ERZÄHLUNGEN AUS DEM WESTSUDAN
HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS
1922
VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA
Atlantis Bd_08-0004 | Flip | arpa |
---|
TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE
MIT DREI TAFELN
50. Sonsanni und MaliSonsanni hatte bei Mali eine Kuh geliehen, ohne sie bezahlen zu können. Sonsanni ging dann zu Sama und lieh eine Kuh. Mali sagte zu Sonsanni: "Zahle mir endlich." Sama sagte zu Sonsanni: "Zahle mir endlich!" Sonsanni sagte: "Es ist gut, ich werde sogleich zahlen."
Sonsanni nahm eine Schnur und ging zu Mali. Sonsanni sagte: "Sieh, ich habe eine Kuh, aber sie ist so groß, daß ich sie nicht
Atlantis Bd_08-108 | Flip | arpa |
---|
ziehen kann. Halte nun dies Ende; ich gehe hin und binde das andere Ende an die Hörner der Kuh, die oben in der Steppe ist, und wenn ich dann rufe: ,Zieh', dann ziehst du dir deine Kuh herunter!" Mali sagte: "Es ist gut."
Sonsanni ging dann mit dem anderen Ende der Schnur zu Sama, gab es ihm und sagte: "Sieh, ich habe eine Kuh, aber sie ist so groß, daß ich sie nicht ziehen kann. Halte nun dies Ende. Ich gehe hin und binde das andere Ende an die Hörner der Kuh, die unten am Flußufer grast. Wenn ich dann rufe: ,Zieh!', dann ziehst du dir deine Kuh herauf." Sama sagte: "Es ist gut."
Sonsanni ging in die Mitte des Weges zwischen Flußufer und Steppe. Dann rief er: "Zieh!" Mali und Sama zogen. Erst zogen sie schwach, dann zogen sie aus Leibeskräften. Mali sagte: "Das ist eine merkwürdige Kuh!" Er geriet in Zorn und zog Sama ein Stück an das Flußufer. Sama sagte: "Das ist eine merkwürdige Kuh. Er geriet in Zorn und zog Mali aus dem Wasser ans Flußufer. Bald war der eine in Wut und zog schneller, bald war der andere in Wut und zog stärker.
Mali sagte: "Ich muß diese Kuh ansehen!" Er wickelte die Schnur auf und kam ans Ufer. Sama sagte: "Ich muß diese Kuh sehen!" Er wickelte die Schnur auf und kam ans Ufer. Sama und Mali trafen sich. Mali sagte: "Das ist eine Sache des Sonsanni. Aber nie wieder soll Sonsanni an meinem Wasser trinken." Sama sagte: "Und nie wieder soll Sonsanni auf meinen Bäumen schlafen."
Seitdem trinkt Sonsanni nie tagsüber am Wasser und er wagt es nie, länger als zwei Minuten irgendwo zu liegen.
Copyright: arpa, 2015. Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können. Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen. Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt |