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Kapitel 

ERZÄHLUNGEN AUS DEM WESTSUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1922

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_08-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT DREI TAFELN

64. Surukku und Bakoront

Ein kleiner Bakoroni (Bock, Ziege = ba), Ulu (der Hund) und Surukku (die Hyäne) gingen gemeinsam in den Sumpf, um zu fischen. Sie erlangten drei Jegge (Fische), und zwar einen großen und zwei kleine. Danach sagte Surukku: "Ich werde jetzt teilen." Er schob einen kleinen Fisch Bakoroni und einen kleinen Ulu hin. Den großen zog er auf seine Seite. Ulu sagte: "Du kannst nicht teilen; ich werde es machen." Er schob einen kleinen Fisch Bakoroni und den anderen Surukku hin. Den großen aber zog er auf seine Seite. Bakoroni sagte: "Du kannst nicht teilen; ich werde es machen." Er schob einen kleinen Fisch Surukku und den anderen Ulu hin. Den großen aber zog er auf seine Seite. Ulu sagte: "Ich werde noch einmal teilen." Damit ergriff er den großen Fisch, ließ die beiden kleinen liegen und lief so schnell er konnte mit der Beute von dannen.

Surukku machte sich sogleich auf und jagte hinter Ulu her. Ulu sprang in das Dorf. Surukku folgte ihm. Ulu sprang in die Haustür, da kam auch Surukku an und packte ihn im letzten Moment an der Ferse. Ulu rief laut: "Laß das Holz meines Vaters!" Darauf dachte Surukku, er habe nur einen Holzpfahl erwischt, und ließ des-



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halb den Fuß des Ulu frei. Ulu war gerettet und konnte das Haus verschließen.

Surukku kehrte zum Platze des Fischfanges zurück. Inzwischen hatte Bakoroni die anderen beiden Fische genommen und sich in einem Loch (=bogo) im Sumpfe versteckt. Nur die Hörner (=akerre) ragten heraus. Im Sumpfioche wollte er auf eigene Hand weiterfischen. Surukku fand weder Fische noch Bakoroni. Als er aber suchend über den Sumpf ging, stieß er seine Füße an den Hörnern des Bakoroni. Surukku sagte: "Was ist das? Man soll mich nicht anrühren!" Er kam zurück und stieß wiederum die Füße an den Hörnern des Bakoroni. Surukku sagte wieder: "Man soll mich nicht anrühren!" Er kam nochmals über die Stelle und stieß sich wieder an den Hörnern des Bakoroni die Füße. Er sah näher und erkannte Bakoroni. Surukku sagte: "So habe ich dich. Du hast meine Fische gestohlen." Er zog Bakoroni heraus. Er sagte zu Bakoroni: "Ich werde dich essen."

Bakoroni sagte: "Sieh, ich bin vom Wasser ganz naß. Wir wollen erst ein Feuer machen, damit ich trockne; dann kannst du mich essen." Surukku sagte: "Ja, so ist es gut." Bakoroni sagte: "Ich werde auf den Baum dort steigen und trockene Äste herunterwerfen." Surukku sagte: "Ja, so ist es gut."

Bakoroni stieg auf den Baum. Nach einiger Zeit schrie er laut, und dann sagte er nach dem Himmel hin: "Ich werde es machen, wie du mir sagst." Surukku trat an den Baum und sagte: "Was gibt es denn da?" Bakoroni entgegnete: "Ach, es ist nichts Besonderes! Eben hat mich Gott gerufen und hat mir gesagt, ich solle ihm neun Felle von Dierra (Löwen), neun Felle von Soli (Füchse) und neun Felle vom Surukku bringen. Er sagte, ich brauche diese Tiere nur scharf anzusehen und dabei an meinen kleinen Bart zu fassen. Darauf habe ich geantwortet: "Ich werde es machen, wie du mir sagst." Da bekam Surukku Angst. Er fragte: "Hast du es bei mir schon so gemacht?" Bakoroni sagte: "Noch nicht!" Darauf lief Surukku schnell von dannen. Bakoroni aber stieg vom Baume, aß in aller Behaglichkeit seine Fische auf und ging nach Hause. Auf diese Weise hatte Surukku nichts erhalten.


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