C. M. Wieland's Werke.
Vierter Band.
Vorbericht
zu der Ausgabe der sämmtlichen Werke vom Jahre 1794.
der Zürcher Ausgabe von 1767 ausmacht) so gut auszuführen, daß die Wenigen, welche damals in Deutschland Geisterwerke dieser Art scharf zu beurtheilen fähig waren, nicht Ungleichheit des Tons, ästhetische Lücken und eine ziemlich auffallende Bestrebung, die Lücken im psychologischen Gange der Geschichte mit Räsonnements auszustopfen oder zu überkleistern, in dem zweiten Theile hätten wahrnehmen müssen, welches alles sie gewissermaßen zu der Frage berechtigte: —
— Amphora coepit Institui, currente rota cur urcaus exit? |
zu bringen als ihm möglich wäre. Dieß würde denn auch bei der zweiten Ausgabe von 1773 schon geschehen seyn, wenn nicht eine abermalige große Veränderung der Lage und Umstände des Verf. ihn daran verhindert hätte. Die geheime Geschichte der Danae, welche bei dieser Ausgabe hinzu kam, war also (außer einer Menge kleiner Veränderungen, die sich hauptsächlich auf Sprache, Ton und Styl bezogen, einer andern Eintheilung der Bücher und Kapitel, und einem ganz neuen Schluß) alles was der Verf. damals für seinen Liebling thun konnte, und Agathon blieb wider seinen Willen, über 20 Jahre lang noch immer unvollendet.Diesem Gebrechen hofft der Verfasser nunmehr in der Ausgabe von der letzten Hand abgeholfen zu haben. Er hat weder Zeit noch Fleiß gespart, alle Flecken, die er, in Rücksicht auf die Reinigkeit der Sprache, die Harmonie des Styls, die Richtigkeit der Gedanken, die Schicklichkeit des Ausdrucks, und alle andern Erfordernisse dieser Art, noch entdecken konnte, sorgfältig abzuwischen. Aber seine hauptsächlichste Bemühung war darauf gerichtet, die Lücken, die den reinen Zusammenhang der Seelengeschichte Agathons bisher noch unterbrochen hatten, zu ergänzen, einige fremdartige Auswüchse dafür wegzuschneiden, dem moralischen Plane des Werkes durch den neu hinzu gekommenen Dialog zwischen Agathon und Archytas (der den größten Theil des XVIten Buchs ausmacht) die Krone aufzusetzen, und vermittelst alles dieses das Ganze in die möglichste Uebereinstimmung
mit der ersten Idee desselben zu bringen, um es der Welt mit dem innigsten Bewußtseyn hinterlassen zu können, daß er wenigstens sein Möglichstes gethan habe, es der Aufschrift
quid Virtus et quid Sapientia possit würdig zu machen. |