Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

DÄMONEN DES SUDAN


ALLERHAND RELIGIÖSE VERDICHTUNGEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_07-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

o) Die Regenmacher

Die Regenmacher heißen bei den Malinke Sanding, bei den Bammana Samoding. Wenn der Regen in gefährlicher Weise ausbleibt, so daß Saat und Ernte gefährdet sind, so wendet das gesamte Dorf sich an einen Regenmacher, zu dessen Fähigkeiten man erfahrungsgemäß Zutrauen hat. Oft wird der Mann aus großer Entfernung herbeigerufen..

Seine Opferzeremonie beansprucht vor allen Dingen schwarze Bohnen. Jeder Haushalt muß zwei Schalen voll von dieser Frucht beitragen. Der Familienvater bringt diesen Beitrag selbst auf den großen Platz der Ortschaft. Jeder Familienvater legt seine Hand auf die Bohnen. Dann erst tritt der Sanding heran und nimmt aus jeder Haushaltslieferung eine Handvoll. Diese Bohnen tut er beiseite. Sie stellen seine Besoldung dar. Er vollführt nun seine zeremoniellen Gesten, d. h. er spuckt in die Hand, macht allerhand Bewegungen und versucht einige Worte zu murmeln. Jeder Haushaltvater aber nimmt von den nun zauberkräftigen Bohnen, begibt



Atlantis Bd_07-043 Flip arpa

sich auf seine Felder und legt sie auf einen im Acker aufragenden Termitenhaufen. Den Rest verzehrt er. Man sagt, noch am gleichen Tage begänne es dann zu regnen -, vorausgesetzt, daß der Regenmacher seine Sache gut gemacht hat. Jedenfalls erwartet man ein starkes Gewitter.

In bezug auf das Gewitter selbst bestehen so ziemlich überall im oberen Nigerlande die gleichen Anschauungen. Wenn man mit einem Hunde während des Tornados in einer Hütte weilt, und das Tier plötzlich heulend aus dem Hause rennt, so ist das ein Zeichen, daß der Blitz sehr bald einschlagen wird und daß man eiligst den Ort verlassen muß, um nicht einem schnellen Tode durch die Sankalimakaba zu verfallen. Hat der Blitz in eine Hütte eingeschlagen und sie beginnt zu brennen, löscht alle Welt daheim das Herdfeuer und holt neuen Brand von dem Hause. Dieses frische Herdfeuer, vom Blitze stammend, bringt Glück! Will man das so durch den Blitz entzündete Hüttenfeuer löschen, dann darf man nicht Wasser dazunehmen. Das gelingt nur mit Ziegenmilch und Eiern.

Die Regenmacher bilden unter sich eine Art Genossenschaft und Gesellschaft. Angeblich haben nur solche Leute Zutritt zu diesem Berufe und Verbande, die selbst vom Blitze getroffen und drei Tage wie tot liegen geblieben sind.

Als Zaubermittel, Abwehrmittel gegen Gewitter und Blitz nehmen die in den Hügelländern wohnenden Malinke einige Blätter vom Manassee und hängen sie vor ihren Hütten auf.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt