dem Mädchen mit dem Befehl, sofort weiterzugehen. So kam sie nach Scarborough zu dem Bruder des Barons, einem edlen Ritter, bei dem der Sohn des Barons zu Gast war. Als sie ihm den Brief seines Bruders übergab, erließ er sofort Befehl, die Hochzeit vorzubereiten, und beide wurden noch an demselben Tage verheiratet.

Bald danach kam der Baron selbst auf das Schloß seines Bruders. Wie entsetzt war er, als er sah, daß gerade das, was er auf jede Weise zu verhindern gesucht hatte, geschehen war. Doch er gab noch nicht auf. Er nahm die junge Frau zu einem Spaziergang über die Klippen mit, so sagte er zu den anderen. Doch als er allein mit ihr war, packte er sie und wollte sie hinunter ins Meer werfen. Aber sie bat flehentlich um ihr Leben. »Ich habe doch nichts Böses getan«, rief sie angstvoll. »Wenn Ihr mich verschonen wollt, werde ich alles tun, was Ihr verlangt. Wenn Ihr es fordert, so werde ich nie mehr Euch oder Euren Sohn wiedersehen.« Da zog der Baron seinen goldenen Ring vom Finger, warf ihn ins Meer und rief: »Nie mehr will ich dein Gesicht sehen, außer du bringst mir den Ring zurück«, und er ließ sie davongehen.

Das arme Mädchen wanderte fort und fort, bis sie zuletzt zu einem großen schönen Schloß kam und dort fragte, ob man ihr wohl irgendwelche Arbeit geben könne. Man machte sie zur Küchenhilfe in der Schloßküche, denn solche Arbeit kannte sie ja von der Fischerhütte her.

Wen sah sie nun eines Tages zu Besuch auf das Schloß kommen? Den Baron und seinen Bruder und seinen Sohn, ihren Mann. Was sollte sie nur tun? Sie hoffte, in der Schloßküche würde man sie schon nicht sehen. Also ging sie seufzend wieder an ihre Arbeit und begann, einen riesengroßen Fisch zu schuppen, der fürs Mittagessen gekocht werden sollte. Und als sie ihn putzte, schimmerte irgend etwas in seinem Innern und, was denkt ihr, fand sie da? Ja, stellt euch vor: Es war der Ring des Barons! Derselbe Ring, den er über die Klippen bei Scarborough ins Meer geworfen hatte! Ihr könnt euch wohl vorstellen, wie glücklich sie darüber war. Nun kochte sie den Fisch, so gut sie nur konnte, und legte ihn auf eine Schüssel.



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Als dann der Fisch auf die Tafel gebracht wurde, fanden ihn die Gäste so herrlich zubereitet, daß sie den Schloßherrn fragten, wer ihn denn gekocht habe. »Heda, schickt den Koch herauf, der den Fisch so gut gekocht hat!«Also liefen sie in die Küche hinunter und richteten dem Mädchen aus, es solle in die Gästehalle hinaufkommen. Da machte es sich fertig, streifte zuletzt den goldenen Ring des Barons über seinen Daumen und ging in die Halle hinauf.

Als die Speisenden eine so junge und wunderschöne Köchin sahen, waren sie recht erstaunt. Aber der Baron war rasend vor Wut und sprang auf, als wolle er sich auf sie stürzen. Da trat das Mädchen näher, die Hand mit dem Ring daran vor sich herhaltend. Und sie legte den Ring vor ihm auf den Tisch.

Da endlich sah der Baron ein, daß niemand seinem Schicksal entgehen kann, und forderte sie auf, sich neben ihn zu setzen, und erklärte allen Anwesenden, daß sie seines Sohnes treues Weib sei. Er nahm sie und seinen Sohn mit heim auf sein Schloß, und sie lebten von da an alle friedlich und glücklich miteinander.


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