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Kapitel 

DÄMONEN DES SUDAN


ALLERHAND RELIGIÖSE VERDICHTUNGEN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1924

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_07-0004 Flip arpa

TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE


Die Dämonen im Leben der Mandevölker

Das religiöse Leben der Mandevölker kennt nur einen Zug, der in größere oder höhere Entwicklung überleiten könnte, das ist das ausgesprochen mystische Treiben der Geheimbünde, unter denen Komma oder Kommang (der "Kronenkranich") und Naina (die "Hyäne") obenan stehen. Hier wären Handhaben geboten, die einer noch großzügigeren Entfaltung zustrebenden Volksanschauung wertvoll werden konnten, wenn dieses Zustreben überhaupt vorhanden wäre. Die sozial brauchbaren und entwicklungsfähigen Elemente dieser Bundbildungen bleiben aber einem oft kleinlichen Egoismus des Sippen- und Kastenkampfes zur Ausnutzung überlassen; trotz der starken Beimischung von Berberblut ist diese Mandegruppe doch zu äthiopisch, um sich nach oben in das staatlich Weite entwickeln zu können.

Und so bietet sich das: Mangala (bei Bammana) oder Bild Margala (bei Malinke), d. i. Gott, ist zu gleichgültig, zu entfernt, um irgendwie selbst mitreden zu wollen oder als daß man seinen Einfluß erhoffen könnte. Die Bammana sagen: Mangala ist der Allah, den wir von den Mohammedanern kannten, aber, wenn einer stirbt, weiß es Mangala gar nicht; wenn ein Krieg geführt wird, kümmert sich Mangala gar nicht darum, wer den Sieg haben wird; man kann Mangala nicht sehen und hören. Er sieht und hört uns auch nicht. — Es ist die altbekannte Erscheinung: der indifferente Gott der Westafrikaner.

Aber dagegen ist auch für diese Völker die Welt nicht tot und leer. Es wimmelt von allerhand sichtbaren und unsichtbaren Wesen und Kräften. Allerhand Spuk und Unheimliches gibt es in diesem Dasein, das absolut nicht immer oder auch nur zum großen Teil durch die Anwendung der Zauberkräfte, der Zaubermittel der Menschen hervorgerufen wird. Sicher, die Zaubermittel und Amulette spielen bei den heidnischen Mande eine ganz ungeheure Rolle, aber es ist doch nicht so zu denken, daß die Urheberschaft in dem Kräfte handhabenden Menschen zu suchen ist. Der Mande kennt vielmehr viele Wesen in Luft, Wald und Gebirge, die geben und nehmen, die verwandeln und entführen. An erster Stelle sind da die Djenne zu nennen, dann an zweiter jene unheimlichen Subachen, die als harmlose Menschen unter den Menschen zu leben scheinen, die aber



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in Wahrheit grauenvolle Vampire sind. Nein, außer diesen gibt es allerhand andere Lebewesen. Durch diese Gesellschaft nebelhafter Geisterwesen will ich nunmehr führen. Betont sei, daß fast alle gewonnene Weisheit von den Bammana stammt, die für mythologische Wesen noch mehr Sinn haben, als die mohammedanischen, allzustark infizierten Malinke.


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