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Kapitel 

SPIELMANNS GESCHICHTEN DER SAHEL

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1921

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_06-0004 Flip arpa

MIT EINER KARTE DER SAHARA UND

EINER BILDERTAFEL / TITEL- UND

EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE


33. Die Tapferen (Dibolegende)

In der größten (Haupt-) Stadt des Landes Barsara, in Uo (Barsara liegt südlich Kanis), lebten drei Helden, die waren vom Stamme der Dibo, und man nannte sie Sirri, d. h. Tapfere oder Helden. Es waren Sirri Arri, Sirri Kunja und Sirri Pangali. Jeder der drei war imstande, allein den Kampf mit fünfzig Gegnern siegreich zu bestehen. Sie waren weit und breit berühmt. Heute noch sind ihre Nachkommen im Lande bekannt und angesehen.

Die drei Sirri waren gute Freunde, sehr gute Freunde. Sie ließen



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abweschselnd Hirsebier bereiten und kamen dann bei dem, der an der Reihe war, zusammen und tranken ordentlich. Eines Tages hatte gerade Sirri Arri einige große Gefäße voll Bier herstellen lassen, und die anderen waren bei ihm zu Besuch. Da kam eine Kriegsmacht von Segu und griff Uo an. Diese Kriegsmacht war sehr stark. Es waren bald einhundertzwanzig Ringe von Angreifern um die Stadt versammelt. Die Leute der Stadt liefen erschreckt durcheinander und schrien. Arri sagte zu Kunja: "Mein Kunja, geh doch einmal heraus und sieh, was die Leute haben." Kunja ging. Er kam nach einiger Zeit und sagte: "Ach, es sind da einige fremde Raufbolde, die mit den Städtern Streit haben. Trinken wir weiter."

Die drei Männer tranken weiter. Die Seguleute griffen aber die Stadt mit großer Macht und Kraft an und hatten sie bald beinahe überwunden. Als sie in die Stadt eindrangen, entstand ein noch viel größeres Geschrei. Arri sagte zu Pangali: "Pangali, geh doch einmal hinaus und sieh zu, weshalb die Leute solches Geschrei machen." Pangali ging hinaus, sah die Sache an und kam wieder. Er sagte: "Diese Raufbolde sind in die Stadt gekommen und schlagen unseren Mitbürgern die Köpfe ab." Arri sagte: "Gut, töten wir diese Raufbolde. Gehe jeder nach Hause und hole seine Waffen." Sie gingen.

Pangali kam nach einiger Zeit an. Er hatte keine anderen Waffen als Njei (=Bienen). Kunja kam und hatte keine anderen Waffen als Lure (=Schlangen). Als Arri das sah, lachte er und sagte: "Ich brauche heute etwas anderes. Ich brauche Schlimmeres. Ich brauche die Ndoa (=Geier), die den Menschen die Augen aus den Höhlen reißen und die Bäuche öffnen! Ich will heute in Blut waten. Mein Pferd soll heute bis an den Bauch in Leichen und Blut stampfen!" Arri nahm seine Lanze. Er ließ seine Geier frei.

Die drei Sirri griffen die Seguleute an. Sie töteten die Seguleute. Sie jagten den Rest fort. Als Arri am Abend die Lanze fortstellen wollte, konnte er es nicht, denn die Hand war mit Blut fest an den Lanzenschaft geklebt. Man mußte das Blut aufweichen.

Solange die drei Sirri lebten, wagten die Seguleute nicht die Stadt Uo anzugreifen.


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