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Kapitel 

DÄMONEN DES SUDAN


ALLERHAND RELIGIÖSE VERDICHTUNGEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

7. Regenbogenschlange und Gott der Trockenheit

Der Regenbogen ist der Alledjenu Gadjimmare. Gadjimmare ist eine große, große Schlange. Gadjimmare ist (in ihrer Art) mächtiger als irgendein anderer Alledjenu. Gadjimmare verkehrt mit keinem andern Alledjenu als nur mit Maikaffo und mit Ra: Wenn Gadjimmare nur ein kurzes Stück am Himmel emporsteigt, zeigt das ein Jahr an, in dem es wenig Regen gibt. Das ist dann für alle Farmleute ein sehr, sehr schlechtes Jahr und vielerorts gibt es Hunger. Wenn Gadjimmare aber an einer Seite des Himmels emporsteigt und weit hinüberreicht bis auf die andere Seite, wenn Gadjimmare von einer Seite des Himmels bis zur andern reicht, wissen die Farmleute, daß es ein gutes Jahr geben wird, und alle Welt hat zu essen. Wenn der Alledjenu Gadjimmare einen Menschen befällt (ihn besessen macht), dann springt dieser Mensch nicht, dann geht er nicht auf den Füßen, dann hat er den Körper nicht aufgerichtet.



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Wenn der Alledjenu Gadjimmare einen Menschen befällt, schlängelt er sich am Boden dahin wie eine Schlange. Der Mensch kriecht dann wie eine Schlange. Wenn Alledjenu Gadjimmare sich (unsichtbar für fremde und profane Augen) in der Farm einer ihrer Anbeter niedergelassen hat, wird sie jeden töten, der die Farm betritt, um da zu stehlen, ohne daß der Dieb sie dabei gewahr wird. Man findet den Dieb dann tot in der Farm.

Die Haut der Regenbogenschlange ist bunt. Die Haut ist wie Glas (soll heißen schimmernd wie Glas, das aus der Erde ausgegraben ist). Der Kopf Gadjiammares ist geschmückt mit einem Kamm wie ein Hahn. Gadjimmare läßt keine Exkremente fallen (wie bei andern Völkern die Perlen, z. B. Agriperlen und Gold, als Exkremente von Regenbogenschlangen gelten), sondern sie speit aus. Was sie ausspeit, ist alles Asulfa (Silber). Wenn man dem Alledjenu Gadjimmare etwas opfern will, gibt man ihm roten Hahn, schwarzen Ziegenbock und schwarzen Bullen. Wenn man ihm opfert, tut man es draußen im Busch.

Es gibt dann einen Alledjenu Bakangisso. Bakangisso ist der Gott der Trockenheit, wie Gadjimmare der Alledjenu der Regenzeit ist. Das Haus des Alledjenu Bakangisso ist der rote, hohe Termitenhaufen (Suri oder Zuri genannt). Bakangisso lebt aber auch in Brunnen, die ausgetrocknet sind und in denen kein Wasser mehr ist. Bakangisso trinkt überall, wohin er kommt, alles Wasser aus, damit da, wo er ist, kein Regen fallen kann. Denn wo Bakangisso alles Wasser ausgetrunken hat, kann kein Regen mehr fallen. Wenn Bakangisso nicht wäre, würde es das ganze Jahr regnen. Bakangisso kommt aber jedes Jahr einmal, und dann kann es nicht mehr regnen. Man opfert Bakangisso Geero (Penisetum) und schwarze Bullen.

Im übrigen halten die Borifrauen vielfach Schlangen. Es ist das besonders an einigen Orten Gebrauch, an andern nicht. Diese Schlangen sollen dann Glück und Reichtum bringen. Man sagt von diesen Weibern oder den Schlangen dieser Weiber (ich habe das nicht genau verstehen können), daß sie mit den Wirbelwinden in Verbindung stehen.


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