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Kapitel 

DÄMONEN DES SUDAN


ALLERHAND RELIGIÖSE VERDICHTUNGEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

10. Bato-e, Vulkan

Der Vulkan der Haussa hat, seiner Eigenart entsprechend, verschiedene Örtlichkeiten als Lokalgott erobert, wie das der Natur dieser Götter entspricht. Ich hörte von einem Vulkan am Tarraba, einem in der Bassaprovinz; die Kanoleute Lokojas nennen ihn Bato-e und erzählen von ihm folgende Legende:

In alter, alter Zeit herrschte in Lokoja ein König mit Namen Manomi. Manomi hatte viele, viele Sklaven. Die Sklaven mußten zumeist Fische fangen und Fische trocknen. Sie waren aber so zahlreich, daß Manomi sie nicht zu beaufsichtigen und zu übersehen vermochte.

Manomi ging eines Tages in den Busch und sagte: "Wenn ich nur wüßte, wer mir helfen kann, die Arbeit meiner Sklaven zu beaufsichtigen!" Als Manomi das sagte, war er in der Nähe eines großen Steines. In dem Stein war der Alledjenu Bato-e. Bato-e hörte, was Manomi sagte. Bato-e sagte: "Manomi, ich will dir gern helfen, wenn du mir mein Essen machst. Das aber sage ich dir, merke dir: du wirst erschrecken, denn ich werde alles verbrennen. Du mußt dieses aber ertragen." Manomi sagte: "Damit bin ich einverstanden. Sage mir aber, was du zu essen haben mußt." Bato-e sagte: "Gib mir schwarzen Bullen, schwarzen Hahn und schwarzen Stoff. Das ist mir angenehm." Manomi sagte: "Das sollst du jedes Jahr erhalten." Manomi ging nun auf die Spitze des Pattiberges und machte in den Stein eine Höhle. In dieser Höhle verrichtete er ein Opfer für Bato-e. Bato-e wohnte in dieser Höhle. Später kam noch Tauwake. Tauwake war Bato-es Mutter. Tauwake erhielt ihre Wohnung auf Stirling Hill (wenig hinter unserm Lager, dem Patti zu, wo einige große Felsblöcke liegen). — Nachdem Manomi in dieser Weise Bato-e und Tauwake angesiedelt hatte, opferte er dem Bato-e einen schwarzen Bullen, einen schwarzen Hahn, schwarzes Tuch. — Bato-e kam nach diesem großen Opfer heraus. Gleichzeitig kam ein großes Feuer heraus. Das Feuer kam vom Patti herab in das flache Land. Das Feuer zog über das flache Land hin. Das Feuer brannte zwischen den Hügeln und dem Koarra (Niger). Alles brannte nieder. Alle Gräser, alle Bäume, alle Häuser. Das Feuer vernichtete alles. —Darauf mußten die Sklaven Bato-es nach allen Seiten gehen und Gras herbeibringen, mußten Bäume und Stangen bringen. Sie mußten alle Häuser wieder aufrichten, denn alle Häuser waren heruntergebrannt. Die Sklaven hatten viel Arbeit, sie mußten sehr, sehr viel arbeiten. Manomi war darüber sehr froh und sagte:



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"Bato-e, ich danke dir!" (Der Name dieser Gottheit soll in der Haussasprache schon auf den Brand, den sie hervorruft, hinweisen.) — Seitdem muß das große Opfer für Bato-e, schwarzer Bulle, schwarzer Hahn und schwarzer Stoff, alljährlich wiederholt werden.

Wenn das in einem Jahre nicht geschieht, bricht das Feuer wieder auf dem Patti aus und brennt alles herunter.


Copyright: arpa, 2015.

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