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Kapitel 

ERZÄHLUNGEN AUS DEM WESTSUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1922

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_08-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT DREI TAFELN

89. Die gerächte Frau

Ein Dugumansa (die alte Bezeichnung für König; heute sagt man Fama) hatte eine Sklavin geheiratet. Er vernachlässigte sie aber und ließ ihr nichts zukommen, denn er beachtete sie nicht mehr.

Die Frau ging eines Tages in den Busch, um Holz zu sammeln. Die Frau sammelte Holz. Sie sah niemand, der ihr die Last auf den Kopf heben helfen konnte; denn die Frau war schwanger, und so ward ihr das Heben schwer. Als sie die Last heben wollte, traten die Wehen ein, und sie gebar einen Knaben. Als der Knabe geboren war, sagte er: "Mutter, gib mir einen Namen." Die Mutter sagte: "Benenne dich selbst." Der Knabe sagte: "Ich werde Djenne bienni a tessira ko blenje heißen." Der Knabe sagte dann: "Mutter, zeige mir das Gehen!" Die Mutter sagte: "Ein Kind, das sagen kann: ,Mutter, zeige mir das Gehen', ein solches Kind kann von selbst gehen." Der Knabe stand auf, er ging, er half der Mutter die Last Holz auf den Kopf heben. Der Knabe sagte: "Geh voraus, wir gehen nach Hause." Sie gingen nach Hause.

Der Knabe sagte daheim zu seiner Mutter: "Gib mir eine kleine Falle, ich will hingehen, Ratten zu fangen." Der Knabe erhielt die Rattenfalle. Er ging in den Busch und fing Ratten. Der Knabe sagte zu seiner Mutter: "Zeige mir meinen Vater, damit ich ihm meine Beute zeige." Der König hatte gerade die Bewohner aller umwohnenden Dörfer eingeladen, und es war eine große Versammlung. Alle Oberhäupter verbrachten den Abend beim König.

Die Frau ging mit ihrem Kind ebenfalls hin. Die Frau zeigte dem Kinde den Vater. Das Kind ging zweimal im Kreise umher. Es kam wieder am König vorbei. Das Kind blieb beim König stehen. Das Kind sagte: "Das ist mein kleiner Vater." Das Kind gab dem König eine Ohrfeige.


Copyright: arpa, 2015.

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