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Kapitel 

DÄMONEN DES SUDAN


ALLERHAND RELIGIÖSE VERDICHTUNGEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_07-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

18. Asama-Legende

Der Urahn der Abaqua-Riga wanderte einst mit seiner ganzen Familie, mit vielen Männern und Weibern und Kindern nach Süden. Er kam an den Anun (Fluß) Ateta. Das war ein sehr großer Fluß, und niemand konnte so hinüberkommen, so breit war er. Es war keine Schnur, kein Tau zum Anhalten, keine Brücke zum Darübergehen, kein Boot zum Hinüberfahren da. Der Urahn der Abaqua-Riga und alle Leute standen da und wußten nicht, wie sie weiterkommen sollten. Darauf bat der Urahn und König Gott (=Tsidon): "Was soll ich mit all meinen Leuten tun? Der Fluß ist voll Wasser. Können wir hinübergehen? Erlaubst du uns hinüberzugehen?" Darauf kam Asama vom Himmel. Asama fiel auf die Erde, auf das Ufer, auf dem die Leute standen. Er fiel ganz dicht beim Urahn-Häuptling nieder. Dann schritt Asama auf dem Wasser hin, von diesem Ufer auf das jenseitige Ufer (das soll heißen, er breitete sich gleich einer Brücke darüber aus). Er lag mit seinem Kleide auf dem Wasser wie eine Brücke. Alle Leute, alle Männer, Weiber und Kinder konnten auf ihm von einem Ufer zum andern über das Wasser hingehen, ohne naß zu werden. Von da an blieb Asama bei den Leuten. Der Urahn-Häuptling erklärte sich aber als Unterworfener (als Sklave oder Diener Asamas). Wenn das Sorghum reif ist, so daß die Ernte nahe bevorsteht, kommt Asama heraus und gibt den Leuten viel Nahrung und Bier. Asama macht die Leute gesund, bringt Kinder und reiche Ernte. Von Zeit zu Zeit, etwa alle drei Jahre, kommt Asama heraus und fordert dann allerhand zu essen und zu trinken.

Das Hochinteressante ist, daß der Urahn-Häuptling selbst auch den Namen Asama getragen haben soll. Wir tun also wohl nicht Unrecht, wenn wir in Asama gleich wie in Dako Boca der Nupe oder den Gunu-ku der Nordjoruba (letztere beiden sind identisch) Personifikationen der konzentrierten Ahnenreihen erblicken. Die Legende, die in diesem Band als erste wiedergegeben ist, würde dann den Sinn haben, daß Asama, der Urahn der Abaqua-Riga, das Volk ins Land gebracht hat, daß das Volk aber damals schon die Bori-Religion hatte.


Copyright: arpa, 2015.

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