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Kapitel 

ERZÄHLUNGEN AUS DEM WESTSUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1922

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_08-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT DREI TAFELN

86. Die Taubenfrau

Eine Tubani (Taube) verwandelte sich in eine hübsche Frau, zog in die Stadt und richtete sich darin häuslich ein. Ein Mann sah sie und heiratete sie. Sie lebte sehr gut mit dem Manne. Nur verwandelte sie sich jeden Morgen wieder in eine Tubani, flog in die Hirsefelder und nahm da ihre Mahlzeit zu sich. Sie kehrte darauf zurück und war wieder eine schöne Frau. Eines Tages kam ein Jäger zu dem Manne der Taubenfrau und sagte: "Höre, deine Frau ist kein Mensch. Deine Frau ist eine Tubani." Der Mann sagte: "Nein, meine Frau ist ein Mensch und eine gute Frau." Der Jäger sagte: "Deine Frau ist eine Tubani, und wenn du es mir nicht glauben willst, so folge ihr einmal morgens, wenn sie weggeht. Du wirst dann selbst sehen, wie sie sich in eine Taube verwandelt und ihre Hirse ißt." Der Mann sagte: "Es ist nicht so!" Er wollte es nicht glauben.

Eines Tages sagten die Leute der Stadt zu ihren Frauen: "Geht in die Felder und erntet die Hirse!" Die Frauen machten sich auf. Die Tubanifrau sagte: "Das ist gerade das, was ich liebe." Sie ging mit den Frauen heraus, blieb aber auf dem ersten Felde etwas zurück, legte ihre Kleider ab und verwandelte sich in eine Tubani. Dann aß sie Hirse nach Herzenslust. Nach einiger Zeit riefen sie die anderen Frauen. Die Tubani konnte aber nur mit "Tuutuu! Tuuutuuu!" (Taubenruf) antworten. Die Frauen erkannten den Sachverhalt. Sie gingen zurück zu dem Manne und sagten: "Deine Frau sitzt als Tubani im Hirsefeld. Ihre Kleider liegen am Boden." Da ging der Mann hin und nahm die Kleider weg. Die Frau blieb nun eine Tubani.


Copyright: arpa, 2015.

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