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Kapitel 

SPIELMANNS GESCHICHTEN DER SAHEL

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1921

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



Atlantis Bd_06-0004 Flip arpa

MIT EINER KARTE DER SAHARA UND

EINER BILDERTAFEL / TITEL- UND

EINBANDZEICHNUNG VON F. H. EHMCKE


Die einstigen Toro

Darüber sind sich alle Stämme der westlichen Sahel und alle Mande, Wolof und Fulbe einig: daß nämlich die senegalische Landschaft Toro einstmals eine große Bedeutung für Geschichte und Kultur der westlichen Länder hatte.

Nach allem, was früher von den Fulbe gesagt wurde (S. 94 und 155 ff.), ist es natürlich, daß die hier stark vertretene Fulbeschaft den Ruhm einstiger Machtausgestaltung Toros für sich in Anspruch nimmt, ein Anspruch, der in den nachfolgenden Stücken des Niaule zum Ausdruck kommt. Aber hier finden wir sogar unter den Fulbe selbst Skeptiker, wie aus den beiden nachfolgenden Originalberichten hervorgeht:

Als Älteste im Lande Futa Diallon gelten die Sacke (Soninke in Tamba, Firigija Benda, Diaberri san in der Dingiraigegend). Sonst sind in diesem Lande zumal zahlreiche Diallon, deren Ursprung man nach Futa Toro zurückführt. In Futa Toro sind alle vier Diamu (Diallon, Sidibe, Sankare und Diagite) heimisch, und von hier sollen alle größeren und erfolgreichen jüngeren Wanderungen der Fulbe ausgegangen sein. — In Toro gibt es Mabo (Weber), Bailu (Schmiede) und Bambadu (Dialli). Über ihnen herrschen die Hirten.

Der Urahn der Fulbe in Toro war Jelli (oder Djelli, vgl. S. 226ff.), ein Hirte. Dem war eines Tages eine Kuh entlaufen, die war schwanger. Sie rannte unter einen Baobab. Jelli suchte sie drei Tage lang umsonst. Am dritten Tage fand er sie. Auf dem Baume saß ein uralter Geier, der hatte kaum noch einige uralte Federn. Aber er hatte eine Gitarre und sang zum Gitarrespiel. Der Geier sang: "Gib mir die Kuh, dann wirst du von mir vielen Besitz und auch die Gitarre erhalten; aber gib mir die Kuh." Jelli wollte erst seine Kuh nicht fortgeben. Endlich tat er es aber doch. Er sagte: "Nimm die Kuh." Darauf erhielt Jelli von dem. Geier die versprochenen Gaben. Der Geier wurde, sobald er die Kuh hatte, ganz jung und bedeckte sich mit schönen, kräftigen-Federn. (Berichtet von einem Fulbe aus Futa Toro.)

Die Futa-Toroleute heiraten nur eine Torofrau, wenn sie sonst auch Beischläferinnen haben. Sie tragen die Haare ganz lang. Die Toronke (wie die Mandestämme sie nennen), haben nur vier Stämme. Dagegen haben die Torodo viele Völker und Stämme (Diamu). Sie sind nach Osten hin unendlich weit ausgebreitet. (Dieselbe Quelle.)

Die Toroleute heiraten also nur Torofrauen. Sie verehelichen sich nicht mit den anderen Fulbe. Und fernerhin nennen die Fulbe selbst die Urbewohner Sacko. Sacko traf ich auch als aus dem



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Osten gekommene Wolof an der Westküste. Und endlich bezeichnen die südlichen Mande das Niaule als einen Sang der Wolof.

Die Fulbe bezeichnen das Niaule -das ist der nachfolgende Sang von Samba Galadjie -als Lagia und sind sehr stolz darauf. Sie bestreiten die Herkunft des Sanges von den Wolof und zeigen eben damit nur, daß sie fähig sind, das einmal Geraubte auch festzuhalten.


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