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Kapitel 

ERZÄHLUNGEN AUS DEM WESTSUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1922

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT DREI TAFELN

38. Samba Setani und Samba Mussa

Zwei Knaben, Samba Setani und Samba Mussa liefen in den Busch und kamen in das Haus des Uarraba (Löwen). Der Uarraba wohnte mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in dem Hause. Die beiden Knaben blieben bei dem Uarraba und begleiteten ihn auf die Jagd. Samba Mussa war immer emsig bei der Jagd und half dem Uarraba. Samba Setani war aber schlecht und verscheuchte die Tiere, die der Löwe jagen wollte. Eines Tages ging der Löwe mit seiner Frau auf die Wanderschaft und ließ seine beiden Jungen den Negerknaben zur Bewachung zurück.



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Als der Uarraba fort war, ergriff Samba Setani erst das eine Junge und tötete es. Er aß es mit seinem Bruder zusammen auf. Dann nahm Samba Setani das andere Junge des Uarraba und tötete es und aß es auch mit seinem Bruder zusammen auf. Samba Mussa sagte: "Wir haben die Jungen des Uarraba getötet und gegessen. Wenn der Uarraba nun nach Hause kommt, so wird er uns auch töten und essen wollen. Komm also; wir wollen fliehen!" Samba Setani sagte: "Es ist gut." Die beiden flohen.

Auf der Flucht trafen die beiden Knaben einen großen Vogel, den Oarassa, der einen roten Schwanz hat. Der Oarassa sagte: "Ihr flieht; ich werde euch mitnehmen." Die beiden Knaben stiegen auf den Rücken des Oarassa, und der stieg mit ihnen gen Himmel. Unterwegs sah Samba Setani den roten Schwanz des Oarassa. Er sagte zu seinem Bruder: "Sieh das rote Fleisch; wir wollen es abschneiden und essen." Samba Mussa sagte: "Laß das! Der Oarassa hat uns gerettet!" Samba Setani schnitt den Schwanz aber doch ab. Da stürzte der Vogel mit den beiden Knaben zu Boden, und beide starben.

Die Knaben lagen tot am Boden. Da kam eine Korosirama (Schildkröte) vorbei. Die Korosirama sagte: "Wenn sie gut sind, werde ich sie wiedererwecken." Die Korosirama machte erst Samba Mussa lebendig. Samba Mussa sagte: "Mache meinen Bruder nicht lebendig, denn er ist ein schlechter Kerl" (= karrato). Die Korosirama sagte: "Er ist dein Kamerad; ich will ihn wieder lebendig machen." Die Korosirama erweckte Samba Setani. Samba Setani wachte auf. Samba Setani sah die Korosirama. Samba Setani sagte: "Ei, da habe ich eine Korosirama erwischt. Wir wollen sie essen." Samba Setani ergriff die Korosirama und band sie. Samba Mussa sagte: "Laß das; sie hat uns wieder lebendig gemacht." Samba Setani sagte: "Das ist meine Sache." Er ging fort, um Holz zum Feuermachen zu holen. Als Samba Setani fort war, sagte Samba Mussa zu der Korosirama: "Ich habe dir ja gesagt, du solltest meinen Bruder nicht erwecken, denn er sei ein Karrato. Nun ist das eine schlechte Sache. Laufe schnell fort, ehe mein Bruder wiederkehrt." Die Korosirama sagte: "Es ist gut." Die Korosirama lief fort.

Samba Setani hatte das Holz zum Feuer gefunden und machte sich auf den Rückweg. Er traf unterwegs die Korosirama, die vor ihm fortgelaufen war. Samba Setani sagte: "Ei, da habe ich ja eine zweite Korosirama!" Er nahm und band die Korosirama und kehrte zu seinem Bruder zurück. Er sagte: "Ich habe eine zweite Korosirama. Wo hast du die erste, die ich dir anvertraut habe?"



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Samba Mussa sagte: "Ich habe sie laufen lassen, denn als wir tot waren, hat sie uns erweckt." Samba Setani schlug den Bruder tot.

Samba Setani lief weiter. Er kam an einen Baum, auf dem große Vögel ihre Nester gebaut hatten. Er kletterte auf den Baum hinauf. In dem Neste waren Junge. Samba Setani tötete die Jungen. Er aß die Jungen. Der alte Vogel kam zurück. Er sah, was geschehen war. Er griff Samba Setani an und biß ihm eine Backe heraus. Samba Setani stand auf und lief von dannen.

Samba Setani lief von dannen und kam an einen Brunnen, an dem kein Licht der Sonne (Sonne = dele) schien und wo es ganz dunkel war. Es saß da eine Alte am Brunnen, die sagte: "Töte die Tiere am Brunnen, damit es Licht wird." Samba Setani sagte: "Heile mir erst meine Wunden." Die Alte sagte: "Gut so." Sie heilte ihm seine Wunden. Dann stieg Samba Setani in den Brunnen und tötete die Tiere. Darauf schien die Sonne wieder.

Samba Setani sagte zu der Alten: "Gib mir Nahrung auf den Weg!" Die Alte sagte: "Es ist gut." Die Alte gab ihm drei große Eier. Samba Setani nahm die Eier und ging von dannen. Nachdem er ein Stück weit gegangen war, schlug er ein Ei auf. Es kamen lauter Limoro (Fliegen) heraus. Die Limoro umschwärmten ihn. Er schlug ein zweites Ei auf. Es kamen lauter Likesse (Bienen) heraus, die ihn umschwärmten und stachen. Das dritte Ei fiel herab und zerbrach. Es kamen allerhand wilde Tiere heraus. Die fielen über Samba Setani her und töteten ihn.


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