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Kapitel 

DICHTEN UND DENKEN IM SUDAN

HERAUSGEGEBEN VON LEO FROBENIUS

1925

VERLEGT BEI EUGEN DIEDERICHS/JENA



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TITEL- UND EINBANDZEICHNUNG VON F.H. EHMCKE

MIT EINER KARTE UND EINER TAFEL

4. Sunjattas Geburt

Damals gab es in Mande Subaga mussu Kononto (neun Zauberinnen), die hießen:

1. Sititi, das war die Führerin,

2. Sototo, das war ihre Adjutantin,

3. Djalimussu tumbumannia, die den Toten das Lied singt,

4. Muruni-pempete, die mit dem Messer den Kopf abschneidet,

5. Sumussu sungana niamorodjote, das hervorragend kluge und starke Zauberweib, das der Adjutantin untergeordnet ist,

6. Dagani kuboga, die den kleinen Zaubertopf auswäscht,

7. Djinbi djamba, die während der Nacht Nachrichten bringt und alles zuerst sagen muß,

8. Miniamba, die sich als Schlange in den Weg legt, um den Verurteilten durch einen Biß zu töten,

9. Kulutugubaga, die gebrochene Arme wieder herzustellen, Fleischwunden zu schließen vermag und tote Menschen wieder lebendig macht.

Als nun Sulugunkurmang Mutter wurde, war Djalimussu tumbumannia mit acht Frauen gegenwärtig. Das Kind schrie viermal. Alle Kinder schreien, wenn sie geboren werden, nur dreimal, aber das Kind Sugulunkurmangs schrie viermal. Beim vierten Male fielen die acht Frauen tot hin, und die Mutter des Kindes starb fast. Der König hörte den Lärm und fragte: "Was ist im Dorfe?"Einige Alte kamen hin und sahen in die Hütte. Sie kehrten zurück und sagten: "Eine Frau wird Mutter. Das Kind schreit so, daß acht alte Frauen starben, und auch die Mutter fast umkommt." Der König sagte: "Njete maninjoro jataji" (so etwas habe ich noch nie gesehen). Da der König nun dem Kinde keinen andern Namen gab, so nannte man es Sunjatta.

Als das Kind geboren war und die Mutter sich wieder ein wenig bei Kräften fühlte, sagte sie zu Djalimussu tumbumannia: "Geh zum Könige und sage ihm, daß ich ihm den ersten Sohn geboren habe." Djalimussu tumbumannia machte sich auf den Weg. Sie kam gerade zum Könige, als derselbe aß. In jener alten Zeit aßen die Mandeleute nur Reis. Die Subaga entbot den Gruß, der damals Sitte war, sie



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sagte: "Konkondogosso!" Der König antwortete mit dem Gruße, wie er damals Sitte war, er sagte: "Tantumberre! Komm, ißmitmir," Djalimussu tumbumannia setzte sich beim Könige zum Essen nieder. Dabei vergaß sie aber vollständig, ihre Botschaft auszurichten.

Am gleichen Tage, aber einige Stunden später, gebar auch die erste Frau des Königs ein Kind. Die Mutter dieses Prinzen rief Muruni pempete herbei und sagte zu ihr: "Gehe zum Könige und berichte ihm, daß ich ihm einen Sohn geschenkt habe." Muruni pempete machte sich auf den Weg. Sie kam zum Könige, als er gerade aß. Sie sagte: "Konkondogosso!" Der König antwortete: "Tantumberre! Komm her und iß mit mir!" Die Subaga sagte: "Wer schnelle Füße hat, soll auch eine schnelle Zunge haben. Deine erste Frau sendet mich und läßt dir sagen, daß sie dir einen Sohn geschenkt habe." Der König sagte: "Das ist sehr schön!"Djalimussu tumbumannia sprang aber auf und sagte: "Ich habe ja auch eine Bestellung auszurichten. Oh, über dem Essen habe ich ganz vergessen, mich meines Auftrages zu entledigen. Deine Frau Sungulunkurmang sandte mich, um dir zu sagen, daß sie dir den ersten Sohn geschenkt habe. Dieser Sohn ist der Erstgeborene." Der König sagte: "Du kommst jetzt zu spät. Von dem ich zuerst hörte, das ist der ältere!" Man nannte das Kind der ersten Frau des Königs Massa Dangaratuma. Der König sagte: "Massa Dangaratuma ist mein ältester Sohn." Das war aber nicht wahr, denn der ältere war Sunjatta. —


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