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Kapitel 

ERZÄHLUNGEN AUS DEM WESTSUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1922

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT DREI TAFELN

68. Die Trommel der Surukku

Ein König rief alle Bewohner seiner Stadt zusammen und sagte zu ihnen: "Besorgt mir die Trommel der Surukku. Der, der mir die Trommel der Schakale bringt, erhält einen Teil des Dorfes als Unterchef." Zunächst meldete sich kein Mensch, der es gewagt hätte, die Trommel der Surukku zu holen. Endlich kam ein Knabe, der sagte: "Ich will es versuchen, die Trommel der Surukku zu besorgen. Ihr müßt mir aber etwas Tabak mitgeben." Die Leute gaben dem Knaben Tabak mit, und der Knabe ging.

Der Knabe ging. Er kam an ein Feld, da arbeiteten ein paar Weiber. Er trat zur ersten Frau und sagte: "Hier hast du ein wenig Tabak." Die Frau fragte: "Wo gehst du hin?" Der Bursche sagte: "Ich will die Trommel der Surukku holen." Die Frau sagte: "Nimm dies Ei; wenn die Surukku dich verfolgen, wirf es hinter dich. Dann entsteht zwischen dir und ihnen ein Sumpf, ein Fluß oder dergleichen." Der Bursche ging zur zweiten Frau und sagte: "Hier hast du ein wenig Tabak." Die Frau fragte: "Wo gehst du hin?" Der Bursche sagte: "Ich will die Trommel der Surukku holen." Die Frau sagte: "Nimm dies Ei, wenn die Surukku dich verfolgen, wirf es hinter dich. Dann entsteht zwischen dir und ihnen ein Sumpf, ein Fluß oder dergleichen." Der Knabe ging weiter.



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Der Bursche traf Sonsanni. Sonsanni fragte: "Wo gehst du hin?" Der Bursche sagte: "Ich will die Trommel der Surukku holen." Sonsanni sagte: "Da möchte ich mitgehen." Der Bursche sagte: "Ich nehme dich aber nicht mit, denn du bist mir zu schlau." Sonsanni sagte: "Auch gut." Sonsanni lief fort und traf einen Surukku. Er sagte zu dem Surukku: "Ein Bursche ist unterwegs, der will eure Trommel holen."

Der Bursche kam abends bei den Surukku an. Der Knabe sagte: "Es ist heute spät geworden. Ich finde den Weg nicht mehr. Darf ich vielleicht bei euch bleiben?" Die Surukku sagten: "Es ist recht, bleibt nur!" Der alte Surukku sagte: "Du kannst mir dann morgen früh sagen, wohin dich dein Weg führt." Nachher kam der Surukku, den Sonsanni gesprochen hatte. Der Surukku sagte: "Dieser Bursche ist gekommen, um unsere Trommel (= ndunnu) zu stehlen." Die Surukku sagten zum Burschen: "Sonsanni sagt, du habest ihm erzählt, du wolltest unsere Trommel holen." Der Bursche sagte: "Ach, man erzählt so lustige Sachen. Aber wie wäre das wohl möglich."

Alle Surukku legten sich zum Schlafe nieder. Der Bursche steckte den Surukku Baumwolle in die Ohren, damit sie nichts hören möchten. Dann ging der Knabe zur Trommel und schlug versuchsweise dagegen. Die Surukku sprangen auf. Einige riefen: "Der Bursche will unsere Trommel stehlen." Andere riefen: "Nein, ihr habt ja selbst dagegen gestoßen!" Sie stritten hin und her. Dann legten sie sich wieder hin. Sie schliefen wieder.

Gegen Morgen nahm der Bursche die Trommel und rannte damit fort. Er lief, so schnell er konnte. Nach einiger Zeit kamen die Surukku hinterher. Die Surukku liefen schneller als der Bursche. Sie holten ihn beinahe ein. Da nahm er eins der Eier, die ihm die Frauen gegeben hatten. Es entstand ein Fluß. Die Surukku kamen an den Fluß. Sie kamen nicht hinüber. Einer der Surukku lief nach Hause zurück und holte einen Schuh. Er schlug mit dem Schuh an das Wasser. Der Fluß verschwand. Die Surukku rannten weiter hinter dem Burschen her.

Der Bursche war schon ganz dicht bei der Stadt, da kamen die Surukku wieder dicht hinter ihm an. Er nahm das zweite der Eier, das ihm die Frauen gegeben hatten, und warf es hinter sich. Da entstand ein großer Sumpf. Die Surukku kamen an den Sumpf und konnten nicht herüber. Der Bursche aber kam mit der Trommel in die Stadt.



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Als der Bursche mit der Trommel die Stadt betrat, starben alle Surukku. Der König setzte den Burschen aber als Unttrchef über einen Teil der Stadt.


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