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Kapitel 

SPIELMANNS GESCHICHTEN DER SAHEL

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1921

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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MIT EINER KARTE DER SAHARA UND

EINER BILDERTAFEL / TITEL- UND

EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE


10. Die Togoamulette der Fulbe (Togolegende)

Als die Togo aus Mande ankamen, begleitete sie ein Fulbe mit Namen Bidan. Dessen Stamm war Boli. (Boli gibt es unter dem Namen Bollaru heute noch in Bakumu. Sie sind daselbst sehr wohlhabend und sehr angesehen, gehören zur roten, reinen, kleinen Fulberasse und haben z. B. den König Amadu Sambunde hervorgebracht.) Dieser Bidan war sehr wohlhabend und hatte viele Söhne. Und diese Söhne blieben mit ihrem Besitze nicht im nördlichen (Tommo-) Gebiet, sondern wanderten nach Süden, nach dem Lande Uassulu, hin, das später von Samori eingenommen wurde.

Dort im Süden waren aber auch Fulbe, und zwar waren die vom Stamme der Bari. Die Boli, die Bidannachkommen, waren wohlhabend und menschenreich. Die Bari waren aber auch reich und mächtig. Es kam zu einem Kriege zwischen den beiden. Aber die Boli wurden in jedem Gefechte geschlagen, so daß es ihnen zuletzt recht schlecht erging, denn die Bari verstanden es, ihnen immer die besten Krieger wegzuschießen.

Die Boli hielten eine Zusammenkunft ab und erwogen, was da zu tun sei. Einer von ihnen sagte: "Unser Urahn Bidan ist seinerzeit zusammen mit den Togo aus Mande eingewandert. Die Togo sind im Habbelande mächtig geworden. Nun können wir doch die Togo fragen, ob sie uns mit Kriegsmacht oder Zaubermitteln helfen wollen." Die anderen sagten: "Das ist ein guter Rat. Das wollen wir tun. Wir wollen eine Botschaft nach Kani-Bonso senden."

Die Boliboten machten sich auf den Weg und kamen nach Kani-Bonso. Sie sagten: "Wir hörten von den Alten, daß unsere Vorfahren, die Vorfahren der Boli und die der Togo gemeinsam aus Mande in dieses Land kamen. Wir Boli sind nun in einer schweren Sache, denn die Bari töten in jedem Kriege unsere besten Männer. Da sind wir nun gekommen, ob ihr uns wohl mit Zaubermitteln oder Kriegsmacht beistehen wollt -denn unsere Vorfahren kamen gemeinsam aus Mande." Die Togo erwogen die Sache.

Die Togo von Kani-Bonso sagten zu den Boli: "Es ist richtig, daß unsere Vorfahren gemeinsam aus Mande kamen. Wir wollen euch deshalb beistehen. Wir haben hier ein starkes Diandama (Zaubermittel), das ist Tu, eine Steinsäule. Die mögt ihr mitnehmen und in euerem Dorfe aufhängen. Dies Diandama wird euch in eueren Kämpfen von großem Nutzen sein. Ihr müßt uns nur einen schwarzen Ochsen geben, den wir den Tu opfern müssen." Die Boli waren



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sehr dankbar. Sie gaben den schwarzen Ochsen und erhielten die Säule Tu und richteten sie in ihrem Dorfe Daga auf.

Dann wandten sich die Boli auch noch an die Togo, die in der Höhle Gono wohnten. Sie sagten dasselbe, was sie den Leuten von Kani-Bonso gesagt hatten. Die Gono-Togo überlegten und sagten dann: "Ja, wir wollen euch helfen. Unsere Väter sind gemeinsam aus Mande gekommen. Wir haben ein wertvolles Diandamawasser und einen Diandamaerdballen namens Loggo. Das sind große und starke Zaubermittel. Den Loggo mit dem Diandamawasser müßt ihr auf die Tusäule stellen, die euch die Togo von Kani-Bonso gegeben haben. Wenn danach einer von euch verwundet wird, muß er schnell nach Hause zurückkehren, muß in irgendeine Speise ein klein wenig von dem Diandamawasser und dem Loggoerdkloß in die Speise tun und das dann verzehren. Sobald er das genossen hat, ist die Wunde geheilt." Die Boli waren sehr dankbar und kehrten in ihr Dorf zurück.

In ihrem Dorfe Daga war nun die Steinsäule Tu errichtet. Darauf stellten sie den Topf mit dem Diandamawasser und dem Loggo. Darauf begannen sie den Krieg mit den Bari von neuem. Wenn nun einer von ihnen verwundet war, eilte er hin, genoß von dem Zaubermittel in irgendeiner Speise und war sogleich geheilt. Die Bari aber verloren viele von ihren besten Leuten, da sie keine solchen Zaubermittel besaßen. Die Boli nahmen den Bari alle Alten und allen ihren Reichtum. Und so wie es damals ward, ist es noch heute. Die Boli sind heute viel mächtiger im Süden als die Bari. Und das verdanken sie den Zaubermitteln der Togo.


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