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Kapitel 

DÄMONEN DES SUDAN


ALLERHAND RELIGIÖSE VERDICHTUNGEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_07-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE

a) Uoklo

Uokülloni -ein Waldgeist. Uokullo - siehe Waldgeister. Der linguistisch laxe Volksmund der Bammana spricht von Uoklo. Das sind Zwerge. Zunächst eine naturgeschichtlich genaue Beschreibung: Der Uoklo ist ein Wesen von im allgemeinen menschlicher Gestalt. Seine Körperhöhe beträgt selten mehr als i m. Auf einer breiten Brust sitzt der unverhältnismäßig kurze Hals, der seinerseits einen ungeheuerlich (im Verhältnis) großen Kopf trägt. Der Kopf ist durchaus rund und von gewaltigem (immer verhältnismäßig) Haarwuchs gekrönt. Auch hat er einen tüchtigen Bart. Seine Augen sind unheimlich scharf, und er sieht auf große Entfernungen sowohl als durch Wälder und Mauern. Er ist außerordentlich stark und gewandt und deswegen trotz seiner Kleinheit jedem Menschen überlegen. Das Merkwürdigste sind seine Beine. Die Füße stehen nämlich nach hinten. Wenn man demnach die Fußspuren des Uoklo sieht, darf man nie vergessen, daß die Hackenabdrücke nach vorn, die Zehen rückwärts die Richtung des Ganges andeuten.

Die Uoklo werden unendlich viel älter als die Menschen. Das kann man schon daran erkennen, daß ein Uoklokind 35 Jahre gebraucht, bis er sich aufrichten und aufgerichtet gehen kann, was doch Menschenkinder schon nach ein bis zwei Jahren lernen. Die Uoklo sind heutzutage nicht mehr frei, sondern (vererbte) Haussklaven der Dume (Teufel). Sie wohnen in kleinen Hütten, die zu Ortschaften gruppiert sind und immer im Walde liegen. Wo kein Wald ist, gibt es auch keine Uoklo! Die Uoklo können sich ohne die Hilfe der Dienne nicht verwandeln und verwandeln auch keine Menschen. Sie können sich aber unsichtbar machen.

Leider muß ein sehr häßlicher Charakterzug der Uoklo betont werden: ,Sie sind über alle Maßen diebisch und stehlen wie die Raben'. Das sind sie nicht nur früher gewesen, sondern das sind sie noch heute. Und auf eine Geschichte, die hiermit zusammenhängt, ist auch der Umschwung in dem Verkehr der Menschen mit den Uoklo zurückzuführen.

In alter Zeit konnte nämlich alle Welt die Uoklo sehen und mit ihnen verkehren, bis sich folgende Geschichte ereignete. Eine Traorefrau



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Namens Nia (oder Nja) verstand es, sehr gute To-sira (Kuchen) zu bereiten und stellte hiervon alle Tage her, denn ihr Mann aß sie sehr gerne. Nur war er sehr traurig, daß alle Tage der größte Teil der Kuchen gestohlen wurde mochte sie aufpassen, wie sie wollte, und da Frau Nia sehr gut aufpaßte, kam sie zuletzt zu der Überzeugung, daß doch wohl ein Uoklo der diebische Übeltäter sein müsse. Als sie aber einmal wieder von den guten To-sira herstellte, tat sie sehr viel Kellekelle oder Mporto (Pfeffer) in die Kuchen, denn sie wußte ganz genau, daß Pfeffer das Tannä der Uoklo sei.

Nach einiger Zeit schlich sie hin und da sah sie, daß eine kleine Uoklofrau mit ihrem Kinde auf dem Rücken bei ihren Kuchen stand, daß sie dem Kinde eben einen Kuchen über die Schulter zum Abbeißen hinreichte und dann selbst kräftig hineinbiß. Kaum aber hatte sie hineingebissen, da war sie auch schon so gut wie blind - denn der Pfeffer war ihr Tannä. Frau Nia aber stürzte herbei und hieb mit einem Stöckchen kräftig auf die kleine Uoklofrau, die weinend und tastend den Heimweg suchte.

Heulend kam sie im Walde bei ihrem Mann Moriba Diarra an, und der bat darauf mit allen andern Uoklo Gott, daß er die Uoklo in Zukunft doch unsichtbar machen möge. Und so geschah es. Deshalb zeigen sich die Uoklo heute nur noch sehr selten, während sie früher jedermann sichtbar waren.

Bei den Malinke heißen diese kleinen Wesen Gotte!


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