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Kapitel 

ERZÄHLUNGEN AUS DEM WESTSUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1922

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT DREI TAFELN

49. Sonsanni und der Brunnen

Alle Tiere hatten eine Versammlung. Sie sagten: "Wir wollen einen Brunnen graben, damit wir, um zu trinken, nicht soweit bis zum Sumpf zulaufen brauchen." Alle Tiere waren einverstanden. Nur Sonsanni sagte: "Nein, ich grabe nicht mit. Wenn ihr aber euren Brunnen gegraben habt, dann werde ich daraus trinken." Die Tiere sagten: "Wenn du das tust, so werden wir dich töten." Sonsanni sagte: "Ich tue es doch."

Die Tiere gruben den Brunnen. Jeden Morgen kam Sonsanni und trank von dem Wasser in dem Brunnen. Die Tiere merkten es. Die Tiere sagten: "Es trinkt jeden Morgen jemand von dem Wasser in unserem Brunnen und trübt unseren Brunnen. Wir werden es sehen, wer das ist." Die Tiere brachten eine Figur aus Wachs (=kannja) und stellten die Figur an den Brunnen. Am anderen Morgen kam Sonsanni. Sonsanni sah die Figur. Er sagte: "Was willst du hier an dem Brunnen, den die Tiere für mich gegraben haben." Sonsanni schlug mit der rechten Hand und blieb hängen. Er schlug mit der linken Hand und blieb hängen. Er stieß mit dem einen Fuß und blieb hängen. Er stieß mit dem anderen Fuß und blieb hängend Er stieß mit dem Kopf und blieb hängen. Er hing ganz fest an der Wachsfigur.

Die anderen Tiere fanden ihn so, als sie kamen. Sie sagten: "Ach, du bist es also, der immer unser Wasser trübt! Jetzt wollen wir dich töten und essen. Sie nahmen Sonsanni gefangen. Sie banden ihn. Die einen liefen hin, um Feuer zu holen. Die anderen liefen hin, um Holz zu holen. Die dritten liefen hin, um ein Gefäß zu



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holen, in dem Sonsanni abgebrüht werden sollte. Surukku (der Schakal) blieb als Wächter bei Sonsanni zurück.

Sonsanni fragte Surukku: "Soll ich dir Fleisch zeigen?" Surukku sagte: "Ja, zeige mir Fleisch!" Sonsanni sagte: "So binde mich los und ich will dich dahin führen." Surukku band darauf Sonsanni los. Sonsanni führte Surukku durch die Steppe. Sonsanni sprang plötzlich auf einen Baum und warf einen Ast herunter. Surukku fragte: "Bist du es?" Sonsanni sagte: "Ja, ich bin es. Ich hole Fleisch für dich!" Sonsanni sprang dann auf der anderen Seite herunter und lief von dannen. Nach einiger Zeit merkte Surukku, daß er hintergangen war. Er lief also hinter Sonsanni her.

Sonsanni sprang inzwischen in eine alte von Würmern zerfressene Tierhaut. Surukku kam allmählich heran und fragte die Haut: "Wer bist du?" Sonsanni antwortete: "Ich bin hier an einen schlechten Baum gekommen. Dadurch habe ich mir eine schlimme Krankheit zugezogen. Sieh, wie die Würmer in meinen Geschwüren leben! Sie essen meinen Leib." Als Surukku das hörte, lief er eilends von dannen.

Sonsanni sprang auch auf und lief zu Mali (dem Nilpferd). Sonsanni sagte zu Mali: "Ich schulde dir noch etwas. Heute will ich es aber abbezahlen! Nimm ein starkes Tau und binde dessen eines Ende an dein Bein. Das andere Ende werde ich mitnehmen." Mali sagte: "Es ist gut!" Sonsanni ergriff das zweite Ende und lief zu Surukku. Sonsanni sagte zu Surukku: "So, jetzt sieh das Fleisch, das ich dir versprochen habe. Es ist ein totes Pferd, das im Fluß liegt. Ich habe einen Strick daran gebunden. Nimm du das andere Ende und zieh das Pferd heraus." Surukku sagte: "Es ist gut."

Surukku begann zu ziehen. Surukku zog und zog. Am anderen Ende zog Mali. Mali war natürlich stärker. Mali zog Surukku herab in das Wasser und tötete ihn.


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