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Kapitel 

SPIELMANNS GESCHICHTEN DER SAHEL

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1921

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_06-0004 Flip arpa

MIT EINER KARTE DER SAHARA UND

EINER BILDERTAFEL / TITEL- UND

EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE


9. Die Gräber in der Kanihöhle (Togolegende)

Von derselben Kommi-ngara, in der seinerzeit die Familie des Frauenräubers von Kani-Bonso umkam, wissen die Togo noch mehr zu erzählen.

Als die Togo in Kani-Bonso ankamen, sahen sie diese große Höhle. Sie gingen hinein und betrachteten sie. Sie gefiel einem der Männer so gut, daß er, als er zurückkehrte, sagte: "Ich liebe diese Höhle so sehr, daß ihr mich gleich darin begraben sollt." Die anderen Togo überlegten es und sagten dann: "Es ist gut, wir wollen es tun. Schlachte uns aber erst einen Ochsen. In dessen Haut wollen wir dich einnähen und begraben, wie du es willst." Der Mann sagte: "Wie ihr wollt."

Der Mann kaufte einen Ochsen. Man schlachtete ihn. Man zerlegte ihn. Man verteilte das Fleisch. Alle Leute erhielten einen Anteil. Dann aßen sie. Als der Ochse gegessen war, sagte der Mann: "Ihr habt mir eine Bedingung gesagt, habt aber vergessen, mich zu fragen, ob ich bei Erfüllung derselben nicht auch noch eine Forderung habe. Nun habt ihr meinen Ochsen gegessen und ich sage euch, daß, wenn ihr nicht nach meinem Willen tut, ich von jedem von euch meinen Ochsen bezahlt haben will. Ich will nun, daß nicht nur ich in dieser Höhle begraben werde, sondern daß in Zukunft alle Alten, die im Togoort Kani-Bonso sterben, auch darin und neben mir bestattet werden. Und ich fordere das für alle Zeit. Damit ist es fertig."

Die Togo von Kani verfuhren nach dem Willen. Und heute noch werden alle Alten in dieser Höhle beigesetzt, Männer und Frauen gleichermaßen. Und wenn ein alter Kanimann oder eine alte Kanifrau auch noch so weit entfernt von Kani-Bonso stirbt, so schlachtet man doch einen Ochsen, näht den Toten in diese Ochsenhaut ein und trägt ihn nach der großen Höhle von Kani-Bonso und gräbt ihn da ein.*


Copyright: arpa, 2015.

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