ERZÄHLUNGEN AUS DEM WESTSUDAN
HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS
1922
VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA
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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE
MIT DREI TAFELN
16. Die VertriebenenEin Bursche wurde von seinem Vater vertrieben, weil er soviel aß. Der Vater gab ihm einen Korb Bohnen mit. Der Bursche ging hinaus und weinte. Ein anderer Bursche wurde auch von seinem Vater vertrieben, weil er soviel aß. Der Vater gab ihm einen Korb Bohnen mit. Der Bursche ging hinaus und weinte. Ein anderer Bursche wurde von seinem Vater vertrieben, weil er soviel aß. Der Vater gab ihm einen Korb Bohnen mit. Der Bursche ging hinaus und weinte. Auf der Straße trafen sich die drei Burschen. Der eine fragte den anderen, weshalb er weine. Sie sagten: "Wir haben dasselbe Schicksal, wir haben die gleiche Menge Bohnen. Wir wollen zusammen wandern und die Bohnen zusammenwerfen." Sie taten so.
Sie kamen sehr bald an einen Busch und begannen die Sasso (Bohnen) zu kochen. Als sie gekocht hatten, begannen sie zu essen. Der eine griff mit der Hand hinein, um gleich einen ganzen Haufen zum Munde zu führen. Die anderen sagten: "Du wirst zuviel essen." Der Junge sagte: "Ich werde doch nicht die Nägel dazu nehmen!" Dann einigten sie sich dahin, daß jeder eine Bohne nach der anderen nahm, immer abwechselnd untereinander. Bald waren alle Bohnen bis auf eine einzige gegessen. Da sie gezählt und immer abwechselnd genommen hatten, wußten sie, daß jeder soviel zu sich genommen hatte wie der andere. Sie waren sehr traurig, denn sie wußten nun nicht, was sie mit der letzten einen Bohne machen sollten. Der erste sagte: "Was sollen wir da machen?" Der zweite sagte: "Was sollen wir da machen?" Der dritte sagte: "Was sollen wir da machen?" Sie sagten: "Wenn einer die Bohne bekommt, dann werden die anderen traurig sein."
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Es kam ein Jäger des Weges. Der sah die Burschen in ihrer Traurigkeit. Er fragte: "Was habt ihr?" Die Burschen sagten: "Wir aßen unsere Bohnen. Jeder nahm immer eine. Nun blieb eine übrig. Wenn wir die einem einzigen geben, so werden die anderen traurig sein." Der Jäger sagte: "Das ist sehr einfach." Er nahm sein Messer hervor und schnitt die Bohne in drei Teile. Dann wollte er das Messer an der Zunge abwischen. Er strich darüber, aber schnitt sich dabei die Zunge ab.
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