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Märchen aus Frankreich den Niederlanden und der Schweiz

Märchen europäischer Völker


Blaubart (Erste Version)

Es war einmal ein Mann, der sieben Frauen gehabt hatte, und er wohnte in dem Schloß Tiffauges. Er hatte die achte Frau geheiratet. Eines Tages ging er auf Reisen, und da hat er zu seiner Frau gesagt:

»Hier sind alle Schlüssel des Schlosses. Du kannst alle benutzen, ausgenommen diesen kleinen Schlüssel.«

Dann hat sie ihn trotzdem benutzt. Aber der kleine Schlüssel war verzaubert.



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Als sie die Tür öffnete, fiel sie in dem Zimmer in eine Blutlache. Die Frau des Blaubarts hatte eine Schwester bei sich, eine Schwester Anne. Sie haben den Schlüssel gekocht, sie haben ihn mit Asche gerieben: niemals haben sie das Blut entfernen können.

Als dann der Herr ankam, haben sie es nicht weit gebracht. Er hat die Schlüssel gefordert, und dann hat er gesagt, daß sie sie benutzt hätten und daß sie dasselbe Schicksal erleiden sollten wie all die anderen Frauen, die da waren. (In dem Zimmer waren die sieben Frauen aufgehängt . . . und sie war die achte.)

Sie hatten eine kleine Hündin, die Sarène hieß. Und dann haben sie ihr einen Brief an den Hals gehängt und haben ihr gesagt, sie solle zu ihren Brüdern laufen. Als die Hündin fort war, hat sie zu ihrer Schwester gesagt:

»Schwester Anne, geh in mein Zimmer hinauf.«

Und dann hat Blaubart ihr gesagt, sie solle ihre schönsten Kleider anlegen, um auf Reisen zu gehen. Sie ist in ihr Zimmer hinaufgegangen, und während sie sich ankleidete, sagte sie:


1. Strophe:

»Schwester Anne, siehst du nichts kommen?«

»Ich sehe den staubigen Wald, und die Erde dröhnt.«

Da sagte ihr Mann, der unten war und der die Messer wetzte:

»Wetze, wetze meine stumpfen Messer, um meiner Frau den Hals abzuschneiden!«

Sie war immer noch oben im Zimmer.

Er sagte:

»Bist du bald bereit, Frau?«

»Nein, nein, mein Gemahl, ich muß noch das schönste Kleid anziehen, das ich jemals angezogen habe und das ich jemals anziehen werde!«


2. Strophe:

Und sie fragte ihre Schwester: »Schwester Anne, siehst du nichts kommen?«

»Doch, doch, ich sehe Staub, der näherkommt, der sehr schnell näherkommt.«

Der Mann war noch immer dabei, seine Messer zu wetzen: »Wetze, wetze meine stumpfen Messer, um meiner Frau den Hals abzuschneiden. Bist du bald bereit, Frau? Oh, ich werde ungeduldig.« »Nein, nein, mein Gemahl, ich muß noch die schönste Haube aufsetzen, die ich jemals aufgesetzt habe und die ich jemals aufsetzen werde.«


3. Strophe:

»Schwester Anne, siehst du nichts kommen?«



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»Doch, doch, ich sehe zwei Reiter, die näherkommen, die sehr schnell näherkommen.« (Variante: »die noch sehr weit, sehr weit von hier sind.«)

Da fängt der Mann wieder an:

»Wetze, wetze meine stumpfen Messer, um meiner Frau den Hals abzuschneiden! Bist du bald bereit, Frau? Oh, ich werde ungeduldig, oh, ich werde ungeduldig! . . .«

»Nein, nein, mein Gemahl, ich muß noch mein schönstes Halstuch umlegen, das ich jemals umgelegt habe und das ich jemals umlegen werde. «

Poch, poch, an der Tür.

»Wer da?«

»Die Brüder von Madame. Wir kommen, um Madame zu holen.«

»Madame ist noch dabei, sich anzukleiden, um auf Reisen zu gehen.« Aber sie wußten wohl, daß das nicht wahr war: der Brief war ja gekommen.

Und dann, danach, öffneten sie die Tür.

Unterwegs hatten sie ein großes Faß bestellt. Dann hatten sie große Nägel in dem Faß festmachen lassen. Da haben sie Blaubart genommen, dann haben sie ihn in dieses Faß gesteckt. Sie haben ihn die Bouillatrie hinunter durch die Felsen in den Fluß rollen lassen. Und die Nägel drangen überall in seinen Körper. Er schrie immer nur:

Bouillatrie, Bouillatrie, rette mir das Leben.
Du wirst dein Leben lang reich sein!
Er ist in den Fluß gerollt.
Tri, tri, tri, mein kleines Märchen ist zu Ende.
Ich bin auf mein kleines graues Pferd gestiegen
und bin bis hierher gekommen.
(Variante: und bin bis nach Pagerie gekommen.)


Copyright: arpa, 2015.

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