Projektseite Volksmärchen Sagen Geschichten Etnologie Beriche © Arpa data
Textbreite
Schriftgröße
Kapitel 

DÄMONEN DES SUDAN


ALLERHAND RELIGIÖSE VERDICHTUNGEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_07-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

h) Die Schöpfung

Fragmente alter Mythen. Im Anfange waren Badji (= Erstgeborene?) und das Weib Tunko da. Das Weib Tunko war von Menschengestalt, seine Mutter war da. Sie hatte Menschengestalt. Badji war König; er ist der Wasserstrom, der Niger. Er war früher wie ein Kriegszug und glitt so durch die Luft, bis er nach Debe (dem See Debo) kam, da gebar Tunko Dugukullu, die Erde, und seitdem läuft Badji durch das Land.

Dann: Im Anfange war Haua, das Weib. Sie war sieben Jahre schwanger. Es war nur ein großer Platz da, es gab weder Mauern noch Häuser noch Bäume. Nachdem sie sieben Jahre schwanger war, setzte sie sich auf dem großen Platze auf den großen Stein Tinkullu nieder. Dann gebar sie während sieben Jahre. Jeden



Atlantis Bd_07-021 Flip arpa

Tag gebar sie hundert Kinder. Jedes Tages Kinder standen auf einem Platze, jedes Platzes Kinder waren unter sich geordnet. Alles blieb in guter Ordnung sitzen. Als der letzte geboren ward, erschien er auf einem Pferde, mit einem Schwerte in der Hand. Eine Rotte von Spielleuten zog vor ihm her, eine Rotte von Spielleuten zog hinter ihm her. Alles rief: "Haua hat den Massa-nke geboren! Haua hat den Massa-nke geboren!" (Massamann). Der Massa-nke ritt nicht auf der Erde, sondern in der Luft, und die Hufe seines Pferdes berührten leicht die Häupter der andern. Das war der letzte Sohn, den Haua gebar, dann starb sie.

Es entstanden die Bäume. Das ist Timba, dem Ameisenbär, zu verdanken. Timba lebte nämlich von Früchten (kapriziös wie die Mythologie ist, bleibt sie die Antwort auf die Fragen, woher diese Früchte stammen, oder wieso die Früchte ohne fruchttragende Bäume entstehen konnten, schuldig), die schleppte sie unter die Erde in die Höhlen, die sie gebaut hatte. Timba brachte Junge zur Welt. Sie gab den Jungen Früchte zu essen. Die Jungen aßen viele Früchte. Timba und ihr Nachwuchs liefen in die Welt und ließen überall Losung fallen, in der Losung waren viele Samenkörner und diese gingen auf. So entstanden die ersten Büsche und Waldungen.

Fonso (die Fledermaus) ist das Kind Mangallas, Gottes. Mangalla zeugte keine Menschen, er zeugte nur Fonso, die Fledermaus. Einmal stritt sich Mangalla in Fonsos Gegenwart mit seiner Frau wegen der Samen des Butterbaumes. Mangalla wurde handgreiflich und schlug seine Frau, so daß sie starb. Darauf floh Fonso, und zwar flog Fonso zur Erde. Dort hängte Fonso sich an einen Baum-Zweig. Alle Vögel sitzen auf den Zweigen, mit dem Kopfe nach oben. Nur Fonso hängt mit dem Kopfe nach unten, weil Fonso nämlich nicht mehr seinem Vater, der seine Mutter schlug, ins Gesicht sehen will.

Eine etwas zusammenhanglos erscheinende und unverständliche Geschichte wird von den Insekten erzählt. Zunächst heißt es: "Garanga (die Flöhe) und Bagabaga (die Termiten) sind angeblich von gleicher Familie, aber Garanga, die Flöhe, sind älter. Und das wird so erklärt: In einem Lande, Samakullu (auch möglich, daß Samakullu nicht ein Land, sondern ein Volk bedeutet), lebte ein König Gereka, der war gar nicht beliebt. Er hatte auch keine Kinder und lebte sehr schmutzig. So kam es, daß sein Volk ihn, als er starb, einfach in die Grube warf und mit Erde bedeckte, ohne ihn vorher zu waschen oder ihm neue Kleider zu geben oder auch nur die Flöhe aus seinen Kleidern zu suchen. Als der König noch lebte, hatte er gesagt: "Ihr werdet sehen, wenn ihr mich begraben habt, werdet ihr etwas erleben." So geschah es. Einige Zeit nachdem er begraben war, entstand auf dem Grabplatze ein kleines



Atlantis Bd_07-022 Flip arpa

Hügelchen nach dem andern. Das sahen die Leute mit Erstaunen. Endlich kamen sie dahinter, daß aus den Flöhen in den Leichnamskleidern des Königs Gereka die ersten Termiten entstanden waren, die nun emsig ihre kleinen und großen Hügelchen und ihre Gänge bauten. — Ein zweites Mythenstück verbindet die blutsaugenden Insekten mit Menschenstämmen und erzählt, daß die Samakullu (hier heißt kullu bestimmt Nachkomme) Menschen seien, die mit den Garanga, den Flöhen, gleichen Vaters und gleicher Mutter seien, während die Konokullu mit den Debi, den Wanzen, verwandt waren. Die Debi waren die Kinder der Konokullu und bauten für diese die Äcker. Die Samakullu und die Konokullu gerieten in Streit und schlugen sich. Den Konokullu ging es schlecht. Sie wurden zurückgeschlagen. Sie sagten zu ihren ackerbauenden Söhnen: "Werft uns schnell Hügel auf." Die Konokullu wurden aber doch bis zum Dorfe Kondugu gejagt. Kondugu wurde in einen Sumpf (oder ein Gewässer) verwandelt. Die Frauen der Samakullu wurden zu Fischen in dem Sumpf verwandelt (?). Das Gebiet von Kondugu wurde früher von den Debi regiert (?). Heute noch soll es Samakullu geben, welche nicht gerne reisen. — Mir ist das ganz unverständlich.


Copyright: arpa, 2015.

Der Text wurde aus der Märchen-, Geschichten- und Ethnien-Datenback von arpa exportiert. Diese Datenbank wurde dank Sponsoren ermöglicht. Es würde uns freuen, wenn wir mit Ihrer Hilfe weitere Dokumente hinzufügen können.
Auch bitten wir Sie um weitere Anregungen in Bezug auf Erweiterungen und Verbesserungen.
Im voraus Dank für die Mithilfe. Spenden können Sie unter In eigener Sache

Ihr arpa team: www.arpa.ch Kontakt